Liebe Freunde des OSM,
wenn ihr diese Zeilen am 2. November 2014 lest, wird das, worüber ich hier ein wenig erzählen möchte, schon längst eingetreten sein. Aktuell ist das noch süße Zukunftsmusik. Es geht um einen Besuch in einer buchstäblich in jedem erdenklichen Sinn fernen Sterneninsel, und das sage selbst ich als „Weitgereister“ im Oki Stanwer Mythos.
Ich gestehe zugleich, dass ich euch auf diese Weise mitnehme in Neuland, in dem ich mich derzeit ein wenig tastend orientiere, wie wenn man sich durch dichten Nebel bewegt, ohne genaue Ahnung, wo man sich eigentlich aufhält… es gibt Menschen, die das zutiefst verstört und verunsichert, und auch ich bin dabei nicht frei von Beklommenheit. Aber dann gibt es in mir natürlich diesen Impuls der tiefen, hungrigen Neugierde, der mich meine Bedenken vergessen lässt. Und ich lasse mich auf das ein, was vor mir liegt. Kreativ verstanden.
Erst gestern hatte ich eine schöne kreative Diskussion, in der ich wieder einmal – und diesmal schien das tatsächlich anzukommen – beschrieb, wie das ist, wenn ich Geschichten niederschreibe. Ich gehöre zur Spezies der intuitiven Schreiber und nicht zu der Form von Autoren, die analytisch einen Roman nach Kapiteln, Höhepunkten der Handlungsführung usw. konstruieren, die sagen können, wie viele Seiten ihr Werk haben wird, ehe sie auch nur die erste Zeile daran geschrieben haben.
Für mich ist das mehr wie ein vor dem inneren Auge ablaufender Film, den ich möglichst getreu nacherzähle. Mit dem Unterschied, dass wohl die einzige Person, die diesen „Film“ sehen kann, ehe er tatsächlich aufgeführt wird, ich selbst bin. Weswegen ich mich verpflichtet fühle, euch davon zu erzählen, um euch daran teilhaben zu lassen. Das ist der zentrale Impetus, der die Veröffentlichung des Oki Stanwer Mythos durchdringt.
Ihr seht darin ein Problem, in der Art der Arbeitsweise? Durchaus mit Recht. Sie ist prinzipiell unbeherrschbar. Wenn der „Strom der Bilder“, der meine Finger lenkt und meine inneren Blicke trifft, abreißt, dann stockt auch das Niederschreiben, notwendig. Und so treten natürlich Pausen im Schreibprozess ein, manchmal nach Jahren zu zählen.
So ist das gelegentlich auch mit Handlungsschauplätzen, die für mich neu sind. Beltracor ist so eine Galaxis. Lasst euch ein bisschen was zu Beltracor erzählen, soweit ich darüber bislang orientiert bin. Denn, wie ich oben andeutete: ich „weiß“ nicht alles über diese Galaxis, ich weiß sogar, genau genommen, recht wenig. Dennoch habe ich euch Anfang August in diese Galaxis gelenkt, als ich den dritten „Annalen“-Band veröffentlichte, „Die schamlose Frau“. Und ich könnte es gut verstehen, wenn ihr euch inzwischen fragt: was mag da noch alles geschehen?
Beltracor ist eine Galaxis in einer Art von terra incognita, in unbekanntem Raum, der nur einen vagen Namen hat. Ich nenne ihn KONFLIKT 25, und was Oki Stanwer in diesem Universum für eine Rolle spielt, kann ich derzeit nicht beurteilen, er ist dort noch nicht in Erscheinung getreten… und vermutlich sowieso eher eine Art von Legende. Ihr mögt euch entsinnen, dass ich in „Die schamlose Frau“ davon sprach, er sei gewissermaßen in den Status eines Gottes erhoben worden… seltsam genug, aber hier ist heute nicht der Platz, darüber Näheres zu mutmaßen. Und es wäre nicht mehr als eine Mutmaßung.
Ich bin in Beltracor – und dies ist der einzige Blick, den ich dorthin bislang in KONFLIKT 25 geworfen habe – bislang nur… nun, viermal gewesen. Einen Teil meiner Leser konnte ich schon einmal dorthin mitnehmen, nämlich jene Freunde, die Leser des Fanzines „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW) sind. Sie haben in den Jahren 2010/11 in den Ausgaben 325-336 den unbearbeiteten Vorabdruck meines OSM-Romans „Mein Freund, der Totenkopf“ lesen können, der in naher Zukunft auch als E-Book erscheinen wird… mal schauen, vielleicht 2015, das steht noch nicht fest.
Dieser erste Besuch in der Galaxis Beltracor begann für mich am 15. Mai 2005, aber ich kann nicht behaupten, dass ich damals schon wusste, worauf ich mich einließ, als ich dem jungen, unbekümmert und unsortiert quasselnden William Taylor jr. auf seiner Heimatwelt „Hamilton“ über die Schulter sah und von seinem Freund reden hörte, seinem Freund Shush, dem „Wanderarbeiter“, der aussah, als sei er gerade aus dem Grab gestiegen… und nein, wir reden hier nicht über Zombies oder so, sondern über die legendären Totenköpfe. Und ihre Existenz ist weitaus unglaublicher, als es den ersten Anschein hat. Und nein, mit „Untoten“ haben sie auch nichts zu tun, ganz und gar nicht (das hatte selbst ich viele Jahre lang geglaubt, aber inzwischen weiß ich es besser).
Wiewohl William neben den Geschehnissen auf „Hamilton“ noch von einigen anderen Dingen erzählte, auch von einigen anderen Welten, blieb doch die Kenntnis des Handlungsumfeldes sehr begrenzt, als ich diesen Roman am 7. September 2010 endlich abschließen konnte. Mir war nur sofort klar: diese Welt, die ich hier entdeckt habe – und intuitive Schriftsteller „entdecken“ Welten und Protagonisten immer, so wie Forscher neue ausgestorbene Tierarten entdecken, sie „bauen“ oder „planen“ Personen, Welten und Schauplätze nicht, was diese Art des Schreibens ja so schwierig, aber auch zugleich so spannend und unberechenbar macht – , diese Welt also, die passte in keinen der bisher bekannten KONFLIKT-Handlungsrahmen. Wegen struktureller Details musste sie also jenseits des mir bisher bekannten Horizonts liegen, der von KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, begonnen 1994, gezogen wurde.
Ich dachte darum folgerichtig, dass ich mit diesem Roman einen ersten Blick in den KONFLIKT 25 geworfen hatte, OSM-Neuland. Und damit behielt ich Recht.
Während ich am obigen Roman schrieb, kam ich am 25. August 2007 ein zweites Mal nach Beltracor, diesmal nur in Form einer Skizze, die aber deutlich den Reichtum dieser Handlungsszenerie auszuleuchten begann: „Die Reisenden von Beltracor“ ist eigentlich der Obertitel oder Untertitel eines Geschichtenzyklus, vielleicht eines Romanzyklus, den man als ein Crossover zwischen phantastischem Jugendroman einerseits und dem Oki Stanwer Mythos andererseits betrachten kann.
Ich habe mich da noch nicht herangetraut. Aber ein paar Details darf ich hier und heute schon andeuten: es geht dort um die Hinterlassenschaft einer alten, weit gereisten Tante, die ihrer jungen Enkelin einen unerwarteten Schatz hinterlässt, der immer sorgsam verschlossen aufbewahrt werden soll, ein rätselhafter Armreif. Und ihr könnt euch denken… dabei bleibt es natürlich nicht.
Das Mädchen und ein Freund beginnen damit herumzuspielen und müssen nun entdecken, dass dieser Armreif ein hochtechnologisches Artefakt ist, mit dessen Hilfe man von Welt zu Welt reisen kann (wenn man es richtig anwendet; dummerweise wenden sie es falsch an). Und es gibt leider verborgene Mechanismen, Mächte, wenn ihr so wollt, die durch die Aktivierung des Armreifs geweckt werden… und Wächter, die eigentlich genau dies verhindern wollen. So rufen diese beiden Teenager ohne Absicht die Wogen des KONFLIKTS direkt nach Beltracor…
Ich nehme deshalb an, dass das, was ich hier gefunden habe und weswegen ich es auch noch nicht intensiver verfolge, eigentlich der Keim der 25. OSM-Serie sein dürfte. Aber bitte, ich habe noch keine Vorstellung, wann ich mich weiter darum kümmern kann. Derzeit werde ich ja von den Wellenbewegungen ganz anderer Serien mit Beschlag belegt.
Beltracor versank damit wieder im Dämmer der Zukunft.
Allerdings nicht sehr lange: Am 7. September 2010 schloss ich den oben erwähnten Roman „Mein Freund, der Totenkopf“ ab… und bereits am 1. Oktober sprang mich dann die Geschichte um Anton Devorsin und seine geliebte Gloria an… und die spielte nun ebenfalls so unabweislich in der Galaxis Beltracor, noch unabweislicher ging es überhaupt nicht. Binnen sieben Monaten entstand bis Anfang Mai 2011 der Roman, den ihr seit Anfang August habt lesen können.
Wer nun beide erwähnten Romane kennt, wird natürlich sagen können: das sind ja beides nur so punktuelle Blicke, können wir nicht mal ein wenig mehr vom Gesamtbild sehen? Wie passen der Sonnengarten, die Sternenfeen, die Welt Zhailon, die Welt Hamilton, die Xin-Invasoren, die rätselhaften „Wanderarbeiter“ und all das zusammen? Und dann vielleicht noch dieser Armreif-Juwel von den Sternen, die Weltentore und was es da in Beltracor noch so alles gibt? Und was ist mit der Vorgeschichte des „Wanderarbeiters“ Shush? Hat William Taylor jr. Recht, wenn er vermutet, dass Shush wahrscheinlich schon wieder in den Weiten von Beltracor unterwegs ist?
Tja, zu den meisten dieser Dinge kann ich leider noch nichts sagen… aber der letzte Punkt führte am 25. August 2011, also ein knappes Jahr nach dem Ende des „Freund“-Romans, dazu, dass der Bilderstrom bezüglich Beltracor wieder aktiviert wurde.
Da tauchte ich auf und verfolgte die knöchernen Schritte eines unheimlichen Besuchers auf dem Planeten Shrontar im Jahr 1210 Beltracor-Zeitrechnung. Und er besuchte das sorgsam abgeriegelte „Tal der Toten“, in dem eine Gruppe von Totenköpfen gewissermaßen „fürsorglich gefangen gehalten“ wurde.
Wer das für unmöglich hält, kennt sich mit Beltracor noch weniger aus als ich. Dennoch war die Situation… ja… explosiv. Dieses bisher nur als Fragment existente Stück OSM, der begonnene Roman „Auf ewiger Mission“, thematisiert einige der Fragen, die im „Freund“-Roman offen blieben, zugleich ist er deutlich zeitlich früher angesiedelt und überschneidet sich in seinem Fortgang mit dem Roman „Mein Freund, der Totenkopf“, so dass man hier auf diese Weise herausfindet, wo der gute Shush hergekommen ist und wohin er entschwand.
Das alles hat zu tun mit so genannten HEIMATSTÜCKEN, TASSYJAAREN, Totenköpfen, Wanderarbeitern und GRALSJÄGERN… und ich habe davon bislang leider nur Stücke zu sehen bekommen. Aber die sind schon dergestalt, dass sich mir das Nackenhaar kräuselt, wenn ich auch nur davon berichten soll… beizeiten, meine Freunde, erzähle ich euch gern mehr davon, allerdings erst, wenn ich deutlich mehr gesehen habe und Gelegenheit fand, diese Geschichte fertig zu schreiben.
Ich gebe dafür wohlweislich keinen Termin an, das wäre fahrlässig und würde falsche Erwartungen wecken. Bis es soweit sein wird, müsst ihr euch, was die Galaxis Beltracor angeht, noch mit dem Roman „Die schamlose Frau“ begnügen… aber ich versichere euch, ihr werdet von dieser Galaxis noch mehr hören. Ich halte euch auf dem Laufenden.
In der nächsten Woche verfolge ich einen Pfad ein Stückchen weiter, den ich in Wochen-Blog 57 am 6. April 2014 zuletzt thematisierte. Es geht mal wieder um den Tod, das Nachleben und die Seele… schaut einfach rein und lest.
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.