Rezensions-Blog 453: Geisterschiffe

Posted April 24th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer immer glaubt, er habe es jetzt hier mit dem Klabauter­mann, dem Fliegenden Holländer oder vielleicht, etwas boden­ständiger, der Mary Celeste, zu tun, der irrt sich grundlegend. Heute geht es nicht um Schauergeschichten aus der Seefahrt, wenngleich das doch nicht vollständig am Ziel vorbeigeht.

Dieses Mal tauchen wir ab in die eisig kalten Fluten der Ostsee und widmen uns einem für mich absolut faszinierenden Thema, nämlich der marinen Archäologie unter Wasser.

Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass sieben Zehntel der Erdoberfläche von Wasser bedeckt sind und dass dieses Ele­ment recht eigentlich für den Menschen feindselig ist, da er we­der über Kiemen noch Flossen verfügt. Es ist ihm immer nur mittels technischer Hilfestellung möglich, es sowohl zu überque­ren oder in die Tiefen hinabzutauchen, um sich dort begrenzte Zeit aufzuhalten.

Vielleicht nicht für jeden ist einsichtig, dass die Menschheit im Laufe zahlloser Jahrtausende der Seefahrt Abertausende von Schiffen und Millionen ihrer Mitmenschen an die kalten Wogen des Meeres verloren hat. Und die Reste all dieser Unglückseli­gen liegen in den Tiefen des Meeres verborgen wie in einer die Zeit anhaltenden Kältekammer. Besonders gilt das für jene Zo­nen des Meeres, in denen nahezu kein Sauerstoff mehr existiert, sodass dort der Zerfall organischer Substanzen nahezu auf Null reduziert wurde (man sehe sich nur den Grund des Schwarzen Meeres an, auf dem noch ungezählte Schätze schlummern).

Als ich das vorliegende Buch, das sich in opulenter Weise mit der Unterwasserarchäologie in der Ostsee befasst, in einem Buchprospekt erspähte, musste ich es sofort haben und habe es anschließend auch sogleich heißhungrig verschlungen. Wer weiß, vielleicht geht euch das ja ganz genauso?

Also schaut es euch mal näher an:

Geisterschiffe

(OT: Ghost Ships. Östersjöns okända historia)

Von Jonas Dahm und Carl Douglas

Piper Verlag 2022 (Malik)

272 Seiten, geb., Format: 33 x 24 cm

Übersetzt von Lisa Arnold

Preis: 45,00 Euro

ISBN 978-3-89029-573-2

Der Mensch ist nicht dafür gemacht, auf Dauer unter Wasser zu leben. Er ist dort stets nur zu Gast und nach mehr oder minder kurzer Zeit genötigt, zur Oberfläche zurückzukehren, von neu­em Luft in seine Lungen zu saugen und wieder normal zu at­men. Der Mensch gehört ans Licht und an die Luft … und den­noch fasziniert ihn das Meer seit Jahrtausenden. Das Meer als Reiseweg, als Nahrungsgrund, zuletzt auch als Hort von Rätseln und Geheimnissen.

Seit der Franzose Jacques Cousteau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Tauchen durch Erfindung der Aqualunge von den umständlichen Apparaturen befreite, die der Menschheit lange die Bewegung auf dem Meeresgrund erschwerten, hat die Tauchtechnik rasante Fortschritte gemacht. Heutzutage können Taucher mit speziellen Monturen und Atemmischungen sowie verbesserter Kenntnis der physiologischen Gegebenheiten beim Tauchen in Tiefen vorstoßen, die vor dem Jahr 1900 unzugäng­lich waren. Ebenso hat sich die Unterwasserfotografie seit ihren Anfängen in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts beeindru­ckend weiterentwickelt.

Das vorliegende Buch des Historikers Carl Douglas und des bril­lanten Unterwasserfotografen Jonas Dahm dokumentiert beides auf höchst bemerkenswerte Weise. In 145 großformatigen Bil­dern nehmen uns die beiden mit in die kalten, trüben Tiefen der Ostsee. In rund 3.000 Tauchgängen, die die beiden mit ihren Teams in wechselnder personeller Zusammensetzung durchge­führt haben, haben sie Hunderte von Wracks entdeckt und – so­weit es die Gegebenheiten zuließen – erkundet und fotografisch festgehalten.

Der großformatige Bildband stellt eine ganze Reihe dieser Wracks dar, in den nachgefügten erläuternden Texten werden die zumeist dramatischen Umstände ihres Sinkens und der vor­malige Werdegang der meisten Schiffe, die sie besucht haben, skizziert. Dabei ist das geisterhaft grüne Licht des Titelbildes, das den Leser von Anfang an gefangen nimmt, gewissermaßen symptomatisch für den Rest des Buches. Von Seite zu Seite dringt man immer tiefer ein in die Geheimnisse der versunke­nen Schiffe, die in einem Zeitraum vom 16. bis zum 20. Jahrhun­dert gesunken sind und sich in Fundtiefen bis gut 100 Metern Tiefe zum Teil verblüffend gut erhalten dem Blick des Zuschau­ers präsentieren.

Wir sehen sowohl überraschend gut erkennbare Wracks als auch solche, die durch Seeschlachten in wirre Bretterhäufen verwandelt wurden, aus deren Topografie man kaum mehr schlau wird. Doch die orientierenden Blicke der Taucher und die Erläuterungen lenken den Blick zurück zu den Bildern selbst.

Da war ein Sextant auf dem Bild? Wo? Und dort: Schuhe, Mün­zen, Gürtelschnallen mit noch lesbaren Inschriften. Beeindru­ckende, manchmal noch Farbreste tragende Galionsfiguren, die geisterhaft aus dem grünen Dämmer der Tiefe auftauchen. In Regalen stehen noch Flaschen, anhand erstarrter Maschinente­legrafen erkennt man, wie plötzlich der Untergang vonstatten ging. Wir sehen groteske Rettungsringe, die nutzlos im jähen Versinken des Schiffes waren und immer noch an der Reling be­festigt sind. Dann wieder tauchen pittoresk blank polierte, ver­zierte Metallstufen auf, die in das dunkle Innere eines Wracks hinunterführen und uns verlocken wie Sirenenrufe: Komm doch weiter, tauche tiefer hinein, schau, was sich hinter der nächsten Türe verbirgt … solchen Sirenenrufen müssen die Taucher meist widerstehen, da ihre Zeit in der Tiefe eng begrenzt ist.

Doch nicht immer – oft gibt es tatsächlich Gelegenheit, das In­nere der Wracks zu erkunden. Und dann erhascht man Einblicke ins Innere der Schiffe selbst: wie versunkene, düstere Moorland­schaften wirken sie zumeist im Licht der starken Tauchlampen, meist rostrote Dünenlandschaften, die die gefluteten Kabinen erobert haben. Bisweilen fremdartig wie die Oberfläche ferner Welten und doch auf beunruhigende Weise vertraut.

Doch in einem Punkt muss ich die am Ende gemachten Worte von Douglas etwas korrigieren. Er schreibt: „Es mag morbide wirken, wenn man dem Korallenriff – dem Inbegriff des Lebens – plötzlich tote Objekte unter Wasser vorzieht, aber mein Ge­schichtsinteresse wollte es damals so.“ Insofern ist das zu korri­gieren, als die Wracks nicht tatsächlich tot sind. Ja, es ist richtig, dass die meisten von ihnen die Grabstätten von zahllosen Men­schen sind, die hier auf tragische Weise ihr Leben verloren, und auf manchen der Bilder wird man auch tatsächlich der Gebeine der Verstorbenen ansichtig. Der Autor verschweigt nicht, dass dies Orte der Tragödie sind.

Zugleich ist aber auch bekannt – und auch dies dokumentieren die Bilder auf beeindruckende Weise, wenn man sie sich sehr genau anschaut – , dass diese versunkenen Schiffe zugleich Orte neuen Lebens sind. Sie bilden, was in tropischen Gewäs­sern offensichtlicher zutage tritt, künstliche Riffe, auf denen sich neues Leben ansiedeln kann. Auf den Ostseewracks ist das auf­grund der mageren Lichtverhältnisse und der Kälte in der Mee­restiefe in geringerem Maße der Fall, das ist wahr. Aber achtet, wenn ihr die Bilder anschaut, mal sehr genau auf die bisweilen wirklich beeindruckende Dichte der Muschelkolonien, die sich dort neuen Lebensraum erobert haben … Dahm verliert darüber kein Wort. Aber ich habe das deutlich registriert. Die Wracks sind nicht nur Orte des Zerfalls und des Morbiden, sondern auch Heimstätten neuen Lebens – dazu muss man nicht nur nach vorbeischwimmenden Fischen suchen.

Wer immer also sich vom rätselhaften Zauber der versunkenen Schiffe einfangen lassen möchte und sich ihrem geheimnisvol­len Charme nicht entziehen kann, sei ausdrücklich auf dieses wunderschön gemachte Buch hingewiesen, das sowohl ästhe­tisch wie historisch den Leser vollständig auf seine Kosten kom­men lässt. Mehr noch: Eigentlich wünscht man sich, wenn man das Buch, benommen von soviel faszinierenden Informationen, dann schließt, nur eines – wo ist eigentlich das nächste davon? Denn hier werden ja im Höchstfall 40-50 Wracks dokumentiert … da gibt es doch vielfach noch Material für weitere solche Bü­cher! Wo sind sie? Ich würde sie umgehend kaufen!

© 2022 by Uwe Lammers

Nun, meine Freunde, wie ist es mit dem Sirenenruf dieses Bu­ches? Packt es euch schon allein nach der Rezension? Dann habe ich meine Arbeit solide ausgeführt, würde ich meinen. Auf jeden Fall lohnt dieses Buch die Anschaffungskosten.

In der kommenden Woche kehren wir in den turbulenten eroti­schen Zyklus von Jessica Clare zurück. Es bleibt sehr vergnüg­lich, vertraut mir.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 559: Theatralik im OSM

Posted April 20th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich denke, für alle von euch, die meinem Blog schon seit ein paar Jahren folgen, ist es keine große Überraschung, wenn ich sage, dass der Oki Stanwer Mythos ein ziemlich lang angelegtes und auf lange Zeit geplantes Gesamtprojekt darstellt. Das zei­tigt bisweilen interessante Effekte, wenn ich daran arbeite und in die tiefere Schreibvergangenheit eindringe. Von so einem in­teressanten und bislang unerwarteten Effekt möchte ich heute erzählen.

In gewisser Weise ist es äußerst passend, heutzutage im Jahre 2024 zurückzublicken auf das Jahr 1984. Mutmaßlich waren eini­ge von euch zu dem Zeitpunkt noch gar nicht auf der Welt oder jedenfalls nicht allzu alt. Der OSM hingegen – der seinen Ge­samttitel indes erst 1985 erhielt – war in wesentlichen Teilen schon existent. Und natürlich war ich im zarten Alter von 17, 18 Jahren ein recht anderer Mensch als heute. Weitaus weniger kenntnisreich, wesentlich ärmer an Lebenserfahrung und gera­dezu durchtränkt von Selbstbewusstsein.

Wie kam gerade Letzteres zustande? Nun, ich hatte 1982 das Fandom entdeckt und veröffentlichte eifrig Kurzgeschichten (von eher bescheidener, schlichter Qualität) und Illustrationen, die auch nicht viel besser waren. Und mit jeder solchen Veröf­fentlichung nahm mein Selbstbewusstsein zu.

Wofür ich damals vollkommen blind war, das war ein damit ver­mutlich fast unvermeidlich einher gehender Effekt, der weder mir noch meinen – damals meist annähernd gleichaltrigen – Brieffreunden auffiel.

Wovon spreche ich?

Von Theatralik.

Außerstande, so etwas wie eine klare, klug durchdachte Storyli­ne zu verfolgen, erst recht nicht fähig, gescheite Protagonisten­schilderungen oder glaubwürdige Settings zu entwickeln, er­setzte ich eigentlich so ziemlich alles, was fehlte, mit Theatralik. Handlung hieß für mich damals mehr oder weniger: Nonstop-Action, vielfach Kämpfe mit wechselnden Schauplätzen, Welten, Imperien sowie zahllosen Protagonisten, die wie Pilze aus dem Boden schossen und meist ebenso flink wieder in die (meist ewige) Versenkung verschwanden.

Es waren chaotische Zeiten, die mir damals aufregend erschie­nen, weil ich es einfach nicht besser kannte. Ich las bergeweise Heftromane, die nach Schema F strukturiert waren, mit eher schlichten Dialogen, oftmals holzschnittartig designten 08/15-Darstellern, Standardplots usw. Und das hielt ich für tolle Litera­tur, der ich nicht selten munter nacheiferte (auch wenn das 1984 schon nachließ).

Wo sich diese theatralischen Effekte allerdings sehr lange hiel­ten, das fiel mir jüngst auf, das waren die Episodentitel des Oki Stanwer Mythos. Das war eigentlich der Ausgangspunkt meiner heutigen Überlegungen.

Während ich heute mehrheitlich solide überlegte Titel plane und umsetze, da sah das in der Frühzeit vor 40 Jahren völlig anders aus. Ein Blick in meine Titelliste des OSM zeigt das wirklich überdeutlich. Schauen wir uns spaßeshalber dafür mal die Titel von 1982-1984 an (insgesamt nicht weniger als 281 OSM-Titel). Da finden wir so unübersehbar theatralische Titel wie:

– Der große Angriff

– Höllengrüße

– DER RÄCHER

– Gefangene des Satans

– TOTAMS Todesturm

– Die Killer-Sporen

– Die Zombie-Truppe

– Trainingslager der Hölle

– Die knöchernen Killer

– Der Horror-Garten

– Das schleichende Grauen

– Der Tod als Gast

– Der Killer mit meiner Waffe

– Kleines, der Höllenbote

– Die Todeshöhle

– Todesfalle Denebsystem

– Wahnsinnige an Bord

– Tödliche Versuche mit Restat

– Die Gejagten

– Strahlenhölle Deneb IV

– Das Ungeheuer ist unbesiegbar!

– Transmitter ins Jenseits

– Revolte der Okis

– Sturm aus der Sternenballung

– Das Sporen-Monster

– Auf Todeskurs

– Gluthölle Torom

– TOTAM wird besetzt!

– Heerführer des Todes

– Das Todesschiff

– Die Sonnenhölle

– Invasion auf der Brutwelt

– Angriff auf das Orakel

– Die Todessonne

– Die Geburt der Todeswelt

– Angriff der Soogrer

– Die Schlacht im Nebelsektor

– Das Grauen schlägt zu!

– Die Parasitwelten

– Terror der Knochenmänner

– Unerbittliche Gegner

– Flucht durch den Todeskreis

– Die Todesschatten

– Höllenflug nach Wukarin

– Im Parasturm

– Das Traum-Inferno

– „Dieses Haus ist dein Grab, Oki Stanwer!“

– Der Luft-Teufel

– Guerilla-Krieg

– „Tod den Rebellen!“

– Der Verräter auf Station 0

– Lebendig eingemauert!

– Flucht aus dem QUANTAGORN

– Der Tod kam per Hyperwelle

– Gefangen im Mikrokosmos

– Zentrum des Bösen

– Die Eismörder

– Tödliches Präsent

– Notruf aus der Kristallwelt

– Das kristalline Gefängnis

– Mission Todeszone

– Hetzjagd auf einen Mutanten

– Das Synox-Komplott

– Unterwegs in tödlichem Auftrag

– Gefährliche Ruinen

– Kampfplatz QUANTAGORN

– Invasion der Cranyaa

– Der Wahnsinns-Planet

– Angriff der Stein-Männer

– Kreuzzug des Bösen

– Die Blutquelle

– Goldene Gladiatoren

– Mörderisches Erbe

Ihr seht – das ist nur der Auszug der eindeutig theatralischen Ti­tel der ersten gut 280 OSM-Titel (aktueller Stand: 2238, 23. Au­gust 2023). Und schon hier fallen zahlreiche theatralische Triggerwor­te auf: Tod in allen möglichen Varianten etwa. Auch sehr beliebt sind Angriff und Invasion. Ebenfalls auffällig gehäuft sind Variationen von Hölle, Monster oder Grauen. Manche Titel sind mehr Ausrufe – eindeutig beliebt zur damaligen Zeit etwa bei der John Sinclair-Heftromanserie, und ebenfalls setzte ich erkennbar gern Ausrufezeichen ein.

Hinzu kommen Bewegungstitel, wie ich das mal nennen möch­te: Hetzjagd, Flucht, Kampf, Unterwegs usw. Auch nicht eben selten sind klassische dramatische Topoi wie Krieg, Gefangen, Teufel, Verrat, Terror oder Grauen.

Ich denke, das beweist recht deutlich, dass ich damals – und ich wiederhole, wir sprechen hier nur vom Zeitfenster bis Ende 1984 – primär recht oberflächlich am packenden Action-Hand­lungsstrom klebte und mir für die meist recht kurzen Episoden des OSM, die selten 10-15 Textseiten (oftmals sogar noch hand­schriftlich ausgeführt) überschritten dann passende Etiketten ausdachte und realisierte.

Passten die in jedem Fall? Nun, ich denke nicht. Vielfach waren die Episoden eher enttäuschende Mogelpackungen. Das heißt nicht zwingend, dass das jetzt alles Schrott war, aber Fakt ist wohl, in den weitaus meisten Fällen war ich mit sehr viel mehr Engagement und Enthusiasmus am Werke als tatsächlich mit handwerklich brauchbarem Gespür.

Nun, was will man denn auch anderes erwarten? Noch Jahre später hatte ich – und ich merke das heutzutage immer wieder, wenn ich so alte Episoden abschreibe, etwa aus KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“, mit dem ich 1984 tat­sächlich anfing – , also, noch Jahre später hatte ich das massive Problem, dass ich es vielfach, während mich die Woge der Handlungsdramaturgie wegspülte und ich Theatralik mit detail­lierter Darstellung verwechselte und einfach weichspülte, an­statt Personen tatsächlich zu charakterisieren, sie einfach sche­matisch mit Name (oftmals nur Vor- oder Nachname!) und einer beruflichen Position oder einem Rang bezeichnete.

Das hielt ich, ernsthaft, viele Jahre lang für „ausreichende Cha­rakterisierung“, was in überhaupt keiner Weise stimmte. Aber ich war jung, naiv, die Kreativität feuerte unentwegt durch mei­nen Verstand, und sinngemäß rauchten meine Finger und die Schreibmaschinen, die ich verwendete, während ich Seite um Seite mit Worten füllte und Welten entstanden und wieder ver­gingen.

Ich fand es toll. In gewisser Weise WAR es toll.

Aber der OSM reift natürlich. Und im Laufe der Jahre lernte ich eine Menge dazu, sah und sehe heutzutage die Schwächen der frühen Werke, und mitunter raufe ich mir schon mal seufzend die Haare und frage mich, was mich damals wohl für verrückte Gedanken umtrieben. Warum so vieles, was ich heutzutage für absolut essentiell halte, dort schlichtweg fehlt. Dass ich das Fehlen gar nicht registrierte, ist heutzutage ein wenig peinlich zuzugeben. Aber auch das gehört nun mal dazu, wenn man über den eigenen kreativen Lernprozess reflektiert.

Nein, das fiel alles nicht vom Himmel, das war ein seeehr lang­wieriger Prozess. Und ich lernte recht langsam … wie hätte es beim kreativen Dauer-Ideenbeschuss auch anders sein können? Selbst heute noch ertappe ich mich in manchen Geschichten, dass mich die Handlung wild und leidenschaftlich voranpeitscht. Und dann muss ich immer in einem zweiten Arbeitsschritt zu­rückgehen, schauen, ob ich nicht wieder durchdachte Hand­lungsführung und Personenschilderung mit hastiger Theatralik und billiger Action verwechselt habe.

Und falls dem so ist, wird nachgefeilt.

So arbeite ich heute am OSM … aber ich bin auch 40 Jahre älter geworden. Und ich lasse euch gern an solchen Reflexionen über meine Schreibvergangenheit teilhaben.

Für den Moment soll das erst einmal reichen. Ich hoffe, es war unterhaltsam für euch, auch wenn ihr nur ein paar der obigen Titel aus den „Close Up“-Beiträgen kennen werdet. Der Rest folgt beizeiten noch, versprochen.

Bis bald dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 452: Der Leibwächter

Posted April 16th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

also, ich lasse schon mal die Katze aus dem Sack – diesmal geht es nach North Carolina in eine recht verzwickte Familienge­schichte. Strukturell ließ ich zwar 2019, als ich das Buch las und rezensierte, ziemlich wenig gute Haare an ihm, aber wenn man mal ein wenig genauer nachliest, werdet ihr entdecken, dass ich dem Werk an sich absolut nicht ablehnend gegenüberstand.

Ohne Frage versteht die Autorin einiges von Kindern und Pro­blemfamilien, das spürt man recht schnell. Was das Aufbauen einer gescheiten Storyline und dem Personalbestand dann eher nicht sagen kann … aber vertraut mir, darauf kommt es eigent­lich gar nicht mehr so zentral an, wenn man sich erst mal in die Geschichte hineinsaugen lässt.

Sehr tiefgründig würde ich sie immer noch nicht nennen, aber doch recht interessant und lesenswert – Entspannungslektüre, die nach einem dramatischen Buch wie dem der vergangenen Woche durchaus angemessen ist.

Also, im Detail geht es um Folgendes …

Der Leibwächter

(OT: Say No To Joe?)

Von Lori Foster

Pavillon 77114

384 Seiten, TB (2006)

Aus dem Amerikanischen von Michael Koseler

ISBN 978-3-453-77114-7

Auf Klappentexte ist kein Verlass – meistens nicht. Hier haben wir wieder so ein Beispiel, wo der Klappentext genau das Ge­genteil von dem aussagt, was im Roman geschieht (schweigen wir mal von dem nicht minder irreführenden deutschen Titel!) … skeptischere Geister als ich könnten das als böswillige Irrefüh­rung des Lesers interpretieren, aber ehrlich, darauf kommt es in diesem Fall gar nicht an. Der Roman ist so mitreißend und ver­gnüglich geschrieben und vor allen Dingen übersetzt, dass man diesen Fauxpas ebenso schnell vergisst wie die zahlreichen gro­tesken Trennungsfehler (so wird der Mädchenname „Willow“ no­torisch durch das gesamte Buch mit „Will-ow“ falsch getrennt). Man gewinnt darum rasch den Eindruck, dass beim Lektorat hier in diesem Billiglabel von Heyne mächtig gespart worden ist. Das ist schade, denn die Geschichte ist, wiewohl von der Kern­substanz her äußerst durchsichtig, doch sehr unterhaltsam.

Worum geht es im Detail?

Joe Winston ist in seinem Leben schon vieles gewesen – Polizist, liebender Familienangehöriger für die Kinder seiner Geschwis­ter, schlussendlich Kopfgeldjäger in den USA, und ein höchst er­folgreicher noch dazu. Ein Hüne von Mann, der scheinbar allem gewachsen ist und der zudem aufgrund seines Charismas und seines phantastischen Körpers reihenweise Mädels ins Bett zieht. Aber er ist eines definitiv nicht: ein Mann, der sesshaft wird und eine Familie gründet. Vorher setzt er Mädchen mit ent­sprechenden Gedanken im Kopf kurzerhand vor die Tür oder sucht seinerseits das Weite.

Das alles ist der jungen und attraktiven Luna Clark absolut be­wusst. Und tief in ihrem Herzen mag sie Joe Winston auch über­haupt nicht. Sie hat zuletzt als Assistentin einer Wahrsagerin gearbeitet und beim einzigen Mal, bei dem Joe ihr nahe kam, nachdrücklich gezeigt, was sie von solchen Annäherungsversu­chen hält, nämlich gar nichts. Seither sind die beiden wie Hund und Katze und meiden einander. Dummerweise ist Luna recht gut mit Joes Brüdern befreundet, und sie laufen sich deshalb häufiger über den Weg als gewünscht. Als von Luna gewünscht. Denn Joe macht keinen Hehl daraus, dass er sie in seinem Bett haben will.

Und nun muss sie Joe Winston aufsuchen und ihn um Hilfe bit­ten (der Klappentext, auf dem steht, dass ER ihr seine Hilfe an­bietet, stellt darum die Fakten auf den Kopf). Ihre Cousine Chloe Calder ist bereits vor einigen Monaten bei einem Autounfall ge­storben, und nun hat der Children’s Protective Service sie als die einzige brauchbare Verwandte ausgemacht und bittet Luna darum, dass sie sich um die beiden minderjährigen Kinder von Chloe kümmern soll, die in Chloes Haus in North Carolina zu­rückgeblieben sind und dort derzeit von einer Tante betreut werden. Angeblich kommt sie mit ihnen aber nicht klar.

Luna ist unwohl bei der Sache, sie hat als Einzelkind noch nie mit anderen Kindern viel Umgang gehabt. Aber sie stellt sich vor, dass Joe ihr da helfen könne, zumal deshalb, weil die Kinder angeblich Schwierigkeiten haben und Joe nun einmal jemand ist, der gut mit Schwierigkeiten umgehen kann.

Doch als sie zu Joe vordringt, ist er zum einen von zwei auf­dringlichen Frauen umlagert, derweil er bäuchlings auf seinem Bett liegt und zu schlafen scheint, zum anderen erweist es sich, als Luna die aufdringlichen „Schlampen“ vertrieben hat, dass je­mand Joe übel zusammengeschlagen hat. Das weckt unver­meidlich ihren Bemutterungsinstinkt. Joe hasst es, von einer Frau bemuttert zu werden … aber es gefällt ihm, dass es ausge­rechnet Luna ist, die sich nun um ihn kümmert.

Dummerweise hat Joe auch einen Verdacht, wer ihm ans Leder wollte – ein Ganove namens Bruno Caldwell, den er hinter Gitter gebracht hat. Bruno will ihm nicht nur einen Denkzettel verpas­sen, sondern ihm das Lebenslicht ausblasen, davon ist Joe fest überzeugt, und ein nächtlicher Einbruch in Lunas Gegenwart überzeugt die beiden davon, dass es besser ist, sich auf Lunas Ansinnen einzulassen und nach North Carolina zu fahren.

Zu dumm, dass sie verfolgt werden.

Zu dumm erst recht, dass sie vom Regen in die Traufe kommen.

Denn in North Carolina erwartet sie ein regelrechter Sumpf aus verwirrenden Fakten und Problemen: Chloe Calder wohnte in ei­nem großen Haus an einem See, zu dem ein Privatbad gehörte, das inzwischen aber geschlossen ist. Ein weitläufiges Stück Land rings um den See gehört ebenfalls, aber das Haus erweist sich als recht heruntergekommen… und dort streiten sich drei Frauen, als die beiden eintreffen.

Eine davon ist Dinah Belle, die Haushälterin, die sofort anfängt, Joe anzuflirten (sehr zu Lunas Unwillen!). Die zweite stellt Patri­cia Abbot dar, die Tante der beiden Kinder, eine herrische Per­son, die die Rolle der Mutter einnehmen soll. Und die dritte im Bunde ist Julie Rose, eine Aushilfslehrerin, die sich um den Un­terricht der beiden Kinder kümmern soll. Willow Calder, das 14 Jahre alte Mädchen sei recht intelligent und besonders musika­lisch begabt. Der neunjährige Austin Calder hingegen wird be­sonders von Dinah und Patricia als nichtsnutziger Taugenichts bezeichnet, der nur ungehorsam ist, Fensterscheiben einwerfe, sich mit anderen Kindern raufe und völlig verwahrlost sei.

Wo die Kinder denn jetzt seien, werden sie daraufhin notwendig gefragt. „Draußen irgendwo“, erfahren die beiden Angekomme­nen zu ihrer Fassungslosigkeit. Ein allgemeines Klima von Lieb­losigkeit und Verwahrlosung regiert, und Patricia macht keinen Hehl daraus, dass sie am liebsten mit den Kindern von hier fort­ziehen würde, weil sie im Ort doch nur angefeindet würden und man sie ablehne. Das habe wohl damit zu tun, dass sie uneheli­che Kinder seien und der unbekannte Vater sich einst abgesetzt habe, ohne bekannt zu sein.

Nun, der Nachmittag endet damit, dass Dinah Belle kurzerhand von Luna gefeuert wird und sie sich alsbald mit den beiden ein­getroffenen Kindern zaghaft anzufreunden beginnen. Dabei er­weist sich schnell, dass die Dinge noch deutlich schlimmer ste­hen: nicht nur sind Joe und Luna nach North Carolina verfolgt worden und müssen befürchten, dass Bruno Caldwell ihnen nun Probleme machen und damit auch die Kinder in Gefahr bringen wird. Willow wird zudem von dem Halbstarken Clay Owen beläs­tigt und als Hure beschimpft. Dummerweise ist er der Sohn des mächtigen Bürgermeisters Quincy Owen, dem zahlreiche Ge­schäfte in der Stadt gehören und der alsbald telefonisch selbst ankündigt, dass die Kinder doch besser die Stadt verlassen soll­ten, weil sie hier nicht wohlgelitten seien.

Aber das alles ist natürlich erst der Anfang des Dramas, und wie zu erwarten ist, liegen die Wurzeln für all die Probleme noch deutlich tiefer. Und leider werden Joe und Luna, während sich ihre zunehmend prickelnde Anziehungskraft zueinander ver­stärkt und dann wieder abschwächt, von Unbekannten obser­viert, abgehört und schließlich auch attackiert …

Die eigentliche Spannung des Romans, das mag jetzt vielleicht unerwartet kommen, resultiert durchaus nicht aus den Mysteri­en der Chloe Calder. Was mit ihr und den Kindern los ist, tritt lei­der schon sehr bald recht deutlich zutage, was eine klar defi­nierbare Ursache hat: die personale Basis des Romans ist zu schmal. Wenn alle Männer, die in der Geschichte auftauchen, entweder heimtückische Schurken von weit her sind oder aber total sympathische und zunehmend vertrauenswürdige Perso­nen, so dass nur noch ein indifferenter Charakter übrig bleibt, dann ist recht klar, woher der Wind weht.

Es ist daher anzunehmen, dass wesentliche Teile der Bruno Caldwell-Geschichte nachträglich eingefügt worden sind, um den arg durchsichtigen Plot zumindest noch ein wenig drama­turgisch aufzupolieren (es gelingt allerdings nur bedingt, wie ich fand). Witzigerweise spielt das gar nicht die wichtige Rolle. Sehr viel interessanter fand ich die komplizierte und durchaus an vie­len Stellen urkomische Psychodynamik zwischen den zentralen Protagonisten, also zwischen Joe und Luna einerseits und ihnen und den Kindern andererseits.

Schön herausgearbeitet wurden die kindliche Skepsis und Re­serve, die schwelende Verlustangst, das notwendige Misstrauen sowie anschließend das Zusammenwachsen zu einer Art von Patchwork-Familie, bei dem immer wieder überschießende (aber durchaus nicht völlig unrealistische) Handlungen den Leser überrumpeln. Es äußert sich in vielen kleinen Details, die die Geschichte einfach liebenswert machen. Da ist beispielsweise Austin, der eine Neigung zum unflätigen Mundwerk hat, was ihm Joe auf charmante Weise abgewöhnt. Da ist Willow, die eher nebenbei verlauten lässt, dass ihre Tante Patricia sie nicht zum Klavierunterricht in die Stadt fahren lässt, weswegen sie den Weg zu Fuß nehmen muss und daraufhin den Drangsalen gleichaltriger Jungen unter Clay Owen ausgeliefert ist. Da sind die Momente, wo Joe und Luna sich so nahe kommen, dass sie sich küssen … und dann bei dem lauten Ruf „Das ist ja eklig!“ auseinander fahren – natürlich hat der hereingeschlichene Aus­tin von Liebe noch keine Ahnung, aber der Leser lacht, weil es völlig plausibel ist, dass Kinder stets zu dem Zeitpunkt herein­platzen, wo es die Erwachsenen am wenigsten gebrauchen kön­nen.

Für romantische Seelen ist das zweifellos ein sehr nettes Buch. Alle Leute, die hingegen eher etwas wirklich Dramatisches oder raffinierter Gestricktes lesen möchten, sollten vielleicht besser auf andere Werke ausweichen. Wenn man nach der Hälfte des Romans schon ahnt, wer der Schurke ist und was geschehen wird, könnte man sonst enttäuscht sein. Der Schurke hat über­dies absolut kein Format, und unglaubwürdig handelt er zudem noch.

Einerlei, eine nette Oberflächenlektüre für maximal vier Leseta­ge. Es gibt aber einwandfrei sehr viel weniger unterhaltsame Bücher.

© 2019 by Uwe Lammers

Und mit dem Sachbuch-Werk der kommenden Woche tauchen wir buchstäblich ab, nämlich auf den Grund der Ostsee. Und was es da Tolles zu sehen gibt, erzähle ich euch in sieben Tagen. Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ich weiß, es ist wirklich lange her, dass ich diese Rubrik bespiel­te. Und fraglos hätte ich das zwischenzeitlich schon mal wieder machen können … etwa als ich mit KONFLIKT 11 anfing. Oder als ich das Digitalisat des KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“ alias 13Neu abschloss. Irgendwie hatte ich das nicht auf dem Schirm. Aber jetzt soll es mal wieder soweit sein, nach mehr als 4 realen Jahren.1

Der Grund dafür ist, wie ich wenigstens finde, ausgesprochen angemessen. Denn wie der Titel schon sagt: Auf ein Ereignis wie dieses hier habe ich sehr, sehr lange gewartet. Auf den ersten Blick könnte man vielleicht denken, wenn ihr mehr erfahrt, dass ich mich hier völlig zu Unrecht so begeistert äußere. Aber lasst mich das einfach gescheit erklären und diesen Gedanken ein wenig sacken, historisch betrachtet, dann folgt vielleicht das Verständnis.

Am heutigen 11. Juli 2023 habe ich erstmalig ein Serienglossar vollständig abgeschlossen. Das bedeutet: Jeder Begriff in der Serie ist erfasst. Jeder Begriff ist gescheit erklärt worden, alle Belegstellen wurden zugeordnet, alle zusammenhängenden Epi­sodenstellen zusammengeschoben, und jeweils eine Statuszeile für den jeweiligen Eintrag ist ebenfalls ergänzt worden.

Was heißt „Statuszeile“? Nun, das begreift ihr schnell, wenn ich sie euch zeige. Sie sieht so aus:

[13Neu]

Und damit ist klar, worum es hier geht: Ich habe das Serienglos­sar für das jüngste Digitalisat der Serie „Oki Stanwer Horror“, d. h. „13Neu“ vollendet.

Insgesamt kommt das Serienglossar auf nicht weniger als 307 Textseiten. Ausgedruckt werden muss es noch, dann findet es seinen Platz im Schlussordner des Seriendigitalisats, Ordner V.

In den letzten rund 2 Wochen, ungeachtet der drückenden Hit­ze, habe ich sukzessive daran gearbeitet, dieses Glossar zu voll­enden. Dafür hatte ich eine arbeitssparende Strategie erson­nen: Ich zog einfach aus dem 13Neu-Lexikon eine Kopie, elimi­nierte darin alle schon erklärten Stellen und druckte dies dann als eine „To-Do-Liste“ aus. Ehrlich, ich staunte nicht schlecht, als ich entdeckte, dass es sich dabei immer noch um nicht weniger als 11 Seiten handelte (also rund 500 Namen und Begriffe!).

Puh, dachte ich, das wird noch ein ziemlicher Batzen Arbeit.

Damit wenigstens hatte ich recht. Aber ich erleichterte sie mir etwas. Ich schlug beispielsweise im OSM-Hauptglossar und an­deren Serienglossaren (letztere sind bekanntlich sämtlich noch nicht fertig gestellt!) nach und zog hier zahlreiche schon vor­handene Erklärungen heraus, die ich ja nicht doppelt formu­lieren musste.

Das half schon ziemlich gut, einen erheblichen Teil der offenen Begriffe zu erläutern. Aber es gab auch interessante Schwierig­keiten. Denn natürlich hatte ich in anderen Glossaren Verweisstrukturen eingepflegt. Die lasen sich dann beispielsweise so:

FRAS-ZONE (Begriff aus KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“. De­tails siehe dort)“.

Das war ja echt großartig. Als wenn man in den Spiegel schaut und nicht schlauer ist als zuvor. Schließlich: Ich bearbeitete ge­rade das Glossar von KONFLIKT 13! Und suchte die Erklärung für den Begriff. Und wurde abgespeist mit der Bemerkung, ich solle doch im Glossar von KONFLIKT 13 für nähere Informationen su­chen … also, da musste ich dann doch meinen klugen Kopf be­mühen. Also strich ich erst die leichter zu lösenden Fälle und hob mir das bis zum Schluss auf.

So verringerte sich mit zahlreichen Streichungen die ursprüngli­che Liste von 11 Seiten auf 3 am gestrigen Tag, und heute wur­den die letzten Begriffe fertig.

War die Arbeit damit erledigt? Jein. Also, formal ja, natürlich. Ich konnte das Glossar nun vom Hauptrechner auf den Laptop transferieren, noch mal gründlich durchsehen, ob auch überall die Statuszeilen enthalten waren (waren sie natürlich nicht), ob überall am Ende der Zitatstellenzeilen Punkte standen (war auch nicht der Fall) oder ob das dämliche Trennprogramm mal wieder – wie so häufig „Oki Stanwer“ am Zeilenende in „Oki St- anwer“ getrennt hatte, was nun wirklich völlig behämmert ist. Ich kann dem Programm das einfach nicht abgewöhnen, es pas­siert immer wieder.

Also, nachzufeilen war gar viel. Aber auch das war endlich ge­schafft.

Zwischendurch hatte ich mir das OSM-Hauptglossar in den letz­ten Tagen angesehen. Das war aus mehrerlei Gründen erforder­lich:

Erstens wusste ich, dass das Glossar jetzt schon unglaublich lang war (ein Textvolumen von mehr als 600 Seiten Umfang!). Jedes einzelne Mal, wenn ich darin Begriffe recherchierte, sprang der Rechner wieder aus der Datei raus, für mich ein kla­res Zeichen, dass der Text zu lang geworden war. Es wäre in je­derlei Weise viel besser handhabbar, wenn ich das Hauptglossar in zwei Teile zerspalten würde … aber dem Plan stand Problem Nummer 2 im Weg.

Zweitens nämlich stellte ich ein wenig genervt fest, dass ich zwei Glossare zwar in toto in das Hauptglossar eingefügt hatte, aber nicht eingepflegt.

Was ist der Unterschied dabei? Das ist nicht nur reine Semantik. Einfügen bedeutet: Ich nehme ein Geschichtenglossar (in die­sem Fall die Glossare des Romans „Das Geheimnis von Church Island“ und des E-Books „DER CLOGGATH-KON­FLIKT 1: Vorbeben“) und kopiere sie schlicht mit Copy & Pas­te an den Anfang des Hauptglossars. Das ist aber immer nur der erste Schritt.

Im zweiten Schritt müssen dann die jeweiligen Statuszeilen ein­gearbeitet werden, und im dritten Schritt sind die jeweiligen Be­griffe an Ort und Stelle ins Hauptglossar einzupflegen. Dabei werden dann auch doppelte Begriffserläuterungen (die nicht selten aus dem Hauptglossar stammen und darum wortiden­tisch sind) gestrichen.

Schritt 2 und 3 waren bei beiden Glossaren nicht erfolgt. Konse­quenz: Ich hatte gut 45 Seiten Glossareinträge, jeweils von A-Z, die ich vorab noch einpflegen musste.

Vorab, ehe ich das Gesamtglossar teilen konnte.

Also machte ich eine parallele Baustelle auf und arbeitete mal am 13Neu-Glossar weiter, um unerklärte Begriffe aus den Digi­talisaten heraus zu erläutern, mal am Hauptglossar, indem ich die beiden noch nicht eingepflegten Glossare „versorgte“.

Dann machte ich das, was ich mir vorgenommen hatte: Teilung des Hauptglossars nach Buchstabengruppe M. A-M sind also die Begriffsüberschriften im Hauptglossar 1, die Begriffe von N-Z gehören in das Hauptglossar 2.

Gestern habe ich dann sukzessive damit angefangen, schon fer­tige Buchstabengruppen aus dem 13Neu-Glossar ins Hauptglos­sar 1 zu überführen. Bislang sind es gerade mal die Buchstaben A-C geworden, aber schon mit diesem recht kleinen Teil der 26 Buchstabengruppen dieses Glossars hatte ich am Ende von Hauptglossar 2 schon 706 Textseiten nachzuweisen.

Ich gehe zurzeit davon aus, dass die komplette Überführung des fertigen Glossars 13Neu mich rund 2 Wochen Zeit kosten dürfte, während ich natürlich sukzessive noch andere Dinge erledige. Am Ende dürfte ich auf gut 900 Seiten angekommen sein.

Was bedeutet das langfristig?

Nun, zum einen schätze ich, dass es in Bälde unvermeidlich sein wird, das Hauptglossar noch einmal aufzuspalten, vermutlich in insgesamt 4 Textblöcke. Das sollte sich relativ gut machen las­sen.

Punkt 2 ist ein wenig diffiziler: Ich brauche unbedingt einen neu­en Ausdruck des Hauptglossars. Der letzte stammt vom 29. Au­gust 2011 und war lediglich 290 Seiten lang … ihr merkt, dass der nun wirklich völlig veraltet ist. Manche Baustellen werden halt sehr lange nicht aktualisiert, umso seltener, je umfangrei­cher die Materialien sind. Druckerpatronen fallen schließlich auch nicht vom Himmel, gell? Da werde ich also einiges an Zeit und Geld investieren müssen, um hier wieder up to date zu sein.

Zum dritten muss ich mich dann, gemessen an den wirklich soli­den Resultaten an diesem Glossar, mal an die Arbeit machen, bei den anderen Glossaren der schon fertigen OSM-Serien – davon gibt es zahlreiche, bis hin zu fertigen Seriendigitalisaten, wie ihr wisst – so vorzugehen wie im Fall von 13Neu.

Was bedeutet das konkret? Nun, ich werde ein jeweiliges Serienlexikon anlegen müssen, soweit es noch nicht besteht (aber ich glaube, ich habe für alle Serien schon eins geschaffen), dann kann ich eine Nachtragsliste anlegen von Begriffen, die noch nicht erklärt wurden, diese ausdrucken und dann nach und nach im Abgleich mit dem jetzt solide erweiterten Hauptglossar fertig ausfüllen und erklären. Das sollte mich in vielen Fällen in die Lage versetzen, weitere Serienglossare zu vollenden.

Das hätte zwei weitere schöne Vorteile: Erstens würde ich auf diese Weise aus der unüberschaubaren Liste von begonnenen Projekten ein paar richtige Langzeit-Schwergewichte entfernen können, die auch nicht wieder nachwachsen würden (im Gegen­satz etwa zu Episoden oder begonnenen Geschichten, da kom­men ja ständig welche dazu). Zweitens würde auf diese Weise das Hauptglossar zunehmend an Vollständigkeit gewinnen und so für weitere Glossararbeiten ein besserer Nachschlageort sein.

Ich denke, anhand meiner Ausführungen konntet ihr so langsam nachvollziehen, warum es für mich so speziell und wichtig ist, diese Aufgabe heute beendet zu haben – den Abschluss des ers­ten vollständigen Serienglossars. Mir ist natürlich bewusst, dass das ganze Thema etwas speziell ist (ich bin sowieso ziemlich speziell, wer mal im Zusammenhang mit meinen Geschichten den Themenkomplex „Fußnoten“ angesprochen hat, weiß, wo­von ich rede), aber vielleicht machten meine Ausführungen die­sen Punkt doch ein wenig transparenter.

Natürlich ist das jetzt keine Aufforderung dazu, dass ihr Serien­glossare oder dergleichen lieben müsst oder dass ihr den Wert derselben nun gleich mir anerkennen solltet. Ich möchte nur, dass ihr Folgendes begreift: Wenn man wie ich an einem Werk seit rund 40 realen Jahren arbeitet und dieses Werk auf mehr als 2200 einzelne Geschichten angewachsen ist, verteilt über rund zwei Dutzend Universen und über 100 Milliarden Hand­lungsjahre, dann akkumuliert sich hier eine Menge hochkomple­xes Wissen. Das bedarf einfach einer Metastruktur lexikalischer Natur, um auch für mich noch möglichst widerspruchsfrei fass­bar zu sein.

Ach ja, die Widersprüche, da fällt mir noch etwas von meiner heutigen Arbeit ein, was euch interessieren könnte. In dem 13Neu-Glossar gibt es drei Einträge, die in allen anderen Glos­saren höchst vage und meist mit Rekurs auf andere Glossare (die ebenso unvollständig in dem Punkt waren) „beantwortet“ wurden. Hier musste ich mich tatsächlich in die OSM-Interna eindenken.

Es geht um die Begriffe „Doppelte Trinität TOTAM“, „Trinität Geist“ und „Trinität Körper“. Diesen Appetithappen kann ich euch jetzt hier schon mal geben, das ist vielleicht ganz interes­sant für euch.

Unter dem Eintrag „Doppelte Trinität TOTAM“ steht Folgendes (Vorsicht: Spoiler!!):

Doppelte Trinität TOTAM (geheimnisvoller Begriff des OSM, bis heute nicht völlig aufgehellt. Bekannt ist nur soviel: Die d. T. T. besteht aus der „Trinität Geist“ und „Trinität Körper“, aber es sind nicht alle Bestandteile widerspruchsfrei bekannt. Siehe de­taillierter dazu die Einträge „Trinität Geist“ und „Trinität Körper“).

Dagegen heißt es bei „Trinität Geist“ so:

Trinität Geist (Eine Hälfte der so genannten „doppelten Trinität TOTAM“. Wenn die Worte des WÄCHTERS aus OSH-Band 52 stimmen, ist diese T. falsch bezeichnet. Nach den dortigen Wor­ten gehören zu der T. G. das BUCH und die EXEKUTIVE TOTAMS, also der Dämonenschlächter. Es scheint gut denkbar, dass der dritte Teil der T. G. die Entität ist, die in KONFLIKT 14 „Oki Stan­wer – Feldherr der Cranyaa“ als „Stimme der Herren“ agiert. Da­hinter vermute ich zurzeit niemand Geringeren als Amy Stan­wer, Oki Stanwers dunkle Tochter, die er mit Dr. Elizabeth Quine in KONFLIKT 13 zeugt und die in die schwarze Matrix geboren wird; gewissermaßen die Analogie zu Sarai Stanwer in KONFLIKT 23. Die Ereignisse in KONFLIKT 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljä­ger“ geben dieser Vermutung mehr Raum. Dort ist Amy, den To­tenköpfen nur als „FLAMME“ bekannt, an TOTAMS Leiche ge­bunden, hat aber von hier aus extrem weite, transtemporale Einflussmöglichkeiten in frühere KONFLIKTE. Sie scheint von der T. G. das zu diesem Zeitpunkt einzig existente Teil zu sein. Das muss aber noch genauer ausgelotet werden).

Und bei „Trinität Körper“ so:

Trinität Körper (Eine Hälfte der so genannten „doppelten Trinität TOTAM“. Bekannt ist nach den Auskünften des WÄCHTERS in OSH-Band 52, dass dazu der TURM und die „Macht TOTAM“, also das heutige Wesen TOTAM zählen. Als Teil 3 der T. K. gilt allgemein der schwarze Kristallplanet TOTAM).

Ganz ehrlich … diese Zusammenstellung in OSH-Band 52 hatte ich völlig vergessen (was nicht verblüfft, ich schrieb sie 1985!). Während es irgendwie nachvollziehbar ist, den Planeten und den TURM zur Trinität Körper zu zählen, fand ich es verblüffend, den Dämonenschlächter und das BUCH bei Trinität Geist zu fin­den. Beide sind sehr materielle Objekte.

Ich denke aber, diese Bezeichnungen der Trinitäten sind eher Konventionen mit recht flexiblen Grenzen. Allen bekannten Be­standteilen der Trinität Geist ist gemeinsam, dass sie selbstbe­wusste, handelnde Entitäten sind, was man vom Planeten TO­TAM und dem TURM nun wirklich nicht sagen kann.

Ihr merkt jedenfalls schon an diesem winzigen Appetithappen aus dem Serienglossar, wie weit zum Teil die wichtigen Einträge gehen. Die meisten sind wirklich in maximal 2-5 Zeilen abge­handelt, aber es gibt auch Einträge mit Erläuterungen, die 20 und mehr Zeilen umfassen, weil das schlicht erforderlich ist.

Natürlich ist das Hauptglossar nach wie vor, und zweifellos noch auf Jahre hinaus, eine Baustelle. Aber ich würde sagen, ich habe heute einen wirklich energischen Schritt in die richtige Richtung gemacht – in Richtung auf mehr Vollständigkeit und Übersicht­lichkeit. Hoffen wir weiter darauf, dass sich die bisherigen Nebel zunehmend lichten werden und ich euch bald vom nächsten Schritt in dieser Richtung erzählen kann.

Damit schließe ich für heute mein Logbuch und verabschiede mich von euch. Danke für eure Aufmerksamkeit und Zeit.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Der letzte Eintrag dieser Rubrik erschien als Blogartikel 349 am 10. November 2019.

Rezensions-Blot 451: Projekt Nighthawk

Posted April 10th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

immer mehr komme ich zu der Überzeugung, dass Graham Brown ein äußerst fähiger Coautor für Romanideen des inzwi­schen verstorbenen Clive Cussler ist – und es ist anzunehmen, dass er noch eine ganze Reihe von NUMA-Abenteuern um Kurt Austin und seinen Kollegen Joe Zavala schreiben wird.

Ich weiß, es ist geraume Zeit her, dass ich einen Cussler-Roman rezensierte. Es lag weniger daran, dass es kein Material dafür mehr gegeben hätte, selbst jetzt weiß ich von rund einem Dut­zend Werken, die in Planung und Übersetzung sind, und das werden gewiss nicht alle bleiben. Ich fand viel eher, es sei jetzt mal für eine Weile Pause geboten, und so habe ich etwa das Feld eröffnet für James Rollins – der jetzt auf der anderen Seite wieder pausieren wird.

Mit dem Bergungsunternehmen des „Nighthawk“ haben wir je­denfalls ein höchst turbulentes, von der Handlungslogik schön verzwicktes Abenteuer vor uns, in dem es vor Überraschungen nur so wimmelt, und am Ende landen wir echt in reinrassiger Science Fiction … ihr werdet es erleben.

Einfach mal weiterschmökern:

Projekt Nighthawk

(OT: Nighthawk)

Von Clive Cussler & Graham Brown

Blanvalet 0641

April 2019, 9.99 Euro

544 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0641-5

Im Januar des Jahres 1525 sind spanische Konquistadoren in Südamerika unterwegs auf der Suche nach legendären Gold­schätzen. Doch die Männer um Diego Alvarado stoßen auf hefti­gen Widerstand der Eingeborenen. Diese wähnen sich siegreich, sind aber in Wahrheit schon todgeweiht, denn die Eindringlinge haben europäische Krankheitserreger eingeschleppt, die den ganzen Kontinent durchseuchen und Millionen Einheimische um­bringen werden …

Jahrhunderte später und Tausende von Kilometern nördlich geht ein dreijähriges Experiment seinem Ende zu, das von der Van­denberg Air Force Base in Kalifornien gelenkt wird: Ein Experi­mentalflugzeug, das recht eigentlich eher eine Art von Space Shuttle ist, der „Nighthawk“, soll nach dreijährigem Aufenthalt über den Polregionen des Planeten Erde, wieder landen. Zum Schrecken der Controller geht der Kontakt mit dem „Nighthawk“ aber über dem Pazifik verloren. Offensichtlich ist er ins Meer ge­stürzt – und hektische Aktivität setzt nun ein, das verlorene Flugzeug wieder zu finden.

Kurt Austin von der National Underwater and Marine Agency (NUMA), der sich gerade auf Hawaii aufhält, wird von seiner Zentrale kurzerhand darüber informiert, dass jedes NUMA-Schiff im pazifischen Raum sich mit der Suche nach dem „Nighthawk“ befassen soll, und offensichtlich ist extreme Eile geboten. Als ihm von der NSA die Wissenschaftlerin Emma Townsend zuge­teilt wird, die ihm – ebenso wie die anderen NSA-Verantwortli­chen – nur das absolut Nötigste erzählt, wird ihm und seinem Kollegen Joe Zavala zunehmend klar, dass hier wichtige Dinge verschwiegen werden.

Das ist noch sehr zahm ausgedrückt – in Ecuador geraten sie auf fast tödliche Weise mit chinesischen Killerkommandos an­einander, und die NUMA-Schiffe vor der Küste bekommen es mit russischen Bergungskommandos zu tun, die offensichtlich schon in Marsch gesetzt wurden, ehe der „Nighthawk“ überhaupt in die Erdatmosphäre eintrat … in der Tat, hier stimmt so einiges nicht.

Es gelingt Austin und Emma Townsend tatsächlich wider Erwar­ten, über Sonardaten den Absturzort des Flugzeugs ausfindig zu machen … doch als sie tauchen, ist da zwar ein Wrack, aber es nicht der „Nighthawk“. Und, schlimmer noch: da ist ein umge­bautes russisches U-Boot, das die Flugzeugtrümmer in verdäch­tiger Eile verschwinden lässt. Sie scheinen nicht nur genau zu wissen, um was für ein Flugzeug es sich handelt, sondern wuss­ten auch vorher, wo sie es suchen mussten.

Fürwahr, hier stimmt einiges überhaupt nicht! Und zu Kurts Frustration ist Emma immer noch nicht bereit, ihm und seinen Gefährten, die den Kopf für die NSA hinhalten, reinen Wein ein­zuschenken. Das nervt, um es vorsichtig auszudrücken.

Es wird deutlich, dass ein Doppelagent, der nur als „Falconer“ bekannt ist, offensichtlich das Flugzeug digital gekapert und entführt hat. Die Fährte führt in die Anden und zu Ruinenstätten des untergegangenen Volkes der Chachapoya (womit ein kleiner Verbindungspfad zur Einleitung des Romans hergestellt wird). Und auch hier liefern sich die NUMA, die Chinesen und die Rus­sen einen Wettlauf um den „Nighthawk“ – genauer gesagt: um dessen geheime Fracht. Eine Fracht, die so tödlich ist, dass ihre Freisetzung leicht den Untergang der gesamten menschlichen Zivilisation zur Folge haben kann. Und leider hat ihr infamer Gegner schon viele Züge voraus geplant und offenbar alle mög­lichen Gegenmaßnahmen einkalkuliert …

Ich war von Anfang an skeptisch, dass das alles sein konnte, als Kurt Austin schon um Seite 160 herum auf das Flugzeugwrack stößt. Und natürlich fing die haarsträubende Geschichte kurz darauf ja erst richtig an, ohne dass abzusehen wäre, wie das ganze Gewirr sich konkret darstellen würde, das am Schluss lei­der beklemmend realistisch wurde.

Graham Brown hat schon in seinem Romanerstling für die NU­MA-Reihe um Kurt Austin und Joe Zavala („Teufelstor“) mit phy­sikalischem Detailwissen die Geschichte bereichert, und in die­sem Fall merkt man ihm sehr deutlich den Piloten an, der er ist. Er hat wirklich Ahnung von der Materie und schafft es, bis zum Schluss die atemlose Spannung aufrechtzuerhalten, die klar in Richtung auf völlige Vernichtung zielt.

Dass das Ende der Welt dann doch nicht kommt, ist wirklich eine Entscheidung um Haaresbreite, und nur Minuten fehlen zum völligen Desaster. Inwiefern dann ein verschobener Tisch in einem Internet-Café in Cajamarca den entscheidenden Hinweis auf die Lösung liefert, möchte ich hier nicht vorwegnehmen. Das kommt so unerwartet wie vieles in diesem packenden Ro­man, in dem die Grenzen zwischen Physik, Actionroman und Science Fiction manchmal fließend sind.

Solide Unterhaltung – definitiv empfehlenswert (und wer die Protagonisten noch nicht kennen sollte, kann sich ja die drei­zehn vorangegangenen Abenteuer immer noch besorgen. Das lohnt sich. Ich habe sie alle verschlungen).

© 2021 by Uwe Lammers

Wohin verschlägt es uns in der nächsten Woche? Nun, eindeutig nicht nach Ecuador, soviel sei versprochen. Vielmehr schauen wir uns dann mal einen Roman an, der einen reichlich abwegi­gen Titel trägt.

Wer neugierig geworden ist, der schaue einfach nächste Woche wieder hier herein.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 557: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 8

Posted April 7th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, ich weiß schon, es ist bereits wieder über 10 Wochen her, dass ich dazu kam, euch weiter von dem Projekt zu berichten, und ja, ich wurde durch aktuelle Anlässe etwas aus dem Erzähl­strom herausgedrängt. Das ist nun einmal das, was man Leben nennt. Außerdem möchte ich euch ja nicht durch penetrante, ständige Wiederholungen auf die Nerven gehen.

Wir erleben das zurzeit – leider – mit der Berichterstattung des seit über 2 Jahren anhaltenden Krieges, den das imperialistische Russland gegen die Ukraine führt: Durch allerorten aufflammen­de Konflikte anderwärts (schauen wir nach Israel-Palästina, schauen wir in den Jemen, beispielhaft) oder diverse Wahl­kampfquerelen, Politskandale, Bürgerproteste, etwa gegen die Abschaffung von Subventionen, durch das Erstarken populisti­scher bis rechtsextremer Bewegungen gerät ein brennendes Thema immer weiter in den Hintergrund. Und was nicht mehr in den medialen Schlagzeilen ist, was die Zuhörer oder Zuschauer durch „Dauer-Krisen-Berieselung“ erschöpft hat, das verliert den Aufmerksamkeitsfokus, der sich dann auf „die nächste Krise“ verschiebt.

Insofern halte ich es für zweckmäßig, nur alle paar Wochen auf den Gedanken des Autoren-Nachlassarchiv-Projekts hinzulen­ken. Optimistisch gedacht erhalte ich so die Neugierde und die Wachheit für das Grundproblem länger am Leben. So denke ich jedenfalls optimistisch. Und es ist ja, abgesehen davon, auch nicht so, dass es auf meinem Wochen-Blog sonst nichts zu ent­decken gäbe. Die stabilen Zugriffszahlen, die täglich über 500 Klicks liegen, sprechen da meiner Überzeugung nach Bände.

Im Blogartikel 546, also dem letzten Eintrag in dieser Artikelrei­he, sprach ich am Schluss davon, dass ich mich heute um eine der zahlreichen Fragen kümmern möchte, die mir von Anfang an auf der Seele lag. Und ich sage vorweg: Es gibt dafür noch keine praktikable Lösung. Aber jeder, der oder die sich berufen fühlt, dafür einen Vorschlag zu liefern, ist mir herzlich willkommen.

Und ja, es gibt schon Ideen dazu. Zwei davon stelle ich heute vor. Aber zunächst einmal ist es natürlich wichtig, die Frage selbst zu stellen. Sie ist so simpel und nahe liegend, dass man sie vermutlich gern völlig übersieht.

Wie soll die zu gründende Institution heißen?

Wie jetzt, was ist das denn für eine Frage? Die ist absolut ernst gemeint, Freunde.

Ich dachte, die Institution heißt ‚Autoren-Nachlassarchiv‘? Ist das nicht so?“, mag der eine oder andere von euch jetzt ver­wirrt nachhaken.

Nun, sagen wir es so: Es ist ein Arbeitstitel. Aber wenn man in­tensiver darüber nachdenkt, kommt man rasch darauf, dass er ein wenig sperrig ist. Und es gibt noch einen weiteren wichtigen Grund, warum dies meiner bescheidenen Ansicht nach nicht das letzte Wort sein kann. Ich kann dafür ein Argument anbringen, das eine befreundete Professorin mir gegenüber machte, als es um die digitale Veröffentlichung meiner Magisterarbeit von 2002 ging.

Diese Arbeit, in der ich den Personalbestand der Technischen Hochschule Braunschweig in der Weimarer Republik und der NS-Zeit an einer Reihe von Auswahlbiografien untersuchte, trug im Ursprung den Titel Dunkle Vergangenheit“. Für die Einreichung dieser Arbeit war das 2002 hinreichend doppeldeutig formuliert und auch gar nicht mal uninteressant.

Aber inzwischen leben wir vollkommen im digitalen Zeitalter. Das bedeutet, wenn man diesen Titel im Internet in eine Such­maschine eingibt, bekommt man dazu vermutlich ein paar tau­send Treffer.

Folgerichtig musste der Titel für die digitale Veröffentlichung an­gepasst werden. Während mein – naiver – Gedanke auf einen kurzen, knackigen Titel wie „Sieben Leben“ hinauslief, wurde mir klargemacht, dass das nicht genügen würde. Der Titel sei für Suchmaschinen ebenfalls so beliebig, dass er schlicht in der Flut der Publikationen untergehen würde.

Also erhielt die Publikation 2015 folgenden neuen Titel, mit dem ich freilich immer noch etwas fremdele: „Sieben Leben: Wissen­schaftlerbiografien an der kulturwissenschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule Braunschweig im Nationalsozialis­mus“.

Ein ellenbogenlanger Bandwurmtitel? Exakt. Und genau das war auch mein skeptischer Gedanke. Sehen wir mal davon ab, dass ich einen noch längeren Titel, der noch ein paar Personennamen beinhaltet hätte, mühsam abbiegen konnte. Sehen wir auch mal davon ab, dass die Begrenzung auf die NS-Zeit falsch ist (man­che Biografie fängt im Kaiserreich an und reicht bis in die Nach­kriegszeit hinein). Ich mag solche Bandwurmtitel eigentlich nicht.

Ich musste dennoch klein beigeben. Warum? Weil das Zauber­wort in diesem Kontext nicht „Der Titel muss schön kurz und griffig sein“ lautete, sondern: „Suchmaschinenoptimierung“ (neudeutsch mit SEO abgekürzt für Search Engine Optimation). Und ja, an Schlagworten ist der Titel definitiv reich. Ob man nach „Wissenschaftlerbiografien“ sucht oder nach „Technische Hochschule Braunschweig“ oder „kulturwissenschaftliche Abtei­lung“ oder „Nationalsozialismus“, da ist gewissermaßen für je­den Geschmack was dabei. Was, da gibt mir jeder digital native sicherlich Recht, das Ranking in den Suchmaschinenergebnis­sen fraglos erhöht.

Lieben muss man das nicht, aber in unserer heutigen Zeit der digitalen Reizüberflutung gewinnt – leider – meist der Titel mit der besten Griffigkeit und den prägnantesten Schlagworten.

So, und jetzt wendet das mal an auf den Namen des „Autoren-Nachlassarchives“. Bei „Autoren“, „Nachlässen“ und „Archiven“ wird man zugetextet mit Treffern bei Suchmaschinen. Völlig un­spezifisch. Das ist also erkennbar reichlich witzlos. Deshalb sag­te ich eingangs, dies ist ein provisorischer Arbeitstitel, ein erster Vorschlag gewissermaßen. Er bedarf der Schärfung und Präzi­sierung, um, wenn wir da mal beim denglischen Werbe-Neu­deutsch bleiben wollen, einen USP zu erhalten.

Was ist ein USP? „Unique selling proposition“, auf klassisch deut­schem Boden stehend: Ein Alleinstellungsmerkmal. Etwas, was diesen Internet-Suchmaschinentreffer aus dem Beliebigkeitsbrei der Myriaden möglicher Treffer heraushebt.

Ihr merkt, das ist nicht wirklich trivial und hat ein paar interes­sante Folgerungen. Vor allen Dingen gibt es dazu noch keine Pa­tentlösung. Was nicht bedeutet, dass es keine Vorschläge gibt. Die sind schon vorhanden.

Zwei der fürs Projekt inspirierten Autorinnen und Autoren haben mir im vergangenen Jahr dazu schon Gedanken offeriert. Auch dies sind Vorschläge. Der erste Autor meinte, wir sollten vor al­len Dingen unseren Blick auf die internationale Sphäre weiten und deshalb vielleicht einen englischen Titel wählen. Zunächst widmete er sich der Frage einer möglichen Abkürzung und schlug dies vor:

Nachlass-Archiv Literaturschaffender der deutschsprachigen Phantastik (NALDP)“

Ins Internationale gewendet hieße das:

Archive of literary estates of German-language fantastics“ (ALEGLF)

Überrascht es euch, dass ich da nicht vor Begeisterung im Kar­ree sprang? Zum einen: Beide Titel sind in meinen Augen noch länger und sperriger als mein bisheriger Planungstitel. Das stellt eher keine Verbesserung dar, finde zumindest ich. Fraglos kann man hier eine Parallele zur Titel-Optimierung für Suchmaschi­nen im Falle meiner Magisterarbeit sehen. Aber speziell bei den Abkürzungen runzelt doch wohl so jeder die Stirn und fragt sich – insbesondere beim ersten – , ob das wohl eine neu gegründe­te politische Partei ist … also nein, ich schäumte nicht vor Be­geisterung.

Aber, wie gesagt, das ist ein erster Vorschlag. Schicken wir ihn also ins Rennen.

Monate später kam ein weiterer Gedanke von einer Autorin, den ich euch auch nicht vorenthalten möchte. Sie blieb im deut­schen Sprachraum und war – spürbar wie ich – dem Gedanken an einen kurzen, griffigen Titel der Institution verhaftet. Sie meinte, ebenfalls als einen ersten Vorschlag, vielleicht wäre das geeignet:

Die Ideen-Arche“ oder „Arche der Ideen“.

Zumindest ein interessanter Denkansatz, der einen Kerngedan­ken des Projekts aufgreift: Die Vorstellung nämlich, dass die hier aufzubewahrenden Texte eine Art Gedankensteinbruch für Auto­ren der Zukunft sein sollen, eine Art von sicherer Bank voller Überraschungen. Denn die Texte und Projektideen, die gesichert werden sollen, sind ja nicht als passives Substrat zu betrachten, sondern sie sind zugleich Baustoffe für künftige Veröffentlichun­gen. Aufbereitet, nachbearbeitet, ausgeführt sollen sie im Ideal­fall später ja auch jenseits der Räume des Archivs (seien sie nun virtuell oder physisch) an die Öffentlichkeit gelangen.

So gesehen eine schöne Idee.

Allerdings muss man schon ihren Untertitel mit aufnehmen, um zu begreifen, worum es tatsächlich geht: „Wir bewahren/ver­wirklichen Ihre/deine Romanideen über den Tod hinaus.“

Und damit sind wir leider schon beim wichtigsten Kritikpunkt dieser schönen Idee: Im Internet, zumal bei Suchmaschinen, geht es um Kürze, um Griffigkeit und Prägnanz. Alles, was die­ses Kriterium nicht erfüllt, funktioniert nicht.

Ein Beispiel dafür: Natürlich kann man in eine Suchmaschine eingeben „Ich suche Informationen über einen deutschen Politi­ker in einem hohen Amt, irgendwas mit Scholz“. Wo mag so eine Anfrage wohl landen? Im Nirwana, denke ich.

Was gibt man stattdessen sinnvollerweise ein? Vielleicht dies: „Suche deutschen Politiker, Scholz“. Und erhält dann zahlreiche Treffer, die auf den Bundeskanzler Olaf Scholz hindeuten. Bei der ersten Anfrage erhält man irgendwas, aus dem man dann vielleicht irgendwo ermitteln kann, dass der Mann Olaf mit Vor­namen heißt und welche Position er in der politischen Hierarchie bekleidet.

Ich wage mir nicht auszumalen, was halbinformierte User finden werden, wenn sie nach den obigen Vorschlägen suchen … ob darunter unsere Institution vorrangig auftaucht? Ich melde da doch gewisse Zweifel an.

Speziell der zweite Suchbegriff „Ideen-Arche“, so schön er auch sein mag, führt vermutlich eher zur Arche Noah und irgendwel­chen spinnerten Bibelseiten statt zum Nachlass-Archiv.

Nimmt man sich irgendwelche noch nicht verwendeten (!) Ab­kürzungen, wird die Geschichte vermutlich noch haarsträuben­der.

Ihr merkt, wenn man darüber genauer nachgrübelt, erkennt man recht fix, dass das Thema alles andere als trivial ist.

Lösungen habe ich zurzeit noch keine zur Hand. Aber die Suche danach geht natürlich weiter. Für den Moment, das ist nun viel­leicht transparenter als zu Beginn, ziehe ich es vor, auch bei Diskussionen und in Beiträgen von „Autoren-Nachlassarchiv“ zu sprechen.

Die Suche geht weiter.

Soviel für heute von meiner Seite. In der nächsten Woche erzäh­le ich in der Rubrik „Logbuch des Autors“ von einem lange ge­hegten Traum, der in Erfüllung ging.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 450: Perfect Passion 4 – Feurig

Posted April 3rd, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist so ein Kreuz mit den Royals … manche halten sie auch in der heutigen Zeit für unglaublich wichtig, insbesondere wenn es kleinste Details ihres Privatlebens in die Klatschpresse schaffen. Aus für mich nicht recht nachvollziehbaren Gründen scheinen sich Artikel, Filme und Romane über Royals, seien es die realer Königshäuser oder fiktiver Dynastien und Staaten, einfach un­glaublicher Beliebtheit zu erfreuen.

Nun, ich fremdele mit derlei Sujets durchaus (ihr werdet das beizeiten erleben, wenn ich den „Royal“-Zyklus von Geneva Lee vorstelle, den ich vor einiger Zeit gelesen habe … und der defi­nitiv SEHR viel erotischer ist als der vorliegende). Darum zog ich auch ein wenig eine lange Miene, als ich den Klappentext dieses Romans schmökerte. Er ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

Griffin Verdi IST ein Royal, da beißt die Maus keinen Faden ab. Und da wir uns in einem Romanzyklus befinden, in dem sich die Autorin stark an Disney-Settings anlehnt, haben wir es natürlich mit einem Royal zu tun, der sich letzten Endes in eine „Bürgerli­che“ verguckt.

Das ist immer noch nett und humorvoll zu lesen, weil Autorin und Übersetzerin konstant blieben. Aber sonst …?

Nun, seht es euch am besten selbst an:

Perfect Passion 4 – Feurig

(OT: Once Upon a Billionaire)

von Jessica Clare

Bastei 17325

336 Seiten, TB (2015)

Aus dem Amerikanischen von Kerstin Fricke

ISBN 978-3-404-17325-9

Griffin Verdi hat es nicht leicht – ja, er ist Milliardär. Ja, er hat sein nettes, mit Büchern vollgestopftes Haus am Rande des Central Parks, und er kann sich auf seinen Diener Kip voll und ganz verlassen. Das ist absolut nicht das Problem. Seine Schwierigkeiten sind familiärer Natur, und sie werden akut, als seine Cousine Alexandra heiratet.

Niemand in seinem direkten Umfeld macht sich eine Vorstellung davon, inwiefern das für ihn problematisch sein könnte. Griffin gilt als Denker, Grübler und Forscher, finanziert mäzenatisch ar­chäologische Ausgrabungen (aktuell etwa in Cadiz in Spanien), und über sein Privatleben breitet er üblicherweise den Mantel des Schweigens. Seinen Freunden vom Geheimclub der Milliar­däre ist nur soviel klar, dass er wahnsinnig etikettenbewusst ist und als absoluter, humorloser Snob gilt.

Die wahren Probleme liegen indes deutlich tiefer. Griffin ist ade­liger Abkunft und direkt verwandt mit dem Königshaus des süd­osteuropäischen (fiktiven) Kleinstaates Bellissime, der struktu­rell an Monaco angelehnt worden ist. Seine Mutter ist die Re­gentin Sibylla-Louise, die enorm viel Wert auf Etikette legt und Griffin allein schon deshalb in der Erbfolge auf Rang 9 zurückge­stuft hat, weil er es gewagt hat, in Amerika zu studieren, nach­dem er bereits in England auf dem Internat war. Und erst recht hat seine Mutter es ihm nicht verziehen, dass Griffin, eigentlich amtlich Viscount Montagne Griffin Verdi, sich in den USA bei den „unkultivierten“ Amerikanern niederließ und dann auch noch die Dreistigkeit hatte, ein Vermögen zu machen. Ein Vermögen, durch dessen Zuschüsse zum Staatshaushalt von Bellissime es möglich wird, dass Griffins dortige Adelsfamilie ihre Paläste und den Schwarm von Dienstboten finanzieren kann. Dennoch kann Griffin Dankbarkeit von dieser Seite dafür nicht erwarten. Das geziemt sich einfach nicht.

Griffin empfindet Bellissime folgerichtig auch als einengend und nachgerade klaustrophobisch, die Kleidungsvorschriften und Eti­kette als altbacken … aber er weiß halt auch, was sich gehört, erst recht jetzt zur Heirat seiner Cousine, der Kronprinzessin Alexandra Olivia III., Herzogin von Beaulac und rechtmäßigen Erbin des Thrones. Und glücklicherweise weiß sein Diener Kip das ebenfalls, der ihn begleiten soll.

Dann geschieht die Katastrophe: Kip wird unvermittelt krank und fällt aus, die Reise kann aber nicht mehr verschoben wer­den. Einigermaßen verstört sucht Griffin Verdi nach Ersatz und ist so leichtfertig, sich dabei auf den Ratschlag von Gretchen Petty, der neuen Lebensgefährtin seines Milliardärskollegen Hunter Buchanan zu verlassen (vgl. Bd. 2 der Reihe „Perfect Passion“1). Sie empfiehlt ihm Hunters momentan abkömmliche Sekretärin Maylee. Hunter hat die Grippe und könne sowieso nicht arbeiten. Griffin nimmt an, ohne Maylee jemals gesehen zu haben.

Als Maylee Meriweather, die ebenfalls im zweiten Band der Rei­he einen kurzen und überaus chaotischen Auftritt hatte, bei Griffins Privatjet ankommt und die Reise beginnt, geht von An­fang an alles schief. Maylee ist ein liebes, nettes Mädchen mit einem sonnigen Gemüt und unglaublich freundlich. Aber sie ist eben auch bitterarm, haust in einem heruntergekommenen Bil­ligzimmer in New York und schickt quasi jeden Cent, den sie verdient, an ihre Familie in den Südstaaten der USA. Was bedeu­tet: für angemessene Kleidung hat sie kein Geld und keinen Blick. Und von Etiketten, zumal in einer Adelsgesellschaft, hat sie schon gar keinen blassen Schimmer. Dann begeht sie zudem noch aus Nervosität und Flugangst den Fehler, sowohl die ange­botenen Cocktails der Stewardess zu trinken UND ihre Medizin gegen Flugangst zu nehmen – etwas, was man grundsätzlich nicht tun sollte.

Daraufhin wird sie völlig unberechenbar, verliert die Kontrolle über ihre Contenance und fällt vollständig aus der Rolle, bis sie schließlich schluchzend auf dem Schoß des völlig fassungslosen Griffin sitzt, der Gretchen zu hassen beginnt und Maylee am besten in London beim Zwischenhalt herauswerfen möchte. Nicht nur, dass Maylee ihn auch mit klarem Verstand immer falsch als „Mr. Griffin“ anredet (im umnebelten Zustand phanta­siert sie, sein Name sei Gryffindor, und das Internat, auf dem er in England gewesen sei, müsse natürlich Hogwarts gewesen sein – und es gibt eine Menge mehr solche abenteuerlichen Stellen, bei denen man als Leser hemmungslos kichern muss).

Sie ist auch sonst eine vollständige Katastrophe. Sowohl was die Kleidung angeht, ihren Akzent, ihre Haare, ihre chaotische Form der Organisation … einfach gar nichts stimmt. Und in Bellissime wird es nur noch schlimmer, weil es von Paparazzi nur so wim­melt und Griffin sich diesen scheußlichen Etiketten unterwerfen muss … und Schadensbegrenzung zu betreiben hat, weil Maylee so überhaupt nicht in die Gesellschaft passt.

Anfangs jedenfalls.

Dann fallen ihm seltsame Dinge auf.

Zum einen kann Maylee perfekte Krawatten binden. Außerdem sind die Angestellten des Hotels, in dem er absteigt, alsbald ei­genartig höflich zu ihm und gar nicht so belästigend wie sonst. Er kann sich das nicht recht erklären, und es dauert eine ganze Weile, bis er zu verstehen beginnt, dass Maylee mit den Ange­stellten redet, ihnen von ihrem wenigen Geld (!) Trinkgelder spendiert und zudem mit ihnen Strategien abspricht, durch die Griffin mehr Privatsphäre bekommt. Das ist alles seltsam … schön.

Und dann ist da noch die Sache mit Maylees spiritueller Hei­lungsgabe, die ihren positiven Ruf noch weiter festigt. Eine Gabe, die Griffin nicht recht glauben kann, die aber tatsächlich existiert.

Im Laufe der nächsten Zeit – während er sich sehnlichst nach Cadiz zur Ausgrabung sehnt, aber, der Etikette wegen, natürlich nicht aus Bellissime fort kann – gewöhnt er sich immer mehr an diese seltsame Frau, in deren Nähe es ihm irgendwie … ja … gut geht. Und langsam aber sicher beginnt sie ihn sogar zu erregen. Mit ihrem seltsamen, aus militärischem Tarnstoff handgeschnei­derten Sackkleid. Mit diesen unmöglichen Kräusellocken. Mit diesen strahlenden Augen und dem staunenden Gesicht. Er be­ginnt schließlich sogar erotisch von ihr zu fantasieren, was sich nun wirklich gar nicht gehört. Doch nicht mit einer Bürgerlichen … seiner Assistentin auf Zeit … also nein! Aber Griffin kann wirklich nicht gut mit Menschen umgehen, und ständig scheint er Dinge zu tun und zu sagen, die dieses herzensgute Mädchen vor den Kopf stoßen, auch wenn er das gar nicht böse meint.

Und schließlich, als sie beide sich schon sehr, sehr nah gekom­men sind, geschieht jenes Missgeschick, das zur sofortigen Flucht der sonst so wackeren, nun aber tränenüberströmten Maylee führt …

Ich gebe zu, ich habe es nicht so mit Royal-Geschichten. Ich fin­de die feuilletonistische Besessenheit der Boulevard-Medien von europäischen Königshäusern wenigstens peinlich, eher noch be­denklich. Wir sollten doch, meine ich zumindest, in einer Zeit le­ben, in der wir uns nicht mehr nach gekrönten Häuptern und dy­nastischen Familienstammbäumen zurücksehnen. Aus der Zeit sind wir seit über hundert Jahren gründlich heraus. Aber diese Sehnsucht scheint auch im modernen Buchmarkt immer noch sehr weit verbreitet zu sein, und Jessica Clare verirrt sich im vorliegenden Roman auf dieses Terrain.

Wie gewohnt ist das nicht ohne Charme und Witz, und Maylee ist wirklich eine süße, frohgemute Person. Aber Griffin Verdi wie­derholt als „Mann mit Stock im Arsch“ zu beschreiben, trifft sei­nen Charakter leider auch sehr gut, und er steht ihm etwa auf 80 % der vorliegenden Seiten vollständig im Weg und damit auch einer gemeinsamen erfolgreichen erotischen Beziehung mit Maylee, die das Endziel der Geschichte ist.

So interessant ich es auch fand, dass so spät noch ein fiktives europäisches Fürstentum erschaffen wird – ich dachte, so etwas ist bald nach der Abfassung der Doc Savage-Romane nahezu vollständig ausgestorben – , so wenig wirklich erotisch ist der vorliegende Roman dann geraten. Bis die beiden nach endlosen Adaptionsschwierigkeiten endlich mal intimer miteinander wer­den, vergehen Hunderte von Seiten, ohne Witz.

Wer also lesen möchte, wie ein anfänglich unglaublich steifer Aristokratenspross allmählich etwas auftaut und sich ein Herz fasst, endlich mal seine Gefühle auszuleben, der mag den Ro­man total begeistert verschlingen. Wer denkt, er käme hier ero­tisch so auf seine Kosten wie in den ersten beiden Romanen der Serie, der ist vollständig auf dem Holzweg und wird wohl mehr­heitlich ein langes Gesicht ziehen.

Mir kam es daher ein bisschen so vor, als sei der Autorin etwas der Themenfokus verrutscht. Sie ist, wie erwähnt, noch witzig und durchaus lesenswert, ja, aber wer für Royals und absurde Etiketten-Rituale nicht viel übrig hat, wird hiervon vermutlich eher angeödet sein. Allein die nette Maylee und ihre menschli­che Direktheit (die leider oft mit Füßen getreten wird) hellen diesen sonst doch recht trübsinnigen Roman etwas auf. Abgese­hen von dem auch hier vorhandenen Humor entwickelt sich doch in diesem Roman nur herzlich wenig, und das auch nur äu­ßerst zäh – was vielleicht realistisch sein mag, aber nicht richtig lesenswert.

Sorry, Jessica, ich kann hier nur eine eingeschränkte Leseemp­fehlung für Leser wie mich geben. Mit Abstand der bisher schwächste Roman der Reihe.

© 2019 by Uwe Lammers

Im Nachhinein fragte ich mich, ob wohl die Autorin sich bei dem Namen Maylee an den Bond-Film „Goldfinger“ erinnert hat. Das will mir nicht völlig undenkbar erscheinen. Auch dort erscheint eine asiatisch-stämmige Bordbedienung namens Maylee. Sonst ist mir der Name eher nicht geläufig.

In der kommenden Woche wechseln wir, da ich ja jetzt bei der Sigma Force von James Rollins eine Weile pausiere, wieder zu ei­nem Altmeister der Action-Romane, um den ich mich im Rezen­sions-Blog 312 das letzte Mal gekümmert habe.

Wann das war? Oh, das kann ich euch ganz genau sagen, das war am 17. März 2021, also vor fast 3 Jahren. Die Rede ist von Clive Cussler. Und um welchen Roman von ihm es sich in der kommenden Woche handelt, da lasst euch mal überraschen …

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu den Rezensions-Blog 442 vom 7. Januar 2024.

Liebe Freunde des OSM,

dieser gerade beendete Monat war für das Jahr 2023 schon et­was strange. Das betrifft zum einen das ansonsten für mich un­interessante Wetter – es war glücklicherweise nicht so brennend heiß wie die vergangenen Jahre um diese Zeit. Naive Gemüter, von denen ich ein paar kenne, würden vermutlich nun grinsend meinen: „Seht ihr! Klimawandel ist Nonsens, Panikmache! Das ist ein ganz normaler Sommer wie jeder andere auch gewesen …!“

Tja, solche Leute fallen natürlich auf die Bauernfängertricks der Verschwörungstheoretiker munter herein – man präsentiere je­mandem 90 Belege für den Klimawandel und einen dagegen, und Menschen diesen Schlages werden die 90 Belege geflis­sentlich ignorieren, den einzelnen hervorheben und sagen: „Seht ihr, ich habe es doch immer schon gewusst, und die Wis­senschaft sagt das auch …“

Wenn man aber ein wenig weiter über den Tellerrand blickt und weiß, dass etwa vor Florida Rekordwassertemperaturen gemes­sen werden, dass Korallenbleiche grassiert, dass selbst das Mit­telmeer Badewannen-Wassertemperatur erreicht und die Tage dort mit 40 Grad an Land aufgeheizt werden, der kann über sol­che naiven Gemüter nur den Kopf schütteln …

Nun, das nur so als kleiner Exkurs zu einem aktuellen Thema. Der Klimawandel geht uns alle an, und selbstverständlich sind die Beweise, dass der Mensch seit über 200 Jahren dramatisch an der Klimaschraube dreht und jetzt die „Ernte“ dieses sehr trägen globalen Klimasystems einfährt, überwältigend und nicht mehr wegzudiskutieren.

Ausnahmewetter in manchen Regionen ist darum kein Beleg, dass es den Klimawandel nicht gibt. In gewisser Weise erfreulich für mich, und damit komme ich zum eigentlichen heutigen The­ma, hatte dieses moderate Klima in Braunschweig für mich zur Folge, dass ich kreativ ziemlich gut auf Kurs blieb … und ich gebe zu, es gab einige Großprojekte, die das wunderbar ermög­lichten. Schauen wir uns das mal im Detail näher an:

Blogartikel 551: Work in Progress, Part 127

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

OSM-Hauptglossar, Version 3

Anmerkung: Das war, wiewohl hier schon genannt, eigentlich die zweite Hauptarbeit dieses Monats. Hierzu ist natürlich etwas zu erzählen – die zweite Version des OSM-Hauptglossars, in der ich etwa 35 Geschichten erfasst hatte, datiert zurück auf das Jahr 2011 (!), kein Witz. Und es umfasste lediglich 290 Seiten. Inzwischen ist diese Fassung durch die obige komplett abgelöst und buchstäblich kompostiert worden.

Das neue aktuelle Hauptglossar umfasst insgesamt 937 Textsei­ten, und es kostete mich eine Druckerpatrone und mehrere Tage Ausdruckzeit, es für den Ausdruck aufzubereiten … im Nachgang entdeckte ich zahlreiche Detailfehler, nachdem ich im Anschluss an die Übertragung vom stationären PC auf den Laptop, von dem aus ich den Ausdruck vornahm, schon jede Menge Kleinigkeiten ausgebügelt hatte. Als ich, fußend auf die­sem Ausdruck dann das neue Begriffsregister erstellte, tauch­ten noch weitere „Schmarren“ auf … nicht dramatisch. Die wur­den handschriftlich markiert, und sobald ich mich an die 4. Fas­sung des Hauptglossars mache, werden all diese Korrekturen umgehend eingearbeitet.

Tatsache ist auch, dass ich das Hauptglossar während dieser Ar­beiten in zwei Teile aufspalten musste, um sie von der Daten­menge noch händeln zu können. Das wird zweifellos nicht das letzte Wort sein, denn es gibt noch zahlreiche Serienglossare, die vervollständigt und dann eingepflegt werden wollen. Unten schreibe ich dazu noch etwas.

Jedenfalls könnt ihr euch vorstellen, dass diese Tätigkeit eine Menge Zeit band. Und die konnte ich dann eben nicht für ande­re Werke im Rahmen der Episodendigitalisierung aufwenden.

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(16Neu 69: Die Flotte der CROMOS)

(20Neu 2: Auf der Flucht)

(16Neu 67: Das Energienetz)

Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“

Anmerkung: Aufmerksame Leser der vergangenen Monate und Jahre könnten hier eine Frage stellen, etwa diese: „Warum ist dieser Eintrag nicht mehr in Klammern geschrieben? Der war doch bisher IMMER in Klammern geschrieben!“ Ja, das ist rich­tig, aber es handelt sich nicht um einen Schreibfehler.

Die Fettmarkierung könnte das, was ich tatsächlich in diesem Monat realisierte, offenkundig machen: Ich habe hiermit das erste Serienglossar des OSM abgeschlossen. Dieses Glossar umfasst ernstlich 307 Textseiten. Und wie ich euch in 2 Wochen im Detail erläutern werde, war dies natürlich nur Schritt 1 eines ergebnisorientierten Prozesses. Nun stand der nächste Schritt an – die Überführung dieser Datenmenge in das OSM-Haupt­glossar, Version 2, um daraus die oben erwähnte Version 3 zu machen.

Dies hier war also am 11. Juli 2023 die erste Großbaustelle, die ich erfolgreich in diesem Monat bewirtschaftet habe. Das Ein­pflegen der Daten in das Hauptglossar dauerte dann bis zum 19. Juli, dann konnte ich auch dieses fertig abschließen, das auf mehr als 900 Seiten angewachsen war.

Tja, und dann folgte natürlich aus diesen beiden Schritten der dritte Schritt, zu dem ich weiter unten etwas sagen werde.

Blogartikel 555: Close Up: Der OSM im Detail (52)

(16Neu 71: Geheimcode Lichtbasis)

(OSM-Wiki)

(16Neu 68: Calor-Ests Erbe)

(16Neu 72: TOTAMS Emissär)

(Die Rollenspielerin – Archipel-Story)

Anmerkung: Das war so eine kleine, wirkungslose Abirrung in den Archipel. Ich konnte mich beim besten Willen nicht darauf konzentrieren, sondern meine Gedanken waren ständig ander­wärts unterwegs.

Wohin? Nun, zum einen natürlich in die oben erwähnten Glossa­re, aber es drängte mich auch mit Macht in eine ganz andere Ecke des OSM.

Blogartikel 558: Logbuch des Autors 31 – Ein lange geheg­ter Traum

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer“)

Anmerkung: Diejenigen unter euch mit einem sehr langen Ge­dächtnis mögen sich entsinnen, dass ich im Jahre 2002 damit begonnen habe, die allererste OSM-Serie „Oki Stanwer“ (1982-1984 verfasst) zu digitalisieren. Das Serienglossar ent­stand dann quasi parallel dazu … aber obgleich ich das Serien­digitalisat schon anno 2005 abschloss, blieb dieses Glossar Stü­ckwerk. Mit der Konsequenz, dass die dort erfassten Begriffe bis heute nicht Teil des Hauptglossars gewesen sind.

Die obigen Arbeiten, die ja vollständig erfolgreich waren, brach­ten mich zu der Überzeugung, dass ich die Arbeitsschritte, die ich beim OSH-Glossar perfektioniert hatte, auch hier zur Anwen­dung bringen könnte. Deshalb gehe ich zurzeit davon aus, dass dies das nächste Serienglossar ist, das ich vervollständigen und dann übertragen werde.

Erst einmal beanspruchte aber ein anderes Universum meine volle Aufmerksamkeit …

NK 59: Ziel: Splitterhort

Anmerkung: In den Jahren 2020 und 2021 hatte ich den vor­dersten Schreibrand dieser Serie, des KONFLIKTS 24 des OSM, also die Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ bis An­fang von Band 59 vorangetrieben. Die Planungstitel sind schon viele Jahre alt, und erst, als ich mich wieder gründlich einlas – etwas, was auch im Juli 2023 geschah – , da flammte meine kreative Energie von neuem auf … und ruckzuck war die Episode 59 fertig und ich selbst voll im Erzählstrom.

Während vier Alli-Matrixfehler auf einer seltsamen Dschungel­welt gestrandet sind, die von einem Halo schimmernder, wo­gender Kristallsplitter umgeben ist und hinter denen keinerlei Universum mehr zu entdecken ist, kam ich in dieser Folge von der Gegenseite. Nun brach eine gemischte Expedition von Grauhäutigen der AUREUS-Allianz und der gestaltwandelnden Tassiner in ein verwaistes Baumeister-EXIL auf, den so genann­ten „Splitterhort“, wo vor Urzeiten jemand versucht haben soll­te, eines der SIEBEN SIEGEL VON TOTAM zu restaurieren … ein Versuch, der fehlgeschlagen war. Und bei der alleinigen Erkun­dung gerieten die Forscher in akute Lebensgefahr.

(16Neu 73: Die Doppelköpfigen)

(VvD 19: Rebellin der Sternenfeen)

(VvD 17: Die Stimme der Hoffnung)

Anmerkung: Auch hier versuchte ich, an die bisherigen stürmi­schen Schreiberfahrungen der Monate April und Mai d. J. anzu­schließen … aber ich stellte sehr schnell fest, dass ich gedank­lich zu sehr im KONFLIKT 24 schwebte, als dass das irgendeine Aussicht auf Erfolg geboten hätte. Also verließ ich brav, wie es sich gehört, diese Serie wieder und konzentrierte mich auf den turbulenten Bilderstrom, der mich sofort zurückspülte in die Ga­laxis Tushwintau.

NK 60: Im Sturm von Tushwintau

Anmerkung: Fortsetzung von Band 59, wieder mit zwei Hand­lungsebenen. Einmal außerhalb des „Splitterhortes“ bei den Grauhäutigen und Tassinern, dann drinnen bei den Alli-Matrix­fehlern, die allmählich herausfinden, was mit der untergegange­nen Zivilisation auf dem Planeten geschehen ist, auf dem sie gestrandet sind.

Und dann landet die Grauhäutigen-Tassiner-Mission. Und alles, wirklich alles, geht auf dramatische Weise schief.

NK 61: SIEGEL-Stimmen

Anmerkung: Und das war dann der Schlussakkord dieses Vier­teilers, in dem ich auf beeindruckende Weise Handlungsfäden zusammenfügen konnte, die seit Band 18 (!) der Serie offen sind. Das bedeutet also: seit den späten 90er Jahren. Auch fiel in Band 25 damals schon der Begriff des „Großen Plans“, und erst nachdem ich jetzt Band 61 abgeschlossen hatte, konnte ich auf der dortigen Lexikonseite diesen Eintrag endlich erklären.

Das nun ein Aha-Erlebnis zu nennen, ist noch weit untertrieben … es ist einfach atemberaubend! Hier begriff ich während des Schreibens, was die sieben Gestaltwandler-Splittervölker im Universum 24 des OSM tatsächlich TUN sollen, wer dafür ver­antwortlich zeichnete und was als nächstes geschehen würde. Das kann ich hier kaum in Worte fassen, und es würde euch auch recht wenig bringen, wenn ich es täte – dafür fehlt euch einfach noch das passende Vorwissen. Aber vertraut meinen Worten: Das, was ich hier jetzt in dieser Episode Ende Juli 2023 entdeckt habe, wird das Gesicht von KONFLIKT 24 vollständig verändern, und es juckt mich jetzt schon VERDAMMT in den Fin­gern, hier weitere Planungstitel zu entwerfen und weiter zu schreiben … in gewisser Weise ist es von Glück zu sagen, dass ich gegenwärtig ziemlich viel mit Jobcenter und Finanzamt zu tun habe. Das erdet mich auf sehr willkommene Weise.

Es kann als sicher gelten, dass ich hier sehr bald weiterschrei­ben werde. Mit neuen Planungstiteln, ganz klar!

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“)

(NK 62: Fürsorgliche Entführung)

Anmerkung: Tja, was mag man sich wohl unter DEM Titel vor­stellen? Das klingt so ein wenig paradox wie „freundlicher Bank­überfall“ oder „netter Raubzug“ … auch dieser Titel ist schon sehr alt und konfiguriert eigentlich als Teil 1 eines Zweiteilers. Inzwischen denke ich, dass ich da noch einen Band anschließen muss. Da taucht ein alter Bekannter des OSM auf – ein monströ­ses Wesen namens Soffrol. Und ich freue mich schon unglaub­lich darauf, das kann ich euch sagen …

OSM-Begriffsregister, Version 3

Anmerkung: Dies war dann das dritte Großbaustellenprojekt, das ich am 30. Juli gerade soeben vor Monatsschluss noch be­enden konnte. Es ist mit 92 Seiten Umfang vergleichsweise schmal … aber überlegt bitte, dass jede einzelne Zeile dieser Aufstellung ein Begriff des OSM ist. Zusammen reden wir hier also über rund 5.400 Begriffe, Namen, Völker, Planeten und der­gleichen … und ich sagte ja, dass erst eins von langfristig 33 Serienglossaren ins aktuelle Hauptglossar eingepflegt ist. Also könnt ihr euch leicht denken, dass auch dieses Begriffsregister stete Updates erhalten wird. Das alte Begriffsregister stammte auch von 2011 und hatte gerade mal 35 Seiten Länge … das ist alles erst der bescheidene Anfang von etwas sehr viel Größe­rem.

(20Neu 4: Landeanflug auf Sotir-Eins)

Ja, das sind nur 8 Werke, wohl wahr (konkret waren es insge­samt 14, aber die anderen fallen in Rubriken, die hier nicht ge­listet werden). Doch wenn ihr euch an die drei beendeten (!) Großbaustellen erinnert und an die Aberhunderte von Seiten, die ich dort einpflegte, die Hunderte von Begriffen, die ich aus dem KONFLIKT 13 erläuterte und schließlich ins Hauptglossar überführte, so kann man wohl nicht behaupten, dass diese nu­merisch geringe Ausbeute des Monats auf schwächelnde Kreati­vität hinweist.

Tatsache ist vielmehr dies: Die analytische Erschließung von Episoden, das Verzeichnen neuer Begriffe, das Erläutern von Personen, Orten, Völkern und entsprechenden vernetzten Kon­texten ist eine Arbeit, die enorme Konzentration und dement­sprechend viel Zeit erfordert.

Manch einem von euch mögen beispielsweise Fußnoten nervig und überflüssig erscheinen, erst recht Glossare, Begriffsregister und Lexikonseiten. Aber Fakt bleibt, und ich weiß das seit über 30 Jahren, dass ein groß dimensioniertes Projekt wie der Oki Stanwer Mythos ohne solche analytischen Hilfsmittel gar nicht mehr überschaubar ist. Ich hätte mich längst unheilbar in Wi­dersprüchen verheddert (was teilweise durchaus passierte, aber das sind eben die Episodenversionen, da können in der Ausar­beitung derartige Schrammen an der Logik ausgebessert wer­den), wenn ich solche Werkzeuge nicht entwickelt hätte.

Wenn ihr euch die schon recht voluminöse OSM-Wiki anschaut, seht ihr, was ich meine. Das ist gewissermaßen der kleine Bru­der der obigen Glossare, Lexika und Begriffsregister. Und bis die Wiki diese Dimensionen erreicht, wird noch viel Zeit vergehen.

Damit möchte ich den Überblick über den Monat Juli 2023 ab­schließen. In der kommenden Woche erläutere ich weiter den Plan zur Gründung eines Autoren-Nachlassarchivs.

Bis dann, meine Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 449: Die Betoninsel

Posted März 26th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute machen wir mal einen Ausflug auf ein bizarres Eiland der Zivilisation, gewissermaßen auf einen geheimen Hinterhof, wo die Zeit stillsteht und die Regeln der Normalität außer Kraft ge­setzt sind.

Wir befinden uns in den frühen 80er Jahren des 20. Jahrhun­derts, und in England pulsiert noch immer eine neue Denkrich­tung der Phantastik, die man „new wave“ nennt. Es ist eine weitgehende Abkehr von den Weltraumimperien des frühen Jahrhunderts und der Pulp-Ära, es geht mehr um Innenraumer­kundung, um bizarre, meist dystopische Landschaften, in denen sich die zerbrochene Psyche der Protagonisten spiegelt.

Dies ist der Background, vor dem man den Roman sehen muss, den ich heute mal aus dem Abgrund der Vergessenheit ans Ta­geslicht zurückbefördern möchte. Wie ich in der Rezension vor fünfzehn Jahren schon so treffend schrieb: Es ist nicht wirklich Science Fiction, sondern eine seltsam gebrochene Form von es­kapistischer Literatur, die im Grunde auf eine jahrhundertelange Traditionslinie zurückblickt. Und doch schafft es James Graham Ballard, diese insulare Welt ganz ins Hier und Jetzt der pochen­den Hightech-Zivilisation zurückzuholen.

Willkommen auf der Betoninsel und in einem Alptraum ganz be­sonderer Prägung …

Die Betoninsel

(OT: Concrete Island)

von James Graham Ballard

Heyne 3803, 1981, 192 Seiten

Aus dem Englischen von Walter Brumm

ISBN 3-453-30744-5

Robert Maitlands normales Leben endet am 22. April 1983. An diesem Tag fährt der 35jährige Londoner Architekt mit überhöh­ter Geschwindigkeit und hat an einem besonders unübersichtli­chen Streckenabschnitt des Londoner Verkehrsnetzes einen Au­tounfall: er durchbricht die Leitplanke, schlittert eine mehrere Meter hohe, steile Böschung hinab und ist auf einmal auf einer Insel gestrandet, die von Hochgeschwindigkeitstrassen, Zäunen und steilen Böschungen umrandet wird.

Sein Wagen hat einen Totalschaden erlitten, er selbst ist aller­dings erstaunlich gering verletzt. Ganz gefangen in dem Be­wusstsein, schnellstmöglich in sein normales Dasein zurückkeh­ren zu müssen, bemüht sich Maitland die Böschung hinauf und versucht, einen Wagen anzuhalten. Bei diesem Versuch kommt er beinahe ums Leben – schwer verletzt stürzt er erneut die Bö­schung hinab und findet sich nun in einer höchst prekären Lage wieder: er ist ein Gefangener dieses seltsamen „Betoneilands“, ohne Kontakt zur Außenwelt. Schnell stellt er fest, dass seine Chancen immer weiter sinken, dieses unglaubliche Gefängnis mitten in der Zivilisation zu verlassen, je länger er hier verweilt. Denn es gibt keine nennenswerte Nahrung, außerdem setzen ihm seine Verletzungen zu und Wundfieber schwächt Maitland weiter.

Doch die Umweltbedingungen stehen weiterhin gegen ihn, und immer mehr muss er begreifen, dass er sich auf diesem ver­wahrlosten Grundstück auf längere Zeit einzurichten hat, dass die Rückkehr so rasch wie erhofft nicht gelingen wird. Also macht sich Robert Maitland daran, sein neues Reich zu erfor­schen und findet entgegen seiner Erwartung (und damit führen sowohl der englische wie der deutsche Titel in die Irre) bis fast auf die Grundmauern geschleifte Gebäude, deren Keller aber teilweise intakt sind, er entdeckt die Reste eines Kinos, Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, einen Teil eines Friedhofs … und dann macht er auch noch die schockierende Entdeckung, dass er nicht der einzige Bewohner dieser seltsamen Insel ist, was naturgemäß ganz besondere Probleme erzeugt …

Genau genommen ist dies kein Science Fiction-Roman. Zwar hat Ballard ihn im Jahre 1973 geschrieben und zehn Jahre in die Zu­kunft projiziert, aber er entbehrt aller phantastischen Zutaten, die man für einen typischen SF-Roman erwarten würde. Wie vie­le seiner Romane ist auch diese Geschichte mehr eine Art von sozialem Experiment und damit ein klassisches Stück der New Wave, die ja weniger auf utopischen „Außenabenteuern“ basier­te, sondern mehr auf dem „inner space“ des Menschen. Damit sind Ballards Werke, und besonders dieser hier, den sozialkriti­schen Werken eines Philip K. Dick vergleichbar. Hier ist diese Geschichte aber beinahe allen verfremdenden Beiwerks ent­blößt, was, wie man rasch erkennt, Methode ist.

Die drastische Form, in der Ballard hier einen modernen Men­schen in der Erfolgsgesellschaft brüsk auf einem Abstellgleis des Daseins zum Stillstand bringt und ihn dann in einer Zwangs­ruhepause dazu nötigt, sich mit seinen eigenen inneren Dämo­nen auseinanderzusetzen (was Maitland eher schlecht gelingt), ist indes ein Topos, der sich schon seit Jahrhunderten großer Be­liebtheit erfreut. Ein vielleicht bekanntes Beispiel hierfür ist Da­niel Defoes „Robinson Crusoe“, mit dem diese Geschichte einige Ähnlichkeiten aufweist. Und das vielleicht Beunruhigendste an diesem Werk ist wohl, dass es auf ähnliche Weise immer noch geschehen könnte.

Natürlich: der Lokalkolorit ist buchstäblich veraltet, und Bunker des Zweiten Weltkriegs wären nach 60 bzw. 70 Jahren sicherlich in Verkehrsplänen längst planiert, auch sind Che-Guevara-Plaka­te und Potrauchen, wie in diesem Roman, durchaus nicht mehr „en vogue“. Aber wie tief verwurzelt die Vorstellungen von „Aussteigen“ aus der hektischen Berufswelt, den Ellenbogen­kämpfen des Aufstiegs und der rigorosen Rivalität sind, belegen zahllose Ratgeber, Meditationsseminare oder auch Filme wie „Cast Away“, wo vor einigen Jahren Tom Hanks etwas ganz Ähnli­ches widerfuhr wie Robert Maitland, nur eben im „passenderen“ Setting einer tropischen Insel.

Vermutlich die bestürzendste Entdeckung des Lesers besteht in Maitlands wahnhafter Veränderung gegen Schluss, über die ich lieber nichts Genaueres schreibe. Aber wenn man das Buch aus­gelesen hat, ist man durchaus am Zweifeln, ob man, selbst ge­nau in Maitlands Situation steckend, viel klüger handeln würde als er. Ja, daran kann man ohne weiteres zweifeln …

Auch wenn dieser Roman also streng genommen keine SF ist, sollte man sich seiner wieder erinnern (und falls es mal eine Neuübersetzung etwa von Joachim Körber geben sollte, wäre sie dieser Version sehr vorzuziehen, da sich der Übersetzer Walter Brumm Ballards Wortreichtum nicht gewachsen sieht) …

 

© 2009 by Uwe Lammers

Ihr kennt das von meinem abwechslungsreichen Rezensions-Blog: Schwere oder bizarre Kost wechselt sich mit leichterer Lektüre durchweg ab. Und so kommen wir in der nächsten Wo­che weg von dem bizarren, verkehrsumbrausten Betoneiland und landen wieder in der amüsanten Welt von Jessica Clares „Perfect Passion“. Wieder erwischt es einen Milliardär … doch wen nur?

Mehr dazu in der kommenden Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 555: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 52

Posted März 23rd, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wenn man mit mangelhaften Informationen nassforsch ver­sucht, Aktionen zu erzwingen und Kenntnisse zu mehren, dann kann das katastrophale Folgen zeitigen. Oki Stanwer lernt das in KONFLIKT 16, der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ gerade auf dramatische Weise. Schauen wir noch mal kurz zurück.

Rückblick: Nach einer Zeitstasis, die sie 40 Jahre lang in der Ga­laxis Kirrongar festhielt, kehren Oki Stanwer und die arg ge­schrumpfte Gruppe seiner überlebenden Gefährten heim und finden, wie befürchtet, eine Trümmerwüste vor, in der nichts mehr so ist wie zuvor. Die Dämonenwaffe GOLEM hat nahezu die ganze Galaxis in Schutt und Asche gelegt.

Zwar gelingt es Oki, die letzten Angehörigen des Alienvolks der „Schmelzenden“ zu retten und den Baumeister-Planeten MONO­LITH mit seiner überlegenen Supertechnik auf seine Seite zu ziehen. Doch als er sich dann in den Randkrieg einmischt, GO­LEM den Krieg erklärt und das Reich der Zyw-Grynoth aufsucht, gerät er in eine existenzielle Notlage.

Im Reich der Zyw-Grynoth haben sich entartete CROMOS mit überlegener Supertechnik eingenistet, und vierzehn ihrer Kampfschiffe jagen daraufhin Okis ERKUNDER 1 gnadenlos durch die Galaxis. Ausweg bietet scheinbar nur ein lebensge­fährlicher Ort – das so genannte GRALSREICH.

Die sie insgeheim schon verfolgenden Späher der Galaxisrebel­len sind schockstarr, als die ERKUNDER 1 tatsächlich in diesen tödlichen Bereich einfliegt, um die CROMO-Verfolger loszuwer­den …

Episode 61: Die Rebellen der Milchstraße

(1995, digitalisiert 2023)

Blende zu den Galaxisrebellen in der Einleitung:

Ohne dass Oki Stanwer das bislang weiß, haben die Rebellen die Baumeisterwelt RANTALON vor Jahren schon gefunden, eine phantastische künstliche Ringwelt um die Sonne „Schicksal“. Und vom WÄCHTER ist bekannt, dass RANTALON der Kampfplatz der Lichtmächte ist, wo der finale KONFLIKT 16 ausgetragen werden soll.

Aber RANTALON ist nicht erreichbar – eine unsichtbare Barriere aus „Zeitgezeiten“ schirmt sie hermetisch nach außen ab, und nahezu jeder, der sie durchdringen will, stirbt eines grauenvol­len, unausweichlichen Todes …

Blende zu Oki Stanwer:

Der Wahnsinnsplan gelingt tatsächlich – sowohl die ERKUNDER 1 als auch die verfolgenden CROMOS dringen ins rätselhafte GRALSREICH ein … für einige Sekunden. Dann nämlich werden alle CROMO-Einheiten rigoros ausgelöscht, die ERKUNDER nicht, die aber sofort in Sicherheit transistiert. Was im GRALSREICH aufgenommen worden ist, erweist sich als ein bizarres, mehr als 140.000 Kilometer großes künstliches Gebilde, das weder ein Raumschiff noch ein Planet sein kann …

Und dann nehmen die schwer erleichterten Späher der Galaxis­rebellen mit Oki Stanwer Kontakt auf, der sich immer noch si­cherheitshalber als „Beauftragter der Lichtmächte“ ausgibt und keinen Sichtsprechkontakt zulässt.

Auf tagelangen Umwegen geleiten die Späher sie schließlich in ein Sonnensystem, wo der Planet SIDEWALK existiert, das neue Hauptquartier der Rebellen. Und hier lüftet Oki sein Inkognito und ruft einige Unruhe auf dem Planeten hervor – nicht zuletzt bei einem alten Bekannten, dem WÄCHTER, der hier in einer Art Büßergewand auftritt. Aber das ist erst der Anfang der Überra­schungen …

Episode 62: MARCONIUS STANWER

(1995, digitalisiert 2023)

Fortsetzung von Oki Stanwers Handlungsspur:

Als die Raumüberwachung der Rebellen Oki Stanwer unmögli­che Handlungsanordnungen übermittelt, entschließt er sich dazu, einfach auf dem Planeten zu landen … und wird während des Landemanövers beschossen, was ihn kurzzeitig erschreckt. Diese Schreck teilt sich dem WÄCHTER, dem Anführer der Re­bellen und seiner Mutter als physischer Schock mit – aufgrund der Helfer-Kopplung.

So ist der Rebellenanführer Marc im Bilde, als die ERKUNDER 1 auf dem Raumhafen von SIDEWALK landet und sofort zur Stelle. Hier kommt es alsbald zu einem bemerkenswerten Treffen – Oki steht dem WÄCHTER gegenüber und jenem so vertraut wirken­den Fremden, der sich nun als sein leiblicher Sohn Marconius Stanwer zu erkennen gibt. Jenes Kind, das im Leib der Raumkor­sarin Death-Zhonya nach ihrer Trennung vor vierzig Jahren her­anreifte und von dem er nie etwas erfuhr.

Sonja, wie sie sich inzwischen bürgerlich wieder nennt, befindet sich zu seiner Freude ebenfalls auf SIDEWALK, und Marconius bringt ihn umgehend zu ihr. Doch das Wiedersehen ist ein grässlicher Schock – die Helferin des Lichts ist eine nahezu un­kenntliche, völlig vergreiste Person, die mit letzter Kraft am Le­ben hängt und nun, kaum dass sie einander wiedergesehen ha­ben, vor seinen Augen stirbt.

Oki Stanwer muss annehmen, dass sein Erzfeind GOLEM für Sonjas grauenhafte Veränderung verantwortlich ist. Er ahnt nicht, dass die Dinge sehr viel schlimmer stehen …

Episode 63: Blick auf RANTALON

(1995, digitalisiert 2023)

Fortsetzung der Oki Stanwer-Handlungsschiene:

Im Anschluss an Sonjas Begräbnis sucht Oki das Gespräch mit seinem Sohn, und Marconius berichtet – analog zu dem Zyw-Grynoth Delwoor (vgl. Bd. 59) aus Sicht der Galaxisrebellen von der Vergangenheit. Nun kommt in viele Details Licht, und die verheerende Situation in der Galaxis wird zunehmend transpa­renter.

Marconius erzählt davon, dass der WÄCHTER unmittelbar vor dem Waffengang beim Funkfeuer Süderstern (vgl. Bd. 50) de­sertierte und seinen Helfer-Kollegen Harg Segor im Stich ließ. Der Grund wird schnell offenbar: Der WÄCHTER hat all diese Er­eignisse bereits einmal durchlebt, da er erst in der nahen Zu­kunft eine Zeitreise durchmachen wird, die ihn schließlich zur Kristallpyramide von Hellside führt, wo er für Millionen Jahre ein­gekerkert wird … und dass er nichts von all den Geschehnissen berichtete, werfen ihm die Galaxisrebellen vor.

Er wusste vom Inferno bei Süderstern.

Er wusste von Harg Segors bevorstehendem Tod.

Er wusste von den Attacken auf Terra und die anderen Welten der Galaktiker … und er hätte durch seine Warnungen mögli­cherweise Milliarden Leben retten können.

Aber dadurch hätte er auch auf unkalkulierbare Weise die Zeit verändert und vielleicht seine eigene Existenz eingebüßt. Das ist zwar keine Entschuldigung, aber es erklärt nun hinreichend, warum er ein geduldeter Geächteter auf SIDEWALK ist.

Auch Ekkon, der Ritter vom Goldkristall, und sein Vorgesetzter, der amtierende Matrixkoordinator, der LEUCHTENDE, leben auf SIDEWALK, wie Oki Stanwer erfährt. Und auch sie sind Verbann­te!

Das klingt einigermaßen verrückt, aber Marconius macht deut­lich, warum das so ist: Als die Galaxisrebellen vor neun Jahren RANTALON entdeckten, wollte seine Mutter Sonja die erste sein, die die Ringwelt betrat … und stattdessen geriet sie als erste in die Zeitgezeiten. Nur aufgrund ihrer Langlebigkeit und Primärenergieaufladung überlebte sie diesen verheerenden Kontakt, vergreiste aber vollständig, sodass Marc die Kontrolle über die Galaxisrebellen übernehmen musste.

Und die Verantwortlichen für die Zeitgezeiten sollen die Diener der Sieben Lichtmächte sein – dass Ekkon beteuerte, davon nichts zu wissen, wurde ihm nicht geglaubt. Sonja ordnete um­gehend seine und des LEUCHTENDEN Verbannung in die Wildnis von SIDEWALK an … woraufhin der LEUCHTENDE die Galaxisre­bellen als Saboteure und potenzielle Unterstützer TOTAMS an­klagte.

Oki beginnt zu verstehen, dass der Haussegen hier in jeder er­denklichen Weise schief hängt.

Er wird nun auch darüber aufgeklärt, warum die SRU und die Artaner, die sich ja im Vorfeld der Kirrongar-Expedition verbün­det hatten, GOLEMS Ansturm nicht mehr Gegenwehr entgegen­brachten – aus irgendeinem Grund sind im Vorfeld der Invasion die Okis, die ja dort die Führungspositionen bekleideten, ausge­fallen. Thor könnte von ELDORADO einiges dazu sagen, aber zu ihm besteht aktuell kein Kontakt (vgl. Bd. 57).

Und um das Drama vollständig zu machen, gibt es mit Soffrol und der Neuen LIGA einen weiteren mächtigen Machtpol in der Galaxis, außerdem treiben sich GOLEMS Schergen in der Milch­straße herum. Und ihnen folgten aus einer fernen Galaxis die Si­chelschiffe der DIGANTEN, die GOLEMS Truppen gnadenlos be­kämpfen, wo immer sie sich zeigen.

Die Galaxis ist ein einziges Pulverfass … und Oki Stanwers Auf­tauchen hat augenscheinlich den Zündfunken aktiviert, wie das Chaos im Reich der Zyw-Grynoth zeigt. Da ist jetzt guter Rat echt teuer!

Episode 64: DIE GRALSJÄGER

(1995, digitalisiert 2023)

Fortsetzung der Oki Stanwer-Handlungsschiene:

Oki sieht, solcherart über die chaotische Lage der Gegenwart aufgeklärt, mehrere wichtige Vorhaben, die angegangen werden müssen. Es muss eine Lösung für das CROMO-Problem geben, außerdem ist es essenziell, die Zeitgezeiten zu überwinden und RANTALON zu erreichen. Mutmaßlich werden sie nur dort vor GOLEM in Sicherheit sein.

Aber obwohl ein Versuch unternommen wird, mit den Mitteln MONOLITHS die Zeitgezeiten zu untersuchen, stellen Oki und seine Gefährten schnell fest, dass das aussichtslos ist. Die Tech­nik von MONOLITH kann hier mindestens kurzfristig nicht helfen.

Also verfällt Oki Stanwer auf einen anderen Plan: Er will noch einmal ins GRALSREICH reisen, um diese Wesen zu kontaktie­ren. Es ist offenkundig, dass sie beim ersten Einflug einen kla­ren Unterschied zwischen dem ERKUNDER und den CROMOS machten – und dass sie die CROMOS mit ihrer unbegreiflichen Supertechnik quasi im Handstreich erledigen können, haben sie schlagend bewiesen.

Gegen massive Einwände – die Galaxisrebellen halten Okis Idee für selbstmörderisch – kann er diesen Einsatz tatsächlich durch­setzen. Einige seiner Gefährten bleiben allerdings aus begreifli­cher Furcht auf SIDEWALK … doch der Ritter vom Goldkristall, Ekkon, schließt sich ihnen an.

Mit dem ERKUNDER 1 dringen sie nun tatsächlich ein zweites Mal ins GRALSREICH ein … und werden quasi sofort überwältigt und von einem fremdartigen Hohlkörper aus lebendem Metall eingeschlossen, der sie immer tiefer ins GRALSREICH hinein­zieht, einen Bereich von unfasslicher Fremdartigkeit. Und das Kommandogehirn des ERKUNDERS schlägt vor, sie sollten sich möglichst schnell etwas einfallen lassen, denn in Bälde befän­den sie sich in jenem in Band 61 gesichteten Gebilde, aus dem sie sicherlich nicht mehr entkommen würden.

Oki Stanwer versucht daraufhin, paramentalen Kontakt mit den GRALSJÄGERN aufzunehmen …

In einer Parallelschiene dieser Episode wird zudem deutlich, wo­her die GRALSJÄGER tatsächlich stammen: Sie kommen als Zeit­reisende aus einem fernen Universum und haben den KONFLIKT 16 angesteuert, um ein Objekt zu bergen, das sie als GRAL be­zeichnen … was verheerende Kollateralschäden erzeugte. Von diesen Dingen haben Oki Stanwer und seine Gefährten nicht den blassesten Schimmer …

Episode 65: Imperiumsherz in Fesseln

(1995, digitalisiert 2023)

Fortsetzung der Oki Stanwer-Handlungsschiene:

Oki Stanwers Mentalkontakt mit den GRALSJÄGERN schlägt fehl – doch dafür bekommt er menschliche Lebenszeichen zu spüren und kann sich nach einer Weile in die optischen Sinne einer Per­son einklinken: Er landet geradewegs in einem furchtbaren Alp­traum!

Oki wird Zeuge, wie eine monströse Prozession von übel ver­stümmelten Menschen, die mit Cyborgteilen aufgerüstet worden sind, Leichenteile zu einer Gruppe von Artanern bringen, augen­scheinlich Shekarern, von denen er aus Marcs Erzählungen er­fahren hat. Und diese „bauen“ den Toten mit technischen Teilen zu einem neuen Cyborgsoldaten zusammen. Dabei geht ihnen jede Gnade, jedes Feingefühl und jedes ethische Bewusstsein ab. Und, noch schlimmer, sie denken offenbar nicht!

Als Oki Stanwer sich grauengeschüttelt wieder mental aus der Verbindung ausklinkt und Ekkon zur Rede stellt, wird deutlich, was hier wirklich passiert ist: Der Ritter vom Goldkristall hat schon seit Jahren versucht, Missionen ins GRALSREICH zu orga­nisieren. Dabei sind Dutzende von Menschen umgekommen … oder beinahe umgekommen, sie wurden von den Shekarern zu Cyborgkriegern umgebaut, nachdem sie schwerst verwundet waren. Augenscheinlich führen die Shekarer Krieg gegen die GRALSJÄGER, und sie sind nicht allzu erfolgreich.

Die Shekarer, erläutert Ekkon nun kleinlaut, sind eigentlich auch keine Artaner – es handelt sich bei ihnen vielmehr um so ge­nannte „Plus-Okis“. Ein Begriff, der bei Oki und Kleines Grauen auslöst. Die sich selbst so nennenden Plus-Okis sind eine uralte Gefahr, die schon in KONFLIKT 9 das okische Imperium an den Rand der Selbstzerstörung brachte, weil diese Roboter, bau­gleich mit den Okis und ebenfalls vom in dieser Hinsicht schizo­phrenen BURTSON produziert, die Oki-Roboter und Oki Stanwer mit mörderischem Todeshass verfolgen.

Damit werden noch mehr Dinge deutlich, und die Lage ver­schlimmert sich immer mehr: Das Objekt im GRALSREICH ist au­genscheinlich nichts Geringeres als der ZYNEEGHAR 11, dessen Zentralgehirn BURTSON ist. Der Okiplanet also. Und als die GRALSJÄGER vor vierzig Jahren den Planeten von allen Außen­verbindungen abkapselten, brach die Oki-Unterwanderung der SRU und der artanischen Nationen in sich zusammen. So wurde der Widerstand gegen GOLEMS Invasion im Vorfeld paralysiert.

Was haben die GRALSJÄGER nun vor? So verrückt es auch klin­gen mag – offensichtlich wollen sie den Okiplaneten entführen! Was Oki Stanwer und die anderen allerdings nicht wissen – die­ser jahrzehntelang vorbereitete Transit steht unmittelbar bevor und ist nur noch Stunden entfernt.

Was Oki und seine Freunde ebenfalls nicht wissen – die GRALS­JÄGER frohlocken derweil über die Immobilisierung des ERKUN­DERS, denn in ihm wissen sie drei weitere GRALE, die sie nun ebenfalls mit transferieren wollen: Oki Stanwer, Klivies Kleines und den allischen Helfer des Lichts Sketahr.

Und es gibt offenkundig absolut nichts, was das verhindern kann. Wieder einmal heißt es: Jetzt ist guter Rat echt teuer!

Fortsetzung folgt dann im kommenden Teil dieser Rubrik. Ihr merkt, es bleibt spannend …

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.