Liebe Freunde des OSM,
manchmal begegnet man in den Weiten des fortgeschrittenen Oki Stanwer Mythos (OSM) Dingen, die man schlichtweg für unmöglich hält, und dann kommt man aus dem Kichern gelegentlich gar nicht mehr heraus. Nein, ich rede damit an dieser Stelle nicht von den zahllosen absurden Worthülsenfehlern, falschen Wortbezügen, absurden logischen Schnitzern oder sonstigen Fehlern, die ich insbesondere vor 25 und mehr Schreibjahren in den frühen OSM-Episoden untergebracht habe. Damals war ich bekanntlich fest davon überzeugt, eine tolle Geschichte geschrieben zu haben, heutzutage muss ich da doch manches Mal arg am Lack kratzen und sie, von der Struktur und der Handlungslogik her auf den Prüfstand zerren und komplett ausweiden und neu schreiben, damit sie wirklich was her machen.
Nein, von diesen Dingen spreche ich heute nicht, sondern von einem Abenteuer ganz besonderer Art, das Oki Stanwer und seinen Freunden im Jahre 2081 irdischer Zeitrechnung zustieß. Ich stehe nämlich kurz davor, genau dort weiter zu schreiben, wo ich vor Jahren stehenblieb. Kurz eine Einstimmung:
Wir befinden uns im KONFLIKT 19, also in der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“, begonnen 1991, und man schreibt auf einem Planeten namens Dawson (wem dieser Name vertraut vorkommt, der sollte man den Roman „Ian und der Stein der Götter“ konsultieren, dann befindet ihr euch in exakt derselben Welt). Oki Stanwer befindet sich hier seit siebzehn Jahren im Exil und arbeitet mit seinen Mitstreitern daran, das technisch ausgefeilteste Gebilde zu erschaffen, das Dawson je gesehen hat – einen Raddampfer namens MISSOURI!
Nein, Freunde, das ist kein Witz, und erst recht nicht die Jungfernfahrt der MISSOURI, die er höchstpersönlich leitet. Dummerweise gerät die MISSOURI in ein obskures Raumzeitphänomen und befindet sich, schwuppdiwupp, auf einmal nicht mehr auf Dawson, sondern an einem Ort, den man die NISCHE nennt.
Die NISCHE ist ein eigentümlicher Bereich, in dem die natürlichen Gesetzmäßigkeiten unseres Kosmos keine rechte Gültigkeit mehr besitzen. Und so finden sich die Seeleute des Raddampfers unvermittelt in der grotesken Lage wieder, dass die MISSOURI ein Raumschiff geworden ist und durch Quasi-Vakuum dahindriftet.
Wer den Disney-Film „Der Schatzplanet“ kennen sollte, kann sich etwa vorstellen, wie so etwas aussieht… und nein, wer jetzt denkt, ich hätte bei Disney geklaut, der müsste die Frage eher umgekehrt stellen. Die MISSOURI rutschte schon am 7. Juli 1998 durch die Maschen der Realität in die NISCHE, da war vom „Schatzplaneten“ noch kein Pixel zu sehen. Wenn also irgendwer irgendwo geklaut hätte, dann die Disney-Macher bei mir (was allerdings auch nicht geht, da sie meine Geschichte nicht kannten).
Ihr versteht nun jedoch vielleicht, warum ich damals mit solcher Neugierde den Film im Kino angeschaut habe, Kinderfilm hin oder her.
Die NISCHE ist ein grotesker Ort, und sie ist gefährlich. Das merken Oki und seine Gefährten, als sie sich dem so genannten „Wasser-Spiegel“ nähern, einer Art Saturnring in der NISCHE, nur eben aus Wasser bestehend und von gefährlichen Driftkorallen bevölkert. Und das Zentrum des Wasser-Spiegels ist ein fliegender Kontinent, der Shonta-Land genannt wird.
Tja… und wer jetzt gedanklich eine Verbindung zwischen Shonta-Land und den schwarzen Zwergen, den Shonta aus KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ herstellt, wie das vor ein paar Jahren mal ein Probeleser überrascht tat, der tut dies zu Recht. Es spielt dabei keine Rolle, dass die beiden OSM-Universen, in denen diese Geschichten spielen, rund 90 Milliarden Handlungsjahre auseinander liegen.
Shonta-Land ist eigentlich ein Kontinent, der nicht angesteuert werden sollte, wenn nicht unbedingt notwendig. Aber die MISSOURI-Seeleute sind zu neugierig, und so kommt es, wie es kommen muss: sie erhalten bald darauf Besuch. Es werden nämlich kleine, wendige Segelschiffe gesichtet. Das heißt… zuerst retten sie Überlebende von einem Havaristen. Und die sind wirklich exotische Wesen, ich zitiere aus Band 18 der Serie (DM 18: „Der fliegende Kontinent“, 1998):
„Wir müssen von hier verschwinden…“
„KOMMT SOFORT AN BORD ZURÜCK…!“, kam auch der megafonverstärkte Schrei Leo Kaminskys von der MISSOURI.
„Noch nicht“, sagte Phipps. „Wir müssen noch jemanden bergen…“
„Du bist völlig wahnsinnig geworden“, keuchte Nbele, der inzwischen wieder auf der Oberkante angelangt war.
Aber Chen handelte bereits und verschwand in einer der Luken.
…
„Hier! Nehmt! Nehmt! Sind noch mehr da!“
Chen reichte aus der Luke einen der Schiffbrüchigen.
„Mäuse?“, flüsterte Phipps entgeistert. Aber seit wann waren Spitzmäuse über einen Meter groß und trugen nasse Kleidung…?
Tja, Freunde: Auftritt eines weiteren wirklich faszinierenden OSM-Volkes. Man nennt diese freundlichen Gesellen Crellys, und sie besiedeln die Steilküsten des Kontinents Shonta-Land. Und dummerweise sind die nächsten Crellys, mit denen die Männer der MISSOURI Kontakt bekommen, Bewohner der Vertikalstadt Gondaur.
Und Gondaur ist eine Piratenstadt.
Was folgt, ist also offensichtlich klassisch. Die MISSOURI wird von zwei schnittigen kleinen Seglern angesteuert, und dann passiert folgendes (ich zitiere aus Band 19: „Piratenstadt Gondaur“, 1998):
„Sie sagen WAS?“
Harold Phipps sah die Sternenfee an, als habe sie ihm gerade einen Bären aufgebunden.
…
„Sie verlangen unsere bedingungslose Kapitulation!“
„Die spinnen wohl!“, fluchte Kaminsky mit gerötetem Gesicht. „Diese… diese MÄUSE sollen nur kommen. Ich prügele die reihenweise windelweich!“
Ich sah Marko Chang und Phipps an. „Es ist ja wohl klar, dass wir so etwas nicht machen werden. Wir müssen uns eine bessere Ausgangsposition verschaffen.“
„Ich weiß schon, wie“, knurrte der Pole und rieb sich seine Rechte angriffslustig.
„Das wäre ein kriegerischer Akt…“, gab Marko Chang zu bedenken. „Ich glaube nicht, dass wir das machen sollten. Vielleicht…“
„Marko, deine Bedenken in Ehren“, fiel ihm die Sternenfee ins Wort. „Aber in diesem Fall hat Leo völlig Recht. Die Crellys hier sind Händler und Piraten. Sie brauchen ein Beispiel unserer Schlagkraft. Wir müssen ja nicht gerade die Schiffe versenken, aber was wäre beispielsweise, wenn wir…“ Sie führte einen Plan im Detail aus, der selbst mich grinsen ließ.
…
Nun, und dann drehen die Männer der MISSOURI den Spieß um und kapern die beiden Piratensegler, um alle „Mäusepiraten“ an Bord als Gefangene mit nach Gondaur zu bringen. Was ihnen in der Tat eine Menge Respekt einbringt – und eine der seltenen Audienzen beim Vyxxay-Khenn, dem ranghöchsten Piratengildenchef von Gondaur. Und damit geht dann 1998 das Abenteuer in die nächste Runde – durch eine Expedition, die Oki Stanwer und seine engsten Freunde im Auftrag des Vyxxay-Khenn durchführen und die erst die kilometerhohe Steilküste hinauf führt und dann ins Innere von Shonta-Land, wo die legendäre Stadt Chulimshar liegen soll.
Die MISSOURI bleibt in Gondaurs Hafen zurück, unter dem Schutz des Vyxxay-Khenn, und so bleibt es bis zum realen Jahr 2011, wo ich mich dann endlich wieder den MISSOURI-Seeleuten widmen konnte. Und mit Schreck entdeckte, dass der Piratenchef ein falsches Spiel spielte.
Die MISSOURI ist natürlich mit ihrem Metallrumpf im sehr metallarmen Gondaur ein einzigartiger Schatz, in den Tresorkammern des Schiffes schlummern zudem einige Tonnen Dawson-Gold, und vergleichsweise moderne Technik hat das Schiff auch an Bord. So kommt es also schließlich, wie es kommen muss – noch im Hafen wird die MISSOURI ein zweites Mal geentert, doch diesmal von Assassinen-Crellys. Und dann…
…ach ja, dann war die entsprechende Episode der Serie beendet, und ich wurde durch andere Projekte abgelenkt. So konnte ich an dieser Stelle nicht fortfahren, die Kaperung der MISSOURI weiter zu beschreiben. Was deshalb besonders wichtig sein wird, weil zeitgleich die Stadt Gondaur vom Hochland aus durch einen monströsen, alles fressenden berinnyischen Makroorganismus überflutet wird (und wer sich an die Berinnyer erinnern möchte, auch den weise ich gern auf den Roman „Ian und der Stein der Götter“ hin, wo ihr diesen Gesellen bereits begegnet… aber dort sind sie noch wirklich harmlos im Vergleich zu dem berinnyischen Makroorganismus auf Shonta-Land).
Dampfschiffe im Weltraum, Mäusepiraten, fliegende Kontinente… die NISCHE ist echt ein phantastischer Ort und zugleich mordsgefährlich. Dahin breche ich in diesem Monat wieder auf, und ich fühle schon das Prickeln in meinen Fingerspitzen. Beizeiten gibt es davon sicherlich noch mehr zu berichten, nur nicht hier und heute. Mein Platz geht zur Neige, eure Aufmerksamkeit lässt vielleicht auch schon nach… deshalb empfehle ich mich für den Moment.
Schaut doch nächste Woche wieder rein!
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.