Liebe Freunde des OSM,
reden wir heute mal über eine alte Leidenschaft von mir, die sich verselbständigt hat. Neulich habe ich darüber schon mal in einem Editorial im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW) gesprochen.
Reden wir über Serien und das, was sie mit mir verbindet.
Als ich noch ein kleines Kind war, da befinden wir uns also in der Mitte der 70er Jahre, da gab es nicht wirklich viel Abwechslung im Fernsehen. Für Nachgeborene klingt das irreal, aber wenn wir von drei bis vier Fernsehkanälen sprechen, ist das die absolute Realität gewesen. Lange vor Zeiten des Privatfernsehens, erst recht vor den Zeiten von Netflix, Internet-Streaming oder AmazonPrime, in der Zeit vor der Erfindung der DVD-Player, da war die Fernsehlandschaft eher trostlos. Es gab nicht viel Abwechslung… aber ich halte mich da aus der Bewertung heraus, ob das eine schöne oder düstere Zeit gewesen sein mag. Sie hatte sowohl lichte als auch finstere Momente, wie alles im Leben.
In jener Zeit war man als junger Phantast doch stark auf das Medium Comic und Bücher fixiert, notwendig. Vieles, was wir heute leicht im Internet oder auf DVD finden können, war schlicht nicht zugänglich. Ein einfaches Beispiel dafür wäre die britische Kult-SF-Serie „Doctor Who“. Wie sollte man die etwa in Deutschland sehen können? Sie fand sowieso erst in der Neuversion ab 2005 den Weg nach Deutschland ins Fernsehen.
Damals also spross meine Kreativität, und sie nährte sich besonders von den wenigen angelsächsischen Serien, die übersetzt worden waren: Star Trek mit Captain Kirk und dem Vulkanier Spock, Mit Schirm, Charme und Melone (The Avengers) mit Emma Peel und John Steed… und diese Serien befeuerten zusammen mit SF-Filmen und Comics meine Phantasie, bildeten den Nährboden, auf dem der Oki Stanwer Mythos (OSM) heranwachsen konnte.
Da ich nach dem weitgehenden Abnabeln von der frühen Comiclektüre mich im Bereich der SF-Heftromane „weiterbildete“, wie ich das mal ironisch nennen möchte, blieb ich automatisch dem Genre der Serien verhaftet, und so blieb das die kommenden gut 20 Jahre auch. Da ich parallel Hunderte von OSM-Episoden schrieb, war es irgendwie völlig normal, dass die Struktur, die ich beim Lesen favorisierte, also die serielle, auch im Schreiben ihren massiven Ausdruck fand.
Ich denke, es ist ein natürlicher Prozess gewesen, dass der OSM zu einem multiseriellen Phänomen wurde. Das empfand ich als vollkommen normal. Und wenn ich von „multiseriell“ spreche, erinnert euch an den Blogartikel 100 dieser Serie (ha, da haben wir’s schon wieder!), wo ich davon sprach, dass der OSM letzten Endes ja mal in seiner idealen Verlaufsform rund 33 Serien umfassen soll, von denen ihr aktuell gerade mal eine zu sehen bekommt, nämlich „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) sowie einige wenige Blicke in andere, euch bislang noch weitgehend verschlossene Serienuniversen.
Diese Blicke lassen sich a) über die OSM-Wiki und die darin verzeichneten Episoden und Begriffe indirekt werfen, b) direkt über die Romane und Kurzgeschichten Aus den Annalen der Ewigkeit, die schon publiziert worden sind.
Als ich Anfang der 2000er Jahre im Grunde genommen damit aufhörte, Heftromanserien zu lesen, weil sich meine Lesevorlieben allmählich geändert hatten und natürlich auch, weil eingeschränkte Zeitverfügbarkeit und sich gewandelte Leseschwerpunkte (mehr Sachbücher als früher) damit ausdrückten, da hatte das auch Auswirkungen auf mein Schreibwerk. Wer meine Blogartikel langfristig verfolgt hat, besonders die Reihe „Was ist eigentlich der Oki Stanwer Mythos (OSM)?“, der weiß, dass in diesen Jahren die unglaublich langen Archipel-Romane entstanden, die man nicht wirklich als seriell bezeichnen kann.
Gleichwohl hatte der OSM natürlich sein serielles Antlitz nicht verloren, ganz im Gegenteil… und als ich 2012 die Möglichkeit bekam, meine Geschichten in Form von E-Books an euch Leser zu kommunizieren, da stand von Anfang an fest, dass der Weg der Einzelgeschichten der falsche sein würde.
Er war gewissermaßen unnatürlich für mich.
Ich wusste: wenn ich loslege, möchte ich mein Lebenswerk, eben den OSM, gern möglichst in der Form veröffentlichen, in der ich das alles auch geschrieben habe – als Serie.
Selbstverständlich wusste ich und weiß es bis heute, dass Serien ihre ganz eigene Dynamik haben. Das fängt mit serieller Cliff-hanger-Struktur an und hört mit regelmäßigem Erscheinen auf. Das sind schon gründliche Unterschiede zu jemandem, der einmal im Jahr seine ganze Schaffenskraft auf einen einzigen Roman fokussieren kann. Das ist bei mir ausgeschlossen – und, ehrlich gestanden, auch gar nicht erwünscht.
Der Oki Stanwer Mythos ist eben nun einmal ein serielles Phänomen, und in gewisser Weise erfülle ich mir einen Wunschtraum, der mich seit Jahrzehnten verfolgt – ich veröffentliche meine eigene Serie.
Dieser Traum ist wirklich schon sehr alt, vertraut meinen Worten, und er ist tatsächlich schon älter als die frühesten OSM-Episoden. Zu einer Zeit, als ich mit meinem Bruder noch die „Gedankenspiele“ spielte und Comics las, erst recht, als ich dann mit der Heftromanserie Ren Dhark begann, also etwa im Jahr 1977, trug ich mich bereits mit dem Seriengedanken.
Daraus entstand zunächst der Roman „Der stählerne Tod“, dessen Abschrift aus dem Handskript ich bis heute noch nicht ganz geschafft habe… und in der Fortsetzung dieses Romans begann dann etwa 1979 die Serie „Die Abenteuer der Galax“, wovon ich schon mal erzählt habe.
Inhaltlich, würde ich sagen, war diese Serie ein ziemlich wildes Kauderwelsch, manche würden es als munteres Weiterspinnen von Media-Vorlagen in Quasi-Plagiatnatur bezeichnen, und ich würde ihnen darin sogleich zustimmen. Es gab Handlungspersonen, die aus Serien 1:1 entlehnt waren und dann auf einmal mit OSM-Charakteren interagierten. Es gab Situationen, die ich aus Serien kopierte, missverstandene Literaturvorlagen, die dann verzerrt hier wiederkehrten, vermischt mit individuellen Gedanken.
Die Textvorlage existiert heute (leider) nicht mehr, sie wäre psychologisch bestimmt höchst interessant und würde einen phantastischen Blick in meinen brodelnden Kopf der späten 70er und frühen 80er Jahre zulassen. Aber die Chance ist vertan. Wichtig ist für den Moment lediglich, dass ich damals schon den seriellen Gedanken in eine kleine Öffentlichkeit zu tragen bereit war.
Anfang 1983 wurde das deutlicher, als ich echt versuchte, den KONFLIKT 15 des Oki Stanwer Mythos, die Serie „Oki Stanwer“, in Kooperation mit einem Schulkameraden und in kopierter Vorlage zu publizieren. Geringe Startauflage, wie eine Schülerzeitung etwa, aber es war durchaus monatliches Erscheinen angedacht.
Ging natürlich sofort wieder ein. Das lag auch an unserem familiären Umzug und der gründlichen Änderung der Struktur der Schulkameradenschaft. Aber der Plan war nicht vergessen, er änderte nur seine Verlaufsrichtung.
Inwiefern dies?
Nun, 1983 verstärkte ich meine Aktivitäten im bundesdeutschen Fandom und traf mit der Verbindung mit dem „Terranauten-Club Universum“ (DTCU) den nächsten Schritt. Da wollte ich im Rahmen dieses Clubs die OSM-Serie „Drohung aus dem All“ veröffentlichen. Ging auch schief.
Dann machte ich 1987 einen ähnlichen Schritt mit KONFLIKT 14 des OSM, also der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC). Auch das war eine kurzlebige Erscheinung, aber sie führte immerhin zu 16 veröffentlichten Episoden in 4 Volumes.
Parallel dazu betrieb ich Serienveröffentlichungspläne im Phönix Fantastik-Verlag von Guido Latz, wo zwischen Dezember 1989 und Oktober 1991 Serienfragmente des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS), KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ und KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) veröffentlicht wurden. Teilweise sollten auf dem antiquarischen Fandom-Markt Ausgaben davon noch zu finden sein.
Da all diese Versuche scheiterten, gab ich die Serienpublikation dann lange Zeit auf und schrieb einfach die Serien für mich weiter, verknüpfte sie immer weiter… aber es dauerte dann tatsächlich bis in die Gegenwart, ehe ich mit dem E-Book-Programm 2012/13 den Faden wieder aufnahm.
Und wie ich damals einleitend schrieb: Diesmal wollte ich, dass das Flickwerk aufhörte. Diesmal war es meine Intention, von Grund auf zu beginnen, damit ihr das Gesamtkonzept des OSM versteht, allmählich hineinwachst in diese gesamte Struktur. Das zu konzipieren, war eine knifflige Sache. Es galt, eine möglichst voraussetzungslose OSM-Serie zu finden (was dann mit KONFLIKT 2 geschah), zugleich aber auch „Blicke über den Tellerrand“ in dosierter Form zuzulassen… und euch weiterhin Hintergrundinformationen zukommen zu lassen.
Ihr wisst heute, dass das dann mit dem Programm der „Annalen“ in Punkt 1 und mit den wöchentlichen Blogartikeln und der OSM-Wiki in Punkt 2 ermöglicht wurde. Ohne tatkräftige Unterstützung meiner Freunde vom Braunschweiger Förderverein Phantastika Raum & Zeit e.V. (www.sciencefiction.de), ohne Mithilfe meines alten Brieffreundes und Grafikdesigners Lars Vollbrecht und vielfältige weitere Unterstützung wäre das nicht möglich gewesen.
Damit bewahrheitet sich eigentlich ein weiteres Grundrezept der Serienerstellung: Serielles Schreiben ist kein Selbstläufer, das man als Einzelkämpfer umsetzen kann. Im Gegenteil – serielles Schreiben ist auf so viel Mithilfe von außen angewiesen, dass man das nur im Teamwork leisten kann. Ich habe aber jetzt jahrzehntelange Vorarbeit geleistet mit der Vorlage von Tausenden von Texten, dass es möglich sein sollte, bei einer Optimierung der Außeneinflüsse den alten Traum langfristig zu realisieren:
Die Publikation des Oki Stanwer Mythos in Serienform.
Die heutigen Rezeptionsgewohnheiten der Media-Fans und das furiose Revival von Serien in jedweder Form, sei es in Buchform, im Comic oder in Film und Fernsehen, sollten genau der richtige Nährboden sein, auf dem die Blüte des OSM in nie gekannter Stärke zur Entwicklung kommt.
Ich werde weiter daran arbeiten, Freunde – und da ihr Serienfans seid, hoffe ich auch weiterhin auf eure Unterstützung. Ihr werdet Welten jenseits eurer Vorstellung kennen lernen, das kann ich euch jetzt schon versprechen… und Dinge, denen gegenüber alles, was ihr vom OSM schon kennt, blass und nichtig scheinen wird.
Freut euch darauf. Ich tue es auch.
Bis nächste Woche, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.