Liebe Freunde des OSM,

es gibt ja so manchen unter euch, der der Auffassung zuneigt, der Oki Stanwer Mythos sei eine Art von eskapistischem, unrealistischem Wolkenschloss. Ich weiß, ich habe dazu schon einiges vor 20 Wochen in dem Beitrag „Der OSM – ein Wolkenschloss? Nein!“ gesagt. Aber ich erwähnte damals auch, dass ich na­türlich in der Kürze des mir zur Verfügung stehenden Raumes nur zwei Punkte würde herausgreifen können, und das tat ich.

Heute kann ich einen kleinen Schritt weiter gehen, und dies aus gutem Grund. Auch wenn dieser Beitrag mit rund vier Monaten Verzögerung erscheinen wird, gibt es Anlass zu der Vorstellung, dass im Juli 2016 die politische Großwetter­lage sich nicht signifikant entspannt haben wird, was den Punkt angeht, um den es mir heute gehen soll.

Sprechen wir über Flüchtlinge und Flüchtlingsschicksale.

Natürlich, die Zeitungen sind aktuell voll davon, und sehr mit Recht. Die Fern­sehberichte und die Radiofeatures zeigen unablässig entsprechende Bilder und Berichte. Idomeni hier, die Türkei dort, Syrien da, ertrunkene Asylsuchende im Mittelmeer… es gibt jede Menge grässliche Schicksale in unserer Gegenwart und in der nächsten Nähe, und schweigen wir von den scheußlichen Vorfällen, die derzeit von bedauernswert kurzsichtigen Menschen leider auch in Deutschland begangen werden.

Mich hat es in diesen Tagen ebenfalls zu den Flüchtlingen verschlagen, die durchaus auch im Oki Stanwer Mythos ein Thema sind. Falls sich die Bilder in den nächsten Wochen und Monaten so verfestigen, wie ich das hoffe, werdet ihr das, worum es heute gehen wird, spätestens Anfang 2017 zu lesen bekommen. Deshalb möchte ich euch heute gewissermaßen prophylaktisch auf eine kleine Reise in mein aktuelles kreatives Tagewerk mitnehmen.

Ich war diese Tage wieder einmal zu Gast in einem recht unwirtlichen Univer­sum, in einer Galaxis, die ich vor sehr langer Zeit einmal als Hort eines prospe­rierenden galaktischen Imperiums kennen gelernt hatte. Das war der leuchtende, schillernde Ist-Zustand eines phantastischen kosmischen Großreiches.

Nein, wir reden nicht von der INSEL, dem Imperium der Baumeister in der Ga­laxis Mysorstos in KONFLIKT 4. Ich spreche vom okischen Imperium, von KONFLIKT 9.

Lange bevor ich daran ging, den OSM niederzuschreiben – wir sprechen hier also von den späten 70er Jahren – , da spielten mein Bruder Achim und ich die legendären „Gedankenspiele“, und darin übernahm er die Rolle von Oki Stan­wer und ich die seines treuen Freundes Klivies Kleines. Meine designierte Lieb­lingswelt, in der wir uns da aufhielten, war eben die des okischen Imperiums. Eines Sternenreiches, das von dem Freundespaar seit zahllosen Jahrhunderten und durch unzählige von Krisenzuständen am Leben erhalten wurde. Den beiden zur Seite standen einmal der so genannte Okiplanet, ein planetengroßer, selbst­bewusster und fliegender Planet, künstlich erschaffen von den Baumeistern, und von ihm aus wurde eine gigantische, in die Hunderte von Milliarden gehende Spezies intelligenter Roboter geschaffen und dirigiert, die Okis.

Wie das alles einstmals begann, war uns damals gleichgültig, wir sprangen gleich gewissermaßen in die Vollen, und es machte einen unglaublichen Spaß. Und als mein Bruder die Lust am „Gedankenspiel“ verlor, machte ich mich dar­an, diese Abenteuer, soweit sie in meinem flüchtigen Verstand hafteten, nieder­zuschreiben. Das war Teil 1 des Abenteuers, Teil 2 bestand dann darin, darüber hinauszugehen.

Der Versuch, die Serie „Der Kaiser der Okis“ zu schreiben, war allerdings dann zum Scheitern verurteilt. Die Serie kam nicht allzu weit. Das war in den Jahren 1984 bis 1990 der Fall.1 Und natürlich fragte ich mich – woran liegt es, dass ich das nicht auf die Reihe bekomme?

Die Antwort fiel leicht: Ich hatte den Plan gefasst, den Anfang des okischen Im­periums zu beschreiben. Aber außer ein paar vagen Informationen aus der Früh­zeit existierte wirklich nichts davon. Es musste völlig neu kondensiert werden, sich aus sich selbst heraus entwickeln. Und das fiel mir vor rund 30 Jahren doch sehr schwer.

Im Jahre 2011 wagte ich einen neuen Anfang, und es wurde ein sehr viel realisti­scherer Blick in eine Welt, wie ich sie mir wirklich nicht ausgemalt hatte – näm­lich der in eine „Galaxis des Krieges“. Mehrere Sternenvölker waren hier dabei, sich gegenseitig zu belauern und auf geradezu absurde Weise das Leben schwer zu machen. Da gab es einmal die verschiedenen zersplitterten Sternenreiche der humanoiden Kleinis, die sich als bestürzend rassistisch entpuppten und zugleich eine so korrupte Gesellschaft besaßen, dass ich mir dachte, ich bin im falschen Film.

Dann machte ich die Bekanntschaft mit den nicht minder zerstrittenen verschie­denen Volksströmungen der reptiloiden Allis, die ihr auch aus der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) kennt, die seit 2013 im E-Book-Format erscheint. Deren verwirrende interne Streitigkeiten verstand ich anfangs nicht wirklich.

Und schließlich gab es noch als dritte Volksgruppierung die so genannten Schlangenarme. Traditionalisten in diesem Volk nannten ihre Spezies selbst Tas­saier, und auch diese Kerle kennt ihr aus der TI-Serie und werdet sie dort in Bäl­de noch besser kennen lernen, versprochen.

Als Oki Stanwer an Bord eines Schrotti-Tenders aus der Galaxis Andromeda eintraf und sich bei den Kleinis zu integrieren versuchte, ging das reichlich übel schief. Es sah ganz so aus, als würde in dieser Galaxis des Zanks und des Haders und Misstrauens nur eins eine Konstante sein – nämlich der fortwährende Streit untereinander. Intrigen waren an der Tagesordnung, Machtgerangel, Usurpatio­nen und Revolutionen.

So, und alles, was ich aus dieser Frühzeit wusste, war: Oki Stanwer würde ir­gendwie nach Magellan gelangen, dort einen ZYNEEGHAR finden und mit den Baumeistern zusammentreffen. Und bald darauf würde – irgendwie – das Eini­gungswerk der Galaxis beginnen.

Die Magellan-Expedition fand dann tatsächlich statt, unter denkwürdigen Um­ständen, über die ihr beizeiten alles Nähere in den ersten 16 Episoden der Serie „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO) nachlesen könnt. Ich gehe hier aus gutem Grund nicht in die Details, sondern setze mit der Schilderung des Fortgangs ein:

Oki Stanwer kehrte in die Galaxis zurück, und ja, er hatte eine kleine Gruppe von Getreuen um sich geschart und den ZYNEEGHAR 11 mitgebracht, dessen Zentralgehirn BURTSON legendär werden sollte. Aber die Galaxis befand sich immer noch im Aufruhr, und Okis Position war schwach. Er zog sich also an einen sicheren Ort zurück, wo der ZYNEEGHAR in geduldiger Kleinarbeit wie­der regeneriert werden konnte.

Derweil eskalierte das Chaos in der Galaxis weiter. Das galt ganz besonders für jenen Machtbereich, in dem die zahllosen Alli-Splittergruppen ihre eigenen völ­kischen Strömungen geschaffen hatten. Dreißig Jahre zuvor war ein großes, tra­ditionsreiches Imperium in sich zusammengestürzt, das Kaiserreich von Trandin, dessen Zeitrechnung mehr als 15.000 Jahre zurückreichte.

Das Splittervolk der Shronnt-Allis war es gewesen, das gut dreißig Jahre zuvor den Kaiser von Trandin gestürzt, die imperiale Garde zerschlagen und die Kai­serwelt bombardiert hatte. Heute „System des Sieges“ genannt, waren die Shronnt dazu übergegangen, die Trand-Allis kreuz und quer durch die Galaxis zu vertreiben.

Die Trand waren desillusioniert, am Boden zerschmettert, zu den Parias der Ga­laxis geworden. Millionen von ihnen vegetierten in Flüchtlingslagern vor sich hin, wurden von denjenigen Regierungen, auf deren Welten sie Raum gefunden hatten, ausgebeutet, deklassiert und an den Rand gedrängt.

Die Trand-Flüchtlinge waren nicht beliebt. Sie galten als die Underdogs der Milchstraße, ein notwendiges Übel für manche, leichte Beute für andere, die sie als Gladiatoren in Arenen missbrauchten, als Sklaven für Gefahrenbereichsarbeit heranzogen oder, im schlimmsten Fall, für Prostitution oder Organnachschub missbrauchten.

Wundert es, dass in den Herzen vieler neben Verzweiflung auch finsterer Hass zu schwelen begann? Dass sich viele die ruhmreichen Zeiten des Kaiserreichs zurücksehnten? Dass sie sich wünschten, für all die Erniedrigungen Rache neh­men zu können?

Ein solcher Alli war dann Reshtaar vom Mond Nungosh, der sich in der bioche­mischen Maske eines Shronnt-Allis an Bord eines Patrouillenschiffes der Shronnt einschlich. Von ihm ist in der obigen Serie die Rede.

Dann gab es aber auch noch eine Gruppe von Allis, die einen anderen Pfad wählten – unter der Leitung eines charismatischen einstigen kaiserlichen Solda­ten gelang es ihnen, ein altes Schiff der Shronnt zu kaufen, und weit mehr als zweitausend von ihnen gelang der Start zwischen die fremden Sterne.

Sie suchten eigentlich nur eine Welt für einen neuen Start… aber die Shronnt hat­ten sie einmal mehr betrogen – und nach wenigen Hyperraumsprüngen fiel ihr Hauptantrieb aus, und sie drifteten zwischen den Sternen. Mit allerletzter Kraft erreichten sie schließlich ein Sonnensystem, von dem ein rätselhaftes Signal ausging, das zweifelsohne künstlichen Ursprungs war.

Doch die Welt, auf der sie dann landeten – man muss wohl eher sagen: abstürz­ten – , wies zwar gute Lebensbedingungen auf, aber offensichtlich kein intelli­gentes Leben. Abgesehen von diesem rätselhaften Signal, das mitten aus urwald­bedeckten Bergen zu kommen schien.

Ja, und so folgte ich der kleinen Stoßtruppe der Trand-Flüchtlinge, die sich durch den Dschungel schlugen auf der Suche nach der Quelle des Signals. Die einen meinten misstrauisch, dies sei einfach nur eine weitere Gemeinheit der Shronnt… aber andere sagten: Nein, das hätten sie viel einfacher haben können. Das würde keinen Sinn ergeben.

Das aber, was sie vorfanden, machte eigentlich auch keinen Sinn: eine prächtige, hoch technisierte Stadt in bestem Erhaltungszustand, doch ohne jede Bevölke­rung.

Die Trand-Flüchtlinge hatten „die automatische Stadt“ gefunden… so der Titel der Geschichte, an der ich zurzeit arbeite. Die Arbeiten daran begannen schon 2011, also sehr zeitig, aber erst jetzt nehmen sie allmählich Konturen an, die Ar­beiten. Ich möchte heute soviel verraten, dass es hier natürlich um Oki Stanwer geht und um die Baumeister, um den ZYNEEGHAR 11 und BURTSON… aber auf der anderen Seite werdet ihr hier auf sehr neugierige Alli-Kinder treffen und eine Menge gerade über die Folgen der Zerschlagung des Trand-Reiches mitbe­kommen.

Gewiss, die Lösung, die sich in dieser Geschichte anbahnt, wäre für unsere euro­päische Flüchtlingskrise definitiv nicht praktikabel, aber im OSM gibt es Lö­sungsmöglichkeiten für scheinbar unmögliche Probleme, die uns ausweglos er­scheinen. Doch möchte ich hierbei – soweit möglich – vermeiden, eine zu ho­mogene Lösung zu skizzieren. Das Schöne am KONFLIKT 9 ist ja für mich, dass die Protagonisten so widersprüchliche Intentionen verfolgen, was sie sehr menschlich macht.

Ich meine, es ist nicht immer so, dass wir uns der klaren Ratio unterwerfen und die bestmögliche Lösungsmöglichkeit wählen, wenn man uns die Gelegenheit dazu gibt. Das kennt jeder. Es gibt zu viele Wahlpfade, denen man folgen könn­te. Vernunft ist nur einer davon. Ein anderer wird bestimmt durch gewisse Sym­pathien oder Antipathien, die sinnvoll sein mögen oder auch nicht. Andere ge­langen in Reichweite, weil man vielleicht gewisse finanzielle Möglichkeiten be­sitzt oder auch eben nicht. Oder weil politische oder rassistische Grundeinstel­lungen (meistens gründlich irrational) der optimalen Lösung in die Quere kom­men. Gelegentlich gibt es auch haarsträubende Interferenzen von Seiten der Wirtschaft…

Das klingt irgendwie vertraut, nicht wahr? Solche Dinge wie „Überfremdung“, „Zuwanderungsdruck“, mangelnde Finanz, schwache politische Willensträger, kippende politische Mehrheiten, populistische Demagogen… alles das gibt es na­türlich auch in der Galaxis Milchstraße jener Jahre, in denen das okische Imperi­um nur ein leuchtender, visionärer Saumpfad in der Ferne ist, scheinbar unreali­sierbar. Und diese Galaxis Milchstraße, die „Galaxis des Krieges“, sie hat sehr viel mehr mit unserer realen Gegenwart zu tun, als man das auf den ersten Blick vermutet.

Wie schon eingangs erwähnt – mit Wolkenschloss hat das nicht viel zu tun. Der OSM ist speziell in diesem Universum eminent politisch aufgeladen. Doch im Gegensatz zur eher verfahrenen europäischen Politik, die sich zum Zuwande­rungsquoten streitet, sich nicht entscheiden kann, Flüchtlingslager finanziell zu unterstützen oder Despoten politisch zu isolieren und wirtschaftlich auszuhun­gern, die am liebsten verzweifelte Menschen auf der Flucht wie menschliches Stückgut über ganz Europa verstreuen möchte und zumeist an verriegelten Grenzzäunen aufhält, im Gegensatz hierzu gibt es im Oki Stanwer Mythos einen Lichtschein am Horizont.

Der Lichtschein heißt Oki Stanwer selbst.

Er träumt von einem galaktischen Imperium voller gleichberechtigter Lebewe­sen, von vollständiger Freizügigkeit, allumfassender Demokratie und zur Verfü­gung gestellter Technik für jedermann.

Noch ist das ein Traum… aber vielleicht nicht mehr lange.

Soviel an Visionärem von mir für heute. Macht es gut – und bis in einer Woche an gleicher Stelle!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Wir sprechen hier über 14 Episoden, die vom 11. März 1984 bis 7. Juli 1990 geschrieben wurden. Es gibt aktuell noch keine digitalisierte Abschrift davon.

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