Liebe Freunde des OSM,
und schon wieder sind zehn Wochen verflogen… man glaubt gar nicht, wie fix das geht, Freunde. Heute geht es in dieser Rubrik „Der OSM im Bild“ in den Endspurt, was die zahlreichen Titelbilder angeht, die mein heutiger Grafikdesigner Lars Vollbrecht zu Zeiten in den späten 80er Jahren beisteuerte, als er „nur“ freischaffender Künstler war, ein Fan ganz wie ich selbst auch. Da war es einfach selbstverständlich, dass man sich gegenseitig gewissermaßen auf Augenhöhe half.
Wie ihr seht, war das eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit, selbst wenn man berücksichtigt, dass ich ihm zumeist die eigenen Titelbilder motivisch vorgab. Was Lars daraus gemacht hat, war in den allermeisten Fällen innovativ und stets besser als meine bescheidene Vorlage.
Drei Bilder verbleiben noch, um die wir uns zu kümmern haben. Zuletzt hatte ich über den Band 27 des KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) gesprochen, also die Episode „Die Ruinenwelt“, zu der Lars ja zwei Bildentwürfe kreierte.
Der letzte Band in Reihenfolge war das Cover zu Band 28 der Serie, „Landung auf Runix“. Das ist ein Bild, das man ohne meine Erläuterungen kaum verstehen würde. Wir sehen folgendes:
Unter dem von Lars entworfenen Schriftzug „Der Oki Stanwer Mythos“ (damals allerdings noch recht schlicht mit schwarzer Tinte entworfen und durchaus nicht vergleichbar mit dem neuen golden-digitalen, der allerdings, soweit trägt die Analogie dann doch wieder, ebenfalls von Lars Vollbrecht geschaffen wurde) befindet sich ein großer rechteckiger Kasten, den ihr euch etwa so vorstellen dürft wie den aktuellen Titelbildrahmen der Zeitschrift GEO nach ihrem Relaunch im Jahre 2015.
Unterhalb des Schriftzuges ist ein schmaler Kasten abgesetzt, in dem etwas von Lars gestrichen wurde (no idea, what), dahinter steht „Band“ und, in einer Art von Stern-Button, die Nummer 28 der Episode. Der Serientitel wurde freilich leider vergessen, was ein ziemliches Manko darstellt.
Der Titelschriftzug selbst ist comiclike in Weiß mit schwarzer Umrandung, komplett in Großbuchstaben oben rechts im Bild zu sehen. Am unteren Rahmenrand gibt es noch einen kleinen eingefügten rechteckigen Kasten, in dem „von Uwe Lammers“ geschrieben steht.
So weit, so formal.
Das Bild selbst ist dann verwirrend. Im Bildvordergrund erkennt man eine nach links blickende Gestalt mit zwei Köpfen und einem sehr klobigen Körper, der nur bis zur Brust zu erkennen ist. Die beiden Köpfe wirken mit ihren Hörnern und der gedrungenen Silhouette eher wie Nashörner denn – wie sie eigentlich aussehen sollten – wie Echsenwesen. Es handelt sich um ein Individuum des Volkes der Calnarer, das nahe dem Zentrum der Galaxis Hun’arc siedelt und ein Volk von genialen Raumschiffstechnikern darstellt. Mit dem prekären Schwachpunkt, dass sie wegen der Zweiköpfigkeit samt und sonders schizophren sind.
Man bekommt als Betrachter des Titelbildes aber nicht nur das komische Gefühl, dieser Calnarer besäße keine Arme (was falsch ist), sondern wegen des Halsreifes und dreier von dort nach rechts aus dem Bild führender Rohrgestänge (!) auch das Gefühl, er sei irgendwo festgeschweißt worden (was auch falsch ist).
Im fast komplett schwarzweißen Hintergrund zuckt von der Bandnummer aus nach links unten ein weißes Gebilde, das man, wenn es denn auffällt, für einen Meteor oder Kometen halten könnte. Es ist aber nichts von beidem, sondern die Lichtfestung OREOC, die sich anschickt, auf dem Zentralplaneten Runix zu landen.
Darum auch der Titel.
Alles in allem ein nicht wirklich optimales Werk, das eine Menge Gehirnschmalz seitens des Betrachters wie auch des Lesers erfordert. Das Bild entstand bereits im Frühjahr 1989, also unmittelbar vor Beginn meines Zivildienstes, der dann leider auch das unwiderrufliche Ende sowohl meiner Brieffreundschaft mit René Mostard mit sich brachte, mit dem zusammen ich ja die alte FdC-Serie – plus Lars´ Titelbilder – an die Öffentlichkeit zu bringen trachtete. Außerdem dünnte sich der Briefkontakt zu Lars immer mehr aus, und damit hörte dann unsere Zusammenarbeit auf.
Aber wenn ihr jetzt rätselt: Wieso hat denn der Uwe eben noch von DREI Titelbildern gesprochen, wo er jetzt nur EINS besprochen hat?, nun, dann habt ihr gut aufgepasst, Freunde. Die Auflösung erfolgt nun:
Lars hatte nämlich in den Jahren 1987 und 1988 noch zwei weitere Titelbilder gestaltet. Ich kann nicht mehr rekonstruieren, warum gerade diese, aber so verhält es sich. Und weil sich mit dem letzten eine etwas komplizierte Geschichte verbindet, fange ich zunächst mit der – episodenmäßig – spätesten Bildgestaltung an.
Es handelt sich dabei um das Cover von FdC-Band 96 (!): „Götze der Cranyaa“, die ich auch 1987 schrieb. Möglicherweise habe ich ihm damals mein aktuelles Episodencover geschickt, und er fühlte sich spontan inspiriert… nein, ich habe gerade noch mal nachgesehen, das kann nicht sein.
Folgendes ist auf dem Titelbild zu erkennen: Das ohne Schriftzüge gestaltete Cover ist nahezu vollständig weiß und arbeitet mit minimalistischen Umrissstrukturen und punktierten Clustern anstelle von Schraffuren. Oben links sieht man eine große Sonne, rechts daneben ein kleines Raumschiff, das ganz eindeutig Oki Stanwers Raumschiff „Sieg des Lichts“ darstellt.
Die „Sieg des Lichts“ ist eine Raumschiffskonstruktion, die ihr euch als drei Kugeln vorstellen könnt, die im Dreieck angeordnet und durch jeweils eine Röhre verbunden sind. Der Triebwerksfokus befindet sich im Brennpunkt der drei Röhren im freien Zentrum.
Mit der „Sieg des Lichts“ gelingt Oki Stanwer der Ausbruch aus dem so genannten „Zeituniversum“, in das er geschleudert worden war, also in eine dystopische Vergangenheit, fast 600.000 Jahre im Abgrund der Zeit. Über mehrere Zeittransmitterstationen der Dämonen von TOTAM näherte er sich immer mehr der Gegenwart und der Galaxis Hun’arc.
Hier legte er dann aber Jahrtausende vor der Gegenwart Zwischenstopps ein, und einer davon führte ihn auch direkt zur Cranyaa-Heimatwelt Wislyon, wo sich ein Dämon von TOTAM namens Craathava eingenistet hatte. Craathava war dabei, das Volk der Cranyaa auf TOTAMS Seite zu ziehen und somit Oki Stanwers künftige Bündnispartner auszuschalten. Dafür hatte er den Gastkörper eines „besessenen“ Cranyaa gewählt.
Das Cover zeigt nun die gespenstische Metamorphose, wie aus dem Körper eines dreigliedrigen Cranyaa der Schattenleib eines Dämons nach oben herauswächst. Der Kopf ist also schon der eines Kapuzinermönchs, ebenfalls die Schultern und Teile der Arme, während der Unterleib noch insektoid ist. Das Metamorphosewesen wächst dabei aus einem Kreis von sieben Kristallen heraus, die am Boden liegen – die damals klassische Darstellungsform eines TOTAM-Transmitters. Geschickt und beeindruckend gemacht, muss ich sagen. Es blieb sogar noch genug Raum für eventuelle Schriftzüge.
Ja, und dann ist da noch ein weiteres Bild von Lars… oder eigentlich eine Nachzeichnung, und zwar nicht nach meinem Vorbild wie so oft, sondern… aber dazu gleich noch etwas. Erst mal sollt ihr wissen, was man sehen kann.
Es handelt sich um das 1988 entstandene Titelbild für die OSM-Episode 93: „Srakkonar Eins“, entstanden 1987. Srakkonar ist eine Galaxis im Oki Stanwer Mythos, die hier erstmals auftaucht. Durch die Zeitsprünge im „Zeituniversum“ überspringt Oki Stanwer hier mehrere Jahrtausende und stößt in dieser Zeitepoche auf eine stark armierte Festung eines Dämons von TOTAM, eben „Srakkonar Eins“, die er mit der „Sieg des Lichts“ attackiert, um den Durchbruch in die nächste Zukunftszeitphase zu schaffen.
Man sieht hier also die eben schon beschriebene „Sieg des Lichts“ von schräg hinten, mit aktiviertem Antriebszentralfeld unten rechts im Bild. Links in der Bildmitte ist noch die Rundung jenes Planeten zu erkennen, in dessen Orbit die große, annäherungsweise pyramidenförmige Station Srakkonar Eins schwebt. Im Hintergrund erkennt man einige bizarr nahe Planeten und fern eine Reihe von Pyramidenraumschiffen, die sich nähern.
Der Bildvordergrund ist ganz schwarz gehalten, ebenso Teile des oberen Randes, dazwischen ist alles nahezu ganz weiß. Grundsätzlich ein faszinierendes Bild, das aber ein paar Schwierigkeiten aufweist.
Zum einen ist es vollständig statisch. Bei den bisherigen Bildern fiel das nicht so auf, aber hier gibt es dummerweise eine Vorlage, und der Vergleich fällt leider zu Lars´ Ungunsten aus.
Zum zweiten störten mich damals wie heute diese unmotivierten nahen Planeten, die hier einfach nicht hingehören und bei denen man deutlich merkt: da wollte der Zeichner nur leeren Raum füllen.Und die große weiße Fläche ist eigentlich auch nicht soo optimal gelungen. Man merkt hier schon relativ starken Schematismus und nachlassende Begeisterung.
Kurz zuvor hatte nämlich ein anderer Brieffreund von mir, dessen Spuren sich leider auch vollständig verloren haben, an eben dieses Titelbild gemacht. Da ich das heute nicht mehr nachvollziehen kann, ohne gründlich meine alten Briefordner zu konsultieren, versuche ich das mal aus dem vagen Erinnerungsvermögen zu rekonstruieren.
Dieser Brieffreund hieß Norbert Wiesneth, und ich fand diese einzige Bildprobe, die er mir lieferte, sehr faszinierend. Sie zeigt, ebenfalls 1988 entstanden, genau dasselbe Motiv, das Lars nachher – wohl nach Vorlage der Wiesneth-Kopie – anfertigte und von der ich oben schrieb. Man sieht die „Sieg des Lichts“ im Anflug auf den Orbit der Zeitfestung Srakkonar Eins.
Der Winkel ist fast derselbe, allerdings ist man hier als Betrachter deutlich dichter am Heck der „Sieg des Lichts“ dran, die Schraffuren sind hier mit sehr viel mehr Akkuratesse und Liebe zum Detail angefertigt, und der hyperenergetische Antriebstrichter im Zentrum des Dreieckschiffes ist ein wirbelnder, lebhafter Mahlstrom an Kräften. Auch sieht man deutlich eine Art von „Bugwelle“ um das Dreikugelschiff, was einen ungemein dynamischen Eindruck erzeugt.
Links erkennt man um den Planeten sehr deutlich die Atmosphäre, zusammen mit Wolkenmassiven und Wolkenschatten (!), um die Zeitfestung ist deutlich ein fahler, runder Energieschild zu erkennen. Die Pyramidenschiffe, die im Hintergrund im Anflug sind, haben lodernde Antriebsflammen, und da die „Sieg des Lichts“ auf ein Feindschiff rechts voraus feuert, sieht man eine sehr schön ausgearbeitete Explosionswolke.
Nachteil an dieser Zeichnung und wahrscheinlich der Anlass, warum ich Lars dann um Nachzeichnung bat, ist darin zu sehen, dass der Bildhintergrund vor Planeten nur so wimmelt. Spontan würde ich sagen, es sind wenigstens zwanzig… ein völlig absurder Anblick für ein Sonnensystem. Das war zwar sehr schön von Norbert gemeint, und das Bild strahlt wunderbar verhaltene Kraft und Dynamik aus… aber mit der deutlich nüchterneren Realität hat das kaum etwas zu tun.
Viel Phantasie, leider viel zu wenig Realitätssinn.
Ich könnte mir vorstellen, dass eine so ähnlich geäußerte Kritik ihn damals nachhaltig davon abbrachte, mir weiterhin helfen zu wollen… und ich muss zerknirscht eingestehen, dass ich damals wirklich wenig semantisches Feingefühl besaß.
Heute würde ich schon gern wissen, was aus Norbert geworden ist und was er wohl heute so macht – also, alter Freund, falls du diese Zeilen lesen solltest oder jemand, der dich kennt, so wäre es klasse, wenn ich wieder von dir hören könnte.
Mit diesen Bildern also war dann Lars Vollbrechts Engagement der 80er Jahre für den Oki Stanwer Mythos beendet. Aber das heißt jetzt nicht, dass es gar keine weiteren Cover oder Illustrationen zum OSM mehr gab. Was das konkret heißt, erfahrt ihr in der nächsten Folge dieser Artikelreihe.
In der nächsten Woche springen wir in der nächsten Folge der Reihe „Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu“ ins Jahr 1997 zurück. Da kann ich euch dann erzählen, wie der Schatten des Archipels auf mich fiel und der OSM fast verkümmerte…
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.