Liebe Freunde des OSM,
nach wie vor stecken wir, auch nach ein paar Monaten in dieser Subreihe von Artikeln meines Blogs, in der prächtigen Bilderwelt fest, die mein heutiger Grafikdesigner Lars Vollbrecht – anno 1987/88 noch als reiner Fan, aber grafisch schon außerordentlich talentiert – zu der begonnenen Fan-Veröffentlichung des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) beisteuerte. Ich erzählte ja schon, er hat eine ganze Menge phänomenaler Cover geschaffen.
Vor sieben Wochen, in Wochen-Blog 126, war ich bis Band 18 der Serie inklusive gekommen. Den nächsten Band, den er mit einem Titelbild versah, war FdC 19: „Todesmission TOTAM“. Zu erkennen ist hier ein großformatiger sechseckiger Bildschirm, der hervorragend zu den insektoiden Cranyaa passt, die ja das Hauptvolk der Serie stellen. Vor einem Sternenhintergrund ist eine recht freie Interpretation eines Dämons von TOTAM zu erkennen.
Durch zahlreiche Schwarzweiß-Strichflächen wird ein faszinierender Schraffureffekt hervorgerufen, der aber mit wirklicher Schraffur nichts zu tun hat. Am unteren Bildrand erkennt man links den Schriftzug „LaVo’87“ vor einem geneigten Schaltpult, in dem man abwechslungsreiche Bildschirmfelder sehen kann. Eines davon zeigt eine Mondoberfläche, wie man sie etwa von Luna-Missionen des Apollo-Programms kennt.
Links im Bild steht ein Cranyaa, der abwehrend seine vier Arme ausstreckt und das eindringende Böse abwehren möchte. Leicht misslungen ist hier einer der rechten Arme, der eindeutig disproportional zu lang ausgefallen ist. Ansonsten ist der Cranyaa gut getroffen.
In der Episode selbst geht es um die Landung eines Cranyaa-Kreuzers auf der gerade frisch materialisierten schwarzen Kristallwelt TOTAM – mit der Folge, dass die gesamte Besatzung in Untote verwandelt wird.
Hm, die gesamte Besatzung?
Nein, einer von ihnen entkommt tatsächlich – und etwas wundersam entpuppt er sich in der nächsten Episode dann als Helfer des Lichts, ein Cranyaa namens Ureg-Ni.
Das Cover von Band 20 mit dem Titel „Der dritte Dämon“ ist ganz unzweideutig an meine eigene Covervorlage aus dem Jahre 1984 angelehnt. Man sieht hier einen Hohlraum im Innern eines Kristallberges, in dessen Zentrum ein schwarzer Energieball schwebt, der via Energiestrahlen mit den kristallenen Wänden verbunden ist.
Dieser schwarze Energieball ist die ursprüngliche und eigentliche Existenzform eines Dämons von TOTAM. Es handelt sich hierbei um den Dämon Awurkk, der hier erstmals in Erscheinung tritt und von TOTAM aufgeweckt wird, um als dritter von 32 Dämonen von TOTAM in den KONFLIKT einzugreifen.
Faszinierend finde ich an dieser Darstellung von Lars, dass er auf ganz knappe, minimalistische Strukturen gesetzt hat. Die Kristallflächen sind zur Hälfte ganz weiß belassen worden, zur anderen Seite hin schwarz schraffiert, und nach innen zum Zentrum des Blickfeldes, d. h. zu der Energiekugel hin, wird die Stiftführung immer energischer, was schöne Kontraste ergibt. Da ich sowieso ein Fan der klaren Linienführung des ligne claire-Stils etwa im Sinne von E. P. Jacobs bin (Blake und Mortimer), fand diese Form meine volle Zustimmung. Dieses Bild hat Lars mit seinem damaligen Pseudonym „DeLoup“ unterzeichnet, wohl auch, um sich strukturell von dem vorherigen Bild abzugrenzen.
Der Abschlussband der TOTAM-Trilogie, Bd. 21 mit dem Titel „Dämonische Pläne“ ist noch etwas ganz Besonderes. Als ich eben dieses Cover aus der Klarsichthülle nahm, in der es seit über zwanzig Jahren steckt, entdeckte ich zu meiner Verblüffung, dass ich das Bild in zwei Varianten besitze. Ich sollte euch beide Varianten schildern und meine Hypothese, warum es zwei davon gibt. Zunächst kurz zum Inhalt der Episode, damit ihr den Kontext herstellen könnt:
Wie erinnerlich ist in Band 19 das Cranyaa-Schiff HUHLEG auf TOTAM gelandet, seine Besatzung wurde von den Dämonen von TOTAM überwältigt und in Untote verwandelt – mit Ausnahme von Ureg-Ni, der es mit Hilfe seiner Fähigkeiten als Helfer des Lichts schaffte, sich abzusetzen.
In diesem Band findet er den Weg zum legendären Kraftzentrum TOTAMS, dem TURM. Im hoch gelegenen Bibliothekszimmer direkt unter dem Dach existiert das so genannte BUCH. 1984 war mir durchaus noch nicht restlos klar, und deshalb funktioniert diese Episode auch in der niedergeschriebenen Form nicht mehr, dass das BUCH nicht nur ein wurmstichiger Foliant ist, sondern eine autonome, sehr mächtige magisch-psionische Wesenheit mit intrigantem Charakter. An einem Faktum kann allerdings kein Zweifel bestehen: Wer das BUCH im TURM vernichtet, der löst die Bindung von TOTAMS Kristallkörper auf und sorgt dafür, dass der Planet des Bösen explosionsartig zerbirst.
Man könnte jetzt glauben: Das wäre es dann also gewesen, Ende gut, alles gut… aber das ist kurzsichtig. TOTAM hält sich nicht an die Spielregeln. Der Planet zerplatzt dann zwar, aber der zu diesem Zeitpunkt völlig unbegreifliche Magnet-Effekt sorgt anschließend binnen kürzester Zeit dafür, dass sich sowohl der Planet als auch das BUCH regenerieren. Alles, was Jemand, der das BUCH zerstört, also erreicht, ist eine Verzögerung bei der Etablierung von TOTAMS Macht.
Dennoch hat Ureg-Ni, der darüber natürlich im Bilde ist, genau dieses Ziel. Er dringt in den TURM ein mit dem Plan, das BUCH zu zerstören. Zu dumm nur, dass eine Mumie das BUCH bewacht und gegen ihn kämpft – das ist ein Wesen, das sich als „Oltrav“ bezeichnet.
Oltrav ist eine eigentümliche Kreatur, die ihrerseits die Vernichtung sucht… doch als Ureg-Ni sie besiegt, zerbirst der Mumienleib und das darin gefangene Wesen, ein Ungetüm namens Soffrol (von dem werdet ihr im OSM noch deutlich mehr hören, das kann ich euch versprechen), wird freigesetzt und kann TOTAM nun verlassen. Das klappt umso besser, als Ureg-Ni seinen restlichen Plan realisieren und das BUCH zerstören kann. Dann gelingt ihm mit seinen Parafähigkeiten eine (äußerst unrealistische) Flucht vom zerberstenden Dämonenplaneten.
So, und nun kommen wir zu den beiden Bildern: vermeintlich als Coproduktion von „DeLoup & LaVo’88“ realisiert (was klar zeigt, dass Lars damals DeLoup als ein alter Ego etablieren wollte), sieht man in der helleren Version 1 rechts im Vordergrund den schwarzen Kristallständer, auf dem das BUCH aufgeschlagen liegt, aus dem schon Flammen züngeln. Darüber ist deutlich mit zwei weiten Bögen und gekrümmten Linien, die auf einen Punkt links oberhalb des Bildes hindeuten, zu erkennen, dass der Raum (zutreffend) eine kuppelartige Decke besitzt.
Links des Ständers stürmt eine teilweise skelettierte Gestalt menschlichen Ursprungs auf das BUCH zu in dem klaren Versuch, es vor der Vernichtung zu retten – einwandfrei Oltrav. Direkt hinter ihm, und da wird es interessant, sieht man in Variante 1 zwei hohe Spitzbogenfenster, durch die man hellen Hintergrund und einen Vogelschwarm (!) erkennen kann.
Dies musste ich leider monieren, und so entstand wohl die zweite Version, die dunklere, die ich bislang für die einzige hielt. Der Grund liegt für die Leser, die schon das E-Book „In der Hölle“ gelesen haben, wo sie TOTAM ja selbst besuchen können (wenn auch, zugegeben, rund 60 Milliarden Jahre früher als Ureg-Ni), klar auf der Hand: auf TOTAM gibt es keine Vögel.
So schön dieses Element also auch war, so sehr musste ich doch Lars dazu bewegen, die Vögel aus dem Bild zu entfernen. Schade, aber nicht zu ändern. Infolgedessen schwärzte er also den Inhalt der Fensterbögen weitgehend und ließ die possierlichen Tierchen verschwinden.
Ansonsten fällt eine sehr schöne Mischung der Schraffuren auf. Z. T. sind sie so ausgearbeitet wie bei Band 18 „Kleines´ schwarzes Gefängnis“, zum Teil dann aber auch so wie auf dem Titelbild von Bd. 20 „Der dritte Dämon“. Das passt schön zu der Inszenierung einer „Coproduktion“ zweier Künstler bei der Schaffung eines Bildes.
Ich glaube, damit sollte ich wieder erst mal pausieren. In der kommenden Woche erzähle ich euch dann, wie das Schreibbild des Oki Stanwer Mythos sich im Monat Juni 2015 entwickelt hat.
Nicht verpassen, Freunde!
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.