Liebe Freunde des OSM,
ich denke, es ist keine Überraschung, wenn ich aus dem weitläufigen und vielfältigen Fundus meiner Bücher und Rezensionen immer wieder mal ein Werk von Keith Laumer herausziehe und euch als Lektüretipp der Vergangenheit ans Herz lege. Das mache ich schon seit vielen Jahren, und ich tue das aus Überzeugung. Laumer ist meines Erachtens ein seit langem vergessener Autor, dessen vergnügliche und zum Teil nicht eben wenig politikkritisch-satirische Werke (ich erinnere nur an die Abenteuer des Diplomaten James Retief!) eine Wiederentdeckung unbedingt lohnen.
Das ist nicht zuletzt deshalb meine Ansicht, weil es seither in den letzten zehn, fünfzehn Jahren, eine Menge alte Werke wieder in zahlreichen Neuauflagen in die Buchhandlungen geschafft haben. Ob wir da auf Isaac Asimov schauen, auf Frank Herbert, Arthur C. Clarke usw., die Liste ließe sich fast beliebig verlängern. Den nachgewachsenen Autoren fehlt es meiner Ansicht nach vielfach an interessanten Ideen, sie arbeiten sich an bekannten Serienuniversen ab, ob wir auf „Dune“ schauen, auf „Foundation“, auf „Star Wars“ oder „Star Trek“ … da braucht es wirklich mal wieder einen Blick auf unkonventionelle Autoren der Vergangenheit.
Insofern stelle ich euch heute mal ein kleines, schrilles Abenteuerjuwel vor, das nicht gar so wild daherkommt wie ältere Laumer-Romane, das ich aber absolut nicht reizlos fand. Ihr werdet das gleich erleben.
Vorhang auf also für:
Der Ultimax
(OT: The Ultimax)
von Keith Laumer
Bastei 21130, 1980
192 Seiten, TB
Deutsch von Harro Christensen
ISBN 978-3-404-21130-2
Damocles Montgomerie hat es schon echt nicht leicht: er ist ein kleiner Ganove und hat mal Glück, mal Pech. Momentan eher Pech, denn er taumelt durch eine Gasse, hat eine Kugel im Leib, dicht neben der Wirbelsäule, seine Leber ist von Splittern zertrümmerter Rippen zersiebt, und hinter ihm kommt der Killer an, um ihm den Gnadenschuss zu versetzen. Tatsächlich stiert Dammy auch schon die Kugel an, die direkt auf seinen Kopf zufliegt … allerdings bleibt sie mitten in der Luft stehen, und ein seltsamer, zerknitterter alter Mann meint lakonisch: „Deine Angelegenheiten scheinen nicht zum Besten zu stehen, mein Junge.“
Der Kerl ist ein Außerirdischer, und sein Name ist Xorialle.
Er rettet Damocles das Leben, doch das tut er wahrhaftig nicht aus reiner Menschenfreude. In einer einsamen Nordpolarfestung wird der kleine Gauner aus Chicago zunächst operiert und dann mit einem Wochen umfassenden Programm immer optimaler ausgebildet. Xorialle versucht, seine Stärken und Schwächen auszuloten und damit zugleich die der gesamten Menschheit. Das tut er im Auftrag des „galaktischen Consensus“.
Doch Dammy erweist sich offenbar als Niete, und schließlich sieht Xorialle, völlig frustriert, keinen anderen Weg mehr, als ihm zu offenbaren, er werde am nächsten Tag „beseitigt“. Das Experiment sei gescheitert.
Allerdings unterschätzt der Fremde damit Damocles Montgomerie bei weitem, und das hat bald schon dramatische Folgen für ihn. Der entstandene „Ultimax“ erweist sich als eine Kiste mit einem doppelten Boden …
„Der Ultimax“ ist ein kurzweiliger Science Fiction-Roman, der mit viel Sachverstand geschrieben und mit einer Menge schrulligen Humors angereichert worden ist. Er macht, um es konkret zu sagen, einfach Spaß. Als ich das Buch im Mai 1988 das erste Mal las, reichte es mir nicht aus, um eine Rezension zu schreiben, wiewohl einige andere Laumer-Romane – siehe nur „Zeitlabyrinth“1 – unumgänglich eine Rezension herausforderten.
„Der Ultimax“ erweist sich bei genauer Betrachtung als sehr ruhiger Roman, der an die recht schrillen Sachen, die sich der Autor in der TERRA-Taschenbuchreihe leistete, nicht herankommen. Das tut der Geschichte aber gut. Actionfans kommen hier gar nicht auf ihre Kosten, Leute, die einfach vergnüglich-schnoddrige Dialoge zu sehen bekommen möchten, haben hingegen eine Menge Seiten, auf denen sie sich sehr amüsieren können.
Vergnügliche Zwischendurchlektüre also. Und wieder mal ein Grund, darauf hinzuweisen, dass es Laumer – gleich Isaac Asimov – verdient hätte, unter die Klassiker der SF gereiht und genannt zu werden. Unterhaltsamer als Asimov ist er bei weitem.
© 2006 by Uwe Lammers
Ich sage es mal so: Wenn man – wie ich – ein solches Buch zweimal im Laufe von 18 Jahren liest, dann rezensiert und es sich seither für eine Drittlektüre bereitlegt, dann kann man wohl mit Fug und Recht davon ausgehen, dass sich das Schmökern lohnen wird. Ihr solltet mal einen Versuch wagen, Freunde. Soll es antiquarisch schon für wenige Cent zu kaufen geben.
In der kommenden Woche reisen wir dann mit Clive Cussler und Boyd Morrison in die megadramatische Gegenwart, in einen wirklich spannenden Roman.
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.
1 Vgl. dazu schon den Rezensions-Blog 49 vom 2. März 2015.