Rezensions-Blog 37: Männer, die auf Ziegen starren

Posted Dezember 8th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wem der Titel seltsam vorkommen sollte – etwas, was mir anfangs übrigens ganz genauso ging – , der tut gut daran, sich auf das folgende Abenteuer einzu­lassen, das es tatsächlich in sich hat. Sowohl inhaltlich als auch Zwerchfell er­schütternd. Es ist ein äußerst faszinierendes Buch, das umgehend verfilmt wur­de… wundert euch übrigens nicht, dass ich damals nach Lektüre des Buchs, die nach Anschauen des Films einfach UNUMGÄNGLICH war, eine kombinierte Film- und Buchrezension geschrieben habe. Das mache ich äußerst selten, aber hier ging’s nicht anders.

Warum nicht?

Na ja, ich würde sagen – lest lieber selbst. Und wem die Kurzversion nicht hin­reicht (was ich bestens verstehen könnte), der sollte sich Buch und Film besor­gen und seine Kenntnisse vertiefen. Für den Anfang reicht dies hier:

Männer, die auf Ziegen starren

Kombinierte Buch- und Film-Rezension

Männer, die auf Ziegen starren“

(OT: The Men Who Stare at Goats)

von Jon Ronson

Heyne 43483

März 2010, 272 Seiten

ISBN 978-3-453-43483-7

und

Männer, die auf Ziegen starren“

USA 2009, Komödie, 93 min.

Starring: George Clooney, Jeff Bridges, Ewan McGregor, Kevin Spacey und Ziege

Regie: Grant Heslov

Am Anfang war der Katzenjammer, in beiden Fällen, und der Grund hieß: Viet­nam.

Anno 1975 erlitten die Vereinigten Staaten in ihrem heldenhaften Kampf gegen den Vorstoß des Kommunismus in Indochina eine desaströse Niederlage. Am Schluss flüchteten die letzten Angehörigen des amerikanischen Botschaftsper­sonals mit Hubschraubern und ließen ihre einheimischen Verbündeten im Sü­den Vietnams im Stich. Kurz darauf übernahmen die Kommunisten die Macht, und die Verbindungen zwischen beiden Staaten, den kapitalistischen USA hier und den kommunistischen Vietnamesen dort, wurden buchstäblich auf Eis ge­legt.

Das war die Ebene der Politik.

Eine desaströse Auswirkung dieser Niederlage, die Hunderttausende von Op­fern (mehrheitlich Vietnamesen, aber auch viele tausend amerikanische Solda­ten) gekostet hatte, betraf das amerikanische Militär. Die Wehrpflicht wurde ab­geschafft, die Etats drastisch zusammengekürzt. Die US-Militärs stürzten in eine tiefe Sinnkrise.

Der Soldat Jim Channon (im Film Bill Django) hatte in Vietnam feststellen müs­sen, dass die weitaus meisten Männer selbst im Kampffall ihre Waffe nicht mit dem Ziel abfeuerten, um Menschen zu töten. Von den wenigen, die es doch ta­ten, erlitten nachweislich rund 98 % traumatische Störungen deswegen… und die 2 %, die davon unbeeindruckt blieben, galten sowieso schon als psychopa­thisch und hatten Freude daran, Menschen zu töten, ganz egal, wo.1 Channon entdeckte, dass es einfach eine andere Möglichkeit geben musste, die Soldaten zu motivieren, ja, der ganzen Armee einen neuen Stempel, gewissermaßen den Stempel der Mitmenschlichkeit aufzudrücken. Aber wie machte man das?

Jim Channon verfasste eine Eingabe und bat darum, ihm zu gestatten, eine Mission zu beginnen, an deren Ziel es stünde, die Armee „listiger“ zu machen, als sie bisher sei.2

Seine Reise begann 1977 und führte ins Herz der Hippie-Bewegung der USA (in­sofern ist der Film durchaus authentisch). Er kehrte 1979 zum Militär zurück, und der erste Satz seines vertraulichen Berichts lautete: „Der amerikanischen Armee bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als wunderbar zu sein.“ Eine Fuß­note am Rand machte indes klar: „Dies stellt zurzeit nicht die offizielle Position des Militärs dar.“ Dasselbe galt auch für Jim Channons, ebenfalls im Bericht kon­statierten Befund: „Amerikas Rolle besteht darin, die Welt ins Paradies zu füh­ren.“3

Er war gleichwohl völlig überzeugt davon.

Und obgleich dieser Bericht so eigenartig war, traf er doch bei manchen Vorge­setzten auf einen empfindsam gereizten Nerv, etwa bei Oberst John Alexander, der von Jims Vision schwer beeindruckt war. Aus Jim Channons Handbuch, das er kurz darauf entwickelte, entstand unter Channons Führung das „First Earth Battalion“, das Erste Erd-Bataillon (EEB), das nicht tödliche Kriegführung, psy­chologische Demoralisierung des Gegners, das Gehen durch Wände, das Un­sichtbar-Werden, Hellsehen und ähnliche Fähigkeiten trainieren sollte. Aus den Soldaten sollten Supersoldaten werden, „Jedi-Krieger“. Unter anderem entstand in Fort Bragg auch ein so genanntes Ziegenlabor, in dem etwas Effektiveres aus­probiert werden sollte als das Verbiegen von Löffeln (Uri Geller, so wird wenigs­tens im Buch suggeriert, arbeitete zeitweise – oder immer noch – als Psychosol­dat für den US-Geheimdienst): das Töten von Ziegen, allein durch Anstarren.

Bizarr? Natürlich, aber das ist die Wahrheit.

Jon Ronson stößt eher durch einen Zufall auf diese verunsichernde „Parallel­welt“ des Militärs und versucht zu ergründen, was es damit genau auf sich hat. Er prallt notwendigerweise auf eine Mauer des Schweigens und auf verwirren­de Fährten, die ihn in Tanzstudios und nach Hawaii führen und in den Dschun­gel von Nicaragua, wo ein Psychosoldat unter mysteriösen Umständen gestor­ben sein soll. Er hört von dem MK-ULTRA-Programm des Militärs aus den 50er Jahren und vom so genannten „Projekt Artischocke“. Von den Versuchen der Regierung, durch Hellsehen den Aufenthaltsort von Staatsfeinden ausfindig zu machen, von Experimenten, mit bewusstseinsverändernden Drogen wie LSD oder harten Drogen wie Heroin verdächtige Personen zu zermürben und ihr Geheimwissen anzuzapfen.

Dabei ist diese Gegenwelt in höchstem Maße verwirrend, dass man sich bald wie in einem weglosen Urwald vorkommt, wo kaum Licht den Boden erreicht und der Boden selbst trügerisch ist. Esoteriker aller möglichen Couleur tum­meln sich dort ebenso wie psychisch labile Menschen, Verschwörungstheoreti­ker oder auch Terroristen. Ronson entdeckt Verbindungslinien der EEB-Leute zu den Terrorpiloten des 11. September 2001, er hört von Weltuntergangsvisionen Paranormaler (die neben „Rinder-Aids“ – möglicherweise dem Rinderwahn – auch solche Dinge vorhersagen wie die Landung von Marsmenschen, die um Exil bitten oder von Superstürmen, die Milliarden von Menschen töten werden und den Rest bis zum Lebensende in Bunker zwingen sollen). Er weiß wirklich nicht, was er davon halten soll, und dem Leser geht es an vielen Stellen seines unglaublichen Buches ganz genauso.4

Als der „Krieg gegen den Terror“ ausgerufen wird (der ja offiziell im Jahre 2004 längst beendet ist, als Saddam Hussein im Irak gestürzt wurde – der damit übri­gens nichts zu tun hatte! Und der natürlich auch nicht über die angeblich ach so existenten Massenvernichtungswaffen verfügte, die ein zentraler Grund für den Angriff auf den Irak waren!5 – und die Taliban in Afghanistan „besiegt“ worden waren6) und schnell evident ist, dass der erhoffte rasche und nachhaltige Sieg offensichtlich nicht erreicht werden kann, da kann Jon Ronson auch entdecken, dass das amerikanische Militär offensichtlich – obwohl Veteranen des EEB da­von abraten und das auch für abwegig halten – auf alte Strategien der Psycho­soldaten zurückgreift, um sie nun in neuem Kontext einzusetzen. Mehr noch: die alten Psychosoldaten werden reaktiviert, und unglaubliche Geldmittel fließen von neuem in einstmals „abwegige“ Forschungsgebiete.

Warnungen vor dem Einsatz früher verworfener, abseitiger Strategien verhallen indes, wenn denn überhaupt jemand davon erfährt, und die jungen Wilden des US-Militärs scheinen sich nur nach der Doktrin des oberflächlichen „Klasse, klingt super, warum probieren wir nicht das mal aus?“7 auszurichten, auch wenn diese Versuche dreißig bis fünfzig Jahre vorher fatal fehlschlugen. Sind auf solche Weise Schall-Verhöre im Irak zu erklären? Kann man auf diese Weise die Exzesse von Abu Ghraib ein bisschen besser verstehen? Ist es wirklich nur lustig, wenn man mehr als 24 Stunden lang ausweglos mit einer Kindersendung be­schallt wird?

Ronsons Buch stellt auf diese Weise eine Menge faszinierender Fragen und schält die Hüllen der Rationalität und der harten, rauhen Militärpsyche von dem empfindsamen Kern darunter ab, der in der amerikanischen Armeeführung da­mals wie heute schlummert und in der das Trauma von Vietnam und der Wunschglaube an das Übernatürliche nach wie vor (verleugnet natürlich) exis­tent sind. Deshalb halte ich das Buch nicht nur für sehr unterhaltsam, sondern für äußerst bedeutsam.

Natürlich kann man alles, was in dem Buch beschrieben wird, für einen blanken Ausfluss der amerikanischen Neigung zur Verschwörungstheorie halten, und manches hat so skurrile Auswüchse, dass man darüber lachen könnte. Was etwa, könnte man sich fragen, kümmert uns heute jemand wie der Wissen­schaftler Frank Olson, der 1953 aus einem New Yorker Hotelfenster in den Tod stürzte? Gibt es da tatsächlich einen Zusammenhang mit dem parapsychologi­schen Projekt MK-ULTRA und den Drogenversuchen des amerikanischen Ge­heimdienstes?8

Nun, ja… den gibt es. Und das ist nicht allein Ronsons Verdienst. Über die gehei­men Menschenversuche der CIA und insbesondere auch über den Fall Frank Ol­son gibt es ein hiervon ganz unabhängiges Buch des bekannten Journalisten Eg­mont R. Koch, der einst den Seveso-Skandal aufdeckte, das er zusammen mit dem Politologen Michael Wech verfasst hat und das dezidiert „Deckname Arti­schocke“ heißt.9 Darin finden wir ein Zitat wieder, das 1:1 bei Ronson wieder­kehrt und doch ernstliche Zweifel an der Freundlichkeit „befreundeter“ Ge­heimdienste weckt. George H. White, ein Mitarbeiter der CIA, gab damals zu Protokoll: „Es war Spaß, Spaß und nochmals Spaß. Wo sonst konnte ein heißblü­tiger Amerikaner lügen, betrügen, töten und vergewaltigen, und das mit dem Segen von allerhöchster Stelle?“ Man fühlt sich irgendwie wie in der Alptraum­welt von „Clockwork Orange“

Und das „Erste Erd-Bataillon“? Das ist doch eine wirklich wilde Erfindung, oder? Das kann es nicht echt gegeben haben…?!

Nun, leider doch. In einem Klassiker zur Kriegsführung der USA, Ronald McRaes „Parapsychologische Kriegsführung“, lesen wir als Inhaltsangabe zu dem Kapitel „Das Erste Erdenbataillon“ (!) folgendes: „Die Armee erteilt den Auftrag, eine komplette Fahrzeugkolonne nach New-Age-Vorstellungen zu konzipieren. Kampfmönche, in der Psi-Technik geschult, trachten danach, den Feind abzu­wehren, aber nicht zu töten. Keine Fiktion, sondern Realität!“10

Da ist also eine Menge Wahres dran. Nicht alles, was sich unglaublich anhört, ist deshalb Science Fiction oder Fantasy. Manches nennt sich auch reale Geschich­te.

Was hat Grant Heslov unter ausdrücklicher Vorgabe von George Clooney – des­sen politisch-kritische Handschrift im Film deutlich zu erkennen ist – in der Ver­filmung geändert? Nun, nahezu alles. Wer Buch und Film vergleicht, wird schnell entdecken, dass die Namen komplett verändert wurden (z. T. vermutlich aus Persönlichkeitsschutzgründen11). Die Familie Olson wird nicht mehr er­wähnt, MK-ULTRA ebenso wenig wie der Massenselbstmord der Davidianer, die Folterungen von Abu Ghraib und Lynndie England (die man allesamt bei Ronson wieder findet, von ganz anderen Dingen mal zu schweigen). Nahezu alle „unap­petitlichen“ und unangenehmen Dinge sind aus der Storyline des Films ausgefil­tert.

Heslovs Film fängt eigentlich da an, wo Ronson endet, und das ist dann schon recht geschickt gemacht. Der Journalist Bob Wilton, dessen Herz von seiner Frau gebrochen wird, zieht in den Krieg und versucht eigentlich nur, in den Irak hineinzukommen, um sich zu beweisen (wobei Wilton alias Ewan McGregor das alter Ego von Jon Ronson darstellt). Durch einen schieren Zufall fügt es sich, dass er vor der Grenze beim Warten mit einem Mann zusammenstößt, dessen Namensschild ihn als Lyn Cassidy ausweist (George Clooney).

Nun ist Cassidy für ihn kein Unbekannter – Wilton hat schon vor Jahren als Re­porter jemanden interviewt, der ihm erzählte, er könne das Herz von Hamstern stehen bleiben lassen und sei früher ein Psychosoldat gewesen. Der beste von ihnen aber sei Lyn Cassidy gewesen, der später ein Tanzstudio betriebe (man merkt, hier mischen sich die Fakten des Ronson-Buches sehr intensiv mit der Darstellung des Films, aber vieles wird im Film entpersonalisiert und in einzel­nen Figuren neu zusammengemischt, so trägt Cassidy die Züge verschiedener realer EEB-Protagonisten, das zeigt sich auch in den Dialogen, wenn man Film und Buch vergleicht). Damals konnte er das nur als ziemlich abgedrehte Psycho-Story eines Wichtigtuers verstehen und sie schlicht belächeln.

Wilton erinnert sich nun also daran, spricht Cassidy darauf an und erreicht tat­sächlich nach einer gewissen Phase der Skepsis, dass er ihn in den Irak mit­nimmt, wo sie allerdings durch Pannen in die Gefangenschaft krimineller Araber geraten und schlussendlich mitten in der Wüste eine geheime Armee-Einheit entdecken (PsyOps, die es auch bei Ronson sehr ausführlich zu beobachten gibt), wo es gewissermaßen zum dramaturgischen Showdown kommt, zur Ka­tharsis oder wie immer man das auch nennen möchte… in Rückblenden erhält der Zuschauer zwischendurch Einblick in die Geschichte des EEB und seiner Protagonisten.

Jon Ronson fand es in seinem Buch erschütternd, dass die Geschichte der Fami­lie Olson zu einer Art Geheimdienst-Klamauk verzerrt wurde (Geheimagenten, die nichts hinbekommen: weder mit Seren oder Drogen Leute zum Sprechen bringen können, noch per übersinnlicher Kräfte verborgene Feinde finden, und Dissidenten oder Staatsfeinde umzubringen – etwa Fidel Castro – , das beka­men sie auch nicht hin… und dann fallen sie auch noch aus dem Hotelfenster!), und er fand das mit Recht unmöglich. Ein tragisches, ja, verbrecherisches The­ma wurde zur Unterhaltung karikiert und damit in jeder nur denkbaren Weise entschärft.12 Dasselbe geschah mit Ronsons Bericht über die Psychosoldaten, von dem traurigerweise nur der Bericht über „Barney, den Lila Dinosaurier“ üb­rig blieb, mit dessen Kinderliedern Strafgefangene im Irak zwangsbeschallt wur­den.13

Das wird auch im Film selbst gegen Schluss gezeigt, und insofern ist es natürlich kritisch. Ansonsten muss über den sehr unterhaltsamen Film leider gesagt wer­den, dass sein zweischneidiger Wert eben genau in der Unterhaltung liegt. Jon Ronson hätte vermutlich gesagt, es sei ja schön und nett gewesen, Hollywood-Schauspielern zu einer unterhaltsamen neuen Rolle zu verhelfen (und es ist wirklich zum Schreien komisch, zu erleben, wie Ewan McGregor, der in Star Wars den jungen Obi-Wan Kenobi, einen Jedi-Krieger, gespielt hat, so unendlich skeptisch ist, als er aus dem Mund von George Clooney von „Jedi-Kriegern“ hört!), es sei zweifellos auch sehr nützlich, wenn George Clooney einmal mehr Gelegenheit bekommt, kritisch gegen den „Krieg gegen den Terror“ und seine Exzesse zu Felde zu ziehen… das alles ist zweifellos wirklich gut und schön.

Aber es ist unterhaltsam. Und das sollte es eigentlich nicht sein.

Der Krieg gegen den Terror ist nicht komisch.

Die Entartung des amerikanischen Militärs ist alles andere als witzig.

Heslov macht mit dem Thema genau das, was die amerikanische Presse mit dem Fall Olson gemacht hat – sie hat es in unterhaltsame, launige Anekdoten­form von „Geheimdienstdeppen“ umgemünzt, die nichts gebacken bekommen. Heslov selbst zieht das Thema am Schluss leider auf bedauernswerte, wenn auch sehr unterhaltsame Weise ins Lächerliche.

Wer darum solide informiert werden möchte und die ganzen (lustigen) Nebel­bomben des Films beiseite schieben will, sollte sich zusätzlich zu dem – als Un­terhaltung jenseits des Mainstreams – sehr zu lobenden Film auch die oben ge­nannten Bücher durchlesen, um ein bisschen genauer informiert zu werden, was da wirklich geschehen ist.

Es lohnt sich. Denn der Himmel mag wissen, was den Militärs noch so einfällt, wenn der „Krieg gegen den Terror“ fortschreitet… womit leider zu rechnen ist. Die pazifistischen Ideen des EEB sind offensichtlich tot, aber die negativen Nut­zungen der Ideenflut von einst sind aktiver und lebendiger denn je!

© by Uwe Lammers, 2010

Ja, das ist schon so ein Kreuz mit den Journalisten… selbst wenn sie sehr kritisch sind, ist doch die Art und Weise ihrer Arbeit für jemanden wie mich mit einer soliden Historikerausbildung, quellenkritisch geschult, das Resultat der Recher­chen also, nur bedingt begeisternd. Damit ist aber, wie oben schon gesagt, nichts Ne­gatives über das Thema an sich ausgesagt oder darüber, dass man sich damit nicht befassen sollte. Nur könnte man es an dieser Stelle als Verbesserungsvor­schlag auffassen, dass die nämlichen Journalisten – mögen sie nun Stefan Aust oder eben auch Jon Ronson oder anders heißen – neben einer unterhaltsamen Schreibe auch ein gerüttelt Maß an Quellendokumentation betreiben sollten. Das würde ihre Werke veredeln.

Was übrigens das Buch von McRae angeht… das lese ich derzeit gerade und fin­de es wirklich superkritisch, auch wenn ihm nahezu jede Eloquenz abgeht. Das liegt aber möglicherweise an der Übersetzung. Für UFO-Fans oder Freunde der „magischen Fähigkeiten“ eines Uri Geller würde diese Lektüre aber wohl äu­ßerst ernüchternd sein. Was jedoch daraus deutlich hervorgeht, ist, dass die ir­rationalen Elemente im US-Militär alles andere als einflusslos waren, wenigs­tens bis in die späten 80er Jahre hinein. Es ist plausibel, eine Kontinuitätslinie bis in die Gegenwart zumindest zu vermuten…

In der kommenden Woche wird es an dieser Stelle noch verblüffender, wenn ich ein sehr dünnes Büchlein bespreche, das man am ehesten in den Bereich der Lyrik einordnen könnte. Wenn ihr mehr erfahren wollt, schaut einfach wieder herein. Ich freue mich drauf.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Ronson, S. 38f.

2 Vgl. Ronson, S. 40.

3 Vgl. Ronson, S. 47.

4 Es kann nicht genug bedauert werden, dass Ronson Journalist ist und sein Buch leider so gebaut ist wie das vieler Journalisten, was hier aber ganz besonders problematisch ist: journalistisch eben. Das bedeutet, außer summarischen Danksagungen findet man hier eher keine Literaturangaben, keine Quellenverweise, was die Nachprüfung der Inhalte doch sehr erschwert hat. Gleichwohl war das nicht völlig unmöglich, wie gezeigt werden wird.

5 Damit soll nicht gesagt sein, dass Saddam Hussein nicht ein menschenverachtender Dikta­tor war, der zahllose Mitbürger umgebracht und gefoltert hat. Aber der Gerechtigkeit hal­ber muss man auch sagen, dass Hussein lange Jahre treuer Vasall der USA war und mit de­ren Hilfe hochgerüstet wurde; Besuche des damaligen Geheimdienstchefs George Busheil

12 Damit lag er übrigens auf derselben Wellenlänge wie der verstorbene Medienkritiker Neil Postman in seinem Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“, Frankfurt am Main 1988, in dem dieser konstatierte: „Problematisch am Fernsehen ist nicht, dass es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, dass es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert.“ Das Diktum ist heute noch in Kraft, vielleicht mehr denn je, und das Buch gehörte als Lese­stoff wieder mal auf die Agenda.

13 Vgl. Ronson, S. 127-143.

Liebe Freunde des OSM,

vor dreizehn Wochen habe ich die letzte Fehlerlese des frühen Oki Stanwer My­thos veranstaltet, und heute habe ich doch tatsächlich schon wieder Grund da­für… so ist das eben, wenn ich dazu komme, alte Episoden abzuschreiben und zu kommentieren. Es ist anzunehmen, dass das wohl noch ein paar Jahre weiter so geschehen wird.

Warum? Nun, wie ich schon mal sagte, sind weite Teile des frühen OSM nur als analoge Dokumente vorhanden, also als Schreibmaschinenversionen oder sogar in Form handschriftlicher Skripte. Und da tummeln sich natürlich diverse Fehler. Heute wird es sogar recht pikant – jedenfalls, wenn man meine einstigen Inten­tionen mutwillig missversteht und wörtlich nimmt. Dann kommt man aus dem anzüglichen Kichern wohl kaum mehr heraus.

Reden wir heute mal über Sex, meine lieben Freunde. Und keine Sorge, es wird durchaus nicht unzüchtig, kein Grund, einen „Erst ab 18 Jahre gestattet“-Button an diesen Blogartikel anzuheften.

Mit Erotik hatte ich es im frühen OSM nicht so, und das hat schon durchaus sei­ne Gründe. Die sind durchaus nicht sexistisch zu verstehen – es ist einfach so, dass über weite Strecken in der Frühzeit des OSM Frauen im OSM gar nicht auf­tauchen. Oder wenn, dann quasi nur in Nebensätzen. Das hängt damit zusam­men, dass ich in der frühen Schreibzeit – wir reden hier über die Jahre bis etwa 1987 – weibliche Protagonisten vollständig missachtete und mein Desinteresse an realen Mädchen 1:1 in den OSM projizierte.

Tatsächlich bin ich erotisch ein ziemlicher Spätzünder gewesen und habe an­fangs eher enttäuschende Kontakte zum anderen Geschlecht gehabt, was dann ein gezieltes Desinteresse über mehrere Jahre zur Folge hatte. Ich konzentrierte mich sodann mehr auf Bücher und aufs Schreiben, ohne zu realisieren, dass das weibliche Element natürlich aus diesen Geschichten nicht ohne Logikkomplika­tionen retuschiert werden konnte.

In der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), die ich 1983 zu schrei­ben begann und in der der KONFLIKT 14 des OSM abgebildet wird, kommen na­türlich schon weibliche Personen vor, aber… nun ja… Hand aufs Herz: weibliche Insektenraumfahrer wie die Cranyaa oder eine Soogrerin, wie sie gegen Ende der Serie in Erscheinung tritt, die kann man nur sehr bedingt als weibliches Element betrachten.

Die erste wirklich plausible weibliche Protagonistin war vermutlich die Ghanerin Jyseewa in der Edward-Norden-Saga (ENS) in den Arc-Romanen ab 1987. Dazu sage ich im Rahmen des Blogs sicherlich beizeiten noch mehr, das ist heute nicht das Thema.

Was aber durchaus im OSM auftauchte, war eine Formulierung, die man abso­lut sexuell verstehen könnte, wenn der Kontext nur nicht so grotesk wäre. Schauen wir uns das einfach mal exemplarisch an ein paar Beispielen an.

Beispiel 1:

Todesmission TOTAM“, Band 19 der Serie

Sie wartete einige Sekunden, dann antwortete auf einmal eine weiche, dunkle und männliche Stimme, die keinem Cranyaa zu gehören schien: ‚Ich habe den Ruf gehört. Ich, der Feldherr des Lichts, Feldherr der Cranyaa, bin auf dem Weg. Haltet aus. Der Kampf hat begonnen. Ich komme, OKI STANWER! Und ich wer­de…“

Abgesehen davon, dass wir hier verschiedene Komplikationen haben, was die Spracherkennung zwischen Cranyaa und andersrassigen Lebensformen – wie hier Oki Stanwer – angeht, die an dieser Stelle nicht interessieren, so könnte man doch annehmen, dass dieses „Ich komme“ eine klare sexuelle Aussage ei­ner männlichen Person im Moment des Höhepunktes, d. h. des Orgasmus ist. Ist aber nicht gemeint.

Beispiel 2:

Gleicher Band

Ormun und Drenosa führten in ihrer Geistgestalt den Trupp der Cranyaa an, und Ormun erhielt einen geistigen Impuls. Er sollte ins Zentrum des großen, ab­schüssigen Kraters kommen.

Dort war das SCHWARZE, TOTAM.

Ormun kam.“

Ihr ahnt es schon. Auch dies ist nicht etwa der Orgasmus des Dämons Ormun, sondern wieder ein sprachlich tumber Lapsus.

Beispiel 3:

Der dritte Dämon“, Band 20 der Serie

Wieder begann das Beben.

Ein Dämon erwachte.

Nichts konnte ihn daran hindern.

Awurkks Erwachen stand unmittelbar bevor.

Der dritte Dämon KAM!“

Ihr merkt deutlich, ich hatte eine geradezu absurde Vorliebe für diese Formulie­rung. Auch hier ist sie nicht sexuell gedacht, ja, die Vorstellung, ein Dämon kön­ne überhaupt über so etwas wie eine Libido verfügen, ist absurd. Aber es geht noch witziger…

Beispiel 4:

Chaos auf Senaax“, Band 22 der Serie

Das Signal!

Es kam!

OREOC fing die Signale auf. Er befand sich weder auf Onotaak noch auf Senaax. Er war im Schutz von Deflektorschirmen in einen Orbit um Senaax gegangen…“

Jetzt haben also schon Signale erotische Höhepunkte zu erwarten… zweifellos etwas ganz Außergewöhnliches, wenn man es so interpretiert. Äußerst originell und so natürlich auch nicht gemeint. Aber wenn man denkt, das ist schon kuri­os, so kann ich noch eine Steigerung anbieten. Schauen wir uns das letzte Bei­spiel an:

Beispiel 5:

DER TITAN“, Band 29 der Serie

Troohns, Okis und All-Hüter bekämpften sich.

Doch in dem Sektor, in dem Oki war, eskalierte das Grauen, denn…

TOTAM KAM!

[Kapitelblende]

TOTAM kam!

Inmitten einer gewaltigen Raumschlacht fetzte das Raumzeit-Gefüge auseinan­der.

Ein schwarzes Etwas erschien.

Ein Planet!

TOTAM!

Von den Gewalten des Bösen wurden die Schiffe hin und her geschleudert. Oki-Raumer zerbarsten in roten Energieexplosionen…“

Ich notierte an die dritte Zeile vergnügt schmunzelnd: „Und nein, TOTAM hat keinen Orgasmus“ – was ja auch nur wenig Sinn ergeben hätte, wo TOTAM doch ein schwarzer Kristallplanet ist. Aber wie man sehen kann… ich hatte eben durchaus eine sehr demokratische Einstellung. Oki Stanwer „kommt“, Dämonen „kommen“, selbst Signale „kommen“, warum also nicht auch Kristallplaneten?

Urige Fehlleistungen, die samt und sonders in der Ausarbeitung später nicht mehr vorhanden sein werden, vertraut mir. Aber an diesen Stellen bringen mich diese Formulierungsschwächen immer wieder zum Prusten. Das ist der positive Effekt davon – es wäre gar zu bedauerlich, wenn ich immer nur haareraufend über den Abschriften säße und mir weitere graue Haare (zu denen, die ich schon habe) wüchsen.

Und weil es diesen Blog gibt, kann ich solche vergnüglichen Passagen dann munter direkt an euch weiterreichen. Ich hoffe, es machte euch mal wieder ein wenig Vergnügen, zu sehen, wie tapsig ich mich anno 1983/84 anstellte, als ich am frühen OSM arbeitete (wir waren damals noch nicht mal bei Episode 200 angelangt. Ihr wisst ja, dass es inzwischen über 1.750 geworden sind, und es werden ständig mehr).

Mal sehen, wann ich euch die nächste Fehlerlese offeriere. In der kommenden Woche kehren wir in meine kreative Vita zurück. Im nächsten Abschnitt der Ar­tikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“ erzähle ich euch vom Dezember 2006 und den folgenden Monaten. Das ist, denke ich, eine interessante Lektüre, die ihr nicht verpassen solltet.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 36: Zweite Chance auf Eden (7/E)

Posted Dezember 2nd, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich erwähnte verschiedentlich, dass Peter F. Hamiltons Romantrilogie um das „Armageddon-Universum“ bei der deutschen Publikation durch den Bastei-Ver­lag in sechs dickleibige Bände aufgespalten worden ist. Aber eine Trilogie, ge­teilt durch 2 ergibt nun einmal 6 Bände und nicht 7. Hier schon, und der Grund war folgender: Es gab durchaus noch lose Enden, die beim Verfassen des Zyklus unter die Räder kamen, und man sollte außerdem nicht vergessen, dass Hamil­ton den Romanzyklus aus einer Reihe von Kurzgeschichten entwickelte, ehe er sich dann an den großen Wurf seiner Trilogie wagte.

Infolgedessen war es auch von Verlagsseite nur logisch, ihn dazu zu drängen, doch die alten Geschichten im Lichte der Trilogie zu aktualisieren und einige neue Geschichten zu schreiben, die im Armageddon-Universum spielten. Her­ausgekommen ist jene Storysammlung, die hier nun vorliegt. Und wer in den sechs Bänden zuvor noch nicht genug bekommen konnte, hat jetzt weiteres Le­sefutter, an dem er seinen Appetit stillen kann:

Zweite Chance auf Eden

(OT: A Second Chance At Eden)

Stories aus dem Armageddon-Universum

von Peter F. Hamilton

Bastei 23240

576 Seiten, TB

September 2001, 8.90 Euro

Übersetzt von Axel Merz

Tausende von Seiten lang fieberten die Leser des Armageddon-Zyklus in den Jahren 2000 und 2001, als Axel Merz seine sechs voluminösen Übersetzungs­bände von Peter F. Hamiltons gigantischem SF-Epos vorlegte. Die Leser fieber­ten mit dem Romanheld Joshua Calvert und seiner jungen, mutigen Geliebten Louise Kavanagh, sie verfolgten den Aufstieg des düsteren, geradezu antichristliche Züge tragenden Quinn Dexter vom einfachen deportierten Strafgefangenen zu einer Geißel der Menschheit, und sie wurden Zeugen der unaufhaltsam scheinenden Ausbreitung der Besessenen, wiederkehrender Seelen aus einem überdimensionalen Limbus, der seine Toten in die Körper noch lebender Menschen entließ.

Im Armageddon-Universum mit seinen über achthundert von Menschen besie­delten Welten, seinen seltsamen exotischen „Xeno“-Völkern und seiner Zeitli­nie, die über 600 Jahre in die Realzukunft reichte, fand der Leser, der gerne komplexe Hintergründe vorfindet, in der Tat genau das: biologische Technolo­gie, einen Strang von Menschen, der sich von der ursprünglichen Menschheit abgespalten hat und seine eigene private Form von menschlicher Perfektion und seelischer Unsterblichkeit gefunden hat, eben die Edeniten. Der Leser lern­te die ursprünglich religiös fundierten „Normalmenschen“ (Adamisten) kennen, wurde Zeuge der Entstehung der intelligenten Voidhawks, also lebender, emp­findungsfähiger Raumschiffe… und was es da nicht noch alles sonst gab.

Mit diesem Buch, das auf dem Titelbild falsch als „Roman“ tituliert ist (es ist in Wahrheit eine Storysammlung), kehrt Hamilton noch einmal in jenes komplexe Universum zurück. Entlang der gut sechshundert Jahre Zeitskala gruppiert er sieben Geschichten, deren längste die Titelgeschichte „Die zweite Chance“ ist, und baut so eine Art von Brücke aus der Gegenwart in jene ferne Zukunft des Jahres 2600, in der der Armageddon-Zyklus schließlich auf dem Kolonialplane­ten Lalonde beginnt. Und ich vermute wohl nicht zu Unrecht, wenn ich sage, dass Hamilton diese Geschichte so strukturiert hat, dass sie Anknüpfungspunk­te mit dem Zyklus haben und jene, die den Geschichtenband zum Schluss lesen (wie ich), animiert werden sollen, den Zyklus daraufhin noch einmal zu lesen. Nun, das wird bei mir noch etwas dauern. Schauen wir uns bis dahin die Ge­schichten etwas genauer an.

Sonnies Trumpf spielt im Jahre 2070 auf der Erde. Die Ökologie der Erde wird immer mehr heruntergewirtschaftet, und die Biotech-Wissenschaften bringen bizarre neue Spielarten der Unterhaltungsindustrie hervor, unter anderem et­was, das man als eine brutalisierte Neuversion der alten Hunde- und Hahnen­kämpfe betrachten kann. In diesem Fall werden gegen Wetten gezüchtete Bio­monster zum Einsatz gebracht, die über eine Art Affinitätsschaltung mit einem „Spieler“ gekoppelt werden.1 Als die Spielerin Sonnie dazu gebracht werden soll, zugunsten eines Spielleiters absichtlich zu verlieren und sich weigert, kommt es zu einer sehr… hm… unschönen Entwicklung.

Die zweite Chance ist eigentlich ein Roman. Der Umfang von fast 250 Manu­skriptseiten würde beispielsweise für Joanne K. Rowling fast reichen, einen Harry Potter-Roman daraus zu machen. Für Hamilton ist das eine Novelle, und mit Abstand das Highlight dieses Buches. Man schreibt das Jahr 2090. Die bei­den christlichen Kirchen sind zu einer Einheitskirche verschmolzen, die von ei­ner Päpstin geleitet wird. Das scheint anfangs keine Rolle zu spielen, aber der Leser sollte dieses Detail nicht vernachlässigen.

Harvey Parfitt ist Sicherheitsmann, Angestellter der Jovian Sky Power Corporation (JSPK). Er hat einen Kontrakt unterschrieben, der ihn für längere Zeit an das Jupiter-Habitat Eden koppelt, das den Armageddon-Lesern wohlver­traut ist. Freilich steckt Eden, ein künstlich geschaffener halbbiologischer Him­melskörper im Orbit um Jupiter, hier noch in den Kinderschuhen und ist eine Dependance irdischer Konzerne, die von hier aus die Förderung des Raumschiff­treibstoffs Helium-III betreiben, der aus der Jupiter-Atmosphäre gewonnen wird. Während auf der Erde die meisten Städte schon in sogenannten Arkologi­en verschanzt sind, um sich gegen die klimatischen Unbilden zu schützen, braucht man all das auf Eden nicht. Diese Hohlwelt ist schlechterdings ein Para­dies. Eden selbst besitzt eine Eigenintelligenz, und die Bewohner des Himmels­körpers stehen über implantierte neuronale Symbionten mit dem biologischen Netzwerk in Verbindung. Es ist also unumgänglich, dass sich auch Chief Parfitt, der seine Frau und die beiden Kinder mit nach Eden genommen hat und hier die Polizeiorganisation aufbauen soll, einen Symbionten einsetzen lässt. Es scheint allerdings überhaupt keine Notwendigkeit für einen Polizisten zu geben, da es auf Eden keinerlei Kriminalität gibt.

Doch als wäre Parfitts Ankunft ein Signal gewesen, bekommt das Idyll erste Ris­se. Eine Wissenschaftlerin wird ermordet aufgefunden, offensichtlich ermordet von einem genetisch gezüchteten Dienerwesen, einem Schimpansen, der als Gärtner arbeitete und über keinen eigenen Intellekt verfügt. Parfitt steht vor der interessanten Herausforderung, in einer Welt, in der Mord eigentlich un­möglich ist, das perfekte Verbrechen aufzuklären. Dabei stößt er, je tiefer er gräbt, auf um so beunruhigendere Angelegenheiten – und unter anderem auf einen separatistischen Geheimbund, der die Loslösung Edens von der Erde be­treibt. Dass Parfitt gleichzeitig auf einen halb vergeistigten Asketen namens Wing-Tsit Chong2 stößt, den Entdecker der Affinität, und dass er zudem noch ein extremes Problem mit seiner eigenen Frau bekommt, für die das Einsetzen eines neuralen Symbionten, der Affinität ermöglicht, Sünde darstellt, das macht aus diesem Roman zusammen mit der kriminalistischen Recherche Parfitts ein Lesevergnügen allerersten Ranges. Die Lösung des Problems sei hier nicht ver­raten, nur soviel: es lohnt sich, um Ecken herum zu denken…

Zeiten ändern sich führt uns im Jahre 2245 schon in die relativ ferne Zukunft zu einer erdnahen Kolonialwelt namens Nyvan, die im Armageddon-Zyklus un­rühmliche Erwähnung findet als jene Welt, auf der teuflische Quinn Dexter kurz­fristig Zuflucht sucht. Bei seinem Aufbruch legt er den Planeten thermonuklear in Schutt und Asche, doch zu dem Zeitpunkt dieser Geschichte liegt das in fer­ner Zukunft: Nyvan ist eine sogenannte Multiethnien-Kolonie, jener Planet, auf den alle möglichen Menschen, die die Flucht von der Erde schaffen können, an­kommen. Die Konsequenz ist eine extreme Zersplitterung in kleine Nationen, die sich untereinander befehden. Die einen suchen dabei Mittel und Wege, eine ethnisch homogene Nation zu bilden und sich von Terra gleichzeitig abzunabeln, andere unterdrücken ihre Minderheiten mit verschiedensten Mitteln. Und mittendrin ist die Farmerin Amanda Foxon, die versucht, sich und ihren neunjährigen Sohn mit Hilfe einer Truppe jüdischer Erntehelfer und eines Man­nes, den sich Amanda als Geliebten ins Bett geholt hat, über Wasser zu halten. Bis eines Tages ein Verwundeter auf die Farm gebracht wird. Von da an ändern sich die Zeiten dramatisch…

Candyknospen war eine jener wenigen Geschichten, die Peter F. Hamilton über die Anwendung von Biotechnologie schrieb, bevor ihm der Lektor David Gar­nett vorschlug, doch aus all dem einen Roman oder gar einen Romanzyklus zu machen, aus dem letzten Endes der Armageddon-Zyklus wuchs. Candyknospen sind eine seltsame biotechnologische Erfindung auf dem Planeten Tropicana. Im Jahre 2393 wird die Hauptstadt Kariwak von dem greisen, biologisch aufge­rüsteten Laurus beherrscht, der mit Hilfe von affinitätsgesteuerten Bedienste­ten jeden Konkurrenten niederhält und auch vor Mord und Verstümmlung nicht zurückschreckt. Um in den Besitz der Träume erzeugenden Candyknospen zu kommen, verfolgt er ein kleines Mädchen namens Torreya, das ihn zu einer verfallenen Fabrik führt, in dem sich die einzige, bizarre halb organische Maschine befindet, die Candyknospen produziert, und zwar offensichtlich nach den Bildern, die in dem Geist ihres verkrüppelten Bruders Jante durch das Vorlesen von Märchen erzeugt werden. Es gelingt Laurus zwar, die beiden Geschwister und die Maschine in seine Gewalt zu bekommen, doch gibt es eine dunkle Wahrheit hinter dem, was sie Laurus erzählt haben…

Todestag ist eine düstere Zukunftsvision aus dem Jahre 2405 vom Planeten Ju­barra, einer höchst unwirtlichen Welt, auf der die Menschen einen unbe­schreiblichen Genozid angerichtet haben, um den Planeten bewohnbar zu ma­chen. Ein Siedlerehepaar, dorthin gelockt mit dem Versprechen einer goldenen Zukunft, ist in einem einsamen Tal zurückgeblieben – sie ist inzwischen verstor­ben, und er von Verzweiflung und Hass zerfressen, weil es eine unbegreifliche mentale Verbindung zwischen ihm und einem Xeno gibt, der irgendwo im Tal wartet. Schließlich entscheidet der Siedler, dass der Zeitpunkt gekommen ist, wo einer von ihnen beiden zu sterben hat. Und das soll nicht er sein…

Die Leben und Lieben der Tiarella Rosa kehrt zurück nach Tropicana, allerdings ins Jahr 2447. Seit den Ereignissen um Laurus sind als gut 50 Jahre vergangen. Diesmal kommt ein Separatist namens Eason hierher, um sich vor seinen Ge­fährten zu verstecken. Diese Leute sind Separatisten, die sich in den Besitz von Antimaterie gebracht haben, einer konföderationsweit geächteten Substanz. Eason sollte sie eigentlich auf einer Welt der Edeniten zur Explosion bringen, aber es ist ihm zuwider, das zu tun. Er versteht sich als Soldat, nicht als Schläch­ter, und so hat er die Antimaterie entführt und will untertauchen.

Auf Tropicana findet er Anschluss an eine kleine Familie, die aus einer alleiner­ziehenden Mutter, deren schon fast erwachsener Tochter und einem Quartals­säufer besteht, der ihnen bei der Ernte hilft. Eason kehrt mit ihnen auf die BiTek-Insel Charmaine zurück, auf der sie ihre Plantage haben und setzt hier ei­niges instand. Zugleich aber schmiedet er Pläne, sowohl Mutter als auch Toch­ter zu verführen. Doch sowohl Althaea, die Tochter, als auch Tiarella Rosa, die Mutter, haben tiefe Geheimnisse, und ehe Eason versteht, was passiert, ist er bereits Teil einer höchst gewöhnungsbedürftigen Zukunftsplanung, die durch­aus nicht seinen Zielen dient…

Die letzte Geschichte mit dem lapidaren Titel Fluchtweg (im Inhaltsverzeichnis falsch als Fluchtwege angegeben) macht uns persönlich bekannt mit einer Ge­stalt, die im Armageddon-Zyklus nur mittelbar über den Weg läuft: mit Marcus Calvert, dem Vater von Joshua Calvert. Wir finden endlich die gute alte Lady MacBeth wieder, die ja auch Joshuas Schiff während des ganzen Zyklus ist. In diesem Fall beginnt die Geschichte auf den Sonora-Asteroiden im Jahre 2586.

Captain Calvert, wieder einmal relativ pleite, ist auf der Suche nach einem Sponsor und kommt in Kontakt mit Antonio Ribeiro und Victoria Keef. Er ist so­zusagen ein Glücksritter, scheinbar mit einer Menge Geld, sie ist eine auf eigen­artige Weise verkrachte Astrophysikerin, deren Ziel es zu sein scheint, Goldaste­roiden in Sonnensystemen aufzutreiben, die über einen Staubring verfügen. Das Geschäft hört sich lukrativ an, wenn auch ein wenig halbseiden, und tat­sächlich funktioniert die Victorias Methode, die sie beim nächsten Sonnensys­tem anwenden. Allerdings suchen die beiden Abenteurer – und ihr Kompagnon, der mit an Bord gekommen ist – nicht nach Goldasteroiden, sondern nach et­was ganz anderem. Und sie finden NOCH etwas anderes, nämlich das Wrack ei­nes Xeno-Raumschiffs, das über eine ganze Reihe hochinteressanter technologi­scher Besonderheiten verfügt. Und während sie noch die Geheimnisse des ex­traterrestrischen Schiffes erforschen, schlägt die Stunde der Wahrheit…

Unbestreitbar ist dieser Sammelband mit seinen sieben Geschichten eine nette Ergänzung zum Armageddon-Universum. Natürlich ließen sich für alle, die hier erzählt werden, noch ein Dutzend weitere finden und erzählen, zweifelsohne. Bei manchen – z. B. der ersten, der dritten und der letzten – mag man die sehr kurze Handlungslinie kritisieren. Richtige Eigenständigkeit gibt es an und für sich nur bei der Titelgeschichte und den Candyknospen. Die Tiarella-Rosa-Ge­schichte macht durch diverse Zutaten klar deutlich, dass sie nachträglich ge­schrieben wurde. So erinnert doch die Liebesgeschichte und die ein wenig ge­zwungene Endsequenz stark an Joshua und Louise, von dem süßlich überzu­ckerten Schluss, der sich negativ von dem Ende der Titelgeschichte abhebt, ein­mal ganz zu schweigen. Die Abschlussgeschichte selbst basiert auf der im Arma­geddon-Zyklus erzählten Geschichte über Marcus Calverts wundersame Rettung der Lady MacBeth. Ich schätze, auch sie muss als nachträglich geschriebene Story gewertet werden.

Wieder einmal erlebt der Leser, dass Hamilton sich am besten in epischer Breite auslebt. Den besten Eindruck bekommt man wirklich bei „Die zweite Chance“, die in jeder Hinsicht die raffinierteste und liebevollste von allen Geschichten ist. Das bedeutet nicht, dass andere Geschichten bar jeder interessanten Bemer­kungen oder tiefsinnigen Reflexionen sind. Das nicht. Die Mahnung vor Um­weltsünden (Story 1 und 2), die Frage nach Sinn und Unsinn von religiösen Ge­boten gepaart mit dem Utopia einer perfekten Gesellschaft (Story 2), die „ewi­ge Geschichte von der Judenverfolgung“ und von Illusionen, die an politischen Realitäten zerbrechen (Story 3) sind mindestens so wichtig wie die Behandlung der Vor- und Nachteile der Biotechnologie (Story 4, 5 und 6) wie die Frage, was man noch als Krieg und was als Terrorismus ansehen muss (Story 6 und 7).

Fans von Peter F. Hamilton kommen auf ihre Kosten, denke ich, und vielleicht lassen sich auf diese Weise ja auch die Monate überbrücken, bis der erste Ro­man von Hamiltons neuem Zyklus (Commonwealth), „Pandora’s Star“, vollstän­dig erschienen ist (was voraussichtlich im Januar 2006 mit „Der Stern der Pandora“ der Fall sein wird.

© by Uwe Lammers, 2005

Nun sind natürlich meine Schlussworte längst überholt… der Commonwealth-Zyklus ist ebenso erschienen wie der New Commonwealth-Zyklus, und gegen­wärtig stößt Hamilton vor in den neuen Zyklus um die „Leere“, aktuell ist dazu bereits der erste Band, „Der Abgrund jenseits der Träume“ bei Piper erschie­nen… dazu komme ich sicherlich beizeiten auch noch, aktuell ist für den Blog hier noch sehr viel in Sachen Hamilton aufzuholen.

Auch will bedacht sein, dass die gute SF ja nicht nur auf den Namen Peter F. Ha­milton zu konzentrieren ist. Da gibt es zahllose weitere faszinierende Namen, Personen und Welten zu entdecken, und ihr werdet das an dieser Stelle in ab­sehbarer Zeit mitbekommen.

In der kommenden Woche möchte ich euch indes in eine bizarre Parallelwelt entführen, in der die amerikanische Regierung den Versuch machte, ein Frie­densbataillon von „Jedi-Kriegern“ aufzustellen… und nein, das war interessan­terweise keine reine Fiktion, sondern ist wirklich eine reale geschichtliche Tatsa­che. Aber was der Journalist Jon Ronson dazu ausgegraben hat und was an­schließend auch umgehend mit George Clooney in einer der Hauptrollen ver­filmt werden musste, davon erzähle ich euch in sieben Tagen.

Wir sehen uns, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Etwas Vergleichbares findet sich übrigens auch, vielleicht von Hamilton inspiriert, in dem Anfangsband der CrossGen-Comicserie SIGIL.

Liebe Freunde des OSM,

auch der Monat August des Jahres 2015 erwies sich unter dem Blickwinkel der fertig gestellten, autonomen OSM-Werke als nicht eben sonderlich ergiebig. Das war den Turbulenzen in meinem Privatleben geschuldet, die mich schon in den Vormonaten gründlich von innovativer Arbeit an meinem Lebenswerk abhielten. Es seien hier nur ein paar kursorische Andeutungen gemacht, um das ein wenig transparenter zu gestalten:

Im August gerieten die Prozesse, die mit dem Ableben meiner lieben Mutter be­gonnen hatten, allmählich in Bewegung. Es fand Kommunikation mit dem Tes­tamentsvollstrecker statt, diverse Kommunikationsstörungen mit dem Jobcenter waren zu klären, und schließlich konnte in der zweiten Monatshälfte endlich da­mit begonnen werden, den Hausrat im Haus unserer verstorbenen Eltern zu sich­ten – eine sehr emotionale, erschöpfende Tätigkeit, verbunden mit vielen Fahr­ten, Gesprächen, Telefonaten, Mailwechsel…

In der Konsequenz war ich zumeist zu ermattet, um sonderlich kreativ tätig sein zu können. Hinzu kam dann der endgültige Ausfall meines Druckers, der das Seinige dazu tat, um mich noch mehr einzuschränken. Gleichwohl kam ich auf mehr als 1.200 Kreativseiten im Monat August, was ein ausgezeichnetes Ergeb­nis ist.

Wie kam das zustande? Wer hier jetzt stutzt, tut dies meiner Meinung nach voll­kommen zu Recht.

Nun, ich hatte schon im Juli mit dem „Geheimprojekt CK 1“ begonnen und fuhr damit dann munter einfach fort, was bisweilen zu 20 oder mehr digitalen Seiten­zuwächsen je Tag führte. Und beim Durchschauen der Gifhorner Sachen, die mir zuzuordnen waren, stieß ich zudem noch auf das Skript meines ersten Buches, „Die sieben Prüfungen“, das ich 1986/87 geschrieben hatte und das mit gut 300 Manuskriptseiten für damalige Verhältnisse wirklich enorm umfangreich war. Heute spielt es eher in der mittleren Längenliga, aber das konnte ich mir da­mals natürlich nicht vorstellen.

Die sieben Prüfungen“, um das gleich dazu zu sagen, weil es in den weiteren Blogartikeln, die ja schwerpunktmäßig auf den OSM zentriert sind, nicht mehr erscheinen dürfte, ist ein Non-OSM-Werk. Es handelt sich um einen Fantasy-Roman, den ich unter dem starken musikalischen Eindruck der deutschen Grup­pe ZARA-THUSTRA schrieb.

Da ich das Werk seit über 20 Jahren nicht mehr in der Hand gehabt habe und ak­tuell nur wenig mehr als zehn Seiten abschreiben konnte, kann ich über die ge­naue Handlungsführung nicht mehr viel sagen. Dies jedoch ist gewiss: Der Ro­man beginnt im mythischen Lande Rothoran, das eine lange Friedenszeit erlebt hat. Nun liegt der greise König im Sterben und vertraut seinem einzigen Sohn Corian ein Geheimnis an.

Das Mysterium der langen Friedenszeit sei auf seinen Pakt mit dem Gevatter Tod zurückzuführen. Er habe einst die legendären „sieben Prüfungen“ bestan­den. Wenn nun der Tod erscheine und ihn endgültig zu sich hole, müsse Corian ihn herausfordern, um ebenfalls die Prüfungen zu bestehen, die sich in ständi­gem Wandel befänden. Versage er oder getraue er sich nicht, dann würden Unru­hen und der Malstrom des Krieges Rothoran heimsuchen.

Nun, ihr ahnt es: Corian fordert den Tod heraus und muss die sieben Prüfungen in unterschiedlichen Zeiten, Welten und Gestalten erfüllen. Was er dabei erlebt, sei nicht verraten – ich halte es nicht für unmöglich, dass ich beizeiten, wenn ich diesen Roman abgeschrieben und gründlich überarbeitet habe, ihn euch als E-Book zugänglich machen werde. Aber fragt mich nicht, wann…

Doch was habe ich nun im Dunstkreis des Oki Stanwer Mythos weitergeführt, begonnen oder vollendet? Nun, dies hier:

Blogartikel 141: Logbuch des Autors 15 – Die Erde im Jahre 2113

Blogartikel 138: Work in Progress, Part 32

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-Buch)

(OSM-Wiki)

Blogartikel 136: Schreibtraining

(Glossar des Buchs „DER CLOGGATH-KONFLIKT“)

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“)

(IR 30: Der letzte Flug der STERN VON ALLKOOM)

(18Neu 71: Weißwelt-Rebellen)

Erläuterung: Nein, die Kerle müsst ihr (noch) nicht kennen. Ich würde sie als Quasi-Menschen bezeichnen, ziemlich nah verwandt mit den Dienern bzw. Par­tialbewusstseinen der Dämonenwaffe Glusem. Denn die Glusem-Diener sind üb­licherweise nicht autonome Persönlichkeiten, wiewohl sie eigene Körper besit­zen, sondern mehr… ja, Abspaltungen von Glusem. Das kann ich schwer be­schreiben, ihr müsst es später mal an gegebener Stelle nachlesen.

Nun, und die Weißwelt-Rebellen unter Gordon Barring, auf die Oki Stanwer mit den Ghost-Agents auf Kreta stößt, erweisen sich als höchst militante Wesenhei­ten… und als beinahe unzerstörbar.

Blogartikel 150: Historie und Phantastik – kein Widerspruch

(DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben – OSM-Roman)

Blogartikel 139: „Was ist eigentlich der Oki Stanwer Mythos (OSM)?“, Teil 31

(14Neu 29: DER TITAN)

Blogartikel 151: Das Geheimprojekt CK 1

Blogartikel 153: Serielle Crossover a la OSM

(E-Book 29: Welt der Wunder)

E-Book 28: Hinter der Raumzeitwand

(Ungleiche Freunde – OSM-Story)

(IR 25: ZYNEEGHAR-Krieg)

(18Neu 72: Fürst der Weißwelt)

Erläuterung: …und nein, das ist nicht der schon erwähnte Gordon Barring, son­dern ein so genannter „Fürst des Septons“. Und was das nun wieder genau ist, verhülle ich vor euch noch, meine Freunde, um nicht zu sehr zu verwirren.

(E-Book 34: Als Tiyaani noch ein Kind war… – Phantastische Geschichten)

Erläuterung: Das ist jetzt nur der Planungstitel dieser nächsten Kurzgeschich­tensammlung, die im Mai 2016 erscheinen soll, wenn alles gut läuft. Ich habe sie hier aufgenommen, weil darin natürlich auch wieder eine Story aus dem Oki Stanwer Mythos enthalten sein wird. Welche? Ach, meine Freunde, ich plaudere doch nicht schon ein Dreivierteljahr vorher aus dem Nähkästchen. Wo bliebe da der Überraschungsaspekt?

(Glossar des Werks „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1“)

Blogartikel 142: OSM-Kosmologie, Lektion 7 – Menschen und Menschen­ähnliche (II)

(Der Zathuray-Konflikt – OSM-Roman)

(Kämpfer gegen den Tod – OSM-Roman)

Tja, Freunde, und das ist es dann auch schon gewesen. Ich meine, ich habe ne­benbei an einigen Archipelwerken geschrieben und sieben Rezensions-Blogarti­kel verfasst, aber die haben hier ja allesamt nichts zu suchen.

Vielleicht gelingt es mir, im kommenden Monat wieder etwas kreativer zu sein, aktuell bin ich hier nur auf Sparflamme unterwegs.

In der nächsten Woche steht jedenfalls wieder was zum Kichern an, denn ich habe neue groteske Fehler in den alten OSM-Episoden entdeckt… lasst euch da­von mal überraschen, Freunde.

Bis nächsten Sonntag, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 35: Studie in Scharlachrot

Posted November 24th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer sich jetzt denkt: Moment, den Titel habe ich doch irgendwoher schon mal gehört…, nun, der liegt damit goldrichtig, würde ich sagen. Heute geht es um ein sehr prominentes und erstaunlich dünnleibiges Büchlein aus dem späten 19. Jahrhundert, das wohl eines der bemerkenswertesten Literaturphänomene des 20. und 21. Jahrhunderts fundierte, ohne dass dem Verfasser, dem nachmaligen Sir Arthur Conan Doyle, dies so klar sein konnte.

Ja, wir sprechen von dem Roman, in dem der berühmteste beratende Detektiv der Geschichte, nämlich Sherlock Holmes himself, erstmalig ins Rampenlicht der Geschichte tritt. Zusammen mit einem Afghanistan-Veteranen, rasch sei­nem Adlatus und Freund, Dr. John Watson.

Ungeachtet des Alters ist der Roman bis heute in der Übersetzung frisch und geschmeidig zu lesen, und nach wie vor ein Lesevergnügen, das leider bei ra­scher Lektüre nur einen Nachmittag füllt.

Egal – Vorhang auf für Arthur Conan Doyle und Sherlock Holmes:

Studie in Scharlachrot

(OT: A Study in Scarlet)

von Sir Arthur Conan Doyle

Ullstein 2655, Januar 1988

168 Seiten, TB

Übersetzt von Beatrice Schott

Der junge englische Arzt Dr. John Watson ahnt nichts Böses, als er sich nach dem Abschluss seiner Arztausbildung zum fünften Füsilierregiment Northum­berland als chirurgischer Assistent einberufen wird, um an einem Feldzug nach Afghanistan teilzunehmen. Doch sehr bald wird Watsons abenteuerlich begin­nende Karriere durch eine Schulterverletzung und üble Krankheiten brüsk un­terbrochen, so dass er als nahezu mittelloser Veteran nach England zurückkeh­ren muss, um von einer bescheidenen Invalidenrente zu leben.

Hier sucht er in London sein Auskommen und braucht dazu ein Quartier, ein günstiges… da trifft es sich gut, dass ein gewisser Herr Sherlock Holmes eben­falls eins sucht. Watson argwöhnt noch immer nichts Böses, als er sich mit dem eigentümlichen Mann anfreundet, der zu Schwermut neigt, grüblerisch ist – oder eben den ganzen Tag außer Haus, der eine Reihe sonderbarer Gäste „aller verschiedenen Schichten“ empfängt und offenbar keinem vernünftigen Beruf nachgeht. Watsons Versuche, Holmes´ Profession zu erraten, bleiben frustrie­rend ergebnislos.

Erst nach einer Weile kristallisiert sich heraus, weshalb das so ist, und Watsons hartgesottene Skeptikernatur wird auf eine arge Probe gestellt: Holmes be­hauptet nichts weniger, als ein „Detektivberater“ zu sein, und zu seiner Kund­schaft zählen unter anderem zwei Detektive von Scotland Yard, Gregson und Le­strade.

Als sich dann die Chance bietet, Holmes´ Fähigkeiten sozusagen „in Aktion“ ken­nenzulernen, lässt sich der noch nicht wieder ganz genesene Watson die Sache nicht entgehen. So gerät er mitten hinein in den Fall, den Holmes ironisch eine „Studie in Scharlachrot“ nennt und der bald seine Absonderlichkeiten offenba­ren soll:

Da findet sich ein toter Mann in erlesener Kleidung, die Taschen voller Geld und Schmuckstücke, in einem heruntergekommenen, leeren Haus. Die Todesursa­che ist rätselhaft. An der Wand ist mit Blut das Wort „Rache“ geschrieben, von dem Sekretär des Toten, einem Mann namens Joseph Stangerson, fehlt jede Spur. Ist er der Mörder? Ist der andere, Enoch J. Drebber, einem politischen Ver­brechen zum Opfer gefallen? Aber was macht dann dieser Frauenring dort? Und wie kann Sherlock Holmes schon nach wenigen Minuten Besichtigung des Tatortes felsenfest behaupten, sie suchten einen etwa 1.80 Meter großen Mann mit gesunder Gesichtsfarbe?

Ohne dass John Watson es ahnt, führt dieser erste Fall, den er mit Sherlock Hol­mes zusammen erlebt, Jahrzehnte in die Vergangenheit und mitten in das aus­erwählte Volk der Mormonen im US-Bundesstaat Utah…

Mit dem Roman „Studie in Scharlachrot“ trat zum ersten Mal im Jahre 1887 der bald legendär werdende Detektiv Sherlock Holmes mit seinem messerscharfen Verstand und geradezu magisch wirkenden Auffassungsgabe vor das Publikum in England und machte seinen Schöpfer, Arthur Conan Doyle, binnen kürzester Zeit weltberühmt. Mehrere Romane und rund 60 Kurzgeschichten sollte Doyle bis zum Ende seines Lebens noch über den rätselumwitterten Detektiv schrei­ben.

Natürlich folgten zahllose Epigonen seinen Fußstapfen und begannen, mehr oder weniger geschickt, seine Lücken auszufüllen, die Widersprüche aufzuarbei­ten, die zwischen den einzelnen Geschichten klafften oder Abenteuer rings um Protagonisten jenseits von Holmes zu schreiben.

So gibt es zahlreiche Werke, die sich um den sinistren Dr. Moriarty ranken, die faszinierende Irene Adler oder auch beispielsweise die fabelhaften Baker Street-Boys, die Holmes nicht zuletzt in diesem ersten Roman als Informanten zur Sei­te stehen.

Die vielleicht gewagteste Hommage an Holmes findet sich in der kürzlich auf den Markt gekommenen Storysammlung „Schatten über Baker Street“1 gleich zu Beginn: „Studie in Smaragdgrün“ konfrontiert den Leser mit der schockieren­den Parallelwelt des Jahres 1881, in dem Königin Victoria ein massiges, tenta­kelschwingendes Etwas ist und Holmes im Dienste der Großen Alten steht. Teil­weise ist Neil Gaimans Story wortwörtlich an „Studie in Scharlachrot“ ange­lehnt, und bis der Leser begreift, dass der Erzähler eben NICHT Dr. Watson ist (und versteht, WAS Dr. Watson in diesem monströsen Kosmos ist), vergeht eini­ges an Zeit.

Will man die Geschichten in diesem Buch, in dem Sherlock Holmes´ Welt auf die Welten von H. P. Lovecraft stößt, richtig verstehen und zur Gänze genießen, empfiehlt es sich, zuvor den Originalkanon wieder zu lesen, wie ich es gegen­wärtig tue. Und hat man dann immer noch nicht genug, kann man sich mit dem nächsten dickleibigen Band weitere Epigonen-Stories einverleiben: mit dem Ge­schichtenband „Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton“.2

Schaden kann’s nimmer. Mögen die Originalgeschichten auch schon fast 125 Jahre auf dem Buckel haben, so sind sie doch allemal lesbar. Und gelegentlich kann Doyle wirklich noch überraschen…

© by Uwe Lammers, 2005

Doch, auch zehn Jahre nach Abfassen der obigen Zeilen bin ich nach wie vor fas­ziniert von diesem Entree des später berühmtesten Detektivs der Welt… dass Doyle davon eher genervt war und sich später sogar genötigt sah, Holmes kur­zerhand in den Reichenbachfällen umzubringen, steht auf einem anderen Blatt. Dass ihn der „Fluch Sherlock Holmes“ später wieder einholte und er  den Mordakt umdefinieren und Holmes auferstehen lassen musste, gehört auch nicht im De­tail hierher.

Faktum ist, dass Doyle mit diesem Roman eine Legende ins Leben rief. Und wer immer sich bislang nur über Filmadaptionen oder Epigonen-Stories dem Phäno­men Sherlock Holmes genähert hat, tut gut daran, dieses Buch zu suchen. Hier­mit begann alles.

Ich meine nach wie vor: die Lektüre lohnt sich.

In der nächsten Woche machen wir die versprochene letzte Visite in Peter F. Ha­miltons „Armageddon-Kosmos“, der ja eigentlich mit der Rezension des Buches „Der nackte Gott“ abgeschlossen sein sollte. Warum das nicht ganz stimmt, er­fahrt ihr in sieben Tagen genau hier.

Bis dann, meine Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Michael Reaves & John Pelan (Hg.): Schatten über Baker Street. Mörderjagd in Love­crafts Welten, Bastei 15387 (enthält 18 Geschichten), Oktober 2005.

2 Vgl. Mike Ashley (Hg.): Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton, Bastei 14916 (enthält 26 Geschichten und zwei sehr nützliche Gesamt-Chronologien des Originalkanon sowie der meisten wichtigen Epigonen-Stories), Juni 2003. Im hiesigen Rezensions-Blog bespro­chen in der Ausgabe 5 vom 29. April 2015.

Liebe Freunde des OSM,

oh ja, wenn ihr jetzt sagen würdet, es sei doch schon ziemlich lange her, dass ich über dieses Thema gesprochen habe, so bin ich der erste, der das bereitwillig zu­gibt, demütig sein Haupt senkt und die legendären Worte „Asche auf mein Haupt“ murmelt. Ihr habt Recht.

Zugleich erinnere ich bei dieser Gelegenheit aber auch gern daran, dass ich an­fangs schrieb, diese Kosmologie-Lektionen im digitalen Klassenzimmer des Oki Stanwer Mythos kämen in höchst großen Abständen, und ich könne nicht genau angeben, wann ich wieder von diesem Thema spreche. Dennoch entschuldigt dies nur einen Teil. Immerhin habe ich über das Thema „Menschen und Men­schenähnliche“ das erste Mal (und definitiv zu früh!) im Blogartikel 35 gespro­chen, der am 3. November 2013 veröffentlicht wurde.

Autsch, gell? Ja, zwei Jahre sind eine lange Wartezeit.

Damals war gerade mal der 7. Band der Serie „Oki Stanwer und das Terrorim­perium“ (TI) erschienen, und viele weitere Romane lagen noch in weiter, nebel­hafter Zukunft. In den zurückliegenden Jahren ist nun viel passiert, und viele Geschichten sind ans Tageslicht gekommen. Schauen wir uns mal an, was sie uns an Mosaiksteinen für das vorliegende Thema boten:

Im E-Book 14, „Das Maschinenvolk“ (TI 10) konntet ihr im März 2014 eine weitere humanoide Spezies kennen lernen, über die ihr inzwischen schon deut­lich besser Bescheid wisst: das zwergenhafte Volk der schwarzhäutigen Shonta, die in den MINEUREN der Troohns ihr rätselhaftes Dasein führen.

Im Mai des gleichen Jahres entführte ich euch mit „Annalen 2: Ian und der Stein der Götter“ durch das geheimnisvolle Baumeistertor auf der Venus auf eine kühle, erdähnliche Welt, die man später Dawson nennen wird und die von den hier lebenden Humanoiden (!) die Bezeichnung Shoneei, d. h. „Sumpfblüte“ bekommen hat. Von diesen Humanoiden redete ich kursorisch in dem Blogarti­kel 35: die Kleinis sind euch nun leibhaftig begegnet. Sie leben gewissermaßen Seite an Seite und in der gleichen Galaxis im KONFLIKT 19, an dem ich zurzeit noch im Rahmen der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ schreibe.

Im August 2014 startete dann mit „Annalen 3: Die schamlose Frau“ ein roman­tisches Abenteuer in der fernen Galaxis Beltracor, angesiedelt im noch namenlo­sen KONFLIKT 25, also in der äußerst entfernten kosmischen Zukunft. Wen tra­fen wir dort auf der Welt Zhailon an? Humanoide… und ich würde sagen, es han­delt sich bei ihnen um sehr ferne Nachkommen terranischer Siedler oder Matrix­fehler (nein, nein, über Matrixfehler sprechen wir heute mal nicht, da müsst ihr euch noch ein Weilchen gedulden). Und ebenfalls humanoid ist natürlich die wunderbare, göttliche Geliebte von Anton Devorsin, die Sternenfee, der er den Namen Gloria gibt.

Nun, und in der jüngsten Vergangenheit, im August 2015, da kehrte ich in der Novelle „Die Intervention“ (enthalten in der Storysammlung 3 „Reinkarnati­on und andere phantastische Geschichten“) in den KONFLIKT 19 zurück und beschäftigte mich dort direkt mit den Ereignissen im solaren System im frü­hen 21. Jahrhundert auf dem Erdmond.

Dr. Lu Chen-Chuyang traf dort auf ein ebenfalls humanoid auftretendes Wesen, einen der legendären „Baumeister“, auf dessen Spuren sich die verirrten Yantih­ni um den Technikforscher Noshtoy im KONFLIKT 2 gerade befinden, wie die Leser der Serie genau wissen.

Nun kann man aus einer Projektionsgestalt wie der, die der Baumeister in der er­wähnten Geschichte wählt, um die Akzeptanzschwelle zu senken, keine sonder­lich tiefschürfenden Ableitungen machen, das würde schnell zur Überinterpreta­tion führen… aber ihr seht schon an diesen wenigen Beispielen, die in nur zwei Jahren der moderaten Publikation des OSM zutage traten, wie weit verbreitet humanoide Lebensformen doch in meinen Welten sind. Selbst Oki Stanwer, und damit verrate ich kein Geheimnis, denke ich, bevorzugt es, in humanoider Form zu inkarnieren. Beizeiten werdet ihr das genauer mitbekommen.

Ich sagte im Jahre 2013, dass die Terraner nicht das Maß aller Dinge seien, wenn man sich in den Welten des OSM bewegt. Ich glaube, die im Jahre 2015 publizierten Shonta-Geschichten haben das ziemlich deutlich bewiesen. Die Hu­manoiden in dieser Serie sind zwar derzeit (noch) klar in der Überzahl, aber mit den Terranern, die ja erst kosmologisch sehr viel später auf der Bühne des Schicksals erscheinen, haben sie wenig zu tun.

Wie schaut es hingegen mit den Kleinis aus, die während der Handlungszeit des KONFLIKTS 19 gewissermaßen Seite an Seite mit den Terranern koexistieren? Ihr wisst ja, wenn ihr „Ian und der Stein der Götter“ gelesen habt, dass sie so­gar physiologisch imstande sind, mit Terranern gemeinsame Nachkommen zu erzeugen. Das kleine Mädchen Senyaali ist das schönste Beispiel – und ich greife nur ein paar Monate vor (nämlich bis zum Juni 2016), wenn ich andeute, dass ihr dann in der vierten Storysammlung ein aufregendes Wiedersehen mit der dann schon ein paar Jahre älteren Senyaali feiern könnt. Mehr deute ich hier und heute mal nicht an.

Zurück zum Thema: Können wir in KONFLIKT 19 eine gemeinsame biologi­sche Grundlinie zwischen Kleinis und Terranern herstellen und so zumindest einen ersten Verbindungspfad realisieren, gewissermaßen die erste Masche in dem weitflächig zu spannenden Netz der Abstammungslinie der humanoiden Völker?

Ach, leider nein.

Und warum nicht?, mögt ihr unzufrieden fragen. Es ist doch definitiv dieselbe Zeit!

Well, ja, das ist schon recht… und obwohl ich oben sagte, ich wolle eigentlich heute nicht über Matrixfehler reden, muss ich das in diesem Kontext durchaus tun: die Kleinis auf Shoneei (na ja, sagen wir, die meisten, wiewohl das leider wieder kryptisch für euch ist, weil ihr die Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ noch nicht zu sehen bekommen könnt) sind nun einmal Matrixfehler. Ihr Ur­sprung liegt nicht in KONFLIKT 19, sondern in KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“.

Na ja, vermutlich jedenfalls. Die Stadt, aus der sie geflohen sind, die rätselhafte und tödliche Metropole Koloron auf Dawson/Shoneei, ist jedenfalls ein Matrix­fehler aus KONFLIKT 9. So war es wenigstens ursprünglich. Heutzutage ist Ko­loron etwas noch sehr viel Verheerenderes, über das ihr beizeiten mehr hören werdet. Aber ihr kennt das, was ich damit andeuten möchte: das kann wieder dauern. Und ja, da reden wir sicherlich von ein oder zwei Jahren, vielleicht von größeren Zeiträumen (was die E-Books angeht, in den Blogartikeln bekommt ihr gewiss schon früher Andeutungen zu sehen).

Vielleicht stammen die Kleinis aber auch aus KONFLIKT 4, der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR), an der ich gegenwärtig so viel arbeite. Das scheint mir ebenfalls möglich. Genau herausgefunden habe ich das nicht, das ist eine ziemlich verworrene Materie.

Die Angelegenheit wird noch weiter verkompliziert durch die Tatsache, dass es in KONFLIKT 19 durchaus ein interstellares Kleini-Imperium gibt. Und ja, es gibt dort auch Verbindungslinien nach Shoneei/Dawson. Gleichzeitig komme ich aber nicht umhin, dieses Sternenreich der Kleinis als eine Art von „Sternenreich in der Flasche“ zu bezeichnen, gewissermaßen eingedost und kontrolliert… schwer vorstellbar? Glaubt mir, Freunde, dies ist mit Abstand die passendste Be­zeichnung für das Phänomen. Und ihr könnt mir weiterhin glauben, dass diese Kleinis ganz bestimmt noch keinen biologischen Konnex mit den Terranern des KONFLIKTS 19 gehabt haben.

So ein Pech aber auch.

Und wie verhält es sich mit den Sternenfeen, also mit Gloria und ihren Schwes­tern, die in KONFLIKT 25 erwähnt werden und wenigstens seit KONFLIKT 12 (Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC)) nachgewiesen sind?

Nun, sie haben eine direkte Verbindungslinie mit KONFLIKT 2, soviel sei schon verraten. Wenn ich hier ins Detail ginge, würde ich zu sehr spoilen, das mögt weder ihr, noch wäre das für den allgemeinen Lesehunger zuträglich.

Da jedoch die Sternenfeen offensichtlich wahlweise in der Galaxis Bytharg (KONFLIKT 12) oder Beltracor (KONFLIKT 25) angesiedelt sind – und sie kommen ebenfalls in KONFLIKT 19 vor, das darf ich schon verraten, womit wir dann in der Galaxis Milchstraße wären – , fehlen erkennbar mal wieder Zwi­schenschritte.

So kommen wir nicht zusammen, meint ihr? Ich fürchte, vom Standpunkt des Lesers muss das aktuell so aussehen. Aber ich habe euch ja diesbezüglich vorge­warnt – der OSM ist ein ziemlich komplexes, verworrenes Garnknäuel, und da einzelne farbige Fäden dingfest machen und konkret durch das Gewusel anderer Farbfäden verfolgen zu wollen, das ist eine ziemliche Geduldsaufgabe. Darum bitte ich euch an dieser Stelle mal wieder um ein wenig Geduld – wir werden uns des Themas der Menschen und Menschenähnlichen im Rahmen der Kosmo­logie-Lektionen wieder widmen, das ist versprochen, und diesmal wird es KEI­NE zwei Jahre dauern, bis ihr das Thema wieder auf der Agenda seht. Ich bemü­he mich, das zeitiger zu bringen.

Erforderlich dafür ist natürlich der – auch finanzielle – lange Atem und der pu­blizistische Erfolg der E-Book-Reihe, anderenfalls werden manche interessanten Argumentationslinien hier Stückwerk bleiben müssen. Ich bemühe mich, am Ball zu bleiben und würde mich auf der anderen Seite sehr freuen, wenn ihr die Kenntnis des Oki Stanwer Mythos ein bisschen unter euren Freunden weiter ver­breitet, Neugierige auf meine Website aufmerksam macht und dabei mithelft, dieses große Werk ans Tageslicht der Öffentlichkeit zu ziehen.

Soviel an kosmologischen Gedanken für den Moment. In der kommenden Wo­che erzähle ich euch, was ich im August 2015 alles am OSM gearbeitet habe. Das wird eine interessante Lektüre, versprochen! Nicht versäumen!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 34: Cyclop

Posted November 18th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute folgt mir einfach mal in eine Rezension zum Werk jenes Mannes, der bis­lang schon viermal direkt bzw. indirekt in dieser Rezensionsreihe zum Vorschein kam (Blogeinträge 8, 11 und 14 indirekt – bei den Fargo-Abenteuern, einmal im Blogeintrag 23 direkt): Clive Cussler. Den Mann vorzustellen, scheint mir kaum mehr erforderlich. Er ist nach wie vor reichlich in den deutschen Buchhandlun­gen vertreten und in den internationalen Bestsellercharts sowieso.

Dieser Roman, „Cyclop“, wurde von mir nach 22 Jahren ein zweites Mal gele­sen, was beweist, dass das Aufheben mancher Bücher tatsächlich zu einer Zweit- oder Drittlektüre im Laufe der Zeit führen kann. Wiewohl ich mal jeman­den kannte, der jedes gelesene Buch nach der Lektüre weggeworfen hat (!), so ist eine derartige Form der absurden Verschwendung mit mir nicht zu realisie­ren.

Vermutlich hätte ich die Rezensionen in der Reihenfolge publizieren sollen, in der ich sie geschrieben habe, und üblicherweise – etwa bei Peter F. Hamilton – mache ich das zyklusintern natürlich auch. Aber da ich früher keine Cussler-Re­zensionen verfasst habe, das ist etwa ein Phänomen der vergangenen zehn Jah­re, kann es euch öfters passieren, dass ich „alte“ Romane wie diesen hier gewis­sermaßen zwischen den „neueren“ Kooperationsromanen (Fargo usw.) veröf­fentliche. Stoßt euch nicht dran, Freunde.

In diesem Fall war die Neulektüre besonders interessant, weil ich gerade paral­lel Sachbücher las (ebenfalls auch nach Jahrzehnten zum zweiten Mal), weil ich mich mit dem Bermuda-Dreieck beschäftigte. Und da stolperte ich über den Na­men „Cyclops“ – in der deutschen Version etwas unglücklich in „Cyclop“ einge­deutscht, was keinen rechten Sinn ergibt, denn korrekt hätte es dann „Zyklop“ heißen müssen. Leider geht es weder um Zyklopen noch um „Cyclop“, sondern um ein Schiff namens U. S. S. CYCLOPS. Da geriet der Verlag augenscheinlich in Formulierungsprobleme. Konkret, Freunde, geht es also um folgendes:

Cyclop

(OT: Cyclops)

von Clive Cussler

Blanvalet Hardcover 1988

Aus dem Amerikanischen von Michael Görden und W. M. Riegel

520 Seiten, geb.

ISBN 3-442-06235-4

Die See ist voll von unheimlichen Geschichten, und jeder belesene Mensch, der ein wenig Kenntnis von den zahllosen Erzählungen hat, die sich um das Meer ranken, weiß zur Genüge, dass die dunkle, kalte Fläche des Ozeans Myriaden von Geheimnissen gut und manchmal ewig hütet. Dem Zauber und den Myste­rien des Meeres kann man sogar – wie in meinem Falle – dann verfallen, wenn man Nichtschwimmer ist. Bücher ersetzen zu einem Gutteil die eigenen physi­schen Erfahrungen, und dies ist besonders dann der Fall, wenn man jung ist, über eine äußerst rege Phantasie verfügt und sich in der Geschichte, die man liest, Wahres mit Fiktivem paart.

So erging es mir etwa 1983, als ich das Buch „Geisterschiffe“ von Vincent Gad­dis las und, etwa zur gleichen Zeit, das Buch „Das Rätsel des Bermuda-Drei­ecks“ von Martin Ebon.1 Hier begegnete mir eines dieser verwunschenen Schif­fe, und es trug den Namen U. S. S. Cyclops.

Die U. S. S. Cyclops war ein betagter, robuster Kohlenfrachter unter dem Kom­mando des etwas exzentrischen und vielleicht leichtsinnigen Kapitäns George Worley. Im Februar 1918 lief das Schiff mit mehr als 300 Mann Besatzung und einer großen Ladung Manganerz von Rio de Janeiro in Richtung Baltimore aus. Mit an Bord war der amerikanische Generalkonsul Alfred Gottschalk.

Die Cyclops wurde nie wieder gesehen. Nach den gängigen Vermutungen wurde sie wenige Wochen später eines der zahlreichen Opfer des berüchtigten Bermu­da-Dreiecks. Allgemein wird angenommen, dass sie überladen war, in schwerer See durch ungünstige Verlagerung der Ladung umschlug und mit Mann und Maus unterging. Andere Lesarten gehen davon aus, dass eine der monströsen „Freak Waves“, also der Monsterwellen, sie schlicht in die Tiefen des Ozeans gestampft hat. Heute sind solche Wellen gut dokumentiert, und zweifellos gehen viele der früher als mysteriös angesehenen Havarien von Schiffen auf das Konto solcher Erscheinungen.

Nun stieß ich wenige Jahre nach der Lektüre der oben genannten Bücher auf den Schriftsteller Clive Cussler, dessen abenteuerliche Schreibe mir gut gefiel, und noch mehr fand ich es packend, dass Cussler stets reale Schiffsunglücke und ähnliche Mysterien der See zum Aufhänger nahm, um daran eine Abenteu­ergeschichte aufzuhängen.

Im Herbst 1990 entdeckte ich dann dieses Buch, und sofort war die Erinnerung an das verschollene Schiff, an das Bermuda-Dreieck und so weiter wieder da. Was, so überlegte ich mir, hat Cussler wohl daraus gemacht? Jetzt, da ich knapp 22 Jahre später das Buch noch ein weiteres Mal gelesen habe (das erste Mal im November 1990), kann ich die Frage im Rahmen der vielen Cussler-Rezensio­nen, die ich in den letzten Monaten schrieb, beantworten. Das also macht Cuss­ler aus dem Mythos der verschollenen „Cyclops“:

In der Tat bricht der Frachter im Februar 1918 aus Brasilien auf, aber an Bord ist eben nicht nur das Manganerz und der Generalkonsul, sondern auch eine große Truhe und ein ausgezehrter, kranker, von Fieber geschüttelter Mann, den Gott­schalk mit an Bord gebracht hat. In der Truhe befindet sich ein legendärer Schatz, und leider ist das Verhängnis ebenfalls mitgereist. Am Ende des Prologs schließen sich die Wogen über dem unglücklichen Schiff und seinen Passagie­ren.

Dann wird in die Gegenwart umgeblendet, in der die ganze restliche Handlung spielt… oder das, was in Cusslers Romanen Gegenwart ist. In diesem Buch be­ginnt die am 20. Oktober 1989 in Florida. Da der Roman selbst aber 1986 ge­schrieben und 1988 in Amerika publiziert wurde, erlebt der Leser das inter­essante Phänomen, quasi sehr nahe Science Fiction zu lesen (was freilich durch die Zeitspanne zwischen Ersterscheinung und Übersetzung, in der die temporä­re Kluft mehr als überwunden wird, zunichte gemacht wird – doch das nur ne­benbei).

Die Welt befindet sich noch immer im Kalten Krieg. Die USA bauen im Orbit die Raumstation „Columbus“, die Russen sind dabei, eine Reihe von Mondsonden zum Erdtrabanten zu lenken, die „Selenos“-Sonden. Seltsamerweise sind drei davon schon abgestürzt. Dessen unverdrossen bereiten die Russen den Start der nächsten Selenos-Sonde, Selenos-8, vor. Derweil ist Kuba in der Karibik im­mer noch von Fidel Castro beherrscht, stöhnt unter dem amerikanischen Wirt­schaftsembargo seit über 30 Jahren, und dann stürzt auch noch eine der ge­scheiterten Selenos-Sonden in die Karibik.

Offiziell haben die Russen und Kubaner die Sonde gefunden und geborgen, aber die CIA berichtet Gegenteiliges, also offensichtlich eine gute Gelegenheit, sich die sowjetische Raumfahrttechnik einmal genauer anzusehen. Außerdem gärt es zudem auf Kuba – es hat den sehr vagen Anschein, als suche Fidel Castro An­schluss an die USA und versuche, die Russen gewissermaßen von der Insel zu werfen. Die Lage ist einigermaßen kribbelig, niemand weiß Genaues. Unter die­sen Ausgangsvoraussetzungen startet der reiche amerikanische Verleger Ray­mond LeBaron eine Reise mit seinem fast schon antiken Luftschiff „Prosperteer“ (benannt nach seiner Zeitschrift). Nach außen lässt er verlauten, er suche nach dem Wrack der verschollenen „Cyclop“, auf der er einen Schatz vermutet. Er startet, verschwindet von den Radarschirmen und wird nicht mehr gesehen.

Kurze Zeit später taucht beim Präsidenten der Vereinigten Staaten ein Mann auf, der ihm einen ungeheuerlichen Plan enthüllt, den der Präsident nicht glau­ben kann: innerhalb der Regierungsstellen gibt es eine geheime Parallelstruktur, und diese Parallelstruktur hat es viele Jahre zuvor geschafft, quasi innerhalb der Weltraumbehörden eine weitere Mondlandung zu initiieren – mit dem Ziel, auf dem Mond eine amerikanische Kolonie zu gründen, „Jersey Colony“. Und nach diesen Informationen besteht die Kolonie tatsächlich schon seit sechs Jahren höchst erfolgreich, bemannt mit einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern. Nur leider ist dieses Projekt nun in Gefahr durch die russischen Selenos-Sonden.

Naturgemäß glaubt der Präsident kein Wort davon – bis kurz darauf das ver­schollene Luftschiff „Prosperteer“ wieder in der Karibik auftaucht und bei einer Notlandung beinahe einen Hotelkomplex rammt und um ein Haar explodiert. Nur ein tollkühner Surfer verhindert mit seiner Geistesgegenwart das Schlimms­te – ein Mann namens Dirk Pitt.

Leider gibt es bei all diesen Dingen ein Problem: die stark verwesten Leichen im Cockpit des Luftschiffs sind nicht Raymond LeBaron und seine Crew, sondern drei sowjetische Kosmonauten, und der Pathologe, der sie untersucht, schwört Stein und Bein darauf, dass die drei erfroren sind, und zwar schon vor über ei­nem Jahr!

Ehe sich der Leser versieht, befindet er sich in einem Strudel anfangs sehr bizar­rer, rasch aber immer klarer sich herauskristallisierender Ereignisse, bei denen – was für Cussler-Romane der jüngeren Vergangenheit eher unüblich ist – viele verschiedene Schauplätze und Protagonisten dem wagemutigen Dirk Pitt den Rang streitig machen. Wir haben einen dicklichen Privatdetektiv, der sich auf die Suche nach dem „Harten Kern“, der Patriotengruppe hinter „Jersey Colony“ macht; wir haben den Präsidenten selbst, der sonst als Akteur eher nicht in Er­scheinung tritt, wir haben die Crew von „Jersey Colony“ auf dem Mond (und da­mit eine klare SF-Struktur innerhalb dieses Romans), russische Militärs, einen sadistischen Folterer, eine höchst energische wie undurchsichtige Frau… ach ja, und dann wäre da auch noch Fidel Castro himself…, alles garniert als Sahne­häubchen mit dem Plan, Havanna buchstäblich dem Erdboden gleich zu ma­chen, um den Dritten Weltkrieg auszulösen…

Herauskommt bei dieser Mischung ein sehr unterhaltsamer Roman, wenn man jedenfalls seine Ansprüche etwas herabschraubt. Ich sage mal: so zwischen den besseren Doc Savage-Romanen und einem soliden Terra-Taschenbuch gelegen. Für Cussler-Werke nicht übermäßig brillant, aber auch nicht grottenschlecht wie beispielsweise sein „Akte Atlantis“, wo er ja die Handlungslogik mit jeder Seite beerdigt hat. Hier geschieht alles im Schnelldurchlauf, was ein bisschen schade ist, insbesondere die Suche und das Auffinden der „Cyclop“ geschieht fast ein wenig beiläufig, so dass beim Rezensenten der Verdacht keimte, dass der Kern des Romans die Agentengeschichte um „Jersey Colony“ war und Cuss­ler anschließend ein wenig gezwungen noch nach einem passenden Schatzschiff suchen musste, um dem Roman einen „Cussler-typischen“ Anstrich zu geben. Man ist geneigt, an eine stillschweigende Coproduktion mit einem nicht ge­nannten weiteren Verfasser zu denken.

Nun, vielleicht erfahren wir irgendwann, ob das stimmt. Bis dahin kann man das Buch durchaus schmökern. Wer es also auf dem Flohmarkt oder im Antiquariat entdecken sollte, könnte durchaus schlimmere Griffe machen. Es gibt eigentlich nur einen einzigen wirklichen Wermutstropfen nach der Lektüre: zu schade, dass Dirk Pitt sich später nie auf die Suche nach Eldorado gemacht hat… und wer die Anspielung nicht begreift, muss einfach mal den Roman lesen. So viel schönes Gold…

© by Uwe Lammers, 2012

Es ist natürlich nicht auszuschließen, möchte ich ergänzen, dass es irgendwann in einem Epigonenroman durchaus noch um das Geheimnis von Eldorado ge­hen wird, zumal die Coautoren ja schon ganz andere interessante Rätsel der Vergangenheit auf Cussler-Art aus dem Dunst des Vergessens auftauchen lie­ßen. Aber bislang ist das in den Romanen, die ich kenne, noch nicht geschehen. Geben wir also die Hoffnung nicht auf…

In der kommenden Woche kehren wir, vielleicht zur allgemeinen Freude, in die Baker Street 221B zurück. Ich brauche nicht sehr viel mehr Worte zu machen – wer mit der Andeutung was anzufangen weiß, wird schon von sich aus in sieben Tagen zur Stelle sein.

Ich freue mich auf eure neugierigen Blicke.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu bei Interesse die genannten Bücher: Vicent Gaddis, „Geisterschiffe“ (OT: Invisible Horizons), dt. München 1976, und Martin Ebon, „Das Rätsel des Bermuda-Dreiecks“ (OT: The Riddle of the Bermuda Triangle), dt. München 1977.

Liebe Freunde meiner E-Books,

wer schon Leser meines E-Books „Ian und der Stein der Götter“ (Annalen 2) gewesen ist, der wird bereits auf diese rätselhaften schwarzen Kristallportale ge­stoßen sein, die nach Auskunft des Berinnyers Shaslacanyoorid das ganze Uni­versum durchziehen – das gewaltige Transmitternetz der legendären Rasse der Baumeister.

Wo und wann genau fing das alles wohl an?, mochte sich da mancher von euch fragen, und wo sieht man diese Transmitter das erste Mal in Aktion? Nun, diese Frage könnt ihr euch mit meinem aktuellen E-Book beantworten, mit „Sternen­legenden“, dem Band 12 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI).

Der Anfang liegt ursprünglich auf dem Planeten Yolnash, der mythischen Hei­mat des Spinnenvolks der Zhonc. Und die Yantihni auf der Wüstenwelt Hushhin sind die ersten Intelligenzwesen, die diese Kristallportale in Aktion erleben… auf eine unschöne Art und Weise. Und schuld daran ist der aktionistische, übereifri­ge Wissenschaftler Noshtoy.

Er tritt eine Kaskade von Ereignissen los, die rasch der Kontrolle entgleiten. Doch davor erfährt er unendlich vieles aus der tiefen Vergangenheit…

Das E-Book „Sternenlegenden“ steht ab sofort auf www.beam-ebooks.de im MOBI- und EPUB-Format zum Download für den Preis von 1,49 Euro bereit.

Ich wünsche euch angenehmes Lesevergnügen und freue mich, von euch zu hö­ren!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

es gibt so Momente, da bleibt mir einfach die Spucke weg, und in den letzten Tagen, über die ich hier reden möchte, war es mal wieder soweit. Im Monat Juli hatte ich für einen guten Autorenfreund eine wichtige Zuarbeit erledigt, über die ich hier im Detail weder reden möchte noch darf… aber diese Arbeit hatte dann eine echte Überraschung im Gefolge, weil ich nämlich gewissermaßen „schreibrollig“ wurde.

Echt, dieser Zustand ist etwas Kurioses. Man könnte ihn auch als eine Form von Schreibzwang beschreiben, doch dieses Wort ist mir zu negativ besetzt. „Schrei­brolligkeit“ trifft es da deutlich besser, weil darin das Vergnügen enthalten ist, das sich mit diesem Prozess verbindet. Vielleicht war es ganz unvermeidlich, dass dann das passierte, was eben geschah.

Als ein gewisser Leerlauf im oben nebulös angedeuteten Projekt eintrat, wan­derte mein Geist durch all die begonnenen und noch nicht vollendeten Projekte und blieb bei einem hängen, dem größten Brocken von allen, gewissermaßen. Und eine sehnsüchtige Erinnerung regte sich… eine von der Art, von der ich nicht genau weiß, ob ihr sie nachempfinden könnt.

Stellt euch vor, ihr sitzt daheim, und auf einmal steigt in euch die Erinnerung an eine ganz besondere Stelle eures Lieblingsbuches wieder auf, aber seltsam ver­waschen. Kennt ihr das auch, dass ihr dann das Buch aus dem Regal zieht und diese Stelle noch mal sucht, um sie nachzulesen, das ganze Vergnügen der da­maligen Lektüre wieder zu aktualisieren (so, wie eine Sternenfee ihren Körper aktualisiert – wer diese Andeutung gerade nicht nachvollziehen kann, lese nach in Annalen 3: „Die schamlose Frau“).

Und wenn man dann ein Weilchen nach der richtigen Stelle suchen muss, pas­siert euch vielleicht exakt das, was mir widerfuhr: ihr versinkt in dieser Ge­schichte selbst und vergesst für eine Weile den ursprünglichen Anlass, seid ein­fach tief drinnen und klinkt euch aus der Gegenwart vollständig aus.

Toll, nicht wahr?

Nun, so erging es mir vor wenigen Tagen. Ich suchte diese Stelle, eine grässliche Passage, in der ein kleines Mädchen namens Serena in einem Traum, der deut­lich mehr als ein Traum ist, einen unheimlichen Ort aufsucht – den TURM auf TOTAM, wo Serena dann mit dem Wesen TOTAM höchstselbst konfrontiert wird und reichlich grässliche Erfahrungen macht.

Und während ich diese Stelle suchte, las ich noch ganz andere Dinge in diesem Werk: Da war der gnadenlose, infernale Kampf in der Ortschaft Whitmore, wo Oki Stanwer, Dämonen, Dämonenwaffen und Schergen TOTAMS um das legen­däre Ghoul-Grab kämpfen. Da waren all diese famosen Monster versammelt: Die Diener der Dämonenwaffe Glusem, nahezu unzerstörbar. Die Dämonenwaf­fe Sortan in ihren verschiedenen Inkarnationsstadien. Die Knochenparasiten CLOGGATHS. Da war, außerhalb von Whitmore, der Beratungsstab des New Scotland Yard mit Dr. Elizabeth Quine, der Frau, die Oki Stanwer liebt, Yard-Commander Brian Eldis… die Drohung durch die FRAS-ZONE CLOGGATHS…

Und ich dachte wieder und wieder, mehr als drei Stunden lang, während ich dreihundert Seiten an diesem Werk las, bis tief in die Nacht hinein: Verdammt, das müsste man mal veröffentlichen. Das müsste ich meinen Lesern mal zeigen, damit sie sehen, was der Oki Stanwer Mythos wirklich noch an Überraschungen und Schrecken parat hält!

Und zugleich wusste ich: das ist unmöglich.

Das war mein erster Gedanke, zugegeben. Dann kam aber ein zweiter hinzu, deutlich renitenter als der erste, und der hat jetzt mit der oben erwähnten „Schreibrolligkeit“ zu tun: Why not? Ich bin gerade gut im Training. Geh die Auf­gabe einfach an!

Also zog ich einen staubigen Ordner aus meinem Regal und sah mir an, wann ich daran das letzte Mal gearbeitet hatte. Der Schreck saß: „Du gütiger Himmel! Von 2006 stammt der letzte Versuch, daran zu arbeiten? Ich habe 2010 am Skript weiter gearbeitet? Das kann doch gar nicht wahr sein!“

War es aber.

Selbst die leeren Dateiformate, die ich im Rechner bereits vorbereitet hatte, waren noch nicht richtig beschriftet und formatiert. Das holte ich dann also als erstes nach und begann dann damit, mich in das Abschreibabenteuer zu stür­zen. Und um folgendes ging es:

Ich rede die ganze Zeit von meinem einstmals ambitioniertesten Romanprojekt – im Rahmen des Oki Stanwer Mythos (OSM) ist es das noch immer, aber ihr wisst durch meine Blogartikel, dass ich im Bereich des Archipels hier durch Ro­mane wie „Rhondas Reifejahre“ deutlich vorwärts gekommen bin. Und diese Archipelwerke sind dann ja auch ein zentraler Grund, warum ich mit dem obi­gen Werk nicht vorwärts gekommen bin.

Dieses Werk ist „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, auch kurz „CK“ genannt, wie ich es in der Folge halten möchte.

Der CK ist, je nach Betrachtungsweise, ein phantastisches Leseabenteuer oder ein monströser Klotz Papier, der inzwischen 3741 Manuskriptseiten umfasst. Er ist auf 50 Kapitel Länge definiert, von denen inzwischen 36 schon fertig sind. Man sollte meinen, das seien gute Voraussetzungen, das Werk in Bälde zu vollenden. Aber das ist nur der erste Blick. Schauen wir uns das mal genauer an. Es gibt da einige Komplikationen.

Die augenfälligste Komplikation besteht darin, dass ich während der Schreibzeit dazu gelernt habe. Grundsätzlich sehr positiv, keine Frage, aber für dieses Rie­senwerk problematisch. Man sieht das am deutlichsten am Kapitel 36 „Whitmo­re“, über das ich oben sprach, in dem ich so tief versunken war. Das Kapitel hat, ungelogen, fast 500 Seiten Textumfang. Das ist quasi schon Romanformat und übertrifft jedes meiner E-Books, das schon erschienen ist, bei weitem.

Punkt 2 und weitaus problematischer: Nur die rund 700 letzten Seiten liegen auch tatsächlich in Form einer digitalen Fassung vor (in veralteter Rechtschrei­bung, weil die eben schon so alt sind). Und die ersten dreitausend Seiten?, mögt ihr euch da jetzt unweigerlich fragen? Nun, die liegen analog vor – als Schreibmaschinenseiten. Die müssen eben noch mal abgeschrieben, fehlerbe­reinigt und… ja… ausgearbeitet werden.

Denn die frühen Seiten meines Projekts CK stammen aus dem April 1988 – und ich muss euch nicht erzählen, wie ich vor 27 Jahren stilistisch drauf war. Ihr habt in meinen Blogartikeln, in denen ich über Fehler im OSM berichte, gelegentlich schon ein paar unsympathische Kostproben davon mitbekommen.

Mir war also schon seit Jahren klar – und das ist der nächste Grund für die Sta­gnation des Schreibprozesses – , dass es wenig nützlich sein würde, an dem CK weiterzuschreiben, während der Anfang stilistisch mehr und mehr veraltet und vielleicht auch inhaltlich ungenügend sein würde. Ich würde mir dann sehr so vorkommen wie einer der Gesteinstürme in der Sahara, wo die Staubstürme die Basis erodieren, während der obere Teil massiv und schwer darauf lastet – ir­gendwann bricht so etwas einfach zusammen und bildet dann einen formlosen Schutthaufen.

Das sollte mit dem KONFLIKT 13, der Ausarbeitung der Serie „Oki Stanwer Hor­ror“ (OSH) nicht geschehen, also mit dem CK.

Nun, mich überkam also die „Schreibrolligkeit“, und das kann man wirklich wörtlich verstehen. Im Nu schrieb ich an einem Tag nicht weniger als 28 Seiten ab und kam damit beeindruckend weit (inzwischen bin ich auf Seite 64 ange­langt, bis dieser Blogartikel erscheint, sind es vermutlich schon mehrere hun­dert Seiten).

Und das war in einer gewissen Weise wie eine Frischzellenkur… wie einer Frischzellenkur mit Bremse, sollte ich sagen. Das muss ich natürlich auch gleich wieder erklären. Zunächst zum ersten Effekt:

Es war ein purer Genuss, wieder ins Jahr 2113 einzutauchen. Denn da beginnt diese Geschichte letzten Endes. Der CK erhielt von mir Ende der 80er Jahre eine bis heute sehr tragfähige Struktur, die ich auch bei der E-Book-Publikation – notwendig in mehreren Teilen, einfach des schieren Umfangs wegen, sonst wird mein Lektorat verrückt, da brauche ich nicht mal zurückzufragen! – beibehalten werde.

Für euch wird diese Struktur gewöhnungsbedürftig sein: Es gibt fünf wichtige, sehr kurze Prologe, gefolgt von 8 so genannten „Vorspielen“, in denen die Grundlagen für die kommende Handlung gelegt werden. Das zusammen um­fasst schon jetzt 265 Manuskriptseiten. Ich schrieb, und damit kommen wir dann zu den wirklich problematischen Tatsachen, diese 265 Manuskriptseiten vom 17. April 1988 bis zum 3. Juli 1988. Kein Witz, Freunde, in nicht mal drei Monaten. Und so lesenswert sie auch sein mögen – sie sind alles andere als op­timal gelungen. Aus einer Distanz von 27 Schreibjahren sehe ich das nur zu deutlich.

Es fehlt an liebevoller Ausarbeitung der Charaktere. Es fehlt an Beschreibung der faszinierenden Welt anno 2113 nahezu überall. Ich ließ mich von der stür­mischen Actionhandlung durch die Kapitel driften und vernachlässigte quasi alle Nebenpersonen, Dialoge sind fast ausschließlich funktional…

Was das bedeutet, muss ich nicht ausführlich beschreiben: Dieses Manuskript wird abgeschrieben werden und dann, wie meine TI-Episoden, einer gründli­chen Ausarbeitung zugeführt werden müssen. Ihr könnt also davon ausgehen, dass das alles noch etwas dauert, bis ihr es zu sehen bekommt. Aber ich bin recht zuversichtlich, den ersten Abschnitt, von dem ich oben sprach, vielleicht anno 2017 zu euch Lesern in Form eines schönen, dicken E-Books liefern zu können.

Die Welt von 2113 ist es wert: Eine Erde, in der die Menschen sich von der Raumfahrt nahezu völlig abgewandt haben, um die Schäden zu regenerieren, die sie an ihrer Ökosphäre im 20. und 21. Jahrhundert angerichtet haben. Eine Welt, in der es natürlich nach wie vor Machtrivalitäten und Machtkämpfe gibt, die Mentalität aber, was die Ökologie angeht, deutlich geläutert ist.

Eine problemlose Welt? Nein.

Da gibt es etwa einen Meisterverbrecher, den MAESTRO, einen Mann mit tau­send Masken, der als das geniale Meisterhirn der Kriminalität in London gilt.

Da existieren überall auf der Welt magische Relikte, die gut verborgen unter der Oberfläche schlummern und darauf warten, dass sie zu grässlichem Leben er­wachen.

Da gibt es ein geheimnisvolles Schädelorakel, das die Zukunft vorauszusagen imstande ist.

Da gibt es, versteckt hinter der feinen Membran der Raumzeit, ein Kontinuum voller Grauen, den Vorhof der Knochendimension, wo unter dem glühenden Licht einer grünen, feindseligen Sonne eine schwarze Kristallwelt ihre unerbittli­che Bahn zieht – TOTAM, bereit, den Krieg gegen Oki Stanwer und das Licht zu eröffnen.

Die Baumeister als Beschützer? Sie sind hier nicht vor Ort. Die Menschen sind auf sich selbst angewiesen… und auf einige wenige Streiter für das Gute, die sich um Oki Stanwer in Form des Stanwer-Teams scharen sollen.

Und dann ist da noch jene zweite Bedrohung namens CLOGGATH, die auf die Erde zukommt, näher und immer näher. Und soweit man das ermitteln kann, bedeutet ihre Ankunft die Auslöschung der menschlichen Spezies…

Dies, meine Freunde, ist der Alptraum des KONFLIKTS 13 des Oki Stanwer My­thos. Und ich tauche darin nun wieder ein und führe ihn sukzessive der Veröf­fentlichungsreife entgegen.

Ich halte euch auf dem Laufenden, versprochen!

Soviel also für heute von der aktuellen Arbeitsfront. Wohin wir nächste Woche reisen werden, an dieser Stelle? Schaut einfach rein, dann seid ihr schlauer!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 33: Der nackte Gott (6)

Posted November 11th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

man könnte als argloser, prüder Leser nun meinen, auf einmal ginge es um einen mythologischen Porno, aber da läge er vollkommen falsch. Nein, Peter F. Hamilton hatte hier keine Midlife-Crisis sexueller Natur, als er diesen Roman schrieb, sondern etwas völlig anderes im Sinn, und das kam dann schließlich auch dabei heraus. Das titelgebende Etwas ist weder ein Mensch noch recht ei­gentlich spirituell… aber es ist essentiell für den Schluss von Hamiltons „Arma­geddon-Zyklus“, der mit diesem Band (fast) abgerundet wird.

Wieso fast? Nun, weil es bald darauf noch einen siebten Band gab, auf den ich noch zu sprechen kommen werde, in drei Wochen, um exakt zu sein. Kenner der Geschichte wissen natürlich, wovon ich rede. Aber alle Neuankömmlinge auf dieser Seite oder in Hamiltons Geschichtenkosmos erwartet eine inter­essante Überraschung.

Doch schauen wir uns zunächst an, wie sich Joshua Calvert im verzweifelten Ringen mit den übermächtigen „Besessenen“ schlägt. Das wollt ihr doch sowie­so alle längst wissen, wenn ihr die vorherigen Bände verschlungen habt. Nun, hier folgt also die Auflösung:

Der nackte Gott

(OT: The Naked God, Part II)

Armageddon-Zyklus, 6. und letzter Roman

von Peter F. Hamilton

Bastei 23234

1024 Seiten, TB

März 2001, 9.90 Euro

Übersetzt von Axel Merz

Es wird eng.

Ja, es wird eng für die Menschheit und für alle Wesen, die sich einstmals als zur Menschheit gehörig betrachteten und nun unwiderruflich in den Strudel hinein­gezogen werden, den sie selbst mit schaffen halfen – die Besessenen unter­schiedlichster Couleur, überall im irdischen Sternenreich. Letzteres ist ja nur eine Konföderation, also ein Zusammenschluss auf wirtschaftlicher und politi­scher Ebene, wobei die individuellen planetaren Ökonomien höchst unter­schiedlich gewichtet sind.

Während nun der Abenteurer Joshua Calvert und die Voidhawk-Kommandantin Syrinx als Duo mit zwei Raumschiffen in die Tiefen der Milchstraße vorstoßen, um das Geheimnis des „Schlafenden Gottes“ der Tyrathca zu lösen, beginnt die Konföderation zu wanken.

Wohl gelingt es den Regierenden, auf Ombey allmählich die Krise der Halbinsel Mortonridge unter Kontrolle zu bekommen, wohl entschließt sich die Konföde­rierte Navy, endlich massiv gegen Al Capones Organisation auf New California zuzuschlagen, doch allen wird schnell klar, dass dies die Kräfte der Konföderati­on bei weitem überschreitet. Mortonridge lässt sich nicht wiederholen, weder finanziell noch humanitär. Der Schaden für die Demokratie ist gewaltig.

Und das ist nicht einmal das Schlimmste: was Louise Kavanagh schon lange ge­fürchtet hat, ist Realität geworden – der sinistre Quinn Dexter ist auf der Erde eingetroffen, und jeder Versuch, seiner habhaft zu werden, endet in einem un­beschreiblichen Blutbad. Doch er ist wie ein Geist, unfassbar, diabolisch und ge­wissenlos. Die Erde selbst wird zum Schlachtfeld der Besessenen, und eine Ar­kologie nach der nächsten gerät an den Rand des Abgrunds. Zum Schluss ver­fügt Quinn sogar noch über die ultimate Waffe, um seine Herrschaft zu vervoll­kommnen, und in Louises Gegenwart ruft er seinen finsteren Herrn, den Licht­bringer Luzifer selbst…

In den Tiefen der Galaxis stoßen unterdessen Joshua Calvert, Alkad Mzu, Syrinx und ihre Gefährten auf das Ursprungssystem der Tyrathca, das längst zerstört ist… aber entgegen ihren Vorstellungen ist hier keineswegs alles Leben erlo­schen, sondern vielmehr kommen sie alle in Kontakt mit einer weiteren Spezies, den Mosdva. Doch die Verhandlungen entpuppen sich als außerordentlich schwierig – und sie werden noch mehr erschwert, als ein Hellhawk auftaucht und die Verhandlungen unbedingt torpedieren will…

Einen Roman von fast 2000 Seiten mit einem Titel zu belegen, der lediglich auf die letzten hundert Seiten zutrifft, könnte man als einen Versuch gezielter Irre­führung bezeichnen. Gut für Hamilton ist, dass er auch jenseits des Titelbezugs eine Menge interessanter, wichtiger, spannender und lebendiger Dinge zu er­zählen weiß und in diesem Roman nun endlich die Handlungsfäden wieder zu­sammenführt, nachdem sie sich über Hunderte und Tausende von Seiten so weit voneinander entfernt hatten, dass man sie als reine Nebenhandlungen ab­zuqualifizieren bereit war.

Wer so gedacht hat – dass es sich um Nebenhandlungen handelte – , der wird überrascht werden. Wer Hamiltons Denken schon ein wenig kennenlernte, dem bereitet das keine Verblüffung.

Wie war das also mit der frustriert von Zuhause flüchtenden Marie Skibbow auf Lalonde? Wie war das mit dem schrecklich zu Tode gemarterten Gefangenen­aufseher Powell Manani ebendort? Warum wohl mag es von Bedeutung gewe­sen sein, dass Marie Skibbows Vater Gerald, inzwischen psychisch völlig am Ende, von seiner Besessenheit befreit und dafür psychisch völlig zerrüttet wur­de? Was ist die letztendliche Quintessenz, warum der Valisk-Handlungsstrang und Dariats Persönlichkeit (von Tolton ganz zu schweigen) wirklich bedeutsam war? Und denkt auch an Jezzibella und Al Capone und ihre ganz besondere Be­ziehung zueinander, denkt an die kinderrettenden Besessenen um Stephanie Ash…

Alles wichtige Bausteine für den Schluss des Zyklus. Geschickt komponiert und beinahe gut gemacht. Beinahe. Tja, denn es gibt Wermutstropfen zum Schluss der ganzen Geschichte. Sie hängen mit einer Tatsache zusammen, die Hamilton nicht leugnen kann und ihn im Grunde genommen sympathisch macht: Peter F. Hamilton ist ein unverbesserlicher Romantiker mit einer unausweichlichen Be­strebung, ein Happy End zu finden. Dafür tut er alles, und das muss man hier wirklich wörtlich verstehen. Das ist der Grund, warum mir der Schluss des Zy­klus beinahe den Magen verdarb. Hat jemand ein Tonic Water da, um diese Süßlichkeit zu verscheuchen? Ah, danke!

Also, eine kleine Andeutung vor dem Lesen sei mir gestattet, um euch nicht die Freude völlig zu verderben: so sehr ich es gemocht habe, dass Josh und seine junge Geliebte zusammenfinden – was eigentlich von Anfang an abzusehen war – , so sehr sträube ich mich gegen die letztendliche Lösung des gesamten Pro­blems. Ich könnte es mir leicht machen und behaupten, das sei „Science Ficti­on“, aber das ist es ja sowieso, und diesmal heißt die Antwort deshalb, es ist nicht SF, es ist „Fantasy, gepaart mit Wunschdenken“. Die Mischung ist unge­nießbar.

Mir ist klar, weshalb er das gemacht hat – weil er verbrannte Erde zurücklassen möchte, einen Zyklus, dessen Potential so ausgereizt ist, dass es keinen Anreiz mehr gibt, dorthin zurückzukehren. Auf der einen Seite intelligent. Auf der an­deren Seite… öde. Eine Welt so in Ordnung zu bringen, dass es darin keine Ecken und Kanten mehr gibt, das ist langweilig. Und so schön das Träumen und das Abenteuern mit Peter F. Hamiltons dicken Armageddon-Schmökern auch gewesen ist – mir hätte es mehr gefallen, hätte er am Ende ein paar Ecken und Kanten übriggelassen. So bleibt nur zu sagen, dass er den Schluss vermutlich auch aus dem Bestreben heraus, endlich „fertig“ zu sein, letztlich in den Sand gesetzt hat.

Schade.

© by Uwe Lammers, 2005

Tja, und wieso bitte behaupte ich dann – siehe oben in der Einleitung, es gäbe doch noch einen SIEBTEN Teil? Weil das eine Tatsache ist. Und nein, es ist durchaus KEIN Widerspruch. Am 2. Dezember werdet ihr das verstehen.

In der kommenden Woche entführe ich euch an dieser Stelle in die Karibik und in ein weiteres Abenteuer, das Clive Cussler verfasst hat. Da wird’s dann wieder richtig abenteuerlich, verlasst euch drauf!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.