Wochen-Blog 148: Der OSM im Bild, Teil 11

Posted Januar 2nd, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor acht Wochen beschäftigten wir uns zuletzt mit dem Titelbild von Lars Voll­brecht zu Band 24 der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), d. h. wir befanden uns und befinden uns noch immer im KONFLIKT 14 des Oki Stanwer Mythos, an dem ich von 1983 bis Anfang 1988 geschrieben habe.

Mit Band 25 wechselte ich damals – noch eifriger Heftromanleser und als sol­cher gewissen zyklischen Strukturen in Heftromanserien nacheifernd – die Handlungsebene und führte zwei neue Völker in zwei neuen Galaxien ein. Die Galaxien waren einmal Wukarin, zum anderen Risalon. Damals war ich noch deutlich schematischer als in späteren Zeiten. Das erkennt man deutlich, wenn man näher herangeht: das einzige intelligente Volk in der Galaxis Risalon heißt „Risaler“, deren Hauptwelt „Risal“ heißt (nee, hat nix mit Rieselfeldern zu tun, die Risaler sind Quallenwesen! Wir kommen dazu gleich noch).

Das einzige Intelligenzvolk in der Galaxis Wukarin heißt „Wukariner“, deren Hauptwelt – höchst sinnig – Wukar heißt, wenn ich mich da recht entsinne. Also, Einfallsreichtum war da eher Fehlanzeige. Eher kursorisch beschrieben wird in Band 25 „Höllenflug nach Wukarin“ nun also der epochale Flug eines ersten bemannten Experimentalraumschiffs von einer Galaxis zur anderen. Die beiden Völker haben schon miteinander Funkkontakt (in der Episode eher wirr und wi­dersprüchlich dargestellt), aber Morn, der risalische Experimentalpilot, ist todes­mutig und lässt sich mit dem Experimentalschiff über Zehntausende von Licht­jahren in die Nachbargalaxis Wukarin schießen.

Dabei geht naturgemäß etwas schief.

Er kommt zwar am Ziel an, hat aber buchstäblich eine Begegnung der unheimli­chen Art – ein Geistwesen verschmilzt nämlich während des Fluges und ver­drängt kurzerhand seine Seele. Was in Wukarin ankommt, ist also nur noch dem Äußeren nach der Experimentalpilot. Mental ist es… OKI STANWER!

Tja, und da ist er dann, der Feldherr der Cranyaa.

Ich zeichnete damals mit feinem dünnen Zeichenstift und grüner Tinte meine Vorstellung des Ganzen, nämlich einen Blick in Morns wassergefülltes Cockpit, im Zentrum seine quallenhafte Person schwebend. Genau dieses Bild lag Lars als Kopie vor, woraufhin er seine Version des Covers entwickelte. Man sieht, oben und unten durch massive schwarze Flächen abgegrenzt, einen linsenförmi­gen hellen Zentralraum. Im Vordergrund schwebt der quallenartige Risaler, auf­steigende Blasen signalisieren deutlich, dass es sich um einen wassergefüllten Raum handelt. Im Hintergrund deutet eine schwarze Linse mit Planeten darin den Weltraum an.

Schön gelungen, finde ich heute noch.

Oki Stanwers Erscheinen in der Galaxis Wukarin löst Chaos aus. Das hat damit zu tun, dass er zu diesem Zeitpunkt über massive parapsychische Kräfte verfügt, die er aber nicht unter Kontrolle hat. Heimgesucht von Alpträumen entstehen nun Traumgespinste, die „Das Traum-Inferno“ zur Folge haben (so auch der Titel von Band 26 der Serie).

Ich zeichnete auch dazu eine Skizze, die eine Szene der Episode illustriert. Dort ist es nämlich so, dass auf einer idyllischen Pflanzenwelt mit intelligenten Pflan­zenwesen (die sonst in der Serie nicht weiter vorkommen) Alptraumwesen aus Oki Stanwers Erinnerungen an frühere Universen materialisieren. In diesem spe­ziellen Fall haben wir auf einmal einen TROOHN vor uns – ihr wisst schon als Leser der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), die ich freilich erst fast 20 Realjahre später zu schreiben begann, dass es sich dabei um die Herren des Terrorimperiums handelt und Oki Stanwers Antagonisten in KONFLIKT 2.

Der Troohn, eine schlanke humanoide Gestalt, ganz in Metall gekleidet und mit einem etwas kantigen Schädel versehen, in dem sechs lodernde dreieckige Au­gen so angeordnet sind, dass sie eine auf der Spitze stehende Pyramide bilden (!), ist in meinem Bild dabei, ein Pflanzenwesen zu attackieren.

Lars ging in seiner Umsetzung des Bildes etwas anders vor. Er verwandelte mei­nen Waldhintergrund in eine überwiegend schwarze Fläche, in der man Planeten erkennen kann (was so vom Text nicht gedeckt wird). Von oben schräg links nach oben schräg rechts verläuft ein umgestürzter Baumstamm, nach unten rechts ebenfalls, auf der linken unteren Bildseite durch eine Art von Gebüsch verdeckt. Das Gebüsch geht nach unten in tiefes Schwarz über. Direkt in der un­teren Bildmitte reckt sich etwas nach oben, was man mit etwas Phantasie als pflanzliche Tentakel interpretieren kann.

Der Troohn steht bei Lars hinter dem unteren Baumstamm, nach links gewendet, und seine Rechte packt diese nach oben ragenden Stränge, während der Hinter­grund weitgehend amorph und angedeutet bleibt.

Auch dieses Bild ist zwar etwas sehr frei interpretiert, aber sonst auch heute noch durchaus beeindruckend.

Im Band 27 „Die Ruinenwelt“ wechselte ich von neuem die Handlungsebene. Diesmal führte ich den Handlungsstrang des Cranyaa und Helfers des Lichts Ureg-Ni fort. Er war bekanntlich in Band 21 vom Planeten TOTAM entkommen und dabei – unter Hilfe des unheimlichen Soffrol – auf einer Welt angelangt, auf der er den nächsten Helfer des Lichts treffen sollte, ein Wesen namens UCHU­LON.

Gleichzeitig aber, sollte ich erinnern, wurde der Dämon Awurkk losgejagt, um eben diesen Helfer des Lichts UCHULON zu eliminieren. Also: nicht witzig. Genau.

Da in FdC-Episoden mit gerade mal knapp 15 handschriftlichen Skriptseiten nicht eben viel Raum für differenzierte Handlungsentfaltung war, kam ich auch sofort zur Sache: Ureg-Ni stolpert sofort nach Erscheinen über UCHULON, und kaum haben sie ein paar Worte miteinander gewechselt, taucht auch schon der verfolgende Dämon von TOTAM auf und erzeugt das beste Chaos, was man sich vorstellen kann.

UCHULON erweist sich zu Ureg-Nis nicht eben geringer Verblüffung als ein rechteckiger, etwas mitgenommener Roboter mit kuppelförmigem Aufsatz. Die Maschine, in die UCHULONS Helferseele integriert wurde, entstammt der un­tergegangenen Kultur der Plegg’re, eines Volkes, das hier erstmals erwähnt wird und in den späteren Episoden der Serie noch wichtige Bedeutung erlangen soll.

Die Plegg’re haben eine hoch entwickelte Psionik besessen, die es ermöglichte, dass Wesensinhalte von Individuen in Computern gespeichert werden konnten. So ist UCHULON zum Gefangenen seines Robotkörpers geworden.

Als nun der Dämon von TOTAM nach anfänglichen Schwierigkeiten die Fährte von UCHULON aufnehmen kann, kommt es in einer der Ruinenstädte auf der Oberfläche des Planeten zur Konfrontation mit dem Roboter.

Folgerichtig sieht auch Lars´ Umsetzung so aus:

Der Hintergrund des Bildes ist einheitlich weiß, mit angedeuteter Ruinenstadt­kulisse. Links im Vordergrund erkennt man den kastenförmigen Roboter UCHU­LON. Rechts davon ist der Dämon zu sehen, der hier seine „Kapuzinermönch“-Gestalt angekommen hat und einen Arm ausstreckt, der im Leib des Roboters versinkt. Man erinnere sich: Dämonen von TOTAM in dieser Gestalt haben eigentlich physisch keine Materialität, darum ist diese Verschmelzung möglich.

Dummerweise hat der Dämon keine Ahnung von den Parawissenschaften der al­ten Plegg’re – so fängt UCHULONS Gastkörper auch den mentalen Gehalt des Dämons ein. Und, das ist dann das Perfide daran, was im Bild natürlich nicht mehr dargestellt wird, er nutzt eine weitere Hinterlassenschaft der Plegg’re, so genannte „Psi-Schlünde“, um den Robotkörper fernzulenken und hineinzustür­zen.

Das hat die Zerstörung des Roboters zur Folge und die starke Schwächung des Dämons, der daraufhin nach TOTAM zurück flüchtet. UCHULONS Mentalin­halt selbst findet sich jedoch plangemäß im Körper von Ureg-Ni wieder, so dass die beiden Helfer nun eine mentale Symbiose eingehen.

Lars erschuf von diesem Bild noch eine Alternativversion, die mir übrigens bes­ser gefällt. Diese Version ist noch etwas freier als die erste. Sie hat sogar Schrift­züge dazu:

Oben links steht „Uwe Lammers´ Oki Stanwer“, wobei die ersten beiden Worte schwarz schraffiert sind, die anderen, darunter angebracht und z. T. mit den obi­gen Schriftzügen verschmolzen, sind komplett weiß gelassen. Darunter steht dann, schön verschnörkelt wie weiland etwa bei den MYTHOR-Heftromanen, „Die Ruinenwelt“. Rechts daneben erkennt man eine schemenhaft-humanoide Gestalt, die wahrscheinlich den Dämon darstellen soll, ihm aber leider nicht ge­recht wird.

Die untere Bildhälfte enthält links den Roboter UCHULON, diesmal nicht so schön mit Schattenschraffur gehalten wie in der Version 1, aber optisch sonst identisch inklusive Kuppel und diversen Antennenkonstruktionen. Völlig neu entwickelt ist die Ruinenstadtkulisse auf der rechten Seite des Bildes.

Also, ich muss schon sagen, das war eine reife Leistung für Lars, unbestreitbar. Da liegt enorm viel Elan und Experimentierfreude in dieser Staffel der Titelbil­der, und selbst aus einer Distanz von inzwischen 28 Jahren ist das immer noch bemerkenswert, zu sehen, wie meine Bildvorlagen seinen umtriebigen Verstand und seine flinke Zeichenfeder begeisterten.

Die nächste Staffel an Titelbildern wird erst in ein paar Wochen besprochen wer­den können. Am kommenden Sonntag beamen wir uns zurück ins Jahr 1994 und in die Artikelreihe „Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu“. Da spreche ich dann über jene Annalen-Werke, die ich gegen Mitte der 90er Jahre verfasste.

Wir sehen uns dann in der nächsten Woche hoffentlich an dieser Stelle wieder, meine Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Silvesterblog 2015

Posted Dezember 31st, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

zunächst will ich zum Jahresende diesen Beitrag dazu verwenden, all meinen in­teressierten Lesern für das mir und meinen Werken und meiner Website entge­gengebrachte Interesse herzlich zu danken. Es erfüllt mich mit fröhlicher Zufrie­denheit, zu entdecken, dass meine Homepage Monat für Monat im Durch­schnitt mehr als viertausend Male angesteuert wird von Leuten, die durch mei­ne Flyer, meine E-Books oder die Schlagworte – von anderen Möglichkeiten ganz zu schweigen – auf meine Werke aufmerksam geworden sind. Reges Inter­esse ist doch immer ein Indiz dafür, dass man etwas präsentiert, das Neugierde weckt, und mit aller Bescheidenheit wage ich zu sagen, dass der Oki Stanwer Mythos (OSM) das wirklich wert ist.

Gerade in diesem Jahr war dieses Interesse mir eine große Stütze. Ohne mich sehr in Details zu verlieren – darüber könnte ich sehr viel schreiben und habe es an anderer Stelle privatim auch getan – kann ich betonen, dass das Jahr 2015 ein sehr schweres war, aber glücklicherweise die Hoffnung auf ein schöneres und erfolgreicheres Jahr 2016 eröffnet.

Zahlreiche Todesfälle, darunter zwei Freunde und leider auch meine schwer kranke Mutter, haben mein Leben in den zurückliegenden zwölf Monaten ver­finstert. Der dadurch unerwartet erfolgte Verlust meiner Romansammlung (ich schrieb darüber im Wochen-Blog 146 vor elf Tagen) versetzte mir einen weite­ren Stoß. Anhaltende Komplikationen im Zuge der Neukonfiguration der Websi­te www.sciencefiction.de des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V. sowie seitens des E-Book-Distributors www.beam-ebooks.de und allgemein zurückge­hende E-Book-Downloadzahlen führten zu weiteren eher trübsinnigen Erfah­rungen. Auch die Umstellung bei meinem ersten E-Book-Distributor Amazon auf das seitengenaue Berechnungsmodell brachte meine optimistische Kalkulation aus dem Vorjahr etwas ins Trudeln.

Doch gab es natürlich auch positive Effekte. Dazu möchte ich zwei Lesungen zählen, die ich in Braunschweig mit tatkräftiger Hilfe des Veranstalters Thomas Helmold vom „Lord Helmchen“ und an der Seite meines Autorenkollegen Tobias Tantius von der Literaturwerkstatt Gifhorn durchführen konnte. Der Verein KreativRegion e.V. Braunschweig ist hier ebenfalls unumgänglich zu nennen, der es mir im Rahmen der Veranstaltung „11hoch11 trifft Buchmarkt“ einen Kurz­vortrag in der Braunschweiger Traditionsbuchhandlung Graff ermöglichte, wo ich mein E-Book-Programm vorstellen konnte – eine große, unerwartete Ehre. Sehr viel Hilfe wurde mir auch zuteil von meinem Lektorat des kleinen Verlags Thrillkult-Media, ohne die meine Veröffentlichungsreihe sicherlich abgerissen wäre. Ich schweige von der vielfältigen Hilfe durch befreundete Autorinnen und Autoren, Grafiker und institutionalisierte Fans im deutschen Phantastik-Fan­dom.

Es wären noch so viele weitere Menschen und Institutionen zu nennen, denen ich für den Rückhalt in diesem Jahr Dank schulde. Manche, das weiß ich, wün­schen es aus den verschiedensten Gründen nicht, dass ich sie hier namhaft ma­che, bin aber sicher, wenn sie diese Zeilen lesen, werden sie wissen, dass sie an­gesprochen sind und meines Dankes gewiss sein können. Explizit nennen will ich aber meinen Grafiker Lars Vollbrecht und alle jene, die den OSM für dieses Jahr grafisch bereichert haben. In diesem Sektor haben wir gemeinsam schon die Weichen für das Jahr 2017 gestellt… und nein, Freunde, das ist jetzt kein Schreibfehler. Ich erläutere weiter unten meine diesbezüglichen Pläne, ohne in­des so weit zu gehen wie jüngst in einer Mail an Lars Vollbrecht.

Zunächst ist es jedoch, wie jedes Jahr im Silvesterblog Zeit für eine kleine Rück­schau für all jene, die gern zum Jahresende noch einmal das Jahr Revue passie­ren lassen. Ich mache das traditionell seit Jahrzehnten (also auch schon lange vor meinem Aufbruch ins E-Book-Zeitalter, ich bin eher nicht so der Silvester­partymensch, das war ich noch nie).

Im Jahre 2015 erschienen die Wochen-Blogartikel bis Nummer 147, so dass am 17. Januar der Blogartikel 150 erscheinen wird, für den ich mir wieder etwas Besonderes ausgedacht habe. Hineinschauen könnte sich insbesondere für die­jenigen lohnen, die das scheinbare Rätsel zu verstehen versuchen, warum ich sowohl tätiger Phantast wie Historiker sein kann. Mein dortiger Beitrag liefert euch einen Lösungsansatz.

Dass meine Webpräsenz immer noch im Aufbau begriffen ist, werdet ihr am 1. April 2015 bemerkt haben, als ich meine neue Rubrik präsentierte, den „Rezen­sions-Blog“, der seither jeden Mittwoch (manchmal, wenn es mich überkommt, auch schon am Dienstagabend) den Weg auf meine Homepage findet. Hier sind inzwischen auch schon 40 Beiträge erschienen… erstaunlich, wie rasch die Zeit dahinrast. Und ich muss sagen, es macht kolossalen Spaß, euch auf diese Weise an meiner Lektüre der vergangenen Jahrzehnte teilhaben zu lassen. Es gibt hier noch sehr viel Material, so dass ihr für 2016 und 2017 sicherlich keine Langeweile leiden werdet.

Im Juni 2015 knüpfte ich außerdem einen schönen, fruchtbaren Kontakt zu mei­nem dritten E-Book-Distributor, www.xinxii.com. Am 16. Juni 2015 erschien mit TI 1: „Das Erbe der Forscherin“ hier mein erstes E-Book, dem inzwischen weite­re fünfzehn weitere gefolgt sind. Der schnelle Erscheinungstakt am Anfang (3 Werke je Monat) war in meinen Augen erforderlich, um den Publikationsab­stand zu Beam (heute Oolipo) aufzuholen. Diese Aufholjagd kann als geglückt gelten.

Ein weiterer schöner Effekt des phantastisch effizienten und tollen Supports von XinXii bestand darin, dass ich für November 2015 zum „Autor des Monats“ er­nannt wurde, was mich sehr stolz machte. Ich verstehe mich zwar definitiv nicht als „Bestsellerautor“, wie einer meiner Korrespondenzpartner dieses Prädikat falsch verstand, dafür sind meine Verkaufszahlen nun wirklich zu marginal, aber als Werbemaßnahme in eigener Sache kann man diese Ernennung nicht hoch genug schätzen.

Ein weiterer positiver Effekt von XinXii ist, dass meine dortigen E-Books nun auch eine ISBN besitzen. Prinzipiell kann man diese Werke also im E-Book-For­mat über Buchhandlungen beziehen… nein, die Printausgaben konnte ich im zu­rückliegenden Jahr leider noch nicht realisieren, dafür war es hier alles zu tur­bulent.

Wie ich weiter oben schon andeutete, haben sich die Besucherzahlen der Ho­mepage www.oki-stanwer.de weiter schön nach oben entwickelt. Bis zum Ab­schluss dieses Blogartikels am 30. Dezember sind für das Jahr 2015 insgesamt 58.667 Zugriffe erfolgt. Das sind immerhin fast fünftausend im Monat… eine unglaubliche Ziffer. Ich denke, da ist aber auch weiterhin noch schön Luft nach oben.

Insgesamt sind im Jahre 2015, um das mal summarisch zu nehmen und hierbei nur die EPUB-Versionen zu nennen, elf neue E-Books bei Amazon erschienen, außerdem elf „digitale Nachdrucke“, wie ich das nenne, beim Beam, und die er­wähnten sechzehn derselben Art bei XinXii. Macht insgesamt also 38 E-Books. Eine schöne Vermehrung der E-Book-Bibliothek, und doch, wie ich lächelnd betonen möchte, nur der Anfang dessen, was noch kommen wird.

Denn ihr wisst ja – aktuell gibt es mit der Serie „Oki Stanwer und das Terrorim­perium“ (TI) lediglich eine Serie des OSM zu lesen. Und wer meinen Blogartikeln regelmäßig gefolgt ist, weiß, dass es davon ja noch mehrere gibt, und dass TI eben nur den zarten, aber sehr wichtigen Anfang darstellt. Während in der Rei­he „Aus den Annalen der Ewigkeit“ und in den Storysammlungen inzwischen Blicke in andere Universen des Oki Stanwer Mythos möglich sind, konnte von einem geregelten Blick bislang keine Rede sein.

Bislang.

Es wird euch vermutlich neugierig machen, zu hören, dass sich das in naher Zu­kunft ändern soll. Ich erwähnte schon zwei Projekte in meinen Blogartikeln, an denen ich arbeite. Über das jüngere davon, das „Geheimprojekt CK 1“ erzähle ich euch am 24. Januar an dieser Stelle Genaueres. Dazu gibt es auch schon ein phantastisches Titelbild und einen Textrohling von einigem Umfang.

Das zweite Projekt ist ebenfalls schon etwas konkreter geworden. Ich erzählte davon bereits im vergangenen Silvesterblog: Es heißt „Im Feuerglanz der Grü­nen Galaxis“. Ursprünglich war angedacht, dieses Projekt so umzusetzen, dass es als dickleibiger, kompakter Roman einmal im Jahr erscheinen würde. Dies lässt sich so, wie ich in diesem Herbst entdeckte, leider nicht realisieren. Ich wurde also zu einer Kurskorrektur bewogen, und die wird wie folgt ausschauen: Ich fasse jeweils drei Episoden der diesem Projekt zugrunde liegenden Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) (1987-1993) zusammen zu einem kompakten Werk und gliedere diesen Band in meine reguläre E-Book-Reihe ein. Ihr werdet also in der nahen Zukunft auch regelmäßig mehrmals im Jahr in mei­nem E-Book-Programm einen „BdC“-Roman vorfinden.

Das ist, wie ich glaube, nicht in erster Linie ein Grund zum Unzufriedensein. Na­türlich verlangsamt sich damit die Publikation von KONFLIKT 2, also der TI-Serie. Doch betrachtet dafür den Mehrwert, den ihr erhaltet: Ihr stoßt mit dieser neu­en Serie direkt ins Herz des hoch aktiven OSM vor, während ihr ja mit TI aktuell bei der nun einmal die Grundlagen legenden Provinzserie seid. Und ich verspre­che wohl kaum zu viel, wenn ich sage, dass ihr direkt nach Lektüre des ersten Bandes, der ja den Titel „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“ tragen wird, unbe­dingt wissen wollt, was wohl im zweiten Band stehen mag, dessen Titel ich an dieser Stelle schon verraten kann: „Gestrandet in Bytharg“.

Das ist ein faszinierendes Leseabenteuer, und ich bin schon sehr, sehr gespannt darauf, wie diese Geschichten, die ich in der Episoden-Rohversion vor fast 30 Jahren schrieb (man glaubt es kaum!), endlich in der ausgearbeiteten Version bei euch ankommen. Es mag viel Arbeit sein, das alles so auszuarbeiten, wie es erforderlich ist… aber ich weiß schon jetzt, dass diese Tätigkeit meine Kreativi­tät auf köstlichste Weise befeuern wird.

Demnächst in diesem Kino…

Für das kommende Jahr gibt es auch noch eine kleine Programmänderung an dieser Stelle zu vermelden: künftig werden meine Amazon-Neuerscheinungen jeweils am 15. des Monats erscheinen, hingegen die Beam-E-Books zeitiger im Monat. Details dazu findet ihr regelmäßig auf meiner Autorenseite bei Amazon AuthorCentral.

Schauen wir uns mal weiter an, was im Jahr 2015 alles an Neuigkeiten auf euch einprasselte. Das war ja nicht eben wenig.

Anno 2015 erschienen 8 Episoden der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperi­um“, dazu ein „Annalen“-Band und zwei Storysammlungen. Mein Plan, „Ein Pas­sagier der R.M.S. TITANIC und andere phantastische Geschichten“ noch 2014 publizieren zu können, hat sich leider nicht verwirklichen lassen. Manche Pläne klappen eben nicht. In dieser Storysammlung wie auch in der folgenden, „Rein­karnation und andere phantastische Geschichten“ breitete sich vor euch ein reichhaltiges Tableau von Stories aus, in die dieses Mal auch OSM-Werke und Geschichten aus dem tropischen Archipel Eingang fanden. Das wird sich 2016 fortsetzen, darf ich an dieser Stelle versprechen, auch wenn die Storysammlun­gen ihren Charakter ein wenig ändern werden… dazu gleich weiter unten noch etwas mehr.

In der TI-Serie machte ich euch mit den Bänden 16-19 und dem dazu gehörigen „Annalen“-Roman „Heiligtum der Shonta“ durch einen sehr intensiven Innen­blick das rätselhafte Zwergenvolk der Shonta vertraut. Die Shonta waren euch ja schon im Jahr 2014 begegnet, als der glücklose Vorstoß des yantihnischen Pilo­ten Yuuricor in den MINEUR der Troohns im Xoor’con-System des tassaiischen Volkes erfolgte (vgl. dazu die TI-Bände 8-10). Hierbei kam der gesamte Trupp gewissermaßen unter die Räder, und die obigen Shonta-Bände zeigten, dass zumindest die Linguistin Vaniyaa aus ihrer Gefangenschaft befreit werden konnte… wenn auch auf sehr obskure Weise verwandelt.

Ihre Odyssee ist übrigens noch nicht beendet, sondern sie wird in der Serie in der nahen Zukunft fortgesetzt werden, das gilt auch für die Shonta-Abenteuer insgesamt.

In der zweiten Staffel der TI-Episoden des zu Ende gehenden Jahres griff ich die Handlungsspur des Forschers Noshtoy wieder auf (vgl. dazu die E-Books 27-30), der im E-Book 17 „Sternenlegenden“ auf dem Planeten Hushhin einen ver-hängnisvollen Fehler begangen hatte. Er missachtete das Gebot des Missions­kommandanten Jeshtar, wieder mit dem uralten KI-Organismus des „ewigen Gedächtnisses“ zu sprechen und wurde in der Folge zusammen mit vier Gefähr­ten durch ein Transmittertor von Hushhin weggesandt, vorgeblich mit dem Ziel, den legendären „Baumeister“ zu treffen, der vor mehr als 200.000 Jahren den stellaren Aufstieg der arachniden Rasse der Zhonc ermöglicht hatte.

Nun, angekommen sind Nosh und seine Gefährten durchaus dort, wo der Bau­meister einst wirkte, nämlich auf der Quarantänewelt Nylviidin… aber zweihun­derttausend Jahre sind halt verdammt viel Zeit, und es hatte sich wirklich ALLES verändert. Doch sie hatten Glück im Unglück, auf die Zhoncor-Forscher um Xiiyin-Cuhn zu treffen und späterhin die direkte Unterstützung einer Brutmutter der Zhoncor zu erhalten.

Ich brauche es wohl kaum zu betonen: Auch dieser Handlungsstrang ist natür­lich noch nicht abgeschlossen. Und selbst wenn euch das jetzt etwas verblüffen mag – ihr werdet schon im März wieder von den Zhonc hören.

Wohin also, mögt ihr euch fragen, steuert das E-Book-Programm im Jahre 2016? Wie üblich möchte ich an dieser Stelle einen kleinen Ausblick auf die kommen­den 12 Monate bringen, wie ich sie mir denke… und ihr wisst ja, dass Turbulen­zen dazu führen können, dass sich das nicht völlig realisieren lässt. Dennoch, dies hier ist meine Erwartung, darauf könnt ihr euch einstellen:

Januar 2016: Jaleenas zweites Leben, Teil 1 (Annalen 5)

Februar 2016: Jaleenas zweites Leben, Teil 2/E (Annalen 5)

März 2016: Gelüftete Schleier (TI 24)

April 2016: Audienz bei Quin (TI 25)

Mai 2016: Baumeister-Pläne (TI 26)

Juni 2016: Als Tiyaani noch ein Kind war… Phantastische Geschichten (Story­sammlung 4)

Juli 2016: Späherin der Cestai (TI 27)

August 2016: Die Sternenbaustelle (TI 28)

September 2016: Die Nomaden von Twennar (TI 29)

Oktober 2016: Das Kriegernest (TI 30)

November 2016: Mein Freund, der Totenkopf (Teil 1) (Annalen 6)

Dezember 2016: Mein Freund, der Totenkopf (Teil 2/E) (Annalen 6)

Januar 2017: Im Feuerglanz der Grünen Galaxis (BdC 1)

Ich habe mit Bedacht auch den Januar 2017 mit hineingenommen, damit ihr se­hen könnt, wo meiner Berechnung zufolge die neue Serie anfangen soll. Es mag sein, dass es Februar oder März 2017 wird… aber wenn ihr euch anschaut, wie rasch die Zeit seit dem letzten Silvesterblog verflogen ist, so glaube ich kaum, dass euch diese Zeitspanne sehr lang vorkommen wird. Außerdem ist ja für Un­terhaltung in der Zwischenzeit gesorgt, zweimal in der Woche mit den Blogarti­keln, jeden Monat mit den originalen E-Books und den „digitalen Nachdrucken“. Weitere Veröffentlichungen in Fanzines, ggf. Interviews und dergleichen sowie Lesungen werden hinzukommen.

Ein Punkt wird euch oben irritierend aufgefallen sein: warum werden die Anna­len-Bände jetzt in zwei Teile aufgespalten? Das ist eine Veränderung, die leider unumgänglich war, wie mir vom Lektorat signalisiert worden ist. Das hat mit dem Arbeitsaufwand bei der Erstellung der E-Books zu tun, da kann ich hier nicht in die Details gehen. Dieselbe Hintergrundgeschichte hat auch die Um­fangreduktion meiner Storysammlungen in der nahen Zukunft. So wird bei­spielsweise das „Tiyaani“-E-Book nun weniger Geschichten enthalten als ur­sprünglich geplant.

Aber… und es gibt dabei natürlich immer auch ein Aber, das euch über diesen scheinbaren Rückschritt hinwegtröstet… aber das heißt jetzt durchaus nicht, dass ihr auf diese Geschichten jetzt verzichten oder weitere Jahre warten müss­tet. Nein, durchaus nicht.

Ich erhielt nämlich auch einen schönen Gedankenanstoß von einem befreunde­ten Autor: wenn ein TI-E-Book recht kurz geraten ist – das hat ja mit dem zu vermittelnden Inhalt zu tun, und ich wiederholte schon verschiedentlich, dass ich Textinhalte nicht künstlich aufblase, um einen gewissen Mindestumfang zu erreichen – , dann wäre es doch eine schöne Idee, wenn ich in diesen E-Books Bonusgeschichten bringen würde, als zusätzlichen Kaufanreiz.

Den Gedanken fand ich äußerst konstruktiv und habe ihn sogleich umgesetzt. Ihr werdet darum im TI-Band 24, der im März 2016 erscheint, eine erste Bonus­geschichte vorfinden, der sicherlich im Jahre 2016 noch weitere folgen werden. Ich bin mal gespannt, wie diese Neuerung bei euch ankommt.

Was die Preisentwicklung der E-Books angeht, so möchte ich sie gern stabil hal­ten. An den Preisen für die TI-E-Books (1,49 Euro) wird sich also nichts ändern, dasselbe gilt für die Annalen-Bände. Es muss ja auch positive Meldungen des Tages geben, nicht wahr? Nicht alles wird also immer teurer, manches hält sein Niveau.

Ich denke, das soll dann aber als wortreiche Rückschau auf 2015 und Vorschau auf 2016/17 erst einmal genügen. Da habe ich euch den Mund nun wässrig ge­nug gemacht, scheint mir. Kommt alle gesund und gut ins neue Jahr und bleibt mal gespannt, wie sich das E-Book-Projekt entwickeln wird.

Wir sehen uns an dieser Stelle am 3. Januar 2016 wieder.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 40: Der stumme Frühling

Posted Dezember 29th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute führe ich euch in ein Horrormärchen der ganz besonders schaurigen Art, und zwar, weil es eben leider in den Fakten so überhaupt kein Märchen ist, son­dern Teil unserer jüngsten Vergangenheit. Und, das ist vielleicht das Alarmie­rendste an diesem Thema, das Drama ist noch lange nicht beendet, sondern al­lenfalls abgemildert und aus den direkten Schlagzeilen die meiste Zeit des Jah­res verschwunden.

Irgendwie ist das passend, ihr werdet das verstehen, wenn ihr die heutige Re­zension gelesen habt – die euch hoffentlich sehr neugierig auf das Buch selbst macht. Denn wir leben in Zeiten des Vergessens und Verdrängens, des „Schnell – Schnell“ und „Kurz – Kurz“, der reduzierten Aufmerksamkeitsspanne, und wir lassen uns von Moderatoren im Radio gern noch mal die 5-Minuten-Nachrich­ten in Schlagzeilen nacherzählen für den Fall, dass wir vergessen haben, was dieselben Leute gerade eben gesagt haben.

Dabei leben wir in einer hochkomplexen Welt, in der wir uns mehr als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte mit Informationen versorgen können, um uns eine allseitige Meinung zu bilden. Die wenigsten Menschen machen davon Gebrauch, und, so fürchte ich, die meisten Leute sind dazu schlicht zu faul. Weil sie – wie mein 2013 verstorbener Vater – Lesen und Informationsaufnahme mit „Arbeit“ gleichsetzen. Weil viele Leute nach dem Abschluss der Schule generell „keine Zeit“ mehr für Bücher finden.

Solche Personen würden den Sirenengesängen, von denen unten die Rede ist, wahrscheinlich ebenso wenig Widerstand entgegensetzen können wie die Ame­rikaner in den 50er und 60er Jahren, über die Rachel Carson schrieb. Und das ist ein wichtiger Grund, an jene schrecklichen, vermeintlich verheißungsvollen Zeiten zu erinnern und an dieses Buch, das euch auf eine Reise in die jüngste Vergangenheit mitnimmt, die ihr einfühlsamen Leser niemals wieder vergessen werdet.

Folgt mir in dieses Buch:

Der stumme Frühling

(OT: Silent Spring)

von Rachel Carson

Beck’sche Reihe 144

Nördlingen 2007 (Original: 1962)

352 Seiten

Aus dem Amerikanischen von Margaret Auer

ISBN 978-3-406-54760-7

Es war einmal eine Stadt im Herzen Amerikas, in der alle Geschöpfe in Harmo­nie mit ihrer Umwelt zu leben schienen. Die Stadt lag inmitten blühender Far­men mit Kornfeldern, deren Gevierte an ein Schachbrett erinnerten, und mit Obstgärten an den Hängen der Hügel… Im Herbst entfachten Eiche, Ahorn und Birke eine glühende Farbenpracht… Damals kläfften Füchse im Hügelland, und lautlos, halb verhüllt von den Nebeln der Herbstmorgen, zog Rotwild über die Äcker…

Die Gegend war geradezu berühmt wegen ihrer an Zahl und Arten so reichen Vogelwelt, und wenn im Frühling und Herbst Schwärme von Zugvögeln auf der Durchreise waren, kamen die Leute von weither, um sie zu beobachten. Andere kamen, um in den Bächen und Flüssen zu fischen, die klar und kühl aus dem Hü­gelland strömten und da und dort schattige Tümpel bildeten, in denen Forellen standen. So war es gewesen, seit vor vielen Jahren die ersten Siedler ihre Häu­ser bauten, Brunnen gruben und Scheunen errichteten.

Dann tauchte überall in der Gegend eine seltsame schleichende Seuche auf, und unter ihrem Pesthauch begann sich alles zu verwandeln. Irgendein böser Zau­berbann war über die Siedlung verhängt worden: Rätselhafte Krankheiten raff­ten die Kükenscharen dahin; Rinder und Schafe wurden siech und verendeten. Über allem lag der Schatten des Todes. Die Farmer erzählten von vielen Krank­heitsfällen in ihren Familien. In der Stadt standen die Ärzte immer ratloser den neuartigen Leiden gegenüber, die unter ihren Patienten auftraten. Einige Men­schen waren plötzlich und unerklärlicherweise gestorben, nicht nur Erwachsene, sondern sogar Kinder, die mitten im Spiel jäh von Übelkeit befallen wurden und binnen weniger Stunden starben.

Es herrschte eine ungewöhnliche Stille. Wohin waren die Vögel verschwunden? Viele Menschen fragten es sich, sie sprachen darüber und waren beunruhigt. Die Futterstellen im Garten hinter dem Haus blieben leer. Die wenigen Vögel, die sich noch irgendwo blicken ließen, waren dem Tode nah; sie zitterten heftig und konnten nicht mehr fliegen. Es war ein Frühling ohne Stimmen… Schweigen lag über Feldern, Sumpf und Wald.

Die Apfelbäume entfalteten ihre Blüten, aber keine Bienen summten zwischen ihnen umher, und da sie nicht bestäubt wurden, konnten sich keine Früchte ent­wickeln.

Die einst so anziehenden Landstraßen waren nun von braun und welk geworde­nen Pflanzen eingesäumt, als wäre ein Feuer über sie hinweggegangen. Auch hier war alles totenstill, von Lebewesen verlassen. Selbst in den Flüssen regte sich kein Leben mehr. Keine Angler suchten sie auf, denn alle Fische waren zu­grunde gegangen…“

So beginnt Rachel Carsons bis heute mit unglaublicher Erschütterung zu lesen­der Sachbuchklassiker, ganz genau wie ein Märchen, wie eine grässliche Zu­kunftsphantasie, eine klassische Dystopie der Science Fiction, und die Biologin Carson zeichnet ein Bild einer Endzeit, die gleichwohl weder ein Märchen noch eine Dystopie ist. Zu dem Zeitpunkt, als sie für ihr Buch am Ende der 50er Jahre und zu Beginn der 60er Jahre recherchierte, war genau dieses Schicksal über zahlreiche Landgemeinden in den USA hinweg gegangen.

Ein Frühling ohne Vögel.

Ein Sommer ohne Bienen.

Flüsse ohne Fische.

Landstriche, wo Landwirte und Gärtner, ja, einfache Urlauber einfach ohne er­kennbaren Grund dahinsiechten und binnen kürzester Zeit verfielen und star­ben. Eine Landschaft, in der Kinder beim Spielen von Übelkeit befallen wurden und zugrunde gingen.

Nein, dies war keine Fiktion.

Es war ein Terrorkrieg gegen die Natur, gespeist vom Machbarkeitswahn der Menschen, dem Unwissen über ökologische Zusammenhänge, von Vorurteilen und ökonomischem Profitdenken. Sie spricht es schon im ersten Kapitel aus und sagt klipp und klar: „Kein böser Zauber, kein feindlicher Überfall hatte in dieser verwüsteten Welt die Wiedergeburt neuen Lebens im Keim erstickt. Das hatten die Menschen selbst getan.“

Und warum?, fragt man sich, wie kann man so wahnsinnig sein, derlei Verbre­chen gegen die Natur und teilweise gegen die eigenen Mitbürger zu begehen? Warum schritt niemand ein?

Das Verhängnis begann etwa um das Jahr 1945 und steigerte sich von da an Jahr für Jahr. Der erste Grundstein des Dramas lautete DDT. In dem dringenden Verlangen, einen alten Traum der Menschheit zu erfüllen, erfüllt von dem heh­ren Wunsch, zu helfen, wurde die moderne Chemie bemüht, um dem Schäd­lingsbefall vorzubeugen, der in der Landwirtschaft Jahr für Jahr Millionenschä­den anrichtete. Und der zunächst unübersehbare Erfolg des DDT führte dazu, dass die Politiker auf Bundesebene und Landesebene, bald auf Kreisebene und bis in die kleinsten Verästelungen der Wirtschaft und Gesellschaft anfingen, dem verführerischen Sirenengesang der chemischen Industrie zu glauben:

Ihr leidet an Schädlingen? Euer Getreide ist von Pilzen befallen? Euer Garten ist voll Unkraut? Wir werden etwas erfinden, das mit diesen Plagen ein für allemal aufräumt!

Carson vergleicht diesen Wundermantel der chemischen Industrie und die im­mer neuen, immer giftigeren Mittel mit einem Bild der griechischen Mytholo­gie: „Nach der griechischen Mythologie war die Zauberin Medea wütend dar­über, dass ihr die Liebe ihres Gemahls Jason von einer Nebenbuhlerin abspens­tig gemacht wurde, und sie schenkte der neu erkorenen Braut ein Gewand mit magischen Eigenschaften. Wer dieses Gewand trug, starb auf der Stelle eines gewaltsamen Todes…“

Diesen Tod hatte die chemische Industrie den Schädlingen zugedacht (ohne jed­wede Hemmungen, die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg für eine Weile die Anwendung solch tödlicher Stoffe verhinderten; noch zu frisch war die Erinnerung an Zyklon-B. Später indes wurden Spritzstoffe, in denen etwa Di­oxine enthalten waren, bis weit in die 80er Jahre etwa an Bahntrassen ausge­bracht; es dauerte lange und war etwa dem Magazin GEO zu verdanken, dass diese Stoffe verboten wurden). Die ahnungslosen Chemiker hatten nur etwas vergessen: ein Stoff, der für bestimmte Tiere oder Pflanzen tödlich wirkt, ver­schwindet nicht spurlos mit seinen Opfern aus der Nahrungskette. Wir sind eben nicht im Märchen!

Tote Würmer werden von Vögeln gefressen. Die Gifte lagern sich in den Vögeln an, und diese geben sie an ihre ungeborenen Kinder weiter. Gifte, die beispiels­weise dazu führten, dass die Schalen der Eier so dünn wurden, dass sie nicht mehr bebrütet werden konnten. Gifte, die die Küken vielleicht schlüpfen, aber nicht mehr lange leben ließen, da sie mit vergifteten Würmern gefüttert wur­den.

Schlimmer noch: Nahrungsketten sind komplexe Angelegenheiten, und manch­mal trifft der Giftstoff, mag er noch so gut dosiert sein (und mitunter war er tausendfach zu stark dosiert, nicht selten von den arglosen, wohlmeinenden Bauern und Hobbygärtnern ausgebracht, die damit selbst Dinge verseuchten, die sie gar nicht bedacht hatten – und viele starben selbst an ihren Pflanzen­schutzmitteln, andere mussten entsetzt mit ansehen, wie ihre Kinder dahin­siechten und unter den hilflosen Händen der Ärzte wegstarben), einfach die falschen Ziele. Schadinsekten sind anvisiert, und mit ihnen werden Vogelpopu­lationen ausgerottet. Rankenpflanzen sollen abgetötet werden und die Bäume werden mit vernichtet.

Damit nicht genug: die meisten der Stoffe waren wasserlöslich, und der Regen spülte sie in den Rinnstein und dann ins Erdreich, in dem es von Mikroorganis­men und Würmern nur so wimmelte, die hilfreiche Arbeit leisteten. Die Folge dieser Vergiftung war ein unsichtbarer Genozid und, noch verheerender, ein überhand nehmen von Schädlingen, die oftmals die eigentlichen Ziele waren, die sich nun aber wieder dramatisch vermehren konnten, weil alle Fressfeinde ebenfalls ausgerottet worden waren…

Verantwortliche Beamte des Gesundheitsdienstes haben darauf hingewiesen, dass die biologischen Wirkungen von Chemikalien kumulativ sind und sich im Laufe langer Zeiträume steigern, und dass die Gefahr für den einzelnen Men­schen davon abhängen dürfte, wie oft er in seinem Leben den Stoffen ausge­setzt gewesen ist. Gerade aus diesen Gründen wird die Gefahr leicht ignoriert. Es ist Menschenart, etwas mit einem Achselzucken abzutun, das uns vielleicht nur als vage Drohung eines künftigen Unheils erscheint. ‚Die Menschen sind naturgemäß am meisten von Krankheiten zu beeindrucken, die sich in deutlichen äußeren Anzeichen offenbaren’, meint Dr. René Dubos, ein erfahrener Arzt. ‚Doch manche ihrer schlimmsten Feinde schleichen sich unauffällig an sie heran.’“

Wen erinnern solche Worte nicht an moderne Probleme wie die Frage der Überbevölkerung, Strahlung atomaren Abfalls, den Treibhauseffekt und die Kli­makatastrophe? Wahrhaftig, Rachel Carson legte bereits vor fast 50 Jahren den Finger auf einen verhaltensbedingten Baufehler der meisten Menschen, an dem sich bis heute nichts Grundsätzliches geändert zu haben scheint.

Ob Rachel Carson (1907-1964) über die Pestizide, Insektizide, den gnadenlosen und oftmals sinnlosen und blindwütigen Feldzug der US-Industrie gegen wirkli­che oder vermeintliche Schädlinge in der Natur schreibt, ob sie über die Gefah­ren und toxischen Wirkungen auf den Menschen erzählt, ob sie von Karzinoge­nen, also krebserregenden Stoffen berichtet, auf jeder Seite ist das leise, heimli­che Grauen Gast, das sie bei all ihren sehr fundierten Recherchen gefühlt hat.

Das Buch ist, da hat der Vorwortschreiber Joachim Radkau vollkommen Recht, bis heute eine Bibel der Ökologiebewegung, das nichts an Aktualität verloren hat. Dabei gelingt Carson, die sowohl Wissenschaftlerin wie Schriftstellerin war, die schwierige Gratwanderung, aus einem moralisch eindringlich appellieren­den Sachbuch ein stilistisches Erlebnis allererster Güte zu machen, auch wenn es überwiegend grausige Tatsachen zu berichten hat (ein durchaus ehrliches Anliegen – es gibt relativ wenig über den modernen Menschen an Positivem zu berichten, bezogen auf seine Umwelt; der homo sapiens ist mehrheitlich ein sehr egozentrisches Wesen, das dazu neigt, alles zu seinem eigenen Vorteil zu wandeln, ganz gleich, wie viel er dabei zerstört). Aber es gibt auch positive Din­ge im Buch, nicht zuletzt ganz zum Schluss. Sie lässt den Leser nicht allein und hilflos schluchzend in der verwüsteten Welt zurück.

Ein Teil von Carsons eindringlichem Appell, der gleichwohl nie ernstlich moralin­sauer herüberkommt, speist sich zweifellos aus ihrem eigenen Lebensweg. Als sie „Silent Spring“ schrieb, wütete bereits der Krebs in ihr, und auf dem Höhe­punkt ihres literarischen Erfolgs mit diesem Buch, das im September 1962 nicht völlig zu Unrecht an Charles Darwins „Ursprung der Arten“ gemessen wurde, er­lag Carson am 14. April 1964 ihrer Krankheit. Dieses Buch ist ihr Vermächtnis, und wer sich ernstlich für Ökologie und das interessiert, was Menschen ihrer Umwelt – und damit auch sich selbst – anzutun fähig sind, sollte das Buch un­bedingt lesen.

Radkau hat absolut Recht: es hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt und wirkt vielleicht heute besser als je zuvor…

© by Uwe Lammers, 2010

Nun, und wie ich einleitend sagte: wenn wir zu faul und bequem sind, uns in unserer üppigen Wissensgesellschaft umfassend zu informieren, werden wir au­ßerstande sein, aus den oben aufgearbeiteten Fehlern zu lernen – auf diesem und auf vielen anderen Gebieten. Es ist darum ein höchst lehrreiches Buch, auch wenn es inzwischen mehr als 50 Jahre auf dem Buckel hat.

Lest es, Freunde!

In der nächsten Woche wechsle ich mit etwas ruhigerer Kost ab und führe euch zwar in die Gegenwart, aber, wenn man so will, in ein Fantasyreich, das mit der Magie der Vergangenheit aufgeladen wird. Wie ich das genau meine? Nun, schaut am kommenden Mittwoch herein, dann seid ihr schlauer.

Bis dahin – stay tuned!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

der vorliegende Monat wurde nach wie vor von den privaten zeitraubenden Tur­bulenzen beherrscht, die der Tod meiner Mutter im Mai 2015 nach sich zog, lei­der. Aber es gab durchaus auch ein paar sehr positive Erlebnisse darin, so dass ich letzten Endes auf 29 beendete Werke zurückblicken kann. Wie ihr wisst, hat es da in meinem Leben – namentlich so vor etwa zehn Jahren – schon ganz an­dere Monate gegeben, wo ich froh war, auf zehn vollendete Werke im Monat zu kommen.

Natürlich – mehrheitlich entstanden diesmal Blogartikel und Rezensionen, aber ich kam auch anderwärts ein wenig voran. Schauen wir uns das einfach mal ge­meinsam an. Dies ist der Monat September:

Blogartikel 143: Work in Progress, Part 33

(OSM-Wiki)

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH)

Erläuterung: Ich fing ja jüngst damit an, dieses Werk endlich abzuschreiben, da­mit eine digitale Version vorliegt, die bislang ja nur für die Seiten ab etwa 3.000 besteht. Inzwischen fahre ich hier zweigleisig – zum einen beginne ich von vorn und habe mich jetzt bereits bis in das Kapitel 4 „Das Mehrfachwesen“ voran­gearbeitet, zum anderen gehe ich „rückwärts“ und erfasse die Kapitel ab Nr. 34 „Garos“ sozusagen rückwirkend. Ich verkleinere den gigantischen Textkuchen also von beiden Enden her. Da ich hier keine Einzelkapitelauflistung mache, wird euch dieser summarische Eintrag oben wohl noch zahlreiche Monate be­gleiten.

14Neu 29: DER TITAN

Blogartikel 146: Erinnerungsverlust

Blogartikel 145: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 32

E-Book 29: Welt der Wunder

(Annalen 5: Jaleenas zweites Leben)

Blogartikel 140: Der OSM im Bild, Teil 10

Blogartikel 154: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 33

(Glossar des Romans „DER CLOGGATH-KONFLIKT“)

(E-Book 30: Das Sternenreich des Windes)

12Neu 31: Treffpunkt Calnier

(12Neu 32: Totensektor Maran-Ghaal)

(12Neu 33: Vorstoß nach Yorlavoor)

(E-Book 34: Als Tiyaani noch ein Kind war…)

(E-Book 31: Gelüftete Schleier)

(E-Book 32: Audienz bei Quin)

(E-Book 33: Baumeister-Pläne)

Blogartikel 144: Höhepunkte für alle – auch für Kristallplaneten! Immer diese Fehler…

Blogartikel 161: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 34

(14Neu 31: Schwarze Raumer greifen an!)

Erläuterung: Diese schwarzen Raumschiffe sind übrigens Troohn-Schiffe. Die Episode wurde im Frühjahr 1984 geschrieben, was euch klar zu Bewusstsein bringen sollte, wie lange ich schon über die finsteren Feinde Oki Stanwers, der Baumeister und der Allis in KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperi­um“ (TI) Bescheid wusste. Und zugleich gibt euch das ein Gefühl dafür, dass es mitunter über zwanzig reale Jahre dauern kann, bevor ich Dinge wirklich dau­erhaft verschriftliche… aber keine Sorge, ich habe nicht vor, euch heute noch so lange auf derlei Dinge warten zu lassen. Inzwischen geht es meistens sehr viel flinker vonstatten. Die Geschichte „Der Platz der Steine“ war ja vor kurzem das beste Beispiel.

(14Neu 30: TRAUMKRIEGER)

Wenn ihr jetzt überrascht stutzt, dass die Aufstellung dieses Mal so kurz gewor­den ist – ich sagte ja oben schon, die meisten Beiträge dieses Monats bestanden in Blogartikeln und Rezensionen. Und da ich die Rezensions-Blogs nicht hier aufliste, weil sie üblicherweise keinen OSM-Bezug aufweisen, bleibt das alles hier ungesagt, was noch alles im Monat September geschah. Und das Obige ist tatsächlich alles, was in dem Monat abgelaufen ist… sorry, Freunde. Ich habe auch gedacht, es sei mehr los gewesen. Aber so war’s halt nicht.

Mal schauen, wie sich die Neuarbeiten oder Erfassungsarbeiten am OSM im an­brechenden Jahr 2016 entwickeln. Ihr werdet in vier Tagen noch einen Silvester­blog mit auf die Reise bekommen, darum sage ich euch noch nicht „Frohes neu­es Jahr“ an dieser Stelle.

Der erste Wochen-Blog im kommenden Jahr ist hier am 3. Januar 2016 zu fin­den. Dann geht es wieder zurück in die Vergangenheit, dann schauen wir uns in KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) wieder die Illus­trationen an… oder wenigstens meine entsprechenden Bildbeschreibungen.

Macht es gut und bis bald, meine Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 39: Wintermärchen

Posted Dezember 23rd, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

und schon wieder ist Weihnachten, meine Freunde, man glaubt es gar nicht. Zeit – klassischerseits jedenfalls – der Weihnachtsbäume, des rieselnden Schnees, des klischeehaft knisternden Kaminfeuers und der endlos im Radio du­delnden Weihnachtslieder, allen voran vermutlich Whams „Last Christmas“.

Ich überlegte mir: soll ich da in meinem Rezensions-Blog das völlige Kontrast­programm liefern und beispielsweise einen humoristischen SF-Roman oder ein haarsträubendes Sachbuch rezensieren? Och nein, dachte ich, das ist nicht nett. Da gibt es doch etwas viel Schöneres, nämlich eines meiner designierten Lieb­lingsbücher, das meiner Meinung nach viel zu wenig bekannt ist. Und das möch­te ich euch heute mal vorstellen.

Also, Vorhang auf für dieses schöne Buch:

Wintermärchen

(OT: Winter’s Tale)

von Mark Helprin

Bastei-Lübbe Paperback 28147

704 Seiten, PB, 1984/86

Übersetzt von Hartmut Zahn

ISBN 3-404-28147-0

Es gibt Bücher in der Geschichte der menschlichen Literatur, die werden unge­achtet ihrer Brillanz einfach vergessen. Und was man dabei ebenso gerne ver­gisst, ist die Tatsache, dass Bücher nicht einfach nur Geschichten erzählen, son­dern vielmehr gehört zu allen guten Büchern eigentlich auch ihrerseits eine Ge­schichte, die VON ihnen erzählt. Lasst euch heute beides nahe bringen, die Ge­schichte, wie ich dieses Buch entdeckte, in der Tat, wie die WELT AM SONNTAG schrieb, „ein Buch, das man sein Lebtag nicht mehr vergisst“ (Klappentext) und die Geschichte, von der das Buch selbst handelt, wiewohl es schwierig ist, das zu beschreiben. Zunächst also die leichtere Aufgabe:

Vor rund 25 Jahren war ich noch ein junger Spund und nicht eben allzu belesen im Bereich der Phantastik, wiewohl schon seit der Mitte der 70er Jahre darin ziemlich intensiv eingetaucht. Von Stil und Qualität besaß ich noch keine rechte Ahnung, aber doch ein zutiefst romantisches Gefühl und sehr empfänglich für den Zauber der Magie gewisser Bücher, eine Magie, wie sie in meinen Augen damals aus den Seiten der Fantasy-Werke von Marion Zimmer-Bradley entge­genleuchtete.1

Zu jener Zeit hatte ich noch keine eigene Bibliothek, sondern nur vielleicht hun­dert Bücher, die ich mein eigen nennen konnte, und so pilgerte ich als Schüler mit schmalem Taschengeld halt regelmäßig zu unserer Bücherei in Gifhorn und lieh mir Bücher aus, um sie zu verschlingen. Dabei fiel mein Blick in diesem Winter 1984 auf ein Hardcover mit himmelblauem Rahmen, das mich fesselte. Eine tief verschneite Stadt, die unzweifelhaft New York war, darüber ein ätherisches, weißes Pferd, halb Sternbild, halb reale Gestalt… beeindruckend.

Ich verschlang das Buch binnen kürzester Zeit und war gewissermaßen gezwun­gen, eine Rezension dazu zu schreiben.2 Etwas, das ich damals nicht allzu oft tat, weswegen die meisten Lesestoffe rasch aus meiner Erinnerung verdunsteten.3 Das Buch war in der Tat unvergesslich. Aber ich besaß es eben nicht, und auch nicht genügend Finanz, um es mir leisten zu können. Also vertagte ich diesen Kauf, und das Hardcover verschwand aus meinem Blickfeld.

Am 9. Dezember 1987 meinte meine damalige Schweizer Brieffreundin Pascale, mir ein Geschenk machen zu müssen – und wer beschreibt meine Überra­schung und Freude, als ich in dem Päckchen die Paperback-Ausgabe von Mark Helprins Roman „Wintermärchen“ vorfand?! Ich fand damals keine Zeit, das Buch nochmals zu lesen, sondern stellte es erfreut und stolz in meine Bücher­reihen. Eines Tages, so nahm ich es mir vor, würde ich es von neuem lesen. Je­der von euch kennt solche Versprechen gegenüber Büchern, denke ich, und Bü­cher, die solche Versprechen wert sind. Dies hier, seid versichert, lohnt ein sol­ches Versprechen in der Tat.

Zur Neulektüre kam es dann wirklich erst im eisig klirrenden Winter 2008/2009, nach ziemlich genau 25 Jahren. Und normalerweise ist es ja so, dass Geschich­ten und vor allen Dingen die Ansichten über Geschichten im Laufe der Jahre eine argumentative Wandlung durchleben, wenn man sie nach einer Anzahl von Jahren erneut liest. Man lernt zwischenzeitlich im Leben dazu, wird skeptischer und vorsichtiger, und der Genuss der Erstlektüre weicht oftmals einem schalen Zweifel beim Neulesen. Ich habe das selbst bei vielen Büchern erlebt, und un­willkürlich fürchtete ich das auch in diesem Fall.

Ich wurde positiv überrascht.

Nicht nur hatte ich fast alle argumentativen Wendungen des Romans vollkom­men vergessen, was mir darüber hinaus entfallen war, das war der lyrische Zau­ber und die unglaubliche, metapherngesättigte Sprache Mark Helprins und sei­nes geschickten Übersetzers, die den Leser durch eine Achterbahnfahrt der un­glaublichsten Abenteuer schickte, und mir fiel jetzt besonders prägnant auf, dass Helprin nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern unzählige. Er verfolgt zahlreiche biografische Stränge, skizziert kleine, wunderbare Vignetten, Erleb­nisse, Begegnungen und Anekdoten, schneidert Charaktere aus den Buchsta­ben, meißelt sie gleichsam hervor, bis sie alle unverwechselbare Individuen sind. Dabei schmelzen Phantasie und Realität, Historie und Imagination, Spe­kulation und Zauberei ineinander, bis sie eine unentwirrbare Mischung bilden. Das Resultat ist, um es mit einem Wort zu beschreiben, schlicht atemberau­bend. Selbst heute noch.

Worum nun geht es in dem Roman selbst?

Wie gesagt… das ist schwierig zu beschreiben. Würde ich das übergeordnete Thema nehmen, die Suche nach einer absolut gerechten Stadt, so würde dies wesentliche Teile der Geschichte ausblenden. Hielte ich mich an Peter Lake und Beverly Penn fest, erfasste ich gleichfalls wesentliche Bereiche nicht. Auch ein Insistieren auf dem Antagonismus der „Sun“ und des „Ghost“ würde dafür nicht passen.4 Es ist ein komplexes Muster von Biografien, Handlungssträngen, Ereig­nisketten und bisweilen märchenhaften Geschehnissen, die miteinander so ver­flochten sind, dass man als Rezensent nicht recht weiß, wo anfangen mit der Nacherzählung, das die Lektüre aber in jedem Fall lohnt.

Nun, versuchen wir es von vorn.

Es war einmal eine Stadt an der amerikanischen Ostküste, ein geschäftiger Mo­loch, genährt von den Hoffnungen der Einwanderer und den Sehnsüchten und Wünschen derjenigen, die ihr Leben im Zuge der Moderne realisieren wollten, ohne dabei zugleich ihren Träumen und Hoffnungen abzuschwören. Nennen wir die Stadt New York, denn Mark Helprin hat die Stadt, die im Zentrum dieser Ge­schichte steht, nach ihrem Vorbild geformt und viele Stellen ihrer Anatomie nach den Gegebenheiten New Yorks modelliert, wenn auch nicht vollständig.5 Eine Stadt, unmittelbar an der Wende zum 20. Jahrhundert, mit Droschken, berittener Polizei, Hochbahnen und kühnen Architekten, die gewaltige Brückenbauten planen. Zugleich eine Stadt, in der die bittere Armut sich Seite an Seite mit prunkendem Reichtum zeigt, in der die Menschen nach Gerechtigkeit streben und ein jeder nach seiner Façon selig sein könnte.

Vielleicht jedenfalls.

Aber wie es überall so ist, so gibt es auch hier Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten. Da gibt es etwa einen Sohn irischer Einwanderer, die die Stadt nicht betreten dürfen, sondern, weil krank, in ihre Heimat zurückreisen müssen. Sie setzen ihren einzigen Sohn, der es einmal besser haben soll, in einem Schiffs­modell aus und schicken ihn hinüber, in eine vermeintlich bessere Welt… doch er erreicht sie nicht, sondern strandet im Sumpfland vor der Metropole, wo ein Volk von Sumpfmenschen lebt, das ihn aufnimmt. Dieser Waise wird später den Namen Peter Lake tragen und einen Haupthandlungsstrom dieser Geschichte erfüllen.

Denn Peter Lake wird von dem brennenden Wunsch getrieben, diese schim­mernde, kühne Stadt zu erreichen, die jenseits des Flusses aufragt, eine ewige Lockung. Und er ergibt sich dieser Lockung, als er zum jungen Mann heranreift, und die Menschen des Sumpfes lassen ihn gehen, wohl wissend, dass sie ihn nicht halten können.

In der Stadt findet Peter Lake neue Freunde – junge Mädchen, die ihn in die Freuden der Liebe einführen, ein kühnes Pferd namens Athansor, das ihn vor seinem ewigen Widersacher, dem sinistren Gangsterboss Pearly Soames, und seiner hordengleichen Flut von Verbrechern in Sicherheit bringt… und schließ­lich lernt er Beverly kennen.

Beverly Penn, gewissermaßen der gesellschaftliche Gegenpol von Peter Lake, ist auch physisch das genaue Gegenteil von ihm. Wo er stark ist, ist sie schwach, wo er gesund ist, verhält es sich bei ihr ganz anders: Sie ist die Tochter Isaac Penns, eines der reichsten Männer der Stadt, und ungeachtet ihrer Jugend ist sie dem baldigen Tod geweiht. Von der Schwindsucht ausgezehrt, wird sie von einem glühenden Fieber innerlich verbrannt, das nur die Kälte frostklarer Näch­te kompensieren kann – und die wunderbaren, rätselhaften Wintertage am Co­heeries-See im Norden des Staate New York (bemüht euch nicht, ihn auf einer Landkarte zu suchen, ihr werdet ihn nicht finden!).6 Der Zusammenstoß mit Pe­ter Lake entflammt ihre Seele wie ihren Leib, und eine Liebe von bittersüßer, wunderbarer Qualität nimmt ihren Lauf, die niemals enden möge, wie der Leser hofft.

Er wird leider enttäuscht, und dann, als Peter Lake, mit dem weißen Hengst auf der Flucht vor Pearly Soames´ Banditen, von einer Brücke in den rätselhaften, weißen Wolkenwall stürzt und spurlos verschwindet, da sitzt man da als Leser und fragt sich: was nun? Was bedeutet das alles nur?

Und obwohl man nur die Seiten umblättert, findet man sich auf einmal Dutzen­de von Jahren später und auf der anderen Seite des Kontinents in San Francisco, wo Hardesty Marratta, der Erbe eines großen Vermögens, seine Erbschaft aus­schlägt und sich stattdessen auf die Suche nach der vollkommenen, der absolut gerechten Stadt macht. Eine abenteuerliche Suche, um das Wenigste zu sagen, die ihn schließlich ebenso nach New York führt wie die frisch geschiedene Virgi­nia Gamely mit ihrem kleinen Sohn, die dort Karriere machen möchte und Kar­riere machen wird (allein die Beschreibung, wie sie auf Schlittschuhen über den Coheeries-See reist, um den eingefrorenen Dampfer südwärts zu erreichen und dabei einen tausend Fuß (!) hohen Schneedamm überquert, hat etwas unleug­bar Magisches an sich).

Und wie ist das mit Asbury Gunwillow, der seinen Bruder im Sturm verliert und daraufhin den Wunsch seines Großvaters erfüllt, nach New York zu gehen, wo­bei er einen Mann auffischt, der völlig desorientiert und schwer verletzt ist? Er scheint geradewegs aus einem Gefecht zu kommen, hat aber keine Erinnerung mehr daran, dass er Peter Lake heißt…

Oder die Geschichte von Christiana, die als junges Mädchen am Strand Zeugin wird, wie ein schwer verletzter weißer Hengst aus den Wolken fällt und von ihr ans Ufer gelotst wird. Auch Christiana führt der Weg eines Tages nach New York, in jene Metropole, die sich anschickt, die Schwelle ins dritte Jahrtausend zu überschreiten.

Doch was sind das für rätselhafte Erscheinungen, die dabei auftreten? Was ist das für ein nachgerade intelligent agierender, unbezwingbarer weißer Wolken­wall, der die Stadt umgibt und in dem die Zeit aufzuhören scheint? Was hat es auf sich mit den Bemerkungen, die Stadt besäße eine Seele, die in ihren Ma­schinen lebe und sich darauf vorbereite, ein „Goldenes Zeitalter“ einzuläuten? Und schließlich: was ist das für ein gigantisches, rätselhaftes Schiff, das eines Ta­ges in den Hafen der Stadt einläuft und auf dem geheimnisvolle Pläne ausge­brütet werden, die zum Heil oder zum Untergang New Yorks führen können? Ei­nes finsteren Tages, mitten im eisigen Winter des Jahres 1999, als das Jahrtau­send sich dem Ende zuneigt…?

Wintermärchen“ ist ein Buch, das sich den normalen Kategorien der Zuord­nung raffiniert entzieht. Es ist, wenn man es von der Wortwucht her betrachtet, ein wunderschönes Werk, das es wie ein unwiderstehlicher Strudel versteht, den Leser in seinen Bann zu ziehen und die Zeit ringsum vollkommen auszu­blenden (am besten, das wird der neugierig gewordene Leser verstehen, wenn er oder sie angefangen hat zu lesen, sollte man dieses Buch wirklich in einem klirrend kalten Winter lesen, bei einer behaglichen Kanne Tee, brennenden Ker­zen und freundlich knackenden Heizkörpern, während draußen leise der Schnee herabrieselt – also ganz so wie in diesem Winter des Jahres 2008/2009).

Dieses Buch erzählt uns ein Märchen, ach, nicht nur ein Märchen, sondern jede Menge davon. Geschichten von menschlicher Tapferkeit, von Wagemut, von al­les überwindender Liebe, von Hoffnung und Verlust, von Rätseln, Geheimnissen und tiefen Freundschaften. Freundschaften zu Menschen aller Altersstufen, zu mächtigen Maschinen und einer Stadt, die ihresgleichen nicht hat.

Selbstverständlich ist dies ein Lobgesang auf die Stadt New York in all ihrem Glanz und all ihrem Elend. Doch wie in Märchen allgemein üblich muss man als Leser gelegentlich einfach lächelnd über Dinge hinwegblättern, die offenkundig nicht für bare Münze genommen werden können. Elemente der Magie und der Absurdität verwurzeln sich hier so fest in realen Strukturen, dass es, wie er­wähnt, schwierig ist, beides voneinander zu scheiden. Es ist wahrscheinlich auch gar nicht intendiert.

Der historisch versierte Leser, zu dem ich im Laufe von 25 Jahren geworden bin, entdeckt bei der Zweitlektüre verschiedenste Dinge, die als deutliche Anspie­lungen in das Gewebe der Geschichten eingewoben worden sind. So etwa die einwandfrei biblische und heilsbringende Rolle von Peter Lake, die ihren Wider­hall beim biblischen Moses findet. Wie weit das geht, muss jeder Leser selbst herausfinden. Zahllose Andeutungen erschließen sich nicht einmal jetzt, und es ist zu vermuten, dass eine Vielfachlektüre im Abstand von weiteren Jahren neue Geheimnisse zutage fördern wird, die jetzt noch verborgen geblieben sind.

Nichts ist Zufall“, heißt es an mehreren Stellen in diesem Buch7, und in der Tat, wenn man das Gewebe zum Schluss betrachtet, so kann man nicht umhin, hier zu nicken und festzustellen, dass es eine Art von „Fügung“ gibt, die bestimmte Personen und Sachverhalte so platzieren, dass sie schlussendlich Sinn ergeben und zusammenpassen. Nicht restlos, nicht ohne Reibungen, so ist das auch in Märchen nicht, weder in denen der Gebrüder Grimm noch in diesem „Winter­märchen“. Und manche Dinge bleiben restlos rätselhaft, manche Hoffnungen werden erfüllt, manche nicht.

Was das im Detail bedeutet? Ach, Freunde, meint ihr, ich prelle euch um das unbeschreibliche Vergnügen, dieses schöne Buch zu lesen? Nicht doch! All die zahllosen Dinge, die ich ausgelassen, über die ich geschwiegen habe, sollen von euch selbst erschlossen werden (auch wenn ich befürchte, dass das Buch über den Buchhandel nicht mehr zu haben sein wird). Die wunderbare Freude und Leichtigkeit des Daseins, die den Leser dieses Werkes überkommt, lohnt jede Anstrengung, in den Besitz dieses Buches zu kommen. Glaubt es mir.

Als ich das Buch zum zweiten Male schloss, dachte ich bei mir: solche Bücher werden heutzutage nicht mehr geschrieben. Niemand hat mehr die Zeit, derar­tige Kunstwerke zu verfassen, keine Geduld mehr dafür. Aber vielleicht findet der eine oder andere Leser dieser Zeilen die Zeit und Muße, dieses Werk neu zu entdecken. Er wird vermutlich derselben Ansicht sein: dass dies Werk „zu jenen seltenen Büchern gehört, in die man hineinfällt wie in einen langen, tiefen Traum“, wie COSMOPOLITAN zutreffend schrieb.

Lasst euch Zeit mit dem Erwachen.

© by Uwe Lammers, 2009

Na, Freunde, klingt das, jenseits aller Schwärmerei, nach einem interessanten Buch? Das ist es tatsächlich, und es lohnt sich für alle Romantiker und solche, die es werden wollen, unbedingt, entdeckt zu werden.

In der nächsten Woche geht es dann um ein sehr wichtiges Sachbuch, das schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat – aber wer es noch nicht kennen sollte, sei auf der Hut: es hat nur wenig von seiner damaligen Aktualität verlo­ren, und da die Autorin aus dem angloamerikanischen Raum kam, ist das auch alles andere als dröge Lektüre, sondern zutiefst erschütternd.

Nächste Woche an dieser Stelle erfahrt ihr mehr.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Beispielhaft sei hier an das Buch „Das Licht von Atlantis“ gedacht, das ich damals schier vergötterte. Ich war halt romantisch, das sollte man nicht vergessen.

2 Die Rezension ist wenig später in der „Roman-Post 17“ von Rudolf Wildner abgedruckt worden, im September 1985.

3 Rezensionen, und dazu stehe ich heute noch, erfüllen für mich eigentlich in ihrer Haupt­funktion die Rolle als Gedankenstütze des Gelesenen. Wenn ich andere Leute durch Re­zensionen auf diese Werke aufmerksam machen kann, so ist das ein angenehmer Neben­effekt, aber nicht der Hauptzweck. Inzwischen erfüllen Rezensionen manchmal auch den Zweck stilistischer Fingerübungen, aber das ist ebenfalls nicht ihre primäre Aufgabe.

4 Dazu verrate ich nicht mehr. Das muss man gelesen haben! Sonst kann man das sowieso nicht glauben. Aber in diesem Zusammenhang entdeckt man natürlich – damals für mich völlig verborgen – satirische Seitenhiebe auf die Presselandschaft in den USA. Sehr bemer­kenswert und auch auf die Bundesrepublik anwendbar…

5 Sehen wir davon ab, dass sie an vielen Stellen New York genannt wird. Wer das Buch liest, wird begreifen, dass dies mehr eine Art Traum von New York ist als die reale Stadt es je­mals sein könnte. Im Guten wie im Bösen.

6 Und der Coheeries-See und seine Bewohner spielen eine ganz besonders mystische Rolle in dieser Geschichte. Man würde so gern mehr davon lesen… so geht es mir wenigstens.

7 So heißt es auch in „Lycidas“ von Christoph Marzi… aber dieses Buch ist ein blasser, blut­leerer Abglanz dieser stilistischen Schönheit. Helprin kann man wirklich von der ersten bis zur letzten Seite als Kunstwerk genießen und als Literat neidisch sein über die Macht sei­ner Sprache. Ich weiß, wovon ich rede! Ernsthaft: vergesst Christoph Marzi, wenn ihr Mark Helprin lesen könnt. Ihr werdet ihn nicht vermissen.

Wochen-Blog 146: Erinnerungsverlust

Posted Dezember 20th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute lade ich mal ein wenig meine aktuellen Seelenlasten bei euch ab, das ist einfach mal nötig… doch glaube ich, dass das für euch durchaus erhellend sein kann und vielleicht gar, falls mal jemand in eine ähnliche Situation kommen soll­te, eine gewisse Hilfestellung bieten mag.

Wovon spreche ich? Von einer Art von papiernem Erinnerungsverlust. Das ist es, was ich heute erlebe und was vor einer Woche begonnen hat. Aber damit ihr versteht, was ich eigentlich sagen will, müssen wir, wie schon so oft, eine Zeitreise machen. Sie geht zurück in die frühen 80er Jahre.

Als meine Eltern sich dafür entschieden, in der niedersächsischen Gemeinde Gifhorn ein Eigenheim zu erwerben, schrieb man Ende des Jahres 1982. Ich war gerade 16 Jahre alt geworden, hatte Probleme in der Schule und versenkte mich Tag für Tag mit steigender Leidenschaft in so seltsame Dinge wie Comics und phantastische Literatur, die ich aus der Stadtbücherei in Wolfsburg auslieh. In Wolfsburg lebten wir damals noch, und mein Vater arbeitete dort für Volks­wagen.

Ich hatte längst erste, zaghafte Kontakte in die Fanszene geknüpft, mit der Lek­türe von Heftromanen begonnen – die „erste Liebe“ REN DHARK war schon wieder entschlummert, dito die „zweite Liebe“, die TERRANAUTEN. So gelangte ich dann zur „dritten Liebe“: Perry Rhodan. Und es setzte etwas ein, was ihr vermutlich fast alle kennt: man kauft sich Romanhefte und behält sie. Der Sta­pel der Heftromane wurde also nach und nach größer.

Als wir Anfang 1983 nach Gifhorn zogen, führte mich notwendig einer meiner ersten Gänge zur dortigen Stadtbücherei, wo ich neue interessante phantasti­sche Entdeckungen machen sollte (so Marion Zimmer-Bradley, Mark Helprin und Carlos Fuentes, um nur ein paar Highlights zu nennen).

Und ich spürte, je länger wir in Gifhorn lebten, umso stärker etwas, was mir in Wolfsburg irgendwie noch nicht so präsent gewesen war: spätestens nach 4-6 Wochen musste ich die ausgeliehenen Bücher wieder zurückgeben, und es kam regelmäßig vor, dass ich sie noch nicht ausgelesen hatte.

Eine eigene Bibliothek wäre echt nicht schlecht“, sagte ich, meine Regale in meinem neuen eigenen Zimmer betrachtend, die vergleichsweise leer waren. Selbst die inzwischen paar hundert Romanhefte verloren sich darin beinahe. Also begann ich, inzwischen in der Lehre und darum finanziell etwas besser auf­gestellt, weitere Romanquellen zu erschließen.

Ich fand Flohmärkte, ich entdeckte bei Besuchen in Hildesheim nahe meinen Großeltern ein Romanheftantiquariat, in Wolfsburg gab es einen Tauschladen… und es gab Romanversande, die preiswert große Kontingente mit phantasti­schen Taschenbüchern abstoßen wollten.

Ich schlug zu.

Meine Romanheftsammlung wurde größer, meine Leseleidenschaften diversifi­zierten sich, die Taschenbücher füllten mehr und mehr Regalplatz, dann Schrankplatz… und dazu kamen Briefordner, Geschichtenordner, Pappmappen mit eigenen geschriebenen Romanen… eine phantastische Zeit.

1989 erfolgte der erste Bruch mit meinem Zivildienst und dem Plan, danach im Raum Köln Arbeit zu suchen. Ein Plan, der übrigens recht schnell scheiterte. In der Zwischenzeit war ein Platz für meine Romanhefte gefunden worden – auf dem Dachboden. Dort wurden auch Hunderte von Taschenbüchern eingelagert. Meine Eltern vermieteten mein altes Zimmer an Untermieter, und als mein Zi­vildienst 1990 endete und ich überraschend doch wieder nach Gifhorn zurück­kehrte, fand ich quasi kein Zuhause mehr.

Ich wurde in den Keller umquartiert (kein Witz, Freunde! Meine Freundin Conny könnte euch davon noch die eine oder andere launige Anekdote erzählen). Dorthin wanderten dann in den Folgejahren auch eine Menge neu gekaufte Ta­schenbücher und Heftromane. Denn natürlich las ich weiterhin, natürlich ka­men ständig weitere literarische Stoffe dazu, wenn auch deutlich weniger als Anfang der 80er Jahre.

Schließlich verlagerte ich, weil der Keller zu kühl und zu feucht war, mein Domi­zil ins Erdgeschoss des elterlichen Hauses (Nordfenster, also nicht eben ein opti­maler Arbeitsort, sondern ständiger Dämmerraum… am besten geeignet für Vampire). Dort besuchten mich Brieffreunde, aber es war und blieb alles sehr beengt.

Ich absolvierte die Fachoberschule Wirtschaft 1991, und dann von 1991-1994 das Wolfsburg-Kolleg. In der ganzen Zwischenzeit las ich natürlich weiter Heftromane und sammelte sie munter. Das war so eine Art papiernes Gedächtnis geworden, und ich entsinne mich lebhaft, manche Brieffreunde Anfang der 90er Jahre mit erstaunlich präzisen Wiedergaben der Serienhandlung der Perry Rhodan-Serie über die ersten tausend Bände hinweg fasziniert zu haben, so gut hatte ich sie verinnerlicht (die Romane waren ja auch schon längst alle in mei­nem Besitz und die meisten davon inzwischen zweimal gelesen).

1994 begann ich dann mit dem Studium in Braunschweig, und im Herbst 1995 zog ich in die Wohnung um, die heute noch mein Domizil ist. „Mein“ Zimmer in Gifhorn wurde derweil Mutters Arbeitszimmer. Die meisten gesammelten Bü­cher und Heftromane landeten wo?

Richtig: auf dem Dachboden.

Und damit verschwanden sie gründlich aus dem Blick.

Was geschah derweil in Braunschweig? In den folgenden neunzehn Jahren lebte und arbeitete und schrieb ich hier, und natürlich sammelte ich weiterhin Ro­manhefte (womit ich dann mit Erscheinen von Perry Rhodan 2100 aufhörte). Und ich sammelte Romane. Und ich entdeckte die erotische Literatur als neues Lesefeld. Und es kamen Zeitschriften hinzu (gab es in Gifhorn mit der Zeitschrift GEO auch schon, die ich seit 1994 abonniert hatte, aber jetzt kamen NATIONAL GEOGRAPHIC und GEO EPOCHE und andere hinzu). Außerdem war ich regelmä­ßiger Mitarbeiter an Fanzines und z. T. regelmäßiger Chefredakteur geworden.

Ihr könnt euch denken, dass die Menge an Gedrucktem hier in einem Maße an­wuchs, wie ich es früher für unmöglich hielt. Zahlreiche Antiquariate in Braun­schweig gaben mir zudem dermaßen viel interessanten neuen (und preiswer­ten!) Lesestoff, dass ich immer öfter von neuem zugriff. Das war, eingestanden, ein wenig manisch, aber ich glaube, gewisse Züge davon kennt ihr wohl alle.

Wo ist jetzt das Problem?, mögt ihr euch fragen.

Dazu kommen wir jetzt: Ursprünglich hatte ich geplant, die Taschenbücher, Bü­cher und Heftromane nach Braunschweig nachzuholen. Aber dort war inzwi­schen ebenfalls kein Platz mehr dafür. Und da mich ganz andere Sorgen plagten, verlor ich diesen Plan aus dem Blick. Sicherlich, die meisten Bücher, die noch im Keller „überwintert“ hatten, hatte ich inzwischen nachgeholt (und, ein ungewohnter Zug für mich, z. T. auch weiterverschenkt). Doch die Romane auf dem Dachboden waren buchstäblich aus dem Blickfeld verschwunden.

Schlimmer noch: nachdem mein Bruder das Obergeschoss des elterlichen Hau­ses ausgebaut hatte, seinen Plan aber nicht realisierte, statt der maroden Dach­bodentreppe eine Wendeltreppe einzubauen und das Dachgeschoss ebenfalls auszubauen, war der Dachboden quasi unzugänglich geworden.

Das war so bis zum vergangenen Wochenende, und damit begannen die Proble­me dann richtig.

Eigentlich hatten sie schon früher begonnen, nämlich am 5. Mai – mit dem recht überraschenden Tod unserer Mutter. Danach, das habe ich verschiedent­lich angedeutet, begannen komplizierte juristische Auseinandersetzungen, die schließlich Mitte August in einem Gespräch mit unserem Testamentsvollstrecker kulminierten. Er gab uns freie Hand für das Ausräumen des Haushaltes.

Und wir stießen am vergangenen Wochenende auf den Dachboden vor.

Ich wusste, „da sind noch Romane von mir“… aber ehrlich, Freunde, ich machte mir überhaupt keine Vorstellung von der Menge. Einen Umzugskarton voll mit Videokassetten (!) schrieb ich sofort ab. Es gab in unserer ganzen Familie keine Abspielgeräte mehr dafür. Das konnten wir also vergessen. Aber dann entdeck­te ich einen Umzugskarton voll Krimitaschenbücher. Und noch einen voller phantastischer Romane von Heyne, Bastei und anderen Verlagen. Leihbücher. Und Heftromane. Große Kartons voll. Kleine Kartons. Ein ganzes Regal voll… die Terranauten-Taschenbücher. Die ersten sechshundert John Sinclair-Romanhef­te. Zeit-Kugel. Commander Scott. Ren Dhark. Mythor. Dragon. Die Abenteurer. Und Perry Rhodan… Perry Rhodan… Perry Rhodan…

Um Gottes Willen, dachte ich, der ich inzwischen mit Heftromanen nicht mehr viel anfangen konnte. Da wird man ja verrückt… was tun mit all diesen Dingen, in denen Jahrzehnte an Leseerinnerungen komprimiert und gespeichert waren? Ich stand schwitzend und ratlos davor (man sollte dazu erwähnen, dass an dem nämlichen Tag draußen 30 Grad herrschten und auf dem Dachboden eher Sau­natemperaturen sich mit hoher Staubigkeit mischten).

Nun, ich tat das, was ihr auch getan hättet: Das Haus soll geräumt werden? Dann also am besten mal zunächst alles, was ich mitnehmen möchte, runter­bringen.

Womit ich nicht rechnete, war, dass meine Geschwister in den Streik traten. Aus – nachträglich betrachtet – verständlichen Gründen. Da sie deutlich weniger sentimental als nüchtern-rational veranlagt waren, stellten sie die Frage, die ich nach hinten schob, zuerst: Wo willst du das alles lassen?

Ihre Folgerung: In Braunschweig hast du gar nicht genug Platz. Nach Braun­schweig kommt „das Zeug“ also nicht. Das verstörte mich dann. Was war die Al­ternative?

Container!“

Ich dachte, ich höre nicht richtig, und ich glaube, das geht euch ähnlich. Inzwi­schen hatte ich über den Daumen gepeilt, wie viel Material da vorhanden war, und ich kam auf etwa 3000 Heftromane und wenigstens 500 Taschenbücher und Bücher. Mal ganz abgesehen von den früher investierten monetären Wer­ten – das alles wegwerfen? Das würde ich mir im Leben nicht verzeihen!

Es war ein harter Tag, dieser 30. August 2015, an dem diese Diskussionen ge­führt wurden, kann ich euch sagen, aber in einem Punkt setzte ich mich schließ­lich durch: Ich lasse nicht zu, dass diese Werke einfach so von Banausen – und das waren und sind in diesem Punkt meine Geschwister, so sehr ich sie sonst auch liebe – als Altpapier entsorgt werden. Nicht, wenn es eine Möglichkeit gibt, diese Werke in Hände von Leuten zu geben, die damit besser umzugehen verstehen und ihren Wert zu schätzen wissen.

Also begab ich mich, zurück in Braunschweig, auf die Suche nach einer Alterna­tive, und ich hatte auch schon eine im Blick, nämlich einen Comicladen in der Innenstadt, dessen Inhaber ich seit Jahren kenne und der auch meine E-Book-Flyer eifrig unter die Leute bringt.

Er selbst musste abwinken, aber er vermittelte mir dann den Kontakt zur Bre­mer „Comic Mafia“, die ich unverzüglich anmailte. Und ja, dort bestand großes Interesse an einer geschenkten Romansammlung. In etwa zwei Stunden, von jetzt an gerechnet (wir schreiben den 6. September 2015), werde ich Besuch bekommen, den Teil der zu veräußernden Sammlung, der schon hier in Braun­schweig ist, einladen und dann nach Gifhorn weiterfahren, um die Räumung zu vervollständigen.

Ich weiß nicht, ob der gute Mann das alles mit einem Mal mitbekommen wird, aber wir versuchen unser Bestes.

Ich sehe das alles, wie ihr euch denken könnt, mit einem lachenden wie wei­nenden Auge. Zum einen habe ich den Felskoloss von meiner Seele poltern hö­ren, weil die Drohung mit dem „Container“ fort ist. Auf der anderen Seite wird natürlich von jetzt an auch eine Art Loch in meiner Seele sein, wie ein tiefer Sprengtrichter, der nur ganz allmählich von Wind und Wetter gefüllt und einge­ebnet wird.

Mit diesen Romanen verdunsten immerhin nahezu vollständig gut dreißig Le­bens-Sammeljahre, und ihr könnt mir glauben, dieser Abschied, so notwendig er auch ist, fällt mir überaus schwer.

Ich nenne das eine Form von Erinnerungsverlust… gewiss habe ich nach wie vor später immer noch bestimmte Assoziationen und Erinnerungen, insofern ist der Begriff ein wenig unscharf gewählt. Aber im Gegensatz zu meiner sonstigen Buchsammlung, wo ich einfach ans Regal gehen kann, um nachzuschlagen, wenn ich was präzise wissen möchte, werde ich meine Romanhefterinnerungen oder die Erinnerungen an die fortgeschenkten Bücher nicht mehr so leicht auf­frischen können.

Das ist betrüblich. Es ist ein bisschen so wie mit einer Lebensphase, die unwi­derruflich endet: die Kindheit, die Teenagerzeit mit der Pubertät, die Schulzeit, die Ausbildung… alles vorbei, aber nicht vergessen.

Da jedoch diese Romane zugleich den Beginn meiner phantastischen Sammel­zeit darstellen und gewissermaßen Kronzeugen meiner frühen kreativen Ent­wicklung sind, fällt mir die Loslösung schwerer als in den obigen Lebensphasen, die jeder durchmacht.

Ach, ich bin einfach etwas neben der Spur, deshalb musste ich euch auch hier und heute ein wenig meine Seele ausschütten. Ich hoffe, ihr versteht damit mein aktuelles Seelenleben etwas besser und fasst mich, wenn ihr mit mir in Briefkontakt steht, ein wenig mit Samthandschuhen an. Meine Seele wird nach dem heutigen Tag etwas wund sein.

In der kommenden Woche kehren wir zum Standardprogramm zurück. Der letz­te Blogartikel des Jahres 2015 widmet sich wie üblich der Rubrik „Work in Pro­gress“. Da könnt ihr schauen, was ich im Monat September 2015 Kreatives zum Oki Stanwer Mythos erschaffen konnte.

Schaut doch einfach wieder rein, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 38: Vor dem Altar der Liebe

Posted Dezember 16th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute möchte ich euch einmal jemanden vorstellen, den ich als Seelenverwand­ten der Vergangenheit bezeichnen könnte – einen Romantiker im Herzen, aller­dings deutlich lyrischer veranlagt als ich selbst es jemals sein könnte. Und je­mand, in dessen Prosa sich Philosophie, Religion und wunderbare Formulie­rungskunst zu einem Meisterwerk sanfter, träumerischer Schönheit verbinden, die man sonst nur zu selten findet.

Außerdem ist dieser Gewährsmann, ein 1931 verstorbener Schriftsteller mit ori­entalischen Wurzeln namens Khalil Gibran, heute wohl nur noch bekannt durch sein bis zur Gegenwart aufgelegtes Meisterwerk „Der Prophet“. Damit ist durch­aus nicht der Prophet Mohammed gemeint, wie ihr beizeiten hier nachlesen könnt, wenn ich euch die Rezension dieses Buches zur Kenntnis gebe. Heute gibt es, sehr passend, wie mir scheinen möchte, in der Vorweihnachtszeit einen ersten Vorgeschmack auf seine meisterhaften Formulierungskünste. Und viel­leicht versteht ihr diese Rezension auch als ein Zeichen dafür, dass der Orient noch aus deutlich mehr besteht denn nur aus Korruption, religiösem Fanatis­mus und Terrorismus.

Wer neugierig geworden sein sollte, der lese einfach weiter:

Vor dem Altar der Liebe

(OT: The Broken Wings/ Die gebrochenen Flügel)

von Khalil Gibran

Lotos-Verlag 2003

(ursprünglich: New York 1912)

Deutsch von Hans Christian Meiser

132 Seiten, geb.

Der Libanon hat heute den Ruch eines Landes der andauernden, verbitternden Gewalt, der Brutalität und des Terrors. Aber das war nicht immer so. Wenn man in der Geschichte nur wenige Jahrzehnte zurückgeht, in die Zeit, als der Erste Weltkrieg noch nicht die Landkarten der Region mit neuen, blutgetränkten, eth­nisch ungerechten Linien überzogen hatte, findet man ein rätselhaftes, orienta­lisches Land, das dem Leser vorkommt wie ein Traum aus Tausendundeiner Nacht. Ein Land, über das man solche Sätze schreiben konnte:

Der Frühling ist überall schön, am schönsten aber ist er im Libanon. Er ist ein Geist, der rund um die Erde streift, über dem Libanon aber anhält, um mit Köni­gen und Propheten zu reden und mit den Heiligen Zedern die Erinnerung an eine ruhmreiche Vergangenheit heraufzubeschwören. Frei vom Schmutz des Winters und vom Staub des Sommers gleicht Beirut im Frühling einer Braut oder einer Wasserjungfrau, die am Ufer eines Baches sitzt, um in den Strahlen der Sonne ihre glatte Haut zu trocknen…“

Mystische Stimmung fängt den Leser schon sehr früh ein und schickt ihn zurück in jenes verwunschene Land, das wenige Jahre bereits der Vergangenheit ange­hörte und bis heute nicht zur Ruhe gekommen ist. Es ist das Reich des christli­chen Dichters Khalil Gibran, der dort am 6. Januar 1883 geboren wird. Und die­ses Buch enthält einen Teil seiner Lebensgeschichte (ohne Zweifel dichterisch geglättet und geschönt, das ist unbestreitbar, aber hinreißend zu lesen).

In seinem achtzehnten Lebensjahr, also um das Jahr 1900/01 herum, lernt der junge Dichter eine schöne zwanzigjährige Frau kennen, Selma Karamy, die Toch­ter eines vereinsamten, wohlhabenden Beiruter Kaufmanns. Noch völlig unbe­leckt von der Liebe und so liebenswert unerfahren in Herzensdingen, fühlt er sich auf unbeschreibliche Weise zu der blonden, melancholisch wirkenden Schönheit hingezogen, die auf ihre Weise scheu und zurückgezogen gelebt hat. Doch nur kurze Zeit nach ihrem Kennenlernen fällt ein Schatten auf ihr junges Glück – der Bischof Galib, den Gibran als gottlosen und nur am eigenen Vorteil interessierten Mann beschreibt, hat ein Auge auf den Reichtum von Selmas Va­ter geworfen und möchte nun die junge Frau mit seinem verdorbenen Sohn vermählen.

Sowohl der junge Gibran als auch seine tief religiöse Seelenfreundin Selma stür­zen in einen Kessel der Verzweiflung. Und der Dichter begehrt auf. Er will nicht daran glauben, dass Gott selbst es zulassen wird, diese reine, ehrliche Liebe zugunsten einer Erpressung zu zerstören…

So schön die Ausgabe des Lotos-Verlages auch sein mag, sie krankt an vielerlei Dingen. Zuallererst ist zu nennen, dass sie sich bibliografisch inkorrekt verhält und weder den originalen englischen Titel noch das Ersterscheinungsdatum nennt. Auf diese Weise wird der Leser in dem Glauben gewogen, es handele sich um eine deutsche Ersterscheinung. Auch der neu vergebene Titel – der ori­ginale, die „Gebrochenen Flügel“ passt weitaus besser – ist misslich und zielt nur auf ein kleines Stück der Geschichte selbst, nämlich im Kern auf die Treffen am Ischtar-Tempel nahe Beirut.

Doch der lyrischen Schönheit der Geschichte vermag dies nichts anzuhaben. Natürlich bekommt der mitleidende Leser rasch heraus, auf welchen Abgrund die Handlung hinsteuert, aber die Art und Weise, wie Gibran seine Liebe be­schreibt, die tiefen, philosophischen Gedanken, die er vor dem Leser ausbreitet, sie bleiben erhalten und entfalten ihren Zauber ungeachtet aller Beeinträchti­gungen.

Und am Schluss kann man als Romantiker einfach nur Gibran zustimmen, wenn er still vergnügt resümiert: „Im Leben eines jeden jungen Mannes gibt es eine ‚Selma‘, die völlig unerwartet im Frühling seines Lebens erscheint, seine Einsam­keit in Stunden der Glückseligkeit verwandelt und die Stille seiner Nächte mit Musik erfüllt.“

Für alle jene Leser, die bereit und fähig sind, romantisch zu träumen, ist diese Geschichte überaus geeignet. Und selbstverständlich für jene Menschen, die nicht genug von Khalil Gibrans lyrischer Fähigkeit bekommen können. Es ist wirklich zu schade, dass er bereits 1931 diese Welt hinter sich ließ, um vielleicht in der nächsten glücklicher zu werden als bei uns…

© by Uwe Lammers, 2006

Ich genieße es immer wieder, Gibrans Werke zu lesen, von denen noch einige in meinen Regalen ungelesen schlummern und auf mein neugieriges Auge warten. Wie ich oben schon andeutete, gibt es noch mehr Rezensionen zu seinen Wer­ken, die in absehbarer Zeit hier und an diesem Platz ihren Raum finden werden.

In der kommenden Woche möchte ich gern den Zauber der Vorweihnachtszeit vertiefen und ausdehnen. Ich werde euch dann ein Buch vorstellen, das ich zweimal gelesen habe, und beide Male völlig davon verzaubert war. Merkt euch den Namen des Verfassers jetzt schon einmal vor: Mark Helprin.

Und wer mit diesem Namen etwas anfangen kann, wird kommende Woche ge­wiss hier wieder mit dabei sein. Wer ihn noch nicht kennt – kommt, um ihn ken­nenzulernen.

Es lohnt sich!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde meiner E-Books,

diesmal machen wir einen epischen Ausflug in die ferne Zukunft – und damit meine ich, selbst für den Oki Stanwer Mythos ist das ferne Zukunft. Wer sich sonst üblicherweise in der Galaxis Twennar des KONFLIKTS 2 aufhält und zu den Lesern der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) zählt, der macht hier einen mächtigen Satz.

Der Schauplatz des dritten Annalen-Romans ist die Sterneninsel Beltracor, eine von Menschenabkömmlingen besiedelte Galaxis, die von Twennar und KON­FLIKT 2 nicht weniger als 115 Milliarden Handlungsjahre in der Zukunft liegt. Ja, richtig gelesen. Kein Schreibfehler, kein Augenschaden.

Ungeachtet dieser gewaltigen zeitlichen Distanz gibt es noch immer ein paar Konstanten auch in dieser Galaxis. Dazu zählen so offensichtlich ewige Gesetz­mäßigkeiten wie die Liebe und der Hass, Karriere, Familie und Erfolg… das er­lebt auch Anton Devorsin auf dem Planeten Zhailon, der von einem einfachen Landarbeiter zu einem geachteten Großgrundbesitzer aufsteigt, glücklich verhei­ratet ist und eine Schar von Kindern groß gezogen hat. Er gilt als der Prototyp des erfolgreichen Mannes aus der Provinz Taregashi.

Doch kurz vor seinem nahe bevorstehenden Ende scheint sich sein Verstand zu verfinstern, was sein Enkel mit Besorgnis sieht. Und dann entdeckt er jenes seit Jahrzehnten gut gehütete Geheimnis seines Großvaters, das ihn und alles, was er kennt, in seinen Grundfesten erschüttert.

Legenden bekommen auf einmal ungeahnte Substanz… solche Dinge wie die le­gendären „Götter des Lichts“ oder der mythische „Sonnengarten“ (ha, merkt da gerade jemand auf? Gut so! Es gibt Verbindungspfade bis in KONFLIKT 2, ver­traut meinen Worten!).

Und der wichtigste Mosaikstein ist ein unfassbares, göttliches Wesen – die schamlose Frau…

Seid dabei, meine Freunde, wenn dieses wichtige OSM-Werk, mit Abstand das bislang längste veröffentlichte, endlich auch im EPUB-Format erscheint. „Die schamlose Frau“ ist ab sofort zum Preis von 4,99 Euro auf www.beam-ebooks.de erhältlich.

Ich wünsche euch angenehmes Lesevergnügen und freue mich, von euch zu hö­ren!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

vor sechs Wochen verließ ich euch an dieser Stelle mit dem Versprechen, ich würde heute meine Kreativ-Vita mit der Besprechung des Monats Dezember 2006 fortsetzen. Verlieren wir keine Zeit, sondern steigen gleich in die Vollen ein, um möglichst weit zu kommen.

Ende 2006 arbeitete ich das erste Mal im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungs­maßnahme (ABM) im Landeskirchlichen Archiv in Wolfenbüttel, aber mit Ende Dezember hörte diese wunderschöne Beschäftigung auf, die ich sehr genossen hatte, so zeitintensiv sie auch war. Die Konsequenz hatte freilich darin bestan­den, dass ich wenig Zeit zum Schreiben besaß. Und höchstwahrscheinlich ist hier auch der starke Dämpfer zu suchen, der den Schreibelan an KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) fast auf null reduzierte.

Im Dezember 2006 arbeitete ich zwar an vielen OSM-Werken weiter, aber fertig wurde nur eine einzige Episode, und dies war „Strahlenhölle Deneb IV“, Band 16 der kommentierten Abschrift der Serie „Drohung aus dem All“.

Nicht viel? Richtig. Aber interessant war dann vielleicht auch noch ein Hinter­grundtext des OSM, den ich knapp vor Jahresende am 29. Dezember fertig stel­len konnte: „Höhere Weihen“, der den aufregenden Untertitel „TOTAM, schwarze Essen und Troohns“ trägt, beschäftigt sich mit der Genese und der Struktur der Troohns, also jener finsteren Gegner, denen ihr in der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ beizeiten begegnen werdet, so ihr sie lest. Es ist durchaus möglich, dass ich dann beizeiten diesen Hintergrundtext hier oder anderswo zugänglich mache. Aktuell scheint es mir noch etwas zu früh dafür.

Ihr merkt aber hieran: mein kreativer Geist war durchaus rege, wenn auch ziem­lich ermattet von der langen und intensiven Archivarbeit.

Das erste Halbjahr 2006 verbrachte ich in Arbeitslosigkeit, d. h. ohne großartige Finanzen (die ABM hatte keine Ansprüche auf ALG I geschaffen, so dass ich auf Sozialhilfe angewiesen war), aber ich erhielt einen Luxus, den manch einer kaum als solchen wahrnimmt: Zeit! Und das ist das Lebenselixier für Schriftstel­ler, sage ich euch.

Folgerichtig drehte ich auch im Januar 2007 richtig auf. Von den 21 dort entstan­denen – vollendeten – Werken (zum Vergleich: im Dezember 2006 brachte ich es nur auf 9) waren nicht weniger als fünf OSM-Werke. Besonders kümmerte ich mich um den KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (NK), wo ich mitten im HANKSTEYN-Zyklus steckte und die faszinierende Entdeckung in den Bänden 49-51 machte, die ich in diesem Monat fertig stellen konnte, dass die Handlung die Seitenlänge der Episoden aufweichte.

Was heißt das konkret? Nun, Band 49 „Aufmarsch des Lichts“ hielt sich mit 15 Manuskriptseiten noch im Rahmen des Üblichen. Dass der „Jubiläumsband“ 50 „Unternehmen STURMHERZ“ umfangreicher werden würde, hatte ich er­wartet (37 Seiten waren dann aber schon recht viel)… aber dass Band 51 „Der neutrale Gesandte“ gleichfalls auf 39 Seiten kommen sollte, überraschte mich. Doch das war, wie ich bald feststellen sollte, ja erst der Anfang. Hier wurden erste Konsequenzen aus meinen langen Archipelromanen sichtbar. Wer zu jener Zeit schon mit mir im Briefkontakt stand, wird sich erinnern, dass Briefe von 15-25 Seiten von mir gar keine Seltenheit waren… vorausgesetzt, die Themen­fülle bot das an.

Weiterhin wirkte sich sicherlich auch aus, dass ich – inzwischen mit BWA 280 – nach wie vor SFCBW-Chefredakteur war und hier allmählich den gescheiten Or­ganisationstakt gefunden hatte. Dennoch nahm ich immer noch an, ich sei Inte­rimsredakteur… nun, die in diesem Frühjahr stattfindenden Vorstandswahlen sollten mich bald eines Besseren belehren.

Im Januar 2007 entstanden zudem unzählige Rezensionen, die euch hier aber weiter nicht interessieren brauchen. Die meisten davon sind zwischenzeitlich im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) erschienen.

Der Februar 2007 wurde dann noch interessanter als der Januar. Nicht nur reali­sierte ich zwei Überarbeitungen von älteren OSM-Werken, nämlich von der Sto­ry „Heimweh“ (die dann im Fanzine EXTERRA erschien) und dem Roman „Räuber“, der beizeiten annähernd zeitgleich mit TI 35ff. als E-Book in der Reihe „Aus den Annalen der Ewigkeit“ erscheinen soll. Ich begann nämlich au­ßerdem damit, den KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) (1987-1993) kommentiert abzuschreiben.

Das hatte einen Grund, der heute überholt ist… aber damals hatte ich tatsächlich eine Verlagskooperation in Aussicht, wo ich die Episoden des KONFLIKTS 12 in gründlich überarbeiteter Form als Heftromanepisoden in regelmäßiger Fort­setzung erscheinen lassen wollte. Dieser Plan zerschlug sich dann binnen weni­ger Monate, und die „OSM-Serie“, wie ich das nannte, kam nicht zustande.

Die Sache war auch noch unausgegoren, wie ich rasch einsehen musste. Ihr wer­det das ähnlich sehen, wenn ich euch die Details enthülle. Soweit denke ich, kann ich mich hier mit Jahren Distanz aus dem Fenster lehnen, ohne verlagsin­terne Details oder Namen zu nennen:

Der Deal sah vor, dass nach Veröffentlichung einer Leseprobe mit dem Start der regulären Heftromanserie begonnen werden sollte. Die Leseprobe, die auch tat­sächlich erschien, enthielt einen Appetithappen aus dem Roman „Räuber“, den ich ja gerade überarbeitet hatte und hatte auch ein sehr passendes Cover dazu bekommen. Dummerweise, und deshalb nenne ich das Ganze unausgegoren, hatte ich dann ja einen Handlungssprung in den KONFLIKT 12 vor, also über runde 50 Milliarden Handlungsjahre. Von den Shonta, um die es in „Räuber“ geht, wäre keine Rede mehr gewesen, und die Leserneugierde hätte ich so voll­ständig enttäuscht.

Es gab noch ein paar andere organisatorische Hürden, an denen die Zusammen­arbeit dann scheiterte, auf die ich nicht weiter eingehen möchte. Aber ihr fragt euch bestimmt, wieso ich den Entschluss fasste, damals nicht mit KONFLIKT 2 zu starten, wie es ja sehr sinnvoll gewesen wäre, sondern jenseits der Leseprobe mit KONFLIKT 12. Das ist ganz leicht erklärt:

Von KONFLIKT 12 an (128 Episoden) aufwärts existiert eine geschlossene OSM-Episodendecke über KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH), KON­FLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (OS), KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (DMadN), KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ (DadA) bis hin zu KON­FLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS). Das bedeutete, und dieses Argument konnte mein potentieller Verleger dann sehr gut nachvollziehen, dass diese Serien potentiell als Skriptvorlage existierten und „nur noch“ ausgearbeitet werden mussten.

Wir reden hier über insgesamt 711 OSM-Episoden, die seit Jahren fertig vor­lagen und nahezu alle noch nie veröffentlicht worden sind. Mir schien es damals zweckmäßig, einen solchen Veröffentlichungsvorlauf zu besitzen… was ich aber damals nicht bedachte, war natürlich folgendes, was mir in den nächsten Jahren sehr viel wichtiger werden würde: Wie viel Vorwissen braucht man als Leser, um den Einstiegs-KONFLIKT 12 zu verstehen?

Ziemlich viel, wie ich heute weiß. Mir ist inzwischen längst klar, dass ich euch mit der Publikation von KONFLIKT 12 anno 2007 ohne Vorlauf in informativer Hinsicht rasch völlig verwirrt hätte. Deshalb habe ich dann 2012ff. auch soviel Energie darein investiert, um euch mit Hilfe dieses Blogs Hintergrundwissen zu geben, schließlich „sortiert“ mit KONFLIKT 2 zu starten und parallel dazu „An­nalen“-Romane zu publizieren. Erst auf diese Weise macht es Sinn – selbst wenn es deutlich länger dauert als erhofft.

Während ich also im Februar 2007 eifrig mit der kommentierten Abschrift des KONFLIKTS 12 begann – die Episoden brauchte ich ja als Vorlagen für die ge­plante OSM-Serie, die sich dann nicht realisieren ließ – , fuhr ich mit der Über­arbeitung von älteren Romanprojekten fort und schloss am 18. Februar die Über­arbeitung des Shorex’uss-Romans „Der Feuersklave“ ab.

Auch ansonsten brachte die erhoffte Arbeit an der OSM-Serie eine interessante Frucht hervor, nämlich ein OSM-Fragment, das VOR dem eigentlichen Beginn der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ spielt. „Eine Frage des Glau­bens“ arbeitet die Persönlichkeit eines wichtigen Protagonisten der echsenhaften Tasvaner heraus, die das zentrale Hauptvolk des KONFLIKTS 12 sind.

Der Lehrer und Religionsgründer Osvehl, um den es in dieser Geschichte geht und der vor Beginn der Serie schon tot ist – hingerichtet, um genau zu sein, was Auslöser für eine terroristische Untergrundströmung der tasvanischen Gesell­schaft ist – , hängt einer häretischen Überzeugung an, die für die Serie sehr wichtig wird. Da diese Geschichte noch nicht fertig ist, aber wahrscheinlich in der nahen Zukunft Bestandteil einer E-Book-Storysammlung sein dürfte, möchte ich hier noch nicht mehr darüber verraten. Aber ihr könnt euch vorstellen, dass ich mich schon durchaus darauf freue, hieran weiterarbeiten zu können… auch ohne OSM-Serie in der Hinterhand.

Warum? Nun, inzwischen gedeihen ja meine Pläne, euch den KONFLIKT 12 dennoch zugänglich zu machen im Projekt „Im Feuerglanz der Grünen Gala­xis“ auf ganz andere Weise als ursprünglich erhofft. Ihr werdet darum die Tasva­ner und Bytharg… und damit natürlich auch die „Osvehler“ in naher Zukunft kennen lernen.

Im März 2007, und mehr schaffe ich heute wohl nicht zu berichten, weil ich so wortreich Hintergründe erläutern muss, begann dann die ernste Phase an der OSM-Serie, wo mit Band 1 „Die neuen Herren“ der Einstieg in das tasvanische Sternenreich gelang – und gleich mit einer Invasion der mysteriösen „Neuen Herren“, und das war wirklich alles erst der Anfang, Freunde!

Ebenfalls ging die kommentierte Abschrift von KONFLIKT 12, und, Kontrast­programm, mit „Sammler und Zerstörer“ entstand der nächste Band des HANKSTEYN-Zyklus – mit 36 Seiten ebenfalls wieder außergewöhnlich lang für eine Episode.

Für das BWA und die dortige Vampir-Themenausgabe schrieb ich einen launi­gen OSM-Artikel mit dem Titel „Eigentlich sind Vampire langweilige Wesen…“, und nur einen Tag später schloss ich den im KONFLIKT 2 spielen­den Roman „Schluchtenkenners Entdeckung“ ab.

Wer da jetzt ausruft „Aha! Den Namen habe ich doch schon mal gehört!“, der hat Recht. Es ist ein Shonta-Roman, den ihr aber noch eine ganze Weile nicht zu Gesicht bekommen werdet. Er flankiert den Handlungsstrom der TI-Serie und muss parallel zu den dortigen Episoden veröffentlicht werden. Das ist ein biss­chen ähnlich wie mit „Annalen 4: Heiligtum der Shonta“, auch diese Ge­schichte konnte nur und einzig an dieser Stelle zu diesem Zeitpunkt veröffent­licht werden. Wer sie kennt, wird mir beipflichten.

Außerdem stolperte ich zurück in KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohl­welt“ (HdH) und verfasste mit „Theamins Wissensdurst“ den zweiten Band der Serie, die in der Hohlwelt Hyoronghilaar spielt.

Und zum Schluss des Monats arbeitete ich dann auch noch ein Stückchen weit am Roman „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ weiter, den ich seit Oktober 2006 vernachlässigt hatte. Damit war ich dann bis Ende März 2007 schon auf 57 kreative Werke gekommen… und ich konnte damit ganz zufrieden sein.

Was das Jahr 2007 sonst noch so an Überraschungen für mich bereit hielt, davon erzähle ich euch im nächsten Teil dieser Artikelreihe in ein paar Wochen. In der nächsten Woche switche ich in die Realgegenwart und erzähle euch – unter Ein­beziehung einer Zeitreise in die 80er Jahre – von einem ziemlich schwerwiegen­den Fall von Erinnerungsverlust.

Den habe ich just gerade heute erlitten, und ehe das vollendete Tatsache wurde, habe ich heute früh den Blog 146 geschrieben. Wer Näheres erfahren möchte, sollte sich hier in einer Woche wieder lesend einfinden. Ich glaube, es könnte et­was schockierender Stoff für euch sein. Aber das Leben eines tätigen Phantasten besteht halt nicht immer nur aus eitel Sonnenschein (hach, besser wär’s. Aber das ist dann nicht mehr unsere Welt).

Bis nächste Woche, meine Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des Oki Stanwer Mythos,

willkommen in einem neuen Sternenreich! Das haben sich selbst die Yantihni, die von Hushhin auf so unsanfte Weise in die Ferne der Heimatgalaxis Twennar expediert wurden (vgl. dazu die Bde. 12 und 20 der Serie) nicht so vorstellen können.

Wiewohl das uralte Volk der arachniden Zhonc seit langem ausgestorben ist, hat ihre Nachkommenschaft, die Spezies der Zhoncor, ein Reich am so genann­ten Purpursaum errichtet, das nicht minder beeindruckend ist – und jählings finden sich die Forscher um Noshtoy nun in einer Mediengesellschaft wieder, in der sie zu DER Sensation schlechthin avancieren.

Einerseits toll, andererseits… nun… problematisch. Ihr werdet es erleben, wenn ihr dieses E-Book lest, versprochen. Und dieser flächendeckende Erstkontakt hat tatsächlich auch seine amüsanten Seiten.

Allerdings gibt es bald eine Herausforderung, mit der niemand rechnen konnte – das bekommen unsere Freunde mit, als die Beauftragte einer leibhaftigen Brutmutter der Zhoncor Kontakt mit ihnen aufnimmt.

Was sie will? Nun, das sollte man besser nachlesen.

Ab sofort lässt sich eure Neugierde stillen im neuen E-Book TI 23 „Das Sternen­reich des Windes“, mit dem die Erlebnisse der Hushhin-Forscher einen vorläufi­gen Höhepunkt erreichen.

Das aktuelle E-Book „Das Sternenreich des Windes“ ist ab heute zum Preis von 1,49 Euro auf Amazon-KDP erhältlich.

Der einmalige Gratisdownload ist am 20. Dezember 2015 möglich.

Ich wünsche euch eine angenehme Lektüre.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.