Liebe Freunde des OSM,

wie schon vor vier Wochen vorhergeahnt, entwickelte sich der Monat November ähnlich durchwachsen weiter wie die zurückliegenden… das bedeutete primär, dass ich vielfach gründlich vom kreativen Arbeiten abgelenkt wurde und ent­sprechend wenig schaffte.

Natürlich, nach meiner heutigen Berechnung der kreativen Seiten im Monat No­vember komme ich auf 1.673 kreative Seiten… aber vieles davon kann man nicht originär als kreativ ansehen. Darin einbezogen sind auch solche dringend erfor­derlichen Arbeiten wie das Aktualisieren von Listen, die z. T. seit anderthalb Jahren nicht mehr auf den neuesten Stand gebracht wurden. Darin stecken fer­nerhin „fremdbestimmte“ Seiten, wie ich das mal nennen möchte… denn ich er­wähnte gelegentlich bereits kursorisch, dass ich mit einem befreundeten Autor an einem Projekt arbeite, und die hier entstehenden Seiten bezeichne ich eben aus gutem Grund als „fremdbestimmt“, sie finden darum hier keine Berücksich­tigung.

Und dann gab es eben zwei Fälle von dezidierten OSM-Projekten, auf die ich weiter unten noch detaillierter zu sprechen komme. Auch hier kann ich nicht von originär kreativen Seiten im Sinne einer Eigenleistung sprechen. Das klingt ko­misch? Ja, für den Moment. Zur Aufhellung lest einfach weiter.

Was konkret HABE ich denn nun im Monat November geschrieben, was hier Erwähnung finden soll? Nun, dies:

(OSM-Wiki)

E-Book 31: Gelüftete Schleier

Erläuterung: Wie ich schon vermutet hatte, als ich mit dem Schreiben anfing – es ging mir wunderbar von der Hand, und es juckt mich verdammt noch mal sehr, hieran gleich den Folgeband weiterzuschreiben. Aber die Zeitplanung im November hat das gründlich vereitelt. Dennoch, das wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, selbst wenn dieses E-Book 32 dann erst im April für euch allgemein zugänglich sein wird. Ich kann nur sagen: das Warten lohnt sich!

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-Roman (Abschrift))

Blogartikel 152: Work in Progress, Part 35

18Neu 71: Weißwelt-Rebellen

Blogartikel 162: OSM-Kosmologie, Lektion 8: Religion und Kosmologie a la OSM

Blogartikel 166: OSM-Kosmologie, Lektion 9: „Die Baumeister sind an al­lem schuld!“

Erläuterung: Bei dem letzten Titel muss ich immer lachen – weil ich die Situati­on, in der dieser Ausspruch entstanden ist, so grotesk und großartig finde. Und zugleich gibt es hier natürlich etwas zu erklären. Mehrerlei eigentlich.

Zum einen folgen diese Kosmologie-Lektionen erstaunlich dicht aufeinander. Das ist notwendig, denn sie referieren auf aktuelle E-Book-Bezüge. Der erste Artikel erscheint Anfang April, der andere Anfang Mai… und da leider zwi­schenzeitlich eine Veränderung in der Veröffentlichungsplanung eintrat,wie ihr ja aus dem Silvesterblog 2015 ersehen habt, kann der Bezug zum TI-Band 25 für den Blogartikel 162 gerade noch funktionieren. Der Blogartikel 166 bezieht sich aber auf die OSM-Story „Heimweh“, die in der nächsten Storysammlung er­scheinen wird. Und die kommt nach aktueller Rechnung leider noch nicht An­fang Mai heraus, sondern dummerweise erst im Juni. Versteht darum die An­spielungen in diesem Blogartikel als Bezug auf die nahe Veröffentlichungszu­kunft. Geht leider nicht anders.

Das ist halt das Problem, wenn man weit vorausplant mit den Blogartikeln. Und da mein E-Book-Programm ein Teamwork von verschiedensten „Teamplayern“ ist, kann es dann eben auch zu unerwarteten Rückwirkungen kommen. Ich hoffe, ihr seht das gelassen.

(E-Book 34: Als Tiyaani noch ein Kind war…)

Erläuterung: Eigentlich, sagte ich schon einmal, eigentlich war diese Story­sammlung ja soweit fertig geplant und zusammengestellt… aber dann kam vor einigen Wochen – bis ihr diesen Blogartikel lest, muss man sagen: vor einigen Monaten – die Komplikation, den Umfang meiner E-Books zur Erleichterung des Lektorats etwas zu verschlanken… was dann natürlich auch am E-Book 34 Nacharbeiten erforderlich machte.

Doch wie ihr inzwischen ebenfalls wisst, nämlich aus dem Silvesterblog, habe ich diese unerwartete Komplikation dadurch abgefedert, dass ich Bonusge­schichten einführte. Die Geschichten, die also in der nächsten Storysammlung „fehlen“, bekommt ihr anderweitig mit den restlichen „kurzen“ E-Books gelie­fert.

No reason to be worry, folks.

E-Book A05: Jaleenas zweites Leben (1)

E-Book A05: Jaleenas zweites Leben (2/E)

Erläuterung: Das war dann das erste der beiden oben erwähnten OSM-Projek­te. Auch dies hing natürlich mit der Umfangreduktion zusammen, von der ich eben schrieb. So viel Grips es bedarf, einen ausführlichen Roman in zwei ge­schickte Teilbände aufzuspalten, so wenig innovatives Schreibpotential beinhal­tet diese Aktion. Deutlich anspruchsvoller fiel dann die Herausforderung für meinen Grafiker Lars Vollbrecht aus, aus einem Titelbild zwei zu machen… doch wie ihr inzwischen ja wisst, weil die Bände vorliegen, hat er das raffiniert hin­bekommen.

(18Neu 73: Der Horror-Pakt)

(18Neu 72: Fürst der Weißwelt)

(Besuch in der Heimat – OSM-Story)

(Ein Alptraum namens Koloron – OSM-Story)

Erläuterung: Witzigerweise gibt es auch hierzu etwas zu berichten. Geht euch das manchmal auch so, dass euch direkt, nachdem ihr euch zum Schlafen hinge­legt habt, etwas einfällt, was ihr spontan noch mal aufschreiben müsst, damit es in den Nachtstunden nicht verloren geht? Mir wenigstens widerfährt das ziem­lich häufig.

In diesem Fall passierte mir das in der Nacht vom 9. auf den 10. November 2015 direkt nach Mitternacht. Ich lag im Bett, und dann tauchte auf einmal der Name von Captain Manuel Delbarre in mir auf… nein, den muss jetzt niemand kennen. Es handelt sich bei ihm um den Kapitän des Stratosphärenliners „Si­mon Bolivar“, der in die Karibik unterwegs ist und hierbei mitsamt Flugzeug und Passagieren durch eine Art Wurmlochphänomen in ein anderes Sonnensys­tem entführt wird. Und just dies ist dann in der obigen Story der Fall… vielleicht wird das auch ein Roman, das ist aktuell schwer zu sagen.

Aber witzig war, dass ich WUSSTE, wer es ist und dass er so und nicht anders heißen MUSSTE. Und natürlich stand ich auf und notierte es mir. Sonst wäre es am anderen Morgen weg gewesen…

(DSf 54: Der Biopsi-Kontakt)

Erläuterung: Das ist eine Geschichte, die ich lange schon schreiben wollte, und es drängt mich alles dahin, diesen Band und den zweiten Teil der dazu gehört, zu schreiben… aber glaubt ihr, ich komme dazu? Tagtäglich werde ich aus dem kreativen Prozess rausgeworfen, meist durch Telefonate. Und mitunter schalte ich dann auch einfach auf Stur, ignoriere die Anrufe und BIN halt kreativ tätig. Das ist reiner Selbstschutz, sonst komme ich ja hier zu gar nichts mehr, und das kann dann weder in eurem noch in meinem Interesse sein.

Was hingegen die obige Story angeht… ja, gut, Episode im OSM-Jargon, das ist der korrekte Ausdruck… nun, die wird hoffentlich im Dezember entstehen. Ihr erfahrt davon in Bälde. Und meiner Vermutung nach dürfte der zweite Teil die­ses Zweiteilers dann der Band 1775 des OSM sein. Ob der aber auch noch anno 2015 realisiert werden kann, das möchte ich nicht beschwören.

(14Neu 31: Schwarze Raumer greifen an!)

(E-Book 32: Audienz bei Quin)

Erläuterung: Während ich an diesem Blogartikel schreibe, also am 1. Dezember 2015, ist die Realisierung des obigen Jubiläumsbandes der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ natürlich noch nicht abgeschlossen, nicht mal nähe­rungsweise. Ihr hingegen werdet, wenn dieser Blogartikel erscheint, schon rela­tiv dicht an dem genannten E-Book dran sein.

Wenn ich zudem überlege, dass ich die ursprüngliche Episode, am 26. Septem­ber 2004 vollendete und damit den ersten (!) TI-Ordner (von inzwischen vier) abschloss, dann könnt ihr euch vorstellen, dass es nicht nur euch lange gedauert hat, ehe das alles das Licht der Öffentlichkeit erblickte, sondern eben auch für mich. Und ehrlich, Freunde, ich brauche hier diese wahre Engelsgeduld. Was meint ihr, wie viele Geschichten ich euch gern viel zeitiger zugänglich machen wollte… ich glaube, die Zahl ist Legion.

Davor steht dann das schier unüberwindliche Nadelöhr: Zeit und Geld. Seufz…

(BdC 1: Im Feuerglanz der Grünen Galaxis)

Erläuterung: Tja, und das ist dann das zweite Projekt, das ich eingangs andeu­tete. Ihr erinnert euch an meine Worte aus dem Silvesterblog 2014 und jetzt aus dem Silvesterblog 2015, dass eigentlich gedacht war, dieses Werk als volumi­nösen Roman parallel zum üblichen E-Book-Programm aufzulegen und heraus­zubringen.

Ließ sich so leider nicht realisieren. Also nahm ich aus dem schon vorhandenen Textkonvolut die ersten drei Episoden der Serie heraus und packte sie hierein. Nach meiner Planung könnte dieser Roman im Januar 2017 vorliegen.

Lange Leitung? Aber ja. Doch wie ich oben schon in anderem Kontext schrieb, liegt das eben nicht allein an mir. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass die zusätz­liche Reifezeit dem Projekt an sich gut tun wird. Ich halte euch darüber auf dem Laufenden!

(Der Zathuray-Konflikt – OSM-Roman (Abschrift))

Tja, und damit haben wir dann das Ende des Monats November erreicht. Enttäu­schend wenige „freie“ OSM-Werke jenseits des E-Book-Programms, ja. Auch nicht wirklich viele kommentierte Episoden, an denen ich vorankam. Das Jahr 2015 ist, wie ich jüngst einer befreundeten Professorin in anderem Zusammen­hang sagte, doch ein durchweg chaotisches und unruhiges. Hoffen wir, dass 2016 deutlich besser wird. In vier Wochen erfahrt ihr, wie der Januar 2016 ver­laufen ist.

Wohin verirren wir uns in der nächsten Woche? Da lasst euch mal überraschen.

Soviel für heute der Worte. Danke für eure Geduld.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 48: Hinter dem Spiegel

Posted Februar 24th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie ich neulich sagte, werfen wir heute mal eine Art von Blick in die Psyche von Menschen der Gegenwart und machen eine Reise ganz besonderer Art, die auch vom Standpunkt der individuellen politischen Willensbildung zweifellos in­teressant sein dürfte. Während André Leysen, der Verfasser des vorliegenden Buches, den meisten meiner Leser, die vielleicht mehr auf Phantastik abonniert sind, kaum viel sagen wird, spreche ich in der Rezension ein paar wichtige Punk­te an, die vielleicht beinahe von zeitlosem Charakter sind.

Mir scheint insbesondere der Gedanke der mentalen Verführbarkeit in unseren gegenwärtigen Tagen wieder sehr wichtig, und einen Blick „hinter den Spiegel“ zu werfen, also die Seele solch verführter und gewissermaßen später „geläuter­ter“ Menschen zu betrachten, das kann niemals verkehrt sein. André Leysen ist solch eine Person, und was er uns zu erzählen hat, ist – mit den unten gemach­ten Abstrichen – absolut lesenswert.

Wenn ihr neugierig seid, lest weiter:

Hinter dem Spiegel

von André Leysen

Goldmann 12709

256 Seiten, TB

Juni 1996, damals 14.90 DM

Aus dem Niederländischen von Dr. Helga Ahlers

In Zeiten, in denen Verwirrung in der politischen Arena herrscht, Perspektivlo­sigkeit die Menschen verstört und etablierte Parteien keine Patentrezepte wis­sen, breitet sich unweigerlich ein Virus aus, den man gerne totschweigt oder tot glaubt: Extremismus aller Farben und Inhalte. Rassisten tauchen aus dem Dun­kel auf, rechtsradikale Schlägertrupps, linksgerichtete Gegendemonstranten (wie man sie gerne nennt), Bombenleger und ähnliches. Besonders anfällig sind dann stets die jungen Menschen, deren Wissen noch nicht allzu weit reicht, die den Einflüsterungen leicht erliegen.

In einer solchen Zeit ist es hilfreich, wenn ein Betroffener aus eigenem Erleben aus seiner Kindheit erzählt und davon, wie er sich vom Saulus zum Paulus wan­delte. Eine solche Person ist André Leysen, der heute Ehrendoktor der Universi­tät Löwen ist und in zahlreichen Aufsichtsräten sowie im Verwaltungsrat der Treuhand-Gesellschaft saß, als es um die Umgestaltung der neuen Bundeslän­der nach der deutschen Wiedervereinigung 1990/91 ging. Das ist das Gesicht, was er heute zeigt, das, was man von André Leysen heute kennt – bevor er die­ses Buch schrieb.

Leysen ist im Jahre 1927 in Flandern geboren, lediglich neun Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und nur zwölf weitere vom nächsten Weltkrieg entfernt, in einer Zeit also, in der die Verhältnisse in jeder nur erdenklichen Weise zerrüttet waren. Seine Heimat war im „grande guerre“ verwüstet wor­den, und viele deutschfreundliche Flamen hatten damals unter Repressalien ge­litten, als sie nach dem Krieg enteignet und in die Flucht (meist nach Deutsch­land) getrieben wurden.1

Auch André Leysens Eltern waren deutschfreundlich, blieben aber von Enteig­nung und Vertreibung verschont. Als sich über das kleine Land innerhalb der belgischen Grenzen erneut das Gespenst jenes Alptraums nahenden Krieges legte, da wünschten sich die Leysens sehnlichst, dass Adolf Hitler und die Deut­schen dieses Mal mehr Glück hätten als zwischen 1914 und 1918. Anfangs ging ihr Wunsch in Erfüllung.

Der junge André zeichnete Militärkarten und trug ständig die Geländegewinne ab, dies war für ihn gleichsam wie ein großes Spiel. Den Ernst der Lage erkannte er lange nicht, auch dann nicht, als er bereits begeistertes Mitglied der flämi­schen Hitlerjugend war. Auch dann nicht, als er in den 40er Jahren nach Deutschland gebracht wurde, zunächst für Schulungskurse, später zur Evakuie­rung und letztlich als jüngstes Mitglied einer flämischen, deutschfreundlichen Exilregierung in Berlin.

Heutzutage stellt sich Leysen kritisch selbst die Frage, wie er so lange derartig blind für die Ausweglosigkeit der Lage sein, ja, wie er so innig an das „Genie“ des Führers glauben und sich von Tag zu Tag selbst betrügen konnte.

Schließlich, als die Vorhänge der Lüge und Täuschung zerreißen, gelingt es Ley­sen mit einem der letzten Züge gen Süden, die eingekesselte und unablässig bombardierte „Festung Berlin“ zu verlassen und auf einer abenteuerlichen Odyssee dorthin zurückzukehren, wo alles begann – nach Flandern. Und doch ist dies nicht das Ende. Denn schließlich stand er auf der falschen Seite, und wo­hin er geht, herrschen nun die Sieger…

André Leysens Buch besticht durch die ungemein glatte, geschmeidige und elo­quente Sprache, durch die es mühelos gelingt, es rasch und zügig zu lesen. Man erfährt sehr viel mehr als allgemein üblich (und weitaus lebendiger als in regu­lären Geschichtsdarstellungen) über das kleine, manchmal rätselhafte Land Flandern im Herzen Europas und die wechselvolle Geschichte der dort leben­den Bevölkerung, weil Leysen oftmals weit in die Geschichte ausholt. Er bemüht sich, nach Möglichkeit den Abgrund von – damals – 50-70 Jahren zu über­brücken und sich in sein kindliches alter Ego zu versetzen, um zu zeigen, wie sehr Selbstgenügsamkeit und engstirniges Denken, Verlockung durch Oberfläch­lichkeiten und auch dogmatische Erziehung seitens der Eltern dazu führen kön­nen, dass man als Kind und Jugendlicher einer menschenverachtenden Ideolo­gie anheimfällt.

Nachteilig ist an dem Buch indes die zeitliche Gebrochenheit. Das heißt, es gibt keinen konstant durchgehaltenen Erzählfluss. Immer wieder kommen Absätze, manchmal ganze Kapitel vor, die einfach ganz andere Dinge erzählen: beispiels­weise von der psychologischen Genese von Hitlers Rassenwahn, vom Aufstieg des Kommunismus, von der Entwicklung der Demokratie und den Lehren, die man von den Märtyrern des NS-Regimes (das Buch etwa ist der ermordeten Cato Bontjes gewidmet) lernen kann.

Diese Kapitel hinterlassen dann einen zwiespältigen, manchmal moralinge­tränkten Eindruck. Zwar ist dem, was André Leysen hierin sagt, fast ausnahms­los zuzustimmen… aber es wäre manchmal besser gewesen, wenn er solche Re­sümees und Fazits erstens nicht mitten im Text gebracht hätte und wenn er sie, zweitens, gelegentlich sogar dem Leser selbst überließe. So kommt man sich als geschichtsinteressierter, wissender Leser gelegentlich bevormundet vor, als wäre man ein kleines Kind. Man fühlt sich ein wenig wie in der Schule vor einem „allwissenden“ Geschichtslehrer mit seinem erhobenen Zeigefinger.

Unangenehm.

Zudem ist an manchen Stellen festzuhalten, dass der Forschungsstand, auf dem Leysen damals fußte, heute überholt ist. So bezeichnet er etwa Albert Speer mehr oder weniger unverblümt als eine Art Mitläufer, der vom Holocaust kaum Ahnung besaß… wie wir wissen, ist das eine Legende, die Speer nach dem Krieg selbst in die Welt setzte und der sogar der Historiker Joachim Fest auf den Leim ging.

Vergleicht man dieses Buch etwa mit den erschütternden Aufzeichnungen der Opfer Janusz Bardach2 (für die sowjetische Seite) und Rena Kornreich Gelissen3 (für die jüdische Seite), so erhält Leysens Porträt seiner Vergangenheit doch et­was fast schrullig Harmloses. Nichts, was man leichthin lesen kann, wiewohl der Stil dazu einlädt, aber doch nicht so gründlich reflektiert, wie es vielleicht gut­getan hätte. Leysen ist einfach kein Historiker.

Dennoch ist dies keine Anti-Rezension, denn das Buch verdient es, gelesen zu werden. Und sei es auch nur, um einen Blick ins Innere eines Menschen zu wer­fen, der in einem Land aufwuchs, in dem einem Volksstamm das Gefühl gege­ben werden sollte, kein eigenes Volk zu sein und das sich, in verwirrenden, zer­rüttenden Zeiten, eine Ersatz-Identität suchte, sich auf den Weg machte, ohne jemals anzukommen.

Und manchmal, wenn ich heute Nachrichten aus Flandern höre, dem flämi­schen Belgien, dann glaube ich, dass sie noch immer nicht angekommen sind. Menschen aber, die unterwegs sind, bedürfen stets der Aufmerksamkeit. Denn man weiß nie, welche Wege sie noch einschlagen werden…

© by Uwe Lammers, 2005

Ich bin der Überzeugung, dass auch zehn Jahre nach Abfassung dieser Rezensi­on die wesentlichen Kernpunkte darin noch immer stimmen – gerade in Zeiten wie heute, wo mehrere gute und sehr belesene Bekannte von mir, die z. T. die Nazizeit noch selbst als Kinder erlebt haben, angesichts der Nachrichten der Jetztzeit das Erstarken faschistischen Gedankenguts fürchten, hat diese Rezensi­on und damit dieses Buch ihre Bedeutung zurückgewonnen.

Wenn ich mir so ansehe, was derzeit an Flüchtlingselend und, häufig damit ver­bunden, an Fremdenfeindlichkeit und mitunter unverhohlenem Rassismus an der Tagesordnung ist, dann wird mir schon ziemlich anders. Da kann ein Blick in ein solches Werk von Nutzen sein. Wer sich hiervon angesprochen fühlt und neugierig geworden ist, sollte sich auf die Suche nach dem Buch machen.

In der kommenden Woche gleiten wir dann wieder vollends in phantastische Fahrwasser ab und begleiten einen glücklosen Protagonisten bei einer wilden Odyssee durch Zeit und Raum, inklusive Körperwechsel und Motorrad fahren­den Runkelrüben… wer das jetzt nicht versteht, sollte nächsten Mittwoch rein­schauen und Näheres in Erfahrung bringen.

Ich verspreche euch – das Vergnügen lohnt sich wirklich!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Das widerfuhr etwa dem Flamen Anton Moortgat-Pick. Vgl. mein biografiegeschichtlicher Aufsatz „Julius de Lattin – Ein Professor auf Abwegen“. Er findet sich in dem „Heimatbuch 2005 des Landkreises Wolfenbüttel“ und wurde im Dezember 2004 publiziert.

2 Vgl. meine Rezension zu Janusz Bardach & Kathleen Gleeson: „Der Mensch ist des Men­schen Wolf“. Diese Rezension ist für den Rezensions-Blog in Vorbereitung.

3 Vgl. meine Rezension zu Rena Kornreich Gelissen: „Renas Versprechen“. Diese Rezension ist für den Rezensions-Blog in Vorbereitung.

Liebe Freunde des OSM,

es ist ein kurioses Gefühl, nach vielen Jahren in eine alte Welt des Oki Stanwer Mythos zurückzutauchen und dort mit Wesen Umgang zu pflegen, die mir wie alte Freunde vertraut sind. Ihr werdet dieses Gefühl vermutlich erst im Laufe weiterer Lesejahre entwickeln, aber für mich liegen ja schon mehr als 35 Schreibjahre als erlebte Geschichte vor, auf die ich zurückblicken kann. Da hat das tätige Erinnern einerseits einen ganz besonderen Geschmack, und mehr noch gilt es dann für den Moment, wenn diese Erinnerung aktualisiert wird und in neue Geschichten übergeht.

Momentan, an der Schwelle zum Band 1775 des Oki Stanwer Mythos, stehe ich genau wieder an solch einem faszinierenden Punkt, und mein Kopf ist ein kun­terbunter, aufstiebender Insektenschwarm. Und speziell im jetzigen Moment befinde ich mich dann in einem faszinierenden Dschungel.

Dschungel?

Geht der Uwe jetzt unter die Urwaldforscher?, mögt ihr euch vielleicht verdutzt fragen und die Stirne runzeln. Nun, ganz so falsch ist das durchaus nicht. Aber um euch begreiflich zu machen, warum ich in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (DSf) derzeit genau in diese Richtung gehe und demnächst sogar einen soliden Zeitsprung machen werde, zurück in ein Reich jenseits der Vor­stellung, muss ich einen biografischen Step zurück tun.

Als ich im Jahre 2011 damit begann, die Neukonfiguration des KONFLIKTS 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO) zu realisieren – ich erzählte davon schon, komme aber im Rahmen meiner historischen Aufarbeitung „Was ist eigentlich der Oki Stanwer Mythos (OSM)?“ noch näher dazu – , da wusste ich natürlich, dass ich irgendwann in den Spiralarm III der Galaxis Milchstraße vorstoßen wür­de. Angedeutet habe ich das bislang erst in einem noch nicht völlig zugeordne­ten Storyfragment, das mutmaßlich Band 30 der DKdO-Serie sein wird.

Aber was bedeutet das eigentlich, den Ursprüngen des „Alten Bundes“ nachzu­forschen, den Oki Stanwer in diesem Subzyklus des KONFLIKTS 9 mit dem Volk der Zartans schließt? Und inwiefern sind diese Wesen auch im KONFLIKT 22 – mithin also rund 65 Milliarden Handlungsjahre später – noch relevant und be­deutsam?

Nun, das hat selbstverständlich was mit dem Komplex der Matrixfehler zu tun, wenn man an die Grundlagen rührt, was ich heute nicht tun möchte. Ich will vielmehr eine kleine Verbindungslinie zwischen Vergangenheit und Gegenwart ziehen und prognostiziere dabei einiges. Denn, wie angedeutet, ich habe die Episoden des KONFLIKTS 9, wo Oki Stanwers Erstkontakt mit den Zartans statt­findet, noch nicht niedergeschrieben.

Was indes existiert, ist der Kampf zwischen dem terranischen, zersplitterten Reich in KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (OS) und den PSI-Intelligenzen, den Herr­schern der pflanzlichen Zartans, der beinahe zum Untergang der Menschheit führt. Diese Geschichte ist bereits seit Spätherbst 1983 (!) abgeschlossen, also seit mehr als 30 Jahren. Damals war der „Alte Bund“ Oki Stanwers mit den    Zart­ans, der aus der Zeit des okischen Imperiums datiert – also im KONFLIKT 9 ge­schlossen wurde in jenen noch nicht geschriebenen Episoden! – kurz davor, ab­zulaufen. Oki Stanwer konnte ihn als „Neuen Bund“ reaktivieren und so die Zartans als Bündnispartner im Kampf gegen TOTAM gewinnen.

Aber was hat das mit KONFLIKT 22 zu tun? Auch von KONFLIKT 15 ist KONFLIKT 22 nach wie vor mehr als 35 Milliarden Handlungsjahre entfernt. Eine ungeheu­erliche temporale Distanz.

Nun, das sieht folgendermaßen aus, jedenfalls dem ersten Ansatz nach, an dem ich im Rahmen der Serie „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ seit Oktober 1989 nachgehe: Hier existiert die Kleingalaxis Veley, die von noch unbekannten kos­mischen Mächten in einen gewaltigen biologischen Makroorganismus umge­wandelt worden ist. Stellt es euch am ehesten als eine Form von monströsem menschlichem Herzen vor, das die Dimension eines veritablen Sternhaufens an­genommen hat, über Millionen von Kilometern große „Herzklappen“ und der­gleichen verfügt.

Als die ersten Besucher in dieses ungeheuerliche Gebilde einfliegen, da können sie überhaupt nicht verstehen, was das ist und welchem Zweck es dient, ja, wie es überhaupt realisiert werden konnte und von wem.

Veley ist das so genannte „schwarze Herz“, und ich glitt hinein im Sommer des Jahres 1995. Seit gut zwanzig Jahren als nagt das Geheimnis von Veley an mei­ner Seele… aber in den letzten Jahren kam ich wesentlichen Mosaiksteinen die­ses unglaublichen Mysteriums auf die Spur.

Soviel ist inzwischen recht gut bekannt:

Veleys Substanz ist deshalb nicht seit langem unter dem eigenen Gewicht in sich zusammengestürzt, weil der ganze Sternhaufen „teilgenormt“ ist. In unse­ren Kosmologie-Lektionen werde ich darauf noch näher eingehen. Faktum für heute ist jedenfalls, dass diese Tatsache dazu führt, dass die üblichen Naturge­setze ausgehebelt sind.

Aufgrund der Teilnormierung des Sternhaufens gibt es hier auch andere Regeln für biologische Makrosysteme. Deshalb tötet die Weltraumkälte – die hier auch anderen Regeln folgt – die Biologie nicht ab.

Das Innere von Veley ist ein unglaublicher Urwald, erfüllt von wildem, bioche­mischen Leben, das jeden Vergleichs spottet… spottete, muss man heute sagen, denn es gibt zwei Parallelen, von denen einer den Lesern der Serie „Oki Stan­wer und das Terrorimperium“ (TI) schon vertraut ist.

Denkt mal an den Dschungelplaneten Shookash.

Ah, kleiner Schock, hm? Shookash liegt immerhin rund 100 Milliarden Hand­lungsjahre in der Vergangenheit. Und dennoch ist das, was dort geschah, konsti­tutiv für das, was nun in der Kleingalaxis Veley passiert. Wenn ich wiederholt betont habe, dass das, was ich in der TI-Serie als Grundlagen für den gesamten OSM lege und weshalb sich hier gründliche Lektüre für den Gesamtkontext sehr lohnt, dann ist das nicht nur so beiläufiges Gesäusel.

Die zweite Parallele zu Veley lernt ihr anno 2017 kennen, bzw. ihr habt schon ein wenig Tuchfühlung mit dem Thema gehabt: mit der Grünen Galaxis Bytharg und dem Gestaltwandlervolk der Berinnyer. Auch von hier aus gibt es einerseits direkte Verbindungspfade zur TI-Serie wie zum KONFLIKT 22 (und wohin noch, das werdet ihr beizeiten erfahren). Ein wenig zu den Berinnyern konntet ihr ja schon in dem zweiten Band der Annalen, „Ian und der Stein der Götter“ (2014), erfahren, und im nächsten Kurzgeschichtenband, der voraussichtlich im Juni 2016 erscheinen wird, tauchen die Berinnyer ebenfalls an prominenter Stelle auf.

Doch zurück zu den Zartans und Veley.

Als der Waaklor Glan Mescuur, seines Zeichens aktivierter Helfer des Lichts, von den Dämonen von TOTAM entführt und nach Veley gebracht wird, muss er zu seiner Fassungslosigkeit erkennen, dass im Innern von Veley der schwarze Dä­monenplanet TOTAM gewissermaßen gefangen ist und derzeit von einer mons­trösen Makroflora überwuchert wird.

Bald darauf unternimmt das Wesen TOTAM zusammen mit seiner EXEKUTIVE, dem Dämonenschlächter, einen Ausbruchsversuch, und das ist dann der Mo­ment, um den ich mich derzeit kümmere – ich beschreibe derzeit die atembe­raubende Wanderung durch das Innere von Veley, das tatsächlich einem turbu­lenten Wachstumsprozess unterliegt und erfüllt wird von Sporenstürmen und pflanzlichen Lebensformen, die alles, was mit TOTAM-Energie erfüllt ist, gna­denlos bekämpfen.

Die Herrscher in diesem Reich, das bekommt TOTAM bald heraus, sind die rät­selhaften PSI-Intelligenzen und ihr primäres Dienervolk, die vegetativen Zartans. Aber beide sind lediglich Exponenten eines sehr viel umfassenderen Pla­nes, der schon vor Urzeiten ausgearbeitet wurde und dessen Ziele im Dunkeln liegen.

Federführend ist hier das geheimnisumwitterte Volk der Veskoy, das angeblich als ausgestorben gilt (was sich freilich als fataler Trugschluss herausstellt). Und die Macht des Schattenreichs von Veskoy reicht sehr viel weiter, als sich das selbst das Wesen TOTAM vorstellen kann.

Gefangen in einem biologischen Dschungel, der über Lichtjahre reicht, und erst recht gefangen in einem Gewirr von ideologischen Fallstricken, bleibt schließlich nur die Flucht in den Abgrund der Zeit… zu dumm, dass die Veskoy das eben­falls vorausgesehen haben.

Schlimmer noch: Dies gehörte mit zum Plan.

Und so erreicht TOTAM planmäßig ein untergegangenes Reich in der tiefen Ver­gangenheit, in einer weit entfernten Galaxis – das Saumreich des Volkes der Talather, dem ein grässliches Verhängnis aus der Zukunft droht…

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, Freunde, wie sehr ich mich darauf freue, endlich nach so langer Zeit die von Welt zu Welt gleitenden Geschlechtertürme der Talather zu besuchen, ein erstaunliches Volk von hoher Genialität und zu­gleich nahezu kindlicher Naivität.

Und diesmal wird TOTAM nicht als Zerstörer kommen, sondern als Retter.

Doch ob das hinreicht…?

Ich bin gespannt – und beizeiten werdet ihr auch diese Geschichten nachlesen können, versprochen!

Für heute schließe ich wieder einmal den Blick in die aktuelle Schriftstellerwerkstatt – und in der nächsten Woche berichte ich euch, wie sich meine Kreativität im Monat November 2015 geschlagen hat.

Schaut einfach wieder rein!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 47: Der Schatz der Templer (3/E)

Posted Februar 17th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute weilen wir also zum letzten Mal in der Abenteuerwelt des Adepten Sir Adam Sinclair. Und leider ist es eine Rezension, die ich der Vollständigkeit hal­ber an die ersten beiden anhängen muss – kann man nicht anders sagen, weil es sich eben gerade nicht um eine allzu positiv beurteilende Besprechung han­delt.

Wer den Zyklus schon kennt, wird das sicherlich verstehen (es sei denn, er oder sie war/ist notorischer Fan dieser Art von Geschichten oder der Autorin Katheri­ne Kurtz und ihres Camber-Zyklus, dann mag die Bewertung dieses Buches deutlich anders ausfallen). Mich jedenfalls hat der vorliegende Schlussband des Zyklus dann doch herb enttäuscht, und so kennt ihr mich, Freunde, wenn es sich so verhält, dann mache ich daraus auch kein Geheimnis.

Wer also unverdrossen wissen möchte, wie es weitergeht mit Sinclairs Abenteu­ern, der schaue nun genauer hin:

Der Schatz der Templer

(OT: The Templar Treasure)

von Katherine Kurtz & Deborah Turner Harris

Heyne 9024, 1999

416 Seiten, TB

ISBN 3-453-14934-3

Aus dem Amerikanischen von Michael Morgental

Es sieht nach einem gewöhnlichen Einbruchdiebstahl mit schwerer Körperver­letzung aus – in York wird in den Haushalt von Professor Nathan Fiennes einge­brochen. Neben Juwelen entwenden die Diebe aber auch ein jahrtausendealtes Artefakt, ein Siegel, das angeblich im Besitz von König Salomon gewesen ist. Der alte jüdische Professor kann, bevor er ins Koma sinkt, nur noch flehentlich dar­um bitten, dass sein alter Freund Sir Adam Sinclair das Siegel wiederbeschaffen solle, um jeden Preis – anderenfalls drohe schreckliches Unheil.

Adam Sinclair, der Psychiater aus Schottland, der als Lebemann und insgeheim als astraler Adept im Dienst des LICHTS dafür sorgt, dass verbrecherische magi­sche Talente und Dilettanten ihrer gerechten Strafe überantwortet werden, kommt diesem Wunsch nach und erfährt, als er Nathan vor dessen Tod noch befragen kann, Bestürzendes: das Siegel gehörte in der Tat dem jüdischen König Salomon. Aber damit nicht genug – es ist der Schlüssel zu einem Schatz, der in den Besitz des Ritterordens der Templer überging, der im 14. Jahrhundert vom französischen König zerschlagen wurde. Die Schätze des Ordens wurden aller­dings mehrheitlich nicht gefunden. Der Dieb scheint von der Vision besessen zu sein, er sei die Reinkarnation eines früheren Feindes der Templer, der mithin einen guten Grund hätte, sich dieses Geheimnisses zu bedienen, um am Ende doch noch siegreich über die Templer zu triumphieren.

Zwar kristallisiert sich bald heraus, wer der Dieb des Siegels war, doch alle poli­zeilichen Ermittlungen, ihn ausfindig zu machen, für die Adam seinen guten Freund Noel McLeod einspannt, bleiben erfolglos. Also müssen die Freunde, zu denen sich auch der Zeichner und Seher Peregrine Lovat gesellt, das Pferd von der anderen Seite aufzäumen. Während der Dieb den direkten Weg zu gehen versucht, begeben sich Adam und seine Gefährten auf die Suche nach anderen Indizien, was sie unter anderem in Kontakt mit den gegenwärtigen Erben der Tempelritter geraten lässt.

Die ersten Spuren zu diesem Weg finden sich in Fiennes´ Nachlass. Sie führen, irritierend genug, in die Zeit des jakobitischen Aufstandes, also ins 17. Jahrhun­dert, hin zu einem berühmten schottischen Nationalhelden und dessen Grab­stätte. Und schließlich über Geister, Schlösser und verfluchte Seelen hin zu ei­ner goldenen Truhe, in der ein furchtbarer Schatz ganz besonderer Art lauert…

Der dritte Band des Zyklus ist, soweit ich weiß, der letzte, der in Deutschland publiziert wurde. Das im Vorsatzblatt gemachte Versprechen „Weitere Bände in Vorbereitung“ wurde nie eingelöst. Vielleicht sollte man angesichts dieses Bu­ches glücklich darüber sein. Das mag jetzt überraschen. Angesichts meiner Be­geisterung bei der Lektüre des ersten und zweiten Romans des Adepten-Zyklus ist diese Bemerkung sicherlich erklärungsbedürftig. Dies ist die Erklärung:

Wir entsinnen uns, dass in Teil 1 und 2 der zum Teil mit sehr harten Bandagen ausgetragene Kampf mit der astralen Dunkelloge der Luchse stattfand und am Schluss des zweiten Bandes einige Mitglieder entkamen.1 Man konnte also mit Fug und Recht darauf hoffen, im dritten Band den Schluss der Abenteuer mit der „Loge der Luchse“ zu erleben. Dieses Versprechen wurde nicht umgesetzt. Und es wurde noch weitaus mehr versäumt.

Nahmen die Leser am Ende des letzten Romans an, im dritten Band könne man unter Umständen eine Doppelhochzeit feiern (Adam Sinclair mit seinem neuen Schwarm Ximena Lockhart, Peregrine Lovat mit seiner Julia), so hat sich Ximena in diesem Band bis auf ernüchternde Bemerkungen hin völlig verflüchtigt, was auf die romantische Stimmung etwa so wirkt wie ein Kübel Eiswasser und den Leser sehr enttäuscht zurücklässt. Inspector McLeod verliert nahezu alle Auto­nomie, die ihm im letzten Roman gegeben wurde und wird fast zum reinen Sta­tisten degradiert. Ähnliches widerfährt Peregrine. Die ganze Handlung des Ro­mans liest sich zudem über Hunderte von Seiten hinweg wie eine sehr unter­kühlte Neuauflage des ersten Romans, ohne allerdings auch nur entfernt an die­sen heranreichen zu können. Gewiss, unterhaltsam und gut lesbar ist es nach wie vor, aber viele Überraschungen kann man darin nicht entdecken. Die meis­ten Wendungen sind sehr durchsichtig und früh vorher zu ahnen.

Konsequent kann dieses Buch die Begeisterung des Lesers, dessen Ansprüche im Laufe des Zyklus stetig gestiegen sind, nicht allzu gut befriedigen. Ein paar nette magische Spielereien, ein wenig mystifizierender Zauber, die alte Tempel­rittergeschichte und König Salomons höchstpersönliche Gegenwart im Roman sind lieb und nett, aber nicht hinreichend. Der Schluss des Romans kann letzt­lich überhaupt nicht mehr überzeugen – warum, fragt man sich, wenn man kopfschüttelnd das Buch schließt, warum hat denn wohl, bitte schön, niemand vorher die Sache SO gelöst? Weder König Salomon noch die Tempelritter? Der Schluss ist offensichtlicher Unfug und kommt als außerordentliche Verlegen­heitslösung herüber, wie das gesamte Buch etwas improvisiert wirkt.

Es mag gut sein, dass der Zyklus auf mehr Bände angelegt war und dieser Band sozusagen als „Verzögerungsbremse“ eingefügt wurde. Doch das spürt man dann leider sehr deutlich. Und da nie weitere Romane aus dem Zyklus erschie­nen, verdunstet die anfängliche Begeisterung für diese magisch-historische Par­allelwelt schon während des Lesens dieses Buches.

Dies ist dann wirklich das Ende des Zyklus um Sir Adam Sinclair, und leider muss man sagen: es ist gut, dass es vorbei ist. Schließen wir das Kapitel des Adepten und kümmern uns nicht mehr um die flüchtigen „Luchse“. Mögen sie in Amerika weiter wüten…

© by Uwe Lammers, 2008

In der nächsten Woche kümmern wir uns um etwas biografisch-zeitgenössi­sches Kolorit. Was ihr darunter genau zu verstehen habt? Lasst euch überra­schen und schaut am kommenden Mittwoch wieder rein. Ich freue mich auf euch!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Katherine Kurtz & Deborah Turner Harris: „Der Adept“ und „Die Loge der Luchse“, beide 1999.

Liebe Freunde des Oki Stanwer Mythos,

im Januar 2016 haben wir mit einem kosmischen Crossover ein neues, inter­essantes Kapitel im OSM aufgeschlagen. Mit „Jaleenas zweites Leben, Teil 1“ begann ich mit der Veröffentlichung eines umfangreichen Romans, das euch eine neue Protagonistin vorstellte und zugleich zwei Serienebenen des OSM miteinander verknüpfte,nämlich KONFLIKT 2, also die Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), und KONFLIKT 4 der später in der OSM-Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) genauer ausgearbeitet werden wird.

Einen kleinen Einblick in KONFLIKT 4 habt ihr schon erhalten, wenn ihr konstant dem E-Book-Programm gefolgt seid – mit Hilfe des ersten Bandes der Reihe „Aus den Annalen der Ewigkeit“, „In der Hölle“ (2013).

Im ersten Teil des vorliegenden Romans „Jaleenas zweites Leben“ konntet ihr Jaleenas Erwachen im chaotischen Gewitter auf der Zentralwelt, ihre Genesung von den Verletzungen und das Eingewöhnen in die Parkfamilie von Shivay und Yunosh miterleben.

Entscheidende Fragen aber blieben offen, die bisher niemand zur vollen Zufrie­denheit beantworten konnte: wie war es möglich, dass sie geradewegs aus dem Nichts erscheinen konnte? Wie sieht die Welt außerhalb des Parks aus, und weshalb wird Jaleena davon gezielt ferngehalten?

Als ihr yantihnischer Artgenosse Anshoor auftaucht, erhalten einige Mysterien mehr Transparenz. Aber Jaleena will nicht glauben, dass sie in akuter Gefahr schwebt. Doch Anshoor hat gute Gründe für seine Ansicht… und dann ist da auch noch Shivays und Yunoshs ganz persönliche Sicht der Dinge, die für Kom­plikationen und einen nervenaufreibenden Zwiespalt in Jaleenas empfindsamer Seele sorgt.

Und schließlich steht sie vor einer herzzerreißenden Entscheidung, der Jaleena nicht ausweichen kann…

Ihr könnt ab sofort teilhaben an dem zweiten Teil ihrer Sinnsuche und Lösungs­findung im neuen OSM-Roman „Jaleenas zweites Leben, Teil 2“. Der Roman ist ab sofort auf Amazon-KDP zum Preis von 2,99 Euro im EPUB-Format erhältlich.

Ich wünsche euch eine angenehme Lektüre und freue mich jederzeit über Kom­mentare und Bewertungen des Werkes auf Amazon-KDP.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

PS: Und eins vergaß ich prompt, euch mitzuteilen – der Gratisdownload dieses E-Books ist am 22. Februar 2016 möglich!!

Liebe Freunde des OSM,

vor neun Wochen verließ ich euch in dieser Rubrik im März des Jahres 2007, in einer Zeit der Beschäftigungslosigkeit, die bald darauf wieder enden sollte. Zu­vor glühte aber noch meine Kreativität weiter und heiß, was bedeutete, dass weitere Werke entstanden, durchaus nicht nur die kommentierten Abschriften der Serie „Drohung aus dem All“ (DadA), mit denen ich eher schleppend vor­wärtskam.

Ich sprang stattdessen in die Zukunft der TI-Serie und schrieb den Band 52 der Serie, „Ein Feind des Imperiums“ und begann mit dem Folgeband „Schwefelau­ges Rückkehr“. Bis ihr herausbekommt, wer das ist und welchem Volk er ent­stammt, wird noch einige Zeit verstreichen. Fasst euch in Geduld, ihr hört noch mehr von ihm und seinem tragischen Schicksal.

Ich arbeitete an der OSM-Serie weiter, die ich eigentlich in Verlagskooperation herausbringen wollte… wie ich jüngst darlegte, hat sich dieser Plan dann zer­schlagen. Aber diese Ausarbeitungen, etwa vergleichbar mit meinen heutigen TI-E-Books, werdet ihr in naher Zukunft als Bestandteil des Romans „Im Feuer­glanz der Grünen Galaxis“ lesen können. Vielleicht schon in diesem Jahr… mal schauen.

Notwendig ging deshalb dann auch die kommentierte Abschrift des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) voran. Mitglieder des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW) werden sich vielleicht außerdem daran erinnern, dass ich in diesem Monat mit der mehrteiligen kreativbiografi­schen Artikelreihe „25 Jahre im Dienst der Kreativität“ begann, die dann zeit­nah im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) veröffentlicht wurde.

Warum ich das hier erwähne? Weil ich darin natürlich auch sehr viel über den Oki Stanwer Mythos und seine Wurzeln geschrieben habe. Falls ihr also irgend­wann mal die BWA-Ausgaben 285ff. antiquarisch oder auf Conventions zu fas­sen bekommen solltet, so rate ich euch, zuzuschlagen… wie jetzt? Ihr meint, ich könne diese Artikel doch mal in Form eines E-Books herausbringen? Na ja, mög­lich wäre das wohl schon. Aber sicherlich nicht in der näheren Zukunft. Wer weiß, ob es dafür überhaupt Interessenten gibt. Ich kann mir das ja noch mal überlegen…

Ebenfalls im April 2007 arbeitete ich an zwei längeren Werken, einmal an der so genannten „Story“ „Eine Adelige auf der Flucht“ – eine Archipelgeschichte, die im Jahre 2010 dann auf Seite 1.242 endete… beim besten Willen keine Story mehr, Freunde. Zweitens dachte ich immer noch, der später als Roman abge­schlossene Text „Verderben auf Tuwihry“ sei eine Story. Auch das ist, wie ihr beizeiten entdecken werdet, natürlich nicht mehr der Fall.

Im Monat Mai ging die Verlagskooperation dann den Bach herunter, und mein Elan, die OSM-Serie zu schreiben, brach dramatisch ein. Das wirkte sich dann auch auf die kommentierten Abschriften aus KONFLIKT 12 notwendigerweise aus. Stattdessen begann ich – halbherzig – mit einer Computerabschrift des „CLOGGATH-KONFLIKTS“, kam aber auch damit nicht allzu weit.

Ich stürzte mich wieder mit Energie in die TI-Serie und schrieb hier die Episode 41 fertig, deren Titel ich nicht verraten möchte, um nicht zu sehr zu spoilern. Ebenso verberge ich den begonnenen Band 42 titelmäßig, den 43er und den 44er, überall schrieb ich gegen Monatsende weiter. Zudem tauchten zwei ältere Fragmente aus den Wogen meiner matten kreativen Dünung, nämlich „In der Hölle“ (damals natürlich noch als Story apostrophiert, wer das fertige Werk als E-Book A01 gelesen hat, weiß, was daraus geworden ist), zum anderen „Das TOTAM-Koma“, das heute immer noch ein Fragment ist. Das ist auch eine sehr schwierige Geschichte, die in einer zutiefst rätselhaften Zeit spielt.

Wann genau? Na ja… VOR KONFLIKT 1, um ehrlich zu sein. Zu gegebener Zeit erzähle ich euch davon mehr. Ja, wahrscheinlich im Rahmen der Kosmologie-Lektionen.

Am 18. Juni drehte sich der biografische Wind und nahm mir ziemlich drastisch den kreativen Rückenwind aus den Segeln… aber vielleicht war das ganz gut so, um mich von diesem Verlagsdesasterdämpfer zu erholen. Ich brauchte neuen Input und bekam ihn: Das Arbeitsamt vermittelte mir quasi über Nacht eine Ar­beitsbeschaffungsmaßnahme, die es wirklich in sich hatte und einige Konse­quenzen nach sich zog, auch kreativ. Deshalb möchte ich hier für ein paar mehr Worte verweilen.

Es handelte sich um einen Projektauftrag für das Stadtarchiv Salzgitter. Ich sollte dort ein so genanntes Depositum für die IG Metall Salzgitter aufarbeiten. Nun weiß ich natürlich, dass ihr nicht vom Fach seid und hier nur rätselnd die Stirn in Falten legen werdet. Ein Depositum ist ein Aktenbestand, der in die Obhut ei­nes Archivs gegeben wird. Üblicherweise ist er unsortiert und nicht gesichtet und wird dann in enger Tuchfühlung mit dem Depositalgeber, hier der IG Metall Salzgitter, von einem archivisch geschulten Mitarbeiter des Archivs – in diesem Falle war ich das – gesichtet und erschlossen.

Wichtig daran ist folgendes: Ein Depositum ist und bleibt Eigentum des Deposi­talgebers, und das, was üblicherweise mit Aktenbeständen geschieht, wenn sie an ein Archiv übergeben werden, nämlich das so genannte „Kassieren“, findet üblicherweise nicht statt bzw. nur in enger Absprache mit dem Depositalgeber. Unter „Kassation“ versteht man im Archivjargon das Auskämmen des Archivma­terials und die Bewertung in aufhebenswertes Material und solches, dass „kas­siert“, also vernichtet wird.

Ihr erinnert euch, dass ich Ende 2006 schon einmal in einem Archiv gearbeitet hatte, damals im Landeskirchlichen Archiv Wolfenbüttel, und dort schon einen Archivbestand erschlossen habe. Dort war der Schwerpunkt logischerweise Kir­chengeschichte, der Bestand war komplett seit über 20 Jahren vor Ort, und ich hatte mich in mehrere hundert Jahre evangelische Kirchengeschichte einzuar­beiten.

Nun stand ich sozusagen vor der Rosskur: Komplett andere Zeit, vollkommen andere soziale Schichtung, völlig fremdes Personal, nämlich IG Metaller ab 1945. Ich hatte gut zu kämpfen, kann ich versichern. Die ABM war auf 6 Monate ausgelegt, aber das war beim besten Willen nicht zu schaffen. Ein Problem stell­te die Materialmenge dar. Wir hatten wirklich keine Vorstellung, wie viel Mate­rial es sein würde. Die IG Metall-Verwaltungsstelle lieferte immer, wenn ich sag­te, es könne jetzt Materialnachschub kommen, einen Hänger voll Umzugskar­tons. Von einer wirklichen strukturierten Ordnung konnte keine Rede sein. Am Ende hatte ich weit über 100 Umzugskartons entladen, Hunderte von Ordnern entkernt und die Akten umgebettet. Weit mehr als tausend Aktenstücke sind dann daraus geworden. Ich hatte verdammtes Glück, dass die ABM dann sehr kurzfristig um ein weiteres halbes Jahr verlängert wurde, so dass ich gerade so­eben fertig werden konnte.

Inwiefern wirkte sich das jetzt auf meine Kreativität aus? Schrieb ich über die IG Metall im OSM oder so? Nein, nein, da muss ich jetzt lachen, wenn ich solche Vermutungen geweckt haben sollte. Die Sache ist viel interessanter. Ich ent­deckte nämlich während der Verzeichnung, dass die IG Metall früher mal einen Aktenplan besessen hatte, der inzwischen verschollen war.

Ein Aktenplan, das sagt ja schon der Name, ist ein Verzeichnis, das es bei größe­ren Materialbeständen den Sachbearbeitern ermöglicht, gezielt auf bestimmte Aktenstücke zuzugreifen. Das IG Metall-Aktenplansystem war ein unglaublich komplexer, alphanumerischer und akribisch durchstrukturierter Plan, der selbst nicht mehr erhalten war. Ich musste ihn also aus den Aktenkürzeln, die auf manchen Schriftstücken und Ordnerrücken zu sehen waren, mühselig rekon­struieren. Das ist mir zu einem guten Teil auch gelungen.

Der Effekt, der sich daraus ergab, war verblüffend. Ich überlegte nämlich, ob ich so etwas für meine eigene Registratur nicht auch brauchen könnte und kam zu dem Entschluss: Doch, das sollte ich mal machen.

Das war dann die Geburtsstunde meines eigenen Aktenplanes, zu dem ich viel­leicht an gesondertem Ort mal ausführlicher etwas sagen kann, wenn daran In­teresse besteht. Hier soll es erst mal weiter um mein kreatives Jahr 2007 gehen.

Während ich quasi den gesamten Tag im Stadtarchiv Salzgitter arbeitete und hin und her pendelte (die Verkehrsanbindung an Braunschweig ist nicht wirklich op­timal, wenn man auf Busse und Bahnen angewiesen ist wie ich), da kam ich zwar reichlich zum Lesen, aber nahezu gar nicht zum Schreiben. Das merkte man deutlich im Juli 2007, wo nur 7 kreative Werke entstanden, von denen drei Rezensionen waren, einer ein Artikel zu der oben erwähnten Artikelreihe, eine Fanzineredaktion und eine kommentierte OSM-Episode. Erfreulicherweise ge­lang es mir dann aber auch, den Roman „Verderben auf Tuwihry“ abzuschlie­ßen.

Ich war mit dem Monat jedoch sonst gar nicht zufrieden.

Der August glückte mir etwas besser. Mit TI 43 und TI 53 entstanden zwei recht ausführliche neue OSM-Episoden, außerdem kam ich zu zwei Fanzineredaktio­nen und einer Rezension, es entstand eine kommentierte Abschrift und mit „Ar­cons Plan“ auch ein neuer Hintergrundtext zum OSM, der sich mit KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) befasst.

Wer Arcon ist? Na ja, da müsst ihr euch noch eine ganze Weile gedulden, bis ihr zu ihm gelangt… und wer weiß, ob ihr das dann gerne tut. Mich gruselt vor dem Kerl jedenfalls nicht wenig.

Hm, und weil ich soviel von Archiven erzählt habe, ist nun schon wieder der Raum für dieses Mal gefüllt. Sorry, meine Freunde, aber mehr kann ich heute beim besten Willen nicht mehr erzählen. Zu den Monaten September 2007ff. erzähle ich euch dann beim nächsten Mal mehr.

Lasst euch in der kommenden Woche mal überraschen, wohin euch die Wogen des Wochen-Blogs spülen.

Bis dann, mit Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde meiner E-Books,

der Erstkontakt ist für die Raumfahrer des yantihnischen Missionsschiffes GHANTUURON nicht mehr länger graue Theorie – sie haben gleich zweifach Bekanntschaft mit Aliens in Twennar gemacht: zunächst mit der mondgroßen Vernichtungsmaschine, die das Sonnensystem „Sianlees Rast“ einriss, und dann mit den „rätselhaften Rettern“ aus dem Volk der Allis.

Nun befinden sie sich auf dem Dschungelplaneten Shookash und befinden sich in einer Art Internierungslager. Und warten. Und warten. Und fragen sich, was nun geschehen wird.

Auf diese Weise entmündigt, nimmt es nicht Wunder, als sie nach einer Weile auf typisch aktionistische Weise versuchen, mehr über ihre geheimnisvollen neu­en „Freunde“ herauszufinden, die so dermaßen zugeknöpft sind.

Wohin dieser Aktionismus führt, ist im neuen E-Book „Vanshcors Flucht“ ab heute auch auf www.beam-ebooks.de nachlesen. „Vanshcors Flucht“ ist der mittlere Band einer neuen Trilogie der Serie, in der ihr näher auf Tuchfühlung mit einem wichtigen OSM-Volk gehen könnt, nämlich den Allis.

Ab sofort ist dieses E-Book „Vanshcors Flucht“ als vierzehnter Band der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) zum Preis von 1,49 Euro erhältlich.

Ich wünsche euch angenehmes Lesevergnügen und freue mich, von euch zu hö­ren!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 46: Mit geschlossenen Augen

Posted Februar 9th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute müssen wir mal die Augen öffnen, um unsere Gegenwart im Spiegel der Worte eines jungen Mädchens anzuschauen, das auf bestürzend schonungslose Weise das eigene sinnliche Erwachen einerseits und die Verständnislosigkeit der Umwelt andererseits, bezogen auf ganz dasselbe Phänomen, erlebt hat.

Diese Rezension hat nun schon deutlich mehr als zehn Jahre auf dem Buckel, aber ich glaube, auch nach dieser langen Zeit ist meine Beunruhigung, die die Lektüre des vorliegenden Buches in mir auslöste, noch deutlich zu spüren. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja da draußen in der weiten Welt noch eine ganze Menge empfindsame Seelen gleich meiner, die ganz dankbar sein werden, zu entdecken, dass sie nicht restlos allein sind mit ihren Befürchtungen.

Das Buch ist es nach wie vor wert, gelesen zu werden, selbst wenn man an manchen seiner Aussagen gewisse Zweifel haben mag und gewisse Details be­stimmt mit Blick auf bessere Vermarktbarkeit „optimiert“ worden sein dürften. Der Kern ist authentisch, und das reicht eigentlich hin.

Wer die Augen davor nicht verschließen möchte, lese weiter:

Mit geschlossenen Augen

(OT: 100 colpi di spazzola prima di andare a dormire)

von Melissa P.

Goldmann 45765

Juli 2004, 160 Seiten

7.95 Euro

Übersetzt von Claudia Schmitt

Catania, 6. Juli 2000:

Ein fünfzehnjähriges sizilianisches Mädchen namens Melissa beginnt in der Ab­geschiedenheit des eigenen Zimmers damit, ein Tagebuch zu führen und stellt sich so ungeahnt in die Tradition einer Anaïs Nin, die 87 Jahre zuvor Gleiches tat, wenn auch aus anderem Antrieb. Im Gegensatz zu Anaïs Nin ist Melissas Welt heil. Sie hat noch beide Eltern, sie hat Geschwister, ist nicht entwurzelt. Aber sie hat dennoch Probleme.

Melissa fühlt sich unverstanden vom Leben und unfähig, mit ihren Mit­menschen darüber zu reden. Niemand versteht sie und die in ihr erwachenden Regungen der Weiblichkeit, und diese Verständnislosigkeit der Umwelt wird ihr Feind. Melissa, ein durchaus hübsches, aber durchschnittliches Mädchen be­ginnt mit einer Suche nach Liebe und Zärtlichkeit, die rasch zur Entdeckung ei­ner Gegenwelt führt. Aus falsch verstandenem Gefühl heraus geht sie, während sie ihrem Tagebuch mitunter beißend verzweifelt ihre Erlebnisse und Gedanken beichtet, rasch davon aus, dass der Weg zum Herzen eines Mannes nur über völlige Selbstaufgabe geht, dass sie es nur dann erreichen kann, wenn sie bereit ist, Schmerz und Erniedrigung zu erdulden. Dass die Männer sie schon lieben werden, wenn sie ihren Körper begehren.

Sie irrt sich.

Melissa gibt sich Männern hin, die sie nicht genügend kennt, lässt sich von ih­nen in alles hineinziehen, was verlangt wird, selbst Orgien mit Unbekannten und sadomasochistische Begegnungen lernt das eigentlich sanftmütige Mäd­chen kennen. Und während Melissa von fremden Männern immer rücksichtslo­ser als Sexobjekt behandelt wird und sich gegenüber ihrer Familie verstellt, eine Maske aufrichtet, hinter die niemand schauen soll, schreit ihre Seele voller Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Verständnis…

Melissa P., heute 18 Jahre alt, lebt inzwischen in Rom und hat, wie man als Le­ser und Rezensent hoffen sollte, inzwischen halbwegs überwunden, was ihr während ihres erotischen Erwachens widerfahren ist. Manches darin wirkt deutlich gestellt, das muss man im Nachhinein kritisieren (die Kenntnis von Na­bokov, die hierin aufschimmert, scheint für ein fünfzehnjähriges Mädchen aus katholischen Verhältnissen doch etwas zu aufdringlich), möglicherweise ist es auf die Überarbeitung der Tagebucheintragungen zurückzuführen. Im Kern je­doch sind die Geschehnisse authentisch – und sehr erschütternd.

Aufwühlend ist weniger das, was Melissa erlebt, überaus erschreckend ist das Paradigmatische daran: Die Phase der inneren Zerrissenheit, der Verlassenheit und der allgemeinen familiären Verständnislosigkeit, dieser Kern des Generati­onskonfliktes, er kommt im wesentlichen in jeder Familie vor. Jedes Mädchen macht mehr oder weniger stark die Suche nach der eigenen Sinnlichkeit durch, und nur sehr wenige werden auf diese Weise geprägt werden wie Melissa P. Je­denfalls steht das zu hoffen. Aber wissen wir das?

Ich entsann mich, während ich das Buch las, der Worte, die jüngst der amerika­nische Autor Martin Amis in einem Interview über Pornografie und Erotik ge­sagt hat, und zusammen mit diesem Buch lassen sie mich schaudern: „Was im­mer Pornografie anrichtet, man kann es bedauern, aber nicht von sich weisen. Wenn die alten Werte einer Kultur sterben, bleiben Schwangere und Nächte vol­ler Chaos und Trostlosigkeit zurück. Man weiß noch nicht, was dabei heraus­kommt. Pornografie ist die schwangere Witwe unserer Sexualität“ und, noch passender: „Liebe und Pornografie sind Gegensätze. Und was Liebe ausschließt, liegt in der Sackgasse des Lebens… Ich sorge mich um kommende Generatio­nen. Ich fürchte, dass Pornografie ihr Sexualkundeunterricht werden könnte…“

Vielleicht ist meine Befürchtung überzogen, aber, um wieder auf den Anfang zu­rückzukommen, für Anaïs Nin war das, was Melissa P. schreibt, völlig unvorstell­bar, in jedem Fall in ihrem Alter. Zwischen 1918 und 1921, in dem Alter also, in dem Melissa P. war bzw. jetzt ist, findet sich in ihren Tagebüchern viel romanti­sche Träumerei, aber keine solchen Dinge, wie Melissa sie mit schonungsloser Offenheit und Brutalität zeigt. Von solchen direkten Aussagen war Anaïs immer weit entfernt: „Der junge Pfirsich wird reifen; und dann wird er zuerst seine Far­be und danach seinen Geschmack verlieren, und seine Haut wird schlaff und runzelig werden, am Ende wird er verfaulen, und die Würmer werden sich sein Fruchtfleisch einverleiben…“ Der „Pfirsich“, den sie beschreibt, ist Melissa selbst.

Natürlich kann man sagen, das war eine andere Zeit, eine andere Form der So­zialisation… aber genau darum geht es ja: Die Welt ist roher und brutaler ge­worden in den vergangenen 87 Jahren. Ja, und leider muss man befürchten, dass auch die Seelen unserer Kinder härter werden und eine Welt noch größe­rer Grausamkeit herangezüchtet wird, wenn man als Elternteil nicht versucht, sie und ihre Probleme ernst zu nehmen.

Das ist die Lehre, die wir aus diesem Buch ziehen können.

Und mich fröstelt.

Doch vielleicht können wir auch noch hoffen. Gegen Schluss gelingt es Melissa, sich aus der Schlinge zu ziehen, zitternd, erschöpft, verstört und unsicher über die neue Lage. Und sie resümiert mit bebenden Lippen, bang hoffend: „Mein Herz war in einer Zelle aus Eis gefangen; sie mit einem gezielten Schlag zu zer­trümmern wäre gefährlich gewesen, denn das Herz hätte dadurch für immer Schaden nehmen können. Dann aber kam die Sonne, nicht unsere brennende si­zilianische Sonne, die Feuer spuckt und Brände stiftet, nein, eine sanfte, unauf­dringliche, großherzige Sonne, die das Eis langsam wegschmolz und so verhin­dert hat, dass meine ausgetrocknete Seele auf einen Schlag überschwemmt wurde…“

Vielleicht also gibt es doch noch einen Lichtschimmer.

Hoffen wir darauf.

© by Uwe Lammers, 2004

Harter Stoff? Eindeutig ja, meine Freunde. Aber es gibt in unserer Welt nicht nur die schönen, sonnigen und idyllischen Seiten, die es zu betrachten gilt, die Finsternis der Seele ist gleichwohl immer als Phantomschatten zugegen und verdunkelt die positiven Möglichkeiten.

In der kommenden Woche kehren wir zurück in die deutlich entspanntere Sphä­re des Fiktiven und der Fantasy – mit dem abschließenden Buch der Trilogie um den Freimaurer-Adepten Sir Adam Sinclair.

Nicht verpassen!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 153: Serielle Crossover a la OSM

Posted Februar 7th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor rund einem Monat habt ihr nun die erste wirklich intensive Begegnung mit einem Phänomen gehabt, das es – meiner Erkenntnis zufolge – so nur im Oki Stanwer Mythos zu erleben gibt: ihr habt Matrixfehler getroffen.

Nun könnt ihr natürlich sagen: Hey, die kennen wir doch aus den Blogartikeln schon zur Genüge… und außerdem war doch schon in Annalen 2: „Ian und der Stein der Götter“ davon die Rede. Da muss man nur an die Kleinifrau Sinaa denken, Ian Perrys süße Geliebte und Mutter der gemeinsamen Tochter Senyaa­li (von der ihr in diesem Jahr noch mehr erfahren werdet).

Wahr, nicke ich dann, das stimmt.

Dennoch ist das, was in Annalen 5: „Jaleenas zweites Leben“ passiert ist, damit nur bedingt zu vergleichen. Denn Sinaa entstammte dem Volk der Kleinis, von denen ihr sonst noch nicht sonderlich viel wisst.

Jaleena hingegen, die in einem verheerenden Gewitter im Blitzberge-Park auf der Zentralwelt der INSEL in KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) als „Mädchen aus dem Nichts“ materialisiert und ihr buchstäblich „zweites Le­ben“ beginnt, kommt aus einer Welt, die euch derzeit sehr vertraut ist.

Jaleena ist eine Yantihni.

Ihre Heimat ist das yantihnische Imperium.

Der KONFLIKT 2, in dem ihr euch gerade lesend einrichtet, wenn ihr der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) folgt.

Insofern, möchte ich also insistieren, hat diese Begegnung mit dem Matrixfeh­ler Jaleena eine fundamental andere Bedeutung und Bedeutungsschwere als dieses Zusammentreffen mit Sinaa und den anderen ihres Volkes auf dem Pla­neten Shoneei in KONFLIKT 19.

Da das so ist und weil dies kein Einzelfall bleiben wird, schien es mir nützlich, an dieser Stelle mal ein wenig darüber zu philosophieren, was solche „seriellen Crossover“ wohl für einen Stellenwert im OSM einnehmen. Und was das für in­teressante Effekte und auch Schwierigkeiten auslöst.

Das Matrixfehler-Problem, ich habe das schon verschiedentlich angedeutet, er­zeugt in meinem kreativen Gedankenkosmos schon seit sehr langer Zeit Konfu­sionen unterschiedlichster Art. Zum einen natürlich für mich selbst, dann aber auch für die Protagonisten, die damit konfrontiert werden, und schließlich für die Leser selbst, also für euch.

Über letzteres kann ich mangels Feedback wenig aussagen, aber zu den ersten beiden Formen der Konfusion ist einiges bereits bekannt, und nutzen wir ein­fach mal Jaleena, um sie exemplarisch zu beleuchten. Umfassend oder gar ab­schließend kann das natürlich nicht sein, das Thema ist dafür zu komplex, und es wird uns in zahllosen Abschattungen und Wandlungen noch über Jahre ver­folgen. Aber für den Anfang soll dieser Blogartikel hinreichen.

Jaleena fiel in mein Leben am 31. Juli 2005, als ich den Band 7 der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ schrieb, nämlich „Das Mädchen aus dem Nichts“. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass sie eine Yantihni ist, die gute Jalee­na, doch was hinter ihr lag, bekam ich erst etwas später heraus, als ich „Jaleenas zweites Leben“ schrieb. Und schon hatte ich das erste Problem. Wer den Roman gelesen hat, wird das sofort sehen:

Jaleena entstammt der Spätphase des KONFLIKTS 2. Das bedeutet, sie hat schon Dinge gesehen, die in der TI-Serie aktuell noch gar nicht als E-Book, teilweise noch nicht einmal geschrieben sind. Sie weiß, wie der Krieg im KONFLIKT 2 aus­geht… wenigstens in dem Part, der ihr selbst zugänglich gewesen ist. Es gibt freilich Handlungsströmungen, von denen sie keine Ahnung haben konnte (schauen wir hier beispielsweise auf die Shonta-Abenteuer der Linguistin Va­niyaa, von denen die TI-Leser eine teilweise Kenntnis besitzen, oder ich deute mal an, dass es da auch noch Cestai-Abenteuer geben wird, von denen sie na­türlich auch nichts wissen konnte). Insofern ist also die Gefahr, Spannung durch Vorkenntnisse zu reduzieren, begrenzt.

Was durch die Veröffentlichung von „Jaleenas zweites Leben“ ebenfalls – in Maßen – begrenzt wird, ist mein Handlungsspielraum für KONFLIKT 2.

Wieso in Maßen?, mögt ihr jetzt fragen. Wenn Jaleena weiß, wie der KONFLIKT 2 im yantihnischen Reich endete, oder wenn sie andere Yantihni-Matrixfehler im Blitzberge-Park befragt, dann ist das doch ganz offensichtlich die Wahrheit… oder nicht?

Na ja, sagen wir… jein.

Matrixfehler erzeugen nicht nur Probleme, sie haben auch selbst welche, mit­unter mit ihrer Erinnerung. Denn das, was ich in der OSM-Terminologie als „in­formelle Matrixfehler“ bezeichne, das kann auch bei den physischen Matrixfeh­lern vorkommen…

Ah, ich merke, ich mache den zweiten Schritt vor dem ersten. Also noch mal kurz zurück:

Es gibt physische Matrixfehler, etwa Jaleena und andere Yantihni im vorliegen­den Roman.

Und dann gibt es „informelle Matrixfehler“, das wäre beispielsweise eine defini­tiv falsche Erinnerung. So etwas kommt häufig in anderen KONFLIKTEN bei Hel­fern des Lichts vor, die sich an Dinge erinnern, die so nie passiert sind – und für sie sind diese Dinge ebenso Wahrheit wie die realen Fakten ihres alltäglichen Lebens. Kein Lügendetektortest könnte informelle Matrixfehler entlarven.

So kommt es also auch vor, um die Volte jetzt rückwärts zu schlagen, dass We­sen wie die arme Jaleena sich an Dinge entsinnen, die so nie passiert sind. Das ist auf den ersten Blick die Hintertür des Autors. Es gibt dafür OSM-kosmolo­gisch aber eine gute Begründung, die ich euch heute noch nicht liefern kann. Ich kann nur sagen: vertraut mir, eines Tages werdet ihr das verstehen, wenn die seltenen OSM-Kosmologie-Lektionen sehr viel weiter gediehen sind.

Wenn sich Jaleena also an grässliche Details der Vergangenheit erinnert, muss es nicht wirklich so sein, dass sie im KONFLIKT 2 auch tatsächlich Realität waren. Das gibt mir dann den Spielraum zurück, der durch den informatorischen Vor­sprung des Romans „Jaleenas zweites Leben“ entstanden ist.

Das zweite Problem, das ich mit Jaleena hatte, war der GRUND ihrer Existenz, und ich glaube, das treibt euch auch um: Warum gibt es Matrixfehler, und warum gerade diese? Warum sind sie hier und nicht irgendwo anders entstan­den und verankert? Aber auch diese Fragen rühren an die Grundfesten der OSM-Kosmologie und müssen heute unbeantwortet bleiben. Z. T. bin ich da selbst als Forschender und Suchender noch nicht sattelfest.

Damit sind wir dann aber schon in der zweiten Sphäre gelandet, nämlich bei den Problemen, die sich aus der Neuexistenz von Matrixfehlern für die Individu­en selbst ergeben. Da sie sich ja offensichtlich ihre Neuexistenz nicht erklären können, kommt die unweigerliche Stunde der Neuinterpreten. Wer den Roman gelesen hat, kennt die Deutung des Yantihni-Matrixfehlers Anshoor: Wir sind neu ins Leben zurückgerufen worden durch den Sonnengott Quin, der will, dass wir die Kleinis vor demselben Verhängnis warnen, dem unser Volk zum Opfer fiel.

Dies ist natürlich eine religiös-fanatische Sicht der Dinge, eine Art von Tun­nelblick. Ob sie überhaupt etwas mit der Realität zu tun hat, muss sich erst noch erweisen. Aber gar so metaphysisch ist der OSM dann doch nicht.

Die Sicht der Baumeister auf die Matrixfehler ist ebenfalls eine doktrinäre, die aber schon zu Zeiten der INSEL nicht mehr uneingeschränkt in Geltung ist (oder vielleicht noch nicht, das müsste noch genauer erforscht werden): Die Matrix­fehler sind Schöpfungen TOTAMS, sie dienen allein der Verwirrung der Diener der Sieben Lichtmächte, sind also gewissermaßen Blendwerk, Täuschung und Quell der Verstörung.

Die Reaktion der Baumeister-Hardliner auf dieses Problem ist demzufolge durchaus nachvollziehbar: Auslöschung der Matrixfehler, wo man sie finden kann. Dass das keine Probleme löst, findet in KONFLIKT 4 der Baumeister Naam relativ rasch heraus. Es erzeugt höchstens weitere Komplikationen.

Doch ganz gleich, ob Matrixfehler wie Jaleena kooperieren oder nicht – ihr Rät­sel löst sich dadurch nicht. Das kann auch nicht verblüffen, kennen sie doch ih­ren Ursprung selbst nicht.

Serielle Crossover, um nun zum Allgemeinen überzugehen und ein wenig aus dem weiten Feld des noch nicht veröffentlichten OSM zu plaudern, sind immer ein phantastisches Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Da ich nicht exakt sa­gen kann, wie die Wesen denken und planen, die ursächlich für das Phänomen der Matrixfehler verantwortlich zeichnen, und da Matrixfehler, sobald sie ein­mal realisiert sind, sich üblicherweise einer Kontrolle entziehen, kann da schlechthin alles Denkbare vorkommen.

Interessant hingegen, und das deutete ich bestimmt schon mal gelegentlich an, ist das OSM-endemische Thema der Matrixfehler für jene Leser, die bestimmte Charaktere lieb gewonnen haben.

Warum dies?

Nun, in traditionellen Romanen oder Serien ist der Tod eines Protagonisten üb­licherweise der Endakkord der Handlungsschiene. Man hört von diesen Leuten dann allenfalls noch in Nachrufen und Beerdigungen. In phantastischen Roma­nen kann sich auch ein metaphysisches Nachleben in Form von Geistern, Unto­ten oder dergleichen anschließen, zumeist religiös gefärbt.

Der OSM springt über diesen engen Möglichkeitsschatten hinweg, und als wür­de ein Objekt von verschiedenen Lichtquellen beleuchtet, entstehen mehrere weitere Schatten oder Optionen des „Nachlebens“, durchaus auch mal in Form eines völlig realen, physischen Nachlebens, zehn Milliarden Jahre nach dem Tod – wie es eben dem Mädchen Jaleena ergeht. Manchmal kommen die geliebten Charaktere auch sehr viel später im OSM wieder zum Vorschein (ich darf andeu­ten, dass ich gerade im KONFLIKT 4 an einem weiteren Yantihni-Crossover ar­beite, das höchst bemerkenswert sein wird… ihr lest beizeiten davon).

Das Schöne für euch und mich gleichermaßen ist daran der Aspekt, dass man sich niemals vollendet sicher sein kann, ob jemand wirklich „dauerhaft tot“ ist. Man kann vielen Personen, durchaus auch ganz unscheinbaren, irgendwann wieder begegnen.

Bei mancher Kategorie von Personen ist das gewissermaßen eine „eingebaute“ Art von Unsterblichkeit oder… na, sagen wir, extremer Langlebigkeit: Bei Dämo­nen von TOTAM beispielsweise, den unverwüstlichen Dämonenwaffen oder auch Helfern des Lichts, von Oki Stanwer ganz zu schweigen.

Aber es kommen halt auch andere Leute in Frage. Jaleena ist da ein ebenso schönes Beispiel wie der traumatisierte Anshoor und viele andere Wesen, auf die ihr noch treffen werdet. Leute, die der festen Überzeugung waren, nach dem Tode in Quins Sonnengarten einzugehen, ins Paradies oder vielleicht auch in das schwarze Nichts jenseits der Todesschranke – wenn sie eben strikte Ma­terialisten waren oder Atheisten.

Weit gefehlt, meine Lieben, der OSM räumt mit diesen bequemen Vorstellun­gen ein für allemal gründlich auf und macht die Dinge unberechenbarer… und interessanter, wie ich hoffe.

Denn Protagonisten wie Jaleena und andere Yantihni auf der Zentralwelt in KONFLIKT 4 verwirren die klar gefasste Ordnung der Dinge, und die Ordnungsfa­natiker par excellence, die Baumeister, können sich damit so gar nicht anfreun­den. Und wie gesagt, ganz so wie Anshoor suchen sie Lösungen, Begründungen.

Ihr werdet weiter erleben, was sich daraus ergibt. Und glaubt nicht 1:1 Jaleenas und Anshoors Erinnerung, da ist viel Spielraum für alternative Ereignisstruktu­ren, die ihr beizeiten in den TI-Episoden lesen werdet.

Soviel zu diesen Dingen für heute. In der kommenden Woche geht es wieder zurück in meine kreative Biografie mit einem neuen Eintrag der Blogartikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“ Die solltet ihr nicht versäumen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 45: Wing 4

Posted Februar 4th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute besuchen wir mal einen exquisiten Alptraum, der völlig harmlos und un­scheinbar herüberkommt, selbst vom damaligen Titelbild der Goldmann-Ausga­be, wo wie schlichte Nukleide herumfliegen sehen. Es geht um die Entwicklung intelligenter Maschinen, und ich kann euch versichern, so etwas wie Skynet oder die Terminatoren sind dagegen harmlose Dinger. Brutale Gewalt… wirklich, kindisch.

Schaut euch diesen Roman an, Freunde, so alt er auch sein mag, und lernt das wirkliche Grauen robotischer Intelligenz und Erbarmungslosigkeit kennen – mit den Humanoiden des Planeten Wing 4.

Vorhang auf:

Wing 4

von Jack Williamson

Goldmann 03

224 Seiten, TB (1962)

Übersetzt von Otto Schrag

Was macht das Menschsein aus? Die Fähigkeit, selbständig Entscheidungen zu treffen, für sein Schicksal allein verantwortlich zu sein im Rahmen der Gesell­schaft und seiner Möglichkeiten? Ist Glück davon abhängig, dass man sich jeden Wunsch erfüllen kann und imstande ist, alle Gefahren für Leib und Seele abzu­wenden? Oder ist da noch mehr, was vielleicht so einfach nicht zu erfassen ist?

Jack Williamsons Roman „Wing 4“, entstanden aus einer Kurzgeschichte, kreist um dieses Problem auf eine durchaus erschreckende Art und Weise.

In einer fernen Zukunft, Tausende von Jahren von der Jetztzeit entfernt, hat sich die menschliche Zivilisation weit in der Milchstraße ausgebreitet und zahllose neue Kulturen geschaffen, die zum guten Teil bereits wieder durch Zwistigkeiten und Katastrophen in sich zusammen-gesunken sind. Viele Kolonisten haben die Raumfahrttechnik vergessen und sind jahrhundertelang in primitive Gesell­schaftsformen abgeglitten.

Eine Reihe solcher benachbarten Welten hat nun jedoch den Wiederaufstieg geschafft – und prompt typisch menschlicherweise eine militärische Feindschaft ins Leben gerufen. Die so genannten triplanetaren Mächte bedrohen nun jene Welt, die das Zentrum dieses Romans ist. Hier lebt die Gesellschaft in perma­nenter Furcht vor einer Invasion und hat eine Rüstungsspirale in Gang gesetzt, die sich zu verselbständigen droht.

Eine entscheidende Rolle hat der Wissenschaftler Clay Forester inne, der an­hand einer Supernovaexplosion eine epochale neue wissenschaftliche Erkennt­nis gewann: er erfand überlichtschnelle Geschosse, die auf der sogenannten „rhodomagnetischen Kraft“ beruhen. Seine größte Furcht ist jedoch, dass auch die triplanetarischen Mächte imstande sein könnten, diese Formeln zu entde­cken und entsprechende Waffen zu erfinden. Ein Overkill würde dann nicht nur möglich, sondern angesichts der hysterischen Stimmung auch äußerst wahr­scheinlich werden.

In dieser bedrohlichen Situation taucht in der Abgeschiedenheit seines Obser­vatoriums – neben dem die unterirdischen Waffenlabors liegen – ein kleines, heruntergekommenes Mädchen namens Jane Carter auf, das dringend mit Fo­rester sprechen möchte. Der jedoch wird hermetisch abgeschirmt.

Auf rätselhafte Weise schafft es das Kind allerdings, in die streng geheime un­terirdische Forschungsstätte vorzudringen und ihm eine Nachricht zu überrei­chen. Ein „Philosoph“ namens Mark White möchte ihn sprechen.

Zusammen mit seinem engen Mitarbeiter, dem Mathematiker Frank Ironsmith, der gegenüber dem Leben und der Karriere bemerkenswerte Gleichmütigkeit an den Tag legt – ganz der extreme Gegensatz zu dem nervösen, ruhelosen und von Magenbeschwerden geplagten Forester – nimmt er diese Gelegenheit wahr. Und nun wird er konfrontiert mit einer heruntergekommenen Gruppe menschlicher Rebellen, die über parapsychische Gaben verfügen.

Sie warnen die Wissenschaftler: bald würden Raumschiffe von einem Planeten namens Wing 4 erscheinen, einer einstmals von Menschen bewohnten Welt, auf der der Wissenschaftler Warren Mansfield eine Gruppe von Maschinen ge­schaffen habe, die verhindern sollten, dass die Menschheit jemals wieder von Krieg heimgesucht wird.

Doch diese Grundsatzprogrammierung, so White, sei zu perfekt gewesen. Die Menschen würden dermaßen bemuttert, dass dies die schrecklichste Diktatur wäre, die man jemals gesehen hätte. Forester glaubt das nicht, Ironsmith scheint die Automaten – wenn es sie denn gibt – sogar zu begrüßen, schließlich steht die ganze bekannte Welt vor einem hysterischen Kurzschluss wegen der allgemeinen Kriegspanik, und eine Friedenswelt erscheint erstrebenswert.

Als Forester aber bald darauf während einer Generalstabsbesprechung zum ers­ten Mal mit einem sogenannten Humanoiden konfrontiert wird, ist er scho­ckiert. Die Maschinen erklären mit entwaffnender Offenheit, dass sie nicht kommen, um zu unterdrücken oder zu unterjochen, sondern um den Menschen zu dienen und sie glücklich zu machen.

Streng genommen haben sie gar keine Wahl.

Die Flotte von Wing 4 landet und Hunderttausende von Maschinen schwärmen aus, um ihre Vision einer glücklichen Menschheit zu verbreiten. Diese Vision mutiert freilich entsetzlich schnell in einen Alptraum und die erschreckenden Seiten überwiegen rasch die positiven Entwicklungen.

Das Militär wird abgeschafft, Wissenschaft wird für zu gefährlich erklärt, als dass Menschen sie ausführen dürften (ebenso wie Schwimmen, das Benutzen menschlicher Verkehrsmittel, das allein auf den Balkongehen, das Reinigen von Räumen usw.). Das Observatorium, Foresters ganzer Stolz, wird kurzerhand de­montiert. Menschen, die sich bevormundet fühlen und auflehnen – und somit „unglücklich“ sind – , werden einer Behandlung mit einer Substanz namens „Eu­phorid“ unterzogen. Daraufhin verlieren sie weitgehend das Gedächtnis und fal­len zum Teil in ein frühkindliches Stadium zurück (wie beispielsweise Foresters Frau Ruth). Außerdem begleitet eine Maschine jeden Menschen auf Schritt und Tritt.

Die Welt wird zum Alptraum der permanenten Überwachung und Reglementie­rung.

Forester, der weiß, dass die Maschinen vom Planeten Wing 4 via rhodomagneti­scher Strahlen ferngelenkt werden, sieht nur eine Möglichkeit: er muss seine rhodomagnetischen Granaten dorthin abschießen und den Planeten vernichten.

Aber Schritt für Schritt werden seine Hoffnungen zunichte gemacht, selbst Menschen erweisen sich als Verräter an ihrer Rasse und machen mit den Ma­schinen gemeinsame Sache. Die Sache der Roboter scheint so lange auf dem Siegeszug zu sein, bis Forester mit unbekannten Kräften, die er in sich entdeckt, den Kampf aufzunehmen fähig ist…

Williamsons Plädoyer für behutsamen Umgang mit intelligenten Maschinen und Technik insgesamt hat eine beklemmende Intensität. In dem Roman stellt er die Grundwerte der Freiheit denen eines mechanisierten Glücks gegenüber, das im Kern zutiefst inhuman ist, selbst wenn die Intention ursprünglich von Hu­manismus initiiert wurde. Der Kampf Foresters gegen Wing 4 ist ein Kampf von David gegen Goliath, der prinzipiell nicht gewonnen werden kann, und die Me­thoden, die er finden muss, um doch zu widerstehen, scheinen selbst ihm zu­tiefst unmenschlich.

Der Roman ist natürlich Teil seiner Zeit. Die Geschichte, auf der er basiert, ent­stand 1947, und die starke Polarisierung im Roman hat ihr Echo in der politisch-militärischen Polarisierung der damaligen Welt. In den uniformen Heerscharen der Roboter wird man unschwer die kommunistische Drohung der damaligen Welt erkennen, während Forester der Prototyp für den nervösen, leicht para­noiden Wissenschaftler ist, der damals während des Krieges in westlichen Staa­ten in verstärktem Maße tätig war. Das erzeugt bemerkenswerterweise den Ef­fekt, dass Forester nicht als direkter „Held“ und Sympathieträger herhalten kann, gar zu verbissen und fanatisch wirkt er. Und zur allgemeinen Beunruhi­gung des Lesers entspricht auch der „Feind“ nicht dem Klischee des „Bösen“, was ihn aber nicht minder grauenhaft macht.

Die philosophischen Fragen des Buches sind es wert, dass man eingehend über sie nachdenkt. Selbst nach rund 40 Jahren nach der Publikation haben sie nur wenig an Intensität verloren. Die Frage, was das Glück des Menschen ausmacht, ist heute wie seit Menschengedenken aktuell. Die Überlegung, ob die Mensch­heit vielleicht besser dran wäre, wenn es eine allgegenwärtige Instanz gäbe, die Fehler verhindert, die wir machen, könnte man diskutieren.

Meine eigene Ansicht ist freilich, dass Menschen Fehler benötigen und Fehl­schläge brauchen, um daran zu lernen und zu wachsen. So, wie ein Kind beim Gehen lernen stolpert und sich wehtut, es dann aber wieder und wieder ver­sucht und geschickter wird, so muss der menschliche Geist Schwierigkeiten in den Weg gestellt bekommen, um an ihnen zu wachsen. Ohne Anforderungen, glaube ich, verkümmert die Gabe des Geistes, und letztlich vielleicht sogar da­mit die Lebensfreude.

Williamsons Automaten sind zu perfekt für die Welt, sie wollen zu vollständig die Menschheit um ihrer selbst willen kontrollieren, und sie begreifen nicht, dass die Fehler, die die Menschen begehen und die sie mit bester Absicht ver­hindern möchten, der Kern der Menschlichkeit sind. Indem sie die Menschheit glücklich machen wollen, vernichten sie das, was sie eigentlich bewahren wol­len.

Gegen diese Roboter sind die Borg bei Star Trek wirklich unbedeutend. Dies hier ist der wahre Alptraum. Auch heute noch.

© by Uwe Lammers, 2001

Wer den Roman kennt, wird mir möglicherweise in meiner Beurteilung beipflichten. Wer ihn nicht kennt… nun, antiquarisch ist das Werk zweifellos noch zu haben. Ich stufe es wie beispielsweise auch Ray Bradburys „Mars-Chro­niken“ oder Arthur C. Clarkes „2001“ als eines der frühen Meisterwerke der Science Fiction ein, das in gewisser Weise zeitlos ist.

In der kommenden Woche nehme ich euch mit in einen Alptraum völlig anderer Art, der wirklich sehr von dieser Welt ist und mit einem Mädchen zu tun hat, das mit allen Traditionen bricht.

Wer neugierig geworden ist, schaue am nächsten Mittwoch einfach wieder hier herein.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.