Rezensions-Blog 83: Eisberg

Posted Oktober 26th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie ihr wisst, schätze ich Clive Cussler als Autor sehr, der es versteht, den Leser auf die Achterbahnfahrt durch seine bisweilen wirklich sehr rasanten Romane mitzunehmen. Selbstverständlich gibt es immer wieder auch logische Ausfälle, beispielsweise krass von mir kritisiert vor Jahren bei dem Roman „Akte Atlan­tis“, aber das hält sich immer ziemlich im Rahmen des Akzeptablen.

Bei Frühwerken von Cussler ist das schwieriger. Man merkt da deutlich, er expe­rimentiert noch – mal mit brutalen Frauen als Mörderinnen, dann mit seinem Alter Ego Dirk Pitt, das ebenso rücksichtslos zurückschlägt, mal spielt Politik eine so massive Rolle, dass man sich im falschen Film glaubt, dann wieder flat­tert eine ungehemmt rassistische Karte über den Tisch… nun, und hier läuft das also ähnlich.

Eisberg“ ist ein Frühwerk von Clive Cussler, und das merkt man an sehr vielen Stellen deutlich. Der Roman ist dramatisch, keine Frage, und wer hiermit in Cusslers Dirk Pitt-Universum startet, könnte es kniffliger haben… ich war gleich­wohl etwas vom Gesamtergebnis enttäuscht, als ich dieses Buch nach rund 30 Jahren endlich wieder in meinem Regal stehen hatte und es ein zweites Mal las.

Und trotzdem denke ich, ist es eine Vorstellung wert, und die kommt jetzt:

Eisberg

(OT: Iceberg)

Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH

Ursprünglich 1975, hier 1978

324 Seiten, geb.

Aus dem Amerikanischen von Tilman Burkhard

ISBN 3-625-20332-4

Als ein Patrouillenflugzeug der US-Küstenwache, das zur Eisbeobachtung einge­setzt wird, reichlich unerwartet ein in einem Eisberg festgefrorenes Schiffs­wrack entdeckt und den Berg markiert, ist niemandem an Bord der Maschine klar, dass sie damit ein tödliches Geheimnis entdeckt haben. Das wird auch Lieutenant Lee Koski nicht klar, der das Schnellboot Catawaba der Küstenwache kommandiert. Er ist nur reichlich überrascht, als in rauher See ein Hubschrau­ber auf seinem Deck landet und zwei Personen ausspeit – den fülligen Wissen­schaftler Dr. Bill Hunnewell und seinen Piloten, Major Dirk Pitt von der NUMA. Sie sind in geheimer Mission unterwegs. Beide erzählen ihm ein abenteuerli­ches Garn über ein russisches Spionageschiff, das vor Monaten spurlos ver­schwunden ist und das sie unbedingt nun als erste erreichen müssen, ehe die Russen das schaffen, die im gleichen Sektor nach dem im Eisberg eingefrorenen Schiff fahnden.

Dummerweise stimmt nahezu nichts davon, und über einen Teil der Lügen ist sich Dirk Pitt im Klaren. Dennoch – als er mit Dr. Hunnewell das Wrack findet, ist er doch nicht wenig erschüttert, aus mehreren Gründen: zum einen hat jemand einen Tunnel zum Wrack gegraben, zum anderen ist das Wrack vollständig aus­gebrannt, und drittens ist die gesamte Besatzung fast bis zur Unkenntlichkeit verkohlt.

Doch dass die beiden Finder das Wrack und die Namen aller Besatzungsmitglie­der kennen, ist nur ein Teil des Problems. Pitt argwöhnt, dass das Schiff, in Wahrheit die Yacht Lax des isländischen Bergbauunternehmers Kristjan Fyrie, das vor einem Jahr spurlos verschwunden ist, keiner natürlichen Katastrophe zum Opfer gefallen ist, sondern im Zuge eines ungeheuerlichen Verbrechens ge­zielt vernichtet wurde. Irgendetwas dabei scheint schief gelaufen zu sein.

Und schlimmer noch: als Hunnewell und Pitt nach Island weiterfliegen, reisen sie um ein Haar in den Tod. Ein gefährlicher Gegner lauert ihnen auf und verübt nacheinander mehrere Mordanschläge auf sie. Pitt kann sie überleben, ist nun aber nicht nur physisch ziemlich angeschlagen, sondern erst recht zornig und höchst erpicht darauf, die Hintergründe des Dramas aufzuklären.

Sein Chef, Admiral James Sandecker, kommt ebenfalls nach Island, zusammen mit seiner Sekretärin Tidi Royal, und binnen kürzester Zeit steckt Dirk Pitt in ei­nem gigantischen Komplott, das einen erheblichen Teil der politischen Weltkar­te umkrempeln soll und in dem Mord und Totschlag als Mittel völlig normal zu sein scheinen. Und die Macht im Dunkel verfügt über atemberaubende Ressourcen an Geld, Personal und Material, die sie bedenkenlos einsetzt.

Am schlimmsten ist jedoch die unglaubliche Macht, die die „Eremit“-Gesell­schaft hat und die bis in höchste Politikkreise reicht. Es sieht ganz so aus, als habe es Pitt hier mit einem Gegner zu tun, der ihm weit überlegen ist. Spätes­tens, als er schwer verletzt durch die gottverlassene isländische Tundra stapft, im Wettlauf mit dem Tod, ist ihm endgültig klar, dass es vielleicht diesmal doch die bessere Entscheidung gewesen wäre, sich ins sonnige Kalifornien zurückver­setzen zu lassen… aber andererseits… dann wäre er natürlich auch nicht in Dis­neyland bei den Pirates of the Caribbean gelandet…

Dieser frühe Roman von Clive Cussler liest sich, so jedenfalls mein Eindruck, un­gewöhnlich schwerfällig. Das mag einerseits mit dem unbekannten Übersetzer zu tun haben, den man später nie wieder ranließ, zum Teil sicherlich aber auch damit, dass wir Pitts Sidekick Albert Giordino vermissen müssen. Er taucht im ganzen Roman nicht einmal namentlich auf, was schon sehr bedauerlich ist. Die frotzelnden Gespräche der beiden Freunde fehlen hier definitiv. James Sande­cker und andere Protagonisten, die in diesem Roman auf den Plan treten, hel­fen da nicht wirklich aus.

Ebenfalls ungewöhnlich ist die Schwafeligkeit der Handlungspersonen. Sowohl Pitt nutzt viele Gelegenheiten zu unerwartet wortreichen Erläuterungen – was später so nicht mehr sein Stil ist – als auch seine Gegner und seine Helfer. Das nervt rasch. Man hat an vielen Stellen das dumme Gefühl, als habe Cussler hier einen ihm thematisch noch recht fremden Stoff relativ ungenügend adaptiert und deshalb vieles nahezu 1:1 aus dem Skript in wörtliche Rede übertragen, um die Geschichte tragfähig zu machen. Das verlangsamt sie aber außerordentlich.

Außerdem ist es einigermaßen grotesk, Dirk Pitt in ausgesprochener Tuntenatti­tüde und ebensolcher Bekleidung vorzufinden. Natürlich, er spielt eine Rolle, und das funktioniert auch ganz gut… aber dennoch ist die Wirkung so bizarr, dass Cussler darauf nie wieder zurückgegriffen hat. Ich würde mal vermuten, er hat gemerkt, dass er damit am Geschmack der Leser deutlich vorbeischrieb und die Umsätze hinter den Erwartungen zurückblieben.

Wer als unbedingt alle Cussler-Romane lesen und kennen möchte, sollte sich den hier ebenfalls antun. Ansonsten scheint er mir eines der Werke von ihm zu sein, die man sich durchaus verkneifen kann.

© by Uwe Lammers, 2015

In der kommenden Woche schlagen wir ein völlig ungewohntes Sujet auf, für das ich nicht mal einen gescheiten Namen finde. Sachbuch wäre irgendwie… schräg, ein Roman ist es nicht… schwierig zu sagen, was es sein könnte. Auf je­den Fall kann ich versichern, was unbedingt der Fall ist: es ist saukomisch. Und schon das sollte Grund genug für euch sein, in sieben Tagen wieder vorbeizu­schauen. Ich glaube, euer Zwerchfell wird das mögen.

Bis bald dann,

mit Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 190: Kreative Stimuli

Posted Oktober 24th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die Kreativität ist ein rätselhaftes Land mit ungewissen Gezeiten, die kommen und gehen, wie sie wollen. Oftmals sind große Geister in der Vergangenheit mit Zauberern verglichen worden, ganz gleich, welche Profession sie ausübten. Männer und Frauen, die aus schlichten, amorphen Farben auf einer Palette phantastische Bildlandschaften auf die Leinwand zauberten, wie man sie nie­mals zuvor gesehen hatte. Menschen, die Gestalten von beklemmender Reali­tätsnähe aus dem harten Stein meißelten, andere hingegen, die Buchstabenrei­hungen vornahmen und betörende, fesselnde Visionen zu Papier brachten. Schweigen wir von den Musikern, von Architekten und all den anderen klugen, unkontrollierbaren Geistern, die im Flow die erstaunlichsten Dinge erschufen.

Sie alle waren und sind Jünger und zugleich Teil des rätselhaften Pools der Krea­tivität, der wie eine gewitterschwangere Wolke über der Menschheit wabert, seit Jahrtausenden schon, wie ich schätze. Wahrscheinlich ist der Zugang zu die­sem Reservoir gebunden an eine gewisse Entwicklung der neuronalen Kapazitä­ten des menschlichen Verstandes, und wenn man mehrheitlich damit befasst ist, sich den Lebensunterhalt mühsam zu erarbeiten, dann sind einfach keine mentalen Freiräume für das Ausbauen und Entwickeln der Kreativität vorhan­den.

Womit aber mag ein Mensch, der in diesen Bereich eintritt, letzten Endes seine kreative Ader stimulieren? Das ist vermutlich von Person zu Person, von Land zu Land, sicherlich auch von Zeitalter zu Zeitalter unterschiedlich. Aber vielleicht pflichtet ihr mir bei, wenn ich sage, dass die Möglichkeit, seine kreativen Poten­tiale zu entdecken, niemals größer waren als in unserem aktuellen Zeitalter.

Woran liegt das und wie komme ich zu dieser Auffassung?

Nun, ich gehe da aus nahe liegenden Gründen von mir selbst aus. Als ich be­gann, meine kreativen Fertigkeiten auf dem Sektor des Schreibens und Illustrie­rens zu entwickeln, da befanden wir uns alle noch in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Es existierte kein Internet, es gab nur drei Fernsehkanäle, der Zu­gang dorthin war ausgesprochen beschränkt durch elterliche Vorgaben. Ich will nicht leugnen, dass ich da interessante Dinge zu sehen bekam, etwa die Verfilmung des Musicals „My Fair Lady“ mit Audrey Hepburn oder auch die alten „Winnetou“-Verfilmungen mit Pierre Brice. Aber phantastische Stoffe lud ich mir dann doch eher mit Hilfe von Comics und Büchern in mein Hirn, die ich von Schulfreunden, Flohmärkten oder Büchereien organisierte.

Wie schon gesagt, die Möglichkeiten zur Stimulierung der Kreativität waren we­nigstens in meinem Fall eher beschränkt.

Für andere Jahrzehnte und Jahrhunderte gibt es weitere überlieferte Szenarien, die das inspirative Feuer entfachten – da gab es Menschen, die durch lebhafte Träume entflammt wurden. Oder die auf Reisen ganz extraordinäre Erfahrun­gen machten, die sie in ihre Erzählungen einwoben. Besonders Schriftsteller des 19. Jahrhunderts wären hier zu nennen, ziemlich an der Spitze meiner Auffas­sung nach ein humorvoll-schrulliger Amerikaner namens Samuel Longhorne Clemens, der sich den Künstlernamen Mark Twain zulegte.

Selbstverständlich sind Reisen bis heute als Möglichkeit, Blicke über den Teller­rand des bisweilen engen Lebenshorizonts zu werfen, als inspirative Quellen für die Kreativität nicht auszublenden. Die Wirkung von Reisen auf meine Kreativi­tät schätze ich allerdings eher mäßig ein. Ich habe das jüngst erst wieder erlebt.

Vor ein paar Tagen, gemessen an dem Zeitpunkt, da ich diese Zeilen schreibe, war ich selbst auf Dienstreisen in den Süden Deutschlands und betrat ein paar interessante Ecken, in denen ich noch nie gewesen war – neben dem Frankfur­ter Hauptbahnhof war das insbesondere das idyllische, kleine Städtchen Idstein im Taunus und das bergige Koblenz, wo ich ein Archiv aufsuchte und Akten wälzte.

Für die meisten von euch ist das wohl eher eine Art von Strafe, aber nicht für mich. Ich liebe Archive und unbekanntes Aktenmaterial, und es war eine tolle Erfahrung… sie wurde indes klimatisch eingetrübt, denn ich bin nun wirklich – im Gegensatz zu meiner bewunderungswürdigen Prinzessin Christina von Zhiongar im Archipel – alles andere als gluthitzetauglich. Während Christina sol­che Witterung genießt und sie am liebsten schamlos splitternackt genießt und sich knusperbraun braten lässt (noch freudiger gibt sie sich in solcher Glut der Wonne der Liebe hin), würde ich vom bloßen Gedanken daran in den Kollaps getrieben werden. Ich funktioniere bei solcher Witterung mehr wie eine Kellerassel: geh in Schatten, geh in Deckung, auf dass du nicht vertrocknest.

Ich bin definitiv kein Tropenmensch, und drum setzen mir die aktuellen Tempe­raturen von über 30 Grad auch sehr zu.

Doch zurück zum Thema: Ich sagte, einstmals wurde ich (mäßig) von einem ein­geschränkt zugänglichen Fernsehprogramm stimuliert, stärker dann von Litera­tur und Comics. Ab den späten 70er Jahren kamen Heftromane hinzu, dann An­fang der 80er Kinofilme, und schließlich im neuen Jahrtausend dann Internet­quellen, Streaming und dergleichen.

Meiner Ansicht nach ist es immer noch so, dass ich mental-kreativ wie in mei­ner kreativen Frühzeit funktioniere, und das läuft etwa so: Es gibt so etwas wie einen kreativen Akku tief in meiner Seele, der stetig mit Informationen und in­teressanten Stoffen gefüttert werden möchte. Es ist dabei zunehmend gleich­gültig, welcher Art genau diese Stimuli sind… nur ist es soweit klar, dass dieser Akku oder kreative Dynamo eine gewisse Kapazitätsgrenze besitzt. Wenn sie er­reicht wird, empfinde ich Neulektüre, Filme und ähnliches als fad, während un­terbewusst mein sensibles, kreatives Bewusstsein mit einem aktiven Misch- und Rekombinationsprozess begonnen hat.

Dann kommt der Moment der kreativen Entladung. Bilderströme suchen mich heim und drängen nach Realisierung. Dabei kann es gut passieren, dass in weni­gen Tagen Geschichten von vierzig oder fünfzig Seiten gewissermaßen wie von selbst aufs Papier kondensieren (bzw. heute: auf den Bildschirm). Es ist ein biss­chen gleich einem Sturm im Hirn, der unaufhaltsam ist und sich nur bedingt verzögern lässt. Ein Neurologe würde vielleicht eine gewisse Parallele mit einem „Anfall“ herzustellen suchen, doch wäre das ein pathologischer Vergleich.

Meines Erachtens hat ein kreativer Flow mit Pathologie nichts zu tun. Es han­delt sich dabei um eine Gabe, um etwas, was ich grundsätzlich positiv konnotie­re, so unkontrollierbar es auch im Detail sein mag. Manchmal war ich früher so tief versunken, dass ich, wenn ich wieder „in der Realität“ auftauchte, voller Verwunderung und Staunen auf das schaute, was ich geschrieben hatte und es nur schwer einzuordnen wusste.

Überrascht es, dass ich in den 80er und frühen 90er Jahren gelegentlich die Auffassung in Diskussionen vertrat, es handele sich um „Eingaben“, Informati­onsblenden aus dem Irgendwo oder Irgendwann? In Anbetracht der angedeute­ten Umstände kann das vermutlich nicht verwundern.

Heutzutage bin ich ein wenig kühler in der Einschätzung. Aber das Mysterium der kreativen Stimuli und ihrer Resultate bleibt nach wie vor schwer zugänglich. Ich hege inzwischen die Überzeugung, dass ich ein mentales Gleichgewicht brauche und mich einseitige Orientierung aus eben jenem Gleichgewicht herauskatapul­tiert, was sich in Fahrigkeit, Nervosität, Unkonzentriertheit und ähnlichen Sym­ptomen äußert. Will also heißen: es bedarf einer gewissen Balance zwischen der beruflichen Beanspruchung einerseits und der kreativen Entfaltung ande­rerseits, damit ich im mentalen Gleichgewicht bleiben kann. Das Bild eines Seil­tänzers, dessen Balancierstange auf einmal unkalkulierbar einseitig belastet wird, wodurch er aus dem Takt gerät und in Absturzgefahr, ist hier vermutlich angebracht. Recht ähnlich empfinde ich das auch.

Vielleicht liegt der tiefere Grund für diese Neigung zum Ausbalancieren, zum Gleichgewicht in meinem Sternzeichen, wiewohl ich definitiv nicht an Astrologie „glaube“. Aber eine gewisse Präferenz für das Gleichgewicht ist natürlich in mei­nem Sternzeichen „Waage“ angelegt.

Die kreativen Stimuli kümmert das eher nicht, sie sind überschießend und lei­denschaftlich wie eh und je, und das ist grundsätzlich auch sehr gut. Mögen sich manche kreativen Geister nur zu ihren Höhenflügen aufschwingen können, wenn sie sich mit Reisen, angenehmer Gesellschaft, leidenschaftlichen Affären, einem gewissen Pegel an Alkohol oder anderen Giften stimulieren… ich be­schränke mich dann doch lieber schmunzelnd auf meine bescheidenen Haus­mittel.

Hausmittel, damit ist eben das gemeint, was ich oben andeutete: Lektüre, Fil­me, Ruhe daheim. Flankiert gelegentlich von inspirativer Musik und schmack­haftem Tee, Gesprächen mit guten Freunden und der einen oder anderen ge­meinsamen Unternehmung. Mehr bedarf es wirklich nicht… wenigstens kann ich das rückblickend für die vergangenen 50 Jahre meines Lebens sagen. Wie es sich hingegen in der Zukunft entwickeln wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Aktuell schätze ich, wird es so ähnlich weitergehen wie im Gestern.

Und da uns zweifelsohne das Thema der Kreativität in der einen oder anderen Weise noch in vielen weiteren Blogartikeln beschäftigen wird, möge die heutige kleine „Meditation“ zum Thema der kreativen Stimuli für den Moment genü­gen.

In der kommenden Woche nehme ich euch mit in die Kreativbilanz des Monats Juli 2016.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 82: Alles über Alice

Posted Oktober 18th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

zweifellos kennt ihr, wenn ihr schon langjährige Freunde des phantastischen Genres seid, Lewis Carolls phantastischen Klassiker „Alice im Wunderland“, möglicherweise auch seine Fortsetzung „Alice hinter den Spiegeln“. Ich geste­he, ich bin ein Spätberufener und habe beide Werke erst recht spät in meiner Lesekarriere entdeckt, nämlich während der Schlussphase meines Studiums an der TU Braunschweig, also in den späten 90er Jahren, als ich schon auf die 40 zuging.

Einerlei… noch etwas später stolperte ich dann über das Werk, das ich euch heute als Leseempfehlung sehr ans Herz legen möchte. Denn es ist doch so – wenn man das Buch eines klugen, raffinierten Geistes liest, muss man oftmals Dinge hinnehmen, die scheinbar keinen Sinn ergeben. Das ist umso häufiger der Fall, wenn der Autor sowieso zu logischen Schrullen und Tricksereien neigt, zu Wortspielen, Analogien und dergleichen, und vollends undurchdringlich werden dann solche Passagen, wo er auch noch biografische Einzelheiten in den Text einwebt.

Solch ein Autor war Lewis Carroll, und er war großartig darin, seine Texte so­wohl unterhaltsam zu schreiben als auch komplex zu verschlüsseln. Ich gestehe freimütig, dass ich bei der erstmaligen Lektüre der Alice-Romane an vielen Stel­len etwas überfordert war.

Doch dann kam der Spezialist für Carroll-Fragen, Martin Gardner, und er dachte ganz so wie ihr: Gibt es nicht eine Möglichkeit, die Rätsel zu entschleiern, das Dickicht zu durchdringen und dabei die Unterhaltsamkeit beizubehalten? Das muss doch möglich sein.

Ja, es war möglich, und heraus gekommen ist dieser dickleibige Prachtband. Wer also endlich Aufklärung über die vielen Rätsel der beiden genannten Ro­mane erhalten möchte, der konsultiere „Doktor Gardner“, und es werde Licht – und ja, auf sehr unterhaltsame Weise. Und Bilder gibt es natürlich auch darin.

Warum ich das so betone? Na, das werdet ihr gleich sehen, meine Freunde. Auf ins Abenteuer:

Alles über Alice

(OT: The Annotated Alice)

von Lewis Carroll & Martin Gardner

Europa-Verlag, August 2002

380 Seiten, geb.

Aus dem Englischen von Günther Flemming und Friedhelm Rathjen

ISBN 3-4203-75950-0

Wozu“, dachte Alice, „ist ein Buch ohne Bilder oder Unterhaltungen nütze?“1

Eine Frage, die typisch ist für ein Kind, und in der Folge war es natürlich ganz unumgänglich, dass jenes Buch, über das die junge Alice Pleasance Liddell, die Tochter des Dekans des Christchurch College in Oxford, letztlich sprach, auch Bilder enthalten musste.

Die Geschichte der wundersamen Abenteuer der kleinen Alice (im Buch ohne Nachnamen, teilweise manchmal sogar ohne Vornamen, beispielsweise, als sie in jenem Wald ist, in dem man schlicht alles vergisst), beginnt bei einem Boots­ausflug auf einem Nebenarm der Themse, mutmaßlich am 4. Juli 1862 (das Da­tum ist umstritten). An diesem Tag befanden sich im Boot Hochwürden Ro­binson Duckworth, der Mathematiker Reverend Charles Lutwidge Dodgson und die drei jungen Töchter des Dekans Liddell, Lorina Charlotte („Prima“), Alice Pleasance („Secunda“) und Edith („Tertia“), 13, 10 und 8 Jahre alt.2

Auf diesem Ausflug erzählte der durch und durch kinderliebe Reverend Dodgson, damals 30 Jahre alt, den Kindern eine Geschichte, die er aus dem Stegreif erzählte und die den Mädchen so sehr gefiel, dass Alice später darauf bestand, Dodgson möge sie doch aufschreiben, und wenn auch nur für sie allei­ne.

Schätzen wir uns glücklich, dass er auf sie gehört hat. Denn so entstand jenes Werk, das bis heute die Kinderliteratur enorm bereichert und mächtige Verwer­fungen in Literatur, Sekundärliteratur, Bilderbuch, Hörspiel- und Filmmedium hervorgebracht hat: Alice im Wunderland.

Kehren wir zurück zu jenem bald ins Mythische abgleitenden Bootsausflug. Dodgson, der später das Schriftstellerpseudonym „Lewis Carroll“ annahm, un­ter dem man ihn heute noch kennt, lässt die Reisegesellschaft an Land pausie­ren, und bei jener Pause geschieht es, dass die kleine, gelangweilte Alice (dem Beschreiben nach 7 Jahre alt), auf einmal einen Weißen Hasen vorbeilaufen sieht.

Nun wäre das nicht verblüffend, wenn das Tier nicht zum einen eine Weste trü­ge und eine Taschenuhr – und zum zweiten auch noch redete. „Oh weh, oh weh, ich werde zu spät kommen“, sind die legendären ersten Worte des Weißen Kaninchens.3

Alice, neugierig geworden, folgt dem Wesen und springt hinter ihm in einen schier endlos tiefen Kaninchenbau. Und spätestens jetzt kann der Leser nicht mehr aufhören, will wissen, wie es weitergeht. Was es mit dem Weißen Kanin­chen auf sich hat oder wie Alice, als sie denn einmal in der Unterwelt gelandet ist, durch ein winziges Türchen („nicht viel größer als ein Rattenloch“4) in den Garten gelangen kann (es hat, soviel sei verraten, mit einem Fläschchen zu tun, auf dessen Begleitzettel5 „Trink mich!“ steht, und mit Fächer und Handschuhen6).

Das rasch äußerst verwirrte Mädchen macht die Bekanntschaft mit sprechen­den Tieren, mit dem Märzhasen und dem Verrückten Hutmacher, der so konfus ist, dass er bisweilen von seiner Tasse abbeißt statt vom Kuchen. Sie trifft ein Raupentier, isst eigentümliche Pilze mit noch seltsameren Eigenschaften, und schließlich begegnet sie der rätselhaft lächelnden Cheshire-Katze und den le­benden Spielkarten, die, sagen wir es vornehm, durchaus neurotische Züge tra­gen (man schaue sich nur die Königin an mit ihrem Standardsatz: „Den Kopf ihm ab! Den Kopf ihr ab!“7). Und was ist mit so obskuren Wesen wie dem Schildkrö­tensupperich und dem Greifen oder mit der Hummer-Quadrille? Die Krönung der Geschichte ist es dann schließlich, als Alice im Wunderland auch noch vor Gericht landet…

Wenn man aus diesem Buch auftaucht, ist man durchaus ganz konfus, aber es ist eine wunderbare, entspannende, von zahlreichem Gekicher und Gelächter durchzogene Konfusion. Und da man sich erst auf Seite 140 befindet, kann der Leser sich behaglich zurücklehnen und weiterblättern, denn es gibt noch mehr zu entdecken. Schließlich ist das alles erst der Anfang.

Sechs Jahre nach der ersten Publikation von „Alice’s Adventures in Wonderland“ (1865) setzt Carroll, der inzwischen schon mit zwei weiteren Wer­ken publizistisch tätig war8 und daran offensichtlich zunehmend Gefallen findet, die vielleicht noch wirkungsmächtigere Erzählung „Through the Looking-Glass, and What Alice Found There“ (1871). Diesmal beginnt man schnell zu spüren, dass Carroll leidenschaftlicher Mathematiker, Logiker und Schachspieler war. Ohne Grundkenntnisse in diesen Bereichen wird man vieles nicht verstehen und genießen können.

Wieder heißt die Hauptperson Alice Liddell, und von neuem beginnt die Erzäh­lung ganz unspektakulär, etwa ein halbes Jahr nach der ersten Geschichte. Nach der internen Zeitrechnung der Geschichten ist Alice also siebeneinhalb Jahre alt. Diesmal befindet sie sich mit ihren drei kleinen Kätzchen im Winter im war­men Salon des elterlichen Hauses, das Kaminfeuer knistert, es ist kuschelig warm, und Alice plaudert mit den Kätzchen, einem schwarzen (Kitti) und wei­ßen sowie dem Muttertier Dinah.9

Während dieser weitgehend ergebnislosen Diskussionen (um Alice zu zitieren: „Es ist eine sehr unangenehme Eigenschaft von Kätzchen, dass sie, was man auch zu ihnen spricht, IMMER nur schnurren. Wenn sie doch nur schnurren wür­den für ‚ja‘ und miauen für ‚nein‘ oder so etwas ähnliches…, so dass man eine Unterhaltung pflegen könnte! Aber wie soll man sich mit jemandem unterhal­ten, wenn sie immer auf die gleiche Weise antworten?“10) malt sich das Mäd­chen aus, wie es wohl wäre, das Spiegelbild hinter dem Kaminspiegel aufzusu­chen und das andere Haus auf der anderen Seite zu erforschen, ob es sich dort irgendwie vom Hier und Jetzt unterschiede.

Nun, ein Versuch, den Spiegel zu durchdringen, ist auch prompt von Erfolg ge­krönt, und sie findet sich im Spiegelbild ihres elterlichen Hauses wieder. Und hier ist einiges anders: die glatten Vasen haben hier Gesichter, Blumen im Gar­ten können reden, korkenzieherartig gewundene Wege führen auf seltsame Weise im Kreise. Und dann ist das mit der Bewegung in der Spiegelwelt sowieso so eine Sache. Lauschen wir der Antwort der Schwarzen Königin auf Alices be­rechtigte Bemerkung:

Nun, in UNSEREM Land“, sprach Alice, immer noch nach Luft schnappend, „ge­langt man im allgemeinen irgendwo anders hin – wenn man lange Zeit sehr schnell rennt, wie wir es getan haben.“

Scheint ein ziemlich behäbiges Land zu sein“, sprach die Königin. „HIER, jeden­falls, muss man so schnell rennen, wie DU kannst, um auf der selben Stelle zu bleiben. Wenn man woanders hin möchte, muss an mindestens doppelt so schnell rennen wie eben.“11

Alles klar? Schön, Alice geht es ebenso.

Komplizierter wird die Sache dadurch, dass Alice nicht nur einfach so durchs Spiegelland schlendern kann, sondern der ganze Roman als Schachpartie ange­legt ist, inklusive der entsprechenden Züge, Begegnungen und so weiter. Über­krustet von Lewis Carrolls Hang zu bizarrem Humor, Nonsens-Diskussionen, doppelbödigen Anspielungen und rätselhaften Andeutungen, erweist er sich als regelrechtes logisches Minenfeld, und wer nicht sehr präzise liest und mächtig aufpasst, landet schnell im Abseits.

Wer hingegen Acht gibt, bekommt ein paar richtig vergnügliche Leckerbissen zu lesen und macht während Alices unübersichtlicher Reise durchs Spiegelland12 die Bekanntschaft mit weiteren seltsamen Wesen Lewis Carrolls, beispielsweise dem „Schebberroch“, dem „Butterbrotling“, Dideldum und Dideldei, mit dem Walross und dem Zimmermann, der zerstreuten Weißen Königin, die sich schon mal bisweilen in ein sprechendes, strickendes Schaf verwandelt, aus einem Ei wächst der obskure, auf einer Mauer sitzende Humpti Dumpti… und so wei­ter.13

Das Ziel von Alice soll es sein, die Schachfeld-Landschaft zu überwinden, um letztlich zur Königin aufzusteigen. Allerdings ist das noch nicht ganz das Ende vom Lied, wie man bald bemerken wird, wenn man sich auf das Abenteuer des Buches einlässt…

Martin Gardner, jahrzehntelanger Carroll-Experte und ausgewiesener Logiker und Mathematiker, der lange die mathematische Rätselecke im SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT („Scientific American“) betreut hat, brauchte viele Jahre, um einen Großteil der Andeutungen und kryptischen Hinweise im Buch zu durch­dringen, und er hat sein ursprüngliches Buch „The Annotated Alice“ schon 1960 herausgebracht.

Diese, nun 40 Jahre später aufgelegte und wesentlich erweiterte Auflage ist in vielerlei Hinsicht ergänzt und durch aktuelle Literatur und Filme etwa ergänzt. Gardner löst mit seinem enzyklopädischen Wissen um den schrulligen briti­schen Schriftsteller die zahllosen Anspielungen auf Oxforder Verhältnisse und das direkte Lebensumfeld von Alice Pleasance Liddell und ihre Familie auf, er rückt Hinweise auf inzwischen vergangene Alltagsphänomene, Kleidung, Rede­wendungen oder Essgewohnheiten ins rechte Licht und erhellt so das sonst weitgehend kryptische zweite Alice-Buch gründlich. Ohne seine Anmerkungen, die – mit vollem Recht – Dutzende von Seiten ausmachen und vielfach sehr in­teressant zu lesen sind, ist dieses Werk vermutlich nur die Hälfte wert.

Gardner scheut sich auch nicht davor, durchaus kritische Bemerkungen zur Per­son Dodgsons/Carrolls (1832-1898) selbst zu machen, wenn er auch nicht unbe­dingt freudianischen Überinterpretationen folgt. Es steht halt nur fest: Dodgson, ein gegenüber Erwachsenen und männlichen Kindern unendlich ge­hemmter und häufig in Stottereien verfallender, gleichwohl durchaus genialer Mann, der nie heiratete, hegte Zeit seines Lebens intensive Gefühle für kleine Mädchen. Nein, nicht, was ihr jetzt denkt: Er war ein viktorianischer Gentle­man, und der bloße Gedanke daran, sich seinen angebeteten kleinen Freundin­nen zu nähern, hätte ihn zutiefst schockiert. Dennoch muss man es anmerken: Dies hielt ihn nicht davon ab, seine kleinen Freundinnen – mit Einwilligung der Mütter – nackt zu fotografieren. Dies ist vielleicht der einzige Zug, der an Carroll unangenehm und verurteilenswert ist.14

Ansonsten jedoch kann man ihn mittels seiner schriftlichen Zeugnisse, insbe­sondere auch der oft hierin zitierten Tagebücher, als einen sehr einfühlsamen Literaten mit breitem Lesehorizont, überbordendem Wortwitz und einer un­endlich ausgeprägten Neigung zum Erfinden bezeichnen. Wenn man die oben erwähnte Charakterschwäche, die sich in den Alice-Romanen übrigens nirgends auswirkt, einmal außer acht lässt, ist es meiner Ansicht nach äußerst empfeh­lenswert, diese beiden Romane, vereint in diesem kommentierten, von John Tenniel ausgezeichnet illustrierten Buch zu lesen. Ähnlich wie schon im „Wizard Of Oz“ von L. Frank Baum15, ja, vielleicht noch mehr als dort, kann man so selbst als Erwachsener wieder einmal in die wunderbare Welt der Kindheit eintauchen und, vielleicht, auch noch was fürs spätere Leben lernen…16

© by Uwe Lammers, 2007

Na, meine Freunde? Ich denke, ich habe nicht zu viel versprochen, sondern euch eher den Mund wässrig gemacht. Und so soll es auch sein. Zu dem Thema in der Fußnote 16 komme ich in ein paar Monaten, da macht euch mal kein Kopfzerbrechen. Es dürfte heuer schwer werden, das Fanzine Baden-Württem­berg Aktuell (BWA) Nr. 275 zu bekommen, es ist nur in sehr kleiner Auflage er­schienen. Aber den Text des Artikels stelle ich euch beizeiten bereitwillig zur Lektüre zur Verfügung.

In der kommenden Woche begeben wir uns demgegenüber in kalte Gewässer des hohen Nordens und zu einem weiteren Abenteuer mit unserem Heldenpaar Dirk Pitt und Albert Giordino.

Um welchen Roman es da konkret gehen wird? Na, da schaut einfach kommen­de Woche wieder rein, dann seid ihr schlauer.

Soviel für heute.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Lewis Carroll: „Alice im Wunderland“, Kapitel 1, S. 11. Historiker wie ich sind da allge­mein der Ansicht, dass Bilder natürlich nützlich für die Visualisierung der Phantasie sind, aber ansonsten scheint es nicht zwingend notwendig, Bilder zu haben, konstitutiv für den Wert eines Buches sind sie schon gar nicht. Aber, wie gesagt, erwachsene Historiker sind eben auch keine Kinder.

2 Ebd., Einleitung, Anmerkung 1, S. 7.

3 Ebd., S. 11/12.

4 Vgl. Lewis Carroll: „Alice im Wunderland“, Kapitel 1, S. 16. Diese Entdeckung löst in ihr ei­niges Bedauern aus, aber sie gibt die Hoffnung nicht auf: „Denn, seht ihr, in der letzten Zeit waren so viele ungewöhnliche Dinge geschehen, dass Alice begonnen hatte zu den­ken, es wären tatsächlich nur sehr wenige Dinge wirklich unmöglich.“ Und das ist doch ein schöner Anfang für dieses Buch, nicht wahr?

5 Damals, wie Martin Gardner erläutert, allgemein üblich bei Flascheninhalten, insbesonde­re bei Medizin, quasi so wie bei uns heute die Packungsbeilage bei Medikamenten. Vgl. Kapitel 1, Anmerkung 8, S. 17.

6 Wer das nicht versteht, sollte es wirklich nachlesen. Vergnügen garantiert!

7 Vgl. Lewis Carroll: „Alice im Wunderland“, erstmals in Kapitel 8, S. 91.

8 Es handelt sich um An Elementary Treatise on Determinants, 1867 (also eher eine sachli­che Abhandlung), und um Phantasmagoria and other Poems, 1869.

9 Vgl. Lewis Carroll: „Durch den Spiegel und was Alice dort fand“, Kapitel 1, S. 152-159.

10 Ebd., Kapitel 12, S. 297.

11 Vgl. Lewis Carroll: „Durch den Spiegel und was Alice dort fand“, Kapitel 2, S. 184.

12 Ja, es sieht so übersichtlich aus auf der Illustration auf Seite 182, aber das täuscht. Wenn Alice die schmalen Bächlein überspringt, die die einzelnen Felder voneinander trennen, ja, auch auf einzelnen Feldern selbst kann es ihr widerfahren, dass sie eben noch geht und im nächsten in einem Zugabteil sitzt (zusammen mit einem Mann mit Papierhut und einer sprechenden Ziege) oder sich in einem Laden wiederfindet, dessen Waren sich ihrem Zu­griff beharrlich entziehen – übrigens ein Faktum, das in den Harry-Potter-Romanen gewis­se Analogien findet.

13 Die Sache mit dem Einhorn und dem unteilbaren Spiegelkuchen soll an dieser Stelle bes­ser noch nicht verraten werden. Es muss doch auch ein paar Überraschungen im Buch ge­ben, gell?

14 Ging Gardner noch 1960 in „The Annotated Alice“ davon aus, von diesen Portraits hätten sich keine erhalten, so wurde er eines Besseren belehrt. In der Literatur verweist er heute auf Morton N. Cohen: „Reflections in a Looking Glass“, 1998, in dem man sowohl einiges von Carrolls sonstiger Fotoleidenschaft wiederfindet – wie eben auch die vier erhaltenen Nacktfotografien kleiner Mädchen. Das Buch ist auch in Deutschland erschienen: „Lewis Carroll: Reflexionen im Spiegel“, 1999. Aus Carrolls sonstigen Äußerungen und Lebenswan­del muss man wohl den Schluss ziehen, dass er eine schreckliche Angst vor erwachender weiblicher Sexualität besaß.

15 Vgl. hierzu meinen Artikel „The Wonderful Wizard Of Oz oder Ein Mythos wird geboren“, abgedruckt in BWA 275, August 2006. In Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

16 Ganz zu schweigen davon, dass man unerwartet zahlreiche bekannte Personen wiederfin­det. Ich nenne nur mal ein paar: den Komponisten John Barry („James Bond“), Peter Sel­lers, Ian Holm, Whoopi Goldberg, Ben Kingsley, Gene Wilder, Peter Ustinov, Robbie Coltra­ne („Hagrid“ in den Harry-Potter-Verfilmungen), den Regisseur Wes Craven, Sammy Davis Jr., Zsa Zsa Gabor, Ricardo Montalban, Richard Burton, Telly Savalas („Kojak“), Ringo Starr von den „Beatles“ oder Kate Beckinsale („Aviator“, „Pearl Harbor“). Außerdem erfahren wir so en passant, dass Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling sich ebenfalls, als sie im Quiddit­ch-Spiel den „goldenen Schnatz“ erfand, schamlos bei Lewis Carroll bedient hat. Und dass im Anhang (S. 344) das Satzende fehlt, trübt das Lesevergnügen auch nicht wirklich. Die meisten Leser werden das kaum registrieren.

Liebe Freunde des OSM,

während wir üblicherweise der Auffassung sind, dass die Welt, wie wir sie se­hen, fühlen, riechen und schmecken können, aus Gründen der Evidenz das ein­zige ist, was existiert, gibt es in den Gefilden der Phantastik andere Anschauun­gen, die uns bisweilen daran zweifeln lassen, ob das tatsächlich schon alles ist, was es gibt. Ja, vielleicht ist etwas dran an dem alten Vorwurf des Eskapismus – dass sich Phantasten in andere Welten jenseits der ihren gewissermaßen „weg­träumen“, wenn ihnen das Hier und Jetzt nicht mehr zusagt, zu beschwerlich ist oder zu finster, um darin glücklich werden zu können.

Doch wer das allein auf diesen Punkt fokussiert, sieht das meiner Ansicht nach verkehrt. Schauen wir uns einfach mal heute ein Beispiel an, über das ich euch gegenüber schon seit Jahren im Rahmen meines Blogs rede – die bisweilen sehr fragile Wirklichkeitsstruktur des Oki Stanwer Mythos.

Aktuell bin ich gerade – wenngleich ich wirklich wenig Zeit finde, das zu tun und alles ein wenig wie in Zeitlupe geschieht, sehr zu meinem eigenen Unbehagen – dabei, einen Teil meiner alten maschinenschriftlichen Skripte abzuschreiben, zu kommentieren und mit einem reiferen Blick aus einer Distanz von einigen Jahr­zehnten zu durchdringen. Da kommen spannende Dinge ans Tageslicht, die heu­te sehr viel mehr Sinn ergeben als damals, als ich sie in rasendem kreativem Wirbel niederschrieb.

Der Ort, an dem unsere heutige Reise beginnt, heißt Church Island.

Wenn ihr dereinst davon lesen werdet, könnte der eine oder andere von euch geneigt sein, diesen Ort auf der Landkarte zu suchen. Falls es so kommt, seht ihr mich zufrieden schmunzeln. Weshalb? Weil es Church Island nicht gibt. Diese Insel ist ebenso wie etwa Orte namens Malsena oder Whitmore ein reines Ge­bilde des OSM. Und zugleich halbmateriell in unserer Wirklichkeit verankert.

Halbmateriell deswegen, weil die Umgebung durchaus real ist. Es gibt die Bucht The Wash an Ostküste von England, und ja, sie blickt zweifellos auf eine jahrtau­sendelange Geschichte zurück. Nur gibt es die Insel Church Island dort nicht, auf die es Oki Stanwer und seine Getreuen am 10. November 2035 verschlägt.

Wir befinden uns im KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Scher­gen“ (KGTDUS, Schreibzeit: 1984-1989). Oki Stanwer hat in den zurückliegenden Jahren – genauer sollte man wohl von Jahrtausenden sprechen – viel erlebt und ist inzwischen eine labile Persönlichkeit mit angegriffenem Nervenkostüm. Das ist üblicherweise schon unschön… aber in diesem Kosmos hat die Hauptperson des Oki Stanwer Mythos Zugriff auf seine starken Parafähigkeiten und kann sie nicht recht kontrollieren. Außerdem leidet er unter sich ständig verstärkender Paranoia, was dann erst recht eine unschöne Mischung ist.

Als ihm von Church Island ein Kristallzylinder mit seinem Namen darauf zuge­stellt wird, der eine mental aufgeprägte Botschaft enthält, die ihn auffordert, die so genannte „Siegelwelt“ zu besuchen – über ein Dimensionstor, das sich auf Church Island befindet – , da geraten die Dinge in Bewegung.

Im Winter 1987, als ich diese Abenteuer frisch sah und niederschrieb, wusste ich, dass phantastische Dinge bevorstanden. Denn die Siegelwelt kannte ich… ein legendärer Ort jenseits der Vorstellung. Ich hatte diese Welt erstmals im Herbst 1986 besucht… na, entdeckt, sollte ich sagen. In einem Strudel des ver­nichtenden Alptraums. Das war damals, als TOTAMS „schwarze Mauer“ die Ga­laxis Milchstraße einriss und der Endkampf im KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ (1983-1986) ausgetragen wurde.

Dort verschlug es Oki Stanwer und seine Getreuen erstmals auf die Siegelwelt – einen Planeten, der so unabweislich künstlich ist, dass man es ihm auf den ers­ten Blick ansieht: die Siegelwelt ist physisch würfelförmig, und sie besitzt unter jeder ihrer sechs Seiten ein eigenes Gravitationszentrum. Ihr werdet später im KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL) sehen, dass die Siegel­welt gewissermaßen die Passform für die so genannten EWIGKEIT-Welten die­ses KONFLIKTS ist. Dort steht in naher Zukunft die Erforschung der Unterwelt dieser EWIGKEIT-Welten an, aber das soll hier nur am Rande erwähnt werden.

Wichtig ist für unseren heutigen Exkurs die Frage, wo genau diese Siegelwelt denn nun liegt. Denn Teil unseres Universums ist sie im Grunde genommen nicht, und das war mir schon im Herbst 1986 klar, als ich erstmals dorthin ver­schlagen wurde.

Die Siegelwelt ist eine Schöpfung TOTAMS. Und dementsprechend liegt sie – der ersten Anschauung nach – in TOTAMS Machtbereich. Das ist allerdings nur der erste Anschein, der trügerisch ist. Die Sachverhalte sind noch etwas haar­sträubender.

Als Oki Stanwer das erwähnte Dimensionstor durchschreitet, landet er auf der Siegelwelt, was an sich wenig verblüffend wäre. Aber er kommt durchaus nicht dort heraus, wo er hingelangen soll, im so genannten „Bernsteinschloss“ des „Messias“, der seit langem die Siegelwelt beherrscht und nach ihm gerufen hat (unter anderem, weil TOTAMS Truppen derzeit dabei sind, die Siegelwelt zu stürmen, aber das muss ich wann anders näher ausführen). Stattdessen gerät er in die Gefangenschaft einer Gruppierung, die sich TOTANOR nennt und aus lini­entreuen Totenköpfen TOTAMS besteht.

Er fällt also quasi in Feindeshand, zu seinem Glück nicht allzu lange.

Doch zurück zu unserem Gedanken von eben: von der Erde ist die Siegelwelt of­fenbar nur durch eine feine Membran getrennt, eine transuniversale Barriere. Sich aber nun vorzustellen, die sei ohne weiteres einzureißen, um neue Tore in diese Welt zu öffnen, das wäre einigermaßen naiv. So funktioniert das in der Science Fiction nicht, und im OSM auch nicht. Die Logik dahinter ist meines Er­achtens auch sehr nachvollziehbar:

Wenn man einen Vorhang aus Raumzeit durchstoßen möchte, stemmt man sich gewissermaßen gegen das gesamte Universum. Die Energie, die man an einem Punkt aufwendet, verteilt sich rasend schnell und verpufft. Der Effekt, ein Loch in die Raumzeit reißen zu wollen, wäre also gleich null, ganz egal, wie viel Ener­gie man einsetzt. Sollte man es dennoch schaffen, so etwas zu erzeugen, würde man höchstwahrscheinlich einen instabilen Riss in Raum und Zeit erzeugen, der einen Strudel der Vernichtung nach sich zöge und alles in den Abgrund risse (nicht umsonst, flechte ich hier mal ein, erzeugen transuniversale Risse in der modernen DOCTOR WHO-Serie solche Probleme, das ist im OSM durchaus sehr ähnlich).

Wenn man also von einem Punkt eines Universums in ein benachbartes Konti­nuum gelangen möchte, das möglicherweise nur einen hauchdünnen, unsicht­baren Schleier von Raumzeit weit von uns entfernt ist – hier: die Siegelwelt – , dann gibt es natürlich einen Trick: man bedient sich eines Dimensionsportals.

Die Siegelwelt ist über sechs solche Portale zugänglich, und wie man bereits an der Anzahl erkennt, sind sie künstlichen Charakters. Die Macht, die sie geschaf­fen hat, braucht man nicht zu mystifizieren, sie ist offenkundig: TOTAM, die Macht des Bösen. Die Gründe, warum sechs Portale zur Erde geschaffen wur­den, sind hingegen bis heute unbekannt. Natürlich nicht nur, damit Oki Stanwer dort hindurchgehen kann. Das wäre ein wenig zu simpel gedacht.

Wir müssen TOTAM die Fähigkeit unterstellen, sich mit Raum und Zeit so gut auszukennen, um sowohl die nötige Energie für die Schaffung solcher Raumzeit-Anomalien wie der Dimensionsportale zur Siegelwelt zu haben als auch die Be­fähigung, diese Übergänge ohne katastrophale Nebeneffekte zu stabilisieren. Wir sehen es ja in diesen vier Episoden der KGTDUS-Serie (75-78, 1987/88).

Aber was genau hat Oki Stanwer da jetzt erreicht?

Ja, ja, die Siegelwelt, das wissen wir schon. Aber was genau IST sie? Um ein we­nig in die Gegenwart des OSM vorzugreifen… wenn man auf der Siegelwelt ir­gendeine Substanz analysierte, sei es Fels, sei es Vegetation oder sonst etwas, so würde das Analysegerät mit den ermittelten Daten rein gar nichts anfangen können. Ich habe eine analoge Situation in dem Roman „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“, der in KONFLIKT 21 spielt, anno 2010 ausführlich beschrieben (ja, ich weiß, Freunde, den könnt ihr auch noch nicht lesen. Er wird beizeiten als Annalen-Band veröffentlicht werden, aber das liegt wirklich noch geraume Zeit in der Zukunft. Entschuldigt bitte).

Die Analysegeräte würden sagen „unbekannte Materie“, und zwar egal, ob es sich dabei um Holz, Gestein, Metall oder sonst etwas handelt. Das weiß ich heu­te. Damals war mir das natürlich nicht bewusst. Ich dachte naiv, Wasser sei auf der Siegelwelt einfach Wasser, das man trinken könne, Holz könnte man ganz normal entzünden usw. Kann man auch, und das ist das Trügerische. Was wir da tun, hat aber mit den physikalischen Prozessen unseres Universums nicht mehr das Geringste zu tun, es ist… wie soll ich sagen… es ist sozusagen nur ein Analogon zu den Prozessen in unserer Wirklichkeit.

Wir haben schließlich unser Universum verlassen, nicht wahr?

Und genau genommen sind wir auf TOTAM.

Damit haben wir die verwirrende Realität der Siegelwelt und des „Vorhofs“ er­reicht, in dem sich der schwarze Planet TOTAM um seine grüne, kleine Sonne Granat dreht. Hier ist buchstäblich nichts so, wie es scheint. Granat ist keine Sonne im originären Sinn, Materie ist eigentlich keine Materie, und selbst etwas so Eindeutiges wie der Ort, an dem man sich gerade aufhält, ist verstörend fremdartig konnotiert.

Das klingt bizarr und unbegreiflich? Ich gebe euch für heute nur ein einziges Beispiel für TOTAMS unglaubliche Fremdartigkeit… eigentlich ist das den Kos­mologie-Lektionen vorbehalten, wo ihr diesen Dingen wieder begegnen wer­det. Aber da ich mich aktuell gerade in dieser Denksphäre aufhalte, konfrontie­re ich euch damit schon jetzt:

Die Siegelwelt ist auf den ersten Blick ein Planet, wenn auch zweifellos ein künstli­cher und seltsam aussehender, der in einem schwarzen Vakuum ebenso wie TO­TAM um die Sonne Granat treibt. Es gibt noch eine ganze Reihe von ähnli­chen Welten, die gleich der Siegelwelt um Granat kreisen. Auf den ersten Blick könnte man das für ein Sonnensystem halten.

Es ist nur keins.

Der ORT dieses gesamten „Sonnensystems“ ist nämlich, bitte festhalten, im In­nern TOTAMS. Der gesamte Vorhof, ein Kontinuum von schätzungsweise eini­gen Lichtmonaten Durchmesser, ist, streng genommen, Teil von TOTAMS Sub­stanz und liegt im Innern TOTAMS… allerdings hat das Wesen TOTAM diesen Teil von sich selbst „ausgestülpt“. Völlig unbegreiflich wird es dadurch, dass der Pla­net TOTAM, in dem sich das alles ja eigentlich befindet, als Teil dieser ausge­stülpten Sphäre darbietet. Man könnte prinzipiell von der Siegelwelt mit einem Raumschiff zum Planeten TOTAM hinüberfliegen.

Man könnte auch, umgekehrt, diesen Weg mit einem einzigen Schritt oder ei­ner Seitwärtsbewegung zurücklegen.

Das ist ein wichtiger Aspekt der nicht-euklidischen Geometrie TOTAMS, die Physiker an den Rand des Wahnsinns treiben kann. Hier sind Dinge möglich, von denen unsere Wissenschaft nicht mal zu träumen wagt. Und ich versichere euch, im Gegensatz zu der Zeit vor rund dreißig Jahren, als ich noch glaubte, man müsse alles Rätselhafte im OSM mit „Magie“ erklären, bin ich heute so weit, zu verstehen, dass es der Magie dafür nun wirklich nicht bedarf. Auch wenn es für viele Leute natürlich so ausschaut.

Ich finde es dann immer hilfreich, historisch ein wenig zurückzuprojizieren und mir Zeitreisende vorzustellen, die aus der Jetztzeit etwa zurückreisen in die Epo­che der Maya oder der alten Römer, und die dann Hightech mitbrächten. Ein kleines Gerät, das man in die Tasche stecken kann, in dem sich eine ganze Bi­bliothek verbirgt? Zauberei, eindeutig. Heute sagt man dazu, beispielsweise, E-Book-Reader.

Arthur C. Clarke schuf das geflügelte Wort, dass jede hoch entwickelte Techno­logie von Magie kaum mehr zu unterscheiden wäre, und ich denke gegenwärtig mehr denn je, dass er damit richtig lag. Das gilt in Abwandlung auch für die physikalischen Grundlagen des Oki Stanwer Mythos, besonders dann, wenn man sich in die Gefilde TOTAMS verirrt, wie das der arme Oki Stanwer im KON­FLIKT 18 tat. Aber beizeiten könnt ihr ihm dorthin folgen – und ich bin über­zeugt, das wird eine spannende Lektüre.

Für heute haben wir aber genug gehört von transuniversalen Portalen und der fragilen Membran der Wirklichkeit. Auf alles andere, was ich oben anriss, kom­me ich beizeiten ausführlicher zu sprechen.

Wohin die Reise in der nächsten Woche geht, sei hier noch nicht vorweggenom­men. Aber spannend bleibt es, keine Frage.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 81: Das Haus gegenüber

Posted Oktober 12th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

achtet eigentlich jemand mal, wenn er durch eine ganz alltägliche Straße geht, jemals auf „das Haus gegenüber“? Da ist eins, das fünf bis sechs Stockwerke hat, in dem Familien wohnen, alte Leute nach dem Ende ihres Berufslebens, vielleicht auch schrullige Personen, die man gelegentlich aus dem Fenster schauen sieht… aber was mag in diesem Gebäude wirklich vor sich gehen? Kann man darüber Geschichten erzählen, phantastische noch dazu? Über selt­same Menschen, die andere traditionell zum Essen einladen beispielsweise? Oder über merkwürdige, kauzige Leute, die ständig das Licht brennen lassen? Über jemand, dem man vielleicht im Treppenhaus begegnet, der ständig Bret­ter, Seile und dergleichen nach oben transportiert, als ob er etwas Wichtiges, Monumentales baut?

Vielleicht, ja.

Im Jahre 1982 unternahmen zwei Franzosen den Versuch, über so etwas schein­bar ganz Alltägliches zu schreiben wie ein „ganz normales Haus“ in Paris. Und zugleich etwas über die Träume, Phantasien und grässlichen Alpträume, die sich gleichwohl ebenso in diesen Mauern eingenistet haben, unentdeckt und unbe­rührt vom Alltagsleben ringsum.

Ich habe mich mit einiger Verspätung in dieses Abenteuer gestürzt und dabei einen heute natürlich längst vergriffenen Roman entdeckt, der zweifelsohne eine Neuentdeckung durch aufmerksame Leser verdient. Folgt mir in ein ganz bescheidenes Mehrfamilienhaus in Paris:

Das Haus gegenüber

(OT: L’Immeuble d’en Face)

Von Jean-Pierre Andrevon & Philippe Cousin

Heyne 4858, 1992

272 Seiten, TB

Aus dem Französischen von Georges Hausemer

ISBN 3-453-05381-8

Schon der Untertitel auf der Vorsatzblattseite lässt den neugierigen Leser stut­zen: „Roman in zehn Episoden und fünf (bis sechs) Stockwerken“. Er blättert wei­ter und stößt tatsächlich nach dem Inhaltsverzeichnis auf einen Hausplan mit den Mietparteien – und auf das erste Rätsel des Buches. Denn anstelle des drit­ten Stockwerks sind nur Fragezeichen eingezeichnet. Was mag das heißen? Sind die Mieter des dritten Stocks unbekannt? Sind die Räume nicht belegt? Und warum folgt im Inhaltsverzeichnis – nach Stockwerken vom Erdgeschoss bis zum fünften Stock sortiert – auf die zweite Etage gleich die vierte?

Fürwahr, es scheint ein eigenartiges „Haus gegenüber“ zu sein, dieses Gebäude in Paris in der Rue de Saintonge Nr. 5. Normalerweise geht man achtlos an Ge­bäuden dieser Art vorbei, von denen es in Paris Hunderte geben mag. Doch das Autorenduo schickt uns in zehn Episoden auf einen Rundgang durch dieses Haus, und in jeder der miteinander verflochtenen Geschichten lernen wir Be­wohner und Schicksale kennen, bis wir das Haus schließlich von Grund auf ken­nen gelernt haben.

Eine gruselige Erfahrung, kann ich euch sagen, und eine sehr lesenswerte. Folgt mir einfach in den Episodenroman und macht euch selbst ein Bild:

Da ist zum Beispiel der Junggeselle Jacques-Pierre Hougremont im Erdgeschoss links (in der Geschichte „Dieses Licht, das aus dem Dunkeln kommt“), in dessen Wohnung absonderlicherweise Tag und Nacht das Licht brennt… schrullig? Ja, aber es gibt da noch einen beunruhigenden anderen Grund, den man schon alptraumhaft nennen kann. Aber dies ist ja alles erst der Anfang.

Direkt gegenüber wohnt der pensionierte Polizist Hector Poi (nachzulesen in „Der zerstückelte Mann“), der regelmäßig Briefe mit seinem in Breteuil-sur-Noye lebenden Freund Adolphe Zibold wechselt. Nach einer Weile kündigt er seinen Besuch bei Adolphe an, taucht aber nicht auf. Und seine Briefe werden auf bestürzende Weise immer wirrer und hören schließlich ganz auf. Adolphe beschließt besorgt, nachsehen zu lassen, was mit seinem alten Freund los ist… eine Nachforschung, die ein grässliches Rätsel zutage fördert…

Auf der ersten Etage links wohnt der mäßig erfolgreiche SF-Schriftsteller Jerôme Pensedur („Der Mann, dem die Außerirdischen alles wegnahmen“), der eines Ta­ges überraschend Besuch von einem Alien bekommt, das mit einer akribischen Erfassung seines gesamten Hausrates beginnt, um ihn sodann verpacken zu las­sen. Aber das ist leider noch lange nicht alles…

Genau gegenüber auf der ersten Etage („Die Wände haben Beine“) lebt der alte, pensionierte Soldat Léon Lessourd, dessen Wohnung voll gestellt ist mit alten Erinnerungsstücken. Léon hadert mit der Welt, mit der Jugend von heute, mit den Ausländern, eigentlich mit fast allem… und grässlich wird es für ihn, als nach dem verschwundenen Jerôme Pensedur ein junges Pärchen, mutmaßlich ausländischer Abstammung, in die gegenüberliegende Wohnung einzieht. Von dem Moment an wird sein Leben zu einem nie gekannten Alptraum und ver­wandelt sich in einen unentwegten, hasserfüllten Kriegszustand…

Auf der zweiten Etage links lebt der junge Georges mit seinen Eltern („Georges wollte auf die dritte Etage“). Seit Jahren leidet er an den Folgen eines Verkehrs­unfalls. Er wurde von einem Auto angefahren, und seither ist er querschnittsge­lähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen, der allerdings so raffiniert gebaut ist, dass er damit Treppen erklimmen kann. Dennoch… den dritten Stock des Hau­ses und alle darüber liegenden, die kennt er nur vom Hörensagen. Und wen auch immer er von den Bewohnern befragt, die dort oben wohnen – entweder hört er, das mit dem dritten Stock sei ein Irrtum des Architekten gewesen (denn tatsächlich gibt niemand zu, im dritten Stock zu wohnen, die Parmentiers und die Lehureux sagen stets, sie wohnten im vierten Stock), oder das Stockwerk sei unbewohnt. Aber Genaueres scheint niemand zu wissen.

Und schließlich vernimmt Georges direkt über sich nachts eine Stimme, die sei­nen Namen flüstert. Jemand im dritten Stock. Eine Frau, eindeutig, er ist sich ganz sicher… und als seine Eltern dann eines Tages ohne ihn in Urlaub fahren, macht er sich auf den Weg in den dritten Stock, den rätselhaften…

Direkt gegenüber wohnt die Familie Goulot („Krieg ist Krieg“). Drei Kinder, zwei Jungen, ein Mädchen, ein Au-pair-Mädchen namens Fourmille, Roger und Me­lanie Goulot, die Eltern. Er ist ein Versicherungsagent… aber auch er lebt ein zweites Leben, und dies ist das ziemlich ungeheuerliche Leben als Oberfeldwe­bel. Als er eines Tages mitten in der Woche Besuch von einem Offizier in voller Uniform bekommt und man ihm erklärt: „Es ist Krieg!“, da verwandelt sich seine Wohnung in eine Gefechtszone ohnegleichen, wie man sich das gar nicht vor­stellen kann…

Die dritte Etage ist, wie gesagt, ein gewisses Problem, dem man in der Ge­schichte um Georges näher kommt. Gehen wir also die Treppe hoch in den vier­ten Stock.

Links lebt die Familie Parmentier, wohlbeleibte Personen mit sechs kleinen Kin­dern im Alter von drei bis acht Jahren, die seit vielen Jahren mit dem Ehepaar Mageollet befreundet sind („Gastfreundschaft“). Sie sind ein Ehepaar, das gern gut und viel isst, und doch haben sie inzwischen ein ernstes Problem – die kuli­narischen Wochenenden, die immer im Wechsel stattfinden, arten längst in eine Art von Wettkampf aus. Und die Familie Parmentier lebt nun schon gerau­me Zeit in prekären Finanzverhältnissen. Dennoch haben sie so etwas wie Ehre und Schamgefühl. Und schließlich führt dies zu einer grässlichen Entwicklung, die man nur noch alptraumhaft nennen kann…

Direkt gegenüber auf der vierten Etage lebt das Ehepaar Lehureux, die Eltern der fünfjährigen Amelie („Was verstopft den Abfluss?“). Eigentlich könnte diese Familie ganz harmonisch genannt werden, wenn man davon absieht, dass Papi immer erschöpft und genervt von seinem Beruf ist. Da die Geschichte aus der Perspektive der kleinen Amelie erzählt wird, geht sie auf eine süß-schaurige Weise unter die Haut. Denn es gibt hier schon ein Problem: der Abfluss in der Essküche ist immer wieder mal verstopft, und Papi erzählt gruselige Geschich­ten, was wohl im Abfluss stecken mag. Mal meint er, es sei ein „verlorener Rie­senwurm“, aber seit neuestem meint er, es sei eine „Abflussgiraffe mit Haaren auf den Augen“, was sich die kleine, sehr phantasiebegabte Amelie ganz schrecklich vorstellt. So einsam in der Finsternis des Abflussrohres eingesperrt, das muss doch furchtbar sein. Und eines Nachts, als sie nicht schlafen kann, be­schließt das kleine Mädchen, dieses arme Wesen aus dem Abfluss zu befreien…

In der fünften Etage links lebt ein junges Ehepaar, Francine und François Douchy („Die junge Tote vom fünften Stock“), doch ist die hübsche Francine eigentlich mehr ein blasser Schatten als irgendetwas sonst… und eines Tages schwindet sie dann völlig dahin und wird im Sarg die Treppen hinab getragen. Die ganze Mieterschar des Hauses nimmt Anteil an dem tragischen Todesfall. Aber bald darauf hört man dann wieder Frauenlachen aus der Wohnung des Witwers – und macht eine bestürzende Entdeckung, als eine Delegation von Mietern dem scheinbar pietätlosen Witwer ihre Aufwartung macht…

Ja, und dann war da ebenfalls auf dem fünften Stock noch der hünenhafte Aus­tralier („Der Australier“), der schon durch den ganzen Roman geistert als je­mand, der unentwegt Bretter, Seile und Nägel hinauf in den fünften Stock trägt und permanent zu zimmern, zu sägen und zu basteln scheint. Was, um alles in der Welt hat dieser hünenhafte Mann vor? Man erfährt es gegen Ende des Ro­mans auf abenteuerliche Weise…

Nein, man kann es wahrlich nicht normal oder durchschnittlich nennen, dieses „Haus gegenüber“, das Haus in der Rue de Saintonge Nr. 5. In einer wilden Mi­schung aus abenteuerlichen Alltagsgeschichten mit leicht phantastischem Touch, mal im Horrorbereich, mal im eindeutigen Science Fiction-Bereich, ent­führt uns das Autorenduo in einen häuslichen Mikrokosmos der ganz besonde­ren Art. Da die Geschichten – leicht – ineinander verschoben sind, empfiehlt es sich durchaus, von der vordersten zur hinteren Geschichte vorzugehen, so halt, wie man es in einem landläufigen Roman auch tut. Es ist, kann ich versichern, ein äußerst kurzweiliges Lesevergnügen mit einer Menge unglaublicher Überra­schungen und gelegentlichen Seitensteps in surreale Gefilde.

Dass die Geschichten nicht immer vollständig in derselben Welt zu spielen scheinen – besonders deutlich bei dem Goulot-Kapitel und dem um den armen Jerôme Pensedur – , tut der Gesamtkomposition keinen Abbruch, wie ich finde. Man wird davon nur umso stärker überrumpelt. Es mag ein wenig schade sein, dass dieser schon 1982 veröffentlichte Roman neun Jahre brauchte, bis er in deutscher Übersetzung vorlag. Sicherlich aber ist es zu bedauern, dass ich nach seinem Wühltisch-Kauf im Februar 1994 mehr als zwanzig Jahre brauchte, bis ich die Zeit fand, ihn zu lesen. Er lohnt sehr die raschere Lektüre.

Ach ja… und vergesst das Titelbild mit dem toten Vogel und den Kerzen, das hat keinen Inhaltsbezug. Da herrschte erkennbar Mangel an einem gescheiten Co­ver, wie so häufig bei Heyne zur damaligen Zeit. Der Inhalt des Buches entschä­digt euch dafür hinreichend.

Neugierige Leser, die in der Phantastik der Gegenwart nicht mehr genug inter­essanten Lesestoff vorfinden, sollten nach diesem Buch Ausschau halten. Es lohnt sich.

© by Uwe Lammers, 2015

Ja, das ist schon ein rechtes Leckerli für Leute, die unheimliche phantastische Geschichten lieben und ein wenig über den Tellerrand schauen wollen. Es lohnt sich in der Tat, die Stunden und Tage in diesen Episodenroman zu investieren.

In der kommenden Woche machen wir einen weiteren spektakulären Ausflug, Seite an Seite mit einem netten jungen Mädchen, das eine unerwartete, aben­teuerliche Reise macht und dabei unter anderem auf einen verrückten Hutma­cher und ein weißes Kaninchen mit Uhr stößt.

Wer schon Bescheid zu wissen glaubt, worum es hier geht, der lasse sich in sie­ben Tagen dennoch etwas überraschen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

als das erste Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts zu Ende ging, als also das Jahr 2010 anbrach, da ruhte und rastete ich natürlich kreativ nicht… ich meine, so et­was seid ihr von mir ja auch gar nicht gewöhnt. Während ich noch lange nicht daran dachte, jemals so etwas wie einen Blog zu verfassen und regelmäßig wö­chentlich eine Website mit Inhalten zum Oki Stanwer Mythos und meinen sons­tigen kreativen Aktivitäten zu füllen, wurden meine Gedanken in ganz andere Richtungen gelenkt. Sagen wir, in die althergebrachten.

Vor fünf Wochen berichtete ich euch, dass das Jahr 2009 nahezu ausschließlich im Zeichen des tropischen Archipels stand, der den OSM gründlich an die Wand drückte. Das konnte auch kaum anders sein, arbeitete ich doch an einer ganzen Reihe sehr umfangreicher Romanprojekte zu dieser Welt, allen voran an „Rhon­das Reifejahre“.

Ich hatte mich inzwischen gut auf meiner Arbeitsstelle, im Landeskirchlichen Archiv in Wolfenbüttel eingelebt und bedauerte sehr, dass diese Arbeit befristet war, bis Ende April 2010. Einerseits nahm ich an, anschließend wieder etwas mehr Muße zum Schreiben zu haben, auf der anderen Seite wusste ich aber auch, dass mir die lieb gewonnenen Arbeitskollegen und das nette Ambiente sehr fehlen würden. Und so kam es dann auch.

Also versuchte ich, möglichst kreative Arbeiten voranzutreiben und mich von dem fast zwangsläufigen Trübsinn zu lösen. Dabei tauchten – ich steckte ja noch tief im zweiten Rhonda-Roman – immerzu neue Archipel-Geschichtenkeime auf. Da war zum Beispiel „Kerne und Flüche“, eine lustige und nach wie vor unvollendete Story über den legendären Antaganash und eine deutlich ältere Rhonda, quasi ein Blick in die Zukunft.

Dann begann ich mit den Arbeiten an einer Archipel-Chronologie, die allmäh­lich völlig unverzichtbar wurde. Es gab zu viele Daten, zu viele Personen, zu viele Handlungsstränge, die ich verfolgen und im Blick behalten musste… und es ist wirklich überraschend, wie hochkomplex solch eine Welt sein kann. Darin gleicht der Archipel tatsächlich unserer Welt.

Mit „Wie die Beziehungsgeister ihren Glauben verloren“ wuchs eine weite­re Tiyaani-Legende um die beiden älteren Töchter der Göttin Neeli (Ansiina und Tiyaani) heran. Mehrere Rhonda-Geschichtenkeime blühten auf, aber bis auf „Blindlings“ verharrten sie im Stadium handschriftlicher Skizzierung. Und auch die genannte Geschichte ist nur provisorisch erfasst.

Außerdem – dies alles passierte im Januar! – näherte ich mich spürbar allmäh­lich dem Abschluss von „Rhondas Reifejahre“… und dasselbe Phänomen, das ich früher schon bemerkt hatte, trat auf: Bilder aus dem Folgeroman drängten sich in meinen Verstand, in diesem Fall die aus dem dritten Rhonda-Roman „Rhondas Aufstieg“.

Gütiger Himmel, dachte ich mir, wo bleibt der OSM? Hat dieser Paralleltraum nicht endlich mal ein Einsehen mit mir?

Nun, es sah nicht danach aus.

Am 16. Januar schloss ich die dritte Variante des Archipel-Gesamtglossars ab (nun schon 406 Seiten lang), einen Tag später folgte die Variante 3 des Archipel-Begriffsregisters, das mir das Nachschlagen erleichterte.

Gegen Monatsende konnte ich endlich zwei kleine OSM-Glossare ergänzen, die zu „Sturm aus der Sternenballung“ und zu „Geheimdaten verweigert!“. War das ein richtiger Trost? Eher nicht.

Am 7. Februar folgte das OSM-Glossar für die Story „Die leblosen Doppelgän­ger“, dann rutschte ich mit Schreibarbeiten an den Rhonda-Romanen und „Vivi­ca auf Abwegen“ erneut gründlich in den Archipel ab, mit „Gashhoys Ge­schichte“ wucherte noch eine Archipel-Kurzgeschichtenidee (auch bis heute nicht abgeschlossen). Ach ja, und die OSM-Story „Revolte der Okis“ erhielt gleichfalls ein Glossar. Aber damit war der Monat Februar dann auch schon vor­bei.

Der 6. März brachte mich dem Abschluss des zweiten Rhonda-Romans näher. Da beendete ich endlich den achten Ordner des Romans (bis Seite 3.250!), eben­so konnte ich hier das Ordnerglossar vollenden… ach ja, und dann gab es wieder Archipel-Schreibarbeiten ohne Ende…, vom OSM wenig zu sehen. Das hatte auch damit zu tun, dass ich im März natürlich damit begann, meine Arbeiten im Archiv zu vollenden, damit alles fertig war, bis ich Ende April ausscheiden wür­de.

Und ja, ich fieberte wirklich schon auf den Moment hin, da „Rhondas Reife­jahre“ abgeschlossen sein würde… und wurde erneut auf die Folter gespannt.

Wieso?

Weil völlig überraschend eine weitere Archipelgeschichte aus dem Nichts mate­rialisierte, die – wie jüngst „Ein göttlicher Auftrag“ – eine Crossover-Ge­schichte darstellte. Und diesmal eine mit Nachwirkungen, was ich sofort zu spü­ren begann. Dazu sollte ich ein paar Worte mehr sagen, um euch das zu verdeut­lichen:

Gegen Schluss des zweiten Rhonda-Romans ereignet sich ein kleines soziales Drama im „Garten der Neeli“, in das Rhonda als Mitwisserin hineingezogen wird und das eskaliert, als sie die nervliche Belastung nicht mehr aushält und das Geheimnis beichtet.

Im „Garten der Neeli“ arbeitet als einer der Wächter des Grundstücks ein einst­maliger Gardist der Stadtwache von Asmaar-Len, der zwei Herren dient – ein­mal Panjit al Choor, dem Eigentümer des „Gartens“, dann aber ist er auch noch loyal gegenüber seinem vormaligen Dienstherrn Vaasid al Cooresh, dem Kom­mandanten der Stadtwache. Und in dieser „geheimdienstlichen“ Eigenschaft ab­sentiert sich dieser Wächter nun und begibt sich in eine Schänke, wo er den „Ge­heimbericht“ abfasst (die Story trägt nur den Titel „Der Geheimbericht“) und entstand wirklich in Windeseile.

Hier referiert er im Wesentlichen, was an jüngsten Turbulenzen in Panjit al Choors Haushalt vorgefallen ist… aber in dieser Schänke lernt der Referent halt auch ein Sklavenmädchen kennen, dessen Lebensgeschichte ihn an einen be­freundeten Gardisten erinnert.

Nun, der Archipel ist manchmal echt ein Dorf, das ist ganz wie im realen Leben – diese Story schließt also damit, dass der Berichterstatter sich dazu entschließt, seinem alten Gardistenfreund einen Hinweis auf dieses Mädchen zu geben. Und ehe ich mich versah, tauchte mit „Zwei Welten“ die nächste Story auf. Wirk­lich, so geht das hier ständig…

Und damit ihr begreift, wie scheiteltief ich hier jenseits meiner Archivarbeit di­rekt im Archipel und in diesem einen Roman steckte, sei erwähnt, dass ich am 8. April 2010, also nur einen Monat nach dem vorherigen Ordner, Ordner 9 des Romans „Rhondas Reifejahre“ vollendete und Seite 3.615 erreicht hatte.

Immer noch nicht am Schluss? Gott, nein, leider nicht. Aber es dauerte nicht mehr lange.

Wie lange? Drei Tage und rund 90 Seiten lang war dann der Schlussakkord, den ich bis Seite 3.702 unter den phantastisch inspirierenden Klängen des Soundtracks zu „Alice im Wunderland“ wie im Rausch herunterschrieb. Am Ende war ich fix und fertig, mehrheitlich mental. Die Schlusssituation des Romans war aber auch ein einziges Drama.

Gleichwohl dachte ich mir: Gottlob, jetzt habe ich erst einmal etwas Ruhe vor dem Archipel und kann mich endlich wieder um den Oki Stanwer Mythos küm­mern, den ich ja gründlich vernachlässigt hatte.

Schön wäre es gewesen.

Was passierte stattdessen? Das, was eigentlich immer geschieht, wenn ich ein Großprojekt vollendet habe – es sprudelten neue Geschichtenideen empor. In diesem Fall natürlich Archipelgeschichten: „Kapitän Taisanors Geschichte“, „Ana“, „Raubgut“… und dann machten sich auf einmal zwei längere Geschich­tenprojekte zusätzlich bemerkbar.

Nein, Freunde, das geht schief“, sagte ich den Texten ermahnend. „Ich kann nicht an zwei Archipel-Romanen zugleich arbeiten, das klappt nicht.“

Die Texte hatten kein Einsehen. Am stärksten drängte die 2008 begonnene Ge­schichte „Antaganashs Abenteuer“, die nun wahrhaftig keine Kurzgeschichte mehr blieb. Sie wucherte wie von selbst und sollte in Rekordzeit bis zum 10. Juni 2010 abgeschlossen sein (mit allerdings immerhin 531 Textseiten… und ich erwähne einfach nur mal so am Rande, dass ich am 8. Mai 2010 in dieser Ge­schichte gerade mal bis Seite 22 (!) gekommen war. Ihr seht also, in welch ex­plosiver Weise diese Geschichte sich ausdehnte – völlig unvorhersehbar).

Die andere Geschichte, an der ich schon seit dem Jahr 2000 arbeitete und schon recht gut voran gekommen war – wie ich vermutete, aber darin sollte ich mich täuschen – , stellte „Eine Adelige auf der Flucht“ dar. Diese Geschichte hatte bis zum 12. Mai immerhin schon fast 600 Seiten Umfang gewonnen, und ich nahm zuversichtlich an, sie würde deutlich eher abgeschlossen sein.

Selten so getäuscht.

Ich hatte in dreierlei Hinsicht Glück. Faktor 1: Wie oben erwähnt endete meine zeitliche Beanspruchung durch die Archivtätigkeit Ende April. Damit wurde un­endlich viel Zeit frei zum Schreiben. Faktor 2: Eine Folgebeschäftigung ergab sich so schnell noch nicht (das sollte erst im Oktober 2010 geschehen). Und Faktor 3: Der Antaganash-Roman schrieb sich in Windeseile fast von selbst fer­tig.

Erleichterung war allerdings nicht angebracht, wie ich schnell entdecken musste, als der Juni voranschritt. Zwar gelang es mir, die oben erwähnte „Beziehungs­geister“-Geschichte zu vollenden… indes nur um den Preis, dass mit „Rückzug ins Liebeskloster“ und „Begegnung mit dem Schicksal“ zwei weitere Archi­pel-Ideen ans Licht des Tages traten. Es war echt ganz unglaublich. Und, als wenn das noch nicht genügt hätte, erwies sich bald darauf, dass auch „Eine Adelige auf der Flucht“ deutlich länger werden würde als ursprünglich ange­nommen (Gladys Tvallach alias Yalana hätte eben nicht diesen verrückten Fluchtversuch machen sollen, der sie unvermittelt in eine versunkene Ruinen­stadt irren und schließlich Bekanntschaft mit den Dünendirnen machen ließ)… aber ich glaube, davon erzähle ich euch im nächsten Teil dieser Artikelreihe mehr.

Für heute möchte ich diesen Blogbeitrag, der mehr ein Archipelblog als irgen­detwas anderes gewesen ist, lieber schließen.

Lasst euch mal überraschen, wohin wir in der kommenden Woche reisen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 80: Die Verwechslung

Posted Oktober 4th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute gibt es mal wieder leichte Lesekost für Leute, die einfach nur muntere Unterhaltung und vergnügliche Verwirrungsgschichten sowie emotionale Ach­terbahnen mögen. Also keine dramatischen Reisen in die Abgründe der menschlichen Seele, in kriegszerrissene Krisenregionen oder kosmische Konflik­te. Wir bleiben völlig bodenständig heute.

Im Jahre 2002 begann ich damit, auch gelegentliche erotische Romanstoffe zu rezensieren, wenn mir danach war. Das lag irgendwie nahe, denn im Januar des­selben Jahres verfasste ich einen summarischen Artikel über erotische Literatur mit dem Titel „Die natürlichste Sache der Welt“, der allerdings erst im Novem­ber 2003 in dem Fanzine BWA 242 des Science Fiction-Clubs Baden-Württem­berg (SFCBW) erschien.

Das unten präsentierte Werk schien mir auch deshalb damals rezensionswürdig, weil es mich von der Atmosphäre und dem Verhalten der Protagonisten recht deutlich an die von mir geschätzte Autorin Diana Gabaldon erinnerte. Ob diese Parallele von mir mit Recht so gesehen wurde, das überlasse ich eurem Urteil. Ich denke, die Schatzsuchergeschichte, die hier überraschend ausgebreitet wur­de, hat auch heute noch ihren Reiz:

Die Verwechslung

(OT: Treasure Hunt)

von Catriona Beck

Heyne-TB 12062

256 Seiten, 1999

Übersetzt von Laura Schmidt

Was doch eine Verwechslung so alles auslösen kann.

Da sitzt die junge Chrissy allein in einem Pub, ärgert sich über ihren Exfreund Marc, der ihr Leben bestimmen wollte, und plötzlich wird sie von einem wild­fremden, aber äußerst attraktiven Mann angesprochen, der abgehetzt herein­kommt und sie offenkundig mit einer anderen Frau verwechselt. Ehe sie sich versieht, befindet sich Chrissy mit ihm in einem Zimmer und in der Rolle der un­bekannten Clarissa: die hat sich mit dem Mann wohl verabredet, um Sex zu ha­ben. Ein wenig abenteuerlustig, verwirrt, aber rasch sehr erregt macht Chrissy mit und genießt die Lust in vollen Zügen.

Freilich kann sie mit den Bemerkungen des Mannes, der seinen Namen nicht nennt – Chrissy kann ihn schlecht danach fragen, denn ER verwechselt sie schließlich mit Clarissa, mit der er schon geschlafen hat! – nicht viel anfangen. Da geht es um eine „Schatzsuche“, um eine Rivalin dabei… und darum, dass das Zimmer, in dem sich die beiden nun gerade vergnügen, für zwei Nächte gebucht sei. Und dass morgen ein anderer „das Vergnügen“ (mit ihr!) haben werde.

Nachdem der Fremde verschwunden ist, bleibt die schöne Chrissy völlig ver­wirrt, aber auch seltsam befriedigt zurück. Endlich, spürt sie, hat sie wieder Freude am Sex, und diese anonyme Befriedigung mit Männern, die sie nicht kennt, löst überwältigende Genugtuung aus. Keine Verpflichtungen mehr, keine emotionalen Dramen, einfach nur ab ins Bett und Action. Sehr bequem! Sie be­schließt deshalb, am nächsten Abend wieder herzukommen.

Als Chrissy das tut, stößt sie (wenig überraschend) auf die rätselhafte Clarissa, eine stolze, ihr optisch sehr ähnliche Frau, die ihr nicht mal Vorwürfe macht, dass sie mit Phil gevögelt hat. Ganz im Gegenteil! Im Verlauf der nächsten paar Minuten – bis der nächste Mann auftaucht, der sich eigentlich mit Clarissa ver­gnügen soll – erklärt die hinreißende Blondine, was eigentlich vorgeht.

Sie ist nämlich keineswegs eine Kurtisane, sondern sowohl sie als auch ihre Ri­valin Portia sind gelangweilte reiche Frauen, die sich in diesem Sommer einen Spaß daraus gemacht haben, eine Art von „Schatzsuche“ zu veranstalten. Der­gestalt, dass es eine „Schatzkarte“ gibt, auf der jede Frau ihre sexuellen Erobe­rungen zusammenstellt. Am Ende einer Woche wird zusammengerechnet. Die Verliererin bezahlt aus ihrem Vermögen einen hohen Betrag und spendet ihm einem wohltätigen Zweck.

Nun… nur hat Clarissa inzwischen einen Mann kennengelernt, der ihr mehr be­deutet als die Schatzsucheraktivität… und sie möchte eigentlich gerne eine Stellvertreterin ins Rennen schicken, um sich selbst an einen fernen, lauschigen Ort mit ihrem Lover zu begeben. Zufällig ist Chrissy zur Stelle gewesen und hat einige Bereitschaft gezeigt, mitzumachen.

Etwas überrumpelt erklärt sich Chrissy bereit, den Job zu übernehmen, darf da­für in Clarissas Haus wohnen und bekommt sogar – wie Portia auch – eine Art von „Makler“ gestellt, der die „Kontakte“ mit den Männern vermittelt.

Sie ahnt nicht, dass genau dies das Problem sein wird.

Ross Sinclair, der besagte „Makler“, ist ein Eisschrank von einem Mann, über­wältigend attraktiv auf alle Fälle, aber offenkundig für weibliche Reize nicht zu­gänglich. Das glauben wenigstens Portia ebenso wie Clarissa. Sie täuschen sich, und er selbst macht sich auch etwas vor. Das wird in dem Moment klar, als er Chrissy zum ersten Mal sieht und von einer unbezähmbaren Begierde gepackt wird. Die junge angehende Studentin fesselt seine Aufmerksamkeit dermaßen, dass es seine gesamten Handlungen durcheinanderbringt.

Auf der anderen Seite kann Chrissy nicht verleugnen, dass Ross sich auch in ihr Herz geschlichen hat. Aber zwischen beiden steht die Schatzsuche, die Ross ka­tegorisch ablehnt, die Chrissy aber als Mittel zum Zurückgewinnen ihrer weibli­chen Autonomie ansieht. Sie kommen deshalb nicht recht zueinander. So begin­nen rasch Missverständnisse aufzutreten und sich zwischen ihnen zu entladen…

Strukturell ist „Die Verwechslung“ schlicht und unscheinbar. Die Ideen, die dar­in zum Ausdruck kommen, sind bekannt und werden hier nur variiert. Insofern nichts Besonderes. Doch was den Roman wirklich über sonst eher stumpfsinni­ge erotische Romane heraushebt, ist die Art und Weise, in der die Autorin die emotionale Beziehung zwischen den beiden Hauptprotagonisten Chrissy und Ross gestaltet.

Wer die Romane von Diana Gabaldon liebt, wird unschwer erkennen, dass es hier Parallelen gibt. An einer Stelle des Buches kam mir sogar der Gedanke, dass die Autorin auf alle Fälle „Feuer und Stein“ gelesen haben muss. Sie ist zwar lan­ge nicht so talentiert wie die Gabaldon, das Buch ist vermutlich auch in halsbre­cherischer Geschwindigkeit geschrieben worden, doch die psychologischen Konfliktmomente, Missverständnisse und halsstarrigen Dialoge machen diese Geschichte wirklich lesenswert.

Mithin sollte man diesen Roman der Personen wegen lesen, der oben erwähn­ten Hauptpersonen wegen. Man hätte sich gewünscht, das Buch wäre etwas länger, denn der Schluss ist recht abgehackt und wirkt gekünstelt. Insgesamt also lässt das Buch den aufmerksamen Leser etwas gespalten zurück. Nennen wir dies hier eine „halbe“ Empfehlung…

© by Uwe Lammers, 2002

In der kommenden Woche machen wir einen Ausflug nach Frankreich. Genau­er: in ein Mehrfamilienhaus in Paris, in dem reichlich seltsame Bewohner le­ben, Rätseln nachspüren, über ihre Verhältnisse leben, Krieg führen, von Aliens entführt werden… wie bitte? Nein, nein, das habt ihr schon ganz richtig gele­sen. Es ist harter Stoff, aber äußerst surreal.

Welches Buch das ist? Na, ich schlage vor, ihr schaut in sieben Tagen rein und lest an dieser Stelle Näheres nach. Das lohnt sich ganz sicher.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

acht Wochen ist es nun her, dass wir den letzten Schritt in dieser Subartikelreihe meines Blogs getan haben. Wir verließen da in Eintrag Nr. 179 das ausklingende Jahr 2003, und wie versprochen starte ich heute ins Jahr 2004.

Dieses Jahr bildete eine sehr interessante Wende in meinem Arbeitsleben, und das schlug sich natürlich auch in meinen kreativen Werken nieder: während ich Anfang des neuen Jahrtausends noch in einem Bioladen gejobbt hatte, befand ich mich nun in trudelndem Fall zwischen gelegentlichen Werkverträgen und… ja, nothing, sagen wir es so. Da man aber von irgendwas leben muss, hing ich ökonomisch ziemlich durch und war in diesem Jahr leider recht ausdauernd auf Sozialhilfeniveau angelangt.

Na ja, und da ich bekanntlich nicht J. K. Rowling heiße, die es aus diesem Status zur mehrfachen Milliardärin geschafft hat, Harry Potter sei Dank, hatte ich ziemlich zu kämpfen.

Anfang des Jahres hielt der Rausch der neu begonnenen Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) noch unverdrossen an – bis Jahresende sollte ich hier bis Band 23 kommen… ja, inzwischen alle als E-Books erschienen. Doch wie stand es mit den Annalen der Ewigkeit?

Nicht wirklich gut.

Ende Januar verfasste ich mit „Konstanten und Knochenkrieger“ einen wich­tigen Hintergrundtext des Oki Stanwer Mythos, den ihr wahrscheinlich in abseh­barer Zeit zu lesen bekommen werdet. Am 23. Februar folgte mit „Der GRALSJÄGER-Krieg“ ein weiterer Hintergrundtext, diesmal so haarsträubend – und auf KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (DSf) ausgerich­tet, dass ich ihn auf euch wirklich nicht loslassen kann. Ihr würdet da mangels Vorwissen nur Bahnhof verstehen.

Während ich munter weitere Episoden zu unterschiedlichen OSM-Serien schrieb, tauchte am 11. März mit „Das Plus-Oki-Problem“ ein weiterer Hinter­grundtext auf, gleichfalls (aber nicht nur) auf KONFLIKT 22 bezogen. Fünf Tage darauf wurde es unumgänglich, mit „Heiligtum der Shonta“ eine längere Annalen-Geschichte abzuschließen, die euch vermutlich vertraut ist, da sie be­reits im E-Book vorliegt. Über den Inhalt dieser zu KONFLIKT 2 gehörenden Geschichte muss ich darum keine Worte verlieren.

Es wurde der 13. Juni, ehe ich wieder einen unabhängigen Hintergrundtext zum OSM fertigstellen konnte – diesmal „TOTAMS Langzeitplan“. Darin geht es, bezogen auf den verworrenen KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leuci­enne“ (FvL), um die seltsamen Irrungen und Wirrungen und die Pläne, die die Macht des Bösen, TOTAM, vorhat. Ernstlich: an diesem 13. Juni 2004 warf ich einen jähen, ungeheuerlichen Blick auf die Schlusssequenz dieser Serie, an der ich seit dem 30. Januar 1988 schreibe… und das war ein wirklich ein ziemlicher Schocker. Ihr versteht sicherlich, dass ich euch diese Dinge noch nicht verraten darf – nicht, weil ihr bislang ja maximal die Geschichte „Heimweh“ kennt, die in diesem Universum spielt.

Ende Juni des Jahres 2004 kam es dann zu jener faszinierenden Veränderung meine beruflichen Situation – in der S-Bahn traf ich mit einem Mitkommilitonen von der Uni zusammen, und wir kamen ins Gespräch… er berichtete von seiner Ex-Chefin, die gerade dabei sei, für ein Projekt neue Mitarbeiter zu suchen… tja, und ehe ich mich dann versah, befand ich mich in Wolfenbüttel im Gespräch mit einer vermeintlich „nicht einfachen“ verhutzelten, weißhaarigen Frau, mit der ich dann die meiste Zeit der nächsten rund anderthalb Jahre ausgezeichnet aus­kommen sollte – Frau Professor Dr. Eva Engel-Holland, inzwischen schon eini­ge Jahre nicht mehr unter uns, eine liebenswerte, sehr gelehrte Person, der ich eine Menge verdanke und die ich in stetem Andenken halte.

Die Konsequenz meiner Mitarbeit am „Moses-Mendelssohn-Projekt“ war dann eine 3-Tage-Woche und das Kennenlernen von Glossararbeit… und ja, das hat sich von dort aus dann natürlich massiv in Richtung des Archipels und des OSM ausgewirkt. Die OSM-Wiki, die ihr auf meiner Homepage www.oki-stanwer.de vorfindet, hat direkt hier ihre Wurzeln. Die 3-Tage-Woche ließ mir genug freie Zeit, dass ich auch kreativ vorwärts kam. Und vielleicht machte mich das ein wenig… na ja, leichtsinnig.

Inwiefern?

Nun, ich entschloss mich, als Chefredakteur des Fanzines Baden-Württemberg Aktuell (BWA) wieder einzusteigen, was in den nächsten Monaten dann zahlrei­che sehr lange und thematische Editorials bedeutete, die von meiner sonst freien Schreibzeit natürlich einiges an Energie und Zeit abzweigten. Einerlei, ich machte das gern.

Bereits am 30. Juli fiel wie aus heiterem Himmel die tiefsinnige Archipel-Novel­le „Die Nebelfischer“, die ich mir für eine der nächsten Kurzgeschichten-E-Books vorgemerkt habe. Eine etwas gruselige Archipel-Legende, die auf der fer­nen Insel Tausiin spielt. Beizeiten sage ich sicherlich mehr dazu.

Im September 2004 entsprach ich dem Wunsch eines befreundeten Autoren, der mir die Möglichkeit gab, im Rahmen des BWA einen Überblick über den Oki Stanwer Mythos zu verfassen und zu veröffentlichen. Ich schrieb diesen Über­blick, der den Titel „Die Tiefen des inneren Universums“ trug und später eine Art von Neuauflage erlebte, am 11. September 2004 fertig.

Nachdem ich einen Monat später TI-Band 26 „Baumeister-Pläne“ vollendet hatte, überkam mich am 12. Oktober, kurz vor meinem 38. Geburtstag, der drin­gende Wunsch, einen Hintergrundtext zum KONFLIKT 2 zu verfassen, um hier ein wenig Klarheit für die zukünftige Entwicklung zu gewinnen. So entstand „Gedanken zu Ebene 2“, den ich euch auch leider so bald nicht zugänglich ma­chen kann… zu viel Spoiler-Alarm, um Prof. Dr. River Song aus „Doctor Who“ zu zitieren…

Und als wäre die Welt noch nicht kompliziert genug, rasselte ich dann am 28. November 2004 in eine weitere OSM-Welt hinein. Diesmal entdeckte ich KON­FLIKT 4, also die Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR), wo ich „Torke­ron, der Träumer“ und die INSEL Mysorstos kennenlernte… ein wenig von Mysorstos habt ihr ja schon in den E-Books „In der Hölle“ und „Jaleenas zweites Leben“ zu Gesicht bekommen, aber halt wirklich nur ein kleines Zipfel­chen.

Das Geld, das ich mit dem Mendelssohn-Projekt verdiente, erweckte eine weite­re alte Leidenschaft in mir zum Leben, die vorher völlig unfinanzierbar gewesen wäre: Ich entdeckte die Comics wieder… nicht jene, die ich einst in der Kindheit gekannt hatte, als ich noch in Wolfsburg lebte (also die Marvel- und DC-Comics um den „Eisernen“, „Doctor Strange“, die „Fantastischen Vier“, „Batman“, „Su­perman“ usw.). Nein, die neue Zeit hatte auch moderne Comicmärchen geschaf­fen, und das hier, auf das ich mich einließ, hatte ich im Bahnhofsbuchhandel ent­deckt. Es nannte sich CrossGen, ein ganzes Spektrum verschiedenster Serien, in unterschiedlichen Universen spielend, aber durch große Handlungslinien mit­einander verflochten. Das CrossGen-Abenteuer kostete mich viel Zeit, Geld und erzeugte einen bunten Strauß an prächtigen Comicrezensionen in den Folgejah­ren, zu denen ich eigentlich sonst nicht neige. Die Zeit fehlte dann auch für An­nalen-Werke, wie ihr euch denken könnt. Die ganzen CrossGen-Rezensionen sind dann sukzessive in BWA erschienen und können dort nachgelesen werden.

Im Dezember begann außerdem eine liebe Brieffreundin, mich mit Peter F. Ha­miltons „Armageddon-Zyklus“ zu beschenken (vgl. dazu meine diesbezüglichen Rezensions-Blogs, die allesamt schon längst erschienen sind). Das alles hielt mich sehr lange von den Annalen fern, das zu leugnen, wäre witzlos. Es entstan­den wahnsinnig viele kommentierte OSM-Episoden, Rezensionen, Comic-Re­zensionen und dergleichen, dazwischen viele Seiten des Archipel-Romans „Rhondas Reifejahre“, aber erst am 30. April 2005 kam dann mit „Eine Insel gegen das Chaos“ ein früher OSM-Hintergrundtext zum Vorschein, der sich – nahe liegend – mit KONFLIKT 4 befasste.

Wirklich wild wurde es schließlich am 15. Mai 2005. Warum? Weil da wieder ein Hintergrundtext des Oki Stanwer Mythos entstand – diesmal unter dem Titel „Pfadfinder in der Grenzzeit“. Der Untertitel lautet: „Die komplexe Struktur des KONFLIKTS 28 des Oki Stanwer Mythos“, und auf 18 Skriptseiten mit 64 Fußnoten (noch etwas, was ich im Mendelssohn-Projekt, das nach wie vor lief, schätzen gelernt hatte!) breitete ich atemberaubendes Wissen aus zahlreichen OSM-Universen aus und setzte es zueinander in Relation. Aber allein schon der erste Satz zog mir beinahe die Schuhe aus, und es geht euch vielleicht ähnlich, wenn ich ihn hier zitiere. Bitte festhalten:

Ich habe TOTAMS Leiche gesehen, und sie ist begehbar.“

Also wirklich, normal ist so etwas nicht. In diesem KONFLIKT am äußersten Perimeter des OSM, den ich bislang bereist habe, gibt es Normalität sowieso nicht mehr. Die Zeit fließt, wie sie will, Zeitreisen finden statt, die keine Zeitrei­sen sind, Welten werden besucht, die keine sind, Magie versagt, Totenköpfe lö­sen sich in ihre Bestandteile auf, in schwarze Quanten, so genannte TASSYJAA­RE…

Und einen Tag später, am 16. Mai 2005, hatte ich dann doch tatsächlich die kommentierte Abschrift der ersten OSM-Ebene „Oki Stanwer“ (1981-1984) ab­geschlossen. Hurra, dachte ich… und begann umgehend mit der kommentierten Abschrift der nächsten Serie, diesmal KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ (DadA).

Ja, ja, spottet nur und sagt, wer keine Arbeit habe, der mache sich welche… ich versichere euch, das war alles wirklich lange überfällig. Und die 3-Tage-Woche im Mendelssohn-Projekt machte es möglich, die Dinge anzugehen… es gibt nach wie vor viele Baustellen, auf denen ich arbeiten müsste, aber dafür ist aktuell wirklich keine Muße vorhanden.

Bis Ende Juni 2005 entstand kein weiteres Werk der Annalen der Ewigkeit, das sollte erst im Juli wieder passieren. Und wieder war KONFLIKT 2 dafür der Auslöser und ein Volk schwarzer Zwerge, das man Shonta nennt… davon berich­te ich euch ausführlicher im kommenden Teil dieser Serie.

Nächste Woche führe ich euch dann in der Reihe „Was ist eigentlich der OSM?“ ins Frühjahr 2010 – das ist eine spannende Zeit gewesen, glaubt es mir. Den Blog der nächsten Woche solltet ihr wirklich nicht versäumen.

Soviel für heute. Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 79: Der Todesflieger

Posted September 27th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, natürlich kennt ihr Clive Cussler aus meinem Blog schon. Neugierige können dazu die Blogbeiträge 8: „Das Gold von Sparta“, 11: „Das Erbe der Azteken“ und 14: „Das Geheimnis von Shangri-La“ – vergleichen, also die Fargo-Aben­teuer mit Grant Blackwood zusammen. Oder Blog 23, wo ich mich dem Roman „Das Alexandria-Komplott“ widmete bzw. Beitrag 34 („Cyclop“). Dann wurde es eine Weile still um Cussler in meinem Blog, ehe ich mit „Im Todesnebel“ (Blog 66) ein weiteres seiner Werke rezensierte.

Mit dem heute vorliegenden Buch beginnt aber jetzt eine Reihe von Rezensio­nen, die euch noch geraume Zeit beschäftigen wird. Inzwischen sind alle mir vorliegenden Cussler-Romane gelesen, und im Laufe von Monaten werde ich sie euch alle nach und nach vorstellen, mit ihren Stärken und ihren Schwächen.

Der vorliegende ist der erste, der im deutschen Sprachraum erschienen ist, aber ihr macht hier schon die Bekanntschaft mit Clive Cusslers „dynamischem Duo“ Dirk Pitt und Albert Giordino (die mir übrigens verdammt vertraut vorkamen, als ich mir jüngst den Piratenfilm „Der rote Korsar“ von 1952 anschaute; ich denke, Cussler hat davon einiges übernommen). Schraubt eure Erwartungen aber nicht zu hoch – Cussler fängt doch hier gerade erst an, warmzulaufen. Und das passiert auf folgende Weise:

Der Todesflieger

(OT: The Mediterranean Caper,

in England auch „May Day“)

Goldmann 63657

Ursprünglich 1978, hier 1988

256 Seiten, TB

Aus dem Amerikanischen von Tilman Göhler

ISBN 3-442-63657-4

Still und ruhig liegt der Luftwaffenstützpunkt Brady Field auf der griechischen Insel Thasos im Norden der Ägäischen See. Keine Flugzeuge werden erwartet, alles döst in der sommerlichen Hitze vor sich hin… als auf einmal wie aus dem Nichts ein Flugobjekt auftaucht, das den Stützpunkt ansteuert – und der Flug­lotse kommt sich auf einmal vor, als werde er mit einem Zeitreisenden konfron­tiert: was da auf den Flughafen zusteuert, ist doch tatsächlich ein knallgelb ge­strichener Doppeldecker, wie man ihm im Ersten Weltkrieg flog… und dann be­ginnt der Alptraum, als dieses Flugzeug einen mörderischen Luftangriff startet, den Tower mit Kugeln durchsiebt, parkende Flugzeuge in brennende Wracks verwandelt…

Das Schlimmste kann im allerletzten Moment durch ein regelrechtes Wunder verhindert werden – denn es ist außerplanmäßig noch ein zweites Flugzeug nach Thasos unterwegs, das im Dienst der zivilen National Underwater and Ma­rine Agency (NUMA) steht. Deren Schiff First Attempt ist derzeit in den Gewäs­sern vor Thasos auf der Suche nach einem seltenen Fisch, der gleich dem Quas­tenflosser hier überlebt haben soll.

Major Dirk Pitt und sein Freund Al Giordino von der NUMA können also in ei­nem waghalsigen Manöver dafür sorgen, dass der mysteriöse „Todesflieger“ in die Flucht geschlagen und das Schlimmste verhindert wird. Als die beiden Freunde dann das NUMA-Schiff erreichen, wohin sie wegen mysteriöser techni­scher Pannen beordert wurden, erkennt Pitt schnell, dass es sich dabei um raffi­nierte Sabotageakte handelt, die sich aber niemand recht erklären kann.

Während er parallel Recherchen über den geheimnisvollen Doppeldecker ein­zieht und so auf die Fährte des Fliegerasses Kurt Heibert aus dem Ersten Welt­krieg stößt, macht er überraschend bei einem Ausflug zum Strand die sehr in­tensive Bekanntschaft mit der schönen, jungen Teri, der Nichte des reichen Ree­ders Bruno von Till, der ein beeindruckendes Anwesen auf der Insel besitzt. Und da Pitt ein sehr hartnäckiger Bursche ist, der Rätsel nicht schätzt, die er nicht lö­sen kann, und überdies der hübschen Teri sichtlich zugetan ist, gerät er schnell in Teufels Küche – nämlich in ein finsteres Labyrinth, in dem er einer grässlichen Bestie gegenübersteht und um sein Leben kämpfen muss… doch dem eigentli­chen Geheimnis ist er damit erst einen kleinen Schritt näher gekommen, und die Abenteuer haben gerade erst angefangen…

Als Clive Cussler 1973 dieses erste Abenteuer um Major Dirk Pitt von der NUMA schrieb, war nicht absehbar, dass sich die Geschichten um ihn bald zu Bestsel­lern entwickeln würden. So kann es auch nicht verblüffen, wenn diese Ge­schichte noch deutliche Parallelen zu Ian Flemings James Bond-Novellen auf­weist, was sie indes durchaus nicht weniger lesbar macht. Ich las das Buch erst­mals im Mai 1988, und als ich es jetzt der Vollständigkeit halber im November 2015 noch einmal herauskramte und las, hatte ich den Inhalt nahezu vollständig vergessen. So kam die Wieder-Lektüre einer Neulektüre gleich und wusste durchaus zu gefallen.

Eine Information in dem Buch überraschte mich dann als Leser, der ich eigent­lich alle Cussler-Romane kenne – es gibt nämlich einen ziemlich klaren Hinweis auf ein Hawaii-Abenteuer, das Dirk Pitt kurz zuvor bestanden haben soll. Ich bin mir nicht völlig sicher, ob dies im Ursprungsroman so zu lesen war, doch wenn ja, spricht dies dafür, dass der Autor schon ein weiteres Dirk Pitt-Abenteuer fer­tig hatte und dieses hier, das im deutschen Raum seine Ersterscheinung dar­stellt, ist chronologisch nicht wirklich das allererste. Dies ist vielmehr, und das könnte für Leser von Interesse sein, die Major Pitts Abenteuer in der richtigen Reihenfolge lesen möchten, der Roman „Im Todesnebel“, wo man das, was im vorliegenden Buch als Hawaii-Abenteuer nur angedeutet wird, in voller Länge nachlesen kann. Und ohne dies vorwegzunehmen: das lohnt sich tatsächlich.

Doch noch kurz zurück zum „Todesflieger“: Natürlich ist die Handlungsstruktur dieses recht kurzen Abenteuers eher schlicht, die Storyline ziemlich geradlinig, doch auch hier schon haben wir den Cussler-typischen trockenen Humor seiner Protagonisten, die tolldreisten Aktionen des Duos Pitt und Giordino und die haarsträubenden Situationen, in die sie verwickelt werden. Wer das Duo also von Grund auf kennenlernen möchte, hat hier die Gelegenheit dazu.

Wohl bekomm’s!

© by Uwe Lammers, 2015

Wie gesagt, ich habe diesen Roman mehr oder minder der Vollständigkeit hal­ber gelesen, aber er hat schon interessante Stellen. Und es gibt ein paar goldige Verwechslungen in der Geschichte, die zusammen mit Dirk Pitts unverwüstli­chem Humor die Story wirklich gut auflockern.

Ach ja, apropos Verwechslungen… in der kommenden Woche geht es hier ebenfalls um eine solche, die aber von ganz anderer Natur ist. Mehr sei heute noch nicht verraten. Schaut einfach in einer Woche wieder herein, falls ihr neu­gierig seid, auf was für einen Roman ich dann wohl abhebe… und ich könnte fast wetten, dass ihr’s nicht erratet…

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 186: Work in Progress, Part 43 – Der OSM im Juni 2016

Posted September 25th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie ihr das am Ende eines Monats gewohnt seid, gilt es heute, ein wenig zu do­kumentieren, was ich im zurückgelegten Monat an kreativen Werken zum Oki Stanwer Mythos (OSM) oder zum Archipel bearbeiten konnte. Da sich an der mir aktuell zur Verfügung stehenden Zeit nicht allzu viel geändert hat, fällt der Ertrag erwartungsgemäß eher mäßig aus. Und ohne viele Vorreden zu machen, steigen wir einfach mal ein. So verstrich der Monat Juni 2016:

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“)

Blogartikel 182: Work in Progress, Part 42

12Neu 34: Der Gegenschlag

(OSM-Wiki)

Blogartikel 193: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 39

(18Neu 75: Gespenst der Zeit)

(Die Zwillinge – Archipel-Story)

Erläuterung: Ihr seid skeptisch, was die Apostrophierung „Story“ in diesem Fall angeht? Mit einigem Recht. Viele Archipel-Stories sind in der Vergangenheit schon in mehrere hundert Seiten lange Romane ausgeufert. Allerdings halte ich das bei dieser hier für unwahrscheinlich. Ich schreibe daran seit dem Jahr 2000, und sie kommt nur sehr langsam vom Fleck. Langfristig, so meine Schätzung, kommt sie vielleicht auf siebzig bis hundert Seiten Umfang. Aber wann? Das steht in den Sternen…

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH (Abschrift))

(Lana II – Archipel-Story)

Blogartikel 184: Der OSM als Serienphänomen

Blogartikel 194: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XIV)

14Neu 33: Unter dem Bann eines Dämons

(Die magische Waffe – OSM-Story)

Blogartikel 200: OSM-Artikel 2 – Was wäre, wenn der OSM das Rätsel der „dunklen Materie“ lösen hülfe?

Erläuterung: Ja, ich habe eine Weile herumgetüftelt, was für ein Schmankerl ich euch für den 200. Blogartikel präsentieren könnte, und dies kam dabei heraus. Der zweite Teil der Artikelserie um OSM-Hintergrundartikel, die ich euch zumu­ten kann (wie ich zuversichtlich hoffe), behandelt gleich ein ziemlich schweres Thema der Kosmologie, an das ich, wohl verstanden, nicht so recht zu glauben vermag.

Dunkle Materie“ und „Dunkle Energie“ sind quasi in jedermanns Munde, ein bisschen wie Zahnfüllungen oder Kaugummi, aber sie scheinen keine Substanz zu besitzen. Und ob es sie überhaupt gibt, ist auch umstritten. Na bestens, dach­te ich mir, als ich vor vielen Jahren einen interessanten Artikel im NATIONAL GEOGRAPHIC zu dem Thema der „Dunklen Materie“ und „Dunklen Energie“ las. Da kann man ja auch gleich an den Weihnachtsmann glauben…

…auf der einen Seite. Aber auf der anderen… wenn man den OSM als Grund­lage für bare Münze nimmt, sinnierte ich weiter, dann gibt es vielleicht doch noch eine Möglichkeit, das anders aussehen zu lassen – und zwar sehr viel haar­sträubender, als sich das die Physiker ausdenken wollen. Mehr erfahrt ihr dann Anfang Januar 2017, wenn der Artikel veröffentlicht wird.

Ich wünsche angenehmes Gruseln…

(Kontrollverlust – OSM-Story)

Blogartikel 201: Der OSM in Gedichtform (1)

Erläuterung: Und das hier ist dann die nächste Rubrik, die „Der OSM im Bild“ er­setzen wird. Ich erwähnte schon verschiedentlich in den einzelnen Artikeln der Serie „Was ist eigentlich der OSM?“, dass ich auch in früheren Jahrzehnten di­verse OSM-Gedichte verfasst habe. Um die wird es hier sukzessive gehen, und ich denke, das ist ein interessanter kleiner Blick über den Tellerrand der TI-Serie, die doch bei aller Dramatik durchaus ein wenig bieder daherkommt. In den spä­teren OSM-Serien ist deutlich mehr los.

In diesem Gedicht bekommt ihr davon ein wenig zu Gesicht. Und in den Folgear­tikeln dann natürlich auch. Ich gedenke, sie in ebenso lockerer Form zu streuen wie etwa die Kosmologie-Lektionen oder die abgeschlossene Reihe „Der OSM im Bild“. Es kann also gut ein halbes oder dreiviertel Jahr vergehen, ehe sie alle publiziert sind. Der erste davon kommt, wie gesagt, im Januar 2017.

Nun, und mit diesem Titel bin ich dann leider auch schon wieder durch den Mo­nat Juni 2016 durch. Zwar habe ich 23 Werke geschrieben und vollendet, aber davon entfielen tatsächlich nur 8 auf den OSM im engeren Sinne. Und sechs davon waren Blogartikel… unbefriedigend? Nicht nur für euch, meine Freunde, erst recht für mich. Ich hätte mich so gern ein wenig kreativ ausgetobt, aber das ist nun wirklich nicht im Bereich des Möglichen.

Ich hoffe natürlich darauf, dass der Monat Juli ein wenig ruhiger wird, was mei­ne berufliche Beanspruchung angeht, so dass ich etwas mehr Kraft und Energie darauf verwenden kann, mich um mein E-Book-Programm zu kümmern (ihr habt das Fehlen von E-Book-Titeln zweifellos bemerkt, nicht wahr? Es wäre mü­ßig, das beschönigen zu wollen). Ansonsten kann es durchaus sein, dass sich die Sommerpause um ein paar Wochen verlängert.

In der kommenden Woche an dieser Stelle verfolge ich weiter die „Annalen der Ewigkeit“. Da könnt ihr gespannt sein, wie weit ich komme. Also besser nicht verpassen!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.