Liebe Freunde des OSM,

willkommen zu einer neuen Folge der Fehlerlese im OSM. Es ist schon ein paar Monate her, dass ich eine Stelle in den alten Episoden meines weitgespannten Epos ausfindig machte, die mich beim Abschreiben zum Kopfschütteln und La­chen animierten. Und weil das ja so ist, möchte ich euch an diesem Amüsement teilhaben lassen. Das ist auch deshalb sinnvoll, weil ihr die Rohepisoden in die­ser Form sonst ja nie zu sehen bekommen werdet, sondern nur die fein abge­schliffenen, ergänzten, präzisierten Werke, die dann dauerhaft als E-Books zum Schmökern bereitstehen.

Vor drei Wochen tauchten wir in die „Zwischenwelten“ ab, also in den Mikro­kosmos des 14. OSM-Universums. Wir erinnern uns: in der Galaxis Hun’arc sind der kristalline Helfer des Lichts Klivies Kleines und seine Reisegefährten unter­wegs, um die Bedrohung auszuschalten, die von den immer noch gefährlichen Dienervölkern der Dämonenwaffe Rookax ausgeht. Rookax selbst konnte zwar neutralisiert werden, aber die Raumschiffskonstrukteure aus dem Volk der Cal­narer sowie die Waffentechniker vom Volk der Synox sind nach wie vor im Zentrum der Galaxis aktiv… und da das Reich der Cranyaa, das Oki Stanwer in seinem Kampf gegen TOTAM zur Seite stehen soll, nach der Tsoffag-Attacke arg am Boden liegt, kann ein Angriff der beiden Restvölker der Vielvölker-Allianz des Rookax durchaus verheerende Folgen haben.

Zu dumm für sie alle ist, dass TOTAM inzwischen an der Peripherie von Hun’arc erschienen ist und sich anschickt, mittels seiner Dämonen Dienervölker zu re­krutieren. Dabei geraten natürlich die doppelköpfigen Echsenwesen, die Calna­rer, ebenso in den Fokus wie die paranoiden Kristallwesen, die Synox.

Als Klivies Kleines mit der Lichtfestung OREOC also ins System Le Konji einfliegt, um die Calnarer auf die Seite des Lichts zu ziehen, geht so ziemlich alles schief, was nur schief gehen kann: zwei Dämonen von TOTAM erscheinen und machen seine Anstrengungen zunichte, Kleines´ „Kontaktmann“, wenn man das so sagen kann, entpuppt sich als gestörter Psychopath… und dann bricht auch Kleines´ alte Krankheit wieder aus, eine Art schwarzer Schuppenkrebs, der ihn lahmlegt.

Das ist aber erst der Anfang und gewissermaßen das Präludium zu dem, was heute thematisiert werden soll. OREOC entschließt sich dazu, einen drastischen Schritt zu machen, um Kleines zu helfen: er verkleinert Kleines´ Gefährten Goo­nex, Kama-Ke und Lasa-On und schickt sie mit einem Gefährt in das Innere von Kleines, damit sie dort seinen Krankheitsherd ausfindig machen und ihn gesun­den lassen.

Wem diese Idee vertraut vorkommt, dem kann ich nur zustimmen. Sie ist struk­turell einwandfrei aus einem alten SF-Hollywoodfilm geklaut. 1984 war ich eben noch sehr stark abhängig von visuellem Fernseh-Input. Aber das betrifft nur die Oberfläche.

Das Innere des Mikrokosmos ist dann durchaus innovativ – notwendigerweise, denn es handelt sich hier ja nicht um einen menschlichen Mikrokosmos mit Adern, Blutkörperchen und dergleichen, sondern um das Innenleben eines gi­gantischen Kristallwesens. Das erforderte schon einige Denkleistung.

Dummerweise geht auch in diesem Mikrokosmos so ziemlich alles schief, auf abenteuerliche Weise: kaum dort eingedrungen, werden die beiden Cranyaa und der Soogrer aus Kleines´ Gefolge von unbekannten Raumschiffen (!) atta­ckiert und havarieren. Kama-Ke und Lasa-On geraten dabei in Gefangenschaft. Der Soogrer Goonex zögert jedoch, das Wrack zu verlassen… und wird prompt Zeuge einer Raumschlacht und dann von den Angreifern an Bord genommen.

Und dabei beginnen die wirklich grotesken Verrenkungen der Handlung: wäh­rend Kama-Ke und Lasa-On von steinartiger Substanz umhüllt werden und da­mit keine Bewegung mehr machen können (bitte merken!), trifft Goonex mit ei­nem Kegelwesen zusammen, das über einen facettierten Kugelkopf verfügt und an der Schnittstelle über zwölf Kurztentakel.

Obwohl Goonex dieses Wesen noch nie gesehen haben kann, hat er überhaupt keine Zweifel, wer das ist. Das liest sich dann in der Episode 37 „Zentrum des Bösen“ folgendermaßen:

Als er wieder erwachte, lag er in einer erhellten Kammer, und vor ihm stand ein eigenartiges Wesen. Es besaß einen kegelförmigen Körper und acht Stummel­beine sowie zwölf Tentakel.

Es fragte Goonex: ‚Was hat ein Soogrer in meinem Reich zu tun?‘

Der Soogrer verstand plötzlich, wer vor ihm stand und staunte: ‚Timor-Dol!’“

Da musste ich unweigerlich lachen, und ich vermute, das könnt ihr euch gut vorstellen. An dieser Szene geht so ziemlich alles schief, was schief gehen kann: zwei Wesen unbekannter Spezies, die sich noch nie gesehen haben, können mühelos miteinander kommunizieren (erinnert euch bitte mal an die yantihni­sche Linguistin Vaniyaa und die Shonta-Kommunikation in Band 10 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), also in dem E-Book „Das Ma­schinenvolk“. Da hatte ich aber definitiv dazu gelernt.

Woher erkennt außerdem Timor-Dol (er ist es übrigens tatsächlich!) einen Soog­rer? Und woher erkennt Goonex einen DIGANTEN (so der Volksname Timor-Dols)? Rätsel über Rätsel. Aber darum geht es nur am Rande. Tatsache ist, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Goonex von den zahllosen DIGANTEN aus­gerechnet gerade den „legendären“ Timor-Dol trifft, doch geradezu absurd klein.

Nun, es IST Timor-Dol, und angeblich hat er vor Jahrhunderttausenden in der Galaxis Hun’arc gewirkt, als die Soogrer noch nicht zu den Sternen flogen. Hier habe ich natürlich kindisch-leichthin unterstellt, dass die soogrerische Historie Hunderttausende von Jahren umfasst. Auch das ist einigermaßen albern. Man vergleiche hierzu mal die vergleichsweise „kurze“ Zeitspanne von „nur“ 200.000 Jahren, die auf dem Planeten Nylviidin in der TI-Serie verstrichen ist (siehe dazu das E-Book „Auf Götterpfaden“).

Absurd.

Aber das ist ja auch erst der Anfang.

Schauen wir uns, um diesen Beitrag nicht über Gebühr zu verlängern, nun an, wie es mit den Cranyaa weitergegangen ist: sie sind von dieser steinartigen, grauen Substanz so eingehüllt worden, dass sie sich kaum mehr bewegen kön­nen. Dabei werden sie – völlig unlogisch – voneinander getrennt (was mir die Möglichkeit gab, anschließend eine spektakuläre und absurde Befreiungsaktion zu inszenieren, ich komme dazu gleich). Sie erreichen einen grauen Asteroiden, auf dem eine Art schwarzer Fontäne aus dem Boden schießt: die Materialisie­rungsform des Dämons Zsolseg von TOTAM.

Wie ist er ins Innere von Klivies Kleines´ Körper gelangt, und wann? Nobody knows, und ich thematisiere das auch überhaupt nicht. Wie hat er sein Diener­volk – sinnigerweise „Steins“ genannt – unterworfen, und woher sind die ge­kommen? Wird auch nicht gesagt. Inwiefern hat Zsolseg Kleines´ Kristallkrebs-Krankheit ausgelöst?

Man erfährt rein gar nichts darüber. Dabei ist das doch nun wirklich das zentrale Movens dieser Trilogie! In einem Schulaufsatz würde man sagen: Thema ver­fehlt.

Wird noch schöner. Wir erinnern uns, die Cranyaa wurden bewegungsunfähig gemacht. Nun heißt es in Band 37 weiter:

Lasa-On spürte, wie ihr ‚Stein‘ landete. Er setzte auf einem grauen Kristallbro­cken auf, und weitere Steine landeten rings um sie. Der Panzer um die Cranyaa-Kommandantin wich etwas, gab aber nur die Beine frei – sie sollte vorwärts gehen.“

Insofern alles noch im grünen Bereich und logisch. Dann wird Lasa-On, ohne dass Kama-Ke das mitbekommt, von dem Dämon Zsolseg übernommen. Komi­scherweise kann Kama-Ke vorher noch die schwarze Fontäne sehen und begrei­fen, dass dies ein Dämon von TOTAM ist. Er ist selbst ja noch von dem „Stein­panzer“ umhüllt und kann lediglich gehen. Aber dann geht es so weiter:

Kama-Ke stand, umringt von einem guten Dutzend Steins, auf einem Platz auf der Oberfläche des GRAUEN Asteroiden. Er sah, wie man die bewusstlose Lasa-On heranführte…

Er hatte von Kleines schon genug über Dämonen gehört, um zu wissen, dass das einer war. Er wollte Lasa-On töten! Das begriff der ehemalige Kommandant der Orakelwache rasch. Und er handelte danach.

Die Waffe, die ihm die Steins in maßlosem Leichtsinn gelassen hatten, wurde eingesetzt. Kama-Ke legte auf den Steins an, der direkt vor dem Dämon stand – und drückte ab. In einer donnernden Detonation zerplatzte Steins 0. Kama-Ke hatte auf stärkstes Blasterfeuer umgestellt und verschoss tödliche Strahlen…“

Um es abzukürzen: der Handstreich gelingt, er bringt Lasa-On in seine Gewalt und kann flüchten. Aber… wenn ihr jetzt gerade rätselt, wie das wohl möglich ist, wo er doch oben noch in dem Steinpanzer gefangen war, der auf einmal ver­dunstet zu sein scheint, so seht ihr dasselbe, was mir auch bei der Lektüre und Abschrift auffiel.

So heroisch die Befreiungstat auch sein mag – unter den oben geschilderten Umständen ist das einfach unmöglich. Er müsste sich zuvor aus der Panzerung der Steins befreien, wovon keine Rede ist, anderenfalls wäre er zum hilflosen Zuschauen verdammt.

Tja, Gedankensprünge kommen in den beiden Episoden – Nr. 37 „Zentrum des Bösen“ und 38 „Das Gigant-Syndrom“ nicht nur hier vor, sie durchziehen diese ganzen Seiten wie Krebs-Metastasen. Schauen wir uns noch einen Aspekt an, ehe ich diese Seiten für heute schließe:

Goonex und Timor-Dol haben sich nach anfänglichen Irritationen angefreundet. Timor-Dol ernennt den Soogrer, den er nie zuvor gesehen hat, umgehend und sehr naiv zu seinem Stellvertreter über die Streitmacht der NEGATIVEN, wäh­rend er selbst gegen den Dämon Zsolseg in den Kampf zieht (mit dem er offen­bar schon ein paar Jahrtausende zu tun hat, aber offenbar kann er ihn erst aus­findig machen, nachdem die Cranyaa gefangen genommen worden sind… auch dies ein ziemlich theatralischer Dramatisierungseffekt, über dessen Plausibilität wir uns nicht unterhalten wollen).

In der Außenwelt beginnt Klivies Kleines´ Kristallkörper jäh zu wuchern und den Planeten Runix zu überwuchern. Im Mikrokosmos macht sich das durch heftige Helligkeitsentladungen bemerkbar, und alles, was sich dort aufhält, wird – be­quem – vom Vergrößerungseffekt ebenfalls betroffen.

Als Goonex dies das erste Mal registriert (Bd. 38, Kap. 2), liest sich das so:

Und plötzlich spürte und sah Goonex, wie sich der Mikrokosmos in erschre­ckender Weise veränderte. Mit einem Schlag glühte weißes Licht auf, das von al­len Seiten kam.

Es gab keinen Schatten mehr!

Der Soogrer schrie auf.

Flog der Mikrokosmos auseinander? War dies Klivies Kleines´ Ende?“

Streiten wir uns nicht über die theatralische Semantik dieser Stelle, die mir heutzutage selbst nicht mehr gefällt: ungeachtet dessen ist das eine hochdra­matische Szene, und der Leser fragt sich – wie geht es jetzt weiter? Nun, die Antwort erfolgt dann in Kapitel 7, nachdem Timor-Dol Kama-Ke gerettet hat, wobei der Cranyaa aber schwer verletzt worden ist. Und das Kapitel geht los mit:

‚Kannst du ihn nicht retten?‘, flehte Goonex.

Der massige Timor-Dol schüttelte seine Tentakel. Er blickte auf Kama-Ke, dessen Mittelleib die (Medoroboter) geöffnet und untersucht hatten. „Es ist nichts mehr zu machen…’“

Äh, fragt sich der Leser, und was ist mit dem „auseinanderfliegenden Mikrokos­mos“? Was ist da passiert? Warum ist davon keine Rede mehr? Antwort: ich habe es einfach aus dem Blick verloren und vergessen.

Gott, habe ich mich geärgert, als ich das bei der Abschrift entdeckte.

Dieser kleine Dreiteiler umfasst gerade mal 45 handschriftliche Seiten und steckt so dermaßen voller Handlungsfehler, Anschlussfehler, massiver Logikpro­bleme und vor allen Dingen höchst flüchtiger Darstellung von Personen, Dialo­gen und Locations, dass ich mich wirklich wundere, warum frühere Leser dieser Bände (ja, es gab durchaus welche in den späten 80er Jahren) sich dazu nie ge­äußert haben. Das reine Chaos, wirklich, nicht nur im Mikrokosmos, sondern auch in meinem damaligen Kopf!

Au Backe, kann ich nur sagen. Und ich glaube, solche Klopfer gibt es in den frü­hen Episoden noch eine ganze Menge. Dazu sage ich wieder was, wenn ich weitere entdecke.

Für heute verlasse ich euch und freue mich schon darauf, in der kommenden Woche mit euch eine legendäre Grüne Galaxis zu besuchen: Bytharg.

Schön neugierig bleiben!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 101: Längengrad

Posted März 1st, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute mache ich euch mal mit einem echten Genussbuch vertraut, das für je­den neugierigen Geist – mag er nun Wissenschaftsgeschichte mögen oder Bio­grafien schätzen bzw. das 17. und 18. Jahrhundert – eine Bereicherung darstellt. Mir fiel dieses Buch vor mehr als zwölf Jahren in die Hände und wurde, was wirklich selten bei mir ist, quasi sofort verschlungen.

Ein tolles Werk, sehr lesenswert und packend, voller Überraschungen, schillern­der und meist sehr berühmter Persönlichkeiten… und dann mitten darin eine exzentrische Persönlichkeit namens John Harrison, der sich Anfang des 18. Jahr­hunderts an ein scheinbar unlösbares Problem wagte und sich in ein Abenteuer stürzte, wie er es sich selbst wohl kaum vorgestellt hätte.

Vorhang auf für ein tolles Werk:

Längengrad

oder: Die wahre Geschichte eines einsamen Genies,

welches das größte wissenschaftliche Problem seiner Zeit löste

(OT: Longitude)

von Dava Sobel

btb 72882, 7.50 Euro

Sonderausgabe Oktober 2001

Aus dem Amerikanischen von Mathias Fienbork

Wenn ich in spielerischer Laune bin, mache ich mir aus Längen- und Breiten­graden ein Netz und fange damit im Atlantischen Ozean Wale.“ Das schrieb Mark Twain in Leben auf dem Mississippi.

Nur ein schrulliger Scherz, der die Leser zum Kichern bringen sollte? Ja, einer mit einem makabren Schatten in der Realität, gepflastert mit Leichen, die die Wissenschaftsjournalistin Dava Sobel „Märtyrer des Längengrads“ nennt. Als Twain seine Geschichte schrieb, war das Längengradproblem längst aus dem Blickfeld entrückt, die Welt surrte voller Schiffschronometer, und allenfalls, wer etwas ewig gestrig war, schaute noch auf zum Mond und mühte sich mit den Mondtabellen von Reverend Nevil Maskelyne ab. Aber dies war die Gegenwart. Die Vergangenheit sah ganz anders aus.

Etwa so:

Nach siegreichen Gefechten mit der französischen Mittelmeerflotte war Admi­ral Sir Clowdisley Shovell von Gibraltar aus zur Heimreise aufgebrochen, aber die schweren Herbstnebel waren nicht so leicht zu schlagen. Voller Sorge, seine Schiffe könnten auf Felsenriffe laufen, befahl der Admiral all seinen Navigati­onsoffizieren, die Köpfe zusammenzustecken.

Nach übereinstimmender Meinung befand sich die Flotte vor der Bretagne … Also hielt man weiter nördlichen Kurs, doch dann stellten die Seeleute zu ihrem Schrecken fest, dass sie ihre Position in Bezug auf die Scilly-Inseln falsch berech­net hatten. Diese Inselgruppe, etwa zwanzig Meilen vor der Südwestspitze Eng­lands, führt wie ein steinerner Pfad auf Land’s End zu. Und in der nebligen Nacht des 22. Oktober 1707 wurden die Scillys zum namenlosen Grab für zwei­tausend von Admiral Shovells Marinesoldaten.“

Dies war keineswegs die erste und auch nicht die letzte Tragödie, die sich ereig­nete, weil Seeleute seit ewigen Zeiten ein grundlegendes Problem hatten: sie konnten ihre Position nicht mehr korrekt bestimmen, sobald sie den Kontakt mit dem Land verloren hatten.

Wohl war es gut machbar, nach Breitengraden zu segeln und dies auch leidlich genau, doch wie weit war man von der Heimat entfernt? Wie nah an der nächs­ten Küste? Was, wenn Flauten oder Stürme die Durchschnittswerte, an denen sich die Nautiker orientierten, durcheinander brachten, wenn Messfehler nach Sonnenstand oder den nächtlichen Gestirnen Abweichungen erzeugten?

Dann war guter Rat teuer, und häufig kündigte solche Ratlosigkeit Katastrophen an. Zahllose Mannschaften verhungerten und verdursteten, gingen kläglich an Skorbut ein oder zerschellten an Klippen, die scheinbar „aus dem Nichts“ dort auftauchten, wo eigentlich den Berechnungen zufolge Meer sein sollte.

Bereits im 16. Jahrhundert begannen Wissenschaftler, Seeleute und Regierun­gen, Verfahren zu ersinnen, die Abhilfe schaffen sollten, zum Teil recht kuriose, zum Teil solche, die ihrer Zeit weit voraus waren und sich beim besten Willen technisch nicht realisieren ließen. So ersannen zwei Briten etwa den grandiosen Plan, den Ozean mit Signalschiffen etwa im Abstand von 90 Meilen zu bede­cken. Diese sollten, so der Plan weiter, dann jeden Tag um Mitternacht eine Leuchtkugel und einen Kanonenschuss abfeuern. An der Distanz der Klänge soll­ten Seeleute sicher über die Meere geleitet werden.

Ein anderer Vorschlag, der allen Ernstes ersonnen wurde, bediente sich des so genannten „Pulvers der Sympathie“, der Vorschlag wurde auch „Hunde-Theorie“ genannt. Sie kam im Jahre 1687 auf. Der schneidige Sir Kenelm Digby hatte die­ses Pulver entdeckt und behauptete, es entfalte seine Wirkung auch auf große Distanzen. Man musste es dafür auf einen Gegenstand des Kranken auftragen. Bedauerlicherweise rief die Berührung des Pulvers mit der Wunde infernalische Schmerzen hervor.

Digbys Plan beschreibt Sobel wie folgt: „Der Gedanke, dieses Zauberpulver auf das Längengradproblem anzuwenden, ergibt sich für einen aufgeschlossenen Geist von selbst. Man bringt einen verletzten Hund an Bord eines Schiffes, das in See sticht. Einer vertrauenswürdigen Person, die an Land zurückbleibt, wird be­auftragt, jeden Tag um 12 Uhr den Verband des Hundes in die Sympathie-Lö­sung zu tauchen. Der Hund wird daraufhin vor Schmerz aufjaulen und auf diese Weise dem Kapitän das Zeitsignal geben. Das Jaulen bedeutet: ‚Die Sonne steht in London im Zenit.’“

Natürlich sagt man heute: schiere Quacksalberei. Damals jedoch wurden solche und noch abenteuerlichere Vorschläge angesichts immer größerer Verzweiflung ernsthaft erwogen. Es nimmt nicht wunder, zu erfahren, dass etwa Jonathan Swift, der scharfzüngige Satiriker, die Längengradberechnung in eine Reihe mit der Erfindung eines Perpetuum mobile stellte, also kurzum für unmöglich er­klärte.

Die ernsthafteste Methode war jene, die die Monddistanzen ermittelte. Nur be­durfte es dafür erst einmal einer genauen Untersuchung der recht uneinheitli­chen Mondbahn. Solange war dieses Verfahren nicht viel sicherer als Glückss­piel. Als Sir Isaac Newton schließlich die Mondbahn genau berechnet hatte, kam die Monddistanz-Methode allmählich vorwärts, war und blieb aber noch immer ein außerordentlich aufwendiges Verfahren.

Seit 1714 gab es einen guten Grund, intensiv die Längengradforschung voranzu­treiben: in London war die Längengradkommission gegründet worden und hat­te ein Preisgeld in Höhe von 20.000 englischen Pfund (heute umgerechnet mehrere Millionen Euro) ausgesetzt für denjenigen, der ein Verfahren entwi­ckelte, „für eine Methode zur Ermittlung der geographischen Länge bei einer Abweichung von höchstens einem halben Grad.“ Immerhin noch zehntausend Pfund würde jemand erhalten, der ein solches Verfahren ersann, das bis zu ei­ner Abweichung von maximal einem Grad genau war.

Ein Grad Länge, das entspricht am Äquator einer Strecke von etwa 60 Seemei­len, mithin rund 111 Kilometern! „Dass die britische Regierung bereit war, solch riesige Summen für ‘Praktikable und Nützliche Methoden’ bereitzustellen, mit denen man das Ziel um viele Meilen verfehlen konnte, drückt die Verzweiflung der Nation über den beklagenswerten Zustand der Navigation beredt aus“, wie Sobel treffend schließt.

Die meiste Hoffnung wurde auf die Monddistanz-Methode gesetzt. Der Grund lag in der vernichtenden Beurteilung des damals 72jährigen Isaac Newton. Er erklärte der Kommission: Eine Methode besteht darin, mit Hilfe einer Uhr die genaue Zeit zu ermitteln. Es ist freilich noch keine Uhr hervorgebracht worden, die in der Lage wäre, unbehelligt von den Schiffsbewegungen, den Temperatur­schwankungen, der unterschiedlichen Luftfeuchtigkeit und der unterschiedli­chen Gravitation an verschiedenen Breitengraden genaue Ergebnisse anzuzei­gen.“ Er war der Auffassung, damit sei auch in Zukunft nicht zu rechnen. Uhren stellten um 1714 eher Kuriosa in fürstlichen Kabinetten dar als irgendetwas an­deres.

Nun, Newton irrte sich.

Er hatte nicht mit John „Längengrad“ Harrison gerechnet. Mit ihm konnte nie­mand rechnen – denn der Sohn eines Tischlers kam am 24. März 1693 im ländli­chen Yorkshire auf die Welt, und kaum etwas deutete darauf hin, dass er etwas anderes werden würde denn Tischler. Aber er überraschte seine Mitmenschen. John Harrison erlernte das Tischlerhandwerk und war außerordentlich musika­lisch begabt. Schließlich stimmte er die Kirchenglocken und dirigierte den Kir­chenchor seines Heimatortes Barrow. Und er war ein fiebriger, unruhiger, erfin­derischer Geist.

Das fiel 1712 dem Pfarrer auf, der Harrison mit naturphilosophischen Schriften vertraut machte, insbesondere mit der Mechanik des Mathematikers Nicholas Saunderson. Er schaffte sich Newtons „Principia“ an und begann im Alter von knapp 20 Jahren seine erste Pendeluhr – oder genauer gesagt: er schreinerte sie. Die Uhr bestand vollständig aus Holz. Sie existiert noch heute und trotzt be­harrlich dem Verfall.

Harrison war Autodidakt und bekam relativ bald Kenntnis von dem Längengrad­problem, das mit dem Erfolgen der Monddistanzmethode aus dem Ruch der Unmöglichkeit und des schrulligen Witzes in das Reich der Möglichkeit über­führt wurde. Er beschloss, genau jenen Weg einzuschlagen, den Newton ver­worfen hatte – mit Hilfe einer Uhr den Schiffen mehr Sicherheit zu geben.

Es kam nun alles darauf an, eine Uhr zu entwickeln, die ungeachtet der Umge­bungsbedingungen unerschütterlich gleichmäßig ging und vertrauenswürdig blieb. Keine Uhr also, deren Schmieröl sich verfestigte oder verflüssigte, je käl­ter oder wärmer es wurde. Keine Uhr, die aus dem Takt kam, weil das Schiff einen Sturm kreuzen musste…

Keine Uhr der damaligen Zeit schaffte es, diese Bedingungen auch nur nähe­rungsweise zu erfüllen. Die meisten, die es gab, gingen schon so notorisch falsch und verloren pro Tag häufig mehrere Minuten oder gewannen sie, weil sie zu schnell gingen. Durch Aufziehen – dabei blieben die Uhren stehen – ging noch mehr Zeit verloren.

Doch der Autodidakt Harrison baute zunächst die wartungsfreie (!) Uhr auf dem Gut Brocklesby Park, dann begann er ernsthaft damit, eigene Teile für Uhren zu entwerfen, die den Anforderungen der Längengradkommission entsprachen. Im Laufe der Jahre schuf er mehrere Uhren, eine perfekter als die nächste, ohne in­des – Perfektionist, der er war – jemals zufrieden zu sein. Für eine dieser Uhren feilte er auf bis heute unklare Weise sogar Zahnräder aus Diamant und Rubinen, um die Reibung und die Ausdehnung und Kontraktion von Metallen bei Wärme­differenzen auszuschalten.

Als es aber schließlich darum ging, nach erfolgreichen Testfahrten der Uhren Harrison das Preisgeld zuzusprechen, trat eine mächtige Strömung gegen ihn an: die Vertreter der Monddistanz-Theorie, allen voran der Reverend Nevil Mas­kelyne, der später den Nullmeridian durch Greenwich legte. Und so begann ein zermürbender, jahrelanger, unfairer Kampf zwischen den beiden so unter­schiedlichen genialen Männern…

Dava Sobel, die das Buch 1995 publizierte und es damit monatelang auf die Bestsellerlisten katapultierte, schaffte es auch in Deutschland, dem Buch zwi­schen 1996 und 1998 zwölf Auflagen zu bescheren. Auflagen und Ruhm, die meiner Ansicht nach wohlverdient sind.

In sehr klarer, zugleich aber auch fast lyrischer Sprache beschreibt Sobel die komplizierte, grausame und bisweilen bizarr karikierte Suche nach der idealen Maßmethode für die Ermittlung der geographischen Länge, und sie bindet eine Vielzahl berühmter Personen ein: wir sehen Sir Isaac Newton, wir entdecken Edmund Halley, Maskelyne, den Schweizer Mathematiker Euler und viele ande­re mehr, und schließlich werden wir zu Zeugen gemacht, wie ein eigenbrötleri­scher, aber höchst genialer Zeitgenosse am wissenschaftlichen Dünkel seiner Zeit beinahe zu Grunde geht…

Das ist packender Stoff, der häufig – nach meinem Empfinden – zu knapp aus­fällt, und der Leser, der höchstens ein bis zwei Tage braucht, bis er durch ist, sehnt sich danach, die Portraits von Harrison zu sehen oder die Fotos seiner noch heute im Museum der Sternwarte von Greenwich existierenden Uhren zu erblicken. Den Gefallen tut uns Sobel nicht, obgleich sie sowohl von den Por­traits als auch von den Uhren genug spricht, und das ist schade. Doch ansons­ten gibt es keine Grundsatzkritik am Buch.

Es ist spannender, faszinierender und Wissenslücken schließender Stoff, der Biografien miteinander verknüpft und in mir, dem Phantasten, den seufzenden Gedanken auslöste: „Was wäre geschehen, wenn sie ein wenig aufgeschlosse­ner gewesen wären, die Herren der Längengradkommission, weniger dem Stan­desdünkel verhaftet? Wie glorreich hätte sich Englands Marine entwickeln kön­nen? Was hätte Harrison mit großer Unterstützung wohl noch ersinnen kön­nen…?“

Vergebene Liebesmüh.

Aber es lohnt sich, darüber nachzusinnen.

© 2004 by Uwe Lammers

Wie ich einleitend sagte – ein echtes Buch zum Verschlingen und Faszinier­t-Werden. Ihr werdet, meiner Meinung zufolge, keine Minute bereuen, wenn euch der Stoff erst mal gepackt habt. Im Gegenteil – ihr werdet sicherlich mit mir einer Meinung sein und denken: Schade, dass das Vergnügen schon vorbei ist!

In der kommenden Woche reisen wir an dieser Stelle ein letztes Mal zurück auf Jack L. Chalkers phantastische Sechseck-Welt und erleben, wie der Kampf gegen das Ende des Universums ausgeht. Seid dabei!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

das Jahr nähert sich dem Ende, und so allmählich wird absehbar, was ich in die­sen Monaten kreativ geschafft habe… ich halte euch da auf dem Laufenden. Fakt ist allerdings schon jetzt, dass es lange nicht soviel war, wie ich eigentlich erhofft habe. Man merkt das deutlich an dem sehr stark stockenden Ausbau des E-Book-Programms. Aber da gibt es in diesem Monat einen kleinen Licht­blick – das nächste E-Book ist inzwischen fertiggestellt und in der Produktion.

Natürlich… bis ihr diesen Beitrag lest, der am 26. Februar 2017 erscheinen soll, ist das schon Schnee von vorgestern, und dann habe ich sicherlich schon die eine oder andere Rückmeldung über die Qualität des Werkes erhalten. Viel­leicht könnt ihr aber, nachdem ihr diesen Beitrag gelesen habt, verstehen, warum es mich so freut, hier vorwärts gekommen zu sein. Sonst ist nicht wirk­lich viel passiert, auch wenn – wie üblich – die Aufstellung etwas anderes sug­geriert.

So sah der Monat November 2016 aus, Freunde:

Blogartikel 204: Work in Progress, Part 47

18Neu 80: Der Seelenheiler

(Die zwei Provokateurinnen – Archipel-Story)

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“)

(Auf Sklavenjagd – OSM-Story)

(OSM-Wiki)

Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee, Teil 2 – OSM-Roman für BWA-Abdruck

(12Neu 39: Der Doppelzeit-Effekt)

E-Book 36: Die Sternenbaustelle

18Neu 81: Der Blaue Kristall

(18Neu82: Wächter des Vierten Siegels)

(18Neu 84: Invasion der Zeitschatten)

Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee, Teil 3 – OSM-Roman für BWA-Abdruck

Blogartikel 218: Aus den Annalen der Ewigkeiten – alt und neu (XVI)

(18Neu 83: Der Schrei des Orakels)

(18Neu 85: Der negative Lichtritter)

(18Neu 86: Die Matrixfehler-Seuche)

(Sarittas Hilflosigkeit – Archipel-Fragment)

(E-Book 37: Die Nomaden von Twennar)

(DSf 57: Sklaven des SYNDIKATS)

Erläuterung: Das ist eine der schönen Neuigkeiten für diesen Monat – dieser Band wird Band 1800 des OSM werden. Worum es in diesem Band geht und was es mit dem Museum von TRANSFER 1004 auf sich hat, dazu habe ich in ei­nem meiner nächsten „Logbuch des Autors“-Artikel geschrieben, das bekommt ihr alsbald zu sehen. Ich bin jedenfalls guter Hoffnung, dass ich diese Episode noch bis Silvester fertig schreiben kann.

(DSf 58: Ein Freund namens Jaal)

(14Neu 38: Das Gigant-Syndrom)

(14Neu 39: Transmittermond der Plegg’re)

Erläuterung: Mit der Abschrift dieser Episode verlasse ich in KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) den Bereich der handgeschriebenen al­ten Episoden von 1983 und 1984. Ich war ganz verdutzt, zu entdecken, dass die­se Episode nur 5 (!) maschinenschriftliche Seiten umfasste. Und es stellte eher kein Wunder dar, den sehr kurzen Handlungsstrom zu realisieren. Das wird spä­ter natürlich alles deutlich ausgebaut werden müssen. Aber der Himmel mag wissen, wann ich diese Serie fürs E-Book-Format aufbereite. Dazu kann ich heu­te noch nichts sagen.

Blogartikel 219: Logbuch des Autors 21: Fahnden im Feindesland

(E-Book 38: Das Kriegernest)

(E-Book 40: Zeitenwandel)

Erläuterung: Wenn ihr euch diese beiden Bände anschaut, werdet ihr vermutlich auch verdutzt sein und verstehen, dass ich mich da gestern anfangs verschrieb und in meinem Kreativkalender letzteres Werk als E-Book 39 eintragen wollte. Das lag ja auch nahe. Es handelt sich um die Bände 30 und 31 der TI-Serie. Sie liegen aber – Handlungsebenenwechsel! – nicht direkt nebeneinander.

Dazwischen werde ich stattdessen als E-Book 39 den ersten Serienband von KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) schieben. Aufgrund meiner eingeschränkten Schreibfreizeit wird das aber wohl erst im Sommer 2017 der Fall sein. Bekanntlich, siehe Anfang dieses Beitrags, hinkt die Publikati­onsreihenfolge ja weit hinter dem Wunsch her.

Schauen wir also mal, wie gut es mir gelingen wird, im kommenden Monat De­zember, der heute angebrochen ist, meine kreativen Wunschziele zu erreichen. Für November 2016 ist jedenfalls leider nichts weiter zu vermelden. Ich deutete ja an, dass das Ergebnis nicht so berauschend war.

Wohin wir in der kommenden Woche reisen? Na, da lasst euch mal überra­schen, Freunde, und seht wieder herein!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

den hundertsten Eintrag meines Rezensions-Blogs zu veröffentlichen, also fast 2 Jahre nach dem Beginn dieser schönen Dienstleistung an meine zahlreichen Leser im In- und Ausland, das ist ein toller Augenblick. Es erfüllt mich mit Stolz, zu sehen, wie beliebt diese Rubrik ist und wie zahlreich ihr meinen Lesetipps folgt… natürlich immer in der Hoffnung, dass euch die Auswahl gefällt, die ich gewählt habe und die Themenbreite, die ihr hier findet.

Nun ist es mit dem Rezensions-Blog natürlich dasselbe wie mit meinem sonn­täglichen Wochen-Blog: Ich habe den Überblick darüber, kann mir aber durch­aus denken, dass er gelegentlich euch ein wenig verloren geht. Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich an die Ausgaben der ESPost, des Internet-Newsletters des Science Fiction-Stammtischs Ernst Ellert in München (www.espost.de) zu hal­ten.

Drum also gibt es heute anstelle einer Literaturempfehlung eine kleine Über­sicht über die rezensierten Bücher, gestaffelt nach den Genres und Schwerpunk­ten. Damit könnt ihr euch, die ihr jetzt später hinzugestoßen seid, einfach mal die „Rosinen“ rauspicken. Die Darstellung orientiert sich an der Erschei­nungsfolge der Blogs, und ich verzeichne den jeweiligen Blog (Nummer), den Ti­tel des Buches und das Erscheinungsdatum. Die Genrezuordnung erfolgt in den Überschriften.

Ach ja… falls ihr verwirrt seid wegen der Zuordnungen – bei vielen Werken wä­ren natürlich verschiedene Genrezuordnungen möglich. Durch die Feinunter­gliederung sind die Werke, die man als biografisch verstehen sollte, die mithin auch historische Sachbücher darstellten, in eine eigene Rubrik gerutscht, Clive Cusslers Werke, die man auch als Krimis bzw. Thriller interpretieren könnte, lan­deten in einer eigenen Rubrik. Und dasselbe gilt etwa auch für die Mindstar-Ro­mane von Peter F. Hamilton, die man sowohl unter Krimis wie Science Fiction einsortieren könnte. Jetzt stehen sie eben, der Quantität wegen, unter Hamil­ton direkt. Auf Zweifachnennungen in den verschiedenen Abteilungen habe ich aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet… ich meine, die Aufstellung ist so schon umfangreich genug…

Viel Spaß also jetzt beim Stöbern!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blogs 1-100

1. April 2015 – 22. Februar 2017

Biografisches:

Blog 1: Zen in der Kunst des Schreibens (01.04.2015)

Blog 32: Wer war Jack the Ripper? (04.11.2015)

Blog 48: Hinter dem Spiegel (24.02.2015)

Blog 61: Der Mann, der das Geld erfand (25.05.2016)

Blog 64: Leila. Ein bosnisches Mädchen (15.06.2016)

Blog 89: Renas Versprechen (07.12.2016)

Blog 96: Der Mensch ist des Menschen Wolf (25.01.2017)

Science Fiction:

Blog 2: Die Gehäuse der Zeit (08.04.2015)

Blog 4: Diplomat der Grenzwelten (22.04.2016)

Blog 10: Fleisch und Blut (03.06.2015)

Blog 13: Gegenschlag (24.06.2015)

Blog 45: Wing 4 (03.02.2016)

Blog 49: Zeitlabyrinth (02.03.2015)

Blog 51: Das Wing 4-Syndrom (16.03.2016)

Blog 53: Die Rückkehr der Zeitmaschine (30.03.2016)

Blog 57: Stärke 10 (27.04.2016)

Blog 73: Die Schatten dunkler Flügel (17.08.2016)

Blog 75: Die Zeitlegion (31.08.2016)

Blog 77: Todesjäger (14.09.2016)

Blog 81: Das Haus gegenüber (12.10.2016)

Blog 85: Unendliche Grenzen (09.11.2016)

Blog 86: Die Sechseck-Welt (1) (16.11.2016)

Blog 88: Familientreffen (30.11.2016)

Blog 90: Exil Sechseck-Welt (2) (14.12.2016)

Blog 94: Entscheidung auf der Sechseck-Welt (3) (11.01.2017)

Blog 98: Rückkehr auf die Sechseck-Welt (4) (08.02.2017)

Science Fiction / Peter F. Hamilton:

Blog 15: Sternenträume / Drachenfeuer (08.07.2015)

Blog 18: Die unbekannte Macht (1) (29.07.2015)

Blog 21: Fehlfunktion (2) (19.08.2015)

Blog 24: Seelengesänge (3) (16.09.2015)

Blog 27: Der Neutronium-Alchimist (4) (30.09.2015)

Blog 30: Die Besessenen (5) (21.10.2015)

Blog 33: Der nackte Gott (6) (11.11.2015)

Blog 36: Zweite Chance auf Eden (7/E) (02.12.2015)

Blog 63: Mindstar 1: Die Spinne im Netz (1) (08.06.2016)

Blog 67: Mindstar 2: Das Mord-Paradigma (2) (06.07.2016)

Blog 71: Mindstar 3: Die Nano-Blume (3/E) (03.08.2016)

Sachbücher:

Blog 3: Der verstrahlte Westernheld (15.04.2015)

Blog 22: Einsicht ins Ich (26.08.2015)

Blog 28: Abenteuer Ozean (07.10.2015)

Blog 40: Der stumme Frühling (30.12.2015)

Blog 54: Stupid white men (06.04.2016)

Blog 68: Der Gesang des Dodo (13.07.2016)

Sachbücher / Historische Werke:

Blog 6: Der Baader Meinhof Komplex (06.05.2015)

Blog 9: Kollaps (27.05.2015)

Blog 12: Die griechische Zeitung (17.06.2015)

Blog 19: Der Erste Weltkrieg (Hamann) (05.08.2015)

Blog 31: Virtuelle Antike (28.10.2015)

Blog 62: Die aztekische Zeitung (01.06.2016)

Blog 72: Mythos Ägypten (10.08.2016)

Blog 76: Der ferne Spiegel (07.09.2016)

Blog 92: Das Tal (28.12.2016)

Blog 93: August 1914 (04.01.2017)

Blog 97: Auf den Spuren unserer Vergangenheit (01.02.2017)

Krimis / Historische Krimis:

Blog 16: Keiner von uns (15.07.2015)

Blog 42: Der große Eisenbahnraub (13.01.2016)

Blog 70: Kleine Mordgeschichten für Tierfreunde (27.07.2016)

Krimis / Sherlock Holmes:

Blog 5: Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton (29.04.2015)

Blog 29: Das Geheimnis des Geigers (14.10.2015)

Blog 35: Studie in Scharlachrot (25.11.2015)

Blog 58: Die Wahrheit über Sherlock Holmes (04.05.2016)

Blog 74: Sherlock Holmes und die Riesenratte von Sumatra (24.08.2016)

Erotische Literatur:

Blog 7: In seinen Händen (13.05.2015)

Blog 20: Hände aus Samt (12.08.2015)

Blog 46: Mit geschlossenen Augen (10.02.2016)

Blog 80: Die Verwechslung (05.10.2016)

Clive Cussler & Co.:

Blog 8: Das Gold von Sparta (1) (20.05.2016)

Blog 11: Das Erbe der Azteken (2) (10.06.2016)

Blog 14: Das Geheimnis von Shangri-La (3/E) (01.07.2015)

Blog 23: Das Alexandria-Komplott (02.09.2015)

Blog 34: Cyclop (18.11.2015)

Blog 66: Im Todesnebel (29.06.2016)

Blog 79: Der Todesflieger (28.09.2016)

Blog 83: Eisberg (26.10.2016)

Blog 87: Hebt die TITANIC! (23.11.2016)

Blog 91: Der Todesflug der Cargo 03 (21.12.2016)

Blog 95: Um Haaresbreite (18.01.2017)

Blog 99: Tiefsee (26.02.2017)

Fantasy:

Blog 17: Das Ungeheuer aus dem Sumpf (22.07.2015)

Blog 41: Der Adept (1) (06.01.2016)

Blog 44: Die Loge der Luchse (2) (27.01.2016)

Blog 47: Der Schatz der Templer (3/E) (17.02.2015)

Blog 59: Kull von Atlantis (11.05.2016)

Blog 65: Herr von Valusien (22.06.2016)

Allgemeine Belletristik:

Blog 25: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und

verschwand (16.09.2015)

Blog 37: Männer, die auf Ziegen starren (09.12.2015)

Blog 38: Vor dem Altar der Liebe (16.12.2015)

Blog 57: Sprich uns von der Freundschaft (20.04.2016)

Blog 78: Reis am Stiel (21.09.2016)

Blog 84: Würste der Hölle (02.11.2016)

Phantastik:

Blog 26: Indiana Jones und die Hyänen des Himmels (23.09.2015)

Blog 39: Wintermärchen (23.12.2015)

Blog 43: Indiana Jones und die Macht aus dem Dunkel (20.01.2016)

Blog 52: Die Vampire (23.03.2016)

Blog 69: Der Besucher aus dem Dunkel (20.07.2016)

Blog 82: Alles über Alice (19.10.2016)

Historische Romane:

Blog 50: Feuer und Stein (1) (09.03.2016)

Blog 55: Die geliehene Zeit (2) (13.04.2016)

Blog 60: Ferne Ufer (3) (18.05.2016)

Soviel also zu der Aufstellung all jener interessanten, überraschenden, amüsan­ten oder schockierenden Bücher, die ich in den vergangenen knapp zwei Jahren für euch schon aufbereitet und hier als Leseempfehlung vorgestellt habe. Ihr könnt euch sicherlich denken, dass es davon noch sehr viel mehr gibt, und das ist auch der Fall.

In der kommenden Woche tauchen wir an dieser Stelle wieder in die Historie ab und schauen uns das England des 18. und 19. Jahrhunderts an, wo es um ein le­bensbedrohliches Problem geht, das damals schon unzählige Menschenleben gefordert hatte.

Worum es genau geht? Lasst euch überraschen. Es ist in jedem Fall eine sehr kurzweilige und spannende Lektüre eines nicht minder packenden Buches, das ich an einem Tag verschlungen habe… und ihr wisst, das will was heißen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ja, ja, ich habe mir einiges an Zeit gelassen, bis ich zu dieser Rubrik zurückkehr­te, ich gestehe das freimütig ein. Aber wie ihr inzwischen wisst, hatte das ja sei­ne probaten Gründe – es galt, die Grundsteine für neue Artikelreihen auf die­sem Blog zu legen. Es gibt inzwischen häufiger Lesungsberichte, es kommen verschiedentlich OSM-Artikel zum Vorschein, die entweder noch nie publiziert wurden oder an „exotischen“ Orten, wo nur eine Handvoll Menschen sie lesen konnte. Dann habe ich vor sechs Wochen „Der OSM in Gedichtform“ aus der Taufe gehoben und vor vier Woche noch die Reihe „Legendäre Schauplätze“…

Also, Grund genug, die alten Formate ein wenig dosierter und seltener einzu­setzen. Aber hier bin ich wieder und berichte ein bisschen darüber, was sich bei den „Annalen der Ewigkeit“ getan hat. Heute soll es dabei um die direkte Fort­setzung von Blogartikel 194 gehen. Damals beschäftigte ich mich mit dem Krea­tivjahr 2006 und kam bis zum Ende des Monats April.

Ich erzählte davon, dass ich im Monat April 2006 mit dem KONFLIKT 7 überra­schend begann, also mit der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH). Am 8. Mai wurde es erforderlich, dazu ein wenig Hintergrundinformation zu eta­blieren, und so entstand der OSM-Hintergrundartikel „Eine Welt namens Hyo­ronghilaar“, den man grundsätzlich in den Bereich der „Annalen“ einsortieren kann.

Ansonsten war ich in diesem Monat mehr ausgelastet mit Archipelwerken, Re­zensionen und historischen Artikeln. Gegen Monatsende (26. Mai) gelang es mir überdies noch, mein OSM-Kompendium „Die Tiefen des inneren Univer­sums“ einem zeitgemäßen Update zu unterziehen. Machen wir uns nichts vor, das ist bis heute natürlich ebenfalls völlig veraltet.

Nebenher arbeitete ich an den „Annalen“-Werken „Mein Freund, der Toten­kopf“, „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, „Verderben auf Tuwihry“ und „Schluchten­kenners Entdeckung“. Teilweise machte ich daran auch im Juni weiter, aller­dings war ich mehrheitlich mit anderen Dingen befasst, so mit der rätselhaften OSM-Ebene 28 („Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (DSf)).

Im Juli desselben Jahres überkam mich wieder mal ein wenig ein Spleen, und ich begann damit, ein OSM-Buchprojekt zu skizzieren, ohne damit allzu weit zu kommen. Was genau hatte es damit auf sich? Nun… mir schwebte eine serien­übergreifende Storysammlung und Kurzromansammlung vor, in der vorhandene OSM-Geschichten aus mehreren Universen zusammengefasst werden sollten. Beeinflusst wurde ich hierbei vermutlich insbesondere von Peter F. Hamiltons Abschlussband des „Armageddon-Zyklus“, „Zweite Chance auf Eden“, wo er et­was Ähnliches getan hatte.

Indes, das Projekt bei mir wurde nicht alt. Das hatte verschiedene Gründe. Der wichtigste daran war natürlich, abgesehen von dem finanziellen Aspekt, dass die Grundstruktur unausgegoren war. Manche der Geschichten wollte ich exklu­siv für dieses Werk schreiben bzw. vervollständigen, kam dort aber nicht vom Fleck… der OSM lässt sich eben als widerständiges und störrisches Subjekt nicht herumkommandieren. Wenn die Bilderströme nicht fließen, dann geht gar nichts.

Außerdem fehlte es mir an Realisierungsmöglichkeiten. An das E-Book-Format dachte ich anno 2006 noch nicht, die relevanten Helfer, die mich heute unter­stützen, waren nicht in meinem Blickfeld oder ganz unbekannt. Die Bedingun­gen sollten sich grundlegend erst 2012 ändern.

Eine erste Geschichte in diesem Kontext sollte „Sianlees Verbrechen“ werden und KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) flankieren. Ebenso war die Geschichte „Verschwörer“ dafür gedacht. Dass ich auch an dem 2003er-Ideenkeim „Die Tiefenwächter“ vorankam in diesem Juli 2006, das überrascht mich direkt, aber meine entsprechenden Aufzeichnungen sagen das unzweideutig aus.

Im August 2006 versuchte ich, mit der Geschichte „Quisiins letzter Fall“ weiter­zukommen, aber das gelang nur halbherzig. Hier zeichnete sich wahrscheinlich ab, dass ich eine neue Ablenkung angenommen hatte – in diesem Monat arbei­tete ich an BWA 276, und mit Band 275 war ich gerade wieder als Chefredak­teur überraschend „inthronisiert“ worden. Dass ich die nächsten zehn Jahre (!!) diesen Posten nonstop innehaben sollte, konnte ich mir allerdings im Traum nicht vorstellen. Aktuell habe ich diesen Posten immer noch inne… unglaublich, echt. Und ihr könnt euch denken, dass ein monatlich erscheinendes Fanzine wie Baden-Württemberg Aktuell, das inzwischen Nummer 400 überschritten hat, einige Herausforderungen für mich bereithielt.

Der September ließ mich dann in den OSM-Roman „Der Feuerhort“ rutschen, also in die Galaxis Feuerrad in KONFLIKT 24 (niedergelegt in der noch nicht öf­fentlichen Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (NK)). Und gegen Monats­ende blühte die Storyidee „Ein zukunftsweisendes Verbrechen“ auf, das die Troohn-Problematik und KONFLIKT 2 thematisiert. Da ich hier aber bis heute nicht signifikant vorangekommen bin, mögt ihr es mir nachsehen, wenn ich hier nicht weiter in die Details gehe.

Am 15. Oktober stieß ich dann ein weiteres Tor auf, indem ich eine Idee mit dem provisorischen Titel „Rätsel von Arc“ schuf. Aber hier legte ich mich selbst noch nicht fest, sondern notierte, dies könne „Roman oder Serie“ sein… bis heute bin ich nicht schlauer.

Während ich im November 2006 tief in Peter F. Hamiltons Commonwealth-Zy­klus versank, gingen hauptsächlich die Arbeiten an Episoden des OSM weiter. Nur ganz zum Schluss schliff ich ein wenig weiter an dem „zukunftsweisenden Verbrechen“, an „In der Hölle“ und dem „Schluchtenkenner“-Roman, der hier immer noch als „Story“ gelabelt wurde.

Der Dezember fand mich bei „Ian und der Stein der Götter“ an der Arbeit – in­zwischen bekanntlich als „Annalen 2“ im E-Book-Format veröffentlicht. Außer­dem ging das Schreiben an „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“ voran, wobei ich auch hier noch Jahre von der Fertigstellung entfernt war. Und dann kam, völlig unverhofft, kurz vor Jahresende noch eine richtige kreative Explosion.

Das Datum war der 29. Dezember, ernstlich – und was sich in meinem Kopf ex­plosionsartig ausdehnte, war ein Hintergrundbericht, mit dessen Entstehung ich gar nicht gerechnet hatte. Unter dem Titel „Höhere Weihen“ blühte auf zwölf Seiten mit 25 Fußnoten ein faszinierender analytischer Text auf, der sich mit To­tenköpfen, Troohns und etwas befasste, das „schwarze Essen“ genannt wurde. Wenn ihr euch an die OSM-Story „Heimweh“ entsinnt, die in der vierten E-Book-Storysammlung „Als Tiyaani noch ein Kind war…“ enthalten ist, dann ist euch der Begriff vielleicht geläufig. Er ist in Wirklichkeit schon sehr alt und da­tiert etwa aus dem Jahr 1984 oder 1985. Aber nun wurde er in ein System ein­gepasst, in dem es um so etwas wie „Magie“ ging und um OSM-Kosmophysik. Ein wenig davon habe ich schon in den „Kosmologie-Lektionen“ im Rahmen der Blogartikelreihe angedeutet. Das hier war dann das Kondensat davon und machte mir endgültig klar, dass TOTAM im OSM wirklich ganz ohne „Magie“ auskommen kann. Wir sind halt nicht bei „Harry Potter“, nicht wahr? Aber wir haben es mit anderen Universen und dementsprechend auch völlig anderer Physik zu tun.

Wow, kann ich nur sagen – das war für das Jahresende 2006 wirklich eine phan­tastische Entdeckung. Leider kann ich euch den Hintergrundtext so bald noch nicht zugänglich machen. Er enthält zu viele Spoiler für noch nicht erschienene OSM-Texte. Aber es ist versprochen, langfristig werdet ihr ihn zu sehen bekom­men.

Da Ende Dezember 2006 ein guter Punkt ist, um innezuhalten, mache ich in meinem Rückblick an dieser Stelle Schluss und verweise für das Jahr 2007 und folgende auf den nächsten Teil der Reihe.

Nächste Woche findet ihr an dieser Stelle wieder einen Bericht „Work in Pro­gress“, da befasse ich mich dann mit meinen kreativen Fortschritten im Monat November 2016. Ich würde mich freuen, wenn ihr wieder zahlreich herkommt und lest.

Bis dann macht es gut.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 99: Tiefsee

Posted Februar 15th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute kommen wir in der Reihung der Clive Cussler-Romane mal zu einem sei­ner Werke, das ich mit gewissem Vorbehalt vorstelle. Die kritischen Töne in der unten stehenden, in jüngster Zeit entstandenen Rezension sind recht kräftig ausgefallen. Wer den Roman gelesen hat oder dies in nächster Zeit tun möchte, ungeachtet meiner Worte – vielleicht, weil ihn der „Politzirkus Washington“ dann doch mehr interessiert als mich bei der zweimaligen Lektüre, nun, der wird vielleicht entdecken, dass meine Bemerkungen nicht aus der Luft gegriffen sind.

Verstehen wir uns hier nicht falsch: lesenswert ist das Buch allemal, und es gibt sehr viel schlimmere Werke mit übleren Fehlern in Cusslers Regal (wir kommen beizeiten noch dazu, und da könnt ihr euch dann wirklich warm anziehen!). Aber wenn man die Vor- und Nachteile des Romans auf einer Goldwaage abwä­gen will, würde ich sagen, dass die nachteiligen Aspekte doch stärker zu Buche schlagen als die Positiva.

Einerlei, phantasievoll ist die Geschichte, und sie hat ein paar wirklich inter­essante Zutaten, namentlich gegen Schluss. Also stürzen wir uns mal in das Abenteuer dieses Buches:

Tiefsee

(OT: Deep Six)

Von Clive Cussler

Goldmann 8631

480 Seiten, TB

Aus dem Amerikanischen von Willy Thaler

ISBN 3-442-08631-2

Verbrechen lohnt sich nicht – so könnte man, einigermaßen ungewöhnlich als moralisches Fazit, diesen frühen Roman von Clive Cussler überschreiben. Es ist ein bisschen ein eigenartiges Buch für jemanden, der schon viel von Clive Cuss­ler gelesen hat und sich nun aufmacht, die Frühzeit seines Schaffens noch ein­mal zu erkunden. Beginnen wir mit einer Besichtigung.

Eine hübsche Amerikanerin namens Estelle Wallace ist die einzige Mitreisende auf dem Frachter „San Marino“ im Juli des Jahres 1966, der von San Francisco unterwegs über den Pazifik ist. Sie ist eine Frau mit einem Geheimnis, die sich dummerweise in ein weiteres Geheimnis eingemischt hat, das ihr Leben kosten wird, auf grässliche, unbegreifliche Weise. Denn Estelle Wallace ist weder ihr richtiger Name, noch ist irgendetwas, was sie sonst erzählt, die Wahrheit. Sie ist vielmehr auf der Flucht und glaubt, ein neues Leben in der Ferne beginnen zu können – stattdessen wird sie zum Opfer eines ungesühnten Verbrechens, und sie wie auch die „San Marino“ verschwinden spurlos.

Am 25. Juli 1989, und hier setzt dann die eigentliche Romanhandlung ein, wird in der Cook-Meerenge von Alaska ein Schiff von der Küstenwache aufgebracht. Alle Personen an Bord sind tot, und auch das Enterkommando der Küstenwache stirbt binnen Minuten nach dem Übersetzen eines entsetzlichen Todes. Schnell stellt sich heraus, dass in weitem Umkreis alles Leben im Meer und auf der Meeresoberfläche ausgelöscht wird. Verantwortlich dafür ist ein heimtücki­scher Giftstoff, das Nervengas S. Vor langer Zeit ist ein großer Vorrat davon spurlos verschwunden.

Im Wettlauf gegen die Zeit versuchen nun die Meeresbiologin Julie Mendoza und Dirk Pitt mit seinem Team von der NUMA, die Quelle ausfindig zu machen. Das gelingt auch tatsächlich dank Pitts Spürsinn in Rekordzeit – aber das alles ist leider erst der Beginn einer schrecklichen Katastrophe.

Die Quelle ist ein Geisterschiff, das „Pilottown“ heißt. Und die Untersuchung des Wracks ergibt, dass es nicht nur ein Geisterschiff ist, sondern auch über Sprengsätze verfügte, die es versenken sollten. Diese Sprengung, offensichtlich Indiz für einen planmäßigen Versicherungsbetrug, schlug jedoch fehl. Die Kata­strophe, die sich nun ereignet hat, hat aber offenkundig eine gruselige Vorge­schichte. Pitt hat keine Ahnung, wie viele Menschen dieses Geheimnis noch das Leben kosten soll. Mehr als dreihundert sind inzwischen schon gestorben.

Dirk Pitt beschließt erbittert, auf eigene Faust weitere Untersuchungen anzu­stellen. Er weiht darin nicht einmal seinen Chef, Admiral James Sandecker, ein. Seltsamerweise führt die Fährte zu einem weiteren Geisterschiff – zur „San Marino“.

Auf einer anderen Schiene der Handlung, die bald wirkungsmächtig wird, dringt der Leser in den politischen Filz von Washington, D.C., ein. Der amtierende Prä­sident befindet sich auf einer politischen Mission – er möchte gern dem von Krisen geschüttelten Sowjetreich unter Generalsekretär Antonow Wirtschafts­hilfe zukommen lassen. Dabei stößt er aber auf hartnäckigen Widerstand im Kongress, der sich um die Senatoren Moran und Larimer gruppiert. Auch Vize­präsident Vince Margolin ist nicht wirklich von den Plänen überzeugt. Um diese Widerstände in einem ungestörten Gespräch auszuräumen, entscheidet sich der Präsident überraschend, mit der Yacht „Eagle“ eine Flussfahrt auf dem Po­tomac zu unternehmen. Das bringt das Sicherheitsteam des Weißen Hauses in Alarmstimmung, das natürlich darum bemüht ist, den Präsidenten möglichst gegen alle Gefahren abzuschirmen.

Doch das Unmögliche geschieht: Während der ersten Nacht auf dem Potomac wird die gesamte Besatzung der Yacht quasi unter den Augen der Bewacher entführt, darunter die Spitze der amerikanischen Regierung. Während die Ver­antwortlichen in Geheimdienst und Militär hastig versuchen, diese Katastrophe unter dem Teppich zu halten, um Zeit zu gewinnen, beginnt die verzweifelte Su­che nach den Verantwortlichen.

Stecken die Russen dahinter? Wie haben sie es gemacht? Sind die Politiker noch am Leben? Was genau ist das Ziel hinter dieser Entführung?

Lange Zeit tappen die Verantwortlichen in der zweiten Riege der Regierung im Dunkeln. Zwar können sie das Rätsel um das Wie der Entführung bald – u. a. mit Hilfe von Dirk Pitt – lösen, aber dem eigentlichen Geheimnis kommen sie damit nur bedingt näher.

Pitt selbst nähert sich inzwischen mit Hilfe des Computerexperten Hiram Yae­ger von der NUMA und dem Marinehistoriker St. Julien Perlmutter – beide tau­chen hier m. W. erstmals auf – von unerwarteter Seite dem Rätsel um die „San Marino“… und ehe er eigentlich versteht, wie gefährlich diese Nachforschungen sind, entgeht er nur um Haaresbreite einem Sprengstoffanschlag, der ihn fast ins Jenseits befördert.

Doch wie dies alles zum sowjetischen Kreuzfahrtschiff „Leonid Andrejew“ führt, wie der koreanische Mörder mit der breiten Zahnlücke ins Bild passt, wer die „stählerne Blume“ ist oder warum schließlich Dirk Pitt mit den grau uniformier­ten Soldaten der Konföderierten Armee der Südstaaten gegen eine mörderische Killerbande in einen Privatkrieg zieht… also, das sollte man dann lieber selbst le­sen.

Wie schon in dem Roman „Der Todesflug der Cargo 03“ und „Um Haaresbreite“ hat man hier als kundiger Leser das Gefühl, dass sowohl Clive Cussler selbst wie auch der deutsche Verlag noch in der Experimentierphase stecken. Das „Bestsellerrezept“, um es plakativ mal so zu nennen, ist noch nicht restlos ausgegoren. Dieser Roman ist zwar deutlich umfangreicher als die meis­ten seiner Vorgänger, das heißt deshalb aber durchaus nicht, dass er inhaltlich sehr viel stringenter ist. Ich fand, er hat – wiewohl definitiv nicht unspannend zu nennen – durchaus „Längen“, und zwar insbesondere im politischen Teil, der manchmal über Dutzende von Seiten reicht. Er ist zwar nicht uninter­essant, aber es ist doch eher ein wenig ermüdend für uns Kontinentaleuropäer, von amerikanischen Politintrigen und Rankünen zu lesen und ständig mit der Sicht von Cussler konfrontiert zu werden, die man knapp so zusammenfassen könnte:

Politik ist ein schmutziges Spiel, und wenn man mal genau nachschaut, existie­ren in Washington in den höheren Rängen nur Karrieristen und Intriganten, die kaltblütig zum Zwecke ihres eigenen Aufstiegs über Leichen gehen. Selbst die vermeintlich Guten entpuppen sich auf den zweiten Blick eher als widerliche Charaktere, und die ehrlichen Staatsbürger – etwa diejenigen, die den Schutz der „hohen Tiere“ zu gewährleisten haben, greifen schließlich auch munter und recht ungeniert in die Trickkiste, mit der in Washington die Bevölkerung des Landes betrogen und an der Nase herumgeführt wird…

Das über mehrere hundert Seiten als zweiten Handlungsstrang zu erleben, ist anstrengend und kommt in dieser Exzessivität in späteren Cussler-Romanen nicht mehr vor – ein ziemlich klarer Hinweis darauf, dass den Lesern das so nicht gefallen hat und für das „Rezept“ dann plakativ zurückgeschraubt wurde.

Von dem Übersetzer Willy Thaler hört man bei Cussler-Romanen auch nie wie­der. Die Übersetzung ist auch wirklich nicht so flüssig, wie man das von späte­ren Werken gewohnt ist. Das spricht ebenfalls dafür, dass diese Zusammenar­beit zwischen Verlag und Übersetzer in diesem Kontext nicht wirklich funktio­niert hat.

Vollends merkt man am Schluss, den ich natürlich nicht vorwegnehmen möch­te, dass Cussler hier noch deutlich gnadenloser agiert, als das in den meisten späteren Romanen der Fall ist. Auch der Humor und der Erotik-Faktor werden hier deutlich unterbelichtet… auch das ändert sich in späteren Werken.

Eine Bemerkung möchte ich zum Schluss aber auch noch auf den vollendet dämlichen deutschen Titel verwenden: Es geht nicht um die Tiefsee. Ich habe es extra für die Rezension nachgeschlagen. Gegen Schluss geht es um die Versen­kung eines Schiffes „im tiefen Wasser“, und dort fällt explizit die Bezeichnung „Tiefsee“. Wer aber nun die Tiefen des Ozeans damit – wie es präzise sein sollte – in Verbindung bringt, liegt vollkommen falsch. Gemeint ist „hundert Faden tiefes Wasser“. Und hundert Faden sind, wenn man das mal in unser Maß um­rechnet, gerade mal 183 Meter Wassertiefe.

Wahrlich, „Tiefsee“. Da kann man nicht mal kichern.

Der Verlag war erkennbar außerstande, den ebenfalls kryptischen amerikani­schen Originaltitel „Deep Six“, den ich bis heute nicht kapiere, zu übersetzen und griff nach etwas, was irgendwie zu passen schien. Dass auch das Titelbild keinen signifikanten Inhaltsbezug hat, erwartet man dann schon beinahe.

Alles in allem eine irreführend benannte Geschichte, die man sich zwar als Cussler-Fan antun kann, die aber reichlich unglaubwürdig herüberkommt und vieler charmanter Zutaten eines später üblichen Cussler-Romans entbehrt. Kein Wunder, dass ich das Buch nach dem ersten Lesen im Dezember 1987 für fast 30 Jahre auf den Dachboden verbannte. Es ist wirklich einer seiner schwäche­ren Romane. Aber glücklicherweise folgen ja bessere…

© 2015 by Uwe Lammers

Wie gesagt, um kritische Töne kam ich 2015 bei der Zweitlektüre dieses Buches nicht herum. Und ihr wisst, dass ich stets auf dem Standpunkt beharre, dass man auch die Schwachstellen von Romanen erwähnen soll, wenn man sie schon mal bespricht – allein, damit ihr potentiellen Leser nicht denkt, hier würde eine Art von völlig unangebrachter Lobhudelei abgebrannt werden.

In der kommenden Woche darf ich euch stolz den 100. Eintrag meines Rezensi­ons-Blogs vorstellen. Und wie ihr vielleicht schon von meiner Auflistung auf Amazon AuthorCentral wisst, habe ich mir da etwas ganz Besonderes als Ser­vice für euch ausgedacht.

Das solltet ihr auf keinen Fall verpassen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 206: Logbuch des Autors 20: Zwischenwelten

Posted Februar 12th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

habt ihr euch jemals schon gefragt, wie es wohl sein kann, dass es so etwas wie Materie gibt? Und wenn ja, habt ihr weiter gegrübelt, wieso wir nicht einfach so durch sie hindurchfassen können?

Auf den ersten Blick hört sich das obskur an. Aber denkt mal an euren Physik­unterricht zurück. An die Zeiten, als man noch als Pennäler auf das gute, alte Bohrsche Atommodell schauen konnte und vom Lehrer allmählich klargemacht bekam, dass nahezu der gesamte Raum eines Atoms aus einem besteht, nämlich aus Leere. Die Masse konzentriert sich quasi vollständig im Atomkern, und der Rest, mehr als 90 % in der Regel, besteht aus leerem Raum und ein paar her­umjagenden Elektronen.

Gut, das heutige Atommodell sieht strukturell etwas anders aus, da geht es dann um orbitale Ladungen und dergleichen, und die Modelle sehen nicht mehr so aus wie Miniatur-Sonnensysteme… aber strukturell hat sich nicht viel daran geän­dert. Materie besteht im Wesentlichen aus Leere. Und dann fragt man sich doch, wenn man mit dem Kopf gegen die Wand stößt, warum zum Teufel noch mal die Leere so wehtun muss.

Schaut man sich den köstlichen Film „Männer, die auf Ziegen starren“ an, in dem George Clooney einen ziemlich schrägen „Jedi-Krieger“ spielt, einen Psy­chosoldaten der Ersten Erdarmee (diese Leute gab es übrigens wirklich, recher­chiert mal ein bisschen, der Film ist nur zum Teil pure Erfindung), dann sieht man tatsächlich Leute, die mit dem Kopf durch die Wand wollen und fest davon überzeugt sind, dies auch zu schaffen.

Die Idee, gewissermaßen „Zwischenwelten“ zu erschließen, ist folgerichtig schon ziemlich alt. In der Science Fiction gibt es derlei Abenteuer ebenfalls. Im­perien, die im Innern von Atomkernen existieren, Universen in der Hutschachtel, sinngemäß jedenfalls, ineinander verfaltete Wirklichkeiten, blaue Polizeinotruf­zellen, die innen größer sind als außen… ihr kennt das zweifellos alles. Da fällt einem ein Geheimagent John Steed ein, der auf handliches Westentaschenformat geschrumpft wird oder ein Ärzteteam, das mit einem Mikro-U-Boot einen Pati­enten von innen heraus aufsucht, um ihn zu heilen.

Kann es euch überraschen, dass es derlei Visionen auch im Oki Stanwer Mythos (OSM) gibt? Wohl eher nicht. Aber ich habe noch nie davon erzählt, wie alt die­se Ideen sind und wo sie sich ausdrücken.

Begonnen hat das – wie von euch sicherlich schon vermutet – einstmals in den 70er Jahren bei den „Gedankenspielen“ mit meinem lieben Bruder Achim. Da gab es die Idee eines Volkes, das die Materie auf diese Weise beherrschte, dass diese Leute buchstäblich durch Wände gehen konnten, indem sie ihre Körperma­terie in dieselbe Schwingung versetzten wie das Wandmaterial… eine wirklich raffinierte Form der Manipulation. Und es gab die Idee der „Universen im Wür­fel“, also einer ganzen Reihe von Paralleluniversen, die gewissermaßen in eine Raumzeitfalte der Wirklichkeit gepresst war.

Als ich dann – nach dem Ende der „Gedankenspiele“ zu derlei Ideen zurück­kehrte, da geschah das erst anno 1984, dann aber mit Macht. Ich vermute tat­sächlich, dass der wesentliche Auslöser damals im Comicbereich gelegen haben dürfte. Ein gewisser Dr. Hank Pym stand da zweifelsohne Pate. Heutzutage kennt man ihn als Kinohelden (bzw. seinen „Erben“, den „Ant-Man“). Einfach mal schrumpfen und die Welt in einer völlig neuen Perspektive sehen… eine spannende Idee. Denn wenn man schrumpft und imstande wäre, durch die Ma­schen der Materie in die Räume dazwischen und vielleicht auch dahinter zu schlüpfen, was würde man dort wohl vorfinden?

Die Frage stellten sich die Cranyaa Kama-Ke, Lasa-On und der Soogrer Goonex in KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) mit Recht. Als sie nämlich entdecken mussten, dass ihr Freund, der Helfer des Lichts Klivies Kleines – in diesem KONFLIKT ein rätselhaftes und schwer erkranktes Kristall­wesen – offensichtlich mit der Krankheit nicht fertig wurde, da wurde entschie­den, dass die Heilung von innen herbeigeführt werden müsse.

Die Lichtfestung OREOC, in der sie sich alle befanden, verfügte über die Mög­lichkeiten, ein Kristallschiff so zu verkleinern, dass es buchstäblich in Kleines´ Körper hineingeschossen werden konnte, ständig schrumpfend, mit drei lebendi­gen Insassen.

Und schon wenige Minuten nach Beginn der Mission riss der Kontakt mit den Reisenden ab. Die Kapsel strandete im Reich der Mikroben, im Mikrouniver­sum. Und was war das für eine bizarre Welt! Ein Reich von kristallinen, elek­trisch funkelnden Neuronen, zwischen denen man raumschiffgleich herumflitzen konnte. Kristallbrocken, Asteroiden und kleinen Monden gleich, waren zu einer komplexen dreidimensionalen Struktur verflochten.

Und zur nicht geringen Fassungslosigkeit der verkleinerten Freunde des Helfers des Lichts war dieser Mikrokosmos auch nicht leer und unbevölkert. Stattdessen wurden sie kurzerhand von einem Raumschiff abgeschossen und gleich darauf von einer zweiten Fraktion entführt.

Denn in Kleines´ Mikrokosmos tobte seit geraumer Zeit ein Kampf bis aufs Messer. Zwei rätselhafte Mächte standen sich gegenüber – zum einen ein myste­riöser Lenker einer Raumschiffstreitmacht, der so genannte Timor-Dol, ein DI­GANT… und an seiner Seite noch unbegreiflichere Energiewesen, die NEGATI­VEN, deren Herkunft völlig schleierhaft war.

Ihnen gegenüber existierte eine bedrohliche Form von Scheinleben, Wesen, die man einfach nur als „Steins“ bezeichnete, die amorphe Gestalt besaßen, mal fest, mal gallertartig sein konnten. Und ihr Herr im „Zentrum des Bösen“ war ein waschechter Dämon von TOTAM!

Wie der Kerl ins Innere von Klivies Kleines´ Kristallkörper gekommen war, be­griff ich wirklich gar nicht.

Woher die NEGATIVEN gekommen waren und ihr Anführer Timor-Dol, der ei­nem ganz anderen Volk entstammte, war womöglich noch schleierhafter. Dass mich das alles alsbald ins so genannte „Zeituniversum“ führen sollte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen…

Das ist der Punkt, an dem ich derzeit gerade mit der kommentierten Abschrift des KONFLIKTS 14 stehe, mitten in der Mikrouniversen-Trilogie, die dem Jah­re 1984 entstammt. Aufregender, rätselhafter Stoff, der mich intellektuell bei der Überarbeitung ziemlich fordern wird.

Ihr könntet jetzt fragen: ist das das einzige Mal, dass der OSM sich mit Mikro­kosmen befasst?

Nein, definitiv nicht.

Die Technologie, die für die künstliche Schaffung von Mikrouniversen und ähn­lichen Strukturen erforderlich sind, ist natürlich absolute Hightech, und nur we­nige Mächte im Universum verfügen über das notwendige Knowhow. Aber es wird schon eingesetzt.

Ich erinnere mich etwa an Raumzeitblasen, die man optisch nicht sehen kann, die aber in sich ganze Waffenarsenale bergen und die man mühelos durch den Zoll schmuggeln kann. So geschehen in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (DSf). Ebenso kann man mit Baumeister-Technologie Abwehr­mechanismen offenkundig unsichtbar machen und dann wie aus dem Nichts auf­tauchen lassen. So passierte es bei einem tödlichen Showdown in KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM), wo vor ein paar Realjahren beinahe ein Helfer des Lichts umgenietet wurde.

Sein Glück, dass eine Sternenfee des Wegs kam und ihn geradewegs aus der Schusslinie beförderte… hinweg in einen Sonnengarten, um ihn dort so zu trös­ten, wie das nur eine Sternenfee vermag. Wer den Roman „Die schamlose Frau“ gelesen hat, weiß Bescheid.

Auch TOTAM ist Meister darin, den Raum innerhalb von Atomen auszunutzen, das deute ich hier und jetzt nur mal an. Das hat mit der ganz besonderen Struktur des Planeten TOTAM zu tun.

Doch, der Mikrokosmos, in den ich gerade wieder eingetaucht bin, während ich KONFLIKT 14 einer ausgiebigen Rettungsabschrift und Kommentierung unter­ziehe, ist ein Bereich, der im Oki Stanwer Mythos verschiedentlich noch eine zentrale Rolle spielen wird. Das größte Abenteuer, das sich in diesem Bereich abspielt, endete anno 1994 – das war der lange, lange Finalzyklus des KON­FLIKTS 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ (DDj). Im Zuge eines zuneh­mend zerfallenden Universums verschlug es dort nämlich Oki Stanwer und seine Freunde der „Basis der Neutralen“ in den so genannten „Röntgenraum“ mit sei­nem weißen Weltraum und den gespenstischen, schwarzen Sonnen. Es sei nur mal angedeutet, dass Oki Stanwers… ja, nennen wir es mal „Vehikel“… für diese Reise die Osterinsel selbst gewesen ist.

Und da könnte ich dann von Cyborgs von HTT, Kybernoiden-Kollektiven, GRALEN, Splittern von TOTAMS Substanz, dem WAHREN LEBEN und vie­lem anderen erzählen, aber glaubt mir, das hebe ich mir wirklich besser für spä­tere Zeiten auf.

Denn es ist leider so, dass von dieser Serie noch keine digitale Abschrift exis­tiert… ich arbeite zurzeit an drei verschiedenen Serienabschriften und komme kaum vom Fleck, und es gibt eine E-Book-Serie zu managen, ein Wissenschaft­lerleben zu leben, einen Haushalt zu führen und Lesungen vorzubereiten… glaubt mir, meine Freunde, ich kann nicht alles auf einmal machen. Und KON­FLIKT 23 muss wirklich noch mit der Erfassung warten. Das sind 147 Episo­den, die mit zum Besten des OSM gehören, was ich je geschrieben habe. Aber es ist halt ein verdammter Haufen Papier, der mich Jahre der Erfassung kosten wird. Und dafür ist momentan schlicht keine Zeit vorhanden.

Näheres zum Mikrokosmos beizeiten, wenn ich wieder dazu komme. Dies ist nur so ein kleiner Appetithappen.

In der kommenden Woche fahre ich fort, euch etwas über die „Annalen der Ewigkeit“ zu erzählen. Wer gespannt ist, wird in sieben Tagen an dieser Stelle fündig werden.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 98: Rückkehr auf die Sechseck-Welt (4)

Posted Februar 8th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, und damit waren wir dann wieder zurück in dem Kosmos des Jack L. Chalker, der nach seinem beeindruckenden Sechseck-Welt-Zyklus leider nicht mehr allzu viel geschrieben hat, das ich aus dem Stegreif benennen könnte. Im Gegensatz etwa zu Leuten wie Iain Banks, Peter F. Hamilton oder Stephen Baxter, die über eine lange Zeitspanne hinweg beeindruckende schriftstellerische Kontinuität zeigen, verblasste Chalkers Stern – wenigstens nach meiner Kenntnis – nach den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bedauerlich rasch. Dabei hätte er beson­ders aus dem Sechseck-Welt-Garn noch eine Menge machen können.

In diesem Band, der 700 Jahre nach dem dritten Teil spielt und, genau genom­men, nur die erste Hälfte eines gesplitteten Romans darstellt, kehren alte Be­kannte und neue Protagonisten zum Schauplatz der ersten Romane zurück, zur legendären Markovier-Welt und ihrem „Schacht der Seelen“.

Um was zu tun?

Um das Ende des Universums zu verhindern.

Wie das kommt? Ach, lest doch einfach weiter:

Rückkehr auf die Sechseck-Welt

(OT: The Return of Nathan Brazil)

von Jack L. Chalker

Goldmann 23801

288 Seiten, TB

Januar 1981

Übersetzt von Tony Westermayr

Der Krieg auf der Sechseck-Welt ist seit gut 700 Jahren vorbei. Er wurde von zwei Gruppen unter der Anleitung des größenwahnsinnigen Möchtegern-Impe­rators Antor Trelig und des Wissenschaftlers Ben Yulin geführt, der sich schlus­sendlich als ebenfalls verrückt und sexuell manisch-besessen herausstellte. Zu­sammen mit einer Unterschätzung seines Gegners, namentlich des Computers Obie, führte das zu seinem Tod.

Kurz vor der vermeintlichen Vernichtung des Asteroiden Neu-Pompeji, der von Obie gelenkt wurde, gelang elf transformierten Gegnern Yulins die Flucht in den Herrschaftsbereich der Menschheit, in den sogenannten Kom-Bund. Von der Gestalt her übermenschlich schöne Frauen mit Pferdeschweifen, gründeten sie auf dem Planeten Olympus eine neue Menschenrasse, die Olympier.

In der Gegenwart, also siebenhundert Jahre nach diesen Ereignissen, ist Olym­pus das Zentrum eines Kultes, der sich um die Schachtwelt und um Nathan Bra­zil als DEN HERRN, also Gott, rankt. Die Olympierinnen, die ihre wenigen Män­ner in Unwissenheit und als reine Sexmaschinen halten, suchen nach ihm, doch Brazil verbirgt sich irgendwo im inzwischen weit expandierten Kom-Gebiet, das nun vierzehn nichtmenschliche Rassen eingemeindet hat.

Damit ist der Kom groß genug, um die Begehrlichkeit einer fremden Spezies auf sich zu ziehen, der mikroskopisch kleinen Dreel, intelligenter Bakterien-Schwarmintelligenzen, die die Geister ihrer Gastkörper auslöschen, die Körper gebrauchen und sich selbst für die ultimate Spezies halten. Als durch einen Zu­fall die Invasion entdeckt wird, entschließen sich die Dreel zur harten Gangart und bauen auf militärische Gewalt.

Der Kom hingegen öffnet die seit Jahrhunderten verschlossenen Waffenkam­mern und verwendet das Vernichtungspotential zur Zerstörung des Gegners. Dummerweise reicht das nicht, es ist etwa so, als wolle man mit Nuklearwaffen auf Spatzen schießen. In ihrer Hilflosigkeit und auf der Suche nach einer verbes­serten Waffe werden verschlossene Geheimakten geöffnet und man findet… die Erfindung von Gilgam Zinder (in diesem Buch, wie es im übrigen häufig vor­kommt, falsch als Gilgram Zinder bezeichnet): ein Computer mit der Möglich­keit, Materie in Energie zurückzuverwandeln. Die sogenannten „Zinder-Vernich­ter“ entstehen und können den Angriff der Dreel tatsächlich aufhalten.

Nur sind sie zu perfekt: die Zinder-Vernichter löschen nicht nur Materie aus, sondern auch Energie, Raum und Zeit – und ein Riss frisst sich nun durch das Universum, der in den nächsten hundert Jahren erst das Kom-Gebiet und dann langfristig den gesamten Kosmos auslöschen wird.

Das Hauptproblem wird den Verantwortlichen aber erst bewusst, als eine zierli­che, asiatisch anmutende Frau auftaucht: die legendäre Mavra Chang, die im Krieg auf der Sechseck-Welt mitgefochten hat und als tot gilt – gestorben als monströse Travestie eines Menschen auf dem Asteroiden Neu-Pompeji bei der Explosion von Obie.

Doch das war eine Täuschung. In Wahrheit hat sie überlebt, und sie hat schreck­liche Neuigkeiten: der Raum-Zeit-Riss erzeugt eine Interferenz mit dem Schacht der Seelen auf der Sechseck-Welt. Wenn der Schacht nicht rasch repariert wird und den Schaden beheben kann, dann wird er irreparabel beschädigt werden, was das Ende des Kosmos bedeuten könnte.

Der einzige aber, der den Schaden beheben kann, ist Nathan Brazil. Doch der weigert sich aus gutem Grund, sich finden zu lassen. Als man ihn schließlich fin­det, wird das auf entsetzliche Weise klar: wenn man den Schacht der Seelen re­parieren möchte, muss man ihn zuvor ausschalten. Da der Schacht die Existenz allen Lebens im Universum – außer auf der Sechseck-Welt – garantiert, ist die­ses Ausschalten identisch mit der Auslöschung allen intelligenten Lebens im Universum…

Mit dem vierten Band der Sechseck-Welt-Saga kehrt Chalker zurück in das Reich der Hexagonwelten (selbst wenn erst zum Schluss) und flechtet auf interessante und kurzweilige Weise ein, wie sich optimale Zivilisationen entwickeln könnten, wenn man die falschen Leute an die Regierung bringt bzw. wie sich religiöser Fanatismus in seiner Existenz schlussendlich selbst gefährden kann. Sehr sym­pathische Gestalten wie der Zigarre rauchende Minisaurier Marquoz, der un­durchsichtige Raumfahrer „Zigeuner“ und faszinierende neue Rassen auf der Sechseck-Welt machen die Lektüre auch dieses Bandes zu einem ungemeinen Vergnügen.

Über kleinere Fehler kann man da schon mal hinwegsehen. So erzählt Chalker auf Seite 119, Olympus habe „über 30 Millionen“ Bewohner, auf Seite 238 (ein paar Wochen Handlungszeit später) hat sich die Bevölkerung dort aber auf „eine Milliarde“ erhöht. Ziemlicher Zuwachs, würde ich sagen. Dass sie dort „schon vor Jahrhunderten Bevölkerungskontrolle eingeführt“ haben, wie es auf Seite 119 heißt, ist durchaus nachvollziehbar… nein, Scherz beiseite, solche Feh­ler sollten nicht vorkommen. Entweder ist es eine sehr schlampige Übersetzung in diesem Fall oder aber der Autor hat nicht noch mal selbst Korrektur gelesen. Beides ist denkbar.

Da der Roman mittendrin endet und in den Finalband mündet, empfiehlt es sich, ihn zur Hand zu haben, um darin gleich weiterzulesen. Das macht umso mehr Spaß, als Chalker in diesem Roman wirklich mal wieder intelligent ist (wie im ersten Roman und in der ersten Hälfte des zweiten). Wenn man richtig ange­steckt ist, kann man eigentlich gar nicht wieder aufhören zu lesen. Das ist ein unbestreitbarer Vorteil dieser Bücher, die übrigens mehr denn je Fantasy-Ingre­dienzen enthalten, selbst wenn der Rahmen kosmologisch-technisch ist. Ich seh’ sie aber nach wie vor nicht als Fantasy-Werke an. Sie sind mir eben inzwi­schen nur in ihrer Message zu „absolut“, zu bombastisch. Aber es gibt eine Menge neckischer, amüsanter Szenen darin, die mir sehr zusagen…

© by Uwe Lammers, 2001

Ja, wie ich oben einleitend sagte… da fehlt noch ein Stück. Ihr werdet Näheres am 8. März 2017 erfahren, wenn in Blogartikel 102 der Abschlussroman vorge­stellt wird.

In der nächsten Woche an dieser Stelle begeben wir uns in die völlig entgegen jeder Erwartung durchaus nicht so tiefe Tiefsee… das hat mich bei der Lektüre des Romans auch einigermaßen fassungslos gemacht. Zumal deswegen, weil je­mand das Werk geschrieben hat, der sich mit dem Meer nun wirklich gut aus­kennt – Clive Cussler!

Alles Nähere erfahrt ihr am kommenden Mittwoch.

Bis dann, mit Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

acht Wochen zurück verließ ich euch am Ende des Monats November 2010, und ich versprach, im Dezember desselben Jahres fortzufahren. Dann spucken wir mal in die Hände und schauen, was da so los war.

Ich befand mich zu der Zeit in einem ABM-Projekt mit der Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel (Ostfalia), die mir freie Zeiteinteilung gestattete, und das kam insgesamt der Kreativität zugute. Außerdem näherte ich mich mit der kommentierten Abschrift des KONFLIKTS 17 „Drohung aus dem All“ (17Neu) allmählich dem Schluss, das motivierte zusätzlich. Hier hatte ich inzwischen Band 60 „Vorboten der Vernichtung“ erreicht, ursprünglich 1986 geschrieben.

Es gelang mir im Dezember endlich auch, die sehr lange Episode „Wahrheit und Legenden“ (Band 51 des KONFLIKTS 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM)) zu vollenden, die mit unglaublichen 99 einzeiligen Manuskriptseiten und weit über 100 Fußnoten Romanformat erreicht hatte… nach einer Arbeitszeit freilich, die mehr als drei Jahre betrug. Der gesamte Vierteiler der Serie, der hiermit abge­schlossen wurde, hatte mich insgesamt mehr als fünf Jahre beschäftigt. Ihr seht, manche Entwicklungen dauern echt lange, und es ist kein Wunder, dass diese Serie bislang weder abgeschlossen noch publiziert ist.

Natürlich enthielt gerade der letzte Band einen Entwicklungspfad, der weit in die Serienzukunft führte und mich dazu animierte, eine Anschlussszene zu schreiben. Dies ist der Keim der Episode 68 der DM-Serie mit dem Titel „Jen­seits der Sterne“. Wann ich die fertig schreiben werde? Du lieber Himmel, Freunde, ihr stellt vielleicht Fragen! Keine Ahnung. Aber ich gestehe, in jüngster Vergangenheit denke ich wieder häufiger an gerade diese Episode.

Überhaupt hielt ich mich in diesem Dezember 2010 mehrheitlich in dieser OSM-Ebene auf, nicht zuletzt, weil ich an dem Romanfragment „Eine scharf ge­schliffene Waffe“ arbeitete… hier noch als „Story“ etikettiert. Eigentlich war diese Geschichte, die hier spross, als eine Art Crossover-Geschichte in der Art von „Heiligtum der Shonta“ oder besser „In der Hölle“ konzipiert… aber sie lief aus dem Ruder, und zwar gründlich. Noch nicht sofort, aber in den Folgejahren. Vielleicht ist es ganz geschickt, hierzu an diesem Punkt schon Näheres zu sagen.

Die Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ begann im Jahre 1991, wie ihr aus mei­nen Blogartikeln wisst. Und schon relativ schnell stieß ich auf dem wichtigen Handlungsschauplatz des Planeten Dawson (euch vertraut aus dem Annalen-Band „Ian und der Stein der Götter“ sowie der Folgegeschichte „Der Platz der Steine“) im direkten Umfeld Oki Stanwers, der dort residiert, eine rätselhafte, schweigsame Asiatin namens Ghani… eine seltsame Person von etwa dreißig Jahren, wie es scheint.

Ghani gilt den auf Dawson Lebenden, die mit ihr Umgang haben, als „Hexe“, sie scheint unberührbar und fähig, auf den Willen jeder Person, die mit ihr zu tun hat und ihr Böses will, massiv einzuwirken, allein kraft ihrer Stimme. Eine faszi­nierende, geheimnisvolle Persönlichkeit, dachte ich mir, und fast zwanzig Jahre lang war mir ihre Rolle nicht klar. Ende 2010 begann ich zu verstehen, wer sie war und vor allen Dingen, was sie darstellte… und damit begann der Alptraum der oben erwähnten Geschichte. Denn „Eine scharf geschliffene Waffe“ be­ginnt mit Ghanis Ankunft auf Dawson – durch das schwarze Kristallportal, durch das auch Leute wie Ian Perry und die anderen Terraner von der Venus aus ge­kommen sind.

Das Problem dabei ist nur: Ghani ist nicht auf der Venus in das Portal eingetre­ten, wiewohl sie Teil einer Einwanderergruppe ist, die von dort kommt. Genau genommen ist sie von nirgendwoher in das Portal eingetreten. Das und ihre un­heimlichen Fähigkeiten kommen in dem Roman erst sukzessive zutage, aber was dort über den Planeten Dawson herausgefunden wird, verändert wirklich ALLES. Wenn ihr denkt – oder beispielsweise auch die Berinnyer um Rholghon­nicaar – , ihr wüsstet alles über Dawson, lasst euch gesagt sein, dass ihr gerade mal an der bescheidenen Oberfläche gekratzt habt. Ghani sieht durch die Ma­trix der Dinge hindurch und entdeckt die Hölle, die Dawson tatsächlich ist.

Beizeiten sage ich dazu gern mehr. Heute würde das zu weit führen.

Das Jahr 2010 endete mit 95 geschriebenen und beendeten Werken, darunter zahlreiche zum OSM (wenn eben auch viele kommentierte Geschichten), das fand ich durchaus akzeptabel und ging guten Mutes ins Jahr 2011.

Ja, und der Anfang des Monats Januar 2011 hatte dann gleich den Schocker für mich parat – und insofern passte eben mein Abschweifen zu KONFLIKT 19 recht gut, denn DM-Band 1 „Das Tor der Ewigen Seligkeit“ verfasste ich am denkwür­digen 1. Januar 1991 – , dass ich bereits am 3. Januar den Keim zu einer neuen OSM-Serie legte.

Die Rede ist vom „Reboot“ des KONFLIKTS 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO), der mit „Eine Galaxis des Krieges“ in eine faszinierend diversifizierte Galaxis Milchstraße ging, ein paar tausend Jahre vor Beginn unserer Zeitrech­nung, um das mal vorwegzunehmen und die Hoffnung gleich vorab zu enttäu­schen, ihr würdet hier das menschliche Imperium zu den Sternen aufbrechen sehen. Das wird so nicht passieren. Doch nicht, während sie gerade Stonehenge bauen…

Die Serie gewann auf faszinierende Weise an Fahrt, ähnlich wie weiland die Epi­soden des KONFLIKTS 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), wo es anno 2003 sehr ähnlich ablief. Ich konzipierte munter schon bis Episode 5, und es wa­ren wirklich lange und inhaltsreiche Episoden. Der Bilderstrom war von bezwin­gender Macht. Oki Stanwer und die zerstrittenen Kleini-Kolonialwelten, die cha­rismatische Millionärin Viane Vansin el Descorin del Sante, die Sternenreiche der Allis und Tassaier (ja, da könnt ihr aufhorchen, Freunde, das ist eine schöne Ebene mit vielen bekannten Aspekten, die euch schon vertraut sind, und wahr­scheinlich ging das Schreiben mir auch deshalb so leicht von der Hand). Es geht um Baumeister und ihre gewaltigen Bauwerke, die ZYNEEGHARE. Es geht um die Magellanschen Wolken und Oki Stanwers Reise dorthin (von der ich, ungelo­gen, seit 30 Jahren weiß, sogar noch länger eigentlich, denn davon war schon in den 70er Jahren in den „Gedankenspielen“ andeutungsweise die Rede)…

Spannende Sache.

Während das ablief, im Hintergrund das Aktenerschlie­ßungsprojekt für die Ost­falia einerseits und andererseits die kommentierte Abschrift von KONFLIKT 17, fand ich die Muße, einen ausführlichen Hintergrundtext zum OSM zu entwi­ckeln, den ich euch vermutlich erst in geraumer Zeit zugänglich machen kann. Er heißt „Die Matrixfehler oder Der Alptraum der Baumeister“ und ist hoch­komplex, weil er letzten Endes auf mehr als 1500 OSM-Werken als Hintergrund­basis aufbaut. Ich glaube, ihr könnt nachvollziehen, dass es arg verfrüht wäre, euch durch dieses wilde Gedankenkarussell zu schicken, ehe ihr die Grundlagen dafür bekommen habt, um es zu verstehen.

Während ich hieran noch saß, ploppte die nächste Geschichtenidee hoch, die vermutlich unvermeidbar war. Eine weitere Geschichte, die auf Dawson in KON­FLIKT 19 spielen wird: „Ein Alptraum namens Koloron“. Möglicherweise wird das vom Format her auch eher ein Roman. Das ist schwer zu beurteilen, ich bin hierin noch nicht allzu weit gekommen – begreiflicherweise, denn dies ist ge­wissermaßen der Zusammenstrom der Lebenspfade von Ian Perry, Senyaali und Ghani aus „Eine scharf geschliffene Waffe“. Und diese Geschichte wird kosmi­sche Geschichte schreiben, was am Ort des Geschehens liegt, eben an der Klei­ni-Stadt Koloron, die ihr als Andeutung aus „Ian und der Stein der Götter“ kennt. Ihr würdet das reale, ursprüngliche Koloron übrigens im oben erwähnten KONFLIKT 9 wieder finden…

Ich arbeitete auch ein wenig an zwei weiteren, älteren OSM-Geschichtenideen weiter, nämlich an „Der Ewigkeitssender“ und an „Im Parallelraum“, doch kann ich beide nicht wirklich vollenden. Während ich bei der ersten noch immer im Unklaren bin, in welchem Universum sie spielt (und das, obwohl die Geschichte am 1. September 1996 begonnen wurde), kann ich die zweite (im Juli 1997 be­gonnen) klarer zuordnen: Sie spielt in der Präfinalphase von KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (DMadN) (1983-1998). Aber von der Serie liegt mir aktuell noch keine kommentierte, digitale Abschrift und auch noch kein Glossar vor. Bis dahin ist die obige Geschichtenidee definitiv suspendiert.

Na, und dann schoss eine weitere „Storyidee“ empor, die ihr inzwischen auch kennt: „Die schamlose Frau“. Doch während ich im Januar 2011 hier noch am Anfang verharrte, überwältigte mich die direkt anschließend kommende Archi­pel-Idee vollständig. „Begegnung mit dem Schicksal“, so der Titel dieser Ge­schichte, in der ich die Geschichte der Donna von Ventaau erzähle, blühte bin­nen einer Woche auf und kam jählings auf vollendete 102 Textseiten. Sie wurde am 7. Februar 2011 vollendet. Quasi aus dem Stand, könnte man sagen.

Ebenfalls im Februar war mir schon völlig klar, dass „Eine scharf geschliffene Waffe“ Romanformat erreichen würde, denn ich arbeitete intensiv daran wei­ter, außerdem parallel an Band 52 der DM-Serie, „Der Intrigant“, ebenfalls auf Dawson spielend.

Außerdem sprudelten die Ideen für KONFLIKT 9 weiter. In rascher Folge entstan­den die Episoden 3 „Der Maschinenstern“ und 4 „Bauwerk der Baumeister“. Für beide schlage ich euch vor, ihr stellt euch einen MINEUR der Troohns (KON­FLIKT 2) oder den Todesstern aus „Star Wars“ energielos und finster vor, dann habt ihr eine Vorstellung davon, was Oki Stanwer und seine Getreuen in den Magellanschen Wolken fanden… und dann fanden sie sich auch noch in einer erpresserischen Zwangslage vor und mit dem beinahe sicheren Tod konfron­tiert.

Spannende Sache, wahrhaftig!

Weiterhin feilte ich an der OSM-Geschichte „In der Hölle“, die ihr heute als An­nalen 1 schon lange kennt, und an dem Romanfragment „Die Totenköpfe 2: Durch die Ruinenwelten“.

Achterbahnfahrt? Ja, natürlich, meine Freunde. Der Anfang des Jahres 2011 war wilde kreative Talfahrt, und absolut phantastisch. Und ich spürte, da sich die Ar­beiten an KONFLIKT 17 dem Ende zuneigten, wie neue kreative Potentiale frei­gesetzt wurden. Wie ich sie dann ab März 2011 nutzte, berichte ich im nächs­ten Teil dieser Artikelreihe. Aber ich kann jetzt schon sagen – es bleibt span­nend!

In der kommenden Woche gibt es wieder einen Bericht aus dem Bereich „Log­buch des Autors“. Näheres wird hier noch nicht verraten. Schaut einfach wieder rein.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 97: Auf den Spuren unserer Vergangenheit

Posted Februar 1st, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

und wieder einmal schicke ich euch mit dem folgenden Lesetipp in die ägypti­sche Vergangenheit (wenngleich auch nicht nur, wie schnell zu entdecken sein wird, das ist geografisch schon deutlich weiter gefasst)… ihr wisst es seit gerau­mer Zeit, dass das alte Ägypten ein Steckenpferd von mir ist, seit jüngster Kind­heit schon. Außerdem ist der Verfasser dieses Sachbuches jemand, den ich seit ewigen Zeiten bereits lese – Philipp Vandenberg. Und seid gewiss, dass ich noch mehr seiner Werke für euch rezensieren werde.

Heute also mal wieder ein weitgehend biografisches Überblickgeschichtswerk, das gleichwohl des belletristischen Charmes absolut nicht entbehrt. Das werdet ihr rasch erkennen. Also, Schluss mit der kurzen Vorrede und Vorhang auf für folgendes interessante Buch:

Auf den Spuren unserer Vergangenheit

Die größten Abenteuer der Archäologie

von Philipp Vandenberg

Bastei 64180

296 Seiten, TB

Bergisch-Gladbach 2001,

unveränderter Nachdruck von 1977

ISBN 3-404-64180-9

Philipp Vandenberg, 1941 in Breslau geboren, ist seit Jahrzehnten renommier­ter Verfasser von historischen Sachbüchern, historischen Romanen und später auch Krimis mit historischem Background (beispielhaft Sixtinische Verschwö­rung, 1988). Besonderes Augenmerk legt er auf die Geschichte Ägyptens und auf die Lebensläufe der damals wichtigen Forscher und Entdecker – es lag also äußerst nahe, das vorliegende Buch zu verfassen. Hier breitet er knapp, doch farbenprächtig und zum Teil raffiniert miteinander verknüpft, die Lebensläufe von vierzehn bedeutenden Forschern aus, die uns in anderen seiner Werke immer wieder über den Weg laufen und unweigerlich auch in allen bedeutsamen Sachbüchern über die Geschichte der Archäologie entgegentreten.

Wir machen, ausgehend vom Jahre 1814, eine chronologische Reise durch etwa 150 Jahre antiker Geschichte, bleiben dabei aber nicht allein auf Ägypten fixiert, wie das beispielsweise in Vandenbergs Buch „Das Tal“ geschehen ist. Hier gera­ten auch Stätten wie das antike Olympia in den Blick, das vergessene Nabatäer-Reich und seine Kapitale Petra im späteren Jordanien. Wir besuchen Troja, das mykenische Tiryns, ein gigantisches „Labyrinth“ auf der Insel Kreta, und eine verschüttete imperiale Metropole namens Hattuscha in der heutigen Türkei, ganz zu schweigen von dem alten Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris.

Ja, ich würde sagen, wer diesen Kapiteln folgt, der kommt gut herum in der Ver­gangenheit, und er lernt die wesentlichen Protagonisten aus der Frühzeit der Antikenforschung recht ordentlich kennen. Beispielsweise den „Scheich aus Ba­sel“, Johann Ludwig Burckhardt, der von amtlichen Behördenvertretern am Ro­ten Meer mit den Worten in Empfang genommen wird: „Ich will dafür bürgen, dass Pascha Mohammed Ali dich aufhängen lassen wird.“ Was dann doch nicht geschieht (warum, sollte man lesen). Wir treffen „Mister B.“ (der uns dem Hö­rensagen nach schon in „Das Tal“ begegnete, hier aber sind wir ihm dramatisch nahe auf die Haut gerückt und gehen fast mit ihm in einem grässlichen ägypti­schen Grablabyrinth zugrunde. Wir schauen einem fiebrigen französischen Sprachgenie über die Schulter, das aus 1419 Hieroglyphen tatsächlich die Heili­gen Zeichen der alten Ägypter (in groben Zügen) rekonstruiert und sie damit lesbar macht. Dann kommen wir dem herrischen Richard Lepsius näher, der „Lordschaft aus der Bendlerstraße“ (auch er schon in „Das Tal“ beiläufig er­wähnt). Hier vertieft sich sein Lebenslauf gründlich, und seine Exzentrik tritt drastisch zutage, wie ich fand.

Außerdem graben wir uns durch bis zu fünf Meter dicke Sandablagerungen im alten Olympia und verlegen Eisenbahnschienen in Kleinasien (wo die Holz­brücken hinter den Schienen abgerissen werden, um als Feuerholz zu dienen… die Gründe für solches Verhalten sollte man nachlesen, es ist… sagen wir… ge­wöhnungsbedürftig). Und den „Pascha von Pergamon“ hält das nicht von sei­nen fieberhaften Grabungsarbeiten ab – nun, und wer einmal im Berliner Per­gamon-Museum gewesen ist wie ich, der kann sich davon überzeugen, dass Carl Humanns Arbeiten weiß Gott ergiebig gewesen sind.

Wir folgen der abenteuerlichen Karriere eines kleinen Fischverkäuferjungen, über Schiffbruch in der Nordsee, Schlenker über Russland und Amerika, bis er endlich als „Goldsucher“ seinen großen Traum erfüllen kann – das antike Troja zu entdecken, an dessen Existenz er ebenso felsenfest glaubt wie an die reale historische Faktizität aller homerischen Helden.

Dann wiederholt Vandenberg natürlich auch ein wenig, wenn er relativ kurz Au­guste Mariettes Lebensweg nachzeichnet, den ich natürlich aus „Das Tal“ schon gründlich kannte (aber es sind nur 13 Seiten dieses Buches, die Wiederholun­gen halten sich also in engen Grenzen).

Auch treffen wir Abu Arra’wus, den „Vater der Schädel“, über dessen raffinierte Schläue ich hier nichts Näheres verraten möchte. Sehr gut gefallen hat mir dann auch der Beitrag über den „englischen Theseus“, Arthur Evans, der auf der Insel Kreta den Spuren einer Legende nachgeht und nicht nur eine völlig unbekannte Schrift entdeckt, sondern auch ein unglaubliches Bauwerk, das bis heute um­stritten ist und von dem er annimmt, es sei der Palast des mythischen Königs Minos.1

Ebenfalls originell ist das Kapitel über den „Briefträger von Boghazköy“2, der ein antikes Korrespondenzarchiv entdeckt, das jeder Beschreibung spottet.3 Und nachdem wir mit dem Abschnitt über den „Vetter aus Camberwall“ ein gutes Stück über „Das Tal“ hinausgehen und die packende Geschichte der Entdeckung des Grabes von Tut-ench-amun durch Howard Carter verfolgen können, schließt der biografische Bilderbogen, den Vandenberg hier ausbreitet mit Leonard Woolley, dem „Totengräber von Ur“ – ein auf grausigste Weise berechtigter Titel für diesen Teil des Buches.

Abgerundet wird die Darstellung durch eine Chronik der Archäologie, indem hier die babylonische Geschichte, die ägyptische Geschichte, die hethitische und ägäische und griechische Geschichte kalendarisch angehängt werden.

Summarisch ist zu sagen, dass dieses Buch für all jene Leser ausgezeichnete his­torisch-biografische Erweiterung bietet, die a) Vandenbergs Buch „Das Tal“ vor­ab gelesen haben und die dort offen gelassenen Lücken füllen und andererseits Seitenpfade, die dort schon angedeutet werden, erweitern wollen, b) die sich für noch mehr biografische Details zu den dort erwähnten Personen oder nam­haften Forschern der Antike überhaupt interessieren. Und c) taugt dieses Buch auch aufgrund der Kürze der biografischen Kapitel und des weit gestreckten re­gionalen Horizontes dazu, ein vielleicht noch diffuses, beginnendes historisches Interesse präziser zu fokussieren.

Alles in allem hat mir das Werk als äußerst kurzweilige historische Vertiefungs­lektüre mit gefälliger Satzmelodie gefallen. Es entbehrt zwar der präzisierenden historischen Fußnoten, was bedauerlich ist, und es ist auch ziemlich nervig, dass das Lektorat sich offensichtlich außerstande sah, das Trennprogramm ge­scheit zu beherrschen – denn Trennungen wie „Ä-gypten“ oder „Acheta-ton“ (statt „Achet-aton“), „Tagsü-ber“ oder „A-marna-Korrespondenz“ sind einfach nur ärgerliche Kleinigkeiten, die einen aufmerksamen Leser dennoch stören. Sie wären leicht zu vermeiden gewesen mit ein wenig mehr Sorgfalt.

Einerlei – der Rest des Werkes sorgt für kaum getrübte Lesefreude, und das ist doch das, was wirklich zählt. Und ich glaube, ich brauche kein Geheimnis daraus zu machen, dass ich mit der Wieder-Lektüre eines weiteren Vandenberg-Buches flugs ebenfalls begonnen habe – mit „Das Pharao-Komplott“, einem Buch, das ich 1990 kaufte und sofort verschlang & rezensierte. Meine Rezension, die 1991 erschien, ist allerdings weder digital existent noch sonderlich tief schürfend. Und nach über 25 Jahren ist es eine pure Freude, diesen Roman wieder mal zu lesen und ihn dann anschließend solide neu zu rezensieren.

Demnächst also in diesem Kino, meine Freunde – ein dritter Vandenberg.

© 2016 by Uwe Lammers

Wann genau ich das zuletzt erwähnte Buch rezensieren werde? Och, das sei hier und jetzt noch nicht verraten. In der kommenden Woche nehme ich euch stattdessen wieder mit in den Weltraum, zurück zu einer faszinierenden Welt, die einem Rollenspielmusterkatalog entsprungen sein könnte. Richtig, zur Sechseck-Welt.

Neugierig, wie es dort weitergeht? Dann verpasst nicht den Rezensions-Blog der nächsten Woche!

Bis dann, mit Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. zu einer antagonistischen Deutung H. G. Wunderlich: „Wohin der Stier Europa trug. Kretas Geheimnis und das Erwachen des Abendlandes“, Reinbek bei Hamburg 1979.

2 Im Buch durchgängig als „Boghazköi“ verkehrt geschrieben.

3 Detaillierter findet man speziell diesen Sachverhalt natürlich in C. W. Cerams Buch „Enge Schlucht und Schwarzer Berg“, Hamburg/Darmstadt 1955.