Blogartikel 223: Streifzüge in anderen Welten

Posted Juni 11th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ihr wisst inzwischen aus meinen Blogartikeln und den veröffentlichten Artikeln und E-Books, dass der Oki Stanwer Mythos (OSM) und die Welt des tropischen Archipels mich in der Regel vollkommen auslasten und keinen Raum mehr für anderes lassen. Dummerweise ist ebenfalls bekannt, dass diese Arbeiten und Veröffentlichungen noch lange nicht tragfähig sind, was ein stetes Auskommen sichert. Mithin bin ich wie die meisten von euch auf die Ausübung eines Brotbe­rufes angewiesen, und dank meiner Ausbildung als Historiker und freundlicher Förderung von dritter Seite auch dazu in der Lage.

Es gibt also einen zeitlichen Widerspruch zwischen der Sphäre des reinen Schreibens und derjenigen des beruflichen Lebens. Unter normalen Umständen kann man eigentlich nur eins von beidem machen, denn ich heiße bekanntlich nicht James Bond, der es sich schon mal gestatten kann, „nur zweimal zu leben“.

Der oben angedeutete Spagat stellt also eine Art von Grundwiderspruch meines Daseins dar, und die Konsequenz besteht oftmals darin, dass die Berufsseite meine kreative völlig an die Wand drückt. Ihr merkt das in den vergangenen Monaten deutlich durch die Turbulenzen, in die mein E-Book-Veröffentlichungs­programm geraten ist. Ich komme einfach nicht dazu, die Zeiten gescheit zu tak­ten, in denen ich schreiben kann.

Das Verrückte daran ist, dass das Folgeerscheinungen nach sich zieht, die auf den ersten Blick vollständig paradox wirken – denn anstatt mich nun auf eines von beidem zu konzentrieren, was vielleicht nahe liegend wäre, folgt meiner­seits etwas, was man ethologisch eine „Übersprungshandlung“ nennen könnte. Sie ist allerdings etwas anders gelagert, das erläutere ich gleich.

Statt mich also nun auf den Pol der eigenen Kreativität zu konzentrieren, was mich in Konflikt mit dem Brotberuf brächte, und statt mich auf den Brotberuf zu konzentrieren, was mich kreativ völlig abtöten und aus der inneren Balance bringen würde, fokussiere ich jenseits der Arbeitszeit auf einen dritten Bereich.

Ich klinke mich in andere Welten aus.

Und das heißt jetzt nicht, dass es meine eigenen wären, durchaus nicht. Es sind die Welten anderer Autoren, in deren Romanen ich zunehmend gegenwärtig versinke. In der Regel hält das nur drei bis sieben Tage an, ehe ich diese Welt (vulgo: den Roman) wieder verlasse, aber es sind köstliche Auszeiten, die ich wie mentale Kurzurlaube genieße.

Da befinde ich mich auf einmal beispielsweise in Florida und begleite eine jun­ge, unglückliche Frau dabei, wie sie sich stürmisch verliebt. Dann wieder mache ich mit einer anderen Protagonistin eine abenteuerliche Zeitreise ins Paris des Jahres 1889 und komme einem magischen Fluch auf die Spur. Dann wieder bin ich im New York der Gegenwart und tauche ein in das komplizierte Geflecht zwischen einer devoten Frau und einem zugereisten „Master“, der selbst sein Herz für diese Frau entdeckt, obgleich er das überhaupt nicht will…

Wer jetzt einwendet, es sei doch reichlich paradox, wenn ich sowieso kaum Zeit hätte, diejenigen Zeitfenster, die mir verblieben seien, dann auch noch mit Lek­türe zu füllen, der hat mich nicht wirklich verstanden. Das kann ich niemandem zum Vorwurf machen, und deshalb hier eine kleine Erläuterung, wie man die­sen Aspekt meiner Persönlichkeit besser einordnen kann.

Vor längerer Zeit sagte ich euch einmal, dass ich meinen Geist als eine Form von kreativem Akku verstehe. Dass es Zeiten gibt, in denen dieser Akku durch bei­spielsweise Lektüre „aufgeladen“ werden müsse, und dass die dort vorgefunde­nen Leseerfahrungen sich in meinem Verstand nach und nach sedimentieren, amalgamieren meinetwegen auch, und schließlich in stark veränderter Form wieder an die Oberfläche driften und sich in neuen Handlungslinien und Storyli­nes für neue Werke zeigen.

Lektüre ist nie immer nur „Ablenkung“. Lektüre stellt stets „Bevorratung“ für die Zukunft dar. Für kommende Geschichten. Wenn man so will, handelt es sich um eine Form der kreativen Arbeit auf einem ganz eigenständigen Niveau. Ein wenig lässt sich das vielleicht vergleichen mit der Arbeit, die ich immer in Archi­ven gemacht habe: Das Erstellen von Findbüchern dort vorhandener Aktenbe­stände ist unglaublich zeitraubend. Auf den ersten Blick sitzt man nur in seinem Büro, sieht alte Akten durch, klassifiziert und systematisiert sie und bringt sie dann in einem elektronischen Findbuch zusammen. Den wenigen Seiten sieht man nachher nicht an, dass sie Monate an Arbeitszeit und gegebenenfalls Tau­sende von Euro verschlungen haben – was immer auch ein Grund ist, warum Archive in Finanznot sind und unter Rechtfertigungsdruck stehen. Anders als die meisten Firmen haben sie in diesem Punkt eben nicht wirklich hergestellte Güter vorzuweisen, die die aufgewendeten Finanzen rechtfertigen. In Wahrheit, und jeder Historiker und Archivar weiß das bestens, verhält es sich natürlich anders. Die Nutzer sind unendlich dankbar für Findbücher, sie wissen sie zu schätzen. Jeder, der schon einmal mit einem unerschlossenen Archivbestand zu tun hatte und Monate seiner Lebenszeit darin investieren musste, um ihn überhaupt durchzuschauen und das Relevante herauszusieben, das für seine Arbeit wichtig war, wird sich hüten, die Arbeit der Archivare bei Erschaffung von Findbüchern gering zu schätzen.

Nun, ebenso verhält es sich also mit meinem aktuellen Lesehunger. Das ist nicht nur „Zeit totschlagen“ oder „Zeitvergeudung“, wie man anfangs vielleicht den­ken könnte. Es ist Vorbereitung auf die Zukunft einerseits, für die Gegenwart ist es Balsam für die Seele.

Diese Streifzüge in anderen Welten, die ich gerade durchführe – etwa im London des Jahres 1818, wo ich eine ausgewachsene Orgie besuchte, die in dem betreffenden Roman mehrere hundert Seiten (!) ausmachte, Mordfall in­klusive – , die bringen mich den Protagonisten nahe. Sie zeigen mir auch seman­tisch die interessantesten Wendungen, bringen mich emotional auf faszinieren­de Ideen.

Das Beeindruckendste, was mir kürzlich widerfuhr, war die Entdeckung, dass in manchen meiner Archipel-Romane tatsächlich Strukturen existieren, die ich in der Lektüre von heute wiederfinde. Die Archipel-Romane fokussieren ja sehr stark auf persönliche, hochemotionale Konflikte, zumeist erotischer Art (was mit ein Grund ist, warum sie bislang nicht veröffentlicht wurden, ich zögere da sehr stark). Und es ist beeindruckend, in Romanen von heute Szenarien vorzu­finden, die dem sehr ähneln, was mich seit fast 20 Kreativjahren umtreibt. Es gibt zwar Menschen, die der Auffassung sind, ich hätte die Einfühlsamkeit eines Holzklotzes, der herabfällt, aber man gestatte mir, dass ich diese Einschätzung nicht teile. Sie kommt vermutlich deshalb wesentlich zustande, weil nur Teile meiner Persönlichkeit nach außen sichtbar sind und jene, die mich eben auch ausmachen, unter Verschluss gehalten werden.

Weshalb ist das so?

Nun, ich würde schätzen, das hat etwas mit meiner empfindsamen Seele zu tun. Ohne irgendwem zu nahe treten zu wollen… im Herzen bin ich ein senti­mentaler Romantiker, vielleicht nicht gar so sehr wie ein gewisser Peter F. Ha­milton, aber doch, es geht durchaus in diese Richtung. Und Teile seiner Persön­lichkeit unter Schutz zu stellen, wenn man spürt, dass diese von der Außenwelt nicht geachtet werden würden, sollte man sie offenlegen, sondern dass dies nur zu tiefen emotionalen Verletzungen durch die Außenwelt führen würde, das scheint mir eine sehr folgerichtige und kluge Handlungsweise zu sein.

Doch um zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Das Abtauchen in kreative fremde Welten ist nicht eigentlich Eskapismus in meinem Fall, sondern vielmehr ein Ausweiten des inneren Denkhorizonts. Etwas, was mich bereichert. Das drückt sich nicht zuletzt darin aus, dass ich die meisten Romane, die ich aktuell verschlinge (lach, man kann es wirklich kaum anders nennen), dann auch rezen­siere und viele von ihnen alsbald (2018, schätze ich, vielleicht auch erst 2019) in meinem Rezensions-Blog auftauchen werden. Die Leseerfahrungen werden also schon in praktizierte Kreativität transformiert. Und wie gesagt: sie sind Erinne­rungsschichten, die beizeiten in meinem Verstand in neue Geschichten einsi­ckern werden.

Schon jetzt ist mir beispielsweise sehr klar, dass ich diese Erfahrungen in we­nigstens vier Archipel-Romane, die schon in Arbeit sind, einfließen lassen wer­de. Es handelt sich dabei um die Werke „Abenteuer im Archipel“, „Rhondas Aufstieg“, „Die neue Strafe“ und „Verlorene Herzen“. Aber das ist zweifellos nur die Spitze des Eisbergs, wenn ich Zeit finde, darüber gründlicher nachzusin­nen, werde ich noch deutlich mehr Anwendungsmöglichkeiten für diese Le­seerfahrungen finden.

Drum grämt euch nicht, meine Freunde, die ihr auf meine nächsten E-Books wartet: es kommt alsbald eine Zeit, in der ich wieder mehr Kraft und Gelegen­heit finden werde, stärker zu schreiben als zu lesen. Das ist stets eine Art Wippe kreativer Art. So, wie ich im Geiste eine ausgewogene Balance zwischen der be­ruflichen Arbeit einerseits und meinem kreativen Ausgleich anderseits brauche, verhält es sich mit den Polen des Schreibens und des Lesens.

Es ist darum ausgesprochen töricht und zeugt davon, dass man mich nicht kennt, wenn jemand – wie kürzlich geschehen – von mir verlangt, für Monate doch völlig aufs kreative Schreiben zu verzichten. Das ist unmöglich, und das wird nicht passieren. Genauso gut könnte man von mir auch verlangen, für ein paar Monate aufs Atmen zu verzichten… ich brauche nicht zu betonen, was die Konsequenz wäre.

Nein, ich bin aktuell mit der bestehenden Situation nicht wirklich glücklich, aber da es sich um eine temporäre Lage handelt, die sich in naher Zukunft wieder verändern wird, kann ich mich damit durchaus arrangieren. Und, wie ich oben sagte, solange streife ich durch die Welten anderer Autoren und lasse mich fort­während inspirieren. Momentan halte ich mich auch in New York auf und ver­folge den aufregenden Clinch einer jungen Erotik-Autorin und ihres Lektors… und ich bin sehr gespannt, wie das Finale dieser Geschichte ausschaut, obgleich ich hier schon gewisse Ahnungen entwickelt habe. Mal schauen, ob mich die In­tuition trügt oder auf den richtigen Pfad gelenkt hat.

Nächste Woche lesen wir uns an dieser Stelle wieder. Worum es dann geht? Das sei noch nicht verraten. Bleibt neugierig, Freunde – und geduldig dazu. Ich dan­ke euch.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 115: Schockwelle

Posted Juni 7th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist vermutlich nicht übertrieben, zu sagen, dass Clive Cussler und seine Coau­toren zu meinen Leib- und Magenautoren gehören und ich ihre Bücher gewöhnlich äußerst gern verschlinge. Ebenso naturgemäß gibt es aber bei solch einer Form einer sehr produktiven „Schreibfabrik“ schwache Werke, das ist einfach ganz natürlich. Den vorliegenden Roman würde ich als einen solchen bezeichnen, der zwar spannende Grundideen hat, aber zwischendrin gewisse Längen aufweist. Ich habe das unten thematisiert.

Dennoch gefällt mir das Buch nach wie vor durchaus so gut, dass ich es im Rah­men meiner Rezensions-Blogs für empfehlenswert halte. Wir kommen noch zu den wirklich anstrengenden Romanen von Cussler, wo sich mir die Haare sträubten. Der hier gehört definitiv nicht dazu.

Wer ihn noch nicht kennen sollte, hat jetzt Gelegenheit für einen ersten Schnupperkurs:

Schockwelle

(OT: Shock Wave)

Von Clive Cussler

Blanvalet 35201

München 1999

608 Seiten, TB

ISBN 3-442-35201-0

Aus dem Amerikanischen von Oswald Olms

Das 19. Jahrhundert war nicht gut zur britischen Weltmacht. Einige Jahrzehnte zuvor hatten die Briten ihre bedeutendste Kolonialfläche in Nordamerika verlo­ren, in Hinterindien rangen sie mit den aufstrebenden Russen, in Fernost er­starkten ganz langsam China und Japan, und zugleich quollen die englischen Gefängnisse über vor sozial Deklassierten, die aus nichtigsten Gründen inhaftiert wurden und deportiert werden sollten. Es gab nur noch einen einzigen Ort, wohin man sie schaffen konnte – nach Australien.1

Diese Fahrt trat auch die GLADIATOR unter ihrem herrischen Kommandanten Charles „Bully“ Scaggs an im Januar des Jahres 1876. Doch die GLADIATOR kam nie an ihrem Ziel an, sondern verschwand spurlos. Erst mehrere Jahre danach trafen zwei Mitglieder der Besatzung wieder in der Heimat ein, darunter der sichtlich gealterte Charles Scaggs. Auf seinem Totenbett machte er gegenüber einem alten Freund ein Geständnis und übergab ihm zu treuen Händen ein paar der phantastischsten Diamanten, die jemals gefunden worden waren. Sie wur­den bei einer angesehenen jüdischen Diamantenhändlerfamilie geschätzt und bildeten schließlich den Grundstein eines neuen Unternehmens, das man „House of Dorsett“ nennen sollte.

Im Januar des Jahres 2000 – also dicht jenseits der Schreibzeit (1996 wurde der Roman erstmals veröffentlicht) – befindet sich die junge Maeve Fletcher als Bio­login an Bord des Kreuzfahrtschiffs „Polar Queen“ vor der Küste der Antarktis und begleitet eine Gruppe von Senioren bei ihrem Landgang auf die verlassene Insel Seymour Island. Während sie noch an Land sind, schlägt eine unheimliche, mörderische Gefahr zu, tötet mehrere der Landgänger und lässt den Kontakt zur Außenwelt vollständig abreißen. Das unheimliche Phänomen, das als „akus­tischer Tod“ in die Geschichte eingehen soll, löscht zugleich ganze Populationen von Landtieren aus. Es ist ein schier unglaublicher Zufall, dass während des her­einbrechenden Schneesturms die Gestrandeten schließlich von Mitgliedern ei­ner NUMA-Expedition unter Dirk Pitt gefunden und gerettet werden können.

Kurz darauf machen sie sich auf die Suche nach der verschollenen „Polar Queen“, und hier stößt Pitt nicht nur auf jede Menge weiterer Leichen, sondern auch auf eine Überlebende namens Deirdre Dorsett. Und ohne es zu wissen, sind Deirdre und Maeve Schwestern – wobei Maeve mit ihrer Familie, dem Dia­mantenmogul Arthur Dorsett, gebrochen hat.

Dirk Pitt, der nach Washington zurückbeordert wird, ahnt jedoch nicht, dass er inzwischen schon in eine mörderische Geschichte verwickelt ist, die weltweite Konsequenzen zeitigen soll.

In Washington angekommen, erweist es sich, dass es im Pazifik zu weiteren To­desfällen gekommen ist. Und augenscheinlich gibt es jemanden, der zielgerich­tet verhindern will, dass die Ursache ans Tageslicht kommt. Es bedarf indes eini­ger unkonventioneller Aktionen seitens Pitts, um zu verstehen, dass offenbar ein Zusammenhang mit Diamantenminen des Moguls Arthur Dorsett besteht.

Er entschließt sich, die Förderanlage auf einer Insel vor British Columbia aufzu­suchen. Um ein Haar wird es zum letzten Ausflug seines Lebens. Nur äußerst knapp kommt er mit dem Leben davon. Doch dann ist unzweideutig klar: Dor­sett fördert mit einem modernen System von Schallwellenzertrümmerung, und deren Schockwellen breiten sich untermeerisch aus. Dort, wo sie konvergieren, töten sie jedes Leben im Wasser und auf Land ab.

Schlagartig wird erkennbar, dass eine Katastrophe droht, die dringend vereitelt werden muss – aber die Politiker trauen Admiral James Sandeckers Behauptun­gen und den Berechnungen der NUMA-Fachleute nicht. Und Dorsett schmiert mit seinen Milliardengeldern mühelos jede Polizeitruppe, jeden Lokalpolitiker von Bedeutung… und schließlich finden sich Dirk Pitt, sein Freund Albert Giordi­no und Maeve Fletcher in derselben grässlichen Lage, in der vor über hundert Jahren die Schiffbrüchigen der GLADIATOR waren – ausgesetzt mitten im Pazi­fik, Hunderte von Seemeilen vom nächsten Land entfernt.

Und der Countdown der Auslöschung für Millionen von Menschen hat längst begonnen, zu ticken. Schlimmer noch: dies alles ist nur das Vorbeben für eine wirtschaftliche Krise, die Dorsett mit kalter Berechnung planmäßig auslösen will. Und es scheint niemanden zu geben, der dies verhindern kann…

Mit „Schockwelle“ liegt das nächste Abenteuer von Clive Cusslers Helden Dirk Pitt vor, einem Pitt, der durchaus schon in die Jahre gekommen ist und von sich selbst sagt, er werde „allmählich zu alt für so etwas“. Das hält freilich weder ihn noch Cussler davon ab, wieder übermenschliche Taten zu vollbringen. Schon an dem fünfzigseitigen Prolog ist deutlich zu erkennen, dass die Geschichte relativ langsam Geschwindigkeit aufnimmt. So hat der Roman denn auch tatsächlich einige Längen, wo der Leser gelegentlich das Gefühl nicht ablegen kann, dass Cussler die Handlung mittels Details etwas sehr aufgebläht hat.

Gewiss, der Roman liest sich auch beim zweiten Mal (Erstlektüre 2005, Zweit­lektüre 2015) geschwind und geschmeidig, aber man kann ihn zwischendurch auch mal ein paar Tage aus der Hand legen – ein Indiz dafür, dass die Spannung nicht durchgängig vorhanden ist. Und es gibt außerdem Passagen, wo man das Gefühl empfindet, die Protagonisten würden ferngesteuert, und zwar durch Interessengruppen, die durchaus nicht zu den positiven Kräften gerechnet werden können.

Erotik kommt nahezu überhaupt keine vor, was für einen Cussler-Roman schon eigentümlich ist, und am Ende wird es dann durchaus übermenschlich. Letzten Endes stufe ich diesen Roman darum als einen eher mäßigen Band der Serie ein. Ganz nett, aber nicht wirklich überzeugend oder überragend.

Na ja, und was die Seeschlange angeht… da lasst euch dann mal überraschen, Freunde.

© 2015 by Uwe Lammers

Soviel zum vorliegenden, dickleibigen Abenteuerroman von Cussler. In der kom­menden Woche schwenken wir wieder auf das reine SF-Terrain um, und ich freue mich darauf, euch einen weiteren meiner Lieblings-Literaten vorstellen zu können, einen virtuosen Meister auf der Klaviatur des Stils und der surrealis­tischen Ideen. Von wem ich spreche? Von James Graham Ballard. Aber welches Werk mag ich meinen…? Nun, lasst euch überraschen, das lohnt sich diesmal ganz besonders.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu auch das Sachbuch „Das Freudenschiff“ von Sîan Rees (für den Rezensions-Blog in Vorbereitung).

Liebe Freunde des OSM,

heute führe ich euch zurück in das Jahr 1987, als sich in meiner kreativen Inspi­ration historische Fakten mit phantastischer Imagination paarten. Man merkt das dem folgenden Gedicht kaum wirklich an, und wer meine erläuternden Kommentare dazu nicht kennen würde, käme kaum darauf, dass dieses Gedicht durchaus zündende Bedeutung für den Oki Stanwer Mythos hatte.

Es ist zweimal veröffentlicht worden, nämlich 1987 in dem in winziger Auflage erschienenen Fanzine „LYRIX“, Ausgabe 6 (damals mit an Bord, wenn mich die Erinnerung nicht trügt, Olaf Hilscher, heute seines Zeichens Herausgeber des NOVA-Magazins). Und die zweite Veröffentlichung erfolgte im April 1987 in dem Fanzine CHALLENGE EXPRESS 4/1987 des ebenfalls sehr kleinen und kurzlebigen Science Fiction Clubs GREY HOLE (SFCGH). Er entstand um ein paar meiner Brieffreunde und mich herum, als Der Terranauten-Club Universum (DTCU) sich bald nach Ende der Terranauten-Serie auflöste. Zu schade, dass sich alle Mit­glieder dieses kleinen Clubs in alle Winde zerstreut haben… ich habe schon lan­ge keinen Kontakt mehr zu ihnen, was insofern schade ist, als einige von ihnen damals auch Leser des OSM-Lesezirkels waren.

Noch nie davon gehört? Kann ich mir vorstellen. Es ist, wie gesagt, lange her. Dieser OSM-Lesezirkel existierte etwa zwischen 1983 und 1988, und man kann mich heute verrückt nennen, aber ich schickte tatsächlich Original-OSM-Skripte hin und her, selbst auf die Gefahr hin, dass sie auf dem Postweg verloren gehen könnten… würde ich heute nicht mehr tun, klar. Aber damals, ich war jung, naiv und noch nicht wirklich sonderlich vom Wert des Oki Stanwer Mythos über­zeugt… da ging ich schon waghalsige Risiken ein.

Als dann die Möglichkeit für mich bestand, originäre OSM-Texte abdrucken zu können, und der CHALLENGE EXPRESS, dessen Auflage nie 15 Exemplare über­schritt, war so eine Möglichkeit, da nahm ich sie natürlich wahr. Und das hier erblickte also in kleinem Kreis das Licht der Öffentlichkeit im April 1987:

Könige stolzen Hauptes

Gedicht von Uwe Lammers

Jahrtausende blicken auf euch herab,

Stein zu Stein seid ihr geworden.

Vergessen von Volk und Land,

zerfallen eure Werke.

Traurig schweift der Blick

über Hügel und Täler,

doch verlassen allemal

sind eure heil’gen Stätten.

Jahrtausendelang verschollen

im Strom der Ewigkeit.

Niedergebrannt von Mördern,

Schändern großer Gedanken.

Erinnert ihr euch noch,

entsinnt ihr euch noch des Tages?

Da sie kamen, die Feinde,

neidisch auf euer Können?

Und Narrheit war der Herrscher,

gekrönt im Lande Ägypten.

Kamen heran mit Ross und Wagen,

Bogenschütz’ und Kriegsgerät.

Zu stürmen die stolzen Bastionen,

erbaut im Schweiße eures Angesichts.

Mannhaft war eure Wehr,

vergebens das vergossene Blut.

Verräterherz schlug euch in Ketten,

ihr Herrscher von Hattusas.

Feuerbrunst wütete wild,

voll boshafter, unbändiger Kraft.

Vernichten, das war ihr Ziel,

zu schleifen und zu vergessen.

Den Fluch erfüllend zogen sie von hinnen,

die Könige in Fesseln.

Getötet war euer Volk,

Blut tränkte die Berge und Täler.

Das Weh war groß und füllte die Welt,

was einst prophezeit, erfüllte sich nun.

Gericht war im Reich der Herrscher,

es war das Land am Nil.

Und zu richten war der Fortschritt,

Götzenglaube und Gewalt siegten.

Doch vor dem Todesstoß,

Gleiches gebend riefen sie aus.

Bis das Schwert sie traf,

Könige stolzen Hauptes.

ENDE

© by Uwe Lammers

Gifhorn, den 20. Februar 1987

Abschrift: Braunschweig, den 5. Oktober 2015

Gedicht Nr. 41

Erläuterung: Wie ich oben schon sagte… ein wenig rätselhaft ist der Zusammen­hang zum OSM schon. Ich erhelle das einmal. Wenn man sich ein bisschen mit der Historie des Nahen Ostens auskennt, wird der Name „Hattusas“ oder auch „Hattuscha“ vielleicht vage vertraut sein. Es handelt sich dabei um die Haupt­stadt des untergegangenen Volkes der Hethiter, die neben den Ägyptern und den Assyrer-Babyloniern im Zweistromland quasi die dritte geostrategische Großmacht der damaligen Zeit in dieser Region darstellten.

Als ich mich 1986/87 in die hethitische Geschichte einlas – ich war, zugegeben, von C. W. Ceram „infiziert“, der mit „Enge Schlucht und Schwarzer Berg“ ein ei­genes Sachbuch zur hethitischen Kultur geschrieben hatte; ich entdeckte es im Bücherregal meiner Eltern, ebenso wie viele Jahre zuvor schon Cerams Bestsel­ler „Götter, Gräber und Gelehrte“, und von der Begeisterung für dieses Buch wisst ihr ja längst – , also, als ich mich damals in die hethitische Geschichte ein­las, stieß ich auf einen faszinierenden mythologischen Begriff.

Der da hieß?

Ullikummi.

Ihr werdet diesen Namen im OSM wieder entdecken, beizeiten.

Nun, während ich in der hethitischen Kultur versank, schrieb ich eifrig am KON­FLIKT 18 des OSM, an der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS)… und ehe ich mich versah, machte Oki Stanwer mit seinen Freunden eine Zeitreise ins zweite vorchristliche Jahrtausend. Und hier stieß er in Babylon nicht nur mit dem leibhaftigen Wesen TOTAM zusammen, sondern auch mit den Hethitern unter ihrem Regenten Mursilis I., der damals gerade Ba­bylon eingenommen hatte… übrigens eine historische Tatsache.

Diese Zeitreise begann erst im März 1987, und gewissermaßen als Einstiegs-Präludium verfasste ich das obige Gedicht. Es ist historisch natürlich unpräzise, jedenfalls für unsere Welt. In unserer Welt wird heute angenommen, dass das hethitische Großreich im 8. vorchristlichen Jahrhundert unter internen Wirren zerfiel.

Oben deute ich hingegen an, dass ein ägyptischer Gegenschlag – möglicherwei­se die Rache für die Niederlage des ägyptischen Heeres von Ramses dem Großen bei Kadesch (er hat das natürlich als Sieg verewigen lassen und Genera­tionen von Ägyptologen aufs Glatteis geführt) – das hethitische Großreich ent­hauptete und die Herrscherkaste in die Gefangenschaft an den Nil geführt und dort getötet wurde.

Kontrafaktik im OSM… das passt insofern gut zu der oben skizzierten Zeitreise Oki Stanwers, als ja auch die WEOP-Welt, aus der er kommt, nicht mit der unsri­gen identisch ist, und das hat nichts damit zu tun, dass man dort das Jahr 2034 schreibt, als das Abenteuer beginnt. Es ist schlicht eine Parallelwelt. Und Oki Stanwers Zeitreise verändert die Geschichte… aber dazu erzähle ich deutlich später etwas. Dazu und inwiefern Oki Stanwers Todfeind, die Dämonenwaffe GOLEM, seine Abwesenheit ausnutzt, um Mord und Totschlag zu inszenieren – mit Nuklearwaffen.

In der kommenden Woche an dieser Stelle könnt ihr euch mal wieder überra­schen lassen, wohin uns der Erzählerwind treibt. Einfach neugierig bleiben und wieder hereinschauen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 114: Boy

Posted Mai 30th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

zwar befindet ihr euch auf einer Website, die sich ausdrücklich nahezu aus­schließlich der Phantastik widmet. Aber wie ihr ebenso genau wisst, bin ich ein vielseitig interessierter Literat und Autor, und die Bandbreite der Themen mei­ner Neugierde spannen sich vom alten Ägypten (und noch früheren Zeiten) bis in fernste Zukunft, von den Abgründen des tiefen Ozeans bis hinauf zu den Ster­nen, von den feinen Wurzeln der biografischen Anfänge bis zu den Schrecken von Alienhirnen, und es gibt noch sehr viele Abstufungen dazwischen.

Ein solcher Bereich, den wir schon gelegentlich streiften, ist der der Autobio­grafie. Und ein solches Werk möchte ich heute vorstellen… selbst wenn der Ver­fasser ausdrücklich betont, er habe keine Autobiografie geschrieben. Hat er na­türlich doch. Man ist fast geneigt, an das erste Gesetz im Umgang mit Doctor Who zu denken: „Der Doctor lügt!“ Ist auch an dieser Adresse nicht völlig fehl am Platze.

Gleichwohl denke ich, dass Roald Dahl den größten Teil der von ihm niederge­schriebenen Erlebnisse tatsächlich durchgemacht hat (mehrheitlich muss man das so formulieren, weil sie wirklich recht exzentrisch, schrullig und bisweilen arg tragisch sind). Dennoch ist das ein sehr vergnügliches Buch, und wer Dahls trockenen, nüchternen Humor mit einem Stich ins Schwarzhumorige schätzen gelernt hat, etwa in seiner Geschichte „Lammkeule“ (das war vor Jahrzehnten im Schulunterricht meine erste Begegnung mit Dahl, und die werde ich nie ver­gessen!), der ist hier exakt richtig.

Wer damit noch keine Berührung gemacht haben sollte, sei ebenfalls aufgefor­dert, weiterzulesen. Ich wage mal die Behauptung: das lohnt sich. Also, Vorhang auf:

Boy

Schönes und Schreckliches aus meiner Kinderzeit

(OT: Boy. Tales of Childhood)

von Roald Dahl

rororo 5693, TB

Hamburg 1986, 206 Seiten

Aus dem Englischen von Adam Quidam

ISBN 3-499-15693-8

Eine Autobiographie ist ein Buch, in dem jemand sein eigenes Leben beschreibt und meistens eine Unmenge langweiliger Einzelheiten ausbreitet, die keine See­le interessieren außer ihn selbst. Dieses Buch ist keine Autobiographie. So etwas würde ich niemals schreiben…“

So fängt Roald Dahl sein durchaus sehr autobiografisches Buch an, in dem er, il­lustriert von vielen Familienfotos und eigenhändigen Skizzen sowie Briefen, die er selbst einst an seine Mutter gehorsam schrieb, seine frühen Lebensjahre be­schreibt und die einprägsamsten Geschehnisse, an die er sich entsinnt. Und wie es der deutsche Untertitel passend auf den Punkt bringt: es gibt Schönes zu er­zählen und Schreckliches. Oder, um noch einmal Dahl zu bemühen: „Manches ist lustig, manches ist traurig, und einiges ist entsetzlich. Genau darum erinnere ich mich wohl auch so lebhaft an die folgenden Geschichten. Wahr sind sie alle.“

An manchen Stellen mag man mit dem jungen Roald Dahl wirklich nicht tau­schen. Ich meine, es ist schon schlimm genug, zu erfahren, warum sein Vater einarmig war (ein ärztlicher Kunstfehler – der betrunkene Arzt hielt den Bruch für einen ausgekugelten Arm und zerrte… nun, das muss man nachlesen). Aber das ist nur die Vorgeschichte. Man erfährt, warum Dahl, der eigentlich norwegi­sche Wurzeln besaß, in England zur Welt kam (weil sein Vater, ein Norweger, der festen Überzeugung war, die englischen Schulen seien die besten der Welt, aber das ist nur ein kleiner Teil dieser Geschichte! Der Rest ist entschieden wun­derbarer und tragischer zugleich).

Wir bekommen seine energische Mutter zu Gesicht, die fünf Töchter und ihren einzigen Sohn – eben „Boy“, wie Dahl genannt wurde (er bekam später dann doch noch einen Bruder), zur Welt brachte und erfahren von einem wilden Fa­milienausflug mit einem der seltenen Automobile, das glattweg einen Unfall baut, was Dahl beinahe seine Nase kostet). Und wir spüren fast an eigenem Lei­be die Nachteile der englischen Schulerziehung – Prügelstrafe, Heimweh, sadis­tische Heimleiterinnen und Schuldirektoren mit einer christlichen Ader, die spä­ter Erzbischöfe werden, was sie nicht daran hindert, mit wahrer Wonne ihre Schutzbefohlenen zu verdreschen und fromme Sprüche zum Besten zu geben.

Man beginnt rasch zu verstehen, warum Roald Dahl einen so schwarzen Humor entwickelte, wie er seine Geschichten nun eben einmal auszeichnet. Das war wohl ganz unumgänglich. Und es handelte sich zweifellos auch um eine Art spä­ter Therapie: Er musste sich manchmal wirklich nur an seine Schulzeit erinnern, um eine tolle Geschichte schreiben zu können, voll mit schrulligen, exzentri­schen Personen und haarsträubenden Geschehnissen.

Aber seien wir bitte gerecht – es gibt ja nicht nur schlimme Dinge in diesem Buch! Mit Begeisterung erinnert sich Dahl beispielsweise an seine Familienaus­flüge, die traditionell nach Norwegen gingen. Wir machen die Bekanntschaft mit dem schrulligen Lehrer Corkers, der zwar Mathematik lehren soll, aber Zah­len hasst und stattdessen lieber seine Schüler ins Lösen von Kreuzworträtseln einbezieht… und was es mit der toten Maus auf sich hat, mit messerstechenden Ärzten, Captain Hardcastle, dem Ziegentabak und Boazers, das sollte man selbst genießen. Selbst bei langsamem Lesetempo braucht man maximal fünf Tage, um durch den schmalen Band zu kommen. Banausen, die sich zu sehr mitreißen lassen, schaffen es vermutlich auch in fünf Stunden. Aber warum sollte man das Lesevergnügen mutwillig so verkürzen?

Natürlich ist das Buch eine Autobiografie, oder wenigstens ein Teil davon. Sehr kurzweilig, mit dem lakonischen Humor niedergeschrieben, der Dahls Werke grundsätzlich ausgezeichnet. Ihr mögt jetzt natürlich, leserspezifisch, fragen: ist es ein phantastisches Buch? Kommen Aliens, Geister oder wenigstens UFOs darin vor? Nein, selbstverständlich nicht.

Aber wenn ihr denn dringend einen solchen Anknüpfungspunkt braucht, denkt an Dahls Biografie selbst – und an den wunderbaren James Bond-Film „Man lebt nur zweimal“ (1966), für den er das Drehbuch geschrieben hat. In dem Film geht es bekanntlich um die Entführung von Raumkapseln und einen dro­henden Dritten Weltkrieg. Beides ist bis heute Phantastik geblieben (Letzteres zu unser aller Glück!).

Genug der Phantastik? Okay. Dann sucht das Buch, das es vermutlich nur noch antiquarisch gibt und verbringt ein paar sehr kurzweilige Lesestunden! Roald Dahl lohnt sich immer. Ihr werdet es sehen.

© 2009 by Uwe Lammers

Auch wenn es acht Jahre her ist, dass ich das Buch gelesen habe, so komme ich doch nicht umhin, ein Schmunzeln über mein Gesicht ziehen zu lassen, wenn ich daran denke… doch, das ist ein kleines, heftiges Schmankerl für Leute mit Lesegeschmack. Mehr Werbung braucht dieses schmale Bändchen nicht.

In der kommenden Woche driften wir wieder hinaus auf die hohe See und fol­gen den Abenteurern von Clive Cusslers NUMA in eine weitere gefährliche Ex­kursion. Welche genau? Nun, schaut in einer Woche einfach wieder herein, dann seid ihr schlauer.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

geht euch das manchmal auch so – dass ihr euch fragt, wohin um alles in der Welt der letzte Monat entschwunden ist? Also, das war heute jedenfalls ganz die übereinstimmende Frage einer Arbeitskollegin und meiner Wenigkeit. Der Monat Februar 2017 ist irgendwie vorbeigehuscht, und es ist schwer zu sagen, wohin eigentlich. Schätzungsweise hat mein früherer Philosophie-Professor Dr. Dr. Gerhard Vollmer damals ganz recht mit seiner Einschätzung gehabt, dass der Mensch eine Art von innerer Uhr besitzt. Er verglich das mit einer Art von Glei­chungsbruch, wenn ich es recht erinnere. Das heißt, je älter man wird, desto kleiner wird das Ergebnis der Rechnung, was zur Folge hat, dass subjektiv die Zeit rascher verstreicht. Da könnte was dran sein.

Sei es, wie es sei, und lassen wir die halbseidene Philosophiererei heute mal sein. Was habe ich konkret im zurückliegenden Monat trotz rasch dahinrinnen­der Zeit auf die Reihe bekommen? Folgendes:

Blogartikel 217: Work in Progress, Part 50

(OSM-Wiki)

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH, Abschrift)

(Bewusstwerdung – OSM-Story)

E-Book Annalen 6, Teil 1: Mein Freund, der Totenkopf

E-Book Annalen 6, Teil 2: Mein Freund, der Totenkopf

Erläuterung: Wer aus diesen beiden Zeilen nun schließt, dass ich es geschafft habe, zwei neue E-Books fertigzustellen, der liegt richtig. Sie befinden sich beide inzwischen beim Lektorat, allerdings möchte ich natürlich vorher noch die TI-Bände 29 und 30 veröffentlichen, so dass ihr auf die obigen E-Books noch etwas zu warten haben werdet. Es ist möglich, dass eins davon erschienen sein wird, wenn ihr diese Zeilen lest, aber gewiss ist das nicht.

14Neu 40: „Oki Stanwer antwortet nicht!“

(14Neu 41: Mission Todeszone)

(14Neu 42: Expedition der Tekras)

(E-Book-Storysammlung 6: Die Beziehungsgeister und andere phantastische Geschichten)

Erläuterung: Dies ist nur ein erster Planungstitel für die 6. Kurzgeschichten­sammlung, die anno 2018 erscheinen soll. Darin wird sich die schöne Bezie­hungsgeister-Archipelgeschichte befinden, die euch ein Wiedersehen mit der Neeli-Tochter Tiyaani gestattet. Und, klar, mit ihrer Schwester Ansiina, die die Zukunft kennt…

Blogartikel 222: Der OSM in Gedichtform (3)

(E-Book 44: Die Kristalltränen und andere phantastische Geschichten)

(HdH 4: Schmelztiegel Shallakhon)

Erläuterung: Mit dieser Episode wollte ich eigentlich nach langen Jahren im Fe­bruar 2017 fertig werden… aber das hat mal wieder nicht geklappt. Zu bedau­erlich…

Blogartikel 214: Kreativer Stillstand

Erläuterung: Na, und dann sag noch einer, von nichts kommt nichts… in diesem Fall ist das buchstäblich vollkommen falsch. Auch Stillstand kann kreativ sein, das habt ihr ja vor sieben Wochen mitbekommen.

18Neu 84: Invasion der Zeitschatten

(12Neu 37: Soffrols Erbe)de

Blogartikel 216: Legendäre Schauplätze 3: Channodin

18Neu 85: Der negative Lichtritter

(Die neue Strafe – Archipel-Novelle)

Der OSM, Phase 2: Ein Fanal namens Bytharg – Artikel

Erläuterung: Dies ist eine sich unerwartet im Februar wahrgenommene Mög­lichkeit, ein wenig überregionale Werbung für den Oki Stanwer Mythos zu ma­chen. Das Organisationsteam für die 2. Perry Rhodan-Tage Osnabrück suchte noch Beiträge für das Conbuch… und das kam mir dann sehr zupass. Mit rund 17.000 Zeichen ist dieser Beitrag sogar recht umfangreich ausgefallen. Ob es beizeiten eine Zweitverwertung geben wird, steht noch nicht fest. Es ist aber recht wahrscheinlich.

(Eine Frage des Glaubens – OSM-Story)

Erläuterung: Herrjeh, auch hierzu muss ich dringend etwas sagen, das mit dem obigen Artikel in direkter Verbindung – wir bewegen uns hier in der Frühzeit des tasvanischen Sternenreichs, mitten in der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC), aber diese obige Geschichte steht singulär daneben. Es geht hier in dieser auf dem Planeten Tasvaan spielenden Story um eine Reihe prominen­ter Personen, die in der BdC-Serie auftauchen werden. Ich will deshalb in den nächsten Monaten versuchen, diese Story weiter zu bearbeiten. Sie stellt im Prinzip ein Prequel zur BdC-Serie dar und vertieft den Hintergrund.

(18Neu 86: Die Matrixfehler-Seuche)

(Der Legendensammler – Archipel-Fragment)

Erläuterung: Mit diesem Fragment, das wohl immer eins bleiben wird, hat es folgende verblüffende Bewandtnis: als ich im Jahre 2000 anfing, an dieser Ge­schichte zu schreiben, entstanden irgendwie zwei Versionen. Eine kurze, das ist die obige, die ziemlich genau 12 Textseiten lang ist und sich in meinen digitalen Speichern fand.

Dann entwickelte sich daraus aber auch die Story „Der Legendensammler und das Mädchen“ mit ihren 23 Seiten Text, die im Mai 2002 fertig wurde. Dummer­weise ließ sich von mir diese fertige Geschichte nur noch als Ausdruck finden, nicht mehr digital. So entschied ich mich im Februar, die Geschichte auf Basis der obigen Datei abzuschreiben. Gelang dann erst am heutigen 1. März. Nu gibt es also wieder eine digitale Version davon.

(Ulricas Schatz – Archipel-Fragment)

(Chantals Abstieg – Archipel-Fragment)

(E-Book 39: Im Feuerglanz der Grünen Galaxis)

Erläuterung: Ja, ich weiß, ihr seid auch schon neugierig auf dieses E-Book. Aber auch da muss ich euch noch a bisserl auf die Folter spannen… ich bin aber über­zeugt, es wird sich lohnen.

(Die Rollenspielerin – Archipel-Fragment)

(Der Legendensammler und das Mädchen – Archipel-Story (Abschrift))

(Shareena in Gefangenschaft – Archipel-Novelle, in Arbeit)

Sodele, Freunde, und damit hört meine Aktivität für den Monat Februar leider auch schon wieder aus. Es sah wirklich ganz beachtlich aus, aber wie ich oben bereits sagte… irgendwie lief mir wieder die Zeit davon. Dass ich dennoch 24 Werke vollenden konnte, ist ein schöner Ausgleich zu meiner regulären Histori­kerstelle gewesen.

Ja, aber mehr gab es dann eben nicht. Hoffen wir einfach mal, dass es im kom­menden Monat besser verlaufen wird.

In der kommenden Woche reisen wir ein paar tausend Jahre zurück in der Zeit. Mehr sei noch nicht preisgegeben. Bleibt neugierig, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

dein Uwe.

Rezensions-Blog 113: Die Welt des Mittelmeeres

Posted Mai 23rd, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, es ist schon zwölf Wochen her, seit wir einen explizit historischen Text hier im Rahmen des Rezensions-Blogs betrachtet haben. Damals wandten wir uns Dava Sobels phantastischem Text „Längengrad“ zu. Heute verlagern wir uns ein wenig geografisch und schweifen durch die „Säulen des Herakles“ in den Bin­nenraum des Mittelmeeres. Und man mag es vielleicht meiner Lektüre zugute­halten, dass ich mich anno 2011 so wortreich und formulierungsverliebt äußer­te, wie es für mich eher untypisch ist. Das zeigt nämlich, wie sehr mich die Lek­türe beeindruckt hat.

Wer also der kurzsichtigen Ansicht sein mag, über die Welt des Mittelmeeres sei doch alles schon erzählt, der hat erstens keine Ahnung und zweitens entgeht ihm bzw. ihr ein wunderbarer literarischer Leckerbissen. Vertraut mir, Freunde, das hier ist ein süffiges Lesevergnügen, das ihr euch nicht entgehen lassen soll­tet… und ich gehe sogar soweit, zu vermuten, dass euch dieses dünne Bänd­chen auf ganz neue interessante Fragen bringen wird, deren Beantwortung durch weitergehende Lektüre dann den inneren Horizont gehörig weiten helfen wird.

Besuchen wir also drei Altmeister der französischen Historie und lauschen ihren klugen und geschmeidigen Worten:

Die Welt des Mittelmeeres

(OT: La Méditerranée. L’espace et l’histoire, les hommes et l’heritage)

Enthält Beiträge von

Fernand Braudel, Georges Duby & Maurice Aymard

Hg. von Fernand Braudel

Fischer 16853

192 Seiten

Frankfurt am Main, Januar 2006 (Taschenbuchausgabe)

Ursprünglich Frankfurt am Main 1987

Aus dem Französischen von Markus Jakob

Das Mittelmeer ist für die europäische Kultur und Geschichtswissenschaft das Ursprungsbecken schlechthin, von vielen „die Wiege der Kultur“ genannt. Der Blick schweift von den Säulen des Herakles, wie die Meerenge von Gibraltar in alter Zeit genannt wurde, bis hin zu den felsigen Gestaden der phönizischen Purpurschneckenküste bei Tyros und Sidon, er folgt abwärts der uralten Küste hinab zu dem Delta des Nil und reist dann die nordafrikanische Küste entlang bis zu den bröckelnden Resten des ruhmreichen Karthago. Wendet man sich wieder nordwärts, kommt die kaum minder geschichtsmächtige Küste Spaniens in Sicht, die, könnte sie denn Geschichten erzählen, aus dem Reden kaum her­auskäme, und fürwahr, jeder dritte Satz redete wohl in der Zusammenfassung von Eroberung und Besatzung.

Gleichermaßen sind die vielfältigen Eilande und größeren Inseln keine ge­schichtsleeren Räume, weder Korsika mit seiner vieltausendjährigen Ver­gangenheit noch Kreta, einst Hort eines machtvollen, immer noch rätselhaften Staates, der ein nicht minder geheimnisvolles wie vollständiges Ende fand – Li­near A ist bis heute nicht restlos entschlüsselt – ; und man denke auch an San­torin, jene zerborstene Insel und Ruine einstigen Glanzes, bedeckt mit den ver­schütteten Ruinen minoischer Städte, und man denke an Malta mit uralten Megalithbauten, von deren Erbauern außer den steinernen Zeugnissen nur we­nig geblieben ist.

Nordwärts entdecken wir weitere Kulturen: Griechenland etwa, die Wiege der abendländischen Kultur, deren Kenntnisse und Tradition das spätere römische Reich prägte, wie dann das römische Reich selbst dem gesamten Mittelmeer­raum seinerseits seinen Stempel aufdrückte und bis heute Spuren in Bevölke­rung, Geschichte, Geografie, Literatur, Schrift und Sprache hinterließ. Die Ge­genwart lässt sich ohne den langen Schatten dieser Vergangenheit nicht den­ken.

Dasselbe gilt natürlich auch für die Landschaft – wer hat sie nicht schon gese­hen, die karstigen Kalksteinplateaus des mediterranen Raumes, gleißend unter der heißen Mittelmeersonne, nach würzigen Kräutern riechend, nach brennen­dem Fels, durchwogt von gelegentlichen Herden der Schafe und Ziegen, kärglich bevölkert von Hirten einerseits und knorrigen Bauern andererseits, die vom ma­geren Ertrag der Handarbeit, dem steinigen Boden abgerungen, ihren Lebens­unterhalt fristen? Und sind nicht diese kargen Regionen (was man kaum weiß, weil man den Anblick als ganz natürlich versteht, was er aber nicht ist) die Spu­ren antiken Raubbaus? Einst standen hier mächtige Korkeichenwälder, die in der Frühzeit abgeholzt wurden, für große Kriegsflotten, für Belagerungsma­schinen, für Wasserleitungen, zum Verfeuern für eine immer größer werdende Bevölkerung.

Wem das vertraut klingt, der mag den Mittelmeerraum auch als Sühnezeichen für früheren Frevel der Menschheitsgeschichte lesen, als Mahnung an die heute Lebenden, derartige Fehler nicht noch einmal zu machen. Doch sieht es leider so aus, als sei die Menschheit der Gegenwart den Eintagsfliegen gar zu ähnlich – kurzsichtig auf ihren momentanen Vorteil bedacht, nicht nachdenkend, nicht weit denkend und das Vergangene gering schätzend, weil vermeintlich nicht mehr aktuell, ist sie drauf und dran, dieselben und noch schlimmere Fehler von neuem zu begehen, diesmal in verheerenderer Form…

Mitte der 80er Jahre begannen drei renommierte Historiker der französischen Annales-Schule, Fernand Braudel (1902-1986), Georges Duby (1919-1996) und Maurice Aymard (*1936), eine „geographische, geschichtliche und kulturelle Er­kundungsreise“ (Braudel) durch den Mittelmeerraum zu unternehmen. Das Er­gebnis liegt in Form dieses Bandes vor1, in dessen 8 Kapiteln die drei Autoren die Eigenheiten des Landes, des Meeres, der Lebensräume, der Geschichte wie der Geschichtsdämmerung sowie das Erbe herausarbeiten. Außerdem steuert Fernand Braudel ein weiteres Kapitel zu Venedig bei, das entgegen der ersten Annahme durchaus keine historische Schilderung der venezianischen Geschich­te ist, sondern eher… ja, sagen wir, eine Liebeserklärung an diese Stadt.

Überhaupt bestechen Braudels Abschnitte – sechs der acht Kapitel stammen von ihm – bei aller bewunderungswürdigen Tiefe und intensiven historischen Reflexion durch einen einfach unglaublich lässigen, entspannten wie eloquen­ten Schreibstil. Der Leser fühlt sich gleichsam mitgezogen, wie wenn man sei­nem erzählmächtigen alten Onkel lauscht, der so weitgereist ist und willig, sei­ne Kenntnisse an die Jüngeren mitzuteilen. Ah, und es ist ein reines Vergnügen, diese Texte zu inhalieren (lesen kann man das eigentlich nicht mehr nennen, es ist viel angenehmer).

Verglichen damit verlieren Aymards Abschnitt über die Lebensräume und Dubys Resümee über das Erbe des Mittelmeerraumes schon an Glanz, aber man kann nicht behaupten, dass sie trocken oder übertrieben gelehrt klängen. Nein, die Historiker der Annales-Schule haben hiermit schlagend demonstriert, was man ihnen ganz allgemein nachsagt: dass sie frischen Wind in vermeintlich alte The­men bringen können, durch unkonventionelle, ja fast literarische Betrachtungs­weisen, die ihre Texte lesbar werden lassen, wie man es üblicherweise von vie­len Angelsachsen sagt.

So schmal dieser Band mit seinen 192 Seiten darum auch sein mag, es ist ein li­terarisches Vergnügen erster Güte, und jedem, der sich für die vieltausendjähri­ge Geschichte des Mittelmeerraumes interessiert, wärmstens ans Herz gelegt. Wer weiß, der nächste Mittelmeerurlaub kommt ja unter Umständen schon bald? Man sollte dieses Buch dabei haben, um den Blick zu öffnen.

© 2011 by Uwe Lammers

Nun, überrascht? Neugierig geworden? Dann macht euch auf die Pirsch und sucht dieses Buch. Es lohnt die Lektüre wahrhaftig. Ich gehe soweit, zu behaupten, dass das oben kurz vorgestellte Werk auch durchaus etwas ist für Leute, die sonst mit der Historie wenig „am Hut“ haben. Es kommt immer nur darauf an, wie man mit der Geschichte vertraut gemacht wird, und hier findet eben nicht das sture Pauken von Geschichtszahlen statt, das man noch aus der Schule kennt… im Gegenteil, hier werden kundig und wortmächtig Strukturnet­ze von Zusammenhängen gewoben, alles mit allem verknüpft, dass man nur noch staunen kann.

Nächste Woche besuchen wir einen anderen weltbekannten Literaten, dessen Name ich hier ungeniert schon verrate: Roald Dahl. Er ist nicht nur Autor mei­nes Lieblings-Bondfilms „Man lebt nur zweimal“ gewesen und für gewisse gars­tig-humorige Kurzgeschichten bekannt, sondern es gibt da noch einen ganz na­türlichen Aspekt, um den wir uns in sieben Tagen an dieser Stelle kümmern werden.

Welcher das ist? Na, so voreilig bin ich dann doch nicht. Schaut einfach herein, dann seid ihr schlauer. Und ich muss es wohl kaum betonen – meiner Ansicht nach lohnt der Besuch hier immer.

Bis dann also, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ich meine mich allerdings zu entsinnen, dass dies lediglich ein kleiner Auszug aus einem ursprünglich dreibändigen Buchwerk ist, dessen deutscher Gesamttitel mir jetzt leider nicht erinnerlich ist.

Liebe Freunde des OSM,

nachdem ich mich in der vergangenen Abteilung dieser Artikelreihe allein um den Monat Juli 2011 kümmern konnte, weil es soviel zu erzählen gab, werde ich heute versuchen, etwas stringenter zu sein (hoffen wir, dass es gelingt). Mehr als einen Monat kann ich aber kaum behandeln. Immerhin entstanden hier 20 unabhängige Werke, und an sehr viel mehr habe ich gearbeitet. Also stürze ich mich besser gleich ohne ausführlichere Vorrede mitten in die Angelegenheit:

Begonnen wurde mit der Fertigstellung des OSM-Hauptglossars, Version 1, die flugs auf 198 Seiten Umfang kam, unmittelbar flankiert vom OSM-Hauptbe­griffsregister, Version 1, das schon 24 Seiten Umfang erreichte. Ein Glossar, das wisst ihr von mir, ist in meinem Kontext eine Verbindung von Begriffserklärung und Seitennennung des jeweiligen Werkes. Das Hauptglossar vereint nun die Einträge aus verschiedensten Werken unter einem Dach, und das Begriffsregis­ter ist tatsächlich nur eine summarische Aufstellung der dort erläuterten Begrif­fe. Dass ich hier erst am Anfang stand, wusste ich, und ich sollte in den Folge­monaten auch zahlreiche ausgedehnte Versionen dieses Glossars erschaffen. Ich komme dazu beizeiten noch.

Dann kam ich in KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO) weiter voran und begann mit den Episoden 5 „Verrat und Verschwörung“ sowie 6 „Das Kontaktelement“. Dass darin unerwartet der Volksname „Shonta“ fallen sollte, war mir anfangs nicht klar. Den armen Schrottis, die die zentrale Rolle der Episode spielten, natürlich auch nicht… und was für einen Schrecken das „Kontaktelement“ dann für die Kleini-Millionärin Viane Vansin el Descorin del Sante, Oki Stanwers Lebenspartnerin, parat hatte, davon wusste ohnehin nie­mand etwas…

Vielleicht war es die Erinnerung an die Kleinis in KONFLIKT 4, dass ich dann überrumpelt wurde von einem dort spielenden Geschichtenfragment, das den Titel „Himmelfahrtskommando“ trug und zu dem Schrecklichsten gehört, was ich jemals in meinen Bilderströmen gesehen habe. Ich muss mich jedes einzelne Mal dazu zwingen, mich in diese Geschichte einzufühlen und darauf einzulas­sen… ich mag einfach keine Horrorgeschichten, und das hier ist eine der gräss­lichsten Art…

Ich stellte, quasi als Beruhigungstherapie, das Glossar von „Verderben auf Tu­wihry“ fertig und den Roman „Jaleenas zweites Leben“, surfte dann von der IN­SEL weg und kümmerte mich ein Weilchen um „Die Totenköpfe 2: Durch die Ruinenwelten“ einerseits und um den unheimlichen KONFLIKT 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (DSj), wo ich an Band 49 „Zu den Sternen“ schrieb. Ein Stück vom Glossar des Fragmentromans „Eine scharf geschliffene Waffe“ entstand, und dann arbeitete ich – im gleichen KONFLIKT bleibend, nämlich in KONFLIKT 19 des OSM, der in der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM) niedergelegt wird – an der Story „Die Intervention“ weiter, die ihr inzwischen als Teil einer E-Book-Storysammlung kennt.

Dann spülte es mich in KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) zurück, und mit Band 20 „Treibgut der Ewigkeit“ entstand ein weiterer Band, der in di­rektem Zusammenhang mit dem Jaleena-Handlungsstrang stand, an dem ich ja zuvor in Romanform so gut vorwärtsgekommen war. Der Folgeband „Geheim­nisse der Baumeister“ wurde allerdings bislang erst begonnen.

Und dann… ja, dann stürzte ich mich in die Glossararbeit: ins Glossar des KON­FLIKTS 4, in das Glossar der Stories „Heimweh“, „Heiligtum der Shonta“ und „Der Herr der Schwarzen Berge“. Es folgte zumindest der Anfang des Glossars für den Roman „Oki Stanwers Rückkehr“. Dann rutschte ich überraschend in KONFLIKT 21 ab, also die Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL), wo ich Band 45 „Mission auf Höolyt“ begann… in einer Welt, wo die Totenköpfe rebel­lieren und eigentlich nichts so läuft, wie es soll. Abenteuer pur, wirklich.

Als würde das noch nicht reichen, flog mich eine neue Archipel-Story an, die den Titel „Wild wie der Wind“ bekam. Damit waren nach „Auf und nieder“ und „Julianna“ (die vielleicht auch den Titel „In einfachen Verhältnissen“ bekom­men könnte) binnen von zwei Monaten schon drei neue Archipel-Keime ent­standen.

Ihr merkt, die Kreativküche brodelte gar mächtig, und sie wollte damit gar nicht aufhören.

Weitere Glossare erblickten das Licht der Welt: etwa das zu „Verderben auf Tu­wihry“, zu „Ein Wunder in der Wüste“ und „Sturm aus der Sternenballung II“.

Ende August war dann – genau aus diesem Grund – auch der Zeitpunkt gekom­men für das OSM-Hauptglossar und OSM-Hauptbegriffsregister, Version 2, in das alle Begriffe aus den obigen Einzelglossaren eingearbeitet werden konnten. Ich schrieb ferner an dem 2005er-Fragment „Die Wandlung“ ein Stück weiter und kümmerte mich um TI 45 „In den Dschungeln von Shaktalon“, ohne aller­dings hier wie dort sonderlich weit vorangekommen zu sein.

Mit „Auf ewiger Mission“ entstand außerdem eine Geschichte in Ansätzen, die für alle Leser interessant sein wird, die schon „Mein Freund, der Totenkopf“ gelesen haben oder lesen werden und sich vielleicht fragen: was war wohl die Geschichte des Totenkopfs Shush, ehe er auf die Siedlerwelt Hamilton kam? Oder was geschah, nachdem er sie verließ? In gewisser Weise gibt diese Ge­schichte Aufschluss darüber und über eine Reihe weiterer offener Fragen.

Allerdings – ihr könnt es euch vorstellen – ist diese Geschichte bislang nicht ein­mal näherungsweise ausdefiniert, und ich kann mir gut denken, dass sie auf­grund ihrer epischen Handlungslinie vermutlich Romanformat erreichen wird.

Damit endete der Monat August 2011 für mich, und ich war von da ab wieder längere Zeit in Lohn und Brot, um ein völlig neues historisches Thema zu bear­beiten. War das gegen Ende 2003 das Geheimnis der akkreditierten Journalis­ten des Versailler Friedensvertrages gewesen, zwischen 2004 und 2006 die Bi­bliografie des jüdischen Aufklärers Moses Mendelssohn, danach die Braun­schweigische Kirchengeschichte und schließlich die Aktenüberlieferung der Ostfalia, so geriet ich jetzt in den Bann des Projekts „Kommunale Amtsträger“ und sollte jetzt eng mit den Heimatpflegern des Landkreises Wolfenbüttel und benachbarter Landkreise zusammenarbeiten, um Jahrhunderte der Ortsbürger­meister, Ortsvorsteher und analoger Personen aus unzähligen kleinen Orten und größeren Ortschaften im Harzvorland und rings um Braunschweig und Wolfenbüttel zu erarbeiten.

Eine unglaubliche Fleißarbeit, die mich ordentlich forderte und meinen Wissenshorizont erstaunlich weitete.

Kreativ brach ich naturgemäß ein. Natürlich gab es Weiterarbeiten im Rahmen des OSM, etwa an „Himmelfahrtskommando“, „Die Tiefenwächter“ oder dem Glossar des Romans „Oki Stanwers Rückkehr“. Ich schloss immerhin „Das Reich der Zwergengöttin“ ab und verfasste weitere Glossare, z. B. zu „Wächter wider Willen“… ja, und dann geschah etwas Wunderliches, das mir zeigte, dass man­che Ideen einfach unaufhaltsam sind.

Ich schrieb an KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO) weiter. In kurzer Folge entstanden hier die Episoden 5 und 6, an denen ich im Vormonat begonnen hatte. Insofern war das begreiflich. Dann schrieb ich allerdings mit Band 7 „Expedition ins Zentrum“, 9 „Der Pakt“ und 10 „Suche nach den Diri­genten“ weitere Bände, dazwischen schloss ich den Center-City-Band 8 ab.

Auch schoss mit „BURTSONS Feuerprobe“ ein neuer Hintergrundtext empor, diesmal zu KONFLIKT 9, und die Rohhülse eines Glossars für die so genannte „Proto-KONFLIKT 9-Ebene“ entstand… das ist, rufe ich in Erinnerung, die relativ kurzlebige Serie „Der Kaiser der Okis“, mit der ich bis 1990 schon einmal ver­suchte, den KONFLIKT 9 von seinen Anfängen her aufzuarbeiten, was dann aber scheiterte. Die Begriffe, die dort auftauchen, müssen natürlich auch erfasst werden, nicht wahr?

Um mich ein wenig runterzukühlen, weil ich doch SEHR im OSM eingebettet war, suchte ich Abwechslung in einem Archipel-Roman, in dem ich schon lange nicht mehr gewesen war, nämlich in „Rhondas Aufstieg“. Ihr ahnt allerdings sicherlich… da kam ich nicht wirklich viel weiter. Viel zu stark zog mich die Ma­gellan-Exkursion Oki Stanwers in KONFLIKT 9 an.

So entstand also DKdO-Band 11 „Das brennende Volk“, und ich begann mit dem Entwurf der folgenden Bände der Serie: Band 12 „Geburt aus der Glut“, 13 „Rückkehr zum ZYNEEGHAR 11“, 14 „Signale“, 15 „Die Warnung der Baumeis­ter“, 16 „Transfer in die Heimat“ und 17 „Vektoren der Vernichtung“.

Ich meine, das war irgendwo nachvollziehbar, nicht wahr? Ich sah den Hand­lungsstrom in ziemlich präziser Klarheit und wusste, dass der Zyklus 1 „Magel­lan“ mit Band 16 abgeschlossen sein würde. Mit Band 17 begann dann der zweite Zyklus, ein paar Jahre später.

Es ist schwer zu vermitteln, fürchte ich, die bezwingende, drängende Energie darzustellen, die mich in solchen Fällen von allen anderen Dingen, so wichtig sie auch sein mögen, gründlich abbringt und mich auf eine ganz bestimmte Aufga­be fokussiert. Dann bin ich einfach nicht mehr recht ansprechbar… und ich ge­stehe, in einer gewissen Weise war es von Vorteil, dass ich autonom in meinem Büro im Staatsarchiv in Wolfenbüttel arbeitete, Mail- und Telefonkontakt mit den Heimatpflegern im Rahmen des Amtsträger-Projekts hatte und sonst kaum irgendwelche Intervention von anderer Seite.

Ich glaube, in einem solchen Setting kann ich am besten wirken – auf einem Feld, auf dem ich mich tief in einen Sachverhalt einarbeite, gründlich recher­chiere und solcherart recherchierte und zusammengeführte Fakten als Konvolut präsentieren kann. In der Ausarbeitung fachwissenschaftlicher Texte tue ich mich hingegen durchaus schwer, Ähnliches gilt für Vortragstätigkeit. Ich kann das, ja, aber der Aufwand steht dann oft kaum im rechten Verhältnis zum Er­trag.

Nun, dergestalt war meine Tätigkeit im Amtsträger-Projekt: ich optimierte die Listen, die mir eingereicht wurden, recherchierte fehlende Details, suchte Quel­len und führte das Gespräch mit den fachkundigen Heimatpflegern, während die von mir geschaffene Datenbank sich nach und nach immer mehr mit Na­men, Orten und Zeiten füllte.

Ihr seht, sehr Ähnliches machte ich zur gleichen Zeit im OSM mit den Glossaren, nur wühlte ich hier in meiner eigenen Vergangenheit und natürlich der des OSM. Und ich sage euch, das sollte im Verlauf des Jahres 2011 noch interessan­ter werden.

Aber über den Oktober 2011 und vielleicht auch die Folgemonate erzähle ich euch beim nächsten Mal mehr. Für heute mag das Trommelfeuer an Informatio­nen hinreichen.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 112: Die ägyptische Zeitung

Posted Mai 17th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute verfolgen wir mal wieder historisch-didaktische Pfade mit der vorge­schlagenen Lektüreempfehlung dieser Woche. Wie ich schon verschiedentlich anmerkte, hat der Kinderbuchverlag in Luzern diverse interessante Alben aufge­legt, die sich unterschiedlichen Kulturepochen der Vergangenheit widmen. Re­zensiert habe ich im Rahmen dieses Blogs bereits „die griechische Zeitung“ (Blog 12 vom 17. Juni 2015) und „die aztekische Zeitung“ (Blog 62 vom 1. Juni 2016). Heute schickt uns Scott Steedman in das alte Ägypten und versucht, mit mehr als zweitausend Jahren Geschichte auf einmal klarzukommen, und dies auf 36 Druckseiten.

Ob das wohl gelingen mag?

Schaut einfach mal weiter:

Die ägyptische Zeitung

(OT: The Egyptian News)

von Scott Steedman

Kinderbuchverlag (kbv) Luzern

36 Seiten, gebunden, 1998

Übersetzt von Christa Holtei

Die BILD-Zeitung des Altertums sähe wohl in etwa so aus, wenn die Zeit zwi­schen 3000 vor Christus und dem Jahr 1100 vor Christus so etwas besessen hät­te. Hat sie natürlich nicht. Deshalb ist „die ägyptische Zeitung“ im wesentlichen eine Art von kindgerechtem Einstieg in die komplexe Materie der pharaoni­schen Geschichte. Nicht alleine der Verlagsname macht das schon klar, auch die Art der Aufbereitung.

Wie es schon Jean-François Champollion wusste, der geniale Entzifferer der Hieroglyphen: es ist nicht leicht, überhaupt einen vernünftigen Wegweiser in diesem Gewirr aus Jahrhunderten, Dynastien, Baustilen, Völkerwanderungen und ziemlich bizarren und vielfältigen Kulten und Göttermassen zu finden. Die­se Erkenntnis vertieft sich angesichts der Lektüre, je weiter man kommt.

Mit Unterstützung des leider nicht näher spezifizierten „Beraters“ James Put­nam (mutmaßlich ein Althistoriker, der seinen Job ordentlich gemacht hat) rollt Steedman die Geschichte des Nilreiches chronologisch auf, wobei weite Sprün­ge indes unvermeidlich sind. Man hat nur 36 Seiten Platz, es müssen eine Men­ge Bilder untergebracht werden, und kindgerecht, mithin also auch amüsant, soll das Ganze am Ende auch noch sein. Eine nicht einfache Gratwanderung. So kommt dann auch folgerichtig gleich ein richtiger „Kracher“ auf die Titelseite – die Spekulation, ob der Kind-König Tutenchamun ermordet wurde oder nicht.

Viel Platz nehmen bauliche Leistungen ein, etwa die Erfindung der Pyramiden durch den Baumeister Imhotep oder die Frage, warum Pyramiden schließlich „aus der Mode“ kamen. Eine Menge Raum verschlingen auch Fragen der staatli­chen Expansion, der Waffentechnik und Hegemonialpolitik. Doch das wird spä­ter durch Erläuterungen der gesellschaftlichen Schichtung aufgelockert, durch­aus humorvoll. Schreiber zu werden, wird etwa durchaus ambivalent betrach­tet: „Sie können nur Schreiber werden, wenn Ihr Vater Schreiber war. Glück ge­habt? Vielleicht, aber Schreiber müssen in die Schule gehen – und das ist nur der Anfang…“ Ein Anfang, der bei den Schreibern realistisch mit dem fünften Lebensjahr angesetzt wird. Kein Wunder also, dass es zum Schluss des Artikels heißt: „Denken Sie noch mal drüber nach, wenn Sie sich wieder wünschen, Schreiber zu sein. Lesen und Schreiben ist nicht immer der einfachste Weg zu Macht und Reichtum.“

Es gibt den vergnüglichen Bericht eines Steuerprüfers, der sich letztendlich so­gar mit einem „Bodyguard“ schützen lassen muss, Tipps, wie man zum erfolg­reichen Kaufmann werden kann und was man besser sein lassen sollte. Manche Ratschläge sind indes nicht so ganz empfehlenswert, etwa die Antwort auf die besorgte Frage eines Mannes nach Heilung der allmählichen Erblindung seiner Frau. So soll man – dem Buch zufolge – vorgehen, um das zu ändern:

Gibt es eine Heilung?“, fragt der Mann. „Vielleicht“ lautet die Antwort darauf. „Bringen Sie sie zu einem guten Arzt, der eine Salbe aus Honig, roter Erde und einem zermahlenen Schweinsauge herstellen wird. Der Arzt wird die Salbe in die Ohren Ihrer Frau streichen und zweimal den Zauberspruch sagen: ‚Diese Salbe ist gegen die Krankheit. Du wirst wieder sehen.‘“

Aber realistisch fügt der Autor an: „Erwarten Sie nicht zu viel. Blindheit ist sehr schwierig zu heilen.“ Warum die Salbe indes gerade in die OHREN gestrichen werden soll, entzieht sich dem Verständnis des Rezensenten. Aber alles andere wäre dann doch vielleicht etwas sehr eklig gewesen…

Es scheint auch recht neckische Posten im Reich des Nil gegeben zu haben, möchte man die ganzen Kleinanzeigen ernst nehmen. So heißt es etwa in einer Anzeige für Saisonarbeiter: „Unterstützt die Bauern! Können Sie gut Krach ma­chen? Wir suchen Jungen, die Vögel aus den Feldern vertreiben. Erfahrung nicht erforderlich, laute Stimme und Steinschleuder von Vorteil…“ Na, da wünscht man sich doch manchmal, Horden von „Schlachtenbummlern“ vor Fußballspie­len, die das Lärm machen weiß Gott beherrschen, ins alte Ägypten expedieren zu können…

Alles in allem stellt sich „Die ägyptische Zeitung“ eine Aufgabe, die sie nicht er­füllen kann. Ein Zeitraum von fast 2000 Jahren inklusive einer wildbewegten Zeit und einer überaus fremdartigen historischen Kultur kann nicht auf einem Raum von 36 Druckseiten abgehandelt zu werden, ohne in durchweg anekdoti­sche Oberflächlichkeit abzuirren. Zwar erfährt der dem Pharaonenreich nicht so Nahestehende eine Menge über die Zeiten und die Alltagskultur der Pharao­nen, doch bleibt es überall bei einem bloßen Schrammen am Wesentlichen. Verglichen etwa mit der „Azteken-Zeitung“, die schon rezensiert wurde, taucht der Leser ein wenig enttäuscht hieraus wieder auf. Zumal, natürlich, der histo­risch vorgebildete Leser.

Indes, und das ist eine wichtige Einschränkung, der Rezensent ist keine zehn Jahre mehr alt. In diesem Alter wäre er von dieser bildreichen Darbietung kurz­weiliger Informationshäppchen über das alte Pharaonien vielleicht begeistert gewesen. Der didaktische Test an Kindern steht noch aus. Es lohnt den Versuch.

© 2015 by Uwe Lammers

Also, ein netter Versuch, der für Kinder im genannten Alter durchaus akzeptabel sein mag, aber für die Erwachsenen eher unpassend ist? Okay. Dann schauen wir uns in der kommenden Woche mal ein Sachbuch an, das geografisch in der Nähe bleibt. Aber diesmal ist es ausdrücklich ein historisches Sachbuch für deutlich gereifteres Publikum.

Welches Werk ich meine? Tja, da spanne ich euch noch ein paar Tage auf die Folter… bis in einer Woche dann.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wir müssen heute mal ganz still sein, denn ich bin hier undercover unterwegs in geheimer Mission, und niemand darf mich dabei beobachten… ihr natürlich ausgenommen. Ihr dürft mir über die Schulter schauen. Aber passt bitte auf, lasst euch nicht von dem phantastischen Ausblick irritieren – wir befinden uns in Lebensgefahr.

Ich befinde mich in direkter Begleitung dreier jugendlicher Validen, die auf ei­ner unautorisierten Tour unterwegs sind. Eigentlich sollten sie auf ihrer Heimat­welt, TRANSFER 906, in einem Wissenszentrum sein und für spätere Prüfungen lernen, aber so sind diese Tjond eben nicht gestrickt. Viel zu öde, würde Hylshonnor sagen, und damit hätte er vermutlich Recht.

Hylshonnor ist einer der drei Validen, die sich jetzt die breiten Nasen an den Glassitscheiben des Schwebebusses plattdrücken, während sie über die Plane­tarhauptstadt von TRANSFER 1004 fliegen und ihrem unübersehbaren Ziel zu­streben – diesem gewaltigen Wolkenkratzer entgegen. Genau genommen sollte man ihn wohl eher als eine Art von ehernem, schwarzem Tafelberg bezeichnen.

Ich meine, das Zentralmuseum von TRANSFER 1004 ist nun wirklich ein höchst beeindruckender Bau. Seit Jahrhunderten steht er mitten im Herzen der Plane­tenhauptstadt und ragt, jedenfalls den Holoanzeigen nach zu urteilen, die das strikt behaupten, genau 1004 Stockwerke in den diesigen Himmel. Die Spitze des Gebäudes ist ewig in Dunst gehüllt. Angeblich die Kondenswolken der In­nenabluft, die nach oben geblasen wird… physikalisch klingt das durchaus plau­sibel. Das Gebäude ist wenigstens dreitausend Meter hoch, eher noch höher, und es dehnt sich in die anderen Richtungen wenigstens ebenso weit aus, höchstwahrscheinlich ist es noch größer…

Was zur Hölle will ich hier?

Nun, die Frage muss anders gestellt werden: Wie ihr wisst, treibt mich meine Kreativität mit ihren unterschwelligen Bilderströmen in diverse Richtungen, und sie sind in der Regel abhängig von meinem Informationsinput. Oftmals dauert es ziemlich lange, bis sich die Informationen bis an die Oberfläche meines Be­wusstseins hinaufkämpfen können, aber diesmal klappte es relativ rasch… wo­bei „relativ“ wirklich genau das ist.

Drei Gedanken gingen mir durch den Kopf, ehe mich die Idee „überfiel“, über TRANSFER 1004 zu schreiben. Oder besser: weiter daran zu schreiben, denn der Anfang der Geschichte, die unter dem Titel „Sklaven des SYNDIKATS“ in die Annalen der Ewigkeit eingehen wird und zu OSM-Band 1800 kondensieren soll, nach Möglichkeit noch im Jahr 2016 (wenn dieser Blogartikel erscheint, wisst ihr, ob das funktioniert hat), dieser Anfang stammt aus dem Jahr 2010.

Gedanke 1: Ich muss mir allmählich Gedanken machen um OSM 1800.

Gedanke 2: Ich habe eigentlich gar keine Zeit zum Schreiben, da ich mich mo­mentan primär über Museen zu informieren habe (das hat mit meiner Brotar­beit zu tun).

Gedanke 3: Also, am ehesten könnte ich mir den nächsten Band der Yanassicar-Trilogie als OSM 1800 vorstellen… also eben „Sklaven des SYNDIKATS“.

Und dann kam jüngst ein seltenes zweitägiges Wochenende! Die meisten in den zurückliegenden Monaten waren eintägige oder gar keine freien, weil ich da im Homeoffice an wichtigen Termindingen zu arbeiten hatte. Diesmal also nicht. Und schwupp, kaum sitze ich mit einer entspannenden Tasse Tee am Schreibtisch, höre aufregende Musik und rufe die Datei von Band 57 der Serie „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (DSf) auf, also den oben mehrfach genannten OSM-Band… da geht es auch schon los.

Mit einem Mal war ich echt mittendrin.

Anno 2010 hatte ich mit dem Band aufgehört, als die drei Schüler – Yanassicar, Hylshonnor und ihre Freundin Ervyrraid – in den Formenergiezug stiegen und sich aufmachten zu TRANSFER 1004. Sie hatten vorher eine beunruhigende Er­fahrung auf eine höchst gefährlichen Welt namens TRANSFER 11 gehabt, von der sie fast nicht mehr wieder weggekommen wären… aber TRANSFER 1004 klang harmlos.

Und faszinierend.

Warum dies? Nun, TRANSFER 1004 ist nach den Datenbänken im GRALSREICH des SYNDIKATS, in dem die Validen leben – sie sind übrigens Abkömmlinge von Landoktopoden, deshalb taucht das Wort „Tentakel“ so oft in der Episode auf – , einstmals ein Planet gewesen, auf dem eine Hightech-Zivilisation existierte. Und jetzt gibt es hier zahllose Ausgrabungsstätten und eben auch prächtige Museen, von denen das größte und mächtigste eben das Zentralmuseum ist, auf das wir gerade zusteuern.

Das untergegangene Volk hörte auf den Namen „Talather“, und während die drei Validen davon noch nie gehört haben, würden bei dem Helfer des Lichts Klivies Kleines in der Galaxis Daarcor gegenwärtig alle Alarmglocken schrillen.

Die Talather waren eine Spezies, die vor langer Zeit – und man muss sie eher nach Hunderttausenden statt nach Tausenden von Jahren zählen – in der Ster­neninsel Xeloon beheimatet. Vor vielen Realjahren bin ich dort in Begleitung von Helfern des Lichts gewesen, die mit der Lichtfestung OREOC II unterwegs waren. Sie entdeckten damals, dass Xeloon eine gründlich geplünderte und ent­völkerte Galaxis war. Und sie liefen hier in eine Falle und wurden von negativen GRALSJÄGERN samt und sonders einkassiert.

Die negativen GRALSJÄGER sind die Wesen, die das GRALSREICH geschaffen ha­ben, in dem das Volk der Validen lebt, dem Yanassicar und seine Gefährten ent­stammen. Von dieser Historie haben die Validen natürlich keine Ahnung. Für sie sind die „Fürsten“, wie sie die GRALSJÄGER nennen, ferne Gestalten, die eigent­lich nie in Erscheinung treten.

In dem Moment, in dem Yanassicar und seine Freunde über die Talather-Kultur auf TRANSFER 1004 stolpern, ändert sich für sie alles auf ziemlich üble Weise. Denn mit Hilfe des Museums wird ein unerwarteter Blick hinter die Kulissen möglich.

Die Talather stammen durchaus nicht von TRANSFER 1004.

Und sie sind zwar ausgestorben, aber erstens unter sehr tatkräftiger Mithilfe der GRALSJÄGER, zweitens aber gibt es noch etwas oder jemanden von ihnen, der seit sehr langer Zeit darauf wartet, Rache zu üben.

Er wartet im Zentralmuseum darauf, dass eine passende Zielperson eintrifft… eine Person, die in Gestalt des arglosen, leicht zu beeindruckenden Yanassicar tatsächlich auftaucht.

Und während er eine Begegnung mit dem Schicksal hat, fahnden die Herren des GRALSREICHS nach der kleinen Gruppe, die so töricht und zugleich so raffiniert war, mit einem Formenergiezug illegal eine eigentlich gesperrte TRANSFER-Welt anzusteuern, eben TRANSFER 11.

Der GRALSJÄGER erstattet seinem Kommandanten Bericht, dem GRALSJÄGER Inciil, und unterbreitet ihm einen abenteuerlich klingenden Plan: was, wenn uns diese Tjonds (man kann das Wort übrigens flapsig mit „Computer-Cracks“ über­setzen, das trifft etwa den Sinngehalt) bei unserem internen Krieg helfen kön­nen… gegen jene abtrünnigen negativen GRALSJÄGER, die den Umsturz im GRALSREICH anstreben?

Inciil findet die Idee zumindest interessant. Und er setzt einen gnadenlosen Jä­ger auf ihre Fährten – seinen Kollegen Jaal, der schon in früheren Universen Mord und Totschlag angerichtet hat. Nun geht er auf Zivilistenjagd… ich sage euch, das ist keine Gutenachtgeschichte, ganz bestimmt nicht…

So lange es vermutlich auch dauern wird, bis ihr diese Geschichten letztlich lest – auf diesen hochkomplexen OSM-KONFLIKT könnt ihr euch wirklich schon freu­en. Schattenwesen, die hier senkrecht an den Wänden entlanglaufen und jede mögliche Form anzunehmen imstande sind, sind noch die harmlosesten Entde­ckungen, die ihr hier machen könnt.

Und, wie gesagt, wir befinden uns hier definitiv im Feindesland. Die negativen GRALSJÄGER sind eine der Fraktionen, die im Hintergrund dieses chaotischen Universums die Fäden des KONFLIKTS ziehen. Wer ihnen in die Quere kommt, wird entweder „ewiger Gast“ – wie die eingefangenen Helfer des Lichts – oder kurzerhand umgebracht.

Mordserien sind für negative GRALSJÄGER nichts Neues. Sie gehen bedenkenlos über die Leichen ganzer Sternenvölker und äschern ohne Wimpernzucken ganze Welten ein, wenn es erforderlich scheint. Das tun sie, weil viele von ihnen der Überzeugung sind, dass „ringsum sowieso schon alle tot sind“ und Massenmord mithin keine Folgeprobleme erzeugen wird.

Nun, es sind Zeitreisende, die die Zukunft (in weiten Teilen) kennen. Und die meisten von ihnen sind, um es vorsichtig zu sagen, ziemlich ausgehakt. Und lei­der auch verdammt machtvoll. Stellt euch ein nahezu omnipotentes, völlig neu­rotisches Wesen vor, das lieber zweimal schießt, ehe es genau hinschaut und (vielleicht) noch eine Frage an die Leiche stellt… dann habt ihr die Herren des GRALSREICHES vor euch.

Will sich irgendwer mit denen ernstlich anlegen?

Also, ich ehrlich gesagt nicht.

Und jetzt muss ich Schluss machen, der Gleitbus setzt gerade zum Landeanflug auf der Plattform des Museums an. Die Leute hier drinnen sind schon ganz ner­vös vor Aufregung und Begeisterung, und das ist für meine drei Validen anste­ckend. Ich verschwinde nun im Museum, schaue aber, dass ich in der kommen­den Woche wieder zum Vorschein gekommen bin, weil ich dann doch weiterer­zählen sollte, wie es in der Artikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“ vor­angehen soll.

Bis bald also, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 111: Inka-Gold

Posted Mai 9th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute gehen wir mal auf Schatzsuche – ganz so, wie es der Titel des Buches schon aussagt, über das ich gleich sprechen möchte. Und da Schatzsucherge­schichten schon seit meiner Kindheit in meinen Gedanken und Phantasien ver­ankert sind und ich nicht selten schon selbst welche verfasst habe, meist im Ge­wande der Science Fiction,wie ihr euch denken könnt (man braucht da nur mei­ne E-Books anzuschauen, wo es ja gelegentlich um untergegangene Kulturen und Alien-Ruinen geht), war es irgendwie folgerichtig, dass ich früher oder spä­ter genau hier landen würde. Wenn dann fernerhin noch ein Autor wie Clive Cussler sich mit einer wirklich legendären Schatzgeschichte, eben dem bis heu­te verschollenen Inka-Gold befasst, dann gibt es kein Halten mehr.

Da kann man dann auch schon geflissentlich über zahlreiche Biegungen und Wendungen der Story hinwegsehen, die mit der Realität und den geografischen Fakten wenig zu tun haben.

Vor euch liegt nun jedenfalls der begeisterte Bericht eines wirklich faszinierten Lesers, und es ist wohl müßig, zu sagen, dass diese Rezension in eine klare Lese­empfehlung mündet. Warum dies? Nun, um das zu verstehen, folgt meinen nächsten Zeilen:

Inka-Gold

(OT: Inca Gold)

Von Clive Cussler

Goldmann 43742

Ursprünglich Blanvalet 1995

Taschenbuch-Ausgabe August 1997

608 Seiten, TB

ISBN 3-442-43742-3

Aus dem Amerikanischen von Oswald Olms

Versunkene Schätze, namentlich solche, die aus Gold bestehen und von Legen­den umwittert sind, haben mich schon von frühester Kindheit an fasziniert, und diese Faszination teile ich unbezweifelbar auch mit dem Abenteuerromanautor Clive Cussler. Und da ich zudem eine starke historische Ader besaß, schon lange vor meinem Studium der Geschichte und Philosophie, da konnte ich an diesem Buch natürlich nicht vorbeigehen, als ich erstmals im März 1996 meinen Fuß in die Stadtbücherei Braunschweig setzte.1

Schon das Titelbild des Hardcovers nahm mich gefangen, auch wenn ich den Zu­sammenhang zwischen Titelbild und Inhalt wirklich nicht begriff. Angelehnt an eine wunderschöne Zeichnung des Forschers Frederick Catherwood aus Palen­que sah man hier eine mayanische Herrscherstele im dämmrigen Urwald vor dem Hintergrund einer überwucherten Pyramide, im Vordergrund ein Opferal­tar mit Dämonenantlitz und Blutpfütze darauf. Zusammenhang mit den Inka? Keiner. Aber dieses Cover hatte natürlich auch nicht der Autor verbrochen, son­dern der Verlag.

Egal.

Es war Clive Cussler, es ging um Inka-Gold, um Schatzsuche, Abenteuer… und es wurde im Nu verschlungen.

Bis ich das Buch in der Taschenbuchausgabe mit dem passenden Cover ent­deckte, sollten elf Jahre vergehen. Und dann noch einmal acht, ehe ich mich zu einer Zweitlektüre entschloss und die gut 600 Seiten – wiewohl ich solide durch alle möglichen anderen Angelegenheiten abgelenkt war – binnen von sechs Ta­gen erneut verschlang. Das ist schon ein Indiz für die Qualität.

Erinnerung an die Erstlektüre? Nahezu null. Ich hatte damals eben keine Rezen­sion geschrieben, die meine Erinnerung hätte präzisieren und schärfen können. Nun aber, dachte ich mir. Der Roman ist es wert, rezensiert zu werden, und wie – mit Abstand eines der packendsten Bücher, das Cussler je geschrieben hat. Man merkt es auch am puren Umfang schon.

Gewidmet hat Cussler das Buch unter anderem dem genialen Fotopionier Dr. Harold Edgerton und dem Unterwasserarchäologen Peter Throckmorton, mit deren Namen ich vieles verbinden kann. Die anderen beiden Widmungsnamen, Bob Hesse und Erick Schonstedt, sagen mir aktuell nichts, und ich denke, die Re­zension wird zu lang, als dass es sinnvoll wäre, sie auch noch nachzuschlagen. Steigen wir lieber gleich in das Werk ein:

Im Jahre 1533 segelt eine rätselhafte Flotte gen Norden an einer weitgehend menschenleeren Küste entlang. Die wenigen Einheimischen haben solche Schif­fe noch nie gesehen, gewaltige Flöße, die Befehlshaber der Fahrzeuge tragen prachtvolle Gewänder und viel Gold, und sie steuern auf einen steilen Berg in einem Binnenmeer hin, wo sie anlegen. Dort werden die Fahrzeuge entladen und die Waren in das Innere des Berges transportiert. Aus einem Felsblock auf der Spitze des Berges wird eine Furcht erregende Figur gemeißelt, eine Kreatur, halb geflügelter Jaguar, halb Schlange.

Bald darauf sind die rätselhaften Fremden wieder verschwunden.

45 Jahre später gelingt es dem Freibeuter Francis Drake nahe der Küste von Peru, ein spanisches Schatzschiff aufzubringen, das nach Panama unterwegs ist, die Nuestra Señora de la Concepción. An Bord des Schiffes: erstaunliche, kostba­re Schätze aus dem ursprünglichen Besitz der Inka, darunter zahlreiche Mumien und ein kleines Jadekästchen, in dem ein eigenartiges Gebilde aus zahlreichen Schnüren liegt – ein so genanntes Quipu, eine jener legendäre Knotenschnüre. Drake will es mit dem eroberten spanischen Schiff unter dem neuen Komman­do von Thomas Cuttill nach England senden, um es der Königin Elizabeth zum Geschenk zu machen. Doch während Drake in die Heimat gelangt, geht die Nuestra Señora de la Concepción in einer Naturkatastrophe westlich von Peru verloren. Der später so genannte „Drake-Quipu“ kommt nie in der Heimat der Engländer an.

Für 420 Jahre ist dies das letzte, was man von dem verschollenen Schiff und dem Quipu hört. Dann kommt Bewegung in die Angelegenheit, ohne dass das im ersten Moment so aussieht.

Am 10. Oktober 1998 ist in den peruanischen Anden eine archäologische Expe­dition unter der Leitung von Dr. Shannon Kelsey dabei, in einem Cenote, einem einstigen Opferbrunnen der indigenen Ureinwohner, nach historischen Artefak­ten zu suchen. Doch sie haben gleich in mehrfacher Hinsicht Pech – zum einen geraten Kelsey und ihr Fotograf Miles Rodgers, als sie einen Tauchgang in dem Cenote durchführen, in eine lebensbedrohliche Lage. Zum zweiten ruft darauf­hin Dr. Steve Miller, der seltsam nervös über diesen Zwischenfall scheint, über Funk um Hilfe, was aussichtslos scheint. Und drittens, das klingt dann völlig ku­rios, trifft diese Hilfe auch noch ein – denn das NUMA-Forschungsschiff Deep Fathom liegt gerade vor der Küste und führt ein Forschungsunternehmen durch. Von dort eilen Dirk Pitt und sein Kollege Al Giordino den Unglücklichen zu Hilfe.

So ein Pech aber auch!

Während Pitt tatsächlich die beiden Vermissten finden und retten kann, wird ihm, ehe er selbst aufsteigen kann, das Seil gekappt. Oben hat eine Bande von verwegenen Gestalten, offensichtlich Rebellen des „Leuchtenden Pfades“ das Lager überfallen und verschleppt die Wissenschaftler, die peruanischen Studen­ten, die helfen, und Pitts Freund Giordino in einem stundenlangen Marsch in eine versteckte Ruinenstadt der Chachapoya-Kultur2, was Dr. Kelsey völlig faszi­niert.

In der Ruinenstadt zeigt sich jedoch, dass die vermeintlichen Rebellen in Wahr­heit Schmuggler sind, die in großem Stil archäologische Schätze plündern und außer Landes schaffen. Sie arbeiten für eine geheime Gruppierung, die unter dem Namen „Solpemachaco“ bekannt ist, benannt nach einem mythischen Un­geheuer.

Es ist das große Glück, dass es Pitt gelingt, aus dem Cenote freizukommen und die Verfolgung aufzunehmen. Und ein noch größeres Glück, dass selbst das zu Hilfe gerufene korrupte Söldnerkommando der Solpemachaco sich außerstande sieht, ihr Entkommen auf das NUMA-Forschungsschiff zu verhindern.

Damit könnte die Angelegenheit eigentlich abgeschlossen sein… aber so leicht ist die Angelegenheit leider nicht. Denn inzwischen hat Dr. Shannon Kelsey Dirk Pitt etwas von dem Schatz des Inka-Herrschers Huascar berichtet, der seit Jahr­hunderten verschollen ist und dem Vernehmen nach einst in den letzten Tagen des Inka-Reiches außer Landes gebracht wurde. Sein Versteck ist in dem so ge­nannten „Drake-Quipu“ verschlüsselt… und außerdem gibt es noch an einem goldenen Mumiengewand angeblich eine Darstellung der letzten Fahrt des Schatzes zu seinem Bestimmungsort.

Dieses Gewand zierte den Leichnam des Chachapoya-Generals Naymlap, der im Jahre 1547 von den Spaniern in einem Ort namens Tiapollo entdeckt wurde. Die Lage des Ortes ist inzwischen unbekannt. Und leider wurde das Gewand 1922 aus einem Museum von einem geheimnisvollen Meisterdieb geraubt, den man den „Specter“ nannte und dessen Identität nie bekannt geworden ist. Seither ist das Gewand spurlos verschollen.

Dirk Pitt ist der Auffassung, dass die Solpemachaco zweifellos auch nach dem Inka-Gold suchen, dem mit Abstand größten Schatz, den die Welt jemals gese­hen hat und dessen Wert in die Hunderte von Millionen Dollar gehen muss. Und da er mit den Verbrechern dieser Bande sowieso noch eine Rechnung of­fen hat, besonders mit dem psychopathischen Tupac Amaru (der sich nach dem letzten Inkaherrscher nennt und ein mordender und vergewaltigender Sadist reinsten Wassers ist), beschließt Pitt, die Ressourcen der NUMA zur Schatzsu­che einzusetzen.

Es ist klar, dass das nicht lange gut gehen kann. Sein Vorgesetzter, Admiral Ja­mes Sandecker, bekommt Wind von der Angelegenheit… und ist so großzügig, für eine Weile beide Augen zuzudrücken.

Auf einer zweiten Handlungsschiene wird in den Vereinigten Staaten derweil eine Fährte von der US-amerikanischen Zollbehörde verfolgt, die einen ausge­dehnten Antikenschmuggel untersucht. Durch einen schieren Zufall treffen die Verantwortlichen dabei auf einen Sammler, der tatsächlich das verschollene goldene Gewand von Tiapollo bei sich beherbergt. Aber ehe die Beamten zu­greifen können, wird es gestohlen.

Damit ist endgültig klar, dass die Solpemachaco die Jagd nach dem Inka-Gold aufgenommen haben. Was also bleibt Dirk Pitt noch übrig? Er muss das Drake-Quipu finden und das spanische Schatzschiff, das spurlos verschwunden ist.

Tatsächlich gelingt das Unmögliche – aber alle Personen, die das Quipu noch hätten lesen und entschlüsseln können, sind seit 400 Jahren tot. Und die Solpe­machaco, die heimtückischen Geschwister der Zolar-Familie, sind bereits einen Schritt weiter und haben die potentielle Fundstelle schon eingekreist, irgendwo am so genannten „Meer des Cortez“.

Schnell liefern sich die NUMA-Leute um Dirk Pitt und die Zolars ein Wettrennen Kopf an Kopf, und bald fliegen die Kugeln und die Messer und Bomben…

Da ich seit der Erstlektüre im Jahre 1996 den Großteil der Handlung vergessen hatte, kam die Neulektüre einer Erstlektüre gleich, und es war wirklich ein phantastisches Vergnügen. Gewiss, an vielen, vielen Stellen wurde die Logik der Tatsachen der Handlung recht gewaltsam angepasst, und das ist dann doch eini­germaßen obskur. Aber es ist nicht zu leugnen, dass das Resultat ein wirklich außerordentlich spannender Roman ist.

Besonders Augenmerk legt Clive Cussler in diesem Roman auf den Raubhandel mit Antiken aus Mittel- und Südamerika, und es ist offenkundig, wo er die maß­geblichen Verursacher sieht – das sind weniger die indigenen Raubgräber, die sich dadurch eine ursächliche neue Einnahmequelle erschließen, indem sie ihre eigene Vergangenheit ausplündern, sondern vielmehr ist die Ursache in der un­ersättlichen Nachfrage begieriger, finanziell potenter Sammler zu sehen, die mehrheitlich in den Vereinigten Staaten angesiedelt sind und die wirklich keine Scheu besitzen, Raubgut anzukaufen und in privaten Sammlungskammern weg­zuschließen.

Ebenfalls kommt sehr deutlich zum Vorschein, wie rechtlich kompliziert es ist, diesen Leuten das Handwerk zu legen, selbst wenn man ziemlich gewiss ist, dass sie solche infamen Tätigkeiten ausüben. Die Männer von der Zollbehörde taten mir bei der Lektüre ein ums andere Mal sehr leid.

Außerdem wimmelt es in dem Buch von zumeist leichtgläubigen, aber oftmals korrupten Angestellten, Beamten, Forschern und Militärs, die sich von den Ver­brechern willenlos in ihre Dienste stellen, sofern sie sich einen finanziellen Vor­teil davon versprechen… leider eine Mentalität, die man nicht nur in Südameri­ka und Mexiko antrifft.

Was die eindeutigen Baufehler des Buches angeht, so sind die meisten davon ohne historische und geografische Sachkenntnis kaum zu erkennen. Ich nenne mal ein paar davon, betone aber ausdrücklich, dass das der Lektüre des rasan­ten Leseabenteuers im Grunde keinen Abbruch tut:

Die Cenote sind originär Opferbrunnen der Maya – natürliche Einbrüche im Kalksteinkarst von Yucatan. Die Inka oder andere indigene Kulturen in Südame­rika nahe der peruanischen Küste kennen derartige Brunnen nicht, auch des­halb nicht, weil dieser Kalkkarst dort nicht existiert. Zweitens liegen die Cenote stets dicht über dem Meeresgrund – in der Handlung des vorliegenden Romans steigen die Protagonisten sodann aber binnen weniger Stunden auf fast 4000 Meter Höhe auf, und dies nahezu ständig durch dichten Urwald… wenig plausi­bel. In dieser Höhe existiert im Grunde genommen kein Urwald mehr. Und die Totenstadt der Chachapoyas, die dort beschrieben wird, wäre aus dem Grund der fehlenden Vegetation fraglos längst früher entdeckt worden.

Die Entzifferung des Drake-Quipu ist eine Art von Wunschdenken. Selbst heute ist es meines Wissens noch nicht gelungen, so ein Quipu zweifelsfrei zu ent­schlüsseln. Aber das kann man natürlich im Roman so nicht belassen, weil an­dernfalls die Schatzsuche zu einem vorzeitigen, jähen Ende käme.

Dann ist da die Nuestra Señora de la Concepción, ein Schiff, das Clive Cussler ins Jahr 1578 versetzt. Es gibt ein solches spanisches Schatzschiff, das ist völlig rich­tig, allerdings schwamm es im 17. Jahrhundert in der Karibik und wurde schon vor Jahrzehnten auf dem Grund der Karibik ausfindig gemacht und erforscht…

Doch, wie gesagt, wenn man das vorliegende Buch primär unter dem Aspekt ei­nes spannenden Abenteuerromans liest und nicht mit der energischen Brille ei­nes akribischen Historikers (und glaubt mir, diese Feinsichtbrille setze ich bei der Lektüre von Cussler-Romanen gern ab), dann hat man einen packenden Romanstoff voller Legenden, viel Sachkenntnis und erstaunlich viel Humor vor sich.

Die Lektüre lohnt sich unbedingt, und ich sage nicht umsonst, dass das hier ei­ner der am besten gelungenen Romane von Clive Cussler ist. Sagt jemand, der fast alles von ihm gelesen hat.

Wenn ihr das Buch findet, Freunde – zugreifen und verschlingen! Ihr werdet es lieben!

© 2015 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche haben wir wieder ein neckisches Kontrastprogramm. War der obige Roman dick, ist der der kommenden Woche sehr dünnleibig, wo Cussler keine Illustrationen aufweist, ist das ein essentieller Bestandteil der Lek­türe, die ich euch im nächsten Rezensions-Blog vorstellen will. Und dann geht es natürlich auch um ein weiteres Steckenpferd von mir, nämlich die alten Ägypter.

Mehr dazu in einer Woche an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Heutzutage ist das wirklich graue Vergangenheit: Das alte Gebäude der Stadtbücherei ist lange abgerissen worden, um dem Neubau der Braunschweiger Zeitung Platz zu machen, und die fusionierten Zweige der Stadtbibliothek und der Stadtbücherei Braunschweig ha­ben ihren neuen Platz im wieder aufgebauten Braunschweiger Schloss gefunden, das frei­lich nur die Fassade desselben zur Schau trägt. Dahinter verbirgt sich ein großflächiges Ein­kaufszentrum, das treffender statt mit „Schloss“ mit „ECE-Center Braunschweig“ ange­sprochen werden sollte.

2 Die geografische Zuordnung und zeitliche Einordnung der Chachapoya-Kultur im Buch ist übrigens präzise. Über die Chachapoya, die später ins inkaische Imperium eingegliedert wurden, ist selbst heute vergleichsweise wenig bekannt. Dass sie pyramidenartige Tempel­anlagen aus gewachsenem Fels gebaut hätten, ist mir aber nicht erinnerlich, hier waltet wohl die schriftstellerische freie Phantasie und mischt munter mit den Maya.