Liebe Freunde des OSM,

die Welt verändert sich für den jungen Farmerssohn William Taylor jr. auf der Kolonialwelt Hamilton, als er seinen neuen „Freund“ Shush mit in die kleine agrarische Enklave „Albert Hook“ mitbringt. Denn Shush ist einer der legen­dären und berüchtigten „Wanderarbeiter“, von denen er schon viel Geheimnisvolles gehört hat. Doch leider ist das nur sein neuer Ruf. Ursprünglich gehörte Shush der LEGION an, TOTAMS monströser Untotenarmee, die für die Dienste des Bösen stritt.

In „Albert Hook“ halten sich Grusel und Faszination angesichts des lebenden Skeletts die Waage… bis dann Großvater Addison Will erzählt, was er über die „Wanderarbeiter“ aus eigener Anschauung weiß. Und bald danach findet Wil­liam im nahen Wald eine von Shush ausgeschachtete Höhle, und seine na­genden Zweifel werden immer stärker.

Ist Shush ein Freund? Will er tatsächlich nur ehrliche Arbeit, oder verfolgt er einen anderen, womöglich mörderischen Plan?

Aufklärung über diese und weitere Fragen und den dramatischen „Tag des Ter­rors“, der William und allen seinen Freunden und Familienangehörigen bevor­steht und ihr aller Leben grundlegend verändert, erhaltet ihr ab sofort im aktu­ellen neuen E-Book, dem zweiten Teil von „Mein Freund, der Totenkopf“, mit dem Band 6 der Reihe „Aus den Annalen der Ewigkeit“ abgeschlossen wird. Vor­kenntnisse aus der Lektüre der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) sind für die Lektüre nicht notwendig.

Das E-Book kostet 2,99 Euro auf Amazon-KDP. Der einmalige Gratisdownload ist am 22. und 23. August 2017 möglich.

Ich wünsche euch viel Vergnügen bei der Lektüre und freue mich über euer Feedback.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wie vor sechs Wochen an dieser Stelle versprochen mache ich mit der detaillier­ten kreativen Durchleuchtung meiner Schreibarbeit im Dezember des Jahres 2011 weiter. Das gesamte Jahr stand ich gewissermaßen unter Strom, und das habt ihr bei den letzten Teilen dieser Artikelreihe schon gemerkt.

Im Dezember des Jahres 2011 befand ich mich nach wie vor im „Amtsträger“-Projekt und arbeitete vom Staatsarchiv in Wolfenbüttel aus – ein äußerst ange­nehmer Arbeitsplatz mit sehr netten Kollegen… wer weiß, vielleicht verschlägt es mich dorthin arbeitstechnisch mal wieder. Kreativ lebte ich in ganz anderen Welten.

Das begann, während ich noch die Schreibmaschinen-Episoden des KONFLIKTS 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ abschrieb, im gleichen Universum, in dem man das Jahr 2081 irdischer Zeitrechnung schrieb. Hier verfolgte ich die Crew des Schaufelraddampfers MISSOURI, der sich unvermittelt in ein Raumschiff verwandelt und in einer so genannten NISCHE den fliegenden Kontinent Shon­ta-Land angesteuert hatte. Sie ankerten im Hafen der Piratenstadt Gondaur, und in der Episode 62 „Chaos in Gondaur“ hatte ich die traurige Aufgabe, den höchst dramatischen Schlussakkord dieser phantastischen Stadt darzustellen. Tat mir in der Seele weh… aber ich spürte, dass der Folgeband „Gekapert!“ noch deutlich schlimmer werden würde. Mit dem konnte ich allerdings in die­sem Monat nur anfangen. Es sollte geschlagene drei Jahre dauern, bis ich daran die letzten Zeilen schreiben konnte.

Nahezu den ganzen Monat befand ich mich in diesem Universum – schrieb Epi­soden ab, formatierte digitale Episoden neu und druckte sie aus… oder arbeite­te eben an weiteren fragmentarischen Episoden. Und an Werken, die mit der Serie in ursächlichem Zusammenhang stehen.

Was das für Werke waren? Lasst mal schauen… da hatten wir „Auf Space“, eine phantastische, teilweise sehr erotische Geschichte, die auf der Venus spielt (aber bis heute ein Fragment geblieben ist). Ich tauchte ein in den Sonnengar­ten der Galaxis Milchstraße, kam da aber auch leider nicht wirklich voran. Dann war da „Eine scharf geschliffene Waffe“, die inzwischen mehrere hundert Ma­nuskriptseiten besitzt. Und natürlich nicht zu vergessen die im Januar 2011 be­gonnene Story „Ein Alptraum namens Koloron“… na, sagen wir, ich vermute, dass das eine Story werden wird. Sie hat aber unzweifelhaft das Potenzial für einen Roman. Also vielleicht wird das auch was Längeres, sobald ich wieder Muße und Inspiration verspüre, daran weiterzuarbeiten.

Ansonsten machte ich einen halbherzigen Versuch, am Glossar des KONFLIKTS 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) weiterzuschreiben. Ich kam nicht wirklich weit. Der ganze Monat stand definitiv unter dem Bann von KONFLIKT 19. Der Archipel war vollständig abgemeldet. In einer gewissen Weise war das fast angenehm.

Im anschließenden Januar 2012 überschritt ich mit Band 17 der Serie „Oki Stan­wer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO), also KONFLIKT 9, den Band 1600 des OSM. Und wie das halt immer so ist: es drängte mich durchaus, zu neuen Ufern aufzu­brechen. Die Abschrift des KONFLIKTS 19 war annähernd vollendet, Band 1600 des OSM, „Vektoren der Vernichtung“ lag hinter mir. Was also setzte ich mir für neue Ziele?

Nun, da gab es auch weiterhin die Abschrift des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS) wo ich mit Band 14 „Maaraans Geheimnis“ noch sehr am Anfang stand. Ich dachte einfach: Hey, die TI-Serie ist doch vom Ausdruck her ein wenig altbacken… wenn hier derselbe Effekt greift wie bei „Oki Stanwer – Der Missionar“, d. h. KONFLIKT 19, wenn also das Neu­formatieren dazu führt, dass ich an der Serie weiterarbeite, dann gehe ich das doch an.

Gesagt, getan.

Ich unterschätzte allerdings zwei Sachverhalte. Zum einen hatte das tiefe Eintauchen in den KONFLIKT 9 – via OSM-Band 1600 – das Verlangen ausgelöst, hieran weiterzuschreiben. So entwickelte ich das Fragment „Die automatische Stadt“ weiter. Zum anderen sah ich schielend zu KONFLIKT 21 hinüber, also zu der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL), wo die Struktur sehr ähn­lich aussah wie bei KONFLIKT 19: Ein erheblicher Teil der Episoden lag noch nicht digital vor. Ehe ich mich also versah, fuhr ich auch hier zweigleisig: begann mit der Abschrift von Episode 1 der Serie, „Tempel der Götter“, während ich auf der anderen Seite mit der Neuformatierung der Episoden (beginnend mit Band 12 „Jagd nach einem Alassor“ fortfuhr.

Dies zog dann die Arbeit am Serienglossar für KONFLIKT 21 nach sich und führte völlig unerwartet dazu, dass ich auch an dem Glossar für KONFLIKT 17 weiter­schrieb… und so kam es, dass ich die meiste Zeit des Monats Januar 2012 mit FvL beschäftigt war.

Und weil das solchen Spaß machte, diese Episoden nachzuformatieren – und leichte Arbeit war es noch dazu – , sprang ich fast automatisch noch eine Serie weiter und behandelte KONFLIKT 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (DSj) auf die nämliche Weise bzw. begann zumindest damit. Und was es da nicht für auf­regende Episoden gab, die ich euch leider noch ziemlich lange vorenthalten muss: „UFO-Alarm in Nevada“ etwa (Bd. 26), „Tote von den Sternen“ (Bd. 27) und „Die Totenkopf-Mission“ (Bd. 28).

Ja, ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wer die „Toten von den Sternen“ sind. Aber wenn ihr meint, diese Leute hätten irgendetwas mit den Totenköpfen ge­meinsam, die ihr in der Story „Heimweh“ oder „Mein Freund, der Totenkopf“ bzw. der derzeit etappenweise erscheinenden Romanfassung von „Die Toten­köpfe 1: Die Alte Armee“ (in dem Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA)), dann seid ihr sehr schief gewickelt.

Faktum ist jedenfalls, dass dieser Monat mit angenehmen 24 mehrheitlich dem OSM entstammenden fertigen Werken abschloss und ich damit durchaus zu­frieden sein konnte.

Auch im Februar 2012 arbeitete ich gewissermaßen zweigleisig – sowohl an der Abschrift und Neuformatierung von KONFLIKT 28 als auch an der Abschrift und Neufassung (!) in KONFLIKT 21. Hier trat tatsächlich der Effekt der induzierten Neukreativität in Aktion. Mit Band 40 „Sinuu, die Rebellin“ trat eine aparte neue Hauptperson in Erscheinung – ein reptiloides Berinnyermädchen namens Sinuu, das in Bytharg versucht, eine Revolution auszulösen… indem es untote Berinnyer, also Totenköpfe, gegen TOTAM aufzuhetzen sucht.

Ein Wahnsinnsplan? Ja.

Ein Wahnsinnsplan ohne Aussicht auf Erfolg? Na ja… würde ich so nicht sagen. Die Situation ist, um es vornehm auszudrücken, einigermaßen verrückt im By­tharg der Handlungsgegenwart. Und es gibt eine Menge rebellische Totenköp­fe… das ist das reinste Pulverfass. Aber Sinuus Irrsinnsplan gibt dem ganzen noch ein ganz besonderes Geschmäckle der Verrücktheit und ist so crazy, dass er schon wieder charmant ist. Beizeiten erzähle ich euch mehr dazu… es machte jedenfalls einen wahnsinnigen Spaß, das zu schildern. Band 41 der Serie heißt ja wohl nicht umsonst „Aufstand der Totenköpfe“.

Glaubt mir – bei dem Aufstand wollt ihr wirklich nicht im Weg stehen. Zumal eine legendäre Gestalt dort die Regie führt: der Totenkopf-Prophet. Wer den Roman „Mein Freund, der Totenkopf“ schon kennt, dem läuft es bei diesen Worten sicherlich schon eisig über den Rücken – und mit Recht!

Ansonsten stand der Februar wieder voll im Zeichen der Neuformatierung und der Abschriften: KONFLIKT 2, KONFLIKT 19, KONFLIKT 21, da blieb echt kein Auge trocken. Und es blühten neue Bilderblenden auf. So etwa für Band 71 der DM-Serie, die den programmatischen Titel „Rückkehr nach Feuer-Terra“ trägt.

Auch hatte ich Ende Februar endlich meinen ersten Quasi-OSM-Roman wieder entdeckt, „Der stählerne Tod“ (1979/80), und ich fing mit einer kommentierten Abschrift an… leider bin ich damit noch nicht mal entfernt so weit gekommen, wie ich wollte.

Kurz blitzte gegen Monatsende dann mit „Shayas Bestimmung“ eine Archipel-Idee durch. Aber wirklich behaupten konnte sich der Archipel gegen den über­mächtigen OSM definitiv nicht.

Wie das dann im März 2012 weiterging, berichte ich im nächsten Abschnitt die­ser Artikelreihe. Wohin wir in der kommenden Woche an dieser Stelle reisen, da lasst euch mal überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 124: Der Janson-Befehl

Posted August 9th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute geht es mal wieder hinüber ins Feld der Thrillerliteratur und zu einem Großmeister der Spannung, der leider auch schon seit längerem von uns ge­gangen ist… was die Verlage und seine Epigonen nicht daran hindert, Jahr für Jahr unter Robert Ludlums Autorennamen munter weitere Geschichten zu pu­blizieren. Wir können also annehmen, dass das dermaleinst sicherlich auch mit Clive Cussler geschehen wird, dessen Werke sich ja mittels Coautoren inzwischen stark von seinen ursprünglichen Wurzeln emanzipiert haben.

Zugleich liegt mit dem Roman, den ich euch heute ans Herz legen möchte, eines von zahlreichen Büchern vor, das zeigt, dass Thrillerautoren durchaus nicht nur rasantes Lesefutter generieren, sondern vielleicht stärker als manch anderer Schriftsteller (etwa auf dem erotischen Feld oder dem der Fantasy-Literatur) den Finger am Puls der Zeit haben. Da wimmelt es dann von Terroristen, Isla­misten und inkompetenten demokratischen Staatslenkern. Mitunter wird nur wenig kaschiert durch leichte Umbenennung von regionalen Bezügen, was in Wirklichkeit gemeint ist. Das hier ist solch ein Beispiel.

Schaut euch einfach mal den folgenden Roman etwas näher an, das lohnt sich, selbst zehn Jahre nach meiner Lektüre und Rezension:

Der Janson-Befehl

(OT: The Jansons Directive)

von Robert Ludlum

Heyne 43105

752 Seiten, TB, 8.95 €

Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack

ISBN 3-453-43105-7

Frieden tut Not auf dieser Welt, die so sehr von Konflikten zerrissen ist. Doch wohin man sich auch wendet, es ist nichts in Sicht, dem man vertrauen kann. Die UNO? Ein zahnloser Tiger, beschnitten von mächtigen Weltstaaten und Or­ganisationen, die sie am ausgestreckten (monetären) Arm verhungern lassen. Die USA? Eine Supermacht, die oft mit brachialer Gewalt ihre Interessen durch­setzt und in der Vergangenheit oftmals genug Verbrechen selbst gegen demo­kratische Staatsführungen beging (denken wir nur an Chile). Die Nichtregie­rungsorganisationen (NGOs)? Schöne Ansätze, aber finanzschwach und selten durchsetzungsfähig.

In diesem Buch, das in gewisser Weise in einer Parallelwelt angesiedelt ist, ist das anders. Hier gibt es solch eine Hoffnung. Ihr Name ist Peter Novak.

Peter Novak ist ein Kind des Zweiten Weltkriegs. Aufgewachsen während des ausgehenden Krieges in der Tschechoslowakei, hat es der charismatische, visio­näre Pazifist zu Milliardenreichtum gebracht und die „Liberty Foundation“ ge­gründet, deren Ziel es ist, Konflikte zu entschärfen und diplomatische Lösungen für verfahrene Krisenherde zu finden. Im Gegensatz zu allen anderen, mehrheit­lich korrumpierten Friedensstiftern, ist er außerordentlich erfolgreich und hat kürzlich den Friedensnobelpreis erhalten.

Sein neuestes Projekt ist ein Friedensstiftungsversuch auf einer Inselgruppe im Indischen Ozean, auf dessen Hauptinsel Anura sich muslimische Rebellen der Zentralregierung gegenüberstehen und mehr und mehr an Boden gewinnen. Anführer dieser Rebellen ist der sinistre, glaubensstarke „Kalif“. Und er ist es, der den Alptraum in Gang setzt.

Peter Novak wird vom „Kalifen“ gefangen genommen und soll öffentlich geköpft werden. Etwas, das Novaks Stellvertreterin Marta Lang von der „Liberty Foun­dation“ auf gar keinen Fall zulassen kann. Da die amerikanische Regierung – der naheliegende Aspirant für Hilfe – offensichtlich keine Hilfe leisten mag, wendet sie sich an einen Mann namens Paul Janson und fleht ihn an, alles zu tun, um Novak freizubekommen.

Janson, ein Vietnam-Veteran und einstmaliger Kampfsoldat des amerikanischen Geheimdienstes „Consular Operations“ (Cons Op), hat sich aus dem „Geschäft“ zurückgezogen und inzwischen in der Wirtschaft tätig. Doch Novak hat ihn durch seine Diplomatie vor mehreren Jahren aus Geiselhaft freibekommen, seither ist er Novak zu Dank verpflichtet. Also nimmt Janson den Auftrag an.

Er trommelt ein Team hochqualifizierter Spezialisten zusammen und fliegt nach Anura, um den Milliardär zu befreien. Dies gelingt sogar, aber Novak scheint regelrecht Angst vor Janson zu haben. „ER schickt Sie!“, sagt er und gibt wirre Worte von sich. Offenbar ist er in der Geiselhaft psychisch gebrochen worden, denn er behauptet schließlich auch, der „ER“ sei „Peter Novak“. Er scheint also klar geistig verwirrt zu sein. So sieht es aus.

Doch die Dinge liegen ganz anders: als Janson von der Insel abreist, muss er schnell feststellen, dass die Medien über Novaks Geiselnahme nicht berichten. Und dann entdeckt er auf sehr dramatische Weise, dass Scharfschützen dabei sind, IHN SELBST zu attackieren, um ihn „auszuschalten“.

Schnell übernehmen seine alten Reflexe die Kontrolle über ihn, und er muss zwangsweise wieder zu dem werden, was er einstmals war, einfach, um am Le­ben zu bleiben. Denn lange Zeit ist völlig rätselhaft, wer hinter den Anschlägen auf sein Leben steckt. Und warum kann er Marta Lang nicht mehr erreichen? Steckt wirklich sein alter Arbeitgeber Cons Op hinter den Attacken? Und was verbirgt sich hinter dem „Moebius-Programm“?

Ein atemberaubender Wettlauf mit der Zeit beginnt, an dessen Ende die ganze Welt in Geiselhaft genommen wird. Und der einzige Mann, der noch zwischen der Apokalypse und der Rettung steht, heißt Paul Janson…

Es bleibt dabei: Ludlum ist der perfekte Thrillerautor. Basta.“ – So sagt es der Klappentext, und das ist nicht völlig verkehrt. Man kommt aus diesem Buch in der Tat nicht wieder raus. Ich habe es binnen von fünf oder sechs Tagen gele­sen, und dabei hielt ich mich schon zurück. Wenn man Ludlum nicht kennt, ist dies eine ausgezeichnete Einstiegslektüre, um nicht zu sagen: Einstiegsdroge.

Der Titel ist natürlich etwas irreführend (und im Buch konsequent falsch ohne Bindestrich geschrieben, wie das inzwischen gern bei Ludlum-Romanen gemacht wird), und wer andere Ludlum-Romane kennt (etwa die Borowski-Ro­mane, die in der Neuauflage, im Gefolge der dazu gänzlich unpassenden Filme, „Bourne“-Romane korrekt betitelt wurden1), dem werden viele Strukturen die­ses Buches bekannt vorkommen: der Einzelkämpfertyp, der gegen ein Intrigen­geflecht seiner vorgesetzten Behörden ankämpfen muss; die paranoiden Zwei­fel an allem… und es kultiviert dann leider auch diesen kultivierten Argwohn, der bei einem versierten Leser rasch zutage tritt und alles, was als „unabänder­liche Fakten“ hingestellt wird, in Zweifel zieht.

Dieser Argwohn ist es dann letztlich, der ein wenig die Lesefreude trübt. Schon nach wenigen hundert Seiten ist der Gegner klar zu erkennen, auch wenn gewisse Mosaiksteine und Brücken noch unscharf sind. Und der Schluss ist ebenfalls relativ bald sichtbar. An vielen Stellen gerät Ludlum darüber hinaus – zwar stets fundiert, aber doch gelegentlich etwas zu stark – ins „Schwafeln“. Wohlverstanden: damit will ich nicht ausdrücken, das Buch sei langweilig oder durchsichtig. Beides ist nicht der Fall. Es ist nur nicht mehr so direkt, nicht mehr so drastisch direkt.2

Dafür hat dieses Werk seinen ganz eigenen Reiz. Er liegt in den leicht zu vollzie­henden Transferleistungen. Man erkennt in „Anura“ mit dem Berg „Adam’s Hill“ leicht Sri Lanka und den „Adam’s Peak“ wieder, in den Rebellen die Tamil Eelam Tiger, und es ist auch durchaus nicht abwegig, im „Kalifen“ niemand Geringeren als Osama bin Laden zu sehen. Auch auf der Gegenseite ist das der Fall. Wenn es, an die Adresse des Präsidenten der Vereinigten Staaten gerichtet, im Buch sinngemäß heißt: „Ihr Vater war da einsichtiger“, dann wissen wir gut, welcher (etwas unterbelichtete) Präsident hier gemeint ist. Und Ludlum macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen diese Person. Ähnlich schlecht zu sprechen ist er auf die präsidentielle Sicherheitsberaterin (Condoleeza Rice), die hier natür­lich anders heißt. Was mit ihr passiert, muss man selbst lesen.

Entstanden ist mit diesem Buch also ein beeindruckendes Werk, das auch öf­fentliche Manipulationen in großem Stil anprangert, und dies meiner Meinung nach sehr zu Recht. Es ist somit nicht nur ein beeindruckendes schriftstelleri­sches Spätwerk eines der begabtesten Thrillerautoren der Gegenwart, sondern auch ein hochpolitisches Werk, das die Lektüre durchaus lohnt.

Empfehlenswert.

© 2007 by Uwe Lammers

Und weil mein Blog sich ja davon speist, dass es immer gern ein Kontrastpro­gramm vorstellt, lenke ich euch in der kommenden Woche an dieser Stelle im „kleinen Jubiläumsblog“ 125 wieder ins Feld der Phantastik zurück. Diesmal gibt es ein besonderes Schmankerl zu loben, nämlich einen Film, der buchstäblich über die Grenzen von Raum und Zeit hinausweist, auf eine äußerst charmante Weise.

Das solltet ihr euch nicht entgehen lassen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Es war mir nie klar, warum der Heyne-Verlag den Namen „Bourne“ in „Borowski“ umän­derte, und das noch zu Ludlums Lebzeiten. Eine ziemliche Unverschämtheit.

2 Ein dramatisches Gegenbeispiel ist „Der Matarese-Bund“.

Wochen-Blog 231: Versagende Technik

Posted August 6th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist Wochenende… Mußezeit, in gewisser Weise zumindest. Natürlich, da gibt es einen Vortrag zu entwickeln, das ist vordringlich. Doch zunächst gilt es, ein wenig zu entspannen, die Seele baumeln zu lassen, zu relaxen… und wichtige Dinge zu erledigen, die liegengeblieben sind.

Da ist beispielsweise ein Text, an dem ich dringend weiterschreiben will. Länge­re Texte, das ist sicherlich inzwischen bekannt, schreibe ich aus Prinzip an mei­nem stationären Rechner mit der dort größeren Tastatur und dem größeren Bildschirm. Das ist einfach eine Frage der Schreibroutine.

Nun, als ich heute Abend versuche, den stationären Rechner zu starten, tut sich… gar nichts.

Der Bildschirm zeigt Arbeitsbereitschaft, aber sonst geschieht rein gar nichts. Der Tower springt nicht an, da kann ich den Aktivierungsknopf so oft drücken, wie ich möchte.

Versagende Technik legt mich und meine Kreativität lahm.

Was bin ich frustriert, dafür gibt es eigentlich keine Worte mehr.

Nach einer Weile sinnlosen Herumdokterns beschließe ich, kreativer Kopf, der ich eben bin, das Beste aus der Situation zu machen. Seufzend werfe ich mei­nen Laptop an, beschließe, ein paar Mails zu verfassen… und einen Blogartikel zu schreiben, diesen hier. Ich wünschte zwar, es gäbe dafür einen schöneren Anlass, etwa die Fertigstellung des nächsten E-Books, „Die Nomaden von Twennar“, doch der Text befindet sich wo? Auf dem stationären Rechner, der momentan nicht funktioniert.

Toll, nicht wahr? Und so werde nicht nur ich lahmgelegt, sondern ihr nun auch noch, indem sich die Fertigstellung und damit auch die Veröffentlichung von Band 29 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) weiter hinauszö­gert. Wirklich, Freunde, dafür kann ich rein gar nichts. Ich hätte daran gern weitergeschrieben, aber…

Versagende Technik.

Dies ist, und damit kommen wir jetzt zur historischen Dimension des Ganzen, weil ich für das Problem der Gegenwart so keine Lösung parat habe, das Thema des heutigen Beitrages, und es gibt dazu einiges zu erzählen, wie ihr sehen wer­det. Denn es ist ja nicht das erste Mal, dass meine Schreibtechnik mich im Stich ließ. Es gab da schon verschiedene Vorfälle in der Vergangenheit. Verzeiht, wenn ich hier ein wenig unpräzise und vielleicht auch unsortiert bin. Das ist ein Blogartikel, der spontan kondensiert, und ich habe wirklich aktuell keine Kon­zentration dafür übrig, die Details nachzuschauen. Später vielleicht einmal.

Also, wie war das damals noch, als mich das Problem der versagenden Technik das erste Mal (und in Folge noch öfter) plagte? Dafür müssen wir eine kleine Zeitreise unternehmen.

Als ich meine erste Schreibmaschine zu Weihnachten geschenkt bekam, schrieb man das Jahr 1981. Ich war 15 Jahre alt, die Maschine gebraucht und rein me­chanisch. Ein ziemlich störrisches Ungetüm von einer Olympia-Maschine, die mir aber, der ich mich mit dem 1-Finger-Suchsystem abplagte und insbesondere den rechten Zeigefinger platthämmerte, gute Dienste leistete. Ja, auch Viel­schreiber wie ich haben wirklich richtig archaisch angefangen, glaubt es mir, und glaubt mir auch das, was folgt.

Im Verlauf des Jahres 1985 zeigte diese erste, sehr beanspruchte Maschine im­mer stärkere Ermüdungserscheinungen. Soweit ich mich erinnere, war ihr Pro­blem der Farbbandtransport. Sie arbeitete mit Nylonbändern, die mit schwarzer bzw. roter und schwarzer Farbe getränkt waren (archaisch, gell, fast nostal­gisch… aber so war das damals vor mehr als 35 Jahren, vertraut meinen Wor­ten). Dennoch wäre sie vermutlich reparabel gewesen… aber die Unterlegschei­ben für die Farbbandrollen waren quasi „versteinert“, und für die gab es defini­tiv keine Ersatzteile mehr.

So musste ich mich 1985 schweren Herzens von meiner ersten Schreibmaschine trennen. Das war schon eine schwere Entscheidung. Ich trenne mich ungern von lieb gewonnenen Dingen, das ist bis heute so.

Man sagt ja, die Dinge werden besser… und das war in der Tat der Fall, in gewisser Weise. Zugleich outete ich mich als Traditionalist. Die nächste Ma­schine war… wieder eine mechanische. Sie arbeitete leiser und geschwinder, es ließ sich damit geschmeidiger schreiben, und im Grunde genommen hätte ich zufrieden sein können. Außerdem lernte ich gerade das 10-Finger-System während meiner Bürokaufmannsausbildung, was eine weitere Chance war, mein Schreibtempo zu steigern. Das geschah dann auch umgehend, und notwendig entstanden mehr Geschichten.

Das schnelle Schreiben erzeugte allerdings das nächste Problem. Ich weiß nicht, ob ihr euch das vorstellen könnt, aber sowohl meine erste als auch die zweite Maschine waren Typenhebelmaschinen, das heißt, die Buchstaben saßen am Ende langer Metallhebel, die aufs das Farbband gehämmert wurden, was dann wiederum die Farbe auf das Papier übertrug (archaisch? May be. Aber so war es). Wenn ich zu schnell schrieb, kam es – wie auch bei der ersten Maschine – vor, dass die Typenhebel übereinander schlugen. Lästig, weil man sie dann wie­der entwirren musste, aber durchaus ein vertrautes Problem, mit dem man klarkommen konnte.

Womit ich nicht klarkam, war, dass sich die Buchstaben verformten. Der Unter­strich beim „g“ verbog sich, bis er kaum mehr zu sehen war. Das „a“ und das „e“ glichen sich an. Die Buchstaben „l“ und „t“ begannen sich immer mehr zu äh­neln, reden wir gar nicht vom Buchstaben „r“. Das Schriftbild fing geradezu an zu tanzen… keine schöne Entwicklung.

Ich fragte bei dem Schreibmaschinenhändler nach, woran das wohl läge, und er hatte die Erklärung recht schnell parat: die Typenhebel seien offenbar nicht aus gehärtetem Metall gefertigt. Deshalb verformte sich alles. Und vielleicht war die Maschine auch deshalb damals im Kauf so vergleichsweise preiswert gewe­sen… aber das ist natürlich nur eine Spekulation.

Wie man das beheben könne?, wollte ich wissen. Ob es möglich wäre, einzelne, gewissermaßen „krummgeschlagene“ Buchstaben-Typenhebel auszuwechseln. Möglich wohl schon, aber unüblich, wurde ich beschieden. Realistischer wäre es, alle Typenhebel auszutauschen, aber dann könne ich mir auch gleich eine neue Maschine kaufen…

Ihr ahnt, was geschah, nicht wahr? Wiewohl diese zweite Maschine neueren Datums war als die erste, hielt sie nicht annähernd so lange, sondern war 1989 bereits wieder Vergangenheit.

Diesmal ging ich mit der Zeit. Die nächste Maschine war elektronisch, und wenn ich es recht erinnere, besaß sie sogar ein 1-Zeilen-Display. Aber vielleicht war das auch erst die darauf folgende Schreibmaschine. Diese hatte jedenfalls einen sensationell leichten Anschlag, was das Schreiben auf der einen Seite unglaub­lich leicht und geschwind machte… auf der anderen Seite jedoch auch dafür sorgte, weil ich jetzt mit 10 Fingern schreiben konnte, eine Fehlerdichte pro Ge­schichte und Brief erzeugte, die jeder Beschreibung spottete. Ich merke das heute immer wieder, wenn ich alte OSM-Texte aus jener Zeit abschreibe (was gegenwärtig nicht geht, weil das auch auf dem stationären Rechner passiert…!!!)… da sind 100 Tippfehler auf 10-15 Seiten wirklich keine Selten­heit, glaubt mir.

Schnelles Schreiben auf dieser Maschine hatte also auch eindeutige Nachteile im Gefolge. Die Tücken des Fortschritts, könnte man sagen. Innovation wurde – und das sollte noch öfter so sein – immer mit negativen Aspekten erkauft. An der Mär, dass also alles immer besser wird, wenn man modernere Technik ver­wendet, sollte man definitiv Zweifel hegen…

Das technische Problem, das mich hier schließlich zur Weißglut trieb und leider ebenfalls den Abschied von diesem Schreibgerät einläutete, war die Tastaturfo­lie. Auch das muss ich vermutlich erklären: die Tastatur war fest mit der Schreibmaschine verbunden, und unter dem Tastenfeld befand sich eine Sen­sorfolie, die, wenn ich es recht erinnere, intakt sein musste, um die Schreibim­pulse des Anschlags zu übertragen. Nun waren Tastaturen immer schon Ver­schleißteile (ist heute immer noch so), und nach einer Weile funktionierten einfach manche viel benutzte Buchstaben nicht mehr.

Man hätte dafür die Folie unter der Tastatur, sinnvoller wohl die ganze Tastatur austauschen müssen. Ihr ahnt, was kam: „Da kann man auch gleich eine neue Maschine kaufen bei den Kosten…“

So kam dann die nächste Schreibmaschine an Land. Diesmal ein ziemlich klobi­ger Kasten, annähernd so groß wie ein kleiner Reisekoffer. Aber auch jetzt ein Fortschritt: Das Ding besaß erstens ein Mehrzeilendisplay, so dass ich eine gan­ze Seite Text schreiben und den Text dann sogar auf einer Diskette speichern konnte (3,5 Zoll-Diskette). Das war dann der Zeitpunkt, wo Mitte der 90er Jahre bei mir quasi das Computerzeitalter anbrach.

Ich war inzwischen nach Braunschweig gezogen und schrieb schon an recht um­fangreichen Romanen. Doch eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass diese Brother-Maschine mit einem recht archaischen Speicherformat arbeitete (WPT, wenn ich mich recht erinnere). Dass das ein Problem werden sollte, ahnte ich zu dem Zeitpunkt nicht… wie auch? Solange Technik funktioniert, ist ja alles in Butter, nicht wahr?

Das blieb aber nicht sehr lange so. Im Laufe weniger Jahre machte der Ausdruck der Texte immer größere Probleme, manchmal klappte auch die Speicherung nicht. Es gab zwar eine Firma in Braunschweig, die die Maschine reparierte, aber es waren langwierige Reparaturen, die mich z. T. wochenlang von der Ma­schine abschnitten und meinen Schreibprozess wirkungsvoll strangulierten.

Nicht witzig.

Aus meinem Freundeskreis hieß es verstärkt: Verdammt, kauf dir doch endlich einen Computer mit einem gescheiten Drucker dazu. Schreibmaschinen, und mögen sie noch so quasi-computerisiert sein, sind doch nun echt „old fashio­ned“, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Nun, ich war und bin eben ein „Gewohnheitstier“, ihr könnt es auch konservativ oder bequem nennen. Strukturell neige ich halt dazu, Gebrauchsgegenstände nicht einfach in den Orkus zu werfen, wenn sie partiell nicht mehr funktionie­ren, sondern zu versuchen, sie vielmehr instandsetzen zu lassen.

Leider gibt es gerade bei Schreibgeräten dann gewisse Grenzen, die eine Rege­neration selbiger nicht mehr zulassen. So musste also auch meine computeri­sierte Brother-Schreibmaschine letztlich in Rente gehen. Ich nutzte sie aber noch geraume Zeit, um meine WPT-Dateien in Rich Text Formate (RTF) zu kon­vertieren, weil mir – als ich den ersten Computer stehen hatte – unmissver­ständlich klar wurde, dass die WPT-Formate von dem dortigen Windows-Pro­gramm nicht gescheit gelesen werden konnte. Das war dann nur noch Sonder­zeichensalat in Endlosschleife… im RTF ließen sie sich halbwegs gescheit nach­bearbeiten.

Gut so.

Ich entdeckte aber bald, dass ich nur ein Übel gegen das andere eingetauscht hatte. Denn nun besaß ich zwar einen Canon-Drucker, was mich von Farbbän­dern endlich unabhängig machte. Zugleich wurde ich zum „Druckerpatronen-Junkie“, und das Ding fraß sie geradezu. Zweihundert Seiten Ausdruck waren damit etwa zu erreichen, manchmal 300. Ganz nett, aber so schnell aufge­braucht… atemberaubend.

Hinzu kam, dass der Ausdruck mit der Zeit unkontrollierbar wurde. Es fehlten Zeilen oder ganze Seitenabschnitte, es wurden schlierige Streifen erzeugt, was das Ausdruckbild ruinierte (Brieffreunde, die damals auf diese Weise ausge­druckte Briefe von mir bekamen, können ein Lied davon singen… und vertraut mir, all diesen ungenügenden Ausdrucken, die ich in die Welt hinausschickte, gingen zahllose misslungene Versuche voraus!). Alle Reinigungsmanöver fruch­teten langfristig nichts.

Neben dem Positivum, die Texte solide speichern zu können, hatte ich mir also ein neues Problem eingehandelt. Und neben der Schwachstelle des Druckers – der schließlich allen Ernstes korrodierte! – suchte mich auch das Problem der außerordentlich geringen Halbwertszeit der Tastaturen der Computer heim. Gut, man konnte sich die Keyboards mühelos neu kaufen und selbst anschrau­ben, das war echt nicht so teuer oder kompliziert.

Aber anstrengend.

Ständig neue Schwierigkeiten, dabei sollte doch die Technik die Probleme meis­tern, den Schreibfluss geschmeidiger und leichter machen, auch den Ausdruck und eigentlich alles… das sah wirklich nicht danach aus. Anstrengend, um das Wenigste zu sagen.

Dann bekam ich ein wunderschönes Arbeitstier von (gebrauchtem) Drucker ge­schenkt, der mich in den kommenden Jahren glücklicherweise fast vollständig mit Marotten in Ruhe ließ. Ein robustes Arbeitstier, das mich viele Jahre und zahlreiche Tausende von Seiten nicht im Stich ließ.

Bis mich erneut technisches Versagen plagte.

Diesmal gab der Papiereinzug den Geist auf und zog einfach keine Seiten mehr ein. Zudem zickte der Ausdruck zunehmend ebenfalls herum. Man kann wirk­lich nicht sagen, dass es irgendwie „langweilig“ wurde mit neuer Technik (und dabei bin ich doch durchaus, was den Arbeitsflow angeht, sehr für „Langeweile“, wenn das bedeutet, dass die Dinge problemlos laufen, versteht ihr?).

Nun, wie dem auch sei – ich war also schon wieder blockiert.

Verdammt, dachte ich, das kann doch alles gar nicht wahr sein! Ist die einzige Konstante in immer kürzeren Produktzyklen, dass die Technik immer weniger haltbar ist? Ich wollte es nicht glauben, auch wenn mich die annähernd jährlich neu zu kaufenden Keyboards – weil die Vorgänger eben nicht mehr funktionier­ten – deutlich in diese Richtung stießen.

Nun, schlussendlich landete ich dann bei dem Drucker und dem Computer plus Laptop, bei dem ich heute bin. Der Tower ist dabei schon einigermaßen ange­jahrt, ich meine, ihn wenigstens seit 2004 zu besitzen, vielleicht schon länger. Auch hier waren technische Fortschritte zu konstatieren: CD-Laufwerk einer­seits und eine USB-Schnittstelle andererseits.

Gerade letzteres ist inzwischen von Vorteil – denn die letzte Volldatensicherung erfolgte im November 2016. Und da ich nur relativ wenige „moderne“ Dateien habe, an denen ich jüngst geschrieben habe, wird sich hoffentlich recht bald ge­rade dieser Teil aus dem Festplattenspeicher des Towers evakuieren lassen. Da ich zum Drucken sowieso – seit der moderne, aktuelle Drucker mit dem Laptop verbunden ist – meine Dateien auf den Laptop zu überspielen habe, sind alle fertigen Texte dort ebenfalls gesichert, auch nach November 2016.

Lästig ist heute also nur, dass ich – mal wieder – einem technischen Versagen erlegen bin und dafür zu sorgen habe, dass alles wieder seinen geordneten Gang geht… na ja, das kann noch ein paar Tage dauern, fürchte ich.

Stellt euch also bloß nicht vor, das Leben eines „Schreiberlings“ sei unkompli­ziert. Und damit ist kein Kokettieren gemeint, das ist vollkommen ernst – es ist anstrengend, wenn die Technik nicht so funktioniert, wie sie soll. Die Geschich­ten fließen, wie sie wollen, das stimmt schon, und ich sagte verschiedentlich bereits, dass ich als intuitiver Schreiber auf den inneren Schreibfluss der Bilder angewiesen bin.

Und wenn die Technik streikt, gerät alles aus dem Lot und ich aus dem Takt. Be­sonders ärgerlich ist das natürlich dann, wenn ich an Werken weiterschreiben möchte, die ich nach November 2016 noch in der Mangel hatte. Denn ihr ver­steht: wenn ich da jetzt auf meinem Laptop daran weiterschreibe, was prinzipi­ell machbar ist, dann erzeuge ich eine abweichende Version dessen, was auf der Festplatte des Towers existiert. Da das schon verschiedentlich vorgekom­men ist – ein weiterer Nachteil, wenn man mit zwei Computern arbeitet, man muss immer darauf achten, auch mit der aktuellsten Version eines Textes weiterzuarbeiten – , lege ich keinen gesteigerten Wert darauf, die Probleme zu potenzieren. Das wäre sonst die unabweisliche Folge.

Was heißt das jetzt für mein E-Book-Programm? Dass es solange im Stillstand­modus verharren wird, bis ich das Problem gelöst und die Dateien aus dem ak­tuell schlummernden Tower auf einen Stick oder ein anderes Medium übertra­gen habe. Und dann werde ich wohl schauen müssen, dass ich die Festplatte in einen anderen Tower umsetze und den Tower selbst austausche. Wird allmäh­lich Zeit, muss ich gestehen…

Soviel also für heute an frustriertem Geseufze, meine Freunde. Ich hoffe, es war für euch wenigstens historisch unterhaltsam, und ihr habt noch ein wenig Ge­duld, bis ihr wieder E-Books von mir zu lesen bekommt. Es kann noch ein Weil­chen dauern.

Nächste Woche schicke ich euch in die nächste Runde meiner kreativen Bio­grafie. Da schauen wir uns den Dezember 2011 an und schauen, wie weit wir kommen werden.

Ich freue mich darauf.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 123: Akte Atlantis

Posted August 2nd, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ihr wisst, ich mag Clive Cussler und seine Bücher. Die meisten von ihnen sind auch wirklich äußerst lesenswert. Zum Nachteil für den Autor bin ich aber auch studierter Historiker mit einem soliden Abschluss in Neuerer Geschichte. Und ein bisschen Allgemeinwissen besitze ich ebenfalls… für die Lektüre des vorlie­genden Bandes war das reines Gift, wie ihr sehen werdet. Vor einigen Jahren, als ich ihn in die Finger bekam und wie gewohnt zu verschlingen begann, hätte ich mir jedenfalls fast eine Magenverstimmung eingehandelt.

Klingt nicht nach einer netten Rezension? Na ja, das kann man sehen, wie man will. Ihr kennt mich inzwischen gut genug, hoffe ich, um zu verstehen, dass ich jemand bin, der sehr ungern etwas Negatives über Bücher schreibt. Und dass ich eine Engelsgeduld besitze, ist ebenfalls bekannt. Beides hat nicht gereicht.

Hier kommt der Grund dafür. Urteilt selbst und lest weiter:

Akte Atlantis

(OT: Atlantis Found)

von Clive Cussler

Blanvalet 35896

576 Seiten, TB, 9.90 Euro

Übersetzt von Oswald Olms

Dieses Buch gehört in die Kategorie der Thriller, und normalerweise könnte man sagen: nichts für Historiker. In diesem Fall wäre das allerdings weit gefehlt, auch wenn der legendäre Name „Atlantis“ im Titel hier – leider – gänzlich falsche Erwartungen weckt. Und das kommt so…

Am 30. September 1858 ist der Walfänger Paloverde im Eis der Antarktis gefan­gen und kommt nicht frei. Die Besatzung macht während ihres Zwangsaufent­haltes die Bekanntschaft mit einem anderen Wrack, das hier eingefroren ist – ein alter Ostindienfahrer namens Madras, der bereits Jahrzehnte zuvor gefan­gen wurde und seither in der ewigen Umklammerung des Eises steckt. An Bord dieses Schiffes finden die Walfänger sehr zu ihrem fassungslosen Staunen einen ganzen Laderaum voll fremdartiger, uralter Skulpturen, darunter auch einen schwarzen Menschenschädel, der vollkommen aus Obsidian gearbeitet wurde und von der Frau des Kapitäns der Paloverde gerettet werden kann, bevor das Eis birst und die beiden Schiffe voneinander getrennt werden. Die Madras ver­schwindet spurlos im Eis.

Am 22. März 2001 entdeckt ein Hobby-Geologe, der in einer verlassenen Mine Colorados schürft, unerwartet eine unglaublich sorgfältig behauene Felskam­mer, die über und über mit rätselhaften Glyphen und Bildern bedeckt ist. Auf einem Vorsprung liegt ein schwarzer Obsidianschädel. Als er Experten zu Rate zieht, namentlich die Linguistin Patricia O’Connell, verschließt auf einmal eine Explosion den Stollen, und sie sind in der Tiefe gefangen. Schlimmer noch: das Grundwasser steigt rapide und wird sie ertränken.

Es ist allein einer zufällig in der Gegend weilenden Expeditionsgruppe der Na­tional Underwater and Marine Agency (NUMA), die unterirdische Wasserläufe untersuchen soll, zu verdanken, dass Pat und ihre beiden Kollegen nicht ertrin­ken. Ein athletischer Mann namens Dirk Pitt rettet die drei in einen trockenen Stollen. Damit ist die Gefahr allerdings nicht gebannt – motorisierte Killer de­monstrieren nachdrücklich, dass die Sprengung des Stollens keineswegs ein Zu­fall war und sie alles daran setzen, das Geheimnis der „Amenes-Kammer“ zu wahren. Jeder, der die Kammer gesehen hat, soll sterben. Wieder ist es Dirk Pitt, Cusslers mariner James Bond, der die Bedrängten rettet.

Dabei erfahren die Bedrängten, dass die Killer von einer Organisation auf sie an­gesetzt worden sind, die das „Vierte Reich“ erwarten, und wer jetzt hier unbe­hagliche Assoziationen mit dem „Dritten Reich“ spürt, liegt vollkommen richtig.

Die Spuren dieser kriminellen Gruppe führen über eine gottverlassene Insel im Südpazifik, wo sich eine weitere „Amenes-Kammer“ findet, bis nach Argentini­en. Dort, wohin sich in den Endtagen des Zweiten Weltkrieges hohe Nationalso­zialisten via U-Boot geflüchtet haben, hat sich der milliardenschwere Konzern „Destiny Enterprises“ des herrischen Karl Wolf etabliert, der über einen großen Clan gebietet. Und diese Familie, die sich verdächtig aus dem Rampenlicht her­aushält, ist äußerst gespenstisch: nicht nur, dass in der Antarktis ein deutsches Nazi-U-Boot versenkt wird und Dirk Pitt die tote Kommandantin – eine Angehö­rige des Wolf-Clans, wie sich rasch herausstellt – bergen kann, nein, die Ge­schwister gleichen einander auch noch auf derart frappierende Weise, dass man an Klone denken kann. Eiskalte, unnahbare Schönheiten, wie aus den Sport-Propagandafilmen des nationalsozialistischen Regimes entstiegen…

Während die Entzifferung der rätselhaften Amenes-Zeichen (inzwischen weiß man, dass „Amenes“ der Name des untergegangenen Volkes ist, das vor rund 9000 Jahren verschwunden sein muss) voranschreitet, muss sich Dirk Pitt mit seinen Gefährten immer mehr mit den Wolfs herumschlagen. Und mit einer Prophezeiung, die er einfach nicht glauben kann: angeblich ist vor rund 9000 Jahren ein Komet in die Hudson Bay eingeschlagen und hat die Amenes-Kultur zerstört. Und die Amenes haben prophezeit – in etwa 9000 Jahren, also im Jah­re 2001, wird der Zwillingskomet des damaligen Todesboten erneut vorbeikom­men und die Menschheit auslöschen. Und die Wolfs, die inzwischen eine mo­derne Arche Noah geschaffen haben, sind felsenfest davon überzeugt, dass es sich genau so verhält. Aus der Asche einer sterbenden Welt soll das Vierte Reich auferstehen. Dabei kann man den Tod von sieben Milliarden Menschen schon mal in Kauf nehmen.

Für Dirk Pitt und seine Mitstreiter hat ein Wettlauf mit dem Tod begonnen…

Es könnte ein faszinierender Roman sein, in dem das Atlantis-Rätsel mit der kei­menden Gefahr einer neuen nationalsozialistischen Bedrohung und auch den Wundern der Gentechnik und Nanotechnologie gemischt wird. Ja, es könnte. Wenn Cussler es in diesem Roman nicht in jeder nur erdenklichen Weise über­treiben würde und seine Idee der Lächerlichkeit preisgäbe.

Cusslers Held Dirk Pitt ist nicht eben erst seit gestern aktiv. Seine Abenteuer in wenigstens fünfzehn Romanen reichen bis in die 70er Jahre zurück, und er hat schon so einiges Relevantes (und Unmögliches) erreicht. Er hat beispielsweise die TITANIC gehoben1, den gläsernen Sarg von Alexander dem Großen ent­deckt2, das Rätsel um den verschollenen Frachter Cyclop (real existent) gelöst3, verschollenen Atom-U-Booten in einem pazifischen „Bermuda-Dreieck“ nachge­spürt4, ein konföderiertes U-Boot in der Wüste wiedergefunden5 und die Reste des Peking-Menschen von neuem ans Tageslicht befördert.6 Mal ganz zu schweigen davon, dass er die verschwundenen Schätze der Inka in ihrem Ver­steck aufgespürt hat.7

Und nun ist eben Atlantis dran.

Die grundsätzliche These, und Cussler ist so dumm, das in seinem Dank am Schluss auch noch anzugeben, verdankt der Verfasser dem amerikanischen Sachbuchautor Graham Hancock, namentlich seinem Buch „Die Spur der Göt­ter“.8 Nun wäre das grundsätzlich kein Problem, wenn sich das, was er schriebe, auch nur halbwegs mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen der Paläon­tologie, Geologie oder Archäologie vereinbaren ließe. Aber das ist nicht der Fall. Cussler leistet sich so gravierende Schnitzer jenseits seiner sauberen Thriller­handlung, dass man als jemand, der ein wenig mehr Allgemeinwissen besitzt als der Durchschnittsleser, nur voller Entsetzen die Hände über dem Kopf zu­sammenschlagen kann.

Ein paar Beispiele:

Die Ausgangshypothese ist der im Jahre 7120 vor Christus in der Hudson Bay einschlagende Komet. Zweifellos ist die Hudson Bay durch einen meteorischen Einschlag entstanden, doch der liegt ebenso zweifellos schon Millionen von Jah­ren zurück, das ist geologisch inzwischen geklärt. Cussler nimmt diese Aufprall­wucht zum Ausgangspunkt für „bis zu 15 Kilometer hohe Wellen“. Mit dieser Maßlosigkeit – man vergleiche dazu bitte Frank Schätzings Bestseller „Der Schwarm“9 – verurteilt sich der Autor selbst zu Spott und Gelächter. Die Wogen, die Schätzing mit vernichtender Wucht beschreibt, haben rund 30 Meter Höhe. „Nur“ 10 Meter Höhe reichten aus, um im Dezember 2004 in Indonesien grauenhafte Verheerungen anzurichten und Hunderttausende Menschen zu töten. „Fünfzehn Kilometer hohe Wellen“ sind naturwissenschaftlicher Nonsens.

Als Konsequenz, so fabuliert Cussler in äußerst freier Auslegung von Hancocks selbst schon zweifelhafter Vorlage weiter, als Konsequenz dieses Einschlages „verschiebt“ sich die Antarktis einfach so „um dreitausend Kilometer nach Süden“, woraufhin, wieder frei fabuliert, „sofort die Eiszeit endet“ und gewissermaßen als Nebenprodukt die in der Antarktis beheimatete Amenes-Kultur untergeht.

Bei dieser Katastrophe werden natürlich „ganze Kontinente verschoben“, weiterhin werden „Millionen von Quadratkilometern unter einer bis zu dreihundert Meter hohen Schicht aus glutflüssiger Lava“ begraben (im Ernst, so steht es im Roman!), Mammute „werden durch den Kälteschock tiefgefroren“. Fernerhin werden so viel Staub und Asche in die Atmosphäre geblasen, „dass nahezu ein Jahr lang kein Sonnenstrahl hindurchdrang und die Temperaturen auf der in Dunkelheit gehüllten Erde unter den Gefrierpunkt sanken…“

Ignorieren wir mal einfach geflissentlich, dass bei solchen Verhältnissen garan­tiert eine Eiszeit nicht ENDET, sondern ganz sicherlich neu beginnt und sich noch ein paar Jahrzehntausende lang halten würde.

Toll, denkt man sich sonst, schönes Endzeit-Szenario. Kleiner Planungsfehler: für diese Angaben haben Naturwissenschaftler definitiv keine Belege gefunden, je­denfalls nicht in Sedimentschichten vor rund 9000 Jahren. Also: Nonsens. Aber es wird noch schlimmer.

In einem Roman, in dem es um untergegangene Kulturen geht und viel um Physik und Paläontologie, da ist natürlich die Anwesenheit von Wissenschaft­lern unumgänglich. Und hier begeht der Autor wohl die schlimmsten Fehler: er legt einfach seinen Wissenschaftlern sein eigenes Halbwissen in den Mund, und es kommen dann Aussagen heraus wie die folgende (S. 295): „Vor neuntausend Jahren war das heutige Mittelmeer eine fruchtbare Tiefebene…“ Was natürlich falsch ist. Das Mittelmeer ist seit gut vier Millionen Jahren überflutet, das ist in­zwischen schon lange erforscht.

Der Fehler, den Cussler hier begeht, ist einfach eine geografische Verwechslung. Es gibt nämlich die Hypothese, dass der Durchbruch des Marmara-Meeres zum Schwarzen Meer etwa vor neuntausend Jahren erfolgte und dass hier die Vor­lage für die biblische Sintfluttheorie zu finden ist. Auch der renommierte Ozea­nologe Robert D. Ballard, der schon 1985 die TITANIC entdeckte, ist dieser Auf­fassung und forscht derzeit an versunkenen Schwarzmeerkulturen, wie in NA­TIONAL GEOGRAPHIC nachzulesen war. Cussler indes schmeißt das Schwarze Meer und das Mittelmeer völlig durcheinander, dramatisiert die Geschehnisse, beschleunigt sie durch einen fiktiven Kometeneinschlag und gibt sie so der Lä­cherlichkeit preis.

Schlimmer noch: Er spricht von Weichtieren, die „schlagartig versteinert sein müssen“ (S. 296), etwa Quallen (!!!) und Seesterne. Mal ganz davon abgese­hen, dass jeder Paläontologe weiß, wie unrealistisch und unmöglich „schlagarti­ges Versteinern“ ist, ist der Gedanke an versteinerte Quallen doch einigerma­ßen abenteuerlich. Es gibt zwar in chinesischen Schiefern zugegeben Abdrücke von Quallen, aber die Körper der Quallen selbst versteinern definitiv mangels Masse nicht. Wenn ein Wissenschaftler solch einen Blödsinn im Roman von sich gibt, disqualifiziert er sich selbst, und das passiert in diesem Buch ständig.

Auf Seite 418 wird über das Beben, das von dem einschlagenden Kometen ver­ursacht wurde, sehr sachverständig geschrieben, es „folgten gewaltige Erdbe­ben, die sich mit keiner Richter-Skala erfassen lassen…“ Mal ganz davon abgese­hen, dass im Prolog von einem Beben der Stärke 12 gesprochen wurde, ignorie­ren hier sowohl Autor als auch Übersetzer, dass die Richter-Skala nach oben of­fen ist und jede beliebige Stärke erfasst. Es gibt auch nicht mehrere „Richter-S­kalen“, wie hier suggeriert wird, sondern nur eine einzige.

Das sind nur so ein paar Absonderlichkeiten, die diesen Roman zu einem haar­sträubenden, kindischen Leseabenteuer machen, das man sich wohl nur noch als wahrer Clive-Cussler-Fan antun kann. Sehr bedauerlich ist natürlich auch, dass die Entzifferung der Amenes-Schrift im weiteren Verlauf des Romans völlig an Bedeutung verliert, desgleichen die Entdeckung einer im Eis der Antarktis versunkenen Amenes-Stadt, die herrlich viel Stoff zum Beschreiben hergegeben hätte. Aber stattdessen lässt Cussler lieber die Seals und Marines ein Feuerge­fecht mit den ideologisch verbohrten Wolfs und ihren schwarz uniformierten (!) Quasi-SS-Schergen führen.

Danke, dachte ich, das ist dann wirklich das Letzte. Reißerischer Titel, falsches Titelbild (mit griechischem Tempel unter Wasser!), blindwütige Action und hirn­verbrannte „Wissenschaftlichkeit“. Wieso das Ding beim Verlag auch nur zum Druck kam, ist mir völlig schleierhaft. Eignet sich höchstens als Abschreckungs­-Lektüre. Cussler hat bessere Romane geschrieben, und man sollte sich an die halten.

© 2006 by Uwe Lammers

Ach ja… da zieht der wahre Cussler-Fan mit hochrotem Gesicht den Kopf zwi­schen die Schultern, gell? Auch Profiautoren haben mal echt schlechte Tage, und das ist wirklich nicht nur im Heftromanbereich der Fall, wo man das ja als flüchtig lesender Jugendlicher durchaus erwarten kann. Manchmal gibt es auch echte Kracher wie den obigen, im negativen Sinn. Glücklicherweise sind die Ausfallbände bei Cussler nicht häufig. Beim nächsten dieser Art könnt ihr schon wieder aufatmen, versprochen!

In der kommenden Woche geht es dann zu dem bislang eher selten gestreiften Thriller-Metier (wenn wir von Cussler mal absehen), und zu jemandem, von dem ich auch noch zahllose ungelesene Romane in meinen Regalen stehen habe. Ich murmele nur mal einen Namen: Janson.

Nächste Woche mehr dazu.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Clive Cussler: „Hebt die TITANIC!“ (Rezensions-Blog 87).

2 Vgl. Clive Cussler: „Das Alexandria-Komplott“ (Rezensions-Blog 23).

3 Vgl. Clive Cussler: „Cyclop“ (Rezensions-Blog 34).

4 Vgl. Clive Cussler: „Im Todesnebel“ (Rezensions-Blog 66).

5 Vgl. Clive Cussler: „Operation Sahara“ (Rezensions-Blog 107).

6 Vgl. Clive Cussler: „Höllenflut“ (Rezensions-Blog 119).

7 Vgl. Clive Cussler: „Inka-Gold“ (Rezensions-Blog 111).

8 Vgl. Graham Hancock: „Die Spur der Götter“, Rezension auf www.gibs.info (voraussichtlich für den Rezensions-Blog in Vorbereitung).

9 Vgl. Frank Schätzing: „Der Schwarm“, 2004 (für den Rezensions-Blog in Vorbereitung).

Liebe Freunde des OSM,

der Monat April 2017 war eine arbeitsreiche Zeit… allerdings war ich zumeist neben meiner beruflichen Tätigkeit damit beschäftigt, Nachschub für meinen Rezensions-Blog zu verfassen. Nicht im Sinne von Blogartikeln, wo ich mich zu­rückhielt, sondern es gab einiges an interessanter und anregender Lektüre, die ich rezensierte. Diese Rezensionen werden aber frühestens 2018 den Weg auf meine Webseite finden.

Warum dies? Da muss ich grinsen und euch ein Geständnis machen – die Re­zensions-Blogartikel sind bis Ende Januar 2018 alle schon verplant. Da ich sie in dieser Rubrik generell nicht abbilde, könnt ihr natürlich nicht wissen, wie der dortige Stand ist. Ich erwähne also nur mal kurz, dass ich gestern den Rezensi­ons-Blog 133 geschrieben habe, damit ihr euch ein Bild machen könnt, wie soli­de der Schreibvorsprung dort ist.

Ich wünschte, das wäre auf anderen Feldern auch der Fall, beispielsweise bei meinen E-Books. Aber während Rezensionen und Rezensions-Blogs recht leichte Schreibarbeiten sind, stellen E-Book-Texte halt richtige Arbeit dar, und dafür reicht meist das vorhandene Aufmerksamkeitsfenster nicht aus. Stellt euch vor, dass man einen schnellen Wagen besitzt und immerzu damit gezwungen ist, in­nerhalb einer Ortschaft weit unter den optimalen Beschleunigungswerten blei­ben zu müssen – und zudem viel zu schnell am Ziel anzukommen, ehe man rich­tig loslegen kann. Dann habt ihr eine recht passende Analogie dazu, wie es mir derzeit im E-Book-Business geht. Nicht so toll.

Aber ich wollte nicht klagen, sondern euch darstellen, was ich im Monat April trotzdem noch auf die Reihe bekommen habe, das hier erwähnenswert ist. Also schauen wir uns das mal gemeinsam an:

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“)

Blogartikel 225: Work in Progress, Part 52

14Neu 41: Mission Todeszone

14Neu 42: Expedition der Tekras

(OSM-Wiki)

(Waldmenschen – Archipel-Novelle)

Erläuterung: Ich bin mit der Kategorisierung dieses Werkes inzwischen unsicher. Es ist schon jetzt über 100 Manuskriptseiten lang und mit Abstand jenes, das im vergangenen Monat am schönsten gewachsen ist. Das sollte ich demnächst tat­sächlich als Roman einordnen, denn ich bezweifle sehr, dass es unter 400 Seiten bleiben wird. Aktuell habe ich hier ja nur die Beziehung zwischen dem Wald­menschen Naran und seiner Gefährtin Joy vertieft, aber wenn sie die Waldmen­schen-Gruppe erreichen, nimmt ja die Gruppendynamik extrem zu und wird jede Menge Raum benötigen… nein, es ist wohl wirklich eher ein Roman.

Das winzige Mysterium – OSM-Story

Erläuterung: Das ist die nämliche Story, die im vergangenen Monat emporge­sprossen ist. Sie brauchte noch etwas Feinschliff und wurde erst am 3. April for­mell fertig gestellt.

12Neu 38: Der Bezwinger erwacht!

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH, Abschrift)

Erläuterung: Als jüngst mein stationärer Rechner ausfiel, war der CK eines der langen Werke, an dem ich nicht mehr weiterarbeiten konnte und mir einiges an Sorgen bereitete, was die Sicherungsspeicherung anging… diese Klippe ist nun glücklicherweise umschifft. Dennoch liegen hier noch Tausende von Textseiten vor mir, die ich händisch nacherfassen und digitalisieren muss (und nein, OCR-Software wäre mir nur bedingt von Nutzen, da viele dieser Textseiten recht aus­geblichen und zudem fehlergesättigt sind. Da braucht es meinen Detailblick für die Einarbeitung der Texte… und außerdem ist das für mich keine stupide Ab­schreibarbeit, sondern durchaus inspirierende Tätigkeit und Neuentdeckung, ein wenig vergleichbar mit der Neulektüre von Romanen, die ich vor 25 oder mehr Jahren mit Genuss geschmökert habe).

Blogartikel 232: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 46

(12Neu 41: Das Experiment des Rescaz)

Erläuterung: Beizeiten, wenn die Veröffentlichung des KONFLIKTS 12 „Oki Stan­wer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) begonnen hat, werdet ihr euch vermutlich immer stärker fragen, welche Rolle die Dämonenwaffe Rescaz in dieser Serie spielt und… ja… wie viele von ihr es überhaupt gibt. Da es in dieser Serie von temporalen Doppelgängern nur so wimmelt, ist das wirklich knifflig zu sagen. Ich war 1989, im dritten Schreibjahr an dieser Serie, wirklich schon auf einem ziemlich schrägen Roadtrip unterwegs und sprudelte vor bizarren Ideen nur so über. Ihr werdet es beizeiten erleben, und ich freue mich schon darauf, euch die­se Episoden als E-Books umzuarbeiten, um euch zu verblüffen. Dauert leider noch ein paar Jahre, folks. Sorry…

(14Neu 43: Das Synox-Komplott)

Erläuterung: Ihr könnt natürlich vorwerfen, warum ich ständig neue Episoden­abschriften beginne, anstatt E-Books zu verfassen. Denkt bitte an meine obigen Worte und an die folgenden: Diese Episoden sind inzwischen über 30 Jahre alt, und sie vergilben nun mal von Tag zu Tag stärker. Es ist also essenziell, hier mög­lichst rasch digitale Abschriften zu realisieren, um sie zu sichern. Und leider gibt es noch Aberhunderte undigitalisierte Episoden. Sobald also eine beendet ist, lege ich üblicherweise einen Rohling für die nächste Episodenabschrift an, und das drückt die obige Klammer eben aus. Im ersten Anlauf entstehen selten mehr als 3 Textseiten.

(Das Geheimnis des Vungash – Archipel-Story)

Erläuterung: Und schon wieder eine Störung, könnte man sagen… aber das stimmt nur bedingt. Ich stellte schon während des Suchens nach dem „Wald­menschen“-Skript fest, dass es einige Archipel-Fragmente gab, die noch nicht auf dem aktuellen Ausdruckstand waren. Die obige Story gehörte dazu, und ich nahm mir die Zeit, sie zumindest textlich zu aktualisieren. Einen Ausdruck habe ich zeitlich nicht geschafft.

(E-Book 44: Die Kristalltränen und andere phantastische Geschichten)

Erläuterung: Daran habe ich nur ein wenig nachgefeilt und gehofft, ich könnte dieses Skript endlich an die Agentur schicken, damit es für die kommenden Mo­nate formatiert werden kann… der Plan zerschlug sich leider, und das hatte was mit dem Impressum zu tun – ich habe nämlich, wie ich frustriert entdeckte, im­mer noch kein Titelbild dafür. Und ohne Titelbildnachweis kann ich weder das Impressum fertigstellen noch das Rohmanuskript. Dumm gelaufen. Also sage ich an dieser Stelle nur: Textlich ist der Band fertig, aber solange ich das Coverproblem nicht im Griff habe, komme ich damit nicht voran. Seufz. Sollte mir echt mal ein Zeitfenster öffnen, um bei Fotolia Bilder zu suchen. Aber das habe ich auch schon seit Monaten nicht mehr geschafft… ihr seht, überall Baustellen…

Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee, Teil 11 – OSM-Roman für BWA-Abdruck

Maiblog 2017

(18Neu 88: Wenn Feinde zu Freunden werden…)

(Kämpfer gegen den Tod – OSM-Roman)

Nun, und obwohl das so viel ausschaut, ist es doch, wenn man es unter dem Strich genauer in Augenschein nimmt, nicht wirklich viel. Zwei fertige OSM-Epi­soden, eine fein geschliffene Kurzgeschichte, und wirklich kaum etwas sonst. Ein recht frustrierender Monat, der mit denen vergangener Jahre in keiner Wei­se mithalten kann. Ich hatte eben echt wenig Zeit zum Schreiben… meine Brief­freunde können davon ebenfalls ein Lied singen, auch hier bin ich nahezu auf al­len Feldern säumig, leider.

Hoffen wir, dass der Monat Mai angenehmer verläuft, ich bin allerdings auch hier skeptisch. Ob das zu Recht der Fall ist, erfahrt ihr dann Anfang Juni in der nächsten Ausgabe dieser Blogrubrik.

In der kommenden Woche erzähle ich euch ein wenig etwas über den Störfall des Monats März, der mich lahmlegte… und zugleich bringe ich dann eine klei­ne Chronik der technischen Ausfälle der vergangenen Jahrzehnte. Ich schätze, das ist für euch bestimmt mal eine interessante, gegebenenfalls gruselige Ab­wechslung zur Alltags-Blogkost.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 122: Ungewöhnliche Menschen

Posted Juli 25th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ungewöhnliche Menschen… das klingt nach einem relativ unspektakulären Titel für ein Buch, nicht wahr? Ungewöhnliche Menschen, die kennt wohl jeder von uns: Arbeitskollegen, die uns durch ihr Verhalten verwirren; Verkäufer, die mehr sich selbst anpreisen als ihre Waren; Schauspieler, die häufiger durch Exzesse auffallen als durch ihren Beruf… natürlich stimmt das. Aber darum geht es hier nicht.

Worum dann? Nun, wenn man einem Altmeister der Historie, Eric Hobsbawm (der leider inzwischen auch, hoch betagt, von uns gegangen ist, ehe diese Re­zension euch zugänglich gemacht werden konnte), bei seinen zahlreichen kenntnisreichen Aufsätzen lauscht respektive sie sich langsam lesend einver­leibt, dann tut man gut daran, sich auf Überraschungen einzustellen. Hobsbawm, Brite durch und durch und Marxist durch und durch, war sich nie zu schade, ernste Kritik an ideologischen Strukturen zu üben, und das schimmert hier überall durch. Deshalb ist das auch ein faszinierendes Spektrum seiner breit angelegten Interessen, das ich euch heute präsentieren möchte. Vielleicht reizen manche seiner Themen dazu, sich mit seinen zahlreichen weiteren Wer­ken zu befassen, die uns erhalten bleiben, während er von uns gegangen ist.

Ich habe diese Rezension schon vor langer Zeit geschrieben, aber immer noch nehme ich den voluminösen schwarzen dtv-Band gern in die Hand und lese dar­in hin und wieder nach. Ganz zu schweigen davon, dass es noch zahlreiche sei­ner Werke gibt, die mir zwar schon zur Verfügung stehen, für deren Lektüre es mir bislang aber noch an Zeit ermangelte.

Wer Hobsbawm kennen lernen möchte – und es lohnt sich wirklich sehr, ver­sprochen! – , der hat hier eine ideale Möglichkeit. Folgt mir in das Abenteuer dieses schönen Sammelbandes und lasst euch mehr und mehr verblüffen:

Ungewöhnliche Menschen

von Eric Hobsbawm

Untertitel: Über Widerstand, Rebellion und Jazz

dtv 30873, 424 Seiten

Februar 2003, 16.00 Euro

Übersetzt von Thorsten Schmidt

– Thomas Paine war ein gemäßigter Revolutionär, eine Gestalt, die eigentlich ein Widerspruch in sich war, weil eine Revolution nun einmal immer etwas Gewalttätiges, Umstürzlerisches ist. Aber ein einziger Blick auf Thomas Paines politisches Programm reicht aus, um Stirnrunzeln hervorzurufen: sein Ziel war nichts Geringeres als „allgemeiner Friede, Zivilisation und Handel“…

– Im frühen 19. Jahrhundert existierte in England eine legendäre Bewegung, die man als Ludditen bezeichnete. Meist agrarisch geprägt, zeichneten sie sich da­durch aus, dass sie etwa mechanische Webstühle zerstörten. Kritiker diffamier­ten sie später gerne als „Maschinenstürmer“.1 Aber manche verbündeten sich auch mit Industriellen, um deren Konkurrenten zu vernichten. Seltsam…

– Der Schuhmacher gilt allgemein den Historikern der Neuzeit als Revolutionär par excellence. In allen Rebellionen und Aufständen marschiert er in vorderster Front, soviel ist sicher. Aber warum? Und wie kann es sein, dass sich jemand später dankbar an seinen Schuhmacher erinnert als an „einen ehrbaren alten Mann, der, als ich Kind war, meine Schuhe und meinen Geist ausbesserte…“?

– Wenn in einem agrarisch beherrschten, meist von Analphabeten bevölkerten Land Lateinamerikas die Bauern einen Aufstand durchführen und Ländereien ausgedehnter Latifundien besetzen, wenn ferner sich eine marxistische Bewe­gung in diesem Land etabliert hat, dann geht man üblicherweise von einem kausalen Zusammenhang aus. Dann ist die Verwirrung groß, wenn der Leser verdattert feststellen muss, dass die Marxisten von bäuerlichen Landbesetzun­gen erstens kaum eine Ahnung und zweitens mit ihnen auch nichts zu tun ha­ben. Und dann greifen diese analphabetischen Bauern auch noch auf gesetzlich verbriefte Rechte aus der Zeit der spanischen Herrschaft zurück und weisen Ur­kunden vor, die bis 1607 zurückdatieren. Irgendetwas, merkt man rasch, ist hier ganz eigentümlich anders als angenommen…

– Der Bandit Turiddu Giuliano und Mario Puzos Roman „Der Sizilianer“ haben ei­niges miteinander gemeinsam. Während Giuliano sich allerdings als eine Art von „Robin Hood“ verstand und Mario Puzo ihn in seinem Roman so darstellt, war der reale Giuliano (1922-1950) hierfür ausgesprochen ungeeignet, schließ­lich richtete er unter Kommunisten auf Sizilien ein Blutbad an. Um es mit den Worten des Autors zu sagen: „So war er (Giuliano) in der Tat ein Robin Hood, wie ein amerikanischer Journalist in einem Interview mit ihm sagte – ein guter Junge, ein wackerer Kerl, der nur einen Fehler hatte (der sich allerdings schlecht mit dem Klischee des „edlen Banditen“ verträgt): Er brachte gern Menschen um. Vierhundertdreißig, um genau zu sein, im Verlauf seiner Karriere.“

Und der Leser runzelt die Stirn.

Es gibt eine Menge in diesem Buch, über das man die Stirn runzeln, ungläubig kichern und staunen kann. Manches ist auch durchweg beängstigend, etwa, wenn Hobsbawm schon 1965 konstatiert, dass der Krieg, den die USA in Viet­nam führen, nicht zu gewinnen ist und er aus rein strukturellen Erwägungen nur bis zu jenem Punkt geführt werden kann, wo Amerika sich ohne starken Ge­sichtsverlust aus dem Land zurückziehen kann (was 1975 dann geschah).

Dem Leser läuft es kalt den Rücken herunter, wenn er über „die Regeln der Gewalt“ (geschrieben 1969!) Dinge zu lesen bekommt, die auch für den Afghanistan- und Irakkrieg der Gegenwart gelten könnten.

Und ferner lernt der neugierige Leser bizarre Gestalten kennen, und eigentümli­che Verknüpfungen, die nicht unbedingt nahe liegend sind. So geht es etwa dar­um, die Verbreitung von Arbeitertraditionen nachzuskizzieren, indem die Ver­breitung von Fish- & Chips-Buden in England betrachtet werden oder auch der Ausbau von Seebädern. Man lernt etwas über viktorianische Werte und über die Frage, weshalb sich ausgerechnet kommunistische Agitatoren gerne auf Plakaten zum 1. Mai und anderen sozialistischen Feiertagen mit antiken Göttin­nen zu schmücken begannen (was nicht so ganz nahe liegend ist, um es behut­sam zu formulieren).

Schließlich beschäftigt sich Eric Hobsbawm auch noch mit der Entwicklung des Jazz, eines Themas, das man bei Historikern eigentlich nicht vermutet. Wer im­mer sich hier ein wenig auskennt – ich gestehe, ich bin Laie – , dem werden die Namen Count Basie, Duke Ellington, Louis Armstrong, Sidney Bechet oder Billie Holiday gewiss einiges sagen. Mit ihnen lässt sich hier ein Wiedersehen feiern, manchmal freilich mit Magengrimmen. Und man lernt zugleich eine Menge über Rassenschranken, die gesellschaftliche Schichtung in England, den USA und Europa seit dem Amerikanischen Bürgerkrieg.

Ungewöhnliche Menschen“ ist ein Buch, das von der Struktur wie von der Ziel­richtung her ziemlich aus dem Rahmen dessen fällt, was man normalerweise in der Schule als „Geschichte“ beigebracht bekommt. Es handelt von Alltagsge­schichte, von Mentalitätsgeschichte. Oder, wie Hobsbawm selbst einleitend sagt: „Dieses Buch handelt von Menschen, deren Namen gewöhnlich niemand kennt, ausgenommen ihre eigenen Familien und Nachbarn und in modernen Staaten die Melde- und Standesämter… im Zeitalter der modernen Medien ha­ben Musik und Sport einige wenige von ihnen ins Rampenlicht gerückt. Sie wä­ren in früheren Zeiten anonym geblieben. Sie machen den Großteil der Mensch­heit aus.

Und er fährt fort: „Es geht mir also darum zu verdeutlichen, dass diese Frauen und Männer, wenn nicht als einzelne, so doch in ihrer Gesamtheit bedeutende Akteure der Geschichte sind. Wie sie handeln und was sie denken, ist von Be­deutung. Es kann und hat bereits die Kultur und den Gang der Geschichte verän­dert, und dies niemals mehr als im 20. Jahrhundert…“

Eric Hobsbawm, 1917 in Alexandria in Ägypten geboren, in Wien und Berlin auf­gewachsen und 1933 nach London emigriert, lehrte lange an verschiedenen Universitäten, gilt als ausgewiesene Koryphäe im Bereich der Alltagsgeschichte, insbesondere, was Arbeitergeschichte und Sozialismusforschung angeht. Er hat zahlreiche Werke über Arbeiterkultur vorgelegt, über Analysen der sozialis­tischen Bewegung, ohne jedoch, und das ist wichtig, deshalb in den Fehler mancher doktrinärer Sozialisten verfallen zu sein. Er ist wohltuend kritisch ge­blieben, und das merkt man an vielen Aufsätzen dieses Buches.

Die sechsundzwanzig Aufsätze sind in den Jahren zwischen 1950 und der Mitte der 1990er Jahre entstanden, teils handelt es sich um Rezensionen oder Vorstu­dien für seine Bücher (wie etwa „Sozialrebellen“). Die Mischung liest sich infol­gedessen ausgesprochen gut, denn wo immer möglich bemüht Hobsbawm un­konventionelle Blickwinkel, kritisiert „heilige“ Gegenstände oder widerlegt einfach gängige Thesen, indem er sie gleichsam maulwurfartig untergräbt. So gelangt er zu neuen Sichtweisen, die das Verständnis für Geschichte und für die Zusammenhänge herstellen, die vorher durch ideologische Verengung (nicht selten marxistische Ideologisierung!) verbaut blieben.

Wer immer sich ein neues Interesse für Geschichte aufbauen möchte, wer et­was über Jazzidole nachlesen möchte (Hobsbawm ist seit seinem 16. Lebens­jahr Jazzfan, wie er bekennt; dennoch wird er hier nicht glorifizierend) oder einfach nur sonst gesichtslose Menschen aus der Geschichte kennen lernen will, etwa den Schurken Roy Cohn, der hat hier einen guten ersten Zugang gewählt. Hobsbawm schreibt sehr lesbar, manchmal mit spürbarer Ironie2, der Übersetzer ist ausgezeichnet und die Themen der Artikel sind sehr abwechs­lungsreich. Die wenigen Längen, die es dennoch gibt, verzeiht der neugierige Leser rasch.

Kluges, sinnvolles Lesefutter für Menschen, die auch beim Bücherlesen noch et­was lernen möchten. Hier ist es realisierbar.

© 2004 by Uwe Lammers

Neugierig geworden? Das hoffe ich doch sehr – gerade der undogmatische Standpunkt, den Hobsbawm einnimmt, ist ausgesprochen erfrischend und nütz­lich für weitere, vertiefende Eigenrecherchen auf dem historischen Feld. Ich glaube, gerade in heutigen Zeiten, in denen das Schlagwort des „postfaktischen Zeitalters“ umgeht wie ein modernes Gespenst, in der scheinbar mehr das Bauchgefühl über die Tatsachen zu triumphieren scheint (in meinen Augen ein ernstes Problem, das schlimme Folgeprobleme nach sich zieht, und die Wahl von Donald Trump Ende 2016 war nur eins davon), ist es wichtig, solche quasi zeitlosen Werke zu lesen. Um zu wissen, wo die Geschichtswissenschaft vor dem „postfaktischen Zeitalter“ schon angekommen war. Um zu verstehen, dass das, was heutzutage als Fortschritt ausgegeben wird, in Wahrheit ein Rückschritt ist. Hobsbawm kann uns hier als faktenbasierter Leuchtturm dienen, und dieses Hilfsangebot sollten wir nicht ausschlagen.

In der kommenden Woche weiche ich mal ein wenig von meinem Kurs ab, der ja darin besteht, gute Bücher vorzustellen. Da muss ich in den sauren Apfel bei­ßen und der Vollständigkeit halber eins vorstellen, das mir gar nicht gefallen hat. Warum und weshalb das dennoch nötig ist, dazu etwas an dieser Stelle zu sagen, erfahrt ihr in einer Woche.

Bis dann, meine Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ich selbst begegnete den Ludditen erstmals in dem SF-Roman „Die DifferenzMaschine“ von William Gibson und Bruce Sterling (Heyne 4860), der in einer Parallelwelt spielt, in der 1855 das von Dampfmaschinen und Lochkartensystemen angetriebene Computerzeitalter beginnt. Der Roman wurde im Jahr 2000 für den SFC UNIVERSUM rezensiert.

2 Unvergesslich ist für mich der kleine Seitenhieb auf Mario Puzo, wenn Hobsbawm über den Roman „Der Sizilianer“ schreibt: „Er (Giuliano) arbeitet in einem Umfeld, das einer Reisekatalog-Idylle gleicht und das von dem Künstler, der die Vorbesprechung des Romans im Playboy bebilderte, angemessen rekonstruiert wurde: Meer, Sonne, Vegetation, Hügel mit den Ruinen griechischer Tempel und Tafeln voller Gerichte, die sizilianische Bauern zweifellos als nicht ethnische Gaumenfreuden würdigen könnten. (Der Stil des Autors wird merklich lebendiger, wenn er Nahrungsmittel beschreibt.)“ Köstlich!

Blogartikel 229: Zu Gast in einer amorphen Zivilisation

Posted Juli 23rd, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

etwas Amorphes ist, das möchte ich heute voranschicken, ehe ich wirklich in unser Thema einsteige, im Grunde etwas Formloses oder Gestaltloses. Dies, wie es der Titel suggeriert, von einer Zivilisation zu behaupten, ist grundsätzlich eine Art der Beleidigung. Da wir uns heute aber wieder in der beliebten Rubrik der „Fehlerlese im OSM“ aufhalten, legt dieser Titel ebenso wie die Wortver­wendung nur eins offen: nämlich meine eigenen schriftstellerischen Schwä­chen, die ich vor sehr vielen Jahren in der Schilderung einer solchen Welt offen­barte.

Ich bin, wie ihr wisst, seit langem dabei, alte OSM-Episoden abzuschreiben und dabei schon oft auf diverse Kuriosa gestoßen. Diesmal war es wieder soweit, und es traf mich an einer Stelle, wo es etwas unerwartet war – im KONFLIKT 12 des Oki Stanwer Mythos, also der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC). Wer hier alarmiert aufhorcht, tut dies mit Recht. Wer es nicht tut, dem erkläre ich sogleich, in was für ein Minenfeld wir uns heute begeben, und wer danach gern vorzeitig die Lektüre beenden möchte, dem sehe ich das absolut nach.

Als ich mich vor ein paar Jahren intensiver mit der modernen Doctor Who-Serie befasste, lernte ich einen neckischen Begriff aus dem Mund von Professorin Dr. River Song kennen, nämlich „Spoiler“. Sie machte sich ein neckisches Vergnügen daraus (vermutlich auch eine Form von Notwendigkeit), dem Doctor gezielt Wissen vorzuenthalten. Sie tat das, weil ihre Zeitlinien entgegengesetzt verlau­fen. Die für den Doctor erste Begegnung mit ihr endet mit River Songs Tod, und für sie ist es das Ende ihrer Beziehung.

Wenn ich jetzt also betone, dass das Folgende unter Spoileralarm fällt, tue ich das absolut mit Recht. Ich zitiere aus einer Rohepisode der BdC-Serie, die ich 1989 verfasst habe. Das wäre für die meisten Geschichten unproblematisch, da sie in der Regel noch lange nicht in E-Book-Form eingeplant sind… aber die BdC-Serie ist gegenwärtig in Bearbeitung für die Publikation im E-Book-Format, und voraussichtlich erscheinen die ersten beiden Bände noch 2017 (so wenigstens meine Planung). Damit ist das, was ich weiter ausführen werde, ein Vorgriff auf E-Books, die in den nächsten Jahren planmäßig entstehen und veröffentlicht werden. Wer darum, ich wiederhole es, hier aufhören möchte, zu lesen, kann dies ausdrücklich tun.

Wer mehr wissen möchte, der lese hier weiter:

Im KONFLIKT 12 des Oki Stanwer Mythos, der Serie „Bezwinger des Chaos“, er­folgen zahlreiche Odysseen, und manche führen an Orte, wo das Vorstellungs­vermögen auf harte Proben gestellt wird. Eine solche Reise verschlägt eine Gruppe von Tasvanern an der Seite eines Helfers des Lichts Oki Stanwers in ein „Reich hinter dem Universum“. Und da sind mir, muss ich leider eingestehen, mordsmäßige Baufehler unterlaufen. Ich möchte aus Raumgründen nur ein paar davon vorführen.

Das Sonnensystem, in dem die Tasvaner landen, ist bewohnt von einer Rasse höchst fremdartiger Raupenwesen, den Llarrors. Sie sind, beunruhigend genug, selbst Sklaven geworden, und zwar hat ein wahnsinniges Computerhirn ihre Zi­vilisation seit Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden unterjocht und sie auf der einstigen Werftwelt, dem Planeten 11 des Systems, in den Untergrund ge­trieben. Die Ursprungswelt der Llarrors, der Planet 9, gilt inzwischen als uner­reichbares Paradies. Nur der Computer selbst vermag eine Transmitterverbin­dung dorthin herzustellen.

So weit, so gut.

Die Llarrors im Untergrund von Planet 11 befreien also einen der gefangenen Tasvaner, und dann fangen die Ungereimtheiten wirklich an. Zitat 1:

Osthey setzte sich seufzend auf den Boden und kratzte sich am Hinterkopf. Er befand sich in einem geräumigen Höhlenraum, mehr als vierzig Stockwerke un­ter dem Computerzentrum, in dem seine Freunde zusammengehalten wurden. Hier um ihn herum tagte die Versammlung der Llarrors.

„Und er ist wahnsinnig, ja?“, fragte er.

„Leider ja“, schnarrte Derron kalt. Er konnte seine Gefühle über den primiti­ven Translator nicht herüberbringen. Sie hatten mehr als zehn Stunden darauf verwenden müssen, um endlich das Grundvokabular für eine Unterhaltung zu­sammenzubekommen, bis der Translator allmählich begriff, was man von ihm wollte.

Da hatte Osthey begonnen, die Geschichte der Llarrors zu verstehen, die mit ihren Anfängen im Dunkel der Geschichte lag…

Vielleicht seht ihr das Problem nicht auf den ersten Blick. Ich erinnere hier aber gern an Band 10 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), wo die yantihnische Linguistin Vaniyaa, die nun wirklich ein echter Crack war, mit mo­natelangem Vorlauf immer noch sehr lange brauchte, um sich mit der zwergen­haften Spezies der Shonta zu unterhalten.

Unser Protagonist Osthey oben hingegen hat keinerlei gemeinsame Kommuni­kationsbasis, nicht mal eine in puncto Mimik und Gestik, und er will nur 10 Stunden brauchen, bis man sich gescheit mit den Llarrors unterhalten kann? Völliges Wunschdenken. Also, das kann man komplett vergessen. So wird das in der Überarbeitung natürlich nicht ablaufen.

Sehen wir uns ein weiteres Beispiel an, worin es dann um die angewandte Tech­nik geht, das ist vermutlich noch deutlich verheerender. Als Background folgen­de Info: Osthey und die Llarrors kommen überein, dass es am sinnvollsten sein würde, den wahnsinnigen Computer abzuschalten.

Auf die Idee hätte man schon vor Jahrhunderten kommen können? Je nun… das ist nicht falsch, aber nicht der entscheidende Punkt. Warum die Llarrors von solch einem Plan Abstand nahmen, ist in der Tatsache begründet, dass der Computer die Lebenserhaltungssysteme in den Höhlenlabyrinthen auf­rechterhält, in denen sie leben. Sich selbst den Ast abzusägen, auf dem sie sitzen, kommt den Llarrors nicht sinnvoll vor, und das kann man durchaus ver­stehen.

Dann jedoch kommt Osthey, ein Wesen einer völlig fremden Spezies, und er meint, das sei bestimmt ohne größere Probleme möglich… warum denkt er das? Weil er typisch tasvanisch denkt: in seiner Kultur gibt es halt Backup-Syste­me, die einspringen, wenn das Hauptsystem versagt. In diesem Fall, denkt er sich, ein Zweitcomputer, der bislang nicht in Betrieb ist und deshalb vielleicht nicht so verrückt wie der Hauptrechner. Wenn man also den Hauptrechner grillt, springt die Zweitversion an und hält das System am Laufen, aber der Ver­rückte ist weg.

So denkt er und kann tatsächlich in Rekordzeit die zweifelnden Llarrors überzeu­gen (nicht sonderlich plausibel, aber das ist nicht das Schlimmste). Der Ort, an dem Sabotage verübt werden soll, ist ein Hauptkabelschacht, der senkrecht nach oben verläuft. Llarrors, die sich in der Horizontalen bewegen, kommen da nicht hin. Wer legt also die Sprengladungen? Osthey natürlich. Und das liest sich dann folgendermaßen:

Zitat 2:

Osthey sah an dem dunklen Gebilde herauf, das sich etliche Meter hinauf er­streckte. Es war ein Kabelschacht, und er befand sich im Innern… Osthey hatte sich aus einem Kabel, das er in einem Depot gefunden hatte, eine Schlinge gemacht und warf diese nun hinauf, damit sie sich irgendwo festhakte.

Tatsächlich verhakte sie sich an einem Eisenträger und wickelte sich darum. Es war ein sehr massiver Träger, und so fiel es dem Tasvaner nicht schwer, hin­aufzuklettern…

Osthey ließ sich auf dem Sims nieder, das direkt unter dem Eisenträger war. Hier stand er direkt neben dem Kabelende, das hier aus einem anderen Tunnel in der Wand kam und in einem Bogen nach oben wuchs. Es hatte einen Durch­messer, der dem von mehreren Tasvanern gleichkam.

Schimmernd und warm lag es da, gleich einem mystischen Ungeheuer, das je­derzeit aufwachen und seine Pranken ausstrecken konnte. Diese unlogische As­soziation machte dem Biologen zu schaffen. Aber dann löste er die an seinem Gürtel befestigten Sachen und betrachtete unsicher die runden Gebilde, die einen Durchmesser von zehn Zentimetern hatten, aber nur drei Zentimeter dick waren. Scheiben, die einen elektronischen Sprengstoff enthielten und laut den Llarrors dazu verwendet wurden, um defekte Schaltkreise aus Aggregatblöcken zu lösen.

Vorsichtig brachte er die überall haftenden Gebilde in regelmäßigen Abstän­den um den Kabelstrang an, denn es durfte nicht vorkommen, dass eine oder zwei Leitungen überlebten…

Osthey hatte sich gewundert, dass der Kabelschacht nicht bewacht war, aber es hatte eine logische Erklärung dafür gegeben, die schon bei den Llarrors durchgeschimmert hatte…

„Ich komme wieder herunter!“, rief der Tasvaner. „Geht in Deckung, gleich gehen die Ladungen hoch!“

Er rutschte rasch an dem Kabel herab, das ihm fast die Hände aufscheuerte, da es spiralig gewunden war und keine glatte Oberfläche besaß…

Man merkt hieran natürlich sofort, wie ausgesprochen detailliert der Kabel­schacht beschrieben wird (quasi gar nicht) und wie die Sprengladungen missver­ständlich dargestellt sind (ist das jetzt klebriges Zeug, das der Sprengmeister selbst nicht mehr von seinen Fingern abbekommt, oder wollte ich vor mehr als 25 Jahren nur ausdrücken, dass die Ladungen, einmal an Untergrund gepresst, überall haften können? Ich nehme Letzteres an…).

Schweigen wir davon, dass die fremde Alientechnik doch sehr verblüffend an ir­dische Installationen erinnert und man wohl kaum davon ausgehen darf, dass diese Materialien in einem irdischen Baumarkt gekauft wurden… allein, die Phantasie des Autors versagte damals angesichts dieser Herausforderung voll­kommen, und was erhält man dann? Einen Kabelschacht. Na toll. Geht echt gar nicht!

Und so weiter und so fort, wirklich, in fast jedem Absatz der Episode findet man solche haarsträubenden Auslassungen. Wie sehen die einzelnen Llarrors aus? Wie sehen die Untergrundgänge aus? Wie viele Exilanten leben dort? Gibt es eine Hierarchie? Existieren unterschiedliche Interessengruppierungen? Anzu­nehmen wäre beispielsweise eine Art von technischem Orden, der das Wissen über die Jahrhunderte tradiert. Kein Wort davon. Haben die Llarrors eine Schrift? Wie sieht die Geschichte dieses Volkes wirklich aus?

Tja, da ist wirklich gar nichts. Hektischer Aktionismus, nicht sonderlich viel Durchdachtes – ein klares Indiz dafür, dass ich damals nicht „in“ der Story steck­te, sondern einfach darüber hinflog, mich auf Floskeln und das, was ein guter Brieffreund mal „Standardhandlungen“ nannte, ich würde es als Schematismus-Bausteine bezeichnen (was auch nicht freundlicher ist), beschränkte. Und zwar in dem naiven Glauben, damit würde ich doch schon eine interessante Story er­zählen…

Nun, ihr ahnt, dass das heute nicht mehr meine Ansicht ist. Deshalb werdet ihr die obigen Zitate auch so in der späteren Überarbeitung nicht mehr vorfinden. Da wird quasi jedes Wort ausgetauscht werden müssen.

Es tut mir zwar leid, so barsch mit meinen eigenen Texten umspringen zu müs­sen, aber was einfach schlecht geschrieben ist, ist eben schlecht geschrieben, das zu bagatellisieren, wäre kaum zielführend.

Ich glaube, ich erspare es euch, noch weitere Beispiele zu bringen. Es gäbe sie reichlich. Etwa die angeblich im „Handumdrehen“ erfolgende Hochschaltung des Ersatzgehirns des Planeten, das natürlich – welche Überraschung – nicht gestört ist. Auch dass die Llarrors, die so lange von jedweder technischen Ent­wicklung abgeschnitten waren, sich mühelos mit Gleitfahrzeugen an der Ober­fläche auskennen, glaubt ihnen niemand. Und die Mühelosigkeit, mit der sie schließlich auf der gesamten Planetenoberfläche (!) zielsicher das Raumschiff ausfindig machen, mit denen die Tasvaner gekommen sind (wobei ich eine Rei­he anderer, die es dort ebenfalls gab, völlig vergaß, ist auch absolut nicht realis­tisch.

Nein, die Llarror-Zivilisation bekommt man wirklich nur in schematischen Wort­hülsen und Redewendungen zu sehen, was sie tatsächlich ausmacht, bleibt im Dunkeln. Das haben diese faszinierenden Wesen nun wirklich nicht verdient. Der Erstkontakt hier muss sehr viel intensiver geschildert werden, und ich ver­spreche euch, genau das tue ich auch. Momentan ist diese Zivilisation völlig amorph und ungegenständlich… das wird geändert werden.

Und was unseren Protagonisten Osthey angeht… den werdet ihr in der nahen Zukunft auch kennenlernen, besser charakterisiert als bislang, versteht sich. Darauf könnt ihr euch schon freuen.

Damit schließe ich für heute das Fehlersuchkapitel des Oki Stanwer Mythos. In der nächsten Woche findet ihr an diesem Ort den „Work in Progress“-Report für den Monat April 2017.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 121: Und immer wieder die Zeit

Posted Juli 19th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

im Jahre 1997, vor rund zwanzig Jahren also, da sahen viele meiner Rezensio­nen noch eher wortkarg aus, sie stellten wenig mehr dar als mal mehr oder we­niger gut geschliffene Wortspiele, die über den Inhalt des Buches, um das es ei­gentlich gehen sollte, informierten. Mehr kam es mir dann darauf an, eigene Refle­xionen ins Zentrum der „Rezensionen“ zu stellen… und ja, obgleich ich zu die­sem Zeitpunkt nun wirklich schon seit mehr als zehn Jahren regelmäßig rezen­sierte, kamen dann schöne Bücher mit unangemessen knappen Besprechungen aus.

Ein solches Buch war „Und immer wieder die Zeit“ von Alan Lightman, ein klei­nes, handliches Büchlein mit niedlichen Seiten und wenig Text auf ihnen, das dazu einlud, es gemächlich durchzuschmökern. Zweifellos kam mir damals auch zugute, dass ich Philosophie im zweiten Nebenfach an der TU Braunschweig studierte und Platon in der deutschen Übersetzung nebenher las. Da war ich für derlei Themen sehr empfänglich.

Das vorliegende Werk ist sowohl etwas für die Liebhaber raffinierter Wortspiele als auch für jene spekulativen Geister, die der Auffassung sind, dass sich in der harten Schale der Naturwissenschaften auch ein sinnlicher, faszinierend fun­kelnder, weicher Kern versteckt. So, wie Historiker von den Welten des „Was wäre wenn…?“ träumen mögen, ohne sich das gern einzugestehen, ganz so ist es bei manchem Physiker.

Und ja, vielleicht galoppieren die Traumpferde der unausgegorenen Gedanken nächtens in jene Gefilde, in denen nicht mehr unsere gängigen Naturgesetze gelten, sondern die potentiellen, möglichen, rekursiven, paradoxen Abläufe die Oberhand gewinnen.

Alan Lightman kleidete diese spekulativen Phantasien in Worte und legte sie ei­ner berühmten Seele sinngemäß in den Schlummergeist. Folgt mir also in das Patentamt von Bern ins Jahr 1905 zu einem kleinen Angestellten, der bald ein berühmter Physiker sein wird:

Und immer wieder die Zeit

(OT: Einstein’s Dreams)

von Alan Lightman

Übersetzt von Friedrich Griese

Hoffmann und Campe

Gebundene Ausgabe

1994, 210 Seiten

Wir schreiben das Jahr 1905 und befinden uns im Patentamt zu Bern. Ein junger Patentamtsangestellter ist zu nachtschlafender Zeit noch immer an der Arbeit und hat soeben das menschenleere Büro betreten, in der Hand sein zwanzigsei­tiges Manuskript über eine neue Theorie der Zeit. Während er bald darauf an seinem Schreibtisch gegen die Müdigkeit ankämpft, erinnert er sich an all die seltsamen Träume rings um die Zeit, die er in den letzten Wochen gehabt hat, Träume von surrealer, suggestiver Eindruckskraft. Der Mann heißt Albert Ein­stein, und er hat noch keine Ahnung davon, dass er eines nicht allzu fernen Ta­ges berühmt sein wird.

Angenommen, die Zeit ist ein Kreis, in sich gekrümmt. Die Welt wiederholt sich, exakt, endlos.

Die meisten Leute wissen nicht, dass sie ihr Leben nochmals leben werden. Händler wissen nicht, dass sie dasselbe Geschäft wieder und wieder abschließen werden, Politiker, dass sie vom selben Pult aus im Kreislauf der Zeit endlose Male reden werden. Eltern bewahren das Andenken an das erste Lachen ihres Kindes, als würden sie es nie wieder hören…“

So beginnt der erste Traum, der erste von insgesamt dreißig, unterbrochen von Zwischenspielen und Illustrationen. In jeder Welt wird die Zeit anders abgehan­delt, verhält sich anders. Exemplarisch wird häufig ein Vorfall geschildert oder Anomalien, um zu dokumentieren, was anders ist.

Der Leser lernt in diesen Kapiteln jene seltsame Welt kennen, in der die Täler und Ebenen unbewohnt sind, weil die Menschen nur auf hohen Stelzenhäusern auf den Gipfeln der Berge leben. Dann gibt es jene seltsamen Menschen, die durch die Zeit gefallen sind und sich krampfhaft bemühen, ja nichts zu be­rühren, um die Vergangenheit ihrer Welt nicht zu verändern. Oder da ist die Welt, in der die Zeit drei Dimensionen besitzt. Jene, in der es Körperzeit und mechanische Zeit gibt. Es existiert eine Welt mit absoluter Zeit, eine mit zähflüs­siger Zeit und eine mit rückwärtslaufender. Dann findet man aber auch eine akausale Welt und jene Erde mit dem Mittelpunkt der Zeit…

Oder wie ist es mit jener Welt, die am 26. September 1907 untergehen wird?

Die Welt wird am 26. September 1907 untergehen. Das weiß jeder.

In Bern ist es wie in allen großen und kleinen Städten. Ein Jahr vor dem Ende schließen die Schulen ihre Tore. Warum noch für die Zukunft lernen, bei einer so kurzen Zukunft? Die Kinder, entzückt, dass sie für immer frei haben, spielen un­ter den Arkaden der Kramgasse Verstecken, laufen die Aarstraße entlang und lassen Steine über das Wasser hüpfen, verplempern ihr Geld für Pfefferminz und Lakritz. Ihre Eltern lassen sie machen, was sie wollen.

Einen Monat vor dem Weltende schließen die Geschäfte. Das Bundeshaus stellt seine Beratungen ein. Im Bundestelegraphengebäude kehrt Stille ein…“

Jede der Betrachtungen, jeder der Träume hat eine eigene Welt zum Inhalt, manchmal ist das jeweilige Kapitel ungeheuerlich oder subtil, manchmal wun­derlich und absurd. Und doch ist die fundamentale Wahrheit die der Zeit, der nichts und niemand entgehen kann. Sie ist allgegenwärtig…

Alan Lightman, Professor für Astrophysik am MIT, ist bislang nur mit Sachbü­chern und Aufsätzen bekannt geworden. Doch sein erstes belletristisches Buch „Und immer wieder die Zeit“ ist unbedingt lesenswert, insbesondere, weil es wegen seines stark spekulativen Charakters und der schrulligen Eigenwilligkeit nicht nur etwas für experimentierfreudige Physiker ist (die wahrscheinlich nicht mal das Zielpublikum darstellen), sondern insbesondere für Fans der Phantas­tik.

Mir hatte es insbesondere das Kapitel auf Seite 177 angetan: was, wenn Zeit ein lokales Phänomen ist? Spannende Frage! Auflösung: in diesem Buch.

© 1997 by Uwe Lammers

Ja, zwanzig Jahre mögen eine lange Zeit sein (ein kleines, kesses Wortspiel an­gesichts der oben dargestellten Materie, ich bin mir dessen bewusst!)… aber auf der anderen Seite dann doch wieder nicht. Ich denke, es ist stets an der Zeit, dieses Buch mal wieder aus dem Regal hervorzuziehen und sich von den kurzen Vignetten verzaubern zu lassen. Wer weiß, welche faszinierenden Ge­schichtenkeime aus diesem Werk aufblühen werden, wenn man es erstmals oder wiederholt durchstöbert?

Ihr werdet es sicherlich nicht bereuen, es zu suchen und zu goutieren, davon bin ich fest überzeugt.

Wohin reisen wir in der kommenden Woche? Nun, in gewisser Weise bleiben wir im Metier der Geschichtswissenschaft. Diesmal werden wir einen weiteren „grand old man“ der Geschichtswissenschaft besuchen, der leider auch schon nicht mehr unter uns weilt. Er macht uns bekannt mit „Ungewöhnlichen Men­schen“.

Was das bedeutet? Das findet ihr in sieben Tagen heraus, versprochen. Und es lohnt sich!

Ich freue mich auf euer zahlreiches Erscheinen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 228: Legendäre Schauplätze 4 – Dawson

Posted Juli 16th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

als die ersten Kosmonauten der russischen Mission „Kosma Venaja“ im Jahre 2041 den glutheißen Planeten Venus des solaren Systems erreichte, konnte nie­mand erahnen, was sie entdecken würden. Noch weniger wurde für lange Zeit deutlich, warum diese Expedition überhaupt unternommen worden war – galt doch die Venus als absolut lebensfeindlicher Ort und für die Kolonisation noch denkbar ungeeigneter als etwa der frostkalte Mars mit seiner dünnen Atmosphä­re.

Und doch barg die Venus den Weg zu den Sternen: rätselhafte Aliens hatten hier eine unterirdische Station zurückgelassen mit einem schwarzen Kristallmono­lithen, den die Teilnehmer der nächsten Venus-Mission, der chinesischen MING-2-Expedition, das „Tor der Ewigen Seligkeit“ nannten. Nach und nach ver­schwanden alle Teilnehmer durch dieses rätselhafte Portal auf die andere Seite und kehrten nie wieder zurück.1

Jenseits dieses Portals lag eine geheimnisvolle Welt, und als ich im Jahre 1991 damit begann, an dem 19. KONFLIKT des Oki Stanwer Mythos zu arbeiten, be­gleitete ich terrestrische Auswanderer und Leute, die vor dem Gesetz auf der Flucht waren, auf die andere Seite.

Ich landete auf einem Planeten namens Dawson, und zu meiner nicht geringen Verblüffung waren weder ich noch die anderen Terraner die ersten hier. Und Dawson war auch nur einer von zahlreichen Namen dieser Welt, die auf den er­sten Blick so unscheinbar, ungezähmt und unkompliziert aussah.

In Wahrheit erwies sich Dawson in den kommenden 25 Jahren, in denen ich mit diesem Planeten zu tun hatte, als ein durch und durch todbringender Ort, an dem nahezu nichts so war, wie der erste Anschein Glauben machte.

Dawson, ein annähernd erdgroßer Planet, ist klimatisch etwa mit dem gemäßig­ten Norden der Erde zu vergleichen, eine Welt, überzogen von Tundren und Sumpfgebieten – was dann der Grund ist, warum einzelne Auswanderer wie der junge Ire Ian Perry ihn für sich auch „Swamp“ nennen. Das Tal des windungsreichen Blackriver – so ziemlich der einzige Bereich der Welt, der bislang erforscht ist – ist jener Ort, wo das Gegenportal des Venustransmitters steht, den die Hightech-Spezies der Baumeister geschaffen und dort zurückgelassen hat. Die ursprüngliche Vermutung der frühen Kolonisten, sie würden gewissermaßen in einer Hightech-Umwelt wieder erscheinen, war vollkommen abwegig. Sie landeten vielmehr in einer unerschlossenen Wildnis, die am ehesten mit Kanada, dem nichtpolaren Alaska, Skandinavien oder Russland nahe dem Ural vergleichbar wäre.

Elektronische Signale, Satelliten, Luftfahrt – völlige Fehlanzeige. Der Planet Dawson schien buchstäblich völlig untechnisch zu sein. Nichts und niemand weit und breit zu sehen, und wie weiland die frühen Kolonisten des amerikani­schen Mittelwestens waren die Besucher auf sich gestellt, mit nichts anderem als dem, was sie zum Überleben mitgebracht hatten.

Aber Dawson sträubte sich.

Der Planet bewies recht bald, dass er ein paar üble Tricks auf Lager hatte – so wurde der Kolonist Ian Perry etwa von einer scheinbar einheimischen Lebens­form vergiftet und fast umgebracht. Sein Glück war allerdings, dass er im Flusstal südwärts gewandert war und hier auf andere Lebewesen stieß, von de­nen sich eine verblüffend humanoide Frau namens Sinaa in ihn verliebte, ihn ge­sundpflegte und schwanger von ihm wurde.2

So entdeckte er, dass das humanoide Volk der Kleinis von der Zentralwelt auch diesen Planeten schon entdeckt hatte, aber auf eine… höchst merkwürdige Weise hierher gefunden hatte. Sie waren mitsamt ihrer Stadt Koloron irgendwie aus dem Nichts erschienen und unverzüglich in die Wildnis geflüchtet. Was genau in Koloron geschehen ist oder was es mit diesem Auftauchen auf sich hat, könnte ich an dieser Stelle zwar verraten, aber das wäre wirklich viel zu viel des Spoi­leralarms, also möchte ich das besser noch nicht tun.

Die Kleinis nannten diese Welt Shoneei, und interessanterweise gab es ein paar Jahrzehnte VOR der Ankunft von Koloron noch eine Gruppe von Kleinis, die auf dieser Welt strandete – angeführt von einem Revoluzzer namens Klivies Kleines, einem Helfer des Lichts, der per Raumschiff aus seinem Heimatimperi­um flüchtete.3

Er wurde direkt nach seiner Bruchlandung dummerweise Zeuge, dass ihn hier lebende Existenzformen bereits erwarteten… Gestaltwandler aus dem Volk der Berinnyer, die ihn als „Volksbefreier“ begrüßten. Das machte Kleines sofort klar, worum es sich bei diesen Berinnyern handelte: um Matrixfehler.

Denn es stimmte schon, er hatte einstmals eine mythische Person verkörpert, die man den „Volksbefreier“ nannte – das war allerdings im KONFLIKT 12 gewe­sen, der inzwischen rund 35 Milliarden Jahre zurücklag.4 Die Berinnyer glaub­ten, nach wie vor in diesem Universum zu leben, in dem der KONFLIKT 12 tobte. Kleines war klar, dass sie nichts anderes als Matrixfehler sein konnten.

Dawson bildete nicht nur die Heimstatt für Menschen und Kleinis sowie Berinnyer, sondern auch für interessante Mischwesen wie etwa die Tochter von Ian Perry und Sinaa, die durch einen berinnyischen Spaltling namens Shaslacanyoorid aufregende Fähigkeiten vermittelt bekommen hatte.5

Aber auch das war noch nicht die ganze Wahrheit.

Während im Laufe der folgenden Jahrzehnte bis etwa 2081 irdischer Zeitrech­nung auf Dawson im Blackriver-Tal eine mühsame kleine Menschenpopulation entstand, die sich in wenigen kulturellen Zentren wie insbesondere „First Valley“ ballte, mehrten sich die Anzeichen, dass der Planet, so unscheinbar er auch sein mochte, Brennpunkt kosmischer Auseinandersetzungen werden wür­de.6

Es begann damit, dass ein Trupp Flüchtlinge am 7. August 2064 von der Venus im Transmittergegenportal nahe First Valley auftauchte – angeführt von einem Mann namens Oki Stanwer, der auf der Erde aus dem Nichts aufgetaucht war und sofort von den Behörden verfolgt wurde. Er suchte Zuflucht auf Dawson und schuf in der Wildnis seinen eigenen Unterschlupf, das LAGER, das der Ge­genpol zu der Diktatur des Obmanns Alex Tschernowsky von First Valley wur­de.7

Es ging weiter, als offenbar wurde, dass hinter den rätselhaften Erscheinungen der so genannten „Veils“ und der „Ghaylies“ in den Wäldern Dawsons zwei weitere Alienvölker stecken mussten, von denen wenigstens eines auf dem Pla­neten beheimatet war… das andere schien eine Spezies von Dimensionswande­rern zu sein, die Dawson dann und wann einen Besuch abstatteten.

Besonders kompliziert wurde es, als eine höchst fragile Mensch-Berinnyer-Alli­anz das unterirdische Reich der Mörder ausfindig machte, in dem Klivies Klei­nes in einem Stasis-Gefängnis eingekerkert worden war. Zwar gelang Kleines´ Befreiung, aber das war erst der Beginn viel schrecklicherer Ereignisse. Denn kosmische Mächte wachten schon die gesamte Zeit über diese unscheinbare Welt, die rund 100 Lichtjahre von der Erde entfernt lag. Sie befand sich ebenso wie die Erde im so genannten „Innersten Quadranten“ der Milchstraße – zwar ebenso wie das solare System formell an der Peripherie der Galaxis gelegen, aber von unglaublichen Sicherheitssystemen abgeschirmt und angeblich uner­reichbar.

Nun, das war alles eine grässliche Täuschung.

Dawson war schon seit Jahrhunderten infiltriert von Mächten, die sehr viel machtvoller waren als alles, was die Baumeister und die Entropie-Ingenieure, die die spezialstrukturierte Galaxis Milchstraße als Kampfschauplatz dieses KONFLIKTS 19 formatiert hatten.

Mächte aus der Zukunft, die um den größten Teil der Historie und auch um viele der Dinge wussten, die noch kommen würden. Sie begannen damit, Schicksal zu spielen, mit den Bewohnern von Dawson, mit den Bewohnern der Erde, mit den Helfern des Lichts, den Berinnyern, den Kleinis und besonders mit Oki Stanwer. Die eine Seite wünschte die Instrumentalisierung, die andere schien eher be­schützend zu wirken. Was nicht bedeutete, dass sie tatsächlich beschützten. Und die Art und Weise ihres Schutzes war mitunter mörderisch.

Als ein ortungstechnischer Schutzwall um das unscheinbare Dawson fiel, wurde das, was die Mächte aus der Zukunft immer schon gespürt hatten, dass Dawson nämlich ein so genanntes „blindes Datenfenster“ war, eine unwägbare Variable im kosmischen Handlungsstrom, allgemein als Risiko erkannt.

Interventionskräfte wurden dorthin entsandt – sture, betonhäutige Soldaten, die Grauhäutigen. Dann ein Ritter vom Goldkristall, der fürchtete, dass sich Klivies Kleines mit dem schlimmsten Feind von allen verbündet haben könnte – mit TOTAM, der Macht des Bösen.

Und dann erschienen weitere Emissäre auf der Bühne des Schicksals – negative GRALSJÄGER, die bereit waren, ganze Städte in Schutt und Asche zu legen, nur um vermeintlich „Ordnung“ wiederherzustellen. Doch auch sie waren ledig­lich Marionetten an langen Schicksalsschnüren und Erfüllungsgehilfen monströ­ser Pläne.

Mächte kontrollierten diese unscheinbare Welt Dawson in einer Weise, die für die Kämpfer des Lichts, die im SCANNER-System, dem Steuerungsherzen der spezialstrukturierten Galaxis Milchstraße, agierten, einfach unbegreiflich blei­ben mussten. Eine unscheinbare Asiatin namens Ghani, die seit Jahren in Oki Stanwers LAGER wirkte und als „Hexe“ berüchtigt war, hätte ihnen soviel mehr erzählen können. Aber Ghani dachte nicht im Traum daran.

Offenbarungen, wusste sie, waren einfach nur geeignet, jedwedes Vertrauen auf Dawson zu zerstören. Schlimmer noch: Offenbarungen der Art, wie sie sie hätte machen müssen, hätten jedes Leben auf dieser Welt vernichtet, vielleicht sogar den KONFLIKT selbst entgleisen lassen.

So schaukelten sich also die Wellen des Chaos immer weiter hoch, und aktuell, nach einer Arbeitszeit von über 25 realen Jahren, stehe ich an dem Punkt, end­lich die konfusen Fäden des chaotischen Handlungsstromes zusammenzuführen und an jenem Punkt kulminieren zu lassen, wohin sie immer sollten: in einer strahlenden Metropole der Kleinis tief im Süden des Blackriver-Tales: in Kolo­ron.8

Gleichwohl gibt es noch sehr viel über Dawson zu berichten. In der näheren Zukunft werdet ihr mit der Story „Das Versteinerungs-Spiel“ eine weitere Vi­gnette von Dawson zu lesen bekommen, zweifellos dann auch noch ergänzende Stories.

Dawson ist ein Schauplatz von unglaublich komplexem Zuschnitt und bei aller Unscheinbarkeit wohl der zentralste Ort dieses KONFLIKTS, wenn man viel­leicht mal von der Erde und TOTAM sowie der NISCHE absieht. Und deshalb reihe ich Dawson mit vollem Recht unter die legendären Schauplätze des OSM ein, die mich über die Jahrzehnte wieder und immer wieder beschäftigen – selbst wenn es aktuell so aussieht, als würde dieser Planet nur in diesem Universum eine bedeutsame Rolle spielen. Da ihr ihn schon in einer Stippvisite kennen lernen konntet, kam es mir wichtig vor, euch hier einen kleinen, gruseligen Vorgeschmack darauf zu geben, was ich von Dawsons Zukunft und Vergangenheit alles schon entdeckt und beschrieben habe… beizeiten werdet ihr diese Details in aller schrecklicher Farbenpracht selbst erleben können. Da es hier aber nicht nur grässliche, sondern auch sehr amüsante Passagen gibt, dürfte das letztlich für euch ein echtes Erlebnis werden.

Soviel möchte ich für heute über den legendären Schauplatz Dawson erzählen. In der kommenden Woche wechseln wir dann brüsk das Universum, und ich be­richte über eine meiner jüngsten Wiederentdeckungen während meiner Abschrift des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“.

Worum es da genau geht? Na, da lasst euch mal überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu beizeiten den KONFLIKT 19 des Oki Stanwer Mythos (OSM), „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM), Episode 1: „Das Tor der Ewigen Seligkeit“ (1991). Kursorisch werden diese historischen Informatio­nen in dem Roman „Ian und der Stein der Götter“ (E-Book Aus den Annalen der Ewigkeit 2, 2014) re­feriert.

2 Vgl. dazu „Ian und der Stein der Götter“, 2014.

3 Vgl. dazu beizeiten den KONFLIKT 19.

4 Vgl. dazu beizeiten den KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC, 1987-1993; E-Book-Erscheinung ab 2017 geplant).

Vgl. dazu die Story „Der Platz der Steine“, 2015.

6 Vgl. dazu beizeiten das Romanfragment „Eine scharf geschliffene Waffe“.

7 Vgl. dazu beizeiten den KONFLIKT 19.

8 Dies wird beizeiten der Inhalt der Geschichte „Ein Alptraum namens Koloron“ sein, aktuell noch ein Frag­ment. Sie folgt unmittelbar dem Handlungsszenario des Romans „Eine scharf geschliffene Waffe“ und spielt bald nach Band 53 des KONFLIKTS 19, Eigentitel „Fluchtziel Koloron“, 2014.