Liebe Freunde des OSM,

also, wenn ich mir das so anschaue, wie der Monat März 2012 aussieht, in den ich euch heute entführe, dann muss ich doch immer wieder seufzend sagen, dass 2012 ebenso wie 2011 ein tolles Jahr war, bezogen auf meine sprudelnde Kreativität im Rahmen des Oki Stanwer Mythos.

Noch immer kämpfte ich mich durch schier endlose Listen kommunaler Amts­träger in meinem Büro im Staatsarchiv Wolfenbüttel und suchte die unkartierte Vergangenheit der lokalen Hierarchiegeschichte zu durchdringen. Doch das tat ich nur drei Tage in der Woche, die restlichen vier Tage tobte hier das kreative Schriftstellerleben – und es gab zwei ganz wesentliche „Ablenkungen“ noch nicht: mein E-Book-Programm, das erst 2013 wirklich starten sollte, und die Möglichkeit, von daheim via Internet-Streaming Filme und Serien anzuschauen. Das begrenzte doch die Ablenkungen ganz massiv. Entsprechend vielseitig ging es zur Sache.

Im März 2012 arbeitete ich unter anderem an einem Glossar des KONFLIKTS 17 „Drohung aus dem All“ (1983-1986), das ich noch nicht fertigstellen konnte. Ich intensivierte die Arbeit an dem langen OSM-Roman „Eine scharf geschliffene Waffe“ und schrieb an dem dazu gehörigen Glossar weiter. Auch im Glossar des KONFLIKTS 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (begonnen 2003) kam ich etwas voran. Und dann war da noch das Glossar für KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (1984-1989).

Eine Stippvisite erfolgte in der Archipel-Geschichte „Waldmenschen“, die ich damals – wenig überraschend – noch als „Story“ klassifizierte. Inzwischen hat allein das Fragment schon mehr als 100 Seiten… da kann von Story natürlich keine Rede mehr sein.

Ich jettete kurz durch KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (begon­nen 1989), ohne hier allzu weit zu kommen. Deutlich weiter gelangte ich bei KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (begonnen 2006), wo ich die Epi­sode 3 „Reise am Rand der Welt“ vollenden und Band 4 („Schmelztiegel Shal­lakhon“) beginnen konnte, übrigens ebenso Band 5 („Am Großen Strom“). Da­nach aber riss es mich, wie schon im letzten Teil dieser Artikelserie angedeutet, hinüber zu den Rettungsabschriften der rein analogen Episoden des KONFLIKTS 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (begonnen 1988), wo ich teils ab­schrieb, teils neu formatierte und ausdruckte. Ergänzt wurde das, fast unver­meidlich, durch das entsprechende Serienglossar.

Im April desselben Jahres ging das munter in dieser Reihung weiter: Glossarar­beiten für laufende Serien, namentlich KONFLIKT 21, Neuformatierungsarbeiten derselben OSM-Ebene, aber auch neue Episoden für FvL entstanden, insbeson­dere der Band 38 „Schlechte Nachrichten“ und 41 „Aufstand der Totenköpfe“.

Dass ich wirklich eine Menge Zeit hatte, merkt man auch daran, dass ich neben­bei noch die Abschrift meines ersten Archipel-Romans in Angriff nahm: „Die drei Strandpiratinnen“. Viel Zeit brauchte ich dafür in der Tat, waren es doch immerhin rund 300 anderthalbzeilige Textseiten. Nichts, was man eben so aus dem Ärmel schüttelt, da stimmt ihr mir sicherlich zu.

Tja, und wegen der Fixierung, die wesentlich auf KONFLIKT 21 und damit die Galaxien Leucienne und Bytharg fokussierte, war dann der Monat flugs auch schon wieder vorüber. Ich konnte es selbst kaum fassen, und das Endergebnis des Monats – 21 fertig gestellte Werke! – liest sich für heutige Verhältnisse fast utopisch. Heute bin ich mit der Hälfte schon zufrieden… und das sind dann oft­mals nur Rezensionen. Seufz.

Ihr versteht, warum ich dieses Jahr 2012 so toll fand, nicht wahr?

Der Mai wurde noch heftiger. Endergebnis? 32 fertige Werke! Nicht nur, dass ich am 23. Mai „Die drei Strandpiratinnen“ abgeschrieben hatte und zwei Tage später das Glossar dazu vorlag, ich entdeckte fernerhin nun andere Fronten, an denen ich eifrig zu arbeiten begann. Wie sah das genau aus? So:

Auch in KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ hatten sich alte For­matierungen sedimentiert. Also schritt ich auch hier zur Neuformatierung. Das­selbe galt für den geheimnisvollen KONFLIKT 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (begonnen 1989), wo ich zunächst die 30er-Bände in Angriff nahm und mich – allerdings im gleichen Monat – dann um die Abschriften der frühen Bände zu kümmern anfing.

Es kann kaum verwundern, dass ich an beiden „Fronten“ gute Erfolge erzielte. Üblicherweise begann mein Tag damit, ein paar Seiten abzuschreiben, dann ar­beitete ich in Wolfenbüttel, kehrte heim, hörte Musik und machte quasi nahtlos dort weiter, sofern nicht Einkäufe oder ähnliches eine Abweichung vom Tages­plan notwendig machten.

Mit der Archipel-Story „Die goldene Verlockung“ machte ich am 11. Mai 2012 eine beginnende Stippvisite in der abenteuerlichen Zeit nach dem „Verräter­sommer“, über den ich im dritten Rhonda-Roman schreiben werde. In gewisser ironischer Weise ist das also „science fiction“ im Archipel, aber sehr bodenstän­dig einerseits und sehr erotisch andererseits… wie das bei allen Archipel-Ge­schichten der Fall ist. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte: es sollte just an diesem Tag der vorletzte Geburtstag sein, den mein Vater in sei­nem Leben erleben würde. Das ließ sich nicht abse­hen, auch wenn es ihm gesundheitlich nicht wirklich gut ging.

Im Anschluss versuchte ich – wenig erfolgreich – , zurück in den KONFLIKT 21 zu gelangen, strandete stattdessen aber bei den Abschriften aus KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“. Es war eindeutig nicht die Zeit für Leucienne, nicht in diesem Monat.

Der Slalomkurs führte stattdessen wieder in den Archipel zurück, wo ich an dem damals schon voluminösen Roman „Die neue Strafe“ weiterarbeitete. Wenig später schlitterte ich in die Archipel-Geschichte „Shayas Bestimmung“ und in den weiteren Archipel-Roman „Vivica auf Abwegen“, an dem ich schon seit Fe­bruar 2010 schrieb… hier bezeichnete ich die Geschichte noch vorsichtig als „Archipel-Fragment“… inzwischen ist unübersehbar, dass es sich um einen recht umfangreichen Roman handeln wird.

Tja, und gegen Ende des Monats riss ich mich dann gewissermaßen wieder et­was am Riemen und kehrte in KONFLIKT 28 zurück, um endlich an dem legen­dären Band 50 „MATRIXPEST“ zu arbeiten und noch eine Stippvisite etwas weiter in der Zukunft zu machen, nämlich in Band 56 derselben Serie, mit der Episode „Die Mauern der Offenbarung“.

Inwiefern war Band 50 der Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ nun legendär? Das kann ich ganz schlicht begründen, und wer schon etwas mehr von der OSM-Kosmologie weiß oder eben den Roman „Mein Freund, der Totenkopf“ gelesen haben sollte, dem lässt folgende Bemerkung vielleicht auch ein paar Eisstücke den Rücken herunterrieseln: am 4. Oktober 1999 soll die Welt untergehen, jedenfalls in KONFLIKT 28, und zwar deshalb, weil ein Phänomen kommt, das man den RAND nennt.

Nun, DSj 50 spielt genau am 4. Oktober 1999.

Der RAND erreicht die Erde, und was dann passiert, ist einfach nur atemberau­bend und unglaublich grässlich… aber die Dinge verhalten sich nicht ganz so, wie es in den Annalen der Ewigkeit geschrieben steht. Das bekommt der Helfer des Lichts Klivies Kleines mit, als er buchstäblich am nächsten Tag aus den über­fluteten Katakomben von Venedig auftaucht, in einer Welt ohne Menschen… ich sage euch, das ist ein Alptraum ganz besonderer Schärfe, und in diesem Mo­nat fing das alles an.

Wie sich diese kreative Flutwelle im Juni 2012 fortsetzte, erzähle ich euch bei der nächsten Etappe der Artikelserie, bald in diesem Kino…

In der kommenden Woche berichte ich dann aus der Gegenwart und stelle das, was im Juni 2017 geschrieben werden konnte, dem diesmaligen Erfolgsbericht gegenüber.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 129: Die Welten der Science Fiction

Posted September 13th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

manche Rezensionen von Büchern sind strikt zeitgebunden oder wenigstens mehrheitlich zeitgebunden. Das gilt immer dann, wenn es sich um Rezensionen handelt, in denen damals noch lebende Personen, die zwischenzeitlich verstor­ben sein können, erwähnt werden. So ähnlich ist das auch mit dem unten vor­gestellten Buch. Das ist nicht das einzige Problem mit dieser 2005 geschriebe­nen Rezension.

Ein weiteres Problem gerade mit diesem Werk ist die Tatsache, dass ich einst­mals den Verfasser persönlich kannte, wir im gleichen Science Fiction-Club Mit­glieder waren (dem Science Fiction-Club Baden-Württemberg, SFCBW), und ich ihn grundsätzlich sehr gut leiden konnte. Solch eine Vertrautheit mit dem Ver­fasser trübt fast immer die Objektivität eines Rezensenten. Und es können dann zwei antagonistische Konsequenzen daraus entstehen: entweder neigt man jo­vial dazu, offensichtliche Fehler des Werkes zu bagatellisieren – was dazu führt, dass der Leser der Rezension ein geschöntes Urteil zu lesen bekommt und, nach Lektüre des Werkes selbst womöglich am Urteilsvermögen und Wert des Rezen­senten zu zweifeln beginnt.

Die zweite mögliche Konsequenz liegt gewissermaßen auf dem gegensätzlichen Ufer: Weil man als Rezensent den Verfasser kennt, maßt man sich unter Um­ständen an, mehr Urteilsvermögen als der Autor zu besitzen und ihm kleinlich Detailfehler anzulasten, die womöglich von diesem gar nicht selbst verschuldet sind. Das kann dann dazu führen, dass der Autor einigermaßen angefressen auf die Publikation der Rezension reagiert.

Mir ist zwar die zweite Konsequenz durchaus zur Last zu legen, wie ihr unten gegen Ende der Rezension merken werdet. Negatives Feedback nach der Publi­kation der Rezi im Clubmagazin Baden-Württemberg Aktuell (BWA) erinnere ich gleichwohl nicht. Heute fühle ich etwas Scham und Verlegenheit angesichts der Kleinlichkeit, mit der ich da unten offensichtlich dem Lektorat anzulastende Un­sauberkeiten in den Kontext der inhaltlichen Schwierigkeiten des Buches ein­reihte. Man könnte meinen, ich sei krittelnd gewesen ob der Krittelei allein.

Das ist so nicht korrekt.

Das Buch selbst, und dafür spricht schon sehr, dass ich die Rezension nach über 10 Jahren dadurch adele, indem ich sie ungeachtet der Fehler in Buch wie auch in der Wertung in der Rezension hier auf dem Blog einmal mehr veröffentliche, das Buch ist in sich strukturell und vom Wissensreichtum eine wertvolle, ver­dienstvolle Arbeit. Dazu stehe ich nach wie vor, und das Buch hat auch weiter­hin einen privilegierten Platz in meiner Büchersammlung. Ich sehe den Tag nicht, da ich es aussortieren werde (wie das mit zahlreichen anderen Werken schon längst geschehen ist).

Nein, Albrecht Fritzsches Sachbuch über die Welten der Science Fiction mag zwar vom Titel und Untertitel her ein wenig in die Irre führen, es mag wichtige Felder der Science Fiction ausblenden (das gilt heute noch in viel stärkerem Maße als vor knapp 20 Jahren, als es erstmals veröffentlicht wurde). Es ist ein Buch, das ich gern und mit Gewinn gelesen habe. Heutzutage, davon bin ich gleichwohl überzeugt, würde Albrecht sicherlich die Sache anders aufziehen, Schauspieler, Regisseure, Verleger und dergleichen in seine Interviews einbezie­hen (aber vermutlich war auf dem WorldCon 1996 einfach die personelle Aus­wahl eingeschränkt). Sicherlich würde auch der Corian-Verlag heute anders vor­gehen und gewiss ein sorgfältigeres Lektorat gewährleisten.

Einerlei – falls euch dieses Buch antiquarisch über den Weg laufen sollte, so empfehle ich euch, zuzugreifen. Es lohnt sich.

Steigen wir ein:

Die Welten der Science Fiction

15 Annäherungen an das erfolgreichste Genre unserer Zeit

von Albrecht Fritzsche

Corian-Verlag, 1998

168 Seiten, TB

ISBN 3-89048-313-5

Wie mag das sein, sich sowohl als Fan wie auch als akademisch Gebildeter, also als Wissenschaftler, einem Genre wie der Science Fiction zu nähern, das zwar mit seinen Wurzeln zurückreicht bis ins ausgehende 18. Jahrhundert (Horace Walpoles „Castle Otranto“ wäre hier zu nennen), in seiner spezifisch techni­schen Ausrichtung aber eigentlich erst seit Mary Wollstonecraft Shelleys „Fran­kenstein oder Der neue Prometheus“ oder den Erzählungen eines Jules Verne als festgelegt gilt. Dieses Buch nun unternimmt den Versuch, sich auf verschiedens­ten Ebenen, nämlich denen der Professionellen, also der Autoren, wie auch auf denen der Fans anzunähern.

Albrecht Fritzsche, den SFCBWlern als Clubmitglied lange Jahre bekannt, hat dabei den Versuch unternommen, auf dem WorldCon 1996 in Anaheim/Los An­geles mittels Interviews, denen kurze erläuternde Texte zu den einzelnen Au­toren und Fans vorangestellt sind, verschiedene Aspekte auszuleuchten und das Genre und seine Wechselwirkung zwischen Mainstream-Literatur, phantas­tischen Spielarten, Filmen, Verlagen und Autoren, Übersetzern, Agenten und eben auch den Fans zu analysieren. Herausgekommen ist ein sehr heterogenes Buch, das allerdings insbesondere für jemanden, der gerne Interviews liest und biografische Fakten über die Schriftsteller nicht so parat hat, bemerkenswerte Vignetten und Ansichten parat hält.

Der Autor gliedert das Buch klassisch in drei Abschnitte. Nach einer arg zu kurz geratenen Einleitung allgemeiner Natur präsentiert er im ersten Bereich „Kunst oder Kommerz“ Interviews mit den Autoren Frederik Pohl, Greg Bear, Joe Hal­deman, Robert Silverberg und John Maddox Roberts, wobei letzteres ein we­nig entgleist – das geschieht deswegen, weil Roberts inzwischen hauptsächlich als Erfolgsautor der im antiken Rom spielenden SPQR-Krimi-Reihe bekannt ist. Folgerichtig redet er auch fast ausschließlich über historische Romane, Krimis und die SPQR-Werke, weitaus weniger über die SF und Phantastik im allgemei­nen, was im Grunde genommen angebracht gewesen wäre.

Ansonsten erfährt der geneigte Leser einiges über den etwas chaotischen, sich im Grunde genommen von einem Kapitel zum nächsten selbst generierenden Schreibstil von Frederik Pohl, etwas über komplexe Plots und Near-Future-Sze­narien bei Greg Bear und Joe Haldemans Ansichten über Krieg (insbesondere den Vietnamkrieg, den er mitgemacht hat) und dessen Interferenz mit der Science Fiction. Sehr schön in diesem Abschnitt ist das Credo Robert Silverber­gs, der trocken zum Schluss des Interviews die Sache auf den Punkt bringt und sagt: „Ich gehe gern zu Conventions, aber ich bin auch froh, dass heute alles zu Ende geht und ich zurück nach Hause fahren kann, zu dem, was ich für mein wahres Leben halte… die Schriftstellerei.“

Der zweite Abschnitt, „Kult oder Kultur?“ finden wir die Erfolgsautoren Kevin J. Anderson & Rebecca Moesta (insbesondere durch ihre AKTE X-Romane und Star Trek-Romane bekannt geworden, doch das ist lange nicht alles) vor, die buchstäblich rund um die Uhr schreiben und damit die Grenze zwischen Manie und Hingebung an den Stoff fließend machen. Ihr Nachbar ist Roger MacBride Allen, der den Umgang mit Fans, wenn sie ihre Leidenschaft übertreiben, für ziemlich problematisch hält. Und die gut gelaunte Connie Willis1 demonstriert nachhaltig, dass sie außerordentlich intensiv an eine positive Zukunft für die Menschheit glaubt, was zweifelsohne eine Menge ihrer guten Laune erklärt und der Vorstellung eine Absage erteilt, SF-Autoren müssten passionierte Schwarz­seher und sinistre „Orakelpriester“ sein, die von Weltuntergängen, Seuchen, Re­volutionen, Invasionen und Schlimmerem schreiben.

Mr. Science Fiction, der steinalte Forrest Ackerman, der wohl noch immer am Leben ist, führt uns ein in sein Haus, das zugleich ein geniales Science Fic­tion-Museum ist, und der Interviewer ist diesem Mann sichtlich nicht gewachsen, der vermutlich stundenlang von seinen Begegnungen mit späteren Größen des Genres reden könnte, von Regisseuren, die er traf, von Filmen, in denen er klei­nere Rollen zugeteilt bekam usw.

Ja, und dann ist da „Paul, der Wanderer“, ein SF-Fan, der sich eigentlich als ganz normal begreift und lediglich für Conventions als knüppelschwingender Barbar verkleidet (leider gibt es von ihm kein Foto. Das, welches dieses Kapitel illustriert, ist erkennbar ein falsches, denn das zeigt den Autor Albrecht Fritz­sche selbst mit einer Art verkleidetem Hutzelweib, wie es scheint).

Der Schlussteil, „Science oder Fiction“ geht dann mehr in den Bereich der so ge­nannten „Hard SF“ hinein, der streng naturwissenschaftlich fundierten Science Fiction, für die beispielsweise Hal Clement steht, der zwar akademische Ab­schlüsse aufzuweisen hat und oft als Physiker gilt, in Wahrheit aber – inzwi­schen pensionierter – Lehrer ist. Seine Vorstellung, dass die Lösung des Pro­blems im Zentrum steht, war einst auch meine eigene Überzeugung. Dabei blei­ben aber die Protagonisten zu oft auf der Strecke, weswegen ich davon abge­kommen bin, mich so festzulegen.

Jerry Pournelle geht auf das Problem erfundener Daten ein, mit denen sich im Grunde genommen alles beweisen lasse, die zwischenzeitlich verstorbene Mari­on Zimmer-Bradley erläutert am eigenen Beispiel, wie die Beschäftigung mit der Science Fiction zur Bewältigung von Lebenskrisen beitragen kann, und ein weiterer Fan, die Akademikerin Diane fügt den Aspekt des „Wohlfühlens“ durch die Lektüre von SF bei, wobei sie m. E. zu selbstverständlich davon ausgeht, dass Akademiker „natürlich“ Science Fiction läsen. Das mag in den Vereinigten Staaten anders sein als bei uns, und infolgedessen ist anzuzweifeln, dass Dianes Äußerungen auf den europäischen Kontinent zu übertragen sind.

Ein vergnüglicher Anhang beschert dem Leser dann noch eine post-mortem-Kommunikation des Autors mit dem toten Isaac Asimov, gewissermaßen ein Traum, wie Fritzsche zugibt, womit sich auch das „Fiction“ im dritten Ab­schnittstitel erklärt.

Was das Resümee angeht, so ist zu diesem Buch etwa folgendes anzumerken:

Die Science Fiction als das „erfolgreichste Genre unserer Zeit“ zu betrachten, ist vielleicht schmeichelhaft für die Science Fiction, muss aber durchaus angezwei­felt werden, auch angesichts all der beeindruckenden Befunde dieses Buches. Es wäre nämlich notwendig zu unterscheiden zwischen Science Fiction als Medienereignis (was mehrheitlich als Kinofilm bzw. Fernsehfilm bzw. damit ver­bundenes Merchandising stattfindet) und Science Fiction als Buchereignis. Die­se Trennung, zumal eine statistisch untermauerte Teilung, findet nur sehr un­scharf statt. Zahlen werden nahezu überhaupt nicht genannt. Der programma­tische Titel erfährt infolgedessen im Innern des Buches im Kern keine Bestäti­gung.

Was diese Tatsache noch unterstreicht, ist das absolute Fehlen von Interviews mit Verlagsbediensteten, aktuellen Herausgebern (dass einige der Interviewten früher Agenten und Lektoren waren, zählt m. E. nicht, weil über die HEUTIGE SF ein Statusbericht abgegeben werden sollte) und, besonders schwierig, von Regisseuren oder Schauspielern. Es werden ausschließlich SF-Autoren aus­gewählt und befragt. Dabei fällt unweigerlich das nächste Problem auf, nämlich der z. T. sehr stark variierende Fragenkanon. Die im Schnitt 2 bis maximal 3 Sei­ten langen Einleitungen der einzelnen Abschnitte und der Autorenbiografien er­weisen sich überdies als doch etwas zu dürftig, um Fragestellungen wissen­schaftlich zu reflektieren. Das untergräbt leider den Wissenschaftlichkeitsan­spruch des Werkes auf bedauerliche Weise.

Die Fanseite (hier wäre beispielsweise auch ein Interview mit einem der Veran­stalter des WorldCons sehr erhellend gewesen, um die institutionalisierte Fan-Seite zu durchleuchten) wird ebenfalls recht einseitig und eher zufällig unter die Lupe genommen. Während der greise Forry Ackerman natürlich eine Institution ist, sind Paul, der Wanderer und Diane buchstäblich Noname-Personen, die vielleicht gerade wegen ihrer „Normalität“ ausgesucht wurden, eben deswegen aber keinen Anspruch auf allgemeingültige Aussagen erheben können. Wenn man anhand ihrer Aussagen irgendwelche Urteile über die Fan-Szene treffen möchte, kann man diese nur über die amerikanische Szene treffen, und nur über die nicht-institutionalisierte Seite. Die „Profis“ des Fandoms, die professio­nellen Verleger, Herausgeber und Medienmacher der Heutezeit bleiben ausge­blendet und werden nicht eingefangen.

Insgesamt muss darum bei aller anerkennenswerten Mühe und Arbeitsleistung des Verfassers konstatiert werden, dass das Ergebnis hinter den Erwartungen des intellektuellen SF-Lesers doch zurückbleibt. Wiewohl die Interviews sich sehr gut lesen und eine Menge psychologische Rückschlüsse auf die Persönlich­keiten zulassen (ein unbestreitbarer Gewinn, der den Kauf des Buches lohnt!), so sehr überzogen ist doch der Untertitel. Bedauerlich ist zudem, dass es kei­nerlei Schlusskapitel gibt, in dem die Fäden der Argumentationen und Inter­views zusammengeführt und statistisch untermauert werden. So entsteht der Eindruck einer Arbeit, die mit der „heißen Nadel“, also sehr überhastet, „ge­strickt“ wurde.

Leider lässt das doch sehr nachlässige Lektorat diesen Eindruck verstärkt auf­kommen: Auf dem Umschlag und Rücken wird der Autor mit „Albert Fritzsche“ falsch geschrieben. Gleich zu Beginn des Buches widerfährt dem Verfasser der Fauxpas, dass er schreibt: „Nach einigen Schätzungen sollen weltweit mehr als fünfzigtausend englischsprachige Werke des Genres… im Umlauf sein. Der über­wiegende Teil davon ist in englischer Sprache verfasst…“ Nun, naturally, möchte man sagen – alles nämlich.

Schreibfehler wie „Rennaisance“ (S. 30), durchgehend „Harward“ (statt Har­vard), „promt“ (statt prompt), klein geschriebene Anreden, „Ficton“ (statt „Ficti­on“, S. 66), „Tatoos“ (statt „Tattoos“, S. 93) usw. erhöhen nicht eben den profes­sionellen Eindruck. Diese Fehler wären, bei stimmiger Behandlung aller anderen Problemfelder letztlich vernachlässigbar. So jedoch summieren sich die Schnit­zer und Oberflächlichkeiten zu einem Werk, das deutlich mehr und besser gear­beitet hätte sein können und das der Corian-Verlag leider überhastet auf den Markt geworfen zu haben scheint. Die Qualität, die sonst Corian-Bücher aus­zeichnet, ist hier auf der Strecke geblieben.

Eine erweiterte, überarbeitete und besser redigierte Auflage des Werkes wäre sehr zu wünschen. Hoffen wir darauf.

© 2005 by Uwe Lammers

Ja, das war schon ein recht harscher Ritt durch das Genre der Science Fiction, ich gestehe es reumütig. Ihr habt ein wenig Erholung verdient, Freunde. Und so würde ich vorschlagen, dass ihr euch in der kommenden Woche mal richtig soli­de anschnallt und euch auf einen irren Trip gefasst macht, der sich so schnell nicht wiederholen lässt. Ich beginne damit, euch eine Trilogie vorzustellen, die es echt in sich hat und mich manchmal beim Schreiben der Rezensionen sprach­los zurückließ.

Das hat was zu sagen? Oh ja, und wie! Macht euch bereit, Hagbard Celine ken­nen zu lernen und alles, was mit ihm zusammenhängt. Ob ihr ihn anschließend liebt oder hasst, das müsst ihr sehen.

Mehr in einer Woche.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Man lese nur ihr Buch „Die Farben der Zeit“, um festzustellen, wie wunderbar humorvoll diese Frau ist – das kommt auch im Interview hervorragend zum Vorschein.

Wochen-Blog 236: Logbuch des Autors 22: Sirenengesänge

Posted September 10th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

momentan komme ich mir durchaus so vor wie der legendäre griechische Held Odysseus auf seiner Irrfahrt – wer sich mit antiken Mythen auskennt, wird die Anspielung verstehen: Er war auf der Rückfahrt nach Ithaka, fahndete nach dem Weg und wurde von rachsüchtigen Göttern immer wieder in die Irre geführt, was seine Heimfahrt auf zehn Jahre verlängerte und all seine Gefährten das Le­ben kostete. An einem Punkt seiner Odyssee, daher der Ursprung dieser Be­zeichnung, kam er auch in eine Region mythischer Natur, in der die Sirenen ih­ren Ursprung hatten. Wesen von quasi-weiblicher Natur, die so wunderschön zu singen imstande waren, dass sie jedes menschliche Wesen, insbesondere aber jeden Mann in den Wahnsinn zu treiben verstanden.

Odysseus, der unbändig gern diesen Gesang hören wollte, befahl seinen Männern, ihn an den Schiffsmast zu binden, während sie selbst weiter rudern und sich die Ohren verstopfen sollten, auf dass sie nicht Gefahr liefen, den Sire­nengesängen nachzukommen. So konnte der griechische Heroe die honigsüßen, tödlichen Gesänge der Sirenen erlauschen, ohne umzukommen – ich möchte indes nicht wissen, welche Höllenqualen er durchstand.

Auf der einen Seite.

Auf der anderen Seite befinde ich mich gerade in Odysseus´ Situation, oder we­nigstens in einer Lage, die durchaus dieser sehr ähnlich ist.

Ihr wisst seit langer Zeit, dass mich zwei Pole im Leben stets wie einen Ping­pongball hin und her schleudern: Arbeit und Wissenschaft auf der einen Seite, Kreativität und sprudelnde Schreibfreude auf der anderen. Auf beiden Seiten des Lebens mache ich Entdeckungen. Im „realen Leben“, wie ich es mal ironisch formulieren möchte, führen mich Archivrecherchen, Interviews, wissenschaftli­che Texte und Diskussionen zu neuen Erkenntnissen, die in Aufsätzen, Vorträ­gen und ähnlichem kondensieren.

Auf der anderen Seite, um die es heute geht, die für mich nicht minder real ist, von denjenigen, die dies nicht nachzuvollziehen imstande sind, für irrelevant oder sogar närrisch gehalten wird, schickt mich meine unkontrollierbare kreati­ve Phantasie in unglaubliche Reiche und Welten, die niemand jemals zuvor ge­sehen hat. Hier lerne ich Personen kennen, im Guten wie im Schlechten, die zu dem Besten gehören, das ich kenne.

Alte Freunde warten hier auf mich, neue Bekanntschaften, verrückte Gescheh­nisse, atemberaubende Abenteuer… und fürwahr, zumeist genieße ich jede Mi­nute davon, und die Zeit verfliegt im Nu, ohne dass ich sie wahrnehme. Dann stürmen die Stunden davon, Tage lösen sich in Nichts auf, das Telefon kann klin­geln, wie es möchte, das Mailfach sich füllen ohne Ende… nichts spielt mehr eine Rolle, wenn mich der Bann der Kreativität mitreißt.

Fürwahr, dies ist ein Sirenengesang der ganz besonders erlesenen Art. Ich bin machtlos dagegen.

Fast jedenfalls.

Und nun stellt euch folgende Situation vor, um in der Realgegenwart anzukom­men, denn so stellt sich die Lage derzeit durchaus für mich dar:

Was ist, wenn man diesen honigsüßen Sirenengesang vernimmt und, gleich Odysseus, fest an den Mast des Schicksals gefesselt ist und außerstande, dem Gesang nachzugeben? Wenn andere Aufgaben mich so massiv davor zurückhal­ten, mich der sehnsuchtsvollen Süße hinzugeben und die Gedanken und inne­ren Bilderströme fließen zu lassen?

Das ist meine gegenwärtige Situation – noch für einige Monate hinaus bin ich eingebunden in meine wissenschaftliche Arbeit und muss gewissermaßen mehrheitlich abstinent bleiben, kann dem Lockruf nicht entsprechen. Das ist absolut eine Qual, die jemand von außerhalb kaum nachvollziehen kann. Sie be­herrscht mich mehr und mehr und beeinträchtigt natürlich auch meine wissen­schaftliche Seite. Jeder Psychologe würde das sofort einsehen… ich brauche nicht zu betonen, dass es Menschen gibt, die das, weil nur auf einem Auge se­hend, diesen Teil meiner Persönlichkeit nicht erfassen können. Und ganz so wie die Einäugigen in Odysseus´ Geschichte – denken wir an Polyphem, nicht wahr? – , so kommen sie zu irrigen Annahmen.

Ach ja, irgendwie ist der homerische Klassiker schon sehr geeignet, als Blaupau­se für meine aktuelle Lage herzuhalten, insbesondere Polyphem. Der ja, als er von Odysseus geblendet worden ist – nachdem dieser ihm heimtückisch erzähl­te, sein Name sei „Niemand“ – , seinen Artgenossen qualvoll auf deren Frage zuruft, wer ihm dies angetan habe, hasserfüllt brüllt „Niemand hat mich ge­blendet!“ Worauf man ihn, begreiflich, für wahnsinnig erklärt.

Unverstandenheit, wohin man schaut, nicht wahr?

Doch zurück zu den Sirenengesängen.

Was ich oben sagte, bezieht sich nicht auf alle Geschichten. Natürlich gibt es Gelegenheiten, Werke abzuschreiben. Selbstverständlich finde ich die eine oder andere zeitliche Lücke in all diesen Monaten der starken Beanspruchung, Ge­schichten abzuschließen (wenn auch viel zu wenig) oder neue Fragmente auf­keimen zu lassen. Deshalb kommen beispielsweise sowohl der Archipel wie auch der Oki Stanwer Mythos (OSM) schon zu ihrem Recht.

Aber ein Sirenengesang quält mich seit zahlreichen Monaten mit stetig steigen­der Intensität, und ein ums andere Mal dränge ich ihn zurück, halte ihn nieder und sage mir mit zusammengebissenen Zähnen: Verdammt, es ist noch nicht an der Zeit, dir nachzugeben. Verzeih mir, ich kann das noch nicht!

Der Sirenengesang kommt aus der Galaxis Arc.

Er hat sogar schon einen Namen.

Der Sirenengesang heißt „Oki Stanwer – Regent von Arc“!

Und wer da jetzt die Augen weit aufreißt und zu begreifen beginnt, tut dies mit Recht: Dies ist der Keim einer neuen OSM-Serie, in der Tat. Und ja, ihr versteht nun allmählich, dass dies keine Entscheidung ist, die mir leicht fällt, weder das Nachgeben des Sirenengesangs noch das Nicht-Nachgeben. Vielleicht seht ihr das Element der Qual deutlicher, vielleicht auch noch nicht. Ich gebe euch noch ein paar weitere Informationen:

In früheren Jahrzehnten war es eigentlich fast immer so, dass stets dann, wenn ich mit einer OSM-Serie abschloss, der Keim einer neuen emporspross. Das war schlicht ein natürlicher Prozess. Als ich etwa Anfang 1984 mit der ersten OSM-Serie „Oki Stanwer“ abschloss, wuchs quasi nahtlos daran der KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“ empor. Sobald ich mich 1988 der Fertigstel­lung von KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ näherte, entstand quasi über Nacht KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“. Ein Jahr später beendete ich KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“, und OSM-Ebene 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ blühte auf.

Ihr seht, es gibt hier eine Art von kreativem Entstehungsmuster.

Das änderte sich allmählich in den 90er Jahren. Der letzte solche Fall war – in dieser Beziehung völlig selbstverständlich – die Entstehung des KONFLIKTS 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, unmittelbar vor Abschluss von KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“. Band 1 von NK entstand tatsächlich ein paar Tage vor dem Finalband von DDj.

Aber danach entstanden doch noch einige Serien, mögt ihr einwenden, wenn ihr die Genese des OSM richtig im Kopf habt. Das ist natürlich präzise.

KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ blühte 2003 auf, fünf Jahre nach dem Abschluss der bislang letzten fertigen OSM-Ebene – das war KON­FLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“, und es war durchaus ein Abenteuer, das ihr ja inzwischen im E-Book-Format miterleben könnt. Diese Se­rie unterschied sich von den anderen dadurch, dass sie weitgehend vorausset­zungslos argumentieren musste, weil in der Frühzeit des OSM angesiedelt, in der es viele der späteren Strukturelemente noch nicht gab (etwa Dämonen, Dä­monenwaffen, Totenköpfe, die Knochenstraßen TOTAMS, Völker der Lichtmäch­te wie die CROMOS oder die Grauhäutigen, den Orden der Ritter vom Goldkris­tall und die Matrixkoordinatoren).

Dennoch wisst ihr auch, wie sehr ich es damals genossen habe, dem Sirenenge­sang in die Galaxis Twennar zu folgen. Es war ein schönes Abenteuer, und wenngleich es inzwischen etwas grausam zugeht dort in der Heimat der Yantih­ni, es ist eine Geschichte, die durchaus mit den anderen OSM-Ebenen konkur­rieren kann.

2006 musste ich schlagartig dem Sirenengesang ein weiteres Mal nachgeben und den rätselhaften KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ beginnen. Dieser KONFLIKT ist bislang noch nicht wirklich vorangekommen, und das hat ganz zentral nicht mit der Fremdartigkeit der Hohlwelt Hyoronghilaar zu tun, wiewohl das eine wichtige Rolle spielt, sondern primär mit der Ablenkung durch andere, ausgearbeitere OSM-Serien: Ich habe noch keine abgeschlossen, und sie beanspruchen viel Energie und Konzentration.

Und dann ist da natürlich auch noch der 1997 entdeckte Archipel, der unbändig viel Energie verschlingt.

Insofern versteht ihr sicherlich, warum ich es für ein ausgesprochenes Wagnis hielt, als ich 2011 ein weiteres Mal dem süßen Locken der Sirenen nachgab und mich in das Abenteuer des KONFLIKTS 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ stürzte.

Nein, ich bereue dies nicht im Geringsten, ganz im Gegenteil, und das sollte nie­mand von euch glauben, der je diese Serie liest. Sie gehört mit Abstand zu dem Besten, das ich je geschrieben habe, voll von Abenteuern, lebendigen Charak­teren, unglaublichen Zumutungen und bisweilen überbordendem Humor. Aber auch hier stockt gegenwärtig nach stürmischem Anfang der Fluss der kreativen Bilder. Der Grund ist derselbe wie bei HdH: zu viel Konkurrenz.

Und nun, seit etwa Ende 2016, bedrängt mich eben zunehmend wieder dieser Sirenengesang und will mich zu den Ufern der Baumeister-Galaxis Arc fortrei­ßen. Nicht hin zum Saumreich der Talather, nein, auch nicht ins GRALSREICH in KONFLIKT 22, nicht hin zur todgeweihten Baumeister-Ringwelt RANTALON in KON­FLIKT 16 oder zu den furchtbaren Welten des Troohn-Imperiums in KONFLIKT 2. Nicht hin zum Aufstand der Totenköpfe in KONFLIKT 16 und zum Erinnerungs­sender der Shonta (ha, da horcht ihr auf, nicht wahr? Mit Recht!).

Nein, die Galaxis Arc ruft.

Denk doch nur daran“, säuselt mir die Sirene verlockend zu, „wie schnell du dieses Abenteuer schreiben könntest… du weißt doch selbst, wie rasch es vor­bei sein wird.“

Ja“, erwidere ich mit gequälter Miene. „Und du weißt auch, in was für einem blutigen Alptraum das geendet hat! Ich weiß noch genau, wie gramerfüllt das Bewusstsein des ZYNEEGHARS 11, BURTSON, in KONFLIKT 9 war und wie un­tröstlich es der Kleini-Millionärin Viane Vansin el Descorin del Sante sagte, es habe leider damals bei der Aufgabe versagt, die Zentralwelt der Kleinis in der Galaxis Arc vor dem Angriff der Feinde zu schützen.“

Ja, ich weiß das alles nur zu gut. Und indem ich in KONFLIKT 9 diese Ereignisse aus der Retrospektive anriss – übrigens ebenso wie manche Geschehen aus dem ebenfalls noch ungeschriebenen KONFLIKT 8 – , da nährte ich natürlich die Sirene in meinem Geist und lockte sie unter dem Stein hervor, unter den ich sie vor längerer Zeit verbannt hatte.

Natürlich bin ich selbst schuld an diesen Dingen.

Das macht die Lage aber nicht einfacher.

Ich WEISS einfach, ich kann mich jetzt noch nicht auf das Wagnis des KONFLIKTS 3 „Oki Stanwer – Regent von Arc“ einlassen, leider. Ich kann dem Lockruf der kreativen Sirene noch nicht nachgeben. Ich kann, um im Bilde zu bleiben, die Fesseln am Mast nicht sprengen, um mich über Bord in die Arme der men­schenfressenden Sirene zu werfen und mein Leben zu zerstören.

In einer gewissen Weise ist das natürlich gut… aber auf der anderen Seite ist der Schwebezustand, in dem ich verweile, absolut qualvoll.

Jetzt, denke ich, könnt ihr das besser verstehen.

Es ist noch nicht an der Zeit für diese Serie, noch eine ganze Weile lang nicht. Der ideale Zeitpunkt für sie ist eigentlich dann gekommen, wenn ich eine OSM-Ebene abgeschlossen habe. Aber wie euch ebenfalls bewusst ist, sind zwar viele der Serien relativ weit fortgeschritten, die Möglichkeit, eine davon abzuschlie­ßen, ist 2017 einfach noch nicht gegeben. Eventuell gibt es im kommenden Jahr dazu eine Chance, vorausgesetzt, es gibt genügend kreativen Freiraum und Zeit dafür. Dies setzt allerdings, und das ist dann unschön, eine längere Phase der Arbeitslosigkeit voraus. Das ist freilich nichts, worauf ich es anlege.

Ideal wäre jetzt als Folgebeschäftigung tatsächlich eine Halbtagsstelle, die mir entsprechend parallelen Freiraum für das Fertigstellen von Geschichten gäbe. Aktuell ist dergleichen noch nicht in Sicht, aber zu dem Zeitpunkt, da dieser Blogartikel das Licht der Öffentlichkeit erblickt, bin ich bereits wieder auf der Suche…

Was tue ich also dagegen, um dem Sirenengesang zu widerstehen?

Ich lasse mich anderweitig verlocken.

Gegenwärtig bin ich beispielsweise verstärkt dabei, ältere Geschichten „Aus den Annalen der Ewigkeit“ abzuschreiben und zu kommentieren, um sie für die Überarbeitung fertig zu machen. Ich erfasse ältere, längere OSM-Fragmente, um die baldige Weiterarbeit daran zu ermöglichen. Und selbstverständlich kom­men auch die alten Episoden zu ihrem Recht, deren Erfassung ich sukzessive vorantreibe. Die nächste OSM-Ebene, die ich auf diese Weise vollständig erfas­sen werde, ist offensichtlich der oben genannte KONFLIKT 18. Ich schätze, spä­testens im Frühjahr 2018 werde ich damit zu Rande kommen.

Und dann? Tja, dann habe ich vor, mich erst einmal der Fertigstellung einiger längerer Archipel-Romane zu widmen, die schon viel zu lange im halbfertigen Zustand dahindümpeln und dringend aus meinem Kopf aufs Papier drängen, da­mit sie nicht länger Gedankenleistung beanspruchen.

Ist das eine Garantie, dass nicht sogleich entsprechende Ideen nachwachsen?

Nein, natürlich nicht. Aber darum geht es doch auch gar nicht. Gelebte Kreativi­tät ist immer ein Prozess, der unabgeschlossen ist. Geschichten sind stets nur so gut, wie der Verfasser zum nämlichen Zeitpunkt der Fertigstellung auch ist, und sie sind prinzipiell immer revisionsbedürftig, immer ausbaufähig. Perfektionis­mus, das wisst ihr ebenfalls, ist etwas, was mir fremd ist. Ich neige eher dazu, Werke abzuschließen, dann geduldig nachzuschleifen, um die Kinderkrankhei­ten auszukurieren, und die Geschichten dann auf die Öffentlichkeit loszulassen.

Alles andere scheint mir wenig förderlich zu sein für jemanden mit einem der­maßen vielseitig brodelnden kreativen Verstand. Ich halte euch weiterhin auf dem Laufenden, wie lange ich diesen speziellen Sirenengesang noch unter­drücken und anderweitig kanalisieren kann. Demnächst auf dieser Seite.

Damit möchte ich für heute schließen und danke für eure Geduld.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 128: Die Seele des Mörders

Posted September 6th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

also, schnallt euch besser an, wenn ihr die unten stehende Rezension lest, die ich vor fast 15 Jahren geschrieben habe… heute geht es um ziemlich harten Stoff, den ich aber nach wie vor für sehr wichtig und unbedingt lesenswert hal­te. Vermutlich wird mir jeder Krimischriftsteller, der das Buch als Berufslektüre kennen dürfte, darin beipflichten. Vielleicht nicht in meinen individuellen Wer­tungen – ich gehe durchaus nicht mit allem konform, was der Verfasser schreibt. Aber in vielerlei Hinsicht konzediere ich, dass er auf dem richtigen Weg ist.

Vermutlich gibt es bei dem vorliegenden gesamtgesellschaftlichen Problem kei­ne Art von Patentlösung. Es werden immer Verluste bleiben, Ungerechtigkeiten womöglich, Opfer ganz sicher. Aber die hier gemachten Vorschläge zur Präventi­on, um eine bessere Zukunft zu ermöglichen, scheinen mir doch wenigstens be­denkenswert.

Folgt mir also, wenn ihr den Mut dazu habt, in die Lektüre eines schaurigen Sachbuches aus dem Bereich der Kriminalistik der Gegenwart:

Die Seele des Mörders

von John Douglas & Mark Olshaker

Orbis-Verlag 2002

452 Seiten, geb.

(Ohne Übersetzerangabe)

Antiquariatspreis: 5.00 Euro

Was muss das für ein Mensch sein, der so etwas tut?

Gibt es ein Kriminalitäts-Gen?

Sieht man Personen an, ob sie Verbrecher sind?

Wie kann man Serienmorde rechtzeitig verhindern?

Das sind Fragen, die in Medien und in der Öffentlichkeit oftmals diskutiert wer­den, wenn es darum geht, im Kielwasser spektakulärer Mordfälle die aufge­brachte Bevölkerung wieder in Sicherheit zu wiegen, zu besänftigen. Denn so bitter das auch sein mag – wo Menschen leben, kommt es beinahe unwillkür­lich zu Morden, und manche von ihnen haben ein dermaßen grausiges Gesicht, dass die meisten Zeitgenossen lieber nicht die Details hören wollen. Und dann doch.

Es gibt eine Ambivalenz in den Seelen vieler „Davongekommener“, eine Art von wohligem Grusel, so schrecklich es klingen mag. Und neben der Erleichterung, den Mörder dingfest gemacht zu haben, ist die Emotion, nicht selbst betroffen gewesen zu sein und gewissermaßen „ohne Gefahr“ Einzelheiten der grausigen Tat erfahren zu können, nie zu unterschätzen. Menschen, die solcherart struktu­riert sind, werden dieses Buch zweifellos genießen können.

Es gibt aber auch noch jene anderen Personen, die das Gegenteil empfinden: eine Art von heiliger Mission, zu verstehen, zu begreifen und künftige Verbre­chen zu verhindern. Dies sind Polizisten, Psychologen, Mediziner und Analytiker, die weltweit in Polizeitrainingseinheiten tätig sind und beispielsweise mit dem amerikanischen FBI zusammenarbeiten oder Teil davon sind.

John Douglas ist 25 Jahre lang FBI-Beamter gewesen und maßgeblich daran be­teiligt, die moderne Verbrechensbekämpfung, die man heute Profiling nennt, in den Vereinigten Staaten zu etablieren. Er erzählt in diesem Buch seine Lebens­geschichte und davon, wie er eigentlich zum FBI kam und dazu, den wohl furchterregendsten Job dieser Welt zu ergreifen. Niemand wird zum Profiler ge­boren.

John Douglas stammt aus Brooklyn, New York. Er wächst als Sohn eines einfa­chen Druckers auf und sein Ziel besteht eigentlich darin, Tierarzt zu werden. Aber im Grunde genommen ist der nicht untalentierte Douglas eher etwas ziel­los. Das zeigt sich auch in seiner Jugend- und Collegezeit. Überall ist er eher mit­telmäßig. Aber er hat ein Talent zum Erzählen von Geschichten, er ist sportlich.

Letztgenanntes Talent führt ihn zu Jobs als Türsteher bei Clubs und schließlich in die Air Force. Hier bringt ihn sein intuitives Geschick, Menschen zu erkennen, in die Personalprüfstelle der Army. Das Ziel des Tierarztes rückt weiter weg denn je, und er empfindet es bald als sehr faszinierend, mit Menschen umzugehen, ihnen zu helfen… und ehe er sich versieht, findet er einen krisenfesten Job, der ihn aus Vietnam fernhält und seinen Neigungen entspricht – beim FBI.

Jedenfalls denkt er das.

Doch das FBI steht Anfang der 70er Jahre noch immer unter dem erdrückenden Schatten von J. Edgar Hoover, die mentale Entwicklung der Gesetzeshüter ist in den 30er Jahren steckengeblieben, und die Zahl der Straftaten im ganzen Land steigt scheinbar unaufhaltsam. John Douglas merkt auch bald, woran das liegt, aber jahrelang ist er fast unfähig, etwas daran zu ändern.

Man versteht den „Feind“ nicht.

Die FBI-Beamten setzen auf die altbewährten Strategien, die Bevölkerung denkt sich, sie können den Bundesbeamten alles überlassen und sich behaglich zu­rücklehnen. Doch das ist falsch. Denn der „Feind“ entwickelt sich weiter.

Douglas stellt in seinem Buch anhand seiner eigenen Karriere die Veränderun­gen im Verhalten der Polizeibehörden gegenüber kriminellen Tätern dar und er­läutert den wohl folgenreichsten Schritt, der dabei je getan wurde: während er mit seiner Einheit auf Reisen durch die Staaten ist und den Dienststellen moder­ne Verhaltenswissenschaften näherbringt, schlägt er vor, doch dabei nicht nur die Fälle wiederzukäuen, die erfolgreich beendet worden sind, sondern auch die Täter in den Gefängnissen zu besuchen.

Oberflächlich betrachtet scheinen es normale Menschen zu sein. Harmlose, manchmal freundliche, friedfertige Personen, doch sie sitzen ein, weil sie Ange­hörige und Fremde entführt, gefoltert und ermordet, sie verstümmelt oder zer­stückelt oder verzehrt haben. Sie sind Ritualmörder, Serienkiller, Massenver­gewaltiger ohne Gewissen, für manch einen die Ausgeburt der Hölle schlecht­hin.

Und auch John Douglas fragt sich: Was sind das für Menschen, die solche Taten begehen? Wie sind sie dazu fähig? Was denken sie sich dabei?

Dies sind Fragen, die die FBI-Beamten bislang allenfalls am Rande interessiert haben, es sind Fragen, die von ihnen kaum beachtet werden. Ein weitgehendes, fast arrogant zu nennendes Desinteresse an den Verbrechern herrscht vor, das letzten Endes auch die Gesellschaft selbst bedroht. John Douglas und seine Männer beginnen aber rasch zu verstehen, dass sie es hier mit einer lebens­wichtigen Frage zu tun haben.

Wer die Mörder nicht versteht, wer nicht imstande ist, in sie hineinzuschlüpfen und mit ihrem Verstand zu denken, der wird sie weder verstehen, noch wird er zukünftige Verbrechen verhindern können.

Denn die Mörder lernen.

Wenn jemand, um nur ein Beispiel zu nennen, seinen ersten Mord aus Affekt – etwa in einem Nationalpark – begeht und ungestraft davonkommt, mag ihn das anfangs niederdrücken. Bald aber wird er daraus Befriedigung ziehen, der de­struktive Trieb wird immer stärker die Oberhand gewinnen, und er zieht erneut aus, um zu morden. Bleibt er auch beim zweiten und dritten Mal „siegreich“, dann lernt er ständig dazu. Mörder perfektionieren ihre tödliche Begabung. Und es wird immer schwieriger, sie aufzuhalten. Zugleich schreitet die Deforma­tion ihrer Persönlichkeit unaufhaltsam fort.

Intelligente Mörder lesen Zeitung. Sie sehen sich Kriminalsendungen im Fernse­hen an, hören Radio, sie halten sich auf dem Laufenden über die Ermittlungen der Beamten. Manchmal sind sie so dreist und bieten den Polizisten ihre Mithil­fe an. Etwas, womit die altgedienten FBI-Männer nie im Leben gerechnet hät­ten. Was muss etwa im Kopf eines Mörders vorgehen, der mit frischen Leichen im Wagen auf dem Highway von der Polizei angehalten wird und freundlich mit den Beamten plaudert, um dann weiterzufahren? Muss er sich nicht für un­glaublich überlegen halten?

John Douglas und seine Spezialeinheit, die bald aufgrund spektakulärer Erfolge dauerhaft eingerichtet werden kann, beginnt damit, basierend auf den Inter­views mit inhaftierten Mördern und zahlreichen Fallstudien, Profile der Mörder zu erstellen. Allmählich kristallisiert sich heraus, dass „Verbrechen“ keineswegs das diffuse Phänomen ist, für das es lange Zeit gehalten wurde. Die Seele des Mörders wird klarer, immer durchsichtiger für John Douglas, bis er imstande ist, sich anhand von Tatortfotos und Obduktionsprotokollen ein Bild von dem Täter zu machen: „Männlich, weiß, zwischen 20 und 30, wahrscheinlich geschieden, Probleme in der Kindheit, Schwierigkeiten mit Frauen, vermutlich recht unan­sehnlich gekleidet. Ich vermute, der Täter hat einen Sprechfehler und fährt einen gebrauchten Volkswagen, drei bis fünf Jahre alt…“

Solcherart sind die Profile, die Douglas erstellt und die ihn in den Ruf bringen, ein Hexer zu sein. Denn oftmals treffen solche Profile bis in kleinste Details mit gespenstischer Genauigkeit ins Zentrum, nur sehr selten weichen sie gravierend davon ab.

Zauberei? Nein, angewandte Kriminalpsychologie. Aber es ist ein langer, steini­ger Weg, bis diese Erkenntnisse so ausgereift sind, dass sie wirklich Menschen­leben retten können. Und dieser Weg ist gepflastert mit Leichen, mit Toten aller Lebensstufen, die manchmal auf bestialischste Weise ins Jenseits befördert worden sind.

Der Leser lernt eine Menge über die Defekte einer zerstörten Kindheit, über kaputte Familien, dominante Mütter, über Menschen, die von klein auf den Un­terschied zwischen Gut und Böse nicht richtig vermittelt bekommen, über Ob­sessionen, Fetischismus, über die Verschärfung harmlos wirkender Anfänge, an deren Ende oft ein zügelloser Blutrausch steht.

Und immer wieder kommt die Lektion zum Vorschein: Unterschätze den Gegner niemals! Denn jeder Fehler in diesem unerklärten Krieg der Gesetzeshüter ge­gen diejenigen, die meinen, sie selbst seien Richter über Leben und Tod – also die Mörder – führt zu schrecklichen Tragödien.

Und manchmal, das muss auch John Douglas zugeben, manchmal gewinnt der Drache. Es gibt Verbrechensserien, die anfangen und trotz intensivster Aufklä­rung keine Lösung erhalten. Es gibt viele Möglichkeiten, woran es liegen kann, dass Mordserien plötzlich abreißen, ohne dass der Täter gefasst worden ist. Douglas nennt einige: Selbstmord etwa (bei Serientätern aber eher unwahr­scheinlich), der Mörder kann wegen geringerer Vergehen verurteilt worden sein und in Haft sitzen. Wegzug in andere Bundesstaaten oder in Länder außerhalb der USA.

Die Mörder jedoch, die noch immer auf dem Bundesgebiet leben und morden und jene, in deren Geist die Bombe tickt, die sie eines Tages zu Mördern ma­chen wird, sie können im wesentlichen mit Hilfe des Profiling aufgespürt wer­den. Leider erst, wenn sie schon Menschenleben vernichtet haben. Doch ohne solche Aufklärungsinstrumente in den Händen psychologisch versierter Polizis­ten wäre die Gesellschaft dem Verbrechen viel wehrloser ausgeliefert…

Das Buch ist ein beeindruckendes Plädoyer für eine psychologische Durchdrin­gung der Strafverfolgungsbehörden, ein Werk, das seinen unschätzbaren Wert dadurch gewinnt, dass der Leser durch John Douglas´ Augen einen Blick wirft in die Seele des Mörders, in den Abgrund der Finsternis, in dem man nur unstruk­turiertes Böses vermutet, vor dem man sich ängstigt. Er zeigt auch, dass zwar Vorsicht angebracht ist, dass ein solch diffuses Urteil aber gänzlich falsch ist.

Nicht, dass es die Sache besser machen würde. Manchmal gehen die Details, die er beschreibt, wirklich an die Nieren, und ich musste das Buch gelegentlich aus der Hand legen, weil es sich nicht mehr ertragen ließ (etwa in diesem furchtbaren Kapitel um die Atlanta-Kids). Weil er den Opfern ihre Identität zu­rückgibt. Jeder von ihnen wird mit Namen genannt, bei vielen erfährt man, wie alt sie waren, aus welchen Elternhäusern sie kamen, wie die Familien auf den Verlust reagieren, und in welchem Zustand die Opfer waren, als sie dann end­lich gefunden wurden. Ja, und bei den meisten sieht man sich auch dem Täter gegenüber, schlüpft durch Douglas in das Opfer während der Gefangenschaft, Folterung und Ermordung… und in den Kopf des Mörders.

Natürlich würden die meisten Menschen davon gerne nichts wissen. Für viele sind Mörder einfach Ungeheuer, zumal dann, wenn es sich um Kinderschänder oder Sexualmörder handelt. Aber solche Simplifizierung, die auch in bundes­deutschen Medien gerne aufgegriffen wird, weil sie die Dinge so erleichtert, ist schlicht falsch. Nehmen wir nur die gerne gestellte Forderung nach Kastrierung von Vergewaltigern. Was hält Douglas davon, nach 25 Jahren Dienst, in denen er Tausende von Mordopfern kennengelernt hat? Ja, man muss kennengelernt sagen. Die furchtbar verstümmelten Toten sind Teil seiner Familie geworden.

Also, er sagt, „dass es nichts bringt, einen Serienvergewaltiger zu kastrieren – so verlockend die Idee manchem von uns auch erscheinen mag. Das Problem ist, dass es sie nicht aufhält, weder physisch noch emotional. Vergewaltigung ist definitiv ein Verbrechen aus Wut. Schneidet man einem Mann die Eier ab, hat man einen wirklich wütenden Mann.“

Will heißen: es geht nicht um Sex. Es geht um Gewalt gegen Frauen. Nimmt man einem Vergewaltiger die Fähigkeit zur Ausübung des Sex, so hat er noch immer Hände, um zu morden, und dann wird er es gewiss tun.

Unangenehme Wahrheit? Vermutlich aber zutreffend.

Ebenso ging mir Douglas letztendliches Plädoyer für die Todesstrafe gehörig auf die Nerven, das will ich gar nicht bestreiten. Dass er sie damit flankiert, man solle die Gesellschaft zugleich zu einem besseren Erziehungsstil bewegen und die Nachbarn dazu bringen, dass sie aufmerksamer ihre Nachbarschaft beob­achten, um etwa brutale Eltern davon abzuhalten, ihre Kinder zu misshandeln (was viele von ihnen später zu Verbrechern macht, weil ihre Persönlichkeit da­mit geschädigt wird), macht die Sache nicht erträglicher. In meinen Augen ist die Todesstrafe nach wie vor keine sinnvolle Strafe, weil das, was man gerne als Argument für sie ins Feld führt – Abschreckungswirkung – eigentlich nicht vor­handen ist. Diejenigen, die man hinrichtet, kann man nicht mehr abschrecken. Und den Rest potenzieller Gewalttäter brutalisiert man auf diese Weise höchs­tens.

Das Dumme an diesem Plädoyer für die Todesstrafe (oder dauernde Gefängnis­verwahrung) für Serienvergewaltiger und Serienmörder ist…, dass ich ihm psychologisch nicht widersprechen kann. Ich habe leider kein Gegenkonzept, das tragfähig ist. Lobotomie oder dauerhafte Gehirnwäsche widerspricht zwei­fellos den Menschenrechten in demokratischen Gesellschaften.

Dem Leser wird also für den Gewinn an Information hier eine Menge an Nerven und Seelenruhe abverlangt. Und es werden ihm Fragen gestellt, die unange­nehm an der eigenen Seele nagen. Dennoch, ungeachtet der Tatsache, dass ich manches in dem Buch einfach moralisch nicht akzeptieren kann, ungeachtet dieser Tatsache halte ich Die Seele des Mörders für außerordentlich wichtig.

Verbrechen ist nun einmal Bestandteil der menschlichen Gesellschaft, und je mehr Menschen den Globus bevölkern, desto wahrscheinlicher ist es, dass man mit Verbrechen im nächsten Umfeld, vielleicht innerhalb der eigenen Familie, konfrontiert wird. Natürlich wird das immer schockieren. Aber dieses Buch könnte helfen, zu verstehen, wie es dazu kommt. Und vielleicht Eltern davor be­wahren, ihre Kinder so zu behandeln, dass sie die Mörder von morgen werden.

Das ist es wert, unsere eigene Seele mit diesem Wissen zu belasten.

Tut es, eurer Zukunft wegen.

© 2003 by Uwe Lammers

Ja, ich sagte ja eingangs, das ist harter Stoff, und manch einer von euch – fürch­te ich – hat diesen Text nicht fertig lesen können, weil es ihn so schauderte. Ihr seid in guter Gesellschaft. Ich bemerkte ebenfalls oben, dass ich Douglas/Olsha­ker nicht in einem Rutsch lesen konnte… und das dürfte euch wohl, wenn ihr das Buch gefunden habt und zu schmökern beginnt, sehr ähnlich gehen.

In der kommenden Woche bleiben wir bei Sachbüchern, kümmern uns aber um unser Lieblingsgenre – die Science Fiction. Diesmal aus der Feder eines Autors, den ich persönlich kennen lernte, als er noch Mitglied im Science Fiction-Club Baden-Württemberg (SFCBW) war.

Neugierig geworden? Gut so. Dann sehen wir uns in sieben Tagen an dieser Stelle.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

vor acht Wochen verließ ich euch im Oktober des Jahres 2007 mit dem Verspre­chen, diesmal im November gleichen Jahres mit meinem Bericht fortzufahren, was ich damals im Rahmen der „Annalen“ im OSM begann, weiterschrieb oder vollendete. Dann lasst uns doch mal schauen, wie weit wir heute kommen wer­den:

Ich arbeitete zunächst an „In der Hölle“ weiter (damals noch als „Story“ klassifi­ziert, ihr kennt das). Dann bemühte ich mich um eine Neuformatierung des zweiten Romans der Edward-Norden-Saga (ENS), als des OSM-Romans „Der Herrscher von Arc“. Er war damals schon seit langem in Etappen im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) abgedruckt worden, aber ich hatte es stets versäumt, diese gründlich überarbeiteten Einzelkapitel zu einem kompak­ten Manuskript zusammenzufügen. Um es kurz zu machen: es gelang mir in die­sem Monat nicht. Generell kam ich in dem Monat auf keinen grünen Zweig. Nur 7 fertig gestellte Werke, davon ein BWA, das ich redaktionell betreute – Ausga­be 290, die Mars-Sonderausgabe – , und drei Gedichte… kein glorreicher Mo­nat.

Im Dezember versuchte ich, ebenfalls wenig erfolgreich, etwas mehr aufzudre­hen. So schrieb ich weiter an „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, an der Novelle „Neu-Babylon“ und diversen Episoden des KONFLIKTS 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), und ich versuchte mich an dem Weiterspinnen der Hand­lungsfäden in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (DSf), doch eben­falls ohne Erfolg.

Immerhin – am 30. Dezember konnte ich noch einen dazu gehörigen Hinter­grundtext schreiben, nämlich „Das Rätsel der Talather“. Aber glaubt bitte nicht, dass ich bis zum Jahre 2016 eine Chance fand, etwas mehr über die Talather zu schreiben. Bis es zum ersten echten Kontakt mit der Bevölkerung des „Saumrei­ches“ der Galaxis Xeloon kommt, die in der Gegenwart lange ausgestorben ist, wird es wohl 2018 werden, fürchte ich. Manche Handlungslinien brauchen im OSM einfach sehr viel Zeit…

Tja, und damit war das Jahr 2007 auch schon vorüber. Unter dem Blickwinkel der „Annalen“ war das eine eher enttäuschende Erfahrung, recht ernüchternd. Nun denn, dachte ich mir: das neue Jahr liegt vor mir, also kann ich mit voller Energie durchstarten.

Das gelang nur bedingt. Ein wesentlicher Grund dafür war natürlich, dass ich mich als Chefredakteur des Fanzines „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) im­mer noch verpflichtet fühlte, meine Kreativautobiografie „25 Jahre im Dienst der Kreativität“ zu vollenden, von der dann in diesem Monat tatsächlich die Teile 7-9 fertig werden sollten. Ansonsten kam ich zwar zu einigen Rezensionen und Episoden, aber das war auch schon alles Nennenswerte.

Der Februar sah nicht schöner aus. Ich versuchte hier, zurück in den verrückten OSM-KONFLIKT 28 zu gelangen, d. h. in die Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljä­ger“ (DSj), in der die Episoden inzwischen atemberaubende Ausmaße ange­nommen hatten. Das ging natürlich einher mit einer nicht minder atemberau­benden Verlangsamung des Schreibtempos… das war da sowieso angebracht, weil der KONFLIKT 28 aufgrund seiner rätselhaften Struktur das reinste Minen­feld war. Ich schaffte es also gerade einmal, Band 48 „Das Sirianer-Problem“ zu schreiben. Selbst wenn ich mit den Skizzen bis inklusive Band 56 kam, also bis zu dem ungeheuerlichen Band „Die Mauern der Offenbarung“, der tatsächlich als Handlungsschauplatz nichts Geringeres hat als TOTAMS Leiche (!), klappte sonst rein gar nichts. Endresultat des Monats: frustrierende 4 Werke, davon zwei Rezensionen und eine Fanzine-Redaktion.

Der Grund für diese ineffektive Kreativitätsleistung lag völlig auf der Hand: tägli­ches, zeitraubendes Pendeln zwischen Braunschweig und Salzgitter zur Arbeit, nahezu überhaupt keine Freizeit mehr… kein Wunder, dass ich da völlig ein­brach.

Im März schwappte dann, wie zum gerechten Ausgleich, wieder der Archipel über mich hinweg und riss mich in ein paar Langzeitprojekte, die bis heute nicht beendet sind. Ich vergrub mich außerdem in KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (NK), wo ich endlich mit dem HANKSTEYN-Zyklus fertig werden wollte. Ich war doch immerhin schon im vorletzten Band, Band 53, mit dem programmatischen Titel „HANKSTEYN“ angelangt. Glaubt ihr, dass ich das fer­tigstellen konnte?

Natürlich nicht.

Mann, was war ich gefrustet!

Es war auch nur ein geringer Trost, dass ich es am 24. März wenigstens auf die Reihe bekam, „Der Herrscher von Arc“ endlich in eine kompakte Datei zu über­führen und auszudrucken. Das stellte nun wirklich keine gescheite Kompensati­on dar.

Im April 2008 überrollte mich dann ein erneuter Todesfall unter Phantasten – und ich schrieb einen kurzen Nachruf auf Sir Arthur C. Clarke, den ich mit Recht als „große Gestalt“ charakterisierte.1

Woran arbeitete ich im April 2008 noch? Nun, etwa an der „Story“ „Ian und der Stein der Götter“. Ich machte eine wenig erfolgreiche Stippvisite im KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL), wo ich leider auch nur im Schne­ckentempo vorwärtskomme.

Und dann war der Monat schon wieder um! Nur 8 fertige Werke! Verdammt noch mal!

Sah Mai 2008 besser aus? Bedingt. Auch nur 8 fertige Werke, aber immerhin darunter NK 53 „HANKSTEYN“, so dass ich mit dem Schlussband „Tödliche Ent­scheidung“ beginnen konnte… ein Band, der leider bis heute nicht vollendet ist. Aber ich sage soviel: inzwischen hat er immerhin schon 84 einzeilige Seiten… und ist ein solches Drama, dass ich eben, während ich mal kurz herüberzappte – das geht bei digitalen Dateien so verführerisch leicht – , doch glatt eine halbe Stunde Lektürezeit darin festsaß. Verdammt, ist das guter Stoff… zu schade, dass ihr noch sehr lange darauf warten müsst, bis ihr das selbst lesen könnt.

Weiterhin kam ich im Mai 2008 dann im Grunde genommen nur noch dazu, eine längere Novelle aus KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (DMadN) weiterzuschreiben, nämlich „Quisiins letzter Fall“. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass dieses Werk inzwischen auch fertig ist, aber so verhält es sich leider nicht. Es ist eins der zahllosen Fragmente, das noch auf die Fertigstellung wartet. Seufz.

Und dann war der Mai 2008 auch schon vorbei. Wieder nur 8 fertige Werke. Es war echt zum Heulen!

Im folgenden Monat konnte ich endlich mit dem 12. Teil die Artikelserie „25 Jahre im Dienst der Kreativität“ abschließen, die mich viel Zeit und Energie ge­kostet hatte. Prompt witterte mein kreativer Verstand Morgenluft, verständli­cherweise. Jedenfalls gewissermaßen eine Sekunde lang. Das hing ebenfalls da­mit zusammen, dass Mitte dieses Monats die Arbeit für das Stadtarchiv Salzgitter abgeschlos­sen wurde und meine nächste Anstellung erst zum 1. November 2008 zustande kommen würde.

Ich hatte also prinzipiell Luft zum Schreiben. Und verdammt, ich nutzte sie, das könnt ihr aber wohl glauben!

Zunächst schwamm ich in das OSM-Fragment „Parasiten aus dem Kosmos“ zu­rück, aber nicht sehr lange… weil nämlich der Archipel, namentlich „Rhondas Reifejahre“ meine Energie zu fokussieren begann. Da es in dieser Artikelserie nicht primär um den Archipel geht – das werde ich vermutlich beizeiten in einer eigenen Serie mal ausführlicher behandeln – , blende ich diesen Aspekt hier mal vollkommen aus und beschränke mich weiterhin auf den OSM… das ist na­türlich einigermaßen kompliziert, weil ich mich nun im Juni nahezu vollkommen auf den Archipel konzentrierte.

Das brachte die Tatsache des Rhonda-Romans eben so mit sich – es wucherten auch in den nächsten Monaten bis zu Beginn meiner neuen Beschäftigung mehrheitlich Archipel-Ideen in meinem Kopf. Und um ehrlich zu sein, war es das jetzt unter dem Blickwinkel der „Annalen“ schon wieder für Juni 2008 mit mei­nen Schreibaktivitäten.

Auch im Juli sollte das so weitergehen. Rhonda-Roman, zahlreiche Archipel-Fragmente sowie zwei andere längere erotische SF-Romanfragmente, die bis heute unvollendet sind. Sie gehören zu einer weiteren Welt, die ich in diesen Tagen entdeckte. Ich nannte diesen Kosmos das „Erotic Empire“. Aber bis ich euch darüber was erzähle, das wird noch dauern.

Tatsache ist jedenfalls, dass ich im Juli 2008 hinsichtlich des Oki Stanwer My­thos auf keinen grünen Zweig kam. Leider. Und da ich so schön jetzt vorwärts­gekommen bin, was diese Artikelreihe angeht, werde ich für heute schließen. In der nächsten Ausgabe der „Annalen“-Subreihe des Blogs erzähle ich euch was über den August 2008 und die folgenden Monate. Lasst euch da mal über-raschen, wie weit ich kommen werde.

Und wohin es in der kommenden Woche geht, das möchte ich heute auch noch nicht verraten – bleibt gespannt, Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Interessanterweise ist er immer noch mental in der Gegenwart präsent. Erst am 25. Juni 2017 wurde ich im Kino wieder mit seinem Namen konfrontiert. Er wird mit einem passenden Ausspruch in „Transformers 5“ gewürdigt. Soviel Tiefgang hätte ich Regisseur Michael Bay gar nicht zugetraut… wenn mir diese Bemerkung gestattet ist.

Rezensions-Blog 127: Das Todeswrack

Posted August 29th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute geht es um meine im Jahre 2012 gemachte neue Leseerfahrung mit Col­laborations-Autoren von Clive Cussler. Ich kannte ja schon seit einiger Zeit Grant Blackwood, aber nun lernte ich halt Paul Kemprecos und seine Helden Kurt Austin und Joe Zavala kennen und sehr schnell schätzen, ganz zu schweigen von Gamay Trout und ihrem Ehemann Paul. Und natürlich brauchte ein solcher Neu­einstieg eines Autors in den schon recht weit gediehenen, kontrafaktischen Cussler-Kosmos einer knalligen Story, die den Leser packte.

Ich kann wirklich mit Fug und Recht auch nach fünf Jahren immer noch sagen: Ziel erreicht. Das Titelbild der frühen Ausgabe, das ich besitze, mag völlig be­scheuert sein (es gab später eine Neuauflage mit hübscherem Cover), und auch der Titel ist ziemlich abwegig und deckt nur einen kleinen Teil der Story ab. Die ist für sich genommen aber schon wirklich packend.

Worum es im Detail geht, findet ihr genau hier, wenn ihr weiterlest:

Das Todeswrack

(OT: Serpent)

von Clive Cussler & Paul Kemprecos

Blanvalet 35274

576 Seiten, TB, 2000

Aus dem Amerikanischen von Thomas Haufschild

Ich wusste von diesem Buch seit ziemlich genau zehn Jahren, aber obgleich ich es viele Male in den Buchhandlungen sah, zögerte ich doch all die Jahre, danach zu greifen. Der Grund ist vielleicht ein wenig sonderbar, und im Nachhinein wirkt er geradezu schrullig und lächerlich: ich verband die NUMA, die National Underwater and Marine Agency, eigentlich stets mit Clive Cussler und mit sei­nem Heldengespann Dirk Pitt und Al Giordino, die nun wahrlich aus fast zwanzig Romanen bekannt sind. Und ich war mir unsicher, auf einmal NUMA-Abenteuer mit völlig unbekannten „Helden“ vorgesetzt zu bekommen. Ob das wohl bekömmliche Kost sein mochte? Wie wohl dieser Paul Kemprecos schreiben würde, der ja für mich ein buchstäblich unbeschriebenes Blatt war? Ich hatte keine Ahnung.

Was bewog mich dazu, mir dieses Buch dennoch zum Geburtstag anno 2011 zu wünschen? Zweierlei. Zum einen hatte ich entdeckt, dass die Dirk Pitt-Abenteuer von Cussler erstens immer rarer wurden und zum zweiten in den letzten Jahren mehr und mehr von absurden Handlungskonstrukten und alber­nen Gags sowie einer Altmänner-Melancholie überschattet wurden. Cussler und Pitt kommen halt in die Jahre, und man merkt es deutlich – Cussler ist glücklicherweise nicht jemand, der wie etwa weiland der verstorbene Thriller­autor Colin Forbes seine Helden statisch einfriert und nicht mehr altern lässt, sondern Pitt nutzt sich deutlich ab, was zwar einerseits realistisch und sympa­thisch ist, zugleich jedoch die Spannung der Romane nach und nach erschlaffen ließ.

Zum zweiten las ich mit Grant Blackwoods exzellentem Roman um das Ehepaar Sam und Remi Fargo einen Collaboration-Roman mit Cussler, der mir deutlich zeigte, dass solche Kooperationsprojekte durchaus äußerst faszinierend und le­senswert sein konnten.1 Außerdem gab es inzwischen eine ganze Reihe von Cussler/Kemprecos-Romanen, was darauf hindeutete, dass sie nicht nur „Schrott“ sein konnten. Sie verkauften sich offensichtlich gut. Also, Zeit für ein Experiment.

Vorab gesagt: ein tolles Experiment (auch wenn der deutsche Titel an Dumm­heit nur schwer zu überbieten ist). Ich bin inzwischen eifrig auf der Jagd nach den weiteren Romanen! Doch nun zum Buch selbst:

Wie üblich in Cusslers Romanen gibt es ein nautisch-historisches Vorspiel, das diesmal gar nicht so weit in der Zeit zurückdriftet. Genauer gesagt: ins Jahr 1956 vor die Küste von Nantucket. Ein schneidiges Passagierschiff aus Italien ist auf dem direkten Weg nach New York. Es erreicht den Hafen nie. Bei dichtem Nebelwetter wird der Luxusliner Andrea Doria von der „Stockholm“ gerammt und so schwer beschädigt, dass er binnen kürzester Zeit sinkt. Die meisten der Passagiere und Besatzungsmitglieder überleben das Unglück und werden geret­tet, aber das Schiff selbst legt sich auf die Seite und sinkt gut 60 Meter tief auf den Grund des küstennahen Meeresbodens.

Zuvor jedoch ereignen sich seltsame Dinge: der Steuermann der Stockholm, der im letzten Moment sehr gezielt auf das Passagierschiff zugesteuert zu haben scheint, ist spurlos verschwunden. Und der junge Kellner Angelo Donatelli, der auf der havarierten Andrea Doria versucht, einen Wagenheber zu besorgen, um eine eingeklemmte Passagierin zu retten, wird heimlich auf dem Autodeck des Schiffes Zeuge eines brutalen Mordangriffs auf eine Wachtruppe, die einen Pan­zerwagen bewacht. Allerdings wird danach nichts gestohlen, sondern rätsel­hafterweise werfen die Mörder ihre Opfer nur in den Wagen und machen sich danach aus dem Staub. Das Mysterium sinkt mit in die Tiefe des Meeres.2

Knapp 45 Jahre später wird die amerikanische Wissenschaftlerin Nina Kirov von ihrem Doktorvater Professor Dr. Knox zu einer wissenschaftlichen Grabung nach Nordafrika „entführt“. Da sie die einzige Person mit Tauchfähigkeit ist, fällt ihr bei dieser Exkursion die Rolle zu, bei einem Tauchgang in der Bucht vor der Rui­nenstätte einen versunkenen phönizischen Hafen zu entdecken – und ein stei­nernes Gesicht, das höchst fatal einem der Olmekenkultur aus Mittelamerika ähnelt. Was definitiv historisch völlig unmöglich ist – zumindest ist es eine ar­chäologische Anomalie. Sie informiert nur eine einzige befreundete Wissen­schaftlerin in den Staaten darüber, aber der Mailverkehr wird kontrolliert, und kurz darauf taucht eine rücksichtslose Killergruppe auf, die kurzerhand alle Mit­glieder der Expedition exekutiert. Nina kann mit sehr viel Mühe ins Meer ent­kommen und wird hier bald darauf von zwei smarten Tauchern der NUMA gerettet.

So, und da haben wir sie also: Auftritt von Kurt Austin und Joe Zavala von der NUMA, den Helden der neuen Serie. Austin, ein Hüne von Mann mit frühzeitig gebleichtem Haar ist unter anderem Sammler antiker Duellpistolen und lebt auf einem umgebauten Hausboot auf dem Potomac, außerdem hat er einen be­merkenswerten Hang zu philosophischer Literatur. Sein Freund Joe, der mexika­nische Wurzeln aufweist und etwas kleiner und naturgemäß dunkler ist, ent­puppt sich als Mechanikergenie mit schrulligem Humor, Singtalent (mit dem er Austin fast in den Wahnsinn treibt) und einer innigen Neigung zu Frauen­abenteuern. Und ehe sich der Leser versieht, steckt er mitten in einer Geschich­te fest, in der es von sympathischen Personen, abenteuerlicher Action und ver­wirrenden Geheimnissen nur so zu wimmeln beginnt, ganz zu schweigen von unzähligen neckischen Anspielungen, die breites Zeugnis von der Belesenheit des Verfassers ablegen und von Geschichte über den „Wizard of Oz“ bis Star Trek reichen – es gibt reichlich Grund für Gekicher.

Für die Action gibt es auch reichlich Gründe, denn die Killer geben natürlich nicht auf. Sie wollen Nina Kirov unbedingt vom Leben zum Tode befördern (was sie bei ih­rer Kontaktperson in den USA übrigens bestürzend schnell schaffen und zu­gleich zeigt, dass diese Organisation international tätig ist). Kurt Austin und Joe Zavala verhindern allerdings, dass die rätselhaften Massenmörder ihr Ziel errei­chen, das nun ebenfalls darin bestanden hätte, das NUMA-Schiff vor Marokkos Küste mitsamt Besatzung dazu zu versenken.

Es stellt sich außerdem heraus, dass diese Mörder bestens präpariert waren – unter anderem auch für eine Unterwassersprengung. Das möglicherweise ol­mekische Artefakt, das Nina Kirov gefunden hat, ist nämlich von ihnen ge­sprengt worden… und das alles ist erst der Anfang. Im Zuge der immer haar­sträubender werdenden Suche nach den Gründen dieser abenteuerlichen Ge­schichte kommen die Freunde nach und nach einem mörderischen Komplott auf die Spur, dem überall auf der Welt archäologische Expeditionen zum Opfer fallen. Sie finden eine Fährte zu einer karitativen Organisation namens Time-Quest, aber das bringt sie alles nicht richtig weiter.

Schlimmer noch: es gibt bald darauf einen weiteren Nebenstrang der Handlung, der scheinbar mit der Hauptgeschichte nichts zu tun hat (das anzunehmen, ist natürlich ein arger Fehler, den eigentlich nur Leute begehen können, die keine Cussler-Romane kennen): mitten im Dschungel von Belize versucht nämlich Ga­may Trout, die sportversessene und geschichtsbesessene NUMA-Meeresbiolo­gin (verheiratet mit Paul Trout, einer weiteren neuen Hauptperson des NUMA-Personals), die eigentlich nur auf der Suche nach Abbildungen von Muscheln in Maya-Inschriften ist, einen Professor Chi zu finden. Allein, wie sie ihn findet, ist schon witzig genug, aber es steigert sich unablässig weiter. Etwa, als Chi sie dann mit seiner „Zeitmaschine“ mit in eine versunkene Maya-Stadt bringt, wo sie höchst unpraktischerweise über Grabräuber stolpern und von einem Desas­ter ins nächste stolpern (was die beiden übrigens brillant charakterisiert).

Und ganz so wie die im Roman erwähnten raffinierten „Maschinen“ der Maya greifen die einzelnen Handlungsrädchen der Geschichte ineinander. Zu sagen, der Roman enthielte die konzentrierte Dosis von fünf Abenteuergeschichten, ist noch sehr untertrieben. Selbst für einen recht belesenen Historiker wie mich war es sehr beeindruckend, in den lediglich vier (!) Lesetagen, in denen ich das Buch geradezu verschlang, zu entdecken, wie ungemein belesen der gute Herr Kemprecos ist. Dass Kemprecos – wie Cussler – ebenfalls passionierter Taucher ist und vielfach durch journalistische Tätigkeit hervorgetreten, das merkt man dem Buch an vielen Stellen an, nicht zuletzt an der schön passenden Charakteri­sierung der Wissenschaftler, da hat er ganze Arbeit geleistet.

Da es im ganzen Buch zu keinem Gastauftritt von Clive Cussler kommt (um den selbst Blackwood nicht herumkommt), ist es nahe liegend, dass Cussler lediglich an jenen Stellen nachgeschliffen hat, wo es zu Begegnungen mit Personen des normalen Dirk-Pitt-Kosmos kommt, also Admiral Sandecker, Rudi Gunn oder Julien Perlmutter etwa. Der Rest, namentlich wohl die packende Storyline, die durchaus sehr stringent kontrafaktisch ist, stammt offenkundig allein von Kem­precos und kann sich sehen lassen.

Ich meine, wer daraufhin nun neugierig geworden ist, wie wohl die Olmeken- und Maya-Kultur mit einem phönizischen Hafen in Marokko zusammenhängt (oder gar mit der Andrea Doria), wer gern herausbekommen möchte, was der Geheimorden Los Hermanos damit zu tun hat und wie, um alles in der Welt, Christoph Kolumbus und der sinistre Halcon in diese Geschichte passen (ganz zu schweigen von diesem wahnsinnigen Gebilde „Angelica“), der sollte sich das Buch schnappen und es verschlingen. Das ist wirklich raffiniert zusammenge­strickt. Kleinere, zu vernachlässigende Detailfehler, besonders im Zusammen­hang mit dem gesprengten Olmekengesicht und Kolumbus, kann man dabei durchaus großmütig unter „Anfangsfehler“ subsumieren. Hey, es ist sein Erst­ling, nicht wahr?

Nach dieser Lektüre begriff ich jedenfalls, dass es ein klarer Fehler war, bei den Kemprecos-Büchern bislang zu zögern. Nun, den Fehler bügele ich bald aus. Es gibt noch sieben weitere Kurt-Austin-Abenteuer. Ihr hört bald wieder davon, das kann ich versprechen…

© 2012 by Uwe Lammers

So, genug der Abenteuer? Meinetwegen. Dann greife ich in der kommenden Woche einfach mal zu völliger Abwechslungskost. Schon mal was von „Profilern“ gehört? Aber ganz bestimmt. Menschen, die sich in die Seelen von Kriminellen, meist Serienmördern versetzen und so deren Taten rekonstruieren und versuchen, künftige Morde zu vereiteln. Darum geht es in sieben Tagen.

Das Buch solltet ihr euch wirklich nicht entgehen lassen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Clive Cussler & Grant Blackwood: „Das Gold von Sparta“, 2011. Rezensiert im Rezensions-Blog 8 vom 20. Mai 2015.

2 Ich fühlte mich hier gruselnd an den Cussler-Roman „Hebt die TITANIC!“ (1977) erinnert, den ich mehrfach gelesen habe. Nicht nur wegen meiner TITANIC-Leidenschaft einer der besten Cussler-Romane überhaupt. Vgl. hierzu auch den Rezensions-Blog 87 vom 23. November 2016.

Liebe Freunde des OSM,

auf den ersten Blick sieht die Bilanz des gerade verflossenen Monats, des Mo­nats Mai 2017, in kreativer Hinsicht ganz nett aus – es gelang mir, immerhin 19 Werke abzuschließen… doch frohlockt nicht zu zeitig, der erste Eindruck täuscht leider.

Inwiefern tut er das? Nun… die Majorität dieser Beiträge waren Rezensionen zu Büchern, die ich ausgelesen habe. So schön dieser Monat also auch unter dem Gesichtspunkt angenehmer Lektüre sein mag, so mager fällt er doch auf der an­deren Seite für den Oki Stanwer Mythos und den Archipel aus, meine beiden kreativen Hauptwelten, in denen ich mich viel zu selten aufhalten kann… das ist schlicht meiner Arbeitszeit geschuldet.

Ich erwähnte schon, dass diese einseitige Beanspruchung meiner Zeit eine Gleichgewichtsstörung auslöste, die konstant anhält und leider meine Energie auf dem kreativen Sektor fast vollständig blockiert. Dass ich überhaupt noch dazu komme, etwas zu schreiben, habe ich allein der Tatsache zu verdanken, dass die Lektüre mich gelegentlich zumindest zu Rezensionen inspiriert – in ein paar Jahren, so schätze ich, werdet ihr die in diesem Monat entstandenen Re­zensionen nach und nach im Rezensions-Blog vorfinden.

Was aber hat der Monat nun an relevanten Werken oder Weiterbearbeitungen von OSM- oder Archipelwerken gebracht? Schauen wir uns das mal im Detail an:

Blogartikel 230: Work in Progress, Part 53

(OSM-Wiki)

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH, Abschrift)

(Roxanne – Archipel-Story)

(12Neu 40: Krieg in Kirrongar)

(Rhondas Aufstieg – Archipel-Roman)

Erläuterung: Ehrlich, das war nur so ein ganz kleiner Anflug. Mir war eigentlich sofort klar, als ich die entsprechende Datei aufmachte, dass das viel zu weit gehen würde. Aber andererseits konnte ich der Verlockung nicht widerstehen, zumindest ein paar Zeilen zu schreiben. Im Maximalfall vielleicht drei Seiten. Leider nicht mehr… die Zeit für längere Werke ist aktuell wirklich noch nicht ge­kommen, da muss ich euch auf den September 2017 vertrösten.

(Das Geheimnis des Vungash – Archipel-Story)

18Neu 88: Wenn Feinde zu Freunden werden…

(Auf und nieder – Archipel-Story)

(Raubgut – Archipel-Story)

(14Neu 43: Das Synox-Komplott)

(14Neu 44: Raumflug nach Toltev)

Erläuterung: Wer „Toltev“ jetzt für einen Planeten hält, was in einer SF-Serie ja durchaus nahe liegt, täuscht sich. 1984, als ich die Episode des KONFLIKTS 14 schrieb, die ich hier aktuell in kommentierter Version abschreibe, war ich recht fasziniert von einem stellaren Phänomen, das im Oki Stanwer Mythos in naher Zukunft noch sehr viel wirkungsmächtiger werden sollte: von Schwarzen Lö­chern. Und irgendwie wusste ich damals schon, dass das was mit den Baumeis­tern zu tun haben würde.

Hatte es wirklich. Inwiefern? Nun, dazu sage ich beizeiten in meinen „Kosmolo­gie-Lektionen“ etwas mehr. Es ist nur für euch vielleicht interessant, zu entde­cken, dass dieses Phänomen mich damals schon umtrieb. Und warum man nun ein Schwarzes Loch namens Toltev zum Reiseziel auserwählen sollte…? Tja, Freunde, das müsst ihr beizeiten mal nachlesen.

Ihr braucht wirklich nicht so ungläubig zu blinzeln, Freunde. Das war tatsächlich schon alles. An den weitaus meisten Tagen, an denen ich überhaupt noch Zeit fand, irgendetwas zu schreiben, reichte meine Kraft gerade mal aus, Vorfassun­gen von Buchrezensionen niederzuschreiben. Üblicherweise schaffe ich so et­was an einem Tag und oftmals aus einem Rutsch. Hier war es fast Standard, dass ich zwei Tage dafür benötigte.

Ehrlich, jetzt am Abend des 1. Juni, wo ich diese Zeilen formuliere, fühle ich mich gründlich ausgepowert. Und ja, ich bin verdammt froh, jetzt ein paar Tage Urlaub zu haben, einfach mal die Seele baumeln und Gott einen lieben Mann sein zu lassen.

Ich denke, in der kommenden Woche wird es wieder deutlich phantastischer – dann nämlich, wenn ich in der Rubrik „Aus den Annalen der Ewigkeit“ mit euch in den November 2007 zurückreise und anschaue, was da so an OSM-relevan­ten Werken geschaffen wurde.

Es würde mich freuen, euch dann recht zahlreich wieder hier auf meiner Seite zu haben. Bis dahin wünsche ich euch alles erdenklich Gute.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 126: Die Zeitspirale

Posted August 23rd, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, es ist schon ein Kreuz mit der Unberechenbarkeit meiner Leseempfehlungen, ich weiß. Manch ein Freund, der den Rezensions-Blog rezipiert und konsultiert hat, machte mich schon darauf aufmerksam, dass gewisse Bücher kaum bis gar nicht mehr erhältlich sind. Dieses hier könnte vielleicht auch ein solcher Fall sein, aktuell kann ich das schwer beurteilen… nun, Online-Antiquariaten nach zu urteilen, ist „Die Zeitspirale“ wohl noch zu erschwinglichen und akzeptablen Preisen erhältlich. Lasst mich also fortfahren.

Es dauerte, wie ich unten darstellte, viele Jahre nach Erwerb, bis ich das vorlie­gende Werk lesen konnte. Aber das hat nichts mit seiner Qualität zu tun, son­dern deutlich mehr mit meiner gering ausgeprägten Fähigkeit, Lesepräferenzen festzulegen. Folglich können mich auch alte Werke in meinen Regalen noch regelmäßig überraschen. Das hier stellt eine schöne und durchaus unerwartete Überraschung dar.

Als ich mich in Vorbereitung auf diese Buchvorstellung ein wenig in den WIKIPE­DIA-Eintrag zu Cowper vertiefte, fand ich seine Vita rührend: 1926 als John Middleton Murry, Jr., geboren, Sohn eines britischen Philosophen, besuchte er eine Reformschule und schlug später selbst den Lehrerberuf ein. 1968 im Ruhe­stand begann er damit, Geschichten zu veröffentlichen, zumeist phantastischer Natur unter dem Pseudonym „Richard Cowper“. Ab 1986 wandte er sich von der Schriftstellerei dann ab und der Malerei und der Restaurierung von Antiqui­täten zu.

Als schließlich 2002 seine geliebte Frau starb, folgte er ihr vier Wochen später ins Grab, nach Aussage seiner Töchter starb er „an gebrochenem Herzen“… ich glaube, ihr solltet euch wirklich seine Geschichten, die in dem unten vorgestell­ten Band zu finden sind, besonders unter diesem Blickwinkel anschauen. Auch ich finde, wie es in seinem Nachruf in ALIEN CONTACT heißt, dass Cowper – bleiben wir bei dem Pseudonymnamen – die Menschen und ihre Schicksale zentral wichtig waren. Ich möchte ebenfalls bekräftigen, dass er interessante, ungewöhnliche Perspektiven in die Phantastik einbrachte. Und sein starkes In­teresse an Geschichte und gewissermaßen archaischen Schauplätzen und abge­schiedenen, klösterlichen Idyllen lässt sich ebenfalls nicht kleinreden, das findet man in der unten stehenden Storysammlung an mehreren Stellen. Wie ich betone: es ist ein sehr interessantes Buch, und auch der Autor selbst lohnt defi­nitiv eine Neuentdeckung.

Also, überzeugt euch selbst und lest weiter.

Die Zeitspirale

(OT: The Custodians)

von Richard Cowper

Goldmann Science Fiction 0244

München ca. 1976

160 Seiten, TB

Keine ISBN, nur noch antiquarisch zu erhalten

Aus dem Englischen von Tony Westermayr

Wenn ich ein rund 40 Jahre altes Buch bespreche, bedarf das selbst in Phantas­tenkreisen wie den unsrigen wohl einer Erklärung. Die kann ich relativ leicht ge­ben: das Buch stand bei mir seit dem 8. September 1991, als ich es auf dem Gif­horner Flohmarkt erstand, im Bücherregal, war aber rund zwanzig Jahre meinen Blicken entzogen, weil es sich in Gifhorn befand, ich selbst hingegen in Braun­schweig lebte. Dann wanderte es ungelesen hier in meine vier Wände und reiz­te mich von da ab tagtäglich dazu, es irgendwann einmal zu lesen.

Der Zeitpunkt war gekommen, als es mich direkt nach dem Tod meiner lieben Mutter am 5. Mai 2015 danach gelüstete, für die Fahrten nach Gifhorn Kurzge­schichtenlesestoff haben zu wollen, der zudem schon lange auf mein neugieri­ges Auge wartete. Diese Storysammlung enttäuschte meine Erwartungen nicht, ließen doch der Titel und der Klappentext auf Zeitreisegeschichten schließen. Durchaus mit Recht.

Der vorliegende Band enthält lediglich vier Geschichten sehr unterschiedlicher Länge. Die Titelstory „Zeitspirale“ (The Hertford Manuscript) ist in der Tat eine Zeitreisestory. Der Erzähler dieser Geschichte erbt von seiner Großtante Victoria ein altes Buch, das nach einem Begleitschreiben der Verstorbenen aus einem Posten von Kirchenregistern stammt, das seit über 130 Jahren unberührt ge­blieben sein soll… dummerweise enthält der Einband ein anderes Manuskript, das auf Papier geschrieben ist, das unleugbar aus dem 19. Jahrhundert stammt. Und es datiert auf das Jahr 1665. Noch verheerender – Großtante Victoria hat den Namen des Verfassers früher schon einmal erwähnt: Dr. Robert Pensley, be­freundet sowohl mit ihr als auch mit einem Schriftsteller namens Herbert Geor­ge Wells. Ein Mann, der eines Tages einfach so „verschwand“.

Wer also Wells´ Roman „Die Zeitmaschine“ gelesen hat und wissen möchte, wie sie weiterging, der sollte sich dieser Story zuwenden…

Endzeit-Propheten“ (The Custodians) ist die ursprüngliche Titelgeschichte der Storysammlung und, meiner Ansicht nach, die würdigere. Es ist in gewisser Wei­se eine biografische Spurensuche: Als im September des Jahres 1272 ein einsa­mer Wanderer an die Pforte eines abgelegenen französischen Klosters im Tale des Ix pocht und sich mit „Meister Sternwärts – Seher“ in das Besucherbuch einträgt, ahnt niemand, dass er damit Geschichte schreibt.

Siebenhundert Jahre später verfolgt ein traumatisierter englischer Geistes­wissenschaftler namens Marcus Spindrift den Fährten, die der rätselhafte Meis­ter Sternwärts hinterlassen hat. Sie enden in diesem Kloster, und Spindrift hat eigentlich im Mai 1923 vor, nur ein Weilchen hier zu bleiben. Aber das ist, ehe er das geheime Manuskript des Sternwärts zu sehen bekommt, die „Praemoni­tiones“. Diese Kenntnis, besonders aber der von Sternwärts geschaffene „Ocu­lus“, verändern seinen  Blick vollständig. Denn dieser Ort zeigt auserwählten Individuen einen Blick in die Zukunft, und wer ihn getan hat, vergisst ihn niemals – dummerweise ist das nur die hal­be Geschichte. Denn dann kündigt sich im Sommer 1981 auch noch ein M. S. Harland an, gleichfalls auf den Spuren des Meisters Sternwärts. Und dieser Be­such besiegelt… aber nein, das muss man selbst lesen.

Die moderne Technik ermöglicht die eigenartigsten Dinge, und weshalb soll das nicht in der Kunst ebenso sein? So ist es, dass in der Story „Anamorphose“ (Paradise Beach) ein genialer Künstler namens Igor Ketskoff eine neue Form von Videoinstallation erschafft, die direkt mit dem Bewusstsein des jeweiligen Betrachters interagiert. Und da Hugo Sherwood Bankier und geldbewusster Mensch ist, der weiß, dass moderne Kunst auch langfristige Geldanlage dar­stellt, ist er einer der ersten, der sich solch ein Anamorphose-Bildnis an die Wand hängt. Seine Frau Zephyr findet dieses Ding zunächst eigenartig, wenn­gleich auch sie sich dem Reiz nicht ganz entziehen kann. Immerhin wirkt es ganz so, als handele es sich um eine Art von Fenster auf einen tropischen Strand.

Ihre Freundin Margot Brierly ist davon nicht minder fasziniert. Aber sehr viel mehr Kopfzerbrechen bereiten ihr Zephs außereheliche Eskapaden, denn sie leistet sich einen Liebhaber nach dem nächsten und stößt damit ihren geschäf­tigen Gatten regelmäßig vor den Kopf. Hugo scheint das nicht zu bekümmern… aber dann geschehen seltsame Dinge: in seinem Bett findet Zeph weißen, tropi­schen Sand. Im Büro trockene Reste von etwas, das fatal nach Seetang aussieht. Und schließlich verriegelt ihr Mann den Raum, in dem das Anamorphose-Bild steht, was er noch nie getan hat. Ganz so, als wenn… ja, als wenn ihn damit ein ganz privates Geheimnis verbinde. Zephyr wird unweigerlich sowohl nervös als auch neugierig. Und dann…

Lange nach dem Untergang der ursprünglichen menschlichen Zivilisation, knapp vor dem Jahr 3000 nach Christus, spielt die letzte Story, „Morgendämmerung“ (Piper at the Gates of Dawn) betitelt. Es ist die Geschichte des jungen Tom und seines Mentors, dem Geschichtenerzähler Peter, der durch die in ein feudales Zeitalter zurückgefallenen Ländereien Englands rings um York reist und damit sein Geld verdient. Tom indes, ausgebildet von dem verstorbenen Morfedd, sei­nes Zeichens angeblich ein Zauberer und Meister esoterischen Wissens, besitzt die wunderliche Gabe, mit seiner Flöte die Geister der Menschen zu verwan­deln, Tiere zu besänftigen und Illusionen zu erschaffen. Und er soll in York eine kirchliche Laufbahn einschlagen.

Als der alte Peter dank Toms Spielkunst von einem Erfolgserlebnis zum nächs­ten reist, möchte er den talentierten Jungen nicht ziehen lassen, auch dann nicht, als er vom „Weißen Vogel“ zu erzählen beginnt. Angeblich habe er dem verstorbenen Morfedd versprochen, zu Weihnachten in York zu sein. Und die Bewegung des „Weißen Vogels“ wächst mehr und mehr zu einer menschlichen Lawine an, auf ein Wunder wartend, selbst wenn es vielleicht – der Legende zu­folge – ein entsetzliches werden wird…

Richard Cowper, heutzutage beinahe vergessen, schrieb diese Geschichten vor rund vierzig Jahren, aber selbst damals prognostizierte er bereits solche Dinge wie Nuklearkriege und Klimakatastrophen. Insofern wäre es durchaus nützlich, sich an seine Geschichten aktuell zu entsinnen. Manche seiner Ideen sind über­raschend frisch, gemessen an ihrem Alter. Ein wenig erinnerte er mich deshalb an den gleichfalls lange verstorbenen Philip K. Dick, dessen Geschichten auch erst lange nach seinem Ableben ihre wahre Wirkung zu zeigen begonnen haben, nicht zuletzt als Basis von Verfilmungen.

Sicherlich – Cowpers Stories eignen sich eher nicht für diese Form der Adapti­on, aber sie sind auf beeindruckende Weise in sich schlüssig und gut lesbar. Be­sonders dort, wo sie sich auf quasi-historische Weise in reale historische Kon­texte einfügen, beweist der Autor außerordentliches Geschick. Ein Leser, der Werke nicht nur nach ihrem Erscheinungsdatum beurteilt, sondern auch mal zu dem einen oder anderen älteren Werk greifen will, um sich von raffiniertem Stil und bittersüßer Melancholie einfangen zu lassen, die hier überall fühlbar ist, der dürfte mit dieser Storysammlung ganz richtig liegen.

Klare Leseempfehlung.

© 2015 by Uwe Lammers

So, und in der kommenden Woche bleiben wir zwar in der Chronologie der Er­scheinungsfolge von Clive Cussler-Romanen, aber zugleich lernt ihr ein Paar von neuen Protagonisten in seiner Welt der NUMA kennen. Und macht eine Stippvi­site auf einem legendären versunkenen Schiff – das lohnt sich, versprochen!

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 233: 75 Fragmente… und was die Folge war

Posted August 20th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ihr wisst als langjährige „Follower“ meines Blogs, dass die kreative Welt eines Autors nicht nur aus fertigen Geschichten besteht, ganz besonders nicht die meine. Während viele Schriftsteller aber aus den noch nicht vollendeten Wer­ken gern ein Geheimnis machen und nicht mal die Titel der Fragmente nennen mögen, geschweige denn ihre Zahl, ist das bei mir immer schon anders gewe­sen. Ich kämpfe, wenn man diesen draufgängerischen Terminus verwenden mag, „mit offenem Visier“.

Ihr habt ebenfalls Kenntnis von zahlreichen meiner Fragmente. Jeden Monat tauchen in der Übersichtsrubrik „Work in Progress“ regelmäßig solche einge­klammerten Werke auf, an denen ich mal mehr, mal weniger intensiv weiterge­arbeitet habe. Inzwischen hat die Menge an Fragmenten, das gebe ich ehrlich zu, die Summe von mehr als 300 überschritten. Dazu zähle ich allerdings auch solche OSM-Episoden, die ich abschreibe und kommentiere, wonach sie aus dieser Liste wieder entschwinden.

Ihr merkt daran – die Liste ist nicht endlos, und sie wuchert auch nicht ins Un­begrenzte, es gibt durchaus ein Licht am Ende des Tunnels. Aber in Zeiten wie den gegenwärtigen, wo mir sehr wenig Zeit zum kreativen Arbeiten bleibt, ros­tet allerlei auf üble Weise ein. Das gilt auch für den Bereich der Fragmente. Um das verständlicher zu machen, sei etwas ausgeholt:

Daheim in meiner Schreibklause gibt es für die Fragmente im Wesentlichen drei große „Schubladen“, sag ich mal, auch wenn der Terminus unpassend ist, wie ihr gleich sehen werdet. Ich untergliedere die Fragmente in solche, die dem Ar­chipel zugehörig sind, in solche, die OSM-Ideen ausbrüten und solche, die an­derweitig entstanden sind. Letztere umfassen mehr oder minder phantastische Ideen, aber eben auch Fragmente historischer Aufsätze, von denen viele schlummern.

Die OSM-Fragmente werden in grauen Ordnern untergebracht (wie alle OSM-Werke grundsätzlich in graue Ordner einsortiert sind), die Archipel-Fragmente ruhen in roten Ordnern (der gesamte Archipel-Kosmos ist rot gewandet, er füllt ein ganzes Regal bei mir und wuchert schon etwas darüber hinaus), die sonstigen Fragmente lagern in blauen Ordnern.

Nun kam jüngst der Tag, da ich die Archipel-Fragmentordner wieder einmal durchsah und mit einiger Frustration feststellte, dass die Vorsatzblätter nicht völlig aktuell waren – einige dort verzeichnete Geschichten fanden sich in Wahrheit in anderen Ordnern. Solche „Baustellen“ zu entdecken, das nervt mich immer wieder. Wie soll man mit unvollkommenen Ordnungsunterlagen ar­beiten? Da sind ja Folgefehler unvermeidlich, und am Ende regiert das Chaos. Nee, dachte ich mir also, das muss ich ändern!

Die Verzeichnisse der vorliegenden fünf Archipel-Fragmentordner zu aktualisie­ren, erwies sich als gar nicht mal schwierig. Als ich dann aber daran ging, die Geschichten passend in die Ordner abzuheften, trat das nächste Problem zuta­ge (ist immer so: hat man ein Problem gelöst, findet man das nächste Schlupf­loch des Chaos… muss wohl ein Naturgesetz sein).

Worum ging es?

Um die Aktualität der Ausdrucke.

Ich sah mir einige davon an und entdeckte die handschriftlichen Vermerke „Ak­tualisieren!“, die auf manchen davon standen. Das zeigte mir zumindest, dass mir aufgefallen war, wo Handlungsbedarf bestand. Und eine flüchtige Lektüre zeigte immer deutlicher, wie wichtig das war: Da gab es nicht korrigierte Schreibfehler. Da waren zu breite Ränder (die auf Ausdrucke hinwiesen, die schon über 10 Jahre alt waren). Und dass das „ß“ in vielen Dokumenten noch nicht an die aktuelle Rechtschreibung angepasst war, das schmeckte mir selbstverständlich auch nicht.

Okay, dachte ich finster, dann muss ich wohl in den sauren Apfel beißen. Auf ans Durchsehen, Korrekturlesen, Neuausdrucken. Mir war klar, dass das nicht eine Frage von wenigen Stunden sein würde. Nicht bei fünf Aktenordnern Frag­mente!

Ich zählte anhand der aktualisierten Vorsatzblätter und stöhnte: „75 Fragmente! Das ist doch jetzt nicht mein Ernst! Das glaube ich nicht!“

Nun, aber es waren halt 75 Fragmente… okay, darunter befanden sich auch sol­che Geschichten wie „Die neue Strafe“, „Abenteuer im Archipel“, „Rhondas Aufstieg“, „Verlorene Herzen“ und ähnliche, wo ich eigens vermerkt hatte, dass sie eigenständige Romane waren und eigene Ordner besäßen. Diese Dinge konnte ich also ausklammern, das würde ich mir später vornehmen. Im Fall von „Die neue Strafe“ hatte ich ohnehin schon vor Monaten einen kompletten Neuausdruck gemacht, da gab es also keinen akuten Handlungsbedarf… aber für die Majorität der Fragmente sah das leider anders aus.

Leider oder… nun ja… vielleicht auch zum Glück.

Glück war, dass ich gerade ein paar Tage seltenen Urlaub hatte. Ein langes, ent­spanntes Wochenende lag hinter mir, und ich spürte sowieso den Drang, zu schreiben. Und ihr wisst seit dem Blogartikel 224, dass ich in Richtung des Ar­chipels driftete. Das war also genau die richtige Zielrichtung, ein wenig wie eine abschüssige Straße für einen erschöpften Radfahrer, der Kräfte sparen und sich treiben lassen kann.

Es konnte also nicht wirklich überraschen, was passierte. Es verdutzte mich aber durch seine Intensität dennoch.

Nachdem ich schon das Fragment der Story „Tengoor und Malisia“ binnen ei­nes Tages von 5 auf 19 Seiten erweitert und dann ausgedruckt hatte, ging es mir mit dem Folgefragment „Wandlungen“ noch sehr viel heftiger.

Das Fragment stammt vom 29. Juli 2003, ist mithin also mehr als 14 Jahre alt. Und der Ausdruck war erst alt! Er stammte aus dem Jahre 2004 und umfasste 4 Seiten. Unspektakulär? Auf den ersten Blick: ja. Mein Blick in die digitalen Dateien zeigte mir allerdings, dass das Fragment dort inzwischen 7 Seiten um­fasste, also fast doppelt so lang war. Klarer Aspirant für einen Neuausdruck.

Ich ging die Story also an und wollte an und für sich nur ein wenig nachfeilen… und dann blieb ich daran kleben. Das hatte nichts mit dem Honig zu tun, wirk­lich nicht… also… na ja, vielleicht doch. Denn damit ging eigentlich alles los. Aber damit ihr das versteht, braucht ihr einen kleinen Crashkurs, worum es in der Geschichte geht. Dann könnt ihr wahrscheinlich nachvollziehen, warum ich daran auf einmal so festhing:

Es handelt sich um eine Story, die in der Frühzeit der Archipelmetropole Asmaar-Len spielt, spätestens 835 oder 836 (das ist noch nicht völlig geklärt). Das ist kurz nach der Handlungszeit des Romans „Antaganashs Abenteuer“, von dem, als dieses Fragment entstand, noch nicht mal ein Zipfel zu sehen war. Asmaar-Len ist zu dieser Zeit nicht viel mehr als eine zusammengewürfelte Ansiedlung von Gebäuden in dichtem Urwald an der Küste der Insel Coorin-Yaan, und die Adeligen, die vom fernen Südkontinent hierher geflohen sind und sich eine neue Heimstatt aufbauen, haben jede Menge Probleme.

Problem 1: Das tropische Klima, das den meisten von ihnen auf den Kreislauf schlägt, etwa der Adeligen Carin aus dem Aylaarin-Clan, mit dem die Geschichte anfängt.

Problem 2: Die hier lebenden Archipel-Insulaner huldigen einer Liebesreligion, in der ihre Göttin Neeli und der Sonnengott Laraykos im Zentrum stehen. Und fleischliche Vereinigung zu jeder nur denkbaren Tages- und Nachtzeit ist ihre Vorstellung von Gottesdienst. Weswegen die Majorität der Exilanten sie wenigs­tens als unzüchtige Zeitgenossen einstuft, die zügellosen Mädchen sogar unver­blümt als „natürliche Huren“.

Daraus folgt Problem 3, das direkt in die Geschichte führt: Die kleine Aylaarin-Familie beschäftigt eine Haussklavin namens Solange und seit jüngstem auch einen Gärtner, der Büsche roden und Beete anlegen soll. Als die Hausherrin Carin die beiden in der Vorratskammer dabei ertappt, wie sie pikante erotische Spiele treiben, in die sie ungehörigerweise Honig einbeziehen, reißt ihr der Ge­duldsfaden.

Wenig später ist Solange nackt gefesselt in einer verschlossenen Kammer und soll darauf warten, bis der Hausherr heimkehrt, um sie entsprechend zu be­strafen… dummerweise hat Carins Gatte absolutes Verständnis für Solanges Fri­volität… so etwas läge diesen Mädchen einfach im Blute, er könne sie nicht gu­ten Herzens bestrafen. Auf der einen Seite. Auf der anderen kann er seine Gat­tin aber auch nicht völlig enttäuschen, und man muss ja auch an den eigenen Ruf denken…

Vertrackte Zwickmühle? Natürlich. Aber es gab eine Lösung, die mir während der Überarbeitung des Fragments spontan auffiel. Denn da war auch noch die Haustochter Fiona, die sich nun ihrerseits bereit erklärte, die „unverschämte Sklavin“ zu maßregeln.

Die Eltern nahmen das mit Überraschung, aber auch mit Erleichterung zur Kenntnis… nun, sie hätten sich nicht so früh freuen sollen, dachte ich mir, wäh­rend ich diesen Teil weiter ausarbeitete und aus wenigen Skriptzeilen eine Seite nach der nächsten wucherte. Denn Fiona hatte durchaus ihre eigenen Pläne mit Solange, und da sie sich nun mit ihr im Bestrafungszimmer einschließen konnte und Solange gefesselt war, konnte sie ihre Neugierde nun in jederlei Weise be­friedigen, die ihr durch den Sinn ging.

Rasch musste sie allerdings feststellen, dass die Situation deutlich anders war, als sie sich das gedacht hatte. Statt dass Solange inzwischen vor Furcht und Za­gen verging und um Gnade bettelte, schien sie sich in ihren Fesseln durchaus behaglich zu fühlen, sehr zu Fionas Verständnislosigkeit. Sie versuchte, sich das irgendwie rational zu erklären – und es schien eins auf der Hand zu liegen: ihr Vater Ranshoy hatte Solange in einem Dorf an der Nordküste Coorin-Yaans als Sklavin erworben. Bestimmt war sie in ihrem Heimatdorf schon auf ähnliche Weise gefesselt und dann gezüchtigt worden, und sicherlich war das der Grund, weshalb sie überhaupt in die Sklaverei verkauft worden war.

Nein, völlig falsch, widersprach Solange vergnügt. Ganz verkehrt.

Das mit der Fesselung stimmte schon, aber sie verband damit ganz andere, un­geheuerliche und sehr erregende Erinnerungen. Und sie besaß außerdem eine verwirrende mythologische Erklärung, warum Fesselungen für Sklavinnen kein Grund zum Schrecken seien… jedenfalls nicht für jene, die treue und gläubige Anhängerinnen der Göttin Neeli und ihrer Tochter Shareena seien.

Schlimmer noch: Solange konnte überzeugend nachweisen, dass Fionas Klug­heit ganz nutzlos war, sofern es ihr nicht gelänge, ihren eigenen Körper und sei­ne Reaktionen zu verstehen. Von Orgasmen hatte Fiona jedenfalls noch keine Kenntnis… und so wurde atemberaubend schnell die Situation gründlich verän­dert. Und (der Teil ist noch nicht ausgearbeitet) so erweist sich Solange letzten Endes als Lehrmeisterin der Adelstochter, und sie bewirkt durch die Macht ihrer Worte und ihres Körpers eine fundamentale seelische Wandlung Fionas, die man durchaus als eine Art erotisches Erweckungserlebnis bezeichnen könnte…

Es war schon dunkel, als ich endlich die rauchenden Finger von der Tastatur nehmen konnte. Ich lächelte breit und dachte mir: Ja, da sieht man mal wieder, wie gut es sein kann, Fragmente ein paar Jahre liegen zu lassen und zwischen­zeitlich jede Menge Bücher zu lesen. Nicht zuletzt die Tatsache, dass ich etwa „Shades of Grey“ und zahlreiche andere romantische BDSM-Romane verschlun­gen hatte, wirkte hier deutlich nach. Vieles, was dort über die mentale Wand­lung von Frauen im Dunstkreis sadomasochistischer Gedanken und im Rahmen der dominant-devoten Beziehung geschrieben wurde, half mir deutlich, die oh­nehin im Archipel schon dergestalt angelegten Strukturen weiter auszuarbeiten.

Denn machen wir uns nichts vor – die Legende der Neeli-Tochter und ihrer Mo­nate auf der Archipel-Insel Nor’bu’shonya, wo sie als gedemütigte Sklavin lebt und ihren Ruf als stolze Schutzherrin der Sklavinnen erwirbt (was ich schon 2003 in der Story „Geboren aus der Brandung“ – bisher unveröffentlicht – er­wähnt hatte), das ist ganz zentral eine BDSM-Geschichte. Das ist wohl der zentrale Grund, warum ich sie noch nicht schreiben konnte. Mangelnde Fach­kenntnis… aber wahrscheinlich ändert sich das in der näheren Zukunft.

Als es also Abend wurde, war das Fragment von dem vormals 4seitigen Aus­druck nicht auf 7 Seiten angewachsen, wie ich das ursprünglich intendiert hat­te… jetzt umfasste es vielmehr 25 (!) einzeilige Seiten, und ich hätte durchaus noch weiterschreiben können.

Wow, dachte ich mir – das nennt man mal kreativen Überdruck. Hervorragend! Und ich genoss das wunderbare Gefühl, jedes Gespür für die verflossene Zeit vergessen zu haben. Zwischendrin war – mal wieder – das Teelicht unter der Teekanne erloschen, die CD war an ihr Ende gelangt, das Tageslicht geschwun­den… es kümmerte mich alles nicht. Ich war weg, fortgespült im Schreib-Flow, und das war das verdammt Beste, was mir passieren konnte.

Ihr könnt davon ausgehen, dass das ganz unbezweifelbar noch öfter geschehen wird, wenn ich andere Archipel-Fragmente nachbearbeite. 75 Fragmente klingt also auf den ersten Blick nach einer geradezu erdrückenden Last… aber das sehe ich differenzierter. Es ist mehr eine Art von Kartenblatt, ein Karussell der Möglichkeiten, die sich so aufreizend präsentieren und mich verlocken, den einen oder anderen Pfad favorisiert zu verfolgen.

Gewiss, die Qual der Wahl bleibt bestehen, und es ist absolut wahrscheinlich, dass mich diese Fragmente zu weiteren Werken aufstacheln werden. Doch bin ich zuversichtlich, was die Inspirationskraft dieser Geschichten angeht – sobald ich mehr Schreibzeit besitze, werden einige dieser Werke, und nicht nur die kür­zeren davon, abgeschlossen werden können. Und der Horizont wird sich wieder weiten, sobald die Menge an Fragmenten entsprechend ausgedünnt ist. Ich be­trachte Fragmente nicht nur als Problem, wie es vielleicht eingangs angeklun­gen sein mag, sondern als eine Form von kreativer Reservebank, voll von unbe­kannten Talenten und Handlungslinien… und ja, beizeiten plaudere ich gern wieder wie aus dem heutigen Anlass aus dem kreativen Nähkästchen.

Ach, die verständliche Frage, die sich euch jetzt aufdrängt, wann wohl „Wand­lungen“ fertig sein und, vielleicht noch zentraler, wann ihr sie lesen könnt, die kann ich leider nicht beantworten. Als Prophet tauge ich nicht, schon gar nicht hinsichtlich meiner flatterhaften kreativen Ader. Aber seid versichert, sobald die Geschichte beendet ist, werdet ihr darüber in den „Work in Progress“-Artikeln natürlich informiert. Und zweifelsohne auch, sobald ich mich dazu entschließe, die Story ans Licht der Öffentlichkeit zu hieven.

Ansonsten lasst euch einfach mal überraschen.

In der kommenden Woche erzähle ich euch, was im leider kreativ recht ereig­nisarmen Monat Mai dennoch das Licht der Welt erblicken konnte.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

Doctor Who ist ein Kultphänomen aus Großbritannien, an dem man als ernst­hafter Science Fiction-Fan auf lange Sicht nicht wirklich vorbeikommt… wenn­gleich ich zugebe, dass ich als jemand, der die Phantastik mehrheitlich durch die verschriftlichte Brille betrachtet, mich diesem Phänomen erst sehr spät zu­gewandt habe. Gleichwohl… Berührung mit Doctor Who hatte ich natürlich schon sehr zeitig. Ich entsinne mich der damaligen DW-Buchpublikationen in den frühen 80er Jahren, also während meiner Kindheit. Richtig eingeschlagen hat die Serie damals bei mir nicht, das passierte dann erst anno 2015.

Die Serie startete im Jahre 1963 in Schwarzweiß, mit geringem Budget und eher als Lückenfüller. In gewisser Weise war sie eine Momentlaune, und kaum je­mand machte sich damals Hoffnungen, man könne Filmhistorie schreiben. Und doch kam es ganz genau so, dank ein paar sehr engagierten und überzeugten Machern, die die Serie gegen alle Widerstände durchboxten.

Nun, und pünktlich zum 50. Jubiläum der Ursprungsserie (dass es dazwischen eine lange Sendepause ab 1989 gab, wird geflissentlich unterschlagen, sehen wir mal großzügig darüber hinweg und darüber, dass sich die modernen Abenteuer – inzwischen in neun Staffeln – doch gründlich von den alten unter­scheiden), pünktlich also legt die BBC einen produzierten Fernsehfilm vor, der sich mit just diesen abenteuerlichen Anfängen der Serienproduktion befasst.

Also, Vorhang auf für einen interessanten Film, der uns ins Jahr 1963 zurück­reisen lässt:

Ein Abenteuer in Raum und Zeit

(OT: An Adventure in Space and Time)

Fernsehfilm, BBC 2013

Länge: 83 Minuten

Regie: Terry McDonough

Drehbuch: Mark Gatiss

Musik: Edmund Butt

Wir leben im Zeitalter der so genannten „Biopics“, der verfilmten Biografien wichtiger Persönlichkeiten aus Zeitgeschichte und Kultur. Das ist kein wirklich neues Phänomen, das gab es in Ansätzen für sehr herausragende Personen (etwa Präsidenten) schon in den 90er Jahren. Aber man kann wohl mit Fug und Recht sagen, dass daraus inzwischen eine ganze Filmindustrie entstanden ist, die solche Filme nachfragt. Seien es Monarchen, Premierminister, wichtige In­dustrielle wie etwa Steven Jobs, Geheimdienstchefs usw.

Es war vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand auch der Hinter­grundgeschichte der britischen Science Fiction-Serie „Doctor Who“ annehmen würde. Der vorliegende Film ist gleichwohl in gewisser Weise ein Ausnahmefall der Biopics. Ein Ausnahmefall insofern, als es hier nicht allein um eine einzelne Person geht, die zentral im Mittelpunkt der Handlung steht, sondern gleich de­ren mehrere – und das Schicksal der frühen Serie gleichermaßen.

Wir machen mit dem Film, der auf dem Streaming-Portal burning.series (www.bs.to) zu finden ist, also eine Zeitreise ins Jahr 1963. Der Kalte Krieg ist nach wie vor weltbeherrschend, auch wenn die Kuba-Krise kürzlich erst ab­gewendet werden konnte. Das tangiert Englands Medienlandschaft nur be­dingt. Sidney Newman (Brian Cox) von der BBC hat das viel nahe liegendere Problem, eine halbe Stunde Sendezeit zu füllen. Er verfällt darauf, ein damals schon prominentes Genre zu bedienen: „Wir machen eine Science Fiction-Serie für Kinder!“

Die Leitung der BBC ist skeptisch, doch er betraut die junge, aus einer jüdischen Familie stammende Verity Lambert (Jessica Raine) damit, diese Serie zu entwi­ckeln und zusammen mit ihrem für das Setdesign verantwortlichen indischen Kollegen Waris Hussein (Sacha Dhawan) umzusetzen.

Die erst 27 Jahre zählende Verity hat sich gegen ihre älteren Kollegen durchzu­setzen. Dabei schlägt ihr latenter Antisemitismus ebenso entgegen wie sexuell-chauvinistische Ressentiments („Ich habe gehört, Sie haben sich hoch­geschlafen, um Ihre jetzige Position zu erreichen“). Und Hussein hat es auf­grund seiner Herkunft ebenso wenig leicht. Hier wird sehr klar deutlich, dass die demokratische Gesellschaft Englands, die sich so gern international gab, da­mals noch stark von Vorurteilen dominiert wurde.

Dabei hat es die Serie schon schwer genug. Denn Science Fiction ist selbst bei Newman nur bedingt angesehen. Er will beispielsweise keine „glubschäugigen Monster“ und keine Roboter sehen. Die Kinder sollen gut unterhalten, aber nicht verschreckt werden. Die Setdesigner beschäftigen sich mit allen mögli­chen anderen Dingen, aber nicht mit Lamberts Wünschen, die TARDIS für die Serie zu gestalten.

Auch die Besetzung der Personen der Serie ist schwierig. Newmans Wunsch nach einem „schrulligen alten Mann“, der in einer Kiste haust, damit aber durch Raum und Zeit reist, hört sich einfach abstrus an. Und entsprechend sagen die angefragten Schauspieler auch ab. Niemand will mit diesem seltsamen Projekt etwas zu tun haben. Schließlich macht Verity den alternden Schauspieler Wil­liam Hartnell (David Bradley) ausfindig, einen schwierigen Mann, Kettenraucher und eifrigen Trinker, der launenhaft und unberechenbar ist. Mehr noch: er kann mit Kindern nicht umgehen, und dieser Film soll doch explizit für Kinder sein, nicht wahr?

Es klingt wie die Quadratur des Kreises, und fast völlig unmöglich wird es dann, als zum Start des Drehs nicht einmal die Setdekoration vorliegt – und nur ein einziges Skript für die ersten Folgen, nämlich für den Zyklus „An Unearthly Child“, mit dem die Serie startet, indem die TARDIS mit Doctor Who, seiner En­kelin Susan und den beiden unfreiwillig mitreisenden Lehrern Ian Chesterton und Barbara Wright in die Steinzeit verschlagen wird.1

Doch auch mit dem Start (nicht zu sprechen von den zahlreichen Pannen, die der Film ebenfalls zeigt) ist die Gefahr nicht vorbei. Der Mord an Präsident Ken­nedy überschattet den Serienstart, die Oberen der BBC wollen die Serie wegen mangelnder Zuschauerzahlen kippen, und als Newman im Skript für den zweiten Zyklus die wiederholten Worte „Eliminieren! Eliminieren!“ liest und merkt, dass es um Roboter (!!) geht, „diese… diese Daleks…“, kommen ihm selbst massive Zweifel.

Was dann passiert, ist allerdings so atemberaubend und süß, dass man es sich selbst ansehen sollte.

Wer bei diesem Film ein Abenteuer im Stil der Doctor Who-Geschichten der modernen Zeit sucht, wird vom Titel ein wenig in die Irre geführt. Wer indes ein wenig genauer wissen möchte, wie der Blick hinter die Kulissen der heute welt­berühmten Serie ausschaut und erfahren will, wie prekär und wackelig das alles gestartet ist, der wird mit diesem Film wunderbar unterhalten, das lässt sich kaum anders ausdrücken.

Der Biopic-Charakter bezieht sich insbesondere auf den „1. Doktor“, William (Bill) Hartnell (1908-1975), dessen schwierige Persönlichkeit von David Bradley ausgezeichnet dargestellt wird. Die mürrische Umgangsart, hinter deren sta­cheliger Schale eine warme Herzlichkeit steckt, die aber erst sehr langsam er­wacht, und das allmähliche Hineinwachsen in die Rolle des Doktors, in der er sich nachher wirklich wohl fühlt, kommt ausgezeichnet zum Vorschein. Der Ge­genpart, ebenfalls Teil des Biopics, ist die Rolle der jungen Verity Lambert (1935-2007), dessen Engagement und Kreativität dieser Film gleichfalls ein sehr passendes Denkmal setzt. Jessica Raine füllt auch diese Rolle schön aus.

Dass der „Sherlock“- und „Doctor Who“-Autor Mark Gatiss das Drehbuch des Films mit unglaublicher Liebe zur Serie geschrieben hat, merkt man an zahlrei­chen Kleinigkeiten und vor allen Dingen an der unglaublichen Akribie und De­tailverliebtheit, die die geschliffenen Dialoge, die schön gezeichneten Personen und komplexen sozialen Abläufe zeigen. Es wird auf krasse Schwarzweiß-Zeich­nung wohltuend verzichtet, stattdessen der prozessuale Charakter der Se­rienentstehung und die Interdependenz mit der medialen Außenwirkung schön eingefangen.

Die Handlungszeit reicht von 1963 bis 1966, d. h. bis zum altersbedingten Aus­scheiden von Hartnell aus der Serie. Gegen Schluss bekommt man noch mit, wie der „2. Doktor“ Patrick Troughton (hier dargestellt von Reece Shearsmith) den Staffelstab übernimmt. Und nein, es sind nicht die Daleks, die „Doctor Who“ übernehmen, wie damals gespöttelt wurde… wiewohl sie aus gutem Grund die beliebtesten Gegner des Doktors waren und immer noch sind. Denn selbst im Jahre 2015 in der neunten Staffel der modernen Serie treiben sie nach wie vor ihr Unwesen. Ihr Schöpfer Terry Nation wäre vermutlich sehr erfreut, das zu erleben.

Für alle Freunde, die die alten Doctor Who-Episoden erleben und in ihren Hin­tergründen verstehen wollen bzw. sowieso für alle diejenigen, die sich als Doc­tor Who-Fans verstehen, ist dieser schöne, bisweilen sehr melancholische Film ein unbedingtes Must-have.

© 2016 by Uwe Lammers

Im kommenden Rezensions-Blog bleiben wir im Bereich der Science Fiction, aber da möchte ich euch nach längerer Zeit mal wieder eine ältere SF-Story­sammlung vorstellen. Auch als Zeichen dafür, dass alte Geschichten durchaus nicht schlecht sein müssen, wie wir ja schon im Falle von Ray Bradbury schlagend feststellen konnten. Manche Verfasser sind wirklich auch heute noch eine Neuentdeckung wert.

Um wen genau es geht? Nun, das werdet ihr sehen, wenn ihr nächste Woche wieder hereinschaut. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Bis dann, meine Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu die ebenfalls auf bs.to ansehbaren ersten 4 Episoden der alten Doctor Who-Se­rie. Wiewohl in schwarzweiß und mit deutschen Untertiteln, da in Deutschland nie er­schienen, sind sie durchaus sehenswert.