Liebe Freunde des OSM,

es ist ein durchweg komisches Gefühl, diese Zeilen am 1. September 2017 zu schreiben… und ich glaube, ihr könnt das in Maßen nachempfinden. Nach gut anderthalb Jahren, die ich in konstanter Vollzeitbeschäftigung stand, bin ich jetzt von neuem auf beruflichen „Freiersfüßen“ unterwegs. Das BMBF-Projekt, an dem ich mitgearbeitet habe, ist beendet, und interessante, unkalkulierbare Zeiten stehen bevor.

Der Monat August, auf den ich heute zurückblicken will, fiel noch durch etwas weiteres auf, zu dem ich im Blogartikel 250 genauer zu sprechen komme, von dem ich heute aber titelmäßig schon künden kann: die Finalphase des KON­FLIKTS 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR). Es ist eine gespenstische Art von Ereignis, das mich in den nächsten Monaten ohne Frage sehr beschäftigen wird. Vordringlich ist zunächst Band 1825 des OSM, der schon dieser Serie ent­stammt, und anschließend wende ich mich verstärkt neben IR auch der TI-Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ zu, versprochen. Ihr erwartet ja noch ein paar E-Books von mir, um zu wissen, wie die Geschichte mit der RHONSHAAR weiterging… und mit Recht. Da werde ich euch nicht hängen lassen.

Während ich natürlich über den September noch nichts sagen kann, da ich kein Prophet bin, ist folgendes über den sehr arbeitsreichen August zu sagen. Fest­halten, Freunde es geht los nach dem gewohnten Muster dieser Artikelserie:

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

(Auf und nieder – Archipel-Story)

(Julianna – Archipel-Story)

(Das Geheimnis des Vungash – Archipel-Story)

Blogartikel 243: Work in Progress, Part 56

(OSM-Wiki)

(E-Book 37: Die Nomaden von Twennar)

Erläuterung: Das war nur eine kleine Stippvisite, der die rechte Konzentration und die passenden Bildblenden fehlten. Deshalb sah ich davon ab, mich dazu zu zwingen, hier weiter fortzufahren. Ich denke, das ist ganz in eurem Sinne.

(IR 31: Die Sturmfestung)

(IR 32: YALVASHINGAR)

(IR 36: Die Sklavenwelt)

(IR 37: Die Kriegerin)

Erläuterung: Mit dieser langen Reihung der IR-Titel schuf ich gewissermaßen die Vorlagen für die noch zu schreibenden Episoden, keine davon ist signifikant län­ger als 2 Seiten. Besonders interessant und beunruhigend zugleich ist diese Epi­sode 37 der Serie. Der Titel spukte mir schon seit mehr als einem Jahr im Kopf herum und war auf einem separaten Blatt notiert, weil ich dazu tatsächlich schon gespenstische Bilder sah.

Das Problem bei der Abfassung dieser Episode wird sein, dass sie auf eine sehr verblüffende Weise noch relativ ferne (und daher ungeschriebene) Episoden des KONFLIKTS 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ präjudizieren wird. Das klingt verrückt, wo doch zur Handlungszeit der IR-Serie die Geschichte um die Galaxis Twennar schon zehn Milliarden Jahre zurückliegt? Ja, aber das ist wie­der so eine Auswirkung der achronischen Schreibweise des OSM, von der ich euch früher schon verschiedentlich berichtete.

In diesem Fall heißt das konkret: In den späten 50er- und 60er-Bänden der TI-Serie wird es einen spektakulären Vorfall geben, über den ich in Umrissen schon Bescheid weiß. Und ein Matrixfehler der daran beteiligten zentralen Person wird in KONFLIKT 4 in Episode 37 materialisieren und wahrscheinlich nicht min­der entscheidungsrelevant agieren. Mich gruselt es da durchaus, vor allen Din­gen, wenn ich mich entsinne, wie sich unsere so vertraute Yantihni-Linguistin Vaniyaa im Rahmen der IR-Serie schon verändert hat…

Und das bedeutet für mich dann weiterhin, dass ich bei der Abfassung der oben angedeuteten TI-Episoden auf diesen Band indirekt Bezug nehmen werde. Sicherlich kaum vor 2019, aber das steht jetzt schon felsenfest.

Wir leben in interessanten Zeiten, fürwahr. Das gilt erst recht für diese frühen OSM-KONFLIKTE…

(IR 38: Entscheidung in YALVASHINGAR)

(IR 39: Grünes Todeslicht)

Erläuterung: Dies ist der erste Teil des Finalzyklus der IR-Serie. Ich nehme aktuell an, dass er tatsächlich nur 5 Episoden umfasst, aber es kam früher schon gele­gentlich vor, dass der Handlungsstrom die Einfügung weiterer Titel erzwang. Ich werde es euch an dieser Stelle wissen lassen, wenn es sich auch hier so ergeben sollte.

(IR 40: INSEL in Flammen)

(IR 41: Geister des Gestern)

(IR 42: Überlebenskampf auf TOTAM)

(IR 43: Die Klippe des Schicksals)

Erläuterung: Dies ist der aktuelle Abschlusstitel des KONFLIKTS 4. Was das für eine Klippe ist, kann ich hier noch nicht enthüllen. Ich bedaure das selbst ein we­nig, weiß aber auf der anderen Seite, dass es dafür viel zu zeitig wäre. Die IR-Serie ist ja noch nicht einmal annäherungsweise publikationsreif. Es gibt bislang keinerlei Titelbilder, insofern macht es Sinn, wenn ich mich da völlig bedeckt halte.

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH)

18Neu 90: Welt im Todesschlaf

14Neu 43: Das Synox-Komplott

(14Neu 45: Der Stützpunkt des Lichts)

18Neu 91: Das Serum der Baumeister

14Neu 44: Raumflug nach Toltev

Erläuterung: Dass von hier ab nur noch unfertige (vollständige) Episoden/OSM-Werke entstanden, hat mit IR 30 zu tun, dem Band 1825 des OSM – Ich kann zwar die Rahmentexte abschreiben, aber die vollständige Fußnotenkommentie­rung der Abschriften nehme ich erst dann vor, wenn der 1825er fertig ist. Es ist absehbar, dass direkt im Anschluss einige Episoden in rascher Folge beendet werden, ihr werdet das wohl in der nächsten Folge dieser Blogartikelreihe zu se­hen bekommen.

Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee, Teil 14

Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee, Teil 15

(IR 30: Der letzte Flug der STERN VON ALLKOOM)

Blogartikel 249: Der OSM in Gedichtform (5)

(18Neu 93: ZEITSCHUB)

(Sarittas Hilflosigkeit – Archipel-Story)

(18Neu 92: Das Agonie-Syndrom)

(18Neu 94: In der Folgewelt)

(18Neu 95: Königreich Normandie)

Tja, und damit sind wir dann einmal mehr ans Ende des Monats gelangt. Das BMBF-Projekt hat mich doch sehr arbeitstechnisch in Atem gehalten und meine Zeit strikt limitiert. Lassen wir uns mal davon überraschen, wie das im Monat September laufen wird. Ihr erfahrt es an dieser Stelle – bald.

In der kommenden Woche fahre ich mit der Artikelserie „Was ist eigentlich der OSM?“ fort, wo ich im Jahr 2012 stehengeblieben war.

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 139: Flammendes Eis

Posted November 22nd, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

gestattet mir eine Vorbemerkung aus gegebenem Anlass, ehe ich zum Buch des heutigen Tages übergehe: Es freut mich, für kluge und belesene Phantasten zu schreiben, selbst wenn das manchmal bedeutet, mich fehlerhafter Arbeit zu überführen. So geschah es jüngst nach Veröffentlichung meines letzten Rezensi­ons-Blogs. In der Nummer 138 empfahl ich euch Robert E. Howards Geschich­tensammlung „Horde aus dem Morgenland“, und kurz darauf wurde ich darauf hingewiesen, dass sich zwei Fehler eingeschlichen hatten. Das möchte ich gern heute korrigieren.

In der Rezension schrieb ich, in der Story „Braut des Todes“ agierte Etienne Villiers. Das ist natürlich falsch, in Wahrheit kämpft dort an der Seite der Schwarzen Agnes ein Schotte namens John Stuart. Und ich vergaß außerdem, die Person zu erwähnen, die dieses Geschichtenfragment von Howard vollendet hat, wiewohl das im Vorwort des Übersetzers geschrieben steht: es war Gerald W. Page.

Für die aufgetretenen Fehler entschuldige ich mich und ziehe meinen Hut in Re­spekt vor meinem wachsamen Leser – ich liebe es, für kritische Literatur-Gour­mands zu schreiben und hoffe, dass sich so bald weitere Fehler nicht einschlei­chen werden… indes: Menschen sind fehlbar, und Rezensenten wie ich natür­lich ebenfalls.

Kommen wir nach dieser unerwarteten Vorrede nun also zum heute vorzustel­lenden Werk.

Der Titel des Buches mag auf den ersten Blick irritieren, aber ich versichere – er ist sehr passend gewählt und eine bemerkenswert treffende Übersetzung des Originaltitels. Zugleich beinhaltet dieser Roman ein ganzes Bündel faszinieren­der Ideen und schön gezeichneter Charaktere, die andere Autoren vermutlich auf mehrere Werke verteilt hätten. Ich fühlte mich bei der Lektüre an den Erst­ling von Paul Kemprecos erinnert bzw. auch an den ersten Roman von Cussler und Craig Dirgo zur OREGON-Crew (wir kommen dazu beizeiten noch näher, vertraut mir).

Dies hier ist also ohne Frage einer der interessanteren Cussler-Kooperations-Romane, der eine Reihe von äußerst angenehmen Lesestunden im Gefolge hat, wenn man sich auf das Leseabenteuer erst mal einlässt. Ich für meinen Teil musste dazu nicht sehr intensiv überredet werden, nachdem ich die ersten bei­den Abenteuer von Kurt Austin und Joe Zavala schon inhaliert hatte.

Gewiss, es ist „nur“ Abenteuerkost, nichts Weltbewegendes – wenngleich auch nicht ohne Tiefgang, wie ihr sehen werdet – , doch wir nähern uns allmählich dem Jahresende, die Tage werden kürzer, und da ist der Zeitpunkt für einen süf­figen, unterhaltsamen Abenteuerschmöker gewiss richtig gewählt.

Folgt mir also erst einmal ins Jahr 1918 und sodann in eine stürmische politische Gegenwart des Jahres 2002:

Flammendes Eis

(OT: Fire Ice)

Von Clive Cussler & Paul Kemprecos

Blanvalet 37285, 2002

480 Seiten, TB

ISBN 3-442-37285-0

Aus dem Amerikanischen von Thomas Haufschild

Der Erste Weltkrieg ist eine Blutmühle, in der Millionen von Menschen auf eine Art und Weise zu Tode gebracht werden, die vor 1914 schlichtweg unvorstellbar ist. Der Krieg verändert ein für allemal die Geschichte der Welt, fegt Staaten hinweg, leitet an zur versuchten Ermordung ganzer Völker (Armenien), führt zu kulturellen, politischen und extremistischen Umwälzungen weiter Teile der von Menschen besiedelten Welt. Die Erschütterungen sind selbst noch im fernen Osten zu spüren, und manche Narben dieser Krise, die sich auf so monströse Weise entlädt, sind bis heute nicht verheilt.

Besonders drastisch trifft das Schicksal eine Nation, die selbst im internationa­len Vergleich als rückständig gilt und die aus einer gewissen autokratischen Selbstherrlichkeit die Zeichen der Zeit gänzlich verschlafen hat: das russische Zarenreich. Und folgerichtig, muss man wohl sagen, ist es 1918 mit dem Zaren­reich auch vorbei. Der durch Winkelzüge des Deutschen Reiches eingeschleuste Revolutionär Wladimir Iljitsch Uljanow, den man besser unter seinem Kampfna­men „Lenin“ kennt, bringt das schon mürbe und wankende Gemäuer der russi­schen Aristokratie endgültig zum Einsturz. Der Zar Nikolaus wird entmachtet und mitsamt seiner Familie in Jekaterinburg inhaftiert.

Doch das ist noch nicht das Ende vom Lied: denn die alliierten Mächte haben, während sie Deutschland schon niederkämpfen, durchaus nicht vor, Russland und die an die Macht gekommenen Bolschewiki Lenins ungeschoren zu lassen. Vielmehr gehen die Intentionen dahin, Lenin wieder zu stürzen. Ein Bürgerkrieg der Rotarmisten gegen die so genannten „Weißen“ lässt es realistisch erschei­nen, dass die Kommunisten die Macht verlieren.

In dieser Situation entschließt sich Lenin im Juli 1918 zur Flucht nach vorne. Er will den „Weißen“ die künftige Galionsfigur Russlands rauben – den Zaren und seine Familie, und zwar ein für allemal. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 werden die Angehörigen der Zarenfamilie geweckt und angekleidet in den Keller geführt. Hier fällt ein Überfallkommando aus elf Bewaffneten über sie her und erschießt und ersticht die gesamte Herrscherfamilie. Die Zarenfamilie hört am 17. Juli 1918 auf zu existieren, der Traum des Zarentums ist für immer aus­geträumt.1

Aber was würde wohl geschehen, wenn das nicht die ganze Wahrheit wäre…?

Dieser Roman beginnt mit einer kontrafaktischen Annahme, die nahtlos an das Obige anschließt. Der Prolog spielt in Odessa am Schwarzen Meer, im Jahre 1918: der altersschwache Frachter „Odessa Star“ unter Kapitän Anatoli Towrow wird in einer Nacht- und Nebel-Aktion für eine überraschende Passagierüber­fahrt nach Konstantinopel gebucht. Offensichtlich gehört zu den unerkannt an Bord kommenden Passagieren eine Reihe von Frauen und Kindern. Eine Begleit­mannschaft aus Kosaken, angeführt von Major Peter Jakelew, eskortiert und be­schützt die Passagiere auf der Fahrt über das Meer. Dennoch haben sie Pech – denn sie werden verfolgt und zugleich von Verrätern unter der Mannschaft an­gegriffen. Die Passage endet in einem schrecklichen Desaster. Niemand ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass sie zugleich eine Legende gebiert.

Jahrzehnte später, kurz nach der Jahrtausendwende, wird der im Ruhestand be­findliche und nun zum Fischer avancierte ehemalige Ozeanograph Leroy Jenkins vor der Küste von Maine Zeuge von etwas eigentlich Undenkbarem: sein Schiff reitet auf einer Tsunamiwoge, die geradewegs seinen Heimathafen zum Ziel hat. Dank seiner Kenntnis können die Menschen rechtzeitig evakuiert werden. Aber Jenkins fragt sich nervös, ob vielleicht dieses große, fremde Forschungs­schiff, das er kurz vor dem Tsunami gesehen hat, etwas mit dem Beben zu tun hat, das völlig untypisch war.

Wenig später ereignet sich im Ägäischen Meer ein spektakulärer Entführungs­fall: das Experimental-Tauchboot NR-1 wird mitsamt seiner Crew bei einem Tauchgang entführt und verschwindet spurlos.

Auf den ersten Blick scheint das alles miteinander nichts zu tun zu haben, aber der Eindruck täuscht natürlich – diese Fakten haben ebenso miteinander zu tun wie ein englischer Lord und die „kleine Meerjungfrau“, aber diese Wendungen der Geschichte muss man besser selbst nachlesen.

Etwa zur selben Zeit, als sich die Entführung in der Ägäis nahe der türkischen Küste ereignet, befindet sich ein kleines Filmteam unter der Leitung der drauf­gängerischen, jungen Kaela Dorn am Schwarzen Meer und möchte eigentlich entweder eine „Story“ über den legendären Berg Ararat und die Arche Noah machen, alternativ über ein Schiff der National Underwater & Marine Agency (NUMA), das hier Forschungsarbeiten durchführt.2 Dummerweise hört Kaela dabei auch von einem verlassenen sowjetischen Marinestützpunkt, und sie beschließt, sich das genauer anzuschauen. Man kann ja nie sagen, ob das nicht eine „Story“ wert ist…

Diese „Story“ kostet sie und ihre Gefährten fast das Leben: zunächst wird ihr Bootsführer, ein ortskundiger türkischer Fischer, vom Ufer aus erschossen, dann wird ihr Schlauchboot zersiebt, und kaum sind die Journalisten einigermaßen heil an Land angekommen, taucht eine grotesk kostümierte Reitertruppe am Strand auf und legt es darauf an, sie wahlweise niederzureiten, mit altmodi­schen Flinten über den Haufen zu schießen oder mit Säbeln niederzumetzeln. Kaela und ihre Kollegen glauben sich in einem grotesken Spektakel, denn die Kerle sehen aus wie leibhaftige Kosaken.

Allein das Eingreifen eines wagemutigen Mannes mit einem Leichtflugzeug, der die „Kosaken“ in die Flucht treibt, rettet ihnen das Leben – das Flugzeug ist hin­terher indes Schrott.3 So hat die Hauptperson des Romans ihren Auftritt: Der wagemutige, weißhaarige Hüne hört auf den Namen Kurt Austin und war auf der Suche nach einem „vermissten“ Journalistenteam, das das Rendezvous mit dem NUMA-Schiff „Argo“ nicht eingehalten hat.

Diese Rettung hat nun Konsequenzen von ungeahnter Tragweite: in Moskau wird ein Mann in einem bescheidenen Büro auf diese Ereignisse aufmerksam gemacht. Ein Mann namens Viktor Petrow, der seit langer Zeit eine Personalak­te fast auswendig gelernt hat. Eine Akte über einen Mann namens Kurt Austin von der NUMA. Denn die beiden sind sich in den zurückliegenden zwanzig Jah­ren mehrmals über den Weg gelaufen, als Austin noch bei der CIA war. Austin kennt den Russen nur unter dem Tarnnamen „Iwan“, und nun hat der NUMA-Mann seine Kreise gestört. Er taucht in Istanbul überraschend auf und lässt kur­zerhand Austin kidnappen, um ihm klipp und klar zu sagen, dass er es nicht dul­den werde, falls sich die NUMA um die sowjetische Marinebasis kümmern wol­le. Er solle sich nicht einfallen lassen, diesen Landstrich noch einmal zu betre­ten, anderenfalls werde er es bereuen.

Nun, das ist nicht die Art und Weise, mit der man Kurt Austins Desinteresse för­dern könnte – schon gar nicht deshalb, weil das Verschwinden der NR-1 inzwi­schen höhere Wogen schlägt… und Admiral James Sandecker, seines Zeichens Leiter der NUMA, in Washington hochoffiziell ein Suchverbot durch den Präsi­denten ausgesprochen bekommt. Allerdings kristallisiert sich rasch heraus, dass das Verschwinden der NR-1, ein verschollenes sowjetisches U-Boot der India-Klasse und die Marinebasis klar miteinander zu tun haben.

Austin missachtet also Petrows Warnung und dringt mit seinem Kollegen Joe Zavala heimlich in die (scheinbar) verlassene Marinebasis ein. Damit stört er erst recht die Kreise derjenigen, die hinter den grotesken Kosaken stehen. Es geht dabei um einen Mann namens Mikhail Razow, der den russischen Groß­konzern Ataman Industries leitet und von einem Berater unterstützt wird, den man nur als „Mönch Boris“ kennt und der seine Abstammung auf den wahnsin­nigen Mönch Rasputin zurückführt, der zu Zarenzeiten die Zarin und die Zaren­familie in Hörigkeit zu ziehen vermochte, wie es heißt. Razow, der sich als recht­mäßigen Nachkommen der Zarenfamilie versteht, hat eine Reihe von sehr weit reichenden Plänen.

Einer dieser größenwahnsinnigen Pläne sieht den Sturz der russischen Regie­rung und seine eigene Inthronisation als neuer Zar von Russland vor. Aber das ist leider nur ein kleiner Teil seiner teuflischen Vorstellungen von der nahen Zukunft – und eine gewisse Gruppe von Menschen ist ihm nun gründlich im Weg, zunächst ein gewisser Kurt Austin und die Crew der „Argo“… und dann auch noch Millionen von Amerikanern, die er auf ungeheuerliche Weise zu er­morden trachtet…

Nach dem eher etwas mäßigen Buch „Brennendes Wasser“ ist das dritte Abenteuer von Kurt Austin (im Impressum mit „Kust Austin“ angegeben, was natürlich Quatsch ist), wieder deutlich bemerkenswerter. Sieht man einmal von dem Titelbild ab, das mit dem Inhalt nichts zu tun hat (im ganzen Roman kom­men keine Haie vor), hat das Lektorat hier ebenso wieder solidere Arbeit geleis­tet als auch das Autorenduo selbst. Der Titel ist ausgesprochen passend, da es sehr zentral um Methanhydrat geht, einen faszinierenden realen Stoff, der kaum besser denn als „brennendes Eis“ beschrieben werden kann. Zwar reicht Kemprecos´ Roman nicht an Frank Schätzings „Der Schwarm“ heran, das grundsätzlich viel mit Methanhydrat zu tun hat4, aber das physikalische Szenario, das entwickelt wird, ist äußerst realistisch. Der Meeresboden STECKT voller Methanhydrat, und wenn die globale Erwärmung oder tektonische Bewegungen große Mengen davon freisetzen, kann es zu Katastrophen sehr ähnlicher Art in der Wirklichkeit kommen, wie sie im Buch beschrieben werden.

Die kontrafaktische Grundannahme, dass in Jekaterinburg eben NICHT alle An­gehörigen der Zarenfamilie getötet wurden, besitzt historisch einen weiteren interessanten Reiz, auch der verschollene Zarenschatz (meines Wissens bis heu­te nicht gefunden) sowie die absolut plausiblen Erläuterungen zur Schichtung und Entstehung des Schwarzen Meeres runden die Geschichte ab.

Das Sahnehäubchen darauf sind jedoch die beeindruckenden Charaktere. Der scheue Leroy Jenkins, der faszinierend indifferent beschriebene Petrow, die „klassischen“ Charaktere der NUMA (Austin, Zavala, Gamay und Paul Trout, San­decker, Julien Perlmutter) und ihre immer wieder schön aneinander knallenden Interessen, die scharfzüngig-humorvollen Dialoge, das alles im Zusammenspiel macht einfach Spaß. Und Abenteuer wird genug geboten: ob entführte U-Boo­te, verblüffend zutrauliche Wachhunde, Kosakenschießereien, ein waschechtes, grässliches Geisterschiff, eine regelrechte Seeschlacht mit einem historischen Segelschiff im Hafen von Boston und vieles andere mehr… es wird echt nicht langweilig in dieser Geschichte.

Natürlich gibt es einen Wermutstropfen, und der bezieht sich auf Razow und seinen arg schematischen Mönch „Boris“. Nach anfänglich durchaus reizvoller Einführung verschwinden die beiden fast völlig in der Versenkung, und das Plus, das beispielsweise ein Petrow im Gegenspiel zu Austin für sich verbuchen kann, das fehlt an Charakterisierung bei den Bösewichtern, die in jederlei Weise leichtsinnig sind. Man mag das für den Ausfluss von akutem Größenwahn und Unbesiegbarkeitsglauben halten, aber das hat doch die Glaubwürdigkeit der Gegenseite erheblich geschmälert.

Sonst jedoch – beeindruckende Unterhaltungskost, unbedingt zur Lektüre emp­fohlen!

© 2012 by Uwe Lammers

Soviel also zu einem empfehlenswerten Roman der jüngsten Vergangenheit. In der kommenden Woche möchte ich wieder mit der Vorstellung eines Mehrteilers beginnen, dem ich, zugegeben, selbst lange Zeit skeptisch gegenüberstand, ehe mich sein „Zauber“ buchstäblich einfing. Es mag genügen, einfach mal zwei Worte zu nennen, die inzwischen international berühmt sind, damit ihr genau wisst, in welchen Kosmos wir in der kommenden Woche aufbrechen: Hogwarts und Quidditch.

Zauberhafte Stunden stehen uns bevor – ab nächste Woche.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu beispielsweise das GEO EPOCHE-Heft Nr. 6: „Im Reich des Zaren“, 2002.

2 Ich gebe zu, die Beschreibung von Kaela Dorn erinnerte mich fatal an Kylie Minogue, was mir die Vorstellung der Person doch sehr erleichterte. Und das Mädel gehört auch zu den gut beschriebenen Personen im Ro­man.

3 Man erinnere sich – im zweiten Roman fährt Austin gleich zu Beginn ein neues Rennboot zu Schrott. In die­ser Beziehung ähnelt er sehr Cusslers ursprünglichem Helden Dirk Pitt, der oft ähnlich dramatische Auftritte hinlegt.

4 Vgl. dazu Frank Schätzing: „Der Schwarm“, Köln 2004 (6. Auflage). Man merkt an der annähernd gleichzeiti­gen Abfassungszeit, dass das Thema Methanhydrat damals regelrecht „in der Luft gelegen“ haben muss. Es ist heutzutage nicht weniger aktuell, man spricht nur weniger drüber. Das Buch ist in Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

Wochen-Blog 246: Rivalen um die Aufmerksamkeit (2): Bücher

Posted November 19th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

in der vergangenen Woche sprach ich an dieser Stelle über eine weitere der zahlreichen Ablenkungen, die mich speziell in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren verstärkt vom Schreiben abgehalten hat: das Streaming von Internet-Fernsehserien. Basierend auf meiner uralten Vorliebe für Fortsetzungsgeschich­ten, damals in Heftroman- bzw. Comicform, war bzw. bin ich wohl nach wie vor sehr „anfällig“ dafür, und in Zeiten, in denen ich von der Arbeit ermattet bin, ist die Verlockung, einfach mal abzuhängen und passiv zu werden, außerordentlich verführerisch.

Es gibt allerdings noch einen zweiten wesentlichen Ablenkungsfaktor, der mich besonders intensiv in den vergangenen zwei Jahren vom kreativen Schreibkurs abbrachte… ich mache derlei Erfahrungen immer noch, auch jenseits der un­iversitären Beschäftigung. Diese Leidenschaft ist indes deutlich älter, und auch sie ist euch längst vertraut.

Dieser Rivale um meine Aufmerksamkeit, bezogen auf das Schreiben, ist gewissermaßen das Urgestein, auf dem meine Kreativität fußt: Bücher.

Wer meinen Internetauftritt auf Amazon AuthorCentral kennt, wird hier viel­leicht jetzt die Stirn runzeln. Schreibe ich dort doch explizit, dass ich Bücher lese und rezensiere und auch empfehle. Inwiefern ist es jetzt ungewöhnlich, dass ich die Bücher als Ablenkungsmedium so hervorhebe.

Schauen wir einfach mal die letzten drei, vier Tage an:

Am 11. September (aktuell schreibe ich diese Zeilen am 13. September 2017) erhielt ich ein antiquarisch via Internet bestelltes Buch und fand es so inter­essant, dass ich es wirklich umgehend, nämlich noch am gleichen Tag, zu lesen begann. Als ich abends schlafen ging, befand ich mich auf Seite 154. Am Mittag des folgenden Tages war das Buch ausgelesen, keine zwei Stunden später auch rezensiert.1

Da ich speziell in diesem Jahr qua vorhandener Finanz eine ganze Menge Bü­cher von meinen Suchlisten antiquarisch bestellt habe, herrschte natürlich an Nachschub kein Mangel. Und ich griff quasi sofort zum nächsten Buch, das schon seit Februar auf mein lesehungriges Auge wartete.

Hm, 362 eng bedruckte Seiten… das wird wahrscheinlich etwas länger dauern“, vermutete ich. Ein arger Trugschluss. Ich kam vielmehr, von einem Ka­pitel zum nächsten gesaugt – man kann es kaum anders nennen – bis Mitter­nacht auf unglaubliche 269 Lektüreseiten! Und bald nach Mitternacht war das Buch dann ausgelesen. Die dazu gehörige Rezension wird heute noch entste­hen.2

Das hört sich vielleicht extrem an, ist aber in den vergangenen Wochen und Monaten völlig normal geworden – selten brauche ich für ein Buch signifikant mehr als 3-4 Lesetage, und es ist relativ unabhängig davon, wie lang es ist. Das ist grundsätzlich ein phantastisches Gefühl, und die Entdeckung, dass ich mehr­heitlich wirklich gute Romanstoffe und faszinierende neue Autorinnen und Au­toren kennenlerne, motiviert mich selbstverständlich. Aber es hält mich eben gründlich vom Schreiben ab.

Früher gab es immer eine gewisse Ausgewogenheit zwischen Lesen und Schrei­ben, und ich schätze, es ist wesentlich das Streaming, das mich da vom Kurs verstärkt abgebracht hat… wie ich dazu komme? Nun, das ist nur eine Theorie, aber eine, die meines Erachtens schon Hand und Fuß hat: Sowohl Streaming wie auch Lesen sind wesentlich passive Tätigkeiten, adaptive, wenn man so will. Ich sauge Bilder, Töne, Buchstaben und Vorstellungswelten in mir auf und akku­muliere sie.

Das habe ich immer schon getan, das stimmt natürlich. Aber früher sagte ich auch ausdrücklich: Es gibt eine Zeit für das Lesen, und es gibt dann eine Zeit für das Schreiben. Wenn mich der Schreibdrang überkommt, ist das Lesen nahezu vollständig abgemeldet. Das ist, wie wenn man unter Magenverstimmung lei­det: dann hat man keinen Hunger, da mag noch so appetitliches Büffet ange­richtet worden sein.

In Zeiten wie den jetzigen, in denen ich üblicherweise zum Schreiben nur wenig Ruhe fand, nutzte ich – etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln – regelmäßig das Lesen von Büchern, Fanzines oder Zeitschriften, die ich abonniert habe, zur Überbrückung relativ kurzer Leerlaufphasen, in denen ich beim besten Willen nicht kreativ sein konnte.

Es ist fast schon sprichwörtlich, dass ich am Bankschalter oder von Postange­stellten staunend angesprochen werde, weil sie meine Seelenruhe bewundern, mit der ich in der Warteschlange kühl und ruhig lese. Ich pflege dann zu ant­worten, das sei meine effiziente Methode, zeitvergeudende Wartezeiten mit Sinn zu füllen, und so ist es auch.

Dummerweise ist diese Art der Zeitfüllung, in fast 2 Jahren ständigen Pendelns zur Arbeitsstätte und zurück, zu einem wunderbaren Alibi geworden, zu einer Gewohnheit, die mich wirkungsvoll von kreativen Gedanken abgebracht hat. Und dieser Lesehunger hat inzwischen seine festen Klauen auch in meine Pri­vatzeit geschlagen und sich darin festgekrallt.

Seither stiehlt er mir auf süße, verführerische Weise die Zeit zum Schreiben.

Gewiss, in meinen Regalen und Bücherschränken warten gut dreitausend Bü­cher darauf, von mir gelesen zu werden, und allein in diesem Jahr 2017 sind mehr als dreihundert hinzugekommen. Da ist, das werdet ihr verstehen, durch­aus ein gewisser „Druck“ vorhanden. Dennoch hat sich das alles stets im Rah­men gehalten, was die Lektüre anging. Schauen wir mal in meine diesbezügli­chen Statistiken und gehen da mal 10 Jahre zurück. Aufgelistet wird die Zahl der gelesenen Bücher in Abhängigkeit von der Jahreszahl:

2007: 127

2008: 139

2009: 119

2010: 105

2011: 95

2012: 94

2013: 63

2014: 63

2015: 73

2016: 82

Man erkennt, glaube ich, eine relativ deutliche „Sättigungstendenz“, die gut mit dem korreliert, was ich meinen Sättigungskoeffizienten nenne. Wenn man davon ausgeht – das ist prinzipiell mein Modell davon, wie meine Kreativität ge­speist wird – , dass die individuelle Kreativität eine Art Schwungrad ist, das durch primär literarische Kost gespeist wird, so wird irgendwann eine Form von Sättigungszustand erreicht, ab dem neue Lektüre nicht mehr inspirierend und anregend, sondern überfüllend wirkt… wie ein Stück Pizza, das man beim bes­ten Willen nicht mehr runter bekommt, obwohl sie doch anfangs unwidersteh­lich lecker war.

In diesem Moment hört das intensive Lesen auf und weicht sporadischem Gele­genheitslesen. Im Unterbewusstsein rumort es kreativ, wie in einer Art Teig­schüssel, in der die aufgenommenen Inhalte durchgemischt und mit dem, was vorher schon vorhanden war, in Relation gesetzt werden. Dann bedarf es nur noch eines inspirierenden Zündfunkens, und völlig neue kreative Werke sprudeln aus mir hervor.

So läuft das bei mir normalerweise ab.

Es gibt gegenwärtig allerdings zwei Hemmschwellen, und vielleicht ist es des­halb so einfach für mich, dem hemmungslosen Lesehunger so exzessiv nachzu­geben, wie ich es momentan tue: die eine Hemmschwelle ist in der Vielzahl schon vorhandener kreativer Projekte und Fragmente zu suchen.

Die zweite Hemmschwelle, wenn man das so nennen möchte, ist das Genre, in dem ich mich aktuell verstärkt aufhalte – erotische Romane. Strukturell sind sie sich sehr ähnlich… unkompliziert, anregend, psychologisch mehr oder minder nett gemacht, aber eben alle recht gleichförmig. Die Folge scheint mir, mental betrachtet, diejenige zu sein, dass ich dies – ungeachtet verschiedenster Ro­manautorinnen, Romansettings und Handlungszeiten – mental als Teil eines einzigen großen Konzeptrahmens auffasse, gewissermaßen eine Form von mul­tiplem „Megaroman“. Würde ich nun komplett an dieser Form von Geschichten festkleben, würde diese exzessive Lesephase, die bereits bis Anfang September 2017 dafür gesorgt hat, dass ich bereits 106 Bücher gelesen hatte, wohl noch sehr viel länger ausgedehnt werden… aber ich unterbreche diese Phase durch­aus schon durch andere Geschichten.

Womit? Nun, da wären beispielsweise Romane von Clive Cussler, die ich aber nur sehr dosiert schmökere, weil es davon nicht viel Nachschub gibt (es blieb darum seit Anfang April 2017 auch bei einem einzigen Roman3). Außerdem habe ich endlich damit begonnen, die uralten Keith Laumer-Romane sowohl neu zu lesen als auch jetzt zu rezensieren. Es gab Sherlock Holmes-Lektüre, die ich rezensionswürdig fand.4 Auch habe ich endlich die Landkarten-Trilogie von Félix J. Palma ausgelesen und rezensiert, ganz zu schweigen vom Zeitreise-Vier­teiler um Chloe Kingsley, den Suzanne Frank vor so langer Zeit schrieb.

Dennoch empfinde ich die Schwemme an gelesenen Büchern und Stoffen, mit denen ich mein Unterbewusstsein gewissermaßen „zutexte“, als beunruhigend. Weswegen es mir sinnvoll erscheint, diesen Blogbeitrag zu schreiben. Es ist zwar hilfreich, dass ich durch den Takt meiner Blogartikel die drängende Not­wendigkeit sehe, immer weitere Beiträge zu schreiben und folgerichtig beim Schreiben gar nicht „richtig“ einrosten kann… aber es fühlt sich nicht hinrei­chend an.

Ebenso, wie Mails für mich kein akzeptabler Ersatz für geschriebene Briefe sind (wer mich seit zehn oder mehr Jahren als Brieffreund kennt, weiß, wovon ich spreche), sowenig können Blogartikel oder Rezensionen das Fehlen autonomen Geschichtenschreibens kompensieren. Vermutlich muss ich mal in Klausur gehen und mich eine Weile von den fremden Gedankenquellen abschneiden, um Ordnung und Maß in mein chaotisches Gedankengequirle zu bringen. Wie auch immer das gehen soll…

Momentan gehe ich davon aus, dass der sinnvollste Weg dafür darin besteht, kurzfristige kreative Projekte abzuschließen, um dann zu den längeren auf­zuschließen, die mich schon länger beschäftigen. Parallel dazu werde ich mein E-Book-Programm natürlich wieder ankurbeln. Und euch auch weiterhin auf dem Blogartikelweg mit Lesestoff versorgen, das versteht sich von selbst.

Ihr seht allerdings auch, dass ich für diese Form der Ablenkung nicht wirklich so etwas wie ein Patentrezept besitze – dafür lese ich einfach viel zu gern, dafür ist Lektüre für mich essenzieller Bestandteil meines Wesens, schon seit mehr als 40 Lebensjahren. Wo andere Menschen maximal ein oder zwei Bücher pro Jahr lesen und sie eher betrachten, als sei der Kontakt mit ihnen toxisch, käme es mir so vor, als würde ich an einer gefüllten Tafel verhungern, wenn ich NICHT lese.

Also, das ist so ein „work in progress“, an dem ich weiterhin zu arbeiten habe… ah, und das ist auch ein gutes Stichwort für die kommende Woche. Dann werde ich über den Monat August 2017 und meine dortigen Schreibaktivitäten berich­ten. Lasst euch da mal überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Beizeiten werdet ihr dazu eine Rezension auf meinem Rezensions-Blog vorfinden. Wer vorher neugierig geworden ist, suche nach Lisa Cach: „Der Preis der Begierde“ (2010).

2 Beizeiten ebenfalls im Rezensions-Blog nachzulesen, mutmaßlich im Herbst 2018. Wer vorher wissen möch­te, worum es gehe, suche nach Pia Conti: „Elisa – Verlockung der Unschuld“ (2016). Aber Vorsicht: es ist der zweite Teil des bisherigen Zweiteilers „Italian Masters“. Teil 1 erschien 2015 unter dem Titel „Giulias Geheim­nis“, der schon gelesen und rezensiert ist.

3 Neugierige Leser! Um welchen Roman es sich handelte? Um Clive Cussler & Russell Blake: „Der Schwur der Wikinger“ (2016). Natürlich auch schon für den Rezensions-Blog erfasst… wird dort aber frühestens 2019 zu sehen sein.

4 Vgl. dazu beizeiten im Rezensions-Blog Jörg Kastner: „Sherlock Holmes und der Schrecken von Sumatra“ (1997). Ebenso vgl. Ralph E. Vaughan: „Sherlock Holmes und die Zeitmaschine“ (2005).

Rezensions-Blog 138: Horde aus dem Morgenland

Posted November 15th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist schon wirklich interessant, welche Details sich in alten Rezensionen ver­bergen, die ich bereits halb vergessen hatte – ehe ich sie dann für den Rezensi­ons-Blog reanimierte. Diese hier stammt aus dem Jahre 2006 und enthält eine Info über die Rote Sonja, die ich völlig verdrängt hatte. Nun, ihr werdet sie weiter unten entdecken, da möchte ich nicht jetzt schon vorgreifen.

In diesem Eintrag des Rezensions-Blogs widme ich mich wieder einmal Robert E. Howard, von dem noch so manches Buch ungelesen bei mir steht. Da Howard ja nun leider keinen „Nachschub“mehr liefern kann, ist man als Leser gut bera­ten, sich die vorhandenen Werke entsprechend zu portionieren – es gibt dies­bezüglich noch so manch anderen Autor, bei dem mir das so geht, leider. Und ein paar sehr gute Schriftsteller sind halt bereits recht betagt, so dass das Ende ihrer Schreibtätigkeit durchaus fast bereits in Sicht ist. Bedauerlicherweise sind in den vergangenen Jahren auch schon manche kreativen Geister für immer er­loschen, denken wir nur beispielsweise an Iain Banks, den ich sehr schätzte.

Einerlei, davon wollte ich hier und heute nicht reden. Robert E. Howard, der mehrheitlich den Fantasy-Fans vertraut ist, war durchaus auch Fan solider histo­rischer Abenteuergeschichten, von denen er so manche geschrieben hat. Gele­gentlich mischen sich da phantastische Elemente hinein, so auch in einer der im Folgenden vorgestellten Geschichten. Der eigentliche Wert des vorliegenden Buches liegt aber wohl darin, dass diese Stories durch die Bank zu Howards Leb­zeiten nie veröffentlicht wurden. Und ich bin nach wie vor der Überzeugung, mehr als 10 Jahre nach Lektüre und Rezension, dass das Buch, um das es heute geht, die Wiederentdeckung mehr als lohnt.

Überzeugt euch selbst:

Horde aus dem Morgenland

(OT: Sword Woman And Other Stories)

von Robert E. Howard

Terra Fantasy Band 37

Rastatt, August 1977

162 Seiten, TB

Aus dem Amerikanischen von Eduard Lukschandl

Robert E. Howard, der amerikanische Fantasy-Autor, Brieffreund von Howard Phillips Lovecraft und Schöpfer solch noch heute bekannter Gestalten wie Co­nan dem Barbaren, ist für den Kenner der amerikanischen Phantastik aus der Frühzeit des 20. Jahrhunderts kein Unbekannter. Im deutschen Fantasy-Fandom kommt man wohl auch heute nicht an ihm vorbei, und die Vorbildfunktion, die er für Heerscharen von Fantasy-Autoren und -autorinnen gehabt hat, kann un­möglich geleugnet werden.

Der 1936 durch Suizid vorzeitig aus dieser Welt geschiedene Howard hat jedoch nicht nur Fantasy geschrieben, sondern sich ebenso in einem Grenzbereich ge­tummelt, den heutzutage in der Regel die historischen Romane abdecken.1 Vie­le dieser Geschichten fanden ihren Platz in Abenteuer-Magazinen der 20er und 30er Jahre, doch mit den meisten Geschichten dieses Bandes verhält es sich an­ders.

Drei der vier Erzählungen ranken sich um eine starke Frauenperson namens Agnes de Chastillon, auch „Schwarze Agnes“ genannt (wiewohl rothaarig). So­weit man heute weiß, sind diese Geschichten von Howard vermutlich durch eine Brieffreundin und Schriftstellerkollegin inspiriert worden: Catherine Lucille Moore publizierte im Oktober 1934 in WEIRD TALES ihre erste Story um die Amazone Jirel von Joiry, und wer die Jirel-Geschichten kennt, wird hier unzwei­felhafte Ähnlichkeiten entdecken. Keine der Geschichten um die Schwarze Agnes wurde je publiziert, und mit diesem Terra Fantasy-Band erschienen sie erstmals für die breite Masse auf Deutsch.

Die vierte Story des Bandes, mit Abstand die längste, ist die Titelgeschichte. Sie spielt – wie auch die Agnes-Geschichten – im 16. Jahrhundert und thematisiert eine Belagerung Wiens durch die Türken. Das ist nicht zuletzt für die Historiker unter den Lesern ein wahres Schmankerl.

Die schwarze Agnes (Sword Woman) führt uns, wie auch die übrigen Geschich­ten um diese Person, in die Regierungszeit des Kaisers Karl V. (1519-1556) und Franz I. von Frankreich (1515-1547). Interessanterweise spielt die Reformation hier überhaupt keine Rolle, aber wir sind ja auch in Frankreich. Agnes de Cha­stillon wird in einem kleinen Walddorf als jüngere Tochter eines gewalttätigen Vaters geboren, der schließlich ihre Hochzeit mit einem wenig ansehnlichen, lüsternen und feisten Dorfbewohner arrangiert. Agnes hasst sowohl den Vater wie auch den Bräutigam, sieht aber keine Möglichkeit, zu entkommen… bis ihre ältere Schwester ihr einen Dolch zusteckt, wohl in dem Wunsch, sie möge sich selbst entleiben. Stattdessen tötet Agnes ihren zukünftigen Ehemann und flüch­tet aus dem Dorfdasein. Dabei stolpert sie unvermittelt über Etienne Villiers, einen gutaussehenden Reiter, der sehr von ihrem appetitlichen Äußeren ange­tan ist. Aber wer nun glaubt, es entspanne sich eine Romanze zwischen den bei­den, hat wirklich gar keine Ahnung von der außerordentlich kämpferischen Agnes, deren Temperament es auf nachgerade tödliche Weise in sich hat…

Degen für Frankreich (Blade for France) spielt etwas später. Agnes, durch die Kämpfe an Villiers´ Seite inzwischen kampfgestählt – sie ist, was das Degenfech­ten und Schießen angeht, ein echtes Naturtalent, und wenn man sagt, Leichen pflasterten ihren Weg, so ist das durchaus nicht falsch – , hat sich von Villiers in­zwischen getrennt und befindet sich auf dem Weg zur Küste Frankreichs, wo sie beide sich ins Ausland einschiffen wollen. Denn Etienne wird, weil er zuviel über die dunklen Machenschaften des Duc d’Alençon weiß, von dessen Schergen un­ter der Leitung von Renault d’Valence verfolgt, der schon in der ersten Story für Mord und Totschlag sorgte.

Der Zufall will es, dass Agnes auf dem Weg zur Küste gezwungen wird, einen lüsternen Mann zu töten. Sie nimmt ihm dessen Mantel ab und gerät in der nächsten Schenke in die unangenehme Situation, mit ihm verwechselt zu wer­den (allein des Mantels wegen!) und sich auf einmal in einer Verschwörung wie­derzufinden, die von niemand Geringerem als Renault d’Valence geleitet wird. Da sie nicht eben dumm oder feige ist, beschließt Agnes, die Verschwörung von innen her zu zerschlagen. Allerdings geht dabei einiges schief…

In der dritten Agnes-Story, Braut des Todes (Mistress of Death), die nur als Frag­ment überliefert wurde (es ist im Vorwort nicht gesagt worden, wer sie vollen­det hat), stößt der Leser zum einzigen Male auf ein übernatürliches Element. Diesmal werden Agnes und Etienne Villiers mit einem gehenkten Zauberer konfrontiert und mit unterirdischem, magischen Leben, das eine Rache zu vollenden sucht. Unnötig zu sagen, dass es auch hier wieder reichlich Degengefechte und Tote sowie Verletzte gibt. Diese Geschichte ist, wie ich finde, mit Abstand die schwächste dieses Zyklus und vielleicht einer der Gründe, warum Howard diese Geschichten generell nie einreichte.

Horde aus dem Morgenland (The Shadow of the Vulture) liefert uns über fast 60 Seiten hinweg ein farbenprächtiges, manchmal etwas sehr pompös geratenes Panorama der türkischen Welt unter dem Sultan Soliman (Suleiman) dem Zweiten. Die Geschichte beginnt mit der Audienz einer seit neun Monaten ge­fangenen österreichischen Delegation vor dem Sultan im Jahre 1529. Sie wird von dem orientalischen Herrscher arrogant entlassen mit der Bemerkung, der Sultan wolle dem Kaiser seine Aufwartung machen vor den Mauern von Wien.

Zu dieser Delegation gehört aber ein hochgewachsener, hünenhafter Mann mit wasserblauen Augen, den der Sultan erst zu spät als jenen einzelnen Überle­benden eines mörderischen Angriffs auf seine Person erkennt – Gottfried von Kalmbach. Er ist des Kampfes müde und froh, mit den Diplomaten bald darauf nichts mehr zu tun zu haben. Das hilft ihm nicht. Soliman schickt nämlich Mikhal Oglu, den Anführer der Akindschi, einer blutrünstigen Mördertruppe des Sultans, hinter ihm her und verlangt ultimativ, von Kalmbachs Kopf zu erhal­ten. Doch der Versuch misslingt. Der Deutsche rettet sich bis Wien, verfolgt von den Attentätern, und dahinter von den Heerscharen der bereits marschieren­den Türken.

In Wien selbst ist er schließlich eingekesselt und muss nun, wiewohl unwillig, um sein Leben und das der anderen Eingeschlossenen kämpfen – an der Seite einer rothaarigen Furie, die man die Rote Sonja nennt und die von sich be­hauptet, die Schwester der Favoritin Solimans zu sein, einer Russin namens Ro­xelana. Und schließlich entscheidet sich durch diese Gemeinschaftsarbeit so­wohl das Schicksal des belagerten Wien wie das Gottfried von Kalmbachs…

Diese Geschichten haben, es wurde oben angesprochen, in einer Reihe namens TERRA FANTASY eigentlich wenig zu suchen, weil es in ihnen nahezu keine Fantasy-Elemente gibt (außer eben in Mistress of Death). Natürlich wurden sie aufgenommen des Autors wegen, und das ist eine gute Entscheidung gewesen. Wer kraftvolle, wortgewaltige Fantasy mag und sich von einer gewissen Thea­tralik und Pathetik, was die Dialoge angeht, nicht abschrecken lässt (denkt einfach, es handele sich um Shakespeare-Dialoge, okay? Da hält das auch kei­nen Kenner vom Besuch des Theaters ab), der kann hier interessante Leseerfah­rungen sammeln.

Der historische Kontext der Stories tut sein übriges dazu, den Leser zu faszinie­ren. Eduard Lukschandl gibt zu, dass Howard zumal in der letzten Geschichte sich so manchen Schnitzer erlaubt, zumal geografisch, da er nie in Wien war. Aber das macht nicht viel her. Eine Anspielung entdeckt der Übersetzer zwar, aber er kann sie nicht entschlüsseln. Es geht um eine Person namens „Wulf Ha­gen“, die angeblich in der Story dafür verantwortlich ist, dass die schwere Artil­lerie der Türken in der Donau versenkt wird und nicht vor Wien zum Einsatz kommt. Wer sich ein wenig mit dem Nibelungen-Mythos auskennt, wird hier unzweifelhaft an Hagen von Tronje und seine Versenkung des Schatzes der Ni­belungen erinnert, und ich glaube, daher hatte Howard seine Vorstellung ent­lehnt.

Für Leser, die die Comicversionen von Conan kennen – wie ich – , ist es wahr­scheinlich irritierend, die Rote Sonja im irdischen Mittelalter agieren zu sehen, denn in den Comics wird sie an die Seite Conans transplantiert. Das ist eine Ge­schichtsklitterung, die die Comics vorgenommen haben. In diesem Buch ist Son­ja an der richtigen Stelle.

Insgesamt ist zu sagen, dass mir das Buch, das geduldig 18 Jahre lang in meinen Bücherregalen verharrte, bis es gelesen wurde, ein paar angenehme Lesestun­den im Zug verschafft hat. Und wie es bei guten Büchern so ist, wird einem Neugierigen die Zeit hier gewiss nicht lang werden. Wer es darum antiquarisch noch zu finden versteht und solche Geschichten schätzt, der sollte es sich zule­gen.

© 2006 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche kehren wir in die Gegenwart zurück und verfolgen ein weiteres NUMA-Abenteuer von Clive Cusslers neuen Helden Kurt Austin und Joe Zavala. Diesmal bekommen sie es mit einem russischen Tycoon und den Schockwellen der russischen Revolution von 1918 zu tun – auf eine sehr inter­essante Weise, wie ich damals fand. Das lohnt die Lektüre, Freunde, vertraut meinem Urteil.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. hierzu auch gelegentlich meinen Aufsatz „Historische Romane – eine Gratwanderung“ in HISTO­RIKERZEIT #2 (erschienen November 2006). Ich denke, ich mache ihn beizeiten an dieser Stelle der Allgemeinheit zugänglich. Das wird aber noch etwas dauern.

Wochen-Blog 245: Rivalen um die Aufmerksamkeit (1): Streaming

Posted November 12th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, das Jahr 2017 ist für mein E-Book-Programm und eure konstante Versorgung mit interessantem Lesenachschub aus dem Oki Stanwer Mythos prekär, das ist mir bewusst. Und ich kann wirklich jeden einzelnen von euch verstehen, der mit inzwischen aufgerollten Zehennägeln und dauernd wund gekauten Fingernä­geln sehnsüchtig darauf wartet, dass die Serie „Oki Stanwer und das Terrorim­perium“ (TI) fortgesetzt wird.

Was macht der Kerl denn bloß, wenn er nicht an dieser Serie schreibt?“, mögt ihr euch ein ums andere Mal gefragt haben. Ich gebe zu, ich habe eine Menge Erklärungen für dieses Publikationsloch, als das ich es selbst empfinde, in den zurückliegenden zwölf Monaten bemüht. Manches davon ist absolut nachvoll­ziehbar, alles ist unbedingt authentisch und wahr.

Aber…

Ah, jetzt kommt er aus der Deckung! Es gibt also noch einen Grund!“

Nun ja, ja… sogar mehrere. Rollen wir die bislang gebrachten mal im Schnell­tempo ab, ehe ich zum heutigen Punkt komme: Bisherige Erklärungen themati­sierten

a) meine erratische, intuitive Kreativität;

b) meine sehr starke anderweitige Beanspruchung durch meine berufliche Tä­tigkeit;

c) den Archipel, das tropisch-sinnliche Gegen-Universum zum OSM;

d) technische Pannen.

Diese Erklärungen waren, wie gesagt, alle stichhaltig. Aber es ist wie in jeder guten Geschichte, wenn man Teile fürs Ganze ausgibt… ich fühlte mich dabei nie vollkommen aufrichtig, weil ich zwei wesentliche Gründe außen vor ließ. Zum ersten sage ich heute was, zum zweiten in der kommenden Woche unter Teil 2 dieses Doppelartikels.

Was ich bislang nur sehr stiefmütterlich behandelt habe, war das Thema „Strea­ming“ als Ablenkungsfaktor meiner Kreativität. Dazu ein historischer Exkurs, ehe ich ins Detail gehe:

Mein erster Besuch auf dem Streaming-Portal bs.to erfolgte am 1. Januar 2015, und er diente dazu, eine Erinnerung aufzufrischen, die für meine Kreativität sehr wichtig war. Es handelte sich um die Zeichentrickfilmserie „Captain Future“, die dort angeschaut werden konnte. Ich wusste, dass diese Serie in meiner Kindheit, als ich noch in Wolfsburg lebte und im Bannkreis von „Krieg der Sterne“ und Comicserien, die ich eher zufällig auf dem Flohmarkt heftweise erstand, wenn ich gerade mal ein paar Groschen Geld besaß, dass also diese Se­rie mir wichtige Impulse vermittelt hatte, die auch in die „Gedankenspiele“ mit meinem Bruder einflossen und damit zur ursprünglichen Formierung des nach­maligen Oki Stanwer Mythos beitrugen.

Zu behaupten, ich hätte diese Auffrischung via Streaming nicht genossen, wäre glatt gelogen. Natürlich sehe ich heute die zahllosen Schwächen dieser Filmver­sion von Edmond Hamiltons SF-Klassiker… aber die Aktivierung romantischer Kindheitserinnerungen war dennoch ein schönes Erlebnis.

In der Folge fahndete ich auf bs.to nach weiteren Serien, an die ich mich erin­nerte. So fand ich mich alsbald bei den „Sliders“ ein, dann bei „Star Trek Next Generation“, und sogar eine „Transformers“-Animationsserie tat es mir an. Und zu meiner Überraschung gab es sogar eine „Avengers“-Animationsserie. Hinzu kamen Folgen der alten „Time Tunnel“-Serie, die ich immer nur in Auszügen ge­sehen hatte.

Ich fand das sehr anregend, und das kann kaum jemanden überraschen.

2015 war das unproblematisch – ich war auf Arbeitssuche, arbeitete an meinen E-Books, bereitete Lesungen vor.

Ernster wurde es, als ich mit dem 14. März 2015 auf die Serie „Marvels Agents of S.H.I.E.L.D.“ (Staffel 1) traf. Da ich generell in den Folgejahren stärker in den Marvel-Serienkosmos eindrang, bildete das Streaming-Portal eine stete Verlo­ckung. Später kamen noch Serien wie „Agent Carter“ hinzu, in jüngster Ver­gangenheit „Stan Lee’s Lucky Man“. Wovon ich mich damals noch tunlichst fern­hielt, wiewohl die Serien schon existierten, das war das DC-Universum.

Überrascht das? Das sollte es nicht. Ich hatte im Kino diverse DC-Filme schon gesehen und war davon nicht annähernd so fasziniert wie von den Marvel-Ver­filmungen. Das lag schlicht daran, dass ich das dumpfe Gefühl hatte, dort würde weniger auf langfristige Vernetzung gesetzt, sondern mehr auf kleinteiliges Be­ziehungshickhack… darauf stand ich nicht so sehr.

Stattdessen stolperte ich via Streaming in die „Sherlock“-Serie mit Benedict Cumberbatch (April 2015), über die „Clone Wars“ und, sehr zögernd indes, über die Verfilmung von Diana Gabaldons Highland-Serie „Outlander“ (ab Ende Juni 2015). Und ebenso zögerlich wagte ich mich an einen der modernen Fantasy-Klassiker, nämlich „Game of Thrones“ (Mitte Juli 2015).

Bob Morane“ gefiel mir ausnehmend gut (August 2015)… und im September 2015 wagte ich mich dann an einen Riesenblock von Filmen, die damals noch zum Streaming bereit standen (heutzutage ist das für die frühen Staffeln leider nur noch sehr eingeschränkt möglich) – an „Doctor Who“, startend mit „An un­earthly child“.

Glaubt mir, Freunde, damit war ich dann wirklich gründlich abgelenkt, zumal ich dann am 7. November nachdem ich schon Dutzende der alten Episoden der Se­rie hinter mir hatte und mich mitten in der Staffel 2 befand, endlich der Ansicht war, ich könne es wagen, die neue Doctor Who-Serie anzugehen. Mir war natür­lich bewusst, dass ich ohne den schwarzweißen „Vorlauf“ nur Bahnhof verstanden hätte. So war es denn auch.

Aber sowohl Rose Tyler als der mürrische neue „Doktor“ wuchsen mir rasch ans Herz. Dasselbe galt für John Barrowman alias Captain Jack Harkness, zu dem ich am 11. Dezember 2015 in meine Unterlagen notierte: „Dass hingegen der Cha­rakter des Captain Jack Harkness, aufgetaucht in Episode 1/9 Neu, wiederbelebt wurde & dann in der Ausgründungsserie „Torchwood“ (Anagramm für Doctor Who!) zur Hauptperson wurde, das überrascht mich kaum. Er machte eine echt gute Figur & ich fand es schade, ihn effektiv schon nach 2 Tagen (!) zu verlieren.“

Das bezieht sich natürlich darauf, dass ich die entsprechenden DWN-Episoden am 10. und 11. Dezember 2015 hintereinander anschaute, sieben am Stück gewissermaßen.

Natürlich war ich zu früh betrübt… aber mal ernsthaft, ich konnte nicht ahnen, dass Barrowman zwischenzeitlich zu DC übergegangen war, um in der „Arrow“-Serie den sinistren Malcolm Merlyn zu mimen. Das entdeckte ich, Hand aufs Herz, dann tatsächlich erst im Frühjahr 2017.

Die Sehnsucht nach Barrowman hielt mich natürlich nicht lange von „Torch­wood“ fern. Das Torchwood-Streaming-Abenteuer begann bereits am 22. De­zember 2015. Bis dahin war ich bei der neuen Doctor Who-Serie schon weit in Staffel 3 vorgedrungen, und es keimte in mir mehr und mehr der Wunsch, diese Filme als Videos im Regal stehen zu haben, um diesbezüglich nicht mehr aufs – damals ziemlich ruckelnde – Abspieltempo angewiesen zu sein.

Im Frühjahr 2016 gab es auch noch Zugang zu den alten „Terra-X“-Dokumenta­tionen (heute aktuell nicht mehr), von denen ich mir einige zu Gemüte führte. Parallel wirkte sich dann außerdem schon das aus, was ich oben unter Punkt b) angeführt hatte – ab Oktober 2015 war ich ins „Biofakte“-Projekt involviert, zu­nächst nur auf geringer Stundenbasis, aber ab Anfang März 2016 dann einiger­maßen überraschend auf Vollzeitbasis.

Mein Streaming-Konsum ging daraufhin deutlich zurück. Aber ich steckte in der zweiten „Torchwood“-Staffel, in der 7. Staffel „Doctor Who Neu“ und in der fünften alten DW-Staffel… es gab also weiterhin genug Ablenkung, von aktuel­len Kinofilmen mal ganz zu schweigen.

Die Fusion der obigen Ablenkungen, verbunden mit dem Streaming-Konsum führte dann dazu, dass ich ein neues Muster des Abends entwickelte, das mir früher fremd gewesen wäre – wenn ich nach einem anstrengenden Arbeitstag zu ermattet war fürs Schreiben von Briefen oder Geschichten, zog ich mich gern hinter meinen Laptop zurück und versank für ein oder zwei Stunden in Strea­ming-Episoden.

Da das Angebot immer breiter wurde – es kommen permanent neue Serien und Staffeln vorhandener Serien hinzu – , kann man nicht einmal sagen, dass diese Form der Ablenkung vom Schreiben geringer wird. Ich würde eher das Gegen­teil konstatieren. Das hat primär damit zu tun, dass ich jetzt anno 2017 auch den DC-Serienkosmos mit „Arrow“, „Flash“, „Supergirl“ und „Legends of Tomorrow“ entdeckt habe.

Hier beging ich einen klassischen Fehler, an dem ich immer noch laboriere und den ich erst nach Monaten in seiner Dimension richtig begriff: Ich fing mit der falschen Serie an, nämlich mit den „Legends“ ab dem 10. September 2016. Da konnten mir die Personen natürlich durch die Bank nichts sagen, und ich ver­stand die Explosivität der Personenwahl durch „Rip Hunter“ (Arthur Darvill) beim besten Willen nicht… wie hätte ich das begreifen sollen? Ich war völlig ge­plättet durch die Tatsache, den vormaligen Rory Williams – einen der Begleiter des modernen „Doctor Who“ hier als Zeitreisenden in einem Parallelkosmos zu erleben.

Die Vorgeschichte von Sara Lance, Mick Rory, Ray Palmer usw. war mir unbe­kannt, weil ich die Serien „The Flash“ und „Arrow“ eben nicht gesehen hatte. So blieben mir auch diverse Antipathien und Feindschaften völlig verschlossen. Aber das Zeitreise-Sujet gefiel mir… auch wenn ich heute der Auffassung bin, dass dem Topos sowohl hier als auch in der „Flash“-Serie massiv Gewalt ange­tan wird.

Heutzutage, um zur Gegenwart zu kommen und dem, was mich via Streaming heutzutage gelegentlich vom Schreiben ablenkt, schaue ich nach und nach die 4. „Arrow“-Staffel, die dritte „Flash“-Staffel und die 4. Staffel von „Agents of S.H.I.E.L.D.“. Ich bin zwar versuchsweise in der zweiten „Legends“-Staffel unter­wegs, spüre aber deutlich, dass mir hier noch Background aus den eben ge­nannten Serien fehlt, um da sattelfest zu sein. „Stan Lee’s Lucky Man“ reizt mich weiterhin (bislang habe ich nur die Pilotepisode gesehen), bei „Supergirl“ pausiere ich auch in der zweiten Staffel und warte derweil auf die Synchronisie­rung der 10. DWN-Staffel.

Was mich für diese Art der Unterhaltung vermutlich konditioniert hat, liegt in der tiefen Vergangenheit vergraben, aber das ist kein Geheimnis: Ich war ja über 20 Jahre lang intensiver Heftromanleser. Die Neigung zum seriellen Erzäh­len, die solchen Serien inhärent ist, drückt sich unübersehbar auch im Oki Stan­wer Mythos aus. Und komplexe Serien – wie im aktuellen DC-Universum, das ja interessanterweise aus miteinander verknüpften Parallelwelten besteht, was letzten Endes wohl auch eine Verbindung mit dem Marvel-Kosmos möglich ma­chen wird – , die haben mich immer schon gereizt.

Es kann also nicht wirklich überraschen, dass ich so tief in diesen Streaming-Se­rienkosmos eingedrungen bin und mich darin so wohl fühle. Dass sich das zu­gleich nachteilig auf meine eigenen Geschichtenideen auswirkt, wenn ich ge­danklich an den Streaming-Handlungssträngen weiter tüftele, ist hingegen lei­der auch eine Tatsache.

Das Streaming lenkt mich also ab und stellt, wie im Titel zu sehen ist, durchaus einen Rivalen um meine Aufmerksamkeit dar. Zweifellos wird vom Streaming irgendwann auch mal eine Kaskade von neuen Inspirationen ausgehen. Aber gegenwärtig ist das noch nicht der Fall… die Verfügbarkeit dieser Filme bewirkt mehr so etwas wie eine örtliche Betäubung meines kreativen Nervs.

Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das in der näheren Zukunft ändern wird. Der heutige Tag etwa, an dem ich schon zwei Rezensionen und zwei Folgen des OSM-Romans „Die Alte Armee“ geschrieben habe – von diesem Blogartikel ganz zu schweigen – berechtigt doch zu positiven Annahmen für die Zukunft.

Drückt mir mal die Daumen, dass ich mir ein dickes Fell wachsen lassen kann, um gegenüber der Streaming-Verlockung nicht mehr gar so nachgiebig zu sein.

In der kommenden Woche stelle ich euch den zweiten Rivalen um meine Auf­merksamkeit vor… und auch da werdet ihr sagen, dass ihr das total verstehen könnt und ich dagegen eigentlich rein gar nichts tun kann.

Ist das so? Wovon redet der Kerl denn da jetzt bloß?“ Das erfahrt ihr in einer Woche an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 137: Illuminatus! Band 3 – Leviathan

Posted November 8th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

tja, es gibt gut durchdachte Zyklen, ob nun phantastisch oder nicht, und es gibt solche, die es dann nicht so wirklich sind. Unter die guten rechne ich beispiels­weise Diana Gabaldons phantastisch süffig lesbaren Highland-Zyklus um Claire Randall… pardon, ich meine natürlich Claire Beauchamp Randall Fraser, um der Wahrheit die Ehre zu geben.1 Die Trilogie von Wilson und Shea hingegen ist, um beim Thema zu bleiben, am Anfang wild und abgefahren, in der Mitte ziemlich schräg und bizarr… und jetzt, im Schlussband, da geht ihr dann die Luft ziemlich drastisch aus.

Es ist bedauerlich, das sagen zu müssen, und vielleicht liegt diese Ansicht allein im Belieben des anspruchsvollen Rezensenten. Möglicherweise habe ich einfach zu wenig Input, was Kabbalistik, Mystizismus, Esoterik allgemein und Freimau­rerei im Speziellen angeht, so dass mir wesentliche Anspielungen verborgen blieben. Das ist ja beispielsweise fast so gewesen, als ich Umberto Ecos phantastisch lesbaren Roman „Das Foucaultsche Pendel“ vor vielen Jahren ver­schlang (nein, leider habe ich davon keine Rezension gemacht, und um das nachzuholen, müsste ich das Buch erneut lesen… das kann dauern, ihr kennt sicherlich den SUB, den Stapel ungelesener Bücher… der ist bei mir wirklich ganz enorm).

Gleichwohl, mein Fazit ist, dass der vorliegende Zyklus zum Ende hin doch stark an Fahrt, Plausibilität und innerer Stringenz nachgelassen hat und man viel­leicht als Leser sogar ganz froh ist, „dieses wirre Garn“ hinter sich zu lassen. Das wäre möglicherweise etwas arg hart geurteilt, immerhin ist der Zyklus im Gan­zen ein interessantes Experiment gewesen. Aber dass er eines gewissen konse­quenten roten Fadens entbehrt, lässt sich kaum bestreiten.

Ihr meint, ich machte zu viel Vorrede? Also schön, dann kommen wir doch bes­ser zur Sache. Auf ins letzte Gefecht der Illuminaten… oder so ähnlich:

Illuminatus!

Band 3: Leviathan

(Illuminatus! – Leviathan)

von Robert Anton Wilson & Robert Shea

Kailash, Hugendubel 2002

286 Seiten

Erstausgabe: 1978

Übersetzt von Udo Berger

So, Jungs, Rüstung angeschnallt, Acid eingeworfen, Gitarren gestimmt und auf zum letzten Gefecht Gut gegen Böse! Wer noch nicht geschnallt hat, worum’s geht, hat eh längst aufgegeben. Drum gleich ans Eingemachte:

Wir erinnern uns, dass die bösen Illuminaten dabei sind, der Menschheit den endgültigen Stoß zu versetzen. Sie wollen dies vermittels unterschiedlicher Ver­schwörungen schaffen, die etwa mit dem Eiland Fernando Poo zu tun haben oder mit einer hochtoxischen Substanz Anthrax Leprosy Pi (ALP) beziehungswei­se einem monströsen deutschen Woodstock-Imitat an den Ufern des Toten­kopf-Sees bei Ingolstadt.

Während erstere beiden Komponenten sich im Laufe des zweiten und zu Beginn dieses Romans als Tarnmanöver entpuppen, die nichtsdestotrotz für reichlich Wirbel sorgen und letzten Endes auch den Präsidenten der Vereinigten Staaten das Leben kosten, hat es das unverfängliche Rockfestival ziemlich in sich: ein Festival, das auf einem gewaltigen, mit Stacheldraht eingezäunten Areal statt­findet, in das Wachttürme eingelassen sind („Die Deutschen kennen sich mit solcher Organisation aus…“), zu toben beginnt.

Hier kommt es nun zur finalen Schlacht zwischen dem verbrecherischen (?) Ge­nius Hagbard und seinen Begleitern, es tauchen SS-Zombietruppen auf, Adolf Hitler himself und so einiges andere. Und schließlich wird Hagbard mitsamt sei­nem Unterseeboot LEIF ERIKSON doch tatsächlich mit dem heimlichen Herr­scher der Welt konfrontiert – mit dem monströsen Leviathan…

Puh, und damit war der Trip dann aus, Leute. Interessanterweise 170 Seiten vor dem Schluss des Buches. Ich bin der Meinung, dort hätten die Autoren aufhören sollen, denn der letzte Abschnitt ist eigentlich eher geeignet, jede Menge Ver­wirrung und Konfusion zu erzeugen denn wirkliche Aufklärung zu schaffen. Die eher launigen 80 Seiten (!) Anhänge bringen die Geschichte auch nicht so rich­tig weiter und vermitteln mehr den Eindruck, die Seiten hätten noch dringend mit wirren Quasi-Fakten gefüllt werden müssen.

Anstatt wirklich etwas Beeindruckendes, Überraschendes an den Schluss zu stellen, was den Leser vor Fassungslosigkeit aus den Socken hebt, versumpft es eigentlich. Der dritte Band trägt einen Verlegenheitstitel (was Besseres als „Le­viathan“ fiel ihnen wohl nicht ein), der Titel des 10. Abschnittes – „Der zehnte Trip, oder Malkuth – Lebewohl Planet Erde“ – ist bombastisch und völlig unzu­treffend.

Der Zyklus ist also beeindruckend, abgefahren, wild und spannend zu lesen, aber definitiv nicht bis zum Schluss durchdacht. Vermutlich hat zum Ende hin die Wirkung der Joints nachgelassen. Schade.

© 2004 by Uwe Lammers

Wie bereits einleitend erwähnt… die hochgespannten Erwartungen ließen sich zum Ende hin nicht mehr wirklich aufrechterhalten. Das soll uns aber alle nicht davon abhalten, weiterhin mehrteilige Romanzyklen zu schmökern und hier vorzustellen. Ich habe da noch ein paar interessante Rezensionspakete in petto, das nächste davon wird am 29. November im Rezensions-Blog 140 starten, also in drei Wochen. Aber welcher Zyklus das dann sein wird, möchte ich heuer noch nicht verraten.

In der kommenden Woche machen wir einen der seltenen Ausflüge ins Genre der Fantasy, das sich in diesem Fall mit den historischen Abenteuergeschichten vermischt. Der Name des Autors ist dabei Programm: Robert E. Howard. Nä­heres erfahrt ihr in der kommenden Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Für die Neugierigen nachzulesen in den Rezensions-Blogs 50, 55 und 60. Die weiteren Romane ihres Zyklus werden beizeiten besprochen werden.

Liebe Freunde des OSM,

das Jahr 2008 zählt, wie ich schon verschiedentlich andeutete, nicht wirklich zu den kreativstärksten meines Lebens. Ich war im vergangenen Abschnitt dieser Artikelreihe (Blogartikel 235, erschienen am 3. September 2017) bis Anfang Au­gust 2008 gekommen und berichte nun weiter, was ich hier an OSM-Projekten Aus den Annalen der Ewigkeit fertigstellen konnte oder zumindest weiter bear­beitete.

Während ich an der BWA-Jubiläumsausgabe 300 und der Nachfolgenummer 301 werkelte, die eine Menge Zeit verschlangen, wurde viel meiner sonstigen Zeit aufgesogen von einer Novelle – ich halte es heute eher für einen Roman – aus dem Bereich des Erotic Empire. „Saskia bei den Nomaden“ könnte theore­tisch auch in den Tundrengebieten der Erde spielen… wenn es die Churrit gäbe, mächtige Tundrenbewohner, Zwergmammuts nicht unähnlich. Beizeiten erzähle ich euch vielleicht mal mehr hierzu.

Abgesehen von Band 54 der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (NK), also die jüngst schon erwähnte gigantische Abschlussepisode des HANKSTEYN-Zy­klus, „Tödliche Entscheidung“, kam ich in diesem Monat im OSM wirklich gar nicht weiter, sondern kaprizierte mich auf diverse Archipel-Fragmente. Man merkt es unter anderem daran, dass ich in diesem Monat den 4. Ordner des Ro­mans „Rhondas Reifejahre“ vollendete, womit dieses Werk immerhin schon auf beeindruckende 1.600 Seiten kam. Ich spürte aber, dass ich noch lange nicht am Ende war, und das entsprach auch der Realität.

Im September hielt mich mehrheitlich ebenfalls der Archipel fest in seinen Klau­en, aber immerhin konnte ich an folgenden Fragmenten des OSM weiterschrei­ben: „Der Ewigkeitssender“, „Quadrantenleben“ und „Die Tänzer der Wahr­scheinlichkeit“. Zu mehr reichte es nicht.

Die Archipelschwemme hatte einen akzelerierenden Effekt: Im Oktober tauchte aus meiner Phantasie ein weiteres Handlungsstück des Archipels auf, das an­fangs zögerlich wuchs, sich schließlich aber noch sehr beschleunigen sollte: „Antaganashs Abenteuer“, anfangs (natürlich) mal wieder als Story eingestuft.

Ansonsten, was die Annalen angeht: Fehlanzeige in diesem Monat.

Der November zeigte zumindest insofern ein Einsehen, als ich nach zahlreichen Archipel-Geschichten, an denen ich arbeitete, nun auch konzentriert wieder nach offenen OSM-Episoden schaute. So spähte ich probehalber in KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) hinein, dann in KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH).

Außerdem, und das entzückte mich dann nicht wenig, entstand am 15. Novem­ber ein neuer Hintergrundtext mit dem Titel „Die Transmitter-Frage“. Ausgelöst durch eine briefliche Diskussion mit einem Brieffreund – herzlichen Dank, lieber Martin! – , sinnierte ich über das gigantische Transmitternetz der Baumeister in verschiedenen OSM-Universen, über seinen Ursprung und seine ursächliche Be­stimmung sowie seine Auswirkungen auf TOTAM… und da gab es gar gruselige Dinge zu entdecken. Beizeiten mache ich euch den Text mal zugänglich, dann können wir gemeinsam gruseln.

Auch KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) beschäftigte mich nun – vermutlich angeleitet von dem eben erwähnten Hintergrundtext, der ja auch KONFLIKT 4 einbezieht. Und ebenfalls um Transmitter, Troohns und Baumeister ging es in den Episoden des KONFLIKTS 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM), in die ich auch etwas Zeit in diesem Monat investierte. Hinzu kam eine Stippvisi­te in dem OSM-Fragment „Die Wandlung“.

Im Dezember 2008 überarbeitete ich die Story „Wächter wider Willen“, die seither schon verschiedentlich in Fanzines publiziert worden ist und zu der ich nichts weiter sage. Und ich konzentrierte mich nach der schlussendlichen Fer­tigstellung der DM-Episode 50 „TOTAMS Direktive“ auf die Schaffung weiterer Episoden dieser Serie. Außerdem entstand am 21. Dezember mit „Die Optimie­rungsfabrik“ eine weitere OSM-Story als Fragment, die im chaotischen und ge­fährlichen KONFLIKT 19 spielt. Sie steht in enger Verbindung mit der Story „Die Intervention“, letztere ist heutzutage fertig. Das kann man von der eben ge­nannten noch nicht sagen.

Nun, damit war das Jahr vorbei, das auf insgesamt 87 fertige Werke zurückbli­cken konnte, von denen nur recht wenige autonome OSM-Werke sind, leider. Ein klarer Grund, warum das so bescheiden blieb, ist in der Tatsache zu sehen, dass ich seit dem 1. November wieder gut arbeitstechnisch eingespannt war und im Landeskirchlichen Archiv ordentlich zu tun hatte. Die Recherchen für das Jubiläum des „Hauses Hessenkopf“ sollten mich noch bis Sommer 2009 in Atem halten.

Anfang Januar 2009 sah die Entwicklung erst mal besser aus. Ich feilte an „Ian und der Stein der Götter“ und einem Hintergrundtext, der „Die kontrollierte Il­lusion“ heißen sollte. Ich grübelte über eine „OSM-Anthologie 2009“ nach, die nie erschien, und der OSM spülte mich in KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL), wo ich Ordnung in das Gewirr des so genannten „Ayk-Netzes“ bringen wollte. Beizeiten kann ich davon berichten, hier würde das jetzt nur aufhalten.

Ich machte weitere Stippvisiten in anderen Universen, so in KONFLIKT 17 „Dro­hung aus dem All“ zwecks kommentierter Abschrift, ebenfalls in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (DSf) und KONFLIKT 19. Die Abschrift einer ul­trakurzen (und nahezu vollkommen kryptischen oder ganz trivialen) OSM-Story mit dem Titel „Ein Wunder in der Wüste“ gelang. Ansonsten investierte ich in diesem und in den nächsten Monaten unglaublich viel Energie in ein Archipel-Gesamtglossar. Dies erforderte, dass zunächst die Archipel-Geschichten jeweils ein Glossar bekommen mussten, um sie dann anschließend im Gesamtglossar zusammenzufügen.

Viel Arbeit? Oh ja, verdammt viel sogar. Es gab inzwischen Dutzende von Kurz­geschichten und einige atemberaubend lange Romane, und keine von ihnen war bislang hinreichend glossarisch erfasst… ihr merkt, starke Ablenkung vom OSM, leider.

Im Monat Februar 2009 erblickten nicht weniger als fünf solche Storyglossare das Licht der Welt. Auch kümmerte ich mich um die Weiterarbeit des Archipel-Romans „Abenteuer im Archipel“. Für den OSM schrieb ich weiter an „In der Hölle“, kam da aber nicht recht vom Fleck.

In diesen Monaten verstarben zwei weitere Phantasten – Michael Crichton ein­mal und Philip José Farmer andererseits. Ich verfasste Nachrufe auf sie, weil ich das einfach für notwendig hielt… eine Tradition, die übrigens bis heute weiter­geführt wurde. Der März 2009 erwies sich auch als Geburtsstunde von fünf weiteren Archipel-Glossaren, und mit meiner spärlichen freien Zeit hatte ich ge­nug mit zahlreichen Archipel-Fragmenten zu tun, an denen ich weiterarbeitete.

Mann, ich kam echt gar nicht vom Fleck.

Wundert es, dass im April 2009 sieben weitere Glossare für Archipel-Stories entstanden? Wohl kaum. Ich arbeitete an „Mein Freund, der Totenkopf“ weiter (was daraus geworden ist, wisst ihr seit Juli/August 2017 endlich, als der Roman im E-Book-Format erschienen ist). Ein bisschen kam ich noch bei „Die Optimie­rungsfabrik“ und „Ian und der Stein der Götter“ vom Fleck, aber ihr ahnt es schon: auch dieser Monat April 2009 war für den OSM und die Annalen eher eine ziemlich laue Nummer. Von den sechzehn fertiggestellten Werken in die­sem Monat war sage und schreibe ein einziges OSM-relevant, und das war nur eine kommentierte Episodenabschrift.

Echt, aufgrund beruflicher Beanspruchung einerseits und Archipel-Orientierung andererseits kam ich hier auf keinen grünen Zweig. Ich hoffte sehr, dass das in der nächsten Zeit besser werden würde, wusste aber wirklich noch nicht, wie ich das anstellen sollte.

Okay, es gab einen klaren Lichtblick: Die Archipel-Glossare waren eine gewisser­maßen endliche Ressource. Sobald ich sie fertig erstellt und in das Gesamt­glossar überführt haben würde, herrschte an dieser „Arbeitsfront“ Ruhe, und ich hätte die Gelegenheit, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. So also mei­ne Hoffnung im Frühjahr 2009. Aber wie die Dinge sich weiter entwickelten, davon erzähle ich euch im nächsten Teil dieser Artikelserie.

Nächste Woche landen wir wieder in der Gegenwart und schauen uns dann mal in zwei aufeinander folgenden Blogeinträgen „Rivalen um die Aufmerksamkeit“ an. Was das bedeuten soll? Schaut es euch an.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 136: Sherlock Holmes und die Drachenlady

Posted November 1st, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

und ja, es ist wieder einmal an der Zeit, dass wir uns um den legendären bera­tenden Detektiv aus der Baker Street in London kümmen. In dem vorliegenden Band jüngsten Datums wird von Epigonen wieder eine Reihe von „unveröffent­lichten“ Fällen des Sherlock Holmes ausgebreitet. Mir fiel dieser schöne Band in die Hände, als ich auf dem Buchmesse-Con in Dreieich bei Frankfurt anno 2016 weilte. Es war nahezu unvermeidlich, dass ich umgehend mit der Lektüre des Bandes beginnen musste… und er las sich zügig und sehr unterhaltsam.

Was genau erwartete mich bzw. erwartet den Leser, der sich von dem Titelbild, dem Titel oder eben Sherlock Holmes selbst anziehen lässt? Nun, folgendes:

Sherlock Holmes und die Drachenlady

von Klaus-Peter Walter (Hg.)

Blitz-Verlag 3007

Windeck 2014

254 Seiten, TB

ISBN 978-3-89840-387-0

Preis: 12,95 Euro

Sherlock Holmes ist Kult. Dies zu bestreiten, würde den Legionen von Produk­ten, die alljährlich zum Leben des (fiktiven) berühmtesten Detektivs der Welt erscheinen, Hohn sprechen. Zahlreich sind auch die Werke, die Sherlock Holmes in Verbindung bringen mit vielfältigen, bisweilen skurrilen literarischen anderen Erfindungsgestalten, die beispielsweise dem Kosmos eines Howard Phillips Lovecraft entstammen und den Ermittler aus der Baker Street in Tuchfühlung mit dem Übernatürlichen und Unheimlichen bringen, dem er zeitlebens abhold war – ganz im Gegensatz übrigens zu seinem ursprünglichen Erfinder, Arthur Conan Doyle, der begeisterter Anhänger des Spiritismus war und sich bis zum Lebensende davon nicht abbringen ließ.

Die vorliegende Storysammlung, in der der Herausgeber Klaus-Peter Walter acht „neue“ Fälle des Sherlock Holmes präsentiert, zwei davon aus eigener Fe­der, weicht, wie er selbst sagt, mit Bedacht von dem übernatürlichen Pfad ab und kehrt zu den „Basics“ zurück. Besonders sollten sie „ganz viel messerschar­fe Detektion“ enthalten, und das tun sie dann wirklich.

Weswegen ich das „neue“ oben in Anführungszeichen setze, erklärt sich ein we­nig aus der zweiten Geschichte von Franziska Franke in diesem Band, da dort in­direkt auf ein Ereignis rekurriert wird, das schon in mehreren Ausarbeitungen der Öffentlichkeit präsentiert wurde – nämlich die Geschichte mit der Riesen­ratte von Sumatra. Doch fangen wir vorn an.

Peter Jackob eröffnet den Reigen der Fälle mit „Der verschwundene Diplomat“. Der britische Diplomat Lionel Preston ist verschwunden, und zurückgeblieben ist lediglich sein Koffer in einem Eisenbahnabteil. Er sollte einen wichtigen Brief überbringen, der ebenfalls verschwunden ist. Der Koffer ist nun im Besitz von Sherlock Holmes, und es geht um Leben und Tod, mit dem Koffer als einzigem „Zeugen“…

Das Glas mit dem Magenbitter“ scheint bei Wolfgang Schüler, der Sherlock Holmes und Dr. Watson in einem Mordfall ermitteln lässt, zunächst eine reine Nebensache zu sein. Der Waffensammler Sir William Arthur Gore ist mit einem Stilett seiner eigenen Waffensammlung ermordet worden, und die Sache ist reichlich mysteriös, wie stets. Aber der Bruder des Ermordeten ist ein alter Stu­diumskollege von Sherlock Holmes, und vielleicht macht das die Angelegenheit einfacher… so denkt wenigstens der Detektiv. Doch zunächst kann er sich gar nicht um diesen Fall kümmern, sondern um das rätselhafte Verschwinden von Papieren und den Fund von Juwelen auf dem Grundstück einer Klientin – seltsa­merweise ihre eigenen Juwelen, von deren Verschwinden sie erst nach Fund der „neuen“ Kenntnis erlangte. Eigenartige Dinge gehen hier vor, soviel ist sicher, aber das ist ja das Reizende an Sherlock Holmes-Geschichten. Holmes´ grübelnder Verstand arbeitet auf Hochtouren, und das geht auch dem Leser so…

Christian Endres steuert mit „Die zweiundvierzig Napoleons“ eine bizarre Ge­schichte um die Baker Street Irregulars bei, die einen Massenmord annoncie­ren, den inmitten der Großstadt gleichwohl niemand bemerkt haben soll – ein köstliches kleines Vergnügen, wie man schnell bei der kurzweiligen Lektüre merkt…

Schraubflächen mit geneigter Erzeugungslinie“ ist ein eigenwilliger Titel für eine Sherlock Holmes-Geschichte, aber Klaus-Peter Walter gibt rasch Aufklä­rung: Dies ist der Titel eines Sachbuches, das laut einer nervösen Bibliothekarin, die Holmes´ Rat sucht, der Schlüssel sein könnte für das rätselhafte Verschwin­den ihres Verehrers. Dass das in Wahrheit gar nicht der Fall ist und es sehr viel mehr um Bilder geht und um Betrug, das kristallisiert sich erst deutlich später heraus. Und anfangs sieht es sowieso sehr danach aus, als interessiere Holmes sich so überhaupt nicht für diese „Herzensangelegenheit“…

Auch „Dornröschenschlaf“ hat auf interessante Weise mit Kunst zu tun. Fran­ziska Franke, die sich mit einer Reihe von Sherlock Holmes-Romanen einen Na­men gemacht hat, die in der Interimszeit nach Holmes´ vermeintlichem Tod in den Reichenbachfällen spielen – inzwischen gibt es fünf davon, die noch meiner Lektüre harren – , nimmt uns mit auf eine kleine Ermittlung im legendären Dio­genes-Club in London. Einer der dortigen Gentlemen möchte doch tatsächlich, dass sich Holmes mit ihm privatim trifft und etwas bespricht… doch als der De­tektiv mit seinem Adlatus der Einladung nachkommt, findet er den noch war­men Leichnam des Rufenden vor – und ein Mysterium, das mit deutschen Mär­chen zu tun hat…

Karsten Eichner, dessen Sherlock Holmes-Fälle sämtlich in Deutschland spielen, konfrontiert den Leser in „Der Rheingauer Prinzenraub“ mit dem rätselhaften Verschwinden eines jungen Prinzen, für dessen Wiederauftauchen schon ein horrendes Lösegeld gezahlt wurde. Der Prinz bleibt indes verschwunden, und der ermittelnde Kommissar Cornelius ist in Nöten und bittet Holmes um infor­melle Amtshilfe. Was dann ans Tageslicht kommt, ist alles andere als das Erwar­tete…

Die Drachenlady“ aus der Titelstory der Sammlung, die einmal mehr Klaus-Pe­ter Walter beisteuert, heißt Bian und ist eine so genannte „Exotin“, die von dem Impresario Harvey Barker gesucht wird. Sie sei eine seiner „Weibsen“ in dem von ihm betriebenen Mae’s Famous Royal Midgets Panoptikum und sei ihm un­dankbarerweise einfach so davongelaufen. Sie ist, und daraus resultiert der Ti­tel der Story und Bians Beiname, eine tätowierte asiatische Schönheit und lässt sich üblicherweise von Neugierigen in einem Käfig in Barkers Etablissement be­starren. Nun ist sie verschwunden, und alles, was zurückblieb, sind offensicht­lich eine Handvoll Bambussamen. Dass die Dinge sehr viel schlimmer stehen, kommt für Holmes und Watson bald zutage, und die Angelegenheit wird äu­ßerst grässlich…

Dann folgte die überraschende Geschichte um „Die Riesenratte von Sumatra“, deren Fall ich eigentlich längst von Rick Boyer (1976) aufgearbeitet glaubte. Im Nachwort des Herausgebers erfuhr ich zu meiner nicht geringen Überraschung, dass es noch mehrere weitere Ansätze dazu gab, und nun steuert Franziska Franke eine weitere Facette des Falles bei. Seltsamerweise scheint die „Matilda Briggs“ in ihrer Geschichte in der verkehrten Richtung unterwegs zu sein, näm­lich gen Indien – was der Tatsache natürlich Rechnung trägt, dass dies Teil des fünften Holmes-Romans aus Franziska Frankes Feder ist, der „Sherlock Holmes in Indien“ heißt. Was genau in der kurzen Episode Violetta Tristram, ihrem Gat­ten David Tristram und dem vorgeblichen Gemahl Sigerson (alias Sherlock Hol­mes) an Bord der „Matilda Briggs“ widerfährt und welche Rolle die legendäre Ratte dabei spielt, sollte man selbst entdecken.

Ein Nachwort des Herausgebers rundet diesen Band dann ab, gefolgt von einer Reihe von Kurzvitae der Verfasser, in denen zahlreiche interessante Werke für das angeregte Interesse benannt werden. Für weitergehendes Lesefutter aus dem Sherlock Holmes-Kosmos ist auf diese Weise ganz gewiss gesorgt.

Alles in allem liegt mit „Sherlock Holmes und die Drachenlady“ eine schön gemachte und sorgfältig edierte Anthologie vor, die den Holmes-Kosmos um eine ganze Reihe angenehm lesbarer Geschichten erweitert, wobei an vielen Stellen die akkurate Kenntnis der Zeitgeschichte und der Holmes-Historie be­sticht. Natürlich fehlen weder das Geigenspiel noch Watsons Sorge um Holmes´ Drogenkonsum, es fehlt nicht der obligatorische Revolver und erst recht nicht die gewünschte „messerscharfe Detektion“.

Ich habe mich bei dem Band ausgesprochen gut unterhalten gefühlt und bin der Auffassung, ihn guten Gewissens als Lektüre-Leckerbissen für Holmsianer und solche, die es werden wollen, empfehlen zu können… indes empfehle ich den Neueinsteigern, vielleicht zunächst die Ursprungswerke von Arthur Conan Doyle zu schmökern, beginnend mit „Eine Studie in Scharlachrot“, um die zahl­reichen Anspielungen in diesen Geschichten angemessen würdigen zu können. Und insbesondere bei den Werken von Franke und Schüler empfiehlt es sich gewiss, zunächst ihre vorher erschienenen Holmes-Romane zu goutieren. Dann ist das in den obigen Geschichten auftretende Personal hinreichend vertraut, um gleich weiterzuschmökern.

Es bleibt eigentlich nur zu wünschen, dass dieser Anthologie möglichst bald weitere folgen mögen, die mindestens dieselbe Qualität aufweisen. Unbedingte Leseempfehlung!

© 2016 by Uwe Lammers

Doch, es gibt auch wirklich mal Fälle von Romanen und Anthologien, die ich un­eingeschränkt empfehlen kann. Ich bin durchaus nicht immerzu „Kritikaster“, sondern absolut zu positiver Beurteilung fähig. Wie überall in der Welt sind je­doch sehr gute Bücher wirklich spärlich gesät, und es gibt der Stolperfallen gar viele, je mehr pro Autor, je belesener sein Rezensentenpublikum ist.

Und dann gibt es Bücher, die sich auf groteske Weise fast völlig der Beschrei­bung entziehen – ein solches haben wir nächste Woche auf dem Kieker: den Abschlussband des Illuminatus!-Zyklus. Mamma mia, was für ein wildes Garn… solltet ihr aber dennoch nicht versäumen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

der verstrichene Monat hatte einige Überraschungen im Gefolge, unter ande­rem die Ermahnung meines zuständigen Finanzamtes, mich endlich mal um die Steuererklärung 2016 zu kümmern (das ist es, woran ich jetzt derzeit sitze und woran ich z. T. im Juli schon gearbeitet habe, wenn ich Urlaubstage hatte). In der Konsequenz kam ich nicht ganz so gut vom Fleck, wie ich das ursprünglich angenommen hatte. Aber ein paar Dinge gingen doch noch, und die folgende Aufstellung soll das ein wenig verdeutlichen:

(Insel der Wollust – OSM-Roman)

Erläuterung: Ja, es geht gleich mit etwas Kuriosem los, ich weiß. Mit dieser Ge­schichte begann ich im Januar 1997, also zu einer Zeit, als ich geradezu beses­sen von dem Phänomen des Matrixlandes und des materialisierten Lebens nach dem Tod war… ihr wisst aus meinen Blogartikeln vielleicht noch, dass das mit dem Tod im OSM so eine Sache ist – vor allen Dingen ist er weder endgültig noch klar geregelt. Auf den ersten Blick sieht das so aus.

Im frühen OSM dachte ich noch: Hey, es zieht sowieso alle Seelen auf die Knochenstraßen nach TOTAM, und am Ende schütteln sich alle Toten als Untote in der LEGION die knochigen Pranken… aber nein, weit gefehlt. Dann gibt es noch Matrixfehler. Und es gibt Wiedergeburten. Und es gibt das Matrixland. Und genau in diesem letzten Setting ist die vorliegende Geschichte angesiedelt, in der die Raumpilotin Lucia Cruz auf einer tropischen Insel einer unbekannten Welt notlandet. Alles, was hier existiert, scheint eine rätselhafte Hightech-Kup­pel ohne Zugang zu sein, aber das täuscht grundlegend. Sie ist vielmehr in einer perfekten Falle gelandet… oder etwas, was sie dafür hält. Aber auch diese An­schauung geht gründlich in die Irre…

Dieses Fragment lag bislang nur als Maschinenskript vor, und ich schrieb es dar­um ab. Die Abschrift ist zwar fertig, aber das Fragment selbst natürlich noch nicht… folglich hatte ich den kuriosen Fall einer Geschichte, die fertig abge­schrieben, aber dennoch nicht fertig war… so etwas wird in Zukunft noch häufi­ger vorkommen, ist zu fürchten.

Blogartikel 236: Logbuch des Autors 22 – Sirenengesänge

Blogartikel 238: Work in Progress, Part 55

(OSM-Wiki)

18Neu 89: Oki Stanwer muss sterben!

(18Neu 90: Welt im Todesschlaf)

(18Neu 91: Das Serum der Baumeister)

Der Herr der Schwarzen Berge – OSM-Story (Abschrift)

Erläuterung: Ja, die Geschichte ist durchaus fertig, und Eingeweihte wissen, dass sie in den 90er Jahren schon einmal in dieser Form veröffentlicht worden ist. Aber während des Abschreibens entdeckte ich wirklich auf jeder Seite Stel­len, die massiv nachgebessert werden müssen, dass diese Geschichte vielleicht zu einem Roman mutieren wird, während ich sie umarbeite. Da sie sowieso aber erst in der fernen OSM-Zukunft spielt, kann ich mir damit wohl Zeit lassen.

(Die Totenköpfe 2: Durch die Ruinenwelten – OSM-Roman)

Erläuterung: Das war nur eine kurze Stippvisite in diesem Romankontext, kaum der Rede wert. Ich bin weit davon entfernt, hier weiterzuschreiben… und da sich die Publikation von Band 1 „Die Alte Armee“ im Fanzine BWA vermutlich noch bis wenigstens Mitte 2018 hinziehen wird, eilt auch diese Aufgabe derzeit nicht.

12Neu 39: Der Doppelzeit-Effekt

(Das Rätsel von Garos – OSM-Hintergrundtext)

Blogartikel 240: OSM-Kosmologie, Lektion 11 – Wie ein Universum entsteht

(Brigitta – Archipel-Story)

(DM 54: Der Vergeltungskonvoi)

Erläuterung: Diese Geschichte war von mir gedanklich eigentlich als Band 1825 des OSM vorgesehen… aber dann las ich den Prolog dieser Geschichte und dachte: Au Backe! Ich lande direkt beim „Zentralknoten“ und einer gewissen rätselhaften Stadt namens Koloron, die auf einer erdnahen Welt namens Daw­son liegt…? Oje, das braucht gedanklichen Vorlauf und intensives Eindringen in diese komplexe Materie, das schaffe ich jetzt nicht.

Also disponierte ich um.

Wohin? Nun, das werdet ihr gleich sehen.

(18Neu 92: Das Agonie-Syndrom)

(18Neu 93: ZEITSCHUB)

Erläuterung: Das hier war echt verdammt dringend erforderlich. 18Neu 93 ist nämlich der Finalband des „Matrixfehler-Zyklus“. Die Erde ist durch die Seuche und die Folgeeffekte nahezu entvölkert worden – und nun brechen die SIEBEN SIEGEL VON TOTAM aus ihren Kavernen aus und überziehen die Erde mit Chaos und Verderben. In dieser fatalen Situation, in der das Ende der Welt nur noch eine Frage von Stunden zu sein scheint, treffen Oki Stanwer und sein bester Freund Klivies Kleines in den Ruinen von London zusammen, und Kleines bietet eine Lösung an: vertagen wir den Tag des Jüngsten Gerichts um 25 Jahre…

(Die Suyenka – Archipel-Roman)

(Veronica – Archipel-Story)

(Sarittas Hilflosigkeit – Archipel-Story)

Blogartikel 242: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 48

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH (Abschrift))

(Das Geheimnis des Vungash – Archipel-Story)

(18Neu 94: In der Folgewelt)

Erläuterung: Der „Zeitschub“ hat funktioniert. Oki, Kleines und Thor Gordenbeyl kommen nach 25 Jahren aus der Zeitstasis heraus, im Jahre 2061 nach alter Zeitrechnung. Und es ist eine unfasslich veränderte Welt. London ist eine Trüm­merwüste, völlig zugewuchert. Im Tower von London regiert der „Count“, die Normandie ist ein bizarres Königreich mit einem dämonischen Herrscher, und von vielen alten Weggenossen fehlt jede Spur. Und: Der Countdown tickt, denn die schlummernden SIEGEL registrieren Oki Stanwers Gegenwart und wachen ganz, ganz langsam aus ihrem Tiefschlaf erneut auf. Es bleibt nicht viel Zeit, das Schlimmste abzuwenden. Aber wie macht man das, wenn man keine Weggefährten mehr hat und die Nachgeborenen es an Glauben und Kenntnis mangeln lassen…? Schwierige Lage.

(Auf und nieder – Archipel-Story)

(Julianna – Archipel-Story)

(IR 30: Der letzte Flug der STERN VON ALLKOOM)

Erläuterung: Ja, und das hier war dann meine Lösung für das Problem OSM 1825. Mir waren folgende Parameter völlig klar, während ich schon Band 1820 erreicht hatte – erstens konnte ich keine kommentierte Überarbeitung zum Band 1825 machen, da das jeder Innovativität entbehrt hätte. Zweitens sollte es auch kein E-Book-Text sein, denn da wusste ich nicht, wie lang ich daran feilen würde. Und natürlich auch kein anderer abgeschriebener Text.

IR 30 ist hingegen ideal. Der Band ist nahezu vollständig bereits geschrieben, und im Kern fehlt eigentlich nur noch der Schluss. Sicherlich kann der ein Dut­zend Seiten bekommen, aber sehr viel mehr vermutlich kaum. Und es ist ein fas­zinierender Band.

Warum? Nun… die STERN VON ALLKOOM war natürlich ein Kampfschiff der Al­lis. Exakt betrachtet: Oki Stanwers Flaggschiff in der finalen Auseinanderset­zung mit TOTAM und dem Terrorimperium der Troohns in KONFLIKT 2 „Oki Stan­wer und das Terrorimperium“ (TI). Die Alli-Streitmacht steuert zielsicher den schwarzen Planeten TOTAM und das Herz des Troohn-Terrorimperiums an, eine monströse Welt namens Vrungortan. Und dann geht irgendwie alles schief.

Zehn Milliarden Jahre später ist die STERN VON ALLKOOM ein driftendes Wrack in der „Wirbelzone“ der Galaxis Mysorstos, dicht am Rand der INSEL, dem Reich, das Oki Stanwer und die Baumeister beherrschen. Und der Baumeister Naam beschließt in dieser Episode, eine Expedition ins Innere der „Wirbelzone“ zu ent­senden. Er hat keine Ahnung, was seine Emissäre finden werden… auch die Be­griffe YALVASHINGAR und „Sturmfestungen“ sagen ihm kaum etwas.

Er weiß allerdings auch, dass ein tot geglaubtes Wesen darin zu finden ist – die so genannte „Zwergengöttin“, die er identifiziert hat. Ein Wesen, das man in frü­heren Zeiten VANIYAA nannte…

Und nun sage mir keiner, das sei kein schöner, sinnvoller Band für ein Zwischen­jubiläum des OSM! Ich denke, das ist durchaus treffend.

Zu schade war danach nur eins: der Monat war schon wieder zu Ende! Ich fand das ärgerlich, aber es ließ sich wirklich nicht ändern. Zu gern hätte ich auch noch an dem einen oder anderen E-Book weitergeschrieben, aber es ergab sich einfach nicht. Vielleicht habe ich im August ja mehr Glück.

Für heute wird die Rubrik „Work in Progress“ geschlossen. In der kommenden Woche fahre ich fort mit der Berichterstattung der „Annalen der Ewigkeit“ und reise dafür etwas weiter in die Vergangenheit zurück.

Wie weit? Na, da lasst euch mal überraschen und schaut rein. Ich freue mich darüber.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 135: Im Zeichen der Wikinger

Posted Oktober 25th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

und wieder einmal ist es Clive Cussler-Time, könnte ich sagen, und es würde stimmen. Cussler und seine Coautoren haben nun mal einen ganzen Berg an Ac­tionromanen verfasst, und Jahr für Jahr kommen weitere hinzu. Da dauert es eine geraume Weile, ehe man als Rezensent aufholen kann. Aber ich würde sa­gen, ich bin auf einem guten Weg, diese Aufgabe zu bewältigen. Habe ich mich doch immerhin schon ins Jahr 2002 vorgearbeitet.

Mit dem heute vorgestellten Roman, der direkt chronologisch an „Akte At­lantis“ (vgl. Blogartikel 123) anschließt, hat sich der Autor wieder ein wenig ge­fangen und ein Werk vorgelegt, das mir durchaus zu gefallen wusste. Und wer seine Erwartungen als Leser ein wenig herunterschraubt, kommt hier definitiv voll auf seine Kosten. Sonderlich spektakuläre inhaltliche Neuentdeckungen sind freilich nicht zu machen… aber ein vergnügliches Crossover zwischen Jules Verne und Clive Cussler, das ist dann durchaus lesenswert.

Gibt es Wikinger im Roman? Na ja, ganz am Rande… der Titel selbst ist, wie ich schon in der Rezension ausdrücklich schrieb, eher eine Art von Etikettenschwin­del. Aber was genau sonst darin vor sich geht, das solltet ihr besser selbst er­gründen, indem ihr weiterlest.

Vorhang auf:

Im Zeichen der Wikinger

(OT: Valhalla Rising)

von Clive Cussler

Blanvalet Hardcover

576 Seiten, 2002

ISBN 3-7645-0146-4

Übersetzt von Oswald Olms

Nach dem durchweg desaströs geratenen letzten Abenteuer seines Helden Dirk Pitt von der NUMA (National Underwater and Marine Agency), die Anfang 2001 (Romanhandlungszeit) den Helden mit durchgeknallten Nachfahren der Nazi-Dynastien und schließlich der untergegangenen Amenes-Kultur unter dem ewi­gen Eis der Antarktis konfrontierte1, ist nun ein paar Monate nach der Hand­lungszeit der Zeitpunkt gekommen, den altgedienten Recken auf ein neues Abenteuer auszuschicken.

Der Cussler-erfahrene Leser bangt, was ihn diesmal erwartet, und wenigstens auf den ersten Anschein wird die Furcht gut zerstreut. Das Abenteuer lässt sich weitaus ruhiger an als das letzte:

Irgendwo in Nordamerika sind im Juni des Jahres 1035 christlicher Zeitrechnung Langschiffe der Nordmänner unterwegs. Sie versuchen ein letztes Mal, eine Siedlung dauerhaft zu gründen, und anfangs scheint es auch bestens zu glücken: Sie finden eine geräumige Höhle, in der sie ihre Schiffe sicher unter­bringen können, und ein Durchbruch im Innern der Höhle führt sie in ein frucht­bares Tal, wo sie ihre Siedlung gründen. Allerdings kommt es nie dazu, dass sie von ihrer Entdeckung in der Heimat berichten können. Seither gelten sie als ver­schollen oder, wie der Titel des ersten Kapitels des Buches lautet: „vergessen und vergangen“.

Überraschend findet sich der Leser darauf nicht, wie eigentlich erwartet, im Ro­man selbst wieder, sondern in einem zweiten Prolog.

Am 2. Februar 1894 ist der Bürgerkriegs-Veteran Kearsarge in der Karibik unter­wegs. Das Schiff steht unter dem Kommando von Captain Leigh Hunt, und das Verhängnis beginnt, als man ein unbekanntes Gebilde sichtet, das anfänglich für einen Wal gehalten wird. Indes handelt es sich um ein U-Boot, das stark gepan­zert ist und, nachdem es beschossen wurde, ein so großes Loch in den Rumpf des Dampfschiffs reißt, dass es untergeht. Mit Müh und Not kann die Mannschaft das Schiff noch auf einem Riff auf Grund setzen. Das U-Boot ver­schwindet spurlos, der Vorfall wird nie bekannt.

107 Jahre später findet die Jungfernfahrt des revolutionären neuen Kreuzfahrt­schiffs Emerald Dolphin statt, sie führt von Sydney nach Tahiti, und an Bord sind mehr als zweitausend Passagiere. Das prächtige Schiff, dessen Oberdecks kreis­rund sind, wird von einem revolutionären neuen Antriebssystem betrieben, dem sogenannten hydrodynamischen Antrieb, der lediglich Meerwasser zur Energieerzeugung braucht. Sein Erfinder, Dr. Elmore Egan, ist mit seiner er­wachsenen Tochter Kelly Egan auf der Jungfernfahrt natürlich mit dabei. Durch die erfolgreiche Jungfernfahrt wird seiner Erfindung der Durchbruch gelingen.

Nur leider ist die Jungfernfahrt nicht erfolgreich.

Mitten auf dem Pazifik bricht jählings im Innern des Schiffes ein Feuer aus. Kein Warnsystem funktioniert, die Löschkreise sind inaktiv, Feuerlöscher leer. Bevor man einen Funkspruch absetzen kann, ist die Funkbude ein Raub der Flammen. Weit und breit ist kein Land in Sicht und auch kein anderes Schiff, die Beiboote verbrennen gleichfalls. Mehr als zweieinhalbtausend Menschen an Bord schei­nen dem Tode geweiht zu sein.

Der Zufall will es, dass doch ein Schiff in der Nähe ist, nämlich ein kleines For­schungsschiff der NUMA, das den Tonga-Graben untersuchen soll. Ein an Deck sitzender, in der tropischen Nacht faulenzender Mitarbeiter, niemand Ge­ringeres als Dirk Pitt himself, entdeckt die lodernde Fackel von Kreuzfahrtschiff und lässt Kurs auf den brennenden Havaristen setzen.

Mit übermenschlicher Anstrengung gelingt es Pitt und seinen Männern, das Un­mögliche zu meistern: sie nehmen fast alle Besatzungsmitglieder und Zivilisten an Bord. Unter ihnen befindet sich auch die junge Kelly Egan. Sie ist zusammen mit ihrem Vater an Bord der brennenden Emerald Dolphin noch von zwei Männern attackiert worden, einmal von einem hünenhaften Schwarzen und zum zweiten von einem nicht minder brutalen Schlägertypen. Beide versuch­ten, Kellys Vater einen Lederkoffer abzunehmen, doch dabei stürzten Vater und Tochter samt Koffer über Bord, der Erfinder kommt ums Leben.

An Bord des NUMA-Schiffs Deep Encounter taucht der Schlägertyp von neuem auf und versucht sein Glück, wobei er gleichzeitig den Versuch unternimmt, Kel­ly umzubringen. Dirk Pitt wird darauf aufmerksam und bringt seinerseits verse­hentlich den Angreifer um. Nun ist er allerdings endgültig davon überzeugt, dass hier etwas sehr faul ist. Kelly und Pitt freunden sich miteinander an.

Kaum haben sie die Überlebenden in Neuseeland an Land gesetzt, erfahren Pitt und seine Freunde, dass das Abschleppschiff das Wrack der Emerald Dolphin verloren hat. Wie ein Stein sei es im Meer versunken, und direkt danach hätten sie noch ein Besatzungsmitglied aufgefischt, einen hünenhaften Amerikaner schwarzer Hautfarbe. Der Mann verschwindet aber vor der Landung spurlos. Die NUMA-Mitarbeiter sind zur Zeit die einzigen, die das Tauchgerät besitzen, um das Wrack des Luxusliners zu untersuchen.

Kurz entschlossen machen sie sich auf den Weg, finden den Havaristen und set­zen ein U-Boot ab, bemannt mit Dirk Pitt, seinem besten Freund Al Giordino und einer Meeresbiologin. Am Ziel angekommen, merken sie schnell, dass der Verdacht sich bestätigt: Sprengladungen haben das Schiff versenkt, und wahr­scheinlich ist auch der Brand auf Sabotage zurückzuführen. Nur warum das al­les…? Als sie wieder die Meeresoberfläche erreichen, ist die Deep Encounter spurlos verschwunden – Unbekannte haben sie aufgebracht und entführt.

So gerät Dirk Pitt aneinander mit einem mächtigen Konzern, der buchstäblich über Leichen, und sei es auch über Tausende geht, um seine Ziele zu erreichen. Die Firma Cerberus besticht in großem Stil, bis hinauf in den Senat und Kongress der Vereinigten Staaten, bis hinein in Geheimdienste und Nachrichtenagentu­ren. Wer sich gegen Erpressung wehren will, stirbt eines „natürlichen“ Todes (Unfälle, Herzattacken, unerwartete Raubüberfälle oder ähnliches). Nur wer dem Konzernherren Curtis Merlin Zale direkt in die Quere kommt, wird mit üb­leren Kalibern konfrontiert, beispielsweise mit den Vipern – einem heimtücki­schen Söldnerverein, dessen Oberhaupt Dirk Pitt recht bald kennenlernt: Cap­tain Omo Kanai.

Zwar gelingt es Pitt, sowohl die Odyssee im Tauchboot über den Pazifik zu über­leben – dank einer schrulligen Zufallsbekanntschaft namens Clive Cussler (!)2 – , und er vermag auch die Deep Encounter wiederzufinden. Dafür kommt er in Teufels Küche, als er Kellys Bitte nachkommt und ihr bei einer Flugschau, die sie für behinderte Kinder organisiert hat, mit einem seiner Oldtimer-Flugzeuge aus­hilft. Das endet damit, dass Pitt und das mit Kindern beladene Flugzeug von ei­nem deutschen Kampfflugzeug aus dem Ersten Weltkrieg quer durch die Straßenschluchten von Manhattan gejagt wird…

Noch schlimmer wird es, während alle im Dunkeln tappen, was eigentlich genau los ist und worum es geht, als sich das nächste Desaster ankündigt: die Jung­fernfahrt der Golden Marlin, des ersten mit hydrodynamischem Antrieb ausge­rüsteten Touristen-U-Boots, das vor Florida unterwegs ist. Diese Fahrt endet beinahe für immer auf dem Grund des Meeres. Und die Gegner sind brandge­fährlich, weil sie selbst Alternativpläne voraussehen und vorausschauend sabo­tieren. Sie zu unterschätzen, ist definitiv tödlich.

Der Fädenzieher im Hintergrund heißt stets Curtis Merlin Zale, und sein Plan zielt eigentlich auf die Ölversorgung der Vereinigten Staaten ab. Um sein Ziel durchzusetzen, ist ihm auch ein absolut menschenverachtender Schachzug nicht zu schlecht: ein Öltanker, der mit voller Wucht die City von San Francisco rammen und dann explodieren soll. Und es bleiben nur Stunden, um das Fiasko zu verhindern…

Man muss diesem Roman attestieren, dass der Klappentext zumindest diesmal weitgehend die Wahrheit sagt, und „spannende Unterhaltung der Spitzenklas­se“ durchaus zutreffend ist. Das Buch liest sich leicht in drei Tagen, was ich im­mer für ein Qualitätsmerkmal halte.

Schaut man indes genauer hin, offenbart die Geschichte doch ein paar Schwä­chen. Zwar ist sie solide recherchiert, was etwa die Geschichte der Wikinger an­geht (bis hin zum Futhark-Alphabet), und die Schilderungen zeigen deutlich, dass Cussler aus den naiven, sensationshaschenden Katastrophen des letzten Romans gelernt hat, aber sonst ist die Geschichte erstaunlich schnörkellos und ebenso verblüffend naiv konstruiert. In früheren Cussler-Romanen ging es meis­tens so zu, dass es direkte Verbindungslinien zwischen dem Prolog und dem Schluss gab. So ist es hier zwar in gewisser Weise auch, aber doch sehr willkür­lich. Vor allen Dingen im Bereich der Naturwissenschaften verirrt sich der Autor auch diesmal in Fantasy-Niederungen.

Ein paar Beispiele dafür gefällig? Gut.

Die legendäre Nautilus des Kapitän Nemo in Jules Vernes berühmtem Roman „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“ hat, nach dieser Romanumdeutung, real existiert, und Cussler wäre nicht Cussler, wenn er Dirk Pitt nicht schließlich auf diese Fährte lockte (Prolog 2). Allerdings wirkt es doch etwas abenteuerlich, wenn er anschließend festhält, dass Dr. Elmore Egan von den Vorarbeiten des im 19. Jahrhundert (!) arbeitenden Besitzers der Nautilus profitiert haben soll. Der hydrodynamische Antrieb, den der Cerberus-Konzern im frühen 21. Jahr­hundert erfolglos nachzubauen versucht (mit massiver Laborunterstützung!), der soll schon im 19. Jahrhundert existiert haben? Der Autor belieben zu scher­zen!

Die Wikinger, die dem Roman seinen vollkommen irreführenden Titel geben (es geht weder um die Wikinger noch um Walhall, und wer sich den Roman unter diesen Erwartungen kauft, MUSS einfach enttäuscht werden, geben der Ge­schichte nur ein wenig romantische Tünche, aber die hat so wenig mit dem Ro­maninhalt zu tun, dass man deutlich merkt, sie ist später angebaut worden. Und dies nicht mal sonderlich geschickt, wie ich finde. Das hat er ernsthaft frü­her besser gekonnt.

Vollends abenteuerlich wird es bei dem letzten großen Terroranschlag, den Zale initiiert. Dabei sinken Hunderttausende von Tonnen Flüssiggas auf den Fluss­grund, und der Anschlag wird so entschärft. Leider erzählt der Autor uns vorher, das Gas sei unbedingt auf „minus 165 Grad“ zu kühlen, und die Attentäter hät­ten es auf „sechs Grad unter dem gefährlichen Temperaturbereich“ gekühlt. Quintessenz: wird es sechs Grad wärmer, dann macht es ganz automatisch „Wumm!“ Da Flusswasser kaum minus 165 Grad haben wird und mit dem Aus­fall aller Anlagen des Schiffes vermutlich auch die Kühlung ausfällt, müsste der GAU nahezu sofort einsetzen. Der Autor vergisst ihn geflissentlich einfach, was dann doch ein wenig zu billig ist. Er denkt zudem auch, der Leser vergisst das gleichfalls…

Ich schweige mich mal aus über das Quantentransmittersystem, das ebenfalls in diesem Roman realisiert wird! Das ist doch nun wirklich Science Fiction pur und recht aberwitzig.

Und als dann zum Schluss, als Pitt und seine „gegenwärtige Geliebte“ gerade von Pitts großer Liebe Summer Moran reden3, die Türglocke geht und zwei jun­ge Geschwister hereinkommen, von denen sich das Mädchen als „Summer“ be­zeichnet und der 23jährige Zwillingsbruder als „Dirk Pitt“, da denkt der Leser ernsthaft: Jetzt hat er echt einen Schlag weg, der Autor. Da kippt die Geschichte so sehr ins Kitschige um, dass man das Buch weglegen möchte, so süßlich ist es.

Die Intention hinter diesem Schluss ist völlig klar: Dirk Pitt, der den ganzen Ro­man hinüber schon mit seinem Alter hadert und sich sagt, er sei nicht mehr so leistungsfähig wie früher (was den Sex angeht, so stimmt das zweifellos. Er geht nicht mit einer Frau in diesem Roman ins Bett, was dem Rezensenten die schmunzelnde Vermutung eingegeben hat, der Autor habe vermutlich inzwi­schen mit Potenzproblemen zu kämpfen; alle schönen Frauen behandelt Pitt in diesem Roman höchst onkelhaft), sucht Nachfolger. Und wer wäre wohl dafür geeigneter, als wenn sich nach 23 Jahren in der Versenkung auf einmal leibliche Kinder von seiner geliebten, totgeglaubten Summer Moran einstellten? Indes, die Art und Weise, in der das geschieht, ist so unglaubwürdig, dass man nur noch den Kopf schütteln kann.

Clive Cussler, muss man konstatieren, ist in die Jahre gekommen, und das gilt auch für seinen zusehends zahnloseren und bisslosen Helden. Wie ich schon früher sagte: es gibt bessere Clive-Cussler-Romane. Dieser hier ist zwar ganz nett, aber das war es dann auch schon. Wer Wikinger erwartet oder spektakulä­re Action und mehr als nur das übliche Gefrozzel zwischen Al und Dirk, der soll­te sich die älteren Romane rauskramen und lesen. Das lohnt mehr.

© 2007 by Uwe Lammers

Ich konnte natürlich 2007 noch nichts ahnen von der Rolle, die Summer und Dirk Pitt jr. in den Folgejahren noch spielen würden. Da war ich in meiner obi­gen Ausdeutung ein wenig zu voreilig und vielleicht auch zu bärbeißig. Ich konn­te mir definitiv nicht vorstellen, dass Sohnemann Cussler in die Fußstapfen sei­nes Dads treten würde, was er dann aber getan hat – wie sich das dereinst aus­wirken wird, wenn Cussler sen. selbst nicht mehr unter den Lebenden weilt, vermag ich noch nicht zu erahnen. Schätzungsweise wird es mit Cusslers Roma­nerbe ähnlich gehen wie im Falle von Robert Ludlum, dessen Epigonen auch Jahr für Jahr neue Werke vorlegen.

Wie dem auch sei – dies hier ist durchaus einer der geschickter und unterhalt­samer geschriebenen Cussler-Romane aus den frühen 2000er Jahren, da war der direkte Vorgänger wirklich gruselig viel schlechter. Wenn ihr preiswert auf ihn stoßen solltet, ist er zur Lektüre durchaus empfohlen.

In der kommenden Woche reisen wir knapp anderthalb Jahrhunderte zurück und besuchen mit einem ganzen Strauß von Autoren das viktorianische Eng­land. Wieder einmal machen wir die Aufwartung bei einem, nein, DEM legen­dären Detektiv mit der Geige und dem Deerstalker-Hut.

Sherlock Holmes ante portas – wer ihn schätzt, sollte die nächste Woche nicht versäumen, hier vorbeizuschauen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Clive Cussler: „Akte Atlantis“, im Rezensions-Blog Nr. 123 vom 2. August 2017.

2 Solche schrulligen „running gags“ findet man in den letzten Romanen immer häufiger, wo der Autor leibhaftig den Romanhelden an Stellen beispringt, wo sie selbst offensichtlich nicht mehr weiter wissen. Das hat zwar einen gewissen Unterhaltungswert, zeugt aber im Grunde genommen nur davon, dass der Autor zu faul ist, sich hier intelligentere Lösungen auszudenken.

3 Eigentlich die Tochter des Bösewichts in dem Roman „Pacific Vortex“ (deutsch: „Im Todes­nebel“, München 1990). Vgl. dazu den Rezensions-Blog 66 vom 29. Juni 2016.