Liebe Freunde des OSM,

mit dem siebten OSM-Gedicht bleiben wir in der Sphäre der Gegenständlichkeit und Präzision, die wir mit dem sechsten Gedicht vor zwölf Wochen betreten ha­ben. Diesmal reise ich mit euch in das Jahr 1993 zurück, als ich das unten prä­sentierte, nie veröffentlichte Gedicht schrieb. Es thematisiert einen Handlungs­schauplatz im KONFLIKT 16, also der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (DMadN), die ich 1998 abschloss.

Der Hintergrund des Gedichts ist folgender: Wir schreiben das Jahr 3937 in der heimischen Milchstraße. Oki Stanwer ist mit seinen Gefährten aus der Galaxis Kirrongar zurückgekehrt, aber durch eine Zeitfalle hat er 40 Jahre Realzeit verlo­ren. Die Zwischenzeit nutzte die Dämonenwaffe GOLEM, um die Heimatgalaxis zu überfallen und nahezu alle zivilen Strukturen und Sternenreiche zu zertrüm­mern, die es gab. Auf der Suche nach Galaxisrebellen und Verbündeten emp­fängt er rätselhafte Funksignale, die von einem Stern ausgehen, dem sie wegen seiner Größe den Namen „MONOLITH“ geben, ein mächtiger Gasriese, umge­ben von schimmernden Juwelmonden, in die eingebettet die Wracks von Raum­schiffen sind.

MONOLITH ist eine Falle – offensichtlich geschaffen von den Baumeistern, und es vermag des ganzen Geschicks Oki Stanwers und seiner Freunde, diesem Ster­nengrab zu entrinnen. Die mich bestürmenden visuellen Eindrücke waren der­maßen heftig, dass sie mich am 29. Juli 1993 zu diesem Gedicht veranlassten. Ich griff damit aber deutlich den Episoden selbst voraus. Die Bände 53 „Funk­spruch von MONOLITH“ und 54 „GOLEMS Schergen“ entstanden dann erst im September desselben Jahres.

Es gibt zwei Andeutungen im Gedicht, die rätselhaft für euch mit dem aktuellen Informationsstand bleiben müssen, und ich sehe mich gegenwärtig auch außer­stande, sie an dieser Stelle vollständig zu entschleiern. Es handelt sich um die Anspielungen auf die „Helden von Xissorah-44“ und die „ZYNEEGHARE“. Wäh­rend letztere euch in der näheren Zukunft unausweichlich in KONFLIKT 2, also der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) im E-Book sowie – natür­lich, bin ich versucht zu sagen, mit einem wissenden Schmunzeln – in KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) im E-Book-Format begegnen werden, ist das mit den „Helden von Xissorah-44“ anders.

Warum ist das so?

Nun, lasst es mich so ausdrücken: der OSM macht verschiedene Stadien durch, und das, was ich derzeit im E-Book bzw. auch hier meistenteils im Blogformat ausdrücke und darstelle, ist gewissermaßen die Grundeinstellung. Wer meine Blogartikel verfolgt hat, wird wissen, dass sich anno 1993/94 mit dem Abschluss des KONFLIKTS 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ (DDj) die Strukturen des OSM massiv änderten und ich von da ab vom „neuen OSM“ spreche. Um aber die grundlegenden Veränderungen, die damit einhergingen, wirklich würdigen zu können, müsst ihr selbstverständlich erst einmal die Ausgangssituation ken­nen.

Das ist auch so mit allem, was das von Legenden umwitterte Volk der Baumeis­ter betrifft. Die Baumeister sind, das erlebt ihr aktuell in den E-Books, für die weitaus meisten der fertig gestellten KONFLIKTE essentiell, ihre Gegenwart qua­si unausweichlich, ihre Spuren ubiquitär.

Die „Helden von Xissorah-44“ nun… sie stellen eine wichtige Weiterentwicklung der Baumeister-Existenzspur dar. Sie hinterlassen zwar mit MONOLITH schon in KONFLIKT 16 ihre Spuren, aber wirklich wirkungsmächtig werden sie eigentlich erst in KONFLIKT 23 und später.

Das kann ich, wie erwähnt, heute nicht näher auflösen. Heute kann ich nur ihre erste Spur präsentieren und Neugierde auf das Später wecken. Folgt mir also in den KONFLIKT 16 und eine eisige Todesfallenwelt (Nachtrag vom Veröffentlichungstag: leider hat die Webseite mal wieder die Leerzeilen zwischen den Strophen „gefressen“, Freunde… denkt euch also bitte überall da, wo ein Satz mit einem Punkt endet, ein Strophenende und eine Leerzeile dazu. Sorry, ich bekomme das Problem irgendwie nicht in den Griff):

Die Türme von MONOLITH

Gedicht von Uwe Lammers

Drohend taucht der Riese auf

aus der Dämmerung der Sternennacht

und funkelnd tanzen die Smaragdmonde

um ihn das Ballett des Todes.

Sein Name ist MONOLITH,

so wurde er festgelegt,

wie er wirklich hieß,

vielleicht wird niemand das ergründen,

denn wer immer den Ruf MONOLITHS vernimmt,

der ist des Todes.

Doch wer den Ruf überlebt,

und wer das Ziel letztlich findet,

wer es womöglich schafft,

so nahe an MONOLITH heranzukommen,

dass eine Landung möglich wird,

der wird eine Welt erblicken,

in der Leben nicht willkommen ist.

MONOLITH ist ein Gasriese,

Ozeane aus glühendem Wasserstoff

und wabernde Eisberge diffuser Form

erfüllen die obersten Schichten

dieser Höllenwelt ohnegleichen.

Darunter steckt,

dick eingepackt von Eisgebirgen

mit Dutzenden von Kilometern Höhe,

der eigentliche Kern des Planeten,

groß wie die Erde

und ihr doch völlig unähnlich.

Bis dorthin dringt niemand vor,

schon zuvor scheitern sie alle

in den Eiswüsten von MONOLITH

es sei denn…

Wenn sie die Türme finden,

die Türme von MONOLITH,

hoch aufragende schwarze Kristallzinnen,

zwanzig Meter breit,

zehn Meter durchmessend,

vierseitig und kristallin,

wenn sie also diese Türme finden,

kilometerhoch emporstrebend,

eisbrecherhaft eingebettet

in Gletscher aus gefrorenem Gas

und doch nicht berstend,

dann haben sie die Chance, zu überleben.

Denn diese Türme

sind errichtet worden in grauer Vorzeit,

von einer Rasse,

die man Baumeister nannte,

so jedenfalls sieht es aus,

so wird es geglaubt,

nichts ahnend, dass dieses Bauwerk

von den Nachfolgern gebaut wurde,

von den Helden von Xissorah-44,

deren Geheimnis verborgen liegt

in einem zerstobenen Universum.

Wer den Einstieg

in die Türme findet,

der gleitet kilometertief,

hinab in die Schaltzentralen der Macht,

hinab in den Kern des Planeten,

oder fast zumindest.

Der Kern ist ein Sonnenherz,

der Kern des Planeten,

der massive Kern MONOLITHS,

er ist ein Bauwerk der Baumeister,

eine Art Ultimat-ZYNEEGHAR,

eine Ortungszentrale,

eine Lenkbasis,

ein Kampfstern,

ein perfektes Versteck.

Und MONOLITHS Geheimnisse –

sie gehen noch weiter, tiefer,

zurück in graue Vorzeiten,

sie könnten Auskunft geben

über die Erbauer,

sie könnten… freilich.

Aber sie werden nicht.

Die Türme von MONOLITH

sind Türme des Schweigens,

sie erzählen nicht.

Nie werden sie das tun,

solange sie bestehen.

Man mag Zugang finden

zu den Anlagen selbst

und auch einige Funktionen aktivieren,

doch viel wird niemand finden,

alles auf keinen Fall.

Dafür wurde Vorsorge getroffen.

Tödliche Vorsorge.

Denn die Türme von MONOLITH

sind Türme des Todes!

ENDE

© 1993 by Uwe Lammers

Wohin es uns dann in der kommenden Woche verschlagen wird, am 13. Mai 2018? Da lasst euch mal überraschen, Freunde.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 162: Zeitknick

Posted Mai 2nd, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Zeitreisen können tricky sein, das weiß wohl so ziemlich jeder belesene Phantast. Es gilt, Paradoxien zu vermeiden, und selbst wenn man sie verursacht, ich meine jetzt: absichtlich verursacht, erweist sich das Resultat durchaus nicht als so konsistent, wie sich der Manipulierende das üblicherweise vorgestellt hat. Die Zahl von Geschichten, in denen bei einer Reise in die Vergangenheit Dinge schief gehen, ist Legion, jeder von euch kennt solche verrückten Ge­schichten.

Nun, ich liebe Zeitreise-Geschichten. Sie treffen sowohl meinen Nerv als fakten­versessener Historiker wie meine neugierige Phantasie, die sich mit den Welten des „Was wäre, wenn…“ der Kontrafaktik auseinandersetzt. Grenzwertig wird es immer dann, wenn zu diesen beiden – nahezu unvermeidlichen – Zutaten einer klassischen Zeitreisegeschichte auch noch das Element des Grotesken hinzu­tritt. Das ist üblicherweise bei Zeitreiseromanen von Keith Laumer der Fall, und das kann mitunter heftig nach hinten losgehen.

Ein ähnlich ambivalenter Fall liegt mit dem Buch vor, das ich euch heute vorstel­len möchte. Die Zweitlektüre des (einst nicht rezensierten) Buches erfolgte 2015 und fiel etwas ernüchternd aus. Aber möglicherweise sehe ich die Dinge ja auch zu eng, und manch einer von euch mag so überdrehte Geschichten.

Wovon rede ich? Von Frank Mihaliks Ausflug auf die Weltausstellung des Jahres 1939, wo er sich unerwartet im Spinnennetz der Zeit selbst verheddert und nicht mehr wieder wegkommt. Wie das aussehen soll? Seht selbst:

Zeitknick

(OT: The Knick of Time)

von George Alec Effinger

Heyne 4720, 1990

288 Seiten, TB

Aus dem Amerikanischen von Isabella Bruckmaier

ISBN 3-453-04305-7

(nur noch antiquarisch erhältlich)

Zeit ist für uns ein steter Fluss, der von der Vergangenheit in die Zukunft strömt und auf dessen Verstreichen wir keinen Einfluss ausüben können. Aber das ist in phantastischen Romanen bisweilen anders, so auch in diesem. Wer unvoreinge­nommen in diesen Roman geworfen wird, hat einige Überraschungen zu erwar­ten. Und dabei fängt alles so unscheinbar und harmlos an…

Am 17. Februar 1996 gelingt Dr. Waters in New York ein sensationeller Durch­bruch – er schafft es, erstmals einen Menschen in der Zeit zurück zu versetzen. Der verwegene Pionier heißt Frank Mihalik, und er ist darauf eingestellt, einfach nur ein paar Stunden im Jahre 1939 auf der New Yorker Weltausstellung zuzu­bringen, ehe er dann erfolgreich in die Gegenwart zurückkehrt und Bericht er­statten kann. Erst danach kann daran gedacht werden, Zeitreisen in irgendeiner Weise kommerziell einzusetzen – beispielsweise als Ventil für eine vollkommen übervölkerte Erde, in der selbst in Amerika Raumnot und karge Lebensverhält­nisse herrschen. Allein an Süßwaren gibt es hier ein Überangebot, aber Süßig­keiten sind bekanntlich nicht alles.

Anfangs scheint alles glatt zu gehen. Frank erscheint tatsächlich an einem ab­gelegenen Ort der Weltausstellung des Jahres 1939, einem ruhigen Tag, den er durchaus genießen kann. Nur knurrt ihm bald der Magen, weil nicht an Proviant gedacht wurde, und sein Anzug hat nicht einmal Taschen, von Geld ganz zu schweigen.

Nun, es ist ja nur für ein paar Stunden. Denkt sich Frank.

Doch als der Transmissionsschock ihn schließlich erfasst, findet er sich durchaus nicht wieder im New York des Jahres 1996, sondern… auf der Weltausstellung von 1939. Und zwar exakt am gleichen Morgen, an dem er auch „gestern“ schon hier erschienen ist. Die Menschen folgen demselben „Programm“ wie am Vortag, bis in die Wortbeiträge hinein.

Der kurze Ausflug wird zum Alptraum.

Frank Mihalik muss bald begreifen, dass irgendetwas mit der Transmission grundlegend schief gegangen ist, denn er kommt mit penetranter Regelmäßig­keit wieder an denselben Tag zurück. Die Weltausstellung von 1939 ist eher ein Gefängnis als irgendetwas anderes, und sie scheint sich nie zu verändern. Er selbst kann keine Vorräte anlegen, alles, was er sich erwirbt, ist mit der nächs­ten Transmission unwiderruflich verschwunden, zurückgekehrt zum ursprüngli­chen Besitzer. Niemand auf der Ausstellung hat eine Erinnerung an „Gestern“, und selbst als der Zeitreisende seit Monaten an diesem einen Tag festsitzt, än­dert sich scheinbar überhaupt nichts. Nicht einmal eine Botschaft in die Zukunft kann er senden.

Als seine Kollegin Cheryl schließlich überraschend ebenfalls im „Zeitgefängnis“ von 1939 erscheint, haben sie das Gefühl, ein wenig Kontrolle über die Dinge zu gewinnen, doch diese Vorstellung ist trügerisch. In Wirklichkeit sind Frank und Cheryl längst in den Treibsand paralleler Zeitwelten geraten, und auch die Evakuierung in die Zukunft bringt ihnen schließlich keine Hilfe – weil es nämlich nicht „ihre“ Zukunft ist, sondern eine parallele, in der so etwas wie die „Agen­tur“ und das „Ewigkeitsministerium“ regieren, die die gezielte Deportation von Bevölkerungsüberschuss in die Vergangenheit zum Programm erhoben haben… und das ist leider alles erst der Anfang…

Zeitknick“ ist ein Roman, den ich im August 1990 kaufte und gleich nach Er­scheinen schier verschlang. Seltsamerweise verfasste ich damals keine Rezensi­on dieses Buches, und das kam mir so eigenartig vor, dass ich mir das Werk nach 25 Jahren noch einmal vornahm und es – wieder in wenigen Tagen – las, mit dem klaren Vorsatz der Rezension.

Nach der Lektüre wurde mir klar, warum ich damals keine Rezensionsabsicht gehegt hatte. Das Buch schwächelt nach anfänglicher Stärke recht bald und zieht sich dann zum durchweg unbefriedigenden Ende immer weiter in die Län­ge wie ein Kaugummi, der überdehnt wird und fad schmeckt. Ihn auf dem Cover mit den Worten „Ein kosmischer Slapstick durch Raum und Zeit, voll Witz, Hu­mor und satirischen Seitenhieben“ auszugeben, ist doch arg übertrieben (wie­wohl ich natürlich eingestehe, dass ich vielleicht nicht die entsprechende Bil­dung besaß, um die Seitenhiebe zu erkennen, aber das klingt doch nicht sehr realistisch).

Ich fand eigentlich bereits in dem Moment, wo die beiden Zeitreisenden im Reich der Königin Hesternia und des Königs Proximo landen, dass die Story lah­mer und immer zielloser wurde, und alle Anspielungen auf den „Wizard of Oz“ und die Smaragdstadt (heute verständlicher, weil ich L. Frank Baum zwischenzeitlich gelesen habe) machen die dünne Suppe von Story nicht viel schöner. Es ist deutlich zu spüren, dass Effingers Grundidee, die eigentlich eine Modifikation vieler Zeitreisegeschichten des lange verstorbenen Keith Laumer bzw. auch des Filmklassikers „Und täglich grüßt das Murmeltier“ darstellt, einer langfristigen, in sich geschlossenen Struktur ermangelt.

Vielleicht ist das ein grundsätzliches Manko solcher Romane, die auf eine Über­raschung eine noch überdrehtere, noch wildere Überraschung folgen lassen müssen, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Ich denke, der Roman wäre mit abwechslungsreicherem Personal, einer stringenteren Handlung und vielleicht auch Straffung deutlich besser geworden.

So kann ich ihn nur für ausgesprochene Fans von Zeitreisegeschichten empfeh­len.

© 2015 by Uwe Lammers

Ein ernüchterndes Fazit? Nun ja… ich sagte ja nicht, dass ich ausschließlich Wer­ke empfehle, die ich rundum gelungen fand. Manche liegen auch in einem sol­chen Zwischenbereich des „Schwächelnden“, die dann vielleicht gerade noch nach dem Schulnotensystem mit einer 3- davonkommen würden. Gemessen freilich stets an meinem Qualitäts-Wertsystem. Da ich für Satiren ohnehin nur bedingt etwas übrig habe, mögen Freunde humoristischer SF den obigen Ro­man vielleicht begeistert goutieren.

In der kommenden Woche kehren wir in den Parallelkosmos von Clive Cussler zurück und kümmern uns nach dem Rezensions-Blog 151 um das zweite Abenteuer der OREGON-Crew. Diesmal geht es um ein höchst problematisches religiöses Artefakt, und ich behaupte mal, dass heutzutage in Zeiten des „Krie­ges gegen den Terror“ wohl kaum ein Verlag so bereitwillig ein Buch verlegen würde, das sich so weit aus dem Fenster lehnt.

Was das bedeuten soll? Nun, das zu kontrollieren überlasse ich euch in der kommenden Woche. Tatsache bleibt, dass es ein höchst interessantes Werk ist, das – wie schon „Der goldene Buddha“ mit einer ganzen Reihe von Überra­schungen aufwartete.

Lasst euch überraschen, Freunde.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Maiblog 2018

Posted Mai 1st, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde meiner E-Books,

während ich diese Zeilen zu schreiben beginne – das ist, wie bei den Silvester­blogs und Maiblogs so üblich, eine fortlaufende Tätigkeit, die sich über eine Rei­he von Tagen oder Wochen erstrecken wird – , sieht die Sachlage für mein E-Book-Programm noch nicht wirklich wieder rosig aus. Nun könntet ihr euch na­türlich fragen, woran das liegt und was seit dem letzten Maiblog geschehen ist. Um das ein wenig aufzuhellen, bin ich ja jetzt dabei, exakt das zu tun.

Als ich den Maiblog 2017 formulierte, also in den Monaten März bis Ende April 2017, da steckte ich noch mitten in meinem befristeten Vollzeitjob an der Tech­nischen Universität Braunschweig und hatte, wie berichtet, sehr wenig freie Zeitkapazitäten, um an meinen E-Books zu feilen. Wie ihr aber auf der anderen Seite natürlich auch bemerkt haben dürftet, wenn ihr regelmäßig meinen statis­tischen Updates in der Blogartikelrubrik „Work in Progress“ gefolgt seid, hieß das nicht, dass ich nichts getan hätte. Es wurden nur die Kapazitäten meiner verfügbaren Zeitkontingente anders verschoben. Das hatte seine Gründe.

Ich möchte, wenn ich E-Book-Texte verfasse, nicht einfach so Texte herunterrat­tern, sondern sie wollen wohl überlegt ausgearbeitet sein. Zumal in der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) müssen sie sich in die Gesamtstruk­tur der Serie einfügen, und das ist nichts, was ich übers Knie brechen möchte, gewissermaßen zwischen Tür und Angel.

Außerdem galt es sicherzustellen, dass andere Publikationsaktivitäten nicht gänzlich zum Erliegen kommen. Ich war im April 2017 gerade wieder gewählt worden als Chefredakteur des Fanzines „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW). Und genau das ist mir erwartungsgemäß in diesem März erneut widerfahren. Nun, ich habe mich auf­stellen lassen, was also hättet ihr anderes erwartet?

Dann war ich aber auch zwischenzeitlich Mitglied im „Terranischen Club Eden“ (TCE) geworden und begann ab Sommer 2017 damit, alte erotisch-phantasti­sche Geschichten, die z. T. noch niemals veröffentlicht worden waren, so zu überarbeiten, dass sie in absehbarer Zeit in Form einer Printpublikation erschei­nen werden. Inzwischen (Ende März 2018) sind alle Geschichten fertig und ein­gesandt, und ich hoffe zuversichtlich, dass ich im Silvesterblog 2018, vielleicht auch erst im Maiblog 2019 stolz verkünden kann, dass diese Storysammlung draußen ist und sie sich jeder von euch, der sie bestellt, ins Regal stellen kann – etwas, das ich langfristig auch für meine E-Books anstrebe.1

Fernerhin bin ich seit dem 1. März in ein neues Ehrenamt eingetreten: Für den regionalen Verein KreativRegion e.V. bin ich der Ansprechpartner für die Sparte „Buchmarkt“, vorerst für ein Jahr. Und als meine erste „Amtshandlung“ bin ich mit involviert in die Veranstaltung „11hoch11 trifft Buchmarkt“ am 13. April 2018. Bis diese Zeilen also erscheinen, kann ich euch dazu mehr sagen, da der Event dann Vergangenheit ist. Genauso übrigens, wie auch der Convention „Raum & Zeit Continuum IV“ des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V. dann Vergangenheit sein wird (14./15. April 2018).2

Dies alles hat meine Aktivitäten auf dem Sektor des E-Book-Schreibens und E-Book-Publizierens natürlich zeitlich beeinträchtigt. Jenseits dieser Dinge bin ich seit dem 1. September 2017 auf Arbeitssuche, und ich brauche euch nicht zu sagen, dass natürlich auch das jede Menge Zeit und Energie bindet. Zeit, die ich nun prinzipiell habe, aber zu einem guten Teil auch für ausgiebige Lektüre auf­wende… ich habe davon in den vergangenen Wochen und Monaten schon in meinem Blog berichtet.

Die Konsequenz des nachlassenden Stroms neu publizierter Geschichten, ich komme dazu gleich, bestand natürlich darin, dass auch die Downloadzahlen zu­rückgingen. Zum Teil hat das sicherlich immer noch mit dem Umstellen bei Amazon zu tun, wo man nun auch E-Books direkt lesen kann, ohne sie zu kaufen (die Entgelte je gelesenen Seiten sind leider recht bescheiden, und auch die Tantiemen für die E-Books sind ja nicht wirklich üppig). Parallel dazu sind die Zugriffszahlen auf meine Homepage zurückgegangen. Vielleicht hat das damit zu tun, dass ich in den „Work in Progress“-Berichten jeden Monat zwar von fertig gestellten bzw. abgeschriebenen und kommentierten Werken berichte, jenseits der Blogartikel aber kaum etwas in die breite Öffentlichkeit gelangt. Ich sehe zu, dass sich das alsbald ändert.

In Bezug auf meinen dritten Distributor XinXii habe ich da schon losgelegt. Seit Anfang April sind hier inzwischen 5 E-Books erschienen:

TI 18: Vaniyaa und die Shonta

TI 19: TRANCRAN-4462

Reinkarnation und andere phantastische Geschichten

TI 20: Auf Götterpfaden

TI 21: Hinter der Raumzeitwand

Ja, natürlich sind diese E-Books auf Amazon seit 2015 erhältlich. Aber durch die Veröffentlichung auf XinXii, nachdem sie aus dem KDP-Select-Programm bei Amazon herausgenommen wurden, haben sie eine neue Aktualität gewonnen und werden nun etwa auch in den Shops der Tolino-Allianz mit verbreitet.

Apropos Tolino… hier gab mir doch vor ein paar Monaten ein guter Freund den Rat, ich solle mich da mal mit meinen E-Books melden. Das scheint mir aber nicht erforderlich zu sein, da XinXii diese Shops wie Weltbild, Hugendubel, Tha­lia & Co. alle beliefert. Meine Werke sind dort also präsent und werden auch (mäßig) verkauft. In den nächsten Monaten plane ich hier noch deutlich aufzu­holen mit den „Nachdrucken“.

Bei meinen Amazon-E-Books gab es, was Neuerscheinungen angeht, leider recht wenig Bewegung zwischen Mai 2017 und heute. Es erschienen gerade mal diese angekündigten Bände:

Aus den Annalen der Ewigkeit 6,1: „Mein Freund, der Totenkopf“ (Teil 1)

Aus den Annalen der Ewigkeit 6,2: „Mein Freund, der Totenkopf“ (Teil 2)

und TI 29: „Die Nomaden von Twennar“

Was ich noch nicht schaffte, war alles andere, was ich euch gerne gezeigt hätte und woran ich immer noch sitze. Maßgeblich an den folgenden beiden E-Books:

TI 30: „Das Kriegernest“

und

BdC 1: „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“

Soweit zu den erschienenen E-Books und denen, die relativ dicht vor der Fertig­stellung stehen.

Worin ich unermüdlich weiter gemacht habe – das gebietet mein Arbeitsethos einfach – , das waren natürlich meine Blogartikel. So sind bis heute im Wochen-Blog die Wochenausgaben bis Nr. 269 erschienen (der maximale Arbeitshori­zont liegt aktuell hier bei Blogartikel 288, der erst Anfang September für euch zugänglich sein wird). Beim Rezensions-Blog stieß ich bis Beitrag 161 vor (aktu­elle Arbeitsplanung geht bis Nr. 177, der am 15. August online gehen wird).

Ihr merkt, hier bin ich durchaus schon ganz ordentlich weit vorangeschritten. Aber Blogartikel schreiben sich im Vergleich zu Geschichten auch recht schnell. Da ist keine Personencharakterisierung zu beachten, kein komplexes Storytel­ling, Dialogstruktur oder ähnliches, das ist einfach nur ein munter dahinströ­mender Monolog. Ein wenig wie ein Vortrag.

Während solche Rubriken des Wochen-Blogs wie „Aus den Annalen der Ewig­keit – alt und neu“ oder „Der OSM in Gedichtform“ oder „Legendäre Schauplät­ze“ letzten Endes durchaus begrenzt sind, gibt es natürlich schon Planungen für weitere Artikelreihen, die ich mittelfristig umsetzen möchte. Vielleicht realisiere ich den einen oder anderen Plan bis Mai 2019. Jüngst ventilierte ich für euch ja die Idee von „Völkern des OSM“, aber vor kurzem kam mir noch ein weitaus in­teressanterer Gedanke. Lasst ihn mich mal kurz entwickeln.

Ihr wisst, dass es neben dem Universum 2, in dem die E-Book-Serie „Oki Stan­wer und das Terrorimperium“ spielt, zahlreiche bereit in Episodenform abge­schlossene OSM-Serien gibt. Bis ich diese Serien so überarbeitet habe, dass ich sie euch in E-Book-Form vorlegen kann, werden noch Jahre vergehen, z. T. so viele Jahre, dass mir allein vom Nachdenken darüber schon graue Haare wach­sen… also sann mein Unterbewusstsein nach einer Alternative. Ich glaube, ich habe sie gefunden.

Sie lautet: Serien-Blogs.

Wie soll man sich das jetzt vorstellen, mögt ihr ein wenig ratlos fragen. Nun, ich orientiere mich dabei ein kleines bisschen an Bloggern, die beispielsweise die Perry Rhodan-Serie Band für Band rezensieren. In unserem Fanzine BWA pas­siert das inzwischen sowohl mit der Erstauflage (gelegentlich) als auch mit PR NEO (regelmäßig). Warum also, dachte ich mir, nehme ich mir nicht einfach mal eine abgeschlossene OSM-Episodenserie vor und verfasse dazu Kurzrezensio­nen pro Band? Vielleicht je Blogartikel dann so um die 5 Episoden. Damit könn­tet ihr euch vorab eine Vorstellung machen, wie die Serien sein werden, die in mittlerer Zukunft für das E-Book-Format aufbereitet werden sollen. Und ich könnte euch die Inhalte zumindest schon mal in geraffter Form zugänglich ma­chen.

Da ich mit der E-Book-Publikation von KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ und KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (hier ist die Veröffentlichung in dem Format „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ geplant) spätestens 2019 loslegen möchte, würde ich mit der obigen Blogartikelreihe mit KONFLIKT 14 „Oki Stan­wer – Feldherr der Cranyaa“ beginnen. Dann folgte nach der Besprechung von Episode 105 der FdC-Serie der KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“, nach dessen Band 91 dann KONFLIKT 16, 17 und 18. Glaubt mir, das gibt eine Menge Material. Und es liefe z. T. parallel mit meinen kommentierten Abschriften.3

Für 2018 ist geplant, mit KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ diesbezüglich fertig zu werden (aktuell sitze ich an der Abschrift von Band 105, und die Serie hat nur 114 Episoden, das Ende ist also definitiv in Sicht). Dann möchte ich mich, wie vor ein paar Monaten schon angedeutet, ver­stärkt um KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ kümmern und um die Fortschreibung der TI-Serie.

Ebenfalls noch bis Februar 2019 wird der Abdruck des OSM-Romans „Die To­tenköpfe 1: Die Alte Armee“ andauern. Wer von euch regelmäßiger Leser des Fanzines „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) ist, ist natürlich im Vorteil.

Kommen wir zum Punkt der Lesungen. Eine habe ich auf dem RZC IV gehalten (siehe oben), eine weitere im Restaurant Lord Helmchen in Braunschweig habe ich jüngst mit dem Besitzer angesprochen. Er war diesem Gedanken nicht abge­neigt. Vielleicht wird das im Sommer 2018 schon etwas, vielleicht auch erst im Herbst. Die im letzten Maiblog angedeutete Lesung im Kulturpunkt West wurde terminlich überraschend ins Jahr 2019 vertagt.

Was gab es in den zurückliegenden zwölf Monaten an neuen OSM-Abenteuern, die ich fertig stellen konnte? So einige. Mehrheitlich habe ich mich auch jetzt um die kommentierten Rettungsabschriften alter Episoden gekümmert, natür­lich, aber nicht ausschließlich. Während mein Elan an der E-Book-Front etwas erlahmte, konnte ich mit „Die Sternengeborene“ eine sehr kurze Geschichte aus dem Vorfeld des KONFLIKTS 12 abschließen. Und im Februar 2018 gelang es, den langen und seit vielen Jahren in Arbeit befindlichen Roman „Eine scharf geschliffene Waffe“ (immerhin fast 500 Seiten lang) abzuschließen und die Handlung in den Folgeroman „Licht und Schatten auf Dawson“ überzuleiten.

Aktuell hat der Abschluss der kommentierten Serienabschrift von KONFLIKT 18 Priorität, aber sobald das gelungen ist, steht die finale Arbeit an KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ an, die inzwischen bis zum Schluss titelmäßig durchgeplant ist. Und natürlich die Fertigstellung weiterer E-Books.

Ich möchte im Laufe des kommenden Jahres gern sowohl an der TI-Serie nach Möglichkeit bis Band 35 vorankommen als auch die ersten beiden oder sogar drei Bände der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) fertigstellen. Ich habe nicht umsonst schon die Titelbilder bis Band 4 fertig montiert hier vor­liegen. Ich möchte allerdings erst mal die KGTDUS-Baustelle hinter mir lassen, die mich temporal doch sehr beansprucht.

Alles in allem sieht die Lage gar nicht so schlecht aus – gewiss, was meine Be­schäftigung und damit den mittelfristigen Finanzhorizont meines Lebens an­geht, ist es nicht so rosig. Aber was die freie Zeiteinteilung für die kreative Ar­beit angeht, so könnte ich mir kaum etwas Besseres wünschen als das, was ich gegenwärtig durchmache. Sobald der Drang, primär zu lesen endlich abebbt, kann ich auch tatsächlich wieder mit verstärkter Kraft dazu übergehen, Ge­schichten zu schreiben und nicht nur zu konsumieren und diese zu rezensieren, wie ich es gegenwärtig meist tue.

Selbstverständlich entstehen parallel zu all diesen oben angesprochenen Wer­ken auch weiterhin Blogartikel (allein heute drei, mit diesem hier), und ich habe das Gefühl, dass ich mich alsbald auch ein paar alten Fragmenten zuwenden werde, die so vor sich hindümpeln und aktuell in der Warteschleife hängen. Das ist kein Dauerzustand, ihr werdet es noch erleben.

Bis dahin bin ich allerdings überwiegend über die Blogartikel präsent und meine dortigen Planungen. Ich hoffe, ihr habt noch ein wenig Geduld mit mir und bleibt mir lesend gewogen.

Danke dafür, meine Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Nachtrag vom 24. April 2018: Inzwischen ist der eingangs referierte Stand etwas veraltet. Das hatte mit zwei Faktoren zu tun, die ich mit dem Verantwortlichen des TCE klären konnte, als wir uns auf dem Convention „Raum & Zeit Continuum IV“ in Braunschweig vom 13.-15. April d. J. Mal wieder persönlich sahen. Das „ma­jor problem“ bestand nämlich darin, dass die von mir gelieferten fünf Geschichten deutlich zu umfangreich für einen Storyband waren. Nun hätte jeder zunächst die Idee gehabt, die ich auch hatte: dann nehmen wir einfach eine raus, aber weniger als vier sollten es nach Möglichkeit nicht werden… nun, es gab aber auch ei­nen Plan B, und nach dem sind wir verfahren: die Storysammlung wird nun einfach geteilt. Ich habe noch eine sechste, unveröffentlichte erotisch-phantastische Geschichte ausgegraben, „Everstons Traum“ (2016), und so sieht der aktuelle Plan ZWEI Storysammlungen vor, eine für Winter 2018, eine für 2019.

2 Nachtrag vom 24. April 2018: Diese Vorbereitungen und Durchführungen kosteten mich deutlich mehr Zeit und Energie, als ich ursprünglich angenommen hatte. Aber in der Quintessenz hat sich das dann doch ge­lohnt. Aktuell erscheint der von mir verfasste Conbericht zu dem Event in verschiedenen Fanzines, z. T. In ge­kürzter Fassung. Für 2020 ist ein neuer Con geplant, „Raum & Zeit Continuum V“, dessen Motto noch nicht feststeht. Dass ich auch hier zum Orga-Team gehöre und ich Programmpunkte selbst gestalten werde, kann als sicher gelten.

3 Nachtrag vom 29. April 2018: Tja, und ich habe schon Nägel mit Köpfen gemacht. Der erste solche Blogarti­kel ist heute verfasst worden. Der konkrete Titel lautet: „Close Up: Der OSM im Detail“. Wie das konkret aus­sieht, werdet ihr dann im November 2018 erfahren. Es hat jedenfalls eine Menge Spaß gemacht, das zu schreiben.

Liebe Freunde des OSM,

der Januar eines jeden Jahres ist für mich ein bisschen wie das Rebooten einer Festplatte beim Computer – der Neustart, der Beginn bei 0, ohne dass man wirklich bei 0 anfängt … schwer zu beschreiben. Kreativ gesehen ist das stets eine Art von Neubeginn, und dann schiebe ich üblicherweise die Sorgen des vergangenen Jahres beiseite und konzentriere mich darauf, nach einer Phase der Erholung meine Energie auf aktuelle Projekte zu fokussieren.

Nun, diesen Januar lief das irgendwie nicht so wie geplant. Vielleicht ist das auch eine Frage des biologischen Alters, jedenfalls fiel mir der Neustart dieses Jahr deutlich schwerer als sonst. Der Dezember war unerwartet überschattet worden von einem Todesfall und einem schweren Unfall, und mit etwas Verzö­gerung stand ich dann gegen Mitte Januar völlig neben mir.

Ich zog, nicht nur sinnbildlich, den Stecker, und ging tagelang völlig offline. Kein Telefon, kein Internet, nur gelegentlich aufflackernde Zeitfenster öffneten sich, damit ich meine Verpflichtungen für die Blogartikel und für mein Redaktions­amt als Chefredakteur des Fanzines Baden-Württemberg Aktuell (BWA) des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW) wahrnehmen konnte. An­sonsten versank ich in einer Art Raumzeitblase, die ich mehrheitlich mit Musik und Lesen füllte. Ich hatte absolut kein Interesse daran, irgendwen zu treffen und war selbst für meine Freunde kaum erreichbar.

Nun, Anfang Februar, ebbt dieser massive Abschottungsdrang allmählich ab, und die Dinge normalisieren sich wieder. Gut so.

Dass ich mich vollständig auch kreativ zurückgezogen hätte, kann man dagegen glücklicherweise nicht sagen – ich habe schon einiges geschafft in diesem Mo­nat, auch wenn kaum OSM-Werke darunter waren. Mehrheitlich arbeitete ich Projektideen und Fragmente auf, die ich im Laufe dieses Jahres anderweitig ver­öffentlichen werde. Da sie nicht in die Themenfelder Oki Stanwer Mythos oder Archipel fallen, seien sie hier kurz zumindest genannt:

Ich formatierte die Story „Erster Bericht über Alcengia II“ neu, weil das eine zwingende Voraussetzung für mein zweites Storyprojekt war, „Die Kugel-Invasi­on“, die ich am 15. Januar fertigstellte. Beide Geschichten werden im Magazin PARADISE des Terranischen Clubs Eden (TCE) erscheinen und sind es vermutlich schon, sobald dieser Blogartikel online geht.

Da ich darum gebeten wurde, einen verknüpfenden „Making of“-Beitrag zur zweiten Geschichte zu verfassen, entstand der Beitrag „Alles kann die Kreativi­tät befeuern … – Das Making Of von ‚Die Kugel-Invasion’“. Außerdem kam ich endlich dazu, eine gescheite Abschrift der Story „Edgars Sorgen“ zu leisten, was ich schon seit Jahren tun wollte.

Am 24. Januar stellte ich zudem die nächste Geschichte für das Storysamm­lungsprojekt für Mitte des Jahres 2018 fertig, „Das Portrait einer Lady“, und kurz vor Monatsende folgte dann noch die Abschrift und kommentierte Ab­schrift der 1988er-Story „Sun Circle“.

Also, allein von den solcherart beendeten Werken konnte sich der Monat schon mal durchaus sehen lassen. Aber das war glücklicherweise nicht alles, sondern es gab auch dies noch:

Blogartikel 264: Work in Progress, Part 61

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“)

(OSM-Wiki)

12Neu 43: Hüterin des Schwarzen Juwels

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

18Neu 97: Entdeckung am Rande des Wahnsinns

18Neu 98: Die Allianz des Lichts

(18Neu 99: Vorstoß nach TOTAM)

(Der Heiler – OSM-Story)

(Rilaans Geschichte – OSM-Story)

Blogartikel 262: Legendäre Schauplätze 7: Garos

(18Neu 100: Das Zeitalter der SIEBEN SIEGEL)

(IR 31: Die Sturmfestung)

Blogartikel 274: Legendäre Schauplätze 8: Hun’arc

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

(Eine scharf geschliffene Waffe – OSM-Roman)

(Wandlungen – Archipel-Story)

Erst damit war der Monat dann tatsächlich abgelaufen – inklusive Arbeitssuche, Bewerbungen, Arbeitsamtterminen, SF-Stammtisch, Treffen mit dem Verein KreativRegion, immer noch viel Korrespondenz, nicht zuletzt mit dem Förder­verein Phantastika Raum & Zeit e.V.

Zusammen mit den Rezensionen und Rezensions-Blogartikeln, die auch noch entstanden sind, kam ich dann auf 24 fertige Werke für Januar 2018, womit ich annähernd das Level des Vorjahres hielt. Ich hoffe zuversichtlich, dass ich im Fe­bruar, jetzt, wo mein Kopf wieder einigermaßen klarer ist als zuvor, doch erheb­lich bessere Karten dabei habe, meine wichtigen Langzeitprojekte abzuschlie­ßen. Heute ist beispielsweise noch eine Bewerbung dran, dann jede Menge sta­tistische Arbeit, abends der SF-Stammtisch, der aller Wahrscheinlichkeit nach die Planungstätigkeit für den Con Raum & Zeit Continuum IV (RZC IV) am 13.-15. April 2018 erheblich voranbringen wird.

Mit einem E-Book-Text hat es leider noch nicht geklappt, dafür war ich zu sehr neben der Spur, aber das soll sich im Februar ändern, damit ihr nicht mehr lan­ge auf das nächste Werk zu warten habt. Ich bin zuversichtlich, dass bis zum Er­scheinen dieses Blogartikels vielleicht schon zwei neue E-Books auf dem Markt sein werden.

In der kommenden Woche machen wir einen Besuch an einem unheimlichen Ort, den ich in den 90er Jahren MONOLITH genannt habe – eine wahre Höllen­welt des KONFLIKTS 16 des OSM. Ihr werdet schon sehen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 161: Die Mars-Chroniken

Posted April 25th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer meinem Blog schon länger gefolgt ist und sich Woche für Woche Bücher empfehlen lässt, die ich mal mehr, mal etwas kritischer empfehle, der weiß, dass ich mich mit solchen Termini wie „Helden“ oder „Klassiker“ schwer tue. Es gibt fraglos solche Dinge, das zu bestreiten wäre töricht. Aber ich setze doch solche Bezeichnungen nur sehr sparsam ein, weil das der Realität entspricht: derlei Dinge sind selten, und sie inflationär zu benutzen, wie es etwa leichtsin­nige Journalisten aus Gründen der Popularisierung tun, hieße, sie letzten Endes zu entwerten.

Nein, da sind mir kritische, vorsichtige Worte doch sehr viel lieber. Sie erzeugen keine übertriebenen Erwartungen, schüren keine Hoffnungen, die die Lektüre der besprochenen Bücher dann nicht zu halten vermag.

Nun, das gilt für die Majorität der von mir vorgestellten Werke, zugegeben. Mit dem Buch, das ich euch heute wärmstens ans Herz legen möchte, ist das ein wenig anders. Es wird „Klassiker der Science Fiction“ genannt, und ich bin mehr als geneigt, nachdem ich es selbst endlich gelesen habe, dieser Einschätzung voll und ganz zuzustimmen.

Sehr gute Bücher, die es wert sind, Klassiker genannt zu werden, sind in allen Li­teratursparten rar, aber das folgende, das uns auf einen exotisch-fremdartigen Planeten Mars eines offenkundigen Paralleluniversums mit einer alternativen Zeitlinie entführt, gehört zweifelsohne dazu. Wer das Staunen auch in hohem Alter nicht verlernt hat und bislang an diesem Buch ahnungslos vorbeigegangen sein sollte, der lese unbedingt weiter. Und wer es kennt und schätzt, wird viel­leicht auch bereit sein, meinen faszinierten Ausführungen zuzustimmen.

Vorhang auf für:

Die Mars-Chroniken

(OT: The Martian Chronicles)

Von Ray Bradbury

Heyne 3410, München 1974

(ursprünglich entstanden 1946-58)

240 Seiten, TB

Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Jeschke

ISBN 3-453-3280-X

Es ist der Januar des Jahres 1999 – Raketensommer. Die Menschen schauen gen Himmel und sehen den Feuerschweif eines Sternenschiffs, das zum Himmel auf­steigt. Es geht zur nächsten Grenze, hinauf zum roten Planeten Mars! Aufbruch der Menschheit!

So wenigstens beginnt Ray Bradburys legendärer Episodenroman „Die Mars-Chroniken“, der wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und dem nuklearen Inferno von Hiroshima und Nagasaki, inmitten der beginnenden Wirren des Kal­ten Krieges, eine Vision der Zukunft ausmalt und uns den nächsten Sonnensystem-Planeten Mars als Sehnsuchtsziel und Auswanderungsort imaginiert. Und ja, man muss von Imaginieren sprechen, denn mit dem realen Mars hat die Welt, die uns Ray Bradbury in diesem Werk vorstellt, nicht allzu viel gemein – seid darum nicht enttäuscht, liebe Naturwissenschaftler und Astronomen und versierten Laien, die ihr euch an die Bildaufzeichnungen von „Opportunity“ aus den staubigen, eisigen roten Marswüsten gewöhnt habt.

Lasst euch von Ray Bradburys Mars singen, einer Fabelwelt voller Überraschungen, Tragik und Melancholie, wie er sie sich vor über sechzig Jahren erträumte und mit Leben füllte.

Der Mars ist bei Bradbury eine alte Welt. Alt und weise – Heimstatt einer sanft­mütigen Alienspezies, die uns physisch sehr ähnlich ist und doch völlig anders. Eine Welt erschließt sich hier, voller fremdartiger, prächtiger Städte, aufgereiht wie Perlen auf einer Kette entlang der alten Marskanäle, und ihr Alter zählt nach Jahrtausenden. Kunst und Literatur stehen in hoher Blüte, niedergeschrie­ben auf Büchern mit metallenen Seiten, vorgetragen in Theaterstücken unter dem nächtlichen Sternenhimmel, an dem ein funkelnder, naher Stern steht, bläulich schillernd – die Erde.

Natürlich, vom Mars aus sieht die Welt anders aus, aber ich betonte schon, dies ist nicht unser Mars. Hier ist die Erde dem Mars physisch und ideell sehr nahe, was ja auch die Flugzeit zum Mars so sehr verkürzt, dass die erste Marsexpediti­on schon im Februar 1999 dort landet… vorhergesehen von einer Marsianerin namens Ylla, die zugleich auch das Verhängnis für diese Reisenden darstellt. Die erste Expedition scheitert.

Im August 1999 landet die zweite Expedition, personell größer als die erste. Sie kommen tatsächlich in Kontakt mit den Marsianern und wollen eigentlich nur freundlich begrüßt werden… stattdessen hält man sie für Halluzinationen und bereitet ihnen ein grässliches Ende.

Offensichtlich sind beide Seiten nicht bereit für einen Erstkontakt. Doch der hat leider schon längst stattgefunden, wie nach dem Scheitern auch der dritten Ex­pedition im April 2000 schließlich die nächste Gruppe von Reisenden im Juni 2001 entdecken muss – durch Mikroorganismen nämlich, die die schutzlosen Marsianer in Massen dahinrafft. Eine Parallele zu H. G. Wells´ „Krieg der Wel­ten“ ist nicht zu leugnen, selbst wenn diese Marsianer nicht wirklich feindselig sind, sondern allein zu ihrem Selbstschutz die frühen Expeditionsgruppen aus­löschten.

Im Sommer 2001 beginnt dann die erste Kolonisationswelle aus den Tiefen des Weltraums. Die nahezu ausschließlich amerikanischen Siedler – auf den ande­ren Kontinenten der Erde toben bereits erbitterte Kriege, über deren Natur sich Bradbury ausschweigt, wir können uns hier aber durchaus Rohstoffkriege vor­stellen – finden eine stille Welt vor, voll von rätselhaften, leeren Städten, staubi­ger Pracht und voller verwitterter marsianischer Leichen, die sie erst einmal entsorgen müssen, ehe sie hier heimisch werden (hier streift uns der unheimli­che Hauch des Holocaust, und fraglos nicht zufällig!).

Doch werden sie heimisch? Auf einer Welt wie dieser? Wieso nicht, fragt sich Benjamin Driscoll, der von der Vision besessen ist, den kargen Mars ergrünen zu lassen, auf dass er mehr Sauerstoff zum Atmen bekommt. Und tatsächlich ge­lingt ihm dieses Zauberkunststück buchstäblich über Nacht… naturwissen­schaftlich absurd, freilich, und auch die sehr fruchtbaren Böden des Mars, ihre wundertätige Wachstumskraft und die konstanten Regenfälle widersprechen unserem Bild des Mars fundamental.

Doch noch einmal: dies ist nicht unser Mars, es ist der Mars, den sich Bradbury in den späten 40er Jahren und frühen 50er Jahren in seinen Geschichten er­träumte und später durch weitere Verbindungsstücke und eine nachträgliche Datierung der einzelnen Erzählungen zu einem Roman in Erzählungen zu­sammenfügte.

Die menschliche Besiedelung des Mars stellt indes nur eine temporäre Angele­genheit dar – denn als auf der Erde ein Nuklearkrieg ausbricht und „jedermann gebraucht wird“ (bei einem Nuklearkrieg eher eine fragwürdige Reaktion, aber Bradbury braucht einen Grund für seine Handlungsweise), setzt eine Remigrati­onswelle der Kolonisten ein. Am Ende sind die von den Erdenmenschen zu­sammengezimmerten Frontiersiedlungen ähnlich verlassen wie diejenigen der ausgestorbenen, sanftmütigen und paramental begabten Marsianer… abgese­hen von einigen Individuen, die aus unterschiedlichsten Gründen den Mars als Siedlungsgrund vorgezogen haben…

Die Mars-Chroniken“ ist ein phantastisches Leseabenteuer für Menschen, die Ray Bradbury schätzen und die gern naturwissenschaftlich den Boden unter den Füßen verlieren wollen. Für jene Leser, die der reale Mars enttäuscht und die sich lieber an Edgar Rice Burroughs und ähnliche Autoren des Pulp-Zeital­ters halten, ist Bradburys vorliegendes Werk ganz die rechte Kost. Natürlich mag man sagen, es sei albern, sich vorzustellen, dass von der Erde zum Mars ganze Raumschiffsladungen Bauholz zu den Sternen geflogen werden (redet mal mit den Leuten der NASA über die Nutzlastkosten! Da könnte man die Ge­bäude auf dem Mars auch gleich aus Diamant bauen!). Man mag sich über die fruchtbaren Böden des Mars amüsieren oder über die heißen Sommertage, die es dort effektiv nicht gibt. Dass es Marskanäle und reichlich Wasser gibt, das in Brunnen sprudelt, selbst als die Marsianer längst ausgestorben sind… nette Vi­sionen ohne Realitätsgehalt. Aber darum geht es nicht wirklich. Das sind Ober­flächlichkeiten.

Es geht um die tieferen Aussagen in diesem Buch. Darum etwa, dass Bradbury mit dem stillen Genozid an den Marsianern unverhohlen an die Quasi-Ausrot­tung der nordamerikanischen Indianer durch die Siedler erinnert und beides für unrecht erklärt. Darum beispielsweise, dass er die kulturelle Barbarei der Erd­siedler dem hohen Kulturniveau der Alteingesessenen gegenüberstellt und traurig demonstriert, wie rücksichtslos und instinktlos doch die rohen „Barba­ren“ von der Erde sind, wie sie gleich Elefanten im Porzellanladen unsensibel ih­ren eigenen Lifestyle durchsetzen wollen. Würstchenbuden. Hölzerne Frontier-Städte. Lautes Marodieren durch die leeren Marsianerstädte… peinlich, um das Wenigste zu sagen.

So, sagt der Autor, so tretet ihr draußen in Erscheinung, ihr, die feinen amerika­nischen Gutmenschen. Und damit meint er eigentlich nicht den Mars, sondern er spiegelt das durchaus auf die reale Welt der 50er Jahre… mit Recht, wie ich finde. Zugleich verschweigt er nicht, dass im Innern das Denken stehenge­blieben ist, nämlich etwa im Süden der USA im Zeitalter des Rassismus („Juni 2003: Mit dem Kopf in den Wolken“).

Und was bleibt am Ende, wenn die marsianische Kultur, die Jahrtausende über­dauerte, in Rekordzeit ausgelöscht worden ist? Staubige Ruinen auf dem Mars… ja. Aber wie sieht es auf der Erde aus? Da lehrt er uns das Grauen in einer der letzten Geschichten: „August 2026: Es werden kommen leise Regen“… mit ei­nem automatischen Luxushaus inmitten einer radioaktiv verseuchten Schutt­wüste, die einstmals die Stadt Allendale, Kalifornien, war.

Seht, sagt Bradbury, der Mensch ist nicht nur außerstande, das Fremde zu ak­zeptieren und mit dem Fremden und den Fremden zusammen eine Koexistenz einzugehen, sondern er ist so egozentrisch und destruktiv, dass er zugleich in seiner Dummheit alles auslöscht, was das Leben lebenswert macht, sich selbst eingeschlossen. Und so bleibt am Schluss wirklich nur, wie in der Bibel, der Neu­anfang in kleinstem Kreise.

Die Mars-Chroniken“ ist ungeachtet seines Alters ein äußerst nachdenkliches, über weite Strecken hin melancholisches Buch, das tiefe philosophische Gedan­ken und Reflexionen enthält. Wer genau liest, findet hier übrigens auch den Ge­schichtenkeim von Bradburys 1953 veröffentlichtem Roman „Fahrenheit 451“ schon angelegt. Und wer bereit ist, über die naiven naturwissenschaftlichen Prämissen hinwegzugehen, die der Prüfung durch die Fakten der Gegenwart nicht standhalten können, wird in „Die Mars-Chroniken“ zudem einen magi­schen Roman vorfinden, der mit Recht als Klassiker der Science Fiction gilt.

Schade, dass es mehr als 25 Jahre dauerte, bis ich ihn zur Hand nahm… und dann in fünf Tagen buchstäblich verschlang, weil er mich so fesselte. Kann man etwas Schöneres über ein altes Buch sagen?

Wenn ihr es nicht kennt – sucht danach und lest es. Es lohnt sich!

© 2016 by Uwe Lammers

Schwärmerisch, gell? Fürwahr, das ist diese Rezension, die noch nicht mal zwei Jahre alt ist… aber ich versichere euch, dieses Buch ist ungeachtet seines Alters diese Schwärmereien mehr als wert. Eine echte Perle der Science Fiction, die leider viel zu dünn ausfällt (gute Bücher sind wirklich IMMER zu kurz! Sniff!) und deshalb viel zu schnell vorbei ist.

Da hilft es wohl nur, das nächste Buch aus dem Regal zu ziehen. Was haben wir denn da vor uns…? Eine weitere Reise, und sie führt uns am kommenden Mitt­woch auf die Weltausstellung von 1939. Aber Vorsicht, es ist eine Kost mit Pro­blemen.

Neugierig geworden? Dann schaut wieder rein, Freunde.

Bis nächsten Mittwoch.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 268: Logbuch des Autors 24 – Bücherrausch

Posted April 22nd, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ach, wenn ihr doch nur sehen könntet, wie gegenwärtig meine Wohnung aus­schaut! Ihr würdet euch vermutlich ganz unweigerlich fragen, ob dies eine Art wüster Bücherflohmarkt sein soll, ein Räumungsunternehmen oder etwas in der Art… aber weit gefehlt. Es ist ein Projekt, das ich seit langer Zeit in Angriff hätte nehmen sollen, das sich aber nun beim allerbesten Willen nicht mehr auf­schieben ließ. Ich weiß, jetzt – aktuell schreiben wir den 17. Dezember 2017 – ist der Zeitpunkt dafür denkbar ungünstig, weil es noch jede Menge anderes zu tun gibt… doch gibt es manchmal Dinge, die man tun MUSS, weil man ihnen wirklich nicht mehr ausweichen kann. Das hier ist so etwas.

Zunächst einen kurzen Blick auf den aktuellen Zustand, dann komme ich zur Er­läuterung dessen, was hier eigentlich vor sich geht.

Wer heutzutage in meine Wohnung träte, würde gleich im Flur mit mehreren fast hüfthohen Stapeln Bücher konfrontiert werden, die von „Jean Ray: Das Storchenhaus“ bis „OMGUS: Ermittlungen gegen die I. G. Farben“ reichen (so die obersten Titel des ersten und des letzten Stapels.

Ein Blick nach links in die Küche offenbarte ein Dutzend weiterer Bücherstapel, die dort meinen Küchentisch so füllen, dass ich mein Frühstück, nähme ich es in der Küche ein, im Zentrum eines Büchergebirges einnehmen würde. Alle Bücher dort wurden von Verfassern oder Herausgebern verfasst, die mit Buchstaben B anfangen. Auf dem Boden befinden sich außerdem noch Bücherstapel für Ray Bradbury, Peter Berling und andere B-Autoren.

Ein weiterer Blick eine Zimmertür weiter den schmalen, von Bücherregalen zu­gestellten Korridor hinunter (diese Bücherregale bestechen auch weiterhin durch akkurate, unberührte Ordnung, ich erkläre gleich, weshalb), würde in mein Arbeitszimmer führen, das auf den ersten Blick aufgeräumt wirkt. Dann fiele aber bei einem Blick links zum Bücherschrank zwischen den CD-Regalen auf, dass die oberste Ebene rappelvoll ist mit Büchern, bei denen Autoren wie Charles Sheffield, Rupert Sheldrake und Brian Stableford auffallen. Die drei Schrankfächer darunter sind fast leer bis auf weitere unorganisierte Büchersta­pel. Dasselbe Bild bieten auch zwei weitere Regalfächer gegenüber der Tür.

So kennt man mich gar nicht? Wahr. Aber das ist ja noch nicht alles.

Wer meine Wohnung kennt, dem ist klar, dass es natürlich noch zwei Räume mit Büchern gibt, das prominenteste ist mein Bibliothekszimmer hinter der Glastür am Korridorende. Inzwischen ist es fast unbetretbar, so viele Büchersta­pel reihen sich hier am Boden links und rechts aneinander. Will ich an die hinte­ren Bücherregale, wo die Majorität meiner ungelesenen historisch-philosophi­schen Bücher steht, so muss ich mich nun mühsam zwischen den Bücherstapeln hindurchschlängeln. Schweißtreibend, wenn man dabei hohe Bücherstapel zu balancieren hat… und in den letzten Tagen habe ich auch schon mit ungeschick­ten Fußbewegungen den einen oder anderen Stapel zum Einsturz und mich zum verhaltenen Fluchen gebracht.

Ach ja, man muss erst durch das Tal des Chaos gehen, ehe sich Ordnung ab­zeichnet, fürwahr… mir war klar, dass das eine echte Knochenarbeit ist. Auf der anderen Seite ist sie absolut unverzichtbar.

Okay, ihr seht also, ich lebe derzeit in einem echten Sturm von Büchern, die je­des Antiquariat vermutlich gern sehen würde – aber das ist kein Versuch der Buchaussonderung (na ja, obwohl… eine Dublette gefunden habe ich schon, und ein Ziel dieser Aktion ist definitiv durchaus eine Verringerung des Buchbe­standes, aber das ist nur so ein Nebeneffekt des Ganzen). Nein, das ist es also definitiv nicht. Was hingegen die Frage nach dem Warum nur umso verstärkter stellt.

Warum also verwandele ich meine Wohnung in einen Büchersumpf? Bin ich Masochist, der gern wissen möchte, wie viele zehntausend Seiten ich noch an ungelesenem Lesestoff vor mir habe? Nein, gewiss nicht. Ich bin mir darüber vollkommen im Klaren, ohne die Regale ausräumen zu müssen. Das hat einen ganz anderen Grund. Um den aber transparent zu machen, ist es erforderlich, dass ihr ein wenig von meiner systematischen Organisation der eigenen Bücher­bestände erfahrt. Bis zum 22. April 2018, wenn dieser Artikel planmäßig er­scheinen soll, wird das Chaos längst behoben sein und eine völlig neue Ordnung eingekehrt sein. Das ist das letztendliche Ziel.

Die bisherige Bücheraufstellordnung ist eine dreigeteilte. Ich unterscheide mei­ne Bücher einmal nach a) historisch-philosophischen Werken (inklusive histori­sche Romane und Zeitreisegeschichten), b) sonstiger Belletristik und Sachbü­chern, und dann gibt es noch c) den Bestand der schon gelesenen Bücher.

Sinnvollerweise sollte man annehmen, dass alle Bestände gleich organisiert sind. Das ist bislang leider nicht restlos der Fall, und deshalb ist dieser Organi­sationstornado, den ich derzeit durchmache, unumgänglich gewesen. Ich habe mich jahrelang dagegen gesträubt, aus reinen Bequemlichkeitsgründen. Die Be­stände a) und c) sind klar von A-Z durchorganisiert, wie man das ja erwarten würde. Der Bestand b) ist das prinzipiell auch, aber er hat eben auch ein Annui­tätsprinzip. Will heißen: die noch nicht gelesenen belletristischen Werke stelle ich der Reihe nach jahrgangsweise auf. Innerhalb der Jahrgänge sind die Bücher alphabetisch geordnet. Es ist also nicht so, dass ich grundsätzlich eine andere Struktur darin hätte… ich sah nur davon ab, alle belletristischen Werke unge­achtet der Jahre in eine Reihung aufzunehmen.

Warum tat ich das? Weil mir natürlich der Nachteil der anderen beiden Bestän­de stets vor Augen stand: wenn ich Neuzugänge habe, muss ich den gesamten Bestand rücken – beispielsweise, wenn ich Bücher von Stephen Baxter oder Iain Banks oder so finde oder geschenkt bekomme.

Dann alles noch mal neu rücken? Bin ich verrückt?, dachte ich. Nee… das ist viel bequemer, die Bücher dann jahrgangsweise zu organisieren und sie anschlie­ßend innerhalb der Jahrgänge zu alphabetisieren…

Das stimmte prinzipiell auch. Theoretisch hätte ich auch eine Signatur vergeben und die alphabetische Struktur ganz außen vor lassen können (wie es in den meisten Bibliotheken geschieht, wo es allerdings in der Regel um völlig andere Buchzahlen in Größenordnungen von Hunderttausenden bis Millionen Werken geht). Aber das war mir dann doch des Aufwandes zuviel. Bei mir handelt es sich ja „nur“ um rund dreitausend Werke.

Tja. „Nur“ ist gut gesagt. Habt ihr mal dreitausend Bücher auf einem Haufen ge­sehen? Nur soviel: es ist ein höchst imposanter, einschüchternder Eindruck.

Mein aktueller Plan, der dem „wohlorganisierten Chaos“ zugrunde liegt, ist also folgender: Ich verschmelze die Bestände a) und b) miteinander. Da Bestand c) ja schon alphabetisch organisiert ist und ich nicht vorhabe, ungelesene und gele­sene Werke miteinander zu vermischen, gibt es Bereiche der Wohnung, die vom Neuordnungswahn (lach) verschont bleiben. Dazu zählt, ich deutete das oben an, der gesamte Korridor mit seinen vier Regalen, das erste rechte Regal im Bibliothekszimmer und einige Bereiche des dritten Raumes, des Wäsche­zimmers. Und nein, in dem Raum gibt es derzeit zwar leere Regalfächer und einen leeren Schrank, aber keine Bücherstapel. Ich baue ja nicht alles zu…

Um jedenfalls erst mal eine Grundordnung zu erhalten, war es notwendig, das Regal im Bibliothekszimmer ganz links an der Fensterfront befindet, auszuräu­men. Das hatte ich schon länger vor. Dort stehen die jahrgangsweise alphabe­tischen Bücher der Jahre 1998 bis 2002, jedenfalls war das so etwa der Hori­zont. Sie waren nahezu unzugänglich.

Weshalb das?

Das hat mit dem Erbe meiner verstorbenen Mutter zu tun: ich erbte auch einen erheblichen Teil meiner elterlichen historischen Buchbestände, und sie stapel­ten sich anderthalb Jahre lang direkt vor dem Regal auf dem Fußboden. Das war, fand ich, auf Dauer wirklich kein Zustand – und damit fing dann die Um­strukturierungsgeschichte eigentlich an. Um sie in das eben genannte Regal einzufügen, musste ich natürlich die dort stehenden Bücher entfernen.

Dann kann ich doch auch gleich die Umsortierung in Angriff nehmen“, dachte ich. „Sonst habe ich hier einen Haufen Bücher am Boden rumstehen, und die Si­tuation hat nur das Gesicht gewechselt, aber nicht die Struktur.“

Gesagt, getan… und der Bücherrausch fing an. Das ist so ein wenig wie ein Do­minospiel, bei dem man die Steine aufstellt und dann aus Versehen gegenein­ander stößt. Fällt einer, fallen sie – richtig aufgestellt – fast unvermeidlich alle. Auch hier zog eine Handlung die nächste nach sich, und das Resultat habe ich eingangs geschildert.

Aktuell habe ich mich durch die Buchbestände des Buchstabens A gearbeitet und die Bücher bis Bea aufgestellt. Ich glaube, Greg Bear war so ziemlich der letzte Autor dieses Blogs. In der Küche stehen jetzt die restlichen Stapel des Buchstabens B, einfach ziemlich unglaublich viele. Bin froh, wenn ich bei C an­komme, das sind dann deutlich weniger. Bei B habe ich halt solche Leute wie Ja­mes Graham Ballard, Iain Banks, Ray Bradbury, Stephen Baxter usw., die viele Werke ungelesener Natur beisteuern. Buchstabengruppen wie C, E oder J sind vergleichsweise überschaubar (jedenfalls noch: ich habe noch nicht alle Jahrgangsbestände der Gruppe b) auseinander sortiert.

Warum, mögt ihr euch jetzt vielleicht fragen, gehört diese Erörterung unter „Logbuch des Autors“, wo das doch mit dem Schreiben nichts zu tun hat? Das will ich euch gern verraten. Dieser Gedanke ist nämlich ein Irrtum, wenn auch ein verständlicher.

Zum einen BIN ich gerade am Schreiben, und zwar aus aktuellem Anlass – was ich in dieser Rubrik halt immer tun wollte und mache. Insofern ist diese Erörte­rung hier sehr wohl am Platz. Zweitens aber wollte ich euch damit zeigen, was mich aktuell vom Schreiben wirkungsvoll abhält – es gibt eben Notwendigkei­ten, die mich dann so vollkommen beanspruchen, dass ich fürs Schreiben an sich keinen Raum und keine Kapazitäten mehr habe. Ich kann zwar schlecht ver­mitteln, was für einen verführerischen Reiz es hat, statt an der Tastatur zu sitzen, an die Regale und Schränke zu gehen und die ungelesenen Bücher her­auszuholen, um sie auf die entsprechenden Buchstabenstapel zu sortieren… aber vertraut mir, Freunde, das ist eine Verlockung, die mich heute Nacht im­mer wieder umgetrieben hat, bis nach 1 Uhr nachts.

Schlimm. Fehlt nur noch, dass ich von Bücherstapeln träume (heute früh hatte ich im Halbschlaf so das dumpfe Gefühl, das täte ich… aber als ich dann richtig erwacht war, hatte sich der Gedanke verflüchtigt, wie das leider meist so ist). Das würde echt passen.

So kann’s also kommen. Man ahnt nix Böses, und auf einmal steht man inmit­ten eines ausgewachsenen Büchertornados, der mich zum Teil mit Werken kon­frontiert, die ich seit Jahren nicht mehr in den Händen hatte. Das ist toll. Und auf der anderen Seite entdecke ich Werke, die ich vor 15 oder mehr Jahren ge­kauft oder anderweitig erworben habe, wäge sie in der Hand und überlege: „Muss ich wirklich irgendwann mal ein Buch über Druiden lesen? Oder über die Deutschordensritter? Was ist mit diesen Romanen über den Zweiten Weltkrieg? Werde ich die jemals durchschmökern?“

Ihr merkt, es gibt da einiges an Potenzial, das meine Denkfähigkeit durchaus be­ansprucht. Es ist nicht nur stumpfsinniges Rausholen der Bücher, alphabe­tisches Zusammensortieren und wieder wegstellen… das erfordert durchaus ei­niges an Grips. Denn die Bücher, die ich so aus dem Bestand entferne, werden natürlich auch in meinen Bücherlisten und in der Buchkartei ausgetragen werden müssen, damit mir nicht solche dämlichen Dinge passieren wie ich sie jetzt schon entdeckt habe.

Wovon ich spreche? Na, ich sagte doch oben, dass ich schon eine Dublette ent­deckte. Was ich ebenfalls gestern fand, war ein Buch, das aktuell immer noch auf meiner Suchliste steht, was ich aber schon seit mehreren Jahren besitze… verdammte blinde Flecken! Das kommt davon, wenn man viele ungelesene Bü­cher hat und manchmal vergisst, Erwerbungen aus den Suchlisten zu tilgen. Da kommt man in schönste Schwierigkeiten.

Gewiss, mich hält die Erwartung des endgültigen Anblicks der geordneten Bü­cherregale bei Laune, das will ich überhaupt nicht abstreiten. Das vorhin er­wähnte ganz linke Regal im Bibliothekszimmer ist jetzt schon schöner als je zu­vor strukturiert, reicht aber gerade mal bis Charles Baudelaire (so der aktuelle Stand. Da ich momentan nur die Bücher bis Ende 2016 zusammenstelle, wird das Jahr 2017 vorläufig noch einen „alten b)-Bestand“ ergeben und erst irgend­wann im Sommer oder Herbst 2018 eingegliedert werden).

Also, ich bin gerade bei den Be-Büchern, da ist noch viel Arbeit voraus… aber ihr seht an dem, was ich eben schilderte, woran ich gerade laboriere. Und glaubt mir: mit einer wohlsortierten Bibliothek arbeitet es sich sehr viel besser und effizienter als bislang. Es gibt also viele gute Gründe, das gegenwärtige Chaos durchzustehen. Drückt mir die Daumen… kann ich gebrauchen.

In der nächsten Woche werden wir wieder bodenständiger, dann erzähle ich euch, was ich so im Januar 2018 alles kreativ geschafft habe.

Macht es gut und bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

Rezensions-Blog 160: Harry Potter und der Halbblutprinz (6)

Posted April 18th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

nun, im Jahre 2006, als ich die unten stehende Rezension verfasste, befand ich mich in ganz derselben Lage wie alle anderen Harry Potter-Leser weltweit auch, nämlich gewissermaßen in vorderster Front, mit den Hufen scharrend und nach der Fortsetzung hungernd. Allerdings, das wird aus der Rezension ebenfalls deutlich werden, fand ich es vermutlich nicht ganz so drängend wie viele ande­re Leserinnen und Leser.

Der Grund dafür lag auf der Hand: Meine HP-Leidenschaft war schon deutlich abgeflaut seit Lektüre von Band 4, und die diesmalige Lektüre – und weitere Verzögerung der Direktkonfrontation zwischen Harry und Voldemort einerseits und den Todessern und der Menschheit andererseits – zeigte mir einmal mehr, dass nachlassende Leidenschaft genau die richtige Methode war, um mit der Verzögerung klarzukommen, mit der der siebte Band sich nun erst langsam an­kündigte.

Ich weiß, das lässt sich heutzutage, wo alle Bände vorliegen, vielleicht nur schwer nachvollziehen, aber damals war das nun mal so. Überdies gab es ja mehr als reichlich andere Lektüre für mich in meinen Bücherregalen. Gleich­wohl fühlte ich mich verpflichtet, wo ich doch nun schon fünf Bücher der Serie rezensiert hatte, dies auch mit dem sechsten Band zu tun.

Nun, und das hier kam dann dabei herum:

Harry Potter und der Halbblutprinz

(OT: Harry Potter and the Half-Blood Prince)

von Joanne K. Rowling

Carlsen-Verlag, 2005

660 Seiten, TB

Übersetzt von Klaus Fritz

Der Leser, der mit der Harry-Potter-Reihe vertraut ist, hat die leidvolle Erfah­rung gemacht, dass nicht nur die Protagonisten reifen und die Schwierigkeits­grade der Prüfungen kontinuierlich steigen, die die Schüler absolvieren müssen, sondern auch, dass die Zumutungen an die Leserschaft höher werden. Es kann natürlich gar nicht anders sein, wenn man sich die Geschichte genau besieht: im Band 4 kehrt der finstere Lord Voldemort zurück und beginnt damit, seine treu­en Todesser um sich zu scharen, so dass die Leser den ganzen fünften Roman, halb hoffend, halb bangend, darauf lauern, dass nun der Krieg endlich beginnen würde.

Doch er begann nicht. Die Autorin ließ sich Zeit.

Stattdessen mauerte das Zaubereiministerium in einer stumpfsinnigen Vermei­dungshaltung, erklärte Harry Potter als Überbringer der schlechten Nachricht und dann auch den Schulleiter von Hogwarts, Albus Dumbledore, für geltungs­süchtig oder senil… bis schließlich die schrecklichen Ereignisse um die Prophe­zeiung und der Kampf von „Dumbledores Armee“ sogar im Innern des Ministe­riums gegen die flüchtigen Todesser und den Dunklen Lord selbst dazu führten, selbst die hartnäckigsten Zweifler zu überzeugen.

Zu spät.

Das half Harry Potters Paten, Sirius Black, nicht mehr. Er fand im Kampf den Tod, ermordet von der Todesserin Bellatrix Lestrange, und erst postum wurde er re­habilitiert. Was Harrys Erbitterung natürlich nicht lindern konnte. Nun jedoch wussten alle, was die Stunde geschlagen hatte: die Dementoren des Zauberei­gefängnisses von Askaban hatten inzwischen ebenfalls die Seiten gewechselt, Chaos und Hysterie begannen sowohl in der Muggelwelt als auch in der Welt der Zauberer zu grassieren, Hogwarts bereitete sich auf die Verteidigung vor.

Unter diesen düsteren Vorzeichen beginnt der sechste Band um die Abenteuer des Zauberjungen Harry Potter.

Wieder einmal ist der inzwischen sechzehnjährige Waise daheim bei seinen Pflegeeltern, den Dursleys im Ligusterweg, einer typischen Muggelfamilie. Und diesmal – im Gegensatz zum vergangenen Buch – erhält Harry über die magi­sche Zeitung, den Tagespropheten, reichlich Informationen aus der magischen Welt: über verschwundene Zauberer, magische Attacken. Dementoren, die Nachwuchs ausbrüten und damit die Witterung durcheinanderbringen sowie allgemein eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit und Verstörung erzeugen. Das Zaubereiministerium nimmt Personen fest, die unter dem Verdacht stehen, Todesser zu sein…

Der Krieg hat begonnen, unwiderruflich.

Was Harry indes NICHT weiß, ist, wie weit sich das schon ausdehnt: selbst der „Muggel“-Premierminister in Downing Street 10 bekommt überraschend Be­such von seinem „Kollegen“, dem Zaubereiminister Cornelius Fudge. Es ist nur sein Abschiedsbesuch, er soll seinen Nachfolger Rufus Scrimgeour vorstellen und darüber aufklären, dass die Katastrophen in der Menschenwelt im Wesent­lichen durch einen magischen Krieg in IHRER Welt verursacht werden.

Und Severus Snape, seines Zeichens Zaubertranklehrer an der Hogwarts-Schule für Zauberei und Intimfeind von Harry Potter, erhält Besuch von zwei Todesser-Frauen, darunter die Mutter von Draco Malfoy.

Das ist keineswegs alles, was geschieht – unvermittelt taucht Albus Dumbledore bei Harrys Pflegeeltern auf und holt ihn ab. Dabei registriert der Junge bestürzt, dass Dumbledores rechte Hand schwarz ist und wie verbrannt aussieht, wie tot. Der Schulleiter löst dieses Rätsel erst recht spät. Das sei jetzt noch nicht wichtig.

Harry soll einen neuen Lehrer anwerben helfen, was schließlich auch gelingt – nämlich den etwas schrulligen Horace Slughorn. Danach liefert Dumbledore den jungen Zauberer bei der Familie Weasley ab, wo Harry immer Weihnachten verbringt. Was diesmal äußerst abenteuerlich wird – denn hier stolpert er un­vermittelt über Fleur Delacour, die Kandidatin der Zaubererschule Beauxbaton für das Trimagische Turnier.1 Sie, die von der jungen Ginny Weasley schlicht ab­wertend „Schleim“ genannt wird, und Bill Weasley wollen heiraten. Außerdem trifft Harry auf Angehörige des Ordens des Phönix, insbesondere Nymphadora Tonks, die sich seltsam verändert haben.

Ein Besuch in der Winkelgasse führt sie zu dem neuen Laden von Fred und George Weasley, zu den „Zauberhaften Zauberscherzen“, und Harry entdeckt, dass sein Intimfeind Draco Malfoy vom Haus Slytherin ganz offenkundig einen hasserfüllten Plan ausbrütet. Was natürlich kein Wunder ist – hat doch Harry seinen Vater, einen bekennenden Todesser Lord Voldemorts, im vergangenen Roman nach Askaban verbracht.

Hogwarts wartet, nachdem schon die Ankunft zum schmerzhaften Drama gerät, mit schrecklichen Überraschungen auf. So entpuppt sich Horace Slughorn ent­gegen aller Erwartung NICHT als der neue Lehrer für die „Verteidigung gegen die dunklen Künste“, sondern er übernimmt das Fach der Zaubertränke. Und DESSEN Lehrer wird nun, wie er es schon viele Jahre wollte, Lehrer für die Ver­teidigung gegen die dunklen Künste – niemand Geringeres als Severus Snape! Snape, der einstige Todesser und Parteigänger Lord Voldemorts, der Harrys Va­ter James in seiner Jugend inbrünstig hasste…

Als Harry dann auch noch durch einen Zufall im Zaubertrankunterricht ein ge­brauchtes Buch erhält, das einem ominösen „Halbblutprinzen“ gehört hat und voll ist mit Randanmerkungen, Perfektionierungen von Zaubertränken und furchtbaren Flüchen, da steckt er bald mitten in den schönsten Schwierigkeiten. Zwar steigt er dank dieser unerwarteten magischen Hilfe bei Professor Slughorn zum Klassenprimus auf, verscherzt es sich aber gründlich mit seiner guten Klas­senkameradin Hermine Granger, die die Anwendung von solchen Randanmer­kungen als Schummelei und unlauteren Wettbewerb betrachtet. Auch hält sie den „Halbblutprinzen“ sowieso für eine finstere, gefährliche Gestalt. Leider be­hält sie damit sehr Recht.

Außerdem ist Harry Potter dieses Jahr Kapitän der Quidditch-Mannschaft des Hogwarts-Hauses von Gryffindor und erhält, sehr zu seiner Überraschung, Pri­vatstunden von Dumbledore, in denen er sehr viel über die Vergangenheit Tom Riddles, des späteren Lord Voldemort erfährt. Aber von dem wichtigsten Punkt, den Horkruxen, erfährt er eigentlich erst zu spät. Und die Gefahr droht aus ei­ner völlig anderen Richtung als erwartet…

Der sechste HP-Roman, um gut ein Drittel kürzer als der Vorgänger, macht, bei allem Respekt vor der Schreibleistung der Autorin, den Eindruck, als sei relativ kurzfristig die Storyline geändert worden, als die zweite Hälfte angebrochen worden war. Wieder enthält das Buch die übliche Mischung aus Schulalltag an einer magischen Schule, unterlegt mit zahlreichen kurzweiligen Zaubereien, so­wie den weiterführenden Handlungssträngen um Lord Voldemort und seine Verschwörung, die Hintergründe für den Krieg bleiben aber meist diffus.

Voldemort selbst kommt im Buch nicht vor, was m. E. schon bezeichnend ist (nun gut, als Tom Riddle in den Erinnerungsblenden natürlich reichlich, aber der gegenwärtige Voldemort halt nicht). Es scheint, als sparte ihn sich die Autorin für den kommenden Roman auf. Von den Aktivitäten der Todesser erfährt man meist nur über die Zeitungsmeldungen, was mir etwas wenig war.

Auf durchaus süße Weise werden außerdem die Teenager-typischen Liebes-Konfusionen fortgesetzt, die im letzten Band begonnen haben und den Schüle­rinnen und Schülern Ratlosigkeit, süße Raserei oder Tränenkaskaden bescheren. Man merkt, die Hormone spielen hier komplett verrückt, mit allem, was dazu­gehört. Leider wird Harrys Schwarm Cho Chang aus dem letzten Buch so gar nicht mehr verfolgt, was ich schade fand. Dafür sollte man wirklich mehr Auf­merksamkeit auf die Entwicklung von Ginny Weasley aus der zweiten Reihe le­gen, die ist wirklich gelungen, wobei ich nicht nur ihre Quidditch-Karriere mei­ne. Und natürlich muss man auch auf Ron achten, ihren älteren Bruder.

Manche Handlungsstränge geraten hier leider wieder völlig ins Hintertreffen und bestätigen die Einschätzung, dass das Buch – wie halt alle guten Bücher, gell? – um einige hundert Seiten zu kurz ist: Hagrid etwa hätte durchaus mehr Platz verdient, der Orden des Phönix und seine Angehörigen verschwinden fast vollständig, die anderen Hogwarts-Häuser bleiben ebenso blass wie in Band 5, der Eindruck, dass die Schule allmählich reine Kulisse wird, drängt sich beunru­higend auf.

Gewiss, das Ende ist dramatisch, es ist, würde ich sagen, für die meisten Leser fast traumatisierend, und insbesondere die Entscheidungen, die Harry trifft, las­sen den Betrachter zwischen Verständnis und Kopfschütteln schwanken. Aber bekanntlich sind wir nicht Harry Potter. Jetzt jedenfalls ist das Spiel vollkommen offen, die Jagd auf Lord Voldemort und seine Diener ist eröffnet. Die finale Aus­einandersetzung steht an, und der Band 7 wird höchstwahrscheinlich den Showdown zeigen. Mutmaßlich ist das allerdings frühestens 2008, da Rowling nach eigener Aussage – Homepage – noch nicht mal mit dem Schreiben von Band 7 begonnen hat. Nun, da sie inzwischen Milliardärin ist und die Bücher sich auch weiterhin gut verkaufen, können sich die Leser vermutlich glücklich schätzen, dass sie mit dem Schreiben überhaupt weitermacht, nicht wahr?

Und dennoch: natürlich werden wir uns den siebten Band auch kaufen. Wir wollen doch wissen, wie es weitergeht…

© 2006 by Uwe Lammers

Soweit meine Potter-Wasserstandsmeldung aus dem Sommer 2006. In der kommenden Woche konfrontiere ich euch mit einem faszinierenden Experi­ment, das wirklich höchst kurios ist. Ich nenne kurz die Eckdaten: Das Buch selbst erschien 1958 in Amerika, von 1974 stammt die Ausgabe, die ich besitze, und 2016 habe ich es rezensiert. Gleichwohl ist es Science Fiction und spielt anno 1999…

Wovon rede ich? Schaut es euch in der kommenden Woche an. Nur soviel zur Vorfreude: Es ist ein echter Klassiker der Science Fiction-Literatur!

Bis dann, Freunde.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Joanne K. Rowling: „Harry Potter und der Feuerkelch“, 2001.

Liebe Freunde des OSM,

vor zehn Wochen verließ ich euch in dieser Rubrik, als wir den Übergang des Jahres 2010 zu 2011 erreicht hatten. Heute fahre ich am besten gleich damit fort.

Zwar sollte ich in dem ersten Monat des neuen Jahres lediglich neun Werke fer­tig schreiben, aber es das Jahr begann wirklich absolut phantastisch – nämlich, indem ich eine frische OSM-Ebene schuf. Und zwar begann ich mit dem KON­FLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO) bereits am 3. Januar, und die Gedanken in dieser Ebene sprudelten so eifrig, dass ich bis Ende des Monats schon Gedankenskizzen bis inklusive Band 5 gesponnen hatte.

Während ich unter weitgehend freier Zeiteinteilung ein Aktenerschließungspro­jekt für die Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel (Ostfalia) realisierte, das mich noch bis Ende März gut beschäftigen sollte, blühten also nun neue Welten in meinem Verstand auf, altbekannte Völker trieben ihr Unwesen, um es mal ironisch zu formulieren. Und sehr viel plastischer als noch vor rund 20 Jah­ren, als ich mich in einer frühen Fassung dieses 9. Lebens Oki Stanwers abge­müht hatte, drang ich in die Seelen der Bewohner dieses Universums vor, dass es wirklich eine Wonne war.

Lebendige Charaktere, witzige Dialoge, aberwitzige Situationen, dramatische Handlung und so vertraute Völker, mit denen ich jählings auf Tuchfühlung ging: da waren die humanoiden Kleinis der Zentralwelt. Da gab es die sehr stolzen, sehr eigenen Echsenkrieger verschiedenster Alli-Nationen. Und eine Spezies sehr schrulliger Wesen, die nur aus grünschuppigen Tentakeln zu bestehen schienen und sich selbst „Schlangenarme“ nannten. Eingefleischte Traditionalis­ten bezeichneten ihr Volk allerdings so wie einstmals: als Tassaier.

Ach ja, und das sagt euch natürlich einiges. Wer immer geglaubt hat, die Tassai­er seien seit den Tagen des 2. Universums, das ihr derzeit im E-Book in der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) kennen lernen könnt, ausgestorben, der muss noch eine Menge über den Oki Stanwer Mythos lernen. Also, kurz ge­sagt: es war eine wahre Wonne, in dieser Welt aktiv zu werden und zu schauen, wie sich Oki Stanwer dort schlägt. Dazu sage ich sicher an gegebener Stelle noch mehr.

Woran arbeitete ich im Rahmen der „Annalen“ sonst noch so?

Nun, ich schrieb weiter an „Eine scharf geschliffene Waffe“ und erschuf einen neuen, bemerkenswerten Hintergrundartikel zum OSM mit dem prägnanten Ti­tel „Die Matrixfehler oder Der Alptraum der Baumeister“. Und leider muss ich eurer sehr verständlichen Neugierde hier sofort einen energischen Riegel vor­schieben – den Text gibt es so bald noch nicht zu lesen.

Weshalb nicht?

Nun, das ist kein böser Wille meinerseits. Es ist nur so… ich rekurriere hier auf unglaublich viele Werke, Personen und Völker, die ihr allesamt noch nicht kennt, ich spanne Argumentationsbögen über einen Abgrund von mehr als hundert Milliarden Handlungsjahren… vertraut meinem Urteil, Freunde, wenn ich versichere, dass dieser Text euer OSM-Textverständnis zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch weit übersteigt und weitaus mehr Fragen auslöste, als verständ­lich zu sein.

Gegen Ende des Monats feilte ich an weiteren OSM-Fragmenten, nämlich die­sen hier: „Ein Alptraum namens Koloron“, „Der Ewigkeitssender“, „Im Parallel­raum“ und „Die schamlose Frau“ (letztere hier noch naiv als „Story“ begriffen… heute sind wir da alle schlauer).

Der Monat Februar erbrachte 12 vollendete Werke. Während ich hier die wirk­lich lange Archipel-Novelle „Begegnung mit dem Schicksal“ abschloss (immer­hin 102 Textseiten), kümmerte ich mich um diverse Glossare, arbeitete intensiv an KONFLIKT 9 weiter (und kam von den Vorskizzen bereits bis Band 8, und das schon im zweiten Monat der Schreibarbeit! Der Magellan-Zyklus, der erste die­ser Serie, riss mich definitiv regelrecht weg, auf tolle Weise) und wandte mich außerdem wieder dem KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM) zu. Das lag zweifelsohne an meiner intensiven Beschäftigung mit dem Roman „Eine scharf geschliffene Waffe“.

Außerdem gab es die noch in Arbeit befindliche Story „In der Hölle“, auch küm­merte ich mich ein wenig um den zweiten Teil des Roman-Subzyklus „Die Toten­köpfe 2: Durch die Ruinenwelten“. Aktuell wird ja der erste Roman dieses zeit­lich sehr weit gestreckten, in sich aber jeweils abgeschlossenen Subzyklus im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) sukzessive abgedruckt.

Anfang März 2011 beging ich dann in meiner begeisterten Eifrigkeit einen neu­en Fehler… indem ich eine weitere Baustelle eröffnete.

Oh nein, mögt ihr stöhnen, hatte ich davon denn nicht schon längst genug am Hals? Ja, durchaus, da stimme ich sofort zu. Dummerweise war und ist mir na­türlich auf der anderen Seite ebenfalls klar, dass es manche Baustellen daheim gibt, die dringend meiner Aufmerksamkeit bedürfen und die längst schon in ein digitales Format hätten übertragen werden sollen. Das hier war so etwas:

KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (1984-1989), ins­gesamt 114 Episoden umfassend, wartete seit über 20 Jahren darauf, abge­schrieben und digitalisiert zu werden. Da die Anfangsepisoden alle sehr kurz waren, ging mir die Arbeit begreiflicherweise schnell von der Hand. Im Nu wa­ren die ersten fünf Episoden abgeschrieben, und ich dachte mir: geht doch phantastisch fix… nun, dass die Episoden zum Schluss hin mehr als fünfzehn Schreibmaschinenseiten haben würden, war mir zu diesem Zeitpunkt entfallen. In dem Moment, wo ich diese Zeilen hier schreibe, habe ich in der Abschrift zwar schon Band 100 der Serie erreicht, aber wohl verstanden: das alles fing im März 2011 an und hält mich darum schon fast sieben Jahre in Atem.

Manche Projekte im OSM brauchen wirklich viel Zeit.

Und es blieb ja auch nicht bei den kommentierten Abschriften. Während ich bei KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ (DadA) allmählich aufs Ende zusteuerte und schon im Finalzyklus war – zweifellos ein Grund, warum ich meinte, mit ei­ner neuen Serienabschrift beginnen zu können – , werkelte ich natürlich auch an anderen OSM-Baustellen herum und schrieb daran weiter, mitunter nur ein oder zwei Seiten, aber es ging voran, und zwar in diesen Geschichten: „Ani und das Wolkenmädchen“, „In der Hölle“, „Die schamlose Frau“, „Auf Sklavenjagd“, „DER SIEGEL-KONFLIKT“ (dies ist die Romanfassung des KON­FLIKTS 18, und es ist unschwer zu vermuten, dass meine begonnene Abschrift dieser Serie mein Interesse an diesem Fragment neu befeuert hat), ich küm­merte mich zudem um „Die Intervention“.

Wenigstens letztes Werk ist inzwischen fertig… okay, seien wir nicht ganz so harsch. „Die schamlose Frau“ und „In der Hölle“ gibt es ja auch schon als E-Book.

Es ist wesentlich den kommentierten Abschriften zu verdanken, dass ich auf 17 fertig gestellte Werke in diesem Monat zurückblicken kann.

Als der Monat April anbrach, war ich dann wieder ohne Beschäftigung für die nächsten Monate. Aber die Erschöpfung der Aktenerschließung wirkte natür­lich, wie stets, nach, und so erbrachte ich in diesem Monat lediglich 11 fertige Geschichten. Darunter war allerdings am 3. April die Fertigstellung der kom­mentierten Fassung des KONFLIKTS 17, eine Reihe von Rezensionen und kom­mentierten Episoden.

Im Rahmen der „Annalen“ kam ich hier nicht wirklich vom Fleck, was auch dar­an lag, dass ich mich kurzzeitig verstärkt dem Archipel und dem Erotic Empire zuwandte, in denen ich an längeren Romanfragmenten und Kurzgeschichten weiterschrieb.

Der Mai brachte dann endlich die Fertigstellung des Romans „Die schamlose Frau“ plus dazu gehöriges Glossar, wenige Tage später beendete ich auch „In der Hölle“ plus Glossar. Danach versuchte ich mich – begreiflicherweise befeu­ert – an weiteren fragmentarischen „Annalen“-Werken. Ich kümmerte mich um „Quisiins letzter Fall“ und „Der Orgasmus-Symbiont“ (beide im noch nicht digi­tal erfassten KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (DMadN) spielend, eine der weiteren alten Baustellen, die ich oben andeutend erwähnte).

Auch kehrte ich mit wahrer Begeisterung – und dies war „In der Hölle“ zu ver­danken – ins Reich der INSEL in KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) zurück und schrieb hier in ungewöhnlich kurzer Zeit eine ganze Reihe neuer Episoden. Und ich kam mit kommentierten Episoden-Abschriften und Voraus­skizzen in KONFLIKT 18 immerhin schon bis Band 15, während ich sonst eine ganze Reihe von Archipel-Fragmenten wiederbelebte, um die es hier und jetzt aber nicht gehen soll.

Man sieht deutlich: viel zu viele Baustellen, selbst wenn ich auf manchen schon ordentlich vorwärts kam. Aber zwei fertige OSM-Novellen bzw. Romane und ei­nige neue Episoden halfen natürlich nicht, das generelle Problem abzustellen: zu viele verschiedene und parallele Arbeitsstränge nebeneinander. Ich hoffte, das würde ich alsbald abstellen können. Immerhin besaß ich jetzt genau das, was mir bislang grundsätzlich gefehlt hatte: Zeit.

Natürlich, ich befand mich monetär im freien Fall und hatte auch keinen An­spruch auf Arbeitslosengeld I (die Beschäftigung der Ostfalia war lediglich ein Werkvertrag gewesen). Aber ich ahnte ja schon mit Fug und Recht, dass ich im Herbst wieder in Lohn und Brot sein würde, daran arbeitete ich nämlich schon mit konzentrierter Energie… mit Erfolg, wie sich zeigen sollte.

Womit ich allerdings nicht rechnete, war, dass unmittelbar nach Abschluss des Gloria-Romans ein weiterer solcher Brocken auf mich zukommen würde, eben­falls dominiert von einem faszinierenden und kämpferischen Frauenwesen: ei­nem Matrixfehler namens Jaleena.

Davon und von allem, was sich in den folgenden Monaten noch so ereignete, erzähle ich beim nächsten Mal.

Soweit für heute – macht es gut bis nächste Woche.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 159: Killeralgen

Posted April 11th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wieder einmal greife ich in das Romanregal, in dem sich ungelogen wirklich me­terweise die Romane von Clive Cussler und seinen Coautoren aneinanderrei­hen. Bekanntlich wird diese Reihe nach wie vor stetig länger. Während die heu­te erscheinenden Romane doch oft etwas sehr glatt und auf Geschwindigkeit geschrieben daherkommen, ist das mit diesen frühen Werken, für die wesent­lich Paul Kemprecos verantwortlich zeichnet, noch nicht der Fall. Der vorliegen­de Roman ist dafür ein schönes Beispiel – allein meine ausführlichen histori­schen Recherchen, die das Werk auslöste, zeigen, dass das Buch meine Gedan­ken doch sehr inspirierend ankurbelte. Das schon ist meines Erachtens Grund genug, sich den Roman zu Gemüte zu führen.

Freilich ist eine kleine Warnung vorweg angebracht, die ich aber auch in der Re­zension bereits zum Ausdruck gebracht habe: Wer denkt, es gehe hier um eine versunkene Stadt wie die legendäre „Stadt Z“ des Abenteurers Fawcett, und wir würden uns hier in einem tropischen Urwald wieder finden, wenn wir die „Lost City“ aus dem Titel des Romans besuchen, der sollte diesen Gedanken sogleich wieder begraben. Es geht, wie so häufig in NUMA-Romanen, zum tiefen Grund des Meeres. Und in die Alpen. Und es geht um den Ersten Weltkrieg, die alten Minoer und, im deutschen Titel passend, eine Algenpest.

Wie das alles zusammenpasst? Wer hier so grübelt, sollte weiterlesen:

Killeralgen

(OT: Lost City)

Von Clive Cussler & Paul Kemprecos

Blanvalet 36362, 2005

512 Seiten, TB

ISBN 3-442-360362-4

Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak

Französische Alpen, August 1914: Der reiche französische Industrielle Jules Fauchard kämpft um sein Leben – er befindet sich mit einem kleinen Einperso­nen-Flugzeug auf einem Geheimflug in Richtung Schweiz, um das Leben von „Millionen Menschen“ zu retten. Bei sich hat er Geheimdokumente sowie einen äußerst eigenartigen, beinahe antiken Helm. Als er von feindlichen Verfolger­flugzeugen angegriffen wird, setzt er ihn auf, um so sein Leben besser zu sichern, doch vergebens – Fauchards Flugzeug stürzt über den Alpen ab und verschwindet spurlos.

Blende: Neunzig Jahre später wird auf einer kleinen, namenlosen Orkney-Insel eine abstruse Reality-TV-Show gedreht. Jody Michaelson, eine der Teilnehme­rinnen, hat Glück im Unglück, als sie, weil sie der Rolle des „blonden Dumm­chens“ nicht entsprechen möchte, in Big-Brother-Manier aus dem Set gewählt wird. Kurz darauf ereignet sich nämlich ein unbegreiflicher, grässlicher Angriff auf die gesamte Crew, und nur ein Zufall will es, dass Jody den rotäugigen, monsterhaften Angreifern entgeht. Als sie später gefunden wird, glaubt ihr kein Mensch – dummerweise sind alle Teilnehmer der Show spurlos verschwunden.

Blende: Der Biochemiker Angus MacLean macht wohl verdienten Urlaub auf der Peloponnes, wenigstens sieht es auf den ersten Blick so aus. In Wahrheit ist der Schotte jedoch auf der Flucht. Er hat den Rückzugsort nach einem archäolo­gischen Urlaub vor ein paar Jahren gewählt und glaubt sich hier sicher… sicher vor seinem einstigen Arbeitgeber, einem multinationalen Konzern, der ihn als Teil eines größeren, geheimen biochemischen Projektteams beschäftigt hat. Die Arbeiten sind erledigt, das Team ist aufgelöst, doch nun erfährt MacLean von ei­nem Kollegen, dass seine anderen Kollegen nacheinander auf mysteriöse Weise ums Leben kommen, und ihm wird klar: das ist keine Unfallserie, das ist eine Mordserie. Dummerweise kann auch MacLean dem Schicksal nicht entgehen – doch die Killer entführen ihn nur, sie bringen ihn nicht um. Etwas Übleres steht ihm bevor…

Blende: Der Lac du Dormeur ist ein Hochgebirgssee in den französischen Alpen. Hier befindet sich ein Gletscher, der gewissermaßen für wissenschaftliche Zwe­cke unterkellert wurde, und hier treffen durch einen Zufall mehrere wissen­schaftliche und voneinander eigentlich unabhängige Unternehmungen zu­sammen. Während es den Glaziologen um Bernard LeBlanc darum geht, Glet­scherforschung in Zeiten der globalen Klimaerwärmung zu betreiben und von einem „Observatorium“ unterhalb des Gletschers dessen Strömungsverhalten zu beobachten, unterstützt das kleine türkisfarben gestrichene Boot der NUMA auf dem Lac die Archäologin Skye Labelle dabei, ihr eigenes Forschungsvorhaben zu verifizieren, das auf den ersten Blick abenteuerlich klingt.

Skye ist nämlich der Auffassung, dass die Handelsrouten durch Europa sich schon auf die Zeit der minoischen Hochkultur im Mittelmeerraum zurückführen lassen, also auf die Zeit um 2000 vor Christus. Dafür sucht sie entsprechende Belege, und sie meint, in dem Lac könnten sich die Reste einer entsprechenden Handelsstation erhalten haben, gut konserviert im eisigen Wasser des Gebirgs­sees. Der Gedanke ist immerhin interessant genug für Kurt Austin von der NUMA, ein kleines Tauchboot in das Gebirge zu transportieren und ihr als U-Boot-Fahrer zu sekundieren. Dass es dabei auch ein wenig funkt, braucht den Leser, der die Kurt Austin-Abenteuer kennt, nicht zu überraschen.

In der Tat machen sie eine beeindruckende Entdeckung im eisigen Wasser des Lac, aber Skye Labelle wird kurz darauf an Land zu Hilfe gerufen – im Gletscher ist die Leiche eines Mannes entdeckt worden. Der Leser ahnt schon, dass es sich um Jules Fauchard handelt und wird nicht enttäuscht… aber was sich dar­aus dann für ein Drama entwickelt, kommt doch eher ein wenig unerwartet. Kurze Zeit darauf befinden sich nämlich die Glaziologen, zu Besuch gekommene Journalisten und Skye Labelle in aussichtsloser Lage und in Lebensgefahr. Ihr Glück ist, dass Kurt Austin unbedingt darauf besteht, mit Skye die Einladung zum Abendessen in Paris einhalten zu wollen…

Zeitgleich werden Kurt Austins Freunde Paul Trout und Gamay Morgan-Trout von Sam Osbourne, einem Experten für Algenkunde am Marine Biological Laboratory (MBL) in Woods Hole dazu animiert, eine Tauchexpedition zu einem faszinierenden geologischen Phänomen am Grunde des Atlantiks zu begleiten. Dort ist eine neuartige, sich extrem schnell ausbreitende Alge aufgetaucht, der Dr. Osbourne den Namen Caulerpa Gorgonosa gegeben hat, die Gorgonenalge. Sie scheint ihren Ursprung in dem erwähnten Tiefseegebiet zu haben, das man „Lost City“ nennt und das im Jahre 2000 erstmals entdeckt wurde.

Lost City“ ist ein geheimnisvoller Ort, ebenso wie sein Name, der indes über­aus prägnant ist: wie am Mittelatlantischen Rücken, wo es in großer Tiefe hy­drothermale Kamine, die so genannten „schwarzen Raucher“ gibt, existieren in „Lost City“ analoge Kamine, die allerdings teilweise wegen einer Verlagerung der geologischen Aktivität erloschen sind. Manche von ihnen haben die Höhe veritabler Wolkenkratzer, so dass sich den Tauchbooten, die das Areal erstmals erforschten, der Anblick einer versunkenen Metropole bot. Daher lag der Name „Lost City“ irgendwie sehr nahe.

Paul Trout und seine Frau Gamay erhalten tatsächlich die Gelegenheit, mit der „Atlantis“ auf den Atlantik hinausfahrend, hier auf dem Meeresgrund in rund siebentausend Metern Tiefe mit dem berühmten Tauchboot „Alvin“, das schon die TITANIC entdeckte, die „verlorene Stadt“ zu besuchen. Zu ihrer Verblüffung finden sie aber auch gigantische Fahrspuren auf dem Meeresgrund, und wenig später verschwinden sie mitsamt ihrem Tauchboot auf rätselhafte Weise.

In Europa ist es Kurt Austin inzwischen gelungen, Skye Labelle zu retten, aber in ihrem Besitz befindet sich nun der geheimnisvolle Helm Jules Fauchards, und die Fauchard-Familie macht einige – durchweg mörderische – Anstalten, diesen Helm zurückzubekommen. Und kaum ist Kurt Austin mal kurz von Skyes Seite verschwunden, um der „Atlantis“-Expedition zu Hilfe zu kommen, verschwindet die Archäologin auch prompt, zusammen mit dem Helm.

Derweil breitet sich die Killeralge in einem geradezu monströsen Tempo auf dem Atlantik aus, und alle am Projekt beteiligten Wissenschaftler sehen sich ratlos, was schnelle Gegenreaktion angeht. Wenn ihnen nicht sehr schnell et­was sehr Intelligentes einfällt, drohen die Weltmeere sich durch die explosions­artige Vermehrung der Killeralge in einen einzigen gigantischen Algensumpf zu verwandeln, der alles sonstige Leben darin erstickt.

Niemand ahnt, dass das alles nicht nur ein biologischer Zufall ist, sondern ein überaus perfider Plan, der ausgerechnet mit einer abgelegenen Orkney-Insel, monströsen biologischen Experimenten und dem Traum der Unsterblichkeit zu­sammenhängt – und das würde auch beinahe alles zu einer grässlichen neuen Weltordnung führen, wenn da nicht ein paar wagemutige Männer und Frauen um Kurt Austin wären…

Wieder einmal legt das Autorengespann Clive Cussler und Paul Kemprecos einen interessanten, rasanten Action-Abenteuerroman vor, in dem sich moder­ne Thrillerelemente mit charmanten Allüre a la James Bond und historischen Rätseln vermischen. Cussler fährt mit derlei Mischung bekanntermaßen seit Jahrzehnten bestens und schafft es immer wieder in die Top Ten der Bestsellercharts. Auch die Tatsache, dass der mir vorliegende Roman bereits in vierter Auflage vorliegt, zeigt deutlich, dass das Rezept nach wie vor gültig ist und wirkungsvoll dazu. Von dem Entschluss, den Roman zu lesen, bis zum Ende der Lektüre vergingen bei mir gerade mal drei Tage, und deutlicher kann man nun wirklich nicht zeigen, wie lesenswert das Werk ist. Wer solche Romane schätzt, wird hiervon gewiss nicht enttäuscht werden.1

Gleichwohl gibt es gerade in meiner Person natürlich den „krittelnden“ Histori­ker, der stets geneigt ist, einige klar eruierbare Fakten nachzuprüfen. An einigen Stellen kann man dann auch deutlich erkennen, dass Kemprecos & Cussler sehr… nun… großzügig mit der Vergangenheit umgegangen sind, um sie in ihr Konzept zu pressen, das diesmal der gesellschaftsrelevanten Themen durchaus ermangelt und sich insofern von bisherigen Kemprecos-Romanen deutlich (aber nicht unbedingt negativ) abhebt.

Fangen wir mit Jules Fauchard an. Er bricht mit seinem Flug „im August 1914“ auf, und ein wesentliches Ziel seiner Mission, das kommt bald zu Tage, besteht darin, den Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu verhindern.2 Zu dumm nur, dass der Erste Weltkrieg am 1. August 1914 ausbrach, und damit eben nicht, wie im Roman erwähnt, „ein paar Tage nach Fauchards Flug“. Der 1. August lässt kei­nen Spielraum. Der Übersetzer (oder das Verlagslektorat) hätte darum gut ge­tan, den Flug Jules Fauchards einfach in den Juli zu verlegen.

Bleiben wir bei Jules Fauchard. Sein Flugzeug, eine nur etwas mehr als sieben Meter lange Morane-Saulnier – mit hoher Wahrscheinlichkeit wirklich ein histo­rischer Flugzeugtyp, ich bin kein Flugzeug-Historiker, um das nachprüfen zu kön­nen, aber Cussler kennt sich fraglos mit historischen Gefährten hinreichend auf, so dass wir ihm hier Glauben schenken können, vielleicht auch hinsichtlich des unrealistisch hoch scheinenden Flugtempos – ist mit einem Maschinengewehr ausgerüstet, das überdies die Fähigkeit besitzt, durch den Propellerkranz zu feuern.

Wer das heute für völlig normal hält, hat von der Entwicklung der Flugzeugwaf­fen im 20. Jahrhundert keine Ahnung. Ich wusste, weil ich mich schon seit lan­gem für den Ersten Weltkrieg interessiere, seit geraumer Zeit von dem Problem der Propeller-Synchronisation, und ich dachte mir sofort, als ich die Szene las: das ist doch erst viel später geglückt! Nach Beendigung des Romans schlug ich also in meinen Fachbüchern nach und las dort, dass meine Erinnerung mich nicht getrogen hatte: „Nachdem durch den in deutschen Diensten stehenden holländischen Ingenieur Anthony Fokker das technische Problem des Schießens in Flugrichtung mit entlang der Flugachse montierten Maschinengewehren durch den Propellerkreis gelöst worden war, konnten die deutschen Luftstreit­kräfte ab August 1915 (!) mit speziell für den Luftkampf entwickelten Jagdein­sitzern für acht Monate die Luftüberlegenheit an der Westfront erzielen.“3

Damit wird klar, dass es sich hier im Roman um eine der Handlungsdramaturgie geschuldete Variation der realen Geschichte handelt, die etwa folgendermaßen interpretiert werden könnte: Der Waffenhändler-Konzern der Familie Fauchard ist waffentechnisch den Mächten, die er in den Krieg schickt (!), schon weit überlegen und besitzt die Technologie, die für die Deutschen Monate später so wichtig werden wird, schon vor Kriegsausbruch. Wenn man sich allerdings die obige Information aus der Realität anschaut, hält die Romanbehauptung der Realität nicht stand. Man überlege sich: wenn die Fauchards (lies: die Franzo­sen) dergestalt überlegene Technik schon besessen hätten, wie hätten die Deut­schen dann acht Monate lang die Luftüberlegenheit erkämpfen können? Die Franzosen hätten mühelos nachziehen können. Aber Cussler und Kemprecos könnten natürlich argumentieren: ohne diese Technik wäre doch der schöne Luftkampf am Anfang des Romans nicht möglich gewesen. Stimmt. Und genau deshalb wird dieses Faktum auch notwendig entlarvend sein.

Dann möchte ich noch kurz auf die „lange“ Handlungslinie des Romans hinwei­sen, die ein bisschen gezwungen wirkt: Dass es antike Handelsrouten zwischen den Mittelmeerländern und etwa der Nordsee, England und Schottland gab, ist historisch nachgewiesen, dazu bedurfte es nicht des namenlosen Toten auf dem Ötztaler Joch. Es gibt zahlreiche Metall- und sonstige Funde, die durch Isotopenanalyse eindeutig zeigen, dass sie aus dem nordeuropäischen Raum stammen, es hat auch unbestreitbar kulturellen Transfer gegeben, etwa zur Zeit der Megalithbauer mehrere tausend Jahre vor Christus. Infolgedessen ist es absolut nahe liegend, anzunehmen, dass solche Handelsrouten Stützpunkte besessen haben, die bis heute vielleicht nur noch nicht aufgefunden wurden.

Wenn man sich zudem die Pfahlbausiedlungen am Bodensee oder in Schweizer Gewässern ansieht, ist elementar, dass diese Region zur fraglichen Zeit wohl als gut besiedelt betrachtet werden kann. Es gab gut etablierte Dorfgemeinschaf­ten und weit gespannte, überregionale Handelsnetze. Ob diese aber, wie im Ro­man suggeriert, von der minoischen Kultur ausgingen, kann durchaus bezwei­felt werden. Kontakte in den minoischen Raum, d. h. nach Kreta, bestanden al­lerdings ziemlich sicher, das kann man aus Quellen des Mittelmeerraumes, na­mentlich aus Ägypten und Kleinasien, deutlich erkennen.

Ein wenig gezwungen wirkt dann, dass sowohl die Expedition in den Lac du Dor­meur eine solche Verbindung nachweist als auch die Familiengeschichte der Fauchards in diese Richtung weist. Racine Fauchard, die Regentin des Fauchard-Clans (der übrigens verblüffend klein für einen Clan ist, das ist m. E. ein definiti­ver Nachteil des Romans, der Clan wirkt unglaubwürdig, und die Verbindung mit Edgar Allan Poe (!) ist dann sowohl bizarr wie amüsant, und dies bis zum Schluss… nein, das Geheimnis soll nicht vorweggenommen werden, das wäre nicht klug), führt ihre Familienlinie nämlich dann ausgerechnet auf die alten Mi­noer zurück, die – dem Roman zufolge – durch die Explosion des Vulkans der In­sel Santorin untergegangen sein sollen.

Letzteres ist leider dann wieder das Referieren veralteten Wissens. Die These, dass der Ausbruch des Vulkans auf der Insel Santorin/Thera im Bereich der Ky­kladen die minoische Kultur insbesondere auf Kreta zum Zusammenbruch brachte, ist indes nicht mehr aktuell. Heute gehen Forscher davon aus, dass etwa Tsunami-Wellen, die der Ausbruch zweifellos auslöste, von der Insel Dia vor der Nordostküste Kretas abgelenkt wurden, Aschenregen habe Kreta weit­gehend verschont.4 So reizvoll und offenkundig nahe liegend also die Vermu­tung auch sein dürfte, die Paläste von Knossos usw. auf Kreta seien durch den Ausbruch des Vulkans von Santorin um 1500 vor Christus zerstört worden, so unzutreffend ist das doch mit hoher Wahrscheinlichkeit.

Was zweifelsohne näher an die Wirklichkeit herankommt, ist eine langfristige klimatische Störung, die die Eruption auslöste, was wirtschaftliche Probleme der Region verschärfte und den mykenischen Invasoren, die schon das griechi­sche Festland eroberten, eine Möglichkeit bot, nach Kreta überzusetzen und ih­ren Eroberungszug hier fortzusetzen. Dies ist die wesentlich plausiblere Begrün­dung für den Niedergang des minoischen Reiches. Aber solche Langzeit-Begrün­dungen sind natürlich für Abenteuer-Autoren, die namentlich für den amerika­nischen Markt schreiben, zu komplex und zu „unspannend“, als dass sie als plakative Erklärung herangezogen werden könnten. Cussler & Co. erweisen sich hier manchmal als Anhänger ausgesprochener Kurzschluss-Gedanken.

Gleichwohl, dies alles sind natürlich kritische Anmerkungen, die jemand macht, der die Geschichte an sich zu seinem Arbeitsfeld gemacht hat, und die meisten Leser des Romans werden von derlei Gedanken eher nicht tangiert werden. Für sie gilt: das Buch ist spannendes Lesefutter, sehr unterhaltsam und an vielen Stellen zudem ausgesprochen witzig. Ich sage dazu nur: auf ins Vergnügen!

© 2012 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche wird es dann wieder magisch, wenn ich mich an die­ser Stelle um den sechsten Teil der Harry Potter-Serie kümmere. Aber langwei­lig wird’s dabei gewiss nicht, wie ihr euch vorstellen könnt.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Man sollte sich natürlich sowohl vom deutschen wie vom amerikanischen Titel nicht irreführen lassen. So­wohl „Lost City“ irritierte mich als Leser ein wenig, weil das nur einen recht kleinen Teil der Handlung aus­macht, die „Killeralgen“, die dann der Verlag als Titel wählte, entsprechen noch weniger dem hauptsächli­chen Romaninhalt, und das Titelfoto ist ohnehin ganz irreführend, wie so oft.

2 Dass er dabei an „Millionen Tote“ denkt, ist übrigens absurd. Kriege waren damals nicht so dimensioniert, dass man in solchen Größenordnungen dachte. Die „Vorlagen“ für künftige europäische Kriege waren der deutsch-französische Krieg von 1870/71 oder die Balkan-Kriege aus den ersten 14 Jahren des 20. Jahr­hunderts, eventuell auch noch der Amerikanische Bürgerkrieg und der Krim-Krieg aus den 1850er-Jahren. In keinem dieser Konflikte wurde die Millionengrenze an Verlusten auch nur näherungsweise erreicht. Und so­wohl die deutsche wie die französische Seite rechneten anfangs nicht mit einem Krieg, der wesentlich länger als 4 Wochen dauern würde, womit sie klar 1870/71 als „Blaupause“ benutzten. Wenn die Autoren (oder der Übersetzer) an den „Millionen Toten“ festhielten, argumentierten sie damit klar aus der Gegenwart her­aus vor der Hintergrundfolie des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Das geht so natürlich seriös nicht.

3 Vgl. dazu Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz (Hg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2003, Artikel „Luftkrieg“ von Wolfgang Schmidt, S. 689.

4 Vgl. dazu Walter L. Friedrich: „Feuer im Meer. Der Santorin-Vulkan, seine Naturgeschichte und die Atlantis-Legende“, München 2004.

Liebe Freunde des OSM,

manchmal fallen die Ideen geradewegs aus heiterem Himmel… wie eben gera­de. Dies ist also ein Blogartikel, der so ad hoc entsteht, dass ich ihn noch nicht mal in meinen handschriftlichen Listen verzeichnet habe – ihr müsst dazu wissen, dass ich grundsätzlich für meine Blogartikelplanung eine handschriftli­che Liste führe, die 11 Positionen je Seite erlaubt. Darin halte ich die Nummer, den Titel des Beitrags, das Schreib- und Publikationsdatum fest. Aktuell (wir schreiben den 26. Oktober 2017, auch wenn dieser Beitrag erst am 8. April 2018 erscheinen wird) reicht der Planungshorizont exakt bis Beitrag 265, damit endet meine letzte Planungsseite.

Und nun flammte in mir diese Überschrift in mir auf, und da alle vorherigen Blogartikelfelder schon fertig verplant sind, muss das halt Nr. 266 sein. Wow, dachte ich mir da eben, als ich lachend den Titel handschriftlich notierte – ich schrieb zu der Zeit noch an Blogartikel 254 – , soweit vorausgeplant habe ich mit den Blogartikeln wirklich noch nie, jedenfalls meiner Erinnerung zufolge. Wieder mal eine Premiere, Ausfluss meiner aktuell schön lodernden kreativen Aktivität, die nach zwei Monaten Krankheit einiges nachzuholen hat.

Ihr wisst, um gleich zum Thema zu kommen, dass das mit dem Tod im OSM so eine Sache ist. Ihr erinnert euch an „In der Hölle“, wo der Techno-Feinme­chaniker Hanamanjin auf TOTAM umkommt, aber dafür ewiges Leben in eigen­artiger Form gewinnt. Ihr erinnert euch, wenn ihr BWA-Leser seid, an die un­glücklichen Existenzen von Totenköpfen, und ihr wisst auch von dem „Wander­arbeiter“ Shush im Roman „Mein Freund, der Totenkopf“.

Außerdem aber, und das nähert sich dem, worum es heute gehen wird, deutlich stärker an, an die Yantihni-Soldatin Jaleena, die unvermittelt aus einer tödlichen Situation in eine vollkommen traumatisierende neue Umgebung geschleudert wird und beim besten Willen nicht begreift, warum sie noch am Leben ist (vgl. dazu den Annalen-Band „Jaleenas zweites Leben“).

Ja, wir sind bei Matrixfehlern angelangt, ganz richtig.

Wesen oder Dingen, „die es nicht mehr geben dürfte“, um einen gründlich trau­matisierten Matrixfehler namens Graaleed zu zitieren, den ihr beizeiten noch sehr viel besser kennen lernen werdet… und glaubt mir, das ist gar nicht mehr so fern, das Cover für dieses E-Book liegt sogar schon vor. Aber um ihn geht es heute (noch) nicht.

Bis dieser Blogartikel erscheint, sind eine Reihe von Protagonisten der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) im Xoor’con-System umgekommen. Das ist leider unvermeidlich und zeugt deutlich davon, wie gefährlich und töd­lich das Terrorimperium der Troohns ist und wie rücksichtslos es über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen.

Als ich den Band 29 der TI-Serie schrieb und diese Protagonisten umbringen musste, tat es mir in der Seele weh, und ich dachte wehmütig: Verdammt, gera­de habe ich mich an die Leute gewöhnt und genauer beschrieben, als ich es weiland im Jahre 2004 in der Episodenserie getan habe… und schon sind sie wieder weg. Verweilt doch noch eine Weile, hätte ich am liebsten gerufen. Aber es ging nicht…

Moment.

Es ging nicht?

Verdammt, wir sind im OSM! Natürlich geht das!“, begriff ich wirklich gerade­wegs einen Moment später. Und dann machte ich einen gedanklichen Sprung über 10 Milliarden Handlungsjahre… und erweckte zwei der Toten zu neuem Leben. Wie ich das machte? Nun, das lest ihr am besten mal kurzerhand selbst nach (Vorsicht, das ist die Rohtextversion, sie enthält außerdem informelle Ma­trixfehler, die in Widerspruch zu TI 29 „Die Nomaden von Twennar“ stehen. Das ist Absicht):

Planet Gwai’insh, 3. Neerek 440 yantihnischer Zeitrechnung

Es war die Hölle.

Es war die Hölle, und sie beide waren darin verloren, dem Tode geweiht.

Die Umgebung, in der sich die beiden Forscher des yantihnischen Expeditionsschiffes RHONSHAAR aufhielten, hatte von Anfang an aus begreiflichen Gründen keinen anheimelnden Eindruck hinterlas­sen können. Sie waren mit dem Beiboot RHON-1 auf der heute sturmumtosten einstigen Hauptwelt des tassaiischen Imperiums gelandet, Gwai’insh, die von den so genannten „Planetenplünderern“ in eine einzige, lebensfeindliche Schuttwüste verwandelt worden war, in der fast buchstäblich kein Stein mehr auf dem anderen stand. Der Anblick allumfassender, vollständiger Verwüstung brachte jeden klaren Gedanken zum Absterben, wenn man nur einen Moment zur Reflexion innehielt.

Man konnte irre werden an dieser Welt.

In den Ruinen einer großen tassaiischen Metropole hatten der kleinwüchsige, kompakte Technik­wissenschaftler Rhangoor und seine Teampartnerin, die quirlige, geschmeidige Biologin Ilaarin, die ihm gelegentlich durch ihren Eifer und ihr Temperament ziemlich auf die Nerven ging, nach In­formationen gesucht. Und hier waren sie beide wie auch die beiden Pilotinnen Chivaani und Anidaa an Bord der RHON-1 sowie die Angehörigen der beiden anderen Wissenschaftlerduos, von einem energetischen Schockimpuls überrumpelt worden, der ihre Anzüge kurzzeitig völlig ausfallen ließ.

Als die Anzüge wieder ihre Notfunktionen reaktivierten und die Beleuchtung und die Belüftungs­systeme hochfuhren, da starrte Ilaarin Rhangoor aus weit aufgerissenen Augen an.

„Rhan… was um alles in der Welt WAR das?“ Ihre Stimme klang auf einmal dünn und kläglich und weckte tatsächlich in dem sonst hartschaligen Technikwissenschaftler Mitgefühl und den Wunsch, sie beschützend zu umfangen. Mit den Ganzkörperanzügen, die eben während der Deaktivierungsphase völlig starr gewesen waren, ließ sich das natürlich nicht realisieren.

„Gütiger Quin, Mädel… ich fürchte, das ist der Ernstfall.“

„Ernstfall… Ernstfall…?“ Ihre schönen Augen wurden noch größer, als sich jähes Begreifen und Ent­setzen hineinschlich. „Nein! Rhan… nein!“

Der Wissenschaftler Xolwaarid an Bord des Mutterschiffes hatte kürzlich gesagt, es müsse damit gerechnet werden, dass jene grässlichen Wesen, die man nur „Planetenplünderer“ nannte, weil man nicht wusste, dass ihr Volksname „Troohns“ lautete, jene Kreaturen also, die das gesamte tassaiische Reich ausgelöscht hatten, an den Schauplatz ihres Verbrechens zurückkehren würden.

Deshalb hätten sie 2208 turmhohe Maschinenkomplexe in die Planetenkruste von Gwai’insh ge­schossen.

Deshalb hätten sie die anderen Planeten auf unvorstellbare Weise zur Hälfte mit gigantischen Schachtsystemen durchlöchert.

Vorbereitung für die endgültige Ausbeutung des Systems.

Kommandant Khaalnech von der RHONSHAAR gab daraufhin Befehl, mit höchster Geschwindigkeit und so vorsichtig wie nur irgend möglich (eigentlich ein Widerspruch in sich) das System zu explorie­ren, Daten zu sammeln, sich aber immerzu bereit zu halten, um flüchten zu können.

Denn sie wussten genau – wenn diese mörderischen Wesen zurückkehrten, würden sie keine Chan­ce darauf haben, hier zu entkommen. Die Materialisierung der fremden Einheiten löste in der Regel einen hyperenergetischen Schockimpuls aus, der die meisten höheren Systemfunktionen yantihnischer Bordsysteme ausschaltete. Inzwischen waren sich die yantihnischen Forscher sehr sicher, dass das, was man auf ihrer gut 2000 Lichtjahre entfernten Forschungswelt Shoylon als kosmische, seltsame Beben angemessen hatte – weswegen diese Region auch „Bebenzone“ genannt wurde – , in Wahrheit Gefügeerschütterungen dieser mondgroßen Feindeinheiten gewesen waren. Die Korrelationen, die in­zwischen gesammelt worden waren, ließen hier keinen signifikanten Interpretationsspielraum.

Und jetzt, da war sich Rhangoor vollkommen sicher, war der „Ernstfall“ eingetreten.

Die Feinde waren zurückgekehrt.

Der Funktionsausfall der Anzüge war ein klares Zeichen.

„Schau nach der Drohne“, ordnete er kurz an. „Ich fürchte, sie ist hinüber.“

Die sie begleitende runde Schwebedrohne übertrug die telemetrischen Standortdaten an die RHON-1 und ermöglichte außerdem den Funkkontakt zum Landeboot.

Ilaarin tat wie angeordnet und gab schnell Rückmeldung: Die Schwebedrohne war während des Schockimpulses abgestürzt und war völlig hinüber. Schlimmer noch, sie war in einen Spalt zwischen den Trümmern gerutscht und lag so weit unten in der engen Kluft, dass sie beim besten Willen nicht herankam.

„Meine ganzen gesammelten Daten, Rhan… bitte, wir müssen die Drohne bergen! Denk doch an die darin gespeicherten Daten… an die Proben!!“, jammerte Ilaarin.

„Wir tun gar nichts dergleichen. Und wir bewegen uns jetzt auch nicht vom Fleck!“, widersprach er automatisch. „Chivaani oder Anidaa werden uns suchen, und in dieser Trümmerwildnis finden sie uns nur an dem Ort unseres letzten Peilsignals. Das verstehst du doch, oder?“

Ilaarin starrte ihn ängstlich an, dann die zerborstenen Ruinen ringsherum, deren monströse Trüm­merreste kreuz und quer verstreut lagen wie die Spielsteine eines Riesen. Man konnte ihnen in dem trübe gelblichen Licht, das durch die dichten Staubwolken drang, nicht mehr wirklich ansehen, wie sie einst in alter Pracht ausgesehen hatten. Sie kam sich völlig verlassen vor.

„Hier warten?“, wimmerte sie.

„Ja.“ Rhangoor merkte, wie ihre Fassung zusehends bröckelte. Das ging ihm nahe. Ilaarin war doch sonst so eine energische Person, die genauestens wusste, was sie wollte und wie sie ihren Willen durchzusetzen vermochte. Jetzt löste sich diese zur Schau gestellte Maske überraschend schnell auf. Er breitete die Arme aus, weil er das echt nicht aushielt. „Ach, komm schon. Wir werden das hier über­stehen. Ich verspreche es dir!“

Seltsamerweise war es trostreich, sich in Rhangoors Arme zu begeben, auch wenn die klobigen An­züge jedwede romantische Anwandlung von vornherein unterbanden.

Sie waren immer noch eng umschlungen, als bald darauf heftige Erdstöße einsetzten und ein infer­nalisches Tosen und Brausen ringsum anhob.

„Rhan! Was ist das?“, schrie sie entsetzt auf.

„Ich habe keine Ahnung!“, rief er zurück.

Das entsprach nicht restlos der Wahrheit, aber er wollte Ilaarin nicht zusätzlich ängstigen.

Er sah, wie gleißende, rötliche Energieblitze über die höheren Trümmerbastionen ringsum zu tan­zen begannen, und sein bisher zur Schau gestellter Optimismus verdampfte erschreckend schnell.

Er dachte an die stabförmigen, turmhohen Maschinenkomplexe in der Planetenkruste.

Er dachte daran, dass die „Planetenplünderer“ wieder da waren, um ihr Vernichtungswerk zu vollenden.

Was, wenn die RHON-1 immobil war durch den Energieschock?

Was, wenn niemand kommen würde, kommen KONNTE, um sie zu retten?

‚Nein. Nein, das will ich nicht glauben! Ich kann das nicht glauben!’, dachte er schockstarr, wäh­rend er sich an Ilaarin ebenso festklammerte wie sie an ihm. ‚Es darf nicht so enden, es darf einfach nicht…’

Das rote Glühen wurde immer stärker, ein Dröhnen breitete sich durch die Trümmerkulisse aus, das immer stärker wurde, je mehr Erschütterungswellen durch die verheerte Landschaft gingen. Ruinen begannen lautstark in sich zusammenzubrechen. Der Boden zuckte, und von überall her rieselten klei­nere Schuttlawinen in die trümmerbedeckten Straßen und Gassen der zerstörten Stadt. Rhangoor konnte zusehen, wie ihre Anzugbeine von immer mehr leichtem Trümmergrus verschüttet wurden, ge­radezu atemberaubend schnell. So, als löste sich die ganze Ruinenkulisse vor ihren Augen in krümeli­ges Sediment auf, das sie gleich Treibsand zu verschlingen anschickte. Und, verdammt, sie konnten hier nicht weg – wegen ihres letzten Telemetriesignals. Wenn sie von hier verschwanden, würden die Pilotinnen sie nie finden. Dann waren sie so gut wie tot.

Aber wenn sie hier blieben, kamen sie womöglich auch um.

Doch vielleicht war das so oder so ihr Schicksal?

Ilaarins Augen waren feucht und geweitet, und Tränen der schieren Verzweiflung liefen ihr über das schöne, zuckende Gesicht. Sie konnte ihn nur wortlos anstarren, wissend, was das bedeutete.

Er wusste es selbst auch.

Es war vorbei.

Dies würde das Ende ihres Lebens sein.

Verdammt noch mal!

‚Ilaarin, ich wünschte, ich hätte mich nicht so ungeduldig dir gegenüber verhalten, das war absolut unverzeihlich… ich wünschte…’

Das war sein letzter Gedanke – dann sah er, nach oben blickend, den riesigen Schatten eines um­stürzenden Ruinenpfeilers, der sicherlich einige hundert Tonnen wiegen musste. Ausweichen war un­möglich.

Er schloss die Augen…

*

Irgendwo, irgendwann, sicherlich nicht Gwai’insh

…und irgendwie war es doch nicht das Ende.

Rhangoor spürte einen heftigen Schlag, der ihn von der Seite her traf und merkte, wie sich der Griff seiner Gefährtin wider Willen ruckartig und unvermittelt löste. Er hörte ihren schluchzenden Aufschrei, schrie selbst zutiefst erschrocken auf, griff verzweifelt ins Leere… dann rutschte er irgend­wie haltlos einen Hang herunter, schrie einmal mehr erstickt auf… und seine Anzugsysteme fielen mal wieder komplett aus.

Starr wie eine in Stahl gehüllte Puppe, sicher versiegelt in seiner Miniaturkapsel des Anzugs krachte der yantihnische Technikwissenschaftler hart gegen irgendein Hindernis, was ihm jeden Ori­entierungssinn und alle klaren Gedanken raubte. Er wurde hilflos herumgeschleudert und blieb nach einer Weile des Weiterschlitterns irgendwo anders benommen liegen.

Er hatte gar keine Vorstellung, wie lange er so bewegungslos dalag, die Gedanken völlig konfus und verstört. Sein hämmernder Herzschlag beruhigte sich nur sehr langsam, sein keuchender Atem brauchte eine schiere Ewigkeit, bis er allmählich wieder so etwas wie einen normalen Rhythmus er­langte.

Rhangoor begriff allerdings gar nichts.

Was um alles in der Welt war passiert?

Was war hier eigentlich los?

Er vermochte es nicht zu sagen.

An einen solchen Hang konnte er sich jedenfalls in der Ruinenstadt der Tassaier nicht erinnern, da war alles mehr oder minder ebenerdig gewesen – mit Ausnahme der durch die gewaltsame, künstli­che Tektonik ausgelösten Risse und Spalten in den Fundamenten. Aber so ein Hang…? Nein. Das hätte er wirklich gewusst.

Das machte die Angelegenheit nur noch schleierhafter.

Als sich die Notsysteme des Anzugs dann mit misstönenden Lauten reaktivierten, als sträubten sie sich gegen ihren Einsatz, da empfand Rhangoor zunächst Erleichterung. Dann las er die übermittelten Daten der Außenweltsensoren… und verstand die Welt ringsum noch viel weniger als zuvor. Es klang einfach nur verrückt, was er von den stummen Anzeigen ablas, aber es stimmte tatsächlich: je mehr er erfuhr, desto bizarrer wurde alles, bis es gar keinen Sinn mehr ergab.

Die beschränkten Notanalysegeräte des Anzugs signalisierten ihm nämlich, dass sich die Umwelt­bedingungen ringsum vollständig verändert hatten. Statt eine sauerstoffarme, mit stark kontaminier­tem Staub gesättigte Umgebungsluft wie auf Gwai’insh vorzufinden, schien die Umgebung vielmehr yantihniverträgliche Sauerstoff- und Stickstoffwerte zu besitzen, auch temperaturmäßig ließ es sich durchweg aushalten. 27 Grad positiv, 72 % Luftfeuchtigkeit.

„Das ist unmöglich“, murmelte er ungläubig.

Ein Schluchzen in seinem Funkempfänger ließ ihn aufhorchen.

Oh Gott, es war so ein vertrautes Schluchzen!

„Ilaarin! Ilaarin, Liebes… wo steckst du?“, rief er alarmiert.

„Ich… oh, gütiger Quin, Rhan… Rhan… ich dachte, ich sterbe… ich dachte, DU bist tot… ich… ich…“ Ihre erstickte Stimme versiegte in einem neuen Tränenanfall.

Rhangoor bemühte sich, seiner Stimme etwas Festigkeit zu geben, um Zuversicht zu verbreiten. Er fühlte sich zwar derzeit überhaupt nicht danach, aber das konnte er Ilaarin nun gewiss nicht sagen. Was sie jetzt brauchte, war Konzentration, Stärke, Sicherheit. Die konnte nur er ihr bieten, wenigstens kraft seiner Stimme. „Wo bist du?“

Weit weg sein konnte sie jedenfalls nicht. Die Anzugkommunikation trug keine 150 Neen weit. Die Verbindung war zwar ein wenig gestört, aber das lag sicherlich an der zwischen ihnen liegenden Di­stanz und irgendwelchen Hindernissen dazwischen.

„Ich… ich habe keine Ahnung“, wimmerte die Biologin nach einer Weile des beharrlich wiederhol­ten Nachfragens. Sie rang immer noch hörbar um Fassung und klang wirklich ganz und gar aufgelöst. Das weckte sofort seinen Beschützerinstinkt.

„Bist du verletzt?“

„Verletzt…? Nein… nein, ich glaube… nein, ich denke nicht… ich weiß nicht…“ Sie wimmerte schon wieder.

Du lieber Himmel! Das Mädel war ja völlig durch den Wind!

So, jetzt seid ihr in der Gegenwart angekommen, Freunde – und ich glaube, es kann euch nicht wirklich überraschen, dass ich, als ich an meinem Geburtstag, dem 17. Oktober 2017, jählings in diesem Setting „aufwachte“, wie ich es mal nennen möchte, hieran sogartig weiterschreiben musste.

OSM-Eingeweihte, die den Jaleena-Roman gelesen haben, wissen, was passiert ist: Rhangoor und Ilaarin SIND natürlich auf Gwai’insh in KONFLIKT 2 gestorben. Und sie leben nun ihr rätselhaftes zweites Leben als Matrixfehler und befinden sich in einer Umgebung, die im so genannten KONFLIKT 4 des OSM liegt. Ja, richtig, es ist das INSEL-Universum.

Der Ort, an dem sie materialisiert sind, befindet sich im Innern der so genann­ten „Wirbelzone“ jenseits der INSEL-Grenzen. Fehlersucher des Baumeisters Naam untersuchen dieses Phänomen zurzeit und haben jüngst eine Flotte von Havaristen entdeckt. Diese Havaristen sind Nadelschiffe der Allis aus KONFLIKT 2 – Reste des energischen letzten Vorstoßes der Alli-Streitkräfte unter Oki Stan­wer höchstpersönlich, um TOTAM auszuschalten, das Herz des Terrorimperiums der Troohns (beizeiten werde ich dazu in KONFLIKT 2 Näheres schreiben, dann lernt ihr solche Dinge wie die Seelenarche des Baumeisters Quin, die Sturmfes­tungen und die STERN VON ALLKOOM, Oki Stanwers Flaggschiff, näher kennen).

Von all diesen Dingen haben Rhangoor und seine Gefährtin, die Biologin Ilaarin, die sich leidenschaftlich lieben lernen werden, noch keine Ahnung. Sie wissen auch nicht, dass sie eine wichtige Rolle in der Endauseinandersetzung von YAL­VASHINGAR, des Reiches der Zwergengöttin, spielen werden.

Die „Zwergengöttin“ bringt in euch etwas zum Klingeln? Oh, sehr mit Recht, meine Freunde. Und ihr kennt sowohl sie als auch die Zwerge. Schwarze Huma­noide mit großen Schädeln? Und eine bezaubernde, kleinwüchsige Humanoide mit katzenhaft grünen Augen?

Wahr – wir sprechen über Vaniyaa, die yantihnische Linguistin aus KONFLIKT 2.

Oder fast.

Denn auch diese Vaniyaa ist ein Matrixfehler, wie ihr beizeiten entdecken wer­det – ein Matrixfehler der blutrünstigen Art, leider, und ermordete Allis und Terror kennzeichnen ihren Herrschaftsweg in YALVASHINGAR.

Müssen wir die beiden Yantihni in ihrem neuen, zweiten Leben bedauern? Ich fürchte es fast, ja… aber sie haben ja eine schlagkräftige Verbündete an ihrer Seite: die Kriegerin. So lautet auch der Titel des 37. Bandes der Serie „Oki Stan­wer – Der Insel-Regent“ (IR), den ich in echter Rekordzeit fertig gestellt habe.

Well, selbstverständlich ist das ein Wagnis, und zwar deshalb, weil IR 37, genau genommen, der Mittelteil einer zweiten Trilogie ist, die mit Band 30 „Der letzte Flug der STERN VON ALLKOOM“ begonnen worden ist. Die restlichen Bände sind bislang nur skizziert. So ein bizarres Abenteuer habe ich bislang noch nicht gewagt. Aber es ist spannend und beeindruckend, wie toll ausformuliert der Gedanken-Bilderstrom schon ist. Ich stecke nicht umsonst relativ dicht vor dem Ende des KONFLIKTS 4.

Natürlich wird es noch geraume Zeit dauern, bis ihr das zu lesen bekommen könnt… in der nachgeschliffenen, bereinigten Version. Aber es ist ganz gewiss, dass ich euch in Bälde weitere Einzelheiten aus KONFLIKT 4 mitteilen kann. Wie weit ich darin gediehen sein werde, bis dieser Beitrag vor euer lesendes Auge tritt, ist mir noch nicht klar, aber es scheint mir ohne weiteres möglich, dass KONFLIKT 4 dann bereits weitgehend abgeschlossen ist. Ich bin da ja schon er­staunlich weit gekommen.

Ja, mir ist bewusst, dass das hier prinzipiell ein Eintrag der Art „Logbuch des Au­tors“ gewesen wäre. Aber dafür war es definitiv noch nicht an der Zeit, außer­dem ist die entsprechende Episode ja nun auch bereits Vergangenheit, somit also kein aktuelles „Work in Progress“ wie in den sonstigen Fällen, wenn ich im „Logbuch“ darüber referiere.

Insofern also mal wieder, soweit ich das sehen kann, eine Premiere. Ich halte es nicht für unmöglich, beizeiten wieder derartige Zitatblenden aus aktuellen Epi­soden zu bringen… mal schauen, welches OSM-Universum es als nächstes er­wischt. Ich habe noch keine Vorstellung davon.

Und da wir uns eben am äußersten Rand der Blogartikelplanung befinden, ver­mag ich wirklich noch nicht zu sagen, was ihr nächste Woche an dieser Stelle er­leben werdet – da müsst ihr euch einfach überraschen lassen.

Bis nächste Woche, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.