Liebe Freunde des OSM,

alles geht einmal zu Ende, sowohl die guten wie die weniger schönen Dinge. Im Monat Oktober konnte ich mich von mancherlei Dingen verabschieden. Fangen wir mit den weniger schönen an: zwar plagte mich den größten Teil des Monats die Rekonvaleszenz der verschleppten Erkältung, aber gegen Monatsende war ich dann wieder obenauf. Auch verabschiedete ich mich von meinem 51. Le­bensjahr und begann das 52. – was dann unvermeidlich war, wie wir wissen. Wir Menschen sind eben wie alle Lebensformen natürliche Zeitmaschinen, die mit einer Geschwindigkeit von 24 Stunden pro Tag in die Zukunft reisen.

Wovon ich mich eher unerwartet verabschieden musste, war mein traditionel­ler Zahnarzt, der zu meiner völligen Überraschung nach 34 Praxisjahren in den Ruhestand ging… glaubt ihr mir, dass ich nicht gespürt habe, wie diese 34 Jahre verflossen sind? Ist aber wirklich so. Umgekehrt kann ich es aber ebenso wenig fassen, dass ich bereits stramme 4 Jahre an meinem E-Book-Programm arbeite und letzten Endes über 40 reale Jahre kreativ tätig bin. Es macht mich immer wieder völlig fassungslos.

Während ich mich parallel von der Erkältung erholte und auf Jobsuche war, kam ich kreativ auch ein gutes Stück vorwärts. Zwei Meilensteine sind dabei beson­ders hervorzuheben, die ich im Monat Oktober 2017 bewältigte, ich komme dazu weiter unten. Schauen wir erst mal der Reihenfolge nach an, wie sich der Monat entwickelte:

18Neu 94: In der Folgewelt

(14Neu 46: Asyl der Calnarer)

14Neu 45: Der Stützpunkt des Lichts

(Verlorene Herzen – Archipel-Roman)

Erläuterung: Hieran kam ich nur ein kleines Stückchen vorwärts… ich hätte wirk­lich gern mehr daran gemacht, aber mir war sehr bewusst, dass es andere Bau­stellen gab, an denen ich sehr viel dringlicher vorankommen musste. Und so ließ ich von dieser süßen Liebesgeschichte dann seufzend wieder ab…

Blogartikel 252: Work in Progress, Part 58

(OSM-Wiki)

(Mariannes Kursänderung – Archipel-Novelle)

Erläuterung: Noch eine kurze Archipel-Stippvisite… auch hier war ich geschwind wieder verschwunden. Ebenfalls mit Bedauern.

12Neu 40: Krieg in Kirrongar

(Also doch eine Dunkel-Dirne! – Archipel-Story)

Erläuterung: Dies ist ein handschriftliches Fragment aus einer meiner Kreativ­kladden… da ich am 3. Oktober mit der Aufstellung einer mehr als zehn Seiten umfangreichen Inhaltsliste meiner bislang zwölf Kreativkladden begonnen hatte (siehe dazu auch den nächsten Eintrag… ah, da müsst ihr noch ein paar Wochen warten, bis ihr das lesen könnt), erwies es sich als ziemlich unumgänglich, diese Abschrift zu leisten. Mir ging während der Abschrift auf, wie sehr eng und unzu­reichend der Handlungsbogen ist. Für eine vollwertige Story taugt er noch nicht, aber ich habe bereits in der Ergänzung des Fragments eine Menge interessanter Erweiterungsideen formuliert und werde mich wohl im kommenden Jahr daran machen, diese Story genauer auszuarbeiten. So der Plan…

Blogartikel 261: Was man nicht alles in Kreativkladden findet…

Blogartikel 263: Fehlerlese: Erfreuliche Atome und andere Absurditäten

(12Neu 42: Alte und neue Wissenssucher)

(12Neu 43: Hüterin des Schwarzen Juwels)

(12Neu 44: TOTAMS Botschaft)

Erläuterung: Mit Band 41 der Serie beginnt ein wichtiger Vierteiler in der Serie, der eine Reihe von Protagonisten endlich auf die Fährte der zu diesem Zeitpunkt verschollenen Dunkelmacht TOTAM führt. Außerdem enttarnt sich einer der finstersten Charaktere des OSM in diesen vier Episoden. Aktuell sind hier aber nur die Rahmendateien verfasst worden, wie ich das sonst mache, wenn eine Serie auf ihr Ende zustrebt und ich Leerformate für die Episoden erstelle, die noch zu schreiben sind. Es blieb auch nicht bei den paar, sondern es kamen gleich noch welche hinzu…

(14Neu 47: Unterwegs in tödlichem Auftrag)

(14Neu 48: Invasion der Cranyaa)

(18Neu 97: Entdeckung am Rande des Wahnsinns)

(Die Gefangene der See – Archipel-Story)

Erläuterung: Dies ist eine weitere Abschrift einer handschriftlichen Skizze aus den Kreativkladden. In gewisser Weise handelt es sich hierbei um ein Märchen, in dem Nixen, intelligente Delphine, versunkene Städte und Zauberei vorkom­men… ich weiß, dass ich verschiedentlich sagte, der Archipel sei eigentlich keine Fantasy-Welt, und das stimmt für mich nach wie vor. In den volkstümlichen Le­genden – und so etwas haben wir hier vor uns – kommt es gleichwohl schon zu „magischen“ Ingredienzien, wenn die Handlungslogik versagt.

Ich gehe aktuell davon aus, dass zahlreiche solcherart verbrämte Handlungsbö­gen eine blumige Ausgestaltung historischer Geschehnisse und Tragödien sind. Bei dieser Geschichte bin ich mir über die Art und Weise ihrer Ausgestaltung durchweg im Unklaren. Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten – einmal im Rah­men einer Erzählhandlung (die dann aber unzweifelhaft in einem „Haus“ und unter Liebesmädchen stattfinden müsste, weil es hier doch sehr explizit zu nicht jugendfreien Handlungen mit beiderlei Geschlechtern kommt), ansonsten wohl nur noch in Form einer ernsthaft fantasylastigen Legende… irgendwie sagen mir beide Varianten aktuell nicht zu. Es kann also dauern, bis ich hieran weiterarbei­te. Dieser Punkt muss erst geklärt sein.

(18Neu 98: Die Allianz des Lichts)

(18Neu 99: Vorstoß nach TOTAM)

(Rilaans Geschichte – OSM-Novelle)

Blogartikel 251: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XX)

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“)

(E-Book 40: Zeitenwandel)

(E-Book 37: Die Nomaden von Twennar)

Erläuterung: Höre ich da ein „Hurra, es geht weiter!“? Ja, das ist durchaus an­gebracht. Das war die erste schöne Überraschung des Monats. Sobald es mit meiner Gesundheit wieder bergauf ging, vergrub ich mich in dieser einstmaligen Episode und dachte mir: So, genau da, wo meine Probleme liegen, setze ich jetzt mal an, um hier voranzukommen – ich zerlegte die Handlung in verschiedene Schauplätze, entdeckte zwei unbekannte Namen und trennte die einzelnen For­schergruppen auf Gwai’insh, besserte grundlegend bei ihren Biografien nach… und es ging so geschwind voran, dass ich kaum gucken konnte.

Allein der momentan noch passivisch gehaltene Schlussabschnitt der Geschichte muss derzeit umformuliert werden. Das will ich in den nächsten Tagen tun, auch wenn ich da durch mancherlei Termine zeitlich eingeschränkt bin. Und danach geht es dann im Band 38 weiter, wo wir im Reich der Cestai eintreffen werden… und ich versichere euch, es sieht ganz anders aus, als ihr euch das jetzt vermut­lich vorstellt.

Blogartikel 257: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXI)

(IR 32: YALVASHINGAR)

IR 37: Die Kriegerin

Erläuterung: Das war dann der zweite Meilenstein, der direkt hinterher kam. Ein Crossover über 10 Milliarden Handlungsjahre kann so flink vonstatten gehen, man glaubt es kaum. Tote tauchen auf einmal quicklebendig in völlig anderen Kontexten wieder auf und sind nicht minder überrascht als die Leser. So geht es zwei Wissenschaftlern, die auf Gwai’insh in Band 29 der TI-Serie („Oki Stanwer und das Terrorimperium“) gestorben sind. Ehe sie begreifen, was los ist, finden sie sich wieder in einem ganz fremden Setting.

Wo? Im Innern einer Sturmfestung am Rande der INSEL in KONFLIKT 4 („Oki Stanwer – Der Insel-Regent“). Da waren nicht nur sie platt, sondern ich durch­aus auch. Noch ein paar Tage zuvor hatte ich DAS nicht ahnen können. An mei­nem Geburtstag schoss die Handlung an dieser Episode aber so geschwind vor­an, dass ich binnen kürzester Zeit von 2 auf 19 Textseiten kam. Bald darauf konnte ich die Episode mit 32 Textseiten abschließen. So kann’s also kommen, Freunde… schreibt mich also noch nicht ab, zum alten Eisen gehöre ich gewiss nicht.

(IR 38: Entscheidung in YALVASHINGAR)

Blogartikel 254: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 50

Erläuterung: Manche Fakten kann man einfach nicht glauben, selbst wenn man sie dann selbst geschrieben hat. Teil 50 dieser Subartikelreihe meines Blogs war so ein Ding. Es ist echt schwer zu fassen, dass diese Artikelreihe, die am 17. März 2013 mit Blogartikel 2 begann, jetzt echt schon so weit ist. Aber so isses nun mal – phantastische Tatsache.

Blogartikel 266: Tote leben – Die rätselhaften Folgen des Todes im OSM

Erläuterung: Hm… Erläuterung? Hierzu? Nein, ich glaube, das tue ich euch jetzt noch nicht an. Da lasse ich euch lieber noch ein paar Wochen zappeln. Aber ich bin zuversichtlich, dass ihr aus meinen obigen Zeilen schon eine gewisse Ahnung ableiten könnt, worum es hier wohl gehen wird. Alles Weitere dann in zehn Wo­chen.

(Roxanne – Archipel-Story)

(12Neu 41: Das Experiment des Rescaz)

(FvL 42: Bei den Bytharg-Rebellen)

Erläuterung: Das hier ist, genau wie der nächste Eintrag, eigentlich eine Art von Überraschungsfall für mich selbst gewesen. Ich wollte nur mal kurz nachlesen, wie weit ich in diesen beiden Episoden gediehen war… und klebte daran fest und korrigierte ein bisschen daran herum. Die hier ist erstaunlich weit, ein we­nig verblüffend, dass sie nicht längst fertig ist. Das sollte ich auf meiner Aktionsa­genda mal etwas weiter nach vorne schieben…

(FvL 48: DIE PROVOKATION)

(Das Mädchen von Anamorid – Archipel-Story (Überarbeitung))

Erläuterung: Tja, und das war dann zum Ende des Monats – am 31. Oktober, um exakt zu sein – die totale Überraschung. Eigentlich (ein verräterisches Wort!) wollte ich nur mal kurz nachlesen, was ich damals in dieser Geschichte geschrieben hatte… dann stellte ich fest, dass die Geschichtenfassung völlig ver­altet war. Sie enthielt kurze Bindestriche, manuelle Trennungen, „dass“ mit „ß“ und ähnliche Dinge… und ehe ich begriff, was ich tat, war ich dabei, diese 36 Seiten lange Story zu korrigieren. Und es gab Häufungen von Formulierungen, die so nicht schön klangen.

Diese Geschichte braucht dringend ein Update“, überlegte ich, während ich die Fehler ausbesserte. „Also wirklich… ein Teil davon spielt anno 865 Archipel-Zeit­rechnung. Das ist das Jahr, in dem der Piratenrat von Asmaar-Len die Führungs­riege der Insel Fandan ausschaltet… das muss hier doch mal erwähnt werden!“

Natürlich, mir war selbstverständlich klar, dass ich, als ich diese Geschichte schrieb, von dem Chaos auf Fandan noch nichts Konkretes wusste, erst recht nicht, wann das alles passiert ist (das erfuhr ich erst während der Schreibarbei­ten am Roman „Rhondas Reifejahre“, und den schloss ich erst im Frühjahr 2010 ab. Als ich im Dezember 2002 die obige – bislang noch nicht publizierte – Story vollendete, lag vom genannten Rhonda-Roman gerade mal der erste von zehn (!) Ordnern (!) vor).

Es kann übrigens sehr gut sein, dass in den nächsten Monaten noch weitere Ak­tualisierungen und Ausweitungen von Archipel-Kurzgeschichten älterer Her­kunft erfolgen, ich möchte das nicht ausschließen. Ich liebäugele da beispiels­weise auch mit „Geboren aus der Brandung“ (Juni 2003, auch nie veröffent­licht), die aber schon besser in Form ist als die oben erwähnte.

Mit insgesamt 31 fertig gestellten kreativen Werken – wenn auch mehrheitlich Blogartikel und Rezensionen – kann ich mit dem aktuellen Monat wirklich sehr zufrieden sein.

In der kommenden Woche fahre ich fort mit der Rubrik „Aus den Annalen der Ewigkeit“ und beleuchte den September des Jahres 2010. Ich denke, das wird recht interessant werden.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

es ist an der Zeit, die dritte Stippvisite in der magischen Parallelwelt von Joanne K. Rowling zu machen. Diesmal, ihr werdet es merken, hatte mich diese Welt schon deutlich stärker eingefangen als in den vorherigen Bänden.

Ein Befund, der im Nachhinein vielleicht etwas überrascht, war ich doch weder damals noch heute intensiver Leser von Jugendromanen, in deren „Fach“ diese Werke strukturell einzusortieren sind. Ich genieße es, überschäumende Phanta­sie zu erfahren, und wenn sie dann noch mit einer komplexen Handlung und humorvollen, sympathischen Charakteren einhergeht, ist das eigentlich ein Re­zept, das meine Anerkennung und mein Wohlwollen sichert.

Zugleich merkt man am dritten Harry Potter-Roman, wie Rowling langfristig zu denken beginnt, sich am Entwicklungsstadium ihrer jungen Leser orientiert und Fährten für die Zukunft zu legen beginnt. Es ist hier deutlich zu spüren. Und wieder einmal merkt man im Fall Sirius Black, dass man dem ersten Anschein nicht trauen sollte.

Was das genau heißt? Wer die Bücher nie gelesen hat, sondern sich mit den Fil­men begnügte, wird hier vielleicht die Stirne runzeln. Dann lest einfach mal weiter:

Harry Potter und der Gefangene von Askaban

(Harry Potter and the Prisoner of Azkaban)

von Joanne K. Rowling

Carlsen-Verlag, 1999

448 Seiten, TB

Übersetzt von Klaus Fritz

Harry Potters drittes Jahr an der Zaubererschule Hogwarts wird von einer fins­teren Bedrohung überschattet, die der inzwischen dreizehnjährige Waisenkna­be Harry zunächst gar nicht als problematisch erkennt. Er weiß nicht, in welcher Gefahr er schwebt.

Aus dem berüchtigten Zauberergefängnis Askaban, aus dem die Flucht angeb­lich unmöglich scheint, ist ein Gefangener entkommen, dessen Verschwinden sogar im „Muggel-Fernsehen“, also in den Fernsehnachrichten der Menschen­welt verbreitet wird. Das liegt nicht nur daran, dass der finstere Sirius Black mehr als ein Dutzend Menschen auf dem Gewissen hat. Wahrhaftig nicht nur.

Sirius Black war dreizehn lange Jahre in Askaban gefangen, und angeblich laute­ten seine letzten Bemerkungen vor der Flucht aus dem Gefängnis: „Er ist in Hogwarts… er ist in Hogwarts…“

Harry weiß davon nichts.

Er weiß auch nicht, dass Sirius Black an jenem Tag, an dem seine Eltern durch den dunklen Lord Voldemort einen schrecklichen Tod fanden, vor Ort war. Und dass ihn ein ganz besonderes Band mit Black verbindet, mit jenem Verbrecher, der nach allen Erkenntnissen die rechte Hand von Lord Voldemort war.

Nachdem er wegen eines magischen „Ausrasters“ aus der Wohnung seines On­kels Vernon Dursley und seiner Familie geflüchtet ist, sieht Harry einen riesen­haften Hund, der ihn schier zu Tode erschreckt, doch das ist noch nichts gegen die Ereigniskette, die nun einsetzt: statt als Zaubererwaise elend dahinzuvege­tieren, rettet ihn ein „Rasender Ritter“, und schließlich empfängt ihn sogar der Zaubereiminister Cornelius Fudge persönlich und beschwört ihn, sich in der Gastwirtschaft „Zum Tropfenden Kessel“ einzuquartieren und sich ja nicht aus der magischen Winkelgasse herauszuwagen.

Obgleich er es genießt, dass er nicht in Schimpf und Schande verjagt worden ist – schließlich ist ihm als Lehrling der Magie das Zaubern in der „Muggelwelt“ strengstens untersagt – , ist er doch froh, bald darauf seine Freunde wiederzu­sehen: den impulsiven, rotschopfigen Ron Weasley, dessen Brüder und die klei­ne Schwester Ginny (der Harry im zweiten Roman das Leben rettete), sowie die „Muggelfreundin“ und Zauberschülerin Hermine Granger.

Auf dem Weg nach Hogwarts machen sie dann alle zusammen erschreckende Entdeckungen – Rons Hausratte „Krätze“ geht es schrecklich, sie wird immer apathischer und magerer. Hermine legt sich in der Winkelgasse einen defor­mierten, riesigen Kater namens „Krummbein“ zu, dessen liebstes Vergnügen darin zu bestehen scheint, „Krätze“ zu jagen. Außerdem lernen sie im Hogwarts-Express den neuen Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste kennen, den bald sehr sympathischen Professor Lupin.

Und sie haben eine Begegnung mit einem Dementor.

Die Dementoren, unheimliche, widerwärtige magische Wächter, sind die Hüter der Festung Askaban, und sie suchen Sirius Black, wobei sie sich bis nach Hog­warts wagen und die Eingänge bewachen. Doch sie scheinen sich insbesondere auf Harry zu stürzen und bringen ihn mehrere Male in lebensbedrohliche Situa­tionen. Fast sieht es so aus, als verwechselten sie ihn mit Black und versuchten ihn zu töten.

Schlimmer noch: Harry hört zwar bald darauf, dass Sirius Black es ausgerechnet auf ihn abgesehen hat, aber warum warnt man ihn eindringlich davor, auf eige­ne Faust Sirius Black suchen zu wollen? „Bin ich verrückt, den Mann zu suchen, der mich umbringen möchte?“, fragt er ungläubig, bekommt aber keine klare Antwort. Es scheint doch völlig logisch, dass er sich lieber in Hogwarts verbirgt und die Suche nach Black den Dementoren überlässt, nicht wahr…?

Erst als er durch einen unglaublichen Zufall erfährt, wer Black wirklich ist und was genau seine Rolle beim Tod seiner Eltern war, erst da beginnt er zu verste­hen – und wird unkontrollierbar vor unglaublichem, nie empfundenem Hass auf Black.

Und es gibt noch andere böse und unverständliche Vorzeichen, die zeigen, dass in Hogwarts einiges an Geheimnissen lauert… da ist Hermine selbst, die sich höchst eigenartig verhält und offensichtlich einen Stundenplan zu absolvieren scheint, den man nie im Leben realisieren kann. Da ist die pathologische Feind­schaft des Katers „Krummbein“ zu Rons Ratte „Krätze“. Da gibt es eine seltsame Beziehung zwischen Professor Lupin und Harrys Intimfeind unter den Lehrern, dem widerwärtigen Professor Snape. Ganz zu schweigen von Harrys erbitterts­tem Gegner unter den Schülern, dem Slytherin-Absolventen Draco Malfoy, der mehrere Male versucht, ihn auf boshafte Weise in Misskredit zu bringen und damit eine Katastrophe auslöst.

Ja, und schließlich gelingt es Sirius Black sogar, ungeachtet der tödlichen Gefahr durch die Dementoren, nach Hogwarts einzudringen, bis in Harrys Schlafsaal.

Verzweiflung, Angst, hysterischer Hass und Verstörung breiten sich wie ein Lauf­feuer aus, nicht zuletzt, als die Lehrerin für Wahrsagerei, Professor Trelawney, Harry unverblümt „die kürzesten Lebenslinien“ attestiert, die sie jemals gesehen habe und schließlich den Hund, den Harry wiederholt gesehen hat, als „Grimm“ erkennt – eines der stärksten Vorzeichen eines nahen Todes.

Dies alles führt dazu, dass sich eine – gewollte – Atmosphäre der Trostlosigkeit und Depression ausbreitet. Und wieder einmal obliegt es Harry und seinen engsten Freunden, das Netz aus undurchdringlich scheinenden Schleiern zu zer­reißen, um vielleicht das Schlimmste noch zu verhindern, während es doch of­fenbar schon längst dafür zu spät ist.

Denn Sirius Black und sein Verbrechen sind nur die Oberfläche, das, was die Welt glauben soll. Darunter jedoch…

Einmal mehr demonstriert Joanne K. Rowling in diesem Roman, dass sie es aus­gezeichnet versteht, die Fäden der Handlung wunderbar in der Hand zu halten und einen sich stetig ausweitenden Kosmos aus sympathischen Personen, Handlungsorten und weit verzweigten Verbindungslinien aufzubauen. Dabei be­darf es durchaus nicht immer einer direkten Intervention seines Todfeinds Lord Voldemort. Spannend reißt den Leser die Handlung mit, und viele kleine niedli­che Spielereien am Rande vertreiben jederzeit mögliche Langeweile: magische, lebende Karten, Geheimgänge in Hogwarts, abenteuerliche Störversuche in den Unterrichtsstunden, die ständigen Versuche während des Quidditch-Spieles, Harry und seine Mannschaft zu drangsalieren, lassen wirklich keine Chance zur Müdigkeit.

Mit neu eingeführten Personen wie Peter Pettigrew, Professor Lupin, dem Sei­denschnabel, Sirius Black, Professor Trelawney oder eben auch „Krummbein“ gelingt es mühelos, die Aufmerksamkeit des Lesers an diesem sehr rasant zu le­senden Roman zu fesseln. Dass er um rund 100 Seiten länger ist als sein Vorgän­ger, spielt einfach keine Rolle. In dem Maße, in dem das Buch länger ist als die vorangegangenen, wächst auch die Komplexität der Handlung.

Manches Mal, insbesondere gegen Schluss, dachte ich beinahe, das Werk sei für Dreizehn- oder Vierzehnjährige, für die es offenkundig gedacht ist, zu an­spruchsvoll geschrieben. Aber vielleicht ist das auch gerade der Ansporn – man spürt, Rowling wünscht sich kluge, intelligente, wache Leser, nicht Leute, die einfach etwas nur lesen, weil es „in“ ist. Mit diesem Roman konnte ich selbst nachempfinden, warum man von Harry Potter durchweg begeistert sein kann. Das ist nicht einfach „nur“ leichtes, lustiges Lesefutter, da wird noch weitaus mehr vermittelt, auf durchaus spielerische, humorvolle und manchmal auch sehr nachdenkliche Weise.

Gewiss – an manchen Stellen fand ich das Verhalten der Hauptpersonen schon ziemlich fies, insbesondere das Verhältnis zwischen Harry, Ron und ihrer Freun­din Hermine, die schließlich in Tränen aufgelöst ist, weil die Jungs wirklich manchmal eklig zu ihr waren. Aber auch das entspricht wahrscheinlich den rea­len Verhältnissen in diesem schwierigen Jugendalter. Die Mädchen werden ra­scher erwachsen (ein psychologischer Befund), während Jungen sich länger Narreteien, Späßen und Gedankenlosigkeit hingeben. Junge Leserinnen werden sich in diesem Roman sicherlich schnell mit der armen Hermine identifizieren können. Diese Veränderungen im Verhalten zeigen gut, dass die Figuren sich entwickeln, nicht statisch sind, sondern immer dazu lernen. Wie der Leser auch. So zeigt sich das Buch als Spiegel der schulischen Realität der „Muggel“-Gegen­welt. Vielleicht ist es das, was am meisten Vergnügen bereitet.

Kurzum: auch wenn man einen Tag länger an diesem Buch liest, gilt dafür das altbekannte Diktum, dass gute Bücher einfach immer zu kurz sind. Nur gut, dass der vierte Band der Serie fast DOPPELT so dick ist. Doppelt soviel Lesevergnü­gen. Und gewiss geht es nicht NUR um die Quidditch-Weltmeisterschaft. Man darf gespannt sein, wie viele lose Fäden aus diesem Buch die Autorin wieder aufnimmt und was man noch so alles erfährt…

© 2005 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche kommen wir zu einem besonderen Schmankerl bzw. Topos, den ich sehr gern genieße und lese – zu Zeitreisen! Gewiss, es gibt auch eine im obigen Roman… aber das ist nichts zu dem, was euch in der kommen­den Woche erwartet. Das solltet ihr nicht verpassen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 255: Ein Plan für 2018

Posted Januar 21st, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

so, heute müsst ihr mal die Tür eures Arbeitszimmers schließen, am besten noch den Schlüssel herumdrehen und mir hoch und heilig versprechen, nie­mandem etwas von dem zu erzählen, was ich euch hier heute enthüllen werde. Denn das ist etwas, was eigentlich noch „top secret“ ist oder unter der Rubrik „Ungelegte Eier“ läuft. Also bitte: striktes Stillschweigen und ebenso stillschwei­gende Vorfreude, denn nur dann funktioniert das hier wirklich.

Üblicherweise, das kennt ihr von mir, rede ich in der Rubrik „Logbuch des Au­tors“ von aktuellen Projekten, die mich heimsuchen, in denen ich mich akut verliere und an denen ich herumfeile, um sie – mal früher, mal später – auf das Veröffentlichungslevel zu heben. Auch heute geht es genau hierum… aber eben weil das alles noch nicht spruchreif ist, sondern „work in progress“ und tatsäch­lich erst in einigen Monaten tatsächlich soweit sein wird, dass ich ans Licht der Öffentlichkeit damit treten kann, hat das hier noch strikt inoffiziellen Status.

Es geht um ein Projekt, das mir und einem prominenten Fandomler, dessen Namen ich hier wohlweislich verschweigen werde, seit geraumer Zeit im Kopf herumspukt. Ich nenne mal die Gründe dafür, wie es überhaupt zu diesem Plan kam, der sich immer stärker konkretisiert und diese Tage die ersten Resultate erbracht hat:

Wenn ich mich recht entsinne, fing alles allerspätestens auf dem Buchmessecon des Jahres 2016 an, vermutlich noch etwas früher auf der Mailbasis. Vage Ge­spräche gab es sogar schon länger. Ausgangspunkt war eine schon sehr lange brach liegende „Baustelle“ meines Selfpublisher-Status. Bereits vor Jahren war ich gefragt worden: „Gibt’s eigentlich deine E-Books auch als Print? Ich lese die Geschichten lieber auf Papier.“ Eine Haltung, die ich sehr gut verstehen kann und grundsätzlich teile. Während man die digitalen Publikationen, die ich ge­speichert habe, beinahe an zwei Händen abzählen kann, liegt der Bestand mei­ner gedruckten Bücher im vierstelligen Bereich, ungelogen. Und auch der Be­stand ungelesener Bücher, die hier auf meine lesehungrigen Augen warten, liegt im vierstelligen Bereich.

Gleichwohl habe ich bislang noch nicht die Energie, Zeit und das Geschick auf­gebracht, mich intensiv und vor allen Dingen erfolgreich darum zu kümmern, dass meine E-Books – etwa via CreateSpace oder BoD – ans Licht der lesehung­rigen Öffentlichkeit im Printbereich kamen.

In diesem Punkt kam mir der oben genannte anonyme Fandomler entgegen, mit dem ich gelegentlich das persönliche Gespräch suchte. Er erzählte von einer Publikationsreihe, in der er sich vorstellen könnte, dass eine Storysammlung aus meiner „Feder“ sich sicherlich gut machen könne. Wir sollten beizeiten mal Ge­naueres besprechen.

Aus begreiflichen Gründen war ich Feuer und Flamme für diesen Plan. Und aus ebenso verständlichen Gründen verzögerte sich das alles… ich hatte schlicht keine Zeit. Während schon mein E-Book-Programm stagnierte, konnte ich ja wohl kaum konkurrierend dieses Projekt vorantreiben, fand ich. Und schob es erst mal auf die lange Bank, bis dann schließlich mein Arbeitskontrakt Ende August 2017 auslief.

Abgesehen davon, dass mich sogleich eine monstermäßige Erkältung umhaute, hatte ich nun gedanklichen Freiraum und Denkzeit gewonnen, mir über den obigen Plan ein paar Gedanken zu machen.

Eine Storysammlung, dachte ich. Ja, Geschichten von mir gibt’s genug, auch zahlreiche noch unveröffentlichte. Aber was mir noch fehlte, war so etwas wie ein zentrales Motto des Ganzen. Ein roter Faden, wenn ihr so wollt. Denn jede Storysammlung braucht so etwas, wenn sie ein wenig Stabilität besitzen soll. Selbst Anthologien werden immer unter einem charakteristischen Motto zu­sammengestellt.

Am 14. September 2017 zündete der Gedanke plötzlich, völlig spontan. Auf ein­mal dachte ich darüber nach, während ich nämlich darüber sinnierte, wie schnell ich die nie veröffentlichte Story „Der Handspiegel“ weiter überarbeiten sollte.

Hm, das wäre doch einen Gedanken wert“, überlegte ich. „Die Geschichte hat einen phantastisch-erotischen Touch, und mehr als nur einen Touch… vielleicht wäre das ein interessanter Fokus für das Storysammlungs-Projekt?“

Ich überlegte weiter und sortierte in Gedanken, was ich denn in dem Bereich im Laufe der zurückliegenden 30 Schreibjahre schon verfasst hatte… das war über­raschend viel.

Fünf dieser Geschichten kamen in die engere Wahl, und ich suchte mir zunächst die Ausdrucke aus den Ordnern seit 1991 heraus, die in meinem Bibliotheks­zimmer stehen, und dann schaute ich, welche davon mir schon in digitaler Form vorlagen. Bis auf eine alle… sehr schön. Und „Der Handspiegel“ befand sich sogar schon im Stadium der fortgeschrittenen Überarbeitung. Das war noch besser.

Ich las „Sylphengeflüster“ von 1991 und dachte mir: Ja, die muss man natürlich noch ziemlich nachschleifen, aber thematisch passt sie gut und ist ein ordentli­cher Kontrast zu der erst genannten Geschichte.

Dann sah ich mir die beiden Geschichten an, die bereits einmal (2001) in einem Fanzine veröffentlicht und sicherlich seither völlig vergessen worden waren. „Das Portrait einer Lady“ (1999) und „Sexdrohne“ (2000) konnten echt ver­schiedener kaum sein. Und die andere, zwar schon digital vorhandene, aber noch nie publizierte Geschichte „Mission im Leben“ (1997) tangierte sogar den metaphysisch-religiösen Bereich sehr heftig und verband ihn mit unverhohlener Erotik.

Na, dachte ich mir, wenn das mal nicht reizvoll ist.

Ich kommunizierte also diese Textvorschläge und die thematische Ausrichtung an meinen Fandom-„Mitverschwörer“, wie ich ihn mal schelmisch-kollegial nen­nen möchte. Und ja, ich stieß hier nicht nur auf ein offenes Ohr, sondern auf ausdrückliche Neugierde. Natürlich, wurde mir beschieden, müssten ihm die in Frage kommenden Geschichten erst mal bekannt sein – verständlicherweise, niemand kauft die sinnbildliche „Katze im Sack“ – , aber grundsätzlich spreche nichts gegen eine solche thematische Ausrichtung der Storysammlung.

Seither bin ich also nebenbei damit beschäftigt, diese fünf Geschichten in eine Form zu bringen, dass man sie mit Genuss und Gewinn lesen kann. Ein generel­ler Titel der Storysammlung wird uns sicherlich später einfallen – nur für den Fall, dass wir nicht einen der fünf Storytitel nehmen wollen. Wichtig ist, dass wir inzwischen wissen, was wir wollen und was der Inhalt sein dürfte. Der Feinschliff kommt dann noch.

Dies ist also ausdrücklich noch ein Geheimprojekt für etwa Sommer 2018. Aber vielleicht ist es zugleich – wenn ich es nicht schaffen sollte, bis dahin Printaus­gaben meiner E-Books zu realisieren – das erste Printwerk, das dann alsbald so­wohl auf den Tischen meiner Lesungen als auch auf den Clubtischen meines Fandomler-Kollegen ausliegen wird.

Gewiss, es ist keine OSM-Storysammlung, und es ist auch keine Archipel-Kurz­geschichtensammlung. Beides würde ich grundsätzlich schöner finden, aber… seht das mal folgendermaßen, Freunde: Wenn die obige Kurzgeschichtensamm­lung ein neugieriges, kopfstarkes Publikum findet, wäre dies ein Anreiz, alsbald danach vielleicht eine der beiden erwähnten Wunsch-Storysammlungen nach­zuschieben. Ich halte das für sehr gut möglich und sehr wünschenswert.

Da drei dieser fünf Geschichten noch nie das Licht der Welt erblickt haben und durchaus gelungen sind, und da die anderen beiden schon seit über 15 Jahren nicht mehr veröffentlicht wurden, halte ich es für einen außerordentlich guten Plan, das jetzt zu realisieren.

Die Zeichen stehen gut, dass das Jahr 2018 publikationstechnisch ein sehr viel erfolgreicheres sein wird, als es das scheidende Jahr 2017 gewesen ist. Wenigs­tens sieht das aus der heutigen Warte des 24. September 2017 aus, an dem ich diese Zeilen niederschreibe.

Aber noch mal: Pssst! Bitte Stillschweigen über dieses Projekt bewahren und noch nicht herumtratschen. Ich gebe euch zu gegebener Zeit Bescheid, wenn wir das ändern können und alles wirklich spruchreif ist. Versprochen, Freunde!

In der nächsten Woche tauchen wir wieder ab in die „Work in Progress“-Rubrik. Ich werde dann was zum Monat Oktober 2017 sagen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 147: Tödliche Beute

Posted Januar 17th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist doch immer wieder überraschend, im recht umfangreichen Oeuvre des Thrillerautors Clive Cussler neue Aspekte vorzufinden. Ich kenne Stimmen, die der Ansicht sind, wenn man fünf oder sechs Cussler-Romane gelesen habe, würde man eigentlich alles kennen, worüber er schreibt – nun, dem kann ich nicht beipflichten. Der vorliegende Roman weicht auf interessante Weise von den traditionellen Pfaden ab und ist jenseits seiner packenden Actionhandlung von einem kritischen und für die Zukunft der Menschheit zentralen Gedanken durchdrungen.

Als ich das erst mal entdeckt hatte, war ich davon vor fünf Lesejahren höchst angetan, und ich glaube, das merkt man dann auch an dem Duktus meiner da­maligen Rezension. Folgt mir also in das vierte Abenteuer von Kurt Austin und Joe Zavala von der NUMA und in das heiß umkämpfte Fanggebiet der Färöer im hohen Norden des Atlantiks…

Tödliche Beute

(OT: White Death)

Von Clive Cussler & Paul Kemprecos

Blanvalet 36068, 2004

448 Seiten, TB

ISBN 3-442-36068-4

Aus dem Amerikanischen von Thomas Haufschild

Die ganze Geschichte beginnt im Jahre 1515 westlich der Britischen Inseln. Eine Karavelle aus Spanien ist auf dem Weg in die Neue Welt. Der Kommandant ist ein baskischer Edelmann, der daheim eine Menge Einfluss besitzt und zudem der Hüter wertvoller Reliquien ist. Doch Diego Aguirrez, so der Name dieses wa­ckeren, aufrechten Streiters, wird von einem unerbittlichen Feind verfolgt, ei­nem Häscher der Heiligen Inquisition, mit dem er sich mitten auf dem Meer ein erbarmungsloses Gefecht liefert, ehe ihm die Flucht gelingt. Er wird nie wieder gesehen…

420 Jahre später sind wieder kühne Abenteurer auf dem Weg gen Norden, dies­mal deutsche Luftschiffer an Bord eines experimentellen Zeppelins mit Namen „Nietzsche“, das 1935 den Pol erreichen und so die Überlegenheit deutscher Technik belegen soll. Aber die „Nietzsche“ verschwindet auf Nimmerwieder­sehen in der Arktis und bald daraus auch aus dem Gedächtnis der Menschheit…

Etwa im Jahre 2003 oder 2004 beginnt dann die eigentliche Handlung: Vor den Färöer-Inseln1 im Nordatlantik findet das so genannte „grindarap“ statt, ein tra­ditionelles Ritual der dortigen Fischer, bei dem zahlreiche Zwergwale in eine Küstenbucht getrieben und dort blutig abgeschlachtet werden.2 Aber eine Um­weltschutzorganisation, die „Sentinels of the Sea“ (SOS) unter ihrem energi­schen wie leichtfertigen Anführer Marcus Ryan, ist wild entschlossen, dieses „Massaker“ zu verhindern – zu dumm nur, dass die dänische Marine voraus­schauend den Kreuzer „Leif Eriksson“ vor Ort dirigiert hat, um Exzesse seitens der Umweltschützer zu vermeiden.

Unter normalen Umständen würde so etwas eine Eskalation der Ereignisse ver­hindern. Doch die Umstände sind alles andere als normal, und das bekommen sie alle zu spüren – ehe der Tag des „grindarap“ vorbei ist, liegen Marcus Ryans Schiff „Sea Sentinel“ und der von ihm gerammte (!) Kreuzer der Dänen auf dem Meeresgrund, und zahlreiche Seeleute sind noch im Rumpf des versunkenen Kreuzers eingeschlossen. Hilfe ist weit und breit nicht in Sicht…

Zeitgleich erproben Kurt Austin und Joe Zavala von der NUMA, die Helden die­ser Romanserie, an einem versunkenen russischen U-Boot rund zweitausend Seemeilen entfernt den Prototyp eines neuartigen Bergungs-U-Boots namens „Sea Lamprey“. Und nur dank dieser Koinzidenz der Ereignisse ist es letztlich möglich, die auf dem Meeresgrund Eingeschlossenen doch noch zu retten.

Die SOS will daraufhin, namentlich deren schöne Rechtsanwältin Therri Weld, dass Kurt Austin sich der Sache der SOS verschreibt… aber Austin ist solcher Ak­tionismus nicht geheuer, und nur Therris wegen macht er noch einen Tauch­gang zu dem untergegangenen Aktivistenschiff. Hier entdeckt er allerdings, dass die Steuerruder manipuliert wurden, so dass das Schiff – was durchaus zu den Worten Ryans vor Gericht passt – gewissermaßen ferngesteuert werden konn­te. Die Geschichte stinkt also gegen den Wind, nur weiß er nicht, weshalb.

Er wird bald – und eigentlich eher unabsichtlich – schlauer in dieser Beziehung, weil er noch ein Weilchen auf den Färöern bleibt. Dabei entdeckt er unter ande­rem eine Fischzuchtanlage einer Firma namens „Oceanus“, die offenkundig von Inuit scharf bewacht wird. Als er sich auf das Firmengelände einschleicht, um Klarheit zu bekommen, wird er beinahe ermordet und kurz darauf fast mitsamt seinem Boot in die Luft gesprengt. Dass er sich nebenbei den tödlichen Hass ei­nes fanatischen Inuit zuzieht, was noch für üble Konsequenzen sorgt, sei nur am Rande erwähnt.

Rettung in letzter Not ist die Besatzung einer spanischen Yacht, die ihn auf­fischt. Hier macht Austin, ziemlich übel derangiert, die Bekanntschaft mit Bal­thazar Aguirrez, einem baskischen Industriellen, der den Ahnenforscher und Ar­chäologen mimt… fragt sich nur, warum sein Schiff dann über Flugabwehrrake­ten und ähnlich martialische Bewaffnung verfügt.

Der NUMA-Mann Austin ist jedenfalls allmählich neugierig geworden auf die Firma „Oceanus“, und während er noch weiter von den SOS-Leuten, insbeson­dere von Therri Weld, umworben wird, zieht die Gefahr weitere Kreise. Kurts gelangweilte Kollegen Gamay Morgan-Trout und ihr Mann Paul Trout in den Staaten beschließen nämlich, von Austin auf die Firma „Oceanus“ angesetzt, in Kanada eine Fischfabrik zu besuchen, die zu dem komplexen Konsortium hinter „Oceanus“ gehört. Dabei stoßen sie auf ein paar sehr beunruhigende Dinge, beispielsweise auf ein Fischerdorf, in dem kein Fisch mehr gefangen wird, auf einen monströsen „Frankenfisch“, der wie ein polarer Piranha offensichtlich al­les frisst, was sich im Meer bewegt, und wenig später gibt es reihenweise Tote.

Ja, es ist offensichtlich, dass „Oceanus“ etwas zu verbergen hat. Und zimperlich im Umgang mit unliebsamen Neugierigen sind diese Leute auch nicht.

Doch wie nun der baskische Pfad, das deutsche Luftschiff, der unheimliche Inuit-Stamm der Kiolya und ihr monströser Anführer, der sich gern nur nach ei­nem Inuit-Dämon „Toonook“ nennen lässt, sowie die Fischzuchten zueinander passen, das ist ein verheerendes Puzzle, dessen innere Logik sich selbst Kurt Austin fast zu spät erschließt. Hoch in den Wolken über Kanada ereignet sich dann der finale Kampf…

Man kann das vermutlich nicht anders sagen: die Kurt Austin-Romane sind, ab­gesehen vom Erstling3, grundlegend anders gestrickt als die Romane um Dirk Pitt und seinen Kollegen Al Giordino. Zwar sind Joe Zavala und Kurt Austin durchaus ähnlich, aber es wird von Roman zu Roman deutlicher, dass Austin mehr zu Grübelei, Skepsis und Zurückhaltung neigt. Dieses Werk bringt das bes­tens zutage, und es tut der Spannung nur bedingt Abbruch.

Zum zweiten aber zeigt die Wahl der Themen, dass Kemprecos schwierige und durchaus auch kontroverse Sujets nicht scheut. Im Vergleich zu den eher bunten Abenteuergeschichten Dirk Pitts geht es in Austins Abenteuern um glo­bale Wasserversorgung4 oder um das nicht unproblematische Methanhydrat und damit die Zukunft der weltweiten Energieressourcen.5 Diesmal geht es um Gentechnik, genauer gesagt: um Seafood und die Schwierigkeiten, die daraus erwachsen können. Und es geht um aktivistische Umweltorganisationen a la Greenpeace – wobei vermutlich für die „Sentinels of the Sea“ die Organisation „Sea Shepherd“ von Paul Watson Vorbild stand.6

Zwar kommt der Roman diesmal definitiv nicht an den Vorgängerroman heran, was mit Sicherheit daran liegt, dass die wesentlichen Personen einfach nicht hinreichend charakterisiert werden und speziell der Luftschiff-Strang eher halb­herzig verfolgt wurde, zum zweiten wird doch etwas sehr stark bei der Darstel­lung der so genannten „Frankenfische“ übertrieben (wo regelrechte Verteufe­lung der Gentechnik betrieben wird), aber man kann schon konstatieren, dass Kemprecos auch dieses Mal ein interessantes Thema aufgreift, dessen Brisanz man nicht unterschätzen sollte, und das alleine macht den Roman schon lesbar.

Die Frage nämlich, wie angesichts erkennbarer Überfischung der Weltmeere, absolut kläglicher Schutzbemühungen der noch übrig gebliebenen Bestände7 und immer größer werdender Menschenmassen dafür gesorgt werden kann, die Milliarden hungriger Mäuler zu stopfen, ist eine der großen Zukunftsfragen der Menschheit. Während viele Konzerne weltweit darauf setzen, etwa Mais, Weizen oder Reis zu „optimieren“, d. h. im Wesentlichen gentechnisch aufzurüsten, damit er höhere Erträge erbringt oder gegen Schädlinge und widrige Wachstumsbedingungen besser gewappnet ist, setzen andere Firmen gezielt auf Aquakulturen, d. h. auf die künstliche Züchtung von großen Fischbeständen, beispielsweise – wie in diesem Roman – von Lachsen. Dasselbe gilt für Shrimps, deren Zuchten etwa in Südostasien oftmals mit dramatischer Rodung von Man­grovenwäldern einhergehen, wodurch Naturräume zerstört, Buchten verseucht, Tierarten ausgerottet und natürliche Tsunami-Schutzwälle (die Mangroven!) vernichtet werden.

Wie im Roman prinzipiell korrekt beschrieben, sind solche künstlichen Zuchten natürlich anfälliger gegen Umweltstress und Krankheiten – die Parallele zur in­dustriellen Massentierhaltung an Land bzw. zu agrarischen Monokulturen ist unübersehbar und eine Realität – , so dass die Tiere zu Geschwulstbildung, neu­rotischem Verhalten und ungewohnter Aggressivität neigen. Vieles davon wird mit Antibiotika bekämpft, die auch jenseits der Aquazuchten für Probleme sor­gen. Es kommt zur unbeabsichtigten Freisetzung von Zuchttieren, die Krankhei­ten in natürliche Bestände hineintragen und so weiter und so fort…

Die im Buch darum angesprochenen Probleme sind also nichts, was sich die Verfasser völlig aus den Fingern gesaugt haben, und den Finger in die Wunde zu legen, ist absolut essentiell. Meiner bescheidenen Ansicht nach besteht das Hauptproblem zwar im zügellosen Wachstum der menschlichen Spezies, das dringend gedrosselt werden sollte, und genetisch „optimierte“ Tier- und Pflan­zenarten stellen lediglich eine Art von Kurieren an Symptomen dar, aber solche kritischen Worte kann man in dem vorliegenden Roman natürlich nicht finden. Allerdings fand ich es schon recht beunruhigend, wie sehr die Spezies Mensch den gefräßigen und unersättlichen „Frankenfischen“ ähnelt, die das Meer leerplündern und schließlich an ihrer eigenen Gefräßigkeit zugrunde gehen… wer mag, kann darin eine unterschwellige Mahnung an unsere eigene Rasse sehen.

Jenseits des Unterhaltungswerts hat der Roman also auch noch eine ernstzu­nehmende, kritische Botschaft, was ja Dirk Pitt-Romane in der Regel nicht an­streben. Ich halte die Lektüre darum für durchaus lohnend. Ich hatte das Buch in drei Tagen verschlungen, und das spricht vermutlich für sich… schade ist nur, dass die Bücher offensichtlich immer kürzer werden. Ein paar mehr Seiten hät­ten diesem Roman nicht geschadet.

© 2012 by Uwe Lammers

Wie ihr sehen könnt, habe ich einleitend wohl nicht zu viel angedeutet, eher zu wenig. Das ist tatsächlich ein höchst lesenswerter Roman, der nur im unschein­baren Gewand daherkommt.

Nächste Woche machen wir uns, ihr habt das sicherlich schon erwartet, wieder auf in die schulische Ausbildung des jungen Harry Potter. Und wiewohl Schule für die meisten von euch vermutlich dröge und eher abschreckend war, ist das bei Harry nicht der Fall – doch nicht, wenn es um die Zaubererschule Hogwarts geht. Die jedoch befindet sich derzeit im Belagerungszustand…

Mehr dazu in einer Woche.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Im Buch durchgängig als „Faröer“ verkehrt geschrieben.

2 Es gibt übrigens analoge „Spektakel“ im mediterranen Raum im Rahmen der Thunfischjagd, darum ist die Sitte des „grindarap“ durchaus nicht unrealistisch.

3 Vgl. Clive Cussler & Paul Kemprecos: „Das Todeswrack“, 2000. Vgl. dazu auch den Rezensions-Blog 127 vom 30. August 2017.

4 Vgl. dazu Clive Cussler & Paul Kemprecos: „Brennendes Wasser“, 2002. Vgl. dazu auch den Rezensions-Blog 131 vom 27. September 2017.

5 Vgl. dazu Clive Cussler & Paul Kemprecos: „Flammendes Eis“, 2003. Vgl. dazu auch den Rezensions-Blog 139 vom 22. November 2017.

6 Vgl. dazu den Artikel über die Sea Shepherds im GEO 10/2011.

7 Was wesentlich auf das internationale Seerecht zurückzuführen ist und auf die menschliche Psyche: Ho­heitsgewässer reichen nicht sehr weit und sind ohnehin schwer zu kontrollieren, internationale Fischfang­konsortien, viele davon in Ostasien angesiedelt, operieren weltweit in den Gewässern, für deren Schutz sich niemand verantwortlich sieht – und was niemandem „gehört“, das wird von Menschen nun einmal leider gnadenlos ausgeplündert, die Regenwälder zeigen dasselbe Bild; es ist leider unwahrscheinlich, anzuneh­men, dass das internationale Seerecht oder das Völkerrecht Abhilfe schaffen, ehe es zu spät ist.

Liebe Freunde des OSM,

es ist schon ein wenig unglaublich, wenn man den Teil 50 irgendeiner Subarti­kelserie dieses Blogs zu schreiben hat… für mich wenigstens fühlt sich das irgendwie, wie soll ich sagen?, nun… strange an. Als ich am 17. März 2013, also vor beinahe 5 Jahren, als zweiten Blogartikel überhaupt diese Rubrik begann, nahm ich recht schlicht an, sie würde relativ bald die Realgegenwart erreichen… aber wie ihr ja wisst, hat sich das verselbständigt.

Natürlich hätte ich das wissen können – aber es ist eben eine Sache, ob ich Ar­chipelromane oder opulente OSM-Episoden verfasse oder Blogartikel schreibe. Dachte ich damals noch. Blogartikel, so meine damalige Überzeugung, sind im­mer kurz und knapp, die Aufmerksamkeit der Leser hier ist (so nahm ich irrig an) begrenzt, fasse dich also kurz, ufere nicht aus. Ich nahm mir vor, nie über 4-5 Seiten Text hinauszugehen.

Auch das ist, wie ihr längst wisst, Vergangenheit. Manche Themen brauchen einfach mehr Raum. Zu anderen Gelegenheiten ist mir, wenn ich Blogartikel ver­fasse, zum Erzählen zumute, und dann wird es ebenfalls etwas länger (aber, wie ich hoffe, niemals „schwafelig“ oder schwammig. Geschwätz widerstrebt mir grundsätzlich).

Also, 50 Beiträge zum Thema „Was ist eigentlich der OSM?“ haben wir jetzt er­reicht, und es ist anzunehmen, dass ebenso viele im Laufe der nächsten Jahre wohl noch folgen werden. Aber dann, wie anfangs angekündigt, sicherlich in größerem Abstand, sobald ich die Realgegenwart erreicht habe – einfach des­halb, weil ich in jedem dieser Beiträge ja mehrere Monate Lebenszeit straffe und zusammenfasse.

Lasst mich schauen, wo ich im vergangenen Beitrag, Blogartikel 248 vom 3. De­zember 2017, stehen geblieben war… ah ja, das legendäre Jahr 2013 brach an und brachte den Start meines E-Book-Programms.

Wie erwähnt, begannen die Vorarbeiten in enger Zusammenarbeit mit der E-Book-Lektorin Corinna Rindlisbacher von www.ebokks.de und meinen Freun­den vom Förderverein Phantastika Raum & Zeit e.V. in Braunschweig bereits anno 2012, aber richtig Fahrt aufnehmen konnte das alles natürlich erst im Frühjahr 2013.

Im OSM steckte ich zu dieser Zeit, während ich parallel nach Arbeit suchte und mich mit meinen wenigen Finanzen mühsam über Wasser hielt, in der kom­mentierten Abschrift des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“, ich formatierte den begonnenen Roman „Abenteuer im Archipel“ neu und fuhr mit der Abschrift von Episoden aus KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ sowie der notwendigen Neuformatierung von Episoden der Abschrift von KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ fort.

Nur Nacharbeiten und Abschriften? Oh nein, ich konnte in diesem Monat auch endlich einen neuen Meilenstein in KONFLIKT 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljä­ger“ vermelden: Ich hatte es geschafft, den voluminösen Jubiläumsband 50 zu beenden, der den prägnanten Titel „MATRIXPEST“ trägt.

Ihr erinnert euch – das ist die Episode, als der Furcht einflößende RAND die Erde des Jahres 1999 erreicht und nahezu alles, was Rang und Namen in der OSM-Geschichte hat, geradewegs vom Antlitz der Welt wegfräst: Totenköpfe, Dämonen von TOTAM, Dämonenwaffen, Menschheit… Moment, Menschheit? MENSCHHEIT? Aber dann ist doch alles vorbei, oder…?

Nein, eben gerade nicht. Dann beginnen die absoluten Mysterien.

Aber für Klivies Kleines, den Helfer des Lichts und engsten Freund Oki Stanwers, der als MASKE die verwüstete Erde nach dem RAND besucht, fängt der Alp­traum in diesem Moment erst an… ich sage euch, ein grässlicher Opener für das neue Jahr, dies schon im Januar.

Aber bitte, das war erst der 11. Januar! Der ganze restliche Monat lag noch vor mir. Und der hatte es ebenfalls in sich – nicht umsonst sind für den Januar sa­genhafte 35 neue, fertige Werke verzeichnet!

Glaubt ihr nicht? Ist aber eine Tatsache.

Ich schrieb entgegen der vermutlich verständlichen Ansicht nur einen einzigen ersten Blogartikel, aber dafür zwei E-Book-Texte, nämlich „Das ausgeplünderte System“ und „Im Zug“. Ich verfasste für FAN die Historikerzeit #10 und bereitete die Publikation des OSM-Romans „Verderben auf Tuwihry“ in sieben Teilen für das Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) vor.

Und ich tobte durch die OSM-Ebenen. Durch KONFLIKT 22, durch KONFLIKT 28, ich arbeitete weiter an KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“, wo ich gerade den Alli-Zyklus um das Kaiserreich von Trandin begonnen hatte. Es folgte ein Besuch in KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, außerdem eine Stippvisite im Archipel in dem inzwischen schon recht voluminösen Roman „Die neue Strafe“. Und dann war da noch die Weiterarbeit in KONFLIKT 19 „Oki Stan­wer – Der Missionar“ im Rahmen des Romanfragments „Eine scharf geschliffe­ne Waffe“.

Ich war bass erstaunt, als ich das Ende des Monats Januar erreichte, das könnt ihr mir aber glauben! Wow, dachte ich, hier glüht die Kreativität – offensichtlich tut mir die Herausforderung durch das neue E-Book-Programm echt gut! Klasse!

Mann, ich hatte ja noch gar keine Ahnung!

Einen Monat später – der Februar schloss ebenfalls mit sensationellen 28 fertig gestellten Werken ab! – konnte ich wirklich nur ungläubig staunen, wie arbeit­sam und rege ich war. Das hing natürlich mit zahlreichen Faktoren zusammen: Im Februar intensivierte ich beispielsweise die Abschrift der OSM-Episoden aus KONFLIKT 22. Es entstanden fünf neue Blogartikel, zahlreiche Neuformatierun­gen von Geschichten, insbesondere solchen, aus denen dann E-Books werden sollten, wurden im Februar 2013 realisiert. Das erste E-Book „Hinterlassen­schaften“ ging am 12. Februar an die Öffentlichkeit und wurde von mehr als tausend Lesern downgeloaded… wundert es, dass ich voller Begeisterung war? Eher nicht.

Der Artikel „Der Weg zum E-Book“ entstand, in dem ich über die Entstehung meines E-Book-Programms reflektierte. Die Neuformatierung der TI-Serie er­reichte den aktuellen Schreibhorizont (Episode 53). Und das nächste E-Book, „Vhentars Schicksal“, wurde fertig.

Der Schreibflow hielt an: die Endabrechnung für den Monat März zeigt weitere 31 fertig gestellte Werke, darunter 4 weitere Blogartikel, den Artikel „Der Oki Stanwer Mythos (OSM) im E-Book-Format“, den ich für FAN schrieb – genauer: für meinen FAN-Beitrag, dem ich diesmal den Titel „E-Book-Times #1“ gegeben hatte.

Ansonsten: eine Wildnis von Abschriften, Neuformatierungen und kommentier­ten Abschriften von Episoden aus KONFLIKT 18, KONFLIKT 22 sowie KONFLIKT 15. Hinzu kamen Neuformatierungen historischer Artikel und die Weiterarbeit an KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI). Besonders an letzte­rem war eine befruchtende Wirkung seitens meines E-Book-Programms zu spü­ren, denn die TI-Schreibarbeit stockte schon eine Reihe von Jahren.

Und das E-Book-Programm brachte mich, wie ich ironisch sagen möchte, auch auf leichtfertige „dumme“ Ideen. Ich fuhr zu dieser Zeit ja zweigleisig: Begin­nend mit Einzelgeschichten wie „Hinterlassenschaften“ hatte ich dann ergän­zend mit der Veröffentlichung der TI-Serie begonnen. Aber ihr wisst das längst – es gab ja so viel mehr OSM-Universen! Warum also nicht eine weitere E-Book-Reihe beginnen, um diese anderen Universen ebenfalls vorzustellen?

Gesagt, getan. Im März begann ich also mit der Planung der Parallelreihe „Aus den Annalen der Ewigkeit“, indem ich mir die Novelle „In der Hölle“ vornahm und mit dem Ausbau selbiger zu einem ersten Roman der Reihe begann.

Ihr merkt: die Kreativität glühte geradezu in diesen ersten drei Monaten des neuen Jahres, und das war ein phantastisches Gefühl. Schon nach 3 Monaten auf 94 fertige Werke zurückblicken zu können (zum Vergleich: 2012 waren es im gleichen Zeitraum gerade mal 59 Werke gewesen), das befeuerte mich na­türlich in enormer Weise.

Ja, dachte ich, daran kann man sich gewöhnen: an monatlich eine E-Book-Veröffentlichung, an vier bis fünf Blogartikel im Monat. Das Blogartikelschreiben macht richtig Spaß… und das ist die reine Wahrheit, das ist bis heute der Fall, seit Schaffung des Rezensions-Blogs vielleicht noch mehr denn je. Denn in der Tat ist das Blogartikelschreiben keine wirkliche Belastung, wenn man sich ein­mal vergegenwärtigt, wofür ich das tue und wie sehr es mich konstant im Schreibtraining hält – selbst wenn ich wenig Zeit dafür habe, ist für solche Schreibübungen, die euch wie mir zugute kommen, immer noch ein kleines Zeitfenster vorhanden. Das ist ein bisschen wie mit Rezensionen… aber in den Blogartikeln, fand ich damals und finde es noch heute, ist irgendwie mehr For­mulierungsfreiraum vorhanden.

Schnell legte sich also im Frühjahr 2013 meine Nervosität, was die Blogartikel und das Schreiben für die breite Öffentlichkeit anging. Natürlich war ich noch unbeholfen und tapsig, hatte Mühe, meine überschießenden Gedanken zu ka­nalisieren und daran zu denken, dass ihr, meine Leser, ja vom OSM noch keine rechte Vorstellung haben konntet… heutzutage, mit Jahren der Blogerfahrung und wissend, dass die meisten von euch doch schon recht gut in die Frühzeit des OSM eingelesen seid, ist das anders, da gehen wir sehr viel entspannter miteinander um als zu Beginn.

Das erste Quartal 2013 war also aus meiner Sicht ein voller Erfolg, und ich war sehr gespannt, wie es weitergehen würde. Davon berichte ich euch in der nächsten Folge dieser Blogartikelreihe.

Über das kommende Blogartikelthema decke ich noch den Mantel des Geheim­nisses – das hat seine Gründe, Freunde, denn da geht es wirklich um ein Geheimnis für das aktuelle Jahr 2018. Wer den Mantel gern lüften möchte, der schaue kommende Woche herein. Aber psst… nicht weitererzählen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 146: Schatten über Baker Street

Posted Januar 10th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Sherlock Holmes und das Übernatürliche… das ist beinahe schon ein schreien­der Widerspruch, der nicht zusammengeht. Das könnte man so glauben, aber das geht etwas an der historischen Realität vorbei. Well, nun könnte ein kennt­nisreicher Leser einwenden, ich solle nicht den Fehler begehen, Sherlock Hol­mes für eine authentische Person der Zeitgeschichte halten, und in diesem Punkt würde ich sogleich beipflichten. Doch darum geht es mir nicht.

Sherlock Holmes als ein durch und durch beinharter Rationalist war dem Über­natürlichen aus gutem Grund abhold. In der viktorianischen Ära war gerade im Bereich des Spiritismus Lug und Trug an der Tagesordnung, und ob es so etwas wie echte Medien gab, durchaus fragwürdig. Gleichwohl, und darauf hebe ich an dieser Stelle ab, verfiel der Schöpfer des legendären Meisterdetektivs, Ar­thur Conan Doyle, dem spiritistischen „Fieber“, wie ich es nennen möchte. Wie­wohl er sich eine gewisse Skepsis bewahrte, glaubte er doch felsenfest etwa an die Existenz von Feen und Elfen und war überzeugt davon, dass einige Fotos von ihnen, die er besaß, tatsächlich übernatürliche Wesen abbildeten.1

Und dies, wohl verstanden, vom Schöpfer des durch und durch rationalen Sher­lock Holmes. Es ist also nicht restlos abwegig, wenn auch, zugegeben, äußerst abenteuerlich, was in diesem Sammelband von Kurzgeschichten passiert – dass nämlich der beratende Detektiv aus der Baker Street 221B mit übernatürlichen Wesen konfrontiert wird.

So wird auf interessante und verblüffende Weise der Holmes-Kosmos noch aus­geweitet auf parallele Wirklichkeiten, bevölkert von surrealen und üblicherwei­se monströsen Fabelwesen, die insbesondere dem Kosmos des großen Altmeis­ters der weird fiction, Howard Phillips Lovecraft, entsprungen sind.

Neugierig geworden? Dann lest weiter:

Schatten über Baker Street

(OT: Shadows over Baker Street)

von Michael Reaves & John Pelan (Hrsg.)

Bastei 15387, Oktober 2005

544 Seiten, TB, 8.00 Euro

Diverse Übersetzer

Als im Jahre 1887 der erste Roman um einen geheimnisvollen, durchaus etwas schrulligen Detektiv in der Baker Street 221B erschien und der zu diesem Zeit­punkt noch relativ unbekannte Schriftsteller Arthur Conan Doyle den Grund­stein zu einem Mythos legte, konnten weder er noch die Leser oder Verleger ahnen, dass nach fast 120 Jahren der Mythos Bestand haben würde. Arthur Co­nan Doyle wurde später geadelt und durfte sich „Sir“ nennen, und Sherlock Hol­mes und sein Kompagnon und ärztlicher Freund, Dr. John Watson, gingen in die Literaturgeschichte ein.

Der originale Kanon besteht aus 56 Geschichten und 4 Romanen, doch die Zahl jener Werke, die Epigonen verfasst haben, geht in die Hunderte. In diesem Buch sind nun achtzehn neue Geschichten niedergeschrieben, und nicht alle halten sich an die gängige Chronologie, ja, manche spielen nicht einmal in dieser Welt!

Das vielleicht Biedere an Doyles Geschichten war ja, dass selbst in solch obsku­ren Werken wie „Im Zeichen der Vier“, „Der Hund der Baskervilles“ und ande­ren alle geheimnisumwitterten, scheinbar übernatürlichen Ingredienzen auf einen realistischen Kern zurückgeführt werden konnten. Das geschah gewisser­maßen in der Nachfolge von Horace Walpoles „Castle Otranto“, das im 19. Jahr­hundert den Ruf der „gothic novel“ mit begründete.

Aber was, wenn Logik und verbrecherische Logik nicht alles wären? Was, wenn es das Übernatürliche wirklich gäbe, eine düstere, Wahnsinn verbreitende Strö­mung unter der Oberfläche des Wachseins?

In diesem Band nun trifft der Londoner Meisterdetektiv unvermittelt auf die Schrecknisse der Welten des Horror-Großmeisters Howard Phillips Lovecraft, mal subtil, mal derbe und direkt. Ein paar davon sollen hervorgehoben werden, um den Appetit des Lesers zu wecken:

Neil Gaiman sorgt in seiner Einleitungsgeschichte „Eine Studie in Smaragdgrün“ gleich für einen ziemlichen Schocker. Der Titel orientiert sich an dem ersten Holmes-Roman „Eine Studie in Scharlachrot“.2 Auch sonst vollzieht er sich in vielerlei Hinsicht ähnlich. Der Leser wird sich erstmals klar darüber, dass etwas grundfalsch ist, als Holmes folgende Worte spricht: „Mein lieber Lestrade. So viel Verstand sollten Sie mir doch bitte zutrauen. Die Leiche ist offensichtlich nicht die eines Menschen – die Farbe seines Blutes, die Zahl seiner Gliedmaßen, die Augen, die Stelle, an der sich sein Gesicht befindet… all das deutet auf kö­nigliches Geblüt.“

Hallo?, denkt sich der überrumpelte Leser. Was ist DAS denn? Und was, bitte schön, suchen Dr. Jekyll und Jack the Ripper im viktorianischen England des Jah­res 1888 und in dieser Geschichte? Was morden sie für bizarre Wesen? Wer ge­nau liest, wird sogar die – furchterregende – Identität des Rippers herausfinden können. Oh, hier hat Gaiman eine wirklich bösartige Geschichte geschrieben, angesiedelt in einem morbiden Paralleluniversum…

Elizabeth Bear verfolgt in „Tiger! Tiger!“, die 1882 spielt, die Rolle einer Neben­person des Holmes-Kultes: Irene Adler, die deutsche Abenteurerin, befindet sich in Indien auf Tigerjagd, als sie hier mit einem ganz besonderen Wild kon­frontiert wird, das ganz gewiss nicht von dieser Welt ist und für Menschen nicht viel übrig hat…3

Steven-Elliot Altman rekonstruiert einen „Fall von königlichem Blut“ und führt Holmes zusammen mit dem Schriftsteller H. G. Wells in die Niederlande, um einen offensichtlichen Geist zu stellen. Na ja, ganz ein Geist ist es nicht, aber auch nichts viel Angenehmeres. Der unbestreitbare Reiz der Geschichte er­wächst hier aus dem skeptischen Verstand von H. G. Wells, der alles Metaphysi­sche mit natürlichen Ursachen erklären möchte.

Die weinenden Masken“ werden in James Lowders gleichnamiger Geschichte beinahe dem Arzt und Soldaten John Watson in Afghanistan zum Verhängnis. Die blutrünstigen Abenteuer, die Watson im Alter niederschreibt und die ihn nervlich ziemlich zerrütten, wehen dem Leser den heißen, fieberigen Pest­hauch eines unterirdischen Kultes im Hindukusch ins Gesicht – atmosphärisch beklemmend in Szene gesetzt, bis man sich in Werke von Henry Rider Haggard versetzt glaubt.

Kann man drei Jahre lang mehr oder weniger nur von Luft und Liebe leben? „Das fastende Mädchen“ in Poppy Z. Brites und David Fergusons Geschichte schafft dies. Der Grund dafür liegt tief in der Lovecraftschen Mythologie verbor­gen. Wer neugierig ist, mag dafür „The Shadow Out of Time“ lesen. Auch wenn DIESE Geschichte hier nicht in der australischen Wüste spielt, so ist doch der Grund dort zu finden – Millionen Jahre weit in der Vergangenheit…

Das Rätsel des Gehenkten“ wird Sherlock Holmes von Paul Finch aufgegeben: ein Verbrecher, der einen Massenmord auf dem Gewissen hat, hat ihn be­gangen, und er ist geständig. Doch bevor er seinen letzten Gang antritt, über­reicht er Holmes ein Blatt mit verwirrenden Linien, über das der Detektiv, dem auch eine Frist von wenigen Tagen gesetzt worden ist, fast verzweifelt. Erst, als er eine Schiffsfracht verfolgt, die aus dem amerikanischen Innsmouth nach London gekommen ist, wird ihm klar, was geschieht – und es ist schon fast zu spät…

Tim Lebbon schockiert auch gerne. Als John Watson abends bei einem Spazier­gang einen Schlächter bei einem Mord beobachtet, ist er völlig perplex: der Mörder ist niemand Geringeres als sein Freund Sherlock Holmes! Doch ist das wirklich der Fall? Oder gibt es hier Dinge, die subtiler sind, als es auf den ersten Blick scheint? Erst spät begreift Watson: „Das Grauen hat viele Gesichter“

Wenn ein ganzes Dorf seit vielen Tagen schlaflos ist, was nicht einmal mit Opia­ten bekämpft werden kann, dann muss es dafür erkennbar einen guten Grund geben. Als Sherlock Holmes in der Geschichte „Ein Fall von Schlaflosigkeit“ die­ser rätselhaften Begebenheit nachgeht, lässt Autor John P. Vourlis die Fährte zu­rückreichen bis nach Ägypten. Doch längst hat der Fluch die Insel erreicht und streckt seine Krallen nach Dr. Watson aus…

Dies sind nur ein paar Fälle, mit denen es der geneigte Leser hier zu tun hat. Und er begegnet Untoten, den Großen Alten, kryptischen Kulten, Schwarzer Magie, Shoggothen, Unsterblichen, die die Körper tauschen und vielem ande­ren mehr. Auch treffen sie recht unvermittelt auf Personen, die sie hier viel­leicht nicht unbedingt erwarten: Königin Victoria, H. G. Wells, Jack the Ripper, Carnacki the Ghostfinder.4 Meist gut in Szene gesetzt sind die historischen De­tails und die präzise, manchmal fast unheimlich wirkende logische Deduktion, der sich Holmes bedient, um seine Klienten zu verunsichern und die Verbrecher zu entsetzen.

Dann freilich muss man auch konstatieren, dass es sich viele der Autoren zu leicht machen, indem sie die Skepsis Holmes´ einfach aushebeln und ihm ein kryptisches Geheimwissen andichten. Das ist dann doch gar zu einfach. Hat Hol­mes nicht einmal selbst gesagt, er würde seine Erinnerung nur mit dem belas­ten, was er als absolut nötig empfinde? Dazu gehört für den eingefleischten Ra­tionalisten und Logiker sicherlich nicht die Akzeptanz des Übernatürlichen.

Trotz allem hat der Holmes-Freund und der vom Cthulhu-Mythos und der viktorianischen Zeit Faszinierte ein anregendes, spannendes Lesefutter, das sich binnen weniger Tage „inhalieren“ lässt und meiner Meinung nach den Preis sehr wert ist. Allein schon Gaimans Geschichte würde das lohnen…

© 2005 by Uwe Lammers

Tja, da wird einem der Mund schon etwas wässrig gemacht… ich sagte ja ver­schiedentlich bereits, dass das Alter von Büchern oder die Tatsache, dass sie nicht mehr im Verzeichnis Lieferbarer Bücher zu finden sind, kein Qualitätskrite­rium für die Werke an sich darstellt. Das hier ist wieder so ein Fall.

In der nächsten Woche verfolgen wir einen weiteren abenteuerlichen Fall der NUMA-Crew um Kurt Austin und Joe Zavala. Nicht verpassen!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Der Autor Félix J. Palma begeht meiner Ansicht nach im dritten Band seiner „Landkarten“-Trilogie den Feh­ler, diese Neigung bei Doyle zu gering zu schätzen und ihn deutlich skeptischer sein zu lassen, als es in Wahr­heit der Fall war… aber well done, der Roman „Die Landkarte des Chaos“ (für den Rezensions-Blog in Vorbe­reitung) spielt natürlich auch in einer Parallelwelt von unzähligen, und der hier geschilderte Arthur Conan Doyle ist mit dem unsrigen wahrscheinlich nur bedingt deckungsgleich.

2 Diesem Buch hier wird übrigens ein legendäres Zitat vorangestellt, das angeblich in „Studie in Scharlachrot“ vorkommen soll. Das ist falsch. Ich habe letztgenanntes Buch erst wenige Tage zuvor gelesen. Wahrschein­lich stammt das Zitat eher aus „Der Hund der Baskervilles“.

3 Wer sich übrigens händeringend fragt, woher er Irene Adler kennen sollte, der lese nach in Arthur Conan Doyles Geschichte „Ein Skandal in Böhmen“, im Juli 1891 im Strand Magazine erschienen. Irene Adler ist die einzige Frau, die sich jemals mit Holmes messen konnte.

4 Eine Figur, die den Geschichten des Briten William Hope Hodgson entsprungen ist und die leider kaum je­mand kennt. Ich habe mich sehr gefreut, Carnacki mal wiedertreffen zu können.

Wochen-Blog 253: Legendäre Schauplätze 6: Feuerrad

Posted Januar 7th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, es ist schon eine ganze Weile her, dass ich euch zum letzten Mal an einen der legendären OSM-Schauplätze herangeführt habe. Damals bereiste ich mit euch diverse Variationen des Planeten Erde. Heute entführe ich euch in die tie­fen Weiten des Kosmos und bringe mal wieder ein paar alte Zitate aus nie publi­zierten OSM-Episoden, um euch den heutigen Schauplatz ein wenig näher zu bringen.

Besuchen wir eine uralte, geschichtsträchtige Sterneninsel in den Tiefen des Kosmos – in gewisser Weise der Grünen Galaxis Bytharg ähnlich. Die Rede ist von der Galaxis Feuerrad.

Die erste Stippvisite dort wurde durch eine verwirrende, rätselhafte Andeutung eines sterbenden Synox möglich, im KONFLIKT 20, das heißt, ich schrieb dar­über in der noch nicht öffentlichen OSM-Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeits­team“ (1984-1998). Die Hintergründe hier offen zu legen, wäre zu kompliziert für den zur Verfügung stehenden Raum, das muss ich irgendwann nachholen. Nur soviel ist von relevanter Bedeutung: Oki Stanwer, Klivies Kleines und eine Gruppe potenziell unsterblicher Technos in den Diensten der Baumeister reiste mit dem Wunsch nach Feuerrad, um die MACHT zu bekämpfen, jene unheimli­che Entität, die den Planeten TOTAM in der Sterneninsel Zooltahn okkupiert hatte, um ein Multigalaxien-Terrorreich zu erschaffen, in das auch die Baumeis­ter-Galaxis Arc eingemeindet worden war.

Folgendes ist der erste Blick nach Feuerrad:

Encassan1 projizierte eine Sternenkarte mit Richtungsvektoren in die Zentrale, und Kleines tat dasselbe mit einem verkleinerten Abbild der Außenwelt.

Die von uns 7,5 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxis Feuerrad, die ihren Na­men von der starken Häufung roter Riesensterne hatte, die fast achtzig Prozent der Galaxis ausmachten, so dass sie blutrot schillerte, funkelte hell und zugleich unheimlich. Sie hatte sechs Spiralarme und ein deutlich ausgeprägtes Zentrum, das durch ausgedehnte Dunkelwolken fast schwarz erschien, so dass sich in Feuerrad ein schwarzes Herz hinter rötlichen Schleiern zu verbergen schien. Sie maß von einer Spitze des Spiralarms zur gegenüberliegenden insgesamt 88.000 Lichtjahre und hatte eine „Dicke“ von immerhin 34.900 Lichtjahren im Zentrum…2

Wenig später tasten sich Oki und seine Gefährten durch ein Reich der Verwüs­tung, durch das geheime Sternenreich des Kristallvolkes der Synox3, oder was davon noch übrig ist, nachdem der wahnsinnige Baumeister HORUS zuge­schlagen hat. Das Ambiente ist insgesamt generell recht alptraumhaft, wie ein kurzer Blick beleuchten mag:

Blutigrotes Leuchten umflorte uns, als wir mit Überlichtgeschwindigkeit von dem Schwarzen Loch wegsteuerten, das uns losließ, weil wir die Baumeisterco­des und Baumeisterrouten kannten, die uns den Weg durch die Schwerkraftfalle bahnten. Alle anderen Intelligenzen wären in diesem Sog zugrunde gegangen.

Die Galaxis Feuerrad war eine alte Sterneninsel, in der es von Dunkelwolken, Schwarzen Löchern, Neutronensternen und Braunen Zwergen nur so wimmelte.

Und es wimmelte ebenso von roten Überriesen und gewaltigen leuchtenden Gaswolken, die aufgrund seltener Gas- und Staubkonstellationen die Strahlung der Sonnen im Bereich des roten Lichts auffingen und verbreiteten. Deshalb hat­ten wir das Gefühl, durch einen Rotfilter in diese Galaxis hinauszusehen…4

Außerdem aber birgt Feuerrad in diesem Universum die mysteriösen Dunkel­welten, die untereinander durch Transmitterkanäle vernetzt sind und vom aquatischen Raumfahrervolk der Assaler bewacht werden…

Ah, da klingelt bei euch etwas? Ja, ich kann mir das gut vorstellen. Ihr habt einen Assaler schon mal kennen gelernt, einen Gesellen namens Shush. Aber zugegeben, er hatte da schon deutlich an Form verloren, so als knochiger „Wan­derarbeiter“ auf dem Planeten Hamilton in einem späteren Kosmos.5

Nachdem in Feuerrad das Chaos ausgebrochen war, an dem ganz wesentlich Oki Stanwer selbst, der Dämon Weldron von TOTAM und die verheerenden Dä­monenzepter beteiligt waren, als das universenweite Dämonensterben einsetz­te, da verließ ich Feuerrad wieder und stieß zu alten und neuen Ufern vor – ich kehrte notwendig nach Zooltahn und Arc zurück und stieß in eine Schreckensga­laxis namens Dyllawaar vor, von der ich beizeiten berichten werde.

Aber Feuerrad ließ mich dennoch nicht los.

Ich dachte: Verdammt, was ist das doch für eine faszinierende Sterneninsel. Und sie hat so viele weitere Geheimnisse… es muss doch möglich sein, davon zumindest einen Zipfel zu lüften.

Und das gelang mir auch, nämlich 1999. Längst war die oben erwähnte Serie, der KONFLIKT 20, abgeschlossen, da blühte in mir der Gedanke auf, nicht nur ein rätselhaftes Volk näher zu betrachten, nämlich die Xin, sondern auch eine höchst unkonventionelle Perspektive einzunehmen.

Auch die Xin habt ihr bereits kennen gelernt.6 Aber das waren entartete Xin, die nicht wirklich so waren, wie sie ursprünglich in der Galaxis Feuerrad entstanden waren und gelebt hatten. Es gingen schreckliche Geschichten über die Xin in verschiedensten Universen um, entartete Xin-Kollektive wirkten in KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (begonnen 1994). Aber wie sah das ur­sprünglich aus?

Auf einmal fand ich mich in einer Kinderkrippe der Xin auf dem Generations­schiff Airexx-330 wieder, im Geist eines ganz besonderen Xin, der schließlich den Namen Shorex’uss erhielt.

Er war ein Feuerspürer.

Ein besonders begabter Xin, der imstande war, etwas zu fühlen, das er „Feuer­schmerzen“ nannte. Er spürte schon zu einem Zeitpunkt, wo er nicht sehen und bewusst denken konnte, Gefahren für das Schiff und sein Zentralkollektiv auf, warnte nonverbal vor verseuchten Systemen und einer mörderischen, systemvernichtenden Gefahr, den Feuerquallen, die ganze Zivilisationen in Schutt und Asche legten.7

Man mag denken, dass auf diese Weise nur eine Art mikrogeschichtliche Per­spektive möglich wurde, aber das ist falsch. Shorex ist ein außerordentlich intel­ligenter, sehr schnell denkender und lernender Xin, der alsbald intensiv Fragen zu stellen beginnt. Wo die meisten seiner Artgenossen sich mit ihren Wissens­grenzen bescheiden, ist seine Wissbegierde uferlos – und dank seiner privile­gierten Stellung erhält er Zugang zu faszinierenden Informationen. Dass das einen schrecklichen Preis hat, erfährt er erst deutlich später.

So erfährt er von dem Ingenieursvolk der Maszinn, einer Spezies in schwer ge­panzerten Raumschiffen, die lebendigen Metallkegeln ähneln. Er hört von den zierlichen grünhäutigen Humanoiden, den Thaas, die begnadete Ökoingenieure sind, die in parapsionisch begabten Weltraumbäumen durch den Kosmos drif­ten und verwüstete Welten neu besiedeln.

Dann gibt es die Nariija, rätselhafte Wesen, deren genaue Gestalt ich noch nicht kenne – sie schaffen gigantische Informationssäulen, zugleich restriktive Wissensportale wie Umschlagplätze von Informationen wie Waren. Er lernt ebenfalls auf indirekte Weise das Händlervolk der oktopoiden Assaler kennen. Und dann sind da die gigantischen, drachengestaltigen Bhaktiden, deren bis zu elf Meter lange Gestalt eine bizarre Mischung aus Schnecke und Drache ist. Sie bewohnen gigantische, transportable Städte, mit denen sie teils oberirdisch, teils unterirdisch unterwegs sind und Planetenkrusten ausbeuten.

Shorex und mit ihm der Leser merkt schnell, dass all diese Völker auf komplexe Weise miteinander interagieren. Einige davon haben sich unter dem Label „Fhonn-6“ zusammengeschlossen. Die Assaler bilden indes eine in viele Volks­zweige zerfaserte, bisweilen erbittert verfeindete Gemeinschaft, ebenfalls von Händlern, Farmern, Raumfahrern, Raumpiraten, Schmugglern und schlimme­rem. Ein großer Teil der Assaler glaubt außerdem an bizarre Sternenmythen wie von den Schöpfungsgöttern Gerkan und Mitkor, die angeblich Sternenleichen dazu gebracht haben, in einer Art umgekehrter Evolution wieder zu brennen und Leben zu spenden.

Irgendwo in den Tiefen der Galaxis existieren auch die Völker der Alten Wissen­schaftler und der Mönche von Feuerrad. Und dann sind da noch die aggressiven Insektenkrieger aus dem Volk der Tay’cuur, die vor Zehntausenden von Jahren Feuerrad überfielen und eine Schreckensherrschaft errichteten, ehe sie auf grässliche (und heute unbekannte) Weise endete. Die wenigen verstreuten Tay’cuur durchreisen verbittert die Galaxis und streben nach alter Größe.8

Dass in Feuerrad noch ganz andere Dinge von Bedeutung sind, erfährt der Feu­erspürer Shorex dann in dem vierten und fünften Feuerspürer-Roman, die noch unveröffentlicht sind. Hier gerät er in die Sklaverei der Tay’cuur und wird genö­tigt, einen Weg ins legendäre Cuur’yool zu finden, das „Feuerherz“ der Galaxis, wo einst die Zentralwelten der Tay’cuur-Invasoren existierten.9

Dies alles geschieht in einem Paralleluniversum, das ein Schatten des KON­FLIKTS 24 ist, den ich in der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ beschrei­be. Auch hier verschlägt es Raumfahrer in die Galaxis Feuerrad, und allein daran erkennt ihr schon, dass dies ein legendärer Ort ist, der mich nach wie vor im­mer noch umtreibt.

Es gibt so viele Rätsel in dieser Galaxis, und viele hängen mit den SIEBEN SIE­GELN VON TOTAM zusammen. Da waren die geheimnisumwitterten Dunkelwel­ten in KONFLIKT 20, die ich oben kursorisch erwähnte. Hier in KONFLIKT 24 en­det ein Pfad der so genannten „Transversalisten“ in dieser Sterneninsel. Der ge­staltwandelnde Tassiner Calderer – seines Zeichens ein noch nicht aktivierter Helfer des Lichts – und seine drei Gefährtinnen geraten in den Bann eines rätselhaften Wesens namens BESLOK, das ihnen aufträgt, in Feuerrad so ge­nannte SPLITTER einzusammeln und zusammenzufügen. Sie scheinen – das ist noch nicht restlos geklärt – Teile eines zerborstenen SIEGELS zu sein.

Wer sich nun vorstellt, dass es vielleicht einfach sein sollte, solche SPLITTER einzusammeln, der sollte sich mal beizeiten die Shorex-Romane anschauen. In einem davon wird eine Informationssäule der Nariija kurzerhand von einem SPLITTER zerstört… immerhin eine kilometerhohe Raumstationssäule. Andere SPLITTER, die ganz offensichtlich höchst mobil sind, sind imstande, ganze Plane­ten zu sterilisieren.

Nein, Feuerrad ist in jedem Universum, in dem Kurs auf diese Sterneninsel ge­nommen wird, ein Hort des Chaos, des Schreckens und der Leiden. Technikde­generation, Bruderkriege, Sklaverei, Unterjochung und schlichter, Panik erzeu­gender und alles auslöschender kosmischer Schrecken regiert hier.

Gleichwohl… in KONFLIKT 24, der schon geraume Zeit pausiert10, bin ich nach wie vor in der Galaxis Feuerrad aktiv – und es ist sehr stark anzunehmen, dass hier noch eine ganze Reihe weiterer Romane, Novellen und Episoden spielen werden, auch jenseits des Shorex-Handlungsstranges.

Feuerrad ist einfach unbeschreiblich faszinierend und übt auf mich eine ähnlich starke Anziehungskraft aus wie etwa Bytharg. Über beide Galaxien gibt es noch sehr viel zu berichten. Was, beispielsweise, sind die Pläne der Mönche von Feu­errad? Was verbirgt sich hinter dem Steinkult der Coyne-Assaler? Ist tatsächlich etwas an dem Mythos von Gerkan und Mitkor (die im übrigen OSM als Dämo­nen von TOTAM bekannt sind, was vermutlich außer mir kaum jemand weiß)? Woher kommen die Feuerquallen? Kann es gelingen, die SPLITTER zu kontrollie­ren? Und was ist das tatsächliche Geheimnis der Dunkelwelten, die auch in KONFLIKT 24 existieren? Ganz zu schweigen von all den Rätseln der Vergangen­heit – wie war das tatsächlich mit der finalen Schlacht gegen die Tay’cuur? Was war die Rolle der Xin? Was die Rolle der Weißen Xin?

Und so weiter und so fort… es gibt wirklich noch viel, sehr viel über Feuerrad zu sagen und womöglich noch mehr dort zu erforschen. Stoff für ganze Romanzy­klen, steht zu fürchten. Doch für den Moment sind wir ans Ende unserer heuti­gen Reise gelangt. Ich danke euch für die Geduld und hoffe, der Einblick in einen noch unbekannten Teil des vielfältigen OSM-Kosmos war für euch erhel­lend.

In der nächsten Woche werden wir wieder bodenständiger mit dem phantas­tischen 50. Teil der Artikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“ Nicht versäumen, Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Encassan ist einer der erwähnten Technos.

2 Zitat aus Bd. 73: „Mission in Feuerrad“, Januar 1995 (OSM 1008).

3 Die Synox sind ein Volk, das erstmalig in KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (1983-1988) in Erscheinung tritt; strukturchronologisch früher gelagert ist die Existenz der Synox-Spezies in KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (1987-1993), wo sie freilich erst beschrieben wurden, als der KON­FLIKT 14 schon abgeschlossen war. So kann’s im OSM kommen…

Zitat aus Bd. 74: „Die Schattenkrieger“, Januar 1995 (OSM 1009).

5 Vgl. dazu das E-Book „Aus den Annalen der Ewigkeit 6: Mein Freund, der Totenkopf“, Teil 1 und 2 (2017).

6 Vgl. dazu auch das E-Book „Aus den Annalen der Ewigkeit 6: Mein Freund, der Totenkopf“, Teil 1 und 2 (2017).

7 Vgl. dazu beizeiten den Roman „Der Feuerspürer“, 1999. Veröffentlicht in BWA 250 (Juli 2004), der für die Annalen in der Warteschleife ist. Er ist auch – wie die beiden Folgeromane, von denen gleich die Rede sein wird – auf der Webseite des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg zu finden, die gegenwärtig aber noch mit Zugangsproblemen kämpft und rekonfiguriert wird.

Mehr zu den Völkern von Feuerrad und auch zu den Tay’cuur erfährt man in dem zweiten Feuerspürer-Roman „Der Feuersucher“, 2001. Veröffentlicht wurde er in BWA 270 (März 2006) bis BWA 275 (August 2006). Vgl. außerdem dazu den dritten Feuerspürer-Roman „Der Feuersklave“, 2002, veröffentlicht in BWA 306 (März 2009) bis BWA 310 (Juli 2009).

9 Vgl. dazu beizeiten die Romane „Die Feuerjäger“, 2002, und „Feuerherz“, 2003 (unveröffentlicht). Der Zyklus selbst geht noch weiter, ist bislang aber noch in Arbeit.

10 Der bislang letzte Band dieser Serie, den ich fertigstellen konnte, war Bd. 56: „Der Flammentempel“ (Januar 2015, OSM 1737).

Rezensions-Blog 145: Jagd nach dem Golde

Posted Januar 3rd, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

immer wieder in den vergangenen rund zwanzig Realjahren habe ich das Ver­gnügen gehabt, in historischen, großzügig bebilderten Jugendbüchern faszinie­rende, kurzweilige und gelegentlich sehr amüsante Lektüre zu haben. Beispiele dafür habe ich in meinem Rezensions-Blog schon seit langem immer wieder mal eingestreut. Sei es, dass es mich in die griechische Antike verschlug1, dass ich eine Stippvisite im Reich der Azteken einlegte2 oder die alten Ägypter aufsuch­te3.

Und nun wird der Spieß ein wenig umgedreht – ich besuche mit dem vorliegen­den Buch, das ich euch heute ans Herz legen möchte, nicht eine bestimmte Epoche, sondern vollführe, orientiert an einem magischen Metall, dem Gold, eine tour de force durch Raum und Zeit. Lasst euch versichern: das lohnt sich. Wer es nicht glauben mag, der lese bitte weiter und lasse sich verführen…

Jagd nach dem Gold

(OT: Gold – a treasure hunt through time)

von Meredith Hooper (Text) und Stephen Biesty (Illustrationen)

Gerstenberg-Verlag, Hildesheim 2002, 52 Seiten, geb.

ISBN 3-8067-4966-3

Aus dem Englischen von Cornelia Panzacchi

Wie oft haben wir uns das gewünscht – ein einziges Mal nur den Weg eines Ge­genstandes durch die Jahrhunderte oder gar Jahrtausende verfolgen zu können, zumal eines solchen Objektes, das ständig sein Äußeres wandelt und wie ein In­sekt in immer neuen Verpuppungen und Häutungen erscheint? Üblicherweise ist das nicht möglich, sei es, weil Menschenleben einfach zu kurz dafür sind, sei es, weil die Überlieferungslage dürftig ist oder Dinge einfach nicht mehr wiederzuerkennen sind und man ihre Pfade nur noch über wackelige Mutmaßungen erschließen kann.

Diesmal können wir es. Wenn wir dieses Buch lesen.

Das Universum, vor rund fünf Milliarden Jahren – in den Tiefen des Raumes ex­plodiert ein Stern und schleudert die schweren Elemente seines Herzens in den kosmischen Raum hinaus. Sie vermischen sich mit den Stoffen einer Staubwol­ke, die zum Geburtsort eines neuen Sonnensystems wird – unseres eigenen. Das molekulare Zeichen jenes Elements, dessen Weg wir verfolgen, ist „Au“, der Kürzel für Aurum – Gold.

Sternengold, eine mystische Substanz, die schon seit alters her von Königen als göttlicher Stoff in Dienst genommen wird. Das Gold, dessen Pfad wir folgen, wird etwa im 15. Jahrhundert vor Christus in der nubischen Wüste von pharao­nischen Arbeitern gewonnen und bald darauf zum Bestandteil einer Totenmas­ke.

Der Herrscher stirbt etwa um 1438 vor Christus, und nun dringen bald danach Grabräuber in die Gruft ein und rauben die Goldmaske, den Ausgangspunkt der dramatischen Jagd durch die Jahrhunderte. Denn die Maske erleidet das typi­sche Schicksal so vieler Schätze: sie wird eingeschmolzen und zu einem kostba­ren Lotoskelch geformt, der – Ironie des Schicksals! – in einem ägyptischen Tempel jahrhundertelang seine Dienste versieht.

Von dort aus geht der Kelch aus Gold in die Hände der Römer über, sieht Rom, dann wandert er im Jahre 86 nach Christus nach Dakien (heute Rumänien), der Kelch wird erbeutet und landet während weiterer Kriegszügen unter Karl dem Großen schließlich in einem Wald, als er bei einem Transport unter Laub gerät. Hier wird er vergessen, und das dämmrige Tuch der Geschichte deckt ihn zu wie die Erde. Ein Wald wächst über seinem Versteck.

Erst im Jahre 1465 kommt der größte Teil des Kelches auf einem Acker nahe dem Rhein wieder zum Vorschein. Da er alt, zerbeult und unvollständig ist (der Fuß ist abgebrochen und ruht weiterhin in der Erde), wird er zu einem Schmuckkästchen und einem Ring umgeschmolzen. Ein Teil des Goldes wird zu Blattgold und ziert um 1480 ein Stundenbuch.

Weitere Stationen des transformierten und sich immer weiter verändernden Goldes sind England unter Königin Elisabeth I., eine Geldfälscherwerkstatt in London, ein Korsarenschiff im Jahre 1586, Oxford, das vorrevolutionäre Paris, Australien und schließlich New York.

In welcher Gestalt das Gold dort ankommt? Nein, das soll nicht verraten wer­den, nur soviel: die Zeit ist die Gegenwart, das frühe 21. Jahrhundert.

In leicht verständlichen Texten, sehr sachverständig illustrierten, großformati­gen Seiten und einer sehr detailverliebten Darstellung der Epochen wird der ju­gendliche Leser dieses Kinder- und Jugendbuches an zahlreiche verschiedene Zeitalter der Menschheitsgeschichte herangeführt. Während er dem sich stän­dig wandelnden glimmenden Metall folgt, das mal roher Klumpen, mal Toten­maske, Kelch, Ring, Uhr, Westenknopf usw. ist, begreift der Leser, dass Ge­schichte ein komplexes Kontinuum ist und zahllose kleine Fäden hier zu­sammengeflochten sind. Von dieser Seite her muss das Buch als didaktisch aus­gesprochen gelungen bezeichnet werden. Niedlich ist zudem die Zusammen­schau zum Schluss, bei der noch einmal gezeigt wird, wo die einzelnen Stücke des weit verstreuten Goldes sich in der Handlungsgegenwart befinden. Man­ches davon ist, wie es im realen Leben auch wäre, sogar noch zu entdecken…

Noch interessanter sind zwei Anhänge des Werkes. In dem einen wird auf weni­gen Seiten der ganze Gang der Handlung noch einmal, illustriert, resümiert und ausdrücklich darauf verwiesen: „Diese Geschichte beruht zum großen Teil auf geschichtlichen Ereignissen und spielt an historischen Orten. Einige Personen sind erfunden, andere haben gelebt. Doch alles könnte sich genau so zugetra­gen haben.“

Die historische Akkuratesse zeugt von enormem Sachverstand und Liebe zur ge­schichtlichen Treue. Während viele historische Kinder- und Jugendbücher eher auf plakativer, banaler Darstellungsweise beruhen oder sich in Anekdoten und simplem Imitieren von Geschichte verlieren, ist hier Präzision höchster An­spruch. Sehr gelungen sind auch die Feststellungen zu den einzelnen Schritten der „historischen Metamorphose“ des Goldes. Zwei Beispiele dafür. Zum römi­schen Heerführer Cornelius Fuscus, der Besitzer des Kelches wird, heißt es etwa: „Cornelius Fuscus führte 86 n. Chr. Eine Armee von ungefähr 15.000 Sol­daten über die Donau nach Dakien (im heutigen Rumänien) und fiel in der Schlacht.“ Genau wie im Buch.

Zum Ring, der aus einem Teil des Goldes gegossen wird, wird erklärt: „Ringe, die so ähnlich aussehen wie die von Rosamunde, werden in Museen wie dem Victoria & Albert Museum in London ausgestellt…“ Auch hier: historische Detail­treue nach existenten Vorbildern ist die Intention. Da kann man nur den Hut ziehen.

Für Leser, die vielleicht etwas jünger sind als intendiert, wird sogar noch ein kurzes Glossar angefügt. Ich gestehe zwar, dass ich mir, als ich im Alter der Ziel­gruppe war – ca. 9 Jahre – Worte wie „einbalsamieren“ oder „entweihen“ nicht mehr erklären lassen musste, aber bekanntlich war ich ja auch als Leser recht frühreif und konnte lesen, bevor ich in die Schule kam (wobei ich mich mehr­heitlich an Dinosaurierbüchern und Werke über das alte Ägypten hielt, und zwar nicht nur an Kinderbücher – es sei denn, man möchte C. W. Cerams Klassi­ker „Götter, Gräber und Gelehrte“ dazu zählen, was doch schwerfällt).

Sieht man also einmal von dem etwas reißerischen Titel der deutschen Ausgabe ab, so hat man hier ein didaktisch und grafisch hervorragend gemachtes Werk vor sich, das man jedem geschichtsinteressierten Kind und dessen Eltern wärmstens empfehlen kann.

© 2007 by Uwe Lammers

Ich sagte ja, das ist eine interessante Lektüre – da habe ich wohl nicht zu viel versprochen. Auch in der kommenden Woche bleiben wir in der Vergangen­heit… allerdings offenkundig nicht in der Vergangenheit unserer Welt, auch wenn wir die 221b Baker Street besuchen werden. Sherlock Holmes ermittelt diesmal in unheimlichen Zeiten und gegen mysteriöse Kreaturen. Näheres er­fahrt ihr am kommenden Mittwoch an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu „Die griechische Zeitung“ im Rezensions-Blog 12 vom 17. Juni 2015.

2 Vgl. dazu „Die aztekische Zeitung“ im Rezensions-Blog 62 vom 1. Juni 2016.

3 Vgl. dazu „Die ägyptische Zeitung“ im Rezensions-Blog 112 vom 17. Mai 2017.

Liebe Freunde des OSM,

tja, es ist eine wohl bekannte Tatsache, dass viele Arbeitnehmer, die nach län­gerer Zeit der intensiven Arbeit im Moment ihres wohl verdienten Urlaubs – oder eben auch, wenn ein befristeter Arbeitsvertrag ausgelaufen ist und man aus dem strikt formalisierten täglichen Arbeitsablauf ausscheidet, dann erst einmal eine Phase der Erschöpfung und Krankheit durchmachen. Ich dachte bis­lang, ich sei dagegen doch einigermaßen abgehärtet… nun, Fehlanzeige, Freun­de.

Als ich am 31. August aus meinem befristeten Drittmittelvertrag ausschied und mich nun erneut auf dem Arbeitsmarkt umzusehen hatte, knüppelte mich wirk­lich schlagartig eine mordsmäßige Erkältung nieder. Üblicherweise hält das ma­ximal eine Woche bis zehn Tage und geht von kratzendem Rachen, Schluckbe­schwerden, triefender Nase und Niesanfällen schließlich hin zu bronchialer Ver­schleimung. Der Schleim wird ausgehustet, damit ist die „Turboerkältung“, wie ich so etwas zu nennen pflege, schon vorbei.

Diesmal hat das so nicht geklappt, und das hatte dann Auswirkungen auf den gesamten Monat, den ich irgendwie übel im Tran verbrachte. Tatsächlich haben sich die Heiserkeit und die Verschleimung erst in der letzten Septemberwoche verflüchtigt. Offenkundig bin ich doch keine Vierzig mehr, und mein Immunsys­tem ist auch nicht mehr ganz das, was es mal war.

Da ich viel Zeit daheim verbrachte, habe ich dann allerdings, besonders ab Mo­natsmitte, verstärkt Energie in Lektüre und das Schreiben investiert. Das hat sich dann auch tatsächlich gelohnt, selbst wenn mehrheitlich kurze Stücke ent­standen sind, etwa zahlreiche Blogartikel (11 an der Zahl!). Am gestrigen Mo­natsende staunte ich über 32 fertig gestellte Werke – das kommt doch sehr an die schönen Schreibzeiten anno 2011/2012 heran.

Schauen wir uns das mal im Detail genauer an, was ich so fertigstellen und be­arbeiten konnte:

Blogartikel 247: Work in Progress, Part 57

Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee, Teil 16

Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee, Teil 17

Anmerkung: Hierbei handelt es sich natürlich um die nächsten Abschnitte des langen OSM-Romans, der zurzeit im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) des Science Fiction Clubs Baden-Württemberg (SFCBW) publiziert wird. Mutmaßlich hält das noch bis Ende 2018 an, ehe die etappenweise Publikation abgeschlossen ist. Bin mal sehr gespannt darauf, ob und was für Feedback dar­auf kommen wird… und ihr kennt mich, ich bin ein ziemlich geduldiger Mensch und Autor.

Blogartikel 239: Legendäre Schauplätze 5 – Erde

Anmerkung: Ja, es klingt kurios, dass die Erde ein „legendärer Schauplatz“ sein soll, ich weiß. Wenn dieser Artikel hier, Blogartikel 252, herauskommt, kennt ihr den Grund, warum ich die Erde so rubriziert habe, schon gut, denn dieser Bei­trag erscheint just noch heute, unmittelbar im Anschluss an die Abfassung die­ser Zeilen. Um weitere „legendäre Schauplätze“ kümmere ich mich in den kom­menden Wochen. Aber es ist jetzt schon evident, dass diese Reihe 26 Teile um­fassen wird, halt für jeden Buchstaben einen (und ggf. gibt es beizeiten eine zweite Runde, das ist aber aktuell noch nicht spruchreif). Und da zwischen je­dem dieser Beiträge etliche Wochen liegen, könnt ihr euch sicherlich auf Beiträ­ge aus dieser Rubrik bis 2019 freuen.

Blogartikel 245: Rivalen um die Aufmerksamkeit (1): Streaming

Blogartikel 246: Rivalen um die Aufmerksamkeit (2): Bücher

Anmerkung: Diese beiden Artikel, ihr werdet es bemerkt haben, waren zwin­gend erforderlich. Ich hoffe, sie haben meine aktuelle Situation und vor allen Dingen die der zurückliegenden zwei Jahre hinreichend beleuchtet. Für mich war das Niederschreiben dieser Zeilen jedenfalls äußerst erhellend. Üblicherwei­se diskutiere ich derlei Themen mit meinen engsten Brieffreundinnen und Brief­freunden, aber hier hinke ich kommunikativ noch arg hinterher, und es ergab sich so noch keine Diskussionsmöglichkeit. Außerdem fand ich, dass ihr die sinn­volleren Adressaten seid, da unter diesen Ablenkungen ja massiv mein E-Book-Output gelitten hat.

18Neu 93: ZEITSCHUB

(18Neu 94: In der Folgewelt)

Anmerkung: Nachdem mit Band 93 der grässliche „Zeitschatten-Zyklus“ im KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ beendet ist, wo­bei fast die gesamte Menschheit ausgelöscht wurde, befinden sich Oki Stanwer und seine beiden engsten Freunde 25 Jahre später in einer Ruinenwelt wieder, in der komplizierte, verwirrende Regeln, noch verworrenere Bündnisse und chaotische Rätsel der Vergangenheit vorherrschend sind. Und sie haben eine Deadline voraus: in sechs Monaten müssen sie die Geheimnisse der SIEBEN SIE­GEL VON TOTAM gelöst haben, anderenfalls ist die Erde dem Untergang geweiht…

(18Neu 96: Operation Horrorgrab)

(18Neu 95: Königreich Normandie)

Blogartikel 248: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 49

IR 30: Der letzte Flug der STERN VON ALLKOOM

Anmerkung: Das hier hat mich dann sehr gefreut. Durch die Erkrankung lange Zeit daran gehindert, diese Episode zu vollenden, habe ich es schließlich doch geschafft – Band 1825 des OSM. Somit wurde die Bahn frei gemacht für die nächsten 25 Episoden (und tatsächlich bin ich auch schon mit Band 1828 fertig und arbeite an 1829 und 1830). Aber das war noch lange nicht alles… ich kom­me darauf weiter unten noch zu sprechen.

(IR 31: Die Sturmfestung)

Anmerkung: Dies ist also der zweite Teil des Zyklus um die STERN VON ALL­KOOM, YALVASHINGAR und das Schreckensreich der Zwergengöttin… beizeiten erfahrt ihr mehr davon, aktuell stehe ich hier noch am Anfang.

Blogartikel 244: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XIX)

(IR 25: ZYNEEGHAR-Krieg)

18Neu 92: Das Agonie-Syndrom

(Wandlungen – Archipel-Story)

Anmerkung: Ja, zwischendrin rutschte kurz eine Archipel-Story mit hinein, an der ich weiterarbeitete. Dann jedoch riss ich mich zusammen und sagte mir: Es gibt jetzt wirklich wichtigere Dinge, als hieran weiterzuschreiben. Kümmere dich besser um die vernachlässigten Blogartikel und ähnliches…

Blogartikel 255: Ein Plan für 2018

Anmerkung: Ja, ja… Ähnliches. Das war dann das hier, ihr werdet davon in drei Wochen lesen und hoffentlich nicht über die Maßen brüskiert sein. Mitunter gibt es leidenschaftliche Gedankenblitze, die unbedingten Vorrang erheischen. Das hier war der eine davon, dessen Realisierungshorizont schon sehr nahe ist. Mehr den Vorhang heben möchte ich heute nicht. Details, wie gesagt, in drei Wochen.

(Rilaans Geschichte – OSM-Novelle)

Anmerkung: Und das hier war dann eine verdammt schöne Überraschung und der zweite leidenschaftliche Gedankenblitz, der mich völlig wegriss. Er kam, so­viel sei verraten, nicht vollkommen überraschend. Ich habe eine sehr liebe, lang­jährige Brieffreundin, die sich seit mehreren Jahren durch einen Handlungs­strang des OSM-KONFLIKTS 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) knabbert. Ich bin ihr für die profunden Kommentare sehr dankbar, und selbst wenn sie mitunter bärbeißig ausfallen. So vergisst sie etwa regelmäßig, dass es sich bei den Episoden, die sie liest, nicht um vollständig ausgefeilte und ausgearbeitete Werke handelt (weswegen ich an vielen Stellen Diskussionen paraphrasiere, wo natürlich direkte Rede besser wäre – aber das kommt erst deutlich später bei der Ausarbeitung).

Aber, und das ist jetzt ein sehr wichtiges Aber, das, was sie kommentiert und was sie vor allen Dingen dann auch an analytischen Bemerkungen einbringt, be­wegt meine kreative Seele. Es bringt neue Standpunkte, neue Blickwinkel ein, ihre Fragen fordern mich auf, Schreibentscheidungen zu überdenken, zu erklä­ren und teilweise zu revidieren (ja, kommt auch vor).

Und so war ich gerade am Lesen ihrer jüngsten Kommentare zum IR-Band 35 „Projekt Vergangenheit“, also der äußersten Schreibgrenze der IR-Serie zum ge­genwärtigen Zeitpunkt, worin die Techno-Protagonisten Torkeron – ein Wahr­träumer vom Planeten Tushwannet – und seine Lebensgefährtin Rilaan eine zentrale Rolle spielen, als ich mir dachte: dazu könnte man doch mehr machen.

Das war nur so ein unterschwelliger Gedanke. Wie üblich brauchte er Zeit, um richtig einzuschlagen, aber als er es dann gut zwei Stunden darauf tat, war es ein bisschen wie ein Erdbeben: Ich saß gerade in der Mensa, ich war gerade mit dem Seelachsfilet fertig, als ich wie versteinert sitzenblieb und von meiner Nach-Essen-Lektüre schlagartig aufblickte.

Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren.

Ich dachte: Verdammt noch mal, ich muss mir jetzt dringend Notizen machen! MEGADRINGEND! Mein Kopf hatte sich quasi von einem Moment zum nächsten in einen wilden Malstrom der kreativen Gedankenblitze verwandelt. Auf einmal sah ich deutlich die Umrisse eines Prequels für den ersten Band der IR-Serie, noch ohne jeden Titel. Ich sah Torkerons Lebensgefährtin Rilaan, begriff, dass sie überhaupt nicht vom Planeten Tushwannet stammte, sondern von Talascan­tor (wo ihre Großeltern leben, bei denen sie aufgewachsen ist).

Ich fragte mich fieberhaft, wie ich diese Gedanken wieder aus dem Kopf bekom­men konnte, die mich stürmisch heimsuchten. Warum ging Rilaan im Alter von neunzehn Jahren von Talascantor durch den Baumeister-Transmitter nach Tushwannet? Lag irgendwie sehr nahe: eine enttäuschte Liebe, ein betrügeri­scher Mistkerl, der sie betrogen hatte. Aber was war mit Rilaans Eltern? Gute Frage, ich hatte sie meiner Erinnerung zufolge nie erwähnt. Musste ich rausbe­kommen.

Dann zappte ich gedanklich nach Tushwannet, wo sie, wie ich wusste, als Reise­kauffrau in einer Küsten-Kleinstadt namens Vushkay arbeitete. Und hier lernte sie Torkeron kennen, einen rätselhaften jungen Mann, schüchtern und voller Geheimnisse. Ach Mann, ich sage euch, ich sah Bild um Bild um Bild, und je mehr ich mit Bleistift auf die Rückseite einer gerade angefertigten Kopie (!) no­tierte und sie damit gründlich zweckentfremdete, desto leidenschaftlicher und wilder wurden die Bildblenden. Sie begannen Seitensprosse auszutreiben, die Fragen begannen sich gewissermaßen von selbst zu beantworten…

Gott, ich muss heim, ich MUSS schreiben!“, murmelte ich schließlich, räumte mein Tablett weg und eilte in Rekordzeit heim. Es war wirklich phantastisch, ich nahm mir nicht mal die Zeit, noch eine Kanne Tee zuzubereiten, sondern legte gleich los mit dem Schreiben. Erst nach Abflauen der ersten Schreibwelle machte ich mir dann tatsächlich einen Tee, aber da waren schon sechs Seiten Text entstanden.

Und zwei neue INSEL-Welten waren aufgetaucht, Rilaans Großmutter hatte einen Namen, ihr untreuer Liebhaber ebenso. Ich war Zeuge, wie Rilaan sich gleich beim ersten Besuch im idyllischen Vushkay in diesen zauberhaften Ort verliebt. Und im Verlauf des Nachmittags lernte ich ihr kleines Apartment ken­nen, die Gasse vor der Reisevermittlung Ilaanoy und ihre Arbeitskollegin Shaal­ya… und dann war er da und saß direkt vor Rilaans Arbeitsplatz – der verträumt wirkende junge Techno namens Torkeron, der sich nach Reisedaten für eine Reise erkundigte, die noch gar nicht gebucht war und die er selbst auch nicht buchen wollte…

Tja, und der Tag endete dann damit, dass ich wohlig aufseufzend auf Seite 20 meine Finger ruhen ließ und dachte: Verdammt, das war mir ein echtes Her­zensanliegen, das jetzt in einem Rutsch niederzuschreiben! Das ist mir schon eine ganze Weile nicht mehr passiert!

Natürlich ist die Geschichte noch nicht mal näherungsweise fertig, das stimmt. Ich habe sie explizit als Novelle etikettiert, weil ich spüre, dass sie wenigstens sechzig Seiten Umfang bekommen wird. Eher wohl noch mehr. Vielleicht wird es auch ein Roman, den ich euch beizeiten dann in der E-Book-Reihe „Aus den An­nalen der Ewigkeit“ vorstellen kann.

Es ist jedenfalls überdeutlich für mich, dass diese Geschichte dringenden Vor­rang besitzt und parallel zu der Handlung des Finalzyklus der IR-Serie fertig ge­schrieben werden wird. Und ich werde es genießen… selbst wenn ich zugeben muss, dass sich etwas Wehmut in meine Seele schleicht. Denn tief in meinem Herzen bin ich ganz wie der Doktor in „Doctor Who“: Ich hasse es, wenn Dinge enden. Und es ist nun einmal leider so, dass die IR-Serie mit Torkerons und Ri­laans Liebesbeziehung begonnen hat… und mit ihnen wird sie dann auch im Fi­nalzyklus der Serie enden. Insofern ist die obige Story partiell eine Vorwegnah­me dessen, was unabweislich kommen wird.

Nein, ich habe, was den Finalzyklus des KONFLIKTS 4 angeht, noch keine präzi­sen Bilderströme gesehen. Aber ich bin ziemlich sicher, dass sich das ändern wird, wenn ich die obige Geschichte weiter ausarbeite. Das ist nahezu ein Na­turgesetz, möchte ich behaupten, aber gleichwohl kaum beeinflussbar und un­berechenbar.

So ist meine Kreativität, Freunde… überschäumend, unberechenbar. Toll. Und es freut mich, dass ich euch daran teilhaben lassen kann. Gewiss dauert es noch geraume Zeit, diese Geschichte lesen zu können, aber dass ihr sie zu lesen be­kommt, das ist definitiv ein sicheres Ereignis.

Soviel für heute unerwartet wortreich zum Kreativmonat September 2017. In der kommenden Woche entführe ich euch bereits an den nächsten „legendären Schauplatz“ des Oki Stanwer Mythos, nämlich in eine ferne Galaxis, rot glühend wie im Weltraum nachglühende Kohlen… eine mysteriöse Sterneninsel voller Rätsel und Gefahren, die man „Feuerrad“ nennt.

Diese Reise solltet ihr nicht versäumen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Silvesterblog 2017

Posted Dezember 31st, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

also, sagen wir es mal vorweg gerade heraus: das Jahr 2017 war für mein E-Book-Programm nicht wirklich das, was man ein gutes oder zumindest genü­gendes Jahr nennen kann. Wesentlichen Anteil daran hatte meine starke zeitli­che Inanspruchnahme von beruflicher Seite her. Das soll hier nicht als Alibi ver­wendet werden, aber Faktum ist, dass ich nur wenig Zeit fand, an meinen E-Books voranzukommen.

So geschah es halt, dass ich euch anno 2017 nur mit drei E-Books erfreuen konnte: mit dem Band 29 der TI-Serie, „Die Nomaden von Twennar“, sowie mit dem Band 6 der „Annalen der Ewigkeit“, „Mein Freund, der Totenkopf“, der in zwei Teilen im Juli und August 2017 erschien. Die Vorarbeiten für TI 30 „Das Kriegernest“ sind ebenso wie zu Band 1 der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC), „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“, weit gediehen, dasselbe gilt für die nächste Kurzgeschichtensammlung „Die Kristalltränen und andere phantastische Geschichten“. Alle diese Werke werde ich 2018 publizieren, das ist mein fester Vorsatz. Außerdem möchte ich dazu gern noch Band 31 der TI-Serie „Zeitenwandel“ realisieren, in dem ich wieder zum Herz des yantihni­schen Imperiums zurückblende und die weiteren Erschütterungen dieser Zivili­sation beschreibe.

Erschütterungen? Well, ja, natürlich. Stellt euch vor, wie das bei uns wäre, wenn auf einmal etliche hundert Raumschiffe einer fremden Spezies sich in unserem Sonnensystem häuslich niederlassen würden und sich anschickten, unsere Kultur grundlegend umzukrempeln. Die Yantihni sind zwar sehr viel friedfertiger als unsereins, aber ohne Reibungen geht das nicht ab, vertraut mir.

Ich hoffe jedenfalls, dass ihr mir zahlreich in diese Geschichten folgt – wiewohl ich natürlich jeden verstehen kann, der nach dem zermürbenden Jahr 2017 ge­frustet das Handtuch geworfen hat, was das Lesen des OSM angeht… ich ver­sichere euch, das würde viel zu früh passieren. Ihr werdet es bald erleben.

Ein Publikationstakt von einem E-Book pro Monat wäre meines Erachtens aktu­ell unrealistisch, aber mit etwas Hochdruck sollten fünf zu schaffen sein. Darin inbegriffen wären dann neben den oben erwähnten TI-Band 32 „Krisenherd Xoor’con“ und TI 33 „Sturz ins Stahlherz“, die mit Band 34 einen neuen Viertei­ler der Serie abbilden und euch näher an ein TRANCRAN des Terrorimperiums führen werden. Wer das also miterleben will, sollte am Ball bleiben.

Auch anderweitig ist das Jahr 2017 nicht wirklich optimal verlaufen. Während das planmäßige Ende meiner Arbeit an der TU Braunschweig zu erwarten war, konnte ich doch nicht erahnen, dass ein paar meiner mehr oder minder engen Freunde jählings aus dem Leben schieden. Bei einem von ihnen, der mich im Frühjahr verließ, war das krankheitsbedingt und altersbedingt abzusehen. Ein anderer Autorenkollege hatte aber gerade das 50. Lebensjahr überschritten, als es ihn erwischte. Das machte mich doch einigermaßen fassungslos.

Und in der Vorweihnachtszeit hat es dann einen meiner drei engsten Freunde getroffen, der – mutmaßlich durch einen Autounfall – im Alter von 54 Jahren von uns ging. Ich erfuhr es erst aus der Todesanzeige, die mir verspätet zugäng­lich wurde… und das am 22. Dezember. Da stand ich anschließend echt neben mir, das könnt ihr aber glauben.

Dann nur einen Tag später von einem dramatischen Autounfall eines weiteren sehr guten Freundes zu lesen, gab mir dann fast den Rest. Ich hatte verdammte Schwierigkeiten, angesichts solcher Ereignisse auch nur die verpflichtende Weihnachtsmailpost fertig zu machen und auf den Weg zu schicken… dankens­werterweise habe ich eine Menge freundlichen Zuspruch und Trostworte erhal­ten. Vielen Dank für alle an dieser Stelle, die mich damit wieder aufgerichtet ha­ben! Es tut gut, solche Freunde zu haben, wahrhaftig!

Lasst mich wieder zum Kern dieses Blogbeitrags zurückkehren.

Ungeachtet all der oben geschilderten Ereignisse gelang es mir, konstant mei­nen Wochen-Blog und den Rezensions-Blog aufrechtzuerhalten und ihn zwei­mal in der Woche zu publizieren. Auf diese Weise hat der Wochen-Blog die Aus­gabe 251 erreicht (heute Nachmittag werde ich noch einen letzten aus dieser Rubrik für dieses Jahr veröffentlichen). Der Rezensions-Blog blickt auf Nr. 144 zurück, hier befinde ich mich – publizistisch – mitten im Harry Potter-Romanzy­klus. Vor ein paar Tagen habe ich damit schon abgeschlossen (Blogartikel 164), auch wenn dieser Beitrag zu Harry Potter 7 erst am 16. Mai 2018 erscheinen wird. Die Vorplanungen reichen bereits bis Artikel 176, und ich hätte mühelos weiterplanen können… es gibt noch Hunderte weiterer empfehlenswerter Bü­cher für euch, da werde ich euch noch so manche Überraschung bereiten kön­nen.

Ebenfalls fortgesetzt habe ich die Veröffentlichung des OSM-Romans „Die To­tenköpfe 1: Die Alte Armee“, da ist im Clubfanzine „Baden-Württemberg Aktu­ell“ (BWA) des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW) in der aktu­ellen Ausgabe 412 (Januar 2018) Teil 13 erschienen. Teil 18 des Romans ist der­zeit bereits formatiert, wo sich das Ende der Geschichte schon andeutet. An­fang 2018 werden hier wieder die Vorstandswahlen anstehen, und aktuell sehe ich keinen Grund, hier nicht für ein weiteres Jahr als Chefredakteur zu amtie­ren. Indes brauchen wir natürlich immer engagierte Leser und Mitphantasten. Wer also neugierig geworden sein sollte auf unseren kleinen kreativen Dynamo, der monatlich ein Fanzine mit bis zu 80 Seiten auf die Beine stellt, der sollte sich bei unserer Kassenwartin Claudia Höfs (sfcbwkasse@online.de) einfach mal schlau machen.

Wie hat sich die Besucherfrequenz meiner Webseite in den zurückliegenden zwölf Monaten verändert? Nun, wie ich schon im Maiblog 2017 andeutete, hat sich die Besucherzahl weiter gesteigert. Heute mit Stichtag 28. Dezember 2017 liegt sie bei sagenhaften 150.009 Klicks! Selbst wenn man davon ausgeht, dass die fünfstelligen Spitzenziffern im Frühjahr utopisch sind und nicht reale Besu­cher abbilden, muss ich doch sagen, dass meine Homepage mit einem Schnitt von gut 2000 Klicks pro Monat recht ordentlich besucht ist. Ich hoffe, dass das so bleibt und freue mich stets über neue Besucher, die meine Seite weiter emp­fehlen.

Damit meine Homepage weiterhin so solide betrieben werden und ihr mit regelmäßigem Lesestoff versorgt werden könnt, habe ich auch dieses Jahr wie­der sehr meinen Freunden vom Förderverein Phantastika Raum & Zeit e.V. zu danken (dazu gleich noch etwas mehr), die dies möglich machten. Im Bereich der E-Book-Konvertierung gilt mein Dank meinen treuen Weggefährten von Thrillkult-Media, deren Webseite unbedingt einen Besuch wert ist – nicht zu­letzt den Sherlock Holmes-Fans unter meinen Lesern, da sich dort mit Martin Bareschs Holmes-Epigonenwerken ein paar hochkarätige Leckerbissen finden. Erst jüngst kam mit „Sherlock Holmes und der Fall Lügensammler“ eine brand­neue Collection auf den Markt, die höchst lesenswert ist und die ich beizeiten auch für meinen Blog rezensieren werde… doch wie ihr oben gesehen habt, kann es etwas dauern, ehe sich diese Rezension auf meiner Seite materialisiert.

Nicht aussparen möchte ich mit meinem Dank natürlich an dieser Stelle meinen Grafiker Lars Vollbrecht, der mich jüngst wieder bei Titelbildstaffeln von kom­menden E-Books tatkräftig unterstützt hat. Das Bild, das ihr neuerdings auf der Webseite von Thrillkult-Media vorfindet, ist Teil dieser nächsten Titelbild­staffeln, und weitere werden anno 2018 noch hinzukommen. Der Suchprozess für das Cover von TI-Band 35 „Schatten-Shonta“ dauert allerdings noch an…

Was das sein soll? „Schatten-Shonta“? Also bitte, das kann ich euch hier und jetzt noch nicht verraten. Spoiler! Aber vielleicht schaffe ich es bei einer regen Kreativphase, auch dieses E-Book anno 2018 fertig zu schreiben und zu veröf­fentlichen. Aktuell schaut es noch nicht so aus, aber man weiß ja nie.

Der Fokus meiner Aktivitäten liegt – neben der Jobsuche – zunächst auf den oben erwähnten E-Books, also dem, was ich mal das „Mindestprogramm“ nen­nen möchte. Dann folgt, was ich im Blogartikel 250 vor ein paar Wochen erläu­tert habe, die Fertigstellungsarbeit am KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“. Zum dritten, dazu sage ich etwas im Blogartikel 255 in knapp drei Wo­chen, gibt es ein faszinierendes Publikationsprojekt, an dem ich schon einige Monate feile, das kostet noch einiges an Energie.

Und jenseits dieses Kreativprogramms gibt es etwas Organisatorisches, um das ich mich kümmere, und damit kehre ich nach Braunschweig zum Förderverein Phantastika Raum & Zeit e.V. zurück: Der Förderverein, in dem ich seit Jahren Mitglied bin, organisiert in der Regel alle zwei Jahre einen Convention im Ju­gendzentrum Mühle in Braunschweig. 2016 wäre es wieder soweit gewesen… leider wurde die Mühle organisatorisch verplant, und wir fanden keine passen­de alternative Location. So musste der Con zwei Jahre pausieren.

Die nächste Veranstaltung findet jetzt verbindlich vom 13.-15. April 2018 statt. Und es gibt ein paar interessante Highlights zu benennen, die den Besuch der Veranstaltung für euch lohnend machen. Ich führe mal kurz auf:

  • Der Besuch ist kostenlos.

  • Es wird reichlich Autorenlesungen geben, dazu auch eine von mir selbst.

  • Es gibt diverse Vorträge, einer soll sich unter anderem auch um mein E-Book-Programm und die „things to come“ drehen.

  • Es soll Ausstellungen, eine Filmveranstaltung und diverse weitere span­nende Dinge geben. Als Gäste begrüßen wir etwa den Perry Rhodan-NEO-Autor Rüdiger Schäfer und den vormaligen TERRANAUTEN-Autor Andreas Brandhorst.

Im Vorfeld des Cons, am Abend des 13. April 2018, haben wir außerdem eine Kooperationsveranstaltung mit dem Verein KreativRegion e.V. in Braunschweig am gleichen Ort organisiert. Dort wird es unter dem Label „11hoch11 trifft Buchmarkt“ eine Reihe von Impulsvorträgen geben, auch hier ist der Eintritt frei.

Wie ihr euch denken könnt, sind auch solche Aktivitäten nicht wirklich aus dem Nichts zu schaffen, sondern mit einer Menge Arbeit und Zeitaufwand ver­bunden. Das ist also notwendig ein limitierender Faktor für mein E-Book-Pro­gramm. Dennoch bin ich guter Dinge, dass das eine tolle, inspirierende Veran­staltung werden wird und es sich um einen phantastischen Event im Wortsinne handeln dürfte, wenn er auch nur halb so toll ausfällt, wie ich das vor meinem inneren Auge sehe.

Und ich glaube, damit werde ich für dieses Mal und dieses Jahr (fast) die Tore meiner Webseite schließen und euch in den Silvesterabend entlassen… aber nicht vergessen, heute Abend kommt dann noch mein letzter Blogartikel für dieses Jahr, in dem meine kreative Aktivität im September 2017 Revue passie­ren lasse.

Ich würde mich freuen, wenn ihr dann wieder zahlreich hier hereinschaut. Aber für den Fall, dass ihr dann zu beschäftigt seid, wünsche ich euch jetzt schon mal einen guten Rutsch ins Jahr 2018 – möge es, nicht nur von den Kino-Blockbus­tern her – ein tolles und phantastisches Jahr werden!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.