Liebe Freunde des OSM,

manchmal fallen die Ideen geradewegs aus heiterem Himmel… wie eben gera­de. Dies ist also ein Blogartikel, der so ad hoc entsteht, dass ich ihn noch nicht mal in meinen handschriftlichen Listen verzeichnet habe – ihr müsst dazu wissen, dass ich grundsätzlich für meine Blogartikelplanung eine handschriftli­che Liste führe, die 11 Positionen je Seite erlaubt. Darin halte ich die Nummer, den Titel des Beitrags, das Schreib- und Publikationsdatum fest. Aktuell (wir schreiben den 26. Oktober 2017, auch wenn dieser Beitrag erst am 8. April 2018 erscheinen wird) reicht der Planungshorizont exakt bis Beitrag 265, damit endet meine letzte Planungsseite.

Und nun flammte in mir diese Überschrift in mir auf, und da alle vorherigen Blogartikelfelder schon fertig verplant sind, muss das halt Nr. 266 sein. Wow, dachte ich mir da eben, als ich lachend den Titel handschriftlich notierte – ich schrieb zu der Zeit noch an Blogartikel 254 – , soweit vorausgeplant habe ich mit den Blogartikeln wirklich noch nie, jedenfalls meiner Erinnerung zufolge. Wieder mal eine Premiere, Ausfluss meiner aktuell schön lodernden kreativen Aktivität, die nach zwei Monaten Krankheit einiges nachzuholen hat.

Ihr wisst, um gleich zum Thema zu kommen, dass das mit dem Tod im OSM so eine Sache ist. Ihr erinnert euch an „In der Hölle“, wo der Techno-Feinme­chaniker Hanamanjin auf TOTAM umkommt, aber dafür ewiges Leben in eigen­artiger Form gewinnt. Ihr erinnert euch, wenn ihr BWA-Leser seid, an die un­glücklichen Existenzen von Totenköpfen, und ihr wisst auch von dem „Wander­arbeiter“ Shush im Roman „Mein Freund, der Totenkopf“.

Außerdem aber, und das nähert sich dem, worum es heute gehen wird, deutlich stärker an, an die Yantihni-Soldatin Jaleena, die unvermittelt aus einer tödlichen Situation in eine vollkommen traumatisierende neue Umgebung geschleudert wird und beim besten Willen nicht begreift, warum sie noch am Leben ist (vgl. dazu den Annalen-Band „Jaleenas zweites Leben“).

Ja, wir sind bei Matrixfehlern angelangt, ganz richtig.

Wesen oder Dingen, „die es nicht mehr geben dürfte“, um einen gründlich trau­matisierten Matrixfehler namens Graaleed zu zitieren, den ihr beizeiten noch sehr viel besser kennen lernen werdet… und glaubt mir, das ist gar nicht mehr so fern, das Cover für dieses E-Book liegt sogar schon vor. Aber um ihn geht es heute (noch) nicht.

Bis dieser Blogartikel erscheint, sind eine Reihe von Protagonisten der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) im Xoor’con-System umgekommen. Das ist leider unvermeidlich und zeugt deutlich davon, wie gefährlich und töd­lich das Terrorimperium der Troohns ist und wie rücksichtslos es über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen.

Als ich den Band 29 der TI-Serie schrieb und diese Protagonisten umbringen musste, tat es mir in der Seele weh, und ich dachte wehmütig: Verdammt, gera­de habe ich mich an die Leute gewöhnt und genauer beschrieben, als ich es weiland im Jahre 2004 in der Episodenserie getan habe… und schon sind sie wieder weg. Verweilt doch noch eine Weile, hätte ich am liebsten gerufen. Aber es ging nicht…

Moment.

Es ging nicht?

Verdammt, wir sind im OSM! Natürlich geht das!“, begriff ich wirklich gerade­wegs einen Moment später. Und dann machte ich einen gedanklichen Sprung über 10 Milliarden Handlungsjahre… und erweckte zwei der Toten zu neuem Leben. Wie ich das machte? Nun, das lest ihr am besten mal kurzerhand selbst nach (Vorsicht, das ist die Rohtextversion, sie enthält außerdem informelle Ma­trixfehler, die in Widerspruch zu TI 29 „Die Nomaden von Twennar“ stehen. Das ist Absicht):

Planet Gwai’insh, 3. Neerek 440 yantihnischer Zeitrechnung

Es war die Hölle.

Es war die Hölle, und sie beide waren darin verloren, dem Tode geweiht.

Die Umgebung, in der sich die beiden Forscher des yantihnischen Expeditionsschiffes RHONSHAAR aufhielten, hatte von Anfang an aus begreiflichen Gründen keinen anheimelnden Eindruck hinterlas­sen können. Sie waren mit dem Beiboot RHON-1 auf der heute sturmumtosten einstigen Hauptwelt des tassaiischen Imperiums gelandet, Gwai’insh, die von den so genannten „Planetenplünderern“ in eine einzige, lebensfeindliche Schuttwüste verwandelt worden war, in der fast buchstäblich kein Stein mehr auf dem anderen stand. Der Anblick allumfassender, vollständiger Verwüstung brachte jeden klaren Gedanken zum Absterben, wenn man nur einen Moment zur Reflexion innehielt.

Man konnte irre werden an dieser Welt.

In den Ruinen einer großen tassaiischen Metropole hatten der kleinwüchsige, kompakte Technik­wissenschaftler Rhangoor und seine Teampartnerin, die quirlige, geschmeidige Biologin Ilaarin, die ihm gelegentlich durch ihren Eifer und ihr Temperament ziemlich auf die Nerven ging, nach In­formationen gesucht. Und hier waren sie beide wie auch die beiden Pilotinnen Chivaani und Anidaa an Bord der RHON-1 sowie die Angehörigen der beiden anderen Wissenschaftlerduos, von einem energetischen Schockimpuls überrumpelt worden, der ihre Anzüge kurzzeitig völlig ausfallen ließ.

Als die Anzüge wieder ihre Notfunktionen reaktivierten und die Beleuchtung und die Belüftungs­systeme hochfuhren, da starrte Ilaarin Rhangoor aus weit aufgerissenen Augen an.

„Rhan… was um alles in der Welt WAR das?“ Ihre Stimme klang auf einmal dünn und kläglich und weckte tatsächlich in dem sonst hartschaligen Technikwissenschaftler Mitgefühl und den Wunsch, sie beschützend zu umfangen. Mit den Ganzkörperanzügen, die eben während der Deaktivierungsphase völlig starr gewesen waren, ließ sich das natürlich nicht realisieren.

„Gütiger Quin, Mädel… ich fürchte, das ist der Ernstfall.“

„Ernstfall… Ernstfall…?“ Ihre schönen Augen wurden noch größer, als sich jähes Begreifen und Ent­setzen hineinschlich. „Nein! Rhan… nein!“

Der Wissenschaftler Xolwaarid an Bord des Mutterschiffes hatte kürzlich gesagt, es müsse damit gerechnet werden, dass jene grässlichen Wesen, die man nur „Planetenplünderer“ nannte, weil man nicht wusste, dass ihr Volksname „Troohns“ lautete, jene Kreaturen also, die das gesamte tassaiische Reich ausgelöscht hatten, an den Schauplatz ihres Verbrechens zurückkehren würden.

Deshalb hätten sie 2208 turmhohe Maschinenkomplexe in die Planetenkruste von Gwai’insh ge­schossen.

Deshalb hätten sie die anderen Planeten auf unvorstellbare Weise zur Hälfte mit gigantischen Schachtsystemen durchlöchert.

Vorbereitung für die endgültige Ausbeutung des Systems.

Kommandant Khaalnech von der RHONSHAAR gab daraufhin Befehl, mit höchster Geschwindigkeit und so vorsichtig wie nur irgend möglich (eigentlich ein Widerspruch in sich) das System zu explorie­ren, Daten zu sammeln, sich aber immerzu bereit zu halten, um flüchten zu können.

Denn sie wussten genau – wenn diese mörderischen Wesen zurückkehrten, würden sie keine Chan­ce darauf haben, hier zu entkommen. Die Materialisierung der fremden Einheiten löste in der Regel einen hyperenergetischen Schockimpuls aus, der die meisten höheren Systemfunktionen yantihnischer Bordsysteme ausschaltete. Inzwischen waren sich die yantihnischen Forscher sehr sicher, dass das, was man auf ihrer gut 2000 Lichtjahre entfernten Forschungswelt Shoylon als kosmische, seltsame Beben angemessen hatte – weswegen diese Region auch „Bebenzone“ genannt wurde – , in Wahrheit Gefügeerschütterungen dieser mondgroßen Feindeinheiten gewesen waren. Die Korrelationen, die in­zwischen gesammelt worden waren, ließen hier keinen signifikanten Interpretationsspielraum.

Und jetzt, da war sich Rhangoor vollkommen sicher, war der „Ernstfall“ eingetreten.

Die Feinde waren zurückgekehrt.

Der Funktionsausfall der Anzüge war ein klares Zeichen.

„Schau nach der Drohne“, ordnete er kurz an. „Ich fürchte, sie ist hinüber.“

Die sie begleitende runde Schwebedrohne übertrug die telemetrischen Standortdaten an die RHON-1 und ermöglichte außerdem den Funkkontakt zum Landeboot.

Ilaarin tat wie angeordnet und gab schnell Rückmeldung: Die Schwebedrohne war während des Schockimpulses abgestürzt und war völlig hinüber. Schlimmer noch, sie war in einen Spalt zwischen den Trümmern gerutscht und lag so weit unten in der engen Kluft, dass sie beim besten Willen nicht herankam.

„Meine ganzen gesammelten Daten, Rhan… bitte, wir müssen die Drohne bergen! Denk doch an die darin gespeicherten Daten… an die Proben!!“, jammerte Ilaarin.

„Wir tun gar nichts dergleichen. Und wir bewegen uns jetzt auch nicht vom Fleck!“, widersprach er automatisch. „Chivaani oder Anidaa werden uns suchen, und in dieser Trümmerwildnis finden sie uns nur an dem Ort unseres letzten Peilsignals. Das verstehst du doch, oder?“

Ilaarin starrte ihn ängstlich an, dann die zerborstenen Ruinen ringsherum, deren monströse Trüm­merreste kreuz und quer verstreut lagen wie die Spielsteine eines Riesen. Man konnte ihnen in dem trübe gelblichen Licht, das durch die dichten Staubwolken drang, nicht mehr wirklich ansehen, wie sie einst in alter Pracht ausgesehen hatten. Sie kam sich völlig verlassen vor.

„Hier warten?“, wimmerte sie.

„Ja.“ Rhangoor merkte, wie ihre Fassung zusehends bröckelte. Das ging ihm nahe. Ilaarin war doch sonst so eine energische Person, die genauestens wusste, was sie wollte und wie sie ihren Willen durchzusetzen vermochte. Jetzt löste sich diese zur Schau gestellte Maske überraschend schnell auf. Er breitete die Arme aus, weil er das echt nicht aushielt. „Ach, komm schon. Wir werden das hier über­stehen. Ich verspreche es dir!“

Seltsamerweise war es trostreich, sich in Rhangoors Arme zu begeben, auch wenn die klobigen An­züge jedwede romantische Anwandlung von vornherein unterbanden.

Sie waren immer noch eng umschlungen, als bald darauf heftige Erdstöße einsetzten und ein infer­nalisches Tosen und Brausen ringsum anhob.

„Rhan! Was ist das?“, schrie sie entsetzt auf.

„Ich habe keine Ahnung!“, rief er zurück.

Das entsprach nicht restlos der Wahrheit, aber er wollte Ilaarin nicht zusätzlich ängstigen.

Er sah, wie gleißende, rötliche Energieblitze über die höheren Trümmerbastionen ringsum zu tan­zen begannen, und sein bisher zur Schau gestellter Optimismus verdampfte erschreckend schnell.

Er dachte an die stabförmigen, turmhohen Maschinenkomplexe in der Planetenkruste.

Er dachte daran, dass die „Planetenplünderer“ wieder da waren, um ihr Vernichtungswerk zu vollenden.

Was, wenn die RHON-1 immobil war durch den Energieschock?

Was, wenn niemand kommen würde, kommen KONNTE, um sie zu retten?

‚Nein. Nein, das will ich nicht glauben! Ich kann das nicht glauben!’, dachte er schockstarr, wäh­rend er sich an Ilaarin ebenso festklammerte wie sie an ihm. ‚Es darf nicht so enden, es darf einfach nicht…’

Das rote Glühen wurde immer stärker, ein Dröhnen breitete sich durch die Trümmerkulisse aus, das immer stärker wurde, je mehr Erschütterungswellen durch die verheerte Landschaft gingen. Ruinen begannen lautstark in sich zusammenzubrechen. Der Boden zuckte, und von überall her rieselten klei­nere Schuttlawinen in die trümmerbedeckten Straßen und Gassen der zerstörten Stadt. Rhangoor konnte zusehen, wie ihre Anzugbeine von immer mehr leichtem Trümmergrus verschüttet wurden, ge­radezu atemberaubend schnell. So, als löste sich die ganze Ruinenkulisse vor ihren Augen in krümeli­ges Sediment auf, das sie gleich Treibsand zu verschlingen anschickte. Und, verdammt, sie konnten hier nicht weg – wegen ihres letzten Telemetriesignals. Wenn sie von hier verschwanden, würden die Pilotinnen sie nie finden. Dann waren sie so gut wie tot.

Aber wenn sie hier blieben, kamen sie womöglich auch um.

Doch vielleicht war das so oder so ihr Schicksal?

Ilaarins Augen waren feucht und geweitet, und Tränen der schieren Verzweiflung liefen ihr über das schöne, zuckende Gesicht. Sie konnte ihn nur wortlos anstarren, wissend, was das bedeutete.

Er wusste es selbst auch.

Es war vorbei.

Dies würde das Ende ihres Lebens sein.

Verdammt noch mal!

‚Ilaarin, ich wünschte, ich hätte mich nicht so ungeduldig dir gegenüber verhalten, das war absolut unverzeihlich… ich wünschte…’

Das war sein letzter Gedanke – dann sah er, nach oben blickend, den riesigen Schatten eines um­stürzenden Ruinenpfeilers, der sicherlich einige hundert Tonnen wiegen musste. Ausweichen war un­möglich.

Er schloss die Augen…

*

Irgendwo, irgendwann, sicherlich nicht Gwai’insh

…und irgendwie war es doch nicht das Ende.

Rhangoor spürte einen heftigen Schlag, der ihn von der Seite her traf und merkte, wie sich der Griff seiner Gefährtin wider Willen ruckartig und unvermittelt löste. Er hörte ihren schluchzenden Aufschrei, schrie selbst zutiefst erschrocken auf, griff verzweifelt ins Leere… dann rutschte er irgend­wie haltlos einen Hang herunter, schrie einmal mehr erstickt auf… und seine Anzugsysteme fielen mal wieder komplett aus.

Starr wie eine in Stahl gehüllte Puppe, sicher versiegelt in seiner Miniaturkapsel des Anzugs krachte der yantihnische Technikwissenschaftler hart gegen irgendein Hindernis, was ihm jeden Ori­entierungssinn und alle klaren Gedanken raubte. Er wurde hilflos herumgeschleudert und blieb nach einer Weile des Weiterschlitterns irgendwo anders benommen liegen.

Er hatte gar keine Vorstellung, wie lange er so bewegungslos dalag, die Gedanken völlig konfus und verstört. Sein hämmernder Herzschlag beruhigte sich nur sehr langsam, sein keuchender Atem brauchte eine schiere Ewigkeit, bis er allmählich wieder so etwas wie einen normalen Rhythmus er­langte.

Rhangoor begriff allerdings gar nichts.

Was um alles in der Welt war passiert?

Was war hier eigentlich los?

Er vermochte es nicht zu sagen.

An einen solchen Hang konnte er sich jedenfalls in der Ruinenstadt der Tassaier nicht erinnern, da war alles mehr oder minder ebenerdig gewesen – mit Ausnahme der durch die gewaltsame, künstli­che Tektonik ausgelösten Risse und Spalten in den Fundamenten. Aber so ein Hang…? Nein. Das hätte er wirklich gewusst.

Das machte die Angelegenheit nur noch schleierhafter.

Als sich die Notsysteme des Anzugs dann mit misstönenden Lauten reaktivierten, als sträubten sie sich gegen ihren Einsatz, da empfand Rhangoor zunächst Erleichterung. Dann las er die übermittelten Daten der Außenweltsensoren… und verstand die Welt ringsum noch viel weniger als zuvor. Es klang einfach nur verrückt, was er von den stummen Anzeigen ablas, aber es stimmte tatsächlich: je mehr er erfuhr, desto bizarrer wurde alles, bis es gar keinen Sinn mehr ergab.

Die beschränkten Notanalysegeräte des Anzugs signalisierten ihm nämlich, dass sich die Umwelt­bedingungen ringsum vollständig verändert hatten. Statt eine sauerstoffarme, mit stark kontaminier­tem Staub gesättigte Umgebungsluft wie auf Gwai’insh vorzufinden, schien die Umgebung vielmehr yantihniverträgliche Sauerstoff- und Stickstoffwerte zu besitzen, auch temperaturmäßig ließ es sich durchweg aushalten. 27 Grad positiv, 72 % Luftfeuchtigkeit.

„Das ist unmöglich“, murmelte er ungläubig.

Ein Schluchzen in seinem Funkempfänger ließ ihn aufhorchen.

Oh Gott, es war so ein vertrautes Schluchzen!

„Ilaarin! Ilaarin, Liebes… wo steckst du?“, rief er alarmiert.

„Ich… oh, gütiger Quin, Rhan… Rhan… ich dachte, ich sterbe… ich dachte, DU bist tot… ich… ich…“ Ihre erstickte Stimme versiegte in einem neuen Tränenanfall.

Rhangoor bemühte sich, seiner Stimme etwas Festigkeit zu geben, um Zuversicht zu verbreiten. Er fühlte sich zwar derzeit überhaupt nicht danach, aber das konnte er Ilaarin nun gewiss nicht sagen. Was sie jetzt brauchte, war Konzentration, Stärke, Sicherheit. Die konnte nur er ihr bieten, wenigstens kraft seiner Stimme. „Wo bist du?“

Weit weg sein konnte sie jedenfalls nicht. Die Anzugkommunikation trug keine 150 Neen weit. Die Verbindung war zwar ein wenig gestört, aber das lag sicherlich an der zwischen ihnen liegenden Di­stanz und irgendwelchen Hindernissen dazwischen.

„Ich… ich habe keine Ahnung“, wimmerte die Biologin nach einer Weile des beharrlich wiederhol­ten Nachfragens. Sie rang immer noch hörbar um Fassung und klang wirklich ganz und gar aufgelöst. Das weckte sofort seinen Beschützerinstinkt.

„Bist du verletzt?“

„Verletzt…? Nein… nein, ich glaube… nein, ich denke nicht… ich weiß nicht…“ Sie wimmerte schon wieder.

Du lieber Himmel! Das Mädel war ja völlig durch den Wind!

So, jetzt seid ihr in der Gegenwart angekommen, Freunde – und ich glaube, es kann euch nicht wirklich überraschen, dass ich, als ich an meinem Geburtstag, dem 17. Oktober 2017, jählings in diesem Setting „aufwachte“, wie ich es mal nennen möchte, hieran sogartig weiterschreiben musste.

OSM-Eingeweihte, die den Jaleena-Roman gelesen haben, wissen, was passiert ist: Rhangoor und Ilaarin SIND natürlich auf Gwai’insh in KONFLIKT 2 gestorben. Und sie leben nun ihr rätselhaftes zweites Leben als Matrixfehler und befinden sich in einer Umgebung, die im so genannten KONFLIKT 4 des OSM liegt. Ja, richtig, es ist das INSEL-Universum.

Der Ort, an dem sie materialisiert sind, befindet sich im Innern der so genann­ten „Wirbelzone“ jenseits der INSEL-Grenzen. Fehlersucher des Baumeisters Naam untersuchen dieses Phänomen zurzeit und haben jüngst eine Flotte von Havaristen entdeckt. Diese Havaristen sind Nadelschiffe der Allis aus KONFLIKT 2 – Reste des energischen letzten Vorstoßes der Alli-Streitkräfte unter Oki Stan­wer höchstpersönlich, um TOTAM auszuschalten, das Herz des Terrorimperiums der Troohns (beizeiten werde ich dazu in KONFLIKT 2 Näheres schreiben, dann lernt ihr solche Dinge wie die Seelenarche des Baumeisters Quin, die Sturmfes­tungen und die STERN VON ALLKOOM, Oki Stanwers Flaggschiff, näher kennen).

Von all diesen Dingen haben Rhangoor und seine Gefährtin, die Biologin Ilaarin, die sich leidenschaftlich lieben lernen werden, noch keine Ahnung. Sie wissen auch nicht, dass sie eine wichtige Rolle in der Endauseinandersetzung von YAL­VASHINGAR, des Reiches der Zwergengöttin, spielen werden.

Die „Zwergengöttin“ bringt in euch etwas zum Klingeln? Oh, sehr mit Recht, meine Freunde. Und ihr kennt sowohl sie als auch die Zwerge. Schwarze Huma­noide mit großen Schädeln? Und eine bezaubernde, kleinwüchsige Humanoide mit katzenhaft grünen Augen?

Wahr – wir sprechen über Vaniyaa, die yantihnische Linguistin aus KONFLIKT 2.

Oder fast.

Denn auch diese Vaniyaa ist ein Matrixfehler, wie ihr beizeiten entdecken wer­det – ein Matrixfehler der blutrünstigen Art, leider, und ermordete Allis und Terror kennzeichnen ihren Herrschaftsweg in YALVASHINGAR.

Müssen wir die beiden Yantihni in ihrem neuen, zweiten Leben bedauern? Ich fürchte es fast, ja… aber sie haben ja eine schlagkräftige Verbündete an ihrer Seite: die Kriegerin. So lautet auch der Titel des 37. Bandes der Serie „Oki Stan­wer – Der Insel-Regent“ (IR), den ich in echter Rekordzeit fertig gestellt habe.

Well, selbstverständlich ist das ein Wagnis, und zwar deshalb, weil IR 37, genau genommen, der Mittelteil einer zweiten Trilogie ist, die mit Band 30 „Der letzte Flug der STERN VON ALLKOOM“ begonnen worden ist. Die restlichen Bände sind bislang nur skizziert. So ein bizarres Abenteuer habe ich bislang noch nicht gewagt. Aber es ist spannend und beeindruckend, wie toll ausformuliert der Gedanken-Bilderstrom schon ist. Ich stecke nicht umsonst relativ dicht vor dem Ende des KONFLIKTS 4.

Natürlich wird es noch geraume Zeit dauern, bis ihr das zu lesen bekommen könnt… in der nachgeschliffenen, bereinigten Version. Aber es ist ganz gewiss, dass ich euch in Bälde weitere Einzelheiten aus KONFLIKT 4 mitteilen kann. Wie weit ich darin gediehen sein werde, bis dieser Beitrag vor euer lesendes Auge tritt, ist mir noch nicht klar, aber es scheint mir ohne weiteres möglich, dass KONFLIKT 4 dann bereits weitgehend abgeschlossen ist. Ich bin da ja schon er­staunlich weit gekommen.

Ja, mir ist bewusst, dass das hier prinzipiell ein Eintrag der Art „Logbuch des Au­tors“ gewesen wäre. Aber dafür war es definitiv noch nicht an der Zeit, außer­dem ist die entsprechende Episode ja nun auch bereits Vergangenheit, somit also kein aktuelles „Work in Progress“ wie in den sonstigen Fällen, wenn ich im „Logbuch“ darüber referiere.

Insofern also mal wieder, soweit ich das sehen kann, eine Premiere. Ich halte es nicht für unmöglich, beizeiten wieder derartige Zitatblenden aus aktuellen Epi­soden zu bringen… mal schauen, welches OSM-Universum es als nächstes er­wischt. Ich habe noch keine Vorstellung davon.

Und da wir uns eben am äußersten Rand der Blogartikelplanung befinden, ver­mag ich wirklich noch nicht zu sagen, was ihr nächste Woche an dieser Stelle er­leben werdet – da müsst ihr euch einfach überraschen lassen.

Bis nächste Woche, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 158: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine

Posted April 4th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie alle Leser meines Blogs seit langem wissen, zähle ich mich – wie sicherlich auch viele von ihnen – zu den Fans des großen „beratenden Detektivs“ Sherlock Holmes, der sicherlich die einflussreichste Schöpfung Sir Arthur Conan Doyles im Bereich der Literatur ist. Im Vergleich zu ihm ist doch etwa ein Professor Challenger eher zu vernachlässigen. Die Konsequenz, ihr wisst es, ist begreiflich: Epigonentum.

Wie, es gibt keine Holmes-Geschichten mehr?“ „Wie, der Autor ist tot, es gibt keinen Nachschub?“ – eine Zumutung im Zeitalter der steten Nachfrage. So ent­stehen stetig neue Werke „toter“ Autoren, wir kennen das etwa im Fall von Ro­bert Ludlum, der schon lange unter der Erde liegt und dessen Epigonen un­ablässig neue Werke produzieren. So verhält es sich traditionell seit Jahrzehn­ten auch mit Sherlock Holmes und seinen Fällen.

Besonders reizvoll ist es hier, den strikt rationalen Holmes in Abenteuer zu stür­zen, die eben des Rationalen entbehren. Ich habe solche Geschichtensammlun­gen schon gelesen und rezensiert.1 Hier haben wir erneut ein derartiges Werk vorliegen. Der Autor Ralph E. Vaughan bringt Holmes in Verbindung mit Herbert George Wells und seinem Zeitmaschinen-Thema. Was dann geschieht, ist be­merkenswert.

Inwiefern? Nun, lest einfach mal weiter:

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine

(OT: Sherlock Holmes and the Coils of Time)

von Ralph E. Vaughan

Blitz-Verlag 3001

Windeck 2012

208 Seiten, TB

ISBN 978-3-89840-323-8

Preis: 12,95 Euro

Aus dem Amerikanischen von Hans Gerwien und Andreas Schiffmann

Sherlock Holmes wird von den Epigonenautoren gern in unmögliche Situatio­nen gebracht, in die sein Erschaffer, der nachmalige Sir Arthur Conan Doyle, ihn zweifelsohne nie guten Gewissens geführt hätte. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass solche Settings von vornherein zu verwerfen und die Intentionen nachge­borener Autoren, die im Sherlock Holmes-Kosmos tätig werden wollen, zu ver­urteilen wären. Ich wäre der Allerletzte, der dies täte, liegt doch in meinen Fragmentordnern auch eine begonnene Holmes-Geschichte, in der ich ihn in di­rekten Kontakt mit meiner eigenen kreativen Welt, dem Oki Stanwer Mythos (OSM) bringe.

Dennoch… es ist stets eine Gratwanderung, ein Sich-aus-dem-Fenster-Lehnen, und es kann schrecklich schiefgehen, wenn man als Verfasser die auktoriale Per­spektive aus dem Blick verliert, wenn man vom „Standardpersonal“ abweicht bzw. ahistorische Protagonisten einführt oder eben leichtsinnig seiner eigenen Phantasie die Zügel schießen lässt. Das ist ein waghalsiges Unterfangen, und nicht jeder ist sich darüber vollends im Klaren (was auch für die Verleger derar­tiger Geschichten gilt, weswegen es ja leider eine Vielzahl außerordentlich miss­ratener oder sehr mittelmäßiger Holmes-Epigonen-Werke gibt). Eine solche Gratwanderung hat also der amerikanische Autor Ralph E. Vaughan vollführt, indem er die vorliegende Geschichte erzählte. Er bringt hier – durchaus nicht ohne Raffinesse – den Holmes-Kosmos in Kontakt mit den phantastischen Er­zählungen eines Herbert George Wells. Und hierum geht es im Detail:

Man schreibt Anfang April 1894, als ein Totgeglaubter wieder in Erscheinung tritt: Dr. John Watson fällt buchstäblich in Ohnmacht, als sich ein Mann in sei­nem Beinsein unvermittelt in den Detektiv Sherlock Holmes verwandelt, der drei Jahre zuvor in die Schweizer Reichenbachfälle gestürzt ist, augenscheinlich zusammen mit seinem Rivalen und Erzfeind Professor James Moriarty, dem „Napoleon des Verbrechens“.2

Holmes ist zurück, aber er verhält sich höchst eigenartig, und dafür hat er auch allen Grund, denn es trachtet ihm jemand nach dem Leben – in einer raffinier­ten Finte bringt er jedoch den Attentäter zur Strecke: Oberst Sebastian Moran, den Vertrauten Moriartys, dem er erfolgreich die Urheberschaft an dem Mord an dem ehrenwerten Ronald Adair nachweisen kann.3

Doch kaum verabschiedet sich Holmes am Ende jenes Abenteuers wieder von seinem glücklichen Adlatus Watson – und damit sind wir am Beginn des vorlie­genden Romans – , da fängt das eigentliche Abenteuer erst an. Denn in London verschwinden Menschen, und zwar ziemlich viele Menschen. Diskret, nächtens, meist in den Armenvierteln der Stadt, aber schließlich löst sich auch William Dunning in Nichts auf, ein Verwandter von Sir Reginald Dunning, der Holmes in­ständig darum bittet, tätig zu werden. Der Detektiv beginnt folgerichtig zu er­mitteln und stößt dabei nicht nur auf einen rätselhaften, gejagt wirkenden Fremden, der vor seinen Nachstellungen flüchtet, sondern auch auf Inspektor Charles Kent von Scotland Yard, der seinerseits – inoffiziell – mit dem Dunning-Fall befasst ist.

Zusammen, und damit nimmt Kent die Watson-Rolle ein, ermitteln sie fortan in einem zunehmend unglaubwürdiger werdenden Setting. Soll man tatsächlich annehmen, dass „blasse Geister“ die Menschen von den Straßen wegfangen? Und was ist mit den abstrusen Theorien über Reisen durch die Zeit? Ist irgend­etwas daran, dass die Gefahr aus der Zukunft stammen soll, die es ja bekannt­lich noch gar nicht gibt? Erst, als Holmes dann ein leibhaftiger Zeitreisender schwer verletzt vor die Füße fällt, beginnt der Detektiv selbst an die ungeheuer­liche Geschichte zu glauben: Ja, es gibt Zeitreisen. Und ja: in der fernen Zukunft existiert eine finstere Bedrohung der Menschheit, die sich anschickt, gerade im viktorianischen London sesshaft zu werden. Niemand Geringeres als zeitreisen­de Morlocks sind dabei, die Erde der Vergangenheit zu kolonisieren und die Zukunft des Menschengeschlechts auszulöschen…

Wie schon gesagt, der amerikanische Verfasser begibt sich hier auf eine abenteuerliche Gratwanderung und Reise in den Abgrund der Spekulation, in dem sich Sherlock Holmes eigentlich notorisch unbehaglich fühlen müsste, wo er doch das solide Fundament des festen Wissens verlassen muss, um sich in die windigen Abgründe des Was-wäre-wenn? und der spekulativen Abgründe des Möglichen und Unmöglichen zu verirren. Dabei kann man als Leser attestie­ren, dass Vaughan seine Basisliteratur gut kennt, eben die Ausgangsgeschichte um das „leere Haus“ ebenso wie H. G. Wells´ Klassiker „Die Zeitmaschine“. Ebenfalls gut eingefangen ist die Atmosphäre des düsteren spätviktorianischen London und die etwas blasierte, voreingenommene und elitäre Weltsicht zahl­reicher Protagonisten.

Die Sprache bereitete beim Lesen anfangs ein wenig Schwierigkeiten, was mög­licherweise der Übersetzung geschuldet war – sie wird im Laufe des Buches deutlich besser und weniger zäh. Vielleicht ist das auf die Verteilung der Über­setzer zurückzuführen. Bedauerlich ist es, dass der nur 190 Seiten lange Roman erst auf Seite 29 tatsächlich zu Sherlock Holmes überleitet. Der Klappentext ver­rät notorisch zu viel und zerstört, zumal für Leser, die die genannten Werke schon kennen, jede Menge Spannung. Dass die Morlocks durchaus imstande sind, die Zeitmaschine des Zeitreisenden nachzubauen, nimmt dann allerdings nicht wunder – war doch schon bei Wells klar, dass die Morlocks die eigentli­chen technischen Genies darstellten, Kannibalen hin oder her.

Schade war ab dem Moment, wo die Zeitmaschine dann tatsächlich auftaucht, dass die Geschichte selbst völlig abhob… und mit der Einführung der Morlock-Königin, der zeitreisenden, entschwand dann die Glaubwürdigkeit der Story, der Holmes-Story (!) ziemlich brüsk. Bedauerlich war auch, dass die Idee an sich nicht wirklich neu war. Unweigerlich kam hier nämlich die Erinnerung an einen Kinofilm auf, der Vaughan zweifelsohne ebenfalls bekannt war: „Star Trek 8: Der erste Kontakt“. Hier wie dort wird bei einer vorher quasi asexuellen Gesell­schaft – hie Borg, dort Morlocks – unvermittelt eine „Königin“ in Stellung ge­bracht (jüngst übrigens dann auch bei „Independence Day 2“, und hie wie dort ist die Vernichtung der „Königin“ gleichbedeutend mit dem Ausschalten der Be­drohung.

Ehrlich, ich hätte mir deutlich mehr Skepsis seitens von Sherlock Holmes gewünscht. Und mir wäre es lieber gewesen, wenn er seinen treuen „Ecker­mann“ Watson mit seinem Revolver an seiner Seite gehabt hätte. Inspektor Kent war, mit Verlaub, doch kein annähernd adäquater Ersatz. Infolgedessen ließ sich das Buch zwar binnen von drei Tagen geschwind und durchaus unter­haltsam auslesen…

Ich betrachte es gleichwohl nur als mittelmäßiges Epigonenwerk und kann die Lektüre nur für ausgesprochene Holmsianer wirklich empfehlen… oder natür­lich für all jene, die das Was-wäre-wenn schätzen und gern wissen möchten, nachdem sie Wells´ Klassiker mit Genuss goutiert haben, was wohl geschehen würde, wenn die Morlocks sich auf den Weg in die Vergangenheit machten. Aber da wäre ihnen sicherlich mit Stephen Baxters Roman „Zeitschiffe“ mehr gedient.4 Auch hier wandelt der Autor in den Fußstapfen von H. G. Wells, doch weitaus visionärer, als es Vaughan jemals intendierte. Dafür hinwiederum ent­behrt man bei Baxters Buch natürlich des legendären Detektivs und lebendiger Charaktere. Man kann eben nicht alles haben, sondern ist zur Kompromissbil­dung gezwungen.

Welches der Bücher ihr euch als Gutenacht-Lektüre auf den Nachttisch legen mögt, solltet ihr also nach gründlicher Abwägung der Fakten entscheiden. Viel­leicht waren meine obigen Worte dabei ein wenig hilfreich. Und wer weiß, viel­leicht erscheinen ja auch noch mehr Vaughan-Holmes-Romane bei Blitz. Denk­bar zumindest ist es sicherlich. Lassen wir uns da mal überraschen.

© 2017 by Uwe Lammers

Ihr seht, auch wenn ich Sherlock Holmes-Fan bin, macht das nicht restlos be­triebsblind. Es gibt eben solche und solche Werke, und dieses hier ist, bei allem Respekt vor der Leistung des Autors und der Übersetzer, doch durchwachsen. Zum Schluss hin hebt es dann leider arg ab, dafür hätte sich womöglich eine ge­scheitere, bodenständigere Lösung finden lassen… aber sei’s drum. Es gibt ja noch mehr Epigonengeschichten. Zweifellos werdet ihr an dieser Stelle noch weitere solche Werke besprochen vorfinden, das ist allein eine Frage der Zeit. Wir sind hier ja nicht auf einem reinen Holmes-Blog, nicht wahr?

Ja, der hätte zweifelsohne auch seinen Reiz, aber diese Baustelle bewirtschafte ich nun wirklich nicht, das soll jetzt niemand von mir erwarten.

In der kommenden Woche kehre ich wieder einmal zu einem meiner Lieblings­autoren und seinen Kooperationspartnern zurück… richtig, zu Clive Cussler. Worum es diesmal genau geht und wie sich die Helden der NUMA aus der Gefahrenschlinge ziehen, erfahrt ihr in sieben Tagen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Man vgl. hierzu beispielhaft den Rezensions-Blog 146: „Schatten über Baker Street“ vom 10. Januar 2018.

2 Vgl. Arthur Conan Doyle: „Sein letzter Fall“, veröffentlicht in The Strand, Dezember 1893.

3 Vgl. Arthur Conan Doyle: „Das leere Haus“, veröffentlicht in The Strand, Oktober 1903. Hier ist der Fall eben­falls auf April datiert, was mit dem Beginn des vorliegenden Romans gut korreliert. In der Zeitlinie von Mike Ashley wird die Geschichte auf Februar 1894 rückdatiert. Vgl. dazu Mike Ashley (Hg.): „Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton“, Bastei-Lübbe 14916, Bergisch-Gladbach 2003, S. 731. Vgl. zu dieser schönen Antho­logie auch den Rezensions-Blog 5 vom 29. April 2015.

4 Vgl. Stephen Baxter: „Zeitschiffe“, Heyne 13533, München 2002.

Liebe Freunde des OSM,

beim letzten Mal kam ich mit der Durchleuchtung meiner kreativen Tätigkeiten bis tief in das Jahr 2013, und damit biss sich die Blog-Tätigkeit gewissermaßen wie eine Schlange in den eigenen Schwanz, denn nun konnte ich erstmals auch über die frühen E-Book- und Blogartikelzeiten reflektieren. Eine faszinierende Erfahrung. Jetzt bekommt ihr also etwas über Zeiten zu lesen, die ihr selbst schon als Blogleser und E-Book-Leser kennt. Nur die hier referierten Hintergrün­de sind euch bislang so nicht bekannt gewesen.

Starten wir gleich mal durch. Nächster Zwischenstopp: August 2013.

Ein Monat, in dem ich wieder 32 fertig gestellte Werke in meine Storystatistik eintragen konnte. Vier davon waren neue Blogartikel. Dann muss ich gestehen, dass es eigentlich an ein Wunder grenzt, dass ich in dem Monat so viel schaffen konnte, weil mich etwas sehr vom Arbeiten ablenkte – und das war die Reno­vierung meines so genannten Wäschezimmers. Das bedarf einer kurzen Erläute­rung für die Unwissenden und gewissermaßen auch für die Nachwelt:

Mein Wäschezimmer trägt seinen Namen davon, dass dort der Wäscheschrank bzw. die Wäscheschränke stehen. Aber mehr als die Hälfte des Raumes wird zu­dem von einem geerbten massiv hölzernen Sekretär, Bücherregalen, Bücher­schränken und vollen Kartons ausgefüllt, so dass man das Zimmer mit Fug und Recht auch als mein zweites Bibliothekszimmer bezeichnen könnte. Dieses Zimmer zu renovieren, was nach einem schon länger zurückliegenden Wasser­schaden unabdingbar war, erwies sich als insofern kompliziert, als die Sachen, die sich darin befanden, ja irgendwo bleiben mussten – sie wurden zu einem guten Freund des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V. ausgelagert, zum Teil jedenfalls, zu einem anderen Teil auf den offenen Laubengang vor meiner Wohnung gestellt.

Die Renovierung selbst nahm die Zeit vom 4.-7. August in Anspruch. Das Wetter war uns dabei glücklicherweise gewogen… bis ich alles dann wieder an Ort und Stelle hatte, brauchte es weitere Wochen, aber das ging so nach und nach von­statten.

Zwischendrin füllte ich die sonstige Zeit mit Jobrecherche, Jobsuche und – na­türlich – der kommentierten Abschrift von OSM-Episoden, namentlich aus KON­FLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“, aus KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“, ich schrieb ab oder formatierte neu oder verfasste neu zahlreiche Gedichte und Rezensionen… und am 21. August vollen­dete ich ein neues Biografiekapitel für meine Magisterarbeit, an deren vollstän­diger Umarbeitung ich mit starker, dankenswerter Unterstützung von Frau Pro­fessor Dr. Nicole Karafyllis von der TU Braunschweig arbeitete. Um der Wahrheit die Ehre zu geben – ohne ihre Beharrlichkeit wäre ich wahrscheinlich, genügsam, wie ich nun mal wissenschaftlich bin, gar nicht auf diese Idee ge­kommen.

Am 29. August wurde diese Arbeit dann endlich unter dem neuen Titel „Sieben Leben – Karriereverläufe in der kulturwissenschaftlichen Abteilung der Tech­nischen Hochschule Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Von Ewald Banse bis Ernst-August Roloff senior“ abgeschlossen und bald darauf in der Digitalen Bi­bliothek der TU Braunschweig eingestellt. Hier kann jeder Interessierte inzwi­schen mühelos auf sie zugreifen und sie downloaden für weitergehende For­schungen (wovon, wie ich weiß, auch schon rege Gebrauch gemacht wird).

Da ich nun eine Baustelle weniger zu bewirtschaften hatte, die mich doch or­dentlich Zeit gekostet hatte, ging ich im September verstärkt dazu über, wie auch schon im August Episoden des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“ neu zu forma­tieren. Ich sollte in diesem Monat, der 33 fertig gestellte Werke am Ende zählte, mit der Neuformatierung dieser Serie an ein Ende gelangen.

Noch eine Baustelle weniger. Puh!

Fünf weitere Blogartikel entstanden, ein Nachruf auf Frederik Pohl, das E-Book 10 „Rätselhafte Retter“ wurde fertig, weitere kommentierte Abschriften des KONFLIKTS 18 konnten abgeschlossen werden. Und ich schlitterte zurück in den stiefmütterlich behandelten KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“, wo ich endlich die abenteuerliche Geschichte um den Aufstand der Totenköpfe auf dem Planeten Höolyt weiter verfolgen konnte. Ihr kennt einen Teil dieser Geschichte sicherlich schon aus der Annalen-Story „Heimweh“. Die BWA-Leser lernen derzeit einen weiteren Abschnitt aus diesem KONFLIKT kennen, wenn sie sich mit dem Fortsetzungsroman „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“ lesend beschäftigen.

Ansonsten bemühte ich mich, an zahlreichen OSM-Fragmenten der Annalen voran zu kommen. Aber ihr könnt es euch vorstellen: zu viele Erwartungen, zu viele Baustellen auf einmal. Die kurze Auflistung der Fragmente, an denen ich voran kam, mag das hinreichend belegen: „Die Optimierungsfabrik“, „Geister“, „Neu-Babylon“ und „Kontrollverlust“… keine reale Chance, hier wirklich weit in Richtung Vollendung zu gelangen. Da bin ich noch bei keinem dieser Fragmente bis heute angelangt.

Der Monat Oktober – die Geburtstagshäufungen begannen meinen Terminplan wie jedes Jahr zu stören – kam dann nur noch auf 25 fertig gestellte Werke. Kein Wunder, war doch die Neuformatierung von KONFLIKT 15 beendet, deren Epi­soden bislang für eine rasche Häufung der fertigen Werke gesorgt hatten.

Ich arbeite an KONFLIKT 18 (kommentierte Abschrift), KONFLIKT 14 (dito), KON­FLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“, wo es immer noch rein maschinen­geschriebene Episoden gab. 5 Blogartikel entstanden auch in diesem Monat, dazu kümmerte ich mich intensiv um die Abschrift alter Annalen-Geschichten, zu denen auch gleich die passenden Glossare mit abweichenden Seitenzahlen entstanden. So schloss ich „Die leblosen Doppelgänger“ und „Revolte der Okis“ ab, außerdem das E-Book 11 „Die Katze, die die Sonne stahl“.

Kurzzeitig wagte ich mit dem Fragment „Falsche Voraussetzungen“ eine Stipp­visite im Archipel, kam aber erwartungsgemäß nicht sonderlich weit. Ebenso er­ging es mir mit „Julianna“.

Dann doch lieber an E-Books weiterschreiben, überlegte ich und stürzte mich konzentriert auf mehrere weitere Texte, die alsbald veröffentlicht werden soll­ten. Ein wenig feilte ich, wenn ich dort nicht vorankam, an „Sherlock Holmes und der Tunguska-Fall“, an „Spurensuche in Babylon“ und „Die automatische Stadt“… und dann war überraschend der Monat schon wieder um. Viele Bau­stellen erzeugen halt eine ganz eigene Form von verstreichender Zeit – da könnt ihr jedermann fragen, der viel um die Ohren hat. Die Tage, Wochen und Monate fliegen nur so dahin. Das ist die reine Wahrheit, und wenn man die Arbeit auch noch gerne tut, geht es noch geschwinder.

Dann dämmerte also bereits der November des Jahres 2013 herauf… abenteuerlich schnell. Hier gab es nur noch 19 fertige Werke zu zählen, als der letzte Tag des Monats anbrach. Davon vier Blogartikel. Was schaffte ich da noch so?

Nun, ich erreichte beispielsweise eine schöne Neuformatierung einer meiner äl­testen Archipel-Geschichten, nämlich „Shareena und das Mädchen mit dem Zauberhaar“. Ihr kennt diese Fassung inzwischen aus meiner dritten E-Book-Storysammlung „Reinkarnation und andere phantastische Geschichten“, die im August 2015 herauskam… manche Geschichten sind also schon frühzeitig fertig gestellt, aber bis sie dann zu euch gelangen, das kann dauern.

Ich fuhr fort mit der Neuformatierung von Gedichten, mit der kommentierten Abschrift von OSM-Episoden verschiedener vorhin bereits erwähnter Serien und besuchte KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, um mich um ein Volk schwarzer Zwergenwesen zu kümmern… der Shonta? Ah, knapp daneben, Freunde. Nein, Mörder heißen sie in diesem KONFLIKT, und mit demselben Volk hatte ich es im gleichen Monat noch mal zu tun, jedoch 25 Milliarden Handlungsjahre früher, weil ich mich wieder auf der Welt Dawson in KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ tummelte.

Ich sage doch, im OSM wird es wirklich überhaupt nicht langweilig, man kommt da echt weit herum. Und manchmal kann man tatsächlich mal was abschließen (lach). Nebenbei, möchte ich beinahe sagen, wurde das E-Book 12 fertig, „Am Rand der Bebenzone“.

Und schwupp… schon war es Dezember. Dieser Monat erbrachte nur noch 15 fertige Werke, darunter 10 (!) Blogartikel und ein E-Book, nämlich „Ins Innere der Maschine“. Ansonsten hatte ich es mit einer erstaunlichen Häufung von Fragmenten zu tun, die sowohl aus dem Archipel kamen als auch aus dem OSM. Eine kleine Übersicht gefällig? Im Archipel-Sektor beschäftigte ich mich mit „Das Los der Lady Renata“, „Brigitta“, „Falsche Voraussetzungen“ und der Neu­formatierung des Romans „Rhondas Weg“, der ja – wie vielleicht erinnerlich – fast 2.000 Textseiten umfasste.

Der OSM-Sektor war, wie stets, deutlich vielfältiger, was nicht zwingend bedeu­tete, dass ich in diesem Monat damit glücklicher wurde (glücklich bin ich dann, wenn die Geschichten auch fertig werden, und das geschah eben nicht): „Der Sphäroid“, „Mariann, die Skelettfrau“, „Auf Space“, „Der Veteran“, „Enklave Xissorah-44“ und „Das Akademie-Problem“ wurden etwas weiter ausformuliert.

Außerdem gelang es mir, buchstäblich kurz vor Jahresende (28. Dezember), mit der Neuformatierung des Hintergrundtextes „Der GRALSJÄGER-Krieg“ ein weiteres Werk in eine gescheite Form zu bringen. Summa summarum kam ich im Jahr 2013 damit auf nicht weniger als 350 fertig gestellte Werke. Natürlich, sehr viele Blogartikel und unglaublich viele abgeschriebene, kommentierte und neu formatierte OSM-Episoden, aber es WAREN abgeschlossene Werke, nicht irgendwelches Flickwerk, nicht so ein Wust an Fragmenten (den gab es natür­lich auch noch).

Alles in allem schaute ich sehr zufrieden auf das Jahr 2013 zurück und war schon sehr gespannt darauf, wie es 2014 weitergehen würde. Davon erzähle ich euch beim kommenden Mal.

Nächste Woche befassen wir uns aus aktuellem Anlass mit einem wichtigen Themenkomplex des OSM, wenn auch nicht erschöpfend – mit Matrixfehlern und einer Variante des Lebens nach dem Tode im Oki Stanwer Mythos.

Wenn ihr neugierig geworden seid, schaut einfach wieder rein!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 157: Lustnächte

Posted März 28th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

gute Bücher sind immer zu kurz… ihr kennt dieses Fazit von mir, es trifft nahezu in allen Fällen zu. So ist das auch mit dem unten stehenden Roman, den ich buchstäblich verschlungen habe und aus dem ich mich nicht lösen konnte. Er befriedigt auf faszinierende Weise sowohl historisch-biografische Sehnsüchte als auch erotische Wunschvorstellungen und passte deshalb gleich auf zweierlei Weise in mein aktuelles Leseschema.

Dass sich hinter dem unspektakulär und rein erotisch wirkenden Titel und Cover eine raffinierte und sehr detailreiche Schatzsuche nach einem realen Schatz versteckt, konnte ich anfangs nicht ahnen, als ich mir das Buch antiquarisch kaufte. Aber ich wurde in mehrerlei Hinsicht überrascht: durch eine Autorin, die mit Witz und vergnüglichem Charme eine erotische Burleske erschuf, durch höchst sympathische Charaktere mit eigenem Kopf (der ihnen bisweilen ordent­lich selbst im Weg steht), und zum dritten durch die Reaktivierung einer alten Schatzsuchergeschichten-Sehnsucht, die mich gedanklich geradewegs in die 90er Jahre zurück katapultierte.

Ja, was mag wohl im Hochmittelalter geschehen sein, als der Orden der Tempel­ritter der Verdammnis anheimfiel und seine Schätze verschwanden? Wohin mö­gen sie verschwunden sein, und was war wohl an den Gründen dran, die zur Auslöschung des Ordens führten? Dieser Roman bietet für die Vorkommnisse eine mögliche Lösung an und führt zu einem abenteuerlichen und gefährlichen Geheimnis. Und natürlich gibt es der fleischlichen Liebe mehr als genug mit lei­denschaftlichen Protagonisten.

Schaut einfach mal weiter, ob ihr davon ebenso neugierig werdet wie ich vor ein paar Monaten:

Lustnächte

Von Barbara DuMont

Heyne 54555

288 Seiten, TB (2013)

zuvor 2011 bei Plaisir d’Amour erschienen

ISBN 978-3-453-54555-7

Frauen sind für den sinnlichen und stürmischen Liebhaber Pierre LeBreton ei­gentlich nur angenehme Gesellschaft für eine oder maximal mehrere Nächte. Er neigt dazu, seine Gespielinnen in munterem Wechsel in sein Bett zu ziehen, und bislang fährt der Architekt damit gut. Er führt in seiner Heimat Frankreich ein eigenes Architekturbüro, zusammen mit seinem Juniorpartner Marc Meunier und seinem Lebenspartner Jean-Luc. Das ändert sich, als die deutsche Touristin und Historikerin Beatrix Greifenberg, auf dem Weg in den Frankreich-Urlaub, übernächtigt mit ihrem Kleinwagen seinen Gartenzaun zu Brennholz verarbeitet und dabei verletzt wird.

Denn ohne es zu wollen, fühlt Pierre sich unweigerlich zu dieser schönen, jun­gen Frau hingezogen, und sein Ansinnen ist es – natürlich – , sie kurzerhand erst mal in sein Bett abschleppen zu wollen. Womit er sich dann aber, ganz unty­pisch, Zeit lässt. Es dauert, bis er zu begreifen beginnt, dass er diese Frau nicht nur für ein kurzweiliges erotisches Abenteuer besitzen, sondern er mit ihr et­was durchaus Ernsteres anfangen will.

Und auch die sinnliche Beatrix, oft sanft französisch „Beatrice“ angesprochen, fühlt sich zu dem charmanten Franzosen hingezogen. Sie hat allerdings auch ih­ren Stolz und macht es ihrem „Retter“ nicht eben leicht, von ihm erstürmt zu werden. Also ersinnt Pierre einen Plan, um sie in seiner Nähe zu halten. Der Zu­fall macht es ihm leicht.

Er hat kurz zuvor bei der Renovierung eines alten Klosters ein verborgenes, in Latein abgefasstes Dokument gefunden. Pierres Freunde recherchieren nun, dass dieses Dokument offensichtlich auf einen legendären historischen Schatz hinweist – auf die verschollenen Reichtümer des untergegangenen Templer-Rit­terordens. Da Beatrix Historikerin ist, zeigt sie sich natürlich anfangs – ebenso wie Pierre – skeptisch, doch sie fängt bald Feuer, als sich die Indizien immer mehr verdichten. Und um sie in seiner Nähe zu halten, begibt er sich mit ihr auf abenteuerliche Schatzsucher in Südfrankreich.

Offensichtlich hat der gute Abbé Saunière, gestorben während des Ersten Welt­kriegs, in der südfranzösischen Ortschaft Rennes-les-Château über viele Jahre hinweg unglaublich viel Geld besessen, das er unter anderem dazu nutzte, die Pfarrkirche gründlich zu renovieren… wobei er einige seltsame Änderungen vornahm. Pierre und Beatrix machen sich also auf den Weg nach Rennes-les-Château und stecken bald bis über beide Ohren tief in den verwirrenden Pfaden der Vergangenheit fest. Dabei entdecken sie, in Zusammenarbeit mit Marc, wie hochkomplex doch der so bieder scheinende Pfarrer mit der örtlichen Hierarchie und seinen Standeskollegen in Nachbargemeinden verflochten war. Und ehe sie sich versehen, spüren sie auch dem unsoliden Liebesleben des Abbé nach, klettern in Burgruinen umher, besuchen Museen und studieren Bücher, die die Kurie kurzerhand wieder weitgehend hat einstampfen lassen. Rätselhafte Kontenbewegungen und ein Geheimorden, der „Orden von Sion“, scheinen in die Angelegenheit mit involviert zu sein.

Während Pierre auf zunehmend stürmischere Weise an sein Liebesziel gelangt und wieder und immer wieder seine „Beatrice“ zu abenteuerlichen Liebesspielen verführt – zunehmend mit ihrem hitzigen Einverständnis – , wird für ihn die Suche nach dem Templerschatz zunehmend unwichtig. Er fand sie bedeut­sam genug, um Beatrix in seiner Nähe zu halten… doch dummerweise hat SIE nun Feuer gefangen und will davon nicht ablassen.

Pierre amüsiert das, da er es weiterhin für eine aussichtslose Angelegenheit hält. Er ist immer noch nicht von der Realität des Schatzes überzeugt, selbst als er einen abendlichen „Spanner“ in Rennes-les-Château auf derbe Weise davon abgebracht hat, sie beide weiter zu beobachten. Er denkt sich nichts dabei, dass dieser „Spanner“ den Priesterkragen getragen hat – schlicht, weil er einfach liebeskrank oder, wie Beatrix das manchmal sagt, „schwanzgesteuert“ ist (was sie durchaus genießt). Als problematisch sieht sie indes, dass Pierre ein zwar charmanter, aber offensichtlich notorischer Lügner ist. Wie soll sie seinen Liebesbeteuerungen also Glauben schenken?

Dass sie die ganze Zeit unter Beobachtung stehen, ist ihnen allen bis zuletzt nicht klar. Und auf diese Weise geraten sie dann auch in Lebensgefahr… denn bislang ist noch jeder, der dem Templerschatz nachspürte, ums Leben gekom­men…

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden“, steht fast mahnend über dem Impressum dieses erotischen Romans – allein das ist schon verblüf­fend, denn aus anderen Romanen dieser Struktur kenne ich derlei „Sicherheits­hinweise“ nicht… doch bei fortschreitender Lektüre wurde mir klar, warum das notwendig war zu betonen. Die ganzen Ereignisse rings um Rennes-les-Château sind so erstaunlich dicht dargestellt, dass man als Leser tatsächlich den Eindruck gewinnt, es handelte sich bei den erwähnten Personen um Gestalten der Zeit­geschichte. Die Autorin nimmt sich sehr viel Zeit und Raum, um nicht nur die historische Tiefendimension bis hin zur Zeit Jesu Christi auszuleuchten und die weithin bekannte Vergangenheit des Templerordens darzustellen, sondern sie verwendet dieselbe Sorgfalt auch auf die französischen Kirchenprotagonisten, die südfranzösischen Adeligen und die Locations. Da dabei die Kirche nur be­dingt gut wegkommt, war es zweifellos eine gute Vorsichtsmaßnahme, den zi­tierten Satz ins Impressum aufzunehmen.

Ich vermute, einen Gutteil der intensiven Schilderung ist auf solche Werke zum Thema zurückzuführen, wie sie Lincoln/Baigent/Leigh historisch und Dan Brown belletristisch verfasst haben. Zahlreiche Details des Romans dürften aus solchen Vorlagen 1:1 übernommen und lediglich mit neuen Namen ausstaffiert worden sein. Da ich in diesen Werken aber nicht sehr belesen bin, ist das jetzt aktuell nur eine Mutmaßung.

Der Roman fährt jedenfalls auf interessante Weise zweigleisig. Auf der einen Seite haben wir die klassische – und in diesem Fall außerordentlich stürmische – Liebesgeschichte zwischen Pierre und seiner ungläubigen Beatrix, die sich sehr vergnüglich liest. Das hat nicht zuletzt mit den Eifersuchtsanfällen der Prot­agonisten zu tun, die zwar mehrheitlich unsinnig sind, dem Roman aber einiges Feuer verleihen. Über den Ausgang der Liebelei mit all ihren Höhen und Tiefen sei nichts verraten, das muss der Leser selbst lesend und genießend erfahren. Bedauerlich ist natürlich, dass hierbei die Person der Beatrix biografiehistorisch vollkommenes Brachland bleibt. Da hätte man sich schon gelegentlich etwas mehr gewünscht, vielleicht auch mehr über die Zeitspanne, die ihr zur Verfü­gung steht und über familiäre oder berufliche Bindungen an die Heimat… da herrscht eigentlich gähnende Leere, wie ich rückblickend konstatieren muss.

Der zweite Handlungsstrang, der sonst in erotischen Romanen schnell zur Ne­bensache wird, wenn es zwischen den Hauptpersonen „zur Sache“ geht (habe ich oft genug in anderen Romanen dieses Couleurs erlebt), ist derjenige, in dem den Spuren des Templerschatzes nachgegangen wird. Und tatsächlich wird die­ser Strang, ungeachtet aller erotischen Wirren, bis zum Schluss stringent durch­gehalten. Das fand ich sehr beachtlich, zumal er so komplex strukturiert war, dass lange Zeit unklar blieb, worin eigentlich der Schatz bestand, nach dem ge­sucht wurde, oder ob die Suche in irgendeiner Weise zum Ziel führen würde. Dieser Handlungsstrang ist mit viel Liebe zum Detail ausgebaut, was mir sehr gut gefallen hat. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass ich a) Historiker bin und b) Schatzsuchergeschichten nun mal für mein Leben gern lese. Es ist einfach ein schönes, plausibles Setting, das ich in vielen anderen Büchern dieser Art sonst schmerzlich vermisse.

Das ist also das Positive an diesem äußerst lesbaren Roman, der sich mühelos in drei Lesetagen verschlingen lässt – wie es mir widerfuhr. Bedauerlich ist in mei­nen Augen allerdings, dass die Autorin sich am Schluss dazu hinreißen ließ, un­bedingt noch ihr historisches Detailwissen an den Mann bringen zu wollen und meinte, die verbliebenen Unklarheiten aufhellen zu müssen. Meiner Ansicht nach ist sie damit, ohne jetzt Details verraten zu wollen, deutlich übers Ziel hin­ausgeschossen. Die letzten knapp 20 Seiten des Romans hätte sie m. E. besser anders gestalten sollen… ah, aber sei’s drum. Alles in allem hat mir der Roman gut gefallen – und für einen Debütroman ist er ausgezeichnet gelungen.

Sollte man sich für einen Urlaub warmhalten, das Buch macht wirklich gute Lau­ne und inspiriert vielleicht auch zu dem einen oder anderen erotischen Abenteuer mit der Partnerin oder dem Partner.

© 2017 by Uwe Lammers

Na, das war eine turbulente kleine Achterbahnfahrt durchs moderne Frank­reich, nicht wahr? Auch in der kommenden Woche machen wir eine Reise… al­lerdings kehren wir damit ins viktorianische England zurück, zum weltberühm­testen „ermittelnden Detektiv“, der eine ungeheuerliche Entdeckung macht.

Näheres dazu gibt es in der kommenden Woche an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

so verblüffend schnell kann ein ganzes Jahr dahinrasen, wenn man viel beschäf­tigt ist. Ich konnte es selbst kaum glauben. Und die letzten Wochen und Tage sausen sowieso fort, dass es höchst erstaunlich ist – das liegt selbstverständlich daran, dass besonders im Dezember viel zu tun ist: Weihnachtseinkäufe, Weih­nachtspost, Aufarbeiten von liegen gebliebener Korrespondenz, Jahresab­schlussstatistiken auf den aktuellen Stand bringen, Listen vervollständigen… sol­ches Zeug.

Für die meisten Listen hatte ich heuer kaum Gelegenheit, darum kümmere ich mich dann im Januar voraussichtlich. Mit insgesamt gerade mal 585 Kreativsei­ten war der Monat Dezember nicht wirklich erfolgreich zu nennen. Ich fand schon den November „schwächelnd“, und da erreichte ich immerhin 667 Sei­ten.

Einerlei, es ist halt so, wie es ist. 22 Werke konnte ich in diesem Monat fertig­stellen, das macht aufs gesamte Jahr gerechnet 287 zusammen. Die meisten Texte entfallen freilich auf Blogartikel, Rezensionen und kommentierte OSM-Episodenabschriften. Dennoch hätte es natürlich deutlich dürftiger kommen können, frühere Jahre legen davon beredtes Zeugnis ab.

Was genau habe ich also geschafft? Dies hier:

(18Neu 100: Das Zeitalter der SIEBEN SIEGEL)

Erläuterung: Damit stieg ich dann mit den Abschriften in den Finalzyklus des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ ein. Allerdings reicht der Zyklus bis Band 114, das kostet mich also noch ein paar Monate ener­gische Arbeit…

Blogartikel 260: Work in Progress, Part 60

12Neu 42: Alte und neue Wissenssucher

18Neu 96: Operation Horrorgrab

Blogartikel 267: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXII)

(Das Transformations-Paradies – OSM-Story)

Erläuterung: Hier durchzuckte mich jüngst einfach eine faszinierende Szene, die mit Baum-Mensch-Mischwesen zu tun hatte, ganz entfernt erinnert mich die Passage heute so an die Ents bei J. R. R. Tolkien, aber das ist nun wirklich abwe­gig. Immerhin reden wir hier von transformierten Baumeistern und den damit massiv einhergehenden Problemen. Denn dieses Paradies hat eine sehr üble Achillesferse. Das wird beizeiten eine haarsträubende Story werden, vielleicht auch eine Novelle. Ich habe noch keine Vorstellung vom Umfang dieses Werkes…

(18Neu 97: Entdeckung am Rande des Wahnsinns)

(DKdO 30 (?): Alte Freunde)

(18Neu 98: Die Allianz des Lichts)

(18Neu 99: Vorstoß nach TOTAM)

18Neu 95: Königreich Normandie

Blogartikel 272: Konzentration, verdammt noch mal! Baustelle OSM

Erläuterung: Ja, hier kommt wieder ein Kapitel der amüsant-frustrierenden Feh­lerlese in meinen OSM-Frühwerken, diesmal ausgelöst von den kommentierten Abschriften der BdC-Serie, also des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“. Ich denke, da kommt noch einiges hinterher. Die Fehlerhäufung in die­sen Episoden ist unfasslich… aber auf der anderen Seite auch sehr verständlich.

Warum dies? Na ja, zum einen entstanden die 40er-Episoden während eines Heimat-Weihnachtsurlaubs während meiner Zivildienstzeit 1989. Und zweitens stand mir nur eine Schreibmaschine ohne Korrekturmöglichkeit zur Verfügung. Hastiges, atemloses Schreiben plus solche Voraussetzungen, das war gewisser­maßen der Booster für solch eine Fehlerwüste. Dass ich die Episoden dennoch in dieser Form für meinen damaligen Hauptleser Peter Servay kopiert habe, ist mir heute fast ein bisschen peinlich. Aber er verfolgte die Abenteuer dieser Serie sehr fasziniert. Zu schade, dass er schon zwanzig Jahre tot ist… er fehlt mir bis heute sehr.

(12Neu 43: Hüterin des Schwarzen Juwels)

(12Neu 44: TOTAMS Botschaft)

(12Neu 45: Dimensionskorridore)

(Eine Frage des Glaubens – OSM-Story)

Erläuterung: Das hier ist gewissermaßen – wie „Rilaans Geschichte“ – ein so genanntes Prequel zu einer OSM-Serie, in diesem Fall ein Prequel zu „Oki Stan­wer – Bezwinger des Chaos“, weswegen ich dieser Geschichte 2018 etwas mehr Beachtung zukommen lassen werde. Ihr werdet es schließlich recht bald mit Pater Osvehl zu tun bekommen, da solltet ihr ihn auch mal zuvor in Aktion erle­ben.

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH)

14Neu 47: Unterwegs in tödlichem Auftrag

(14Neu 48: Invasion der Cranyaa)

Blogartikel 268: Logbuch des Autors 24 – Bücherrausch

Erläuterung: Das ist eine interessante Sache gewesen, die nur mittelbar mit meinem OSM zu tun hatte. Es ging mehr darum, euch zu berichten, wo ein we­sentlicher Teil meiner Kreativzeit im Dezember 2017 hin verschwand, nämlich in das wochenlange Sortieren meiner Bücherbestände und all den faszinierenden Entdeckungen, die ich dabei machte. In vier Wochen erfahrt ihr Näheres dazu. Habt noch ein bisserl Geduld.

(Kapitän Taisanors Geschichte – Archipel-Story)

(14Neu 49: Aktion Lichtroboter)

(Sarittas Hilflosigkeit – Archipel-Story)

(OSM-Wiki)

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“)

(Das Rätsel von Garos – OSM-Hintergrundtext)

Erläuterung: Das letzte Werk ist nach wie vor nur ein Fragment, aber es passt recht gut zum nächsten „legendären Schauplatz“ des OSM, an dem ich aktuell (1. Januar 2018) noch arbeiten muss. Wenn dieser Beitrag erscheint, habt ihr das Geheimnis um Garos aber schon vor zwei Wochen partiell näher kennen ge­lernt. Als ich vor kurzem diesen obigen Text wieder aufrief, war ich fast versucht, ihn als Rohling für den Wochen-Blog 262 zu nehmen. Ich entschied mich dann aber doch dagegen.

Weshalb?

Ach, ich möchte euch nicht mit Informationen überfordern, die im NEUEN OSM jenseits des RANDES fußen. Zuvor solltet ihr erst mal den traditionellen OSM kennen lernen, den ich rund zwanzig Jahre bereist habe. Drum werde ich mich in den nächsten Tagen zurückhalten, wenn ich den Blog 262 schreibe.

Nun, und damit endete bereits der Monat Dezember 2017. Ich sagte ja, er war nicht wirklich berauschend. Viel geringes Weiterfeilen an diversen Fragmenten, insgesamt viel zu viele Baustellen, auf denen ich unterwegs war. Diese ganze Verzettelung ist langfristig sehr ungesund. Ich will schauen, dass ich das dieses Jahr ein wenig eindämmen kann.

In der nächsten Woche reise ich zurück in meine Kreativvita mit einer neuen Folge der Subartikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“

Macht es gut und bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

nicht überrascht sein… in der folgenden Rezension wird allmählich immer deut­licher, dass meine Harry Potter-Anfangsbegeisterung sich deutlich abgekühlt hatte, und das sollte noch stärker werden. Wenn man den vorliegenden Roman zudem mit der Verfilmung kontrastiert, in der quasi all die Punkte, die ich unten als positiv und vorteilhaft hervorgehoben habe, konsequent gestrichen wurden (etwa die politischen Themen), dann überrascht es wahrscheinlich auch nicht, dass ich den Film eher lau fand.

Kann man den fünften Potter-Band noch als Jugendbuch einstufen? Ich würde da wenigstens Abstriche machen und das Lesealter doch deutlich im Vergleich zu den vorherigen Bänden heraufsetzen. Das hat weniger mit vorkommenden Grausamkeiten zu tun als vielmehr mit deutlich stärker politisch gefärbten Statements der Autorin, mit denen Kids im Alter von 10 Jahren vermutlich we­nig anfangen können. Viele Seiten dieses Buches würden für sie wohl wenig Sinn ergeben und ihren Erfahrungshorizont deutlich überschreiten.

Das Fazit des Buches fiel denn auch 2006, als ich es ausgelesen hatte, durch­wachsen aus. Es liest sich immer noch ausgezeichnet, keine Frage, aber wenn man ein kritischer Leser ist, wie ich es damals gewesen ist, ist wohl eine gewisse Enttäuschung unvermeidlich.

Wie sich das genau darstellt? Schaut es euch an:

Harry Potter und der Orden des Phönix

(OT: Harry Potter and the Order of the Phoenix)

von Joanne K. Rowling

Carlsen-Verlag, 2003

1028 Seiten, TB

Übersetzt von Klaus Fritz

Der vierte Roman der Harry-Potter-Saga endete mit einem Donnerschlag. Das Trimagische Turnier, das zwischen den Schulen Beauxbaton, Durmstrang und Hogwarts ausgetragen wurde und dessen Siegespokal der Feuerkelch war, er­wies sich als magische Falle, manipuliert von niemand Geringerem als dem Dunklen Lord Voldemort. Der Hogwarts-Champion Cedric Diggory fand den Tod, Harry Potter geriet in Voldemorts Gefangenschaft und wurde Zeuge seiner Wie­derauferstehung. Dass er schließlich entkommen konnte, war mehr dem Zufall als einem klaren Plan zu verdanken.

Die magische Welt wusste also nun, dass der Dunkle Lord Voldemort wieder dort draußen war, dass er sich darauf vorbereitete, erneut an der Seite seiner ergebenen Todesser die Macht zu ergreifen. Und der Leser zitterte. Denn Harry ging nun wieder in die Ferien, d. h. zurück zur Familie Dursley in den Liguster­weg 4. Was aber würde Lord Voldemort tun? Aus verständlichen Gründen wur­de das fünfte Buch der Geschichte um den blitznarbigen Jungen Harry Potter mit großer Spannung erwartet. Und so geht es weiter:

Harry verbringt seine Sommerferien wie üblich bei seinen Pflegeeltern, den Dursleys, und immerzu fragt er sich, warum er in der magischen Zeitschrift, dem Tagespropheten, eben NICHTS von Lord Voldemorts Wiederkunft hört. Es steht einfach nichts darin. Und seine Freunde Hermine Granger und Ronald Weasley sind seltsam kurz angebunden und nichtssagend in ihren Briefen. Das erweckt außerordentlichen Frust in Harry, der ohnehin noch an Schuldkomple­xen wegen des Todes von Cedric Diggory leidet. Schließlich weiß er nur zu gut, dass er dessen Freundin Cho Chang in Hogwarts wieder wird in die Augen bli­cken müssen. Es ist doppelt schwer, weil Harry in ihrer Gegenwart zudem im­mer Herzrasen bekommt, ohne sich über seine Gefühle im Klaren zu sein.

Und dann passiert das einfach Unmögliche – mitten im Ligusterweg überfallen Dementoren, finstere magische Geschöpfe, die eigentlich das Zauberergefäng­nis von Askaban bewachen sollen und die selbst Harry in seinem dritten Schul­jahr nur mit großer Mühe abwehren konnte1, niemand Geringeren als Harrys Halbbruder Dudley Dursley. Und ihn selbst! Er kann gerade noch den Angriff ab­wehren – mit Magie natürlich, wie denn sonst? Und doch wird das Harrys Ver­hängnis.

Zaubern ist in der „Muggelwelt“ verboten, insbesondere für minderjährige Zau­berer wie ihn, und ehe Harry Potter begreift, was geschieht, flattert ihm eine Schulentlassung ins Haus, die dank Intervention durch den Schulleiter Albus Dumbledore in einen Termin für eine öffentliche Anhörung Harry Potters vor dem Zaubereiministerium abgeändert wird. Außerdem bemerkt Harry nun völlig verwirrt, dass ihn eine Gruppe von befreundeten Zauberern scharf überwacht und gewissermaßen in Watte packt. Das ergrimmt ihn nicht wenig, er fühlt sich nicht ganz ernst genommen.

Da nun der Ligusterweg für ihn nicht mehr sicher genug ist, bringen ihn die Zau­berer, unter denen etwa der Auror Mad-Eye Moody ist2, in eine neue Heimstät­te in London – an den Grimmauldplatz Nummer zwölf. Und hier trifft Harry nicht nur seine Freunde Hermine und Ron wieder, sondern auch den Rest der Zaubererfamilie Weasley sowie seinen Freund und Paten Sirius Black, der in der magischen Welt seit zweieinhalb Jahren wegen seines Ausbruchs aus dem Zau­berergefängnis Askaban gesucht wird. Er gilt allgemein als Mörder von zahlrei­chen Menschen sowie auch von Harry Potters Eltern, doch dieses von Volde­mort ins Leben gerufene Gerücht ist für Harry längst Vergangenheit.

Grimmauldplatz Nummer zwölf ist das Haus von Sirius´ Familie, ein furchtbar heruntergekommener Ort mit einem offensichtlich geistig gestörten Hauselfen namens Kreacher – und zugleich ist dies das Hauptquartier des geheimen „Or­den des Phönix“, den Albus Dumbledore wieder begründet hat. Harry und die „Kinder“ sind allerdings von den Treffen der erwachsenen Mitglieder ausge­schlossen, was natürlich für einigen Unwillen sorgt.

Harrys Zorn bekommt bald neue Nahrung: Hermine und Ron werden zu Ver­trauensschülern von Hogwarts ernannt, und das, obwohl er selbst meint, das stünde aufgrund seiner unbestreitbaren Verdienste eher ihm selbst zu. Dann bekommt er allmählich mit, dass im Tagespropheten eifrig an seinem Ruf gesägt wird – er gilt als gestört und geltungssüchtig, offensichtlich eine nachhaltige Spätwirkung der Kampagne der Reporterin Rita Kimmkorn, und Dumbledore wird als zunehmend senil hingestellt. Die Konsequenz ist für Harry katastrophal: niemand glaubt dort draußen daran, dass Voldemort zurückgekehrt ist, ja, schlimmer noch – alle diesbezüglichen Bemerkungen werden als Ausgeburten krankhaft überreizter Phantasie hingestellt. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Und das ist offizielle Ministeriumsmeinung.

Infolgedessen erweist sich auch Harrys Besuch im Zaubereiministerium beinahe als Katastrophe, und nur knapp entgeht er dem wirklichen Verweis von Hog­warts. Denn man wirft ihm schlicht vor, den Dementorenangriff einfach nur er­funden zu haben, um seine Zauberkräfte egoistisch einsetzen zu können…

Mit den denkbar schlechtesten Vorahnungen trifft Harry schließlich in der Zau­bererschule ein, und die Konfusionen gehen sofort weiter: die Kutschen nach Hogwarts werden von monströsen Kreaturen gezogen, halbskelettierten flie­genden Pferden, die nur Harry wahrzunehmen vermag – und eine etwas exzentrische Mitschülerin namens Luna Lovegood; der Wildhüter Hagrid ist spurlos verschwunden, und die neue Lehrerin für die Verteidigung gegen die dunklen Künste entpuppt sich als niemand Geringeres Professor Umbridge, eine absolut humorlose Frau mit Hass gegen Mischlinge, die Harry aus der Anhörung durch das Ministerium kennt. Das Ministerium hat sie auch eingesetzt, in Hog­warts für „geordnete Verhältnisse“ zu sorgen.

Das hört sich harmlos an und die meisten Schüler hören ihrer Antrittsrede kaum zu (inklusive Harry), aber sehr bald beginnen die Schüler Umbridge zu fürchten und zu hassen, spätestens dann, als sie zur Großinquisitorin von Hog­warts ernannt wird und den ohnehin schon wegen der bevorstehenden Prüfun­gen sehr gestressten Schülern mit den zahlreichen Erlassen allmählich alle Freu­den und Freiheiten einschränkt. Das geht schließlich soweit, dass sie Harry Pot­ter auf Lebenszeit des Quidditch-Spieles verweist und höchst parteiisch dessen Intimfeind Draco Malfoy bevorzugt. Üble Ahnungen steigen in den Eingeweih­ten auf.

Das Schlimmste aber sind diese Träume, über die Harry mit niemandem reden kann… Träume, in denen er fühlt und sieht, was der Dunkle Lord sieht und fühlt. Es hat den Anschein, dass Harry mit jedem Tag, den er in Hogwarts ist und nichts tun kann, dem Aufstieg Lord Voldemorts in die Hände arbeitet…

Wie gesagt, lange wurde dieses Buch erwartet, und mit über tausend Seiten er­füllt es ja nun wirklich die kühnsten Erwartungen. Wohl selten jemals zuvor sah man so viele Kinderhände so bereitwillig nach einem derart „dicken Schinken“ greifen, höchst selten war es wohl auch der Fall, dass erwachsene Menschen wie ich von einem Buch so gepackt waren, dass sie es buchstäblich nicht mehr aus der Hand legen konnten (bei mir kam hilfreich hinzu, dass ich in den letzten Tagen unter akutem Magendrücken litt, was mir das Schlafen verleidete. Was also sollte ich tun, als die Nacht über das Buch durchzulesen? Führte dazu, dass es in vier Tagen gelesen wurde). Dafür gebührt Rowling Dank, zweifelsohne.

Der neugierige und erwartungsfrohe Leser findet sich in diesem Werk unter Freunden wieder und trifft neue, rätselhafte Personen, manchmal auch solche, die man überhaupt nicht schätzt (Professor Umbridge ist nur eine davon). Row­ling erweitert zudem das biografische Geflecht geschickt auf dem Umweg über die Familie Black und verschärft hiermit die Thematik um die „Reinrassigkeit“ von Zauberern (man denke nur an diesen beleidigenden Ausruf „Schlammblü­ter!“, der hier oft genug fällt), die die Serie von Anbeginn an – durch die Person der Hermine Granger mit ihrer „Muggelfamilie“ und Harry Potter selbst – be­gleitet, die sich aber in Band 4 der Serie dramatisiert hat. Indem sie so Sirius Black erheblich mehr Tiefe gibt und auch weitere Angehörige seiner Familie in die Geschichte einfügt, bereitet sie Entscheidungen vor, die der Handlung einen dramatischen Schub verleihen.

Hermine Granger, und das fand ich wirklich gut, erhält wesentlich mehr Profil durch die fortgesetzte B.ELFE.R-Kampagne und schließlich durch unglaublich süße Vermittlungsversuche, wenn sie sich darum bemüht, Harry und anderen Jungen das „Wesen der Mädchen“ zu erläutern. Ganz zu schweigen von der ge­radezu genialen Klitterer-Geschichte…

Zugleich führt Rowling die argumentative Schiene der politischen Inkompetenz und Korruption, die in Band 4 begonnen wurde, fort durch die genauere Dar­stellung des Zaubereiministeriums. Der direkten Konfrontation mit Lord Volde­mort und seinen Anhängern aber, die seit Ende des letzten Romans von den Le­sern fieberhaft erwartet wird, weicht sie fast durchgängig aus. Am Ende dieses Romans steht man als kritischer Leser deshalb ein wenig frustriert vor einer weithin unveränderten Lage, die auch die des vierten Bandes sein könnte. Das ist etwas unbefriedigend, und auch die aufgebauschte „Prophezeiung“, die nichts wirklich Neues bringt, hilft da nicht weiter.

Rowling, das spürt der Leser, weicht hier insbesondere gegen Ende des Bandes allen ernsthaften Entscheidungen kategorisch aus. Der Kampf gegen die Diener Voldemorts gerät irgendwie improvisiert, wie mir schien. Sonst sind da die er­sten zarten Amouren um Harry und Cho, die als Ablenkung fungieren, die Weas­ley-Brüder George und Fred, die als über die Stränge schlagende närrische Er­finder zwar für viel Turbulenz und einige Lacher sorgen, was aber im Nachhin­ein auch mehr als Ablenkung von der Tatsache erkennbar wird, dass die Hand­lung sich nicht richtig vom Fleck bewegt. Und der Handlungsstrang um Hagrid und die Riesen ist da leider nicht viel besser.

Selbst die lange so panisch erwarteten ZAG-Prüfungen (die Abkürzung wird lei­der nirgends erklärt, soweit ich das sehen kann) entpuppen sich schließlich als nur halb so dramatisch wie angenommen. Dumbledores Aussprache mit Harry schließlich, die auf Dutzenden von Seiten gegen Ende des Buches erfolgt, stra­paziert die Geduld des Lesers dann doch außerordentlich, so salbungsvoll und moralisierend fällt sie aus. Als wenn die Autorin hier alles das, was sie im Hand­lungsverlauf des Buches noch nicht abschließend klären konnte, hier hinein gelegt hätte. Das kennt man schon und schätzt es eher nicht. Das ist vielleicht eines Arthur Conan Doyle (also Sherlock Holmes) würdig, aber bei Harry Potter wünschte man sich doch ein etwas anderes Vorgehen.

Das Fazit fällt deshalb durchwachsen aus:

Es ist ein lesenswertes Buch, das man regelrecht verschlingen kann, es ist gut geschrieben, und die Abenteuer der Protagonisten sind fast durch die Bank spannend und/oder humorvoll geschildert, so dass eigentlich keine Langeweile aufkommt. Auch ergreift Rowling hier klar Stellung gegen eine starke Einmi­schung des Staates in private Schulleitungen, wie das vielleicht in England ge­genwärtig gerade ein Thema ist. Sehr gut durchdacht will es mir aber nicht scheinen.

Wenn man sich freilich von der Lektüre erhoffte, dass der magische Krieg gegen Lord Voldemort beginnt oder GRUNDSÄTZLICHE, wichtige Erkenntnisse über Harry, Hogwarts, Voldemort o. ä. ans Tageslicht kommen, dann wird man ent­täuscht. Ist man imstande, ein wenig die zahlreichen Andeutungen der Autorin zu entschlüsseln, dann überraschen am Ende weder die Enthüllungen über den Dementorenangriff noch über die Prophezeiung und die Waffe, die Lord Volde­mort sucht, auch kommt das Todesopfer in diesem Buch nicht überraschend.

Und das ist dann doch eigentlich ein Kennzeichen dafür, dass die Autorin sich, bei aller Anerkennung ihrer Arbeit, in diesem Roman weitaus weniger Mühe ge­geben hat als noch im vierten Band. Das ist ein bisschen traurig. Aber wahre „Fans“ werden diese Defizite vermutlich wie üblich gar nicht registrieren. Für den Rest der kritischen Leserschaft heißt es jetzt: sich freuen auf den nächsten Harry Potter. Zwei gibt’s ja mindestens noch, bis Harry mit der Schule fertig ist…

© 2006 by Uwe Lammers

Tja, so ist das, wenn Romanzyklen vorangehen und die Erwartungen nur be­dingt eingelöst werden. Manchmal ist es da vielleicht wirklich besser, wenn man Einzelromane schreibt und seine ganze Energie darauf verwendet. Ein wirklich schönes Exemplar dieser Art stelle ich euch in der nächsten Woche vor.

Welches? Nun, lasst euch da mal überraschen.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Joanne K. Rowling: „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“. Siehe dazu auch den Rezensions-Blog 148 vom 24. Januar 2018.

2 Vgl. Joanne K. Rowling: „Harry Potter und der Feuerkelch“. Siehe dazu auch den Rezensions-Blog 152 vom 21. Februar 2018.

Liebe Freunde des OSM,

entschuldigt, aber es war ganz unvermeidlich, dass ich diesen Beitrag verfassen musste… ich weiß, er trägt eigentlich mehr zur semantischen Selbstdemontage bei als irgendetwas anderes, aber mal ganz unter uns: Wenn man als Literat nicht mehr über seine eigenen Jugendsünden kichern kann, dann läuft irgend­was im Leben grundlegend schief.

Gottlob gehöre ich nicht zu den humorlosen Schraten, die, wenn sie nach Jahr­zehnten auf ihre alten semantischen „Schandtaten“ zurückblicken, graue, krause Haare bekommen und diese Werke schnellstmöglich in der Tonne ent­sorgen (es gibt solche Leute, und glaubt mir ebenfalls, Freunde, in einem Fall, von dem ich jüngst Kenntnis erhielt, kommt es mir ganz so vor, als hätte der be­treffende frühere Brieffreund mit seinen langen Romanmanuskripten vor langer Zeit auch seinen gesunden Menschenverstand entsorgt – ein Grund mehr, das nicht nachzuahmen). So etwas habe ich vor sehr langer Zeit einmal getan, und ich bereue es bis heute – so sentimental bin ich eben gestrickt. Nein, aus dem Fehler habe ich gut gelernt!

Dass ich so verfahre, liegt nicht nur daran, dass ich im Oki Stanwer Mythos (OSM) nicht einfach so missratene Episoden entsorgen kann, ohne Lücken im Handlungsstrom entstehen zu lassen. Es hat sehr viel mehr damit zu tun, dass ich der Ansicht bin, aus Fehlern könne man lernen. Indem ich sehe, was ich frü­her verkehrt gemacht habe, kann ich ablesen, was in Zukunft besser zu vermei­den ist. Das alles geht natürlich, wenn man mein löchriges Gedächtnis bedenkt, nur dann, wenn das corpus delicti, sage ich mal, also die alten, fehlerhaften Epi­soden, noch vorliegen.

Ein solcher Fall von chaotischen Fehlern liegt im KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ vor, dessen Episode 45 „Der Stützpunkt des Lichts“ ich kürzlich abschrieb und kommentierte. Da kommen Böcke drin vor, das hält man gar nicht für möglich. Sie sollen euch heute ein wenig zum Schmunzeln und Kopfschütteln bringen. Zunächst sei die Rahmenstruktur der Handlung kurz skizziert, damit ihr euch in der Episode zurechtfinden könnt:

Oki Stanwer ist in relativer stellarer Nähe zur Galaxis Hun’arc aufgetaucht, die den Hauptschauplatz dieses KONFLIKTS bilden soll. Dort ist das insektoide Volk der Cranyaa beheimatet. Allerdings folgt Oki Stanwer zunächst mit seiner STELE DER EWIGKEIT einem Notruf, der ihn in die Schockzone zwischen den Galaxien Wukarin und Risalon führt.

Ohne dass das jemand ahnt, existiert hier eine hyperdimensionale Enklave – vor zahllosen Jahrtausenden hat das humanoide Volk der Waaklors die so genannte „Todeszone“ geschaffen und dorthin seine bewohnten Sonnensysteme evaku­iert. Der Grund tut hier jetzt nichts zur Sache und würde euch nur verwirren. Nur soviel: das Entstehen der Schockzone führt zur Zerrüttung der hyperdimen­sionalen Abschirmung der Todeszone, und ein energetischer Ablauftrichter er­zeugt einen Sogeffekt, der Oki Stanwers STELE DER EWIGKEIT, den aus dem Nichts entstandenen Kristallplaneten ANTI-TOTAM und den Transmittermond der Plegg’re, den Oki Stanwers Helfer besetzt haben, letzten Endes in die Todes­zone der Waaklors hineinzieht.

Hier versucht derweil der Dämon Carthusuum, den verunsicherten Waaklors einzureden, Oki Stanwer sei eine tyrannische „Schreckensinkarnation“, die es zu bekämpfen gelte. Die Waaklors mobilisieren daraufhin ihre Raumflotte und sind sehr bereit, für TOTAM gegen Oki Stanwer und seine Freunde ins Feld zu ziehen, auch wenn sie seit Jahrtausenden von der Außenwelt abgekapselt sind und ei­gentlich nur Bahnhof verstehen.

Um die Dinge noch mehr zu verkomplizieren, ist außerdem die Lichtfestung OREOC mit weiteren Helfern des Lichts an Bord ebenfalls durch einen dimensio­nalen Korridor aus dem Herzen von Hun’arc unterwegs in die Todeszone. Ver­folgt werden sie von mehreren tausend Feindschiffen, deren Besatzung sich ebenfalls im Bann eines Dämons von TOTAM befindet.

Ihr seht: das muntere Chaos kocht hoch.

Ehe Oki Stanwer mit der STELE und ANTI-TOTAM aber die Todeszone erreichen kann, nimmt der Feldherr der Cranyaa noch finster an, dass die Schockzone sei­nen Untergang besiegeln würde. Das sieht dann gedanklich so aus:

„WENN DER ABSOLUTE ENTROPISCHE PUNKT ERREICHT WIRD, HERRSCHEN BEDINGUNGEN WIE ZUM ZEITPUNKT DES URKNALLS. JEDE MATERIE LÖST SICH IN PRÄELEKTRISCHE LADUNGEN AUF.

Das war die Warnung der STELE gewesen, und ich war nicht so dumm, das nicht zu begreifen. Im Klartext bedeutete es: Wenn die Schockzone weiterhin mutierte, würden sich die STELE, ANTI-TOTAM und der Transmittermond in er­freuliche Atome auflösen…“

So, dachte ich, „erfreuliche Atome“. Das geht ja gar nicht! Das sollte vermutlich witzig sein, doch war das eine vollständige Luftbuchung. Aber es ging leider weiter und wurde noch abenteuerlicher. Folgt mir in den Rest des Zitats:

…und selbst die würden wiederum mutieren, bis sie reine Energie waren. Mit dem Primärenergiewandler konnte ich nicht arbeiten, da ich dann diesen Vor­gang nur beschleunigen würde. Und mir lag nichts daran, zu sterben!“

Nun, letzteres konnte ich ihm gut nachempfinden, aber Atome, die „mutierten“? Also nee, Atome haben doch keine DNS, da mutiert rein gar nichts… was ich hier eigentlich auf höchst tapsige und groteske Weise aus­drücken wollte, war folgendes: Gemeint ist eine Zerfallsreaktion der Atome in Quanten und subatomare Partikel, bis sich diese letztlich auch in ihre Ladungen auflösen. Das führt schlussendlich natürlich dazu, dass nur noch reine elektri­sche Ladungen, schiere Energie, übrig bleibt. Die verteilt sich im Kosmos, was dann zur steten Steigerung der Entropie und letztlich zum Kältetod des Univer­sums führt.

Das konnte man an dieser Stelle wegen meiner ausgesprochen flapsigen Bur­schikosität nicht mal entfernt begreifen.

Mutierende“ Atome. „Erfreuliche“ Atome gar. Also wirklich, ich hatte schon ab­sonderliche Gedanken bei meiner Schnellschreiberei am 1. Oktober 1984. Ihr seht, das ist schon ein Weilchen her.

Ach, wäre es doch nur bei den beiden obigen Entgleisungen geblieben, aber die Episode hatte leider noch mehr Kracher zu bieten.

Die Waaklors entmotteten parallel zu diesen Geschehnissen ihre Raumflotte, die seit 14.000 Jahren mit einem Schutzüberzug versehen war. Immerhin muss­ten sie ja mit einem bald bevorstehenden Angriff rechnen. Entmotten war also schön und gut und angeraten. Doch was war die Quintessenz dieser Handlung? Alle Schiffe sind verrottet und Schrott? Nein, das las sich dann vielmehr folgen­dermaßen:

5.000 Einheiten der Waaklor-Flotte auf Rolaan wurden zum ersten Mal seit vierzehntausend Jahren wieder gewartet. Der glasartige Schutzbezug, der durch vierhundert Grad Hitze zum Verdampfen gebracht wurde, hatte die Kreuzer vor fast jeder Verfallserscheinung bewahrt. Es mussten nur sekundäre Schäden aus­gebessert werden. Aber für diese 5000 Schiffe hatten die Waaklors nur wenige Wochen Zeit. Bis dahin wurden sie von den gewaltigen Kreuzern der SCHWAR­ZEN MACHT beschützt.“

Ich notierte hierzu in den Kommentar recht hellsichtig und vermutlich auch et­was gallig: „Also, hier habe ich ja übel übertrieben. Die Waaklors sind doch keine Baumeis­ter, denen man derlei Leistungen zutrauen könnte. Ich machte mir so überhaupt keine Vor­stellung von der Materialermüdung. Selbst wenn die Schiffe durch einen Restat-ähnlichen Überzug1 völlig von Umwelteinflüssen abgeschirmt werden können, sind nach 14.000 Jahren (!!!) alle Kabelverbindungen völlig versteinert und müssen ausgetauscht werden. Die Gene­ralüberholung von 5.000 Einheiten geschieht zweifellos nicht über Nacht, sondern dauert Monate. Hier wirkt sich höchst nachteilig aus, dass ich zeitlich vollkommen amorph geblieben bin. Dringender Nachbearbeitungsbedarf!“

Tja, auch nicht eben glorreich… aber immer noch nicht das Ende der Fahnen­stange der Verrücktheiten. Ich blendete nun nämlich um zur Raumfestung OREOC, die schwer angeschlagen die Flucht in den Dimensionstunnel geschafft hatte, der auf obskure Weise direkt in die Todeszone der Waaklors mündete. Und man berücksichtige bei folgenden Worten den Gedanken, dass OREOC das RAUMSCHIFF selbst ist:

„’Wir werden verfolgt‘, stellte Gruhl fest. Seine großen, konturenlosen Augen glühten in mattem Rot, was bei ihm das Zeichen unterdrückter Erregung war.

‚Die Synox sind uns auf den Fersen‘, stellte Gruhl weiter fest. Niemand küm­merte sich um seine Aussagen. Der titanenhafte Timor-Dol sagte nichts. Er schi­en sich damit abgefunden zu haben, dass er nichts tun konnte. Einzig und allein OREOC hatte alles in der Hand.“

Und damit dachte ich dann: Toll. OREOC hat alles in der Hand, und die Lichtfes­tung HAT überhaupt keine Hände… also, welcher Depp mich da wohl geritten hatte, dass ich so einen Schwachsinn von mir gab, ich konnte es mir wirklich nicht erklären.

Ich meine, es ist mir bewusst, dass mir mitunter Sätze entschlüpfen, die nicht wirklich eine Art von konsistenter Logik beinhalten. Aber solchen Nonsens in Episoden reinzuschreiben und diese dann sogar noch munter Brieffreunden zu lesen zu geben… das grenzt schon ein bisschen an selbstmörderischen Wahn­sinn, denkt ihr nicht auch?

Es gibt noch diverse andere Fehler und Fehlerchen in dieser Episode, mit denen ich euch nicht behelligen möchte. Die obigen Zitatstellen sind freilich so die Cre­me de la Creme der Fehler in dieser Folge.

Da muss ich wirklich sagen, dass ich sehr froh bin, in der kommenden Woche wieder für passende Erdung zu sorgen – dann schauen wir uns an, was ich im Dezember 2017 noch so alles an kreativen Taten zustande gebracht habe. Hof­fen wir, dass das ordentlich ist.

Soviel für heute. Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Das ist eine Andeutung, die für die meisten von euch vermutlich keinen Sinn macht. Sie bezieht sich auf KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ (1983-1986). Hier fanden terranische Kolonisten extraterrestrische Technologie, die durch einen glasartigen Überzug vor Alterungsschäden geschützt wurde. Dieser Überzug wurde „Restat“ genannt, eine semantische Erfindung aus dem Jahre 1983.

Rezensions-Blog 155: Geheimcode Makaze

Posted März 14th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

hier haben wir dann also den ersten Roman, auf dem Vater und Sohn Cussler offiziell als gleichberechtigte Autoren firmieren – und es ist ein rasanter, pa­ckend und plausibel geschriebener Thriller entstanden, der für zahlreiche der letzten Werke des Altmeisters entschädigt. Ein Buch mit glaubwürdigen Schur­ken, einem mehrstufigen, raffinierten Plan, überraschenden Wendungen und wirklich üblen Cliff-hangern zwischen den Kapiteln. Ein Werk, würde ich sagen, das sich anstelle von Actionfilmen durchaus lohnt, um sich mal ein entspanntes Wochenende um die Ohren zu schlagen.

Wir wissen natürlich heutzutage, dass das Problem mit Nord- und Südkorea, das wesentlich durch die Unbilden des Kalten Krieges und die Unfähigkeit der Supermächte zu klaren und langfristigen Lösungen ins Leben gerufen wurde und bis heute zumindest den Norden Koreas in Geiselhaft hält, sich nicht von selbst in Luft auflösen wird. Ganz sicher auch deshalb nicht, weil heutzutage Atomwaffen im Spiel sind, leider. Und wir wissen auch, dass naive Pläne, die ko­reanische Wiedervereinigung zu erzwingen (erinnert euch an diese wahnsinnige Vorstellung im Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“, den ich sonst durchaus gelungen fand), regelmäßig fehlschlagen. Das hier ist deutlich geschickter ge­strickt und sowohl politisch wie wirtschaftlich besser ausgeklügelt.

Und das alles fängt, wie bei Cussler üblich, in der tiefen Vergangenheit an. Na, diesmal nicht ganz so weit in der Vergangenheit, sondern gerade mal ein paar Jahrzehnte.

Wie sieht die Sache genau aus, und worum geht es? Nun, hierum:

Geheimcode Makaze

(OT: Black Wind)

von Clive Cussler & Dirk Cussler

Blanvalet 37151

512 Seiten, 2009

ISBN 978-3-442-37151-8

Übersetzt von Oswald Olms

Neue Besen kehren gut, pflegt man zu sagen, und manchmal überträgt sich das Talent eines besessenen Schriftstellers ja auch auf dessen Sohn. Das überlegte sich wohl auch der Bestsellerautor Clive Cussler und ermöglichte es seinem Sohn Dirk (oder verpflichtete ihn, so genau ist der Rezensent da nicht in­formiert), an seinen Romanen mitzuschreiben. Genau genommen: an den Dirk-Pitt-Romanen, an denen Cussler seit Jahrzehnten arbeitet.

Wir erinnern uns: Dirk Pitt ist jene Form von marinem James Bond, der seit über 30 Jahren im Dienst der National Underwater Marine Agency (NUMA) tä­tig ist, um als Mann für abenteuerliche Einsätze verschollene Schiffe, Flugzeuge und andere Dinge zu finden, die seit langem verschollen sind, wobei er meist zugleich die machthungrigen, fanatischen oder einfach verrückten Machtmen­schen dieser Welt im Zaum hält und deren Pläne durchkreuzt, bei denen es nicht selten um massenmörderische Anschläge auf die Zivilgesellschaft geht. Zusammen mit seinem unverwüstlich humorvollen Kompagnon Al Giordino pflegt der Draufgänger die Harmonie der Welt stets zu retten und dabei diverse Schätze sicherzustellen. Ob es um das Heben der TITANIC geht, die Auffindung des Grabmals von Alexander dem Großen, das Gold der Inka, das wahre Atlantis usw… Spannung ist in der Regel garantiert.

Seit einiger Zeit ist der Abenteurer aber – realistisch – in die Jahre gekommen und hat einigen Grund, ein wenig kürzer zu treten. Im Laufe der zurückliegen­den Romane gab es darum einige Abweichungen von der Norm: so klopften vor kurzem erst zwei unerwartete Sprösslinge nach rund 20 Jahren Unbekanntsein an die Tür von Pitts Flugzeughangar-Wohnung: die Zwillinge Dirk Pitt jr. und Summer Pitt, die Pitt sr. einst während eines selbst heute noch bemerkenswer­ten Hawaii-Abenteuers in den Schoß der schönen Summer Moran pflanzte.1 Während Pitt Summer für tot halten musste, tauchte sie ab, brachte die Kinder zur Welt und schickte diese erst kurz vor ihrem Tod zu ihrem leiblichen Vater.2 Und als wenn das alles nun noch nicht gereicht hätte, trat Pitts Chef, Admiral James Sandecker höchst wirkungsvoll von seinem Posten zurück und reichte ihn an Pitt weiter, der damit Direktor der NUMA wurde. Das war gewissermaßen das Hochzeitsgeschenk für Dirk Pitt sr., der seine langjährige Geliebte, die Kongressabgeordnete Loren Smith endlich heiraten durfte.3

Summer und Dirk jr. traten bei der NUMA ein und sozusagen in die Fußstapfen ihres Daddys, was sie im vorigen Roman schon unter Beweis stellen durften, da noch eher etwas unbeholfen. Das Buch kam folglich – auch wegen der inhaltli­chen Eindimensionalität – nicht gut bei mir weg, und ich fürchtete darum schon Übles, weil ich glaubte, Cussler sei nun endgültig verkitscht. Es sah auch wirk­lich alles danach aus, ganz ernsthaft.

In diesem vorliegenden Roman, dem ersten, den beide Cusslers gemeinsam schrieben, gelingt es nun indes, und das war eine schöne Überraschung, den beiden Sprösslingen Dirk Pitts gescheit Profil und Tiefe zu verleihen. Während das bei Summer noch durchaus ausbaufähig ist, hat Dirk Pitt jr. diesmal ordent­lich Boden wettgemacht und weiß als humorvolle, findige Person zu überzeu­gen. Und das kommt folgendermaßen:

Japan, Herbst 1944: Das Japanische Kaiserreich steht mit dem Rücken zur Wand und ist im Begriff, den Krieg gegen Amerika zu verlieren. In diesem Moment zahlen sich schreckliche Menschenexperimente in der besetzten Mandschurei (Mandschukuo) aus – zwei große Unterseeboote, die auch Flugzeuge an Bord nehmen und per Katapult in die Luft schleudern können, werden auserwählt, eine spezielle Geheimwaffe an die Westküste der USA zu bringen und einen Ter­rorangriff auszuüben. Aber während die I-413 schon auf dem Weg zum Ziel spurlos verschwindet, wird die I-403 erst dicht vor dem Missionsziel gefunden und knapp vor Durchführung ihres Auftrages durch Rammen versenkt. Die Höl­lenwaffe selbst, der „Makaze-Kampfstoff“, sinkt auf den Boden des Meeres und in der Vergessenheit.

Im Mai 2007 (der Roman ist in den Staaten 2004 erschienen und spielt, wie alle Dirk-Pitt-Romane, stets ein paar Jahre in der Zukunft, was freilich durch die Ver­spätung bei der deutschen Veröffentlichung neutralisiert wird) schreckt ein selt­sames Robbensterben auf den Aleuten die Wissenschaftler vom CDC, dem Cen­ter for Disease Control, gründlich auf. Ein Team unter Leitung von Sarah Matson untersucht den Robbenbestand und wird um ein Haar Opfer eines rätselhaften Angriffs. Es ist eher dem Zufall zuzuschreiben, dass ein Forschungsschiff der NUMA in der Nähe ist und Dirk Pitt jr. die Wissenschaftler retten kann, die offensichtlich Zyanidgas eingeatmet haben.

Als Pitt mit seinem Kollegen Jack Dahlgren einen Hubschrauberrundflug macht, um mögliche Quellen der Vergiftung ausfindig zu machen, werden sie von ei­nem Fischtrawler mit Gewehren abgeschossen, können den Absturz aber über­leben. Der Trawler verschwindet spurlos.

Gleichzeitig kommt es in Japan zu einer Reihe von spektakulären Attentaten, hinter denen offensichtlich die in den letzten Jahren weitgehend unbedeutende und inaktive Japanische Rote Armee steckt.4 Außerdem ereignet sich in Südko­rea ein spektakulärer Vergewaltigungs- und Mordfall, in den ein GI der amerika­nischen Streitkräfte verwickelt ist.

Auf den ersten Blick haben all diese Dinge miteinander nichts zu tun, aber das täuscht. Es kristallisiert sich nämlich rasch heraus, dass das direkt vor der Küste der USA liegende Wrack der I-403 Tauchbesuch hatte und die Waffenbehälter des Makaze-Giftstoffs, dessen genaue Zusammensetzung unklar ist, geborgen wurden. Kurz darauf wird auf Dirk Pitt jr. und seine neue Flamme Sarah Matson ein Mordanschlag unternommen, der nur sehr knapp fehlschlägt. Anschließend erkrankt einer der Wissenschaftler an Pocken

Zur allgemeinen Beunruhigung stellt sich bald heraus, dass ein koreanischer Magnat mit zwielichtiger Herkunft, Dae-Jong Kang, einen vielschichtigen und höchst raffiniert angelegten Plan verfolgt, in dem der Giftstoff der beiden ver­sunkenen U-Boote eine zentrale Rolle spielt. Der Tod von Millionen von Men­schen ist von ihm eiskalt einkalkuliert als „Kollateralschaden“ für sein eigentli­ches Ziel: die Wiedervereinigung von Korea unter dem Diktat der nordkoreani­schen Einheitspartei.

Sehr rasch kreuzen dabei die Wege von Kang und seinem mörderischen Hand­langer Tongju wieder die der NUMA-Mitarbeiter unter Summer und Dirk Pitt jr., und es kommt zu Schusswechseln, Entermanövern, zur Versenkung eines Schiffes, zu gerade noch vereiteltem Massenmord, und schließlich sehen sich Pitts Kinder angekettet in einer Tidenhubhöhle, in der sie jämmerlich ersaufen sollen.

Man kann durchaus nachvollziehen, dass den Pitts in solchen Situationen die Zornesader zu schwellen beginnt und alle drei eine tiefe Abneigung gegen den sinistren Kang fassen. Leider hilft ihnen das alles recht wenig, weil sie ständig im Dunkeln tappen, was die Art von Kangs furchtbarem Anschlag angeht. Buch­stäblich zwei Stunden vor Ultimo treffen sie dann auf die Vernichtungswaffe, und alles, was sie an Waffen besitzen, sind ein Kleinst-U-Boot, Frechheit und ein unbewaffnetes Luftschiff… und ihnen läuft die Zeit davon…

Ich muss schon sagen – ich habe lange keinen Cussler-Roman mehr mit so viel Genuss gelesen wie dieses Buch. Mehr noch: die zweite Hälfte des Romans habe ich an einem Tag verschlungen, weil ich einfach nicht mehr an irgendwas anderes denken konnte als daran: wie winden sich die Kerle wohl aus dieser üb­len Geschichte wieder heraus? Das dürfte vielen Lesern so gehen, könnte ich mir vorstellen. Atemlose Spannung ist allein schon deshalb garantiert, weil die Gegner so ungemein raffiniert agieren. Die US-Regierung, die japanische Regie­rung und die südkoreanische werden gewissermaßen mit heruntergelassenen Hosen erwischt und sind durch diplomatische Fallstricke quasi gelähmt, und auf der Gegenseite sind die Feinde einfach perfekt darin, ihr Timing zu vervollstän­digen, alle Trümpfe auf ihre Seite zu bringen, die Spuren zu verwischen… und die NUMA-Leute tappen lange Zeit im Dunkeln.

Das kommt durchaus nicht deppenhaft herüber, sondern recht glaubwürdig. Auch dann, wenn beispielsweise Diskussionen mit Kang geführt werden über die wirtschaftliche Zukunft Koreas, zeigt sich recht deutlich, dass die Autoren darüber gründlich nachgedacht haben und nicht einer eindimensionalen, nai­ven Anschauung zum Opfer fallen. Ich würde vermuten, das geht wesentlich auf Dirk Cusslers Einfluss zurück.

Klar, es kommt mal wieder zu einem „unvermeidlichen“ Auftritt eines weißhaa­rigen, wallebärtigen Helfers in der Not, der sich mit „Clive Cussler“ vorstellt, was dann schon ein wenig naiv wirkt. Und man kann auch Kritik üben an der Art und Weise, wie die Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea dargestellt wird. Aber im Großen und Ganzen wird hier ein äußerst spannendes, inter­essantes Garn gesponnen, das, was die historischen Details angeht, äußerst präzise ist. Und das Faszinierendste steht ziemlich am Schluss, das überliest man leicht – da geben die Cusslers nämlich eine Prognose über die koreanische Zukunft ab und prognostizieren fürs Jahr 2025… aber nein, das sollte man dann doch lieber selbst lesen. Das ist recht beeindruckend.

Packendes Lesevergnügen ist auf alle Fälle garantiert. Klare Leseempfehlung! Hoffen wir, dass die Cusslers noch mehr Zusammenarbeiten hinbekommen. Das lohnt sich sicher zu lesen.

© 2011 by Uwe Lammers

Nein, ich glaube, der Rezension von 2011 ist an dieser Stelle nichts Wesentli­ches mehr hinzuzufügen. Bleibt mir noch übrig, kurz auf den Event der nächsten Woche hinzuweisen: Da machen wir uns auf und begleiten den Zauberschüler von Hogwarts in seinem dramatischen fünften Schuljahr.

Bis dann, meine Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu Clive Cussler: „Im Todesnebel“. Siehe auch den Rezensions-Blog 66 vom 29. Juni 2016.

2 Vgl. dazu Clive Cussler: „Im Zeichen der Wikinger“. Siehe auch den Rezensions-Blog 135 vom 25. Oktober 2017.

3 Vgl. dazu den Schluss von Clive Cusslers letztem Buch „Die Troja-Mission“. Siehe auch den Rezensions-Blog 143 vom 20. Dezember 2017.

4 Übrigens keine Erfindung der Cusslers. Wer mehr über die JRA nachlesen möchte, der vergewissere sich bei Stefan Aust in dessen Buch „Der Baader Meinhof Komplex“. Von mir übrigens bereits in der Frühzeit des Re­zensions-Blogs publiziert. Vgl. dazu den Blogeintrag 6 vom 5. Mai 2015.

Wochen-Blog 262: Legendäre Schauplätze 7: Garos

Posted März 11th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

man schrieb das Jahr 7474 nach Christi Geburt, als ich erstmals den Boden des Planeten Garos betrat… und wer sich jetzt schon beim ersten Satz wundert, warum ich vom Planeten Garos redete, wo ich doch vor geraumer Zeit noch davon sprach, dass Garos ein schottisches Dorf sei1, der sollte heute mal auf­merken und sorgsam weiterlesen. Garos ist nicht umsonst ein legendärer Schauplatz. In gewisser Weise gibt es ihn zweimal.

Im Jahre 1981 oder 1982 – so genau lässt sich das nicht mehr bestimmen, weil ich in der Anfangszeit nicht wirklich sonderlich systematisch Aufzeichnungen machte, die Notwendigkeit dazu erkannte ich erst ab 1984, und da war die erste Serie des Oki Stanwer Mythos, „Oki Stanwer“, bereits fast Vergangenheit. In die­ser Serie landete ich auch erstmals auf Garos, und um chronologisch nicht Cha­os zu erzeugen, fange ich damit an.

Garos ist eine kühle, erdähnliche Welt am Rande der Galaxis Milchstraße im nachmaligen KONFLIKT 15. Hier lebt eine kleine Gruppe von Menschen, mut­maßlich die Nachkommen von Schiffbrüchigen, die technisch auf ein mittelal­terliches Niveau zurückgefallen sind. Die am höchsten entwickelten Waffen sind Schwerter und ähnliche Totschlaginstrumente. Ich befand mich damit also quasi in einem Fantasy-Setting, das unzweifelhaft von meiner damaligen Lektüre der MYTHOR-Heftromanserie inspiriert wurde. Davon legt auch der so genannte „Schattenwall“ Zeugnis ab, der sich rings um die von Menschen besiedelten Regionen gelegt hat. Sie sind hier auf einem kleinen Teil der Planetenoberfläche gefangen, und sie kämpfen mit dem Rücken gegen die Wand gegen den „Schat­tenherrscher“, ein Wesen namens Gormus.

Ich bekam sehr schnell heraus, dass Gormus ein Dämon von TOTAM war, aber anfangs ging es darum noch gar nicht. Es strandete nämlich ein Raumschiff mit­ten im dämonischen Umschließungsring. An Bord: ein männlicher Android aus der Kleingalaxis Zoran, die, hinter Dunkelwolken verborgen, in unmittelbarer Nähe der Milchstraße existierte.

Nach Zoran war während des mehr als tausendjährigen, chancenlosen Voork-Krieges ein Teil der Menschheit ausgewandert und hatte sich hier technologisch weiterentwickelt. Das Ziel der nun Zoraner genannten Menschheit bestand dar­in, dereinst mit Androiden-Armeen in die Heimatgalaxis zurückzukehren und die Voorks mit Stumpf und Stiel auszurotten.

Nun, einer der Androiden tanzte indes aus der Reihe, weil eine Seele aus der Ewigkeit in ihn eingedrungen war und eine neue, wenn auch unter Amnesie lei­dende Persönlichkeit induzierte: Oki Stanwer, der legendäre Okikaiser des my­thischen okischen Großreiches, das angeblich vor mehr als neuntausend Jahren untergegangen war. Als Matrixfehler existierten von diesem Reich noch zahlrei­che hochtechnische Relikte, beispielsweise jenes Raumschiff, das Oki Stanwer als Okikaiser identifizierte und nach Garos in Sicherheit zu bringen trachtete.

Vom Regen in die Traufe? Ja, in der Tat. Eigentlich existierte auf dieser Welt ein Oki-Stützpunkt, jedenfalls nach den Aufzeichnungen des Schiffscomputers. Dummerweise, wie das bei Matrixfehlern nun mal so ist, stimmten die Daten mit der Realität nur sehr bedingt überein. Und so strandete Oki also auf Garos, wurde erst von den menschlichen Kolonisten gerettet und geheilt, wobei er Freundschaft mit einem herkulischen Hünen namens Thor Gordenbeyl schloss. Und dann erklärte er sich bereit, gegen den Schattenherrscher anzutreten.

Unter den obwaltenden Gegebenheiten ein völliger Wahnwitz. Weder verstand ich recht, was los war (so begriff ich etwa eine ganze Weile lang nicht, dass Thor ein Helfer des Lichts war und Oki ihn eigentlich mit dem Direktkontakt hätte ak­tivieren sollen, wie das üblicherweise später der Fall war), noch hatte Oki Stan­wer ahnungslos eine Chance gegen einen Dämon von TOTAM.

Die Sache ging denn auch ziemlich schief.

Da es verwirren würde, hier vom direkten Fortgang zu berichten, der unter an­derem den Dämonenplaneten TOTAM, ein Paralleluniversum und die okische, verfallene Medowelt OKISTAN einschloss, und es zudem von Garos fortführte, setze ich mit der Berichterstattung später ein.

Deutlich später, nämlich 1983, kehrte Oki mit Thor und Kampfgenossen dann nach Garos zurück, um hier mit dem Schattenherrscher Gormus abzurechnen. Diese Abrechnung führte dann auf apokalyptische Weise zum Untergang des Planeten.

Oje, dachte ich, das ist aber nicht gut gelaufen. Um es vorsichtig zu sagen.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich ein anderes Problem, das auch mit Garos zu­sammenhing. Denn im KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ hatte ich zwischen­zeitlich eine reine „Horror“-OSM-Ebene etabliert. Hier gab es ebenfalls einen Thor Gordenbeyl, der ebenfalls – wie in der ersten Serie – als „Hüne von Garos“ bezeichnet wurde.

Ich geriet ins Grübeln. Da diese Serie, die komplett auf der Erde des Jahres 2123 spielte und in der die Menschheit die Raumfahrt vollständig eingestellt hatte, natürlich keine Kolonialwelten existierten, konnte Thor kaum vom Planeten Garos stammen. Tat er auch nicht.

Ich stellte fest, dass der Planet Garos eigentlich eine obskure Form von Matrix­fehler darstellte, dessen Keimzelle (höchstwahrscheinlich) in KONFLIKT 13 zu su­chen war. Und hier war Garos ein kleines, von der Menschheit vergessenes Dorf im schottischen Hochland.

Es kam ein neues Problem zum Tragen: die Serie beginnt tatsächlich erst im Jah­re 2123, aber hier wird eingangs bereits erwähnt, dass Oki Stanwer schon seit zehn Jahren für New Scotland Yard unter dem Yard-Commander Calvin Moore arbeitet. Im Laufe dieser zehn Jahre, kristallisierte sich schnell heraus, hatte er eine Reihe von Fällen bearbeitet und dabei einen Freundeskreis etabliert, zu dem mehrere Helfer des Lichts gehörten.

Dazu Thor Gordenbeyl.

Thor, dessen Lieblingswaffe eine mächtige Doppelaxt aus geweihtem Silber war, hatte diese Waffe angeblich aus dem Dorf Garos mitgebracht, wo er als „Henker der Toten“ im Dienst der Dorfführung stand.

Ich dachte mir, je weiter diese Geschichte sich entwickelte, dass es doch sehr in­teressant sein würde, herauszufinden, wie dieser Fall damals tatsächlich abge­laufen sein mochte. Damals plante ich, innerhalb der Serie so genannte „Re­member-Bände“ einzufügen, in denen ich von Okis alten Fällen berichten woll­te.2 Bis auf zwei davon habe ich aber keine realisiert – der Handlungsstrom ga­loppierte mir einfach zu schnell davon, und die Serie war im Dezember 1985 schon etwas überraschend mit Band 77 beendet.

Verdammt, und mein Kopf war noch voll von Oki Stanwers alten Abenteuern in der Zeit zwischen 2113 und 2123! Was also sollte ich tun?

Ich kehrte im Jahre 1988 mit dem wagemutigen Plan zurück, diese Serie in Ro­manform fertig zu überarbeiten und sie später zu publizieren. Allerdings war ich damit strukturell völlig überfordert, und so ist dieses Werk, „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ (CK) bis heute ein Fragment, freilich eins, das mehr als dreitausend Textseiten umfasst und bis in die 50er-Episoden der Serie reicht.

Was hat das jetzt mit Garos zu tun? Dies:

Ganz so wie 25 Realjahre später, als ich mein E-Book-Programm fundierte, hatte ich mich dazu entschlossen, hier eine gründliche Fundierung vorzunehmen. Was das bedeutete? Dass ich nicht einfach mit Band 1 der OSH-Serie in der Überarbeitung anfangen konnte.

Ich fing stattdessen mit der Vorgeschichte an.

Wann Oki Stanwer erschien. Wie er zu New Scotland Yard kam. Wo und unter welchen Umständen er seine ersten Freunde fand und die frühen Auseinander­setzung mit seinen Feinden, den Dämonen von TOTAM, hatte. Und da brachen all die verborgenen oder bislang nur angedeuteten Ideen und Informationen aus mir hervor.

Ich beschrieb, wie Oki Stanwer aus dem Nichts erschien und es ihm gelang, das Attentat auf die Queen zu vereiteln (wie unten zu sehen ist, war das für den er­sten und zweiten Remember-Band vorgesehen). Die Jagd auf den MAESTRO schloss sich an, einen Verbrecher mit tausend Gesichtern, und schließlich kam er dann auch in das schottische Dorf Garos, wo er die alptraumhafte Gemeinde kennen lernte, in der Lebende und Leichen zusammen lebten und die Magie offenbar völlig normal war.

Und hier war Thor Gordenbeyl, der Hüne von Garos, tatsächlich der Henker im Auftrag der Toten, der jeden Eindringling mit seiner Silberaxt köpfte… und das sollte auch Oki Stanwers Schicksal sein. Wie er ihm entging und wie es kam, dass Thor im Gefolge dieser Ereignisse jede Erinnerung an sein Heimatdorf ver­lor, möchte ich nicht vorwegnehmen, da ich ja in naher Zukunft die Veröffentli­chung des „CLOGGATH-KONFLIKTES“ im E-Book-Format plane.

Wie ihr allerdings andererseits aus dem Blogartikel 165 entnehmen könnt, bin ich inzwischen schon deutlich weiter gekommen. Während Oki Stanwer noch in KONFLIKT 13 später nach Garos zurückkehrte und mitten in den Strudel des Un­tergangs hineingerissen wurde – was fatale mentale Konsequenzen für den Fi­nalzyklus der Serie haben sollte – , schloss ich 1988/89 vorerst mit Garos ab. Erst, als ich anno 2016 bei der digitalen Neuerfassung des CK hierhin zurück­kehrte, fielen mir die zahlreichen Ungereimtheiten von Garos auf.

Da gab es dieses Säurebad, umsäumt von Druidensteinen.

Da gab es eine Art Unsichtbarkeitsschild, der das Dorf vor den Augen Unberufe­ner verbarg. Und noch so manches andere Rätselhafte. Heute bin ich mehr denn je überzeugt, dass Garos nicht einfach nur ein seltsamer, exotischer Hand­lungsschauplatz des OSM in mehreren Universen ist, sondern ein zutiefst beun­ruhigender Ort, an dem kosmische Geschichte geschrieben wird… ein bisschen wie der verrufene Schädelfriedhof von Oban, von dem ich beizeiten berichten werde.

Wiewohl also Garos als Planet in KONFLIKT 15 und als Dorf auf der Erde in KON­FLIKT 13 ausgelöscht wurde, kann als sicher gelten, dass das letzte Wort über diese Location noch nicht gesprochen ist. Wir können davon ausgehen, dass ich dereinst wieder Garos einen Besuch abstatten werde, unter welchen Bedingun­gen dann auch immer. Es bleibt unbedingt interessant.

Soviel für heute. In der kommenden Woche gibt es mal wieder eine originelle „Fehlerlese“. Ich glaube, das ist ein ganz vergnügliches Stück Blogartikel, das ich da für euch verfasst habe. Und nein, ich nehme mich da selbst nicht vollkom­men ernst. Fehler kommen halt vor, selbstverständlich auch bei mir – und ich kann durchaus darüber lachen, wenn ich solchen Schrott entdecke, den ich vor Jahrzehnten zusammengeschustert habe… ihr werdet es sehen, wenn ihr kommende Woche wieder reinschaut. Vielleicht ist das ja für angehende Literaten unter euch auch mal ganz erhellend, wie naiv und semantisch unpräzise ich damals war.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu bei Interesse den Blogartikel 165 vom 1. Mai 2016.

2 Eine alte handschriftliche Aufzeichnung gibt darüber genauer Auskunft. So war als Band 52 eine Episode mit dem Titel „Der Fremde“ geplant, in dem ich Oki Stanwers Auftauchen thematisieren wollte (Handlungszeit also anno 2113). Als Band 65 wollte ich „Attentat auf die Queen“ bringen, ebenfalls eine Episode, in der Oki sich bei Abwendung eines dämonischen Attentates für die Regierung unentbehrlich macht und Mitarbeiter des Scotland Yard wird. Und mit Band 71 „Henker der Toten“ sollte Oki dann in Garos auftauchen. Für die Episoden 84 und 85 waren unter den Titeln „Ein Treffen mit Yorrok“ und „Die Schlacht im Trüben Land“ zwei weitere Remember-Bände geplant – dies waren letztlich die einzigen, die ich je schrieb, als OSH-Bände 62 und 63. Und ein siebter Band war unter dem Titel „Der grüne Werwolf“ als Band 89 angedacht.

Rezensions-Blog 154: Der Maulwurf im Kreml

Posted März 7th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

als ich vor fünfzehn Jahren, als frisch gebackener Absolvent der Geschichts­wissenschaften an der TU Braunschweig mal wieder ein Buch aus meinem Alt­bestand ungelesener Bücher griff (Fans kennen diese Art von Dauerablage als SUB – „Stapel ungelesener Bücher“, aber es dauerte ungelogen Jahre, bis ich diese Abkürzung selbst verwendete), entschied ich mich für dieses Werk, das ich schon in den 90er Jahren erworben hatte. Es war eine interessante Erfah­rung, die ich heutzutage partiell unter „kontrafaktisch“ einsortieren würde.

Die Frage, wie Josef Stalin zu Tode kam, ist bis heute geheimnisumwittert, und der vorliegende Roman ist natürlich nicht der einzige, der das thematisiert. Für mich war das thematisches Neuland, über die russische Geschichte en detail wusste ich nicht sehr viel, und ich lernte folgerichtig einiges Interessante durch diese Lektüre.

Zugleich, das werdet ihr feststellen, tat ich mich mit dem Werk schwer. Es hat etwas von einer Achterbahnfahrt an sich. Mal faszinierend fein geschliffene Charaktere, dann wieder völlige Plattheit bei der Schilderung anderer. Heutzu­tage würde ich sagen, dass man insbesondere bei der Darstellung der Frauen­charaktere deutlich das Alter des Verfassers und eine gewisse traditionelle Ver­knöcherung spüren konnte. Das, was wir heutzutage aus der Literatur kennen, namentlich (aber durchweg nicht ausschließlich) im Bereich der erotischen Lite­ratur, nämlich die Darstellung starker Frauencharaktere, die sich auch ohne männlichen „Begleitschutz“ zu behaupten wissen und glaubwürdig dargestellt werden, das war für Kruse offenkundig Neuland. Weswegen ihm, meiner An­sicht nach, die Darstellung von Gail definitiv missraten ist.

Einerlei – dies ist meine persönliche Sichtweise. Vielleicht sehen andere Leser das ja auch völlig unterschiedlich. Ich denke, dass es darum durchaus sinnvoll ist, dieses Buch mal zur Prüfung vorzustellen.

Neugierig geworden? Dann lest mal weiter:

Der Maulwurf im Kreml

von John Kruse

Bastei 13205

464 Seiten, TB

Juli 1989

Übersetzt von W. M. Riegel

Wir schreiben das Frühjahr 1953. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich eine neue Ordnung über die Welt gestülpt, die von zwei aufstrebenden Supermächten, den USA und der Sowjetunion dominiert wird. Überall in der Welt werden Stellvertreterkriege ausgefochten, aktuell gerade in Korea. Der Krieg der Geheimdienste beginnt jedoch gerade erst. Die sich formierende Or­ganisation der Central Intelligence Agency (CIA) soll eine Frontstellung in diesem Kampf einnehmen, leidet jedoch unter einem offenkundigen Manko: es gibt in der Sowjethierarchie keinen geeigneten Spion, der aus Stalins direkter Nähe be­richten könnte…

Das erweist sich als Irrtum. Der amerikanische Staragent David Kelland berich­tet, dass er seit mehreren Jahren einen Topspion direkt im Kreml besitzt, einen so genannten Maulwurf, genannt „Red Omega“. Und Stalins kürzlich begonnene Säuberungsaktionen, die selbst seine eigenen Leibärzte nicht verschonen, zielt nach Kellands Aussage direkt darauf, Red Omega zu enttarnen.

Es gibt also offenkundig nur einen Weg, diese Enttarnung zu verhindern. Sie lautet: töten Sie Stalin! Dabei darf indes kein Verdacht auf die USA fallen, ande­renfalls droht ein nuklearer Weltkrieg…

Kelland, ein in jeder Beziehung eiskalter Mann, der über Leichen geht, beginnt seine Fäden zu ziehen und eine Operation mit dem verharmlosenden Titel „Sonnenblume“ zu inszenieren. Seine Schachfiguren sind die zwangsversetzte Agentin Gail Lessing in England und ihr psychotischer Aufpasser Holz – und ein antiamerikanisch eingestellter spanischer Revolutionär, der in Moskau vom NKWD verhaftet wurde und jahrelang in einem GULAG gelitten hat, aus dem er jedoch entfliehen konnte. Joaquin Cabeza, eine hochintelligente, höchst misstrauische und stolze Natur, ist noch immer glühender Kommunist, aber er hasst Stalin und das Regime, das in Spanien errichtet worden ist. Dennoch würde er nicht im Traum daran denken, dorthin zurückzukehren, weil ihm nichts als der sichere Tod droht.

Als Cabeza aber auf der Suche nach seiner Familie inkognito nach Spanien zu­rückkehrt und von seinem Todfeind General Franco inhaftiert wird, steht er mit dem Rücken zur Wand. Dennoch dauert es lange, bis er in Kellands Sinne zu „funktionieren“ beginnt. Und auch dann ist der Plan immerzu gefährdet, bis hinein ins Herz des Kremls und bis zur persönlichen Konfrontation mit dem großen Diktator Stalin selbst…

Josef Wissarionowitsch Dschugiaschwili, genannt Stalin, ist eine der gefürch­tetsten und unheimlichsten Gestalten der jüngeren Vergangenheit, ein Mann, getrieben von dem unbändigen Machthunger, zugleich zerrissen und geplagt von permanentem Misstrauen, das ihn selbst dazu bringt, seine Ehefrauen exe­kutieren zu lassen und engste Mitarbeiter von einem Tag auf den nächsten zu Todfeinden zu erklären.

Stalin starb am 5. März 1953 an einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt, so wird es erzählt. Dieser Roman geht von einer anderen Schlussfolgerung aus und ist deswegen historisch-kritisch von großem Interesse. Auch die Tarnung des „Maulwurfs im Kreml“, um den es letzten Endes eigentlich gar nicht genau geht – Cabeza ist die Hauptperson, unstrittig – , steht durchaus im Einklang mit den Zeitläuften.

Aber da hören die positiven Bemerkungen zu diesem Buch schon beinahe auf. Ich bin gerne bereit, dem britischen Autor Kruse, der seit 1954 hauptberuflich Drehbücher geschrieben hat, sich aber aus unklaren Gründen erst jetzt zu ei­nem Roman entschlossen hat, zu attestieren, dass er Personen glaubwürdig darstellen und agieren lassen kann. Aber er hat massive Schwierigkeiten mit Personen der Zeitgeschichte – was man besonders in der zweiten Hälfte des Bu­ches spürt. Er kann nicht sehr überzeugend Frauenfiguren aufbauen, was ich insbesondere in der hinteren Hälfte des Romans sehr bedauert habe, wo Gail Lessing eine mehr oder weniger reine Statistenrolle zugebilligt wird.

Wenn man, wie Gail, Agentin der CIA werden möchte und ausdrücklich mehre­re Male im Außeneinsatz war, dann wirkt ihre Darstellung im Fortgang des Bu­ches immer hölzerner, instrumentalisierter. Sie hätte liebevoller herausgearbei­tet werden sollen.

Auch neigt Kruse, wenn man kritisch bleiben möchte, zu überstürzter Darstel­lung an exponierten Stellen der Handlung. Wenn der Protagonist plötzlich Stalin gegenübersteht, ist es wenig nützlich, diese Stelle sehr schnell vorübergehen zu lassen und den von paranoidem Verfolgungswahn geradezu besessenen Dik­tator danach wieder zur Tagesordnung übergehen zu lassen. Das ist höchst un­realistisch.

Ähnlich ist es mit der angeblichen Motivation von „Red Omega“, warum er mit den Amerikanern zusammenarbeiten sollte… hier gibt es Argumentations­lücken, die auch durch lange Monologe am Ende des Buches nicht geschlossen werden können. Die letzten dreißig Seiten sind zwar geschwind zu lesen, aber sie dehnen sich dennoch wie Kaugummi. Insbesondere in Anbetracht der schlussendlich gewählten Lösung – es hätte schönere, faszinierendere Varianten gegeben – muss konstatiert werden, dass sie Seitenschinderei darstellen. Das versäuert dem Leser dann doch ein wenig den Schluss.

Wer sich hingegen für einen beeindruckend geschilderten spanischen Revolu­tionär interessiert, für eine innerlich zerrissene Persönlichkeit und einfach eine faszinierende Person, dem seien die ersten 250 Seiten dieses Buches sehr ans Herz gelegt. Und natürlich, falls man einen absolut unmenschlichen Vertreter westlicher Geheimdienste kennenlernen und am liebsten abservieren möchte. Gemeint ist David Kelland. Und was ihn angeht… ach nein, das sage ich dann doch nicht. Das sollte man selbst lesen.

Mit Einschränkungen durchaus ein empfehlenswertes Buch.

© 2003 by Uwe Lammers

In der Vorstellung der kommenden Woche bleiben wir in gewisser Weise der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts verbunden. Es geht ebenfalls um die Nach­wehen des Zweiten Weltkriegs, aber diesmal verirren wir uns nach Fernost und in einen Roman von Clive Cussler… Moment, nur von Clive Cussler? Nein, denn auf dem Buchumschlag taucht auf einmal ein weiterer Name auf, der mich da­mals überraschte: Dirk Cussler! Cusslers Sohnemann – dessen alter Ego als Dirk Pitt jr. in der Handlung aktiv wird – , tritt als Coautor in Erscheinung.

Es kann natürlich nicht überraschen, dass ich ziemlich gespannt darauf war, ob der Junior neuen Wind in die Garde der alten NUMA-Kämpen bringen würde. Ob sich das bewahrheitet hat, erfahrt ihr dann im Blogartikel der kommenden Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.