Liebe Freunde des OSM,

ja, was sind wohl „Assimilari“? Wo mögen die vorkommen, wie sehen sie aus, was genau sollen das für Wesen sein? Wenn ich euch heute, wo ich diese Zeilen schreibe (28. November 2018) erzähle, dass ich sie erst seit gestern kenne, dann solltet ihr das wortwörtlich nehmen. Vor gestern früh existierte das Wort „Assimilari“ in meinem Wortschatz noch nicht. Und das ist umso verblüffender, als ich das Wesen, um das es konkret geht, schon seit dem Herbst des Jahres 1984 kenne. Es hatte nur nie einen Namen und auch keine wirklich logische Verankerung in der Handlung des KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“ gehabt.

Das sollte sich jetzt alles ändern, und zwar schlagartig und drastisch.

Wie genau kam das?

Machen wir eine kurze Zeitreise, nur über den Abgrund von 35 Realjahren, also etwas mehr als mein halbes Leben: Wir befinden uns im KONFLIKT 13, auf der Erde im Frühjahr 2124. Der CLOGGATH-KONFLIKT (CK) hat begonnen, weite Tei­le der Welt liegen schon in Schutt und Asche, und noch schlimmeres Chaos droht.

Zu diesem Zeitpunkt hat ein distinguierter Mann im altmodischen schwarzen Anzug seinen Auftritt und besucht ein Fotostudio im Londoner Stadtteil Mayfair. In der OSM-Episode „Der Glusem-Clan“, OSM-Band 275 (!), wird er noch als je­mand mit einem Spitzbart beschrieben. Das wurde später dann auf einen Schnurrbart reduziert, als ich in den 90er Jahren im Rahmen der Romanumar­beitung der Serie („DER CLOGGATH-KONFLIKT“) dazu überging, diese Szene neu zu strukturieren.

Aber wiewohl dieser „Bote“, wie er genannt wird, nur für einen relativ kurzen Gastauftritt die Bühne der Handlung betritt – in der Serie für zwei Episoden, im BUCH dann für ein Kapitel – , war ich auch bei Beendigung des CK-Kapitels 26 „Doucester“ nicht wirklich klüger.

Ich dachte mir: Verdammt, und der Bote hat immer noch keinen Namen. Wo kommt der eigentlich her?

Es mussten fünfzehn Jahre vergehen, ehe mir schlagartig etwas aufging und die Angelegenheit plausibler wurde. Wie ihr wisst, habe ich im Spätsommer und Herbst 2018 das erste CK-E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ ge­schrieben, was bis heute hoffentlich publiziert sein wird (es gibt da seltsame formattechnische Probleme, die uns behindern, und ich kann aktuell nicht be­haupten, sie zu verstehen).

Als ich mit diesem ersten CK-Buch fertig war, das im Jahre 2113 mit Oki Stan­wers Erscheinen auf der Erde formell beginnt und bis zum Frühjahr 2114 geht, war mir klar, dass anschließend ein zeitlicher kleiner Hiatus bis zum zweiten Ro­man zu überbrücken sein würde.

Im zweiten CK-Buch „Monstererwachen“ geht die Handlung los mit Oki Stan­wers Urlaub in Frankreich. Und ich konstatierte, dass er zuvor wohl einen an­strengenden Einsatz gehabt haben musste (über den ich aber weder in der Serie noch im CK bislang geredet hatte).

Das war der Moment, wo mir die Idee kam, eben jenen Einsatz zu schildern. Er findet im März des Jahres 2117 statt, und recht flink wusste ich auch, wo: an der Ostküste Englands. Genauer – auf einer fiktiven Insel in einer großen Bucht dort, die man „The Wash“ nennt.

Witzig genug: im KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“, der 25 Milliarden Handlungsjahre später spielt, hatte ich ebendort eine Insel namens Church Island erfunden und recht umfassend beschrieben. Und sehr schnell wurde mir klar, dass Church Island und die ebenfalls fiktive kleine Küs­tenstadt am Ufer von The Wash, Westcott, der Dreh- und Angelpunkt der Story werden würde.

Ein Titel tauchte schlagartig aus dem Nichts auf: „Das Geheimnis von Church Is­land“.

Dann spannte ich einen Handlungsfaden von einem der frühen Prologe des CK 1-E-Books bis hierher und stellte eine Gattung von Dämonenwesen ins Zen­trum, die üblicherweise übel beleumundet sind. Das hat nicht nur mit ihrem sprichwörtlichen Gestank zu tun, sondern auch mit ihrer allgemeinen Lebens­weise. Es handelt sich um Ghouls, kaltblütige, schleimige und unmenschliche Kreaturen, die üblicherweise in Tunnelsystemen unterhalb von menschlichen Friedhöfen leben und Leichen fressen. Der ihnen zugeordnete Dämon heißt Yokohr. Er soll diese vermeintlich orientierungslosen, egozentrischen und duck­mäuserischen Kreaturen kontrollieren.

Der Leser mag anfangs glauben, das geschehe allein aus strategischen Gründen, weil halt jedem Dämon bestimmte Dienerwesen zugeordnet sind. Aber so ein­fach ist das mit den Ghouls nicht. Während ich über der Struktur der oben ge­nannten Church Island-Geschichte grübelte, stellte ich zu meiner nicht geringen Verblüffung fest, dass ich sowohl im CK als auch schon in der OSH-Serie bereits einiges über die Ghouls ausgesagt hatte, das den Anschein erweckte, sie seien deutlich mehr als tumbe Aasfresser. Und das stimmte auch.

Als sie im Herbst 2123 in London in ihrem unterirdischen Labyrinth unter dem dortigen Henkershügel nahe der Themse Thor Gordenbeyl gefangen halten, ei­nen der Helfer des Lichts, erzählen sie ihm eine Legende über ein gottähnliches Wesen, das sie vor Urzeiten ausgeschwitzt haben soll.

Glusem.

Und während bald darauf die Auseinandersetzung mit den Glusem-Dienern und den Ghouls im schottischen Doucester stattfindet, wird man als Leser gewahr, wie erstaunlich komplex doch die Ghoul-Gesellschaft zu sein scheint. Ausge­wählte Individuen beherrschen in Maßen die Telepathie. Die Ghoul-Kolonien stehen miteinander in Verbindung. Sie haben so etwas wie Ältestenräte, so et­was wie Brutgruben.

Das Verhalten der Ghouls ist also durchaus sehr verschieden und kann nicht summarisch über einen Kamm geschoren werden. Sehr schön, dachte ich mir, der ich inzwischen solche stereotypen Darstellungen ganzer Völker – im OSM früher gang und gäbe, ehrlich – als zu plump und primitiv ablehne.

Aber irgendwie spürte ich, dass die Story um Church Island noch nicht richtig funktionierte. Es fehlten noch wesentliche Bestandteile. Okay, dachte ich, als ich den Anfang schrieb, Thor kommt nach Westcott, er hat auch einen Grund dafür. Aber wie geht es weiter?

Da kam mir der rätselhafte namenlose Bote der Spätzeit ins Gedächtnis, und es ereignete sich eine Art von kleiner kreativer Explosion.

Später, sinnierte ich, war dieser Bote ein Glusem-Diener. Aber was war er vor­her? Einfach nur ein Mensch? Das hörte sich irgendwie… simpel an. Falsch, um exakt zu sein.

Ich sinnierte darüber, und dann begann ich gestern früh munter loszuschreiben. Zeitpunkt der Handlung: Frühjahr 2117. Ort: Chichester. Genauer: ein altes, ge­heimes Gewölbe unterhalb von Chichester. Rings um einen Tisch in diesem Raum versammeln sich sechs Männer in schwarzen Anzügen und fahler Haut. Einer davon heißt Shuroshh – und da hatte ich den Namen, den ich seit 35 Jah­ren nicht kannte.

Shuroshh ist der Bote.

Ihr merkt schon am Namen – ein Mensch kann das nicht sein. Nein, ist er auch nicht. Dieses Wesen ist ein so genannter Assimilari.

Assimilari, begriff ich, während ich aus dem Stand die nächsten sieben Seiten ausarbeitete und ein immer genaueres Bild dessen bekam, was da WIRKLICH im CK-Kapitel 26 später passieren würde und was sich jetzt als Handlungshinter­grund für die Church Island-Geschichte herauskristallisierte, sind im streng bio­logischen Sinne Ghouls.

Na ja, dachte ich, aber sie sehen nicht aus wie sie. Keine schleimige Haut, keine Maulwurfskrallen, keine Reißerzähne, mit denen sie Knochen zerbeißen kön­nen… also so überhaupt nicht wie Ghouls. Wie sind sie so geworden, wie sie sind? Normal sehen sie ja nicht gerade aus, mit dem weißen Haar und dem albi­nohaften Teint und den wässrigblauen Augen. Eher wie ein klassisches Zwi­schendrin zwischen Mensch und Ghoul, und das kommt der Wahrheit schon sehr nahe. Es sind tatsächlich Hybride.

Jetzt wurde es monströs, und ich glaube, manche von meinen Lesern werden das Folgende als ziemliche Zumutung verstehen. Es erwies sich aber also abso­lut zwingend und phantastisch plausibel:

Die Evolution der Ghouls im Oki Stanwer Mythos, speziell im KONFLIKT 13, be­ginnt mit der Dämonenwaffe Glusem in grauer Vorzeit auf der Erde. Glusem er­schafft hier frühe Dienerkreaturen, die sich anschließend über zahllose Jahrtau­sende völlig von ihm abnabeln (müssen). Von diesem Moment an schlagen sie evo­lutionär mehrere Pfade ein.

Es gibt einmal die Linie, die man die „klassischen Ghouls“ nennen kann. Wesen mit schleimiger, halbtransparenter Haut, Mörderzahnreihen und einem grausi­gen Heißhunger auf kaltes Menschenfleisch, das sie auf den Friedhöfen vorfin­den. Diese Ghouls neigen dazu, duckmäuserisch zu sein und sich aus allen Kämpfen zwischen Dämonen und Dämonenjägern tunlichst herauszuhalten. Funktioniert nur bedingt gut.

Es gibt weiterhin eine Fraktion, die der ersten sehr ähnlich ist, die sich aber dem Dämon Yokohr von TOTAM anvertraut und unter seinem Schutz steht.

Eine dritte Gruppe sind die Assimilari. Man kann sie sich ein wenig vorstellen wie säkulare Juden im 19. und 20. Jahrhundert – eine zwar durchaus qua Ge­burt elitäre Gruppe von Wesen, die aber ihre ethnischen Eigenheiten weitge­hend ablegt, um sich in die normale Umgebungsgesellschaft einzugliedern, eben zu „assimilieren“, daher ihr Name.

Wie man es als Ghoul schaffen will, sich in die Gesellschaft zu assimilieren? Das klingt doch auf den ersten Blick wenig Erfolg versprechend? Das stimmt. Aber die Assimilari schaffen es dennoch. Irgendwann in der Frühzeit ihrer Entwick­lung entschließen sie sich nämlich dazu, menschliche Frauen nicht kurzerhand zu ermorden und zu fressen, sondern sie vielmehr als Gefangene zu halten und zu schwängern. Anfangs zweifellos eine scheußliche Zwangsmaßnahme, viel­leicht gar eine evolutionäre Entartung, aber im Laufe von Jahrtausenden entwi­ckeln die frühen Assimilari immer mehr Eigenschaften, die sie menschenähnlich machen.

Ihnen wachsen Haare. Ihre Haut verliert ihren schleimigen Charakter (wenn auch nicht die fahle Farbe und die Kälte). Und sie sind unter großen Mühen zu so etwas wie menschlicher, sexueller Fortpflanzung imstande. Das ermöglicht es ihnen, Teil der menschlichen Gesellschaft zu werden und sich hier im Rahmen von Krankenhausdiensten, dem Betrieb von Beerdigungsinstituten, Schlacht­häusern usw. auf relativ unkomplizierte Weise Nahrung zu beschaffen.

Dennoch werden die Assimilari natürlich von den „klassischen“ Ghouls als Per­versionen betrachtet, abstoßende Hybride, die sich mit dem „Nutzvieh“, also der Menschheit, gemein machen. Und deshalb bleiben die Assimilari im Unter­grund und verbergen sich vor den Blicken der Dämonen wie ihrer nicht mutier­ten Artgenossen. Allerdings sind sie so vermenschlicht, dass sie kühle Schlösser und Kellerwohnungen sowie menschliche Betten bevorzugen, in denen sie ja auch ihre durchweg menschlichen Frauen unterbringen und die gemeinsame Nachkommenschaft.

Im März 2117 nun, als die Story „Das Geheimnis von Church Island“ beginnt, tritt eine vierte Gruppe von Ghouls ans Tageslicht. Und sie ist fähig, den ohne­hin sehr fragilen Schwebezustand zwischen Menschen und Ghouls zu zerstören. Denn diese Ghouls der vierten Gruppe sind sehr viel aggressiver als alle ande­ren. Während die traditionellen Ghouls beider Fraktionen sich tunlichst mit Ak­tionen zurückhalten und die Assimilari aus reinem Selbstschutz im Schatten bleiben, sind diese Angehörigen der letzten Fraktion Revoluzzer. Krieger-Ghouls, die von allen anderen für vollkommen entartet gehalten werden… nicht nur wegen ihrer religiösen Fixierung, über die ich hier nichts sagen möchte, um der Geschichtenhandlung nicht vorzugreifen, sondern erst recht wegen ihrer Ag­gressivität und Ernährungsweise.

Ja, die Ernährungsweise, das ist wohl das Perverseste.

Normale“ Ghouls laben sich am Fleisch der Toten in ihren Särgen.

Die Assimilari tun das auch, aber sie sind auch durchaus willens, andere Kada­ver etwa aus Tierverwertungsanstalten oder Schlachthäusern zu verzehren. Sie haben also nicht nur ihr Aussehen und ihre Wohneigenheiten, sondern auch ihre Ernährungsweise diversifiziert und denen der Gesellschaft, in der sie exis­tieren, recht stark angenähert.

Die vierte Gruppe, die radikalen, gewalttätigen und unglaublich aggressiven Ghouls, verzehrt sowohl Leichen… als auch lebendige Opfer. Sie sind mit Wonne Kannibalen. Und sie wollen der Menschheit den Krieg erklären. Das wächst sich zu einer existenziellen Gefahr speziell für die Assimilari aus – und führt zu einer rigiden Gegenaktion.

Die geheimnisvollen Assimilari setzen auf die Kannibalen einen Gegner an, den sie fast selbstmörderisch auf den Plan rufen – Oki Stanwer und das Stanwer-Team, das formell ihr eigener Todfeind ist! Das klingt nach schierem Selbstmord, aber dank der Fähigkeiten der Assimilari wissen diese hochintelligenten Ghouls sehr genau, was sie da tun. In gewisser Weise bekämpfen sie Feuer mit Feuer.

Wie das alles ausgeht? Das erfahrt ihr beizeiten, sobald die Geschichte fertig ist. Tatsache ist jedenfalls, dass ich auf diese Weise sehr konsequent das bisherige Rollenklischee der stumpfsinnigen Leichenfresser durchbrechen konnte und auf einmal die Mosaiksteine, die über Jahrzehnte hinweg überhaupt keinen rechten Sinn zu ergeben schienen, zu einer neuen, modernen Theorie der Ghouls zusammenge­fügt habe.

Ich sage euch, das war echt ein toller Moment, als mir das so zu Bewusstsein kam. Manche Dinge dauern bei mir wirklich viele Jahre. Aber wenn mein Geist dann erst mal auf Hochtouren surrt, kommen so faszinierende, wenn auch viel­leicht moralisch empörende Tatsachen zum Vorschein.

Von den Assimilari werdet ihr vermutlich noch mehr hören. Lasst euch da mal überraschen.

In der kommenden Woche berichte ich dann wieder aus der Rubrik „Was ist ei­gentlich der OSM“, wo ich auch schon auf Folge 60 angelangt bin! Ich glaub’s kaum…!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

willkommen diesmal erneut in der bizarren Comic-Parodiewelt des Sherlock Holmes von Veys und Barral, die in einem vierten Schlagabtausch kein Auge tro­cken lassen… Gott, was ich diesmal gekichert habe, das lässt sich kaum mehr gescheit darstellen. Ihr werdet das nachher in der Rezension deutlich spüren können. So bedauerlich es auch ist (ja, ja, Holmes-Puristen werden sich ob die­ser Tatsache dankbar den Angstschweiß von der Stirne wischen, schon klar), dass dieses Album wieder nur 52 Text-Bildseiten hat, so sehr haben es die doch dieses Mal in sich.

Wie ich ebenfalls warnend andeute, empfiehlt es sich, die Alben 3 und 4 in ge­nau dieser Erscheinungsreihenfolge zu goutieren und dabei fürs erste den witzi­gen Verlags-Fauxpas zu ignorieren, der am Ende des zweiten Bandes für jeder­mann offensichtlich werden wird.

Der Kampf der rivalisierenden Teegesellschaften geht in Runde 2, und wir tref­fen unseren wackeren Detektiv und seinen zankenden Adlatus Dr. Watson auf Ceylon (aka Sri Lanka, für die Leute, die das Ländle heute auf der Landkarte fin­den wollen) an. Und es geht gleich gnadenlos ans Eingemachte.

Wie? Nun, so:

Baker Street 4:

Sherlock Holmes und der Schatten des M1

(OT: Sherlock Holmes et l’ombre du M)

Piredda-Verlag

Von Pierre Veys & Nicolas Barral

Berlin 2010

52 Seiten, geb.

ISBN 978-3-941279-38-4

Ehe der unvoreingenommene Leser sich in das Abenteuer dieses Comicalbums stürzt und dies womöglich ohne Vorahnung tut, sei er gewarnt: das Album ist gut, aber es ist nicht ohne Vorbedingungen zu lesen. Es handelt sich nämlich, genau genommen, um den zweiten Teil eines ausführlichen Erzählstranges, der im letzten Album „Baker Street 3: Sherlock Holmes und die Kamelienmänner“ begonnen wurde2, darum ist es zweckmäßig, hier eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse zu bringen, ehe der Rezensent sich in dieses Al­bum stürzt.

Wochen zuvor wurden Sherlock Holmes und sein Kompagnon und Chronist Dr. John Watson in London auf offener Straße von einer Gruppe Chinesen entführt und unter salbungsvollen Lobgesängen auf die erlesenen Qualitäten von Tee mit selbigem zwangsweise abgefüllt. Kaum zurück in der Baker Street, überfiel die beiden eine zweite Bande, diesmal Tamilen von Ceylon (heute Sri Lanka), und erneut wurden sie mit Tee zwangsweise abgefüllt, diesmal mit Ceylon-Tee. Dasselbe widerfuhr Mrs. Hudson, die sonst nur Hochprozentigem zuspricht.

Rasch kristallisierte sich heraus, dass diese Überfälle Teil einer Charme-Offensi­ve waren. Zwei rivalisierende Teeunternehmen waren dabei, in London um die Monopolstellung der Versorgung des britischen Königreichs mit Tee zu buhlen: einmal das Unternehmen Teawings, das chinesischen Tee favorisierte, zum an­deren der junge Unternehmer Thomas Clipton, dessen Onkel auf Ceylon eine Kaffeeplantage besaß, die Clipton jr. zur Teezucht umwidmen wollte. Clipton hatte noch ein anderes Problem, mit dem er zu Holmes kam: sein Onkel auf Ceylon war jüngst verstorben und hatte ihm zur Auflage gemacht, nur dann die Plantage an ihn zu vererben, wenn er es innerhalb einer bestimmten Frist bis nach Ceylon schaffte. Clipton ging mit Recht davon aus, dass Teawings das zu verhindern suchen würde, um seine Pläne zu ruinieren.

Der Zufall wollte es nun, dass Sherlock Holmes, rachsüchtig wegen der Tee-Atta­cke und sehr bereit, ihm zu helfen, Cliptons Plan unterstützte. Der Zufall wollte es ferner, dass Clipton dem Inspector Lestrade von Scotland Yard zum Täuschen ähnlich sah, und so heckte Holmes den raffinierten Plan aus, Clipton auf dem Seeweg einzuschleusen, während er selbst mit Watson, dem Clipton-Doppelgänger Lestrade, Mrs. Hudson, Lestrades Cousin Marcus Brodie3 und einem hinzustoßenden Werbefotografen den Landweg nahmen und Teawings Verfolgung auf sich zogen.

Der Plan ging auf, und wie abenteuerlich, zwerchfellerschütternd und köstlich er zu verfolgen ist, kann man im Album 3 der Reihe nachlesen. Nun, am Ende des Abenteuers jedoch waren Holmes, Watson, Clipton, Brodie, Mrs. Hudson und Lestrade (letzterer übel mitgenommen, die Gründe werden hier nicht offen ge­legt) auf Ceylon, und der Notar eröffnete ihnen nun, und damit landen wir im aktuellen Album: Damit die Erbschaft auch wirklich solide über die Bühne ge­hen kann und Thomas Clipton das Erbe seines verstorbenen Onkels antreten kann, gibt es noch eine weitere Hürde – er soll binnen 6 Wochen zurück nach London reisen, vor der Königin Victoria im Zirkus eine Clownsvorstellung absol­vieren und sie dazu bringen, ihm höchstpersönlich das Teeprivileg zu verleihen!

Das ist schon schwierig genug, fürwahr, und Holmes kollabiert darum mit gu­tem Grund auf der ersten Seite des Albums… doch leider ist das noch nicht al­les. Denn die rechte Hand von Teawings4 hat den Finsterling schlechthin einge­schaltet, damit auch ja nichts mehr schief gehen kann: Professor Moriarty, Hol­mes´ eingeschworenen Erzfeind.5

Das ist nun natürlich ein Desaster, und es ist allein einem absurden Zufall zu verdanken, dass Holmes Moriartys Gegenwart überhaupt registriert. Sodann entwickelt sich aber ein Wettlauf zwischen den beiden Rivalen, ein abenteuerli­ches Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem ein obskures Kartenspiel, verwirrende Zu­fallsaufgaben, Provokationen gegenüber Dr. Watson, Krawatten, Parfüm, unter­irdische Geheimgänge, Elefanten, Doppelgänger und nicht zuletzt manipulierter Tee und ein Maschinengewehr tragende Rollen spielen.

Das Köstlichste an dem Comic sind wieder einmal die vielen, feinen und boshaf­ten Details. Die intime Rivalität zwischen dem „berühmten Dr. Watson“ und sei­nem „Assistenten Shlomo Hulmes“ (!), die bis zum Exzess getriebene Trottelig­keit Inspector Lestrades, der nun wirklich in so ziemlich jedes Fettnäpfchen tritt, das man sich nur denken kann… und dann noch kombiniert mit der nicht min­der grotesken Absurdität der Dialoge auf der Gegenseite zwischen Moriarty und seinem unermesslich verfressenen Diener Caine, dem schottischen Chef von Teawings und seinen vertrottelten Chinesen andererseits… also wirklich, all das ist so unbeschreiblich komisch, dass man es nicht gescheit rezensieren kann. Das muss man wirklich gelesen haben.

Interessanterweise fand der Rezensent auch einen fundamentalen Verlagsfehler heraus, den vermutlich sonst noch niemand entdeckt hat oder wenigstens nicht namhaft machte: die Titelbilder von Album 3 und 4 sind vertauscht! Zwar ist es normalerweise so, dass die Panels auf dem Albumrücken NICHT Teil des Inhalts sind, sondern gewissermaßen „Boni“ darstellen, aber das trifft auf das Titelbild von Album 3 und 4 nicht zu. Auf „Sherlock Holmes und die Kamelienmänner“ sehen wir Holmes und Watson, in einer Teekanne in eindeutig indischem Ambi­ente bei einer Paddeltour. Diese Tour findet tatsächlich statt, allerdings im vor­liegenden Album 4. Die nicht minder groteske Form des Schlagabtauschs – Hol­mes im Faustkampf gegen einen Chinesen, der ihm eine Teekanne entgegen­streckt – verweist hingegen klar auf die Handlung am Anfang des 3. Albums. Da muss man dann als kritischer Leser sagen: das ging verlagstechnisch ein wenig daneben. Aber das ist kein sonderlich bitterer Wermutstropfen. Wenn man ge­nug gekichert hat im vierten Baker Street-Album, dann vergisst man solche Klei­nigkeiten sehr gern.

Wieder einmal: klare Leseempfehlung!

© 2011 by Uwe Lammers

Okay, Freunde, ihr könnt ein wenig durchatmen, das vibrierende Zwerchfell am besten mit einer aromatischen Tasse Tee glätten und die Schnappatmung nor­malisieren. Der Kicher-Alptraum ist vorerst ausgestanden. Es sei indes eine lä­chelnde „Warnung“ ausgesprochen: es gibt noch einen fünften Band dieser Co­micreihe – ich werde dazu in vier Wochen Näheres ausführen.

In der kommenden Woche bleiben wir (fast) in derselben historischen Zeit, wechseln aber auf den amerikanischen Kontinent über und befassen uns mit Ei­senbahnbau. Außerdem lernen wir einen weiteren sehr talentierten Coautor von Clive Cussler kennen und feiern ein Wiedersehen mit dem vermögenden Detektiv Isaac Bell. Darauf könnt ihr euch echt freuen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Das „M“ steht natürlich für Moriarty, bei dessen optischer Darstellung sich die Zeichner diesmal noch mehr an das Dracula-Vorbild gehalten haben. Was das für göttliche Konsequenzen hat, muss man selbst nachle­sen…

2 Vgl. dazu den Rezensions-Blog 201 vom 30. Januar 2019.

3 Vgl. dazu das Album „Baker Street 1: „Sherlock Holmes fürchtet sich vor gar nichts“ bzw. Rezensions-Blog 192 vom 28. November 2018. Wer übrigens bei dem Namen an Indiana Jones denken muss, tut dies mögli­cherweise zu Recht. Veys & Barral schrecken vor Genre-Anspielungen nicht zurück. Ich zitiere nur mal einen kurzen Dialog: Holmes: „Ich spüre… die Anwesenheit von etwas Bösem… ich spüre…“ Watson: „Die Macht?“ Holmes: „Was für eine Macht?“ Watson, verlegen: „Keine Ahnung, das fiel mir gerade so ein…“ Ein Schelm, wer dabei an STAR WARS denkt…

4 Amüsanterweise ist der Mann nach dem Schurken aus dem James Bond-Film „Moonraker“ gezeichnet! Der Himmel mag wissen, wie viele kesse Seitenhiebe und Anspielungen die Alben noch enthalten, die ich nicht entdeckt habe.

5 Ebd.

Liebe Freunde des OSM,

wer immer die Legende in Umlauf gebracht haben sollte, E-Book-Erstellen sei einfach oder aber gar kostenlos, der hat wirklich so überhaupt keine Ahnung von der Realität… von der Wahrheit dieser Erkenntnis war ich schon lange über­zeugt, weil sie einfach meiner eigenen Erfahrung der vergangenen gut fünfein­halb Jahre Lebenszeit entsprach. Also seit ich selbst im E-Book-Business als Self­publisher tätig bin. Ich versichere euch, Freunde, in diesem Monat November hatte ich jeden Grund, mich an diese Erkenntnis zu entsinnen.

Warum dies? Nun, weil mein mit weitem Abstand ambitioniertestes E-Book-Projekt „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ arge Geburtsschwierigkeiten hatte. Ich sah zwar vor, das fertige Werk Anfang Dezember 2018 ans Licht der Öffentlichkeit zu führen, aber aktuell (wir schreiben den 1. Dezember) ist noch nicht absehbar, dass daraus in diesem Jahr 2018 noch was werden wird.

Wie immer liegt die Tücke im Detail, hier in technischen Feinheiten, die ich selbst nicht beherrsche und die mir immer noch Rätsel aufgeben. Das ist wirk­lich außerordentlich frustrierend, nicht nur für mich, sondern auch für die Men­schen, die mich in meinem E-Book-Programm so tatkräftig unterstützen und es überhaupt erst möglich machen. Inzwischen haben wir aber, so hoffe ich, das Problem ausfindig gemacht, und ich bin guten Mutes, dass Anfang 2019 das Werk nun endlich erscheinen kann.

Gott, das fühlt sich an, als wenn ein Formel-I-Pilot unmittelbar in Sichtweite der Ziellinie eine Vollbremsung hinlegen muss, ohne überhaupt zu verstehen, warum sein Fahrzeug so einen Blödsinn tut… echt, so komme ich mir vor. Und es ist wirklich außerordentlich frustrierend, zu wissen, dass ich dieses schöne Werk noch nicht für euch bereitstellen kann, wiewohl ich es so gern wünsche.

So endet also der ansonsten höchst interessante Monat November und der De­zember beginnt. Aber wie ihr wisst, ist diese Rubrik der kurzfristigen Rückschau gewidmet, und so schauen wir jetzt einfach mal nach, was im Monat November so alles realisiert, begonnen bzw. weiter bearbeitet wurde. Das war einiges.

Für die Statistiker unter euch: Ich konnte 26 Werke fertigstellen, und insgesamt habe ich in meinem Kreativkalender die erstaunliche Zahl von 1.287 Kreativsei­ten für November festgehalten. Das ist glatt ein Drittel mehr als im Vormonat (853 Seiten). Aber frohlocket nicht zu früh, ihr werdet sehen, das sieht nach sehr viel mehr aus, als tatsächlich erreicht wurde.

Wie verteilen sich diese Seiten auf meine bearbeiteten Texte? Nun, schaut es euch mal näher an:

Blogartikel 308: Work in Progress, Part 71

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH (Abschrift))

(Das Geheimnis von Church Island – OSM-Story)

Anmerkung: Diese erst im vergangenen Monat begonnene Arbeit entwickelte sich in diesem Monat wunderbar weiter. Anfangs, zugegeben, etwas stockend, weil ich nicht recht wusste, wie die einzelnen Zutaten zu kombinieren waren. Es ist zwar schön und nett, einen hocherotischen Auftakt zu haben und zwei Prot­agonisten näher kennen zu lernen… aber wie man sie dann dazu bringt, das zu tun, was sie tun müssen, das ist schon deutlich schwieriger.

Nun, es war gut, dass ich während meiner fortdauernden Abschriftarbeiten am fragmentarischen OSM-BUCH „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ auf die Assimilari traf. Ja, ja, ihr werdet wahrscheinlich beizeiten entdecken, wenn ihr das Skript mal einsehen könnt, dass die darin gar nicht vorkommen, und das ist richtig. Dennoch habe ich sie gewissermaßen zwischen den Zeilen entdeckt… vertraut mir, Freunde. Schon in der nächsten Woche seid ihr schlauer. Auch wenn ihr euch dann vielleicht wünschen mögt, ich hätte das Thema nie angeschnitten.

Vertraut mir einfach noch ein weiteres Mal – die Assimilari sind für die genann­te Story einfach unverzichtbar. Und irgendwann anno 2019 werdet ihr das auch nachlesen und verstehen können. Da bin ich ganz zuversichtlich.

Blogartikel 310: Close Up – Der OSM im Detail (3)

OSM-Newsletter #10

Anmerkung: Das ist gewissermaßen, ironisch formuliert, ein „Kollateralschaden“ des oben erwähnten „problematischen“ E-Books „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“. In der Diskussionsgruppe FAN, in der das gleichnamige Sammel-Egozine, wie ich das mal nennen möchte, herausgegeben wird, habe ich schon vor über 10 Jahren das Individual-Format „OSM-Newslet­ter“ ins Leben gerufen. Anfangs, vor Beginn meines E-Book-Programms, diente es mir primär dazu, den Quartals-Entwicklungsfortschritt des OSM zu dokumen­tieren. Heutzutage kann man sagen, dass meine hier monatlich gelieferten Work in Progress-Blogartikel diesen Zweck übernommen haben.

Warum also sah ich mich genötigt, diesen Beitrag zu verfassen? Nun, weil ich das als eine Art von Selbstreflektion und Minimal-Marketing verstand. Es mach­te einfach Spaß, ein wenig über die langwierige Entwicklung des „CLOGGATH-KONFLIKTS“ zu referieren und dazu Titelbild und eine kleine Leseprobe zu lie­fern, um neugierig zu machen. Ging mir auch sehr flott von der Hand. Versteht dieses Werk also ein bisschen so wie mein „Making of“ zu der Non-OSM-Story „Die Kugel-Invasion“, die ich für das Fanzine PARADISE vor ein paar Monaten abgeliefert habe. Hier halt bezogen auf ein explizites OSM-Werk. Dafür das alte OSM-Newsletter-Format wiederzubeleben, schien mir höchst passend.

12Neu 48: Jagd auf den Täuscher

14Neu 53: Das Zeituniversum

Anmerkung: Die Reihenfolge der 14Neu-Episoden geht ein wenig durcheinan­der, lasst euch davon nicht irritieren. Sie sind schon der Reihe nach entstanden. Aber ich habe sie in der Reihenfolge belassen, in der ich an ihnen sukzessive Tag für Tag weitergearbeitet habe. Der Band 57 ist textlich inzwischen auch schon fertig, aber die Kommentierung steht noch aus… Gott, und was musste ich da alles kommentieren. Ich könnte euch da Geschichten erzählen über das, was da alles schief gelaufen ist, was da vollkommen fehlt, wo die Handlungslogik total schief ist… manchmal war ich fast am Weinen, ehrlich.

Auf der anderen Seite muss man berücksichtigen, dass diese Geschichten inzwi­schen 33 Jahre alt sind (wenn dieser Beitrag erscheint, werden es 34 Jahre sein). Da kann man natürlich nicht wirklich allzu große Höhenflüge erwarten. Und dazu kommt dann, dass es mich ständig in den Fingern juckt, neue Storykeime ins Leben zu rufen.

Wahnsinn, meint ihr? „Hast du denn nicht schon genug Baustellen, verdammt noch mal?“, höre ich euch empört aufschreien.

Well, ja, natürlich schon… aber ihr müsstet mal diese Welten sehen, diese un­glaublichen Handlungslücken… allein das desolate, verwüstete Reich der Cranyaa bietet so unfassliches Geschichtenpotenzial, das ich nie ausnutzte. Und so bisweilen wirklich kokette Ideen, die völlig kontraintuitiv sind.

Ich nenn einfach mal nur eine einzige, um euch das zu demonstrieren: In der Ga­laxis Hun’arc existiert das große Sternenreich der insektoiden Cranyaa, das wisst ihr. Und ich sagte auch schon mal (siehe die Close Up-Artikel), dass dieses Reich matrilinear aufgebaut ist. Die Frauen haben also das Sagen, die Herr­schaft wird von der Königin Sini-Ag ausgeübt.

Okay.

Und dann gibt es diese kleine Nation von schildkrötengestaltigen Tekras, die ein winziges Kolonialreich ihr eigen nennen und eine strebsame kleine Demokratie sind. Soweit sieht das alles völlig normal aus. Natürlich gibt es in dieser Nation politische Parteien. Und es gibt Fortschrittliche und Konservative. Aber aufge­passt, das Kokette kommt jetzt:

Die fortschrittlichen Tekras sind diejenigen, die dringend fordern, dass eine Erb­monarchie eingeführt werden solle. Die Konservativen hingegen beharren dar­auf, dass das ein verrückter Gedanke wäre und die Demokratie dringend beibe­halten werden müsse!

Verkehrte Welt? Im ersten Moment denkt man tatsächlich so, weil bei uns irdi­schen Politikern die Dinge ja genau umgekehrt sind. Für uns aufgeklärte deut­sche Demokraten ist die Aristokratie eine Regierungsform von gestern, die mehrheitlich mit Rückständigkeit in Verbindung gebracht wird. Warum ist das bei den Tekras anders?

Weil sie am (monarchischen!) Cranyaa-Imperium sehen, dass die Monarchie of­fensichtlich ein Garant dafür ist, ein großes Sternenreich zu errichten. Wohinge­gen die Demokraten – wie sie gegenwärtig – kleine Krauter bleiben. Da sehen sie es als fortschrittlichen Gedanken an, ein Königtum ins Leben zu rufen.

Und ich sage euch, es wimmelt von so faszinierenden, entzückenden Ideen, die ich lange vergessen hatte. Von Themen, die ich in dem Kontext gern intensiver darstellen möchte, sowieso.

Spare ich mir alles auf, ist aktuell besser. Es gibt wichtigere Dinge.

14Neu 55: Brennpunkt Wislyon

14Neu 56: Duell der Cranyaa

(12Neu 51: Sturm über Calnier)

(12Neu 50: Aufbruch ins Nirgendwo)

(12Neu 49: Operation Antipol)

(OSM-Wiki)

14Neu 54: Der Kaiser von Kareton

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

(14Neu 57: „Sucht Leben!“)

(Glossar des Romans „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“)

Anmerkung: Man sollte gar nicht glauben, wie lange es dauert, ein Glossar für ein Romanskript zu entwickeln, das mehr als 400 Seiten Umfang hat. Zumal dann nicht, wenn ständig Termine, Geburtstage, diverse Events und Ideenblitze dazwischenfunken. Das Glossar konnte also noch nicht vollendet werden. Ich hoffe, das gelingt mir noch bis Ende Dezember 2018. Ihr werdet im kommenden Bericht dieser Rubrik sehen, ob ich das hinbekommen habe.

(14Neu 58: Eine Welt negiert!)

Ullikummi – OSM-Story (Abschrift)

Anmerkung: Das ist eine weitere Baustelle, die ich seit vielen Monaten hier auf dem Stapel als begonnenes Abschreibprojekt liegen hatte. Auch bei dieser Ab­schrift war ich manches Mal fast am Weinen, weil es so dermaßen rudimentär ausgefallen war (konnte nicht überraschen, ich habe es 1988 fertig gestellt, also vor 30 Jahren). Und es hat mich auch hier manches Mal in den Fingern gejuckt, die Geschichte kurzerhand zu überarbeiten.

Aber dafür sind Abschriften nicht da, da halte ich mich (von wenigen, entspre­chend kommentierten Stellen, einmal abgesehen) strikt daran, die Geschichte eben nicht zu modernisieren. Das passiert dann, wenn ich diese Geschichte überarbeite… aber ihr könnt euch auch diesmal sicher sein, dass ich da kaum eine Formulierung wie bisher bestehen lasse.

Und was genau ist dieser „Ullikummi“, der so possierlich nach Kaugummi klingt? Ein absolutes Monster, vollkommen tödlich, unaufhaltsam wie eine Lawine und keinem Argument zugänglich. Damals wusste ich nicht, in welchem Universum diese Geschichte spielt, aber heute nehme ich an, dass es sich dabei um den noch ungeschriebenen KONFLIKT 8 handelt. Glücklicherweise materialisiert Ulli­kummi weitab des KONFLIKT-Kampffeldes, wie es scheint… wenn diese Dämo­nenwaffe dort die Erde erreicht hätte, wäre der Kampf vorbei gewesen.

Wenn ihr dereinst diese Geschichte lest, werdet ihr verstehen, warum ich das so sage. Weil es die reine Wahrheit ist.

Blogartikel 306: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 59

Glossar der Story „Ullikummi“

(Glossar der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“)

(Der stählerne Tod – Abschrift)

Anmerkung: Ja, auch hieran habe ich minimal weitergearbeitet, bin aber, weil mich dann die „Church Island“-Geschichte gründlich ablenkte, nicht sehr weit gekommen. Diese Abschrift ist wegen der komplizierten Binnengliederung echt nicht einfach und ziemlich langwierig. Ich habe da so oft die Schreibstifte ge­wechselt, kleine Bilder eingefügt, Karten gezeichnet und Schreibfehler über Schreibfehler gemacht – die natürlich alle kommentiert werden müssen – , dass nach wie vor die Hälfte der Textseiten voller Anmerkungstext sind. Aber es ist halt das älteste lange erhaltene Textwerk meines Oeuvres, da ist eine baldige Abschrift zwingend erforderlich. Und solchen Herausforderungen stelle ich mich dann auch durchaus gern… jedenfalls, wenn die Zeit dafür da ist.

Seufz, ja, die Zeit…

Blogartikel 313: OSM-Kosmologie, Lektion 14: Die Assimilari und andere un­terirdische Kreaturen

Anmerkung: Ja, was um alles in der Welt mögen wohl „Assimilari“ sein? Ich gebe euch einen kleinen Hinweis darauf, wie ich auf die Idee gekommen bin, und das ist nun wahrhaftig alles andere als rassistisch – denkt einfach wie ein Historiker.

Als die Diaspora-Juden in der frühen Neuzeit realisierten, dass kaum eine Mög­lichkeit bestehen würde, einen eigenen Staat Israel zu gründen, schon gar nicht in ihrer ursprünglichen Heimat Palästina, da entschieden sich viele Familien da­für, aus der vormaligen Ghetto-Existenz etwa in Osteuropa auf die Weise zu ent­kommen, indem sie sich in die Gesellschaft jener Staaten integrierten, in denen sie bereits seit Jahrhunderten lebten. Viele Juden ließen sich taufen, vernachläs­sigten die rituellen Gebote ihrer Religion und passten sich an. Bis Ende des 19. Jahrhunderts, bis Theodor Herzl den Zionismus ins Leben rief und die Kibbuz-Be­wegung mit der (unauthorisierten) Besiedelung des Heiligen Landes begann, war dies tatsächlich die mit weitem Abstand Erfolg versprechendste Strategie des Diaspora-Judentums.

So, und nun stellt euch das mal für dämonische Wesen im Rahmen des „CLOG­GATH-KONFLIKTES“ des Jahres 2117 vor. Und dann seid ihr bei den Assimilari. Nächste Woche gibt es Details dazu.

(OSM-Hauptglossar)

Damit bin ich dann auch schon wieder am Ende… der Kommentare wegen wur­de dieser Beitrag ein wenig „länglich“, aber ich hoffe, euch dennoch nicht ge­langweilt zu haben. In der kommenden Woche geht es dann, wie versprochen, um die rätselhaften Assimilari. Freut euch drauf oder gruselt euch… eure Ent­scheidung.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 204: Unter dem Pflaumensee

Posted Februar 20th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

schon der Titel des heute im Fokus stehenden Werkes klingt einigermaßen ob­skur. Begreiflicherweise, stellen wir uns doch unter Pflaumen eher essbare Früchte vor. Ein See davon voll? Was soll das werden? Eine Obst-Gourmet-Ge­schichte? Wahrlich weit gefehlt, meine Freunde! Es geht um ein wahrscheinlich weitgehend vergessenes Jugendbuch, um Traumabenteuer, eine phantastische Reise unter das Meer in ein Reich jenseits der Vorstellungskraft. Und ja… viel­leicht ist das ein Traum. Womöglich ist es mehr.

Illustriert mit sehr zum Text passenden, grazilen Schwarzweiß-Bildtafeln hat man, wenn man die gebundene Ausgabe ersteht, die mir zufällig in die Hände fiel, hier ein phantastisches Werk vor sich, das wirkungsvoll und auf geradezu magische Weise aus der Wirklichkeit ausklinkt.

Nein, mehr zu verraten, wäre an dieser Stelle fatal. Lest einfach weiter und lasst euch von meiner damals schon etwas verzaubert klingenden Rezension aus dem Juli 2017 einfangen:

Unter dem Pflaumensee. Eine Fantasie

(OT: Under Plum Lake)

von Lionel Davidson

Rowohlt, Oktober 1981

180 Seiten, geb.

ISBN 3-498-01229-8

Aus dem Englischen von Karin Polz

Mit Illustrationen von Mike Wilks

Sein Name ist Barry Gordon, ein Junge von dreizehn Jahren, der eine ältere und eine deutlich jüngere Schwester besitzt. Zusammen mit seinen Eltern bewohnt er seit einiger Zeit ein verwittertes Gebäude hoch oben auf den Klippen. Das nächste Dorf ist eine Ortschaft namens „Seele“, und es gehen seltsame Legen­den um über den Ort, an dem sich die Gordon-Familie angesiedelt hat. Angeb­lich, so heißt es, sei hier ein ganzes Dorf im Meer versunken, Opfer eines Flu­ches, und die Bewohner seien dazu verurteilt worden, auf dem Meeresgrund ein unheimliches Geisterleben zu führen. Das habe damit zu tun, dass – eben­falls dem Hörensagen nach – die Bewohner jenes vermeintlich versunkenen Dorfes früher Schiffe zum Havarieren gebracht hätten, um sie danach auszurau­ben.

Der junge Barry glaubt nichts von diesen Dingen, doch er träumt davon, dass vielleicht einst Piraten einen Schatz hier versteckt haben könnten – etwa in den unzugänglichen Höhlen entlang der Klippen. Und als er eines Tages diesem Jun­gentraum nachgeht, geschieht das Ungeheuerliche, das ihn an den Rand des To­des bringt… oder, wenn das, was er anschließend niederschreibt, annäherungs­weise der Wahrheit entspricht, sogar darüber hinaus.

Denn in der Tat gelingt es Barry, einen Weg über einen versteckten Pfad zu den Höhlen zu finden. Doch ein Unwetter schneidet ihm den Rückweg ab. In dem Bestreben, die Höhle genauer zu erforschen, begegnet er überraschend einem anderen Jungen, der auf den Namen Dido hört. Damit beginnt alles.

Nicht nur, dass Dido ein Boot besitzt, es ist sogar ein Boot, das sich verwandeln kann und auf den Grund des Meeres hinabgleitet, hinab in eine märchenhafte Welt unter der Welt.

Dies ist das Reich von Dido und seinem Volk, das rätselhafte, phantastische und uralte Reich von Egonia, in dem die Wunder niemals aufhören und die unglaub­lichsten Dinge Realität sind. Doch indem Dido seinen neuen Freund Barry hier­her mitnimmt, bricht er ein Tabu – es ist verboten, Menschen von der Oberwelt mitzubringen. Und damit beginnt das Unheil…

Es ist ein wirklich wundersames Buch, das ich im Mai 2015 überraschend anti­quarisch fand. Ich blätterte es durch und wurde von den beeindruckenden schwarzweißen, fast surrealen Illustrationen sofort in den Bann gezogen. Auch der Titel „Unter dem Pflaumensee“ machte neugierig. Da das Buch keinen Um­schlag mehr besaß und mir der Autor Lionel Davidson vollkommen unbekannt war, fragte ich mich unweigerlich: was mag das für ein Buch sein? Was muss ich mir darunter vorstellen? Worum geht es da eigentlich? Was mag ein „Pflaumen­see“ wohl sein? Aufklärung darüber erhält man im Buch, und noch einiges mehr.

Nun, es lohnte sich, diese Lesereise in die Phantasie eines mir fremden Schrift­stellers anzutreten. Selbst wenn das Buch auf Lionel Davidsons WIKIPEDIA-Seite als „Kinderbuch“ charakterisiert wird, würde ich behaupten, dass das dem Werk nicht wirklich gerecht wird. Es ist zum Teil schon recht anspruchsvoll von seinen moralischen Implikationen und von daher wohl schon etwas inhaltlich höher­wertiger. Bestechend fand ich bei der Lektüre diesen geschmeidigen, sanftmü­tigen, ein wenig surrealen Stil – man ist sich über weite Strecken hinweg auf­grund der eigenartigen Fremdartigkeit des Settings nicht wirklich sicher, ob es sich hierbei um eine Art von Traumgespinst handelt oder doch um real Erlebtes. Der Handlungsrahmen umfasst lediglich drei Tage, doch sind sie so mit unglaub­lichen Erfahrungen angefüllt, dass einem Leser schier der Kopf platzt, wenn man versucht, sie alle Revue passieren zu lassen.

Das Traumhafte dieser „Fantasie“, die deutlich mehr Substanz hat, als man ein­gangs vermutet – das kommt dann gegen Ende recht unverblümt zum Vor­schein – , es übt einen beständigen, innigen Sog aus… ja, ein wenig wie ein schöner Traum, aus dem man nicht so schnell erwachen möchte und gleichwohl doch erwachen muss. Darin ist dieses Buch in all seiner Kürze leider sehr ähn­lich. Gute Bücher, und dieses hier ist ein gutes, meinem Empfinden nach, sind traditionell immer zu kurz. Es zahlt sich aus, die Lektüre über eine Woche aus­zudehnen. Vermutlich entfaltet es erst dann seinen wahren Reiz.

Sagen wir noch kurz ein paar Worte zu dem Verfasser: der in Hull, Yorkshire, ge­borene Lionel Davidson (1922-2009) arbeitete schon vor dem Zweiten Welt­krieg beim Wochenmagazin The Spectator, während des Krieges war er bei der U-Boot-Marine, danach selbständiger reisender Berichterstatter. Inspiriert vom Kalten Krieg kam er zum Schreiben von Spionageromanen, von denen zwischen 1960 und 1994 zahlreiche Bände erschienen. Dazwischen lag ein Abenteuerro­man („Die Rose von Tibet“, 1962) und eben auch zwei Kinderbücher, eins davon ist das vorliegende. Der Spionage-Erstling „Die Nacht des Wenzel“ (1960) wur­de 1964 verfilmt. 2001 wurde er für sein (Krimi-)Lebenswerk von der britischen Krimiautorenvereinigung CWA mit dem „Diamond Dagger“ geehrt.

In Anbetracht, dass sein vergleichsweise anspruchsloses „Kinderbuch“, das oben besprochen wurde, schon so interessant ausfiel, wäre vielleicht auch sein Krimi-Oeuvre eine Wiederentdeckung wert. Das obige Buch lohnt die Lektüre durch neugierige Phantasten auf jeden Fall.

Klare Leseempfehlung!

© 2017 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche bleiben wir den britischen Inseln verhaftet und beschäf­tigen uns einmal mehr mit dem Detektiv von der Baker Street… in der karikie­renden Comicversion, in der es diesmal um ein unheilvolles Wesen geht, das nur mit „M.“ abgekürzt wird (kicher). Ihr werdet sehen, was das bedeutet.

Bis dann, meine Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

als ich im September 2012 mit meinen kreativen Aufzeichnungen fortfuhr, hatte ich natürlich keine Vorstellung davon, wie eigenartig sich dieser Monat entwi­ckeln würde. Heute charakterisiere ich ihn mit Blick darauf, wie viele eingeklam­merte Werke er enthält – also solche, an denen ich höchstens ein paar Seiten weiterschrieb, die aber am Ende des Monats von einer Fertigstellung weit ent­fernt waren – als eine Art von „Werkstattmonat“. Von denen gibt es in den Jah­ren seit Ende meines Studiums generell sehr viele. Ich habe manchmal aber das Gefühl, dass sie zunehmen.

Dieser Monat endete mit 13 fertigen Werken. Sie stehen nicht weniger als 24 „Klammer“-Werken gegenüber. Ihr merkt schon die Unausgewogenheit.

Was beschäftigte mich besonders? Wenig Überraschendes: Ich formatierte OSM-Episoden neu, digitalisierte und kommentierte weitere und schrieb man­che alte Episode (mit minimalen Kommentierungen) ab. Das betraf vorrangig die KONFLIKTE 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (DSj), 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) und 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS).

Ich schrieb weiter an „Der stählerne Tod“, am KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO) und an KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH).

Außerdem ergänzte ich in Arbeit befindliche „Annalen“-Geschichten wie „Ein zukunftsweisendes Verbrechen“ aus der Frühzeit des KONFLIKTS 2, sowie „Himmelfahrtskommando“, was in der apokalyptischen Untergangszeit des IN­SEL-Imperiums in KONFLIKT 4 spielt. Ach ja, und ich feilte weiter an „Die Inter­vention“ (KONFLIKT 19), die ihr als eifrige Leser meiner E-Books ja schon in voll­endeter Form kennt.

Ja, ich kann auch Geschichten abschließen, glaubt keine Gerüchte anderer Leu­te, die Gegenteiliges behaupten!

Es gab auch gelegentliche kleine Stippvisiten in den Archipel, aber davon soll hier jetzt nicht die Rede sein. Ich möchte für diesen Monat eine OSM-Episode hervorheben, die für mich ein ganz besonderes Abenteuer war. Die Rede ist vom Band 55 der Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“, Eigentitel: „Reiseziel TOTAM“. Den bekam ich nämlich fertig, nach mehr als sieben Jahren Schreib­zeit.

Wenn man auf 50 anderthalbzeilige Seiten Text soviel Zeit verwendet, muss das seine Gründe haben. Und ja, well done, das ist auch wirklich der Fall. In dieser Episode schließt sich Oki Stanwer den RETTERN an, den monströsen Totenköp­fen der Spätzeit unmittelbar vor dem RAND, und er segelt (!) mit ihnen auf ei­nem nicht minder ungeheuerlichen Technik-Hybrid-Schiff im Innern von TO­TAMS Vorhof mit direktem Reiseziel TOTAM.

Aber die Welt des Bösen gilt als tot… was den Totenköpfen auf verrückte Weise in dieser bizarren Welt nicht den Garaus machte, sondern sie durchaus weite bestehen ließ. Und während Oki Stanwer auf dem Weg dorthin ist, zum einsti­gen Zentrum des KONFLIKTS, explodiert die Kristallwelt und sendet einen TASSYJAAR-Vernichtungsimpuls mitten durch die RETTER-Streitmacht unter Admiral Cassini. Und ich gebe vorsichtig zu bedenken, dass die Totenköpfe in dieser Zeit noch sehr viel instabiler sind als ein gewisser „Wanderarbeiter“ namens Shush in dem Milliarden Jahre früher spielenden Roman „Mein Freund, der Toten­kopf“. Also kommt es zur schlimmstmöglichen Katastrophe…

Mann, ich stand vielleicht unter Strom, als diese Episode fertig war, das könnt ihr euch gar nicht denken. Leider war dieser Band 55 ein Experiment, denn ich habe die Bände 49 und 51-54 immer noch nicht geschrieben. Ehe ich also daran ernsthaft denken kann, die bereits angefangenen Bände 56 und 57 fortzuschrei­ben, muss ich diese Episoden zunächst schreiben. Das kann noch dauern.

Aber doch, das war im September 2012 ein echter Durchbruch.

Ebenfalls Ende September lief das spannende historische Forschungsprojekt „Kommunale Amtsträger“ aus und entließ mich wieder in die – prekäre – Ar­beitslosigkeit. Prekär deswegen, weil das ein Werkvertrag war, für den keine An­rechnungszeiten für die Arbeitslosenversicherung anfielen. Also kein Anspruch auf ALG I, sondern ich rutschte automatisch gleich in ALG II ab. Nicht witzig.

Glücklicherweise hatte ich schon weitergehende Zukunftsweichen gestellt. Während ich mit den Neuformatierungen und Abschriften und Digitalisierungen alter OSM-Episoden fortfuhr, kam ich im Monat Oktober schon auf 23 fertige Werke. Diesmal bezog ich auch verstärkt Episoden des KONFLIKTS 24 „Oki Stan­wer – Der Neutralkrieger“ (NK) mit ein.

Ebenfalls verstärkt arbeitete ich an zahlreichen Archipel-Fragmenten. Darunter befanden sich folgende: „Die Zwillinge“, „Vivica auf Abwegen“, „Die Suyenka“, „Täuschung“, „Julianna“ und „Sarittas Hilflosigkeit“.

Ähnlich rege ging es mit „Annalen“-Werken voran. Da investierte ich einiges an Arbeitszeit in „Ein zukunftsweisendes Verbrechen“, „Spurensuche in Babylon“, „Eine scharf geschliffene Waffe“ und „Ein Alptraum namens Koloron“. Bemer­kenswerte OSM-Werke von Belang stellte ich allerdings nicht fertig.

Im November 2012 hatte ich das Ermattungstief, das regelmäßig auf einen ab­solvierten historischen Forschungsauftrag folgt – inzwischen ist das schlimmer geworden, vielleicht eine Frage des voranschreitenden Alters – , spürbar völlig überwunden. Mit 39 beendeten Werken in diesem Monat hatte ich eine höchst beeindruckende Kreativitätsspitze erreicht.

Auch hier entfiel der Löwenanteil auf Neuformatierungen, Abschriften und kommentierte Abschriften. Zugleich begann ich aber auch schon damit, für 2013 vorzuarbeiten, indem ich Texte für E-Books vorbereitete. Dazu gehörte insbesondere der erste TI-Band „Das Erbe der Forscherin“, weil ich mich ent­schieden hatte, mit KONFLIKT 2 in die Veröffentlichung des OSM zu starten.

Mit dem Band wurde ich zwar noch nicht fertig, aber ich kam schon ein gutes Stück voran.

Nebenher grub ich mich in weitere Archipel-Fragmente ein: „Die goldene Verlo­ckung“, „Roxanne“ und „Einer Herrinnen Wandlung“, wobei „Roxanne“ ganz neu in diesem Monat entworfen wurde.

Im Dezember 2012 ging mein kreativer Ertrag wieder ein wenig zurück auf 21 beendete Geschichten bzw. Werke (da ich ja auch Rezensionen und anderes hier einrechne, was nicht wirklich Geschichten genannt werden kann). Am 7. Dezember stellte ich das erste E-Book „Hinterlassenschaften“ fertig, am Tag darauf bereits „Das Erbe der Forscherin“, also E-Book 2. Die Arbeiten an den E-Books 3-5 begannen ebenfalls in diesem Monat. Ihr merkt, allmählich fokus-sierte ich mich deutlich auf den bevorstehenden Start der E-Book-Veröffent-lichung, höchstwahrscheinlich ist der nachlassende Gesamtoutput wesentlich darauf zurückzuführen.

Bei den Neuformatierungen der alten OSM-Episoden hatte ich inzwischen KON­FLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (DSf) erreicht. Glossararbeiten, die in den Vormonaten z. T. schon fortgeführt worden waren, gingen hier natürlich ebenfalls weiter.

Und wieder gab es eine Vielzahl von Fragmenten, an denen ich feilte. Je näher das Jahresende rückte, desto mehr schienen es zu werden. Im OSM war das beispielsweise wieder „Spurensuche in Babylon“ und „Eine scharf geschliffene Waffe“, außerdem „Ani und das Wolkenmädchen“ und „Auf Sklavenjagd“.

Im Archipelsektor meines kreativen Schaffens konzentrierte ich mich auf folgen­de Projekte: „Brigitta“, „Rhondas Aufstieg“, „Roxanne“, „Die Zwillinge“, „Aben­teuer im Archipel“ und „Nadines Verwandlung“.

Ein wenig überraschend für mich war, dass ich auch einiges an Energie in den Bereich des „Erotic Empire“ investierte, wo ich mich um die recht voluminösen Geschichten „Die Paradies-Falle“ und „Die Kolonie Saigon II“ kümmerte. Das meiste an Energie floss wohl in das letzte Projekt, dessen Skript inzwischen schon mehrere hundert Seiten umfasst.

Dennoch – als ich das Jahr dann zu Silvester abschloss, war ich doch sehr er­leichtert, auf nicht weniger als 285 vollendete Werke zurückblicken zu können. Durchaus ein Grund, um stolz zu sein. Und um neugierig und nervös in die Zu­kunft zu blicken, das auch.

Vielleicht überrascht euch das, wenn ihr aus dem Heute, mehr als sechs Jahre später, darauf zurückblickt. Aber versetzt euch mal in meine damalige Situation, Freunde: Ich hatte zwar einen faszinierenden, recht langen historischen Werkauftrag abgeschlossen, aber ökonomisch hing ich wieder an der Pipeline des Wohlfahrtsstaates, was mir durchaus nicht so recht war. Zukunftsperspekti­ven? Ungewiss.

Ich plante für 2013 das E-Book-Programm, ja. Aber wie genau ich das finanzie­ren wollte, konnte ich noch nicht sagen. Gewiss, der Förderverein Phantastika Raum & Zeit e.V. hatte mir ebenso Hilfe zugesagt wie Corinna vom E-Book-Lektorat Ebokks. Aber wie rasch würden da wohl Tantiemen fließen? Und würde das in der näheren Zukunft einen signifikanten Anteil an meinen Lebenshaltungskosten ausmachen? Ich war (mit Recht) skeptisch.

Eine Festanstellung in einem Archiv oder einem anderen historischen Institut war ebenfalls nicht in Sicht. Die Perspektiven sahen dort nicht toll aus, im priva­ten Sektor der Familie ebenfalls nicht.

Gleichwohl sollte mich das Jahr 2013 in vielerlei Hinsicht überraschen. Das war nicht allein auf das E-Book-Programm beschränkt, aber damit ging es los… mehr dazu berichte ich im nächsten Teil dieser Blogartikelreihe.

Bis demnächst, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 203: Aphrodite gesucht

Posted Februar 13th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

manchmal macht man einfach unerwartete Leseentdeckungen in den eigenen Bücherschränken und stößt in Werken, die man seit vielen Jahren hin und her geschoben hat, kleine Juwelen, die völlig verzaubern. So ist es mir mit dem vor­liegenden Werk gegangen, das inzwischen natürlich längst vergriffen ist (man sehe sich das Erscheinungsdatum an!). Aber wie ich nicht müde werde, meinen Freunden wieder und wieder zu sagen: nicht alles, was im Verzeichnis Lieferba­rer Bücher (VLB) heutzutage in den Buchhandlungen steht, ist lesenswert. Und erst recht ist das nicht alles, was man als Lektüre verfügbar hat, schon gar nicht in Zeiten von Online-Antiquariaten.

Okay, das ist nicht wirklich eine Neuigkeit, ich weiß. Aber mir scheint, ich sollte immer mal wieder darauf hinweisen. Das ist nämlich so ähnlich wie mit dem ständigen Lamento über das einfallslose Fernsehprogramm – wer darüber jam­mert und jault, sollte sich wirklich, wenn er Filme den Büchern vorzieht, an In­ternet-Streaming-Dienste halten, die zigtausende von Filmen und Serien aus früheren Jahrzehnten vorrätig haben. Dann kann man sich einfach das raussu­chen, worauf man gerade Lust hat. So ähnlich verhält es sich mit dem Bücher­angebot via VLB und den Online-Antiquariaten. Oder auch eben mit meinen Buchregalen daheim.

Ich habe den Roman von Ella Broussard damals auf dem Wühltisch gefunden und wie so viele Hunderte seiner Art lächelnd in meine Buchreihen eingescho­ben mit dem Gedanken: Lesefutter für später, für Zeiten, wo ich weniger Geld besitze oder wo es in den Buchhandlungen nichts Gescheites zu lesen gibt.

Und dann trete ich halt von Zeit zu Zeit an meine reichhaltig bestückte Biblio­thek ungelesener Bücher und ziehe das eine oder andere Werk hervor. Als ich nach diesem hier griff, tauchte ich in ein phantastisch übersetztes Kleinod ein, eine kokette Detektivgeschichte auf der Suche nach einem neuen Lebenssinn einerseits (das wird der Protagonistin aber erst später klar) und nach einem ver­schollenen Kunstwerk andererseits.

Was sie findet? Darüber informiere ich euch jetzt. Bitte weiterlesen:

Aphrodite gesucht

(OT: Searching for Venus)

Von Ella Broussard

Heyne 13735

304 Seiten, TB (2003)

ISBN 3-453-86675-4

Aus dem Englischen von Michael Koseler

Gute Romane müssen nicht zwingend lang sein – es reicht durchaus hin, wenn sie von einem sehr versierten Übersetzer so in Form gebracht worden sind, dass es ein reines süffiges Vergnügen ist, sie quasi in einem Rutsch durchzulesen und sich davon nicht mehr lösen zu können. So etwas widerfuhr mir, als ich mich vor wenigen Tagen dazu entschloss, dieses Buch aus meinen Regalen zu fischen, um mit der Lektüre zu beginnen. Ich hatte es mir im November 2004 antiquarisch besorgt und nun, mit fast dreizehn Jahren Verspätung, doch genau zur rechten Zeit gelesen. Und es ist mir ein ausgesprochenes Vergnügen, euch an der Lektü­re teilhaben zu lassen:

Louise Sherringham studiert in England Kunstgeschichte, und sie kommt, wie­wohl eine extrem fleißige und findige Studentin, mit ihrem Dozenten Dr. Peters­en so überhaupt nicht klar. Seine Vorlesungen sind trocken, ermüdend, und es ist zudem offensichtlich, dass er chauvinistisch ist, Frauen nicht ausstehen kann und klar männliche Studenten bevorzugt.

Als sie darum seine Vorlesung über den Venus-Mythos besucht, ist Louise die meiste Zeit reichlich gelangweilt und angeödet – bis er auf einmal ein Thema anschneidet, das sie geradezu elektrisiert: es geht um ein verschollenes Kunst­werk aus dem Jahre 1905, von dem nur noch ein einziges Foto existiert – von der legendären „Venus von Collioure“, die Gustave de Valence geschaffen hat. Er gehörte einer französischen Malerströmung an die man die Fauves nannte, die „Wilden“. Das letzte Mal wurde das Bild 1910 gesehen, 1929 starb de Valence eines frühen natürlichen Todes.

Louise recherchiert fieberhaft über den unbekannten Maler und lässt sich darin auch nicht von den erotischen Zwischenspielen ihres Mitkommilitonen Tom ab­bringen. Nachdem ihr vormaliger Freund Jonathan, der so überhaupt nicht se­xuell experimentierfreudig war – im Gegensatz zu Louise – sie verlassen hat, ist die tizianrote, leidenschaftliche Studentin heißhungrig und höchst neugierig auf erotisches Neuland. Und dann das verschollene Venus-Gemälde von de Valence ins Zentrum ihrer Abschlussarbeit zu stellen, scheint doch eine aufregende Her­ausforderung zu sein. Und vor Herausforderungen ist sie noch nie zurückge­schreckt.

Zu dumm: um die Reise nach Frankreich finanzieren zu können, braucht sie ein Stipendium. Doch als sie ihrem Betreuer – ausgerechnet Dr. Petersen – offen­bart, dass ihre Abschlussarbeit den provokanten Titel „Verschollen und wieder gefunden: Die Suche nach der Venus von Colliouretragen soll, verweigert er ihr das Stipendium. Jetzt erst recht energisch betreibt Louise den Plan dennoch weiter, mindestens schon, um es ihrem arroganten Mistkerl von Professor zu beweisen.

Denn sie hat inzwischen schon eine Fährte aufgetan, wo das Gemälde zumin­dest 1990 noch gewesen sein muss. Sie führt tief in die Provence nach Süd­frankreich zu einem kaum bekannten Künstler namens Milo Charpentier. Mit ihrem altersschwachen VW-Bus und einer Menge Equipment und Ausrüstung ausgestattet kann sich Louise schließlich auf den Weg machen, erst über den Kanal, dann quer durch Frankreich per Auto.

Es ist nachgerade eine Reise in die Sinnlichkeit selbst. Fort aus dem englischen, trübe-grauen Regenwetter in ein Reich des fast permanenten Sonnenscheins, der duftenden Felder, der idyllischen Alleen und atemberaubenden Weiten… schnell beginnt sie zu verstehen, warum die Maler hier so unglaublich kreativ waren, und sehr schnell beginnt sie den französischen, entspannten Lebensstil zu genießen. Picknick am Wegesrand unter einsamen Bäumen, Wegpausen in kleinen Ortschaften, das französische Essen und den Wein – sie genießt das al­les sehr. Und sie macht diverse vergnügliche und erregende Wegerfahrungen, zum Beispiel mit einem Soldaten und einem goldigen Gendarm, der sie im Rah­men einer fingierten Verkehrskontrolle kurzerhand einem erotischen Test unter­wirft. Auch ein früherer französischer Brieffreund, den sie jahrelang nicht gese­hen hat, ist zunehmend von ihr bezaubert.

Das alles ist aber erst der Anfang.

Das Reiseziel ist ein kleiner Ort namens La-Roche-Hubert, in dem man Milo Charpentier in der Tat gut kennt – und Louise ausdrücklich vor ihm warnt! Er wohnt allerdings nicht im Ort selbst, sondern etwas außerhalb… und dieser Ort ist dann selbst eine Art von paradiesischer Idylle, und Milo ist dabei absolut nicht allein. Vielmehr hat er drei junge und sinnlich äußerst willige Nymphen bei sich, die man als seine erotischen Musen bezeichnen könnte. Und ja… nach einer ganzen Weile, während Louise zunehmend in den sinnlichen Reigen der kleinen Gruppe um den Maler einbezogen wird – absolut mit ihrer Zustimmung übrigens – , nach einer ganzen Weile gibt Milo zu, dass er weiß, wo sich die „Venus“ befindet.

Doch ehe Louise ans Ziel ihrer Wünsche gelangt, vergeht noch viel Zeit, und gegen Ende sieht es fast so aus, als sei alles ganz vergeblich gewesen…

Ich behaupte einmal: wer die ersten drei, vier Kapitel gelesen hat, wird sich dem semantischen Zauber dieses stimmungsvollen Buches kaum mehr entzie­hen können. Sowohl die durchaus wild entschlossene wie sinnlich experimen­tierfreudige Louise fesseln wie auch das Thema selbst – im Grunde genommen eine kriminalistische Spurensuche, wie sie Freunde von Sherlock Holmes und archäologischen Abenteuergeschichten gefallen kann. Es ist durchaus nicht al­lein die Erotik, die mich durch die Seiten scheuchte, sondern auch das gemäch­liche Anpirschen ans Ziel und das manchmal fast qualvolle Hinhalten der Prot­agonistin. Aber das lohnt sich unbezweifelbar.

In vielen erotischen Romanen, die ich früher las, findet man ein reges, in der Regel recht konstruiertes Durchdeklinieren von erotischen Einzelszenarien – Sex mit einem Fremden, Sex mit Voyeursperspektive, Liebe mit zwei Männern, mit exotischen Kerlen, mit Frauen usw., und in der Regel ist das relativ deutlich in­szeniert und ein wenig öde. Wiewohl Broussard selbst auf die nämliche Weise verfährt, hat man doch dessen ungeachtet nicht das Gefühl, sie würde hier von einer Variante zur nächsten hüpfen, um gewissermaßen die Zentralthemen des Kamasutra durchzudeklinieren. Es ist mehr so, dass sich die Situationen, ja, wie soll man das nennen?, also, dass sie sich wie von selbst ergeben und gleich ge­schickt arrangierten Gartenelementen in die Landschaft des Romans hinein­schmiegen, mehrheitlich sogar auf kokett-amüsante Weise. Und nahezu immer bleibt Louise Herrin der Lage. Auch das ist ja nicht selbstverständlich.

Zugegeben… gegen Schluss, als sie das Schloss des Comte de Grand Pressigny erreicht, wird die Geschichte ein wenig anstrengend, aber sie bleibt interessant und aufregend. Es sei nicht verraten, was sich dort noch alles ereignet oder wie Milo in den Besitz des Gemäldes kam (der Klappentext ist offensichtlicher Non­sens, da er das Bild selbst natürlich nicht gemalt hat! Er wurde ja erst 60 Jahre später geboren!).

Interessant ist vielmehr eine andere Tatsache – die Künstlerbewegung der Fauves hat es tatsächlich gegeben, und eines ihrer Zentren war tatsächlich das südfranzösische Collioure, wo es in der Tat ein Kunstmuseum gibt. Auch der Brauch, dass mehrheitlich mittellose Künstler für Mahlzeiten und Alkohol mit Skizzen bezahlen, wie das im Buch geschieht, ist absolut authentisch. Dagegen sind sowohl de Valence als auch das Bild der „Venus“ Fiktion – aber sehr schön und raffiniert in ein höchst angenehmes Ambiente realer Natur eingepasst. Man merkt sehr deutlich, wie innig die Autorin Südfrankreich liebt und wie vie­le Charakterzüge sie ihrer „Heldin“ gibt, die vermutlich durchaus ihre eigenen sind. Die Begeisterung für Kräuter, ihr mitfühlendes Herz gegenüber Tieren und Kindern, die starke romantische Neigung und die innige Kunstbegeisterung ver­leihen Louise einen sympathischen, harmonischen Charakter, dem man die ero­tische Zügellosigkeit durchaus nachsieht. Letztere wirkt in Zeiten von Aids doch etwas sehr leichtsinnig… aber wenn man davon einmal absieht, ist es eine auf­reizende und durchweg erotische Fahndung nach einem verschollenen Gemäl­de und seinem Künstler, gewürzt mit zahlreichen neckischen Überraschungen.

Ein Buch zum Schwärmen, Träumen und Genießen, fand ich bei der Lektüre, aus der ich mich kaum wieder lösen konnte. Sehr empfehlenswert. Und die weite­ren Bücher der Autorin, die hier z.T. seit Jahren in meinen Bücherschränken warten, werden wohl nicht mehr lange darben müssen.

Eindeutige Leseempfehlung!

© 2017 by Uwe Lammers

Mann, ich sage euch, das war ein schönes Leseabenteuer! Ich bin auch ziemlich sicher, dass ich den Roman nicht das letzte Mal gelesen habe. Der ist in einigen Jahren bestimmt wieder an der Reihe. Momentan gibt es noch genug anderen Lesestoff.

In der nächsten Woche stelle ich euch noch so einen Exoten vor, der noch älter ist, aber nicht minder reizvoll. Mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 310: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 3

Posted Februar 10th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

fünf Wochen ist es her, dass ich euch zuletzt im Rahmen der „Close Ups“ in die Galaxis Hun’arc und den KONFLIKT 14 entführt habe („Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“, FdC). Dort begann die Invasion der Tsoffags, und nun dreht die Handlung so richtig auf. Der zweite Helfer des Lichts beginnt mit seiner Vergel­tungsmission, und der Planet TOTAM erscheint.

Auf ins fortgesetzte Abenteuer:

Rückblick: In der Galaxis Hun’arc irgendwo in den Tiefen des 14. Universums des OSM ist das Reich der insektoiden Cranyaa entstanden. Seit 700 Jahren wird es von dem Orakel auf der Wüstenwelt Yurok spirituell geleitet und darauf vorbe­reitet, dereinst für Oki Stanwer und die Sieben Lichtmächte bereit zu sein, um die Angriffe der Macht TOTAM abzuwehren. Dummerweise hat TOTAM die Ga­laxis bereits unterwandert und greift nun nach dem Reich der Cranyaa.

Im Zentrum von Hun’arc ist das Vielvölkerreich der Dämonenwaffe Rookax ent­standen, das die Völker der Mogolker, der Soogrer, Calnarer, Synox und Tsoffags umfasst. Die Cranyaa bekommen zunächst Kontakt mit den schollenförmigen Schiffen der Tsoffags – Kunstwesen, die die Biotechniker vom Volk der Soogrer erschaffen haben. Um den Ursprung der Tsoffags herauszufinden, wird das Ex­peditionsschiff LUHMEN ins Galaxiszentrum entsandt, aber Kommandant Week-Ta gerät im Heimatsystem der Mogolker in einen Hinterhalt und verliert den Großteil seiner Mannschaft und seines Schiffes im Kampf auf und über der Welt Vo’hoccl.

Parallel dazu tauchen Zehntausende von Tsoffag-Schiffen im Cranyaa-Imperium auf. Unter der Behauptung, für die „Lichtinkarnation“ Rookax zu arbeiten, ver­langt der Tsoffag-Anführer Dunkelmond die Kapitulation von der Cranyaa-Köni­gin Sini-Ag. Sie weigert sich. Daraufhin entbrennt der Krieg, insbesondere um die bald völlig abgeriegelte Brutwelt Sayliih. Eine von den Tsoffags emittierte Strahlung erzeugt bei den Cranyaa immer stärkeres Organversagen und Lethar­gie. Es sieht ganz danach aus, als kämpften die Cranyaa auf verlorenem Posten.

Das ist umso deutlicher sichtbar, als ein weiterer Angriff, diesmal durch einen Dämon von TOTAM, auf der Orakelwelt direkt das Orakel Slek-Im attackiert. Slek-Im kommt dabei ums Leben. Es kann aber dem Cranyaa-Kommandanten der Orakelwache, Kama-Ke, einige informatorische Visionen über Rookax und sein Reich eingeben und ihn zusammen mit seinem Freund Olom-Ra an den Rand der Galaxis senden, wo der zweite Helfer des Lichts, Klivies Kleines, er­scheinen soll.

Kleines wird beim Erscheinen in der Lichtfestung OREOC ebenfalls von einem Dämon attackiert, kann diesen Angriff aber abwehren. Als das Kristallwesen Kleines von den Visionen des Orakels erfährt, sinnt er auf Rache und steuert das Galaxiszentrum an.

Doch Rookax wird vorgewarnt…

Episode 11: Tod auf Vo’hoccl

(19. Dezember 1983, digitalisiert 2014)

Da Rookax weiß, dass die Mogolker gewissermaßen das schwächste Glied in der Kette seiner Untertanen sind, entschließt er sich zu einer rigorosen Tat. Als der Cranyaa-Kommandant Week-Ta mit seinem Rumpfschiff LUHMEN II die verräte­rischen Mogolker angreift, wird er von Rookax selbst abgewehrt und mitsamt seiner Mannschaft ermordet. Dann ruft die Dämonenwaffe zum kollektiven ri­tuellen Selbstmord des Mogolker-Volkes auf.

Als Klivies Kleines mit der Lichtfestung OREOC erscheint, findet er eine verwüs­tete Totenwelt vor. Rachsüchtig zerstört er die Rookax-Stelen, wodurch er die Macht der Dämonenwaffe schwächt. Zugleich wird für die Cranyaa Kama-Ke, Olom-Ra und die vormalige Cranyaa-Kommandantin Lasa-On, die Kleines nun auf seiner Reise begleiten, deutlich erkennbar, dass das Kristallwesen auf ir­gendeine Weise krank ist. Sein Körper wird von schwarzen Krusten überwu­chert, die ihn zunehmend schwächen. Selbst das Steuergehirn OREOC der Lichtfestung scheint ihm dabei nicht helfen zu können. Nur temporär zeichnet sich eine Entspannung bei Kleines´ fragilen Zustand ab.

Nach dem furchtbaren Aufenthalt im System der Mogolker beschließen die Freunde, weiterzureisen. Der nächste Stopp soll Rookax´ Zentralwelt sein, die Düsterwelt. Sie ahnen allerdings noch nicht, dass die Dämonenwaffe bei den Gentechnikern der Soogrer eine neue genetische Armee in Auftrag gegeben hat… genauer gesagt: zwei Armeen.

Episode 12: Düsterwelt

(20. Dezember 1983, digitalisiert 2014)

Während die Lichtfestung OREOC unterwegs ist zur Düsterwelt im Zentrum von Hun’arc, zeigt sich allmählich, dass Rookax die Kontrolle über seine Truppen zu verlieren beginnt. Das betrifft primär die Schollenschiffe der Tsoffags, die sich nun planwidrig alle um die vormalige Brutwelt Sayliih sammeln und hier ohne Erklärung einen riesigen Schwarm bilden.

Ehe er begreifen kann, was dort vor sich geht, taucht die Lichtfestung OREOC über der Düsterwelt auf, den Ursprungsplaneten der Tsoffags. Klivies Kleines geht mit seinen Freunden in den Einsatz, fest entschlossen, Rookax´ Macht empfindlich zu schwächen. Sie treffen hier in einem der Biobrutlabore auf ein Wesen, das einem großen Tropfen mit steiler Spitze und vier radial angeordne­ten Armen gleicht. Es handelt sich um einen Soogrer namens Goonex, der ihnen zunächst feindselig begegnet. Dann entdeckt der Helfer des Lichts, dass Goonex durch kristalline Partikel von Rookax kontrolliert wird und kann ihn durch eine Primärenergieentladung von dem paramentalen Druck der Dämonenwaffe be­freien.

Und kaum dass sie sich miteinander verständigt haben, greifen die neuen miss­gestalteten Genwesen an, die Nuusen…

Episode 13: Die Todessonne

(23. Dezember 1983, digitalisiert 2014)

Während die Freunde noch mit den bizarren Nuusen zu tun haben, zeigt sich, dass die Lichtfestung OREOC eine grundlegende Fehlfunktion hat. Sie holt die ausgesandten Freunde zusammen mit dem Soogrer Goonex zurück, doch Klivies Kleines wird auf der Düsterwelt zum allgemeinen Entsetzen aller schlicht „ver­gessen“. Parallel dazu startet OREOC das Programm „Todessonne“, das darauf abzielt, den finsteren Heimatplaneten der Tsoffags in eine Miniatursonne zu verwandeln.

Klivies Kleines ist derweil auf dem todgeweihten Planeten isoliert und sucht eine Fluchtmöglichkeit. Dabei stößt er auf eine der schwarzkristallinen Rookax-Stelen, wie sie auf jedem Planeten in Rookax´ Reich existieren und die Essenz der Dämonenwaffe beinhalten.

Dann entsteht die Todessonne, und die Düsterwelt explodiert. Kleines gilt ab diesem Zeitpunkt für seine Freunde als tot… aber das scheint nicht mehr lange von Bedeutung zu sein, denn 300 Kampfschiffe der indoktrinierten Soogrer grei­fen an und überlasten OREOCS Schutzschilde.

Und eine rätselhafte Stimme hallt durch die Galaxis und ruft aus, dass der „Stern der Macht“ entstanden ist. Rookax begreift schlagartig, was das bedeu­tet: der Planet TOTAM ist in der Galaxis Hun’arc im Reich der Cranyaa materiali­siert. Nun beginnt der KONFLIKT richtig!

Episode 14: Die Geburt der Todeswelt

(27. Dezember 1983, digitalisiert 2014)

Annähernd eine Million Schollenschiffe der Tsoffags haben sich um die finstere Energieballung versammelt, die vormals die Cranyaa-Brutwelt Sayliih gewesen ist. Hier entsteht nun ein dimensionaler Tunnel in die Unendlichkeit, der durch die konzentrierte Feuerkraft der Tsoffags noch verstärkt wird.

Erst im Moment, in dem der Tunnel in die Ewigkeit kollabiert und preisgibt, was durch ihn aus einem untergegangenen Universum in die Jetztzeit reist, erken­nen die Tsoffags, dass sie zielgerichtet manipuliert wurden – denn die Konzen­tration ihrer Kampfenergie wird sie selbst zerstören.

Dem Zielobjekt ist das gleichgültig: es ist ein schwarzer Kristallplanet namens TOTAM, dem auf diese Weise Geburtshilfe geleistet wird. Die Brutwelt Sayliih und das Volk der Tsoffags hören auf zu bestehen, stattdessen ist nun eine neue Welt etabliert, der Planet TOTAM. Und von hier aus geht ein starker Ruf ins Uni­versum hinaus, das „Ewige Reich“ zu errichten, mit TOTAM als Zentrum.

Die Besatzung des Cranyaa-Kampfschiffs HUHLEG unter seiner Kommandantin Mani-Ul wird Zeuge dieser Vorkommnisse, und die wagemutige Raumfahrerin entscheidet, dass sie auf dieser so überraschend aufgetauchten Welt landen werden, um sie zu erforschen.

Dort sind aber zwischenzeitlich schon die bisher in Erscheinung getretenen Dä­monen Drenosa und Ormun angekommen, deren Auftrag nun lautet: Versucht die Cranyaa und unterwerft sie TOTAMS Willen…

Episode 15: Angriff der Soogrer

(1. Januar 1984, digitalisiert 2014)

Blende zurück ins Reich der Dämonenwaffe Rookax, genauer: ins System der verglühenden Düsterwelt. Im Orbit um den neuen Zwergstern, der offenkundig Klivies Kleines´ Grab geworden ist, wird die Lichtfestung OREOC von Hunderten von Soogrer-Kampfschiffen attackiert. Doch OREOC kann dem Angriff entkom­men und das Waamox-System der Soogrer als nächstes Ziel ansteuern. Dass Kleines nicht mehr an Bord ist, scheint das Lenkgehirn der Lichtfestung gar nicht zu realisieren.

Derweil registriert die Dämonenwaffe Rookax verstörende Verwirrung. Sie gibt ihren Untergebenen widersprechende Kommandos. Mal soll OREOC angegriffen werden, dann wieder nicht. Als Rookax intern nachforscht, wie diese abwei­chenden Kommandos zustande kommen, erleidet die kristalline Dämonenwaffe einen nicht eben geringen Schock.

OREOC läuft auch im Waamox-System vor die Geschütze von Soogrer-Kampf­schiffverbänden, aber auf rätselhafte Weise ist die Lichtfestung auf einmal spur­los verschwunden. Höchste Alarmstufe wird über das System verhängt, insbe­sondere über die Dschungelwelt Suriloom, wo die neue „genetische Armee“ ge­züchtet wird, die perfektionierten Nachfolger der misslungenen Nuusen.

Der Cranyaa Kama-Ke verkündet zwischenzeitlich außerdem, dass er sich ganz sicher ist: Klivies Kleines sei noch am Leben, selbst wenn das nach dem Unter­gang der Düsterwelt völlig undenkbar scheint.

Aber die Situation sieht wirklich sehr schlecht aus: TOTAM ist erschienen, das Volk der Cranyaa durch die Apathiestrahlung der Tsoffags stark geschwächt, zu Milliarden bereits gestorben, OREOC auf der Flucht, Oki Stanwer und die ande­ren Helfer des Lichts noch fern…

Soweit die Handlung der Episoden 11-15 der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“. Ihr seht an den Erstschreibdaten, die alle im Dezember 1983 und Ja­nuar 1984 liegen, dass ich zu der Zeit diese 15seitigen handschriftlichen Folgen in enormer Geschwindigkeit geradewegs „herunterratterte“. Das hat sich später etwas verlangsamt, aber damals habe ich wirklich sehr geschwind am OSM gearbeitet, weshalb die Handlung auch noch vergleichsweise stereotyp abläuft.

In der vierten Folge der Close Up-Reihe werden die Abenteuer von Klivies Klei­nes´ Freunden im Sonnensystem der tropfengestaltigen Soogrer fortgesetzt und eine erste Blende zur Welt des Bösen gebracht, wo das Cranyaa-Schiff HUHLEG inzwischen gelandet ist.

Bis nächste Woche, meine Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 202: Kaperfahrt

Posted Februar 6th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Piraterie ist, wie ich weiter unten in der Rezension schon vor Jahren schrieb, lei­der ein Thema, das immer noch auf der internationalen Agenda steht und, so ist zu befürchten, wohl auch weiterhin bleiben wird. Wenn man daran denkt, dass schon Gaius Julius Cäsar vor über 2000 Jahren gegen Piraterie im Mittel­meer ankämpfte, dann mutet der Gedanke, man könne Piraterie ausrotten, etwa so realistisch an wie der Glaube, man würde Eifersucht, Bestechlichkeit oder Habgier irgendwann final bekämpfen können. Vergesst es.

Auch das Thema des religiösen Fundamentalismus, der zentral im vorliegenden Roman mit dem Piratenthema vermischt wird, beschäftigt uns sicherlich noch einige Jahrzehnte. Das heißt aber nicht, dass Geschichten, die darüber geschrie­ben werden, an Lesbarkeit verlieren, ganz im Gegenteil. Und wenn die Autoren sowieso versierte Thrillerautoren sind – wie in diesem Fall Cusslers Co-Autor Jack du Brul – , dann ist Spannung ziemlich garantiert.

Dass ich mich gegen Schluss der unten wiedergegebenen Rezension überkri­tisch zeige, was die Originalität des Settings angeht… da wäre ich heute etwas nachsichtiger. Ich kann nicht wirklich ernsthaft erwarten, dass ihr alle weit mehr als 50 Cussler-Romane im Kopf habt und einen Roman aus den 80er Jahren mit dem vorliegenden vergleicht. Wer das aber nicht tut, wird mit dem vorliegen­den Buch gut mit Lesestoff versorgt sein.

Was im frühen 19. Jahrhundert als Eindämmungsmission gegen Piraten im nordafrikanischen Raum beginnt, führt zu einer abenteuerlichen Schatzjagd (auch nach durchaus spirituellen Werten) im frühen 21. Jahrhundert. Was heißt das genau? Nun, wer das herausfinden möchte, der lese weiter:

Kaperfahrt

(OT: Corsair)

Von Clive Cussler & Jack du Brul

Blanvalet 37590

608 Seiten, TB, 2011

Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak

ISBN 978-3-442-37590-5

Piraterie ist nicht neu. Es gibt sie schon seit zahllosen Jahrhunderten, und leider ist sie auch heute noch gang und gäbe in manchen Regionen der Welt, etwa vor der somalischen Küste oder zwischen den indonesischen Inseln. Jede Reederei weiß davon. Heutzutage wird allerdings gern angenommen, dass die weitaus meisten Regionen der Erde von Piraterie verschont geblieben sind (ein Irrtum) oder, dass es sich dabei doch zumeist um ein romantisches Thema handelt, das man sich gern im Kino anschaut, wenn es um Filme geht, die in der Karibik der Frühen Neuzeit spielen.

Zum Thema: Piraterie, Nordafrika und Vereinigte Staaten von Amerika fällt den meisten Mitmenschen vermutlich erst mal nicht sehr viel ein, und wenn man dann das Jahr 1803 nennt, herrscht wohl nur noch blanke Ahnungslosigkeit. Und doch war exakt Piraterie damals in jener Weltregion ein äußerst heikles Thema, ein Politikum, und es vermengte sich mit Weltpolitik und religiösem Fa­natismus… ja, und es stellte einfach ein verdammtes Hindernis dar.

Im Herbst 1802 hatte die US-Fregatte Philadelphia ein berberisches Korsaren­schiff dummerweise bis in den Hafen von Tripolis verfolgt und war hier auf Grund gelaufen – mit der Konsequenz, dass alle Matrosen in Gefangenschaft gerieten und das Schiff von den Piraten nun nach und nach zu einem Piraten­schiff umgebaut wurde. Es lag für die Amerikaner auf der Hand, dass die Pirate­rie mit diesem Schiff noch sehr viel gefährlicher werden würde, außerdem stell­te es eine Frage der nationalen Ehre dar, die Gefangenen zu befreien, wenn möglich. Also wurde in einer geheimen Operation der Versuch unternommen, die Philadelphia kurzerhand zu zerstören.

Kapitän Stephen Decatur und sein Erster Offizier Henry Lafayette waren mit der Ketsch Intrepid unterwegs, um genau dies zu erreichen. Bei dem Auftrag wur­den sie jedoch entdeckt und bekamen es mit einer der gefürchtetsten Gestalten der Region zu tun – mit dem einstmaligen Religionsgelehrten Suleiman Al-Jama und seinem Schiff, der Saqr. In der sich entspannenden Seeschlacht gingen Hen­ry Lafayette und Al-Jama, der die Piraterie als Akt des religiösen Krieges gegen die Ungläubigen ansah, über Bord.

Wider Erwarten überlebt Lafayette diese Schicksalsprobe. Zweihundert Jahre später wird ein Brief, in dem ein Landsmann mit ihm in Kontakt gekommen war, in die Hände des Marinehistorikers St. Julien Perlmutter gespült, den Leser der Cussler-Romane schon hinreichend kennen gelernt haben. Perlmutter wieder­um liest aus diesem Brief etwas völlig Unglaubliches heraus – sowohl Al-Jama als auch Lafayette sollen diesen Kampf überlebt haben… aber im Anschluss an das Gefecht rettete Lafayette dem Piraten das Leben und bewirkte bei dem Kor­saren offensichtlich einen grundlegenden Wandel seiner Weltanschauung, und zwar dergestalt, dass Al-Jama angeblich gegen Lebensende religiöse Texte ver­fasste, in denen er für eine friedliche Koexistenz mit dem Christentum und an­deren Religionen eintrat. Nur waren diese Schriften nie gefunden worden.

Perlmutter weiß: wenn man diese Schriften entdecken kann, können sie für die jetzt demnächst in Libyen stattfindende Friedenskonferenz, die die Region beru­higen soll, zentrale Impulse ausstrahlen, vielleicht entscheidende Impulse. Denn der neue libysche Außenminister Ali Ghami hat, dem Willen seines nun friedfer­tigen Herrschers Muammar al Ghaddafi entsprechend, in Tripolis besagte Kon­ferenz einberufen, nicht zuletzt, um den Machenschaften eines Mannes Einhalt zu gebieten, der sich anschickt, Osama bin Laden als Terrorchef zu übertreffen. Dieser Mann, dessen Aussehen niemand kennt, nennt sich nach dem histori­schen Vorbild Suleiman Al-Jama, und wie sein Vorbild ist er absolut skrupellos bei der Durchführung seiner Pläne und fanatisch darin, Menschen zu Selbst­mordattentätern auszubilden und durch ihren Tod Hunderte Unschuldiger in den Untergang zu reißen.

Die charismatische amerikanische Außenministerin Fiona Katamora, halb japa­nischer Abstammung, ist ebenfalls zu der Konferenz eingeladen, und wenn sie diese Dokumente des islamischen Gelehrten und früheren Korsaren vorweisen kann, ist ein Sieg der gemäßigten Kräfte auf der Konferenz so gut wie sicher.

Das Außenministerium schickt darum eine kleine Archäologenmission nach Tu­nesien, als Tarnung für eine Suche nach dem Unterschlupf und Grab von Al-Jama, das neben den erwähnten Schriften auch noch „Berge von Gold“ enthal­ten soll. Nur ist die Lage dieses Ortes nicht hinreichend bekannt… er kann in Libyen liegen oder in Tunesien, angeblich nahe einem Wasserfall. Wenn es dort welche gäbe…

Wenige Tage vor Beginn der Konferenz beginnen sich die Ereignisse in verschie­denen Regionen der Welt zu überschlagen. Die OREGON-Crew unter dem Vor­sitzenden Juan Cabrillo agiert gerade noch vor der somalischen Küste und hat schwer damit zu kämpfen, moderne Piraten zu überwältigen, als über der liby­schen Wüste das Flugzeug der amerikanischen Außenministerin spurlos ver­schwindet, offensichtlich abgestürzt.

Zeitgleich sehen die Archäologen an der Küste von Tunesien unter Dr. Alana Shepard ein landendes Flugzeug fernab jeden Flugplatzes. Da sie von Katamoras Mission wissen, zählen sie 2 und 2 zusammen und eilen zu Hilfe… dummerwei­se erreichen sie sie nie, weil sie auf ein unerwartetes Hindernis stoßen und ebenfalls verschwinden.

Juan Cabrillo wird von Langston Overholt, dem Direktor der CIA, auf die Suche nach der Außenministerin angesetzt, und recht schnell wird ihm klar, dass hier irgendetwas sehr, sehr seltsam läuft und ebenso offensichtlich Terroristen die Hände im Spiel haben, die absolut keinerlei Skrupel besitzen, reihenweise Men­schen umzubringen, Männer, Frauen und Kinder… und dass dieser Morddurst auch vor Cabrillos eigener Crew nicht Halt macht. Das versetzt ihn und seine Crewmitglieder in einen gefährlichen Zorn, der sie mehrfach dazu bringt, ähn­lich hart zurückzuschlagen wie die Gegner… schweigen wir von der Unzahl an Toten, die auf diese Weise durch den Roman gestreut werden, über die Wüste, über Straßen, auf Schiffsdecks…

Personen, die vermeintlich vertrauenswürdig sind, erweisen sich auf bösartige Weise als Verräter. Vertrauliche, wichtige Nachrichten sickern an den Feind durch und ermöglichen Komplikationen, die dem Leser die Haare zu Berge ste­hen lassen, Intrigen sind an der Tagesordnung, überall lauern fanatische Geg­ner, und die Person im Hintergrund, die die Fäden zieht, ist der sinistre „Al-Jama“, der inzwischen auch von den Dokumenten seines Namensvetters der Vergangenheit erfahren hat und alles daran setzt, sie in seinen Besitz zu bringen oder zu vernichten. Und dann ist da immer noch die Frage, ob man wohl dem „Friedensengel“ Ghaddafi trauen kann oder ob er, der durchaus mit Recht jah­relang der Unterstützung des Terrorismus bezichtigt wurde, nicht vielleicht sei­ne ganz eigene Suppe kocht.

Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, in dem Juan Cabrillo und seine Leute immer wieder die Grenzen des moralisch Vertretbaren überschreiten müssen, zugleich darum bemüht sind, nicht aufzufallen (wie fällt man nicht auf, wenn man bei­spielsweise Hubschrauber abschießt und ein Armeelager in die Luft sprengt?) und zuletzt offen das Völkerrecht zu brechen hat, um zu retten, was noch zu retten ist…

Hochgeschwindigkeits-Nervenkitzel“, heißt das Label auf dem Buch, und das ist wahrhaftig nicht zu wenig gesagt. Dramatisch ist es auf vielen hundert Seiten des Romans in der Tat, und es wäre müßig, hier all die Situationen aufzuzählen, die den Leser an die Seiten fesseln. Manches an der Geschichte legt allerdings nahe, dass die Autoren – namentlich Jack du Brul, der ja den Hauptteil des Wer­kes geschrieben haben dürfte, Anleihen bei modernen Actionfilmen gemacht haben, namentlich etwa bei dem James Bond-Film „Casino Royale“ mit Daniel Craig. Die Folge ist ein atemberaubendes Kaleidoskop aus Handlungsdetails, Stunts und Handlungsblenden, bei denen man schon mal durcheinander kom­men kann. An manchen Stellen sind die Passagen dann so ausgedehnt, dass man das eigentliche Ziel aus den Augen verliert (etwa dieser lange Kampf wäh­rend der Eisenbahnfahrt… und nein, das ist keine normale Eisenbahn, das ist schon etwas deutlich anderes… aber das muss man lesen, das mag ich hier nicht verraten). Langweilig wird es freilich nie.

Problematisch sind ein paar andere Sachen an dem Roman, etwa, dass man als Leser schon recht klar ab Seite 250 weiß, wer der Bösewicht ist. Auch du Bruls Vernebelungstaktik auf den Hunderten Seiten danach kann diesen Fauxpas nicht ungeschehen machen. Zum zweiten fällt auf, dass eine Kampfpassage zum Schluss sehr derjenigen ähnelt, die schließlich auch im Roman „Wüstenfeuer“ (2010) von Clive und Dirk Cussler Raum findet (ich vermute allerdings, letzter schrieb von diesem hier dann ab), und diese beiden Kämpfe ähneln hinwieder­um sehr einem Kampf, der schon von Paul Kemprecos 1999 im Roman „Das Todeswrack“ angewendet worden ist.

Nun kann man natürlich sagen: hey, solche Kampfsujets sind, zumal, wenn man sehr viele solche thematisch ähnlichen Romane schreibt, eben einfach sehr ähnlich, was freilich stimmt. Es nimmt der Geschichte gleichwohl ein wenig ihren Reiz, allerdings in diesem Fall nur graduell.

Die Hauptschwierigkeit ist eine andere. Abgesehen von der Tatsache, dass Muammar al Ghaddafi als Friedensstifter wirklich gar nicht geeignet ist, wenn wir uns an seine Rolle im Libyen-Krieg vor ein paar Jahren entsinnen, beweist Jack du Brul, dass er das interne historische Parallel-Kontinuum von Clive Cuss­ler nicht beherrscht.

Wieso das nicht?

Nun, man erinnere sich bitte an das, was Cussler selbst 1989 in dem Roman „Das Alexandria-Komplott“ geschrieben hat: Hier ist so in Nebensätzen zu lesen, dass Ghaddafi zu diesem Zeitpunkt (der Roman spielt 1991!) bereits an Krebs gestorben ist. Dafür ist er aber im vorliegenden Roman noch recht gut erhalten… überhaupt fällt bei einer flüchtigen Prüfung beider Romane auf, dass sie recht viele Parallelen enthalten. Auch bei „Alexandria“ geht es um einen Flugzeugabsturz (diesmal mit der Generalsekretärin der UN auf dem Flug nach New York), wieder stürzt das Flugzeug in unmittelbarer Nähe einer Archäolo­gengrabung (diesmal auf Grönland) ab, wieder ist ein fundamentalistischer At­tentäter namens Suleiman zentral in die Handlung involviert…

Man argwöhnt also als versierter Cussler-Leser, dass die beiden Verfasser sich hier ein wenig die Sache einfach gemacht haben, indem sie einen raschen page­turner herunterschrieben, zusammen kombiniert aus Versatzstücken älterer Werke. Das würde vielleicht auch die exzessiven Kampfszenen und Verfolgungs­jagden erklären, die hier ihren Platz beanspruchen. So leid es mir darum tut – an Originalität kann der Roman höchstens zwei von fünf Punkten beanspru­chen, an Dramatik bekommt er wenigstens drei davon, vielleicht dreieinhalb. Es scheint jedoch so zu sein, dass dem Duo langsam ein wenig die Ideen ausgehen. Ach ja, und wer das U-Boot auf dem Titelbild im Roman sucht, kann lange su­chen. Da hat der Verlag mal wieder gesponnen.

Wer also nur spannendes Lesefutter sucht oder sowieso notorischer Cussler-Fan ist, der ist hier gut aufgehoben, skeptischere Geister könnten etwas ent­täuscht sein.

© 2013 by Uwe Lammers

Ja, ich denke schon, dass man, wenn man die Vergangenheit und die Inkonsis­tenzen von Cusslers interner Timeline ausblendet, mit dieser Geschichte sehr gut und über viele Seiten hervorragend unterhalten werden kann. Im Vergleich zu zahlreichen jüngeren Romanen aus der Feder des Autors alleine kann sich dieser hier wirklich sehen lassen.

Auch in der nächsten Woche geht es um eine Art von Schatz, zugegeben. Und um Liebe. Wir brechen nach Frankreich in der jüngeren Gegenwart auf, und ich kann jetzt schon versichern – der Roman, den ich euch dann vorstelle, ist ein kleines, überraschendes Juwel, das mich ganz unerwartet betörte.

Mehr dazu am kommenden Mittwoch an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 309: Legendäre Schauplätze 11: Koopen

Posted Februar 2nd, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

im Oki Stanwer Mythos gehört die Galaxis Koopen mit weitem Abstand zu den prominentesten Sterneninseln der kosmischen KONFLIKTE, also jener giganti­schen Auseinandersetzungen zwischen der Macht TOTAM und ihren Vasallen­reichen und Oki Stanwers Anhängern. Ich kenne diese Sterneninsel bereits seit über 30 Jahren, und es ist darum absolut an der Zeit, euch Näheres über diese Galaxis zu erzählen… nicht zuletzt deshalb, weil ihr vermutlich in den nächsten Jahren selbst lesend dorthin vorstoßen könnt.

Ja, natürlich habt ihr indirekt schon von Koopen gehört – von jener legendären Heimat der reptiloiden Spezies der Allis, die im KONFLIKT 2, also der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) bereits seit dem Jahr 2013 in meinen E-Books agieren. Aber ihr seid nie dort gewesen, sondern habt nur am Rande von dieser Galaxis gehört.

Im KONFLIKT 2 ist Koopen schon lange vom Terrorimperium der Troohns über­rannt. Aber der OSM spielt in mehreren aufeinander aufbauenden Universen. Und so ist es vermutlich nur eine geringe Überraschung, wenn ihr entdeckt, dass die Galaxis Koopen in späteren Serien des OSM wieder eine Rolle spielt, die nämliche: als Heimat der Allis.

Ich beziehe mich heute mal primär auf zwei KONFLIKTE, mit zentralem Fokus auf KONFLIKT 12, mit dessen Veröffentlichung ich 2019 beginne. Die zweite Serie ist KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (DMadN), die also rund 20 Milliarden Handlungsjahre später spielt. Doch dort ist Koopen oder Kirrongar, wie man diese Sterneninsel auch nennen wird, nur ein Nebenschau­platz.

Das gilt nicht für KONFLIKT 12.

1988, als ich in der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ schon recht weit vorgedrungen war, beschrieb ich in den damaligen Lexikonseiten Koopen noch wie folgt:

Koopen: Auch Kirrongar genannt. Die Heimatgalaxis der Allis, die die Haupthel­fer des Guten in diesem Kampf sind. Koopen ist 22 Millionen Lichtjahre von Bytharg entfernt, und es ist normalerweise nur mit einem jahrelangen Flug und großen Reserven an Material und Verpflegung möglich, diesen kosmischen Ab­grund zu überqueren. Die Transmitterstraßen der Baumeister schaffen das bin­nen weniger Tage, wenn man Zwischenstopps auf den einzelnen Basen einlegt, denn kein organisches Wesen überlebt einen direkten Transit über 22 Millionen Lichtjahre.

K. ist eine Kugelgalaxis von relativ hohem Alter, sie wird auf der Äquatorebene von einem dichten, rotschwarzen Ring aus sterbenden Sonnen und kosmischen Trümmerresten umgeben, die durch die Rotation der Galaxis in Jahrmillionen nach außen geschleudert wurden. In der so genannten Einszone, die in einem Bereich des Ringes liegt, schläft Oki Stanwer.

Ihr merkt, das ist noch relativ schlicht ausgedrückt und unvollständig. Heute weiß ich natürlich sehr viel mehr über diesen Bereich des Kosmos. Während ich mich damals eher schlicht auf die äußere Beschreibung zurückzog, könnte ich heute eine Menge über das Allkoom-System sagen, über Tausende von Koloni­alwelten der Allis oder über die zahlreichen Kolonistengruppen, von denen ihr wahrscheinlich bis heute nur die Dessan-Allis kennt. Genau jene eher grau­schuppigen Vertreter in ihren goldenen Roben, die die Verkünder des Oki-Stan­wer-Gesetzes schon in KONFLIKT 2 sind. Das ist in KONFLIKT 12 ganz genauso.

Es wäre vieles zu schreiben über die jahrhundertelangen Prozesse, in denen diese Verkünder dafür sorgten, dass Oki Stanwer zur Zentralfigur der allischen Gesellschaft stilisiert wurde und die in viele Volksstämme und Gruppen aufge­spaltene Spezies der Echsenwesen sich schließlich mehr oder minder geschlos­sen hinter die Ziele der Sieben Lichtmächte und die legendären Baumeister stellte.

Ich könnte einiges erzählen über die zwölf Baumeister-Transmitterwelten, die in Koopen existieren und die Einstiegsportale in die kosmischen Transmitternetze sind, die das Universum durchziehen. An dieser Stelle möchte ich auf eine Ver­knüpfung hinweisen, die ihr als meine E-Book-Leser schon kennt: denkt mal an „Annalen 2: Ian und der Stein der Götter“. Das rätselhafte „Tor der Ewigen Se­ligkeit“ im solaren System, das in der Hitzeglut der Venus existiert und durch das man zum rätselhaften Planeten Swamp alias Dawson alias Shoneei gelangt, ist Teil genau dieses Transmittersystems. Allerdings sind die Milchstraße und alle dort liegenden Welten in diesem OSM-KONFLIKT unbekannt.

Die Allis lugen sowieso via Transmitterbrücken nur in eine Richtung: zu einer ge­heimnisvoll grün funkelnden Sterneninsel in unfasslicher Distanz – Bytharg! Zu jener Galaxis, in der das Herz des Bösen schlägt, in der die Macht TOTAM resi­diert, wie es das Oki-Stanwer-Gesetz proklamiert. Bytharg ist das Ziel, und dort­hin schicken die Allis Kolonisten und Armeegruppen, als es an der Zeit ist, den Krieg an die Gestade Bythargs zu tragen.

Ebenfalls in Koopen liegt die geheimnisvolle Einszone, eine Region des Univer­sums, in der der Weltraum blau funkelt und die Raumfahrt nahezu unmöglich ist. Die Spezies der Baumeister hat hier eine Reihe von Weltraumstationen zu­rückgelassen, besonders die Stationen 17 und Eins, in denen Oki Stanwer, der Be­zwinger des Chaos, seit tausend Jahren schlummert… und wo die sieben glei­ßenden Lichtsäulen stehen, in denen die Essenz seiner Helfer des Lichts gehor­tet wird, extrem gut bewacht von starken Soldatenkontingenten der Allis.

Sie wissen: zum richtigen Zeitpunkt wird der Bezwinger erwachen und sie in den finalen Krieg gegen TOTAM und seine Schergen führen. Dass TOTAM sich in Bytharg seltsamerweise CROSSATH nennt, wird ignoriert. Was die Allis leider nicht wissen, ist indes dies: der Krieg wird zu ihnen kommen. Er kommt durch den Abgrund der Zeit, er kommt außerdem durch den Abgrund des Raumes. Und er wird Koopen zu einem Schlachtfeld machen, zu einem Kriegsschauplatz, wie sie ihn sich niemals zuvor vorstellen konnten.

Dies ist die nahe Zukunft.

Die Gegenwart ist voller Optimismus, voller Tatendrang. Milliarden Allis stehen bereit, um den Kampf gegen TOTAM und seine Schergen aufzunehmen.

Mögen die Baumeister auch seit Jahrtausenden verschollen sein, ihre Hinterlas­senschaften in Koopen und den galaktischen Räumen zwischen Koopen und Bytharg stehen ihnen offen, namentlich jene Portale, die selbst den Abgrund der Zeit zu überbrücken vermögen.

Ihr werdet Koopen alsbald im Rahmen des KONFLIKTS 12 näher kennenlernen, vertraut mir. Es wird für euch ein vertrauter Ort werden in den nächsten Jahren, wenn ich meine Veröffentlichungspläne beibehalten kann.

Und dann erwähnte ich eingangs, dass Koopen noch eine weitere Rolle in ei­nem späteren KONFLIKT zu spielen hat. Ja, das stimmt. Zwanzig Milliarden Jahre später ist Koopen, nun „Kirrongar“ genannt, in die direkte Nähe der Galaxis Milchstraße gerückt.

Man schreibt das Jahr 3896, als Oki Stanwer in der Milchstraße erfährt, dass ein Wesen mit dem theatralischen Namen GALAXIENBEZWINGER in Kirrongar resi­diert, 63 Millionen Lichtjahre von der Heimatgalaxis entfernt. Und nach verläss­lichen Informationen plant dieses Wesen, die sowieso zutiefst politisch zersplit­terte Milchstraßenvölker über den Abgrund der Sterne hinweg anzugreifen. Die Invasion scheint schon in vollem Gange zu sein, aber die Hauptstreitmacht des Feindes ist noch in Kirrongar.

Oki Stanwer beschließt, einen Präventivschlag zu führen und ins Herz des Fein­des vorzustoßen. Über eine gegnerische Transmitterbrücke wagt er den Direkt­stoß… und läuft in eine Falle. Denn der GALAXIENBEZWINGER hat damit ge­rechnet. Die Dämonenwaffe BICCUNOR verwandelt die Transmitterbrücke wäh­rend des Transits in eine Zeitfalle, und statt in Nullzeit anzukommen, dauert der Transit geschlagene 40 Jahre.

Die Verwirrung ist denn auch groß, als Oki Stanwer in Kirrongar herauskommt und hier all überall Chaos und Zerfall vorfindet. Statt ein hochgerüstetes feindli­ches Imperium zu entdecken, scheint es so, als habe der GALAXIENBEZWINGER diese Sterneninsel völlig ausgeplündert und nur Verwüstung zurückgelassen.

Das, was noch in KONFLIKT 12 ein großes, strahlendes Sternenreich der Allis war, ist hier ein geradezu verrotteter Abglanz. Die Völker nicht nur der Allis son­dern auch der rabengestaltigen Vooler sind völlig am Boden, ressourcenmäßig ausgeplündert und technisch degeneriert.

Und die Streitmacht des GALAXIENBEZWINGERS ist vor vierzig Jahren in die Milchstraße aufgebrochen und hat sie erobert. Weswegen Oki Stanwer, als er dorthin schließlich zurückkehren kann, ebenfalls ein Trümmerfeld vorfindet… aber ein seltsames. Denn der GALAXIENBEZWINGER ist offenbar spurlos ver­schwunden und hat durchaus nicht das triumphale Sternenreich errichtet, das er vermutlich im Sinn hatte. Es gab, sagen wir es vorsichtig, Komplikationen auf dem Weg zur Milchstraße. Und vierzig Jahre nach Oki Stanwers Aufbruch ist die Heimatgalaxis zu einem verstörend fremden Ort geworden.

Doch das hat, wie ihr richtig anmerkt, mit Kirrongar oder der Galaxis Koopen nicht mehr direkt etwas zu tun. Da ich aber nicht zu viel spoilern möchte, was die Rolle von Koopen und seinen Bewohnern in KONFLIKT 12 des OSM angeht – anderenfalls würde ich euch um interessante Entdeckungen in den BdC-E-Books berauben – , halte ich es für das Sinnvollste, für den Moment die Schatzkiste der „legendären Schauplätze“ wieder zu schließen. Aber merkt euch meine Worte: eine Sterneninsel, die in wenigstens drei OSM-KONFLIKTEN eine wichti­ge Rolle spielt, verdient es ohne Zweifel, ein legendärer Schauplatz genannt zu werden.

In sieben Wochen werde ich euch die nächste legendäre Location des Oki Stan­wer Mythos vorstellen. Aber sehr viel näher liegt natürlich die kommende Wo­che. Da führe ich euch zurück in die Galaxis Hun’arc und ins Zentrumsreich der Dämonenwaffe Rookax. Genau, Close Up Teil 3! Ich denke, das wird sehr inter­essant werden.

Bis dann, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ja, das ist das dritte respektlose Persiflage-Abenteuer aus der Baker Street-Co­micreihe, das sich diesmal mit besonderem Vorzug einem englischen National­heiligtum nähert (Tee), um selbiges mit einem weiteren englischen Nationalhei­ligtum (Sherlock Holmes) ebenso schockierend zu bekämpfen. Ich musste schon 2011 in der Rezension konstatieren, dass der Angriff auf das Zwerchfell definitiv gelungen war. Aber ich habe diesbezüglich ja auch schon signalisiert, kein old-fashioned eiserner Verfechter des klassischen Kanons zu sein. Im Gegenteil – ich genieße solche bizarren Weiterungen des Holmes-Mythos durchaus. Da kom­men schon sehr interessante und bisweilen sehr gelungene Epigonengeschich­ten dazu, da hinein würde ich Barrals und Veys´ Comicalben unbedingt zählen.

Wer die Stirne runzelt ob des seltsamen Covers und sich verzweifelt fragt, was wohl die „Kamelienmänner“ sein mögen und inwiefern sie mit den verschiede­nen Teesorten zu tun haben und wie um alles in der Welt das in diesen literari­schen Kosmos um Sherlock Holmes hineinpasst… nun, der sollte einfach weiter­lesen und sich neugierig machen lassen.

Vorhang auf für:

Baker Street 3:

Sherlock Holmes und die Kamelienmänner1

(OT: Sherlock Holmes et les Hommes du Camellia)

Piredda-Verlag

Von Pierre Veys & Nicolas Barral

Berlin 2010

52 Seiten, geb.

ISBN 978-3-941279-37-7

Und wieder machen wir uns auf in den Parallelkosmos, in dem Pierre Veys und Nicolas Barral „ihre“ Version des Lebens und Wirkens des beratenden Detektivs Sherlock Holmes und seines Kompagnons und „Eckermanns“ John Hamish Wat­son verfolgen, niedergelegt in (bisher?) fünf Bänden der Comicserie „Baker Street“.2

Der dritte Band konfrontiert uns mit dem üblichen morgendlichen Drama: Mrs. Hudson, der man an der roten Nase und dem derben Umgangston unschwer ansehen kann, dass sie eifrig und intensiv dem Alkohol zuspricht (etwas, was sich im Verlauf dieses Bandes drastisch ändert, dies sei angedeutet, und es hat was mit Zigarren und Peitsche zu tun), serviert Watson und Holmes das Früh­stück. Der Leser erkennt im zweiten Blick, dass sie eigentlich zwei ausstaffierten Strohpuppen serviert und ist schon am Grinsen und Rätseln auf Seite 2. Des Rätsels Lösung – die beiden Freunde sind Mrs. Hudsons morgendlichem An­schlag auf ihre Gesundheit entgangen und lassen es sich in einem Gourmetre­staurant schmecken. Nicht ahnend, dass das Verhängnis naht.

Auf dem frohgemuten Rückweg in die heimatliche Baker Street werden sie völ­lig unvermittelt von einer Gruppe Chinesen entführt und unter einem erhellen­den, munteren Vorzug über den chinesischen Tee, namentlich Oolong-Tee, in gefesseltem Zustand buchstäblich zwangsabgefüllt und dann laufen gelassen.

Der unbegreifliche Einlauf hat eine nicht minder verständliche abführende Wir­kung, doch zurück in der Baker Street finden sich die beiden auf einmal in der Hand einer Horde von Turban tragenden Asiaten wieder, die sie gleichfalls wie­der fesseln und diesmal einem weiteren Tee-Einlauf unterziehen, ebenfalls un­ter vermeintlich unterhaltsamem Vortrag über Ceylon-Tee.

Als sie wieder freigelassen werden, müssen sie – einigermaßen entlastet, wobei sich bei Holmes eine massive Tee-Phobie breit macht, die sich bereits durch das Wort „Tee“ aktivieren lässt und zu giftgrünem Gesicht und hastigem Abgang bei ihm führt – entdecken, dass auch die arme Mrs. Hudson solcher Kur unterzogen worden ist, wenigstens von den Tamilen (denn solche stellten die zweite Grup­pe, wie Holmes rasch erkennt).

Was es indes mit diesen obskuren Vorkommnissen auf sich hat, wird klarer, als sie Besuch von einem braungebrannten, schwarzlockigen Mann bekommen, der fatal aussieht wie ein eingefärbter Inspector Lestrade von Scotland Yard (für den er anfangs auch gehalten wird). In Wahrheit heißt der Mann Thomas Clip­ton, kommt von Ceylon und hat ein ernstes Problem wegen einer Erbschaft: Sein Onkel Cornelius Clipton ist überraschend gestorben und Thomas soll bin­nen 6 Wochen die Erbschaft antreten, muss dafür aber vor Ort sein. Das ist auch deshalb für ihn von Bedeutung, weil er eigentlich in England einen neuen Teevertrieb für Ceylon-Tee (!) aufbauen möchte, was dem dortigen Monopolis­ten von der Firma Teawings (der China-Tee (!) vertreibt) natürlich ein Dorn im Auge ist. Da die Plantage von Cornelius Clipton zwangsversteigert wird, wenn Thomas nicht binnen der Frist auftaucht, ist anzunehmen, dass Teawings diese Reise zu torpedieren versuchen wird – denn auf diese Weise ließe sich Clipton recht schnell ruinieren, was seinen Teeplänen den Todesstoß versetzen würde.

Sherlock Holmes und Watson erklären sich bereit, ihm zu helfen, weil sie – be­rechtigt – argwöhnen, dass die Chinesen, die sie malträtiert haben, in den Diensten von Teawings standen (was stimmt; was sie nicht wissen, ist die Sache mit dem Teegebäck, aber das muss man selbst nachlesen). Womit die beiden Freunde dann aber eher nicht rechnen, ist die unerwartete Vergrößerung ihrer Reisegruppe: zum einen wird Inspector Lestrade hinzugezogen (gegen seinen Willen!), außerdem findet sich unerwartet Lestrades Bruder ein3, und schließ­lich haben wir da auch noch die erstaunliche Verwandlung der Mrs. Hudson zu gewärtigen, die als „Generalstabschefin“ nahezu alles managt und neben Reise­karten, landesüblicher Währung, Express-Abführmittel und Dynamitstangen so ziemlich alles dabei hat, was man eben so für eine abenteuerliche Reise quer durch Europa, Asien und Südostasien braucht. Und wir wollen mal ganz schwei­gen von dem enthusiastischen Fotografen, der auch noch auftaucht – er sorgt für weitere Verwirrungen und noch mehr Amüsement.

Es ist ein wirklich goldiges, von wahnwitzigen Einfällen durchwuchertes Aben­teuer mit zahllosen süßen, bissigen und neckischen Seitenhieben auf alles Mög­liche, was man sich nur denken kann, was hier auf den Leser abgefeuert wird. Zwar nehmen sich die Verfasser mal wieder eine muntere Übertreibung heraus, was das Titelbild angeht – Holmes und Watson paddeln durchaus nicht in einer Teekanne durch Indien – , aber es ist nicht sehr weit von der Realität entfernt, und das, was man geboten bekommt, entschädigt für das irreführende Titelbild bei weitem. Es lohnt sich ganz besonders, zu sehen, was ganz am Schluss passiert (das verrate ich natürlich nicht)…

Auch dieses Album des Autoren- und Zeichner-Duos Veys (Story) und Barral (Zeichnungen) zeigt deutlich, dass nicht nur, wie sie einleitend er­wähnen, „27311 Schimpfworte, 42349 Flüche, 11088 Verwünschungen und Bannsprüche, 2 Voodoopuppen sowie 3 Dutzend Nadeln notwendig (waren), um dieses Album zu realisieren“. Die Wirkung ist ähnlich durchschlagend wie die der Teezeremonie von „Teawings“ (in deren Firma man unschwer die Teemarke „Twinings“ wieder findet). Auch die Charakterisierung von Thomas Clipton ist an eine Teemarke angelehnt, nämlich „Lipton“-Tee (und als besonderer Witz, man sollte darauf achten, ragt aus dem hinteren Hemdkragen von Clipton immer die Lasche des Teebeutels!).

Ferner geht es natürlich um Teezeremonie, Teegebäck, um Elefanten, indischen Watson-Kult, Holmes´ notorische Eifersucht, Bienenstöcke, Quarantäneschiffe und einiges mehr. Mit viel Liebe zum sardonischen Detail wird auch diesmal der Holmes-Kanon munter durch den Kakao gezogen. Doch wie ich schon sagte: dies ist eben ein Paralleluniversum, und hier sind unsere Helden eben etwas charakterlich deformiert. Dem Vergnügen tut das keinen Abbruch, finde ich. Wer den ersten und zweiten Band gemocht hat, wird sich hier richtig heimisch fühlen. Es ist einfach ein respektloser Heidenspaß…!

© 2011 by Uwe Lammers

Ja, man spürt, wie ich beim Verfassen der obigen Zeilen vom Lektüre-Amüse­ment noch durchglüht wurde, und das durchaus mit Recht. Viele moderne Zeichner versuchen ja, sich auf dem Weg der Nacherzählung der klassischen Geschichten einen Namen zu machen… so zurückhaltend sind unsere beiden Genies hier nicht gewesen. Sie ziehen den Kanon, die Protagonisten und die zeithistorischen Themen einfach gnadenlos und genüsslich durch den Kakao. Und es ist definitiv ein großes Vergnügen.

In der kommenden Woche kehren wir zurück zum weitläufigen Oeuvre von Clive Cussler und seinen Kompagnons und schildern ein weiteres verwegenes Abenteuer zur See.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Das ist natürlich eine Anspielung auf die „Kameliendame“. Da ich in Opern eher nicht bewandert bin, kann ich diese Anspielung nicht aufschlüsseln. Leser, die mehr Breitenwissen über klassische Musik haben, sind hier klar im Vorteil. Aber auch ohne diese Kenntnis lässt sich der Comic hervorragend genießen.

2 Man sollte die Hoffnung auf weitere Bände nicht aufgeben. Wenn man bedenkt, wie viele Holmes-Epigo­nengeschichten es gibt, ist das sogar sehr realistisch, weitere Comics des Duos zum Thema Baker Street für sehr realistisch zu halten.

3 Vgl. dazu „Baker Street 1“. Man merkt hieran und an zahlreichen weiteren Details, dass die Baker Street-Alben ein systematisches Kontinuum darstellen, das man in voller Breite nur dann genießen kann, wenn man die Bände der Reihe nach liest.