Liebe Freunde des OSM,

oje, es ist wirklich sehr lange her, dass ich mich dieser Rubrik gewidmet habe, das ist wahr. Wer zu faul ist, um nachzuschlagen, sei darum hiermit informiert: das letzte Mal kratzte ich an den Baufehlern des frühen OSM im Blogartikel 272, das war am 20. Mai 2018, also vor rund einem Jahr.

Warum war das so? Gab es zwischendurch nicht genügend seltsame „Baustel­len“ im OSM, aus denen ich hätte zitieren können? Doch, zweifellos. Aber ich war durch E-Book-Schreiben, Todesfälle, berufliche Unwägbarkeiten, Publikati­onspläne und vieles andere einfach zu abgelenkt.

Was hat sich daran heute geändert? Ich habe heute wieder digitalisierte und kommentierte Episoden des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) händisch glossiert und wirklich vielfach genervt den Kopf ge­schüttelt… tja, und dann sprang mich dieser Blogeintrag-Titel einfach so an, und here I am.

Autorenwissen ist schwierig, um damit mal einzusteigen. In der Regel ist es ja so, dass Autoren mehr Kenntnisse haben als ihre Romanfiguren, denen sie mit Worten Leben einhauchen. Und wir Autoren haben stets auch zu bedenken, dass da draußen auch noch Dritte sitzen, nämlich ihr, die Leser, die einen eige­nen Kopf haben und ebenso kombinatorische Fähigkeiten. Ihr könnt aus Andeu­tungen, die wir Autoren machen, Dinge schließen, die womöglich den Romanfi­guren (für eine Weile oder dauerhaft) undurchsichtig sind. Aus der dadurch ent­stehenden informatorischen Dissonanz resultiert ein nicht eben geringer Span­nungsfaktor.

Manche Autoren unterlaufen diese Form der Autoren-Handlungspersonen-Le­ser-Kommunikation. Sie führen etwas ein, was man den „allwissenden Erzähler“ nennt. Das ist stets eine Gratwanderung, die auch schrecklich schief gehen und aus tollen Ideen veritable Katastrophen machen kann. Nur recht wenige Auto­ren, glaube ich sagen zu können, beherrschen diese Gratwanderung. Was dazu führt, dass die „allwissenden Erzähler“ üblicherweise nur sehr selten eingesetzt werden.1

Anders ist es, wenn arglose Autorenneulinge versuchen, Wissen in die Ge­schichtenhandlung einzuweben und offenkundig wird, dass das einfach so hin­ten und vorne nicht passt. Das ist mir in einem der FdC-Bände aufgefallen, den ich 1985 schrieb. Herausgekommen ist solch ein erzählerisches Desaster, dass ich beinahe beim Kommentieren im Boden versunken bin. Aber da ich jemand bin, der auch zu schriftstellerischen Fehlern der Frühzeit steht (die ihr natürlich in der Ausarbeitung so nie wieder finden werdet!), präsentiere ich euch heute einen kurzen Blick in dieses Desaster.

Zunächst aber eine Einordnung in den historischen Kontext. Aus Spoilergründen halte ich das sehr knapp: Wir befinden uns im legendären „Zeituniversum“ des KONFLIKTS 14. Oki Stanwer und seine Getreuen haben einen gigantischen Zeit­abgrund unabsichtlich überbrückt und sind in der Vergangenheit unterwegs, wo sie intelligentes Leben suchen.

Die Lichtfestung OREOC und ihre Besatzung finden dabei ein Sonnensystem, das „negiert“. Das ist grundsätzlich schon der erste Fehler, denn dieses System IST bereits negiert, die Geschehnisse liegen also schon eine ganze Weile zurück. Das System kann nicht mehr direkt angeflogen werden und wird von den „Gen­wächtern von Zykhor“ abgeriegelt.

Der Leser erfährt nun aus der Perspektive „von außen“ Näheres zum System. Ich zitiere: „Die Welt Ceqqolar war eine schöne Welt gewesen.2 Grüne Wiesen, sanft geschwungene Hänge und abgerundete Bergkuppen gaben dem alten Pla­neten seine Konturen. Die Meere waren seicht und infolge der fehlenden Monde fast spiegelglatt. Die Bewohner von Ceqqolar waren freundliche, weise Wesen.3 Sie waren humanoid und hatten eine hochentwickelte, aber umweltfreundliche Technologie. Sie beuteten ihre Mutterwelt nicht aus, wie es dereinst ihre Ahnen getan hatten, sondern sie gewannen Materie aus Energie, Energie aus Materie. Nichts ging in diesem ewigen Kreislauf verloren. Nicht einmal die Überreste der langlebigen Wesen selbst.4

Sie trieben Handel mit mehreren fremden Welten, die samt und sonders einem Fremdvolk gehörten. Dem Volk der DIGANTEN! Die DIGANTEN waren bittere, verzweifelte und manchmal sogar hysterische Technokraten, die ihre eigenen Welten mit einer unvorstellbaren Pedanterie ausbeuteten. Seit einiger Zeit hat­ten die DIGANTEN, die nach Ceqqolar zur Erholung kamen, Kontakt mit einem Abgesandten eines weiteren Volkes. Es nannte sich das Ewige Volk, das das Ewi­ge Reich gegründet hatte, ausgehend vom Schwarzen Stern TOTAM. Dieser Name weckte in den Bewohnern von Ceqqolar schon seltsamerweise Abscheu. Das hatten sie den DIGANTEN auch gesagt.5

Und nun zeigte sich die grausame Psyche dieser Wesen. Wenige Wochen darauf erschienen bereits große, schwarze Kegelschiffe über der Welt Ceqqolar und verankerten sich.6 Keiner wusste genau, wie viele es waren, aber sie waren un­antastbar. Alles, was sich ihnen näherte, zerfiel binnen kurzer Zeit zu Staub. Der Radius, in dem sich alles zu Staub veränderte und zersetzte, wuchs ständig. Und die Reste begannen zu schillern in einem satten Violett!7

Von den Kegelschiffen stachen somit gewaltige violette Lichtkegel gen Himmel, die ein Netz um das Sonnensystem legten. Die Maschen dieses Netzes zogen sich immer weiter zusammen, bis es ein komplettes Ganzes war. Die Wesen, die den tödlichen Auren entkamen, wurden von den sich herniedersenkenden vio­letten Nebeln eingehüllt und erstarrten zur Regungslosigkeit. Sie veränderten sich allmählich grundlegend. Aus den Überlebenden von Ceqqolar wurden die Freunde Timor-Dols. Aus ihnen entwickelten sich die NEGATIVEN!8

+

OREOC stand still. Oder besser doch relativ still, denn die Driftgeschwindigkeit bremste OREOC nicht. Sie schwebten am Rand des fluoreszierenden, violetten Feldes und beobachteten die Veränderung der Umgebung. Es war ein grauen­hafter Prozess, nicht nur wegen seiner Lautlosigkeit.

Die Bildschirme füllten sich mit einem matten Violett…“

Also… ihr merkt schon an der aus der kommentierten Episode übernommenen Kommentierung, dass hier eine vollständige Katastrophe vorliegt. Und ich versi­chere euch, das ist nur ein sehr kleiner Teil des Problems. Es gibt auch massive Komplikationen mit Erstkontakt mit den Genwächtern, mit den gesprochenen Sprachen, mit Vertrauensseligkeit und unendlicher Naivität usw. Die ganze Epi­sode ist ein einziges argumentatives Inferno.

Der Grund dafür ist offenkundig: Ich besaß im Kopf einen Riesenwust an Infor­mationen zur vorliegenden Episode… und ich fragte mich offenbar verzweifelt, wie ich dieses Wissen hier zur Geltung bringen sollte. Dummer Entschluss: ein­fach reinschreiben! Ist mir doch egal, aus wessen Perspektive die Geschichte gerade erzählt wird und wie viele Millionen Kilometer Distanz zwischen dem Planeten und den Beobachtern liegen. Ich schreibe das jetzt einfach rein, basta!

Wir sind uns sicherlich darin einig, dass das eine unreife, infantile und einfach schlechte Schreibentscheidung war. Die Besatzung von OREOC dürfte weder den Namen des Planeten noch irgendetwas von seinen Bewohnern oder deren Verbindungen zu den DIGANTEN erfahren, weil das dort überhaupt nicht verba­lisiert wird.

Natürlich kann Autorenwissen gelegentlich mit einfließen, aber immer im Rah­men gewisser Grenzen. Man muss sich darüber klar sein, wie viel von dem Wis­sen überhaupt für die Protagonisten erfahrbar ist. Oder man baut eine zweite Handlungslinie auf, die gewissermaßen von Ceqqolar aus die historische Per­spektive einnimmt. Dann hat man ein informatorisches Gefälle der Art, wie ich es oben andeutete: Autor weiß sehr viel, Leser wissen ebenfalls viel, die Prot­agonisten auf unterschiedlichen Ebenen eher wenig, erst recht, wenn die Hand­lungsebenen nicht interagieren können, wie es hier bei Ceqqolar der Fall wäre.

Deshalb ist Autorenwissen stets schwierig zu händeln. Agiert man ungeschickt wie ich in diesem Fall im Alter von 18 Lenzen, erzeugt man ausgesprochene Ka­tastrophengeschichten und blamiert sich bis auf die Knochen. Ich bin also echt sehr froh, dass diese Episode – abgesehen von einem einzigen Leser – niemals jemand zu Gesicht bekommen hat. Das war wirklich kein Ruhmesblatt.

Soviel also für heute aus der chaotischen Frühzeit des OSM. In der nächsten Woche kehre ich in die Rubrik „Was ist eigentlich der OSM?“ zurück und berich­te dann etwas zeitnäher aus der jüngsten Vergangenheit.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Wer ein Beispiel davon sehen möchte, schaue sich Félix J. Palmas „Landkarten“-Trilogie an, die für den Re­zensions-Blog in Vorbereitung ist. Auf der einen Seite ein tolles Lesevergnügen, aber der auktoriale Erzähler hat mich doch nicht selten ziemlich frustriert.

2 Dieser ganze Abschnitt ist, wie oben angedeutet, höchst unglücklich geraten. Warum? Nicht weil er inhalt­lich völlig falsch wäre. Er gibt durchaus schon das wieder, was geschehen ist. Aber die Frage an den Autor muss lauten: wie viel davon bekommt GOONEX mit? Was SIEHT er auf dem Bildschirm? Dass die Welt Ceqqolar heißt? Nein. Der Planet trägt ja kein tausend Kilometer großes Schild mit dem Namen. Wie die Be­wohner von Ceqqolar heißen, sage ich oben nicht mal (ganz schwerer Fehler!). Dass das eine idyllische Welt war, kann Goonex nicht mehr erkennen, weil er sie nur im negierten Zustand zu sehen bekommt (der aber nicht beschrieben wird!!). Dass die DIGANTEN dort Urlaub machten und wie dieses Volk überhaupt heißt, dass sie mit TOTAM verbündet sind und warum sie Entropie-Experimente machen… all das ist nichts Gegen­ständliches. Das kann sich Goonex nicht mal entfernt zusammenreimen. Der gesamte Textblock ist hier also aus Verlegenheit in den Haupttext projiziertes Autorenwissen. Autsch! Das muss dringend geändert werden.

3 Name des Volkes? Und ein bisschen mehr als „humanoid und friedfertig“ kann man über die Leute schon sagen. Fiel mir damals im Traum nicht ein. Begründung? „Das Volk ist doch eh gleich tot und spielt danach keine Rolle mehr. Also, so what?“ Das ist natürlich nicht einmal entfernt genügend. Ausbauen und vor allen Dingen die Perspektive beachten. Goonex kann nur das mitbekommen, was die Geräte von OREOC zeigen, nichts sonst!

4 Auch dies ist Autorenwissen. Goonex kann das durch Ferndiagnose doch nicht entdecken.

5 Aber davon kann Goonex nichts wissen.

6 Da das schon vor längerer Zeit passiert ist, kann Goonex das auch nicht mitbekommen. Was genau BEOB­ACHTET er eigentlich??

7 Das kann OREOC aus der Distanz von wenigstens einigen Millionen Kilometern Distanz natürlich auch nicht beobachten!

8 Das kann Goonex VERMUTEN, aber miterleben kann er es nicht. Das bedarf einer völlig anderen Perspekti­ve, nämlich einer von innen heraus, die uns auch das Volk von Ceqqolar näher bringen kann. So. Geht. Das. Nicht!

Maiblog 2019

Posted Mai 1st, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde meiner E-Books,

irgendwie ist es echt verwirrend, wie rasch die Zeit dahinrast. Auf einmal ist schon wieder fast Zeit für den alljährlichen Maiblog, pünktlich zum Tag der Ar­beit, der dieses Jahr auf einen Mittwoch fällt. Um da nicht dem regelmäßigen Rezensions-Blog ins Gehege zu kommen, habe ich den entsprechenden Beitrag schon gestern veröffentlicht. Heute können wir uns also voll und ganz auf die­sen Beitrag konzentrieren.

Seit dem letzten Mal, als wir uns an dieser Stelle sahen, also dem 1. Mai 2018, ist schon wieder eine Menge geschehen, und vieles davon wirkte sich notwen­dig auf mein kreatives Leben aus wie auch auf das, was ich auf meiner Webseite oder im Rahmen meines E-Book-Programms von mir öffentlich verlauten lasse. Fangen wir mal ganz locker und nicht schematisch verkrampft an.

Im Zuge meines E-Book-Programms sind seit dem letzten Mai-Blog bei Amazon folgende Werke veröffentlicht worden:

TI 30: „Das Kriegernest“

DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“

Die Kristalltränen und andere phantastische Geschichten“

BdC 1: „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“

Bei XinXii erschienen im gleichen Zeitraum folgende Werke als „Nachdrucke“:

TI 22: „Welt der Wunder“

TI 23: „Das Sternenreich des Windes“

Annalen 5: Jaleenas zweites Leben (1)“

Annalen 5: Jaleenas zweites Leben (2/E)“

Man kann also nicht direkt sagen, dass da so gar nichts geschehen ist, auch wenn es natürlich an die „Hochzeiten“ anno 2013-2015 noch lange nicht heran­kommt. Rein numerisch und auf den ersten Blick. Aber schaut euch beispiels­weise nur mal die Längen der aktuellen Amazon-E-Books an. Ganz besonders der CK 1-Band sprengt da den bisherigen Rahmen meiner üblichen Projekte ganz beträchtlich, aber auch BdC 1 ist ungewöhnlich umfangreich. Das hat mit der langfristigen Struktur der Geschichten zu tun.

DER CLOGGATH-KONFLIKT soll etwa im jährlichen Turnus fortgeschrieben wer­den, weswegen ich da schon denke, dass Umfang und Preis gerechtfertigt sind. Und bei BdC hoffe ich, zwar etwas häufiger Bände vorlegen zu können, bin mir da aber noch nicht restlos sicher… das hängt mit meiner beruflichen Zukunfts­planung zusammen und dem Zeit- und Finanzbudget, das mir 2019/2020 zur Verfügung steht. Im nächsten Maiblog am 1. Mai 2020 werdet ihr Näheres er­fahren.

Wichtig scheint mir an dieser Stelle zu sein, dass ich euch ein wenig über die nahen Zukunftspläne orientiere. Das Programm wird schätzungsweise überam­bitioniert wirken, und sicherlich werde ich manches davon nicht so schnell um­setzen können (das beste Beispiel für verschleppte Planrealisierung ist vermut­lich „Feuerglanz“, das eigentlich schon 2017 erscheinen sollte; aber ihr seht, Pläne werden bei mir üblicherweise nur aufgeschoben, aber sie werden nicht fallengelassen. Vollmundige Ankündigungen, die ich nie umsetze, sind mein Ding nicht, ich probiere schon, realistisch zu bleiben und die Versprechen einzu­halten). In meinen Augen macht das aber gar nichts – dann könnt ihr eben von Jahr zu Jahr sehen, wie ich meine vollmundige Arbeits-Agenda abarbeite… auch nicht das Schlechteste.

Bei XinXii möchte ich bis zum nächsten Maiblog gern auch zwischen 4 und 6 E-Book-„Nachdrucke“ veröffentlichen und bin zuversichtlich, dass das auch gelin­gen wird. Wie schaut meine derzeitige Arbeitsplanung bei neuen E-Book-Wer­ken für Amazon aus? Nun, an folgenden Werken arbeite ich bereits:

TI 31: Zeitenwandel

BdC 2: Gestrandet in Bytharg

CK 2: Monstererwachen

BdC 3: Unter Feinden

BdC 4: Der Sonnengarten von Bytharg

Weiterhin auf der Planungsliste stehen:

TI 32: Krisenherd Xoor’con

TI 33: Sturz ins Stahlherz

TI 34: Arbeiter des Imperiums

Annalen 7: Räuber

Ihr seht allein schon hieran: langweilig wird mir gewiss auf lange Sicht hinaus noch nicht. Für alle genannten Werke liegen mir bereits fertig montierte Titel­bilder vor, und es gibt außerdem einen akkumulierten Bilderpool für spätere E-Book-Cover… so dass mir die anstehende Fusion des Bilderdienstes Fotolia mit Adobe (November 2019) momentan noch kein Kopfzerbrechen bereitet. Für Winter 2019 und Frühjahr 2020 werde ich mir allerdings bei Bedarf überlegen müssen, wie ich neue Titelbildmotive akquiriere. Bei der Montage kann ich auch weiterhin fest auf meinen Grafiker und Freund Lars Vollbrecht zählen.

Was ebenfalls im vergangenen Maiblog noch vage Andeutung war, ist inzwi­schen schöne, handfeste Realität geworden. Man schaue beispielsweise nur in den ANDROMEDA-NACHRICHTEN 265 (April 2019) am Schluss nach: meine ers­te Print-Storysammlung „Lustvoller Schrecken“ ist als Band 12 der Schriftenrei­he „Grey Edition“ beim Terranischen Club Eden (TCE) erschienen und kann dort bei Joachim Kutzner zum Preis von 6,50 Euro bestellt werden.

Dabei steht auf diesem Band ausdrücklich „Band 1“… was natürlich darauf ver­weist, dass es auch einen zweiten Band geben wird. Er ist ebenfalls bereits in der Bearbeitungspipeline. Der endgültige Titel steht noch nicht fest, aber Joe, der Titelbildgrafiker Norbert Schneider und ich planen das Erscheinen dieses Bandes für September 2019. Hoffen wir, dass das klappt. Vorher (Ende Mai) fin­det nach unserer Planung aus dem ersten Band auf den „3. Perry Rhodan-Tagen Osnabrück“ eine Lesung statt.

Auch jenseits dieser Aktivitäten ist eine Menge geschehen. So bin ich seit An­fang 2019 in den Geltungsbereich von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) geraten, was zur Folge hatte, dass ich über mehrere Monate hinweg in einer Maßnahme des Jobcenters, der so genannten „Jobfabrik“, landete. Eine interessante Sache, die durchaus nicht so schikanös war, wie sich das vielleicht auf den ersten Blick anhören mag, sondern für mich definitiv einen Gewinn darstellte.

Seit Februar 2019 bin ich fernerhin als wissenschaftliche Hilfskraft wieder in ei­nem Projekt der TU Braunschweig untergekommen und bin hier für Archivre­cherchen zuständig, die immer wieder auswärtige Einsätze mit sich bringen. Hier bin ich in den vergangenen Monaten schon in Koblenz, Hannover und Wolfenbüttel gewesen, werde demnächst wieder nach Hannover jetten, und auch Berlin und Hildesheim sind mögliche weitere Rechercheziele. Auch hier gilt: langweilig wird es gewiss nicht.

Fernerhin bin ich wie erwartet als Chefredakteur des Science Fiction-Clubs Ba­den-Württemberg (SFCBW) wiedergewählt worden und betreue in dieser Funk­tion auch weiterhin das monatliche Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA). Und ich muss sagen: selbst nach über 12 Jahren Nonstop-Redakteurstätigkeit macht es mir immer noch Spaß.

Auch zum Verein KreativRegion e.V. in Braunschweig gibt es Neues zu vermel­den. Nicht nur wurde ich im Frühjahr 2019 in meinem Ehrenamt als Ansprech­partner für die Sparte „Buchmarkt“ bestätigt. Ich bin inzwischen auch zahlendes Mitglied des Vereins geworden (möglich wurde das durch eine Satzungsände­rung im vergangenen Jahr, durch die auch Einzelpersonen und nicht nur Vereine und StartUps Mitglied werden können). Als E-Book-Selfpublisher bin ich dort jetzt auch ins „Branchenbuch“ der KreativRegion eingetragen. Aktuell sind wir am Überlegen, den Sektor Belletristik auf der dortigen Webseite zu etablieren, und ich habe da schon ein wenig Vorarbeiten geleistet. Ich nehme an, im kom­menden Maiblog kann ich dazu Näheres ausführen.

Wer zudem meinen Blogartikel 319 „Gibt es das auch als Hörbuch? Neue Wege meiner Kreativität“ (14. April 2019) gelesen hat, der weiß, dass ein wesentlicher interessanter Impuls der KreativRegion für mich im Winter 2018 der Gedanke war, in den Podcast-Bereich einzusteigen. Momentan ist das noch alles in der Planungsschleife und nicht konkretisiert, aber ich bin zuversichtlich, auch hierzu im kommenden Maiblog mehr sagen zu können.

Wie ihr seht: langweilig geht definitiv anders.

Bei den Blogartikeln habe ich in der Veröffentlichung bei den sonntäglichen Wo­chen-Blogs aktuell Nr. 320 erreicht. Der äußerste Planungsrand reicht hier schon bis Nr. 342 (geplant für den 22. September 2019). Die Rezensions-Blogs sind inzwischen veröffentlicht bis Nr. 213, die Planung reicht hier sogar schon bis Nr. 253, der bereits auf Ende Januar 2020 datieren wird. Tatsächlich habe ich hier schon alle Rezensions-Blogs bis Anfang November 2019 (Nr. 241) fertig ge­stellt. Gerade bei den Rezensions-Blogs muss ich mich, weil sie sich so mühelos schreiben, wirklich aufpassen, nicht pro Monat 5 oder mehr dazu zu fügen. Hier sollte ich mal etwas locker lassen.

Für die Wochen-Blogs habe ich die damals angekündigten „Serien-Blogs“ in Form der „Close Ups“ inzwischen fest etabliert. Fünf davon sind schon erschie­nen, sodass ihr inzwischen in groben Umrissen über die Detailhandlung des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) und die dort realisier­ten Episoden 1-25 orientiert seid. Inzwischen sind die fertigen Close Ups bis Teil 8 gediehen, und da die Serienabschrift dieser OSM-Serie schon bis inklusive Band 66 gediehen ist, kann ich die Close Ups bis 13 auch schon schreiben. Dann sind wir mit der Publikation aber auch schon deutlich ins Jahr 2020 vorgesto­ßen. Auch hierzu sage ich sicherlich das nächste Mal mehr.

Ebenfalls fortgesetzt wird die Artikelreihe zu den „Legendären Schauplätzen“, von denen es in alphabetischer Folge zunächst 26 Teile geben wird. Danach kann es aber gut sein, dass ich wieder bei A beginne… es gibt mehr als nur 26 legendäre Schauplätze im OSM…

Was ist seit dem letzten Maiblog noch geschehen?

Am 5. Juni 2018 schloss ich die Digitalisierung des 18. OSM-KONFLIKTS ab, also die Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS, 1984-1989), unter dem Label „18Neu“ in Arbeit seit März 2011.

Im Jahre 2019 konnte ich außerdem den KONFLIKT 1 „Der Zathuray-Konflikt“ (1991) digitalisieren, so dass ich ihn mir in den nächsten Jahren, sobald sich ein Zeitfenster öffnet, grundlegend überarbeiten und als E-Book veröffentlichen kann. Dann werdet ihr eine Menge mehr über TOTAM, die Genese Oki Stanwers und das erste Projektvolk der Baumeister, die Desiner, erfahren.

Ebenfalls dieses Jahr (April 2019) konnte ich die phantastische Schwelle von OSM-Band 1900 überschreiten. Das war für mich selbst eine schöne Überra­schung, dass mein kreatives Unterbewusstsein sich dafür entschied, diesmal ei­nen Band der jüngsten OSM-Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH, KONFLIKT 7) zu wählen. Mit „Schmelztiegel Shallakhon“ ist ein schöner, mit 56 Seiten Umfang recht ausführlicher und ziemlich amüsanter Text entstanden, an dem ich mit großen Pausen seit 2008 gefeilt habe.

Auch im Bereich des Non-OSM habe ich mir endlich ein Herz gefasst und einen Plan begonnen, der mir bereits Anfang 2018 im Kopf herumschwirrte (ja, man­che Ideen brauchen bei mir etwas länger zur Realisierung, aber das ist für euch ja nichts Neues): Ich habe mir gedacht, dass es vielleicht nützlich sein könnte, die uralte analoge Non-OSM-Serie „Horrorwelt“ digital zu erfassen, die ich zwi­schen Winter 1983 und 1998 verfasste und die dort immerhin auf 172 Episoden kam. Da die Folgen lange Zeit nur jeweils 5 Skriptseiten besaßen, rechnete ich mir aus, relativ zügig voranzukommen, und das erwies sich als korrekt. Bis Ende April habe ich insgesamt 31 Episoden erfassen können.

Dabei machte ich übrigens eine historisch sehr interessante Entdeckung, die ich mir inzwischen erklären kann: Der Wechsel von Band 30 zu 31, der sich im Früh­jahr 1984 ereignete, ist so krass ausgefallen, dass ich ziemlich perplex war. Wäh­rend es in den ersten 30 Episoden weder Einrückungen noch Leerschritte hinter den Satzzeichen gab (ernsthaft!), war nicht nur dies beides ab Band 31 auf ein­mal vorhanden, sondern außerdem ein handgeschriebener Titelkopf, andert­halbzeilige Schreibbreite und sehr viel weniger Schreibfehler als zuvor.

Wie kam es dazu? Nun, im Frühjahr 1984 hatte ich den verwegenen (und natür­lich viel zu voreiligen) Plan gefasst, Heftromanautor für den Zauberkreis-Verlag zu werden. Und ganz ohne Zweifel wurde mir vom dortigen Lektorat unmissver­ständlich gesagt, dass solche Dinge wie Absatzeinrückung und Leerschritte hin­ter Satzzeichen essentielle Voraussetzungen dafür seien, ein Skript von mir überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.

Aus dem Heute betrachtet ist es phantastisch und fast atemberaubend, zu se­hen, wie das meine Schreibarbeit sofort massiv im positiven Sinne beeinflusste. Dass alle vier eingereichten Romanskripte dennoch abgelehnt wurden (eins ist später auf dem Leihweg an einen Brieffreund leider verschollen, ich habe „Der Sirenen-Stern“ nie wieder gesehen, und es gab weder einen Durchschlag noch eine Kopie davon, sniff), gehört wohl zu dem Lehrgeld, das ein Hobby-Autor zahlen muss.

Was den Punkt Lesungen angeht: weder die im letzten Maiblog angesprochene Lesung im „Lord Helmchen“ noch im Kulturpunkt West wurde realisiert. Mo­mentan bin ich grundsätzlich nicht so in Lesungs-Stimmung… aber das ändert sich vielleicht nach meinem kleinen Osnabrücker Auftritt wieder, mal schauen.

Was die Digitalisierung weiterer OSM-Geschichten angeht, so konzentriere ich mich zurzeit auf KONFLIKT 14 (hier bin ich, wie gesagt, schon bis Band 66 ge­langt), auf KONFLIKT 12 (dort ist Band 59 aktuell zuletzt beendet worden). Das Erreichen der OSM 1900-Schwelle hat mich ein wenig verzögert, doch bin ich aktuell schon bei Band 1903 angelangt und möchte mich hier so bald als mög­lich sowohl an weitere Bände aus KONFLIKT 2 machen („Oki Stanwer und das Terrorimperium“) als auch einige Episoden abschließen, die hier schon seit Jah­ren angefangen liegen. Insbesondere denke ich dabei an die KONFLIKTE 19, 21, 22 und 24 sowie einen speziellen Band aus KONFLIKT 28. Und nicht zu verges­sen: die geplante Fertigstellung von KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Re­gent“.

Ach ja, und fast hätte ich es vergessen – im Rahmen des Terranischen Clubs Eden wird in absehbarer Zeit im Fanzine PARADISE einiges Material aus meinem tropischen Archipel erscheinen, darunter auch ein längerer Einführungstext über diese Welt, den ich kürzlich geschrieben habe. Ich gehe mal davon aus, dass bis zum 1. Mai 2020 einiges davon bereits gedruckt vorliegt.

Ich denke, das soll für heute als Einblick in mein kreatives Schaffen des verflos­senen Jahres und als Vorausblick auf das, was ich mir noch so alles vorgenom­men habe, genügen. Wahrscheinlich werde ich auf einiges hiervon schon im tra­ditionellen Silvesterblog Bezug nehmen können. Bis dahin lesen wie wie üblich voneinander am Sonntag und am Mittwoch. Und es freut mich sehr, dass meine Blogartikel so gut angenommen werden.

Ich danke euch dafür, meine Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 214: Teuflischer Sog

Posted April 30th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute gibt es mal wieder ein Werk vorzustellen, das – leider – in die Rubrik „überkritische Rezension“ einzuordnen ist. Will heißen, ich war von der Lektüre durchaus enttäuscht, wiewohl das Buch grundsätzlich interessante Ansätze be­sitzt. Das, was die Autoren daraus gemacht haben, ist jedoch, vorsichtig gespro­chen, arg grenzwertig. Da ich in der Rezension darauf schon hinreichend hin­weise, möchte ich nur soviel vorwegnehmen: Ich schätze Schatzsuchergeschich­ten. Ihr wisst das, die ihr meinem Rezensions-Blog schon länger folgt, natürlich bestens. Ich bin auch durchaus ein Freund abenteuerlicher und dramatischer Handlungsszenarien, und Clive Cussler-Fan bin ich ohnehin.

Das alles bedeutet aber nicht, dass ich meinen kritischen Verstand an der Gar­derobe abgebe, wenn ich ein Buch lese, das ich routinemäßig rezensieren möchte – was bei den Cussler-Romanen der Fall ist. Durch jahrzehntelange Lek­türe entsprechend sensibilisiert lege ich durchaus gern mal den Finger auf die Wunde und bin unbequem. Diesmal fiel mir das, dank der unmöglichen Steil­vorlagen der Verfasser, wirklich leicht. Ich nenne nur mal die Sache mit Oak Is­land.

Aber ich sagte auch schon verschiedentlich, dass das hier kein Schönwetter-Blog ist, in dem nur rundum gelungene Superromane rezensiert werden. Das würde der Realität auf dem Buchmarkt ebenso wenig entsprechen wie wenn man einzig und allein Bücher von den Bestsellerlisten läse und sich daraufhin einbildete, DAS sei die Buchszene. Ist sie natürlich nicht. Viele Werke, die sehr gut sind, kommen überhaupt nicht auf die Bestsellerlisten, weil z. B. die Verlage gar nicht im Buchhandel vertreten sind. Oder weil es sich um Selfpublisher-Titel handelt (nur die wenigsten von ihnen werden später von renommierten Verla­gen in ihr Programm aufgenommen). Und zahlreiche „gehypte“ Titel, die auf die Spitzenpositionen kommen, erweisen sich bei genauerer Betrachtung als ausge­sprochene Modeprodukte oder problematische Bücher (ich möchte hier jetzt keine aktuellen Autoren oder Titel nennen… aber ihr wisst sicherlich aus lang­jähriger Erfahrung mit Bestsellerlisten, wen man hier wohl nennen könnte).

Also rezensiere ich sowohl alte und antiquarische Titel, die es meiner Ansicht nach verdienen als auch solche, die einen guten Schlag an bissiger Kritik abbe­kommen müssen, weil das einfach Not tut. Tja, und Cusslers und du Bruls heuti­ges Werk gehört leider in die letzte Kategorie.

Das bedeutet nicht, dass es uninteressant ist oder unspannend geschrieben, durchaus nicht – ihr werdet das merken. Aber wenn man seinen kritischen Kopf einschaltet, wird man über jede Menge unschöne Stolperschwellen straucheln. Und das sollte ein wohlmeinender Rezensent lieber vorab erwähnen.

Wer trotzdem neugierig geblieben ist, der lese weiter:

Teuflischer Sog

(OT: Silent Sea)

Von Clive Cussler & Jack du Brul

Blanvalet 37751

512 Seiten, TB, 2011

Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak

ISBN 978-3-442-37751-0

Der 7. Dezember 1941 ist für die Vereinigten Staaten von Amerika ein traumati­scher Tag, der sich mit zwei Worten präzisieren lässt: Pearl Harbor. Von diesem Tag an war das 20. Jahrhundert für die Amerikaner buchstäblich nicht mehr das, was es zuvor gewesen war. Aber der 7. Dezember markierte auch für die Fami­lie Ronish im Staate Washington eine Zäsur von elementarer Bedeutung. An je­nem Tag versuchten die jungen Männer der Familie wieder einmal, das Geheim­nis von Pine Island zu lösen, einer kleinen Insel im Familienbesitz, dicht vor der Küste gelegen.

Auf Pine Island existierte ein seltsamer Schacht, der wenigstens seit dem 18. Jahrhundert Rätsel aufgab und scheinbar unerforschlich war. Er führte mehr als sechzig Meter in die Tiefe und war einwandfrei von Menschenhand geschaffen. Die Legenden um diesen Schacht waren mannigfaltig – die einen behaupteten, Piraten hätten ihn geschaffen, um einen Schatz zu verbergen. Andere nahmen an, dass flüchtende Inkas aus dem tiefen Süden dort ihre Kostbarkeiten verbor­gen hätten. Wieder andere mutmaßten, Freimaurer oder Tempelritter wären die Konstrukteure gewesen.

An diesem 7. Dezember 1941 starb einer der Ronish-Brüder im Schacht auf tragische Weise. Der Rest der Geschwister wurde bald darauf in den Zweiten Weltkrieg hineingesogen, und das Rätsel um Pine Island blieb ein Mysterium.

Jahrzehnte später befinden sich Kapitän Juan Cabrillo und eine Gruppe seiner hart gesottenen Mitstreiter von der „Company“ auf eher unüblichem Boden, nämlich im Dschungel zwischen Argentinien und Paraguay. Sie sind unterwegs, um im Auftrag der CIA einen abgestürzten zivilen Satelliten zu bergen, der dum­merweise auf argentinischem Grund und Boden niedergegangen ist. Man muss dazu wissen: in diesem Roman wird Argentinien von einer Militärjunta regiert und vom Terror der Neunten Brigade schikaniert. Generalissimo Ernesto Cora­zón lauert nur darauf, die „Gringos“ als „Imperialisten“ vorzuführen – ein abge­stürzter Satellit wäre darum ein phantastisches Fressen für ihn, zumal er über eine Plutoniumbatterie verfügt, die in Corazóns Staat ganz sicher fehl am Platze wäre. Es gibt nur eins, was dem Diktator noch lieber wäre: wenn die Gringos versuchen würden, in einer verdeckten Operation das Gerät wieder an sich zu bringen, und er diese Spione fassen und vor der Welt bloßstellen könnte.

Beinahe bekommt der Generalissimo, was er sich wünscht, denn die Mission der Company-Männer steht unter einem Unstern. Nur mit sehr viel Glück ge­lingt es ihnen, die Aufgabe zu erledigen.

Dabei machen Cabrillo und seine Männer aber zwei seltsame Entdeckungen: zum einen finden sie im Urwald das Wrack eines kleinen Luftschiffs, das schon seit ein paar Jahrzehnten dort liegen muss, die „Flying Dutchman“. Cabrillo nimmt Papiere von dort mit und will sie den Hinterbliebenen der Absturzopfer überbringen. Und zum anderen finden Cabrillos Spezialisten, als sie den Satelli­ten untersuchen, eine Beschädigung, die darauf hindeutet, dass er abgeschos­sen worden ist – mit einem Waffensystem, über das nur zwei Staaten verfügen, nämlich einmal die USA… und China.

Puzzleteile, die hinten und vorne nicht zusammenpassen, fürwahr. Es kommt noch schlimmer.

In der Antarktis existiert eine kleine Polarstation der Vereinigten Staaten na­mens „Wilson/George“. Unter anderem soll hier simuliert werden, wie Men­schen sich unter Isolation auf anderen Welten verhalten, wenn sie dort auf engstem Raum langfristig aufeinander angewiesen sind. Alles scheint dort sei­nen normalen Gang zu gehen… bis eines der dortigen Missionsmitglieder an ei­nem nahen Strand eine seltsame Entdeckung macht. Wenig später bricht der Kontakt mit Wilson/George auf spektakuläre Weise ab. Ein Sturm macht die Sta­tion für wenigstens noch eine Woche völlig unzugänglich.

Langston Overholt von der CIA aktiviert daraufhin die Männer von der „Ore­gon“, also Juan Cabrillos Männer. Sie sind die einzigen, die sich dort in der Nähe aufhalten, auch wenn sie demnächst nach Südafrika unterwegs sein sollen. Overholt macht Cabrillo zudem darauf aufmerksam, dass am besten niemand von dem Besuch erfahren soll – nur wenige Kilometer entfernt von Wilson/Ge­orge liegt die argentinische Basis, und die Argentinier sind derzeit aus begreifli­chen Gründen nicht wirklich gut auf die Amerikaner zu sprechen.

Die Handlung des Buches spaltet sich nun auf – Juan Cabrillo und Max Hanley bereisen die USA und suchen die Verwandten der Toten von der „Flying Dutch­man“. Diese erweisen sich als Angehörige der Familie Ronish, und es gibt nur noch einen davon… seltsamerweise tauchen zur selben Zeit wie die beiden „Oregon“-Mitglieder dort Angehörige einer argentinischen Armeeeinheit auf, angeführt von demselben Major, der Cabrillo auch schon im Dschungel seines Heimatlandes über den Weg gelaufen ist.

Und mit einem Mal stecken Cabrillo und die Leser in einer Schatzsucherge­schichte fest. Nur: was haben, verdammt noch mal, die Argentinier mit der Schatzinsel Pine Island zu tun?

Angehörige der „Corporation“ erreichen in der Zwischenzeit Wilson/George… und finden die Reste eines Massakers. Aber nicht nur das, sondern auch seltsa­me goldene Schmuckstücke und die mumifizierten Reste einer Person, die ganz offensichtlich ein Chinese ist.

Die Angelegenheit wird immer rätselhafter. Wirklich haarsträubend ist dann aber, was die Mitglieder des Stoßtrupps in der Antarktis noch entdecken: die Argentinier sind nämlich munter dabei, den Antarktisvertrag zu unterlaufen und haben geradezu eine Stadt auf ihrem kleinen Flecken Raum geschaffen, der ih­nen vertraglich zugesichert ist. Und sie haben noch sehr viel unsolidere Absich­ten…

Juan Cabrillo stößt indessen auf das Geheimnis des Schachtes auf Pine Island, das weitaus tiefer in die Vergangenheit zurückreicht, als die meisten Spekulatio­nen vermuten. Und es führt zu einem Schatz, der mit einem Schiff zusammen­hängt, das es angeblich niemals gegeben hat, der „Silent Sea“. Dummerweise ist sie an einem Ort versenkt worden, der geeignet ist, eine weltpolitische und wirtschaftspolitische Katastrophe ungeahnten Ausmaßes auszulösen. Den Welt­mächten sind die Hände gebunden, kampfbereite U-Boote patrouillieren im Po­larmeer, und Juan Cabrillo muss lügen und ethische Normen brechen, um die hauchdünne Chance wahrzunehmen, das Schlimmste zu verhindern…

Zunächst einmal: der Titel ist wieder mal vollkommener Schwachsinn. Es ist wirklich nicht einzusehen, warum der Verlag so einen bescheuerten Titel ge­wählt hat und dazu ein Cover nahm, das mit dem Inhalt mal wieder nichts zu tun hat. Hätten sie es nicht „Das Rätsel der Antarktis“ oder „Silent Sea“ oder so nennen können? Nein, konnten die Dummbatzel nicht. Na schön.

Zum zweiten ist das Buch eine Mogelpackung. Da liest man munter voran… und stellt konsterniert fest, dass auf Seite 477 (!) Schluss ist! Was kommt danach? Es folgen 30 Seiten „Leseprobe“ aus dem Roman Wüstenfeuer. Das ist singulär und wirklich strohdämlich. Man merkt hieran, dass entweder der Verfasser sich viel zu kurz gefasst hat oder dass der Übersetzer den Originaltext deutlich knap­per übertrug, als es vom verlagspolitischen Rahmen her wünschenswert gewe­sen wäre. Ich weiß nicht genau, was zutrifft, beide Varianten sind denkbar.

Zum Inhalt wäre festzuhalten, dass mir die Geschichte mit dem Schacht auf Pine Island äußerst bekannt vorkam, und ich wurde bei einem Besuch in der WIKIPEDIA in vollem Umfang bestätigt: Wer hier den Artikel „Oak Island“ nach­liest, wird im Abgleich mit dem vorliegenden Roman sehr schnell entdecken, dass es sich Cussler/du Brul diesmal recht leicht gemacht haben (es wird dort sogar explizit auf den vorliegenden Roman hingewiesen! Das ist also schon an­deren Lesern aufgefallen). Während „Pine Island“ fiktiv ist, sind die meisten De­tails der Geschichte einfach von Oak Island entlehnt, wo es einen derartigen Schacht tatsächlich mal gegeben hat. Heutzutage ist er aufgrund so vieler Ber­gungsversuche seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts quasi eingeebnet und nicht mehr auffindbar. Das Geheimnis ist nie gelüftet worden. Jack du Brul hat hier natürlich die Sache etwas sehr geschönt und die Gegend optisch so intakt gelassen, dass er dort normal agieren konnte. Es wirkt freilich arg überzogen, dass er dort Erfolg hat, wo Generationen von Schatzsuchern sich vergebens abmühten.

Interessant ist hingegen die kritische Großwetterlage zwischen Argentinien, den USA und China und den Interessen auf der Antarktis. Das ist eine knifflige Ge­schichte, und der Versuch der „Corporation“, zum einen das Geheimnis um die „Silent Sea“ zu lösen (die Gründe für die Versenkung und für das Desaster in Wil­son/George vermögen allerdings nicht zu überzeugen, wie ich finde), zweitens die Pläne der Argentinier zu durchkreuzen und drittens dann noch dafür zu sorgen, dass die „lebenden Schutzschilde“ befreit werden können, ohne dass jemand MERKT, dass sie befreit worden sind… Respekt, das ist eine intelligente Sache, auch wenn da manchmal gewalttätig mit der Axt gearbeitet wird.

Auch nicht recht überzeugen konnte die Lösung der Geschichte. Ohne zu viel zu verraten – weder die Lage in Argentinien wird geklärt noch die Sache mit der „Flying Dutchman“. Von der „Silent Sea“ mal ganz zu schweigen, das war sowie­so das heftigste Stück, danach war Cabrillo mir zutiefst unsympathisch. Und da­bei hätte es so schöne Möglichkeiten gegeben, hier Lösungen zu präsentieren. Ich deute mal an – es gab da einen argentinischen Militär, der moralisches Rückgrat besaß. Es hätte schöne Gelegenheiten gegeben, dies auszunützen, die allesamt verstrichen. Außerdem stellte Cabrillo zwischenzeitlich einen Kontakt zu Julian Perlmutter, dem großen Marinehistoriker, her, der eng mit Dirk Pitt von der NUMA befreundet ist. Und Meeresarchäologie ist nun einmal wirklich ein Steckenpferd der NUMA.

Wäre es also wohl undenkbar gewesen, dem Schluss des Romans archäologisch eine andere Richtung zu geben? Ich glaube kaum. Es hätte vielleicht 30 oder 40 Seiten mehr erfordert, ja. Aber wenn man weiß, dass es Juan Cabrillo-Romane von mehr als 600 Seiten gibt und dieser hier nun außerordentlich schmalbrüstig daherkommt, dann muss man sich wirklich fragen, warum diese Chance nicht genutzt wurde, das absolute Mittelmaß, das man hier nur erreichte, etwas durch einen gescheiten Schluss auszugleichen?

Am Ende des Romans bleibt ein wirklich fader Nachgeschmack zurück. Ich als Leser bin enttäuscht. Das Werk scheint hastig zusammengezimmert und herun­tergeschnurrt zu sein, aber nicht mit allzu viel Liebe. Sehr bedauerlich. Viel­leicht war du Brul im Stress, als er das Buch fertig stellen musste. Hoffen wir, dass das nächste wieder besser ist…

© 2013 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche könnt ihr euch wieder ein wenig entspannen. Dann geht es einmal mehr nach „Down Under“ zur Agentur Sweet Sins und damit zurück in den BDSM-Kosmos der Autorin Ivy Paul.

Bis dann, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

das Jahr 2019 begann in kreativer Hinsicht ausgesprochen gut – das zu beschö­nigen, würde mir im Traum nicht einfallen. Ich meine, der Monat Januar 2019 schloss mit 31 kreativen beendeten Werken ab… welchen Grund sollte ich also haben, mich zu beklagen? Wenn ich sage, das Jahr hätte gut begonnen, hätte ich es wohl kaum besser machen können.

Wie viele von diesen Werken entfielen indes dann auf den Oki Stanwer Mythos (OSM)? Das ist dann etwas davon sehr Verschiedenes. Ich verfasste einen gan­zen Strauß an Blogartikeln und Rezensionen und las eine verdammte Menge in­teressanter Romane. Für den OSM blieb Folgendes übrig, was relevant an die­ser Stelle ist:

Blogartikel 317: Work in Progress, Part 73

(OSM-Wiki)

(14Neu 62: Experimente der Vernichtung)

(14Neu 63: Der Wahnsinnsplan)

14Neu 61: Attentat auf Oki Stanwer

DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH (Abschrift)

Anmerkung: Ja, es ist fertig! Ernsthaft. Das gesamte „Flaggschiff“ des OSM liegt jetzt in digitalisierter Form vor… ich meine, wenn ich daran mehrere Jahre mit vollem Elan arbeite, muss eine Arbeit ja auch endlich mal abgeschlossen sein. Es ist noch immer ein riesiger Klotz an Text, aber nun vermag ich wenigstens, in diesem Werk so spazieren zu gehen, wie ich das in digitalisierten Serien bereits kann und sehr schätze. Und es ist nur eine Frage der freien Zeit, bis ich am aktu­ellen Kapitel 37 des CK fortfahre und mich wieder in das Chaos des Jahres 2124 vertiefe, in dem Oki Stanwer und die irdische Menschheit unglaubliche Dinge er­warten. Beizeiten werdet ihr das erleben.

(E-Book „BdC 1: Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“)

Anmerkung: Kaum hatte ich wieder etwas Gedankenraum frei, und kaum war das vorherige E-Book „Die Kristalltränen und andere phantastische Geschich­ten“ erfolgreich am 20. Januar publiziert, konnte ich mich auch mit neuem Elan auf dieses Werk stürzen und vorantreiben. Aktuell ist es annähernd zur Hälfte fertig ausgearbeitet. Nach meiner Schätzung könnte es Ende März vielleicht in E-Book-Fassung veröffentlicht werden… well, das hängt natürlich von dem Zeit­kontingent der lieben Leute ab, die für mich die Texte konvertieren. Ich bin da aber guten Mutes, im Gegensatz zu meinem übereifrigen Optimismus von vor zwei Jahren, als ich dieses Werk schon im Conbuch zu den 2. Perry Rhodan-Ta­gen Osnabrück ankündigte. Diesmal sind das keine leeren Versprechungen mehr…

(Die Suyenka – Archipel-Roman)

Anmerkung: Tja, und da rollte dann der nächste faszinierende Stolperstein zwi­schen meine Füße, kaum dass ich in KONFLIKT 12 des OSM angelangt war. Ir­gendwie wollte dieser Roman aus dem Archipel, an dem ich seit über zehn Jah­ren arbeite, jählings meine Aufmerksamkeit erhaschen.

Kurzum: das geschah auch. Ich hatte bislang immer mit dem Anfang der Ge­schichte gehadert… und mit der Tatsache, dass das gesamte Skript im Präsens abgefasst worden war, was für mich eine völlig unübliche Erzählzeit ist. Aber ich sage euch, Freunde – kaum hatte ich den rechten Anfang gefunden, da erzählte sich die Geschichte irgendwie wie von selbst.

Drei Drillingsmädchen auf der Flucht durch eine idyllische Sommerlandschaft des Südkontinents der Archipelwelt, die nicht recht wissen, wo ihr Ziel liegt – ein Lager des legendären Fahrenden Volkes, bei dem sie sich in Sicherheit vor den Nachstellungen ihrer Brüder glauben. Und dann finden sie diesen verborgenen Waldsee und baden darin… und werden von drei Nomadenbrüdern entdeckt, in deren Verstand ein heißblütiger Plan zu sprießen beginnt… eine ziemlich aufre­gende Geschichte, wie ich sagen muss. Und dass sie inzwischen doppelt so lang ist wie ursprünglich noch Anfang 2019, das muss auch niemanden überraschen.

Allerdings stelle ich, je weiter ich mit der Ausarbeitung komme, umso mehr fest, wie rudimentär der Fortgang entwickelt ist und wie flüchtig ich doch einst skiz­zierte. Heutzutage muss quasi jeder Satz mit halben Seiten an Ergänzungstext kommentiert und erweitert werden, um überhaupt vollständig zu sein… das Abenteuer wird mich zweifellos noch Monate in Atem halten.

Blogartikel 311: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXVII)

Blogartikel 322: Fehlerlese: Das Problem mit dem Autorenwissen

Anmerkung: Was an Autorenwissen so falsch ist, wollt ihr wissen? Nun, ohne der kommenden Woche über Gebühr vorgreifen zu wollen – sehr vieles. Jeden­falls dann, wenn man Texte entwirft, in denen die Leser auf einmal Dinge erfah­ren, die die Personen in den Geschichten weder zu Beginn noch zum Schluss der vorliegenden Geschichte jemals erfahren können.

Ich habe, um es aufrichtig zu sagen, sowohl mit dem in frühe OSM-Episoden munter eingestreuten Autorenwissen so meine Probleme als auch mit einem „allwissenden Erzähler“, den ich als ziemlich spannungstötend verstehe. Wenn ich Archipelmärchen erzähle, ist das eine Sache, da ist so etwas sehr ange­bracht. Aber wenn ich keine Metaerzählung einflechte, hat das einfach nichts in der Geschichte zu suchen (ja, ja, verzeih mir, Félix Palma, aber das ist so meine Meinung).1

Mehr zu dem Thema, wie gesagt, kommende Woche an dieser Stelle. Ich denke, dann seid ihr ganz meiner Meinung.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

(Tiyaani und die Nebelgeister – Archipel-Story)

Anmerkung: Oh Gott, schon wieder ein Archipel-Fragment? Ja, ich knirschte hin­terher auch ein bisschen mit den Zähnen. Aber so arbeitet meine impulsive Kreativität eben, wenn Kapazitäten frei werden (siehe oben: CK-Abschrift!). Es wird Raum frei für Neues. Und hier flog mich der Gedanke an, dass natürlich nicht nur die Neeli-Töchter Tiyaani und Ansiina Abenteuer erleben könnten, son­dern eben auch Tiyaani und ihre abenteuerliche jüngste Schwester Shareena.

Herrgott, was kann ich denn dafür, wenn ich auf einmal Kenntnis von Vogel­menschen, gehässigen Nebelgeistern und dergleichen bekam? Das musste ich einfach auf ein paar Seiten skizzieren. Sonderlich weit gediehen ist der Entwurf nicht, gottlob, aber der grobe Umriss ist schon sichtbar. Irgendwann werde ich euch davon mehr berichten, doch nicht hier und jetzt.

(Begehbar – OSM-Story)

Anmerkung: Oh Gott, schon wieder ein OSM-Fragment? Das kann doch gar nicht sein… doch, kann es. Auch das ist nur ein Entwurf, der völlig unaufhaltsam war. Ich meine, es klingt total verrückt, aber es ist die reine Wahrheit: Ich schau­te auf die Seite eines Busses (!), und prompt sprang mich diese Geschichten­idee an. Im Grunde eine Schatzsuchergeschichte, die im KONFLIKT 22 des OSM spielt („Oki Stanwer – Der Schattenfürst“). Sie hat zu tun mit dem versunkenen Reich von Veskoy, transdimensionalen Ruinengebäuden und anderen Dimensio­nen. Wie das alles im Detail ausschaut, kann ich noch nicht sagen. Aber eine erste Gedankensammlung dazu ist jetzt wenigstens verschriftlicht.

Blogartikel 315: Close Up – Der OSM im Detail (4)

(12Neu 53: Inferno in Bytharg)

Anmerkung: Wenn ihr – was im OSM immer von Vorteil ist – ein langes Ge­dächtnis habt, werdet ihr euch als treue Leser meiner E-Books vielleicht an Be­rinnyer namens Shaslacanyoorid und Rholghonnicaar erinnern, die auf dem Pla­neten Dawson in KONFLIKT 19 des OSM („Oki Stanwer – Der Missionar“) leben und dort mit menschlichen Kolonisten wie Ian Perry und seiner ungebärdigen Tochter Senyaali interagieren.2

Diese Wesen erzählen, sie seien vor einem furchtbaren Krieg in ihrer Heimat ge­flohen, durch die Baumeister-Portale gegangen und auf Dawson gelandet… dass das nicht mal die halbe Wahrheit ist, ahnen sie natürlich nicht. Nun, aber was ich eigentlich sagen wollte: dieser Krieg, von dem sie reden, das ist genau der, der in Band 53 der BdC-Serie seinen blutrünstigen Anfang nimmt und bei dessen kommentierter Digitalisierung ich jetzt angelangt bin… ein einziger Alp­traum, wirklich wahr (und nicht nur wegen der unüberschaubaren Zahl an Schreibfehlern). Mann, das wird ebenfalls ein schauriger Alptraum, wenn ich euch das in einigen Jahren mal im E-Book zeigen werde… freut euch darüber, dass das noch ziemlich hin ist…

(E-Book „BdC 2 – Gestrandet in Bytharg“)

Anmerkung: Tja, und weil ich doch gerade in Bytharg war, machte ich mir auch den Spaß, die etwas angenehmere Erstbegegnung des Tasvaners Sketahr mit der Grünen Galaxis, die ich voraussichtlich im Winter 2019/20 als E-Book veröf­fentlichen will, als eigenständiges Skript aufzubereiten. Fast wäre ich da im Ho­nignetz der schönen Sternenfee Saan hängengeblieben… aber das konnte ich gerade noch vermeiden.

Ja, da geht es um Sternenfeen, ganz recht. Und um Baumeister, Sargoy, Yesvaa, Berinnyer, Allis und ein paar monströse Wesen, die euch künftig in euren Alp­träumen begegnen könnten. Wird eine wilde Geschichte… ich freue mich schon darauf, dort weiterzuschreiben, aber zunächst muss natürlich die Grundlage in Form des ersten BdC-E-Books gelegt sein, versteht sich. Also bitte noch etwas Geduld, meine Freunde.

Blogartikel 314: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 60

Blogartikel 319: „Gibt es das auch als Hörbuch?“ Neue Wege meiner Kreativi­tät

(Der Zathuray-Konflikt – OSM-Roman (Abschrift))

Anmerkung: Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber auch das war eine direkte Fol­ge der fertigen Digitalisierung des CK – an der Digitalisierung dieses 1991er-Ro­mans, der den ersten KONFLIKT des OSM behandelt, habe ich auch schon ziem­lich lange herumgedoktert. Jetzt, wo ich den Kopf etwas freier hatte, konnte ich damit loslegen. Ich bin schon recht weit gekommen und denke, im Monat Fe­bruar 2019 werde ich das fertige Digitalisat vorliegen haben. Ihr werdet das in meiner nächsten Work in Progress-Etappe sicherlich feststellen.

Blogartikel 320: Close Up – Der OSM im Detail (5)

(DKdO 19: Lügengespinste)

Anmerkung: Ja, auch in KONFLIKT 9 des OSM („Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“) kam ich unvermittelt weiter. Und das kam folgendermaßen und ist hier natürlich intransparent, weil ich Leseallüren nirgendwo in dieser Form festhalte. Eine meiner Leseallüren, wie ich das nennen möchte, betraf das Herausziehen eines Ordners rechts hinter meinem Arbeitsplatz. Ich wollte eine Szene noch mal nachlesen, die mir durch den Sinn ging – nämlich die abenteuerliche Konfronta­tion Oki Stanwers und seiner damaligen Geliebten, der Kleini-Millionärin Viane Vansin el Descorin del Sante mit dem monströsen Mr. Mor in der Westernstadt Center-City anno 1853.

Und ehe ich begriff, was eigentlich passierte, klebte ich in der Handlung fest. To­tal fest. Will heißen: ich las mich weiter durch den Ordner und konnte nicht mehr aufhören. Las von dem gestörten ZYNEEGHAR-Gehirn BURTSON, davon, wie BURTSON die Raumfahrer von der STERNENFLUG ausmanövrierte, begeg­nete in den Magellanschen Wolken diesen phantastischen DIRIGENTEN und machte schließlich den Sprung in die heimatliche Galaxis mit.

Tja, und danach landete ich bei dem Trand-Alli Reshtaar, den ich vor Jahren im dritten Band seiner Geschichte – eben der obigen – verlassen hatte. Und als ich an den Leserand der Serie kam, machte ich einfach gegen Ende des Monats Ja­nuar kurzerhand weiter.

Vermutlich hat das auch was mit der Vorbereitung auf den OSM-Band 1900 zu tun, der ja quasi vor der Tür steht. Ich denke, er wird vor Mai 2019 geschrieben werden, aber noch weiß ich nicht, welcher Serie des OSM er wohl entstammen mag. Ich tendiere instinktiv zu KONFLIKT 9 oder vielleicht auch zu KONFLIKT 7 des OSM („Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“). Ihr werdet davon lesen, verspro­chen.

Damit war der Monat Januar 2019 dann vollendet… aber ich möchte noch eine Sache erwähnen, die auch nichts mit dem OSM zu tun hat, indes sehr viel mit den mehrfach genannten kreativen freien Kapazitäten: Ich habe in diesem Mo­nat nämlich auch damit begonnen, ein weiteres Projekt in Angriff zu nehmen, das ich schon seit vielen Jahren vor mir herschiebe.

Worum geht es? Um die Digitalisierung der Fantasy-Horror-Serie „Horrorwelt“, die ich im Dezember 1983 begonnen und deren Inhalt ich fast völlig vergessen habe. Ich habe noch einiges mehr vergessen, wie mir auffiel, als ich die Ge­schichten herausholte und mit der Abschrift anfing.

Das erste, was mir auffiel, war Folgendes, und das ist kein Witz: „Wo sind denn die Leerzeichen geblieben, verdammt noch mal! Das kann doch nicht sein!“ Denn ernsthaft, Freunde: Das, was heute und schon seit sehr langer Zeit völlig normal ist, dass nämlich in meinen Texten auf Kommata, Punkte, Semikolon, Bindestriche usw. Leerzeichen folgen, war für diese frühen „Horrorwelt“-Episo­den ein Fremdwort. Ich hämmerte da ungeniert und mit unglaublicher Energie Zeichen an Zeichen, dass mir bei der Abschrift fast die Haare zu Berge standen.

Was ebenfalls fehlte, waren Einrückungen, wie sie für meine heutigen Texte bei neuen Absätzen normal sind. Was ich hingegen im Übermaß vorfand, waren Absätze. Nahezu jeder dritte Satz bekam einen neuen Absatz. Das Ergebnis war ein Text wie eine Art Maschinengewehr-Sperrfeuer, echt. Ich kenne das aus frü­hen OSM-Episoden, die genauso aussehen (und aus derselben Zeit stammen, etwa bei „Drohung aus dem All“ und „Oki Stanwer Horror“ ist das ausgeprägt). Und auch sonst wimmelte der Text von sprunghaften Argumentationen, Thea­tralik und Tippfehlern. Außerdem entbehrte er nahezu jeder Charakterbeschrei­bung und Darstellung der Location.

Mann, dachte ich, was war ich damals für ein Hobbyautoren-Heißblut! Das gibt’s doch gar nicht! Und in meinen damaligen Briefen war ich wohl ebenso, was? Echt, Freunde, im Vergleich dazu bin ich heute wirklich sehr gesittet und gelas­sen. Damals waren das vollkommene Fremdworte.

Das ist also eine weitere „Schattenbaustelle“, die ihr deshalb – wie schon die Rezensions-Blogs, Gedichte, Rezensionen und Fanzine-Redaktionen – in meinen „Work in Progress“-Blogs nicht zu Gesicht bekommt. Behaltet es im Hinterkopf, dass ich daran auch noch werkele.

Soviel also der vielen Worte für heute. Ich verlasse euch und erzähle euch dann kommende Woche mehr über diese Sache mit dem Autorenwissen. Vielen Dank für eure Geduld.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Diese Bemerkung in der Klammer werdet ihr beizeiten verstehen, wenn ich im Rezensions-Blog Palmas „Landkarten“-Trilogie rezensiere, dort erzähle ich Näheres dazu. Denn er verwendet solch einen allwissen­den Erzähler. Ordentlich gemacht, ja, aber manchmal supernervig.

2 Vgl. dazu das E-Book „Ian und der Stein der Götter“ sowie die Stories „Der Platz der Steine“ und „Das Ver­steinerungs-Spiel“.

Rezensions-Blog 213: Die Schöne

Posted April 23rd, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

verschiedentlich sagte ich es schon, und auch ein kurzer Blick in meinen Über­blicks-Rezensions-Blog 200 zeigt es recht deutlich: Fantasy ist heutzutage nicht mehr ganz meine favorisierte Lektürerichtung. Da tummelt sich wirklich bedau­ernswert viel schematischer Stoff, immer wieder gehen Grüppchen politisch korrekt zusammengesetzter und zusammengewürfelter Schicksalsgenossen auf Queste. Da finden wir die unvermeidlichen Zauberer, Elfen, Zwerge, Barbaren mit starkem Schwertarm oder vergleichbaren martialischen Kenntnissen, gern auch Diebe oder Jugendliche mit einer problematischen, weil vorherbestimm­ten Biografie… na ja, solche Stoffe ziehen mich schon ziemlich lange nicht mehr an.

Der vorliegende Roman, ein wirklich ziemlich opulenter Schinken, bricht aus den erwähnten Kategorien auf vielfache Weise aus. Zum einen ist er verfasst von einer ausdrücklichen SF-Autorin, so dass sich klassische SF-Topoi wie die Zeitreise unvermittelt in der Handlung wieder finden. Zum zweiten hat die Au­torin ihre Märchen solide gelesen und kämmt sie nun munter und humorvoll gegen den Strich und nimmt sie als Ausgangsbasis für weitere verwegene Aben­teuer, die dann nicht eben gering die Zeitgeschichte vom 14. Jahrhundert bis in die ferne Zukunft sprenkeln.

Und sie hat eine etwas tapsige, aber niedliche und eben sehr attraktive Haupt­person (ob man bei „Beauty“ von Heldin sprechen sollte, sei dahingestellt… es gibt dabei gewissen Anlass für Zweifel, wie ihr bei der Lektüre rasch entdecken werdet). Ja, sie ist etwas sehr schwatzhaft, und die Klügste unter der Sonne ist sie auch nicht… aber man muss sie irgendwie lieb haben, auch wenn ihre Hand­lungen manche Zeitgenossen sich die Haare raufen lässt.

Seid ihr bereit für eine muntere, abenteuerliche und recht lange Zeitreise kreuz und quer durch die Realität und alternative Gefilde? Dann mal auf ins Abenteu­er, Freunde:

Die Schöne

(OT: Beauty)

von Sheri S. Tepper

Heyne 5344, Hardcover

674 Seiten, 1995

Aus dem Amerikanischen von Biggy Winter

ISBN 3-453-08537-X

Ja, wenn doch die Uhrenfee Carabosse nicht so Recht hätte! Die Dinge könnten sich viel besser, zielstrebiger, harmonischer entfalten. Aber andererseits hätte dann der Fürst der Finsternis auch schon gewonnen, bevor Beauty überhaupt verstanden hätte, was geschähe. Also ist es vielleicht doch ganz gut so, dass Beauty zwar unbestreitbar Schönheit von ihrer Feenmutter Elladine von Ylles geerbt hat, aber keine Intelligenz.

Aber vielleicht sollte ich von vorne anfangen. Die Sache ist etwas verwickelt.

Man schreibt das Jahr des Herrn 1347, als die einzige Tochter des Herzogs von Westfaire in England, Beauty, sich mit einer grundlegenden Veränderung ihrer häuslichen Umgebung konfrontiert sieht. Sie ist ein bildhübsches, ihrem Namen absolut entsprechendes Mädchen von bezaubernder Naivität und Unschuld, ihr mürrischer Vater beachtet sie kaum (er hat mehr mit Pilgerfahrten zu tun, bei denen er – zu Beautys Unverständnis – sich „die verrottenden Gebeine toter Menschen anschaut!“; das heißt, das tut er, wenn er nicht ständig mit wech­selnden Frauen in seinem Gemach verschwindet), und so wächst sie unter der Fuchtel ihrer zahlreichen, meist schon ergrauten Tanten auf. Ihre Mutter hat Beauty nie kennengelernt, es heißt, sie sei früh verstorben. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit.

Die ganze Wahrheit (oder das, was sie dafür hält) kommt ans Tageslicht, als ihr Vater sich neu verheiraten möchte. Beautys Schwiegermutter Sibylla vertreibt das Mädchen aus seinen Räumen in jenen Turm, den man den Taubenturm nennt, und hier – und im Gespräch mit Dienstpersonal – kristallisiert sich all­mählich heraus, dass Beautys Mutter Elladine eine Fee war, die eines Tages vom Herzog von Westfaire in den Turm eingesperrt wurde, aber spurlos daraus ver­schwand. Sie ist also, frohlockt das Mädchen, noch am Leben.

Doch gibt es einen Fluch, oh weh, ausgesprochen von Beautys Tante Carabosse, heißt es, der besagt, dass Beauty sich am 16. Geburtstag an einer Spindel ste­chen und daran sterben soll.1 Und dieser Geburtstag steht unmittelbar bevor! Allerdings ist bei der Übermittlung dieses Fluches irgendetwas schiefgegangen, wie es scheint – als nämlich der Tag ihres Geburtstags kommt, tauscht Beauty mit einem befreundeten Mädchen aus dem Dorf (das ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist, womit klar feststeht, wer der Vater des Mädchens ist), den Platz und muss, unter einem magischen Tarnmantel dabeistehend, entsetzt mitbe­kommen, wie ihre Freundin Herzchen (das Double) und alles Hofpersonal menschlicher und tierischer Provenienz, in tiefen magischen Schlaf fällt. Um Westfaire wächst in beängstigendem Tempo eine magische Rosenhecke.

Beauty ist völlig verstört und flüchtet mit ihren Siebenmeilenstiefeln, die sie sich geschneidert hat – Himmel, Beauty ist eine Halbfee, schon vergessen? Na­türlich hat sie magische Kräfte, auch wenn sie die Natur der meisten davon beim besten Willen nicht weiß. Bedenkt, Intelligenz ist nicht ihre Gabe! – aus Westfaire und ist todunglücklich. Sie hat genug Grund dazu, hat doch Pater Raymond schon zuvor den Hofangestellten Giles vom Hof verwiesen und auf eine Pilgerreise geschickt, weil Beauty ihn heimlich anhimmelte (das geht na­türlich nicht. Unter Stand!).

Die Uhrenfee Carabosse, die aus dem Feenreich Feery über Beautys Wohl wacht – passt irgendwie mit dem Fluch nicht zusammen, gell? Stimmt. Da ist ja auch einiges falsch übermittelt worden – und sie veranlasst hat, den Tarnmantel und die Siebenmeilenstiefel zu schneidern, ist nun der Überzeugung, dass sich Beauty mittels der Stiefel unverzüglich auf den Weg zu ihrer Mutter machen wird.

Hätte sie vielleicht auch – aber da stolpert Beauty, was Carabosse nicht vorher­gesehen hat! – , über ein zeitreisendes Filmteam aus dem 22. Jahrhundert, die „das Ende des Zaubers“ festhalten wollen und das Mädel in die Zukunftswelt des 22. Jahrhunderts entführen. In eine Zeit, in der die Feen keine Macht mehr haben, weil dort kein Zauber mehr existiert. Und in jener Epoche dominiert der Herr der Finsternis, der auf das bald bevorstehende Ende der Menschheit war­tet…

Wer denkt, damit hätte ich den größten Teil des Buches erzählt, kann sich beru­higt zurücklehnen – das sind gerade mal gut hundert Seiten (und vieles fehlt). Denn nach dieser Reise in die Zukunft geht das Drama eigentlich erst richtig los. Weitere Stationen des Mädchens sind das rätselhafte Land Chinanga, wo es so seltsame Attraktionen gibt wie die Kathedrale von Sankt Frosch, das märchen­hafte Reich Baskarone und den Dampfer Stugos Queen. Beauty lernt die Heimat ihrer Mutter, das legendäre Feery und seinen Regenten Oberon kennen, das 20. Jahrhundert und die verstörenden Realitäten des 14. Jahrhunderts.2 Und sie er­fährt natürlich von der Beziehung zum Allerhöchsten, was eine sehr verzwickte Angelegenheit ist.

Bald wird ihr fernerhin klar, dass die Menschheit, wenn die Feen ihrer Rolle nicht endlich gerecht werden, Beschützer der menschlichen Rasse gegen die Bosheit des Fürsten der Finsternis zu sein, im 22. Jahrhundert untergehen wird.3 Jene Welt, in der sie zu Besuch war, wird Realität gewinnen und die einzi­ge Realität bleiben. Eine Welt ohne Feen und ohne Menschen, eine triste Wüs­tenei. Was Beauty aber lange Zeit nicht versteht, ist, warum der Fürst der Fins­ternis ausgerechnet hinter IHR her sein sollte. Und was für eine rätselhafte Saat nahe ihrem Herzen brennt, das ist ihr auch nicht klar.

Die Pläne der Fee Carabosse kollidieren jedenfalls ständig mit Beautys Unver­ständnis und ihrem Eigensinn, besonders dann, als sie, von einem Vergewaltiger schwanger, in der Vergangenheit ziellos herumirrt und schließlich das Schicksal ihres Kindes weiter verfolgen will. Ich erspare dem Leser Details, um die Neu­gierde wachzuhalten.

Mit einem bemerkenswerten Geschick und Augenzwinkern hat Sheri S. Tepper, die eigentlich im SF-Genre beheimatet ist, in diesem umfangreichen Roman die vergnügliche Tour de force durch die Märchenwelt Disneys angetreten. Wir be­gegnen einem Prinz Charming, sprechenden Fröschen, bösen Schwiegermüt­tern, Aschenputtel, Dornröschen und zahlreichen anderen Wesen, die uns mal ein Kichern, mal ein Kopfschütteln entlocken. Dabei verspinnt die Autorin die Fäden der Märchen geschickt mit der Zeitgeschichte, der Mythologie und Phan­tastik, ohne freilich jemals die Fäden aus der Hand gleiten zu lassen.

Sheri S. Tepper ist sowohl humorvoller, menschlicher, wärmer und erfahrener, ihre Personen, so schrullig sie bisweilen auch sein mögen, sind stets in sich „rund“, sie handeln nachvollziehbar (auch wenn man viele ihrer Taten beim bes­ten Willen nicht mögen muss), und die Handlung hat ein, wenn auch überra­schendes, stimmiges Ende. Von solchen Büchern kann man noch vieles lernen, nicht zuletzt Menschlichkeit jenseits aller Klischees.

Außerdem sollte man nicht glauben, wie viel an Zeitkritik dieser Roman enthält. Wenn Beauty in der Hölle beispielsweise die radikalen Abtreibungsgegner wie­derfindet, dann bezieht Sheri S. Tepper hier – und in vielen anderen Dingen – demonstrativ politisch Position, was den ahnungslosen Leser manchmal doch sehr überrumpelt. Der Roman hat darum an vielen Stellen auch politischen bzw. Gleichnis-Charakter und beeindruckt zusätzlich.

Wer sich, um es auf den Punkt zu bringen, also ein paar Tage lang wunderschön unterhalten möchte und die Bekanntschaft der (schwatzhaften) Beauty, der Tochter des Herzogs von Westfaire machen möchte, sollte das unbedingt tun. Es ist eine köstliche Lektüre, die den Leser mit der Schmalspur-Fantasy von heu­te beim besten Willen wieder versöhnt. Im Format, in dem heutzutage die Hey­ne-Bücher gesetzt werden, würde dieses Buch wohl locker 2000 Seiten Länge erreichen…

© 2008 by Uwe Lammers

Wirklich ein abenteuerliches Garn, daran kann kein Zweifel bestehen. Und sol­che Exoten versöhnen mich dann mit der Allerweltskost der zeitgenössischen Fantasy, die in langen und immer längeren Zyklen mit zunehmend einfallslose­ren Namen besteht. Das Schönste an solchen Werken sind zumeist die Titelbil­der, auf denen sich höchst talentierte Illustratoren austoben können. Aber bitte, ich bin der – vielleicht antiquierten – Auffassung, dass man doch nicht 08/15-Stoffe nur deswegen auf Aberhunderte von Seiten pressen sollte, weil man ein schönes Titelbild gefunden hat, das man verwenden will. Etwas Substanz und Einfallsreichtum im Inhalt sollte dann auch gegeben sein.

Ist das beim Buch der nächsten Woche der Fall, das ja auch von einem ausge­wiesenen Vielschreiber mehrhundertseitiger Romane stammt? Die Rede ist mal wieder von Clive Cussler.

Nun, um herauszufinden, ob es sich um ein gutes und versiertes Werk des Best­sellerautors handelt oder nicht, konsultieren wir am besten meine diesbezügli­che Rezension, die ich euch kommende Woche vorstellen möchte.

Bis dahin sage ich Adieu!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Wem das bekannt vorkommt, der sei darauf vorbereitet, dass in das Geflecht dieses Romans noch weitere Märchenanleihen verarbeitet wurden, auf höchst originelle und unterhaltsame Weise. Manchmal kommt man aus dem Kichern nicht heraus.

2 Man merkt hier übrigens deutlich, dass die Autorin das Buch Der ferne Spiegel von Barbara Tuchman gele­sen hat, das ich kurz vor dieser Lektüre ebenfalls las. Das Werk beschreibt die Lebensumstände und Politik des 14. Jahrhunderts und ist als erschütternde Hintergrundfolie für den Tepper-Roman sehr zu empfehlen.

3 Kenntnisreiche Leser und Filmfans werden erkennen, dass sich Tepper in der Beschreibung des 22. Jahrhun­derts einwandfrei an dem Film „Soylent Green“ („Das Jahr 2022 – Die überleben wollen“, hieß es wohl in der deutschen Übersetzung) orientiert hat. Wenn es eine Hölle auf Erden gibt, dann ist es wohl diese Welt. Ja, die ANDERE Hölle lernt Beauty leider auch kennen.

Wochen-Blog 320: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 5

Posted April 20th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

steigen wir gleich mal in die Vollen ein. Ein kurzer Rückblick, was bisher ge­schah, sollte natürlich nicht fehlen, ehe es losgeht:

Wir schreiben in der Galaxis Hun’arc das Jahr 700 nach Zeitrechnung des Impe­riums der Cranyaa. Zentral gesteuert von der Welt Wislyon und beraten durch Slek-Im, die erste Helferin des Lichts, das so genannte Orakel, wird das Insektoi­denvolk seit Jahrhunderten auf die Aufgabe vorbereitet, an der Seite Oki Stan­wers gegen TOTAM und seine Schergen zu kämpfen.

Doch die Macht des Bösen kommt den Plänen des Lichts zuvor. Im Zentrum von Hun’arc unterwirft sie mit Hilfe der Dämonenwaffe Rookax vier Völker, ein fünf­tes, die Tsoffags, wird künstlich geschaffen, um das Reich in die Knie zu zwin­gen, was im Laufe des Jahres 700 auch geschieht. Das Cranyaa-Reich ist fast am Boden. Die Brutwelt ist zerstört, stattdessen taucht durch einen Raumzeittunnel die schwarze Welt TOTAM auf.

Zuletzt ist der zweite Helfer des Lichts, Klivies Kleines, in Hun’arc erschienen und hat mit seiner Lichtfestung OREOC im Zentrum der Galaxis den Kampf gegen Rookax´ Imperium aufgenommen, wobei die gemischte Crew der Lichtfestung einen Verlust erlitt und auf dem Soogrer-Planeten Suriloom auf den dritten Hel­fer des Lichts stieß, das Kunstwesen Gruhl, das den raubtierhaften Körper eines Moogs besetzt hat. Klivies Kleines konnte zwar seiner Vernichtung auf dem Pla­neten Düsterwelt entgehen, schwebt nun aber auf der Soogrer-Hauptwelt Senaax in Lebensgefahr, da OREOC die Lichtroboter von der Leine gelassen hat, ultimate, primärenergetisch aufgeladene Vernichtungsmaschinen, die unauf­haltsam sind.

Draußen erkundet das Cranyaa-Schiff HUHLEG unter seiner Kommandantin Mani-Ul leichtsinnigerweise die schwarze Welt TOTAM und wird von zwei Dä­monen angegriffen. Die „Todesmission TOTAM“ endet in einem mörderischen Chaos, nur ein Cranyaa namens Ureg-Ni entgeht dem Inferno auf rätselhafte Weise. Er ist nun allein auf TOTAM gestrandet…

Episode 21: Dämonische Pläne

(18. Februar 1984, digitalisiert 2014)

Die Besatzung der HUHLEG ist tot. Der einzige Überlebende Cranyaa, Ureg-Ni, ist auf rätselhafte Weise aus dem Schiff teleportiert und entdeckt, versucht von einer unbegreiflichen Stimme, seltsame neue Fähigkeiten an sich. Während er durch die Schattenwelt wandert, begreift er, dass er nun der vierte Helfer des Lichts ist und der einzige, der an diesem Ort größeres Unheil verhindern kann. Es ist dafür auch höchste Zeit, denn die Dämonen von TOTAM, deren nächster – Wirro – nun erwacht, erschaffen zusammen mit den untoten Cranyaa der HUH­LEG die Knochenstraßen.

Dabei handelt es sich um magisch-psionische Transferstraßen, die weit entfern­te Galaxien mit TOTAM verbinden und sogartig die Seelen Verstorbener ansau­gen, um sie in Totenköpfe zu transformieren und TOTAMS Armeen zu vergrö­ßern.

Ureg-Ni erreicht den TURM, das magische Zentrum TOTAMS, worin das BUCH aufbewahrt wird, der Katalysator TOTAMS. Ihm ist klar, dass das BUCH TOTAMS Integrität bewahrt und beschließt, es mit den ihm innewohnenden psionischen Kräften zu vernichten.

Doch das BUCH hat einen monströsen Wächter, ein mumienhaftes Wesen na­mens Oltrav… das TOTAM gegenüber jedoch nicht loyal ist und zudem in diese Rolle gezwungen wurde. Indem Ureg-Ni die Oltrav-Hülle zerstört, setzt er das darin befindliche Wesen frei, eine unfassliche Kreatur, die sich Soffrol nennt und TOTAM schnellstens verlässt. Dann gelingt dem Helfer des Lichts die Vernich­tung des BUCHES, wodurch der Planet des Bösen kaskadenartig zerbirst. Ureg-Ni gelingt im letzten Moment die Flucht.

Dummerweise ist ihm durch Helferwissen klar, dass TOTAM nicht dauerhaft zer­stört ist – der so genannte MAGNET-EFFEKT wird die Trümmer der Welt des Bö­sen binnen kürzester Zeit wieder zusammenfügen, ebenso das BUCH. Er hat nur Zeit gewonnen, was vielleicht dem Licht helfen mag.

An dem Transmissionsziel, an das er gelangt, stößt Ureg-Ni auf eine weitere rät­selhafte Wesenheit, die sich UCHULON nennt…

Episode 22: Chaos auf Senaax

(28. Februar 1984, digitalisiert 2014)

Blende zurück ins Zentrumsreich der Soogrer im Herzen von Hun’arc. Mehrere Missionen prallen auf dem Zentralplaneten Senaax aufeinander. Der Dämon Or­mun wurde vom Wesen TOTAM ausgesandt, um Rookax, dessen Rolle ausge­spielt sein soll, zu eliminieren. In derselben Mission sind die entfesselten Licht­roboter OREOCS unterwegs. Klivies Kleines´ Freunde, die durch Gruhl erfahren haben, dass Kleines noch am Leben ist und sich auf Senaax aufhält, eilen eben­falls dorthin.

OREOC selbst, getarnt auf dem Glutplaneten Onotaak gelandet, scheint durch einen massierten Angriff der Soogrer ausgelöscht worden zu sein. Doch glückli­cherweise ist das eine Kriegslist gewesen. In letzter Minute gelingt sowohl die Rettung von Kleines als auch die Flucht der Gefährten aus dem System der Soogrer, wo Verwüstung zurückbleibt. Der Dämon Ormun, der mit einem Licht­roboter kollidiert ist, wird stark geschwächt nach TOTAM zurückgeschleudert.

Aber Rookax ist noch nicht am Ende: 9069 Kampfschiffe, gelenkt von beeinfluss­ten Dienerwesen aus verschiedenen Sklavenvölkern, steuern für eine letzte Mission das Cranyaa-Reich an. Ziel: der Zentralplanet Wislyon. Ihre Mission: Vernichtet das Herz des Cranyaa-Reiches!

Episode 23: DIE STELE DER EWIGKEIT

(2. März 1984, digitalisiert 2014)

Blende zum Rand der Galaxis Hun’arc: Während sich im Zentrum der Galaxis dramatische Geschehnisse ereignen, wird ein erster Blick auf ein kleines Raum­fahrervolk Hun’arcs geworfen, die schildkrötengestaltigen Tekras, die ihre Kultur mit den vielfach versiert arbeitenden Zungen erschaffen haben und mit den Cranyaa verbündet sind.

Als im kosmischen Trümmerfeld, in dem die Tekra-Station „Tekras Zunge“ statio­niert ist, ein gigantischer Asteroid aus dem Nichts erscheint, sind nicht nur die Tekras überrascht, sondern auch zu Besuch weilende Raumfahrer aus dem Volk der Cranyaa. Der 276 Kilometer lange „Asteroid“ scheint ganz aus hell gleißen­dem Kristall zu bestehen… und er ruft paramental nach Oki Stanwer!

Es handelt sich um die STELE DER EWIGKEIT, ein weiteres Kampfschiff der Sie­ben Lichtmächte, ähnlich strukturiert wie die Lichtfestung OREOC. Aber bei der Materialisierung kommt es zu unkontrollierten Entladungen von Primärenergie, die sowohl die Tekras als auch die Cranyaa erst kristallisiert und dann auslöscht.

Als das GEHIRN der STELE versteht, dass Oki Stanwer noch nicht in Hun’arc an­gekommen ist, sondiert das gigantische Fremdraumschiff, wo der Feldherr der Cranyaa wohl sonst sein mag – und ermittelt seine paramentale Ausstrahlung Millionen Lichtjahre entfernt.

Aber der Schreck folgt auf den Fuß: Oki Stanwers Parakräfte scheinen außer Kontrolle geraten zu sein und zerstören dort, wo er materialisiert ist, offenbar das Universum. Sein Tod scheint ein sicheres Ereignis zu sein! Die STELE begibt sich auf dem schnellsten Weg dorthin. Es ist größte Eile geboten, wenn der KONFLIKT nicht auf grässliche Weise verlorengehen soll…!

Episode 24: Rookax´ Kriegsflotte

(7. März 1984, digitalisiert 2015)

Blende zur Cranyaa-Zentralwelt Wislyon: Nachdem die Tsoffags das Cranyaa-Im­perium mit der Desolationsstrahlung in die Knie gezwungen haben, ist der Le­benswille der meisten Insektoiden erloschen. Milliarden von ihnen sind kurzer­hand einfach an versagendem Kreislauf gestorben. Auch die Königin Sini-Ag ist unbeachtet ihrer jugendlichen Vitalität völlig deprimiert und apathisch gewor­den. Allerdings erhält sie in diesem Band eine rätselhafte telepathische Nach­richt, die Oki Stanwers baldiges Erscheinen ankündigt. Sie solle die Hoffnung nicht aufgeben. Sini-Ag hält diese Stimme für die des mythischen Lebensquells und fasst neuen Mut.

Dann jedoch erscheint Rookax´ Kriegsflotte über Wislyon, um die Heimatwelt der Cranyaa zu vernichten und alle Bewohner dazu. Außerdem jenen Ort, wo einst Oki Stanwers „Zeithort“ materialisieren würde.

Ehe Rookax seine Absicht umsetzen kann, erscheint allerdings ein Schwarzes Heer unter dem Kommando des Troohns Tronlekk. Sein Auftrag ist es, das Heer vor Erreichen des Zieles abzufangen und dann in eine dimensionale Zone zu verbannen, in der Rookax und seine Raumfahrer keinen Schaden mehr anrich­ten können – eine Handlungsweise, die nicht nur Rookax nicht versteht, son­dern auch der Leser nicht. TOTAM hat Langzeitpläne, sowohl mit den Cranyaa als auch mit Rookax und seiner Flotte.

Zurück bleibt Tronlekk mit seinem Heer, der in den Weiten von Hun’arc zu­nächst untertaucht.

Episode 25: Höllenflug nach Wukarin

(7. März 1984, digitalisiert 2015)

Weit entfernt von der Galaxis Hun’arc ahnt man in den Zwillingsgalaxien Risalon und Wukarin nichts von all den Dramen der ersten 24 Serienepisoden. In den 25.000 Lichtjahre voneinander entfernten Sterneninseln sind zwei aufstrebende Weltraumspezies dabei, einen Erstkontakt der physischen Art herzustellen. Bis­lang sind die in Risalon beheimateten Risaler, ein Volk parapsychisch begabter Molluskenwesen, die man sich als riesige Quallen vorstellen muss, die in was­sergefüllten Raumschiffen reisen, nur informatorisch im Austausch mit der Nachbargalaxis.

Dort hat sich das fischgestaltige Volk der Wukariner entwickelt, das ebenfalls zu den Sternen aufgebrochen ist, aber in seiner Galaxis keine weiteren höheren In­telligenzformen ausfindig machen konnte.

Als der risalische Wissenschaftler Huirs das so genannte Hyperriss-Triebwerk er­sinnt, sieht es ganz danach aus, als würde der alte Traum eines intergalakti­schen Fluges endlich Realität werden können. Der Testpilot Morn besteigt das Experimentalraumschiff und aktiviert den Antrieb… und löst eine Katastrophe aus. Zwar kommt er in Wukarin planmäßig an, aber er hat eine Begegnung mit einem geisterhaften Wesen, das völlig unerwartet mit ihm verschmilzt: Oki Stanwer, dessen mentale Essenz eigentlich auf dem Weg nach Wislyon war.

Damit entstehen gleich mehrere Probleme – insbesondere ein technisch basier­tes, zum zweiten ein parapsychisches, zum dritten ein mental-dissoziatives. Oki Stanwers Seele verdrängt die des Testpiloten in den Hyperraum und löscht sie so unabsichtlich aus, was entsprechende erbitterte Gedanken zur Folge hat. Zu­gleich ist der Feldherr der Cranyaa von tiefer Seelenfinsternis erfüllt und grübelt über die grässliche Vergangenheit nach, etwa über das Terrorimperium der Troohns, das im 2. KONFLIKT solche Verwüstungen anrichtete.1

Was Oki Stanwer nicht versteht, ist Folgendes: sein parapsychisch aufgeladener Geist ist in diesem KONFLIKT unglaublich potent. Und so löst er, als Morns Test­schiff in Wukarin erscheint, ein Inferno aus – seine finsteren Erinnerungen, Troohn-Kampfschiffe etwa, werden substanzielle Realität!

Das ist schon schlimm genug… aber es verblasst gegenüber dem technischen Fiasko, das der Experimentalsprung ausgelöst hat – Huirs´ Triebwerk hat eine verheerende Nebenwirkung: es reißt das Kontinuum auf und lässt eine sich ste­tig vergrößernde dimensionale Schockzone entstehen, in der die Raumfahrt un­möglich ist, entropische Phänomene Welten und Spiralarme verwüsten und der Weltraum nach und nach alle Materie auffrisst. Und die Schockzone wächst… und wächst…

Und in Wukarin kann Oki Stanwer Traum und Wirklichkeit nicht mehr unter­scheiden und sieht sich leibhaftigen Troohns gegenüber. Sein Tod scheint nur noch eine Frage von wenigen Stunden zu sein…

In dieser hochdramatischen Lage verlasse ich euch für heute. Im Teil 6 erfahrt ihr mehr über seine Erlebnisse, über Ureg-Ni, UCHULON sowie Klivies Kleines. Und ich glaube, ich verspreche nicht zu viel, wenn ich andeute, dass es noch deutlich dramatischer werden wird.

Demnächst mehr dazu.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu die E-Book-Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, die seit 2013 bei Amazon-KDP erscheint. Hieran sieht man, dass diese erst im Jahre 2003 entwickelte Serie in meinem Geist bereits seit 1984 präsent war!

Rezensions-Blog 212: Als ich Carroll Beckwith war

Posted April 17th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

skeptische Leser und Zeitgenossen, die zufällig auf meinen Blog stoßen sollten, müssen sich vermutlich bei der Rezension, die ich heute vorstellen möchte, warm anziehen. Und das hat nicht allein etwas mit der frostigen Witterung je­nes Augenblicks zu tun, in dem ich diese Zeilen schreibe (19. November 2018). Es hat vielmehr mit dem Thema zu tun.

Es geht um Reinkarnation.

Wer zu den eingefleischten Skeptikern gehören sollte – lese weiter.

Wer ohnehin davon überzeugt ist, sollte auch weiter lesen.

Robert L. Snow, der Autor des vorliegenden Werkes, das in den seltsamen Zwi­schenbereich zwischen historischer Recherche, Autobiografie und Spiritualität fällt (um mal so die Pole zu umreißen, die hier gestreift werden), ist anfangs hartleibiger Skeptiker und ganz dem Diesseits verhaftet. Im Laufe der eher zu­fälligen Recherche wandelt sich seine ursprüngliche Einstellung gründlich. Den­noch denke ich, ist die anfangs misstrauische, realitätsbasierte Anschauung nicht einfach nur Attitüde. Das wäre etwas zu billig. Er macht tatsächlich einen Charakterwandel durch und wird dabei sowohl vom Zauber der Archive einge­fangen (was ich als Historiker wirklich bestens nachvollziehen kann) als er auch einem eher esoterischen Zauber erliegt: dem lautlosen Ruf des Vorlebens.

Denn wie ihr sehen werdet, muss Snow entdecken, dass – gleich Schichten in geologischen Formationen – unter seinem Sein der Gegenwart noch ein vorhe­riges verborgen liegt, möglicherweise sehr viele davon. Dass die Seele eines Menschen nicht irgendwo aus dem Nichts kondensiert (oder vielleicht, wie Rationalisten annehmen, gar nicht existiert), sondern es sich um einen ätheri­schen Stoff handelt, der von einer leiblichen Hülle in die andere wandert.

Auf eine faszinierende Weise untergräbt Snow so die fundamentalen Prinzipien der Biologie, der genetischen Abstammungslinien. Und das, was Buddhisten im­mer schon wussten, nämlich dass die Seele, die im Zyklus des Karma verfangen ist, von einer Existenz zur nächsten wandert. Und dass sie dabei nicht auf gene­tische Abstammung, „völkische Zugehörigkeit“, „rassische Herkunft“, Hautfarbe, Nationalität oder Geschlecht basiert.

Zudem ist Snows Buch meine Ansicht nach ein beeindruckendes Plädoyer für Flexibilität auf all diesen Feldern. Wer es liest und den dort geäußerten Ansich­ten Plausibilität zubilligt, weitet seinen Wahrnehmungshorizont deutlich aus und entsagt engstirnigen Denkkategorien. Ich schätze, wer sich mit Fug und Recht Weltbürger nennen kann, wird von den folgenden Zeilen nicht schockiert werden.

Es lohnt sich, weiterzulesen, versprochen:

Als ich Carroll Beckwith war

(OT: Looking for Carroll Beckwith)

von Robert L. Snow

Heyne-Sachbuch 749

208 Seiten, TB

Dezember 2000, damals 16.90 DM

Übersetzt von Katrin Marburger

Das Leben beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Dies ist eine funda­mentale Erkenntnis, die sich nicht widerlegen lässt. Tagtäglich machen wir die Entdeckung, dass man sich über die Geburt eines neuen Menschen freuen kann und das Verscheiden lieber Menschen betrauern muss.

Doch was wäre, wenn dies nur ein Teil des Ganzen wäre? Wenn wir einen ande­ren Standpunkt einnehmen müssten, um den Kreis zu schließen, von dem wir annehmen, er sei geschlossen? Möglicherweise unterliegen wir nämlich einer fundamentalen Täuschung, gleich einer optischen Illusion. Wie reagierten wir bei der Entdeckung von Fakten, die darauf hindeuteten, dass jenseits aller Reli­gionen der Tod keineswegs das Ende und die Geburt nicht der Beginn ist?

Robert L. Snow, seines Zeichens ein überaus kritischer amerikanischer Polizist und Leiter der Mordkommission des Indianapolis Police Department, gerät eher durch einen Zufall in die Lage, die sein gesamtes Leben erdrutschartig – und ge­gen seinen Willen – verändert.

Aufgewachsen in einer strengen methodistischen Gemeinde, hat er mit Esoterik und „solchen durchgeknallten Spinnern“, die an Wiedergeburt und ähnliches glauben, wahrlich überhaupt nichts zu tun, sondern ist fest davon überzeugt, dass alle diese Leute entweder von ihren Ratgebern irregeführt werden oder nicht mehr ganz dicht sind. Allerdings stellt er fest, dass manche Kriminalisten Gebrauch von einer in seinen Augen eher obskuren Technik machen – der hyp­notischen Rückführung.

Meistens wird man auf diese Weise durch einen Psychiater hypnotisiert und dann in frühe Kindheitstage zurückversetzt, um so auf die Spur von sexueller Misshandlung zu kommen, die den Täter später selbst zum Triebtäter machte. Snow bleibt sehr skeptisch, liest aber als interessierter und psychologisch gebil­deter Polizist einiges zu dem Thema und stößt letztlich auch auf Raymond Moody, der davon erzählt, dass man mittels Rückführung auch in frühere Leben zurücktauchen kann.

Das hält Snow für völlig ausgeschlossen.

Dennoch findet er sich schließlich in der unangenehmen Situation wieder, eine solche Rückführung bei sich selbst durchführen zu lassen, was ihn anfangs nicht im Mindesten berührt und, wie er meint, eher peinlich sein wird, weil er nur flunkert… bis zu einem gewissen Punkt. Dann aber tauchen auf einmal Bilder in ihm auf, nein, das ist falsch gesagt, er IST in einer Landschaft, die er nie zuvor gesehen hat, und es ist wie ein unglaublicher, aufregender und allumfassender 3-D-Film, in dem er sich bewegt.

Schließlich findet sich Snow in der Gestalt eines Mannes mit Gehrock und Spa­zierstock wieder. Er weiß, er „ist“ ein Maler, Porträtmaler, er sieht „sich“ beim Porträtieren einer buckligen Frau, und wiederholt sträubt sich der Polizist gegen die Anordnungen seiner Psychiaterin, zeitliche Sprünge durchzuführen. Als Snow schließlich aus der Hypnose auftaucht, ist er völlig durcheinander und kann diese intensiven Eindrücke nicht aus seinem Kopf bekommen.

Alle Versuche, wieder Ordnung in seinen Verstand zu bringen, bleiben verge­bens. Zweifellos, redet er sich ein, sind das nur irgendwelche unterbewussten Informationen, die er verdrängt hat und die unter der Hypnose zu Tage getreten sind. Wahrscheinlich hat er die Gemälde, die er „sah“, in Schulbüchern gesehen oder in einer Ausstellung.

Die einzige Chance, die ihm bleibt, ist, nachzuforschen, woher diese Eindrücke kamen. Doch monatelang bleiben all seine Versuche auf klägliche Weise erfolg­los. Schließlich begräbt er diese Geschichte und ist überzeugt, niemals weiter voranzukommen.

Bis er wieder Monate später in New Orleans in einer kleinen Galerie ein Portrait entdeckt – das Bildnis einer kleinen, buckligen Frau, eben jenes Bild, bei dessen Malen er „sich“ in der Hypnose gesehen hat.

Es ist das Werk eines inzwischen fast unbekannten Porträtmalers namens James Carroll Beckwith, das Snow durch einen unglaublichen Zufall gefunden hat. Und mit einem Schlag ist alles wieder an der Oberfläche seines Bewusst­seins. Nun beginnt sich sein kriminalistischer Spürsinn zu regen. Er hat einen Ansatzpunkt, weiß, nach wem er zu suchen hat. Nun ist es natürlich bestimmt einfacher, alle okkulten Erklärungen auszumendeln und eine plausible Ursache für die in der Hypnose gemachten Erfahrungen zu finden, nicht wahr? Er ist doch strenger Rationalist und möchte nichts dringlicher, als eben seine Seelen­ruhe zurückerlangen.

Robert Snow begibt sich auf die Spurensuche nach Carroll Beckwith. Schon sehr rasch muss er aber ernüchtert erkennen, dass Beckwith ein Niemand ist. Je­mand, über den keine Bücher geschrieben wurden. Es gibt keine Dokumentatio­nen über ihn. Keines seiner Gemälde ist je in Schulbüchern gewesen, die letzte Ausstellung fand 1912 statt…

Wie um alles in der Welt hat ER etwas über Carroll Beckwith erfahren? Woher weiß er, dass er verheiratet und kinderlos war? Dass Beckwith 1917 starb? Dass er Portraits malte, dies verabscheute, aber des Geldes wegen zu tun gezwungen war?

Es gibt so viele Einzelheiten, dass es Snow mehr und mehr graust, je tiefer er sich in die Einzelheiten von Beckwith´ Leben einarbeitet, das 1852 begann und im kalten New York im Oktober 1917 endete. Je mehr der Polizist erfährt, desto mehr muss er sich mit dem Gedanken anfreunden, dass es wirklich stimmt. Dass er nicht nur Robert L. Snow ist und immer gewesen ist, sondern dass er vor seiner Geburt schon einmal gelebt hat – als der Maler Carroll Beckwith…

Spurensuche einer Reinkarnation“ ist der Untertitel des Buches, eine sehr zu­treffende Charakterisierung dieses Buches, das mit kriminalistischem Gespür geschrieben ist und einen Sog ausstrahlt, der den Leser in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt, bis das Buch ausgelesen ist. So wenigstens ging es mir. Normalerweise passiert es mir nie, dass ich ein Buch am Morgen kaufe und am Abend seufzend und zufrieden beendet sinken lasse. So ging es mir heute.

Natürlich, mag man sagen, ich bin Historiker. Ja. Natürlich, kann man behaup­ten, ich bin ja Biografiehistoriker. Sicher. Natürlich, wird vielleicht jemand ein­wenden, ich habe schon seit langer Zeit die Ansicht verinnerlicht, dieses Leben sei nicht der Kreis, der mit der Geburt beginnt und mit dem Tod endet. All das stimmt und macht mich möglicherweise zu einem voreingenommenen Leser. Doch wenn man die durchweg kritischen Schilderungen und Seelenqualen Ro­bert Snows durcharbeitet, all die logischen und rationalen Erwägungen akzep­tiert und miterleben muss, wie ihnen durch die Faktenbeweise der Boden ent­zogen wird… der wird schon in seiner Überzeugung schwankend, dies könne reine Fiktion sein.

Snow ist nicht jemand, der fanatisch die Leser überzeugen möchte, ein früheres Leben sei möglich. Er möchte es eigentlich widerlegen, schafft es letztlich aber nicht. Das macht die Geschichte ungemein faszinierend. Und Snow hat eine Menge Glück dabei gehabt, denn Beckwith ist, entgegen der Ausgangsbehaup­tung, doch kein „Nobody“. Er hat biografische Spuren hinterlassen, die sich in Archiven finden lassen…

Was kann man für Lehren aus dieser biografiegeschichtlichen Recherche ins ei­gene Vorleben ziehen? Zum einen, denke ich, eine trostreiche: die Vorstellung, dass das Leben ein Kreis ist, der weit über das hinausreicht als das, was man normalerweise glaubt. Zudem jene Lehre, dass im idealen Fall etwas von uns bleibt, nach dem man fahnden kann. Ohne dass Snow das Hohelied der Archive, Bibliotheken und Galerien singt, weiß er ihre Bewahrungsleistung sehr zu wür­digen.

Drittens aber, und das ist vielleicht das Problem an dieser Recherche, muss man im Falle, dass man sich auf die Suche nach den Personen macht, die man in vor­angegangenen Leben gewesen ist, Gefahr laufen, das gegenwärtige Dasein zu schädigen. Man kann sich vertrauten Menschen entfremden, man kann obses­sive Leidenschaften entwickeln, im Extremfall die geistige Gesundheit aufs Spiel setzen.

Ich neige jedoch dazu, dass dieses Risiko es durchaus wert ist, eingegangen zu werden. Man entdeckt dabei Dinge, die man niemals für möglich gehalten hät­te. Und wenn man erfolgreich ist, in jeder Hinsicht erfolgreich, kann sich das ei­gene Leben grundlegend wandeln, neuen Sinn und Lebensqualität schaffen. Das wiegt die Nachteile meiner Ansicht nach auf.

Und wer neugierig geworden ist, sollte der Fährte von Snow folgen.

Es lohnt sich.

© 2004 by Uwe Lammers

Ich war schwer beeindruckt, als ich die Rezension schrieb? Wahrhaftig, das war ich. Aber ich bin ziemlich überzeugt davon, dass es vielen meiner Leser nach der Lektüre des Werkes ebenso ergehen wird. Es hat nicht umsonst einen schö­nen und dauerhaften Platz in meinen Bücherregalen gefunden.

In der kommenden Woche vollführen wir wieder einen vollkommenen themati­schen Sprung hinüber zu den Ufern der Fantasy. Wir verfolgen den Lebensweg eines Märchenwesens, das sich in der Wirklichkeit wieder findet und damit so einige Schwierigkeiten bekommt.

Mehr in sieben Tagen an dieser Stelle!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ich glaube, diese Frage hörte ich das erste Mal vor drei oder vier Jahren, als ich gerade eine Lesung beendet hatte. Die erste und durchaus mir schon vertraute Frage war damals: „Gibt es das auch gedruckt?“ Und ich musste damals stets bedauern und zum eigenen Unbehagen zugeben: Nein, leider noch nicht. Ich arbeite daran… aber es gibt noch keine Printausgaben meiner Geschichten, very sorry.

Nicht, dass ich daran nicht gearbeitet hätte.

Als mein E-Book-Programm im Frühjahr 2013 begann, schwebte ich eine Zeit­lang irgendwo zwischen den strahlend hellen Wolken an einem sonnigen Som­mertag – und ich malte mir aus, wie das wohl aussehen würde, so nach und nach eine ganze schmucke Reihe eigener Printpublikationen ins Regal stellen zu können (die Frage, woher ich den dafür erforderlichen Platz nehmen sollte, schob ich munter beiseite… so ist das mit Wolkenschlössern. Ihr kennt das aus anderen Zusammenhängen sicherlich auch).

Also versuchte ich alsbald, mit Hilfe von Amazons Create Space-Programm (CS), Printausgaben meiner E-Books herzustellen. Und scheiterte im ersten Anlauf, wieder und immer wieder. Entweder war ich zu dämlich oder das Programm be­scheuert, jedenfalls bekam ich ständig während des Arbeitsprozesses Fehler­meldungen ohne Ende, falsche Formatierung wurde moniert… und schließlich gab ich frustriert auf.

Heute weiß ich, dass das vielleicht für viele Leser bedauerlich war, aber in ge­wisser Weise doch ganz gut so. Warum dies? Nun, zum einen, weil ich erfahren habe, dass CS im vergangenen Jahr quasi eingestampft und in „KDP-Print“ um­gewandelt wurde. Mit der zwingenden Notwendigkeit, alle dort gespeicherten E-Book-Vorlagen munter zu migrieren. Diese Arbeit habe ich mir also durch meine Tapsigkeit erspart.

Zum anderen weiß ich heute genauer als damals, dass eine Amazon-ISBN, wie sie bei CS vergeben worden wäre, gewisse Komplikationen beim Bestellen der Werke außerhalb von Amazon nach sich gezogen hätte. Auch diese Klippe hatte ich so umschifft.

Aber wie war das nun mit der anderen Frage? „Gibt es das als Hörbuch?“

Dazu ist es vielleicht ganz sinnvoll zu wissen, wie lange meine letzten Berührun­gen mit Hörspielen zurückliegen. Ich bin da echt kein Crack. Ganz genau sagen kann ich es nicht mehr, wie lange das wirklich her ist, aber es war unbedingt spätestens zu der Zeit, da ich noch in Wolfsburg lebte. Da unsere Familie im Frühjahr 1983 nach Gifhorn umzog, habt ihr hier eine Richtschnur: es ist we­nigstens 35 Jahre her.

Man kann also vorsichtig sagen, dass ich mit dem Medium und seinen moder­nen Ausprägungen nicht wirklich vertraut war.

Also lautete meine Antwort einmal mehr: Nein. Bedauernd zwar, weil ich mir schon gut denken konnte, dass Leute, die meine Lesungen besuchten, die Ge­schichten gern noch mal vorgetragen hören würden… aber ich machte mir we­der eine Vorstellung davon, wie gut das ankommen könnte noch hatte ich eine vage Idee von der Größe der potenziellen Klientel.

Es dauerte Jahre, bis ich mit dieser Frage wieder konfrontiert wurde.

Im Dezember 2018 – ohne Witz, Freunde – nahm ich am 2. Kreativ-Stammtisch „DenkBar“ des Braunschweiger Vereins KreativRegion e.V. teil und reichte hier, wie das so für mich üblich ist, meine E-Book-Titelbildmappe herum. Und nach einer Weile des Diskutierens sprach mich mein Gegenüber direkt an: „Ich den­ke, du solltest dir mal überlegen, die Geschichten zu vertonen. Podcast ist groß im Kommen – und deine Geschichten würden sich dafür ganz bestimmt sehr gut eignen!“

Ich zögerte wieder mal… was nicht persönlich genommen werden soll. Irgend­wie bin ich so eine Art Traditionstier. Ich tue mich schwer mit dem Beenden al­ter Freundschaften, der Verlust von Freunden trifft mich tief, ich verabschiede mich total ungern aus befristeten Projektverträgen, gebe nur ungern Serien oder Autoren auf. So ein Typ bin ich.

Und mich auf neue Dinge einzustellen, das fällt mir von Jahr zu Jahr offenbar schwerer. Das betrifft auch neue technische Medien.

Allerdings hatte mein Gesprächspartner Robert in einem Punkt leichtes Spiel mit mir – inzwischen war mir durchaus bewusst geworden, wie viele Menschen heutzutage Hörspiele, Hörbücher und Podcast-Formate im Allgemeinen dem gedruckten Buch vorziehen. Außerdem befand ich mich ja inzwischen seit bald sechs Jahren auf E-Book-Kurs.

Gewiss, ich selbst präferiere nach wie vor das gedruckte Buch, weil ich auf Pa­pier einfach leichter, geschmeidiger und gründlicher zu lesen verstehe als auf dem Bildschirm… aber es ist nicht so, dass ich die Haltung anderer Menschen, die nicht so „ticken“ wie ich, nicht verstehen könnte.

Und als Robert mir dann sagte, er habe ein eigenes Tonstudio und wisse auch die richtigen Leute, die die Geschichten einsprechen könnten, da erwärmte ich mich zunehmend für diese Idee.

Warum, überlegte ich, als ich spätabends durch die winterlichen Straßen heim­wanderte, warum sollte ich diese Idee nicht näher betrachten und mir diesen Pfad erschließen? Ich meine, mehr als schief gehen konnte es ja nicht, nicht wahr?

Inzwischen habe ich weitere Kreative aus dem Umfeld der KreativRegion ken­nen gelernt, die ebenfalls im Podcast-Feld aktiv sind. Darum scheint die not­wendige technische und personelle Infrastruktur für diese Vertonung durchaus in Braunschweig gegeben zu sein. Eine erste Hörprobe habe ich jetzt ebenfalls schon genießen können – und die Vorstellung, meine Geschichten akustisch an interessierte Käuferschichten zu vermitteln, hat definitiv an Reiz gewonnen.

Damit erhebt natürlich eine alte Frage von neuem ihr unsympathisches Haupt, wie das schon anno 2012 der Fall war, als ich mir überlegte, womit ich wohl mein E-Book-Programm starten solle. Damals entschied ich mich dafür, wie ihr wisst, mit einem variablen Ansatz zu starten: zunächst Einzelgeschichten, Seite an Seite mit der frühen OSM-Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), wenig später durch die lockere OSM-Geschichtenform der „Annalen der Ewig­keit“ ergänzt. Erst in meinem zweiten Publikationsjahr ging ich dann dazu über, statt Einzelgeschichten Kurzgeschichtensammlungen zu publizieren.

Ich könnte mir nun, wo ich noch ganz am Anfang der Podcast-Idee stehe, Fol­gendes sehr schön denken: Beginnen sollte ich mit kürzeren, abgeschlossenen Werken. Dann könnte ich das steigern, indem ich die bislang fünf Kurzgeschich­tensammlungen aus dem E-Book-Format hierhin übertrage. Und dann sollte un­bedingt der OSM folgen… ob nun beginnend mit KONFLIKT 2 oder mit einer an­deren Serie des OSM, das muss ich mir erst noch überlegen.

Aber der anfängliche Plan, der die Jahre 2019 und 2020 umfassen könnte, sollte sich tatsächlich zunächst mit kürzeren Werken befassen bzw. mit solchen Novel­len, die für sich allein stehen können, aber vielleicht mehrere „Folgen“ in Pod­cast-Format umfassen. Und sobald das serielle Format etabliert und ein gewis­ser konstanter Publikationsrhythmus erreicht worden ist, können wir die Kom­plexität verstärken.

In jedem Fall hoffe ich, vielleicht schon im Sommer oder Herbst 2019 entspre­chende Anfragen, ob es Werke von mir zum „Hören“ gäbe, mit der Antwort kontern zu können: „Diese spezielle Geschichte noch nicht… aber im Podcast kann ich auf diese und jene Story/Novelle verweisen… ich nehme die von Ihnen empfohlene Geschichte aber gern in mein Podcast-Programm auf.“

Klingt doch schön, nicht wahr? Also, wer weiß, vielleicht kann ich bald sagen: Wir hören uns, Freunde! Ich halte euch auf dem Laufenden!

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 211: Sweet Sins (1): Arie der Unterwerfung

Posted April 10th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist vermutlich kein sonderliches Geheimnis, dass die Veröffentlichung von E. L. James´ Trilogie „Fifty Shades of Grey“ und ihr stürmischer Erfolg eine ganze Kaskade von Nachfolgeromanen anderer Autoren und Autorinnen zur Folge hat­te. Allerdings sind BDSM-Romane nicht erst seit dieser Zeit im deutschen Sprachraum verbreitet. Der Verlag „Plaisir d’Amour“ (PdA), der leider im statio­nären Buchhandel nie zu finden ist, was seine Verbreitungsreichweite notwen­dig stark einschränkt, arbeitet mit diesem Sujet bereits seit Anfang der 2000er Jahre, möglicherweise sogar noch länger.

Da diese Romanreihe, in der sich neben den gewissermaßen klassischen BDSM-Romanen auch durchaus historische Geschichten und Fantasy- wie Märchenset­tings finden lassen, meiner Ansicht nach definitiv ein wenig mehr Werbung ver­tragen kann und ich in den zurückliegenden Jahren eine ganze Reihe PdA-Werke rezensiert habe, scheint es nur recht und billig zu sein, sie hier ebenfalls vorzu­stellen, soweit sie mir gelungen erscheinen.

Vorausschicken möchte ich freilich eines: Die meisten dieser Werke besitzen ei­nen recht konzentrierten Tunnelblick, und sie offerieren in der Regel recht in­tensive, explizite erotische Darstellungen, die mancher zartbesaitete Leser viel­leicht anstößig finden kann. Anstößig insofern, als es hier zum einen meist hef­tig zur Sache geht und man es hier zum anderen recht häufig mit der intendier­ten Unterwerfung der weiblichen Protagonisten zu tun bekommt. Wer sich von derlei Dingen nicht angezogen fühlt, möge diesen Blogartikel vielleicht auslas­sen.

Ich betone allerdings zugleich auch, dass in der Majorität der von mir gelesenen und rezensierten Bücher nicht einfach blindwütig auf den armen Frauen herum­geprügelt wird, es geht hier also nicht um Verherrlichung von Gewalt oder der­gleichen – vielmehr muss man sich als Leser klarmachen, dass in den Romanen stattdessen versucht wird, deutlich zu differenzieren. Es gibt Menschen, die ausgesprochen sadistische bzw. masochistische Vorlieben haben und das Ausle­ben selbiger Neigungen notwendig brauchen, um zu vollendetem sexuellem Genuss zu gelangen. Das ist in meinen Augen ebenso wenig ein Makel wie etwa Homosexualität oder eine Neigung zum Exhibitionismus. Mir schien es deshalb sinnvoll zu sein, diese Bemerkungen als Plädoyer der Toleranz solcher Lebensstile vorwegzuschicken, um ein wenig die möglicherweise auftretenden Empörungsgefühle zu beschwichtigen.

Genug der salbungsvollen Worte? Worum geht es im vorliegenden Roman? Nun, schauen wir uns das mal näher an:

Sweet Sins 1: Arie der Unterwerfung

Von Ivy Paul

Plaisir d’Amour

328 Seiten, TB (2014)

ISBN 978-3-86495-090-2

Romane, die in „Down Under“ spielen, also in Australien, haben für mich einen gewissen Seltenheitswert. Die meisten Romane, die ich in den letzten Jahren las, spielten doch deutlich mehr auf der Nordhalbkugel unserer Welt, so dass natürlich in gewisser Weise der Eindruck des Neuen, des weithin Unbekannten bei der Lektüre entstand. Er wurde freilich nicht richtig eingelöst, weil man so­viel als Leser von „Down Under“ gar nicht mitbekam.

Wieso das nicht?

Nun, die Protagonisten kümmerten sich deutlich mehr umeinander als um die Location, und da die weibliche Hauptperson aus England stammte, die männli­che aus den USA, und die Autorin selbst in Augsburg heimisch ist, kann es nicht verblüffen, dass die Umgebung nur Kolorit für eine interessante Geschichte dar­stellte. Das ließ sich aber in den drei Lesetagen (!) durchaus verschmerzen.

Ihr merkt schon an der Lesezeit für die doch beachtliche Seitenzahl (sehr klein bedruckt, sollte ich ergänzen, ihr braucht also nicht in „Harry Potter“-Dimensio­nen zu denken, dann würde dieses Buch nicht unter 600 Seiten wegkommen), dass mich die Geschichte „packte“.

Und darum geht es:

In Sydney ansässig ist die Erotik-Agentur „Sweet Sins“, geleitet von der aufre­genden Renee Maurice. Unter Einhaltung höchster Diskretion vermittelt sie Dates zwischen Unbekannten, die gewisse… sagen wir… ausgefallene Formen der sexuellen Erfüllung suchen. Dazu zählen devot veranlagte Frauen und domi­nant veranlagte Männer (das Schema kennt man aus „Shades of Grey“, und amüsanterweise wird in diesem Buch an diversen Stellen durch die Blume durchaus auf dieses Buch angespielt. Leser des Liebesgeschichte um Christian Grey und Anastasia Steele sind bei dieser Lektüre also klar im Vorteil).

Als die zierliche Opernsängerin Kristin Manzetti, die nach außen den Eindruck eines zerbrechlichen, anbetungswürdigen Mädchens macht und von ihren Lieb­habern auch immer so behandelt wird, mit ihrem Liebesleben so überhaupt nicht mehr zufrieden ist, da nimmt sie die Gelegenheit wahr, wenn auch sehr zögernd, die Dienste von „Sweet Sins“ in Anspruch zu nehmen. Denn es gibt schon gewisse tiefe Sehnsüchte in ihrem Herzen, die sie einfach nicht ausspre­chen kann, die ihr aber zur Erfüllung heißblütiger Liebesphantasien einfach feh­len.

Ja, wird ihr gesagt, in der Kartei gibt es da durchaus einen passenden Partner. So kommt Kristin mit dem aufregend maskulinen „Master“ David zusammen und erlebt nach anfänglich sehr verständlicher Nervosität dann wirklich atem­beraubende Stunden mit ihm, voller Leidenschaft und süßem Wonneschmerz, der sie über die Grenzen der bislang ausgelebten Wollust treibt und zu Orgas­men, wie sie sie nie zuvor erlebt hat. Erst ist es ein Date, dann ein Wochenende, dann noch mehr… und es ist jedes einzelne Mal unglaublich, unberechenbar… und schließlich unterwirft sich Kristin durchaus bereitwillig.

David hingegen ist von der anfangs spröden, zurückhaltenden „Eisprinzessin“ mehr als nur fasziniert. Ihre Fähigkeit zu stolzer innerer Stärke einerseits und zu bedingungslosem Vertrauen zu ihrem „Gebieter“, gepaart mit süßer Verfüh­rungsbereitschaft, animieren ihn mehr als je zuvor. Sie ist eine völlig unerfahre­ne „Sub“, die er gern anlernt… und er spürt schließlich, dass da noch mehr ist, noch mehr in ihm wächst als nur eine auf Tage oder wenige Wochen und allein auf Sex beschränkte gemeinsame Zeit mit dieser schönen Frau.

Dann aber findet Kristin heraus, dass es sich bei ihrem „Master“ um den undis­ziplinierten Rockstar David Larkin handelt. Und der Schock wird noch größer, als sie auf einmal auf der Bühne der Oper überraschend zusammenarbeiten müs­sen. Dabei fürchtet Kristin ständig den drohenden Skandal, wenn ans Tageslicht kommen sollte, dass sie sich David bereitwillig in wilden und peinvollen BDSM-Spielen unterwirft…

Mit diesem Roman liegt der erste Band der Romantrilogie „Sweet Sins“ vor, den die Autorin Ivy Paul verfasst hat. Die anderen Romane, so legen es die Klappen­texte nahe, haben mit diesem hier nur insoweit ein Kontinuum, als sie an der­selben Location spielen und die Erotik-Agentur „Sweet Sins“ im Zentrum steht. Ob es mehr als drei Romane geben wird, ist aktuell offen.

Ich muss sagen, die Autorin hat eine äußerst rege und flexible Phantasie, und sie versteht es, zwei ziemlich grundverschiedene Protagonisten aufeinander los­zulassen und sie in ihren inneren emotionalen Turbulenzen recht gut darzustel­len. Besonders deutlich ist das natürlich bei Kristin. Es fällt gleichwohl auf, dass der Roman eine Art von Brennglaseffekt besitzt.

Was will ich damit ausdrücken? Dies: Sowohl die Agentur, die doch recht eigent­lich im Zentrum stehen sollte mitsamt ihrer Leiterin Renee Maurice, bleibt ei­gentümlich blass und undefiniert. Die stürmischen SM-Spiele, die die beiden Protagonisten miteinander treiben, zerren den Fokus gnadenlos von dort weg. Das ist durchweg aufregend und liest sich äußerst flüssig (schweigen wir mal von der erstaunlichen Häufung von Druckfehlern im Mittelteil, die mich dann doch sehr unschön an die lektoratstechnisch äußerst unsauber gearbeiteten Bü­cher der Publikationsreihe „Passion Publishing“ erinnerten). Es führt nur in ge­wisser Weise vom eigentlichen Zentrum des Romans fort. Und auch wenn die Spiele selbst und die häufigen Überwältigungsszenen Kristins wort- und va­riantenreich beschrieben werden, verblasst daneben doch so ziemlich alles andere.

Kristins Korrepetitor Erik beispielsweise erhält nicht wirklich Leben. Kristins Konkurrentin an der Oper ist gewissermaßen nur ein Phantom. Ihre Mutter, um deren Wohlergehen sie stets besorgt ist, spielt überhaupt nur eine sehr ferne Nebenrolle. Und aus Davids Umfeld lernen wir quasi überhaupt niemanden kennen. Als würden in Sydney nur etwa zehn Personen leben… realistisch geht anders, ganz ernsthaft.

Wer sich allerdings um solche Details nicht bekümmert, sondern nur eine stür­mische, humorvolle und aufreizende Liebesgeschichte im romantischen BDSM-Look schmökern möchte, der ist hier absolut richtig. Ich verbuche die Lektüre eindeutig unter angenehmem und vor allen Dingen kurzweiligem Zeitvertreib.

© 2017 by Uwe Lammers

Ihr merkt, meine Kritikfähigkeit ist bei aller Toleranz durchaus erhalten geblie­ben. Ja, der Roman hat recht anregende Szenen zu bieten und transportiert darüber hinaus eine etwas gewöhnungsbedürftige Liebesgeschichte. Aber jen­seits davon bleibt in meinem Blog natürlich Abwechslung garantiert. Das merkt ihr, glaube ich, ganz besonders in der kommenden Woche, wo ich ein Werk vorstelle, für das man ebenfalls Gewöhnungskraft braucht. Da geht es dann um die Frage, ob der Mensch nur einmal lebt oder gegebenenfalls mehrmals.

Wie das gehen soll? Erfahrt ihr in sieben Tagen an dieser Stelle. Bleibt neugie­rig, Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wenn ihr diese Zeilen am 7. April 2019 lesen werdet, ist das, worüber ich jetzt sprechen möchte, für euch sehr wahrscheinlich schon Vergangenheit, und ihr giert womöglich längst nach mehr. Aber momentan ist das noch im grauen Halo der zukünftigen Möglichkeiten eingebettet. Wir schreiben den 24. Oktober 2018, und ich habe gerade heute früh den letzten Feinschliff an das Werk „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ gelegt. Das bedeutet, ich habe die letzten rund 50 Seiten ausgedruckt, die ich gestern Abend fertig schrieb, das Glossar vervollständigt und ein paar Korrekturseiten ausgedruckt. Die wurden erforder­lich, weil ich die Fußnote 1 glattweg übersehen hatte.

Was ich außerdem übersah, das ist etwas Witziges, was mir so ursprünglich gar nicht in den Sinn kam. Während in den letzten knapp drei Monaten dieser Ro­man lang und immer länger wurde – insgesamt hat er jetzt im Ausdruck 433 Textseiten und füllt damit einen ganzen eigenen Ordner! – , war ich so tief ver­sunken, dass ich eine Tatsache überhaupt nicht überblickte: Werke jenseits von 300 Textseiten stellen terminologisch für mich BÜCHER dar.1 Und davon gab es bekanntlich bis zum Anfang 2018 dreizehn. Dann kam Ende Februar das 14. dazu.2

Tja, und damit ist nun also „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ recht über­raschend zum 15. BUCH avanciert. Das passiert halt, wenn man so tief wie ich im Text stecke.

Gott, und was ist das für ein Text! Ich fürchte, ich schwärme gleich ein bisschen viel davon, aber da – wenn alles nach Plan verläuft – das dazu gehörige E-Book bis spätestens Weihnachten 2018 draußen sein sollte und ihr mithin Kenntnis von dem habt, wovon ich euch hier berichte, nehmt das einfach so als eine Form von „Making-of“-Bericht. Irgendwo muss ich meine derzeitige Begeiste­rung wirklich lassen, und das hier ist der ideale Ort dafür.

Warum dann erst mit Monaten Verspätung? Ach, na ja, Freunde… das hat da­mit zu tun, dass ich die ganzen vorherigen 317 Plätze meines Blogs schon fest verplant habe. Und ich mir dachte: wenn das irgendwo Raum finden soll, dann in einem „Logbuch“-Eintrag. Und der nächste war eben dieser hier.

Es gibt halt Gesetzmäßigkeiten in meiner Planung, an denen kann ich nix än­dern. Aber ich halte das auch nicht für problematisch.

In groben Zügen wisst ihr auch ohne Vorliegen des Textes schon, worum es in dem BUCH „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ geht. Ich habe dazu neu­lich schon etwas aus anderer Perspektive geschrieben.3 Wir befinden uns im KONFLIKT 13 des Oki Stanwer Mythos (OSM). Der Handlungsschauplatz dieses planetaren KONFLIKTS ist der Planet Erde, die Menschheit hat sich vom Welt­raum weitgehend zurück auf die Heimatwelt orientiert, die Bevölkerungsbombe entschärft und die angerichteten Umweltschäden im 21. Jahrhundert weitge­hend wieder in den Griff bekommen.

Im Jahre 2113 kommt es dann zu einem bizarren Störfall im Kernkraftwerk MEDWAY I im südenglischen Maidstone. Eine Reihe von Angestellten kommt auf grässliche Weise zu Tode, und als die Krise abebbt, findet man einen be­wusstlosen Unbekannten mit einer Sense in der Hand. Er erzählt, nachdem er schließlich genesen ist, wirres Zeug von einem Angriff eines Dämons und von seinen Dienern, so genannten Knochenrittern.

Der Mann heißt Oki Stanwer.

Er ist gekommen, um die Menschheit zu retten.

Zu dumm, dass ihm niemand glaubt. Zunächst wird er für einen Saboteur gehal­ten, eventuell einen sowjetischen Undercover-Agenten. Aber sehr rasch wird deutlich, dass an ihm mehr dran ist, als man glaubt. Er vereitelt ein Attentat auf die junge Königin von England und schließt sich dann der Jagd auf den Verbre­cherfürsten Londons an, den MAESTRO, den Mann mit den tausend Gesichtern.

Und als dann der zweite Helfer des Lichts zu ihm stößt und das, was man später das Stanwer-Team nennen wird, zu entstehen beginnt, entbrennt genau das, was Oki Stanwer vorausgesehen hat.

Der KONFLIKT.

Die Dämonen von TOTAM intensivieren ihre Unterwanderungsarbeit auf der Erde, und das Stanwer-Team greift als antimagische Feuerwehr in den Kampf ein. Gleichzeitig versucht Oki Stanwer, mehr Klarheit über die gegenwärtige Si­tuation zu gewinnen und sich mit seinen Arbeitskollegen im Yard anzufreunden, gegen bürokratische Hürden anzukämpfen und weitere Helfer des Lichts ausfin­dig zu machen.

Und was ist das nicht für eine eigenartige Welt, in der sie da agieren müssen… Oki Stanwer wird nicht müde, sie als konstanten Alptraum zu klassifizieren, und viele meiner Leser werden das sehr ähnlich sehen.

Warum dies?

Weil ich, als ich diese Geschichten abschrieb und ausarbeitete – sie stammen im Ursprung aus den Jahren 1982-1985, und selbst die ausgearbeitete Erstform ist erst 1988 in die Schreibmaschinenfassung gegossen worden – , das Internet-Zeitalter noch nicht einmal in Sicht war. Es gab keine Handys, keine Smartpho­nes, kein WhatsApp, kein Ebay, kein Amazon, keine Wikipedia. Und in der Serie „Oki Stanwer Horror“ (OSH), die die Keimzelle für den CLOGGATH-KONFLIKT (CK) wurde, gab es das natürlich auch nicht.

Und ich traf bei der Ausarbeitung die Entscheidung, dies beizubehalten. Das machte nun natürlich Erklärungen erforderlich, da sich die Welt schließlich digi­tal definitiv entwickelt hatte und gängige Prognosen eher davon ausgehen, dass sich dieser Trend verstärken wird. Bei mir gab es ihn (scheinbar) überhaupt nicht.

Selbstverständlich musste ich das erklären.

Witzigerweise fiel die Erklärung ziemlich einfach, als ich an den Rahmenpara­metern drehte. Und wer sich ein bisschen mit der Geschichte der digitalen Me­dien auskennt, wird auch sofort erkennen, weshalb: Das Internet, wie wir es heute kennen, und von da ausgehend etwas die Entwicklung von E-Books, Ta­blets, Laptops, Streaming-Diensten usw., ist ein Kind des Kalten Krieges. Wis­senschaftler im Dunstkreis des Geheimdienstes entwickelten das Darpa-Net in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, und bis der Kalte Krieg recht unerwartet zwischen 1989 und 1991 durch den Zusammenbruch des Ostblocks endete, war das Hochsicherheitstechnologie, die keine allgemeine Verbreitung erfuhr. Tatsächlich konnte sich so etwas wie das globale Internet inklusive der damit einhergehenden Startups, von denen einige zu Milliardenunternehmen wurden, erst nach dem Ende des Ost-West-Gegensatzes entwickeln.

Und genau hier setzt der CK an.

Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht nur Historiker von Haus aus bin, sondern auch ein ausgesprochenes Faible für Kontrafaktik habe, also alternative Ge­schichtsverläufe. Was wäre also mit der globalen digitalen Weltrevolution ge­schehen, überlegte ich, wenn der Kalte Krieg nach der Behebung der weltwei­ten Umweltsünden im 21. Jahrhundert, neu an Dynamik gewonnen und weiter­gegangen wäre? Was wäre gewesen, wenn der praktizierte Sozialismus in den Ostblockstaaten sich doch als lebensfähiger und langfristiger erwiesen hätte, als das in unserer Welt der Fall war?

Nun, dann würden anno 2113 zum einen auf der Erde immer noch solche Phä­nomene wie krasse Spionagefurcht bestehen und Blockgegensätze. Wir befän­den uns, nicht rein technologisch, aber mental, in einer Situation, die der Mitte der 1980er Jahre sehr gliche.

Und natürlich wären digitale Technologien – schon aus Furcht von Unterwande­rung und Spionage-Wühlarbeit – streng reguliert. Womit weltweite Datenbänke wie WIKIPEDIA quasi unmöglich wären.

Stellen wir uns weiterhin vor, überlegte ich, dass die medizinischen Unkenrufe, die wir aus unserer Welt ja zur Genüge kennen, mehr Nachhall in der Öffent­lichkeit gefunden hätten – etwa die Behauptung, dass die niederfrequenten elektrischen Felder in Handys Interferenzen in der Gehirnelektrizität auslösen und damit vielleicht zu Tumorbildung beitragen könnten. Das könnte durchaus dazu geführt haben, dass der Siegeszug der Handys bereits im Ansatz abge­würgt worden wäre.

Unrealistisch? Vielleicht. Aber es war einen Gedanken wert.

Ich ging noch einen Schritt weiter und sinnierte, dass die in der OSH-Serie weit verbreiteten Bildtelefone (Videofone), die sich bei UNS bekanntlich nicht durch­setzten, daraufhin möglicherweise als alternative Kommunikationsform domi­nant geworden sein könnten. Dass die Welt des Jahres 2113 Glasfaserkabel kennt, ist offenkundig, und für die Verbreitung von großen Informationssignalclustern, wie sie bei einer Videofonübertragung zweifellos auftreten, wäre so etwas ideal.

Ein weiterer Gedanke passte wunderbar dazu: wenn die Menschheit sich sowie­so verstärkt auf ihren Heimatplaneten konzentrierte und dabei die Raumfahrt vernachlässigte, wenn fernerhin der Kalte Krieg einen erheblichen Teil der Raumfahrt militarisieren würde, würde es vermutlich nur wenig Geld für Kom­munikationssatelliten geben. Denn das Internet oder die Handy-Telefonie, die es ja nicht gibt, fielen als Nutznießer aus. Die Kommunikation wäre also mehr­heitlich kabelgebunden und erdgestützt.

Das eröffnete auch sehr interessante dramaturgische Fenster für die Geschich­te: man kann nicht etwa einfach aus dem schottischen Örtchen Garos via Handy um Hilfe rufen. Es gibt keine Handys und keine dazu passenden Orbitalsatelliten (und abgesehen davon würde der magische Schild um die Ortschaft Garos das auch unmöglich machen… aber das nur so am Rande bemerkt).

Auf einmal hatte ich hier also nicht eine vollständig veraltete, überholte Ge­schichte, die ich von Grund auf vollkommen neu strukturieren musste, sondern zahlreiche Phänomene, die ich damals beim ersten Schreiben vor über 33 Jah­ren ja gar nicht anders kannte (s. o.), machten einen wahnsinnigen Sinn. Ich be­fand mich quasi in einer Parallelwelt, die technologisch auf völlig anderen Pfa­den unterwegs war und die auf beeindruckende Weise konsistenter wurde, je länger ich ihre Parameter durchdachte.

Während ich an dem BUCH „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ schrieb, kam noch etwas erleichternd hinzu: Ich lernte meine guten, alten Freunde bes­ser kennen, die ich seit ewigen Zeiten schon als treue Wegbegleiter Oki Stan­wers kannte – den knurrigen Yard-Commander Calvin Moore etwa, der nun wunderbar Profil bekam (und ihr wisst, wenn ihr den Roman gelesen habt, dass die beiden eher wie Hund und Katze sind, was der Handlung eine bisweilen wirklich goldige Dynamik gibt). Dann lernte ich endlich auch die MI 6-Agenten Leonard Telkow und Richard Winer näher kennen, mit denen Oki sich alsbald anfreundet.

Und vollends hinreißend wurde es, als dann Klivies Kleines als erster Helfer des Lichts auf den Plan trat mit seiner Nüchternheit, seinen unorthodoxen Metho­den, seinem charmanten Auftreten und dem doppelten Boden durch seine Tarnexistenz als MAESTRO, der Verbrecherfürst von London.

Ja, und ganz zum Schluss, als ich die dramatischen Geschehnisse um das Toten­dorf Garos beschreiben konnte, für das ich eigens eine Karte zeichnete, da kam also auch noch Thor Gordenbeyl hinzu, und, erstmals in Aktion, der Ritter vom Goldkristall, der den beiden Freunden buchstäblich den Hals rettet.

Ungelogen, es war ein Riesenvergnügen, diesen frühen Teil des CLOGGATH-KONFLIKTS auszuarbeiten. Es hat sich gelohnt, dafür so viele Worte zu machen, und ich bin schon sehr gespannt darauf, den zweiten Teil zu verfassen, irgend­wann anno 2019. Er wird weitere Bekanntschaften Oki Stanwers enthalten, wei­tere Dämonenattacken und jene traumatisierende Katastrophe auf Irland, die die Welt erschüttern wird. Und hier taucht dann auch endgültig der finstere Name CLOGGATH auf, der die Freunde noch das Fürchten lehren wird.

Ich bin unglaublich stolz auf das fertig gestellte Werk, und etwa im Abstand von einem Jahr wird diese Geschichte fortgeschrieben werden. Vorher aber sind noch andere E-Book-Pläne favorisiert voranzutreiben. Ihr werdet davon hören, Freunde, und lesen. Versprochen!

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Blogartikel 278: „Die BÜCHER des Uwe Lammers“, 1. Juli 2018.

2 Vgl. Blogartikel 288: „Das 14. BUCH – Eine scharf geschliffene Waffe“, 9. September 2018.

3 Vgl. Blogartikel 307: „Logbuch des Autors 27: Wenn das Flaggschiff Fahrt aufnimmt…“, 20. Januar 2019.