Wochen-Blog 327: Legendäre Schauplätze 13: Milchstraße

Posted Juni 8th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

oh, wie langweilig… die Milchstraße als „legendärer Schauplatz“ des OSM? Aber die Milchstraße, immerhin unsere eigene Heimatgalaxis, die kennen wir doch zur Genüge, das sei langweilig…? Nun, das kann man glauben. Ich werde euch zeigen, dass diese anfängliche Enttäuschung völlig zu Unrecht besteht. Denn die Galaxien (!) Milchstraße innerhalb des OSM kennt ihr definitiv noch nicht. Und wer glaubt, dies sei eine Art von „Heimspiel“, das er geflissentlich überspringen kann, der sollte sich das noch mal gründlich überlegen.

Fangen wir langsam an zum Aufwärmen: Ich redete oben von „Galaxien Milch­straße“… aber wir wissen doch, könnten Besserwisser einwenden, dass es nur EINE Galaxis Milchstraße gibt. Tja, das ist dann schon der erste Denkfehler. Der OSM ist ein serielles Kontinuum, das in zahlreichen aufeinander folgenden Uni­versen spielt, und in vielen davon ist die Galaxis Milchstraße ein zentraler Schauplatz. Folgerichtig gibt es auch mehrere Galaxien Milchstraße, je nach­dem, in welchem KONFLIKT-Universum man sich gerade aufhält. Und, das ist dann eher die geringere Überraschung, jede dieser Sterneninseln ist recht ver­schieden voneinander.

Schauen wir mal, wo die Milchstraße eine zentrale Rolle spielte, und dann ar­beiten wir uns geduldig durch die OSM-Ebenen hindurch, soweit das im Rah­men eines Artikels wie des vorliegenden möglich ist.

Erstmals wird die Galaxis Milchstraße – OSM-chronologisch, nicht nach der rea­len Chronologie, dazu komme ich noch weiter unten – im bis heute nicht ge­schriebenen KONFLIKT 8 zum Schauplatz. Jedenfalls sieht das derzeit so aus. Zu­mindest ist dies das erste Mal, dass die Erde und die Menschheit im Fokus ste­hen. Soweit ich das bislang überblicken kann, erreicht Oki Stanwer mit den Bau­meistern und ihren ZYNEEGHAREN die Milchstraße etwa im 21. Jahrhundert ir­discher Zeitrechnung und trifft schon auf eine Hightech-Zivilisation, die von den Dämonen von TOTAM attackiert wird, insbesondere durch eine Zeitmanipulati­on, die die gegenwärtige Menschheit aus dem Gestern dramatisch dezimiert.1

Auch im nächsten KONFLIKT, KONFLIKT 9, den ich in der Serie „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO) abhandle, ist die Milchstraße zentral. Dort erreicht der Vorkämpfer des Lichts die Sterneninsel allerdings zu einem viel zu frühen Zeitpunkt, der mit dem Ausklang der Jungsteinzeit in Vorderasien zusammen­fällt. Die Pyramidenbauten in Ägypten sind noch nicht vorhanden. In der Galaxis selbst sind allerdings schon mehrere rivalisierende Sternenreiche entstanden, in denen Oki Stanwer sich durchsetzen muss, um seinen Traum einer geeinten Ga­laxis durchzusetzen. Hier entwickelt sich, nachdem er den Rückhalt durch den ZYNEEGHAR 11, den nachmaligen „Okiplaneten“ erhalten hat, das okische Im­perium, das schlussendlich die Milchstraße und Andromeda und Dutzende von intelligenten Völkern zu einer machtvollen Allianz gegen TOTAM zusammen­schmieden und mehrere tausend Jahre Bestand haben wird.

Das okische Imperium, sollte ich dazu vielleicht sagen, war einst in den „Gedan­kenspielen“ mit meinem Bruder Achim Mitte der 70er Jahre der Ausgangspunkt des nachmaligen Oki Stanwer Mythos, weswegen ich in vielen weiteren Serien auf (Matrixfehler-) Strukturen dieses Reiches zurückkomme. Die weitergehende Konsequenz, da fast alle diese Strukturen in der Milchstraße existieren, war na­türlich, dass die Milchstraße als Schauplatz ebenfalls immer wieder ins Zentrum des Denkens rückte.

Da KONFLIKT 9 in seiner originären Ausprägung allerdings noch in seinen Anfän­gen steckt (es gibt noch nicht mal 20 Episoden), kann ich dazu aus begreiflichen Gründen wenig mehr sagen.

Die KONFLIKTE 10 und 11 sind derzeit noch nicht geschrieben. Aber von KON­FLIKT 10 weiß ich immerhin schon seit langer Zeit, dass darin das Sternenreich der robotischen All-Hüter aufgebaut wird (das auch noch ein schauriges „Nach­leben“ als Matrixfehler führen sollte; vom Standpunkt der Realisierung in OSM-Episoden kann man auch von einem bizarren „Vorleben“ reden, da KONFLIKT 10 noch nicht geschrieben ist, die Matrixfehler-Folgen indes sehr wohl schon, z. T. seit 35 Jahren). Und da die Matrixfehler der All-Hüter nachher in der Milchstra­ße ihr Unwesen treiben, ist der Schluss gestattet, dass KONFLIKT 10 wohl auch in der Milchstraße spielen wird.

Die KONFLIKTE 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH) und 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS) sowie die KONFLIKTE 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ (DDj) und 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (DSj) spielen alle zentral auf der Erde, so dass sie eher mikroskopisch die Milchstraße als Fokus besitzen. Da sie aber keinen ausgebreiteten Handlungsraumfächer besitzen, werden sie hier vernachlässigt.

Interessanter wird es in KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (OS), der ersten OSM-Serie, an der ich ab 1981 schrieb. Oki Stanwer kommt hier im späten 8. Jahrtausend nach Christus in der Milchstraße an und trägt einen Klonkörper, der seinem al­ten grundsätzlich gleicht. Diese Galaxis ist durch den Voork-Krieg vor fast 2000 Jahren völlig in ihren sozialen und politischen Strukturen zerrüttet und zudem mit unzähligen Matrixfehlern durchsetzt, also Dingen, die es recht eigentlich nicht mehr geben dürfte.2

Hier bemüht sich Oki Stanwer zum einen, die zerrütteten menschlichen Koloni­en zu vereinen, während er auf der anderen Seite – direkter Rekurs auf KON­FLIKT 9, der zu dem Zeitpunkt nur als vage Idee bestand! – versucht, die alte „Allianz“ zusammenzuführen. Der so genannte „Alte Bund“ hat zu Zeiten des okischen Imperiums (s. o.) zahlreiche Sternenvölker unter dem Banner des Im­periums vereint. Und die Matrixfehler-Völker, die sich in der Milchstraße des KONFLIKTS 15 finden, besitzen rudimentäre „Erinnerungen“ an diese Vergan­genheit, die in diesem Universum nie Wirklichkeit war (man nennt das „infor­melle Matrixfehler“, es handelt sich dabei allerdings nicht um Wahnvorstellun­gen, sondern sie können sehr wohl auf materielle Hinterlassenschaften grün­den, auch wenn deren Existenz physikalisch kaum zu erklären ist). So kann Oki Stanwer schließlich robotische Oki-Kampftruppen und Matrixfehler der All-Hü­ter sowie der pflanzlichen Zartans unter ihren PSI-Intelligenzen in das Gefecht mit TOTAMS Truppen führen.

KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (DMadN), mit dem ich begann, als KONFLIKT 15 quasi in die Zielgerade ging, setzt scheinbar genau dort an, wo KONFLIKT 15 aufhörte… und doch nicht wirklich.

Wir befinden uns wieder in der Milchstraße, aber am Ende des 39. Jahrhun­derts irdischer Zeitrechnung. Während in KONFLIKT 15 die Erde verlassen und verwüstet war und von Oki Stanwer erst wiedergefunden werden musste, ist sie hier das Zentrum einer aufstrebenden Militärdiktatur, der so genannten Ster­nenreichsunion (SRU), die die Hegemonie über die Menschenwelten anstrebt und sich im Krieg mit dem Insektoidenreich der Artaner befindet (die es in KON­FLIKT 15 nie gegeben hat).

Oki Stanwer materialisiert als treibender Raumfahrer in einem Raumanzug mit­samt dem Wrack eines gigantischen Schlachtkreuzers – wer KONFLIKT 15 erlebt hat, erkennt darin sofort Oki Stanwers Flaggschiff, die KÄMPFER, wieder. Aber sie scheint nun um Tausende von Jahren in die Vergangenheit versetzt, auf den ersten Blick. Auf den zweiten sieht man jedoch, dass diese Galaxis Milchstraße mit der, die Oki Stanwer gerade verlassen hat, nur die astronomischen Struktu­ren gemein hat.

Es gibt andere Völker, andere Allianzen, andere Geschichte. So fehlen beispiels­weise alle Matrixfehler des okischen Imperiums. Dafür ist die Galaxis entropisch instabil und durchsetzt von rätselhaften Installationen des Volks der Baumeis­ter, den so genannten Kegelwelten. Sie scheinen Entropie-Warnvorrichtungen zu sein, installiert vor langer Zeit. Und nahe dem Zentrum der Galaxis gibt es eine geheimnisvolle Ringwelt der Baumeister – RANTALON. Aber RANTALON er­weist sich in der Folge als ein unzugänglicher Ort, geschützt von einem Störfeld intermittierender Zeitströme, von den so genannten „Zeitgezeiten“.

Dennoch… letzten Endes ist genau diese künstliche Riesenwelt das Schlachtfeld, wo sich die Streitkräfte des Lichts und der Finsternis zum letzten Gefecht auf­stellen… und ergänzt wird dieses Alptraumensemble von Matrixfehler-Kriegern von Soffrols LIGA und von GRALSJÄGERN aus der fernen Zukunft.3

Lange bevor ich in realiter diesen KONFLIKT 16 abschloss (1998) hatte ich be­reits das danach folgende Universum vollständig abgehandelt, KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ (DadA, 1983-1986). Und auch dieses Universum konzen­triert sich auf… die Milchstraße. Und es ist wieder eine andere mit einer abwei­chenden Geschichte.

Hier schreibt man das Jahr 2089. Die vor relativ kurzer Zeit in den Weltraum vorgestoßene Menschheit hat ein kleines, bescheidenes Kolonialreich etabliert und entdeckt eine Reihe von desaströsen Geheimnissen der stellaren Frühzeit. So weckt sie einen schlummernden Konflikt zwischen den humanoiden Weelon und den robotischen All-Hütern (!) wieder. Letztere sind natürlich auch in die­sem Universum Matrixfehler. Und sie sind überdies mit dem Volk der Hightech-Zivilisation der Rontat verfeindet, die scheinbar ausgerottet sind und früher Par­teigänger TOTAMS waren. Das erweist sich allerdings als fatale Fehleinschät­zung, als all diese alten Mächte zu neuem Leben erwachen und die Menschheit zwischen den Kampffronten zu zermalmen drohen.

Schlussendlich führt Oki Stanwer eine bescheidene Allianz der Lichtkämpfer, zu denen auch Menschen gehören, auf der Siegelwelt TOTAMS in die finale Aus­einandersetzung mit den Exponenten des Bösen.

KONFLIKT 18 überspringe ich (s. o.), wiewohl auch hier die Erde im Zentrum steht. Am 1. Januar 1991 begann ich dann mit einer weiteren Serie, nämlich mit dem KONFLIKT 19 des OSM, „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM). Zentrum auch hier: die Milchstraße.

Wundert es noch jemanden, wenn ich diese Galaxis als „legendären Schauplatz“ darstelle? Jetzt vermutlich nicht mehr. Also lauscht noch ein Weilchen weiter, es gibt verdammt viel zu erzählen, und ich halte mich hier wirklich schon EXTREM kurz, vertraut meinen Worten!

Man schreibt im KONFLIKT 19 das Jahr 2081. Dort, wo zu dieser Zeit in KON­FLIKT 17 bereits Sternenkolonien der solaren Menschheit existierten, sind die Menschen dieser Galaxis Milchstraße davon noch weit entfernt. Sie haben das solare System noch nie verlassen, besitzen keine Überlichtantriebe… aber halt, das ist so nicht ganz präzise.

Genau genommen HABEN Menschen das solare System schon verlassen, aber es gibt noch keine Bestätigung darüber. In den 40er Jahren des 21. Jahrhun­derts haben die Raumfahrer auf der Venus ein Baumeister-Portal entdeckt, das „Tor der Ewigen Seligkeit“, das ein Einseitentor ist und zu einem Planeten na­mens Dawson führt, wie ihn die dorthin ausgewanderten Menschen nennen.4 Dorthin ist auch Oki Stanwer vor Jahren in einem irregulären Transit gelangt und versucht seitdem, auf dieser ausgesprochenen Lowtech-Welt eine Machtbasis, das LAGER, aufzubauen. Als er mit dem Raddampfer MISSOURI, für Dawson definitiv Hightech!, zur Jungfernfahrt aufbricht, gelangt er geradewegs ins Universum (dazu sage ich im nächsten Beitrag der „legendären Schauplätze“ mehr, deshalb halte ich mich hier kurz).

Rasch muss er entdecken, dass im KONFLIKT 19 die Baumeister entmachtet wurden, was er ungeheuerlich findet.5 Statt ihrer wird die „spezialstrukturierte“ Galaxis Milchstraße, die in Hunderttausende von „Reservaten“ eingeteilt ist, vom SCANNER-System kontrolliert. So genannte „Vergeltungskonvois“ durch­streifen im Auftrag des Lichts die Galaxis und löschen Völker aus, die es nicht mehr geben dürfte – Matrixfehler. Verzweiflung macht sich in der Sterneninsel breit. Und es gibt subversive Strömungen, die gegen das SCANNER-System ar­beiten. Paranoia grassiert. Negative GRALSJÄGER handeln mit verbotener Waf­fentechnologie. Intriganten ersinnen monströse Verschwörungspläne… und in all diesem Chaos steckt Oki Stanwer, begleitet von Sternenfeen, terranischen Abenteurern und noch wilderen Kreaturen.

Da ich diesen KONFLIKT noch schreibe, kann ich zurzeit nicht sagen, wie die Ge­schichte ausgeht. Faktum ist jedenfalls, dass dies mit weitem Abstand die kom­plizierteste, bizarre Milchstraße ist, die ich bislang im Rahmen des OSM bereist habe. Aber es ist bislang die letzte in der langen Reihe der multiplen Galaxien Milchstraße.

Nein, ob es die definitiv letzte ist, kann ich nicht abschließend sagen. Ich er­wähnte schon, dass die KONFLIKTE 8 und 10 ungeschrieben sind. Wo KONFLIKT 11 handelt, ist mir aktuell auch unklar. Und während die KONFLIKT-Universen 12-24 entweder schon vollendet oder in Arbeit sind, so dass ich die Handlungs­orte kenne, ist jenseits davon noch ein Möglichkeitsraum aufgespannt, wo die Milchstraße so oder so eine Rolle spielen könnte. Ich will es definitiv nicht aus­schließen.

Tatsache ist jedenfalls, dass die Anzahl von OSM-Episoden, die so oder so in der Milchstraße spielen, in die Aberhunderte geht. Während ich die Galaxis Leuci­enne kürzlich schon nur dank der zentralen Rolle in einem einzigen KONFLIKT zu einem „legendären Schauplatz“ erklären konnte (das hatte primär mit ihrer bi­zarren, singulären Struktur zu tun), trägt die Milchstraße diesen Titel deshalb zu Recht, weil sie fast schon ubiquitär als Handlungsort ist.

Ich hoffe, ihr habt eure anfängliche Reserve inzwischen überwunden und stimmt mir zu, dass dies eine abenteuerliche, aber lohnende Reise durch eine Vielzahl von Varianten der Sterneninsel Milchstraße war. Sie ist unsere Heimat­galaxis, das stimmt. Aber im OSM ist sie noch sehr viel mehr, wie ich hoffentlich darstellen konnte.

Damit verlasse ich euch für heute und freue mich, wenn ihr in der kommenden Woche wieder reinschaut!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Das wird in Vergangenheitsblenden während KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO) ange­deutet. Über die Ereignisse selbst geschrieben, im Rahmen der eigenständigen Serie von KONFLIKT 8, habe ich allerdings noch nicht. Das ist eine Aufgabe für die Zukunft.

2 Mehr zum Hintergrundkonzept der Matrixfehler erfahrt ihr beizeiten in KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR), die noch in Arbeit ist.

3 Ich deute das hier nur schon mal dezent an: Die LIGA Soffrols werdet ihr beizeiten in KONFLIKT 12, also der E-Book-Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) in voller, schrecklicher Blüte erleben. In KONFLIKT 16 sind sie doch schon sehr viel schwächer… aber in dem verwüsteten und zerrütteten Umfeld, in dem diese Matrixfehler dann agieren, erweisen sie sich als schreckliche Kombattanten.

4 Über Dawson könnt ihr inzwischen auch einiges mehr erfahren, etwa in der Geschichte „Der Platz der Stei­ne“ oder das E-Book „Ian und der Stein der Götter“ (2014). Zur Vorgeschichte ist etwas nachzulesen in der ebenfalls im E-Book-Format erschienenen Story „Die Intervention“.

5 Wer allerdings weiß, was sie sich in den vorangegangenen drei KONFLIKTEN geleistet haben, versteht diese Entscheidung der Lichtmächte gut. Falsch ist sie gleichwohl, weil sie katastrophale Entwicklungen in KON­FLIKT 19 anstoßen hilft.

Rezensions-Blog 219: Sweet Sins (3/E): Fesselnde Blicke

Posted Juni 5th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

erotische Romane zu schreiben, ist alles andere als simpel, selbst wenn man sich dies vielleicht als Leser manchmal so vorstellt. Gar zu leicht verengt sich der Autorenfokus zu einer Art von Tunnelblick, mit der Konsequenz, dass zwar abwechslungsreiche, prickelnde Liebesbegegnungen dargestellt werden, aber jenseits davon alles auf der Strecke bleibt. Mitunter passiert es sogar, dass selbst wichtige zentrale Aspekte von Romanen stiefmütterlich behandelt wer­den.

So geschah das in den ersten beiden Bänden der Sweet Sins-Trilogie (die genau besehen ein Vierteiler ist; allerdings ist „Opalherz“ gewissermaßen ein Sequel, weswegen ich oben schon das „E“ für den Schlussband der Trilogie aufgenom­men habe). Wer wirklich Details über Renee Maurice, die Betreiberin der Ero­tik-Agentur „Sweet Sins“ erfahren wollte, der wurde in den ersten beiden Bän­den bedauernswert karg abgespeist.

Es ist schön, dass sich das – in gewisser Weise zumindest – im dritten Band ge­ändert hat. Hier erfährt man recht viel über Renees Vergangenheit und wird so­lide und aufreizend unterhalten. Dennoch bleibt der Personenbestand sehr übersichtlich, und allzu sehr in die Tiefe geht die Geschichte im Bereich der Protagonisten-Biografien nicht.

Einerlei – ich wurde durchaus gut unterhalten und empfand den vorliegenden dritten Band als nette Ergänzung zu den ersten beiden Romanen. Außerdem wurden sogar schon Fährten für den Folgeband „Opalherz“ gelegt.

Neugierig geworden? Dann schaut einfach mal weiter:

Sweet Sins 3 – Fesselnde Blicke

Von Ivy Paul

Plaisir d’Amour

308 Seiten, TB (2015)

ISBN 978-3-86495-209-8

Preis: 12,90 Euro

Sweet Sins ist eine Erotik-Agentur in Sydney, die unter der Leitung der energi­schen wie phantastisch aussehenden Leiterin Renee Maurice allein stehende Männer und Frauen mit ausgefallenen sexuellen Bedürfnissen einander näher­bringt. Präzise gesagt: sie ermöglicht es ihnen auf diskrete Weise, ihre Neigun­gen zu Dominanz, Sadismus, Devotismus und dergleichen mit Gleichgesinnten auszuleben, und dies in reizvoller Umgebung mit allem erdenklichen Luxus. In den ersten beiden Teilen dieser Trilogie konnte man auf diese Weise schon mit­erleben, wie sich die Opernsängerin Kristin Manzetti mit einem dominanten Rocksänger verband1 bzw. wie die Parfümdesignerin Monique Heillecourt bei ei­nem Besuch in Australien, als sie einer Einladung ihrer alten Freundin Renee folgte, von zwei dominanten Kerlen verwechselt und kurzerhand für einen BDSM-Kurzurlaub entführt wurde – wobei sie den Mann fürs Leben kennen lernte.2

Wir befinden uns eben im Dunstkreis der romantischen BDSM-Romane, und dies hier ist wieder einer davon. Die Autorin Ivy Paul wurde offensichtlich dar­auf aufmerksam gemacht, dass zwar vergleichsweise oft von der Agentur und dem angeschlossenen Nachtclub die Rede war, aber die Initiatorin, Renee Mau­rice, vergleichsweise eine Randrolle spielte. Das habe wohl nicht nur ich bedau­ert. Folgerichtig steht diesmal im Roman Renee im Zentrum der Darstellung.

Die Geschichte startet mit einer Erinnerungsblende Renees: man schreibt den Juli des Jahres 2000. Renee ist noch in ihrem Heimatland und lebt mit ihrer Freundin Monique (siehe „Sweet Sins 2“) in einer Wohngemeinschaft beisam­men, als sich ihr die Gelegenheit bietet, ein prickelndes erotisches Abenteuer zu erleben. Ein herrischer junger Mann namens Pascal Folly, dem offenkundig eine steile Karriere als Jungpolitiker bevorsteht, macht Renee mit der Welt der Dominanz und Unterwerfung vertraut. Er gehört einem Bund an, der sich „Freundeskreis der O.“ nennt, und hier werden ähnlich heftige Praktiken an Frauen vollzogen, wie sie in dem Erotik-Klassiker von Pauline Reage beschrieben wurden.

Das ist der jungen und einigermaßen verschreckten Renee dann doch zuviel, erst recht, als sie Zeugin wird, wie eine Frau einem Gangbanging mit ange­schlossener Bestrafungsaktion unterworfen wird. Pascal droht ihr allerdings, dass sie über all diese Dinge nie etwas erzählen soll. Falls doch, werde er sie überall finden… voller Schrecken entschließt sich Renee daraufhin, Frankreich den Rücken zu kehren und all diese Dinge tief in ihrer Seele zu vergraben.

Sehr begreiflich.

Doch dann – und hierfür ist es essentiell, dass man die ersten beiden Bände des Zyklus gelesen hat, sonst versteht man die Anschlusspassagen kaum – kommt sie über 15 Jahre später in Kontakt mit dem Journalisten Nicholas Brady. Auf­grund der Ereignisse von Band 1 hat er etwas gegen Renee in der Hand und zwingt sie zu einem Interview… doch das Interview läuft gründlich aus dem Ru­der. Insbesondere deshalb, weil Nick von Renee geradezu magnetisch angezo­gen wird und sie selbst ihn zwar für einen arroganten Mistkerl hält… aber zu­gleich schwach wird.

Ihre Hingabe und bereitwillige Unterwerfung unter seinen Willen ist für Nick ei­nigermaßen überraschend. Er hat keine Ahnung davon, dass Renee eine starke devote Neigung tief in sich verbirgt und insgeheim davor fürchtet, an einen do­minanten Liebespartner zu geraten – jemanden wie ihn selbst. Aber Nicholas hat auch so seine Probleme. Er besitzt zwar eine dominante Ader, zugleich je­doch ist er einigermaßen unerfahren darin und hat eine traumatische BDSM-Beziehung hinter sich. Er ist von Selbstzweifeln zernagt und traut seiner eigenen Dominanzfähigkeit nicht.

Und doch… und doch… so sehr es ihn zu Renee hinzieht, so sehr er sie begehrt, so verlockend erscheint es doch einer dunklen Sehnsucht in seinem Herzen ebenfalls, diese wunderschöne Frau zu beherrschen und seine wildesten Phan­tasien mit ihr auszuleben. Sie zu dominieren und vollkommen seinem Willen zu unterwerfen.

Renee nimmt Reißaus. Wieder einmal.

Sie kann ihm allerdings nicht sehr lange entfliehen – denn ein paar Monate spä­ter sucht Nick ihre Hilfe. Er hat einem Freund versprochen, seine Verlobte wie­der zu finden, Kathy Sullivan. Sie soll angeblich davongelaufen sein, um mit je­mandem durchzubrennen und sich ihm in einer BDSM-Partnerschaft als Sklavin hinzugeben.

Renee sieht darin nur ein bedingtes Problem – beide Partner scheinen erwach­sen zu sein, und wie sie ihre sexuellen Beziehungen gestalten, obliege allein ih­nen… aber dann rückt Nick mit den Details heraus: Kathy und ihr „Freund“, ein Mann namens Wayne Durham3, sollen sich in Frankreich aufhalten. Er sei die rechte Hand eines gewissen Pascal Folly, und dummerweise kann Nick nun mal kein Französisch. Er braucht also eine Dolmetscherin… und denkt daran, Renee mitzunehmen.

Die Angelegenheit wird noch pikanter: denn Nicholas will versuchen, Kontakt mit Kathy während eines BDSM-Urlaubs in einem exklusiven und sehr elitären Resorts aufzunehmen, zu dem quasi niemand Zutritt erhält. Um dort hinein zu gelangen, müssen sich die beiden als Ehepaar mit BDSM-Neigung ausgeben, und das hat dann einen ganz eigenen prickelnden Reiz. Ein Abenteuer der be­sonderen Art, das sie beide schließlich ins Naturschutzgebiet Cinque Terre führt – und in eine abgeschiedene Ortschaft namens Malcesi, in dem sich das Zen­trum des „Freundeskreises der O.“ unter Pascal Folly befindet. Und dessen frü­herer Stellvertreter ist Renee längst als ein geschasster Provinzpolitiker be­kannt, der einstmals eine Lebensgefährtin vergewaltigt und umgebracht hat. Sie dringt also in ein Umfeld ein, das alte Alpträume wieder zu neuem Leben er­weckt.

Und schließlich stoßen die beiden, die ohnehin schon Schwierigkeiten haben, gegenseitig ihre Grenzen abzustecken, auch noch auf einen finster dreinblicken­den Schweden namens Isak Söderblom, der durchschimmern lässt, dass er durchaus nicht aus erotischem Interesse an dieser Reise ins Cinque Terre teilge­nommen hat – auf einmal entpuppt sich das Abenteuer als durchaus gefährli­che Reise in den Abgrund von Renees Vergangenheit…

Nach den beiden ersten „Sweet Sins“-Romanen und erst recht, nachdem ich dann vorzeitig „Opalherz“ gelesen hatte, der dummerweise NACH dem vorlie­genden Roman spielt4, war ich natürlich neugierig auf dieses Buch und hoffte, hierin ein paar noch offene Fragen beantwortet zu finden… darin wurde ich mehrheitlich enttäuscht, leider. Da außerdem in „Opalherz“ Isak Söderblom die männliche Hauptrolle spielt, war mir schon einiges klar, was all jenen Leserin­nen und Lesern, die die Bücher in der richtigen Erscheinungsfolge lasen, natür­lich nebelhaft bleiben musste. Gleichwohl nahm dieses Werk nicht allzu viel vorweg. Das lag daran, dass Isak in diesem Roman ja nur eine Nebenrolle spiel­te und Renee in „Opalherz“ umgekehrt den Nebenpersonenpart ausfüllte.

Dafür gab sich Ivy Paul jede erdenkliche Mühe, die emotionalen Tiefen von Re­nee Maurice auszuloten und zugleich die des bislang auch nur am Rande er­wähnten Reporters Nicholas. Das ist ihr solide gelungen, und es gibt eine wirk­lich beachtliche Menge verwegener, erfinderischer Liebes- und Dominanzsze­nen in dem Werk. Das ist nicht zu leugnen. In anderer Hinsicht fand ich ihn dann allerdings ein wenig schal – wenn man nämlich nun wirklich mehr über Renees familiären und beruflichen Hintergrund erfahren wollte, stocherte man weiterhin als Leser im Nebel. Denn da war eigentlich nichts weiter.

Der biografische Hintergrund, der beispielsweise im Falle von Christian Grey und Anastasia Steele doch bemerkenswert weit ausgeforscht wird5, glänzt hier auch weiterhin völlig durch Abwesenheit. Wie sieht es mit Renees Familienge­schichte aus? Wie hat sie ihre Freundin Monique kennen gelernt? Was genau hat sie studiert? Wieso hat sie gerade Australien als neues Lebensumfeld ge­wählt, und woher hat sie die Finanz, „Sweet Sins“ zu etablieren? Gähnende Lee­re.

Natürlich ist es amüsant, von ihren Katzen „Kirk“ und „Spock“ zu erfahren und von ihrer enormen Star Trek-Leidenschaft, das hat sie sehr für mich eingenom­men (ah, süß war dieses Pizzarad in Form der U. S. S. ENTERPRISE!). Dass sich Nick dann auch als Trekkie outet, war ein wenig zuviel des Guten, fand ich, aber es gab den Personen schon eine charmante Note. Das weitgehende Zerstreuen des Gefahrenplots zum Schluss war ein wenig enttäuschend… aber wenn man von diesen Kritikpunkten absieht, ist „Sweet Sins 3: Fesselnde Blicke“ ungeachtet des etwas irreführenden Titels eine sehr unterhaltsame Weiterung der ersten beiden Romane der Reihe. Ein gut lesbarer Band, der Liebende sicherlich auf den einen oder anderen anregenden Gedanken zu bringen versteht… wenn man entsprechend veranlagt ist, versteht sich.

Ich bin auf weitere Romane der Verfasserin definitiv gespannt.

© 2017 by Uwe Lammers

Nach all diesen erotischen Irrungen und Wirrungen des vorliegenden Romans und den historischen Krimis und Clive Cussler-artigen Mäandern vor zwei Wo­chen ist es mal wieder an der Zeit, einen SF-Klassiker unter die Lupe zu neh­men. Das geschieht in der nächsten Woche an dieser Stelle.

Welches Buch ich mir vornehme? Na, da lasst euch mal überraschen, meine lie­ben Freunde. Schaut einfach wieder herein.

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu Ivy Paul: „Sweet Sins 1: Arie der Unterwerfung“. Siehe auch den Rezensions-Blog 211 (10. April 2019).

2 Vgl. dazu Ivy Paul: „Sweet Sins 2: Essenz der Hingabe“. Siehe auch den Rezensions-Blog 215 (8. Mai 2019).

3 Leser, die wie ich „Opalherz“ schon gelesen haben, werden bei dieser Namensnennung zweifellos zusam­mengefahren sein. Auch wenn Wayne im genannten Roman nur eine Schattengestalt ist, erzählt doch sein Todfeind Isak Söderblom genug über ihn, um klar zu skizzieren, dass er ein sexistisches, sadistisch veranlag­tes Ungeheuer ist…

4 Der Roman wird demnächst im Rezensions-Blog besprochen werden.

5 Vgl. dazu die Romane von E. L. James: „Fifty Shades of Grey“ ff. Auch diese Werke sind für den Rezensions-Blog in Vorbereitung.

Wochen-Blog 326: Close Up: Der OSM im Detail, Teil 6

Posted Juni 1st, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

eine Woche später als erwartet fahre ich heute fort mit der Nahbeschreibung des KONFLIKTS 14 des Oki Stanwer Mythos, „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“. Zunächst die obligatorische Einleitung, heute knapper als beim vergange­nen Mal:

Rückblick: Eigentlich sollen die insektoiden Cranyaa in der Galaxis Hun’arc Oki Stanwer zur Seite stehen, sobald er erscheint. Aber TOTAM und seine Schergen haben andere Pläne. Die Dämonenwaffe Rookax wurde schon vor Jahrhunder­ten ins Galaxiszentrum eingeschleust und hat hier vier Völker unterworfen und mit den Tsoffags ein künstliches fünftes erschaffen. Im Jahre 700 der Cranyaa-Zeitrechnung bringt der Tsoffag-Sturm die Zivilisation der Insektenwesen weit­gehend zum Zusammenbruch.

Die erste Helferin des Lichts, Slek-Im, wird ermordet, doch der zweite Helfer des Lichts, Klivies Kleines, kann mit seiner Lichtfestung OREOC wesentliche Teile von Rookax´ Vielvölkerreich destabilisieren. Das verhindert jedoch nicht TOTAMS Er­scheinen. Das „Ewige Reich“ wird ausgerufen, die Knochenstraßen entstehen – und selbst die kurzzeitige Zerstörung des Dämonenplaneten durch den Cranyaa-Helfer des Lichts Ureg-Ni bringt nur zeitweilige Erleichterung.

Derweil erscheint Oki Stanwer während eines Raumfluges der Risaler und okku­piert den Körper des quallengestaltigen Raumfahrers Morn. Außerdem begin­nen seine Parakräfte unkontrolliert zu entgleiten. Es beginnt das „Traum-Infer­no“…

Episode 26: Das Traum-Inferno

(12. März 1984, digitalisiert 2015)

Der Probetestlauf des Hyperriss-Triebwerks, mit dem der risalische Versuchspi­lot Morn von Risalon zur Nachbargalaxis Wukarin übergewechselt ist (siehe Bd. 25), hat katastrophale Nachwirkungen. Nicht nur, dass das Universum zwischen den Sterneninseln aufreißt und eine immer größere Schockzone entsteht – entropische Phänomene, die die Raumzeit selbst angreifen, treten in Erscheinung. Doch das alles wird übertroffen von Oki Stanwers paranoiden Erinnerungen und Wahnvorstellungen. Denn seine Parakräfte sind so geartet, dass sie ähnlich wie TOTAMS Traumnebel funktionieren: Wenn er sich vor den Schrecken der Vergangenheit fürchtet, etwa vor den Troohns aus KONFLIKT 2, treten sie mit all ihrer Brutalität wieder ins Dasein und gewinnen materielle Realität.

Auch das Wunschdenken, positive Kräfte gegen sie zu mobilisieren, etwa die Kampfflotten der Oki-Roboter aus KONFLIKT 9, führt nur vordergründig zu et­was Gutem. Denn die beiden antagonistischen Kampfgruppen attackieren sich erbarmungslos und achten nicht auf Kollateralschäden. Ein furchtbares Blutbad bahnt sich an.

Und dann wird Okis größter Alptraum offensichtlich Realität – der Planet TO­TAM erscheint in Wukarin…!

Episode 27: Die Ruinenwelt

(15. März 1984, digitalisiert 2015)

Blende zum weiteren Schicksal des vierten Helfers des Lichts, Ureg-Ni. Der einzi­ge Überlebende der HUHLEG-Expedition (vgl. Bd. 19-21) hat den monströsen Wächter des BUCHES, die Mumie namens Oltrav, ebenso zerstört wie das BUCH selbst. So wurde die Entität, die in der Oltrav-Hülle gefangen saß, befreit – ein monströser Fremder, der sich Soffrol nennt.

Doch Ureg-Nis Handeln kam zu spät. TOTAM hatte bereits die Knochenstraßen in ferne Galaxien aufgespannt, und der Magnet-Effekt bewirkt, dass die zerbers­tenden Trümmer der Kristallwelt wieder zusammengezogen werden, als würde der Explosionsfilm in verkehrter Reihenfolge ablaufen. Ureg-Ni selbst kann per Weitstrecken-Teleportation auf einer fremden Welt herauskommen, die von Ruinen bedeckt ist und fast völlig leblos aussieht.

Bei dieser Welt handelt es sich um einen Planeten des uralten untergegangenen Reiches der Plegg’re. Hier trifft der Cranyaa auf den fünften Helfer des Lichts, UCHULON… der sich seltsamerweise als grotesker, kastenförmiger Roboter er­weist. Und hinter ihm ist der Dämon Awurkk her, der den Auftrag hat, UCHU­LON zu vernichten.

Doch der in dem kastenförmigen Roboter gefangene Helfer des Lichts vermag den Dämon zu übertölpeln. Sehr geschwächt gelingt Awurkk in letzter Minute die Flucht zurück nach TOTAM – und Ureg-Ni hört auf einmal eine fremde Stim­me in sich. UCHULON hat den Robot-Gastkörper gegen den seinen ausge­tauscht, und der Cranyaa ist nun quasi ein doppelter Helfer in einem Körper.

Außerdem macht sich der von Ureg-Ni befreite Soffrol bemerkbar. Er weist auf Oki Stanwers entfesseltes Traum-Inferno hin. Der Feldherr der Cranyaa habe durch seine mentalen Fähigkeiten versehentlich „ein zweites TOTAM“ erschaf­fen, auch die Schockzone wachse bedrohlich an.

Und Soffrol gibt noch zwei Hinweise – zum einen sei der Mond der Ruinenwelt etwas, was sich Ureg-Ni/UCHULON genauer anschauen sollten. Zweitens sei der sechste Helfer des Lichts nur gut 8000 Lichtjahre von ihrer Position entfernt. Sie sollten sich beeilen, zu ihm zu gelangen… dann verschwindet Soffrol spurlos.

Episode 28: Landung auf Runix

(24. März 1984, digitalisiert 2015)

Blende ins zerfallende Reich der Dämonenwaffe Rookax im Herzen von Hun’arc. Nachdem das Waamox-System der Soogrer von OREOC verlassen worden ist, steuert die nunmehr wieder vollständige Besatzung die Heimat der zweiköpfi­gen Echsenwesen an, der Calnarer. Sie waren für Rookax´ Raumschiffsbau zu­ständig. Klivies Kleines hat außerdem den Moog Gruhl, in dessen Körper die Es­senz des dritten Helfers des Lichts ruht, an Bord genommen und einige hundert seiner gezüchteten Artgenossen.

Das Le-Konji-System erweist sich jedoch als eine beispiellose Bastion. Alle 14 Planeten werden von verschiedenen Waffenfestungskreisen bewacht, und so­bald OREOC materialisiert, machen die Calnarer unverzüglich gegen die Licht­festung mobil.

Derweil haben die Besatzungsmitglieder OREOCS massive anderweitige Proble­me: Klivies Kleines, das Kristallwesen, leidet erneut unter dem schwarzen Kris­tallkrebs, und das Gehirn der Lichtfestung behauptet, Kleines stehe kurz vor dem Tode. Es gebe nur eine Chance, ihn zu retten – man muss den Krebs von in­nen bekämpfen. So werden Kama-Ke, Lasa-On und der Soogrer Goonex mit ei­ner Kapsel zielstrebig geschrumpft, um in Kleines´ Mikrokosmos einzudringen. Doch sie machen dort eine erschreckende Entdeckung und wollen unverzüglich umkehren… dann aber reißt der Kontakt zu ihnen ab, und sie sind verschollen im Mikrokosmos.

Außerhalb davon spitzt sich die Lage ebenfalls zu. OREOC ist vom Regen in die Traufe gekommen…

Episode 29: DER TITAN

(27. März 1984, digitalisiert 2015)

Wieder eine Blende zum Handlungsschauplatz Wukarin. Hier verstärkt sich das von Oki Stanwer unabsichtlich ausgelöste Chaos immer mehr. Die fischartigen Wukariner werden zu Abertausenden dezimiert durch die monströsen Traum­geschöpfe aus Oki Stanwers Vergangenheit. Und sie fürchten zudem, dass das lange überwundene „Terror-Syndrom“ wieder ausbrechen könnte.

Ehe die Wukariner zu einer friedfertigen Spezies wurden, induzierte die Amok-Drüse einen fanatischen Rauschzustand, der aus ihnen Furien und Amokläufer machte. Und nun, unter extremem Stress stehend, tritt dieses Symptom wieder auf.

Als erst TOTAM II auftaucht, Oki Stanwers paramentale Kopie der Welt des Bö­sen, und dann noch eine 276 Kilometer lange Kristallstele aus dem Nichts mate­rialisiert, die STELE DER EWIGKEIT (vgl. Bd. 23), da bricht das Chaos in Wukarin richtig aus.

Oki Stanwer ist inzwischen in seinem risalerischen Gastkörper Morn in einen komatösen Zustand abgesackt. Ein kristalliner Roboter der STELE, Xyllom, der ei­nem schwebenden Seeigel aus Kristallglas gleicht, bringt ihn an Bord der STELE, wo Okis Körper in eine humanoide, nicht-aquatische Form umgewandelt wird.

Derweil geschieht auf dem realen Planeten TOTAM in Hun’arc Entsetzliches. Der MAGNET-EFFEKT hat sich umgekehrt und den Dämonenplaneten von neuem zusammengefügt. Alle 32 Dämonen sind nun erwacht – und es werden Aufga­ben verteilt… es sollen die Völker der DIGANTEN und der Gerlakos verführt und für das Böse gewonnen werden. Die Gefahren für Oki Stanwer und die Kräfte des Lichts wachsen beständig an.

Episode 30: TRAUMKRIEGER

(4. April 1984, digitalisiert 2015)

Oki Stanwer hat menschliche Gestalt angenommen und führt nun das Komman­do über das mächtigste Kampfinstrument der Lichtmächte in diesem KONFLIKT – über die STELE DER EWIGKEIT. Mit dem Primärenergiewandler und dem Traumsarg verfügt das gigantische Schiff aus Goldkristall über Waffensysteme, die das von Oki Stanwer entfesselte Traum-Inferno dahingehend abmildern, dass ein Heer von positiven Traumkriegern erschaffen und ins Gefecht geworfen werden kann. Auch das Duplikat TOTAMS sowie der Dämon Drenosa fallen dem Gegenangriff Oki Stanwers zum Opfer.

Dummerweise ist das nicht genug – denn ein verstümmelter Funkspruch der Ri­saler wird aufgefangen. Die Quallenwesen in der Nachbargalaxis haben parallel zum Fernflug Morns ein Entropie-Experiment initiiert, das offenbar fehlgeschla­gen ist. Die Konsequenzen bestehen in einem zunehmenden entropischen Brand Risalons. In drei Wochen wird die gesamte Galaxis nur noch ein monströ­ses Loch im Universum sein… und das alles scheint leider erst der Anfang zu sein.

Soweit der diesmalige Blick in den KONFLIKT 14. Es brennt an allen Ecken und Enden des KONFLIKT-Universums, wie man sieht, aber Oki Stanwer kann nicht überall sein. Die Cranyaa am Boden, OREOC im Herzen Hun’arcs in Bedrängnis, TOTAM erstarkt und mobilisiert seine Truppen… und eine Galaxis wird vom Uni­versum selbst verschlungen.

Mehr zu diesen dramatischen Geschehnissen im nächsten Teil der Close Up-Reihe. In der kommenden Woche wenden wir uns erneut einem „legendären Schauplatz“ zu… und vertraut mir, Freunde, den kennt ihr namentlich recht gut. Aber damit endet die Vertrautheit dann auch schon, ihr werdet es sehen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 218: Blutnetz

Posted Mai 29th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie ich letzte Woche bereits versprach – nach einem eher mittelmäßigen Ro­man aus dem Sektor der kriminalistischen Spannungsliteratur kommen wir nun zu einem, den ich rundum als gelungen bezeichnen möchte: mit raffiniertem Katz- und Maus-Spiel zwischen Jäger und Gejagtem, Tarnung, Täuschung, lang­gestreckten und komplizierten Strategieplänen, geschickten falschen Spuren und tödlicher Action.

Selbst wenn man aus den ersten beiden Romanen um Isaac Bell natürlich weiß, dass er dieses Abenteuer überleben wird (das haben die dortigen Prologe und Epiloge verraten), bedeutet das nicht, dass er nicht in Lebensgefahr geraten oder schwer verletzt werden könnte. Und das gilt erst recht für den Rest des Personen-Tableaus auf beiden Seiten des Spielfeldes.

Wenn man darüber hinaus auch noch Historiker mit thematischem Schwer­punkt des frühen 20. Jahrhunderts ist, wie das bei mir der Fall ist, und wenn zu­dem der Roman dem geschärften kritischen Auge standhält… tja, dann kann ich nur sagen: Hut ab, die Herren Autoren!

Folgt mir in einen rundum packenden Roman und ins Jahr 1908:

Blutnetz

(OT: The Spy)

Von Clive Cussler & Justin Scott

Blanvalet 37964

576 Seiten, TB, 2012

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-442-37964-4

Man schreibt das Jahr 1908 in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Welt steht im Bann eines dramatischen Rüstungswettlaufes, der in ein paar Jahren in das fatale Verhängnis des Ersten Weltkriegs münden wird und dann Monarchi­en stürzen, Staaten zerstören und Millionen Menschen auf bisweilen unvorstell­bar grausame Weise zugrunde gehen lassen wird.

Am 17. März 1908 ist dies noch eine finster über der Zeitgeschichte lastende Wolke voller vernichtender Pestilenz, doch das Grauen nähert sich auf leisen Sohlen. Eine finstere Macht und ihre Emissäre greifen nach den USA, und alles beginnt in einer Nacht auf dem Washington Navy Yard, als ein rätselhafter Ein­brecher in das Büro des genialen Waffenkonstrukteurs Arthur Langner ein­dringt. Doch offensichtlich ist er nicht gekommen, um etwas zu rauben, sondern um vielmehr etwas zu bringen. Als Langner bald darauf bei einer Explosion ums Leben kommt, gehen alle bestürzt von Selbstmord aus – bis auf seine fassungs­lose Tochter Dorothy, die steif und fest behauptet, es sei Mord gewesen. Doch die einzige Unregelmäßigkeit, die man entdecken kann, ist die versuchte Fest­nahme eines Asiaten, der sich in der nämlichen Nacht auf dem Gelände herum­getrieben hat. Allerdings bringt man das mehr mit einem abscheulichen Mäd­chenhändlerring von Chinesen in Verbindung.

Also: alles nur die fixe Idee einer trauernden Tochter, die mit der offenkundigen Wahrheit nicht klarkommt und sich mit dem Tod ihres Vaters nicht abfinden kann? Alles sieht sehr danach aus, und niemand nimmt ihre Bedenken ernst – allein der von ihr konsultierte Detektiv Isaac Bell von der Van Dorn-Agentur kommt zögernd ins Grübeln.

Wenig später stirbt ein Metallurge in Bethlehem, Pennsylvania, bei einem gräss­lichen Unfall in einem Stahlwerk. Spätere Nachforschungen der Van Dorn-Agen­tur ergeben, dass hier während des Unglücks jemand mit deutschem Aussehen kurz gesichtet wurde.

Grover Lakewood, Feuerleitexperte für ein marines Geheimprojekt, ist in seiner Freizeit begeisterter Bergkletterer. Bei einer dieser Klettertouren macht er die bezaubernde Bekanntschaft einer jungen, irisch aussehenden Frau mit flam­mend rotem Haar, die sich ihm als Katherine Dee vorstellt. Und sie wird auf schreckliche Weise sein Verhängnis.

All diese Vorfälle sind völlig unscheinbar, wiewohl private und auch berufliche Tragödien. Aber es sieht doch beim besten Willen aus wie eine Verkettung un­glücklicher Umstände. Allein Dorothy Langners entschiedene Überzeugung, dass ihr Vater niemals Selbstmord begangen haben könnte, und ihre Hartnäckigkeit, die den Chefermittler bei Van Dorn, Isaac Bell, beeindrucken, führen dann zusammen mit einem unerwarteten Zufall dazu, dass eine bedrohliche Verschwörung sichtbar wird.

Wenig später ist Bell nämlich zugegen, um bei einem weiteren Mordversuch Zeuge zu werden. Und er kann bis auf einen alle Angreifer ausschalten. Dieser, ein Mann namens „Iceman“ Weeks, entkommt verwundet. Und, seltsam genug, dieser Mann ist Bell durchaus vertraut – er gehört zu einer in New York ansässi­gen Kriminellenbande, den „Gophern“ von Commodore Tommy Thompson. Aber die Gopher verlassen New York eigentlich nie, und die Truppe hier war ziemlich weit außerhalb ihres Terrains. Problematischer ist jedoch, dass auch dieses Op­fer mit dem amerikanischen Schiffsprogramm zu tun hatte… genau wie alle an­deren oben erwähnten Todesopfer der „Unfälle“.

Also, dass es sich bei den Unglücksfällen um raffiniert arrangierte Morde han­delt und mithin Dorothy Langners Vermutung der Realität entsprach, ist bald of­fenkundig, nur fehlen in allen Fällen handfeste Beweise. Und die Indizien sind verwirrend. Langners Tod scheint von einem Japaner begangen worden zu sein. Es ist ein deutscher Agent darin verwickelt, vielleicht ein Ire, eventuell ein Brite, es gibt auch Anzeichen für französische Spionage. Aber Gemeinsamkeiten scheinen nicht zu existieren.

Je mehr sich Isaac Bell in den Fall vertieft, desto komplizierter und komplexer wird er. Als er selbst einen Fall von Sabotage bei einem Stapellauf eines neuen Schlachtschiffs vereiteln kann, kommen die Dinge in Bewegung. Er muss allmäh­lich begreifen, dass er sich in einem Blutnetz von Intrigen befindet, in einem ganzen Räderwerk von Agenten, die in Tarnidentitäten unterwegs sind und ganz offensichtlich mit einer Art von Spinne in diesem Spinnennetz zusammenarbei­ten, die als „Mastermind“ im Hintergrund ist.

Aussehen des Masterminds: unbekannt.

Name des Masterminds: unbekannt.

Nationalität des Masterminds: unbekannt.

Konkrete Ziele: unbekannt.

Er hingegen, der seinen Verfolgern stets mehrere Schritte voraus zu sein scheint, spinnt seine finsteren Fäden allmählich auch gegen die Van Dorn Agen­tur, beginnt damit, deren Ruf zu demontieren, Sabotagetrupps überall im Land aktiv in den Einsatz zu schicken, zu denen recht schnell auch chinesische Tong-Killer gehören.

Während Isaac Bell versucht, herauszufinden, wer eigentlich der dubiose Draht­zieher im Hintergrund ist, gibt es weitere „Unfälle“, Van Dorn-Agenten sterben, und atemlose, lebensbedrohliche Verfolgungsjagden führen nach und nach dazu, dass sich Jäger und Gejagter immer mehr annähern…

Das dritte Abenteuer des Detektivs Isaac Bell, zum zweiten Mal in Zusammenar­beit mit Justin Scott verfasst, ist ebenso wie ihre Vorgänger „Höllenjagd“ und „Sabotage“ ein rasanter Page-turner, der den Leser mitreißt.1 Allein andere Ak­tivitäten hatten zur Folge, dass ich acht Tage daran las… ich hätte es sicherlich auch in vieren geschafft. Die hinteren vierhundert waren sowieso dann in zwei aufeinander folgenden Tagen fällig, die letzten am gestrigen Abend bis nach Mitternacht. Wenn man sich erst mal in dem dramatischen Erkenntnisprozess Isaac Bells befindet, wer denn der „Mastermind“ ist, der titelgebende „Spion“, dann kann man eigentlich nicht mehr aussteigen aus dem Roman.

Packend an diesem Roman war: ich ahnte schon eine ganze Weile lang, wer denn der „Spion“ ist. Und wenn man das weiß und Bell dann ahnungslos mit ihm an einem Tisch im Zugwaggon sitzt, dann kann einem schon heiß und kalt werden… und wenn Bell anschließend die eiskalt gelegte falsche Fährte ver­folgt… du meine Güte. Das ist schon ziemlich kitzelig.

Selbst wenn wahrscheinlich alle Erfinderpersonen fiktiv sein dürften, ist doch auch diesmal das Lokalkolorit des Jahres 1908 faszinierend eingefangen, das geht bis hin zu den offenkundigen rassistischen Einstellungen der amerikani­schen Arbeiterschaft. Und ganz so wie beim letzten Roman der Reihe hat sich das Duo – dort bezüglich Eisenbahnen, hier bezüglich des Seewettrüstens vor dem Ersten Weltkrieg – sichtlich tief in die Materie eingearbeitet. Es ist auch schön zu beobachten, wie fremd Bell die Welt der internationalen Spionage ist, und die Raffinesse der Attentäter der Gegenseite zeigt einmal mehr, dass hier nicht der plumpe Versuch unternommen wird, Möchtegernverbrecher aufzu­bauen, die leicht zu demontieren sind. Leicht zu demontieren ist hier überhaupt nichts. Die Gegenseite ist äußerst raffiniert und absolut tödlich.

Ein spannender, äußerst unterhaltsamer und gut gemachter Roman, der Hunger auf weitere Isaac Bell-Abenteuer macht (die es glücklicherweise auch schon gibt… wenigstens fünf oder so). Klare Leseempfehlung, Freunde.

© 2015 by Uwe Lammers

Der Roman macht echt Laune, kann ich nur sagen. Selbst wer mit Cusslers NU­MA-Abenteuern nichts anfangen kann, weil sie ihm zu überdreht erscheinen, der sollte mal in die Isaac Bell-Romane eintauchen. Ich glaube, die könnten ge­fallen.

Ansonsten könnt ihr natürlich auch mir in der kommenden Woche wieder nach Down Under folgen, um den dritten Teil der „Sweet Sins“-Trilogie kennenzuler­nen… ach nein, weite Teile des Romans spielen ja in Frankreich. Warum das? Nun, das erfahrt ihr nächste Woche an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu die Rezensions-Blogs 186 (17. Oktober 2018) und 206 (6. März 2019).

Liebe Freunde des OSM,

dieser gerade vergangene Monat stand ziemlich massiv im Fokus meines aktu­ellsten E-Books „BdC 1: Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“, das am 21. Februar vollendet werden konnte. Es schloss sich dann die Korrekturlesephase an, die mich gründlich von weiteren Geschichten abhielt. Gleichwohl zählte ich am Mo­natsende 32 fertig gestellte Werke – allerdings handelte es sich dabei primär um Rezensionen, die hier nicht weiter thematisiert werden. Ansonsten sah die Arbeit am OSM und Archipel in diesem Monat folgendermaßen aus:

14Neu 62: Experimente der Vernichtung

Blogartikel 321: Work in Progress, Part 74

(OSM-Wiki)

E-Book „BdC 1 – Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“

Anmerkung: Dieses Werk endlich fertig stellen zu können, war mir ein Herzens­anliegen… und während der Korrekturlesephase stellte ich fasziniert fest, dass der Bilderstrom der Serie munter wieder zu sprudeln begonnen hat. Das fiel mir ganz besonders am letzten Februartag auf – da knüppelte mich nämlich völlig aus heiterem Himmel eine heftige Erkältung nieder. Mit mörderischen Kopf­schmerzen, Fieber und leichtem Schüttelfrost wälzte ich mich weitgehend schlaflos im Bett, und interessanterweise tauchten da ständig Bilder auf, Szenen kommender Geschichten aus BdC 2 und BdC 3. Ich werde da nachher wohl so ei­niges skizzieren müssen… allerdings im Zeitlupentempo, da ich zurzeit wirklich nicht gut beieinander bin.

Vielleicht könnt ihr meine Begeisterung für gerade diese OSM-Ebene besser nachvollziehen, wenn ihr „Feuerglanz“ gelesen habt. Ich hoffe das jedenfalls…

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

Wie die Beziehungsgeister ihren Glauben verloren, Teil 1 – Archipel-Story

Wie die Beziehungsgeister ihren Glauben verloren, Teil 2 – Archipel-Story

Anmerkung: Bei dieser Neuformatierung der beiden Teile der Archipel-Story handelt es sich um Vorbereitungsarbeit für einen Abdruck im Fanzine PARADISE. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehört „davor“ noch ein Hintergrundartikel zum gesamten Archipel-Komplex, aber das ist bislang nur ein Plan, auf den ich wahr­scheinlich im März zurückkommen werde.

DER ZATHURAY-KONFLIKT – OSM-Roman (Abschrift)

Anmerkung: Ja, endlich ist die Digitalisierung dieses 1991er-OSM-Romans abge­schlossen. Das wurde wirklich ebenfalls Zeit. Wie schnell ich allerdings dazu komme, das Werk dann auch zu überarbeiten… das kann noch dauern. Ich nen­ne dazu hier lieber keinen Zeithorizont. Langfristig schätze ich jedoch, dass die­ser Roman, der ja die Vorgeschichte der E-Book-Serie „Oki Stanwer und das Ter­rorimperium“ und die Genese Oki Stanwers schildert, beizeiten als faszinierende Ergänzung im Gesamtkontext nützlich sein wird. Zumindest habe ich jetzt den ersten Schritt – die Digitalisierung – des Werkes abgeschlossen, der Ausarbei­tungsschritt wird dadurch deutlich erleichtert.

12Neu 52: Flucht nach Yeltavoor

Blogartikel 326: Close Up – Der OSM im Detail (6)

Blogartikel 324: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXVIII)

Blogartikel 316: Legendäre Schauplätze 12: Leucienne

(Die Suyenka – Archipel-Roman)

(12Neu 54: Der Letzte Krieg)

(12Neu 55: Saat des Grauens)

Anmerkung: Der so genannte „Letzte Krieg“ liegt für mich inzwischen 29 Real­jahre zurück. Aber das Grauen, das in dieser Trilogie (Bde. 53-55) jetzt schon zu sehen ist, hat mich bereits beim partiellen Abschreiben wieder mal erschauern lassen.

Eine Passage aus Band 55 wird für euch beizeiten besonders interessant sein: nämlich jene Stelle, wo Berinnyer durch ein Baumeister-Portal aus Bytharg zu flüchten suchen… wer sich an KONFLIKT 19 und den Planeten Dawson erinnert, wird vermutlich eine gewisse Parallelität zu den Ereignissen feststellen, die der Berinnyer Shaslacanyoorid und sein Elter Rholghonnicaar erwähnt haben. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Parallelität – die Berinnyer, die in BdC 55 aus Bytharg zu flüchten suchen, landen über den Abgrund von rund 35 Milliarden Handlungsjahren direkt auf Dawson.

Das bedeutet also, dass der Handlungsfaden, der sich schließlich mit den Le­bensspuren von Ian Perry und seiner Tochter Senyaali kreuzt, just hier begonnen hat, vor 29 realen Jahren. Bis ihr das alles in überarbeiteter Fassung als E-Book nachlesen könnt, wird aber noch geraume Zeit vergehen. Diese Ereignisse wer­den in BdC 18 und 19 thematisiert werden.

Daran könnt ihr mal sehen, wie unglaublich ausgedehnt der OSM eigentlich ist und wie stark das alles bereits seit Jahrzehnten ausdefiniert ist (wenn auch, zu­gegeben, in höchst ungenügender stilistischer und quantitativer Form).

Damit war dann tatsächlich der Monat Februar schon passé. Natürlich hat mich auch die Universität und die „Jobfabrik“ hier eine Menge Energie gekostet und meine Zeitfenster massiv parzelliert. Wie ich mich im kommenden Monat „schlage“, der hoffentlich nicht zu sehr von meiner Erkältung überschattet wird, erfahrt ihr dann in ein paar Wochen.

Soviel für heute an Informationen über frisch entstandene und digitalisierte Werke.

Macht es gut und bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 217: Der Pandora-Pakt

Posted Mai 21st, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute geht es mal um ein Buch, das auf einem schmalen Grat zwischen „inter­essant“, „faszinierend“ und „total nervig“ balanciert und das es irgendwie schafft, ständig zwischen diesen Kategorien hin und her zu springen. Das klingt nicht witzig? Nein, ist es auch nicht. Vielleicht bin ich auch drei Jahre nach der Lektüre des Buches und seiner Rezension zu empfindsam, aber ich muss ganz offen sagen, dass ich meine unten geäußerte Grundüberzeugung bislang nicht geändert habe.

Steve Berry schreibt unstrittig rasant, und er baut auch interessante, komplexe Plotgeschichten, das ist nicht zu leugnen. Und ebenso wie Clive Cussler (an dem er sich höchstwahrscheinlich ein Vorbild nahm) vermag er auf bemerkenswerte Weise historische Themen mit packender Thrillerhandlung der Gegenwart zu kombinieren. Dennoch hat er meinen Lektürenerv nicht wirklich getroffen, und das fand ich des Themas wegen ganz besonders bedauerlich.

Es ist faszinierend, in Parallelwelten einzutauchen, in denen die Geschichte ab 1991 anders abgelaufen ist – und eine solche haben wir hier vor uns. Und ich mag es außerordentlich, in Indiana Jones-Manier auf Schatzsuche zu gehen. Lei­der machte es mir Berry schwer, mich mit dem Personal anzufreunden, und meine Rezension geriet darum einigermaßen durchwachsen.

Mag sein, dass ich zu kritisch war. Wer immer weniger hohe Genusshürden an seine Lektüre anlegt, mag hier für Tage gut unterhalten werden. Wollt ihr also den Spuren Alexanders des Großen in der Gegenwart folgen und in eine drama­tische Verschwörungsgeschichte hineingezogen werden? Dann lest einfach mal weiter:

Der Pandora-Pakt

(OT: The Venetian Betrayal)

Von Steve Berry

Blanvalet 37334

576 Seiten, TB

12.00 Euro

November 2009

Übersetzt von Barbara Ostrop

ISBN 978-442-37334-5

Die Geschichte beginnt im Jahre 323 vor unserer Zeitrechnung in Babylon. Alex­ander der Große, zu jener Zeit einer der größten Feldherrn aller Zeiten, längst im Status eines Quasi-Gottes, ist erbittert, weil sein bester Freund und mögli­cherweise Geliebter, ein Mann namens Hephaistion, kurz zuvor gestorben ist. Der Arzt Glaukias konnte ihm nicht helfen… doch dieser Geschichte zufolge hät­te er ihm helfen können, wenn ein bestimmtes Medikament zur Verfügung ge­standen hätte. Dieses Medikament hätte auch dem inzwischen selbst fiebrigen Alexander helfen können… aber es ist nicht da. Der Monarch lässt den Arzt hin­richten und wird wenig später vom Fieber dahingerafft. Der Wunschtraum von der Weltherrschaft ist dahin.

Soweit die Historie.

Mehr als zweitausenddreihundert Jahre später stoßen wir dann in Kopenhagen recht unvermittelt auf einen Mann namens Cotton Malone, der zu sich kommt in einem kleinen Museum, niedergeschlagen, um sich herum einen eigenarti­gen, beißenden Geruch wahrnehmend. Malone, Agent im Ruhestand und einst­mals Angehöriger einer Geheimeinheit des amerikanischen Justizministeriums, „Magellan Billet“ genannt. Jetzt ist er im Ruhestand, lebt als Buchantiquar in Kopenhagen und wollte sich eigentlich im Museum mit einer alten Bekannten, Cassiopeia Vitt, treffen.

Stattdessen wird er erst Zeuge eines Einbruchs, dann niedergeschlagen und an­schließend von bizarren robotischen Schildkröten, die das ganze Museum abfa­ckeln, nahezu eingeäschert. Im letzten Moment gelingt ihm die Flucht. Cassio­peia bringt ihn mit einer weiteren Person zusammen, die Malone ebenfalls kennt, Henrik Thorvaldsen. Thorvaldsen, ebenfalls Buchantiquar, bringt den reichlich genervten Malone allmählich auf den Stand der Kenntnisse, den er ha­ben muss. Aber zugegeben, am Anfang versteht man nur Bahnhof.

Es geht um Elefantenmedaillons aus dem 4. Jahrhundert vor Christus. Es geht um Alexander den Großen. Und es geht um die Zentralasiatische Föderation und ihr charismatisches wie rücksichtsloses Oberhaupt, die Ministerin Irina Zovastina.

Bitte was für ein Ding?, mögt ihr euch da jetzt fragen… tja, das kommt daher, dass wir uns in einer Parallelwelt aufhalten. Hier sind die historischen Abläufe nach dem Ende des Warschauer Paktes und des Zerbrechens des Sowjetreiches anders als bei uns abgelaufen. In dieser Welt ist eine mächtige neue staatliche Struktur aus den Staaten Kasachstan, Usbekistan, Karakalpakstan, Tadschikistan und Turkmenistan entstanden. Diese Nationen schlossen sich 1994 zur genann­ten Zentralasiatischen Föderation zusammen. Inzwischen lenkt Ministerin Zo­vastina rücksichtslos die Geschäfte dieser neuen Föderation, und sie hat weit reichende Pläne. Dabei scheut sie auch vor Mord nicht zurück und stößt bei­spielsweise höchst eigenhändig Menschen in großer Höhe bei vollem Bewusst­sein aus ihrem Flugzeug. Auch sonst hat sie sehr wenig Skrupel dabei, Dinge zu beschaffen oder Personen aus dem Weg räumen zu lassen. So ist inzwischen in Geheimdienstkreisen bekannt, dass Zovastina Mitglieder ihres Kabinetts kurzer­hand vergiften lässt und mit einem Mann namens Enrico Vincenti zusammenar­beitet, der von Venedig aus einen internationalen Pharmakonzern leitet.

Zovastina sieht sich, die homerischen Epen vergötternd, in der Nachfolge Alexanders des Großen, und ein Spleen von ihr, wenn man das so nennen möchte, besteht in dem Drang, ihn zum einen nachahmen zu wollen, was seine Welter­oberungspläne angeht, zum anderen aber auch – und das noch inniger – sein verschollenes Grab zu finden. Dort nämlich, davon ist sie überzeugt, befindet sich jenes Wunderheilmittel, das bei Alexander selbst zu spät kam, angeblich aber alle Krankheiten der Welt zu heilen verstehen soll.

Und was hat das mit Elefantenmedaillons zu tun? Was hat das mit abfackelnden Museen zu tun (es gibt noch mehr solche Vorfälle, wie Cotton Malone bald er­fahren soll). Nun, Henrik Thorvaldsen bringt ihn ein wenig aufs Laufende: als Alexander der Große starb, waren seine letzten Worte auf dem Totenbett un­klar. Jeder der ihn umstehenden Feldherrn interpretierte sie anders, was zur Folge hatte, dass sie sich zerstritten und das geeinte Alexanderreich zerbrach. Die so genannten Diadochenkriege führten zur Bildung zahlreicher neuer Staa­tengebilde im Vorderen Orient, von denen das mächtigste von Ptolemaios be­herrscht wurde, dessen Hauptstadt Alexandria bald das Herz der antiken Welt darstellte. Ptolemaios wurde Gründer einer eigenen Dynastie, die in die Fuß­stapfen der Pharaonen trat. Hier in Alexandria fand auch Alexanders Leichnam seine letzte Ruhestätte, im so genannten „Soma“ um das Jahr 215 vor Christus. Mehrere Jahrhunderte lang ist dies der Normalzustand, auch als das Römische Reich die Macht am Nil erringt und Ägypten als Kornkammer des Reiches Teil des Imperiums wird.

Im Jahre 391 nach Christus wird das „Soma“ allerdings zerstört. Der Leichnam des Alexander verschwindet spurlos. Und das Mysterium beginnt. Die einen meinen, der Leichnam wurde damals zerstört. Andere behaupten, er wurde stattdessen an einen sicheren Ort gebracht, der seither verborgen ist. Und hier beginnt dann der Mythos, dem Irina Zovastina auf der Spur ist und der sich im Laufe des Romans immer deutlicher herauskristallisiert. Anfangs hört er sich an wie eine Wahnidee, und die geht folgendermaßen:

Im vierten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung wurden Alexander und sein geliebter Hephaistion auf dieselbe Weise als Tote konserviert. Und da Streitig­keiten seiner Feldherrn nach dem Ableben erwartet wurden und der Besitz von Alexanders Leiche später zweifellos als Indiz für die Führerschaft angesehen werden würde, wurden zwei Leichenzüge losgesandt. Eine Leiche brachte Ptole­maios an sich und brachte sie später im „Soma“ in Alexandria unter. Diese ver­schwand bekanntlich im 4. Jahrhundert nach Christus. Aber zwischendurch hat­te in Alexandria ein christlicher Heiliger gelebt, nämlich der so genannte Heilige Markus, dessen Leichnam ebenfalls einbalsamiert worden war. Er war etwa im Jahr 100 nach Christus verstorben. Und interessanterweise wurde seine Leiche damals auch in Alexandria versteckt. Das ging – den Legenden zufolge – bis ins Jahr 828 nach Christus gut, dann raubten venezianische Kaufleute den Leich­nam und brachten ihn in ihre Heimatstadt. Seither ist der Heilige Markus Schutzpatron der Stadt.

Irina Zovastina geht nun davon aus, dass die Toten ausgetauscht wurden und stattdessen niemand Geringeres als Alexander der Große in Venedig in der Krypta der Basilika von Venedig liegt.

Abenteuerlich? Oh ja, aber das ist nicht mal die Hälfte der ganzen Geschichte.

Und wie passen diese seltsamen Elefantenmedaillons in die Sache hinein? Davon gäbe es mehrere, erklärt Thorvaldsen, und sie stehen in direktem Zu­sammenhang mit Alexander dem Großen. Sie sind über Museen in ganz Europa verteilt, eins davon befindet sich auch auf einer Insel vor Venedig. Und angeb­lich sind diese Medaillons (oder wenigstens eins davon) Teil einer verschlüssel­ten Schatzkarte, die im Zusammenhang mit Alexander steht. Zovastina will die­se Medaillons und alle Spuren verwischen.

Was anfangs allerdings noch nicht so klar ist, ist der Zusammenhang mit der so genannten Venezianischen Liga – einer geheimen, Milliarden Dollar schweren Organisation, die wie ihr früheres historisches Vorbild daran interessiert ist, die Geschicke Venedigs zu lenken und inzwischen international operiert. Sie finan­ziert auch Zovastinas Vorbereitungen für einen mit Biowaffen zu führenden Krieg, der China, Russland und den Iran unterwerfen soll. Vorsitzender dieses Gremiums ist Enrico Vincenti, Zovastinas Verhandlungspartner in Venedig. Doch er hat eigene Pläne mit der Zentralasiatischen Föderation und mit der Welt.

Und genau diesen Plänen kommen Cotton Malone, die rachsüchtige Cassiopeia Vitt und Henrik Thorvaldsen nun in die Quere… und so geraten sie in Lebensge­fahr…

Wer bis hierher gelesen hat, wird vermutlich fasziniert sagen können: ein span­nendes Garn. Eine Art Clive Cussler-Roman, ein Actionthriller mit historischem Bezug, kombiniert mit einer Schatzsuche. Das ist durchaus präzise, und ich gebe zu, ich habe den Roman binnen acht Tagen durchgelesen. Er ist nicht uninteres­sant, insbesondere wegen der historischen Strukturen dieser Parallelwelt, die sich – abgesehen davon – völlig wie die unsrige anfühlt. Es gibt leider ein paar Pferdefüße darin, die mich veranlassten, mich dann sowohl vom Roman wie vom Autor wieder zu trennen. Das muss aber nicht auf jeden interessierten Le­ser zutreffen, insofern halte ich mich mit der Bewertung hier etwas zurück.

Worin besteht das zentrale Problem? Darin, dass dieser Roman, der einen recht bescheuerten deutschen Titel trägt (es geht nicht einmal entfernt um Pandora, sie hätten die Geschichte lieber „Der Venezianische Betrug“ oder so nennen sollen, das wäre deutlich inhaltsnäher gewesen), kann man es nicht suchen. Nein, der Roman ist Teil 5 eines Zyklus. Das wusste ich nicht, als ich ihn antiqua­risch kaufte. Vorangegangen sind „Die Romanow-Prophezeiung“, „Urbi et Orbi“, „Alpha et Omega“ und „Patria“. Das wäre nicht mal so schlimm, aber der Autor behandelt die ganzen Handlungspersonen und ihre biografischen Bezüge so, als wären sie muntere alte Vertraute. Für ihn sind sie das, für die Leser, die sich mit den Vorgängerromanen auskennen, zweifellos auch. Aber wenn man so als Neuleser mitten in die Bezüge hineingeworfen wird, ist das deutlich weniger witzig.

Die Charakterisierung der Einzelpersonen bleibt flüchtig und eher oberflächlich. Selbst Personen, die neu in diesem Roman hinzugefügt werden, sind irgendwie schlicht zusammengezimmert. Nur wenige von ihnen bekommen tatsächlich Charaktertiefe – glücklicherweise gilt das für Irina Zovastina und Vincenti, die als Bösewichte der Story tatsächlich rigoros sind und raffiniert dazu. Auch die Doppelagentenschiene in der Geschichte macht Laune, weil sie durchaus un­konventionell aufgezogen wird.

Tja, aber ansonsten? Der Roman ist klar auf Tempo geschrieben, und das merkt man bedauerlicherweise. Die Personen werden entsprechend wie Bauern auf einem Schachbrett hin und her geschoben (und der kritische Leser argwöhnt, dass die Handlung deshalb so rasant ist, damit der Leser nicht nachdenken kann… aber dieser garstige Gedanke mag täuschen). Da taucht dann etwa mun­ter der Präsident der Vereinigten Staaten (!) in einer Hotelsuite auf und plau­dert gelassen mit den Protagonisten, und zwar ohne einen Schwarm von Sicher­heitsleuten… und so weiter und so fort. Man hat das dumpfe Gefühl, die Leute sind irgendwie alle austauschbar, nette Menschen von nebenan, ungeachtet ih­rer politischen Macht, und die privaten Animositäten zwischen den Charak­teren, die zumeist aus Ereignissen vor diesem Roman stammen und wirklich ständig vorkommen, die ruinieren an vielen Stellen die Spannung, die aus der Handlung resultieren könnte. Ist ja schön, wenn es „menschelt“ zwischen den Handlungsträgern, aber das hier war definitiv viel zuviel. Manchmal haben mich die Dialoge zwischen den Freunden (!) einfach nur unendlich genervt.

Am Ende habe ich mir gedacht: Schön, dass der Roman endlich ausgelesen ist. Von den Leuten möchte ich nichts mehr hören! Das sollte man von einem Ro­man, den man gern gelesen hat, eigentlich nicht sagen, und wie ich erwähnte, das war dann der Grund, warum ich mir sagte – mit dem Autor möchte ich nichts mehr zu tun haben. Dann doch lieber Clive Cussler, der etwas mehr Wert auf sympathischere Charakterzeichnung legt. Sorry, Steve Berry, aber ich werde kein Fan deiner Werke. Euch mag das vielleicht anders gehen, aber das ist mein Standpunkt.

© 2015 by Uwe Lammers

Tja, ihr merkt, wirklich berauschend fand ich die Umsetzung des prinzipiell sehr interessanten Stoffes nicht. Sehr schade? Ja, ganz meine Meinung. Aber ich er­wähnte schon verschiedentlich, dass ich keinen reinen Schönwetter-Blog schrei­be. Da wird auch schon mal ausgeteilt, wie oben geschehen.

Es gibt aber auch immer wieder nette Abwechslung und gelungene Geschich­ten. Eine solche stelle ich euch in der kommenden Woche vor. Worum es gehen wird? Na, auf alle Fälle landen wir im Anfang des 20. Jahrhunderts. Näheres er­fahrt ihr in sieben Tagen hier.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ein neues Jahr, so gut kennt ihr mich nach gut sechs Jahren Blogartikelschrei­ben, in denen ich euch über meine monatlichen kreativen Aktivitäten auf dem Laufenden gehalten habe, ein neues Jahr ist für mich immer wie eine Art Re­boot, ein Neustart, ein Beginn bei Null. Kreativ betrachtet. Das Heft, in das ich meine Werke eintrage, ist jungfräulich leer und füllt sich von Tag zu Tag, von Woche zu Woche mit neuen Werken, rot hervorgehobenen besonderen Termi­nen und stolzen Fertigstellungsziffern. Das war auch im Frühjahr 2013 nicht an­ders.

Und doch in einer gewissen Weise schon… denn ich hatte vor, einen wichtigen Schritt weiter zu gehen, was die Veröffentlichung meiner Werke anging. Wie ihr wisst, hatte ich in der zweiten Jahreshälfte 2012 begonnen, Geschichten ins E-Book-Format umzubauen und einen ersten Plan für ein beginnendes E-Book-Programm aufzustellen. Ich kann auch aus der Rückschau nicht leugnen, dass ich da ziemlichen Bammel hatte.

Punktgenau am 13. Februar 2013 (auf den Tag genau vor 6 Jahren, wenn man bedenkt, wann ich diese Zeilen schreibe) fing das alles an. Aber lasst mich noch einen Schritt zurücktreten und auf den Januar 2013 blicken.

Wie erinnerlich war ich aus dem Projekt „Kommunale Amtsträger“ nach Ab­schluss der Arbeiten im vergangenen Jahr ausgeschieden und konnte mich nun, wiewohl auf ALG II angewiesen (schließlich war das Projekt ein Werkvertrag, mit dem ich mir keine Ansprüche auf Arbeitslosengeld I erworben hatte), wie­der verstärkt aufs Schreiben konzentrieren.

Mit 35 beendeten Werken für den Monat Januar fing das Jahr auch sehr gut an. Natürlich, mehrheitlich handelte es sich hierbei mal wieder um Abschriften oder kommentierte Digitalisate älterer OSM-Episoden, namentlich aus KON­FLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ und KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“. Außerdem fing ich mit etwas an, was ich schon seit einiger Zeit als zwingend erforderlich ansah – ich kümmerte mich endlich mal um die Neuformatierung des KONFLIKTS 15 („Oki Stanwer“), also der ersten OSM-Serie überhaupt.

Warum war das zwingend notwendig? Weil ich die Episoden damals alle hand­schriftlich festgehalten hatte… und zahlreiche Seiten hatten nach über 25 Jah­ren allmählich die Eigenschaft, die Tinte rückstandslos aufzusaugen. Die Texte verblassten also, und ich sputete mich, soviel wie möglich davon zu retten. Um es vorwegzunehmen: es hat nicht bei allen Seiten geklappt, leider.

Außerdem gelang es mir in diesem Monat, endlich Band 50 des KONFLIKTS 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ zu beenden, ein alptraumhaftes Werk mit dem Titel „MATRIXPEST“. Weshalb sage ich, dass das alptraumhaft ist? Nun… hier muss ich eure Erinnerung mal ein wenig aktivieren, Freunde. Wenn ihr Anna­len 6 – Mein Freund, der Totenkopf“ gelesen habt (es sei euch sehr ans Herz gelegt, falls ihr das noch nicht getan habt, nur mal so am Rande angemerkt), dann entsinnt ihr euch vielleicht noch der Worte des Totenkopfs Shush.

Shush sagte damals zu William Taylor jr. bei einem der legendären Verandage­spräche, die rätselhaften GRALSJÄGER hätten bei Gefangennahme durch Toten­köpfe höhnisch gesagt, es werde die Totenköpfe durchaus nicht ewig geben. Ei­nes Tages komme ein Phänomen, das man den RAND nenne, und das würde al­len Totenköpfen den Garaus machen.

Dummerweise ist das nicht mal die halbe Wahrheit, die Dinge sind noch weit­aus schlimmer. Aber darauf gehe ich heute nicht näher ein. Wichtig ist nur Fol­gendes. In dem oben angesprochenen Band des KONFLIKTS 28 erreicht der RAND die Erde, und die Menschheit in der Form, wie sie bislang existiert hat, hört auf zu bestehen. Und ja, auch die Totenköpfe erwischt es, die auf dem Mond einen großen Stützpunkt geschaffen haben.

Ist das das Ende von allem?

Nein.

Warum nicht? Und was geschieht NACH dem RAND? Nun, das ist schwer zu sa­gen… ich stehe aktuell immer noch, also sechs Jahre nach diesem Tag, an dem nämlichen Punkt und weiche den Folgerungen aus, um mich lieber in harmoni­scheren früheren KONFLIKT-Universen herumzutreiben. Feige? Ach, so kann man das nicht nennen. Ich weiß einfach noch nicht genug und warte darauf, dass sich die Bilder jenseits des RANDES konkretisieren. Aktuell ist das noch nicht der Fall gewesen. Und solange heißt es: geduldig sein.

Wozu kam ich im Januar noch, was ich hier hervorheben sollte? Nun, ich been­dete die Arbeiten an den E-Books „Im Zug“ und „Das ausgeplünderte System“, außerdem portionierte ich den OSM-Roman „Verderben auf Tuwihry“ in sie­ben Abschnitte, um die Geschichte im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) zu publizieren, zu dessen Chefredakteur ich auch in diesem Jahr gewählt werden sollte.

Well, ja, das ist eine Geschichte aus KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorim­perium“, und heutzutage würde ich so etwas nicht mehr tun. Sie wird voraus­sichtlich 2020 oder 2021 als „Annalen 8“ erscheinen. Allein daran merkt ihr schon, dass ich viiiel zu zeitig mit dieser Geschichte herauskam. Das wäre etwa so gewesen, als wenn ich „Annalen 4: Heiligtum der Shontavorzeitig und jen­seits der E-Book-Serie veröffentlicht hätte. Gut, „Tuwihry“ geht nicht so in die Details und ist nicht so sehr in den Serienkontext eingebettet. Aber diese Publi­kation in sieben Teilen gehört dennoch in den Abschnitt der „wilden“ OSM-Ver­öffentlichungen, mit denen ich 2013 ja zugunsten meines E-Book-Programms eigentlich aufhören wollte.

Außerdem ist natürlich für den Januar 2013 erwähnenswert, dass ich sehr zö­gerlich damit anfing, Blogartikel für meine neu geschaffene Homepage zu schreiben. Das ging am 29. Januar mit Blogartikel 1 „Wer ist Oki Stanwer?“ los. Wie ihr inzwischen seht, bin ich da deutlich lockerer geworden.

Der Februar erreichte nur eine Schaffenshöhe von 28 fertigen Werken. 5 davon entfielen auf neue Blogartikel, ich freundete mich mit dem Format also allmäh­lich an und fand Vergnügen am Schreiben dieser Beiträge. Mit „Vhentars Schicksal“ entstand ein weiteres E-Book, und ich bereitete durch eine Neufor­matierung die Geschichte „Die Katze, die die Sonne stahl“ gewissermaßen dar­auf vor, auch ins E-Book-Format umgewandelt zu werden. In der Warteschleife waren bis dahin schon die E-Book-Texte bis „Am Rand der Bebenzone“ ange­langt.

Sonst hielten mich weiterhin kommentierte OSM-Episodenabschriften und Neuformatierungen in Atem, diesmal mehrheitlich aus KONFLIKT 22, KONFLIKT 18 und KONFLIKT 2 sowie KONFLIKT 15. Glossararbeiten kamen hinzu. Gegen Ende des Monats kümmerte ich mich außerdem um die Neuformatierung älte­rer Archipel-Geschichten, was ziemlich erforderlich war.

Im Monat März (31 fertige Werke) entwickelte ich neben den nämlichen Ab­schriften und Digitalisaten einen Artikel zum OSM-E-Book-Programm, der spä­ter im Conbuch der 1. PR-Tage Osnabrück Verwendung finden sollte. 4 Blogarti­kel entstanden, und ich kümmerte mich unter anderem um das erste Annalen-E-Book „In der Hölle“. Sonst würde ich diesen Monat als eher unspektakulär be­zeichnen.

Auf der einen Seite.

Auf der anderen war ich natürlich schon 94 autonome neue Werke weit gekom­men in diesem Jahr 2013, und im Gegensatz zur Realgegenwart, wo ich diese Zeilen schreibe und oftmals die Rezensionen überwiegen, muss ich konstatie­ren, dass ich damals deutlich mehr originäre kreative Werke betreute und weni­ger über die Romane reflektierte, die ich damals las (was natürlich auch vorkam – so verschlang ich etwa gegen Ende März das Buch „Freispruch für den Hund der Baskervilles“, den ich auch prompt rezensierte1).

Durch die stürmische Neuformatierung insbesondere im Fall von KONFLIKT 15 war ich dort bereits bis Band 30 gelangt, und das binnen von drei Monaten. Damit zog ich gewissermaßen gleich mit der Digitalisierung von KONFLIKT 18, an der ich zu der Zeit aber schon zwei Jahre schrieb (indes: die dortigen Episoden sind natür­lich maschinenschriftlich und erheblich länger sowie inhaltlich komplexer. Kein Wunder, dass die Digitalisierung da länger brauchte). Aus dem Jetzt betrachtet bin ich mit dem ersten Quartal des Jahres 2013 darum sehr zufrieden.

Lasst euch mal überraschen, wie das im Verlauf der nächsten Monate weiter­ging. Ich erzähle davon in der nächsten Folge dieser Artikelreihe.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Für den Rezensions-Blog in Vorbereitung.

Rezensions-Blog 216: Timeline

Posted Mai 15th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Zeitreisen sind ein SF-Setting par excellence, und das bereits seit mehr als 120 Jahren, seit H. G. Wells einen namenlosen Reisenden in die ferne Zukunft der Erde schickte. In der Folge erwies sich meist die Vergangenheit als wesentlich faszinierender. Das hängt zweifellos mit den logischen Fallstricken und den möglichen Zeitparadoxa zusammen, die dort manifestieren können und die uns vertraute Gegenwart zu einem sehr fremden Ort machen oder ganz auslöschen können.

Allerdings ist es immer ein wenig tricky, Zeitreisen zumindest partiell wissen­schaftlich fundieren zu wollen – dabei kann wirklich viel schief gehen. Und wenn dann ein Historiker wie ich einen Zeitreiseroman kritisch liest, kann er zwar von der Handlung mitgerissen werden, wie das heute der Fall ist in dem Buch, das ich vorstellen möchte… auf der anderen Seite kann er sich aber seine kritische Distanz bewahren und Passagen bemängeln, wo die Handlungslogik den Autor im Stich ließ (ich deute nur mal an: Magnetometer. Schaut es euch weiter unten an. Das tat echt weh).

Der vor einigen Jahren verstorbene Michael Crichton, der sich mit Geschichten um toxischen Staub aus dem Weltall („Andromeda“) und wieder genetisch neu­geschaffene Dinosaurier („Jurassic Park“) einen Namen sowohl in der Buch- wie Filmlandschaft gemacht hat, war noch für vieles andere gut. Ich habe dazu be­reits schon mal geschrieben, vor längerer Zeit.1

Und natürlich hat er sich auch um Zeitreisen gekümmert… oder um etwas, das man Zeitreise nennen könnte. Ich habe das vorzustellende Buch im Jahre 2002 gelesen und rezensiert, kurz nach Abschluss meines Geschichtsstudiums. Und es hat mir ausgesprochen gut gefallen, selbst wenn es – wie angedeutet – ein paar Fallstricke zu bieten hat und damit Passagen, wo es sich der Autor doch ein wenig zu einfach gemacht hat. Das ist ebenfalls nicht singulär, ich kenne einen ähnlichen Effekt von Bernhard Kegels „Ölschieferskelett“, das ich einst aus ge­nau dem Grund solcher Logikfehler verriss – weswegen diese Rezension wohl kaum den Weg in diesen Blog finden wird. Crichton hat jedoch jenseits dieser logischen Klippen einen packenden, durchaus empfehlenswerten Abenteuerroman mit Zeitreise-Zutat geschrieben.

Neugierig geworden? Dann lest mal weiter:

Timeline

(OT: Timeline)

von Michael Crichton

Goldmann 45122

Übersetzt von Klaus Berr

640 Seiten, 11.00 Euro

Januar 2002

Es ist schon eine vertrackte Sache mit Rekonstruktionen alter Ruinen. Wenn man als Historiker und Archäologe darauf angewiesen ist, Gebäude vergange­ner Jahrhunderte anhand unscharfer Auskünfte des darauf folgenden Jahrhun­derts zu zeichnen und gegebenenfalls wieder zu errichten, dann ist das immer ein undankbarer Job, und jeder seriöse Historiker tut gut daran, nur soviel wie­der aufzubauen, als man aus den Grundlagen und Ruinen auch wirklich heraus­lesen kann.

Dieses Problem stellt sich auch, als das Ausgrabungsteam von Professor John­ston in Frankreich Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts in einem Tal ent­lang der Dordogne zwei Burgen, einen Klosterkomplex und eine alte Wasser­mühle ausgraben und im Auftrag ihres Geldgebers, des amerikanischen Hoch­technologiekonzerns ITC so wiederherstellen soll, dass damit eine detailgetreue Rekonstruktion ermöglicht wird. Die Arbeiten gehen mit typisch wissenschaftli­cher Akribie vonstatten, aber Robert Doniger, genialer ITC-Gründer, will es schneller haben, er möchte Resultate. Das hängt in erster Linie mit neuen Spon­soren zusammen, die er für seine extrem teuren Forschungen benötigt.

Was indes keiner der Wissenschaftler ahnt, ist folgendes: Doniger ist über die Landschaft, in der die Archäologen tätig sind, und über das wirkliche Aussehen ihrer Zielobjekte, also der beiden Burgen, der dazugehörigen Städte und des Klosters sowie der Mühle viel besser im Klaren als die Historiker selbst. Profes­sor Johnston erfährt das durch einen reinen Zufall, und sein Misstrauen er­wacht.

Als der Anruf eines einfachen Polizisten aus einem Navajo-Reservat in Arizona zur Folge hat, dass über das Faxgerät ein Grundriss des Klosters von Sainte Mére das Archäologenteam erreicht, inklusive Gebäudeteile, die noch nicht mal von den Forschern ENTDECKT worden sind, da werden sie alle sehr stutzig. Der Professor verlangt Aufklärung und fliegt in die Staaten.

Und verschwindet.

Die Ausgrabungen gehen derweil weiter. Jedenfalls bis zum plötzlichen Einbre­chen in unterirdische Gewölbe, die seit sechshundert Jahren von der Außen­welt abgeschnitten waren. Und hier entdecken die jungen Archäologen ein Ma­nuskriptbündel aus dem Jahre 1357, was ein unglaublicher Glücksfund ist – und mitten darin steckt unerwartet eine Notiz des Professors, ebenfalls auf dieses Jahr datiert. Ein Hilferuf.

Zunächst glauben sie an einen Scherz, müssen sich aber rasch eines Besseren belehren lassen, als die ITC-Leute eine Gruppe von ihnen in die Staaten holen. Ihnen wird ohne größere Umschweife erklärt, es habe „Probleme“ gegeben. Probleme mit ihrem Chef, der „in die Welt eingedrungen“ sei.

Nach einer Weile dämmert den vier Wissenschaftlern die Ungeheuerlichkeit dessen, was hier eigentlich enthüllt wird: ITC besitzt seit einigen Jahren funktio­nierende Quantentransmitter, die es möglich machen, dass man Reisen in die Vergangenheit paralleler Welten machen kann. Das ist, streng genommen, kei­ne Zeitreise, aber der Effekt ist derselbe. Plötzlich befindet man sich in der Rea­lität des 14. Jahrhunderts und kann alles dort im Sichtbereich beobachten.

Solange man sich nahe der Maschine aufhält, die die Reise ermöglicht, kann ei­gentlich nichts passieren. Doch sobald man unerlaubt ihren Senderadius über­schreitet, wird man Teil dieser Welt, und exakt das ist dem Professor widerfah­ren, der nun schon vier Tage dort verschollen ist und sich offenbar in Schwierig­keiten befindet.

Drei der Wissenschaftler werden zurückgeschickt ins Jahr 1357, unterstützt von zwei Ex-Marines, die die Bewachung übernehmen sollen. Doch einer der Mari­nes kommt sofort zurück, einen Pfeil in der Brust… und die Vergangenheit er­weist sich als so viel anders und gefährlicher, dass die Rettungsaktion schnell zu einem brutalen Kampf auf Leben und Tod wird. Und die Chancen schwinden im­mer rascher dahin, überhaupt jemanden aus der Vergangenheit lebend zurück zu erhalten…

Man kann dem inzwischen 60jährigen Michael Crichton vieles vorhalten, aber eines nicht: dass er es nicht verstehe, spannende Romane zu schreiben. „Timeli­ne“, ein Buch, das schon lange auf meiner Suchliste stand, alleine der Thematik wegen, liest sich fast von selbst, es saugt den Leser, der ein wenig Ahnung von Zeitreise und von historischen Romanen hat, förmlich in sich ein. Und es lässt ihn nicht wieder los.

Die Art und Weise, wie er sich dem Problem des Zeitparadoxons stellt, das fast unvermeidlich kommt, ist interessant. Und es lässt schaudern. Diese Art von Quantentransmitter, so wird ausgeführt, ermöglicht es NICHT, Zeitreisen durch­zuführen. Schlimmer noch: eigentlich müsste man in der Empfangswelt eine Empfangsstation haben, wenn das, was gesendet wird (Menschen) komprimiert und dann wieder rematerialisiert wird. Aber so läuft die Sache nicht.

Stattdessen wird der Reisende in der Herkunftswelt durch die Sendemaschine komplett vernichtet. Und aus einer sehr, sehr nahen Parallelwelt landet ein qua­si identischer Reisender in der Vergangenheit – aus einer Parallelwelt, in der man herausgefunden hat, wie der Reisemechanismus in beide Richtungen funk­tioniert. Wofür Crichton am Ende des Romans keine Erklärung hat (und das lässt er damit geflissentlich unter den Tisch fallen), ist folgendes: weshalb kehrt dieser Reisende, der aus der anderen Parallelwelt stammt, nicht IN DIESE WELT ZURÜCK, SONDERN IN UNSERE? Das würde doch drüben signalisieren, dass der Transit schiefgegangen ist. Denn dort gäbe es dann keinerlei Rückreise.

Dies ist die logische Zwickmühle, die wohl so ziemlich jeder Leser einfach über­lesen wird, weil die Story so schön spannend und kurzweilig erzählt wird. Es ist ja auch gar zu neckisch, zwischen metzelnden Rittern, intriganten Herzögen, Tennis spielenden und dem Sex frönenden Mönchen und unkeuschen Adelsda­men herumzuwandern und zu schauen, wie die „Zeitreisenden“ von einer Ge­fangenschaft in die nächste wandern, geprügelt und fast ertränkt werden, Pfei­len ausweichen, zischenden Schwertern, Beilen und ähnlich netten Dingen.

Dennoch gibt es diese unbestreitbaren technischen Schwierigkeiten. Und sie zeigen sich auch auf einem trivialeren Niveau: Auf Seite 63 wird die Stätte der Ausgrabung mit einem Hubschrauber überflogen, und an ihn montiert sind Pro­tonenmagnetometer. Nun muss das niemand kennen, aber für den Laien sei fol­gendes erklärt: Ein Protonenmagnetometer sucht nach Anomalien im Erdma­gnetfeld. Solche Anomalien sind beispielsweise Mauern, die unter der Erde lie­gen, Gräber usw. Insbesondere reagieren sie ausgezeichnet auf Metalle.

Da ist der Knackpunkt. Solche Geräte sind keine Science Fiction, sie werden heute schon verwendet, beispielsweise bei der Suche nach den Stadtteilen von Pi-Ramesse im Nildelta oder der Unterstadt von Troja. Aber diese Magnetome­ter werden auf hölzernen Karren von Menschenkraft gezogen, wobei niemand, weder das Fahrzeug, noch die ziehenden Menschen, auch nur irgendein Stück Metall am Leibe haben dürfen, da dies die Messungen verfälscht.

Crichton schert sich darum nicht und lässt das Ding von einem – garantiert sehr metallhaltigen – Hubschrauber durch die Gegend fliegen. Dass er damit keine Resultate erzielen dürfte, ist evident.

Doch ungeachtet dieser kleinen Unschärfen und Mogeleien ist der Roman sehr lesbar. Wenngleich ich mich jedoch an vielen Stellen irgendwie an das Catch-as-catch-can der Doc Savage-Romane oder der TIME TUNNEL-Filmepisoden erin­nert fühlte. Crichton hat sehr viel Action in den Roman gebracht, ruhige Se­quenzen findet man kaum, entsprechend atemlos liest sich das Buch dann auch.

Das wird natürlich durch den engen Handlungsrahmen von 37 Stunden bedingt, in dem alles stattzufinden hat. Warum diese zeitliche Begrenzung? Und was wohl „Transkriptionsfehler“ sein mögen, die es mir jetzt noch kalt den Rücken herunterlaufen lassen? Tja, lesen, Leute. Lesen…

© 2002 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche landen wir dann wieder in einer ganz anderen Struk­tur von Roman. Wir verharren in der Gegenwart, reisen aber – gewissermaßen in der Manier von Clive Cussler und seinen Kollegen – in die Vergangenheit zu­rück, diesmal ohne Zeitreisegeräte zu benutzen. Es ist mehr ein archäologischer Thriller… den ich gleichwohl nach Lektüre und Rezension aus meinem Buchbestand aussortierte und ihn nicht für bewahrenswert einstufte.

Warum ich das tat?

Davon erfahrt ihr mehr in der nächsten Woche. Und wer weiß, vielleicht seid ihr danach ja auch der Ansicht, mein Urteil sei gar zu harsch ausgefallen. Die Ge­schmäcker sind definitiv verschieden… wer weiß also, vielleicht ist das dann ge­nau die Kost, die ihr gern lesen würdet.

Lasst euch mal überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu den Rezensions-Blog 42: Der große Eisenbahnraub (13. Januar 2016).

Liebe Freunde des OSM,

beim vergangenen Teil dieser Rubrik, der am 10. März 2019 veröffentlicht wor­den ist, hatte ich den Weg bis Ende November 2015 beschritten. Heute möchte ich damit fortfahren und die Schwelle ins Jahr 2016 überschreiten.

Der Dezember 2015 erwies sich mit 16 beendeten Werken – in der Mehrheit Texte, die hier nicht thematisch passen, z. B. Rezensionen und Rezensions-Blog­artikel – als ein wenig glamouröser Ausklang eines Kreativjahres. Herausragen tun aus diesem Einerlei eigentlich nur die Abschlussarbeiten am E-Book „TI 25: Audienz bei Quin“ sowie die Weiterarbeiten an Geschichten wie „Baumeister-Pläne“ und dem Annalen-Band „Mein Freund, der Totenkopf“, die ja inzwi­schen beide längst als E-Books erschienen sind.

Ansonsten machte ich mit dem üblichen Programm kommentierter analoger OSM-Abschriften weiter, wobei ich sowohl in KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Be­zwinger des Chaos“ als auch in KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ an epochale Schwellen pochte. Hier war es der erste heftige Waffengang gegen die beherrschende Macht CROSSATH in Bytharg, dort stand ich recht dicht vor Band 75 der Serie und damit vor einem Ort, der Church Is­land hieß (und der Name sagt euch seit dem Blogartikel 313 ja schon etwas mehr… und nein, von Assimilari hatte ich damals natürlich noch keine Ahnung).

Ich feilte außerdem an den Abschriften der Geschichten „Die magische Waffe“ und „DER ZATHURAY-KONFLIKT“ weiter – ebenfalls inzwischen beendete Ab­schriften, wie ihr aus meinen „Work in Progress“-Artikeln wisst.

Also, der Uwe kann ja doch mal endlos lang vor sich hinbrodelnde Werke voll­enden, mögt ihr jetzt sagen. Ja, kann ich durchaus. Das Problem ist stets ein an­deres: die schiere Masse an analogen Altwerken. Das bedeutet, die bloße Ent­scheidung, welches Werk ich nun als nächstes favorisiert angehe, ist die eigent­liche Schwelle. Das Schreiben an sich ist dann nicht mehr so das Problem, wenn die Entscheidung gefallen ist.

Das Jahr 2015 schloss also mit 316 beendeten Werken, was mich recht zufrie­den zurückließ. Und nachdem die ärgsten biografischen Turbulenzen sich gelegt hatten und ich mich ein wenig vom jähen Tod meiner Mutter erholen konnte, blickte ich grundsätzlich optimistisch ins Jahr 2016.

Dazu bestand auch, jenseits der Kreativität, durchaus jeder Grund – immerhin hatte ich inzwischen wieder eine Beschäftigung an der TU Braunschweig in ei­nem spannenden Projekt, das die Grenzen zwischen Philosophie einerseits, Bio­logie andererseits und Geschichte zum dritten auf faszinierende Weise über­schritt. Dass mich das mittelfristig in die größte Krise meines E-Book-Selfpubli­sherdaseins führen würde, konnte ich noch nicht ahnen.

Der Januar 2016 begann denn auch sehr positiv mit gleich 25 neuen Werken. Primär kümmerte ich mich hier allerdings um Blogartikelnachschub, weil ich an­nahm, dass ich dazu vielleicht bald nicht mehr soviel Zeit haben würde (was sich als richtig erweisen sollte). Ein Fünftel der fertigen Werke entfiel genau hierauf.

Einige Zeit investierte ich auch in Abschriften von Geschichten, die noch nicht gar so alt waren. Im Falle der Archipel-Story „Janines Feuerprobe“ ist mir bis heute unklar, wohin die ursprüngliche digitale Fassung verschwunden ist. Ich konnte sie nicht wieder ausfindig machen… was vermutlich daran liegt, dass ich Anfang der 2000er-Jahre noch alles auf Disketten speicherte, von denen sich in­zwischen ziemlich viele geballt versammelt haben. Die Überspeicherung auf die mobile Festplatte ist bislang nur in wenigen Fällen geschehen – was primär an der fehlenden Zeit und dem Aufmerksamkeitsfokus (siehe oben!) liegt.

Ich verirrte mich aber auch in andere, relevantere Werke, so etwa in einen OSM-Hintergrundtext mit dem beunruhigenden Titel „Der Alptraumpfad der Ordnung“ (und nein, der ist bis heute nicht fertig), in die Überarbeitung des 1987er-Romans „Odyssee in Arc“ (bis mir aufging, dass ich vielleicht sinnvoller­weise erst mal ein Digitalisat des Ursprungstextes anfertigen sollte… auch das steht bis heute auf der Agenda), dann war da „Kämpfer gegen den Tod“ (die Abschrift ist inzwischen fertig).

Eine Lesung am 12. Januar 2016 im „Lord Helmchen“ in Braunschweig warf mich dann wegen der Planungsarbeit ein wenig aus dem Schreibflow heraus. Außerdem besuchte ich kurz in „Die goldene Verlockung“ von neuem den tro­pischen Archipel. Abgesehen von ein paar kommentierten und in der Regel nur angefangenen kommentierten Episodenabschriften lässt sich sonst über diesen Monat allerdings kaum etwas aussagen.

Im Februar 2016 brach ich ordentlich ein, sowohl quantitativ als auch inhaltlich. Das hatte Gründe, die außerhalb meiner kreativen Sphäre lagen und die ich oben andeutete: meine bisherige TU-Stelle, die auf 10 Monatsstunden Recher­chezeit beschränkt war, was mir viel Handlungsfreiraum bot, wurde recht über­raschend und aufgrund zwingender Notwendigkeit auf eine volle 39,5-Stunden-Arbeitswoche ausgedehnt.

Klar, auf der einen Seite war das toll, weil ich nun nicht mehr so das Gefühl ha­ben musste, irgendwie freundlich huckepack mitgenommen zu werden, son­dern entsprechend meiner universitären Ausbildung anerkannt und akzeptiert zu sein. Der Verdienst war phantastisch, die Kollegen sehr nett, und die Mög­lichkeiten, sich für das Projekt zu engagieren, natürlich noch sehr viel vielfälti­ger und intensiver als zuvor. Und natürlich wurden Freunde nicht müde zu beto­nen, dass das doch gut für meine Rente wäre… alles ohne Frage sehr zutreffen­de Argumente.

Kehrseite der Verhältnisse, die vermutlich in erster Linie nur ich sah: sehr viel weniger Zeit für kreative Tätigkeit. Und ihr müsst euch das SEHR vermutlich fett­gedruckt und in 20.-Schrift vorstellen, mindestens. In der Regel war ich fix und fertig, wenn ich die Arbeitswoche hinter mir hatte, und an den wenigen Wo­chenenden, wo ich nicht soziale Kontakte pflegte, war ich ziemlich erledigt. Das fing hier erst ganz langsam an… aber ich bitte zu bedenken, dass ich wirklich seit Jahren keine Vollzeit-Arbeitsstelle mehr besetzt hatte und dementspre­chend auch konditionsmäßig arg eingerostet war.

Kreativ gesehen war das mittel- und langfristig für mich also fast die Overkill-Option, diese Stelle angetreten zu haben, so toll das in mich gesetzte Vertrauen auch war und so sehr ich von diesen Erfahrungen bis heute profitiere.

Zumindest gelang es mir in diesem Monat noch, das E-Book „Baumeister-Pläne“ abzuschließen und die Vorarbeiten am E-Book 44 „Die Kristalltränen und andere phantastische Geschichten“ zu beginnen – mit dem Resultat, wie ihr wisst, dass diese Storysammlung dann erst Anfang 2019 erscheinen konnte. Zugegeben, damals hing ich noch dem vermutlich etwas naiven Glauben an, ich könne tatsächlich in der Reihenfolge meiner Publikationen bleiben. Aber wäre das so gekommen, dann könntet ihr die Storysammlung bis heute noch nicht lesen – ihr Erscheinen war nämlich erst nach TI 34 „Arbeiter des Imperiums“ geplant. Ich zog sie vor, um überhaupt etwas veröffentlichen zu können und nicht durch eine noch längere „Ruhephase“ in der Versenkung zu verschwinden.

Nun, das war jedenfalls der Plan dahinter… hat irgendwie auch nicht recht funk­tioniert, wenn ich mir so meine schwindenden Downloadzahlen anschaue. Es ist also offensichtlich mehr als nur eine Mär, dass man nicht allein beim Bloggen ständig Stetigkeit zeigen sollte, sondern eben auch hier. Meine Unstetigkeit, die wesentlich durch Einschränkungen von Seiten des Uni-Projekts zustande kam, wirkte sich in vielerlei Weise höchst störend aus.

Um das alles ein wenig zumindest quantitativ zu kompensieren, betrat ich eine weitere Baustelle (höre ich da jemanden seufzen? Recht habt ihr!): Gedichte.

Wie, Gedichte?

Nun, im Laufe der zurückliegenden rund 36 Jahre meines Lebens habe ich über 200 Gedichte verfasst, die – ihr ahnt es – natürlich auch zumeist analog vorla­gen. Darunter auch diejenigen Gedichte, die ich euch in der Rubrik „Der OSM in Gedichtform“ vorgestellt habe. Dass ich diese Blogartikelrubrik überhaupt ins Leben rufen konnte, beruht auf den Aktivitäten, die im Februar 2016 ihren An­fang nahmen.

Aber wie ihr euch sicherlich denken könnt, stellte mich das nicht wirklich richtig zufrieden. So, wie man einen Döner nicht mit einem raffiniert selbst zubereite­ten Essen vergleichen kann, so verhielt es sich auch hier. Ich täuschte mich also kurzfristig rein quantitativ hinweg und hoffte, ich würde mich alsbald an den notwendigen universitären Stress gewöhnen und dann einen neuen kreativen Takt finden.

Ob mir das gelang, erzähle ich beim nächsten Mal.

Bis dann, meine Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 215: Sweet Sins (2): Essenz der Hingabe

Posted Mai 8th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

moderne erotische Romane folgen, was die Titelvergabe angeht, zumeist einem eher plumpen, banalen Zwei-Wort-Schema. Ob dies von „Fifty Shades of Grey“ (E. L. James) ursächlich ausgelöst wurde oder schon länger wenigstens im deut­schen Verlagswesen so der Fall war, sei dahingestellt. Faktum ist jedenfalls, dass ich oftmals das Gefühl hatte, solche Zweiwort-Titel wie „Gefährliche Leiden­schaft“, „Sinnliches Versprechen“ usw. würden ziemlich am Kern des Romans vorbeigehen.

Schaut man sich dagegen diese Trilogie mal allein von der Titelwahl an, wird man als Leser angenehm überrascht. Der vorliegende Titel verspricht zwar auch (ein bisschen) mehr, als er zu halten vermag, aber er besitzt zugleich eine von der obigen Schemastruktur abweichende Form, die beinahe lyrisch herüber­kommt. Gepaart mit einem äußerst anregenden Titelbild und solidem Lektorat kann man es eigentlich nur bedauerlich finden, dass der Verlag Plaisir d’Amour nach meiner Kenntnis im normalen Verlagsbuchhandel schlicht seine Produkte nicht aufstellen kann. Er muss sich hinter den deutlich einfallsloseren Titeln und Titelbildern anderer etablierter Verlage definitiv nicht zu verstecken.

Natürlich ist zu konzedieren, dass die PdA-Romane zumeist im BDSM-Milieu an­gesiedelt sind, das ist mit diesem hier ebenso der Fall. Aber das hat auch Verla­ge wie Bastei, Ullstein, Knaur, Heyne usw. nicht davon abgehalten, ähnlich the­matisch verortete Werke ins allgemeine Verlagsprogramm aufzunehmen und damit natürlich in den stationären Buchhandel zu bringen.

Für Freunde der modernen deutschen erotischen Literatur ist ein Blick ins Inter­net-Verlagsprogramm von Plaisir d’Amour unbedingt lohnenswert, er sei darum an dieser Stelle ausdrücklich empfohlen.

Im zweiten Band der „Sweet Sins“-Trilogie (die, wie ihr feststellen werdet, ei­gentlich vierbändig ist, es gibt gewissermaßen noch einen „Nachschlag“, den ich euch ebenfalls vorstellen werde) geht es wieder nach Australien zur Erotik-Agentur Sweet Sins von Renee Maurice. Und es geht um sinnliche Düfte und Parfüms, Liebe, Lust und Leidenschaft.

Neugierig geworden? Dann schaut mal weiter:

Sweet Sins 2 – Essenz der Hingabe

Von Ivy Paul

Plaisir d’Amour

300 Seiten, TB (2015)

ISBN 978-3-86495-147-3

Preis: 12,90 Euro

Monique Heillecourt ist eine französische Parfümdesignerin Mitte Dreißig, die von ihrer alten Studienfreundin Renee Maurice nach zwölf Jahren der Distanz wieder kontaktiert wird. Sie standen zwar stets in mäßigem Gedankenaus­tausch, aber die halbe Welt trennte sie. Monique lebt in Arles in Frankreich, Re­nee in Sydney am anderen Ende des Erdballs. Nun aber hat Renee, die jüngst die Erotik-Agentur „Sweet Sins“ aufzog1, ein bestimmtes Bedürfnis – sie möchte, dass ein exklusives Parfüm für ihre Agentur kreiert wird, und Monique scheint ihr die ideale Person dafür zu sein.

Monique fühlt sich geschmeichelt und nimmt die Einladung nach Australien an. Sie liebt die Herausforderung und hofft zudem, vielleicht auch das eine oder an­dere interessante sinnliche Abenteuer zu erleben, umso mehr, als sie nun Re­nees Agentur ein wenig näher kennen lernt. Dass Renee darüber hinaus seit jüngstem einen Nachtclub für erotische Vergnügungen ihr eigen nennt, bestärkt sie noch darin, und tatsächlich hat sie ein wildes Lusterlebnis mit zwei attrakti­ven Kerlen in einem Nachtclub… aber auf die nächste Überraschung ist sie dann durchaus nicht vorbereitet.

Als sie nämlich Renees Club wieder verlässt, dem sie einen Besuch abgestattet hat, um ihre dortigen Arbeitsräume zum Kreieren des Parfums näher kennen zu lernen, da wird sie kurzerhand von zwei Männern überwältigt, gefesselt und in den Kofferraum eines Wagens gesperrt, um entführt zu werden. Das ist für Mo­nique schon eine derbe Überraschung, und sie schäumt vor Zorn. Schnell klärt sich zwar, dass es sich hierbei um eine Verwechslung handelt und der dominan­te Tim und sein sadistischer Partner Steve bei „Sweet Sins“ zusammen mit einer devot veranlagten Gefährtin einen Abenteuerurlaub geplant hatten. Ihre Ge­fährtin sollte dabei den unterwürfigen Teil des Trios verkörpern, die beiden Männer jedoch die dominanten „Master“.

Zu ihrer nicht geringen Überraschung beginnt Monique die Situation Vergnügen zu bereiten. Das hat auch damit zu tun, dass sie die beiden Kerle am Vorabend schon sehr nah, doch anonym, zu spüren bekommen hat und durchaus Lust auf mehr hat.

Sie versteht sich selbst zwar eher als dominant veranlagt, weiß aber sehr wohl um ihre „Switcher“-Fähigkeiten. Das bedeutet, sie ist durchaus fähig, bei dem geeigneten Partner auch in die devote Rolle zu schlüpfen und Vergnügen daran zu finden. Und als die ursprüngliche Gespielin für Tims und Steves Urlaubswo­che nun ausfällt, springt sie kurzerhand ein, um eine Woche lang heißblütige Abenteuer als devote Gefährtin der beiden Männer zu erleben.

Es wird in vielerlei Hinsicht eine äußerst aufregende Woche mit einigen Kompli­kationen. Eine davon stürzt sie in tiefe Herzensnöte – denn ohne es eigentlich zu wollen, sprießen in ihr ernsthaft Liebesgefühle für Tim empor, und, noch schlimmer, er empfindet sehr ähnlich für sie. Dabei ist es doch ganz hoffnungs­los – sie leben auf unterschiedlichen Kontinenten und kennen sich sonst so überhaupt gar nicht. Eine desaströse Beziehungskatastrophe bahnt sich an.

Ehe sie sich über ihre chaotisch-sinnlichen Gefühle im Klaren sein können, wird das Urlaubsanwesen jedoch brüsk überfallen und Monique von zwei brutalen Kerlen kurzerhand splitternackt aus dem Ferienanwesen entführt… das ist dann tatsächlich der brüske Einbruch des Elements des Unerwarteten in den Ge­schichtenstrom…

Mit „Essenz der Hingabe“ liegt also der zweite Band der „Sweet Sins“-Trilogie von Ivy Paul vor. Nach „Arie der Unterwerfung“, wo sich die Autorin ins Musik-Business stürzte, flaniert sie hier naseschnuppernd und durchaus vergnüglich wie kenntnisreich durch das Reich der Düfte und Parfümherstellung. Durch die Blume (!) begreift man allerdings als Leser bald, woher die Inspiration gekom­men ist – aus Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“. Das ist nicht unbedingt von Nachteil, sondern zauberte gelegentlich ein Schmunzeln auf die Lippen des be­lesenen Rezensenten.

Ivy Paul geht zwar, was die Parfümherstellung angeht, nicht sonderlich in die Tiefe, aber an zahllosen Stellen des Romans spielen Düfte und Gerüche eine massive Rolle, so dass der Titel des Romans durchaus gerechtfertigt ist. Auch wird so Moniques Persönlichkeit glaubwürdiger, während die Männerrollen da­gegen doch eher etwas blass gezeichnet wirken. Im Vergleich zum ersten Band der Trilogie fand ich die Handlungsstruktur ein wenig schlicht und nicht wirklich abwechslungsreich. Die sich entwickelnden Konflikte sind eher halbherziger Na­tur und wirken ein wenig gekünstelt, die Lösungsszenarien zeichnen sich relativ schnell ab. Ein wenig bedauerlich fand ich auch, dass zwar durch Moniques jahrzehntelange Bekanntschaft mit Renee Maurice ein winziger Blick in Renees Vergangenheit möglich wurde, aber grundsätzlich bleibt die Agenturchefin bis zum Schluss geheimnisumwittert. Der Epilog macht die Sache vermutlich noch kryptischer, taucht doch hier wieder der Journalist Nicholas Brady auf, der im ersten Band eine recht unrühmliche Rolle gespielt hat. Und seine Rolle wirkt hier durchaus nicht so, wie man sich das als Leser am Ende des ersten Teils vor­gestellt hat… zweifellos, um Renees Persönlichkeit deutlich aufzuwerten.

Wiewohl die drei „Sweet Sins“-Bände allein über den Handlungsschauplatz Syd­ney und die Agentur sowie über wenige zentrale Personen miteinander ver­knüpft sind, offenbart dieser Mittelband die Schwächen eines Mittelbandes ei­ner Trilogie. Obgleich die Geschichte um Tim und Monique geklärt wird (soviel sei, wenig überraschend, verraten), fehlen wesentliche Bestandteile zu einer ab­gerundeten Story. Der Roman lässt, ungeachtet seiner Länge, den Leser also in gewisser Weise nicht vollständig zufrieden gestellt zurück. Das ist schade… man muss darauf hoffen, dass der Schlussband der Trilogie die noch offenen Fragen klären hilft.

Klare Leseempfehlung für prickelnd-anregende Nachmittage… mit der erwähn­ten kleinen Einschränkung. Wer sich vollständig auf die Haupthandlung um Mo­nique konzentrieren will, kommt auf seine Kosten.

© 2017 by Uwe Lammers

Ich schätze es, wenn sich Autorinnen und Autoren in ihr jeweiliges Metier gründlich einarbeiten, um ihren fachlich kompetenten Protagonisten Glaubwür­digkeit einzuhauchen. Und in diesem Fall fand ich Moniques Person durchaus realistisch gezeichnet.

Auf eine witzige Weise, unintendiert, bleiben wir in der kommenden Woche im Bereich des frankophonen Sprachraums, aus dem hier Monique stammt. Es geht definitiv nach Frankreich, aber zugleich wechseln wir das Setting, indem wir uns mit Zeitreisen, Parallelwelten und historischen Paradoxien befassen. Ich deute nur mal an, dass wir uns mit einem Roman des verstorbenen SF-Autors Michael Crichton befassen, um euch schon mal auf die richtige Fährte zu locken.

Nächste Woche wird es deutlich spannender und mörderischer als dieses Mal, das kann ich versprechen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu Ivy Paul: „Sweet Sins 1: Arie der Unterwerfung“ bzw. Rezensions-Blog 211 vom 10. April 2019.