Rezensions-Blog 240: Saphir (Sammelrezension)

Posted Oktober 30th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute gibt es mal wieder das echte Kontrastprogramm zur letzten Woche. Dort tummelten wir uns in alternativen Realitätsversionen des Zweiten Weltkriegs, heute bleiben wir – diesbezüglich – bodenständig, während wir andererseits ziemlich den Boden unter den Füßen verlieren. Das klingt wirr? Vertraut mir, wenn ihr die folgenden Seiten lest, werdet ihr rasch entdecken, dass ich die lau­tere Wahrheit spreche.

Als ich die folgende Sammelrezension im November 2011 im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) in der Ausgabe 338 veröffentlichte – deshalb auch die Anfangssätze, die ich der Vollständigkeit halber stehen gelassen habe und die sich natürlich auf die dortige Publikationsplattform beziehen, nicht auf den Rezensions-Blog – , lag die Lektüre dieses vergnüglichen Romanvierteilers erst kurze Zeit zurück. Mittelfristig dachte ich mir aber, dass sie, auch aufgrund der vielen Metainformationen zu gelungen war, um sie euch vorzuenthalten.

Und da diese Geschichte sowohl etwas für Fans von Indiana Jones wie von Doc Savage, Orientabenteuern, drolligen Humoresken im Jet-Set wie für die Liebha­ber von Agentengeschichten enthält – ein wenig wie ein Kessel Buntes, in dem auch allerlei Vermischtes zusammengerührt wird – , ist allein schon diese wilde Mischung etwas, dem ich einen breiteren Leserkreis wünsche.

Vordergründig handelt es sich natürlich um einen Zyklus erotischer Romane. Aber wie ich bereits anhand der in die Rezension eingearbeiteten Zitate deut­lich mache, ist das bei weitem nicht alles. Und vertraut mir, ich habe wirklich nur sehr wenig von den vergnüglichen Dingen dieser Romane ausgeplaudert. Aber vielleicht genug, um dieses abenteuerliche Garn, das als Scharade beginnt und in der reinrassigen Fantasy endet, für euch interessant zu machen.

Es ist ein wenig „länglich“, zugegeben, und man braucht etwas Geduld beim Le­sen, doch immerhin geht es insgesamt um vier Romane, mithin also rund 900 Textseiten. Und ich bin ziemlich sicher – wenn ihr erst mal Feuer gefangen habt und der Geschichte mit heißer Aufmerksamkeit folgt, spielt die Länge der Sam­melrezension echt so gar keine Rolle mehr.

Glaubt ihr nicht? Na, dann schaut mal und lasst euch eines Besseren belehren:

P. J. Royce

Saphir im Garten der Sinne

(OT: Sapphire Star)

Heyne 6526

München 1985, 224 Seiten, TB

Aus dem Englischen von Sibylle Greiling

Saphir und die Pikanterien der High Society

(OT: Sapphire Star)1

Heyne 6605

München 1985, 256 Seiten, TB

Aus dem Englischen von Uschi Gnade

Saphir und das nackte Ebenbild

(OT: Sapphire Star 3: Picture Perfect)

Heyne 6704

München 1986, 224 Seiten, TB

Aus dem Englischen von Antoinette Gittinger

Saphir gefangen im Harem

(OT: Sapphire Star 4: Star of the East)

Heyne 6771

München 1986, 224 Seiten, TB

Aus dem Englischen von Antoinette Gittinger

Es gibt recht selten Grund, einen erotischen Roman auf diesen Seiten zu rezen­sieren, zugegeben, sind doch die Seiten des BWA in der Regel für phantastische Werke reserviert. Gleichwohl wird der Leser der Rezension rasch merken, dass es hier einen zentralen Grund für solch ein Vorgehen gibt. Er trat in der Lektüre des zweiten Bandes so überraschend zutage, dass ich nur noch schallend lachen konnte … und ganz abgesehen davon habe ich Grund zu der Vermutung, das op­tische Vorbild für die Figur der Sapphire Star zu kennen, deren Ursprung ein rein phantastischer ist – wenngleich dieser auch im amerikanischen Umfeld weit besser bekannt ist als bei uns in Deutschland.

Mir war übrigens durchweg unbekannt, dass es sich bei den oben genannten Bänden um einen Zyklus handelt. Als ich anno 2000 den ersten Band antiqua­risch entdeckte und das erste Mal las, ging ich von einem einzigen Band aus (auch wenn das angesichts des Endes des Romans, der ja mitten in der Hand­lung aufhört, reichlich absurd klingt). Dennoch: als ich im Mai 2011 im Antiqua­riat über die restlichen drei Bände stolperte, war es einfach unumgänglich, mir den ersten noch mal zu Gemüte zu führen, gefolgt von den restlichen. Ein… in­teressantes Leseabenteuer, um das Mindeste zu sagen.

Ohne viele weitere einleitende Worte gehe ich gleich einmal zur Handlung der einzelnen Bände über:

1. Teil: Saphir im Garten der Sinne

Sie kommt buchstäblich aus dem Nichts – eine die Sinne betörende, junge, sportliche Frau mit rassigen Körperformen, faszinierenden Augen und einer lan­gen, wallenden roten Haarmähne. Ohne zu wissen, wer sie eigentlich ist, tau­melt sie eines Tages in eine Single-Bar und wird hier von dem Fotografen Mi­chael Baldini entdeckt, der auf der Suche nach Fotomodellen ist.

Das nächste, was dem Mädchen, dem er den Namen Grace gegeben hat, weil es sich weder an den eigenen Namen noch sonst irgendetwas erinnern kann, dann als Eigenschaft zugeschrieben werden kann, ist eine wilde, vulkanische Leidenschaft und eine unglaublich versierte erotische Kenntnis. Grace oder wie auch immer sie heißen mag, ist angewiesen auf heißblütigen Sex, und ihre Ori­entierung ist dabei durchaus nicht festgelegt. Während sie anfangs Mike ver­führt, vernascht sie im Verlauf der Handlung auch noch eine Stripperin, den Be­sitzer eines Casinos in Las Vegas, einen Cowboy usw., ganz zu schweigen davon, dass sie unter abenteuerlichsten Umständen ihre Höhepunkte zu suchen bereit ist.2

Erst einer der Auftraggeber von Mike Baldini, John Rhodes, macht den Fotogra­fen darauf aufmerksam, dass seine „Grace“ verblüffend einer wirklich atembe­raubenden Frau ähnelt: Saphir Star, der Tochter des schwerreichen Industriellen Diogenes Dokks aus Florida.3 Sie geistert gerade durch die Presse, weil sie jüngst in den Staaten mit einem Flugzeug abgestürzt ist und im Schneechaos der Berge noch vermisst wird.

So reift in Baldini der Entschluss, seine Grace die Rolle der Saphir spielen zu las­sen und sich in Florida einen dicken Batzen Geld abzuholen. Es dauert eine Wei­le, bis er die Idee seiner schönen neuen Freundin schmackhaft gemacht hat, die viel moralischer denkt als er. Schließlich und auf abenteuerlichen Umwegen er­reichen sie dennoch Florida (die Umwege sind echt lesenswert und ziemlich un­konventionell). Zu diesem Zeitpunkt ist schon klar, dass „Saphir“ einen bemer­kenswert scharfen Verstand besitzt, stark exhibitionistisch veranlagt, sexuell au­ßerordentlich leistungsfähig und zudem physisch sehr schlagfertig ist. Warum sie beispielsweise Rodeo reiten kann, ist ihr hingegen weit weniger klar. Und das sind nur ein paar Fähigkeiten, zu denen bald noch weitere treten.

Diogenes Dokks ist wie vom Blitz getroffen, als er „Saphir“ zu sehen bekommt. Die Ähnlichkeit mit seiner Tochter ist so frappierend, dass „Saphir“ alle in sei­nem Anwesen und weiten Umkreis sofort davon überzeugt, die verschollene Tochter zu sein. Sehr zum Leidwesen von Dokks Geliebter, Melody Harwick, der Saphir stets ein Dorn im Auge war und die darum den Streit, in dem sich Saphir von ihrem Vater getrennt hat, eifrig geschürt hat. Sie durchschaut die „Betrüge­rin“ sogleich und beginnt boshaft zu intrigieren, nicht zuletzt, indem sie den Pri­vatdetektiv Bently Kensington bearbeitet, den Dokks mit den Forschungsarbei­ten an dem Flugzeugwrack beauftragt hat.

Und zum Schluss gewinnen die Gewissensbisse bei „Saphir“ die Oberhand, was zu einer beinahe tödlichen Entscheidung führt…

Der erste Roman lässt den Leser einigermaßen ratlos zurück. Zwar ist am Ende klar, dass die Protagonistin durchaus mit ihren Zweifeln Recht hat und NICHT Saphir ist (was man übrigens auch am Fehlen eines prägnanten Muttermals auf ihrem Rücken deutlich erkennen kann4), aber ihre Erinnerung ist nicht zurückge­kehrt. Stattdessen hat sie einen Ersatz-Vater gefunden, durch eine ärztliche Un­tersuchung entdeckt, dass sie ihre Eileiter hat durchtrennen lassen, so dass Sex folgenlos möglich ist … und der Arzt hat ihr auch gesagt, dass sie eindeutig schon einmal Mutter war. Was die Rätsel bekanntlich nur vergrößert. Tja, und dann steht da auch noch Saphirs Verlobter vor der Tür, geradewegs vom Nord­pol hereingeschneit, mitsamt Schlittenhunden …

2. Teil: Saphir und die Pikanterien der High Society

Im zweiten Roman der vierteiligen Reihe gehen die Abenteuer wirklich nahtlos weiter, die zeitliche Distanz zum ersten Roman kann allenfalls nach Minuten zählen (etwa so wie bei den modernen James Bond-Filmen mit Daniel Craig).5 Das macht es reizvoll, die Bücher in rascher Folge zu lesen, wenigstens bei den ersten beiden empfiehlt es sich. Und dieser zweite Band ist jener, der mich dazu bewog, diese Rezension zu schreiben.

Wir erinnern uns: am Ende des ersten Romans steht unvermittelt Saphirs Ver­lobter vor der Tür von Diogenes Dokks´ Anwesen und begehrt Einlass. Das Mäd­chen, das sich entschlossen hat, vorläufig doch Saphirs Namen zu tragen, möch­te ihn am liebsten in die Wüste schicken oder zurück zum Nordpol, weil er ihr erst mal Panik einjagt … bis sie ihn zu sehen bekommt, diesen perfekten Mann, Abenteurer, Schatzsucher und wagemutigen Kerl namens Rex Sauvage.6 Offen­kundig ein waschechter Franzose … und als er sie französisch anredet, antworte­te Saphir munter in derselben Sprache (die die wahre Saphir nie beherrscht hat!). Und das ist erst der Anfang der abenteuerlichen Kapriolen, die sie mit Rex erlebt. Denn wenig später geht er in seine Familiengeschichte (jaja, natürlich erst, nachdem sie ihn in voller Montur in den Pool gezerrt und anschließend im Dampfbad vernascht hat, es ist schließlich ein erotischer Roman).

Rex Sauvages Biografie ist höchst lesenswert und hat mir mehr als nur einen un­gläubigen Lacher entlockt. Warum? Man höre ihn selbst: „‚Ganz im Ernst’, sagte er. ‚Um mich zu verstehen, musst du meinen Vater verstehen, und um meinen Vater zu verstehen, musst du seinen Vater verstehen.’

Soweit kann ich dir folgen …’

Mein Großvater war ein richtiger Abenteurer. Im Vergleich zu seinen Heldenta­ten nehmen sich meine Expeditionen zahm aus. Er hat sich einen großen Ruf er­worben. Er war einen Kopf größer als ich, breiter gebaut und unglaublich stark und schnell. Dennoch gab es etwas, was in seinem Leben gefehlt hat.’

Nicht genug Sex?’

Überhaupt keiner … die Schwierigkeit bestand nicht darin, mit einer Frau auszu­gehen. Aber es war ihm zuwider, eine Bindung zu einer Frau zu entwickeln, denn er lebte ein sehr gefährliches Leben und wollte nicht einen anderen Menschen diesem Leben aussetzen.’“

Wem das jetzt verdächtig bekannt vorkommt, der hat durchaus Recht. Aber es geht ja noch weiter und wird entschieden eindeutiger. Lauschen wir Rex´ fol­genden Worten: „‚Es gab nur eine Frau auf Erden, die es mit ihm aufnehmen konnte – eine Kusine, die ihn auf einigen seiner Expeditionen begleitete. Er sah sie mit der Zeit als einen Freund an, doch sie sah in ihm mehr. Als sie an einem kühlen Neujahrsmorgen zu ihm kam und nur ein Nachthemd aus feinster Gaze trug und auf ihrem Gesicht ein Ausdruck der Liebe und des Begehrens stand …’

Konnte er ihr kaum widerstehen. Und aus dieser Vereinigung ist dein Vater ent­standen …?’“

Allen Ernstes: wir reden hier von niemand Geringerem als Clark Savage jr., bes­ser bekannt als Doc Savage7, und seiner Kusine Patricia Savage (der nächste Hinweis sind die „bronzegesprenkelten Augen“ der beiden, die Rex bald darauf erwähnt)! Auf diese Weise schreibt Royce auf durchweg prickelnde Weise die Doc Savage-Serie weiter – die ja rein historisch zwischen den beiden Weltkrie­gen angesiedelt ist8 – und spinnt zugleich ein Garn, das einfach nur süß und köstlich zu lesen ist. Rex´ Vater wandert nach Frankreich auf, wo Rex dann aus der Verbindung mit einem französischen Mädchen entspringt.

Und sich selbst charakterisiert er dann wie folgt: „Und hier stehe ich also, ein einfacher Franzose, der auf einer seiner Reisen Aztekengold in einem geheimen Versteck gefunden hat und seitdem reich und unabhängig ist …“ (wiederum für Insider eine Anspielung auf die Doc Savage-Serie, unverkennbar. Bei Doc war es Inka-Gold, und die Nachkommen der Inka lebten in einem abgeschiedenen Ge­birgstal in dem fiktiven mittelamerikanischen Staat Hidalgo).

Kurz und gut: Saphir II stößt Rex nicht von der Bettkante, dafür ist er einfach zu phantastisch (nicht zuletzt phantastisch gut gebaut) und tut der Serie zu gut. Im Gegensatz zu Doc hat er wirklich so überhaupt gar kein Problem mit Sex und passt bestens zu Saphir II.

Die nächste Person, die in diesem Buch in Erscheinung tritt, ist die wilde, über­drehte Schriftstellerin und High-Society-Jetsetterin Justine von Clapper9, immer höchst bereitwillig dabei, die Gesellschaft zu schockieren, mit Männlein und Weiblein in munterer Paarung zu schlafen (natürlich auch mit Saphir), und sie ist es, die ihr einen Tapetenwechsel vorschlägt – den Saphir auch dringend nötig hat, nachdem ein pikantes Arrangement von Justine sie mit einem Tennisspieler zusammengebracht hat und sie schließlich zu einer sehr lesenswerten, abenteuerlichen Flucht veranlasste.

So reisen sie also nach New York, kommen dort aber beinahe nicht an – denn ihr Flugzeug wird von einem Dreifachdecker10 aus dem Ersten Weltkrieg verfolgt und beinahe abgeschossen. Dass es nicht zum Schlimmsten kommt, ist Rex Sau­vage zu verdanken (den Saphir fortan Rex „Savage“ nennt).

Dramatisch werden die Ereignisse dann auf eine höchst biografische Weise in New York. Denn parallel zu Saphirs Erlebnissen, die in einer prächtigen Party an­lässlich ihrer „Rückkehr unter die Lebenden“ in einem Club namens „Studio 108“ gipfeln sollen (quasi das Doppelpack des legendären „Studio 54“), zu dem sie auch Prominenz aus aller Welt einlädt, nicht zuletzt Staatschefs und Schau­spieler – manche Anspielungen sind sehr eindeutig, die weitaus meisten davon zugleich höchst abstrus – , also, parallel zu ihren Erlebnissen führt die Chefde­tektivin der Agentur Bently Kensington, Deborah Romana, im Auftrag ihres Chefs weltweite Recherchen nach der rätselhaften, rotlockigen Sirene durch.

Erschwert wird diese Recherche durch einen völlig unprofessionellen Umstand: Kensington selbst ist mächtig in Saphir verschossen (die davon nichts mitbe­kommt), und Deborah ist in ihren Chef verliebt und teilt gelegentlich das Bett mit ihm. Sie befindet sich somit auf der Fährte einer direkten Rivalin, und als sie nach dem erschöpfenden Ende ihrer Recherche zurückkehrt, steckt sie unmit­telbar in einer emotionalen Zwangslage. Es sieht, schlicht beschrieben, so aus: soll sie ihre Forschungsergebnisse ihrem Chef geben, der sie vermutlich nicht zu würdigen weiß? Oder soll sie damit lieber an die Öffentlichkeit gehen, um das „Idol“ ihres angebeteten Bently Kensington zu zerstören und sich so daran zu rächen, dass er ihre Liebe nicht zu schätzen weiß?

Man ahnt, der Roman schließt mit einem mächtigen Knall, und das ist wirklich so. Ich verrate die Details nicht, das sollte man sich wirklich selbst anschauen (und davon abgesehen ist das Buch an vielen anderen Stellen einfach unglaub­lich unterhaltsam. Selbst bei sehr langsamer Leseweise braucht man nur sechs Tage dafür. Wenn man wirklich SEHR langsam liest …).

3. Teil: Saphir und das nackte Ebenbild

Nachdem der zweite Roman des Zyklus in einer echten Krise geendet hat, ha­ben sich die Wogen am Beginn des dritten Buches wieder ein wenig geglättet. Dennoch ist die feuerhaarige Saphir – oder die Frau, die die Identität von Saphir Star angenommen hat, da sie ihre eigene Erinnerung immer noch nicht wieder gefunden hat – der Ansicht, dass ein wenig räumliche Distanz zu Amerika nicht schaden kann. So jettet sie also nach Europa und entspannt sich sonnend an der Côte d’Azur und stößt hier prompt auf einen feurigen Franzosen namens Pi­erre, der dummerweise einen Schauspieler namens Jean-Paul Gascon11 kennt, den Saphir jüngst in einem Film gesehen und bewundert hat. Und so MUSS sie den nun natürlich auch kennen lernen. Damit beginnt die Misere, die sie fast das Leben kostet, auch wenn ihr das zu dem Zeitpunkt nicht klar ist.

Denn Jean-Paul, der für sein Leben gern DEN Rex Sauvage in einem Film spielen möchte und ihm tatsächlich recht ähnlich sieht, findet sich in Begleitung von Sa­phir bald darauf in eine Kneipenschlägerei im Hafenviertel von Marseille verwi­ckelt. Dummerweise ist beiden nicht klar, dass das nicht ein dummer Zufall ist – die Schlägerei wurde gezielt von einer unscheinbaren Frau angezettelt, die auf Saphirs Fersen ist, eine Agentin namens Natasha, die mit einer Gruppe anderer skrupelloser Personen zusammenarbeitet und deren Ziel darin besteht, Saphir zu entführen.

Korrektur: nicht Saphir, sondern die Frau, die jetzt Saphirs Platz eingenommen hat. Sie haben tatsächlich sie selbst, nicht Diogenes Dokks Tochter, im Visier. Und sie kommen ihren Plänen näher, als die schöne Millionärstochter, die Sa­phir zu sein vorgibt, in einer Galerie unvermittelt ein Porträt von ihr selbst vor­findet – nicht von Saphir Star, sondern, da es eine nackte Rückansicht ist, die eindeutig Saphir ohne Muttermal zeigt, ein Bildnis von ihr selbst ist.

Sie ist sich sofort sicher: dieses Bild hat der Maler nicht nach irgendeinem Foto in der Zeitung gemalt, sondern SIE SELBST hat ihm Modell gesessen. Findet sie ihn, hat sie eine heiße Spur zu ihrer Vergangenheit.

Die Spur führt nach Paris. Der Maler heißt Marc Antoine Charles und ist fast un­bekannt. Neckischerweise ist es ein spitzbübisches Kind, das sie auf die Fährte des Malers bringt, doch um ein Haar kommt Saphir dort überhaupt nicht an – denn die Entführer aus Marseille setzen nun ihren Plan um, die Schöne im Zug zu entführen … und was dann folgt, könnte einem James Bond-Film oder auch einem Fantomas-Film entlehnt sein (beides durchaus nicht unrealistisch, der Autor macht ständig Genreanleihen, und zwar mit voller Absicht). Auch hiervon erzähle ich lieber keine Details, um die Geschichte nicht vorwegzunehmen und die Neugierde des Lesers zu erhalten.

Es mag genügen, dass sie dank eines neuen Beschützers und dank ihrer eigenen Fähigkeiten der Falle entrinnen kann … was leider nicht das Ende der Gefahr be­deutet, ganz im Gegenteil. In Paris trifft sie dann zwar den Maler und lüftet ei­nen kleinen Schleier der Vergangenheit, doch in der Zwischenzeit treffen der besorgte Diogenes Dokks und einer seiner Pokerrivalen namens Hiram Steaks12 ein. Und die Jäger haben durchaus nicht aufgegeben … es gibt noch eine Falle, die Saphir gestellt wird und in die sie direkt hineinläuft. Inwiefern ihr dann aus­gerechnet Parfüm und ein Zauberstab dabei helfen, den Befreiungsschlag zu landen, das muss man gelesen haben. Ganz zu schweigen von der Pasteten- und Tortenschlacht am Schluss …

4. und letzter Teil: Saphir gefangen im Harem

Das ist kein gutes Ende.“

Sallah, nicht alles endet so, wie du es erwartest …“13

Und wahrhaftig, könnte man sagen, die Dinge entwickeln sich durchaus nicht so, wie man denken könnte. So überraschend, wie die Geschichte begann, en­det sie dann auch, und man ist doch einigermaßen verdattert, dass sie dann tat­sächlich vollendet in die Höhen der Phantasie führt. Und das kommt dann fol­gendermaßen:

Saphir ist nach ihren europäischen Abenteuern wieder wohlbehalten zurück in Amerika und hat es geschafft, ihren Cowboy Willie McShane (Bd. 1) zu sich zu holen, damit sie sich ein wenig gemeinsam austoben. Gleichwohl ist sie immer noch ruhelos, was angesichts ihrer immer noch vorhandenen Amnesie ja kein Wunder ist.

Wie ein Schicksalswink taucht jemand namens Ron Armstrong auf, der im Buch passenderweise als „Cary Grant“ charakterisiert wird. Er tritt Saphir gegenüber, aus dem Bad kommend und gefolgt von der intriganten Melody Harwick, die sich ihm gegenüber als Saphir ausgegeben und ihn kurzerhand vernascht hat. Aber Ron möchte eigentlich tatsächlich zu Saphir, und zwar, weil ihm seine Be­gleitung abhanden gekommen ist – Justine Clapper, mit der er in Marrakesch unterwegs war.

Nun, man kann sich die weitere Entwicklung unschwer vorstellen: mit ihrem Pri­vatjet, sinnigerweise von einem Captain namens „Kirk“ geflogen (!), jettet sie nach Marrakesch, um Justine zu retten, die offensichtlich als blonde Amerikane­rin in einen Harem verschleppt wurde. Im Schlepptau: Willie McShane, Ron Armstrong, der in Marrakesch witzigerweise als ein kerniger Typ mit Hut und Peitsche (!) auftritt14 und auch sonst permanent Filmdialoge und Filmrollen pa­rat hat, um davon abzulenken, dass er persönlich sozusagen ein „Mann ohne Ei­genschaften“ ist; außerdem aber dann auch noch Melody Harwick, was doch ei­nigermaßen überrascht.

Melody – über deren Vergangenheit man hier eine Menge erfährt, mit einem Detail freilich, das mit ihrem Gesicht zu tun hat und doch sehr, SEHR unrealis­tisch klingt – meint dazu einfach, sie kenne sich in Marrakesch aus, und es kön­ne nicht schaden, man hätte eine ortskundige Person um sich. Zu dumm, dass sie ein doppeltes Spiel treibt und das überhaupt nicht ihre Absicht ist. Sie will nämlich vielmehr immer noch Saphir loswerden (vgl. Bd. 1). Und noch dümmer, dass ihr Kontaktmann in Marrakesch sie hintergeht. So wird nicht nur Saphir be­täubt, sondern auch Melody, und beide finden sich bald darauf auf einer Skla­venauktion wieder – und zwar als Handelsware.

Und wenn man den Roman zu rasch liest, wie es mir fast gegangen wäre (die zweite Hälfte an einem Abend), dann überliest man wichtige Details, etwa die­sen Ringkauf, den Saphir auf dem Suq von Marrakesch tätigt. Dass der wichtig werden könnte, glaubt man im Traum nicht, und doch ist exakt das der Fall. Und Träume sind ebenso wichtig wie Geschichten eines Fakirs.

Bald darauf geistern dann eine Frau, die keine Frau ist, der israelische Geheim­dienst, außersinnliche Erfahrungen und mythische Vergangenheit, die auf den Propheten Mohammed selbst zurückgeht, durch die Geschichte, und am Schluss fühlt man sich nicht nur in einem waschechten Fantasy-Roman, sondern ist dort gelandet. Und dazu noch in einem selbstreferenziellen, muss man sagen, denn im Harem überlegt Saphir allen Ernstes, ob sie nicht ihre Abenteuer „in vier Bänden“ aufschreiben solle. Na, und was hat man gerade gelesen? Genau das!

Wildes Garn, möchte ich also sagen, alles in allem. Am Ende, im vierten Band also, da merkt man deutlich, dass dem Autor die Puste ausgeht und er das vage Versprechen, das in den vorangegangenen Bänden immer mal wieder anklang, eigentlich nicht auflösen kann. Er weicht nämlich auf Kosten eines exotischen Schauplatzes, dem er leider nicht recht gewachsen ist, völlig von der Suche nach Saphirs Vergangenheit ab, und so „vergisst“ er kurzerhand das Kind in Pa­ris und Saphirs Eltern und ihre Biografie. In einer Hinsicht ist das enttäuschend, auf der anderen Seite kann man das irgendwie verstehen, wenn nämlich die In­spiration stimmt, von der ich sehr vermute, dass sie zutrifft, und dazu komme ich nun.

In den späten 70er Jahren, also einige Zeit vor Abfassung dieser Bücher, weswe­gen ich eine Beeinflussung zumindest für sehr wahrscheinlich halte, schuf der Zeichner Ron Embleton nach der Textvorlage des inzwischen verstorbenen PENTHOUSE-Chefs Bob Guccione die Comicfigur der Sweet Chastity, und das war, jenseits ihrer zahllosen Anspielungen auf Film, Fernsehen, Politik und Lite­ratur, die die opulent gezeichnete und zugleich grotesk überdrehte erotische Comicversion sowieso sehr sehenswert machte, dann eine zutiefst phantasti­sche Geschichte. Warum?

Sweet Chastity beginnt in Transsylvanien in den 70er Jahren des 20. Jahrhun­derts. Vincent von Frankenstein (in der einzigen deutschen Übersetzung ver­mutlich aus urheberrechtlichen Gründen in „Vincent von und zu Krankenstein“ übertragen15) ist in die Fußstapfen seines Ahnen getreten und versucht, einen künstlichen Menschen zu schaffen. Der Versuch schlägt fehl – bis ein amerikani­scher Milliardär namens Howard Huge (unschwer als Kopie von Howard Hughes zu erkennen), sich auf die Suche nach „der perfekten Frau“ begibt. Vincent tritt mit ihm in Verbindung und erklärt sich bereit, neuestes technisches Know-how als Voraussetzung, diesen Traum zu erfüllen. Sein Traum ist es schon seit lan­gem, den perfekten Menschen zu schaffen, und mit Huges finanzieller Unter­stützung gelingt das tatsächlich.

So entsteht eine feurige, rothaarige (!), sinnliche Frau, eben Sweet Chastity – auf mehrerlei Weise einzigartig. Zum einen hält sie sich für einen ganz norma­len Menschen, zum zweiten besteht sie quasi ausschließlich aus Sex, ist absolut unersättlich, zum dritten aber wurde sie von ihrem „Onkel“ Vincent darauf pro­grammiert, die vollkommene Geliebte des alternden Milliardärs Huge zu sein. Wir Phantasten würden sie vermutlich eine Androidin nennen, und noch phan­tastischer geht es folglich kaum. Soweit geht also alles glatt. Das perfekte Kunst­werk ist kreiert und Vincent aus begreiflichen Gründen unendlich stolz. Doch dann gehen die Dinge schief – anstatt nämlich nun Sweet Chastity als perfektes Kunstwerk Frankensteins hinzustellen, beansprucht der unsterblich verliebte Huge sie als Ehefrau für sich selbst und droht dem Erfinder damit, ihn gegebe­nenfalls umzubringen, wenn er nicht schweigt.

Schlimmer noch: während Chastity den alternden Ehemann Tag für Tag durch göttlichen Sex immer weiter an den Rand des Grabes bringt, macht er sie welt­weit zum gefeierten Star und weckt die Begehrlichkeiten des Filmproduzenten Awesome Wells (= Orson Welles) in Rom, der Chastity nach Möglichkeit zur Um­satzsteigerung in seinen Filmen verwenden will.

So kommt es also, wie es kommen soll – der zürnende Frankenstein reist in die Staaten und programmiert Chastity um, löscht sozusagen die Loyalitätsschal­tung. Das treibt sie, nunmehr in ihrer sexuellen Orientierung nicht mehr festge­legt, fast automatisch in die Fänge des Filmproduzenten, was Vincent billigend in Kauf nimmt – er gilt ja nun als Chastitys Onkel und sonnt sich im Glanz ihres Ruhms … Dummerweise sinnt der Milliardär auf Rache und lässt sie verfolgen. In der Auseinandersetzung mit dem Entführer kommt es dann zu einer Katastro­phe, die Chastitys wohl ausbalanciertes Programm völlig aus dem Gleichgewicht geraten lässt, und so läuft sie völlig aus dem Ruder und gehorcht niemandem mehr.

Bis dahin war die deutsche Übersetzung gekommen, als der Verlag Bankrott ging und die Comicreihe einstellte. Über den Rest der Geschichte bin ich darum nur vage informiert. Soweit ich es weiß, war Chastity langfristig doch Huges Tod, es gibt eine Episode, die an seinem Grab spielt und Chastity als hoch emo­tionale, trauernde Witwe zeigt – sie entwickelt ganz wie in SF-Romanen eine ei­genständige kybernetische Persönlichkeit, und ich brauche nicht zu betonen, dass das ein weiterer originär phantastischer Topos ist, die Maschine, die menschlicher ist als die Menschen um sie herum. Später kehrt sie dann an die Seite ihres „Onkels“ zurück und findet in weiteren Abenteuern beispielsweise den Heiligen Gral. Was genau sie insgesamt für Abenteuer erlebt haben mag oder wie lange exakt, das ist schwer einzuschätzen.

Es lässt sich aber nicht bestreiten, dass die Comicfigur der Sweet Chastity und die oben erwähnte Saphir eine Menge Gemeinsamkeiten besitzen. Auch kann man vermuten, dass in Vincents herrischer Ehefrau Electra vielleicht der Keim für die Persönlichkeit der Melody Harwick angelegt war. Das intrigante Gehabe passt jedenfalls sehr gut. Sowohl in den Comics wie in den oben besprochenen vier Romanen ist zudem das konstitutive Element zu verfolgen, ein wenig über­dreht karikierend auf zeitgenössische Kultureinflüsse einzugehen und die Aben­teuer samt und sonders nicht so vollkommen ernst zu nehmen – wobei aller­dings „Saphir“ deutlich ruhiger und doch manchmal auch in voller Konsequenz tödlich daherkommt.

Bedauernswert mag sein, dass die Geschichte auf seltsame Weise im Nirgend­wo endet, in derselben Form von Vernebelung wie zu Beginn. Aber irgendwie ist das auch passend. Und solange Saphir auf der Bühne steht, ist es ja eigent­lich auch nebensächlich, wie man das konkret begründet, nicht wahr? Hauptsa­che, the show goes on … und so kann sich zum Schluss jeder überlegen, wie das wohl genau gewesen sein mag mit der Herkunft Saphirs. Man lese also die vor­handenen Romane mit einem entspannten Augenzwinkern, und wenn das alles nichts nützt, kann man ja immer noch den Rat von Saphir beherzigen: „Mein einziger Wunsch ist es, das Ganze zu vergessen.“

Amen.

© 2011 by Uwe Lammers

Wow, da war ich 2011 aber noch richtig tief eingetaucht in die Handlung, als ich diese Rezension schrieb. Ihr merkt es deutlich. Und ich hoffe, ich habe euch mit der ausführlichen Darstellung der Geschichte nicht gelangweilt.

In der kommenden Woche werde ich dann wieder sehr viel konzentrierter. Da geht es mal wieder um Zeitreisen und den Auftaktband eines Roman-Mehrtei­lers, den ich auch vor Jahren mit großer Faszination gelesen habe. Und ja, auch dort kommt es zu neckischen Genre-Anspielungen, die besonders für die Leser, die sich mit historischen klassischen Romanen auskennen (etwa bei Alexandre Dumas oder auch Jules Verne) Mehrwerte beinhalten.

Details erzähle ich nächste Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Sowohl die Titelidentität wie die Tatsache, dass die Handlung nahtlos an den ersten Band anschließt, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen in zwei Teile gespaltenen Einzelband handelt. Klarheit darüber existiert nicht.

2 Etwas, das sich in den übrigen Bänden übrigens ebenso fortsetzt. Phantasievoll geschrieben, soviel ist si­cher.

3 Dass sie eigentlich „Saphir Dokks“ heißen müsste, wird wenigstens in den ersten drei Bänden konsequent ignoriert. Daran erkennt man, dass die Namen hier mehr technische Funktionen erfüllen denn genealogisch plausibel wirken. Das wird noch stärker in den Folgebänden.

4 Und nein, das ist kein müßiges Detail, sondern ist konstitutiv für den dritten Roman, wie noch zu zeigen sein wird.

5 Was in mir anfangs die Vorstellung aufkommen ließ, dass der erste und zweite Roman einstmals eine kom­pakte Einheit gewesen seien und nur von der Verlagsseite zerteilt worden wären, wie es häufig mit den Ro­manen von Peter F. Hamilton geschieht. Das ist aber wohl doch nicht der Fall. Dass sie direkt hintereinander geschrieben sind, steht aber außer Frage.

6 Was gleich in doppelter Weise ein „sprechender“ Name ist, der konstitutiv für die Person wirkt: zum einen ist er tatsächlich eine „beherrschende“ Gestalt, wenn er die Szene betritt, zum anderen hat er ja seine aben­teuerliche Abstammung. Siehe dazu weiter unten.

7 Der ja seinerseits einen „sprechenden“ Namen trug. Der „wilde Doktor“ war einerseits hoch begabter Wis­senschaftler und ein Mann von hohem moralischem Anspruch … und auf der anderen Seite ständig in „wilde“ Abenteuer verstrickt, so dass er seinem Namen alle Ehre machte.

8 Das merkt man der in den 70er und frühen 80er Jahren bei Pabel neu publizierten deutschen Version frei­lich nicht an, was daran liegt, dass der amerikanische Verlag Conde Nast sie in den 60er-Jahren bei der Neu­publikation im angloamerikanischen Bereich „modernisierte“. Der deutsche Verlag leistete sich außerdem die abenteuerliche „Innovation“, die einzelnen Romane in völlig wirrer Reihenfolge zu publizieren. Da wünscht man sich direkt eine auf die ursprünglichen Pulp-Versionen zurückgehende Neuübersetzung in kor­rekter Reihenfolge, um dem Original näher zu kommen. Aber das ist wohl vergebene Liebesmüh.

9 Und auch hier wieder ein sprechender Name – denn „Klappern gehört zum Handwerk“, und Justine, die an­zügliche erotische Romane verfasst, z. T. mit sich selbst in der Hauptrolle, klappert in der Tat eifrig, und lang­weilig wird es dort, wo sie auftaucht, ganz bestimmt nicht.

10 Dreifachdecker sind mir von dorther allerdings eher weniger bekannt. Realistischer sind Doppeldecker, zu­mal auch die Anspielungen ständig auf den Ersten Weltkrieg zielen. Aber mit der Historizität nimmt es Royce ohnehin nicht so richtig genau.

11 In Anbetracht der Abfassungszeit der Romane muss man fast unwillkürlich an Jean-Paul Belmondo denken, das ist vermutlich sogar intendiert.

12 Echt, der Kerl wird wirklich so genannt! Ich habe ja auch gelacht. Und es gibt wirklich in der Beziehung zum Ende des Buches noch viel mehr zu lachen.

13 Zitat aus Bd. 4, S. 221.

14 Wie schon gesagt, Genreanleihen sind hier extrem ausgeprägt, auch Ingrid Bergman und Humphrey Bogart aus „Casablanca“ usw. lassen mächtig grüßen.

15 Vgl. dazu die nur vierbändige Edition der Penthouse Comix, 1998.

Liebe Freunde des OSM,

ich erwähnte schon, dass ich bei Temperaturen über 25 Grad draußen nicht mehr sonderlich gut schriftstellerisch „funktioniere“. Das sollte mich auch in diesem verstrichenen Monat Juli einholen, wenngleich er, prognosegerecht, kühler war als der Juni. Dafür überrollten mich gleich mehrere andere Proble­me, und an zweien davon trage ich aktuell immer noch, bis gestern krank ge­schrieben, aber eigentlich effektiv immer noch krank.

Zum einen hatte ich eine Menge zu tun mit den Bewerbungsverfahren, in de­nen ich zurzeit stecke (drei an der Zahl). Zum zweiten drängte nun tatsächlich der Fertigstellungsschluss der Storysammlung „Grey Edition 13: Wollust, Wun­der und Verhängnis“, die im September beim Terranischen Club Eden (TCE) er­scheinen soll. Dafür galt es, die zahlreichen Korrekturen einzuarbeiten, die mir zwei treue Korrekturleser hatten zukommen lassen.

Mann, ich sage euch, da waren vielleicht noch stilistische und logische Kracher drin, da sträubten sich mir echt die Nackenhaare. Und es kostete eine Menge Zeit, das akribisch Zeile für Zeile durchzugehen und zu ändern. Mit der letzten Geschichte wurde ich dann tatsächlich auch erst am 31. Juli fertig.

Zu dieser Zeit war ich bereits krank. Am 19. Juli meldete sich mal wieder eine „Baustelle“ meines Körpers und begann mich zu plagen: der rechte große Zeh, der mich so quälte, dass ich nur an einen eingeklemmten Nerv denken konnte und schließlich sogar Zuflucht zu Schmerzmitteln suchen musste, was ich sonst strikt vermeide.

Es folgten, weil keine Besserung eintrat, Arztbesuche, Blutabnahme, medizini­scher Check … na ja, und dann am 29. Juli endlich der Befund, woran es denn läge: ein akuter Gichtanfall. Womit das Kind einen Namen hatte und ich dagegen etwas konzentrierter angehen konnte. Das Medikament, das mir verschrieben wurde, hatte dann prompt zwei Folgekomplikationen zum Effekt: Übelkeit und Durchfall.

Ihr könnt euch denken, dass das nicht wirklich optimale Bedingungen sind, wenn es an das konzentrierte Korrekturlesen und Überarbeiten von Geschich­ten geht, ganz zu schweigen von neuen Werken. Die wieder ansteigende Hitze­kurve tat ihr Übriges, und das Resultat zeigte dann nur noch 27 beendete Wer­ke für den Monat Juni.

Nicht so berauschend? Da war der Juni besser? Ja, da stimme ich sofort zu. Auch die Verteilung fand ich suboptimal: 7 Blogartikel, 3 überarbeitete Geschichten, einige Rezensionen und Horrorwelt-Abschriften … und was war da noch? Dies:

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

Anmerkung: Ihr mögt euch erinnern, dass ich an diesem Roman verschiedent­lich in den letzten Jahren immer wieder mal weitergeschrieben habe. Was aber grundlegend fehlte, war ein neuer, aktueller Ausdruck. Der, den ich besaß, war so alt, den hatte ich noch auf meinem Vorgänger-Drucker realisiert, der schon lange den Geist aufgegeben hat. Und inzwischen machte es mich zunehmend kribbelig, dass es keinen gegenwärtigen Ausdruck gab … also machte ich mich, parallel zu der Arbeit an den GE 13-Geschichtenkorrekturen und zwischen den Bewerbungsaktivitäten hin und her switchend, eifrig daran, das zu ändern.

Womit ich nicht rechnete, war, dass mich die Welt wieder in sich einsaugte. Das ging so fatal schnell, dass ich tagelang weitgehend absorbiert war. Der Roman besteht aktuell aus sechs großen Abschnitten (den jetzt schon recht langen Epi­log werde ich wohl schlussendlich in einen siebten Teil umformen müssen). Dann ist der Haupthandlungsstrang abgeschlossen – aber ich hatte ergänzend schon Protagonistinnen-Fallstudien begonnen, die ich als Anhänge an den Ro­man anfügen wollte. Das sind inzwischen auch schon sechs, z. T. bis zu 100 Sei­ten stark.

Als ich die Neuausdrucke machte, packten mich manche Szenen, so dass ich sie vor Neuausdruck noch erweiterte. Und ehe ich mich versah, war dieser Roman um Dutzende von Seiten gewuchert auf bis jetzt 695 Seiten. Und erst die ersten 159 Seiten davon sind fertig bearbeitet.

Ihr seht, das Projekt wird mich noch ziemlich lange verfolgen. Ich schätze, schlussendlich dürfte es sicherlich 1500 Seiten oder mehr besitzen, aber da bis­lang noch kein Erotic Empire-Werk fertig gestellt wurde, kann ich es nicht mit Si­cherheit sagen. Es hat glücklicherweise keine große Eile. Aktuell heißt es hier für mich: Baustelle aktualisiert, Bearbeitungsdruck rausgenommen. Ich konnte mich anderen Ufern zuwenden und tat das auch.

Blogartikel 343: Work in Progress, Part 79

(12Neu 68: Der Verräter im Rat)

(12Neu 71: CROSSATHS Revolte)

Anmerkung: Diese Episode schrieb ich ursprünglich im Jahre 1990, nur mein lei­der seit langem verstorbener Brieffreund Peter Servay ist jemals in der Serie so­weit vorgedrungen. Das hier ist der Höhepunkt der CROSSATH-Trilogie, durch die man Insiderinformationen bekommt, was vor Zehntausenden von Jahren vor Handlungsbeginn der BdC-Serie geschah und wie CROSSATH nach Bytharg kam. Es wird noch ziemlich dauern, bis ihr das im E-Book lest, Freunde, aber darauf könnt ihr wirklich sehr gespannt sein.

14Neu 71: Jenseits des Todes

14Neu 73: In der Galaxis Srakkonar

(OSM-Wiki)

Blogartikel 345: Close Up: Der OSM im Detail (10)

14Neu 72: Das Gericht der Irrealstrahler

Anmerkung: Diese Episode verdient eigentlich so etwas wie eine goldene Him­beere oder wie auch immer die Preise für missratene Produkte heißen. Der Titel führt so dermaßen auf Abwege und wird vom Inhalt überhaupt nicht logisch ge­deckt, dass ich mir die Haare raufte, als ich diese Episode abschrieb und kom­mentierte. Dieses Werk aus dem Jahr 1986 ist definitiv kein Ruhmesblatt für mich. Fast fühlte ich mich inspiriert, einen „Fehlerlese-Blog“ dazu zu verfassen. Aber dafür hat’s dann doch nicht gereicht.

(12Neu 69: Zu Besuch beim Bösen)

Blogartikel 344: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 65

(Glossar des Romans „Die Kolonie Saigon II“)

(14Neu 74: Ein Mond vergeht!)

(12Neu 70: Legende der Vernichtung)

(E-Book TI 31: Zeitenwandel)

Anmerkung: Ich sehe euch erleichtert? Der Uwe kennt ja doch noch E-Books?! Ja, Freunde, natürlich tue ich das. Und diese Geschichte ist inzwischen auch schon weitgehend fertig. Bis dieser Blogartikel erscheint, sollte, wenn alles gut klappt, wie ich es hoffe, das E-Book auch schon veröffentlicht sein. Ich habe oben und im letzten „Work in Progress“-Blog ausgeführt, was mich hier lange aufgehalten hat. Ich hoffe sehr, bei den folgenden drei Bänden des Vierteilers geschwinder arbeiten zu können …

(E-Book TI 32: Krisenherd Xoor’con)

Anmerkung: … und um das schon mal im Ansatz zu bestätigen, begann ich auch gleich damit, Band 32 vorzubereiten. Bislang hat diese Episode nur 25 Seiten, aber seid versichert, dabei bleibt es definitiv nicht. Ich würde jedenfalls gern die TI-Bände 32-34 noch bis Weihnachten erscheinen lassen. Aber ob das so klappt, wie ich es mir für mich und euch wünsche … keine Ahnung. Drückt mir mal die Daumen!

(Glossar der Serie „Drohung aus dem All“)

Anmerkung: Was ist DAS denn? Ja, das fragte ich mich echt auch. Warum? Eher durch einen dummen Zufall klickte ich das falsche Glossar an und schaute mir am Ende an, was das Bearbeitungsdatum sagte. Mich traf fast der Schlag: „Wie jetzt? Stand von 2012? Glossiert sind die Episoden bis Band 18? Das kann doch nicht wahr sein!“

Leider stimmte das alles. Als ich am 3. April 2011 den 71. Band des KONFLIKTS 17 „Drohung aus dem All“ fertig kommentiert und ausgedruckt hatte, ging ich offenbar eher halbherzig die Glossierung der Serie an. Und vergaß die Hälfte an Einträgen. Und schrieb sie auch noch in Seitenzählungsmanier auf … statt sie, wie das sonst in OSM-Serienglossaren üblich ist, nur pro Episode aufzunehmen.

Das ist jetzt kryptisch? Okay, dann mal ein konkretes Beispiel: Wenn in einer STORY oder einem ROMAN des Oki Stanwer-Gesamtglossars unter dem entspre­chenden Werk-Kurztitel etwa der Begriff „Terra“ auftaucht, dann wird das dort mit einer Seitenzahl festgehalten. Wird dieser Begriff aber in einer SERIE ge­nannt, bringt es einem späteren Leser des OSM-Hauptglossars gar nichts, wenn da steht „Seite 1.344“ oder so. Man fragt sich nämlich sofort: Äh, welche digitalisierte Episode muss ich jetzt konsultieren, um die Stelle zu finden? Da ist echt guter Rat teuer, kann ich euch sagen. Darum werde ich also, sobald erste Serienglossare ins Hauptglossar übertragen werden, dort die Episoden-Nummern eintragen. Das sollte auch mir das Nachschlagen sehr erleichtern.

Aber diese neu entdeckte Baustelle nervt mich wirklich nicht eben wenig … es gibt hier schier unendlich viel zu tun.

(14Neu 75: Im Reich der Plegg’re)

Alles in allem seht ihr also, dass immer noch sehr viel zu tun ist, und ständig kommen neue oder manchmal auch – siehe eben – alte Anforderungen zutage, die meine Aufmerksamkeit beanspruchen und mich vom geradlinigen E-Book-Kurs ablenken. Ich hoffe zuversichtlich, dass ich im kommenden Monat August weniger Ablenkung erfahre, gesundheitlich besser drauf bin und vielleicht auch beruflich und finanziell etwas mehr Stabilität in meine Lage bringen kann.

In einem Monat werde ich davon erzählen, Freunde. Drückt mir mal die Dau­men, das kann ich gebrauchen!

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 239: Unternehmen Proteus

Posted Oktober 23rd, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist immer schwierig für Rezensenten, auch wenn sie noch so kritisch und be­hutsam mit den ihnen anvertrauten Werken umgehen, zum einen die Spreu vom Weizen zu trennen, noch viel mehr aber, die Werkinhalte von den Über­zeugungen der Autoren abzuscheiden. Ich betone stets, und das schon seit ein paar Jahrzehnten, dass ich mich schwerpunktmäßig auf die Romane, die in ih­nen wirksamen Ideen und Strukturen beziehe und diese kritisiere. An den Auto­ren selbst übe ich in der Regel eher wenig Kritik, abgesehen davon, dass ich in­haltliche Fehler auf mentale Ermüdung der Verfasser usw. zurückführe. Vergan­gene Woche hatten wir solch ein Beispiel.

Der vorliegende Roman, den ich jüngst – und meiner Ansicht nach durchaus zu Recht – als einen Klassiker der modernen Science Fiction charakterisiert habe, ist unter diesem Aspekt allerdings eine Art von zweischneidigem Schwert, ihr werdet das gegen Schluss meiner Rezension von 2009 erkennen. Als ich das Buch 1988 das erste Mal las, verfügte ich nicht über allzu viel Wissen über den Autor und, da es WIKIPEDIA noch nicht gab, auch kaum über die Chance, dies schnellstmöglich zu ändern. Das sah natürlich anno 2009 gründlich anders aus … und als ich dann die unten stehende Rezension verfasste, flossen kritische Be­merkungen über den Autor und seine Weltvorstellungen ganz unvermeidlich ein.

Doch sieht man einmal davon ab und fokussiert zunächst auf das zentrale The­ma des vorliegenden Buches, so hat man es zum einen mit einer Zeitreisege­schichte zu tun, einem originären Sujet der klassischen SF, zum anderen mit ei­ner ambitionierten Parallelweltgeschichte, die die moderne Quantentheorie an­tizipiert, und zum dritten zugleich mit einem „Was wäre, wenn …?“-Szenario der Alternativwelten.

Das Thema, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte, ist natürlich auch 1988 nicht mehr eben neu gewesen, doch dies mit Zeitreisen gleich in verschiedene temporale Universen zu verknüpfen UND mit Verschwörungstheorien … das al­les in einen Buchdeckel zu pressen UND dazu dann noch die zeithistorischen Persönlichkeiten glaubwürdig agieren zu lassen … doch, das nötigte mir auch zwanzig Jahre nach Erstlektüre noch Respekt ab.

Wer das vorzustellende Buch also noch nicht kennen sollte, aber nach den obi­gen Zeilen Neugierde in sich aufsteigen fühlt, der sollte ausdrücklich weiterle­sen. Ich bin der Auffassung, dass sich das durchaus lohnt:

Unternehmen Proteus

(OT: The Proteus Operation)

von James Patrick Hogan

Heyne 4461, 1988

496 Seiten, TB

Aus dem Amerikanischen von Edda Petri

ISBN 3-453-00979-7

Die Welt ist ein Alptraum.

Man schreibt das Jahr 1974, und die USA stehen unter John F. Kennedy mit dem Rücken gegen die Wand. Die Nazis haben in Europa den Zweiten Weltkrieg ge­wonnen, die Japaner sich Russland und den Pazifikraum unterworfen, die südamerikanischen Staaten sind als Militärdiktaturen ins faschistische Lager umgekippt, und in Afrika wird von Hitlers Schergen die Endlösung betrieben. Die Welt ist ein einziger Kriegszustand, und es sieht nicht so aus, als solle sich daran etwas ändern … bis Claud Winslade in der amerikanischen Armee eine Gruppe von Männern und Frauen um sich sammelt, um ein ehrgeiziges Projekt zu starten, das „Unternehmen Proteus“. Es geht um eine Reise, ja, das ist schon richtig, aber nicht irgendwohin, sondern IRGENDWANN.

Die Proteus-Gruppe unter John F. Kennedy hat eine Zeitmaschine entwickelt, die ausgewählte Mitglieder ins Frühjahr 1939 zurückschicken kann. Von dort aus soll verhindert werden, dass die Weltgeschichte ins diktatorische Gleis kipp­te. Dort soll außerdem ein Zweiseitentor eingerichtet werden, um technische Hilfe aus der Zukunft zu ermöglichen.

Um es kurz zu machen: Teil 1 der Mission gelingt. Claud Winslade und eine Gruppe hochrangiger Militärs und Wissenschaftler wird in die Vereinigten Staa­ten von 1939 zurückgeschickt. Unter einer Tarnadresse entsteht in Brooklyn in einem Lagerhaus am Meer die Gegenanlage. Während das geschieht, gehen Winslade, der deutsche Physiker Klaus Scholder und einige andere Beteiligte nach England, um dort den scheinbar abgehalfterten, aufs Altenteil geschobe­nen ehemaligen Lord der Admiralität, Winston Churchill, wieder in die Politik zurück zu befördern. Obwohl dieser Entschluss in der Proteus-Welt umstritten war, weil Churchill nach 1940 dort keine Rolle mehr spielte, erweist sich Winsla­des Wahl als Glücksgriff. Churchill lässt sich mobilisieren, aber die Politik mahlt langsam, sehr langsam.

In Europa fällt sehr bald Polen unter die Teilungsherrschaft Deutschlands und der Sowjetunion. Der Alptraum scheint auf das Jahr 1942 zuzulaufen, unauf­haltsam… und 1942 haben die Nazis mit einer Nuklearbombe Moskau ausge­löscht und damit Stalin das Rückgrat gebrochen.

Gleichzeitig haben die Wissenschaftler in Brooklyn Probleme mit dem neuen Torkomplex. Offensichtlich bekommen sie keine Verbindung mit der Zukunft von 1975. Und dann gibt es noch etwas Bedrohliches: Claud Winslade weiß scheinbar viel mehr, als er bisher gesagt hat, insbesondere über die heikle und in der Proteus-Welt nie geklärte Frage, woher Hitler seine Nuklearbombe hatte, mit der er den Krieg entschied. Die deutsche Atomindustrie steckte damals schließlich noch in den Kinderschuhen und hätte solch eine Waffe niemals aus eigener Kraft zu diesem Zeitpunkt entwickeln können.

Das hat er auch nicht, wird den verstörten Zeitreisenden schließlich eröffnet. Hitler hatte Hilfe aus der Zukunft, und es ist niemand anderes als Kurt Scholder, der ihnen das erläutert. Scholder, der auf der Proteus-Welt aus dem besetzten Europa herausgeschmuggelt worden ist, entstammt nämlich eigentlich der Welt von 2025 … aber diese ist auf einer anderen Weltenlinie gelegen.

Dort hat sich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ein Jahrhundert des Frie­dens angebahnt. Aber revanchistische Faschisten, die niemals eine Chance hat­ten, die Welt nach ihrem Wunsch zu formen, haben ein wissenschaftliches Pro­jekt in Brasilien, „Orgel“ genannt, benutzt, um eine Zeitmaschine zu bauen. Mit der überlegenen Technik des 21. Jahrhunderts gelang es ihnen, volle hundert Jahre zu überbrücken und ins Jahr 1925 vorzustoßen, um hier die hoffnungsvolle Nazibewegung zu unterstützen und zum Aufblühen zu bringen.

Sie haben es also, erklären Scholder und Winslade, mit den Neonazis aus dem 21. Jahrhundert zu tun, die hier und heute, anno 1939, die Fäden in Europa zie­hen. Ihr Gegentor, durch das in wenigen Monaten die Nuklearwaffe kommen wird, die den Krieg entscheidet, steht in einem militärischen Komplex in Leipzig. Und da die politischen Mühlen so extrem langsam mahlen und es unergründli­che Probleme mit der Verbindung nach 1975 gibt, bleibt nur eins: ein Stoßtrupp muss nach Nazideutschland hineingeschleust werden, um das schwer bewachte Tor in Leipzig zu zerstören. Ein Himmelfahrtskommando, aber offensichtlich die letzte Chance, das Ruder herumzuwerfen.

Leider ist das alles immer noch nicht die ganze Wahrheit. Denn woher hatte beispielsweise die Erde des Jahres 1975 wohl die Zeitreisetechnologie …? Und das ist nur eine heikle Frage, es gibt noch ganz andere …

Pünktlich zum 40. Jahrestag des Kriegsendes veröffentlichte der amerikanische Autor James P. Hogan 1985 seinen Roman „The Proteus Operation“, der in Deutschland in einer passablen Übersetzung und sogar mit einem extrem pas­senden Cover zum Roman publiziert wurde (was auch damals nicht die Norm war). Ich las das Buch erstmals direkt nach Erscheinen im April 1988 und war schwerstens begeistert. Noch weit entfernt vom Studium der Geschichte und nicht sonderlich tief in die Geheimnisse der Quantenmechanik eingeweiht, be­einflusste dieses Buch meine Kreativität in nicht geringem Maße.

Die Zweitlektüre fand im Dezember 2009 statt, nach über 20 Jahren, und noch immer ist zu konstatieren, dass dieser inzwischen vergriffene Roman, den man nur noch antiquarisch bekommen kann, einen gewissen Zauber ausstrahlt. Die Grundidee hat ihren Charme nicht eingebüßt, heute vielleicht weniger denn je, weil die Kontrafaktik, die Wissenschaft von der spekulativen Geschichte, dem „Was wäre gewesen, wenn …?“, mich heute mehr als früher schon fasziniert.

Nach der Neulektüre habe ich mich dann auch ein wenig über Hogans Biografie kundig gemacht, und ganz ehrlich, sein WIKIPEDIA-Artikel ist nicht eben schmei­chelhaft. Hier wird unter anderem darauf hingewiesen, dass er in jüngster Zeit pseudowissenschaftliche Themen favorisiert bearbeite, den Themen des „intel­ligent design“ nahe stehe (was auf einen ausgeprägt religiösen, vielleicht funda­mentalistischen Hintergrund schließen lässt) und zudem mit der Position der Holocaust-Leugner Arthur Butz und Mark Weber sympathisiert. Damit ist gleichzeitig eine Nähe zu Verschwörungstheoretikern plausibel, und diesem „Hobby“ frönt Hogan in dem oben rezensierten Werk eifrig.

Die Grundlagen dessen, was man als recht unverhohlenen Relativismus des Ho­locaust nennen könnte, finden sich auch schon in „Unternehmen Proteus“. Hier wird unverblümt die Vorstellung vertreten, der Nationalsozialismus sei aus sich heraus quasi weder lebens- noch entwicklungsfähig gewesen, außer in Form ei­ner Ausstülpung höherer Mächte, die ihn unterstützten, förderten und seine Pläne und Strukturen schufen.

Diese Ansicht ist ganz klar dem Denkmuster von Verschwörungstheorien ent­lehnt. Die Vorstellung, dass die wahrnehmbare Geschichte nur der Abglanz ei­ner von elitären Geheimzirkeln gestrickten „Geheimgeschichte“ sei, findet sich in allen Verschwörungstheorien, mal mehr, mal weniger deutlich. Hier sind es die Freimaurer, da die Kommunisten, die Rosenkreuzer, die Juden, der internationale Terrorismus, die Hochfinanz … ganz gleich, überall wird ziemlich deutlich, dass wir nur die Oberfläche dessen zu sehen bekommen, was „wirklich“ da ist.

Vielleicht ist es deshalb kein Zufall, dass nach „Unternehmen Proteus“ keines der zahlreichen Bücher von James P. Hogan mehr ins Deutsche übersetzt wor­den ist. Seine Ansichten sind dann doch gar zu durchsichtig geworden und für den deutschen Markt vermutlich untragbar.

Sieht man allerdings davon ab und beschränkt sich mit vorsichtiger Kenntnis des Hintergrunds allein auf diesen Roman, so ist zu konstatieren, dass es sich jen­seits des Verschwörungshintergrunds um eine solide zeitgeschichtlich basierte Arbeit handelt, die historische Persönlichkeiten durchaus glaubwürdig und manchmal sehr amüsant mit fiktiven Personen in Relation und Interaktion setzt. Man mag also zu Hogan als Mensch und Schriftsteller und seinen bedenklichen Ansichten stehen, wie man mag, ich bin der Auffassung, dieser Roman hat es dennoch verdient, aus dem Dunkel der Vergessenheit gehoben zu werden. Er lohnt durchaus eine Neuentdeckung.

© 2009 by Uwe Lammers

Ja, Hogan mag menschlich und von seinen politisch-historischen Überzeugun­gen fragwürdig und schwierig sein. Wer das jedoch im Hinterkopf behält und stets kritisch reflektiert, findet hier meiner Überzeugung nach immer noch ei­nen sehr soliden, bemerkenswerten Stoff vor.

Gilt das auch für das Buchpaket (!) der kommenden Woche? Das ist schwieriger zu sagen, wie immer, wenn wir über erotische Literatur zu urteilen haben. Ich fand die Bücher, mit äußerst passenden Covern versehen, schon vor geraumer Zeit und las sie mit Interesse. Und in der nächsten Woche erzähle ich euch Nä­heres.

Bleibt neugierig, Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

das Leben ist nicht fair, singt auch schon ein Herbert Grönemeyer, und leider muss ich gestehen: recht hat er. Zumal dann, wenn der Tod ungefragt und in der Regel ziemlich überrumpelnd in die Lebenssphäre einbricht und lieb gewonne­ne Mitmenschen brüsk aus unserer Welt entfernt, dann haben wir das Gefühl, dass das Leben mit gezinkten Karten spielt. So erging es mir im Dezember 2013, über den ich heute unter anderem berichten möchte.

Ihr erinnert euch, dass ich im Blogartikel 342 vor vier Wochen andeutete, dass der Winter 2013/14 einen massiven Einbruch in meine kreative Sphäre bedeu­tete. Korrekterweise hätte ich sagen müssen, dass diese Veränderung mein gan­zes Leben grundlegend veränderte. Es kam nicht gänzlich überraschend, gott­lob, aber wie schnell das dann ging, hat uns doch alle überrumpelt. Mit „alle“ meine ich alle Angehörigen meiner Familie.

Mein Vater (Jahrgang 1939) war schon ziemlich lange gesundheitlich nicht mehr völlig auf der Höhe. Aber wiewohl er mit Übergewicht, Weichteilrheumatismus, gelegentlich Schuppenflechte, allmählich zunehmender Demenz und anderen Problemen zu kämpfen hatte, nahmen wir doch zuversichtlich an, dass er uns durchaus noch eine Weile erhalten bleiben würde … man hofft so etwas ja im­mer, dass die lieben Anvertrauten und Verwandten durch irgendeine obskure Laune des Schicksals (und ohne Zellaktivator!) unsterblich wären. Und wir wer­den immer enttäuscht.

Nun, so war es auch bei meinem Herrn Vater – und immer, wenn gesundheitli­che Turbulenzen mein Leben durcheinander wirbeln, hat das notwendig Aus­wirkungen auf meinen kreativen Output. Manchmal kompensiere ich das zwar durch einen Schaffensschwall, aber sehr viel häufiger führt so etwas dazu, dass meine Schreibfreudigkeit massiv gedrosselt wird. Man sieht das hier schon an den schieren Zahlen: Im November 2013 kam ich gerade mal auf 19 fertige Werke, im Dezember waren es nur noch 15. Ihr erinnert euch sicherlich: im Au­gust und September lag ich noch auf jeweils mehr als 30 fertig gestellten Wer­ken.

Der sich verschlechternde Gesundheitszustand meines Herrn Vater wirkte sich also deutlich auf meine Kreativität aus. Das wäre sicherlich noch sehr viel dras­tischer ausgefallen, wenn ich nicht eine Zugfahrt von daheim entfernt gewohnt hätte und nur alle paar Wochen an einem Wochenende mal zu Besuch in Gif­horn weilte.

Was konnte ich also in diesen verdüsterten Monaten schreiben? Das war nicht wirklich viel. Blogartikel, ja. Es gelang mir im November, mit „Am Rand der Be­benzone“ das 8. TI-E-Book zu vollenden. Außerdem kam es zu den üblichen Verdächtigen: kommentierte Abschriften von Episoden des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“, Abschriften von analogen Episoden des KON­FLIKTS 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“, Gedichtneuformatierungen sowie Weiterarbeit an Episoden aus KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ und 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“. Ebenso versuchte ich mein Glück bei der kommentierten Abschrift von Episoden des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TO­TAMS Dämonen und Schergen“, kam da aber nicht wirklich auf einen grünen Zweig.

Nein, der November war eher ein trüber Monat, betrachtet man ihn durch den Fokus der „Annalen“.

Der Dezember war dann Finsternis pur.

Am 3. Dezember starb nach einer erneuten Operation – er war schon mit Stents wegen seines Herzens versorgt worden, erlitt dann aber nach anfänglicher Ge­nesung im November daheim einen Zusammenbruch und kam von neuem ins Krankenhaus. Und am 3. Dezember erlosch sein Leben unwiderruflich. Ich habe dazu einiges noch am Todestag in meinem Blogartikel 57 „Ein feiner Faden un­nennbarer Substanz…“ geschrieben, den ich Interessierten zur vertiefenden Lektüre gern anempfehle. Dann wisst ihr, wie ich mich damals fühlte.

Ich meine … natürlich habe ich zum Tod prinzipiell eine positive, offene Einstel­lung und weiß, dass er Teil der Lebenssphäre ist. Was lebt, stirbt unweigerlich. Und ich bin zudem fest davon überzeugt, dass der Tod eben nicht jenes finstere, alles auslöschende Loch im Universum ist, das jeden Sinn nihiliert. Die Zurück­gebliebenen in ihrem Seelenschmerz des Verlustes, der nur im Laufe der Jahre langsam blasser wird, ohne jemals vollständig zu schwinden, die Zurückgeblie­benen empfinden das zumeist so. Das kann ich vollkommen verstehen und lei­de mit ihnen (in diesem Fall gehörte ich ja selbst dazu).

Doch das ist gewissermaßen die rationale Seite des Geschehens. Die emotiona­le Sphäre ist sehr viel heftiger, aufgewühlter und unkontrollierbarer. Sich auf dieser Ebene mit dem Verlust anzufreunden, das ist erheblich schwieriger, und das warf mich dann doch ziemlich gründlich aus der Bahn.

Zwar gelang es mir – kurz vor dem Tod meines Vaters, nämlich am 1. Dezember – noch, das TI-E-Book 9 „Ins Innere der Maschine“ zu vollenden, doch danach kam ich quasi gar nicht mehr hoch und schrieb fast ausschließlich Blogartikel. Von den fünfzehn Werken im Dezember waren das immerhin zehn. Ansonsten kam ich nur noch zu Rezensionen.

Das bedeutet, aus dem Jetzt heraus betrachtet, Folgendes: Ich vergrub mich ge­radezu in der Lektüre und verschwand auf diese Weise im Monat Dezember fast vollständig aus der realen Welt, die zu so einer finsteren Sphäre geworden war. Verständlich, dass ich auch kaum in Laune für Weihnachtspost war oder mich Weihnachten oder Silvester sonderlich optimistisch geben konnte.1

Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass ich nicht versuchte, mich krea­tiv abzulenken. Ich arbeitete schon an zahlreichen Geschichten, ich kam halt nur nirgendwo sonderlich weit. Was ich unter anderem aufs Korn nahm, waren folgende Werke:

Der Sphäroid – OSM-Story

Mariann, die Skelettfrau – OSM-Fragment

Anmerkung: Dies ist ein ähnlicher Fall wie jüngst bei „Horrorsturm“. Ebenfalls ein handschriftliches Fragment, das strukturell KONFLIKT 18 zuzuordnen wäre, aber nicht so ganz in den Handlungsstrom hineinpasst. Die Handlungsperson, Mariann Drayer, die ihre Gestalt wandeln kann und mal als normale und sehr erotische Frau, dann wieder als grässliches Skelett in Erscheinung tritt, taucht auch in KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ auf. Al­lerdings war mir, als sie auf dem „Radar“ erschien, durchaus unklar, was sie ei­gentlich ist.

Nun, da bin ich inzwischen deutlich besser informiert. Und da das so ist, wurde dieses Fragment Makulatur, weil das darin Beschriebene mit dem, was letztlich aus Mariann Drayer wurde, so gar nicht harmonierte. Ich halte Letzteres aber für sinnvoller. Ich meine – wer kann schon was gegen eine DÄMONENWAFFE VON TOTAM sagen …?

Das Los der Lady Renata – Archipel-Story

Auf Space – OSM-Story

Der Veteran – OSM-Story

Rhondas Weg – Archipel-Roman (Umformatierung)

Falsche Voraussetzungen – Archipel-Story

Enklave Xissorah-44 – OSM-Story

Das Akademie-Problem – OSM-Hintergrundtext

Anmerkung: Das hier ist etwas, das man nicht verstehen muss, und es ist ei­gentlich so „hoch“, dass ich selbst es bislang nur teilweise verstanden habe. Das ist mit Metastrukturen im OSM häufig so: Ich WEISS, dass ich manche Dinge und Handlungen so und so darstellen muss, aber zumeist weiß ich nicht, WES­HALB. Das bekomme ich manchmal erst mit Jahren Verspätung heraus. So dürf­te es sich auch mit der AKADEMIE verhalten.

Damit ist nicht primär eine Lehranstalt gemeint. Der Hintergrundtext themati­siert ein dramatisches Problem in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schatten­fürst“ und versucht, eine Grundlage für den geheimen Krieg in diesem Univer­sum zu legen. Eine AKADEMIE ist im Grunde genommen eine Art von Machtba­sis von unvergleichlicher Stärke. Sie sind üblicherweise weit jenseits von KON­FLIKT 25 angesiedelt. Aber eines Tages gelingt es eine Fraktion entarteter GRALSJÄGER, eine ganze AKADEMIE über Milliarden Jahre in die Vergangenheit zu entführen, in den untergegangenen KONFLIKT 22. Und dort etablieren diese Wesen einen Machtpol, der skrupellos ganze Galaxien zersprengt und Imperien einreißt.

Aber dummerweise haben sie zeitreisende Verfolger – die TUURINGER. Und so entwickelt sich ein Zeitkrieg, gegen den das, was Simon Hawke in seinen „Time Wars“-Geschichten niederschrieb, ein Spaziergang war.

Aber ihr merkt hieran schon, wie komplex der Hintergrund ist. Deshalb ist der KONFLIKT 22 derzeit auch erstarrt und komplett unzugänglich. Ich möchte mich hier nicht in Widersprüchen verheddern wegen der ganzen wirren Zeitlinien. Aber ihr habt ja gegenwärtig sowieso genug zu tun mit den KONFLIKTEN 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ und 13 „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, nicht wahr …?

Brigitta – Archipel-Story

Wie ihr seht … ich war durchaus versucht, umtriebig zu sein, aber es haute ein­fach alles nicht hin, ich sah mich gänzlich außerstande, irgendwie konzentriert arbeiten zu können.

So kam ich in diesem Jahr 2013 also insgesamt auf beeindruckende 350 abge­schlossene Werke (mehrheitlich Blogartikel und kommentierte OSM-Episoden­abschriften), aber sehr motiviert oder optimistisch sah ich nicht ins Jahr 2014 hinaus.

Es würde ein erstes Jahr ohne meinen Vater sein, was unweigerlich bedeutete: ein schweres Jahr, weil ich ihn sehr gern gehabt hatte und er mir jetzt schon verdammt fehlte. Wenigstens, dachte ich mir ein wenig erleichternd, wenigs­tens hatten wir ja noch unsere liebe Mutter. Sie war zwar ebenfalls schon schwer krank und nahezu völlig immobil, aber sie war noch da. Und wir waren zugegen, um sie nach besten Kräften von der notwendig herannahenden De­pression abzulenken. Denn für sie war Johannes´ Tod natürlich der schwerste Verlust nach all den Jahrzehnten der Ehe.

So endete das Jahr 2013 also ziemlich finster, und eine neue Zeit brach für un­sere Familie an. Das Jahr 2014. Ich erzähle demnächst mehr darüber, wie sich das dann für mich gestaltete.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ihr könnt euch dazu ja mal spaßeshalber den Silvesterblog 2013 anschauen, der ist auch nicht eitel Sonnen­schein …

Rezensions-Blog 238: Unterdruck

Posted Oktober 15th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es tut immer ein bisschen weh, finde ich, wenn man spürt, dass Autoren, die man eigentlich sehr gerne mag, mehr und mehr die Puste ausgeht und ihre Stoffe fadenscheinig werden wie zu oft getragenes Tuch. Als versierter Kenner der Vorgängerromane durchblickt man – in diesem speziellen Fall – die Struktur des Plots, enttarnt die Bösewichter, als ob man like Superman über einen Rönt­genblick verfügte… mit der wenig erheiternden Konsequenz, dass man zuneh­mend genervt oder gelangweilt wird bei der Lektüre.

Romane, die entweder auf Tempo geschrieben worden sind (wie dieser hier ganz unübersehbar) oder solche, die sich mit einem viel zu geringen Personal durch die Romangeschichte bewegen, demonstrieren in der Regel, dass es die Autoren wahlweise nicht unbedingt nötig hatten, intelligenter zu schreiben oder, und das ist fataler, es gar nicht drauf hatten.

Nun, letzteres kann man von Clive Cussler und seinem Sohnemann eher nicht behaupten. Dass der Senior indes in die Jahre gekommen ist und Sohn Dirk ihm nur bedingt das Wasser zu reichen imstande ist, wird am vorliegenden Werk überdeutlich. Auch der Verlag hat sich hier nicht eben mit Ruhm bekleckert, möchte ich dazu ergänzend anmerken.

Ja, man kann den Roman lesen. Ja, als notorischer Fan ist man dazu vielleicht sogar genötigt. Aber ich wage die Mutmaßung, dass selbst Hardcore-Cussler-Fans sich nach Lektüre vielleicht genieren, dieses Buch sichtbar ins Regal zu stel­len. Es ist einfach viel zu mittelmäßig.

Warum? Ach, schaut am besten einfach selbst:

Unterdruck

(OT: Poseidon’s Arrow)

Von Clive Cussler & Dirk Cussler

Blanvalet 38418

512 Seiten, TB

ISBN 978-3-38418-1

Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak

Fangen wir mit einer freundlichen Warnung an – wer mit der hohen Erwartung an diesen Roman herangeht, einen qualitativ ebenso soliden Stoff vorzufinden wie im Vorgänger „Wüstenfeuer“, der muss wohl unvermeidlich enttäuscht werden. Das hat nicht sonderlich viel damit zu tun, dass das Titelbild mal wie­der so gar nicht zum Thema passt. Es GEHT zwar um ein Unterseeboot revolutionärer Struktur, aber dass es von einem Torpedo beschossen wird, kommt im gesamten Buch nicht vor. Doch das ist das kleinste Problem. Dröseln wir die Ge­schichte mal gescheit auf.

Im Oktober des Jahres 1943 ist das italienische Lasten-U-Boot „Barbarigo“ im Indischen Ozean auf der Heimfahrt. Es hat in Fernost für die Achsenmächte wichtige Fracht übernommen. Doch bedauerlicherweise kommt es nie am Ziel an, wiewohl es eine Flugzeugattacke durchaus übersteht. Es verschwindet spur­los… wenigstens hat es diesen Anschein.

Im Juni 2014 – also gemäß der amerikanischen Erstausgabe, die 2012 in den Handel kam, auf bewährte Weise gut zwei Jahre in der Zukunft – wird in der Mojave-Wüste in Kalifornien ein Sabotageanschlag von zwei südamerikanisch wirkenden Attentätern durchgeführt, der dazu führt, dass der gesamte Betrieb ausfällt.

Wenig später besucht der US-Präsident ein Marineunternehmen in Groton und wird hier in ein revolutionäres neues Projekt eingeweiht, das parallel zum Bau eines neuen U-Bootes finanziert wurde. Es handelt sich um das Projekt „Sea Ar­row“ (womit der Bezug zum englischen Romantitel hergestellt wurde). Dieses Produkt des seiner Zeit weit voraus denkenden Wissenschaftlers Dr. Joseph Eberson arbeitet mit einem speziellen Antrieb, der es dem Fahrzeug ermögli­chen wird, dreistellige Knotenzahlen unter Wasser zu erreichen. Doch ehe das Projekt abgeschlossen werden kann, findet Dr. Eberson auf geheimnisvolle Wei­se vor der Küste Kaliforniens den Tod. Das Boot, auf dem er sich befindet, sinkt auf den Meeresgrund.

Derweil macht Dirk Pitt, der Direktor der NUMA, mit seiner Frau Loren Urlaub an der Küste von Chile – und hier wird er zunächst Zeuge und dann beinahe Op­fer eines offensichtlich wahnsinnig gewordenen Frachterkommandanten, des­sen Schiff fast ein vollbesetztes Kreuzfahrtschiff rammt. Pitt kann in allerletzter Minute das Schlimmste abwenden. Und stößt auf ein Rätsel: Das Schiff ist voll­kommen verlassen… zu zwei Dritteln sind die Frachträume leer, teilweise gibt es aber noch seltsames Erz darin. Und einen grässlich verkohlt wirkenden Toten, für den es keine Erklärung gibt.

Eines der zahllosen Rätsel der Weltmeere, mutmaßt er und denkt sich vorder­gründig nichts weiter. Das ist nun ein Fall für die Versicherungen, und der gröbs­te Schaden konnte schließlich abgewendet werden. Pitt ahnt nicht, dass er auf eine verheerende Spur gestoßen ist, die ihn und zahllose andere Personen in akute Lebensgefahr bringen wird.

Wieder zurück in den Staaten wird er von seinem vormaligen Chef, Admiral James Sandecker, inzwischen Vizepräsident der Vereinigten Staaten, dazu be­wegt, das Boot des verschollenen Dr. Eberson zu heben. Seine beiden Gefährten wurden tot an die mexikanische Küste angespült. Dirk Pitt nimmt an, dies sei gewissermaßen eine Routinegeschichte und recht schnell abzuschließen. Die NUMA ist als ausführendes Organ gewählt worden, weil so schnell kein geschei­tes Tauchgerät in die Wassertiefe vorstoßen kann, in der das Wrack liegt, und weil die NUMA Erfahrung mit derlei Bergeunternehmen hat. Von der US-Regie­rung wird ihnen außerdem die schöne und findige Ermittlerin Ann Bennett zur Seite gestellt. Dummerweise ist Pitt nicht in alle Details der Geschichte einge­weiht worden, und das durchaus mit voller Absicht. Folgerichtig kommt es zu Komplikationen.

Tatsächlich finden sie das Wrack relativ schnell und neben dem Toten – und grässlich verbrannten Dr. Eberson (!) – auch das, was noch an Bord war, nämlich ein länglicher Kasten. Der wird ihnen jedoch buchstäblich unter den Augen weggestohlen, und Ann Bennett geht ihnen bei dieser Gelegenheit ebenfalls verloren.

Dirk Pitt und sein Kompagnon, Albert Giordino, machen sich umgehend an die Verfolgung, die sie mitten ins Chaos von Mexiko führt, Verkehrspolizisten gegen sie aufbringt und schließlich zu einem blutigen Finale in einer Stierkampfarena leitet.

Doch auch danach ist ihnen durchweg unklar, was hier eigentlich vorgeht… nur soviel schimmert immer stärker durch: Eberson hat eine revolutionäre Erfin­dung gemacht, und er wurde umgebracht, wobei die Erfindung gestohlen wer­den sollte. Das hat nicht ganz funktioniert. Die Jagd nach Ebersons Erkenntnis­sen geht weiter und fordert weitere Menschenleben.

Aber wer steckt hinter all diesen Geschehnissen, was ist letztlich das Ziel all die­ser kriminellen Energien? Und was hat es mit dem Erzbrocken auf sich, den Pitt auf dem Frachter vor Valparaiso an sich genommen hat? All diese Dinge hängen eng miteinander zusammen, ebenso ein Saboteur namens Pablo, der ungerührt über Leichen geht (und den ganzen Roman hindurch keinen Nachnamen be­kommt!). Und dann sind da noch dieser arglistige Industrielle namens Edward Bolcke und sein raffinierter Plan, die Weltwirtschaft in ein unglaubliches Chaos zu stürzen – ein Plan, der gelingen könnte… ja, wenn es da nicht einen wüten­den Dirk Pitt gäbe… und außerdem nicht minder wütende Chinesen…

Wieder einmal haben Clive Cussler und sein Sohn Dirk einen Roman zusammen geschrieben. Diesmal scheint es allerdings definitiv so gewesen zu sein, dass Daddy weniger daran Anteil hatte als der Sohnemann, und der hat, was eine großräumige Hintergrundidee des Werkes angeht, noch eine Menge dazulernen zu müssen. Zwar liest sich das Buch durchaus rasant, das ist unübersehbar und treibt die Lektüre bisweilen 100 Seiten am Tag voran. Die Kürze des Roman­skripts und die mehr als 80 (!) Kapitel hingegen signalisieren unübersehbar, dass die Geschichte primär auf Tempo geschrieben wurde, auch zahlreiche „be­kannte“ Situationen im Roman, die man aus anderen Werken Cusslers kennt, deuten darauf hin. Was aber etwa den Isaac Bell-Romanen von Justin Scott zum unbestreitbaren Vorteil gereicht und auch bei den frühen OREGON-Abenteuern atemberaubende Spannung induzierte, führt an dieser Stelle dann nur dazu, dass man gar zu sehr als Leser meint, man sei in einer modernisierten Form von „Doc Savage“ gelandet, die mit ein wenig „Indiana Jones“ und „James Bond“ gekreuzt wurde. Action first, scheint die Hauptdevise gewesen zu sein.

Will heißen: es wird entführt, gejagt, entführt, gejagt, geflohen und eingefan­gen… und dabei geht der eigentliche Handlungsfaden ziemlich rasch vor die Hunde. Die „Barbarigo“-Geschichte ist, im Gegensatz zu den historischen Hand­lungslinien früherer Cussler-Romane, erkennbar nur ein wenig zeitgenössischer Zierrat und trägt zur eigentlichen Geschichte nichts bei. Die Illustrationen sind eher bescheiden ausgeführt, vom unpassenden Cover sprach ich schon. Der „Villain“ des Romans hat ein eher handliches Westentaschenformat, und der finstere Pablo besitzt im Grunde genommen gar keine Persönlichkeit. Selbst der gemeine Verräter, der letzten Endes (wenig überraschend) enttarnt wird und dem Leser schon lange vorher als quasi einzig Verdächtiger klar ist, hat keine Größe.

Es bleibt darum, bei aller Rasanz der Handlung, doch nach der Lektüre ein scha­ler Nachgeschmack zurück. Man hat das dumpfe und unbefriedigende Gefühl, dass dieses Buch eine Auftragsarbeit war, zu der die Verfasser gedrängt wurden. Sie haben es spürbar nicht mit Leidenschaft für die Sache geschrieben. Und das ist wirklich bedauerlich.

Ein wenig davon bildet sich sogar noch im deutschen Titel ab: Es war dem Ver­lag offenbar ebenfalls nicht möglich, a) ein gescheites Titelbild zu finden (das wäre allerdings sehr schwer geworden, muss ich nach Lektüre gestehen), als auch b) einen passenden Titel zu erdenken. „Unterdruck“ ist jedenfalls so ziem­lich der unmotivierteste und unpassendste Titel für einen Cussler-Roman, den ich je gesehen habe. Mehr als Durchschnitt ist dieses Buch jedenfalls nicht und im Grunde nur für eingefleischte Fans zu empfehlen. Sehr bedauerlich. Hoffen wir darauf, dass der nächste Roman aus der Familienschreibwerkstatt deutlich besser ausfällt.

© 2017 by Uwe Lammers

Hm, 500 Seiten for nothing? Nein, ganz so arg würde ich das nicht sagen wollen. Es ist aber leider nicht sehr weit davon entfernt. Ganz anders, das verspreche ich euch, ist es mit dem Klassiker der Science Fiction, den ich euch kommende Woche präsentieren werde. Der lohnt sich wirklich!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 345: Close Up: Der OSM im Detail, Teil 10

Posted Oktober 12th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

da es heute richtig in die Vollen geht, was die Entscheidungsereignisse in KON­FLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ angeht, und wir mit den Prot­agonisten geradewegs am Eintritt in das Zeituniversum stehen, das die zweite Serienhälfte der Handlung überwölbt, starte ich gleich mal mit einer kurzen Rü­ckblende, um dann mit der Schilderung der FdC-Geschehnisse der Bände 46-50 fortzufahren, die ich im Herbst 1984 verfasste.

Rückblick: Oki Stanwer soll Feldherr der Cranyaa sein, aber bislang hat er nicht mal das Ufer der Sterneninsel Hun’arc erreicht, sondern ist noch in der Schock­zone gefangen, wo er mit der STELE DER EWIGKEIT auf dem Kristallplaneten ANTI-TOTAM festsitzt. Als die dimensionale Barriere durchlässig wird und die Kämpfer des Guten in die vom Volk der Waaklors geschaffene dimensionale To­deszone hineingleiten, eskalieren die Geschehnisse auf dramatische Weise.

TOTAM hingegen hat mit seinen Vasallen in Hun’arc längst Fuß gefasst. Wäh­rend das Hilfsvolk-Reich der Dämonenwaffe Rookax im Herzen der Galaxis na­hezu vollständig durch die Lichtfestung OREOC und Klivies Kleines ausgeschaltet werden konnte – ehe OREOC schwer beschädigt in die Flucht geschlagen und Kleines durch das Gigant-Syndrom auf Runix ausgeschaltet wurde, arbeitet die Macht des Bösen daran, dem verzweifelt um sein Überleben ringenden Reich der Insektoiden den finalen Schlag zu versetzen. Glücklicherweise sind wenigs­tens der Matrixkoordinator WÄCHTER und sein Gefährte, der Ritter vom Gold­kristall Yorrok, sowie die Tekras zugegen, die den Cranyaa in bescheidenem Maße helfen.

Doch die Zeiten werden harscher, die Herausforderungen dramatischer …

Episode 46: Asyl der Calnarer

(13. Oktober 1984, digitalisiert 2017)

Gegen Anfang des Jahres 701 Cranyaa-Zeitrechnung. Während der WÄCHTER und Königin Sini-Ag sowie handverlesene Cranyaa und Tekras daran gehen, not­dürftig die Ordnung auf der Zentralwelt Wislyon wieder aufzubauen, die durch die Tsoffags fast entvölkert wurde (vgl. dazu die Bde. 2-14 der Serie), schickt der WÄCHTER Yorrok mit einer kleinen Cranyaa-Spähmission ins ehemalige Reich der Dämonenwaffe Rookax. Yorrok erleidet auf Senaax, der Hauptwelt der Soogrer, Schiffbruch und wird verwundet. Sein Glück ist es, dass er mit der Soogrerin Loree zusammentrifft, die ihm Erste Hilfe angedeihen lässt. Loree ist auch insofern hilfreich, als sie Kenntnis von einem Portal hat, das zu einer noch von der Dämonenwaffe Rookax angelegten Fluchtburg führt – zum so genannten „Asyl der Calnarer“.

Bei einem Erkundungsvorstoß durch den Transmitter muss er mit Entsetzen ent­decken, dass TOTAM das Asyl längst gefunden und die nach Zehntausenden von Köpfen zählende Besatzung zu Untoten gemacht hat. In letzter Minute gelingt Yorrok schwer verwundet die Flucht.

Episode 47: Unterwegs in tödlichem Auftrag

(15. Oktober 1984, digitalisiert 2017)

Blende ins Innere der Todeszone der Waaklors: Hierhin hat es inzwischen Oki Stanwer und seine Getreuen auf der STELE DER EWIGKEIT sowie den Kristallpla­neten ANTI-TOTAM verschlagen, der nach wie vor von den geisterhaften Gerla­kos besetzt wird. Nun tauchen hier ebenfalls der Transmittermond der Plegg’re mit Glusem und UCHULON sowie Ureg-Ni und durch das Schwarze Loch Toltev die schwer beschädigte Lichtfestung OREOC auf. Letztere wird vom Dämon Wir­ro und einer gigantischen Flotte verfolgt, die noch die Dämonenwaffe Rookax für den Kampf gegen die Cranyaa schuf. Jetzt verfolgen die hier an Bord befind­lichen Calnarer und Synox unter Wirros Einfluss die Lichtfestung… und werden, als sie das Black Hole durchquert haben, von den Raumstreitkräften der Waaklors massiv dezimiert.

Das ist natürlich eine fatale Fehleinschätzung: Die Waaklors, inzwischen vom Dämon Carthusuum von TOTAM auf die negative Seite gezogen, nehmen an, die Flotte stünde unter dem Kommando Oki Stanwers, der angeblich mit den Todfeinden der Waaklors, den Plegg’re, zusammenarbeitet und den Untergang der Waaklor-Rasse anstrebt.

Die Fehleinschätzung ermöglicht OREOC die Flucht nach ANTI-TOTAM, wo es zu einem umfassenden Treffen der Helfer des Lichts mit Oki Stanwer kommt… und dann ist da noch der aus dem Nichts auftauchende siebte Helfer des Lichts, ein Wesen namens Doppelporter, das eine 1:1-Kopie von Oki Stanwer ist!

In diesem ganzen Wiedersehenschaos und der Organisation des Widerstandes gegen die Waaklors, die sicherlich nicht mehr viel Zeit brauchen werden, um die Lichtkräfte anzugreifen, entschließt sich der uralte DIGANT Timor-Dol, mit sei­nen NEGATIVEN in einen unautorisierten Einsatz zu gehen, mit dem er Oki Stan­wer dringend benötigte Zeit verschafft. Die NEGATIVEN und ihr Anführer wer­den bei diesem Einsatz getötet.

Episode 48: Invasion der Cranyaa

(4. November 1984, digitalisiert 2018)

Blende ins Reich der Cranyaa: Yorrok erholt sich von den Verletzungen, die er auf Senaax erlitten hat. Die Soogrerin Loree wird derweil vom WÄCHTER und den Cranyaa nach den Verhältnissen im einstigen Reich des Rookax ausgefragt. Als dem WÄCHTER klar wird, dass die Dämonenwaffe keine Gefahr mehr dar­stellt, macht er sich zunehmend Sorgen darum, dass die von Klivies Kleines ein­gesetzten Lichtroboter (siehe dazu die Bde. 18-25 der Serie) vom Feind instru­mentalisiert werden könnten.

Diese Gefahr besteht besonders durch die kristallinen Synox. Denn nachdem die Lichtroboter die Rookax-Stelen zerstörten, deaktivierten sie sich zu kristallinen Kernen, die möglicherweise von den Synox reprogrammiert werden können. Da diese Waffen quasi unaufhaltbar sind, müssen sie aus dem Verkehr gezogen werden. Der WÄCHTER initiiert also die Invasion der Cranyaa auf dem Planeten Crymon, um die Gefahr auszuschalten.

Er ahnt nicht, dass sein Plan in dreierlei Weise unterlaufen wird. Zum einen be­kommt der Troohn Tronlekk davon Wind, TOTAMS Statthalter auf der geheimen Nachschubbasis Ghoyyol, die TOTAM inzwischen in Hun’arc angelegt hat. Er or­ganisiert eine Falle rings um Crymon, um die vereinigten Kräfte der Cranyaa und Tekras auszulöschen.

Zweitens macht sich eine oppositionelle Gruppe von Renegaten-Cranyaa be­merkbar, die dem geheimnisvollen „Kaiser von Kareton“ huldigen und die Regie­rung stürzen wollen. Und als wenn das noch nicht genügen würde, existiert im­mer noch der Komplott-Clan auf Crymon, der die umfassende Macht ergreifen will … gern auch mit Hilfe der erbeuteten deaktivierten Lichtroboter!

Episode 49: Aktion Lichtroboter

(4. November 1984, digitalisiert 2018)

Nachdem die Cranyaa-Streitmacht im System des Synox-Hauptplaneten Crymon in einen Hinterhalt TOTAMS geraten und dezimiert worden ist, entschließt sich der WÄCHTER, unbeirrt an seinem Plan festzuhalten. Er liquidiert einen Spion des Kaisers von Kareton in seinem eigenen Kommandoschiff und entschließt sich dann, während die Flotte noch gegen die attackierenden Schwarzen Schiffe und anderen Einheiten TOTAMS unter Tronlekks Kommando kämpfen, selbst nach Crymon zu transmittieren und die Lichtroboter im Alleingang zu bergen.

Der WÄCHTER kommt allerdings zu spät – der Komplott-Clan hat die Massen­vernichtungswaffen bereits gestartet, und das Wesen TOTAM ist zudem zuge­gen und verseucht die Ökosphäre Crymons paramental derart, dass die Synox wahnsinnig werden und sich gegenseitig ermorden.

Doch dann überrascht das Schicksal die Verbündeten des Lichts: die Lichtrobo­ter attackieren TOTAMS Streitmacht und schlagen sie in die Flucht. Der intrigan­te Komplott-Clan hatte die Feindprogrammierung abgeschlossen, ehe die Cranyaa auftauchten… und so wurden ausschließlich TOTAMS Einheiten als Feindschiffe programmiert. Nach deren Zerstörung bzw. Flucht deaktivieren sich die Lichtroboter und können von den Cranyaa geborgen werden.

Dennoch bleibt ein sehr schaler Nachgeschmack: ein weiteres, wenn auch ge­fährliches Volk ist vollständig ausgelöscht, und Tausende von Cranyaa und Te­kras sind gefallen. Das Vertrauen in den WÄCHTER ist nun massiv erschüttert, das soll noch verheerende Konsequenzen zeitigen.

Episode 50: ZEITTRANSIT

(6. November 1984, digitalisiert 2018)

Blende in die Todeszone der Waaklors: Die letzten Stunden der Todeszone bre­chen an. Seit Schaffung der außerhalb gelegenen Schockzone und dem Entste­hen dimensionaler Risse ins Normalraumkontinuum ist klar, dass ein unkontrol­lierbarer Rücksturz in einen zutiefst lebensfeindlichen Kosmos bevorsteht.

Entropische Phänomene dringen in die Todeszone ein, Beben zerrütten die Zen­tralwelten der Waaklors, und das Chaos eskaliert immer mehr. Als Oki Stanwer versucht, mithilfe des Traumsarges Kontakt mit den Waaklors oder vielleicht auch den nebulösen Gerlakos, den Besetzern von ANTI-TOTAM zu bekommen, um ihnen die wahren Sachverhalte zu erläutern, da löst sich Oki Stanwer plötz­lich spurlos auf und ist verschwunden.

Er materialisiert anderswo wieder und sieht sich Auge in Auge mit den zwei Dämonen von TOTAM wieder, die in der Todeszone agieren – Wirro und Carthusuum. Beide sind von den Ereignissen ähnlich überrascht wie er, gleichwohl kommt es zu einem ungleichen Duell, bei dem beide Dämonen sterben.

Anschließend lassen sich von der STELE Oki Stanwers Mentalsignale wieder or­ten, und buchstäblich in letzter Minute kann er von der Waaklor-Zentralwelt Rolaan evakuiert werden, ehe der Planet unter den dimensionalen Einflüssen kollabiert.

Das ist nur langfristig nicht hilfreich, denn ein dimensionaler Sog, den TOTAM selbst initiiert hat, reißt ANTI-TOTAM, die Stele, OREOC und den Transmitter­mond sowie die zerborstenen Reste der Welten der Waaklors mit sich in einen Dimensionsschlauch, an dessen Ende ein Reich ohne Wiederkehr wartet: das Zeituniversum...

Soweit die dramatischen Geschehnisse der Bände 46-50 der FdC-Serie. In der kommenden Folge der „Close Ups“ kehren wir ins Reich der Cranyaa zurück und widmen uns der dortigen Innenpolitik, die von der Terrororganisation Komman­do Erste Stunde und den Agenten des Kaisers von Kareton dominiert wird.

Nächste Woche geht es hier wieder um meine Kreativbiografie im finsteren Winter 2013/14.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 237: Die Tugenden der Kurtisanen

Posted Oktober 9th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie in der vergangenen Woche versprochen – heute mache ich mal wieder mehr Worte als neulich. Und das bei einem Buch, das ich im gleichen Jahr las… indes, ihr werdet es spüren, es hat deutlich mehr Diskussionspotenzial als die kurzweiligen Comicabenteuer eines Dimensionsdetektivs. Und ja, natürlich hat das Buch auch deutlich mehr Seiten, aber das ist nicht wirklich entscheidend.

Zentral ist stets die inhaltliche Qualität, der Fokus der Aufmerksamkeit und die schillernde Vielgestaltigkeit dessen, was ich gelesen habe. Das muss nicht unbe­dingt sehr lang sein, um gehaltvoll zu sein (ist es aber meistens – ich bin eben nicht die Form von Leser, die kurzen philosophischen Texten seitenlange Ausle­gungsexkurse angedeihen lässt, sondern versuche schon, mich über vergleichs­weise leicht lesbare Bücher auszutauschen. Sollte jemand etwas anderes hier suchen, würde ich vorschlagen, er oder sie sucht sich einen philosophischen Blog, den es gewiss auch irgendwo in den Weiten des World Wide Web gibt).

Mit dem vorliegenden Buch durcheilen wir die Jahrhunderte und, genau ge­nommen, sogar die Jahrtausende. Die Kulturhistorikerin Susan Griffin durch­leuchtet das Phänomen und das Wesen der Kurtisanenkultur auf kulturwissen­schaftlicher, aber ausgesprochen kurzweiliger Basis und rüttelt so auf schöne Weise an vielleicht bestehenden Vorurteilen. Dass das Marketing ihr die Sache dann so schwermachte (wie ich unten andeute), ist nicht ihr anzulasten.

Entscheidend war, fand ich damals und finde es heute immer noch, dass dieses Buch mein Interesse erweckte und ich es bald nach Erwerb neugierig und mit Gewinn durchschmökerte. Und ja, ich leugne nicht, dass es mich in einer kreati­ven Phase meines eigenen schriftstellerischen Schaffens traf, als ich derlei Rat­schlag durchaus brauchte. Es sei nur kurz angedeutet – in meinem tropischen Archipel, der romantisch-erotischen Gegenwelt zu meinem zentralen kreativen Hauptwerk, dem Oki Stanwer Mythos (OSM), war ich damals gerade dabei, in die komplexen Tiefen der Archipel-Metropole Asmaar-Len einzutauchen.

Und Asmaar-Len, das werdet ihr vermutlich beizeiten durch entsprechende Ver­öffentlichungen von mir erfahren, besitzt eine sehr ausgeprägte Kurtisanen-Ge­sellschaft, die dort gewissermaßen via Ausbildungsberuf „herangezüchtet“ wir­d.

Höchste Zeit also für mich, zu erfahren, was diese so zwiespältig wahrgenom­menen Frauen ausmachte. Und das vorliegende Buch machte mir vieles von ihrem Wesen verständlicher.

Vorhang auf für:

Die Tugenden der Kurtisanen

(OT: The Book of the Courtesans)

von Susan Griffin

Diederichs-Verlag, 2002

324 Seiten, geb.

Übersetzt von Elisabeth Liebl

Kurtisanen, das ist ein Wort aus dem Gestern, denkt der Uneingeweihte. Ver­ruchte Frauen, die in der mondänen Zeit der vergangenen zwei Jahrhunderte im großbürgerlichen und adeligen Milieu zu Ruhm und nicht unumstrittener Aner­kennung gelangten, indem sie die Reize ihres Körpers für Geld an diejenigen vermieteten, die es bezahlen konnten. Also, könnte man moralisch urteilen, durchaus dubiose, verworfene Geschöpfe, die man besser meidet.

Wer so denkt, wird über den Titel des Buches unweigerlich stolpern müssen. Tugenden? Tugenden der Kurtisanen? Wo doch ihre „Berufsbeschreibung“ schon an sich den Begriff der Tugend ausschließt, ja, sie als genaues Gegenteil bürgerlicher Tugenden erscheinen lässt? Wie geht das zusammen?

Wer nicht sogleich das Buch aus der Hand legt, abgeschreckt von dem frivolen Berufsstand der Kurtisanen, der heute gerne – und zu Unrecht – mit dem der Prostituierten in einem Atemzug genannt wird, wer neugierig geworden ist, wie eine Autorin, zudem auch noch eine feministisch angehauchte wie Susan Grif­fin, argumentiert, der wird überrascht werden. Er muss vermutlich eine Reihe liebgewonnener Vorurteile über Bord werfen, die ihm das Leben leicht gemacht haben und verschiedene Dinge aus gänzlich ungewohnten Blickwinkeln betrach­ten.

Der Verlag hat es dem Betrachter freilich nicht leicht gemacht. In der Hoffnung, mit berühmten Namen zu prunken und anzuziehen, projizierte er ein legendä­res Nadar-Foto Sarah Bernhardts auf das Titelbild und grenzte unzulässig den zeitlichen Rahmen ein. „Mächtige Frauen mit eigener Moral. Von Madame de Pompadour bis Lola Montez“ heißt es im Untertitel. Tja, korrigieren wir das ein­mal zuerst.

Die Spur der Kurtisanen fängt natürlich nicht erst im 18. Jahrhundert an, und sie endet auch nicht zu Beginn des 20. Vielmehr bedingt die Spurensuche, auf die Susan Griffin uns in ihrem in sieben Bereiche subtil unterteilten Buch mitnimmt, auch Stippvisiten im antiken Griechenland bei der legendären Kurtisane Phryne, die uns heute noch aus jeder antiken Venus-Büste entgegenstrahlt, sowie im frühen Venedig des 16. und 17. Jahrhunderts, wo den Forschern zufolge zeit­weilig auf 100.000 Einwohner nicht weniger als 10.000 Kurtisanen kamen.

Schöne Frauen finden wir hier, hinreißende Biografien und unglaubliche Wech­selfälle des Schicksals. Ob wir die ätherische Liane de Pougy nehmen, der ein Freier nicht weniger als 80 Millionen Franc zahlte, um sie einmal nackt zu sehen und die von ihrem Mann niedergeschossen wird (es aber überlebt, mit zwei Ku­geln in der Hüfte), ob wir irische, ungebärdige Kinder kennenlernen, die sich später als spanische Tänzerinnen ausgeben oder den Berufsstand der Näherin­nen, Stickerinnen und Schauspielerinnen im 18. und 19. Jahrhundert aufsuchen, um den verschlungenen Pfaden der Lebenslinien unglücklicher Frauen zu fol­gen, überall gibt es unerwartete Entdeckungen zu gewärtigen.

Griffin erzählt davon, dass es zu schlicht ist, nur auf die Oberfläche zu schauen, auf das, was die Kurtisanen aus sich gemacht haben, als sie erst einmal erfolg­reich waren. Sie beschreibt stattdessen, in guter Historikertradition bis zur Wur­zel ihrer Existenz zurückgehend, teilweise zwei Generationen weit zurück, wie das komplexe Geflecht der Vereinigungen von Männern und Frauen das Schick­sal vorausbestimmt. Und immer wieder wird sichtbar, dass die jungen Mädchen aus verzweifelten, aussichtslosen Berufsständen und Gesellschaftsklassen sich gegen das Schicksal auflehnen, gegen die gesellschaftlichen Konventionen und ihre düstere Zukunft.

Und Kurtisanen werden.

Das lässt dem Leser dann doch unwillkürlich den Atem stocken: Kurtisane als Berufswunsch, der das Leben verbessert? Irgendwie lässt sich das nun gar nicht mit dem Klischee der moralischen Verdorbenheit in Einklang bringen, es hat so sehr wenig mit dem verrufenen Image der Hure von heute zu tun.

Gewiss, das Fleischliche ist nicht zu verleugnen, es ist da, und es macht natür­lich die Frauen zu Objekten, hauptsächlich sexuell wahrgenommen zu werden und zu einem guten Teil mit Sex ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber die Kurtisanen drehen in vielerlei Hinsicht den Spieß um. Nicht SIE sind es am Ende, die am Haken zappeln, sondern vielmehr ihre Freier, die Männer, die sich arme Näherinnentöchter und Schauspielerinnen auf drittklassigen Bühnen angeln. Und sie sind nicht erfolglos damit – Schriftsteller gehen ihnen ebenso auf den Leim wie Goldsucher am Klondike, Industriemagnaten, Millionäre, Filmema­cher, Schauspieler, Adelige, gelegentlich sogar Könige (die wie im Fall von Lud­wig I. von Bayern dadurch ruiniert werden können).

Doch wie schaffen sie das?

Schön müssen sie aussehen, natürlich, aber Schönheit alleine genügt nicht, denn der Wettbewerb unter den verzweifelten Frauen aller Zeitalter ist groß, der Wunsch, ganz nach oben zu kommen, weit verbreitet. Und so legt die Auto­rin Susan Griffin, indem sie die Psychologie und die „Technik“ der Kurtisanen durchleuchtet und mit deren Lebensläufen parallel schaltet, die Tugenden of­fen, sagen wir besser: die Fähigkeiten (denn „Tugenden“ halte ich persönlich für einen etwas zu wertenden Terminus, der allein von der Übersetzerin und dem Verlag als Etikett gewählt wurde, der besseren Verkaufbarkeit wegen) dieser er­folgreichen Frauen offen.

Wir lernen etwas über das Timing, das wesentlich mehr ist, als nur zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Schönheit wurde schon angesprochen, ein verwel­kendes und fragiles Gut (manche der Kurtisanen wurden nur 40 Jahre alt). Keckheit fällt dem Leser nicht unbedingt als „Tugend“ einer Kurtisane ein, ist aber zwingend erforderlich. Brillanz hat hier auch mit Wissen, Belesenheit, teil­weise sogar mit Philosophie zu tun (die Kurtisane Tullia d’Aragona war beispiels­weise beides in einer Gestalt – Philosophin und Kurtisane). Lebensfreude er­scheint nahe liegend, doch sie beschränkt sich keineswegs nur auf die jugendli­chen Jahre, sondern kann auch in hohem Alter noch wirken. Grazie kann den Männern schier den Kopf rauben und sie zu Dingen veranlassen, die ein unbe­einflusster Beobachter als schieren Wahnsinn bezeichnet. Und zuletzt muss eine erfolgreiche Kurtisane noch Charme aufweisen.

Vielseitige Fähigkeiten, die bei jeder der so genannten „grandes horizontales“ unterschiedlich stark ausgeprägt sind, und deren Kombination, je nach Zeit und Land, nach Berufsstand und Zielgruppe verschieden erfolgreich angebracht wer­den können. Die Kurtisane Phryne beispielsweise war zum Ende ihres Lebens steinreich. Die Kurtisane Madame Du Barry endete hingegen weinend und jam­mernd auf dem Schafott der Französischen Revolution. Und wer hätte gedacht, dass sich auch eine Frau wie Coco Chanel (genau, Coco Chanel!) letzten Endes als Kurtisane entpuppt…?

Das Buch hält, sehr unterhaltsam und nachdenklich geschrieben, eine Fülle von faszinierenden Biografien parat. Die thematische Struktur des Werkes macht ein gewisses beliebiges Springen unumgänglich, was aber auch seinen Reiz aus­macht. Es ist wie ein Knäuel voller Schlingen, das gelegentlich von einer Lebens­linie zur nächsten, von einem Jahrhundert zum darauffolgenden (oder auch tau­send Jahre zurück) springt. Und so subtil, wie die Moralität der Kurtisanen se­ziert wird, erhalten auch in allen Zeiten die Berufsstände der Männergesell­schaft „ihr Fett weg“, ihre Amoralität, gebrochene Versprechen, das religiöse Bekenntnis nach Keuschheit auf der einen Seite, auf der anderen Seite Kardinä­le, die die Ehemänner von Kurtisanen ins Gefängnis werfen lassen, um fleischli­che Dienste zu erpressen, die sie eigentlich gar nicht beanspruchen dürften, ei­fersüchtige Liebhaber oder Ehemänner…

Doch, der scharfsinnige Leser merkt den feministischen Anspruch des Buches rasch, ein Anspruch, der sich in der Aussage kondensieren lässt, dass die Kurti­sanen früherer Jahrhunderte, streng genommen, indem sie ihre eigene Moral aufstellten und damit gegen die vorherrschenden Regeln der durchaus repres­siv zu nennenden Gesellschaft opponierten, unter heutigen Gesichtspunkten als Vorreiterinnen der Frauenbefreiung zu verstehen sind.

Der Standpunkt ist gewöhnungsbedürftig, wenn man Kurtisanentum und das Leben als Liebesdienerin nur unter dem Aspekt der Ausbeutung der Frau durch das Patriarchat betrachten möchte. Diese Vereinfachung wird hier nicht vorge­nommen, sondern auch gelegentlich auf süffisant-ironische Art und Weise ad absurdum geführt.

Es lässt sich resümieren, dass derjenige Leser, der für Alltagsgeschichte sein Herz entdecken möchte, hier gut aufgehoben ist. Und danach hat er vielleicht Appetit auf das eine oder andere Buch, das berühmte Kurtisanen in späteren Jahren geschrieben haben, oder auf Emile Zolas Nana, vielleicht möchte er auch gerne ins Theater gehen oder sich die eine oder andere Biografie zu Gemüte führen. Doch, dies ist ein guter Weg, sich für Geschichte zu begeistern.

© 2004 by Uwe Lammers

Auch mit einem Abstand von gut 15 Lesejahren ist zu konstatieren, dass man dieses Buch nach wie vor mit großem Gewinn lesen kann – egal übrigens, ob der Archipel nun für Leser zugänglich ist oder nicht. Als kulturhistorisches Phä­nomen haben Susan Griffins Ausführungen über die Kurtisanen auch für das Verständnis unserer Gegenwart einigen Wert. Wer sich also von meiner obigen Rezension angesprochen fühlt, tut gut daran, das Buch zu suchen.

In der nächsten Woche tauchen wir buchstäblich zurück in den Parallelkosmos von Clive Cussler, dessen Bücher ich jetzt in etwas größeren Abständen rezen­sieren werde… immerhin nähern wir uns da so allmählich der Lektüregegen­wart.

Bleibt neugierig, Freunde! Bis nächste Woche!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

vor vier Wochen schwenkten wir in dieser Artikelreihe über Silvester 2016 ins Frühjahr 2017, von dem heute die Rede sein soll. Ihr habt ja als Leser meiner E-Books hautnah miterleben können, wie wenig da los war, nämlich fast gar nichts. Der zentrale Grund lag in meiner Vollzeit-Beschäftigung an der TU Braunschweig, die mich kreativ kaum mehr zu Atem kommen ließ. Und wie ich es andeutete: ich fühlte mich kreativ unausgelastet, und der Innendruck stieg immer weiter, aufwärts in Richtung Entladung, Katharsis, Explosion, wie auch immer man das nennen möchte.

Das war ein verzögerter Prozess, eindeutig. Im Laufe der Jahrzehnte habe ich schon ein ziemliches Ausdauerpotenzial entwickelt, das sich manchmal freilich an den falschen Stellen äußert. Will heißen: ich bin dann ein wenig wie eine duldsame Frau, die still vor sich hinleidet und hofft, die Dinge würden alsbald ir­gendwie besser werden, während sie es eben gerade nicht werden.

Nicht gerade ein Garant für Zufriedenheit? Wohl wahr. Aber so tickte ich im Frühjahr 2017. Leidtragende wart ihr dann als meine Leser und natürlich mein E-Book-Programm, das stockte und stockte… wenig witzig.

Wie wirkte sich das im Monat Januar 2017 aus?

Der Monat wirkt auf den ersten Blick durchschnittlich: 23 fertige Werke, von de­nen freilich 6 auf Blogartikel entfallen. Weitere 4 wurden für die nächsten Fort­setzungsteile des OSM-Romans „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“ gebraucht, der ja ab Frühjahr 2017 im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) er­schien. Dass sich das bis Anfang 2019 hinziehen sollte, wusste ich zu dem Zeit­punkt noch nicht.

Der jüngst erwähnte wissenschaftliche Artikel hielt mich weiter in Atem, aber die Arbeit daran wurde wohltuend kontrastiert von der Fertigstellung des Ban­des 1800 des Oki Stanwer Mythos! Dieser Band, „Sklaven des SYNDIKATS“, ist wirklich ein höchst bemerkenswerter Band, der auf einer geheimnisvollen Welt namens TRANSFER-1004 spielt. Ein gigantisches Museum (und damit meine ich wirklich: gigantisch, es macht einem Gebirgsmassiv ernstlich Konkurrenz!) steht da ebenso im Zentrum wie eine untergegangene Spezies, die Talather. Aber das ist natürlich nicht alles. Dummerweise ist das der zweite Teil einer Trilogie und dies in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“, wo diese Bände noch nicht an die schon existierenden angeschlossen werden konnten.

Ja, es juckt mich in den Fingern, dorthin zurückzukehren, aber das ist schwierig. Einmal, weil es sich bei dem Handlungsschauplatz um das GRALSREICH der ne­gativen GRALSJÄGER handelt, von denen ich immer noch viel zu wenig verstehe. Zweitens, weil KONFLIKT 22 der Ausgangspunkt für die transuniversalen Zeitrei­sen ist, was bedeutet, dass alles, was sich dort ereignet, erdbebenartige Auswir­kungen auf die Vergangenheit und Zukunft des OSM hat. Da ist also vorsichtiges Navigieren angesagt.

Kein Wunder also, dass ich mich jenseits des Bandes OSM 1800 lieber wieder ganz anderen Dingen widmete. Zum Beispiel um die immer noch akute Aufga­be, die KONFLIKTE 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ und 18 „Kampf ge­gen TOTAMS Dämonen und Schergen“ abzuschreiben und zu kommentieren. Da kam ich ganz gut voran.

Es schlossen sich weitere Stippvisiten in Archipel- und Erotic Empire-Fragmen­ten an, kurz war ich auch zu Gast in KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“. E-Book-technisch feilte ich an der Storysammlung „Die Kristalltränen und ande­re phantastische Geschichten“ (erschienen 2019) sowie an dem 6. Annalen-E-Book „Mein Freund, der Totenkopf“ (erschienen noch 2017). Und gegen Mo­natsende gelang es mir, eine Handlungslücke in KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ zu schließen, indem ich Band 21 der Serie schrieb, „Geheimnisse der Baumeister“.

Zufrieden damit? Nein, zum Teufel!

Februar 2017 bewegte sich im gleichen Umfeld. Mit 24 Werken schuf ich annä­hernd soviel Text wie im Vormonat, wieder entfielen 8 davon auf Blogartikel, wieder kämpfte ich mich durch Neufassungen des wissenschaftlichen Artikels sowie durch einen Vortragstext, den ich diesen Monat in München zu halten hatte.

Erfreulicher war, dass ich Teil 1 und Teil 2 des E-Books „Mein Freund, der Toten­kopf“ mit relativ wenig Aufwand fertigstellen konnte. Gegen Monatsende schrieb ich außerdem vorauseilend für die 2. Perry Rhodan-Tage Osnabrück (an denen ich leider wieder nicht teilnehmen konnte!), einen Beitrag für das 2017er-Conbuch. Vielleicht kennt ihn der eine oder andere von euch.

Damals ging ich noch immer naiv davon aus, die Vollzeitstelle würde einen ge­wissen Gewöhnungseffekt bewirken, der mich alsbald in die Lage versetzen könnte, wieder regelmäßiger E-Books zu verfassen. Deshalb beschäftigte sich der eben genannte Artikel auch sehr vorauseilend mit dem ersten Band der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“, also mit „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“. Es sollte auch hier bis zum Jahr 2019 dauern, ehe ich es veröffentli­chen konnte. Tut mir sehr leid, Freunde… die Umstände waren damals echt nicht gnädig zu mir.

Ansonsten? Entstanden im Februar 2017 jede Menge Rezensionen. Ich würde sagen, das, was das restliche Jahr zunehmend überschattete, fing hier an: Ich begann mich geradewegs mit Lektüre zu betäuben, was langfristig ein echtes Problem werden sollte, das übrigens auch das Jahr 2018 munter anhielt. Inzwi­schen ist es ein wenig gedrosselt. Aber damals… du liebe Güte!

Dazwischen oszillierte ich wie üblich hin und her. Archipel-Fragmente, Erotic Empire, kommentierte OSM-Abschriften… ihr kennt das inzwischen. Ich machte sogar einen halbherzigen Versuch, an Band 4 der OSM-Serie 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ weiterzuschreiben. Ganz recht, an „Schmelztiegel Shallakhon“, der schließlich anno 2019 zum Band 1900 des OSM werden sollte. Auch davon ahnte ich natürlich nichts, wie auch?

Zufriedenheit? Eher nicht. Ich hoffte auf den Monat März.

Auf den ersten Blick sieht auch der recht ordentlich aus: 28 fertige Werke. Und wieder wird das Gesicht länger bei näherer Betrachtung: 11 Blogartikel. 10 Re­zensionen.

Da bleibt nicht mehr viel, sagt ihr beunruhigt? Recht habt ihr. Ich schrieb mit „Der Legendensammler und das Mädchen“ eine alte Archipel-Story ab, deren Originaldatei irgendwie unter die Räder gekommen war. Mit „Giannas Geheim­nis“ aktualisierte ich eine weitere Archipel-Geschichte. Und ich hatte den nächsten wissenschaftlichen Vortrag am Hals, der mich eine Menge Zeit kostete. Die Folge war ein Wegdriften vom E-Book-Programm, hinüber in den Archipel, wo ich einige Zeit mit unterschiedlich langen Fragmenten zubrachte. Womit etwa genau? Nun, mit „Assarons Abenteuer“, „Sibylle“, „Die Zwillinge“, „Kapitän Taisanors Geschichte“ und „Die Rollenspielerin“.

Ist es erforderlich zu erwähnen, dass ich bei keiner davon sonderlich weit vom Fleck kam? Eher nicht, hm?

Ich trat immer noch auf der Stelle und traf mittelfristig eine Entscheidung, die beiden „Totenkopf“-Teilromane als E-Book vorzeitig zu veröffentlichen. Das plante ich für das zweite Quartal 2017, und wie ihr sehen werdet, gelang das auch.

Was ich in diesem Zeitfenster sonst noch machen konnte, davon erzähle ich euch beim nächsten Mal.

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 236: Der falsche Präsident (2/E)

Posted Oktober 2nd, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor vier Wochen stellte ich euch im Blogartikel 232 den ersten Teil dieses wirk­lich etwas kuriosen Comic-Zweiteilers vor. Hier liegt der – vermutlich – abschlie­ßende Band vor. Es mag sein, dass es weitere davon gibt, aber ich habe das nie recherchiert. Wer nach der Lektüre meiner beiden Rezensionen neugierig auf diese Alben und die darin dargestellte Welt geworden sein sollte, kann das ja selbsttätig gern nachholen.

Tatsache ist, dass man an diesem Album erkennen kann, wie schwierig die Sa­che mit den Parallelwelten ist … es ist nicht so, dass man einfach mal rüber­macht und dann eine Rückfahrkarte besorgt und prompt wieder daheim ist. So war das schon nicht bei der Fernsehserie „Sliders“ in den 90er Jahren, so ist es nicht in Frank Schätzings aktuellem Roman „Die Tyrannei des Schmetterlings“, den ich jetzt aktuell im April 2019 gerade lese und den ich zweifellos auch für den Rezensions-Blog aufbereiten werde. Und hier ist es schon überhaupt nicht der Fall.

Was heißt das? Clemens Skunk-Petersen hat doch seinen ersten Parallelwelt-Fall mit Bravour gelöst, nicht wahr? Ja, aber … und dieses Aber ist ein großes Aber, ihr werdet es gleich erleben, wenn ihr weiterlest:

Der falsche Präsident

Band 2 der Serie „Der Dimensionsdetektiv“

Comic von Niels Søndergaard & Ole C. Christensen

Carlsen-Comics, Juli 1993

48 Seiten, Preis: damals 16.80 DM

Und schon wieder stecken der erfolglose Detektiv Clemens Skunk-Petersen und seine Sekretärin Pippi mitten in den Problemen, und nicht nur sie alleine: sie haben zwar gerade soeben in der Dimension des sozialistischen Dänemark eine direkte Konfrontation mit der Geheimpolizei und einem Mörder, der zudem auch noch Clemens Skunk-Petersen hieß, überstanden und konnten mit dem MDT – dem „Mobilen Dimensions-Transformer“ – in eine andere Dimension flüchten.1 Aber das war es auch schon.

Der Teufel steckt nämlich im Detail, und das heißt in diesem Fall: nur der Erfin­der des Wagens kannte die Koordinaten von Clemens´ Heimatwelt. Der Erfinder – ein alternativer Clemens Skunk-Petersen – ist aber dummerweise über den Haufen geschossen worden, und ihr Auto nun relativ zersiebt. Zusammen mit einer völlig verzweifelten Version von Clemens´ Sekretärin Pippi, die es nun ge­wissermaßen doppelt gibt, irren sie deshalb durch die Dimensionen und tau­chen schließlich in einem weiteren alternativen Kopenhagen auf, das zum Zen­trum eines Weltstaates geworden ist, der „Vereinigten Staaten der Freien Welt“, die am Rande eines weltweiten Krieges stehen.

Hier finden sie nicht nur einen genießbaren Imbiss und haben prompt das Pro­blem, Finanz vorweisen zu müssen, nein, Clemens stolpert auch unvermittelt über eine Attentäterin, die den Staatspräsidenten Larsen ermorden möchte. Die Sekretärin Pippi wird erpresst, und dann stellt sich zur allgemeinen Verblüffung heraus, dass der Erbauer der einzuweihenden „Großen Meerjungfrau“ identisch ist mit Clemens Skunk-Petersen, und seine Sekretärin ist, man darf raten, na klar: Pippi.

Konsequenz: der schönste Schlamassel …

Mal wieder hat das Zeichner- und Autorenduo seinen wilden Phantasien freien Lauf gelassen und eine ziemlich überdrehte Story abgeliefert, leider erheblich brutaler als der Erstling, nicht ganz so klug durchdacht, aber immer sehr amüsant zu lesen. Allein die Idee mit der „Großen Meerjungfrau“ als Pendant zur Freiheitsstatue ist doch wirklich kess. Auf die Idee sollten die Dänen mal wirklich kommen. Könnte als Publikumsmagnet wirken.

Auch hier: ein durchaus empfehlenswertes, wenn auch nur noch antiquarisch zu findendes Album.

© 2004 by Uwe Lammers

Ja, das ist einmal mehr eine sehr kurze Form des Rezensions-Blogs, gebe ich zu. Aber das ist, glaube ich, den meisten Comicalben zu eigen, die ich vor über zehn Jahren gelesen habe. Ein Analogon gibt es bei den Kinderbüchern von KBV („Die Entdecker-Zeitung“, „Die Maya-Zeitung“ usw.), die auch relativ kursorisch von mir besprochen werden, weil sie schlicht über relativ wenig Textinhalt verfügen.

Vertraut mir, das bleibt nicht so. Schon in der kommenden Woche mache ich euch mit einem Sachbuch vertraut, zu dem mir deutlich mehr Worte einfielen. Schaut einfach mal wieder herein und lasst euch vom Thema überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. 1. Album: „Der rätselhafte 1. Mai“  bzw. Rezensions-Blog 232 vom 4. September 2019.

Liebe Freunde des Oki Stanwer Mythos,

seit Jahrhunderten warteten die friedliebenden Yantihni auf den stellaren Erst­kontakt mit einer fremden raumfahrenden Zivilisation. Und nun kommt es tat­sächlich dazu – im heimischen Yinihr-System materialisiert ein fremdes Raum­schiff und sorgt für Aufregung. Alle Theorien eines Erstkontaktes werden schnell Makulatur, denn der Ankömmling, der sich Verkünder Jodaarin aus dem Volk der Allis nennt, hat nicht nur die schiffbrüchigen Raumfahrer des Expediti­onsschiffes GHANTUURON an Bord, sondern auch ein Bündnis im Sinn.

Die Yantihni werden eingebunden in das System der Allianz des Lichts und ste­hen ab sofort im Bann der Baumeister und der Allis. Sie werden dem so ge­nannten OKI-STANWER-GESETZ untergeordnet, und von diesem Moment an wandeln sich die Zeiten ganz massiv.

Zunächst sieht alles sehr positiv aus, denn die technologisch überlegenen Allis haben unglaubliche Verbesserungen mitgebracht, die sie bereitwillig mit den Bewohnern des yantihnischen Sternenreiches teilen.

Doch sie bringen auch Zumutungen. Und Gefahren.

Denn die Allis unter dem Baumeister Nogon führen einen kosmischen Krieg ge­gen das Terrorimperium der Troohns. Und der Feind ist schon bestürzend nah, wie die Yantihni alsbald verstehen müssen …

Erlebt den Zeitenwandel des yantihnischen Reiches mit in meinem neuen E-Book „Zeitenwandel“, Band 31 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“. Es ist ab sofort im EPUB-Format auf Amazon-KDP zum üblichen Preis von 1,49 Euro erhältlich.

Ich wünsche euch angenehmes Lesevergnügen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.