Liebe Freunde des OSM,

kehren wir heute in den April des Jahres 2013 zurück. Ihr erinnert euch, dass ich im letzten Eintrag dieser Artikelreihe (Blogartikel 324) das erste Quartal dieses Jahres darstellte. Ich hatte mit meinem E-Book-Programm angefangen und flan­kierte es rege mit Blogartikeln für die neue Webseite. Allein in dem Monat April entstanden sieben weitere Artikel. Bis zum Monatsende sollte ich insgesamt auf 32 fertige Werke kommen. Die meisten davon entfielen allerdings auf die jüngst begonnene Neuformatierung des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“, nämlich nicht weniger als 10 Episoden. Ebenfalls investierte ich viel Arbeit in andere Digitali­sierungen von OSM-Werken, so etwa für KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ und KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ und KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“.

Weitere Arbeitszeit floss in OSM-Glossare, ein wenig in die Abschrift des hand­schriftlichen Romans „Der stählerne Tod“ und in den Archipel-Roman „Die Suyenka“. Aber sonst gibt es aus dem Monat keine nennenswerten autonomen Geschichten zu vermelden.

Der Mai 2013 schloss mit 28 fertigen Werken. Herausragend sind hier im Rah­men der „Annalen“ das E-Book „Der Schiffbrüchige“ und das erste „Annalen“-E-Book „In der Hölle“, die beide in diesem Monat fertig wurden. Flankierend brachte ich ihm Rahmen von FAN das Egozine „E-Book-Times #1“ und kam bei der kommentierten Abschrift der OSM-Serien gut voran (s. o.).

Ebenfalls in diesem Monat begann ich mit der Digitalisierung älterer Non-OSM-Stories, die später in einer E-Book-Storysammlung erscheinen sollten. Die Rede ist von „Die Schule“ und „Der Weg zum Regenbogenmeer“. Ebenso nahm ich mir die OSM-Geschichten „Heimweh“ und „Heiligtum der Shonta“ vor, die be­kanntlich inzwischen ebenfalls beide veröffentlicht sind.

Die Stippvisiten im Archipel wurden in diesem Monat zahlreicher. So tauchte ich wieder ein in die „Brigitta“-Geschichte und formatierte den Roman „Abenteuer im Archipel“ neu (unvollendet, aber das Fragment hat immerhin ein paar hun­dert Textseiten bisher). Etwas Zeit investierte ich außerdem in den Erotic Empi­re-Roman „Die Kolonie Saigon II“ und in die Rohanlage neuer E-Book-Skripte. Als ich gegen Monatsende die Neuformatierung von Band 50 der „Oki Stanwer“-Serie erreichte, konnte ich schon recht zufrieden zurückschauen auf den Monat.

Im Juni kam ich dann auf 27 beendete Werke. Das Bild blieb relativ homogen. Bei KONFLIKT 15 erreichte ich Band 60 in der kommentierten Abschrift, kam hier also aufgrund der sehr knappen Episodenlänge sehr rasant voran. Sechs neue Blogartikel entstanden, ferner das E-Book „Wenn der Sternenhammer fällt…“.

Sehr stark auffallend ist in diesem Monat das Kontingent eingeklammerter Text­zeilen, also solcher Geschichten, die ich begann oder weiter bearbeitete, aber noch nicht vollständig fertigstellen konnte. Da war wirklich viel Interessantes zu sehen. Natürlich gab es Archipel-Werke: „Die Suyenka“, „Kapitän Taisanors Ge­schichte“ und „Abenteuer im Archipel“. Natürlich gab es die unvermeidlichen vorgeplanten E-Book-Texte. Ebenso OSM-Episoden aus den KONFLIKT-Univer­sen 22, 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ und 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Re­gent“ und 18.

Darüber hinaus ergänzte ich Glossare und werkelte ein wenig an autonomen OSM-Geschichten wie „Geister“, „Auf Sklavenjagd“ oder „Spurensuche in Ba­bylon“. Beendet habe ich aber keine davon.

Am Ende des Monats Juni hatte ich also 182 Gesamtwerke für die erste Jahres­hälfte 2013 erreicht, aber die E-Book-Erstellung fraß eine Menge Energie, die ich für neue Projekte jetzt sicherlich dringender gebraucht hätte.

Ach, dachte ich mir, einerlei. Da muss ich jetzt einfach durch. Das sind Anfangs­schwierigkeiten, das wird sich schon geben.

Und es sah ja auch tatsächlich danach aus – kam ich nicht mit der Digitalisie­rung der OSM-Episoden-Altbestände bestens voran? Doch. Kam ich nicht mit den neuen E-Book-Texten und den Blogartikeln gut klar? Ebenfalls klare Zustim­mung. Außerdem war ich es gewohnt, sowohl beruflich wie privat, dass aller Anfang ein wenig „schwergängig“ sein würde, das war ein vertrautes Phäno­men.

Sicherlich würde alsbald auch wieder das berufliche Licht über mir leuchten und mich aus dem prekären aktuellen Tal der Erwerbslosigkeit herausholen.

Also machte ich mich im Juli 2013 daran, energisch an allen Fronten voranzu­kommen. Und es sah toll aus: der Monat schloss mit 45 fertigen Werken! Dar­unter befanden sich mit „Der Bibliothekar“ und „Die Schuttwelt erwacht“ zwei E-Book-Skripte, ebenfalls 7 Blogartikel und ein Interview, das ich zu meinem E-Book-Programm gab. Die OSNEU-Serie (KONFLIKT 15) kam auf Band 70.

Das 30jährige Jubiläum des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW) warf seinen Schatten voraus und nötigte mich, einen Jubiläumsartikel zu verfas­sen, was ich aber gern tat. Für die intensivere strukturelle Durchdringung des Oki Stanwer Mythos entwickelte ich die „OSM-Wiki“, deren erste Zeilen in die­sem Monat geschrieben wurden.

Äh, ja, und dann wurde ich am 6. Juli irgendwie ein wenig verrückt. Der Grund dafür lag natürlich in der stürmischen Digitalisierung des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“, ich weiß. Immerhin war ich bis Band 70 bereits gekommen, und die Serie hatte nur 91 Episoden. Es war also bei dieser Neuformatierungsgeschwin­digkeit realistisch, anzunehmen, dass ich mit dieser Aufgabe bis September fer­tig sein würde (was auch tatsächlich klappte).

Also, dachte mein Unterbewusstsein wohl, höchste Zeit, eine neue Aufgabe an­zugehen. Oje, sagt ihr da? Neue Baustelle? Ja, richtig. Die Baustelle hieß: KON­FLIKT 14, also die Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“, an der ich von 1983-1988 schrieb. Anfangs noch, ganz wie in der „Vorgängerserie“ „Oki Stan­wer“, per Hand. Bis jedenfalls in die frühen 40er-Bände, dann stieg ich auf Schreibmaschine um, zunächst anderthalbzeilig, später dann ziemlich dicht ge­drängt einzeilig. Am 6. Juli begannen die Abschrift- und Kommentierungsarbei­ten.1

Es kamen noch Gedichtabschriften als Nachzügler hinzu, aber auch Arbeiten an den E-Books „Ian und der Stein der Götter“ und „Rätselhafte Retter“, außer­dem an der OSM-Geschichte „Monsterjagd“… alles in allem ein Monat, mit dem ich durchweg zufrieden sein konnte.

226 fertige Werke hatte ich bis Ende Juli schon erarbeitet, das war durchaus ein Grund, stolz zurückzublicken. Well, natürlich war mir bewusst, dass der sehr viel größere Berg an Arbeit noch vor mir lag, und ich arbeite seither Tag für Tag – wenn es zeitlich und von der Motivation her möglich ist – daran, mich hier wei­ter voranzuarbeiten. Aber auf einen Schnitt von mehr als 30 Werken pro Monat zurückzublicken, also quasi auf ein beendetes Werk pro Tag, das fühlte sich wirklich phantastisch an. Und mochten es vielleicht auch nur neu formatierte OSM-Episoden sein oder abgeschriebene Gedichte.

Ich hatte noch keine Vorstellung von den biografischen Schatten, die das zweite Halbjahr 2013 verdunkeln sollten. Aber noch ist es nicht soweit, davon zu erzäh­len. Zunächst geht der kreative Höhenflug weiter. Wie sich das im August 2013 auswirkte, davon erzähle ich das nächste Mal.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Es mag genügen, wenn ich erwähne, dass ich im Monat Mai 2019 gerade mal bis Band 68 in der Digitalisie­rung dieser Serie gekommen bin. Und die inhaltsreichsten Bände liegen noch vor mir. Das kostet mich zwei­fellos noch ein paar Schreibjahre.

Rezensions-Blog 224: Power Play – Opalherz (4)

Posted Juli 10th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

eine Trilogie hat üblicherweise drei Bände… ich weiß das, Freunde. Dennoch ist das hier absolut richtig unter „4“ rubriziert, denn inhaltlich schließt dieser auto­nome Roman eng an die „Sweet Sins“-Trilogie an. Da aber Renee Maurice und die Agentur „Sweet Sins“ hier nur eine Nebenrolle spielen, ist auch das „E“ hin­ter dem Band „Fesselnde Blicke“ jüngst absolut berechtigt gewesen. Ich kann der Autorin das wirklich nicht übel nehmen, dass sie sich von den Protagonisten nicht trennen mochte… ähnliche Strukturen habe ich jüngst bei Lauren Rowes Zyklus „The Club“ gefunden und bei Beth Kery.1

Meine unten gemachten Bedenken hinsichtlich des ausgelebten Sadismus und Masochismus erhalte ich gleichwohl aufrecht. Ich habe es wirklich nicht so gern, wenn Männlein und Weiblein ausgesprochenen Gefallen an der intensi­ven Vermengung von Qual und Lust empfinden, das fühlt sich für mich unge­sund an… aber das ist so meine Privatansicht. Das war auch der zentrale Grund, warum ich etwa Linda Mignanis „Federzirkel“-Romane nicht rezensiert habe. Sie lesen sich ganz nett, ja, aber die Schwelle zum „Sind sie rezensionswürdig?“ wussten sie nicht zu überschreiten.

Der untere Band wird eigentlich auch eher aus Gründen der Vollständigkeit da­mals rezensiert worden sein und die Besprechung deshalb hier abgedruckt. Wer also gern etwas tiefer in die sadistisch-masochistische Gedankenwelt eintau­chen und gleichwohl romantischen Lesestoff vorfinden möchte, der schmökere einfach mal weiter und entdecke das vorliegende Buch:

Power Play – Opalherz

Von Ivy Paul

Plaisir d’Amour

292 Seiten, TB (2016)

ISBN 978-3-86495-229-6

Preis: 12,90 Euro

Gleich mal zur Vorwarnung: wer nicht auf Hard Limits steht und definitiv etwas dagegen hat, wenn Mädel Hiebe verabreicht bekommen, ist in diesem Roman fehl am Platze – es setzt hier reichlich Hiebe, und das hat mit der finsteren männlichen Hauptperson der Geschichte zu tun, mit Isak Söderblom und sei­nem infamen Rachetrip. Zugleich jedoch, und das sollte ebenfalls sogleich ange­merkt werden, handelt es sich um eine ausdrückliche und leidenschaftliche Lie­besgeschichte. Und diese widersprüchliche Message dröselt sich folgenderma­ßen auf:

Isak Söderblom, erfolgreicher Jung-Reeder aus Schweden, hat den Tod seiner geliebten Schwester Greta noch nicht überwunden, und da er den Verursacher kennt, einen dominanten Mistkerl namens Wayne Durham, glüht in seinem finsteren Herzen der Zorn und die Rachsucht unbeschreiblich heiß. Sein ganzes Leben ist nur noch in tiefschwarze Nacht getaucht, und es vergeht kein Tag, an dem er nicht heiß und innig danach dürstet, Wayne seiner gerechten Strafe zu­zuführen. Doch dies ist unmöglich – zwar hat Wayne Greta mit perversen BDSM-Spielen an den Rand ihrer Nervenkraft geführt und sie anschließend ver­gewaltigt, so dass sie nur noch in den Selbstmord flüchten konnte… aber Wayne hat sich in seine Heimat England abgesetzt, ein Verfahren gegen ihn wurde nicht eröffnet.

Da scheint sich für Isak ein Fenster für eine Rachemöglichkeit zu öffnen: sein Todfeind Wayne hat doch wirklich eine Schwester, Julie. Und über das Internet macht Isak Julie Durham am anderen Ende der Welt ausfindig, in Australien. Hier betreibt sie offensichtlich einen Seifenladen.

Wie grausam muss es für Wayne Durham sein, malt er sich aus, wenn er Julie in seinen erotischen Bann zieht, ihre Liebe und Hingabe gewinnt und sie schließ­lich aus kaltem Kalkül im Stich lässt und so ihr Glück ebenso zerstört, wie Wayne es mit dem seinen und Gretas Harmonie getan hat? Dies hört sich für den rachsüchtigen Schweden höchst konsequent an. Da er selbst eine starke dominante, ja ausgesprochen sadistische Ader hat, nimmt er nicht an, dass das „graue Mäuschen“, für das er Julie Durham hält, ihm lange Widerstand wird entgegensetzen können. Er weiß, dass er auf das weibliche Geschlecht sehr gut wirkt, geradezu magnetisierend gut.

Was soll also schon schief gehen?

Nun, einiges.

Zunächst einmal macht Isak eine Stippvisite bei alten Freunden in Sydney, näm­lich bei Renee Maurice, der Inhaberin der Erotik-Agentur „Sweet Sins“ (!), und schon hier stößt er auf arge Vorbehalte. Renee billigt seinen infamen Racheplan nämlich überhaupt nicht.

Er lässt sich nicht aufhalten, sondern sucht den Kontakt mit Julie Durham, wo­bei er natürlich den wahren Grund der Kontaktanbahnung nicht durchschim­mern lässt. Zu seiner vollkommenen Überraschung entpuppt sich die junge Sei­fensiederin als bildhübsch und aufregend gerundet… und um die Überraschung perfekt zu machen, stellt sich recht schnell heraus, dass sie unerfüllte erotische Phantasien in sich trägt, in denen es um wilde Liebeserfüllung in der Rolle einer devoten Gespielin geht.

Und dann ist da auch noch die Sache mit Isaks und Julies Herzen…

Der Roman ist eine interessante Form von erotisch-exzessiver Achterbahnfahrt – strukturell natürlich recht vorhersehbar, weil die Strickmuster romantisch-ero­tischer BDSM-Romane sich doch grundsätzlich sehr ähneln. Aber es gibt auch hier ein paar nette Überraschungen, mit denen der Leser nicht sogleich rech­net.

Überraschung Nummer eins war wenigstens für mich das Auftauchen von Re­nee Maurice und dem Journalisten Nicholas Brady, die aus den „Sweet Sins“-Romanen bekannt waren. Es ist interessant, zu sehen, wie diese Romane ein personelles Kontinuum zu bilden beginnen. Dabei stellte ich noch etwas fest – es wird auf Handlungsstrukturen angespielt, die im Buch „Sweet Sins 3 – Fes­selnde Blicke“ abgehandelt werden, das ich noch nicht besitze.2 Insofern kam die Lektüre ein wenig zu früh, doch macht das nicht viel aus, da die Überschnei­dungsflächen begrenzt sind.

Überraschung Nummer zwei war die verblüffende Entdeckung, dass die weibli­che Hauptperson zwar eine ausgesprochene Abneigung gegen Kontrollfreaks hat, sich aber unter Isaks vollständiger Kontrolle komplett hingeben kann und das dann sogar als erfüllend versteht. Eine psychologische Struktur, die man nicht auf Anhieb erwartet, die aber das Wechselspiel der Emotionen der Protagonisten um einiges interessanter macht, als wenn man einem plumpen Schematismus folgt.

Der ausgelebte Sadismus und, man muss es dann leider doch aussprechen, die wirklich sehr ausgeprägte masochistische Ader Julies passen dann wie Schlüssel und Schloss ineinander. Dennoch fand ich es an einigen Stellen etwas zu exzes­siv, was Isak Julie antat, und noch beunruhigender, dass beide daran solchen Gefallen fanden.

Wie gesagt, wenn man sich für derlei absichtsvolle Grausamkeiten erwärmen kann, mag man diese Geschichte für höchst anregend halten. Ich hätte lieber ei­nen Gang zurückgeschaltet und weniger Hiebe denn andere anregende Liebes­praktiken in der Darstellung bevorzugt. Ich hatte das Gefühl, die Autorin habe mal versucht, sich auf ein etwas härteres erotisches Terrain zu bewegen. Ob das wirklich gelungen ist, müssen die Leute entscheiden, die ausgesprochene Sadis­ten mit letzten Endes weichem Herz als Protagonisten mögen. Ich habe da so meine Vorbehalte.

Ach ja, und was den Titel angeht… sowohl „Power Play“ als auch „Opalherz“ treffen meines Erachtens den Inhalt nicht. Es gibt da zwar einen Opalherz-An­hänger, und es wird auch kurz mal von Power Play gesprochen, aber das war’s dann auch schon. Der Verlag hätte vielleicht gut daran getan, einen geschick­teren Titel zu wählen. Oder alternativ die Autorin.

Möge der Leser entscheiden, ob dies eine Leseempfehlung ist oder nicht – gut lesen ließ er sich jedenfalls, in meinem Fall binnen von drei Tagen…

© 2017 by Uwe Lammers

Seltsame Kost gab es heute zu entdecken? Wohl wahr, meine Freunde. Und mit den Entdeckungen machen wir in der kommenden Woche auch gleich munter weiter. Inwiefern? Nun, da lasst euch mal überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Beide Zyklen – einmal ein Siebenteiler, zum zweiten ein nicht klar so deklarierter Vierteiler – sind in Vorbe­reitung für den Rezensions-Blog, voraussichtlich für 2020.

2 Wie ihr als regelmäßige Leser meines Rezensions-Blogs wisst, ist diese Info inzwischen überholt. Vgl. dazu meinen Rezensions-Blog 219 vom 5. Juni 2019. Das ändert nichts daran, dass ich den dort rezensierten Ro­man noch nicht kannte, als ich obige Rezension schrieb. Es kann hier also Überschneidungen geben.

Wochen-Blog 331: Close Up: Der OSM im Detail, Teil 7

Posted Juli 7th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich denke, es ist gut, wenn ich gleich „in medias res“ gehe, wie die Lateiner sa­gen, denn es gibt heute eine Vielfalt von komplizierten Zusammenhängen und Ereignissen zu berichten, das braucht Raum. Ich werde mich darum auch in der Rückschau kurz halten.

Rückblick: Das 14. Universum des Oki Stanwer Mythos ist dabei, im Chaos zu versinken. Eigentlich soll Oki Stanwer als Feldherr der Cranyaa in der Galaxis Hun’arc dem Imperium der insektoiden Cranyaa beistehen. Doch das ist inzwi­schen durch die Aktivitäten der Diener der Dämonenwaffe Rookax weitgehend ausgeschaltet worden.

Dank der Intervention des Helfers des Lichts Klivies Kleines und seiner Lichtfes­tung OREOC konnte Schlimmeres vereitelt werden, doch stehen die Dinge nun im Herzen von Hun’arc, in dem Reich des Rookax, nicht eben gut.

Oki Stanwer ist derweil fernab als Geistwesen erschienen und in den Körper des risalischen Versuchspiloten Morn geschlüpft. Seine Parafähigkeiten sind aller­dings außer Kontrolle und erzeugen erratisch Traumkrieger, die weiteres Chaos generieren. Außerdem zerrütten die Konsequenzen von Raumzeit-Experimenten der Risaler und Wukariner das Universum und schaffen eine immer gigantischer anschwellende Schockzone. Oki Stanwer und sein Werkzeug, die STELE DER EWIGKEIT, scheinen auf verlorenem Posten zu stehen…

Episode 31: Schwarze Raumer greifen an!

(22. April 1984, digitalisiert 2016)

Während der Versuchspilot Morn nach Wukarin unterwegs ist, um die Völker­freundschaft mit den Wukarinern physisch herzustellen (vgl. Bd. 25), wird in Ri­salon das Unternehmen KOSMOPOL aktiviert, mit dem ein Portal zu anderen Di­mensionen geöffnet werden soll. Doch der intrigante sechsarmige Hüne Soffrol, der berüchtigte „Rächer von Breeth-Fgahn“, dessen Ziel es ist, älter zu werden als TOTAM und der eher unabsichtlich vom Cranyaa-Helfer des Lichts Ureg-Ni aus seiner Hülle als Oltrav befreit wurde (vgl. Bd. 20), mischt sich ein und bringt das Experiment zum Scheitern. Damit legt er den Keim für die sich unkontrolliert ausufernde Schockzone, die ein Raumfahrervolk nach dem nächsten auslöscht. Soffrols Ziel besteht darin, TOTAM und seine Vasallen anzulocken – was auch gelingt. Der Dämon Untrok und der Troohn Crefreckt werden von den ausgelösten Chaosenergien verschlungen und ausgelöscht.

Oki Stanwer selbst versucht ebenfalls mit Hilfe der STELE DER EWIGKEIT, die chaotische Zone zu begrenzen, doch das gigantische kristalline Raumschiff wird in die Zone hineingezogen… in der unmöglicherweise ein Planet existiert…?

Episode 32: Die Waffenfestung

(1. Mai 1984, digitalisiert 2016)

Blende ins Herz von Hun’arc: Klivies Kleines und seine Gefährten sind hier zur­zeit unterwegs, um das Reich der doppelköpfigen Echsenwesen als Gefahren­quelle auszuschalten. Die Calnarer sind Rookax´ Raumschiffskonstrukteure ge­wesen und derzeit desorientiert, seit OREOCS Lichtroboter die Rookax-Stelen auf ihren Welten zerstört haben.

Da Kleines zwischendurch einen organischen Zusammenbruch hatte, wurde von OREOC eine Heilungsmission beschlossen, bei der die Cranyaa Kama-Ke und Lasa-On sowie der Soogrer Goonex mikrominiaturisiert in Kleines´ Körper einge­schleust wurden. Doch der Kontakt zu ihnen ist jäh abgerissen. Kleines geht es nun besser, aber er ist bestürzt, als er hört, was passiert ist. Seiner Befürchtung nach müssen die Freunde in seinem Körper auf Wesen gestoßen sein, die er mit „Timor-Dol“ und den „NEGATIVEN“ benennt (womit noch niemand etwas an­fangen kann).

Derweil gehen im makrokosmischen Bereich natürlich die Ereignisse weiter. OREOC befindet sich im Zielanflug auf das Herzsystem des Calnarer-Reiches, auf das System Le-Konji.

Das Sonnensystem Le-Konji ist zu einer massiven Waffenfestung ausgebaut worden. Bei dem Versuch, die Kontrolle über die Abwehrsysteme zu gewinnen, geraten Kleines, Gruhl und die Angehörigen der genetischen Armee in eine Fal­le, die sich zu einem mörderischen Blutbad entwickelt. Ihr Antagonist ist der subversive Calnarer Zephir-Gort, der sich insgeheim zum Herrscher des Systems aufgeschwungen hat.

Und dann tauchen auch noch Dämonen von TOTAM auf…!

Episode 33: Unter dem Bann eines Dämons

(13. Mai 1984, digitalisiert 2016)

Die Ereignisse im Le-Konji-System laufen aus dem Ruder, als die Dämonen Der­dusuum und Tekalotiir auftauchen, um die Calnarer für TOTAM zu unterjochen. Zephir-Gort, der heimliche Herrscher von Runix, überreagiert und löst damit ein robotisch gelenktes Blutbad unter den Moogs der genetischen Armee aus. Nur Gruhl, der dritte Helfer des Lichts im Körper eines Moogs, kann mit dem Leben davonkommen.

Während sich die Suggestivstrahlung der Dämonen im System ausbreitet und die zweiköpfigen Echsenwesen in Lethargie versinken lässt, kommt es bei dem kristallinen Helfer Klivies Kleines zu einem gesundheitlichen Rückfall. Auf ein­mal beginnt sein Körper explosionsartig zu wuchern und sich zu vergrößern. Und laut seinen letzten verständlichen Worten soll Gruhl verschwinden, „ehe Timor-Dol und die NEGATIVEN erscheinen und alles vernichten!“

Episode 34: ANTI-TOTAM

(14. Mai 1984, digitalisiert 2016)

Handlungsblende wieder zurück zur Schockzone bei den Galaxien Wukarin und Risalon und damit zu Oki Stanwer und seiner STELE DER EWIGKEIT. Das giganti­sche Kristallschiff ist in die Schockzone hineingestürzt, und während das ge­schieht, ist in unklarer Distanz zur sich ausdehnenden entropischen Zerstö­rungszone der Dämon Naamie von TOTAM unterwegs und verführt ein rätsel­haftes Volk von Dimensionswanderern – die Gerlakos.

Diese nebelhaften Wesen, die stets in eine Art von Dunstwolke gehüllt sind und von deren Körpern man nur mörderische Krallen erkennen kann, werden von Naamie dazu bewogen, gegen Oki Stanwer zu kämpfen – nicht zuletzt deswe­gen, weil Naamie Oki Stanwer die Entstehung der Schockzone anlastet.

Derweil ist die STELE DER EWIGKEIT auf einem Planeten gelandet, der aus un­begreiflichen Gründen im Innern der Schockzone existieren kann. Als der Kris­tallwächter Xyllom, ein Bordmitglied der STELE, diese Welt zu erforschen be­ginnt, stellt er einigermaßen konsterniert fest, dass es sich um eine Kopie des Planeten TOTAM handelt, allerdings aus strahlend weißem Kristall. Eine Art „ANTI-TOTAM“, womit die Welt einen Namen bekommt. Sie ist offenkundig eine extreme Emanation von Oki Stanwers eskalierenden Parafähigkeiten.

Während Xyllom die geheimnisvolle und vollständig durchtechnisierte Welt er­forscht – ein klarer Kontrast zu dem Planeten TOTAM der Gegenwart – , werden er und der in seinem Kristallsarg „träumende“ Oki Stanwer Zeugen davon, wie die Gerlakos den Planeten besetzen.

Oki erschafft Traumprojektionen wie Tom, die aber von den Gerlakos umge­hend gnadenlos niedergemetzelt werden. Es gibt weder eine Form von Verstän­digung noch eine Chance zum Kampf. Oki Stanwer ist in der STELE hilfloser Ge­fangener, und jenseits der Sphäre um ANTI-TOTAM existiert nur die Schockzone, in die die STELE sicherheitshalber nicht starten sollte, da sie Gefahr läuft, dort diesmal tatsächlich vernichtet zu werden.

Die Besetzung ANTI-TOTAMS nimmt immer massivere Züge an, und bald sind Millionen der rätselhaften Dimensionswanderer hier…

Episode 35: Glusem – die Biowelt

(20. Mai 1984, digitalisiert 2016)

Handlungsblende in den kosmischen Leerraum nahe der Galaxis Hun’arc: Nach­dem die beiden Helfer des Lichts Ureg-Ni und UCHULON auf der Ruinenwelt miteinander verschmolzen sind (vgl. Bd. 27), gehen sie dem Hinweis des intri­ganten Soffrol nach und gelangen durch Ureg-Nis Hyperraumgehfähigkeiten als PSI-Schalter auf eine Welt, die von einem globalen Plasmaozean bedeckt wird.

Hier werden die Seelen voneinander getrennt, und UCHULON geht in den Kör­per eines schleimigen Ghouls über, während der Cranyaa in den Ozean stürzt und in die grässliche Tiefe gesogen wird, bis er das Bewusstsein verliert. Aber er wird noch gewahr, dass dieser Plasmaozean ein intelligentes Lebewesen ist – und sogar eins, das er kennt.

Er steht der Dämonenwaffe Glusem von TOTAM gegenüber, die zugleich ein Helfer des Lichts ist. Aber Glusem hat grässliche Vorstellungen von seiner Art, ein Helfer des Lichts zu sein – er favorisiert allen Ernstes ein Bündnis mit TOTAM!

UCHULON wird an der Oberfläche zu seinem nicht eben geringen Schrecken mit zwei weiteren Dämonenwaffen konfrontiert: mit einem glühenden Schädel, der GOLEM genannt wird, und mit einem rauchartigen Etwas, das sich Quaramus nennt… allerdings sind dies, ursprünglich Todfeinde Glusems, nicht die Origina­le, sondern vergleichsweise kraftlose Projektionen Glusems geworden, die er sich eher wie Schoßtiere hält.

Und diese Wesen haben mindestens ebenso verschrobene Ansichten wie Glu­sem selbst: GOLEM etwa verkündet lauthals, er werde Oki Stanwer warnen! Da­mals war das immerhin sein Todfeind. Und als UCHULON ratlos rückfragt, vor wem er Oki Stanwer warnen möchte, heißt es: „Vor dem WÄCHTER“, also dem amtierenden Matrixkoordinator.

Nun versteht UCHULON natürlich gar nichts mehr und hält die Projektionen für ebenso gestört wie Glusem selbst.

Ihr seht, die Komplexität nimmt weiterhin zu, es tauchen seltsame neue Prot­agonisten auf, die bisweilen intrigante oder noch verwirrendere Absichten ver­folgen. Und immer noch laufen die Pfade nebeneinander her und führen nicht wirklich zusammen.

In der nächsten Ausgabe der „Close Up“-Artikel wird sich das noch etwas stei­gern, aber es deuten sich schon gewisse Harmonisierungen an, vertraut mir. In vier Wochen seid ihr schlauer – versprochen!

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 223: Killerwelle

Posted Juli 2nd, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

üblicherweise stehen die Romane von Clive Cussler ja relativ alleine für sich. Sie besitzen zwar meist ein wiederkehrendes Personal, etwa die NUMA-Kämpen Dirk Pitt, Albert Giordino, Joe Zavala und Kurt Austin oder eben – siehe unten – die Crew der Corporation um Juan Cabrillo… aber sie sind doch nur sehr selten so angelegt wie dieser hier. Hier haben wir, was die Voraussetzungen des vorlie­genden Werkes angeht, mit etwas zu tun, was ich als Quasi-Mehrteilerstruktur bezeichnen möchte. Das heißt, ohne die Kenntnis des vorigen Bandes „Teufli­scher Sog“ hat man hier gewisse Verständnisprobleme.

Das klingt jetzt vielleicht negativer, als es gemeint ist. Ich fand es sinnvoll und geschickt, auch wenn mir die daraus resultierenden Konsequenzen nicht wirk­lich schmeckten. Aber das ist zweifellos von Leser zu Leser unterschiedlich.

Der Roman packte mich ungeachtet gewisser Indifferenzen in der Storyline defi­nitiv, und ich würde ihn als einen der besseren Kooperationsromane von Cuss­ler und du Brul einstufen. Abgesehen von der Tatsache, dass der Verlag sein Bestes tat, den Roman vollkommen falsch zu bewerben und zu betiteln, schwei­gen wir mal vom absolut irreführenden Titelbild, haben wir hier einen definitiv spannenden Actionroman vor uns. Ohne Taucher. Ohne Haie. Vertraut mir, die werdet ihr da nicht finden.

Was dann? Lest weiter, wenn ihr das wissen wollt:

Killerwelle

(OT: The Jungle)

Von Clive Cussler & Jack du Brul

Blanvalet 37818

528 Seiten, TB, 2012

Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak

ISBN 978-3-442-37818-0

Man schreibt das Jahr 1281 nach Christus, als ein Reisender aus der Ferne, der einen chinesischen Heerzug begleitet, Zeuge einer seltsamen Begebenheit wird. Bei der Erstürmung einer belagerten Festung erlebt er die gespenstische, un­glaubliche Waffe, die man „Drachenblick“ nennt und die zur Erblindung der un­glückseligen Verteidiger der Feste wird. Aber das Geheimnis dieser rätselhaften Waffe versinkt offenkundig in der Vergessenheit. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass dieser Zeuge den Namen Marco Polo trägt…

Mehr als siebenhundert Jahre später und völlig unzusammenhängend damit hält ein Forscher namens William Cantor notgedrungen schlecht besuchte Vor­träge über seine Arbeit, namentlich über die Forschung am Leben Marco Polos. Im Anschluss an einen solchen Vortrag verschwindet er spurlos.

Vier Monate darauf, in der Jetztzeit, stoßen wir dann auf Seite 35 des Romans endlich auf vertraute Personen – in einer Region namens Nord-Wasiristan im af­ghanischen Bergland nahe Pakistan. Juan Cabrillo und einige seiner Mitstreiter von der Corporation haben sich hier für einen riskanten Auftrag anheuern las­sen, der sie in direkte Konfrontationslinie mit den Taliban-Kriegern bringt. Vor­angegangen sind ein paar unschöne Entwicklungen, deren Vorkenntnis das Ver­ständnis des Romans deutlich verbessert. Es empfiehlt sich deshalb, den Roman „Teuflischer Sog“ vorher gelesen zu haben.1 Kurz resümiert, sieht die Lage fol­gendermaßen aus:

Die Corporation, die ja von Juan Cabrillo nach seinem Ausstieg aus der CIA als privates Sicherheitsunternehmen gegründet worden ist und ihren Sitz auf dem heruntergekommen wirkenden, in Wahrheit aber hochmodernen Frachter ORE­GON hat, steht üblicherweise auf gutem und freundschaftlichem Fuß mit der CIA und deren betagtem Chefagenten Langston Overholt III. Doch das letzte Un­ternehmen der Corporation, das im eben erwähnten Roman beschrieben wur­de, führte am Rand der Antarktis zu einer recht krassen militärischen Konfron­tation mit den Argentiniern und den Chinesen, und zwar zu einem Zeitpunkt, als Overholt ein Einschreiten strikt untersagt hatte. Letzten Endes war die Ope­ration ein Erfolg, aber die Corporation gilt seither als unsicherer Kantonist und wird von der CIA nicht mehr unterstützt. Sie steht gewissermaßen auf der schwarzen Liste, und die Regierung der Vereinigten Staaten als finanzstarker Geldgeber für Aufträge fällt darum aus.

Aus diesen Gründen muss Juan Cabrillo andere Aufträge entgegennehmen. Ei­ner davon kommt von einem Mann namens Gunawan Bahar, einem indonesi­schen Geschäftsmann. Wie das Schicksal so spielt, ist sein geistig zurückgeblie­bener Sohn Setiawan unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in einen Zirkel is­lamistischer Fundamentalisten geraten und dann kurzerhand gekidnappt wor­den, um in einem Bergnest in Nord-Wasiristan mit einem Sprengstoffgürtel aus­gestattet zu werden und als lebende Bombe zu einem Märtyrer zu werden. Ca­brillo und sein Team sollen ihn dort herausholen, und dies möglichst diskret.

Zu ihrer nicht geringen Verblüffung stoßen sie dort auf eine zweite Geisel, de­ren Schicksal es offenkundig ist, medienwirksam von den Al Kaida-Fundamenta­listen vor lautender Kamera enthauptet zu werden – der gefangene amerikani­sche Soldat MacD Lawless.2

Auf eine ziemlich atemberaubende Weise gelingt ihnen dieser Auftrag und die Flucht. Sie bringen den armen Setiawan zurück zu seinem Vater, erhalten das Honorar, und Lawless´ Zähigkeit macht auf Cabrillo Eindruck. Während sie den nächsten Einsatz planen, macht er sich Gedanken, ihn als Ersatz für einen Team­verlust (auch dies geschah im genannten Vorgängerroman) in die Corporation aufzunehmen.

Der nächste Auftrag bringt den Chef der Corporation mit einem Schweizer Ban­kier namens Roland Croissard in Kontakt, der die Verbindung zu seiner einzigen Tochter Soleil verloren hat. Sie ist eine junge Abenteurerin, die sich stets Hals über Kopf in Abenteuer stürzt, und diesmal hat sie sich vorgenommen, in ein nahezu unerschlossenes Dschungelgebiet im Goldenen Dreieck im birmani­schen Grenzland vorzudringen. Dort ist sie spurlos verschwunden. Cabrillo weiß, dass allein das schon eine Herausforderung ist, doch Croissard besteht darauf, dass das Team von einem einstigen Fremdenlegionär begleitet werden soll, der sich den Namen „John Smith“ zugelegt hat. Eher widerwillig geht Ca­brillo auf diese Bedingung ein. Der Einsatz soll zugleich MacD’s Feuertaufe sein. Er kostet sie beinahe allesamt das Leben.

Denn der Auftrag entpuppt sich als heimtückische Falle. Das Zielgebiet enthält einen verfallenen buddhistischen Tempel, und sie finden einige Leichen und ei­nen Rucksack. Danach geht alles schief, und ehe sich Cabrillo und MacD verse­hen, stecken sie in den Folterkellern des birmanischen Militärs. Da gibt es wirk­lich ein paar echt widerliche Passagen, wie ich sagen muss. Nichts für schwache Nerven.

Und doch ist der rasante Roman damit erst etwa auf knapp der Hälfte des Tex­tes angelangt, danach dreht er erst richtig auf. Es wimmelt in der Folge von Schießereien, abenteuerlichen Verfolgungsjagden zu Land und zu Wasser, Artil­lerieduellen, Verrätern und Doppelspielen… und was das alles mit einer Bohrin­sel vor Brunei zu tun hat und inwiefern zwei gigantische Kristallkegel zu einer weltweiten Bedrohung werden können… das sollte man gelesen haben, das möchte ich nicht vorwegnehmen. Wenn man dann schließlich bei einem Lese­pensum von 250 Seiten pro Tag angelangt ist und am liebsten noch mehr läse – ich musste mich dann um Mitternacht ernstlich bremsen – , dann kann man ei­gentlich nur sagen, die Geschichte reißt den Leser mit…

Im Grunde dachte ich lange Zeit, dies sei der letzte Roman von Jack du Brul, der über die OREGON-Crew geschrieben werde. Das ist aber, wie ich inzwischen weiß, ein Irrtum. Wenigstens ein weiterer Roman existiert, nämlich „Tarnfahrt“, der im September 2014 in den Handel gelangen wird. Weitere Romane könnten folgen.

Wenn man sich dieses Werk hier anschaut, das sich deutlich darum bemüht, Verknüpfungen zu vorigen Romanen herzustellen und um einiges sorgfältiger ausgearbeitet ist als gerade der letzte Band der Serie, dann würde ich sagen, lohnt es sich, diesen Abenteuern weiter nachzuspüren. Was die Beurteilung der Geschichte angeht, so hatte ich nach Ende der Lektüre das irritierende Gefühl, dass hier eine Veränderung des Handlungsstroms vorgenommen worden ist, und die Titelvergabe sowohl im Englischen wie im Deutschen hat diese Irritati­on höchstens verstärkt.

The Jungle“ ist ein offensichtlicher Verlegenheitstitel, denn abgesehen von dem birmanischen Abenteuer, das aber gerade mal gut 100 Seiten ausmacht, geht es überhaupt nicht um einen Urwald, und der steht selbst dort nicht im Zentrum. Das wäre etwa so, als würde man ein Werk über den Ersten Weltkrieg schreiben und ihm den Titel „Die große Karpatenschlacht“ geben. Die hat es da auch gegeben, natürlich, aber das ist völlig irreführend. So ist der englische Ti­tel. Der deutsche, „Killerwelle“, ist noch dämlicher. Es geht nicht um eine Welle, es geht weder um Tsunamis noch sonst etwas in dieser Richtung… und schwei­gen wir mal vom Titelbild, wo wir Taucher, Haie und Lava sehen. Nichts davon kommt im Roman vor. Hätte man nicht wenigstens Höhlen, einen buddhisti­schen Tempel oder die Maginot-Linie bringen können…? Nein, gar nichts. Nicht mal eine Bohrplattform, auch das hätte noch einen gewissen Sinn ergeben. Stattdessen nur dumpfe Desinformation.

Manche Desinformationsstrukturen waren zudem recht deutlich zu sehen. Ich habe beiden Neuankömmlingen in der Geschichte misstraut, und ich tat gut daran (wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen). Das war dann ein we­nig platt gemacht. Die letzte Person hingegen, die dann in die Handlung einge­führt wird… ja, ich glaube, Person ist ein falscher Begriff, das ist ein echtes Sci­ence Fiction-Element, Freunde… also, diese Person, um mal dabei zu bleiben, die war dann wirklich interessant gemacht. Nicht wirklich glaubwürdig, finde ich, aber hier könnte ich keine fundierte Kritik anbringen, ohne den zentralen Plot zu verraten. Schade eigentlich, aber nicht zu ändern.

Der zentrale Plot scheint mir im Übrigen etwas verändert worden zu sein, wie ich eben schon andeutete, und zwar während des Schreibens. Die anfängliche Marco Polo-Handlung macht zwar einigermaßen mühsam Sinn, aber im Detail wirkt das dann, verknüpft mit dem Endzweck der Geschichte, einigermaßen verkrampft. So, als hätten Cussler und du Brul so auf Seite 300 gedacht: Mist, das ist aber zu geradlinig gedacht, das ist nicht spannend genug… machen wir lieber DAS daraus! Ein wirklich konsequenter roter Faden fehlt deswegen, und einige Details der Geschichte bleiben auch völlig im Ungewissen.

Dennoch – alles in allem ein durchaus packender, interessanter Roman, der den Tiefpunkt der Serienhandlung im vergangenen Roman dann wieder abmildert. Man darf auf weitere Abenteuer der Corporation gespannt sein…

© 2014 by Uwe Lammers

Es ist bekanntlich nicht alles Gold, was glänzt. Und nicht alles, was es auf die New York Times-Bestsellerliste schafft (was Cussler seit Jahrzehnten mit seinen Büchern gelingt), muss deshalb jenseits des amerikanischen Umfeldes auch wirklich interessant oder gelungen sein. Das hier ist eine seltsame Form von Zwischending.

Noch interessanter aber sind in meinen Augen die Werke, die man eigentlich überhaupt nicht im Buchhandel finden kann. Wie jetzt, mögt ihr vielleicht fra­gen, spreche ich von Selfpublishern? Nein, tue ich nicht. In der kommenden Woche stelle ich einen weiteren Roman des Verlags Plaisir d’Amour vor. Und dieser Verlag ist üblicherweise nicht im Buchhandel vertreten – was schätzungs­weise primär damit zu tun hat, dass er Romane präsentiert, die strukturell ero­tische Werke sind, zumeist aus dem BDSM-Milieu.

Ich meine, vor dem Hype um E. L. James´ „Fifty Shades of Grey“ konnte ich die­se Prüderie des stationären Buchhandels ja noch halbwegs verstehen. Aber seit inzwischen zahllose Epigonen von James mit ihren nicht gerade zurückhaltenden Werken im traditionel­len Buchhandel Fuß gefasst haben – viele davon mit Kapiteln, die heftiger als in den PdA-Romanen sind! – , ist mir diese Zurückhaltung doch einigermaßen schleierhaft.

Macht euch einfach in der kommenden Woche ein Bild davon, wenn ich den vierten Band des Australien-Zyklus um die Agentur „Sweet Sins“ vorstelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Für das Kurzformat empfiehlt sich dazu mein Rezensions-Blog 214 vom 1. Mai 2019.

2 In meinen Augen ein ausgesprochen bescheuerter Name, aber das kann man sich als Rezensent halt nicht aussuchen…

Liebe Freunde des OSM,

man kann sagen, der Monat März dieses Jahres war einer von der Art, in dem kreativ quasi die Luft brannte, und zwar an allen Ecken und Enden. Zum einen war ich gut eingedeckt mit Terminen seitens der Jobfabrik Braunschweig, dann auch von der KreativRegion e.V., der ich in diesem Monat als zahlendes Mitglied beigetreten bin. Außerdem galt es, eine kleine Archivreise für meine Nebenbe­schäftigung an der TU Braunschweig zu realisieren, vor- und nachzubereiten.

Fernerhin verschlang ich Lektüre, und die meisten dieser Bücher wussten mir zu gefallen – mit der üblichen Konsequenz, dass ich dazu Rezensionen verfasste, die meine inzwischen drei Ablagefächer mit noch zu veröffentlichenden Rezen­sionen bereicherten. Ihr seht also, noch auf Jahre hinaus gibt es definitiv keinen Anlass, um Inhalte meines Rezensions-Blogs zu fürchten (dessen Beiträge so­wieso inzwischen schon bis zum Veröffentlichungsmonat August 2019 fertig ge­schrieben sind).

Die Quintessenz all dessen bestand dann in phänomenalen 45 fertig gestellten Werken im zurückliegenden Monat – ein Pegel, den ich schon lange nicht mehr erreicht habe, wie ihr aus den Blogartikelreihen „Work in Progress“, „Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu“ und „Was ist eigentlich der OSM?“ schon wissen könntet, auch wenn die letzteren beiden die Gegenwart noch nicht er­reicht haben.

Was aber, und das interessiert uns an dieser Stelle, entfiel davon auf den Oki Stanwer Mythos (OSM) und den Archipel, die beiden kreativen Schreibkomple­xe, für die diese Rubrik recht eigentlich da ist? Nun, da fällt das Fazit ernüch­ternder aus, das kann nicht überraschen. Die Majorität der fertigen Werke wa­ren zwei- bis dreiseitige Rezensionen. Aber es gab auch noch das hier:

Blogartikel 325: Work in Progress, Part 75

(E-Book BdC 2: Gestrandet in Bytharg)

(E-Book BdC 3: Unter Feinden)

(E-Book BdC 4: Der Sonnengarten von Bytharg)

Anmerkung: Es mag ein wenig überraschen, dass ich gerade mal mit dem ersten BdC-E-Book fertig war und schon die nächsten vier „in der Pipeline“ habe, weil das doch für eine „neue“ Serie einigermaßen unüblich erscheint. Das ist aber nur im ersten Moment so. Die Fakten sehen ja völlig anders aus:

Ich habe die BdC-Episodenserie 1987 begonnen und 1993 beendet (die Band­zahl verschweige ich hier mal der Einfachheit halber). Seit 1993 kenne ich also den gesamten Handlungsverlauf der Serie. Als ich dann 2007 mit der digitali­sierten und kommentierten Abschrift begann, dachte ich nicht im Traum daran, daraus E-Books zu entwickeln… aber ihr wisst ja inzwischen, dass sich das geän­dert hat.

Im Zuge der Erkenntnis, dass ich alsbald meine Fotolia-Credits aufbrauchen soll­te, ehe sie verfallen, habe ich im vergangenen Herbst und in diesem Frühjahr reichlich neue Bilder erworben und schließlich auch von meinem Grafiker Lars Vollbrecht montieren lassen. Dazu gehörten die Cover der oben genannten E-Books. Und im März 2019 überlegte ich: wenn ich die digitalen Episodenab­schriften schon vorliegen habe, warum extrahiere ich sie nicht und lege schon mal Rohdatensätze an, die ich später mit wenig Aufwand ausarbeiten kann?

Gesagt, getan. Und so entstanden die obigen E-Book-Rohversionen, die z. T. nur 60 Seiten Textvolumen besitzen und folglich noch sehr intensiv ausgebaut wer­den müssen. Aber die Planungen der BdC-Serie gehen schon sehr viel weiter. Das aktuellste Cover dieser Serie, das vorliegt, ist das für BdC 9. Titel und Inhalt sei hier natürlich noch nicht verraten, da ich schätze, dass ich erst anno 2021 dazu kommen werde, daran zu arbeiten…

(E-Book TI 31: Zeitenwandel)

(OSM-Wiki)

Blogartikel 323: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 61

(Das Geheimnis von Church Island – OSM-Story)

Anmerkung: Auch in dieser Geschichte kam ich im März einen entscheidenden logischen Schritt weiter und verdoppelte annähernd die Textseiten dieser Story. Ich denke allerdings noch immer, dass ich allerhöchstens ein Drittel, eher wohl nur ein Viertel der gesamten Geschichte überblicke. Höchstwahrscheinlich wird dieses Werk Novellen- oder sogar Romanformat erhalten. Was mich dann wie­der zu der Frage der Illustration kommen lässt… da muss ich mich künftig wohl an Adobe wenden, das Fotolia im Herbst 2019 schlucken wird. Seufz.

14Neu 63: Der Wahnsinnsplan

12Neu 56: Auf der Suche nach Arc

Anmerkung: Hier könnte man jetzt wieder denken, ich hätte die Schreibreihen­folge durchbrochen. Das würde aber bei Digitalisaten keinen Sinn machen, da dort Seiten- und Fußnotenzählung episodenübergreifend aufeinander basieren. Es ist vielmehr (mal wieder) so, dass ich direkt nach 14Neu 63 den Keim für 12Neu 56 legte, die Episode aber dann erst am Monatsende fertig schrieb… deutlich nach den Episoden 53-55. Es wirkt also verwirrend, hat aber in der Dar­stellung durchaus eine innere Logik.

(Die Suyenka – Archipel-Roman)

Anmerkung: Auch in diesem Roman kam ich enorm voran. Das zog sich über Wochen, weil ich die Ursprungsversion im Präsens entworfen hatte – eine Er­zählzeit, die ich manchmal für Fragmente wähle, die aber bei Archipelromanen nichts verloren hat. Ich musste also über Dutzende von Seiten hinweg die Er­zählzeit anpassen und nutzte die Gelegenheit dazu, ebenfalls Dutzende von neu­en Seiten zu verfassen. Das Fragment hat nicht umsonst inzwischen über 140 Seiten Textvolumen…

12Neu 53: Inferno in Bytharg

12Neu 54: Der Letzte Krieg

(14Neu 65: DAS TOR NACH KAWEKOR)

14Neu 64: Todesurteil für die Fremden

12Neu 55: Saat des Grauens

Anmerkung: Ja, und damit senkt sich gewissermaßen das graue Leichentuch des Todes über die Galaxis Bytharg, auf eine Weise, wie sich niemand das vorstellen konnte… mit der Ausnahme von mir, aber selbst mir zog es den Magen zusam­men und kräuselte mir die Zehennägel, als ich all diese Grausamkeiten nach fast 30 Jahren endlich abgeschrieben hatte.

Ehe ihr all das zu lesen bekommt, werdet ihr zunächst das strahlende, lebendige und grausame Bytharg in all seiner finsteren Pracht erleben können, beginnend mit BdC-E-Book 2, voraussichtlich im Herbst 2019. Und danach geht die Achter­bahnfahrt des Schreckens los, die ihr mir aktuell noch gar nicht glauben würdet. Aber ich weiß das schon seit 30 Jahren, Freunde… was denkt ihr wohl, wie oft und intensiv es mich in den Fingern gejuckt hat, darüber mehr zu sagen? Ist im­mer noch der Fall, wenn ich ehrlich sein soll.

Muss mich da selbst zur Geduld ermahnen.

(DSj 49: Zu den Sternen)

Anmerkung: Was, zum Henker, wird DAS denn jetzt?, mögt ihr euch fragen, die ihr aus meinen früheren Blogartikeln wisst, welche OSM-Serie das ist. Ja, ganz recht, das ist „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (DSj), KONFLIKT 28!

Ich kann euch beruhigen… ich machte nur eine kurze Stippvisite in diesem Frag­ment, weil ich nicht mehr recht wusste, wie weit die Geschichte gediehen war… und schon nach ein paar Zeilen Korrekturtext hatte ich sie wieder verlassen. Es ist noch nicht Zeit für DSj. Eine weitere, hoch komplexe und spannende Baustelle ist es gleichwohl. Beizeiten kehre ich dorthin zurück, versprochen, und dann hal­te ich euch auch auf dem Laufenden, was da los ist.

Der Oki Stanwer Mythos: Gegen das Terrorimperium – Artikel

Anmerkung: Wir schreiben das Jahr 2019, und ich bekam mehrmals inzwischen Post aus Osnabrück, wo für Mai 2019 die „3. Perry Rhodan-Tage Osnabrück“ geplant sind. Diesmal wurde ein Einsendeschluss für das Conbuch genannt, und ich bekam, könnte man sagen, ein wenig Torschlusspanik. Da ich in den letzten beiden Conbüchern jeweils mit einem Artikel zu meinem OSM-E-Book-Pro­gramm vertreten war, wäre es doch zu schade, ging es mir durch den Kopf, wenn ich die Linie nun reißen lassen müsste.

Also verfasste ich einen Beitrag zum Fortgang der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) ab Band 31, an dem ich gerade schreibe, und sandte ihn ein. Und wer weiß, vielleicht ist der TI-Band 31 „Zeitenwandel“ ja bis dahin auch fertig. Schön wär’s jedenfalls…

(Ani und das Wolkenmädchen – OSM-Story)

Anmerkung: Diese Geschichte begann ich bereits im Jahr 2010, und sie wies ei­nen weitgehend ausgefeilten Handlungsbogen auf. Aber auf der anderen Seite ermangelte sie wesentlicher Zutaten, als da wären: Umgebungsschilderungen, Dialoge, Personen mit Namen und Vita.

Im März 2019 überfielen mich nun, während ich Bildvorlagen für die Protago­nisten suchte (und fand) zunehmend weitere Inhaltsblenden, und ich vertiefte mich darein, baute Passagen aus und fügte ganze Seiten von neuem Text hinzu. Inzwischen ist die Ani-Geschichte auf 30 Seiten Textumfang angewachsen und wird darum mindestens auch eine Novelle werden, ggf. ein Roman. Das ent­scheide ich aber erst später.

Blogartikel 329: Charakterisierungen für Todgeweihte?

(14Neu 66: Die Hassflotte)

(12Neu 57: Meilenstein im All)

Anmerkung: Ach ja, ich könnte jetzt einiges zu Oki Stanwers Expedition mit der SCHATTENBRECHER zur Baumeister-Galaxis Arc erzählen, um die es in dieser Episode geht, aber das wäre natürlich mal wieder alles viel zu früh… und so be­schränke ich mich darauf, zu bemerken, dass Oki, seinen Helfern des Lichts so­wie den Allis in seiner Gefolgschaft sehr damit gedient gewesen wäre, bei VAN­GOORD-4 aufzugeben… aber dummerweise gehört dieses Wort nicht zum akti­ven Repertoire von Oki Stanwers Wortschatz. Und so macht er natürlich weiter – mit fatalen Folgen, wie sich herausstellen wird.

(HdH 4: Schmelztiegel Shallakhon)

Anmerkung: Ja, in KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ bin ich auch schon sehr lange nicht mehr gewesen. Das ist wahr. Und Band 4 der Serie klingt jetzt nicht wirklich bombastisch… aber das wird es werden. Das ist nämlich der designierte Band 1900 des Oki Stanwer Mythos.1 Ich las mich erst mal wieder durch die ersten drei Episoden, um ein Gefühl für die Welt und die dort leben­den Wesen zu bekommen, und dann ging es weiter… ich bin zuversichtlich, diese Episode in spätestens 6 Wochen geschrieben zu haben. Wird ein faszinierender Band 1900, soviel steht fest.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“)

Anmerkung: Das war dann sozusagen eine zwingende Notwendigkeit, nachdem ich an der Episode 4 der Serie weitergeschrieben hatte. Denn sowohl das Lexi­kon wie auch das Glossar waren doch ziemlich veraltet und konnten ein Update sehr gut gebrauchen.

(HdH 5: Am Großen Strom)

So, und das waren dann alle relevanten Werke aus dem Dunstkreis des OSM und des Archipels, an denen ich im Monat März 2019 gearbeitet habe. Ich fin­de, das ist immer noch recht beachtlich. In der kommenden Woche blende ich wieder im Rahmen der „Close Up“-Reihe zurück in den KONFLIKT 14 des OSM.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Und nein, das ist KEIN Aprilscherz! Offenbar war Erich Herbst von der ESPost neulich diese Ziffer 1900 so su­spekt, dass er sie eigenmächtig in „190“ änderte. Ich musste ihn schmunzelnd darauf hinweisen, dass ich OSM 190 bereits im Jahre 1984 geschrieben hatte und Band 1900 infolgedessen absolut korrekt war. Aber da war es zu einer Korrektur natürlich schon zu spät. Seufz.

Rezensions-Blog 222: Fluch!

Posted Juni 25th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

also, selbst aus weiter Distanz kann ich nicht leugnen, dass ich im Sommer 2007 ein Mordsvergnügen hatte, als ich das unten rezensierte Geschenkbuch schmö­kerte. Leider, wie ebenfalls unten erwähnt, ein schrecklich kurzes Vergnügen, weil das Buch nicht sonderlich viele Seiten aufweist. Dafür aber ein wahnsinnig lustiges, das mit einer Vielzahl von neckischen Sujets spielt. Da ist einmal der klassische „Whodunnit“, es geht um Schätze, es geht um mayanische Kultur, um Beziehungsdramen, und witzig ist das Ganze außerdem.

Eine totale Win-win-Situation, ehrlich, Freunde.

Also, wer Gideon Oliver noch nicht kennen sollte oder keine Angst vor sinistren mayanischen Flüchen und Kriminellen hat, die selbige in die Realität umsetzen… oder wer einfach verdammt unterhaltsame Lesestunden mit einem sehr ver­gnüglichen Buch verbringen möchte, der sollte sich dringend auf die Suche nach diesem Werk machen.

Nach welchem? Ah, ich greife vor. Lest einfach mal weiter:

Fluch!

(OT: Curses)

Ein Gideon-Oliver-Krimi

von Aaron Elkins

Haffmanns Kriminalromane 13

240 Seiten, TB, 1993

ISBN 3-453-06475-5

Aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger

Man sollte ja nicht abergläubisch sein, wenn man ein Buch mit einem solchen Titel liest, aber es gibt doch schon zu denken, dass es ausgerechnet die Num­mer 13 in der Reihe ist, nicht wahr…? Wer solcherart schon zu Beginn verunsi­chert wird, sollte sich wirklich anschnallen. Es geht genauso weiter, und zwar nicht nur mit Flüchen, sondern auch mit einer subtilen und ausdauernden Atta­cke auf das Zwerchfell. Wie meine gute Freundin Conny in ihrer Widmung schrieb: „Fluch! Das Buch gegen schlechte Laune. Verbessert das seelische Be­finden schon nach 30 Minuten Lesezeit.“ Sie hat nur untertrieben. Das Gekicher fängt bereits auf Seite 1 an. Und das kommt so…

Gideon Oliver, seines Zeichens Anthropologe an einer biederen nordamerikani­schen Universität, seit ein paar Jahren mit seiner schlagfertigen Gefährtin Julie verheiratet, ist gestresst. Die Semesterarbeiten, die er durchschauen soll, sta­peln sich, seine eigene Schrift, an der er arbeitet, schleppt sich von Seite zu Sei­te, und eigentlich möchte er nur möglichst weit weg von alledem. Kann nicht mal wieder das FBI auf ihn zutreten und ihn bitten, ein paar morsche Knochen zu untersuchen, vorzugsweise welche, an denen kein Fleisch mehr hängt (das mag er nämlich nicht so gern)?

Keine Chance.

Stattdessen erhält er einen Anruf aus Yucatan von seinem 78jährigen Mentor Abraham Goldstein, mit dem er 1982 bereits einmal dort unten war, an einer kleinen, fast unbekannten Ruinenstätte namens Tlaloc, die traurige Berühmt­heit durch einen Forschungsskandal erlangte und für die folgenden fünf Jahre gesperrt wurde. Jetzt hat Goldstein es geschafft, die Grabungserlaubnis zu er­neuern, und das erste, was er entdeckt, ist… richtig, eine Leiche.

Also fliegen Julie und Gideon nach Yucatan und stoßen auf das Grabungsteam, das interessanterweise fast dasselbe ist wie bei der Grabungssaison 1982. Auf dem Weg zum Ziel erzählt Gideon seiner Frau auch, was damals passiert war – der Grabungsleiter Howard Bennett, war nach dem Sensationsfund eines unbe­kannten Maya-Codex – also eines heiligen Buches der Maya – völlig ausgerastet, und am Abend der Entdeckung stürzte darauf nicht nur der Treppenschacht ein, in dem die geheime Kammer lag, sondern auch Howard, ein Indio und der Codex verschwanden spurlos. Wobei sich Howard später aus dem Ausland noch einmal brieflich meldete und für die Unannehmlichkeiten, die er bereitet hatte, entschuldigte.

Daraufhin wurde in der internationalen Szene die Existenz des geraubten Codex (Minimalwert: 2 Millionen Dollar!) bekannt gemacht und somit der Verkauf wirksam unterbunden.

In Tlaloc angekommen, werden die beiden auch mit der Existenz eines geschrie­benen Fluches konfrontiert, der aus der mayanischen Epoche stammt und schlimme Strafen für diejenigen ankündigt, die die Ruhe der Toten stören. Schlimmer noch: kaum ist das Grabungsteam angekommen, wird heimlich nachts der Treppenschacht wieder ausgegraben! Der Sinn erschließt sich nicht recht, der Codex ist doch schließlich von Howard ins Ausland entführt worden. Noch unangenehmer ist aber die Folgerung, die Goldstein und Oliver aus den Ereignissen ziehen müssen – der heimliche Ausgräber ist einer von ihrer Crew, wer auch immer.

Motive gäbe es allerdings genug. Vorausgesetzt, man nimmt an, der Treppen­schacht verberge – was nicht ohne Präzedenzfall ist – noch eine zweite geheime Kammer und vielleicht weitere Kodizes.

Worthy Partridge, der gerne Jugendbücher über die alte Mayakultur schreiben möchte, könnte sicherlich etwas mehr Geld gebrauchen.

Leo Rose, Leiter einer Landerschließungsfirma und immerzu auf der Jagd nach neuen „Opfern“, mit denen er Kontrakte abschließen kann, betrachtet die Gra­bung sozusagen als Urlaub, um sich vom Berufsstress zu erholen und alte Kon­takte wieder aufzufrischen. Ähnlich wie Howard Bennett ist er leidenschaftli­cher Hobby-Archäologe. Kann er auch Geld gebrauchen?

Preston und Emma Byers sind ein Fall für sich. Angeblich haben sie es mit einer ökologischen Fast-Food-Kette im Mittleren Westen zu bescheidenem Wohl­stand gebracht. Während Preston völlig farblos und unscheinbar ist, ist Emma auf einem völlig abgedrehten esoterischen Trip. Alsbald versichert sie, in astra­lem Kontakt mit mayanischen Göttern zu stehen, die ihr dringend zu verstehen geben, die Grabung sei abzubrechen, sonst werde „sich der Fluch Stück für Stück vollziehen“ und mit dem Tod aller Beteiligten enden.

Und dann ist da auch noch – als wenn das nicht schon reichte! – die Vermu­tung, dass der untergetauchte Howard Bennett höchstselbst sich herumschlei­chen könnte, um von der Grabung in irgendeiner Weise zu profitieren. Die Indi­zien dafür verdichten sich rasch.

Zu guter Letzt ist da zudem dieser vermaledeite Fluch!

Er kündigt höchst unangenehme Aussichten an, wie alle finden (aber keiner kann sie oder Emmas inbrünstig überzeugte Warnungen ernst zu nehmen). Blutsaugende Wesenheiten werden über sie herfallen, behauptet der Fluchtext, Dunkelheit wird hereinfallen, ein mächtiges Trommel wird die Seele dahinwel­ken lassen, die Götter werden die Eingeweide der Frevler in Feuer und blutigen Ausfluss verwandeln, sodann ihre Schädel durchbohren und die Hirne ausgie­ßen, schließlich wird das Ungeheuer kommen, das Menschen in Stein verwan­delt, und dies gipfelt, wie die Wissenschaftlerin Dr. Garrison erklärt, schließlich im „Ende der Zigarre“ – der mayanischen Metapher für das Ende von allem.

Na, bestens! Schließlich schaltet sich auch noch die mexikanische Polizei ein.

Und dummerweise beginnt die Sache bald darauf auf bizarre Weise real zu wer­den. Ziel der Hauptattacke: Gideon Oliver, der nur mit Müh und Not den ersten Mordanschlag übersteht. Von da an stehen die Zeichen auf Sturm…

Leider ist das Buch so kurz, muss man seufzend sagen. Selbst wenn man sich viel Zeit lässt, ist man in drei Tagen durch, weil man einfach kaum mehr aufhö­ren kann zu lesen. Gewiss, manche Dinge stehen für den findigen Leser sehr schnell fest und überraschen dann nicht mehr richtig, aber man kann nicht be­haupten, es wäre langweilig. Wenn man ohnehin ein Faible für die mayanische Kultur besitzt – wie beim Rezensenten vorhanden – und sich ein bisschen in dem Metier auskennt, für den ist das Buch ein echtes Heimspiel.

Wenn ein ahnungsloser Leser etwas verstört reagiert wegen der anthropologi­schen Termini, so sei er beruhigt – zumindest die anatomischen Begriffe werden hinten in einem Glossar erläutert. Ansonsten ist das Buch wirklich eine ver­flucht gute Lektüre für trübe Tage, am besten zu genießen mit ein wenig Tee im Lesesessel. Ein backofenheißer Bus, in dem man dringend Ablenkung wünscht, tut es aber auch. Doch Vorsicht! Die Haltestelle, wo man raus will, sollte man nicht verpassen. Dieses Buch macht wirklich süchtig und natürlich neugierig auf den damals schon erschienenen Erstling „Alte Knochen“ (1992). Inzwischen soll es weitere Bücher mit dem guten Gideon Oliver geben…

© 2007 by Uwe Lammers

Tja, Freunde, und da war auch diese kurze Rezension schon wieder vorbei. Ich sage es ja immer wieder – alle Texte, die sich flink und geschwind lesen lassen, sind viel zu schnell Vergangenheit. Ich merke das selbst bei 400seitigen Bü­chern, die mich üblicherweise beim heutigen Lesetempo meist nur 3-4 Tage verweilen lassen. Manche, die ich kürzlich goutierte (aber erst frühestens 2020 im Rezensions-Blog vorstellen kann), hielten mich echt bis tief in die Nacht wach. Das kann euch mit dem obigen Buch kaum passieren – dafür ist es ein­fach zu schnell verschlungen. Glaube ich jedenfalls.

In der kommenden Woche kehre ich zu unserem alten Bekannten Clive Cussler zurück und rezensiere ein weiteres seiner Werke. Wer ihn mag, der schaue vor­bei. Ich freue mich über jeden Besucher.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 329: Charakterisierungen für Todgeweihte?

Posted Juni 23rd, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

das hört sich jetzt vielleicht melodramatisch an, aber wenn ihr mir heute auf diesem Pfad der Argumentation folgt, werdet ihr etwas entdecken, was euch vermutlich nicht gefällt. Aber seid beruhigt – mir gefällt das heutzutage auch nicht mehr, und es ist ein gutes Zeichen dafür, dass ich mich im Laufe der ver­gangenen gut 35 Lebensjahre gründlich als Schriftsteller entwickelt habe. Well, ich würde nicht so weit gehen zu sagen, ich sei inzwischen das, was man einen routinierten, guten Autor nennt – dafür bin ich erkennbar noch zu sprunghaft und intuitiv, zu wenig planerisch denkend – , doch in diesem Punkt habe ich mich deutlich weiter entwickelt.

Wenn man einen alten Fehler immer wieder in seinen eigenen Texten vorfindet und vor allen Dingen als ebensolchen erkennt, dann zeigt das meiner Ansicht nach schon, dass man einen mentalen Schritt weiter ist als zu dem Zeitpunkt, als ich die erwähnten Texte schrieb.

Heute möchte ich mal ganz außer der Reihe etwas über Personencharakterisie­rung in der Frühzeit des Oki Stanwer Mythos (OSM) erzählen. Und dazu, warum ich damals ganz offenkundig der Auffassung war, dass manche Leute (die meis­ten, wenn ich ehrlich sein soll) so überhaupt kein Profil bekamen.

Ich habe jüngst mal wieder zwei alte OSM-Episoden abgeschrieben und kom­mentiert. Die eine stammte aus dem Sommer 1985, die andere aus dem Herbst des Jahres 1990. Beide enthielten dieselbe strukturelle Fehlerquelle, und beide Male habe ich das einigermaßen gallig kommentiert, weil ich einfach nicht an­ders konnte. Und jenseits meiner traditionellen „Fehlerlese“ ist es, denke ich, mal an der Zeit, diesen ganz speziellen „Fehler“, den ich damals natürlich nicht als solchen erkennen konnte, zu thematisieren.

Lasst mich also zwei Textauszüge bringen, und dann schauen wir uns an, was ich da strukturell falsch gemacht habe. Aus begreiflichen Gründen kann ich euch die Detailstellen nicht nennen. Beim Auszug 1 (1985) geht es deshalb nicht, weil ich damit deutlich den „Close Up“-Artikeln vorgreifen würde. Wir kommen noch zu dieser Folge, versprochen. Im Fall des zweiten Zitats (1990) würde ich euch zu viel Informationen über den Fortgang des KONFLIKTS 12, also der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ geben, wenn ich präzisierte, wo genau diese Stelle im Serienkontext zu finden ist.

Kommen wir zu Zitat 1 (1985). Es lautet wie folgt:

GEGENWART:

„Die Entropie-Werte steigen an!“(,) rief Xanor-Ert1 erregt. Die Lichtfestung war zerstört, aber dort war ein violettes Loch im Kosmos entstanden, das sich laufend ausweitete. Und die violetten Schwaden, die dort herauskamen2, trie­ben auf Tohl III zu. Dort aber stand das Entropie-Tor nach TOTAM!

„Wir müssen es sofort aktivieren“, sagte Trann-Lors.3

„Lassen wir die Raumer gleich hineinfliegen?“

„Nein, sie sind zu groß. Wir müssen einzeln hindurchgehen. Das Reich stirbt, wir aber werden das Ewige Reich errichten. Beeilt euch mit der Durchsage. Alle DIGANTEN sollen sich dort auf Tohl II und Tohl III einfinden.“

So geschah es.

Und dann haben wir Zitat 2 (1990), das so aussieht:

Jheakon:

„Und der andere Posten ist verschwunden?“, fragte der Militärkommandant Rhylant.4

„Ja, Kommandant“, sagte der Wissenschaftler, der hier die Leitung des Trans­mitterkomplexes hatte.5 „Es handelt sich sicherlich nicht um Fahnenflucht…“

„Nein, wahrscheinlich nicht. Aber auch nicht um einen Angriff, denn dann hätte der Unbekannte oder die Unbekannten weitergemacht.“

Die beiden Sargoy gingen durch das dreieckige Schott und den langen gold­farbenen Gang in den Transmittersaal mit seinen acht schwarzen, riesenhaften Trapezwänden. Sie sahen unheimlich aus, weil keiner sie auf Dauer kontrollieren konnte. Keiner konnte sagen, wohin all diese Tore führten. Sechs von ihnen wa­ren erforscht, sie führten zu anderen Transmitterwelten.

Aber zwei waren unerforscht.

Und in dem Moment, als die beiden Sargoy alleine in dem Transmitterraum standen, fuhr hinter ihnen auf einmal das Transmitterschott herunter, das man von innen nicht öffnen konnte. Jedenfalls wussten sie beide nicht, wie es ging.

Die beiden bärenartigen Riesen aus dem Volk der Sargoy gerieten zumindest in Nervosität. Sie rannten zum Schott zurück. „Wie macht man das auf, Kal­jeoor? Sie müssen das doch wissen…!“

„Ich… ich… so etwas ist nie vorgekommen…“, stammelte der Wissenschaftler.

Dann hörten sie die Geräusche hinter sich.

TAUCHTEN JETZT DIE BAUMEISTER AUF?

Grauen ließ den beiden Sargoy die Haare zu Berge stehen. Dann drehten sie sich um und sahen die silberhäutigen Yesvaa aus dem Transmitterkanal 7 stei­gen, einem der beiden unerforschten.

Rhylant riss seine Waffe heraus, aber lange bevor er sie auslösen konnte, durchbohrten ihn vier Todesstrahlen der silberhäutigen Humanoiden.

„Bitte… bitte… nicht… ich ergebe mich…“, stammelte Kaljeoor wimmernd. Er war kein Held.

„Wir brauchen ihn nicht“, entschied ein Yesvaa gefühlskalt.6

Die Strahlen töteten auch den Wissenschaftler, der an dem geschlossenen Schott herabsank.

Ein großes Gerät wurde hereingeschoben aus dem schwarzen Transmitterka­nal.

„Wollen wir es wirklich einsetzen?“, flüsterte ein Yesvaa schaudernd. Er frös­telte.

„Wir müssen! Dies ist die ultimate Waffe. Und nun komm, Taloos.7 Wir müs­sen zurück. In wenigen Momenten aktiviert sich die Waffe. Wir wollen nicht, dass sie nach beiden Seiten losgeht.“

Sie traten in das schwarze Wallen, das einen Moment später starr und glatt wurde.

Das Schott fuhr wieder hoch, und die alarmierten Sargoytruppen stürmten herein. Sie sahen die Leichen der beiden Vorgesetzten und erlebten mit, wie sich das Addjh-Feld bildete.

Es war das Letzte in ihrem Leben, was sie sahen…

Was genau lernen wir daraus? Nun, Folgendes: Wie ihr erkennen konntet, wer­den zwar jede Menge Namen genannt, auch gelegentlich Rangpositionen, aber sonst fehlt im Grunde genommen jedwede Charakterisierung. Nicht nur optisch werden sie nicht beschrieben, sondern auch sonst nicht – und man kann nicht behaupten, dass DIGANT, Sargoy oder Yesvaa (aus diesen Völkern stammen die erwähnten Personen) in irgendeiner Weise erschöpfend wäre. Das würde so sein, als würde ich x-beliebige Protagonisten nur als „Menschen“ beschreiben und der Auffassung sein, damit seien sie hinreichend charakterisiert.

Jeder Leser merkt sofort, dass das Nonsens ist.

Ich hatte damals zwei falsche Vorstellungen in meinem Kopf, die zu einer ziem­lich verengten, schematischen Personendarstellung führten. Zum einen malte ich mir offensichtlich aus, dass Alienvölker, die grundsätzlich nicht menschen­ähnlich seien, allein schon durch ihre Fremdartigkeit gewissermaßen „homo­gen“ seien, was es mir erschwerte, den Personen individuelle Züge zu verleihen. Besonders schwer fiel mir das etwa bei den Cranyaa, Insektoiden mit einem starren Chitinpanzer, die notwendigerweise keine Mimik aufwiesen. Sie zu beschreiben, war… schwierig. Also beschränkte ich mich dort in der Regel darauf, Rang und Namen zu nennen und es dabei zu belassen. Heute würde ich das anders machen.

Dummerweise dehnte ich das auf andere OSM-Völker aus. Die Allis oder Tasva­ner sind in KONFLIKT 12 ein recht prägnantes Beispiel… aber gerade bei ihnen bin ich ziemlich lernfähig gewesen, wie ihr aus dem E-Book „BdC 1: Im Feuer­glanz der Grünen Galaxis“ ersehen könnt. Ich würde sagen, dort bekommen die Tasvaner schon ordentliches individuelles Profil.

Oben jedoch, vor 34 bzw. 29 Jahren, sah das noch deutlich anders aus. Dort in­dividuelle Sargoy oder Yesvaa zu beschreiben, fiel mir unendlich schwer. Da werde ich in der Überarbeitung grundlegende Veränderungen und massive Aus­bauten leisten müssen, damit die zahllosen Protagonisten Profil gewinnen.

Was war der zweite Fehler, den ich damals machte und der sich über Jahre fort­setzte? Ich habe ihn in Fußnote 5 ziemlich klar ausgesprochen: viele der Prot­agonisten, die ich in die Handlung pflanzte, hatten kein langes Leben, sondern waren in der Regel nach wenigen Seiten alle tot. Und ich stand damals (wahr­scheinlich, ich kann es nicht mehr konkret ermitteln) auf dem Standpunkt: Wie jetzt? Ich muss diese Leute charakterisieren? Warum denn? Die sind doch gleich tot. Da kann ich mir das sparen…

Nein, dass das grundfalsch ist, weiß ich sehr wohl. Heutzutage ist mir mehr als bewusst, dass Leser nur mit solchen Personen mitleiden, die sie zumindest ein wenig näher kennen lernen und sie als individuelle Persönlichkeiten begreifen können. Das Mitgefühl und Mitleiden wird erst durch die personelle Nähe er­möglicht, andernfalls sind die Protagonisten austauschbar wie der Inhalt eines stetig wieder aufgefüllten Regals, und die Leser bleiben dann gleichgültig und unbeeindruckt, egal, wie schrecklich die sich anschließenden Handlungen sein mögen.

Wie gesagt, heute ist mir das sehr bewusst, aber 1985 oder auch noch 1990 schob ich die Personen in meinen Geschichten hin und her wie Schachfiguren, und das geschah bisweilen mit ganzen Spezies und Planetenbevölkerungen… wer immer mir damals bei der Lektüre des rudimentären Episoden-OSM brutale Kaltschnäuzigkeit vorgehalten hätte, wäre vollkommen im Recht gewesen.

Heutzutage weiß ich es glücklicherweise besser, und ich nehme meine Perso­nen, die mir im Rahmen der OSM-Geschichten über den Weg laufen, sehr viel ernster als einst. Ihr merkt das in meinen E-Books, dass da immer stärker die Normalität des Alltagslebens Raum findet, und genauso soll das auch sein.

Mögen heute also auch viele meiner Handlungspersonen dem baldigen Tode geweiht sein, so kann ich euch versichern, dass ich sie nicht mehr wie die „Redshirts“ in der Sternenflotte behandeln werde, wo sie üblicherweise auch nur Namen, Gesicht und Rang bekommen, ehe sie den Löffel abgeben… nein, ihr werdet euch auch mit den Leuten anfreunden, die bald darauf nicht mehr da sind. Sie sind ebenfalls vollwertige Handlungspersonen und verdienen es, ernst genommen zu werden.

Versprochen, so werde ich künftig vorgehen. Und der Tod wird gleichwohl seine Ernte einfahren… doch weniger vorhersehbar als bislang.

Soviel für heute zu den Fehlern der Vergangenheit. Nächste Woche erzähle ich euch, was ich im März 2019 alles so geschafft habe.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 …der natürlich wieder nicht beschrieben wird…

2 Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um das entropische Phänomen der Energiewolken, die be­kanntlich alle anderen Energieformen verzehren und am Ende selbst Materie auflösen. Vgl. dazu besonders KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (1981-1984).

3 …und der wird natürlich auch nicht beschrieben…

4 …der natürlich auch mal wieder nicht beschrieben wird…

5 Hier müsste man natürlich mindestens Kaljeoors Namen nennen und ein wenig zu seiner Person sagen. Aber ich vergesse beides. Der Name wird erst etwas später nachgereicht, aber das ist selbstverständlich un­genügend. Und nein, ich kann mich nicht mit der Erklärung aus der Verantwortung stehlen: „Die sind sowie­so gleich tot und spielen keine Rolle mehr…“ So etwas ist ein schriftstellerisches No-Go, das damals bei mir aber permanent in Gebrauch war. Totale, schematische Unterbelichtung der Personen als Individuen. Muss grundlegend überall geändert werden, selbstverständlich auch bei unseren beiden Todeskandidaten hier.

6 …und auch hier fehlt wieder jedwede Beschreibung der einzelnen Personen… seufz…

7 …der wird natürlich auch nicht beschrieben…

Rezensions-Blog 221: Gestohlene Welten

Posted Juni 19th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Diebstahl ist ein Verbrechen, das vom Gesetz mit Recht verfolgt und bestraft wird. Eigentum ist nicht erst in der modernen kapitalistischen Gesellschaft ein Grundpfeiler der sozialen Ordnung, sondern war dies schon seit Anbeginn der Zeit (aber, zugegeben, damals waren die Strafen für Diebstahl weitaus dramati­scher als heute, mitunter wurde man schlicht beim Ertappen einen Kopf kürzer gemacht).

Diebstahl ist auch nichts, was man als ein flüchtiges, vergangenes Phänomen charakterisieren könnte, sondern ich würde soweit gehen zu sagen, dass es heute wohl noch viel ausgeprägter ist als in früheren Jahrhunderten. Das hat viele verschiedene Gründe. Raffgier allein ist jedenfalls dafür nicht der aus­schlaggebende Grund… schon gar nicht in dem Bereich, in dem es nicht primär um schnödes Geld oder Juwelen geht, sondern um andere Dinge der Vergan­genheit, die rar und verborgen sind und als Schatz gehütet werden.

Wissen, zum Beispiel, ist eine Ressource, die zu jeder Zeit in Gefahr war, gestoh­len zu werden.

Aber wie, um alles in der Welt, stiehlt man ganze WELTEN? Und dann sogar noch solche, die es niemals gegeben hat? Nun, um das zu verstehen, möchte ich euch heute eine meiner älteren Rezension zu einem Buch vorstellen, das ich im Jahre 2004 mit großer Faszination rasant durchgeschmökert habe. Ich kann es jedem, der meinen obigen Zeilen neugierig gefolgt ist, nur wärmstens emp­fehlen.

Vorhang auf für:

Gestohlene Welten

(OT: The Island of Lost Maps)

von Miles Harvey

btb 73046

354 Seiten, TB

Dezember 2002, 10.00 Euro

Übersetzt von Andrea Ott

Man nannte es den „unsichtbaren Raubzug“ – die wohl unglaublichste Serie von Diebstählen, die die Geschichte je gesehen hatte. Nun gab es natürlich eine Menge Diebe in der Weltgeschichte, und spektakuläre Objekte, die geraubt wurden. Aber in der Regel merkte man schnell, dass etwas fehlte. Diesmal nicht. Der Räuber wurde nicht entdeckt, der Diebstahl nicht registriert.

Und was er raubte!

Wutschnaubende Drachen, die dem Betrachter drohten? Eingerollt und mitge­nommen. Bizarre Ländereien, die kaum je ein Auge zuvor gesehen hatte, die zu­vor gar als Staatsgeheimnis galten? Geschwind zwischen den Fingern ver­schwunden und nie wieder gesehen. Eldorado? Atlantis? Fantastische Inseln? Unter dem Mantel verschwunden und gestohlen. Jahre harter Arbeit, Jahrhun­derte ehrwürdiger Tradition, einfach so entweiht, herausgerissen aus ihrem Schlummer, entführt ohne Lösegeld, ohne Bekennerschreiben.

Nur ein dummer Zufall, einer aufmerksamen Beobachterin zuzuschreiben, brachte im Dezember 1995 den unscheinbaren Dieb ans Tageslicht: einen Mann, der sich selbst als James Perry bezeichnete und doch ganz anders hieß, einen Mann, hinter dem der monströse Schatten ganzer Jahrhunderte und Jahr­tausende einer sinistren, ja, diabolisch zu nennenden Tradition stand.

Der Dieb, der ausging auf seinen unsichtbaren Raubzug, hieß in Wahrheit Gil­bert Bland, ein nichts sagender, unscheinbarer Mann, der selbst, wenn man sich an ihn erinnerte, nicht durch besondere Details auffiel. „Freundlich“, „unschein­bar“, „langweilig“ und „durchschnittlich“ waren die Attribute, die man ihm zu­schrieb. Man unterschätzte ihn, weil er ein Blender war und seine Umwelt im­merzu virtuos verführte, weil er wollte, dass man ihn unterschätzte.

Die Opfer verstanden sich als Hüter alter Schätze, meist waren es pedantische, ruhige, verständige Menschen, die alte Bücher mehr schätzten als den Kontakt mit der Allgemeinheit. Menschen, die sich darum sorgten, dass ihr Etat gekürzt wurde, dass vielleicht die Bausubstanz ihrer Wissenstempel ruiniert werden könnte, im Wesentlichen aber Menschen, die in einer ganz anderen Welt da­heim waren als jene Personen, die um ihre Gebäude herumwuselten: sie waren nicht Männer und Frauen der Tat, der Gegenwart verpflichtet, sondern sie hor­teten und hüteten das Wissen vergangener Jahrhunderte, ja, sogar der Jahrtau­sende. Mächtige, von hochbegabten und arbeitsamen Druckern hergestellte Fo­lianten, kostbare Werke, die in oftmals jahrelang nicht ein einziges Mal aus den Magazinen geholt wurden. Umso froher waren diese Menschen, die Bibliothe­kare, wenn dies dennoch geschah.

Und sie waren so froh, ihre Schätze einem einsamen Benutzer vorlegen zu kön­nen, und wenn er James Perry hieß. Konnten sie denn wissen, dass er in seiner Manteltasche eine einseitig geschärfte Rasierklinge mit sich führte? Konnten sie ahnen, dass er nicht des Wissensgewinnes wegen hier war, sondern deshalb, weil er mit unheimlich geschickten Bewegungen wertvolle Karten aus den Bü­chern heraustrennte und verschwinden ließ?

Wie gesagt, dies ist die Geschichte jenes unheimlichen, unsichtbaren Raubzu­ges, den Gilbert Bland in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts be­gann und der gleich einem tektonischen Beben nach seiner Aufdeckung die Bi­bliothekarszunft zu erschüttern begann, unmittelbar flankiert von einem ähnli­chen Beben in der Ebene der Kartensammler und -antiquare.

Und doch war die Entdeckung nicht der Höhepunkt dieser Geschichte, denn dazu musste er noch verurteilt werden, der Kartendieb. Genau dazu aber wäre es beinahe niemals gekommen…

Der Journalist Miles Harvey, nach eigenem Bekunden ein hoffnungslos den Kar­ten Verfallener, der die Karten gelegentlich wispern hört und ihnen lauscht, wenn sie Geschichten von verstörten, verblendeten Abenteurern erzählen, von mythischen Orten und Inseln, die es nicht gibt, Miles Harvey begibt sich auf sei­ner Suche nach der Geschichte des geheimnisumwitterten Kartendiebes Gilbert Bland auf eine Reise durch die Zeit.

Sie führt nicht nur bis in Blands Kindheit zurück (aber auch), sondern sie macht den Leser vertraut mit vielen Jahrtausenden kartografischer Tradition. Wenn wir, so Harvey, verstehen wollen, was die Bedeutung dieser Karten ist, müssen wir begreifen lernen, was sie darstellen. Warum Menschen überhaupt versuch­ten, ihre Welt in Karten zu fassen, was die seltsam pausbäckigen Windfiguren an den Rändern antiker Karten bedeuten, warum viele so bizarr und verzerrt aussehen und weswegen andere Karten obskure Inseln und Ländereien (wie etwa das Paradies oder die Insel Kalifornien) tragen, fiktive breite Ströme gar, die Nordamerika in Ost-West-Richtung durchqueren.

Der Leser, der sich auf das sehr kurzweilige und spannende Abenteuer einlässt, dieses Buch zu lesen und diesen gedanklichen Pfaden zu folgen, wird sich rasch auf eigenartigen Karten wieder finden, in der Gesellschaft von Schmugglern, Pi­raten, Räubern, fanatischen Entdeckern, Konquistadoren, herrschsüchtigen Kö­nigen und Päpsten, er wird mit den Druckern und Zeichnern, den Kupferste­chern und Färbern vergangener Zeiten schwitzen und wochenlang, ja jahrelang über einzelnen Karten grübeln. Er wird den Wert von Karten damals wie heute begreifen und langsam zu verstehen beginnen, dass Menschen wie Gilbert Bland – er ist nicht alleine, glaube das niemand! – , dass hier nicht nur ein „paar Blatt Papier“ geraubt werden, wenn man alte Karten aus vergilbten Foli­anten herausschnitzt, sondern dass damit Geschichte selbst geraubt wird. Man plündert das Leben früherer Jahrhunderte und toter Menschen, wie man Grä­ber ausplündert und Leichen fleddert.

Man verstehe den Autor richtig: es geht hier nicht um ein Verdammungsurteil. Es geht um VERSTÄNDNIS. Denn nur aus dem Verständnis und einem richtigen Umgang mit der Vergangenheit erwächst jene Anerkennung, jene Ehrfurcht vor früheren Generationen, die es möglich macht, dass ihr Erbe bewahrt wird. Von diesem Standpunkt aus gesehen ist Miles Harveys Buch eminent wichtig, denn es entlarvt die Fehler und Schwächen in einem System der Bewahrung von Wis­sen, es entlarvt aber auch jenen Menschen, der wie kein anderer Wert darauf legte, dass ihn niemand kennen lernen konnte: Gilbert Bland.

Und fast nebenher erfährt der geneigte Leser unwahrscheinlich viel über Karto­grafie, über Bücher, über Entdeckungsgeschichte, die Mentalität jener früheren Jahrhunderte, über Herrschaftspolitik, willkürliche Grenzziehungen und vieles mehr. Ja, und am Ende ist man beinahe selbst geneigt, über Karten zu meditie­ren und darauf zu warten, dass sie einem geheimnisvoll die Wegbeschreibung zur Lösung des Problems ins Ohr wispern, einem freundlichen Flaschengeist nicht unähnlich.

Lasst euch auf die Reise ein, ihr werdet es nicht bereuen.

© 2004 by Uwe Lammers

Ja, Gilbert Bland und Miles Harvey sind schon wirklich heftiger Stoff, der aber zugleich auf kulturhistorischem Gebiet für einen enormen Wissenszuwachs sor­gen kann. Achtet diese Dinge also nicht zu gering, meine Freunde.

Wie, das war euch jetzt zu hochgeistig? Ihr wollt es gern wieder ein wenig seichter, bodenständiger, euch dröhnt der Schädel von all den ungewohnten Fakten? Also schön, dann werde ich euch in der kommenden Woche etwas Ver­gnügliches vorstellen, das ein bisschen eure Lachmuskeln trainieren hilft. Da müsst ihr also mindestens mit den Mundwinkeln zucken, ja? Versprecht es mir, Freunde, und schaut nächste Woche wieder rein.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wie ihr vor ein paar Wochen in der letzten Ausgabe dieser Artikelreihe lesen konntet, erwies sich das Frühjahr 2016 als arger Prüfstein für meine mentale Kondition und meine Kreativität, ebenso für mein E-Book-Programm. Dass ich nun ab Februar 2016 eine Vollzeit-Arbeitsstelle an der TU Braunschweig inne­hatte (wenn auch als BMBF-Projekt befristet, und da ich später ins Projekt ein­gestiegen war, auch noch befristeter, als ich anfangs annahm), war Segen und Fluch zugleich. Segen wegen meiner Finanzsituation, die sich deutlich ent­spannte, Fluch wegen der Lebenszeit, die die Vollzeit-Stelle natürlich fraß. Ich sagte schon, dass meine kreativen Leistungen arg einbrachen. Das war ein Trend, der sich auch im März 2016 fortsetzte.

Auf den ersten Blick sieht man das nicht, wenn ich referiere, dass ich in dem Monat auf 46 kreative fertige Werke kam. Aber wenn man genau hinschaut, er­kennt man das sehr wohl. Allein 18 davon entfallen auf Gedichtabschriften. Weitere 17 sind Blogartikel. Ihr merkt, da wird die Luft schon ziemlich dünn jen­seits davon. Drei weitere werden für Rezensionen abgezweigt. Für den OSM blieb da relativ wenig Raum.

Natürlich versuchte ich, an den Digitalisaten für KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ weiterzuarbeiten und etwa dasselbe mit der Novelle „Die magische Waffe“ zu machen, doch blieb das im Ansatz stecken. Ebenfalls nicht zum Abschluss kommen konnte ich mit den Arbeiten am E-Book „Als Tiyaani noch ein Kind war…“ (inzwischen glücklicherweise erschienen). Ich trieb mich in diversen OSM-Glossaren herum und machte kleine Stippvisiten in Werken wie „Die automatische Stadt“ und der Archipel-Story „Roxanne“, schrieb alte Non-OSM-Geschichten wie „Erster Bericht über Alcengia II“ ab.1

Das einzig herausragende Ereignis des Monats war die Fertigstellung der OSM-Episode „Fangstricke“, die sich, etwas verblüffend für mich, als OSM-Band 1775 erwies. Und sie hat, vertraut mir, eine wirklich rasante Geschichte zum Inhalt, über die ich sicherlich beizeiten mehr erzählen werde. Es hat mit dem Saum­reich der Talather, der Galaxis Arc, dem Wesen TOTAM und dem blutrünstigen Dämonenschlächter zu tun. Heute ist dafür nicht der Raum (schade eigentlich, aber ich sollte fokussiert bleiben).

Auch der Monat April schaut auf den ersten Blick gut aus (36 fertig gestellte Werke). Sieht man näher hin, ist der Lack durchaus schon ein wenig ab: 13 Ge­dichtabschriften. 12 Blogartikel.

Autsch, sagt ihr? Recht habt ihr, und der Autor seufzt. Ich steckte sehr viel Zeit in diesem Monat in einen wichtigen wissenschaftlichen Artikel, der mich un­glaubliche Kraft kostete. Gelegentliche fast verlegene Stippvisiten im Archipel oder im OSM (so in dem E-Book „Späherin der Cestai“) blieben Ausnahmen. Glücklicherweise gelang es mir aber auch in diesem Monat, mit „Als Tiyaani noch ein Kind war…“ endlich wieder ein E-Book zu vollenden.

Im Mai 2016 gingen die Fertigstellungszahlen meiner Werke noch mehr in den Keller. Das war aus zwei Gründen zu erwarten gewesen – zum einen war ich mit den meisten Gedichtabschriften nun fertig, so dass die schiere Zahl hier not­wendig sank (Gedichte sind bei mir eben eine begrenzte Ressource, ich heiße ja nicht Hermann Hesse!). Zum anderen nahm natürlich meine Beanspruchung im Rahmen der beruflichen Beschäftigung konstant zu. So kam ich im Mai dann nur noch auf 26 beendete Werke. Davon entfielen 5 immer noch auf Gedichte, weitere 8 auf Blogartikel. Außerdem entwickelte ich einiges Engagement, alte Rezensionen neu zu formatieren oder abzuschreiben bzw. in bescheidenem Ausmaß neue hinzuzufügen.

Warum tat ich das? Das ist vermutlich eine Art Verlegenheitsimpuls gewesen, dem Wunsch entspringend, ich möge auf etwas mehr „fertige“ Werke zurückbli­cken können, wenn ich den Monat hinter mir ließ. Und wenn diese einzelnen Werke auch nur selten mehr als 2-3 Seiten hatten… es sähe dann wenigstens nach etwas aus.

Ansonsten wirkte der Monat schließlich ziemlich trostlos. Immerhin gab es 15 „eingeklammerte“ Zeilen, die also auf Werke verwiesen, an denen ich schrieb, bei denen ich aber nicht zum Fertigstellungsziel kam. Bei den meisten war das sowieso utopisch. Die OSM-Wiki etwa ist ja bis in fernste Zukunft ein „Work in Progress“, das in jedem bisher dokumentierten Monat (notwendig) eingeklam­mert ist und auch bleiben wird.

Nicht ganz so aussichtslos sind die Chancen bei den OSM-Stories „Ungleiche Freunde“ und „Himmelfahrtskommando“, auch die Archipel-Werke „Sarittas Hilflosigkeit“, „Amanda trifft einen Geist“ und „Vivica auf Abwegen“ scheinen im Laufe der kommenden Jahre weitgehend abschließbar. Die meisten einge­klammerten OSM-Episoden, an denen ich in diesem Monat arbeitete, sind heutzutage fertig digitalisiert und kommentiert. Sonst kann ich aber nicht be­haupten, in diesem Monat sonderlich herausragende Leistungen erbracht zu haben. Die Arbeit, diverse Archivreisen und die stete 40-Stunden-Woche fraßen mich langsam aber sicher auf. Der erhoffte „Gewöhnungseffekt“ an den univer­sitären Alltag hatte sich bislang jedenfalls noch nicht eingestellt, eine neue Ba­lance war nicht in Sicht.

Folgerichtig ging es im Juni 2016 noch weiter in den Keller. Die Zahl der vollen­deten Werke sank auf 23, von denen wieder insgesamt 12 auf Blogartikel ent­fielen. Die Reihe der „Beam-Blogs“ stellte ich in dem Monat dann endgültig ein, widmete mich stattdessen dann verstärkt Rezensionen und Rezensionsabschrif­ten (insgesamt sechs). Wieder versuchte ich, mit Abschriften alter Geschichten und der bescheidenen Weiterarbeit an Archipel-Werken („Die Zwillinge“, „Lana II“ – das ist ein Planungstitel) und sporadischen OSM-Weiterarbeiten („DER CLOGGATH-KONFLIKT“, „Die magische Waffe“ und „Kontrollverlust“) zumin­dest ein bisschen kreatives Feuer zu bewahren.

Es gelang eher kläglich, und ihr könnt euch denken, dass ich mich ebenso kläg­lich fühlte. Allerdings war der Tiefpunkt noch nicht erreicht. Ich seufze ein we­nig, wenn ich daran denke. Davon berichte ich euch in der kommenden Ausga­be dieser Artikelreihe, wenn wir zum Juli 2016 kommen.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Letztere wird beizeiten im Fanzine PARADISE des TCE veröffentlicht…

Rezensions-Blog 220: Der illustrierte Mann

Posted Juni 12th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Kurzgeschichtensammlungen, so heißt es in Verlagskreisen oftmals, seien quasi schon per se Liebhaberprojekte, die sich schlecht verkauften. Angehenden Au­toren wird – ernsthaft – geraten, doch lieber gleich einen Roman zu verfassen, der ließe sich leichter vermarkten und erziele höheren Umsatz. Das klingt ei­gentlich paradox, aber es scheint sich um ein uraltes und quasi fast ehernes Ge­setz der Verlagsbranche zu handeln.

Aber es gibt Ausnahmen.

Und es gibt Ausnahmeutoren, das möchte ich eigens dazu betonen.

Ray Bradbury gehört zu jenen Ausnahmeautoren, die ich zu den Großmeistern der phantastischen Kurzgeschichte rechnen will und nach wie vor sehr schätze. Vielleicht nicht unbedingt wegen der plausiblen Settings (das sind sie vielfach nicht), sondern weil er es versteht, Protagonistenseelen knapp und doch beein­druckend klarsichtig zu beschreiben, auch weil bei ihm die Formulierungsgabe bemerkenswert scharfsinnig ausgeprägt ist bzw. war. Leider weilt Bradbury ja nicht mehr unter uns.

Dann wiederum gibt es Leute, die denken, nur weil Bücher oder Kurzgeschich­ten 40 oder mehr Jahre auf dem Buckel haben, würden sie unwichtig oder alt­backen, angestaubt und uninteressant sein… nun, wer diese blasierte Auffas­sung vertritt, braucht hier gar nicht weiterzulesen. Denn ich möchte heute ein sehr lesenswertes Buch vorstellen, dessen frischeste Geschichte schon fast 70 Jahre alt ist, die meisten davon sind noch älter.

Und dennoch finde ich anerkennende, ja begeisterte Worte dafür? Einwandfrei. Weil es sich einfach um ein gutes Buch handelt, das heute mit Gewissheit so gut wie vergessen ist. Ich finde, es lohnt eine Wiederentdeckung. Folgt mir also zur Venus, zum Mars und zu der Erde der Zukunft, die Bradbury in der tiefen Ver­gangenheit beschrieb.

Vorhang auf für:

Der illustrierte Mann

(OT: The Illustrated Man)

Von Ray Bradbury

Heyne 3057

3. Auflage, München 1970

192 Seiten, TB

Aus dem Amerikanischen von Peter Naujack

Als ich im Dezember 1988 diese Storysammlung antiquarisch erwarb, war mir nicht bewusst, dass ich hiermit eine der erfolgreichsten Kurzgeschichtensamm­lungen Ray Bradburys vorliegen hatte. Das wusste ich auch im März 1990 nicht, wo ich sie als Ablenkung von meinem Zivildienst auf einer meiner zahllosen Rei­sen zwischen Gifhorn und Hameln erstmals las. Damals fiel die Lektüre in ein Zeitfenster, in dem ich nahezu keine Rezensionen verfasste, und so rutschte auch dieses Buch durch das Raster der analytischen Lektüre. Im Juni 2016, wäh­rend ich Hardy Kettlitz´ interessantes Buch „Ray Bradbury. Poet des Raketen­zeitalters“ las, das sich ja mit Ray Bradburys Werk beschäftigt, stolperte ich überraschend über die Feststellung, dass just hier die Mars-Story „Die Feuer­ballons“ enthalten sein sollte, die im Grunde genommen in „Die Mars-Chroni­ken“ gehörte – die ich gerade gelesen hatte.1

Nun, an die Geschichte konnte ich mich gar nicht mehr entsinnen, also war es definitiv Zeit für eine Neulektüre. Und ich muss zugeben, nun, wo ich das Buch ausgelesen habe, dass das gar keine schlechte Idee gewesen ist. Nach über 25 Jahren die Erinnerung aufzufrischen, ist eine tolle Sache. Der Band enthält 16 Kurzgeschichten des SF-Altmeisters, die zwischen 1947 und 1951 in verschiede­nen Magazinen in den USA erschienen sind. Für diese Veröffentlichung wurden sie mit einer Rahmenhandlung umgeben, durch einen einleitenden Prolog und einen Epilog gekennzeichnet.2 Die Geschichten selbst stehen sonst für sich und können in unterschiedlicher Reihenfolge gelesen werden. Schauen wir uns die längeren davon mal kurz an.

Im Prolog lernen wir die beiden zentralen Personen des Buches kennen, zwei namenlose Wanderer auf einer Landstraße in Wisconsin, beide auf der Suche nach Arbeit. Sie treffen sich hier erstmals und übernachten zusammen in der Wildnis. Der eine von ihnen ist der herkulische illustrierte Mann, über und über mit Tätowierungen bedeckt, die ihm angeblich eine Frau aus der Zukunft auf den Leib tätowiert hat. Das Problem ist, dass die Bilder zu leben beginnen und Geschichten erzählen, wenn man sie zu lange fixiert. Und es gibt ein freies Feld, in dem angeblich das Schicksal des Betrachtenden materialisiert.

Der zweite Mann kann aber, während der Illustrierte schläft, nicht umhin, die Bilder anzusehen, und so wickelt sich der Reigen der Kurzgeschichten nachein­ander ab. Die Rahmenhandlung ist also knapp gehalten, aber raffiniert gemacht und zieht das Interesse des Lesers an.

Das Kinderzimmer (The Veldt) ist die erste Geschichte. In der Zukunft ist selbst die Kindererziehung weitgehend automatisiert. Dazu gehört ein phantastisches Zimmer, in dem wie mit Hologrammwänden eine Naturkulisse projiziert werden kann. Doch im Zimmer von George Hadleys beiden Kindern scheint etwas schief zu gehen, denn es projiziert immer nur eine afrikanische Savanne mit einer Hor­de Löwen in der Ferne. Als er das Zimmer für die Kinder sperrt, eskaliert ein un­terschwelliger Konflikt in schrecklicher Form…

In Kaleidoskop (Kaleidoscope) explodiert gleich zu Beginn ein Raumschiff auf dem Weg zur Erde. Die Besatzung wird in den Weltraum geschleudert, überlebt bis dahin aber. Und während sie durch das Vakuum driften, halten sie Funkkon­takt miteinander. In dieser Ausnahmesituation flammen bis dahin unter Ver­schluss gehaltene Emotionen auf…

Der Mann“ (The Man) ist ein Phänomen, das Kapitän Hart frustriert. Er ist mit seiner Mannschaft nach langem Raumflug auf einer von menschenähnlichen Wesen bewohnten Welt gelandet, nahe ihrer Stadt, aber niemand interessiert sich für den Erstkontakt. Sie werden völlig ignoriert. Hart vermutet, als er davon hört, dass erst kürzlich „der Mann“ hier durchgekommen ist, dass es ein Kon­kurrent gewesen ist – aber im Verlauf der Geschichte kristallisiert sich mit er­schreckender Deutlichkeit heraus, dass die Lösung vielmehr eine zutiefst spiri­tuelle ist. Hart und seine Leute haben ein epochales Ereignis ganz knapp ver­passt…

Der lange Regen“ (The Long Rain) ist heute eine Geschichte, die man mit Amü­sement liest. Sie spielt auf der Venus, laut Bradbury eine Welt unter dichten Wolken, auf der es ewig regnet. Die einzige Rettung für die hier gestrandete Raumschiffsmannschaft sind Sonnenkuppeln, die errichtet worden sind und in denen sie dem wahnsinnig machenden Regen entkommen können. Aber die Venusier scheinen sie zerstört zu haben…

Die Feuerballons“ (The Fireballoons), jene Story also, derentwegen ich diese Geschichtensammlung wieder aus den Bücherregalen zog, spielt tatsächlich auf dem Mars, der dabei ist, von Menschen kolonisiert zu werden. Mit Pater Joseph Daniel Peregrine und Pater Stone sind zwei Würdenträger der Episkopalkirche gelandet und wollen das Wort Gottes auch an die Marsianer verkünden. Davon scheint es zweierlei Arten zu geben, einmal jene wenigen überlebenden Exem­plare, von denen in „Die Mars-Chroniken“ die Rede ist. Aber dann gibt es an­geblich noch leuchtende Kugeln, Feuerballons nicht unähnlich, die in gebirgi­gen, abgelegenen Regionen des Planeten existieren sollen. Und Pater Peregrine ist überzeugt, dass auch diese „Feuerballons“ zum Glauben finden können…

Die Verbannten“ (The Exiles) spielt ebenfalls auf dem Mars, passt aber inhalt­lich nicht zu den „Mars-Chroniken“. Ähnlich kurios wie die etwa zeitgleich ent­standene Story „Usher II“, die in den amerikanischen Ausgaben dieser Story­sammlung enthalten ist – auf Deutsch in „Die Mars-Chroniken“ enthalten – , besitzt dieses Werk eher Fantasy- bis Weird Fiction-Anklänge. Auf den Mars ha­ben sich all jene Phantasiegestalten geflüchtet zusammen mit den sie erschaf­fenden Autoren wie Algernon Blackwood, Edgar Allan Poe, Ambrose Bierce usw., weil auf der Erde die phantastische Literatur zielstrebig zerstört wurde. Als nun das erste Marsschiff zur Landung ansetzt, ersinnen die Phantasiegestal­ten eine furchtbare Überraschung für die Raumfahrer…

Kein Abend, kein Morgen…“ (No particular Night or Morning) spielt in einem Raumschiff und ist eigentlich psychologischer Natur, wie das oft bei Bradbury der Fall ist. Der Raumfahrer Hitchcock erleidet während des Fluges einen Anfall von Raumkrankheit und beginnt, an allem zu zweifeln, was er nicht direkt in diesem Moment sehen kann: am nächsten Stockwerk des Raumschiffes, am Schiffsarzt, am Flugziel, an nahezu allem. Das führt schließlich zu dramatischen Vorkommnissen…

Der Fuchs und die Hasen“ (The Fox and the Forest) zehrt von Ray Bradburys eigenen Erinnerungen an Reisen nach Mexiko im Jahre 1938. In diesem Jahr spielt die nämliche Geschichte. In der fernen Zukunft ist die Zeitreise erfunden worden, und William Travis und seine Frau Susan nutzen die Möglichkeit, um ins Jahr 1938 zu flüchten und sich hier inkognito zu verbergen. Doch Travis ist für den Krieg der Zukunft von zentraler Bedeutung, und so werden sie verfolgt…

Der Besucher“ (The Visitor) bringt uns einmal mehr auf den Mars. Hier ist der Mars jedoch ein Ort, wohin man Menschen, die am so genannten „Blut-Brand“ erkrankt sind, zum Sterben abschiebt. Jeder vegetiert mehr oder minder parzel­liert einzeln vor sich hin, meist in Sichtweite zum nächsten, darunter auch Saul Williams. So ist es, bis eine Rakete Leonard Mark bringt, einen scheinbar gesun­den Mann, dessen Fluch darin besteht, dass er parapsychische Fähigkeiten be­sitzt…

Die Geschichte „Zementmischer“ (The Concrete Mixer) macht titelmäßig erst ganz zum Schluss Sinn, und dann ein wenig erzwungen. Es ist die Geschichte des Marsianers Ettil, der sich lange weigert, an dem Kriegszug gegen die Erde teilzunehmen. Als er dann doch dazu überredet wird, verläuft die Invasion der Erde völlig anders als angenommen, denn die Marsianer werden herzlich be­grüßt. Ettil, der aus irdischen Pulp-Stories argwöhnt, dies sei ein böswilliger Trick, mit dem ihre Vernichtung besiegelt werden sollte, muss schließlich einer grässlichen Wahrheit ins Auge sehen: „Krieg ist eine schlimme Sache – aber Frieden kann ein Schrecken ohne Ende sein“…

Marionetten, e.V.“ (Marionettes, Inc.) zeigt uns eine bizarre Zukunftswelt, die selbst heute noch nicht realisierbar wäre: Die Firma „Marionetten, e.V.“ schafft auf Wunsch automatische Kopien von Menschen, die diese auf Zeit ersetzen können, etwa bei drögen Geschäftsessen, oder auch, um der Ehefrau vorzuspie­len, man sei da, während man in Wahrheit bei seinem Kumpel Smith in der Bar sitzt und ihm die Ohren volljammert über die Ehe, die zum Alptraum geworden ist. Aber dann gibt es leider auch noch diese andere Seite der maschinellen Kopie…

Die Stadt“ (The City) hat seit Ewigkeiten gewartet. Sie ist eine vollautomati­sierte Metropole, die Bewohner sind seit Jahrtausenden ausgestorben. Schließ­lich landet ein Raumschiff von der Erde, und die Mannschaft untersucht die Stadt, die irgendwie unheimlich ist, weil so gut erhalten. Niemand kann wissen, dass die Stadt ein Vollstreckungsinstrument ist und sehr lange schon darauf lau­ert, Rache zu nehmen…

Stunde Null“ (Zero Hour) ist die älteste Story in der Sammlung, aber vielleicht auch eine der besten: Die neunjährige Mink spielt mit gleichaltrigen Gefährten ein Spiel, das sie „Invasion“ nennt und baut zusammen mit den anderen eine seltsame Maschine zusammen. Die nachsichtigen Eltern lassen sie gewähren, wundern sich aber schon, dass die Kinder offenbar landesweit dieses Spiel spie­len und dabei von einem unsichtbaren Freund namens „Drill“ unterstützt wer­den. Was das wirkliche Ziel dieses Spiels ist und was zur „Stunde Null“ passieren soll, begreifen die Eltern dann erst zu spät…

Das Raumschiff“ (The Rocket) ist der Traum des Schrottplatzbesitzers Fiorello Bodoni, der sich danach sehnt, zu den Sternen zu fliegen und später davon zu berichten. Damit geht er seiner Frau und seinen Kindern auf die Nerven, und er weiß selbst, dass er dafür weder Geld hat noch die sonstigen Möglichkeiten. Höchstens einer kann fliegen, nur wer? Das Halmeziehen zeigt, dass die Wün­sche, zu fliegen, und die ihnen entgegen stehenden Emotionen eine Realisie­rung verhindern. Also beschließt Bodoni, doch besser sein Geld in neue Maschi­nen zu investieren… aber dann wird ihm zum Abwracken ein Raumschiff ange­boten…

In dieser Kurzgeschichtensammlung sehen wir Ray Bradbury als beeindruckend vielfältigen Verfasser unterschiedlichster Visionen. Es gibt zwar andere Autoren, die behaupten, seine Charaktere seien nicht gut durchdacht und seine physikali­schen Settings würden nicht funktionieren – letzteres ist, was seine Mars- und Venus-Geschichten angeht, sicherlich in vielen Fällen zutreffend – , doch bin ich nicht uneingeschränkt dieser Auffassung. Bradbury stellt in den weitaus meis­ten Geschichten menschliche und mentale Konflikte ins Zentrum, beleuchtet Ausnahmesituationen und erzeugt auf diese Weise mal mehr, mal weniger wirk­same Spannung. Das gelingt ihm meiner Ansicht nach sehr gut. Das Setting ringsum ist nicht wirklich das, worauf es ihm zentral ankommt.

Deshalb mag man vielleicht über veraltete Darstellungen lächeln, an der ein­dringlichen Wirksamkeit der meisten Werke in diesem Buch ist auch nach über 65 Jahren nicht zu zweifeln. Stört euch also nicht daran, dass es zutiefst unlo­gisch ist, todkranke Menschen zur Quarantäne auf den Mars zu deportieren oder dass Marsianer irdische Pulp-Magazine und darin enthaltene Invasions-Geschichten kennen sollen (interessant, dass Pulps auch auf dem Mars von Grossisten verbreitet werden… das irdische Vertriebsnetz der Zeitschriften reicht weiter, als man glaubt, das ist für sich schon eine phantastische Vorstel­lung). Einfach drüber hinweglesen, Freunde, darauf kommt es nicht an.

In manchen der Geschichten nimmt er sogar ausgesprochen Klassiker des phan­tastischen Genres vorweg – so in „Marionetten, Inc.“, wo er die ganze Replikan­tenproblematik, die wir heute gern mit Philip K. Dick in Verbindung bringen, schon im Kleinen aufzeigt.

Alles in allem ist dies mit Recht ein Klassiker der Science Fiction, der zweifellos bei detebe neu aufgelegt worden sein wird und unbedingt die Wiederentde­ckung lohnt. Um dann im Nachgang die Entstehungsgeschichte der Storysamm­lung und der Einzelwerke besser einordnen zu können, empfiehlt sich dann die Lektüre des oben erwähnten Buches von Hardy Kettlitz.

© 2016 by Uwe Lammers

Also, reine Euphorie? Würde ich so nicht sagen. Aber ein lesenswertes, sehr kurzweiliges Buch unbedingt. In der nächsten Woche kümmern wir uns um ei­nen phantastischen Raubzug, wie man ihn sich gar nicht vorstellen kann – um die reale Geschichte eines Mannes, der ganze Welten stahl.

Wie das geht? Erfahrt ihr nächste Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu auch den Rezensions-Blog 161 vom 25. April 2018.

2 Diese Storysammlung wurde witzigerweise unter diesem Titel auch mal vor langer Zeit verfilmt. Was schon an sich bezeugt, dass Bradburys Storysammlung höchst reizvoll ist. Welcher Storysammlung ist schon solche filmische Adelung zuteil geworden? Ich kann mich an keinen zweiten Fall entsinnen.