Wochen-Blog 342: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXX)

Posted September 22nd, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, ich habe euch ein wenig zappeln lassen, bis ich mit dieser Rubrik fortfuhr. Aber da hoffe ich auf euer Verständnis. Teilweise ist das der Tatsache geschul­det, dass derzeit (wir schreiben aktuell Ende Juni 2019, und es ist wirklich elend heiß draußen, sowohl tagsüber wie nachts) die Temperaturen das Schreiben sehr erschweren. Zum anderen gab es allerlei anderes zu berichten… ich suchte mit der NISCHE den nächsten „legendären Schauplatz“ des OSM auf, es war über die Lesung in Osnabrück zu berichten und es drängte sich ein „Logbuch“-Eintrag über die Planungen nach OSM 1900 auf.

Jetzt ist es an der Zeit, wieder über den Sommer des Jahres 2013 zu berichten, soweit er im weiteren Sinne die „Annalen“ tangierte bzw. den OSM in seiner Gänze.

226 Werke waren bis Ende Juli 2013 bereits erstellt worden, und es sah eigent­lich sehr danach aus, als würde das so weitergehen. Aber schon am 4. August brach sehr ungeplant das Chaos herein. Obwohl ich aufgrund einer Überarbei­tung meiner Magisterarbeit von 2002 relativ wenig Zeit besaß, gingen mein jüngster Bruder Oliver und seine Frau Pina mit mir zusammen die Renovierung des so genannten „Wäschezimmers“ an, das seit einem Wasserschaden vor Jah­ren nur noch bedingt zu nutzen war. Da das Zimmer natürlich, wie alle Räume meiner Wohnung, ausgiebig für die Lagerung von Büchern, Zeitschriften und – natürlich – Wäsche genutzt wird, musste ein Teil davon erst einmal ausgelagert werden, ehe wir daran gehen konnten, die Renovierung in die Wege zu leiten… letzten Endes kostete mich das satte 4 Tage, und dann war ich noch Wochen da­mit beschäftigt, alles wieder zurückzuräumen und neu zu systematisieren.1

Möglicherweise war es dieser außerplanmäßigen Ablaufstörung meiner norma­len Routinen zu verdanken, dass mein im Vormonat begonnener Digitalisie­rungsplan des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ vollständig ins Stocken geriet. Ich machte damit tatsächlich erst im September weiter. Den­noch entstanden in diesem Monat 32 Werke. Viele davon waren allerdings Blogartikel, alte und neue Gedichte und Neuformatierungen von OSM-Episoden sowie Rezensionen. Eigenständige Werke der „Annalen“ befanden sich darunter nicht.

Der Monat September 2013 schloss gleichfalls mit 33 fertigen Werken. Darun­ter waren die Neuformatierungen der Episoden 76-91 des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“, zahlreiche Blogartikel und ein Nachruf auf Frederik Pohl, allerdings auch das E-Book TI 7 „Rätselhafte Retter“.

Ein wenig vermochte ich an der Abschrift des Proto-OSM-Romans „Der stähler­ne Tod“ weiterzuarbeiten und an den „Annalen“-Geschichten „Die Optimie­rungsfabrik“, „Geister“, „Neu-Babylon“ und „Kontrollverlust“, aber fertig wur­de ich mit nichts davon.

Frustrierend? Das ging so… rein numerisch ging es ja grundsätzlich gut voran. Nur wenn ich auf autonome, abgeschlossene neue Geschichten schielte, sah die Bilanz recht bescheiden aus.

Besserte sich das im Oktober 2013? Nicht wirklich. Genau genommen begann in diesem Monat der zahlenmäßige Abstieg, der im Dezember dann in einen re­gelrechten Absturz münden sollte, aus sehr verständlichen Gründen.

Im Oktober kam ich auf 25 beendete Werke. Insoweit klar ein Erfolg. Aber wie verteilten sie sich? Es gelang mir beispielsweise, die uralte „Annalen“-Story „Die leblosen Doppelgänger“ abzuschreiben und zu kommentieren.2 Auch die Folge­story, „Revolte der Okis“, konnte ich kommentiert digitalisieren. Für sie gilt al­lerdings das Nämliche, was ich eben in der Fußnote sagte.

Bei der Digitalisierung von KONFLIKT 14 war ich zwischenzeitlich auf Band 5 an­gelangt, beendete das E-Book „Die Katze, die die Sonne stahl“ und kämpfte mich immer wieder durch wechselnde Fragmente der „Annalen“. Wo tauchte ich da etwa auf?

Nun, ich beschäftigte mich mit „Ian und der Stein der Götter“ (heute längst als E-Book publiziert), mit „Sherlock Holmes und der Tunguska-Fall“ (immer noch Fragment), mit „Spurensuche in Babylon“ (dito), mit „Die automatische Stadt“ und einem seltsamen Ding, das „Horrorsturm“ heißt.

Dazu sollte ich ein paar Worte mehr sagen, weil das wirklich ein interessanter Fall ist: „Horrorsturm“ ist ein OSM-Fragment, das ca. auf das Jahr 1984 datiert. Entgegen dem Titel ist es allerdings durchaus keine Horrorgeschichte, sondern lupenreine OSM-Science Fiction. Es spielt formell im KONFLIKT 15 auf dem Pla­neten Garos, nachdem ich Oki Stanwer von dort schon hatte abreisen lassen. In dem sieben handschriftliche Seiten umfassenden Fragment war ich offensicht­lich der Ansicht, dass es wesentliche Punkte gäbe, die in der Serie nicht hinrei­chend Berücksichtigung gefunden hatten. Was herauskam, war allerdings ein ziemlich krauses Chaos.

Diese Story habe ich zwar in diesem Monat Oktober schon abgeschrieben, aber erst Ende November fertig kommentiert. Sie ist deshalb so ungewöhnlich, weil ich davon ausgehe, dass sie nicht beendet werden wird – dies ist darum eine Art von Rettungsabschrift, um das verblassende Fragment zu retten. Es gibt noch eine ganze Reihe solch seltsamer Texte, die z. T. Fakten enthalten, die man nur in Paralleluniversen unterbringen kann, da sie kontextuell widersprüchlich zur Haupthandlung in der zugehörigen OSM-Serie sind.

Das heißt natürlich nicht grundsätzlich, dass es überhaupt keine Möglichkeit gäbe, diese Story zu vollenden… aber momentan würde ich sagen, birgt sie zu viel Verwirrungspotenzial für Leser der Hauptserien der Gegenwart oder der näheren Zukunft. Beizeiten kann ich mir das überlegen… vorzugsweise dann, wenn die Blogartikelreihe „Close Up“ recht tief in KONFLIKT 15 eingedrungen sein wird. Das dürfte aber erst deutlich nach Blogartikel 450 der Fall sein, liegt also noch ziemlich in der Zukunft.

Weitere solche Texte existieren etwa als handschriftliche Vorentwürfe für KON­FLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“, und zu einem Gutteil muss ich die auch noch digital sichern und habe es noch nicht gemacht… ja, ganz recht, das ist eine weitere Baustelle, von denen es hier wahrhaftig viele gibt.3

So kam ich also bis zum Ende des Monats Oktober 2013, mit dem mein 48. Le­bensjahr begann, auf insgesamt 315 vollendete Werke meines Oeuvres für die­ses Jahr.

Von dem, was vor mir lag, machte ich mir naturgemäß keine Vorstellung. Im No­vember fing die Verdüsterung meines Lebens an… davon berichte ich euch im nächsten Teil dieser Artikelreihe. In der kommenden Woche referiere ich dem­gegenüber dann wieder bekömmlichere Kost, indem ich davon berichte, woran ich kreativ im Monat Juni 2019 gearbeitet habe. Da lasst euch mal überraschen, Freunde.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ich habe, weil das ja auch eine Form von kreativer Betätigung war, darüber einen Bericht mit dem Titel „Operation Renovierung“ geschrieben und meinen Kreativkladden anvertraut.

2 …und nein, veröffentlichungsreif ist sie aus zwei Gründen leider bis heute nicht. Zum einen ist eine kom­mentierte Ausgabe grundsätzlich noch nicht veröffentlichungsreif ausgearbeitet. Zum zweiten, und das ist sehr viel entscheidender, ist diese Story Teil eines unvollendeten Mehrteilers aus KONFLIKT 9, den ich heute in der Serie „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ fundamental neu strukturiere. Der Mehrteiler spielt in der Hochzeit des okischen Imperiums, also einige tausend Handlungsjahre jenseits der aktuell in den Episoden beschriebenen frühen Anfänge. Ratlose Gesichter wären also die zwangsläufige Folge bei euch, würde ich versuchen, diese Geschichte jetzt zugänglich zu machen. Tut mir ausdrücklich leid, Freunde. Ich wünschte selbst, es wäre anders, aber auf absehbare Zeit sehe ich keine Möglichkeit, das passend kontextuell zu veröf­fentlichen.

3 Allein heute habe ich schon wieder zwei davon entdeckt – meinen Aktenplan, der heillos veraltet war, und die Liste meiner Brieffreundesordner… inzwischen weit über 150 an der Zahl… bis ich das aufgearbeitet und aktualisiert habe, vergehen vermutlich Monate.

Rezensions-Blog 234: Die vergessene Welt

Posted September 18th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

als Arthur Conan Doyle seines meisterhaften Detektivs Sherlock Holmes über­drüssig war und die Auffassung vertrat, der Detektiv würde ihn zu sehr in seiner schriftstellerischen Entwicklung hemmen, ließ er ihn schließlich in der Schweiz medial wirksam in die Reichenbachfälle stürzen und ums Leben kommen… doch er musste lernen, dass die medial erweckten Gespenster sehr viel hartnä­ckiger sind als ihre Schöpfer, und es blieb ihm überhaupt nichts anderes übrig, als schließlich Holmes´ Wiederauferstehung zu inszenieren. Die Leser hatten ge­wonnen – und die Welt eine Legende mehr, deren Ruf sich bis heute hartnäckig Jahr um Jahr in die Zukunft ausweitet.

Aber Doyle, Journalist und Abenteurer (und schön getroffen in der Fernsehserie „Houdini & Doyle“, wie ich finde), schrieb natürlich noch andere Werke. Er ver­fasste beispielsweise ein zentrales Buch zum Burenkrieg, das heute indes weit­gehend vergessen ist, auf das er aber sehr stolz war. Und er ersann zur Ab­wechslung von Sherlock Holmes den Charakter des problematischen, exzentri­schen Professor Challenger.

Auch die Challenger-Geschichten, die in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts dann von Bastei-Lübbe in der Phantastischen Bibliothek neu aufgelegt wurden, sind inzwischen einmal mehr in den Dämmer des Halbvergessens versunken. Ich habe sie damals allerdings noch gelesen… und eins davon war dann ein ziemlicher Nachzügler, der jahrelang in meinen Regalen stand, ehe ich mich darauf stürzte.

Ich gebe zu, ein Anlass dazu war die Berichterstattung über die venezolanischen Tafelberge, die Tepui, über die ich ein wunderbares, opulentes Buch von Uwe George besitze.1 Und ich wurde durchaus nicht enttäuscht – ähnlich wie ein Ro­bert E. Howard oder eben, ich deutete das damals in der Rezension schon an, ein Henry Rider Haggard, stürzte sich Doyle Hals über Kopf in ein quasi-kolonia­les Abenteuer und suchte ein verwirrendes Crossover zwischen Abenteuerro­man einerseits und quasi-prähistorischer Erlebniswelt. Damit stellte er in gewis­ser Weise einen Vorläufer dessen dar, was später in den 30er Jahren noch die Doc Savage-Serie prägen sollte: das Erfinden verwunschener, quasi märchen­hafter Locations und Ländereien, die es realiter auf keiner Landkarte zu finden gab. Doyle hält sich dabei allerdings mehr an die Realität, er war nur definitiv nie vor Ort, sonst hätten viele seiner Prämissen einfach nicht funktioniert.

Gleichwohl, es ist eine spannende Region Südamerikas, wohin uns der vorlie­gende Roman entführt, bevölkert von nicht minder abenteuerlichen Gestalten.

Wenn ihr neugierig geworden seid, lest weiter:

Die vergessene Welt

(OT: The Lost World)

von Sir Arthur Conan Doyle

Heyne Fantasy Classics 3715

München 1979, einst: London 1912

224 Seiten, TB

Ach, was tut man nicht alles, um seiner ersten Liebe zu imponieren? Zumal, wenn man erst Anfang 20 ist und völlig von sich überzeugt, ist die kühle Zurück­weisung seitens der Frau schlicht unerträglich. So geht es Ned Malone, einem Londoner Reporter, der seinem Schwarm Gladys Hungerton, seine Liebe ge­steht. Sie aber will nur einen wirklichen Tatmenschen, einen Abenteurer heira­ten, und der sei Ned halt nicht.

Zweifellos hätte sich der junge Mann ohne dieses Ereignis nicht in das lebens­bedrohliche Abenteuer gestürzt, das er daraufhin in Angriff nimmt. Eigentlich soll er nun im Auftrag seines Redakteurs lediglich einen schrulligen, exzentri­schen Wissenschaftler interviewen, aber die Dinge entwickeln sich anders. Pro­fessor George Edward Challenger hat vor zwei Jahren eine Expedition nach Südamerika unternommen und dort angeblich eine Region entdeckt, in der ur­zeitliche Lebensformen überlebt haben sollen. Als Dank für diese Entdeckung ist der reizbare Professor indes ausgelacht worden, und auf die Presse ist er so­wieso nicht gut zu sprechen, weswegen sich Malone unter einem Vorwand bei ihm einschleicht und prompt auf die Straße geprügelt wird – von eben jenem reizbaren Professor.

Und doch entwickelt der Journalist eine gewisse Neugierde, die sich noch stei­gert, als er Zeuge einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung wird zwischen Challenger und seinem wissenschaftlichen Rivalen, Professor Summerlee. Und ehe er sich versieht, ist er zusammen mit Summerlee und dem passionierten Jä­ger und Abenteurer Lord John Roxton im Auftrag der Zoologischen Gesellschaft tatsächlich unterwegs nach Südamerika, um Challengers Behauptungen nachzu­prüfen.

Zu dumm – anfangs scheint Challenger wahrhaftig ein Schaumschläger zu sein, denn seine Reiseinstruktionen, die am 15. Juli mittags in Manaus zu öffnen sind und in denen die Lage des Reiseziels beschrieben werden soll, enthalten ledig­lich leere Blätter… aber dann taucht Challenger selbst auf und übernimmt über­raschend die Leitung der Expedition, was Anlass für den Verfasser ist – Doyle berichtet aus Malones Perspektive und weitgehend in Briefform für seinen Her­ausgeber in London, was zweifellos der sukzessiven Publikation des Romans för­derlich gewesen sein dürfte – , genüsslich die eine oder andere wissenschaftli­che Reiberei zwischen den so unterschiedlichen Wissenschaftlern darzustellen, die beide auf ihre Weise exzentrisch sind.

Nach einer Weile muss selbst Summerlee indes zugeben, dass Challenger we­nigstens mit seinen geografischen Behauptungen Recht behalten hat. Das einst von dem verstorbenen Amerikaner Maple White entdeckte Hochplateau, das von Challenger „Maple White Land“ getaufte Areal der „vergessenen Welt“, existiert tatsächlich. Es gelingt den vier Freunden tatsächlich auch der Aufstieg, allerdings wird dann auf fatale Weise der Rückweg abgeschnitten, und so sitzen sie nun hier oben fest. Und es gibt in dieser urzeitlichen Welt leider nicht nur die gesichteten Flugsaurier, die Perodactylen, und den von Maple White einst skizzierten Stegosaurus, sondern noch sehr viel gefährlichere Lebensformen – und ehe die Forscher und ihre Begleiter begreifen, wie ihnen geschieht, müssen sie erbittert um ihr Überleben kämpfen…

Mit dem 1912 erstmals erschienenen und seither oft neu aufgelegten Klassiker „The Lost World“ hat Arthur Conan Doyle einen spannenden, oft von äußerst amüsanten Zwischenspielen unterbrochenen Abenteuerroman erschaffen, den ich nach heutiger Deutung eigentlich nicht als Fantasyroman bezeichnen würde. Gewiss enthält er Elemente, wie man sie in damals gängigen Romanen ähnli­cher Provenienz, etwa bei Henry Rider Haggard, vorfinden kann, aber mit Fan­tasy heutiger Prägung hat er eher weniger zu tun. Es ist mehr eine Form von ko­lonialem Abenteuerroman mit gewissen phantastischen Elementen.

Bei der Konstruktion macht Doyle natürlich gewisse dramaturgische Zugeständ­nisse, die von der Realität abweichen. Denn er hat durchaus ein reales Vorbild, obgleich ich nicht sicher bin, ob er 1912 schon davon wissen konnte. Etwa in der Region, in der sein Roman spielt, im Grenzland zwischen Brasilien und Ve­nezuela, befindet sich die Region der legendären Tepui, riesenhafter, archai­scher Tafelberge aus grauer Vorzeit, die Hunderte von Millionen Jahre alt sind und nahezu vollkommen unzugänglich. Zum damaligen Zeitpunkt kann man sie allenfalls aus der Ferne explorieren, denn manche von ihnen haben mehr als fünfhundert Meter hohe Steilwände. Die Oberseiten der Tepui liegen durchweg auf rund zweitausend bis dreitausend Metern Höhe, was natürlich dramatische Konsequenzen für die Vegetation hat. Von vereinzelten hohen Bäumen – wie dem riesigen Ginkgo, der hier im Roman beschrieben wird – kann natürlich kei­ne Rede sein.

Die Oberseite der Tepui, die heute teilweise durch Expeditionen erforscht sind, besteht fast durchgängig aus einem dicht verfilzten Dschungel von Bodenpflan­zen, die bisweilen durch Riesenwuchs auffallen, aber schon allein wegen der heftigen Winde, der ständigen Regenfälle und der zahlreichen Gewitter nicht allzu hoch wachsen können. Solche Riesenbäume, wie Doyle sie beschrieben hat, würden beim ersten Gewitter Opfer der Blitzschläge werden. Auf sie wie auch auf die täglichen Regenschauer der Region verwendet er keine Gedanken. Er macht sich zwar Gedanken über das ökologische Gleichgewicht in dieser so prekären Region, aber der Leser fragt sich schon, was beispielsweise die Ptero­dactylen daran hindern soll, sich ins tiefer gelegene Binnenland auszubreiten. Auf den Tepui gibt es jedoch der starken Winde wegen keine Flugreptilien und sowieso keine großen, höheren Lebensformen. Das liegt nicht zuletzt auch am allgemeinen Nahrungsmangel, denn die Regengüsse spülen den Großteil der Nährstoffe mit sich fort über die Klippen, weswegen pflanzliche Lebensformen klar überwiegen.

Doyles „Maple White Land“ liegt nur rund 300 Meter hoch, was natürlich dra­maturgisch notwendig war, damit man es vergleichsweise leicht erklimmen konnte, und damit dieses Gebilde eine entsprechende geologische Geschichte bekam, besteht es bei ihm aus Basalt und ist vulkanischen Ursprungs. Die Tepui Venezuelas bestehen indes aus Sandstein, und allein ihre gigantischen Ausmaße haben verhindert, dass sie inzwischen vollständig verwittert sind. Zugleich hat Doyles Folgerung auch ein paar Konsequenzen für das Binnenklima des Hochplateaus, und es gibt da noch ein Geheimnis, das Lord John Roxton ausfindig macht, über das ich hier nichts verraten möchte.

Bestürzend fand ich beim Lesen gewisse anthropologische Gedankengänge, die natürlich in die Frühzeit des 20. Jahrhunderts passten, die heutzutage aber un­angenehm rassistisch anmuten. Malone hält sich in seiner Beschreibung da et­was zurück, aber die anderen drei Gefährten haben keine größeren Probleme damit, an einem grässlichen Blutbad mitzuwirken.

Alles in allem würde ich aber schon sagen, dass der Roman ansonsten mit Recht ein Klassiker der phantastischen Literatur geworden ist. Wenn man ihn mit dem zeithistorischen Abstand einerseits und mit ein wenig naturwissenschaftlicher Ergänzungskenntnis durch die moderne Forschungsliteratur liest, ist er äußerst lesenswert. Stilistisch gilt das ohnehin. Man merkt Doyle an, dass er Journalist war und weitgereist zudem. Nicht nur seine Sherlock Holmes-Abenteuer, son­dern auch die Challenger-Geschichten – dies ist ja nur eine davon – sind durch­aus die Wiederentdeckung wert.

© 2013 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche werden wir wieder bodenständiger und kommen in der Gegenwart an, um eine neue Autorin jüngeren Datums kennen zu lernen: Emily Dubberley. Kennt niemand? Das solltet ihr wirklich ändern. Warum, verra­te ich euch nächste Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu Uwe George: „Inseln in der Zeit“, Hamburg 1993.

Wochen-Blog 341: Laurins zu Gast – meine Lesung in Osnabrück

Posted September 14th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich wollte immer schon mal nach Osnabrück… konkret: seit dem Frühling des Jahres 2015. Das wollte ich auch im Frühling 2017, aber beide Male hat es nicht geklappt. Der Anlass für die geplante Reise war stets derselbe: meine Teilnahme an den „Perry Rhodan-Tagen Osnabrück“, die 2015 erstmals stattfanden und dann mit schöner Regelmäßigkeit alle zwei Jahre wieder in Szene gesetzt wur­den.

Auf den ersten Blick mag es verblüffen, dass ich das so nachdrücklich auf meine Agenda schrieb. Immerhin wisst ihr als langjährige Leser meiner Blogartikel, dass ich seit Band 2100 der Erstauflage von Perry Rhodan kein Leser der Serie mehr bin, und das Erscheinen jenes Bandes liegt nun wahrhaftig deutlich länger als 15 Jahre zurück. Andererseits habe ich nach wie vor recht enge Tuchfühlung mit dem Perry Rhodan-Fandom, etwa durch meine Mitarbeit am Fanzine EX­TERRA des Science Fiction-Clubs UNIVERSUM, seit einer Weile durch meine Mitgliedschaft im ebenfalls stark perry-zentrierten SF-Club Terranischer Club Eden (TCE).

Es gab noch weitere Gründe, und darunter ist zu rechnen: ich bin Selfpublisher und folgerichtig auf Multiplikatoren für meine Geschichten angewiesen. Wer­bung in eigener Sache zu machen, das gelang mir bei allen drei Veranstaltun­gen, indem ich E-Book-relevante Artikel in das jeweilige Conbuch einschleuste. Und jedes Mal ließ sich deutlich an meiner Zugriffsstatistik meiner Homepage verstärktes Interesse nach solchen Events ermitteln.

Dennoch, eine Mitarbeit am Conbuch ersetzte natürlich keinen direkten Be­such. Und so war es höchst hilfreich, als dieses Jahr Dr. Claudia Hagedorn, Ver­einsvorsitzende des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V. in Braun­schweig, in dem ich ja auch Mitglied bin, verkündete, sie wolle – wie schon die letzten beiden Male – auf den PR-Tagen Osnabrück ein Hörspiel erarbeiten. Kur­zerhand sprang ich diesmal, arbeitszeitlich nicht gebunden, da noch auf Jobsu­che und im Prinzip arbeitslos, auf den Zug auf und machte mich mit ihr und ihrem Sohn auf den Weg nach Osnabrück.1

Start war am 24. Mai, so dass ich den an diesem Abend stattfindenden Event „SommerNetzTraum“ der KreativRegion e.V., an dem ich gern teilgenommen hätte, auslassen musste. Wir hatten aber tatsächlich eine Menge Zeit zu inves­tieren, mit dem Pkw nach Osnabrück zu fahren. Auf dem Weg dorthin durch­querten wir einige heftige Regenschauer, was mich bedenklich stimmte. Immer­hin hatte ich von Claudia gehört, dass ein Parken in direkter Nähe zum Conort nicht möglich sei. Wir würden von dem anvisierten Parkplatz eine gute Viertel­stunde zu laufen haben, und das mit all dem technischen Equipment, das für das Hörspiel erforderlich war.

Die Technik holten wir uns bei unserem Fördervereins-Mitstreiter Holger Pell­mann im benachbarten Wallenhorst ab, wo wir auch kostenfrei übernachten konnten. Es folgte der nächste Wermutstropfen: Holger, unser Techniker vom Dienst, war leider terminlich wegen einer Beerdigung verhindert, so blieb die Arbeit am Hörspiel wesentlich an Claudia hängen.

Ihr mögt euch vielleicht an dieser Stelle fragen: was war mein Plan, meine Auf­gabe in Osnabrück, wenn ich nicht zentral wegen des Hörspiels und meiner dor­tigen Mitwirkung vor Ort sein wollte und auch mit der originären Perry-Veran­staltung thematisch eher nicht viel zu tun hatte.

Nun, ich hatte Absprachen getroffen, namentlich mit Herbert Keßel vom Orga­nisationskomitee und mit Joachim Kutzner vom TCE. Joe und ich hatten im ver­gangenen Jahr die Storysammlung „Grey Edition 12: Lustvoller Schrecken“ her­ausgegeben, in der drei erotisch-phantastische Novellen von mir versammelt waren. Und da Joe mit dem TCE-Stand in Osnabrück vor Ort sein würde, böte sich doch eine Lesung an, meinte er.

Recht hatte er. Wir sprachen uns also ab, ich feilte an zwei Textauszügen aus den Geschichten „Der Handspiegel“ und „Sylphengeflüster“, Herbert Keßel ge­lang es, in enger Absprache mit Joe, mir und Angelika Rützel (ebenfalls TCE, die auch eine Lesung aus ihrem aktuellen Roman veranstalten wollte), für Sonntagvormittag ein Zeitfenster für die Lesung zu organisieren.

Zu Anfang sah das auch alles gut aus. Ich verbrachte wesentliche Teile des Samstags, nachdem ich Claudia ein wenig mit der Technik geholfen hatte, so­weit das mit meinen beschränkten Kenntnissen möglich war, mit dem, was man neudeutsch gern als „Networking“ bezeichnet. Ich sprach also mir bekannte Fandomler und Autoren an, die vor Ort waren (Bernd Robker etwa, der unter seinem Pseudonym „Robert Corvus“ einen mit dickleibigen Büchern reichhaltig garnierten Tisch direkt im Eingangsbereich gegenüber dem des TCE hatte). Überraschend traf ich etwa auch Ralf Zimmermann vom Perry Rhodan-Club Guy Nelson, kam mit einer Reihe von Fandomlern in Kontakt, die ich seit langem von anderen Cons oder als Mitarbeiter für das BWA kenne (darunter etwa Alexan­dra Trinley). Und natürlich verweilte ich ausgiebig am Stand des SF-Händlers Ro­bert Vogel, den ich seit 2012 kenne und seither viele Male auf Cons getroffen habe, zusammen mit seiner unverzichtbaren Frau Martina, mit der ich am Sonntag ausgiebig plaudern sollte.

Gegen Sonntagmittag hatten Joe und ich eigentlich geplant – sein Vorschlag – , irgendwo in der nahen Fußgängerzone ein Eis zu essen, aber daraus wurde dann nichts, und wir haben das auf später mal vertagt. Stattdessen kümmerten wir uns um die Bebilderung meiner Lesung und erarbeiteten einen Titel für die „Grey Edition 13“, die im September 2019 erscheinen soll, wenn der so genann­te „Gut-Con“ in Nordrhein-Westfalen stattfindet. Gegenwärtig ist noch nicht ganz klar, ob ich daran teilnehme, aber ich gebe zu, ich liebäugele durchaus da­mit (selbst wenn das wieder eine reine Perry-Veranstaltung sein wird).

Tja, und da ich in der hier präsentierten Darstellung alle Details des Samstages munter überspringe, gehe ich gleich mal über zum Sonntag und zu der Lesung an sich, die eine wirklich kuriose Erfahrung darstellte.

Das Problem an einem Sonntag ist bei einem Con immer, dass am Samstag­abend meist massiver Besucherschwund eintritt. Weswegen Veranstalter Her­bert Keßel dieses Mal auch zwei Vorträge von PR-Autoren auf den Sonntag ge­legt hatte. Der zweite davon sollte um 12 Uhr enden. Mein Lesungsbeginn im Kleinen Saal im ersten Stock war auf 11.45 terminiert. Direkt davor würde, ebenfalls im Kleinen Saal, Angelika Rützel lesen.

Ich hatte mir bereits am Samstag einen kleinen Eindruck von dem Raum und dessen Akustik gemacht, einmal im leeren Zustand, dann, während darin eine Lesung gehalten wurde. Da es sich um den einzigen Raum handelte, der kein Mikrofon erlaubte, würde ich wohl etwas lauter reden müssen.Ich fand aber die Akustik durchaus gelungen. Der rechteckige Saal war mit ca. 40 Stühlen gefüllt (es können auch mehr gewesen sein, ich habe es nicht gezählt, sondern nur ge­schätzt).

Nun, ich schnappte mir also meine Lesemappe, riss mich von dem ausgiebigen Gespräch mit Martina Vogel los, das vermutlich noch Stunden angedauert hätte (kein Scherz, wir fanden immerzu neue faszinierende Themen, die von Reisen über Fotoalben, phantastische Filme, Zugfahrten bei Rheinhochwasser, Fremd­sprachenzertifikate, Gesundheit, das alte Ägypten und vieles andere reichten) und marschierte hinauf in den ersten Stock.

Interessanterweise stand die Tür zum Kleinen Saal offen. Hm, dachte ich mir, weil noch Zeit bis zum Beginn der Lesung war, sind alle ausgeflogen? Das kam mir seltsam vor, weil Joe Kutzner mir bei dem Programmpunkt schließlich assis­tieren sollte. Ich fand das vernünftig, weil er ja als Redakteur, Lektor und Kor­rektor fungiert hatte und deshalb wesentlichen Anteil am Entstehen der „Grey Edition 12“ gehabt hatte. Wenn also Fragen rund um die Entstehung des Ban­des aufkamen, wäre er eindeutig der bessere Ansprechpartner.

Ich trat ein und entdeckte etwas, was Angelika schon im Vorfeld befürchtet hat­te, aber nicht in dieser Intensität. Sie sagte damals, sie habe Sorge, dass der Programmpunkt der Autoren unten im Großen Saal Publikum abziehen könnte. Genau das war auch passiert. Neben dem brummenden Beamer saß Joe Kutz­ner (der auch bei Angelikas Lesung technisch assistieren sollte), daneben Ange­lika mit einem Berg ihrer Publikationen… und als Publikum fläzte sich ein mir namentlich nicht erinnerlicher Fandomler auf einer Tischreihe gleich links ne­ben der Eingangstür (er entschwand dann wenig später und ward nicht mehr gesehen). Gegenüber nahe der Fensterreihe hatte Kurt Kobler vom TCE Platz genommen, der wohl aus reiner Solidarität geblieben war.

Lesung?

Hatte in Ermangelung weiterer Zuhörer nicht stattgefunden. „Wir haben einfach nur nett geplaudert“, gaben Joe und Angelika ein wenig resignierend zu. Und haderten begreiflicherweise mit dem Zeitfenster am Sonntag und der scheinbar lausigen Planung. Ich beruhigte sie und meinte, sie hätten sich doch die ganze Arbeit für den Vortrag nicht umsonst gemacht, sondern könnten ihn nun, da er noch keine Anwendung in Osnabrück gefunden hätte, auf dem Gut-Con im Sep­tember nehmen und so die dortige Vorbereitungszeit verkürzen.

Ihr merkt, ich bin immer ein grundlegend optimistisch gestimmter Zeitgenosse und versuche, selbst wenn die Dinge gründlich schief gehen, das Beste daraus zu machen. Mir schien, dass das die verdrossenen Gemüter einigermaßen be­sänftigte.

Hoffentlich läuft das bei deiner Lesung nicht genauso“, unkte Joe sinngemäß. Und in der Tat, Grund zu der Befürchtung bestand selbstverständlich.

Wir plauderten miteinander.

Es wurde 12 Uhr.

Ich hatte mich mit meinem Skript und dem Stapel „Grey Edition 12“ platziert und harrte entspannt der Dinge, die da kommen sollten. Dass Lesungen von mir mäßig bis kaum besucht waren, hatte ich auch in Braunschweig schon erlebt, nicht zuletzt auf dem dortigen Convention „Raum & Zeit Continuum IV“ im April 2018.

Um 12.10 Uhr machten sich allmählich Enttäuschung und Ernüchterung breit, das kann ja wohl niemand überraschen. Wir blieben nämlich unter uns. Joe, Kurt, Angelika und ich (die Fotos, die Joe Kutzner von der Location selbst mach­te bzw. machen ließ und die wohl im Fanzine PARADISE 107 zu finden sein wer­den oder gewesen sind – schwer zu sagen, wann es konkret erscheint – vermit­teln vielleicht ein zu optimistisches Bild der Situation) machten ganz das, was auch schon Angelika, Kurt und Joe vorher getan hatten: wir plauderten.

Und dann kam die wilde Volte, die mich sprunghaft überkam.

Während nämlich die anderen TCEler eher verdrossen dreinschauten, grinste ich auf einmal auf die sämtlich leeren Publikumsreihen… und dankte für die Aufmerksamkeit!

Das klingt crazy? Nur, wenn man kein Phantast ist. Und wenn man nicht hinrei­chend Phantasie in scheinbar ausweglosen Situationen entwickelt. Ihr kennt doch sicherlich den Spruch von dem Glas, das wahlweise halb voll oder halb leer ist. Ich wandelte ihn phantastisch ab und füllte (fiktiv) die Zuschauerreihen.

Womit? Mit Laurins.

Das überrumpelte selbst meine Freunde und Kollegen im Raum, wiewohl sie deutlich PR-affiner sind als ich. Man sollte dazu als Nicht-Leser der Perry Rho­dan-Serie wissen, dass das Volk der Laurins uralt ist und in den Rhodan-Roma­nen (meiner verwaschenen Erinnerung zufolge) vor Band 200 der Erstauflage in Erscheinung trat. Wichtig an dieser Tatsache ist nur eins: die Laurins sind ein Volk, das über natürliche Unsichtbarkeit verfügt. Die Terraner in der Serie ent­wickeln schließlich so genannte „Antiflexbrillen“, um diese stabförmigen Wesen dennoch sichtbar zu machen.

Übertragt das nun mal auf die obige Lesung.

Die Reihen sind leer, ja? Nur, weil wir die Unsichtbaren nicht sehen konnten, die sich dort drängten und neugierig lauschten! Also hatte ich meine singuläre Er­fahrung – eine Lesung vor „Laurin-Publikum“… eine witzige Erfahrung, ehrlich. Zumal dann, als der Groschen bei meinen Freunden gefallen war, sie auf diese Phantasie mit einstiegen.

Angelika wandte sich ebenfalls entschuldigend ans Publikum und versprach, nächstens ihre eigene Lesung „interessanter“ zu gestalten. Das schien deshalb notwendig, weil Joe gewitzelt hatte, „in der zweiten Reihe sei jemand während der Lesung eingeschlafen“, wir hätten es also schon etwas interessanter ma­chen können.

Ich neckte ihn, seine Brille sei wohl eine camouflierte Antiflexbrille, dass er das erkannt hätte… doch, wenn man es unter dem Aspekt betrachtet, war diese iro­nisch-lockere Volte am Schluss ins originär Phantastische, die ich vollführte, eine witzige Sache, die unsere Enttäuschung darüber, dass kein Publikum mehr kam, mehr als kompensierte. Wir machten dann vorzeitig Schluss und brachten Technik und mitgebrachte Publikationen wieder nach unten ins Erdgeschoss. Dort stellten wir dann fest, dass der Große Saal immer noch fest verschlossen war – die Autoren waren zu „Questions & Answers“ übergegangen und hatten hemmungslos überzogen.

Kein Wunder, dass niemand sich mehr nach oben verirrt hatte!

Da muss man aber auch von Seiten der Programmplanung Kritik üben, wie ich finde. Denn die sah so aus, dass von 12-13 Uhr eine Mittagspause angesetzt war, völlig die Tatsache meiner Lesung ignorierend, die bis 12.30 Uhr gehen sollte. Und um 13 Uhr sollte dann die allgemeine Verabschiedung sein.

Hrm, das war echt nicht gelungen. Und so kann es auch nicht verwundern, dass Claudia & ich unsere Verabschiedungsrunde vorzogen und dann, als es auf 13 Uhr zuging, dem „Haus der Jugend“ in Osnabrück für dieses Jahr den Rücken kehrten. Wir hatten schließlich noch eine lange Rückfahrt nach Braunschweig vor uns.

Punkt 18 Uhr fanden wir uns dann dort ein – alles in allem war Osnabrück den­noch ein Gewinn, weniger wegen der urigen „Laurin-Lesung“ oder wegen des etwas chaotisch verlaufenden Hörspiels, sondern primär, weil ich mit einer Menge sehr interessanter Menschen in Kontakt kam, alte Freundschaften auf­frischen und faszinierende Gespräche führen konnte. Wer weiß schon, wozu das alles gut ist?

Doch, ich bin zuversichtlich, in zwei Jahren wieder in Osnabrück aufschlagen zu können. Und dann werde ich schauen, dass ich mich gemeinsam mit Angelika stark mache für ein Lesungszeitfenster am Samstagvormittag. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn es uns nicht gelingen sollte, potenzielle Leser zu erwischen!

Soviel zu der Kurzform dieses Lesungsberichts.

Mehr von mir lest ihr in einer Woche an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 An dieser Stelle sollte ich anmerken, dass dieser Artikel nur ein erster Entwurf ist für eine ausführlichere Darstellung meiner Reise nach Osnabrück. Sie wird in Bälde für das Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) erarbeitet werden und ist zu dem Zeitpunkt, da dieser Blogartikel am 15. September 2019 online geht, längst erschienen, mutmaßlich in der Ausgabe 430 unseres Clubfanzines (Juli 2019).

Rezensions-Blog 233: Höllensturm

Posted September 11th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Clive Cussler und sein Coautoren bilden in der Gegenwart eine erstaunlich pro­duktive Schreibfabrik und erzeugen gewissermaßen New York Times-Bestseller am laufenden Band… dass sie primär in den USA erfolgreich sind, liegt wahr­scheinlich wesentlich in der Natur der Sache: der Autor ist Amerikaner, und die meisten amerikanischen Leser scheinen eher niedrigschwellig veranlagt zu sein. Das bedeutet: sie schauen munter über flache Stellen der Handlung hinweg, ha­ben ein eher schlicht bis dürftig ausgeprägtes historisches Kontinuums-Vorstel­lungsvermögen, und damit liegt ihre Messlatte natürlich deutlich niedriger als beispielsweise einem studierten Historiker wie mir.

Gleichwohl wisst ihr, dass ich Cussler & Co. wegen der interessanten und meist nicht unspannenden Vermischung historischer Rätsel einerseits und Bond-liker Action andererseits schätze. Ich scheue aber auch vor klaren und manchmal harten Worten nicht zurück, wenn ich etwas denkbar missraten fand.

Wie schaut das mit dem vorliegenden Roman aus dem Jahre 2014 aus, den ich zwei Jahre später endlich auf die Leseagenda setzte? Nun, verblüffend gut. Er enthält eine interessant gewundene und schwer durchschaubare Plotstruktur und spielt in unterschiedlichsten Weltgegenden, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Wie bei Cussler allerdings üblich fügen sich die Mo­saiksteine der Prologe am Ende zusammen und ergeben ein abgerundetes Gan­zes. Und bis es soweit kommt, eskaliert ein geradezu unglaubliches chaotisches Geschehen, das, wie jüngst schon angedeutet, ein sehr massives Science Fic­tion-Element enthält.

Wie sieht das im Detail aus? Schaut selbst:

Höllensturm

(OT: The Storm)

Von Clive Cussler & Graham Brown

Blanvalet 38297

April 2014, 9.99 Euro

512 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-442-38297-2

Man schreibt den September 1943, als im Indischen Ozean die letzten Stunden der S. S. John Bury schlagen – der amerikanische „Schnellfrachter“ unter dem Kommando von Captain Alan Pickett befindet sich auf der Flucht vor japani­schen Sturzkampfbombern und U-Booten. Der Rest des Konvois, zu dem die John Bury gehörte, wurde schon weitgehend zerstört, und auch das Schiff selbst ist schwer angeschlagen. Mit einer geheimen, kriegswichtigen Fracht kann es im allerletzten Moment in einer Sturmfront entschwinden und wird von da an nicht mehr gesehen.

Im August 1967, so der zweite Prolog, wenn man so will, wird der jemenitische Clan von Tariq al-Khalif von Banditen überfallen und weitgehend niedergemet­zelt. Doch der kleine Sohn Jinn, der das Gemetzel übersteht, lernt aus diesem Grauen eine erbarmungslose Lektion, die ihn in den kommenden Jahrzehnten zu einem hartherzigen Warlord macht.

Im Juni 2012, und damit beginnt die eigentliche Handlung, ist eine kleine Crew der NUMA mit einem Katamaran im Indischen Ozean unterwegs, um ein ge­heimnisvolles Wetterphänomen zu untersuchen, das eine ungewöhnliche Ab­kühlung der Meerestemperatur zur Folge hat. Während sie das tun, werden sie von einer ungeheuerlichen Bedrohung attackiert und umgebracht. Als ihr Kata­maran bald danach besatzungslos aufgefunden wird, ruft dies die NUMA-Ver­waltung in Washington auf den Plan, und Direktor Dirk Pitt entsendet Kurt Austin und seinen Kollegen Joe Zavala in den Indischen Ozean, um zusammen mit Paul und Gamay Trout, ebenfalls von der NUMA, den rätselhaften Vorfall zu entschleiern.

Sie geraten mitten in ein konfuses Geschehen hinein. Zunächst machen sie die Bekanntschaft mit einer verlockenden Schönheit, die sich als Leilani A’koma vorstellt, die Schwester eines der verschwundenen NUMA-Mitarbeiter. Austin kann auf der Insel Malé gerade noch verhindern, dass sie von Unbekannten kur­zerhand entführt wird. Spätestens jetzt ist unübersehbar, dass die verscholle­nen NUMA-Angehörigen keinem Unglück, sondern einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind.

Während sie nun zu fünft dem Geheimnis der verschwundenen Bootscrew nachgehen und dabei auf bizarre Mikromaschinen stoßen, die sich in Brandrückständen an Bord des Katamarans befinden, zeigt eine Blende in den Jemen die aktuelle Verschwörung des Warlords Jinn al-Khalif, der mit modernster Technologie und Milliardeninvestitionen einen uralten Menschheitstraum wahrmachen möchte – die Kontrolle des weltweiten Wetters. Und beginnen will er damit in der gegenwärtigen Monsunregion. Es gibt nur ein zentrales Problem – einer der Verschwörer hat sich aus dem Projekt zurückgezogen, ein ägyptischer General. Der jähzornige Jinn sinnt auf Rache und plant ein Jahrhundertverbrechen, das schier unaufhaltbar scheint.

Derweil führt die Fährte der Mikroroboter Kurt Austin und seine Gefährten zu einem technischen Wunderwerk, nämlich Aqua-Terra – eine künstliche, schwimmende Insel, die entfernt einem Flugzeugträger gleicht, aber eine autar­ke Welt für sich sein soll. Eigentümer ist der exzentrische Milliardär Elwood Marchetti, der zunächst für den Übeltäter gehalten wird … aber die Dinge liegen sehr viel schlimmer.

Inwiefern diese Ereigniskette dann dazu führt, dass sich Kurt Austin und sein Kompagnon Joe Zavala in einem ausgetrockneten Brunnen wieder finden, fast mit einem Flugzeug vom Himmel gefegt werden und schließlich auf getrennten Pfaden blinde Passagiere in einem Lastwagenkonvoi mit tödlicher Fracht bzw. Schiffbrüchige auf einem Atoll werden, wo sie den „achtzehnten Roosevelt“ treffen … also, das muss man wirklich dann im Detail nachlesen…

Der zweite Streich von Graham Brown ist leider entschieden kürzer als der Erst­ling „Teufelstor“, und er liest sich annähernd ebenso geschwind – ich brauchte, allerdings durch andere Dinge gründlich abgelenkt, sechs Tage, sonst hätte ich ihn auch in drei verschlingen können. Gleich zu Beginn konfrontiert er den Leser mit einer faszinierenden und sehr beunruhigenden Entdeckung, nämlich mit wasserkompatiblen Nanomaschinen. Das war schon sehr raffiniert gemacht und faszinierend beschrieben, auch die Insel Aqua-Terra vermag sehr zu beeindru­cken, und Jinns Mörderplan, der Millionen Menschen zu wehrlosen Opfern ge­macht hätte, ist ebenfalls haarsträubend.

Nachteilig fand ich mehrere andere Dinge: zum einen merkt man SEHR deutlich, dass es ein moderner amerikanischer Roman ist (er könnte vom erotischen Standpunkt her auch aus der viktorianischen Zeit stammen – keinerlei Sex, kaum amouröse Verwicklungen, da ist Brown schon wirklich puritanisch drauf). Zweitens kann man den Titel des Romans munter vergessen, denn der angekün­digte Sturm kommt gar nicht zustande. Wer – inspiriert durch das ebenfalls lei­der recht unpassende Titelbild – annimmt, es gehe da um einen Sturm, kauft das Buch unter völlig falschen Voraussetzungen. Und drittens fand ich dann, dass Brown es doch etwas sehr mit den Cliff-hangern übertrieben hat. Nahezu JEDES Kapitel endet mit einer ausweglos scheinenden Situation. Ein wenig so, als hätte er das I Ging befragt und stets die schlechteste Lösung gewählt. Das kann man mehrfach machen, aber STÄNDIG? Das nervt dann ziemlich rasch. Dass der Roman schlussendlich doch gut ausgeht, erinnert dann schon an ein ziemliches Wunder.

Was mir indes sehr gut gefallen hat, war die Sache mit dem Cargo-Kult (auch wenn man solche Cargo-Kulte eigentlich mehr östlich findet, aber das ist hier schriftstellerische Freiheit). Goldig etwa die Frage: „Sind Sie Angehörige der Achsenmächte oder nicht?“ Da denkt man schon, man steckt in einer Zeitma­schine… aber es wird noch witziger, als Kurt Austin seinen Namen nennt und beteuert, Amerikaner zu sein, und die Ankläger sich beraten, wobei es zu fol­gendem Dialog kommt:

Wie können wir sicher sein, dass er Amerikaner ist?“, fragte der zweite Richter.

Er sieht Pickett sehr ähnlich“, stellte der achtzehnte Roosevelt fest.

Er könnte Deutscher sein. Sein Name lautet Kurt.“

Ich dachte, ich sterbe vor Lachen!

Wirklich, solche Momente kompensieren die Schwächen des vorliegenden Ro­mans gründlich. Köstlich, wirklich köstlich gemacht. Da – und an sehr vielen an­deren Stellen des Buches – merkt man, dass jemand mit historischem Gespür und viel Liebe zum Detail an der Geschichte gearbeitet hat. Es ist zwar schade, dass daraus nicht noch deutlich mehr gemacht wurde, und an vielen Stellen kommt die Geschichte flüchtig herüber… dennoch ist es eine solide, unterhalt­same Story, die zu gefallen wusste. Und inzwischen hat Graham Brown ja noch mindestens zwei weitere Kurt Austin-Abenteuer verfasst, er scheint sich also in die Herzen der Leser geschrieben zu haben.

Also dann – die nächsten Rezensionen der erwähnten Werke werden gewiss nicht sehr lange auf sich warten lassen. Zu diesem Buch gebe ich jedenfalls gu­ten Gewissens eine Leseempfehlung aus.

© 2016 by Uwe Lammers

Genug Clive Cussler für heute? Okay, Freunde. Im Blogbeitrag der kommenden Woche berichte ich euch über die Lektüre eines phantastischen Klassikers, der aus der Feder eines Autoren stammt, den ihr eigentlich als den Schöpfer des le­gendären Detektivs aus der Baker Street kennt… ganz genau, Arthur Conan Doyle. Er hat ja noch sehr viel mehr als nur Sherlock Holmes geschrieben. Und eines der Werke stelle ich euch nächstes Mal vor. Bleibt neugierig!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 340: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 9

Posted September 8th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ohne lange Vorrede steige ich in das dramatische Geschehen des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ ein, in dem ich im Spätsommer und Herbst 1984 die Episoden 41-45 schrieb.

Rückblick: Es sieht nicht gut aus für die Kämpfer des Lichts gegen TOTAM im KONFLIKT 14. Während in der Galaxis Hun’arc das Reich der Cranyaa nach Atta­cken der Schergen des Bösen am Boden liegt und kaum eine Erholungspause er­hält, wird auch der Vorwärtsdrang des Helfers des Lichts Klivies Kleines mit sei­ner Lichtfestung OREOC, der im Zentrum von Hun’arc gegen die Völker der Dä­monenwaffe Rookax vorgeht, dramatisch gestoppt. Kleines erleidet einen physi­schen Zusammenbruch und mutiert zu einem monströsen Kristallplaneten, was den Untergang des Zentralsystems der Calnarer auslöst.

Oki Stanwer ist derweil Millionen Lichtjahre entfernt in den Randausläufern der Schockzone gefangen, mit der STELE DER EWIGKEIT auf dem Kristallplaneten ANTI-TOTAM gestrandet, der von den schemenhaften, aber tödlichen Gerlakos, einer Armee TOTAMS aus dem Nirgendwo, belagert wird.

Aber es kommt noch schlimmer…

Episode 41: Mission Todeszone

(19. August 1984, digitalisiert 2017)

Unmittelbar vor den Ereignissen rings um die Schockzone wird der Dämon Car­thusuum in ein geheimes Reich jenseits des zugänglichen Kosmos gesandt. Hier hat sich das hochtechnisierte Volk der humanoiden Waaklors mit seinen Hei­matwelten in die so genannte „Todeszone“ zurückgezogen. Vor mehreren hun­derttausend Jahren wurden die Waaklors von dem Reich der Plegg’re attackiert und konnten sich vor ihrer Auslöschung nur hierhin flüchten. Seither fürchten sie allerdings, dass die Plegg’re sie finden und immer noch vernichten könnten.

Sie ahnen nicht, dass die Plegg’re längst ausgestorben sind und nur ein Ruinen­system (vgl. Bd. 27 der Serie) hinterlassen haben.

Als Carthusuum nun in der „Todeszone“ erscheint, gibt er die dimensionalen Turbulenzen, die die Stabilität der Zone bedrohen, als Auswirkungen einer Waf­fe der Plegg’re aus und bereitet die Waaklors auf die Ankunft von Feinden vor. Sie sollen unter der Kontrolle der „Todesinkarnation Oki Stanwer“ stehen, die in Hun’arc schon diverse Völker ausgelöscht habe… als infames Bildmaterial die­nen dem Dämon dabei Informationen von OREOCS Aktionen gegen die Welten der Rookax-Völker, die freilich dramatisch nachbearbeitet sind.

So schwenken die Waaklors furchtsam auf TOTAMS Linie ein und mobilisieren ihre Streitkräfte. Sobald Oki Stanwers Freunde also hier erscheinen, werden sie bereit sein, sie umgehend auszulöschen…!

Episode 42: Expedition der Tekras

(15. September 1984, digitalisiert 2017)

Blende nach Hun’arc. Das Reich der Cranyaa schweigt. Aber seltsame Transitio­nen sind für die schildkrötengestaltigen Tekras überall in der Galaxis anzumes­sen. Nach Monaten des ratlosen Abwartens wird das Expeditionsschiff THOL zu einer der Cranyaa-Welten gesandt. Hier trifft Kommandant Frez auf ein Bild der Verwüstung. Die Welt scheint ganz entvölkert zu sein… und der Feind, der das tat, ist offensichtlich sogar noch da!

Der kleine Raumer der Tekras fliegt daraufhin einen Angriff auf das schwarze Schattenschiff, eingedenk der Tatsache, dass die Cranyaa und Tekras schließlich Verbündete sind. Und der Überraschungsangriff gelingt tatsächlich.

Nach der Zerstörung des Feindschiffes messen die Tekras überraschend neue Lebensimpulse an und werden mit zwei seltsamen Lebewesen konfrontiert – ei­nem humanoiden Mann mit weißer Kutte sowie einem vierarmigen Riesen. Letzterer stellt sich als WÄCHTER vor, der amtierende Matrixkoordinator des KONFLIKTS. Sein kleinwüchsiger Begleiter ist der aktuelle Ritter vom Goldkris­tall, ein Mann namens Yorrok.

Beide informieren die Tekra-Raumfahrer davon, dass die Macht TOTAM das Cranyaa-Reich überfallen hat und dringend Hilfe Not tut. Sie können in der Fol­ge die Tekra-Regierung im System Tekonar davon überzeugen, ein Nothilfepro­gramm zu starten. Allerdings sind die Ausmaße bescheiden – gerade hundert Schiffe und zehntausend Raumfahrer können mobilisiert werden, ein Tropfen auf den heißen Stein bei zig Tausenden verwüsteter Cranyaa-Welten.

Dem WÄCHTER scheint es am dringlichsten, das Zentralsystem mit der Haupt­welt Wislyon aufzusuchen, wo ebenfalls fast alle Insektoiden gestorben sind. Doch sie finden auch eine wehrhafte Cranyaa-Frau, in der sie die Königin Sini-Ag wiedererkennen.

Und mit zaghaften Schritten scheint es nun hier wieder aufwärts zu gehen… doch im Hintergrund droht immer noch die schwarze Welt TOTAM, die weiter mobilisiert, Völker rekrutiert und nach Hun’arc ruft, um das Ewige Reich zu er­richten. Ein Wettlauf mit der Zeit hat begonnen…

Episode 43: Das Synox-Komplott

(29. September 1984, digitalisiert 2017)

Blende ins Innere von Hun’arc: Das System Le-Konji ist am Zerfallen, der Planet Runix wird von dem monströsen weißen Kristallpanzer des wuchernden Klivies Kleines erdrückt. Die Calnarer sind auf der Flucht.

Im Orbit kreist die Lichtfestung OREOC, und nur der dritte Helfer des Lichts mit Namen Gruhl sowie der Calnarer Zephir-Gort sind noch da, um das Chaos mit anzusehen. Und dann tauchen unvermittelt Timor-Dol und seine NEGATIVEN aus dem nun sich dimensional normalisierenden Mikrokosmos von Klivies Klei­nes´ Körper auf. Interessanterweise besteht kein Grund für Feindseligkeiten – denn von Timor-Dols Flaggschiff meldet sich unvermittelt der Soogrer Goonex, der traurig vom Tod der beiden letzten Cranyaa-Besatzungsmitglieder Lasa-On und Kama-Ke berichten muss (vgl. Bd. 38).

Stillschweigend werden die NEGATIVEN unter Timor-Dol als Hilfstruppe an OREOC angegliedert. Und die Lichtfestung verfolgt weiter unbeirrbar Kleines´ ursprüngliches Programm, das lautete: Sammle die ausgesandten Lichtroboter wieder ein, damit sie nicht in fremde Hände fallen können.

Ein System steht dafür noch aus, und niemand ahnt wirklich, dass es das gefähr­lichste ist: das System des Planeten Crymon, auf dem die kristallinen Synox le­ben, die Waffentechniker der Dämonenwaffe Rookax.

Seit die dortigen Rookax-Stelen durch die Lichtroboter ausgelöscht wurden, sind die Synox von Rookax´ Bann befreit, und sie tun nun, was sie immer schon favorisiert getan haben: psychotischen Bruderkrieg führen, Nation gegen Nati­on, Clan gegen Clan, Familie gegen Familie. Ein mörderisches Abschlachten hat begonnen.

Aber dann gibt es auch noch einen Renegaten-Clan, den so genannten „Kom­plott-Clan“, dessen Mitgliedern klar ist, dass ihr Volk auf die systematische Selbstzerstörung zusteuert. Sie planen darum, die kollektiven Kräfte ihrer Rasse zu bündeln und auf einen äußeren Feind zu projizieren.

Gerade als dieser Plan in die Realisierung geht, taucht OREOC im Orbit um Cry­mon auf, ein ideales Angriffsziel! Und findet sich im Brennpunkt Tausender An­griffsstrahlen wieder! Unter der massiven Belastung bricht der Lichtschirm der Lichtfestung zusammen…

Episode 44: Raumflug nach Toltev

(29. September 1984, digitalisiert 2017)

Das Chaos ist perfekt! Kurz nach Auftauchen im Synox-Hauptsystem im Herzen von Hun’arc wird OREOC unerwartet massiv von Tausenden von Synox-Kampf­schiffen beschossen und schwer angeschlagen. Im letzten Moment gelingt es der Lichtfestung noch, zu transistieren und die Vernichtung abzuwenden.

Aber die Raumschiffe der Synox verfolgen die teilzerstörte Festung weiter, uner­bittlich wie Hyänen, die ein verwundetes Beutetier weiter hetzen. Während die Schiffe der NEGATIVEN eingeschleust und seltsame Rätsel der Vergangenheit zur Sprache gebracht werden, flüchtet OREOC an einen Ort, der nur mit „Toltev“ angegeben wird.

Aber Toltev ist ein Schwarzes Loch! Wie soll das Rettung bringen?

Schlimmer noch: die Verfolgungsstreitmacht der Synox-Schiffe wird paramental inzwischen vom 29. Dämon von TOTAM, einem intriganten Wesen namens Wir­ro, gelenkt. Und über neuntausend Kampfschiffe sind zweifellos das Todesurteil für OREOC…

Aber dann… dann stürzt OREOC in den Schwerkraftschacht des Black Holes und scheint vollkommen verloren – auf den ersten Blick. Auf den zweiten offenbart sich, dass zwar noch die Raumkrümmung existiert, aber der Neutronenstern selbst, der sie erzeugt hatte, verschwunden ist. Stattdessen fällt die Lichtfestung in ein Kontinuum unter dem Weltraum hinab [heutzutage weiß ich, dass das ei­nige Ähnlichkeit mit den unterkosmischen Niveaus hat, die ich in KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ einführte. 1984 hatte ich davon noch kei­ne Ahnung]. Es ist Rettung in letzter Sekunde.

Oder…?

Episode 45: Der Stützpunkt des Lichts

(1. Oktober 1984, digitalisiert 2017)

Blende ins Innere der Schockzone: Oki Stanwer ist mit der STELE DER EWIGKEIT und dem Transmittermond der Plegg’re sowie den Helfern des Lichts UCHULON, Ureg-Ni und Glusem in der Schockzone gefangen. Die zu Millionen inzwischen erschienenen Gerlakos belagern auf dem Planeten ANTI-TOTAM noch immer die gelandete STELE DER EWIGKEIT.

Während die Schockzone partiell instabil wird und ANTI-TOTAM in ein dimensionales Niemandsland hinabfällt, plant das Wesen TOTAM in Hun’arc den Einsatz einer hochrangigen Mörder-Wesenheit, die auf den noch nicht erschienenen siebten Helfer des Lichts angesetzt wird. Er soll vernichtet werden, ehe er Oki Stanwer in der Schockzone erreichen kann.

Parallel zu all diesen Geschehnissen hat der Dämon Carthusuum die Waaklors in der „Todeszone“ mobilisiert, deren dimensionale Grenzen immer mehr zu wabern beginnen. Es ist offensichtlich, dass hier bald dimensionale Einbrüche zu erwarten sind.

Völlig unvermittelt warnt auf einmal ein Funkspruch des unheimlichen Soffrol Oki Stanwer, wie er sich in eine dimensionale Enklave retten kann – und der Feldherr der Cranyaa ergreift die Gelegenheit beim Schopf.

In der „Todeszone“ öffnet sich derweil ein Dimensionstunnel. Die Streitkräfte der Waaklors stehen bereit und empfangen die angekündigten Feindeinheiten mit massivem Gegenfeuer. Aber es kommt zu einem fatalen Irrtum: das sich öff­nende Dimensionstor ist der Gegenkanal zum Schwarzen Loch Toltev, und wäh­rend die schwer angeschlagene Lichtfestung OREOC sich ins Innere der „Todes­zone“ flüchten kann und als Opfer feindlicher Aggression begriffen wird, atta­ckieren die Waaklors die nunmehr die durch Parafähigkeiten des Dämons Wirro von TOTAM geschützten Einheiten der paramental kontrollierten Synox-Flotte. Da Wirro nicht sowohl die Wirkungen des Black Holes UND die Waffenstrahlen der Waaklors abwettern kann, werden Hunderte von Synox-Schiffen Opfer von „freundlichem Feuer“.

OREOC kann sich derweil zu ANTI-TOTAM durchschlagen. Der Kristallplanet ist durch eine zweite Kontinuumslücke in die „Todeszone“ geraten.

Aber kaum haben sie Kontakt miteinander aufgenommen, explodiert in direkter Nähe des Kristallplaneten eine Feuereruption im Weltraum. Und jeder fragt sich: Was ist da jetzt gerade vernichtet worden…?

Ihr seht, Freunde, auch mit dem Ausklang von Band 45 der Serie bleibt es span­nend, verwirrend und hochdramatisch. Wie die Ereignisse in der „Todeszone“ weitergehen, ob die Waaklors ihre Verirrung erkennen können, ob der siebte Helfer des Lichts trotz der widrigen Umstände den Weg zu Oki Stanwer findet und was weiter mit OREOC, der STELE und den versammelten Freunden pas­siert, das erfahrt ihr im nächsten Teil der „Close Up“-Darstellung. Und dann wird natürlich auch wieder zum Handlungsschauplatz Hun’arc umgeblendet werden, wo weiterhin Gefahr droht.

Soviel für heute an dieser Stelle.

Bis nächste Woche, meine Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 232: Der rätselhafte 1. Mai (1)

Posted September 4th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ihr kennt das von meinem Rezensions-Blog: ich stelle da gern auch mal Dinge vor, die in die Vergessenheit geraten sind oder die als vergriffen klassifiziert werden müssen und nur noch antiquarisch zu finden sind. So etwas haben wir hier wohl wieder vor uns. Das Comicalbum, das ich heute mal vorstellen will, ist schon über 25 Jahre alt, und meine Rezension stammt ebenfalls nicht gerade von gestern, sondern hat auch schon ihre runden 15 Jahre auf dem Buckel. Aus dem Stegreif kann ich gar nicht sagen, ob die Rezension überhaupt jemals er­schienen ist.

Nun denn, ihr kommt jetzt jedenfalls in den Genuss einer ziemlich wilden Paral­lelweltgeschichte, die nicht einfach nur ein Whodunnit-Krimi ist (wobei der Mörder im Grunde genommen feststeht, was aber nicht hilft, da es ihn in mehr­facher Ausführung gibt… eine der Wunderlichkeiten des vorliegenden Werkes). Stattdessen werdet ihr auch noch nach Dänemark entführt und in eine parallele Wirklichkeit.

Verwirrt genug? Dann reden wir jetzt mal Klartext:

Der rätselhafte 1. Mai

Band 1 der Serie „Der Dimensionsdetektiv“

Comic von Niels Søndergaard & Ole C. Christensen

Carlsen-Comics, September 1992

48 Seiten, Preis: damals 16.80 DM

Science Fiction aus Dänemark? Nun, weshalb nicht, dachte ich mir, als ich die­sen Comic antiquarisch erstand und mir mit zunehmendem Genuss einverleib­te. Es ist ein wildes Garn, und hierum geht es:

Clemens Skunk-Petersen ist ein kantiger, doch recht erfolgloser Privatdetektiv, der im Kopenhagen der frühen 90er Jahre sein Dasein fristet. Er kann nicht mal seine 21jährige Sekretärin Pippi finanzieren, weil ihm die Aufträge fehlen. Bis ei­nes Morgens Ende April dieser bärtige, vermummte Typ in sein Büro kommt und ihm einen Auftrag verschafft. Das Entree ist schon recht abenteuerlich: ein dänischer Geldschein der Hitlerzeit, mit dem Aufdruck 1986. Und es wird noch wunderlicher:

Das Auto, mit dem der Klient ihn zu seinem Zielort bringen möchte, entpuppt sich als ein Gefährt, das zwischen unterschiedlichen Dimensionen pendeln kann, ein MDT („Mobiler Dimensions-Transformer“). Ihr Ziel liegt in einem Stockholm einer alternativen Welt, wo Clemens sich selbst trifft… nun, den Cle­mens dieser Welt, und das gleich in fünffacher Ausfertigung. Und dummerweise ist einer von ihnen mausetot, in der Nacht zuvor erschossen. Motiv: unklar. Mörder: unklar – aber offenkundig einer von den vier anderen Clemens.

Doch es gibt auf einmal auch noch mehrere Versionen von Clemens´ Sekretärin Pippi, und als wenn das noch nicht reichen würde, mischt sich auch noch seine alte, sexuell sehr aktive Freundin Nadja ein, die mit einem der anderen Clemens – in dieser Welt – verheiratet ist…

Ein aberwitziges, hochintelligent gestricktes Garn, das mit einer Vielzahl subtiler Anspielungen nicht spart und für den unvorbereiteten Leser eine Menge Ver­gnügen bereit hält, wobei nicht wenig durch die Tatsache eines durch und durch sozialistischen Dänemark ausgelöst wird. Gewiss: wenn man sich mit der dänischen Geschichte noch besser auskennen würde (als beispielsweise ich), wäre das sicherlich von Vorteil, aber es ist nicht zwingend notwendig. Der Titel selbst ist hingegen irreführend, weil es gar nicht um den 1. Mai geht, aber viel­leicht klang das im Zusammenhang mit dem sozialistischen Dänemark einfach zugkräftiger. Einerlei.

Der manchmal doch etwas sehr grobe Zeichenstil tut dem Comic schon ein we­nig Abbruch, weil ich sonst feiner gezeichnete Comics bevorzuge. Gewisse Ähn­lichkeiten sind hier mit dem Tim- und Struppi-Zeichner Hervé nicht zu verleug­nen, aber die Machart ist schlichter als bei ihm. Man spürt, dass es Zeichner und Autor mehr um die Story geht als um das optische Material, und das ent­schädigt dann doch erheblich.

Kann man mit Gewinn goutieren.

© 2004 by Uwe Lammers

Ja, ich erwähnte es, es ist ein recht abenteuerliches Garn, und es gibt noch ei­nen zweiten Teil, den ich euch in ein paar Wochen präsentieren werde. In der kommenden Woche werden wir mal wieder bodenständiger… na ja, fast. Wir landen bei Clive Cussler, aber diesmal mischt sich ein wahrhaft mörderisches SF-Element ein, das mich wirklich ziemlich überrumpelte. Und ihr wisst, ich ken­ne mich bei Cussler eigentlich aus und bin nicht so leicht aus dem Gleichge­wicht zu bringen. Diesmal jedoch… nun, mehr erfahrt ihr in einer Woche an die­ser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ihr erinnert euch, dass ich vor sechs Wochen von dem eher nicht so glamourö­sen dritten Quartal des Kreativjahres 2016 erzählte, das sich durch eine Vielzahl von kraftlos fortgesetzten Projektentwürfen auszeichnete und durch eine Schwemme von Blogartikeln, das sonst aber nur wenig zu meinen originären Ar­beitsfeldern beitrug.

Diese Arbeitsfelder sind primär drei: der Oki Stanwer Mythos, der Archipel und mein E-Book-Programm. Da sah es doch zwischen Juli und September 2016 äu­ßerst mau aus. Und ich stellte ein wenig die inquisitorische Frage, ob das wohl im letzten Quartal des Jahres 2016 besser werden würde.

Nun, sagen wir es vorsichtig: es blieb schwierig. Wie es immer so ist, wenn ich viel arbeitstechnisch um die Ohren habe, vergrub ich mich primär in Lektüre und rezensierte dann natürlich auch, was das Zeug hielt, wenn ich auf interes­sante Werke gestoßen war. Das kam selbstverständlich langfristig meinem Re­zensions-Blog zugute, kein Zweifel. Aber wirklich zufriedenstellen konnte mich das nicht. Das ist etwa so, als wenn man Hunger hat und alles, was man sich dann leisten kann, ein lappiges Sandwich ist. Binnen einer Stunde hat man dann unweigerlich wieder Hunger. Befriedigend kann man einen solchen Zustand nicht nennen.

Und im Herbst 2016 war das bei mir ein Dauerzustand.

Zwar gelang es mir, im Oktober 2016 insgesamt 27 Werke zu vollenden, aber wenn man sich mal die strukturelle Verteilung anschaut, wird man doch etwas kleinlaut: 8 entfielen auf Blogartikel. Eins war ein wissenschaftlicher (Roh-)Arti­kel, ein Lesungsbericht war dabei, außerdem ein Lesungsskript, fünf entfielen auf Rezensionen. Und der Rest im Wesentlichen auf kommentierte OSM-Ab­schriften. Dass ich gegen Monatsende damit begann, den OSM-Roman „Die To­tenköpfe 1: Die Alte Armee“ für den seriellen Abdruck im Fanzine Baden-Würt­temberg Aktuell (BWA) ab Nr. 400 vorzubereiten (in diesem Monat schloss ich die redaktionellen Arbeiten an BWA 398 ab, es wurde also wirklich höchste Zeit dafür), half mir nicht wirklich weiter, da es sich dabei ja um eine sehr leichte Nachbearbeitung eines schon existenten Romanskripts handelte.

Zu gerne hätte ich ein E-Book fertiggestellt und publiziert, schließlich befand ich mich gerade mitten im Vierteiler um das Xoor’con-System und die RHONSHAAR-Expedition… aber ihr wisst ja, dass ich euch da viele Monate hingehalten habe. Das war echt kein böser Wille, wie ihr hieran erkennen könnt: ich kam einfach echt nicht vom Fleck.

Es war nur ein schwacher Trost, dass es mir mit nahezu allen anderen Projekten ebenso ging. Wieder einmal kam es zu einer Inflation der „eingeklammerten“ Projekteinträge (21 Zeilen insgesamt). Das wurde auch durch die Tatsache aus­gelöst, dass ich im Oktober erstmals auf der Buchmesse in Frankfurt und auf dem Buchmesse-Con sein konnte. Auch das erwies sich, wiewohl als Event ein­fach toll, als unglaublicher Zeitfresser.

Erwähnenswert für diesen Monat ist vielleicht, dass ich eine neue OSM-Story zum KONFLIKT 2 zu schreiben begann, „Thalgoons letzte Stunden“, die aber lei­der im Bilderstrom vorzeitig abriss und Fragment blieb. Ich schrieb ein wenig weiter an der OSM-Story „Die Kondenswesen“ und an der Archipel-Novelle „Waldmenschen“, doch sonst kann ich in diesem Monat nichts wirklich Bemer­kenswertes entdecken.

Traurig? Ja. Doch der November sollte härter werden.

Hier kam ich nur noch auf 14 fertige Werke, von denen 5 auf Blogartikel entfie­len, einer auf den Artikel „Abenteuer Buchmesse-Con“, den ich wesentlich für BWA schrieb. Zwei Einträge entfielen auf Teile der „Alten Armee“… aber ich konnte endlich „Die Sternenbaustelle“ vollenden! Damit hatte ich leider erst die Hälfte des E-Book-Zweiteilers um das RHONSHAAR-Desaster im Xoor’con-System geschafft.

Ich lenkte mich, soweit das irgend möglich war, durch zahlreiche Fragmentbear­beitungen weiter ab und hoffte, hier irgendwo einen inspirativen Funken zu fin­den, der mich tiefer in diese Welten tragen würde. Leider vergebens. Ich oszil­lierte zwischen Archipel und OSM hilflos hin und her.

Mal war ich im Archipel („Die zwei Provokateurinnen“), dann wieder im OSM („Auf Sklavenjagd“), danach sogar im Erotic Empire („Die Kolonie Saigon II“), dann wieder im Archipel („Sarittas Hilflosigkeit“)… und schlussendlich hatte ich dann noch zwei wissenschaftliche Projektvorträge für März und Mai 2017 in Ar­beit, die mich weiterhin absorbierten. Hinzu kam die Vorbereitungsarbeit für das Jubiläumsheft BWA 400…

Ich war höllisch unglücklich, könnt ihr mir glauben, und ich sehnte mich nach dem Jahresende… freilich ohne Aussicht, dass dieses Trauerspiel alsbald enden würde. Irgendwie war ich schon Ende November arg ausgebrannt.

Der Dezember schloss schließlich mit 23 fertigen Werken, was auf den ersten Blick Erholung signalisiert. Das wäre ja auch zu erwarten gewesen, war doch die Universität ab Weihnachten geschlossen, so dass ich – wenigstens formell – Zeit genug für ausgelebte Kreativität haben würde.

Ah, so der erste Anschein. Aber wie üblich trügt er.

Von den 23 Werken entfallen wieder einmal 8 auf Blogartikel. Drei gehen zu Lasten der „Alten Armee“, einer für eine Neufassung eines wissenschaftlichen Artikels, hinzu kam, dass mich BWA 400 bis zum 21. Dezember in Atem hielt.

Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass ich dann doch noch am 27. Dezember mit „Das Versteinerungs-Spiel“ eine kleine OSM-Vignette aus KONFLIKT 19 zu Papier bringen und in einem Rutsch abschließen konnte. Eigentlich war mit mir in diesem Monat nicht mehr viel anzufangen.

Das sieht man natürlich auch an dem sonstigen Material, das ich in dem Monat beenden konnte: kommentierte OSM-Episodenabschriften aus KONFLIKT 18, KONFLIKT 12 und KONFLIKT 14, what else?

Gut, ich machte auch weitere Gehversuche in KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (was vermutlich den Impuls für „Das Versteinerungs-Spiel“ auslös­te, wie ich aus der Ferne heute vermuten würde), auch vergrub ich mich ein wenig in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ und in diversen länge­ren Erotic Empire-Fragmentnovellen („Drei Freundinnen“, „Brittanys Abenteu­er“). Und ein paar Archipel-Fragmente wurden verlängert („Auf und nieder“, „Die Rollenspielerin“, „Mariannes Kursänderung“), ebenso wie das OSM-Frag­ment „Ungleiche Freunde“.

Sonderlich glücklich sah ich dennoch am 31. Dezember 2016 nicht aus, als ich auf diesen Monat und das Quartal zurückblickte.

Well, man kann sagen, ich hätte doch mit insgesamt 296 vollendeten Werken für dieses Jahr wirklich zufrieden sein können. Aber wenn ihr die letzten paar Artikel dieser Artikelreihe mal Revue passieren lasst, werdet ihr sicherlich ebenso denken: da wäre doch bestimmt noch sehr viel mehr drin gewesen.

Ich sehe das ganz genauso. Sicherlich ist es wichtig, dass die Blogartikel nicht stockten, denn hier ist es einfach essentiell, den steten Fluss am Laufen zu hal­ten. Dasselbe gilt natürlich für die Episodenabschriften, von denen viele inzwi­schen arg verblasst sind, so dass die dringend einer digitalen Rettung bedürfen. Doch wie ist es mit neuen Werken? Wie ist es mit der Fertigstellung von Episo­den, Romanen und Fragmenten? Es kann doch nicht sein, dass hier unablässig neue Ideen ausgebrütet und dann halbgar als Fragmente in Ordnern abgelagert werden, wo sie sich über Jahre und Jahrzehnte sedimentieren!

Wundert es euch, dass ich mit diesem Endergebnis des Jahres 2016 deswegen, wenn ich den Fokus auf innovative, neue Projekte lege, unzufrieden war? Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es mein E-Book-Programm quasi nicht mehr gab! Ich meine, das sollte eigentlich nicht die Schattenseite einer 40-Stun­den-Arbeitswoche sein. Aber genau so sah das aus.

Das steuerte definitiv auf eine Explosion hin. Und die kam dann anno 2017 auch. Davon erzähle ich euch in den nächsten Beiträgen diese Artikelreihe, denn das kam alles nicht sofort, das baute sich nach und nach über Monate auf.

Mehr über das anstrengende Frühjahr 2017 sage ich im nächsten Abschnitt meiner Kreativbiografie.

Bis bald, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 231: Das Zeugenhaus

Posted August 27th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Kriege sind Störfälle der Weltgeschichte, so würde ich das mal technisch be­trachten. Es gibt natürlich schon seit den Zeiten der alten Griechen Staatstheo­retiker, die der Auffassung sind, Kriege gehörten zur menschlichen Geschichte einfach dazu, und sie seien wie „reinigende Gewitter“, die frischen Wind in die eingerosteten gesellschaftlichen Konventionen bringen … aber wer auf diese Weise Militärgeschichte zu glorifizieren sucht, übersieht einen ganz wesentli­chen Punkt.

Kriege sind grausame Ereignisse, die mit der Wucht einer Naturgewalt zerstöre­risch wirken, die Menschenschicksale zerschmettern und unendliches Leid her­vorrufen. Nahezu niemals erfüllen kriegerische Waffengänge die Ziele, die sie letzten Endes erfüllen sollen. Weder sind Territorialgewinne langfristig haltbar noch wirken etwa Vertreibungen, wie sie als „Kollateralschäden“ bei kriegeri­schen Konflikten vorkommen, langfristig so harmonisierend, wie sich die Planer das gedacht haben.

Menschliche Gesellschaft ist ein fragiles, empfindsames Geflecht, das durch sol­che Verheerungen Narben davonträgt, und viele Kulturen tragen jahrzehnte­lang, womöglich jahrhundertelang an den Folgen, wenn deren Verursacher schon längst zu Staub zerfallen sind.

Einer der sicherlich wirkungsmächtigsten Kriege, der weltweit bis heute nach­wirkt, war der Zweite Weltkrieg. Er ist insofern ein wenig anders, als es hier tat­sächlich einmal gelang, die zentralen Krieg auslösenden Mächte niederzuwer­fen und mithilfe von Militärtribunalen zur Verantwortung zu ziehen.

Nürnberg 1945, das ist das Schlagwort, von dem man hier reden muss.

Krieg ist jedoch auch in diesem Fall ein Ereignis, das ganz eigentümliche Folge­konsequenzen auszulösen imstande ist. Manche davon sind so eigenartig, dass selbst Historiker wie ich konsterniert und überrumpelt vor dem Ergebnis ste­hen. So ging es mir auch, als ich Christiane Kohls Buch zum „Zeugenhaus“ ent­deckte.

Was das „Zeugenhaus“ ist? Und wer da Zeugnis ablegte und worüber? Das er­fahrt ihr, wenn ihr weiterlest – lasst euch überraschen:

Das Zeugenhaus

Nürnberg 1945: Als Täter und Opfer unter einem Dach zusammentrafen

von Christiane Kohl

Goldmann Hardcover

276 Seiten

München 2005

ISBN 978-3-442-31066-1

Nürnberg 1945.

Jeder zeithistorisch einigermaßen orientierte Mensch bringt mit diesem Ort und diesem Datum die alliierten Kriegsverbrecherprozesse in Verbindung, die an diesem Ort begannen und schließlich dazu führten, dass zahlreiche Größen des untergegangenen nationalsozialistischen Deutschland für ihre Verbrechen durch den Tod am Strang büßen mussten. Dies erschien damals wie heute vie­len, die von den Nazigräueln hörten, als überaus gerecht. Manche finden, es hätte noch wesentlich mehr Todesurteile geben müssen. Einige der „Verbre­cher“ seien viel zu glimpflich davongekommen – etwa Rudolf Heß, der bis ans Lebensende im Berliner Gefängnis Moabit einsaß. Oder Albert Speer, Hitlers Meisterarchitekt, der monströse Pläne für das Nachkriegsdeutschland unter dem Nazibanner geplant hatte1, auch Heinrich Hoffmann, der Leibfotograf des „Führers“ war gewiss jemand, dem man ein härteres Los gewünscht hätte.

Doch abgesehen von dieser Tatsache – hat sich jemand schon einmal ernsthaft in diesem Zusammenhang den Kopf über die Frage zerbrochen, wo die geringe­ren nationalsozialistischen Funktionäre, gegen die prozessiert wurde, eigentlich unterkamen? Oder die Zeugen der Anklage? Die Historikerin Christiane Kohl geht in diesem spannenden Buch exemplarisch dieser Frage nach und hat eine Geschichte recherchiert, wie sie unwahrscheinlicher kaum klingen könnte. Doch sie ist absolut wahr…

Den Anfang der detektivischen Spurensuche machte ein geselliges Beisammen­sein bei der Familie Kohl am Abend des 31. August 1980, bei der ein steinalter Hausfreund, Bernhard von Kleist2, unerwartet – wie Christiane Kohls Vater – plötzlich über den Zweiten Weltkrieg zu reden begann. Er hatte sogar für das, was er darbot, einen „Zeugen“ zur Hand: ein kostbar aussehendes, altes Gäste­buch, in dem sich unwahrscheinliche Leute verewigt hatten: der Widerständler Robert Havemann, der Gestapo-Gründer Rudolf Diels, der geniale Konstrukteur Willy Messerschmitt, der KZ-Häftling Eugen Kogon. IG Farben-Manager, Zwangs­arbeiter… und alle zur gleichen Zeit, binnen weniger Monate.

Weder die junge Christiane Kohl noch ihr Vater konnten es recht fassen, was von Kleist ihnen an jenem Abend erzählte – dass es ein sogenanntes „Zeugen­haus“ am Rande von Nürnberg gegeben habe, in dem sich Täter und Opfer di­rekt im Anschluss an den Holocaust und die Besetzung Deutschlands gewisser­maßen die Klinke in die Hand gegeben hatten, zeitweise am selben Abendbrot­tisch saßen.

Wie war die Stimmung? Was genau war dort vorgefallen? Was für Geschichten mochten hinter den spärlichen Einträgen in dem Gästebuch stehen, das ein uni­kater Zeitzeuge war?

Diese Fragen ließen die spätere Historikerin Christiane Kohl nicht ruhen, aber es dauerte über zwanzig Jahre und machte umfangreiche Archivrecherchen und Reisen bis nach Amerika zu Überlebenden der damaligen Geschehnisse erfor­derlich, bis sie schließlich das zweite Gästebuch des „Zeugenhauses“ aufspüren konnte – und die charismatische Leiterin der ungewöhnlichen Herberge, die un­garische Gräfin Ingeborg Kálnoky, die sich noch lebhaft an damals erinnerte.3

Gerade von ihrem vierten Kind entbunden, von ihrem Mann getrennt, dessen Schicksal ungewiss war, wurde sie von den Amerikanern engagiert, ein Haus zu leiten, dessen Eigentümer, die Familie Krülle, kurzerhand zu Dienstboten im ei­genen Haus degradiert worden waren. „Keep things running smoothly“, hatten ihr die Behörden aufgetragen: „Sorgen Sie dafür, dass alles ruhig verläuft.“

Nur, wie sollte man das tun in einem vom Krieg weitgehend verheerten Land, in dem die Besatzungsmacht – oberflächlich betrachtet – alle Fäden in der Hand hielt und die Bevölkerung sonst weithin Hunger litt?

Es waren Ex-Nazis wie der Fotograf Heinrich Hoffmann, der es demonstrierte. Er, der bald in der Küche des „Zeugenhauses“ die Anwesenden, besonders die Familie Krülle, mit „Hoffmanns Erzählungen“ aufs Angenehmste unterhielt, da­bei die dunklen Seiten des Nazireiches nie gesehen haben wollte und ansonsten die Fähigkeit besaß, einen schwunghaften Handel mit Fotos und Schwarzmarkt­waren aufzuziehen.

Dann gab es aber auch die Problemkandidaten wie jenen Mann, der im ersten Stock unter ständigem Arrest gehalten wurde, aber in Bälde hochrangigen Da­menbesuch aus dem Adelshaus Faber-Castell bekam – ein abgehärmt wirken­der Kerl mit Schmiss und Casanovatouch, von dem Hoffmann überrascht mein­te: „Ich dachte, der sei tot.“

Rudolf Diels, der Gründer der Gestapo, von der Kálnokys Familie selbst verfolgt worden war!

Schließlich kam ein Mann mit rotem Schal ins „Zeugenhaus“, schweigsam, durch Händel-Musik im Radio zu Tränen gerührt: General Erwin Lahousen Edler von Vivremont, seines Zeichens im militärischen Widerstand unter Admiral Canaris tätig und Kronzeuge der Anklage vor dem Kriegsverbrechertribunal (was ihm später die gezischte Bemerkung von Nazigrößen eintrug, er sei „leider bei der Säuberung vergessen worden“). Seine Aussagen trugen wesentlich dazu bei, die Spitzen der NS-Elite ihrem gerechten Schicksal zuzuführen.

Diese Personen und zahllose weitere trafen im „Zeugenhaus“ ein, übernachte­ten Seite an Seite mit den Opfern bzw. ärgsten Feinden, manchmal nur wenige Tage, mitunter aber auch Wochen oder Monate. Dazwischen bizarre Zwischen­spiele: beispielsweise der bei Hitler in Ungnade gefallene General Franz Halder, der mit Kálnokys kleinen Kindern Weihnachten mit Hilfe von konfiszierten Nazi-Spielzeugsoldaten Schlachten des Zweiten Weltkriegs im Wohnzimmer nachstellte; Heinrich Hoffmann, der sich die Adressen von Holocaust-Überlebenden geben ließ; und dann war da natürlich auch noch der junge, katholische Priester Fabian Flynn, der der attraktiven Gräfin „unverhohlen den Hof machte“, wie es hieß…

Der Leser spürt sehr schnell, dass das „Zeugenhaus“ ein faszinierendes, vielfälti­ges Potpourri von Biografien und verschlungenen Lebenswegen ist, die an ei­nem vermutlich einzigartigen Kulminationspunkt des Schicksals zusammenge­führt worden sind, und es gebührt der Autorin, diese Schicksale und ihre Inter­ferenzen auf so lebendige Weise dem Vergessen wieder zu entreißen.

Ebenfalls wirft man auf diesem Weg einen Blick auf die verworrenen Abläufe hinter den Kulissen des Nürnberger Kriegsverbrecherprozesses und seiner Fol­geprozesse – das „Zeugenhaus“ bestand bis Herbst 1948 – und die teilweise chaotischen und abenteuerlichen „Deals“, die notwendig wurden, um die „gro­ßen Fische“ zu fangen. Da wurde dann auch schon mal ein Auge zugedrückt, beispielsweise im Fall Diels.

Und der noch nicht so sehr in NS-Geschichte Bewanderte kann durch dieses fas­zinierende Fenster des „Zeugenhauses“ gleichzeitig einiges über Zyklon-B, Bir­kenwald, den Wilhelmstraßen-Prozess, den Prozess gegen die IG Farben oder die KZ-Ärzte mitbekommen… und selbstverständlich über den verblüffenden Assimilationsprozess zwischen Besetzten und Besatzern.

Eine Vielzahl knapper Kurzbiografien runden das Buch schließlich ab.

Leider ist das Werk selbst relativ kurz, und so ist man auch in moderatem Tem­po bereits nach spätestens vier Tagen am Schluss anlangt. Man wünschte sich wirklich, es wäre doppelt so lang. Und das ist, finde ich, doch ein schönes Kom­pliment für ein ungewöhnliches, reizvolles und aufschlussreiches Buch über ei­nen weißen Fleck der Historiografie. Möge es mehr davon geben. Und mögen die Leser es entdecken. Die Lektüre lohnt sich.

© 2008 by Uwe Lammers

Gar zu schnell war diese Lektüre dann leider wieder vorbei. Das oben angespro­chene Diktum, dass gute Bücher immer zu kurz sind (und mögen sie auch tau­send Seiten umfassen wie im Fall vieler Romane von Diana Gabaldon), es ist bedauerlicherweise immer in Geltung.

In der kommenden Woche möchte ich mal wieder einen kleinen Step ins Genre des Comics machen, aber zugleich beim Bereich der Phantastik bleiben. Mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. hierzu Ralph Giordano „Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte. Die Pläne der Nazis nach dem Endsieg“, Rasch und Röhring, Hamburg 1989.

2 Kleist war US-Dolmetscher in der Zeit der Nachfolgeprozesse nach Nürnberg. Seine Frau löste die ursprüng­liche Herrin im „Zeugenhaus“ ab.

3 Zweifellos hilfreich für dieses Buch war die Tatsache, dass die Gräfin zeitnah Memoiren über ihre dortigen Erlebnisse erstellte und in den Staaten schließlich mit Hilfe der Ghostwriterin Ilona Herisko die Erinnerungen publizierte. Vgl. Ingeborg Gräfin Kálnoky & Ilona Herisko: „The Guest House“, New York 1975.

Liebe Freunde des OSM,

neuer Monat, neues Glück, sagt man ja vielleicht manchmal… für mich ist der Monatswechsel stets ein wenig so wie die Aktualisierung bei einer Sternenfee.1 Und weil das so ist, empfinde ich es außerdem als Privileg, euch im Rahmen dieser Blogrubrik seit sechseinhalb Jahren bereits stetig mitzuteilen, wie sich Monat für Monat mein kreatives Lebenswerk, der Oki Stanwer Mythos, entwi­ckelt.

Ja, nennt mich ruhig aktuell ein wenig sentimental gestimmt… das ist vermut­lich ein Ausfluss meiner Reise nach Osnabrück und der Dinge, die ich im Umfeld dieses Ausfluges mitbekommen habe. Ich habe durchaus Grund, heute etwas nachdenklicher gestimmt zu sein als üblich. Zum Teil liegt das bestimmt auch daran, dass ich mir in diesem Monat ein Herz gefasst habe, um endlich mit ei­ner Arbeit fortzufahren, die ich im Jahre 2015 begann und die dann, u. a. wegen meiner universitären Beschäftigung, auf der Strecke blieb.

Ich bin zurzeit dabei, mein erstes BUCH zu digitalisieren, „Die sieben Prüfun­gen“. Darin geht es ja darum, dass der Prinz Corian von Rothoran von seinem Vater Haressar dazu überredet wird, den Gevatter Tod herauszufordern, wie es einst Haressar selbst tat. Haressar bestand erfolgreich die sieben Prüfungen des Todes und erntete dafür ein Leben in Frieden und ein glückliches Heimatland. Doch nun kommt der finstere Schnitter und fordert sein Leben ein… und Corian zaudert zunächst, dann entspricht er dem Wunsch des Vaters.

Der Tod akzeptiert – und Corian wird mit Körper und Geist in andere Regionen der Welt, andere Zeiten und fremde Reiche geschleudert, um die Prüfungen des Todes zu bestehen und dabei mental zunehmend zu reifen.

Ich schrieb diesen Roman in den Jahren 1986 und 1987 und verfolgte explizit das Ziel, den Lesern die Furcht vor dem Tod zu nehmen. Stilistisch ist die Ge­schichte natürlich heute arg archaisch, strukturell aber immer noch interessant, und ich habe im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte sehr viel von dem wendungsreichen, verblüffenden Handlungsstrom vergessen, dass es sich ebenso um eine faszinierende Lesereise in meine Vergangenheit handelt als auch um eine Rückkehr in meine mentale Verfasstheit Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Eine in jederlei Weise sehr erhellende Zeitreise, kann ich euch versichern.

Interessant ist auch die Entdeckung, die ich während der Digitalisierung mach­te: dass nämlich der Inhalt des Romans eine gewisse Nähe zu meiner 1984 ge­schriebenen, aber offensichtlich nie publizierten Fantasy-Story „Die acht Ge­sichter der Weisheit“ besitzt. Ich muss sie definitiv demnächst mal digitalisie­ren.

Doch jenseits dieser Arbeit habe ich natürlich auch sonst wie üblich vielfältige kreative Aktivitäten entfaltet. Schauen wir uns das einfach mal genauer an:

(OSM-Wiki)

14Neu 67: Sturm der Untoten

Blogartikel 334: Work in Progress, Part 77

12Neu 61: Stern der vielen Gesichter

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

(12Neu 63: TOTAMS EXIL)

(12Neu 64: Reehn Ohf Ty)

(14Neu 68: Die Graue Eminenz)

(TI 46: Brennpunkt Hushhin)

Anmerkung: Schau an, mag einer von euch sagen, auf einmal war ich wieder zu Gast in KONFLIKT 2, der ja seit 2013 als E-Book veröffentlicht wird? Ja, war ich. Leider hat es nicht sehr lange angehalten, da ich durch profane Aktivitäten auf anderen Sektoren schnell wieder herausgerissen wurde. Welche? Ach, Steuerge­schichten, Veranstaltungen der KreativRegion e.V., Vorbereitung auf den Osna­brücker Con, Aktenexzerpte, Termine beim Jobcenter… das alles sind ziemlich massive Ablenkungen, die in diesem Monat dann dazu führten, dass ich mich zwar zu Besuch in vielen verschiedenen OSM-Welten aufhielt (und zeitweise im Erotic Empire und dem Archipel), aber nur sehr mäßig voran kam.

(TI 47: Brückenschlag in die Katastrophe)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“)

12Neu 62: Der Schattenstrudel

(DM 56: Brückenschlag der Nosh)

Anmerkung: Und das war dann der nächste Ausflug in ein OSM-Universum, in dem ich geraume Zeit nicht mehr gewesen bin. KONFLIKT 19, „Oki Stanwer – Der Missionar“, das chaotische Reich der „spezialstrukturierten Milchstraße“. Da wage ich manchmal gar nicht, den brodelnden Dampfkessel anzuheben, da wird die Sicht sofort vernebelt (Brillenträger wie ich kennen diesen Effekt bestens, hier ist das sehr ähnlich). Auch hier kam ich leider nicht wirklich vom Fleck.

(DM 60: Die Blockadebrecher)

(DM 65: Der Luna-Fehler)

(FvL 42: Bei den Bytharg-Rebellen)

Anmerkung: Das war eine sehr kurze Stippvisite in KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“. Unverständlich eigentlich. Die Episode ist nahezu fertig… warum ich es seit Jahren nicht über mich bringe, sie abzuschließen, ist mir un­klar. Irgendetwas scheint noch zu fehlen, ich kann es aber noch nicht greifen… also harrt die Episode auch weiterhin ihrer Fertigstellung.

(12Neu 65: ARC)

Anmerkung: Oki Stanwer erreicht die Baumeister-Galaxis Arc! Gott, und ihr glaubt überhaupt nicht, Freunde, wie sehr es mich in diesem Moment gejuckt hat, diese Folgen 64 und 65 der Serie grundlegend zu überarbeiten. Es tat schon fast weh, zu sehen, mit wie wenig Handlung und Hintergrund ich 1990 zufrieden war, als ich diese Folgen ursprünglich schrieb. Vor allen Dingen: heute weiß ich soviel MEHR über all diese Dinge. Und da ich jüngst die BdC-Serie komplett bis Ende noch einmal nachgelesen habe, wusste ich auch, welche Schicksale allen Begleitern Oki Stanwers bevorstanden… eine gruselige Vorstellung. Etwa ver­gleichbar mit dem Moment, wenn man jemanden irgendwo das erste Mal trifft, ihm die Hand schüttelt und jählings dessen gesamtes Leben bis zu seinem Tod offen vor sich liegen sieht. Ein eigentlich unvorstellbarer Moment.

Und nun denkt euch, Freunde, dass ich als Schöpfer des OSM, der ich euch seit über sechs Jahren langsam an mein Gesamtwerk heranführe, von sehr vielen Handlungspersonen, die ihr erst gerade zaghaft in meinen E-Books kennen ler­nen dürft, solcherart gestaltete Blicke bereits kenne. Mich dann in der überar­beiteten Darstellung mit meinen Kenntnissen zügeln zu müssen, ist eine sehr spezielle Form der mentalen Folter. Aber euch zuliebe halte ich das aus, und zwar schon seit Jahrzehnten.

Irgendwann in ein paar Jahrzehnten werdet ihr das vielleicht verstehen können.

(DM 64: Der Raumzeitgletscher)

(DM 71: Rückkehr nach Feuer-Terra)

Anmerkung: Nach dem zweiten Rücksturz in KONFLIKT 19, der ebenso spora­disch blieb wie der erste in diesem Monat, entschied ich mich dazu, lieber etwas grundlegend anderes zu machen. Was eine wirklich kluge Idee war und zu einer ganzen Kaskade an Blogartikeln führte.

Blogartikel 348: Legendäre Schauplätze 15: Okiplanet (ZYNEEGHAR 11)

Blogartikel 332: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXIX)

Blogartikel 333: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 63

Blogartikel 339: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 64

(NK 57: Sardoons Plan)

Anmerkung: Und da war die nächste Stippvisite in einem OSM-Kosmos, in dem ich seit vielen Jahren an der Arbeit bin. Diesmal erwischte es KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, aber da blieb ich ebenfalls nicht lange.

Ich musste mich erneut erden und kehrte lieber zur „sicheren Basis“ der abzu­schreibenden und zu kommentierenden Episoden des KONFLIKTS 12 „Oki Stan­wer – Bezwinger des Chaos“ zurück.

(12Neu 66: Galaxis der Toten)

Das Mysterium – OSM-Story (Abschrift)

Anmerkung: Es gibt nur noch sehr wenige OSM-Geschichten „Aus den Annalen der Ewigkeit“, die ich inzwischen nicht digitalisiert habe. Diese hier ist eine aus dem Jahr 1986. Es existieren noch zwei weitere, dann sind die 80er Jahre-Werke alle erfasst. Ich habe mir diese Arbeiten für die zweite Jahreshälfte 2019 aufge­spart, ihr werdet dann an dieser Stelle davon lesen.

Das Mysterium“ ist, wie ich bei der Abschrift mit gesträubten Haaren entdeck­te, ein Werk, in dem ich mühsam versuchte, den Ursprung des Ordens der Ritter vom Goldkristall aufzuhellen. Aber da das zu so früher Zeit passierte, als ich ge­rade mal die KONFLIKTE 15 „Oki Stanwer“ und 13 „Oki Stanwer Horror“ abge­schlossen hatte, musste das inhaltlich natürlich schief und krumm werden. Be­denkt, Freunde: Ich arbeitete zu dieser Zeit zwar schon an KONFLIKT 17 „Dro­hung aus dem All“, an KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ und KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“ sowie KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“… aber vom Rest des OSM, na­mentlich von KONFLIKT 3, in dem diese Geschichte startet, hatte ich wirklich kei­nen blassen Schimmer.

Ihr versteht, dass das schief gehen musste, oder? Ich arbeitete ohne Netz und doppelten Boden mitten über dem Abgrund… nicht witzig. Und deshalb kam et­was heraus, was weder Fisch noch Fleisch ist und definitiv nicht publikationsfä­hig. Ich sage dazu weiter unten noch etwas, denn die Abschrift dieser Geschich­te war nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit in diesem Monat.

(Ein Alptraum namens Koloron – OSM-Novelle)

Anmerkung: Gott, schon wieder ein Rücksturz in KONFLIKT 19! Ihr merkt, wie mich diese Serie belagert. Ich muss da definitiv dringend alsbald weiterschrei­ben, sonst finde ich keine Ruhe. Es ist echt fatal, wenn ich jahrelang im OSM pri­mär Abschreib- und Kommentierungsarbeiten vollführe. Da staut sich ein kreati­ver Überdruck auf, der sich irgendwann entladen muss…

Blogartikel 340: Close Up – Der OSM im Detail (9)

(14Neu 69: Mordanschlag auf den WÄCHTER)

(14Neu 70: Verfolgungsjagd zur schwarzen Welt)

(Der Ewigkeitssender – OSM-Story)

Anmerkung: Wann spielt wohl diese Geschichte? Ich bin mir dessen immer noch nicht wirklich sicher. Von der Grundstruktur dürfte sie wohl in einem Netzuni­versum spielen, also irgendwo aufwärts von KONFLIKT 23. Aber ob das schon in KONFLIKT 24 ist oder in KONFLIKT 25, und was da für kosmische Mächte mitmi­schen… ich habe noch keine Ahnung. Es blieb bei einem kurzen Intermezzo in dieser Story.

(Roxanne – Archipel-Story)

(Glossar zur Story „Das Mysterium“)

Das Mysterium II – OSM-Story (kommentiert)

Anmerkung: Das mag euch jetzt verblüffen, besonders der Zusatz „kommen­tiert“. Aber glaubt mir, das ist zwingend erforderlich. Dazu sei Folgendes berich­tet: Die Ursprungsgeschichte von 1986 hat 29 Textseiten. Aber schon während ich in der Abschrift die zahllosen, zum Teil kuriosen Schreibfehler korrigierte und in Fußnoten kommentierte (stets der erste Schritt, den ich gehe, während ich die Geschichten abschreibe), sträubten sich mir – wie oben erwähnt – schier die Na­ckenhaare. Weil darin einfach soviel inhaltlicher Unfug geschrieben stand, dass ich mir sagte: Nein, die Geschichte braucht eine umfassende Kommentierung.

Nun, und da ich mit einem Abstand von inzwischen weit über 30 Realjahren na­türlich eine OSM-Hintergrundkenntnis hatte, die alle damaligen Erkenntnisse weit in den Schatten stellte, begann ich zu kommentieren. Das war zwingend er­forderlich. Ich kritisierte beispielsweise, dass wirklich KEINES der Völker, das in der Geschichte auftaucht, irgendwie gescheit charakterisiert wird. Von den heghyrischen Protagonisten (!) wird nicht mal ausgesagt, ob sie humanoid sind oder nicht. Offenbar ging ich damals stillschweigend einfach davon aus.

Dann taucht ein Dämon von TOTAM in KONFLIKT 3 auf… „Nonsens!“, murmelte ich verdrossen. „Dämonen sind doch erst ab KONFLIKT 7 nachgewiesen!“ Das ging also gar nicht.

Helfer des Lichts tauchen auf. Die sind aber erst frühestens ab KONFLIKT 5 (ak­tuell noch nicht begonnen) aktiv. Der Orden der Ritter vom Goldkristall, so stell­te ich mir vor, wurde erst danach geschaffen… tja, aber die Geschichte wurde ungeniert in KONFLIKT 3 verortet, und hier wurde bereits als Gründungsgrund von einem Versagen der Helfer des Lichts ausgegangen.

Nein, nein und nochmals nein! Das war genau andersherum!“, schäumte ich während der Kommentierung. Also wirklich, das war einfach nur absurd, was ich damals für kuriose Vorstellungen entwickelte.

Die Geschichte überspannt KONFLIKT 4. War irgendwo die INSEL in Sicht, die dort das Handlungszentrum darstellt?2 Natürlich nicht. Die habe ich ja erst anno 2004 erschlossen, satte 18 Jahre später. Also: Verdammt, nichts passte!

Als ich mit der Kommentierung endlich am Ende war, kurz vor meinem Osna­brück-Ausflug, starrte ich auf den Papierberg des Ausdrucks und konnte es selbst nicht fassen: Aus den 29 Textseiten waren 51 geworden. Warum? Weil ich über 400 Fußnoten gesetzt hatte, die einfach notwendig wurden, um die ganzen krausen Inhaltsfehler zu korrigieren. Da stimmte nahezu gar nichts mehr, und das hatte nicht nur mit der Gesamthistorie des OSM zu tun, sondern leider auch mit der normalen Physik, der OSM-Physik und vielem anderen mehr.

Das Mysterium“ ist aus gutem Grund nie publiziert worden. Die Geschichte ist gründlich missraten. Und „Das Mysterium II“ ist gewissermaßen die Dokumen­tation dieses Fehlschlags und zugleich die Steilvorlage für eine gründliche Neu­fassung. Wann ich dazu komme, kann ich allerdings aktuell noch nicht sagen. Wie ihr oben gesehen habt – es gibt noch jede Menge andere Baustellen, und einige davon drängen mich deutlich stärker.

(Glossar zur Story „Das Mysterium II“)

Blogartikel 341: Laurins zu Gast – meine Lesung in Osnabrück

Tja, und das war dann der Monat Mai 2019. Eine ziemliche Achterbahnfahrt, wie ihr gesehen habt. Mal schauen, wie ich mich im Monat Juni schlage.

Bis bald, meine Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Wer da verdutzt die Stirn runzelt, sollte vielleicht noch mal in meinem E-Book „Die schamlose Frau“ (2014) nachlesen, was das konkret bedeutet. Ich finde, es lohnt sich.

2 Dazu könnt ihr Stippvisiten in den Geschichten „In der Hölle“ (2013) und „Jaleenas zweites Leben“ (2016) im E-Book machen.

Liebe Freunde des OSM,

nein, ich habe nicht den vollen Titel gewählt, sondern nur die Kurzform – und zwar mit Bedacht. Schaut weiter unten nach, wie lang der Titel tatsächlich ist. Da fühlt man sich irgendwo im 17. Jahrhundert daheim, wo Romane in Europa auch solch abenteuerlich wurmartig mäandernde Titelzeilen erhielten, in denen die Verfasser sich darum mühten, das Wesentliche des Textes zu fassen. Wie banal dagegen die heutige Neigung des Buchmarktes zu plakativen Einwort- oder Zweiwort-Titeln. Schaut euch nur das Buch an, das ich vor zwei Wochen präsentierte. „Teufelstor“ – Für Autoren des 17. Jahrhunderts wäre das über­haupt kein aussagekräftiger Titel gewesen.

Wie viel anders ist es dann doch mit dem des heute vorgestellten Werkes! Nicht nur weiß man durch den Titel sogleich, wo es spielt, sondern man kennt auch die vorgebliche Verfasserin, ihren sozialen Status, und dass es sich um ein amüsantes Werk handelt, ist ebenfalls offensichtlich.

Gleichwohl bereitete mich nichts auf die Lektüre vor, als ich dieses Buch anti­quarisch entdeckte… und aus dem ich mich alsbald nicht mehr lösen konnte, weil ich unbedingt wissen wollte, auf was für verrückte Dinge diese kleine, le­benslustige und masochistische Sklavin nun als nächstes kommen würde.

Um es kurz zu machen: es ist ein äußerst amüsantes Lesevergnügen, das nicht nur Bücherliebhabern, die eine gewisse Neigung zu modernen romantischen BDSM-Romanen hegen, zum Vorteil gereichen wird. Ich bin überzeugt, das Buch lohnt absolut eine Wiederentdeckung.

Warum? Nun, lest einfach weiter und erfahrt mehr dazu…

Das vergnügliche Leben der Lieblingssklavin

Innifer von Theben

Beschrieben von ihr selbst

unter unermüdlicher Anleitung

ihres wahren Herrn und Gebieters

Senufer

1. Geheimschreiber

Seiner Majestät Pharao

von Judy Sonntag

Gala Verlag, Hamburg 1970

268 Seiten, gebunden

Keine ISBN, nur noch antiquarisch

Gibt es so etwas wie eine süße Masochistin? Vermag man über einen ganz of­fensichtlichen BDSM-Roman herzhaft zu kichern, in dem ständig die Rede von Sklaventum ist und Frauen eifrig und ausgiebig mit Seilen gefesselt und ausge­peitscht werden? Zu meiner nicht eben geringen Überraschung ist das durchaus möglich. Und es ist nicht mal eine Erfindung der Neuzeit, wie man vielleicht an­gesichts der Romanzyklen einer Sara-Maria Lukas aus dem Hause Plaisir d’Amour denken könnte… nein, das gab es alles schon vor sehr langer Zeit und ist zweifellos ziemlich in Vergessenheit geraten.

Der hier vorliegende Band ist nun wirklich schon ziemlich alt, fast so alt wie der Rezensent selbst, und doch fand ich ihn gerade jüngst erst in einem Antiquariat und kam alsbald aus dem Kichern echt nicht mehr heraus… es ist eine wirklich zu süße Schnurre, und wenn man sich darauf mal einlässt, kommt man nicht umhin, den Titel als äußerst treffend zu bezeichnen.

Wir begeben uns mit dem Roman, der genau genommen ein Tagebuch sein soll, in das alte Ägypten der Pharaonen. Wann genau das spielt, ist schwierig zu sa­gen. Der Berichterstatterin Innifer, der Lieblingssklavin des Geheimschreibers Senufer von Theben, ist das nicht so wichtig. Als er sie beispielsweise fragt: „Warum, Schmetterling, schreibst du das Datum nicht über deinen krausen Text, den Stand der Sonne und – soweit ich ihn exakt berechnen kann – den Ort des Mondes?“, da fällt Innifers Antwort fast philosophisch aus: „Weiß eine Blume das Datum, wenn sie zur richtigen Zeit blüht? Weiß der Löwe das Datum, wenn er vor Liebeslust gegen die Erde brüllt, und es ist die richtige Zeit? Und wissen deine Augen das Datum, wenn sie mir Sonne und Mond zugleich sind? Was ist das – ein Datum? Für unsere kleinen Ewigkeiten – es war nie, es ist immer.“

Ja, an der süßen Innifer ist eine kleine Philosophin verloren gegangen, keine Frage. Aber das ist nur eine Seite dieses verspielten Sklavenmädchens, das sei­nen Gebieter Senufer so innig liebt. An Innifer gibt es noch weitaus mehr zu entdecken. Während Senufer sich gegen die Intrigen bei Hof durchzusetzen hat, langatmige Dichter und Denker zu Gast hat und von einem Steinmetz sein Grab­mal einrichten lässt, vertändelt Innifer mit ihren Sklavengefährtinnen die Tage… und man sollte es wirklich nicht fassen, was ihr so alles einfällt. Und vor allen Dingen, was sie als vergnüglich auffasst.

Ausgiebigen Raum etwa nimmt eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen ein: äußerst phantasievolle Fesselspiele. Nicht nur lässt sie sich von Senufer höchst bereit­willig verschnüren und so auf Stühle fesseln, dass sie gerade mal die Hände frei hat zum Schreiben ihres Tagebuchs. Nein, sie beide machen sich auch einen Spaß daraus, Houdinis Fähigkeiten in den Schatten zu stellen, und zwar derge­stalt: Senufer – oder jemand anderes aus dem Haushalt, aber Senufer ist ihr na­türlich am liebsten – verschnürt sie ausgiebig, und alsdann hat Innifer die Auf­gabe, sich aus den Fesselungen wieder herauszuwinden.

Gleiches vollführt sie mit ihren Mitsklavinnen, umgekehrt genauso, da gibt es sogar köstliche Szenen von gegenseitigem „Wettfesseln“, optimiert dadurch, dass die Mädchen einander die Augen verbinden und sich dann gegenseitig ver­schnüren… abenteuerlicher geht’s kaum. Ob es sich dann um Sisaltaue handelt, um Hanf oder Lederstreifen, womit gebunden wird, ist wirklich einerlei. Ob In­nifer und eine Mitsklavin aneinander gefesselt werden und sich dann gegensei­tig mit Ruten zu züchtigen haben, ob Senufer seine Lieblingssklavin gebunden und geknebelt an einen Pendelholm hängt und zu Innifers wunderbarem Ge­nuss ausgiebig „fliegen“ lässt… es gibt wirklich höchst verblüffende Szenarien in diesem Roman.

Wahrlich, Spielen ist für Innifer eine leidenschaftliche Beschäftigung, und sie ist eine süße Masochistin, die immer wieder die köstliche Bestrafung sucht und… genießt, ohne Frage. Indes, eines Tages ist es aus mit diesem Spiel, und ernst wird es… beinahe tragischer Ernst…

Das 1970 erschienene Buch, später noch einmal bei Heyne neu aufgelegt, wo es insgesamt sechs Auflagen erlebte, ist eine niedliche und schnurrige Geschichte, die der Neugierige, wenn er Innifer lieb gewonnen hat, binnen weniger Tage wegschmökern kann. Schade eigentlich, weil hier einmal mehr mein Credo greift, dem gemäß gute und unterhaltsame Bücher stets zu kurz sind. Ist hier wieder einmal bestätigt worden.

Ich denke, man muss bei allem Respekt vor den vergnüglich-masochistischen Fesselspielen darüber hinwegsehen, dass die Form der Geschichte ein wogen­des Auf und Ab ist, das letzten Endes dem Anfang nicht wirklich entspricht. Dort wird schließlich angedeutet, dass Innifer noch nicht so sehr des Schreibens mächtig ist… dafür ist ihr hier vorgelegtes „Tagebuch“ aber doch äußerst wort­gewaltig. Auch gerät es an vielen Stellen erstaunlich sozialkritisch und politisch. Nun könnte man sagen, dies spräche für Innifers politischen Instinkt (den sie aber gern dementiert), doch es ist unübersehbar, dass die Autorin hier etwas aus der Rolle fiel und zu deutlich ihre eigenen Anschauungen in Innifers Mund legte.

Sei’s drum… und es mag auch gleichgültig sein, dass die Autorin, über die ich leider selbst in der Deutschen Nationalbibliothek nichts Näheres in Erfahrung bringen konnte, scheinbar keine weiteren Bücher mehr verfasst hat (ich hätte sie gern gelesen): Es ist jedenfalls offenkundig, dass sie sich mit Bondage gut auskannte und sicherlich so manches Spiel der Innifer höchstpersönlich auspro­biert haben dürfte. Der autobiografische Aspekt des Buches will mir deshalb sehr intensiv scheinen. Vielleicht hat ihr Gebieter der Lieblingssklavin Judy Sonntag nicht gestattet, ein weiteres solches Werk zu verfassen, sondern ihr mit einem feuchten Lederknebel höchst lustvoll und zu ihrem Vorteil den Mund versiegelt und ihre Hände an den Leib geschnürt.

Wer mag das schon mit Gewissheit zu sagen? Innifer, soviel ist sicher, hätte dies sehr genossen, soviel steht fest. Und unter dem Knebel hätte sie zu kichern ver­sucht oder, mit der Gerte versohlt, lustvoll geseufzt…

Allen, die bei modernen romantischen BDSM-Romanen behagliche und wohlige Leseschauer verspüren, sollten hier mal hineinschnuppern. Und kichern und la­chen und ungläubig staunen, was schon 1970 in erotischen Romanen in Deutschland so möglich war.

Ihr werdet Augen machen – versprochen!

© 2017 by Uwe Lammers

Ich muss immer noch breit grinsen, wiewohl die Rezension selbst bereits mehr als anderthalb Jahre alt ist… das Buch habe ich sicherlich nicht zum letzten Mal gelesen, davon könnt ihr ausgehen. Es gehört definitiv in die Kategorie von Ro­manen, die ich in gewissen Abständen immer wieder mal lesen werde – wie Ro­mane von Peter F. Hamilton, Diana Gabaldon, Richard Adams, Keith Laumer und Co.

In der kommenden Woche machen wir einen massiven Zeitsprung ins 20. Jahr­hundert und wechseln dann auch das Genre und kümmern uns um die jüngste Zeitgeschichte. Da schlägt dann die Kompassnadel in Richtung meiner histori­schen Profession aus.

Nähere Details in einer Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.