Blogartikel 361: Close Up: Der OSM im Detail, Teil 13

Posted Februar 2nd, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

manchmal fallen Späne, wenn gehobelt wird, das ist leider auch so, wenn die Technik ein Update erhält – so geschehen bei mir gestern am 21. Dezember 2019, als ich aus technischen Grün­den gezwungen war, ein neues Betriebssystem aufzuspielen. Dumm gelaufen – denn meine Sicherungskopie der rund 40.000 Dateien, die sich hier nach und nach akkumuliert hatten, war nicht vollständig auf dem Laufenden. Ich hatte den Wochen-Blog 361 nämlich in den Tagen NACH der Sicherung geschrie­ben, und der verabschiedete sich nun in den Orkus.

Well, dumm gelaufen, wie gesagt. Aber was andere nur als Ver­lust wahrgenommen hätten, sah ich bei genauerer Überlegung als Chance an. Denn in meiner Erinnerung erwies sich, dass der Blog 361 doch ein wenig … länglich geraten war, zu viele Wie­derholungen enthielt. Also kann ich nun die Gelegenheit wahr­nehmen, ihn ein wenig konzentrierter neu zu schreiben.

Wie üblich befinden wir uns in diesem Abschnitt der Close Up-Artikelreihe in der Kurzrezensions-Wiedergabe des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), an dem ich zwi­schen 1983 und Anfang 1988 schrieb. In dieser Folge behandle ich die Episoden 61-65, die komplett im „Zeituniversum“ der Serie handeln.

Rückblick: Die Handlung der Serie ist zweigeteilt. In der Gegen­wart muss sich das Reich der Neuen Cranyaa unter der Kaiserin Sini-Ag zunehmend gegen die Attacken von TOTAMS Emissären wehren, während zugleich wichtige Protagonisten der positiven Seite in TOTAMS Gefangenschaft geraten. Indes ist ein Totge­glaubter wieder aufgetaucht, der zweite Helfer des Lichts, Klivies Kleines, nun ein humanoides Wesen aus lebendem Kristall.

Im „Zeituniversum“, der mehr als 500.000 Jahre tiefen Vergan­genheit, verfolgen derweil Oki Stanwer und seine Gefährten an Bord der STELE DER EWIGKEIT und der Lichtfestung OREOC Le­benszeichen. Während der Soogrer Goonex und der Calnarer Zephir-Gort an Bord von OREOC der Spur der ERNEUERER fol­gen, die das Sonnensystem der Zivilisation von Ceqqolar ausge­löscht haben, ist Oki Stanwer unterwegs in ein Sonnensystem, aus dem eindeutig künstliche Signale abgestrahlt werden …

Episode 61: Attentat auf Oki Stanwer

(31. Mai 1985, digitalisiert 2019)

Oki Stanwer und die STELE DER EWIGKEIT sind unterwegs in ein Sonnensystem, aus dem eindeutig künstliche, aber sehr schwa­che Signale gesendet werden. Auf dem Weg dorthin kreuzen sie überraschend den Kurs einer unheimlichen Flotte, die in schwarz-transparentes Eis eingeschlossen scheint, sich aber dennoch mit hoher Geschwindigkeit bewegt – und zwar in die­selbe Richtung wie die STELE auch.

Schlimmer noch ist die Erkenntnis Oki Stanwers: Er kennt diese Flotte. Es handelt sich um Tausende von TOTAM-Schlachtschif­fen, und er ist dieser Armada in einem früheren Leben schon einmal in TOTAMS Knochendimension begegnet. Es kann keine Rede davon sein, dass sie inaktiv ist. Vielmehr steht zu befürch­ten, dass das „schwarze Eis“ auf unheimliche Weise taut und die solcherart konservierten Truppen freigibt.

Oki Stanwer beeilt sich also, das Zielsystem zu erreichen, das nur über einen einzigen wüstenhaften Planeten verfügt. Es scheint unbewohnt zu sein, besitzt aber die Reste einer alten Zi­vilisation, deren letzte Rudimente noch funken. Bei einem Au­ßeneinsatz, den der Feldherr der Cranyaa unternimmt, wird un­vermittelt auf ihn ein Anschlag verübt – von einem Wesen, von dem er es nicht erwartet hätte … von einem Mitglied seiner ei­genen Besatzung!

Episode 62: Experimente der Vernichtung

(19. Juni 1985, digitalisiert 2019)

Die Lichtfestung OREOC erreicht in Verfolgung der Kegelschiffe der ERNEUERER ihr Ziel, ein unglaubliches Sonnensystem, das von einer offensichtlich künstlichen Schale von Dutzenden von Sonnen umringt wird. Der geheimnisvolle Anführer der „Gen­wächter von Zykhor“, Timor-Dol, hat Goonex zuvor schon be­richtet, dass die ERNEUERER gefährliche Wesen sind – er spricht, wie der Leser in diesem Band anhand einer Vergangen­heits-Handlungsebene erkennt, die Wahrheit und aus berufe­nem Mund.

Die ERNEUERER sind sein eigenes Volk, die DIGANTEN. Sie sind geniale Techniker, hohe Kegelwesen mit einem Kranz aus kurz­en Tentakel unterhalb der großen Facettenkugel, die ihren Kopf darstellt. Besonders intensiv haben sie sich, weil ihnen durch ihre stellaren Forschungen klar wurde, dass der Kosmos am Er­kalten ist, mit Entropiemechanik befasst. Auf diese Weise gerie­ten sie geradezu notwendig in den Aufmerksamkeitsfokus des Dämons Craathava von TOTAM, der im Zeituniversum die Fäden zieht.

Timor-Dol ist, bevor er von seinem Volk desertiert, Kommandant einer Flotte von Raumschiffen eines Hilfsvolkes gewesen, das bei einem entropischen Experiment Hilfestellung bot. Die Entro­pie-Experimente sollen dazu dienen, aus anderen dimensiona­len Universen Sonnen zu extrahieren und so die entropische Ab­kühlungsrate rings um das Sternensystem der DIGANTEN, das Tohl-System, zu verringern.

Als eines dieser Experimente fehlschlägt und die Hilfsflotte komplett in das fremde Kontinuum gesogen wird, verschmilzt Timor-Dol mit einem geisterhaft gewordenen Artgenossen und erkennt nun, dass möglicherweise jede Sonne, die die DIGAN­TEN in diesen Kosmos entführen, einem dortigen Sternenvolk fehlt. Auf diese Weise begehen die DIGANTEN kaltblütig Mas­senmord, was er nicht mehr länger mitmachen will. Timor-Dol meutert.

In der Gegenwart erreicht die Lichtfestung OREOC das Tohl-Sys­tem, aber entropische Folgewirkungen schwächen die ohnehin schon angeschlagene Lichtfestung, deren Funktionen nun im­mer schneller verfallen. Der Calnarer Zephir-Gort versinkt in Apathie … und der Mechanismus der Stasiskammer, in der der psychisch kollabierte Helfer des Lichts namens Gruhl ruhig ge­stellt worden ist, schaltet sich ab. Gruhl, halb wahnsinnig vor Blutdurst, erwacht und sucht nach Opfern – und es gibt an Bord nur zwei: Zephir-Gort und Goonex …!

Episode 63: Der Wahnsinnsplan

(6. Juli 1985, digitalisiert 2019)

Auch diese Episode, die die Ereignisse des Vorgängerbandes aufnimmt, besitzt zwei Handlungsebenen. Auf der nicht klar zeitlich eingeordneten Vergangenheitsschiene wird der meu­ternde Timor-Dol mit den linientreuen Artgenossen konfrontiert und erhält unvermittelt Hilfestellung von den entropisch verän­derten Hilfstruppen der vormals im anderen Kosmos verscholle­nen Raumschiffen. Es handelt sich um unheimliche, feurig-sche­menhafte Kreaturen, die man später als die NEGATIVEN be­zeichnen wird.

In der Gegenwart stellen die DIGANTEN die Annäherung der Lichtfestung OREOC fest und beschießen sie mit Entropierake­ten. Während das geschieht, treffen Goonex und Gruhl aufein­ander, und der Soogrer muss den Amok laufenden Helfer des Lichts in Notwehr erschießen … aber gleich darauf vermag die Lichtfestung die beiden Gefährten und den Calnarer Zephir-Gort in einer Energiesphäre zu evakuieren. Gleich darauf treffen die Waffensysteme der DIGANTEN OREOC und löschen die Lichtfes­tung aus.

Jetzt schiffbrüchig geworden, werden die Gefährten von einem anderen Raumschiff aufgenommen – ausgerechnet von einem Kegelschiff der DIGANTEN, so dass sie vom Regen in die Traufe kommen. Und es kommt noch unheimlicher, wie Goonex fest­stellt. Als der gegenwärtig betäubte Zephir-Gort zu sich kommt, spricht er plötzlich mit Gruhls Stimme – die mentale Essenz des Helfers des Lichts ist auf ihn übergegangen … aber ist das ein Lichtblick? Sie werden immer noch in die Gefangenschaft ins Tohl-System verschleppt und haben kein eigenes Raumschiff mehr …

Episode 64: Todesurteil für die Fremden

(26. Juli 1985, digitalisiert 2019)

Den DIGANTEN der Gegenwart ist zunehmend klar, dass ihre Ex­perimente, mit denen sie Sonnensystemen in anderen Kontinua die Gestirne rauben, nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Auf Dauer werden sie unterliegen und im erkaltenden Kosmos zugrunde gehen. Da bietet ihnen der Dämon Craathava einen Ausweg: unter seiner Anleitung bauen die Kegelwesen einen ti­tanischen Entropietransmitter, mit dem das Volk in Sicherheit gebracht werden kann.

Aber als der Entropiewaffenangriff auf die Lichtfestung OREOC mitten im Tohl-System stattfindet, zerbricht hier die Raumzeit, und aggressive entropische Kräfte beginnen damit, das Sonnen­system zunehmend zu zerrütten. Der Countdown der Vernich­tung ist eingeleitet.

Da die DIGANTEN von Craathava ideologisch auf TOTAMS Kurs eingeschworen worden sind – die Parallele zu den Waaklors in der Todeszone ist offenkundig – , sind sie überzeugt davon, dass Goonex und Zephir-Gort/Gruhl ihre Todfeinde sind, die der „To­desinkarnation“ Oki Stanwer zuarbeiten. Sie sollen darum zum Tode verurteilt werden.

Die Hinrichtungsart ist gewöhnungsbedürftig: die beiden Freun­de Oki Stanwers sollen durch den Giganttransmitter ins Nir­gendwo abgestrahlt werden, was aufgrund der extrem schädli­chen entropischen Emanation, auf die sie besonders heftig re­agieren, tödlich sein wird. Aber während das Tohl-System in sich zusammenstürzt und die letzten Stunden der DIGANTISCHEN Rasse anbrechen, passiert etwas Unerwartetes …

Episode 65: DAS TOR NACH KAWEKOR

(9. August 1985, digitalisiert 2019)

Und wie ist es parallel hierzu Oki Stanwer selbst ergangen? Er ist auf dem einzigen Planeten des Ovahaan-Systems (!) in eine Falle TOTAMS gelaufen, nachdem er einen alten Tempelkomplex in der Wüste entdeckte. Aus einem Tor heraus ist ein geheimnis­volles Wesen getreten, das Okis Attentäter auslöschte – es han­delt sich offenbar um ein Wesen namens Gehr-li, das Oki Stan­wer aus einem früheren Universum kennt und dem er vertraut.

Gehr-li verspricht, ihn durch das Tor ins Reich Kawekor zu holen, wo allein Frieden und Harmonie existieren. Als der Feldherr der Cranyaa diesem Vorschlag folgt, erreicht er tatsächlich ein selt­sam idyllisches, offenbar in einer parallelen Dimension gelege­nes Habitat, in dem scheinbar so monströse Wesen wie die Troohns selbst auch friedfertig sind.

Im Ovahaan-System sind inzwischen die Eisschiffe angekom­men, und wie befürchtet taut das „Eis“ ab und gibt die Feindraumschiffe frei. Viele von ihnen setzen Landetruppen ab, an­dere greifen massiert die STELE DER EWIGKEIT an.

Da der Kontakt mit Oki Stanwer abgebrochen ist, folgt ihm Dop­pelporter durch das Tempelportal nach Kawekor und wird hier Zeuge von dimensionalen Bruchzonen am Himmel, aus denen nun TOTAM-Landekommandos untoter Cranyaa abgesetzt wer­den, die Mord und Totschlag in Kawekor verbreiten.

Buchstäblich in letzter Sekunde gelingt es Doppelporter, Gehr-li als pflanzlichen Gestaltwandler zu entlarven und zu töten. Der Bann, unter dem Oki Stanwer steht, erlischt daraufhin. Hastig treten sie den Rückzug an, bei dem Oki Stanwer allerdings ver­wundet wird und das Bewusstsein verliert. Zugleich ist die STE­LE DER EWIGKEIT gezwungen, sich von einem Großteil ihres Schiffskörpers zu trennen. Nur noch 50 Kilometer lang, tritt das Riesenschiff der Sieben Lichtmächte die Flucht an, gedeckt von den Attacken der NEGATIVEN unter Timor-Dol, die hier auftau­chen …

Fürwahr, es sieht nicht schön aus für Oki Stanwer und sein zu­nehmend dezimiertes Team. In der nächsten Folge der „Close Ups“ blende ich wieder um in die Handlungsgegenwart und in die Galaxis Hun‘arc, wo TOTAMS Vasallen die nächsten Attacken auf das Reich der Cranyaa vorbereiten.

Neugierig bleiben, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 253: Radikal – Abenteuer mit Extremisten

Posted Januar 29th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

was sind „Extremisten“? Darauf kann man verschiedene Antworten geben. Klammern wir die der Mikrobiologen hier mal aus, die darunter Mikroorganis­men verstehen, wie sie etwa entlang der heißen Quellen am Grund des Ozeans existieren oder beispielsweise im Yellowstone-Nationalpark in siedendem Was­ser gedeihen.

Nein, wir reden hier von Menschen mit zum Teil abenteuerlichen Ansichten, die sie zumeist auch mit energischem Nachdruck vertreten: Antisemiten, Terroris­ten, Islamisten, Verschwörungstheoretiker unterschiedlichsten Couleurs. Sie gelten üblicherweise als abseitig und beunruhigen die Bürger im Alltag, wenn ihre Ansichten zutage gefördert werden. Ich fürchte, in jüngerer Vergangenheit kann man zu dieser Gruppe von Menschen auch so genannte „Reichsbürger“ oder jene Personen rechnen, die „Fake News“ verbreiten.

Der amerikanische Journalist Jon Ronson, der Erfahrung im Sondieren abson­derlicher Zeitgenossen und Denkwelten besaß (man erinnere sich nur beispiels­weise an sein Buch „Männer, die auf Ziegen starren“, das ich schon vor Jahren im Rezensions-Blog vorstellte), wollte eigentlich eine Reihe von Profilen von Ex­tremistenführern machen … aber das lief dann, wie er erzählt, etwas aus dem Ruder, als er auf eine umfassender Verschwörungsphantasie stieß. Eine, die in­teressanterweise nicht völlig aus der Luft gegriffen war.

So fing das Abenteuer für ihn tatsächlich an, und in diesem Buch berichtet er, wie diese Reise auf die Extremistenseite der menschlichen Gesellschaft im De­tail aussah. Eine äußerst unterhaltsame Reise voller Überraschungen. Wer neu­gierig ist und nicht gar zu leichtgläubig, der sollte an diesem Werk definitiv nicht vorbeigehen.

Warum? Na, schaut es euch mal näher an:

Radikal – Abenteuer mit Extremisten

(OT: Them – Adventures with Extremists)

von Jon Ronson

Salis-Verlag, Zürich 2007

292 Seiten, geb.

978-3-905801-01-9

Aus dem Englischen von Martin Jaeggi

Also, sagen wir es mal ganz offen: ich bin vermutlich ein heillos naiver Mensch, und da kann ich durchaus Jon Ronson anno 2000 die Hand schütteln (das Buch wurde kurz vor dem 11. September 2001 fertig gestellt, was einen guten Teil des Themas und der Behandlung desselben erklärt). Zwar bilde ich mir ein, über ein recht solides Allgemeinwissen zu verfügen, aber als mich kürzlich mein Brieffreund Helge so im Vorbeigehen auf eine so genannte „Bilderberg­gruppe“ aufmerksam machte, zog ich die Augenbrauen hoch und dachte mir: Was will er mir damit sagen?

Die Eingeweihten mögen nun nach Luft schnappen und sagen: Wie, du KENNST Bilderberg nicht? Tja, solche Menschen soll es geben. Ich zählte bis zum März 2011 dazu, und auch Jon Ronson gehörte dazu, bevor er dieses Buch zu schrei­ben begann, und er hätte, ehrlich gesagt, nie damit gerechnet, auf diese Leute zu stoßen.

Worum genau geht es in dem Buch, das nicht nur einen extremen Titel trägt, sondern auch einen ebenso extremen (und an vielen Stellen einen zugleich ex­trem absurden und abenteuerlichen) Inhalt besitzt? Ronson schreibt dazu Fol­gendes zur ursprünglichen Ausrichtung: Radikal begann als eine Reihe von Profilen von Extremistenführern, aber entwickelte sich schnell zu etwas viel Selt­samerem. Mein ursprünglicher Plan war, mit Leuten Zeit zu verbringen, die als politische und religiöse Ungeheuer der westlichen Welt gelten: Islamisten, Neo­nazis etc. Ich wollte sie in ihrem Alltagsleben begleiten. Ich dachte, es wäre in­teressant, einen Blick auf unsere Welt zu werfen, indem man in ihre Welt geht und neben ihnen steht, während sie uns anstarren.“

So weit, so gut. Das klingt dann schon abenteuerlich genug. Aber dann ging das Experiment des – übrigens jüdischen – Autors Jon Ronson (was im Kontext noch durchaus wichtig wird, ansonsten wäre mir der Glauben oder die Abstammung eines Verfassers reichlich gleichgültig, weil mich sonst lediglich interessiert, ob er/sie interessante Bücher zu schreiben versteht und Standpunkte vertritt, die ich auch vertreten kann) etwas gründlich schief. Er entdeckte nämlich etwas, was er eigentlich nicht erwartet hatte.

Er berichtet weiter: „Dies [einen Blick auf unsere Welt werfen, aus der Warte der Extremisten] haben wir eine Weile lang getan. Und dann stellte ich fest, sie alle teilen einen Glauben: dass eine kleine Elite die Welt aus einem geheimen Raum regiert. Diese beginne die Kriege, sagte man mir; sie suchten sich unsere Staatsoberhäupter aus, kontrollierten Hollywood sowie die Märkte und Kapitalf­lüsse, unterhielten einen Harem aus minderjährigen, entführten Sexsklaven, verwandelten sich, wenn niemand zusehe, in drei Meter lange Echsen und zer­störten die Glaubwürdigkeit all jener, die bei ihren Untersuchungen der Wahr­heit zu nahe kämen.“

Da dachte ich mir, an Ronsons später geschriebenes und absolut beeindrucken­des Buch „Männer, die auf Ziegen starren“ denkend: das ist was für mich. Nicht zuletzt, weil es so total abgedreht klang. Und so kaufte ich das Buch und ver­schlang es. Zunächst einmal – ich lag vollkommen richtig mit meiner Einschät­zung. Und das ist noch sehr zahm ausgedrückt.

Du meine Güte, kann ich im Nachhinein nur sagen, ich glaube, das Buch ist eine Melange zwischen einem Horrorschocker, einer verschärften Satiresendung und einer Gehirnwäsche, so verrückt sich das jetzt auch anhören mag. Die Idee oder auch die Chuzpe, sich als Autor jüdischen Glaubens in das Abenteuer zu stür­zen, das Ronson hinter sich hat, ist schlichtweg haarsträubend. Die meisten Leu­te, mit denen er zusammen war, würde ich nicht mal kennen lernen WOLLEN, erst recht nicht, wenn ich wüsste, dass diese Leute das Judentum HASSEN. Und ein paar Male gerät er deshalb auch in knifflige Situationen. Ich meine, wie wür­de es euch denn in seiner Lage ergehen? Ihr befindet euch in einem Islamisten-Trainingslager und werdet gefragt, ob ihr Jude seid?! Oder im Lager der ameri­kanischen Neonazis der Aryan Nation? Witzig ist etwas anderes …

Aber Ronson war neugierig geworden, und während er sein Projekt der Por­traits von Extremistenführern fortführte, wollte er natürlich auch die Weltsicht dieser Leute verstehen. Und zu dieser Weltsicht gehörten nun einmal auch die­se tief greifenden Verschwörungsvorstellungen.

Ronson weiter: „Ich fragte sie nach den Einzelheiten. Wussten sie, wo sich der geheime Raum befand? Aber ihre Auskünfte waren vage. Manchmal, sagten sie, treffe sich die Elite in Hotels und regiere die Welt von dort aus. Jeden Som­mer, fügten sie hinzu, besuchten sie zusammen mit Präsidenten und Premiermi­nistern ein luziferisches Sommerlager, wo sie sich in Roben kleideten und am Fuße einer gigantischen steinernen Eule Opfer verbrennen.

Ich entschied mich, die Sache selbst zu klären. Wenn es wirklich diesen gehei­men Raum gab, dann musste er sich irgendwo befinden. Und wenn er sich ir­gendwo befand, dann konnte man ihn finden. Und so begab ich mich auf die Su­che. Es war eine gefährliche Reise. Ich wurde von Männern mit Sonnenbrillen verfolgt, die mich hinter Bäumen versteckt beobachteten, und sah zu – so un­wahrscheinlich dies nun klingen mag – , wie internationale Wirtschaftsführer an einem bizarren heidnischen Eulenverbrennungsritual in den Wäldern von Nord­kalifornien teilnahmen, an einem Ort namens Bohemian Grove …“

Darunter, das sollte man vielleicht noch hinzufügen, so prominente Leute wie Bill Clinton, George Bush jr., Henry Kissinger und John Major, von vielen ande­ren, die Ronson in diesem Zusammenhang dingfest macht, ganz zu schweigen. Während sich vieles in Ronsons Buch wirklich abstrus liest und z. T. durch die Art der Darstellung vielfach ironische oder quasi-ironische Züge trägt, sind man­che Fakten definitiv unbestreitbar.

In einigen Dingen haben die Verschwörungstheoretiker nämlich leider durchaus Recht – mögen sie nun islamische Fundamentalisten sein, amerikanische Neo­nazis der Aryan Nation, fanatische Waffennarren, die der Ansicht sind, dass die UN und die amerikanische Regierung sich anschicken, eine subversive Weltre­gierung zu errichten und die Menschheit zu versklaven, Leute, die glauben, dass Gestalt wandelnde Riesenechsen die irdische Gesellschaft unterwandert haben oder solche, die denken, alle internationale Politik werde von einem kleinen, elitären Zirkel ferngesteuert (ganz gleich, ob man dahinter dann Juden, Interna­tionalisten, Kommunisten, Illuminaten oder die Bilderberger vermutet):

Ja, es gibt einen elitären Kreis von hochrangigen Wirtschaftsfunktionären und Politikern, die man den „Bilderberg-Kreis“ oder die „Bilderberggruppe“ nennt (nach einem Hotel, in dem sie sich 1954 das erste Mal getroffen haben).

Ja, es gibt definitiv einen Ort namens Bohemian Grove, an dem das oben er­wähnte Sommerlager stattfindet (an dem letztlich dann auch der Verfasser es schaffte, sich einzuschmuggeln, so dass er aus erster Hand von diesem abstru­sen Ritual berichten konnte).

Und ja, die Verschwörungstheoretiker sind felsenfest davon überzeugt, dass die Welt auf ganz andere Weise funktioniert, als es uns die Meinungsmacher in den Medien üblicherweise erzählen.

Das heißt nun indes nicht, dass alles stimmt, was die Verschwörungstheoretiker glauben. Oder dass man Extremisten uneingeschränkt Glauben schenken (schaut euch mal die Sache mit den Echsen an und fragt euch, ob sie da wirklich von Echsen reden oder vielleicht eher von Juden oder sonst irgendetwas) und von allen eigenen Vorstellungen Abschied nehmen muss. Das wäre freilich weit überzogen. Aber wenn man dieses Buch unter der Prämisse liest, dass man ein wenig skeptischer über das nachdenken will, was gemeinhin in den Medien als internationale oder nationale Politik verkauft wird, dann findet man hier genü­gend lose Enden und Hinweise, um selbsttätig weiterforschen zu können. Das ist der eine Mehrwert des Werkes und ein guter Grund, es zu lesen. Es fördert die kritische Mündigkeit des Lesers, solange er nicht naiv wortgläubig jeden Buchstaben darin glaubt.

Zum zweiten, und das entschärft den ersten, kritischen Punkt vielleicht ein we­nig, trägt Ronsons ironischer Stil, der schön konturiert die Absurditäten des Themas herausarbeitet, dazu bei, Entdämonisierung zu betreiben. Das wird vielleicht an keinem Punkt besser deutlich als bei dem Islamisten Omar Bakri (Kapitel 1: „Ein Reihenhaus-Aytollah“) oder bei dem bizarren Ritual in Bohemian Grove (Kapitel 13: „Die Lichtung im Wald“). Ich denke, man kann nicht gut der Ansicht sein, Ronson sei „von Bilderberg gekauft“, um die Bedeutung der Bilder­berg-Gruppe herabzuspielen, obwohl es bestimmt in der Szene Leute geben wird, die derlei Vermutungen aufbringen … Verschwörungstheoretiker neigen zu den seltsamsten Annahmen, und selbst wenn ihre Vermutungen NICHT zutref­fen, neigen sie oft genug dazu, zu denken, genau DAS sei doch ein Zeichen da­für, dass sie RECHT haben … Fanatiker, leider, wie man seufzend sagen muss. Sie schalten beim Denken das Gehirn ab und behaupten selbstverständlich immer das Gegenteil.

Wie gesagt, solche Leute gibt es immer, aber wir Leser zählen hoffentlich zu den klügeren, aufgeschlosseneren und intelligenteren Zeitgenossen, die auch die oben erwähnten Vorteile dieses sehr unterhaltsamen Buches zu würdigen wis­sen. Denn Ronsons Stil macht selbst die kuriosesten Zumutungen ausgespro­chen lesenswert.

Der dritte Vorzug, den ich ausgemacht habe, besteht in einem bemerkenswer­ten Blick auf die Islamistenszene vor dem 11. September 2001. Selbst nachdem inzwischen der Tod von Osama bin Laden vermeldet worden ist, bin ich leider der Ansicht, dass der so genannte „Krieg gegen den Terror“, der seit Ende 2001 die Weltgeschichte vergiftet und schon so viele zehntausend Menschen (man­che sagen, es seien viele hunderttausend, aber die Zahlen schwanken natürlich sehr stark, und die Dunkelziffer ist bestimmt noch viel höher) das Leben gekos­tet hat, letzten Endes ein vergeblicher Kampf ist.

Das alles stand eigentlich von Anfang an fest. „Der Terror“ ist nun einmal kein klar konturierter Gegner, sondern ein ideologisches Phantom, dem jeder die Kontur geben kann, die ihm passt. Ein ideales Totschlagargument wie beispiels­weise auch „Antisemitismus“ (auch hierzu hat das vorliegende Buch eine Men­ge Interessantes zu sagen, dem ich teilweise zustimme) oder „Kommunismus“ und so weiter. Und ich habe nun mal eine Abneigung gegen derlei Ideologien, es wird einfach viel zu viel Schindluder damit getrieben und Unheil angerichtet. Man kann es nicht oft genug betonen.

Das Ausschalten eines vorgeblichen oder realen Anführers einer solchen radika­len Bewegung scheint mir absolut nutzlos, jedenfalls auf lange Sicht betrachtet. Schließlich wachsen ständig neue Führungspersönlichkeiten nach. Sie alle nach­einander wegzupusten, das kann man kaum mehr demokratisch nennen (das ist aber durchaus „Sitte“ etwa in Israel, einem vorgeblich demokratischen Staat, dessen demokratisches Gebaren ich an dieser Stelle mal aus diesem Grund in Frage stellen möchte). Es ist vielleicht auch eine klassische, amerikanische Sicht­weise, die auf die Konfrontationspolitik im Wilden Westen zurückging und in Western immer wieder zu bestaunen ist: der Böse kommt in die Stadt, der She­riff fordert ihn zum Duell auf der Main Street heraus, erschießt ihn, und die Ordnung ist wieder hergestellt.

Sorry, aber so funktioniert Politik nicht. Es steht zu befürchten, dass uns „der Terror“ noch sehr lange beschäftigen wird. Aber dieses Buch zeigt uns, wie wir­kungslos zumindest radikale Islamisten vor „9/11“ waren. Heute kann man sich solche beinahe rührende Szenen, wie Ronson sie mit Omar Bakri mitmacht, kaum mehr vorstellen.

Vom Rest des wirklich sehr lesenswerten und an manchen Stellen ziemlich übel ekelhaften Buches sage ich dann lieber nichts weiter. Ich betone nur noch ein­mal: mit den meisten Leuten, mit denen sich Jon Ronson auf zum Teil sehr haar­sträubende Weise trifft und mit denen er Umgang pflegt, um dieses Werk zu schreiben, würde ich lieber keinen Umgang haben wollen, und das liegt nicht nur an ihren kruden Verschwörungstheorien. Die Extremisten lauern wirklich fast überall, und dies ist ein leichter Einstieg in diese verschrobene Welt, die manchmal nur durch Zimmerwände von unserer Normalität getrennt ist. Wer das Abenteuer eines Besuchs wagen möchte, lese dieses Buch. Ich denke, er wird es nicht bereuen.

© 2011 by Uwe Lammers

Wirklich, das ist eine Abenteuerkur, die man vermutlich mehrmals im Leben wiederholen kann – denn natürlich weitet sich der Denkhorizont eines jeden Lesers, der meine ebenfalls, im Laufe der Jahre aus. Und ich glaube zuversicht­lich, weitere Andeutungen, die ich bei der Erstlektüre nicht verstanden oder re­gistriert habe, in kommenden Jahren begreifen zu können. Allein diese Einsicht macht das Buch schon zu einer wichtigen Informationsquelle – und zu einem Lesevergnügen sowieso.

In der nächsten Woche wird es dann auf Science Fiction-Art phantastisch: es geht wieder um die „Time Wars“, von denen nur fünf Bände auf Deutsch über­setzt sind. Im angelsächsischen Sprachraum ist die Serie sehr viel umfangrei­cher, wie ich heute weiß (danke für die Info, Joe!).

Bis demnächst also, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

der Monat, über den ich heute berichten möchte, war ein ziemlich wildes Pot­pourri an Aktivitäten verschiedenster Art – zum einen war ich noch rekonvales­zent wegen meiner heftigen Erkältung (ein wenig Husten ist nach wie vor exis­tent), dann gab es zahlreiche Aktivitäten für die KreativRegion, wodurch ich ge­rade in den letzten Tagen einige sehr interessante Leute kennen lernen durfte. Was sich daraus mittel- und langfristig ergibt, besonders aber (worauf meine neue Arbeitsberaterin im Jobcenter mit Recht abhob), ob daraus schlussendlich eine bezahlte Beschäftigung resultiert, die mich aus der derzeitigen Abhängig­keit von ALG II löst, das kann ich aktuell noch nicht beurteilen.

Ach ja, und dann gab es da diesen wirklich verrückten Tag gegen Monatsmitte, wo ich Baustellenbesuche machte … ich erzähle davon in zwei Wochen Nähe­res, das soll hier nur am Rande thematisiert werden. Aber ihr werdet es un­übersehbar weiter unten in der Aufstellung entdecken, in der ich Aufschluss darüber gebe, wo ich im Rahmen des Oki Stanwer Mythos (OSM) vorangekom­men bin.

Denn das bin ich tatsächlich. Aktuell steht der OSM auf Band 1932, ich bin sehr tief eingetaucht in ein altes Abenteuergarn, das am Rande der Grünen Galaxis Bytharg auf bzw. eigentlich im Innern einer würfelförmigen Welt namens EWIG­KEIT EINS spielt und begleite hier rebellische Totenköpfe und reptiloide Gestalt­wandler plus ein paar verzweifelte, verstreute Seelen, die es auf unschönen Wegen hierher verschlagen hat.

Wie meint ihr? Das klinge doch sehr nach KONFLIKT 21 des OSM, also der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“? Recht habt ihr. Ich stecke tief in Band 43 und habe erste Ahnungen, wie sich die Handlung nach Band 50 auswirken wird. Nach langen Jahren des Stillstands an dieser Serie komme ich hier also nun end­lich wieder vom Fleck. Mal sehen, wie lange dieser Arbeitsflash dauert. Ihr wisst ja, meine Kreativität ist etwas … nun, sagen wir … erratisch und unkontrollier­bar.

Wie dem auch sei – mit 31 fertigen Werken für den Monat Oktober 2019 konn­te ich recht zufrieden sein. Ich hätte beinahe noch mehr geschafft, wenn nicht … ah, aber dazu sage ich am Ende mehr.

Blogartikel 356: Work in Progress, Part 82

(E-Book „BdC 2: Gestrandet in Bytharg“)

12Neu 75: Der Schläfer

(12Neu 77: Im Herz von Koopen)

(OSM-Wiki)

(12Neu 78: Soffrols Imperium)

(12Neu 79: Das Konzil der Baumeister)

Anmerkung: Zu diesem sehr wichtigen Band des KONFLIKTS 12 ist zu sagen, dass er textlich inzwischen schon digitalisiert ist, aber die finale Kommentierung fehlt. Ich denke, dass ich dazu im November kommen werde.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

(E-Book „TI 32: Krisenherd Xoor’con“)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

14Neu 75: Im Reich der Plegg’re

(14Neu 77: Das verdammte Heer)

(Sterneninsel der Wunder – OSM-Roman)

Anmerkung: Auch an dem jüngst unter diesem Titel begonnenen Aufarbeiten des KONFLIKTS 3 des Oki Stanwer Mythos kam ich ein Stück weit voran. Aber dann kam der 14. Oktober, und ich war gedanklich ganz woanders. Wo? Das seht ihr in zwei Wochen recht gründlich.

(IR 43: Die Klippe des Schicksals)

Anmerkung: Band 43 dieser Serie ist nach bisherigem Kenntnisstand der Hand­lung der Endband des KONFLIKTS 4. Er stellte mich, als ich hier die Gesamttitel­liste der Serie einbaute, vor ein ganz pikantes Problem, das ich so noch nicht er­lebt habe – normalerweise, müsst ihr wissen, gebe ich am Ende einer OSM-Serie immer einen Ausblick auf den nächsten KONFLIKT, in diesem Fall auf KONFLIKT 5. So wäre es normalerweise. Aber was in KONFLIKT 5 geschehen ist bzw. ge­schehen wird, kann ich aktuell noch nicht mal im Ansatz sagen. Zwar gehe ich davon aus, dass ich schon gewisse Bildblenden sehen werde, sobald ich mit dem Schreiben von KONFLIKT 4 soweit bin, dass ich die letzten Seiten an Band 43 schreiben kann, aber das ist noch nicht sicher.

Momentan existiert hier also eine Leerstelle. Mal schauen, wie sich das entwi­ckelt, ich habe da selbst noch keinen blassen Schimmer.

(Rilaans Geschichte – OSM-Novelle)

(Das Geheimnis von Church Island – OSM-Novelle)

Anmerkung: Der Plan war eigentlich, diese Zwischengeschichte zwischen den E-Books „CK 1: Vorbeben“ und „CK 2: Monstererwachen“ bis Herbst 2019 fertig­zustellen und separat zu publizieren. Dummerweise HABEN wir schon Herbst 2019, aber die Geschichte ist noch nicht einmal zur Hälfte fertig. Dumm gelau­fen. Ich sagte ja, meine erratische Kreativitätsader lässt mich da zuweilen etwas im Stich. Aber ich spüre schon deutlich, dass diese Novelle weiter drängt … ich bin also zuversichtlich, bis Jahresende und Frühjahr 2020 daran deutlich voran­zukommen. Was den Publikationsort selbst angeht, so möchte ich mich da mo­mentan noch bedeckt halten.

(Bewusstwerdung – OSM-Story)

Anmerkung: Diese Story hatte einen etwas eigenartigen Anfang, und ich spürte in diesem Monat, dass sie recht eigentlich ganz anders beginnen müsste … und schrieb einen guten Teil davon um. Von Fertigstellung kann auch hier leider den­noch keine Rede sein.

(TI 55: Die Anthrazitlegion)

(TI 58: Das ZYNEEGHAR-EXIL)

(TI 47: Brückenschlag in die Katastrophe)

(DKdO 19: Lügengespinste)

(FvL 44: Die Tiefenseele)

(TI 57: Depot der Baumeister)

(DM 64: Der Raumzeitgletscher)

(NK 57: Sardoons Plan)

(Das Rätsel von Garos – OSM-Hintergrundtext)

(DSf 63: Strandgut aus der Zukunft)

(Die Kondenswesen – OSM-Story)

(IR 31: Die Sturmfestung)

(IR 32: YALVASHINGAR)

(IR 36: Die Sklavenwelt)

(IR 38: Entscheidung in YALVASHINGAR)

(IR 40: INSEL in Flammen)

(IR 41: Geister des Gestern)

(IR 42: Überlebenskampf auf TOTAM)

(IR 26: Odyssee in Uuridan)

(IR 27: Kettenreaktion)

(TI 49: Neugierde und Mitleid)

(Beweis aus Glas – OSM-Story)

(Begehbar – OSM-Story)

(HdH 8: Fremde im Hellen Dom)

(HdH 5: Am Großen Strom)

(TI 54: Die Jenseitsarche)

Anmerkung: Diese gigantische Häufung von angefangenen, aber nicht abge­schlossenen Projekten überrascht euch? Tja, mich in gewisser Weise auch, als es dann passierte. Ich erzähle hiervon in zwei Wochen mehr.

14Neu 76: Gott der Plegg’re

(14Neu 78: Gegenschlag Ghoyyol)

(12Neu 76: Spione für TOTAM)

FvL 42: Bei den Bytharg-Rebellen

Anmerkung: Das war echt ein kleines Offenbarungs-Erlebnis! Diese Episode war seit 2012 in Arbeit, schon sehr weit seitenmäßig gediehen, und dennoch kam und kam sie einfach nicht vom Fleck. Gleichwohl schien sie mir bereits halb fer­tig (was stimmte). Das ging mir furchtbar gegen den Strich, so dass ich mich in diesem Monat endlich mal am Riemen riss, ein paar Episoden der Serie nachlas und schließlich in einem schönen Kreativ-Flow dieses Werk abschloss.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“)

(FvL 48: DIE PROVOKATION)

(FvL 43: Rätsel von EWIGKEIT EINS)

(NK 54: Tödliche Entscheidung)

Anmerkung: Könnt ihr euch meinen ungläubigen Schreck vorstellen, als ich im OSM-Fragmentordner III dieses Fragment entdeckte und feststellte, dass der Ausdruck gerade einmal 11 Seiten lang war und noch aus dem Jahre 2012 stammte?

Verdammt, daran habe ich doch sehr umfänglich weiter gearbeitet! Warum habe ich das nicht ausgedruckt?“, schimpfte ich mit mir selbst.

Ich sah nach und entdeckte mit sich kräuselnden Nackenhaaren, dass das jetzi­ge Skript 85 (!) einzeilige Seiten umfasste. Und keinerlei Sicherheitsausdruck! Das ging ja gar nicht an! Also investierte ich zwei Arbeitstage, um Bagatellfeh­ler in der Episode auszubügeln und sie dann neu auszudrucken. Dabei ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass das hier der würdigste Kandidat für OSM-Band 2000 sein wird, der mutmaßlich im Frühjahr/Sommer 2021 vollendet sein dürfte, wenn ich mein gegenwärtiges Arbeitstempo beibehalte. Ein toller Ge­danke.

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“)

Anmerkung: Ich habe das wohl vor Jahren schon mal geschrieben – ein Glossar einer OSM-Serie ist nicht gleich dem Lexikon derselben. Das sind bei mir zwei grundverschiedene Dateien. Genau genommen müsste man das „Lexikon“ ei­gentlich in ein Begriffsregister umwidmen, denn das ist es recht eigentlich. Während das „Glossar“ die mehr oder minder ausführlichen Inhaltserklärungen beinhaltet und auf den Lexikonseiten (!) der Serienepisoden fußt, werden im obigen „Lexikon“ nur die Begriffe und Erstnennungen sowie die Ziffern jener Epi­soden genannt, in denen die Begriffe im Rahmen der Lexikonseiten der Episoden aufgeschlüsselt werden.

Nun, ich stellte einigermaßen konsterniert fest, dass ich auch hier mit der Erfas­sung der Begriffe im Jahre 2012 stecken geblieben war (woran man sehen kann, was mein aufkeimendes E-Book-Programm so alles an die Seite schob, es gibt da noch mehr solche Kandidaten). Das FvL-Lexikon umfasste 26 Seiten. Wer das für viel hält, hat leider zu wenig Hintergrundwissen.

Ich glich tagelang mit der aktuellen digitalen Version des Glossars der Serie ab und ergänzte handschriftlich die Änderungen auf dem alten Ausdruck des FvL-Lexikons. So wurden rasch aus ursprünglich 26 Seiten deren 33. Und dann nahm ich mich auch des Glossars an, von dem auch nur etwas mehr als 50 Seiten aus­gedruckt waren. Der aktuelle Endstand betrug aber 126 Seiten … es ist offen­kundig, dass hier längst Handeln angesagt war.

Was ich indes nicht sofort verstand, war allerdings dies: sowohl die Arbeit am Lexikon wie auch am Glossar bedurfte sehr viel Zeitinvestition, und je mehr ich mich darin vergrub, desto geschwinder raste auch die Zeit dahin, als wenn ich in einem wilden Wildwasserstrom talwärts gerissen würde, ohne es recht eigent­lich zu merken.

Und so gelangte ich äußerst rasch bis zum 31. Oktober und war völlig verdat­tert, zu entdecken, dass der Monat schon wieder rum war.

Schade eigentlich, denn ich hatte durchaus vor, FvL-Band 43 abzuschließen, an dem ich solide vorwärtsgekommen war. Das muss ich dann auf Anfang Novem­ber verschieben. Zunächst aber einmal grundlegende Ordnung in der Organisa­tionsstruktur von KONFLIKT 21 zu schaffen, an dem ich ja nun schon seit über 30 Jahren schreibe (es ist wirklich höchste Zeit, die Serie zu vollenden, zumal ich seit 2003 recht genau weiß, wie sie enden wird), das war auch eine sehr befrie­digende Erfahrung. Nur kostete es natürlich Zeit, die beiden Listen nun gescheit zu formatieren und dann neu auszudrucken. Deshalb kam ich von „Church Island“ wie von meinen E-Book-Skripten wie auch in der angepeilten Episode FvL 43: „Rätsel von EWIGKEIT EINS“ nicht weiter voran.

So ist das, wenn man im Kreativ-Flow ist … Zeit wird völlig nebensächlich, und Pläne, die man macht, sind mitunter schneller Makulatur, als man glauben mag. Doch wie dem auch immer sein mag – grundsätzlich bin ich mit der Kreativaus­beute von Oktober 2019 durchaus zufrieden. Und es sieht gut aus, dass sich die letzten beiden Monate des Jahres 2019 ähnlich positiv entwickeln werden. Bei­zeiten werdet ihr das sehen, ob meine aktuelle Prognose zutrifft.

In der nächsten Woche schicke ich euch zurück in den KONFLIKT 14 des OSM, in die Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), wo der Tod reiche Ernte im „Zeituniversum“ halten wird.

Ihr merkt, es bleibt spannend. Bleibt dabei, Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 252: Manon Lescaut

Posted Januar 22nd, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich wünschte wirklich, ich hätte diesen Roman schon gelesen, als ich noch in meinem Geschichtsstudium steckte … aber das war anno 2006, als es dann tat­sächlich zur Lektüre kam, schon ein paar Jahre beendet. Denn auf interessante Weise belebte dieser stark autobiografisch vom Verfasser, dem Abbé Prévost, geschriebene Roman meine Kenntnisse des vorrevolutionären Frankreichs im 18. Jahrhundert zu neuem Leben.

Allein das fand ich schon entzückend, und meine daraufhin angestellten biogra­fischen Recherchen waren vermutlich noch interessanter … doch das allein macht nicht den Reiz des vorliegenden Romans aus. Er ist auch darüber hinaus eine interessante Lektüre für alle, die leidenschaftliche Irrungen und Wirrungen des Herzens mögen (die, wie allein die Buchhandlungen zeigen, ein zeitloses Thema sind und bis heute ungezählten Leserinnen und Lesen gefallen).

Die abenteuerliche Geschichte der schönen, jungen Manon Lescaut und ihres Liebhabers, des Chevalier Des Grieux, gehört meiner Ansicht nach zu den unbe­dingt lesenswerten Büchern, die auch Jahrhunderte nach ihrer Abfassung wenig von ihrem Potenzial eingebüßt haben (dazu zählt übrigens meiner Ansicht nach auch unbedingt Cervantes´ „Don Quichotte“, das sogar aus dem 17. Jahrhundert stammt und das ich euch sehr ans Herz legen möchte – und zwar nicht in der reduzierten, sondern in der dreibändigen vollständigen Ausgabe!).

Bereit, ins vorrevolutionäre Frankreich einzutauchen? Dann lest weiter, Freun­de:

Manon Lescaut

(OT: L‘Histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut)

von Antoine-Francois Prévost (d’Exiles) = Abbé Prévost

Bechtermünz-Ausgabe

Augsburg 2001, 212 Seiten, geb.

Aus dem Französischen von Karl Görke

Der Ich-Erzähler dieser Rahmengeschichte ist ein ungenannter Reisender, der Anfang des 18. Jahrhunderts, mutmaßlich etwa um das Jahr 1730 in der Nähe von Evreux eine Pause macht und dabei Zeuge eines seltsamen Menschenauf­laufs wird. Als er sich erkundigt, was denn los sei, wird ihm erläutert, es sei nichts Besonderes, nur eine Gruppe von einem Dutzend Freudenmädchen, die nach Le Havre eskortiert würden, um dann gen New Orleans verschickt zu wer­den.

Was indes interessanter scheint, ist ein bildhübsches und charakterstarkes Mäd­chen, das unter den ordinären Huren offenkundig fehl am Platz zu sein scheint – und ein junger, nicht weniger hübscher Mann, der, todunglücklich in die Schöne verliebt, dem Tross folgt.

Der Reisende spendet dem armen Kerl ein wenig Geld, damit er mit seiner An­gebeteten reden kann, und danach trennen sich die Wege von Reisendem und den Verliebten. Zwei Jahre später jedoch ist der Reisende zufällig in Calais, als er überraschend meint, jenen verzweifelten jungen Mann wiederzuerkennen – und er ist es tatsächlich.

Er erkennt den edlen Spender wieder, dankt ihm und dem Himmel, und nun ist er mehr als nur bereit, ihm für die erwiesene Gnade die Geschichte seines Le­bens und seiner Angebeteten, der schönen Manon Lescaut, zu berichten. Der Großteil des Buches besteht aus den Berichten des unglückseligen Chevalier Des Grieux, der sein Lebensglück, seine Moral und sein Geld völlig aufbrauchte, allein, um seiner Geliebten zu gefallen …

Der Chevalier, gerade mit seiner Schulausbildung fertig geworden und bereit, in einen Orden einzutreten und Theologie zu studieren, trifft auf der Reise nach Paris zusammen mit seinem Freund Tiberge eine blutjunge, wunderschöne Schönheit, die von ihrem Vormund ins Kloster gesteckt werden soll. Der sehr träumerische, romantische und leidenschaftliche (und leider auch sehr naive) Chevalier Des Grieux beschließt, alle Pläne seines Vaters und alle Ratschläge sei­nes Freundes über Bord zu werfen. Er freundet sich mit der hinreißenden Ma­non Lescaut, so der Name des sechzehnjährigen Mädchens, an, und zusammen brennen sie durch. Und damit beginnt ihr dramatisches Schicksal – denn sowohl Des Grieux´ Vater als auch Manons verdorbener Bruder setzen alles daran, der beiden habhaft zu werden, der eine, um seinen Sohn auf die rechte Bahn zurückzulenken, der andere, um das Glück und die körperliche Schönheit seiner Schwester sowie die Naivität ihres jungen Liebhabers auszunutzen.

Zahllose Monate abenteuerlichster Verwicklungen und Verwirrungen schließen sich an, gewürzt mit dramatischen Vorwurfsszenen, pathetischen Dialogen, reichlich fließenden Tränenströmen und Schicksalsschlägen, aber man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es an keiner Stelle langweilig wird, dem win­dungsreichen Schicksal der beiden Verliebten zu folgen, die sich in immer grö­ßere Schwierigkeiten hineinbugsieren, bis die Liebe schließlich fast zwangsläufig Schiffbruch erleidet …

Der bürgerliche Autor des Romans, Antoine-Francois Prévost (d’Exiles), genannt Abbé Prévost, wird am 1. April 1697 in Pas-de-Calais geboren und stirbt nach ei­nem kaum minder abenteuerlichen Leben, das er überwiegend als Schriftsteller verbringt, am 23. November 1763 in Courteuil bei Chantilly. Er verfasste zahllo­se Werke, viele davon mit autobiografischem Einschlag, von denen heute wohl alleine noch dieses hier, „Manon Lescaut“, bekannt ist.

Ursprünglich für eine Jesuitenlaufbahn vorgesehen, überwarf sich Prévost 1712 mit seinem Vater (man spüre die Parallele dazu in diesem Roman!), bricht sein Theologiestudium vorzeitig ab und geht stattdessen zur Armee, um am Spani­schen Erbfolgekrieg teilzunehmen. Zwar schließt er später sein Theologiestudi­um ab, kehrt aber im Noviziat erneut den Jesuiten den Rücken (vgl. den Roman) und wird wieder Soldat. Wieder wechselt er zu den Jesuiten, dann zu den Bene­diktinern.

Zwischenzeitlich beginnt er aber bereits mit den Arbeiten an einem umfangrei­chen Roman, der in mehreren Teilen in den nächsten Jahren publiziert wird, und wer „Manon Lescaut“ gelesen hat, wird meine Ansicht teilen, dass Prévost definitiv nicht zum Mönch oder Soldaten, sondern zum Schriftsteller berufen war.

Flucht aus dem Kloster (vgl. Roman), Reise nach England, dort Antritt einer Hauslehrerstelle für einen jungen Mann, dessen Schwester er ehelichen möchte (vgl. in gewisser Weise auch hierfür den Roman), dann königliche Verfolgung durch einen Haftbefehl (lettre de cachet1), schließlich frustrierende und über­aus kostspielige Liebesereignisse mit der Haager Edelkurtisane Lenki Eckhardt (um 1731), all das verleiht dem Leben des Bürgersohns und Theologen Prévost eine so bekannte Unstetigkeit, dass es dem Wissenden leicht fällt, in der Gestalt des vom Unglück verfolgten Chevalier Des Grieux unzweifelhaft das jugendliche alter Ego des Autors wiederzuerkennen.

In der seltsamen Geschichte um die Mississippier und New Orleans, wo man den Leuten „goldene Berge“ verspricht und sie überraschend stattdessen Sumpfland vorfinden, kann man auch einiges in der spannenden, manchmal un­glaublich atemberaubenden Biografie des Schotten John Law der Kunsthistori­kerin Janet Gleeson nachlesen.2

Interessant scheint auch, dass der durchaus sehr moralisierende Stoff, der die allgemeinen Moralvorstellungen der vor der Französischen Revolution klar ge­schichteten Stände gründlich durcheinanderquirlt und teilweise doch bissig an den Pranger stellt, auch verschiedentlich Opernkomponisten zur Vertonung reizte. Genannt sei hier nur Puccinis Oper „Manon Lescaut“, 1893.

Meiner Ansicht nach lohnt der Roman sehr eine Wiederentdeckung für all jene Leser, die sich gerne ein wenig Eindruck verschaffen wollen von der allgemeine Erosion der Moral im vorrevolutionären Frankreich. Und natürlich ist er für alle Freunde gut geschriebener Literatur geeignet (über die manchmal melodrama­tischen Dialoge kann man schmunzelnd hinwegsehen). Manon Lescaut ist ein­fach ein sehr emotionaler, leidenschaftlicher Liebesroman und als solcher na­türlich ebenfalls zu lesen.

© 2006 by Uwe Lammers

Ihr merkt schon an der nicht minder leidenschaftlichen Form der Darstellung, dass ich da­mals voll und ganz in die Geschichte eingetaucht war. Vielleicht muss man dazu Historiker von Haus aus sein, aber das glaube ich eher weniger. Man braucht einfach nur eine gewisse Affinität zu dem präsentierten Stoff, und die ist, so hoffe ich, bei vielen von euch gegeben.

In der kommenden Woche geht es mal wieder in Richtung Kontrastprogramm. Wenn ihr sehr lange meinem Blog folgt, erinnert ihr euch vielleicht noch an das Sachbuch „Männer, die auf Ziegen starren“. Ja, ja, lange ist es her, ich gebe es zu.3 Aber der amerikanische Journalist Jon Ronson hat nicht nur hierüber ge­schrieben, sondern er verfasste auch ein ungeheuerliches Buch über Extremis­ten … und damit sind jetzt keine Freeclimber oder andere Bergsteiger gemeint, sondern wirklich Extremisten … außerdem geht es um Verschwörungstheorien – und mein Wort drauf, liebe Leser, das ist ein abenteuerliches Buch, das mir fast die Schuhe auszog.

Ich denke, diese Rezension solltet ihr echt nicht verpassen!

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. zu dem Leben unter der ständigen Drohung von „lettre de cachet“ auch Justus Franz Wittkop: Graf Mi­rabeau, Frankfurt am Main 1989.

2 Vgl. Janet Gleeson: Der Mann, der das Geld erfand, Wien 2001 (vgl. dazu den Rezensions-Blog 61 vom 25. Mai 2016. Hier findet sich auch ein dezidierter Verweis auf den Roman Manon Lescaut von Prévost (S. 187).

3 Vgl. dazu den Rezensions-Blog 37 vom 9. Dezember 2015.

Liebe Freunde des OSM,

der Monat Mai 2014, über den ich heute einleitend berichten möchte, war, was die „Annalen“ angeht, ein Monat der langsamen Erholung. Während meine Ge­schwister, meine Mutter und ich uns noch mit den juristischen Nachwirkungen des Todes unseres Vaters abplagten, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte, wandte ich mich zunehmend wieder dem Oki Stanwer Mythos zu. Das fiel mir umso leichter, als ich ein neues Jubiläum begehen konnte: Mit „Projekt 700.000“ (Band 24 des KONFLIKTS 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR)) schloss ich Band 1700 des OSM ab und trat in einen neuen weiteren Hunderter-Zyklus meines Lebenswerks ein.

Während die kommentierten Abschriften der KONFLIKTE 12 „Oki Stanwer – Be­zwinger des Chaos“ (BdC), 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) und 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS) weiter voran­schritten, kümmerte ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten weiter um die E-Book-Skripte. Da gelang mir zwar noch keine weitere Fertigstellung, aber ich feilte an Annalen 3: Die schamlose Frau“, an dem E-Book 18: „Gefangen auf der Dschungelwelt“, 19 „Vanshcors Flucht“, 20: „Die Macht der Liebe“ und Band 21, der nächsten Storysammlung „Ein Passagier der R.M.S. TITANIC und andere phantastische Geschichten“. Wie ihr wisst, sind diese Werke längst alle fertig und seit langen Jahren publiziert.

Ebenfalls kam ich voran in den Abschriften der Episoden des noch in Arbeit be­findlichen KONFLIKTS 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (NK). Weniger gut liefen die Versuche, verschiedene Fragmente des OSM abzuschließen. Ich ver­suchte mich hier an „Auf ewiger Mission“, „Ein zukunftsweisendes Verbre­chen“, „Eine scharf geschliffene Waffe“ und „Monsterjagd“, außerdem ging die Abschrift der „Annalen“-Story „Der Matrixschatten“ weiter.

Der Monat Juni erlebte dann die Fertigstellung von „Die schamlose Frau“ im E-Book-Format, meine Blogartikel erreichten Folge 100 (für mich damals eine recht beachtliche Zahl, lacht also nicht darüber!), und ich machte gleich mit der Bearbeitung von Annalen 4: Heiligtum der Shonta“ weiter. Auch entwickelte ich erste Gedanken zur Konzeption der nächsten E-Book-Storysammlung, da noch ohne Titel, und ich werkelte an einem E-Book-Glossar. Jenseits der allge­mein bekannten kommentierten Episodenabschriften kam ich aber nicht sehr weit voran, wiewohl ich in diesem Monat auf beachtliche 30 beendete Werke kam. Machen wir uns nichts vor – die meisten davon waren Gedichtabschriften, täuschten also mehr Masse vor, als wirklich vorhanden war.

Der Monat Juli war dann mit sagenhaften 53 Werken wirklich ein echtes High­light dieses Jahres. Unter den beendeten Werken fanden sich mit dem E-Book 18 wie 19 die ersten beiden Teile des Shookash-Zyklus. Neben den Episodenab­schriften kümmerte ich mich recht intensiv um die Fragmente „Spurensuche in Babylon“, Annalen 4“ und die nächste Storysammlung, die nun mit „Reinkar­nation und andere phantastische Geschichten“ endlich auch einen Titel erhielt (und ihr wisst natürlich sicher, dass auch dieses Werk längst publiziert ist). Ein wenig feilte ich auch an einem Shorex-Roman weiter, an „Der Feuerhort“, wor­an ich lange nicht mehr geschrieben hatte.

Ach ja, und ich machte weiter an der kommentierten Abschrift des Altskripts „Der stählerne Tod“ … aber das ist so kompliziert von der Binnenstruktur her, dass ich da bis heute noch nicht auf einen grünen Zweig gekommen bin. Be­stimmt werde ich dazu beizeiten Näheres erzählen, doch nicht hier und heute.

Mit „nur“ 34 Werken musste der August 2014 natürlich wieder ein wenig mo­derater ausfallen als der bombastische Vormonat. Das war irgendwie ein Inter­view-Monat, ansonsten stand er ganz im Bann der Episodenabschriften. Aber ich begann auch mit der Ausarbeitung des E-Books 22 „Abenteurerherz“. Been­den konnte ich in diesem Monat kein E-Book.

Das lag zweifellos auch an der generellen Zersplitterung meiner Aufmerksam­keit. Da gab es das „Erotic Empire“, das mich mit der „Kolonie Saigon II“ abdrif­ten ließ, da kümmerte ich mich um einige OSM-Glossare und versuchte halb­herzig, ältere OSM-Stories wie „Pazifisten“ oder „Quisiins letzter Fall“ zu über­arbeiten bzw. weiterzuschreiben. Und bedenkt, dass es sich dabei ja um völlig unterschiedliche Geschichtenkonfigurationen in grundverschiedenen Universen handelt – das ist also nicht mal eben ein Jetten von einer Stadt zur nächsten, sondern wir reden hier davon, dass ich das Universum, die Galaxis, die Völker UND die Protagonisten sowie deren ideologischen Hintergrund wechseln muss­te. Irgendwie begreiflich, dass beides nichts wurde.

Gedichtabschriften, Fanzineredaktionen, Jobsuche und viele andere Dinge lenk­ten mich von fokussiertem Arbeiten ab.

Eine Sache möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen, weil sie demnächst für die Folgebeiträge dieser Artikelreihe wichtig wird: Ich arbeitete seit ein paar Monaten mit meiner Mutter an einem autobiografischen Erinnerungsskript. Da ich um ihre sehr fragile Gesundheit wusste und uns die Erinnerung an den jä­hen Tod meines Vaters eine stete Warnung war, dachte ich, es sei auf diese Wei­se höchste Zeit, die flüchtigen Lebenserinnerungen meiner Mutter festzuhalten. Sie selbst war dazu nicht mehr imstande, also spielte ich Interviewer und no­tierte bei jedem Besuch in Gifhorn einiges aus ihrem Leben.

Dabei fiel mir immer mehr auf, wie sehr sie doch abbaute. Dennoch neigte ich dazu, vermutlich absolut begreiflich, die mahnenden Zeichen zu unterschätzen. Die Quittung dafür sollte ich im Jahre 2015 erhalten, deutlich vor der Zeit. Aber davon erzähle ich, wenn es soweit ist.

Für den Moment soll dies hier genügen. In der nächsten Folge der Artikelreihe werde ich etwas zum September 2014 bis zum Jahresausklang sagen, vielleicht gleite ich dann sogar schon ins Problemjahr 2015 hinüber … lasst euch davon mal überraschen.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 251: Das Geheimnis des weißen Bandes

Posted Januar 15th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

als ich vor vielen Jahren Kenntnis von diesem Buch erhielt, einem klassischen Epigonenroman um Sherlock Holmes, da war es für mich als jemand, der die Geschichten um den legendären Detektiv leidenschaftlich verschlingt und sich auch gerne die zahlreichen Verfilmungen älteren und neueren Datums davon anschaut, eigentlich ganz unvermeidlich, es zu suchen und zu Gemüte zu füh­ren.

Eine gute Entscheidung, muss ich aus dem Nachhinein konstatieren, und das sagte ich auch vor rund 8 Jahren schon, als ich das Werk dann genüsslich konsu­miert hatte. Es ist auf der einen Seite eine finstere, abgründige Geschichte, die auch – wie ich andeutete – auf heute leider immer noch gängige Negativseiten der menschlichen Gesellschaft abzielt. Auf der anderen aber hat sich Anthony Horowitz ganz in den Charme der alten Arthur Conan Doyle-Geschichten des klassischen Holmes-Kanons hineingedacht und besonders die messerscharfe Deduktion zu ihrer Geltung kommen lassen … das macht das Werk zu einem echten Leckerbissen.

Wer also Anthony Horowitz noch nicht entdeckt haben sollte, aber sich zu den Freunden des Sherlock Holmes rechnet, der lese unbedingt weiter. Das hier ist eine echte Perle:

Das Geheimnis des weißen Bandes

(OT: The House of Silk)

von Anthony Horowitz

Insel-Verlag, Hardcover

356 Seiten, 2011

Aus dem Englischen von Lutz-W. Wolff

ISBN 978-3-458-17543-8

Das Jahr ist 1890, der Monat November. London ist im Griff eines kalten Win­ters, als ein elegant gekleideter Mann die Baker Street 221b betritt …“

So bewirbt der Klappentext Anthony Horowitz´ Roman, mit dem der legendäre Detektiv Sherlock Holmes wieder die Bühne des Buchmarktes betritt, von der er, genau genommen, eigentlich niemals richtig fort gewesen ist (man denke beispielsweise nur an die zahlreichen Anthologien mit Holmes-Geschichten oder Holmes-Epigonen-Romane, die beispielsweise auch hier im Rezensions-Blog rezensiert worden sind). Natürlich ist die Latte durch mehr als hundert Jah­re literarischer Tradition hoch angelegt, und manch einer, der eine Holmes-Ge­schichte für eine leichte, spielerische Fingerübung hält, scheitert daran kläglich und blamiert sich mächtig. Horowitz hat sich deshalb die Sache auch nicht leicht gemacht, sondern acht Jahre an diesem Roman gesessen, bis er fertig wurde. Und vorab gesagt: man merkt es, im positiven Sinne.

Worum also genau geht es in diesem Roman? Sehen wir uns die Ausgangslage an:

Sherlock Holmes wohnt allein mit Mrs. Hudson in der Baker Street 221b, denn bekanntlich ist anno 1890 sein Kompagnon Dr. John Watson längst ausgezogen. Er hat Mary Marston geheiratet, eine eigene Praxis und einen eigenen Hausstand eröffnet. Und da Watson diese Geschichte zur Zeit des Ersten Weltkrieges erzählt, haben wir es hier eigentlich mit einer Geschichte in der Geschichte zu tun, was man jedoch außerhalb von Prolog und Epilog im Grunde genommen nicht merkt. Vernachlässigen wir dieses Faktum also, obwohl beide Abschnitte sehr reizvolle Gedanken enthalten.

Watson hält sich bei Holmes auf, weil er ihm telegrafiert hat, dass er gern für ein paar Tage sein altes Zimmer beziehen wolle. Holmes gibt ihm natürlich gern Obdach, und damit fängt die Geschichte an – mit einer unnachahmlich schönen Darbietung von Holmes´ phantastischer Deduktion. Lauschen wir kurz dem An­fang des ersten Kapitels:

Die Grippe ist unangenehm“, sagte Sherlock Holmes. „Aber Sie haben vollkom­men recht: Mit der Hilfe Ihrer Gemahlin wird das Kind schnell wieder zu Kräften kommen.“

Das hoffe ich sehr“, erwiderte ich, dann hielt ich inne und starrte ihn mit aufge­rissenen Augen an. Ich hatte meine Tasse schon zum Mund geführt, aber jetzt stellte ich sie so abrupt wieder hin, dass der Tee fast herausgeschwappt wäre.

Aber jetzt haben Sie wirklich Gedanken gelesen!“, rief ich. „Wie, um Himmels willen, haben Sie das gemacht, Holmes? Ich schwöre, ich habe weder über das Kind noch über seine Krankheit auch nur ein Wort verloren. Sie wissen, dass meine Frau verreist ist – das konnten Sie vermutlich daraus schließen, dass ich hier anwesend bin. Aber ich habe keinerlei Gründe für ihre Abwesenheit ge­nannt, und ich denke, auch mit meinem Verhalten habe ich Ihnen keinerlei Hin­weis darauf gegeben.“

Nun, es genügt die lächelnde Andeutung darauf, dass Holmes natürlich all seine Bemerkungen von eben kurz darauf kristallklar belegt und sogar noch einiges mehr über Watsons Verhältnisse: dass er vom Bahnhof gekommen ist, in großer Eile von daheim aufgebrochen ist, den Zug dennoch verpasste und gegenwärtig kein Hausmädchen besitzt … es gibt noch einige mehr solcher Szenen im Buch, besonders die beim Pfandleiher ist einfach wunderbar. Aber das ist halt die ver­gnügliche, charmante Seite des Buches. Als der Ernst des Lebens anfängt, ist es mit dem Witz für Holmes und Watson rasch vorbei, auch wenn alles zunächst nach einem routinemäßigen Fall ausschaut.

Sie bekommen Besuch von einem Galeristen aus Wimbledon, der sehr verstört wirkt und dafür auch allen Grund hat. Edmund Carstairs, ein eleganter Mann um die Mitte Dreißig, fühlt sich verfolgt und bedroht und bittet um Hilfe. Er hat eine sehr klare Vorstellung, wer ihn verfolgt und aus welchem Grund – er hat bei einem Kunstwerktransfer nach Amerika mitgewirkt, den Transport der Kunstwerke selbst aber nicht begleitet. Die Kunstwerke wurden bei einem Überfall einer irischstämmigen Banditentruppe, der Flat Cap Gang, in Amerika zerstört, woraufhin Carstairs zu dem Mäzen Stillman, der die Bilder eigentlich hatte erhalten sollen, reiste und sich an Stillmans Versuch beteiligte, die Gang für die dreiste Zerstörung zur Rechenschaft zu ziehen.

Bei der erfolgenden Polizeiaktion, die die Detektei Pinkerton ermöglicht, starb fast die gesamte Bande, doch einer von ihnen entkam – Keelan O’Donaghue, Zwillingsbruder des Bandenführers, und erfüllt von einem unstillbaren Hass. Ihm fiel bald darauf der Mäzen Stillman zum Opfer, dann verschwand er spur­los … und tauchte schließlich in England auf, um offensichtlich nun auch Car­stairs´ Leben zu bedrohen. Allerdings auf seltsame Weise: er zeigt sich mehrfach deutlich sichtbar, will laut einer schriftlichen Botschaft mit ihm sprechen, kommt aber nicht zum verabredeten Treffen.

Carstairs kann den Verbrecher gut beschreiben, obwohl er ihn in den Staaten selbst nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen hat. Aber dass seltsame Dinge in seinem Umfeld passieren, ist nicht zu leugnen. Einen Tag nach dem Besuch bei Holmes wird in Ridgeway Hall, Carstairs´ Haus in Wimbledon, eingebrochen und der Safe geöffnet. Geld und ein Schmuckstück verschwinden dabei spurlos. Ein Schmuckstück, das seiner Mutter gehört hat. Einer Frau also, die vor einigen Monaten überraschend verstarb – offensichtlich durch einen Unfall mit dem Gasofen. Andere munkeln von Selbstmord.

Als Holmes und Watson Ridgeway Hall besuchen, stoßen sie unvermeidlich mit Carstairs schöner, junger Frau Catherine zusammen, aber auch mit Carstairs´ unverheirateter Schwester Eliza, die der festen Ansicht ist, Catherine würde Un­glück über das Haus bringen. Die Hausbediensteten, die Holmes verhört, erwei­sen sich offensichtlich als keine große Hilfe. Aber das Schmuckstück scheint Hol­mes eine Spur wert zu sein. Er setzt seine Baker Street Irregulars darauf an und hat keine Ahnung, dass das zur Katastrophe führt. Darauf deutet ja auch noch nichts hin.

In der Tat findet einer der Jungs, Ross Dixon, ein Hotel, in dem der Mann, auf den die Beschreibung passt, abgestiegen ist. Aber als der Detektiv und Watson dort eintreffen, finden sie den Fremden ermordet vor. Kurz darauf verschwindet Ross Dixon spurlos. Nun fängt Holmes sich an, Vorwürfe zu machen, und er sucht jetzt zugleich nach einem anonymen, rätselhaften Mörder und nach dem verschwundenen Jungen. Zunächst fahndet er nach Ross´ Herkunft und gelangt zur Chorley Grange School for Boys, geleitet von Reverend Fitzsimmons und sei­ner Frau. Ja, sie erinnern sich an Ross, den sie als aggressiven Taugenichts und undankbares Waisenkind charakterisieren, mit Hang zum Diebstahl. Sie wissen nichts von seinem Verbleib.

Stattdessen findet Holmes bald darauf Ross´ Schwester Sally, die ihn verstört und durchweg aggressiv fragt, ob er vom „House of Silk“ käme. Dann verwun­det sie Watson und verschwindet fluchtartig. Und wenig später wird die übel zugerichtete Leiche des jungen Ross gefunden – um sein Handgelenk ein weißes Seidenband.

Eine eindeutige Warnung – und zugleich ein Zeichen, das Holmes fast rot sehen lässt, denn nicht zuletzt hat ihn Inspektor Lestrade davor gewarnt, Kinder in sei­ne gefährlichen Ermittlungen hineinzuziehen. Ross´ Tod, so sieht er es, ist ein­deutig darauf zurückzuführen.

Nun hat Holmes eine weitere Fährte, die ihn zum rätselhaften „House of Silk“ lenkt … ein Haus indes, um das eine Mauer des Schweigens gewoben wird, die bis in höchste Regierungskreise reicht. Handelt es sich dabei tatsächlich, wie der drogensüchtige Henderson Holmes erzählt, um ein Unterweltsyndikat, das England mit Opium überschwemmen will? Oder ist da noch etwas völlig ande­res im Spiel?

Watson ist jedenfalls verwirrt – und bald auch völlig verstört. Trifft er doch sei­nen alten Freund Holmes wenig später ganz benommen hinter einer Opium­kneipe an, die rauchende Waffe noch in der Hand, und vor ihm niedergestreckt die arme Sally Dixon. Holmes wird an Ort und Stelle von Inspektor Harriman verhaftet, und damit scheint die offensichtlich tödliche Suche nach dem „House of Silk“ schon beendet zu sein, ehe es überhaupt gefunden wurde. Nicht einmal sein Bruder Mycroft Holmes kann ihm nun mehr helfen.

Doch leider ist das alles erst der Anfang. Und das Intrigennetz, in das Sherlock Holmes eingesponnen worden ist, soll ihn ein für allemal mundtot machen. Denn das Geheimnis, dem er auf der Spur ist, ist so ungeheuerlich, dass nie­mand, der davon Kenntnis hat, jemals darüber spricht …

Es empfiehlt sich, den Roman genüsslich und langsam zu lesen. Das aus zwei Gründen: erstens ist es einfach ein phantastisches Lesevergnügen, zum zweiten gibt es in Horowitz´ Text so viele kleine, raffinierte Andeutungen zu entdecken, die auf den Kanon der Holmes-Geschichten zielen und wieder zurückverweisen, dass es eine Wonne ist, sich grübelnd und knobelnd durch die Seiten zu knab­bern und zu schauen, wohin sich die Entwicklungen biegen und wenden. Denn auf den ersten Blick scheinen es, wie Watson anfangs auch sagte, zwei vollkom­men unterschiedliche Fälle zu sein, die nur durch den blanken Zufall zusammen­hängen. Der rätselhafte Keelan O’Donaghue und das „House of Silk“ scheinen nichts miteinander zu tun zu haben.

Dies ist eine gründliche und letzten Endes schreckliche Täuschung, und es gibt mehrere von dieser Sorte darin. Es geht um Perversionen, Erpressung, Mord, Folter, Rache und ähnliches, und ja, es ist ein richtiger Sumpf, durch den Holmes und Watson da waten.

Allerdings gibt es einen kleinen Wermutstropfen in der Darstellung. Es geht nämlich mitnichten um „eine Verschwörung, die sie in Konflikt mit hoch stehen­den Persönlichkeiten bringen wird“, wie der Klappentext suggeriert. Es gibt kei­ne Verschwörung. Es gibt ein finsteres, widerwärtiges Geheimnis, ja, und das wird mit den scheußlichsten Mitteln bewahrt. Das nimmt dem Buch aber nichts von seinem manchmal beklemmenden, meist aber einfach schillernden Charme. Arthur Conan Doyle wäre entzückt, denke ich, dieses Buch zu lesen – auch wenn er das Thema selbst zweifellos mit einer Kneifzange nicht angefasst und auch sicherlich keine Zeile darüber geschrieben hätte. Es ist wirklich widerlich. Aber leider gibt es dergleichen auch heute noch. Und insofern kann man das Buch auch als Mahnung an die Gegenwart lesen, mit solchen Missständen rigoros auf gesetzliche Weise aufzuräumen.

Und darüber hinaus ist Horowitz einfach ein schönes, außerordentlich packen­des Buch gelungen. Hut ab! Lest es, Freunde!

© 2012 by Uwe Lammers

Man mag vielleicht jetzt denken, dass ich zu viel des Inhalts verraten hätte … doch vertraut mir, Freunde, das ist nicht der Fall, und das Buch enthält soviel mehr, dass es die Lektüre nach wie vor lohnt.

In der kommenden Woche kümmere ich mich wieder mal um einen Klassiker der Literatur, den ich erst recht spät lesend kennen lernte, aber dann wohlwol­lend besprach. Schaut es euch einfach mal in Bälde an.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

vor sechs Wochen erreichte ich mit der Darstellung des Monats Juni 2017 den Hochsommer dieses Jahres und damit fast den Schluss meiner Beschäftigungs­zeit an der Technischen Universität Braunschweig. Ich litt zunehmend unter ei­ner kreativen Balancestörung, die sich im Verein mit meiner sich stetig verknap­penden Zeit entschieden irritierend auf mein E-Book-Programm ausgewirkt hat­te. Heute möchte ich vom Schlussakkord dieser Beschäftigung berichten und davon, was sich in diesem Umfeld bei mir beruflich, kreativ und gesundheitlich abspielte. Um es vorauszuschicken: es war nicht sonderlich angenehm.

Der Monat Juli 2017 schloss mit 17 fertigen kreativen Werken, von denen wie in den vergangenen Monaten wieder viele Blogartikel waren (8). Weitere entfielen auf Rezensionen und eine Fanzine-Redaktion (BWA 407) (4). Das kreative High­light war die fertig gestellte Abschrift der OSM-Story „Der Herr der Schwarzen Berge“ (8. Juli), aber sonst kam ich kaum wirklich vom Fleck. Die Luft war raus, könnte man sagen. Man sieht das auch deutlich an den „eingeklammerten“ Werken in dieser monatlichen Storyübersicht, also den weiter bearbeiteten Ge­schichten, die ich aber nicht abzuschließen vermochte. Es gibt hier 27 (!) Einträ­ge. Ich denke, das spricht schon Bände.

Woran arbeitete ich besonders? Da gab es OSM-Werke wie „Insel der Wollust“, „Die Totenköpfe 2: Durch die Ruinenwelten“ (was ja nahe lag, da zeitgleich der erste Band dieses Romanzyklus, „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“ im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) in Etappen abgedruckt wurde. Auch feilte ich etwas an „Das Rätsel von Garos“, am Glossar des KONFLIKTS 12 „Oki Stan­wer – Bezwinger des Chaos“ und machte mit der Abschrift des BUCHES „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ weiter.

Als Gegengewicht fungierte der Archipel. Hier konnte ich zwar keinerlei Werke abschließen, aber ich nahm mir zahlreiche Fragmente vor, bei denen ich Aktua­lisierungen schaffte bzw. weitere Aspekte hinzufügte. Zu nennen sind hier ins­besondere die Werke „Brigitta“, „Die Suyenka“, „Veronica“, „Sarittas Hilflosig­keit“, „Das Geheimnis des Vungash“, „Auf und nieder“ und „Julianna“. Und als dritter Pol gesellte sich dann noch das „Erotic Empire“ hinzu, wo ich an den Fragmenten „Justine und Maximilian“ (das ich jetzt einfach mal in die Frühzeit des Erotic Empire eingemeinde), „Die Kolonie Saigon II“, „Brittanys Abenteuer“, „Die Safi“ und „Kay auf Tarragon“ schrieb.

Alles in allem ein wilder Gemischtwarenladen, wie ich sagen muss. Es war wirk­lich unvermeidlich, weil ich zunehmend tödlich erschöpft war. Hinzu kam dann zum Monatsende, dass ich mein Büro an der TU Braunschweig zu räumen hatte, weil mein befristeter Vertrag auslief. Ich tat das mit einem weinenden und ei­nem lachenden Auge.

Zum einen hatte mir diese Anstellung sehr viel gegeben, tolle neue Inputs, die Möglichkeit, unbekannte Archive zu bereisen, mit Wissenschaftskollegen auf unbekannten Feldern zusammenzuarbeiten … das zu verlieren, war bedauer­lich. Alles andere wäre unaufrichtig konstatiert. Auf der anderen Seite stellte ich aber zunehmend fest, dass mich diese Vollzeitstelle zu stark forderte, zu sehr von der notwendigen inneren Balance wegführte, die ich so dringend benötig­te. Insofern empfand ich auch durchaus eine gewisse Erleichterung, dass ich mich nun etwas von dieser anspruchsvollen Beschäftigung erholen konnte.

Konnte ich ahnen, dass ich dafür mehr als zwei Jahre Zeit bekommen würde? Nein, natürlich nicht. Natürlich war ich Ausfallzeiten für die Rente gewohnt, das war seit 2002 sozusagen ein ständiger Wegbegleiter … aber so lange Ausfallzei­ten kannte ich denn doch nicht.

Außerdem nahm ich ja zuversichtlich an, dass ich schon buchstäblich am nächs­ten Tag, nämlich am 1. August 2017, Gelegenheit finden würde, eine neue Be­schäftigung anzubahnen. Und es sah ja vordergründig auch alles gut aus: Ich wusste von einer Jobmesse, die in der Braunschweiger Stadthalle stattfinden würde, just an diesem Wochenende. Und an der nahm ich dann auch prompt teil. Natürlich mit der impliziten Hoffnung, hier neue Berufskontakte für eine Nachfolgebeschäftigung zu bekommen.

Was ich stattdessen allerdings erhielt, waren zwar interessante Gespräche, aber ich fing mir just auf dieser Veranstaltung auch einen hartnäckigen, überaus läs­tigen und unglaublich schnell intensiv ausbrechenden Erkältungsvirus ein, der mich für Wochen völlig plättete.

Heute ist mir natürlich ziemlich klar, worum es sich dabei handelte. Aber wie ich letztens schon andeutete – ich hatte von so etwas eigentlich immer nur gehört und für eine Art von urbaner Legende gehalten. Es war ein Phänomen, wie es häufig gestresste Arbeitnehmer trifft, z. B. dann, wenn sie nach Abschluss eines Projekts in Urlaub gehen können, den sie sich redlich verdient haben. Nicht sel­ten erfolgt dann nämlich ein massiver gesundheitlicher Einbruch, der ihnen den Urlaub gründlich versaut, um es mal drastisch auszudrücken.

Mir erging es nun nach Monaten angestrengten Arbeitens ganz genauso. Mein Geist hatte mich gewissermaßen bis zum Ende der Beschäftigung noch bei der Stange gehalten und dazu unterbewusst genötigt, keine Schwäche zu zeigen. Nun aber, wo die Notwendigkeit wegfiel, nach außen „Stärke zu zeigen“, sagte sich mein Organismus: lehn dich zurück, relaxe, klapp mal einfach zusammen. Und dann kam dieser hartnäckige Erkältungsvirus hinzu, dem ich sonst vermut­lich mühelos standgehalten hätte.

Tja, und es haute mich um. Das war, vorsichtig gesagt, unschön.

Es haute mich, genau genommen, so sehr um, dass ich geschlagene anderthalb Monate mit den Symptomen zu kämpfen hatte. Ihr könnt euch gut denken, dass mir das alles überhaupt nicht ins Konzept passte. Ich hatte einen ganz wichtigen Grund, warum ich dringend bis Mitte September spätestens wieder auf den Bei­nen sein wollte – und das war meine Teilnahme am diesjährigen 87. Deutschen Archivtag vom 27.-29. September 2017, der unter dem Motto „Massenakten – Massendaten. Rationalisierung und Automatisierung im Archiv“ stand. Ein The­ma, das mich sehr interessierte.

Aber ich sehe schon, ich muss noch etwas ausholen, ehe ihr die Bedeutung des­sen in voller Konsequenz versteht, was nun folgt.

Ich hatte schon vor Monaten in die Wege geleitet, dass ich am diesjährigen Ar­chivtag des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA), in dem ich seit Jahren Mitglied bin, teilnehmen konnte.

Ich nehme an, den meisten von euch sagen weder der VdA noch die Archivtage etwas, deshalb lasst mich da ein kleines bisschen ausholen. Der VdA veranstal­tet seit inzwischen 89 Jahren Archivtage an wechselnden Standorten, seit 1990 zunehmend auch in den neuen Bundesländern. Abgesehen von Vorträgen wird dann auf einer Informationsmesse (Archivistika) Firmen für Archivzubehör Gele­genheit geboten, Neuheiten vorzustellen, etwa neue Programme und Archivequipment, man kann sich mit Fachleuten über archivtechnische Probleme aus­tauschen, Kontakte knüpfen und horchen, was im Kollegenkreis so an Projekten angedacht und geplant wird.

Ich hatte immer schon seit meinem Beitritt zum VdA vor gut 10 Jahren das In­teresse, an einem solchen Archivtag teilzunehmen. Im Rahmen meiner universi­tären Beschäftigung gelang mir das 2016 beim Archivtag in Koblenz, den ich in sehr anregender Erinnerung hatte. Der Archivtag 2017 sollte nun in unserer di­rekten Nähe stattfinden, nämlich in Wolfsburg, keine 30 Kilometer von meinem Wohnort entfernt, beginnend am 27. September.

Noch besser ging es überhaupt nicht, dachte ich, und grundsätzlich hatte ich Recht. Ich machte mich also am 27. September planmäßig auf den Weg nach Wolfsburg, wo in der dortigen Stadthalle der Archivtag stattfand. Und, ver­dammt, es ging mir überhaupt nicht gut, immer noch nicht. Ich hatte keine Kon­dition, unterschätzte die Wegdistanz vom Bahnhof zur Stadthalle krass, und der Hals kratzte und kratzte, die Nase lief … kurzum, es war nicht wirklich witzig.

Am nächsten Tag der Veranstaltung ging es mir dann so dreckig, dass ich tat­sächlich mittendrin fast kollabierte und mir realistisch sagen musste: So kann das nicht funktionieren. Ich halte das einfach nicht durch. Darum endete dieser Archivtag für mich auf desaströse Weise bereits am zweiten Tag, an dem ich vorzeitig den Veranstaltungsort verließ, um nach Braunschweig zurückzukehren.

Ach, verdammt, was war das für eine Blamage – ich hatte mir alles so schön vorgestellt, sowohl Anfang August mit der Jobmesse als auch Ende September mit dem Archivtag, und statt dort positiv erfolgreich Weichen für die Zukunft zu stellen, schwächelte ich sowohl hier wie dort und kam auf absolut keinen grü­nen Zweig.

Das war echt nicht mehr witzig.

Soviel zu meinem beruflichen und privaten Befinden. Wie hat sich das daneben im August und September 2017 kreativ ausgewirkt? Sehr eigenartig.

Im August kam ich auf 17 fertige Werke, von denen 8 auf Blogartikel entfielen (u. a. Blogartikel 250), zwei auf Neuformatierung von Folgen für „Die Totenköp­fe 1: Die Alte Armee“ für BWA. Und das mit weitem Abstand faszinierendste Er­gebnis dieses Monats war die Finalkonzeption von KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR). Ich wusste schon seit Monaten, dass ich hier konzeptio­nell dicht vor dem Abschluss stand, aber es musste August 2017 werden, um die Episoden bis Band 43 „Die Klippe des Schicksals“ fertig zu konzipieren. Seit­her weiß ich, wie viele Episoden diese Serie noch hat und auch in etwa, wohin genau sie steuert. Vielleicht ist das kein Zufall, dass meine Gedanken auf diese Weise gerade in der ersten Augustwoche hochkochten, als es mir gesundheit­lich so übel ging.

Der September führte dann zu einer zunehmenden gesundheitlichen Verbesse­rung (wenngleich nicht hinreichend, um gegen Monatsende den Archivtag sta­bil durchzustehen, leider. Er hatte insgesamt 32 abgeschlossene Werke im Ge­folge. Damit hatte ich sozusagen die ermattende Talsohle des Monats August durchschritten, mich kreativ wieder ein wenig regeneriert, und ich stürzte mich mit neuer Energie in abzuschließende Projekte.

Zu den fertigen Werken in diesem Monat gehörten 11 Blogartikel, desselben 10 Rezensionen. Aber eben auch zwei weitere Teile der „Alten Armee“, ein Nach­ruf, die Überarbeitung der Non-OSM-Story „Sexdrohne“, die im darauf folgen­den Jahr in der Print-Storysammlung „Grey Edition 12: Lustvoller Schrecken“ des Terranischen Clubs Eden (TCE) veröffentlicht werden sollte. Mit „Sherlock #6“ konnte ich einen Beitrag für FAN (Futurian Amateur News) kreieren und am 24. September den Erotic Empire-Roman „Justine und Maximilian“ endlich fer­tig digitalisieren.

Sonst nahmen digitalisierte und kommentierte OSM-Episoden breiten Raum ein. Ich war bei KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS) immerhin schon bis kurz vor Band 100 vorgestoßen, und mit IR 30 „Der letzte Flug der STERN VON ALLKOOM“ konnte ich eine neue Episode des OSM vollenden.

Eine weitere OSM-Geschichte wurde weiter nachgefeilt, nämlich „Rilaans Ge­schichte“, die ebenfalls in KONFLIKT 4 spielte. Daneben nahmen Fragmente des Erotic Empire breiten Raum ein, dieses Mal „Die Eigentums-Lösung“, „Lynnes Vertrag“, „Alexandra: Ein Gast auf den Inseln“ und „Saskia und die Nomaden“. Und mit „Wandlungen“ machte ich eine kleine Stippvisite im Archipel.

Alles in allem war das Fazit dieses Monate wieder mal recht durchwachsen, aber da meine Gesundheit sich zunehmend nun berappelte, hoffte ich zuver­sichtlich, in den letzten Monaten des Jahres noch mal richtig Schwung holen zu können, um lange ausstehende Werke (nicht zuletzt E-Books) voranzutreiben.

Ob es dazu dann auch wirklich kam, das erzähle ich euch im nächsten Abschnitt meiner Kreativ-Biografie, mit der ich dann den Oktober 2017 erreiche.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 250: Das Pimpernell-Komplott (3)

Posted Januar 8th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wirklich gelungene Zeitreiseromane sind tatsächlich recht selten, und solche, in denen die Genres miteinander geschickt vermischt werden, um den Leser gründlich aufs Glatteis zu führen, noch mehr. Ich möchte mal behaupten, selbst wenn die Lektüre des vorliegenden Romans schon mehr als fünfzehn Jahre zu­rückliegt, dass Leser, die sich für die moderne BBC-Serie Sherlock mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman begeistern können, hier ganz in ihrem Stoff wären.

Tatsächlich erweisen sich die „Time Wars“-Bände von Simon Hawke als so raffi­niert gestrickte, doppelbödige und intrigante Alpträume, dass man sich echt wundern muss, warum daraus überhaupt wieder jemand lebend auftaucht. Langweilig oder durchsichtig wird es dabei so gar nicht – aber der Kopf des Le­sers raucht gelegentlich ordentlich. Wer solche intellektuellen Leseabenteuer schätzt, in denen auch reichlich intrigiert, geschossen und gemordet wird, ist hier echt vollkommen am rechten Platz.

Ich glaube, damit habe ich genug gesagt. Vorhang auf für eine Reise in die bluti­ge Hochzeit der Französischen Revolution und die Herrschaft des „Terreurs“:

Das Pimpernell-Komplott

(OT: The Pimpernel Plot)

von Simon Hawke

TIMEWARS Band 3

Bastei 23175

288 Seiten, TB, April 1996

Übersetzt von Bernd Kling und Axel Merz

ISBN 3-404-23175-9

 

Man schreibt den September des Jahres 1792. Die Französische Revolution tritt in die blutige Phase ihrer Existenz ein, und die so genannten „Septembermor­de“ unter den Adeligen des Landes beginnen. Die Bürgerkomitees unter der Aufsicht von George Jacques Danton haben den König Ludwig XVI. gefangen ge­nommen und fangen nun an, die Blaublütigen zu inhaftieren und sie sukzessive der Guillotine zuzuliefern, die bald täglich in Aktion ist.

In dieser Lage grassiert unter den Vermögenden Frankreichs und insbesondere in Paris eine überaus verständliche Furcht, und jeder versucht, sich aus dem Land zu retten, so gut es möglich ist, und sei es auch in Verkleidung.

Bei einem Zwischenfall an einem Stadttor von Paris kommt es dabei zu einem Schusswechsel. Eine französische Aristokratin, Marguerite St. Just, verheiratet mit dem britischen Lord Sir Percy Blakeney, wird hier angeschossen, ihr Mann von Pferden zu Tode getrampelt. Außerdem kommt der Verursacher des Wirr­warrs, ein Mann namens Alex Corderro zu Tode.

Auf den ersten Blick nur ein Drama, das sich in diesen Tagen oft ereignen mag.

Auf den zweiten Blick eine temporale Katastrophe – denn Corderro ist Rekrut in den Zeitkriegen und entstammt dem 27. Jahrhundert. Und Blakeneys Karriere ist zu Ende, bevor sie begonnen hat. Ein Regulierungsteam aus der Zukunft muss nun einschreiten und die menschliche Geschichte manipulieren.

Im 27. Jahrhundert hat die Menschheit die Möglichkeit gefunden, dank der ge­nialen Vorarbeiten des Wissenschaftlers Mensinger, in der Zeit zu reisen und hier die Brennpunkte der menschlichen Geschichte zu stabilisieren. Konzerne und Länder der Gegenwart im 27. Jahrhundert tragen ihre Konflikte in Form von Beteiligungen an historischen Schlachten aus, und es existiert ein Schiedsrich­ter- und Beobachterkorps, das diese Geschehnisse zu überwachen hat. Ausge­wählte Männer der Zukunft werden ausgebildet und auf Zeit verpflichtet, um in die Vergangenheit zu „zeiten“ und hier Rollen zu übernehmen und gegebenen­falls Geschehnisse in richtige Bahnen zu lenken. Zwei von ihnen sind die Haupt­handlungsträger Lucas Priest und sein Freund Finn Delaney, die erst vor kurzem ein haarsträubendes Abenteuer in der Vergangenheit hinter sich gebracht ha­ben:1

Im 17. Jahrhundert gelang es den beiden Agenten gerade noch, die größte aller denkbaren Katastrophen zu umschiffen, die man sich überhaupt vorstellen kann: eine Teilung des Zeitstromes. Eine Gruppe abtrünniger Zeitagenten, die von irgendwo aus der Vergangenheit heraus operieren und sich „Zeitwächter“ nennen, war dabei, die Zeit gravierend zu verändern. Verschlimmert wurde die­ser Sachverhalt durch die Tatsache, dass Priests und Delaneys Helfer vom Zeit-Nachrichtendienst (ZND) unter dem Chefagenten „Mungo“ sich eine Art von Privatkrieg mit den Zeitwächtern lieferten.

Erst durch das Eingreifen der jungen Andre de la Croix, einer Frau, die eigentlich aus dem 13. Jahrhundert kam2, gelang das Ausschalten der Zeitwächter und das Einfangen des offenbar völlig durchgedrehten Agenten Mungo. Andre, die sich inzwischen Andre Cross nennt, wurde bei dieser Gelegenheit der Aufnahme ins Zeitkorps für würdig befunden und wechselte auf Lucas´ und Finns Seite.

Diesmal werden Lucas und seine Gefährten auf ein besonderes Problem ange­setzt, das anfangs ganz routinemäßig aussieht: Sie sollen zurückgehen unmittel­bar hinter den Moment des Unfalls mit Sir Blakeney, wo Operateure inzwischen Marguerite Blakeney wieder versorgt haben. Finn hat Blakeneys Stelle einzu­nehmen, Andre und Lucas sollen ihm bei der Aufgabe assistieren, die der Adeli­ge hat.

Blakeney ist, was sonst kaum jemand ahnt, auch seine eigene Frau nicht, ein Mann mit einem Doppelleben. Während er nach außen einen eher dümmlichen und seiner Frau gegenüber recht abweisenden Ehemann spielt, versucht er zu­gleich, französische Adelige aus Frankreich nach England zu schmuggeln. Dafür bedient er sich des Tarnnamens „Scarlett Pimpernell“.

Nun könnte das immer noch eine recht einfache Geschichte sein. Leider ist Marguerite überzeugte Republikanerin (also Gegnerin des französischen Adels) und hat bereits eine Familie ans Richtbeil ausgeliefert; und zum zweiten verliebt sich Finn unsterblich in sie (er darf es aber, seiner Rolle gemäß, nicht zeigen). Und als ob das noch nicht genügen würde, erfahren sie auch noch, dass der Agent Mungo aus dem vergangenen Einsatz, dessen Karriere Lucas und Finn rui­niert haben, aus unerklärlichen Gründen wieder in die Vergangenheit geschickt wurde und nun IHR Kontaktoffizier ist. Bald scheint es, dass Mungo jede er­denkliche Möglichkeit wahrnimmt, um die beiden Agenten zu blamieren und ihren Ruf zu ruinieren.

So wenigstens sieht es aus. Aber leider ist das nur die Oberfläche, und die Wahrheit ist noch viel schlimmer und verstörender, als sie alle ahnen können …

Simon Hawke hat es mit diesem Roman erneut geschafft, ein anfangs ganz rou­tinemäßiges Abenteuer auf solche psychotischen Abwege zu bringen, dass dem Leser angst und bange dabei werden kann. Ist es schon verwirrend genug, mit Zeitreisen zu jonglieren, verharrt er nicht hierbei, sondern mischt – wie schon im vergangenen Roman – diese Problematik mit der Geheimdienstpsychose, die bald so ausgeprägt ist, dass der Leser Gespenster zu sehen und jedem zu miss­trauen beginnt (allerdings nicht genug, wie man am Ende weiß!).

Genau diese Mischung macht den Roman jedoch auch lesenswert. Im Vergleich zu den ersten beiden Bänden der Serie ist diese Geschichte relativ arm an De­tails, was vermutlich daran liegt, dass er sich hier auf eine m. E. nicht-reale Figur stützt (ich konnte Blakeney und Pimpernell in Lexika zu der Zeit nicht finden). Er schreibt ja an einer Stelle des Buches selbst, dass manche Dinge, die als Fiktion gelten, hier durch „Zeitnachprüfung“ zu wirklichen Fakten werden (nur so kann er beispielsweise in Band 2 d’Artagnan und die Musketiere als reale Personen behandeln). Außerdem erschwert es das ständige Hin- und Herpendeln von Frankreich nach England, sich an einem Schauplatz fest und intensiv zu verankern.

Dennoch hat er eine Reihe von erstaunlichen Bonmots zu bieten. Einen jugend­lichen Mörder und späteren Piraten gefällig? Bitte, findet sich hier. Zeitgespens­ter? Bitte sehr, ebenfalls vorhanden. Paranoia? Reichlich. Sich entwickelnde Handlungspersonen: ebenfalls. Und auch dann, wenn man denkt, das Ende sei voraussehbar, eine vollständige Kehrtwendung mit ziemlichem Knall. Wow, sagt sich der beeindruckte Leser.

Konsequenz: die Geschichte geht zwar gemächlich los, aber wer die ersten bei­den Bände der Serie gelesen hat, wird rasch wieder drin sein und sich gewiss nicht langweilen. Und die letzten 80 Seiten kann man das Buch gar nicht mehr weglegen. Guter Stoff!

© 2003/2018 by Uwe Lammers

Tja, was soll ich dazu noch mehr sagen?

Wie jetzt, ihr habt für den Teil 250 meines Rezensions-Blogs etwas sehr Beson­deres erwartet? Das tut mir leid, euch da ein wenig enttäuscht zu haben, aber es gelingt einfach nicht immer, so etwas zu organisieren. Da ich mich außerdem gerade in der Besprechung eines Mehrteilers in relativ klar festgelegten Abstän­den befand, rumpelte gerade diese Rezension in Position 250 des Blogs.

Macht nicht so lange Gesichter, Freunde. In der kommenden Woche gibt es hier das nächste Schmankerl, in dem ihr dem legendären beratenden Detektiv aus der 221B-Baker Street begegnen werdet. Sherlock Holmes durchlebt seine Aben­teuer ja unabhängig von Sir Arthur Conan Doyle, womit wieder einmal schla­gend bewiesen wäre, dass Romanfiguren den Tod ihres Schöpfers mitunter mü­helos überleben können – wohingegen gerade Holmes belegt, dass der umge­kehrte Fall leicht fehlschlägt.

Mehr zu Sherlock Holmes also in der kommenden Woche.

Bis dann, meine Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. „Die Richelieu-Intrige“, Bastei 23171 (siehe dazu den Rezensions-Blog 245 vom 4. Dezember 2019).

2 Vgl. „Das Ivanhoe-Gambit“, Bastei 13166 (siehe dazu den Rezensions-Blog 241 vom 6. November 2019).

Wochen-Blog 357: Legendäre Schauplätze 16: Pholyar

Posted Januar 5th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es bringt so seine Schwierigkeiten mit sich, auch im Oki Stanwer Mythos und demzufolge in meinem Blog, wenn eine Artikelreihe alphabetisch aufgebaut ist. So ist es denn auch mit dieser Artikelreihe, in der ich etwas über „legendäre Schauplätze“ des OSM sage, die ihr zumeist noch nicht kennt. Ich meine, ich habe da einen gewissen Standortvorteil – der resultiert schlicht aus gegenwär­tig 1935 OSM-Werken, die abgeschlossen sind und die sich monatlich weiter hochzählen. Vom nächsten „Quasi-Jubiläum“, dem Band 1950, bin ich nicht mehr sehr weit entfernt, er wird irgendwo in den ersten vier Monaten des Jah­res 2020 liegen, wie ich zuversichtlich annehme.

Nachdem ich euch im vergangenen Teil dieser Artikelreihe wirklich sehr viel er­zählt habe, kann ich mich dieses Mal recht knapp fassen. Das liegt einfach in der Natur der Sache – als ich diese alphabetische Gliederung entwickelte, ging ich zuversichtlich davon aus, dass von der E-Book-Reihe „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ schon zwei, vielleicht sogar drei Bände zum gegenwärtigen Zeit­punkt vorliegen würden. Und der Ausgangspunkt dieser Serie ist bekanntlich die Kleingalaxis Pholyar im direkten Halo der Grünen Galaxis Bytharg.

Dummerweise ist aktuell aber nur der erste Band erschienen, und damit sind natürlich sehr viele Details, die Pholyar angehen, euch noch unbekannt. Damit ergibt sich ein Problem für den vorliegenden Blogartikel, wie unschwer zu er­kennen ist: wie viel darf ich verraten, ohne unangemessen zu spoilern? Das ist wirklich keine leichte Aufgabe.

Natürlich kenne ich Pholyar schon sehr lange. Der Begriff dieser Kleingalaxis fiel erstmals in KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“, die – wie ihr euch vielleicht erin­nern werdet – bereits im Dezember 1985 in Episodenform abgeschlossen wur­de. Wir sprechen also damit über eine semantische Hülse, die inzwischen 36 Realjahre alt ist. Und selbstverständlich war mir Pholyar dann ein Begriff, als ich im Frühjahr 1987 mit der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC), also dem legendären KONFLIKT 12, begann.

Ebenfalls längst Vergangenheit ist die letzte Erwähnung von Pholyar im Sommer des Jahres 1993, als ich nämlich die BdC-Serie beendete. Weit über hundert Episoden später, sollte ich hier vielleicht mit andeuten.

Es gab im Rahmen der Serie zahlreiche Besuche in Pholyar, etwa auf einer Welt, die Pholyar-Tor genannt wird, oder in einem System, das euch gegenwärtig nur dem Namen nach bekannt ist, nämlich dem Hyertonn-System. Aber von vielen Dingen in Pholyar kann ich einfach nicht reden, ohne, ich deutete es an, zu spoi­lern. Manch einen von euch, der erhofft hat, ich würde hier so aus dem Näh­kästchen plaudern oder auch nur plaudern können wie im letzten Beitrag, wo es um den Okiplaneten ging, muss ich folgerichtig enttäuschen.

Schauen wir uns mal die reinen lexikalischen Fakten an, die im Glossar der Serie festgehalten worden sind. Sie sehen so aus:

Pholyar: Eine kugelförmige Kleingalaxis (Durchmesser 11000 Lichtjahre), die im Halo von Bytharg eingelagert ist. Entfernung zur eigentlichen Riesengalaxis Bytharg beträgt 8940 Lichtjahre. Pholyar ist Bestandteil des Reiches Bytharg, was keiner weiß, ein so genannter Vasallenstaat. Pholyar ist die Heimat der Tas­vaner.

Demgegenüber habe ich in dem E-Book „BdC 1 – Im Feuerglanz der Grünen Ga­laxis“ das schon ein kleines bisschen ausgearbeitet. Dort sieht der Glossarein­trag so aus:

Pholyar: Eine kugelförmige Kleingalaxis (Durchmesser 11000 Lichtjahre), die im Halo von Bytharg eingelagert ist. Entfernung zur eigentlichen Riesengalaxis Bytharg beträgt 8940 Lichtjahre. Pholyar ist Bestandteil des Reiches Bytharg, was keiner weiß, ein so genannter Vasallenstaat. Das Regierungszentrum des Vasallenstaates ist Hyertonn. Pholyar ist die Heimat der Tasvaner, die dort bei ihren Besiedelungen benachbarter Sonnensysteme noch keine anderen Spezies angetroffen haben.

Allerdings macht uns das immer noch nicht wirklich schlauer, das ist mir klar. In­wiefern, könntet ihr nun fragen, ist Pholyar so speziell? Eine Kleingalaxis, bevöl­kert von einem indigenen Alienvolk, das ist doch irgendwie … na ja, Standard in der Science Fiction, nicht wahr? Ja, wenn das denn alles wäre, hättet ihr voll­kommen recht. Wenn es da nicht diese erstaunliche Ähnlichkeit zwischen den Tasvanern einerseits und den Allis andererseits gäbe.

Vielleicht ein Fall von analoger Evolution?

Könnte man annehmen. So, wie auf verschiedenen Kontinenten in verschiede­nen Kulturen analoge Entdeckungen gemacht werden. Möglich. Aber dummer­weise funktioniert der OSM so nicht. Während in unserer Wirklichkeit manche Leute von „intelligent design“ schwätzen, weist der OSM mit den Baumeistern schon seit Jahrzehnten eine Lebensform auf, die nachweislich in sehr tief grei­fender Form in die Genese von Intelligenzvölkern eingegriffen hat (von anderen Intelligenzen, die auf ähnliche Weise wirken, habt ihr glücklicherweise noch kei­ne Ahnung! Das kommt beizeiten noch). Am besten nachgewiesen ist das für die humanoiden Lebensformen, zu denen im weitesten Sinn die Allis und die Tasvaner gehören. Ich konzentrierte mich vor Jahren aber mehr auf die Men­schen, Kleinis, Technos, Weelon, Waaklors, Shonta und Schrottis. Und es gibt noch deutlich mehr Zwischenstufen zwischen diesen Alienvölkern.

Bei den Allis und den Tasvanern von Pholyar, soviel darf ich andeuten, gibt es eine ähnliche Verbindung, und sie hat eine überaus komplizierte Vorgeschichte. Der Pater Osvehl hat mit seinen Thesen an diese Vorgeschichte gerührt, und ihr wisst ja, was mit ihm passiert ist – er wurde seines Amtes enthoben, inhaftiert und ist in der Haft gestorben, und seine Anhänger gingen als terroristische Strö­mung in den Untergrund.1

Pholyar als Kleingalaxis mag also auf den ersten Blick nur die Bühne für ein Randspektakel des KONFLIKTS 12 sein, aber ich versichere euch, diese Vorstel­lung trügt grundlegend. Ich weise auf solche Welten wie Xisnaik hin oder SOFFROL I, die beide in Pholyar liegen und alsbald eine wichtige Rolle in der Serie spielen werden. Dasselbe gilt in vielleicht noch stärkerem Maße für das Hyertonn-System und seinen residierenden Statthalter Sascyawesho.

Selbst wenn sich die Handlung der Serie alsbald von Pholyar nach Bytharg und schließlich nach Koopen verlagern wird, kann ich doch versprechen, dass diese Kleingalaxis und ihre vom Schicksal arg gebeutelten Bewohner immer wieder wie ein Springteufel in Erscheinung treten werden. Und schlussendlich wird Pholyar als Bühne für ein unglaubliches Spektakel herhalten müssen, in dessen Verlauf ein monströses Wesen sich als „Täuscher von Pholyar“ so sehr etablie­ren wird, dass dieser Titel selbst noch im fernen KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (NK) für eiskaltes Grauen sorgen wird, das den Protagonisten schier das Blut in den Adern gefriert.

Fürwahr, Pholyar ist gut für phantastische und grässliche Überraschungen, das werdet ihr alsbald erleben. Und nahezu alles, was ihr hier mitbekommt, hat doppelte Böden, manchmal dreifache. Ob es sich dabei um so schlicht erschei­nende Charaktere wie Sketahr, Wanshen, Ghonai, Zhelokh, Resacohn, Oscihr oder etwa Voskohr oder um Personen, die bislang noch nicht in Erscheinung ge­treten sind … bei all diesen Wesen muss man tatsächlich sehr vorsichtig und auf Überraschungen gefasst sein.

Pholyar ist, so gesehen, ein kosmischer Flecken, der für unheimliche wie phan­tastische Geschehnisse prädestiniert sind. Und ich kann versichern, ihr werdet im Zuge der Serie erleben, wie stark diese Kleingalaxis in den Fokus kosmischer Auseinandersetzungen rückt. Dagegen ist die Invasion der „Neuen Herren“ ge­genwärtig noch gar nichts.

Mehr möchte ich an dieser Stelle aber nicht vorwegnehmen. Mehr zu Pholyar bekommt ihr in Band 3 der BdC-E-Book-Serie zu sehen, hoffentlich im Frühjahr 2021. Ich halte euch auf dem Laufenden, versprochen!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Beizeiten werde ich dazu Näheres in einer Novelle aussagen, die jetzt schon als Fragment konzipiert ist: „Eine Frage des Glaubens“.

Rezensions-Blog 249: Das fünfte Grab des Königs

Posted Januar 1st, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist schon eine Weile her, dass von den Schatzsuchern Sam und Remi Fargo die Rede war. Eine arge Weile, die selbst hier im Rezensions-Blog nach Jahren zählt (vgl. dazu die Fußnote weiter unten). Ich gehe dennoch mal davon aus, dass ihr euch noch halbwegs in diesem Subkosmos Clive Cusslers auskennt.

Sam und Remi Fargo sind ursprünglich Erfinder gewesen, die durch den Verkauf einer Erfindung so finanziell unabhängig geworden sind, dass sie ihr bisheriges Hobby, die Schatzsucherei, zu ihrem Hauptanliegen gemacht haben. Dabei sind sie allerdings nicht gewissenlose Plünderer oder rücksichtslose Rüpel wie ein gewisser Indiana Jones, sondern durchaus darauf bedacht, Schätze zwar zu ent­decken, sie dann aber arrivierten Wissenschaftlern zur Erforschung und Restau­rierung zu überlassen.

Der Thrill der Schatzsuche an sich ist es, der sie motiviert, das Aufklären von Rätseln der Vergangenheit. Begreiflich, dass mich als Fan von Schatzsucherge­schichten stets animierte. Und wenn man dann noch die Actionelemente a la Clive Cussler mit hinzunimmt – denn die Fargos haben traditionell immer Riva­len, die den Schätzen auf der Spur sind, und die sind deutlich weniger zart be­saitet – , dann hat man die Zutaten zu einem wirklich furiosen Leseabenteuer vor sich.

Nachdem Grant Blackwood, der die ersten drei Fargo-Abenteuer geschrieben hatte, seinen Abschied genommen hatte, übernahm mit dem vorliegenden Band Thomas Perry das Ruder und führte sie zwei Bände lang fort (inzwischen sind wir danach über Russell Blake bei Robin Burcell angelangt, das nur mal so am Rande bemerkt. Die entsprechenden Romane werden beizeiten hier besprochen).

Diesmal führte mich die historische Recherche in die Zeit der Hunnenkriege im 5. nachchristlichen Jahrhundert, wo ich mich nicht sonderlich gut auskenne … allein das machte mich schon neugierig. Und so stieg ich in diese abenteuerli­che Geschichte ein und ließ mich mitreißen.

Folgt mir da mal einfach, Freunde:

Das fünfte Grab des Königs

(OT: The Tombs)

Von Clive Cussler & Thomas Perry

Blanvalet 38224

Januar 2014, 9.95 Euro

480 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-442-38224-8

Man schreibt das Jahr 453 christlicher Zeitrechnung. Das marode römische Im­perium sieht sich seiner größten Bedrohung gegenüber – dem gewaltigen Heer der hunnischen Angreifer, die erst vor kurzer Zeit das letzte Aufgebot des alten Reiches geschlagen haben. Seit Monaten sind die Invasoren plündernd durch Italien, das nachmalige Frankreich und weite Teile Westeuropas gezogen und haben unermessliche Schätze geraubt. Nichts scheint ihren Kriegsfürsten Attila und seine Mannen mehr aufhalten zu können, den größten Triumph von allen zu erringen – die Eroberung Roms. Es ist Attilas Herzenswunsch, sich dort in die Nachfolgereihe der römischen Cäsaren einzureihen. Dies ist sein Wunsch schon seit seinem zwölften Lebensjahr, als er als Geisel am römischen Hofe weilte.

Doch nun herrscht Aufruhr in Attilas Lager auf den pannonischen Ebenen, dem späteren Ungarn, wo sich die Truppen derzeit aufhalten. Und dann ist der Feld­herr tot, offenbar eines natürlichen Todes gestorben. Der Angriffsplan auf Rom wird verschoben und kommt nicht mehr zustande. Stattdessen wird Attila mit einem aufwändigen Ritual, bei dem tausend seiner Elitekrieger nach vollzoge­ner Arbeit niedergemetzelt werden, unter die Erde gebracht. Nur wo? Von die­sem Moment an ist Attilas Grab spurlos verschwunden, und mit ihm all die Schätze, die seine Horden erbeutet haben.

So bleibt es bis zum Jahre 2012.

Ein Anruf unterbricht die Hilfsarbeiten, die die professionellen Schatzsucher Sa­muel und Remi Fargo am Golf von Mexiko durchführen, wo sie ein versunkenes indianisches Dorf erforschen. Ein befreundeter deutscher Archäologe, speziali­siert auf das Römische Reich, Dr. Albrecht Fischer, bittet das Ehepaar, zu ihm nach Berlin zu kommen, um ihm bei einer Angelegenheit zu helfen, über die er noch nichts Detailliertes bekannt geben möchte. Den Fargos kommt das sehr recht, weil sie am Golf von einer eigenartigen Vandalengruppe einer amerikani­schen Firma belästigt werden.

Die Schwierigkeiten hören aber in Deutschland nicht auf, im Gegenteil – hier fangen sie eigentlich erst richtig an. Fischer ist in Ungarn auf ein Schlachtfeld gestoßen, wie er denkt. Doch der eine Tote, den er ausgegraben und heimlich nach Deutschland überführt hat, ist kein Römer, sondern eindeutig ein Hunne. Und ehe die Freunde Genaueres darüber herausfinden können, verschwindet die Leiche, und Dr. Fischer gleich mit. Die Fargos ahnen Übles – denn Fischer hatte schon bei seinem Aufenthalt in Ungarn das Gefühl, beschattet zu werden. Ein Verdacht, der sich bestätigt.

Er ist einem ungarischen, zwielichtigen Industriellen in die Quere gekommen, einem Mann namens Arpad Bako. Der gierige Bako betrachtet sich als direkten Nachkommen von Attila und bereitet in der Folge jedem, der gleich ihm nach Attilas Grab suchen will, arge Probleme. Noch dümmer: er hat internationale Verbindungen in Verbrecherkreise, was verheerende Konsequenzen nach sich zieht.

Zwar gelingt es den Fargos, mit Hilfe einer ungarischen Familie Albrecht Fischer wieder zu befreien, doch sie stehen gleich vor dem nächsten Problem – die fixe Idee Arpad Bakos, dass Fischer und die Fargos auf der Suche nach Attilas Grab seien, ist durchaus kein Hirngespinst… denn in dem Gräberfeld stoßen die For­scher tatsächlich auf Hinweise auf Attilas Grab.

Nun ja, Grab ist etwas zu einfach gesagt – der kluge und raffinierte Hunnenfürst hat nicht nur ein Grab anlegen lassen, sondern deren gleich fünf. In jedem ein­zelnen hat er einen Teil seiner Schätze verstecken lassen, um sie später für sei­nen Sturmlauf auf Rom als Finanzierungsquelle heranziehen zu können. Ein Sturmlauf, der bekanntlich nie stattfand. Was jetzt folgt, ist also ein seit gut fünfzehnhundert Jahren aufgeschobener Wettlauf zu den einzelnen, verschlüs­selten Stationen der Gräber. Keines von ihnen ist jemals gefunden worden.

Im Nu sind also Bako und seine kriminellen Verbündeten auf der einen Seite und das Ehepaar Fargo sowie Albrecht Fischer und die Recherchecrew der Far­gos auf der anderen in eine nervenzehrende Verfolgungsjagd verwickelt, in der es zum einen auf detaillierte historische Kenntnisse, das Wissen alter Sprachen und auf Dreistigkeit und Chuzpe ankommt. Und keine Seite gönnt der anderen den Erfolg. Gewissermaßen ist dies nun also eine Art von sportlichem Wett­kampf um historische Pretiosen im Werte von ungezählten Millionen Dollar.

So gelingen Sam und Remi Fargo ein paar Überraschungserfolge. Doch dann, mitten auf dem Weg zu einem der entlegenen Grabplätze, verschwindet auf einmal Remi Fargo auf dem Moskauer Flughafen spurlos, und der verzweifelte Sam Fargo erhält ein Handy zugestellt mit einer Rückgabeforderung: Ausliefe­rung der schon gefundenen Schätze im Tausch gegen Remis Leben.

Da beschließt er, auf eigene Faust die Rettung seiner Frau in die Wege zu leiten – ohne Hilfe, ohne Sprachkenntnisse, ohne Ortskenntnisse, mitten in den Wei­ten Russlands …

Mit „Das fünfte Grab des Königs“ liegt der inzwischen vierte Roman um das Schatzsucherehepaar Sam und Remi Fargo vor. Nachdem die erste Staffel von drei Romanen von Grant Blackwood verfasst worden ist1, hat nun Thomas Perry als Hauptautor den Staffelstab übernommen und schreibt die neuen Abenteuer der Fargos nieder. Ich war gespannt, wie gut es ihm gelingen würde, die Fargos und ihre Gedankenwelt zu übernehmen und auszubauen.

Es ist vermutlich auch dem gleich bleibenden Übersetzer Kubiak zu verdanken, dass die Differenzen nicht gar so deutlich zum Vorschein kommen. Im Vergleich zu den Juan Cabrillo-Romanen oder den Abenteuern von Dirk Pitt von der NUMA sind die Fargo-Romane immer schon eher dezent gewesen. Bei diesem hier fiel zudem eine gewisse bedauernswerte Monolinearität auf. Man kann den Roman selbstverständlich – wie ich es getan habe – binnen von drei Tagen auslesen, und der Mittelteil ist durchaus so spannend, dass man deutlich mitfie­bert.

Gleichwohl fällt auf, wie zahm und blass der Antagonist Bako dargestellt wird. Er wird, wie auch seine kriminellen Gefährten, nicht wirklich solide gezeichnet, und Tibor Lazar (wer das ist, wird hier nicht vorweggenommen) und seine sehr vielseitige Mannschaft sind ein wenig zu optimal für ihre Rolle angepasst. Da hätte man mehr Sorgfalt und Raffinesse walten lassen können… indes, dies ist ja erst der Auftaktroman für wenigstens drei dieser Sorte (der zweite, der dann mit den Maya zu tun hat, ist auch schon erschienen). Thomas Perry ist also gerade mal dabei, sich warm zu schreiben. Und wer ohnehin die Fargos mag und gern in Bergen von Gold und Edelsteinen baden will … das geht hier durchaus. Zwischendrin gibt es dann Schusswechsel, Ritte mit gestohlenen Pferden, Einbrüche in Lagerhäuser, Wandern durch Katakomben, Tauchgänge in Buchten und Flüssen, ganz zu schweigen von dieser famosen Mehlexplosion … autsch, dachte ich da, als es gar mächtig krachte.

Doch, Spaß macht der Roman durchaus, und selbst wenn der Eifer mit dem Au­tor durchgeht, etwa bei gewissen archäologischen Ausgrabungs- und Kartie­rungsarbeiten, kann man ihn als Abenteuerroman schon mit Vergnügen lesen. Staffelstabübergabe gelungen, möchte ich sagen. Fargos – das Abenteuer geht weiter!

© 2015 by Uwe Lammers

Natürlich muss man immer ein paar Konzessionen an einen neuen Autor ma­chen, aber abgesehen von den obigen Kritikpunkten fand ich den Roman durch­aus gelungen. Da gab es definitiv schon deutlich üblere Problemgeschichten bei Cussler.

In der kommenden Woche reisen wir auch in die Vergangenheit, aber via Zeit­maschine. Die „Time Wars“ gehen weiter. Alles Nähere in sieben Tagen an die­ser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu die folgenden Romane: Das Gold von Sparta (im Rezensions-Blog 8 vom 20. Mai 2015), Das Erbe der Azteken (im Rezensions-Blog 11 vom 10. Juni 2015) und Das Geheimnis von Shangri-La (im Rezensions-Blog 14 vom 1. Juli 2015).