Liebe Freunde des OSM,

heute starte ich in die Werkschau des Jahres 2018, die mich vor­aussichtlich so vier Teile dieser Artikelreihe beschäftigen wird. Wie letztens berichtet, hatte meine universitäre Anstellung im Sommer 2017 geendet, und der neue Horizont für 2018 ver­sprach nach den Erschöpfungsphasen des Vorjahres doch einige Normalisierung.

Das kann man am Monat Januar 2018 gut sehen, in dem ich auf 24 fertig gestellte Werke kam. Zwar waren darunter fünf Blogar­tikel, um die Blogs grundsätzlich am Laufen zu halten, aber das war natürlich nicht alles. Besonders intensiv war ich mit meiner stärkeren Vernetzung mit dem Terranischen Club Eden (TCE) be­fasst, für den ich in diesem Monat insgesamt drei Geschichten bearbeitete, überarbeitete bzw. grundlegend neu schuf. Letzte­res war die im Doctor Who-Kosmos spielende Story „Die Ku­gel-Invasion“, die auf einer uralten Idee von mir fußte, über die ich im Werkstattbericht „Alles kann die Kreativität be­feuern … – Das Making of von ‚Die Kugel-Invasion‘“ eben­falls für den TCE berichtete.

Einige alte Aktualisierungs- und Digitalisatspläne von Non-OSM-Geschichten konnte ich in diesem Monat auch endlich umset­zen. Eine davon tauchte dann bald darauf im Conbuch für den Garching-Con auf, in dem ich – kurzer Sidestep – auch 2020 wie­der vertreten sein werde. Daneben gingen natürlich die Digitali­satbestrebungen bei den schon in Arbeit befindlichen Serienab­schriften des OSM weiter, also hinsichtlich der KONFLIKTE 12 und 18.

Sonst kann man sagen, war der Monat Januar eher so zum Warmlaufen.

Im Februar stieg das Schreibvolumen auf 30 fertige Werke an, von denen neun auf Blogartikel entfielen, allerdings auch 15 auf Rezensionen (und nein, die meisten davon sind bis heute nicht erschienen, sie werden mehrheitlich im Rezensions-Blog in den kommenden Jahren veröffentlicht werden).

Besonders herausragend für diesen Monat Februar war ein fun­damentaler Entschluss bezüglich eines sehr langen OSM-Wer­kes, dessen Vollendung in immer weitere Ferne zu rücken schien. Die Rede ist von „Eine scharf geschliffene Waffe“. Der Roman hatte bereits mehr als fünfhundert Seiten, aber vom eigentlichen Ziel der Geschichte war ich immer noch ein erheb­liches Stück entfernt.

Was tat ich?

Ich nahm mir ein Beispiel an der OSM-Story „Der Platz der Steine“. Das lag nicht nur deshalb nahe, weil beide Werke auf derselben Welt im gleichen KONFLIKT, KONFLIKT 19 des OSM, spielen. Sondern auch, weil die Art der „Betriebsblindheit“, wie ich das nennen möchte, sehr ähnlich gestaltet war. Ich hatte ei­nen Handlungsbogen in der Skizze gespannt, der einfach zu weit war. Und indem ich nun schlicht einen Schritt zurück mach­te und mich fragte, wo ich ihn wohl am besten unterbrechen könnte, um dann in einen zweiten Teil überzuleiten, da fiel es mir echt wie Schuppen von den Augen.

Ich hatte den Schluss des Romans im Prinzip schon längst konzi­piert, aber schlicht nicht gesehen. Manchmal sollte man echt auf seine Schuhspitzen schauen und nicht in die Wolken.

So schloss ich also am 26. Februar 2018 „Eine scharf ge­schliffene Waffe“ ab und legte zugleich den Grundstein für den Folgeroman, „Licht und Schatten auf Dawson“. Wie lan­ge ich daran arbeiten werde, ist aktuell aber nicht zu sagen.

Interessanterweise, und das ist ein Indiz dafür, wie seltsam, zeitversetzt und erratisch mein kreativer Verstand „kocht“, blühte ebenfalls gegen Monatsende (22. Februar) aus dem Stand eine weitere OSM-Story hoch, die sich im Handumdrehen vollenden ließ. Obgleich ich mich in diesem Monat sonst über­haupt nicht im KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Cha­os“ aufhielt, wucherte diese Story, die in diesem KONFLIKT spielt, spontan in meinem Verstand und wollte dringend aufs Pa­pier. So kam „Die Sternengeborene“ zu ihrem Recht. Es han­delt sich dabei wie schon im Fall „Das winzige Mysterium“ um eine Vignette von relativ kleiner Reichweite. Sie erklärt ei­nen Aspekt einer wichtigen Figur des KONFLIKTS 12, die ich seit Jahrzehnten kenne. Dieser Teil ihrer Vita war bislang aber dun­kel. Nun bin ich definitiv besser darauf vorbereitet, sie ange­messen zu beschreiben und zu charakterisieren, wenn ich sie mit den Hauptprotagonisten des KONFLIKTS zusammenprallen lasse – auch wenn ich natürlich an dieser Stelle eingestehen muss, dass die Ärmste dann mit dem Bild, das sie in der obigen Geschichte bietet, nicht mehr viel gemein hat, leider.

Ihr werdet es erleben. Sowohl diese Story wie auch die OSM-Epi­soden, in denen sie später in der Serie auftaucht, sind aktuell noch nicht veröffentlicht.

Der Monat März (28 beendete Werke) enthielt 7 Blogartikel und stand intensiv im Bann zweier Pläne. Der erste Plan war, für die Veröffentlichung des Etappenromans „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“ im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) endlich die restlichen Teile vorzuformatieren. Allein das sind 8 Einträge in diesem Monat. Außerdem befand ich mich zusam­men mit Joe Kutzner noch in der Arbeitsphase für die „Grey Edi­tion“-Ausgabe, aus der in diesem Jahr dann überraschend zwei Bände werden sollten, weil der schiere Textumfang, den ich ein­reichte, das Mögliche in einem einzelnen GE-Band überschritt. Mit „Sylphengeflüster“ überarbeitete ich jedenfalls in diesem Monat eine weitere bisher nicht veröffentlichte erotisch-phan­tastische Novelle und konnte sie Joe zusenden.

Ansonsten war der Monat bunt gemischt. Ich hielt mich im Ero­tic Empire auf („Die Kolonie Saigon II“, „Die Paradies-Fal­le“, „Lauren und Alain“, „Saskia bei den Nomaden“, „Das Sklaven-Gras“), schrieb an den Digitalisaten der KON­FLIKTE 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“, 18 „Kampf ge­gen TOTAMS Dämonen und Schergen“ und 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ weiter. Rezensionen rundeten den Monat ab.

Alles in allem war ich mit dem Erreichten durchaus zufrieden. Als nächstes Ziel auf der Agenda setzte ich mir nun, das Digita­lisat für KONFLIKT 18 zu vollenden. Denn dafür bestand einige Aussicht. Nachdem ich „Eine scharf geschliffene Waffe“ als Fokuskonkurrent ebenso mustergültig ausgeschaltet hatte wie „Die Totenköpfe 1“, lag es auf der Hand, dass dies das nächs­te große Stück im Werk-Kuchen 2018 sein würde. Immerhin ar­beitete ich ja schon am Digitalisat von Band 103 „Kriegszug der Skelette“, und die Serie hatte nur 114 Episoden. Da sollte sich doch, nahm ich an, in den nächsten drei Monaten ein Schluss erreichen lassen.

Ob ich das wirklich geschafft habe, das erfahrt ihr beim nächs­ten Abschnitt dieser Artikelreihe. In der nächsten Woche nehme ich euch auf ein völlig anderes Abenteuer mit, und dann werdet ihr auch lesend erfahren können, warum ich empört ausrief: „Das Universum ist doch keine Chipstüte!“

Schön neugierig bleiben, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 263: Der ewige Tag

Posted April 8th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

als James Graham Ballard im Jahre 2009 unsere Welt für immer verließ, bedau­erte ich das wirklich heftig. Mir geht es immer nahe, wenn Literaten, die ich schätze, das Zeitliche segnen, und mag es auch – wie im Fall von Ballard – im 79. Lebensjahr gewesen sein.

Tatsache ist, dass ich James Graham Ballard schon sehr lange als Leser kannte und viele seiner früh bei Heyne publizierten Bücher bereits kannte, darunter zählen auch einige Storysammlungen. Man muss zwar, wie ich eingestehe, in ei­ner gewissen Stimmung sein, um sich vollends auf Ballards Werke einzulassen, aber wenn man das erst mal getan hat, dann kann ich fast mit Bestimmtheit be­haupten, wird man diese Geschichten nicht mehr vergessen können. Mir we­nigstens geht es so.

Dass ich bislang nur eine solche Storysammlung in den zurückliegenden fünf Jahren rezensiert habe1, hat nichts mit Geringschätzung zu tun, sondern mit dem Gegenteil – die Dinge, die man besonders genießt, soll man in kleinen Do­sen inhalieren oder sonst wie zu sich nehmen, sonst nimmt die Wertschätzung ab und der Genuss vergeht gar zu schnell.

Ballards Geschichten sind darum auch nicht etwas, was man eben mal schnell gewissermaßen zwischen Tür und Angel „herunterlesen“ kann, wie es mit vielen flink geschriebenen belletristischen Werken der Fall ist, an die man sich schon eine Woche später nur noch in Umrissen erinnert. Ballards Werke muss man ge­nießen wie einen edlen Tropfen, sich von der packenden Wucht seiner Worte mitreißen lassen, in gespenstische Welten jenseits unserer Vorstellung.

Interessanterweise scheint James Graham Ballard ein äußerst hellsichtiger Pro­phet unserer Zivilisation gewesen zu sein – denn zahlreiche seiner Geschichten lesen sich wie der moderne Widerhall unserer ökologischen Ängste (manche würden sie Zwangsvorstellungen nennen, noch andere, die gern die Augen vor dem wesentlich vom Menschen seit Jahrhunderten in Gang gesetzten Klima­wandel die Augen verschließen, glauben sowieso nicht daran oder halten den Klimawandel für eine chinesische Erfindung – ich werde den Namen der Person, der euch jetzt auf der Zunge liegt, nicht nennen!). Klimawandel? Klimakatastrophe? Stillstand der Zivilisation, das alles findet man in atemberaubenden Formulierungen bei Ballard – sozusagen de luxe-Untergangsvisionen und Projektionen des Möglichen.

Schaut weiter, wenn ihr neugierig geworden seid:

Der ewige Tag

(OT: The Day of Forever)

Von James Graham Ballard

Suhrkamp 727

192 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Walter

ISBN 3-518-37227-0

Wer sich auf das Abenteuer einlässt, James Graham Ballards Romane und Ge­schichten zu lesen, sollte einer Tatsache bewusst sein – man sieht sich hier je­mandem gegenüber, in dessen Werken ein feinsinniger Stilist am Werke ist, der seine Geschichten mit doppelten Böden, reichhaltigen Metaphernkontexten und raffinierten Anspielungen versieht. Jemand, der die Psychologie seiner Protagonisten ins Zentrum stellt und für den das phantastische Umfeld gleich­wohl nicht nur Kulisse ist, sondern eine Art von physischer Widerspiegelung in­nerer Zustände. Es ist nicht rein zufällig, dass seine Protagonisten so oft Verlore­ne in einer hoffnungslos wirkenden Welt sind. Es ist ein Strukturprinzip seiner Werke, zumal seiner späteren.

Diese Kurzgeschichtensammlung, erstmals 1967 veröffentlicht, enthält 10 Er­zählungen, beginnend mit der Titelstory „Der ewige Tag“:

Irgendwann in der nahen Zukunft ist die Rotation der Erde zum Stillstand ge­kommen – der Grund wird nicht erklärt – , und die menschliche Zivilisation, wie wir sie kennen, hat aufgehört zu existieren. Verlassene Städte und Einsamkeit regieren, während in Nordafrika der Protagonist Halliday vor seinen Träumen flüchtet und von einer langsam gleitenden Zeitzone in die nächste weiterreist, die sich gemächlich gemäß der solaren Rotation verschiebt. Hier trifft Halliday auf Gabrielle Szabo und die Malerin Leonora Sully, die bizarre Phantasien aufs Papier bringt und zusammen mit ihrem Begleiter, dem Arzt Dr. Richard Mallory, ebenfalls unterwegs ist. Vor der Bühne einer apokalyptisch verlassenen Welt, ausgemalt in unglaublich beeindruckenden Schilderungen, entfaltet sich schließlich ein menschliches Drama …

Gefangener der Korallentiefe“ scheint auf den ersten Blick nur von einem Aus­flug an eine Steilküste zu handeln, wo sich, von der Brandung freigewaschen, Relikte der Millionen Jahre alten Erdvergangenheit finden lassen. Aber hier trifft der Ich-Erzähler auch auf eine rätselhafte Frau und hört den Sirenenruf der Ewigkeit …

Morgen ist in Jahrmillionen“ führt uns auf eine fremde Welt und den ausge­trockneten See der Träume, bevölkert von grotesken Geisterschiffen der irdi­schen Literatur, die an dem Protagonisten Glanville vorbeisegeln. Glanville ist mit seiner Frau Judith auf dieser Welt gestrandet, geflüchtet vor einem unbarm­herzigen Verfolger, der ihn schließlich einholt und der Gerechtigkeit zuführen möchte. Aber Glanville hat nicht vor, sich kampflos zu ergeben. Die Phantome von dem See der Träume sollen ihm helfen, zu gewinnen … doch ihm ist nicht klar, dass das Schicksal andere Pläne mit ihm hat.

Forbis ist „Der Mann im 99. Stock“, der aus unbegreiflichen Gründen heraus, die er selbst nicht versteht, immerzu versucht, den 100. Stock eines Gebäudes zu erreichen. Es gelingt ihm jedoch nicht, und er begreift nicht, was ihn antreibt und nicht, was ihn hindert. Erst sein Psychologe Vansittart macht es ihm ver­ständlich – ein hypnotischer Block wurde Forbis auf irgendeine Weise appliziert, mit einem zweiteiligen Befehl, von dem er nur den ersten Teil aufspüren kann. Den zweiten kann er erst dann erfahren, wenn er sein Ziel erreicht – wenn er das Dach des Gebäudes betritt. So beschließen Vansittart und Forbis schließlich, das Wagnis einzugehen und Forbis in den 100. Stock gelangen zu lassen. Wie sollen sie wissen, dass das ein Fehler ist …?

Die Warte-Gründe“ ist eine faszinierende, man möchte fast sagen, metaphysi­sche Geschichte, in der die Grenzen der Realität verschwimmen, wie so oft in Ballards Werken – der Planet Murak ist eine menschenfeindliche Einöde, nur bevölkert von ein paar finster-depressiven Erzschürfern, die hier festsitzen. An­sonsten gibt es nur noch die felsige, heiße Wildnis des Planeten und ein Radio-Observatorium. Als Quaine seinen Dienst antritt und seinen Vorgänger Henry Tallis ablöst, der es hier 15 lange Jahre ausgehalten hat, ist ihm nicht bewusst, dass Tallis und die heiße Einöde ein Geheimnis umgibt. Aber er bekommt es schließlich mit – dort sind zwei Männer vor langer Zeit verschollen, die offensichtlich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hergekommen sind, seltsamerweise mit kistenweise Gepäck, gefüllt mit religiösen Traktaten. Aber was das wirklich bedeutet, bekommt er erst heraus, als er unter Lebensgefahr jenen Talkessel entdeckt, in dem das größte Mysterium Muraks verborgen ist, das ihm das Universum aufschließt …

Das Schlachtfeld“ liegt in einem alptraumhaft veränderten England der nahen Zukunft, und leider ist die Geschichte zu kurz, um wirklich transparent zu ma­chen, was geschehen ist, bevor diese Begebenheit geschieht. Nur soviel ist ele­mentar: in der nahen Zukunft fechten die Vereinigten Staaten weltweit Guerilla­kriege a la Vietnam aus, und amerikanische Einheiten haben dabei auch Eng­land besetzt und führen erbittert Krieg gegen die „Einheimischen“ …

Der freundliche Attentäter“ ist eine tragische Geschichte eines Mannes, der eines Tages in London zu den Krönungsfeierlichkeiten von König James III. ein­trifft, sich aber dafür gar nicht interessiert. Stattdessen mietet er sich in einem ganz bestimmten Hotel ein, bezieht ein ganz bestimmtes Hotelzimmer und baut dort sein Scharfschützengewehr auf – um ein Verbrechen zu vereiteln, das er aus seiner 35 Jahre in der Zukunft präsenten Erinnerung sehr genau kennt … doch ein entscheidendes Detail ist ihm unklar …

In „Der unvermutete Nachmittag“ erleidet Familienvater Elliott einen grässli­chen Migräneanfall oder etwas, was er zumindest dafür hält. Die Nebeneffekte, die sich einstellen, sind allerdings … sehr bizarr. Immerhin erinnert er sich auf einmal äußerst farbenprächtig an seine Kindheit in Indien (wo er nie gewesen ist) und an seine psychiatrische Praxis (wobei er gar kein Psychiater ist). Und was ist mit diesem Krishnamurti Singh, der ihm so vertraut ist, wiewohl er ihn nie getroffen hat …?

In der Welt, in der „Die Wahnsinnigen“ spielt, möchte man wirklich nicht leben. Das ist auch ganz Dr. Charles Gregorys Ansicht. Der Psychologe, der aufgrund der geltenden Gesetze nicht mehr praktizieren darf, weil die psychologische Be­handlung von Menschen unter Strafe steht, ist gewissermaßen auf der Flucht vor sich selbst, während „die Wahnsinnigen“ die Straßen bevölkern. So kann es auch nicht überraschen, als sich die Anhalterin, die er mitnimmt, als eine Frau entpuppt, die aus einer Anstalt entflohen ist. Das Drama nimmt seinen Lauf …

Mr. Goddard ist ein freundlicher, rund 65 Jahre alter Kaufhausangestellter, der in der Story „Mr. Goddards letzte Welt“ ruhig und bedächtig seinen Dienst im Kaufhaus versieht. Es gibt nur wenige Dinge, die hier seltsam sind … zum Bei­spiel eine Gruppe von Kaufhausangestellten, die im Hinterhof eine Treppe steil in die Luft richten und scheinbar ins Nirgendwo hineinzuklettern suchen – was natürlich katastrophal fehlschlägt.

Mr. Goddards Heim ist gegenüber der idyllischen Kleinstadt mit seinem Kauf­haus seltsam spartanisch … bis auf einen einzigen Raum mit einer Tresorkam­mer, in der eine große Kiste steht, in die er jeden Abend still vergnügt hinein­sieht. Und er schaut dort hinab auf eine Miniaturwelt mit einem Miniaturkauf­haus und Miniaturmenschen … aber eines Tages geht etwas schrecklich schief …

Ballards Kurzgeschichten, so lapidar sie manchmal auch auf den ersten Blick wirken mögen, haben doch zumeist sprachlich eine unglaubliche Intensität. Be­sonders in seinen längeren, dystopischen Werken kann man sich von der finste­ren, bezwingenden, geradezu psychedelischen Wirkung seiner Sätze nicht frei­machen. Selten lässt er sich naturwissenschaftlich festnageln, was ja ein Kenn­zeichen der „new wave“ ist, der er sich zugehörig fühlte.

Geschrieben in Zeiten des Umbruchs und der finsteren Zukunftserwartungen in den späten 60er Jahren des 20. Jahrhunderts – der Kalte Krieg war auf dem Hö­hepunkt, Dürrekatastrophen suchten Afrika heim, politische Instabilität gras­sierte, die wirtschaftlichen Prognosen sahen Umweltkatastrophen, Rohstoffver­knappung, Rohstoffkriege und dergleichen voraus – , spiegeln Ballards Erzählun­gen diese zeithistorischen Verwerfungen. Zugleich gehen sie aber auch auf bis­weilen surreale Weise darüber hinaus und beziehen dabei die zumeist gebro­chene Psyche seiner Protagonisten als Spiegelbilder der nicht minder verworre­nen, oft ausweglos erscheinenden Umwelt mit ein. Dabei lösen sich gelegent­lich die Grenzen von Raum und Zeit auf.

Solche Aspekte wie Religion, Schicksal, Determinismus sind häufige Bausteine von Ballards Geschichten. In ihnen verschmilzt Science Fiction mit naher Zu­kunftsprojektion, soziale Entwicklungen werden in die nahe Zukunft projiziert und in beklemmender Intensität deutlich gemacht. Wer immer also mit Ballards Werken noch keine Tuchfühlung aufgenommen haben sollte, dem seien sie hiermit ausdrücklich ans Herz gelegt – dieser Band wäre ein sehr schöner Einstieg.

Unbedingte Leseempfehlung!

© 2016 by Uwe Lammers

Ihr merkt, diese Leseerfahrung ist noch vergleichsweise frisch. Eine deutlich äl­tere stelle ich euch in der kommenden Woche vor. Dort begeben wir uns statt in die nahe Zukunft in die Vergangenheit und auf die andere Seite der Erdhalbku­gel.

Neugierig bleiben, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu den Rezensions-Blog 116 vom 14. Juni 2017.

Blogartikel 370: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 15

Posted April 5th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor ein paar Wochen habe ich euch vollständig ins Reich der Cranyaa, also in die Handlungsgegenwart des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ entführt. Dort sieht es be­kanntlich nicht rosig aus. Aber sehr viel interessanter scheint doch zu sein, wie es in der Zwischenzeit Oki Stanwer und den Zeitreisenden wider Willen ergangen ist. Darum soll es heute verstärkt gehen.

Rückblick: Die Serienhandlung ist nach wie vor zweigeteilt. In der Gegenwart entwickeln sich die Dinge höchst dramatisch, weil den arg dezimierten Cranyaa immer mehr Handlungsoptio­nen verloren gehen. Innenpolitische Krisen werden von exter­nen Feinden und Attacken verschärft, und nun hat sich auch noch Klivies Kleines als Graue Eminenz erwiesen, als heimtücki­scher Intrigant von TOTAMS Gnaden, der offenbar den WÄCH­TER in den Tod gelockt hat.

Das Reich scheint endgültig sturmreif zu sein und dicht vor dem Untergang zu stehen. Dennoch wird dieses Mal umgeblendet ins Zeituniversum, wo Oki Stanwer und seine Gefährten eben­falls mit den Machenschaften der Diener TOTAMS zu kämpfen haben.

Hier ist zuletzt die Lichtfestung OREOC vernichtet worden, wo­bei offensichtlich der Helfer des Lichts Gruhl, der Calnarer Ze­phir-Gort und der Soogrer Goonex den Tod fanden. Das Volk der DIGANTEN ging unter, Dämonen bereiten einen Angriff auf AN­TI-TOTAM vor, und Oki Stanwers STELE DER EWIGKEIT hat im Ovahaan-System massiv an Schlagkraft eingebüßt. Es sieht nicht gut aus …

Episode 71: Jenseits des Todes

(23. März 1986, digitalisiert 2019)

Als der Planet ANTI-TOTAM durch eine eskalierende Entladung des Primärenergiewandlers in Einklang mit Oki Stanwers menta­len Kräften im direkten Umfeld der Schockzone nahe den Gala­xien Risalon und Wukarin entstand, verlockte der Dämon Naa­mie das Volk der Dimensionswanderer, die Gerlakos, dazu, den Planeten zu besetzen. So konnte Oki Stanwer aus den Installationen dieser Welt keinen Vorteil ziehen.

Der Feldherr der Cranyaa entschied daraufhin, dass es besser sei, ANTI-TOTAM zum Sperrgebiet zu erklären, und er wandte den Blick ab.

Das war ein Fehler.

Die Gerlakos, monsterartige Aliens, die nur halbstabil zu sein scheinen, aber die Möglichkeit besitzen, ihre Krallenarme so zu stabilisieren, dass sie jeden Besucher töten können, leiden ebenfalls unter dem konstant absinkenden Energielevel des Zeituniversums, das einen raschen Erkaltungstod stirbt, der derzeit noch ungeklärt ist.

Dadurch erinnern sie sich wieder an ihre Vergangenheit – und die hat es in sich. Die Gerlakos sind während ihrer Wanderschaft durch Raum und Zeit mit Mentalessenzen verschmolzen, mit Seelen, könnte man sagen, die im KONFLIKT 13 („Oki Stanwer Horror“) als so genannte „Irrealstrahler“ Soldaten wider Willen der Dämonenmacht CLOGGATH waren. Nun kommen sie in ihrem zweiten Leben „jenseits des Todes“ zu sich, schwören dem Bösen ab und wollen Oki Stanwer und seinen Freunden hel­fen, die im Transmittermond der Plegg‘re ANTI-TOTAM umkrei­sen.

Dort geht annähernd zeitgleich ein Funkspruch eines Raum­schiffes ein, das sich mit rasender Geschwindigkeit dem Kristall­planeten nähert – ein Schiff, das von der Rasse der Plegg‘re gut 25.000 Jahre später konstruiert und in der Zeit zurückgeschickt wurde, um Okis Freunde auf ANTI-TOTAM vor einem Angriff der Dämonen von TOTAM zu warnen, der offenbar unmittelbar be­vorsteht …

Episode 72: Das Gericht der Irrealstrahler

(30. März 1986, digitalisiert 2019)

Die dramatischen Ereignisse des Bandes 71 werden fortgesetzt. Schauplatz sind der Kristallplanet ANTI-TOTAM am „Punkt Zero“, wo Oki Stanwer und seine Gefährten das Zeituniversum betre­ten haben, jenen temporalen Raum, der rund 600.000 Jahre vor der Gegenwart liegt.

Während Oki Stanwer, Gruhl, UCHULON und Doppelporter als di­rekte Bedienstete des Lichts mit der Lichtfestung OREOC und der STELE DER EWIGKEIT unterwegs sind, kommen die so ge­nannten Gerlakos wieder zu sich und erinnern sich daran, einst­mals „Irrealstrahler“ im Dienste CLOGGATHS in Oki Stanwers letztem Leben auf der Erde gewesen zu sein.

Zeitgleich erreicht ein Zeitraumschiff der Plegg‘re aus der ver­gleichsweise nahen Zukunft den Planeten ANTI-TOTAM, kann aber nicht mehr hinreichend abbremsen und strandet als Hava­rist auf der Kristallwelt.

Im Transmittermond wird derweil der Warnfunkspruch aus dem Raumschiff empfangen, aufgezeichnet von dem UCHULON der Zukunft (!). Ein Angriff von Dämonen von TOTAM stehe unmit­telbar bevor. Doch ehe Details bekannt werden können, reißt der Funkspruch wegen des Absturzes ab.

Außerdem dreht auf unheimliche Weise die Projektion der Dä­monenwaffe GOLEM auf dem Transmittermond durch. Erst mit Verspätung wird klar, dass sich ein Dämon von TOTAM einge­schlichen hat und sich als GOLEM tarnte und so die Sicherheits­einrichtungen des Mondes von innen heraus zerstören soll.

Die einstigen Irrealstrahler unter der Leitung des hünenhaften Schwarzen Nuara Nkimbo entschließen sich auf dem Planeten derweil, den havarierten Plegg‘re zu helfen …

Episode 73: In der Galaxis Srakkonar

(11. Mai 1986, digitalisiert 2019)

Blende zu Oki Stanwer und der sehr stark verkleinerten STELE DER EWIGKEIT: Im Ovahaan-System sind Oki und seine Freunde in eine Falle TOTAMS geraten. Der Kristallroboter Xyllom ist ver­nichtet worden (vgl. Bd. 61), und Oki selbst konnte gerade noch vor Interventionstruppen TOTAMS aus dem dimensionalen Reich Kawekor gerettet werden (vgl. Bd. 65), wobei er aber verletzt wurde. Quasi in letzter Sekunde gelingt es der STELE, den Wüs­tenplaneten des Ovahaan-Systems zu verlassen.

Als sie aber eine Reihe von Transitionen planen, um sich der Verfolgung durch die TOTAM-Schlachtschiffe des Dämons Craa­thava zu entziehen, tun sie exakt, was ihr Gegner insgeheim wünscht. Er aktiviert aus seiner Zentralgalaxis Srakkonar einen entropischen Fangstrahl und zerrt die STELE dorthin, um sie in seinem Residenzsystem mit dem Planeten Hollyr endgültig aus­schalten zu können.

Doch die Dinge verlaufen nicht nach Plan – eine fremde Gewalt reißt die STELE aus dem Sog, so dass sie am Rande von Srakko­nar materialisiert. Aber … ohne Oki Stanwer! Er scheint wäh­rend dieser Aktion seinerseits entführt worden zu sein.

Inzwischen weitgehend wieder gesundheitlich hergestellt, er­wacht der Feldherr der Cranyaa auf einem lebensfreundlichen, subtropischen Planeten, auf dem er eigenartige Pyramidenge­bäude vorfindet – und dann plötzlich auch einen Kampfgleiter mit untoten Cranyaa, der von Unbekannten vernichtet wird.

Ohne das jetzt noch zu begreifen, befindet sich Oki Stanwer bei den Rebellen von Srakkonar. Und sie geben sich ihm zu erken­nen …

Episode 74: Ein Mond vergeht!

(12. Mai 1986, digitalisiert 2019)

Blende wieder zurück zu ANTI-TOTAM und zum Transmitter­mond. Während die Helfer des Lichts Glusem und Ureg-Ni gegen die vermeintliche Dämonenwaffe GOLEM kämpfen, hinter der inzwischen in Wahrheit der Dämon Logaroteen steht, retten die Gerlakos/Irrealstrahler auf ANTI-TOTAM aus dem abgestürzten Zeitschiff die Plegg‘re – doch diese Wesen, die offenbar Jahrhun­derte unterwegs waren, sind auf schreckliche Weise deformiert und degeneriert, ihre ursprüngliche Form ist nicht mehr zu er­kennen. Ehe man sie befragen kann, sterben sie an den erlitte­nen Verletzungen und Schocks des Absturzes.

Im Transmittermond können Glusem und Ureg-Ni den einge­drungenen Feind ausschalten. Aber sie fragen sich nun natür­lich, wie das mit der Warnung vor dem Angriff der Dämonen von TOTAM sein mag – offensichtlich, darauf deutet Logaroteens At­tacke hin, steht er direkt bevor.

Und das stimmt auch. Ehe sie gescheite Gegenaktionen starten können, werden entropiegeladene Lenkraketen ausgemacht, die den Transmittermond zum Ziel haben und nicht mehr abge­wehrt werden können.

Über ANTI-TOTAM geht eine neue Sonne auf!

Episode 75: Im Reich der Plegg‘re

(7. Juni 1986, digitalisiert 2019)

Der Transmittermond ist zerstört worden. Die Helfer des Lichts Glusem und Ureg-Ni wurden dabei offenkundig ausgelöscht … wenigstens hat es den Anschein. Aber zur beiderseitigen Über­raschung ist das irgendwie nicht geschehen. Irgendeine Kraft hat verhindert, dass die Entropieexplosion, die den Mond aus­löschte, auch sie beide vernichtete.

Sie haben noch kurz paramentalen Kontakt zueinander, ehe sie durch die Zeit in unterschiedliche Richtungen geschleudert wer­den. Während Ureg-Nis Reiseziel vorläufig unklar bleibt, findet sich Glusems primärenergetische Beobachterseele in einem Be­reich des Kosmos wieder, den er durchaus kennt – es handelt sich um die Region zwischen den Galaxien Wukarin und Risalon, also nahe an der Cranyaa-Heimatgalaxis Hun‘arc … aber Millio­nen Jahre früher.

Hier verfolgt Glusem als temporaler Beobachter den Aufstieg ei­ner seltsamen amphibischen Spezies, die eines Tages den Ras­sennamen Plegg‘re erhalten wird und dann den Transmitter­mond bauen soll, an dessen Erschaffung er selbst, Glusem, maßgeblich beteiligt gewesen sein soll.

In der Gegenwart aber ist das Reich der Plegg‘re fast vollständig verwüstet (vgl. Bd. 27 der Serie), und es fehlen noch wesentli­che Mosaiksteine des Verständnisses, wie alles sich zusammen­fügt.

Glusem versucht mühsam, Kontakt zu den jungen und aufstei­genden Plegg‘re zu bekommen …

Mit den Bänden 74 und 75 der Serie beginnt die erste von zwei Plegg‘re-Trilogien, die Lücken der Historie der Serie schließen wird. In diesem Fall die Fragen um die Völker der Plegg‘re und der Waaklors. In der kommenden Folge der Close Ups, in der es um die Episoden 76-80 geht, blende ich sowohl in die Hand­lungsgegenwart wie ich auch die Vergangenheitsschiene verfol­gen werde. Ihr werdet sehen, es bleibt spannend.

Bis nächstes Mal, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 262: Shades of Grey 2: Gefährliche Liebe

Posted April 1st, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

auch sieben Jahre nach Veröffentlichung des vorliegenden Romans vermag die­se Trilogie interessanterweise nach wie vor Menschen auf die Palme zu bringen. Üblicherweise handelt es sich dann um Zeitgenossen, die weder die Bücher ge­lesen noch die Filme (außer in Auszügen) gesehen haben. Und jeder, der Kino­trailer kennt, weiß natürlich, dass diese in der Regel überdramatisiert Szenen zusammenschneiden und nicht selten einen falschen Eindruck der Geschichte vermitteln.

Ich finde außerdem, dass die Verfilmung insbesondere des zweiten Teils der Tri­logie von der Romanfassung deutlich abweicht, so dass man sich als Kinogänger kein qualifiziertes Urteil über das zu Grunde liegende Buch machen kann. Wer das gern tun möchte, ohne gleich in Schnappatmung zu verfallen, der sollte jetzt vielleicht weiterlesen.

Vielleicht entdeckt er/sie ja unerwartete Facetten des Werkes und wird doch neugierig:

Shades of Grey 2: Gefährliche Liebe

(OT: Fifty Shades Darker)

Von E. L. James

Goldmann 47896

608 Seiten, TB (2012)

ISBN 978-3-442-47896-5

Aus dem Amerikanischen von Andrea Brandl und Sonja Hauser

Die Welt steht Kopf für Anastasia Steele.

Die junge Literaturstudentin hat Wochen hinter sich, die sie selbst bei ruhiger Betrachtung kaum begreifen kann, und sie ist mental und emotional gewisser­maßen vollständig durch den Fleischwolf gedreht. Grund dafür ist eine Verket­tung abenteuerlicher, zufälliger Umstände, die sie in Kontakt mit einem faszinie­renden, sehr komplizierten und zudem überaus reichen Mann gebracht haben.

Christian Grey.

Einige Wochen zuvor hat sie ihn stellvertretend für ihre Mitbewohnerin und beste Freundin, Katherine Kavanagh, interviewt. Grey, der CEO und damit Vor­sitzende von Grey Enterprises, ist Förderer ihrer Hochschule, und Kate die Her­ausgeberin der Studentenzeitschrift. Da sie aber grippebedingt verhindert ist, schickt sie ihre beste Freundin Ana zu dem Termin … und dann beginnt das, was Anastasias Leben völlig umkrempelt: Christian Grey ist nicht nur unglaublich jung und attraktiv, sondern er ist auch von ihr unglaublich angetan, sucht stän­dig ihre Nähe und überhäuft sie mit Beweisen seiner Zuneigung. Dazu gehören sündhaft teure Erstausgaben von Romanen, Computer, Handys, schließlich gar ein neuwertiges Auto.

Sie ist davon einigermaßen überwältigt, aber ehe die meisten dieser Geschenke bei ihr ankommen (die meisten davon gegen ihren Willen, da sie solche Großzü­gigkeit unendlich verlegen macht), wird überdeutlich, dass Christian Grey sich insbesondere erotisch zu ihr hingezogen fühlt. Und zugleich hat er sehr … spezi­elle Vorstellungen von seiner Beziehung zu Frauen. Das hat mit seiner kompli­zierten Persönlichkeit zu tun, wie Anastasia sehr schnell entdecken muss. Er kann offensichtlich gar nicht anders, als ein BDSM-Verhältnis zwischen sich und seiner jeweiligen Gespielin zu dulden. Er ist darin der Dominus, sie die Sub, im Grunde genommen eine Sklavin für seine Bedürfnisse.

Auch wenn Anastasia sehr schnell den berauschenden Sex mit ihm unendlich genießt, selbst gewisse Sonderformen, die Augenbinden, Fesseln und ähnliches einbeziehen, gibt es doch Dinge, die sie immer wieder auf Abstand halten. Und am Schluss des ersten Romans, „Shades of Grey 1: Geheimes Verlangen“ wird Ana diese unglaublich intensive Beziehung zu viel. Schockiert davon, dass Chris­tian von ihr erwartet, sie möge sich von ihm bereitwillig Schmerz zufügen las­sen, weil er nur so vollendeten sinnlichen Genuss erleben kann, bricht sie die Beziehung ab.

Das Ende des ersten Romans ertrinkt in unendlich vielen Tränen.

Der vorliegende zweite Roman des Zyklus setzt quasi direkt nahtlos daran an, und man tut gut daran, die Lektüre unmittelbar an Band 1 anzuschließen.

Zur Handlung:

Seit der Trennung von Christian Grey sind erst wenige Tage vergangen. Hinter Anastasia liegen ihr Studienabschluss, der Umzug nach Seattle, wo Christian Grey auch lebt, und ihr Arbeitsbeginn als Praktikantin in dem kleinen Verlag SIP unter dem Lektor Jack Hyde.

Und Anastasia sieht die Welt absolut grau in grau. Nichts bereitet ihr mehr Ver­gnügen, und ebenso wie sie die stürmischen Liebesmomente mit Christian Grey vermisst, ebenso überzeugt ist sie doch davon, dass sie ihm niemals das wird geben können, was er unbedingt braucht. Es sieht doch sehr danach aus, als wenn Christian eine ihm ergebene Sub benötigt, die bereitwillig für seine Züch­tigungen zur Verfügung steht. Und das kann und will sie selbst nicht geben. Aber vergessen kann sie ihn ebenso wenig. Sie hat keinen Appetit, verliert an Gewicht1, und stets ist sich Ana der Tatsache bewusst, dass Christian in der Stadt ist, dass die Beziehung prinzipiell jederzeit wieder aufflackern kann.

Dennoch … dennoch nimmt sie mit ihm Kontakt auf, als ihr Studienfreund José Rodriguez (ebenfalls bekannt aus Band 1) seine Foto-Vernissage in Portland er­öffnet und sie einlädt. Ein sehr distanzierter Christian Grey nimmt sie höchst bereitwillig mit zur Eröffnung, die einige Überraschungen für die beiden bereit­hält (dies wird, wie Kundige wissen, im zweiten Film völlig anders vermittelt, wie der Film sowieso vieles dramatisiert).

Und das Knistern breitet sich unweigerlich wieder zwischen den Liebenden aus … denn das sind sie, das ist jedem Leser und jeder Leserin schon nach dem ers­ten Band felsenfest klar. Während Ana nun also versucht, bei SIP Fuß zu fassen und nur langsam realisiert, dass Jack Hyde mehr von ihr möchte, als nur ihr Chef zu sein, intensiviert sich ihre aufgefrischte Beziehung zu Christian Grey, und fast scheint es, als sei der grässliche Zwischenfall in seinem „Spielzimmer“ gar nicht vorgefallen.

Vergessen können die beiden ihn gleichwohl auch nicht.

Leider ist die fragile und immer wieder von Missstimmungen durchzogene Be­ziehung zwischen den Liebenden nicht das einzige Problem. Christian Grey hat zugegeben, dass er früher schon Beziehungen zu einer Reihe anderer Frauen hatte, seinen „Subs“, von denen ihm eine ganz besondere Sorgen bereitet: Leila. Während diese Person in der Verfilmung des ersten Romans noch keine Rolle spielt, taucht sie nun unvermittelt in Anastasias Leben auf und verfolgt sie. Vollends dramatisch wird es, als man herausfindet, dass sie offensichtlich mit einer Schusswaffe unterwegs ist und psychisch unzurechnungsfähig.

Außerdem lernt Ana während dieser Folgewochen Elena Lincoln kennen, die sie von Anfang an als „Mrs. Robinson“ charakterisiert und von Herzen zu hassen beginnt. Sie ist die Frau, die den jungen Christian im Alter von fünfzehn Jahren unter ihre Fittiche genommen hat, was in diesem Fall bedeutete, dass sie seine speziellen Neigungen entwickelte und, wie er es selbst drastisch sagt, „das Ficken beibrachte“. In Anas Augen hat sie damit seine jugendliche Entwicklung gestört und gilt im Grunde als Kinderschänderin. Es ist ihr unerklärlich, dass Christian mit Elena immer noch befreundet ist, und im Laufe des Romans entwi­ckelt sich das zunehmend zu einem ernsthaften Problem. Dasselbe gilt für die Sache mit Anas Chef, dem Lektor Jack Hyde.

Auf der anderen Seite lernt Anastasia aber auch einen anderen, einen neuen Christian Grey kennen – nicht den herrischen CEO von Grey Enterprises und auch nicht den grausamen Dom, der seine Sub herumkommandieren möchte … sondern sie hat einen ganz besonderen Einfluss auf ihn und verändert ihn. Sie bringt ihn auf zumeist äußerst amüsant zu lesende Weise und nicht selten wirk­lich berechnend zur Weißglut und dazu, immer mehr von seinem einseitigen Pfad abzuweichen.

Denn, um die Wahrheit zu sagen: Christian Grey ist zutiefst verstört und er­schüttert gewesen, ja, panisch, als sie ihn verlassen hat. Er kann sie nicht ver­gessen und will sie nicht verlieren. Das stürzt ihn in komplizierte emotionale Ab­gründe, die ihm vorher nicht zugänglich waren. Und er hat beschlossen, sein Le­ben grundlegend neu zu überdenken, Ana zuzugestehen, eine Art von Landkar­te zugänglich zu machen, die sein kompliziertes Herz und seine Seele für sie verständlich machen. Dies alles führt Anastasia Steele zu völlig neuen Erfahrun­gen und Horizonten, und dasselbe gilt auch für Christian Grey, der das rätselhaf­te und schwierige Neuland der leidenschaftlichen Liebe zu entdecken beginnt …

Der zweite Roman der Trilogie um Christian Grey und Anastasia Steele wartet zum einen mit einer Vielzahl von sympathischen Charakteren auf, die z. T. schon im ersten Band eine Rolle spielten, hier aber nun klarere Konturen und teilwei­se auch mehr historischen Tiefgang erhalten. Nach wie vor stürmisch und unbe­rechenbar ist die Beziehung zwischen Ana und Christian, die wirklich bei jeder sich bietenden Gelegenheit berauschenden Sex praktizieren. Und während im ersten Roman mehrheitlich die anfangs jungfräuliche Anastasia völlig überwäl­tigt war, geht es nun zunehmend auch ihrem reichen Geliebten so.

Er, der bislang alles strikt durchplante, weil er eben ein notorischer Kontroll­freak ist, lernt nun, dass das Herz einer Frau, zumal einer von 21 Lenzen, durch­aus sprunghaft, launisch und schnippisch sein kann. Dass Anastasia auch hier wieder reichliche Szenen bietet, in denen sie zutiefst errötet oder sich vor lau­ter inneren Gewissensbissen kaum retten kann, gehört unbedingt dazu. Wer die Bücher kennt, mag verstehen, dass ich immer wieder kichere, wenn einer von beiden mit den Augen rollt, wenn Ana sich auf die Unterlippe beißt oder die sinnbildlichen Funken zwischen den beiden sprühen. Es ist einfach ein Vergnü­gen, diese Geschichte zu lesen, das gilt auch für den zweiten Teil.

Was die Verfilmung angeht, so weicht sie in zahlreichen Variationen von der Ro­mangeschichte ab. So spielt etwa Ethan, Kate Kavanaghs Bruder, in zahlreichen Stellen des Films überhaupt keine Rolle, sehr wohl aber im Buch. Dasselbe gilt für José, der im Film schnell an die Wand gedrückt wird, was sich im Buch völlig anders liest. Mia Grey, Christians jüngere Schwester, gespielt von Rita Ora im Film, hat im Buch auch einiges mehr zu sagen als in der filmischen Umsetzung. Die Rolle der Elena, im Film faszinierend von der älteren Kim Basinger gespielt, ist im Buch sehr viel komplizierter angelegt, und eine ganze Weile lang hat man das Gefühl, dass sie und Ana vielleicht doch noch einen modus vivendi finden können.

Andere Stellen fehlen in der Verfilmung ganz, was man bei manchen erotischen Stellen gut verstehen kann (ich denke da besonders an diese Badezimmerszene, die Passage auf dem Boot oder auch die Szenen im Spielzimmer, die im Buch z. T. sehr viel anders ausgeschmückt sind). Insbesondere vieles aus dem Leila-Handlungsstrang läuft hier grundlegend anders ab als im Film. Die Szene mit der Hausbegehung kommt überhaupt nicht vor (allerdings gibt es eine kleine Andeutung im Film während der Bootsfahrt auf „The Grace“). Die Rolle, die Kate Kavanagh mit ihrer „Inquisition“ spielt, ist im Film auch sehr heruntergekocht.

Und süß ist zu sehen, dass sich im Buch Ana unabsichtlich als Verkupplerin noch zwischen zwei weiteren Freunden erweist. Es sei nicht verraten, wen es trifft – aber es ist auf alle Fälle ein Indiz, dass den Leser des abschließenden dritten Teils womöglich eine Dreifachheirat erwarten könnte. Gemessen an der bislang zur Schau gestellten romantischen Ader von Frau James dürfte das letzten En­des eines der Ziele der Geschichte sein. Schwierig bleibt aber die allmählich deutlicher zu sehende Grundlinie, dass sadomasochistische Neigungen hin in eine „krankhafte“ Richtung gedrängt werden, die man nur mit bedingungsloser Liebe „kurieren“ kann … das ist höchstwahrscheinlich zu schematisch und eindi­mensional.

Die Geschichte bewegt sich also gründlich von der Basislinie weg. Christian gibt einen guten Teil seiner „hard limits“ ab, während Ana ihm gegenüber einige Zu­geständnisse hinsichtlich seines „Spielzimmers“ gestattet und sie ansonsten so versessen aufeinander sind, dass sie nicht die Finger von sich lassen können. Und gleichzeitig ziehen sich finstere Schicksalswolken über den beiden zusam­men … man darf auf das Finale sehr gespannt sein.

Auch hier eine klare Leseempfehlung.

© 2017 by Uwe Lammers

May be, es mag sein, dass ich zu optimistisch geurteilt habe, und mancherlei Leserkommentare, die ich erhielt, nachdem diese Rezension anderwärts Lesern zugänglich gemacht wurde, fielen recht kritisch aus. Ich bleibe allerdings durch­aus dabei, dass ich diese Geschichte bei allem Schematismus, den sie durchaus besitzt und der mir auch nicht entgangen ist, im Kern zutiefst humorvoll und lei­denschaftlich ist.

Wer diese Geschichte um Anastasia und Christian allein auf die „frauenverach­tende“ und sexistische Ebene herabzerren möchte und denkt, dass Ana doch nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, wenn sie sich wissentlich ein zweites Mal auf diese Beziehung einlässt, der sieht das alles viel zu kurz. Man muss nicht nur ein Negativfaktum herausziehen und dann sofort ein moralisches Vernichtungs­urteil fällen, sondern die Gesamtkomposition sehen und danach versuchen, zu einem ausgewogenen Eindruck zu gelangen.

Für mich überwiegt der zwischenmenschlich-humorvolle Aspekt in der Ge­schichte nach wie vor, auch wenn ein wenig „missionarischer“ Eifer zu erkennen ist, wenn die Autorin etwas eindimensional Sadomasochismus bei dominanten Männern über eine traumatische Kindheit erklären will und sie durch „ehrliche Liebe“ zu läutern versucht.

Was ich aber, wie ich immer noch finde, relativ gut herausarbeiten konnte, sind die Differenzen zwischen Buch und Verfilmung. Das ist zwar immer so, aber mir kam es noch nie so überdeutlich zu Bewusstsein wie hier. Die Filme ersetzen also in keiner Weise die Bücher. Die Romane sind deutlich besser als die filmi­sche Umsetzung – es ist definitiv einen Versuch wert, vertraut mir.

In der kommenden Woche kehren wir in phantastische Landen zurück zu einem Altmeister der Science Fiction und dystopischen Blicken in zukünftige Sphären. Mehr dazu in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Ebenfalls etwas sehr Charakteristisches in diesen beiden Bänden des Zyklus ist Anas regelmäßige Appetitlo­sigkeit und Christians besorgter, meist befehlender Appell, sie möge dich etwas zu sich nehmen. Ana könnte – und das ist nun wirklich ein Zustand, den jeder Verliebte bestens kennt – auch nur von Luft und Liebe le­ben … und Liebe in Form von leidenschaftlichem Sex bekommen die beiden hier fürwahr reichlich.

Liebe Freunde des OSM,

also, das neue Jahr 2020 fängt ja witzig an … ihr merkt es vielleicht an der bi­zarren Schriftwechselform, die ich zurzeit noch nicht kontrollieren kann – das Programm erzählt mir munter, „Calibri“ als Schriftart sei nicht vorrätig und wer­de ersetzt. Damit ist das hier vorläufig „Liberation S“ … bis ich das Problem ir­gendwie mit IT-Unterstützung in den Griff bekomme. Witzigerweise ändert das nichts daran, dass in der Überschrift diese Schrifttype durchaus „da“ ist …

Sollte dieser Blogartikel, der erste, den ich anno 2020 am Neujahrstag schreibe, also etwas seltsam auf der Webseite www.oki-stanwer.de abgebildet werden, gebt bitte meinem neuen Betriebssystem die Schuld. Ich schreibe einfach erst mal weiter so, wie mir der Schnabel gewachsen ist.

Der Monat Dezember 2019, der vor wenigen Stunden endete, hat mit respekta­blen 35 fertig gestellten Werken geschlossen. Insgesamt kam ich damit im ver­flossenen Jahr auf bemerkenswerte 419 abgeschlossene Werke. In diese Zahl rechnen natürlich nicht nur OSM- und Archipelwerke hinein, die hier auftau­chen, sondern auch Rezensions-Blogs, Conberichte, Rezensionen, Gedichte und Geschichten, die ich außerhalb meiner beiden großen kreativen Welten neu schrieb bzw. als Rettungsabschriften digitalisierte. Das wird sich unzweifelhaft anno 2020 noch so fortsetzen.

Worauf ich zuversichtlich dieses Jahr hoffe, das ist der Abschluss der Digitalisie­rung des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC bzw. 14Neu). Im Anschluss werde ich, wie schon angekündigt, damit beginnen, den ältesten abgeschlossenen KONFLIKT zu digitalisieren: „Oki Stanwer Horror“ (OSH), den ich schon im Dezember 1985 beendete, also vor gut 34 Jahren. Es wird echt Zeit.

Kommen wir zu den Details:

14Neu 78: Gegenschlag Ghoyyol

(OSM-Wiki)

Blogartikel 364: Work in Progress, Part 84

14Neu 79: Pesthauch über Kareton

14Neu 80: STÜTZPUNKT VIER

(14Neu 81: Expedition der Plegg‘re)

Anmerkung: Mit diesem Band beginnt die zweite Plegg‘re-Trilogie der Serie, in der abschließend das Schicksal dieses geheimnisvollen Volkes der FdC-Serie dargestellt wird. Und ich muss zugeben, manches davon wusste mich tatsächlich wieder ziemlich zu überraschen … immerhin war es über 30 Jahre her, dass ich daran gelesen hatte, und vieles war meinem Verstand längst entfallen. Ich pflege ja zu sagen, und das ist definitiv kein Kokettieren, dass ich KEIN gutes Gedächt­nis habe – ich verfüge über gute Aufzeichnungen als Gedächtnisstützen, aber ein gutes Gedächtnis wird damit selbstverständlich nicht ersetzt.

(Glossar der Serie „Drohung aus dem All“)

Anmerkung: Dass ich dieses anno 2012 schmählich vorzeitig im Stich gelassene Glossar nun endlich vollständig durcharbeiten konnte, ist eine große Erleichte­rung. Es könnte manchen von euch allerdings zu dem Gedanken verleiten, die Klammer sei damit überflüssig, wenn das Glossar doch „fertig“ sei. Nun, diese Vorstellung ist leider voreilig. Ich habe alle Begriffe, Namen usw. der Serie von Band 1-71 erfasst, ja. Aber ich habe sie immer noch nicht alle vollständig ER­KLÄRT. So, wie in der OSM-Wiki viele provisorische Einträge stehen, ist es also auch hier, nur in potenzierter Form. Solange, bis diese provisorischen Stellen alle getilgt sind, kann das Glossar leider nicht als abgeschlossen gelten.

Und ja, wenn sich euch da eine Nachfrage aufdrängt, ja, es sieht mit ALLEN Serienglossaren so aus. Die meisten sind aber noch in weitaus schlechterer Ver­fassung als dieses hier … ihr merkt: hier lauert eine sehr zeitfressende Reihe von Baustellen, die ihr zweifellos anno 2020 immer wieder mal durchschimmern sehen werdet, viele auch in der Folge dieses Beitrags.

Blogartikel 357: Legendäre Schauplätze 16: Pholyar

Anmerkung: Ach, wie musste ich seufzen, als ich diesen Beitrag schrieb. Wieso? Ihr habt ihn doch inzwischen gelesen und wart recht zufrieden damit? Schön, aber das ist nicht das Problem. Das sieht vielmehr so aus: Ich habe Pholyar im Sommer 1993 endgültig verlassen, wie ich damals glaubte. Und abbilden konnte ich, genau genommen, im obigen Blogartikel nur den Informationsstand über die Kleingalaxis Pholyar aus dem Sommer 1987! Alles, was ich später über Pholyar herausfand, alle Handlungsschauplätze und historischen Verknüpfun­gen, die musste ich mir da ausdrücklich verkneifen auszudrücken. Spoilergefahr, und zwar massive. Die Folge war, dass ich mit diesem Beitrag wirklich so gar nicht zufrieden sein konnte.

Auf der anderen Seite kann man das positiv sehen: Auch wenn ihr diesen „Le­gendäre Schauplätze“-Artikel kennt, werdet ihr vielfältig in der nahen und fer­neren Zukunft durch die BdC-E-Books überrascht werden. Und das zaubert mir dann doch ein Schmunzeln aufs Gesicht …

(14Neu 82: Strahlenstürme)

(14Neu 83: Die Entstehung der Biowelt)

Strukturen in KONFLIKT 10 – OSM-Hintergrundtext

Anmerkung: Das war eine faszinierende Nebenwirkung meiner Arbeiten am Glossar des KONFLIKTS 17 „Drohung aus dem All“. Denn wie ihr noch fest­stellen werdet, tauchen in diesem KONFLIKT massive Matrixfehler auf, deren Ursprung im KONFLIKT 10 liegt, an dem ich noch nicht eine Zeile geschrieben habe. Die zwischen 1983 und 1986 in der „Drohung aus dem All“-Serie darge­stellten Strukturen sind gründlich entartet, aber wenn man mal, so dachte ich schlagartig, als ich am Glossar arbeitete, diese Entartung ihrerseits negiert, er­hält man die Strukturen, die in KONFLIKT 10 etabliert worden sein müssen.

Stellt es euch folgendermaßen vor: Ihr kennt von „Star Trek“ nur die finsteren Spiegelwelt-Episoden und werdet daraufhin neugierig, wie wohl die „normale“ Star Trek-Welt aussehen müsste und versucht sie zu rekonstruieren. So ähnlich müsst ihr euch das hier denken. Es war eine überaus faszinierende Erfahrung! Und eine schöne Blaupause für die Welt, die ich dereinst als KONFLIKT 10 ent­stehen lassen werde. Momentan schieben sich noch Serien des OSM in den Vor­dergrund, an denen ich primär arbeite, insbesondere natürlich die KONFLIKTE 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ und 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Re­gent“. Aber wenn die erst mal abgeschlossen sind … ihr merkt, das neue Feld ist schon bereitet …

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“)

12Neu 77: Im Herz von Koopen

(Anschlag auf Xyriac-Nehm – OSM-Story)

Anmerkung: Nein, natürlich sagt euch Xyriac-Nehm noch nichts. Soweit seit ihr im OSM noch nicht vorgedrungen. Ich verrate auch noch nicht sehr viel dazu, nur dies: Xyriac-Nehm ist ursprünglich ein Universentransmitter, den TOTAM am Ende von KONFLIKT 15 in der Serie „Oki Stanwer“ bauen lässt und durch den der Macht des Bösen die Flucht aus dem sterbenden Universum ermöglicht wird. Das war in unserer Realzeit Anfang 1984!

In der FdC-Serie (OSM-handlungschronologisch also fünf Milliarden Jahre FRÜHER!) tauchte Xyriac-Nehm überraschend ebenfalls auf. Und als ich die obigen Episoden der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ abschrieb (die Bände 78 und 79), da erinnerte ich mich auf einmal, dass ich etwa 1987 eine Seitenstory des KONFLIKTS 14 – etwa so wie „Heiligtum der Shonta“ bei der TI-Serie – zu schreiben begonnen hatte, eben die obige. Es existierte aber noch kein Digitalisat. Das holte ich hiermit nach. Davon, dass ich daran weiter­arbeitete, kann aber keine Rede sein. Dafür sind die Episoden, auf denen sie fußen, viel zu rudimentär ausgearbeitet … aber ich gestehe, dass es mich durch­aus in den Fingern juckte, an diesem Projekt gleich zu arbeiten. Ich unterdrück­te diesen Impuls. Mühsam.

12Neu 78: Soffrols Imperium

Blogartikel 361: Close Up – Der OSM im Detail (13)

Anmerkung: Wer sich an meinen Silvesterblog 2019 erinnert, wird wissen, dass ich diesen Blogartikel zweimal schreiben musste. Der erste, ein wenig laberig und zu viel wiederholend, verschwand im Orkus, weil ich vergaß, ihn gescheit zu sichern, bevor der Betriebssystemwechsel (siehe dazu auch den Anfang dieses Beitrags) am 21. Dezember 2019 anstand. Ich glaube, diese Fassung ist mir besser gelungen.

12Neu 79: Das Konzil der Baumeister

Anmerkung: Das ist schon eine witzige, für euch nicht transparente Koinzidenz – als ich diesen Band erstmals schrieb man den Dezember 1990, es handelte sich also um den letzten BdC-Band des Jahres 1990. Diesmal ist es der letzte Band der Digitalisat-Serie 12Neu für das Jahr 2019, runde 29 Jahre darauf. Schon irgendwie witzig.

(12Neu 80: Brückenkopf Pholyar)

(12Neu 81: Bei den Traalern)

Anmerkung: Beizeiten werdet ihr das vermutlich verstehen, was mich überfiel, als ich diese Episode abzuschreiben begann … ich hätte so gerne, so überaus gerne hier sofort die Überarbeitung begonnen. Die Situation, die ich darin schildere, ist absolut traumatisch. Ich deute es hier nur mal an – stellt euch ein Leben vor, das vollständig sicher durchgeplant ist, geleitet von einer ruhigen, stabilisierenden Stimme in eurem Kopf, die euer gesamtes Leben strukturiert hat, eure Familienharmonie erhält, euren Arbeitsplatz kontrolliert und dafür sorgt, dass niemals so etwas wie Verbrechen, Korruption oder Unfälle passieren können … und auf einmal dreht diese Stimme im Kopf vollständig durch, schreit irgendwelche anderen mentalen Stimmen an, die dissonant und fragmentarisch dazwischen kreischen, und dann … ist alles still.

Die Stimme ist verschwunden, weg für immer … und ringsum merken die Artge­nossen, die ebenso gequält waren bis eben, überhaupt nichts mehr davon, son­dern gehen wie gewohnt ihrem Tagewerk nach. Nur du selbst – du selbst scheinst für sie auf einmal vollständig unsichtbar geworden zu sein. Niemand redet mehr mit dir, sieht dich an, nicht einmal deine Freunde oder deine Fami­lie. Du bist, wiewohl vollkommen physisch, ein Phantom geworden, eine Unper­son. Ein Immuner, der die Stimme im Kopf nicht mehr hören kann. Für dich stürzt die Welt ein. Und das ist erst der Anfang.

Denn dann sind da auch noch die FREMDEN, die plötzlich auftauchen …

Gott, dachte ich, als ich das abschrieb, was für eine grässliche Geschichte! Ihr werdet sie beizeiten in den BdC-E-Books in ausgearbeiteter Form zu lesen be­kommen, aber wie ihr an der Episodennummer seht – das dauert leider noch ei­nige Jahre.

(Das Geheimnis von Church Island – OSM-Novelle)

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

(Glossar des Romans „Die Kolonie Saigon II“)

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

(14Neu 84: Blaue Galaxien)

Anmerkung: Darauf, diese Episode fertig zu digitalisieren, freue ich mich wirk­lich. Denn hier trifft Oki Stanwer im Zeituniversum unerwartet auf alte Bekann­te, die natürlich auch für mich alte Bekannte waren. Ich kannte sie aus der Zeit der „Gedankenspiele“ mit meinem Bruder. Es sei aber noch nicht verraten, um welches Volk es sich handelt. Das bekommt ihr dann ausführlicher in einem bal­digen Close Up-Artikel mit. Freut euch drauf.

(Im Bann der schönen Fremden – OSM-Story)

Und damit ist der Monat dann, soweit das hier abgebildet werden soll, vollstän­dig erschlossen, Freunde. Ihr merkt – es war eine Menge los. Und das ist nur der Teil, den ich hier darstellen kann. In ein paar Wochen erzähle ich euch dann von der „Horrorwelt“, die anno 2019 eine Menge Digitalisierungsraum einnahm. Aber dafür brauche ich mehr Platz, als ich hier habe, darum wird das ein mehr­teiliger Artikel werden. Lasst euch da mal überraschen.

In der kommenden Woche tauchen wir wieder in KONFLIKT 14 ab, hin zu ei­nem in der Urzeit versunkenen Imperium. Das solltet ihr nicht verpassen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 261: Der Schwur der Wikinger

Posted März 25th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

woran mag es liegen, dass Romansequels von wechselnden Coautoren betreut werden? Dass das nicht immer so sein muss, beweist etwa ein Justin Scott, der nach wie vor den Detektiv Isaac Bell betreut, den Clive Cussler sich vor Jahren ausdachte. Aber sowohl bei den NUMA-Wissenschaftlern Kurt Austin und Joe Zavala ist kürzlich ein Autorenwechsel eingetreten, und nun wird schon nach dem zweiten Band Thomas Perry von dem Schatzsucherehepaar Sam und Remi Fargo abberufen und durch Russell Blake ersetzt.

Mag sein, dass Cussler bei den Fargos grundsätzlich nur 3-Romane-Optionen vergibt und dann neue Mitspieler sucht, vielleicht hat das auch was mit Verlags­querelen in den USA oder stagnierenden Absatzzahlen zu tun, no idea. Ärgerlich bleibt jedenfalls, dass die Abenteurer auf diese Weise immer wieder in einer Art von Wiederholungsschleife landen, ohne langfristig Profil entwickeln zu kön­nen.

Positiv bleibt indes zu konstatieren, dass die Fargo-Abenteuer immer noch Spaß machen. Diesmal geht es, wiewohl titelmäßig die Wikinger im Zentrum stehen sollten (was sie nicht tun), um Kontakte zwischen mesoamerikanischen Kultu­ren und Europa lange vor Kolumbus. Wie ich in der Rezension aussage, ist das ein Thema, das selbst bei Cussler nicht eben neu ist. Aber es wird hier auf inter­essante Weise inszeniert, und wer wenig über die Tolteken weiß, lernt hier ver­mutlich noch etwas dazu.

Bei allen unten angerissenen Schwachpunkten fand ich den Roman durchaus unterhaltenswert und für einen Erstling auf diesem Sektor ganz passabel gelun­gen.

Was das im Detail heißt? Schaut es euch mal genauer an:

Der Schwur der Wikinger

(OT: The Eye of Heaven)

Von Clive Cussler & Russell Blake

Blanvalet 0236

März 2016, 9.99 Euro

512 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0236-3

Es ist eine ungemütliche, um nicht zu sagen tödliche Sache, im Jahre 1085 A. D. in der Labradorsee mit einem Langboot der Wikinger unterwegs zu sein. Das Langboot Sigrun unter dem Kommando des Wikingers Vidar gerät auf seiner Fahrt in eisige und unerforschte Gewässer und landet schließlich in einem Fjord, wo es in der Vergessenheit versinkt.

In der Gegenwart und Aberhunderte von Seemeilen weiter südlich begegnen wir als Leser dann alten Bekannten – dem Schatzsucherehepaar Sam und Remi Fargo, die befreundeten Wissenschaftlern bei der Kartierung eines versunkenen antiken Schiffs helfen, in dessen Rumpf noch Kunstwerke verborgen sind. Zu dumm, dass sie dabei Besuch bekommen. Auf einmal ankert nämlich eine prächtige Yacht dicht bei dem Bergungsschiff, und die Fargos kennen sogar sei­nen Besitzer – Janus Benedict, einen Mann, der ihren Weg schon verschiedent­lich kreuzte.

Benedict ist ein skrupelloser Mann mit eleganten Manieren, der aber insbeson­dere vom illegalen Waffenhandel lebt. Inzwischen ist er auch in den Antiquitä­tenschmuggel eingestiegen, und nur um Haaresbreite können die Fargos ver­hindern, dass er kurzerhand das gesamte Wrack unter ihnen ausplündert und davonkommt. In der Folge schwelt Benedicts Rachsucht. Sein jüngerer und weitaus impulsiverer Bruder Reginald Benedict, der sehr schnell mit dem Griff zur Waffe ist, entwickelt sich alsbald zum Problem, denn er hat verheerende Vorstellungen, wie er sich an den Schatzsuchern für die zugefügte Schmach rä­chen kann. Janus rät zur Zurückhaltung. Die Zeit zur Rache werde schon noch kommen …

Und das ist dann tatsächlich der Fall, aber auf eine ganz andere Art und Weise, als sie sich das alle vorstellen können. Zunächst nämlich nimmt das Ehepaar Fargo einen völlig anderen Forschungsauftrag an, der mit der Erforschung von Eis an der nordamerikanischen Küste zu tun hat … wobei sie dann zu ihrer eige­nen nicht geringen Überraschung das eingefrorene Langboot der Wikinger aus dem Prolog finden (es sieht nicht ganz so hübsch aus wie auf dem Cover, aber immerhin sehr ähnlich).

An Bord des Schiffes befindet sich, wie die Entdecker fassungslos registrieren, eine Unmenge von mesoamerikanischen Artefakten, die später der Kultur der Tolteken zugeordnet werden. Im Laderaum ist außerdem ein großer Runenstein zu finden, der zunächst nicht weiter beachtet und für Ballast gehalten wird. Es ist einfach faszinierend für die Fargos, plötzlich handfeste Beweise für eine alte Forscherhypothese zu haben, nämlich die Erkenntnis, dass es tatsächlich schon Kontakte der alten amerikanischen Hochkulturen mit Europa gegeben hat. Bis­lang sind das alles nur Legenden.

Da sie erst kurz zuvor in Mexiko gewesen sind und dabei halfen, einen erhalte­nen Maya-Kodex zu restituieren1, ist es nun nur recht und billig, wenn sie ihrer Neugierde nachgeben und sich an Ort und Stelle etwas mehr über die Tolteken kundig machen.

Hier kommt ihnen ein Zufall zu Hilfe – ein Erdbeben hat kurz zuvor einen tolte­kischen Grabkomplex zum Vorschein gebracht, der nun von den mexikanischen Wissenschaftlern erforscht wird. Unter der Leitung von Carlos Ramirez arbeiten die höchst attraktiven Geschwister Antonio und Maribela Casuela an der Aus­grabungsstätte. Und dummerweise stochern die Fargos hier dann wieder in ei­nem Geheimnis der Vergangenheit herum, das ihre Schatzsucherleidenschaft anstachelt.

Es gibt, sagen die Geschwister Casuela, die Legende, dass der mesoamerikani­sche Gott Quetzalcoatl ein Hüne von Mann gewesen sein soll, mit einem völlig untypischen Bart. Er habe den Tolteken die Metallbearbeitung beigebracht und zahlreiche weitere technische Neuerungen, habe Feldzüge geführt und sei schließlich mit einem atemberaubenden Schatz begraben worden. Das zentrale Objekt des Schatzes sei „das Auge des Himmels“, angeblich ein Edelstein von Kopfgröße. Zweifellos eine hemmungslose Übertreibung. Das Grab selbst sei niemals gefunden worden und wahrscheinlich auch nur ein Mythos.

Sam und Remi fragen sich, ob der legendäre Quetzalcoatl wohl ein Wikinger ge­wesen sein könnte. Und ob sie mit dem Fund des Langbootes an der Küste von Labrador ein Mosaikstück eines Puzzles gefunden haben, das es ihnen ermög­licht, das Geheimnis von Quetzalcoatls Schatz zu lüften. Sie machen sich auf die Suche nach exakt diesem Rätsel – nach dem Grab des mythischen Gottes Quetzalcoatl!

Ehe sich der Leser versieht, hat die archäologische Schnitzeljagd a la Indiana Jo­nes schon begonnen. Und es gibt reichlich Reisen: nach Kuba, in den Dschungel von Laos, quer durch Mexiko zur gewaltigen Totenstadt von Teotihuacan, es werden Gräber kartiert und neue gefunden, Schätze kommen zutage … und es gibt Tote. Reichlich Tote.

Denn Mexiko ist leider auch ein Land, das unter einem brutalen Bandenterror leidet. Und die Brüder Benedict verfolgen alles, was die Fargos machen, mit Ar­gusaugen, und sie scheinen auf frustrierende Weise immer genau Bescheid zu wissen, was die Schatzsucher tun. Haben sie einen Maulwurf eingeschleust? Sind Personen aus dem direkten Umfeld der Fargos bestochen worden? Wie viel Information dürfen sie an ihre Freunde und Helfer weitergeben, ohne die Gegner direkt zum nächsten Punkt der Schatzsuche zu geleiten?

Und wie weit würden die Benedicts gehen, um selbst an das „Auge des Him­mels“ zu gelangen? Auch über die Leichen des Ehepaars Fargo …?

Mit dem neuen Coautor der Fargo-Adventures, Russell Blake (auf dem Um­schlag vom Verlag demütigenderweise falsch geschrieben)2 kommt frischer Wind in die Schatzsucherabenteuer, und das ist grundsätzlich begrüßenswert. Die Idee, dass die alten mesoamerikanischen Kulturen Kontakte zu den Nord­männern gehabt haben könnten, ist nicht wirklich neu, partiell klingt sie in man­chen anderen Romanen Clive Cusslers schon an. Nach dem Grab des Quetzal­coatl ist allerdings bislang noch nicht gesucht worden, insofern ist das eine posi­tive Entwicklung. Leider scheint mir die Ausführung nur bedingt gelungen.

Wieso dies?

Nun, wenn man sich den Anfang des Romans ansieht, fällt unschön auf, dass die Wikingerspur gewissermaßen im Nichts verläuft. Das hätte dann doch deutlich besser gehandhabt werden können. Auch die Verfolgung der Schatzfährte selbst ist einigermaßen holprig und manchmal doch arg gekünstelt. Nicht, dass Scheingräber und Ersatz-Schatzgrüfte etwas Ungewöhnliches für antike Kultu­ren wären, aber irgendwie hatte ich bei dieser Geschichte immer ein wenig das Gefühl, gleich lugt Indy Jones um die Ecke und grinst, wobei er bemerkt: „Hey, das Abenteuer habe ich doch auch schon mal erlebt…“ An die Rätsellösungs-Raffinesse eines Grant Blackwood kommt Blake dann leider (noch?) nicht her­an.

Reizvoll hingegen und damit deutlich dem Vorgänger-Coautor Perry überlegen, ist die Charakterisierung der Villains, insbesondere Janus Benedict fand ich durchaus gelungen. Sein Bruder Reginald hingegen … nun, schweigen wir, was ihn angeht. Die Los Zetas-Banditen dagegen sind einfach nur primitiv-böse und einigermaßen einfallslos. Janus Benedict hingegen besitzt die raffinierte Bosheit eines Schurken von Format.

Eher lästig fand ich die vielen Verfolgungs- und Beschattungsaktionen, die manchmal zwar ganz nett sind, aber immer halbherzig ausgeführt werden. Auch hier war Grant Blackwood einwandfrei sehr viel versierter. Ebenfalls wird das muntere „Marken-Setting“ fortgesetzt, insbesondere durch Automobile, Kleidung und Nahrungsmittel signalisiert. Damit deutet der Autor zwar an, auf diesem Sektor sehr versiert zu sein, aber eigentlich liest man Fargo-Romane nicht wegen der gepflegten Mahlzeiten.

Gut gezeigt werden konnte dann freilich durch die Einführung des gescheiterten Wissenschaftlers und Chiffrierexperten Lazlo Kemp, dass die Fargos bei allem Fachwissen nicht perfekt sind. Denn es ist wesentlich der chaotische, versoffene Lazlo, von dem sich die Fargos am liebsten weit fern halten, der ihnen schluss­endlich eine große Hilfe bei diesem Fall ist.

Was hat es mit dem deutschen Titel, dem „Schwur der Wikinger“ zu tun? Das bleibt reichlich rätselhaft, zumal alle Protagonisten der Wikinger ja nach dem Prolog tot sind, und zwar schon seit etlichen Jahrhunderten. Es wäre deutlich klüger gewesen, den Titel 1:1 einzudeutschen, aber so etwas kann man Verla­gen nur in Ausnahmefällen klarmachen. Zu schade. Hier also ein klarer Minus­punkt.

Alles in allem meiner Überzeugung nach ein durchwachsener Einstiegsband von Russell Blake, der noch deutlich hätte optimiert werden können. Eindeutig bes­ser als die beiden vorangegangenen Fargo-Adventures, aber immer noch im Schatten von Grant Blackwood stehend. Schade … aber ich gehe mal davon aus, dass hier noch Steigerungspotenzial existiert. Ich hoffe, das erweist sich auch, wenn Russell Blake seinen Wohnort an der Pazifikküste von Mexiko deutlich hinter sich lässt. Diesmal hatten wir ja einen mehrheitlich „mexikanischen“ Cussler.

Dennoch – durchaus lesenswert und sehr kurzweilig.

© 2017 by Uwe Lammers

Ihr habt gemerkt, bei aller Kritik war ich doch recht wohlwollend gegenüber Russell Blake. Die Zukunft muss zeigen, ob ich dieses Fazit aufrechterhalten kann oder er zu schwächeln beginnt.

In der kommenden Woche kehren wird in den Norden der Vereinigten Staaten zurück. Anastasia Steele gibt ihrem sadomasochistischen Liebhaber eine zweite Chance …

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu Clive Cussler & Thomas Perry: „Das Vermächtnis der Maya”, 2015. Vgl. dazu auch den Rezensions-Blog 255 vom 12. Februar 2020.

2 Das ist noch peinlicher als die Tatsache, dass im Impressum alle Fargo-Romane Grant Blackwood zugerech­net werden, auch die beiden Romane, die Thomas Perry verfasst hat …

Blogartikel 368: Legendäre Schauplätze 17: QUANGOOR-8810

Posted März 22nd, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, der Titel klingt schon ein wenig legendär, nicht wahr? Und fürwahr, das werdet ihr weiterhin finden, wenn ihr weiterlest. Denn heute gelangen wir an einen wirklich bemerkenswerten Ort im Oki Stanwer Mythos, der euch zwar (leider) wie so viele andere Orte noch nicht zugänglich ist. Aber ich freue mich auf den Tag, da ihr ihn bereisen könnt. Ihr habt dabei einen sehr wesentlichen Vorteil im Vergleich zu den meisten anderen Prot­agonisten des OSM – ihr müsst dabei nicht unvermittelt sterben.

QUANGOOR-8810 ist in der Handlungsgegenwart des KONFLIKTS 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM) nämlich ein absolut tödli­cher Ort, und je länger man sich dort aufhält, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, umzukommen. Doch vielleicht sollte ich der Verwirrung in euren Augen Herr werden und vorher anfan­gen, einen Anfang des Fadens finden, dem ihr heute schon fol­gen könnt. Oh doch, das könnt ihr, schaut einfach weiter.

Als die irdische Menschheit im vorangeschrittenen 21. Jahrhun­dert sich wieder der Weltraumfahrt zuwendet und den Mond zu kolonisieren beginnt, tut sie dies offenkundig aus eigener Inten­tion. Das entspricht nicht völlig der Realität, wird aber erst Jahr­zehnte später offenbar. Auch der Vorstoß der russischen und chinesischen Raumfahrer zum glühenden Planeten Venus er­folgt nicht wirklich aus eigenem Antrieb, auch wenn nach außen alles so scheint.1

Auf der Venus entdecken die Raumfahrer ein schwarzes Portal außerirdischer Herkunft – das Tor zu einem kosmischen Trans­mittersystem, das die uralte Rasse der Baumeister hier aus un­erfindlichen Gründen zurückgelassen hat. Aber der Weg führt nur zu einer einzigen Welt – Dawson. Eine Welle von menschli­chen Auswanderern stellt das rasch fest und beginnt dort ein neues Leben.2

Von nun an betreten wir für euch argumentatives Neuland, das ihr noch nicht kennt: Am Standort des Empfangstransmitters entsteht im Laufe der folgenden Jahrzehnte die Stadt First Val­ley, zu deren Entwicklung ich nichts weiter sagen werde. Dies wird anderen Werken vorbehalten sein.3 Wichtig ist an dieser Stelle nur eins: Während die menschliche Kolonie wächst und gedeiht, jedenfalls im Rahmen ihrer Möglichkeiten, wird ein ver­grabenes zweites Portal dort entdeckt. Und dies führt an einen Ort ohne Wiederkehr.

Die Menschen nennen dieses geheime nächste Ziel nach sei­nem Entdecker „Bearsons Creek“. Kosmische Wesen kennen es unter seinem ursprünglichen Namen: QUANGOOR-8810.

Binnen von fünf Jahren verschlingt dieses Tor Expeditionskräfte von mehreren hundert Personen, die auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Und dann schickt der Obmann von First Valley, ein Diktator namens Alex Tschernowsky Major Liz Adani und 49 weitere Personen im Mai des Jahres 2081 durch das Portal. Da­mit beginnt das Abenteuer.4

Jenseits des Portals erwartet sie ein tunnelartiges Habitat, in dem ein monströses, gefräßiges und mörderisches Ungeheuer lauert, der so genannte „Netzparasit“. Diejenigen, die ihm ent­kommen können, durchschreiten eine Art Wabervorhang, der sie mit der nächsten tödlichen Gefahr konfrontiert … aber mit der kann man zumindest reden. Sie bleibt gleichwohl gewöhnungs­bedürftig. Ich zeige euch mal einen kurzen Blick darauf, damit ihr wisst, was euch später erwartet:

Oh, noch viel mehr Menschlein…

Diane spürte, wie ihr die Nackenhaare zu Berge standen! Das … das war doch UNMÖGLICH…! Sie hatte dieses Wesen doch umgebracht …!

Umgebracht? Ach, Menschlein, das ist nicht möglich …!

Ein kraftvoller, unaufhaltsamer Tentakel riss sie, um die Hüfte ringelnd, nach oben auf den Absatz über dem Felsentor, das von außen vom herkömmlichen Fel­sen nicht zu unterscheiden war.

Diane feuerte unablässig auf dieses schwarze Schuppengeringel und hörte ringsum Schreie, Aufschreie der Wut, der Verzweiflung, Schmerzensstöhner … ab­rupt abbrechende Schreie, die von grausig-dumpfen Geräuschen untermalt wur­den …

Das Ungeheuer aber, auf das Diane nun zugezogen wurde, wurde jetzt erst er­kennbar. Es war eine schillernde Masse, die wie ein permanent in Bewegung be­findlicher Sumpf wogte, blubberte und schäumte.

Wo immer ihre Laserimpulse einschlugen, es war völlig sinnlos.

Und mitten in diesem … diesem Wandelsumpf hockten auf einer Art Buckel fünf Gestalten in Dawsoner Khakikluft und sahen zu ihr hoch, als sie herabge­schwebt kam.

‚Nein! Nein!’, schrien Dianes Gedanken grauenerfüllt. Sie wusste, dass diese fünf Soldaten nicht mehr leben KONNTEN, weil sie ermordet worden waren. Drei von ihnen hatte sie selbst sterben sehen …!

Ja, Diane, das hast du, flüsterte der Mann mit der Kleiderschrankkonstitution mit der fremden Stimme des Tentakelwesens in ihren Verstand. Aber du hast nicht mehr Menschen vor dir, sondern nur noch Wandelwesen. Unseresgleichen lebt in dieser Welt schon seit langer Zeit, und einige von uns leben auch auf Daw­son, von wo du kommst. Der Netzparasit hat uns hier hindurchgeschleust, uns alte Schatzsucher auf dem Weg zum Reichtum der Macht. Wir sind hier gestran­det, genauso, wie du hier stranden wirst, du und all die anderen. Deine Gegen­wehr ist sinnlos.

Wir tun euch einen Gefallen, indem wir euch töten, fügte das zweite Wesen hohl hinzu. Es schien eine andere Gedankennuance zu haben, deshalb konnte Dia­ne es unterscheiden. Auf diese Weise verringern wir euer Leiden, denn ihr werdet diese Welt nie verlassen können und hier sterben.

„Lasst uns das entscheiden!“, keuchte sie. „LASST ES UNS ENTSCHEIDEN! LASST UNS LEBEN!“

Ihr wollt also leiden? Gut, das könnt ihr haben. Aber ihr solltet dann nicht glau­ben, dass ihr ein angenehmes Schicksal haben werdet.

Die Wandelwesen handelten …5

Mit diesen bizarren Wesen (wenn sie euch bekannt vorkommen, habt ihr Recht6) können sie sich also in gewisser Weise einigen und so die wirkliche Welt QUANGOOR-8810 betreten.

Es handelt sich dabei um eine gigantische, phantastische Hohl­welt, bevölkert von bizarren Lebensformen und zugleich un-glaublichen Gefahren. Werfen wir mal einen Blick dorthin:

Diane Michelson hatte keine Möglichkeit, etwas hervorzubringen. Gar keine Möglichkeit Der Anblick verschlug ihr schier den Atem.

Vor sich oder unter sich oder über sich – die Augen irrten momentan noch recht ziellos umher, ohne fähig zu sein, allem die rechte Richtung zu geben – er­streckte sich das, was man Bearsons Creek nennen konnte. Eine irrwitzige Welt der bunten Farben, kaleidoskopischen Lichtbündel, die durch vielfarbige, meist aber hellweiße Nebel fielen, und überall in diesen dünnen Nebelschwaden drifte­ten Dinge, die schlechterdings der menschlichen Erfahrung widersprachen.

Da trieben ganze Wälder durch die Luft, kilometerweit von jeder nächsten Landmasse entfernt. Da überschlugen sich drachengleiche Gestalten, deren Grö­ße nur vage geschätzt werden konnte. Rochenähnliche Riesen trieben mit grazi­lem Flossenhub durch den Nebel, andere Landmassen, die vielleicht als Schät­zung für die Größe der Wälder und der „Tiere“ (?) dienen konnten, waren selbst nicht unproblematisch, weil sie ihrerseits schwebten und drifteten.

Felsbrücken dehnten sich über Dutzende oder sogar Hunderte von Kilometern, nadelspitze Zinnen ragten von der Bodenfläche der Welt in den Himmel.

Nur … das war das nächste Problem: die Berge kamen von links und von rechts und von oben und von unten.

Das Blickfeld war deutlich gekrümmt.

Nach INNEN gekrümmt!

„Oh Gott!“, flüsterte sie, als die Erkenntnis in Diane hochschoss, WAS Bearsons Creek war. „Oh MEIN GOTT!“

Bearsons Creek war eine Hohlwelt …7

So also sieht das Reiseziel der Dawsoner aus. Sie bekommen aber erst etwas später mit, wie groß diese Welt tatsächlich ist, als sie Kontakt mit hier lebenden Wesen bekommen, so genann­ten „Wandelwesen“. Ihr kennt sie schon als Berinnyer. Ganz so wie auf Dawson sind sie hier allerdings ebenfalls Gefangene. Der einzige Weg hinaus führt über einen Ort, den sie das „Raumzeit-Schloss“ nennen. QUANGOOR-8810 ist eine künstlich geschaffene Welt, und wer sie erschaffen hat, wird recht bald deutlich, als die Dawsoner Hunderte von weiteren Kristallporta­len finden, wie sie auf der Venus und auf Dawson existieren.

Die Baumeister haben QUANGOOR-8810 erschaffen, und wie die Ziffer besagt, gibt es Tausende dieser Habitate in der Galaxis Milchstraße. Doch QUANGOOR-8810 ist ein besonderer Ort, als er ein Gefängnis für ein potenziell gefährliches Wesen darstellt: XATHIIL, einen häretischen Entropie-Ingenieur.

Aber die Berinnyer erklären, wenn sie diese Welt verlassen woll­ten, müssten sie unbedingt zum Raumzeit-Schloss, XATHIILS Re­sidenz. Und vorher könnten sie eine Kolonie früherer menschli­cher Dawsoner besuchen, die sich hier niedergelassen hätten. Denn XATHIIL, so wird Major Adani versichert, redet mit nieman­dem.

Da der Platz hier begrenzt ist und ich der Serienhandlung – die natürlich viel weiter ist – nicht über Gebühr vorgreifen möchte, sei noch ein weiterer Blick in die Innenwelt von QUANGOOR-8810 gestattet, die euch das geheimnisvolle Raumzeit-Schloss zeigt:

Es war ein gigantischer Komplex.

Als das Raumzeit-Schloss in Sicht kam, wusste Liz Adani gar nicht, wohin sie zuerst sehen sollte. Das Raumzeit-Schloss war eine überwältigende Bastion aus gleißenden, unbekannten halbtransparenten Verbundstoffen und Licht, eine gi­gantische, vielfach verknotete Schleifenstruktur, als ob der Stoff beim Bau flüssig gewesen und in seine Form gleichsam GEGOSSEN worden sei.

„Vermutlich handelt es sich um stabilisierte Energie“, erläuterte der Berinnyer.

Die Struktur des Schlosses machte den Eindruck von ineinander verschlunge­nen Röhren, von denen jede bestimmt fünfzig Meter durchmaß. Wie eine Krone aus Röhren umgab die Struktur einen versenkten kubischen Zentralkörper, der lackschwarz schillerte. Überall ringsum flirrten eine Vielzahl von filigranen Zinnen und Stabkonstruktionen, die alles zu überkrusten schienen.

Und zwischen dem Raumzeit-Schloss und den Dawsonern war alles milchig verschwommen.

„Der Ablenkungsschirm“, erklärte der zweite Berinnyer. „Haltet euch fest, der Ruck wird gleich recht heftig.“

Und er behielt Recht.

Der Ruck riss die Sporenkapsel beiseite, verformte sie regelrecht, und die Pas­sagiere konnten merken, wie sich die Kapsel regelrecht dagegen sträubte, aus der Flugbahn gebracht zu werden. Es half aber natürlich alles nichts.

Traktorstrahlen hatten die Spore erfasst und schoben sie Kilometer über Kilo­meter hinweg, über die terrassenförmig angelegte Landschaft einer ausgedehn­ten Landmasse, die sich ringsum erstreckte. Spitzkegelige Berge ragten hier aus dem Wald, manchmal sahen sie auch eigentümlich geometrisch geformte Hügel, die künstlich schienen.

Zwischen den Bäumen und Buschheiden glitzerten Ströme von Wasser, hier und da waren kaskadengleiche Wasserfälle zu erkennen.

‚Das sieht ja richtig paradiesisch aus’, dachte Liz angenehm überrascht. ‚Und hier sind also …’

„Haltet euch fest!“, schrie einer der Berinnyer auf. „Wir werden gelandet!“

Und dann stürzte die Sporenkapsel ab!

Äh, Sporenkapsel? Ja, ja, ich weiß, Freunde, ihr habt Fragen … aber ich deute nur mal an, dass die Distanzen in QUANGOOR-8810 gigantisch sind. Die Welt hat einen Innendurchmesser von rund 355.000 Kilometern, da kommt man per pedes nicht allzu weit, schon gar nicht, wenn viele Lebensformen der Hohlwelt die Terraner als leckeren Appetithappen verstehen, und glaubt mir, genau das ist der Fall. Und wenn nicht dies, dann wollen sie die Ankömmlinge „barmherzig“ umbringen, um ihnen Schlim­meres zu ersparen.

Aber die Ankunft Liz Adanis beim Raumzeit-Schloss – sie schafft es tatsächlich, mit XATHIIL zu reden und wünscht sich sehr bald, sie hätte dies nicht – ist durchaus nicht das Ende der Probleme, sondern erst der mörderische Anfang.

Denn XATHIIL hat monströse Pläne, und alsbald tauchen in der Hohlwelt weitere Gäste auf, die hier gar nicht erwartet wurden. Ich deute nur mal an: Klivies Kleines, legendärer Freund Oki Stanwers und Helfer des Lichts, den Berinnyern aus KONFLIKT 12 als „Volksbefreier“ bekannt; Satarry, ein Ritter vom Goldkris­tall und Bediensteter der Sieben Lichtmächte, der in einer kla­ren Mordmission nach QUANGOOR-8810 gelangt; Zroncrart, ein hochgerüsteter Troohn-Matrixfehler mit einer äußerst verschro­benen Agenda, der auch bedenkenlos über Leichen geht … und dann ist da ein kybernetisches Ungeheuer, das sich KONSTRUKT nennt und das schon den Untergang von QUANGOOR-8810 ge­plant hat. Und den Tod von Kleines und Satarry und allen Le­bensformen innerhalb der Hohlwelt …

QUANGOOR-8810 mag nur innerhalb von KONFLIKT 19 Bedeu­tung besitzen, ja, aber die hier spielenden Episoden des Oki Stanwer Mythos glühen geradezu vor Hochdramatik und Tragik. Ich befand mich zuletzt im Jahre 2008 hier, aber die Handlungs­schiene des KONFLIKTS, die hiermit begonnen wurde, ist nach wie vor nicht abgeschlossen. Beizeiten werde ich dorthin natür­lich zurückkehren.

Was genau die kosmologische Rolle von QUANGOOR-8810 und seiner Schwesterwelten sein mag? Nun, ich glaube, darüber sollte ich an dieser Stelle noch nicht allzu viele Worte verlieren. Nur soviel: Die Baumeister haben die Galaxis Milchstraße des KONFLIKTS 19 „spezialstrukturiert“. Und sowohl die Einrichtung von NISCHEN8 wie auch der so genannten „Fangkugeln“ – das ist der korrekte Terminus für Welten wie QUANGOOR-8810 – dient einem Stabilisierungszweck dieses KONFLIKTS. Das verhindert freilich nicht, dass solche Strukturen nicht ein gewisses Eigenle­ben entwickeln und gewissermaßen „aus dem Ruder laufen“. Ich komme beizeiten darauf zurück.

Für heute verlassen wir QUANGOOR-8810, und ich danke euch für die Aufmerksamkeit.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu die Story „Die Intervention“, 2014.

2 Vgl. dazu den zweiten Annalen-Roman „Ian und der Stein der Götter“ im E-Book-For­mat (2014).

3 Vgl. dazu beizeiten den Roman „Eine scharf geschliffene Waffe“, 2018, und die 19. OSM-Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM), begonnen 1991.

4 Vgl. dazu beizeiten die DM-Episode 7: „Problempunkt First Valley“, 1997.

5 Vgl. dazu beizeiten die DM-Episode 8: „Die Wandelwelt“, 1997.

6 Vgl. dazu die Story „Der Platz der Steine“, 2015.

7 Vgl. dazu beizeiten die DM-Episode 8: „Die Wandelwelt“, 1997.

8 Vgl. dazu den Blogartikel 337: „Legendäre Schauplätze 14: NISCHE“, 18. August 2019.

Rezensions-Blog 260: Persische Nächte

Posted März 17th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wenn man sich anfangs in diesem Roman in einem orientalischen Märchen wähnt, so kommt das definitiv nicht von ungefähr, und auch der Titel des Ro­mans passt ausgezeichnet zum Inhalt. Dies ist besonders bei explizit erotischen Romanen definitiv nicht immer der Fall. Manchmal führen Titel und Klappentex­te ausdrücklich ziemlich auf Abwege und verringern so das Fenster der Auf­merksamkeit für die eigentlich intendierte Zielgruppe. An mir kam der Roman nicht vorbei, weil ich ohnehin die Erotik-Reihe von Bastei seit vielen Jahren fest im Blick habe.

Zunächst denkt man – wie die weibliche Hauptperson – in der Tat an übernatür­liche Wesenheiten und Sukkubi, die in Erscheinung treten. Die Wahrheit sieht völlig anders und vor allen Dingen sehr viel grausamer aus. Wer immer von Ala­mut und dem Alten vom Berge gehört hat, tut gut daran, dieses Wissen bei der Lektüre des vorliegenden Werkes ins Gedächtnis zurückzurufen. Denn neben der Liebesgeschichte hierin, die durchaus obsessive Züge annimmt, geht es recht wesentlich um Politik, Intrigen und dynastischen Verrat. Das erwartet man dann unter diesem Titel eher nicht.

Worum es genau geht? Nun, schaut es euch an:

Persische Nächte

von Jasmine Eden

Bastei 16724

176 Seiten

März 2013

Shahira ist eine junge Perserin und ein einfaches Mädchen vom Land, das in ei­nem namenlosen Dorf ein eher schlichtes und tristes Leben führt. Wiewohl bildhübsch und von vielen Männern begehrlich beobachtet, sieht es doch so aus, als werde sie keinen Ehemann finden – der Grund dafür liegt in der Armut ihrer Eltern und in den Umständen jener Zeit, in der sie lebt. Wir befinden uns irgendwann in der Blütezeit der arabischen Kultur, ohne dass jemals ein konkretes Zeitfenster genannt wird. Mutmaßlich handelt es sich etwa um das 12. Jahrhundert.

Shahiras Leben ändert sich grundlegend, als sie eines Nachts Besuch von einem maskierten Mann bekommt, der ihr entschlossen einen scharfen Dolch an die Kehle legt – es handelt sich ganz offensichtlich um ein Fabelwesen, um einen so genannten Djinn, den sie „Nachtgeist“ nennt … denn wiewohl es sein Bestreben ist, sie zu töten, verzaubert Shahira ihn mit ihrer Erscheinung so sehr, dass er stattdessen mit ihr schläft, nie gekannte sinnliche Wonnen in ihr auslöst und ihre Jungfräulichkeit raubt. Anschließend entschwindet er wie ein Traum in die Nacht.

Er sucht sie noch häufiger auf und bereitet der jungen Frau berauschende Lie­beswonnen. Doch als sie schon bereit ist, ihm ihr Leben hinzugeben, wenn es das ist, was er wünscht, da zögert der Djinn … und stattdessen mäht der Tod Shahiras gesamtes Dorf dahin. Die verzweifelte Perserin und ihr rätselhafter Ge­liebter entgehen dem Verhängnis mit knapper Not.

Das Herz der Finsternis, dessen Ausläufer Shahiras Leben beeinflusst, ist die so genannte „Bruderschaft der Namenlosen“, die aus einer verborgenen Bergfes­tung agiert und den Sturz des Kalifen in Isfahan anstrebt. Und Shahiras „Nacht­geist“ erweist sich als einer der Assassinen des Bundes, darauf eingeschworen, zu töten und niemals zu lieben. Mehr noch: das, was er am meisten liebt, ist das, was er zu töten hat, um überhaupt Teil der Bruderschaft werden zu kön­nen. Aber die Liebe findet immer einen Weg, diejenigen zusammenzuführen, die zusammengehören …

Tausendundeine Nacht ist eine Sammlung von Märchen und Legenden aus dem arabischen Sprachraum. Sie besticht durch farbenprächtige Settings, leiden­schaftliche Liebesgeschichten und Abenteuer … indes ist ein Aspekt des mensch­lichen Lebens dabei eher zurückhaltend ausgedrückt, und man muss in den Tausenden von Seiten dieses Werkes mitunter mühsam suchen, um ihn zu fin­den: den Ausdruck weiblicher Sexualität. Das ist natürlich den moralischen Sit­ten und Normen sowohl des arabischen Raumes wie auch der Auswahl der Übersetzer geschuldet. Die meisten Übersetzungen dieses Werkes sind nicht modernen Ursprungs, sondern wurzeln im 18. und 19. Jahrhundert. Und es ist allgemein bekannt, dass die Schriften jener Zeiten – von Ausnahmen abgesehen – erotisch eher unterkühlt waren.

Jasmine Eden dreht in ihrem in der Bastei Erotik-Reihe erschienenen Werk „Per­sische Nächte“ die Lage grundlegend um, und auch hier handelt es sich um ei­nen Ausfluss der Zeitumstände. Hier kommt der Erotik explizit die Vordergrund­rolle zu, wenn auch nicht so detailliert und intensiv wie etwa in den Romanen des Verlags „Plaisir d’Amour“. Gleichwohl ist die Liebesgeschichte zwischen dem „Nachtgeist“ Kian und seiner Shahira eine nette Abwechslung, die eher zu den sanfteren Geschichten des erotischen Genres gerechnet werden kann.

Interessant wird sie weniger durch die Erotik darin als vielmehr durch das Set­ting. Wenngleich die Rahmenstruktur der Geschichte eher diffus bleibt, was bedauerlich ist – was sie aber mit „Tausendundeine Nacht“ definitiv gemein­sam hat – , so sind die Strukturelemente überraschend für einen erotischen Ro­man. Letztere neigen in der Regel dahin, einen starken Tunnelblick auf die zen­tralen Personen und explizit die physischen Interaktionen zu legen. Davon kann im vorliegenden Buch nicht die Rede sein. Hier lernt man – flüchtig – das Dorf­leben im Persien des Mittelalters kennen. Man wird Zeuge von Mord und Tot­schlag, von Seelenqual und menschlichem Verlust, von Not und Entbehrung, von Intrigen und politischen Ränken. Etwas, was man üblicherweise mehr in Abenteuerromanen oder Abenteuerfilmen a la „Die Maske des Zorro“ oder „Fluch der Karibik“ erwarten würde.

Auch die gezielte Dekonstruktion des magischen Anfangsmoments geschieht re­lativ schnell und gründlich. Und die Autorin bedient sich dazu noch aus dem Baukasten der historischen Überlieferung. So spielen die Assassinen des „Alten vom Berge“, Hassan-i-Sabahs (ab 1090 christlicher Zeitrechnung) eine Rolle, in­klusive der Berauschung durch Haschisch und einer orgienhaften Szene, die dann, ebenfalls untypisch für erotische Romane, in einem Blutbad endet.

Das Buch ist erstaunlich schnell ausgelesen – ich habe dafür keine zwei Tage ge­braucht, und ich hatte wenig Zeit. Sonst wäre es vermutlich bei einer 1-Tag-Lek­türe geblieben. Das spricht definitiv für die Autorin. Für Folgeromane wäre ihr indes zu wünschen, dass sie die Geschichte etwas klarer zeitlich lokalisiert und etwas mehr von schematischer Personenzeichnung absieht. Die Handlung ist leider mehrheitlich recht schnell transparent, und wirkliche Komplexität ist le­diglich angedeutet, aber nicht ausgeführt.

Dennoch fand ich den Roman sehr angenehm zum Lesen, besonders für solche Freunde erotischer Literatur, die es gern etwas sanfter mögen und sich zudem von exotischem Setting verzaubern lassen möchten. Der Roman ist definitiv eine Entdeckung wert.

© 2017 by Uwe Lammers

Und damit machen wir dann in der kommenden Woche einen weiteren brüsken Zeit- und Raumsprung. Ab in den hohen Norden und in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts zu Clive Cussler & Co. Um welchen Roman es sich dann konkret handelt? Das erfahrt ihr nächste Woche an diesem Ort.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

als ich euch vor acht Wochen an dieser Stelle verließ, hatte ich mit dem Aufrol­len meiner kreativen Biografie, soweit sie die „Annalen der Ewigkeit“ betrifft, das Ende des Monats August 2014 erreicht. Ich befand mich also in der schwie­rigen Zwischenphase kurz nach dem Tod meines Vaters (Dezember 2013) und dem noch in der Zukunft liegenden Tod meiner Mutter (Mai 2015). Aber wie ich erwähnte, irgendwie schien ich schon zu spüren, dass uns die gemeinsame Zeit davonlief. Einen Gutteil dieser verbleibenden Zeit – rückblickend war es natür­lich viel zu wenig – investierten meine Mutter und ich darum in das Projekt des Gedächtnisskripts, das einen Teil ihres Lebens aufhellen sollte, den ich mangels Existenz noch nicht kannte und der mit ihrem Fortgang für immer im Dämmer des Vergessens versinken würde.

Damit hätte ich mich natürlich auch in diesem Monat September 2014 gern weiter befasst, aber zum einen gelang es mir frühzeitig (6. September), das nächste E-Book fertigzustellen, „Die Macht der Liebe“. Zum anderen versank ich sehr tief in der ausführlichen Neubearbeitung der Story „Ein Passagier der R.M.S. TITANIC“, die die Titelstory des gleichnamigen E-Book-Storybandes wer­den sollte. Glossararbeiten traten hinzu und die Weiterarbeit an den E-Books Annalen 4: Heiligtum der Shonta“, „Abenteurerherz“ und „Zurück zu den Sargkolonnen“.

Während ich nur an einem einzigen Fragment vorankam, nämlich an „Auf Skla­venjagd“ (aber nicht sehr weit), schoss mir eine ungewöhnliche Form von Event dazwischen. Ich war nämlich gefragt worden, ob ich nicht im Gemeindezentrum der Gemeinde Dettum eine Lesung halten wollte … das geschah dann am 8. Ok­tober, und ich hatte einiges zu tun mit der Entwicklung eines Leseskripts. Dabei kamen dann meine Besuche in Gifhorn zu kurz, und so konnte ich an dem Ge­dächtnisskript nicht weitermachen.

Man merkt im übrigen auch an der Tatsache, dass nur fünfzehn fertige Werke für diesen Monat vermerkt sind, dass ich gründlich von einigen wenigen Aufga­ben absorbiert war.

Der Oktober gestaltete sich noch dürftiger (13 Werke). Während ich hier jede Menge Blogartikel schrieb und mich von neuem um das Gedächtnisskript mei­ner Mutter kümmern konnte, entstand das E-Book „Abenteurerherz“, die Ar­beiten an dem Storyband „Ein Passagier der R.M.S. TITANIC und andere phan­tastische Geschichten“ schritten voran, ebenso an „Zurück zu den Sargkolon­nen“.

Viel Zeit verbrachte ich in diesem Monat allerdings im Archipel und diversen Fragmenten. Ohne das quantifizieren zu können, könnte das etwa jener Zeit gleich gekommen sein, die ich auf die kommentierten Episodenabschriften und Neuformatierungen von Episoden des OSM verwendete. Ich überspringe die Ar­chipelwerke an dieser Stelle, weil ich darauf schon in meiner Artikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“ eingegangen bin.

An OSM-Fragmenten kümmerte ich mich um „Kontrollverlust“, die Abschrift des Romans „Der Zathuray-Konflikt“ (erst Jahre später vollendet), „Pazifisten“ und die Überarbeitung der Story „Hüter des Shanna Djannir“. Alles Projekte, die damals nicht abgeschlossen werden konnten.

Entsprechend etwas kläglich wirkt denn also auch der Monat Oktober 2014.

Im November legte ich dann wieder einen Zahn zu. „Hüter des Shanna Djannir“ wurde schon in der Überarbeitung am 3. November fertig, entsprechende Glos­sare für die Originalstory und die Überarbeitung (die abweichende Seitenzahlen aufweist und deshalb ein neues Glossar benötigte) folgten.

Ebenso gelang es, am 18. November die TITANIC-Story fertig auszuarbeiten und am gleichen Tag auch die E-Book-Storysammlung, die bis auf dieses Werk schon fertig war, abzuschließen.

Obgleich ich immer noch zwischen dem Archipel und dem OSM hin und her ge­rissen war, kam ich doch beim Oki Stanwer Mythos deutlich besser voran. Ich schrieb bzw. aktualisierte das OSM-Hauptglossar und das OSM-Hauptbegriffsre­gister, fügte Seiten zu „Parasiten aus dem Kosmos“ hinzu und kümmerte mich reichlich um kommentierte Episodenabschriften aus den KONFLIKTEN 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC), 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS) und 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (NK). Auch versuchte ich, in der Story „Exil auf Hushhin“ weiter voranzukommen, aber es muss zugegeben werden, dass das nicht wirklich glückte. Gleichwohl – insgesamt erreichte ich 18 fertiggestellte Werke. Das war schon eine ganz ordentliche Bilanz.

Gewiss, wenn mein Kopf nicht durch so viele Fragmente gründlich abgelenkt und mehr fokussiert gewesen wäre, dann hätte ich schätzungsweise mehr ge­schafft. Aber dem hinterherzutrauern, wenn der Monat vorüber ist, macht we­nig Sinn.

Schauen wir uns den Jahresabschluss an.

Der Dezember prunkte mit satten 30 Werken. Kaum abgelenkt von Geburtsta­gen (wie im September und Oktober) konnte ich hier deutlich konzentrierter ar­beiten. Allerdings entfallen von diesen 30 Werken nur sechs auf den OSM, und alle erweisen sich als kommentierte Episodenabschriften. E-Book-Fertigstellun­gen? Fehlanzeige, leider. Jede Menge Gedichtabschriften – wodurch sich die hohe Zahl an abgeschlossenen Werken erklärt.

Das heißt nicht, dass ich am OSM nicht weiter getüftelt hätte, das tat ich sehr wohl, etwa an „Eine scharf geschliffene Waffe“, an dem Hintergrundtext „Die kontrollierte Illusion“, an „Monsterjagd“ und „Exil auf Hushhin“, am „Zathu­ray-Konflikt“ und an einem ersten Entwurf von „Im Feuerglanz der Grünen Ga­laxis“. Ihr wisst, dass letztes Werk dann in einer deutlich „abgespeckten“ Versi­on erst Anfang 2019 publiziert werden konnte. Wie ich an anderer Stelle sagte: manche Dinge brauchen eben richtig viel Zeit.

Ach ja, und nach Abschluss der letzten E-Book-Storysammlung begann ich na­türlich damit, die nächste zu konzipieren, die da heißen sollte: „Reinkarnation und andere phantastische Geschichten“. Auch die ist heutzutage, wie ihr euch erinnern werdet, längst veröffentlicht.

Außerdem begann ich in diesem Monat, auf den Ratschlag einer befreundeten Professorin, mit der Überarbeitung meiner Magisterarbeit von 2002. Das sollte dann im Folgejahr in einer digitalen Publikation des Werkes gipfeln, das heutzu­tage unter dem Kürzel „Sieben Leben“ relativ leicht auffindbar ist für alle, die danach suchen möchten.

Und damit habe ich dann sozusagen die Schwelle zum Jahr 2015 erreicht – ohne Übertreibung kann ich sagen, dass dieses Jahr meinem Leben eine Reihe von Impulsen verabreichen sollte, die mich grundlegend verändern mussten, das ließ sich überhaupt nicht vermeiden.

Es hatte mit Todesfällen zu tun, es hatte mit einer neuen beruflichen Perspekti­ve zu tun und brachte mich außerdem intensiver in Kontakt mit dem Verein KreativRegion e.V., in den ich heute fester denn je integriert bin. Zugleich sollte das Jahr jedoch auch krisenhaft für mein E-Book-Programm werden. Gewisser­maßen ein Vorgeschmack auf das Jahr 2016.

Das alles erzähle ich euch in den nächsten Abschnitten dieser Artikelreihe, die ich inzwischen, wie ihr sicherlich gemerkt habt, deutlich straffen konnte. Für eine Weile neigte ich doch zu einem gewissen Plauderton, der zu wortreich war. Ich bemühe mich, das etwas im Zaum zu halten.

Mehr zum Jahr 2015 also beim nächsten Mal.

Macht es gut und bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 259: Das Nautilus-Manöver (5/E)

Posted März 11th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Zeitreiseabenteuer sind trickreich, und Zeitreiseserien neigen leider dazu, ir­gendwann ins Uferlose abzudriften und dementsprechend den Boden unter den Füßen zu verlieren. Dasselbe scheint auch mit Simon Hawkes „Timewars“-Zyklus geschehen zu sein, von dem es, wie mir ein Brieffreund kürzlich verriet, im angelsächsischen Raum noch erheblich mehr Bände gibt. Insgesamt umfasst die Serie wohl zehn oder noch mehr Romane.

Warum wurden dann nur fünf übersetzt und von Bastei publiziert? Ich nehme stark an, dass das wesentlich mit stark nachlassender Qualität zu tun hatte. So, wie ein Arthur Conan Doyle seinen Sherlock Holmes nur widerwillig nach der Hinrichtung in den Reichenbachfällen und dessen auf Leserwunsch erfolgte Neubelebung wieder Abenteuer des legendären Detektivs niederschrieb, eben­so ist es bekannt, dass Lyman Frank Baum zu den Fortsetzungen seines „Wizard of Oz“ genötigt wurde. Da sie meines Wissens nie ins Deutsche übertragen wur­den, kann man mutmaßen, dass ihre Qualität eher mäßig war.

Sieht man sich den vorliegenden – im deutschen Sprachraum letzten – Roman von Simon Hawkes Zeitreisezyklus an, so kann man nicht bestreiten, dass hier ein ähnliches Nachlassen zu erkennen ist. Leider ist dieses Werk das schwächste der Reihe, daran können auch Jules Verne und die NAUTILUS nichts ändern.

Aber macht euch lieber selbst ein Bild davon:

Das Nautilus-Manöver

(OT: The Nautilus Sanction)

von Simon Hawke

TIMEWARS Band 5

Bastei 23187

256 Seiten, TB, März 1997

Übersetzt von Rainer Gladys

ISBN 3-404-23187-2

 

Technische Innovationen machen auch vor Science Fiction-Serien nicht Halt. So geht es dementsprechend hier ebenfalls. Im 27. Jahrhundert wird sukzessive die „altmodische“ Technik der sperrigen Zeitschirme, mit denen man in die Ver­gangenheit reisen kann, durch mikrominiaturisierte „Warpscheiben“ ersetzt. Das ist nicht nur ein Vorteil, wie klar wird, als die Erste Division der Zeitarmee plötzlich in absolute Alarmbereitschaft versetzt wird.

Der Divisionskommandeur Forrester erklärt seinen fassungslosen Untergebe­nen, dass kriminelle Elemente aus der Firma Amalgamated Techtronics nicht weniger als FÜNFTAUSEND solcher Scheiben entführt haben. Ihre Spur verliert sich in den Strömen der Zeit. Um die Sache noch schlimmer zu machen, haben diese Terroristen aber auch im Jahr 1993 im Nordpolarmeer ein sowjetisches Atom-U-Boot entführt, das Hunderte von nuklearen Sprengköpfen auf ballisti­schen Raketen in den Einsatz bringen kann. Nunmehr haben es die Zeitagenten mit nichts Geringerem zu tun als einer zeitreisenden Mordmaschine, bemannt mit zu allem entschlossenen Fanatikern.

Die Spuren führen schließlich ins Jahr 1866, wo ein furchtbares Meeresunge­heuer gesichtet worden ist. Getarnt als Wissenschaftler gehen Major Lucas Priest, sein Kamerad Finn Delaney und die Zeitagentin Andre Cross an Bord des Dampfschiffs Abraham Lincoln unter Commander Farragut. Wem diese Namen irgendwie bekannt vorkommen, dem sei schon jetzt verraten, dass er Recht hat.

Dummerweise nämlich treffen die Agenten hier auf einen sehr klugen, detekti­vischen Franzosen namens Jules Verne, der ihnen bald beträchtliche Probleme bereitet. Ähnliches gilt für den kanadischen Harpunier Ned Land, der unbedingt den „Narwal“ abschießen möchte.

Als sie sich schließlich mit dem „Ungeheuer“ konfrontiert sehen, wird leider auch klar, wie sehr sie die Gefahr unterschätzt haben, die von dem Untersee­boot ausgeht. Als Gefangene auf Reisen durch die Zeit machen die Freunde die gespenstische Bekanntschaft mit dem Zeitimperium der letzten überlebenden Zeitwächter, die von dem im vorangegangenen Abenteuer1 entkommenen Niko­lai Drakov angeführt werden. Und sein Plan ist grauenhafter als alles, mit dem Priest und seine Gefährten jemals konfrontiert worden sind …

Sagen wir etwas Freundliches zu diesem Buch: Bis etwa Seite 190 ist es ausge­zeichnet lesbar und von ähnlicher Qualität wie die vier vorangehenden. Aller­dings sind gewisse Ermüdungserscheinungen zu konstatieren, und gegen Ende artet das Buch in ein an Doc Savage erinnerndes „catch-as-catch-can“ aus, ein relativ hirnloses Gemetzel, das seine Anleihen bei dem James Bond-Film „Man lebt nur zweimal“ nicht verleugnen kann. Wohlgemerkt: ich liebe diesen Film! Aber das, was in diesem Roman davon adaptiert wird, behagt mir überhaupt nicht.

War noch im vergangenen Roman das Finale so atemberaubend, unübersicht­lich und relativ unvorhersehbar, so rast die Handlung hier vergleichsweise ge­radlinig auf den Schluss zu, überhastet und nicht besonders liebevoll. Man spürt, der Autor wollte diesen Zyklus abschließen. Die Einführung von Dr. Darkness, dem Mann, der am anderen Ende der Galaxis lebt und sich zwischendurch als halbstabiles Phantom materialisiert und die Protagonisten mit neutronensterngestützten Superwaffen versorgt, hat mir als Leser das Vergnügen gänzlich vergällt. Es macht keinen Spaß, einen Roman zu lesen, wenn man ahnt, dass da jemand Übermächtiges ist, der einfach so eingreifen und die Gegner vom Tisch wischen kann. Schlussendlich blieb auch die liebevolle Charakterisierung der Personen auf der Strecke und die geschickte logische Argumentation, die verzwickten und kniffligen Denkkapriolen, die Hawke seinen Lesern abverlangt, es war nur noch Actionstoff. Da half es auch nicht, Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer zu adaptieren und den Piraten Jean Laffitte ins Boot zu holen.

Der Roman hätte entschieden mehr Potenzial gehabt, hätte man ihn ohne die neue Warptechnologie und gottähnliche, arrogante Supererfinder geschrieben. Aber dass danach kein weiterer Roman mehr auf Deutsch herauskam, ist ver­ständlich. Vermutlich hätte der nächste dann wohl im Zentrum der Galaxis ge­spielt.

Alles in allem ein trauriges Ende der Serie. Dennoch ist der Großteil des Ro­mans, wie oben angedeutet, mit großem Genuss zu lesen. Nur der Schluss lässt arg zu wünschen übrig.

© 2003/2018 by Uwe Lammers

Deutlich kurzweiliger, das kann ich heute schon versprechen, wird unser Ausflug ins Genre des erotischen Romans in der kommenden Woche. Gut, sonderlich viel Tiefgang braucht dann natürlich niemand zu erwarten, aber die Charakter­zeichnung hat mir da sehr gefallen.

In Bälde erfahrt ihr an dieser Stelle mehr.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. Simon Hawke: „Die Zenda-Vendetta“, Bastei 23181 (siehe dazu auch den Rezensions-Blog 254 vom 5. Februar 2020).