Rezensions-Blog 268: Die verlorene Stadt

Posted Mai 12th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute muss ich leider mal wieder, auch wenn ich den Hauptautor wirklich sehr gerne mag, eine Warnung vor dem folgenden Roman aussprechen. Nehmt es als freundlichen Ratschlag oder als Verriss, je nachdem, wie ihr die weiter unten kommenden Worte der Rezension versteht. Ich habe das Buch eher aus Pflicht­bewusstsein denn aus Begeisterung rezensiert. Begeisternd ist daran echt nicht viel und da bedurfte es nicht der kritischen Bemerkung eines lieben Brieffreun­des, dass man doch auf Inseln wohl eher statt Riesenwuchs Zwergenwuchs vor­findet (womit er völlig im Recht ist, Flores, Zypern und diverse andere Inseln be­legen das schlagend). Aber leider wird im unten dargestellten Roman dann von „5 Meter großen Menschen“ gefaselt, und das ist – neben vielem anderen, was mir missfiel – nun wirklich dummes Zeug.

Dennoch hätte dieser eine Ausrutscher noch akzeptabel sein können. Fehler kommen bei den schönsten Werken vor, manche, die gelungen sind, lassen sich auch davon nicht entstellen. Aber wenn sonst noch vieles im Argen liegt, wenn die deutschen Klappentexter den Inhalt des Romans weiter grotesk verunstal­ten und den Leser total auf die falsche Fährte locken, dann erstirbt einem der zuckende Mundwinkel recht rasch.

Also, machen wir uns auf in den Pazifik nach Guadalcanal, d. h. den Salomonen (die nichts mit König Salomo zu tun haben, wie ich unten nachweise und damit den stumpfsinnigen Klappentext knapp ad absurdum führe). Vielleicht findet der eine oder andere von euch ja doch, dass man über die grundlegenden Schwächen des Buches hinwegsehen und darin etwas Lesenswertes finden kann.

Schaut am besten einfach selbst:

Die verlorene Stadt

(OT: The Solomon Curse)

Von Clive Cussler & Russell Blake

Blanvalet 0363; 2016, 9.99 Euro

544 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0363-6

Man nimmt an, im 21. Jahrhundert sei es ein Leichtes, versunkene Stätten der Antike zu finden, in Zeiten von Google Maps, dem Internet und hochmoderner Technologie. Aber bisweilen gibt es noch echte Überraschungen, das müssen auch Sam und Remi Fargo entdecken, als sie sich zu den Salomonen im Pazifik aufmachen, genauer: nach Guadalcanal, einer im Zweiten Weltkrieg heftig um­kämpften gebirgigen Insel, die heutzutage mehrheitlich von der Öffentlichkeit vergessen ist. Wenn man sich an Guadalcanal überhaupt noch erinnert, dann eben als Schlachtfeld des Zweiten Weltkriegs zwischen den USA und den japani­schen Besatzern.

Leonid Vasjew ist ein etwas bärbeißiger, knurriger Stipendiat der Fargo Founda­tion, der einem Tipp einer australischen Touristin nach Guadalcanal folgt und hier anstelle eines vermeintlichen Schiffswracks etwas völlig anderes entdeckt – und er alarmiert die Fargos, nicht zuletzt deswegen, weil er nicht tauchen kann.

In einer völlig abgelegenen Bucht stoßen Leonid und das Schatzsucher-Ehepaar unerwartet auf eine im Meer versunkene Tempelanlage eines hoch zivilisierten Volkes. Aber ihre Recherchen an Land sind äußerst kärglich – niemand scheint jemals von einer solchen Stadt gehört zu haben, weitere zivilisatorische Fährten gibt es keine.

Nun, Guadalcanal hat auch völlig andere Sorgen. Massive Arbeitslosigkeit, ge­schlossene Firmen und Bergwerke, eine blutrünstige Rebellengruppe, die Ent­wicklungshelfer tötet und die Industrien verstaatlichen möchte. Und es gibt eine sehr engagierte Ärztin, Carol Vanya, die davon träumt, ein flächendecken­des medizinisches Netzwerk auf der Insel zu etablieren, wo es auch medizinisch am Notwendigsten fehlt. Ein Plan, so entscheiden die Fargos, der durchaus da­nach ruft, durch ihre Stiftung unterstützt zu werden.

Aber die Geschehnisse auf Guadalcanal sind noch um einiges unheimlicher und rätselhafter: Kinder verschwinden seit geraumer Zeit spurlos im Urwald. Das Ehepaar wird bei einem Ausflug von der Straße gedrängt und beschossen, man bricht in ihr Hotelzimmer ein. Die Zeichen der Zeit drängen offensichtlich immer mehr in Richtung Aufstand, und Touristen verlassen fluchtartig die Insel.

Keine guten Karten für eine Schatzsuche, offensichtlich. Und einen Schatz hat es einwandfrei in der versunkenen Metropole gegeben … aber er wurde offenkun­dig schon vor Jahrzehnten geborgen, und zwar von japanischen Besatzungssol­daten.

Als die Fargos dieser Fährte folgen, geraten sie jählings in akute Lebensgefahr, zusammen mit ihren Freunden Lazlo Kemp und Leonid Vasjew …

Das zweite Fargo-Abenteuer von Russell Blake (Nr. 7 insgesamt) fällt leider im Vergleich zum Einstiegsband „Der Schwur der Wikinger“ doch deutlich ab. Hob ich in der vergangenen Rezension noch die solide Charakterisierung der „Villains“ hervor, also der Bösewichter, so hatte ich in diesem Werk das dumme Gefühl, permanent auf der Stelle zu treten. Und seien wir ehrlich: wenn es die­se Pseudo-Revolution nicht gegeben hätte, wäre der Roman noch sehr viel spannungsärmer ausgefallen. Er ist zwar umfangreicher als der Vorgänger, aber wenn man ehrlich sein soll, passiert sehr viel weniger darin. Die weitaus meiste Zeit verbringen Sam und Remi eher halbherzig damit, Fährten ins Nirgendwo zu folgen (manche verschwinden tatsächlich im Nirgendwo, etwa die um den japa­nischen Zerstörer). Und immer dann, wenn man glaubt, jetzt würden sich mal ernsthafte Probleme auftürmen, wird man prompt enttäuscht.

Beispiele dafür gefällig? Nun schön: Es gibt etwa die Fährte, die über das Tage­buch eines japanischen Offiziers direkt nach Japan führt und zu einer geheimen Armee-Einheit, die während des Krieges biologische Experimente gemacht hat. Da man ja als zeithistorisch Bewanderter ziemlich gut weiß, wie heikel die krie­gerische Vergangenheit Japans heutzutage noch ist (ich sage nur: Verehrung von Kriegsverbrechern im Yasukuni-Schrein in Japan in der Gegenwart; Leug­nung der „Trostfrauen“-Verbrechen in Korea usw.), wäre es doch höchst plausi­bel gewesen, wenn das Nachforschen des amerikanischen (!) Ehepaars Fargo in Japan auf massiven Widerstand gestoßen wäre. Stattdessen: gar nichts.

Oder nehmen wir die titelgebende versunkene Stadt (von der man eigentlich nahezu überhaupt gar nichts erfährt und die nur eine ziemlich kleine Rolle in der Geschichte spielt): hier wäre es wirklich schön gewesen, Näheres zu erfah­ren. Ein wenig mehr räumliches Denken, vielleicht hätte man ja auch mal die In­nenräume fotografieren können, um die Glyphen an den Wänden semantisch auszudeuten, wo man doch Lazlo Kemp hat, der sich nach Herausforderungen dieser Art sehnt … aber nichts dergleichen passiert.

Diebstähle, die nicht verfolgt werden. Rätselhaft abweisende Ordnungshüter, die sich als zahnlose Tiger entpuppen. Ein australischer Magnat, der nur die Börse manipuliert und auf unklare Weise mit einer unbekannten Person auf den Salomonen in Kontakt gekommen ist (über diese Kontaktanbahnung erfährt man rein gar nichts), als einer der Strippenzieher im Hintergrund.

Damit will ich nicht grundsätzlich sagen, dass der Roman langweilig und öde ist, er hat schon gewisse interessante Aspekte. Aber das meiste ist doch sehr halb­herzig ausgeführt und kommt in keiner Weise an den Erstling heran, von den früheren Autoren Grant Blackwood oder Thomas Perry mal ganz zu schweigen. Der Roman kommt leider mehr als eine Pflichtübung daher, bei der der Verfas­ser wenig zu erzählen wusste. Und am Ende trudelt die Geschichte sogar gänz­lich in den Bereich der Fantasy ab, als von „5 Meter großen Riesen“ erzählt wird, deren Leichname man sogar noch findet. Also bitte, fünf Meter große Men­schen… biologisch vollkommener Nonsens! Hätten 2,50 Meter nicht völlig aus­gereicht, um für die kleinwüchsigen Insulaner als „Riesen“ zu gelten? Das hier war nun echt grotesk überzogen. Ganz zu schweigen davon, dass die vermeintli­chen „kannibalischen Riesen“, vor denen ständig gewarnt wird (die realen sind seit Jahrtausenden ausgestorben!), völlig unmotiviert als Schreckgespenst an die Wand gemalt werden. Wenn man mal logisch daran geht, macht das keinen Sinn: wenn man schon die historischen Vorbilder nicht kennt, wie will man dann „moderne“ Riesen zusammenphantasieren …?

Ach ja, und schweigen wir mal ganz davon, dass das prinzipiell interessante Co­ver leider mit dem Inhalt nichts zu tun hat und es natürlich auch NICHT um den „Schatz des Königs Salomo“ geht. Bekanntlich haben die Salomonen auch nichts mit König Salomo zu tun, ebenso wenig, wie die Westindischen Inseln vor Indi­en liegen, gell? Das alles hat der Klappentexter frei erfunden. Ebenso frei erfun­den übrigens wie der im Originaltitel vorkommende „Fluch“ der Salomonen. Den gibt es nämlich ebenso wenig wie den „Fluch des Pharaos“, damit das mal klar ist. Wer so etwas erwartet, kann hier lange warten.

Und ebenfalls allmählich so richtig nervig ist die unglaubliche Prüderie, die die­sen Roman durchzieht – Sam und Remi sind seit Jahren verheiratet, und eigent­lich sollte man doch annehmen, dass sie einander ihre Liebe durchaus handfes­ter beweisen als durch neckende Wortkabbeleien. Aber auf erotische Szenen braucht man bei diesem Autor wirklich überhaupt nicht zu hoffen. Er beschreibt die Fargos wie absolut platonische Freunde, das geht so überhaupt nicht.

Schade eigentlich, ich beginne nach diesem zweiten Roman von Blake zu verste­hen, warum er alsbald ebenfalls als Fargo-Autor ausgewechselt wurde. Diese Vorstellung hier war echt nicht berauschend. Launige Dialoge und sympathische Heldenfiguren sind eben nicht wirklich alles, da muss schon ein bisschen mehr geboten werden, soviel ist sicher.

Leider nur eine sehr eingeschränkte Leseempfehlung für ausdrückliche Fans …

© 2018 by Uwe Lammers

Nach dieser Schlaftablette, dachte ich, sollte ich euch mal wieder etwas aufwe­cken. Und ich nahm als nächstes Buch in der Reihe eine interessante Biografie auf, also mal wieder das totale Kontrastprogramm. Einer der mit Abstand wich­tigsten Menschen des 20. Jahrhunderts wird von mir in der kommenden Woche vorgestellt. Wer genau? Lasst euch überraschen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 375: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 16

Posted Mai 10th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

nachdem ich in der vergangenen Ausgabe dieser Rubrik kom­plett im Zeituniversum verweilte, verteilt sich die heutige Auf­merksamkeit ein wenig besser sowohl auf die Vergangenheits­ebene der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ als auch auf die Handlungsgegenwart, in der die Macht TOTAM mit ihren Vasallen das Reich der Neuen Cranyaa immer stärker in Bedrängnis bringt. Zugleich tauchen alte und neue Protagonisten in der Handlung auf, neue Bündnisse entstehen, die noch Konsequenzen zeitigen werden.

Rückblick: Oki Stanwer und seine Freunde – die, die es bislang noch geschafft haben, am Leben zu bleiben – sind mit der STE­LE DER EWIGKEIT in der tiefen Vergangenheit vor rund 600.000 Jahren gefangen, im so genannten „Zeituniversum“. Dorthin de­legierte Dämonen von TOTAM und verführte Hilfsvölker wie die DIGANTEN und die Oheetirs erschweren die Rückkehr.

Den Helfer des Lichts Glusem hat es in Form einer bloßen pri­märenergetischen Helferseele in einen anderen Abschnitt der Vergangenheit verschlagen, wo er Zeuge des Entstehens der aquatischen Rasse der Plegg‘re wurde, die im Galaxiencluster um Hun‘arc so wirkungsmächtig werden sollen.

In der Handlungsgegenwart wird die Situation für die Cranyaa immer unhaltbarer. Der WÄCHTER gilt als tot, Klivies Kleines ist desertiert, und sowohl TOTAMS Vasallenvölker wie die Yozinther als auch innenpolitische Intrigen durch das Kommando Erste Stunde (KES) destabilisieren die politische Ordnung zunehmend …

Episode 76: Gott der Plegg‘re

(5. Juli 1986, digitalisiert 2019)

Rund 25.000 Jahre näher an der Gegenwart als Oki Stanwer, aber immer noch tief von der Realgegenwart entfernt, hat der Helfer des Lichts Glusem als Geistwesen das allmähliche Heran­reifen des froschgestaltigen Volkes der Plegg‘re verfolgt, durch zahllose Krisen, Kriege und andere Rückschläge, die bis zur Bei­nahe-Auslöschung der Spezies führten.

Inzwischen haben die Plegg‘re alle drei Welten ihres Heimatsys­tems besiedelt und sich an die unterschiedlichen planetaren Bedingungen angepasst. Einem Wissenschaftler gelingt es nun, paramental von Glusems Helferseele beeinflusst, eine gallertar­tige Substanz zu erschaffen, die temporär als Wirtskörper für Glusem taugt.

Durch diese Wirkung steigt Glusem nach und nach zu einer Art von Gottheit für gläubige Abweichler-Plegg‘re auf. Dies führt langfristig zur Spaltung der Gesellschaft im Sternenreich der Plegg‘re und letztlich zu einem stellaren Bürgerkrieg, den er schlussendlich mit seinen Getreuen gewinnen kann.

Glusem macht zwei wichtige Prophezeiungen: Erstens müssen die Plegg‘re damit beginnen, den Transmittermond zu erschaffen, an dessen Existenz er sich erinnern kann. Nun wird diese Zeitschleife verständlich.

Die zweite Zeitschleife versucht er durch die zweite Prophezei­ung zu vereiteln: In der Zukunft, prognostiziert er, ist das System Plegg‘gon eine entvölkerte Ruinenwüste, in der nur noch automatische Abwehrsysteme funktionieren (vgl. Bd. 27!). Also werden Parteigänger TOTAMS das Volk der Plegg‘re auslöschen, er weiß aber nicht, wann es geschehen wird. Aber Glusem hat eine unbehagliche Vorstellung, wer das tun wird – ein humanoides Volk, das man die Waaklors nennt …

Episode 77: Das verdammte Heer

(24. August 1986, digitalisiert 2019)

Blende in die tiefere Vergangenheit zu Oki Stanwer und der STE­LE DER EWIGKEIT: Die auf 50 Kilometer Länge reduzierte STELE hat viele Funktionen der früheren Zeit verloren und ist auch be­züglich ihrer Flugreichweite massiv eingeschränkt. Sie wurde von dem Dämon Craathava in die Sterneninsel Srakkonar ent­führt, wobei Oki Stanwer auf rätselhafte Weise von Bord ver­schwand (vgl. Bd. 73).

Während die Besatzung der STELE, bestehend aus UCHULON und Doppelporter, nach Oki sucht, findet der Feldherr der Cranyaa heraus, was wirklich geschehen ist – auf dem Planeten, auf dem er sich nun befindet, trifft er auf eine Spezies von schwebenden Pyramidenwesen, den Zoombys, die das domi­nante Sternenvolk von Srakkonar darstellen … und zugleich vom Dämon Craathava seit Jahrhunderten gegängelt worden sind.

Bei den paramental begabten Zoombys gibt es die Legende von den „Positivfaktoren“, die einst kommen werden, um den Dä­mon zu stürzen und die Galaxis zu befreien. Der wichtigste von ihnen ist Oki Stanwer selbst – und als Oki sich dem Zoomby-Wi­derstand anschließt, stößt er auf Messeg, einen Ritter vom Goldkristall, der explizit hierher gesandt wurde, um ihm im Chaos des Zeituniversums zu helfen.

Er ist es allerdings auch, der ihm die traurige Nachricht von der Zerstörung der Lichtfestung OREOC und von der Auslöschung des Transmittermondes mit allen Besatzungsmitgliedern über­bringen muss (vgl. dazu die Bde. 63/64 und 74).

Als sie versuchen, einem auf rätselhafte Weise in Bedrängnis geratenen Zoomby-Konvoi zu Hilfe zu kommen, stoßen sie völlig unvermittelt auf eine gigantische Kampfflotte, die geradewegs aus dem Nichts erscheint.

Es handelt sich um Rookax‘ Kriegsflotte (vgl. Bd. 24), die TOTAM nun im Zeituniversum einzusetzen gedenkt …

Episode 78: Gegenschlag Ghoyyol

(Januar 1987, digitalisiert 2019)

Blende in die Realgegenwart ins Reich der Neuen Cranyaa: Die Dinge stehen bekanntlich schlecht für die Cranyaa, und die Lichtblicke sind außerordentlich rar – so sieht es aus, bis eine Sonde überraschend den Standort der Dunkelwelt Ghoyyol aus­findig macht. Das ist TOTAMS geheime Waffenbasis, die unter der Kontrolle des Troohns Tronlekk steht.

In dem Bestreben, endlich einmal einen sichtbaren Erfolg zu verzeichnen, nachdem die letzten Monate angefüllt waren mit grässlichen Fehlschlägen, befiehlt sie der Admiralin Then-Ad, mit einem Geschwader Kampfschiffe die Dunkelwelt anzugreifen und auszulöschen.

Sini-Ag hat nicht den Hauch einer Ahnung, dass zeitgleich auf dem Kristallplaneten TOTAM der Untergang des Cranyaa-Rei­ches beschlossene Sache ist: ein mörderisches Unternehmen steht dort in den Startlöchern, das „Unternehmen Cranyaatod“ …

Episode 79: Pesthauch über Kareton

(22. Januar 1987, digitalisiert 2019)

Die Überraschung gelingt perfekt!

Die Cranyaa-Kampfschiffe unter Admiralin Then-Ad tauchen wie rächende Furien aus dem Hyperraum, direkt über der Waffenba­sis Ghoyyol, die auf solch eine Attacke nicht vorbereitet ist. Tronlekk, der sonst nicht so leicht die Contenance verliert, muss ungläubig feststellen, dass TOTAM seine Notrufe ignoriert, wäh­rend die Cranyaa seine Anlagen in Grund und Boden bomben.

Im letzten Moment gelingt ihm die Flucht per Transmitter – aber er kommt entgegen seiner Vorstellung nicht auf TOTAM heraus, sondern an einem Ort, mit dem er wirklich im Traum nicht ge­rechnet hat … und dort wartet ein Wesen namens SOFFROL auf ihn!

Zeitgleich beginnt TOTAM das „Unternehmen Cranyaatod“ und überzieht Kareton mit einem schwarzen Todeshauch, der Stadt um Stadt auffrisst und sich schließlich auch in die Gemächer der Kaiserin schleicht, um sie zu vergiften.

Alles scheint restlos verloren zu sein …

Als die Admiralin Then-Ad von der sterbenden Welt Ghoyyol zu­rück ins Kaiserreich der Cranyaa fliegen möchte, taucht ein win­ziges, rätselhaftes Schiff auf, das wie ein Pfeil mit einer zentra­len Kugel ausschaut – einer der legendären Baumeister, der machtvollen Bediensteten der Lichtmächte, ist in Hun‘arc er­schienen. Er engagiert nun die Cranyaa, damit sie für das Licht eine Basis TOTAMS sabotieren, die in der Vergangenheit liegt – einen Ort namens Xyriac-Nehm. Danach, verspricht er, wird er sie mit Oki Stanwer zusammenbringen.

Die Admiralin nimmt den Auftrag an.

Episode 80: STÜTZPUNKT VIER

(30. Januar 1987, digitalisiert 2019)

Szenenblende ins Zeituniversum.

Oki Stanwer, Messeg und die Zoomby-Rebellen sind mit dem mehr als neuntausend Kampfschiffe umfassenden Riesenheer der Dämonenwaffe Rookax zusammengetroffen, die das Wesen TOTAM ins Zeituniversum gesandt hat, um hier als entscheiden­der Trumpf zu dienen.

Dummerweise wird nun auch der Dämon Craathava auf Rookax und Oki Stanwer aufmerksam. Und weil es rund 25.000 Jahre in der Zukunft – beim zweiten Zeitportalstützpunkt in Srakkonar, das „Srakkonar Eins“ heißt, eindeutige Zerstörungen aus der Jetztzeit gibt und zudem die Überlieferung eines Kampfes, den Craathava einst, also JETZT, verloren haben soll, ist er sehr dar­auf erpicht, genau dieses Verhängnis auszubremsen. Mit Hilfe des „Zeitschwalls“ will er Oki Stanwer über Tausende von Jahren weit aus der Realzeit von Srakkonar entfernen … aber sein Schwall trifft knapp daneben und versetzt stattdessen die Kriegsflotte des Rookax!

Nun ist der Weg frei für die Zoomby-Rebellen, das Zentralsys­tem um den Planeten Hollyr zu attackieren und Craathava zu vertreiben, wie es die Legende behauptet, die aus späteren Jahrtausenden berichten wird.

Während des Kampfes um Hollyr wird der Zoomby-Administrator Yoghrythekl an Bord der STELE geholt, derweil Messeg von Bord geht. Und als dort temporale Transmissionen angemessen wer­den, ist für Oki Stanwer die Sache klar: „Craathava zieht Leine!“

Er will ihn verfolgen und durch den auf Hollyr existenten Zeit­transmitter in die Zukunft hinterherreisen. Aber in der Zielzeit hat Craathava eine Falle etabliert, die wenige Sekunden später zuschlagen soll …

Mit diesem Band enden Oki Stanwers Abenteuer im „tiefen“ Zeituniversum und werden dann mit Band 84 fortgesetzt wer­den. Auf der „Sohle“ des Zeituniversums gibt es nun nur noch ANTI-TOTAM als Bastion des Guten – aber der ernsthafte Angriff eines Dämonen-Triumvirats steht unmittelbar bevor.

Und dann ist da natürlich noch die Realgegenwart, in der TO­TAM nun damit beginnt, eine neue Waffe nach Hun‘arc zu holen, um die finale Entscheidung herbeizuzwingen. Die Frage, ob die Neuen Cranyaa nun tatsächlich Geschichte sind oder ob es noch weitere gibt, ist nach wie vor offen. Was genau ist mit dem WÄCHTER geschehen? Was mit Admiralin Then-Ad und Kaiserin Sini-Ag?

Mehr dazu in Bälde. Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 267: Shades of Grey 3/E – Befreite Lust

Posted Mai 6th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie in der letzten Woche erwähnt – diesen Romanzyklus kann man offenbar entweder nur begeistert begrüßen oder schlicht verabscheuen und verdam­men. Wie ihr wisst, wenn ihr meine Rezensionen zu den ersten beiden Bänden gelesen habt, gehöre ich eher zu der ersteren Fraktion.

Mir ist dabei natürlich klar, dass es sich um eine relativ schlichte Liebesge­schichte handelt und von Klischees nur so wimmelt, und dass die Darstellung weit davon entfernt ist, realistische Personen im BDSM-Milieu darzustellen. Deshalb habe ich mich aber auch, als ich die Romane las, nicht primär um diese Elemente gekümmert, die zwar konstitutives Element der Geschichte sind, aber genau genommen nur überformendes Beiwerk darstellen. Ich fand den emotio­nalen Tanz der beiden sehr unterschiedlichen Protagonisten einfach sympa­thisch, die Mails von Anastasia und Christian zum Teil wirklich urkomisch … und ja, gegen die sexuellen Zwischenspiele hatte ich auch nichts einzuwenden. Ich gehöre nicht zu der Kategorie von prüde-entsetzten Leuten, die in einen katato­nischen Schockzustand verfallen, wenn sie eine entblößte weibliche Brust se­hen oder von expliziten Beischlaf-Szenen lesen.

Ich meine immer noch, dass ausgelebte Sexualität, in jeweils vollkommener Übereinstimmung der Partner ausgeübt, der menschlichen Normalität ent­spricht. Und es ist definitiv eine Tatsache, dass es da unterschiedlichste Facet­ten gibt, von denen nicht wenige tabuisiert sind. Und manche davon taugen dann natürlich dazu, Vorurteile zu befeuern und Bücher in Bausch und Bogen zu verdammen (gerne, wenn man die Werke nur dem Hörensagen nach kennt und keine genauere Kenntnis hat). Ich habe damals gesagt: diesem Verdammungs­quatsch schließe ich mich nicht an. Ich möchte schon gern wissen, was diesen Hype international ausgelöst hat, und ja, ich habe die Geschichte durchaus un­terhaltsam gefunden.

Sehr tiefsinnig ist „Shades of Grey“ natürlich nicht, das hat die Trilogie mit zahl­losen Epigonengeschichten gemein. Aber ich mag die Hauptpersonen nach wie vor und werde sicherlich beizeiten den Zyklus mal wieder aus dem Regal ziehen, wenn es Mangel an anderweitig interessanten Büchern gibt.

Hier kommt also meine damalige Abschlussrezension zu E. L. James´ Romanzy­klus, und wer mag, der lese weiter:

Shades of Grey 3: Befreite Lust

(OT: Fifty Shades Freed)

Von E. L. James

Goldmann 47897

672 Seiten, TB (2012)

ISBN 978-3-442-47897-2

Aus dem Amerikanischen von Andrea Brandl und Sonja Hauser

Das Undenkbare ist passiert: Seattles begehrtester Junggeselle, der erfolgreiche Unternehmer Christian Grey, Eigentümer von Grey Enterprises, hat im Alter von nur 27 Jahren die unscheinbar wirkende Anastasia Steele, eine gerade mal 21 Jahre alte und völlig unvermögende Literaturstudentin aus Vancouver geheira­tet.

Er, der im Kreise seiner Familie hinter vorgehaltener Hand immer für problema­tisch im Umgang mit Frauen gehalten wurde, vielleicht gar für schwul, weil man ihn niemals in weiblicher Begleitung sah, ist mental vollkommen umge­schwenkt. Seine Adoptivmutter Grace, sein Adoptivvater Carrick und seine Ge­schwister Mia und Elliott hat diese Wandlung sehr überrascht. Dabei ahnen sie überhaupt nicht, wie sehr Anastasia ihren attraktiven Sohn verändert hat. Denn Christian hat aus seinen ursprünglichen Neigungen immer ein Geheimnis ge­macht.

Es hätte auch wirklich seltsam ausgesehen, wenn er ihnen gestanden hätte: Ich liebe es, attraktive brünette Damen mit einem Besitzvertrag und einer Ver­schwiegenheitserklärung zu meinem sexuellen Eigentum zu erklären und in mei­nem Spielzimmer zu unterwerfen, sie auszupeitschen und ihnen Leiden zuzufü­gen, was mich erregt. Schuld an diesen Neigungen ist zum einen Christians komplizierte, von dunklen Schleiern verhüllte Vergangenheit, zum anderen sei­ne erste „Geliebte“, Elena Lincoln, die Anastasia abfällig und voller tiefer Abnei­gung „Mrs. Robinson“ nennt.

Doch das alles scheint nun weit hinter ihnen zu liegen.

Sie machen, befördert von Christians Reichtum, phantastische Flitterwochen in Europa, die die frisch Verliebten unglaublich genießen. Es gibt da natürlich eini­ge Eintrübungen, die aus Anas Eigensinnigkeit, Christians unglaublicher Eifer­sucht und seinem Besitzdenken resultieren … aber ja, im Grunde genommen amüsieren sie sich hervorragend.

Die Schwierigkeiten fangen an, als sie zurückkehren müssen. Denn in der Zwi­schenzeit ist ein Brandanschlag auf Christians Büro verübt worden, und das ist erst der Beginn. Während Anastasia sich mit ihrem durchweg launenhaften Gat­ten zu arrangieren hat, dessen liebste Methode, sich von einem Streit zwischen ihnen zu erholen, immer noch in köstlichem Sex besteht – und davon kann die junge Gattin ebenso wie er nie genug bekommen – , versucht sie, das verschlos­sene Herz ihres Mannes zu erreichen. Seine Vergangenheit auszuleuchten. Eine schwierige Sache, um es behutsam zu formulieren, denn da ist er verschlossen wie eine Auster … und sehr verletzlich obendrein. Anastasia entdeckt mit man­cherlei Schrecken Gründe für sein so Besitz ergreifendes Verhalten ihr gegen­über und muss schließlich feststellen, dass in Wahrheit nicht er, sondern sie der starke Teil ihrer Ehe ist. Was neue Schwierigkeiten mit sich bringt.

Christian hingegen verbirgt so mancherlei vor ihr, und er tut das nicht einmal aus bösen Absichten. Er will sie in Sicherheit wiegen, will sie nicht verlieren und jede Gefahr von ihr fernhalten. Dabei spürt er offenbar nicht, wie sehr er ihr den Atem zum Leben abschnürt. Dies wiederum fördert Anastasias Eigensinnig­keit und führt zu immer neuen Streitigkeiten zwischen ihnen und letztlich auch zu Gefahren.

Denn da draußen lauert irgendjemand, der ihnen schaden möchte. Sehr scha­den. Jemand, der schon Christians Helikopter sabotiert und zum Absturz ge­bracht hat (Band 2), der sie nun nächtens zu einer schweißtreibenden Verfol­gungsjagd zwingt … und dann, eines Tages, steht auf einmal eine zierliche, blas­se Brünette in Anastasias Büro bei SIP Publishing: Leila Williams, die sie in Band 2 mit vorgehaltener Waffe bedroht hat.

Und dann ist da auch noch Jack Hyde, Anastasias vormaliger, sexuell übergriffi­ger Chef bei SIP, der sich zu einem immer größeren Problem auswächst und mit der Grey-Familie inniger verbunden ist, als man anfangs ahnen konnte. Doch wirklich dramatisch wird die Geschichte, als der Feind tatsächlich von innen heraus kommt … als Anastasia von der Tatsache überrumpelt wird, schwanger von ihrem geliebten Mann zu sein …

Der dritte Band der „Shades of Grey“-Reihe ist zwar ein ziemlicher Klotz von Ro­man, aber ich brauche vermutlich nur zu sagen, dass ich die Hälfte des Buches an einem Tag verschlungen habe, um eines unwiderruflich deutlich zu machen: es ist durchweg ein Lesevergnügen – wenigstens dann, möchte ich sagen, wenn man die Protagonisten Christian Grey und Anastasia Steele-Grey lieb gewonnen hat und gerne ihrem komplizierten Lebensweg folgt. Ganz so, wie ich mir das üblicherweise vorstelle – und im Gegensatz etwa zu dem Zyklus von Suzanne Frank um Chloe Kingsley und ihren Geliebten Cheftu – ist dieser Abschlussband deutlich länger als die bisherigen ersten beiden Bände. Fäden werden zusam­mengeführt, Geheimnisse gelüftet, Wirrungen enträtselt. Das ist das unbestreit­bar Positive am Roman, das zu Beginn unbedingt genannt werden soll.

Auf dieselbe Liste gehört das, was ich den „Verdächtigenkanon“ nennen möch­te. Mit Gia Matteo, der höchst attraktiven Architektin, die Christian Grey schö­ne Augen macht, erscheint eine weitere Person auf der Bildfläche, die über Hunderte von Seiten im Roman eingeschätzt zu werden versucht. Elliott Grey, Christians jüngerer Bruder, erhält neue, lange rätselhafte Facetten. Elena Lin­coln als Schatten aus seiner Vergangenheit lauert nach wie vor. Und über das Wachpersonal, das Christian zum Schutz seiner Person und seiner frischgeba­ckenen Gattin abgestellt hat, fällt auch ein Schatten des Verdachts – denn of­fensichtlich gibt es jemanden im innersten Kreis der Bekannten oder Verwand­ten, der dem jungen Glück alles erdenkliche Pech wünscht und sogar Anastasias Entführung plant. Es dauert durchaus lange, bis sich diese Dinge aufklären, und Verdachtsmomente und dramatische Augenblicke gibt es reichlich in diesem Buch.

Dies sind die positiven Aspekte, wie ich finde, neben der wunderbaren Schilde­rung der emotionalen Wandlungen, die die Hauptpersonen durchmachen und die doch sehr die Verhältnisse normalisieren.

Schwieriger ist es dann, wenn man den Gesamtroman betrachtet, dass er doch deutliche Längen aufweist. Man spürt geradezu, wie ungern E. L. James ihre Protagonisten ziehen lassen, die Geschichte abschließen möchte. Ungeachtet der emotionalen Achterbahnfahrt, die das Buch darstellt, kommt man doch nicht umhin, zu konstatieren, dass manche Aspekte völlig unterbelichtet sind, während andere krass überbelichtet erscheinen. Die Presse, beispielsweise, die sich hier aufdringlich an vielen Stellen bemerkbar macht, aber stets völlig amorph und entpersonalisiert bleibt. Der starke Fokus auf einige wenige „Hauptgegner“, möchte ich mal sagen. Das starke Harmoniebedürfnis, bei dem am Ende Mia Greys Schicksal vollkommen untergebuttert wird (hier hätte ich mir eine Auflösung schon gewünscht).

Zurück bleibt darum ein gemischter Eindruck des Romans. Speziell in den letz­ten hundert Seiten hat man das Gefühl, die Autorin wollte sich nur nicht von den Protagonisten trennen und mache mehr Worte als unbedingt erforderlich. Das ist süß, ohne Frage, aber es trägt nicht signifikant zur Handlung bei. Sie hat damit den Schluss leider etwas verwässert.

Die beiden Anhänge des Romans zeigen ebenfalls deutlich, dass sie sich nicht lösen konnte. Besonders den zweiten möchte ich noch kurz hervorheben, weil der dann wirklich eine neckische Offerte enthielt: er spielt am 9. Mai 2011, dem Tag, an dem Christian Grey von Anastasia für das Studentenmagazin des WSU Vancouver College of Liberal Arts interviewt wurde … diesmal wird diese schick­salhafte Begegnung aus Christians Sicht dargestellt. Und das ist wirklich pikant zu lesen, wie Anastasia in seinen Augen wirkte und was er sich dabei durchweg Unzüchtiges gedacht hat, während sie ihm stotternd ihre Interviewfragen stell­te, während er nach und nach ihren Reizen erliegt und seine stillschweigende Meinung von ihr grundlegend ändert.

Genau genommen ist diese Darstellung natürlich ein raffinierter Trick, der sich in zweierlei Richtungen lesen lässt. Entweder signalisiert er den Ursprungsge­danken der Autorin, sie hätte die Geschichte auch aus Christian Greys Sicht schreiben können (was ich für ziemlich ausgeschlossen halte, wenn auch ohne Frage reizvoll, diese wenige Seiten umfassende Studie zeigt, dass das ein durch­aus interessantes Vorgehen gewesen wäre), oder es ist als klare Aufforderung zu verstehen, die Trilogie nun noch einmal zu lesen, mit den Auftaktgedanken Christian Greys im Hinterkopf. Ich bin überzeugt, damit liest sich der Romanzyklus noch einmal deutlich prickelnder.

Schlussendlich ist natürlich noch auf einen vierten Band hinzuweisen, der den schlichten Namen „Grey“ trägt. Hierin hat E. L. James den Gedanken umgesetzt, Christian Greys Leben aus seiner Sicht darzustellen … ab wann das beginnt und wie weit es geht, muss ich beizeiten noch ausloten.

Für den Moment gilt es festzuhalten, dass zu meiner nicht geringen Überra­schung der dritte Teil der Trilogie ein wenig gegenüber den ersten beiden Bän­den abfällt und schlussendlich ein wenig banal wird – vieles darin ist zweifellos der Tatsache geschuldet, dass James während des Schreibens selbst Mutter wurde und heiratete, und zahlreiche Szenen spiegeln ohne Frage ihr eigenes frühes häusliches Glück wider. Weniger ein Traum als ein realisierter Traum … was nicht schlechter sein muss, hier aber einen deutlichen Einfluss auf Protago­nisten und Text ausübt. Zugleich ein Schimmer Licht: selbst problematische Be­ziehungen können erfolgreich sein, wenn sich Ehrlichkeit, Mut und unerschüt­terliche Liebe durchsetzen.

Ein schönes Signal für einen Zyklus, der so finster mit einem scheinbar sadisti­schen Liebhaber und einer (scheinbar) devoten Gespielin begonnen hat. Viel­leicht keine hohe Literatur, aber allemal anregende, aufregende und sehr er­folgreiche. Sie lohnt einen Blick oder auch deutlich mehr – aber, Leute, nehmt euch eine Menge Zeit, wenn ihr eintauchen wollt. Ihr werdet sie brauchen, wenn euch die Story mitreißt, ich weiß es aus eigener Erfahrung!

© 2017 by Uwe Lammers

Ja, ich war 2017 noch ziemlich tief eingetaucht in die Geschichte, man spürt es. Das empfinde ich aber nur bedingt als Nachteil – trefft einfach eure eigene Le­seentscheidung aufgrund der obigen Zeilen.

Hinsichtlich der Bücher aus Christian Greys Sicht sind wir heutzutage natürlich schlauer (auch wenn es nur zwei der eigentlich drei Bücher gab, soweit ich es mitbekommen habe). Und die Verfilmungen, die sich z. T. fundamental von den Romanen unterscheiden, sind vermutlich noch etwas weichgespülter und hand­lungsärmer ausgefallen als die Bücher (zumal bei der Verfilmung des Abschluss­bandes wurde doch sehr viel fortgelassen, was den Film sicherlich noch etwas dramatisiert hätte). Aber das ist ja bei vielen Buchverfilmungen so.

In der nächsten Woche reisen wir in den Pazifik zu einer untergegangenen Kul­tur. Mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

vor sieben Wochen schloss ich an dieser Stelle die Übersicht über meine kreativen Aktivitäten im Jahr 2014 ab, heute widme ich mich dem Frühjahr 2015, soweit es für die „Annalen“ Rele­vanz besitzt.

Der Januar stand stark im Fokus der Überarbeitung meiner Magisterarbeit von 2002, insofern blieb ich OSM-kreativ deutlich zurück. Es gab zwar Ansätze, den Roman „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“ voranzutreiben, aber wie ihr wisst, ist daraus dann erst Jahre später etwas geworden. Wiewohl ich am E-Book „Zurück zu den Sargkolonnen“ schrieb, kam ich auch hier nicht wirklich vom Fleck. Bezogen auf den Denkhorizont der „Annalen der Ewigkeit“ ist über Januar 2015 also nicht sonder­lich Bewegendes zu erzählen.

Im Februar hieb mich ein neuer Todesfall – der meines alten Kol­legfreundes Peter – nieder und hemmte meine Kreativität nach­haltig. Es entstanden zwar zahlreiche Blogartikel, aber kein E-Book (wiewohl ich u. a. An „Reinkarnation und andere phantastische Geschichten“ und an „Vaniyaa und die Shonta“ arbeitete. Mit nur 15 fertigen Werken fiel das Schreib­fazit dieses Monats noch deutlich mäßiger aus als im Januar.

Man kann also sagen: Das Jahr 2015 fing nicht gut an. Es sollte auch nicht wirklich gut weitergehen.

Der März ließ das allerdings noch nicht erwarten, denn hier ver­doppelte ich den Schreibertrag des Monats Februar glatt. Dar­unter fanden sich gleich drei E-Book-Skripte, nämlich „Zurück zu den Sargkolonnen“, „Vaniyaa und die Shonta“ und „TRANCRAN-4462“.

Ebenfalls in diesem Monat entwickelte ich zwei Texte zum OSM-E-Book-Programm für Conbücher, zum einen „Abenteuer im Oki Stanwer Mythos (OSM)“ für das Garching-Conbuch 2015, zum anderen dann „Der Oki Stanwer Mythos: Ein ambitio­niertes E-Book-Projekt“ für das Conbuch der 1. Perry Rho­dan-Tage Osnabrück.

Das inspirierte mich spürbar auch, an Fragmenten des OSM wei­ter zu arbeiten und Abschriften fertiger Annalen-Werke voranzu­bringen. Zu nennen sind hier die Werke „Ziel – Liquidation“ (bis heute leider ein Fragment) und „Kämpfer gegen den Tod“. Außerdem arbeitete ich an den E-Books „Auf Götterpfa­den“ und „Hinter der Raumzeitwand“. Inzwischen sind die beiden letzten Werke längst veröffentlicht.

Der Monat April überraschte mich selbst mit dem eigentlich ziemlich sinnigen Einfall, doch zu meinem regulären sonntägli­chen Blog einen Rezensions-Blog zu installieren, den ich auf den Mittwoch verlegte. Die ersten derartigen Artikel entstanden jetzt im April 2015, und auf diese Weise bin ich bis heute dabei, alte und neue Rezensionen einer breiten Öffentlichkeit vorzu­stellen. Das schlug sich ab da natürlich auch in einer verstärk­ten Zahl fertiger Werke und auch zahlreichen weiteren Veröf­fentlichungen nieder. Wie sehr mich das in diesem Monat im Bann hielt, sieht man daran, dass ich nicht weniger als 17 (!) Blogartikel für den Rezensions-Blog in diesem Monat schrieb.

Überrascht es, dass dagegen andere Themenfelder deutlich ein­brachen? Vermutlich nicht. Ich kümmerte mich also im April um das stiefmütterlich behandelte E-Book-Glossar (das immer noch stiefmütterlich ist … eine der zahllosen Baustellen des OSM, von denen ich ja so häufig erzählt habe). Ich kam voran mit der Digitalisierung des Romans „Der Zathuray-Konflikt“, mit „Feuerglanz“ und „Ani und das Wolkenmädchen“. Fer­tig wurde davon allerdings nichts.

Und dann kam der Monat Mai … ja … ein schwieriger Monat.

Auf den ersten Blick könnte man sagen: Wie, du hast 32 fertige Werke vorzuweisen, wo ist da dein Problem? Das sieht doch gut aus. Ja, aber der Eindruck täuscht.

Am 5. Mai starb meine Mutter nach langer Krankheit, und wer weiß, wie innig ich mit meiner Mutter verbunden war und immer noch bin, der kann sich bestimmt vorstellen, dass das, bezogen auf meine Kreativität, ein heftiger Schlag ins Kontor war. Und das ist noch sehr zahm ausgedrückt.

Ein wenig von der unfokussierten, heftigen Emotion, die mich heimsuchte, projizierte ich in das schreckliche OSM-Fragment „Himmelfahrtskommando“. Und es ist sicherlich auch kein Zufall, dass ich in diesem Monat nur an einem einzigen OSM-Werk weiterarbeitete, nämlich an „Kämpfer gegen den Tod“, dessen Protagonist nicht umsonst von Seite 1 an tot ist.

Der Tod überschattete diesen Monat wirklich vollständig. Als Ge­gengewicht hielt ich mich dafür sehr häufig im Archipel in diver­sen Fragmenten auf und schrieb reichlich Blogs und Rezensio­nen. Aber sonst war mit mir wirklich nicht sehr viel anzufangen.

Ich fühlte mich nicht nur entwurzelt, ich WAR es. Und das im buchstäblichen Sinne. Das sollte in den Folgemonaten noch sehr viel übler werden. Nicht nur, dass das Jobcenter, auf das ich zu der Zeit angewiesen war, auf die absurde Idee kam, ich hätte „geerbt“ und mir kurzerhand die staatlichen Zuwendun­gen abdrehte (ich war dann auf ein Darlehen meines Bruders angewiesen, bis ich diese Geschichte richtiggestellt hatte). Nun kam auch die Frage auf, was denn mit unserem Elternhaus pas­sieren solle, was mit all den Sachen geschehen werde, die sich darin noch befanden.

Das sollte mich letzten Endes meine gesamte gesammelte Heft­roman- und Buchsammlung kosten, die noch in Gifhorn weilte (gut 3000 Romane, eher noch mehr). Glücklicherweise konnte ich die Option meiner lieben Schwester („Papiercontainer!“) ver­meiden und die Werke stattdessen einem Antiquariat verma­chen. Aber glaubt nicht, dass mir das leicht fiel.

Nichts in diesem Monat und den Folgemonaten fiel mir leicht, und ich behaupte nicht irgendwelches dumme Zeug, wenn ich betone, dass sich so etwas wie Normalität bis heute nicht wirk­lich wieder eingestellt hat.

Ich merke das ganz besonders immer zu Weihnachten – Weih­nachten war bei mir seit Jahrzehnten an unser Elternhaus in der Schmiedestraße 6 in Gifhorn gekoppelt. Nach dem Tod unseres Vaters im Dezember 2013 fühlte sich das schon komisch an, aber nach dem Tod unserer Mutter im Mai 2015 war es dann völlig vorbei, und nach dem Verkauf des Elternhauses anno 2016 hörte dieser Fokus in Gifhorn gänzlich auf zu existieren.

Orientiere dich doch einfach um, pflegen arglose Zeitgenossen vielleicht zu sagen. Menschen, die mich nicht gut genug kennen und nicht wissen, dass ich eine Art von Traditionswesen bin. Je älter ich werde, desto schwerer scheint es mir zu fallen, grund­legende Änderungen im Leben umzusetzen. Ich bin einfach ein standorttreuer Mensch und schätze das Bekannte und Vertrau­te.

Davon konnte nun keine Rede mehr sein.

Und ihr braucht euch nicht zu wundern, dass das natürlich auch Auswirkungen auf die Arbeit an den Annalen-Projekten hatte. Ich werde davon noch berichten.

Soviel für heute, meine Freunde. Macht es gut und bis zur nächsten Woche an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Maiblog 2020

Posted Mai 1st, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde meiner E-Books,

während ich diese Zeilen in Vorbereitung auf ihre Veröffentli­chung am 1. Mai 2020 schreibe (18. April 2020), ist die gesamte Welt rings um mich herum nach wie vor in der Ära dessen ge­fangen, was wir einst einmal die „Corona-Depression“ nennen dürften. Denn es ist ziemlich offenkundig, dass das SARS-Virus COVID-19, landläufig als „Corona“ bezeichnet, die Weltwirt­schaft aufgrund der erzwungenen Restriktionen in eine Rezessi­on lenken dürfte. Die Folgerungen für den weiteren Verlauf des Jahres 2020 und die bislang prognostizierten Langzeitkonse­quenzen bis 2022, die derzeit schon im Gespräch sind, können aktuell noch nicht abgesehen werden.

Nun kann ich auf der einen Seite natürlich jeden von euch bes­tens verstehen, der schon aufgrund des ersten Absatzes die Au­gen genervt verdreht und schnaubt: „Mann, verdammt, fängt der Uwe auch noch mit diesem Corona-Sch… an?!“ Auf der an­deren Seite wäre es jedoch auch ausgesprochen töricht, sich als Schriftsteller von diesem Thema völlig abzuwenden, sich in splendid isolation zurückzuziehen und zu glauben: Das geht mich nichts an.

Natürlich geht es mich etwas an.

COVID-19 geht uns alle an, ganz gleich, ob wir das toll finden oder nicht, ganz egal, ob wir erkrankt sein mögen (was die we­nigsten von uns sind) oder wir nur aufgrund medialer Überhit­zung oder wegen offizieller politischer Regeln nervös geworden sein mögen.

Naturgemäß betrifft die Krise auch den Buchmarkt, und zwar nicht nur den physischen, sondern selbstverständlich auch den E-Book-Markt. Und mich bezieht das gleichfalls ein. Während sich glücklicherweise alsbald eine neue Beschäftigung als Histo­riker für mich anbahnt (auch hier von der Krise deutlich ge­bremst und momentan noch ein wenig unsicher), hänge ich im­mer noch in diesem Jet-Lag vom Dezember, wo zunächst der massive Datenverlust stattfand und nach wie vor nicht gänzlich behoben ist. Sodann schlug der Druck meiner nächsten Flyer­auflage fehl, die quasi nur als Altpapier zu verwenden ist. Die Planung, einen aktuellen neuen Flyer zu erstellen, existiert zwar, ist aber wegen mangelnder Motivation zurzeit zurückge­stellt.

Das hat auch damit zu tun, dass es nicht wirklich befriedigend ist, entdecken zu müssen, wie sehr doch die Verkaufszahlen meiner E-Books dahingesiecht sind. 5 Verkäufe im Monat sind schon wirklich sehr viel, meist ist es weniger, und quasi alle äl­teren Bände meiner E-Books verkaufen sich im Grunde über­haupt nicht. Durch die vor Jahren erfolgte Umstellung auf die präzise Leseseitenzählung durch Kindle Unlimited bei Amazon sind meine Einnahmen sowieso schon in den niedrigen zweistel­ligen Eurobereich im Monat gefallen, und ihr versteht sicherlich, dass mich das nicht eben motiviert, weiterzumachen … was ich dennoch gern tun möchte. Ein wenig mehr Zuspruch von Leser­seite in puncto Verkäufe täte mir aber gut.

Solche Gedanken haben natürlich auch Auswirkungen auf meine Planungen und Schreibfortschritte. Als ich im Mai 2019, vor ei­nem Jahr also, verhalten optimistisch auf die Arbeitsplanungen schaute, waren solche Dinge wie die Corona-Pandemie logi­scherweise kein Thema. Aber sie und die dadurch ausgelösten Turbulenzen auf dem Buchmarkt und jedem sonstigen Gebiet des öffentlichen Lebens haben eigentlich nur vorhandene Ten­denzen verstärkt.

Schauen wir uns mal die physischen Konsequenzen an, die sich seit Mai 2019 eingestellt haben. Sie sehen vermutlich ein wenig befremdlich aus.

Im Zuge meines E-Book-Programms ist seit dem letzten Mai-Blog bei Amazon entgegen meiner ursprünglichen Vorstellungen nur folgendes Werke veröffentlicht worden:

TI 31: „Zeitenwandel“

Bei XinXii erschienen im gleichen Zeitraum folgende Werke als „Nachdrucke“:

TI 24: „Gelüftete Schleier“

TI 25: „Audienz bei Quin“

Gern hätte ich in diesem Zeitraum noch weitere E-Books bei XinXii veröffentlicht … aber ein bislang nicht behebbarer Bau­fehler hat mich davon abgehalten. Aus rätselhaften Gründen kann ich die deutsche XinXii-Seite nicht mehr erreichen, son­dern nur noch die englische. Und solange diese unerwartete Hürde nicht überwunden werden kann, fühle ich mich einiger­maßen gehemmt, hier weitere Veröffentlichungen vorzuneh­men.

Das bedeutet aber im Umkehrschluss immerhin, dass bei XinXii.com immerhin 36 meiner E-Books mühelos erhältlich sind. Da könnt ihr also gern, die ihr vielleicht mit dem „Kraken“ Amazon nichts zu tun haben möchtet, meine Werke erwerben. Bei Amazon-KDP wären es natürlich mehr, insgesamt nämlich 50 Werke. Es ist also ein wenig bedauerlich, wenn immer nur das neueste veröffentlichte Werk von mir Zuspruch findet. Die Backlist, die ihr auch in voller Länge bei meinem Profil bei Ama­zon AuthorCentral einsehen könnt, ist nicht zu verachten. Gern weise ich da besonders auf meine fünf Kurzgeschichtenbände hin, die z. T. auch durchaus längere Geschichten enthalten (etwa die Tiyaani-Novelle, die TITANIC-Novelle oder auch die Story „Beide Seiten der Medaille“ in der ersten Storysamm­lung von 2014).

Ach ja, das ist ein schönes Stichwort, stelle ich gerade fest. Denn ein Positivum in den letzten Monaten stellte die Möglich­keit dar, mit tatkräftiger Hilfe eines befreundeten Startup-Grün­ders in Salzgitter endlich Zugang zum Druckprogramm KDP-Print (Nachfolger von Create Space) zu finden. Auf diese Weise gelang es Daniel und mir, im November meinen „Versuchsbal­lon“ als Printwerk zu publizieren, die Fantasy-Katzenfabel „Die Katze, die die Sonne stahl“. Und im Dezember folgte dann mit „Beide Seiten der Medaille und andere phantastische Geschichten“ das erste längere E-Book, nämlich meine erste Storysammlung von 2014.

Beide Werke sind seither also auf Amazon-KDP zu erwerben und können anschließend ins Regal gestellt werden. Besonders das zweite Werk macht, weil umfangreicher, dabei eine echt gute Figur.

Wir haben Ende 2019 dann für das anbrechende Jahr 2020 ei­gentlich noch so vier oder fünf weitere Printwerke geplant, aber dann kam uns Corona in die Quere und hat auch hier erst mal für Eiszeit gesorgt. Denn die Schlussarbeiten finden bei Daniel in Salzgitter bilateral statt, und mit dem Reisen in Corona-Zei­ten ist das ein wenig schwierig zurzeit. Wir haben diesen Plan also etwas verschoben.

Dennoch: er ist nicht vertagt auf den St.-Nimmerleins-Tag. Im Gegenteil, ich möchte gern meine nächsten vier Storysammlun­gen in absehbarer Zeit bei KDP-Print herausbringen und bin zu­versichtlich, dass das auch klappen wird.

Apropos Storysammlungen. Da gab es ja noch eine positive Ent­wicklung in den zurückliegenden 12 Monaten: Im September 2019 ist Teil 2 meiner erotisch-phantastischen Novellen beim Terranischen Club Eden (TCE) als „Grey Edition 13: Wollust, Wunder und Verhängnis“ erschienen. Man mag vom Cover halten, was man möchte, das sollte nicht wirklich der aus­schlaggebende Grund für den Kauf sein. Wichtig ist doch nicht, wie bei Nahrungsmitteln, die ansprechende Verpackung, son­dern das, was darinnen ist und wie es mundet (ob nun mental oder physisch … nein, damit will ich natürlich niemanden auffor­dern, die TCE-Veröffentlichung aufzubacken oder so, da gibt es kalorientechnisch sicherlich nützlichere Alternativen).

Zum Ende des Jahres 2019 lagen damit also insgesamt 4 Print­werke von mir vor, die all jene, die sich ein wenig zieren oder Hemmung haben, E-Books zu kaufen, in die Lage versetzen, ihre Prinzipien nicht zu ignorieren und mich dennoch in mei­nem Schreibprozess ein wenig zu unterstützen. Die TCE-Story­sammlungen sind allerdings nicht im allgemeinen Handel er­hältlich, sondern nur direkt über die TCE-Homepage. Der Plan, beide Storysammlungen beizeiten mal in eine digitale Ausgabe zu überführen und bei XinXii zu veröffentlichen, konnte aktuell noch nicht weiter verfolgt werden.

Ebenfalls noch nicht fertigstellen konnte ich die Novelle „Das Geheimnis von Church Island“, das ja die Handlungslücke zwischen „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ und „DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“ füllen soll. Meine ursprüngliche Hoffnung, die Novelle noch anno 2019 zu veröffentlichen, um dann 2020 mit CK 2 fortzufahren, ließ sich bislang noch nicht realisieren. Ich arbeite an beiden Texten aber noch, keine Sorge. Ich hoffe sehr, beide bis zum Erschei­nen des nächsten Maiblogs vorlegen zu können.

Ähnlich sieht die Lage aus bei „BdC 2: Gestrandet in Bytharg“, an dem ebenfalls gearbeitet wird. Auch diese Veröf­fentlichung war im Grunde für 2020 geplant. Wie ihr euch vor­stellen könnt, wird das ebenfalls noch etwas verschoben werden müssen. Gleiches gilt für den aktuellen Band der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, als den Band „Krisenherd Xoor‘con“. Es nervt mich selbst, solche Projekte schieben zu müssen, aber ich kann nun mal wenig an den aktuellen Umstän­den ändern, so lieb mir das auch wäre.

Die Folgeprojekte, die ich schon im vergangenen Maiblog an­kündigte, stehen auch weiterhin auf der Agenda. Es handelt sich dabei um diese Werke:

BdC 3: Unter Feinden

BdC 4: Der Sonnengarten von Bytharg

TI 33: Sturz ins Stahlherz

TI 34: Arbeiter des Imperiums

Annalen 7: Räuber

Auch ist natürlich eine weitere Storysammlung in Planung, zu der ich noch nichts weiter erzählen möchte. Während für die obigen Projekte schon überall Titelbilder existieren, wäre das für die nächste Storysammlung noch nicht der Fall. Und hier er­schwert mir die Verschmelzung von Fotolia mit Adobe-Stock ebenfalls etwas die Weiterarbeit. Überall so kleine Stolper­schwellen, wie ihr seht … man kommt sich vor wie auf einer alt­modischen Buckelpiste. Von reibungslosem Arbeitsablauf kann derzeit eher keine Rede sein, und dabei lasse ich manche sons­tigen Komplikationen hier aus, die ich anderweitig noch zu klä­ren versucht bin.

Was hat sich sonst noch so getan? Nun, zurzeit absolviere ich ein Coaching zur besseren Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt – auch das ist natürlich durch die Corona-Krise etwas ins Trudeln geraten – , und auf dem Fansektor bin ich wie vermutet im März 2020 als Chefredakteur des Science Fiction-Clubs Baden-Würt­temberg (SFCBW) wiedergewählt worden und betreue in dieser Funktion auch weiterhin das monatliche Fanzine Baden-Würt­temberg Aktuell (BWA). Hier konnte ich sogar ungeachtet der krisenhaften Umgebungsumstände mit dem 88seitigen BWA 439 eine schöne seitenstarke Ausgabe vorlegen.

Beim Verein KreativRegion e.V. in Braunschweig bin ich gleich­falls weiterhin ehrenamtlich aktiv als Ansprechpartner für die Sparte „Buchmarkt“. Der Gedanke, dort den Belletristik-Sektor auf der Homepage zu stärken, hat aber noch keine weiteren Früchte getragen. Ich befinde mich hier im Gespräch mit diver­sen Literaten der Region wegen Veröffentlichung ihrer Werke ebendort, aktuell bin aber mehrheitlich ich dort mit Kurzge­schichten, Novellen, Rezensionen und Gedichten präsent. Ein Besuch dort lohnt sich sicherlich, da darunter zahlreiche Werke sind, die noch nicht in Fanzines oder in meinem Rezensions-Blog veröffentlicht worden sind.

Zum Thema „Hörbuch“ (oder Podcast) gibt es leider noch keine Neuigkeiten, da muss ich euch noch etwas vertrösten. Ich hoffe, dazu kann ich im nächsten Maiblog mehr berichten.

Baustellen gibt es also, wie ihr alleine daran seht, gar viele, und diese Zersplitterung der Interessen und des Aufmerksamkeitsfo­kus erzeugt natürlich Reibungsverluste und Zeitverluste. Beson­ders stark ist das zurzeit auf dem Sektor der Digitalisate alter OSM-Episoden. Hier nähere ich mich zwar allmählich dem Ab­schluss der Digitalisierung von KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) (aktuell bin ich in Band 90 von 105, das Ende ist also in Sicht). Andererseits habe ich im Januar 2020 mit dem Digitalisat von KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ be­gonnen, um so die Arbeiten am CLOGGATH-KONFLIKT zu be­schleunigen. Was auch dringend an der Zeit war … die Episoden stammen aus dem Jahr 1983 und sind … leider so gruselig schlecht durchdacht, dass es mir die Zehennägel kräuselt. Posi­tivum: Ich SEHE die Fehler heute und erkenne wohltuend, wie sehr ich mich seit damals weiterentwickelt habe. Aber die Kom­mentierung der Abschriften fällt dennoch haarsträubend aus.

Bei den Blogartikeln habe ich in der Veröffentlichung bei den sonntäglichen Wochen-Blogs aktuell Nr. 371 erreicht. Der äußerste Planungsrand reicht hier schon bis Nr. 396 (geplant für den 27. September 2020). Die Rezensions-Blogs sind inzwischen veröffentlicht bis Nr. 264, die Planung reicht hier bis Nr. 297, der auf Anfang Dezember 2020 datieren wird. Tatsächlich habe ich hier schon alle Rezensions-Blogs bis Ende Oktober 2020 (Nr. 292) fertig gestellt. Für Nachschub an dieser Front ist also ge­sorgt.

Was die Serie „Close Ups – Der OSM im Detail“ angeht, so werde hier mit Teil 21 die Besprechung der 14. OSM-Serie „Oki Stan­wer – Feldherr der Cranyaa“ abgeschlossen haben und dann mit Teil 22 zur historisch ältesten Serie des Oki Stanwer Mythos, zur Serie „Oki Stanwer“, die ich im Januar 1984 beendete (!) vorsto­ßen. Da sie bis 2005 vollständig digitalisiert worden ist, sollte es vergleichsweise leicht sein, die nächsten Close Up-Beiträge dann in rascher Folge zu erstellen.

Gegenwärtig gehe ich davon aus, dass ich die FdC-Serie bis Spätsommer 2020 digitalisiert habe und die entsprechenden Close Up-Teile dann geschrieben sind. Dann kann ich mich kon­zentriert wieder anderen Baustellen widmen.

Was ist seit dem letzten Maiblog noch geschehen?

Im Februar 2020 erreichte ich mit „Rätsel von EWIGKEIT EINS“ den Band 1950 des OSM. Momentan bin ich auf Zielkurs auf OSM 2000 und habe schon eine sehr konkrete Ahnung, wel­cher Band das sein wird. Aktuell habe ich OSM-Band 1968 abge­schlossen und schätze, dass ich im Frühjahr 2021 den Band 2000 erreiche. In einem Jahr kann ich euch dazu gewiss an die­ser Stelle mehr verraten.

Mein letztens gefasster Plan der Digitalisierung der Non-OSM-Serie „Horrorwelt“ machte seither ebenfalls gute Fortschritte. Inzwischen habe ich Band 117 erreicht, und in naher Zukunft werde ich einen zweiten Artikel im Rahmen meiner regulären Blogartikel veröffentlichen zu den Episoden 51-100 der Serie. Nach meiner Schätzung dürfte der Digitalisierungsfortschritt bis Mai 2021 dazu führen, dass ich Band 150 erreiche oder viel­leicht noch weiter vorstoße. Dass das jetzt langsamer vonstat­ten geht, wird transparent durch die Kenntnis, dass die Serie ab Band 100 erst auf 8 Seiten und inzwischen auf 10 Seiten pro Episode im Umfang angewachsen ist. Da fällt die Abschrift na­türlich etwas langsamer aus als zu Anfang, wo jede Folge nur 5 Seiten Länge besaß.

Zum Programmpunkt „Lesungen“ gibt es nur insoweit eine Neu­igkeit zu vermelden, dass ich auf dem Magnifest 2019 auf dem Stand der KreativRegion eine kurze Lesungssession hatte. Das Zeitfenster, das ich mir mit mehreren anderen Autorinnen teilte, war aber zu knapp bemessen, um mehr als ein paar der Prosa­gedichte zu lesen. Wer nicht dabei sein konnte oder neugierig auf das gesamte Programm ist – ich habe das Leseskript in der Mediathek der KreativRegion zur Lektüre zur Verfügung gestellt. Es wurde dort auch mit dem schönen Titel „Gold und Juwelen, von Flüchtenden getragen“ und einem passenden Titelbild versehen.

Zwar war für Herbst 2020 noch eine Lesung in Planung, aber in Anbetracht der aktuellen Beschränkungen macht das vermut­lich nicht viel Sinn. Auch dazu werde ich also wohl erst im kom­menden Maiblog Näheres sagen können.

Und damit möchte ich dann allmählich zum Schluss kommen … es erstaunt mich immer wieder, wie viel doch in einem einzel­nen Jahr – in dem ich publizistisch nicht wirklich sehr aktiv war, vom Fanzinebereich vielleicht mal abgesehen – so an Berich­tenswertem zusammenkommt. Gleichwohl wünsche ich mir na­türlich, dass die Zeiten sich besser entwickeln werden und ich wieder regelmäßiger E-Books (möglichst ohne „Stolperschwel­len“) veröffentlichen kann. Ich halte euch auf dem Laufenden, Freunde.

Denkt daran, mir weiterhin die Treue zu halten, und wenn ihr zwischendrin ein paar meiner älteren E-Books kaufen mögt, würde ich mich da sehr freuen, das wäre eine schöne Motivation für mich, weiterzumachen in schwierigen Zeiten.

Macht es gut und bleibt besonders gesund, meine Freunde!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 266: Die Saat des Cthulhu

Posted April 29th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor ziemlich langer Zeit, ich habe das mal in meinen historischen Blogartikeln des Sonntags-Blogs erwähnt, war ich ausgesprochener Fan der Werke von Ho­ward Phillips Lovecraft und seinen Epigonen. Das war zu der Zeit, als ich gerade ins Fandom gestartet war, also gegen Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhun­derts. Damals gründete ich in eifriger fannischer Begeisterung den Lovecraft-Club LOVECRAFTS ERBEN, und zu den ersten Mitgliedern zählte ein nicht minder enthusiastischer Fan namens Frank Festa.

Frank ist inzwischen seit sehr langer Zeit mit einem eigenen Verlag unterwegs und hat auch zuvor schon im Blitz-Verlag diverse Storysammlungen zu Lovecraft publiziert. Dies hier ist eine der frühen Ausgaben, die – wie die relativ zeitnahe Rezension belegt, die ich vor 18 Jahren schrieb – noch mehr durch Elan als durch kritisches Lektorat auffällt. Dennoch möchte ich damit Franks Eifer auf keinen Fall schmälern.

Zwar bin ich schon ziemlich lange aus dem Lovecraft-Dunstkreis herausgedrif­tet, auch ist LOVECRAFTS ERBEN in den 90er Jahren still eingegangen, doch ste­he ich definitiv zu diesem Teil meiner biografischen Vergangenheit. Und gele­gentlich bereitet es mir immer noch Vergnügen, Geschichten aus dem Umfeld des Cthulhu-Mythos zu schmökern, wenn auch sehr viel seltener als einst. Ich bin heute doch sehr viel stärker im Science Fiction-Milieu verankert und küm­mere mich mit dem Oki Stanwer Mythos (OSM) um mein eigenes Universen-En­semble.

So kritisch also meine unten wiedergegebene Rezension auch klingen mag und so vergriffen die einstmalige Ausgabe sein mag – ich fand sie doch so ausgewo­gen und interessant, dass ich mir dachte: zeig sie doch mal meinen Lesern, die vielleicht weniger von Lovecraft wissen oder dieses Werk selbst nicht auf dem Schirm haben.

Schaut euch einfach mal an, was ihr von den besprochenen Geschichten haltet, und macht euch im Zweifelsfall auf die Suche nach dem Werk selbst:

Die Saat des Cthulhu

von Frank Festa (Hg.)

Blitz-Verlag Nr. 2602

176 Seiten, Paperback, 2000

ISBN 3-932171-99-3

Wie belebt man einen alten Mythos neu, der in der Gegenwart mehr und mehr in den Status eines Randphänomens abzurutschen beginnt? Indem man, wie in diesem Fall, eine Storysammlung von sogenannten Epigonen des Schöpfers die­ses Mythos herausgibt und zeigt, dass nach wie vor ungebrochene Kraft in den zentralen Strukturen liegt.

Der Cthulhu-Mythos (manche nennen ihn auch ein wenig komplizierter YSCOM – „Yog-Sothoth-Mythen-Zirkel“) des amerikanischen Schriftstellers Howard Phil­lips Lovecraft (1890-1937) ist solch ein Mythos, der nach Edgar Allan Poe die amerikanische Horrorliteratur in den 20er und 30er Jahren grundlegend auf­mischte. Mit seinen beklemmenden Alptraumgeschichten einer von den Ster­nen herabgesickerten Rasse ungeheuerlicher und uralter Wesenheiten dämoni­scher Natur, den sogenannten „Großen Alten“, schuf er Topoi, die bis dahin in der eher zahmen Gruselliteratur der Staaten und der Welt kaum existent waren. Infolgedessen war auch die Wirkung, die Lovecrafts meist posthum veröffent­lichtes Schriftgut ausstrahlte, enorm. Viele namhafte Schriftsteller sind bis heu­te davon intensiv beeinflusst, aber die Glanzzeit seiner Epigonen reicht etwa bis zur Mitte der 80er Jahre, dann flaute die Energie seiner Nachfolger merklich ab.

Frank Festa, einstmaliger LOVECRAFTS ERBE und nun Leiter eines eigenen Verla­ges, zum Erscheinen dieses Buches noch Mitherausgeber im Blitz-Verlag, ent­schied sich dazu, die Kraft des Cthulhu-Mythos wieder zu beschwören, indem er sieben namhafte und auch weniger bekannter Epigonen aus Deutschland und den Staaten mit neuen Geschichten in diesem Band zusammenfasste. Gehen wir ins Detail:

Ramsey Campbell, alter Kämpe der Lovecraft-Epigonen, eröffnet den Reigen mit der Story „Schriftlich“, in der ein Sammler von abseitiger Literatur sich in ein Antiquariat verirrt, in dem es nicht so ganz mit rechten Dingen zugeht – und schließlich erhält er ein Angebot, das ungeheuerlich ist. Aber ob es überhaupt noch möglich ist, es zurückzuweisen …?

Christian von Aster entführt den Leser in der Geschichte „Yamasai“ nach Neu­guinea zu dem unbekannten Volksstamm der N’che-guee, die ein absonderli­ches Stammesgeheimnis hüten sollen, ein Fabelwesen namens Yamasai, das die ethnologisch motivierte Expedition enorm neugierig auf das macht, was sich dahinter verbirgt. Mit einigen Schwierigkeiten erreichen sie auch schließlich das Ziel, doch was sie entdecken, erschüttert ihr Weltbild grundlegend

Thomas Wagner schildert in „Die Farben der Tiefe“ eine Besessenheit, die fa­natische Suche nach einem verschollenen Maler, der auf rätselhafte Weise in der Südsee vor vielen Jahrzehnten verschwand und dessen Bilder inzwischen sensationelle Preise erzielen. Obgleich es scheinbar überhaupt keinen Sinn macht, sucht der Kunstauktionator Velten in der Biografie des verschwundenen Konrad Hatteras schließlich nach dem Fixpunkt, und der findet sich auf Neville Island, wo Hatteras verschwand. Na ja, oder was man eben so gemeinhin „Ver­schwinden“ nennen möchte …

Frank Festas Einleitung zu der Story „Der große Fisch“ von Kim Newman über­treibt wahrlich nicht: „Nun erwartet Sie eine der verrücktesten Cthulhu-Ge­schichten, die je geschrieben wurden …“ Womit er recht hat. Man nehme Ray­mond Chandlers Bay City und Lovecrafts düstere Mythologie, verknüpfe sie mit dessen Kurzroman „Shadows over Innsmouth“, und man erhält eine völlig irre Story. Kurz gesagt geht es um einen Privatdetektiv, der in seiner schnoddrigen Art und Weise mit einem Suchauftrag losgeschickt wird, über in Badewannen ertrunkene Tote stolpert, Seetang und einen obskuren Kult untermeerischer Wesen… es ist wirklich atemberaubend, haarsträubend, und – so seltsam das klingen mag – zwerchfellerschütternd! Allein diese Geschichte ist den Kauf des Bandes wert …

Thomas Ligottis Werk „Harlekins letzte Feier“ führt dann wieder von der West­küste der Vereinigten Staaten fort in den Mittelwesten, wo ein Experte für Eth­nologie und Feste auf den Spuren seines alten Mentors Professor Thoss (man achte auf die Aussprache!) schließlich die seltsam zweigeteilte Stadt Mirocaw entdeckt. Sein ursprünglicher Plan, sich selbst als Clown unter die Bevölkerung zu mischen, wird nicht aufgegeben, aber da es in Mirocaw auch zwei ARTEN von Clowns bei dem Fruchtbarkeitsfest am 19. bis 21. Dezember gibt, wählt er die interessantere Art Clown aus. Eine Entscheidung, die unerhörte Konsequenzen nach sich zieht …

Von dem „Hügel von Yhth“ hat der Protagonist von Jens Schumachers gleichna­miger Geschichte noch nie etwas gehört, als er auf der Suche nach einem okkul­ten Buch San eine heruntergekommene Stadt namens Barath an der Westküste der Vereinigten Staaten erreicht. Sie ist wirklich wenig einladend, die Leute sind wortkarg und verschlossen, ja, irgendwie degeneriert. Die hiesige Bibliothek er­weist sich als seit Jahrzehnten geschlossen, aber nicht verschlossen. In dem staubigen Chaos darin forscht der mutige Protagonist, wird aber nicht fündig. Stattdessen stößt er auf ein anderes Geheimnis, das mit dem Buch San ver­knüpft ist – der „Hügel von Yhth“, der sich draußen in regelmäßigen Abständen auf dem Meer hochwölbt und von etwas aus großen Tiefen erzeugt zu werden scheint. Als er schließlich die Möglichkeit erhält, sich selbst von dem Phänomen zu überzeugen, gefriert ihm schier das Blut in den Adern …

Den Schluss macht ebenfalls ein Altmeister des Horrors, F. Paul Wilson, unter anderem bekannt geworden durch Horrorschocker wie „Das Kastell“, die deut­lich lovecraftschen Einfluss spüren lassen. Seine Geschichte „Hinter dem Schlei­er“ kehrt in die ostenglischen Gebiete zurück, in die unendlich großen, fast un­berührten Pinienwälder, in hinterwäldlerische und scheinbar inzestuöse Ge­meinden, wo die Zeit im 19. Jahrhundert stehengeblieben zu sein scheint. Auf der Suche nach dem „Teufel von Jersey“ erinnert sich Jonathan Creighton seiner alten Studienkollegin und Geliebten Kathleen McKelston, die aus dieser Gegend stammt, und ehe sie sich versieht, steckt sie mit Creighton im tiefsten Schlamas­sel.

Nicht nur, dass er offenbar den „Teufel von Jersey“ nur als Vorwand verwendet, um etwas ganz anderes zu suchen, er sagt auch in andererlei Hinsicht nicht die Wahrheit. Und als sie schließlich mitten in der Wildnis über die geheimnisvollen „Pinienlichter“ stolpern, ahnt „Mac“, dass die Schwierigkeiten erst anfangen. Womit sie recht hat. Wohin all das führt, kann sie freilich nicht einmal ahnen …

Die Wiederbelebung eines Mythos geht oft einher mit Innovationen und Verän­derungen. Das war schon bei Lovecrafts frühen Epigonen so. Lin Carter, um ein Beispiel zu nennen, erfand zahlreiche weitere Gestalten wie Zoth-Ommog, um sie in die „Mythologie“ einzufügen. Lovecrafts erster Nachlassverwalter August Derleth verband beispielsweise indianische Mythologie mit dem Cthulhu-My­thos (z. B. in „Das Grauen vor der Tür“), was eigentlich eher ungenießbar war.

Die jetzigen Veränderungen sind anderer Natur und reizvoller. Neben den „alt­backenen“ Topoi wie den nach Wissen jagenden und dann – meist – in den Ab­grund stürzenden fanatischen Wissenschaftsadepten oder Büchersammlern bei Campbell, Schumacher und Wilson finden wir faszinierende andere Ansätze. Ei­ner davon ist die Verlagerung des Schauplatzes aus dem typisch lovecraftschen Neuengland-Milieu beispielsweise an die Westküste, wo man so etwas nicht un­bedingt erwartet. Eine weitere ist die Verquickung mit anderen Genres (genial in „Der Große Fisch“!). Wilson schließlich macht etwas, was Lovecraft so wohl nie gewagt hätte: sein Protagonist und Erzähler ist eine FRAU! Und das tut der Geschichte durchaus gut!

Dies sind die eigentlich spannenden Neuigkeiten im Cthulhu-Mythos, die auch diese Auswahl so interessant machen. Dabei kann man über Schnitzer und Un­zulänglichkeiten dieses Bandes hinwegsehen. An manchen Stellen fällt auf, dass mit der heißen Nadel gestrickt wurde und mehr Begeisterung als Fachwissen manchmal am Werke war. Ein paar Beispiele?

Die Namen seiner Autoren sollte man schon richtig schreiben können. So ist es eine unangenehme Entdeckung, auf der Rückseite des Covers „Kim Newmann“ zu entdecken. Es verlockt zum Schmunzeln, zu bemerken, dass der Name „Cthulhu“ selbst dem Herausgeber manchmal Probleme bereitet (Seite 47).

Ärgerlicher als diese Flüchtigkeitsfehler sind wirklich unangenehme Sachen.

So findet sich am Anfang von Jens Schumachers Story ein Satz, der dem gesun­den Menschenverstand Hohn spricht und der einfach durchs Lektorat so nicht hätte gehen dürfen: „Da der menschliche Geist in seinen Reaktionen jedoch am ehesten zum Weg des geringsten Widerstandes tendiert, liegt es nahe, die ra­sche Flucht in das endgültigste aller Vergessen als am wahrscheinlichsten vor­auszusetzen: den Absturz in unwiederbringlichen Irrsinn.“

Ich gebe zu bedenken, dass wohl das Gegenteil gemeint war, nämlich die Flucht in den Irrsinn, und es ist fraglich, ob man es als erstrebenswert ansieht, Irrsinn „wiederzubringen“. Dies impliziert nämlich, dass Irrsinn die normale menschli­che Geisteshaltung ist. Sicherlich … angesichts der allgemeinen Weltlage über­kommt mich manchmal eine ähnliche Vermutung, doch hier hat entweder der Autor geschlampt oder der Lektor, oder aber beide. So etwas macht keinen guten Eindruck. Sorry.

In derselben Geschichte muss ich noch eine zweite Nachlässigkeit anmerken, die ebenso gravierend oder sogar noch schwerwiegender ist. Jens schreibt hier (Seite 115) von einem Buch, das im Jahre 1817 gedruckt worden sein soll, in ei­ner „arabesk altmodischen, der Minuskelschrift nachempfundenen Type“. Ich halte es, mit Verlaub, für Quatsch, dass das damals jemand gemacht haben soll­te (Mangel entsprechender Typen und Mangel an Notwendigkeit! Gedruckt wurde, um besser lesbar zu machen, nicht, um künstlich manieriert zu wirken!).

Weiter wird hier von „zahlreichen Fußnoten“ geredet. Wenn Jens sich die Mühe gemacht hätte, Bücher aus dem 19. Jahrhundert, insbesondere aus dem angel­sächsischen Bereich mal genauer anzuschauen, wüsste er, dass Fußnoten dort generell sehr spärlich gesät sind, zu diesem Zeitpunkt vermutlich komplett nicht existent. Fußnoten sind in erster Linie eine deutsche „Plage“ des späten 19. und 20. Jahrhunderts. Lovecraft lässt seine Protagonisten ja oftmals in älte­ren und alten Büchern nachschlagen, aber von FUSSNOTEN habe ich da noch nie etwas erwähnt gefunden. Und Lovecraft wusste wirklich, wovon er schrieb. Er sah die Originale ja noch ein.

Solche Fehler zerstören die Freude am Lesen einer ansonsten interessanten Ge­schichte. Wenn dann noch physikalische Unmöglichkeiten (Fehlen einer Flutwel­le, die durch den Hügel erzeugt werden muss – siehe Tsunamis!) hinzukommen, die nicht mal angedacht werden, dann empfehle ich dringend eine gründliche Überarbeitung der Geschichte VOR Aufnahme in ein solches Buch. Auch wenn jemand Übersetzer von hier vorhandenen Geschichten ist, bedingt das nicht, dass der Herausgeber über solche Schwächen der Story hinwegsieht.

Die Quintessenz aus all diesem lautet in etwa wie folgt:

Innovationen im Bereich des Cthulhu-Mythos sind stets belebend, sofern sie ge­wisse Grenzen nicht überschreiten. Innerhalb eines etablierten Mythos gibt es Akzeptanzgrenzen, die hier aber recht gekonnt eingehalten werden.

Bei den meisten Geschichten in diesem Band ist die Anbindung an den CM nur oberflächlicher Natur, so dass man streng genommen nicht von einer CM-Ge­schichte reden kann (besonders Campbell und Wilson zeigen das nachdrücklich, aber auch Christian von Aster und Ligotti), bei anderen ersetzt Begeisterung und Liebe zum Detail vieles, führt aber auch zu Fehlern (Schumacher).

Das zeigt, dass Liebe zum Mythos und Begeisterung alleine nicht ausreichen, um gute Geschichten zu schreiben oder um solide Storysammlungen vorzulegen, wenngleich der Wille dazu ohne Frage erkennbar ist.

Weitere Anthologien zu diesem Thema werden zeigen, ob und inwiefern noch „Blut“ im alten Cthulhu-Mythos enthalten ist und ob es sich lohnt, in unserer schnelllebigen Zeit von heute weiterhin Geschichten in Lovecrafts Umfeld anzu­siedeln. Was ich im übrigen sehr bedauert habe, war das häufige Fehlen konkre­ter Jahreszahlen der Handlungszeit. Mir drängte sich der Eindruck auf, als wür­den sie mehr oder weniger fast alle in der Gegenwart spielen (vom „Großen Fisch“ mal abgesehen, der ja 1941 spielt, also beinahe in der Lovecraft-Zeit).

Die „antiken“ Lovecraft-Stories spielten ja alle in der damaligen Gegenwart, die mir nach wie vor als die ideale Handlungszeit erscheint. Vielleicht muss ich das als Historiker so sehen. Nostalgisches Flair ist allerdings, wie Kim Newman schlagend beweist, nicht notwendigerweise ein Nachteil für eine Lovecraft-Ge­schichte. Daraus sollten künftige Epigonen Lovecrafts ihre Lehren ziehen …

© 2002 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche schließe ich – vorerst – die Rezension einer Trilogie ab, die in der Gegenwart spielt und irgendwie nach wie vor die Gemüter aufwühlt. Ihr werdet es merken.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wie ich jüngst schon im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) in Ausgabe 438 schrieb, dessen Chefredakteur ich nach wie vor bin: neues Jahr, neues Spiel. Ich betrachte, und das wisst ihr von mir seit inzwischen bald sieben Jahren, ein neues Jahr als die Möglichkeit, ein bislang unbeackertes Feld der Krea­tivität zu bestellen. Chancen wahrzunehmen. Projekte zu begin­nen oder abzuschließen, Neuland zu betreten. Und das stimmt mich grundsätzlich positiv.

Ja, der Dezember hat mir da einen ziemlichen Stüber verpasst, datentechnisch verstanden. Aber das hat meinen Elan lediglich gebremst, nicht komplett nihiliert. Und so blicke ich nun heute auf den Januar 2020 zurück und konstatiere durchaus zufrieden 27 beendete Werke. Das kann sich durchaus sehen lassen. Selbst wenn mich eine gesundheitliche Unpässlichkeit ein wenig in meinen Möglichkeiten über Tage beschränkte, reichte der Rest der Zeit doch aus, eine Menge zu schaffen.

Drei Ereignisse möchte ich dabei besonders herausheben: Das Beginnen einer neuen Baustelle (nicht die Augen verdrehen, Freunde, ihr werdet sehen, das war zwingend notwendig), das dringende Update eines Textes, der schon seit fast 15 Jahren dasselbe benötigt hätte, und das atemberaubende Abenteuer, eine brandneue SF-Story wirklich binnen eines Tages aus dem Boden zu stampfen. Obwohl sie nicht dem Oki Stanwer Mythos (OSM) entstammt, finde ich es zweckmäßig, sie hier heute zu nennen.

Schauen wir uns mal den Gesamtmonat an, wie er sich der chronologischen Folge nach entwickelte:

Blogartikel 369: Work in Progress, Part 85

(OSM-Wiki)

13Neu 1: TOTAMS Knochensaat

Anmerkung: Und damit sind wir auch schon mitten im Abenteu­er des Digitalisats von KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“. Aufmerksame Leser unter euch wissen noch, dass ich vor eini­ger Zeit sagte, diese Serie stelle gewissermaßen den Keim für die heutige E-Book-Reihe „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ (CK) dar. Und wir reden hier von Werken, die in den Jahren 1982 bis 1985 entstanden. Mir war es schon seit sehr langer Zeit ein Herzensanliegen, diese Episoden zu digitalisieren. Aber bislang standen stets andere Dinge dem im Weg, nicht zuletzt die Tat­sache natürlich, dass ich a) anderen Serien den Vortritt gelas­sen hatte und b) es keinerlei Notwendigkeit gab, die Rohfas­sung des CK beschleunigt aufzuarbeiten.

Was hat sich geändert? Nun, dreierlei Sachverhalte bewogen mich, mit Jahreswechsel 2019/20 die Dinge anders zu gewich­ten und diese Arbeit zu beginnen. Genau genommen waren es sogar vier, zum vierten Punkt sage ich weiter unten etwas.

Punkt 1: Es gelang mir, den Textkoloss „DER CLOGGATH-KON­FLIKT“ vor relativ kurzer Zeit endlich vollständig zu digitalisie­ren. Ich erzählte davon.

Punkt 2: Ich fasste den – vielleicht wagemutigen, auf jeden Fall aber lange überfälligen – Entschluss, den CK ins E-Book zu transferieren und begann damit Ende 2018.

Punkt 3: Das Digitalisat von KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ gerät allmählich in den Bereich der Vollendung. Es fehlen nur noch gut 20 Episoden, so dass ich zu­versichtlich davon ausgehe, dieses Digitalisat anno 2020 vollen­den zu können. Da schien es mir nicht zu riskant, dieses neue „Fass“ aufzumachen.

Na ja, was ich nicht ahnte, war, wie haarsträubend das werden würde. Das habe ich im Januar 2020 schon erlebt, und das wird wohl noch schlimmer werden. 1982/83 hatte ich wirklich … ab­surde Vorstellungen von Erzählhandlung. Es ist zum Heulen. In acht Wochen erfahrt ihr Näheres dazu.

(12Neu 80: Brückenkopf Pholyar)

14Neu 81: Expedition der Plegg‘re

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

Blogartikel 365: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 68

(14Neu 85: Der Kristallriese)

(13Neu 2: Die knöchernen Killer)

Anmerkung: Das Abenteuer OSH ging weiter mit Band 2 … je­denfalls sah es so aus. Aber das täuschte, weil ich nämlich am 17. Januar eine spektakuläre Entdeckung in meinen Unterlagen machte, die das weitere Digitalisieren dieses KONFLIKTS 13 auf eine grundlegend neue Basis stellte. Und deshalb ist dieser Band auch immer noch nicht fertig, was sonst geschehen wäre. Das wird wohl jetzt im Februar geschehen.

(12Neu 81: Bei den Traalern)

(14Neu 82: Strahlenstürme)

(Spurensuche in Babylon – OSM-Novelle)

Anmerkung: Das war eine witzige Sache, dass ich auf einmal spontan an diesem OSM-Fragment weiterarbeitete, und gar nicht mal wenig. Wie kam es dazu? Na ja … ich zog in meiner Lektüre der GEO EPOCHE-Reihe, wo ich einen jahrelangen Rück­stand aufweise, weil ich diese toll gemachten Magazine wirklich recht langsam und gründlich lese, ein Heft zum Thema Babylon und Mesopotamien vor und verschlang es tatsächlich binnen weniger Tage (das war eher ungewöhnlich).

Und dann war ich auf einmal wieder im gedanklichen Hand­lungsstrom des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dä­monen und Schergen“ (KGTDUS) und besonders diesem in Mesopotamien spielenden Sequel. Ergänzend kam wohl die Lek­türe von Philipp Vandenbergs „Der Fluch der Pharaonen“ hinzu, an dem ich immer noch „knabbere“.

Sage also niemand, ich läse nur Bücher zum Zeitvertreib, manchmal hat das direkte Auswirkungen auf das, was ich schreibe.

Blogartikel 366: Close Up – Der OSM im Detail (14)

Blogartikel 370: Close Up – Der OSM im Detail (15)

Blogartikel 375: Close Up – Der OSM im Detail (16)

(14Neu 83: Die Entstehung der Biowelt)

(14Neu 84: Blaue Galaxien)

(13Neu 3A: Der Horror-Garten)

Anmerkung: Äh… Folge 3A? Was ist DAS denn? Ja, Freunde, und jetzt nähern wir uns dem Problem und der phantastischen Über­raschung des KONFLIKTS 13, über die ich in acht Wochen Ge­naueres berichten werde. Hier nur folgende Anmerkung: In mei­ner OSM-Gesamtliste stehen manche Titel doppelt, das ist kein Schreibfehler, ich habe sie tatsächlich doppelt, z. T. sogar drei­fach geschrieben. Das erwies sich als notwendig, weil ich in der Frühzeit leichtsinnigerweise Originalskripte verschickte, ohne davon Kopien, Durchschläge oder dergleichen zu haben.

Euch sträuben sich die Haare? Hey, ja, mir heute auch. Aber in den frühen 80er Jahren gab es kein Internet, der Zugang zu Ko­pierern war schwierig, die Kopierqualität oftmals bescheiden, und ich war zudem als Schüler notorisch knapp bei Kasse. Was also tut man, wenn man seinen Brieffreunden seine Texte zu le­sen geben will? Man schickt sie ihnen! Im Original.

Na ja, also, da ging manches verloren. Und ich ging bei zwei frühen Episoden des KONFLIKTS 13 auch davon aus, sie seien verloren gegangen … und dann tauchten sie am 17. Januar 2020 auf einmal aus einem Fragmentordner wieder auf und grinsten mich freundlich an.

Mann, dachte ich, was mache ich denn JETZT? Ignoriere ich die total? Nein, kann ich nicht machen. Die müssen ja gerettet wer­den, man schaue sich nur mal den ZUSTAND dieser Skripte an!

Also entschloss ich mich dazu, diese „Vorversionen“, wie ich sie heute nenne, kurzerhand in die Zählung zu übernehmen. Aber da sie z. T. titelidentisch mit den späteren Episoden sind, müs­sen sie natürlich irgendwie gegen Verwechslungen abgegrenzt werden. So habe ich die Rohfassungen oder Vorversionen nun als A-Fassungen in die Gesamtreihung integriert.

Wie sieht das konkret aus? Die Reihung ist dann diese:

13Neu 1A

13Neu 1

13Neu 2A

13Neu2 … und so weiter. Es gibt in der Tat erstaunlich viele sol­che Vorversionen, manche umfassen nur wenige handschriftli­che Seiten und sind quasi nur Roh-Textentwürfe. Und Inhaltsab­weichungen gibt es da! Da wechseln Handlungsschauplätze, Protagonisten werden flugs erfunden, von Dialogen schweige ich mal ganz, und ich verzähle mich, mache einen unsagbaren Blödsinn bei der Charakterisierung der Protagonisten, von Lo­gikfehlern mal ganz zu schweigen.

Ein Abenteuer, echt! Haarsträubend. Und das habe ich damals meinen frühen Brieffreunden zugemutet … ich schäme mich heute noch dafür. Aber damals war mein Ego irgendwie hochhausgroß, und ich fand das total in Ordnung. Und von sonderli­cher Kritikfähigkeit auf der Seite meiner meist gleichaltrigen Brieffreunde war auch kaum was zu entdecken. Was sollte ich also denken, wenn ich ständig munter bestätigt wurde? Nun, ich dachte folgerichtig: dann mal weiter so!

Autsch.

(12Neu 82: Kiquaas Hinterhalt)

13Neu 2A: Die knöchernen Killer

13Neu 1A: Die Knochensaat

(13Neu 3: Der Horror-Garten)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“)

Ende einer Reise – SF-Story

Anmerkung: Das ist also jene Story, die mich nicht schlafen ließ, das könnt ihr buchstäblich verstehen. Es war der Morgen des 24. Januar 2020, als ich mich so gegen 1 Uhr morgens ins Bett legte, und da war plötzlich dieser Gestrandete und sein verrück­ter Rettungsanzug. Und sie fingen an, miteinander zu reden. Und plötzlich waren wir dann bei Miguel de Cervantes Saave­dra, bei Marcel Proust und Harry Potter … ernsthaft, ich kann das gar nicht richtig in Worte fassen.

Die Geschichte wurde in meinem Kopf jedenfalls immer lebendi­ger, und ich wachte zugleich immer mehr auf. Also blieb mir keine Wahl: Aufstehen, an den Schreibtisch setzen, Computer hochfahren, Skizze machen.

Tja, die Skizze brauchte drei Stunden und bekam 15 Seiten! Der gesamte Handlungsbogen, echt! Und dann haute ich mich aufs Ohr, schlief ein paar Stunden, und nachdem ich aufwachte, setzte ich mich wieder an die Story und feilte sie bis zum Abend fertig aus. Fertig ist eine Geschichte. Sie hat jetzt natürlich über 20 Seiten, aber aktuell gefällt sie mir wirklich gut.

Wann und wo ich sie veröffentliche? Weiß ich noch nicht. Lasst euch überraschen.

Blogartikel 381: Zeitreise ins Jahr 1983

Blogartikel 371: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 69

(FvL 43: Rätsel von EWIGKEIT EINS)

Anmerkung: Äh, ja, ich weiß, dass ich diese OSM-Episode ei­gentlich schon vor Monaten fertig schreiben wollte. Aber es hat sich stets verzögert. Jetzt bin ich bei OSM-Band 1945 angelangt und habe kurzerhand entschieden, dass FvL 43 der Band 1950 des OSM sein wird. Geplanter Fertigstellungszeitpunkt: Februar 2020. Manche Dinge brauchen bei mir einfach länger … aber das ist ja keine Neuigkeit.

Die Tiefen des inneren Universums – Update 2020 = OSM-Kompendium

Anmerkung: Das war dann die nächste Aufgabe, die ich wirklich nicht mehr warten lassen konnte. Die Vorgeschichte hierzu ist nicht minder abenteuerlich als das, was ich dann im Januar machte.

Im Jahre 2004, als ich also mal wieder als Chefredakteur des BWA eine Auszeit nahm, ergab sich die Chance, für die ich heu­te noch dankbar bin, ganze OSM-Romane in BWA-Sonderbände zu integrieren. Damals fiel die Wahl auf den Roman „Der Feu­erspürer“. Und ergänzend dazu wurde mir vorgeschlagen, ich könne ja mal einen Erklärungstext zum OSM verfassen, damit die Leser, die bislang vom OSM und seiner eher erratischen Pu­blikationsweise verwirrt worden waren, so etwas wie eine Bo­denhaftung erhalten könnten.

Das fand ich eine großartige Anregung und verfasste das OSM-Kompendium „Die Tiefen des inneren Universums“. Dum­merweise oder klugerweise wurde das Werk so umfangreich, dass es 20 Seiten Text überschritt. Ich fand das beunruhigend. Der Redakteur nicht. Er machte daraus kurzerhand eine eigen­ständige Ergänzungspublikation zu BWA (dass das mit einem Witchblade-Cover versehen wurde, was zum OSM nun gar nicht passt, steht auf einem anderen Blatt; zumindest war das Mädel recht apart).

Nun, schon nach zwei Jahren merkte ich im damals recht stür­misch sich entwickelnden OSM (die TI-Serie entstand damals ebenso wie der KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Re­gent“, und bald kam auch noch KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ hinzu, von zahlreichen Romanen mal ganz zu schweigen), dass ich dringend ein Update brauchte. Das erstellte ich dann anno 2006. Und hoffte damals, ihr könnt es in dieser Fassung noch im Vorwort nachlesen, dass ich nach 2 Jahren vermutlich ein weiteres Update vorlegen würde.

Dummerweise kam es dazu nie.

Ich kramte das Kompendium vielmehr im Dezember 2019 erst wieder heraus,weil ich einige Leute im Umfeld der KreativRegi­on kennen lernte, denen ich ein bisschen Einblick in die Ge­samtstruktur des OSM geben wollte.

Na ja, und dabei stellte ich dann dumme Sachen fest: unnötige Leerzeilen, „dass“ mit „ß“. Schreibfehler. Grammatikfehler. Und ich dachte so bei mir: Das ist eigentlich kein Aushängeschild, das ist eher ziemlich blamabel. Das muss ich dringend ändern.

Nachdem ich das Update 2006 so mehreren Leuten als Mailan­hang geschickt hatte, grub ich das verdammte Ding endlich wieder in der vorletzten Januarwoche aus und ging mehrfach darüber: Neue Einleitung. Grundlegende Rechtschreibkorrektur. Und vor allen Dingen: Ergänzungen!

Gott, und was es da nicht alles zu ergänzen gab! Neue Kurzge­schichten. Neue Romane. In einer Fußnote eine Aktualisierung zum Thema „Archipel“, wo ich ebenfalls zahlreiche Romane und noch mehr Kurzgeschichten und Novellen nicht nachverzeichnet hatte. Weiter: Neue Hintergrundtexte. Unendlich viele Fandom­veröffentlichungen. Die E-Books …

Heute hat das Update 2020 insgesamt 34 (!) Seiten, und allein daran seht ihr schon: es war verdammt noch mal höchste Zeit für eine Aktualisierung. Der OSM hat sich halt in den vergange­nen 14 Jahren schon ordentlich weiterentwickelt. Und ja, ehe ihr jetzt fragt: zweifelsohne ist dies nicht das letzte Update. Ob ich mich an die nächste Fassung schon anno 2022 mache oder spä­ter, möchte ich jetzt allerdings nicht prognostizieren. Das hängt doch sehr stark davon ab, was mich sonst so im Leben beschäf­tigt.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

Anmerkung: Schockartige Überraschungen gibt es im OSM überall – diesmal versetzte mir das Glossar eine solche. Ich be­fand mich mitten in der spontanen Weiterarbeit an der Novelle „Rilaans Geschichte“, als ich nach einem Namen suchte.

Salja … ich glaube, sie hieß Salja … warum steht dieser Name nicht im Glossar des KONFLIKTS 4? Das kann doch nicht sein!“, murmelte ich verdrossen vor mich hin, als die Suche erfolglos blieb.

Dummerweise war das kein Fehler. Ich war bei der Glossierung der Serie in Band 20 abgestorben, und Salja tauchte erst in Band 22 auf. Dumm gelaufen. Und dann stellte ich fest, dass ich wenigstens 250 Seiten Text der Serie noch nicht glossiert hatte! Das ging nun natürlich auch nicht an.

Ich schob also die Weiterarbeit an der Rilaan-Geschichte, so süß sie sich auch entwickelte, erst mal an die Seite, um zu glossie­ren. Was absolut sinnvoll war. Denn während der Glossierung entdeckte ich nicht nur zahlreiche bisher nicht gefundene Schreibfehler, sondern auch massive Inhaltsfehler. Unter ande­rem hatte ich munter Rilaans (!) Heimatplaneten vertauscht und ihren Vater von einer Welt zur anderen versetzt, was natür­lich so nicht möglich ist.

Ein funktionierendes Glossar macht solche Fehler ausfindig. Wenn man das bei einer derart komplexen Geschichte wie einer OSM-Serie nicht hat, kommen solche chaotischen und verrück­ten Werke dabei heraus, wie ich sie aktuell in KONFLIKT 13 zu Gesicht bekomme und fast schon mit Zahnschmerzen abschrei­be und kommentiere. Ich erspare euch die Details hier.

(Rilaans Geschichte – OSM-Novelle)

(14Neu 86: Soffrols Horrorplan)

So, und das war dann der Monat Januar 2020 … ein ziemlicher Gemischtwarenladen, aber sehr anregend. Ich hoffe, das Jahr geht so weiter.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 265: Unterbrich mich nicht, Gott

Posted April 22nd, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Jugendbücher sind ein interessanter Teil der Gegenwartsliteratur, und wenn sie den phantastischen Bereich tangieren – was zunehmend häufiger der Fall ist – , dann kann es sich dabei tatsächlich um recht bemerkenswerte Werke handeln. Leider, leider, gibt es auch ausgesprochen seichte Vertreter dieses Genres, wie ich zumindest finde. Und die dann diplomatisch zu rezensieren, ist nicht wirk­lich einfach.

Als ich das vorliegende Werk 2006 geschenkt bekam (von einer enttäuschten Leserin, wie ich unten schreibe, die inzwischen leider verstorben ist), ließ ich mich, zur damaligen Zeit schon Harry Potter-gestählt, auf dieses verblüffende Leseabenteuer ein. Und ich machte die etwas ernüchternde Entdeckung, dass die Leseansprüche von amerikanischen Jugendlichen doch offenkundig von den meinen grundverschieden waren. Während die Autorin für dieses Buch in den Staaten ausgezeichnet wurde, fand ich es eher durchsichtig und schlicht. Es blieb denn auch nicht in meinen Bücherregalen … was der Grund ist, warum ich vergaß, die ISBN zu notieren.

Einen Aspekt, der das Buch dann vielleicht aber doch lesenswert machen mag und der mir eine gewisse Neugierde erhielt, war dieser: es geht formell um Le­ben nach dem Tod und die Konfrontation von Jugendlichen genau damit. Damit verbindet sich ein gewisser pädagogischer Anspruch, überzuckert von christlich-naiver Religionsüberzeugung, was fraglos auf US-amerikanisches Jugendpubli­kum zugeschnitten ist. Aber der Gedanke, durch diese inhaltliche Volte dieses an sich sehr ernste Thema Jugendlichen nahe zu bringen, hat schon etwas.

Und wie sieht das jetzt genau aus? Nun, dafür solltet ihr weiterlesen:

Unterbrich mich nicht, Gott

(OT: David v. God)

von Mary E. Pearson

Ravensburger Taschenbuch Band 58177

128 Seiten, TB, 2002

Deutsch von Mechtild Testroet

David James ist ein Teenager auf einem Klassenausflug, und eigentlich findet er das alles ziemlich uncool. Seine Mitschüler vom Biologie-Leistungskurs und ihre Lehrerin Mrs. Dunne, die sind ihm auch nicht so rasend sympathisch. Am liebs­ten würde er mit seinem Freund Jason – auch im Bio-Leistungskurs – eigentlich viel eher Mädchen aufreißen, wie das männliche Teenager halt so tun, und Ja­son kann das echt am besten. Aber nein, stattdessen ist er in diesem vermale­deiten Bus … und erlebt auf einmal das größte Abenteuer seines Lebens. Oder das letzte, je nachdem, wie man das sieht:

Der Bus kriegt nämlich während der Fahrt eine Kurve nicht, und das nächste, was David mitbekommt, ist, dass er irgendwie ziemlich tot aussieht, über und über mit Blut bedeckt … und dann erst realisiert er, dass er auf sich hinab­schaut!

Oh Gott! Ich mach dieses Schwebeding! Das ist nicht gut“, meint er erschro­cken und versucht, die Sache irgendwie in den Griff zu bekommen, zu seinem schlaffen Körper hinabzutauchen. Was nicht klappt. Ehe er begreift, was los ist, findet er sich mit seinen Schulkameraden in einem Bus wieder, der durch ein Wolkenmeer pflügt, mit so einem schrillen Busfahrer namens Leonardo, der in seinem Büchlein nachliest, ob er auch alle Seelen, die ins Jenseits sollen, so richtig eingesammelt sind.

Flugziel: Himmel! Und zwar für immer.

Tja, nur machen auch Engel Fehler, wie es scheint, denn Leonardo sollte eigent­lich einen „David Jones“ einsammeln. Er hat halt in der Tat einen Fehler ge­macht, auch bei der Super-Intelligenzbestie des Bio-LK, Marie Smythe, die man allgemein die Byte-Bitch oder Königliche Hoheit Prinzessin Pappnase nennt, weil sie sich so gar nichts aus Jungs und stattdessen eher auf Streberin und ul­tracool macht.

Egal, sagt Leonardo, erst mal hoch zum Bahnhof.

David will eine Aussprache mit Gott … und erfährt, dass er dafür einen Wett­kampf bestreiten muss. Befragt, worin er denn am besten sei (Boxen? Ring­kampf? Bogenschießen? Poker …?), ist David eine Weile recht ratlos, schließlich verfällt er darauf, dass er im Debattieren am besten sei – ist er doch (wie Marie) Mitglied im Rhetorikclub des Colleges. Dass das in seinem Fall eine Strafverset­zung war und er eigentlich im Wesentlichen nur eine große Klappe besitzt, das kristallisiert sich für den Leser schnell genug raus. Doch da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, und große Anzeigetafeln machen im Himmel bekannt: „Die große Debatte! David gegen Gott. Morgen um 9.00 Uhr. Jeder ist willkom­men.“

Und David bekommt Muffensausen. Nicht nur, weil die einzige Person, die ihm helfen darf und will, Marie Smythe heißt …

Bei diesem Werk handelt es sich um ein Jugendbuch, das ich vor ein paar Jah­ren geschenkt bekam von einer Philosophin, die sich davon deutlich mehr er­hofft hatte, als es hielt. Okay, dachte ich, warum nicht mal so etwas lesen? Vor­teil: Das Buch ist dünn, es liest sich extrem schnell, und es ist sehr schlicht ge­schrieben. Ein wenig nervig ist natürlich die auch in dieser Rezension anklingen­de und im Buch exzessiv verwendete Jugendsprache (da wimmelt es nur so von „cool“, „voll krass“, „hip“ usw.). Und wenn man sich erst mal ein wenig eingele­sen hat, ist die Struktur des Buches äußerst kristallklar und linear. Großartige Überraschungen hat man eigentlich nicht zu gewärtigen.

Zudem fällt einem informierten Leser eine interessante Parallele zwischen den Hauptpersonen dieses Buches und Joanne K. Rowlings „Harry Potter“ auf, ins­besondere bei der Gestalt der Marie (= Hermine Granger bei HP). Die in San Diego lebende Autorin Mary E. Pearson, deren erster Roman dies ist, hat also sichtbar die Lebenserfahrungen mit ihren zwei Töchtern und ihre eigenen Le­seerfahrungen bezüglich Harry Potter in dieses Buch gemixt und die Schicksals­katharsis von Marie und David, die – natürlich – letztlich zueinander finden über das Bindeglied des Ausflugs in den Himmel, miteinander verknüpft.

Nette Idee, zugegeben, aber nichts überragend Neues oder stilistisch Aufregen­des, wie ich finde. Mag sein, dass sie für das Buch in den Staaten schon mehre­re Auszeichnungen bekommen hat, aber ich halte es in vielerlei Belangen für durchschnittlich. Selbst für ein Jugendbuch hätte man erheblich mehr daraus machen können oder eben nicht nur als Leserempfehlung „Lesealter: Jugendli­che aufwärts“ hinten winzig drauf drucken sollen. Ab spätestens 30 Jahren, so meine Einschätzung, haut das Buch niemanden mehr vom Hocker. Ich kann die Enttäuschung der über 70jährigen Erstleserin also verstehen …

Dennoch: Vielleicht bin ich einfach ein garstiger Schrat oder ein zu anspruchs­voller Leser? Das sollte jeder Interessierte selbst nachprüfen.

© 2006 by Uwe Lammers

Ja, manchmal muss hier auch eher schlichtes Lesefutter geboten werden, es kann ja nicht immer so sein, dass die Köpfe rauchen, nicht wahr? Dafür wird es in der kommenden Woche umso unheimlicher. Wir landen dort nämlich in den monströsen Welten von Howard Phillips Lovecraft.

Bis dann, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ja, ihr könnt gerne weiterkichern, Freunde … ich habe diesen Eigenkommentar vor ein paar Tagen entdeckt, und ich bin immer noch am Prusten, wenn ich an ihn denke. Und da das so ist und ich noch ein paar ähnlich irrwitzige Kommen­tare entdeckte, während ich eifrig am Glossar für den KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ des Oki Stanwer Mythos (OSM) arbeitete, fernerhin eine Titellücke in meiner Blogaufstellung fand, habe ich das kurzerhand mal als Aufhänger ge­nommen.

Gott, dieser Kommentar ist aber auch so etwas von urig … und zugleich führt er in ein wirklich massives Problem ein, das ich in einigen Jahren haben werde, wenn ich mich darum zu kümmern habe, die im momentanen Zustand recht ungenießbare Ebene 17 des OSM zu überarbeiten. Ich möchte nämlich sehr daran zweifeln, dass dann auch nur ein Satz so stehen bleiben kann, wie er der­zeit ist. Da wir hier über ein Textvolumen von mehr als tausend Seiten reden, könnt ihr euch vorstellen, dass das nicht eben eine witzige Arbeit ist, die ich im Handumdrehen erledige. Weit gefehlt.

Vor neun Wochen erzählte ich im Blogartikel 363, was ich gegenwärtig (wir schreiben aktuell den 24. November 2019, auch wenn ihr das hier erst gegen Ende April 2020 lesen werdet) mitmache und an welchen Glossarbaustellen ich derzeit aktiv bin. Besonders betrifft das den erwähnten KONFLIKT 17, und ich kann erfreulicherweise sagen, dass ich mit der Glossierung der 71 Episoden um­fassenden Serie inzwischen bis Band 43 vorangekommen bin.

Well, ich kann noch keine Entwarnung geben – es handelt sich um die Grobglos­sierung, d. h. ich weiß danach, welche Begriffe, Namen, Völker, Planeten und In­stitutionen ich in welchen Episoden verwendet habe. Viele, die in den Fußnoten auf andere Serien des OSM referieren, kann ich kurz und knapp abhandeln, aber andere Dinge wie etwa die „Schillerfeldwaffe der Rontat“ oder die „Henn-Union“ oder dergleichen, die lasse ich zunächst unkommentiert und gehe auf die strukturelle Erklärung dann erst in einer zweiten Runde ein. Das kann noch dauern.

Während ich mich um diese Episoden kümmere und sie durchscanne, die ich in den Jahren 2005 bis 2011 abgeschrieben und kommentiert haben, stolpere ich über alle möglichen verrückten Dinge. Dass da bei Episodennennungen in der Regel die Jahreszahlen der Abfassung fehlen, habe ich jüngst schon gesagt. Ebenso, dass Serien unvollständig zitiert werden.

Worauf ich nicht wirklich gefasst war, das waren meine zum Teil aberwitzig ko­mischen Kommentare, wenn ich von der Episodenverrücktheit so genervt war, dass ich hätte schreien können. Ich möchte davon nur stellvertretend vier Pas­sagen und die Kommentierungen nennen, damit ihr euch eine Vorstellung davon machen könnt, was hier los ist. Und ich versichere euch, das ist alles noch sehr, sehr harmlos.

Beispiel 1: Episode 35 der Serie, Eigentitel: „Ultrasav-Station“, geschrieben 1984. Beschrieben wird eine Raumschlacht.

Zitat:

Gefügeerschütterung.

Die Emissionen der Antenne waren geortet worden.

Der Raumertyp war bekannt.

Kugelraumer!

900-Meter-Typen!

54 Stück.

Sie kamen nicht zum Schuss.

Das Weltall riss auf…“

Dazu schrieb ich gallig in der Fußnote 3145: „Seufz. Noch eine Stilblüte. Das Universum ist doch keine Chipstüte!“

Ich dachte, ich sterbe vor Lachen. Das Universum eine Chipstüte! Darauf muss man erst mal kommen!

Echt, ich war am 16. November 2008, als ich diesen Kommentar schrieb, merk­lich genervt.

Au weia, dachte ich feixend, während ich brav Begriffe handschriftlich heraus­schrieb, hoffentlich geht das nicht so weiter. Tja, ich sollte Pech haben, denn es GING so weiter.

Beispiel 2: Episode 36 der Serie, Eigentitel: „Die Veränderten“, 1984. Die Situa­tion: Terranische Raumpiraten dringen in ein Sonnensystem ein und werden or­tungstechnisch erfasst.

Zitat:

‚Dreifach-Ortung!‘

Das sagte alles.

Sogar der Colonel kam ins Schwitzen, als er das hörte.

Saßen diese stählernen Teufel denn überall?

‚Funkspruch‘, sagte Bengston.

‚Lass ihn abrollen‘, meinte der Colonel …“

Das „Abrollen“ gefiel mir gar nicht. Ich kommentierte bissig: „Athleten in leicht­athletischen Disziplinen können sich vielleicht auf Matten abrollen, Stempel auf Stempelkissen auch, aber Funksprüche? Bitte!!“

Mann, das wurde ja immer kurioser. Ein bizarrer Befund nach dem nächsten … und schon zwei Seiten später stieß ich auf den nächsten Fauxpas.

Beispiel 3: Gleiche Episode (Nr. 36). Die Situation: Alltagsdarstellung auf dem Planeten Sylonak. Das sieht dann so aus wie folgt.

Zitat:

Auf Sylonak lief das Leben seinen normalen Lauf.

Die kastenförmigen Häuser ragten in den grünblauen Himmel des Planeten, in den Straßen rauschten schnittige Gleiter…“

Unscheinbare Formulierung? Nicht für mich. Ich knurrte in Fußnote 3261 eini­germaßen übelgelaunt: „Ich denke nicht, dass sie Löcher in den Boden gefräst haben, sondern sie gleiten wohl eher AUF den Straßen.“

Man kann auch Haare in der Suppe finden“, murmelte ich kopfschüttelnd. 2008 war ich offenbar auf Krawall gebürstet. Aber völlig unberechtigt war der damalige Einwand natürlich nicht. Indes: Stilistisch liegt bei der Serie soviel im Argen, dass ich quasi jede einzelne Seite monieren könnte. Wenn man Hand­lungslogikfehler, fehlende Personendarstellung, lausige Dialoge, Plagiate und re­lativ plumpe Anlehnungen an die Heftromanserien Ren Dhark und Perry Rho­dan mit einbezieht, müsste man wahrscheinlich wirklich alles neu konzipieren. Mir wird da wohl nur wenig anderes übrigbleiben … aber das soll das heutige Thema nicht sein. Ich komme lieber zum letzten Beispiel für heute.

Beispiel 4: Gleiche Episode (Nr. 36). Die Situation: Ein Gefangener macht einen Fluchtversuch in einem Gefängnis der Sylons.

Zitat:

Er stieß Hard Mender und Som Collon von sich und stürzte davon. Er wollte den All-Hüter vernichten, der unbewaffnet am Rande des Ganges stand und ihn mit großen, leuchtenden und leblosen Augen anstarrte, als begreife er nichts.

Der Terraner war nur noch fünf Meter von ihm entfernt, als sich ein gleißender Blasterstrahl in sein Rückgrat bohrte…“

Arg theatralisch und drastisch, ja. Aber ich fand das auf andere Weise kommen­tierungswürdig und schrieb in Fußnote 3278: „Abgesehen davon, dass die blut­rünstige Art und Weise des ‚Ausschaltens‘ überrascht und nirgendwo geschrie­ben steht, wer ihn niedergeschossen hat, ist es verbal einfach absurd, sich das Bild von einem ‚bohrenden Blasterstrahl‘ vorzustellen. Ein Speer würde das ver­mögen, vielleicht auch noch ein Schwert, eine Stange oder ein Pfeil, aber ein Energieschuss ‚bohrt‘ eigentlich nicht, sondern brennt höchstens eine Wunde. Hier habe ich mich verbal völlig vergaloppiert.“

Diese paar wenigen Beispiele, verstreut über nur vier Textseiten, mögen rei­chen, um zu belegen, dass ich 1984, als ich die Episoden zumeist mit sehr hei­ßer Nadel „strickte“, semantisch fast auf jeder Seite, mitunter mehrfach hinter­einander, eifrig entgleiste. Und die Kommentare, die ich 24 Jahre später bei der Digitalisierung der Episoden anbrachte, legen an sehr vielen Stellen beredtes Zeugnis davon ab, wie unzulänglich die Skripte sind.

Dumm an der Angelegenheit ist aber noch etwas anderes. Wer von euch jetzt denkt: Hey, die Ebene hast du doch fertig digitalisiert (was stimmt), also ist der ärgste Budenzauber jetzt vorbei, und die späteren Episoden sind bestimmt bes­ser, der hat einen Punkt geflissentlich übersehen oder wieder vergessen.

KONFLIKT 17 ist nicht die letzte Baustelle eines bereits vollendeten „alten“ KON­FLIKTS, der noch nicht digitalisiert ist. Es gibt da noch vier weitere Kandidaten, nämlich die KONFLIKTE 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH, 1982-1985), 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (DMadN, 1983-1998), 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“ (OuC, 1984-1997) und 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjä­ger“ (DDj, 1988-1994). Das bedeutet, ich habe es hier mit exakt 459 Episoden zu tun, die allesamt noch nicht digitalisiert und logischerweise auch noch nicht kommentiert sind. Da insbesondere die Anfangsjahre, z. T. bis hinauf zum Jahr 1990 als stilistisch und inhaltlich problematisch anzusehen sind, kann man davon ausgehen, dass ich bis zu 200 potenziell problematische Skripte habe, in denen noch die eine oder andere verbale Stilblüte schlummern mag, die mir heute entfallen ist.

Will damit sagen: Der Verbalsprengstoff des noch zu digitalisierenden OSM ist nach wie vor virulent. Die modernen Episoden arbeite ich soweit als möglich gründlich durch, um die Stilblüten und kuriosen Formulierungen nach bestem Wissen und Gewissen einzuschränken (es ist wie mit dem Fehlerteufel: irgend­wo passieren immer Pannen!), aber für die alten würde ich nicht eine Sekunde lang die Hand ins Feuer legen. Never!

Ihr könnt also davon ausgehen, dass ich euch derartige Kuriosa in den kommen­den Jahren noch so manches Mal aufzeigen werde. Grinst oder kichert darüber, das ist das Beste, was man machen kann. Bloß nicht den Humor verlieren!

Bis nächste Woche, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 264: Das Freudenschiff

Posted April 15th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

manchmal kommen Menschen in Diskussionen auf Themen, die abseitig zu sein scheinen, weil völlig unrealisierbar. Ein solches Thema dreht sich offenbar un­vermeidlich bei jenen Personen, die mit ihrer Situation im Hier und Jetzt unzu­frieden sind, darum, sich in die Vergangenheit zu wünschen, in der vermeintlich alles besser war. Die „gute alte Zeit“, jeder von uns kennt derlei nette Diskussio­nen, in denen leider nahezu immer hemmungslos idealisiert wird.

Das ist menschlich – man nivelliert die unangenehmen Erinnerungen und alles, was nicht zu dem vermeintlich paradiesischen Idyll passt, kurzerhand weg und übrig bleibt, vermeintlich, eine „bessere Welt“. Ohne extremistische Parteien, stumpfsinnige Politiker, die den Wählerwillen ignorieren, zu hohe Steuern, Hartz-IV-Gesetzgebung usw. Vieles davon mag stimmen. Aber was gern ausge­blendet bleibt, ist dies: in vielerlei anderer Hinsicht leben wir speziell in Zentral­europa in einem Zeitalter, in dem es uns sehr viel besser geht als in früheren Zeiten – und zwar ist es ziemlich gleichgültig, in welche Epoche wir uns zurück­versetzen.

Ein Blick auf die medizinische Versorgung lässt uns selbst gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch frösteln. Reden wir nicht von Hygiene, Nahrungsmitteln, Seuchen, Hungerkatastrophen, fehlender sozialer Absicherung, Kriegen, Revolu­tionen … es gibt buchstäblich unendlich vieles, was damals alles andere als „gut“ war und was wir, weil wir dies in der Regel nicht im Hier und Jetzt an eige­nem Leib erlebt haben, einfach nicht in unsere Gespräche einfließen lassen (Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, dem Irak oder vielen afrikanischen Staaten wären ohne Frage überhaupt nicht unserer Ansicht, dass wir aktuell in einem Land leben, das nicht lebenswert ist; sie kommen schließlich nicht grundlos hierher, darüber sollte man mal gründlich nachdenken, zumal jene Personen, die mit den hiesigen Verhältnissen so unendlich unzufrieden sind).

Aber was ich eigentlich sagen wollte, ist Folgendes: werfen wir doch einfach mal einen Blick zurück nur über einen vergleichsweise kleinen historischen Ab­grund, zurück ins 18. Jahrhundert. Schauen wir uns London zu der Zeit an, ohne Frage auch damals schon eine Hochmetropole der Zivilisation … und dann fra­gen wir uns mal kritisch: hätten wir damals in dieser „guten alten Zeit“ leben wollen? Ich für meinen Teil definitiv nicht!

Und hier erfahrt ihr (unter anderem), warum:

Das Freudenschiff

oder: Die wahre Geschichte von einem Schiff und

seiner weiblichen Fracht im 18. Jahrhundert

(OT: The Floating Brothel)

von Sîan Rees

Piper Taschenbuch 3999

296 Seiten, TB

November 2003, 8.90 Euro

London war ein unfreundlicher Ort im Jahre 1788. England hatte gerade den amerikanisch-englischen Krieg gegen die rebellischen Kolonien verloren und sah sich unvermittelt mit einem Problem konfrontiert, das schon seit vielen Jahr­hunderten jeder kriegführenden Nation innere Turbulenzen beschert hatte – mit einem Mal mussten mehr als hunderttausend heimkehrende Soldaten un­tergebracht und versorgt werden. Ein jeder benötigte ein Dach über dem Kopf, einen Beruf, in dem er arbeiten konnte, Essen, das ihn ernähren konnte.

Kein Problem? Oh doch, denn im übervölkerten England des späten 18. Jahr­hunderts war die britische Regierung auf dergleichen nicht eingestellt. Die Au­torin Sîan Rees entwirft ein düsteres Bild der herrschenden Zustände: „Im Jahre 1783 hatte die Übervölkerung in den Städten bedrohliche Ausmaße angenom­men – die entlassenen Soldaten einer gewaltigen Armee waren aus den Kriegen nach Hause zurückgekehrt … – mit dem deutlichen Ergebnis, dass die Arbeitslo­sigkeit bei beiden Geschlechtern stark anstieg. Die erste Folge stach dem Be­trachter sofort ins Auge: In den Straßen wimmelte es von Versehrten, die um Münzen bettelten. Die zweite Konsequenz trat erst mit der Zeit zutage: Als die Männer aus dem Krieg heimkehrten, verloren viele Frauen ihre Stellen und fan­den sich auf der Straße wieder.“

Das alleine ist schon tragisch, aber es wird noch schlimmer.

Normalerweise wären solche Frauen in diesem Fall, wie eigentlich immer nach verlorenen Kriegen, in ihre Familien zurückgekehrt. Aber die Verhältnisse hatten sich gewandelt. Rees führt weiter aus: „In Englands Städten des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts wurde diese Strategie allerdings davon durchkreuzt, dass viele Frauen keinen Haushalt hatten, in den sie zurückkehren konnten.“ Was an der veränderten Mobilität lag – viele Mädchen aus der Provinz versuch­ten ihr Glück in den Großstädten und waren nach dem Verlust ihrer Stellung der Willkür ihrer Mitmenschen weitgehend schonungslos ausgesetzt.

Welche Möglichkeiten blieben solchen unglückseligen Mädchen und Frauen in diesem Fall? Betteln zum einen, Prostitution zum anderen. Und Diebstahl aller möglichen Art.

Die mit dieser Entwicklung einhergehende dramatische Zunahme von Kleinkri­minalität (ein übrigens heute nicht völlig unbekanntes Phänomen!) stellte nun­mehr die Rechtsprechung vor massive Probleme. Es gab zu wenig Gefängnisse, und die Höchststrafe – Verbrennen für schwerkriminelle Frauen, Hängen für Männer – wurde zunehmend durch öffentliche Kritik in der Umsetzung er­schwert. Was blieb? Deportation.

Dummerweise war der einzig mögliche Ort der Deportation – die amerikani­schen Kolonien – gerade unzugänglich geworden. Rees beschreibt die zuweilen wirklich aberwitzigen Versuche der britischen Regierung, Kolonien in Afrika für die Deportation zu nutzen, es werden Pläne geschmiedet, englische Kleinkrimi­nelle als Bergwerkssklaven nach Nordeuropa, als Kolonisten für den Kaukasus an die Zarin oder als Sklavenaustausch nach Tanger zu verschachern. Das kann nur angedeutet werden, es ist wirklich beängstigend zu lesen.

Und dann gab es noch Australien.

Weit entfernt am anderen Ende der Welt, an einem Ort namens Sydney Cove, war eine kleine Kolonie errichtet worden, betrieben von Strafgefangenen, doch bis­lang fehlte von diesen Siedlern jedwedes Lebenszeichen. Die Schiffsreise nach Australien dauerte im günstigsten Fall fünfeinhalb Monate (einfache Fahrt), im schlechtesten Fall mehr als ein Jahr. Ungeachtet der Tatsache, dass niemand wusste, ob die Kolonisten in Sydney Cove überhaupt noch lebten, beschloss die britische Regierung, einen Konvoi von Versorgungsschiffen dorthin in Marsch zu setzen.

Insbesondere die furchtbaren Verhältnisse im hoffnungslos überfüllten Londo­ner Newgate-Gefängnis erzwangen ein rasches Handeln. Außerdem wollte man endlich die Gefängnisschiffe von der Themse entfernen – Schiffe, auf die man schon vor Jahren meist männliche Strafgefangene ausgelagert hatte, da diese bald in See stechen und die Verbrecher in die Kolonien oder andere geeignete Deportationsziele bringen sollten. Sie waren nur nie ausgelaufen. Manche die­ser Schiffe schwappten mitsamt ihrer menschlichen Fracht seit über fünf Jahren auf der Themse, fragile und menschenunwürdige Verlängerungen der eisigen britischen Kerkerzellen. Auslagerungsgefängnisse.

Nun mag der Leser einwenden, dass es sich ja um Verbrecher handelte, und dass Mitleid angesichts ihrer Haftbedingungen hier unangebracht sei … nun, wenn man sich, wie Rees es auch tut, das Gesetz ein wenig genauer anschaut, das hier zur Geltung kam, ist man genötigt, diese Ansicht zu revidieren:

Verurteilt wurden natürlich Menschen, die andere umgebracht hatten, die klas­sischen Verbrecher eben. Aber insbesondere im Falle der kleinen Diebinnen wurde die Härte der Strafe (die zwischen 7 Jahren Deportation, lebenslanger Deportation oder halt der Todesstrafe durch Verbrennen schwankte) nach dem Wert der gestohlenen Güter bemessen, weniger an der Brutalität des Verbre­chens. So konnte man durch vermutlichen Diebstahl eines Mantels, der unter Umständen nur von der Bank unter die der Frau gerutscht war, durchaus zu sie­ben Jahren Deportation verurteilt werden. Ebenso, wenn man, weil man keine Bleibe besaß und sich auf einem Hinterhofabort betrank und dort einschlief, ebenfalls mit sieben Jahren Deportation bestraft werden konnte.

Es war durchaus nicht unüblich, bis zu zwei Jahre dieser Verbannungsstrafe dann in ungezieferverseuchten, überfüllten Provinzgefängnissen oder eben in Newgate abzusitzen und dann vielleicht noch einmal ein paar Jahre auf einem Gefängnisschiff, was viele vorab schon das Leben kostete. Soviel zu den Dra­men, die sich schon vor Beginn der eigentlichen Geschichte abspielten.

Im Jahre 1789 nun, unmittelbar vor Ausbruch der Französischen Revolution, wurde endlich ein Schiff reisefertig gemacht, die Lady Julian. 36 Meter lang, an der breitesten Stelle 10 Meter durchmessend, und vollgestopft bis ans Ober­deck mit nicht weniger als (mutmaßlich, da die Listen schlampig geführt wur­den) 240 weiblichen Strafgefangenen zwischen 14 und 68 Jahren plus der Be­satzung. Hinzu kamen Schafe, Kühe, Schweine, Pflanzen, jede Menge Saatgut, Geflügel und Ähnliches. Eine für heutige Vorstellungen wahnwitzige Menagerie.

Damit die Überfahrt nicht gar so unangenehm und eintönig würde, gibt Rees wieder, durfte „nach dem Gesetz jeder Seemann und jeder Offizier an Bord der Lady Julian die Frau seiner Wahl zwingen, ihm als ‘Gefährtin’ für die Dauer der Reise zur Verfügung zu stehen“, wie es in der TIMES nachzulesen war. Die Regie­rung hatte offenbar sehr klare (und kaltschnäuzige) Vorstellungen davon, wie sich Männer mit ihren ‘Gefährtinnen’ beschäftigen würden: „‘Die Regierung hat sechzig Garnituren Babywäsche geliefert – in der Annahme, dass dank der ge­sunden Seeluft jede richtige Frau auf dieser langen Reise ein Kind empfangen wird.’“

Da bleibt dem Leser schon mal die Luft weg.

Aber dies ist ja erst der Beginn einer rund einjährigen Reise ins Ungewisse, ei­ner Reise, die sie nach Afrika und Südamerika führen würde, einer Reise, die von allen Beteiligten unbeschreibliche Opfer und Leiden abverlangt und überra­schende Erkenntnisse ans Licht des Tages befördert. Denn die Lady Julian stach zwar in See und kam letzten Endes auch in Sydney Cove an, doch was dazwi­schen alles geschah – und was für ein bittersüßes, wenn auch tragisches Nach­spiel sich aus der Beziehung zwischen dem Seemann John Nicol und der sieb­zehnjährigen Sarah Whitelam entwickelte, das sollte man einfach gelesen ha­ben …

Das Buch wurde durch die später diktierten Memoiren John Nicols angestoßen und durch Archivrecherchen der Autorin ausgiebig erweitert. Sîan Rees, eine entfernte Nachkommin einer der deportierten Frauen, die sich schließlich in Australien niederließ, hat mit diesem Werk ein ausgezeichnet lesbares, stellen­weise sehr erschütterndes Sachbuch verfasst, das dem Leser die Alltagswelt des 18. Jahrhunderts in eindringlicher Weise nahebringt.

Rees verknüpft auf faszinierende Weise Stränge der Geschichte einfacher Bevöl­kerungsschichten mit romanhafter Erzählweise, etwas, wofür angloamerikani­sche Wissenschaftler immer schon berühmt waren. Das Buch liest sich also bei­nahe von selbst und lenkt die Neugierde auf bislang unbekannte Szenen der Weltgeschichte, die von Menschen wie Du und Ich beherrscht wurden. Zudem demonstrieren sie, wie dünn manchmal doch die Fäden sind, an denen das Schicksal ganzer Nationen hängt, wenn sie gerade im Entstehen begriffen sind. Hier im Falle von Australien, denn es hätte nicht viel gefehlt, dann wären von den Kolonisten nur gebleichte Knochen übriggeblieben.

Vom Standpunkt des Historikers ist freilich leichte, milde Kritik angebracht. So ist es überaus bedauernswert, dass das Buch keinerlei Verweise der vielen Zita­te bringt. Manchmal hätte ich schon gerne gewusst, was sie da zitiert, ob es sich also etwa um zeithistorische Kommentare oder um nebelhaftere Erinnerungen John Nicols dreißig Jahre nach diesen Geschehnissen handelt. Ebenso wäre ein Personenregister hilfreich gewesen, da man doch mit der Vielzahl von „gefalle­nen Frauen“, wie die Verbrecherinnen im Volksmund genannt wurden, zeitwei­se etwas überfordert ist. Wenige Zeilen Kurzbiografie jeder einzelnen wichtigen Person im Anhang hätten das Verständnis des Buches noch mehr gefördert.

Zuletzt hätte ich dem Buch einen besseren Lektor gewünscht. Es weist leider viele Setzfehler auf, die auf schlampiges Lektorat hindeuten. Einen parallelen Fall gab es mal bei Bastei-Lübbe, als ich das alte Sachbuch von C. W. Wedgwood über den Dreißigjährigen Krieg las. Dass hingegen das Titelbild mit dem Inhalt eigentlich nichts zu tun hat, tut dem Werk von Rees keinen Abbruch. Es ist ein hübscher Blickfang und trägt hoffentlich dazu bei, das Buch zu verkaufen. Die Autorin hätte es verdient.

© 2003 by Uwe Lammers

Ja, diese Rezension mag inzwischen 17 Jahre auf dem Buckel haben, das stimmt. Und das Buch ist vermutlich längst vergriffen und kann nur noch anti­quarisch besorgt werden. Dennoch halte ich es für absolut sinnvoll, es als Lektü­re auf den Leseplan zu setzen.

Die Vergangenheit hat nicht nur ihre Sonnenseiten, sondern auch ausgespro­chen finstere Ecken, und ich fürchte, ich übertreibe nicht, wenn ich sage: die Nachteile des Einst überwiegen bei weitem. Abenteuerlust und Zeitreiseaben­teuer hin oder her – in der wirklichen Welt damals zu leben, das war kein Zu­ckerschlecken. Für niemanden der Zeitgenossen. Viele hätten sich, davon bin ich überzeugt, nach solch einer Rundum-Versorgungswelt, wie sie für uns geradezu selbstverständlich geworden ist, die Finger abgeschleckt.

Wir schätzen wirklich das, was wir haben, erst dann wirklich, wenn es uns verlo­rengegangen ist. Das ist so wie mit lieb gewonnenen Mitmenschen und Freun­den, die jählings von unserer Seite gerissen werden. Am einen Tag ist es noch ganz selbstverständlich, dass sie da sind – und am nächsten Tag sind sie für im­mer verloren.

Seien wir also froh, dass die Welt, in der die armen Frauen der Lady Julian zu leben gezwungen waren, nicht mehr die unsere ist. Ich denke, wir würden dort nicht glücklich werden.

Wohin wenden wir uns in der kommenden Woche? Nun, da kommt die höchste Autorität schlechthin zu Wort – nämlich Gott himself.

Glaubt ihr nicht (lach)? Dann schaut wieder rein!

Bis dann Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.