Rezensions-Blog 291: Ricardos ewige Liebe

Posted Oktober 20th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

das Thema der Seelenwanderung hat mich immer schon in den Bann gezogen, und es ist sehr stark anzunehmen, dass das nicht allein für mich gilt. Schon im Jahre 1984 verfasste ich bei­spielsweise mit der damals stilistisch noch sehr bescheidenen Fähigkeit (man bedenke: ich zählte damals gerade mal 17 Lenze und befand mich ganz am Anfang des Schreibens von autono­men Kurzgeschichten), die mir eignete, ein Werk, das genau in diesem Bereich handelte.

Mit „Ein Passagier der R.M.S. TITANIC“ (im Januar 2015 in einer vollständig überarbeiteten und sehr ausgedehnten Form zur Ti­telgeschichte meiner zweiten E-Book-Kurzgeschichtensammlung avanciert), da verfolgte ich genau eine derartige Spur zweier Menschen, die ein neues Dasein lebten und die zugleich von den Erinnerungen ihrer früheren Leben heimgesucht wurden.

Als ich im Dezember 2005 das Buch las, das ich heute vorstel­len möchte, war das ein wenig wie ein Blitzschlag – und in der Tat las ich es binnen von gerade einmal 2 Tagen rauschhaft aus. Allein das ist schon ein Indiz für die Qualität, und ebenso natür­lich, dass ich mich nach 15 Jahren so intensiv daran entsinne.

Dies ist ein Buch über Leben und Tod, aber eben auch über Schicksal und das, was nach dem Tode kommen mag – und es ist auf eine überaus reizvolle Weise mit meiner Lieblings-Kykla­deninsel Thera/Santorin verbunden, dass es unvermeidlich so kommen musste, wie es kam. Es ist eine spannende, leiden­schaftliche Geschichte über eine Liebe, die auf unglaubliche Weise den vermeintlichen finalen Cut, den Tod, überwindet.

Schaut es euch mal genauer an:

Ricardos ewige Liebe

(OT: Des jours et des nuits)

von Gilbert Sinoué

Droemer-Hardcover

324 Seiten, 2003

Aus dem Französischen von Ralf Stamm

ISBN 3-426-19600-X

Die Träume sind die Eingangstore zur Seele, nicht wahr? Die Psychologen wissen das spätestens seit Beginn des 20. Jahrhun­derts, seit jenen Tagen, in denen Sigmund Freud und Carl Gus­tav Jung sich mühsam in die Tiefen der menschlichen Kammern der Erinnerung vorantasteten und die Erinnerungsmuster und Archetypen ans Tageslicht beförderten. Doch kann es nicht auch sein, dass gelegentlich oder vielleicht sogar häufig in jenen Tie­fen Dinge zu finden sind, die eben nicht auf Erfahrungen zu­rückzuführen sind, die wir in unserer Kindheit gemacht haben … sondern früher? In einem Leben vor unserem Leben?

Wenn dem so sein sollte, was geschähe dann in einem solchen Fall, wenn man sich an solche Dinge zu erinnern beginnt, und wie geht man damit um, wenn es sich als unmöglich erweist, diese Erinnerungen zu ignorieren?

Ricardo Vacarezza wächst als einziger Sohn eines argentini­schen Großgrundbesitzers in Buenos Aires heran und hat ein­fach alles, was er benötigt – er ist der Erbe seines verstorbenen Vaters, reich und gut aussehend, er hat Erfolg bei Frauen, er hat eine Verlobte, Flora de Mendoza, die er demnächst heiraten möchte, was beide mit glühender Vorfreude erfüllt. Eine wun­derbare Zukunft steht ihnen offen, wie es scheint.

Man schreibt den Sommer des Jahres 1930. Das ist der Zeit­punkt, in dem Ricardo, auf die Vierzig zugehend, in eine Krise gerät, die er zunächst nicht als solche wahrnimmt. Es beginnt alles mit einem seltsamen Traum von einer wunderschönen Frau, deren Gesicht er nicht erkennen kann. Eine Frau, die ihn „Morgendämmerung meines Lebens“ nennt, sich ihm nackt zeigt und ekstatisch mit ihm vereinigt … doch dann erbebt die Erde, das Gebäude, in dem sie sich aufhalten, stürzt ein – und Ricardo erwacht.

Das allein scheint noch nicht das Problem zu sein, denn lebhafte Träume hat man durchaus öfter. Aber seine Verlobte Flora be­hauptet steif und fest, er habe im Schlaf gesprochen: in einer fremden Sprache und mit der Stimme eines anderen Mannes!

Das wird beiden unheimlich, doch es bedarf noch einiger weite­rer Träume, in denen Ricardo wiederholt jene Unbekannte sieht – zuletzt sogar das schwarz umrahmte Gesicht mit dem aparten Schönheitsfleck nahe der Nase – und einiger anderer Zufälle, wie es scheint, um ihm klar zu machen, dass es sich hierbei ver­mutlich nicht nur um Einbildung handeln kann. Ricardo kommt langsam zu der bestürzenden Überzeugung, dies alles ließe sich auch nicht nur mit Psychoanalyse erklären. Inzwischen hat er auf Anraten seiner Frau die Psychoanalytikerin Adelma Maizani zu Rate gezogen.

Als Ricardo im letzten Traum die Frau seiner Träume an einem Kaffeetisch sieht mit einer griechischen Zeitung vor sich, die erst vor neun Jahren gegründet worden und in Argentinien gar nicht erhältlich ist, da ist er vollends überzeugt, dass sich in die­sen Träumen etwas Übernatürliches ausdrückt – eine Liebe nämlich, die vor ungezählten Jahrtausenden irgendwo auf der Welt begonnen hat und auf tragische Weise endete, zugleich aber auch eine Liebe, die nun wieder möglich ist, weil sie beide ein neues Leben führen, in anderen Körpern, mit anderen Na­men, doch im Herzen und tief in der Seele mit dem Wissen um jene Vergangenheit, in der sie eins gewesen sind, unzertrennbar außer durch den Tod.

Er und sie, so sagt er, sind wiedergeboren worden, um einander von neuem zu finden und ihre alte, unsterbliche Liebe zu vollen­den: Ricardos ewige Liebe tritt ihre neue Blüte an.

So kommt es, dass sich Ricardo schließlich auf den Weg macht von Argentinien aus in die Ägäis, wo er scheinbar hoffnungslos jene „völlig runde Insel“ aus seinen Träumen sucht und jene ge­heimnisvolle Frau, die er „Sara“ genannt hat und von der er überzeugt ist, dass sie auch ihn kennen muss, von ihm träumen und nach ihm auf der Suche sein muss. Er weiß ganz sicher, nur mit ihr und an ihrer Seite wird er selig sein, und Ricardo ist er­füllt von der Gewissheit, dass es „Sara“ ganz genauso gehen wird.

Doch könnte es sein, dass er sich täuscht …?

Der Roman des französischen Bestsellerautors Gilbert Sinoué („Die Straße nach Isfahan“, „Der blaue Stein“) ist, so muss man fürchten, ein relativ unbekanntes Werk, das ein wirkliches klei­nes Juwel unter den Büchern der französischen Literatur der Ge­genwart darstellt. Nicht nur wird hier mit großer Liebe zum De­tail und zur Stimmung ein faszinierendes Panorama des Argenti­nien der frühen 30er Jahre entworfen, nicht nur bekommt man einen schönen, ungemein romantischen Hauch mit von der da­mals noch sehr provinziellen Kykladeninsel Thera (meine desi­gnierte griechische Lieblingsinsel, was nicht nur auf Platons Dia­log Timaios zurückzuführen ist, aber natürlich auch), sondern vor allen Dingen wird man als Leser von dem Sog einer aufrei­zenden, sehr lesbaren Geschichte gepackt und gleichsam wie in einen Strudel hinabgesogen. Ein wunderbares Gefühl für dieje­nigen, die solche Erfahrungen schon einmal gemacht haben.

Wenn man als Leser gewisse romantische Neigungen hat, dann geht es wohl jedem so wie mir, der ich für das Buch lediglich zwei Tage gebraucht habe. Ab einem bestimmten Punkt des Ro­mans, und er kommt recht schnell, ist man einfach außerstan­de, das Buch aus der Hand zu legen, weil man bei Ricardos Su­che so sehr unvermittelt mitfiebert und sich bangend und sehn­lich hoffend dabei ertappt, dass er doch Erfolg haben möge.

Und, natürlich, fragt man sich unwillkürlich, ob er wohl Recht hat oder ob es vielleicht doch noch den Hauch einer möglichen rationalen Erklärung gibt. Ist es denkbar, dass es sich eben NICHT um eine dreitausend Jahre währende, den Tod überdau­ernde Liebe handelt, sondern um eine ungeheuerliche Aneinan­derreihung von Zufällen?

Es gibt meines Erachtens nur zwei Wermutstropfen in der Ge­schichte, und sie kulminieren beide leider in der Unmöglichkeit des Autors, den alten Faden detailliert aufzudröseln. Man sehnt sich als Leser danach, auch die letzten Rätsel zu entschleiern, doch diesen Gefallen tut einem Sinoué nicht. Er gibt einige Auf­hellung, aber nicht genug, Sinoué, nicht genug! Ah, welch Tragik! Ah, welch schönes Buch, das noch ein bisschen besser hätte sein können, hätte es nur ein angenehmeres Ende und nicht diesen bitteren Nachgeschmack!

Doch bis dorthin ist der Kelch zu neigen und zu leeren, und wer einen leckeren Wein gerne mit einem guten Buch – oder umge­kehrt – vergleicht, der sei ausdrücklich auf das starke, süße Bu­kett dieses Werkes hingewiesen, das schnell zu Kopf steigt und die Phantasie sehr befeuert. Ebenso wie die Hoffnung auf ein Fortbestehen jenseits des dunklen Nichts des Todes.

Möge das Buch also viele Leser finden, es lohnt sich …

© 2005 by Uwe Lammers

Ihr merkt, ich war schwer beeindruckt, und genau genommen bin ich das heute immer noch. Das Buch hat nicht umsonst im­mer noch einen Ehrenplatz in meiner Bibliothek.

Kommende Woche werden wir wieder ein wenig diesseitiger, auch wenn der Autor – Clive Cussler – inzwischen in jenen fins­teren Abgrund hinabgestiegen ist, über den Sinoué oben schreibt. In das Tal des Todes. Seine Romane überdauern ihn.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

Kommunikation ist schwierig. Jeder, der mal mit einer Person, die nicht dieselbe Muttersprache spricht, diskutiert hat, sei es im Berufsleben oder im Urlaub, weiß bestens darüber Bescheid, dass man sehr schnell nicht nur aneinander vorbeireden, sondern sich im Extremfall überhaupt nicht miteinander ver­ständigen kann. Das fängt übrigens schon im eigenen Mutter­land bei uns Deutschen an, denn der lokalen Dialekte gibt es gar viele, und versuche man mal, tiefstes Bayrisch mit Platt­deutsch, schwäbischer Mundart oder Sächsisch zusammenzu­bringen, und man wird rasch sehen, wie sich die eigentümlichs­ten verbalen Störungen ausbreiten.

Das ist natürlich zwischen Deutschen und Menschen in anderen Ländern und Kulturkreisen nicht anders. Hier sind in der Regel intensive mehrmonatige Sprachkurse vonnöten, wenn man sich in anderen Ländern halbwegs vernünftig miteinander verständi­gen möchte, ob nun in Lateinamerika, in afrikanischen Provin­zen, im arabischen Raum oder in Fernost … und selbst bei guter semantischer Vorbereitung ist man vor Tücken, Missverständnis­sen und Schlimmerem nicht gefeit.

Das war einstmals auch in Europa nach Christi Geburt natürlich so. Und damals, als das römische Weltreich expandierte und weite Teile des heutigen Frankreich, Spanien, Italien, des deut­schen Raumes und des Balkangebietes sowie Nordafrikas kolo­nial erschloss und kulturell überformte, entwickelte sich hier eine Form der völkerverbindenden Sprache – Latein. Als das rö­mische Weltreich zerfiel, blieb Latein für viele vormals zum rö­mischen Imperium gehörenden Provinzen, die dann in Regional­staaten zerfielen, z. B. das Frankenreich, das weite Teile des heutigen Frankreich und Deutschland umfasste, die zentrale verbindende semantische Klammer. Seither spricht man von solchen Elementen als „lingua franca“. Gemeint ist damit eine einheitliche Sprachbasis mit geringen regionalen Ausprägun­gen, die Diplomatie, Handel und sonstige Kommunikationsfor­men ohne größere Reibungsverluste möglich macht. Später wurden dann Sprachen wie Französisch, Spanisch und Englisch zu modernen Ausprägungen der lingua franca.

Soweit herrscht wohl, denke ich, Konsens, dass das bei uns auf der Erde vergleichsweise gut funktioniert hat. Aber wie ist das, wenn wir in den Weltraum vorstoßen und auf fremde Kulturen treffen? Können wir im Rahmen der Science Fiction erwarten, dass es so etwas wie eine kosmische „lingua franca“ gibt?

Wenn wir so etwas voraussetzen, geraten wir relativ schnell in Schwierigkeiten, und zwar tun wir dies aus folgendem Grund: Die Grundvoraussetzung für eine kosmische „lingua franca“ ist ein einheitlicher kulturell-sozialer Kosmos der auf diese Weise miteinander verbundenen Völker und Kulturen. Von so etwas im Universum auszugehen, ist freilich relativ blauäugig. Man muss sich nur einmal die räumlichen Distanzen zwischen möglichen Zivilisationen anschauen, um hier doch gewisse Zweifel zu ent­wickeln.

Wenn wir andererseits davon ausgehen, dass es so etwas wie eine kosmische lingua franca nicht gibt, wird die Angelegenheit mit dem interstellaren Kontakt doch arg schwierig. Aber die Sci­ence Fiction-Autoren haben für solch ein Problem natürlich schon seit langem eine Lösung gefunden: man nennt sie Trans­latoren. Übersetzungsmaschinen, die auf phänomenale, fast schon magische Weise imstande sind, flugs von einer Sprache in die andere zu übersetzen. Grundsätzlich eine schöne Sache … wenn man sie denn konsequent beachten würde. Aber genau das passiert eben leider nicht.

Zwei Beispiele dafür sollen heute mal hinreichen. Eins aus der Populärkultur, eins aus meinem eigenen Oeuvre.

Beispiel 1: Star Trek (Classic Series)

Commander James Tiberius Kirk und seine mutige Crew der U.S.S. ENTERPRISE stoßen kühn in Räume vor, die kein Mensch je zuvor gesehen hat, wie es in der amerikanischen Fassung munter heißt (die deutsche Übersetzung (!) versagt schon hier und faselt bis heute absurd von „Galaxien“, in die die ENTERPRI­SE vorstoßen soll – was in realiter nie passiert, weil weder unse­re ENTERPRISE der klassischen Serie noch die späteren jemals unsere Heimatgalaxis verlassen. Die deutschen Texter der Früh­zeit haben offenbar zwischen „Sonnensystemen“ und „Galaxi­en“ nicht zu trennen gewusst, und peinlicherweise wird dieser Fehler notorisch bis heute durchgehalten … jeder Astronom ver­dreht da die Augen, und sehr mit Recht!).

Man horche also auf: Kontakte mit fremden Zivilisationen, die noch nie mit Menschen in Verbindung standen (oftmals jeden­falls, denn vielfach haben Kirk & Co. auch mit Menschen oder Kulturen zu tun, die natürlich schon mit Menschen Berührung hatten, etwa mit Romulanern, Klingonen usw.). Aber sehr häufig stoßen sie tatsächlich auf (meist absurd menschenähnliche) Ali­ens, die noch nie mit Terranern Kontakt hatten.

Semantisch heißt das: Vorstoß in ein vollkommen unbekanntes Neuland! Da muss man sofort erst mal die Translatoren heraus­holen und stundenlang Sprach-Basispaare programmieren, ehe man die erste halbwegs holprige gemeinsame Sprachbasis ge­funden hat.

Passiert das? Nein. Denn dann ist ja schon die Hälfte der Episo­de vorbei. Gene Roddenberry und seine Skriptschreiber ver­passten den Aliens einfach in munter-kolonialistischer Manier stillschweigend einen Englisch-Crashkurs als „lingua franca“, und alle verstehen Kirk, Spock & Co. sofort von Anfang an.

Das ist natürlich blanke Fantasy, das funktioniert nicht. In Bezug auf halbwegs realistischen Alien-Sprachkontakt ist die klassi­sche Star Trek-Serie ein echter Rohrkrepierer. Man schaue sich dann doch besser mal solche Filme wie „Independence Day“ an oder „Arrival“, um ein wenig realitätsnäher zu sehen, was es da wirklich für Probleme gibt.

Damit kommen wir zum Beispiel 2 von mir:

Im Oki Stanwer Mythos der altmodischen Art, etwa im KONFLIKT 14, also der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) habe ich diesen semantischen Grundgedanken auch munter ignoriert, immer und immer wieder.

Da kommt beispielsweise eine Cranyaa-Expedition in ein Son­nensystem nahe dem galaktischen Zentrum der Heimatgalaxis Hun‘arc, und sie treffen mit den völlig fremdartigen Mogolkern zusammen. Kommunikationsprobleme? Nö. Sie haben die Kerle zwar noch nie zuvor gesehen oder gesprochen, aber miteinan­der auf Augenhöhe plaudern können sie mühelos.

Das ist natürlich Nonsens.

Oder schauen wir ins „Zeituniversum“ in derselben Serie, etwa zwei reale Jahre später: die Lichtfestung OREOC trifft mit den DIGANTEN zusammen, einer Zivilisation von Kegelwesen, die sich mit Brummtönen verständigen. Damit hätte unser Kehlkopf doch einige Schwierigkeiten. Haben Oki Stanwers Freunde an Bord der Lichtfestung damit Schwierigkeiten? Nein. Warum nicht? Wird nicht erklärt.

Ich schätzte einfach in den 80er Jahren während meines Schrei­bens solche Sprachinkompatibilitäten nicht – was zweifellos auch darin begründet liegt, dass ich mich selbst mit dem Spra­chenlernen schwer tue. Und Komplikationen beim Schreiben wa­ren damals auch nicht so wirklich mein Ding. Alles, was ich als störend oder spannungshemmend empfand – und dazu gehören Kommunikationsprobleme nun einmal, die den Vorwärtsdrang der Handlung mitunter völlig zum Stillstand bringen können – , alles das suchte ich nach Möglichkeit auszublenden.

Zum Teufel mit dem Realismus, könnte man meine damalige Hauptmaxime auch formulieren, entscheidend ist es, dass die Handlung spannend ist und es genug Action gibt …

Gottlob bin ich davon inzwischen kuriert.

Wenn man sich beispielsweise in der OSM-Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) anschaut, wie sich Erstkontakte entwickeln, dann bin ich von einer „lingua franca“ da wirklich sehr weit entfernt.

Als die Yantihni von der GHANTUURON-Expedition in Band 10 der Serie („Das Maschinenvolk“) Kontakt mit dem zwergenhaften Volk der Shonta bekommen, da haben sie glücklicherweise eine sehr patente Linguistin namens Vaniyaa an Bord, doch selbst sie muss anfangs vor den Glucks- und Schnalzlauten der Shon­ta-Sprache munter kapitulieren. Nur auf dem Umweg über einen gefundenen und schon auf Shonta-Sprachkommunikation ge­eichten Translator der Tassaier gelingt es, mit diesen Wesen in den Dialog zu treten.

Noch abenteuerlicher ist der Erstkontakt zwischen Yantihni und den insektoiden Zhoncor, die sich mehrheitlich im Ultraschall­frequenzbereich unterhalten. Da gibt es im Grunde gar keine gemeinsame Gesprächsbasis. Wenn nicht … ja, wenn nicht das „Ewige Gedächtnis“ auf dem Planeten Hushhin den paralysier­ten Yantihni-Forschern um Noshtoy einen Translatorkristall ins Hirn appliziert hätte, der die Vibrationsfrequenzen der Zhonc bzw. Zhoncor automatisch übersetzt.

Dennoch kommt es hier zu massiven Missverständnissen.

Am vielleicht innovativsten ist dann der Kontakt zwischen den Riesenameisen der Cestai und den Raumfahrern des Mutter­schiffs RHONSHAAR – sie verfügen über eine Art symbiontische Lebensform, die offenkundig auf telepathischer Basis eine Re­laisfunktion zwischen zwei Sprachebenen herstellt und so nach und nach eine Art Kommunikationsverbindung realisieren hilft.

Und seien wir ehrlich – wenn wir da draußen irgendwann einmal mit Aliens zusammentreffen sollten, dann können wir ein paar Dinge schon mal kategorisch ausschließen: erstens, dass es so etwas wie eine „lingua franca“ zwischen Menschen und Aliens gibt, da wir völlig unterschiedlichen Weltsystemen und somit auch Sprachsystemen entstammen. Sie mögen vielleicht ähn­lich sein, aber sicherlich nicht sehr. Zweitens: Missverständnisse sind unvermeidlich, und manche davon können durchaus in kriegerische Konflikte einmünden, wenn wir Pech haben. Und drittens: dass wir mal eben schnell einen funktionierenden Translator erschaffen und zum Einsatz bringen, klingt nicht wirk­lich realitätsnah.

Das „lingua franca“-Problem wird uns jedes einzelne Mal be­schäftigen, wenn wir irgendwie mit Aliens (oder sonst wie fremdsprachigen Wesen) zu tun bekommen. Ich dachte mir dar­um, dass es ein guter Anlass wäre, endlich mal wieder nach lan­ger Pause einen „OSM-Kosmologie“-Beitrag zu verfassen. Der letzte ist immerhin gut zwei Jahre alt (Blogartikel 289, 16. Sep­tember 2018).

Habe ich noch einen anderen Gedanken in dieser Hinsicht zu verfolgen? Ja, grundsätzlich schon. Denn es gibt im OSM natür­lich eine semantische Hintertür. Sie löst nicht alle Probleme, aber eine ganze Menge … vorausgesetzt natürlich, man weiß ein wenig von den kosmologischen Hintergründen. Das ist ja nicht selbstverständlich.

In KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ gibt es beispielsweise diese famosen kristallenen Translatoren des Volkes der Uuraner (sie kommen später auch in der Edward-Norden-Saga (ENS) im KONFLIKT 20 zum Tragen). Und auch auf dem Planeten TOTAM sind auf bizarre Weise alle Lebensformen imstande, sich anhand einer vereinheitlichenden „lingua franca“ miteinander zu reden. Dafür gibt es natürlich solide OSM-kosmologische Gründe, das ist keine Nachlässigkeit oder eine stumpfsinnige Anlehnung an die vereinfachenden „Star Trek“-Regeln.

Aber um das auszuführen, bräuchte ich doch mehr Raum, als er mir heute hier zur Verfügung steht. Darum möchte ich es heute mit der Sensibilisierung für diese Schwierigkeit bewenden las­sen und euch wieder verlassen. In der kommenden Woche prä­sentiere ich euch die Kreativschreibergebnisse des Monats Juli 2020.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 290: Der schnurrende Philosoph

Posted Oktober 14th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich bin Katzenfan, das zu leugnen, wäre völlig nutzlos. Ich bin das schon seit so vielen Jahren, dass ich eigentlich vergessen habe, wie lange ich den geschmeidigen, geheimnisvoll drein­schauenden Feliden schon fasziniert meine Aufmerksamkeit ge­widmet habe. Wann immer ich durch Zufall über interessante Katzenbücher stolpere – etwa über Insel der Kat­zen – Hydra oder jüngst „Die Katzen von Ephesos“ – , kann man re­lativ sicher meiner Aufmerksamkeit gewiss sein.

Nicht immer sind Bücher über Katzen so interessant und amüsant, dass ich sie rezensieren würde. Die Kzinti-Romane aus dem Ringwelt-Universum von Larry Niven etwa – die ja auch auf den raubkatzenartigen Kzin basieren – , haben mich irgendwie nie gereizt. Aber das hier, Leigh Rutledges Buch, in dem er in die Haut des Katers Hemingway schlüpft und aus dieser boden­ständigen und bodennahen Perspektive die Absonderlichkeiten der menschlichen „Dosenöffner“ ins Visier nimmt … doch, das musste ich sehr bald nach dem Fund des Buches auf dem Wühl­tisch goutieren.

Und lachen konnte ich dabei, du lieber Himmel! Das Buch ist wirklich ein einziges Vergnügen, und dabei zudem noch definitiv intelligent geschrieben. Des Amüsements gibt es hier also gar viel, und ich bitte um Entschuldigung, dass ich euch diesen Buchtipp erst nach 18 Realjahren in meinem Rezensions-Blog zugänglich mache.

Wie das übrigens für so alte Werke, die ich inzwischen ver­schenkt habe, leider normal ist, habe ich die ISBN nicht griffbe­reit. In meinen alten Rezensionen legte ich darauf keinen Wert (und zugegeben, manche alten Romane HABEN überhaupt kei­ne ISBN … Wie, das ist unmöglich, in Deutschland hat JEDES Buch eine ISBN? Tja, dann schaut euch beispielsweise mal alte Terra-Taschenbücher an und schüttelt ungläubig den Kopf. Die Buchwelt mag sich langsam verändern, aber sie verändert sich effektiv. Es gab auch Zeiten ohne Handys oder Internet, und die liegen noch nicht lange zurück). Heute ist das natürlich Stan­dard. Im Zweifelsfall googelt ihr einfach den Autor und den Titel, dann werdet ihr sicher fündig, wenn auch natürlich nur noch an­tiquarisch.

Für Katzenliebhaber ist das hier jedenfalls ein amüsantes Schmankerl und ein kleiner Leckerbissen, der die Lektüre lohnt. Schaut lieber selbst:

Der schnurrende Philosoph

(OT: True Confessions and Lifelong Observations of a Well-Adjusted House Cat)

Von Leigh W. Rutledge

Heyne-TB 10994

192 Seiten

2000, 14.90 DM

Übersetzt von Gabriel Stein

 

Wenn ein Buch schon im Deutschen den entschärften Untertitel „Tagebuch eines eigenwilligen Katers“ trägt (das Original ist da etwas länger. Für die Anglophilen zum Mitkichern: True Confes­sions and Lifelong Observations of a Well-Adjusted House Cat), sollte man sich besser auf Angriffe aufs Zwerchfell vorbereiten … und doch wird man sich vermutlich in die Ecke kringeln, wenn man liest, was hier so für Dinge passieren.

Eigentlich hat die gute alte Mrs. Vigil ja nur einen Kater, den sie Hemingway nennt (unser Protagonist). Er ist etwa drei Jahre alt und stromert durch die gesamte Umgebung, kennt jeden Nach­barn und deren Haustiere, die Gärten, Zäune und Garagen. Na­türlich. Wie das eben mit einem Kater so ist, man muss sich schließlich einen Überblick verschaffen über sein Revier, wenn man nicht gerade mit weltbewegenden Tätigkeiten beschäftigt ist. Als da wären?

Hm, Zeitung lesen etwa (was sich darin äußert, Mrs. Vigil unter die Zeitung zu kriechen und sie nachdrücklich aufzufordern, statt zu lesen eher zu streicheln). Oder Gardinenklettern. Auch schön ist es, zu Weihnachten beim Schmücken des Baumes zu helfen (natürlich entwickelt Hemingway GANZ ANDERE Vorstel­lungen davon, wie der Baum dekoriert werden soll. Logisch, hm?). Besonders nett ist es, Pakete einzupacken und sich im Te­safilm zu verheddern …

Auch eine intelligente Beobachtung des Katers ist es, den Nach­barn zuzuhören: der guten Mrs. Thornhill, die in Dauerfehde mit ihrer pubertierenden Tochter und deren Freund liegt. Der seltsa­men, alten Mrs. Mintucket zuzuschauen, die mit ihren Schuhen redet und sie wie lebendige Wesen behandelt (bis sie auf einmal verschwunden ist, nachdem sie sehr flinke rote Sportschuhe an­gezogen hat! Wer den Film Forrest Gump kennt, wird danach eine Szene deutlich wiedererkennen1).

Oder den Passanten zu lauschen, die sich nicht einig sind, ob Katzen überhaupt denken können – sich dann aber Gedanken darüber machen, wer wohl die Katzen füttert, wenn die Mensch­heit bei einem Nuklearkrieg ausgerottet werden sollte. Schließ­lich überleben DANN (angeblich) nur Katzen und Kakerlaken. Und da erstere letztere nicht unbedingt als Mahlzeit schätzen, wird konstatiert, dass die Katzen deshalb also selbst in den menschenleeren Supermärkten shoppen gehen werden. Klar, oder …?

Auch wenn es sich bei der Bühne des Geschehens „nur“ um ei­nen Straßenzug innerhalb einer Kleinstadt und zudem um ein einziges, aber recht ereignisreiches Jahr durchschnittlicher ame­rikanischer Familien handelt, lässt sich vieles philosophisch er­schließen, was da so passiert. Der ganz normale Wahnsinn der Nachbarschaft sozusagen. Inklusive Katastrophen …

Leigh W. Rutledge, ein Mann, der es wissen muss – er ist Besit­zer von 24 Katzen! – hat hiermit ein ausgesprochen humorvol­les, höchst ironisches Buch geschrieben, das die menschliche Rasse aus dem vierbeinig-kätzischen Blickwinkel kritisch beäugt und feststellt, dass die Menschen die Katzen vielleicht manch­mal nicht als denkende Wesen wahrnehmen, dass sie SELBST in den Augen der Katzen meist kaum besser wegkommen. Okay, in ihrer Funktion als „Dosenöffner“ sind sie natürlich unüber­troffen …

Wenn Mrs. Vigil einmal sagt, ob es nicht schwer sein müsse, im­mer „süß und lieb zu wirken“, so könnte man im Umkehrschluss sagen, dass Menschen offenkundig meist eine Art von angebo­renem Kuschelreflex besitzen müssen, weil sie sich im Ange­sicht von Katzen völlig verändern und ins Kindheitsstadium zu­rückfallen (man beobachte mal erwachsene Menschen im Ange­sicht von kleinen Katzen! Seht zu und staunt!) …

Wie, ihr meint, im Buch gäbe es eine Ausnahme? Miss Axe, die offenkundig allen Tieren den Kampf angesagt hat? Ja, natürlich. Aber ich will doch nicht alles verraten. Ich habe schließlich auch Bobbie Boop, Brigitte und Zacharias ausgelassen. Ganz zu schweigen von diesem Monster Wladimir …

Nein, alles verraten möchte ich nicht.

Dies ist dezidiert ein Buch für die Badewanne oder für den Schaukelstuhl, für sonnige Nachmittage, wenn man im Garten dösen möchte, ohne sich großartig anzustrengen. Am besten kommt das wohl, wenn man das Buch liest und eine Katze ne­ben – oder auf sich hat. Das kann dann freilich die Lektüre et­was dehnen. Auf seine Kosten kommt der Leser aber garantiert. Und vielleicht, ja, vielleicht versteht man hinterher etwas mehr davon, weshalb die Katzen die Welt regieren, wie wir immer schon geahnt, aber nie gewusst haben …

© 2002 by Uwe Lammers

Nach meinem Geburtstag reise ich dann in eine völlig andere Denksphäre, da geht es dann nicht mehr um philosophierende Katzentiere, sondern um Seelenwanderung. Auch ein spannen­des Thema, bei dem man gut über den Tellerrand schauen kann. Ihr werdet es sehen.

Nächste Woche erfahrt ihr dann mehr.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Außerdem sind die „red shoes“ natürlich eine Anspielung auf die sagenhaften roten Schuhe im „Wizard of Oz“ von L. Frank Baum, aber das nur am Rande bemerkt.

Liebe Freunde des OSM,

vor acht Wochen verließen wir im Rahmen dieser Artikelreihe mein Kreativjahr 2015. Ich hatte damals mit einem bescheiden­en 15-Stunden-Dienstauftrag wieder bei der TU Braunschweig zu arbeiten begonnen und ahnte nicht im Mindesten, was mir im darauf folgenden Jahr noch bevorstehen sollte. Es würde mein Leben ziemlich umkrempeln.

Im Januar 2016 war davon noch nicht viel zu sehen. Während meine Finanzverhältnisse nach wie vor recht marode waren, ar­beitete ich eifrig an diversen Projekten weiter. Zu den „Anna­len“ zählten in diesem Kontext „Ungleiche Freunde“, „Die magische Waffe“, der Hintergrundtext „Der Alptraumpfad der Ordnung“, die begonnene Überarbeitung des Romans „Odyssee in Arc“ (was, ehrlich gesagt, eine ziemliche Schnapsidee war, dazu gleich mehr), „Kämpfer gegen den Tod“, und letztlich auch das E-Book-Skript „Baumeister-Plä­ne“.

Nebenher schrieb ich auch noch die irgendwie verschollene Ar­chipel-Story „Janines Feuerprobe“ ab und feilte an der Story „Die goldene Verlockung“. Insgesamt kam ich in diesem Mo­nat auf 25 fertig gestellte Werke, man kann also nicht sagen, dass ich irgendwie säumig war, was meine Kreativität anging.

Aber ich wollte was zu „Odyssee in Arc“ sagen: Einen analo­gen Roman überarbeiten zu wollen, weil man merkt, dass er nach rund 30 Realjahren stilistisch völlig veraltet und zudem dramaturgisch einseitig ist, das ist im Grunde genommen ein in­telligenter Gedanke. Er entwertet sich aber völlig, wenn man zuvor das analoge Skript nicht in ein Digitalisat überträgt, um es dann als Bearbeitungsgrundlage für die Ausarbeitung zu nehmen. Und genau das habe ich ja erst anno 2020 (!) geleis­tet.

Ihr ahnt, was das zur Folge hatte: Natürlich blieb diese Überar­beitung ein klägliches Rudiment. Das ist eine Aufgabe für die Zukunft. Doch bevor ich das wirklich ernsthaft angehe, muss ich das Glossar des Romans fertig stellen und das Digitalisat von 2020 mit den neuen Passagen von 2016 verbinden. Erst dann kann ich an dieser Baustelle wirklich vorankommen.

Auch der Monat Februar sieht mit immer noch 21 Werken, die ich vollenden konnte, eigentlich ganz ordentlich aus. Aber das ist ein trügerischer Eindruck, und das hat einen Grund, der aus meinen handschriftlich geführten Storyheften nicht hervorgeht. Er liegt in meiner beruflichen Entwicklung. Weil die vor Ort be­findliche wissenschaftliche Mitarbeiterin des universitären Pro­jekts, in dem ich bislang auf 15-Stunden-Basis angestellt war, jählings absprang und das Projekt auf der Kippe stand, wurde mir das Angebot gemacht, auf ihre Stelle zu wechseln. So etwas lehnt man nicht ab, wenn man im ALG II-Bezug ist und sich öko­nomisch so gerade über Wasser halten kann!

Ich hatte also auf einmal nicht mehr 15 Monatsstunden, son­dern 38,5 WOCHENSTUNDEN arbeitstechnisch in meinem Leben zu leisten. Das verschob meinen Fokus dramatisch in Richtung Arbeit und weg von der Kreativität, für die ich bald meist zu er­schöpft sein sollte. Hinzu kamen Dienstreisen, Kongresse, wis­senschaftliche Aufsätze und jede Menge Überstunden … und das sollte massive Auswirkungen auf meine kreative Leistung im OSM zeitigen.

Anfangs war das noch nicht so klar zu erkennen. Deshalb konn­te ich im Monat Februar noch am E-Book „Die Kristalltränen und andere phantastische Geschichten“ arbeiten, dito am E-Book „Späherin der Cestai“ und an „Als Tiyaani noch ein Kind war…“. Ebenso fuhr ich mit dem E-Book-Glossar fort und mit der Daueraufgabe, das BUCH „DER CLOGGATH-KON­FLIKT“ zu digitalisieren.

Ja, und da verließen sie mich dann schon … ihr fragt euch, was denn die anderen Posten der beendeten Werke dieses Monats angeht? Nun, das waren mehrheitlich Blogartikel und Gedich­tabschriften. Die sollten auch in den Folgemonaten die Kreativ­bilanz ordentlich verzerren, aber keinen wirklich kreativen Mehr­wert liefern.

Im März 2016 kam ich zwar auf spektakuläre 46 fertige Werke, aber der Ertrag für die „Annalen“ blieb doch eher kläglich: Ich schrieb an „Die magische Waffe“ weiter, am „Tiyaani“-E-Book und dem E-Book-Glossar, außerdem fuhr ich ein wenig fort, an dem 2011er-Fragment „Die automatische Stadt“ weiterzuschreiben. Und dann war da noch das Arbeiten an der Archipel-Geschichte „Roxanne“.

Tja, und das war es dann in diesem Monat auch schon. Viele sehr kurze Digitalisate von Gedichten, Rezensionen, angefange­ne oder abgeschlossene OSM-Episodenabschriften … das war so ziemlich das Höchste der Gefühle. So langsam begann mich die Arbeit auszuhöhlen und das, was ich später als massives Un­gleichgewicht zwischen meinen inneren Polen Arbeit und Kreati­vität beschreiben und mich letztlich 2017 in gesundheitliche Probleme führen sollte, begann genau hier.

Damit ihr mich da jetzt nicht falsch versteht – das ist nicht ge­gen meine wissenschaftliche Arbeit, das Projekt oder die Lei­tung desselben gerichtet. Es war einfach so, dass ich offenbar im fortschreitenden Alter (und ich war ja nun mal keine 30 mehr und entsprechend nicht mehr ganz so belastbar) sehr viel emp­findlicher auf dieses innere Ungleichgewicht reagierte und nicht recht gegenzusteuern verstand. Das Problem lag also eindeutig bei meiner individuellen mentalen Situation.

Das änderte freilich nichts an der zunehmenden Erkenntnis, dass ich auf beiden Ebenen dieser Waage nur noch durch­schnittliche Ergebnisse produzierte. Das frustrierte nicht nur die Außenwelt, sondern auch mich selbst, mit der Konsequenz, dass sich das Ungleichgewicht in meine Seele natürlich intensivierte und die Schieflage weiter verstärkte – quasi ein sich selbst ver­stärkender Effekt.

Heute mit einigen Jahren Distanz ist das relativ deutlich zu er­kennen. Das ist auch ein Grund dafür, warum ich ganz froh bin, diese Artikelreihe mit solchen temporalen Abstand zu verfassen. Man darf nicht zu nahe an den Ereignissen selbst sein, wenn man sie einigermaßen analytisch durchdringen möchte.

Auch das ist ein Grund, warum die Digitalisierung von alten OSM-Skripten (die oft logische Katastrophen und Fehlerwüsten darstellen) heutzutage nicht allein unter dem Blickwinkel der Zeitverschwendung zu sehen sind (es gibt solche Stimmen, die ernsthaft sagen: „Schreib doch lieber was Neues, wenn du mit dem alten Schrottzeug nicht mehr zufrieden bist. Vergiss den al­ten Schrott!“ Die Leute, die so reden, könnten nicht falscher lie­gen!), sondern sie mir auch durchaus aufgrund der darin enthal­tenen Fehler Signale für die Gegenwart und Zukunft vermitteln.

Denn man darf ja eins nie aus dem Blick verlieren: Der OSM ist ein achronisch in beide Richtungen entlang der zeitlichen Achse wachsendes Unternehmen einer multikosmischen Saga. Und viele Vorfälle der tiefen Vergangenheit ergeben, aus der Fern­schau von heute betrachtet, einen völlig anderen Sinn als einst, als ich sie schrieb. Ich lerne also gewissermaßen von meinen al­ten Fehlern und optimiere und analysiere sie durch die Kom­mentierung der Digitalisate. Das wird zweifellos dereinst auch mit den Werken aus dem Frühjahr 2016 geschehen, von denen ich oben schrieb. Aber das ist heute noch Zukunftsmusik.

Für den Moment schließe ich wieder und freue mich, euch nächste Woche wieder hier begrüßen zu können.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 289: Der Stern der Pandora (1)

Posted Oktober 6th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich gebe ja zu, es ist ein wenig widersprüchlich, Peter F. Hamil­ton auf der einen Seite als einen meiner designierten SF-Lieb­lingsautoren der Gegenwart zu bezeichnen und ihn dann – im Rezensions-Blog wenigstens – glatte vier Jahre zu vernachlässi­gen. Bei der schieren Menge an Rezensionen und interessanten Büchern ist er tatsächlich lange Zeit stiefmütterlich behandelt worden, und als ich im Rezensions-Blog 71 zum letzten Mal von ihm sprach, hatte ich definitiv vor, bald danach seinen Com­monwealth-Zyklus zu besprechen.

Das war allerdings zu einer Zeit, da ich noch nicht ahnte, wie häufig er dorthin noch zurückkehren würde. Faktum ist, dass er erst mit dem zweiten Band seines „Fallers-Zyklus“ vor relativ kurzer Zeit dieses Universum verlassen hat, und die Bände habe ich noch nicht gelesen. Insofern wird mein Zögern, die äl­teren Rezensionen hier zu bringen, doch ein wenig verständli­cher.

Ich mache mit den ersten vier Bänden des Zyklus den Anfang, die weiteren folgen dann deutlich nach dem 300. Blogartikel. Vielleicht macht diese späte Publikation auch deshalb Sinn, weil dieser Zyklus nach dem Verlagswechsel von Bastei zu Piper nun neu aufgelegt wird und aktuell wieder in den Buchhandlungen zu finden ist. Ich beziehe mich hier allerdings noch auf die alten Bastei-Ausgaben, die mir optisch besser gefallen (aber hey, ich bin Historiker! Wundert euch also nicht).

Mit diesem Zyklus startete Hamilton jedenfalls ein absolut packendes Weltraumabenteuer, und als ich nach einer ziemli­chen Pause wieder damals mit der Lektüre begann, fühlte ich mich ein wenig inspiriert, auf frühere Leseerfahrungen mit die­sem Autor hinzuweisen. Freundlicherweise sind alle diese Re­zensionen im Rezensions-Blog bei mir nachzulesen, ich habe die Bezüge dazu in den Fußnoten für diese Publikation aktualisiert.

Wer Peter F. Hamilton und diesen Zyklus bislang noch nicht ken­nen sollte, dem empfehle ich von Herzen, einen Lektüreversuch zu wagen – aber vorab eine Warnung: Legt euch die Folgebände sicherheitshalber schon parat, ihr kommt aus der Geschichte nicht mehr raus.

Und worum geht es nun im Detail? Schaut weiter:

Der Stern der Pandora

Commonwealth-Zyklus Roman 1, Teil 1

(OT: Pandora’s Star, Part I)

von Peter F. Hamilton

Bastei 23290, Januar 2006

752 Seiten, TB; 8.95 Euro

Deutsch von Axel Merz

ISBN 3-404-23290-9

Gut Ding will Weile haben, sagt ein deutsches Sprichwort, und auch in der Schriftstellerei tut man gut daran, sich an dieses Wort zu halten, zumal dann, wenn man zuvor einen Bestseller-Zyklus abgeliefert hat und natürlich an diesem gemessen wer­den wird. So ist es mit Peter F. Hamilton.

Hamilton, zuvor eigentlich nur bekannt geworden durch den dreibändigen, man möchte fast sagen: bodenständigen SF-Krimi „Mindstar“1, erhielt die Chance, eine lose Sammlung von Ge­schichten2 zu einem Romanzyklus auszuarbeiten, und was er in den Jahren 1996 bis 1999 schuf, war nichts Geringeres als ein Epos, das im Deutschen als „Armageddon-Zyklus“ bekannt wur­de. Dieser voluminöse Zyklus, hierzulande aufgespalten in sechs dicke Taschenbücher3, begründete eigentlich den Ruf des erzählfreudigen Briten als wortgewaltiger Schriftsteller.

Danach, so möchte man meinen, nahm er sich ein wenig zurück und verlegte sich auf kürzere Geschichten. Soweit man das so nennen möchte. Seine Story „Den Bäumen beim Wachsen zuse­hen“ (2000) hat noch immer 130 Seiten und versetzt den Leser in eine interessante technologische Verlängerung des römi­schen Imperiums.4 Und schon sein nächster Streich, ein Jahr später, nämlich der sogenannte „Drachentempel“-Zyklus, der kein Zyklus war, sondern nur ein umfangreicher Einzelroman, der vom Verlag in Deutschland von neuem in zwei Teile zerlegt worden war5, demonstrierte nachdrücklich, dass kurze Werke ihm wirklich nicht lagen. Und dass die Zeit reif war für ein neues Werk von epochalen Ausmaßen.

Mit dem kurzweiligen und scheinbar völlig aus dem Rahmen fal­lenden Roman „Misspent Youth“ (2002)6, der mehr ein familiärer Problemroman zu sein schien, irritierte er seine Fange­meinde. Manch einer mochte wohl auch darüber spekulieren, ob Hamilton inzwischen „ausgebrannt“ sei, doch weit gefehlt. Das seltsame zweite Leben des Erfinders Jeff Baker, das der Autor in diesem Buch ausbreitete und sich geradezu irritierend verengt darstellte, entpuppte sich bei genauem Hinschauen und Verfol­gen der Pläne Hamiltons als Vorstudie. Die Welt, die er hier zu entwickeln begann, ist jene, in der sein neuer Zyklus spielt.

Der Stern der Pandora“, der erste von vier neuen Romanen (im Deutschen – im Original gibt es nur zwei voluminöse Bände, einmal „Pandora’s Star“, zum zweiten „Judas Unchained“), spielt im Jahre 2380 und hat sich damit vom Vorgänger-Einzel­band um rund 340 Jahre in die Zukunft entfernt. Die Menschheit hat, gestaffelt in drei Besiedelungsschalen, insgesamt 600 Ster­nensysteme kolonisiert, die unterschiedlich stark technisch durchstrukturiert und diversifiziert sind. Wie es zu erwarten ist, entwickeln sich diese Welten unterschiedlich stark und werden in Hamilton-Manier sehr variabel dargestellt. Da gibt es Plane­ten, die von einzelnen Familien bewohnt und beherrscht wer­den, andere, auf denen Konzerne eine genetische Diktatur in­stalliert haben, andere, die als Zielorte für New-Age-Versessene dienen, Industrieplaneten, Urlaubswelten und dergleichen mehr. Aber wie schon in „Armageddon“ bemüht sich der Autor, die je­weiligen Entwicklungen und Gesellschaften der unterschiedli­chen Planeten differenziert und glaubwürdig darzustellen.

Das irdische Commonwealth, das über keine eigene Armee mehr verfügt und in dem Krieg grundsätzlich geächtet ist, hat sich mittels einer Technologie gesteuerter überdimensionaler Wurmlöcher entwickelt, durch die der Personal- und Transport­verkehr über mehr als 400 Lichtjahre hinweg eigentlich rei­bungslos verläuft. Die menschliche Gesellschaft, die über zahllo­se Milliarden Bewohner verfügt, entwickelt sich allmählich, und sehr zur Beruhigung sozialer Probleme hat die Technologie der sogenannten Rejuvenation beigetragen sowie die Entwicklung der Memory Insert Module, mit deren Hilfe die Auslagerung von Erinnerungen sowie eine physisch-technische Wiedergeburt möglich wurde: man lädt seine Erinnerungen in externe Spei­cher, was routinemäßig gemacht wird, zudem werden in Klonie­rungskliniken genetische Muster der Individuen gehortet. Nach einem inzwischen sehr ausgefeilten Muster werden entweder Verjüngungen durchgeführt (wie bei Jeff Baker, nur viel perfektionierter) oder aber regelrechte Wiedergeburten, beispielswei­se bei tödlichen Unfällen oder auch in Mordfällen bzw. dann, wenn Personen spurlos verschwunden sind.

Der Leser ahnt bereits, dass diese Technologien auch ganz neue Formen des Verbrechens möglich machen, und er hat vollkom­men recht. Das ist ein Handlungsstrang dieses Romans: als der Polizeibehörde des Commonwealth (das Intersolar Serious Cri­mes Directorate) von einem Geschäftsmann gemeldet wird, dass an der Wiederbelebung seiner Ex-Ehefrau Tara Jennifer Shaheef und ihres Geliebten Wyobie Cotal irgendetwas unnor­mal sein soll, beginnt die Chefermittlerin Paula Myo, ihres Zei­chens eine Legende im Commonwealth, weil sie als absolut un­bestechlich gilt und angeblich noch nie versagt hat, sich mit dem Fall zu beschäftigen. So kommt ein Stein ins Rollen, dessen Größe momentan noch nicht abzuschätzen ist.

Die Einschätzung, dass sie noch nie versagt hat, ist übrigens falsch, und das ist ein zweiter Handlungsstrang: vor über hun­dert Jahren hat es einen furchtbaren terroristischen Anschlag gegeben, bei dem zahlreiche Kinder ums Leben kamen, also Menschen, die noch keine Erinnerungschips besaßen. Der end­gültige Mord an diesen Kindern ist ein todeswürdiges Verbre­chen, und der Mann, der dafür verantwortlich ist, Adam Elvin, ist ein sozialistischer Terrorist aus Überzeugung, der sich inzwi­schen einem anderen Extremisten angeschlossen hat – dem Sektierer Bradley Johansson.

Johansson, und damit kommen wir dem Zentrum dieses Buches wirklich nahe, ohne den Anfang bisher angesprochen zu haben (man verzeihe dem Rezensenten, dass er das Pferd gewisser­maßen von hinten aufzäumt, hier macht es durchaus Sinn), Jo­hansson war Wissenschaftler, der auf der Phase-III-Randwelt Far Away, also am äußeren Rand des Commonwealth, an der Unter­suchung eines Alien-Raumschiffwracks mitarbeitete, das den sinnigen Namen „Mary Celeste“ bekommen hat.7

Hier geriet er, sagt er später aus, unter die mentale Kontrolle des einzigen Besatzungsmitglieds dieses Wracks, eines Wesens, das er „Starflyer“ nennt und das die Fähigkeit besaß, Menschen geistig zu versklaven. Auf diese Weise entkam der „Starflyer“ von Far Away und drang ins menschliche Commonwealth ein, wo er – sagt Johansson – die menschliche Elite unterwanderte und seither danach strebt, das Reich zu vernichten.

Für das ISCD und insbesondere Paula Myo ist Johansson aber der Drahtzieher hinter Adam Elvin und damit nichts anderes als ein Terrorist, den es dingfest zu machen gilt. Doch ebenso wie Elvin ist Johansson irgendwo in den Tiefen des Commonwealth untergetaucht. Hinter ihm steht seine Sekte, die „Guardians of Selfhood“, die auf Far Away leben, und ihr Ziel besteht darin, die Menschheit vor dem „Starflyer“ zu retten – an den außer ih­nen und ihrem Anführer niemand glaubt.

Mehr als zwei Jahrhunderte ist die Lage mehr oder weniger sta­tisch. Dann macht ein alter Astronom auf einer weiteren Rand­welt des Commonwealth eine atemberaubende Entdeckung: viele hundert Lichtjahre jenseits des von Menschen besiedelten Raumes hüllt sich ein Sternenpaar ganz plötzlich in ein Energie­feld. Dieses Ereignis muss vor etwa tausendzweihundert Jahren eingetreten sein, aber allein die Berechnung, was für eine Tech­nologie für so einen Aufwand erforderlich ist, lässt die Forscher gruseln. Sie ist allem überlegen, was das Commonwealth aufzu­bieten hat.

Nachdem das erst einmal klar ist, sehen sich die Verantwortli­chen der Menschheit dazu gezwungen, herauszufinden, was dort draußen vor sich geht. Da kein Wurmloch so weit reichen wird und der Aufwand in keinem Verhältnis zum erwarteten Nut­zen steht, wird beschlossen, erstmals seit Jahrhunderten wieder ein Raumschiff zu bauen – die „Second Chance“. Diese Mission soll herausfinden, was genau dort bei „Dyson Alpha“ und „Dyson Beta“ vorgefallen ist und nach Möglichkeit Kontakt mit der fremden Rasse aufnehmen, wenn es sie noch gibt.

Doch indem dieses Schiff gebaut wird, werden die Konstrukteu­re und Raumfahrer damit automatisch zu Zielscheiben für Brad­ley Johansson. Denn dieser Fanatiker ist der festen Überzeu­gung, dass niemand Geringeres als der „Starflyer“ der Initiator dieser Reise ist – und das Ziel besteht in der Vernichtung der gesamten Menschheit …

Man muss wirklich sagen: das Warten hat sich gelohnt. Die Le­ser, die der Ansicht sein mögen, dass der „Armageddon-Zyklus“ vielleicht nicht mehr zu toppen wäre, dass Hamilton hier nur un­ablässig wieder von sich selbst abkupfern könne, sollen sich wirklich mal überraschen lassen von der Vielzahl interessanter Charaktere, verblüffender Motivationskonflikte, neuartiger Erfin­dungen wie interaktiver Tattoos, der Arrays, der CST-Portale und aller möglichen anderen Dinge.

Sicher, es ist für Leser, die „sofort Action“ wollen, ein wenig an­strengend, den Roman zu lesen. Er ist nicht langweilig, meiner Meinung nach an keiner Stelle, aber es ist eben erst das Entfal­ten des Tableaus, das Ausbreiten der Möglichkeiten und Hand­lungsschauplätze für den Rest des Zyklus, was wir hier sehen. Doch genau das macht die Sache interessant. Ich fühlte mich ein wenig an den ersten Roman von „Armageddon“ erinnert, der auch sehr langsam anfängt und dann richtig Fahrt aufnimmt. Das geschieht hier im Endeffekt, das sei verraten, im Kapitel 10. Danach kann man nicht mehr aufhören zu lesen.

Das Schönste an diesem Zyklus ist die Tatsache, dass Hamilton auf seiner Homepage schon angekündigt hat, in diesem Univer­sum weiter agieren zu wollen (das verdient es auch wahrhaftig! Zwei Romane können diesen Reichtum gar nicht ausschöpfen, er möchte folgerichtig auch drei weitere schreiben, das heißt: sechs weitere Bücher in der deutschen Übersetzung!). Darauf können wir uns wirklich freuen. Es gibt noch so viele Geheimnis­se, insbesondere um die zahlreichen Alienrassen, die uns allein schon in diesem Buch über den Weg laufen. Im nächsten wer­den es noch mehr, weitaus mehr …

Doch, die Lektüre lohnt sich wahrhaftig.

© 2006 by Uwe Lammers

Wow, im Vergleich zur Vorwoche eine echte Lobeshymne, hm? In der Tat – es gibt halt Romane, die mich zu beeindruckter kritischer Würdigung hinreißen und andere, die das nicht tun. Wenn man dann weiß, dass ich diesen Hamilton-Roman nach 2006 schon 2011 ein zweites Mal verschlungen habe (und so allmählich das Gefühl habe, es wäre mal wieder an der Zeit), dann sollte das deutlich machen, wie sehr ich ihn schätze.

Und nachdem wir uns dieses Mal bei kosmischen Intrigen, galaktischer Politik und dramatischen Entwicklungen aufgehalten haben, kehren wir in dem nächsten Blogartikel gewissermaßen in unseren häuslichen Vorgarten zurück und kümmern uns um einen kleinen Schelmenroman, den ich vor geraumer Zeit mit Amüsement gelesen habe.

Worum es genau geht? Das erfahrt ihr in der kommenden Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. Peter F. Hamilton: „Mindstar I: Die Spinne im Netz“, „Mindstar II: Das Mord-Para­digma“ und „Mindstar III: Die Nano-Blume“. Vgl. dazu die Rezensions-Blogs 63, 67 und 71 vom 8. Juni, 6. Juli und 3. August 2016.

2 Später wurden sie in dem Buch „Zweite Chance auf Eden“ nachgedruckt. Vgl. dazu den Rezensions-Blog 36 vom 2. Dezember 2015.

3 Vgl. Peter F. Hamilton: „Die unbekannte Macht“, „Fehlfunktion“, „Seelengesänge“, „Der Neutronium-Alchimist“, „Die Besessenen“ und „Der nackte Gott“. Vgl. dazu die Rezensions-Blogs 18, 21, 24, 27, 30 und 33 vom 29. Juli, 19. August, 9. September, 30. September, 21. Oktober und 11. November 2015.

4 Die Story findet sich in der Storysammlung „Unendliche Grenzen“ (Hg. Peter Crow­ther). Vgl. dazu den Rezensions-Blog 85 vom 9. November 2016.

5 Vgl. Peter F. Hamilton: „Sternenträume“ und „Drachenfeuer“. Vgl. dazu den Rezensi­ons-Blog 15 vom 8. Juli 2015.

6 Vgl. Peter F. Hamilton: „Der Dieb der Zeit“. Vgl. dazu den Rezensions-Blog 284 vom 2. September 2020.

7 Die reale „Mary Celeste“ ist ein Geisterschiff aus dem 19. Jahrhundert gewesen, des­sen Rätsel der Schriftsteller Eigel Wiese wahrscheinlich in seinem Buch „Das Geister­schiff“ jüngst gelöst hat. Jedenfalls liest sich die Erklärung sehr plausibel.

Blogartikel 396: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 20

Posted Oktober 3rd, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

auf in die Zielgerade für KONFLIKT 14! Noch zehn Episoden sind zu rezensieren, ehe dieser für euch erste vollständig erzählte Kampf Oki Stanwers gegen die Macht TOTAM abgeschlossen werden kann. Demgemäß geht es heute um die Folgen 96-100 der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“.

Rückblick: Oki Stanwer hat inzwischen im Zeituniversum die Ga­laxis Hun‘arc erreicht, wohl wissend, dass sein Erzfeind, der Dä­mon Craathava, der schon unendlichen Schaden angerichtet hat, die Cranyaa-Zentralwelt Wislyon ansteuern wird, um noch Schlimmeres zu verursachen. In Sorge, die gesamte Zukunft könne von dem Dämon ausgelöscht werden, trachtet der Feld­herr der Cranyaa danach, die von Craathava ausgehende Ge­fahr ein für allemal auszuschalten.

In der Realgegenwart hat sich eine fatale Pattsituation ergeben. Drei Machtgruppen stehen sich gegenüber, zwei davon bis an die Zähne hochgerüstet: einmal TOTAM, der abtrünnige Helfer des Lichts Klivies Kleines und TOTAMS Streitkräfte, zum ande­ren die kleine Nation der Tekras, die von dem abtrünnigen Troohn Tronlekk, dem sinistren Soffrol und drei intriganten Bau­meistern technologisch aufgerüstet worden sind. Und schließ­lich sind da im EXIL an den Rand gedrängt der Matrixkoordina­tor WÄCHTER, die Kaiserin Sini-Ag, die ihr Volk verloren hat, und der von der Gegenseite wieder gerettete, geschwächte Ritter vom Goldkristall, Yorrok.

Schlimmer ist allerdings, dass die Baumeister doppeltes Spiel treiben. Sie rauben erst TOTAM die WAFFE, den negierten Rest der STELE DER EWIGKEIT, die Oki Stanwer im Zeituniversum aufgeben musste, und dann setzen sie entgegen der Absprache mit Soffrol den Vernichtungscountdown für die Galaxis Hun‘arc in Gang. Der Untergang der Cranyaa-Galaxis liegt nur noch Wo­chen entfernt …

Episode 96: Götze der Cranyaa

(24. Dezember 1987, digitalisiert 2020)

Blende ins Zeituniversum: Oki Stanwer fliegt mit der SIEG DES LICHTS hat nach einer Stippvisite auf der Wüstenwelt Yurok Wis­lyon angesteuert, die Ursprungswelt der Cranyaa, die hier noch in einem nomadenhaften Stadium leben. In der Friedensstadt Hyongg treffen sie zu ihrer maßlosen Überraschung den Cranyaa-Helfer des Lichts Ureg-Ni, den sie tot geglaubt haben. Er erzählt ihnen von seinem Schicksal, kann sich aber auch nicht erklären, warum er auf Wislyon landete und hier Jahrtausende auf Oki Stanwer zu warten hatte.

Schließlich kommt es zum dramatischen Kampf gegen Craatha­va und zum Amoklauf der Schrottis, denen Craathavas Metropo­le und Zehntausende von Cranyaa zum Opfer fallen. Im letzten Moment erhält Oki Stanwer die ungefähren Koordinaten des nächsten Zeittransmitters namens Theradyyl.

Aber warum war Craathava so siegessicher, bevor er starb …?

Episode 97: Die Höllenwelt

(2. Januar 1988, digitalisiert 2020)

Wochenlang suchen Oki Stanwer und seine Gefährten in dem stellaren Sektor nahe dem Zentrum von Hun‘arc nach Thera­dyyl, aber erst dann stoßen sie mehr durch Zufall auf ihn … Theradyyl, so müssen sie entdecken, ist eine gigantische Gas­welt, umkreist von erdgroßen Monden.

Und auf einem dieser Monde treffen sie zu ihrer maßlosen Er­leichterung tatsächlich auf den Baumeister – und bei ihm eine Cranyaa-Admiralin namens Then-Ad von den Neuen Cranyaa mit ihrem Geschwader, das vom Baumeister durch die Zeit ver­setzt wurde, nachdem sie ihren Auftrag ausgeführt haben.

Der Auftrag bestand darin, den letzten Zeittransmitter namens Xyriac-Nehm zu sabotieren und auszuschalten. Anfangs ist der Schreck unter Okis Gefährten dramatisch – heißt das nun, sie sitzen in der Vergangenheit fest, über hunderttausend Jahre von der Gegenwart entfernt?

Nein, beruhigt der Baumeister sie. Ein in der Gegenwart warten­der Artgenosse hat einen eigenen Zeittransmitter geschaffen und die Zielsteuerungsimpulse von Theradyyl gehen wegen der Zerstörung von Xyriac-Nehm ins Leere. Wenn sie den Transmit­ter der Höllenwelt auf das neue Ziel ausrichten, werden sie mü­helos in der Gegenwart landen.

Was der intrigante Baumeister natürlich nicht verrät: die Galaxis Hun‘arc in der Gegenwart geht gerade unter. Und wenn Oki Stanwer und seine Freunde dorthin reisen, reisen sie gerade­wegs in den Tod …!

Episode 98: Kämpfer für TOTAM

(2. Januar 1988, digitalisiert 2020)

Rückblende in die nahe Vergangenheit der Realgegenwart: Als Klivies Kleines im Reich des Rookax auf dem Planeten Runix die Gigant-Syndrom-Metamorphose durchmacht und als tot gilt, zerstört er damit die calnarerische Zivilisation (vgl. dazu Bd. 38 der Serie). Tausende von Calnarern flüchten daraufhin zwischen die Sterne.

Die meisten von ihnen werden wieder von TOTAMS Schergen eingefangen und zu Untoten gemacht. Aber ein Konvoi erleidet eine Fehltransition und strandet nahe dem galaktischen Zen­trum von Hun‘arc in der Nähe eines Systems mit zwei vulkani­schen Planeten. Der zweite davon ist mäßig bewohnbar und kann als Reparaturstützpunkt dienen.

Leider haben die Calnarer keine Ahnung davon, dass diese Welt schon viele Zehntausende von Jahren früher von Flüchtlingen aus einer anderen Galaxis erreicht wurde, die hier einen unterir­dischen Stützpunkt erschufen, in dem sie einen ewigen Schlaf schlummern.

Es handelt sich um DIGANTEN aus der Galaxis Moorangor, die Oki Stanwers Freunde im Zeituniversum aufsuchten (vgl. dazu die Bände 59-65 der Serie). Als die Calnarer nun den Stützpunkt der DIGANTEN finden und ein Zwischenfall die Schlummernden weckt, glauben diese, Kämpfer TOTAMS hätten sie entdeckt, und sofort bricht ein rücksichtsloser Kampf auf dieser Vulkan­welt namens Tohl-ankhor aus … und die Calnarer sind geradezu lächerlich technologisch unterlegen.

Episode 99: Sini-Ags Tod

(14. Januar 1988, digitalisiert 2020)

Fortsetzung des Handlungsstroms aus Band 98: Die unterworfe­nen Calnarer auf Tohl-ankhor sind nicht bereit, sich restlos auf­zugeben. Eine Widerstandsgruppe organisiert einen Hypersen­der und schickt einen Notruf ans Reich der Cranyaa aus.

Währenddessen entschließt sich der fatalistisch gestimmte WÄCHTER, überzeugt von Yorrok und Sini-Ag, gegen die WAFFE vorzugehen, die den Untergang von Hun‘arc eingeleitet hat. Parallel dazu hat auch Soffrol den Betrug der Baumeister erkannt und leitet nun Verhandlungen mit TOTAM ein, um gegen die Baumeister vorzugehen, da die WAFFE seinen eigenen Zugriffsmöglichkeiten entzogen ist.

Der WÄCHTER gelangt mit seinen Gefährten zum Ziel und kann tatsächlich erfolgreich die WAFFE sabotieren. In dem Chaos empfängt Sini-Ag den Notruf der Calnarer und kann die Ausgangskoordinaten als Notkoordinaten weitergeben, so dass ihnen im letzten Augenblick die Flucht aus der explodierenden WAFFE gelingt und sie nach Tohl-ankhor gelangen … mitten in die Gefangenschaft der DIGANTEN. Sie selbst findet dort den Tod.

Episode 100: TOTAM

(19. Januar 1988, digitalisiert 2020)

Im Jubiläumsband 100 der Serie fließen die Handlungsströme nach langer Zeit wieder zusammen. TOTAM bereitet sich darauf vor, seine Undercover-Waffe in Oki Stanwers Begleitung zu akti­vieren. Oki Stanwer, der nach einer finalen Auseinandersetzung mit den vor Hass wahnsinnigen Schrottis die SIEG DES LICHTS eingebüßt hat und auf das Cranyaa-Flaggschiff THINOOV der Admiralin Then-Ad umgestiegen ist, fliegt zusammen mit dem Cranyaa-Kreuzer GHITAAR durch den Zeittransmitter Theradyyl in Richtung Gegenwart.

Während des Transits haben sie Funkkontakt mit einer Toten, der Cranyaa-Kommandantin Mani-Ul vom Kreuzer HUHLEG (vgl. Bd. 19 der Serie). UCHULON empfängt einen mentalen Notruf von seinem Helfer-Kollegen Glusem, den er auch tot geglaubt hat, der nun offenbar in der Gegenwart bei der Schockzone der Vernichtung nahe ist.

Dann landen sie im Hun‘arc der Gegenwart, einer chaotischen Galaxis, die ungeachtet der Vernichtung der WAFFE und der Er­mordung eines der drei intriganten Baumeister der Vernichtung nahe ist. Der Bruch des zentralen Ereignishorizontes des galak­tischen Black Holes ist irreparabel.

Der Zeittransmitter der Baumeister erweist sich als ein ZYNEEGHAR, der, als er nun nach Transfer der ersten beiden Cranyaa-Schiffe durch TOTAM-Kräfte unter dem Kommando von Oki Stanwer attackiert wird, zu einer waffenspeienden Festung wird. Eine Nottransition bringt die beiden Schiffe in Sicherheit – aber danach möchte der Feldherr der Cranyaa nichts von einem Direktanflug auf Kareton hören, wie Admiralin Then-Ad vorschlägt. Er hat ein anderes Reiseziel im Sinn.

Im Reich der Tekras schwindet zugleich der Rückhalt für Soffrol, und der Rat entzieht ihm das Vertrauen. Dem Gedanken, TOTAM direkt anzugreifen, wird eine Absage erteilt. Daraufhin nimmt Soffrol Zuflucht zu Plan B …

Wie man unschwer erkennen kann, beginnt die dramatische Endphase im KONFLIKT 14. Alle Protagonisten ballen sich im Raum nahe der Galaxis Hun‘arc, bewährte Bündnisse werden brüchig, Trümpfe auf brutale Weise aus dem Weg geräumt. Aber es bleiben natürlich noch Unwägbarkeiten offen: Wie konnte Glusem das Inferno im Reich der Waaklors überleben (vgl. dazu Bd. 83)? Was wurde aus den restlichen Schiffen der Admiralin Then-Ad? Was für Pläne verfolgt Oki Stanwer nun konkret? Und können die Lichtmachtbediensteten sich auf dem Planeten Tohl-ankhor befreien und noch irgendwie in die Kämpfe eingreifen?

Die Auflösung all dieser offenen Fragen findet ihr in der nächs­ten Folge der Close Up-Artikelserie.

Bis dann, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 288: Die Kuba-Verschwörung

Posted September 30th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

gerade ist der Autor des vorliegenden Buches im Frühjahr 2020 verstorben, hoch betagt mit 88 Jahren. Aber ich nehme deshalb nicht an, dass wir in absehbarer Zeit auf seine Werke verzichten müssen – ähnlich wie beispielsweise im Krimimilieu bei Autoren wie Robert Ludlum oder Tom Clancy kann man sicher sein, dass Coautoren und spätere Epigonen sicherlich seine Welt und seine Protagonisten am Leben halten werden. Allein jetzt schon weiß ich von einem runden Dutzend Romanen, die noch ins Deutsche übersetzt werden müssen, der Himmel mag wissen, wie viele weitere in Arbeit sind oder in Planung.

Also, Clive Cussler bleibt uns erhalten, wiewohl er verstorben ist. Aber möglicherweise ist sein Tod auch nicht das tragische Unglück, für das Fans es halten. Immerhin war doch in den zu­rückliegenden Jahren immer wieder zu erkennen, dass er gele­gentlich kein gutes Händchen in der Auswahl der Coautoren be­wies (dies sieht man leider insbesondere bei den Fargo-Aben­teuern, wo die Coautoren ständig im Wechsel tätig sind und die Resultate in den seltensten Fällen wirklich überzeugen können).

Auch die von ihm und seinem Sohn Dirk verfassten Dirk Pitt-Abenteuer fielen doch merklich im Vergleich zu früheren ab. Und das beziehe ich jetzt nicht auf die amouröse Schiene (wie­wohl es da besonders auffallend ist, wie asexuell Cusslers Hel­den geworden sind). Ich male mir besser nicht aus, wie die Cussler-Romane seiner Nachfolger ausfallen werden, wenn die moderne amerikanische Prüderie-Einstellung auf die „#MeToo“-Konsequenzen in der Literatur stoßen wird. Das stelle ich mir besonders unerfreulich und zudem äußerst realitätsfremd vor. Aber lassen wir uns davon überraschen.

Im vorliegenden Roman begeben wir uns jedenfalls in das Span­nungsfeld USA-Kuba-Mexiko, und selbst wenn ich attestieren muss, dass der Roman eher zur Durchschnittskost gehört und klar auf Geschwindigkeit geschrieben (und leider auch nur durchschnittlich und standardmäßig als Übersetzung herunter­gekurbelt) wurde, gibt es definitiv ödere Werke des Autorendu­os. Ein wenig bekommt man das Gefühl, dass Cussler & Co. die Schatzsuchergeschichten ausgehen, wenn er schon wieder die Azteken bemühen muss … aber was das im Detail bedeutet, schaut euch besser mal selbst an und bildet euch ein eigenes Urteil:

Die Kuba-Verschwörung

(OT: Havana Storm)

Von Clive Cussler & Dirk Cussler

Blanvalet 0474

480 Seiten, TB, 2017

ISBN 978-3-0474-9

Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak

Man schreibt das Jahr 1898, als Dr. Ellsworth Boyd von der Yale University unvermittelt im Hafen von Havanna auftaucht und mitsamt einer rätselhaften Kiste Zuflucht auf dem amerikani­schen Kriegsschiff „Maine“ sucht, das hier vor Anker liegt. Die Zeiten sind unsicher. Die Spannungen zwischen den jungen USA und der spanischen Regierung, die noch die koloniale Oberherr­schaft über Kuba ausübt, sind enorm, und das Schiff ist hier, um für die Sicherheit der amerikanischen Staatsbürger auf der Insel zu sorgen.

Dummerweise ist sie stattdessen der tragische Anlass für den kurzen spanisch-amerikanischen Krieg, der Kuba nach kurzem Konflikt zwischen den US-Streitkräften und den spanischen Trup­pen in die Freiheit entlässt. Doch dafür müssen Dr. Boyd und die meisten Besatzungsmitglieder der „Maine“ kurz nach seinem Auftauchen an Bord sterben. Der Grund, warum Dr. Boyd ster­ben musste, versinkt indes im Dunkel der Vergangenheit.

In der Gegenwart des Jahres 2016 wird die NUMA, die amerika­nische Meeresbehörde, mit der Tatsache konfrontiert, dass nach dem desaströsen Unglück der „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko nun auch noch eine Verseuchung mit Quecksilber droht. Das kann mit Ölbohrungen vor der kubanischen Küste zu tun haben, aber irgendwie scheint das nicht die ganze Wahrheit zu sein – das entdeckt Direktor Dirk Pitt, als er sich persönlich um die Angelegenheit kümmert und gerade recht kommt, um ein untergehendes Ölsuchschiff anzutreffen, die Überlebenden zu bergen und die auf Grund in einer Taucherglocke festsitzenden Männer zu retten. Bei diesem Tauchversuch entdecken Pitt & Co. überraschenderweise Raupenkettenspuren auf dem Meeres­grund, die bei einer Ölbohrung nichts zu suchen haben.

Als sie der Angelegenheit weiter nachgehen, wird wenig später das NUMA-Schiff „Sargasso Sea“ von kubanischen Soldaten ge­kapert und in kubanische Gewässer entführt. Dirk Pitt und seine Tochter Summer geraten in Gefangenschaft.

Pitts Sohn Dirk und Summer hielten sich ebenfalls in der Ge­gend auf, allerdings eher an der mexikanischen Küste, wo sie Archäologen bei der Erkundung eines Cenote halfen – und hier entdeckten sie Hinweise auf ein Artefakt der Azteken, das eine Aufhellung der letzten Tage des Aztekenreiches bieten könnte. Es ist ein Hinweis auf eine bearbeitete Steinscheibe, die in zwei Teile gespalten wurde. Und es gibt offenkundig Personen, die dafür bereit sind, über Leichen zu gehen. Beinahe sind es die von Dirk und Summer Pitt – aber sie können den Gegnern, die offenbar kubanischer Herkunft sind, entrinnen und entdecken während ihrer Suche ein Tagebuch eines amerikanischen Histo­rikers namens Dr. Ellsworth Boyd (!), der eine Hälfte der Stein­scheibe gefunden hat. Sie ist jedoch mit der „Maine“ unter­gegangen, darauf scheint alles hinzudeuten.

Doch warum interessieren sich kubanische Kreise so sehr für diese fünfhundert Jahre alte Steinscheibe? Was für ein Geheim­nis wird enthüllt, wenn man beide Teile zusammenfügt? Handelt es sich tatsächlich, wie Juan Díaz glaubt, der eine der Finsterlin­ge in der Geschichte, um einen sagenumwobenen Schatz der Azteken? Oder geht es um etwas völlig anderes?

Und was ist mit den politischen Krisen, die sich auf Kuba nun nach Fidel Castros Tod abzeichnen? Ganz zu schweigen von den rätselhaften Quecksilberverseuchungen vor der Küste? Wie hängt das alles zusammen? Rasch entdecken die NUMA-Mitar­beiter, dass die Dinge noch sehr viel schlimmer stehen, als sie befürchtet haben – und der amerikanischen Regierung sind die Hände gebunden, zumal dann, als durch ein Attentat der US-freundliche nachfolgende Regierungspräsident Rául Castro ebenfalls umkommt und sich auf Kuba ein Regierungsumsturz ankündigt. Und der neue starke Mann dort hat sogar schon ei­nen idealen Attentäter gefunden, den er der Öffentlichkeit als Mörder präsentieren will, um den amerikafreundlichen Kurs ein für allemal zu beenden: einen Mann namens Dirk Pitt senior von der NUMA …

Zugegeben, nach dem letzten Roman um Dirk Pitt war ich durchaus schon sehr skeptisch geworden, was die Qualität des Nachfolgebandes angeht. Und anfangs fand ich definitiv, dass diese Sorge berechtigt war. Der Roman war klar auf Geschwin­digkeit geschrieben, eher eine Verkettung hastiger Actionsze­nen und Verfolgungsjagden und Stunts, die Charaktere schienen eher grob und holzschnittartig gearbeitet zu sein.

Hinzu kamen dann noch diese seltsamen und bizarren Überset­zerfehler: Admiral Sandecker wird auf einmal zu „General Sandecker“, was völliger Schwachsinn ist, wenn man die Roma­ne von früher kennt. Und warum um alles in der Welt die „Cay­man Islands“ durchgängig und penetrant als „Kaimann-Inseln“ (sic!!!) übersetzt werden müssen, erschließt sich mir absolut nicht. Da hat wohl jemand den Google-Übersetzer wortwörtlich übertragen lassen. Das ist so, als würde man „dead end of the street“ als „totes Ende der Straße“ übersetzen statt mit „Sack­gasse“. Manche Eigennamen müssen einfach nicht übersetzt werden (ich male mir gar nicht aus, was in diesem Fall etwa aus „Montevideo“ gemacht worden wäre! Kommt im Roman glückli­cherweise nicht vor). Keine Ahnung, ob Michael Kubiak nur kei­nen Bock hatte, gescheit und akkurat zu übersetzen oder ob das Lektorat diese eigenartigen Dinge gemacht hat. Übersehen wurde das von Verlagsseite auf alle Fälle, und ich konnte da echt nur den Kopf schütteln.

Allerdings wird es in der zweiten Hälfte des Romans etwas bes­ser – vielleicht, weil ich mich daran beim geschwinden Lesen gewöhnt hatte. Witzig ist natürlich, hier eine (verschwörungs­theoretisch) interessante neue These für den spanisch-amerika­nischen Konflikt 1898 zu finden. Leider bleibt vollkommen im Dunkeln, wie wohl Díaz von dem Schatz erfahren haben mag. Grundsätzlich ist sein Verhalten bestenfalls irrational zu nennen, und wer sich schlimme Vorstellungen macht, was der armen Summer Pitt wohl in der kubanischen Gefangenschaft zustößt, den kann ich sogleich beruhigen. Da passiert außer einem Krat­zer an der Wange rein gar nichts. Alle Kubaner werden durch die Bank zwar als ziemlich gewalttätig beschrieben, aber sexuell sind sie etwa so potent wie ein Eunuch, nämlich gar nicht.

Erotik braucht man in dem Roman also nicht zu suchen – da ist Cussler auf so geradezu absurde Weise bieder und harmlos ge­worden, das könnte man (bezogen auf diesen Aspekt) auch Kleinkindern zu lesen geben. Da ist von seiner früheren Libido so gar nichts mehr übrig, und Summer ist quasi nur schmücken­des Beiwerk … wie Frauen in frühen Hollywood-Filmen, in denen ihnen die Rolle der entführten Schönheit zugedacht wurde, die eigen­ständig (oder gar sexuell) gar kein Profil bekommen durften. Da kann man als heutiger Leser über die Züchtigkeit der neuen amerikanischen Prüderie nur seufzen, der Cussler & Co. in ihren Romanen vollständig entsprechen.

Auch naturwissenschaftlich und meeresarchäologisch ist die Ge­schichte an manchen Stellen halbseiden, schätze ich. Ob es bei­spielsweise in der Karibik tatsächlich hydrothermale Schlote am Meeresgrund gibt, zumal in Tiefen bis 500 Meter, kann man mit Fug und Recht bezweifeln. Ob die Sprengung derselben die Aus­wirkungen hat, wie es beschrieben wird, dito. Und ob auf dem Grund der Karibik ein hölzernes Kanu nach 500 Jahren immer noch vorhanden ist, dass man es optisch überhaupt erkennen kann, das möchte ich doch im warmen Karibikwasser sehr in Zweifel ziehen. Im hohen Norden: okay, da kommt so etwas vor. Aber im relativ warmen karibischen Gewässer sollte man davon wohl eher nicht ausgehen.

Ebenso führt das Titelbild natürlich mal wieder dramatisch in die Irre – sucht nicht nach einem Wasserflugzeug, das explodiert. Ihr werdet es nicht finden. Sie hätten vielleicht besser einen ab­stürzenden Hubschrauber bringen sollen. Der kommt definitiv vor!

Der Schluss der Geschichte hingegen kommt dann durchaus witzig herüber, wenn auch recht lieblos im Vergleich zu früheren Romanenden (man schaue sich mal als Gegenbeispiel etwa den Schluss von „Das Alexandria-Komplott“ an!). Als Fazit ist darum zu sagen: Der Roman ist eher Durchschnittskost, und wer viele frühere Cussler-Romane kennt, wird reichlich Versatzstücke wie­dererkennen. Wer sich mit Cussler noch nicht so auskennt, fin­det einen ganz netten Abenteuerroman vor und sieht vielleicht auch über die schematische Charakterisierung der Personen hinweg. Kann man also lesen. Es hätte deutlich schlimmer sein können.

Schauen wir mal, wie der nächste Band ausfallen wird.

© 2020 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche geht es dann zurück zur Science Fiction und zu einem wirklich guten Autor & Roman! Das solltet ihr euch nicht entgehen lassen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 395: Work in Progress, Part 91 – Der OSM im Juni 2020

Posted September 27th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

natürlich war mir das klar – sobald ich wieder voll arbeiten wür­de, musste die Zeit für kreative Action entsprechend einge­schränkt werden, und so kam es dann in diesem Monat auch. In einer Arbeitswoche mit 85 % Arbeitszeit bleibt natürlich ein frei­er Tag plus eben die zwei Wochenendtage. Aber an diesen neu­en Arbeits- und Lebenszeitrhythmus gilt es sich erst mal anzu­passen. Je älter ich werde, desto länger dauert diese Adaptions­zeit. Mal schauen, wie das in den kommenden Monaten läuft. Hinzu kam in dem abgelaufenen Monat dann auch noch das Üb­liche: steigende Temperaturen, grelle Sonnenglut, die sich dies­mal mit kühlen Tagen und Gewittergüssen erfrischte, und, na­türlich „Corona“.

Man wäre doch arg einfältig, wenn man annähme, das mich das in keiner Weise tangierte. Hat es natürlich schon. Gleichwohl versuchte ich, in meinen Projekten weiter voranzukommen, und wie ihr sehen werdet, ist mir das in Maßen auch gelungen. Letz­ten Endes komme ich zwar nur auf 21 vollendete Werke, aber … na, ihr werdet schon sehen.

Das hier ist jedenfalls das, was ich im Juni an Berichtenswertem bearbeiten konnte (unter Ausblendung alles dessen, was nicht zum OSM und Archipel gehört):

(Glossar des Romans „Licht und Schatten auf Dawson“)

Blogartikel 391: Work in Progress, Part 90

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

(Licht und Schatten auf Dawson – OSM-Roman)

(14Neu 96: Götze der Cranyaa)

(14Neu 98: Kämpfer für TOTAM)

Blogartikel 403: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 73

12Neu 87: Der Täuscher von Pholyar

12Neu 88: Expedition nach Quanier

(12Neu 89: Rescaz‘ Vermächtnis)

(OSM-Wiki)

(12Neu 92: Schleichweg nach Bytharg)

Blogartikel 392: Legendäre Schauplätze 19: Siegelwelt

Blogartikel 405: Close Up – Der OSM im Detail, Teil 22

Anmerkung: Das ist jetzt für euch vielleicht interessant. Be­kanntlich ist die Artikelreihe „Close Up“ eine Kurzrezensionsfas­sung der OSM-Serien, aufsteigend von KONFLIKT 14 „Oki Stan­wer – Feldherr der Cranyaa“ (105 Episoden) bis KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (114 Episo­den). Das sind insgesamt 506 Episoden des OSM, die alle schon z. T. seit Jahrzehnten fertig sind. Aktuell habe ich davon 95 be­sprochen (in den ersten 19 Close Up-Artikeln).

Wie ihr sicherlich richtig anmerken wollt, fehlen da doch noch zehn Episoden. Das ist richtig, das ist der Inhalt der Close Up-Beiträge 20 und 21. Aber ich sagte jüngst auch schon, dass die darauf folgende Serie „Oki Stanwer“, in der ich ab 1982 den ur­sprünglichsten (nachher dann: 15.) KONFLIKT abhandelte, schon seit langem komplett digitalisiert vorliegen habe. Ihn also nun zu besprechen, stellt kein Problem dar.

Inzwischen habe ich schon die ersten 10 Episoden durchleuch­tet und werde damit fortfahren, derweil ich parallel noch die letzten FdC-Bände (14Neu-Digitalisate) abschließe und dann in Form der Close Ups resümiere. Wundert euch also in den nächs­ten 2-3 Monaten nicht über sehr hohe Blogartikelnummern für scheinbar sehr frühzeitig geschriebene Blogartikel.

14Neu 93: Srakkonar Eins

14Neu 94: Flug nach Hun‘arc

14Neu 95: Der Ewige von Wislyon

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

(14Neu 99: Sini-Ags Tod)

(14Neu 100: TOTAM)

(12Neu 93: Die Geheimwaffe)

(14Neu 101: Ruf aus dem Halo)

(14Neu 102: Oki Stanwers Doppelspiel)

(14Neu 97: Die Höllenwelt)

(DKdO 19: Lügengespinste)

Anmerkung: Ja, auch so etwas gibt es natürlich. Unvermittelt überkam mich der Wunsch, an diesem Kosmos, OSM-KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“, weiter zu schreiben. Ein schöner Gedanke, der leider noch nicht ganz für die Vollendung gereicht hat. Mal schauen, vielleicht im Juli …?

(12Neu 90: Dämonenfalle Ghartaion-West)

(12Neu 91: Der Dank der Baumeister)

Blogartikel 390: Close Up – Der OSM im Detail, Teil 19

Blogartikel 397: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXXVIII)

Blogartikel 406: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXXIX)

(12Neu 94: Der Berinnyer-Forscher)

(E-Book BdC 2: Gestrandet in Bytharg)

Anmerkung: Und auch das ist für mich so spät im Monat eine ziemliche Überraschung gewesen. Das hatte natürlich wieder mal mit dem Glossieren der Episodenserie des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (im Digitalisat: 12Neu) zu tun. Genau genommen ist der erste der drei Abschnitte des E-Books jetzt fertig … nun müssen noch die anderen beiden aus­gearbeitet werden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ihr dieses E-Book noch in diesem Jahr werdet erwerben können.

(14Neu 103: Stoßtrupp zur Welt des Bösen)

Anmerkung: Ihr wisst noch, dass die FdC-Serie nur 105 Episo­den umfasst? Dann wisst ihr ebenfalls, wie dicht ich vor dem Abschluss des Digitalisats stehe … ich schätze, im August sollte ich die Serie fertig als Digitalisat vorliegen haben.

Nun, und da verließen sie mich dann leider wieder, und der Mo­nat war so blitzgeschwind rum, dass ich nur ungläubig gucken konnte. Hey, das war schon der ganze Monat? Ich konnte es nicht fassen, aber es stimmte wirklich. Ein ganzer Arbeitsmonat, ruckzuck vorbei. Unglaublich!

Lassen wir uns mal überraschen, wie der kommende Monat Juli wird. In vier Wochen seid ihr schlauer, Freunde, versprochen!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 287: After Work

Posted September 22nd, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie in der letzten Woche angedeutet, haben wir es heute mal mit einem voluminösen Roman zu tun – einem von sehr vielen, die z. T. gelesen, z. T. noch ungelesen, in meinen Bücherregalen ihren Platz gefunden haben. Ist er der Phantastik zuzuordnen? Nein, definitiv nicht. Ich würde ihn strukturell als modernen ro­mantischen Liebesroman einstufen, der aber, und da solltet ihr jetzt mit dem Weiterlesen NICHT aufhören, definitiv brennend aktuelle Themen der Gegenwart aufgreift und auf intelligente und plausible Weise thematisiert.

Gewiss, am Ende deute ich darauf hin, dass das Werk einen blinden Fleck aufweist, der mir zumindest unschön aufstieß. Aber grundsätzlich ist der Roman von Simona Ahrnstedt eine schöne, lesenswerte Entdeckung, und ich habe mich seit 2019 auch schon mit einigen weiteren ihrer Werke „verproviantiert“, die hier auf mein lesehungriges Auge warten. Kommt Zeit, kommt auch diese Lektüre.

Wer, wie es in der heutigen Zeit fast unvermeidlich ist, durch die #MeToo-Debatte sensibilisiert worden ist, sollte sich diesen Roman wirklich mal näher anschauen. Und schnupperweise zu­nächst mal meine Rezension durchlesen, die ich anno 2019 schrieb.

Danach könnt ihr entscheiden, ob das in voller Länge etwas für euch ist oder ihr lieber sagt: Nee, ich gehöre vielleicht zu den sexistischen Dinosauriern, emanzipierte Frauen sind nix für mich … dann wärt ihr hier natürlich fehl am Platze.

Allen anderen schlage ich vor: Einfach mal weiterlesen.

After Work

(OT: Allt eller inget)

Von Simona Ahrnstedt

Lyx (keine Verlagsnummer!), 2018

528 Seiten, TB

ISBN 978-3-7363-0559-5

Aus dem Schwedischen von Antje Rieck-Blankenburg

Die Werbeagentur Sandelman & Dyhr ist in Stockholm eine der eher kleineren Agenturen, in der ein freundschaftliches, kollegiales Teamwork herrscht. Und es ist eine Agentur, in der selbst so eine Quereinsteigerin wie Lexia Vikander eine Chance gehabt hat, hineinzukommen und sich ihren Lebenstraum zu erfüllen. Sie ist mit Herz und Seele Werbetexterin und nimmt dafür auch diverse Eintrübungen des Alltags in Kauf.

Eine dieser Eintrübungen ist der Juniorchef der Agentur, Leo Sandelman. Er ist mit ihrer alten Jugendfeindin Josephine San­delman verheiratet, die inzwischen eine erfolgreiche Bloggerin ist und einen von mehreren hunderttausend Followern geliketen Lifestyle-Podcast moderiert. Und auch wenn sie beide so gut wie überhaupt keinen Kontakt mehr zueinander haben, hasst Jo­sephine Lexia nach wie vor und hänselt sie immer noch – primä­rer Fokus ist Lexias grundsätzliches Problem, das sie selbst auch als Achillesferse ihres schwachen Selbstbewusstseins mit sich herumschleppt: sie isst einfach zu gern und entspricht folgerich­tig eher den Rubens-Figuren des Mittelalters von der Statur her als den gertenschlanken Models, die die Laufstege der Welt be­völkern.

Nun, und Leo schließt sich den gehässigen Tiraden seiner Frau gern an und stichelt Lexia in der Agentur, wann immer er nur kann. Er hat ja auch gut reden, hat eine Eliteschule besucht, eine extrem gute Werbeausbildung gemacht und sieht ständig wie aus dem Ei gepellt aus. Dass er selbst keine eigenen Ideen entwickelt, sondern sich gern mit fremden Federn schmückt (be­sonders gern mit Lexias eigenen Erfolgen), kommt erschwerend hinzu. Überhaupt arbeiten in der Agentur nur sehr wenige Frau­en, und lediglich Dina, die Empfangsdame, hat so etwas wie ei­nen ethnisch anderen Touch, der Rest entspricht dem gängigen Modeklischee: weiß, jung, dynamisch, aus wohlhabendem Haus stammend, und natürlich rank und schlank und sportlich.

Damit könnte Lexia sich jedoch durchaus anfreunden, das ist sie nun seit Jahren gewohnt. Dasselbe gilt für die fanatischen Allü­ren ihrer sportfanatischen Mutter Eva Sporre, die inzwischen zum fünften Mal verheiratet und zudem schon so mager ist, dass sich Lexia ernstliche Sorgen macht (mit Recht, wie der Ro­man zeigt). Jedes ihrer meist nur sehr kurzen Telefonate tränkt Eva mit Vorhaltungen bezüglich Lexias „lukullischer Zügellosig­keit“, was die Tochter regelmäßig dazu zwingt, das Gespräch zu beenden.

Wie gesagt, auch damit könnte sie umgehen.

Doch dann erfährt sie am Ende eines ohnehin schon stressigen Tages, dass die Agentur verkauft worden ist an einen ausländi­schen Investor. Und nun soll ihnen auch noch ein arroganter Däne als Chef vorgesetzt werden. Das gibt ihr den Rest. Schließ­lich muss sie aufgrund ihrer eher geringen Qualifikationen nun um ihren Arbeitsplatz bangen.

Lexia beschließt kurzerhand, ihren sinn- und ziellosen Frust im Alkohol zu ertränken und setzt sich allein an einen Bartresen. Und hier begegnet sie dann auf einmal diesem erstaunlichen Kerl in seinen lässigen Klamotten, der sie wirklich fasziniert. Vielleicht liegt das schon am Alkoholpegel oder daran, dass ihr sowieso alles gleichgültig ist. Oder daran, dass er so gut zuhö­ren kann. Jedenfalls schüttet sie diesem Unbekannten namens Adam ihr Herz aus und klagt auch ihr berufliches Leid, während sie sich dummerweise auf mehr Drinks einladen lässt.

Sie hat zwar nicht den klassischen Filmriss, sondern weiß durch­aus noch, was sie gesagt und getan hat, aber schon einen ar­gen Brummschädel, als sie am kommenden Morgen zu sich kommt und – was selten geschieht – zu spät zur Arbeit er­scheint, zudem in völlig desolater Verfassung. Lexia hofft da im­mer noch, dass das niemand so ernst nimmt und sie sich im Morgenmeeting ein wenig verstecken kann.

Doch dann geht die Tür auf, und herein tritt: Adam Nylund, ge­nau der Mann, dem sie gestern Abend in der Bar begegnet ist und den sie in einem verrückten Überschwang der Gefühle so­gar auf den Mund küsste.

Er ist ihr neuer Chef.

Das ist schon eine verdammt üble Überraschung. Er ist also der­jenige – zumindest kein „verdammter Däne“, wie sie am Vor­abend geschimpft hat – , über den sie in absentia hergezogen ist. Das ist so superpeinlich, dass sie am liebsten im Boden ver­sänke. Und ein Blick in sein emotionsloses Gesicht zeigt ihr, dass auch er absolut nichts vergessen hat.

Um die Lage noch schlimmer zu machen, fordert ausgerechnet Leo Sandelman nun Lexia auf, als erste von ihren aktuellen Pro­jekten zu berichten. Es ist offenkundig, dass er das aus gehässi­ger Berechnung macht, denn Adam muss den Angestellten der Agentur verkünden, dass er im Auftrag des Investors Roy Hans­son, seines väterlichen Freundes, Stellen streichen soll. Und es ist ziemlich deutlich zu spüren, dass Leo gern Lexias Kopf als ersten rollen sehen möchte und sie deshalb zu der desolat gera­tenden Präsentation genötigt hat.

Nun, er wird enttäuscht.

Dennoch erweist sich die erste Arbeitswoche unter der neuen Führung als Alptraum für Lexia. Jenseits der Bar scheint Adam tatsächlich ein eiskalter und rücksichtsloser Perfektionist zu sein, der mehrere Leute ohne Gnade auf die Straße setzt (das schwedische Arbeitsrecht lässt so etwas explizit zu), darunter Lexias Lieblingskollegen. Und Furcht und Schrecken ziehen in die Agentur ein. Zu dumm, dass Lexia sich immer noch zu Adam hingezogen fühlt, wie schon in der Bar. Sie ist völlig durcheinan­der.

Es ist quasi unvermeidlich, dass sie ihrer offen lesbischen Mitbe­wohnerin Siri Stiller, mit der sie zusammen auf einem Hausboot im Stockholmer Hafen lebt, ihr Herz ausschüttet und händerin­gend nach einer Möglichkeit sucht, nicht selbst mangels qualifi­zierten Abschlusses aus der Agentur gefeuert zu werden. Und welch ein Wunder, Siri weiß tatsächlich Abhilfe: sie hat nämlich die letzte Nacht wieder mit einer tollen Frau verbracht, von der sie schwärmt. Und als Lexia Näheres erfährt, ist sie völlig aus dem Häuschen.

Siris neuer Schwarm heißt Ofelia Oscarsson – eine unglaublich berühmte Skirennläuferin, die schon bei den Olympischen Spie­len erfolgreich war und inzwischen auch ein eigenes Dessous-Label besitzt. Und sie, die landläufig Offi O. genannt wird, sucht nun nach einer Agentur für ihre neue Dessous-Werbekampagne, die sich von den einfallslosen, eindimensional ausgerichteten Angeboten anderer Agenturen fundamental unterscheiden soll.

Kurzum: Siri vermittelt, Lexia trifft sich mit Ofelia, und sie sind auch in puncto Diversität und Diätwahn sofort auf einer Wellen­länge. Und wenig später gelingt es Lexia, diese Kampagne an ihre Werbeagentur zu vermitteln.

Leo reagiert mit Bissigkeit darauf und versucht, die Kampagne an sich zu reißen, was allerdings an Adams Einspruch scheitert. Doch während dann Adam an Lexia absolut widersprüchliche Signale der Versöhnung, des dezenten erotischen Interesses und der Harmonie abstrahlt, immer wieder kontrastiert von schroffen, kalten Chef-Allüren, die die Werbetexterin grundlegend verunsichern, kommt noch ein weiterer Faktor in die Agentur, den niemand vorausgesehen hat, nicht mal Adam.

Der Investor Roy Hansson setzt durch, dass seine jüngste Toch­ter Rebecca – ein natürlich hellhäutiges, blendend aussehendes Geschöpf, das auf eine erfolgreiche Modelkarriere zurückblicken kann und ebenso natürlich sofort von Leo umschwärmt wird – in die Agentur eintritt, und Adam spannt sie mit Lexia und Leo zu­sammen für die „Offi O“-Kampagne. Hier macht Rebecca über­haupt keinen Hehl daraus, dass sie Lexia nicht leiden kann. Und mehr und mehr ziehen sie und Leo nach der ersten Pitch-Veran­staltung, die Lexia noch organisieren kann und die Ofelia sehr gefällt, die Kampagne an sich – und erleiden dabei fast Schiff­bruch, da sie sich einen feuchten Kehricht um Diversity scheren. Nur mit Mühe kann Lexia die Sache retten … was ihr von den beiden anderen aber nicht gedankt wird.

Während sich unter so erschwerten Bedingungen zwischen Le­xia und Adam allmählich eine zunehmende erotische Attraktion entwickelt, hat der neue Geschäftsführer ganz andere Probleme, mit denen er niemanden behelligt: er arbeitet nach einer wirk­lich grundlegend traumatischen Kindheit intensiv seit fünfzehn Jahren darauf hin, Roy Hanssons Firma alsbald zu übernehmen. Und Roy macht seinerseits keinen Hehl daraus, dass er sich wünscht, Rebecca und Adam kämen wieder – wie vor so vielen Jahren – zusammen. Aber Rebecca ist die Frau, die ihm das Herz gebrochen und ihn kaltblütig in die Wüste geschickt hat. Er empfindet rein gar nichts mehr für sie.

Stattdessen registriert er immer stärker, wie er auf Lexia Vikan­der reagiert, diese sensible, ruhige, intelligente und in seinen Augen unfassbar erotische Frau. Aber zahlreiche Geheimnisse und Hemmschwellen stehen offensichtlich einem gemeinsamen dauerhaften Liebesglück im Weg. Und dann häufen sich die Ka­tastrophen …

Ich habe diesen voluminösen Roman schon vor Monaten im Buchhandel immer wieder neugierig beäugt und dachte mir: was für eine interessante Grundidee. Man trifft seinen zukünfti­gen Chef ahnungslos in der Bar, findet ihn attraktiv und erotisch und schüttet ihm im cocktailseligen Zustand sein Herz aus, um ihm dann am nächsten Tag amtlich gegenüberzustehen und völ­lig von der Rolle zu sein.

Und gerade in Zeiten der #MeToo-Debatte ist es ja höchst kri­senhaft, etwas Positives über eine Chef-Untergebenen-Liebesbe­ziehung am Arbeitsplatz zu schreiben. Ungeachtet übrigens der Tatsache, dass allgemein bekannt ist, wie häufig es am Arbeits­platz zwischen Kollegen funkt und dort erste Liebesbande ge­knüpft werden, die nicht selten zur Ehe führen (ich kenne da selbst ein Beispiel aus meiner Arbeitswelt). Hier steht sich die #MeToo-Debatte vermutlich ein wenig selbst im Weg. Auf der anderen Seite haben wir im vorliegenden Roman dann natürlich solche sexistischen Dinosaurier wie Roy Hansson, die übergriffig werden (es wird zwar erzählt, er sei glücklich verheiratet, und dies schon seit Jahrzehnten, aber da seine Frau nur ein Phantom im Roman ist, bleibt dies ein reines Lippenbekenntnis).

Psychologisch erweist sich der Roman als feinfühlig gestrickt. Die Autorin lässt sich wohltuend Zeit und Raum für die Entwick­lung komplexer Protagonisten. Weder Lexias noch Adams Bio­grafie ist einfach, nicht ihre Vergangenheit und auch nicht ihre Gegenwart. Themen wie Gewalt in der Ehe, frühe traumatische Verluste, Mobbing und sogar das Problem von digitalem Shitstorm in den sozialen Medien, die Verzerrung von Nachrichten und Interviews durch unzulässige Verkürzung – was schon fast in Richtung von „Fake News“ geht – tauchen hier en passant auf. Ebenso wird der selbst in meinen Augen krankhafte Mager­wahn der modernen Modelkultur auf sehr berechtigte Weise bloßgestellt. Und es werden Lanzen für alternative Lebensmo­delle, Homosexualität und abweichende Körpernormen gebro­chen. Da ist das Buch also höchst aktuell und auch politisch durchaus relevant.

Dass die ernsthafte Erotik erst ab etwa Seite 300 des Romans Raum findet, spielt gar keine zentrale Rolle. Die Geschichte bis dahin ist wirklich alles andere als langweilig, ich habe das Werk binnen von drei sehr kurzweiligen Tagen geradezu verschlungen und werde mich auf die Suche nach weiteren Büchern der Auto­rin machen, soviel steht fest.

Indes … einen Wermutstropfen in diese positive Würdigung des Romans einfließen zu lassen, kann ich dann doch nicht vermei­den. Es ist allgemein bekannt, dass die skandinavischen Länder ein recht starkes Alkoholproblem haben. Und es ist schon legen­där, dass viele Skandinavier beispielsweise nach Norddeutsch­land pendeln, um sich dort „vollzutanken“, weil der „Sprit“ hier preiswerter zu haben ist als beispielsweise in Stockholm. In die­ser Hinsicht, das muss gesagt sein, ist Lexia Vikander eine typi­sche Skandinavierin. Was sie in diesem Roman an Bier, Cock­tails, Sekt und Ähnlichem zu sich nimmt, von ihrem sozialen Umfeld mal ganz zu schweigen, das fand ich doch höchst be­denklich. Aber das ist natürlich der Standpunkt eines Lesers, der seinen Patenonkel durch Suff verloren hat und strikter Anti­alkoholiker ist.

Es ist leider eine Tatsache, dass das verheerende Suchtmittel Al­kohol als Teil des allgemeinen Lifestyles längst in der Mitte der Gesellschaft epidemische Verbreitung gefunden hat. Ich fand diesen Bereich des Romans darum unappetitlich. Aber wer sich daran nicht stört, wird das Buch sicherlich in vollen Zügen ge­nießen können.

Abgesehen von dieser Einschränkung – absolute Leseempfeh­lung!

© 2019 by Uwe Lammers

Das Schöne an Literatur ist, dass permanent Talente nachwach­sen und aus allen möglichen Ländern übersetzt werden – schwedische Romane sind darunter üblicherweise eher wenige. Simona Ahrnstedt ist diesbezüglich aber eine tolle Entdeckung.

In der kommenden Woche kehre ich zu einem meiner Lieblings­autoren zurück, der leider kurz vor Erstellung dieses Rezensi­ons-Blogs am 24. Februar 2020 verstorben ist. Die Rede ist von Clive Cussler. Um welches seiner zahlreichen Werke es nächste Woche geht, erfahrt ihr, wenn ihr hier wieder vorbeischaut.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

es tut mir leid, dass es schon wieder so lange her ist, seit ich über das Phänomen „Horrorwelt“ mit euch sprechen konnte – aber ich wollte eigentlich mal schauen, wie der Teil 1 als Blogar­tikel 376 so ankam. Und da ich so weit im Voraus geschrieben hatte, war das mit einer ziemlichen Wartezeit verbunden.

Nachdem ich, ohne Witz, dann mehr als zweieinhalb Stunden damit zubrachte, all die neuen Wiki-Einträge allein dieses einen Beitrages einzuarbeiten, kam ich zu einer grundlegenden Ent­scheidung: Offensichtlich war ein Rahmen von 50 Episoden der Serie für einen Blogeintrag bei weitem zu ambitioniert, dafür spricht wohl auch die Tatsache, dass der Eintrag dann so aus dem Teig ging, wie man wohl am sinnvollsten schreiben sollte. Darum gehe ich heute mal etwas anders vor.

Entgegen meiner letzten Ankündigung vor 18 Wochen möchte ich heute nur die Bände 51-75 der „Horrorwelt“-Serie behan­deln. Das hat zur Folge, dass der Handlungskomplex um die „Höhle der Tausend Steine“ erst ganz zum Schluss und eher pe­ripher thematisiert werden wird und sich in voller Stärke dann erst in Teil 3 dieser Artikelreihe entfalten kann. Das sollte aber so nachteilig nicht sein.

Da doch einige Zeit vergangen ist, starte ich – wie in der Close Up-Artikelreihe – mit einem grundlegenden Rückblick des bis­lang Geschehenen.

Rückblick: Die Horrorwelt ist eine feudal-magisch ausgerichtete Welt, die man am ehesten vom Technologisierungsstand mit dem frühen Mittelalter assoziieren kann. Es gibt zwei Kontinen­te, den Nordkontinent (kein weiterer Eigenname) und den Süd­kontinent (Sin’ol’ghe), die untereinander heutzutage keinen Kontakt mehr haben und füreinander eher als Mythos existie­ren.

Vor mehr als 100 Jahren erfolgte von den so genannten Jenseiti­gen Dimensionen aus der „Dämonensturm“, also der Versuch, die Horrorwelt zu erobern, der fehlschlug. Viele Dämonen stran­deten auf der Horrorwelt, assimilierten sich oder galten an­schließend als tot (z. B. den Heerführer ONOGAER ereilte dieses Schicksal).

In den Jenseitigen Dimensionen hat seither der Dämon der Ge­walt, TOETAAR, die Macht ergriffen und mit seiner treibenden Riesenfestung, der SCHATTENRESIDENZ, und einem stetig wachsenden Heer von Eisernen Kriegern und magischen Ge­fährten, den WOLKEN, seine Macht gefestigt. Von hier aus greift er nun über Dimensionstore nach der Horrorwelt und will sie un­terwerfen.

Einer seiner Heerführer, die Mumie Mapun, meutert jedoch und kann auf die Horrorwelt entkommen mit dem Wunsch, die Be­wohner dort vor dem bevorstehenden Angriff zu informieren und Widerstand zu organisieren. Er trifft, verfolgt vom Eisernen Krieger und Vollstrecker ULKORAW, verwickelt in zahlreiche Scharmützel und Komplikationen, eine Reihe von Verbündeten. Der machtvollste darunter ist der Hexendämon TOOWATAER, der seinerseits ein Hexenheer zusammenstellt, um TOETAARS Attacke aufzuhalten. Dieser Widerstand ist zwecklos – TOETAAR vernichtet das Hexenheer fast vollständig und nimmt TOOWA­TAER gefangen, raubt dem Dämon die Erinnerung und macht ihn als üppige Schönheit mit dem Namen Tanja zu seiner Skla­vin.

Mapun hat unterdessen seine menschliche Gestalt zurücker­langt und ist mit seinen Gefährten, dem Vampir-Grafen Corian vom Schattenstein (dem auch die Wiedergewinnung seines nor­malen Lebens glückt), der verstoßenen Hexe Noola und der Waldhexe Rena auf dem Weg in den Süden, wo sie in der Höhle des Orakels den tot geglaubten Dämon ONOGAER treffen. Hier stoßen sie auch mit schwarzen Reitern zusammen. Die Gruppe wird getrennt. Mapun und ONOGAER gelangen in das Land So­nofal, das vom Dämon YTHOKAAN regiert wird, einem strikten Parteigänger TOETAARS. Hier erweist sich ONOGAER als Verrä­ter, der Mapun in die Gefangenschaft schickt und sich selbst TOETAAR als Berater andient. Aber der dimensionale Transit, der Mapun direkt in die Jenseitigen Dimensionen zurückbringen soll, schlägt aus unbekannten Gründen fehl. Stattdessen ge­langt er ins Nordpolarmeer, wo er mit zwei schönen Schwes­tern, Gera und Gesa, intim werden kann, die daraufhin seine angeschworenen Ehefrauen sind.

Seine Mission ist aber nicht erfüllt – von TOOWATAER weiß er, dass auch der legendäre Südkontinent Sin‘ol‘ghe von TOETAAR heimgesucht werden wird, und er durchschreitet ein Dimensi­onstor gen Süden.

Der zweite Teil der Renegatengruppe, der Corian, Noola und Rena umfasst, wird von den schwarzen Reitern verfolgt, gerät dann aber in Gefangenschaft von magisch belebten Puppenkrie­gern des Dämons KOOMAEG, der einen Regierungsumsturz in Sonofal anstrebt. Während Corian wieder die Flucht gelingt, ist das Glück Rena und Noola nicht hold. Noola wird in ein seelenlo­ses Wesen verwandelt, Rena entscheidet sich zur Kollaboration mit KOOMAEG, verliert aber ihre Freiheit, als der Putschversuch in Sonofal fehlschlägt. Sie wird als Sklavin in die SCHATTENRE­SIDENZ TOETAARS entführt.

Corian, der ebenfalls mit Getreuen aus dem wertanischen He­xenwald unterwegs ist (er hat hier den alten Freund und Bera­ter-Dämon COORAET sowie die Junghexe Firona getroffen, die sich ihm angeschlossen haben), um zu seiner Burg Schatten­stein zu gelangen, gerät in einen Hinterhalt und wird von Skla­venjägern der Freiheit beraubt.

Während TOETAAR zunehmend jeden Widerstand auf dem Nord­kontinent niederwalzt, sind die verstreuten Kämpfer des Hexen­heeres, darunter die Nordhexe Kani und der Ritter Rinterson, der vormalige Geliebte des Hexendämons TOOWATAER, auf der Flucht.

Die Zeichen stehen schlecht, und niemand scheint mehr im­stande zu sein, wirksamen Widerstand gegen die monströse Machtmaschinerie TOETAARS zu leisten …

Direkt nach Band 50 setzt die Handlung mit der Handlungsspur Corians und seiner Gefährten ein. In einem Bergwerk werden sie zu Sklavenarbeit gezwungen, aber hier entdeckt Firona auch die seelenlose Noola. Mit COORAETS Hilfe gelingt ein Aufstand, der die Gruppe wieder in die Freiheit gelangen lässt.

In Band 52 wird nach Sin‘ol‘ghe umgeblendet – Mapun gelangt auf diesen tropischen Kontinent und stößt umgehend mit Pries­terinnen des Stein-Kultes zusammen, die ihn attackieren. Ihm gelingt die Flucht von der dem Kontinent vorgelagerten Insel auf das Festland, wobei ihn eine in Ungnade gefallene Priesterin begleitet. Auf dem von Savannen dominierten Nordrand des Südkontinents trifft der Deserteur des Bösen außerdem auf Kat­zenfrauen, halbmenschliche Wesen, die im Grunde Menschen feindselig gegenüberstehen. Da er aber der Katzenfrau Yeerie bei der Geburt ihres Kindes assistiert hat, gewinnt er ihr Ver­trauen. In dieser Gruppe erreicht er dann die Katzenstadt, in der die Hohepriesterin Tian regiert. Interessanterweise wird er hier bereits erwartet.

Corian setzt auf dem Nordkontinent seinen Weg zur Burg Schat­tenstein fort. Hier kann er nach und nach die erinnerungslose Noola wieder zu einem bewussten, selbstbestimmten Wesen machen, das auch imstande ist, wieder über die eigene Sexuali­tät zu bestimmen. Aber in der Ruinenstadt Deeburg vermeint Noola unvermittelt, sich selbst zu sehen. Corian hält das für eine Überreizung ihrer Nerven, doch leider täuscht er sich.

Als Noolas Seele durch KOOMAEG in einen gläsernen, magi­schen Tetraeder gesperrt wurde, ging sie in den Besitz eines im Geheimen operierenden Dämons namens XAMANEAK über, der auch „Herr der Alptraumlegionen“ genannt wird und dessen Machtzentrum auf dem Südkontinent liegt. Er steckte auch hin­ter KOOMAEGS Umsturzversuch in Sonofal. Und nun reaktiviert er über den Seelenkristall Noolas einen Kunstkörper (wir würden vermutlich von Klonkörper sprechen), dem er mit Noolas Seele Leben einhaucht – und diese Kämpferin mit Noolas Seele und Aussehen versteht sich als die einzige Noola, die es gibt … und nun weiß sie, dass es eine Rivalin mit demselben Körper gibt!

Corian gelingt es, Burg Schattenstein von der intriganten Hexe Phyllis, die ihn einst mit einem Fluch in einen Vampir verwan­delte, zu befreien. Phyllis‘ Versuch, ihn in eine Falle zu locken, schlägt fehl. Der Dämon TOETAAR bestraft sie dafür, indem er sie als seine weitere Sklavin in die Jenseitigen Dimensionen ver­schleppt.

Der Ritter Rinterson und seine schamlose Gefährtin, die Nordhe­xe Kani, die die Vernichtung des Hexenheeres überlebt haben, versuchen derweil, zur Insel Ankiay vorzudringen, die vor der Küste von Sonofal liegt und von einem Konglomerat von matri­archalischen Stämmen regiert wird. Sie hörten bislang auf den Hexendämon TOOWATAER, aber TOOWATAER gilt als tot. Infol­gedessen sind Ankiay-Stammesoberhäupter anfällig geworden für Einflussversuche des Dämons YTHOKAAN. Als Rinterson und Kani hier also landen, geraten sie bald darauf in Gefangenschaft von YTHOKAANS Schlangenkriegern und werden nach Sonofal ausgeliefert.

Nach Monaten der Unterdrückung beginnt sich in den am Süd­rand des Nordkontinents gelegenen Grafschaften des Landes Wertan Widerstand zu regen. Doch wiewohl er partielle Erfolge erzielt, bleibt er doch letztlich nur ein Strohfeuer des Aufbegeh­rens, das blutig unterdrückt wird.

In der Katzenstadt auf dem Südkontinent wird Mapun inzwi­schen von der Priesterin Tian in die Hintergründe des Konfliktes eingeweiht: Vor langer Zeit haben die Götter der Schluchtwelt auf dem Südkontinent einen magischen Hort geschaffen, die „Höhle der Tausend Steine“. Wer dorthin vorstoßen kann, er­langt unfassbare magische Macht – und tatsächlich ist die „Höh­le der Tausend Steine“ der einzige Ort auf der Horrorwelt, den TOETAAR ernsthaft fürchtet. Er hat deshalb schon Zehntausen­de von Kriegern, Untoten und WOLKEN hier anlanden lassen, die sich mit den Armeen des Südkontinents erbitterte Kämpfe liefern. Mapun, so sieht Tian es jedenfalls vor, die Vorsteherin des Katzenclans, ist von den Göttern der Schluchtwelt als Heroe des Lichts ausersehen, die Höhle zu erreichen und den finalen Kampf gegen TOETAAR zu führen – zu genau diesem Zweck sei sein Weg, statt in die Jenseitigen Dimension zu führen, wieder auf die Horrorwelt umgeleitet worden.

Mapun ist in Anbetracht der schon erlebten Gräuel mehr als be­reit, diese Rolle einzunehmen, aber er fordert dafür ein entspre­chendes Heer, das ihn unterstützt. Tian sagt das zu und gibt es ihm.

Als sie sich auf den Weg zur „Höhle der Tausend Steine“ ma­chen, die derzeit schon von TOETAARS Truppen unter ONOGAER belagert und deren Verteidigung von den Soldatinnen des Stein-Clans (mit dem Mapun Anfang der 50er-Bände unschön zusam­menstieß) übernommen wird, treffen sie in der Gebirgskette der „Frostbarriere“ auf eine weitere magische Macht.

Die Person, mit der sie hier kollidieren, heißt XAMANEAK, denn die Frostbarriere ist sein magisches Refugium, von wo aus die­ser intrigante Dämon die Geschicke der Welt zu lenken sucht. Er ist es auch, der Mapun gesteht, dass er vor Monaten den Voll­strecker ULKORAW von seiner Fährte abbrachte (Horrorwelt-Bd. 24). Er ermöglicht dem Deserteur des Bösen einen finalen Zwei­kampf mit dem Vollstrecker, der damit besiegt werden kann.

Dann soll Mapun den Weg zur „Höhle der Tausend Steine“ in XA­MANEAKS Auftrag fortführen … aber Kriegerinnen des Stein-Clans fangen ihn ab, und die Priesterin Janine macht Mapun se­xuell hörig und instrumentalisiert ihn im Sinne ihres Stein-Clans.

Im Norden prallen zwischenzeitlich Noola I und Noola II in einem Kampf aufeinander. Als XAMANEAK, der hinter Noola II steht, je­doch merkt, dass der Kampfplatz magisch kontaminiert ist, sieht er keine andere Möglichkeit mehr, als beide Kontrahentinnen prophylaktisch zu töten … leider reicht das nicht aus. Die am Kampfplatz nahe der Burg Schattenstein im Boden ruhende magische Präsenz wird freigesetzt – die Essenz des furchtbars­ten Dämons, den die Horrorwelt jemals gekannt hat: der Rote Dämon, ein Ungeheuer, das einstmals fast vollständig das Volk der Feen ausrottete, vor vielen Jahrtausenden.

Seine Essenz ist nun freigesetzt und vermag seine physische Wiederkehr vorbereiten. Außer XAMANEAK scheint das aber nie­mand zu ahnen … nun, man muss auch zugeben, die anderen Protagonisten haben sehr viel anderes zu tun, unter anderem, schlicht am Leben zu bleiben. Denn immer noch rollt TOETAARS Invasion und zermalmt gnadenlos jeden Widerstand.

Ebenfalls auf den Südkontinent konnte die einstige junge Drui­denhexe Silva flüchten, die in der SCHATTENRESIDENZ lange Monate als willige Sklavin des Gewaltdämons zugebracht hat, ehe der schrumpelige Magier Jiogre sie vergötterte und durch ein Dimensionstor in den Süden des Kontinents Sin‘ol‘ghe beför­derte. Hier stellt Silva, nunmehr von der TOETAAR-Hörigkeit gründlich kuriert, fest, dass der blaue Kristall, der ihr mit die Flucht ermöglichte, aus der „Höhle der Tausend Steine“ stammt. Und ja – er ist einwandfrei eine sehr wirkungsvolle Waffe gegen die ansonsten unbesiegbaren Eisernen Krieger TOETAARS.

Silva macht sich nun mit Jiogre durch die Urwälder im Süden des Kontinents in Richtung Norden auf. Ihr Ziel ist ebenfalls die „Höhle der Tausend Steine“.

Eine weitere Reise erreicht ihr Ziel: die Druidenhexe Franca, die kurz vor Vernichtung des Hexenwaldes im Herzen des Nordkon­tinents durch TOETAARS Truppen die mentale Essenz des Drui­dendämons NANERAEK aufnahm, wurde von ihm in die Jenseiti­gen Dimensionen gesandt, wo sie nun dessen zurückgelasse­nen, mumifizierten Körper findet. Als der Energieaustausch er­folgt ist, lebt NANERAEKS sehr ansehnlicher maskuliner Körper wieder – und zum Dank schläft er mit Franca, die so seine Ge­liebte wird. Allerdings befinden sich beide nun in definitiven Feindesland – denn die Jenseitigen Dimensionen werden von TOETAAR und seinen willfährigen Statthaltern regiert. Und phy­sisch auf die Horrorwelt zurückkehren, wo sie vielleicht sicherer wären, können sie nur über die Dimensionsportale, die von ei­nem zentralen Ort gesteuert werden: von der SCHATTENRESI­DENZ! Aber dorthin vorzustoßen, wäre blanker Selbstmord.

Während so die Erfolge und Zersplitterungen der Kräfte gegen TOETAAR sich die Waage halten, erhält YTHOKAAN von TOE­TAAR die Order, direkt offensiv gegen Ankiay vorzugehen. Er selbst entschließt sich dafür, nun massiv die „Höhle der Tausend Steine“ zu attackieren, um diese magische Bedrohung auszu­schalten.

Die Zeit wird knapp für Mapun & Co., denn selbst als er mit der Feldherrin Janine durch das magische Treibende Land das Eiland mit der Höhle selbst erreichen kann, ist überhaupt nicht gesagt, dass er imstande ist, mit der magischen Macht umzugehen. Mehr noch … es scheint fast so, als sei er gar nicht würdig, son­dern würde eher – wie alle Ankömmlinge vor ihm – geradewegs von der magischen Stätte gefressen werden!

Da ist jetzt guter Rat teuer!

An dieser Stelle setze ich die Berichterstattung im dritten Teil dieser Artikelserie fort – und definitiv sehr viel früher als in 18 Wochen, Freunde! Mein Ehrenwort darauf!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.