Blogartikel 380: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 17

Posted Juni 13th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

mit diesem Beitrag haben wir noch fünf Aufenthalte im KON­FLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ vor uns, dann ist gewissermaßen die erste Close Up-Reihe abgeschlossen, und ich werde mich dem rund fünf Milliarden Handlungsjahre später spielenden KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ widmen.

Aktuell geht es dramatisch zu an allen Fronten, und das wird auch so bleiben, wie ich darstellen möchte. Darum gleich auf ins Abenteuer mit der obligatorischen kurzen Rückschau.

Rückblick: Oki Stanwer und seine engsten Gefährten sind nach wie vor im Zeituniversum gefangen, rund 600.000 Jahre in der Vergangenheit. Es gibt nach einigen Verlusten nur noch Oki Stanwer, Doppelporter und UCHULON an Bord der sehr verklei­nerten und schwer angeschlagenen STELE DER EWIGKEIT, die in der Galaxis Srakkonar gestrandet ist, und den Planeten ANTI-TOTAM, wo die Gerlakos alias Irrealstrahler zurückgeblieben sind.

Kürzlich hat Oki Stanwer es geschafft, den Kampf gegen den Dämon Craathava zu schlagen und ihm durch den Zeittransmit­ter STÜTZPUNKT VIER zu folgen … aber zum einen führt das Portal nicht in die Gegenwart, zum anderen hat das Portal die STELE im Raum weit versetzt. Die Zoomby-Rebellen blieben in Srakkonar fast alle zurück.

Die Helferseelen von Glusem und Ureg-Ni wurden aus dem un­tergehenden Transmittermond in die Ewigkeit geschleudert, und Glusem erreichte das entstehende Sternenreich einer aus froschähnlichen Wesen hervorgehenden Spezies, der Plegg‘re, bei denen er neue Gestalt gewinnen konnte und als „Gott der Plegg‘re“ den Bau des Transmittermondes initiierte.

In der Realgegenwart hat TOTAM zwischenzeitlich einen Ver­nichtungsschlag gegen die Cranyaa geführt, und dort scheint alles verloren zu sein …

Episode 81: Expedition der Plegg‘re

(22. März 1987, digitalisiert 2020)

Im Zeituniversum, rund 600.000 Jahre vor der Realgegenwart, ist der Helfer des Lichts Glusem, während er mühsam seine Substanz zu stabilisieren versucht, im Reich der Plegg‘re nahe den Galaxien Wukarin und Risalon dabei, künftige Verhängnisse abzuwehren. Er weiß aus seiner zukünftigen Erinnerung, dass das Plegg‘gon-System in der Gegenwart eine lebensfeindliche Trümmerwüste sein wird (vgl. Bd. 27). Ihm ist aber auch klar, dass er eine Verpflichtung gegenüber Oki Stanwer hat – denn kurz vor der Vernichtung des Transmittermondes gelangte ein Zeitreiseraumschiff der Plegg‘re, das aus der nahen Zukunft ge­sandt worden war, zum „Point Zero“ und warnte vor einem be­vorstehenden Dämonenangriff auf ANTI-TOTAM.

Weiterhin weiß er, dass die Plegg‘re den Transmittermond bau­en müssen, um ein Zeitparadoxon der Zukunft zu vermeiden. Und er fühlt sich zudem verpflichtet, nachdem er die verheeren­den Attacken der Dämonen im Zeituniversum erlebt hat, die hilflosen Cranyaa in Hun‘arc zu schützen.

Glusem muss also mehrgleisig fahren. Während ein Verfahren für ein Zeitreiseraumschiff entwickelt wird, beginnen die Bauar­beiten am Transmittermond … und dann findet eine Plegg‘re-Ex­pedition im Leerraum ein fast völlig zerstörtes Raumschiff. Der Helfer des Lichts erkennt den Bautyp rasch wieder: es handelt sich um ein Schiff der humanoiden Waaklors, die in der Zukunft in der Todeszone TOTAMS Vasallen sein werden (vgl. dazu die 40er-Bände).

Und er beginnt sich zu fragen: Sind es die Waaklors, die das Plegg‘re-Reich vernichten werden? Schwerwiegender noch: Sind sie jetzt schon Vasallen TOTAMS? Hat TOTAM eventuell vor, mit einem verheerenden Zeitparadoxon zukünftige Fakten grundle­gend zu verändern …?

Episode 82: Strahlenstürme

(4. April 1987, digitalisiert 2020)

Im Reich der Plegg‘re herrscht Alarmzustand. Während mit Hochdruck am Transmittermond gebaut wird, mobilisiert Glu­sem eine Raumflotte, da die ersten Kontakte mit den Waaklors in einem blutigen Desaster geendet haben. Es scheint mehr denn je wichtig, dem Verhängnis, das aus der Zukunft droht, zu­vorzukommen.

So schickt Glusem das mächtige Expeditionsschiff PLEGG‘RE nach Hun‘arc mit dem Auftrag, dort mit Hilfe von fünfhundert­tausend Siedlern ein geheimes neues Reich der Plegg‘re zu er­schaffen, gewissermaßen als Backup, falls es ihm nicht gelingt, das Verhängnis der Zerstörung des Plegg‘gon-Systems aufzu­halten.

Parallel dazu rüstet er auf und lässt die Position des Waaklor-Im­periums herausfinden. Außerdem startet das Zeitreiseraum­schiff, das eine temporale Distanz von rund 26.000 Jahren und 23 Millionen Lichtjahren überwinden soll, um ANTI-TOTAM zu warnen. Und dann fasst er einen fatalen Entschluss: Es ist das Beste, wenn er dem sicheren Angriff der Waaklors zuvorkommt und seinerseits zum Präventivschlag übergeht.

Bedauerlicherweise sind die Waaklors auf diese Attacke inzwi­schen vorbereitet. Und sie realisieren einen ungeheuerlichen Plan, um die Gefahr der Froschwesen ein für allemal abzuwen­den – den Todesplan.

Derweil gerät die PLEGG‘RE im Zielanflug auf Hun‘arc in Schwie­rigkeiten. Die Kolonisten und die Crew werden mit Strahlenstür­men konfrontiert, die eine grässliche Seuche initiieren, die so genannte „Zentrumspest“. Und allem Anschein nach verläuft sie bei jedem Befallenen tödlich …

Episode 83: Die Entstehung der Biowelt

(23. April 1987, digitalisiert 2020)

Der schwelende Kriegszustand zwischen den Plegg‘re und den Waaklors eskaliert! Als Glusem und seine Tausende von Kampf­schiffen die Welten der Waaklors attackieren, um deren Angriff zuvorzukommen, wird der „Todesplan“ in die Realität umgesetzt. Nach außen scheint es, als würden die Humanoiden mehr als zwanzig Sonnen ihres Reiches künstlich in Supernovae verwan­deln und damit zugleich ihre gesamtes Sternenreich auslö­schen. Kollektiver Selbstmord, so sieht es nach außen aus … aber erst, als die Schockwellen des Experiments Glusems Streit­macht außer Gefecht setzen und Raumschiffe zu Energie zer­strahlen, wird ihm klar, was das wirklich bedeutet:

Die Waaklors haben eine Hyperenergieüberladung induziert und auf diese Weise ihr Reich in eine dimensionale Nische gesogen, eben die so genannte „Todeszone“, in der kurz vor der Realge­genwart Oki Stanwer und seine Gefährten, darunter auch er selbst, landen werden.

Ganz offenbar wird so eine fatale Zeitschleife geschlossen. Und die Konsequenzen sind noch dramatischer, weil nahezu die ge­samte ausgesandte Plegg‘re-Streitmacht ausgelöscht wird. Als Glusems Geist in seinem Körper auf Technopol, der Zentralwelt der Plegg‘re, wieder zu Bewusstsein kommt, sind Wochen ver­strichen seit der Katastrophe. Und es hat sich eine innenpoliti­sche Gegenströmung gebildet, die sich darum bemüht, die Plegg‘re aus Glusems Bevormundung zu lösen.

Die Waaklors mögen jetzt gewissermaßen sicher weggeschlos­sen sein, aber der furchtbare Aderlass der Auseinandersetzung zermürbt das Reich der Plegg‘re, und bald befindet sich Glusem mit seinen wenigen verbliebenen Anhängern in einer Outlaw-Rolle wieder, das Reich zerfällt in Fraktionskämpfen.

Und während Glusem mit seinen Mitstreitern auf einer eigenarti­gen Welt mit einem bizarren Gallertozean (!) Zuflucht findet, auf der er in rund 600.000 Jahren von UCHULON und Ureg-Ni gefun­den werden wird (vgl. Bd. 35), fragt sich der Helfer des Lichts ratlos Folgendes: Wenn es nicht die Waaklors sind, die das Ster­nenreich der Plegg‘re zu Grunde richten … wer ist es dann? Oder ist die Zeit doch geändert worden?

Derweil gehen die dramatischen Geschehnisse an Bord der PLEGG‘RE in Hun‘arc weiter, wo psychisch gestörte Meuterer das Kommando an sich zu reißen versuchen, was zu einer Kata­strophe führt. Das Schiff havariert schließlich in einem zen­trumsnahen Sonnensystem, und während die Plegg‘re einer Bio­metamorphose anheimfallen, die sie in völlig andere Wesen ver­wandelt, setzt allgemeines Vergessen ein. Davon, dass im Her­zen von Hun‘arc eine Kolonie der Plegg‘re entsteht, kann keine Rede mehr sein. Stattdessen entwickelt sich aus den Mutierten im Sonnensystem Wo-hokel … das Volk der Mogolker

Episode 84: Blaue Galaxien

(7. Juni 1987, digitalisiert 2020)

Irgendwo im Zeituniversum, im Jahr 563.923 vor Cranyaa, rund 25.000 Jahre von ANTI-TOTAM in die Zukunft geschleudert, er­scheint der Fragmentrest der STELE DER EWIGKEIT wieder in ei­nem unbekannten Sternsektor, in dem alle nahen Galaxien eine bläuliche Färbung aufweisen. Verfolger gibt es offenbar keine – Probleme dagegen einige.

Die STELE ist, wie schnelle Kontrollen ergeben, fundamental ge­stört, und die Ausfälle mehren sich rasch. Es ist absehbar, dass das faszinierende Lichtschiff aus Goldkristall nicht mehr sehr lange funktionieren wird.

Oki Stanwer sendet mit Hilfe des Traumsarges seinen Verstand aus und sucht Hilfe. Zu seiner nicht eben geringen Verblüffung findet er tatsächlich Raumschiffe – mächtige, rund 2000 Meter große Quaderschiffe einer kleinwüchsigen, schwarzhäutigen Spezies, die er schon seit vielen KONFLIKTEN als „Schrottis“ kennt. Kommandant Setoy-72 des Schrotti-Konvois 661 ent­schließt sich dazu, Oki Stanwer zu helfen.

Wenig später treffen die früheren Bediensteten der Baumeister bei der STELE ein – gerade noch rechtzeitig, um das Schlimmste zu verhindern, denn die letzten Funktionen versagen. Eine Re­paratur ist mit den Mitteln der Schrottis nicht möglich. So über­nimmt der Feldherr der Cranyaa noch aus den Laderäumen Kristallboxen mit Lichtrobotern und wechselt auf einen Schrotti-Tender über, während er den Rest der STELE mit dem Primärenergiewandler, damit die Lichttechnik in dem Wrack nicht von irgendwem anderweitig missbraucht werden kann.

Dann macht sich der Schrotti-Konvoi 661 mit seinen Gästen, zu denen auch der Zoomby Yoghrythekl zählt, auf den langen Rückflug zur Galaxis Srakkonar …

Oki Stanwer hat definitiv nicht vor, klein beizugeben – er hat jetzt noch mehr mit den Dämon Craathava zu klären. Und er ist wild entschlossen, ihn zu erwischen, zu stellen und zu vernich­ten!

Episode 85: Der Kristallriese

(27. Juni 1987, digitalisiert 2020)

Blende in die Realgegenwart, Fortsetzung der Episoden 78 und 79: Nachdem TOTAM das „Unternehmen Cranyaatod“ aktiviert hat und der Planet Kareton quasi biologisch durch TOTAMS ATEM sterilisiert wurde, wird der nächste Zug gemacht – TOTAM erwartet eine Waffe, die direkt aus dem Zeituniversum in die Realgegenwart transferiert werden soll, und zwar exakt in das Ruinensystem, das einst das Herz des Plegg‘re-Reiches war. Also ist das Plegg‘gon-System gemeint.

Doch in der direkten Nähe dieses Sonnensystems dehnt sich mit atemberaubender Geschwindigkeit die Schockzone auf, die je­des Sonnensystem zu Energie schreddert. Es ist also höchste Zeit, hier zu intervenieren.

TOTAM sendet, nachdem auf Technopol ein Stützpunkt errichtet wurde, der mit DIGANTEN, wurmgestaltigen Llarrors und unto­ten Cranyaa bemannt ist, direkt nach Ankunft der Waffe ein Heer mit zwei Dämonen von TOTAM, dem zwangsweise deser­tierten Lichtritter Yorrok und Tausenden von Cranyaa-Untoten ins einstige Plegg‘gon-System, um die Waffe zu bergen, eine gi­gantische Kristallzinne, die aus dem Ovahaan-System geborgen wurde … der abgeworfene und inzwischen gründlich negierte Teil der STELE DER EWIGKEIT.

Aber dummerweise zeigt es sich, dass TOTAM nicht die einzige Fraktion ist, die von der Waffe weiß – das Team hat einen Verrä­ter, der einen Funkspruch nach Hun‘arc schickt … genau ins Reich der Tekras, wo der unheimliche Soffrol inzwischen mit den schlangenartigen Wesen paktiert und zudem einen weiteren Pakt mit dem Troohn Tronlekk, dem vormaligen Kommandanten von TOTAMS Basis Ghoyyol geschlossen hat. Soffrol und weitere geheimnisvolle Verbündete wollen nun die Waffe für ihre eige­nen Zwecke in die Finger bekommen …

Die Ereignisse um die neue Waffe TOTAMS und das Plegg‘gon-System werden in Band 86 noch fortgesetzt, ehe es dann zu­rück ins Zeituniversum geht. Von diesen Geschehnissen erzähle ich euch dann beim kommenden Close Up-Artikel, der die Episo­den 86-90 thematisieren und sich dem Ende des Zeituniversum-Zyklus nähern wird.

Es bleibt also spannend, Freunde, glaubt mir.

Macht es gut und bis nächste Woche.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 272: Killermaschine (1)

Posted Juni 10th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

das Thema „Künstliche Intelligenz“ ist en vogue, insbesondere seit jenen Zeiten der digitalen Beschleunigung, in denen sich die Rechenleistung von Mikropro­zessoren binnen weniger Jahre vervielfacht hat (ich glaube, es gibt da das so ge­nannte „Moore’sche Gesetz“, das darüber präzise Auskunft gibt). Fakt ist jeden­falls, dass wir heutzutage schon mit jedem Handy und Smartphone mehr leis­tungsstarke Hardware und Software mit uns herumtragen, als sie einst im Cock­pit von Apollo-11 installiert war, um zum Mond zu fliegen.

Warum wir es heutzutage dann nicht mehr gebacken kriegen, zum Mond zu fliegen, wo doch die Technik soviel besser geworden ist, ist vielen Leuten schlei­erhaft. Manche nehmen dann Zuflucht zu der Vorstellung, alles sei von der NASA schlicht im Fernsehstudio gestellt worden und niemals ein Mensch auf dem Mond gewesen. Wir kennen solche Verschwörungstheorien, sie sind der Vorstellung verwandt, dass die Pyramiden und die Figuren der Osterinsel sowie Stonehenge „natürlich“ von Außerirdischen erbaut worden sein müssten, denn da wir das heute kaum hinbekämen, könnten die „Steinzeitkulturen“ das ja un­möglich geschafft haben …

Nun, des Menschen Wunsch und Wille ist sein Himmelreich, und die meisten Menschen verstehen einfach nicht, dass sie schlicht zu wenig Phantasie besit­zen, um sich das Naheliegende klarzumachen. Sie sollten bei Sherlock Holmes in die Schule gehen, ehrlich.

Also, zurück zum Thema: Künstliche Intelligenz. Das ist nicht erst seit zehn Jah­ren ein brennendes Thema, sondern hat Science Fiction-Autoren schon seit über hundert Jahren umgetrieben, besonders massiv dann ab dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Und als der Aufstieg von Microsoft begann und die digitale Tricktechnik raffinierter wurde, als solche Filme wie der „Terminator“ ins Kino kamen, da schwappte sowohl die Faszination als auch die Furcht vor intelligen­ten Maschinen auch in der Literatur wieder über die Ränder und erreichte das, was man landläufig nur „Roman“ nennt.

Wenn man diese Werke genauer betrachtet, hat man reinrassige Science Fiction vor sich. Ob es da um „intelligente“ Hochhäuser geht, die der Kontrolle entkom­men und sich gegen ihre Schöpfer wenden (wie etwa in „Game Over“ von Philip Kerr oder auch in der Serie „Akte X“) oder eben um Roboter, die klüger als ihre Erschaffer sind … genau genommen war das Anfang der 90er Jahre noch reine Science Fiction.

Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ging aber der Romanautor Robert Mason einen etwas abweichenden Weg, als er seinen Roman über den Roboter Solo schrieb. Ihn interessierte weniger die technische Realisierbarkeit als viel­mehr das, was sich im kybernetischen Hirn der Maschine abspielte. Der Innen­blick erhielt deutlich mehr Bedeutung.

Damit sind wir, wenn wir genau sein wollen, bei einem reinrassigen Erstkontakt, ohne dass es irgendwelcher Fliegenden Untertassen oder Aliens bedarf. Solo an sich ist kein Mensch, er weiß das und sagt es auch. Aber er ist ein lernendes Wesen. Und wenn ein lernendes Wesen, das stetig dazulernt und nichts verges­sen kann, von Personen geleitet wird, die es belügen, dann kann das – jeder ahnt es unheilschwanger – wirklich nicht lange gutgehen. Und so kommt es dann auch, wie es kommen muss.

Lasst euch also nicht von dem martialischen Titel blenden, der abschrecken könnte und aus rein verlagstechnischen Gründen gewählt wurde. Konzen­triert euch besser auf den Inhalt, das lohnt sich.

Auf in ein euch vielleicht unbekanntes Leseabenteuer, Freunde, macht Bekannt­schaft mit Solo, einem faszinierenden Wesen:

Killermaschine1

(OT: Weapon)

von Robert Mason

Heyne 8742

320 Seiten, Juni 1993

Aus dem Englischen von Thomas Hag

ISBN 3-453-06376-7

Die Forschung ist sich bis heute nicht völlig sicher – ist es möglich, Maschinen so zu konstruieren, dass sie eine intellektuelle Denkfähigkeit erlangen, die der des Menschen gleichkommt? Ist es denkbar, eine selbst-bewusste Maschine zu erschaffen, die gleich einem Kind autonom lernt und von seinen Erbauern den­noch steuerbar bleibt? Wenn so etwas möglich wäre … wäre es wünschens­wert? Und wofür würden die Erbauer solche Wesen verwenden?

Dieses Buch geht davon aus, dass die Erschaffung eines solchen Wesens gelun­gen ist, und der Roman handelt weiterhin von dem ultimativen Test dieser Ma­schine und davon, wie das alles aus dem Ruder läuft.

Sommer 1988, Pazifikküste von Costa Rica.

Dr. William „Bill“ Thompson, Eigentümer der Firma Electron Dynamics, hat in Zusammenarbeit mit dem US-Militär einen autonomen Roboter namens SOLO entwickelt. Solo ist vorgesehen als Kampfmaschine, und abgesehen von einigen – allerdings folgenschweren – Zwischenfällen während seiner monatelangen Ausbildung (er hat unter anderem seinem Trainer im Zweikampf den Schädel zertrümmert) hat er sich ausgesprochen wacker geschlagen. General Clyde Hay­nes, der das Projekt leitet, möchte darum auch unbedingt den ultimaten Test durchführen. Gegen Bills ausdrückliche Warnung hin verfrachtet er Solo und seinen Schöpfer nach Costa Rica.

Jenseits der Grenze zu Nicaragua unterstützt das US-Militär von zu diesem Zeit­punkt die Untergrundbewegung der Contras gegen die herrschende (kommu­nistischen) Sandinista-Regierung von Daniel Ortega. Das Ziel ist ein militärischer Putsch der Contras, damit die USA einen zweiten Kanal durch die mittelameri­kanische Landbrücke bauen können.

Dem Roboter Solo ist eingehämmert worden, dass die „Feinde“ natürlich „die Kommunisten“ sind und die Guten „die Amerikaner“. Bill hält das für arg verein­facht, und das ist es auch. Er argwöhnt, weil er sein Werk kennt, dass Solo sich nicht lange mit solchen Schwarzweißmustern blenden lassen wird. Clyde ist hin­gegen der ignoranten Ansicht, Solo sei etwas in der Richtung einer „intelligen­ten Blechbüchse“, die man an- und abschalten kann. Er verfügt über keinerlei Phantasie und wird dementsprechend von der Handlung auch überrumpelt, als nicht mehr alles nach Plan verläuft.

Der hünenhafte, humanoid gestaltete Solo wird von einer solchen Vorstellung nur höchst unzureichend erfasst. Sein Gehirn sitzt im Brustkasten, der gepan­zerte Kopf enthält ein Kamerasystem, mit dem er auf allen Wellenlängen sehen kann. Er „spürt“ mittels einer Ganzkörpersensorik sogar Personen, die sich ihm von hinten nähern, und rasch stellt der Leser fest, dass Solo noch ganz andere „Tricks“ beherrscht. Natürlich benötigt er im Grunde genommen keine Nahrung, da eine kleine Plutoniumbatterie sein Denkzentrum mit Energie versorgt, an­sonsten ist er allerdings von Generatoren abhängig. Der Roboter ist absolut wasserdicht und druckresistent bis in eine Tiefe von 80 Metern, und dank seiner Panzerung ist er fast völlig unempfindlich für Beschuss.

Eine „Waffe“, wie man ihn einstuft und wie er sich – anfangs – auch selbst be­zeichnet. Sein Hauptproblem ist indes, dass er nicht töten kann. Bei den „leta­len“ Tests versagt er konsequent, unter anderem, weil er die Notwendigkeit ei­nes solchen Tests in Frage stellt. Clyde Haynes schickt ihn also in den Dschun­gel, direkt in die Nähe einer Sandinista-Patrouille, um so eine Ernstfall-Situation zu erzwingen.

Soweit klappt die Sache auch, doch dann läuft Solo aus dem Ruder. Durch die Kommunikation mit der Heimatbasis begreift er, dass er bei der Rückkehr „um­programmiert“ werden wird, was er – irrational genug, aber im Kern zutreffend – mit der Zerstörung seiner Persönlichkeit gleichsetzt. Und er verweigert den Gehorsam, um im Dschungel unterzutauchen. Nun hat er etwa zwanzig Stunden Zeit, bis seine Energien zur Neige gehen. Scheinbar brauchen seine Auftragge­ber nur zu warten und ihn wieder einzusammeln … aber ganz so leicht wird die Angelegenheit dann doch nicht.

Solos „Seele“, mit Abstand das Faszinierendste an ihm, ist ein unbeabsichtigtes Nebenprodukt der parallelgeschalteten Computerprozessoren in seiner Brust. Wie es der Kybernetiker Marvin Minsky vermutet, gibt es eine kritische Grenze, die bei ihm überschritten wird, und direkt anschließend an die Loyalitätskrise beginnt Solo sich Fragen zu stellen, die er zuvor nicht kannte. Besonders akut werden diese Fragen, als er von nicaraguanischen Kindern entdeckt und in das Heimatdorf Las Cruzas geschleppt wird.

Auf einmal nämlich entstehen in Solo Überlegungen, die vorher völlig undenk­bar waren, beispielsweise diese: was bedeutet es, mit einem Menschen be­freundet zu sein? Wie weit geht man, wenn man jemanden als Freund betrach­tet? Würde man für diese neuen Freunde töten …?

Obwohl das leider sehr schlampig lektorierte Buch, das eine geradezu unglaub­liche Menge an Druckfehlern enthält (z. T. werden die Personen verwechselt, Anreden klein geschrieben, Worte grundlegend falsch geschrieben usw.), was eindeutig das Lesevergnügen beeinträchtigt, eine Menge Action beinhaltet, sind die meines Erachtens wichtigsten Passagen des Romans durchaus nicht die Actionsequenzen. Obschon diese natürlich sehr beeindruckend sind und sich mit Fortgang der Handlung stetig steigern. Wenn man den Roman nämlich ge­nau liest, entdeckt man ein bisschen überrascht, dass es sich um eine Form von beiderseitigem Erstkontakt handelt, für den man nicht mal unseren Planeten Erde verlassen muss2:

Die schlichten, vom Krieg heimgesuchten Indios, die Solo jenseits seiner Schwarz-Weiß-Programmierung entdeckt und deren Handeln ihm anfangs in höchstem Maße irrational erscheint, sind für den Roboter auf ihre Weise eben­so fremdartig wie er selbst für sie.

Anfangs denken auch die Dörfler von der Maschine wirklich nur als einer Ma­schine – etwa so wie von einem Kühlschrank, einem Radio oder Auto. Das än­dert sich rasch, als ihnen klar wird, wie unglaublich menschlich er ist. Mitfüh­lend. Irritierbar. Besorgt geradezu. Und manchmal ist er tatsächlich, wie die jun­ge Nicaraguanerin Agela erklärt, „der bessere Mensch“. So schlägt Solo zu­nächst Misstrauen, dann Bewunderung und schließlich blanke Freundschaft entgegen. Und das alles wirkt sich auf Solo aus.

Fast scheint es, als würde er tatsächlich „menschlich“ werden.

Dabei ist er natürlich genau dies nicht. Solo ist, wie er es dem Geistlichen Padre Cerna sagt, eigentlich nicht ein besserer Mensch, sondern in der Tat eine Ma­schine, er empfindet sich jedoch als eine mit eigenem, stetig dazu lernenden Bewusstsein, einem „ghost in the machine“ im klassischen Sinn.

Und diese künstliche Seele lernt ständig dazu, auf unterschiedlichsten Feldern. Sie versucht metaphysische Konzepte wie „Geister“ zu verstehen. Gefühle. Loyalität jenseits der militärischen Bedeutung dieses Wortes. Solo spürt rasch auch logische Fehler in der Argumentation des Gegenüber auf, entdeckt verräterische biometrische Signale, die auf Lügen hindeuten, und da er taktisch höchst geschult ist, entpuppt sich der eigentliche, sich anbahnende Kampf weniger als der mit Waffen (wiewohl auch der geführt wird, natürlich, und es geht ziemlich zur Sache) – es ist vielmehr ein raffiniertes Duell zwischen Mensch und der rasch dazulernenden Maschine. Wobei das Zeitfenster, Solo zu besiegen, schnell immer kleiner wird.

Und noch kleiner …

Das Buch selbst bleibt deshalb auch 14 Jahre nach seinem Erscheinen (und nach meiner zweiten Lektüre, ebenfalls im Abstand von 14 Jahren) ein bemerkens­wert klarsichtiges Plädoyer für die Künstliche Intelligenz, ihre Risiken, aber auch ihre unbestreitbaren Entwicklungsmöglichkeiten. Und es enthält eine eindringli­che Warnung: dass wir, falls unsere Maschinen dereinst solche Intelligenz ent­wickeln sollten, die von der menschlichen gründlich verschieden ist, aufrichtig ihnen gegenüber sein sollten. Anderenfalls könnte das passieren, was Bill Thompson sagt: „Auf lange Sicht, pflegte Marvin Minsky zu sagen, können wir froh sein, wenn sie [die Maschinen gleich Solo, UL] uns als Haustiere halten.“

Tolle Aussicht, hm? Das sollte uns zu denken geben, immer noch.

Und dem Leser sollte gleichfalls zu denken geben, dass es zu diesem Buch einen zweiten Teil gibt …

© 2007/2019 by Uwe Lammers

Natürlich ist der Roman inzwischen fast 30 Jahre alt und zweifellos längst ver­griffen und nur noch antiquarisch zu erhalten. Und gewiss muten viele der Prä­missen im Roman, was die neuronalen Netze Solos angeht und seine Möglich­keiten, für damalige Verhältnisse aberwitzig futuristisch an. Doch sollte man sich als neugieriger Leser weniger auf die technisch etwas unplausibel wirkende Struktur konzentrieren als vielmehr auf das, was ich oben in der Einleitung sag­te.

Wenn eine Maschine so etwas wie „Intelligenz“ erlangen kann, wird sie sich un­bestreitbar völlig von uns unterscheiden. Mit ihr dann zu interagieren, wird sein, als würden wir einer unbekannten Spezies von Intelligenz, etwa mutmaßli­chen Aliens, begegnen. Und dann landen wir ganz automatisch bei dem altbe­kannten Spiel von Ruf und Echo – unser Verhalten erzeugt einen gewissen Ver­haltens-Widerhall im Gegenüber, und wenn das Gegenüber scharfsinniger und schneller denken kann als wir und unsere Absichten durchschaut, dann sollten wir uns nicht wundern, wenn uns die Reaktion des Gegenübers nicht sehr ge­fällt.

In zwei Wochen stelle ich euch den Folgeroman vor, mit dem Solos Abenteuer fortgesetzt werden – und ich versichere euch, die haben es auch wieder heftig in sich. Nächste Woche gehen wir hingegen auf Schatzsuche. Mehr sei noch nicht verraten.

Einfach neugierig bleiben, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Das Buch wurde von mir nach der Erstlektüre 1993 für das Fanzine ORGASMIC NIGHTMARE rezensiert. Die Rezension erschien damals im Oktober 1993.

2 Folgerichtig ist dieses Buch auch in der allgemeinen Reihe erschienen, wiewohl es vom Sujet her ein reinras­siger SF-Roman ist, mit einer Grenzfläche zum Kriegsroman und Politthriller.

Blogartikel 379: Legendäre Schauplätze 18: RANTALON

Posted Juni 7th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

der Stichtag ist der 20. Mai des Jahres 3938. Der finale KON­FLIKT bricht aus, als es endlich gelingt, dass galaktische Einhei­ten die Welt erreichen, die seit langem als der Hauptkampfort der Kräfte des Lichts und der Finsternis in der Galaxis Milchstra­ße benannt worden ist.

RANTALON.

Und der Tag des Triumphs wird zugleich zum Tag des Entset­zens, denn der Zugang zur Welt RANTALON wird durch den Pakt mit einem Verräter erkauft – und dieser Verräter schickt die Ga­laxisrebellen auf eine Reise in die Vergangenheit, eine Reise ohne Rückfahrkarte. Damit scheint alles verloren. Aber …

Moment, Freunde, ihr wisst gar nicht, wovon ich spreche, das vergaß ich natürlich. Im Gegensatz zu mir wisst ihr selbstver­ständlich nicht, dass ich diese Welt und die eben sehr knapp skizzierte dramatische finale Sequenz, die zu den dramatischen 25 Bänden des KONFLIKTS 16 in der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ führt, schon seit mehr als 20 Jahren ken­ne. Denn solange ist diese Serie schon vollendet, jedenfalls in der nicht-digitalisierten Episodenfassung. Von einer vernünftig lesbaren und genießbaren Serie kann man in diesem Kontext noch nicht reden. Und da ich diese Serie noch nicht im Digitali­sierungsprogramm habe (vielleicht wird das Ende 2021 etwas, aber dafür würde ich aktuell meine Hand nicht ins Feuer legen wollen), gerate ich momentan natürlich ein wenig ins Schwim­men. Verzeiht, wenn ich an vielen Stellen schwammig bleibe und auch keine Zitate aus der Serie bringen kann.

Fangen wir mal vorne an.

Der KONFLIKT 15 in der Serie „Oki Stanwer“ ist verloren worden (Januar 1984 abgeschlossen). Parallel dazu hatte ich schon den Folge-KONFLIKT 16 begonnen, der im Jahre 3896 irdischer Zeit­rechnung beginnt. Die Verhältnisse in der Galaxis Milchstraße sind chaotisch. Die Menschheit ist in zahlreiche Sternenrepubli­ken zersplittert, von denen das mächtigste Gebilde die so ge­nannte „Sternenreichsunion“ (SRU) ist, die zunehmend Einfluss auf die galaktischen Geschicke nimmt. Oki Stanwer taucht hier als „Mann aus dem Nichts“ auf, überwirft sich mit der SRU-Füh­rung und sucht Schutz auf der Freihandelswelt ELDORADO.

Schnell erfährt er, dass die Macht TOTAM, sein Antagonist, in der Milchstraße schon aktiv ist. Aber es gibt ein überliefertes Fa­nal – eine Welt namens RANTALON, die von den legendären Baumeistern als Kampfwelt für diesen KONFLIKT geschaffen worden ist. Sie soll nahe dem Galaxiszentrum liegen, aber noch hat sie niemand entdeckt.

Als Oki Stanwer mit Getreuen über eine Transmitterbrücke in die ferne Galaxis Kirrongar1 vorstößt, um einer Attacke seines dä­monischen Todfeinds GOLEM, der sich in einem Anflug von Grö­ßenwahnsinn GALAXIENBEZWINGER nennt, zuvorzukommen, gerät er in eine Zeitfalle und verliert vierzig fatale Jahre Lebens­zeit. Und bei seiner Rückkehr in die Heimatgalaxis ist alles an­ders.

Warum?

Weil GOLEM inzwischen die Milchstraße überfallen hat. Nahezu alle Staatengebilde, die vorher existierten, sind zerstört, die Menschheit bis auf eine zerstreute Gruppe von Galaxisrebellen nahezu verschwunden.

Alle Hoffnung verloren?

Nein – denn der Anführer der Rebellen ist niemand anderes als Marconius Stanwer: Oki Stanwers Sohn mit der Helferin des Lichts und Korsarin Death-Zhonya. Aber Sonja ist, als sie wieder mit Oki Stanwer zusammentrifft, schrecklich verändert. Sie ist greisenhaft verwittert und stirbt bald darauf.

Natürlich ist Oki Stanwer der Auffassung, daran sei GOLEM schuld – aber er täuscht sich. Nein, sagt Marconius, seine Mut­ter habe die Entdeckung der Baumeisterwelt RANTALON nicht überlebt.

Ja, RANTALON ist entdeckt worden.

Es ist ein unzugänglicher Ort ohne Wiederkehr.

RANTALON, das muss Oki Stanwer alsbald verstehen, ist eine gi­gantische Ringwelt, die von den Baumeistern um die Sonne SCHICKSAL errichtet wurde, ein unglaubliches technisches Kon­strukt wie ein schmales Band aus geschmiedetem Metall, das aber unter einer fleckigen Schutzhülle von Regenbogenwolken eine vielfälti­ge Landschaft birgt, während die Unterseite aus blausilbernem Metall besteht.

Irgendwo auf dieser gigantischen technischen Welt findet sich also der Schlüssel, die sich allmählich immer mehr versammeln­den Feinde im Zaum zu halten, womöglich zu besiegen.

Doch RANTALON ist nicht zu betreten. Als die Galaxisrebellen es versuchen, kollidieren sie mit einer unsichtbaren Aura, in der die Zeit unkontrollierbar in verschiedenste Richtungen läuft und irreparable Alterungsprozesse auslöst. Auf diese Weise vergreist Oki Stanwers Geliebte und Marconius‘ Mutter.

Sie haben die „Zeitgezeiten“ entdeckt, eine tödliche Barriere, die jeden von RANTALON fernhält. Und es ist völlig gleichgültig, wie es scheint, ob es sich dabei um Kämpfer des Lichts handelt oder Feinde desselben. Niemand kann die Zeitgezeiten überwin­den, von denen niemand weiß, wer sie geschaffen hat.

Aber natürlich gibt es da gewisse Vermutungen.

Da die Welt selbst von den Baumeistern erschaffen wurde, liegt der Gedanke natürlich nahe, dass sie auch die Barriere instal­liert haben, um ihr Bauwerk zu schützen.

Wie phantastisch ist es darum, als wenige Monate nach Oki Stanwers Wiederankunft in der Galaxis ein leibhaftiger Baumeister erscheint und den Galaktikern verspricht, ihre Raumschiffe mit Zeitgeneratoren zu versorgen, die sie gegen die Zeitgezeiten immunisieren und den Durchflug ermöglichen.

Nun scheint der Sieg zum Greifen nahe zu sein.

Zwar wird RANTALON inzwischen von GOLEMS Einheiten und Einheiten der Neuen LIGA belagert, aber am 20. Mai 3938 sto­ßen die Galaktiker in einer riskanten Operation vor und durch­queren den Zeitwall.

Und verschwinden spurlos.

Erst mit etwas Verspätung erfahren Oki und die Zurückgebliebe­nen, die zu diesem Zeitpunkt eine andere tödliche Gefahr in den Tiefen der Galaxis zu entschärfen hatten, die grässliche Wahr­heit: der Baumeister hat sie betrogen. Die Zeitgeneratoren ha­ben funktioniert, ja, aber sie haben die Galaktiker-Einheiten zu­gleich zum Teil jahrtausendeweit in die Vergangenheit zurückge­schickt, so dass die Havaristen nun, durch Jahrhunderte und Jahrtausende voneinander und von der Gegenwart getrennt, auf der Oberfläche der Ringwelt gestrandet sind. Eine Rückkehr ist unmöglich.

Und während Oki Stanwers Hoffnungen schon fast völlig erlo­schen sind, sagt der GRALSJÄGER TAASIK-889 etwas, was nach­gerade monströs klingt: *der entartete baumeister schickte eure dreißig schiffe und ihre besatzungen in die vergangenheit und verurteilte sie damit zum tode. und sie sind alle ohne aus­nahme bis zum heutigen tag tot und gestorben …*

Aber er fährt fort: *die zeitreisenden sind tot. vom JETZT aus betrachtet. aber viele von ihnen könnten gerettet werden, wenn wir sie rechtzeitig in die gegenwart evakuierten. dazu brauche ich aber deine zustimmung. ich benötige freiwillige, die eine art „temporale eingreiftruppe“ bilden können.*2

Auf diese atemberaubende Weise gelingt es tatsächlich, wäh­rend sie auf RANTALON in der Klemme sitzen und von den Fein­den belagert werden, zahlreiche der in der Vergangenheit Ver­schollenen und deren Nachkommen in die Realgegenwart zu evakuieren.

Aber damit holen sie auch eine Macht in die Gegenwart, die auf gnadenlose Weise Ziele verfolgt, die den Sinn des finalen Waf­fenganges zunehmend infrage stellen. Und so entwickelt sich auf RANTALON ein ungeheuerlicher Kampf gegen Mächte und Kräfte, die sich niemand vorher vorzustellen vermochte …

Mehr kann und möchte ich heute über RANTALON als Ort und Kampfschauplatz nicht berichten. Natürlich könnte ich von der Shansing-80-Domäne erzählen, von den Kristallwüsten, den Tunnelgängern, den Lebenshelfern und dem Kristallpalast, der so genannten Hochlandzentrale … aber das scheint mir übereilt zu sein. In der Close Up-Reihe werdet ihr Näheres zu diesen Ge­schehnissen erst in den Folgen ab Nr. 50 erhalten – und das liegt noch in ziemlich weiter Zukunft.

Da neige ich doch eher dazu, euch vorher noch ein paar legen­däre Schauplätze vorzustellen und im Anschluss vielleicht ein paar legendäre Völker. Mal schauen.

Soviel also für heute von diesem legendären Schauplatz. In der nächsten Woche kehren wir in den KONFLIKT 14 zu den Cranyaa und dem Zeituniversum zurück.

Macht es gut, Freund, und bleibt gesund in diesen krisenhaften Zeiten!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Wenn ihr euch jetzt stirnrunzelnd fragen solltet, woher ihr wohl diesen Galaxisnamen kennt, dann helfe ich euch auf die Sprünge: In einem anderen KONFLIKT nennt man diese Galaxis Koopen. Ah, der Euro fällt? Genau, KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwin­ger des Chaos“, exakt. Und wenn ihr euch jetzt fragt: Also kommen in KONFLIKT 16 auch Allis vor …?, dann kann ich nur zustimmend nicken. Ihr seht, es ist von Vorteil, verschiedene OSM-Serien zu lesen, um einen Blick für das große Ganze zu erhalten.

2 Vgl. dazu beizeiten den Band 117 der Serie mit dem Eigentitel: „Die temporale Ein­greiftruppe“, 1998.

Rezensions-Blog 271: Im Zeichen der Vier

Posted Juni 3rd, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vermutlich werden jüngere Zeitgenossen als ich solche Namen wie „Major Sholto“ und „Mary Morstan“ eher aus der BBC-Serie „Sherlock“ kennen denn aus dem Original, um das es hier heute geht. Aber ich wage mal die Prognose, dass, wer die moderne „Sherlock“-Variante kennt, bei der Entdeckung der Lek­türe ungeachtet der starken inhaltlichen Ähnlichkeit doch bemerkenswerte Un­terschiede feststellen wird. Und für jemanden, der sich für Sherlock Holmes in­teressiert und neu zur Gemeinde der Holmesianer stößt, für den sollte es zum guten Ton und zur Selbstverständlichkeit gehören, diesen Roman gelesen zu ha­ben.

Ich selbst habe das erst relativ spät getan (2006), mithin ist diese Rezension, die gleich darauf entstand, auch schon ihre geschlagenen 14 Jahre alt. Aber sie nä­hert sich dem Werk mit Respekt, wiewohl die Übersetzung und Präsentation so ihre Schwächen aufweist und der Inhalt kolonialgeschichtlich quasi-rassistisch an vielen Stellen klischeehaft unterwandert ist. Heutzutage in einem Klima der zunehmenden literarischen Prüderie, wo sogar schon Mark Twain zensiert wird, wenn er ungeniert von „Negern“ spricht und die political correctness in voraus­eilendem Gehorsam Klassiker mit Scheuklappen und Maulkörben versieht, wür­de dieses Werk vermutlich unschön auffallen.

Wer sich nicht daran stört, sondern zur Kenntnis nimmt, dass Menschen eines anderen Zeitalters schlichtweg anders geschrieben haben und dies in den sozi­alhistorischen Kontext vernünftig einzusortieren weiß, wird von derlei albernen Spielchen der Moderne Abstand nehmen. Und vielleicht dennoch Sherlock Hol­mes´ zweiten veröffentlichten Fall von Romanlänge zu goutieren wissen.

Wer noch nicht Bescheid weiß, lese weiter. Wer den Roman kennt, lese auch gern weiter:

Im Zeichen der Vier

(OT: The Sign Of Four)

von Sir Arthur Conan Doyle

Ullstein 2744, September 1980

168 Seiten, TB

Übersetzt von Tatjana Wlassow

ISBN 3-548-02744-X

Im Jahre 1890 publizierte Lippincott’s Monthly Magazine ab Februar den zwei­ten aufregenden Fall des geheimnisumwitterten Detektivs Sherlock Holmes aus der Baker Street 221b. Und er wartet gleich mit einigen schockierenden Eröff­nungen auf: der etwa, dass der so durchgeistigte Sherlock Holmes ein zwischen manischer Begeisterung einerseits und depressiver Niedergeschlagenheit an­derseits schwankender Mensch ist, der „das stumpfe Gleichmaß des Daseins“ verabscheut, das sich jenseits seiner Kriminalfälle nur mit Kokain in steigender Dosierung ertragen lässt.

Im nächsten Atemzug diskutiert Doyle sein eigenes Werk – „Studie in Scharlach­rot“, auch Jefferson-Hope-Fall genannt – , und Holmes verreißt es …, sehr zum Ärgernis von Dr. John Watson, der dieses Werk „doch vor allem ihm zu Ehren geschrieben“ habe. Nein, muss man sagen, in diesem später auf den Handlungszeitpunkt September 1888 datierten Roman1 ist von besonderer Achtung und Ehrerbietung zwischen Autor und Geschöpf Sherlock Holmes noch keine Rede. Das soll sich bald darauf gründlich ändern.

Holmes leidet also in diesem Spätsommer 1888 unter starker Melancholie, doch das ändert sich ein wenig, als eine junge, blonde Dame seine Räume be­tritt – Mary Morstan, eine Waise, die bei einer Mrs. Forrester angestellt ist und eine überaus rätselhafte Geschichte zu erzählen weiß, in der sie Rat und zwei Freunde braucht.

Ihr Vater war Kolonialoffizier in Indien und schickte sie bereits als Kind in die Heimat nach Edinburgh zurück, weil die Mutter bereits verstorben war. 1878 kam er auf ein Jahr nach England zurück und telegrafierte seiner Tochter aus London, er sei wohlbehalten angekommen. Aber dann verschwindet er spurlos am 3. Dezember 1878 und wird nie wieder gesehen. Mary Morstan versuchte alles, um ihn wieder ausfindig zu machen, schrieb auch dem einzigen Kamera­den ihres Vaters, einem Major Sholto, der im Ruhestand in London wohnte, doch dieser wusste nicht einmal, dass Captain Morstan zurückgekehrt war.

Im Jahre 1882 erschien in der TIMES eine Anzeige, in der Mary Morstan darum gebeten wurde, ihre Adresse bekanntzugeben, und kaum hatte sie das getan, erhielt sie ein seltsames, kommentarloses Päckchen mit einer großen, leuchten­den Perle. Dieses Geschenk wiederholte sich auf den Tag genau sechs Mal … und bei dem letzten fand sich ein Schreiben um ein Treffen, zu dem sie, wenn sie misstrauisch sei, zwei gute Freunde mitbringen könne.

Sherlock Holmes, der von der Bizarrerie des Falles angezogen wird, ist gerne be­reit, hilfreich einzuspringen, und Dr. Watson, der von Mary Morstan ganz ver­zaubert ist („Was für eine ungewöhnlich reizvolle Frau!“), sagen zu. Aber auch in diesen Momenten merkt man Holmes düsteren Pessimismus deutlich. Gefragt, ob er Marys Schönheit nicht registriert habe, antwortet er dumpf: „Ich darf dir übrigens versichern, dass die entzückendste Frau, die ich je sah, gehängt wurde, und zwar deshalb, weil sie ihre drei kleinen Kinder, die hoch versichert waren, vergiftet hatte …“

Nun, in diesem Fall ist Mary wahrlich alles andere als eine Giftmischerin. Und der Fall ist noch abenteuerlicher, als sie sich das alle vorstellen: ehe sie recht begreifen, was geschieht, ist zwar der Tod von Marys Vater geklärt, aber ein an­derer Mensch zu Tode gekommen, auf durchaus fremdartige Weise. Zurückge­blieben ist das unbegreifliche „Zeichen der Vier“. Und es gilt sowohl, einen Ver­brecher zu jagen als auch den „großen Agra-Schatz“ zurückzubekommen, der aus Mary Morstan die reichste Waise Englands zu machen vermag. Sherlock Holmes nimmt mit dem „unvergleichlichen Toby“ und der trickreichen „Baker-Street-Bande“ die Verfolgung des Mörders auf.

Die Wurzeln dieses unvorhersehbar verwickelten Verbrechens reichen zurück bis nach Indien zum Sepoy-Aufstand, und überall trieft das Blut und liegen die Leichen …

Man merkt dieser Geschichte beim Lesen deutlich an, dass sie schnell geschrie­ben wurde und in monatlichem Rhythmus Kapitel für Kapitel erschien. Zwar er­weist sich Doyle als durchaus sicher und beeindruckend darin, Holmes´ dedukti­ve Fähigkeiten zu schildern, allerdings gibt es auch Details, die einfach unzutref­fend und schief sind. Überstarke Klischees, beispielsweise von den fast durch­weg blutrünstigen und barbarischen „schwarzen“ Indern (die, wenn man es ge­nau nimmt, nicht schwarz SIND) oder die von den Andamanen-Insulanern – Doyle/Holmes beschreibt sie generalisierend als „von Natur aus häßlich ge­formt, haben große, mißgestaltete Köpfe, kleine, wilde Augen und verzerrte Ge­sichtszüge …“ wirken teilweise so grotesk übertrieben, dass heutige Leser nur mitunter resignierend den Kopf schütteln können. Man schaue sich beispiels­weise im Auftaktheft der Zeitschrift GEO die Reportage über die Andamanen (!) an2 und die dort abgebildeten Menschen, und man kann diese anthropologi­sche Typisierung Arthur Conan Doyles sofort ad absurdum führen.

Natürlich sind diese Darstellungen der „barbarischen Wilden“ auf der einen Sei­te oder jener „edlen Männer mit hoch entwickeltem Moralempfinden“ auf der anderen ein Tribut an jene Zeit, in der die Geschichte entstand. Eine Zeit, in der Forscher noch um den Globus reisten und Schädel vermaßen in dem strikten Glauben, auf diese Weise „überlegene Rassen“ ermitteln zu können, ganz zu schweigen davon, dass natürlich, wer über die weiße Hautfarbe verfügte, ganz selbstverständlich dazu berufen sei, Menschen anderer Hautfarbe automatisch als minderwertig anzusehen. Solche heute rassistisch genannten Klischees sind in diesem Roman in hohem Maße aktiv. Sie sind keine Erfindung der Nazis, son­dern waren vorher schon durchaus im angelsächsischen Raum während der Spätzeit des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Entwicklung des „Sozialdarwinis­mus“ verbreitet.

Von solchen zeitgeschichtlich relevanten Tatsachen einmal abgesehen leistet sich aber auch die Übersetzerin so manchen Schnitzer, der den Leser seufzen lässt: Da wird beispielsweise ein offensichtlich zweistöckiges Haus beschrieben, dessen Fenster 60 (!) Fuß über dem Boden liegt, was immerhin 18 Metern ent­spricht.

An einer anderen Stelle wird den Andamanen-Bewohnern unterstellt, sie fertig­ten „steinerne Streitkolben“ an. Abgesehen davon, dass sich der Sinn für einen solchen Aufwand in keiner Weise erschließt (die Andamanen-Bewohner besit­zen selbst heute noch eine Steinzeitkultur), bestehen Streitkolben eigentlich per definitionem nicht aus Stein, sondern höchstens aus Holz. Was auch völlig genügt, um jemandem den Schädel einzuschlagen.

Wieder an anderer Stelle behauptet die Übersetzerin, Miss Morstan sei „beim Bericht von ihres Vaters plötzlichem Tod schlohweiß geworden“. Soweit mir be­kannt ist, wird diese Formulierung nur für Haare angewendet, und da später kein Bezug mehr darauf genommen wird, muss man wohl davon ausgehen, dass „kreidebleich“ gemeint war. Auch die Tatsache, dass Holmes seinen Freund Watson duzt, dann aber ungeniert an anderer Stelle fragt: „Könntest du diese Hauswand erklimmen, Doktor?“, legt nahe, dass die Übersetzerin das „you“, das ja sowohl „du“ als auch „Sie“ bedeuten kann, falsch übertragen hat.

Für einen aufmerksamen Leser schmälert so etwas das Lesevergnügen durch­aus. Die Handlung an sich ist jedoch interessant windungsreich und schwer zu durchschauen, jedenfalls bis kurz vor Schluss. Allerdings erreicht sie meiner An­sicht nach nicht die Intensität und Brillanz des Erstlings. Ein Klassiker der Krimi­nalliteratur ist das Buch gleichwohl geworden.

© 2006 by Uwe Lammers

Ja, schon anno 2006 konnte ich ein wenig unangenehm werden, wenn mir Strukturfehler in Geschichten auffielen. Aber ich pflege halt zu sagen: Das hier ist kein Schönwetterblog, es gibt da auch manchmal Schrammen auf den litera­rischen Vorlagen, die mit Recht verabreicht werden.

Einen kleinen überraschenden Schatz stelle ich dagegen in der kommenden Woche vor, wo wir uns in den mittelamerikanischen Urwald begeben und eine Erstbegegnung der ganz besonderen Art erleben. Freut euch drauf!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. die Chronologie der Sherlock-Holmes-Fälle im Anhang der Storysammlung „Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton“, Bastei 14916 (Hg. Mike Ashley), S. 727f.

2 Vgl. GEO 10/1976, Hamburg 1976.

Liebe Freunde des OSM,

unmittelbar bevor ich diese Zeilen schreibe, habe ich – wieder einmal, muss ich seufzend sagen – einen Nachruf verfasst. Er­neut ist einer der kreativen Vielschreiber von uns gegangen, den ich sehr geschätzt habe. Hat es früher Menschen wie Arthur C. Clarke, Iain Banks und Richard Adams „erwischt“, so hat uns nun auch im stolzen Alter von 88 Jahren der Abenteuer-Schrift­steller Clive Cussler verlassen. Ich bin darum ein wenig melan­cholisch gestimmt und lenke mich mit meiner heutigen traditio­nellen Pflichtübung ein wenig davon ab. Mehr zu Cussler und seinen Werken und Coautoren findet ihr dann in meinem Nach­ruf, wahlweise im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA), Ausgabe 439, oder in den nächsten ANDROMEDA-NACHRICH­TEN.

Heute möchte ich Bericht erstatten über den kreativen Monat Februar 2020, soweit er den Oki Stanwer Mythos oder den Ar­chipel betraf. Während letzterer allerdings Sendepause hatte, gelang es mir dieses Mal, unter den 32 fertig gestellten Werken mal wieder einen kleinen Meilenstein unterzubringen, nämlich den OSM-Band 1950.

Ja, es geht voran, einwandfrei. Und so sieht das diesmal im De­tail aus:

Blogartikel 373: Work in Progress, Part 86

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

(IR 31: Die Sturmfestung)

(Himmelfahrtskommando – OSM-Story)

IR 25: ZYNEEGHAR-Krieg

(IR 26: Odyssee in Uuridan)

(OSM-Wiki)

(OSM-Begriffsregister)

Anmerkung: Ihr stutzt, weil ihr hiervon seit Jahren nichts mehr gehört habt? Mit Recht, Freunde. Ich stutzte auch, schaute dann nach und bekam fast eine Föhnwelle – als ich nämlich entdeck­te, wie viele Jahre ich hieran nicht mehr gearbeitet hatte! Die­ses Register braucht dringend ein Update, ich war jetzt nur zu einer Stippvisite darin. Hier wartet in diesem Jahr noch jede Menge Arbeit auf mich …

(IR 27: Kettenreaktion)

(IR 40: INSEL in Flammen)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

Anmerkung: Was ist denn ein „Lexikon“?, mögt ihr euch fragen. Und denken: Es gibt doch zu den Serien üblicherweise Glossare … ja, das ist heute so. Aber diese Serie existiert ja schon gut 15 Jahre, und das heißt, sie hat auch ein Lexikon (im Prinzip ein Serien-Begriffsregister, wenn ich genau sein soll). Auch das ruh­te schon seit vielen Jahren und hatte dringend einen Update-Ausdruck nötig. Und nein, DEN habe ich dann auch gleich ge­macht. Das Lexikon ist jetzt etliche Seiten länger als zuvor.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

12Neu 80: Brückenkopf Pholyar

12Neu 81: Bei den Traalern

14Neu 82: Strahlenstürme

Blogartikel 368: Legendäre Schauplätze 17: QUANGOOR-8810

Blogartikel 374: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXXV)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“)

Anmerkung: Tja, nachdem ich diese neue Baustelle im Januar 2020 begonnen habe, ist da natürlich ebenfalls ein Glossar zwingend geboten. Noch eine definitiv neue Baustelle, aber ebenso eine unverzichtbare. Das ist schon allein deshalb gebo­ten, weil ich ja auch die Vorversionen der endgültigen Episoden glossiere … und da sind manchmal Sachen drin, das kann ich euch hier und heute gar nicht erzählen. Es ist jedenfalls einiger­maßen haarsträubend, und dann ist es gut, solche Namen wie „Matoran Monterrand“, die sonst völlig untergehen würden, zu erfassen. In der E-Book-Version „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ fin­det sich dieser Name jedenfalls dann nicht mehr. Vielleicht er­läutere ich euch das irgendwann mal. Not now.

Blogartikel 377: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 70

FvL 43: Rätsel von EWIGKEIT EINS

Anmerkung: Das war dann der wundersame Band 1950 des OSM, und hier deuten sich schon gruselige Dinge für den Folge­band an und für die nähere Zukunft … stets vorausgesetzt, dass ich tatsächlich rasch daran weiterschreibe. Denn erinnert euch: an der FvL-Serie schreibe ich seit Januar 1988. „Schnell“ ist hieran so gut wie gar nichts.

(FvL 44: Die Tiefenseele)

(12Neu 83: Die Phantomschiffe)

Anmerkung: Das ist der Auftaktband der nächsten militärischen Eskalationsstufe des OSM. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wol­len – das ist selbst in der rudimentären Version (sie wurde An­fang 1991 geschrieben) höllisch spannend, und die Ausarbei­tung wird ohne Frage neue Action-Maßstäbe setzen, davon gehe ich aus. Das trifft auch auf die beiden Folgebände der Trilogie zu.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“)

(12Neu 84: Die Schlacht im Sonnenfeld)

(12Neu 85: Spur in die Hölle)

14Neu 83: Die Entstehung der Biowelt

14Neu 84: Blaue Galaxien

(14Neu 85: Der Kristallriese)

(14Neu 86: Soffrols Horrorplan)

Blogartikel 382: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXXVI)

(12Neu 82: Kiquaas Hinterhalt)

(14Neu 87: Timor-Dols Asyl)

(13Neu 2: Die knöchernen Killer)

(13Neu 3: Der Horror-Garten)

(14Neu 88: Attacke der Dämonen)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

Und das war es dann auch für heute schon wieder, Freunde. Ihr merkt, es geht kreativ langsam und stetig voran, aber eben mit der ausdrücklichen Betonung auf: langsam. Das gilt auch für meine E-Book- und Taschenbuch-Pläne.

Aber nun liegt ein neuer unbekannter Monat voller Überra­schungen vor mir, und ich bin sehr gespannt, was ich hier an Neuem und an Überarbeitungen, an Rezensionen und derglei­chen schaffen werde. Wie der Monat März sich entwickelt hat, davon erzähle ich euch, sobald er vorbei ist.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 270: Giulias Geheimnis (1)

Posted Mai 26th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

erotische Romane, die auf einer gewissen Modewelle mitschwimmen – und dazu muss man das Werk rechnen, das ich heute vorstelle – , haben stets das Problem, in gewisser Hinsicht durchschaubar zu sein, als seien es Skulpturen, die aus klarem Glas gefertigt worden sind. Sie mögen dann hübsch anzuschauen sein, aber sonderlich viel an Überraschung wird da nicht geboten … das muss nicht heißen, dass es nicht kunstfertig ist, diese Schöpfung, und kurzweilig sein kann das im literarischen Bereich auch durchaus.

Wenn man dann freilich, wie ich jetzt, zweieinhalb Jahre nach Lektüre auf die damals verfasste Rezension schaut und sie für den Rezensions-Blog aufbereitet, dann muss ich doch konstatieren, dass eine gewisse Ernüchterung eingetreten ist. Heute würde ich sagen, dass das vorliegende Buch eher von durchschnittli­chem Interesse ist und nette, kurzweilige Ablenkung vom Tagesalltag bietet.

Wer die Autorin noch nicht aus anderen Werken kennt, hat hier indes die Gele­genheit, mal zu schauen, wie so ein Romanerstling in einem ausdrücklich ero­tisch dominierten Romanlabel ausschaut. Das mag dann eine interessante Er­fahrung sein.

Schaut es euch einfach mal näher an:

Giulias Geheimnis

Von Pia Conti

Plaisir d’Amour

304 Seiten, TB (2015)

ISBN 978-3-86495-153-4

Preis: 12,90 Euro

Teil 1 der Serie „Italian Masters“

Rom, Italien, in der Gegenwart:

Giulia Bertani ist in ihrer Ehe mit Alessandro unglücklich, da ihr Mann sich ihr gegenüber in unbegreiflicher Weise kalt und abweisend verhält. Dabei hat doch alles so schön begonnen – sie waren wie Geschwister in ihrer Kindheit, ein Herz und eine Seele, und ehe Giulias Vater starb, war es sein sehnlichster Wunsch, dass die beiden heiraten, damit sie einander Halt geben könnten. Was dann auch geschah. Alles hätte schön sein können. Aber das war es nicht.

Stattdessen zieht es Alessandro zunehmend vor, nicht mehr im ehelichen Schlafzimmer zu nächtigen und ist so oft außer Haus, dass Giulia mit Recht an­nimmt, er vergnüge sich mit anderen Frauen. Was die zurückhaltende, schüch­terne Giulia zudem als Geheimnis mit sich herumträgt, hält sie für eine perverse Neigung – sie sehnt sich in ihren schlaflosen Nächten danach, von ihrem Gatten rigoros unterworfen und beherrscht zu werden. Wann immer sie solche Phanta­sien imaginiert, wird sie unendlich erregt. Aussprechen kann sie das alles frei­lich nicht – ihr Gatte hebt sie doch immer als wunderbare, edle Schönheit auf ein anbetungswürdiges Podest … und genau dies scheint Giulias Erfüllung rest­los im Weg zu stehen.

Auch ihre Freundin Francesca sieht mehr und mehr, wie unglücklich sie wird und schlägt Giulia vor, sie solle sich doch einen Liebhaber nehmen, das sei in der heutigen Zeit lange nicht mehr so anrüchig, wie es einst gewesen wäre. Doch die prinzipientreue Giulia wagt es nicht. Sie liebt doch nur einen Mann, ihren Alessandro, so kalt er sich ihr gegenüber auch verhalten mag. Wie könnte sie es nur wagen, fremdzugehen? Abgesehen davon: mit der Neigung, die in ihrem Herzen schlummert, geht das erst recht nicht. Muss sie denn nicht jeder potenzielle Liebhaber, dem sie von ihren Sehnsüchten erzählt, gleichfalls für verrückt oder pervers halten?

Aber da tritt Fabrizio Testi in ihr Leben, ein aufregender, gefährlicher Mann, der ihr die Chance bietet, ohne Skrupel und Scham einen Seitensprung zu begehen. Er erkennt sogar sehr schnell ihre devote Ader und lässt durchschimmern, dass er selbst dominant veranlagt ist. Er sei darum der ideale Partner, wenn sie ihre dunkle Seite der Erotik ausloten wolle. Zögernd lässt sich Giulia darauf ein.

Was sie nicht weiß: Fabrizio und ihr Mann kennen sich seit langer Zeit, und sie sind erbitterte Gegner. Außerdem ist ihr nicht klar, dass die „Zufallsbekannt­schaft“ mit Fabrizio alles andere als zufällig arrangiert wurde. Es gibt einen Plan dahinter, und er zielt auf nichts Geringeres als ihre Ehe mit Alessandro – und ehe ihr das bewusst wird, ist sie eine Spielfigur in einer perfiden Schicksalsrochade …

Der vorliegende Roman ist der Erstling der Autorin Pia Conti und zugleich der Auftaktband eines Zweiteilers mit dem Obertitel „Italian Masters“. Conti hat eine definitive Neigung zum italienischen Setting, und während sie in ihrem späteren Roman „Die Zähmung des Racheengels“ Mailand als Schauplatz wählt, ist sie hier in Rom daheim und taucht mit dem Leser ab in die gehobene Schicht der High Society der römischen Kapitale. Gleichwohl … sehr viel be­kommt man davon nicht mit, weil außerordentlich viel Raum auf das Innenle­ben der Hauptperson verwendet wird. Der Charakterisierung tut das durchaus gut, auch wenn man sich an manchen Stellen schon wünscht, dass Giulia ein wenig durchsetzungsfähiger wäre … aber zugegeben, das würde zu ihrer Rolle nicht passen.

Strukturell ist recht bald erkennbar, wohin die Geschichte steuert, große Über­raschungen sollte man vom Handlungsverlauf also nicht erwarten. Interessant wird der Roman eher durch die sehr gemächlich herausgearbeitete Neigung beider Protagonisten und ihrer durchweg schwierigen Annäherung. Schade fand ich, dass die Konflikte hier eher halbherzig ausgefochten werden, richtige Dramatik, die sich in manch anderen PdA-Romanen ja schon finden lässt, fand hier kaum statt. Für einen dreihundertseitigen Roman ist mir das dann etwas wenig … aber zumindest lässt sich konstatieren, dass die Geschichte flüssig les­bar ist und an keiner Stelle ernsthaft verflacht. Allein am Schluss schien es ein wenig so, als sei hier Unentschlossenheit federführend gewesen.

Nun, man kann das allerdings nachvollziehen. Soweit ich das verstanden habe, ist dies der Romanerstling der Autorin, und dafür ist er ganz passabel gelungen. Und da hier schon der Pfad zum zweiten Band des Zyklus gelegt wird, in dem wir wieder mit Fabrizio Testi konfrontiert werden, ebenso wie mit Lady Silvanas Nichte Elisa, die hier schon erwähnt wird, kann man als Leser gespannt auf den zweiten Band sein. Er wird uns dann auf den Handlungsschauplatz Florenz schi­cken.

© 2017 by Uwe Lammers

Wie erwähnt – sehr viel an Überraschendem bietet das Buch nicht direkt. Aber ich würde auch nicht sagen, dass es jetzt langweilig war bei der Lektüre, es hat sich schon einen Platz in meinen Bücherregalen erobert (im Gegensatz zu vielen anderen Werken, die ich zwar las, aber einer Rezension nicht für wert befand).

In der kommenden Woche werden wir wieder einmal ausdrücklich klassisch und begeben uns zurück ins viktorianische England, um einem Meisterdetektiv … oh, pardon, DEM Meisterdetektiv, über die Schulter zu schauen.

Mehr dazu in der kommenden Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

im letzten Teil dieser Artikelreihe war ich mit der Aufarbeitung meiner kreativen Werkschau bis Ende März des Jahres 2018 ge­kommen und blickte da für dieses Jahr schon auf 86 fertige Wer­ke zurück. Heute schauen wir, wie sich das in den nächsten drei Monaten entwickelte.

Zunächst kann ich sagen, dass ich quantitativ auf einem zufrie­denstellenden Level blieb: 34 Werke für den Monat April 2018, im Schnitt also gut ein Werk pro Tag. Diesmal stand der Monat deutlich im Zeichen der nächsten regulären Veranstaltung des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V., des Conventions „Raum & Zeit Continuum IV“, gelegentlich auch als IV.2 bezeich­net, weil es sich, genau genommen, um den zweiten Anlauf desselben handelte. 2016 (ursprüngliches Planungsdatum) ließ sich das wegen der Belegung unseres Conortes mit Flüchtlingen nicht realisieren.

Da ich dieses Mal wieder zu den Converanstaltern und Pro­gramm-Mitgestaltern gehörte und fernerhin auch noch die Gele­genheit genutzt hatte, den Verein KreativRegion e.V. als Koope­rationspartner mit ins Boot zu holen, war natürlich einiges vor­zubereiten. Das ging von der reinen kreativen Arbeitszeit dann ab.

Aber auch so kamen etwa 13 Blogartikel zustande (darunter der Blogartikel 300), ein Artikel über mein E-Book-Programm, den ich auf dem Con vortrug, sowie im Nachgang der Veranstaltung (konkret: am 15. April) ein Conbericht. Die Konsequenz dieser Ablenkung durch den Con waren dann mehr als zehn Rezensio­nen, die die schiere Quantität des Werkausstoßes vergrößern halfen, ohne signifikant die neu geschriebenen Seitenzahlen zu erhöhen.

Ansonsten arbeitete ich viel an Glossaren verschiedener Serien sowie insbesondere an dem Digitalisat des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“, wo ich frag­mentarisch schon bis Band 111 vorstieß. Da die Serie, wie ich letztens erwähnte, nur 114 Bände besaß, war damit der Schluss gewissermaßen in Griffweite.

Im Folgemonat Mai, der traditionell mit dem „Maiblog“ startete, gelang es, 33 weitere fertige Werke zu ergänzen, von denen aber wiederum 12 auf Blogartikel entfielen. Für die KreativRegi­on entstand eine Auftragsarbeit über das Thema E-Books, die heute immer noch in der Mediathek der KreativRegion nachzule­sen ist.

Da nun – ich kam beim KONFLIKT 18 fragmentarisch auf Band 113, fertig wurde Band 109 „Soffrols Offenbarung“ – tatsäch­lich das Serienende in Sicht gekommen war, kümmerte ich mich verstärkt auch wieder um die Digitalisate der KONFLIKTE 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (Stand damals: Bd. 46 „Welt der Türme“) und KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (Stand damals: Bd. 50 „ZEITTRANSIT“).

Ebenfalls gingen die Weiterarbeiten am E-Book „Das Krieger­nest“ langsam weiter und an der Abschrift des „CLOGGATH-KONFLIKTS“. Sonst ist aus dem Monat nichts Spektakuläres zu vermelden.

Kommen wir zum Juni 2018. Hier erreichte ich tatsächlich am 5. Juni bereits das, was ich mir seit Monaten vorgenommen hatte – ich beendete das Digitalisat von KONFLIKT 18 (Gesamtumfang: 1403 Seiten). Das gesamte Projekt hatte mich gut sieben Jahre gekostet … aber wie ihr ja aus meinen Berichten zwischendurch wisst, war das nicht vollständig absorbierend, sondern es ge­schah in dieser Zeit noch jede Menge mehr.

Mit 28 beendeten Werken in diesem Monat war die Fertigstel­lungstendenz leicht rückläufig. Genau genommen war sie ziem­lich stark rückläufig. Warum? Weil 11 Werke auf Blogartikel ent­fielen und weitere 9 auf Rezensionen entfielen. Okay, ich stellte auch das E-Book „Das Kriegernest“ fertig und feilte ein wenig am E-Book-Projekt „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“. Aber sonst waren die Früchte dieses Monats doch etwas ernüch­ternd.

Was hatte das für Gründe? Einer lässt sich unschwer in einem externen Faktor festmachen – es wurde zu warm. Das ist im Sommer immer so ein Problem. Wenn die Temperaturen in mei­nem Arbeitszimmer auf 30 Grad oder höher steigen, bin ich ein­fach nicht mehr so leistungsfähig wie in den kühleren Jahreszei­ten. Das sollte sich im kommenden Vierteljahr noch deutlich fortsetzen, wie ihr sehen werdet.

Davon berichte ich dann aber lieber beim nächsten Mal. Für heute mag das an Worten von der Kreativfront des Jahres 2018 genügen.

Bis nächste Woche, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 269: E = mc² – Wer war Albert Einstein?

Posted Mai 20th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Biografien sind nicht jedermanns Sache. Das betrifft ganz besonders Biografien, die das Leben und Werk von Menschen behandeln, deren Werk man ohnehin nur schwer verstehen kann. Dazu zählen neben Philosophen ganz besonders Naturwissenschaftler, deren Biografien zumeist nur Fachkollegen zu würdigen imstande sind. Man nimmt vermutlich ganz unwillkürlich an, dass in diese Kate­gorie auch der deutsch-jüdische Physiker Albert Einstein gehört hat, der Be­gründer der Relativitätstheorie.

Von der hat natürlich jeder schon mal gehört, aber wenn man sich die dazu ge­hörigen Gleichungen anschaut, geraten selbst Leute, die auf der Schule Mathe­matik-Leistungskurs hatten, ins Schleudern (und ich erst recht, ich kam schon mit dem Mathematik-Grundkurs kaum klar). Die theoretischen Gedanken sind höchst komplex, die Phänomene so speziell, die Einstein erforschte, dass man dies unwillkürlich auf sein Leben überträgt.

Aber interessanterweise war Einstein durchaus kein völlig abgehobener Mensch im Elfenbeinturm, der menschlichen Gesellschaft abhold. Im Gegenteil. Und Wissenschaftsjournalisten, die es verstehen, die menschlichen Elemente des Phänomens Einstein hervorzuheben und ihn als „einen von uns“ wieder in die Gesellschaft einzugemeinden, verdienen mindestens unseren Respekt. Es lohnt sich unbedingt, eine solche Publikation zu lesen und so die eigene Seele viel­leicht von unnötigen Vorurteilen zu befreien.

In dem vorliegenden schmalen und klug gemachten Buch unternimmt Gero von Boehm den – in meinen Augen – gelungenen Versuch, Einstein zu erden und den Leser neugierig auf seine Person zu machen.

Wie gelingt von Boehm das? Nun, schaut es euch einfach selbst an:

E = mc²

Wer war Albert Einstein?

von Gero von Boehm

Collection Rolf Heyne, 2005

180 Seiten, geb. im Schuber

ISBN 3-89910-251-7

Alles ist relativ.

Wir kennen diesen Satz zur Genüge, und wir meinen wahrscheinlich auch, jene prominente Person zu kennen, die diesen lapidaren Satz berühmt machte: den deutsch-jüdischen Physiker Albert Einstein. Ein Genie, ohne Frage. Aber auch er unterliegt natürlich den Gesetzen der Relativität, und so muss man sich im Falle Einstein fragen: wie viel Platz braucht man, um das Leben eines Genies zu schil­dern? Nun, verblüffend wenig, wie man hier feststellen kann. Und es kann an­genehm unterhaltsam sein.

Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht. Wer es nicht erkennt und sich nicht mehr wundern, nicht mehr staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen“, pflegte Einstein zu sagen. „Und Albert Einstein selbst blieb ein Geheimnis“, führt der Biograph Gero von Boehm, neu­gierig machend, weiter aus und leitet damit in die Lebensgeschichte des wider­sprüchlichen, so ganz und gar nicht abgehobenen, sondern sehr diesseitigen Menschen Albert Einstein über.

Albert Einstein, am 14. März 1879 als Sohn des jüdischen Kleinindustriellen Her­mann Einstein und seiner Frau Pauline in Ulm geboren, ist von Kindertagen an ein wenig sonderbar. Einen „Einspänner“ nennt er sich später, ein Kind, das erst mit drei Jahren anfängt zu sprechen – in ganzen Sätzen (wie die Legende es be­hauptet), jemand, der allein am besten arbeiten kann. Doch dies ist, wie so vie­les, eine Legende, wenn man sich in die Zickzacklinie seines Lebens vertieft. Die Wahrheit ist grundlegend anders.

Auswendiglernen und „preußischen Drill“ in der Schule schätzt er überhaupt nicht, mit Sprache kommt er eher schlecht zurecht, stattdessen entdeckt der junge Einstein mit 12 Jahren sowohl die Philosophie – er liest Kants „Kritik der reinen Vernunft“! – und die Geometrie und Mathematik sowie, ergänzend, die Musik. Wobei er darin stets dilettantisch bleiben wird.1 Die Schattenseite dieser bald faszinierend aufblühenden Begabungen sind emotionale Defizite: Wutan­fälle, Tätlichkeiten gegenüber der jüngeren Schwester Maja, den Hauslehrern.

Er befindet sich damit, meinen heutige Psychologen, durchaus in guter Gesell­schaft: solche Defizite werden bei Hochbegabten häufig festgestellt, eine gewis­se Neigung zu innerer Unausgeglichenheit und quasi-autistischen Symptomen. Manche mutmaßen, Einstein habe mit dem „Asperger-Syndrom“ zu kämpfen gehabt.

Wiewohl aus einem jüdischen Haushalt stammend, hat er für Religion wenig übrig, vielleicht weil sich ein Schöpfergott mathematisch nicht beweisen lässt. Dass er als einziger Jude an der Schule in München am katholischen Religions­unterricht teilnehmen muss, ist zweifellos von Vorteil für die Entwicklung seiner Toleranz gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen.

Ein grundlegender Wandel seines Lebens erfolgt, als die elterliche Elektrotech­nik-Firma zu Grunde geht und die Familie nach Italien übersiedelt, den damals sechzehnjährigen Albert aber auf der Schule in München lässt – was ihn prompt dazu bringt, von dort flüchten und den Eltern nachzueilen (zu deren nicht gerin­gem Schrecken).

Fortan geht er also in der Schweiz zur Schule, erwirbt schließlich die Schweizer Staatsbürgerschaft und wird Teil der Gastfamilie der Wintelers … und verguckt sich in die Tochter des Hausherrn, Marie Winteler, eine Neigung, die durchaus auf Gegenseitigkeit beruht und Einsteins geordnete, „geometrische“ Gedanken­welt in Unruhe bringt. Fortan wird er immerzu hin- und hergerissen sein zwi­schen der Pflichterfüllung gegenüber den gedanklichen, mathematisch-physika­lischen Idealen und den emotionalen Notwendigkeiten, die ihn zu den Frauen in seinem Leben hinziehen. Wobei dort auch seine mentalen Defizite immer wie­der klar und bisweilen krass zu Tage treten werden.

Als er 1896 am Polytechnikum zu studieren beginnt, läuft ihm die zweite Frau seines Lebens über den Weg, Mileva Maric, eine junge, eher unscheinbare Un­garin (heute würde man sagen: eine ethnische Serbin, wie es ja auch schon der Name nahelegt). Beide sind Außenseiter, sie ist vier Jahre älter als er, und sie teilen beide die tiefe Begeisterung für die Mathematik. Mileva wird als wesent­licher Ergänzungspart zu Einstein fungieren, als sein logisches Korrektiv, und bis heute vermuten Wissenschaftshistoriker, dass sie Einstein wesentliche Anstöße für seine physikalischen Berechnungen gegeben hat.

Aus der Verliebtheit in ihren Intellekt wird auch eine physische Beziehung, die allerdings tragisch endet – Mileva bringt die gemeinsame (uneheliche) Tochter Lieserl im Ausland zur Welt, Einstein wird sie nie kennenlernen. Ihr Schicksal ist rätselhaft, bis heute.2 Obgleich Mileva Einstein später heiratet und den Sohn Hans Albert zur Welt bringt, wird sie ihm dennoch nie verzeihen können, dass dieser Pfad des Schicksals ihren eigenen beruflichen Weg unwiderruflich zer­stört hat.

Zu diesem Zeitpunkt ist Einstein selbst schon auf dem Weg zum Ruhm.

Er ist Angestellter des Berner Patentamtes geworden und hat hier während der Prüfung von eingereichten Patentanträgen genügend Zeit, um selbst an Theori­en zu basteln. Als er eine nur dreiseitige Ausarbeitung am 27. September 1905 zur Veröffentlichung in den „Annalen der Physik“ einreicht, ahnt er das selbst vielleicht am wenigsten, und erst recht nicht, dass die darin enthaltene Formel „E = mc²“ eines Tages das Synonym für die verheerendste Waffe der Mensch­heit sein wird, die Nuklearbombe. Und wiewohl er den Krieg in jeder Form ver­abscheut, wird er es sein, der der Furie des Krieges so viele Hilfsdienste leistet. Kein Wunder also, dass er später sowohl mit dem Kommunismus liebäugelt als auch seine jüdischen Glaubensbrüder unterstützen wird.

Der Pfad von einer simplen Formel bis zum international angesehenen Kory­phäe in Kosmophysik, zum bekennenden Friedensforscher und Freund des jun­gen Staates Israel ist lang und steinig, es ist ein Zickzackweg, wie gesagt. Er führt über viele Stationen und Länder, durch zahlreiche Kontroversen und An­feindungen, und oft muss Einstein nahezu alles aufgeben, was er schätzt und liebt: sein Domizil in Caputh beispielsweise, sein Segelboot, familiäre Bindun­gen, letztlich den ganzen Kontinent Europa als ideelle Heimat – in Amerika fühlt er sich nie völlig heimisch, nicht zuletzt anhand der Tatsache, dass keine seiner zahlreichen Geliebten jemals eine gebürtige Amerikanerin ist, kann man das deutlich spüren.

Frauen sind immerzu um ihn, auch wenn er sie mit sehr wechselhaftem Tempe­rament behandelt, mal schmeichelhaft, sanft und freundlich, dann wieder schroff und abweisend, manchmal absichtlich brüskierend. Einstein ist und bleibt von Anfang bis Ende ein schwieriger, widersprüchlicher Mensch …

Der in Paris lebende Autor, Regisseur und Fernsehfilm-Produzent Gero von Boehm hat, passend zum 50. Todesjahr Albert Einsteins (er starb am 18. April 1955 in Princeton), eine neue, kurze und flüssig lesbare Biografie Albert Ein-steins vorgelegt, die in vielerlei Hinsicht angenehm ist. Sie erschlägt den Leser nicht mit einer Unzahl an Fakten, sondern ist auf intelligente Weise – 10-Jahres-Schritte von 1895 an – strukturiert und beschränkt sich auf die wesentlichen Einzelheiten, ohne dabei an Kritik und differenzierten Blickwinkeln zu sparen.

Indem besonders die gern unterbelichtete Rolle des Weiblichen in Einsteins Le­ben berücksichtigt wird und damit das wohl am stärksten schwankende Ele­ment in seiner Lebenszeit in den Blick kommt, erarbeitet von Boehm ein vielsei­tiges Portrait des Physikers, das jeden Verdacht der Lobhudelei oder gar der Ha­giografie vermeidet.

Für Neugierige, die sich deshalb bislang von Einsteins Formeln und der Unver­ständlichkeit seiner Relativitätstheorie abschrecken ließen und ihn möglicher­weise ob seiner bizarren Gedankenwelt in den Pantheon der wissenschaftlichen Halbgötter entrückten, stellt dieses Buch eine durchaus angenehme Überra­schung dar. Es zeigt den durchaus bodenständigen Menschen Einstein hinter dem bisweilen unbegreiflichen Phänomen Einstein.

Wie sagte doch Einstein so prägnant? Alles ist relativ.

Dies gilt in hohem Maße ganz besonders für ihn selbst.

© 2007 by Uwe Lammers

Ich sagte ja – es ist eine interessante Herausforderung, sich von dem überkom­menen Denkklischee zu lösen und unvoreingenommen auf das „Genie“ zuzuge­hen. Man kann da bemerkenswerte Entdeckungen machen und Dinge feststel­len, die man eventuell gar nicht für möglich gehalten hat. In jedem Fall wäre es vollkommen nutzlos, sich von antijudaischen Vorbehalten leiten zu lassen und deshalb dieses kluge Werk links liegen zu lassen. Wer das dennoch tut, ver­säumt zweifellos ein bemerkenswertes Stück Biografiegeschichte.

In der nächsten Woche schwenke ich erneut vollkommen um. Wir bleiben im 20. Jahrhundert, wenden uns aber der eher seichten Unterhaltung zu und schauen nach Italien … mehr sei noch nicht verraten.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Der vielseitig belesene Zeitgenosse wird hier eine faszinierende Parallele zu Sir Arthur Conan Doyles Ro­mangestalt Sherlock Holmes feststellen können, wo auch reiner, präziser Intellekt und musikalische Bega­bung eine interessante Symbiose eingehen. Hier fehlt freilich vollkommen das weibliche Element, was Hol­mes etwas Pathologisches verleiht.

2 Vgl. Michele Zackheim: „Einsteins Tochter“, München 1999. Es sei übrigens angemerkt, dass der SF-Autor Stephen Baxter Lieserl Einstein-Maric in seinem Roman „Ring“ in den 90er Jahren ein bizarres Denkmal ge­setzt hat … eine lesenswerte Geschichte. Als ich ihn las, hatte ich von Einsteins Leben und Lieserls Ursprung darin freilich keine Kenntnis.

Liebe Freunde des OSM,

wohl jeder von euch, der sich seit Jahren oder Jahrzehnten in der phantasti­schen Literatur zuhause fühlt, hat gewisse Vorstellungen von den traditionellen Genregrenzen. Wenn man es mit einer Fortentwicklung unserer gegenwärtigen Welt, sei es zum Positiven oder Negativen, zu tun hat, mit Robotern, KI, Raum­schiffen, Weltraumimperien usw., dann befindet man sich üblicherweise in der Science Fiction.

Hat man es dagegen mit Zauberern, mittelalterlich anmutenden Weltsystemen, feudalen Konfliktszenarien, Fabelwesen wie Drachen, Elfen, Zwergen und der­gleichen zu tun, handelt es sich in der Regel um Fantasy.

Und wenn man in den Geschichten über Untote stolpert, über Flüche, Vampire, Mumien, verfluchte Orte und ähnliches, dann haben wir zumeist Horrorge­schichten vor uns.

Selbstverständlich sind die Grenzen dieser Genres fließend, das weiß ich nur zu gut und zwar schon ziemlich lange. Fantasy schließt Untote oder Vampire nicht aus, Horror weist gern in Richtung Magie und Zauberei, und SF-Welten können in prästellare Zeiten zurückstürzen, Technikdegeneration unterliegen und etwa eine auf Parakräfte gestützte Form von „Magie“ entwickeln. Darkover von Mari­on Zimmer-Bradley wäre etwa ein Beispiel dafür.

Und dann gibt es so seltsame Dinge wie das, was ich euch heute ein wenig nä­her bringen möchte. Soweit ich das sehen kann, wird diese Artikelreihe vier oder fünf Teile umfassen, das hängt sehr stark davon ab, wie weit ich heute komme.

Es geht um die Horrorwelt. Und nein, das ist eigentlich keine Horrorserie, son­dern tendiert sehr viel stärker zur Fantasy, weswegen ich diese Serie auch so ge­labelt habe. Und da diese Welt seit langer Zeit einen Dornröschenschlaf schlum­mert – zu den Gründen sage ich noch mehr – , zurzeit aber in meinem Aufmerk­samkeitsfokus wieder recht präsent ist, scheint es mir sinnvoll, darüber mal et­was Näheres zu berichten.

Zunächst folgende Information als Vorabbemerkung: Wir befinden uns nicht im Oki Stanwer Mythos (OSM). Ihr braucht hier also nicht auf TOTAM, Totenköpfe, Lichtmächte, Oki Stanwer oder Ähnliches zu warten, ihr werdet nichts davon vorfinden. Und notwendigerweise sind wir auch nicht auf der Archipelwelt (die ich, das aber nur am Rande, sowieso erst 14 Jahre später entdeckt habe).

Die Horrorwelt ist stattdessen eine klassische, feudal strukturierte Fantasy-Welt. Anfangs sind nur zwei Kontinente bekannt, der so genannte „Nordkonti­nent“ und ein mythisch verbrämter Südkontinent, der Sin’ol’ghe heißt. Sie ha­ben keinen Kontakt miteinander und halten das jeweilige Gegenstück mehr für eine Art von Legende. Das soll sich alsbald gründlich ändern.

In einem dimensional nebengeordneten Raum, den die Eingeweihten die „Jen­seitigen Dimensionen“ nennen, gibt es eine Reihe von Dämonenreichen. Ich habe sie mir immer als Segmente eines gewaltigen Kreises vorgestellt, die sich um eine Art feuriges Zentrum gruppieren. Von den Jenseitigen Dimensionen hat es vor weit mehr als hundert Jahren einen Invasionsversuch auf der Horrorwelt gegeben. Die hier lebenden Dämonen erzählen sich Sagenhaftes von diesem „Dämonensturm“, der aus unerfindlichen Gründen abbrach. Unzählige Dämo­nen kehrten nicht zurück, sondern sind entweder auf der Horrorwelt umgekom­men oder haben sich dort eine neue Existenz aufgebaut.

Zu Handlungsbeginn hat ein nebelhafter Dämon namens TOETAAR, der Dämon der Gewalt (der strukturell ein wenig Ähnlichkeit hat mit einem Dämon von TO­TAM, zugegeben), sich in Konkurrenzkämpfen in den Jenseitigen Dimensionen durchgesetzt. Von seiner driftenden Burg, der SCHATTENRESIDENZ, die jede Provinz der Jenseitigen Dimensionen überfliegt und unentwegt weiter wächst, baut er seine Macht immer weiter aus. Und er stellt Invasionsheere zusammen. Er erschafft die so genannten Eisernen Krieger, unbesiegbar scheinende Kampf­gestalten aus Schattenstahl, die ihm gegenüber unbedingt loyal sind. Und Zehn­tausende von Skeletten, Mumien, Vampiren und anderen Horrorwesen werden von ihm gedrillt und auf den Krieg vorbereitet, mit dem TOETAAR die Horror­welt überziehen will.

Soweit ist das Setting recht traditionell. Das ändert sich aber schon mit Band 1 „Deserteur des Bösen“. Protagonist ist einer von TOETAARS designierten Heer­führern, ein aus der Nordpolregion stammender lebender Toter namens Mapun. Er ist einer magischen Seuche zum Opfer gefallen und so Teil von TOE­TAARS Truppen geworden. Irgendwie scheint ihn der Hafer zu stechen – als er zu einem Vorauskommando auf die Horrorwelt kommandiert wird, erscheint er in einer verfallenen Burg im Norden seiner einstigen Heimat wieder … und de­sertiert. Er hat sich in den Kopf gesetzt, die lebenden Bewohner der Horrorwelt vor TOETAARS Invasion zu warnen.

Okay, denkt man sich, das ist schon mal ziemlich crazy. Nicht nur, dass man ei­ner Mumie eigentlich nur bedingt autonomes Handeln zugestehen würde, hat er auch noch spürbar altruistische Impulse und Mitgefühl für die Lebenden. Das ist ungewöhnlich.

Mapun gelingt es, seiner Skelett-Begleiteskorte zu entkommen, indem er sich mit dem Vampir-Graf Corian vom Schattenstein verbündet. Verrückt genug, auch dieser vor rund hundert Jahren verfluchte Adelige bekennt sich zu Mapuns Zielen, und sie wandern nun gen Süden, um die Warnung weiterzutragen.

Dumm gelaufen: das nächste Etappenziel ist der Hexenwald, der unter der Kon­trolle des Hexendämons TOOWATAER steht. Und diese Hexen kann man durch­aus als Nymphomaninnen verstehen. Ehe Corian versteht, wie ihm geschieht, wird er von einer von ihnen umgarnt – und in seinem unkontrollierten Blut­rausch tötet er sie und muss daraufhin flüchten.

Mapun dagegen wird ebenfalls mit einer Hexe konfrontiert, die ihn mit Hilfe ei­nes Trankes temporär in einen lebendigen Menschen zurückverwandelt (was man als Leser auch nicht wirklich erwartet). Und anschließend vernascht sie ihn munter. Kurz darauf wird Mapun mit TOOWATAER konfrontiert und mit einer Bestrafungsaktion, die ein Verdikt über eine schöne, junge Hexe namens Noola verhängt. Ihr helles Haar wird dadurch nachtschwarz, und sie wird Mapun kur­zerhand als eine Leibsklavin mitgegeben und soll für ihre (nie im Detail genann­ten) Sünden büßen.

Mapun reist weiter südwärts, immer noch in seiner temporären Menschenge­stalt, und mit Noola kommt er ins so genannte Nebelmoor, in dem es von Irr­lichtern wimmelt und von Vampirjägern. Außerdem sind ihnen Verfolger auf der Spur – zum einen die Reste der Skeletteskorte, die Mapun zur Erkundung mitgegeben wurde, zum anderen ein Eiserner Krieger namens ULKORAW, der mit einem magischen Kampfgefährt, einer so genannten WOLKE, nach Mapun fahndet. Der verliert derweil im Kampf gegen den Clan der Pfähler seine menschliche Gestalt und schrumpft wieder zu einer Mumie wie ganz zum Anfang. Noola gerät in Gefangenschaft.

ULKORAW gelingt es, die Kontrolle über die Skeletteskorte zurückzugewinnen, hetzt wieder auferstandene Vampire auf die Sumpfbewohner, und dann treffen die Gefährten auf einer Insel im Sumpf wieder zusammen und kämpfen Seite an Seite.

Klassische Queste? Mit einem Vampir, einer sich zeitweise verwandelnden Mu­mie mit menschlichen Gefühlen und einer verfluchten Hexe? Das ist zumindest etwas schräg.

Es wird noch schräger.

Jenseits des Nebelmoors liegt eine Heidelandschaft mit megalithischen Monu­menten, die von einer alten Zivilisation zeugen, über die eine Gemeinschaft von Druiden aus dem nahe gelegenen Druidenwald wacht. Hier wird Mapun zu­nächst damit konfrontiert, dass TOETAAR eine junge Hexenadeptin namens Sil­va, die dem Baumdämon NANERAEK, dem Patron der Druiden, geweiht werden soll, kurzerhand verführt. Mapun kann den Anschlag auf den magisch belebten Kultbaum vereiteln und Silva vertreiben – mit der Konsequenz, dass die Druiden nun Ersatz für das Mädchen suchen und ihren Blick auf Noola geworfen habe.

Ein Plan, den der Hexendämon TOOWATAER sofort vereitelt. Und dann entgleist die Handlung vollständig, weil Noola von einem Kindheitsfluch eingeholt wird, der sie in eine weiße Werwölfin verwandelt. Mit der Folgekonsequenz, dass Mapun es mit Werwölfen zu tun bekommt und alsbald dann, in der Ruine einer verfluchten Burg, unter der die Werwölfe leben, mit einem ebenfalls verdamm­ten Grafen, der zu einer lebenden Steinstatue gemacht wurde: Rinterson.

Während der sich hier entwickelnden Konflikte gelingen mehrere Lösungen für existente Probleme: Rinterson wird von TOOWATAER, der sich einmischt, wie­der in einen lebenden Menschen zurückverwandelt. Noola findet in den Ruinen ein Kleidungsstück, das ihren Kindheitsfluch unterdrückt, und Graf Corian ent­deckt einen Blutbrunnen, der ihn ebenfalls in einen normalen Menschen zu­rückverwandelt.

Nur Mapun ist nach wie vor eine Mumie. Der stets in der Gestalt einer berü­ckenden Frau erscheinende TOOWATER erklärt, er sei noch nicht soweit geläu­tert – ebenso wie Noola – , um dauerhaft wieder ein normaler Mensch zu wer­den. So müssen die Freunde weiterziehen gen Süden, um die Warnung vor TOE­TAARS anstehender Invasion weiter zu verbreiten. Während sie das tun, gelingt es ihnen auch überraschend, die WOLKE mit dem Vollstrecker ULKORAW durch einen Verteidigungsfluch so weit wegzuschleudern, dass er sie nicht mehr wie­der finden kann.

Mapun hat unterdessen eine rätselhafte Stimme gehört, die ihm aufträgt, das „Orakel“ zu suchen, das im Süden in den so genannten „Teufelsbergen“ zu fin­den sein soll. Während Rinterson mit TOOWATAER verschwunden ist, stößt nun die Waldhexe Rena zu der kleinen Freundesgruppe, jene Hexe, die Mapun seine menschliche Gestalt zurückgab. Sie erklärt, sie habe sich in ihn verliebt und bringt das Serum mit, das Mapun wieder zu seiner normalen Menschengestalt verhilft. Die beiden werden ein Liebespaar. Und Corian liebäugelt insgeheim mit der attraktiven Noola.

Horrorwelt wird zur Lovestory? Nein, wieder falsch gedacht, Freunde.

Sie erreichen die Teufelsberge und stellen nun fest, dass sie von rätselhaften schwarzen Reitern verfolgt werden, die offensichtlich ebenfalls in TOETAARS Diensten stehen. Als sie die Höhle des Orakels finden, haben sie nur wenig Vor­sprung. Im Innern werden sie mit einem weiteren Dämon konfrontiert: ONOGA­ER, der der wesentliche Anführer des ersten Dämonensturms vor über hundert Jahren war und sich hier nun verborgen hat. Im Gegensatz zu den meisten an­deren Dämonen ist er aber höchst eigenartig vom Erscheinen her – es handelt sich bei ihm um eine aufrecht gehende Echse (einem Alli aus dem OSM nicht unähnlich). Er bezeichnet sich als „Fremddämon“. Das hat seine guten Gründe – denn er stammt weder aus den Jenseitigen Dimensionen noch von der Horror­welt.

ONOGAERS Heimat – und die seines Artgenossen namens Kurtes, der inzwi­schen TOETAARS Berater in der RESIDENZ ist – ist eine Welt namens Sslanckort, die jenseits eines einmaligen magischen Tores liegt. Dieses Portal befindet sich in der Nordpolarregion der Horrorwelt. Aber da ONOGAER formell als tot gilt, spielt Kurtes auf Zeit. Er weiß, dass TOETAARS Ehrgeiz sich auch auf die Welt jenseits des Portals ausdehnt, aber es ist nicht möglich, es ohne die Hilfe der Fremddämonen zu öffnen.

Einerlei – erst einmal hat er ohnehin vor, die Horrorwelt zu unterwerfen.

Und TOETAAR zieht nicht alleine seine Truppen zusammen. Der Hexendämon TOOWATAER tut dasselbe im Bereich der Namenlosen Burg, in der Mapun an­fangs materialisiert war. Ein gewaltiges Hexenheer mit Tausenden von Krieger-Hexen wird dort von TOOWATAER und ihrem Geliebten Rinterson zusammenge­zogen. Ein kleines Kontingent besonders schamloser Hexen stammt von der öst­lich neben dem Kontinent gelegenen Insel Ankiay, die von der Form her ein we­nig an Japan erinnert. Dort regiert eine rigide Schicht von Matriarchinnen, und die Insel schottet sich üblicherweise sehr stark nach außen ab.

Das hat auch gute Gründe, denn die Region, die auf dem Kontinent direkt ge­genüber liegt, ist das Königreich Sonofal, in dem der Dämon YTHOKAAN herrscht, ein monströses Ungeheuer, halb steinerne Schlange, halb Stierwesen, das über einen versteinernden schwarzen Atem verfügt. Hier befindet sich ei­nes der vielen Dämonentore in die Jenseitigen Dimensionen, und YTHOKAAN hat sich mit TOETAAR zusammengetan und verwandelt Sonofal in eine einzige Festung.

Während das Hexenheer TOOWATAERS sich im Norden heftige Kämpfe mit den ersten Truppen TOETAARS liefert, kann ONOGAER sich mit Mapun und seinen Gefährten verbünden – aber bei der Auseinandersetzung mit den unheimlichen Reitern werden die Freunde getrennt. Mapun und ONOGAER bleiben beisam­men, die Hexen Noola, Rena und der vormalige Vampir Corian auf der anderen Seite. Als die drei Freunde von den schwarzen Reitern wieder entdeckt werden, mischt sich zudem eine dritte Partei ein – bizarre hölzerne Puppenkrieger in Menschengröße, die offenbar eine menschliche Seele besitzen. Sie unterstehen einem weiteren Dämon, der sich auf der Horrorwelt niedergelassen hat, einem Wesen namens KOOMAEG.

Während sich der Kampf zwischen diesen Fraktionen entspinnt, kann Corian flüchten und verschwindet, wenn auch mit klarem Vorsatz, Noola und Rena zu retten, in einem Wald, wo er seinerseits in die Gefangenschaft von Waldhexen gerät. Und hier ist es auch, dass er einen alten Bekannten wieder trifft, der das Gedächtnis verloren hat – ein attraktiver Mann, dem die Hexen mit ihren Fähig­keiten zumindest den Namen entlocken: COORAET.

Dem Namen nach ist er also eindeutig ein Dämon. Aber erst Corians Anblick bringt seine Erinnerung zurück – COORAET war Graf Corians Heeresdämon während des Dämonensturms vor über hundert Jahren. Aber während Corian von der intriganten Hexe Phyllis verflucht und in einen Vampir verwandelt wur­de, die seither in Wertan auf Corians Burg Schattenstein lebt, ist COORAET ein­fach spurlos verschwunden.

Nun sind die Freunde wieder beisammen – und es wird auch höchste Zeit, denn KOOMAEGS Puppenkrieger versuchen, Corian im Wald zu fangen. Da wird auch den Hexen klar, dass die Zeiten unsicher geworden sind. Gemeinsam beschlie­ßen sie, dem Grafen und COORAET eine Reihe von Ewigkeits-Baumsamen mit­zugeben, damit sich der Hexenwald von Wertan, in dem sie sich befinden, an ei­nem sicheren Ort fortpflanzen kann. Möglicherweise bei Burg Schattenstein, das Corians Ziel ist.

Noola und Rena sind leider seinem Einflussbereich entglitten. Sie wurden von KOOMAEGS Puppenkriegern gefangengenommen und mit nach Sonofal ge­schleift, wo Noola gegen ihren Willen von KOOMAEG die Seele vom Körper ge­trennt und in einen schwebenden grünen Kristalltetraeder gesperrt wird. Mit Hilfe dieser magischen Zwischenstufe kann KOOMAEG seine Puppenkrieger be­leben. Rena entgeht der Entkörperung, indem sie sich dem Dämon als Helferin andient und verspricht, Sonofals Herrscher YTHOKAAN mit stürzen zu helfen – was KOOMAEGS Ziel ist.

Mapun und ONOGAER sind derweil in der Königsstadt, dem Zentrum von Sono­fal angelangt. Aber hier erweist sich, dass ONOGAER ein falsches Spiel spielt. Anstatt YTHOKAAN zu stürzen, paktiert er umgehend mit ihm. Mapun gerät so in die Gefangenschaft von TOETAARS Schergen und soll in die Jenseitigen Dimensionen deportiert werden. Zwar wird er durch das Dämonentor dorthin ge-sandt, kommt aber nicht in der RESIDENZ an.

Während das passiert, erfährt TOETAAR von ONOGAER und davon, dass er noch lebt. Daraufhin ist Kurtes entbehrlich und wird liquidiert. ONOGAER hingegen steigt zu TOETAARS Heerführer auf. Und in Sonofal werden die Truppen durch TOETAARS neuen Vollstrecker, einen Eisernen Krieger namens SURTONOW, ver­stärkt.

KOOMAEGS Putschversuch in Sonofal endet in einem Desaster. YTHOKAAN er­weist sich als zu stark, und er kann den Puppendämon KOOMAEG vernichten … mit dem verblüffenden Resultat, dass das Zentrum seines Körpers eine kristalle­ne Tetraederpyramide ist! Es ist offenkundig also so, dass er selbst nur eine Ma­rionette eines weiteren Wesens im Dunkeln ist. Die Waldhexe Rena, Mapuns vormalige Geliebte, gerät in TOETAARS Gefangenschaft und wird in die SCHAT­TENRESIDENZ verschleppt, wo der Dämon der Gewalt damit begonnen hat, He­xen zu sammeln und durch Folter und Nacktheit zu demütigen.

Eine dieser Hexen ist die junge Druidenhexe Silva, die mit schrecklichen Alp­traumvisionen gemartert wird und allmählich ihre TOETAAR-Hörigkeit verliert. Während der Gewaltdämon sich auf der Horrorwelt dem Kampf mit dem He­xenheer stellt, gelingt es ihr, mit Hilfe eines verhutzelten Mannes namens Jiogre und eines blauen, stark magischen Kristalls, durch ein Dämonentor zur Horrorwelt zu entkommen … und zwar zum legendären Südkontinent Sin’ol’ghe, von dem Jiogre stammt.

Derweil holt TOETAAR zum vernichtenden Schlag aus. Mit Hilfe des so genann­ten „Höllen-Blitzes“ vernichtet er nahezu das gesamte Hexenheer TOOWATAERS und wirft den Hexendämon selbst nieder, um ihn in die Jenseitigen Dimensio­nen zu verschleppen. Rinterson und einige wenige Hexen können mit Müh und Not dem Vernichtungsschlag entgehen. Sie versuchen nun, sich nach Ankiay durchzuschlagen, wo vielleicht noch Hoffnung besteht, eine zweite Front aufzu­bauen.

Corian und die Gruppe der Hexen um ihn, der sich auch die Junghexe Firona an­geschlossen hat, gerät derweil auf dem Weg zur Burg Schattenstein in die Ge­walt von Sklavenhändlern, die sie in einem Bergwerk zur Zwangsarbeit heran­ziehen und die Frauen sexuell ausbeuten.

Nach dem Zerschlagen des Hexenheeres beginnt TOETAAR, die Horrorwelt zu erobern. Er brennt den Hexenwald nieder und verschleppt die Bewohnerinnen in die Sklaverei. Ähnliches tut er mit den Waldhexen, während er die Druiden auslöscht. Dem Walddämon NANERAEK, der merkt, wie sein Baumkörper aus­gelöscht wird, gelingt es in letzter Minute, seine Vitalenergie in die junge Hexe Franca zu transferieren und sie selbst in die Jenseitigen Dimensionen zu senden. Dort soll sie seinen wahren Körper finden, wie auch immer.

Das Reich Sonofal wird immer stärker zum Heerlager TOETAARS, und die Graf­schaften Wertans, die um den südlichen Küstensaum des Kontinents gruppiert sind, fallen dem menschlichen Usurpator Celtor von Ogis zum Opfer, der sich an die Macht putscht und dann mit TOETAAR paktiert.

Und dann greift der Gewaltdämon auch nach dem Süden der Welt, nach dem fernen Südkontinent Sin’ol’ghe, wo er eine Stätte weiß, die man die „Höhle der Tausend Steine“ nennt. Sie scheint die einzige akute Bedrohung für seine Machtbasis zu sein, aber Genaueres weiß niemand.

Doch wo um alles in der Welt ist Mapun geblieben? In den Jenseitigen Dimensionen ist er jedenfalls nicht angekommen – stattdessen materialisiert er zu seiner eigenen Überraschung im Nordpolargebiet, seiner alten Heimat. Hier wird er von zwei jungen Zwillingsfrauen namens Gera und Gesa gefunden und gerettet, die sich auf nachgerade märchenhafte Weise sofort in ihn vergucken. Ehe er sich versieht, schlafen sie mit ihm und binden sich so ehelich an ihn.

Aber der Deserteur des Bösen findet keine Ruhe. Er weiß darum, dass TOE­TAARS Macht von Tag zu Tag wächst, und er muss dringend mit seiner Warnmis­sion fortfahren – die im Norden aber offenkundig keinerlei Sinn mehr macht, weil hier alles schon niedergewalzt wird. Er macht sich also durch den magi­schen Transmitter auf der „Insel der tödlichen Prüfungen“ auf den Weg, den le­gendären Südkontinent Sin’ol’ghe zu erreichen. Und er ahnt nicht, dass TOE­TAARS Armeen auch dort schon Fuß gefasst haben und dabei sind, das Unterste zuoberst zu kehren.

Er bricht geradewegs in ein tödliches Inferno auf und hat keine Ahnung, was ihn erwartet …

Ihr meint, das ist aber ganz schön viel Handlung gewesen? Well, das kann ich nicht leugnen. Ich habe damit die Handlung der ersten 50 Episoden der Serie zusammengefasst, die jeweils 5-6 Textseiten lang waren und sich dementspre­chend von Winter 1983 bis Spätsommer 1984 schnell entwickelten. Was sich in­teressanterweise an diesen Episoden aber ebenfalls ablesen lässt, ist meine fas­zinierende Weiterentwicklung. Nicht was die Charakterisierung der Personen angeht, die ist hier so rudimentär wie in den frühen OSM-Episoden. Aber zu Be­ginn der Serie gibt es etwa nach Satzzeichen keine Leerschritte, im Laufe des Jahres 1984 ändert sich das grundlegend. Ebenso wechselt die Schreibbreite von einzeilig auf anderthalbzeilig, das Papier wird von weißem, einseitig be­schriftetem Papier zu braunem, ebenfalls einseitig beschriftetem Recyclingpa­pier, das mein Vater damals reichlich von der Arbeit als Abfallprodukt mitbrach­te.

Was aber, wie ich finde, durchaus auffällt, ist die zunehmende Komplexität der Handlung. Statt eine lineare Handlungsform zu wählen, wie das in meinen da­maligen Kurzgeschichten üblich war, entwickelt sich hier eine verschlungene, verwirrende Handlungsvielfalt mitsamt Intriganten, Rätseln der Vergangenheit, Liebesgeschichten, Betrug und zunehmend vielfältigeren Gliederungen des Handlungsraumes Nordkontinent. Ich habe damals sogar eine Karte dafür ge­zeichnet, um die Übersicht zu bewahren (eine entsprechende Karte entstand dann auch für Sin’ol’ghe).

In der zweiten Folge dieser Reihe, in ein paar Wochen, werde ich mehr davon erzählen, wie die Handlungsströme weiterlaufen. Gelingt es Corian, sich zu be­freien und die Burg Schattenstein zu erreichen? Kann Mapun auf Sin’ol’ghe sei­ne Warnung anbringen? Wie sieht es dort überhaupt aus? Was für ein Ziel ver­folgt TOETAAR mit den entführten Tausenden von Hexen? Können Silva und Jiogre im tiefen Süden irgendetwas ausrichten? Und was um alles in der Welt hat es mit der „Höhle der Tausend Steine“ auf sich?

Mehr dazu in der zweiten Folge dieser Artikelreihe.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 268: Die verlorene Stadt

Posted Mai 12th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute muss ich leider mal wieder, auch wenn ich den Hauptautor wirklich sehr gerne mag, eine Warnung vor dem folgenden Roman aussprechen. Nehmt es als freundlichen Ratschlag oder als Verriss, je nachdem, wie ihr die weiter unten kommenden Worte der Rezension versteht. Ich habe das Buch eher aus Pflicht­bewusstsein denn aus Begeisterung rezensiert. Begeisternd ist daran echt nicht viel und da bedurfte es nicht der kritischen Bemerkung eines lieben Brieffreun­des, dass man doch auf Inseln wohl eher statt Riesenwuchs Zwergenwuchs vor­findet (womit er völlig im Recht ist, Flores, Zypern und diverse andere Inseln be­legen das schlagend). Aber leider wird im unten dargestellten Roman dann von „5 Meter großen Menschen“ gefaselt, und das ist – neben vielem anderen, was mir missfiel – nun wirklich dummes Zeug.

Dennoch hätte dieser eine Ausrutscher noch akzeptabel sein können. Fehler kommen bei den schönsten Werken vor, manche, die gelungen sind, lassen sich auch davon nicht entstellen. Aber wenn sonst noch vieles im Argen liegt, wenn die deutschen Klappentexter den Inhalt des Romans weiter grotesk verunstal­ten und den Leser total auf die falsche Fährte locken, dann erstirbt einem der zuckende Mundwinkel recht rasch.

Also, machen wir uns auf in den Pazifik nach Guadalcanal, d. h. den Salomonen (die nichts mit König Salomo zu tun haben, wie ich unten nachweise und damit den stumpfsinnigen Klappentext knapp ad absurdum führe). Vielleicht findet der eine oder andere von euch ja doch, dass man über die grundlegenden Schwächen des Buches hinwegsehen und darin etwas Lesenswertes finden kann.

Schaut am besten einfach selbst:

Die verlorene Stadt

(OT: The Solomon Curse)

Von Clive Cussler & Russell Blake

Blanvalet 0363; 2016, 9.99 Euro

544 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0363-6

Man nimmt an, im 21. Jahrhundert sei es ein Leichtes, versunkene Stätten der Antike zu finden, in Zeiten von Google Maps, dem Internet und hochmoderner Technologie. Aber bisweilen gibt es noch echte Überraschungen, das müssen auch Sam und Remi Fargo entdecken, als sie sich zu den Salomonen im Pazifik aufmachen, genauer: nach Guadalcanal, einer im Zweiten Weltkrieg heftig um­kämpften gebirgigen Insel, die heutzutage mehrheitlich von der Öffentlichkeit vergessen ist. Wenn man sich an Guadalcanal überhaupt noch erinnert, dann eben als Schlachtfeld des Zweiten Weltkriegs zwischen den USA und den japani­schen Besatzern.

Leonid Vasjew ist ein etwas bärbeißiger, knurriger Stipendiat der Fargo Founda­tion, der einem Tipp einer australischen Touristin nach Guadalcanal folgt und hier anstelle eines vermeintlichen Schiffswracks etwas völlig anderes entdeckt – und er alarmiert die Fargos, nicht zuletzt deswegen, weil er nicht tauchen kann.

In einer völlig abgelegenen Bucht stoßen Leonid und das Schatzsucher-Ehepaar unerwartet auf eine im Meer versunkene Tempelanlage eines hoch zivilisierten Volkes. Aber ihre Recherchen an Land sind äußerst kärglich – niemand scheint jemals von einer solchen Stadt gehört zu haben, weitere zivilisatorische Fährten gibt es keine.

Nun, Guadalcanal hat auch völlig andere Sorgen. Massive Arbeitslosigkeit, ge­schlossene Firmen und Bergwerke, eine blutrünstige Rebellengruppe, die Ent­wicklungshelfer tötet und die Industrien verstaatlichen möchte. Und es gibt eine sehr engagierte Ärztin, Carol Vanya, die davon träumt, ein flächendecken­des medizinisches Netzwerk auf der Insel zu etablieren, wo es auch medizinisch am Notwendigsten fehlt. Ein Plan, so entscheiden die Fargos, der durchaus da­nach ruft, durch ihre Stiftung unterstützt zu werden.

Aber die Geschehnisse auf Guadalcanal sind noch um einiges unheimlicher und rätselhafter: Kinder verschwinden seit geraumer Zeit spurlos im Urwald. Das Ehepaar wird bei einem Ausflug von der Straße gedrängt und beschossen, man bricht in ihr Hotelzimmer ein. Die Zeichen der Zeit drängen offensichtlich immer mehr in Richtung Aufstand, und Touristen verlassen fluchtartig die Insel.

Keine guten Karten für eine Schatzsuche, offensichtlich. Und einen Schatz hat es einwandfrei in der versunkenen Metropole gegeben … aber er wurde offenkun­dig schon vor Jahrzehnten geborgen, und zwar von japanischen Besatzungssol­daten.

Als die Fargos dieser Fährte folgen, geraten sie jählings in akute Lebensgefahr, zusammen mit ihren Freunden Lazlo Kemp und Leonid Vasjew …

Das zweite Fargo-Abenteuer von Russell Blake (Nr. 7 insgesamt) fällt leider im Vergleich zum Einstiegsband „Der Schwur der Wikinger“ doch deutlich ab. Hob ich in der vergangenen Rezension noch die solide Charakterisierung der „Villains“ hervor, also der Bösewichter, so hatte ich in diesem Werk das dumme Gefühl, permanent auf der Stelle zu treten. Und seien wir ehrlich: wenn es die­se Pseudo-Revolution nicht gegeben hätte, wäre der Roman noch sehr viel spannungsärmer ausgefallen. Er ist zwar umfangreicher als der Vorgänger, aber wenn man ehrlich sein soll, passiert sehr viel weniger darin. Die weitaus meiste Zeit verbringen Sam und Remi eher halbherzig damit, Fährten ins Nirgendwo zu folgen (manche verschwinden tatsächlich im Nirgendwo, etwa die um den japa­nischen Zerstörer). Und immer dann, wenn man glaubt, jetzt würden sich mal ernsthafte Probleme auftürmen, wird man prompt enttäuscht.

Beispiele dafür gefällig? Nun schön: Es gibt etwa die Fährte, die über das Tage­buch eines japanischen Offiziers direkt nach Japan führt und zu einer geheimen Armee-Einheit, die während des Krieges biologische Experimente gemacht hat. Da man ja als zeithistorisch Bewanderter ziemlich gut weiß, wie heikel die krie­gerische Vergangenheit Japans heutzutage noch ist (ich sage nur: Verehrung von Kriegsverbrechern im Yasukuni-Schrein in Japan in der Gegenwart; Leug­nung der „Trostfrauen“-Verbrechen in Korea usw.), wäre es doch höchst plausi­bel gewesen, wenn das Nachforschen des amerikanischen (!) Ehepaars Fargo in Japan auf massiven Widerstand gestoßen wäre. Stattdessen: gar nichts.

Oder nehmen wir die titelgebende versunkene Stadt (von der man eigentlich nahezu überhaupt gar nichts erfährt und die nur eine ziemlich kleine Rolle in der Geschichte spielt): hier wäre es wirklich schön gewesen, Näheres zu erfah­ren. Ein wenig mehr räumliches Denken, vielleicht hätte man ja auch mal die In­nenräume fotografieren können, um die Glyphen an den Wänden semantisch auszudeuten, wo man doch Lazlo Kemp hat, der sich nach Herausforderungen dieser Art sehnt … aber nichts dergleichen passiert.

Diebstähle, die nicht verfolgt werden. Rätselhaft abweisende Ordnungshüter, die sich als zahnlose Tiger entpuppen. Ein australischer Magnat, der nur die Börse manipuliert und auf unklare Weise mit einer unbekannten Person auf den Salomonen in Kontakt gekommen ist (über diese Kontaktanbahnung erfährt man rein gar nichts), als einer der Strippenzieher im Hintergrund.

Damit will ich nicht grundsätzlich sagen, dass der Roman langweilig und öde ist, er hat schon gewisse interessante Aspekte. Aber das meiste ist doch sehr halb­herzig ausgeführt und kommt in keiner Weise an den Erstling heran, von den früheren Autoren Grant Blackwood oder Thomas Perry mal ganz zu schweigen. Der Roman kommt leider mehr als eine Pflichtübung daher, bei der der Verfas­ser wenig zu erzählen wusste. Und am Ende trudelt die Geschichte sogar gänz­lich in den Bereich der Fantasy ab, als von „5 Meter großen Riesen“ erzählt wird, deren Leichname man sogar noch findet. Also bitte, fünf Meter große Men­schen… biologisch vollkommener Nonsens! Hätten 2,50 Meter nicht völlig aus­gereicht, um für die kleinwüchsigen Insulaner als „Riesen“ zu gelten? Das hier war nun echt grotesk überzogen. Ganz zu schweigen davon, dass die vermeintli­chen „kannibalischen Riesen“, vor denen ständig gewarnt wird (die realen sind seit Jahrtausenden ausgestorben!), völlig unmotiviert als Schreckgespenst an die Wand gemalt werden. Wenn man mal logisch daran geht, macht das keinen Sinn: wenn man schon die historischen Vorbilder nicht kennt, wie will man dann „moderne“ Riesen zusammenphantasieren …?

Ach ja, und schweigen wir mal ganz davon, dass das prinzipiell interessante Co­ver leider mit dem Inhalt nichts zu tun hat und es natürlich auch NICHT um den „Schatz des Königs Salomo“ geht. Bekanntlich haben die Salomonen auch nichts mit König Salomo zu tun, ebenso wenig, wie die Westindischen Inseln vor Indi­en liegen, gell? Das alles hat der Klappentexter frei erfunden. Ebenso frei erfun­den übrigens wie der im Originaltitel vorkommende „Fluch“ der Salomonen. Den gibt es nämlich ebenso wenig wie den „Fluch des Pharaos“, damit das mal klar ist. Wer so etwas erwartet, kann hier lange warten.

Und ebenfalls allmählich so richtig nervig ist die unglaubliche Prüderie, die die­sen Roman durchzieht – Sam und Remi sind seit Jahren verheiratet, und eigent­lich sollte man doch annehmen, dass sie einander ihre Liebe durchaus handfes­ter beweisen als durch neckende Wortkabbeleien. Aber auf erotische Szenen braucht man bei diesem Autor wirklich überhaupt nicht zu hoffen. Er beschreibt die Fargos wie absolut platonische Freunde, das geht so überhaupt nicht.

Schade eigentlich, ich beginne nach diesem zweiten Roman von Blake zu verste­hen, warum er alsbald ebenfalls als Fargo-Autor ausgewechselt wurde. Diese Vorstellung hier war echt nicht berauschend. Launige Dialoge und sympathische Heldenfiguren sind eben nicht wirklich alles, da muss schon ein bisschen mehr geboten werden, soviel ist sicher.

Leider nur eine sehr eingeschränkte Leseempfehlung für ausdrückliche Fans …

© 2018 by Uwe Lammers

Nach dieser Schlaftablette, dachte ich, sollte ich euch mal wieder etwas aufwe­cken. Und ich nahm als nächstes Buch in der Reihe eine interessante Biografie auf, also mal wieder das totale Kontrastprogramm. Einer der mit Abstand wich­tigsten Menschen des 20. Jahrhunderts wird von mir in der kommenden Woche vorgestellt. Wer genau? Lasst euch überraschen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.