Blogartikel 407: Legendäre Schauplätze 20: TOTAM

Posted Dezember 20th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

kann eine einzelne Welt eine irgendwie entscheidende Bedeu­tung erlangen in einem kosmischen Krieg, der sich über weitaus mehr als hundert Milliarden Handlungsjahre ausdehnt und mehr als 20 Universen umfasst? Eine einzelne, augenscheinlich im ersten Moment unbewohnt wirkende Welt noch dazu, die so un­wirtlich scheint, dass man mit Fug und Recht die Existenz einer Atmosphäre bezweifelt?

So ein Eindruck entsteht nämlich in den Besuchern des Planeten TOTAM, als zu Beginn des Final-KONFLIKTS 4 in der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) das Techno-Kolonistenschiff RASLOORED die kosmische Membran durchdringt und in jenes unheimliche, von außen offenbar unsichtbare Reich eindringt, das von einer monströsen grünen Sonne – Granat – beherrscht wird.

Dies ist jenes Gebiet, in dem eine Macht jenseits jeder Vorstel­lung residiert, die Macht TOTAM, die selbst die gottgleichen Baumeister mit nachgerade paralytischem Entsetzen erfüllt, und dies, wo es doch scheinbar gar nichts zu fürchten gibt. Wer­fen wir mal einen Blick in die noch unveröffentlichte IR-Episode 39 „Grünes Todeslicht“, in dem dieser Besuch beginnt:

Die einsame Welt vor ihnen, die wenig später auf dem Hauptbildschirm aufschimmerte und von einem geisterhaften, grünen Halo der Sonne be­leuchtet wurde, wirkte vollkommen feindselig und kalt.

Shelwoon fluchte wieder einmal, weil er keinerlei gescheite Daten be­kam. Das Bild war, gemessen an den sonst üblichen Bildbearbeitungsrouti­nen, die sie von der ZHAROONED und dem ZYNEEGHAR gewohnt waren, einigermaßen gruselig minderwertig aufgelöst. „Steinzeit-Techno-Level eben“, wie öfters abfällig gemurmelt wurde.

Da Scheverlay der einzige in der Zentrale war, der sich darüber hätte echauffieren können, dies aber nicht tat, gab es keine Instanz, die gegen derlei Gemecker einschritt. Auch Baumeister Naam schien das nicht wich­tig genug zu sein.

Shelwoon referierte weiter, mit finsterer Miene: „… soweit ich das sehen kann, gibt es keine Atmosphäre. Nirgendwo so etwas wie Wolkenbildung, Gewässer, Wälder … absolut gar nichts.“

„Und auch keine Städte, Fabrikareale, Raumhäfen … alle Energieskalen sind vollkommen leer“, assistierte Aviraani rätselnd, die die Bild- und Messwerte ebenfalls von ihrem Pult aus gegenprüfte. „Also wirklich, Bau­meister Naam … wenn ich das nicht besser wüsste und wir nicht alles er­lebt hätten, was hinter uns liegt, so würde ich sagen, das hier ist eine leb­lose Welt, die noch nie von irgendeiner Zivilisation berührt worden ist. Da unten ist gar nichts, was für uns von Interesse wäre …“

„Der Eindruck täuscht!“, sagte Naam energisch. „Messt weiter. Und kon­sultiert auch die normaloptischen Erfassungssysteme. Wir wissen, dass TOTAM gegen die INSEL mobil macht und schon Angriffe gestartet hat, auch wenn wir noch nicht wissen, wie. Das herauszufinden, hat neben un­serem Selbstschutz höchste Priorität!“

„Verstanden, Baumeister Naam!“

Doch auch als sie in den Orbit einschwenken und etwa vierzigtausend Vaysin über der Oberfläche dahindrifteten – andere Angaben sagten, es seien nur zwölf Vaay, was natürlich absurd war, oder hundertvierunddrei­ßig Millionen Vaysin (und alle Werte dazwischen), so dass Shelwoon die wirren Ortungsdaten mit den normaloptischen Sinnen des Schiffes „ab­glich“ und so eine mutmaßlich stabile Orbitalposition fand, die eben rund 40.000 Vaysin Distanz entsprach, auch dann schien sich nur zu bestätigen, was sie schon wussten.

TOTAM war eine karge, wasser- und atmosphärenlose Welt, die in wirk­lich jederlei Weise uninteressant war.

Also eine Welt, etwa so interessant wie der irdische Mond, und ähnlich unbelebt. So hat es den Anschein. Aber leider hebeln TOTAMS Naturgesetze die Anschauung gründlich aus.

So, wie die Technos keine gescheiten Distanzmaße oder sonsti­gen Daten empfangen können, erweist sich TOTAM auch weder als unbevölkert noch lebensfeindlich.

Spätere Besucher in anderen KONFLIKTEN können von bizarren Phänomenen beim Besuch des schwarzen Kristallplaneten er­zählen. Nur ein paar Beispiele dafür:

Wenn man aus dem Orbit auf den Planeten schaut, entdeckt man keinerlei Indizien für eine Lichtbrechung oder Atmosphäre. Landet man dagegen und schaut zum Firmament, erblickt man zur nicht eben geringen Überraschung eine weitgehend ge­schlossene Wolkendecke!

Während es so etwas wie Seen oder andere Gewässer auf TO­TAM nicht zu geben scheint, kommt es durchaus zu Phänome­nen wie Nebel … aber wenn man auf Nebel stößt, ist in der Re­gel allerhöchste Alarmstufe angesagt. Das betrifft lebende We­sen übrigens ebenso wie Totenköpfe, die ab KONFLIKT 4 zu TO­TAMS Standardkampftruppen werden. Der Totenkopf Shylviin etwa erlebt im KONFLIKT 21, d.h. der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL) in seinem zweiten Leben als Totenkopf auf TOTAM ein solches Nebelphänomen auf durchweg gespensti­sche Weise. Das sieht dann folgendermaßen aus:

Ein graues Wallen erfüllte die ganze Schlucht, und die vordersten Aus­läufer verhüllten den direkten Blick auf das hexagonale Pflaster der Straße. Das war deshalb so eigentümlich, weil normalerweise die magischen Sinne der Totenköpfe durch jedwedes Hindernis nichtmaterieller Art hindurchbli­cken konnten. Durch Dunkelheit, durch Wasser und natürlich auch durch Nebel. So wurde es ihm in den Schulungen nach jeder Reinkarnation beige­bracht, auch wenn das für TOTAM so völlig witzlos war, weil es hier kein Wasser und natürlich auch keinen Nebel gab.

Jedenfalls hatte er das bislang geglaubt.

Nun, das stimmte offensichtlich nur bedingt. Nebel war auf TOTAM wohl schon anzutreffen, man musste sich nur irgendwie an die richtigen Orte verirren … aber dieser Nebel hier verhielt sich gleichwohl anders als ge­wohnt.

Totenköpfe konnten also jeden Nebel durchblicken wie klare Luft, ja?

Nun, diesen hier nicht.

„Was ist das denn?“, murmelte Shylviin mit seiner unangenehmen Rost­stimme.

Das bedrohliche Knistern und Brodeln, mit dem die handwerklich schön gearbeitete, rätselhafte Straße von dem Kristallmagma verdaut wurde und den Weg alles Irdischen ging – ganz so wie die Treppe übrigens – , es wur­de immer intensiver und signalisierte damit klar, dass er nicht zurück konnte. Mehr noch: es war Eile geboten bei seiner Entscheidung.

Nun, Shylviin blieb nicht eben große Wahl in seiner Entscheidung: Ver­dauen lassen oder vorwärts gehen und – vielleicht – weiter bestehen. Die Entscheidung viel schnell, er fühlte sich indes gar nicht wohl dabei. Er musste einfach vorwärts gehen, sich in diesen eigenartigen, dichten grau­en Nebel tasten, in dem alles Mögliche stecken konnte.

Shylviin hielt sich dicht an der Felswand und tastete sich behutsam vor­wärts, bis er an den Markierungsstein kam. Schon nach wenigen Schritten verschlang die watteartige Konsistenz der Luft ringsum die beunruhigen­den Laute der zermalmenden oder zuschmelzenden Schlucht, was auch immer man dazu auch genau sagen wollte.

‚Wo kommt bloß dieser verdammte Nebel her?‘, fragte sich der Oheetir-Totenkopf fieberhaft und hielt in seiner Bewegung für einen Moment inne. ‚Und was BEDEUTET er?‘

Ganz sicher war hingegen, was geschah, wenn er vom TOTAM-Kristall verschlungen wurde: dann landete er wieder durch einen Reinkarnations­transmitter in der Wiederauferstehungshalle, um stumpfsinnig in einen von Reflexen konditionierten Totenkopf-Körper eingesperrt zu sein, verur­teilt zum monatelangen Dienst in den Marschkolonnen und Drillkasernen. Shylviin würde wieder und wieder und wieder sterben müssen und viel­leicht eine Ewigkeit brauchen, um von neuem autonom zu werden.

Wenn das überhaupt passierte.

Denn vielleicht fanden die Dämonen von TOTAM ja inzwischen auch ein Mittel dagegen. Und in diesem Fall würde Shylviin für immer und ewig in seinem Knochenkörper eingesperrt sein, ohne jede Aussicht auf Selbstbe­freiung.

Alles ist besser als das!’, entschied er kategorisch und setzte mit einem entschlossenen Sprung tiefer in den grauen Dunst hinein, der Sicherheit verhieß.

Er hatte sich noch niemals so sehr getäuscht.

„Neuer Kandidat. Wähle dein Geschlecht.“

Shylviin hing desorientiert irgendwo im Nichts.

Seine Sinne nahmen ringsum nichts anderes mehr wahr als vollständige Finsternis. Es gab keinen Boden mehr unter seinen Füßen, seine nervös wedelnden und nach Halt suchenden Arme schlugen ins Leere, und der Oheetirmönch hatte das beunruhigende Gefühl, irgendwie ganz leicht zu fallen, aber nicht so, wie man es manchmal in Furcht erregenden Träumen fühlte, sondern wirklich nur ganz dezent, wie eine fallende Feder etwa, die sanft herabsank. Dieses Fallen hatte nichts wirklich Bedrohliches an sich.

Außerdem, machte sich Shylviin klar, beherrschte er doch die Totenkopf-Reflexe perfekt. Er würde jeden Sturz auf allen Vieren abfedern, wenn er wirklich tief war, und die Wiederauferstehungsmaterie war so robust, dass sie auch große Falldistanzen recht schadlos überstand. Er hatte es doch oft genug im Training am eigenen Leibe erfahren.

Aber war das hier tatsächlich ein Fall?

Verwirrend war für ihn auch weiterhin, dass er nichts sah.

Ringsumher nur vollkommene Schwärze. Und dabei konnten Totenköpfe doch üblicherweise auch in den finstersten Räumen …

Zue-Schwärze. Wiederholung der Aufforderung: Wähle dein Ge­schlecht!“

„Ich verstehe nicht“, murmelte der Totenkopf verwirrt. War das eben eine Erklärung gewesen? Wenn ja, dann begriff er sie beim besten Willen nicht.

Das war die lautere Wahrheit, und noch schlimmer war jetzt das Erklin­gen diese obskuren, desinteressiert klingenden Stimme. Er versuchte un­entwegt, den Ursprung der Stimme irgendwie zu lokalisieren, aber sie schien von überall her zu kommen. Es war auch keine Totenkopf-Stimme, offensichtlich nicht … aber was sie sonst sein mochte, blieb völlig unklar.

„Erneute Wiederholung der Aufforderung: Wähle dein Geschlecht! Sonst wirst du disqualifiziert und ausgesondert!“

Das klang doch sehr danach, als wenn er dann zerstört werden würde …

Andere KONFLIKT-Teilnehmer früherer Universen machen un­schöne Bekanntschaft mit einem Phänomen, das man „Traum­nebel“ nennt und das für sie in der Regel tödlich endet. Einen kleinen temporal verzögerten Eindruck erhält Oki Stanwer mit seinen Gefährten, als er in KONFLIKT 18, also der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS) nach TOTAM vorstößt. In Bd. 99 der Serie mit dem Titel Vorstoß nach TO­TAM wird das von mir im September 1988 so beschrieben:

Die Ebene war eine schwadenerfüllte Fläche, auf der man den schwar­zen Boden nicht mehr erkannte. Der Nebel hatte sich mit einer unheimli­chen Geschwindigkeit ausgebreitet.

„Verdammt, da kommen wir nicht mehr ungeschoren durch“, murmelte Thor verbissen.

Ich musste da zustimmen. Der Nebel mochte harmlos wirken, aber er hatte die Kraft einer psychedelischen Droge, mit dem Unterschied, dass die Traumwesen, die aus dem Unterbewusstsein aufstiegen, wirklich an Substanz gewannen und so tödlich wie die Originale wurden.

Wenn ich da an GOLEM dachte, wurde mein Rückenmark zu Eis. Das würde mein Ende sein.

„Eine höllische Falle“, flüsterte ich. Wenn ich meine Kräfte hier noch be­sessen hätte, dann wäre das alles kein Problem gewesen. Aber so …

Im Nebel tauchten bereits Gestalten auf, Phantome des Schreckens. Da fanden sich Zombies, Vampire und entstellte Zeitschatten ebenso wie der riesenhafte URTHICC, der noch etwas vage blieb, weil der Nebel uns nicht erreicht hatte. Ein schwarzes Funkeln und ein rötlicher Widerschein wie von Feuer zeigten, dass zwei weitere meiner Erzfeinde dabei waren, Ge­stalt anzunehmen.

Eine riesenhafte, frostüberkrustete Gestalt erschien und schwang dro­hend einen kantigen Eisbrocken, der größer war als ich – der erfrorene Gerd Kartland, der zum Wächter des EISANKERS geworden war, als er nach dem Kampf um die goldene Runengabel im Eisland Maaraans zurückblieb.

Und dann geschah das Unfassbare, was uns den Atem raubte.

Mitten im Nebel entstand eine Abwehrkette. Kegelwesen aus dem Volk der DIGANTEN wandten ihre Blitze schleudernden Körperreifen an, Matrix­fehler von der Siegelwelt kämpften gegen Totenköpfe und andere Horror­kreaturen, angeführt von einem riesenhaften Wesen, das alle Kämpfer überragte und weiß wie das Licht strahlte.

„SOFFROL!“, schrien wir beide überrascht, aber er hörte uns scheinbar nicht. Wir konnten ihn hören und die Schreie der Sterbenden, die Schüsse und klirrenden Schlagabtausche, die sie sich gaben. Es war ein Kampf auf Leben und Tod, und Dutzende der Matrixfehler und DIGANTEN fielen, für je­den vernichteten Feind drangen aus den Nebeln Dutzende nach. Es war unvorstellbar, und der Untergang programmiert.

„Es ist der Traumnebel!“, schrie der Rächer von Breeth-Fgahn verzwei­felt. „Flieht! Die Traumkrieger könnt ihr nicht bezwingen!“

Kaum einer glaubte seinen Worten, denn jeder war der Ansicht, dass dieser Gegner ausgelöscht werden konnte, wenn es nur schnell genug ging …

Aber es ging nicht schnell. Die Phantasie lieferte immer neue Gegner, Tausende und Abertausende. Als die Kämpfer bemerkten, dass die zerstör­ten Feinde spurlos verschwanden, da war es schon viel zu spät.

Und dann war von einem Moment zum anderen der Nebel verschwun­den. Vor uns lag die schwarze Ebene aus Staub und kleineren Gesteins­trümmern.

Thor schüttelte nicht begreifend den Kopf. „Was … was ist das denn ge­wesen, Oki? Eine Vision aus der Vergangenheit?“

„Oder aus der Zukunft“, murmelte ich. Ich ging zu einer Stelle, wo ich vorhin einen DIGANTEN hatte sterben sehen und bückte mich. Meine Hän­de wühlten durch den schwarzen Sand, und nur wenige Zentimeter tief fand ich, was ich suchte.

Ein verwitterter Metallgurt lag da, von einem Strahlschuss halb zer­schmolzen, aber noch immer gut zu erkennen. Auch Thor wurde bleich, als er das sah.

„Vergangenheit?“, flüsterte er.

„Vergangenheit“, sagte ich wuterfüllt.

Schweigen wir mal von der Anschauung, dass sich TOTAMS Ma­terie völlig anders verhält als normale, baryonische Materie. Kei­ne reguläre Materie würde sich, aus ihrem Kontext gelöst, in den Händen des Betrachters ohne Energieentfaltung verflüssi­gen und einfach in den gasförmigen Zustand diffundieren. Exakt das geschieht aber über Milliarden von Jahren hinweg bei Besu­chern aus verschiedensten Völkern. Einen kleinen Eindruck davon geben die Geschehnisse im E-Book „In der Hölle“ (2013).

Oder wie steht es mit der Tatsache, dass TOTAM eine dreischali­ge Hohlwelt ist? Auch das deutet ja wohl ziemlich klar darauf hin, dass diese Welt irgendwie gründlich anders geartet ist als sonstige Planeten des Universums.

Und dann ist da natürlich noch der gruselige Aspekt des so ge­nannten „Magnet-Effekts“, der erstmalig in KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (1983) zu beobachten ist, wie ihr inzwischen aus der Artikelreihe „Close Up“ wisst, wenn ihr sie verfolgt habt.

Der „Magnet-Effekt“ ist ein gespenstischer, offensichtlich auto­matisierter Restrukturierungsprozess des Planeten TOTAM. Das BUCH, augenscheinlich nur ein wurmstichiger mittelalterlicher Foliant, der im TURM von TOTAM aufbewahrt wird, gilt als Kata­lysator des Dämonenplaneten. Kann man es zerstören, so zer­birst der gesamte Kristallplanet wie eine gigantische kosmische Bombe … aber eben nicht für lange. Ab einen unklaren Radius kehrt sich die Fluchtbewegung der Trümmer um, und die Welt strukturiert sich wieder neu, regeneriert in exakt dieselbe Aus­gangsform, BUCH inklusive.

Es ist, als ob sich der Planet TOTAM, wiewohl das für normale Welten völlig undenkbar ist, gleichsam an seine Form „erinnern“ und sie neu zusammensetzen, gleich einem planetaren Puzzle mit Myriaden Teilen. Als gäbe es so etwas wie eine konstante Blaupause, die wieder und wieder aktualisiert wird, wie oft TO­TAM auch zerstört werden mag.

Und dann ist da natürlich auch noch die beklemmende Frage, ob der TOTAM-Kristall, aus dem die Welt bald nach KONFLIKT 4 besteht, Kristall oder überhaupt Materie in dem landläufigen Sinn ist, wie wir das verstehen. In der monströsen „Vier-Stun­den-Welt“, zu der ich in dieser Artikelreihe noch Näheres sagen werde, nennt man diese Substanz „Wiederauferstehungsmate­rie“, und ich glaube, es gab selten ein passenderes Wort für die­se Art von Substanz … wenn man das Substanz nennen kann.

TOTAM, ihr merkt es schon in diesem recht kursorischen Bei­trag, ist für eine ganze Reihe von schrecklichen Überraschungen gut, und es ist DER legendäre Ort des OSM par excellence, möchte ich sagen.

Für den Moment mag dies als vorläufige Charakterisierung eini­ger weniger Aspekte der geheimnisvollen, Furcht erregenden Welt TOTAM genügen. Es gibt noch sehr viel mehr dazu zu er­zählen und dort zu erforschen, als ich in dem begrenzten Rah­men dieses Beitrags jetzt ausführen könnte. Aber ihr könnt ei­nes Faktums gewiss sein: Alle Wege führen im OSM früher oder später nach TOTAM, und somit werden wir diese Welt immer wieder besuchen, in verschiedensten Universen, mit unter­schiedlichsten Stoßtrupps und mit stets verschiedenen Ergeb­nissen.

Damit möchte ich für den Augenblick schließen. Vielen Dank für eure Geduld und Neugierde. In der kommenden Woche gebe ich hier einen Überblick über meine kreativen Aktivitäten im Sep­tember 2020.

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 299: Offenbarungen

Posted Dezember 15th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist schon kurios, was für Gedanken in mir aufkommen, wenn ich Gespräche mit lieben Freunden und Kollegen führe und ein wenig in meinen alten Werkelisten fahnde. Das heute vorge­stellte Buch ist so ein Fall. Ich habe den dicken Schmöker im Jahre 2004 gelesen – fast ist man versucht zu sagen: durchgear­beitet (Menschen, die ängstlich vor jedem Buch zurückschre­cken, das mehr als 250 Seiten besitzt, mögen das so sehen … und sich hier wie auch sonst in den meisten Fällen irren und in­teressante Lektüre versäumen) – und erinnere mich noch heute mit kaltem Frösteln an die zweite der hier vorgestellten Novel­len.

Wie ich in der vergangenen Woche schon anlässlich des Buches „Der Tag der Auferstehung“ erklärte, behandelt eine Novelle dieses Buches hier die Spanische Grippe, die 1918 die Welt auf eine sehr ähnliche, aber deutlich dramatischere Weise über­schwemmte wie heutzutage „Corona“, also das COVID-19-Virus. Dramatischer aus verschiedenen Gründen. Zum einen war die mediale Vernetzung der Welt nicht so weit fortgeschritten wie heute, Nachrichten brauchten also länger, um mit der Ausbrei­tung der Infektion Schritt zu halten. Zum zweiten befanden sich die serologischen Grundlagen, also die Entwicklung von wir­kungsvollen Vakzinen noch in einem sehr frühen Stadium, so dass kaum an schnelle Bereitstellung eines wirkungsvollen Ge­genmittels gedacht werden konnte. Und drittens war die inter­nationale Staatengemeinschaft natürlich völlig ausgepowert nach vier Jahren zermürbenden weltweiten Krieges, es gab Millio­nen von ermatteten Soldaten, mangelernährten Zivilisten in sehr vielen Regionen der Welt – idealer Nährboden für eine Atemwegserkrankung, die viele Menschen anfangs mit einer „normalen“ Grippe verwechselten.

Was das für Konsequenzen hatte, schaut euch mal bei David Morrell an … ich konnte es damals fast nicht glauben, aber ich schätze, er hat nicht wirklich übertrieben, was die ungeheuerli­che Mortalitätsrate anging.

Auch die anderen Geschichten dieses Bandes, eine für jedes Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, überwölbt von einer Rahmen­handlung, sind durchaus lesenswert. Wer deutlich mehr auf Hor­ror steht, kommt fraglos eher auf seine Kosten als ich – ich fand manches in den Texten doch sehr grenzwertig, entsprechend durchwachsen fiel dann auch mein Fazit aus.

Alles in allem handelt es sich aber um ein interessantes literari­sches Experiment, das vielleicht auch heute noch, gut 20 Jahre nach seiner Veröffentlichung auf dem deutschen Buchmarkt, un­ser Interesse verdient.

Macht euch einfach mal selbst ein Bild davon:

Offenbarungen

(OT: Revelations)

von Douglas E. Winter (Hg.)

Bastei 14193, 770 Seiten, TB

März 1999, Preis: 15.00 DM

Übertragen von Hannes Riffel, Susanne Zilla,

Frank Borsch und Dietmar Dath

ISBN 3-404-14193-8

Wenn ein Herausgeber einer Horror-Anthologie darüber nach­denkt, ein grandioses neues Projekt herauszugeben und es ihm nicht reicht, einfach einen Nachfolgeband aufzulegen (was pro­blemlos möglich gewesen wäre), auf was mag er verfallen?

Douglas Winter, der „Prime Evil“ (dt.: „Horror vom Feinsten“) in die Welt gesetzt hatte, kam auf den Gedanken, wie es wohl wäre, angesichts des bevorstehenden Jahrtausendwechsels ge­wissermaßen den „Roman des Jahrhunderts“ zu schreiben bzw. schreiben zu lassen. So verpflichtete er sieben Jahre lang – von 1990 bis 1997 – eine Reihe namhafter Autoren darauf, an die­sem Projekt mitzuarbeiten, und es entstand ein voluminöser „Roman“, eher eine lose Geschichtensammlung, zusammenge­halten durch die Klammern der Jahrzehnte. Ein Buch, das muss auch gesagt werden, das „eines der wenigen Bücher“ ist, „das einer Gruppe von Anwälten bedurfte, um bis in die Druckerei zu gelangen“, wie er im Nachwort erläutert. Der neugierige Leser hätte hier ein wenig mehr Details gehört, warum das wohl von­nöten war. Aber hier hält sich Winter bedauerlicherweise be­deckt. Schade …

Winter wusste nur zu gut um die Problematik, verschiedene Au­toren einen einzelnen Handlungsfaden bearbeiten zu lassen. Das machte er denn auch nicht, sondern jeder der Autoren bzw. Duos schrieb über ein Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, manch­mal eine summarische Geschichte, die durch die Jahre gleitet, manchmal eine solche, die auf wenige Tage oder sogar nur Stunden gerafft ein zentrales, gewissermaßen „charakteristi­sches“ Ereignis des Jahrzehnts beinhaltete. Was herausgekom­men ist, ist ein ambivalentes Produkt eigentümlicher Natur, das seinen ganz eigenen Reiz ausstrahlt:

Clive Barker oblag es, eine Rahmenhandlung zu ersinnen, nach­dem die Geschichten endlich fertiggestellt und zugeordnet wa­ren. Er nannte es „Chiliade: Eine Meditation über den Men­schen und die Sünde“ und kehrte am Ende des Buches mit „Chiliade: Ein Augenblick im Herzen des Flusses“ dorthin zurück … oder wenigstens halbwegs. Über diese Rahmenhand­lung soll hier nichts verraten werden, sie ist sehr lesenswert.

Joe R. Lansdale beschäftigte sich in der ersten „richtigen“ Ge­schichte „Der große Knall“ mit den 1900ern. Konkret: mit ei­nem spektakulären – und verbotenen – Boxkampf zwischen ei­nem Weißen und seinem schwarzen Herausforderer, der durch Anheuern eines Killers gelöst werden soll. Wer denkt, dies sei langweilig oder uninteressant, schaut nicht genau genug hin. Al­lein der Spannungsaufbau des Werkes hat es in sich. Außerdem: Während sich beide Seiten auf ihre Weise auf den Kampf vorbe­reiten, nähert sich Anfang September 1900 ein Jahrhundert-Hur­rikan der Karibik und bringt in seinem Gefolge die totale Zerstö­rung …

In „Wenn ich sterbe, bevor ich aufwache“, der unbestreit­bar besten Geschichte dieses Buches, beschreibt David Morrell für die 1910er Jahre einen Alptraum, der ebenfalls gleichsam aus der Hölle zu kommen scheint:

Ende August 1918, in einem wirklich sehr heißen, trockenen Sommer, wird Dr. Jonas Bingaman mit einem ungewöhnlichen Fall von Fieber konfrontiert, der den Anfang vom Ende jener Welt darstellt, die er von Kindesbeinen an gewohnt ist. Mit der Wucht einer Naturgewalt überrollt die später „Spanische Grip­pe“ genannte Epidemie die Vereinigten Staaten und lässt alle fragilen Netzwerke der menschlichen Gesellschaft wie der ge­sunden Psyche zusammenstürzen gleich Kartenhäusern. Vergesst alle verharmlosenden Statements über Grippe, wenn ihr das hier lest …

F. Paul Wilson, der ja ein Faible für die Schrecknisse des Dritten Reiches besitzt, führt den Leser (und in diesem Falle den Histori­ker) mit seiner Geschichte „Arier und Absinth“ auf packende Weise in das Deutschland des Krisenjahres 1923. Bestürzend handfest schildert er den wechselwirkenden Einfluss der Inflati­on, die ganze Firmenimperien vernichtet, auf die Psyche der dort lebenden Menschen. Und seine Handlungsträger sind gleichfalls spannend: ein Währungsspekulant und ein jüdisch­stämmiger Deutscher, die gemeinsam in den Sog einer aufstre­benden neuen Partei geraten, geführt von einem seltsamen Wehrmachtsgefreiten mit skurrilem Bart. Ein Mann namens Adolf Hitler

Die Welt der Poppy Z. Brite und Christa Faust liegt, wie schon der Titel der Story – „Triaden“ – ahnen lässt, in einer ganz an­deren Weltgegend. Ende der 30er Jahre in Hongkong aufzu­wachsen, zudem noch als Homosexueller und in der Knecht­schaft einer billigen Theatertruppe gefangen, das ist für Lin Bao nicht einfach. Doch als er zusammen mit seinem Freund und Geliebten Ji Fung der Fron entkommen zu sein scheint, gerät er erst recht in den Sog der finsteren Familienvergangenheit. Und diese ist die düstere Halbwelt der Triaden

Ein Jahrzehnt später, Tausende von Kilometern weiter im Wes­ten, finden wir „Auf dem Rücken des Schwarzen“ Charles Grants eigenwillige, träge wie erstarrender Honig dahinfließen­de Welt eines Schwarzen, der eine ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzt, obwohl er alt und offenbar harmlos ist. Als ein junger, dynamischer und skrupelloser Vertreter einer Fern­sehgesellschaft hier auftaucht und ihn erpressen möchte, muss der Neuankömmling auf schreckliche Weise erkennen, dass es Dinge gibt, die sich sein moderner Verstand nicht einmal ent­fernt auszumalen gewagt hat, die einfach unmöglich sind …

Whitley Strieber lag vermutlich im Fieber, als er sich zu sehr an seinen Protagonisten Dr. John von Neumann anlehnte, um ihm seine ersterbenden, halluzinierenden Gedanken für seine Ge­schichte „Die offenen Türen“ abzulauschen. Ein wirres Kalei­doskop, flirrende, wahnverzerrte Bilder, in denen von Neumanns jüdische, europäische Vergangenheit, die Gräuel des Nationalso­zialismus, hysterische Beichtsitzungen mit jenem Priester, der ihm die Sterbesakramente verabreichen soll, sowie der Absturz von Außerirdischen und das Horten der Leichen im „Area 51“ eine Rolle spielen. Very strange …

Fixtures of Matchstick Men and Joo“, die Anlehnung an ei­nen Musiktitel von Status Quo, brachte den Übersetzer Frank Borsch offenbar so ins Schleudern, dass er den Titel bestehen ließ. Elizabeth Massie schickt den Leser auf einen beunruhigen­den Trip in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Zunächst ver­liert der Polizist (oder Soldat) Gary seinen Glauben in den Staat und erfährt von einer Kommune namens „Sunrise“, die seinem Leben wieder einen Sinn geben soll. Wenig später stößt die un­gewollt schwangere Sharon, die sich eigentlich in eine Schlucht zu stürzen beabsichtigte. Zusammen erreichen sie „Sunrise“. Doch „Sunrise“ ist ein seltsames Paradies mit noch viel seltsa­meren kleinen Kindern, und ehe die beiden sich versehen, wer­den sie von dem schrecklichen Geheimnis der Gemeinschaft vollkommen vereinnahmt …

Gewissermaßen gleich beim Thema bleibt Richard Matheson, als er die Geschichte der Rockband „Whatever“ in einem wil­den Puzzle von Meldungen, Tagebuchaufzeichnungen und (höchstwahrscheinlich) fiktiven Zeitungsmeldungen darbietet. Auch diese Geschichte ist voll von bizarren Parties, Woodstock, Drogen, Hippie-Kultur, sexuellen, zügellosen Exzessen und poli­tischen, gelegentlich derben Anspielungen (etwa auf Richard Ni­xon). Und das Ende der Geschichte, die Sache mit dem Flug­zeug … nein, die darf hier nicht verraten werden …

Den Festungsbau schleifen“, das haben David J. Schow und Craig Spector vor. Wir befinden uns im Berlin des November 1989, in einem Hochhaus mit gutem Blick auf das Menschenge­wimmel an der Mauer, die gerade gestürmt und überrannt wird. Ein japanischer Manager macht sich bereit, im Menschengewühl aufzubrechen und in Ostasien eine neue Identität anzunehmen. Zwei Skinheads vergewaltigen an einem versteckten Stück der Mauer eine amerikanische Journalistin. Eine Spitze Alt- und Neunazis trifft sich in einem bombensicheren Keller, um einen syn­thetischen Adolf Hitler anzubeten, und zugleich ist ein Killer un­terwegs, der eine Vergangenheit aufweist, die zurück in die Aschengruben der Konzentrationslager führt …

Für die 1990er Jahre offeriert uns Ramsey Campbell mit der Ge­schichte „Das Wort“ eine Erfolgsgeschichte der ganz eigenen Art: der offensichtlich magenkranke Kritiker Jeremy Bates (alles, was er tut, ist eigentlich Geschichten, Bücher und Fanzines ver­reißen) trifft auf einem SF-Convention einen literarischen New­comer, Jess Kray, den, wie er meint, schlechtesten Schriftsteller aller Zeiten. Mit ihm will er überhaupt nichts mehr zu tun ha­ben. Kray aber läßt sich nicht von solchen Kritiken entmutigen. Und ehe sich Bates versieht, taucht unerwartet ein Buch von Kray auf, das nur „Das Wort“ heißt. Mit einer beängstigenden Geschwindigkeit breitet sich die Popularität dieses Buches aus, erst national, dann international.

Bates weigert sich, das Werk zu lesen und hofft, als Kray in ei­nem Interview sein Buch in einem missverständlichen Zusam­menhang mit dem Koran und der Bibel nennt, dass die islami­schen Gelehrten ihn doch möglichst bald mundtot machen mö­gen. Doch das geschieht nicht. Ganz andere Dinge nehmen ihren atemberaubend-verstörenden Lauf …

Sieht man nach fast 800 Seiten am Ende auf das Buch hinab, auf die gelegentlich wirklich erschöpfenden Seiten, so bleibt ein zwiespältiger Eindruck zurück, wie schon einleitend angedeutet. Sieht man von Barker und Campbell ab, ist eigentlich nicht viel „Offenbarendes“ oder „Revolutionäres“ an dem Buch. Man er­fährt eine Menge über die Sicht der Autoren auf bestimmte Zei­ten des Jahrhunderts, auf gewisse Charaktere oder Situationen, Rassenfragen, politische Anschauungen usw. Es gibt eine Menge wirklich beeindruckender Bilder, komplexer Zusammenhänge und höchst beklemmender Situationen. Ja.

Leider gibt es auch eine Vielzahl von furchtbaren, ekligen und häufig völlig sinnlosen und überflüssigen Blutszenen, wo Blut und schlimmere Dinge fließen und die Atmosphäre deshalb nicht richtig wirken kann. Während Barker, Morrell, Wilson, Grant und Campbell solche Effekte eher dosiert einsetzen, ver­wechseln Autoren wie Brite und Faust sowie Schow und Spector blutrünstige Szenen mit Handlung und eine abstoßende Spra­che mit Stil. Stilistische Entgleisungen, obszöne Sprache und dergleichen entwerten auch einige der anderen Geschichten, doch allgemein läßt sich sagen – mit Ausnahme von Campbell – , dass zum Ende des Buches hin die Geschichten finsterer, ek­liger und schwerer zu ertragen sind.

Dabei wird leider nicht ersichtlich, ob es sich hierbei um einen intendierten, gewissermaßen „abgestimmten“ Degenerations­effekt der Kultur, Sprache und menschlichen Gesellschaft han­deln soll. Sonst wäre es zwar schlimm, aber noch halbwegs plausibel.

Ich finde dieses Fazit bedauerlich, denn die oben hervorgehobe­nen Geschichten hätten es durchaus sehr verdient, gelesen zu werden. Das Gesamtkunstwerk, um in den Begriffen der geho­benen Künste zu bleiben, scheint mir jedoch das Ziel verfehlt zu haben.

Es entstand ein Buch, das zwar überwiegend Horrorautoren ver­eint, ohne als ein Horrorbuch ausgewiesen zu sein, und manch­mal, besonders zu Beginn, schafft die Sammlung es, literarisch zu sein und mit großen Strichen ein mächtiges, beeindrucken­des Panorama zu zeichnen. Später jedoch – wieder mit Ausnah­me von Campbell, obgleich er seltsam provinziell bleibt – , spä­ter jedoch bricht dieses beeindruckende Panorama zugunsten plumper, primitiver Effekte in sich zusammen.

Roman des Jahrhunderts“ ist also leider zweifelsfrei sehr über­trieben. Aber es war ein schöner Versuch.

Nächste Runde!

© 2004 by Uwe Lammers

Nun, ihr merkt deutlich, dass dieses durchaus experimentelle Werk sowohl seine Stärken wie auch Schwächen aufweist. Wer allerdings sowieso Fan des einen oder anderen Autors ist, mag über letztere geflissentlich hinwegsehen. Ich bemühte mich da um einen relativ neutralen Standpunkt. Und fand das Gesamt­produkt immerhin so gut, dass es bis heute in meinem Bücher­regal verblieb … das schafft nicht jedes Buch aus jener Lesezeit.

In der nächsten Woche ist es wieder einmal soweit, dass ich euch eine Gesamtaufstellung der bisher im Rahmen meines Re­zensions-Blogs besprochenen literarischen Materials vorstellen möchte. Dann also kein neues Werk, sondern kurz vor Heilig­abend 2020 eine breit angelegte Gesamtschau.

Macht es gut und bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

oje, es ist eine Weile her, dass ich zuletzt diese Rubrik bedient habe, Freunde, ich weiß es selbst. Seit dem vergangenen Teil 38 dieser Reihe sind schon wieder 8 Wochen verstrichen. Wovon redete ich damals? Von den ersten drei Monaten des Jahres 2016, in denen ich von einer 15-Stunden-Stelle im Monat auf eine Vollzeitstelle mit 38,5 Wochenstunden an der Universität wechselte. Befristet, natürlich, aber sehr gut bezahlt und intel­lektuell äußerst anspruchsvoll, immerhin befand ich mich hier nun an der Schnittstelle zwischen Geschichtswissenschaft, Tech­nikgeschichte und Biotechnologie … das forderte mich also doch recht ordentlich und erzeugte durch das Zeitkontingent, das zu investieren war, eine innere kreative Dysbalance, die sich 2016 sehr nachteilig sowohl auf mein Arbeitsleben wie auf meine Kreativität und dort insbesondere auf das E-Book-Pro­gramm auswirken sollte.

Ich setze ein mit dem Monat April 2016.

Vordergründig sah die Bilanz mit 36 vollendeten Werken gut aus, aber wenn man sich genauer anschaut, was das speziell für die „Annalen“ und den Archipel bedeutet, der hier mit betrach­tet wird, so relativiert sich das Bild doch auf ziemlich ernüch­ternde Weise.

Mit „Sarittas Hilflosigkeit“, einem Longtime-Archipel-Frag­ment, begann der Monat, mit dem Weiterarbeiten an dem E-Book „Späherin der Cestai“ ging er weiter. Dann blieb ich im OSM und werkelte an „Beas Freund“ und „Parasiten aus dem Kosmos“ … und das war es dann auch schon.

Ich sagte ja: ernüchternd.

Der Monat Mai führte zu 26 weiteren Werken, man merkt hier deutlich, wie die Leistungskurve bei mir abzuflachen begann. Das wurde zumeist noch verdeckt durch Gedichtabschriften, rein numerisch, und durch die Blogartikel. Aber im Rahmen der „Annalen“ kam ich nur sehr bescheiden weiter.

Was heißt das konkret?

Nun, es heißt, ich arbeitete an den Fragmenten „Ungleiche Freunde“ und „Himmelfahrtskommando“ weiter, ferner an der Abschrift des BUCHES „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, aber damit war der OSM leider auch schon abgefrühstückt.

Hinsichtlich des Archipels kam ich auch nur minimal weiter. Hier schrieb ich in diesem Monat an „Sarittas Hilflosigkeit“, „Amanda trifft einen Geist“ und „Vivica auf Abwegen“.

Ein schöner Kreativmonat sieht deutlich anders aus, denn nichts von alledem wurde auch nur ansatzweise fertig.

Im Monat Juni neigte sich die Leistungskurve noch weiter hinun­ter. Das hatte neben der Arbeitsbelastung an der Universität na­türlich auch mit den steigenden Temperaturen zu tun. Die be­einflussen mein Arbeiten grundsätzlich nachteilig, das weiß ich schon seit Jahren, aber in solch einer summarischen Übersicht merkt man das ganz besonders deutlich. Also, kurz gesagt, ich stellte 23 Werke fertig im Monat Juni 2016.

Wie viel davon entstammte dem „Annalen“-Bereich? Festhalten, Freunde: gerade mal die Weiterschrift an „Die magische Waf­fe“ und ein wenig Feilen an der Story „Kontrollverlust“. Na­türlich wurde keine davon fertig, sollte ich ergänzen.

E-Books? Fehlanzeige.

Archipel? Okay, da war auch noch was: Ich arbeitete an der No­velle „Die Zwillinge“ weiter, an einem kleinen Fragment, das provisorisch mit „Lana II“ beschriftet ist, aber sonst?

Blogartikel. Rezensionen. Non-OSM-Storyabschriften.

Nothing else.

Nicht witzig, echt nicht.

Aber ich sagte ja schon beim letzten Mal, dass ich kreativ eher einschrumpfte. Die Dysbalance ist hier ziemlich klar zu sehen. Selbst die Arbeit an den KONFLIKTEN 12 „Oki Stanwer – Bezwin­ger des Chaos“ (BdC), 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) und 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS), an denen ich zu der Zeit saß, gingen nur noch sehr schleppend voran.

Ich war schlicht fix und fertig, wenn die Arbeitswoche an der Uni vorbei war, und das Wochenende brauchte ich dann dringend zur Regeneration und zu gelegentlichen sozialen Kontakten, die zu der Zeit auch ziemlich einrosteten.

Nein, das war zwar vom Verdienst her ohne Frage eine schöne Zeit, aber Geld ist bekanntlich nicht alles und war mir nie so wichtig wie meine kreative Freiheit. Und die blieb hier leider völ­lig auf der Strecke.

Ich möchte daran zweifeln, dass ich das zu dem Zeitpunkt schon in voller Konsequenz sah. Aber diese Erkenntnis sollte noch kommen. Beizeiten sage ich mehr dazu.

Für heute schließe ich diese Rubrik wieder und verabschiede mich bis zur nächsten Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 298: Der Tag der Auferstehung

Posted Dezember 10th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

aktuell hat die Corona-Pandemie in Deutschland knapp 8.000 Todesopfer gefordert, gut 170.000 Menschen sind nachweislich infiziert worden (Stand RKI: 12. Mai 2020). Wie die Lage ist, wenn dieser Rezensions-Blog Anfang Dezember 2020 veröffent­licht wird, kann ich nicht wirklich prognostizieren. Aber wenn ich mir anschaue, wie zum Teil fahrlässig und voreilig die Isolations­restriktionen zurückgenommen werden sollen und eine Rück­kehr zur „Normalität“ stattfindet, während doch noch kein Vak­zin zur Verfügung steht, mit dem die Pandemie wirkungsvoll zu­rückgeschlagen werden kann, dann erfüllt mich das mit Besorg­nis (Nachtrag vom Veröffentlichungstag: Die zweite Welle der Pandemie hat uns inzwischen voll im Griff, und die Zahl der Infizierten geht allein in Deutschland in die Hunderttausende, fast 20.000 Menschen sind bundesweit schon verstorben, und ein Ende ist aktuell nicht abzusehen).

Selbstverständlich begreife ich bestens, dass das Leben weiter­zugehen hat, auf dass die Wirtschaft wieder gesundet, wenn die auf die Pandemie wahrscheinlich zwangsweise folgende Wirt­schaftsdepression nicht ganze Geschäftszweige in die Insolvenz treiben soll. Ich verstehe auch die Sorgen vieler Unternehmer und Arbeitnehmer sehr gut, die Angst um ihre wirtschaftliche Existenz haben. Aber ich rate zur Vorsicht und zu weiterer Ein­haltung der Selbstquarantäne- und Isolationsmaßnahmen, um nicht beispielsweise den fatalen Weg zu nehmen, den die USA, Russland oder Indien derzeit beschreiten und der gesundheitlich in den Abgrund führt.

Schon eine ganze Weile, ehe überhaupt an diese Form des glo­balen Ausnahmezustandes gedacht wurde, gelangte ich im Zuge der Digitalisierung meiner frühen Rezensionen an ein Werk, das ich schon halb vergessen hatte – und dann stellte ich fest, dass es auf geradezu bestürzende Weise aktuell war. Nach­dem die überarbeitete Rezension schon in diversen Fanzines in diesem Jahr veröffentlicht wurde, soll sie auch in diesem Rezen­sions-Blog nicht ausgespart werden.

Schaut euch also mal an, was ein japanischer Phantast sich An­fang der 60er Jahre (!) des 20. Jahrhunderts als finalen Schre­cken ausmalte, der die Menschheit quasi ausrottet: ein Mikroor­ganismus, der scheinbar aus Asien einen weltweiten, unaufhalt­samen Feldzug antritt:

Der Tag der Auferstehung

(OT: Fukkatso no hi)

Von Sakyô Komatsu

Heyne 4443, 1987 (1964)

336 Seiten, TB

Aus dem Japanischen von Michael Morgental und Keiko Miriam Inaba

ISBN 3-453-00961-4

Aktuell sucht uns das Corona-Virus heim und stürzt auf bislang ungeahnte Art und Weise die Welt in mikrobiell erzeugtes Cha­os. Alle relevanten Institutionen in Politik, Wirtschaft und den Medien reden über den winzigen Erreger, der sich von China in alle Winkel der Erde ausbreitet und reihenweise Staaten zum Kollaps nötigt und die Nationen in den Ausnahmezustand beför­dert. Vor wenigen Jahren hätte man dies noch als bizarren Aus­fluss überhitzter Phantasie bezeichnet. Dabei hätte uns allen klar sein müssen, dass in einer globalen Weltwirtschaft mit per­manentem Personentransit in Millionenzahl mittels des interna­tionalen Flug- und Warenverkehrs ein solcher Vorfall nur eine Frage der Zeit sein würde.

Wie sich erwiesen hat, ist die physische Welt gegen ein nicht minder physisches mikrobenbasiertes Verhängnis nicht weniger störanfällig als gegen einen Programmiervirus, der mühelos Na­tionengrenzen überspringt und sich auf allen Kontinenten ein­nistet und Milliardenschäden hervorruft. Doch die Corona-Epide­mie erweist sich medial als sehr viel wirkungsvoller als in der physischen Ausprägung, die in 80 % der Fälle sehr mild verläuft. Horrorszenarien, die von 10-prozentigen Todesraten ausgehen, sind definitiv überzogen.

Eine befreundete Professorin, die davon weiß, dass ich seit lan­gem phantastische Geschichten schreibe, meinte daraufhin, dies sei doch gewissermaßen eine Steilvorlage, darüber könne ich nun „Science Fiction“ schreiben … diese Bemerkung führte für mich zu einem Erinnerungs-Aha-Erlebnis. Zu zweien, genau genommen. Zum einen erinnerte ich mich an Stephen Kings „The Stand“ (Das letzte Gefecht), das ich vor Jahrzehnten las und das das Schreckgespenst einer globalen Supergrippen-Pan­demie an die Wand malt, durch die die Spezies Mensch nahezu vollständig kollabiert. Aber Kings Roman war beileibe nicht der erste, der eine solche Katastrophe imaginierte. 1992 rezensierte ich bereits einen Roman, der noch ein paar Jahrzehnte älter war, aus dem asiatischen Raum stammte und heute vermutlich ver­gessen ist.

Die Rede ist von dem 1987 auf Deutsch erschienenen Werk „Der Tag der Auferstehung“ von Sakyô Komatsu (es ist anzuneh­men, dass King die Geschichte bekannt war). Wenn heutzutage „Die Pest“ von Albert Camus verstärkt nachgefragt wird, sollte man sich auch dieses Buches erinnern, dessen Inhalt ich aus Aktualitätsgründen gern ins Gedächtnis zurückrufe:

An einem Tag gegen Ende der 60er Jahre verübt ein britischer Professor Verrat an seiner Nation. Er übergibt einen aus den USA gestohlenen hochtoxischen Bazillus Unbekannten, die ihn über Mittelsmänner, was er nicht wissen kann, in die USA zu­rückbringen sollen. Doch das Flugzeug stürzt ab, und der Erre­ger wird außerplanmäßig freigesetzt.

Im darauf folgenden Frühjahr setzt auf der Po-Ebene ein Mas­sensterben von Feldmäusen ein. Bald darauf tritt eine Grippe-Epidemie in Erscheinung, die ungewöhnlich heftig zu sein scheint. In Australien findet eine Infektion einer neuen Art von Rinderpest statt. Niemand sieht hier Zusammenhänge, zumal die Ministerien, denen die bakteriologische Kriegsführung ob­liegt, aus nationalen Interessen Geheimnisse über solche Waf­fen unter Verschluss halten.

Binnen weniger Wochen aber verbreitet sich die Krankheit, die jetzt „Tibetanische Grippe“ genannt wird, weil man dort das Ur­sprungsland vermutet, über die ganze Welt. Auch jetzt ist die Öffentlichkeit zwar besorgt, mehr aber noch nicht. Doch die Vi­rologen auf der ganzen Welt erkennen sehr rasch, dass dieser Virus anders ist als die bislang bekannten Arten der Grippe. Ver­harmlosung der Gefahr und der unerschütterliche Glaube an die medizinischen Fortschritte lassen die Menschen die Gefahr ba­gatellisieren. Als der Frühsommer beginnt, sind bereits Millionen Menschen an der „Grippe“ erkrankt. Da das Virus eine Tarnkom­ponente hat, ist es nicht in seiner eigentlichen Form erkennbar. Das Ur-Virus wurde mit einer Raumsonde aus dem Weltraum auf die Erde eingeschleppt, und seine Vermehrungsfähigkeit spottet jeder Beschreibung. Selbst in den Laboren Englands und der USA hatte man, bis das Virus entwendet wurde, noch kein Ge­genmittel gefunden.

Als der Sommer anbricht, sind an der Tibetanischen Grippe al­leine in Japan schon mehr als zehn Millionen Menschen gestor­ben. Es zeigt sich, dass die Impfungen mit herkömmlichen Grip­pe-Vakzinen nur dann helfen, wenn man die dreifache Dosis spritzt. Aber selbst diese Menschen erkranken wieder. Es ist zu wenig Vakzin vorhanden, und wenn so viel Serum gespritzt wird, häuft sich ein weiteres unheimliches Phänomen, der „plötzliche Tod“, das Tausende und bald Millionen von Menschen erfasst, die einfach mitten auf der Straße zusammenbrechen und ster­ben.

Das gesellschaftliche Leben in allen Staaten der Erde bricht mit der Schnelligkeit eines Dominoeffekts in sich zusammen. Ärzte kämpfen auf verlorenem Posten gegen einen Feind, den sie nicht identifizieren können. Die Sterberate erhöht sich bald sprunghaft von 30 auf 80 Prozent, und bis Mitte Juli sind von 100 Millionen Japanern bereits 80 Millionen gestorben und der Rest infiziert. Am Ende des Sommers legt sich grausiges, ulti­mates Schweigen über die verlassenen, leichengefüllten Städte der Menschheit.

Lediglich in der Antarktis haben noch knapp zehntausend Men­schen überlebt, die vor der Katastrophe hier als Bewohner meh­rerer Stationskomplexe verschiedenster Länder angesiedelt wurden. Sie haben durch zwei Atom-U-Boote noch Kontakt zur Außenwelt und müssen hier eine mehrjährige Quarantäne durchmachen, die unter Umständen ewig währen wird, da im­mer noch niemand ein Mittel gegen diese Seuche kennt.

Doch die Gefahren sind auch jetzt nicht gebannt. Ein japani­scher Seismologe erkennt bald, dass sich in Alaska ein gewalti­ges Erdbeben mit der Stärke 9 ereignen wird, was prinzipiell nichts verändern würde, da die Städte auf den Kontinenten oh­nehin schon menschenleer sind. Aber – es gibt in den Vereinig­ten Staaten ein automatisches Verteidigungssystem, das alle Atomraketen abschießen kann, selbst wenn alle Bedienungs­mannschaften ausgeschaltet sind. Und wenn in Alaska die Radarzentralen ausfallen, wird das System in Washington dar­aus schließen, dass sie Opfer eines nuklearen Angriffs wurden – und Atomraketen auf die Sowjetunion abschießen. Die Gefahr für die Antarktiker besteht darin, dass sowohl die USA dieses System haben als auch die UdSSR und vielleicht einige Nuklear­sprengkörper davon auf die Antarktis gerichtet sein könnten …

So entschließen sie sich zu einer selbstmörderischen Aktion, diese beiden Vernichtungssysteme abzuschalten, die den Tag der Auferstehung der Menschheit, der irgendwann kommen könnte, restlos zunichte machen würden …

Dieser Roman, 1964 geschrieben vom Japaner Sakyô Komatsu, allerdings unverständlicherweise erst 23 Jahre später in Deutschland erschienen, greift gleich eine ganze Reihe kriti­scher und beängstigender Thematiken auf, die von bakteriologi­scher Kriegsführung und deren Sinn und Gefahr über die nukleare Bedrohung bis hin zu geophysikalischen Themen reichen. Alleine wer den Prolog liest, der den Titel „März 1973“ trägt (da­mals noch neun Jahre in der Zukunft), merkt, dass er hier ge­nauso gut einen Horror-Schocker in den Händen halten könnte. Die Darstellung eines menschenleeren Japans, dessen Küsten­städte mit Wracks gestrandeter Schiffe und dessen Straßen mit Leichen und Trümmern bedeckt ist, gereicht jedem Horror-Ro­man zur Ehre.

Abgesehen davon sind diese beklemmenden Schreckensvisio­nen keineswegs restlos an den Haaren herbeigezogen. Unfälle in Zentren der bakteriologischen Kriegsführung hat es schon im­mer gegeben, viele authentische Daten verwebt Komatsu mit visionären zu einem ausgesprochen plastischen Schreckensge­mälde, das für Hoffnung kaum mehr Platz lässt.

Wie eingangs erwähnt – gerade in Zeiten einer akuten mikrobi­ellen Krise wie sie zurzeit unsere globalisierte Menschheit heim­sucht, tut man gut daran, sich an derlei Schreckensvisionen zu entsinnen, die begabte Phantasten schon vor langer Zeit publik machten, als das alles noch als realitätsfernes Gruselgarn abge­tan wurde. Wir erleben heute, dass darin deutlich mehr bedroh­liches Potenzial steckt. Die aktuelle Lage sollten wir also bei al­lem Respekt ernst nehmen, ohne indes in hysterische Angstzu­stände zu verfallen. Denn damit helfen wir niemandem, am we­nigsten uns selbst.

Ich finde den Roman unter den aktuellen Umständen äußerst lehrreich, da er auf höchst drastische Weise (wenn auch unter Einbeziehung von Nuklearwaffen) zeigt, wie schlimm es wirklich kommen könnte. Er sollte uns das ruhige Augenmaß zurückge­ben und uns zugleich zur Besonnenheit mahnen.

© 1991/92/2019/2020 by Uwe Lammers

Wahrhaftig, eine schaurige Schreckensvision vom Ende der Welt, wie sie uns heute nicht mehr vollkommen undenkbar er­scheint.

Während ich diese Überarbeitung in die Wege leitete, stieß ich noch auf eine andere literarische Verarbeitung einer Pandemie, und zwar ging es da um die Spanische Grippe von 1918. Ich be­richte davon in der kommenden Woche … unter anderem.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 405: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 22

Posted Dezember 6th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer von euch gedacht hat, mit dem Teil 21 der Close Up-Reihe sei Schluss, weil doch schließlich der äußerste Rand des behan­delten KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) erreicht ist, der hat meine Anfangsworte zur Artikelreihe nicht mehr recht in Erinnerung. Das sei niemandem vorgewor­fen. Immerhin war das im Blogartikel 300, also am 2. Dezember 2018, mithin schon mehr als zwei Jahre her, wenn dieser Beitrag erscheint.

Ich sagte damals sinngemäß, dass ich aufsteigend und begin­nend mit KONFLIKT 14 durch die schon fertig gestellten und mit­einander ohne Lücken verbundenen OSM-KONFLIKTE gehen wür­de. Diese Linie reicht von Band 1 FdC hinauf über den gesamten KONFLIKT 14, 15, 16, 17 und 18 bis zum Anfang des KONFLIKTS 19. Ihr habt es hier also nicht nur mit den 105 Episoden der FdC-Serie zu tun, sondern auch mit den Bänden der Serien „Oki Stanwer“, „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“, „Drohung aus dem All“ und zuletzt mit der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“.

Heute starten wir also mit der Auseinandersetzung Oki Stan­wers im Rahmen des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“ (OS), und da­mit machen wir zugleich in der Realhistorie einen temporalen Schritt zurück. Hielten wir uns zuvor mit den letzten Bänden der FdC-Serie noch im Frühjahr 1988 auf, so wandere ich jetzt zu­rück in die frühen 80er Jahre. Denn „Oki Stanwer“ ist jene Serie, mit der der Oki Stanwer Mythos in seiner damals noch sehr amorphen Form begann – annähernd zeitgleich mit KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH), den ich euch ja nach und nach mit den E-Books der Serie „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ in mo­derner Form nahe bringen will.

Da ich mit der FdC-Serie erst Ende des Jahres 1983 begann, agierte KONFLIKT 15 gewissermaßen im luftleeren Raum. Das macht deshalb Sinn, weil das eigentliche Konzept der 33 OSM-KONFLIKTE erst im Laufe des Jahres 1985 konkretisiert wurde, also deutlich nach ENDE der jetzt zu behandelnden Serie. Wun­dert euch darum nicht über gewisse Inkongruenzen und holpri­ge Zusammenhänge. Beizeiten werde ich das in Ausarbeitung etwas in Form bringen.

Genau genommen habe ich das ja sogar seit Anfang des Jahres 1986 schon getan. Es wurden mehr als 50 Bände der OS-Serie seither in Romanform überarbeitet … leider sind alle 11 Romane dieser Version noch nicht digitalisiert. Ich kann darauf also nicht zurückgreifen.

Das ist besonders schade, weil die ersten vier Episoden der OS-Serie sich nicht im Originalskript erhalten haben und ich sie ge­wissermaßen frei nacherzählen muss. Da sie aber recht klein­schrittig konzipiert waren, sollte das nicht das überwältigende Problem sein.

Schwierig wird die temporale Einordnung – ich habe erst ab 1984, und auch da nur in ziemlich unsortierter Weise – kreativ „Buch“ geführt über die Reihenfolge meiner Geschichten. Die meisten Erschaffungsdaten sind darum eher vage. Ich denke, etwas klarer wird es erst bei den höheren Bandziffern werden.

Dies solltet ihr also alles im Hinterkopf behalten, ebenso, dass ich nun natürlich ein Kontinuum konstruiere, um den Übergang von KONFLIKT 14 zu KONFLIKT 15 zu gestalten. So soll das spä­ter in der Ausarbeitung dann auch sein.

Alles klar, Freunde? Okay, dann starten wir mal zur Vorgeschich­te dessen, was KONFLIKT 15 des Oki Stanwer Mythos ist.

Einleitung:

Der KONFLIKT 14 des Oki Stanwer Mythos ist vom Licht verloren worden. Die Macht TOTAM hat in jahrelangem Ringen gegen das Reich der Cranyaa in der Galaxis Hun‘arc den Sieg davongetra­gen. Oki Stanwer und seine Gefährten fanden den Tod. Die Sie­ben Lichtmächte entschieden daraufhin, um TOTAM nicht das Feld vollständig zu überlassen, einen finalen Schlag zu führen und das Universum in sich zusammenstürzen zu lassen und ei­nen neuen Kosmos zu erschaffen, in dem die Chancen des Kampfes vielleicht besser verteilt sind.

Das Kampffeld dieses Universums, des KONFLIKTS 15, ist die Galaxis Milchstraße. Hier soll Oki Stanwer das Volk der Terraner auf dem Planeten Erde anführen und es zu einer wirkungsmäch­tigen Allianz gegen TOTAM zusammenschmieden, im Verein mit zahlreichen anderen Sternenvölkern, die in dieser Galaxis ange­siedelt sind.

Doch die Dinge entwickeln sich schon im Vorfeld ausgesprochen desaströs. Oki Stanwer soll, so die Planungen, im Jahre 7474 in der Milchstraße erscheinen – aber bereits im Jahre 4596 tau­chen in der Galaxis rätselhafte Flugobjekte auf, die einen terro­ristischen Kleinkrieg gegen die terranische Föderation begin­nen. Über eintausend Jahre lang werden diese Attacken jener unheimlichen Schattenschiffe, die man „Voorks“ nennt fortge­setzt. Ihre Herkunft ist unklar, Heimatwelten scheint es nicht zu geben, probate Gegenwehr auch nicht. Tausende von Schiffen, Dutzende von Siedlerwelten fallen den Attacken zum Opfer.

Das terranische Imperium zerfällt zunehmend im Zuge dieses lang gezogenen „Voork-Krieges“. Teile der hochtechnisierten Menschheit verlassen sogar die Milchstraße und wandern in eine Kleingalaxis namens Zoran aus, die Tausende von Lichtjah­ren entfernt ist und hinter Dunkelwolken verborgen wird, so dass sie von der Galaxis nicht entdeckt werden kann. Hier er­richten die terranischen Flüchtlinge ein neues, stark hierar­chisch durchstrukturiertes Imperium. Sie planen jahrhunderte­lang, eine starke Kampfflotte zu erschaffen, bemannt mit einem Androidenstamm, und damit wollen sie dereinst zurückkehren, um ihre angestammte Heimat zurückzuerobern, die sie von den Voorks unterworfen glauben.

Die Voorks aber sind so phantomhaft verschwunden, wie sie aufgetaucht sind – und seither haben sich zahlreich kleine Ster­nenreiche wie die „Stardust-Flibustiers“, eine Nation von Welt­raumpiraten, von Freihandelswelten wie Beteigeuze IV oder Kor­sop unter der Sonne Mira Ceti entwickelt, aber auch so exoti­sche Welten wie Poor Planet, das Zentrum der ABF, der „Arme Bettler-Föderation“. Die Erde selbst als Ursprungsplanet ist in Vergessenheit geraten.

Niemand weiß mehr von der Kleingalaxis Zoran und den dorti­gen Plänen der weitgehend degenerierten exilierten Mensch­heit. Die hier gezüchteten maskulinen Androiden der „Oki Stan­wer“-Reihe – benannt nach einem mythischen Sternenreich, das lange vor dem der Menschheit in der Galaxis existierte – wer­den von Genetikern des Insektenvolks der Vranohs kreiert, ge­drillt und zu fähigen Raumfahrern ausgebildet.

Niemand ahnt, dass die Milchstraße von einer Vielzahl von Ma­trixfehlern durchsetzt ist – die vereinzelten Stützpunkte des al­ten okischen Imperiums aus KONFLIKT 9 (später in der Proto-OSM-Serie „Der Kaiser der Okis“ bzw. in der aktuellen Version in der Serie „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“) zählen unter an­derem dazu. Zum anderen weiß auch kaum jemand, dass es di­verse mythische Völker dort gibt, die sich nun, im beginnenden Handlungsjahr 7474 terranischer Zeitrechnung, wieder zu regen beginnen – und diese Völker sind durchweg nicht gut auf die Menschheit zu sprechen.

Und drittens, das ist eigentlich der verheerendste Handlungs­strang, ahnt noch niemand, dass die Macht TOTAM mit seinen Dämonen begonnen hat, einen Unterwanderungsversuch in der Galaxis zu beginnen. Der KONFLIKT ist gewissermaßen in den Startlöchern. Nur eins fehlt noch – Oki Stanwer muss erschei­nen.

Und das passiert dann auch. Damit geht alles wirklich los …

Episode 1: Der Rebell

(unklar, 1982, kein Originalskript mehr existent, nicht digitalisiert)

Handlungsschauplatz Kleingalaxis Zoran: Während eines Raum­manövers einer Einheit von Oki Stanwer-Androiden wird einer der Androiden von einem unsichtbaren Lichtstrahl getroffen, der in Wahrheit eine wandernde Seele darstellt – Oki Stanwer! Da die Gehirnstruktur des Androiden mit der Oki Stanwers kompati­bel ist, verdrängt er die Androidenseele und findet sich in einer bizarren, fremden Situation wieder. Er rebelliert instinktiv gegen die kriegerischen Programmziele seiner Androidengefährten und fällt so dem System als Störfaktor auf.

Zugleich erwacht in Zoran in einem geheimen (Matrixfehler)-Stützpunkt des okischen Imperiums ein Oki-Roboter zu neuem Leben, der der Auffassung ist, seine Ruhezeit zähle nur nach einigen Jahrzehnten, nicht – wie in Wahrheit – nach rund 9.000 Jahren. Seine Messinstrumente fangen Oki Stanwers Aura-Frequenz auf, und er bricht auf und rettet den verwirrten Androiden, um ihn in Sicherheit zu bringen.

Episode 2: Ziel unbekannt

(unklar, 1982, kein Originalskript mehr existent, nicht digitalisiert)

Oki Stanwer in seinem neuen Androidenkörper ist in Begleitung des erkennbar fehlgesteuerten Oki-Roboters unterwegs in die Galaxis Milchstraße. Der Oki-Roboter stuft ihn dabei hartnäckig als „Kaiser der Okis“ ein, dessen Aufgabe es sei, TOTAM zu be­kämpfen.

Doch das erkennt Oki Stanwer, der den größten Teil seiner Erin­nerung verloren hat, nicht an. Er will eigentlich nur ein ruhiges Leben führen, fernab von allen Konflikten, die man ihm hier auf­drängt. Für ihn ist das okische Imperium, von dem der Roboter faselt, nichts als eine halbgare Legende der Vergangenheit – in jedem Fall, selbst wenn es das ominöse „Ewige Reich“ noch ge­ben sollte und TOTAM, hält er das nicht für seinen Kampf, son­dern für einen fundamentalen Irrtum. Aber er kann sich nicht durchsetzen.

Der Oki-Roboter verfolgt unbeirrbar seinen Auftrag: Oki Stanwer zur Oki-Stützpunktwelt Ghetor-III zu bringen, wo eine Spezial­waffe für Oki Stanwer aufbewahrt wird, die ihm den Kampf ge­gen TOTAM ermöglichen soll.

Zu dumm nur: Ghetor-III wurde vor Jahrhunderten von terrani­schen Kolonisten besiedelt. Noch schlimmer: der Matrixfehler von Ghetor-III weicht strukturell völlig von den ursprünglichen Parametern ab … und dann stürzt das Raumschiff dort auch noch ab!

Episode 3: DER RÄCHER

(unklar, 1982, kein Originalskript mehr existent, nicht digitalisiert)

Die vormalige Oki-Stützpunktwelt Ghetor-III heißt heute Garos und ist eine kühle Welt mit Tundren und nordosteuropäischem Klimat. Da die Siedler hier in einen archaischen technischen Zu­stand zurückgefallen sind, befinden sie sich etwa auf dem Level des Spätmittelalters. Die am höchsten entwickelten Waffen sind primitive Pulverschusswaffen, mehrheitlich kämpft man mit Schwertern, Beilen und Äxten.

Es gibt noch eine weitere Gefahr – das ist der so genannte „Schattenwall“, eine finster dräuende, ringförmige Schöpfung des Dämons Gormus von TOTAM, den man auch den „Schatten­herrscher“ nennt. Niemand kann den Schattenwall durchdrin­gen, in dem die irdischen Kolonisten seit Jahrhunderten gefan­gen sind.

Im Innern des umgrenzten Gebiets ist auch Oki Stanwer mit sei­nem Schiff abgestürzt und wird von den Kolonisten gerettet. Der Roboter selbst ist nicht mehr zu retten. Der Oki-Stützpunkt, den es hier angeblich gegeben haben soll, scheint nicht mehr zu existieren … was aber leider sehr wohl existiert, ist eine mons­tröse Kampfmaschine, die unter dem Sumpf schlummert und die nun zu höllischem Leben erwacht, als Oki Stanwer bewusst­los aus dem Wrack geborgen wird. Auch diese Maschine, der so genannte RÄCHER, verfügt über einen Sensor, der Oki Stanwers Aura spüren kann. Aber er ist ebenfalls fehlgesteuert – Okis Be­wusstlosigkeit interpretiert der RÄCHER als Todessignal … und dann macht er sich auf die mörderische Rachetour in die Kolo­nistensiedlung Gordon Hill, die diesem gepanzerten Ungetüm nichts entgegensetzen kann … es droht ein Massaker!

Episode 4: Die Schattenreiter

(unklar, 1982, kein Originalskript mehr existent, nicht digitalisiert)

Gewissermaßen in letzter Minute kann Oki Stanwer, wieder aus der Bewusstlosigkeit erwacht, den Feldzug des Riesenroboters, des RÄCHERS, aufhalten. Diese Maschine mit einer starken Brustkanone und extrem leistungsstarken Paralysatoren, stellt sich nun in Oki Stanwers Dienste.

Doch in der Zwischenzeit ist auch der Dämon Gormus auf das abgestürzte Oki-Raumschiff aufmerksam geworden, und er schickt seine Schattenreiter unter ihrem Feldherrn Kalmingas Rolgert in den Einsatz gegen Oki und den RÄCHER sowie das Ko­lonistenheer, das sich in eine gewissen Leichtsinnigkeit aufge­macht hat, gegen den Dämon zu ziehen.

Episode 5: Die Moortoten

(unklar, 1982, digitalisiert 2002)

Oki Stanwer und sein Heer sind von Kalmingas Rolgert und sei­nen Schattenreiter abgedrängt worden. Der direkte Weg zu Gor­mus‘ Schattenpalast ist ihnen versperrt. Es bleibt eigentlich nur noch eine Möglichkeit – durch das so genannte Kórsal-Moor zu ziehen und hier den Schattenreitern auszuweichen.

Bei alledem ist Oki Stanwer nach wie vor unklar, wie viel Wahr­heit in den bizarren Legenden um TOTAM und seinen Namens­vetter Oki Stanwer – mit dem er sich selbst nicht identifiziert! – stecken mag. Die Schattenreiter waren schon unheimliche We­sen, aber er kann nicht glauben, dass sie nun gegen einen leib­haftigen Dämon ziehen.

An Okis Seite reitet auch ein hünenhafter Garosaner namens Thor Gordenbeyl in dem Feldzug mit. Bei ihm handelt es sich um einen Helfer des Lichts … aber dass Oki ihn eigentlich akti­vieren müsste, existiert hier als Topos noch nicht, insofern ver­bindet die beiden in diesen frühen OSM-Episoden nur eine in­tensive Freundschaft.

Im Moor treffen die Kämpfer aus Gordon Hill um Oki Stanwer zu­nächst auf einen versprengten Trupp menschlicher Rebellen un­ter dem asiatisch-stämmigen Anführer Marko Chang. Als sie ihre Missverständnisse ausgeräumt haben, dringen sie gemeinsam tiefer auf den Pfaden in das Moor vor … und laufen in eine Falle.

Lebende Tote erwachen im Moor zu neuem Dasein und attackie­ren gnadenlos Okis Mitstreiter. Während der RÄCHER durch ei­nen Unfall im Moor versinkt und so seine Kampfkraft nicht ein­setzen kann, werden Okis Mitstreiter bis auf Marko Chang und Thor Gordenbeyl niedergemetzelt. Die drei geraten in Gefan­genschaft menschlicher Kollaborateure des Dämons und werden durch einen TOTAM-Transmitter, der auf einer Insel inmitten des Sumpfes existiert, direkt zur Welt des Bösen versandt … augen­scheinlich könnte der KONFLIKT auf dramatisch schnelle Weise zu Ende sein, aber so kommt es nicht.

Mehr dazu erfahrt ihr dann im kommenden Teil der Close Up-Reihe, in der ich mich dann um die Episoden 6-10 kümmern werde.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 297: Der entfesselte Judas (3)

Posted Dezember 1st, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

mit dem vorliegenden Roman, mit relativ weitem Abstand ei­nem der spannendsten, die ich von Peter F. Hamilton bis dahin gelesen hatte, kehren wir in den Kosmos des menschlichen „Commonwealth“ zurück und in die sich hochdramatisch zuspit­zende Invasionsgeschichte um die „Primes“, die unter der Lei­tung des fanatische MorningLightMountain dabei sind, die Menschheit auszurotten, massiv unterstützt von dem im menschlichen Sternenreich seit langem aktiven Untergrund­agenten, dem legendären „Starflyer“. Zahllose Fäden laufen in diesem Roman zusammen, der die erste Hälfte des voluminösen „Commonwealth“-Schlussbandes „Judas Unchained“ darstellt.

Ein Abenteuer, das sich definitiv nach wie vor lohnt, auch wenn es inzwischen schon mehr als 15 Jahre auf dem Buckel hat. Sagt jemand, der das Buch seither zweimal gelesen hat und immer noch toll findet.

Also, Vorhang auf für die Details, Freunde:

Der entfesselte Judas

Commonwealth-Zyklus Roman 2, Teil 1

(OT: Judas Unchained, Part I)

von Peter F. Hamilton

Bastei 23330, November 2006

800 Seiten, TB; 9.95 Euro

Deutsch von Axel Merz

ISBN 978-3-404-23330-4

Der schlimmste aller möglichen Fälle ist eingetreten: die Aliens von Dyson Alpha haben sich als feindselig und weit über alle vorstellbaren Maßen entwicklungsfähig gezeigt. Statt erst in ei­nigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten das irdische Commonwe­alth anzugreifen, machen sie es quasi sofort und überrennen 23 irdische Welten, später „Lost 23“ genannt und treiben Millionen Menschen in die Flucht. Dank sofortiger Hilfsbestrebungen kön­nen die Flüchtlinge über Wurmlöcher in Sicherheit gebracht werden. Doch danach beginnen die Schwierigkeiten erst:

Den Verantwortlichen der neugeschaffenen konföderierten Navy ist klar, dass die Aliens über einen Brückenkopf verfügen müs­sen, etwa auf halber Strecke zwischen Dyson Alpha und dem Rand des Commonwealth. Doch es gibt nur sehr wenige Schiffe, die die Menschheit in der Eile in Dienst stellen kann. Dennoch wissen die Verantwortlichen sehr wohl, dass ihnen die Zeit davonläuft. Die „Primes“ sind eine extrem effiziente Rasse, die nichts anderes zu tun scheint als ihre Kriegsmaschinerie auf Hochtouren laufen zu lassen. Und die wahren Ziele der „Primes“ sind nach wie vor unklar.

Nun, nicht völlig.

Die Reporterin Mellanie Rescorai, inzwischen aufgestiegen zur Starreporterin und zugleich insgeheim Agentin der SI, der kybernetischen „Supreme Intelligence“, die von der Menschheit einst geschaffen wurde, sich aber längst verselbständigt hat und dabei unklare eigene Ziele verfolgt, schafft es in der End­phase des Kampfes um die Welt Elan, sich in den Datenstrom der Aliens einzufädeln und so Eindrücke der monströsen Hei­matwelt des Hauptinvasors MorningLightMountain zu gewinnen. Etwas, das auch ihr verschlossen bleibt, ist indes die wahre In­tention hinter dem Feldzug: der dringende, brennende Wunsch MorningLightMountains, alles, was nicht Teil seiner Substanz ist, auszurotten.

Was Mellanie im Laufe ihrer weitergehenden Recherchen aber dann auch entdecken muss, sind Spuren des geheimnisumwit­terten Starflyers. Und als sie entdeckt, dass ihre Chefin Alessan­dra Barron zu dessen Agenten gehören muss, gerät sie unver­mittelt in Lebensgefahr – was sie geradewegs ihrer persönlichen Hassperson Nummer Eins in die Arme treibt: Chief Investigator Paula Myo, die inzwischen selbst an die Existenz des Starflyers zu glauben begonnen hat. Ganz wie es ihr genetisches Profil na­helegt, beginnt sie mit aller Akribie und allen Machtmitteln, die ihr zu Gebote stehen, die geheimen Netzwerke des Aliens auf­zufädeln. Doch Myo misstraut Mellanie aus begreiflichen Grün­den, und die Reporterin muss rasch und lebensbedrohlich fest­stellen, dass die SI alles andere als allmächtig ist!

Die Legende des Starflyers ist nur zu real, wie einige rätselhafte Morde auf der Erde (!), nicht zuletzt an einem Senator der regie­renden Großen Familien (!) beweisen, dessen Mörder man nicht fassen kann. Scheinfirmen werden enttarnt, ganze Gruppen von wichtigen Personen verschwinden ins Nirgendwo, offensichtlich von hoher Stelle vorgewarnt über ihre Verhaftung. Und immer klarer wird für Paula Myo, dass selbst die Großen Familien infil­triert sein müssen – und ihr eigenes Pariser Polizeibüro, in dem sie früher gearbeitet hat. Folgerichtig beginnt sie, ihren eigenen einstigen Kollegen subtile Fallen zu stellen, die letztlich bis zur Dschungelwelt Illuminatus führen …

Derweil bereiten sich die Großen Familien selbst mehr oder we­niger heimlich darauf vor, die Brücken zur Menschheit abzubre­chen. Sie fangen damit an, große Evakuierungsschiffe zu bauen, um für den Fall gerüstet zu sein, dass die Menschheit gegen die Primes verliert. Und die Familie Sheldon scheint mit dem Bau dieser Schiffe sogar begonnen zu haben, bevor der Schild um Dyson Alpha fiel …

Dudley Boses Neuklon, ein junger Mann mit der Anhänglichkeit eines jungen Welpen, ist derweil abgöttisch in Mellanie Rescorai verschossen und teilt nach Möglichkeit ihr Bett, was die eher gelangweilte Reporterin indes nicht davon abhält, mittels Sex weitere Informationen bei anderen Männern zu recherchieren. Interessant wird es nur, als Dudley Bose die Position von Ozzie Isaacs Asteroidenhabitat in Erfahrung bringt. Durch dieses Habi­tat hat die SI die Flüchtlinge der „Lost 23“ evakuiert. Und zu­gleich ist diese Tatsache eine Information, die als hochbrisant eingestuft wird (der Rezensent ahnt schon, weshalb, aber das kann er natürlich mit Gewissheit erst in der nächsten Rezension enthüllen) …

Ozzie Isaac, der Miterfinder der Wurmloch-Technologie, ist be­kanntlich im ersten Buch des Zyklus auf dem Planeten Silver­galde auf die Pfade der außerirdischen Silfen geraten und mit dem halbwüchsigen Orion und dem Alien Tochee inzwischen in einem märchenhaften Wasserhalo unterwegs. Nachdem das Floß, das sie sich gebaut hatten, am Ende des vergangenen Ro­mans buchstäblich über den „Rand der Welt“ ins Nichts gestürzt ist, seither ist es mehr ein obskures Raumschiff geworden, und tatsächlich treffen die Schiffbrüchigen in diesem seltsamen Raum auf Silfen, doch sie besitzen eine Erscheinung, die äu­ßerst gewöhnungsbedürftig ist. Und noch andere Rätsel lauern auf die Reisenden …

Auf den von den Primes besetzten solaren Welten führen die ir­dischen Militärs derweil einen Guerillakrieg gegen die Außerirdi­schen, freilich mit recht bescheidenem Erfolg. Und auf einmal treffen sie hier auf eines der Aliens, das sich mit ihnen verstän­digen kann … und dieses Alien erklärt ihnen klipp und klar: es sei Dudley Bose …!

Schweigen wir von der ausufernden Handlung zu den Guardians of Selfhood, von den faszinierenden Querverbindungen zwi­schen den Guardians, dem Waffenhändler Adam Elvin, dem „Agenten“, der Senatorin Justine Burnelli, Oscar Monroe und Ad­miral Wilson Kime … es gibt so viele Facetten der Handlung in diesem Roman, so viele interessante, verblüffende und überra­schende Verbindungslinien, dass man wirklich vor Hamiltons komplexem Sachverstand den Hut ziehen muss. Selbst Leser, die sich diese Rezension zu Gemüte führen, werden in dem Ro­man zahllose Dinge vorfinden, die sich hier nicht mal nähe­rungsweise andeuten ließen.

Das Schöne ist auch, dass sich die Personen durchaus weiter­entwickeln. Die Mutationen von Ozzie Isaacs und Mellanie Res­corai sind da nur zwei, die zu nennen wären. So sind auch längst bekannte Personen für Überraschungen gut, die wirklich überall greifen können.

Der nächste Band wird natürlich mit Abstand der gewalttätigste werden, davon ist auszugehen. Das Problem mit dem unmittel­bar bevorstehenden zweiten Angriff der Primes gilt es zu behan­deln, außerdem sind die Guardians und die Bediensteten des Starflyers dabei, ihre finalen Züge zu machen. Paula Myo und ihre Helfer stehen dicht davor, die Netzwerke auszuheben oder selbst einem massiven Konterschlag zum Opfer zu fallen. Und überall lauern Lügen, Saboteure und Attentäter. Von den Ge­heimnissen, die Ozzie Isaacs auf den Pfaden der Silfen noch ent­decken wird, mal ganz zu schweigen.

Dieser Roman liest sich wirklich so flüssig, als ließe man sich Olivenöl oder erlesenes Eis auf der Zunge zergehen, geschmei­dig, lecker, Appetit auf mehr machend. Es ist zu schade, dass wir nach dem nächsten Roman auf absehbare Zeit Abschied vom menschlichen Commonwealth nehmen müssen. Oder von dem, was davon noch übrig ist, wenn die Primes und der „ent­fesselte Judas“ damit fertig sind …

© 2006 by Uwe Lammers

Ihr merkt, ich war damals nach der Erstlektüre mächtig angetan von diesem Buch, dito nach der Zweitlektüre, die immerhin 5 Jahre später erfolgte. Ein echtes Sahneschnittchen für alle Le­ser, die Space Operas oder Peter F. Hamilton lieben (oder im Idealfall beides). In der nächsten Woche werden wir wieder et­was bodenständiger und schauen uns eine Furcht erregende Dystopie an, deren finsterer Schatten uns aktuell immer noch zu schaffen macht.

Mehr in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wenn mir jemand Anfang des Monats August gesagt hätte, dass ich am Ende desselben Monats nicht nur über 60 Seiten an ei­nem völlig neuen OSM-Glossar weiter sein würde, sondern auch noch erzählte, ich hätte ein OSM-Fragment aus dem Jahr 2013 rasant abgeschlossen, dann wäre ihm oder ihr wahrscheinlich erwidert worden: Also echt, das glaube ich kaum – es ist viel zu warm, um kreativ zu sein, ein neues Serienglossar steht nun echt nicht auf meiner Agenda … und abgesehen davon, selbst wenn das denkbar wäre, bin ich momentan mit Arbeit so zuge­schüttet, dass ich dazu nicht kommen könnte …

Nun, manchmal kann ich mich noch selbst überraschen, denn es kam genau so. Und außerdem konnte ich ein lange bearbei­tetes Digitalisierungsprojekt ebenfalls abschließen. Tja, und das alles während der Corona-Pandemie, die die Welt fest im Griff hat und nun wohl, weil die Menschen der Beschränkungen müde und protestfreudig geworden sind, munter wieder steigende Fallzahlen aufweist. Aber dass diese Krise noch nicht einmal annähernd vorbei ist, sehen wir jeden Tag, wenn wir die WHO-Weltkarte aufrufen und uns mit 200.000 bis 300.000 gemeldeten (!) Neuinfektionen pro Tag (!) konfrontiert werden. Schweigen wir von der Dunkelziffer, die astronomisch ist.

Sei es übrigens, dass nicht genügend gestestet wird, sei es, dass närrische Politiker der Ansicht sind, die Corona-Zahlen wür­den steigen, WEIL getestet wird, und wenn man nicht teste, gebe es auch keine Krankheit (kann jeder mal ausprobieren, ob die Welt verschwindet, wenn man die Augen schließt – solche Überzeugungen schüttelt man üblicherweise schon im Kinder­garten ab, aber manche Politiker werden halt nicht erwachsen … ich brauche hier jetzt keine Namen zu nennen).

Aber wenden wir uns konstruktiveren Themen zu. Wiewohl Hit­zewellen durch den Monat waberten, arbeitstechnisch viel los und der Freizeit eher wenig war, kam ich doch dazu, folgende Werke abzuschließen oder weiter zu bearbeiten:

Blogartikel 399: Work in Progress, Part 92

Blogartikel 396: Close Up – Der OSM im Detail (20)

(OSM-Wiki)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

Kontrollverlust – OSM-Novelle

Anmerkung: Das ist die nämliche Story, die mich trotz der Hitze einfach nicht losließ … oder möglicherweise gerade deshalb. Denn während draußen die Temperaturen über 30 Grad wuch­sen, kühlte ich mich mit der Geschichte im Nordpolarmeer des Jahres 2028 ab … ja, nicht in unserer Welt, sondern der WEOP-Welt des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“. Aber ich war wirklich nicht wenig überrascht, wie schnell sich diese Geschichte entwickelte. Sie schloss zwar erst am 24. August als letztem beendeten Werk, doch spielt das letztlich keine Rolle.

Und nein, wenn ihr jetzt neugierig fragt, wann und wo ihr denn diese fertige Geschichte lesen könnt … das kann ich euch aktu­ell nicht sagen. Dafür muss ich erst mal einen passenden Ort finden. Aber für eine Novelle von fast 80 Seiten Umfang ist das so einfach nicht. Und dann ist da natürlich auch noch der Kon­textbezug zu bedenken. Alles nicht so einfach.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

14Neu 102: Oki Stanwers Doppelspiel

(Monsterjagd – OSM-Story)

(Glossar der Story „Kontrollverlust“)

(Die Optimierungsfabrik – OSM-Story)

Anmerkung: Auch diese Weiterarbeit (begonnen habe ich dieses Fragment schon anno 2008) überraschte mich. Nachdem ich gedanklich bis zum Abschluss von „Kontrollverlust“ gediehen war, kramte ich für meine Küchenlektüre das GEO EPOCHE-Heft „Der Wilde Westen“ heraus, in dem sich unter anderem eine dramatische Reportage von einem Treck in Richtung Kalifornien findet (ich habe sie noch nicht gelesen).

Tja, und das Nächste, woran ich mich erinnere, ist der Auftakt-Prolog der obigen Geschichte, der tatsächlich im Westen des amerikanischen Kontinents im Jahre 1842 spielt. Und dort be­gegnen havarierte Siedler ihrem Schicksal in Form von silber­nen, sprechenden Schlangen, die geradewegs aus der Hölle zu stammen scheinen.

Doch was sie danach erwartet, öffnet den Abgrund des Oki Stanwer Mythos und verschlägt sie an einen Ort, den man „die Optimierungsfabrik“ nennt.

Ach, ich freue mich schon darauf, alsbald daran weiter schrei­ben zu können, aber momentan beschäftigen mich andere Bau­stellen.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

Anmerkung: … ach ja, und wo ich gerade von Baustellen rede, haben wir hier schon die nächste. Ich befand mich in den letz­ten Zügen der Digitalisierung von KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ und konnte damit auch den Close Up-Bei­trag 21 abschließen, der die FdC-Episoden 101-105 behandelt. Danach und besonders auch nach der Fertigstellung von „Kon­trollverlust“ lagen kreative Valenzen brach.

Ich sinnierte: KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ ist ja komplett digitali­siert, schon seit weit mehr als 10 Jahren. Aber der nachfolgende KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ hat ei­gentlich so gar nichts, was er haben müsste: Lexikon? Wurde begonnen, aber mittendrin abgebrochen. Digitalisat? Liegt noch in weiter Ferne. Aber was wäre, überlegte ich mir, wenn ich vor­ausschauend schon mal ein Basisglossar des Haupttextes anfer­tigen würde? Die Fußnoten des späteren Digitalisats kann ich dann ja noch anschließend nachglossieren. Auf diese Weise könnte ich endlich mal rudimentär die zahllosen Begriffe dieser Serie verzeichnen.

Gesagt, getan … und dann stellte ich auf einmal fest, dass ich mich aus der Serie nicht mehr lösen konnte. Dieses wilde Garn mit der Freihandelswelt ELDORADO, der terranischen Sternen­reichsunion, abtrünnigen Dämonen, einem größenwahnsinnigen Feind, der sich theatralisch „GALAXIENBEZWINGER“ nennt und die Galaxis Kirrongar (!) unterworfen hat. Die insektoide Kultur der Artaner. Die Kegelwelten. Die entarteten CROMOS. Oki Stanwer in der Zeitfalle der Dämonenwaffe GOLEM. Die Galaxis­rebellen und RANTALON. Zeitgezeiten, GRALSJÄGER, Kybernoi­den, AUTARCHEN …

Du liebe Güte, dachte ich, während ich fieberhaft einen Band nach dem nächsten glossierte, das ist ja, je weiter ich komme, ein umso haarsträubenderer Handlungsstoff. So viel Abenteuer, Mysterien, Dramen und erstaunliche Charaktere darin … genau genommen ein unglaublich schillerndes Garn. Toll.

Ich bin mit der Glossierung per Hand inzwischen bei Band 70 angelangt und werde eifrig weitermachen. Und ich kann mir ohne weiteres vorstellen, bis Jahresende vielleicht auch endlich auf dieselbe Weise mit der Glossierung des KONFLIKTS 20 zu beginnen. Die Serie ist seit 1997 abgeschlossen und wäre seit langem an der Reihe. Ich berichte euch davon weiter.

14Neu 101: Ruf aus dem Halo

14Neu 103: Stoßtrupp zur Welt des Bösen

12Neu 91: Der Dank der Baumeister

14Neu 104: Oki Stanwers Rache

14Neu 105/E: Lichtschatten über dem Kosmos

Anmerkung: Tja, damit erreichte ich am 14. August 2020 den Schlusspunkt dieses Seriendigitalisats, was mich schwer begeis­terte. Und wie ich oben schon sagte, floss die dadurch freige­setzte kreative Energie gleich in „Kontrollverlust“ und in „Die Optimierungsfabrik“. Aber nicht ausschließlich …

(DSf 53: Zielpunkt Zhanyor)

12Neu 92: Schleichweg nach Bytharg

Blogartikel 401: Close Up – Der OSM im Detail (21)

(NK 54: Tödliche Entscheidung)

Anmerkung: Inzwischen habe ich Band 1994 des OSM erreicht, bin also direkt im Vorhof zum legendären Band 2000. Das wird dieser hier werden, der einzig sinnvolle Aspirant dafür, wie mir scheinen will. Ich bin ganz froh, dass ich Ende des Monats Sep­tember etwas Urlaub habe … den möchte ich ganz gern für die­sen Zweck zu einem nicht unerheblichen Teil aufwenden. Drückt mir mal die Daumen, dass das klappt. Wenn es hinhaut, werdet ihr im September-Work in Progress-Artikel oder in dem vom Ok­tober erfahren, ob es funktionieren konnte.

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

Blogartikel 409: Der nächste Meilenstein: 1.451 Seiten & 10.953 Fußnoten

Anmerkung: Das ist der Schlussakkord-Beitrag zum Abschluss des FdC-Digitalisats. In fünf Wochen seid ihr schlauer, was das angeht.

(Lynn – Erotic Empire-Story)

(12Neu 93: Die Geheimwaffe)

(12Neu 94: Der Berinnyer-Forscher)

(13Neu 6A: Den Tod als Gast)

(Schule der Liebe – Erotic Empire-Story)

(Kay auf Tarragon – Erotic Empire-Story)

Und damit hatten wir dann die Gesamtformel kreativen Wirkens für den Monat August, soweit es den OSM, den Archipel und das Erotic Empire angeht … von insgesamt 20 Werken des Monats August sind hier allerdings dadurch nur zwölf abgebildet. Der Rest geht auf das Konto von „Horrorwelt“, Rezensionen und Re­zensions-Blogs. Außerdem bleibt hier meine monatliche Endre­daktion für das Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) un­berücksichtigt, die ich nun schon seit unglaublichen 169 Mona­ten nonstop innehabe. Ich kann das manchmal selbst kaum fas­sen.

Für den Monat August möchte ich hiermit den Vorgang schlie­ßen und euch jetzt verlassen.

Macht es gut und bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 296: Todeshandel

Posted November 25th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie ihr seit langem wisst, wenn ihr meinem Blog über ein paar Jahre gefolgt seid, bin ich selbst bei Autoren, die ich gerne mag – und Clive Cussler steht da ziemlich weit oben in der Rangfolge – , durchaus skeptisch und verzeihe ihnen manche fundamentalen Fehler nicht. Notwendig bin ich auch immer vorsichtig, wenn es Coautorenwechsel gibt … aber dann haben wir manchmal das wunder­bare Glück, wirklich intelligente, versierte Coautoren zu treffen, die die Protago­nisten, das Umfeld, die Antagonisten und die jeweilige thematische Storyline ernst nehmen und das alles zu einem Cocktail mixen, der dem Leser schier den Atem raubt.

Solche Coautoren im Falle Cussler sind Justin Scott, der für die Isaac Bell-Ro­mane zuständig ist, und im Falle von Kurt Austin und Joe Zavala muss man Graham Brown nennen, dessen Coautoren-Romane mich eigentlich noch nie enttäuscht haben. Das gilt auch für den vorliegenden, der wirklich Hochspan­nungs-Lesefutter ist und den Helden wie die Leser um die halbe Welt jagt.

Also, Freunde, Vorhang auf für einen äußerst packenden Roman:

Todeshandel

(OT: Ghost Ship)

Von Clive Cussler & Graham Brown

Blanvalet 0235

Januar 2016, 8.99 Euro

512 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0235-6

Die Geschichte beginnt mit mehreren Katastrophen und, wie das bei Clive Cuss­ler so üblich ist, mit einem Geheimnis der Vergangenheit. Alles fängt mit einem Polizeieinsatz im Juli 1909 in Südafrika an. Eine kriminelle Bande, die so ge­nannte Klaar River Gang, terrorisiert die Bevölkerung. Als die Polizei einen Tipp bekommt, wo der Unterschlupf der Bande ist, wird ein rigoroser Gegen­schlag umgesetzt. Doch ehe die Angreifer am Ziel ankommen, müssen sie entde­cken, dass der Unterschlupf in Flammen steht, zahlreiche Tote herumliegen, und riesige Mengen Falschgeld verbrennen vor ihren Augen. Offenbar ist die instabi­le Gang von selbst und von innen heraus zerbrochen. Aber irgendwie fühlt sich das falsch an, nichts hiervon macht Sinn.

Es macht wirklich keinen Sinn – die Hintermänner des Massakers und Anführer der Gang haben das Chaos inszeniert, um unerkannt untertauchen zu können. Dummerweise wählen sie als Fluchtmittel das Schiff Waratah, das wenige Tage später ablegt und in einen beispiellosen Sturm gerät, aus dem es nie wieder auf­taucht. Das Schiff gehört heutzutage zu den realen Mysterien der Seefahrtge­schichte, und jeder, der sich damit befasst – ich auch – kennt natürlich den Namen.

Aber damit ist diese Geschichte selbstverständlich nicht beendet. Sie hat noch einen Nachschlag – denn ein Beiboot der Waratah taucht unter mysteriösen Um­ständen 1987 vor Mosambik wieder auf. Weitgehend verwittert, und darin befin­den sich drei sehr viel jüngere Leichen: eine junge Frau mit einer Schusswunde und zwei kleine Kinder. Alle drei sind verdurstet. Auch dieses Rätsel wird nie gelöst.

Die eigentliche Geschichte geht im Indischen Ozean im März 2014 los. Ein Sturm überrascht eine Reihe von Schiffen, darunter eine kleine Yacht Ethernet, die dem Milliardär Brian Westgate gehört. Mit an Bord sind seine Frau Sienna und die beiden gemeinsamen Kinder. Wie viele andere Schiffe in der Region ge­rät es in Seenot. Als Kurt Austin, der mit dem NUMA-Schiff Condor zufällig in der Nähe ist, das hört, bleibt ihm fast das Herz stehen – denn Sienna ist eine alte Freundin und große Liebe von ihm. Die kluge Programmiererin hat sich damals kurz vor der gemeinsamen Heirat umentschlossen und Westgate geheiratet. Et­was, was Kurt ihm nie verziehen hat. Und nun sind sie alle in Lebensgefahr! Na­türlich hilft er und erreicht die Yacht.

Danach wird es alles … seltsam.

Die Yacht scheint verlassen, aber wieso erinnert sich Kurt Austin dann, als er von seinem Freund Joe Zavala in letzter Sekunde aus dem versinkenden Schiff gezogen wird, so alptraumhaft daran, dass er Sienna und ihre Tochter ertrunken hinter einer Glasscheibe hat treiben sehen, ohne sie erreichen zu können? Die Yacht selbst ist auf den Meeresgrund gesunken und nach Angaben der Küsten­wache in mehrere Teile zerbrochen.

Kurt Austin, der sich den Schädel angeschlagen hat, fällt für Monate aus und be­ginnt nun unter grässlichen Alpträumen zu leiden, in denen er immer wieder Siennas Tod sieht. Und doch … irgendwie fühlt sich das bizarr falsch an. Er will es einfach nicht glauben. Schlimmer noch: als er seine ehemaligen Geheim­dienstkontakte anzapft, erhält er Meldungen, nach denen eine Frau, auf die Sien­nas Beschreibung passen würde, im Iran gesichtet worden sein soll.

Das kann er sich nun erst recht nicht vorstellen.

Brian Westgate, der seltsamerweise weit von der Yacht entfernt auf einer Ret­tungsinsel gefunden wurde und ebenfalls traumatisiert zu sein scheint, hat sich nach dem Verlust seiner Familie wieder in die Arbeit gestürzt und Siennas großes Projekt zum Abschluss gebracht – die „Phalanx“, ein durch eine eigene KI generiertes digitales Schutzschild-Projekt, das die USA und befreundete Re­gierungen gegen Hackerangriffe schützen soll. Die einzige Person, die das ge­fährden könnte, ist eben Sienna. Aber sie ist doch offensichtlich tot.

Kurt Austin glaubt daran irgendwie immer noch nicht. Er lässt sich von der NUMA beurlauben und will in den Iran, um dort nach ihr zu suchen … selbst unter normalen Umständen ein lebensgefährliches Unterfangen, und er ist be­kanntlich immer noch angeschlagen, auch Monate nach dem Schiffsunglück.

Sein Chef, Dirk Pitt, dirigiert ihn stattdessen nach Dubai, wo Sienna kürzlich auch gesichtet worden sein soll … unter nicht weniger rätselhaften Umständen. Dort scheint sie mit einem Mann namens Rene Acosta zu tun zu haben, einem Händler dubioser Waren. Und es heißt, Acosta organisiere eine „Auktion“, auf der unter anderem hochrangige Hacker, die ebenso rätselhaft wie Sienna ver­schwunden sind, an Meistbietende verkauft werden sollen.

Alles ist sehr eigenartig, und nichts davon passt zu der Sienna, die Kurt gekannt hat. Er fragt sich, wie zum Teufel das alles zusammenpasst (und der Leser grü­belt mit). Aber es wird noch sehr viel haarsträubender.

Es gelingt ihm zwar, sich auf Acostas Yacht einzuschleichen, doch dort stößt er mit einer aufregenden Frau namens Calista zusammen, die ganz offensichtlich dasselbe Ziel verfolgt wie er – Sienna aus Acostas Gewalt zu befreien. Aber sie will das nicht aus humanitären Gründen heraus, sondern um eine Geiselnahme durch eine weitere zu ersetzen. Und dabei ist Calista absolut skrupellos, er­schießt vor Kurts Augen mehrere Wachmänner … und alarmiert Acosta!

Kurt blickt überhaupt nicht mehr durch. Und das wird noch schlimmer, als der Pfad von Dubai weiter nach Südkorea führt, zu einem hochgefährlichen Mann namens Than Rang, der offenbar der nächste in der Kette ist, an den Sienna wei­tergereicht werden soll. Worum es eigentlich geht, ist nach wie vor völlig unklar, und es wird immer schlimmer.

Parallel dazu kommen allmählich Zweifel an dem Yachtunglück der Ethernet auf. Die NUMA schickt die Condor vor Ort, und zwei Tauchboote gehen in die Tiefe, um das Wrack ausfindig zu machen.

Ein Wrack, das in der Tat nicht zerbrochen ist und noch mehr Geheimnisse birgt. Aber ehe sie die rätselhaften Details genauer in Augenschein nehmen können, beginnt das Expeditionsschiff auf einmal verrückt zu spielen, und auch die U-Boote am Meeresgrund scheinen ein bizarres Eigenleben zu führen und attackie­ren einander.

Was das genau alles miteinander zu tun hat und inwiefern selbst Kurt Austin und die anderen Mitglieder der NUMA wie Marionetten an langen Fäden eines intri­ganten, hinterlistigen Plangespinstes tanzen, das kommt erst sehr spät heraus. Und ohne dass das von Anfang an irgendwie zu erkennen gewesen wäre, spielt auch das „Geisterschiff“ Waratah darin eine wirklich sehr zentrale Rolle. Bis zu­allerletzt steht wirklich alles haarsträubend auf Messers Schneide …

Respektvoll muss ich nach dem Auslesen dieses Abenteuers sagen, das ich bedauerlicherweise – weil ich nicht mehr herauskam! – binnen zwei Tagen ver­schlungen habe, dass es sich hierbei um einen der rasantesten Cussler-Romane der letzten Jahre handelt. Natürlich gibt es da so zwei, drei Kleinigkeiten (etwa die Sache mit Calista gegen Schluss oder auch die Sache mit den Chips, zu de­nen ich nichts weiter sage, außer, dass es sich dabei um ein recht unverhohlenes Science Fiction-Element handelt), die grenzwertig waren und wo die Autoren­phantasie ein wenig überhitzt schien.

Sonst jedoch kann ich nur konstatieren, dass das Buch eigentlich alles hat, was man sich als Cussler-Fan wünschen kann: ein faszinierendes Rätsel der Vergan­genheit, das auf recht spektakuläre Weise aufgeklärt wird. Einen Schurken, der mit seinem kriminellen Verstand so weitläufig um die Ecke plant, dass selbst die klügsten Köpfe der Gegenseite völlig in die Irre geführt werden, und zwar buch­stäblich bis zu den letzten Seiten. Selbst die Schurken aus der „zweiten Reihe“, wie ich das mal nennen möchte, haben beeindruckendes Format und sind nicht die dumpfbackigen Hammel, die man leider so oft in Cussler-Romanen antrifft.

Auch die Locations – Madagaskar, Dubai, Südkorea im Wesentlichen – werden mit durchaus plausiblem Personal besiedelt, das als Sidekicks akzeptable Rollen erfüllt. Schwierigkeiten tauchen auf, die auf den ersten Blick unüberwindbar scheinen, aber durch erfinderische Raffinesse, was die Story weiter dramatisiert, überwunden werden können.

Besonders beeindruckend fand ich aber die kaltblütige Psychopathin Calista, die für Kurt ein mehr als ebenbürtiger Gegenspieler ist – und die sehr reale Gefahr durch Hackerangriffe und Fernlenkung aller möglichen Instrumente. Dabei ver­fielen Cussler und Brown nicht in plumpe Technophobie, sondern sensibilisier­ten den Leser durchaus für diese Problematik. Im Zeitalter von Fake News und einer immer umfassenderen Digitalisierungstendenz des Alltagslebens ist es in der Tat eine gefährliche Sache, sich kurzerhand nur auf die positiven Seiten der Computer (und seien es Handys oder die Bequemlichkeiten des Online-Ban­kings) zu kaprizieren und die Schwierigkeiten auszublenden, die damit einherge­hen.

Nachrichten können gehackt, Sendungen mit anderen Inhalten gefüllt werden. Konten sind im Nu leergeräumt oder mit Bestechungsgeldern gefüllt. Navigati­onscomputer können verrückt spielen, Schiffsmaschinen ferngesteuert werden … wer sagt uns, dass das nicht eines Tages bei unseren computervernetzten Hausgeräten ebenso sein wird? Oder bei Herzschrittmachern, die man von außen mit Signalen beeinflussen kann?

Ungeachtet also der Tatsache, dass der vorliegende Roman einen ziemlich abwe­gigen deutschen Titel trägt (auch der amerikanische trifft nur einen kleinen Teil der Geschichte und führt ebenso in die Irre), dafür aber ein recht passendes Co­ver, ist die geheimnisvolle, rasante Geschichte ein echter, sehr lesenswerter page-turner, der den Leser einfach mitreißt. Das umso mehr, als der Held Kurt Austin diesmal mit Handicaps ausgestattet wurde, die seine Handlungsfähigkeit deutlich einschränken.

Definitiv ein Roman, der mir sehr gefallen hat. Bin sehr gespannt auf weitere aus der Feder des Autorenduos.

© 2019 by Uwe Lammers

Na, wieder zu Atem gekommen? Und Feuer gefangen? Dann solltet ihr euch, mit Maske und unter Einhaltung der Corona-bedingten Regeln, auf den Weg in die nächste Buchhandlung machen. Das Buch müsste noch erhältlich sein. Und wer weiß, vielleicht gelüstet es euch dann, wenn ihr die Reihe der jüngsten Cussler-Romane seht, ja nach weiterem Lesefutter dieses Autors und seine Coautoren.

In der kommenden Woche kehren wir in das Genrefeld der Science Fiction zu­rück und in Peter F. Hamiltons „Commonwealth“-Universum. Im dritten Teil seines Zyklus geht die Invasion der Primes weiter, und im Innern wird ein Sabo­teur gejagt, an dessen Existenz nie jemand so bereitwillig geglaubt hat – der mörderische Starflyer.

Das solltet ihr nicht verpassen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

nun erfolgreich jenseits von Blogartikel 400 angelangt, ist es auch an der Zeit, in ein neues Jahr meiner Kreativbiografie vor­zustoßen, nämlich in das Frühjahr 2019. Mit 31 fertigen Werken für diesen ersten Monat Januar 2019 kann man sagen, dass das Jahr wirklich gut anfing.

Ich hatte in diesem Monat zwei klare Entschlüsse gefasst, und beide konnten auch eingelöst werden. Nur einer davon hatte di­rekt mit dem Oki Stanwer Mythos zu tun, dennoch spreche ich den anderen natürlich ebenfalls an, weil er sich in meinen Blog­artikeln in einer voraussichtlich sechs Teilen niederschlagen wird.

Die Rede ist von meinem schon lange immer wieder verschobe­nen Plan, die Fantasy-Serie „Horrorwelt“ zu digitalisieren, an der ich von 1983 bis in die frühen 90er Jahre geschrieben hatte. Die Serie kam auf über 170 Episoden und füllte letztlich vier Ordner in meinen Regalen – dass ich sie nie in eine digitale Textfassung umwandelte, lag schlicht daran, dass es unzählige andere Aspi­ranten gab, die mir sehr viel wichtiger waren: handgeschriebe­ne OSM-Episoden, verblassende OSM-Episoden mit sehr schwa­cher Schreibmaschinenschrift, Kurzgeschichten und Novellen, die ich für meine E-Book-Storysammlungen aufarbeiten, überar­beiten und der Allgemeinheit zugänglich machen wollte.

Es gibt nach wie vor viele solche Projekte, die darauf warten, er­fasst zu werden, aber ich muss hier ein wenig strategisch vorge­hen und kann nicht alles das, was ich für wünschenswert erklä­re, auch gleich umsetzen. Das ist ein bisschen so wie mit der Auswahl der Bücher, die ich als nächstes lesen möchte. Auch da muss ich mich strikt beschränken und nicht an zwei Dutzend Büchern gleichzeitig lesen, dann komme ich nämlich nicht mehr vom Fleck.

Am 3. Januar 2019 habe ich also mit der Digitalisierung der Hor­rorwelt-Serie begonnen und kam damit immerhin bis Monatsen­de schon bis inklusive Band 5. Inzwischen (5. Juni 2020) bin ich übrigens mit der Digitalisierung schon bei Band 124 angelangt, es erscheint also realistisch, dass ich diese Aufgabe bis Jahres­ende weitgehend abgeschlossen haben werde … ob ich dann die offenen Enden der Handlungsstränge dazu nutze, die Serie fortzuführen, kann ich aktuell noch nicht sagen, da lasse ich mich mal überraschen.

Der zweite Plan, von dem ich oben sprach, betraf den Abschluss der Digitalisierungsarbeiten an dem riesigen analogen Schreib­maschinenskript „DER CLOGGATH-KONFLIKT“. Am 18. Januar konnte ich nach langen Jahren auch dieses Projekt endlich als beendet von meiner Dauer-To-Do-Liste streichen. Ich befinde mich also jetzt digital an demselben Punkt wie das ausgedruck­te Skript und kann in absehbarer Zukunft mit der originären Schreibarbeit fortfahren.

13 Positionen im Januar entfielen erwartungsgemäß auf Blogar­tikel. Ansonsten fuhr ich fort, die OSM-KONFLIKTE 14 „Oki Stan­wer – Feldherr der Cranyaa“ und 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) weiter voranzubringen.

Erwähnenswert in diesem Monat sind auch noch Seitenblicke in den Archipel. So überarbeitete ich das Skript des Romans „Die Suyenka“ grundlegend und baute es deutlich aus, auch ent­stand ein neuer, mehrere hundert Seiten langer Ausdruck des Werks (von einer Fertigstellung bin ich nach wie vor weit ent­fernt). Mit „Tiyaani und die Nebelgeister“ wurde ein neues Archipel-Fragment begonnen, mit „Begehbar“ kam ein weite­res, allerdings noch sehr kurzes OSM-Fragment dazu.

Ebenfalls fuhr ich fort, an dem Erotic Empire-Roman „Lauren und Alain“ zu schreiben, am BdC-E-Book 2: „Gestrandet in Bytharg“ und der Abschrift des Romans „Der Zathuray-Kon­flikt“. Hinzu kamen sehr viele Rezensionen, da ich gerade An­fang 2019 recht viel besprechenswerte Romane las.

Der Februar entwickelte sich zahlenmäßig ähnlich gut – mit 32 Werken, die ich abschließen konnte, lag er sogar noch höher. Dass er quantitativ weniger Substanz aufwies, hatte damit zu tun, dass ich wieder Schwerpunkte auf a) Rezensionen, b) Blog­artikel, c) Horrorwelt-Digitalisate legte. Allein dieser Bereich er­fasst in diesem Monat schon 25 Werke.

Gleichwohl gelang es in demselben Zeitraum, den Roman „Der Zathuray-Konflikt“ vollständig zu digitalisieren und das E-Book „BdC 1: Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“ zu voll­enden. Auch gingen die Digitalisierungsanstrengungen bei den KONFLIKTEN 12 und 14 weiter voran, ergänzt um Schreibarbei­ten am Erotic Empire-Roman „Die Kolonie Saigon II“.

Im Monat März schoss dann die Zahl der vollendeten Werke durch die Decke: 45 beendete Werke zählte ich am Monatsende und war ganz perplex – recht ähnlich vielleicht, wie es euch jetzt auch gerade geht. Immerhin bedeutet das doch, dass ich quasi jeden Tag anderthalb Geschichten vollendete.

Entgegen eurer möglichen Vermutung befanden sich darunter aber nur 10 Blogartikel. 17 weitere entfielen auf Rezensionen und 7 auf die Horrorwelt-Digitalisate.

Im Rahmen neuer OSM-Werke geschah aber einiges: So wurden die E-Books „BdC 3: Unter Feinden“, „BdC 4: Der Sonnen­garten von Bytharg“ und „TI 31: Zeitenwandel“ weiter be­arbeitet, außerdem entstand der Gedanke für die Story – heute als Novelle eingestuft – „Das Geheimnis von Church Is­land“, das im KONFLIKT 13 angesiedelt ist und zwischen den E-Books „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ und „DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“ spielen wird.

Weitere Vorstöße erfolgten in die Story „Rilaans Geschichte“, in den KONFLIKT 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“, ich schrieb einen Artikel für das Conbuch der Perry Rhodan-Tage Osna­brück, „Der Oki Stanwer Mythos: Gegen das Terrorimperi­um“, arbeitete an „Ani und das Wolkenmädchen“ und be­sonders an der Episode „Schmelztiegel Shallakhon“ im KON­FLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“. Da ich in dieser Serie sehr lange nicht vom Fleck gekommen war, mag das besonders überraschen – aber ich bewegte mich stürmisch und schnell auf den Band 1900 des OSM zu, und das sollte etwas Besonderes werden … und das Besondere fand ich ganz speziell in dieser Episode, die es dann alsbald auch werden sollte.

Ein wenig Lexikon- und Glossararbeit sowie ein paar Stippvisiten in Werken des Erotic Empire vollendeten diesen Monat und da­mit das erste Quartal des Jahres 2019. Und ich gestehe, ich war nicht eben wenig stolz, schon Ende März auf 108 vollendete Werke zurückzublicken. Es sah sehr danach aus, als würde das ein recht ertragreiches Jahr werden.

Wie sich das im zweiten Quartal entwickelte, werde ich euch im nächsten Teil dieser Artikelreihe vorstellen. Soviel also für heute zu meiner fortgeschriebenen Kreativbiografie.

Macht es gut für den Moment.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 295: Entfessle mich!

Posted November 18th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

BDSM-Romane sind eine Klasse für sich, und im Nachgang zu dem Roman-Hype um E. L. James und die Verfilmung ihres Ro­manzyklus „Fifty Shades of Grey“ sprangen sehr viele Auto­rinnen auf diesen Zug auf und zimmerten mal mehr, mal weni­ger phantasievoll ähnliche Geschichten zusammen, in denen man üblicherweise auf komplexbeladene dominante Männer stößt, auf die diskreten Clubs und deren „Spielzimmer“ und zu­dem die unvermeidlichen devoten Damen und Mädel.

Ich gebe zu, dass ich solche Romane manchmal dennoch lese, weil ich einfach gespannt darauf bin, wie solche Themen variiert werden. Ähnlich verhalte ich mich bei Parallelweltromanen, Zeit­reisegeschichten, Space Operas und Erstkontaktgeschichten. Man kann sich blasiert auf den Standpunkt zurückziehen „Kennt man einen, kennt man alle“, aber mit demselben Totschlagargu­ment könnte man auch die Literatur an sich in Bausch und Bo­gen verwerfen und behaupten, seit den alten Griechen habe es strukturell keine Neuerungen mehr gegeben.

Von solchen Argumentationen halte ich wenig. Sie wirken über­kandidelt, überzogen kleinlich und stumpfsinnig generalisie­rend. In der Quintessenz tötet so etwas die Freude am Lesen an sich ab. Das scheint mir für das Lesen nicht förderlich zu sein. Im Umkehrschluss muss ich mich aber, zumal als Rezensent, nicht mit jedem Unsinn zufriedengeben und ihn in höchsten Tö­nen loben, wenn der Stoff das nicht hergibt.

So fiel auch meine Rezension über dieses heute vorzustellende Buch zwiespältig aus. Es hat seine interessanten Seiten, es hat auch seine schematischen Untiefen. Je nachdem, was der po­tenzielle Leser schwerer gewichtet, mögt ihr euch dafür ent­scheiden, das Buch für lesenswert zu beurteilen oder als ent­behrlich einzustufen.

Schaut am besten mal selbst:

Entfessle mich!

Von Carmen Liebing

Plaisir d’Amour

364 Seiten, TB (2017)

ISBN 978-3-86495-281-4

Preis: 12,90 Euro

Fangen wir gleich mal mit dem Aufräumen der falschen Erwar­tungen an, ehe der Leser irritiert werden kann: „Den Fängen ihres gewalttätigen Ehemanns entkommen, beginnt Renée ihr neues Leben als Buchhalterin in einem Nachtclub“, so fängt der Klappentext an, und nahezu alles daran ist falsch. Wer immer den verfasst hat, hätte wirklich besser daran getan, den Roman mal zu LESEN, den er beschriftet. Hierum geht es wirklich:

Renée Klinger ist eine attraktive, intelligente Frau, die sehr jung geheiratet und mit ihrem Mann Harald einen Sohn in die Welt gesetzt hat, den zum Beginn der Handlung siebenjährigen Sam. Harald entpuppte sich aber schon früh in der Ehe als gewalttä­tig (insofern passt der Klappentext dann wieder), aber als das Kind ein Jahr alt war, starb er bereits, und Renée musste fortan das Kind allein aufziehen. Dabei hat sie allerdings Unterstüt­zung durch ihre Freundin Jennifer, die allgemein nur Jenny ge­nannt wird (und leider im gesamten Roman keinen Nachnamen bekommt!). Und zwar arbeitet Renée als Buchhalterin, aber wie auf Seite 6 des Romans unmissverständlich klar wird, handelt es sich nicht um einen „Nachtclub“, sondern explizit um ein „Edel­bordell“ – was ja wohl nicht ganz dasselbe ist.

In diesem Haus, mit dessen Personal sie eng befreundet ist (so eng, dass sie sogar den Angestellten Vladim regelmäßig als Chauffeur anfordern kann) und an dem sie eigene Anteile hat, ist sie gleichwohl nur für die Buchhaltung zuständig und hat mit den Mädchen sonst keinen Kontakt. Besonders beunruhigt wird Renée durch die Themenzimmer des Hauses, in denen man bei­spielsweise einen Dungeon für BDSM-Spiele findet. Zwar kann sie nicht leugnen, dass sie dunkle erotische Phantasien besitzt, aber das Trauma durch die Prügelszenen mit ihrem lange ver­storbenen Gatten haben sie doch sehr verschüchtert und ver­stört. Nach außen gibt sie die kühle, beherrschte Geschäftsfrau.

Das geht solange gut, bis zwei charismatische britische Ge­schäftsleute auftauchen, um sich als Gesellschafter am Bordell zu beteiligen, das mutmaßlich in Berlin liegt (die Location wird nur verschwommen beschrieben, was ich beim Lesen als klaren Nachteil empfand). Der Duke von Denham, Derek Thornton, und sein Freund, der Mediziner James Hunter, treffen mit ihr bei ei­nem Essen im Club aufeinander – und ohne dass Renée es ver­meiden kann, fühlt sie sich von Thornton geradezu magisch an­gezogen.

Zugleich merkt sie allerdings auch beunruhigt, dass er unzwei­felhaft dominant veranlagt ist, und was das bedeutet, meint sie genau zu wissen: er ist jemand, der Frauen seinem Willen unter­wirft, gern auch mit Fesselspielen und Hieben – und das weckt ihre finstersten Alpträume zu neuem Leben. Und noch bestürz­ter ist sie, als sie am gleichen Tag erkennen muss, dass Thorn­ton von ihr fasziniert ist.

Er geht sogar noch einen Schritt weiter: Er möchte, dass sie mit ihm eine Spielbeziehung eingeht, damit sie einander besser kennen lernen können. Und zu ihrer Überraschung ist er außer­ordentlich feinfühlig dabei, als sie zögernd auf dieses Ansinnen eingeht und kategorisch Schläge als Hard Limit festlegt. Mit ei­niger Bestürzung muss sie schnell einsehen, dass sie nicht nur eine ganze Menge Hard Limits hat, sondern auch in wahnsinni­ger Weise für diesen energischen, kenntnisreichen Mann ent­flammt, der ihr zu den unglaublichsten Orgasmen verhilft, die sie jemals erlebt hat.

Ihre Beziehung intensiviert sich dementsprechend schnell und weckt auf beiden Seiten ungeahnte Gefühle füreinander, und mehr und mehr ist Renée bereit, tatsächlich Dereks Sub zu wer­den und neue Facetten ihrer Sexualität mit ihm auszuloten.

Aber niemand ist eine Insel, wie sie ebenfalls schnell entdecken muss. Derek Thornton hat eine Vergangenheit, deren Dämonen er zu überwinden trachtet. Und als sie sich auf das Arrange­ment mit ihm einlässt, werden sie entfesselt – und es ist schnell die Frage, was wohl stärker ist, die finstere Seite ihres Geliebten oder ihre eigenen Hemmungen, die sie zunehmend zu ersticken drohen …

Mit Carmen Liebing habe ich eine weitere neue Erotik-Autorin entdeckt, deren Fähigkeit, leidenschaftliche erotische Liebesge­schichten zu schreiben, mir sehr gefällt. Genau genommen so gut, dass ich den Roman in einem Rutsch binnen eines Tages durchschmökerte. Das passiert selbst mir als passioniertem Vielleser bei einem Werk dieses Umfangs selten. Dass das so kam, lag sicherlich nicht nur an dem sehr schönen Titelbild und der Tatsache, dass ich nach dem ausufernden Romanzyklus von Anna Todd („After“) doch mal wieder ein Werk brauchte, das im BDSM-Milieu spielte. Die Autorin vermochte es vielmehr, ein sympathisches Band der Personen mit den Lesern zu knüpfen.

Natürlich, gerade wenn man die hiesigen Verhältnisse mit Anna Todd zu vergleichen sucht, fällt die relativ schematische Struk­tur der Personen und die Schlichtheit der emotionalen Konflikte auf. Gewisse Bauähnlichkeit zu Heftromanen a la „Shadows of Love“ ist unübersehbar. Aber wer mit Anna Todd oder ähnlich ausufernden Psychostudien nicht viel anfangen kann, wer eher möchte, das es „zügig zur Sache geht“, der ist hier definitiv besser am Platze. Natürlich ist ebenfalls nicht zu übersehen, dass es mal wieder der dickköpfige, sture Dom ist (a la Christian Grey in „Shades of Grey“), der mit seinen Dämonen ringt und damit die aufkeimende Beziehung gefährdet. Aber sei’s drum – den Preis muss man eben zahlen, wenn man solche Settings entwirft. Dass alte Strukturen wie Dreiecksgeschichten nicht zwingend langweilig sein müssen, wenn man sie gut genug auf­zieht, bewies Anna Todd jüngst etwa mit „Nothing more“ und „Nothing less“, die ich mit Gewinn las.

Schade ist allerdings, dass im vorliegenden Roman eine zentra­le Person quasi kaum charakterisiert wird: Jenny, die als Nach­barin und Freundin von Renée vorgestellt wird, bekommt nicht nur keinen Nachnamen, sie scheint auch keinen Beruf zu haben und hauptamtlich als Babysitterin für den kleinen Sam zu fun­gieren, damit Renée Zeit für Schäferstündchen mit Derek hat. Und je weiter der Roman voranschreitet, desto mehr wird auch vergessen, dass Renée eigentlich einen Beruf besitzt.

Der Tunnelblick wird immer enger, und die meisten Nebenperso­nen bekommen dadurch nur höchst flüchtige, schematische Charakterisierungen – was mich an gewisse unglückliche eigene Frühwerke erinnerte, in denen ich meinen Personen lediglich Vornamen und Funktionen zuteilte, sie aber sonst biografisch überhaupt nicht charakterisierte. Heute halte ich das für einen Ausweis schlechten und unreifen Schreibens … auch wenn viele junge Autorinnen und Autoren das so ähnlich halten, scheint mir das ein definitiv verkehrtes Vorgehen zu sein. Schreibratgeber empfehlen nicht umsonst, dass „Details, Details, Details“ die Es­senz des gelungenen Schreibens darstellen. Wer bei der Dar­stellung der Location oder der Charakterisierung der Personen nachlässig wird, erweist dem Beruf des Schriftstellers nicht die hinreichende Ehre.

Well, vielleicht bin ich aktuell verwöhnt durch Anna Todd und ihre feinverästelten Personenstrukturen, so dass ich besonders sensibel auf diesen Punkt achte. Die meisten Leser erotischer Romane, schätze ich, werden nicht so kritisch urteilen. Und wer die obigen Punkte gering schätzt und sich sagt, dass er doch ohnehin nicht mehr wissen will als wie die beiden Hauptperso­nen sich erotisch umtanzen und näher kommen, der kann die­sen Roman gewiss mit einigem lustvollen Vergnügen lesen. Un­ter diesem Aspekt kann ich ihm mit Fug und Recht eine Lese­empfehlung aussprechen.

© 2018 by Uwe Lammers

Wie schon verschiedentlich betont – das hier ist kein Schönwet­terblog, und nicht alles, was ich bespreche, muss darum auch zwingend interessant sein. Das abschließende Urteil müsst ihr als Leser fällen.

In der kommenden Woche wende ich mich dann wieder den Hel­den von Clive Cussler zu und bespreche eins ihrer jüngeren Abenteuer.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.