Liebe Freunde des OSM,

ich möchte zwei Dinge vorausschicken, ehe ich euch in diese jüngere Rezension hineinsende. Manches daran könnte viel­leicht sensible Gemüter auf abwegige Gedanken bringen. Und da wir ja heutzutage in Mimosen-Zeiten leben, in denen gewisse Worte unter Sprachverbot stehen, diverse Themen die offenbar zwingende Installation von „Content Warnings“ erfordern (die ich in der Regel für unnötig halte, wenn man nicht aufgeschlos­sene Leser über Gebühr bevormunden möchte), sei diese Be­merkung vorab gemacht.

Ich mag Sherlock Holmes ausgesprochen gern, das gilt in der Regel auch für Epigonenliteratur, die bisweilen auf sehr unter­haltsame Weise den traditionellen Kanon von Arthur Conan Doy­les Werken erweitern. Und ebenso schätze ich Philip José Farmer als einen äußerst intelligenten, versierten Erzähler mit gele­gentlich äußerst innovativen Ideen.

Warum sage ich das vorab, wenn das doch offensichtliche Selbstverständlichkeiten sind? Nun, in dem heute vorzustellen­den Werk, geschrieben von Philip José Farmer, geht es originär um Sherlock Holmes. Was der Grund war, warum ich mir dieses Buch schenken ließ und es neugierig durchschmökerte. Das schlussendliche Fazit der Lektüre fiel leider etwas ernüchternd aus, obwohl der Anfang wahrhaftig sehr viel versprechend be­gann. Es ist ein lesenswertes Experiment, das gleichwohl für hartgesottene Holmes-Kenner eine Zumutung darstellen könn­te.

Wie das? Nun, ich schlage vor, ihr folgt meiner unten stehenden Argumentation, dann werden diese kryptischen Worte etwas transparenter …

 

Sherlock Holmes und die Legende von Greystoke

(OT: The Further Adventures of Sherlock Holmes: The Peerless Peer)

Von Philip José Farmer

Atlantis-Verlag, Stolberg, 2013

134 Seiten, TB

Aus dem Amerikanischen von Ben Sonntag

ISBN 978-3-86402-066-7

Man schreibt den 2. Februar des Jahres 1916, als sich Sher­lock Holmes zur allgemeinen Überraschung seines alten Part­ners Dr. John Watson von seiner Bienenzucht in Sussex losreißt und einmal mehr für die Belange des Empires in die Bresche wirft. Der Grund ist simpel wie frustrierend: Der deutsche Spion Von Bork, mit dem sie beide schon während des Krieges zu tun hatten und den sie dingfest machen konnten, ist entkommen. Schlimmer noch – er hat die Formel für einen mutierten Bazillus geraubt, der unermesslichen Schaden anrichten kann.

Inzwischen, sagt Mycroft Holmes, agiert von Bork von Kairo aus, und um ihn aufzuhalten, werden Sherlock und Watson sich einer neumodischen Mordmaschine anvertrauen müssen – dem Flugzeug! Das allein ist schon Zumutung genug für die beiden recht betagten Herren, aber der Zumutungen gibt es gar viele in dieser Geschichte für sie.

Die nächste ist ihr offensichtlich geistesgestörter, schießwüti­ger Pilot, der bereitwillig das Steuer des Fluggefährts im Stich lässt, um mit Maschinengewehren deutsche Jagdflieger abzu­schießen und dabei das eigene Fahrzeug zu durchlöchern. Bei anderer Gelegenheit glaubt der ständig geisterhaft lautlos auf­tauchende Mann, das Flugzeug werde von Riesenfledermäusen verfolgt.

Als sie nach nervenaufreibendem Flug endlich Nordafrika er­reichen, gehen die stressigen Unterbrechungen in einem fort: sie fliegen in einen ausgewachsenen Sturm, wo sie mit Von Borks Zeppelin kollidieren und in Gefangenschaft geraten. Und schließlich stranden sie weitab der Zivilisation im Urwald Afri­kas, wo ihnen ein unbekanntes Volk begegnet, Watson eine neue Liebe findet und die beiden Freunde die Bekanntschaft machen mit dem so genannten Herrn des Urwaldes, den ein amerikanischer Schriftsteller auf den Namen Tarzan getauft hat. In Wahrheit handelt es sich dabei um Lord Greystoke, einen waschechten Adeligen aus England mit einer zutiefst abenteu­erlichen Geschichte … jedenfalls scheint es so. Holmes jedoch hegt Zweifel daran und sucht unverfroren die Konfrontation …

Man kann dem am 25. Februar 2009 mit mehr als 90 Jahren hoch betagt verstorbenen Farmer vieles nachsagen – nicht je­doch, dass er nicht unterhaltsam zu schreiben versteht. Wenn man diese Geschichte zu schmökern beginnt, setzt ein Effekt ein, den ich eigentlich von Robert E. Howard kenne – man kann aus der Geschichte kaum mehr herausfinden, ehe man sie aus­gelesen hat … was ich als ausdrückliches Qualitätszeugnis ver­standen wissen möchte. Mächtig unterhaltsam ist diese Ge­schichte wahrhaftig. Ich habe sie folgerichtig, gut portioniert, in drei Tagen weggeschmökert. Es wäre auch an einem Nachmit­tag möglich gewesen … aber warum das Vergnügen verkürzen, wenn man es etwas strecken kann?

Philip José Farmer verknüpft hier die Dschungelabenteuer eines Edgar Rice Burroughs mit den älteren Werken von Henry Rider Haggard und Arthur Conan Doyle zu einer Mixtur, die augen­scheinlich Teil seines Wold Newton-Universums ist und in dem so heterogene Wesen wie Solomon Kane (R. E. Howard), Profes­sor Moriarty (der hier bizarrerweise mit Kapitän Nemo gleichge­setzt wird), Phileas Fogg (Jules Verne), Arséne Lupin, Doktor Fu Manchu, Philip Marlowe, James Bond, Doc Savage, Allan Quater­main, The Shadow und zahlreiche weitere prominente und in der Regel fiktive Personen familiär miteinander verknüpft wer­den. Auf diese Weise hat er gewissermaßen ein Fan-Metaverse geschaffen, das einiges an Originalität für sich beanspruchen kann.

Hier nun versuchte er auch, Sherlock Holmes mit einzugemein­den. Ist dieser Versuch gelungen? Ich zögere, das so zu sehen. Es ist, wie erwähnt, ein höchst lebendiger, mitreißender und le­senswerter Roman. Aber Holmes-Puristen wird ohne Frage auf­fallen, dass der große Detektiv vor allen Dingen eins geworden ist: ein quasselndes Sprachrohr des Verfassers, damit dieser sei­ne Informationen unterbringen konnte.

Wer indes den Kanon kennt, weiß zur Genüge, dass Holmes eins mit Sicherheit nicht ist: geschwätzig. Er ist weitaus eher wort­karg und geheimniskrämerisch, und insbesondere in gefährli­chen Situationen neigt er nicht dazu, lange Monologe zu halten. Man schaue sich im Roman dagegen mal die Seiten 91-106 (!) an und vergegenwärtige sich die Lage, in der sich die drei Per­sonen befinden: Holmes und Watson haben einen Baum erklom­men, um von oben einen Blick in ein nach oben offenes Gebäu­de zu werfen, in dem sie ein archaisches Ritual verfolgen. Ohne Frage sind sie von den Personen unten allerhöchstens vier oder fünf Meter entfernt.

Farmer vergisst diese riskante Situation vollständig, in der jedes laute Wort oder längere Unterhaltung ihre Entdeckung heraus­fordern kann, und stattdessen lässt er Holmes lang und breit über Greystokes Abstammungslinie schwadronieren und riskiert halb und halb, von diesem massakriert zu werden …

Am Ende wünschte ich mir wirklich sehr, Farmer hätte weniger prominente und bekannte Protagonisten für diesen Roman ge­wählt. Denn mit Sherlock Holmes konnte ich jenen schwatzen­den alten Herrn nun wirklich kaum in Deckung bringen. Es ist ein interessantes Experiment, keine Frage. Aber ich finde, es ist nur teilweise solide geraten. Und mit dem Sherlock Holmes des Arthur Conan Doyle hat dieser hier nur wenig mehr als den Na­men gemein, den Duktus des Kanons hat Farmer leider deutlich verpasst.

© 2024 by Uwe Lammers

Wer hier jetzt doch einigermaßen ernüchtert ist und vielleicht von der Lektüre des vorgestellten Romans Abstand nimmt … ich rate nicht dazu. Aber die Ansprüche an Holmes-Epigonenroma­ne sollte man an dieser Stelle durchaus etwas drosseln. Tut man dies, hat man ein recht unterhaltsames Abenteuergarn vor sich, das zumal für Tarzan-Fans vielleicht noch mehr Spaß macht.

Ob das Abenteuer von Kurt Austin und seinen Mannen von der NUMA, über das ich in der kommenden Woche berichten werde, so angenehm verläuft, darf man getrost bezweifeln. Aber dazu sage ich dann an in sieben Tagen an dieser Stelle mehr.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 626: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 66

Posted August 2nd, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

kurz zur Erinnerung, worum es in diesem vierten KONFLIKT des Oki Stanwer Mythos geht, den ich euch in Form der Close Ups näher vorstelle:

Wir befinden uns im Jahre 2092 in der Milchstraße, und das irdi­sche kleine Sternenreich hat 24 Kolonialwelten bescheiden er­schlossen. Kontakte mit Alienvölkern gab es noch keine, doch das ändert sich nun. Prospektoren stoßen eigeninitiativ auf den verborgenen Planeten Dusty, auf dem sie die Relikte einer zer­störten Alienkultur vorfinden. Ohne es zu ahnen, wecken sie da­mit einen seit über 4000 Jahren schlummernden Sternenkrieg wieder zu neuem Leben, in dem sich die Völker der humanoiden Weelon, der Rontat und der All-Hüter gegenüberstanden.

Im Deneb-System wird das Raumschiff ARES unter Komman­dant Jonathan Kendall mit einem Alienschiff konfrontiert und verschwindet kurz darauf auf mysteriöse Weise in ein nebelhaf­tes Kontinuum, wo eine Macht, die sich HENN nennt, residiert. Erst nach chaotischen Zusammenstößen mit diesem Wesen ge­lingt es, das HENN dazu zu bewegen, die ARES-Besatzung zie­hen zu lassen … doch haben sich inzwischen zwei treibende Seelen in den Besatzungsmitgliedern eingenistet, die nun auf diese Weise ebenfalls in die Milchstraße gelangen, und eine davon arbeitet für eine Macht namens TOTAM …

Episode 6: Tödliche Versuche mit Restat

(1983, digitalisiert 2005)

Schauplatz Deneb-System: Nachdem die ARES auf rätselhafte Weise verschwunden ist, befindet sich noch das riesenhafte Schalenschiff der Aliens im Orbit um Deneb IV. Die Verwaltung von Lima City auf Deneb IV schickt ein Prisenkommando nach oben, um die Steuerung zu übernehmen. Doch zeigt sich als­bald, dass das fremde Schiff sich zu stark dem Planeten nähert und abzustürzen droht.

Zugleich müssen die Mitglieder des Prisenkommandos entde­cken, dass an Bord des Schiffes offensichtlich noch ein Lebewe­sen existiert – und es ist dabei, die Terraner gnadenlos zu töten. Als es zu einer Direktkonfrontation kommt, erweist sich das Ge­schöpf als völlig resistent gegen Beschuss. Dann stürzt der Schalenraumer tatsächlich auf Deneb IV ab.

Hier unten sind inzwischen die Experimente in den Alienruinen der Rekkas weitergegangen – mit schaurigen Resultaten. Die Wissenschaftlerin Sylvia Cron kommt auf unbegreifliche Weise ums Leben – und ist mit dem mysteriösen Stoff Restat überkrus­tet.

Als ihre Kollegen Sel Farton und Indira Alloneg die Experi­mente fortführen, kommt es zu einem offenbar gespeicherten historischen Flashback, bei dem Farton einen Blick in die tiefe Vergangenheit werfen kann. Dort wird er Zeuge, wie ein kleiner, tropfenförmiger Raumer die Rekka-Zivilisation angreift und von einem Kastenschiff – einem Schiff der Rontat, was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß – seinerseits attackiert wird.

Im Zuge der fortschreitenden Experimente mit dem Restat kommt es alsdann zu einer verheerenden Kettenreaktion, die eine massive Verstrahlungswelle auslöst und alles Leben auf dem Planeten auslöscht. Deneb IV wird zu einer Strahlenhölle.

Indira Alloneg und Sel Farton gelingt jedoch der Sprung auf eine sich aktivierende Transmitterstraße ins Nirgendwo, was im ers­ten Moment eine Erleichterung und Lebensrettung zu sein scheint.

Doch irgendwo in den Tiefen der Galaxis wird diese Aktivierung der Transmitterstraße registriert und diese kaltblütig während des Betriebes abgeschaltet. So vergehen die beiden Wissen­schaftler, und niemand erfährt, was auf Deneb IV vor sich ge­gangen ist …

Episode 7: Duell der Geister

(1983, digitalisiert 2005)

Fortsetzung der ARES-Handlung: Der Raumer ARES unter Jona­than Kendall materialisiert tatsächlich, wie das HENN es ver­sprochen hat, im Solsystem. Doch an Bord befinden sich zwei Besatzungsmitglieder, die inzwischen mentale Präsenzen beher­bergen, die vorher in der Dimension des HENN gefangen waren.

Im Ingenieur Clemens Doom nistet nun eine Wesenheit na­mens Holhokraath, der ein Gesandter TOTAMS ist. Und im Kör­per von Jonathan Kendall ist eine Seele zu Gast, die sich als „Oki Stanwer“ zu erkennen gibt. Ich sagte ja schon beim letz­ten Mal, dass diese Serie zwar als eine Art unbeholfener Ren Dhark-Klon beginnt, aber sehr schnell Elemente des späteren Oki Stanwer Mythos aufnimmt. Hier ist das unübersehbar.

Während Doom allerdings keine Seele mehr besitzt und voll­kommen okkupiert ist, koexistiert Oki Stanwer mit Kendalls See­le, was zu aufschlussreichen mentalen Diskussionen führt. Lei­der hilft das nicht weiter, denn Holhokraath entfesselt seine Kräfte und verwandelt die meisten der überlebenden ARES-Be­satzungsmitglieder in Zombies. Dann greift er sogar mental nach dem sich nähernden solaren Kampfschiff POLLUX und zwingt deren Besatzung unter seine mentale Kontrolle. Wenig später teleportiert er an Bord der POLLUX und befiehlt, die ARES nun zusammenzuschießen.

Jonathan Kendall/Oki Stanwer hat diese Handlungsweise aller­dings vorhergesehen und folgt Holhokraath, ehe diese Zerstö­rungsorgie geschieht. Die POLLUX nimmt direkten Kurs auf Ter­ra, um weitere Verheerung anzurichten – aber Oki Stanwer, der Kendall zuvor versprochen hat, alsbald die Kontrolle über seinen Körper zurückzugeben, trifft nun mit TOTAMS Boten zusammen und wird von diesem erkannt.

Als die POLLUX in die Erdatmosphäre eintritt, kommt es zum fi­nalen Duell der beiden Antagonisten, und der Schluss von allem ist, dass die POLLUX sich in einer glühenden Trümmerwolke auflöst. Nur Trümmerstücke fallen in der irdischen Arktis nieder.

Oki Stanwer – tot?

Ich kann verstehen, dass das reichlich schockierend ist. Wie ge­sagt, dies ist der OSM in der rudimentären Frühform. Aber ich kann euch beruhigen – später, als mir klar wurde, dass es sich bei KONFLIKT 17 tatsächlich um eine OSM-Serie handelte, än­derte sich dieser Schockmoment natürlich. Denn selbstver­ständlich ist zwar Jonathan Kendall tot, ebenso wie TOTAMS Bote Holhokraath, aber Oki nicht … ihr werdet noch von ihm le­sen, sehr viel später.

Episode 8: PHANTOM

(1983, digitalisiert 2005)

Blende zur Erde: Während die bisherigen Ereignisse geschehen, aber vor Rückkehr der ARES, wird auf der Erde im Kommunikati­onszentrum Terra Central, das Kommunikationsdirektor Mike Barrett untersteht, eine Reihe von offenbar künstlich erzeugten Funksignalen empfangen. Sie stammen aus dem Halo, rund 2600 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Als Barrett davon Kenntnis erzählt, trifft er mit Commander Terry Jones und dem Verteidigungsminister Gerald Devon zusammen, um davon zu berichten. Als Konsequenz dieser Er­eignisse wird eine Expedition auf die Beine gestellt. Der Kreuzer CESTOR unter Leitung von Colonel Jackson (der nie einen Vornamen bekommt, leider), wird entsandt, um die Situation zu klären, die zunächst als potenzielle Gefahrenlage eingestuft wird, ungeachtet der weiten Distanz.

Hier wird eine Sternenballung vorgefunden, die an und für sich unscheinbar wirkt. Doch der Eindruck täuscht. Wie so vieles in der Milchstraße liegt auch hier eine Macht in langem Schlum­mer, und das Auftauchen der Terraner weckt sie.

Erster Anlass ist die eigenmächtige Erkundung des Astro-Geolo­gen Ransom McCollum, der in einem der Systeme auf Asteroi­den überraschend Raumhafenanlagen entdeckt, die erstaunlich ausgedehnt und verlassen sind, aber durchaus nicht inaktiv.

Parallel dazu erzeugt das Vordringen der Prospektoren Hard Mender und Som Collon ins DUSTY-System (Bd. 1) einen Weckimpuls bei den hier im Wartemodus befindlichen All-Hü­tern, die zum Teil schon erheblich fehlgesteuert sind. Deshalb wird hier die Instandsetzung von Schiffseinheiten angeordnet, die nach jahrtausendelanger Inaktivität zum Teile erhebliche Funktionsschäden aufweisen. Ransom McCollums landende Lin­se wird dabei nicht entdeckt.

Colonel Jackson, der McCollum mit der CESTOR folgt, wird Zeu­ge des Aufmarsches der fremden, zum Teil ziemlich verrottet wirkenden 900-Meter-Kugelraumer (genau, das sind All-Hüter-Schiffe, die schon aus KONFLIKT 16 bekannt sind; und ja, selbst­verständlich handelt es sich bei diesen All-Hütern und ihren Schiffen um Matrixfehler aus KONFLIKT 10). Zudem entdecken sie, dass der Asteroid, auf dem Ransom McCollum gelandet ist, gerade in einer gigantischen Explosion zerbirst.

Die fremde Raumflotte transistiert, und während die CESTOR-Besatzung noch fest von McCollums Tod ausgeht, folgt sie den unbekannten Raumschiffen zu ihrem neuen Flugziel.

Es heißt Saaf-X-48, was aber noch niemand weiß. Die Terraner werden dem Ziel einen anderen Namen geben: PHANTOM.

Sie ahnen nicht im Mindesten, dass sie längst dabei sind, sich in kosmischen Fallstricken zu verheddern und mit jeder Aktion, die sie sich leisten, alles nur noch schlimmer machen.

Episode 9: Die Dunkelwelt

(1983, digitalisiert 2005)

Fortsetzung der CESTOR-Handlungsschiene: Die CESTOR hat den fremden Raumerpulk aus dem Sternenhaufen zu seinem nächsten Ziel verfolgt und gerät hier jählings in eine prekäre Si­tuation. Denn hier finden sie eine Dunkelwelt vor, deren Ober­fläche nach ersten Messungen von gewaltigen Industriekomple­xen gesprenkelt wird. Colonel Jackson muss darum unweigerlich annehmen, dass es sich dabei um eine der Hauptindustriewel­ten der Aliens handelt.

Seine Offiziere bedrängen ihn, einen Funkspruch an die Erde oder zumindest die nächste Kolonie abzuschicken … aber Jack­son ist Realist genug, um zu wissen, dass die dafür erforderliche Sendeleistung sie zu einem sofortigen Zielobjekt für die gegne­rische Abwehr machen würde. Also zögert er.

Derweil sammeln sich im Orbit um die Dunkelwelt immer mehr Schiffe. Die meisten sind 900-Meter-Kugelraumer, aber es gibt auch 400 Meter lange Kastenschiffe, die offenbar andere Funkti­onszwecke besitzen.

Während Jackson noch zögert, ist die Gegenseite mit völlig an­deren Plänen beschäftigt. Die erwachenden All-Hüter befinden sich in einer Mobilisierungsphase gegen ein Reich, das „Bund der Vier“ bezeichnet wird, außerdem sollen historische Fakten der Gegenwart geprüft und gegebenenfalls „korrigiert“ werden. Die Terraner werden hierbei noch gar nicht als Problem regis­triert, was für sie in diesem Moment von Vorteil ist.

Schließlich nimmt der Kommandant der CESTOR doch das Risiko auf sich und benachrichtigt Terra Central. Unter der Chiffre PO­SITION LEUCHTFEUER, die für den Großalarm der solaren Flot­te steht, treffen die ermittelten Informationen über die Dunkel­welt und die Alien-Schiffskonzentrationen auf der Erde ein … aber der Funkspruch reißt jäh ab.

Knapp zwei Stunden später registriert Terra Central, wie überall in der Galaxis hochenergetische Signalquellen aufflammen – es hat den Anschein, als hätte der Flug der CESTOR den Giganten Galaxis aus seinem Schlummer geweckt.

Im System der Dunkelwelt treffen die CESTOR-Raumfahrer zu ih­rer nicht geringen Verwirrung auf den verschollenen Kollegen Ransom McCollum, den sie wieder an Bord nehmen … und gleich darauf werden die Bewohner der Dunkelwelt offensiv und bedrängen die CESTOR. Colonel Jackson bleibt nur die Flucht in eine ungesteuerte Nottransition. Niemand kann sagen, wo er wieder herauskommen wird …

Episode 10: Die Gejagten

(1983, digitalisiert 2005)

Blende zu einem weiteren Handlungsschauplatz: Der fünf Schif­fe umfassende terranische Raumerverband unter der KRETA, die unter dem Kommando von Kommodore Salomon King­ston steht, kommt nach einer fehlgeleiteten Transition zur all­gemeinen Überraschung nicht am Ziel heraus, das eigentlich angesteuert wurde. Stattdessen landen sie 396 Lichtjahre von der Erde entfernt in einer Sternenballung, die später als Grat­nor-Ballung bezeichnet werden wird, in einem Sonnensystem, das LETZTE ZUFLUCHT genannt wird.

Es ist ein Zentralsonnensystem der Weelon. Und dieses System ist seit über 4000 Jahren im Zeitschlaf, einer gigantischen Sta­siszone, die nun durch die Materialisierung der terranischen Schiffe gleichsam aufgebrochen wird.

Ehe die Mannschaften begreifen, wie ihnen geschieht, werden sie von robotischen Abwehrstationen massiv attackiert. Zwei Schiffe des Verbandes werden dabei zerstört, doch der Rest ver­teidigt sich verbissen.

Das hilft Kingston und seinen Leuten allerdings nur bedingt. Als die robotischen Automatismen erkennen, dass sie alleine der Lage nicht mehr Herr werden können, beenden sie den Zeit­schlaf für das Weelon-Schlachtschiff GROTTAS unter seinem Ziir Jarekson, der die terranischen Besatzungen betäubt.

Als es bald darauf zu einer direkten Konfrontation zwischen den beiden Spezies kommt, gehen die Missverständnisse munter weiter: Jarekson hält die Menschen für abtrünnige Weelon-Sied­ler, weil sie genauso wie Weelon aussehen. Kingston bezeichnet dagegen ihn und die Seinen wider besseren Wissens als „Raum­piraten“ und will ihn verklagen.

Man merkt, die Begegnung ist doch einigermaßen konfliktträch­tig und alles andere als unproblematisch. Das wird noch schlim­mer, als die GROTTAS den ersten Planeten des Systems ansteu­ert, Juulok, wo sich unter anderem das Zeitgehirn befindet, das den systemweiten Zeitschlaf steuert.

Und hier muss er schockiert erkennen, warum der Zeitschlaf ur­sprünglich vor viertausend Jahren aktiviert wurde – zum Schutz des Zeitgehirns, durchaus nicht zum Schutz der Weelon-Bewoh­ner des Systems!

Außerdem befinden sich innerhalb des Stasisfeldes im Orbit um Juulok Feindschiffseinheiten, die ebenfalls in viertausend Jahren um keine Sekunde gealtert sind.

Schlachtschiff-Kugelkreuzer der All-Hüter …

Ihr merkt schon, dass die Lage zunehmend vertrackter wird, auch durch das Auftauchen neuer Handlungsschauplätze und Handlungsträger. Ich versichere euch, das wird noch um einiges bunter werden, ehe die Lage sich wieder etwas normalisiert.

Soviel für heute aus KONFLIKT 17. In der nächsten Woche erzäh­le ich euch im Rahmen der nächsten kosmologischen Lektion et­was über eine kleine grüne Sonne … ah, ihr ahnt schon, woher der Wind weht? Aber vielleicht irrt ihr euch auch.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 519: Nodus [4/E]

Posted Juli 30th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor vier Wochen musste ich euch bei einem ziemlich üblen Cliff-hanger im Stich lassen, denn der dritte Teil dieses Romanzyklus, den Gentry Lee nach den Vorgaben von SF-Altmeister Arthur C. Clarke vollendet hat, war eindeutig zu lang ausgefallen, um ihn in einem Stück fertigstellen zu können … jedenfalls sah das 1996 noch so aus. Heutzutage basteln ja Autoren aus noch viel weniger Worten teure Viel-Roman-Zyklen, die einstmals noch in solch ein Werk gepasst hätten.

Nun, es machte gleichwohl Sinn, den langen Schlussakkord des Rama-Zyklus auf einen separaten vierten Band zu verschieben, der mit einigem Abstand zum Vorgängerroman herauskam. Als ich das Buch 1998 dann endlich las, hatte ich sicherheitshalber noch einmal im Vorhinein den vorherigen dreibändigen Zyklus inhaliert, was auch gut so war.

So konnte ich also nahtlos anschließen und das Drama in dem Zylinder-Raumschiff RAMA III, die sich in der menschlichen Kolo­nie New Eden und dann am Bestimmungsort des Schiffes ab­spielte, besser würdigen.

Starten wir mal durch ins Abenteuer mit einem kleinen Rück­blick auf das, was zuletzt in Band 3 passierte (Rezensions-Blog 515 vom 2. Juli 2025):

Nodus

(OT: Rama Revealed)

von Arthur C. Clarke und Gentry Lee

Heyne 9724

672 Seiten, TB

München 1996

Übersetzt von Roland Fleissner

ISBN 3-453-09247-3

Die menschliche Kolonie „New Eden“ im Innern des giganti­schen Hohlzylinders, den man RAMA nennt, ist im Jahre 2245 von zweitausend Siedlern bevölkert worden, um den „Rama­nern“ zu gehorchen, die eine „signifikante Bevölkerungsprobe“ untersuchen wollen. Doch schon nach wenigen Jahren des Flu­ges in Richtung Tau Ceti greift der verbrecherische Japaner Na­kamura nach der Macht und schwingt sich zum Herrscher dort auf. Er schaltet die meisten Oppositionellen blutig aus oder wirft sie in Straflager und Gefängnisse. Letzteres widerfährt auch der Galionsfigur der Ramaner, Nicole des Jardins-Wakefield, die als erstes in den legendären NODUS nahe dem Sirius gelangte und an das Gute in den Ramanern glaubt und an der Schlechtigkeit und dem Duckmäusertum der Kolonisten verzweifelt. Nach 2 Jahren Haft wird sie in einer öffentlichen Gerichtsverhandlung, in der sie Richter Nakamura brillant blamiert, schuldig gespro­chen am Verrat an der Kolonie (den in Wahrheit Nakamura be­gangen hat!) und zum Tode verurteilt. So endete der dritte Band des Zyklus, „Die nächste Begegnung“.

Ihrem Mann Richard Wakefield war unterdessen die Flucht ins Nachbarhabitat zu einer Symbiontengemeinschaft gelungen, zu der auch die so genannten „Avianer“ gehörten (bekannt aus „Rendezvous mit Übermorgen“ und „Die nächste Begegnung“). Diese Symbiontengemeinschaft sah in Wakefield ihren letzten Retter und schickte ihn schließlich mit Embryonen und Gewebe­proben per U-Boot durch die Zylindrische See, damit er in der Inselstadt „New York“ die Brut aufziehen konnte.

Dies alles geschieht während Nicoles Haftzeit, und während die­ser Zeit begehen die Kolonisten unter Nakamuras Terrorherr­schaft einen Genozid an den Symbionten. Kurz danach gelingt es Richard, seine Frau zu befreien und nach „New York“ zu ho­len, wo alles noch so ist, wie sie das von ihrem jahrelangen Auf­enthalt hier kannten. Hier in „New York“ hatte Nicole ihre fünf Kinder geboren, von das älteste, Simone, im NODUS zurückge­blieben war.

Während langer Erkundungen in der Unterwelt von „New York“ stellen sie verblüfft und verängstigt fest, dass es in der Tat, wie von ihnen vermutet, im Südzylinder RAMAS eine dritte intelli­gente Spezies gibt, nämlich die so genannten Oktoarachniden, die sie schon kennen- und fürchten gelernt haben. Diesmal scheinen die „Oktos“ aber friedfertiger zu sein.

Nicole und Richard schaffen es schließlich, ihre Familie mit eini­gen Freunden nach „New York“ zu holen, nur ihre Tochter Katie bleibt dem Nakamura-Regime treu und wird nicht informiert. Sie ist inzwischen „aufgestiegen“ und zur Leiterin von Nakamuras Bordellbetrieben geworden. Außerdem ist sie unrettbar der Dro­gensucht verfallen.

Als die Häscher des Despoten sich anschicken, „New York“ zu durchsuchen, das sie mit neu gebauten Hubschraubern und Booten erreicht haben, flüchten Nicole und ihre Freunde in die Tiefen des „Okto“-Baues unter „New York“. Und hier werden sie von den Oktos regelrecht eingemauert, bis ihnen lediglich ein Fluchtweg nach unten übrig bleibt, wo sie wissen, dass am Ende eines Dornenschachtes eine Art Untergrundbahn verläuft, der sie sich anvertrauen müssen.

Diese Bahn bringt sie direkt nach Süden, unter der Zylindri­schen See hindurch in das Reich der Oktos. Nach geraumer Zeit, in der sie von den Oktos geschützt und verpflegt werden, erkennen sie eine Reihe verblüffender Tatsachen: erstens ein­mal sind die Oktos nicht stumm, wie sie glaubten, sondern sie kommunizieren auf komplizierte Weise per Farbsignalen. Zwei­tens kennen sie die Menschen offenbar sehr genau. Drittens sind sie wahre Meister der Biotechnik und ausgesprochen fried­fertig. Und letztens kann Nicoles und Richards jüngste Tochter Ellie sich faszinierend gut in der Farbensprache unterhalten.

Das letztere Geheimnis sorgt für etwas Gänsehaut, als es gelöst wird. Es erweist sich, dass die Oktos aus RAMA II, die damals Ri­chard für mehrere Jahre inhaftierten (siehe „Die nächste Begeg­nung“), in einigen Experimenten auch sein Genom veränderten mit dem langfristigen Ziel, die Kommunikation zwischen Men­schen und Oktos einfacher zu machen. Ellie ist also gewisser­maßen ein Hybride, ein Ergebnis eines gentechnischen Experi­ments – was natürlich besonders für ihren jetzigen Mann, den Arzt Robert Turner, eine unglaubliche Belastung darstellt …

Und dann, nachdem die Familie und ihre Freunde in die „Sma­ragdstadt“ der Oktos umgesiedelt sind, beginnt Nakamura mit einer Hasskampagne gegen die „finsteren Oktoarachniden“ und trägt den Kampf in den Südzylinder RAMAS, bis offener Krieg ausbricht, der von den Oktos mit verheerenden biologischen Kampfmitteln geführt wird. Wieder einmal scheinen Xenophobie und Paranoia der Menschen über vernünftige Verständigung zweier intelligenter Arten zu triumphieren.

Bis schließlich die Ramaner selbst einschreiten …

Der Roman „Nodus“ ist, wenn man den bisherigen Zyklus kennt, wirklich das, was man als das absolute Highlight sehen muss. Der Gipfel ist indes NICHT, wie es vielleicht erscheinen mag, der Konflikt zwischen den Menschen und den Oktoarachniden oder das Eingreifen der Ramaner, sondern das, was DANACH kommt. Dieses „Danach“ ist immerhin 160 Seiten lang, und es ge­schieht da eine Menge.

Streckenweise ist es so beklemmend, dass einem kalt wird, bei­spielsweise wenn man sich klarmacht, was genau das Staatswe­sen der faszinierenden Oktoarachniden eigentlich ist, oder wenn man sich später im NODUS bei Tau Ceti befindet und dort mit Problemen der biologischen Alterung und der Frage von Paralle­lität von menschengleichen Robotern/Bioten und menschlichen Originalen konfrontiert wird. Man wird überwältigt, wenn man das „Erkenntnismodul“ besucht und der Geschichte des „Ad­lers“ von den „Primärmonitoren“ lauscht. Und man wird wohl fast heulen, wenn man gewisse emotionale Komplexe der Ge­schichte tief verinnerlicht hat, weil man sensibel geworden ist und sich so sehr mit den Hauptpersonen angefreundet hat, dass man ohne sie kaum mehr leben mag.

Und diese schrecklich konsequente Nicole … eine bewunderns­werte Persönlichkeit, grandios gezeichnet und mit soviel Liebe zum Detail, soviel Liebe auch zur inneren Wandlung gearbeitet (am Anfang von „Rendezvous mit Übermorgen“, also „Rama II“, ist sie rund 36 Jahre alt, am Ende von „Nodus“, d.h. „Rama Re­vealed“ ca. 90, genau kann man das wegen zweier Dilatations­flügen nicht sagen). Doch, man sollte sie kennen.

Besonders der letzte Band des vierteiligen RAMA-Zyklus (scha­de, dass er vorbei ist, seufz!) gibt einem nachdenklichen, grüb­lerischen und tiefsinnigen Leser soviel zu denken, so viele Denk­anstöße, um in Philosophie, Kosmologie, Religion, „Sinn des Le­bens“ und Gesellschaftstheorie weiterzudenken. So viele Anstö­ße zum Bereich Rassismus, Kriminalität, Gentechnik, Technikfol­genabschätzung, Psychologie usw., dass man wahrscheinlich ta­gelang nur über diesen Band diskutieren könnte, ohne auch nur an ein allgemein akzeptables Ende der Geschichte und der Ge­dankengänge zu kommen.

Wenn Clarke jemals ein wirklich grandioses Werk verfasst hat, gegen das selbst sein Odyssee-Zyklus, der wirklich gut ist, sich wie ein homöopathisches Mittel ausnimmt, dann ist es das hier. Vermutlich sollte man den schriftstellerischen Anteil von Gentry Lee dabei besonders hoch veranschlagen, da man ab Band 2 deutlich sieht, wie sehr die sozialen und gruppenpsychologi­schen Aspekte zunehmendes Gewicht gewonnen haben – diese gehen eindeutig nicht auf Arthur C. Clarke zurück, der hier le­diglich die Grundstrukturen des Rama-Zyklus vorgegeben hat. Lee lernt man hier als sensiblen, psychologisch sehr versierten und auch dramaturgisch hervorragend geschulten Autor kennen und schätzen.

Ich bin der Meinung, dass jeder, der anspruchsvolle SF lesen möchte, der exzellente Charakterzeichnungen mag und so rich­tig mit den Personen mitleiden möchte, mit diesem Zyklus und insbesondere mit diesem Band bestens bedient ist. Es macht in­des keinen Sinn, „Nodus“ losgelöst vom Rest des Ganzen zu le­sen, weil alle Werke des Zyklus stark miteinander vernetzt sind und chronologisch aufeinander aufbauen.

Mein Lösungsvorschlag dafür ist ausgesprochen simpel: Einfach alle lesen! Es lohnt sich!

© 1998 / 2023 by Uwe Lammers

Ja, das ist wirklich ein echtes Schmankerl, das kann ich nicht an­ders nennen. Da habt ihr Phantastik-Fans was verpasst, wenn ihr diesen Zyklus nicht gelesen habt, denke ich.

In der kommenden Woche kommen wir zu einem bemerkens­werten Crossover der Literaturgeschichte. Sherlock Holmes trifft einen Hauptcharakter von Edgar Rice Burroughs. Wie sich das entwickelt und was ich davon gehalten habe, das erfahrt ihr in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

Liebe Freunde des OSM,

geradezu schockierend schnell wird es schon wieder winterlich. Draußen sind die Dächer weiß überfroren, die monatelang still gelegte Heizung macht Überstunden, damit es angenehm warm drinnen ist, während ich in Gedanken in völlig anderen Regionen des Kosmos unterwegs bin.

Zum einen vervollständige ich derzeit den Erotic Empire-Roman „Die Kolonie Saigon II“, der seit Jahren einen aktuellen Aus­druck braucht. Zum anderen konnte ich mich nicht zurückhalten und reise zusammen mit Oki Stanwer, Klivies Kleines, Sarai Stanwer, dem Ägypter Adjaf und anderen Protagonisten lesend durch den wahnsinnigsten KONFLIKTE ever: KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“. Während ich mit der kommen­tierten Ausdruckversion schon bis Band 42 (OSM-Band 2375!) gekommen bin, stecke ich gegenwärtig im Band 115. Hier droht die Totaleskalation, und ich komme aus dem mitreißenden Stoff einfach nicht heraus. Wirklich zu schade, dass das noch nie­mand im Detail kennt … aber das werdet ihr beizeiten erleben, Freunde.

Die Kreativbilanz des Monats November kann sich, auch wenn ich vielfach durch andere Dinge gründlich abgelenkt war, durch­aus sehen lassen. Es sind immerhin 21 abgeschlossene Werke entstanden. Schauen wir mal, worum es sich da handelte:

Blogartikel 621: Work in Progress, Part 143

23Neu 36: Welten der Wahrscheinlichkeit

Anmerkung: Das war zum damaligen Schreibzeitpunkt (1990) der längste Episodenband des OSM. Er wurde bald von längeren übertroffen, aber Tatsache ist, dass ich in der Regel hier nur an­derthalbzeilige Episoden von 15 Seiten Umfang im Maximum geschrieben habe. Hier lernt Sarai Stanwer, Oki Stanwers Toch­ter und künftige Fürstin der Matrix den Schwarzen Kubus ken­nen, in dem die Welten der Wahrscheinlichkeit verborgen sind … es gab mir die Möglichkeit, sie in die Vergangenheit der schon beendeten KONFLIKTE reisen zu lassen. Und ohne Frage wird sie dort nicht das letzte Mal gewesen sein …

Glossar der Story „Der Gen-Missionar“

Glossar der Story „Der Gen-Missionar II“

Anmerkung: Mit den beiden Glossaren verarbeite ich zurzeit im Hauptglossar die letzte der alten OSM-Geschichten Aus den Annalen der Ewigkeit. Danach habe ich endlich wieder Luft zum möglichst baldigen Fertigstellen weiterer Langzeitprojekte. Das ist aber Zukunftsmusik für das Jahr 2025.

(Vivica auf Abwegen – Archipel-Roman)

23Neu 38: Hölle Gegenwart

23Neu 39: Hinab in den Mahlstrom der Zeit

(Saskia in der Falle – Erotic Empire-Novelle)

23Neu 33: GOLEMS Inferno

23Neu 34: Die Auflösungsfront

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“)

23Neu 35: Die Matrixwellenreiterin

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“)

23Neu 37: Die Rache der Feuerfürsten

23Neu 40: TAHUANTINSUYU – Reich der Vier Winde

Anmerkung: Mit Band 40 der Serie rauscht die DDj-Serie in eine völlig neue Richtung, nämlich vom Jahr 2021, in dem die Haupt­handlung bislang spielte, ins Jahr 1530. Zugleich wechselt sie den Kontinent und schwenkt von Europa nach Südamerika, wo Oki Stanwer im Reich der Inkas landet. Und, das ist vielleicht jetzt überraschend, er schafft das, ohne eine Zeitreise durchge­führt zu haben, obgleich das anfangs ganz danach aussieht … diese Serie ist echt für Überraschungen gut, kann ich euch sa­gen.

23Neu 41: Die Manipulatorin

(Der stählerne Tod – OSM-Roman (Abschrift)

23Neu 42: Der hauchdünne Faden

(23Neu 43: Das Zeitteam)

(NK 63: In der Zwielichtzone)

Anmerkung: Es mag eigenartig klingen, aber um an dieser Epi­sode weiter zu schreiben, muss ich den KONFLIKT 23 fertig aus­lesen. Das hat damit zu tun, dass der zentrale Protagonist die­ser Episode eine Person ist, die am Ende von KONFLIKT 23 eine wichtige Rolle spielte, an die ich mich aber nur noch vage erin­nere – einfach deshalb, weil es geschlagene 30 Realjahre her ist, dass ich die nämlichen Episoden des Finalzyklus der DDj-Serie schrieb. Beizeiten erzähle ich dazu mehr.

(Quisiins letzter Fall – OSM-Roman)

Anmerkung: Das ist so eine Annalen-Geschichte, von der ich oben sprach. Sie ist fast fertig, schon seit Jahren, aber der letzte Schliff fehlt noch … ich hoffe sehr, hier 2025 zum Abschluss zu kommen und vielleicht sogar zu einer Veröffentlichung. Es gibt da schon einen gewissen Veröffentlichungsgedanken …

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

20Neu 28: Welt der Grabmäler

(20Neu 31: Die Rebellen von Zooltahn)

(OSM-Hauptglossar)

(Sarittas Hilflosigkeit – Archipel-Story)

(Christines Konversion – Erotic Empire-Story)

(Reginas Rollenwechsel – Erotic Empire-Story)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts)

(Glossar der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam)

(Lexikon der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam)

(Carmen – Erotic Empire-Story)

(23Neu 44: Skarabäus-Fluch)

(OSM-Wiki)

(23Neu 45: Die Nekropole)

Ich schätze, es ist unübersehbar, in welcher kreativen Welt ich mich im Monat November maßgeblich aufgehalten habe. Das zu leugnen, wäre erkennbar unsinnig. Damit hätte ich mich echt gern noch weiter beschäftigt, aber es schien mir doch sinnvol­ler, mich auch wieder etwas um Korrespondenz zu kümmern. Und nächstens werde ich gut beschäftigt sein mit dem Schrei­ben von Weihnachtskarten. Der Silvesterblog 2024 steht unmit­telbar bevor, von dem noch keine Zeile geschrieben ist … also, es bleibt spannend, Freunde.

Damit schließe ich für heute mal den Überblick und schweife zu weiteren Feldern. In der nächsten Woche berichte ich wieder aus dem für euch weitgehend unerschlossenen KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 518: Sugar & Spice 1: Glühende Leidenschaft

Posted Juli 23rd, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

allein der Titel dieses Romans machte schon allerlei Hoffnung, als ich ihn vor rund sechs Jahren las. Ich schätze es, unverblüm­te Titel zu lesen, sofern der Inhalt des Buches dem Titel auch gerecht wird. Hier stimmt er auf alle Fälle. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich ihn empfehle.

Als ich ihn wieder aus der großen Schar der noch nicht veröf­fentlichten Rezensionen auswählte, fand ich es geradezu frap­pierend (und nicht wenig bestürzend), wie aktuell er zahlreiche heute in Mode befindliche Problemkomplexe wie unter einem Brennglas in sich vereinigt. Das mag zur Folge haben, dass manch einer von euch ihn vielleicht nicht wird lesen wollen. Aber zählen wir doch mal auf, worum es hier – neben einer durchaus heißen erotischen Geschichte – noch so geht.

Wir haben es beispielsweise mit klaren Fällen von Rassismus und gesellschaftlicher Ausgrenzung zu tun. Es geht um Aus­wüchse von Homophobie. In gewisser Weise deuten sich hier Strukturen an, die heutzutage in der überhitzten Gender-Debat­te zu sinnlosen Frontstellungen führen. Wir finden das Thema der Leihmutterschaft vor und gesellschaftliche Heuchelei.

Wenn ich mir dann anschaue, dass zahlreiche Millionen Ameri­kaner gegenwärtig einen rechtskräftig verurteilten Verbrecher, Rassisten und Sexisten erneut zum Präsidenten gewählt haben, der ausdrücklich eine Pornodarstellerin mit Schweigegeld schmieren wollte, um seine Affäre mit ihr zu vertuschen, dann wird mir schon einigermaßen unbehaglich. Hier wird Bigotterie gewissermaßen auf höchstem Niveau betrieben. Und auch der unten angesprochene Punkt der fehlenden sexuellen Aufklärung an Schulen – oder auch in Bibliotheken – wird zurzeit massiv be­hindert, indem Bibliothekare verfolgt werden mit dem Vorwurf, in ihren Institutionen würde mit „pornografischer Literatur“ die Jugend verdorben.

Das ist tatsächlich „Amerikas Bücherkrieg“, der auch etwa zum Verbrennen von Harry Potter-Romanen geführt hat (man schaue sich mal die gleichnamige Dokumentation auf Youtube an, die bei ARTE ausgestrahlt wurde). Das ist nichts Geringeres als Zen­sur, und die Bibliothekarinnen werden mit Rufmordkampagnen und Morddrohungen eingeschüchtert … schweigen wir mal von den in diesem Zusammenhang geschürten Mobbing-Hass gegen die LGBTQ+-Gemeinde in den USA.

Auf einigermaßen bestürzende Weise fand ich also, als ich diese Rezension noch einmal für die heutige Veröffentlichung nachbe­arbeitete, dass viele der dort angesprochenen Problemfelder heute vielleicht noch mehr akut sind als vor sechs Jahren. Oder vor acht Jahren, als das Buch erstmals auf Deutsch erschien.

Sensible LeserInnen werden feststellen, dass zwischen diesen Buchdeckeln deutlich mehr verbirgt als „nur“ ein seichter eroti­scher Roman. Richtig gelesen ist es durchaus echter gesell­schaftlicher Sprengstoff (und deshalb vermutlich in den USA be­stimmt schon von der Zensur aus den Regalen verbannt …)

Lest weiter, Freunde:

Sugar & Spice 1: Glühende Leidenschaft

(OT: Spice)

von Seressia Glass

Knaur 52161, November 2017

384 Seiten (eigentlich nur 360), TB

Aus dem Amerikanischen von Nicole Hölsken

ISBN 978-3-426-52161-8

Die Kleinstadt Crimson Bay liegt im entspannten Hinterland von Los Angeles, ist aber von der Stadt der Engel doch so weit ent­fernt, dass der Takt der Zeit hier deutlich langsamer geht. Das ist genau richtig für eine begeisterte Köchin wie Nadia Spice­land, die sich vor vier Jahren hierher zurückgezogen hat. Vorher stand sie massiv im Fokus der Öffentlichkeit, moderierte eine prominente Kochshow im Fernsehen … und stürzte dann voll­ständig ab. Stress, Beziehungsprobleme, Tablettensucht, Skan­dale – schließlich war es Zeit für einen vollständigen Wechsel.

Dank ihrer während der Therapie kennen gelernten Gefährtin Siobhan Malloy, die im Gegensatz zu der eher dunklen Nadia hellhäutig ist, kommen die Freundinnen überein, in Crimson Bay ein Café aufzumachen, das „Sugar & Spice“. Und weil man hier zwar die Herscher University finden kann, aber definitiv keine Selbsthilfegruppen für ehemalige Suchtkranke, machen die bei­den parallel dazu selbst eine auf. Und so stoßen die sexsüchtige Audie (die leider den ganzen Roman hinweg keinen Nachnamen bekommt!) und Vanessa Longfellow zu ihnen.

Sie haben alle so ihre Pakete zu tragen: Nadia ihre überwunde­ne Tablettensucht, die zugleich mit Männerabstinenz einher­geht, Vanessa kämpft immer noch gegen die überwundene Al­koholabhängigkeit an, Audie kann an keinem attraktiven Kerl vorbeigehen, ohne ihn umgehend abzuschleppen … und Siobhan, die älteste Gefährtin in der Runde mit Mitte Dreißig, hat eine achtzehnjährige Tochter, die nicht mehr mit ihr redet, und auch das hat damit zu tun, dass Vanessa sowohl ihre Ehe als auch die Beziehung zu ihrer Tochter mit der Tablettensucht an die Wand gefahren hat.

Dennoch … jetzt lebt es sich eigentlich ganz gut für die Freun­dinnen in Crimson Bay. Zumindest, wenn man nicht zu genau hinschaut. Wenn man indes ein wenig Einblick hat, erkennt man rasch die wahren und immer noch real existenten Abgründe: Nadia mit ihrer panischen Bindungsangst. Vanessa mit der Vor­stellung, ihr Liebesleben sei im Prinzip abgeschlossen, solange sie die Beziehung zu ihrer Tochter nicht wieder kitten kann. Au­die, die sich nicht gegen männliche Reize zu immunisieren ver­steht. Und Siobhan macht ihr Hobby einer Burlesque-Show ge­wissermaßen neben ihrer Tätigkeit im Café zu ihrem Ersatzle­ben.

Männer? Auch hier: Fehlanzeige.

Dann aber wird der junge, attraktive Professor Kaname Sullivan (mit irisch-japanischen Wurzeln) auf die intelligente, schöne Na­dia aufmerksam. Und überredet von ihren Freundinnen ent­schließt sie sich kurzerhand dazu, es mit einer kleinen Affäre zu versuchen. Entsprechend seiner Profession als Sexualpsycholo­ge an der Universität, der unter Studentinnen als „Professor Sex“ gilt, wird die sonst so vorsichtige Nadia von dieser Tatsa­che angestachelt und überreicht ihm gleich beim ersten Date in einem Restaurant kurzerhand eine Fernbedienung für einen Vi­brator, den sie angelegt hat … und der Abend treibt sie darauf­hin schier in den Wahnsinn. Bald darauf hat Nadia den leiden­schaftlichsten Sex aller Zeiten und lässt sich zunehmend auf mehr aufreizende Spielchen mit ihm ein.

Sie entdeckt zu ihrer Beunruhigung allerdings auch, wie aus die­ser reinen Sexbeziehung allmählich immer mehr wird. Wie kann es sein, dass sie es so genießt, neben ihm einzuschlafen, an sei­nen warmen, muskulösen Körper angekuschelt? Wie ist es mög­lich, dass sie ihm Dinge erlaubt, die sie vorher für undenkbar hielt (etwa gefesselt von der Decke zu hängen oder Intim­schmuck zu tragen)? So sehr sie es genießt, mit ihm zusammen zu sein, so verunsichernd ist das alles doch auch für sie.

Und dann kommen ihre Väter ins Spiel … Väter, ja, denn Nadia und ihr Bruder Sergey wurden von derselben Leihmutter ausge­tragen. Victor und Nicholas Spiceland leben als schwules Eltern­paar zusammen, und sie haben von ihren russischen Wurzeln die Kochleidenschaft an Nadia vererbt. Folgerichtig dreht sich sehr vieles um Kochen – und interessanterweise ist das auch eine Leidenschaft Kane Sullivans (Kaname ist sein voller Name, aber üblicherweise zieht er Kane vor). Während die beiden Ver­liebten sehr schnell auf einer Wellenlänge schwingen, rauschen unvermittelt Nadias Väter herein und nehmen sowohl Tochter wie Liebhaber ins Kreuzverhör.

Für Kane geht das grundsätzlich gut aus – aber er hat derweil andere Sorgen, die beruflicher Natur sind und seine Stellung an der Universität bedrohen. Als Nadia davon erfährt, wird ihr klar, dass sich eine Entscheidung anbahnt … und sie meint sicher davon ausgehen zu können, wie sie aussieht. Wenn er sich zwi­schen Karriere und einer stürmischen Beziehung zu einer ehe­maligen Tablettensüchtigen entscheiden muss, ist ja wohl offen­sichtlich, für was er sich entscheiden wird … auch wenn sie weiß, dass es ihr Herz zerschmettert.

Aber ist in diesem Punkt auf ihre Intuition Verlass …?

Mit Seressia Glass entdeckte ich wieder einmal eine mir unbe­kannte Erotikautorin, die leidenschaftliche Liebesszenen mit in­teressanten Protagonisten verbindet und dabei zugleich ernst­hafte Probleme der amerikanischen Gesellschaft anspricht. Man redet ja gern davon, dass die USA sich schlagwortartig als „Land of the Free“ apostrophieren. Wenn man sich die politische Realität dieses Landes anschaut und den vielerorts offenen Ras­sismus, vom Sexismus ganz zu schweigen, dann weiß man je­doch, dass das ein sehr brüchiges Schutzschild vor einer sehr viel brutaleren Wahrheit ist. Ähnlich sieht es mit den bizarren Auswüchsen der Heuchelei aus, die als starke Unterströmung in diesem Roman die Liebesbeziehung zwischen Kane Sullivan und Nadia Spiceland (toller Name, echt!) bedrohen.

Kane wird unverhohlen nahe gelegt, er möge doch, um seinen Ruf an der Universität zu festigen, sich „eine Frau zulegen“, also heiraten. Dies werde auch der Universität zugute kommen, wird ihm durch die Blume signalisiert. Als er dann Nadia mit zu einer universitären Veranstaltung mitbringt, zeigt sich jedoch rasch, dass nicht jede Frau wirklich akzeptabel ist. Einen makellosen Ruf haben sollte sie schon (oder wenigstens nach außen hin, doch wehe, ihre Probleme gingen jemals durch die Presse). Na­dia Spiceland gilt also auch vier Jahren nach dem Karriereaus noch als gesellschaftlich verbrannt, und wer sich mit ihr abgibt, aufrichtige Gefühle hin oder her, stürzt notwendig ebenfalls ab. Kane ist das so klar nicht, er bekommt es aber bald drastisch zu spüren.

Ich fühlte mich bei diesen leider sehr lebensnahen Darstellun­gen an die verrückte, arg verklemmte Heuchelei in weiten ame­rikanischen Kreisen erinnert, was die Darstellung von sexuellen Aktivitäten angeht. Einerseits predigen evangelikale Priester ge­gen Abtreibungen und dafür, Sex erst in der Ehe erleben zu dür­fen und allein zum Zwecke der Fortpflanzung zu praktizieren (als wenn es nicht schon genug Menschen auf der Welt gäbe!).

Auf der anderen Seite werden im gleichen Land Abtreibungsärz­te umgebracht, während die Zahlen von Minderjährigen-Schwangerschaften in astronomische Höhen schießen, nicht zu­letzt deshalb, weil Aufklärungsunterricht gestrichen wurde, Teenager aber nun eben einmal erotische Erfahrungen machen wollen und auch machen. Jugendliche sind eben einfach so – und wer nicht aufgeklärt wird, kommt dann womöglich mit 16 Jahren schon zu unerwünschtem Nachwuchs. Das macht aus den Mädchen keine Huren, aber aus den notorisch aufklärungs­resistenten Eltern ausgesprochene Rabeneltern und eindeutige Mistkerle, die die Verantwortung für das Geschehene heuchle­risch von sich schieben und die Kinder kriminalisieren. Reden wir nicht von den Geistlichen, die kaum besser drauf sind!

Die Erwachsenen hingegen wünschen sich nach außen oftmals eine ehrbare, repräsentable Gattin, aber hinter verschlossenen Schlafzimmertüren soll sie sich dann doch bitte lustvoll und hemmungslos wie eine Hure gebärden … aber natürlich nur beim Ehemann. Andere Verhältnisse werden gern mit Geldzah­lungen zum Schweigen verpflichtet, wie wir ja gegenwärtig an höchster Regierungsstelle mitbekommen haben. Doppelmoral und Heuchelei sind noch freundliche Ausdrücke für solch eine bizarre psychologische Verwerfung der Gesellschaft.

Im Falle von Tablettensucht, Alkoholabhängigkeit und sozialge­sellschaftlich zerstörerischem Tratsch schlägt Seressia Glass hier in ganz dieselbe Kerbe. Und so wird Nadia Spicelands Neu­anfang ebenso wie ihre aufkeimende Beziehung zu Kane Sulli­van massiv von den traumatischen Schatten ihrer Vergangen­heit verfinstert, bis fast alles den Bach heruntergeht.

Sugar & Spice“ erinnert zwar vom Titel her zu Beginn etwas an die Spice Girls, aber es entwickelt sich temperamentvoll und einfallsreich weiter, hier wird sowohl eine Lanze für die Under­dogs gebrochen als auch für alternative Beziehungsmodelle und für umfassende Toleranz. Und während sich dieser erste von vier Bänden mit Nadia (alias „Spice“) beschäftigt, geht es im kommenden Band um Siobhan („Sugar“), deren Beziehungsspur schon in diesem Roman leicht begonnen hat. Aufmerksame Le­ser werden das festgestellt haben.

Ich bin sehr neugierig, wie die anderen drei Freundinnen sich so schlagen und sich ihre Leben entwickeln. Eindeutige Leseemp­fehlung für romantische Seelen, die sich gern auch mit exoti­schen Charakteren abgeben möchten. Da seid ihr hier genau richtig.

Ach, und warum habe ich oben bei der Seitenzahl differenziert? Ganz einfach: der Roman hört effektiv auf Seite 360 auf, daran schließt sich eine den wahren Umfang verzerrende Leseprobe aus dem zweiten Band an. Hielt ich nicht wirklich für erforder­lich, ich werde sowieso weiterlesen …

 

© 2019 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche geht es wieder hinaus in kosmische Weiten. Ich bespreche dann Gentry Lees Abschlussband des Ra­ma-Vierteilers, den Arthur C. Clarke in den 70er Jahren begann. Das wird sich ebenfalls lohnen, versprochen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wenn der Oki Stanwer Mythos der Frühzeit zum schallenden Ge­lächter und zu Seitenstichen führt, weil ich mich nicht wieder beruhigen kann, dann ist der Zeitpunkt da, zu dem ich unwei­gerlich wieder einen Blogartikel zum Thema der munteren Feh­lerlese schreiben muss. Echt, Freunde … und momentan ist es tatsächlich so, dass ich so viele verrückte Stilblüten und gallig-groteske Kommentare in den Episoden vorfinde, da komme ich aus dem ungläubigen Gackern kaum mehr heraus.

Zur Rahmenfeststellung: Ich befinde mich derzeit in einem Pro­zess, in dem ich die in den Jahren 2012 und 2013 erfolgte Fuß­notenkommentierung des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS) im Digitalisat „18Neu“ glos­siere, weil das bislang nur ungenügend gelungen ist. Inzwischen bin ich hier immerhin schon bis zum Band 25 vorangeschritten.

Diese Episoden schrieb ich ursprünglich Ende des Jahres 1985 und Anfang 1986. Die Digitalisierung erfolgte Ende 2012, An­fang 2013. Und in dieser Serie ist Oki Stanwer in die WEOP inte­griert, die internationale Organisation „Weltgemeinschaft zur Erforschung okkulter Phänomene“. Zu diesem Zweck befindet er sich unvermittelt, aus einer magischen Zone zurückgekehrt, in Ägypten und wird hier mit wiederbelebten Mumien konfron­tiert.

Sie lauern ihm in einem Pharaonengrab auf, was ja prinzipiell durchaus passend ist und mir damals auch vom Setting her sehr zusagte … aber der Teufel liegt bekanntlich im Detail, und da hagelte es dermaßen viele Fehler, dass ich sowohl 2012 beim Digitalisieren wie auch jetzt anno 2024 beim Nachglossieren zwischen fassungslosem Unglauben und aberwitzigem Amüse­ment schwankte.

Mit der zeitlichen Distanz zum Digitalisierungszeitpunkt hat sich das Gewicht erfreulicherweise zu letzterem verschoben. Das hebt natürlich die ganzen haarsträubenden Inhaltsfehler nicht auf, die umso schwerer wiegen, als ich mich damals schon recht gut in der pharaonischen Kultur auskannte und auch mit den Ägyptologen … heutzutage nach meinem abgeschlossenen Ge­schichtsstudium und unzähligen gelesenen Büchern, Artikeln und angesehenen Dokumentationen wirkt vieles in diesen Epi­soden (ich spreche hier von den Bänden 17 und 18 der KGTDUS-Serie) auf geradezu abenteuerliche Weise grotesk.

Also, ich sagte, Oki Stanwer befindet sich – zusammen mit dem ägyptischen Helfer des Lichts namens Altain sowie einige WEOP-Mitarbeiter – in einem Grab im Tal der Könige (!). Das soll­te man sich mal merken. Hier flammt nun ein Horus-Symbol auf und saugt Oki, Altain & Co. in die Welt des Rippenbaums (dazu sage ich an dieser Stelle noch nichts). Derweil schleichen sich die Mumien ein, und folgendermaßen geht es dann weiter:

Sie würden für die Ausführung ihres Auftrages sorgen, wenn die Fremden wiederkamen. Und sie würden wiederkommen, denn sie waren stark.

Zumindest hofften das die Mumien …

Mumien, also per se Tote, die keine Emotionen mehr empfinden können, hegen also hoffnungsvolle Gedanken. Das ist schon mal kurios, dachte ich.

Schon zuvor kam mir die Sache reichlich unsolide vor. Warum? Nun, zum einen begaben sich Oki und seine Gefährten einfach so in eines der Gräber im Tal der Könige. Heute (und sicherlich auch damals) ist mir klar, dass die Gräber natürlich von massi­ven Schutzgittern außerhalb der Besuchszeit verschlossen sind. Über dieses Detail setzte ich mich einfach so hinweg, das war eindeutig ein Hindernis, um das ich mich nicht bekümmern woll­te.

Außerdem beging ich den wirklich abenteuerlichen Fehler, über­haupt nicht darauf zu achten, dass die Gräber natürlich längst elektrifiziert sind. Wie machen Oki & Co. Licht in einem der Grä­ber? Indem sie Fackeln (!) entzünden!

Also bitte, dachte ich, sind wir hier im 19. Jahrhundert gelandet, oder was ist das für ein Schwachsinn? Fackeln in pharaonischen Gräbern sind heutzutage ein absolutes No-Go. Und dass dort – wie beschrieben – einfach so „Fackeln herumliegen“, aus denen man sich bedienen kann … no comment. Das ist einfach nur blanker, gedankenloser Dilettantismus. Und das, wohl verstan­den, im Handlungsjahr 2034! Das geht alles gar nicht, das seht ihr sicherlich genauso.

In Episode 18 legte ich noch mal eine Menge an Unfug drauf, in­dem ich nicht nur rein semantisch, sondern auch inhaltlich ent­gleiste. Obwohl es mit der Semantik losging. Die Handlung geht weiter: Oki und seine Gefährten sind im wüstenhaften Reich des Rippenbaums gefangen und werden von seinen Dienerwesen, fliegenden skelettierten Brustkörben, attackiert, die aufklappen und auf diese Weise Menschen töten können. Einer von Okis Ge­fährten geht mit einem Schwert auf sie los, und sein Kommen­tar dazu ist es wert, zitiert zu werden:

Komm nur … komm … ich hab was Schönes für dich … ich ma­che Kleinholz aus dir …“

2012 kommentierte ich das kopfschüttelnd in der Fußnote 1840: „Eine offensichtliche Stilblüte. Aus Knochen ‚Kleinholz‘ zu ma­chen, ist Blödsinn. Hier sollte ich wenigstens einen entspre­chenden Gedanken Oki Stanwers ergänzen.“

Dass der Redner die Konfrontation nicht lange überlebt, sei hier nur am Rande erwähnt. Parallel dazu trifft der Helfer des Lichts Thor Gordenbeyl in Ägypten ein, zusammen mit dem Verräter-Dämon Zomar, der in diesem KONFLIKT ebenfalls ein Helfer des Lichts ist. Sie machen sich umgehend auf die Suche und stoßen auch in das Tal der Könige vor, wo Zomar Mumien orten kann.

Thor Gordenbeyl bemerkt dazu grimmig: „Die werden jetzt aus­gequetscht …“

Ich kommentierte in Fußnote 1861: „Ich habe noch keine redse­lige Mumie gehört, weder in den ‚Mumien‘-Filmen noch sonst in Mumiengeschichten. Wie sollen die Kerle mit eingetrockneten Stimmbändern auch reden können? Thors aktionistische Drauf­gängersprache ist hier wieder aberwitzig.“

Verrückter geht’s nimmer? Weit gefehlt.

Wenige Seiten später dringt Thor ins Grab ein und kann eine Mumie erledigen. Aber dann …

In dem Moment trat die zweite Mumie auf den Plan. Sie fiel aus einer Deckenklappe und versuchte, Thor zu erwürgen …“

In Fußnote 1904 dazu riss mir offenbar der Geduldsfaden. Ich schrieb grimmig: „Äh … Deckenklappen in ägyptischen Grä­bern? In was für einem Film steckte ICH denn? Das ist natürlich auch völliger Schwachsinn. Es gibt keine Deckenklappen in Pha­raonengräbern, die gibt es nicht mal in den ‚Mumien‘-Filmen. Wie ich auf solch eine Narretei kam, ist mir nicht mehr klar …“

Gütiger Himmel, sage ich euch … das sind echt nur so ein paar von den semantischen und inhaltlichen Krachern, die ich in die­sen Episoden damals mit den Fußnoten kritisch aufspießte. Man kann daran schon deutlich erkennen, dass in einer späteren Umarbeitung hier sinnbildlich kein Stein auf dem anderen blei­ben wird. Bis Band 25 – die aktuelle Grenze meiner Glossierung – gibt es noch einige solche Verrücktheiten. Das ist hier keine Ausnahme.

Faktum ist natürlich auch, dass ich an der Jahreswende 1985/86, als ich diese Episoden stürmisch niederschrieb, gerade einmal 19 Lenze zählte. Die Majorität meiner Lektüre bestand aus eher schlicht gestrickten Horror-Heftromanen, und von sol­chen Dingen wie Personencharakterisierung, Dialogplanung, se­mantischer Klarheit, Vermeidung von Stilblüten, dramaturgi­schem Aufbau oder dem Prinzip „Show, don’t tell“ hatte ich ab­solut keine Ahnung. Vieles überkleisterte ich mit wilder Theatra­lik und Action, die an zahlreichen Stellen so aberwitzig ausfiel, dass diese Szenen heutzutage nahezu komplett neu geschrie­ben werden müssen.

Ich meine, es muss ja schon gewisse Lerneffekte innerhalb der folgenden knapp 40 Schreibjahre gegeben haben. Und die hat es meiner bescheidenen Selbstreflexion zufolge durchaus gege­ben.

Erschwerend gerade in diesen frühen Episoden kommt natürlich hinzu – und es nervt mich immer wieder bei der Durchsicht – , dass ich so stark „Magie“-zentriert war.

Was heißt das konkret? Nun, der Oki Stanwer Mythos befand sich damals in einer frühen Entwicklungsphase, und ich ver­suchte mir darüber klar zu werden, welche „Natur“ TOTAM ein­nimmt. Da es auf TOTAMS Seite von „Dämonen“, „Untoten“, „Magie“ usw. nur so wimmelte, nahm ich (falsch) an, dass TO­TAM notwendig eine „magische“ Macht sein müsse. Wie das halt in den Horror-Heftromanen damals üblich war.

Dies hatte zur Folge, dass es so abstruse Dinge gibt wie „Zau­bersprüche“, „Abwehrzauber“, wirkendes Weihwasser, Silberku­gelwaffen usw. … vielfach einfach gedanklich herüberkopiert aus meiner Horror-Heftromanliteratur, die ich eifrig konsumierte und die leider einen unschönen Einfluss auf mich ausübte.

Heutzutage ist längst elementar, dass in TOTAMS Dunstkreis zwar vielfach von „Magie“ gesprochen wird, aber schon Arthur C. Clarke wusste, dass solche semantischen Label wenig bedeu­ten und man auch hoch entwickelte Technologie oder fremdarti­ge Physik in Gesellschaften, die derlei Strukturen nicht kennen, leicht für „Magie“ halten kann. Würde man Menschen des 10. Jahrhunderts in die heutige Zeit versetzen, würden sie viele technische Errungenschaften in Ermangelung einer Kenntnis ih­rer physikalischen Grundlagen für Zauberei halten.

Da TOTAM eine Macht ist, die einem Universum entstammt, das nach völlig anderen physikalischen Gesetzmäßigkeiten funktio­niert, als wir sie kennen, ist mein anfänglicher Irrtum, dies alles mit „Magie“ zu verwechseln (zumal die Semantik ja beibehalten wurde, es wird auch heute noch von „Kristallmagie“, „Knochen­magie“ oder „SIEGEL-Magie“ gesprochen, und auch Dämonen und Untote kommen ständig vor), vermutlich recht verständlich.

Heutzutage, wo ich weiß, dass ich das alles physikalisch erklä­ren muss, machen darum viele dieser frühen „Erklärungen“ ein­fach keinen Sinn mehr. Im weiteren Verlauf meiner Erläuterun­gen zu den Grundstrukturen des OSM werdet ihr davon noch mehr erfahren.

Und zweifellos wird es zwischendurch noch eine Reihe solcher „Fehlerlese“-Blogartikel geben. Gerade der frühe OSM ist wegen meiner hastigen Schreibweise reich an solchen Absurditäten, die ich euch umso weniger vorenthalten möchte, als sie ja in der späteren Endversion nicht mehr zu finden sein werden.

Ihr seht hieran übrigens auch dies: Der OSM ist nicht nur für euch ein Abenteuerterrain, sondern durchaus auch weiterhin für mich. Und wie ich anfangs sage: Ich kann über diese Fehler von einst und die galligen Kommentar inzwischen herzhaft lachen. Das ist grundsätzlich wichtig.

In der kommenden Woche erzähle ich euch von meinen Arbei­ten im Monat November 2024.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 517: Das Portland-Projekt

Posted Juli 16th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

eins vorab, vielleicht auch zwei Bemerkungen vorab, gewisser­maßen zur Einstimmung: Wirklich sehr selten habe ich einen Ro­man gelesen, der einen derartigen Understatement-Titel besaß und ziemlich in die Irre führte. Es war ungeachtet des dramati­schen Covers, auf dem man ein havarierendes U-Boot sehen kann, wirklich nicht zu erahnen, worum es in diesem Buch ge­hen würde und vor allen Dingen, was das für ein Nonstop-Page­turner sein würde. Da kann man schon mal einen Qualitätsha­ken setzen.

Zum zweiten ist der Roman zwar kürzer als sein Vorgänger, aber das merkt man wirklich nicht. Man ist einfach zu sehr da­mit beschäftigt, sich vor den nächsten Winkelzügen des infa­men und anfangs quasi unbesiegbar scheinenden Villains zu fürchten.

Juan Cabrillo, der Vorsitzende der Corporation, der schon über ein Dutzend Male weltbedrohliche Krisen undercover für die CIA weltweit entschärft hat, steht diesmal vor seiner größten Her­ausforderung.

Warum? Weil der Mann, mit dem er es zu tun hat, ihn in und auswendig kennt. Und weil das Schiff, das er befehligt, die Port­land, nahezu eine 1:1-Kopie der OREGON ist, also von Juan Ca­brillos Schiff. Und das führt dann schließlich dazu, dass man tat­sächlich fürchten muss, dies sei die „Final Option“ für Juan Ca­brillo, gewissermaßen das letzte Gefecht.

Und wie das alles im Detail aussieht, das lest ihr hier:

Das Portland-Projekt

(OT: Final Option)

Von Clive Cussler & Boyd Morrison

Blanvalet 0831

2020, 11.00 Euro

528 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0831-0

Man schreibt den 30. Januar 1921, als vor der Küste Nordameri­kas nahe Cape Hatteras ein Fünfmastsegler namens Caroll A. Deering eine Begegnung mit dem deutschen Weltkriegs-U-Boot Bremen hat und die Besatzung Versuchskaninchen einer schrecklichen Waffe wird. Kein Besatzungsmitglied des Seglers kommt mit dem Leben davon – die Deering geht später als ei­nes der unheimlichen Geisterschiffe des 20. Jahrhunderts in die Geschichte ein.

In der Gegenwart hat das CIA-Frachtschiff Manticora bei einer Containerübergabe eine rätselhafte Begegnung mit einem her­untergekommenen und nachgerade beunruhigend vertraut er­scheinenden Frachtschiff – und wird kurz darauf gnadenlos von diesem Frachtschiff namens Portland versenkt. Dabei sind die Details der Beschreibung des Schiffes einigermaßen schockie­rend – ähneln sie doch auf bestürzende Weise der Darstellung der OREGON, also des Schiffes von Juan Cabrillo, dem Chef der Corporation, der seit 13 Romanen mit seinem Team den Verei­nigten Staaten in brisanten Krisenfällen freiberuflich aushilft.

Dann geht das Atom-U-Boot Kansas City verloren und ver­schwindet in den Tiefen des Meeres. Dass die Besatzung quasi den Verstand verlor, ist jenseits des Schiffsrumpfes ebenso we­nig bekannt wie der Grund dafür. Die amerikanische Regierung ist alarmiert, aber die Pannenserie reißt nicht ab. Die nächste Katastrophe ist schon im Anmarsch, nur Juan Cabrillo, den das alles letztlich ins Verderben reißen soll, hat noch von nichts eine Ahnung. Es braut sich ein Sturm der Verschwörung zusammen mit dem Ziel seines Untergangs.

Cabrillo, der seinen Leuten von der Corporation gerade in Südamerika Erholungsurlaub zugestanden hat, ahnt jedenfalls von diesem Doppelgängerschiff nichts. Und er hat erst recht keine Vorstellung davon, was ihn noch für mörderische Überra­schungen erwarten. Als ihn der CIA-Koordinator Langston Over­holt nun dringend darum bittet, in Rio de Janeiro drei in Kartelle eingeschleuste Undercover-Agenten zu retten, weil offensicht­lich ein Maulwurf in der CIA deren Enttarnung betreibt, ist er gleichwohl sofort an der Seite seines alten Mentors. Alles sieht nach einem zwar kniffligen Job aus, der gleichwohl Routine sein dürfte.

Dennoch geht die Extraktion beinahe schief – das hat unter an­derem damit zu tun, dass jene Schallwaffe, die schon 1921 Schiffsbesatzungen in den Wahnsinn trieb, zum Einsatz kommt. Diesmal trifft diese Waffe die OREGON-Crew, und ungeachtet ih­rer Profession sind die Kameraden Juan Cabrillos dagegen ver­störend hilflos.

Erst danach enthüllt der Gegner sein wahres Gesicht – es han­delt sich um einen früheren Kollegen Juan Cabrillos namens Za­chariah Tate, der eine Allianz von rachedurstigen Kriminellen zusammengebracht hat, die alle mit Cabrillo noch, freundlich gesprochen, ein Hühnchen zu rupfen haben. Dabei geht es allerdings nicht vordergründig um Cabrillos Tod, sondern stattdessen soll Juan Cabrillos Ruf vernichtet werden.

Indem das Kopie-Schiff Portland als OREGON kriminelle Taten vollbringt, wird das Vertrauen der CIA in die Corporation und Juan Cabrillo massiv unterminiert. Und Cabrillo wird zudem mit eigentlich unlösbaren, tödlichen Aufgaben gefordert, die ihm Tate stellt, die den ganzen Einfallsreichtum des Chefs der Cor­poration fordern.

Tate scheint ihm dabei stets mehrere Schritte voraus zu sein – und selbst als klar wird, was die Hauptgefahr darstellt, ist gegen die heimtückische Schallwaffe offenbar nichts gewachsen. Als es schließlich zum verheerenden Showdown OREGON vs. Port­land kommt, sieht es ganz so aus, als würde die letzte Stunde der OREGON geschlagen haben …

Wie stets zeichnen sich die Romane um die OREGON-Crew, die Boyd Morrison konzipiert, durch extrem rasantes Tempo, haar­sträubende Situationen, beeindruckende technische Gimmicks und raffinierte Täuschungsmanöver aus. Wenn also Associated Press auf dem Umschlag euphorisch schreibt „Boyd Morrison hat die Juan Cabrillo-Romane zu neuen Höhen geschrieben – und Das Portland-Projekt ist sein bislang bester!“, so ist die­sem Urteil definitiv zuzustimmen. Wenn man erst mal richtig in den Roman eingestiegen ist, so meine Leseerfahrung, dann kommt man eindeutig nicht mehr heraus.

Durchtriebene, raffinierte Villains, Furcht erregende, nahezu un­besiegbare Waffentechnologie, Verräter, Hinterhalte und quasi ausweglose Zwangssituationen machen die Geschichte zu ei­nem echten Pageturner, das ist nicht zu leugnen. Ich war – lei­der – schon wieder binnen von drei Tagen mit dem rasanten Le­severgnügen durch, und ich kann heute sagen, dass dies kein Buch der Sorte ist, die man nach zwei Kapiteln vor dem Ein­schlafen wieder aus der Hand legen kann. Mit 76 Kapiteln wird man regelrecht durch die Geschichte gepeitscht … und zu mei­ner Freude passte diesmal sogar das dramatische Titelbild.

Klare Leseempfehlung für die Freunde gut gemachter Span­nungsliteratur!

© 2025 by Uwe Lammers

Junge, Junge, sage ich euch … das war harter Lesetobak, aber von erlesener Güte. Im Vergleich dazu muss eigentlich jedes Nachfolgebuch dramatisch abrutschen, ganz besonders in mei­nem wechselhaften Rezensions-Blog. Reizvoll bleibt es dennoch … ihr werdet das in der nächsten Woche sehen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wir schrieben den 29. Januar 2011, als mich die Idee zu dieser Geschichte geradezu ansprang. Ich glaube, man kann das schwerlich anders nennen. Obwohl ich den Namen „Koloron“ schon sehr lange kannte, gab es doch einen probaten Grund, mich auf einmal mit diesem Begriff zu beschäftigen.

Wenn ihr gerade nicht wisst, woher ihr diesen Namen kennen solltet – und ich bin ziemlich sicher, dass viele von euch damit etwas verbinden – , dann helfe ich eurem Gedächtnis sehr gern auf die Sprünge. Denkt mal an das E-Book „Ian und der Stein der Götter“. Dort durchschreitet im KONFLIKT 19, also in einer Bonusgeschichte zur Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ der junge Ian Perry ein Baumeisterportal auf der Venus und landet auf dem Planeten Swamp, wie er ihn anfangs nennt (heutzutage kennt man ihn eher unter der Bezeichnung Dawson).

Hier trifft er dann die Liebe seines Lebens und die Mutter seiner Kinder, die junge Kleini-Frau Sinaa. Ihre Artgenossen, bei denen sie aufwächst und Ian Zuflucht findet, sind ihrerseits Flüchtlinge … geflohen aus einer Kleini-Metropole tief im Süden des Blackri­ver-Tales auf dieser Welt.

Eine Stadt namens Koloron, vor der sie unendliche Angst haben.

Eine Angst, das schicke ich voran, die sehr berechtigt ist.

Aha, kommt nun also bei euch die Erinnerung, wir befinden uns also gedanklich auf dem Planeten Dawson im KONFLIKT 19. Der Bühne, auf der bekanntlich auch der so genannte „Platz der Steine“ existiert und exilierte Berinnyer aus Bytharg Zuflucht gesucht haben.

Das ist nur teilweise richtig.

In Wirklichkeit nämlich befand ich mich zu der Zeit gedanklich im KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“, an dem ich in Frühjahr 2011 zu schreiben begonnen hatte … und auch hier spielte Koloron eine Rolle, wenn auch nur am Rande.

Wie das möglich ist? Immerhin liegen zwischen diesen beiden OSM-Universen nicht weniger als 50 Milliarden Handlungsjahre, nicht wahr? Zwar liegen beide „Kolorons“ in derselben struktu­rellen Galaxis (der Milchstraße), aber auch ein paar tausend Lichtjahre voneinander entfernt. Und eine gewachsene Stadt mit ein paar zehntausend Einwohnern ist nichts, was man eben mal über 10 Universen und Tausende von Lichtjahren transplan­tieren kann.

Wie also geht so etwas?

Nun, es gibt ein Zauberwort, das das recht gut begründet, auch wenn es im Prinzip nichts wirklich erklärt.

Matrixfehler.

Das macht die Sachlage vielleicht strukturell etwas einfacher, aber das ist insgesamt nur ein leichtes Kratzen an der Oberflä­che. Und es wird noch deutlich komplizierter, was ein zentraler Grund dafür ist, warum ich hier noch nicht weiter als bis Seite 20 gediehen bin.

Die Geschichte selbst geht im August des Jahres 2081 los, auf der Erde. Die tunesische Studentin Taneeh Djamali nimmt an ei­nem Studentenaustauschprogramm teil, an dem die Welt-Bun­desstaaten Nordafrika und Nordamerika beteiligt sind. Zu die­sem Zweck will sie mit dem Stratosphärenjet SIMON BOLIVAR in die Karibik fliegen.

Sie kommt dort nur nie an.

Während des Fluges erfüllt sich vielmehr ein grässlicher Alp­traum, den sie zuvor hatte – sie träumte davon, an Bord eines Stratosphärenjets zu sitzen, der abstürzte. Alles weitere ist dif­fus. Sie kann sich nicht einmal im Traum vorstellen, dass sie un­absichtlich Teil eines gigantischen Planes kosmischer Ausmaße geworden ist. Selbst ihr Geliebter Raoul, der in Tunesien zurück­geblieben ist, hat davon keine Kenntnis.

Er nutzt seine schöne Freundin als Kurier – sie soll in ihrem Handgepäck eine Dosis einer auf der Erde verbotenen Droge namens „Space“ in die Vereinigten Staaten schmuggeln. Für den Fall von „Problemen“ hat er ihr separat eine solche Kapsel gegeben.

Als sich nach dem Abheben des Stratosphärenflugzeugs SIMON BOLIVAR auf grässliche Weise der Alptraum in Realität verwan­delt, nimmt sie das Dragee … und die Geschichte entgleist auf bizarre Weise:

Im nächsten Moment ist sie an einem anderen Ort, der fatal nach dem Landsitz ihrer Großeltern im Hinterland von Tanger aussieht. Eine malerische Stille, nur durchbrochen vom Wind in den trockenen Baumwipfeln und zirpenden Zikaden, umgibt sie. Selbst der Himmel hat dieselbe Farbe wie in der Zeit ihrer Ju­gend… und als sie an sich herabsieht, entdeckt Taneeh verstört, dass sie offensichtlich wieder vierzehn oder fünfzehn Jahre alt ist und nicht ihre schlanken, geschmeidigen Glieder und den sinnlichen Körper hat, sondern mehr bohnenstangenmäßig ma­ger wirkt. Tatsächlich ist sie erst recht spät gereift.

Bei ihr ist ein Mann in weißem Burnus, der ihr direkt gegenüber­sitzt und sie aus einem verwitterten, weißbärtigen Gesicht ver­trauensvoll anschaut.

Ich würde vermuten, du bist jetzt ein wenig überrascht, meine Liebe?“

Ich … also … bin ich tot?“, flüstert Taneeh hilflos.

Der Unbekannte lächelt sanft. „Nun, wenn du das wärst, wäre die Kontaktaufnahme offensichtlich fehlgeschlagen. Ich hoffe sehr, dass das nur deine Nervosität ist, Taneeh, die dich so empfinden lässt. Aber glaub mir, das passiert fast jedem, der das Kontaktmittel nimmt. Das ist völlig normal.“

Benommen begreift die junge Tunesierin, dass sie offensichtlich eine Art von Drogentraum durchlebt, induziert durch die Ein­nahme von „Space“. Aber es ist eine absolut atemberaubende Empfindung. Sie hat wirklich einige Schwierigkeiten, zu glau­ben, dass das, was sie wahrnimmt, eine Art von Drogentraum ist. Es ist von der Realität so gar nicht zu unterscheiden – nur dass ihr schaudernd bewusst wird, zur gleichen Zeit in einem abstürzenden Stratosphärenjet zu sitzen. Der Gedanke ist höchst beklemmend.

Genau genommen ist diese Substanz keine Droge“, wird ihr er­läutert. „Es handelt sich mehr um ein … Lösungsmittel. Ja, so kann man es am ehesten bezeichnen. Ich kann dir natürlich nicht sehr viele Details nennen, das sind strategisch wichtige Informationen, und ich fürchte, du könntest in feindliche Hand fallen, darum muss das alles für dich ein wenig unbefriedigend bleiben.

Aber soviel darfst du erfahren, meine Liebe: die Erde und das gesamte solare System werden in der Tat von einer Diktatur be­herrscht, und sie hat alle Menschen des Systems in festem Griff. Da hat dein Freund Raoul vollkommen Recht. Er ist übri­gens einer derjenigen, die dank meiner Hilfe dem Griff des Sys­tems entkommen sind … was leider gewisse Nachteile mit sich bringt. So kann er beispielsweise keinerlei öffentliche Verkehrs­mittel mehr benutzen, ohne sofort aufzufallen, keine Flüge bu­chen, sich in keinem Krankenhaus behandeln lassen und so weiter …“

Er nimmt SPACE!“

Ja. Und falls du dich jetzt fragst, ob die Wirkung irgendwann nachlässt … der Kick ja, was dann neue Dosen der Substanz er­forderlich macht … aber die fundamentalen Veränderungen las­sen nicht nach. Das bedeutet unweigerlich, dass, wenn du ein­mal SPACE genommen hast, aus dem System ausgeschlossen bist – aus dem System, das dein Heimatsonnensystem dar­stellt. Das war der Grund, warum Raoul sagte, du solltest von der Substanz keinen Gebrauch machen, wenn du nicht in abso­lute Lebensgefahr gerätst.“

Probleme bei der Ankunft!“

Mit Schreck wurde Taneeh klar, dass die unumgänglichen Kon­trollen am Flughafen gewiss ergeben würden, dass sie Space nahm … und man würde sie herausfiltern … befragen … inhaf­tieren …

Der ältere Mann unterbrach mit seinen nächsten Worten ihre verstörten, chaotischen Gedanken. „In der Tat, meine Liebe. Die Instrumente am Flughafen werden bei dir nicht mehr die cha­rakteristischen Ausschläge zeigen, und das bedeutet, man winkt dich beiseite, unterzieht dich einer intensiven medizini­schen Kontrolle, und das nächste, was du erfährst, ist die Ein­weisung in eine Strafanstalt und dann, möglicherweise, der Mars …“

Er seufzt, weil sie heftig erschrickt. „Aber darum musst du dich jetzt nicht bekümmern, meine Liebe. Ich denke, du befindest dich in ernsten Problemen.“

Ich werde gleich sterben! Das Flugzeug stürzt ab … ich bin dir nicht mehr von Nutzen … ich bin doch gleich tot!“ Taneeh merkt, wie sie hysterisch wird, als ihr die Realität wieder be­wusst wird, in der sie sich „eigentlich“ befindet.

Wenn das der Fall wäre, hättest du zweifellos Recht. Aber ich glaube nicht, dass du stirbst, wenigstens noch nicht. Komm, wir sollten hineingehen, die Sonne wird ein bisschen zu heiß für dich.“

Er steht auf und nimmt die „junge“ Taneeh an der Hand und führt sie über die Schwelle ins Haus ihrer Großeltern.

Im nächsten Moment stehen sie in einem weiten, kathedralen­artigen Raum mit Wänden aus weißem Kristall, der von innen heraus zu leuchten scheint.1 Taneeh entdeckt mit völliger Über­rumpelung, dass sie ihr normales Alter von 23 Jahren wieder hat und auch denselben Körper.2

Der Baumeister – denn um ihn handelt es sich bei dem Beglei­ter – zeigt Taneeh, dass der Stratosphärenjet offensichtlich ge­rade von einer dimensionalen Verwirbelungszone geschluckt wird. Er berechnet anhand unbegreiflicher Parameter, wie weit sie wahrscheinlich „fliegen“ werden und kommt zu der Über­zeugung, dass sie die Erde verlassen und mehr als hundert Lichtjahre weit auf einen versiegelten Planeten des „Innersten Quadranten“ geschleudert werden dürften, auf eine Welt, die später Dawson genannt wird.

Die Zeit in diesem Zustand ist übrigens gedehnt. In Wahrheit vergehen während unserer Unterhaltung nur winzige Sekunden­bruchteile. Du hast vielleicht schon einmal von jenem neurona­len Ausnahmezustand gehört, in dem ein Mensch in Todesangst blitzartig sein gesamtes Leben an sich vorüberziehen sieht …?“

Taneeh nickt ängstlich.

Nun, das hier ist sehr ähnlich. Du kannst mir glauben, es hat mich eine Menge Zeit gekostet, diese Substanz herzustellen und ihre Kompatibilität sicherzustellen … ich gehe hierzu nicht in die Details. Wichtig ist Folgendes: ihr verlasst meinen direk­ten Einflussbereich. Aber die Substanz wird dir dabei behilflich sein, nicht völlig verlassen zu sein“, sagt der Baumeister und erschreckt Taneeh notwendig noch mehr.

Verlassen? Die Erde? Deinen Einflussbereich?“

Ja, dagegen kann ich nichts machen. Bei der Erscheinung, die euch verschluckt, handelt es sich um ein Dimensionstor, das Produkt einer sehr weit entwickelten dimensionalen Technolo­gie. Ich habe dieses Tor schon seit einigen Jahrhunderten präzi­se zu lokalisieren versucht, aber das erwies sich als unmöglich. Darum streute ich Legenden über das so genannte ‚Bermuda-Dreieck’ aus und konnte auf diese Weise zumindest den traditionellen Schiffsverkehr reduzieren. Dann herrschte einige Jahrzehnte Ruhe, und vor wenigen Monaten begann das Phänomen dann wieder.“3

Tatsächlich erfüllen sich diese Prognosen. Der Jet wird durch ein dimensionales Portal direkt in die Atmosphäre des Planeten Dawson gezogen. Hier gelingt es der Crew, das Flugzeug wieder unter Kontrolle zu bekommen und eine Küstenstadt anzusteu­ern, die vor ihnen am Rand eines Meeressaums auftaucht – au­genscheinlich eine hochmoderne Alienstadt:

Eine gute halbe Stunde später taucht aus dem Morgennebel entlang der Küste auf einmal eine Stadt auf – eine phantasti­sche, entfernt elliptische Kulisse aus hohen Wolkenkratzern mit eigentümlich gerundeten Konturen, mehr Tropfsteinen ähnelnd oder aufgestellten Zylindern, von denen einige freilich Hunderte von Metern hoch sind.

Neben der Metropole, die noch zu schlafen scheint, weil sich auf den Straßen nichts regt, existiert eine Art von Flughafen, der mehr einem Spaceport ähnelt, aber völlig verlassen scheint.

Die „Simon Bolivar“ setzt darauf zur Landung an und landet auch ohne weitere Schwierigkeiten auf dem Raumhafen.

Nun sind sie in der Kleini-Metropole Koloron, und jetzt beginnen die Schwierigkeiten erst richtig. Ihnen ist natürlich nicht klar, dass sie geradewegs in der Hölle gelandet sind.4

Dumm an all diesen Ereignissen ist, dass ich inhaltlich noch nicht sehr viel weiter vorangekommen ist. Das hat mit den sehr komplexen Hintergründen der Geschichte zu tun.

Wie ihr schon an dem Einmischen des Baumeisters des solaren Systems erkennen könnt, in dessen indirektem Auftrag Taneeh nun unterwegs ist, passieren hier sehr zentrale Geschehnisse dieses KONFLIKTS.

Koloron ist ein Matrixfehler … und soweit heutzutage bekannt ist, sind Matrixfehler auf Interventionen transuniversal aus der Zukunft operierender Entitäten zurückzuführen. In der Regel sind das die rätselhaften TUURINGER, die im Auftrag der Fürstin der Matrix versuchen, frühere Universen zu stabilisieren.

Aber es gibt noch andere Mächte, die in diesem transuniversa­len OSM-Zeitkrieg agieren. Da wären die kaum begreiflichen AUTARCHEN ebenso wie die Kybernoiden und die GRALSJÄGER des SYNDIKATS aus KONFLIKT 22.

Der zentrale Punkt ist immer noch die Stadt Koloron. Eine Kleini-Metropole, die ursprünglich in KONFLIKT 9 auf dem Kleini-Plane­ten Descorin stand. Sie erweist sich im Verlauf der obigen No­velle als weitgehend verlassen.

Ist sie deshalb ungefährlich?

Leider nein.

Es handelt sich, genau genommen, nicht einmal um eine Stadt im normalen Sinn. Es ist eher eine Art von Trojanischem Pferd – Dawson liegt im so genannten Innersten Quadranten der Gala­xis Milchstraße, dem Brennpunkt des KONFLIKTS 19 … und die­ser Quadrant ist zugleich ein „blindes Datenfenster“. Ganz wie schon im Fall der Baumeister-Ringwelt RANTALON in KONFLIKT 16, die ebenfalls ein „blindes Datenfenster“ war, versuchen die transuniversalen Mächte mit allen Mitteln, sich Klarheit darüber zu verschaffen, was hier los ist.

Original, kann man wohl sagen – das ist der aktuelle Stand der Dinge – , ist Koloron ein Matrixfehler, der auf die TUURINGER zu­rückzuführen ist. Aber während des Materialisierungsprozesses, der vor vielen Jahren Sinaas Volksgenossen in die Wildnis flüch­ten ließ, ereignete sich ein rätselhafter Störfall. Rätselhaft und vielfach tödlich, jedenfalls für die Kleinis.

Ich schätze heute, dass die AUTARCHEN damals den Matrixfeh­ler Koloron gewissermaßen „kaperten“ und hier eine „Zentral­einheit“ installierten. Dazu kann ich an dieser Stelle noch nichts Näheres sagen, weil das aktuell noch sensibles Wissen aus dem sehr fernen KONFLIKT 28 ist. Aber wenn ihr euch eine Zentral­einheit als eine Art von autonomem Supercomputer vorstellt, der auch interplanetar zu agieren imstande ist – etwa, indem er dimensionale Wurmlöcher erschafft und Stratosphärenjets von der Erde entführt! Und das ist noch eine der harmlosen Fähig­keiten – , dann wird euch vielleicht die Dimension der Probleme etwas deutlicher.

Es wird leider noch komplizierter.

In dem Roman „Eine scharf geschliffene Waffe“ (2018 beendet), der im Jahre 2079 spielt, wird mit der unscheinbaren Asiatin Ghani ein AUTARCHEN-Energokrieger auf Dawson einge­schleust. Ohne dass ihr das zu dem Zeitpunkt schon bewusst ist, liegt ihr Fernziel in Koloron.

Der Grund?

Die Zentraleinheit der AUTARCHEN dort entwickelt zunehmend Fehlfunktionen. Sie soll wieder auf Kurs gebracht werden, wie auch immer. Im Zweifelsfall durch rigide Zerstörung.

Auf diese Weise beginnt die obige Geschichte in vielfacher Wei­se zu interagieren. Mit KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missio­nar“. Mit dem Fortsetzungsroman zur „Waffe“, nämlich „Licht und Schatten auf Dawson“ (in Arbeit). Mit dem KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (weil negative GRALSJÄGER sich ebenfalls auf Dawson anfinden). Und natürlich wird es Be­rührungspunkte mit Ian Perrys Familie und seiner jungen Toch­ter Senyaali geben.

Und schließlich gibt es ja noch die höchst unheimliche Prophe­zeiung der irdischen Sekte der Endzeit-Adventisten, von der ich aus dem „Waffe“-Roman erfuhr. Dort wird nämlich davon er­zählt, dass angeblich im Jahre 2081 die Welt ein feuriges Ende finden werde. Und Ghani, die ja aus der fernen Zukunft stammt, fand, dass diese Legende hervorragend mit den überlieferten Informationen korrelierte, nach denen der KONFLIKT 19 im Jahre 2081 entschieden werden würde.

Wann erreicht noch einmal Taneeh Djamali mit der SIMON BOLI­VAR die Stadt Koloron?

Im August des Jahres 2081.

Gruselt es da noch jemanden außer mir?

Dummerweise bin ich in dieser Serie (KONFLIKT 19) noch lange nicht soweit, dass ich in den Finalzyklus einsteigen würde. Des­halb muss diese Geschichte wohl noch recht lange ein unferti­ges Dämmerdasein führen.

Kann es sein, dass der universale Showdown letzten Endes auf Dawson, vielleicht sogar in Koloron, ausgetragen wird? Kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht wirklich ausschließen. Es klingt zwar nicht realistisch, aber wenn ich mir überlege, wie sehr sich diese unscheinbare Kleini-Metropole Koloron in den zurücklie­genden fünfzehn Jahren immer mehr zum Problem gemausert hat, dann möchte ich das nicht kategorisch ausschließen.

Ja, Koloron ist ein Alptraum. Und Taneeh tut mir von Herzen leid. Doch solange ich nicht sehr viel mehr an Hintergrundinformatio­nen über diese wilde, chaotische Welt gesammelt habe, wird sie sicherlich noch nicht die Aufklärung erhalten, nach der sie sich sehnt. Und ob sie das alles dann auch überlebt, das steht noch einmal auf einem völlig anderen Blatt …

Damit für heute erst einmal genug mit dieser verstörenden Ge­schichte. In der kommenden Woche führe ich euch historisch sehr viel weiter zurück und bringe euch hoffentlich mit einem neuen Eintrag in die Rubrik „Fehlerlese“ zum Lachen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu das Fragment „Die Optimierungsfabrik“.

2 Vgl. zu solchen Transformationswirkungen die Story „Die Intervention“, 2014.

3 Vgl. DM-Bd. 38: „Ein Berinnyer auf der Flucht“, 2003.

4 Nachtrag vom 11. November 2015: Und zweifelsohne würden sie mehr Vorsicht walten lassen, wenn sie wüssten, was die Berinnyer von Dawson über Koloron wissen, die sich wohlweislich auf Distanz halten. Vgl. dazu den Roman „Ian und der Stein der Götter“ (2014 als Annalen 2 im E-Book-Format erschienen).

Rezensions-Blog 516: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine

Posted Juli 8th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich schätze Sherlock Holmes außerordentlich, das sollte seit lan­gem bekannt sein, wenn ihr meinem Blog schon länger folgt. Und ich bin außerdem ein ausgesprochener Fan von Zeitreisege­schichten und kontrafaktischen Geschichtsverläufen. So sollte man recht eigentlich annehmen, dass ein Roman, der massive Überschneidungen beider Lieblingsgebiete zentral enthält, un­zweifelhaft zu meinem Lesegenuss führen müsste.

Im Grunde ist das korrekt, und wie ihr meiner unten wiederge­gebenen Rezension aus dem Jahre 2017 entnehmen könnt, habe ich auch durchaus positive Worte für die Geschichte ge­funden. Indes kam ich bei aller Kenntnis auch sehr ähnlicher Ge­schichten aus Film und Roman nicht umhin, dann ebenfalls kriti­sche Anmerkungen zu machen. Dies ist eben kein Schönwetter­blog, und wenn es etwas zu kritisieren gibt, nehme ich in der Regel kein Blatt vor den Mund.

So lautete also mein Fazit, dass es sich bei diesem Werk um eine eher durchschnittliche Geschichte handelte, die leider an vielen Stellen der Originalität entbehrte. Sie ist, wie gesagt, nicht ohne Reiz, aber es gibt halt doch energische Abstriche zu machen, wenn man gerecht bleiben möchte.

Dennoch, es bleibt natürlich ein Sherlock Holmes-Abenteuer, und in gewissem Maße ist es durchaus lesenswert, vielleicht so­gar lehrreich. Inwieweit ihr diesen meinen Standpunkt teilt, bleibt natürlich euch überlassen.

Am besten ist es sicher, ihr lest einfach weiter:

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine

(OT: Sherlock Holmes and the Coils of Time)

von Ralph E. Vaughan

Blitz-Verlag 3001

Windeck 2012

208 Seiten, TB

ISBN 978-3-89840-323-8

Preis: 12,95 Euro

Aus dem Amerikanischen von Hans Gerwien und Andreas Schiffmann

Sherlock Holmes wird von den Epigonenautoren gern in unmög­liche Situationen gebracht, in die sein Erschaffer, der nachmali­ge Sir Arthur Conan Doyle, ihn zweifelsohne nie guten Gewis­sens geführt hätte. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass solche Settings von vornherein zu verwerfen und die Intentionen nach­geborener Autoren, die im Sherlock Holmes-Kosmos tätig wer­den wollen, zu verurteilen wären. Ich wäre der Allerletzte, der dies täte, liegt doch in meinen Fragmentordnern auch eine be­gonnene Holmes-Geschichte, in der ich ihn in direkten Kontakt mit meiner eigenen kreativen Welt, dem Oki Stanwer Mythos (OSM) bringe.

Dennoch … es ist stets eine Gratwanderung, ein Sich-aus-dem-Fenster-Lehnen, und es kann schrecklich schiefgehen, wenn man als Verfasser die auktoriale Perspektive aus dem Blick ver­liert, wenn man vom „Standardpersonal“ abweicht bzw. ahistori­sche Protagonisten einführt oder eben leichtsinnig seiner eige­nen Phantasie die Zügel schießen lässt. Das ist ein waghalsiges Unterfangen, und nicht jeder ist sich darüber vollends im Klaren (was auch für die Verleger derartiger Geschichten gilt, weswe­gen es ja leider eine Vielzahl außerordentlich missratener oder sehr mittelmäßiger Holmes-Epigonen-Werke gibt).

Eine solche Gratwanderung hat also der amerikanische Autor Ralph E. Vaughan vollführt, indem er die vorliegende Geschichte erzählte. Er bringt hier – durchaus nicht ohne Raffinesse – den Holmes-Kosmos in Kontakt mit den phantastischen Erzählungen eines Herbert George Wells. Und hierum geht es im Detail:

Man schreibt Anfang April 1894, als ein Totgeglaubter wieder in Erscheinung tritt: Dr. John Watson fällt buchstäblich in Ohn­macht, als sich ein Mann in seinem Beinsein unvermittelt in den Detektiv Sherlock Holmes verwandelt, der drei Jahre zuvor in die Schweizer Reichenbachfälle gestürzt ist, augenscheinlich zu­sammen mit seinem Rivalen und Erzfeind Professor James Mori­arty, dem „Napoleon des Verbrechens“.1

Holmes ist zurück, aber er verhält sich höchst eigenartig, und dafür hat er auch allen Grund, denn es trachtet ihm jemand nach dem Leben – in einer raffinierten Finte bringt er jedoch den Attentäter zur Strecke: Oberst Sebastian Moran, den Vertrauten Moriartys, dem er erfolgreich die Urheberschaft an dem Mord an dem ehrenwerten Ronald Adair nachweisen kann.2

Doch kaum verabschiedet sich Holmes am Ende jenes Abenteu­ers wieder von seinem glücklichen Adlatus Watson – und damit sind wir am Beginn des vorliegenden Romans – , da fängt das eigentliche Abenteuer erst an. Denn in London verschwinden Menschen, und zwar ziemlich viele Menschen. Diskret, näch­tens, meist in den Armenvierteln der Stadt, aber schließlich löst sich auch William Dunning in Nichts auf, ein Verwandter von Sir Reginald Dunning, der Holmes inständig darum bittet, tätig zu werden. Der Detektiv beginnt folgerichtig zu ermitteln und stößt dabei nicht nur auf einen rätselhaften, gejagt wirkenden Frem­den, der vor seinen Nachstellungen flüchtet, sondern auch auf Inspektor Charles Kent von Scotland Yard, der seinerseits – in­offiziell – mit dem Dunning-Fall befasst ist.

Zusammen, und damit nimmt Kent die Watson-Rolle ein, ermit­teln sie fortan in einem zunehmend unglaubwürdiger werden­den Setting. Soll man tatsächlich annehmen, dass „blasse Geis­ter“ die Menschen von den Straßen wegfangen? Und was ist mit den abstrusen Theorien über Reisen durch die Zeit? Ist irgendet­was daran, dass die Gefahr aus der Zukunft stammen soll, die es ja bekanntlich noch gar nicht gibt? Erst, als Holmes dann ein leibhaftiger Zeitreisender schwer verletzt vor die Füße fällt, be­ginnt der Detektiv selbst an die ungeheuerliche Geschichte zu glauben: Ja, es gibt Zeitreisen. Und ja: in der fernen Zukunft existiert eine finstere Bedrohung der Menschheit, die sich an­schickt, gerade im viktorianischen London sesshaft zu werden. Niemand Geringeres als zeitreisende Morlocks sind dabei, die Erde der Vergangenheit zu kolonisieren und die Zukunft des Menschengeschlechts auszulöschen …

Wie schon gesagt, der amerikanische Verfasser begibt sich hier auf eine abenteuerliche Gratwanderung und Reise in den Ab­grund der Spekulation, in dem sich Sherlock Holmes eigentlich notorisch unbehaglich fühlen müsste, wo er doch das solide Fundament des festen Wissens verlassen muss, um sich in die windigen Abgründe des Was-wäre-wenn? und der spekulativen Abgründe des Möglichen und Unmöglichen zu verirren.

Dabei kann man als Leser attestieren, dass Vaughan seine Ba­sisliteratur gut kennt, eben die Ausgangsgeschichte um das „leere Haus“ ebenso wie H. G. Wells´ Klassiker „Die Zeitma­schine“. Ebenfalls gut eingefangen ist die Atmosphäre des düs­teren spätviktorianischen London und die etwas blasierte, vor­eingenommene und elitäre Weltsicht zahlreicher Protagonisten.

Die Sprache bereitete beim Lesen anfangs ein wenig Schwierig­keiten, was möglicherweise der Übersetzung geschuldet war – sie wird im Laufe des Buches deutlich besser und weniger zäh. Vielleicht ist das auf die Verteilung der Übersetzer zurückzufüh­ren. Bedauerlich ist es, dass der nur 190 Seiten lange Roman erst auf Seite 29 tatsächlich zu Sherlock Holmes überleitet. Der Klappentext verrät notorisch zuviel und zerstört, zumal für Le­ser, die die genannten Werke schon kennen, jede Menge Span­nung. Dass die Morlocks durchaus imstande sind, die Zeitma­schine des Zeitreisenden nachzubauen, nimmt dann allerdings nicht wunder – war doch schon bei Wells klar, dass die Morlocks die eigentlichen technischen Genies darstellten, Kannibalen hin oder her.

Schade war ab dem Moment, wo die Zeitmaschine dann tat­sächlich auftaucht, dass die Geschichte selbst völlig abhob … und mit der Einführung der Morlock-Königin, der zeitreisenden, entschwand dann die Glaubwürdigkeit der Story, der Holmes-Story (!) ziemlich brüsk.

Bedauerlich war auch, dass die Idee an sich nicht wirklich neu war. Unweigerlich kam hier nämlich die Erinnerung an einen Ki­nofilm auf, der Vaughan zweifelsohne ebenfalls bekannt war: „Star Trek 8: Der erste Kontakt“. Hier wie dort wird bei ei­ner vorher quasi asexuellen Gesellschaft – hie Borg, dort Mor­locks – unvermittelt eine „Königin“ in Stellung gebracht (jüngst übrigens dann auch bei „Independence Day 2“, und hie wie dort ist die Vernichtung der „Königin“ gleichbedeutend mit dem völligen Ausschalten der Bedrohung).

Ehrlich, ich hätte mir deutlich mehr Skepsis seitens von Sher­lock Holmes gewünscht. Und mir wäre es lieber gewesen, wenn er seinen treuen „Eckermann“ Watson mit seinem Revolver an seiner Seite gehabt hätte. Inspektor Kent war, mit Verlaub, doch kein annähernd adäquater Ersatz. Infolgedessen ließ sich das Buch zwar binnen von drei Tagen geschwind und durchaus un­terhaltsam auslesen, indes …

Ich betrachte es gleichwohl nur als recht mittelmäßiges Epigo­nenwerk und kann die Lektüre nur für ausgesprochene Holmsia­ner wirklich empfehlen … oder natürlich für all jene, die das Was-wäre-wenn schätzen und gern wissen möchten, nachdem sie Wells´ Klassiker mit Genuss goutiert haben, was wohl ge­schehen würde, wenn die Morlocks sich auf den Weg in die Ver­gangenheit machten. Aber da wäre ihnen sicherlich mit Stephen Baxters Roman „Zeitschiffe“ mehr gedient.3 Auch hier wandelt der Autor in den Fußstapfen von H. G. Wells, doch weitaus visio­närer, als es Vaughan jemals intendierte. Dafür hinwiederum entbehrt man bei Baxters Buch natürlich des legendären Detek­tivs und ebenso lebendiger Charaktere. Man kann eben nicht al­les haben, sondern ist als Leser unweigerlich zur Kompromissbil­dung gezwungen.

Welches der Bücher ihr euch als Gutenacht-Lektüre auf den Nachttisch legen mögt, solltet ihr also nach gründlicher Abwä­gung der Fakten entscheiden. Vielleicht waren meine obigen Worte dabei ein wenig hilfreich. Und wer weiß, vielleicht er­scheinen ja auch noch mehr Vaughan-Holmes-Romane bei Blitz. Denkbar zumindest ist es sicherlich. Lassen wir uns da mal überraschen.

© 2017 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche reisen wir wieder in den Romankosmos von Clive Cussler und durchleben zusammen mit Juan Cabrillo und der OREGON-Crew ein neues temporeiches Abenteuer.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. Arthur Conan Doyle: „Sein letzter Fall“, veröffentlicht in The Strand, Dezember 1893.

2 Vgl. Arthur Conan Doyle: „Das leere Haus“, veröffentlicht in The Strand, Oktober 1903. Hier ist der Fall ebenfalls auf April datiert, was mit dem Beginn des vorliegenden Romans gut korreliert. In der Zeitlinie von Mike Ashley wird die Geschichte auf Februar 1894 rück­datiert. Vgl. dazu Mike Ashley (Hg.): „Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton“, Bas­tei-Lübbe 14916, Bergisch-Gladbach 2003, S. 731. 

3 Vgl. Stephen Baxter: „Zeitschiffe“, Heyne 1533, München 2002.

Blogartikel 622: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 65

Posted Juli 6th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie ich beim vergangenen Mal schon angedeutet habe, als es im Blogartikel 615 auf wirklich sehr vielen Seiten um das schau­rige Ende des RANTALON-KONFLIKTS ging, also um den Schluss­akkord des KONFLIKTS 16, wird in diesem Teil der Artikelreihe ein neues Universum betreten.

Wir befinden uns zeitlich rund fünf Milliarden Jahre nach dem Untergang des RANTALON-Universums, und ich denke, es ist klug, erst mal eine realchronologische Einordnung vorzuneh­men, ehe ich daran gehe, die Ausgangssituation des KONFLIKTS 17 darzustellen. Während ich den Band 125 der DMadN-Serie, um den es das letzte Mal ging, im Jahre 1998 verfasste, reisen wir nun zurück ins Jahr 1983, als ich mit der Serie „Drohung aus dem All“ eine sehr frühe OSM-Serie entwickelte. Ihr solltet euch also nicht wundern, dass hier viele Dinge nicht so sind, wie ihr sie in den vergangenen drei KONFLIKTEN kennen gelernt habt.

Genau genommen ging ich 1983 gar nicht davon aus, dass es sich um eine OSM-Serie handeln würde. Erinnert euch bitte dar­an, dass das OSM-Konzept mit den 33 aufeinander chronolo­gisch aufbauenden Universen als Kampfschauplätzen zwischen den Sieben Lichtmächten und TOTAM recht eigentlich erst im Laufe des Jahres 1985 entstanden ist. Ich verfolgte mit dieser Serie, über die ich heute berichte, also anfänglich das Ziel, ge­wissermaßen eine individuelle Ren Dhark-Space Opera zu insze­nieren … aber sehr rasch tauchen dann OSM-Elemente auf, was mich schon gegen Ende 1983 zu der Überzeugung brachte: Nein, das ist eindeutig eine OSM-Serie, ich weiß nur noch nicht, wo sie platziert wird.

Und ja, schon 1983 war ich dabei, im Rahmen des damals noch existierenden Terranauten-Clubs DTCU („Der Terranauten-Club Universum“, kein Witz), diese Episodenserie sofort auf Fanbasis zu publizieren. Es gibt deshalb zwar einige schöne Titelbildillus­trationen aus jener Zeit, aber das Projekt wurde nicht umge­setzt, was auch dem baldigen Absterben des Clubs geschuldet war.

Die Idee war dennoch nicht vom Tisch. 1988/89, als ich im Rah­men meines Weird Fiction-Clubs LOVECRAFTS ERBEN in Kontakt mit Guido Latz kam, konnte ich ihn tatsächlich dafür gewinnen, die ersten paar Episoden auf Fanzinebasis zu publizieren. Heute bin ich mir nicht recht sicher, ob das mehr für meine damals überzogene Qualitätserwartung ein Zeugnis ist oder für Guidos doch recht naive Erwartung, mit Werken dieser bescheidenen Qualität könne man Kundenbindung betreiben.

In gewisser Weise bin ich also froh, dass dieses Experiment (was bei Guido mit KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämo­nen und Schergen“ und einem ersten Ansatz von KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ ergänzt wurde, allesamt spätestens 1990 wieder eingestellt) sich nicht lange halten konnte.

Diese Dinge solltet ihr vielleicht vorweg wissen, ehe es wirklich losgeht. Nun noch ein kurzes Ausgangspräludium zur allgemei­nen Situation. Das scheint mir auch angebracht, denn wir befin­den uns erneut in der Galaxis Milchstraße, allerdings diesmal im Jahr 2092, und erneut ist die Erde als aufstrebende stellare Ko­lonialmacht der zentrale Fokus.

Ich weise aber gleich darauf hin, dass wir uns nicht auf der Zeit­schiene des KONFLIKTS 16 oder 15 bewegen. Das sind unterge­gangene Universen. Dass eine annähernd baugleiche Galaxis mit bekannten Schauplätzen hier als Bühne gewählt wurde, hat­te wesentlich mit meiner damals noch eingeschränkten Phanta­sie zu tun. Das World-Building steckte definitiv noch ganz in den Kinderschuhen, das werdet ihr rasch merken. Und macht euch keine Hoffnungen: Es gibt hier keine Artaner und keine großarti­gen Baumeister-Lenkwelten oder dergleichen. Der Schatten der Baumeister ist gleichwohl deutlich zu fühlen.

Am Anfang steht also eine klassische Space Opera mit verschie­denen Handlungsschauplätzen, Rätseln und zunehmendem Ge­fahrenpotenzial. Wohin sich das entwickelt, das zu berichten, nehme ich mir für die nächsten 14 Teile dieser Artikelserie vor.

Schauen wir mal, was hier passiert:

Episode 1: Die Katastrophe

(1983, digitalisiert 2005)

Die Handlung beginnt auf der Erde im März des Jahres 2092. Die Erde ist unter einer planetaren Regierung geeint, die die inzwi­schen 24 Kolonialwelten in relativer Erdnähe verwaltet. Auf eini­gen davon wurden schon Relikte untergegangener Alienzivilisa­tionen gefunden, etwa im Deneb-System. Aber manche Aben­teurer wie die beiden Raumprospektoren Hard Mender und Som Collon nehmen an, dass das erst der Anfang ist und noch ganz andere Schätze zwischen den Sternen zu finden sind.

Durch einen Zufall gelangt Mender in den Besitz einer Sternen­karte, auf der ihm eine stellare Anomalie auffällt – dort gibt es eine eigenartige Lücke zwischen den Sternen, die er erforschen möchte. 3000 Lichtjahre von der Erde entfernt liegt diese Kon­stellation aus fünf geometrisch angeordneten Sonnen, die aller­dings vervollständigt ein Sechseck ergeben müssten. Eine die­ser Sonnen, so nimmt Mender an, ist von hochstehender Alien­technologie optisch verborgen worden.

Tatsächlich finden die beiden bei ihrem Vorstoß in die Region die „unsichtbare Sonne“, die ein ganzes Sonnensystem verbirgt. Hier finden sie eine Wüstenwelt, die sie „Dusty“ taufen, und auf ihr sind Stadtkomplexe zu finden, die alle bisher gefundenen Ali­en-Ruinen in den Schatten stellen.

Doch als die Prospektoren landen, müssen sie schnell erkennen, dass die Vergangenheit offensichtlich sehr viel rabiater war, als sie sich das ausgemalt haben – die ringförmige Stadt ist weitflä­chig verwüstet, und auf dem Ringraumhafen befinden sich zer­störte Raumschiffe … und ein 80 Meter hoher fremder Raumer, der ebenfalls ein Wrack ist, aber offensichtlich ein Schiff der Ag­gressoren darstellt.

Die beiden gehen daran, die Ruinenstadt zu erforschen. Dabei ahnen sie nicht im Mindesten, dass das Durchbrechen der Raumschranke um das System der Sonne „Blue VI“ einen ural­ten Alarmimpuls ausgelöst hat, der Zehntausende von Lichtjah­ren überbrückte und uralte Mächte weckte.

Denn vor mehr als viertausend Jahren wütete in der Milchstraße ein gewaltiger kosmischer Krieg. Und die damals kämpfenden Mächte sind nicht tot und vergessen, sondern nur im Schlum­mer der Zeit versunken.

Hard Menders Vorstoß nach Dusty macht diese Mächte nun auf einen neuen Player im kosmischen Spiel aufmerksam: die Menschheit …

Episode 2: Todesfalle Denebsystem

(1983, digitalisiert 2005)

Schauplatzwechsel: Deneb-System, terranische Kolonie, 1825 Lichtjahre von der Erde entfernt.1 Der terranische Raumfrachter ARES unter dem Kommando von Jonathan Kendall steuert die Kolonie auf Deneb IV an. Beim Löschen der Fracht, die aus dem Orbit mit Fähren hinabgebracht wird, nutzt Kendall die Gelegen­heit, sich über die neuesten Forschungen auf den aktuellen Stand zu bringen – denn hier sind Alienruinen entdeckt worden, die stetig weiter erforscht werden.

Und sie sind wirklich bemerkenswert. In einem niedrigen Kup­pelgebäude inmitten einer Ruinenkulisse, das kürzlich freigelegt wurde, befindet sich ein seit Urzeiten schwebendes Artefakt … angeblich befindet es sich seit 4009 Jahren in Schwebe und de­monstriert damit, dass diese Kultur damals schon Antischwer­kraft beherrschte, was den menschlichen Raumfahrern bislang noch unmöglich ist.

Zugleich gibt es rätselhafte Inschriften, die auf psychomotori­sche Weise vom Betrachter lesbar gemacht werden. Aber was soll man von dieser Inschrift halten? Sie lautet: Wir sind gestor­ben, doch nicht umsonst. Die All-Hüter werden die Rekkas rä­chen.

Ah, ihr merkt schon, bereits in Band 2 taucht ein aus KONFLIKT 16 wohl vertrauter Topos auf – die All-Hüter. Und ja, es sind ge­nau DIE All-Hüter. Und dann doch wieder auf verschrobene Wei­se nicht … aber das ist eine der KONFLIKT-Mächte, mit der man hier nun rechnen muss.

Auch das seltsame, transparente Material, das als hauchdünner, glasartiger Überzug die Ruinen bedeckt, die seither nicht weiter zerfallen und das sich jedweder Untersuchungsmethode katego­risch verweigert, ist noch von Bedeutung. Die Forscher auf De­neb IV nennen es „Restat“. Sie vermuten, dass dieser Stoff von den erwähnten All-Hütern aufgetragen wurde, nachdem Dritte diese planetare Zivilisation vernichtet haben. So haben sie ein auch über Jahrtausende haltbares Mahnmal geschaffen.

Doch das alles verliert an Bedeutung, als ein riesiges Alien-Schalenschiff auf einmal im System materialisiert. Kendall kehrt rasch zur ARES zurück. Das Alienschiff scheint direkten Zielkurs auf Deneb IV zu halten. Und ehe Kendall sein Schiff erreichen kann, gerät die ARES in einen violetten Strahlenfächer des Schalenraumers. Der Funkkontakt bricht jäh ab.

Als Kendall dann an Bord seines Schiffes geht, stellt er rätselhafte Staubmaterialisationen in allen Räumlichkeiten fest. Die Besatzung ist offenbar betäubt gewesen, desorientiert, und kommt nun wieder zu sich. Das fremde Schiff, das keinerlei Funksprüche von sich gibt, geht in einen Orbit um Deneb IV … die rätselhafte Strahlung, die von dem Schiff ausging, ist eben­so unerklärlich wie das, was nun passiert – denn der bizarre Staub gewinnt jählings explosionsartig an Volumen und beginnt alle Räume auszufüllen. Kendall und seine Besatzung geraten in Panik, doch ehe sie irgendeine weitere Handlung wie Evakuie­rung umsetzen können, löst sich das Schiff mit ihnen an Bord auf, und die ARES ist spurlos verschwunden.

Zurück bleibt allein der geheimnisvolle Alien-Raumer.

Die Verwaltung auf Deneb IV beschließt, die Erdregierung zu be­nachrichtigen und das außerirdische Schalenschiff zu erforschen …

Episode 3: Wahnsinnige an Bord

(1983, digitalisiert 2005)

Fortsetzung der ARES-Handlungsschiene: Als Jonathan Kendall wieder zu sich kommt, ist er im ersten Moment von panischem Schrecken erfüllt, weil er sich an den erdrückenden Staub erin­nert. Doch er hat sich nun offensichtlich wieder normalisiert … was keine Erleichterung darstellt. Kendall muss entdecken, dass das Schiff offenbar eine Art von Transition in ein fremdes, nebu­löses Kontinuum durchgeführt hat, das niemals der Hyperraum sein kann. Und wenn man sich die zerstörten Kontrollen in der Kommandozentrale anschaut, scheint es unmöglich, dass dieses Schiff noch flugfähig ist.

Schnell muss er entdecken, dass die Lage noch deutlich schlim­mer ist. Offensichtlich ist durch eine Spätfolge der rätselhaften Bestrahlung die Psyche der Besatzungsmitglieder zerrüttet wor­den. Sie sind in bizarren Traum-Szenarien gefangen, in denen sie mit Aliens konfrontiert werden, und manche halten diese Be­lastung nicht aus, sondern gleiten in den Wahnsinn ab.

Der Fremdrassenpsychologe Camber Ronwell und der Maschi­nist Clemens Doom kommen dabei dem Rätsel dessen, was um sie herum vorgeht, am nächsten. Sie befinden sich in der Ge­walt eines unheimlichen, staubförmigen Wesens, das sich das HENN nennt. Als der Kontakt gelingt, wirft das HENN ihnen vor, sie müssten mit einer Spezies zusammengetroffen sein, die es die Rontat nennt.

Die Terraner haben von den Rontat keinerlei Ahnung. Darauf stuft das HENN sie als Plünderer ein und schickt sich an, die Ra­che der Rontat zu vollstrecken.

Niemand an Bord der ARES ahnt, wer die Rontat sind oder wel­che Rolle sie in dem furchtbaren Krieg vor gut 4000 Jahren ge­spielt haben …

Episode 4: Die Ruinenstadt

(1983, digitalisiert 2005)

Blende zum Planeten Dusty: Hard Mender und Som Collon erfor­schen den turmartigen Raumer, der auf dem Raumhafen der Ruinenstadt der Aliens steht und den sie für ein Schiff derjeni­gen halten, die damals vor ewigen Zeiten diesen Planeten ange­griffen haben. Ohne es zu begreifen, liegen sie vollkommen richtig.

Im Innern des Schiffes machen sie eine grausige Entdeckung: Die Besatzung des Schiffes ist zum größten Teil noch hier, teils mumifiziert, teils skelettiert … aber sie sind vollkommen men­schenähnlich! Und nach einem Messgeräte-Check sind sie über viertausend Jahre tot.

Das können aber definitiv keine Menschen gewesen sein, das klingt einfach absurd.

Dummerweise stimmt auch das – diese Wesen sind Weelon, und ja, sie waren damals die Angreifer dieser Welt. Und die Landung der beiden Prospektoren hat uralte Warnmechanismen des Pla­neten reaktiviert. Diese Mechanismen nehmen nun aufgrund der biologischen Identität zwischen Menschen und Weelon not­wendig an, dass die Weelon zurückgekehrt sind.

Robotmechanismen aktivieren daraufhin eine uralte mörderi­sche Maschinerie, eine leuchtende Säule, einen so genannten WARNER. Som Collon, der dieses Gebilde sieht, sucht es umge­hend auf und findet direkt davor einen mumifizierten Weelon … und dessen Bewusstsein ist auf rätselhafte Weise im WARNER erhalten geblieben und springt nun auf Som Collons Körper über, löscht dessen Identität aus.

Nun ist Collon der wieder geborene Weelon-Kommandant Hir­trak, der einst mit seiner Streitmacht und dem Kommandoschiff HORKR diese Welt angriff. Von der HORKR ist nur noch eine ma­rode Ruine übrig, die nur noch dank eines Überzugs aus Restat überhaupt noch existiert.

Und es gibt noch den von der unterirdischen Toorn-Zentrale ge­lenkten WARNER, der den Vernichtungswillen der Rontat voll­streckt und die Weelon töten soll.

In der Tat findet Hard Mender den Tod … Som Collon alias Hir­trak aber entgeht der Strahlung und flüchtet in die Wüste des Planeten hinaus. Er ist sich sicher, dass es noch zwanzig verbor­gene Weelon-Schiffe seines alten Kommandos gibt, und er schwört dem WARNER Rache für den Tod seiner alten Kamera­den.

Der uralte, vor über viertausend Jahren eingefrorene Konflikt des Sternenkrieges beginnt sich allmählich mit neuem Leben zu füllen.

Und direkt jenseits der Raumkrümmung, die das Dusty-System verbirgt, warten seit Jahrtausenden still und geduldig robotische Wächter in 900 Meter durchmessenden Kugelraumern … All-Hü­ter, denen einstmals die Weelon hinter die Raumzeitkrümmung entkommen sind.

Sie warten ebenfalls auf den Moment, ihre Rache zu vollstrecken …

Episode 5: Das Staub-Monster

(1983, digitalisiert 2005)

Blende zum Raumer ARES: Das Chaos an Bord des Schiffes nimmt zu. Die bizarre Staub-Entität HENN ist dabei, die zuneh­mend wahnsinnig werdenden Terraner gegeneinander zu hetzen oder selbsttätig zu töten. Mehrere von ihnen werden von dem Staubwesen überwältigt und vereinnahmt.

Bei einem von ihnen tritt ein bizarrer Effekt ein. Der Körper des Fremdrassenpsychologen Camber Ronwell stirbt zwar ab, aber seine Seele nimmt direkte Verbindung mit dem HENN auf, das zusammen mit einer weiteren Entität, die sich Ctaran nennt, ko­existiert. In einem längeren Zwiegespräch klären sich einige bis­lang höchst rätselhafte Dinge auf.

Das Schalenraumschiff, das Ronwell beschreibt, wird vom HENN der Spezies der Cyr zugeordnet, aber dieses Volk habe nicht über jene Waffe verfügt, die die ARES getroffen hat (vgl. Bd. 2). Dabei soll es sich in Wahrheit um die Schillerfeldwaffe der Ron­tat gehandelt haben. So erklärt sich scheinbar, was das HENN ihnen vorwarf: Die Verbindung zu den Rontat.

Aber da wäre gar kein weiteres Schiff gewesen, beteuert Ron­well, als geltend gemacht wird, die Rontat hätten die Schiller­feldwaffe auf das Cyr-Schiff abgefeuert, und dies hätte dann als Kollateralschaden die ARES mit eingehüllt.

Nun, wahrscheinlich sei das Rontat-Schiff in ein Zeitfeld ein­gehüllt gewesen, das es für Beobachter unsichtbar machte, gibt das HENN zu. Da nun aber die wesentlichen Fakten geklärt sind und es keinen Grund mehr gibt, die Besatzung zu bestrafen oder zu töten, erklärt sich das HENN bereit, die ARES ins solare System heimzuschicken, wozu es als mächtige interdimensiona­le Wesenheit fähig ist. Da Camber Ronwells Körper inzwischen tot ist, beschließt der Fremdrassenpsychologe, als freies Geist­wesen beim HENN und Ctaran zu bleiben.

In der Zwischenzeit hat auch Kommandant Jonathan Kendall eine mörderische Begegnung mit einer fremden Wesenheit ge­habt, die seinen Körper völlig okkupiert. Und diese Wesenheit denkt nun triumphierend: „Endlich bin ich nun frei! Nun wird sich alles für TOTAM zum Guten wenden!“

Ihr merkt, der Anfang ist recht chaotisch. Aber es sind schon wesentliche Mosaiksteine des kommenden Verhängnisses zu se­hen. Der Völkerkonflikt zwischen den Rontat einerseits, den Weelon andererseits und den All-Hütern auf der dritten Seite wird die Serie wie ein roter Faden durchziehen. Und es gibt schon Aspekte des Oki Stanwer Mythos, wenn sie auch noch reichlich amorph sind.

Sowohl die Ereignisse um die ARES als auch auf Dusty werden alsbald ihre Fortsetzung finden.

In der kommenden Woche werde ich euch einmal mehr ein Langzeitprojekt vorstellen, das vierzehnte insgesamt. Diesmal wandern wir wieder in den Oki Stanwer Mythos und machen ei­nen Besuch im KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ auf einem Planeten, der euch durchaus schon von Veröffentlichun­gen vertraut ist – der Welt Dawson. Aber der Weg, der sich dorthin öffnet, ist doch einigermaßen gewöhnungsbedürftig …

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ich nahm damals noch naiv an, das Deneb-System läge nur 400 Lichtjahre von der Erde entfernt. Hätte ich die wahre Distanz bereits gekannt, wäre Deneb sicherlich nicht als Kolonistenziel gewählt worden.