Rezensions-Blog 302: Piranha

Posted Januar 5th, 2021 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Piranhas sind eigentlich sehr hungrige, in der Regel verrufene Raubfische in südamerikanischen Gewässern. Aber mit diesen Tieren oder einem Horror-Schocker, in dem es um mutierte Fi­sche dieser Spezies gehen könnte, handelt es sich hierbei nicht im Entferntesten. Tatsächlich ist der Titel sogar etwas irrefüh­rend. Zwar weist er auf eine wichtige technische Errungenschaft hin, aber die wirkliche Gefahr schleicht sich unsichtbar an Juan Cabrillo und seine Crew heran, und am Anfang haben sie nichts als eine seltsame Zahlenfolge, die für sie völlig nutzlos ist – und doch bedeutet ihre bloße Kenntnis beinahe den Tod für die ge­samte Mannschaft der OREGON.

Mit Boyd Morrison betritt ein neuer Coautor bei Clive Cussler, dem jüngst verstorbenen Abenteuerroman-Autor die Bühne … und es ist ein echt phantastischer Glücksgriff, wie ich an diesem Roman erleben sollte. Ich empfehle euch ernsthaft: macht es nicht wie ich und versucht, einfach abends nur ein paar Kapitel anzulesen – ich bin sicher, ihr würdet daraus ebenso wenig wie­der aussteigen können, wie ich es konnte.

Das Buch ist ein echter pageturner, nicht zuletzt, weil man drin­gend wissen möchte, wie der Villain, mit dem es Cabrillo hier zu tun hat, eigentlich anstellt, der OREGON-Crew immer, teilweise auf fast mörderische Weise, einen Schritt voraus zu sein.

Das hat alles mit dem legendären und fiktiven Land „Oz“ zu tun, wie es scheint. Und mit einer Technologie, die schiere Science Fiction ist.

Vorhang auf für das Abenteuer:

Piranha

(OT: Piranha)

Von Clive Cussler & Boyd Morrison

Blanvalet 0309

2016, 9.99 Euro

512 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0309-4

Man schreibt den 8. Mai 1902, als die SS Roraima im Hafen von St. Pierre auf der karibischen Insel Martinique vor Anker geht. Niemand ahnt, dass sie geradewegs in der Hölle gelandet sind – auch wenn der rauchende Feuerberg im Hinterland der Karibik­stadt finster dräut und das Meer voller Asche ist. Auch der deut­sche Physiker Günther Lutzen ahnt das nicht, der an Bord ist. Er wird ebenso wie nahezu alle anderen Menschen ringsherum ein Opfer des verheerenden Vulkanausbruchs des Mont Pelée, der an diesem Tag die Insel verwüstet und 30.000 Menschen um­bringt. Aber immerhin überlebt er das Inferno noch so lange, dass er einem Besatzungsmitglied der Roraima sein Tagebuch für seine Tochter übergeben kann. Seine letzten Worte lauten: „Sagen Sie ihr, dass ich dort war. Ich habe den Durchbruch ge­schafft. Alles wird sich verändern. Sie schimmerten wie Smarag­de, groß wie Baumstämme. Ich habe Oz gefunden.“

Der Leser, der „The Wizard of Oz“ gelesen hat (wie ich!), ist un­weigerlich fasziniert, denn Oz ist ein fiktives Land, und die Sma­ragdstadt darin hat es nie gegeben. Wie kann Günther Lutzen sie gefunden haben? Was bedeutet das alles? Es dauert sehr lange, bis man das verstehen kann.

Blende in die Gegenwart, neun Monate vor Handlungsbeginn: Das US-Militär testet in der Chesapeake Bay den Prototyp einer neuen Kampfdrohne. Die Konstrukteure Douglas Pearson und Lawrence Kensit haben sie entwickelt und sollen nun auf einem Schiff testen, dass die Drohne nicht von außen zu beeinflussen ist … leider ist sie es, und ehe sich die Forscher versehen, nimmt die Drohne Kurs auf ihr Schiff und sprengt es in die Luft. Es gibt keine Überlebenden.

Zusammenhang mit Prolog? Offensichtlich keiner, aber das täuscht.

Handlungsgegenwart: Puerto de la Cruz, Venezuela. Ein schäbi­ger, heruntergekommener Trampdampfer namens Dolos läuft in den Hafen ein. Der Leser, der mit den Abenteuern von Juan Ca­brillo und seinem Schiff, der OREGON, vertraut ist (dies ist der zehnte der Serie), weiß natürlich instinktiv, dass es sich um die OREGON handelt, das Tarnschiff der „Corporation“, das gele­gentlich für die CIA heikle Aufträge übernimmt, wenn der US-Geheimdienst selbst nicht in Erscheinung treten darf. So auch in diesem Fall. Es gibt Indizien, die darauf hindeuten, dass venezo­lanische Militärkreise dem nordkoreanischen Regime Hilfsdiens­te leisten. Cabrillo ist in Südamerika, um Beweise zu finden und gegebenenfalls zu vernichten.

Was er nicht ahnt, ist Folgendes: er stört auf diese Weise die Kreise einer Person, die man den „Doktor“ nennt, auch wenn das noch in gar keiner Weise erkennbar ist. Schlimmer noch scheint Faktum Nummer 2 zu sein, das er auch nicht kennt: Sei­te an Seite mit den Venezolanern taucht ein Chinese auf, der die OREGON von früher kennt und die Venezolaner vor ihrer Schlagkraft warnt. Dieser Mann namens Gao unterläuft so die Tarnung der „Corporation“ und liefert sie buchstäblich ans Mes­ser. Während Juan Cabrillo und seine Gefährten reichlich Indizi­en für die Verstrickung des venezolanischen Militärs in Rüs­tungslieferungen an die Nordkoreaner finden, laufen sie darum geradewegs in eine Falle und werden alsbald nach mächtigem Feuerzauber im Hafen von einem ausgewachsenen Schlacht­schiff verfolgt und offensichtlich von Admiralin Dayana Ruiz kur­zerhand versenkt. Dabei handelt es sich allerdings um ein höchst raffiniertes Täuschungsmanöver, mit dem sich die ORE­GON aus der Affäre zu ziehen versteht.

Unmittelbar davor jedoch gelingt es Cabrillo, die Chipkarte ei­nes Handys an sich zu bringen, auf der brisante Informationen über die Geschäfte mit den Nordkoreanern gespeichert sind. Und dann ist da etwas, was sie überhaupt nicht begreifen. Eine Reihe von vier Datensätzen. Ein Datum jeweils, und dahinter steht nur: „Alpha siebzehn, Beta neunzehn, Gamma zweiund­zwanzig, Delta dreiundzwanzig.“

Sie schicken diese Information, mit der sie nichts anfangen kön­nen, an die CIA unter Langston Overholt weiter (die damit auch nichts anfangen können), und dann machen sie entspannten Er­holungsurlaub auf Jamaika, den sie sich nach dem venezolani­schen Job verdient haben.

Es ist beinahe ihr letzter Urlaub.

Denn genau diese Datensatzfolge ist fast ihr aller Untergang. Niemand darf sie kennen – und wer von ihr erfährt, ist des To­des.

Jede Urlaubergruppe der OREGON wird auf einmal zum synchro­nen (!) Ziel von Killertrupps, und es ist nur einem unglaublichen Zufall zuzuschreiben, dass die raffinierten Anschläge allesamt scheitern. Dennoch – für Cabrillo und sein Team herrscht schlag­artig Alarmstufe 1. Irgendwer hat irgendwie die geschickte Tar­nung der „Corporation“ durchlöchert. Normalerweise ist keines der Besatzungsmitglieder namentlich bekannt, die Aufenthalts­orte werden sorgsam geheim gehalten. Aber gegen diesen Feind nutzt das überhaupt nichts.

Der Unbekannte im Hintergrund, der „Doktor“, dirigiert unter Zuhilfenahme eines beinharten und nahezu „unkaputtbaren“ Söldners namens Hector Bazin eine Armee von haitianischen Soldaten, die auf so blinden Gehorsam konditioniert sind, dass sie sich lieber selbst umbringen statt irgendetwas zu verraten.

Das ist schon schlimm genug. Aber die Ziele des „Doktors“ sind völlig nebulös, niemand begreift, was er vorhat, und aus den Andeutungen wird der Leser auch lange Zeit überhaupt nicht schlau. Was etwa soll das bedeuten, dass „die Welt in vier Ta­gen eine andere sein wird als jetzt“? Was geschieht in vier Ta­gen? Wo? Wie kann man das aufhalten? Und warum, um alles in der Welt, ist der „Doktor“ imstande, jeden Schachzug, wirklich jeden einzelnen, den Cabrillo und sein Team unternehmen, vor­auszusagen? Er scheint geradewegs durch jede Wand zu sehen, in jedes Gebäude und jeden Bunker, selbst in die Kommando­zentrale der OREGON, eindringen zu können. Als sei er Gott selbst, für den es keine Geheimnisse gibt. Er wird sogar Zeuge eines Mordes auf hoher See und nimmt diesen auf Video auf, um mit ihm einen hochrangigen Politiker in den USA zu erpres­sen. Es ist nachgerade unmöglich.

Das alles hat auf sehr raffiniert verwobene Weise mit dem vor Martinique verstorbenen Günther Lutzen und seinem an die Tochter damals weitergesandten Tagebuch zu tun. Und mit ei­nem unheimlichen Ort, den Lutzen „Oz“ nannte und der inzwi­schen ein technologisches Wunder beinhaltet, mit dem der „Doktor“ die Weltmächte gegeneinander ausspielen kann und sich zum Herrscher über die Welt aufschwingen will.

Doch wie kämpft man gegen einen Feind, der alles sieht und ge­gen den Gegenwehr offenbar sinnlos ist? Juan Cabrillo stand de­finitiv noch niemals einem Gegner gegenüber, der so allmächtig ist … und der Wettlauf mit der Zeit hat längst begonnen …

Eigentlich hatte ich ja nur vor, ein paar Anfangskapitel an dem Buch zu lesen, so als Schlummerlektüre kurz nach Mitternacht … als ich dann mit dem Lesen vorerst stoppen konnte, befand ich mich auf Seite 148, und es war zwei Uhr nachts.

Verdammt, dachte ich, das ist ein Höllenstoff, das ist ja unglaub­lich! Und in der Tat passierte mir dann das, was mir bei Clive Cussler noch nie passiert ist – bis zum Abend dieses Tages hatte ich das Buch komplett verschlungen, weil ich nicht mehr aufhö­ren konnte zu lesen. Das will echt was bedeuten bei jemandem, der mehr als 50 Cussler-Romane gelesen hat.

Mit Boyd Morrison findet der nächste Coautorenwechsel bei den OREGON-Romanen statt. Nach Craig Dirgo, der ja nur die ersten beiden Romane durchhielt, und Jack du Brul, der kongenial die packenden OREGON-Abenteuer weiterschrieb, hat Clive Cussler nun mit dem Ingenieur und Schauspieler Boyd Morrison jeman­den gefunden, der auf sehr bemerkenswerte Weise Hightech-Ideen in die OREGON-Geschichten einwebt. Dieses Debüt ist zu­gleich der schlagende Beweis, dass er nicht nur technisch ver­siert ist, sondern auch dramaturgisch äußerst packend zu schreiben versteht. Man kommt aus dem Buch buchstäblich nicht mehr raus.

Das hat verschiedene Gründe: Zum einen möchte man natürlich wissen, was die Quelle der Allmacht ist, die der „Doktor“ befeh­ligt (die Lösung ist naturwissenschaftlich wirklich Furcht erre­gend und hat eindeutig Science Fiction-Komponenten!). Man rätselt einfach die ganze Zeit herum, wie das, was er macht, möglich ist, und man kommt dabei natürlich auf die verschie­densten Ideen – ob etwa eine KI wie „Eagle Eye“ dafür in Frage kommt (aus dem gleichnamigen Film), eine Art subversiver Computervirus andererseits, vielleicht so etwas wie das „Auge Gottes“ (aus den „Fast & Furious“-Filmen) … aber ich versichere euch, es ist noch sehr viel heftiger.

Auf einer zweiten Schiene fragt man sich, was um alles in der Welt es mit „Oz“, Günther Lutzen und Martinique zu tun haben mag, was da gegenwärtig geschieht. Und was der „Doktor“ letz­ten Endes für einen Plan anstrebt, der immer nur in bizarren, zusammenhanglosen Details zu sehen ist.

Besonders positiv wirkt sich aber aus, dass die Gegenseite Ca­brillos nicht aus ausgesprochenen Dumpfbacken besteht, son­dern aus höchst gefährlichen, klugen und sehr robusten Geg­nern. Ob es die venezolanische Admiralin ist, die sich als sehr viel wichtiger entpuppt, als man anfangs denkt; ob es sich um den skrupellosen Bazin handelt, der wie ein Springteufel immer genau dort auftaucht, um Cabrillos Pläne zu durchkreuzen, wo er der Logik halber überhaupt nicht auftauchen DÜRFTE (etwa in Berlin), weil er von Cabrillos Reiseplänen keinerlei Kenntnis haben dürfte, da sie außer ihm selbst keiner kennt (!), oder eben um den sinistren „Doktor“, dessen Identität und Aufent­haltsort sehr, sehr lange völlig im Unklaren bleiben … das alles zusammen ergibt einen hochexplosiven Cocktail für den Leser, der die Spannung konstant hoch hält.

Garniert wird das alles von den Klassikern bei Clive Cussler: Ver­folgungsjagden zu Land, zu Luft und im Wasser, Unterwasser­abenteuer, verdeckte Operationen, spektakuläre Explosionen und jede Menge Humor. Außerdem hat mir sehr gefallen, dass Boyd Morrison mit Kapitän Maria Sandoval und der Admiralin zwei bemerkenswert starke Frauenfiguren in die Geschichte ein­geschrieben hat, die nicht nur schmückendes Beiwerk der Story sind.

Alles in allem: ein beeindruckendes Romandebüt, das unbedingt empfehlenswert ist und neugierig auf weitere Romane des Duos macht.

Ach, und was es mit dem Titel „Piranha“ auf sich hat? Nein, das Geheimnis sei an dieser Stelle noch nicht verraten, nur soviel darf ich sagen: Es passt perfekt. Vielleicht nicht zum Cover, das schön zum Martinique-Desaster passt, aber der „Piranha“ ist ge­wissermaßen ein Kernstück der Geschichte (wenn auch thema­tisch aus einem Bond-Film etwas geklaut, aber das trübt die Story definitiv nur minimal ein).

Ein rundum empfehlenswerter Roman. Nehmt euch Zeit dafür, Freunde, ihr kommt aus der Story nicht mehr raus, ehe ihr sie in einem Rutsch gelesen habt!

© 2019 by Uwe Lammers

Definitiv – ein Hammerroman! Ich vergebe so ein Prädikat wirk­lich nicht oft oder leichtfertig. Wäre es nicht der zehnte Roman einer Serie, würde ich sagen … wer Clive Cussler & Co. lieben möchte, sollte hiermit einsteigen. So empfehle ich die OREGON-Abenteuer in toto … nach dem ersten, spätestens dem zweiten wollt ihr gar nicht mehr aufhören.

Soviel für diese Woche. In der kommenden Woche gehen wir auf Schatzsuche … na, eine etwas andere Schatzsuche. Ihr werdet es erleben.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

auch wenn der Monat August mit viel Arbeit aufwartet und mit belastendem, weil zumeist viel zu warmem Klima, komme ich doch mit kleinen Schritten an großen Aufgaben voran. So konn­te ich am 14. August 2020 einen weiteren Meilenstein meiner kreativen Arbeit abschließen.

Ich vollendete das Digitalisat des OSM-Bandes 1992. Wenn ich also kürzlich andeutete, dass der Kurs Richtung Band 2000 schon sehr energisch beschritten wird, so war das die lautere Wahrheit. Aber viel wichtiger als das ist die Symbolwirkung, die mit der Episode erreicht wird, die ich an jenem Tag fertig stellte. Es ist die Folge „Lichtschatten über dem Kosmos“, Band 105 des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“. Ihr kennt die Serie, wenn ihr meinem Blog länger folgt, über die Subartikelreihe der „Close Up“-Beiträge.

Mit Band 105 ist der KONFLIKT 14 vollständig erzählt, wie ihr vor acht Wochen schon erkannt habt. Damit ist eine zeitraubende Baustelle erfolgreich bewältigt, das Rohglossar ebenfalls schon erstellt, alles weitere wird sich dann zeigen.

Ich begann mit der Digitalisierungsarbeit an dieser Serie, die ich ursprünglich von Ende 1983 bis Anfang 1988 schrieb, am 6. Juli 2013. Dass ich da anfänglich so langsam vom Fleck kam, hatte u.a. seine Ursachen in: meinem E-Book-Programm, Phasen der Arbeitslosigkeit, mehreren familiären Todesfällen und fordern­den beruflichen Beanspruchungen. Erst in den letzten zwei, drei Jahren, kann man sagen, sah ich mich in der Lage, dieses Seri­endigitalisat konzentrierter anzugehen. Sonst wäre ich vielleicht zügiger durchgekommen.

Einerlei – nach 1.451 Seiten Digitalisat, das fast 11.000 Fußno­ten einschließt, bin ich endlich am Ziel meiner Wünsche ange­langt. Fraglos wurde dieses raschere Bearbeiten durch die Tat­sache beschleunigt, dass die Close Up-Beiträge „drängten“. Das wird für die nächste Zeit nicht mehr passieren, denn wiewohl ich schon zum KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ übergeleitet habe (vgl. dazu den Blogartikel 405 vor vier Wochen), herrscht hier kein Handlungsdruck.

Grund dafür? Die Serie ist komplett digitalisiert, und zwar schon seit mehr als 10 Jahren. Der Zugriff ist darum einfach, ein hasti­ges Digitalisieren erweist sich nicht als zwingend erforderlich. Das ist dann doch ein relativ bequemes Arbeiten.

Die Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ hat euch mit der ersten vollwertig digitalisierten und in knapper Form zusam­mengefassten Inhaltsangabe konfrontiert, und ich könnte voll­kommen verstehen, wenn da jetzt Fragen aufkommen. Themati­sieren wir mal ein paar davon:

Sieht eigentlich jeder KONFLIKT so aus wie dieser?

Ist Oki Stanwers Loyalität immer wieder infrage gestellt?

Wie sieht das mit Intrigantentum und Überläufern aus?

Zur ersten Frage: Nein, das ist nicht der Fall. Die KONFLIKTE sind von Universum zu Universum doch sehr wechselhaft, und man kann sich am Anfang zwar einen Plan machen, wie das etwa die Baumeister in KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ tun, aber ihr Gegenüber (= TOTAM usw.) ist in vielerlei Hinsicht unberechenbar, mit der Konsequenz, dass es eine Menge un­schöne Überraschungen zu gewärtigen gibt. Nicht witzig.

Will also heißen: die KONFLIKTE ähneln einem Roulettespiel oder eben, wie versierte Taktiker wissen, einem Schlachtenverlauf. Der britische Militärhistoriker John Keegan sagte einmal, dass eine Schlacht ab dem Moment, da der erste Schuss fällt, ein Ei­genleben zu entwickeln beginnt, stark abhängig von den indivi­duellen Entscheidungen der Soldaten vor Ort, die durchaus von denen der Schlachtenlenker eklatant verschieden sein können.

Umgemünzt auf den OSM heißt das: Mach dir einen Plan, und du kannst sicher sein, dass das Universum, der Gegner, fremde Einflüsse oder individuelle Entscheidungen, die aus Eigeninter­esse getroffen werden, unkalkulierbare Richtungsänderungen auslösen.

Willkommen im Handlungschaos. Also nein, KONFLIKT 14 kann nicht als Blaupause dienen. Ihr werdet das erleben, wenn ihr KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ verfolgt. Ohne jetzt behaupten zu wollen, dass man jedes einzelne Mal wieder bei 0 anfängt, ist es doch so, dass die Strukturen des neuen Handlungsortes stets von neuem erschlossen werden müssen. Und wie schon angedeutet, da gibt es diverse Möglichkeiten für Verwirrungen. Ich weise nur dezent auf das Problem der Matrixfehler hin, gell?

Wie sieht es, zweitens, mit Oki Stanwers Loyalität aus? Nun, das ist schwierig. Schwierig deshalb, weil seine Auftraggeber, die Sieben Lichtmächte, in der Regel durch einen Filter alles an Er­innerungen des Vorlebens einebnen. Löst dies das fundamenta­le Problem?

Antwort: Nein, natürlich nicht.

Also sind auch auf diesem Sektor Überraschungen unvermeid­lich. Manche davon sind … vorsichtig gesprochen … höchst unschön. Beizeiten werdet ihr das erleben.

Zum dritten Punkt, der in dieser Serie, dem abgeschlossenen KONFLIKT 14, besonders viel Konfusion bewirkt hat: Was hatten wir da nicht für intrigante Persönlichkeiten, von denen man es z.T. so gar nicht erwartete: drei entartete Baumeister, von de­nen am Ende nur zwei starben(!). Klivies Kleines, Oki Stanwers ältesten Freund, der nach TOTAM desertierte und auf dem Weg dahin unermesslichen Schaden anrichtete.

Oder denken wir an den unheimlichen Soffrol, den Rächer von Breeth-Fgahn. Wie rigoros er gerade zum Schluss seine emotio­nale Unterkühlung zeigte, war schon ziemlich moralisch empö­rend. Mein alter und leider seit über zwanzig Jahren toter Brief­freund und OSM-Leser Peter Servay meinte damals, Soffrol sei ein monströser Charakter von abgrundtiefer Bösartigkeit – ich verteidigte den Rächer von Breeth-Fgahn.

Warum tat ich das? Weil er mein Charakter ist und sich das eben für einen Autor so gehört? Nein, das griffe zu kurz. Es ist mehr eine Frage der Verantwortung. Verantwortung gegenüber einem Massenmörder, der ganze Völker ins Verderben stürzt? Ja, durchaus. Man muss Wesen wie Soffrol nicht mögen, aber ich bin auch heute noch der Auffassung, dass er zu den interessan­testen und schillerndsten Charakteren des Oki Stanwer Mythos gehört und deshalb nicht kurzsichtig in Bausch und Bogen ver­worfen werden darf. Selbiges gilt übrigens auch für jemanden wie Klivies Kleines, der gleich Soffrol einen tiefen Abgrund von finsteren Geheimnissen darstellt.

Natürlich könnte man auch Kleines‘ Rolle in diesem KONFLIKT konsequent verurteilen. Aber es stellt sich die Frage, ob das ir­gendwie konstruktiv ist. Ich würde, gemessen an der Informati­onsgrundlage, die euch derzeit zugänglich ist, konsequent sa­gen: Nein. Wie jeder ernstzunehmende Forscher ist in diesem Fall zu konstatieren, dass wir zu wenig valide Daten haben und eine Bewertung deshalb noch nicht vorgenommen werden kann.

Gleichwohl: Intriganten wird es immer wieder geben. Sowohl dem monströsen Soffrol wie auch dem undurchschaubaren Klei­nes werdet ihr wieder begegnen (Kleines schon in der kommen­den Woche in Close-Up 23). Andere Wesen ähnlichen Formats kommen übrigens hinzu, das darf ich schon mal so in den Raum stellen.

Wenn wir uns von derlei Fragen entfernen, zeigt sich recht deut­lich, dass der aktuelle heutige Meilenstein, der Abschluss der Digitalisierung des KONFLIKTS 14, mich einen guten Schritt in Richtung einer vollständigen digitalen Erschließung des schon vorhandenen OSM näher gebracht hat. Schauen wir uns das kurz mal an – was ist jetzt schon an Serien digitalisiert, was steht noch aus?

Fertig sind:

KONFLIKT 15 (2002-2005)

KONFLIKT 17 (2005-2011)

KONFLIKT 18 (2011-2018)

und

KONFLIKT 14 (2013-2020)

In Arbeit befindlich sind derzeit:

KONFLIKT 12 (begonnen 2007, aktuell erreicht ist Bd. 92)

KONFLIKT 13 (begonnen 2020)

Offen für die Digitalisierungsprojekte der nahen Zukunft bleiben folglich noch diese abgeschlossenen OSM-Serien:

KONFLIKT 16 (1983-1998, Digitalisat noch nicht begonnen)

KONFLIKT 20 (1984-1997, Digitalisat noch nicht begonnen)

sowie

KONFLIKT 23 (1988-1994, Digitalisat noch nicht begonnen).1

Ihr seht daran, dass das Ende der Fahnenstange der Digitalisie­rung in den nächsten Jahren noch nicht erreicht ist, nicht mal näherungsweise. Ich hoffe, bis Ende 2021 den KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ abschließen zu können, wäh­rend ich zugleich energische Anstrengungen unternehmen wer­de, die KONFLIKTE 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ so­wohl im E-Book wie in der Episodenform voranzutreiben.

Hinzu kommt die Arbeit an dem sehr kurzen KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“, bei der ich hoffentlich auch 2021 zum Abschluss kommen werde.

Zunächst aber liegt ein weiterer phantastischer Meilenstein un­mittelbar voraus, auf den ich mich konzentrieren werde: OSM-Band 2000, der jetzt schon über 90 einzeilige Seiten umfasst. Ja, wer sagt, das sei doch jetzt eher ein Roman, der hat recht. Aber das EXIL HANKSTEYN, um das es hier geht, rechtfertigt diese Handlungsbreite. Es gibt da wirklich unfasslich viele Prot­agonisten und sehr heterogene Handlungsräume … ich sage euch ein wenig mehr, sobald der Band abgeschlossen ist, das ist nur noch eine Frage weniger Wochen.

Soviel also für heute zum aktuellen Meilenstein. In der kommen­den Woche schauen wir uns weiter auf dem neuen KONFLIKT-Schau­platz um, in der Galaxis Milchstraße im Jahre 7473.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Für die Detailinformationen konsultiert ihr bitte die OSM-Wiki auf meiner Homepage.

Silvesterblog 2020

Posted Dezember 31st, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich würde mal sagen, wenn ich so auf das scheidende Jahr 2020 zurückblicke, so geht es wohl uns allen ähnlich: Pläne und Vor­sätze waren in reichlichem Maße vorhanden, aber deren Umset­zung wurde von einem winzigen Organismus mit dem wissen­schaftlichen Namen COVID-19, auch landläufig als „Corona“ ver­allgemeinert, grundlegend und in unvorhersehbarer Weise ver­eitelt. Die Welt, in der wir uns aktuell befinden und das wohl noch eine recht lange Zeit, ist von der „vor Corona“ so gründlich verschieden, dass sicherlich viele von meinen Lesern – und ich selbst zeitweise auch – das Gefühl hatten, in einer Art von aben­teuerlichem dystopischen Setting festzustecken, eine Art „Ju­manji“ der unangenehmsten Art.

Warum? Weil wir nicht einfach eine Aufgabe erfüllen müssen wie ein Feuerjuwel zurückzubringen, ein Zauberwort zu rufen, und all die Alpträume hinter uns zu lassen. Das ist eine Form von Eskapismus der unterhaltsamen Art. Die Wirklichkeit, in der wir leben, sieht bedauerlicherweise gründlich anders aus, und mit der müssen wir weiterleben, ob es uns gefällt oder nicht.

Nun, mir gefällt diese gründlich veränderte Welt nicht, und auch da weiß ich mich mit Millionen Menschen weltweit in guter Ge­meinschaft. Das Corona-Virus stellt die Systemfrage, strangu­liert die Zivilgesellschaft und die Wirtschaft gleichermaßen, stellt alte Gewohnheiten auf den Kopf und bringt alles aus dem Takt. Wenn ich das Jahr 2020 als „das Corona-Jahr“ bezeichne, so ist das nichts als die lautere Wahrheit.

2020 ist auch das Jahr gewesen, in dem ich naiv glaubte – siehe Silvesterblog 2019 – , noch eine Menge hochfliegender Pläne umsetzen zu können. Neue E-Books sollten erscheinen, weitere Print-Ausgaben meiner schon publizierten Werke … und tatsäch­lich sah das anfangs ja auch ganz danach aus. Dass im März schon alles Schiffbruch erlitt und ich auf völlig andere Weise dem Jahresende zustreben würde, stand nicht zu erwarten. Schauen wir uns doch mal näher an, was ich schaffte und was nicht.

Punkt 1: Neue E-Books bei Amazon habe ich nicht realisiert. Schade, aber nicht zu ändern.

Punkt 2: Am 14. Januar begann ich – vielleicht etwas voreilig – mit der nächsten Digitalisierungs-Baustelle, dem KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (1983-1985). Allzu weit gekommen bin ich dort noch nicht, was primär daran liegt, dass ich auch die alten Vorversionen einbeziehen will. Der Stil der Werke ist, zeitgemäß, unterirdisch, aber der Vollständigkeit halber muss das sein. Das ist auch wichtig für die Fortsetzung der CLOGGATH-KONFLIKT-E-Books, die ja auf diesen alten Ideen fußen.

Punkt 3: Am 27. Januar konnte ich das aktualisierte Update des OSM-Kompendiums „Die Tiefen des inneren Universums“ fertig­stellen. Eigentlich wollte ich das mit Daniel Neigel als kleine, ak­tuelle Broschüre drucken lassen, aber da speziell die Corona-La­ge unseren Kontakt zusammenbrechen ließ, konnte dieser Plan nicht realisiert werden … in gewisser Weise sinnvoll, da ich im OSM deutlich weiter kam, als ich im letzten Silvesterblog noch mutmaßte. Das bedeutet: das Kompendium ist eigentlich be­reits wieder veraltet.

Punkt 4: Wie schon vorausgesagt, konnte am 16. Februar der OSM-Band 1950 „Rätsel von EWIGKEIT EINS“ vollendet wer­den (Band 43 der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“).

Punkt 5: Im Frühjahr starb einer meiner Lieblingsautoren, Clive Cussler, hochbetagt, und es erwies sich als eine selbst gestellte Verpflichtung, mit „Ein Freund der See und des Abenteu­ers“ einen recht ausführlichen Nachruf zu verfassen, der inzwi­schen mehrfach publiziert werden konnte. Sein Sohn und die Coautoren werden aber dafür sorgen, dass sein Name und seine Helden weiterleben, und das ist gut so.

Punkt 6: Am 10. Mai gelang es endlich mit Jahren Verspätung, den Roman „Odyssee in Arc“ (1987!) abzuschreiben und so zu digitalisieren. Eine wichtige, bislang versäumte Vorarbeit für eine gründliche Umarbeitung. Wann ich diese Baustelle weiter bewirtschafte, vermag ich zurzeit noch nicht zu sagen.

Ebenfalls im Mai vertiefte ich mich in die Glossare der sechs Arc-Romane und stellte sie zumindest rudimentär fertig. Mit Le­ben gefüllt werden müssen sie dann aber erst noch.

Punkt 7: Da ich ab dem 1. Juni 2020 wieder an der Universität zu arbeiten begann (zunächst auf einer 85 %-Stelle, ab 1. Okto­ber dann Vollzeit), kam ich bezüglich neuer Geschichten oder Überarbeitungen quasi gar nicht mehr vom Fleck. Eine der letz­ten Baustellen, die ich abzuschließen imstande war, betraf das Digitalisat des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“, das am 14. August endlich vollendet werden konnte. Aber wie oben angedeutet, habe ich ja mit dem Digitalisat des KONFLIKTS 13 begonnen. Es bleibt also bis auf weiteres bei der parallelen Abschrift und Kommentierung zweier alter OSM-Serien.

Punkt 8: Am 24. August kam ich recht unerwartet dazu, die No­velle „Kontrollverlust“ abzuschließen. An der hatte ich be­kanntlich schon ein paar Jahre halbherzig herumgeschrieben, aber als Abkühlung taugte diese Fassung, die fast komplett in der Arktis auf einer geheimnisvollen Insel mit mörderischen Be­wohnern spielt, in der heißen Sommerzeit allemal. Und nein, falls ihr fragt: publiziert ist sie noch nicht.

Punkt 9: Im September begann ich dann eine weitere Baustelle zu bewirtschaften, nämlich das erste von drei noch ausstehen­den OSM-Serienglossaren zu erstellen, diesmal für KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“. Das ist gewisserma­ßen die Vorarbeit für die weiteren Close Up-Artikel. Während ich das noch nicht mal begonnene Digitalisat der Serie nicht zu Grunde legen kann, wenn ich voraussichtlich im Sommer/Herbst 2021 die letzten Close Up-Artikel zum KONFLIKT 15 verfasse, weiß ich dank der fürs Glossarerstellen notwendigen Lektüre der Serie wieder, wie die Handlung verlief.

Punkt 10: Gleich im darauf folgenden Monat Oktober hatte ich diese Aufgabe des Roh-Glossars für KONFLIKT 16 abgeschlossen und ging über zum Roh-Glossar-Erstellen für KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“. Damit kam ich dann im No­vember 2020 durch.

Punkt 11: Jetzt, wo ich diese Zeilen verfasse, habe ich gerade damit begonnen, das Roh-Glossar für die letzte noch nicht er­fasste OSM-Serie in Angriff zu nehmen, KONFLIKT 23 „Oki Stan­wer – Der Dämonenjäger“ (1994 vollendet). Das ist sozusagen die Kür des Ganzen, weil hier das neue OSM-Konzept geboren worden ist und die inhaltliche Durchdringung schon seit 20 Jah­ren verschleppt wurde. Zurzeit mache ich da wirklich spannen­de Entdeckungen. Aktuell befinde ich mich in der Verzeichnung der 40er-Bände, es geht also recht zügig voran.

Woran habe ich noch weiter gearbeitet? Zum Beispiel an der Novelle „Das Geheimnis von Church Island“, die ich das letzte Mal erwähnte. Auch hier ist der ursprüngliche Zeitplan in­zwischen obsolet geworden, aber ich kam gut voran und bin gu­ter Hoffnung, im Frühjahr 2021 die Geschichte fertig stellen und wohl auch veröffentlichen zu können. Wo und wie? Das muss ich noch ausloten.

Am direkt daran anschließenden E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“ kam ich nur sehr bedingt weiter, dasselbe gilt für das E-Book „BdC 2: Gestrandet in Bytharg“, die ich nun organisatorisch ins kommende Jahr ver­lagern muss. Selbiges gilt leider auch für das E-Book „TI 32: Krisenherd Xoor‘con“. Ich wünschte sehr, ich wäre weiter ge­kommen, aber das ließ sich beim besten Willen nicht umsetzen.

Relativ überraschend kam für mich dann, dass ich am 2. Okto­ber in einer kurzen Urlaubspause die Energie aufbrachte, den OSM-Band 2000 zu verfassen, ein Werk mit weit mehr als hun­dert einzeiligen Seiten Umfang. Zugleich ist dieser Band mit dem Titel „Tödliche Entscheidung“ (Band 54 der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“) eine Geschichte, an der ich ge­schlagene 12 Jahre gefeilt habe und der Abschlussband eines mehrteiligen Zyklus, den ich anno 2003 begann … ein äußerst würdiges Ergebnis für diese epochale Bandnummer, wie ich fin­de. Aktuell hat der OSM schon den Band 2007 erreicht und schreitet munter weiter voran, soweit meine Zeit das gestattet.

Was die Digitalisate angeht, so bin ich bei KONFLIKT 12 (Digitali­sat: 12Neu) schon auf Band 100 angelangt.

Werfen wir einen Blick auf die Blogartikelserien. Jüngst habe ich mit dem Rezensions-Blog 300 die dritte Gesamtaufstellung der rezensierten Bücher veröffentlicht. Faktisch fertig sind aber schon alle Blogartikel bis Band 329 … ihr seht, ich bin ein gutes halbes Jahr im Voraus, im regulären Blog konntet ihr vor kurzem Teil 408 lesen. Hier gibt es ebenfalls schon einiges an fertigen weiteren Texten, aber so leicht wie im Rezensions-Blog fällt mir das da natürlich nicht. Da werde ich im Januar wieder deutlich stärker Hand anlegen müssen.

Ebenfalls noch eine Baustelle ist das, was ich damals im letzten Silvester-Blog ankündigte, nämlich eine Übersetzung des „Kat­zen“-Printwerks ins Englische. Da hoffe ich, im Jahre 2021 end­lich einen entscheidenden Schritt voran zu kommen.

Wie sieht die Besucherfrequenz meiner Webseite www.oki-stanwer.de aus? Da kann ich nur einen vorläufigen Stand geben, wie immer. Heute (30. Dezember) kann ich einen Stand von 271.721 Klicks vermelden, was einer täglichen Durchschnittsfre­quenz von rund 744 Zugriffen entspricht. Es ist also wirklich be­merkenswert, wie oft meine Seite besucht wurde. Ich hoffe, das hält weiterhin an.

Abschließend sei wie stets meinen Freunden vom Förderverein Phantastika Raum & Zeit e.V. und dem Team von Thrillkult-Me­dia sowie meinem Grafiker Lars Vollbrecht gedankt, auch wenn ich dieses Jahr aus den oben erwähnten Gründen quasi nicht zur Fortsetzung der Zusammenarbeit gekommen bin, was ich sehr bedaure. Ich hoffe, dies im Jahr 2021 wieder im positiven Sinne ändern zu können.

Mit vollmundigen Planankündigungen für das neue Jahr möchte ich mich heuer lieber zurückhalten … da wir nicht wissen, wie lange uns die Corona-Pandemie noch in Atem halten wird – ich gehe davon aus, dass uns das einen erheblichen Teil des Jahres kosten wird. Hinzu kommen organisatorische und publizistische Arbeiten im Rahmen des universitären Projekts, in dem ich be­schäftigt bin, andere Unwägbarkeiten mögen hinzutreten.

Ich hoffe insgesamt aber schon, dass sowohl ihr wie auch ich gesund bleiben werden, wir uns an die Sicherheitsabstände und die Schutzmaßnahmen halten wollen, und sobald der Impfstoff gegen COVID-19 (zumindest die hauptsächliche aktuell wirksa­me Variante!) in ausreichender Menge vorliegt, wir uns einer immunisierenden Impfung unterziehen werden. Das ist jeden­falls mein fester Vorsatz für 2021.

Im nächsten Silvesterblog, der heute in einem Jahr fällig wird, möchte ich gern wieder ein paar schöne Erfolgserlebnisse ver­zeichnen. OSM 2050 etwa (eine durchaus realistische Vorstel­lung, wenn man sich anschaut, wie rasch ich von Band 1900 zu Band 2000 vorgestoßen bin), weitere Meilensteine (z.B. ein ferti­ges Digitalisat der Serie „Horrorwelt“, wo ich immerhin schon in den 140er-Episoden bin. Es gibt nur rund 175, das sieht also sehr gut aus). Und natürlich möchte ich zu gern eine Reihe von wichtigen OSM-Episoden vollenden, um den Berg an „Baustel­len“ etwas zu verkleinern.

Lasst euch mal überraschen, wie viel ich davon dann auch tat­sächlich umsetzen kann. Bleibt neugierig und verfolgt meine kreative Entwicklung stets zum Monatsende in den „Work in Pro­gress“-Blogs. Danke, dass ihr mir die Treue haltet, auch wenn ich momentan nicht zuverlässig E-Books vorlegen und für neuen ausführlichen Lesestoff sorgen kann. Ich bin guter Dinge, dass sich das alsbald wieder verbessern wird.

Jetzt bleibt mir nur noch, euch einen guten Rutsch ins Jahr 2021 zu wünschen. Bleibt gesund, neugierig und kreativ, Freunde! Danke, dass es euch gibt!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

(BS, 13.-30. Dezember 2020)

Rezensions-Blog 301: Die dunkle Festung (4/E)

Posted Dezember 30th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

tja, und als ich diese Abschlussrezension zum letzten Band des „Commonwealth-Zyklus“ von Peter F. Hamilton anno 2007 nie­derschrieb, war ich – ihr werdet es sehen – vollkommen über­wältigt und im extrem positiven Flow. Nun könnte man glauben, dass ich, als ich anno 2011 den Zyklus das zweite Mal las (um auf seinen Folgezyklus „The Void“ vorbereitet zu sein), deutlich kritischer gewesen und infolgedessen die Rezension abgeändert haben müsste.

War das so?

Nein, keinen Deut. Ich kann durchaus mit The Guardian zustim­mend konstatieren: „Das beste Buch, das Hamilton in den letz­ten Jahren geschrieben hat.“ Das trifft absolut den Kern. Her­ausgekommen ist nicht nur ein rundum gelungener Zyklus­schluss, sondern auch ein hochdramatisches Garn, das jede Menge offene Enden abschließt (und einige weitere bestehen lässt bzw. neue Rätsel aufploppen lässt). Zwar bin ich mit Su­perlativen immer ein wenig vorsichtiger als etwa Journalisten, aber das hier ist wirklich eine gelungene, menschliche Space Opera. Darin unterscheidet sie sich grundlegend etwa von ähnli­chen Zyklen eines Stephen Baxter, bei dem ich immer die ab­weisende Kälte und Unnatürlichkeit der menschlichen (!) Prot­agonisten moniere.

Hamilton versteht es echt, vielschichtige Charaktere mit menschlichen Verhaltensweisen zu kreieren. Das gelingt nicht jedem.

Wer also sich bislang durch die ersten drei – wenn man das Jeff Baker-Präludium hinzuzählt, sind wir sogar bei vier Romanen – genussvoll gegraben hat, wird hier einfach nur rasant weiter­schmökern wollen und ganz dieselbe Leseerfahrung machen wie – gute Bücher wie dieses hier sind viel zu schnell ausgelesen!

Also, Vorhang auf zum letzten Akt des Commonwealth-Dramas:

Die dunkle Festung

Commonwealth-Zyklus Roman 2, Teil 2

(OT: Judas Unchained, Part II)

von Peter F. Hamilton

Bastei 23304 [sic!]1, April 2007

800 Seiten, TB; 9.95 Euro

Deutsch von Axel Merz

ISBN 3-404-23304-2

Lange hat der Leser warten müssen, bis endlich der für Dezember 2006 angekündigte Abschlussband des Commonwealth-Zyklus vorliegt, und man ist wirklich sehr bekümmert, wenn man das Buch zur Seite legt, das ange­sichts der Probleme, die nur andeutungsweise gelöst werden, wirklich gern noch hundert Seiten länger hätte sein können. Aber Moment mal, Freunde … ihr wisst ja noch gar nicht, was ich weiß. Also einen Gang zu­rück und hinein in die Geschichte:

Wir erinnern uns – das irdische Commonwealth mit seinen rund 600 besie­delten Welten, von denen viele von langlebigen irdischen Dynastien be­herrscht werden (eine gewisse Parallele zur edenitischen Gesellschaft zeichnet sich hier ab, wie sie im Armageddon-Zyklus existierte, ohne aber auch nur näherungsweise die dortigen Dimensionen zu erreichen), wird von einer Invasion heimgesucht. Der ferne Stern Dyson Alpha, den vor we­nigen Jahren der Astronom Dudley Bose entdeckte und zum Missionsziel für das erste Weitstreckenraumschiff der Menschheit machte, hat sich buchstäblich als „Stern der Pandora“ entpuppt, denn das Erscheinen der Menschen löste die gewaltige Sphäre auf, die das gesamte Sonnensystem umhüllte. Seither sind die solaren Welten einem unerbittlichen Ansturm von Kampfschiffen und Motile-Fußsoldaten der Primes ausgesetzt, die von einem Wesen namens MorningLightMountain gelenkt werden. Hinter der Attacke steht, aber das ist noch nicht klar, der eindeutige Wunsch Mor­ningLightMountains, die menschliche Rasse auszurotten, ja, alles Leben, das nicht der Prime-Spezies entstammt.

Die Raum-Navy und die Dynastien versuchen so schnell als möglich, Kampfgeschwader zu schaffen und vor allen Dingen furchtbare Vernich­tungswaffen, denn die Primes lernen schrecklich schnell. 23 Welten des Commonwealth, die „Lost 23“, haben sie schon überrannt, Millionen Kolo­nisten sind auf der Flucht, und jederzeit können die Gegner wieder angrei­fen. Das droht umso mehr, als der Überraschungsschlag gegen das so ge­nannte „Höllentor“, den Brückenkopf der Primes, auf halbem Weg zum System Dyson Alpha gelegen, ein Fehlschlag gewesen ist.

Soweit die Außenpolitik.

Innenpolitisch ist ebenfalls die Hölle los, und das hat zu tun mit einem le­gendären Wesen, das man den „Starflyer“ nennt. Der Terrorist Bradley Jo­hansson, der Gründer der „Guardians of Selfhood“, einer sektenartigen und in Clans organisierten Gemeinschaft, die ihren Ursprung auf der abge­schiedenen und rückständigen Welt Far Away hat, behauptet immer: der Starflyer entstammt dem extraterrestrischen Wrack, das auf Far Away von den Kolonisten gefunden wurde, und er habe den Weg ins Commonwealth gefunden, um hier die herrschenden Gruppierungen zu infiltrieren. Er sei ein Erzfeind der Menschheit, der ihrer aller Vernichtung plane. Das Ziel der Guardians sei es, den Starflyer an der Rückkehr nach Far Away zu hindern oder, wenn dies misslinge, dort den letzten Kampf zu führen, sozusagen „die Rache des Planeten“ zu ermöglichen. Was genau das ist, wird erst sehr spät klar, aber dann fallen alle Mosaiksteine seit Band 1 an ihre richti­ge Stelle, auf atemberaubende Weise.

Johansson, um noch mal zu ihm zurück zu kommen, erkennt sowohl in der Entdeckung von Dyson Alpha, dem Flug des Sternenschiffs als auch in der Invasion der Primes die „Handschrift“ des Starflyers.

Natürlich glaubt niemand einem Terroristen, schon gar nicht Chief Investi­gator Paula Myo, die Johansson und seinen Waffenlieferanten Adam Elvin, einen gescheiterten radikalen Sozialisten, schon seit 130 Jahren jagt. Was zeigt, wie gerissen und gefährlich die Gegner sind: Myo genießt den legen­dären Ruf, niemals einen Fall zu verlieren und nie zu versagen.

Inzwischen jedoch haben Attentate, Verrate und Intrigen selbst die Krimi­nalistin von der Existenz des Starflyers überzeugt. Leider zu spät: in ihrem eigenen Pariser Sicherheitsbüro saß über viele Jahre einer der Agenten, der nun auf der Welt Illuminatus ein Blutbad angerichtet hat. Aber dieses Blutbad hat, so pervers es klingen mag, seine positiven Seiten: er bringt Myo und die Starreporterin Mellanie Rescorai zusammen, die sich aus be­greiflichen Gründen nicht ausstehen können. Und sie verhaften eine Diene­rin des Starflyers, unangenehmerweise eine Angehörige der Großen Dy­nastien. Myo lässt sie auf dem außerirdischen stationären Artefakt High Angel von einem Angehörigen der Rasse der Raiel mental durchleuchten, und tatsächlich ist dieser Raiel daraufhin imstande, andere Starflyer-Agen­ten zu enttarnen.

Admiral Wilson Kime und seine engsten Mitstreiter in der Führung der Dy­nastien, allen voran Nigel Sheldon und Justine Burnelli, begreifen jetzt end­gültig, dass sie Kontakt zu Johansson brauchen. Wenn wirklich Far Away der Knotenpunkt des verheerenden Netzes ist, das den Intrigen des Star- flyers zugrunde liegt, dann müssen sie ihn an der Rückkehr hindern. Allerdings müssen sie konsterniert feststellen, dass vor langer Zeit jemand verhindert hat, diese Möglichkeit wahrzunehmen – ein Verschollener namens Ozzie Fernandez Isaacs. Was die bestürzende Frage aufwirft, ob Ozzie selbst zu den Agenten des Starflyers zählt.

Bevor jemand diese Furcht erregende Vorstellung verfolgen kann – Furcht erregend deswegen, weil Ozzie zusammen mit Nigel Sheldon einst die Wurmlochtechnologie entwickelte, auf der das gesamte Commonwealth basiert! – , schlagen die Primes erneut zu. Diesmal schicken sie Zehntau­sende von Kampfschiffen in weitere 48 Systeme, darunter ins Zentralsys­tem Wessex. Und sie feuern rätselhafte Waffen in die Sonnen der Systeme selbst ab …

Derweil „hängt“ Ozzie Isaacs mit dem halbwüchsigen Orion und dem exoti­schen Alien Tochee im „Gashalo“ der gleichfalls außerirdischen Silfen her­um. Wie erinnerlich war er ja eigentlich etwa zeitgleich mit dem Beginn der Dyson-Alpha-Mission aufgebrochen, um über die geheimnisvollen Sil­fenpfade Kontakt mit den menschenscheuen Aliens aufzunehmen, fest davon überzeugt, dass sie über Dyson Alpha Bescheid wissen.

Dummerweise verirrten sich Ozzie und seine Freunde monatelang auf den Pfaden, strandeten auf einer fast tödlichen Eiswelt … und nun erfahren sie im Gashalo tatsächlich, was sie wissen wollen. Nur leider viel zu spät: in der Welt der Menschen sind beinahe drei Jahre vergangen, Millionen Men­schen sind bei den Angriffen der Primes ums Leben gekommen, und Nigel Sheldon hat zwangsweise eine Genozid-Strategie eingeschlagen. Admiral Kime hat seinen Hut nehmen müssen … Ozzie beschließt, schleunigst zu­rückzukehren. Allerdings ist ihm überhaupt nicht klar, was ihn erwartet …

Und dann sind da die Guardians. Sie planen, das momentan weitgehend isolierte Tor auf der Welt Boongate zu durchschreiten, um sich mit ihren Gefährten auf Far Away zu vereinen. Gemeinsam wollen sie verhindern, dass der Starflyer die Möglichkeit zur Flucht wahrnimmt – denn das Institut der Halgarth-Dynastie, das eigentlich das gestrandete Alienschiff untersu­chen sollte, hat es in Wahrheit in Stand gesetzt: alle Bediensteten sind Sklaven des Starflyers, und inzwischen sind sie dabei, die Clans der Guar­dians abzuschlachten. Für Adam Elvin und seinen Mentor Johansson das eindeutige Indiz dafür, dass der Starflyer zurückkehrt, bevor die Primes dem Commonwealth den Garaus machen – ganz wie vom Starflyer er­wünscht.

Dabei scheint ihnen das unheimliche Alien stets einen Schritt voraus zu sein. Schlimmer noch: auf Far Away müssen die seltsamen Verbündeten, die hier schließlich gegen die Macht des intriganten Außerirdischen antre­ten, erkennen, dass da noch immer der Judas ist, der von Anbeginn den Untergang der Menschheit im Auftrag des Starflyers betrieben hat. Und er ist mitten unter ihnen, noch immer nicht entlarvt …

Wollte ich behaupten, das Buch sei spannend, wäre das wohl die Untertrei­bung des Jahrhunderts. Langweilig wird es an keiner Stelle, und es ist wirk­lich – leider, möchte man fast sagen – kein Problem, 200-300 Seiten am Tag an dem Buch zu lesen. Das Lesevergnügen ist damit bedauerlicherwei­se sehr schnell zu Ende (bei mir dauerte es vier Tage, seufz. Und ich ließ mir ZEIT!). Gute Bücher – ihr kennt diese Meinung von mir – sind halt stets immer zu kurz. Das trifft besonders auch auf dieses Buch zu.

Sehen wir mal von dem völlig unzutreffenden Cover und auch dem reich­lich unpassenden Ersatztitel dieses Buches ab, es gibt Schlimmeres. Die Positiva überwiegen bei weitem: Wir bekommen als Leser sehr schnell sehr viel „Input“, und das betrifft nicht nur so obskure, abseitige Themen wie den „Großen Wurmloch-Raubzug“ und die meteorologischen Daten vom Mars, die für die Guardians so wichtig sind. Wir erfahren stattdessen auch einiges über die „Rache des Planeten“, darüber, was der „entfesselte Ju­das“ in der dunklen Festung wirklich gemacht hat, wie der Starflyer aus­sieht, woher er stammt, wo er sich aufhält (und das ist wirklich eine gelun­gene Überraschung, die Zugfans auf ihre Kosten kommen lassen wird!).

Es gibt freilich auch Dinge, die keine Aufhellung finden. Warum beispiels­weise kennen sich die Barsoomianer auf Far Away (die nie von dort wegge­gangen sind) und die Rasse der Raiel, die im „High Angel“ Zuflucht gefun­den hat (und nie von dort weggeht)? Was ist mit dem Gigalife? Was ist mit den Erbauern der Barriere um Dyson Alpha (ja, schon, man erfährt was über sie, aber …)? Was ist mit der menschlichen Supreme Intelligence (SI)? Meine in der letzten Rezension geäußerte Hypothese fiel in sich leider zu­sammen, weil der ganze Handlungsstrang annulliert wurde – vermutlich ging Hamilton da beim Schreiben auf, dass sich Ozzies Habitat doch nicht so sehr von einem edenitischen Konstrukt unterschied (allerdings ist ein Ausblenden dieser Vorstellungen durchaus nicht identisch damit, dass sie nicht der Realität entsprechen könnten, wir haben also noch Hoffnung …).

Als der Kampf in die entscheidende Phase geht, spielt er sich an mehreren Fronten ab, von denen wenigstens eine schwer bis nicht vorhersehbar war. Die andere Kampflinie zieht sich über den Weg nach Far Away, und was hier für ein Feuerzauber entfesselt wird, das ramponiert die Nerven des Le­sers doch manchmal beträchtlich. Und nicht nur der Feuerzauber.

Genaue Leser werden die Identität des „entfesselten Judas“ spätestens seit dem Ende des letzten Romans kennen, aber bis sie dann endlich gelüf­tet wird (für die Leute, die ständig mit dieser Person Umgang haben und ihr vertrauen!), da vergeht peinigend viel Zeit. Zeit, in der dieser „Judas“ und die anderen in hohen Positionen des Commonwealth jede Menge Schaden anrichten und Blut vergießen. Und als es dann eine Hauptperson trifft, ist dem Leser wahrscheinlich so zumute wie mir selbst – ich war ein paar Minuten wie betäubt und dachte, der „Judas“ hätte MIR das Vibrator­messer ins Gehirn getrieben. Fürwahr ein ganz übles Gefühl, Freunde.

Und am Schluss? Was ist denn am Schluss? Wir erinnern uns des eher kläglichen Schlusses am Ende von Hamiltons Armageddon-Zyklus, wo eine Hauptperson quasi göttliche Kräfte erhält, um die Dinge wieder zu richten. Das war wohl eine von Erschöpfung und Frustration diktierte Lösung, die dem Zyklus doch einiges von seinem Reiz nimmt. Keine Sorge – so etwas geschieht hier nicht, und das ist wirklich wohltuend. Stattdessen gibt uns der Autor ein faszinierendes Rätsel auf, das die Neugierde wach hält, näm­lich die auf seine nächsten Romane. Ich deute einmal freundlich an: Die Guardians of Selfhood haben eine seltsame Vorstellung vom Jenseits, und in diesem Buch wird dieses Jenseits wahrlich oft angerufen, die mystischen „träumenden Himmel“. Ein im übrigen sehr physischer Ort, wie gründliche Leser entdecken werden.

Vermutlich steht im Original etwas leicht davon Abweichendes, nämlich etwa „dreaming Void“, was man eher als „träumende Leere“ interpretieren sollte. Und dann darf man natürlich gespannt sein, was Hamilton wohl mit seinem nächsten Zyklus vorhat, dessen erster Band Ende 2007 auf Deutsch erscheinen soll. Im Englischen trägt er den Titel „The Void“, und einer der drei voluminösen Romane soll doch tatsächlich „The Dreaming Void“ heißen und im Commonwealth-Universum spielen, nur eben tausend Jahre in der Zukunft. Und wer noch neugieriger geworden ist, kann sich auf Hamiltons Homepage bereits die „Timeline“ für die zwischen der Jetztzeit („Commonwealth-Zyklus“) und dem neuen Romanwerk („Void-Zyklus“) ver­streichende Zeit anschauen. Es gibt eine Menge Wiedersehen mit guten, alten und liebgewonnenen Personen, soviel kann man jetzt schon sagen. Von den vielen unerwarteten Dingen mal ganz zu schweigen …

Ach ja, und dann ist da natürlich noch Cat. Und wie sagte es ein Leser auf der Homepage von Hamilton so treffend? „What the Hell is the Cat doing?“ Ja, wer weiß? Es klingt danach, als sei der Alptraum des Starflyers noch nicht vollständig „ausgeträumt“. Wir werden es sehen, Freunde. Denn wenn man einmal nach der Commonwealth-Welt süchtig ist, kommt man nicht mehr davon los. Lasst euch anstecken, ihr werdet es nicht bereuen …

© 2007 by Uwe Lammers

Und auch in der kommenden Woche, der ersten im Januar 2021, stelle ich euch ein megaspannendes Buch vor, in dem diesmal mit Boyd Morrison ein neuer Coautor von Clive Cussler die Bühne betritt. Den Namen muss man sich unbedingt merken, ihr werdet nächste Woche sehen, warum.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Ja, auch Verlage machen Fehler, in diesem Fall mit der Nummerierung. Ginge man da­nach, müsste dieser Band vor „Der entfesselte Judas“ publiziert worden sein, was na­türlich Nonsens ist.

Liebe Freunde des OSM,

das Hinübergleiten in einen warmen Herbst war für mich das Schönste, was es seit langem gegeben hatte. Die Hitzewellen des Sommers, ihr wisst das, sind nicht so die Art von Klima, in dem ich meine kreativen Fähigkeiten entfalten kann, und das war anno 2020 wegen der anhaltenden Einschränkungen auf­grund der Corona-Pandemie noch weniger der Fall als in frühe­ren Jahren.

Außerdem war ich gedanklich daheim durch die Arbeiten am Rohglossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (KONFLIKT 16) noch ordentlich abgelenkt und kam, weil ich ja dafür die gesamte Serie Zeile für Zeile zu lesen hatte, auf faszi­nierende Gedanken.

Eine Eintrübung stellten diverse Todesfälle dar, die in der phan­tastischen Community zu beklagen waren, angefangen vom Tod des Darstellers des „Black Panther“ in den Marvel-Filmen, Chad­wick Boseman, im Alter von gerade einmal 43 Jahren. Und als dann auch noch Diana Rigg im hohen Alter final in diesem Mo­nat von meinem Radar verschwand, war es an der Zeit, mich an ihre Glanzrolle der „Emma Peel“ in der Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ (engl. „The Avengers“) zu entsinnen und mir die Folgen sukzessive wieder einmal zu Gemüte zu führen. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Von den anderen, lei­der zahlreichen Todesfällen, schweige ich an dieser Stelle und verweise auf die Ausgabe 445 des Fanzines „Baden-Württem­berg Aktuell“ (BWA), Oktober 2020.

Ich konnte im verstrichenen Monat 18 Werke beenden, was auf den ersten Blick wenig erscheint. Auf den zweiten auch, handelt es sich bei elf davon doch um Blogartikel. Aber dennoch werte ich diesen Monat als durchaus sehr erfolgreich.

Wie komme ich dazu? Nun, schaut euch das mal im Detail an und schmökert euch besonders durch meine kursiven Anmer­kungen:

Blogartikel 404: Work in Progress, Part 93

(OSM-Wiki)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

Anmerkung: Auch wenn diese Serie mit 125 Episoden zu den umfangreichsten überhaupt gehört und zu den drei letzten, die noch nicht digitalisiert sind, kam ich überraschend schnell mit der Rohglossierung durch, die letzten Endes auch über 120 Sei­ten Umfang erreichte. Alsbald werde ich hier fortfahren, aber es kann als sicher gelten, dass die finale Form des Glossars erst eine Möglichkeit der Realisierung findet, wenn ich – mutmaßlich in einigen Jahren – mit der Digitalisierung der Serie begonnen habe.

Und ja, ich freue mich schon darauf. Speziell ab Band 50 ist die Serie so rasant und dramatisch, dass ihre Lektüre zum Glossie­ren ein reines Vergnügen war.

12Neu 93: Die Geheimwaffe

12Neu 94: Der Berinnyer-Forscher

(12Neu 95: Austrittspunkt Bestcaan)

(12Neu 96: Oki und die Yesvaa)

(12Neu 97: Spähtrupp nach Tyalcoor)

(12Neu 98: Hauch der Vernichtung)

(NK 54: Tödliche Entscheidung)

Anmerkung: Auf diesen Titel muss ich etwas näher eingehen. Er findet sich zwar relativ früh in der Darstellung, in meinem Heft vor dem 11. September, aber wirklich zum Weiterschreiben an diesem Band kam ich erst ab dem 25. September. Da begann meine eine Urlaubswoche, und nach etwas zögerlichem Start, der mit meiner Steuererklärung zu tun hatte, drehte ich am 29. und 30. September richtig auf.

Wie schon einmal erwähnt wird diese Episode, die ihre Bezeich­nung eigentlich zu Unrecht trägt und schon lange Romanformat erreicht hat, der Band 2000 des Oki Stanwer Mythos sein … und mit vollem Recht. Mit dieser Episode schließe ich den achtteili­gen HANKSTEYN-Zyklus ab, den ich zwischen 2003 und 2008 wesentlich verfasste. Seither ruhte die Geschichte des achten Bandes und Schlussteils des dramatischen Geschehens, das Vergangenheit und Zukunft des OSM ganz fundamental beein­flussen sollte.

Das als Faktum war mir völlig präsent, aber was ich nicht be­griff, war der entscheidende Schlussstein bei den dramatischen Ereignissen im Baumeister-EXIL HANKSTEYN. Und ohne Scherz, Freunde, erst gestern (30. September!), als ich wie in einem Rausch rund 25 der bislang 135 Seiten schrieb, fiel dieser ent­scheidende Mosaikstein an die richtige Stelle, und schlagartig war vieles so unendlich viel einfacher, als ich es mir gedacht hatte.

Fürwahr, es ist eine tödliche Entscheidung, auf die in diesem Band alles hindrängt, und es wird heftig und auf schlimme Wei­se gestorben. Tja, aber andererseits wären wir nicht im OSM, gäbe es da nicht noch metaphysische Falltüren und Auswege.

Mehr dazu schreibe ich noch an dieser Stelle, das wird aber für euch als Leser noch ein paar Monate in der Zukunft liegen, weil vorher kein Raum mehr für einen entsprechenden Artikel in der Planung frei war (das ist halt der Nachteil, wenn man so weit in die Zukunft hineinplant, da bitte ich um Entschuldigung).

(Julianna – Archipel-Story)

(Quisiins letzter Fall – OSM-Roman)

Anmerkung: Auch in dieser Geschichte war ich sehr lange nicht mehr zugange. Das ist absolut begreiflich, denn formell handelt es sich hierbei um eine stark ausgearbeitete Fassung von drei OSM-Episoden aus dem KONFLIKT 16. Und da ich dort lange nicht weiter daran herumgeknobelt habe, geriet auch die Quisi­in-Geschichte auf ein Abstellgleis. Soweit ich das sehen kann, wird das aber nicht mehr lange der Fall sein. Zwar nahm ich zu­versichtlich an, mich eher um das Fragment „Die Optimie­rungsfabrik“ zu kümmern, aber der Vooler-Kommissar Quisiin ist mir einfach aktuell näher. Es ist stark anzunehmen, dass ihr von ihm im kommenden Monat noch etwas hören werdet.

(13Neu 6A: Der Tod als Gast)

(12Neu 99: Staubterror)

Glossar der Story „Kontrollverlust“

(Glossar der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

Anmerkung: Nein, nicht noch eine Baustelle!, höre ich euch ru­fen? Vergebens, meine Freunde, ihr rettet mich nicht mehr (um Goethe abzuwandeln). Doch nein, Spaß beiseite: Die OuC-Serie ist die zweite der drei, die noch nicht mal durch ein Glossar er­schlossen sind, geschweige denn durch ein Digitalisat. Und ich hatte mich in dieser Serie, in der gegen Ende soviel Wichtiges zum Komplex der Dämonenzepter und SIEBEN SIEGEL VON TO­TAM ausgesagt wird, seit mindestens 20 Jahren nicht mehr ge­nähert. Realjahre, sollte ich ergänzen.

Es wurde also allerhöchste Zeit für eine zumindest oberflächli­che Erschließung, und so beamte ich mich zurück ins Jahr 1984 und begegnete einmal mehr einem sehr eigenwilligen OSM. In­zwischen ist das Glossar bis Band 24 gediehen und wächst munter weiter. Ich nehme auch hier an, dass es gut 100 Seiten erreichen wird. Mal sehen, ob ich im kommenden Monat hier schon Vollzug für die Vorerfassung melden kann.

(Glossar der Story „Das Mysterium“)

Anmerkung: Das war noch eine Baustelle aus dem Monat Au­gust, und als ich beim Fertigstellen des „Kontrollverlust“-Glos­sars war, kam es ständig zu Begriffsverlagerungen hierher … aber für die Fertigstellung langte es noch nicht.

Blogartikel 420: Close Up: Der OSM im Detail (25)

(Licht und Schatten auf Dawson – OSM-Roman)

Blogartikel 411: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 74

Blogartikel 416: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XL)

Ja, damit hat es sich schon. Aber ihr seht, ich bin in einigen Punkten doch nett vorangekommen, auch wenn leider das E-Book-Programm völlig außen vor bleiben musste. Dafür bean­spruchte mich einfach die Glossararbeit, mein Brotjob und schlussendlich sowohl die Steuergeschichte wie auch die Arbeit an OSM 2000 zu sehr.

Ich bin neugierig, wie das im kommenden Monat werden wird, wo es Geburtstagstermine nur so hagelt. In vier Wochen an die­ser Stelle seid ihr schlauer, versprochen!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

es ist irgendwie schwer zu glauben, wie schnell die Zeit verrinnt – und kaum ir­gendwo merkt man das leichter als bei irgendwelchen Jubiläen. Die diesmalige 300. Ausgabe meines Rezensions-Blogs ist wieder einmal der Moment, wo mir das verstärkt zu Bewusstsein kommt. Seit Ausgabe 200 sind inzwischen rund zwei Jahre verstrichen, und nun ist der Augenblick gekommen, wo ich wieder einmal – wie schon am 22. Februar 2017 und am 23. Januar 2019 – eine Ge­samtübersicht über all jene Bücher präsentieren darf, die ich seit 2015 hier vor­gestellt habe.

Da der Beitrag ohnehin durch die schiere Aufzählung lang genug werden wird und alle diejenigen meiner Leser, die seit wenigstens 100 Wochen meinem Re­zensions-Blog folgen, das Prozedere schon kennen, nach dem ich unten die Auf­stellung gegliedert habe, gehe ich hier heute nicht in die Details, sondern lasse besser gleich die Fakten sprechen.

Vorhang auf für die Aufstellung über 300 Wochen Rezensions-Blog:

Rezensions-Blogs 1-300

1. April 2015 – 23. Dezember 2020

Übersicht:

Blog 100: Hundert Wochen Literatur – Genres & Schwerpunkte

(22.02.2017)

Blog 200: Zweihundert Wochen Literatur – Genres & Schwerpunkte

(23.01.2019)

Blog 300: Dreihundert Wochen Literatur – Genres & Schwerpunkte

(23. Dezember 2020)

Biografisches:

Blog 1: Zen in der Kunst des Schreibens (01.04.2015)

Blog 32: Wer war Jack the Ripper? (04.11.2015)

Blog 48: Hinter dem Spiegel (24.02.2015)

Blog 61: Der Mann, der das Geld erfand (25.05.2016)

Blog 64: Leila. Ein bosnisches Mädchen (15.06.2016)

Blog 89: Renas Versprechen (07.12.2016)

Blog 96: Der Mensch ist des Menschen Wolf (25.01.2017)

Blog 106: Meine Jahre mit Pat (05.04.2017)

Blog 114: Boy (31.05.2017)

Blog 128: Die Seele des Mörders (06.09.2017)

Blog 183: Hand an sich legen (26.09.2018)

Blog 212: Als ich Carroll Beckwith war (17.04.2019)

Blog 269: E=mc² – Wer war Albert Einstein? (20.05.2020)

Blog 281: Tagebuch einer Sklavin (12.08.2020)

Blog 294: Simenon auf der Couch (11.11.2020)

Science Fiction:

Blog 2: Die Gehäuse der Zeit (08.04.2015)

Blog 4: Diplomat der Grenzwelten (22.04.2016)

Blog 10: Fleisch und Blut (03.06.2015)

Blog 13: Gegenschlag (24.06.2015)

Blog 45: Wing 4 (03.02.2016)

Blog 49: Zeitlabyrinth (02.03.2015)

Blog 51: Das Wing 4-Syndrom (16.03.2016)

Blog 53: Die Rückkehr der Zeitmaschine (30.03.2016)

Blog 57: Stärke 10 (27.04.2016)

Blog 73: Die Schatten dunkler Flügel (17.08.2016)

Blog 75: Die Zeitlegion (31.08.2016)

Blog 77: Todesjäger (14.09.2016)

Blog 81: Das Haus gegenüber (12.10.2016)

Blog 85: Unendliche Grenzen (09.11.2016)

Blog 86: Die Sechseck-Welt (1) (16.11.2016)

Blog 88: Familientreffen (30.11.2016)

Blog 90: Exil Sechseck-Welt (2) (14.12.2016)

Blog 94: Entscheidung auf der Sechseck-Welt (3) (11.01.2017)

Blog 98: Rückkehr auf die Sechseck-Welt (4) (08.02.2017)

Blog 102: Dämmerung auf der Sechseck-Welt (5/E) (08.03.2017)

Blog 105: Anti-Eis (29.03.2017)

Blog 108: Die schlafende Welt (19.04.2017)

Blog 116: Der tote Astronaut (14.06.2017)

Blog 126: Die Zeitspirale (23.08.2017)

Blog 129: Die Welten der Science Fiction (13.09.2017)

Blog 133: Blut der Erde (11.10.2017)

Blog 142: Wenzels Pilz (13.12.2017)

Blog 161: Die Mars-Chroniken (25.04.2018)

Blog 162: Zeitknick (02.05.2018)

Blog 166: Wo steckt Aaron Burr? (30.05.2018)

Blog 168: Das vielfarbene Land (1) (13.06.2018)

Blog 172: Der goldene Ring (2) (11.07.2018)

Blog 175: Ein Sherlock Holmes des Roten Planeten (01.08.2018)

Blog 176: Kein König von Geburt (3) (08.08.2018)

Blog 177: Der Schwarm (15.08.2018)

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Blog 184: Der 21. Juli (03.10.2018)

Blog 187: Finstere Zukunft (Sammelrezension) (25.10.2018)

Blog 191: Game Over (21.11.2018)

Blog 216: Timeline (15.05.2019)

Blog 220: Der illustrierte Mann (12.06.2019)

Blog 229: Alexanders langes Leben, Stalins früher Tod (14.08.2019)

Blog 239: Unternehmen Proteus (23.10.2019)

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Science Fiction / Peter F. Hamilton:

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Blog 297: Der entfesselte Judas (3) (02.12.2020)

Sachbücher:

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(19.12.2018)

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Sachbücher / Historische Werke:

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(08.07.2020)

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Blog 124: Der Janson-Befehl (09.08.2017)

Blog 154: Der Maulwurf im Kreml (07.03.2018)

Blog 217: Der Pandora-Pakt (22.05.2019)

Blog 222: Fluch! (26.06.2019)

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Krimis / Sherlock Holmes:

Blog 5: Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton

(29.04.2015)

Blog 29: Das Geheimnis des Geigers (14.10.2015)

Blog 35: Studie in Scharlachrot (25.11.2015)

Blog 58: Die Wahrheit über Sherlock Holmes (04.05.2016)

Blog 74: Sherlock Holmes und die Riesenratte von Sumatra

(24.08.2016)

Blog 110: Holmes und die Spionin (03.05.2017)

Blog 132: Das Mandala des Dalai Lama (04.10.2017)

Blog 136: Sherlock Holmes und die Drachenlady (01.11.2017)

Blog 146: Schatten über Baker Street (10.01.2018)

Blog 158: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (04.04.2018)

Blog 173: Sherlock Holmes und der Schrecken von Sumatra

(18.07.2018)

Blog 192: Baker Street (1): Sherlock Holmes fürchtet sich vor gar

nichts (28.11.2018)

Blog 196: Baker Street (2): Sherlock Holmes und der Club der

tödlichen Sportarten (26.12.2018)

Blog 201: Baker Street (3): Sherlock Holmes und die Kamelien-

männer (30.01.2019)

Blog 205: Baker Street (4): Sherlock Holmes und der Schatten des

M. (27.02.2019)

Blog 209: Baker Street (5/E): Sherlock Holmes und das sprechende

Pferd (27.03.2019)

Blog 226: Kein Fall für Mr. Holmes (24.07.2019)

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Erotische Literatur:

Blog 7: In seinen Händen (13.05.2015)

Blog 20: Hände aus Samt (12.08.2015)

Blog 46: Mit geschlossenen Augen (10.02.2016)

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Blog 165: Der Reiz des Verbotenen (23.05.2018)

Blog 169: Lotosblüte (20.06.2018)

Blog 181: S.E.C.R.E.T. (1) (12.09.2018)

Blog 185: S.E.C.R.E.T. (2) – Geteiltes Geheimnis (10.10.2018)

Blog 189: S.E.C.R.E.T. (3/E) – Enthülltes Geheimnis (07.11.2018)

Blog 193: Die Galerie (05.12.2018)

Blog 203: Aphrodite gesucht (13.02.2019)

Blog 207: Das Aktmodell (13.03.2019)

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Blog 219: Sweet Sins 3/E: Fesselnde Blicke (05.06.2019)

Blog 224: Power Play – Opalherz (4) (10.07.2019)

Blog 230: Das vergnügliche Leben der Lieblingssklavin

Innifer von Theben… (21.08.2019)

Blog 235: Blue Mondays (25.09.2019)

Blog 240: Saphir (Sammelrezension) (30.10.2019)

Blog 244: Diamantendiebe (27.11.2019)

Blog 247: Lust und Gefahr (18.12.2019)

Blog 257: Shades of Grey (1) – Geheimes Verlangen (26.02.2020)

Blog 260: Persische Nächte (18.03.2020)

Blog 262: Shades of Grey (2) – Gefährliche Liebe (01.04.2020)

Blog 267: Shades of Grey (3/E) – Befreite Lust (06.05.2020)

Blog 270: Giulias Geheimnis (1) (27.05.2020)

Blog 275: Elisa – Verlockung der Unschuld (2/E) (01.07.2020)

Blog 280: Die Rose von Byzanz (05.08.2020)

Blog 287: After Work (23.09.2020)

Blog 295: Entfessle mich! (18.11.2020)

Clive Cussler & Co.:

Blog 8: Das Gold von Sparta (1) (20.05.2015)

Blog 11: Das Erbe der Azteken (2) (10.06.2015)

Blog 14: Das Geheimnis von Shangri-La (3/E) (01.07.2015)

Blog 23: Das Alexandria-Komplott (02.09.2015)

Blog 34: Cyclop (18.11.2015)

Blog 66: Im Todesnebel (29.06.2016)

Blog 79: Der Todesflieger (28.09.2016)

Blog 83: Eisberg (26.10.2016)

Blog 87: Hebt die TITANIC! (23.11.2016)

Blog 91: Der Todesflug der Cargo 03 (21.12.2016)

Blog 95: Um Haaresbreite (18.01.2017)

Blog 99: Tiefsee (26.02.2017)

Blog 103: Die Ajima-Verschwörung (15.03.2017)

Blog 107: Operation Sahara (12.04.2017)

Blog 111: Inka-Gold (10.05.2017)

Blog 115: Schockwelle (07.06.2017)

Blog 119: Höllenflut (05.07.2017)

Blog 123: Akte Atlantis (02.08.2017)

Blog 127: Das Todeswrack (30.08.2017)

Blog 131: Brennendes Wasser (27.09.2017)

Blog 135: Im Zeichen der Wikinger (25.10.2017)

Blog 139: Flammendes Eis (22.11.2017)

Blog 143: Die Troja-Mission (20.12.2017)

Blog 147: Tödliche Beute (17.01.2018)

Blog 151: Der goldene Buddha (14.02.2018)

Blog 155: Geheimcode Makaze (14.03.2018)

Blog 159: Killeralgen (11.04.2018)

Blog 163: Todesschrein (09.05.2018)

Blog 167: Packeis (06.06.2018)

Blog 171: Todesfracht (04.07.2018)

Blog 174: Der Fluch des Khan (25.07.2018)

Blog 178: Schlangenjagd (22.08.2018)

Blog 182: Höllenschlund (19.09.2018)

Blog 186: Höllenjagd (17.10.2018)

Blog 190: Polarsturm (14.11.2018)

Blog 194: Seuchenschiff (12.12.2018)

Blog 198: Eiskalte Brandung (09.01.2019)

Blog 202: Kaperfahrt (06.02.2019)

Blog 206: Sabotage (06.03.2019)

Blog 210: Wüstenfeuer (03.04.2019)

Blog 214: Teuflischer Sog (01.05.2019)

Blog 219: Blutnetz (29.05.2019)

Blog 223: Killerwelle (03.07.2019)

Blog 228: Teufelstor (07.08.2019)

Blog 233: Höllensturm (11.09.2019)

Blog 238: Unterdruck (16.10.2019)

Blog 243: Todesrennen (20.11.2019)

Blog 249: Das fünfte Grab des Königs (01.01.2020)

Blog 255: Das Vermächtnis der Maya (12.02.2020)

Blog 261: Der Schwur der Wikinger (25.03.2020)

Blog 268: Die verlorene Stadt (13.05.2020)

Blog 273: Der Schatz des Piraten (17.06.2020)

Blog 278: Tarnfahrt (22.07.2020)

Blog 283: Meeresdonner (26.08.2020)

Blog 288: Die Kuba-Verschwörung (30.09.2020)

Blog 292: Codename Tartarus (28.10.2020)

Blog 296: Todeshandel (25.11.2020)

Fantasy:

Blog 17: Das Ungeheuer aus dem Sumpf (22.07.2015)

Blog 41: Der Adept (1) (06.01.2016)

Blog 44: Die Loge der Luchse (2) (27.01.2016)

Blog 47: Der Schatz der Templer (3/E) (17.02.2015)

Blog 59: Kull von Atlantis (11.05.2016)

Blog 65: Herr von Valusien (22.06.2016)

Blog 109: Die Werwölfin (26.04.2017)

Blog 138: Horde aus dem Morgenland (15.11.2017)

Blog 140: Harry Potter und der Stein der Weisen (1) (29.11.2017)

Blog 144: Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2)

(27.12.2017)

Blog 148: Harry Potter und der Gefangene von Askaban (3)

(24.01.2018)

Blog 150: Maia (07.02.2018)

Blog 152: Harry Potter und der Feuerkelch (4) (21.02.2018)

Blog 156: Harry Potter und der Orden des Phönix (5) (21.03.2018)

Blog 160: Harry Potter und der Halbblutprinz (6) (18.04.2018)

Blog 164: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes (7/E)

(16.05.2018)

Blog 170: Der Dolch mit den drei Klingen (27.06.2018)

Blog 197: In fremderen Gezeiten (02.01.2019)

Blog 208: Im Land der Messer (20.03.2019)

Blog 213: Die Schöne (24.04.2019)

Blog 227: The Wonderful Wizard of Oz (31.07.2019)

Blog 234: Die vergessene Welt (18.09.2019)

Blog 277: Die Krieger von Assur (15.07.2020)

Allgemeine Belletristik:

Blog 25: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und

verschwand (16.09.2015)

Blog 37: Männer, die auf Ziegen starren (09.12.2015)

Blog 38: Vor dem Altar der Liebe (16.12.2015)

Blog 57: Sprich uns von der Freundschaft (20.04.2016)

Blog 78: Reis am Stiel (21.09.2016)

Blog 84: Würste der Hölle (02.11.2016)

Blog 232: Der rätselhafte 1. Mai (1) (04.09.2019)

Blog 236: Der falsche Präsident (2/E) (02.10.2019)

Blog 252: Manon Lescaut (22.01.2020)

Blog 253: Radikal – Abenteuer mit Extremisten (29.01.2020)

Blog 265: Unterbrich mich nicht, Gott (22.04.2020)

Blog 282: Lurchis Abenteuer, Bd. 1 und 2 (19.08.2020)

Blog 290: Der schnurrende Philosoph (14.10.2020)

Blog 291: Ricardos ewige Liebe (21.10.2020)

Phantastik:

Blog 26: Indiana Jones und die Hyänen des Himmels (23.09.2015)

Blog 39: Wintermärchen (23.12.2015)

Blog 43: Indiana Jones und die Macht aus dem Dunkel

(20.01.2016)

Blog 52: Die Vampire (23.03.2016)

Blog 69: Der Besucher aus dem Dunkel (20.07.2016)

Blog 82: Alles über Alice (19.10.2016)

Blog 120: Der Lovecraft-Zirkel (12.07.2017)

Blog 121: Und immer wieder die Zeit (19.07.2017)

Blog 125: Ein Abenteuer in Raum & Zeit (Filmrezi, 16.08.2017)

Blog 130: Illuminatus! Band 1: Das Auge in der Pyramide

(20.09.2017)

Blog 134: Illuminatus! Band 2: Der goldene Apfel (18.10.2017)

Blog 137: Illuminatus! Band 3/E: Leviathan (08.11.2017)

Blog 148: Die Frau des Zeitreisenden (31.01.2018)

Blog 180: Panji und Sekar Taji (05.09.2018)

Blog 204: Unter dem Pflaumensee (20.02.2019)

Blog 248: Rork – Eine magische Odyssee (25.12.2019)

Blog 266: Die Saat des Cthulhu (29.04.2020)

Blog 299: Offenbarungen (16.12.2020)

Historische Romane:

Blog 50: Feuer und Stein (1) (09.03.2016)

Blog 55: Die geliehene Zeit (2) (13.04.2016)

Blog 60: Ferne Ufer (3) (18.05.2016)

Blog 104: Das Pharao-Komplott (22.03.2017)

Blog 153: Mathilde – eine große Liebe (28.02.2018)

Damit hätten wir für heute wieder das Ende der Fahnenstange erreicht. Da wir natürlich nicht wirklich sagen können, wie sich die aktuelle Corona-Pandemie weiter entwickelt und wie lange sie uns noch in Atem hält (ich schreibe diese Zeilen am 14. Mai, auch wenn ihr sie erst kurz vor Heiligabend 2020 lesen könnt), hoffe ich zuversichtlich, mit meiner Vorstellung lesenswerter Bücher auch bis Jahresende 2020 oder noch weiter fortfahren zu können.

Es gibt noch einen großen Berg an faszinierenden Büchern, die ich bislang gele­sen habe und die ich euch gern an dieser Stelle präsentieren werde. An mir soll es also nicht liegen, dass wir auch gemeinsam den 400. Rezensions-Blog errei­chen. Das wird dann irgendwann gegen Ende des Jahres 2022. Ein echtes Science Fiction-Jahr, von der schieren Zahl her (ebenso wie es 2000 und 2001 waren).

In der kommenden Woche präsentiere ich euch den Schlussakkord des „Com­monwealth“-Zyklus von Peter F. Hamilton. Aber da er später noch mal in sein Universum dort zurückgekehrt ist, werde ich beizeiten von dort weiter berichten. Für hier und heute danke ich euch für die Aufmerksamkeit, wünsche euch anhal­tende Gesundheit und nicht nachlassende Neugierde auf die Inhalte meiner Homepage.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

Blogartikel 407: Legendäre Schauplätze 20: TOTAM

Posted Dezember 20th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

kann eine einzelne Welt eine irgendwie entscheidende Bedeu­tung erlangen in einem kosmischen Krieg, der sich über weitaus mehr als hundert Milliarden Handlungsjahre ausdehnt und mehr als 20 Universen umfasst? Eine einzelne, augenscheinlich im ersten Moment unbewohnt wirkende Welt noch dazu, die so un­wirtlich scheint, dass man mit Fug und Recht die Existenz einer Atmosphäre bezweifelt?

So ein Eindruck entsteht nämlich in den Besuchern des Planeten TOTAM, als zu Beginn des Final-KONFLIKTS 4 in der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) das Techno-Kolonistenschiff RASLOORED die kosmische Membran durchdringt und in jenes unheimliche, von außen offenbar unsichtbare Reich eindringt, das von einer monströsen grünen Sonne – Granat – beherrscht wird.

Dies ist jenes Gebiet, in dem eine Macht jenseits jeder Vorstel­lung residiert, die Macht TOTAM, die selbst die gottgleichen Baumeister mit nachgerade paralytischem Entsetzen erfüllt, und dies, wo es doch scheinbar gar nichts zu fürchten gibt. Wer­fen wir mal einen Blick in die noch unveröffentlichte IR-Episode 39 „Grünes Todeslicht“, in dem dieser Besuch beginnt:

Die einsame Welt vor ihnen, die wenig später auf dem Hauptbildschirm aufschimmerte und von einem geisterhaften, grünen Halo der Sonne be­leuchtet wurde, wirkte vollkommen feindselig und kalt.

Shelwoon fluchte wieder einmal, weil er keinerlei gescheite Daten be­kam. Das Bild war, gemessen an den sonst üblichen Bildbearbeitungsrouti­nen, die sie von der ZHAROONED und dem ZYNEEGHAR gewohnt waren, einigermaßen gruselig minderwertig aufgelöst. „Steinzeit-Techno-Level eben“, wie öfters abfällig gemurmelt wurde.

Da Scheverlay der einzige in der Zentrale war, der sich darüber hätte echauffieren können, dies aber nicht tat, gab es keine Instanz, die gegen derlei Gemecker einschritt. Auch Baumeister Naam schien das nicht wich­tig genug zu sein.

Shelwoon referierte weiter, mit finsterer Miene: „… soweit ich das sehen kann, gibt es keine Atmosphäre. Nirgendwo so etwas wie Wolkenbildung, Gewässer, Wälder … absolut gar nichts.“

„Und auch keine Städte, Fabrikareale, Raumhäfen … alle Energieskalen sind vollkommen leer“, assistierte Aviraani rätselnd, die die Bild- und Messwerte ebenfalls von ihrem Pult aus gegenprüfte. „Also wirklich, Bau­meister Naam … wenn ich das nicht besser wüsste und wir nicht alles er­lebt hätten, was hinter uns liegt, so würde ich sagen, das hier ist eine leb­lose Welt, die noch nie von irgendeiner Zivilisation berührt worden ist. Da unten ist gar nichts, was für uns von Interesse wäre …“

„Der Eindruck täuscht!“, sagte Naam energisch. „Messt weiter. Und kon­sultiert auch die normaloptischen Erfassungssysteme. Wir wissen, dass TOTAM gegen die INSEL mobil macht und schon Angriffe gestartet hat, auch wenn wir noch nicht wissen, wie. Das herauszufinden, hat neben un­serem Selbstschutz höchste Priorität!“

„Verstanden, Baumeister Naam!“

Doch auch als sie in den Orbit einschwenken und etwa vierzigtausend Vaysin über der Oberfläche dahindrifteten – andere Angaben sagten, es seien nur zwölf Vaay, was natürlich absurd war, oder hundertvierunddrei­ßig Millionen Vaysin (und alle Werte dazwischen), so dass Shelwoon die wirren Ortungsdaten mit den normaloptischen Sinnen des Schiffes „ab­glich“ und so eine mutmaßlich stabile Orbitalposition fand, die eben rund 40.000 Vaysin Distanz entsprach, auch dann schien sich nur zu bestätigen, was sie schon wussten.

TOTAM war eine karge, wasser- und atmosphärenlose Welt, die in wirk­lich jederlei Weise uninteressant war.

Also eine Welt, etwa so interessant wie der irdische Mond, und ähnlich unbelebt. So hat es den Anschein. Aber leider hebeln TOTAMS Naturgesetze die Anschauung gründlich aus.

So, wie die Technos keine gescheiten Distanzmaße oder sonsti­gen Daten empfangen können, erweist sich TOTAM auch weder als unbevölkert noch lebensfeindlich.

Spätere Besucher in anderen KONFLIKTEN können von bizarren Phänomenen beim Besuch des schwarzen Kristallplaneten er­zählen. Nur ein paar Beispiele dafür:

Wenn man aus dem Orbit auf den Planeten schaut, entdeckt man keinerlei Indizien für eine Lichtbrechung oder Atmosphäre. Landet man dagegen und schaut zum Firmament, erblickt man zur nicht eben geringen Überraschung eine weitgehend ge­schlossene Wolkendecke!

Während es so etwas wie Seen oder andere Gewässer auf TO­TAM nicht zu geben scheint, kommt es durchaus zu Phänome­nen wie Nebel … aber wenn man auf Nebel stößt, ist in der Re­gel allerhöchste Alarmstufe angesagt. Das betrifft lebende We­sen übrigens ebenso wie Totenköpfe, die ab KONFLIKT 4 zu TO­TAMS Standardkampftruppen werden. Der Totenkopf Shylviin etwa erlebt im KONFLIKT 21, d.h. der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL) in seinem zweiten Leben als Totenkopf auf TOTAM ein solches Nebelphänomen auf durchweg gespensti­sche Weise. Das sieht dann folgendermaßen aus:

Ein graues Wallen erfüllte die ganze Schlucht, und die vordersten Aus­läufer verhüllten den direkten Blick auf das hexagonale Pflaster der Straße. Das war deshalb so eigentümlich, weil normalerweise die magischen Sinne der Totenköpfe durch jedwedes Hindernis nichtmaterieller Art hindurchbli­cken konnten. Durch Dunkelheit, durch Wasser und natürlich auch durch Nebel. So wurde es ihm in den Schulungen nach jeder Reinkarnation beige­bracht, auch wenn das für TOTAM so völlig witzlos war, weil es hier kein Wasser und natürlich auch keinen Nebel gab.

Jedenfalls hatte er das bislang geglaubt.

Nun, das stimmte offensichtlich nur bedingt. Nebel war auf TOTAM wohl schon anzutreffen, man musste sich nur irgendwie an die richtigen Orte verirren … aber dieser Nebel hier verhielt sich gleichwohl anders als ge­wohnt.

Totenköpfe konnten also jeden Nebel durchblicken wie klare Luft, ja?

Nun, diesen hier nicht.

„Was ist das denn?“, murmelte Shylviin mit seiner unangenehmen Rost­stimme.

Das bedrohliche Knistern und Brodeln, mit dem die handwerklich schön gearbeitete, rätselhafte Straße von dem Kristallmagma verdaut wurde und den Weg alles Irdischen ging – ganz so wie die Treppe übrigens – , es wur­de immer intensiver und signalisierte damit klar, dass er nicht zurück konnte. Mehr noch: es war Eile geboten bei seiner Entscheidung.

Nun, Shylviin blieb nicht eben große Wahl in seiner Entscheidung: Ver­dauen lassen oder vorwärts gehen und – vielleicht – weiter bestehen. Die Entscheidung viel schnell, er fühlte sich indes gar nicht wohl dabei. Er musste einfach vorwärts gehen, sich in diesen eigenartigen, dichten grau­en Nebel tasten, in dem alles Mögliche stecken konnte.

Shylviin hielt sich dicht an der Felswand und tastete sich behutsam vor­wärts, bis er an den Markierungsstein kam. Schon nach wenigen Schritten verschlang die watteartige Konsistenz der Luft ringsum die beunruhigen­den Laute der zermalmenden oder zuschmelzenden Schlucht, was auch immer man dazu auch genau sagen wollte.

‚Wo kommt bloß dieser verdammte Nebel her?‘, fragte sich der Oheetir-Totenkopf fieberhaft und hielt in seiner Bewegung für einen Moment inne. ‚Und was BEDEUTET er?‘

Ganz sicher war hingegen, was geschah, wenn er vom TOTAM-Kristall verschlungen wurde: dann landete er wieder durch einen Reinkarnations­transmitter in der Wiederauferstehungshalle, um stumpfsinnig in einen von Reflexen konditionierten Totenkopf-Körper eingesperrt zu sein, verur­teilt zum monatelangen Dienst in den Marschkolonnen und Drillkasernen. Shylviin würde wieder und wieder und wieder sterben müssen und viel­leicht eine Ewigkeit brauchen, um von neuem autonom zu werden.

Wenn das überhaupt passierte.

Denn vielleicht fanden die Dämonen von TOTAM ja inzwischen auch ein Mittel dagegen. Und in diesem Fall würde Shylviin für immer und ewig in seinem Knochenkörper eingesperrt sein, ohne jede Aussicht auf Selbstbe­freiung.

Alles ist besser als das!’, entschied er kategorisch und setzte mit einem entschlossenen Sprung tiefer in den grauen Dunst hinein, der Sicherheit verhieß.

Er hatte sich noch niemals so sehr getäuscht.

„Neuer Kandidat. Wähle dein Geschlecht.“

Shylviin hing desorientiert irgendwo im Nichts.

Seine Sinne nahmen ringsum nichts anderes mehr wahr als vollständige Finsternis. Es gab keinen Boden mehr unter seinen Füßen, seine nervös wedelnden und nach Halt suchenden Arme schlugen ins Leere, und der Oheetirmönch hatte das beunruhigende Gefühl, irgendwie ganz leicht zu fallen, aber nicht so, wie man es manchmal in Furcht erregenden Träumen fühlte, sondern wirklich nur ganz dezent, wie eine fallende Feder etwa, die sanft herabsank. Dieses Fallen hatte nichts wirklich Bedrohliches an sich.

Außerdem, machte sich Shylviin klar, beherrschte er doch die Totenkopf-Reflexe perfekt. Er würde jeden Sturz auf allen Vieren abfedern, wenn er wirklich tief war, und die Wiederauferstehungsmaterie war so robust, dass sie auch große Falldistanzen recht schadlos überstand. Er hatte es doch oft genug im Training am eigenen Leibe erfahren.

Aber war das hier tatsächlich ein Fall?

Verwirrend war für ihn auch weiterhin, dass er nichts sah.

Ringsumher nur vollkommene Schwärze. Und dabei konnten Totenköpfe doch üblicherweise auch in den finstersten Räumen …

Zue-Schwärze. Wiederholung der Aufforderung: Wähle dein Ge­schlecht!“

„Ich verstehe nicht“, murmelte der Totenkopf verwirrt. War das eben eine Erklärung gewesen? Wenn ja, dann begriff er sie beim besten Willen nicht.

Das war die lautere Wahrheit, und noch schlimmer war jetzt das Erklin­gen diese obskuren, desinteressiert klingenden Stimme. Er versuchte un­entwegt, den Ursprung der Stimme irgendwie zu lokalisieren, aber sie schien von überall her zu kommen. Es war auch keine Totenkopf-Stimme, offensichtlich nicht … aber was sie sonst sein mochte, blieb völlig unklar.

„Erneute Wiederholung der Aufforderung: Wähle dein Geschlecht! Sonst wirst du disqualifiziert und ausgesondert!“

Das klang doch sehr danach, als wenn er dann zerstört werden würde …

Andere KONFLIKT-Teilnehmer früherer Universen machen un­schöne Bekanntschaft mit einem Phänomen, das man „Traum­nebel“ nennt und das für sie in der Regel tödlich endet. Einen kleinen temporal verzögerten Eindruck erhält Oki Stanwer mit seinen Gefährten, als er in KONFLIKT 18, also der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS) nach TOTAM vorstößt. In Bd. 99 der Serie mit dem Titel Vorstoß nach TO­TAM wird das von mir im September 1988 so beschrieben:

Die Ebene war eine schwadenerfüllte Fläche, auf der man den schwar­zen Boden nicht mehr erkannte. Der Nebel hatte sich mit einer unheimli­chen Geschwindigkeit ausgebreitet.

„Verdammt, da kommen wir nicht mehr ungeschoren durch“, murmelte Thor verbissen.

Ich musste da zustimmen. Der Nebel mochte harmlos wirken, aber er hatte die Kraft einer psychedelischen Droge, mit dem Unterschied, dass die Traumwesen, die aus dem Unterbewusstsein aufstiegen, wirklich an Substanz gewannen und so tödlich wie die Originale wurden.

Wenn ich da an GOLEM dachte, wurde mein Rückenmark zu Eis. Das würde mein Ende sein.

„Eine höllische Falle“, flüsterte ich. Wenn ich meine Kräfte hier noch be­sessen hätte, dann wäre das alles kein Problem gewesen. Aber so …

Im Nebel tauchten bereits Gestalten auf, Phantome des Schreckens. Da fanden sich Zombies, Vampire und entstellte Zeitschatten ebenso wie der riesenhafte URTHICC, der noch etwas vage blieb, weil der Nebel uns nicht erreicht hatte. Ein schwarzes Funkeln und ein rötlicher Widerschein wie von Feuer zeigten, dass zwei weitere meiner Erzfeinde dabei waren, Ge­stalt anzunehmen.

Eine riesenhafte, frostüberkrustete Gestalt erschien und schwang dro­hend einen kantigen Eisbrocken, der größer war als ich – der erfrorene Gerd Kartland, der zum Wächter des EISANKERS geworden war, als er nach dem Kampf um die goldene Runengabel im Eisland Maaraans zurückblieb.

Und dann geschah das Unfassbare, was uns den Atem raubte.

Mitten im Nebel entstand eine Abwehrkette. Kegelwesen aus dem Volk der DIGANTEN wandten ihre Blitze schleudernden Körperreifen an, Matrix­fehler von der Siegelwelt kämpften gegen Totenköpfe und andere Horror­kreaturen, angeführt von einem riesenhaften Wesen, das alle Kämpfer überragte und weiß wie das Licht strahlte.

„SOFFROL!“, schrien wir beide überrascht, aber er hörte uns scheinbar nicht. Wir konnten ihn hören und die Schreie der Sterbenden, die Schüsse und klirrenden Schlagabtausche, die sie sich gaben. Es war ein Kampf auf Leben und Tod, und Dutzende der Matrixfehler und DIGANTEN fielen, für je­den vernichteten Feind drangen aus den Nebeln Dutzende nach. Es war unvorstellbar, und der Untergang programmiert.

„Es ist der Traumnebel!“, schrie der Rächer von Breeth-Fgahn verzwei­felt. „Flieht! Die Traumkrieger könnt ihr nicht bezwingen!“

Kaum einer glaubte seinen Worten, denn jeder war der Ansicht, dass dieser Gegner ausgelöscht werden konnte, wenn es nur schnell genug ging …

Aber es ging nicht schnell. Die Phantasie lieferte immer neue Gegner, Tausende und Abertausende. Als die Kämpfer bemerkten, dass die zerstör­ten Feinde spurlos verschwanden, da war es schon viel zu spät.

Und dann war von einem Moment zum anderen der Nebel verschwun­den. Vor uns lag die schwarze Ebene aus Staub und kleineren Gesteins­trümmern.

Thor schüttelte nicht begreifend den Kopf. „Was … was ist das denn ge­wesen, Oki? Eine Vision aus der Vergangenheit?“

„Oder aus der Zukunft“, murmelte ich. Ich ging zu einer Stelle, wo ich vorhin einen DIGANTEN hatte sterben sehen und bückte mich. Meine Hän­de wühlten durch den schwarzen Sand, und nur wenige Zentimeter tief fand ich, was ich suchte.

Ein verwitterter Metallgurt lag da, von einem Strahlschuss halb zer­schmolzen, aber noch immer gut zu erkennen. Auch Thor wurde bleich, als er das sah.

„Vergangenheit?“, flüsterte er.

„Vergangenheit“, sagte ich wuterfüllt.

Schweigen wir mal von der Anschauung, dass sich TOTAMS Ma­terie völlig anders verhält als normale, baryonische Materie. Kei­ne reguläre Materie würde sich, aus ihrem Kontext gelöst, in den Händen des Betrachters ohne Energieentfaltung verflüssi­gen und einfach in den gasförmigen Zustand diffundieren. Exakt das geschieht aber über Milliarden von Jahren hinweg bei Besu­chern aus verschiedensten Völkern. Einen kleinen Eindruck davon geben die Geschehnisse im E-Book „In der Hölle“ (2013).

Oder wie steht es mit der Tatsache, dass TOTAM eine dreischali­ge Hohlwelt ist? Auch das deutet ja wohl ziemlich klar darauf hin, dass diese Welt irgendwie gründlich anders geartet ist als sonstige Planeten des Universums.

Und dann ist da natürlich noch der gruselige Aspekt des so ge­nannten „Magnet-Effekts“, der erstmalig in KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (1983) zu beobachten ist, wie ihr inzwischen aus der Artikelreihe „Close Up“ wisst, wenn ihr sie verfolgt habt.

Der „Magnet-Effekt“ ist ein gespenstischer, offensichtlich auto­matisierter Restrukturierungsprozess des Planeten TOTAM. Das BUCH, augenscheinlich nur ein wurmstichiger mittelalterlicher Foliant, der im TURM von TOTAM aufbewahrt wird, gilt als Kata­lysator des Dämonenplaneten. Kann man es zerstören, so zer­birst der gesamte Kristallplanet wie eine gigantische kosmische Bombe … aber eben nicht für lange. Ab einen unklaren Radius kehrt sich die Fluchtbewegung der Trümmer um, und die Welt strukturiert sich wieder neu, regeneriert in exakt dieselbe Aus­gangsform, BUCH inklusive.

Es ist, als ob sich der Planet TOTAM, wiewohl das für normale Welten völlig undenkbar ist, gleichsam an seine Form „erinnern“ und sie neu zusammensetzen, gleich einem planetaren Puzzle mit Myriaden Teilen. Als gäbe es so etwas wie eine konstante Blaupause, die wieder und wieder aktualisiert wird, wie oft TO­TAM auch zerstört werden mag.

Und dann ist da natürlich auch noch die beklemmende Frage, ob der TOTAM-Kristall, aus dem die Welt bald nach KONFLIKT 4 besteht, Kristall oder überhaupt Materie in dem landläufigen Sinn ist, wie wir das verstehen. In der monströsen „Vier-Stun­den-Welt“, zu der ich in dieser Artikelreihe noch Näheres sagen werde, nennt man diese Substanz „Wiederauferstehungsmate­rie“, und ich glaube, es gab selten ein passenderes Wort für die­se Art von Substanz … wenn man das Substanz nennen kann.

TOTAM, ihr merkt es schon in diesem recht kursorischen Bei­trag, ist für eine ganze Reihe von schrecklichen Überraschungen gut, und es ist DER legendäre Ort des OSM par excellence, möchte ich sagen.

Für den Moment mag dies als vorläufige Charakterisierung eini­ger weniger Aspekte der geheimnisvollen, Furcht erregenden Welt TOTAM genügen. Es gibt noch sehr viel mehr dazu zu er­zählen und dort zu erforschen, als ich in dem begrenzten Rah­men dieses Beitrags jetzt ausführen könnte. Aber ihr könnt ei­nes Faktums gewiss sein: Alle Wege führen im OSM früher oder später nach TOTAM, und somit werden wir diese Welt immer wieder besuchen, in verschiedensten Universen, mit unter­schiedlichsten Stoßtrupps und mit stets verschiedenen Ergeb­nissen.

Damit möchte ich für den Augenblick schließen. Vielen Dank für eure Geduld und Neugierde. In der kommenden Woche gebe ich hier einen Überblick über meine kreativen Aktivitäten im Sep­tember 2020.

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 299: Offenbarungen

Posted Dezember 15th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist schon kurios, was für Gedanken in mir aufkommen, wenn ich Gespräche mit lieben Freunden und Kollegen führe und ein wenig in meinen alten Werkelisten fahnde. Das heute vorge­stellte Buch ist so ein Fall. Ich habe den dicken Schmöker im Jahre 2004 gelesen – fast ist man versucht zu sagen: durchgear­beitet (Menschen, die ängstlich vor jedem Buch zurückschre­cken, das mehr als 250 Seiten besitzt, mögen das so sehen … und sich hier wie auch sonst in den meisten Fällen irren und in­teressante Lektüre versäumen) – und erinnere mich noch heute mit kaltem Frösteln an die zweite der hier vorgestellten Novel­len.

Wie ich in der vergangenen Woche schon anlässlich des Buches „Der Tag der Auferstehung“ erklärte, behandelt eine Novelle dieses Buches hier die Spanische Grippe, die 1918 die Welt auf eine sehr ähnliche, aber deutlich dramatischere Weise über­schwemmte wie heutzutage „Corona“, also das COVID-19-Virus. Dramatischer aus verschiedenen Gründen. Zum einen war die mediale Vernetzung der Welt nicht so weit fortgeschritten wie heute, Nachrichten brauchten also länger, um mit der Ausbrei­tung der Infektion Schritt zu halten. Zum zweiten befanden sich die serologischen Grundlagen, also die Entwicklung von wir­kungsvollen Vakzinen noch in einem sehr frühen Stadium, so dass kaum an schnelle Bereitstellung eines wirkungsvollen Ge­genmittels gedacht werden konnte. Und drittens war die inter­nationale Staatengemeinschaft natürlich völlig ausgepowert nach vier Jahren zermürbenden weltweiten Krieges, es gab Millio­nen von ermatteten Soldaten, mangelernährten Zivilisten in sehr vielen Regionen der Welt – idealer Nährboden für eine Atemwegserkrankung, die viele Menschen anfangs mit einer „normalen“ Grippe verwechselten.

Was das für Konsequenzen hatte, schaut euch mal bei David Morrell an … ich konnte es damals fast nicht glauben, aber ich schätze, er hat nicht wirklich übertrieben, was die ungeheuerli­che Mortalitätsrate anging.

Auch die anderen Geschichten dieses Bandes, eine für jedes Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, überwölbt von einer Rahmen­handlung, sind durchaus lesenswert. Wer deutlich mehr auf Hor­ror steht, kommt fraglos eher auf seine Kosten als ich – ich fand manches in den Texten doch sehr grenzwertig, entsprechend durchwachsen fiel dann auch mein Fazit aus.

Alles in allem handelt es sich aber um ein interessantes literari­sches Experiment, das vielleicht auch heute noch, gut 20 Jahre nach seiner Veröffentlichung auf dem deutschen Buchmarkt, un­ser Interesse verdient.

Macht euch einfach mal selbst ein Bild davon:

Offenbarungen

(OT: Revelations)

von Douglas E. Winter (Hg.)

Bastei 14193, 770 Seiten, TB

März 1999, Preis: 15.00 DM

Übertragen von Hannes Riffel, Susanne Zilla,

Frank Borsch und Dietmar Dath

ISBN 3-404-14193-8

Wenn ein Herausgeber einer Horror-Anthologie darüber nach­denkt, ein grandioses neues Projekt herauszugeben und es ihm nicht reicht, einfach einen Nachfolgeband aufzulegen (was pro­blemlos möglich gewesen wäre), auf was mag er verfallen?

Douglas Winter, der „Prime Evil“ (dt.: „Horror vom Feinsten“) in die Welt gesetzt hatte, kam auf den Gedanken, wie es wohl wäre, angesichts des bevorstehenden Jahrtausendwechsels ge­wissermaßen den „Roman des Jahrhunderts“ zu schreiben bzw. schreiben zu lassen. So verpflichtete er sieben Jahre lang – von 1990 bis 1997 – eine Reihe namhafter Autoren darauf, an die­sem Projekt mitzuarbeiten, und es entstand ein voluminöser „Roman“, eher eine lose Geschichtensammlung, zusammenge­halten durch die Klammern der Jahrzehnte. Ein Buch, das muss auch gesagt werden, das „eines der wenigen Bücher“ ist, „das einer Gruppe von Anwälten bedurfte, um bis in die Druckerei zu gelangen“, wie er im Nachwort erläutert. Der neugierige Leser hätte hier ein wenig mehr Details gehört, warum das wohl von­nöten war. Aber hier hält sich Winter bedauerlicherweise be­deckt. Schade …

Winter wusste nur zu gut um die Problematik, verschiedene Au­toren einen einzelnen Handlungsfaden bearbeiten zu lassen. Das machte er denn auch nicht, sondern jeder der Autoren bzw. Duos schrieb über ein Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, manch­mal eine summarische Geschichte, die durch die Jahre gleitet, manchmal eine solche, die auf wenige Tage oder sogar nur Stunden gerafft ein zentrales, gewissermaßen „charakteristi­sches“ Ereignis des Jahrzehnts beinhaltete. Was herausgekom­men ist, ist ein ambivalentes Produkt eigentümlicher Natur, das seinen ganz eigenen Reiz ausstrahlt:

Clive Barker oblag es, eine Rahmenhandlung zu ersinnen, nach­dem die Geschichten endlich fertiggestellt und zugeordnet wa­ren. Er nannte es „Chiliade: Eine Meditation über den Men­schen und die Sünde“ und kehrte am Ende des Buches mit „Chiliade: Ein Augenblick im Herzen des Flusses“ dorthin zurück … oder wenigstens halbwegs. Über diese Rahmenhand­lung soll hier nichts verraten werden, sie ist sehr lesenswert.

Joe R. Lansdale beschäftigte sich in der ersten „richtigen“ Ge­schichte „Der große Knall“ mit den 1900ern. Konkret: mit ei­nem spektakulären – und verbotenen – Boxkampf zwischen ei­nem Weißen und seinem schwarzen Herausforderer, der durch Anheuern eines Killers gelöst werden soll. Wer denkt, dies sei langweilig oder uninteressant, schaut nicht genau genug hin. Al­lein der Spannungsaufbau des Werkes hat es in sich. Außerdem: Während sich beide Seiten auf ihre Weise auf den Kampf vorbe­reiten, nähert sich Anfang September 1900 ein Jahrhundert-Hur­rikan der Karibik und bringt in seinem Gefolge die totale Zerstö­rung …

In „Wenn ich sterbe, bevor ich aufwache“, der unbestreit­bar besten Geschichte dieses Buches, beschreibt David Morrell für die 1910er Jahre einen Alptraum, der ebenfalls gleichsam aus der Hölle zu kommen scheint:

Ende August 1918, in einem wirklich sehr heißen, trockenen Sommer, wird Dr. Jonas Bingaman mit einem ungewöhnlichen Fall von Fieber konfrontiert, der den Anfang vom Ende jener Welt darstellt, die er von Kindesbeinen an gewohnt ist. Mit der Wucht einer Naturgewalt überrollt die später „Spanische Grip­pe“ genannte Epidemie die Vereinigten Staaten und lässt alle fragilen Netzwerke der menschlichen Gesellschaft wie der ge­sunden Psyche zusammenstürzen gleich Kartenhäusern. Vergesst alle verharmlosenden Statements über Grippe, wenn ihr das hier lest …

F. Paul Wilson, der ja ein Faible für die Schrecknisse des Dritten Reiches besitzt, führt den Leser (und in diesem Falle den Histori­ker) mit seiner Geschichte „Arier und Absinth“ auf packende Weise in das Deutschland des Krisenjahres 1923. Bestürzend handfest schildert er den wechselwirkenden Einfluss der Inflati­on, die ganze Firmenimperien vernichtet, auf die Psyche der dort lebenden Menschen. Und seine Handlungsträger sind gleichfalls spannend: ein Währungsspekulant und ein jüdisch­stämmiger Deutscher, die gemeinsam in den Sog einer aufstre­benden neuen Partei geraten, geführt von einem seltsamen Wehrmachtsgefreiten mit skurrilem Bart. Ein Mann namens Adolf Hitler

Die Welt der Poppy Z. Brite und Christa Faust liegt, wie schon der Titel der Story – „Triaden“ – ahnen lässt, in einer ganz an­deren Weltgegend. Ende der 30er Jahre in Hongkong aufzu­wachsen, zudem noch als Homosexueller und in der Knecht­schaft einer billigen Theatertruppe gefangen, das ist für Lin Bao nicht einfach. Doch als er zusammen mit seinem Freund und Geliebten Ji Fung der Fron entkommen zu sein scheint, gerät er erst recht in den Sog der finsteren Familienvergangenheit. Und diese ist die düstere Halbwelt der Triaden

Ein Jahrzehnt später, Tausende von Kilometern weiter im Wes­ten, finden wir „Auf dem Rücken des Schwarzen“ Charles Grants eigenwillige, träge wie erstarrender Honig dahinfließen­de Welt eines Schwarzen, der eine ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzt, obwohl er alt und offenbar harmlos ist. Als ein junger, dynamischer und skrupelloser Vertreter einer Fern­sehgesellschaft hier auftaucht und ihn erpressen möchte, muss der Neuankömmling auf schreckliche Weise erkennen, dass es Dinge gibt, die sich sein moderner Verstand nicht einmal ent­fernt auszumalen gewagt hat, die einfach unmöglich sind …

Whitley Strieber lag vermutlich im Fieber, als er sich zu sehr an seinen Protagonisten Dr. John von Neumann anlehnte, um ihm seine ersterbenden, halluzinierenden Gedanken für seine Ge­schichte „Die offenen Türen“ abzulauschen. Ein wirres Kalei­doskop, flirrende, wahnverzerrte Bilder, in denen von Neumanns jüdische, europäische Vergangenheit, die Gräuel des Nationalso­zialismus, hysterische Beichtsitzungen mit jenem Priester, der ihm die Sterbesakramente verabreichen soll, sowie der Absturz von Außerirdischen und das Horten der Leichen im „Area 51“ eine Rolle spielen. Very strange …

Fixtures of Matchstick Men and Joo“, die Anlehnung an ei­nen Musiktitel von Status Quo, brachte den Übersetzer Frank Borsch offenbar so ins Schleudern, dass er den Titel bestehen ließ. Elizabeth Massie schickt den Leser auf einen beunruhigen­den Trip in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Zunächst ver­liert der Polizist (oder Soldat) Gary seinen Glauben in den Staat und erfährt von einer Kommune namens „Sunrise“, die seinem Leben wieder einen Sinn geben soll. Wenig später stößt die un­gewollt schwangere Sharon, die sich eigentlich in eine Schlucht zu stürzen beabsichtigte. Zusammen erreichen sie „Sunrise“. Doch „Sunrise“ ist ein seltsames Paradies mit noch viel seltsa­meren kleinen Kindern, und ehe die beiden sich versehen, wer­den sie von dem schrecklichen Geheimnis der Gemeinschaft vollkommen vereinnahmt …

Gewissermaßen gleich beim Thema bleibt Richard Matheson, als er die Geschichte der Rockband „Whatever“ in einem wil­den Puzzle von Meldungen, Tagebuchaufzeichnungen und (höchstwahrscheinlich) fiktiven Zeitungsmeldungen darbietet. Auch diese Geschichte ist voll von bizarren Parties, Woodstock, Drogen, Hippie-Kultur, sexuellen, zügellosen Exzessen und poli­tischen, gelegentlich derben Anspielungen (etwa auf Richard Ni­xon). Und das Ende der Geschichte, die Sache mit dem Flug­zeug … nein, die darf hier nicht verraten werden …

Den Festungsbau schleifen“, das haben David J. Schow und Craig Spector vor. Wir befinden uns im Berlin des November 1989, in einem Hochhaus mit gutem Blick auf das Menschenge­wimmel an der Mauer, die gerade gestürmt und überrannt wird. Ein japanischer Manager macht sich bereit, im Menschengewühl aufzubrechen und in Ostasien eine neue Identität anzunehmen. Zwei Skinheads vergewaltigen an einem versteckten Stück der Mauer eine amerikanische Journalistin. Eine Spitze Alt- und Neunazis trifft sich in einem bombensicheren Keller, um einen syn­thetischen Adolf Hitler anzubeten, und zugleich ist ein Killer un­terwegs, der eine Vergangenheit aufweist, die zurück in die Aschengruben der Konzentrationslager führt …

Für die 1990er Jahre offeriert uns Ramsey Campbell mit der Ge­schichte „Das Wort“ eine Erfolgsgeschichte der ganz eigenen Art: der offensichtlich magenkranke Kritiker Jeremy Bates (alles, was er tut, ist eigentlich Geschichten, Bücher und Fanzines ver­reißen) trifft auf einem SF-Convention einen literarischen New­comer, Jess Kray, den, wie er meint, schlechtesten Schriftsteller aller Zeiten. Mit ihm will er überhaupt nichts mehr zu tun ha­ben. Kray aber läßt sich nicht von solchen Kritiken entmutigen. Und ehe sich Bates versieht, taucht unerwartet ein Buch von Kray auf, das nur „Das Wort“ heißt. Mit einer beängstigenden Geschwindigkeit breitet sich die Popularität dieses Buches aus, erst national, dann international.

Bates weigert sich, das Werk zu lesen und hofft, als Kray in ei­nem Interview sein Buch in einem missverständlichen Zusam­menhang mit dem Koran und der Bibel nennt, dass die islami­schen Gelehrten ihn doch möglichst bald mundtot machen mö­gen. Doch das geschieht nicht. Ganz andere Dinge nehmen ihren atemberaubend-verstörenden Lauf …

Sieht man nach fast 800 Seiten am Ende auf das Buch hinab, auf die gelegentlich wirklich erschöpfenden Seiten, so bleibt ein zwiespältiger Eindruck zurück, wie schon einleitend angedeutet. Sieht man von Barker und Campbell ab, ist eigentlich nicht viel „Offenbarendes“ oder „Revolutionäres“ an dem Buch. Man er­fährt eine Menge über die Sicht der Autoren auf bestimmte Zei­ten des Jahrhunderts, auf gewisse Charaktere oder Situationen, Rassenfragen, politische Anschauungen usw. Es gibt eine Menge wirklich beeindruckender Bilder, komplexer Zusammenhänge und höchst beklemmender Situationen. Ja.

Leider gibt es auch eine Vielzahl von furchtbaren, ekligen und häufig völlig sinnlosen und überflüssigen Blutszenen, wo Blut und schlimmere Dinge fließen und die Atmosphäre deshalb nicht richtig wirken kann. Während Barker, Morrell, Wilson, Grant und Campbell solche Effekte eher dosiert einsetzen, ver­wechseln Autoren wie Brite und Faust sowie Schow und Spector blutrünstige Szenen mit Handlung und eine abstoßende Spra­che mit Stil. Stilistische Entgleisungen, obszöne Sprache und dergleichen entwerten auch einige der anderen Geschichten, doch allgemein läßt sich sagen – mit Ausnahme von Campbell – , dass zum Ende des Buches hin die Geschichten finsterer, ek­liger und schwerer zu ertragen sind.

Dabei wird leider nicht ersichtlich, ob es sich hierbei um einen intendierten, gewissermaßen „abgestimmten“ Degenerations­effekt der Kultur, Sprache und menschlichen Gesellschaft han­deln soll. Sonst wäre es zwar schlimm, aber noch halbwegs plausibel.

Ich finde dieses Fazit bedauerlich, denn die oben hervorgehobe­nen Geschichten hätten es durchaus sehr verdient, gelesen zu werden. Das Gesamtkunstwerk, um in den Begriffen der geho­benen Künste zu bleiben, scheint mir jedoch das Ziel verfehlt zu haben.

Es entstand ein Buch, das zwar überwiegend Horrorautoren ver­eint, ohne als ein Horrorbuch ausgewiesen zu sein, und manch­mal, besonders zu Beginn, schafft die Sammlung es, literarisch zu sein und mit großen Strichen ein mächtiges, beeindrucken­des Panorama zu zeichnen. Später jedoch – wieder mit Ausnah­me von Campbell, obgleich er seltsam provinziell bleibt – , spä­ter jedoch bricht dieses beeindruckende Panorama zugunsten plumper, primitiver Effekte in sich zusammen.

Roman des Jahrhunderts“ ist also leider zweifelsfrei sehr über­trieben. Aber es war ein schöner Versuch.

Nächste Runde!

© 2004 by Uwe Lammers

Nun, ihr merkt deutlich, dass dieses durchaus experimentelle Werk sowohl seine Stärken wie auch Schwächen aufweist. Wer allerdings sowieso Fan des einen oder anderen Autors ist, mag über letztere geflissentlich hinwegsehen. Ich bemühte mich da um einen relativ neutralen Standpunkt. Und fand das Gesamt­produkt immerhin so gut, dass es bis heute in meinem Bücher­regal verblieb … das schafft nicht jedes Buch aus jener Lesezeit.

In der nächsten Woche ist es wieder einmal soweit, dass ich euch eine Gesamtaufstellung der bisher im Rahmen meines Re­zensions-Blogs besprochenen literarischen Materials vorstellen möchte. Dann also kein neues Werk, sondern kurz vor Heilig­abend 2020 eine breit angelegte Gesamtschau.

Macht es gut und bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

oje, es ist eine Weile her, dass ich zuletzt diese Rubrik bedient habe, Freunde, ich weiß es selbst. Seit dem vergangenen Teil 38 dieser Reihe sind schon wieder 8 Wochen verstrichen. Wovon redete ich damals? Von den ersten drei Monaten des Jahres 2016, in denen ich von einer 15-Stunden-Stelle im Monat auf eine Vollzeitstelle mit 38,5 Wochenstunden an der Universität wechselte. Befristet, natürlich, aber sehr gut bezahlt und intel­lektuell äußerst anspruchsvoll, immerhin befand ich mich hier nun an der Schnittstelle zwischen Geschichtswissenschaft, Tech­nikgeschichte und Biotechnologie … das forderte mich also doch recht ordentlich und erzeugte durch das Zeitkontingent, das zu investieren war, eine innere kreative Dysbalance, die sich 2016 sehr nachteilig sowohl auf mein Arbeitsleben wie auf meine Kreativität und dort insbesondere auf das E-Book-Pro­gramm auswirken sollte.

Ich setze ein mit dem Monat April 2016.

Vordergründig sah die Bilanz mit 36 vollendeten Werken gut aus, aber wenn man sich genauer anschaut, was das speziell für die „Annalen“ und den Archipel bedeutet, der hier mit betrach­tet wird, so relativiert sich das Bild doch auf ziemlich ernüch­ternde Weise.

Mit „Sarittas Hilflosigkeit“, einem Longtime-Archipel-Frag­ment, begann der Monat, mit dem Weiterarbeiten an dem E-Book „Späherin der Cestai“ ging er weiter. Dann blieb ich im OSM und werkelte an „Beas Freund“ und „Parasiten aus dem Kosmos“ … und das war es dann auch schon.

Ich sagte ja: ernüchternd.

Der Monat Mai führte zu 26 weiteren Werken, man merkt hier deutlich, wie die Leistungskurve bei mir abzuflachen begann. Das wurde zumeist noch verdeckt durch Gedichtabschriften, rein numerisch, und durch die Blogartikel. Aber im Rahmen der „Annalen“ kam ich nur sehr bescheiden weiter.

Was heißt das konkret?

Nun, es heißt, ich arbeitete an den Fragmenten „Ungleiche Freunde“ und „Himmelfahrtskommando“ weiter, ferner an der Abschrift des BUCHES „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, aber damit war der OSM leider auch schon abgefrühstückt.

Hinsichtlich des Archipels kam ich auch nur minimal weiter. Hier schrieb ich in diesem Monat an „Sarittas Hilflosigkeit“, „Amanda trifft einen Geist“ und „Vivica auf Abwegen“.

Ein schöner Kreativmonat sieht deutlich anders aus, denn nichts von alledem wurde auch nur ansatzweise fertig.

Im Monat Juni neigte sich die Leistungskurve noch weiter hinun­ter. Das hatte neben der Arbeitsbelastung an der Universität na­türlich auch mit den steigenden Temperaturen zu tun. Die be­einflussen mein Arbeiten grundsätzlich nachteilig, das weiß ich schon seit Jahren, aber in solch einer summarischen Übersicht merkt man das ganz besonders deutlich. Also, kurz gesagt, ich stellte 23 Werke fertig im Monat Juni 2016.

Wie viel davon entstammte dem „Annalen“-Bereich? Festhalten, Freunde: gerade mal die Weiterschrift an „Die magische Waf­fe“ und ein wenig Feilen an der Story „Kontrollverlust“. Na­türlich wurde keine davon fertig, sollte ich ergänzen.

E-Books? Fehlanzeige.

Archipel? Okay, da war auch noch was: Ich arbeitete an der No­velle „Die Zwillinge“ weiter, an einem kleinen Fragment, das provisorisch mit „Lana II“ beschriftet ist, aber sonst?

Blogartikel. Rezensionen. Non-OSM-Storyabschriften.

Nothing else.

Nicht witzig, echt nicht.

Aber ich sagte ja schon beim letzten Mal, dass ich kreativ eher einschrumpfte. Die Dysbalance ist hier ziemlich klar zu sehen. Selbst die Arbeit an den KONFLIKTEN 12 „Oki Stanwer – Bezwin­ger des Chaos“ (BdC), 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) und 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS), an denen ich zu der Zeit saß, gingen nur noch sehr schleppend voran.

Ich war schlicht fix und fertig, wenn die Arbeitswoche an der Uni vorbei war, und das Wochenende brauchte ich dann dringend zur Regeneration und zu gelegentlichen sozialen Kontakten, die zu der Zeit auch ziemlich einrosteten.

Nein, das war zwar vom Verdienst her ohne Frage eine schöne Zeit, aber Geld ist bekanntlich nicht alles und war mir nie so wichtig wie meine kreative Freiheit. Und die blieb hier leider völ­lig auf der Strecke.

Ich möchte daran zweifeln, dass ich das zu dem Zeitpunkt schon in voller Konsequenz sah. Aber diese Erkenntnis sollte noch kommen. Beizeiten sage ich mehr dazu.

Für heute schließe ich diese Rubrik wieder und verabschiede mich bis zur nächsten Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 298: Der Tag der Auferstehung

Posted Dezember 10th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

aktuell hat die Corona-Pandemie in Deutschland knapp 8.000 Todesopfer gefordert, gut 170.000 Menschen sind nachweislich infiziert worden (Stand RKI: 12. Mai 2020). Wie die Lage ist, wenn dieser Rezensions-Blog Anfang Dezember 2020 veröffent­licht wird, kann ich nicht wirklich prognostizieren. Aber wenn ich mir anschaue, wie zum Teil fahrlässig und voreilig die Isolations­restriktionen zurückgenommen werden sollen und eine Rück­kehr zur „Normalität“ stattfindet, während doch noch kein Vak­zin zur Verfügung steht, mit dem die Pandemie wirkungsvoll zu­rückgeschlagen werden kann, dann erfüllt mich das mit Besorg­nis (Nachtrag vom Veröffentlichungstag: Die zweite Welle der Pandemie hat uns inzwischen voll im Griff, und die Zahl der Infizierten geht allein in Deutschland in die Hunderttausende, fast 20.000 Menschen sind bundesweit schon verstorben, und ein Ende ist aktuell nicht abzusehen).

Selbstverständlich begreife ich bestens, dass das Leben weiter­zugehen hat, auf dass die Wirtschaft wieder gesundet, wenn die auf die Pandemie wahrscheinlich zwangsweise folgende Wirt­schaftsdepression nicht ganze Geschäftszweige in die Insolvenz treiben soll. Ich verstehe auch die Sorgen vieler Unternehmer und Arbeitnehmer sehr gut, die Angst um ihre wirtschaftliche Existenz haben. Aber ich rate zur Vorsicht und zu weiterer Ein­haltung der Selbstquarantäne- und Isolationsmaßnahmen, um nicht beispielsweise den fatalen Weg zu nehmen, den die USA, Russland oder Indien derzeit beschreiten und der gesundheitlich in den Abgrund führt.

Schon eine ganze Weile, ehe überhaupt an diese Form des glo­balen Ausnahmezustandes gedacht wurde, gelangte ich im Zuge der Digitalisierung meiner frühen Rezensionen an ein Werk, das ich schon halb vergessen hatte – und dann stellte ich fest, dass es auf geradezu bestürzende Weise aktuell war. Nach­dem die überarbeitete Rezension schon in diversen Fanzines in diesem Jahr veröffentlicht wurde, soll sie auch in diesem Rezen­sions-Blog nicht ausgespart werden.

Schaut euch also mal an, was ein japanischer Phantast sich An­fang der 60er Jahre (!) des 20. Jahrhunderts als finalen Schre­cken ausmalte, der die Menschheit quasi ausrottet: ein Mikroor­ganismus, der scheinbar aus Asien einen weltweiten, unaufhalt­samen Feldzug antritt:

Der Tag der Auferstehung

(OT: Fukkatso no hi)

Von Sakyô Komatsu

Heyne 4443, 1987 (1964)

336 Seiten, TB

Aus dem Japanischen von Michael Morgental und Keiko Miriam Inaba

ISBN 3-453-00961-4

Aktuell sucht uns das Corona-Virus heim und stürzt auf bislang ungeahnte Art und Weise die Welt in mikrobiell erzeugtes Cha­os. Alle relevanten Institutionen in Politik, Wirtschaft und den Medien reden über den winzigen Erreger, der sich von China in alle Winkel der Erde ausbreitet und reihenweise Staaten zum Kollaps nötigt und die Nationen in den Ausnahmezustand beför­dert. Vor wenigen Jahren hätte man dies noch als bizarren Aus­fluss überhitzter Phantasie bezeichnet. Dabei hätte uns allen klar sein müssen, dass in einer globalen Weltwirtschaft mit per­manentem Personentransit in Millionenzahl mittels des interna­tionalen Flug- und Warenverkehrs ein solcher Vorfall nur eine Frage der Zeit sein würde.

Wie sich erwiesen hat, ist die physische Welt gegen ein nicht minder physisches mikrobenbasiertes Verhängnis nicht weniger störanfällig als gegen einen Programmiervirus, der mühelos Na­tionengrenzen überspringt und sich auf allen Kontinenten ein­nistet und Milliardenschäden hervorruft. Doch die Corona-Epide­mie erweist sich medial als sehr viel wirkungsvoller als in der physischen Ausprägung, die in 80 % der Fälle sehr mild verläuft. Horrorszenarien, die von 10-prozentigen Todesraten ausgehen, sind definitiv überzogen.

Eine befreundete Professorin, die davon weiß, dass ich seit lan­gem phantastische Geschichten schreibe, meinte daraufhin, dies sei doch gewissermaßen eine Steilvorlage, darüber könne ich nun „Science Fiction“ schreiben … diese Bemerkung führte für mich zu einem Erinnerungs-Aha-Erlebnis. Zu zweien, genau genommen. Zum einen erinnerte ich mich an Stephen Kings „The Stand“ (Das letzte Gefecht), das ich vor Jahrzehnten las und das das Schreckgespenst einer globalen Supergrippen-Pan­demie an die Wand malt, durch die die Spezies Mensch nahezu vollständig kollabiert. Aber Kings Roman war beileibe nicht der erste, der eine solche Katastrophe imaginierte. 1992 rezensierte ich bereits einen Roman, der noch ein paar Jahrzehnte älter war, aus dem asiatischen Raum stammte und heute vermutlich ver­gessen ist.

Die Rede ist von dem 1987 auf Deutsch erschienenen Werk „Der Tag der Auferstehung“ von Sakyô Komatsu (es ist anzuneh­men, dass King die Geschichte bekannt war). Wenn heutzutage „Die Pest“ von Albert Camus verstärkt nachgefragt wird, sollte man sich auch dieses Buches erinnern, dessen Inhalt ich aus Aktualitätsgründen gern ins Gedächtnis zurückrufe:

An einem Tag gegen Ende der 60er Jahre verübt ein britischer Professor Verrat an seiner Nation. Er übergibt einen aus den USA gestohlenen hochtoxischen Bazillus Unbekannten, die ihn über Mittelsmänner, was er nicht wissen kann, in die USA zu­rückbringen sollen. Doch das Flugzeug stürzt ab, und der Erre­ger wird außerplanmäßig freigesetzt.

Im darauf folgenden Frühjahr setzt auf der Po-Ebene ein Mas­sensterben von Feldmäusen ein. Bald darauf tritt eine Grippe-Epidemie in Erscheinung, die ungewöhnlich heftig zu sein scheint. In Australien findet eine Infektion einer neuen Art von Rinderpest statt. Niemand sieht hier Zusammenhänge, zumal die Ministerien, denen die bakteriologische Kriegsführung ob­liegt, aus nationalen Interessen Geheimnisse über solche Waf­fen unter Verschluss halten.

Binnen weniger Wochen aber verbreitet sich die Krankheit, die jetzt „Tibetanische Grippe“ genannt wird, weil man dort das Ur­sprungsland vermutet, über die ganze Welt. Auch jetzt ist die Öffentlichkeit zwar besorgt, mehr aber noch nicht. Doch die Vi­rologen auf der ganzen Welt erkennen sehr rasch, dass dieser Virus anders ist als die bislang bekannten Arten der Grippe. Ver­harmlosung der Gefahr und der unerschütterliche Glaube an die medizinischen Fortschritte lassen die Menschen die Gefahr ba­gatellisieren. Als der Frühsommer beginnt, sind bereits Millionen Menschen an der „Grippe“ erkrankt. Da das Virus eine Tarnkom­ponente hat, ist es nicht in seiner eigentlichen Form erkennbar. Das Ur-Virus wurde mit einer Raumsonde aus dem Weltraum auf die Erde eingeschleppt, und seine Vermehrungsfähigkeit spottet jeder Beschreibung. Selbst in den Laboren Englands und der USA hatte man, bis das Virus entwendet wurde, noch kein Ge­genmittel gefunden.

Als der Sommer anbricht, sind an der Tibetanischen Grippe al­leine in Japan schon mehr als zehn Millionen Menschen gestor­ben. Es zeigt sich, dass die Impfungen mit herkömmlichen Grip­pe-Vakzinen nur dann helfen, wenn man die dreifache Dosis spritzt. Aber selbst diese Menschen erkranken wieder. Es ist zu wenig Vakzin vorhanden, und wenn so viel Serum gespritzt wird, häuft sich ein weiteres unheimliches Phänomen, der „plötzliche Tod“, das Tausende und bald Millionen von Menschen erfasst, die einfach mitten auf der Straße zusammenbrechen und ster­ben.

Das gesellschaftliche Leben in allen Staaten der Erde bricht mit der Schnelligkeit eines Dominoeffekts in sich zusammen. Ärzte kämpfen auf verlorenem Posten gegen einen Feind, den sie nicht identifizieren können. Die Sterberate erhöht sich bald sprunghaft von 30 auf 80 Prozent, und bis Mitte Juli sind von 100 Millionen Japanern bereits 80 Millionen gestorben und der Rest infiziert. Am Ende des Sommers legt sich grausiges, ulti­mates Schweigen über die verlassenen, leichengefüllten Städte der Menschheit.

Lediglich in der Antarktis haben noch knapp zehntausend Men­schen überlebt, die vor der Katastrophe hier als Bewohner meh­rerer Stationskomplexe verschiedenster Länder angesiedelt wurden. Sie haben durch zwei Atom-U-Boote noch Kontakt zur Außenwelt und müssen hier eine mehrjährige Quarantäne durchmachen, die unter Umständen ewig währen wird, da im­mer noch niemand ein Mittel gegen diese Seuche kennt.

Doch die Gefahren sind auch jetzt nicht gebannt. Ein japani­scher Seismologe erkennt bald, dass sich in Alaska ein gewalti­ges Erdbeben mit der Stärke 9 ereignen wird, was prinzipiell nichts verändern würde, da die Städte auf den Kontinenten oh­nehin schon menschenleer sind. Aber – es gibt in den Vereinig­ten Staaten ein automatisches Verteidigungssystem, das alle Atomraketen abschießen kann, selbst wenn alle Bedienungs­mannschaften ausgeschaltet sind. Und wenn in Alaska die Radarzentralen ausfallen, wird das System in Washington dar­aus schließen, dass sie Opfer eines nuklearen Angriffs wurden – und Atomraketen auf die Sowjetunion abschießen. Die Gefahr für die Antarktiker besteht darin, dass sowohl die USA dieses System haben als auch die UdSSR und vielleicht einige Nuklear­sprengkörper davon auf die Antarktis gerichtet sein könnten …

So entschließen sie sich zu einer selbstmörderischen Aktion, diese beiden Vernichtungssysteme abzuschalten, die den Tag der Auferstehung der Menschheit, der irgendwann kommen könnte, restlos zunichte machen würden …

Dieser Roman, 1964 geschrieben vom Japaner Sakyô Komatsu, allerdings unverständlicherweise erst 23 Jahre später in Deutschland erschienen, greift gleich eine ganze Reihe kriti­scher und beängstigender Thematiken auf, die von bakteriologi­scher Kriegsführung und deren Sinn und Gefahr über die nukleare Bedrohung bis hin zu geophysikalischen Themen reichen. Alleine wer den Prolog liest, der den Titel „März 1973“ trägt (da­mals noch neun Jahre in der Zukunft), merkt, dass er hier ge­nauso gut einen Horror-Schocker in den Händen halten könnte. Die Darstellung eines menschenleeren Japans, dessen Küsten­städte mit Wracks gestrandeter Schiffe und dessen Straßen mit Leichen und Trümmern bedeckt ist, gereicht jedem Horror-Ro­man zur Ehre.

Abgesehen davon sind diese beklemmenden Schreckensvisio­nen keineswegs restlos an den Haaren herbeigezogen. Unfälle in Zentren der bakteriologischen Kriegsführung hat es schon im­mer gegeben, viele authentische Daten verwebt Komatsu mit visionären zu einem ausgesprochen plastischen Schreckensge­mälde, das für Hoffnung kaum mehr Platz lässt.

Wie eingangs erwähnt – gerade in Zeiten einer akuten mikrobi­ellen Krise wie sie zurzeit unsere globalisierte Menschheit heim­sucht, tut man gut daran, sich an derlei Schreckensvisionen zu entsinnen, die begabte Phantasten schon vor langer Zeit publik machten, als das alles noch als realitätsfernes Gruselgarn abge­tan wurde. Wir erleben heute, dass darin deutlich mehr bedroh­liches Potenzial steckt. Die aktuelle Lage sollten wir also bei al­lem Respekt ernst nehmen, ohne indes in hysterische Angstzu­stände zu verfallen. Denn damit helfen wir niemandem, am we­nigsten uns selbst.

Ich finde den Roman unter den aktuellen Umständen äußerst lehrreich, da er auf höchst drastische Weise (wenn auch unter Einbeziehung von Nuklearwaffen) zeigt, wie schlimm es wirklich kommen könnte. Er sollte uns das ruhige Augenmaß zurückge­ben und uns zugleich zur Besonnenheit mahnen.

© 1991/92/2019/2020 by Uwe Lammers

Wahrhaftig, eine schaurige Schreckensvision vom Ende der Welt, wie sie uns heute nicht mehr vollkommen undenkbar er­scheint.

Während ich diese Überarbeitung in die Wege leitete, stieß ich noch auf eine andere literarische Verarbeitung einer Pandemie, und zwar ging es da um die Spanische Grippe von 1918. Ich be­richte davon in der kommenden Woche … unter anderem.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.