Rezensions-Blog 336: Der Fremdling im Glas

Posted Januar 25th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die folgende Rezension, die ich vor inzwischen 17 Jahren schrieb, mag vom Tenor her den einen oder anderen, der mei­nen Blogartikeln schon längere Zeit gefolgt ist, möglicherweise irritieren oder sonst wie verwirren. Ist es doch evident, dass ich mich als Dualist verstehe, also als jemand, der Körper und Seele als Kompositum denkt und der der Auffassung ist, dass das Le­ben, was wir aktuell leben, nicht das einzige ist, das wir im Lau­fe einer Gesamtgeschichte durchlaufen. Seelenwanderung, Re­inkarnation, Geister … das sind durchaus Dinge, mit denen ich mich ernsthaft beschäftigen kann und über die ich mich mit Si­cherheit nicht lustig machen würde.

Gleichwohl ist natürlich nichts davon ernsthaft wissenschaftlich nachgewiesen. Der Tod ist üblicherweise die Grenze der regulä­ren Wissenschaft, und danach beginnt – wie man so landläufig sagt – das Reich des Glaubens und der Religionen. Wer also als bodenständiger Mensch materialistisch verwurzelt ist, eine skeptische Grundhaltung gegenüber derlei Phänomenen, wie ich sie oben erwähnte, an den Tag legt, kann leicht mit einer solchen Denkhaltung in Konflikt geraten.

Und dennoch rezensierte ich damals sehr wohlwollend, ja nahe­zu heiter ein Buch über bekennende Skeptiker und ihre biswei­len bärbeißige Kritik an allem, was man mit harten Fakten nicht oder kaum belegen kann, wo häufig das Wunschdenken regiert und der Grenzbereich von Esoterik, betrügerischer Geschäfte­macherei und Naivität mit den empirischen Fakten kollidiert.

Ich finde auch heute noch nicht, dass das ein Widerspruch ist. Im Gegenteil, es ist viel eher Ausweis einer gewissen toleranten Grundhaltung und allgemeinen Aufgeschlossenheit. Solchen Dingen wie hermetischer Religiosität, die leicht in ein rigides Zwangskorsett und Denkverbote umkippen kann, stehe ich eher misstrauisch gegenüber, dasselbe gilt für Sektierertum jedwe­der Couleur. Auf der anderen Seite finde ich Wissenschaft im­mer schon faszinierend, zumal dann, wenn mehrere Faktoren zusammentreffen:

Erstens, wenn die betreffenden Forscher selbst zugeben, dass das Feld des Wissens prinzipiell offen ist und man immerzu in Alternativen denken muss (z.B. bei kontrafaktischer Geschichte oder bei Geschichten, die (noch) nicht gründlich gelegt sind, dazu würde ich etwa solche Felder wie die Kryptozoologie rech­nen).

Zweitens, wenn sie Dogmatismus vermeiden und vergleichswei­se entspannt informieren wollen.

Drittens, wenn sie ihre Quellen offenlegen und damit demons­trieren, dass ihnen nicht an einer Form von Ideologisierung aus der Gegenrichtung gelegen ist.

Wenn dann noch ein ironischer, nicht bissig-trockener Schreib­stil hinzutritt, der das Lesen skeptizistischer Texte zu einem aus­gesprochenen Lesevergnügen macht – umso besser.

Und ich meine sagen zu können, dass all das auf das folgende Buch zutrifft. Weswegen meine Rezension nach den einleiten­den Worten nun nicht mehr wirklich überraschen dürfte.

Vorhang auf für:

Der Fremdling im Glas

und weitere Anlässe zur Skepsis,

entdeckt im „Skeptical Inquirer“

Gero von Randow (Hg.)

rororo science 9665

192 Seiten, TB

Februar 1996, damals 14.90 DM

Da lag das Ding nun also. Die Gesundheitsbehörde im St. Louis County (Missouri) beäugten es von allen Seiten, schüttelten die Köpfe. So etwas hatten sie noch nie gesehen.

Polizisten hatten es in einem Straßengraben entdeckt. Ein zwanzig Liter fassendes Glas, darin eine gallertartige Masse. Ei­nen Monat lang waren bereits Gerichtsmediziner mit der Frage beschäftigt gewesen, ob es sich bei dem seltsam geformten Bio-Etwas um menschliche Überreste handeln könnte. Befund: negativ.

Die Wabbelmasse bestand aus zwei Teilen: der eine, etwa sie­ben Pfund schwer, muskelähnlich, mit Höhlungen und Kanäl­chen, außerdem Einsprengseln, dunkel wie Lebergewebe. Der andere Teil länglich, von regelmäßigen Furchen durchzogen, ei­ner Zunge oder einem Tentakel ähnelnd. Bald trug das Wabbel­ding den Spitznamen „Alien“. Der Fremdling im Glas wurde her­umgereicht, wanderte von Labor zu Labor …“

Ja, Dinge gibt es, die gibt es eigentlich gar nicht, und der im Ti­telbericht von Gero von Randow zitierte (und gelöste) Fall ist nur eine solche Geschichte, in der uns Täuschungen, Trickser, Zufälle und falsche Überzeugungen auf Abwege bringen kön­nen.

Gero von Randow, regelmäßiger Wissenschaftsjournalist in der Wochenzeitung DIE ZEIT, Mitglied der Skeptiker-Bewegung und erklärter Gegner der Parawissenschaften hat in diesem Band den Versuch unternommen, einige interessante Artikel aus dem in den Vereinigten Staaten erscheinenden Zentralorgan der Skeptiker, eben dem Skeptical Inquirer zu bringen. Und wie schreibt er doch so schön über seine Lektüre dieser Zeitschrift?

Wenn ich sie in der U-Bahn lese, gucken die Leute komisch, denn den Skeptical Inquirer umgeben Geister, UFOs, Tod und Teufel.“

Na, klingt doch für eingefleischte Phantasten spannend, nicht wahr? Ich selbst war auf Randow schon 1996 aufmerksam ge­worden, als der Rowohlt-Verlag Jubiläum feierte und eine Reihe kleiner „Best-of“-Hefte herausgab, darunter auch „Der hun­dertste Affe“, worin es bereits Beiträge aus dem Skeptical Inqui­rer zu genießen galt (sehr lesenswert!).

Doch, wirklich zu genießen. Denn wiewohl gelegentlich unange­nehm bohrend, sind doch die Beiträge fast durch die Bank ein Lesevergnügen. Hier wird oftmals nicht mit Ironie und scharfen Spitzen gespart (Sid Deutsch schreibt etwa in seinem Artikel über Elektrosmog abschließend: „Eine Erhöhung der Benzin­steuer würde vermutlich eine viel wirksamere Krebsvorsorge bedeuten“ – als eine Senkung der Grenzwerte für elektrische Felder).

Eingefleischte Phantasten haben aber möglicherweise mit der Grundprämisse der „neuen Skeptiker“ (Paul Kurtz) ein Problem. Phantasten glauben nun mal gerne an seltsame Dinge wie UFOs. Sie hegen gewisse Sympathien für Menschen, die der fes­ten Auffassung sind, bei Roswell seien in den 40er Jahren von der US Air Force Alienleichen „beiseite geschafft“ worden. Oder sei es auch nur, dass sie an Dinge wie „Nessie“, Tischerücken, Geister oder Reinkarnation glauben.

Solcherart sind die Felder, denen die Skeptiker, salopp ausge­drückt, den Kampf angesagt haben. Alles, sagen sie, was sich wissenschaftlich nicht beweisen lässt, ist vom Ruch der Volks­verdummung, vom Ruch der skrupellosen Manipulation argloser Menschen umweht und gehört kritisch hinterfragt und bloßge­stellt. Ich denke, David Copperfield hätte genauso wie Uri Geller echte Probleme in diesem Umfeld.

Wer nun Gero von Randow und seinen internationalen Gefähr­ten im Kampf gegen Unglauben, Betrügerei und Sinnestäu­schungen nur attestieren möchte, sie seien „Spielverderber“, dem wird in diesem Band das Lachen sehr schnell vergehen.

Warum?

Weil die sogenannten „Parawissenschaften“ verheerende Folgen zeitigen können. Sind solche fast anekdotisch-schrulligen Ge­schichten wie „Nessies schönstes Portrait“ oder „Warum die Ge­zeitenkräfte die Ozeane, aber nicht uns Menschen bewegen“ noch als amüsant einzustufen, läuft es dem Leser schon eisig den Rücken herunter, wenn er den Beitrag über „Autisten am Computer“ liest, worin es um experimentell nachgewiesene Ma­nipulationen bei der pädagogischen Behandlung von behinder­ten Kindern und das Vorgaukeln von (höchstwahrscheinlich) nicht existenten Heilungschancen gegenüber den betroffenen Eltern geht. Und noch heftiger wird es, wenn das Thema „Fal­sche Erinnerungen“ aufs Tapet kommt.

Falsche Erinnerungen“ klingt trügerisch harmlos. Aber es geht um ein Massenphänomen in den USA, das Familien zerstört und Lebensläufe zerfetzt, das Menschen lebenslänglich hinter Gitter bringt, und dies alles (mehr oder weniger) wegen was? Wegen der Profilierungssucht und der Geldgier verblendeter Therapeu­ten, die man fast auf die gleiche Stufe wie sektiererische Gurus stellen kann.

Denn dies sind Menschen, die ihren Patienten suggerieren, sie seien in frühester Kindheit von ihren Eltern oder anderen Famili­enangehörigen sexuell missbraucht worden, selbst wenn dies oft nachgewiesen falsch ist. Das ist eine kriminelle Geschichte, und alleine aus diesem Grunde muss man Wissenschaftsauto­ren wie Martin Gardner höchst dankbar sein, dieses sehr sensi­ble Thema international offenzulegen und kritische Maßstäbe für diese sehr heikle und wichtige Problematik zu fordern. Der Schaden, den die genannten Therapeuten mit ihren Ratgebern, Auftritten in Fernsehshows usw. anrichten können und bereits anrichten, ist enorm und oft irreparabel.

Die meisten Menschen, die sich mit dem Paranormalen abge­ben, sind jedoch eher harmlose, liebenswerte Menschen, die einfach nicht genug nachdenken über das, was ihnen wider­fährt, die ihre Einstellungen zu Phänomenen der Umwelt nicht kritisch genug reflektieren und leichtgläubig sind. Auch für sol­che Menschen ist das Buch hilfreich. Man kann eine Menge dar­aus lernen und auf manchmal wirklich sehr erstaunliche Dinge stoßen.

Nicht zuletzt sollte, wer gerne Näheres über Leute erfahren möchte, die mal von UFOs entführt worden sind oder die den Air Force Bericht über den Roswell-Zwischenfall und dessen wissen­schaftliche Überprüfung lesen möchten, sich an diesen Band halten. Er wird ihn, wie ich denke, mit Gewinn lesen.

(Und keine Sorge: die Skeptiker verpassen niemandem eine Ge­hirnwäsche! Es laufen auch keine monströsen mathematischen Formeln über den Weg. Man muss nur selbst intensiv mitden­ken. Und das hat bekanntlich noch nie geschadet.)

© 2004 by Uwe Lammers

Ja, das Buch hat mir sehr gefallen, das ist offenkundig. Vielleicht findet ihr das noch antiquarisch, es ist wirklich ein Lesevergnü­gen.

In der kommenden Woche führe ich euch zurück in den nordamerikanischen Kosmos von „Crossfire“, wo die Verhältnis­se allmählich richtig verzwickt werden.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 442: Legendäre Schauplätze 24: Xoor‘con-System

Posted Januar 23rd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wenn ihr meine E-Books der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ bis zur Gegenwart verfolgt habt, wird euch bei der Nennung dieses Namens wohl ein Schauer über den Rücken laufen. Wenigstens für euch ist das Xoor‘con-System ein Ort der Schrecken, und ich kann euch versichern, das war alles erst der Anfang. Wäre nicht in den Jahren 2019 und 2020 mein E-Book-Programm ins Stocken geraten, dann würdet ihr mit den Bänden 32-34 der TI-Serie ins Xoor‘con-System zurückgekehrt sein, und das war eigentlich der Plan, warum ich unter dem Buchstaben X diesen Ort als „legendären Schauplatz“ aussuchte. So müsst ihr leider diesbezüglich noch ein bisschen „zappeln“.

Das heißt aber nicht, dass es über dieses System nichts zu er­zählen gibt. Wie bei dem legendären Schauplatz, den ich unter dem Buchstaben Y beim nächsten Mal vorstellen werde, handelt es sich beim Xoor‘con-System um einen Ort, der (zumindest nach bisheriger Planung) nur für ein Universum Relevanz besitzt … was aber meistens hinreichend ist, vorausgesetzt, er wird gut beschrieben.

Das erste Mal hörte man im OSM vom Xoor‘con-System durch einen desaströsen Zufall – als nämlich der tassaiische Flüchtling Gwensh mit seiner Raumkapsel auf der von Yantihni erforschten Wüstenwelt Hushhin strandete und kurz nach seinem alptraum­haften Bericht verstarb.1

Dieser Bericht war Anlass dafür, die RHONSHAAR-Expedition dorthin zu entsenden, da es ja eines der zentralen Ziele der hu­manoiden Yantihni war, mit fremden Sternenzivilisationen Kon­takt aufzunehmen. Und die Tassaier schienen in ernsten Schwie­rigkeiten zu stecken.

Sie machten sich allerdings keine Vorstellung davon, dass Gwenshs phantastische Behauptungen davon, ein Metallmond fresse geradewegs die systemischen Monde des Xoor‘con-Sys­tems auf, buchstäblich der Wahrheit entsprachen. Als die RHONSHAAR nahe dem tassaiischen Heimatsystem war, wurde ein Spähschiff losgeschickt unter dem draufgängerischen Pilo­ten Yuuricor … und zum allseitigen Entsetzen wurde alles bestä­tigt, was Gwensh berichtet hatte. Schlimmer noch: das Vernich­tungsinstrument, der mondgroße „Sternenhammer“ befand sich immer noch im Sonnensystem!2

Yuuricor traf die verhängnisvolle Entscheidung, das fremde Rie­senraumschiff zu betreten und ging dabei mitsamt seinen Ge­fährten verloren. Als die RHONSHAAR im Xoor‘con-System ein­traf, waren sowohl der „Sternenhammer“ als auch das Erkun­dungsschiff sowie dessen Besatzung spurlos verschwunden, mutmaßlich tot.3

Das System selbst war vollständig verwüstet. Mehrere der von Gwensh noch erwähnten Monde waren verschwunden, offenbar von ungeheuerlichen Kräften geradewegs zerschreddert. Und die tassaiische Heimatwelt Gwai‘insh erwies sich als eine gräss­liche Trümmerwüste, die nur noch die dürftigen Reste der einst­maligen technischen Hochkultur aufwies. Die Atmosphäre war gründlich vergiftet und nicht mehr zu atmen, endemisches Le­ben existierte nicht mehr. Ein beispielloser Genozid, der die yantihnischen Forscher traumatisierte, war hier begangen wor­den.4

Während die Yantihni noch aus dem hinterlassenen Chaos schlau zu werden suchten, insbesondere aus den Tausenden von seltsamen Mechanismen, die in die Kruste des Planeten Gwai‘insh geschossen worden waren – die Parallele des Vorge­hens, die sich in der Schuttwelt Vhentars Grab“ spiegelte, die die Schwesterexpedition der GHANTUURON annähernd zeit­gleich Aberhunderte von Lichtjahren entfernt entdeckt hatte5, blieb den Forschern notwendigerweise verborgen – , während­dessen also ereignete sich im Xoor‘con-System der nächste Akt des Dramas: die „Planetenplünderer“ kehrten zurück. Genauer: Ihre Maschinen kehrten wieder, um das Zerstörungswerk end­gültig zu vollenden.6 Und so scheiterte auch die Mission der RHONSHAAR selbst … die Forscher gerieten in die – vermutlich – wohlwollende Gefangenschaft der insektoiden Cestai, und über ihr weiteres Schicksal wird noch an anderer Stelle zu berichten sein.

Im yantihnischen Reich bahnte sich derweil eine neue Koalition zwischen den arglosen Forschern und den reptiloiden Allis an, die unter dem Banner Oki Stanwers gegen das Terrorimperium der Troohns kämpften, dem in der Galaxis Twennar unter ande­rem auch das Xoor‘con-System zum Opfer gefallen war.

Wie dramatisch sich die Dinge entwickelt hatten, stellte der Ver­künder der Allis am Ende des Jahres 440 dar: Die Allis hatten Sonden ins Xoor‘con-System geschickt und enthüllten, dass von den Planeten, die die RHONSHAAR noch besucht hatte, inzwi­schen nach der zweiten Besuchswelle troohnscher Maschinen nichts mehr übrig war, sondern lediglich ein gigantischer Trüm­merteppich, der gnadenlos industriell ausgebeutet wurde, um ein monströses Gebilde zu errichten: ein so genanntes TRAN­CRAN.7

TRANCRANS, stellte der Verkünder klar, seien Stützpunkte des Terrorimperiums, mit deren Hilfe ganze Spiralarme von Galaxien unterworfen werden würden. Dutzende oder sogar Hunderte von mondgroßen MINEUREN (damit hatten die „Metallmonde“ oder „Sternenhammer“ der Tassaier endlich einen Namen, was ihnen nichts vom apokalyptischen Schrecken nahm) würden nach Fertigstellung des TRANCRAN hier andocken und ihre Fracht entladen, die dann heimgeschickt würde ins Terrorimperi­um der Troohns.

Und um die Größe der Gefahr zu erkunden und nach Möglichkeit auch eine Chance zu haben, diese Bedrohung irgendwie zu neu­tralisieren, sollte eine gemischte yantihnisch-allische Erkun­dungsmission ins Xoor‘con-System aufbrechen.

Von einer brachialen Kampfmission, die das noch nicht fertige TRANCRAN zerstören könnte, rieten die Echsenkrieger allerdings kategorisch ab … sehr zum anfänglichen Unverständnis der Yan­tihni. Bis sie vom Kampfethos der Troohns erfuhren: Diese Krie­gerrasse suchte Herausforderungen, gegnerische Kampfkon­frontation. Und die jähe Zerstörung eines TRANCRAN würde un­vermeidlich signalisieren: Hier ist ein Gegner, der den Kampf lohnt!

Der Aufmarsch von starken Kampfkontingenten der Troohns und das Ausradieren der yantihnischen Zivilisation seien die unaus­weichliche Folge.

Also erst einmal eine Mission „unter dem Radar“, um mögliche Schwachpunkte zu erkunden.

An diesem Punkt steht die TI-Serie aktuell, aber ich hoffe sehr zuversichtlich darauf, in diesem Jahr 2022 den nächsten Band fertigstellen und publizieren zu können, damit ihr erfahrt, wie die gemischte Mission ins Xoor‘con-System beginnt und was sie herausfindet … da muss ich euch noch um ein wenig Geduld bitten.

Soviel ist zum heutigen Stand der Dinge zum Xoor‘con-System zu sagen. Aber wie angedeutet: Noch ist diesbezüglich nicht al­ler Tage Abend. Bleibt also gespannt, Freunde!

Bis bald dann wieder, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu das E-Book TI 5: „Wenn der Sternenhammer fällt…“, 2013.

2 Vgl. dazu die TI-E-Books 8: „Am Rand der Bebenzone“ und 9: „Ins Innere der Maschi­ne“, beide 2014 veröffentlicht.

3 Vgl. dazu TI-E-Book 10: „Das Maschinenvolk“, 2014. Wie ihr Leser wisst, entspricht diese Vermutung nicht ganz der Realität.

4 Vgl. dazu TI-E-Book 27: „Späherin der Cestai“, 2016.

5 Vgl. dazu die TI-E-Books 2: „Das ausgeplünderte System“, 3: „Vhentars Schicksal“, 6: „Die Schuttwelt erwacht“ und 7: „Rätselhafte Retter“, alle 2013.

6 Vgl. dazu das TI-E-Book 28: „Die Sternenbaustelle“, 2016.

7 Vgl. dazu das TI-E-Book 31: „Zeitenwandel“, 2019.

Rezensions-Blog 335: Die Geheimnisse der Pyramiden

Posted Januar 19th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die Historie der Menschheit steckt voller dunkler, verhangener Geheimnisse, das ist ein Allgemeinposten, den jedermann kennt, der einmal mit dem Geschichtsvirus infiziert wurde (gut, diese Metapher mag in Jahren der Corona-Pandemie unpassend klingen, gleichwohl ist sie strukturell recht passend und nicht unappetitlich gemeint). Der weniger Kundige fragt sich womög­lich, warum das so sein soll. Arglose Menschen mit einem kurz­en Denkhorizont bezüglich der Historie nehmen eventuell sogar immer noch an, dass man doch alles von Relevanz im Internet finden kann.

Nun, von diesem Gedanken sollte man sich zügig verabschieden und daran erinnern, dass das Internet gerade mal gut 30 Jahre alt ist … ein Lidschlag der Zeit im Strom all der Jahrtausende, die zuvor verstrichen sind. Und ebenso schnell, wie einem die Energieversorgungsunternehmen die Energie sperren, wenn wir die Rechnungen nicht zu zahlen wissen, ebenso rasch kann es mit der perfekten Informationskultur vorbei sein.

Das ist keine neue Entwicklung, sie gilt auch in vorindustriellen Zeiten – hier waren Kulturstürme immer wieder an der Tages­ordnung. Immer dann, wenn Kulturen untergingen, legten die Eroberer oder Nachfolgegenerationen insbesondere die Axt an gegenüber schriftlichen Überlieferungen und kulturellen Zeug­nissen. Das ist nichts, was die Taliban oder die kulturbanausi­schen IS-Kämpfer der Gegenwart sich ausgedacht haben.

Eine Kultur verschwindet in der Regel je vollständiger, desto mehr Zeit verstreicht. Und irgendwann, wenn alle schriftlichen Zeugnisse verschwunden sind, bleiben nur noch die hartnä­ckigsten Spuren: steinerne Zeugnisse, rätselhaft wie die Moais der Osterinsel … ja, oder wie die Pyramiden auf den Kanari­schen Inseln. Und damit sind wir beim Thema.

Als ich vor relativ kurzer Zeit ein seit langem in meinen Bücher­regalen ungelesen verstaubtes historisches Sachbuch wieder entdeckte und zu schmökern begann, stieß ich geradewegs in einen historischen Parallelraum vor, was mich nicht eben wenig elektrisierte.

Schon vor ein paar Jahren versuchte ein italienischer Historiker, die Schauplätze der homerischen Werke an die Ostsee zu verla­gern. Und nun ertappte ich Harald Braem dabei, wie er munter und durchaus eloquent und beweiskräftig Hand an die zen­traleuropäische Vorgeschichte legte – die Megalithkultur, die weite Teile Zentraleuropas und des Mittelmeerraums geprägt hat, über die wir heutzutage aber, weil zahllose Tausende von Jahren darüber hinweggegangen sind, kaum mehr etwas wis­sen.

Die Entdeckungsreise fand ich überaus aufregend, und ich neh­me euch mal mit auf diese Reise, auf dass euer Verstand wo­möglich im Kopf die Richtung wechselt und ebenfalls tradierte historische Überlieferungsmuster kritisch zu hinterfragen be­ginnt.

Vorhang auf für das Werk des heutigen Rezensions-Blogs:

Die Geheimnisse der Pyramiden

Auf der Suche nach dem Rätsel ihrer Entstehung

Von Harald Braem

Heyne-Sachbuch 19/307

352 Seiten, TB, 1994

ISBN 3-453-07804-7

Alles beginnt im Sommer des Jahres 1985 auf La Palma. Der deutsche Forscher Harald Braem ist auf der Suche nach Petro­glyphen, und er hat gehört, dass sie auf La Palma allgemein recht verbreitet sind – was stimmt, wie er alsbald herausfindet. Was er bei dieser Exkursion mit Einheimischen aber nicht ahnt, ist die erstaunliche Entdeckung, die er macht und die ihn zu ei­ner völlig ungewöhnlichen neuen Theorie inspiriert, die mit Py­ramidenbau, Megalithkultur, transatlantischen Kontinentkontak­ten lange vor Kolumbus und den Wikingern und schließlich zur Postulierung einer unbekannten Kultur führt, die er mit dem le­gendären Atlantis-Mythos aus Platons Dialog Timaios in Verbin­dung bringt … aber ich sollte vielleicht Schritt für Schritt vorge­hen.

Ja, Harald Braem findet zahlreiche Petroglyphen auf La Palma und den anderen Kanarischen Inseln, und die weitaus meisten von ihnen sind Tausende von Jahren vor Christi Geburt entstan­den. Es gibt zahlreiche Theorien, woher die Ureinwohner der Ka­naren, die Guanchen, einst gekommen sein mögen, die insulare Vergangenheit gibt nach Eroberung durch die Spanier leider nur noch bedingt realitätsnahe Vergangenheitszeugnisse hervor – die Parallelen zu den ebenfalls spanischen Eroberern in Süd- und Mittelamerika und ihre wenig ruhmreiche Rolle beim Erhalt der dortigen kulturellen Erzeugnisse sind hinreichend bekannt. Ähnliches hat sich auf den Kanaren abgespielt, mit dem ent­scheidenden Unterschied, dass die hiesigen schriftlichen Zeug­nisse, wenn man sie so nennen möchte, weniger eindeutig wa­ren und weit schlechter zu zerstören – weil in Stein gemeißelt. Menschenfiguren, Schiffe, Spiralmuster. Besonders letztere kommen Braem seltsam vertraut vor.

Diese Spiralmuster gibt es doch auch in der Bretagne und auf den Britischen Inseln, auf Malta und an anderen Stellen des Mit­telmeeres. Seltsam. Und dann diese Höhlenmumien mit ihrem blonden Haar, die Kultplätze auf hohen Felsen. Am verrücktes­ten aber sind die Pyramiden.

Pyramiden auf La Palma, ernsthaft. Einwandfreie, in jahrelanger harter Arbeit aus zusammengelesenen Feldsteinen errichtete Terrassenbauten, die eine frappierende Ähnlichkeit etwa mit der Stufenpyramide des Pharao Djoser in Ägypten haben. Nur sind sie dummerweise deutlich älter. Und sie haben offenbar nie als Begräbnisstätten gedient, sondern waren eher ein Kultzentrum für einen kombinierten Sonnen- und Fruchtbarkeitskult.

Als Braem mit einem Terra-X-Team die Sendung über die „Inseln des Drachenbaums“ dreht, hat er schon eine relativ wagemuti­ge Hypothese über die seltsame Kanaren-Zivilisation. Aber er sucht Bestätigung und begibt sich damit nach Ägypten. Hier wie auch im alten Mesopotamien fallen Forschern schon seit langem die überraschenden Veränderungen im kulturellen Ablauf der dort lebenden Bevölkerung auf. Scheinbar ist sowohl die Kennt­nis höherer Architektur wie der Schriftsprache fast „über Nacht“ erwacht, inklusive komplexer Schriftsysteme. Und das alles steht in den Mythologien in Verbindung mit legendären Gestal­ten, die übers Meer gekommen sein sollen. Bald stellt Braem ketzerisch in Frage, ob die ältesten Pharaonendynastien tat­sächlich Ägypter waren oder ob sie nicht vielmehr aus dem Mit­telmeerraum als Kulturstifter eingewandert sein könnten. Sehr frühe und eindeutig megalithisch strukturierte Gebäudekomple­xe wie etwa in Kom Ombo oder beim Taltempel in Gizeh deuten zumindest auf entsprechende Einflüsse hin.

Braem durchleuchtet den Ursprung der Pyramidengründung und mutmaßt durchaus nicht unplausibel, dass die Mythen mehrheitlich von einer Erschaffung des festen Landes aus dem Wasser und von einem ursprüngliche Urhügel reden, der später in Form des Kerns einer so genannten Mastaba nachgeahmt wurde. Damit nähert man sich einem urtümlichen Fruchtbar­keits- und Schöpfungsmythos. Und die aufeinander gestapelten Mastabas gelten in manchen Forscherkreisen als Treppe zu den Göttern, eine Art steinerner Himmelsleiter, ein Nachhall viel­leicht eines uralten Sonnenkultes, der sich in Ägypten dann durch komplexe mythologische Überformung weitgehend verlo­ren hat.

Es geht um den Mythos einer großen Flut, den es sowohl in Ägypten wie im Zweistromland, in der Bibel (hier eindeutig aus Babylonien übernommen) und auch in vielen anderen Regionen der Welt gegeben hat. Und interessanterweise gibt es an vielen dieser Orte sehr ähnliche mythologisch-historische Volkserinne­rungen, nicht allein im Mittelmeerraum, auch im keltischen Sa­genkreis, genauso wie in Mittelamerika. Die Legenden von Quetzalcoatl und seltsam hellhäutigen Männern, die neue Kul­turtechniken brachten und als Kulturbringer betrachtet wurden, führen Braem dann in abenteuerlichen Schlenkern und sehr le­senswerten historischen Exkursen zuletzt in die Bretagne und auf die Britischen Inseln. Und hier formt sich für ihn nach und nach ein atemberaubendes Bild einer untergegangenen Zivilisa­tion, dessen Nachhall sich möglicherweise in Platons Atlantis-Mythos findet: die Umrisse einer Zivilisation, die er die „atlanti­sche Westkultur“ nennt und die zwischen dem 5. und 3. vor­christlichen Jahrtausend unterging … und er weist nach, dass es sowohl auf den Kanaren wie überall rings um das Mittelmeer und an der französischen Küste noch jede Menge einstiger Ter­rassen-Pyramidenbauten gibt, die heutzutage immer noch in keine gescheite Theorie passen. Das Buch endet mit dem Auf­ruf, traditionelle Geschichtsbilder kritisch zu hinterfragen und diesen Denkanstößen nachzugehen.

Zugegeben, das Buch ist über 25 Jahre alt. Und ich gebe auch zu, dass ich es ebenso lange im Regal ungelesen stehen hatte, bis es mir jüngst wieder vor die Augen kam und dann in gut 2 Wochen neugieriger Lesetätigkeit verschlungen wurde. Wohltu­end unaufgeregt und nicht ideologisch beginnt der Autor seine Analysen und stellt dabei durchaus diverse Theorien zur Debat­te, etwa die so genannte „Inselberber-Theorie“, die davon aus­geht, dass die Kanaren von Nordafrika aus besiedelt worden sein sollen. Er weist experimentell nach, dass das quasi unmög­lich war, polemisiert aber nicht gegen die verworfenen Theori­en, sondern lässt sie durchaus als alternative Denkansätze ste­hen. Als solchen versteht er auch seine eigene Theoriebildung von der atlantischen Westkultur. Und ich finde, seine Ansätze haben durchaus einiges für sich.

Gar zu lange hat man sich insbesondere in Historikerkreisen ein­geredet, dass Zentraleuropa über Jahrtausende hinweg quasi ein kulturloses Land gewesen sei, bevölkert allenfalls von primi­tiven Bauerngruppen und Nomadenstämmen. Und dann fallen auf einmal astronomisch und architektonisch atemberaubend durchkonstruierte Gebilde wie etwa Stonehenge und andere Me­galithanlagen offenbar vor Tausenden von Jahren irgendwo aus dem Nichts … errichtet von kulturlosen Barbaren? Das klingt wenig plausibel.

Und wenn man bedenkt, dass vor wenigen Jahren ganze Hoch­kulturzentren mitten in Deutschland nachgewiesen wurden, of­fenbar mit Fürstentümern, Königsdynastien und ausgefeilten Kultplätzen, dann erscheint das, was Braem mit der atlanti­schen Westkultur entwickelt und zu einem systematischen Zivi­lisationssystem am Rande der Steinzeit projiziert, nicht mehr gar so abenteuerlich dahergesponnen.

Es ist beispielsweise hinreichend bekannt, dass die Phönizier lange vor Christi Geburt ihre Reisen mindestens bis England ausdehnten und Afrika umsegelten. Wenn man also annimmt, dass sie Teil oder Nachkommenschaft einer solchen Seefahrer­kultur waren, die möglicherweise in der Bretagne ihr kulturelles Zentrum besessen hat und sich bis Skandinavien und Nordafrika ausdehnte und die insbesondere architektonische Techniken und Götterkulte bis ins Nildelta ausbreitete, dann kann man vie­le archaische Zeugnisse des alten Europa eventuell völlig neu interpretieren.

Was mich nicht überzeugte, war hingegen der Aspekt der Schriftkultur. Denn es gibt doch sehr zu denken, dass die atlan­tische Westkultur zwar im Zweistromland die Keilschrift und in Ägypten die Hieroglyphen als Kommunikationssystem entwi­ckelt haben soll, aber zuvor in ihrer eigentlichen kulturellen Hochburg nicht viel mehr als Spiralformen und Bildzeichen schuf und hinterließ.

Es ist auch wenig glaubwürdig, wenn man annimmt, dass es diese höher entwickelten Bildzeichen etwa auf Holz gegeben haben könnte, was sich nicht erhalten hätte – das klingt nicht schlüssig. Für mich gab es, wenn an Braems Theorien etwas dran ist, mindestens zwei Kulturwellen. Eine mag durchaus eine megalithisch orientierte aus Zentraleuropa gewesen sein, die ostwärts durchs Mittelmeer schwappte. Aber zugleich oder we­nig später muss es dann eine weitere gegeben haben, die aus dem Osten in Richtung Westen vordrang.

Hier würde ich die Indus-Kultur als Keimzelle vermuten, über die wir leider sehr wenig wissen. Aber soviel ist klar: architektonisch hochwertig gebaute Städte wie Mohenjo Daro zeigen heute noch, dass diese Erbauer sowohl technisch unglaublich versiert waren als auch über ein eigenes Schriftsystem verfügten. Zu­dem bauten sie mit Lehmziegelbauweise – und das passt her­vorragend zu den frühesten Bauwerken im Zweistromland und den frühen Mastaba- und Pyramidenbauten in Ägypten.

Moderne Archäologie, die sich zudem auf dem recht wasserdich­ten Pfad der Archäogenetik bewegt, könnte Braems Theoriean­sätze sehr schön falsifizieren oder bestätigen. Solange so etwas nicht geschehen ist, scheint es mir sinnvoll zu sein, diese Denk­ansätze zumindest als Alternativen zu bisherigen Migrations-Kulturgeschichten zuzulassen.

Auch nach 25 Jahren ist dieses Buch deshalb noch für Gedan­kenanstöße und Inspirationen gut. Zur Lektüre für aufgeschlos­sene historische Geister sehr zu empfehlen.

© 2020 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche bleiben wir bei den unglaublichen Zu­mutungen der Realität, aber diesmal auf eine durchweg boden­ständige Weise. Da geht es etwa um eine bizarre Glibbermasse, die für ein Alienhirn gehalten wird … mehr sei noch nicht verra­ten.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wie ich schon verschiedentlich seit Jahren in meinen Blogartikel berichte, stoße ich im Laufe der lange andauernden Digitalisie­rungsarbeiten in den OSM-Serien auf diverse … nun, sagen wir … Merkwürdigkeiten. Dinge, die man nicht erwartet, Kom­mentare, die unfreiwillig erheiternd sind und auf die ich dann meist im Zuge der Serienglossierung nach Jahren mal wieder stoße und vergnügt schmunzeln muss.

Zwei solche Stellen habe ich heute mal wieder für euch ausge­graben, um in diesen seltsamen Corona-Zeiten für ein wenig Er­heiterung zu sorgen. Ich zitiere aus dem Digitalisat des KON­FLIKTS 17, also der Serie „17Neu“, wie das in meinem Fachjar­gon heißt.

Bekanntlich fußt diese im April 2011 abgeschlossene Arbeit, die drei Ordnerinhalte umfasst, auf der Serie „Drohung aus dem All“, an der ich zwischen 1983 und 1986 schrieb. Man darf hier also stilistisch keine überragenden Produkte erwarten. Mitunter waren die verbalen Missgriffe aber so massiv, dass ich mich zu bärbeißigen Kommentierungen genötigt sah, und die gilt es heute auszugraben.

Die Episoden, aus denen die Funde stammen, sind die Folgen 67 und 71, beide 1986 entstanden. Ich sollte erst mal kurz den Kontext skizzieren, ehe ich in medias res gehe:

Der Finalzyklus der Serie hat mit Band 66 „Schlacht der Ent­scheidung“ begonnen und endet mit Band 71 „Mörder des Lichts“. Oki Stanwer und seine geschrumpfte Gruppe von Ge­treuen befindet sich im direkten Umfeld des Planeten TOTAM und kämpft ums Überleben. Im Band 67 „Duelle im Chaos“ ereignet sich ein folgenschwerer Absturz eines Schiffes auf der Würfelwelt in direkter Nähe TOTAMS, und dann kommt es zu fol­gender Szene:

Als der Robotiker Ben Doosen zu sich kam, erkannte er über sich graue Blätter. Stutzig richtete er sich auf und starrte die abartig gefärbte Flora an. Dann sah er sich um.

Er lag unter einer Art Staude, die mitten in einem Wald wuchs. Als er sich darunter hervorgearbeitet hatte, entdeckte er verstreute Trümmer.

Verdrehte, verschmorte1 Reste aus blauem Metall, die selbst vorher schon groteske Plastiken gewesen sein mussten.

Reste eines Rontat-Schiffes!

„War das der Matrixraumer?“, flüsterte er heiser.

„Nein“, kam eine Antwort. Der Robotiker zuckte dermaßen zu­sammen, dass er sich an einem Trümmerstück stieß.

Hinter einem Aggregateblock erschien Herbert Ronalow, der Hyperphysiker. Seine Montur war teilweise zerrissen, und rote Schrammen bedeckten seine rechte Schulter, das Blut war je­doch schon wieder eingetrocknet.

„Was fällt dir ein, mich dermaßen zu erschrecken, Herb?“, fuhr er ihn an …

Nun mögt ihr sagen, der knurrige Kommentar mit den Schmor­gerichten in der Fußnote – der mich auf diese Stelle aufmerk­sam machte – , sei nur mäßig amüsant. Das mag sein. Sie fiel mir jedenfalls auf, und ich dachte, ich enthalte sie euch nicht vor.

Ich bitte übrigens um Entschuldigung, wenn ich die Personen nicht näher erläutere und auch nicht sage, was ein Matrixrau­mer ist oder was das Volk der Rontat hier zu suchen hat. Es sei daran erinnert, dass ich beizeiten im Rahmen der Close Up-Arti­kelreihe auch auf diese Serie zu sprechen kommen werde, spä­testens dann lösen sich mögliche Verwirrungen auf. Da müsst ihr einfach ein wenig Geduld bewahren.

Die zweite Passage stammt aus dem Schlussband der Serie. Und zwar aus einem Teil, der sich auf für euch vielleicht interes­sante Weise auf die Sieben Lichtmächte und ihren Residenz­raum, den so genannten Jenseitsraum bezieht, der der Legende nach außerhalb des Universums liegt.

Die Lichtmächte beobachten die finale Auseinandersetzung zwi­schen Oki Stanwer, seinen Getreuen und den Dienern TOTAMS, allen voran die furchtbare EXEKUTIVE, der Dämonenschlächter, der in vielfacher Verkleidung als hochpotenter Gestaltwandler mordet, und dann folgt diese Passage aus dem Blickwinkel der Lichtmächte (hier nur kurz „Licht“ genannt):

Das Licht spürte, wie sich der Pulsschlag des Schicksals be­schleunigte2, wie er dem Höhepunkt zustrebte, einem Orgas­mus gleich, und wie die unweigerliche Explosion folgen musste, die nur zwei Ausgänge haben konnte.

Die Wesenheiten im Außenraum nahmen es mit Fassung hin, sie waren sich ihrer Macht durchaus bewusst und wussten ihre Trümpfe in exponierten Stellungen.

Sie konnten warten.

Die Entropieblase war nicht unzerstörbar, nicht von außen, das war bekannt. Darum machten sich die Lichtmächte auch wenig Sorgen.3

Sie warteten weiter.

Was mich hier irritierte, war die Stilblüte, mit der ich kurzerhand das Schicksal in die Rolle eines Wesens mit Organismus, Puls­schlag usw. drängte. Die Fußnote lässt keinen Zweifel daran, dass mir das 2011 wirklich megapeinlich war … und auch sein sollte. Man sollte solch eine fast schon verzweifelt zu nennende Bildhaftigkeit der Beschreibung nicht so erzwingen, das musste 1986 einfach schief gehen. Aber in dem Versuch, irgendwie in­novative Formulierungen zu entwickeln, stürmte ich buchstäb­lich ohne Sinn und Verstand vorwärts und geriet in die schöns­ten Turbulenzen.

Nein, natürlich kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, dass es heutzutage derlei Verbalausfälle nicht mehr gibt … aber in der Regel formuliere ich doch inzwischen deutlich behutsamer und durchdachter. Auch habe ich mir aufgrund von 35 Lesejahren und Tausenden konsumierter Bücher, Zeitschriften, Aufsätze, In­terviews, Briefe usw. ein deutlich verbreitertes Formulierungsvo­kabular antrainiert, um etwas treffsicherer zu sein.

Gleichwohl – es kann natürlich immer noch vorkommen, dass ich auf solche Exoten treffe. Besonders in den noch nicht digita­lisierten OSM-Serien, also den KONFLIKTEN 13, 16, 20 und 23 lauern sicherlich noch die eine oder andere Verbalinjurie auf mich, die hier vorzustellen sein wird. Und das gilt selbstver­ständlich auch für die Proto-OSM-9-Ebene, also die Serie „Der Kaiser der Okis“, an der ich zwischen 1984 und 1990 schrieb und die dann einging. Ich bin derzeit dabei, nach Abschluss des Digitalisats von KONFLIKT 12 diese Serie zu erfassen und bereits im Band 4 (von insgesamt 11) gelandet.

Ich halte euch auf dem Laufenden, Freunde!

Für heute war es das mit den Fehlersuch-Funden. Nächste Wo­che geht es um andere Themen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Soso, verschmortes Metall … hatte ich zu viele Schmorgerichte gegessen …?

2 Hat das Schicksal einen Pulsschlag? Kann es unter Bluthochdruck leiden? Das ist eine so absurde Stilblüte, dass ich sie sofort eliminieren sollte! Gütiger Himmel, was habe ich damals für einen Unsinn geschwafelt, das ist ja wohl nicht mehr zu glauben!

3 ??? Was soll das denn??

Liebe Freunde des OSM,

Sherlock Holmes ist Kult, das brauche ich denen unter euch nicht explizit auf die Nase zu binden, die bereits ein paar Jahre meinem Rezensions-Blog folgen. Wer dies noch nicht tut, sei bei Interesse auf die Fußnoten in der Rezension verwiesen, die den Weg frei machen für neuen faszinierenden Lesestoff.

Die genannte Storysammlung ist schon recht betagt, und die meisten darin enthaltenen Stoffe haben noch ein paar mehr Jahrzehnte auf dem Buckel. Sei‘s drum! Sie sind mehrheitlich wirklich äußerst interessant und verändern den traditionellen Blickwinkel auf den Holmes-Kanon, indem sie den Geschichten ergänzend phantastische Aspekte abgewinnen. Aliens in ver­schiedenster Form tauchen auf, mal als Gefahren, mal als skur­rile Sparringspartner, es kommt auch zu Zeitreisen, und phan­tastisch im Sinne von „unbedingt überraschend und lesenswert“ sind sie zudem auch noch.

Wer sich bislang nur mit Sir Arthur Conan Doyles traditionellem Geschichtenkanon anfreunden konnte, hat nun die Gelegenheit, mal über den Tellerrand hinauszublicken und zu sehen, was hier wirklich möglich und los ist.

Das lohnt sich und ist nicht zuletzt auch ein gutes Lachmuskel­training. Insbesondere die Hoka-Geschichte hat da an diversen Stellen vergnügliche Passagen … auch wenn man vermutlich Holmsianer sich erst an das Setting gewöhnen müssen. Aber vertraut meinem Urteil, Freunde – es macht einen Riesenspaß!

Drum also nun Vorhang auf für ein Werk des Jahres 1987:

Mit Sherlock Holmes durch Zeit und Raum (1)

(OT: Sherlock Holmes through time and space (1))

von Isaac Asimov, Martin Harry Greenburg & Charles Waugh (Hg.)

Ullstein 31140

208 Seiten, TB (1987)

Aus dem Amerikanischen von Uwe Anton, Ronald M. Hahn und Silvia Frehse

ISBN 3-548-31140-7

Man fühlt sich hier im falschen Film, wenn man das Cover des vorliegenden Buches betrachtet und muss unweigerlich an den so oft heruntergeleierten Slogan „Sex sells“ denken, der im Zu­sammenhang mit Sherlock Holmes nun wirklich in nahezu über­haupt keinem Fall passt, sonst aber recht häufig zum Kauf ani­miert. Das Cover zeigt eine nackte Dame, die mit einer bizarren Art von Robotschlange „kuschelt“. Das soll wohl auf das SF-Ele­ment dieses Ullstein-Buches hinweisen. Niemand braucht die Dame oder die Schlange im Buch zu suchen, das ist völlig sinn­freie Anti-Werbung, die ein Sherlock Holmes nicht braucht.

Mit dem vorliegenden Band liegt der erste von zwei gleichnami­gen Büchern vor, in denen sich Epigonen um den großen Detek­tiv aus der Baker Street kümmerten und ihn weitere Abenteuer erleben ließen, die in gewisser Weise phantastische Aspekte be­inhalten. Die Holmsianer wissen ja, dass Arthur Conan Doyle am Anfang seiner Schriftstellerkarriere für das Übersinnliche noch nicht viel übrig hatte, was sich später dann ins extreme Gegen­teil durch seinen naiven Glauben an Feen und Seancen verkehr­te. In den Sherlock Holmes-Geschichten ist das Übernatürliche in der Regel nur als irreführende Camouflage zu finden, zur Tar­nung eines Verbrechens. Man denke da nur an den legendären Hund der Baskervilles – der übrigens auch in diesem Buch „un­vermeidlich“ ist, ebenso wie Professor Moriarty.

Hier ist es zum Teil anders, denn da kommen schon sehr seltsa­me Dinge vor, die selbst ein Arthur Conan Doyle absonderlich gefunden hätte. Phantasten, die sich nicht als beinharte Holmsianer verstehen und die Abweichungen vom traditionellen Kanon hinzunehmen bereit sind, finden hier ein faszinierend breit gestreutes Feld von verblüffenden Werken.

Neben dem Vorwort von Isaac Asimov finden wir acht Geschich­ten vor, von denen Sharon N. Farbers „Das große Geheimnis des Studentenwohnheims“ und Barbara Williamsons „Was draußen wartet“ so kurz sind, dass ich sie hier kurzerhand übergehen möchte, um nicht unmäßig viel zu verraten.

Ich werde auch kaum etwas zu Conan Doyles eigener Story „Der Teufelsfuß“ sagen, die jeder Holmsianer natürlich kennt. Sie wurde offensichtlich der Storysammlung vorangestellt, da­mit der weitgehend ahnungslose Leser eine Originalprobe von Holmes´ Deduktionsmethode zu sehen bekommt, um sodann zu schauen, wie gut es den Epigonen gelungen ist, seine Darstel­lung zu erreichen.

Beginnen möchte ich die Vorstellung der vorliegenden Ge­schichten also mit Philip José Farmers Geschichte „Das Pro­blem der verdrossenen Brücke – unter anderem“, für die der Autor in die Rolle des Harry Manders schlüpft, des legendä­ren Weggefährten des Gentleman-Einbrechers Arthur J. Raffles. Da ich selbst die Raffles-Geschichten nur vom Hörensagen ken­ne, ist mir zweifellos einiges an Anspielungen entgangen, aber das hat den Reiz der Geschichte nicht geschmälert.

Schon der Titel der Geschichte ist geeignet, Stirnrunzeln auszu­lösen. Und das verstärkt sich noch, wenn man im Verlauf der Story über so bekannte Namen wie Mr. James Phillimore und Isadora Persano stolpert (ungeachtet des weibischen Vorna­mens ein Mann). In mir schrillten sofort einige Alarmsirenen, da ich zumindest von Phillimore schon mal gehört hatte – und zwar vor dreizehn Jahren, als ich die wunderbar raffinierte Geschichte „Das Rätsel des Warwickshire-Wirbels“ von F. Gwynplaine McIntyre las.1 Das Geheimnis eines Mannes, der noch mal kurz in sein Haus zurückgeht, um seinen Regenschirm zu holen, und der nie wieder gesehen wird. Als – in der vorliegenden Story – die Polizisten das Gebäude durchsuchen, finden sie nichts.

Kurz darauf steigen auch Raffles und sein Kompagnon Mander in das Haus ein und stoßen auf der Suche nach Juwelen auf et­was sehr viel Ungeheuerlicheres. Unvermittelt werden sie mit außerirdischem Leben konfrontiert und in eine Jagd auf Leben und Tod verwickelt.

Exzellente Geschichte!

Anne Lear schreibt eine andere literarische Tradition fort. In der Geschichte „Das Abenteuer des Weltreisenden“ geht es nur mittelbar um Holmes, aber wesentliche Elemente für eine Geschichte aus dem Holmes-Kanon sind einwandfrei gegeben. Sicherlich erinnern sich zahlreiche Leser an H. G. Wells´ „Die Zeitmaschine“ und den dort im gesamten Buch namenlos bleibenden Erfinder. In der vorliegenden Geschichte wird er nun endlich mit Namen genannt. Aber warum das in einem Doku­ment aus dem 17. Jahrhundert geschieht und was das konkret mit Sherlock Holmes zu tun hat (und das hat es, vertraut mir!), sei nicht verraten. Und da ich sowohl Holmes mag als auch Zeit­reisegeschichten, fühlte ich mich hier doppelt heimisch. Viel­leicht schmeichelt Anne Lear der Hauptperson etwas zu sehr und macht sie unangemessen genial – aber die daraus destil­lierte Geschichte ist schön gebaut und diente vielleicht später Michael Crichton als Anregung für seinen spannenden Zeitreise-Roman „Timeline“.2 Wundern täte es mich nicht.

Poul Anderson und Gordon R. Dicksons Kooperationsarbeit „Die Rückkehr des Hundes von Baskerville“3 ist die bei weitem älteste, sie stammt aus dem Jahre 1953, war mir aber auch un­bekannt – und es war einfach nur köstlich, sie zu lesen, auch wenn sie anfangs … gewöhnungsbedürftig war. Immerhin spielt sie nicht mal auf der Erde, und die Hauptpersonen sind auch keine Menschen. Und das kommt so:

Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. Die Menschheit hat sich über weite Teile der Galaxis ausgebreitet und leistet hier bei Fremdvölkern Entwicklungsarbeit. Dazu zählt die kleinwüch­sige Spezies der Hokas auf dem Planeten Toka. Hier wird die ir­dische Kultur verehrt. Aus etwas rätselhaften Gründen hat es den pelzigen Hokas ausgerechnet das viktorianische England angetan. Sie sind noch dabei, das alte London nachzubauen und haben beispielsweise noch ganz andere Dinge nachgebaut – und wie fanatische Schauspieler sind sie unfassbar textsicher und gehen voll in der „nachgebauten“ Kultur auf. Heutzutage würden wir dies als frühe Vorläufer der modernen reenactment-Kultur bezeichnen, die besonders in den USA blüht.

Nun, Whitcomb Geoffrey und Alexander Jones von der Kosmi­schen Entitäten-Liga (KEL) sollen einen Alien-Schmuggler hoch­nehmen, der sich irgendwo auf Toka verbirgt. Aber wo anfan­gen? Jones schlägt vor, sie sollten sich an die Gepflogenheiten auf Toka halten und, da sich der Gesuchte offensichtlich im „vik­torianischen England“ versteckt, bei Scotland Yard beginnen. Hier machen sie die schon etwas erschütternde Begegnung mit dem „Obersten Stümper“ (Türschild!), einem Hoka, der sich als Inspector Lestrade versteht. Und dieser wiederum möchte gern den weltbesten beratenden Detektiv mit in den Fall einbeziehen – Sherlock Holmes!

Die Hokas sind offenbar außerstande, zwischen realer Historie und Fiktion zu unterscheiden und behandeln Holmes ganz so wie eine physisch existente Person. Whitcomb Geoffrey wird von „Holmes“ kurzerhand in „Gregson“ umbenannt (eine Scotland Yard-Gestalt bei Conan Doyle!). Alexander Jones hat in die Rolle des Dr. John Watson hineinzuschlüpfen, und ehe sie sich verse­hen, jagen die Gefährten wider Willen im nachgebauten Moor von Devonshire einen großen, rotäugigen Höllenhund – den Hund der Baskervilles … na, wem das nicht vertraut vorkommt!

Sterling Lanier berichtet in „Die Geschichte eines Vaters“ auch von etwas sehr Eigenartigem, das mir vertraut erschien. Warum? Weil es um die „Matilda Briggs“ geht, ein Segelschiff, das in dem Holmes-Kanon einmal erwähnt wird als ein Fall, in dem Holmes vermeintlich versagte. Er spielt Anfang der 1880er Jahre im indonesischen Archipel, und ich hatte davon bereits zwei Varianten gelesen.4

Nun also die dritte Variante. Der Vater des Erzählers berichtet von einer Reise in den indonesischen Archipel, damals als Offi­zier der britischen Armee, der einen zerlumpten Mann auf ei­nem Schiffswrack findet und aufpäppelt. Und dieser Mann, der nur „Verner“ genannt werden möchte, führt den Offizier und sei­ne Männer in ein grässliches Gemetzel gegen Wesen, die alles andere als menschlich sind. Man fühlt hier den Schatten von Dr. Viktor Frankenstein und Dr. Moreau überdeutlich.

Und schließlich ist da noch Mack Reynolds, ein dezidierter Sci­ence Fiction-Autor, der sich hier ebenfalls in ein Holmes-Aben­teuer verirrt und den Detektiv als wirklich steinalten Mann schil­dert, dessen Kompagnon Dr. John Watson ihm schon insgeheim zunehmende Senilität stillschweigend unterstellt. Und als er in „Das Abenteuer mit dem Außerirdischen“ für einen kaum weniger betagten Klienten Außerirdische in London ausfindig machen soll, hat Watson endgültig das Gefühl, dass es mit Hol­mes steil bergab geht. Aber er erlebt eine Überraschung …

So unpassend das Titelbild auch immer sein mag – vergesst es einfach und kümmert euch um den zum Teil wirklich exquisiten Inhalt. Allein die Hokas-Geschichte ist den antiquarischen Kauf des Buches wert gewesen, aber auch die anderen Werke sind nicht ohne. Man sollte sich die Geschichten schön portionieren beim Lesen und gemächlich eine pro Tag im Höchstfall weg­schmökern, sonst ist das Lesevergnügen einfach zu schnell vor­bei.

Aber es gibt noch einen Lichtblick: wie schon der Titel sagt, gibt es noch einen weiteren Band gleichen Titels, den ich noch nicht in den Händen halte (aber bald) und bislang nicht lesen konnte. Zweifellos werde ich mir das Vergnügen nicht entgehen lassen, auch diese Anthologie zu rezensieren.

Demnächst in diesem Kino, versprochen.5

Im Gegensatz zu seinem Schöpfer ist Sherlock Holmes der un­sterbliche Detektiv geblieben, und es gibt erstaunlich viele Ge­schichten, die sich noch um ihn ranken können. Wir erleben das Jahr für Jahr von neuem in den Buchhandlungen. Und solange ich solche Funde mache, bin ich jederzeit bereit, sie euch vorzu­stellen.

© 2019 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche machen wir wieder mal einen Abstecher in den Bereich der Archäologie. In einem wirklich schon seit sehr langer Zeit in meinen Bücherregalen verharrenden Werk, das noch nicht gelesen werden konnte, brach ich auf in ein phantastisches Deutungsabenteuer der tiefen Vergangenheit … mehr dazu in der kommenden Woche.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu Mike Ashley: „Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton“, Bergisch-Glad­bach 2003, in der diese Geschichte enthalten ist. Auch diese Sammlung von Holmes-Epigonengeschichten ist sehr zu empfehlen (vgl. dazu den Rezensions-Blog 5 vom 29. April 2015).

2 Vgl. dazu auch den Rezensions-Blog 216 vom 15. Mai 2019.

3 Korrekt müsste es natürlich heißen: „…des Hundes der Baskervilles“, da Baskerville immer noch ein Adelsgeschlecht ist und kein Ort. Aber irgendwie scheinen Herausge­ber das nie so richtig zu kapieren. Dieses Mal ist es eindeutig ein Übersetzungsfehler, denn im O-Ton heißt die Story „The Adventure of the misplaced Hound“. Da ist nix von den Baskervilles zu sehen.

4 Die beiden Varianten waren: Rick Boyer: „Sherlock Holmes und die Riesenratte von Sumatra“, Bergisch-Gladbach 2006, gelesen und rezensiert 2007 (vgl. dazu auch den Rezensions-Blog 74 vom 24. August 2016), und Jörg Kastner: „Sherlock Holmes und der Schrecken von Sumatra“, Bad Tölz 1997, gelesen und rezensiert 2017 (vgl. Rezen­sions-Blog 173 vom 18. Juli 2018).

5Wie ihr spürt, wurden die obigen Zeilen deutlich vor Ausbruch der Corona-Pandemie geschrieben. Infolgedessen und in Anbetracht der Situation unserer Kinolandschaft dürft ihr meine obigen Worte besser gar nicht erst auf die Goldwaage legen.

Blogartikel 440: Close Up: Der OSM im Detail, Teil 29

Posted Januar 9th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

auch wenn ich einige Monate mit den Veröffentlichungen der Blogartikel aussetze, heißt das nicht, dass ich nicht gelegentli­che Zeitfenster nutze, um ein wenig Vorrat zu erarbeiten … heu­te ist es mal wieder soweit. Auch wenn ihr diesen Beitrag frü­hestens im Winter 2021, möglicherweise Anfang 2022 zu sehen bekommen werdet, möchte ich in der knappen Inhaltserschlie­ßung des KONFLIKTS 15 nicht innehalten.

Rückblick: Oki Stanwer hat seine Aufgabe, im Dienst des Lichts die Macht TOTAM und ihre Vasallen zu bekämpfen, angenom­men. Nach Übernahme eines Androidenkörpers auf dem frühe­ren Oki-Medoplaneten OKISTAN und der Zerstreuung seiner Ver­folger unter dem Dämonen Morosk bricht er in der Maske des terranischen Milliardärs Eon Seggar ins zersplitterte terranische Reich auf, um hier Verbündete zu gewinnen und eine Einheits­front aufzubauen.

Dass dies dringend erforderlich ist, zeigt die Invasion des Dä­mons Zomar auf Beteigeuze IV, wo Thor Gordenbeyl nahezu auf verlorenem Posten kämpft. Ebenso attackieren die pflanzlichen Zartans mit ihren Sporen-Raumschiffen das Reich der Stardust-Flibustiers (SDF), das gleichfalls kurz vor dem Untergang steht.

Als Oki Stanwer den vergessenen Planeten Terra aufsucht, wird er mit dem Dämon Mor konfrontiert, der seinen eigenen ur­sprünglichen, nun untoten Körper trägt. Mitten im Zweikampf reißt eine dimensionale Strömung, die einen Notruf des amtie­renden Matrixkoordinators des KONFLIKTS, des WÄCHTERS, transportiert, die beiden Antagonisten zur geheimen Zentral­welt der Kleinis …

Episode 36: Sporen-Fracht

(1983, digitalisiert 2003)

Blende ins Reich der SDF: Nach dem Ausfall der Hauptwelt New Port Royal sind die verstreuten Schiffe der Flibustiers auf sich gestellt. Manche versuchen weiterhin, ihrem „ehrenhaften Pira­tenhandwerk“ nachzugehen, andere Besatzungen wollen nur Klarheit darüber gewinnen, was eigentlich passiert ist.

Während all das geschieht, kollidieren die Invasionswellen der Zartans, die hinter den Sporen-Angriffen stehen, und der egois­tischen Dämonen von TOTAM, die offenbar jede terranische Siedlerwelt individuell erobern wollen. Auf dem Planeten Wega II geht das schief, denn während die Totenköpfe dort noch auf­marschieren, treffen die Sporen ein und zwingen sie zum Rück­zug.

Das entgegengesetzte Bild zeigt sich auf Poor Planet, wo zu­nächst die Sporen eintreffen … doch dann aktivieren sich un­zählige TOTAM-Transmitter und emittieren staubförmigen TO­TAM-Kristall, der die Welt in eine leblose Wüstenei verwandelt.

Das zerrüttete terranische Kolonialreich droht zwischen den Fronten geradewegs zerrieben zu werden.

Episode 37: Auf der Zentralwelt

(1983, digitalisiert 2003)

Blende zu Oki Stanwer auf der Zentralwelt. Oki und der Dämon Mor wurden voneinander getrennt. Sie werden nun unabhängig voneinander mit der chaotischen Gegenwart konfrontiert – die noch vor Monaten von pulsierendem Leben erfüllte Zentralwelt der Kleinis (vgl. Bd. 10 und 11 der Serie) ist eine lebensfeindli­che Wüstenwelt voller Ruinen und Toter geworden … aber die skelettierten Helfer sind offenbar Untote, um deren Knochen­schädel eine Leuchtaureole wabert.

Während der WÄCHTER diese für Diener TOTAMS hält und erbit­tert bekämpft – dies war auch der Grund für seinen Notruf (vgl. Bd. 35), schaffen es die Helfer-Skelette, Mors Gastkörper zu ver­nichten und seine Rückkehr nach TOTAM zu erzwingen.

Oki Stanwer hat derweil ebenfalls Kontakt zu den „Untoten“ und stellt fest, dass der Grund für ihre Verwandlung in einer Inter­vention einer dritten Macht zu finden ist, die mit kilometerho­hen Antennen den Planeten in eine instabile Raumzone zog, wo alles organische Leben abgetötet wurde. Doch sind die „unto­ten“ Helfer keine Diener TOTAMS, sondern als „Seelen-Armee“ vielmehr auf der Suche nach ihrem verschollenen Regenten – nach Klivies Kleines.

Vom WÄCHTER erfährt Oki Stanwer schließlich Entsetzliches: die PSI-Intelligenz Carni Moras aus dem Spiralarm II der Milchstraße hat einen Irrläufer auf Kollisionskurs mit der Erde gebracht in dem wahnwitzigen Bestreben, dort alles carnivore Leben auszu­löschen und die Menschheit vollständig zu demoralisieren.

Dies muss Oki Stanwer auf alle Fälle verhindern und soll zum Spiralarm II aufbrechen, um die PSI-Intelligenzen, die einst durch den Alten Bund mit dem okischen Imperium verbündet waren, erneut auf die Seite des Lichts zu ziehen.

Es gibt aber einen Wermutstropfen: Wenn er das tut, kann er nicht Thor Gordenbeyl beistehen, der auf Beteigeuze IV in einer ausweglosen Situation festsitzt.

Oki kann nicht anders, als sich schweren Herzens für Terra und die Zartans zu entscheiden …

Episode 38: TOTAMS SIEG

(1983, digitalisiert 2003)

Blende nach Beteigeuze IV: Es sieht nicht gut aus für Oki Stan­wers hünenhaften garosanischen Freund, den es nach den Er­eignissen auf OKISTAN nach Beteigeuze IV verschlug. Hier ge­langte er dank des Jesuiten Pater Joseph Ghastor in die Gruppe der Dämonenjäger des Planeten, doch als der Dämon Zomar mit seinen Totenkopf-Truppen und Zombies erbarmungslos den Planeten überrollt, kämpfen sie auf verlorenem Posten (vgl. die Bde. 23 und 24 der Serie).

Als ein Ring aus TOTAM-Energie die letzte Stadt des Planeten einschließt und die letzten Verteidiger überwunden werden, stürzt Thor scheinbar in den Tod. In letzter Sekunde erscheint Yorrok, der Ritter vom Goldkristall, und bringt ihn in Sicherheit.

Außerdem erscheinen Lichter aus dem Nichts … die Seelen-Ar­mee der Helfer von der Zentralwelt, die im vorigen Band erst­mals auftrat, sucht nun hier nach ihrem Anführer Klivies Kleines. Und die Dämonenwaffe GOLEM, die auf verrückte Weise die Ver­nichtung durch die Oki-Schock-Waffe im Sternhaufen M3 über­standen hat (vgl. Bd. 29), trifft gleichfalls auf Beteigeuze IV ein.

Auf TOTAM wird derweil der amtierende Erste Dämon Morosk, der über die ganzen chaotischen Entwicklungen im terranischen Reich erzürnt ist, wo jeder Dämon offenbar sein eigenes Süpp­chen kocht, von der Macht TOTAM beauftragt, das Dämonenge­setz gegen einen Abtrünnigen einzusetzen – gegen den Dämon Zomar, der sich derzeit im Zenit seiner Macht sonnt …!1

Episode 39: NIEDERLAGE!

(1983, digitalisiert 2003)

Fortsetzung der Beteigeuze-Schiene: Yorroks Leuchtsphäre hat nicht nur Thor, sondern auch Ghastor und seinen Glaubensbru­der Pater Hieronymus im letzten Moment das Leben gerettet. Während den Menschen auf Beteigeuze IV nicht mehr geholfen werden kann, da sie inzwischen alle in Untote verwandelt wur­den, sollen Ghastor, Hieronymus und Thor wenigstens versu­chen, Zomars Aufrüstungspläne zu stören.

Der Dämon plant euphorisch den Aufbau einer „Killerflotte“, mit der er von TOTAM unabhängig werden will. Als sich Morosk, der Erste Dämon TOTAMS, ankündigt, wird ihm indes klar, dass ihm die Zeit davonläuft … aber er ahnt nicht, wie rasch das gesche­hen wird: zugleich ist nämlich die Dämonenwaffe GOLEM als wahnsinniger Racheengel zu ihm unterwegs, und die Seelen-Ar­mee.

Während die Sabotageaktionen partiell erfolgreich sind, Hieroniymus aber den Tod findet, versucht Zomar der sicheren Vernich­tung durch das Dämonengesetz, das BUCH, zu entgehen … und dann wird der angreifende Dämon Morosk überrumpelt, als GO­LEM sein Inkognito aufgibt und ihn direkt angreift. Dies führt dazu, dass die wahnsinnige Waffe in den Hyperraum geschleu­dert wird.

Zomar entkommt, und Morosk landet auf Beteigeuze IV.

Durch den Schockimpuls, den das Dämonengesetz auslöste, wird eine Tiefschlafgruft auf Beteigeuze IV ausgeschaltet und geöffnet. In ihm ruht niemand Geringeres als Klivies Kleines …2

Episode 40: Die Seelen-Armee

(1983, digitalisiert 2003)

Abschluss der Beteigeuze IV-Trilogie: Die Lage ist denkbar un­glücklich für die auf der verwüsteten terranischen Siedlerwelt noch existierenden Wesen. Nachdem Zomar mit den noch fertig gestellten Schiffen geflohen ist, landet der Dämon Morosk und lässt die wenigen Überlebenden, drei an der Zahl, zu sich brin­gen … zu seinem Unglauben erkennt er Thor Gordenbeyl, den er längst tot glaubte. Yorrok entwischt, indem er sich gerade­wegs in Luft auflöst, so dass nur Thor und Ghastor zurückblei­ben.

Derweil erwacht in der Schlafgruft Klivies Kleines aus seiner Be­täubung und wird von der Seelen-Armee unter dem „untoten“ Germos gefunden. Germos berichtet Kleines davon, was auf der Zentralwelt geschehen ist, die in eine instabile Raumzone ver­setzt worden ist, was alle Bewohner durch die entropischen Ausstrahlungen der Zone tötete, zugleich aber deren Seelen dort verharren ließ.

Als Beteigeuze IV sich ebenfalls aufgrund der Aktivitäten der Dämonen von TOTAM zunehmend in eine instabile Raumzone zurückzog, entstand eine dimensionale Brücke von der Zentral­welt aus dorthin, und die Seelen-Armee der „untoten“ Kleinis, die ihren Regenten, den Herrscher Klivies Kleines, suchten, folg­ten sie diesem Pfad.

Die Seelen-Armee geht sogar noch einen entscheidenden Schritt weiter: sie übernimmt die Totenköpfe an Bord von Morosks Flaggschiff UNBESIEGBARES BÖSES, und sie fordert unter anderem die Herausgabe des BUCHES … das ist dann zu viel, und Morosk setzt erneut das Dämonengesetz ein.

Das ist in dem Innern einer instabilen Raumzone ein gefährli­ches Unterfangen, und es geht auch prompt schief. Anstatt die Seelen-Armee zu vernichten, zerstören die Emissionen des BU­CHES das Flaggschiff und den Raumhafen. Ghastors Körper wird gläsern und löst sich offenbar auf, und das BUCH selbst wird in die Raumzone hineingerissen.

Morosk versucht dies zu verhindern und wird selbst hineingezo­gen. Danach hören die chaotischen Effekte auf … und jede Chance, den Planeten zu verlassen, sind offenbar zunichte ge­macht.

In den Wirren nach diesen Ereignissen treffen Thor und Kleines allerdings aufeinander. Thor „aktiviert“ dabei Kleines als Helfer des Lichts, was die Namen der Helfer des Lichts zum Vorschein bringt: „Thor Gordenbeyl, Klivies Kleines, Pater [Joseph] Ghas­tor, Marko [Chang], BURTSON und Rilon Vleh.“3

Die Gefährten sind nun auf Beteigeuze IV mitsamt der Seelen-Armee gefangen, das Schicksal Ghastors, Morosks und des BU­CHES sind unklar … und die Existenz der Erde hängt ebenfalls an einem seidenen Faden. Denn wenn Oki Stanwer es nicht ge­lingt, die PSI-Intelligenz Carni Moras von ihrem wahnwitzigen Plan abzubringen, verliert die Menschheit einen einmaligen Identifikationsfokus für den Kampf gegen TOTAM.

Unternehmen Rückkehr“ scheint schon vor dem Scheitern zu stehen, ehe es recht begonnen hat. Wie es damit weitergeht, erfahrt ihr in der nächsten Folge dieser Artikelreihe.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Hier muss angemerkt werden, dass in der Episode zahlreiche Stellen so verblasst wa­ren, dass sie nicht mehr digitalisiert werden konnten.

2 Schon 2003 merkte ich in dem Digitalisat an, dass das ein brutaler Logikbruch ist. Wie in den bisherigen Close Up-Beiträgen vermerkt, war Kleines eigentlich in die Gefan­genschaft TOTAMS geraten und dann über die Welt Torom ins Schiff der Kälteschläfer gelangt … diesen Handlungsstrang vermochte ich nicht logisch fortzusetzen. In der Romanüberarbeitung habe ich dann die Kälteschläfer-Geschichte völlig ignoriert und von Band 3 „Flucht von der Zentralwelt“, 1987, direkt auf die Beteigeuze IV-Geschich­te hingearbeitet, die dann im Band 7 „Der Lichterfürst“, 1990, fortgesetzt wurde. Dar­an sollte man sich halten, das ist verbindlich kanonisch.

3 Man merkt an dieser Stelle, dass vieles unglücklich improvisiert ist. Ich nenne nur mal die zentralen Probleme: Thor Gordenbeyl kann keine Helfer des Lichts aktivieren, das kann üblicherweise nur Oki Stanwer selbst. Dann müssen es natürlich SIEBEN Helfer des Lichts sein, nicht nur sechs (mir fiel offenbar kein siebter Name ein). Ferner ist BURTSON, wie ihr inzwischen wissen dürftet, der Name des Zentralcomputers des Oki­planeten aus KONFLIKT 9. Zwar nehme ich diesen Gedanken in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ etliche Jahre später wieder auf, aber hier taucht BURTSON in KONFLIKT 15 nie auf. Last but not least: Marko Chang ist bekanntlich der Aliasname für den Oki-Roboter, der Thor und Oki auf TOTAM das Leben rettete. Vgl. dazu Bd. 9 der Serie. Dass er ein Helfer des Lichts war, ist einigermaßen absurd, selbst wenn man davon ausgeht, dass Oki Stanwer damals schon zu sehr verwundet war, um ihn zu aktivieren. In jedem Fall ist Marko Chang in dieser Serie schon tot. In KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ habe ich Marko dann „reanimiert“, wenn man so will … was absurd klingt, weil KONFLIKT 12 rund 15 Milliarden Jahre VOR „Oki Stan­wer“ spielt, zugleich aber drei Jahre NACH dem Abschluss von KONFLIKT 15 erst be­gonnen wurde. Verwirrend? So ist der OSM.

In jedem Fall sieht man, dass der OSM strukturell hier noch sehr rudimentär war.

Rezensions-Blog 333: Crossfire 2 – Offenbarung

Posted Januar 5th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

nachdem wir in der vergangenen Woche doch sehr bodenstän­dig und eher historisch-politisch und abstrakt durch die reflexi­ven Denkwelten des Historikers Eric Hobsbawm anhand eines sehr ausführlichen Interviews geleitet wurden, fand ich, dass wir uns wieder ein wenig leidenschaftliche Abwechslung verdient haben. Immerhin ist es ja eine anerkannte Tatsache, dass der Mensch nicht allein von geistiger Nahrung lebt, auch der Körper und die Emotionen wollen bedient und gefördert werden. Und das geht in belletristischen Romanen am besten, zumal in jenen von hoher Qualität, die zugleich diejenige erotische Würze auf­weisen, die sonst (meist) in den Leben der Leserinnen und Leser fehlt.

Ich weiß von einer guten Bekannten, dass sie den „Crossfire“-Zyklus regelrecht verschlungen hat … genau genommen emp­fahl sie ihn mir (ich hatte ihn aber vorher bereits gelesen und war darum genau im Bilde). Also ist es nicht allein so, dass die­se Romane lediglich auf ein maskulines Publikum wirken. Solche Vorurteile gibt es ja ebenfalls. Sie neigen dann dazu, die eroti­schen Phantasien der Leserinnen krass zu unterschätzen. Das kann man tun, aber ich halte es für verkehrt.

Wir kehren nun also zurück in das Leben von Eva Tramell und dem superreichen Gideon Cross. Nachdem ihre Liebesaffäre ei­nen doch etwas holprigen Start hatte, weil Gideon erhebliche Defizite besitzt, was Höflichkeit und Zurückhaltung angeht, flammt die Affäre jetzt heiß auf … und gleichzeitig treten zahl­reiche neue Personen in die Handlung ein, die im Verein mit chaotischen Verwicklungen die Geschichte recht turbulent ge­stalten.

Macht euch am besten selbst ein Bild davon:

Crossfire 2 – Offenbarung

(OT: Reflected in you)

Von Sylvia Day

Heyne 54559

April 2013

416 Seiten, TB, 9.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Marie Rahn und Jens Plassmann

ISBN 978-3-453-54559-5

Ist das noch Leidenschaft oder schon deutlich mehr, was die junge Wer­beagenturangestellte Eva Tramell und den milliardenschweren Unternehmer Gideon Cross von Cross Industries miteinander verbindet? Tatsache ist, dass sie voneinander mit einer sexuel­len Intensität angezogen werden, die einer Naturgewalt gleicht. Gideon gibt schließlich zu, dass er es um keinen Preis der Welt ertragen kann, auch nur zwei Tage von Eva getrennt zu sein. Als sie sich das erste Mal zur gemeinschaftlichen Therapie bei ei­nem befreundeten Psychiater Dr. Lyle Peterson treffen, sind sie beide einigermaßen verlegen, als sie auf die Frage, wie oft sie in der Woche Sex hätten, eingestehen müssen, dass sie beide täg­lich miteinander den Wonnen der Liebe frönen, „manchmal mehrmals täglich“.

Andere Leute würden so etwas therapiebedürftige Sexsucht nennen … aber sie besitzen auch nicht den Hintergrund, den die beiden Liebenden haben: Eva hat ihrem Geliebten im ersten Band der Trilogie ihr größtes Geheimnis gebeichtet – dass ihr Stiefbruder Nathan Barker sie im Kindesalter vergewaltigt hat, und zwar vom Alter von 10 Jahren aufwärts, über einen gräss­lich langen Zeitraum. Und es kristallisiert sich im Laufe des vor­liegenden Buches immer deutlicher heraus, dass auch Gideon in der Kindheit sexuell traumatisiert wurde.

Es gibt noch andere Schwierigkeiten: da ist etwa ein Kinderarzt namens Dr. Terrence Lucas, den Gideon und Eva auf einer Feier durch einen Zufall treffen – und Gideon und er begegnen sich mit offener Feindschaft. Warum, will Cross aber nicht sagen, und Lucas ebenso wenig.

Dann taucht in diesem Band Victor Reyes auf, ein Polizist aus San Diego, der Evas leiblicher Vater ist – und offensichtlich auch 25 Jahre nach ihrer Trennung noch heftig in ihre Mutter Monica verschossen.

Gideon und Eva, die nun fest zusammen sind, leben ein wildes, zu einem sehr wesentlichen Teil sexuell diktiertes Leben, und nur mit ihm fühlt sich Eva vollständig, vollwertig und nicht mehr so leer und verlassen. Die Besessenheit ist also durchaus bei­derseitig. Aber sie ist nach wie vor nicht ungetrübt. Beispiels­weise wird sich auf dramatische Weise mehrmals Zeugin von grässlichen Alpträumen ihres Geliebten, die manchmal in einem quasi-somnambulen Zustand dazu führen, dass er sich an sei­nen Peinigern aus der Kindheit rächen will … während sie in sei­nem Bett liegt und er sie mit seinen Peinigern verwechselt. Dies führt dann traumatisch dazu, dass sie in ihrem eigenen Alp­traum landet und ihn mit Nathan und ihrem eigenen Miss­brauchstrauma der Vergangenheit konfrontiert.

Solche Erlebnisse treiben einen Keil aus Entsetzen zwischen die Liebenden.

Um Gideon besser zu verstehen, versucht sie ihm Details über seine Vergangenheit zu entlocken. Doch er mauert vollständig. Schlimmer noch: als seine Ex-Verlobte Corinne Giroux wieder in seinem Leben auftaucht, die sich immer noch Hoffnung macht, ihn zurückgewinnen zu können, da driftet Gideon immer weiter fort von Eva. Denn offenbar gelingt Corinnes Versuch.

Und alles wird noch schlimmer, als Eva Tramell bei einem Kon­zertbesuch schockartig Brett Kline wieder trifft – jenen Musiker, in den sie vor Jahren monatelang völlig verschossen war und mit dem sie eine wilde, sechsmonatige Sexaffäre hatte. Dum­merweise hat Brett sie nicht vergessen, sondern sogar einen Song ihr zu Ehren verfasst, und als er sie wieder sieht, flammt die alte Leidenschaft sogleich von neuem auf. Gideon Cross dreht geradezu durch, als er das mitbekommt, und verliert völ­lig die Fassung.

Kaum haben sich diese Wogen halbwegs wieder geglättet, gibt es Stress mit Evas promiskuitiver, bisexueller Mitbewohner Cary Taylor, den ein Fremder mit einem Baseballschläger übel zurich­tet. Vielleicht hat das etwas mit dem abenteuerlustigen Model Tatiana Cherlin zu tun, das dafür sorgt, dass Cary ein heftiges Zerwürfnis mit seinem Freund Trey durchleidet. Während sich zwischen Gideon und Eva allmählich eine für sie unerklärlich scheinende emotionale Eiszeit anbahnt, tritt dann auch noch der entsetzlichste aller Schrecken in Erscheinung, von dem Eva gehofft hat, nie wieder von ihm hören zu müssen: Nathan Bar­ker ist in New York und verfolgt sie …

Wer dachte, der zweite Band der Trilogie um Gideon Cross und Eva Tramell würde weniger aufregend als der erste, der sieht sich vollständig getäuscht. Der deutsche Titel ist vermutlich et­was zu vollmundig, aber es gibt in der Tat eine Menge Klärung in diesem Roman. Mit Personen wie Shawna Ellison (der Schwester des Lebenspartners von Evas Boss Mark Garrity, Steven Ellison), Brett Kline, Christopher Vidal jr., dem flatterhaften Model Tatiana Cherlin und Gideons jüngerer Schwester, dem Teenager Ireland Cross, tauchen neue Personen im sich auffächernden Personaltableau auf, die die Situation bunter und die Übersicht etwas chaotischer gestalten. Das tut der Handlung definitiv gut. Die gelegentlich eingestreuten psychologischen Sitzungen bringen die Geschichte ebenso voran wie die süßen Kabbeleien zwischen den Liebenden.

Manche Dinge kommen hingegen – meiner bescheidenen An­sicht nach – nicht recht vom Fleck. So erschließt sich noch nicht restlos die Bedeutung von Ireland für die Gesamthandlung, auch bleiben die Verhältnisse von Cary Taylor und seinem engen intimen Freund Trey (der leider immer noch keinen Nachnamen hat, wenn ich das recht sehe), weiterhin ungeklärt. Wesentliche Punkte von Gideon Cross´ Biografie sind nach wie vor dunkel, und wichtige Mosaiksteine der Verschwörung gegen die beiden Liebenden sind aktuell noch nicht entschlüsselt worden.

Sehr schön hingegen gefiel mir in der zweiten Hälfte des Ro­mans die Entdeckung, dass Eva Tramell sich ab einem bestimm­ten Punkt der Handlung energisch zusammenreißt und den Ver­such macht, das, was Gideon nicht von sich aus preiszugeben bereit ist, auf eigene Faust herauszufinden. Das gibt ihr doch ei­nige innere Stärke zurück, die ihr im ersten Roman deutlich ge­fehlt hat. Sie ist, das bekommt Gideon Cross sehr klar zu spü­ren, nicht nur ein süßes Zuckerpüppchen, das beschützt werden muss, sondern besitzt auch einen eigenen Sturkopf, der durch­aus völlig unkalkulierbare Aktionen umsetzt – Aktionen, die Gi­deon in den Wahnsinn zu treiben geeignet scheinen. Er ist schließlich der Kontrollfreak, der immer wissen will, wo sie steckt und sie in Sicherheit wissen möchte.

Eva pfeift darauf. Sie zeigt ihm sogar mehrfach den gereckten Mittelfinger und legt zwischendurch beim Krafttraining ihren Trainer auf die Matte. Soviel also zu der Vermutung, sie sei nur Gideons willige Lustsklavin. Nichts könnte falscher sein. Umge­kehrt wird fast eher ein Schuh daraus, denn seine suchtartige Abhängigkeit von ihr ist sehr viel ausgeprägter, als man sich das vorstellen kann.

Und so ist der Leser nach den atemberaubenden Achterbahn­fahrten der Emotionen, die beide Hauptfiguren in diesem Buch durchmachen müssen, sehr gespannt darauf, wie die Geschich­te weitergeht. Da ich das Buch wieder in nur zwei Tagen ver­schlungen habe, gibt es nur ein Fazit: dringende Leseempfeh­lung, wer sich von dieser Art von Roman angezogen fühlt. Da bekommt ihr eine gute Story fürs Geld geboten (was in diesem Genre ja leider nicht selbstverständlich ist …).

© 2018 by Uwe Lammers

Ganz eindeutig gehört der „Crossfire“-Zyklus zu jenen Romanzy­klen, die ich beizeiten irgendwann noch einmal lesen möchte.

Wann?

Ach, das kann ich noch nicht sagen … es gibt noch schier un­endlich viele Romane und Sachbücher in meinen Regalen, die ich nur von außen kenne. Tatsache ist gegenwärtig nur, dass im­mer mehr gute Werke sich in meinen Regalen ansammeln, die ich bereits goutiert habe, und das ist gut so.

Dieses Diktum gilt auch für weitere Romane von Sylvia Day, die z.T. schon rezensiert worden sind. Beizeiten werde ich sie hier ebenfalls vorstellen. Für heute mag dies aber genügen.

Macht es gut und bis kommende Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

vor acht Wochen verließ ich euch nach dem Bericht über das erste Quartal des Jahres 2020 und dem schönen Stand von 93 fertig gestellten Werken. Mehrheitlich handelte es sich dabei, zugegeben, um Digitalisate von alten OSM-Episoden und ande­ren Geschichten, die zwar Zeit in der Abschrift und Kommentie­rung benötigen, aber nicht wirklich eine sonderliche kreative Ei­genleistung darstellen.

Dessen ungeachtet ist die schiere Quantität etwas, was meine Seele beruhigt, wenn ich schon nicht die Ruhe und Muße finde, an E-Books oder anderen neueren Werken zu schreiben. Wahr­lich, es gibt mehr als genug derartige Baustellen, doch würde ich mich nur darauf konzentrieren, ergäbe das ebenfalls eine Schieflage – denn die alten Werke werden ja nicht besser im Er­haltungszustand, wenn ich sie weitere Jahre ignoriere, im Ge­genteil. Es kommt also auf eine ausgewogene Mischung an.

Das ist ebenso in der fragilen Balance zwischen Lesen und Schreiben. Es gibt für beides Zeiten, und mal überwiegt das eine, mal das andere. Zurzeit überwiegen eben Abschriften und Kommentierungen. Der Wind wird sich auch wieder drehen, davon gehe ich zuversichtlich aus.

Schauen wir uns also jetzt mal an, wie sich der April des Jahres 2020 gestaltete. Der Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie hatte gerade begonnen, und ich bangte, ob wohl meine Anstel­lung für die TU Braunschweig davon tangiert werden würde. Ja, wurde sie … auf der einen Seite, aber auf der anderen kam bis zum angepeilten Einstellungstermin, dem 1. Juni 2020, alles in Ordnung.

Ich arbeitete derweil weiter eifrig an meinen Texten, die sich bis Ende April insgesamt auf 36 summieren sollten, ernsthaft. Davon waren allerdings 11 Blogartikel, weitere vier entfielen auf Comicrezensionen, die beizeiten in den ANDROMEDA NACH­RICHTEN zu finden sein werden (ah, da ihr diese Zeilen am 1. August 2021 lest, könnte es sein, dass diese Info schon überholt ist).1

Ansonsten kümmerte ich mich rege um die Digitalisate der Seri­en „Oki Stanwer Horror“ (13Neu), „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (12Neu) und „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (14Neu) sowie „Horrorwelt“. Weiterarbeiten erfolgten auch im Rahmen von diversen OSM-Glossaren und sogar am E-Book-Glossar. Ich schrieb ein kleines bisschen weiter an der OSM-Sto­ry „Ungleiche Freunde“ und an der romanlangen Episode „Tödliche Entscheidung“, die schließlich ein paar Monate später zum OSM-Band 2000 werden sollte.

Auch konnte ich ein wenig an dem E-Book-Text „BdC 2 – Ge­strandet in Bytharg“ weiterarbeiten, ebenso am E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 2 – Monstererwachen“), mini­mal auch noch an dem E-Book-Text „DER CLOGGATHKON­FLIKT 3 – Knochensaat“ … ihr merkt also, diese Arbeitsfelder und Geschichten sind nicht völlig aus dem Blick, nur handelt es sich dabei zurzeit nur um kosmetische Ergänzungen, noch keine substanziellen Textvermehrungen.

Ich empfand den Monat April als einen durchaus gelungenen, rein quantitativ betrachtet.

Im Mai änderte sich das deutlich, da schrumpfte die Textmenge auf 26 abgeschlossene Werke zusammen. Darunter befanden sich wieder 12 Blogartikel, außerdem aber – und das verschlang eine Menge Zeit – endlich nach sehr langer Zeit das Digitalisat des ersten Arc-Romans „Odyssee in Arc“ (1987, Band 1 der Edward-Norden-Saga). Wer von euch aus den Reihen des Sci­ence Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW) stammt und lange genug dabei ist, mag sich dunkel daran erinnern, dass ich in den späten 90er Jahren, ehe ich erstmals SFCBW-Chefredak­teur wurde (also vor der Ausgabe 183, heute sind wir jenseits von Nr. 450, es ist also echt schon sehr lange her, und ich kann jede Erinnerungslücke hier bestens verstehen), das Rohskript dieses Romans in mehreren Abschnitten 1:1 im Clubfanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) veröffentlichte.

Heute sah ich angesichts des Digitalisats all seine Unzulänglich­keiten und Schreibfehler, und ich schämte mich doch nicht eben wenig. Eine gründliche Überarbeitung des Romans ist seit lan­gem fest vorgenommen, aber ich kann wirklich noch nicht sa­gen, wann ich dazu komme.

Außerdem kümmerte ich mich neben den oben schon genann­ten Seriendigitalisaten, die natürlich durchlaufende Posten wa­ren, interessanterweise um KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“, um das E-Book „TI 32 – Krisenherd Xoor‘con“, die in KONFLIKT 13 spielende Novelle „Das Geheimnis von Church Island“, die bekanntlich das Scharnier zwischen dem ersten und zweiten CLOGGATH-KONFLIKT-Roman darstellen wird.

Und dann war da die interessante Baustelle der Story „Kon­trollverlust“, die mich einmal mehr in einen versunkenen OSM-KONFLIKT zurückführte, diesmal ins Universum des 18. KONFLIKTS, den ich bis 1989 in der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS) abhandelte. Abschließen konnte ich sie in diesem Monat noch nicht, aber es sah sehr da­nach aus, als würde mir das alsbald gelingen.

Tja … und dann wurde ich ein wenig verrückt, würde ich sagen.

Ich hatte bei der Edward-Norden-Saga Blut geleckt, könnte man sagen – weil ich zum Ursprungsroman nun ein Glossar ausgear­beitet hatte (ein Rohglossar, okay, fertig ist es noch nicht). Aber nun setzte ich an, die anderen Arc-Romane auch zu glossieren, vorausschauend, um ein Gerüst für deren Digitalisierung zu ha­ben, die ja auch noch aussteht.2

Und so kam es, dass ich bis zum Monatsende weniger an Episo­dendigitalisaten oder anderen Geschichten arbeitete als viel­mehr an den Glossaren für die fünf anderen Arc-Romane … was mich eine Menge Zeit kostete.

Ich beeilte mich damit deshalb so sehr im Monat Mai, weil ich fühlte, dass ich ab dem 1. Juni sehr viel weniger Zeit haben wür­de. Und so kam es dann ja auch.

Ebenfalls in diesen Monat fiel natürlich der 300. Rezensions-Blog, den ihr längst kennt, und ein wenig konnte ich auch schreibend an dem Roman „Licht und Schatten auf Daw­son“ sowie im KONFLIKT 4, also der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ vorankommen.

Tja, und dann war dieser Monat ebenfalls schon wieder herum. Und der Wind im Juni drehte sich dann gründlich.

Wie erwartet kam ich mit nur 21 abgeschlossenen Texten auf deutlich weniger Output, wovon wieder 12 auf Blogartikel ent­fielen, viel Zeit verwandte ich dann auch auf diverse Glossie­rungsarbeiten. Bei den Digitalisaten kam ich besonders in KON­FLIKT 14 über die Grenze von Band 100 hinaus (und da die Serie nur 105 Episoden umfasst, kann man sich meine Freude vorstel­len, dass der Abschluss dieser Arbeit endlich in greifbare Nähe rückte … sie hatte mich seit Sommer 2013 in Atem gehalten, es wurde also echt allmählich Zeit.

Eine kurze Stippvisite führte ich im KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ durch, aber ich konnte die Episode „Lü­gengespinste“ immer noch nicht abschließen … weniger aus Zeitgründen als weil mir die passenden Wendungen beim bes­ten Willen nicht einfallen wollten. Und vergeigen wollte ich es nicht – dann schiebe ich einen in Arbeit befindlichen Text lieber noch mal längere Zeit auf die Reservebank und warte den pas­senden Stimmungsmoment ab.

Wie ich ebenfalls vermutet hatte, wurde ich durch die Arbeit an der Uni gründlich auf andere Gedanken gebracht. Die fortwäh­rende Isolation des Campus – die bis heute (März 2021) andau­ert und so schnell wohl auch nicht beendet sein wird – machte mir schon nach kurzer Zeit ziemlich zu schaffen.

Natürlich, in gewisser Weise kann man mein Büro an der Uni, wie ich es fast ein wenig kokett machte, als „Corona-Schutzbun­ker“ betrachten. Während die meisten anderen Seminarmitar­beiter im Home Office waren (die Zeit sollte für mich erst im Ja­nuar 2021 kommen), konnte ich vergleichsweise ungestört ar­beiten … aber mental begann mich die Lage doch ziemlich zu nerven. Kaum Menschenkontakt, viele übliche gesellige Zer­streuungsmöglichkeiten existierten nicht mehr, etwa Kinobesu­che, Gänge zur Mensa oder zu Bibliotheken, Treffen mit Bekann­ten von der KreativRegion oder dem SF-Stammtisch …

Das sollte noch unangenehmere Formen annehmen gegen Ende des Jahres. Ich werde dazu kommen. Das hat aber nur mittelbar mit meiner gelebten Kreativität zu tun, die ich hier dokumentie­re, erwartet darum keine umfassenden Berichte.

Ende Juni 2020 kam ich auf insgesamt 176 abgeschlossene Wer­ke und war, was knapp 30 pro Monat waren oder annähernd eins pro Tag. Es gab also nur wenig Grund, irgendwie unzufrie­den zu sein. Ich war es gleichwohl.

Dass das Vorboten von unschöneren Dingen waren, ahnte ich noch nicht. Aber das sollte sich bald ändern. Vermutlich sage ich dazu schon mehr im nächsten Teil dieser Artikelreihe, der sich mit dem dritten Quartal 2020 beschäftigt.

Damit schließe ich für heute, hoffe, dass ihr alle brav die Ge­sundheitsregeln einhaltet und euch von den Virus-Mutanten fernhaltet. Wir hören dann nächstens wieder voneinander.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Nachtrag: Hieran merkt man, wie weit ich schon vorgeschrieben hatte, der Blogartikel entstand im März 2021, als noch nichts auf meine Blogpause hindeutete.

2 Ah, und wer jetzt aus SFCBWler-Reihen neunmalklug nach dem Blättern in alten BWA-Ausgaben einwenden möchte, ich hätte doch nach „Odyssee in Arc“ auch den zwei­ten Arc-Roman „Der Herrscher von Arc“ in überarbeiteter Form ins BWA gebracht, der hat nur teilweise recht.

Es verhielt sich vielmehr so: Ich hatte damals keine 1:1-Abschrift des zweiten Arc-Ro­mans angefertigt (leider), sondern die Abschrift sofort mit der Überarbeitung verbun­den. Die Konsequenz war, dass anno 2000 also eine gründlich renovierte (nach heuti­gen Maßstäben aber immer noch ungenügende) Neuversion ins BWA kam. Und ihr könnt mir glauben, es wäre sehr viel aufwändiger, diese Neuversion „abzuspecken“, um zur textlichen Ursprungsfassung zu gelangen, als wenn ich die maschinenschriftli­che Version kurzerhand neu abschreibe. Das ist es, was ich mittelfristig anstrebe.

Silvesterblog 2021

Posted Dezember 31st, 2021 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

der Silvesterblog ist schon seit vielen Jahren traditionell der Ein­trag auf meiner Webseite, mit dem ich ein wenig Rückschau auf das vergangene Jahr halte und vorsichtige Blicke voraus wage. Letzteres dörrte leider in den zurückliegenden Jahren bezüglich meines E-Book-Programms mehr und mehr aus … das hat sich anno 2021 nicht wirklich verändert. Die Details dazu lassen sich in meinen Blogartikeln der Rubrik „Work in Progress“ Monat für Monat nachvollziehen. Ich glaube, hier sollte ich jetzt nicht aus­ufernd versuchen, mich zu wiederholen. Dafür wäre auch gar nicht der Raum.

Wir kennen die Rahmenparameter des Jahres 2021 zur Genüge: die COVID-19-Pandemie hatte das kulturelle Leben nach wie vor fest im Griff (von einer Entspannung im Sommer abgesehen, aber das war von den Forschern auch so prognostiziert worden). Ebenfalls voraussehbar endete meine befristete Anstellung an der TU Braunschweig, es schloss sich erneut ein noch nicht klar zu kalkulierender Zeitraum der Arbeitssuche an.

Heißt das jetzt, auch wenn es kein Jahr mit neuen E-Books, Printausgaben meiner Werke und sonstiger Fortschritte (ich nenne nur mal die Punkte Lesungen und Podcasts) war, dass ich überhaupt nicht vom Fleck gekommen bin und kreativ völlig sta­gnierte? Erfreulicherweise ist das nicht der Fall.

Auf dem Feld der „geretteten“ analogen Geschichten kam ich schon gut voran. Schauen wir uns das mal genauer an: Für Janu­ar wäre da „Alle meine Leichen“ ebenso zu nennen wie „Eine kleine Auseinandersetzung mit einer tödlichen Waffe“. Im März folgte „Die 3-D-Täuschung“ und „Eine alte Dame am Stadtrand“, im April die drei Teile der Story „Kon­trollverlust“, im Mai „Nichts für Menschen“, im Juni und Au­gust die vier Teile von „Kämpfer gegen den Tod“. Der Sep­tember brachte die Digitalisierung von „Die Schattenflügler“ und „Experiment IV“, im Oktober folgten „Alles wandelt sich“ und „Der epochale Moment“ sowie „Die Dämonen der Wüste“. „Geträumte Evolution“ und „Rapport im Steinbruch“ und „Die Nebelfischer 2021“ kamen im No­vember dazu.

Also, nichts würde ich das nicht nennen.

Als weitere Meilensteine dieses Jahres stellten sich heraus:

21. April: Der Abschluss des Digitalisats der Fantasy-Horror-Serie „Horrorwelt“ (172 Episoden). Unmittelbar danach war ich so „angefixt“, könnte man sagen, dass ich einfach daran weiter­schrieb. Zum aktuellen Zeitpunkt (31. Dezember) ist Band 179 abgeschlossen, Band 185 vorauseilend nahezu fertig (der ent­stammt einer anderen Handlungsebene, deshalb funktioniert das).

8. August: Beginn der Digitalisierung der OSM-Serie „Der Kaiser der Okis“.

24. August: Fertigstellung des Digitalisats der 12. OSM-Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (128 Episoden).

26. August: OSM-Band 2050 vollendet, wie letztens im Silvester­blog 2020 erhofft. Dabei handelte es sich, wie ich in den Blogar­tikeln erläutert habe, um Band 57 des KONFLIKTS 28 „Oki Stan­wer – Der Siegeljäger“ mit dem Eigentitel „Göttliche Erkennt­nisse“.

25. September: Fertigstellung von Band 175 der Serie „Horror­welt“ (der bis 2021 nur als Planung aus dem Jahr 1998 existiert hatte). Insofern konnte ich eine Erwartung des letzten Silvester­blogs erfolgreich einlösen.

14. November: Fertigstellung des Digitalisats der Serie „Eroti­sche Abenteuer“ (die in meiner kreativen Aufstellung sonst aus­geblendet wird, da sie nicht phantastischen Inhalts ist; immer­hin 74 Episoden lang).

25. November: Fertigstellung des Digitalisats der OSM-Serie „Der Kaiser der Okis“.

25. November: Beginn des Digitalisats der 16. OSM-Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“.

Insgesamt konnte ich bis Ende November 2021 nicht weniger als 328 Werke abschließen, das ist schon in Anbetracht der Tat­sache, dass ich parallel z.T. (also 8 Monate lang) eine 100 %-Stelle an der Uni hatte und mich kommunikativ mit mehr als 3.400 Mails, Briefen und Karten zu beschäftigen hatte, doch ein respektables Arbeitspensum.

Meine etwas sorgenvolle globale Befürchtung, dass 2021 ver­mutlich das nächste „Corona-Jahr“ sein würde, wurde durch die realen Ereignisse dann traurigerweise vollauf bestätigt. Ja, es gibt Impfstoffe gegen die Pandemie. Leider – und wie ebenfalls von mir schon vorher erwartet – haben sie sich nicht als das er­sehnte Allheilmittel erwiesen, wie es sicherlich viele hofften.

Auch die menschliche Natur hat uns ergänzend vielfach einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ob es Uneinsichtige gibt, die der Ansicht sind, die Pandemie gäbe es nicht (aber vielleicht sollten diese Leute mal Krankenhäuser besuchen, in denen die Leidenden um ihr Überleben kämpfen – und in mehr als 106.000 Fällen allein hierzulande war dieser Kampf vergebens), ob sich Leute stur den kostenlosen (!) Impfungen verweigern und selbst gegen so vergleichsweise harmlose Einschränkungen des Nor­mallebens wie das Maskentragen aggressiv zu Felde ziehen … das sind so Tendenzen, die eine konzertierte Aktion gegen das Virus und so eine allmähliche Normalisierung der Verhältnisse verschleppen.

Wundert es, wenn ich prognostiziere, dass 2022 so weitergehen wird, wie 2021 endet? Es werden voraussichtlich viele Leute völ­lig umsonst leiden und sterben.

Das betrifft einmal mehr Menschen in anderen Ländern – denn ein weiterer Aspekt der Uneinsichtigkeit war ein vielfach be­fürchteter und dann auch real eingetretener Impfnationalismus. Während die Industriestaaten anfangs Impfdosen auf Teufel komm raus horteten, statt sie global zu verteilen, wie es menschlich gewesen wäre und nun zunehmend gegen solche seltsamen Phänomene wie „Impfmüdigkeit“ anzukämpfen ha­ben und viele Leute darüber hinaus sogar so „lecker“ sind, dass sie bestimmte Impfstoffe (Astra-Zeneca etwa) kurzsichtig ableh­nen, ist es in anderen Staaten, z.B. in Afrika, so, dass sie ledig­lich die Impfdosen-Almosen abbekommen und die Impfdeckung dort teilweise keine 3 % beträgt …

Von dem Leiden, das wir sehenden Auges damit provozieren und in Kauf nehmen, möchte ich mir keine rechte Vorstellung machen, ehrlich. Wir sollten uns wegen solcher Luxusproblem-Einstellungen echt schämen! Seien wir froh, dass wir die Impf­stoffe besitzen und uns impfen lassen können, um uns selbst und unsere Nächsten zu schützen – sich arrogant zu verweigern, halte ich für grundfalsch! Und ja, eine Impfpflicht scheint mir für 2022 dringend geboten zu sein, das sollte mal gesagt sein, auch wenn das viele nicht gern hören mögen.

Nein, wir sind fürwahr noch sehr weit im Geist entfernt von dem im Fandom gern ventilierten Gedanken, wir seien doch alle „Ter­raner“, transnational aufgeschlossen und Kosmopoliten … von einer globalen konzertierten Aktion gegen das Virus kann keine Rede sein, wie viel weniger dann erst hinsichtlich des Klima­schutzes … aber ich fürchte, dafür ist hier der Raum nicht, um derlei Sorgen ausführlicher zu behandeln.

Ich komme lieber wieder zu persönlicheren, kreativen Feldern zurück:

An Digitalisaten arbeite ich zurzeit an den KONFLIKTEN 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH), wo ich Band 20 inzwischen erreicht habe. Deutlich rascher geht mir die Arbeit von der Hand in der jüngeren Serie des KONFLIKTS 16 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DMadN), wo schon Band 6 erreicht ist. Das ist die Grenze der handschriftlichen Urfassung. Ab Band 7 sind die Episoden komplett maschinenschriftlich. Aber ihr könnt euch vorstellen, da die Serie 125 Episoden hat, werdet ihr von den Arbeitsfort­schritten hieran sowohl in den Blogartikeln wie auch in den nächsten beiden Silvesterblogs fraglos noch etwas lesen.

Natürlich plane ich weiter, an der E-Book-Front voranzukommen. Eine meiner nächsten Aufgaben für Frühjahr 2022 wird die Fer­tigstellung des Romans (!) „Das Geheimnis von Church Is­land“ sein, das jetzt schon deutlich länger ist, als ich ursprüng­lich annahm. Hier kann ich als jüngsten Fortschritt vermelden, dass die finalen Hürden des Schreibens genommen worden sind und ich in der Schlussauseinandersetzung der Geschichte ste­cke … erst mal in der Rohversion, aber ich bin zuversichtlich, spätestens im Februar mit diesem Roman, dessen Umfang ich auf ca. 150 Seiten veranschlage, fertig zu sein. Danach kann ich mich mit voller Energie auf das nächste E-Book der Serie „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ stürzen.

Parallel dazu will ich an den drei in Arbeit befindlichen E-Books „DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“, „BdC 2: Gestrandet in Bytharg“ und „TI 32: Krisenherd Xoor‘con“ weiterschreiben. Die Veröffentlichung auf Amazon und die Zweitveröffentlichung auf www.xinxii-com ist dann ebenfalls vorgesehen. Dafür muss ich aber erst mal das Pro­blem mit der EPUB-Konvertierung lösen … aktuell habe ich dazu noch keine Idee.

Werfen wir einen Blick auf die Blogartikelserien. Beim Rezensi­ons-Blog sind bereits alle Blogartikel bis Nummer 373 verfasst. Momentan auf der Homepage zu lesen ist allerdings erst Teil 332. Im regulären Blog konntet ihr vor kurzem Teil 438 lesen. Hier gibt es schon – mit ein paar Lücken – Blogartikel, die bis Nummer 469 hinauf reichen, also bis in den Sommer 2022.

Wie sieht die Besucherfrequenz meiner Webseite www.oki-stanwer.de aus? Da kann ich nur einen vorläufigen Stand geben, wie immer. Heute (31. Dezember, ohne die heutigen Zugriffs­werte final vorliegen zu haben, d.h. Stand: 30. Dezember) kann ich einen Stand von beeindruckenden 386.843 Klicks vermel­den, was einer monatlichen Durchschnittsfrequenz von rund 32.237 Zugriffen entspricht. Es ist also wirklich bemerkenswert, wie oft meine Seite besucht wurde. Ich hoffe, das hält weiterhin an.

Abschließend sei wie stets meinen Freunden vom Förderverein Phantastika Raum & Zeit e.V. und dem Team von Thrillkult-Me­dia sowie meinem Grafiker Lars Vollbrecht gedankt, auch wenn ich dieses Jahr aus den oben erwähnten Gründen wieder nicht zur Fortsetzung der Zusammenarbeit gekommen bin, was ich sehr bedaure. Ich hoffe, dies im Jahr 2022 wieder im positiven Sinne ändern zu können.

Im nächsten Silvesterblog, der heute in einem Jahr fällig wird, möchte ich gern wieder ein paar schöne Erfolgserlebnisse ver­zeichnen. OSM-Band 2100 etwa ist höchst plausibel – aktuell habe ich Band 2072 schon erreicht, da ist das bis Sommer 2022 eine durchaus realistische Vorstellung. Ob ich dagegen wie er­sehnt den KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) werde abschließen können, kann ich noch nicht kalkulieren. Es gibt einfach zu viele andere OSM-Baustellen, dass ich zurzeit nicht gescheit prognostizieren kann, wohin mich der Strom der kreativen Bilder treibt.

Ebenso würde ich gern einige weitere „Lücken“ in den bestehen­den Serien schließen, also bislang übersprungene Episoden, von denen es eine Menge gibt. Viel wird davon abhängen, wie sich meine ökonomische und berufliche Situation 2022 entwickelt, das ist auch schwer zu kalkulieren.

Lasst euch mal überraschen, wie viel ich davon dann auch tat­sächlich umsetzen kann. Bleibt neugierig und verfolgt meine kreative Entwicklung stets zum Monatsende in den „Work in Pro­gress“-Blogs. Danke, dass ihr mir die Treue haltet, auch wenn ich momentan nicht zuverlässig E-Books vorlegen und für neuen ausführlichen Lesestoff sorgen kann. Ich bin guter Dinge, dass sich das alsbald wieder verbessern wird.

Ich weiß, ich wiederhole mich, aber das tue ich an dieser Stelle gern: Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins Jahr 2022. Bleibt gesund, neugierig und kreativ, Freunde! Ganz besonders natür­lich gesund, das ist im Angesicht der Pandemie von elementarer Wichtigkeit!

Danke, dass es euch gibt und ihr an mich glaubt!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

(BS, 13.-31. Dezember 2021)

Rezensions-Blog 332: Das Gesicht des 21. Jahrhunderts

Posted Dezember 29th, 2021 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist lange her, dass ich etwas von Eric Hobsbawm gelesen habe, und fast so lange mag es her sein, ihn rezensiert zu ha­ben. Einmal schon habe ich euch ein Werk von ihm vorgestellt, das war vor inzwischen auch schon vier realen Jahren … aber es gibt noch mehr von ihm zu lesen und zu lernen.

Der am 1. Oktober 2012 hoch betagt verstorbene britische His­toriker hat 1999 ein sehr ausführliches und tiefsinniges Inter­view gegeben, das in der deutschen Wiedergabe ein gesamtes Buch füllte – sehr zu meiner Überraschung, als ich 2009 nach dem Werk griff und es las … wie ihr sehen könnt, hat es mich so animiert, dass ich es unbedingt ausführlich rezensieren musste.

Selbst mit einer Distanz von 12 Jahren zur Rezension ist es ab­solut beeindruckend, die von mir reflektierten Überlegungen des alten Wissenschaftlers noch einmal Revue passieren zu las­sen. Wer denkt, dass Bücher aus dem Jahre 1999 oder Rezensio­nen aus dem Jahr 2009 verstaubt oder inzwischen längst über­holt sein sollten, dem empfehle ich, die folgenden Seiten einmal sorgsam und gründlich zu lesen. Er/Sie wird entdecken, dass diese Einstellung ein Irrtum ist.

Eric Hobsbawm warf wirklich einen Blick in die „Kristallkugel des Historikers“ und skizzierte viele Entwicklungen der damaligen Gegenwart hellsichtig, prognostizierte beeindruckende Entwick­lungslinien der nahen Zukunft … nein, natürlich konnte er „Co­rona“ nicht vorhersehen, wie auch? Aber vieles andere von dem, was er klug konstatiert, kann man selbst heute noch un­terschreiben. Ost- und Westdeutschland sei zusammengewach­sen? Nach 20 Jahren (2009 also, als ich die Rezension schrieb) war das sicherlich nicht der Fall. Und auch heutzutage gibt es berechtigte Zweifel daran.

Der Beitritt der Türkei zur EU ist inzwischen erfolgt? Nein, wir sind davon weit entfernt. Demokratiedefizite, Bevölkerungsent­wicklung, Umweltschäden … schaut euch an, was er alles an­spricht, und dann sagt mir noch mal, das Buch sei veraltet.

Ich halte es nach wie vor für großartig und empfehle es jedem, der intelligente, nahezu zeitlose politische Literatur lesen möch­te. Das lange Interview macht Appetit auf mehr von Hobsbawm, darauf möchte ich wetten.

Also, lest weiter:

Das Gesicht des 21. Jahrhunderts

(kein OT genannt, obwohl angeblich Übersetzung aus dem Englischen!)

von Eric Hobsbawm

dtv 30844, 224 Seiten, TB

2002, 2. Auflage 2004

Aus dem Englischen von Udo Rennert

ISBN 3-423-30844-3

Eric Hobsbawm ist nicht irgendwer.

Der knorrige, 1917 geborene Historiker und Sozialist, der seit vielen Jahren Wirtschaftsgeschichte und Politikgeschichte sowie Alltagsgeschichte betreibt und auf bemerkenswerte Weise die Leser immer wieder durch seine unerwarteten Herangehenswei­sen und Betrachtungen an historische Themenstellungen irri­tiert und verblüfft, ist einfach jemand, dem man zuhört, wenn er etwas zu sagen hat. Wer – wie der Rezensent – etwa seine Auf­satzsammlung „Ungewöhnliche Menschen“ (2001) gelesen hat1, wird wissen, wovon ich rede.

Dieses Buch entstand im Jahre 1999 als langes Gespräch mit Antonio Polito, und es drehte sich, während es schließlich fast 220 Seiten Text füllte, um so interessante Themen wie: Können wir aus der Vergangenheit lernen? Wie wirkt sich die Globalisie­rung auf die Weltkultur aus? Hat der Nationalstaat noch eine Zukunft? Wie können Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, also die Prinzipien der Französischen Revolution, weiterentwickelt oder erhalten werden? Das sind nur ein paar der Themen, um die es in diesem beeindruckenden Werk geht.

Zunächst geht es darum, Hobsbawms generelle Thesen für die Zukunft im 21. Jahrhundert anzusehen, nämlich in der Einlei­tung, die faszinierend belletristisch „Die Kristallkugel des Histo­rikers“ genannt worden ist, als ob der Forscher ein Wahrsager auf einem Jahrmarkt wäre. Diese Hoffnung muss der britische Historiker jüdischer Abstammung freilich relativieren und ab­schwächen. Dennoch kann Hobsbawm mithilfe seiner Biografie, die in Alexandria/Ägypten, Wien und Berlin beginnt, dann zur NS-Zeit und zum Eintritt in die britische kommunistische Partei mäandert und schließlich bis in die USA reicht, zahlreiche faszi­nierende Entwicklungslinien ziehen und gleichsam den Ring für die Diskussion aufspannen.

Am Leitfaden der NATO-Intervention im Kosovo-Krieg 1999, also der aktuellen Zeitgeschichte zum Zeitpunkt des Gesprächs wer­den dann die Themen „Krieg und Frieden“ erörtert, wobei das ganze „kurze 20. Jahrhundert“ einbezogen wird. Der Terminus stammt von Hobsbawm selbst, und er bezog ihn auf die histori­schen Zäsuren von 1914 und 1989/91 für den Zusammenbruch des Ostblocks, dessen unabsehbare Folgen wir alle, wie er hier sagt, erst noch spüren werden. Schon heute, 2009, gibt ihm die Geschichte darin Recht. Leider auf eher bestürzende Weise …

Es folgt eine Analyse des „Niedergangs des westlichen Imperi­ums“, womit er sowohl die USA als auch Westeuropa im Allge­meinen meint. An manchen Stellen ist er hier sehr desillusionie­rend, ohne freilich in irgendeiner Weise „kommunistische Propa­ganda“ zu machen. Davon ist er ohnehin weit entfernt. Schon in früheren Jahrzehnten neigte Hobsbawm dazu, auch den Kom­munismus russischer Prägung zu kritisieren, wobei er es aber geschickt vermied, ins Lager der Konvertiten eingemeindet zu werden. Seine wache Kritik am kapitalistischen Lebensstil und der Kultur des rigorosen Individualismus zeugt aber von einer intensiven Reflexionsfähigkeit, die jetzt im Alter vielleicht noch deutlicher hervorleuchtet als früher.

In dem „Das globale Dorf“ betitelten Abschnitt des langen Inter­views korrigiert der Historiker sehr geschickt, das Schlagwort „Globalisierung“ allein auf die Finanzwirtschaft abzustellen. Wenn er betont, „dass das Problem mit der Globalisierung in ihrem Bestreben liegt, einen tendenziell egalitären Zugang zu Produkten in einer Welt zu garantieren, die ihrem Wesen nach ungleich und mannigfaltig ist“ und „eine Spannung zwischen zwei abstrakten Begriffen“ konstatiert, so kann man nur vermu­ten, dass dies den Kern des Problems trifft. Er prognostiziert auch Hindernisse gegenüber einer zunehmenden internationa­len Vereinheitlichungstendenz, die „Homogenisierung“ genannt wird. Dabei kritisiert Hobsbawm gleichzeitig die Tendenz von Staaten, sich aus der Verantwortung zu schleichen, indem sie bestimmte Staatsleistungen privatisieren. Dies könne nur zu ei­nem gewissen Teil funktionieren, manche Dienstleistungen sei­en einfach nicht sozialverträglich zu privatisieren. Darin ist ihm ohne Frage zuzustimmen.2

Was ist von der Linken geblieben?“, erkundet der vierte Ab­schnitt, der sich speziell unter der forcierten Vorwärtsent­wicklung einer neuen sozialistisch orientierten Kraft in Deutsch­land (DIE LINKE) interessant liest. Hier weist Hobsbawm beson­ders darauf hin, dass die Entpolitisierung weiter Massen der Ge­sellschaft als neuer Trend die politische Kultur in jüngster Zeit stark verändert hat und prognostiziert, dass sich die politischen Parteien darauf einzustellen haben werden. Er bringt dies auch – m. E. zu Recht – mit dem Phänomen der Konsumgesellschaft in Verbindung, das zu einer Erodierung politischer Forderungen zugunsten ökonomischer Befriedigung beigetragen hat. Und ja, natürlich geht es um die Ideale der linken Bewegungen allge­mein.

Unter „Homo globator“ greifen Interviewer und Interviewter das Thema Globalisierung und Fundamentalismus auf, das auch das 21. Jahrhundert bestimmen wird. Die offensichtliche Polarisie­rung zwischen beiden Polen ist, meint Hobsbawm, wesentlich bestimmt durch einen Abgrenzungs- und Dominierungsprozess. Die Globalisierung der Kultur im positiven wie negativen Sinne führt dazu, dass traditionalistische Bewegungen Abwehrreflexe kultivieren, und das seit der Jahrtausendwende verstärkt zu beobachtende Phänomen des Terrorismus sei daher zu erwarten gewesen.

Außerdem gibt der Historiker in diesem Zusammenhang auch offen zu, dass ihm die Entwicklung der modernen Naturwissen­schaft Angst macht. Der Möglichkeitswahn früher utopischer wissenschaftlicher, insbesondere medizinischer Ziele, enthält massives Konfliktpotenzial für die Zukunft, und auch hierin ist Hobsbawm Hellsichtigkeit und Weitblick zu konstatieren.

Im 6. Teil des Buches konzentriert er seinen „Blick auf Deutsch­land“ und stellt fest, dass nach seiner Beobachtung (im Jahre 1999, als das Interview geführt wurde), die „Mauer“ als soziales Phänomen offensichtlich noch Bestand hat. Diese Einschätzung lässt sich mancherorts auch für das Jahr 2009 immer noch be­stätigen (dass dieses Jahr „20 Jahre Wiedervereinigung“ zele­briert wird, ist dagegen vergleichsweise belanglos, die soziale Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland lässt sich nicht „weg­feiern“). Deutschland, so Hobsbawm, ist noch auf dem Weg zu sich selbst, und auch diese Ansicht ist heute nach wie vor tref­fend.

Die Bevölkerungsbombe wird unter dem Titel „Der sechsmilli­ardste Mensch“ im nächsten Abschnitt thematisiert, und hier sind die Perspektiven finster, wie er meint – langfristige Bevöl­kerungsprognosen hätten sich bislang stets als falsch erwiesen. In Anbetracht der hohen Zahl insbesondere junger Menschen in Staaten, in denen der unbeschränkte Zugang zu Information eher eine Ausnahme darstellt oder gar nicht gegeben ist, sei kaum eine Normalisierung des Bevölkerungswachstums auf­grund rationaler Entscheidungsprozesse zu erwarten.

Hinzu kommt die Frage globaler Migrationsbewegungen im 21. Jahrhundert. Durch die Umverteilung von Arbeitsprozessen in Länder der Dritten Welt oder Schwellenländer ergebe sich, führt er aus, unter Umständen auch eine Verschiebung ethnischer Po­pulationen. Er bringt hier faszinierenderweise ein Beispiel von Thessaloniki in Griechenland und von amerikanischen Gemein­den im Grenzbereich zu Mexiko.

Auch Rassismus sei in diesem Zusammenhang ein Thema, auf das zu achten sein werde, warnt Hobsbawm. Zwar irrt er ver­mutlich, wenn er die Ansicht äußert, dass der Beitritt der Türkei zur Europäischen Union mehrheitlich deshalb verzögert wird, weil sie ein im Wesentlichen muslimisches Land ist – die Demo­kratiedefizite und die Unfähigkeit, innere Konflikte und die nationale Vergangenheit aufzuarbeiten, wie es andere Länder Europas geschafft haben, sind hier wohl bedeutsamer – , doch ist dies natürlich ein Punkt, der ebenfalls im 21. Jahrhundert für politischen Zündstoff sorgen wird.

Großen Raum nimmt in diesem Kapitel das gewichtige Thema der ökologischen Katastrophen ein, und das vollkommen mit Recht. Hobsbawm schätzt sehr realistisch, dass die ökologi­schen Konsequenzen der ungehemmten menschlichen Ausbrei­tung gravierend sein werden, und die Ansätze davon sind heut­zutage schon sehr deutlich erkennbar. Indes sieht er auch Hoff­nungsschimmer, wenn er die Renaturierung beispielsweise von stillgelegten Industriebrachen in England betrachtet. Alles gip­felt letzten Endes – in diesem Teil des Buches – in der Frage, wie man wirtschaftliche Erschließung der Welt in Einklang bringen kann mit der Erhaltung von Natur auf internationaler Ebene, und das ist natürlich intensiv verzahnt mit zahlreichen anderen komplexen Themen wie eben der Weltbevölkerung.

Im letzten Teil des Buches, sinnigerweise „Hoffnungen für die Zukunft“ betitelt, wird Eric Hobsbawm um einen Ausblick gebe­ten. Das ist insbesondere deshalb sehr sinnig, als er schon qua Alter einen klassischen Repräsentanten des 20. Jahrhunderts darstellt und den größten Teil des 21. Jahrhunderts nicht mehr erleben wird. Gleichzeitig ist es natürlich auch ein Wagnis, denn wie er selbst amüsiert feststellt (bezogen auf seinen Enkel Ro­man, der 1998 geboren wurde): „Entsprechend glaube ich auch, dass die Erfahrung von jemandem, der wie Roman 1998 gebo­ren wurde, keinen Berührungspunkt mit dem Leben eines Men­schen hat, der wie ich 1917 zur Welt kam. Zuviel ist in der Zwi­schenzeit passiert.“ Dennoch, beharrt er darauf, ist sowohl Men­schen wie ihm als auch denen, die in der Gegenwart geboren würden, der Wunsch gemeinsam, eine bessere Welt zu schaffen als diejenige, aus der sie kamen. Und er zitiert den amerikani­schen Multimillionär Andrew Carnegie, der einmal – als Atheist und politischer Radikaler – gesagt haben soll: „Ein Multimillio­när, der als Multimillionär stirbt, hat sein Leben verschwendet.“ Daraus schließt Hobsbawm, „dass es noch etwas anderes von Bedeutung gibt, als reich und berühmt zu werden.“ Und das ist dann doch durchaus hoffnungsvoll …

Wenn man einmal von dem ein wenig gekünstelt wirkenden „versöhnlichen“ Schluss absieht, enthält das Buch ein ausge­zeichnetes, sehr ausführliches „Statement“ eines der bedeut­samsten Historiker unserer Gegenwart, intensiv in seinen Refle­xionen und hellsichtig in seinen Ausblicken. Hobsbawm beweist mit diesem langen Interview, das man wirklich jederzeit genie­ßen kann, dass er auch mit über 80 Jahren hellwach und ge­danklich am Puls der Zeit ist, nicht eingefahren in alten Gelei­sen der Forschung oder des Denkens. Das Buch sei deshalb je­dem, der diese Denkwelt kennen lernen möchte, sehr ans Herz gelegt. Das Urteil der Süddeutschen Zeitung, „die Dichte des Gesprächs lohnt jede Leseminute“, ist uneingeschränkt zu tei­len.

Klare Leseempfehlung!

© 2009 by Uwe Lammers

Ihr merkt schon an meiner modernen Einleitung – ich habe den Text beim Durchgehen an einigen Stellen redigiert, wo die Wen-dungen nicht so recht passten und ihn der Gegenwart etwas angeglichen – , dass ich von dem Buch damals mächtig angetan war. Mit Recht, wie ich immer noch finde. Die Welt ist so übervoll von mittelmäßigen, schwachen Reflexionen in politisch-historischen Büchern, dass jemand, der gleich Hobsbawm auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann UND dann auch noch unterhaltsam und geschickt zu argumentieren weiß, eine wahre Wohltat ist. Das ist ein wenig wie mit einem bunten Strauß von belletristischen Schriftstellern, aus denen einige wenige durch ihre brillante Wortwahl herausragen.

So jemand war Eric Hobsbawm, und glücklicherweise hat er in seinem enorm langen Leben jede Menge faszinierende Bücher geschrieben, die mein hungriges Auge erst noch goutieren darf. Ich freue mich darauf schon jetzt.

In der kommenden Woche kehren wir in den erotischen Kosmos um Eva Tramell und Gideon Cross zurück.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu den Rezensions-Blog 122 vom 26. Juli 2017.

2 Man sollte sich wünschen, dass dieses Büchlein von unseren Regierenden hinreichend gelesen und verinnerlicht wird. Das würde möglicherweise manche abstrusen Pläne der staatlichen Deregulierung für immer in der Mottenkiste verschwinden lassen, und das wäre gut so.