Liebe Freunde des OSM,

und schon wieder ist es 8 Wochen her, dass wir in dieser Rubrik im Rahmen der „Annalen“ dem Entwicklungsfortschritt meines Werkes folgen konnten. In der Zwischenzeit ist natürlich wieder einiges geschehen, wie die regelmäßigen Leser meines Blogs wissen: Ich befand mich im Rahmen des Erotic Empire ausgiebig Anfang 2022 auf dem Planeten „Saigon II“ und berichtete davon im Rahmen eines Blogbeitrags (Nr. 478). Band 2100 des OSM wurde fertig, und ich erläuterte ein wenig was vom Inhalt (Nr. 481). Und last but not least startete ich vergangene Woche mit der neuen Artikelreihe zu den „Langzeitprojekten“.

Heute und hier kehren wir aber zurück in den Sommer des Jah­res 2018. Jüngst schrieb ich schon, dass die Monate Juli, August und September drückend heiß waren, was meine Kreativität ziemlich arg drosselt. Das erkennt man an den Zahlen der in diesen Monaten vollendeten Werke: 26, 19, 10.

Ich sagte ja: In tropischer Hitze neigt mein mentales System zum Herunterschalten. Und das war unter anderem die konse­quente Folge davon.

Es entstanden in diesen Monaten also jede Menge Rezensionen und Blogartikel … aber natürlich nicht nur.

Im Juli arbeitete ich weiter an der Abschrift des BUCHES „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, nahm das Digitalisat der Story „Ulli­kummi“ in Angriff und feilte an dem E-Book „BdC 1 – Im Feu­erglanz der Grünen Galaxis“.

Dann stellte ich, selbst überrascht vom Schreibtempo, unerwar­tet Band 39 der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (KON­FLIKT 4, IR) fertig, der den beunruhigenden Titel „Grünes To­deslicht“ trägt … und der erste Band des dortigen Finalzyklus ist! Womit IR mit Gewissheit die bislang kürzeste Episodenserie des OSM ist. Leider, leider … fehlen davor noch eine ganze Rei­he Episoden, die z.T. bis heute immer noch nicht geschrieben sind. Ich sträube mich halt innerlich gegen diesen grässlichen Amoklauf, der die INSEL in Feuer und Blut ertränkt. Aber dass es so kommen wird, ist ein sicheres Ereignis, nur wann ich mich dazu überwinden kann, dem Bilderstrom freien Lauf zu lassen, das kann ich zurzeit noch nicht sagen.

Ein direktes Resultat aus dieser Schreibarbeit war jedenfalls der Blogartikel 294: „OSM-Kosmologie, Lektion 13: Die Entde­ckung des kosmischen Eidotters“. Ich denke, das ist Pflicht­lektüre für jeden, der sich etwas intensiver mit der frühen OSM-Physik und dem rätselhaften Phänomen TOTAM befassen möch­te.

Außerdem machte ich in diesem Monat einen Anlauf, an der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI, KONFLIKT 2) weiter voranzukommen, aber wie befürchtet war es der verkehr­te Zeitpunkt dafür. Ich kam nicht allzu weit, und partiell lag das an den damals schon sehr hohen Temperaturen, die mir Einhalt geboten.

Ein Ausfluss meiner Digitalisierungsaktivitäten am „CLOG­GATH-KONFLIKT“ war die Entstehung eines gespenstischen neuen OSM-Fragments. „Beweis aus Glas“ beleuchtet ein traumatisches Einzelschicksal im direkten Nachgang nach „Stanwers Blutnacht“.

Das sagt euch nichts? Freut euch, beizeiten sage ich dazu in den CLOGGATH-KONFLIKT-E-Books (CK) mehr, aber das ist noch ziemlich ferne Zukunftsmusik. Demgemäß ist es ganz gut so, dass ich in diesem Text noch nicht sehr weit gekommen bin … ich könnte es ohnehin erst veröffentlichen, wenn ich mit dem CK diesen Punkt erreicht habe. Und das ist in Anbetracht der Tatsache, wie lange ich für die einzelnen Romane dieser Serie brauche, noch recht lange hin.

Ach ja, und dann war da natürlich noch die Digitalisierungsar­beit am Roman „Der Zathuray-Konflikt“, an der ich auch wei­termachte. Aber auch damit kam ich nicht allzu weit.

Der August sah die Kreativleistung merklich weiter gedrosselt. Ich machte einen neuen Versuch in der TI-Serie, kam aber auch dieses Mal nicht sonderlich vom Fleck. Ein wenig feilte ich an den Digitalisaten von KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ weiter … auch nutzlos.

Und dann griff ich auf abenteuerliche Weise vor … und digitali­sierte zwei 50er-Episoden von KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Hor­ror“. Was völlig verrückt klang, weil dieses Digitalisat noch lan­ge nicht auf dem Plan stand. Aber das war nur der Anschein. In Wirklichkeit gab es schon einen gewissen Sinn darin.

Wie sah der aus? Nun, so: Das BUCH „DER CLOGGATH-KON­FLIKT“ war seit Jahren bis zur Episode 50 gelangt und dann stagniert. Ich nahm (nicht unplausibel) an, dass ich die Fortar­beit an dem BUCH stimulieren könnte, indem ich die nächsten beiden Episoden als „Rohtext“ digitalisierte. Das hatte auch ei­niges für sich, erzeugte in der Quintessenz aber nicht den Ef­fekt, den ich erhoffte. Aber es war insofern erfolgreich, als ich tatsächlich am BUCH weiterschrieb, also nicht nur digitalisierte (und damit abschrieb), sondern wirklich neue Seiten schuf.

Es handelte sich dabei freilich um ein Strohfeuer, das mich län­gerfristig unter Druck setzte. Denn die beiden digitalisierten Episoden existierten nun, ich konnte sie aber nicht ausdrucken … weil nämlich die Serie seitenmäßig und vor allen Dingen hin­sichtlich der Fußnoten ein kompaktes Kontinuum bilden sollte. Aber hier fehlten nun die ersten 50 Episoden. Ehe ich die schrieb, konnte ich die Bände 51 und 52 nicht ausdrucken. Täte ich es jetzt, würde ich Ausschuss von morgen produzieren, da ich weder die Seiten- noch die Anmerkungsziffernzahl kannte.

Mittelfristig, ihr ahnt es, war das von Nutzen, da ich aktuell ja OSH – die Basis des „CLOGGATH-KONFLIKTS“ längst digitali­siere. Aber dafür musste ich erst mal eine ganze Reihe anderer Dauerbaustellen abschließen, nicht zuletzt KONFLIKT 14 und KONFLIKT 12. Und das sollte noch dauern.

Ja, ich gebe zu, Ende August machte ich Arbeitsbesuche im Ero­tic Empire („Saskia bei den Nomaden“) und dem Archipel („Rhondas Aufstieg“), aber mir hätte schon von Anbeginn klar sein müssen, dass das nicht funktionieren würde. Ich kam bei beiden Projekten nicht sonderlich weit.

Hitzeschock und Ermattung.

Im September wurde es dann ganz drastisch … auf der einen Seite, denn ich kam kaum vom Fleck, was die meisten Projekte anging. Auf der anderen Seite stürzte ich mich in ein ziemlich wildes Abenteuer, nämlich mein längstes bislang veröffentlich­tes E-Book-Projekt: „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbe­ben“. Da ich inzwischen mit der Digitalisierung des BUCHES „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ auch in diesem Monat gut vor­ankam und etliche neue Seiten daran schrieb, warf ich mich auf die Aufgabe der E-Book-Umarbeitung der frühen Kapitel des Werkes und skizzierte zugleich, was in die folgenden beiden E-Books der Serie eingebracht werden würde.

Auf diese Weise entstanden deshalb in diesem Monat auch die Anfangs-Dateien für die E-Books „DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“ und „DER CLOGGATH-KONFLIKT 3: Knochensaat“. Dass es nicht so einfach sein würde, von Band 1 in Band 2 zu gelangen, war mir da allerdings noch nicht klar. Dafür brauchte ich noch Zeit. Von diesen Projektfortschritten und dem, was bis Silvester des Jahres daraus folgen sollte, er­zähle ich im nächsten Teil dieser Artikelserie, mit der ich dann die Besprechung des Jahres 2018 beenden werde.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 377: The Club (2) – Match

Posted November 9th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist ein Risiko, sich einem Datingportal anzuvertrauen und ex­trem persönliche intime Daten von sich preiszugeben … denn auch wenn man einen exorbitanten Mitgliedsbeitrag entrichtet, wie das im titelgebenden „Club“ der Fall ist, muss man stets ge­wärtigen, dass das ein falsches Signal ist.

Umso mehr gilt es, wenn man dann aus der Verpflichtung wie­der aussteigen möchte und gegebenenfalls sogar noch die „An­meldeassistentin“ gleich mit von der Fahne geht.

Jonas Faraday und Sarah Cruz erleben auf die harte Tour, was das für Konsequenzen hat … auch wenn sie sich von dem, was ihnen insgesamt noch bevorstehen mag, wirklich gar keine Vor­stellung machen.

Also, Freunde, willkommen im zweiten – wie ich damals bedau­ernd konstatierte: leider viel zu kurzen – Band des „Club“-Zyklus von Lauren Rowe. Aber ich kann jetzt schon vertrösten … die nächsten Bände sind sehr viel umfangreicher und auch noch entschieden spritziger. Besonders die ausgiebigen Diskussionss­zenen sollte man echt genießen, da läuft die Autorin zu großer Form auf.

Also, schaut mal selbst:

The Club 2: Match

(OT: The Reclamation)

Von Lauren Rowe

Piper (ohne Verlagsnummer), 2016

240 Seiten, TB, 12.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Lene Kubis

ISBN 978-3-492-06042-4

Was genau ist der „Club“?

Für die Allgemeinheit (soweit sie von ihm weiß) ist es einfach eine weit gespannte Organisation, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, für die Reichen und Superreichen sexuelle Er­füllung sicherzustellen. Das erreicht der Club durch einen aus­führlichen Fragebogen, den die Antragsteller ausfüllen müssen. Entsprechend ihren Neigungen, die dort ausgedrückt werden, wird dann in Aussicht gestellt, dass überall auf der Welt passen­de Frauen Kontakt aufnehmen werden, um ihnen heiße Lust­nächte zu bescheren. Die Mitgliedschaft ist darum auch nicht eben das, was man preiswert nennen kann – 30.000 Dollar pro Monat, 250.000 Dollar Jahresbeitrag.

Als sich der reiche Unternehmer Jonas Faraday beim Club an­meldet, läuft die Sache allerdings aus dem Ruder – weil er uner­wartet mit seiner „bezaubernden Anmeldeassistentin“ zusam­menstößt und von ihrer Intelligenz und Schlagfertigkeit so ange­zogen wird, dass er sich auf die Suche nach diesem namenlo­sen, gesichtslosen Wesen macht. Er will sie unbedingt davon überzeugen, dass der weibliche Orgasmus, den sie noch nie ge­spürt hat, es wert ist und sie erst zu einer vollwertigen Frau macht.

So finden Jonas und die Jurastudentin und Latina Sarah Cruz zu­einander, die beide eine krisenhafte Lebensgeschichte aufzu­weisen haben. Doch während Jonas seine Mission erfolgreich durchführt und Sarah die himmlische und nie geschmeckte Glut ihres Orgasmus durchleben lässt, müssen die beiden etwas we­sentlich Schlimmeres entdecken: der Club ist offenbar eine ver­brecherische Organisation, in der mindestens hochpreisige Pro­stitution betrieben wird. Dass Jonas damit nichts mehr zu tun haben möchte, ist klar, und er will auch von Sarah, dass sie die­ser Organisation umgehend den Rücken zukehrt.

Dummerweise sieht der Club das anders.

Jonas ist eine Goldkuh, die weiter gemolken werden soll.

Sarah ist offenkundig ein Sicherheitsrisiko.

Schnell müssen sie entdecken, dass Sarah offenbar überwacht und unter Beobachtung gehalten wird. Dann wird Sarahs Woh­nung durchwühlt. Das führt direkt dazu, dass Jonas´ Schutzinstinkt massiv aktiviert wird und er sie umgehend bei sich ein­ziehen lässt. Und ihr Geliebter, der schon in der Kindheit den traumatischen Verlust seiner Mutter hautnah miterleben muss­te, beschließt nun grimmig, den Club zu zerstören, um jede künftige Gefahr für die Frau auszuschließen, die er liebt.

Auf diese Weise bringt er sie jedoch in Lebensgefahr, und Sarah selbst ist auch noch so unklug, die Organisation durch Direkt­kontakt zu provozieren …

Der zweite, bedauernswert kurze Band des „Club“-Zyklus ist vom Inhalt her eigentlich eher ein Sequel zum ersten Roman der Reihe und entsprechend relativ arm vom Inhalt her, weswe­gen er sich auch – wie ich feststellen durfte – binnen von 24 Stunden mühelos wegschmökern lässt. Im Kern geht es um die erste Konfrontation mit dem Club, um den Versuch, weitere In­formationen über diese diffuse Organisation herauszufinden, Jo­nas´ und Sarahs zahlreiche leidenschaftliche Liebesbegegnun­gen (die die schöne Studentin nach Worten ihres Geliebten in „Orgasma“ verwandeln, eine sehr orgasmusfähige Frau), und schließlich um die zweite Konfrontation mit dem Club, was Sa­rah beinahe das Leben kostet.

Der personelle Kosmos wird leicht ausgebaut. So erfährt man beispielsweise Kats vollständigen Namen (Katherine Morgan) und lernt ein wenig mehr aus dem Leben der Staatsangestellten Georgia kennen. Außerdem wird erstmals Näheres über die rät­selhafte Oksana bekannt, die in der Club-Organisation offenbar einen hohen Posten bekleidet. Und natürlich erfährt man auch einiges mehr über Jonas´ Zwillingsbruder Joshua, der im ersten Band noch eine Art indifferente Nebenperson ist.

Gleichwohl ist der vorliegende Band nur eine Art Übergangssta­dium, ehe es voraussichtlich in Band 3 dann zur Direktkonfron­tation mit dem Club kommen dürfte. Aber ich denke, wer den ersten Band schon genossen hat, wird ebenfalls sehr rasch durch das vorliegende Werk kommen und, wie ich, gleich mit Band 3 fortfahren – was nicht zuletzt an der blitzgescheiten Sa­rah Cruz liegt, die selbst eine Katastrophensituation zu ihren Gunsten zu wenden versteht. Und zwar auf eine ziemlich atem­beraubende Weise, mit der sie selbst den nicht gerade dummen Jonas vollständig überrumpelt.

Doch, definitive Leseempfehlung von meiner Seite.

© 2018 by Uwe Lammers

Hm, das war euch alles viel zu kurz? Zu wenig Action? Na schön, dann drehen wir den Spieß nächste Woche mal um und machen eine Menge Action in der nachfolgenden Rezension.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ich nehme an, ihr kennt das Phänomen alle irgendwie: Man hat etwas liebgewonnen und möchte nicht, dass es endet. Das gibt es in den verschiedensten Variationen und Lebenssituationen – ob es sich um Beziehungen handelt und man den Partner oder die Partnerin nicht gehen lassen möchte, ob es sich um eine Serie handelt, die man sich anschaut und die am liebsten bis in alle Ewigkeit weiterlaufen sollte … ob es Bücher sind, an denen man sich festgelesen und die Nächte um die Ohren damit ge­schlagen hat, nur um dann mit Bedauern feststellen zu müssen, dass sie eben doch eine letzte Seite haben … ob es sich um Ur­laube handelt, die man nicht beenden will, weil es euch da so gut gefällt …

Ja, ich schätze mal, diese Erfahrungen habt ihr alle auf die eine oder andere Weise schon mal gemacht.

Heute möchte ich mal ein Wagnis beginnen und von einer Varia­tion dieses Themas erzählen, die mich selbst betrifft. In schlich­te Worte gefasst, könnte man es so beginnen:

Als Phantast und Schreiber bin ich jemand, der Geschichten schreibt und sie üblicherweise veröffentlicht – ob auf Webseiten, in Fanzines oder in Form von E-Books, das Muster ist stets gleich, und es setzt natürlich eins klar voraus: Geschichten, die in sich möglichst abgeschlossen sind (Serien wie die KONFLIKTE des Oki Stanwer Mythos (OSM) lasse ich hier mal außen vor, weil sie ein Spezialfall sind; wer meinem Blog seit Jahren folgt, der weiß, dass sich die Arbeit daran mitunter über Jahrzehnte hinziehen kann).

Jetzt könnte man mich fragen, ob ich die nämliche oben er­wähnte Erfahrung auch schon gemacht habe. Ja, habe ich, und zwar seit Jahrzehnten wieder und immer wieder. Daraus resul­tieren bei mir üblicherweise „Baustellen“, wie ich das intern für mich nenne. Das sind Geschichten, die in meinen monatlichen „Work in Progress“-Blogs stets in Klammern () auftauchen. Viele davon sind kommentierte Episodenabschriften, und die meisten von ihnen kann ich dann in der Tat binnen weniger Monate ab­schließen … aber dann gibt es eben Titel, die mit einer nachge­rade penetranten Aufdringlichkeit immer wieder erscheinen. Ein, zwei, drei Jahre nacheinander.

Baustellen, die irgendwie nicht enden wollen. Oder sollen … das ist manchmal sehr schwer zu entscheiden. Üblicherweise the­matisiere ich solche Werke nicht sehr intensiv oder nur so kur­sorisch mit Bemerkungen wie „Habe daran weitergeschrieben … aber nicht sehr intensiv“ oder „…ist aber immer noch nicht fer­tig“ usw.

Das sind Langzeitbaustellen oder Langzeitprojekte.

Langzeitprojekte haben üblicherweise drei Charakteristika, die sie bei aller heterogenen Inhaltsform gemeinsam haben. Ers­tens: Sie sind zumeist ziemlich alt. Zweitens: Ich greife diese Texte immer wieder auf, feile daran herum, ergänze Dialoge, kürze dies oder jenes heraus, korrigiere die Grammatik, perfek­tioniere den Plot … aber sie werden einfach nicht fertig. Drittens ist ihnen – meist – eigen, dass sie recht seitenstark sind. Das ist üblicherweise ein Charakteristikum einer Geschichte, die kurz vor der Vollendung steht.

Aber das täuscht in diesen Fällen in der Regel. Da können die Fragmente auch über 600 Textseiten erreichen, und sie sind gleichwohl immer noch nicht fertig, manchmal noch nicht ein­mal auf der Zielgeraden.

Woran liegt das?

Es gibt verschiedene Ursachen dafür. Eine liegt im Versiegen des inneren Bilderflusses, der mich dazu bringt, eine Geschichte überhaupt erst niederzuschreiben. Das Phänomen kenne ich auch von Kurzgeschichten und Novellen, das ist also kein No­vum. Die meisten der solcherart stockenden Geschichten wer­den dennoch relativ zügig vollendet … das ist natürlich abhän­gig davon, ob sich dann die passende, sagen wir zündende Schreibstimmung einstellt. Das kann schon ein paar Jahre dau­ern.

Dann gibt es, zweitens, jene Geschichten, die ich zwar rasch und schnell starte und die ein gewisses Volumen erreichen … und dann stockt die Handlungsführung. Das ist etwas ganz an­deres als ein stockender Bilderfluss. Denn wenn so etwas ge­schieht, ist auf einmal der Zielfokus der Geschichte verschwun­den oder erweist sich als nicht umsetzbar.

Das ist eine üble Sache, die schlimmer wird, je älter das diesbe­zügliche Fragment ist. Es kann im Zweifelsfall dazu führen, dass das Fragment komplett abstirbt und gar nicht mehr vollendet wird. Ich schätze, in weiteren Folgen dieser losen Artikelreihe werde ich zu einigen davon mehr sagen, dann könnt ihr das ver­mutlich besser nachvollziehen.

Und der dritte und meist entscheidende Grund für die dauerhaf­ten Baustellen, die ich z.T. über reale Jahrzehnte mitschleppe, besteht in etwas eigentlich sehr Sympathischem: Ich kann mich von den Protagonisten nicht lösen.

Wo das Problem dann ist? Das ist doch toll – so soll es bei Schriftstellern doch in der Regel sein … ja, im Grunde schon. Aber wir kennen das auch von arrivierten Schriftstellern, die ihre Protagonisten nicht ziehen lassen möchten. Das führt zu seltsa­men Resultaten.

Erinnert euch, beispielsweise, an Autorinnen wie Sylvia Day, die aus ihrer „Crossfire“-Trilogie unvermittelt einen Fünfteiler mach­te. Denkt meinethalben an Robert Ludlum und Eric van Lustba­der, die aus der „Bourne-Trilogie“ letzten Endes mehr als ein Dutzend Romane entwickelten. Denkt an Julie Kenner, die ihren Kosmos um Damien Stark und seine Gefährtin Nikki nicht ver­lassen wollte und Geschichte um Geschichte um Geschichte an­fügte, bis aus diesem Familienkosmos eine so unüberschaubare Vielfalt an Neuzyklen und Unterzyklen, E-Book-Novellen usw. ge­worden war, bis man meinte, sogar die Mahlzeiten erzählt zu bekommen oder die Blähungen der Kinder …

Das sind Symptome, wo die fiktiven Figuren, die die Autoren entwickeln, gewissermaßen Teil der Familie und des täglichen Ablaufs werden. So ähnliche Fälle kommen bei mir eher selten vor … aber es gibt schon seltsame Auswüchse, wenn ich mich von Protagonisten nicht trennen kann oder möchte, weil ich es einfach so genieße, in ihrer Nähe zu sein, ihnen und ihrem Le­ben über die Schulter zu schauen.

In drei Schreibsphären, in denen ich unterwegs bin, im Archipel, dem Erotic Empire und dem Oki Stanwer Mythos, kommen der­lei Auswüchse vor, und zwar schon seit über 20 Jahren. Zwar gibt es auch jenseits davon solche Langzeitprojekte, aber ich möchte mich hierauf beschränken. In den Listen, die ich hierfür anlegte, sind jetzt schon mehr als 30 Werke zu finden, Stoff für Jahre des Berichtens.

Gewissermaßen ist diese Artikelreihe als Kompensation für die sonst eher stiefmütterliche Behandlung dieser Geschichten in meinen regulären Blogartikeln zu verstehen. In loser Folge wer­de ich jeweils eine solche Geschichte vorstellen. Worum es geht, wie lange ich daran schon arbeite, in welcher Welt sie handelt und wie voluminös sie inzwischen geworden ist. Viel­leicht kann ich an dem einen oder anderen Punkt sogar schon Lösungsvorschläge oder Zeithorizonte andeuten für die Fertig­stellung … aber naturgemäß möchte ich mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Meistens gehen solche Versprechun­gen schief, ihr wisst das aus meinen Ankündigungen in den „Sil­vesterblogs“.

Also fange ich heute mal mit einem Romanfragment aus der Welt des Archipels an.

Reden wir über „Beim Fahrenden Volk / Die Suyenka“.

Technisch gesehen handelt es sich dabei um eine Proto-Version und eine vergleichsweise solide ausgearbeitete Romanfassung. Warum hat sie zwei Titel? Weil es im Grunde genommen zwei Geschichten sind. Inhaltlich sind sie identisch, aber die erste Fassung stammt vom 26. November 1998 und fußt auf einer handschriftlichen Version in meinen Kreativkladden … und sie war notwendig sehr unvollständig und grob schematisch. So et­was wie Dialoge fehlten beispielsweise fast vollständig – dabei sind gerade sie in dieser Geschichte sehr wichtig.

In der Zeit zwischen dem 9. September 2005 und dem 5. Sep­tember 2019 arbeitete ich dann unter dem neuen Titel „Die Suyenka“ die Rohversion mächtig aus. Gegenwärtig besitzt sie 142 einzeilige Textseiten … was üblicherweise massig für einen ausgewachsenen Roman reichen würde. Auch ist die Storyline im Grunde genommen bis zum Schluss hin entwickelt.

Aber dazwischen fehlt nach wie vor sehr viel an Details. Und da­mit meine ich primär erotische Details.

Worum geht es in der Geschichte?

Die tropische Archipelwelt ist, grob schematisiert, in den nörd­lich gelegenen tropischen Archipel aufgeteilt, der sich ein wenig schematisch vorstellen lässt wie wenn man seine geöffneten Hände an den Gelenken gegeneinander legt – die Verbindungs­stelle der Handgelenke wird von der horizontal liegenden Insel Coorin-Yaan eingenommen, die hochgereckten, nach außen ge­krümmten Finger stellen weit gestreckte Inselketten dar, eben die Tausende von Archipel-Inseln. Südlich davon liegt der Süd­kontinent, dessen Größe bislang von mir nicht genau erforscht worden ist. Das ist der Handlungsraum des vorliegenden Ro­manfragments.

Im Süden des Südkontinents breiten sich alte Adelskulturen aus, die weithin agrarisch basiert sind. Im 7. Jahrhundert Archipel-Zeitrechnung (also lange vor der Geburt des Mädchens Rhonda, auf das ich in dieser Artikelreihe notwendig auch noch eingehen werde) kommt es hier in einem ländlichen Landstrich zu einem Erbproblem auf einem Landsitz. Die dort lebende Familie hat zwei erwachsene Söhne und drei Töchter, aparte und hübsch gewachsene Drillinge.

Als die Eltern tot sind, erben die Brüder Elgared und Haron den Hof … und für die Schwestern Julie, Saskia und Sandra stellt sich die Frage, was nun wohl mit ihnen geschehen soll. Die tra­ditionelle Antwort ihrer Eltern hätte darin bestanden, sie nutz­bringend mit anderen Sprösslingen von Nachbarbesitztümern zu verheiraten. Aber ehe es dazu kommen konnte – und auch, weil sie von der Erbfolge sonst ausgeschlossen sind – sind die Eltern tot … und die Brüder haben andere Pläne mit ihnen.

Sie könnten alle drei auf dem Besitz weiter leben … wenn sie sich dafür bereit erklärten, mit den Brüdern die Betten zu teilen. Womit die Schwestern nicht viel mehr wären als äußerst preis­werte Huren.

Die charakterstärkste der Schwestern, Julie, ist damit überhaupt nicht einverstanden – und sie hat einen anderen Plan gefasst, der ein unkalkulierbares Wagnis darstellt. Sie hat von Wander­händlern gelegentlich gehört, dass es ein Nomadenvolk gibt, das durch die steppenhaften Weiten im Zentrum des Südkontin­ents reist. Und die Frauen bei ihnen seien frei und ungebunden, gewissermaßen ihre eigenen „Herren“. Das klingt doch sehr viel besser, als sich in den Betten ihrer Herren Brüder wiederzufin­den!

Also verschwinden die drei Schwestern in Nacht und Nebel vom Besitz und wandern, zunehmend unsicherer werdend, durch die immer unkultivierter werdenden Landstriche. Denn natürlich wissen sie nicht, wo sie das „Fahrende Volk“ finden sollen.

Der Zufall kommt ihnen schließlich zu Hilfe, als sie sich in einem verschwiegenen Waldsee erfrischen. Denn hier werden sie von drei verwegen wirkenden Männern beobachtet und schließlich auch angesprochen.

Die Männer sind die jungen Söhne des Patriarchen Zhalgoor, Thronaar, Rhondar und Alnaay … und eigentlich waren sie auf der Jagd. Erfolglos indes – bis sie auf die Schwestern treffen. Denn als ihnen klar wird, dass sie Kontakt zum Fahrenden Volk suchen und besonders, als zutage tritt, dass die drei Männer dazu gehören, da insistieren die drei Schwestern, mit ihnen kommen zu wollen.

Und die Brüder sind höchst bereit dazu (aus sehr egoistischen Gründen, sollte ich vielleicht andeuten) … allerdings machen sie den Drillingen auch klar, dass es … schwierig werde, in dem Clan aufgenommen zu werden. Das gehe nur, wenn sie sich den Regeln des Clans unterwerfen und als so genannte „Suyenka“ mit ins Lager kommen.

Ihnen wird dabei suggeriert, dass „Suyenka“ dabei der normale Terminus für Nomadenfrauen sei – was sich als völlig falsch erweist. Aber ehe die Mädchen das erfahren, geht für sie eigentlich alles schief, was nur schief gehen kann.

So kommt es schließlich, dass die drei Schwestern in bildschö­ner Nacktheit vor dem Patriarchen Thronaar knien, sich in seine Hand befehlen und dem Sippengesetz unterwerfen … und die­ser behält ihre Kleidung ein und befiehlt seinen drei Söhnen, sich als Verantwortliche der Mädchen anzunehmen.

Die drei jungfräulichen Mädchen ahnen noch nicht, dass die Suyenka traditionell Sklavinnen des Fahrenden Volkes sind und dieser Tross diesbezüglich Mangel leidet. Und nun bitten diese drei jungen Schönheiten darum, im Namen der Sippe versklavt zu werden …? Na, wer das wohl ablehnen würde …

Auf eine durchaus pikante Weise finden die drei Schwestern hier die Liebe ihres Lebens – aber zugleich müssen sie entdecken, dass dies keine exklusive und an einen Mann gebundene Liebe ist, sondern sie vielmehr Eigentum der Sippe geworden sind. Und da niemand weiß, wohin sie verschwunden sind und die No­maden natürlich weiterziehen, werden sie völlig entwurzelt und müssen ihr Leben vollkommen fremdbestimmt neu organisieren …

Wie eigentlich alle Archipel-Geschichten wuchs auch diese aus einer schlichten Liebesgeschichte, aber sie dehnte sich auf durchaus soziologisch-historische Weise aus. Ich lernte während des Schreibens daran eine Menge über den Südkontinent des 7. Jahrhunderts, über die Nomadengesellschaft und die bisweilen wirklich dreisten Tricks, die sie den Mädchen beibringen … und die Drillinge entdeckten ihre feurige, leidenschaftliche Sexuali­tät und völlig fremde Züge an sich.

Wie oben angedeutet: Der Handlungsbogen dieser Geschichte ist formal fertig, ich weiß grob, welche Stationen sie besitzt und wo und wann sie etwa endet. Aber im Mittelteil fehlt halt noch sehr viel.

Und eigentlich möchte ich die drei leidenschaftlichen Suyenka so schnell gar nicht verlassen. Sie haben noch so viel zu lernen und zu erleben während ihres Zuges zum Hochland und zum Treffen der Nomaden-Clans … deshalb ist zu erwarten, dass ich zweifellos alsbald dorthin zurückkehren werde, um mich wieder um die Mädchen zu kümmern.

Aber man sieht auf der anderen Seite auch schon, dass ich hieran nun schon 17 Jahre schreibe … es kann noch dauern, bis dieses Werk als neuer Archipel-Roman in die Zielgerade ein­biegt.

Soviel fürs erste zum ersten Projekt dieser Art, von dem ich be­richten möchte. Mal sehen, wohin es mich im nächsten Teil ver­schlägt. Lasst euch da auch mal überraschen!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 376: GEO EPOCHE 7 – Der 11. September 2001

Posted November 2nd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich denke, es ist nicht verkehrt, die jüngste Weltgeschichte in eine Zeit vor dem 11. September 2001 und danach einzuteilen. Genauso, wie wir in Bälde wohl von einer Weltgeschichte vor dem Auftreten des COVID-19-Erregers und danach sprechen müssen.

Die terroristischen Ereignisse mit mehreren tausend Toten am 11. September 2001 in Nordamerika, die in ihrem Gefolge un­fassliche Geschehnisse mit sich brachten, haben eine Vielzahl von Büchern, Dokumentationen, Zeitschriftenartikeln, Filmen und dergleichen hervorgebracht. Mich hat dieses Themenheft dazu animiert, über meinen sparsamen Schatten zu springen – ich hatte 2002 wirklich nicht viel Geld – und die Zeitschrift GEO EPOCHE zu abonnieren, die inzwischen deutlich mehr als 100 Ausgaben erreicht hat.

Dies hier ist einer der frühesten publizistischen Versuche, das Geschehen rings um die Terroranschläge in den USA zu durch­dringen und zugleich dabei das damalige Medienecho einzufan­gen. Manch einer von euch mag das alles völlig veraltet finden … aber ich schlage vor, ihr solltet dennoch mal weiterlesen. Denn manchmal ist es so, dass das Alter medialer Berichterstat­tung nicht allein ausschlaggebend ist, sondern ein gewisser zeithistorischer Abstand zu derselben.

Dann kann man spannende Erfahrungen bei der Lektüre ma­chen – ich exerziere das gerade aktuell durch mit Heften der Zeitschrift ANTIKE WELT, die in den frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts über historisches Neuland berichtete … das heute natürlich kein Neuland mehr ist, z. B. die Entzifferung der Maya-Hieroglyphen. Aber die damaligen Thesen mit den heutigen Er­kenntnissen abzugleichen, zeigt auf interessante Weise, wie die Forscher damals dachten und auch, auf welche argumentativen Abwege sie damals gerieten.

Übertragt das mal auf die vorliegende Publikation und behaup­tet dann immer noch, sie wäre völlig veraltet … ich glaube, ihr werdet überrascht.

GEO EPOCHE

Der 11. September 2001“

Ausgabe 7, Dezember 2001

172 Seiten, 8.00 Euro

Dies ist nichts, was man leichthin und leichtfertig lesen kann.

Dies ist eine Zumutung, wenn es jemals eine gegeben hat. Und doch ist sie für Menschen, die mit offenen Augen durch die Welt gehen, unabweisbar eine Quelle der Weisheit, dass es töricht wäre, nicht lobend auf dieses Heft hinzuweisen.

Die Terroranschläge des 11. September waren ein Verbrechen, das in seiner Monstrosität weithin seinesgleichen sucht und jen­seits von erklärten und nicht erklärten Kriegen wohl bislang kaum zu finden sein wird. Die pathetische Formel, nach dem 11. September sei „die Welt nicht mehr so, wie sie vorher war“, ist ein Allgemeinplatz geworden, und doch ist schrecklich schnell wieder die Normalität eingekehrt.

Gut, es gibt noch Reportagen und Artikel über die ausgelager­ten Firmen, über traumatisierte Angehörige, Helfer und Ver­wundete … aber haben wir inzwischen wirklich verstanden, was damals passiert ist, am 11. September 2001?

Das Verdrängungsvermögen des menschlichen Geistes, der Drang, schreckliche Geschehnisse zu rationalisieren, zurückzu­drängen und gar zu vergessen, ist unfassbar stark ausgeprägt. Es ist leicht, dem zu glauben, was die Medien sagen, zu denken, dass mit dem Terroristenchef Osama bin Laden der richtige Mann getroffen worden ist. Es ist zweifellos höchst elegant, sich darüber zu freuen, dass er – wahrscheinlich – in Afghanistan ums Leben gekommen ist (seine Leiche wurde bis heute nicht gefunden!).1

Und doch … das alles hilft uns ebenso wenig im Verständnis weiter wie die weitgehende Entmachtung des Taliban-Regimes, das in Afghanistan nach wie vor bekämpft werden muss (Stand: 17. Mai 2002).2

Wie meine ersten Eindrücke damals zeigten: das Schlimmste steht eigentlich noch bevor3, dies ist nur der Auftakt gewesen, der Paukenschlag eines langen Konzertes, das zum überwiegen­den Teil aus piano gespielten Abschnitten bestehen wird, manchmal unterbrochen durch aufrührende, verstörende Inter­mezzi, um dann wieder in die trügerische Ruhe zurückzugleiten. Die nächsten Paukenschläge stehen aber unabweisbar in der Partitur. Es sei denn, man wechselt ernstlich mittendrin das Stück. Aber das macht niemand …

Dieses Heft hilft dem interessierten Leser dabei, dem abstrak­ten Grauen des 11. September 2001 etwas näher auf die Spur zu kommen.

Das fängt mit einem entsetzlichen Bildessay an und führt zu ei­nem akribisch recherchierten Essay von Cay Rademacher, der countdownmäßig vom 11. September 2001, 7.45 Uhr, Boston Logan International Airport zu ticken beginnt, nachher im Minu­ten-, dann im Sekundentakt. Ständig hin- und herblitzend zwi­schen realen Personen, Controllern, Polizisten, Büroboten, Se­kretärinnen, Piloten, Entführern und Selbstmördern … die meis­ten von ihnen überleben diesen Essay und diesen Tag nicht, aber ihre Schicksale stehen symptomatisch für Hunderte, ja, Tausende anderer, die Ähnliches erlitten haben.

Ein Thriller kann kaum spannender sein.

Allein dieser Essay „An einem Tag im September“ ist jeden Cent des GEO-EPOCHE-Heftes wert!

Ein psychologisches Profil von hoher Intensität schließt sich an und schlägt den Bogen in die arabischen Gesellschaften, insbe­sondere nach Israel/Palästina, wo der Begriff der Selbstmordat­tentate seit Anfang dieses Jahres eine grausige neue Bedeutung gewonnen hat. Hier erkennt man, wie sich „Geschichte“ (selbst wenn sie erst Monate alt ist) mit der Gegenwart verzahnt und auf entsetzliche Weise demonstriert, dass schiere Repression in unserer heutigen Zeit nicht einmal kurzfristig Wirkung zeigt. Wirkung im positiven Sinne. Repression führt nur zu Verhärtung der Fronten, zu Terror gegen Terror (mal von „Terroristen“, mal von „Staatsterroristen“ ausgeübt; mal erlaubt, mal verfemt), am Ende bleiben Frieden, harmonisches Zusammenleben, jede Menge unbeteiligter, hoffnungsvoller junger Menschen auf der Strecke, und die Zukunft wird vergiftet …4

Ein weiterer Essay in dem Magazin geht auf Osama bin Laden ein, der, wie man heute weiß, in Afghanistan erst mit Billigung der CIA zu seiner machtvollen Position aufsteigen konnte. Es gibt sogar schon sehr konkrete Hinweise darauf, dass die Atten­täter des 11. September in den Staaten von den US-Behörden absichtlich ignoriert wurden! Der Reim, den man sich darauf machen kann, ist geeignet, einen sinnierenden Menschen um den Schlaf zu bringen.5

Es geht um Wirtschaftsfolgen des Crashs, um Fahndung nach den Hintermännern des Terrors, um den Alltag in den Trümmern einer traumatisierten Stadt New York und die Frage, was denn nun aus Lower Manhattan werden soll, jenem ersten urbanen Schlachtfeld des 21. Jahrhunderts, soweit es sich in hochzivili­sierten Staaten ausgebreitet hat.6

Und am Ende des Bandes kommen fast am Rande zwei recht prominente Amerikaner zu Worte, die Dinge sagten, die mir selbst die Haare zu Berge stehen ließen. Da muss ich zitieren:

Zwei Tage nach den Anschlägen treffen die konservativen TV-Prediger Jerry Falwell und Pat Robertson in einer christlichen Fernsehshow zusammen und kommen schnell zu dem Schluss, dass es neben den Attentätern noch andere Schuldige gibt: Schwule, Lesben, abtreibende Frauen, Bürgerrechtler. Die USA hätten nur bekommen, was sie verdienten.

Falwell erklärt unter Robertsons Beifall: ‚Die Abtreibenden müs­sen einen Teil der Schuld auf sich nehmen, denn Gott lässt es nicht zu, dass man ihn nicht ernst nimmt. Und wenn wir 40 Mill-ionen kleine, unschuldige Babys umbringen, reizen wir Gott.’ All die ‚Heiden und Abtreiber und die Feministinnen und die Schwulen und die Lesbierinnen’, die versuchten, ‚Amerika zu säkularisieren’, auf die werde er zeigen und sagen: ‚Ihr habt dazu beigetragen, dass dies geschehen konnte!’“

Ich dachte, ich befinde mich im Mittelalter!

Leute, die solche hirnrissigen Positionen vertreten, sollte man ernstlich wegen Volksverhetzung vor Gericht stellen. Spätestens seit den 80er Jahren ist schließlich bekannt, dass es insbesonde­re TV-Prediger in den USA faustdick hinter den Ohren haben und sich mit Drohungen ahnungslose Mädchen gefügig machen, um sie zu sich ins Bett zu zerren. Es gab da diverse Fälle. Und dann noch mit einer solchen scheinheiligen, kruden und verstaubten Moral zu kommen, wo man selbst als moralische Instanz nicht mehr taugt, ehrlich, das ist nur noch verlogen …

Man erfährt in diesem Heft eine Menge über Menschen, über die Art und Weise, wie Personen über sich selbst hinauswachsen können, wie sie aber auch die Realität gekonnt ausblenden und manchmal böswillig verdrehen um des eigenen Vorteils willen.

Und am Ende bleiben die entscheidenden Fragen offen:

Wer hat das getan? Wir wissen es nicht genau. Die einzigen, die es uns beantworten könnten, sind die Attentäter, und sie sind alle tot.

Was genau war das Ziel? Symbole der westlichen Welt zerstö­ren? Maximalen Schaden anrichten? Verunsicherung säen? Hasserfüllte Reflexe auslösen, um noch mehr Hass in die Welt zu streuen?

Haben wir daraus gelernt? Eventuell sogar Eigenschuld aner­kennen müssen? Es ist zu bezweifeln.7

Letzten Endes bleibt nur die Gewissheit, dass Gewalt schließlich Gewalt gebiert, wie dies immer der Fall gewesen ist, solange Menschen auf Erden leben. Ebenso, wie Intoleranz sich selbst nährt und vervielfältigt, das ohnehin nicht leichte Leben der Menschen miteinander in eine Hölle verwandelt und letzten En­des die Einsichtigen an der Bosheit der Welt verzweifeln lässt.

Doch dieses Heft ist auch eine Art von Denkmal, und als solches sollte man es schätzen, als einen frühen Versuch, einen Blick in das Dunkel zu werfen, das die meisten von uns gerne vergessen würden.

Doch das Dunkel wird uns verfolgen.

Es ist die Signatur des 21. Jahrhunderts.8

Je eher wir das begreifen, desto besser ist es.

Für jeden von uns.

© 2002/2014 by Uwe Lammers

Mann, ist das finster … Ursprungstext und die Kommentierung von 2014 vielleicht noch mehr. Inzwischen sind erneut gut sie­ben Jahre verstrichen. Der Syrienkrieg ist ausgebrochen, die glücklicherweise sehr kurze Twitterherrschaft des Präsidenten Trump, der am Ende sogar, weil er sich mit seiner Wahlniederla­ge nicht anfreunden konnte, sogar von seinen aufgeputschten Anhängern das Capitol in Washington stürmen ließ … die Coro­na-Pandemie und alles, was damit zusammenhängt, hat die Weltgemeinschaft ziemlich fest im Griff …

Also ja, das Signum der Dunkelheit ist nicht nur auf die direkten Jahre nach dem Terroranschlag von 2001 begrenzt gewesen. Viele meiner obigen Prognosen von 2014 haben sich vollinhalt­lich bewahrheitet – etwa die Rückkehr der Taliban an die Macht oder der immer noch andauernde Krieg gegen den Terror, die völkerrechtswidrige Inhaftierung von Menschen in Guantánamo …

Glaube niemand, das obige Heft sei veraltet, das ist nicht der Fall. Aber nächste Woche, versprochen, wird es wieder angeneh­mer, und wir wenden uns der seltsamen Institution des „Clubs“ von neuem zu.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Das war auch kein Wunder, denn heute weiß man, dass bin Laden bei der Bombardierung seiner Festung Tora Bora in Afghanistan nicht ums Leben kam, sondern sich nach Pakistan zurückzog, wo er Jahre später durch ein Anti­terrorkommando der USA erschossen wurde. Inzwischen gibt es bekanntlich sogar schon einen Film darüber. Meine damals oben ausgedrückte Skepsis war also sehr recht am Platze.

2 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Wie wir heute wissen, kann man in dieser Hinsicht auch nach 12 Jahren Krieg in Afghanistan keine Entwarnung geben, und das erinnert dann doch sehr fatal an den Verlauf des Vietnam-Krieges. Es ist offensichtlich, dass der Denkansatz des „Krieges gegen den Terror“ vollständig fehlgeschlagen ist und, statt eine Lösung und Frieden zu bringen, nur zu mehr Leiden, mehr Toten, mehr Zerstö­rung und Verbitterung geführt hat (schweigen wir von den Abermilliarden an Dollar, die dabei munter verschwendet worden sind). Das hier investierte Geld hätte man zweifellos besser verwenden können. Langfristig muss befürchtet werden, heute mehr denn je, dass die radikalislamische Taliban-Bewegung über kurz oder lang Afghanistan wieder beherrschen wird.

3 Vgl. dazu auch mein damaliges Gedicht „…und das war erst der Anfang“, 2001. Abge­druckt in BWA 217B, Oktober 2001.

4 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Und traurigerweise muss ich gestehen, dass ich auch mit diesen obigen Zeilen auf bittere Weise Prophet gespielt habe. Man sehe sich bitte nur mal an, was aktuell, im Juli 2014, in Israel/Palästina geschieht, wie hemmungslos da auf der Klaviatur der gegenseitigen Brutalität gespielt wird, wie verhärtete Hardli­ner beider Seiten sich wieder der Waffen bedienen und Menschen ermorden, weil sie außerstande sind, miteinander zu reden. Fast könnte ich glauben, ich hätte die obigen Zeilen nicht vor 13 Jahren geschrieben, sondern gestern. Es gibt so gar keine Verbes­serungen in Nahost, traurigerweise nicht. Sowohl die israelische als auch palästinensi­sche Führung sollte vielleicht allmählich mal erkennen, dass ihre Politik auf ganzer Li­nie gescheitert ist und man so wirklich nicht vorankommt. Da helfen auch die nächs­ten Tonnen abgefeuerter Munition gar nicht. Meine Ansicht von einst ist immer noch vorhanden und fester denn je: Die beiden Völker sollten eine Konföderation auf gleich­berechtigter Basis bilden. Die obskure Zwei-Staaten-Lösung, die als vermeintliche Lö­sung auf dem Papier steht, hat keine Überlebenschance, das sieht man schon am zer­rissenen Territorium der Palästinenser. Eine Konföderation und das Niederreißen der Betonmauern des Palästinenser-Ghettos sind langfristig die einzige Chance für ein har­monisches Zusammenleben. Auch wenn das, das möchte ich nicht kleinreden, von beiden Seiten, namentlich der israelischen, große Überwindung kostet und anfangs wegen der Vergiftung der Herzen gewiss gefährlich sein wird. Aber diese Lösung wird natürlich mit jedem Toten unwahrscheinlicher und schwerer zu erreichen sein.

5 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Und es nimmt nicht wunder, dass diese Mosaikstücke des Puzzles des 11. September 2001 natürlich die Verschwörungstheorien auf schöns­te Weise befeuert haben, das geht bis heute so. Und bedauerlicherweise tauchen dar­in all die bösartigen alten Legenden wieder auf, die wahlweise das notorische Miss­trauen der „Gläubigen“ gegenüber der US-Zentralregierung zum Ausdruck bringen oder, auch sehr gern verwendet, der Mär einer „jüdischen Verschwörung“ das Wort re­den. Selbst wenn man zugeben muss, dass gewisse Indizien eine Mitschuld solcher Kreise nicht unmöglich erscheinen lassen, ist es doch gar zu simplifizierend, zu den­ken, dies sei „die ganze Wahrheit“, wie gewisse Kreise „immer schon gewusst“ haben. Im Zweifelsfall landet man dann bei den Altnazis, die der Auffassung sind, „dass man die Juden sowieso am besten alle hätte vergasen müssen“ … es versteht sich von selbst, dass ich solche Ansichten widerlich finde und ihnen kein Existenzrecht zubilli­ge.

6 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Es sollte nicht das einzige bleiben. Man sehe sich Bag­dad an, Kabul, beliebige andere Städte im Irak oder in Afghanistan … die Kette ließe sich beliebig verlängern, leider. Ein Ende ist nicht in Sicht.

7 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Es kam sogar, meiner Ansicht nach, noch schlimmer. Wie üblich wurden in der Folge rasche Schuldzuschreibungen vorgenommen, von ei­nem völlig untalentierten, dümmlichen US-Präsidenten namens George Bush jr., der meiner Ansicht nach vor ein Kriegsverbrechertribunal gehörte. Es wurde ein „Krieg ge­gen den Terror“ vom Zaun gebrochen, der bis heute eine schwere Hypothek des Welt­gewissens darstellt (und ich meine damit nicht nur monetär, sondern insbesondere auch moralisch, man muss dazu nur nach Guantánamo schauen oder nach Abu Graib). Völker wurden von Krieg und Tod überzogen, Regierungen gestürzt, neue – in meinen Augen egozentrische und kleingeistige – Politiker an die Macht gespült, wo sie sich nicht halten können. Staaten wurden destabilisiert, ganze Weltregionen ins Chaos ge­stürzt, Hunderttausende von Menschen fanden den gewaltsamen Tod und finden ihn noch heute, Millionen Menschen sind auf der Flucht, zumeist vor ethnischer Vertrei­bung, und davon, dass, wie Bush vollmundig behauptete, die Mission „accomplished“, also beendet sei, kann bis heute keine Rede sein. Statt ernsthaft Lösungen anzustre­ben, wurden nur weitere Problemherde und Krisengebiete geschaffen, zudem für Waf­fenhändler (nicht zuletzt US-amerikanische, ist zu fürchten) gleichzeitig ideale Absatz­märkte. Tod und Terror sind heute allgegenwärtiger als vor dem 11. September 2001, aber sie sind zumeist die direkte Folge davon. Die toten Attentäter haben ihr Ziel dank der überreagierenden US-Regierung wunderbar erreicht: blanke Angst.

8 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Auch dieses Statement würde ich heute vollinhaltlich immer noch unterschreiben. Es ist offensichtlich, dass das 21. Jahrhundert sich bislang alles andere als friedlich entwickelt hat. Wohin man schaut, brodeln die Konflikte, das ist nicht nur auf den arabischen Raum beschränkt, aber dort besonders ausgeprägt. Man kann sich den Kongo anschauen, den Sudan, Ostasien, die Ukraine, den Balkan… doch, „das Dunkel ist die Signatur des 21. Jahrhunderts“, ich fürchte, das trifft es recht gut. Und auf der Strecke bleiben so elementare Werte wie Wahrheit, Bürgerrechte, Zi­vilgesellschaft und Demokratie. Stattdessen nimmt staatliche Willkür zu, Bespitzelung der Zivilbevölkerung, Brüche der Rechtsordnungen, Erodierung sozialer Sicherungen, Verfolgungswahn und Terroristenfurcht grassieren, radikale Politiker mit den Parolen einfacher Lösungen treten verstärkt in Erscheinung, Staaten zersplittern in kleinere und kleinste Einheiten … fürwahr, eine finstere Sicht der Zukunft, ja. Aber es gibt wenig Licht am Ende des Tunnels. Ich hoffe, ich male zu schwarz. Aber das habe ich 2002 auch schon gehofft, und was ist draus geworden …? Ihr wisst es alle.

Liebe Freunde des OSM,

an und für sich sollte ich am Rande einer Panik residieren … die Corona-Pandemie hält nach wie vor mit enorm hohen Fallzahlen an, Wladimir Putin schickt sich allen Ernstes an, die Ukraine zu erobern, als wenn wir uns in den 30er Jahren des 20. Jahrhun­derts befänden, und zu guter Letzt ist gestern auch noch mein Arbeitslosengeld ausgelaufen und ich agiere zurzeit gewisser­maßen ohne Netz und doppelten Boden. Zukunft: ungewiss.

Bin ich panisch?

Nein.

Stattdessen geht es mir einfach nur noch phantastisch, und der Grund dafür liegt in ein paar sehr schlichten Fakten, die man vermutlich nur verstehen kann, wenn man mich sehr gut kennt und über die die meisten Menschen wohl nur verständnislos die Stirn runzeln.

Fakt 1: Mein Laptop ist generalüberholt und hat nicht mehr die Marotte – wie seit Monaten – jedes einzelne Mal nach dem Akti­vieren gleich wieder auszufallen (bisweilen auch bis zu sechs Mal am Tag, gelegentlich mitten beim Internetsurfen oder Arbei­ten an Texten … angenehm ist was anderes gewesen). Also, die­ser Punkt ist noch begreifbar, nehme ich an.

Fakt 2: Saigon II!

Fakt 3: Hohlwelt Hyoronghilaar!

Und damit sind wir dann mitten im Thema des heutigen Blog­beitrages – meine Kreativität schäumt momentan richtig über, und das ist ein so phantastisches Gefühl, das kann ich nur schwerlich in Worte fassen. Ich hoffe sehr, dass das anhält, und da der neue Monat März gerade begonnen hat, bin ich da im Grunde genommen guter Dinge. Aber vielleicht sollte ich, wie ihr das gewohnt seid, von vorn beginnen und euch zeigen, wie die – scheinbar – magere Ausbeute dieses Monats ausschaut. Insgesamt kam ich „nur“ auf 18 fertige Werke, aber manchmal ist die schiere Zahl nicht ausschlaggebend. Also, aufgepasst:

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

Anmerkung: Fangen wir gleich mal mit einem der zentralen Punkte des Monats Februar an. Man kann sagen, dass ich krea­tiv bis zum 19. Februar quasi ständig auf dieser tropischen Kolo­nialwelt des Erotic Empire unterwegs war. An dem Tag beendete ich den dritten von insgesamt 6 Teilen des Romans (immerhin insgesamt 246 Seiten lang; das Gesamtskript umfasst inzwi­schen mehr als 700 Seiten). Bisweilen schrieb ich hier bis zu 20 Reinskriptseiten am Tag und füllte all die Lücken der Handlung mit neuen Kapiteln, manchmal zwei pro Tag … ein phantasti­sches Vergnügen. Selbst unter dem Aspekt, dass alle Leute, die dort auf Saigon II leben, grundlegend krank sind und ein zuneh­mend pathologisches Verhalten an den Tag legen.

Ich fand es besonders faszinierend zu entdecken – und darüber schrieb ich an dieser Stelle ja schon vor vier Wochen – , wie ähnlich die Lage auf Saigon II doch unserer gegenwärtigen Pan­demielage ist. Ein mikrobieller Erreger, der eine ganze Welt in Geiselhaft nimmt … das klingt fürwahr sehr vertraut. Aber anno 2007, als ich den Roman skizzierte, ließ sich das Chaos der Co­rona-Pandemie beim besten Willen noch nicht vorstellen, ausge­nommen in dystopischen SF-Szenarien, denen man keinen Rea­litätswert zubilligte.

Tja, so können sich die Zeiten wandeln. Wir glaubten auch lan­ge Zeit, Krieg in Europa sei eine Angelegenheit des 20. Jahrhun­derts. Schaut heute mal Nachrichten …!

(Thalgoons letzte Stunden – OSM-Story)

Anmerkung: Das war der halbherzige Versuch, gegen den Sturm namens „Saigon II“ einen Schritt im OSM voranzukommen … konnte ich quasi sofort vergessen.

Blogartikel 477: Work in Progress, Part 110

(Glossar des Romans „Die Kolonie Saigon II“)

(16Neu 15: KLIVIES KLEINES)

Anmerkung: Sehr viel besser kam ich dann in KONFLIKT 16 vor­an, in der Digitalisierung der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“. Während ich in den ersten zehn Episoden nur eine vage Ahnung hatte, worauf ich eigentlich lossteuerte, wurden die nächsten 10 Episoden zum Grundstein einer wirklich be­merkenswerten Serie. Gut, ich ging damals naiv davon aus, die Serie würde nur 76 Folgen erreichen … aber das konnte ich sehr rasch vergessen. Als ich aus meinem Zivildienst im Herbst 1990 zurückkehrte, nahm auch diese Serie wieder Fahrt auf … alsbald werdet ihr von den konkreten Inhalten in der Reihe der „Close Up“-Artikel an dieser Stelle lesen. Dauert nicht mehr lange (die­ses Abenteuer beginnt etwa mit Blogartikel 495).

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

16Neu 13: Transmitter zur Todeswelt

13Neu 19: Das Erbe des Ghouls

Anmerkung: Dies ist nur eine Geschichte, die ich der Vollstän­digkeit halber abgeschrieben habe. Sie wurde von einem Gast­autor im Jahre 1984 verfasst und ist eine abenteuerliche Tipp­fehlerwüste … normalerweise kommentiere ich Episoden nicht mit mehr als 600 Fußnoten, aber wenn jeder Satz Fehler ent­hält, meistens sogar mehrere … sorry, alter Freund, aber das ist die reine Wahrheit. Diese Geschichte wird auch keinen Eingang in die E-Book-Reihe „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ finden. Und die Folge hat natürlich keine OSM-Kennziffer, da sie ja nicht von mir stammt.

(13Neu 22: Cirrgools Seelenlabyrinth)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(16Neu 16: Der Jahrmillionen-Kerker)

(16Neu 17: Das Sternen-Orakel)

(16Neu 18: Feinde über ELDORADO)

13Neu 21: Mein Doppelgänger

(Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“)

13Neu 20B: Im Bann des Rauchdämons

13Neu 20: Im Bann des Rauchdämons

(13Neu 23: Die Todesschatten)

Anmerkung: Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen – mit dieser Episode beginnt ein neuer, wesentlicher Abschnitt in KONFLIKT 13. In der Buchfassung „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ firmiert dieser Abschnitt unter dem Titel „Schuldig“, und Oki Stanwer ist auf der Flucht … aus gutem Grund. Leider ist das für die Menschheit von krassem Nachteil, denn CLOGGATH beginnt mit seinem Angriff … ich sage euch, Freunde, da stehen euch hefti­ge Zeiten bevor. Einen kleinen Vorgeschmack darauf liefert euch in naher Zukunft das E-Book „DER CLOGGATH-KON­FLIKT 2: Monstererwachen“.

16Neu 14: Angriff der Lontreks

(Quisiins letzter Fall – OSM-Roman)

Anmerkung: Ich nahm eigentlich an, dies würde das nächste längere OSM-Werk werden, um das ich mich in diesem Monat kümmern wollte … aber ich hätte meine erratische kreative Phantasie besser kennen sollen. Andere Impulse brachten mich stattdessen mächtig vom Weg ab.

(OSM-Wiki)

(13Neu 24: Die Rückkehr des Flammendämons)

(13Neu 25: „Dieses Haus ist dein Grab, Oki Stanwer!“)

(Rhondas Aufstieg – Archipel-Roman)

Anmerkung: Ja, auch das war ein ulkiger kleiner Ausreißer. Ich wollte einfach nur eine Szene in dem Roman nachlesen, die mir spontan in den Sinn kam … und blieb für eine Weile ordentlich darin kleben. Aber nicht nachhaltig. Der Roman ist nach wie vor eine Baustelle, und ehe ich daran weiterarbeite, werde ich ein paar tausend Textseiten des Vorgängerromans neu lesen müs­sen, um wieder in den Erzählstrom hineinzugelangen … das kann noch dauern, da ich momentan ganz woanders unterwegs bin.

(Gabriela – Erotic Empire-Story)

(E-Book: DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen)

Anmerkung: Manchmal braucht es eines heftigen Sturmes und einer durchwachten Nacht, um inspiriert zu werden. In diesem Monat fegten in kurzer Folge ein paar heftige Stürme über Braunschweig hinweg und drückten mir fast die Balkontür ein – der Klimawandel mit seinen zunehmenden Extremwetterereig­nissen lässt munter grüßen … dummerweise führt die Ukraine-Krise dazu, dass nun wieder Milliarden Euro nutzlos in Militär­haushalte investiert werden, die beim Umweltschutz sehr viel nutzbringender eingesetzt wären … ah, aber davon wollte ich gar nicht sprechen.

Ich schrieb ja neulich schon, dass ich nach Abschluss des Ro­mans „Das Geheimnis von Church Island“ am 2. CK-E-Book weiterarbeiten würde. Was ich aber nicht begriffen hatte, war das Fehlen der Vita eines sehr wichtigen Protagonisten. Und in dieser stürmischen Nacht tauchten da sehr zentrale Details auf. Sie führen zurück in zwei schreckliche untergegangene Univer­sen, die mit der INSEL (KONFLIKT 4) und der Grünen Galaxis Bytharg (KONFLIKT 12) ursächlich zu tun haben.

Kommt euch vertraut vor? Ich sage doch immer, der OSM ist ein gigantisches vernetztes Geschichtenwerk, und wenn man nur genügend davon gelesen hat, kann man phantastische Aha-Ef­fekte erleben. Ein paar davon findet ihr am Anfang des nächs­ten CK-E-Books, versprochen. Das kann ich nun auf völlig ande­re Weise schreiben als früher, und darauf freue ich mich schon verdammt!

(16Neu 19: Okis Bluff)

(16Neu 20: Kurs auf Terra)

HdH 6: Der Diener Lemaars

Anmerkung: Und das war dann die zweite mächtige Überra­schung für mich. Ich glossierte die letzte Episode des KON­FLIKTS 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“, Bd. 5 aus dem Jahr 2021 … und dann war ich jählings wieder am Lesen. Und kam aus dem Staunen echt nicht heraus. Der Diener Lemaars war eine völlig neue Handlungsperson, und dann trafen die armen Taigoniden und Crelis auch noch auf „Lord Mitkor“ … Mann, dachte ich, das ist ja übel.

Wurde noch heftiger, weil ich nicht aufhören konnte zu schrei­ben.

HdH 7: Der Glanz der Vorzeit

Anmerkung: Eine OSM-Episode einfach binnen eines Tages „run­terzuschreiben“, und zwar nicht eine kommentierte, die ich ja im Grunde nur abschreiben und mit Anmerkungen versehen muss, sondern tatsächlich eine ganz neue Geschichte … das ist ein Erlebnis, das ich nicht beschreiben kann, es ist einfach nur phantastisch. Vor meinem inneren Auge rollt ein farbenprächti­ger Film ab, gefüllt mit überraschenden Momenteinfällen, schnippischen Wortgefechten und beunruhigenden Handlungs­details … und ehe ich mich versah, war die Episode fertig.

Besser noch: Ich wusste auf einmal – was mir jahrelang ziemlich schleierhaft war – , wie es weitergehen würde. Drei Handlungs­tote später begriff ich, dass hier verdammt viel Angst, Hass und Duckmäusertum im Spiel war … das hatte ich bislang nur ver­muten können, nun wurde es manifest. Und so sprossen – eben­falls seit Jahren nicht mehr passiert – gleich drei neue Planungs­titel empor.

Phantastisch.

HdH 8: Fremde im Hellen Dom

Anmerkung: Die Hohlwelt Hyoronghilaar ließ mich nicht los. Es gab ja noch eine zweite Handlungsebene, nämlich die um die zierliche Helferin des Lichts namens Theamin und ihre beiden Gefährten wider Willen, den Shoreikhen Serzechal und den Tiyaala Zrreik. Letzterer hatte ihr Zugang zum Hellen Dom von Shallakh-Yau verschafft, wenn auch eher unabsichtlich … und nun baute ich die lebhafte Szene, die ich am Anfang dieser Epi­sode im Januar 2021 (!) begonnen hatte, vollendet aus. Wie oben erwähnt: Auch diesmal binnen eines einzigen Tages.

Der Dom selbst ist ein phantastisches Gebäude, eher ein Ge­birgsmassiv, weil über vier Kilometer hoch aus dem Herzen von Shallakhon emporragend. Eine beeindruckende Installation der Baumeister … ist Theamin damit am Ziel? Nein, der Dom ist nämlich seit über 1200 Jahren so gut wie tot und etwa so nutz­los wie ein kaputter Computer. Theamins Hoffnungen sterben also schnell. Aber sie ist ein stures Wesen. Und das bringt sie dann unvermeidlich in die nächsten Schwierigkeiten …

Ah, das macht solch einen Spaß, Freunde, ihr merkt es an mei­nen ausufernden Kommentaren. Kein Wunder – ich bin noch mitten in Hyoronghilaar, und darüber vergesse ich fast alles an­dere, Mailen, Telefonieren, Post … schlichtweg alles. Es gibt schon Leute, die sich Sorgen um mich machen (danke, Freunde, es geht mir wirklich bestens), aber das ist unnötig.

Eigentlich schade, dass ihr alle diese „Entwarnung“ erst in ein paar Monaten werdet lesen können, wenn das alles schon lange überholt ist. So ist das eben mit den Work in Progress-Blogs.

(HdH 9: Gefangen in der Falle)

(16Neu 21: Der Weltraum-Vulkan)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

Anmerkung: Diese Häufung von Glossaren und Lexika mag euch verwirren. Sie resultierte daraus, dass ich die handschriftlichen Glossarbegriffe eingab und dabei entdeckte, dass die Einträge im Glossar (ausführliche Erläuterung der Begriffe) und im Lexi­kon (allein die Aufzählung der Begriffe) voneinander abwichen. Ich musste also beides parallel kontrollieren und ergänzte mal auf der einen, mal auf der anderen Seite … in beiden Serien. Anstrengend, ja, zeitraubend ebenfalls, aber inzwischen sind beide Seiten wieder im Gleichgewicht.

(HdH 10: Unter dem Dom-Portaren)

Anmerkung: Den Band habe ich tatsächlich am allerletzten Tag des Monats noch begonnen. Er ist der vorläufige Abschlussband der Theamin-Handlungsebene, die dann alsbald wieder aufge­nommen werden wird. Hier betritt mit dem tossanischen Dom-Portar Jawlir eine neue Handlungsperson die Serienbühne. Und ich glaube, er hat eine große Zukunft in der Serie.

So sah also mein Monat Februar 2022 aus. Es sieht rein nach Zahlen wenig aus, aber hinter diesen Zahlen verbergen sich 1057 Textseiten, und sehr vieles davon ist wirkliches Neuland. Im Januar hatte ich zwar numerisch viel mehr Werke geschrie­ben, aber primär Blogartikel und kommentierte Abschriften … und es waren lediglich 972 Seiten.

Also, tendenziell weist das Kreativ-Barometer in Richtung Hoch­druck, und das ist gut so. Schauen wir, wie das Jahr weitergeht, Freunde!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 375: Mr. & Mrs. Smith

Posted Oktober 25th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

fangen wir mit dem Schluss heute mal an: Nein, der Fehler wur­de nicht begangen, von diesem Film eine Fortsetzung zu dre­hen. Dass das regelmäßig schief geht, ist auch 2021 und sicher­lich anno 2022 wieder im Kino zu bewundern. Solange man nicht die geschickten Texter von Marvel in der Hinterhand hat, geht so etwas meistens daneben. Jüngste Beispiele – meiner Ansicht nach – sind „Ghostbusters – Legacy“ und „Matrix Resur­rections“, die doch sehr hinter den Erwartungen zurückblieben.

Manchmal ist es dann tatsächlich sehr interessant, einen Gang zurückzuschalten, das Phantastische einfach außen vor zu las­sen und sich in ein turbulentes, im Kern komödienhaftes Aben­teuer zu stürzen, in dem man ein wenig den klaren Menschen­verstand baumeln lassen kann.

Solch ein Film war anno 2005 „Mr. & Mrs. Smith“, die turbulente und gagreiche Geschichte eines Ehepaars, gespielt von Angeli­na Jolie und Brad Pitt, die insgeheim Top-Profikiller für konkurrie­rende Organisationen sind und eines Tages als Sicherheitsrisiko eingestuft werden.

Nein, nein, wir sind hier nicht bei Bruce Willis und „R.E.D.“, wo dann auf einmal ein mannstarkes Killerkommando die Heimstatt von Willis und am liebsten auch ihn selbst zerlegt (wer den Film kennt, weiß natürlich, dass bei dieser Schießerei sehr viel zu Bruch geht, aber Willis, wiewohl im Ruhestand, die Killer mit links alle macht, um es mal flapsig auszudrücken.

Nein, bei Mr. & Mrs. Smith wird das vermeintlich geschickter ge­macht: Die Firmen setzen einfach ihre Topkiller auf das jeweilige „Sicherheitsrisiko“ an.

Und das Ergebnis sieht dann so aus:

Mr. & Mrs. Smith

(OT: Mr. & Mrs. Smith)

von Jane und John Smith

(Pseudonym für Cathy East Dubowsky)

Heyne 50013, 7.95 Euro

336 Seiten, Juli 2005

Aus dem Amerikanischen von Claire Roth

Irgendwann kommt wohl jede Ehe an diesen Punkt: Mann und Frau sind mehrere Jahre lang verheiratet, beide haben einen Job, und dann hört jener Zauber des Anfangs auf, die Leiden­schaft verfliegt, zumal dann, wenn man aus beruflich bedingten Gründen keine Kinder in die Welt setzt … und das Eheleben er­starrt in einer Art von seltsamem Ritual. Aus dem Geliebten und der Geliebten, aus dem Ehepartner wird ein Fremder, dem man nachts beim Einschlafen zusieht, während man sich selbst nur noch Worthülsen an den Kopf wirft und es im Alltag immer öfter zu diesen kleinen nervenaufreibenden Mißverständnissen kommt, die zum Zündpotential für Kurzschlusshandlungen wer­den.

Manche Leute begehen aus solchen Launen heraus Seiten­sprünge, die die Ehe zerstören. Andere flüchten sich in Drogen oder spleenige Launen. Und wieder andere versuchen mühsam, sich mit dem bizarren Alptraum namens Ehe zu arrangieren, in­nerlich immer mehr hadernd, immer weniger verstehend, wieso sich ihr Partner so sehr verändern konnte, fragend, wo die Per­son geblieben ist, die sie einstmals geliebt haben.

So geht es auch Mr. und Mrs. Smith.

Jane und John Smith bilden ein amerikanisches Durchschnitts­ehepaar, das in ihrem Viertel als Vorzeige-Ehepaar schlechthin gehandelt wird und auf allen Partys von Nachbarn gern gesehe­ner und bewunderter Gast ist. Gewiss, sie haben keine Kinder. Gewiss, sie sind hart arbeitende Business-Workaholics – sie in der Computerbranche, wobei sie zu den unmöglichsten Zeiten des Tages hochgeschreckt wird, um abgestürzte Rechner in Fir­men wieder in Stand zu setzen, er ist Bauunternehmer mit internationalem Operationsgebiet und oft auf Reisen … dennoch werden sie bewundert.

Doch im Innern ihrer Ehe herrscht Eiszeit.

Schon der Griff nach dem Salzstreuer ist wie das Betreten eines Minenfeldes, ganz zu schweigen von dem Kauf neuer Gardinen, dem abendlichen Essen kochen oder dem Beieinander im Bett (Sex? Hat da irgendwer etwas von Sex erzählt? Was ist das? Kann man das mal buchstabieren?). Da ist es irgendwie folge­richtig, dass sie beide auf einer Party doch tatsächlich den Hauptgewinn ziehen: Vier Sitzungen beim Eheberater Dr. Mark Wexler.

Nicht, dass sie das nötig hätten, ach nein, natürlich nicht … aber das ist doch eine nette Sache, eine Art Test, wie etwa … ja, wie ein Ölwechsel, sagt John, und dabei lacht er etwas zu laut. Der Berater merkt schnell, dass bei den beiden vieles im Argen liegt.

Zum zweiten Termin erscheint nur Mrs. Smith, und sie wirkt selt­sam abwesend. Sie kommt ohne Wissen ihres Mannes, und Wexler gibt ihr eine harmlos scheinende Aufgabe: Sie solle doch einmal aufschreiben, wo und wie sie ihren Mann kennengelernt hat, und sie müsse diese Aufzeichnungen natürlich niemandem zeigen. John Smith, der – ebenfalls ohne Wissen seiner Frau – die nächste Sitzung alleine besucht, gibt er denselben Rat. Und so entsteht die Struktur des Buches.

In wechselseitigen Ich-Kapiteln berichten nun Jane Smith (Ange­lina Jolie) und John Smith (Brad Pitt) von dem gegenseitigen Kennenlernen in Bogotá/Kolumbien, wo sie beide „zufällig“ gerade „Urlaub“ gemacht haben bzw. „beruflich unterwegs“ wa­ren, als ein Politiker ermordet wurde, davon, wie sie sich unsterblich ineinander verliebten und diese nun schon fünf Jahre … pardon, Jane hat natürlich recht, es sind bereits sechs Jahre … währende Ehe anbahnten.

Nach außen ist sie, wie gesagt, eine ganz normale Vorstadtehe von Mustergattin und Mustergatte. Doch leider führen beide ein Doppelleben. Weder ist er in der Baubranche tätig, noch fährt sie ständig Computer hoch. Sie verbirgt in der Küche im Herd ein ganzes Arsenal an Waffen, das seine befindet sich im Keller des Gartenhäuschens.

Sie sind beide Killer für unterschiedliche Organisationen, und während sie nicht den blassesten Schimmer davon haben, dass der andere keineswegs der biedere Normalo ist, für den sie sich gegenseitig halten, bekommen ihre Chefs davon sehr wohl Kenntnis. Und so werden sie als Sicherheitsrisiko eingestuft und bekommen einen außerordentlich pikanten, wiewohl verdeckten Auftrag: Liquidieren Sie den Topkiller der Gegenorganisation. Im Grunde genommen also – töten Sie Ihren Ehemann/Ehefrau.

Damit stürzt das jahrelang sorgsam aufgebaute Gebäude der Lügen in sich zusammen … und unerwartete Dinge nehmen ihren Lauf, völlig unerwartete Dinge …

Doug Liman hat die „mörderische Komödie“ (Klappentext) im Jahre 2005 verfilmt und in die Kinos gebracht, ein Film, der zum einen natürlich vor Action nur so strotzt und in dem die Luft mehr als einmal bleihaltig genug ist, um daran zu ersticken. Zum anderen aber prasselt ein Feuerwerk von Wortwitz und Si­tuationskomik auf den Zuschauer ein, da sich die beiden Prot­agonisten wirklich gar nichts schenken. Unbestreitbar sind An­gelina Jolie und der von mir wirklich nicht sehr geschätzte Brad Pitt hier in absoluter Höchstform. Den Film habe ich sehr genos­sen, wiewohl er an manchen Stellen doch arg unrealistisch da­herkam, nicht zuletzt zum Schluss.

Wenn einem dann für 2 Euro das Buch zum Film über den Weg läuft, überlegt man sich schon, ob es einem gefallen könnte. Nun, ich kaufte es als Geschenk für einen Freund und begann dann dummerweise, den Prolog zu lesen. Das hätte ich nicht tun sollen. Zwei Tage danach war das Buch ausgelesen, trug mei­nen Besitzerdvermerk und wanderte in mein Buchregal.

Das Buch wird nicht verschenkt.

Ich habe einst zum Film „Men in Black I“ gesagt, vom Kauf des Romans sei abzuraten, weil er in keiner Weise den Humor des Films einfing. Lasst euch gesagt sein, potenzielle Leser, bei DIE­SEM Buch ist das anders. Durch die sehr raffinierte und kurzwei­lige Blendentechnik und zeitweilige Überblendung der Eintra­gungen der Protagonisten sowie intensive Reflexion entsteht ein äußerst geschicktes Werk, das dem Leser sogar so manche Re­aktionen der Handelnden im Film besser erklärt, als es der Film verstand. Und es gibt gar viele humorvolle Reflexionen im Text, die die Angelegenheit sogar noch sehr viel komischer gestalten, als man es sich eigentlich ursprünglich ausmalt.

Sicher ist die Grundstruktur simpel, sicherlich ist auch die Dar­stellung eines „Ehekrieges“ nicht eben neu (man erinnere sich an Der Rosenkrieg), die Zutaten sind halt nur neu gemixt und zusammengerührt worden. Aber geschickt gemacht. Kurzweilige Unterhaltung ist in jedem Fall programmiert. Und irgendwie kann man verstehen, dass sich Brad Pitt während der Drehar­beiten in Angelina verknallte und daraufhin prompt seine Ehe mit Jennifer Aniston cancelte.

Nein, man muss Angelina Jolie und Brad Pitt nicht für tolle Schauspieler halten oder für schön aussehende Menschen. Aber in dieser Rolle waren sie einfach eine optimale Besetzung. Ich kann nur hoffen, dass niemand den Fehler begeht, von diesem Film eine Fortsetzung zu drehen. Das kann alles nur zerstören.

© 2006 by Uwe Lammers

Gott, echt, was war das für ein Lesevergnügen … ich muss stän­dig mich gekringelt haben vor Lachen. Wer wirklich mal völlig abschalten möchte, ist hier absolut goldrichtig. Auch wenn der Film inzwischen 17 Jahre auf dem Buckel hat – ich sollte ihn mir echt mal wieder anschauen.

In der nächsten Woche wird es dann ein wenig haarsträubend … meine eigentliche Vorausplanung sah einen anderen Beitrag vor, der eher beruhigend und sanft-philosophisch ausgefallen wäre. Dummerweise stellte ich dann rechtzeitig fest, dass ich dieses Buch in meinem Blog 2021 schon besprochen hatte, und dann sattelte ich kurzerhand um.

Stattdessen geht es also um ein inzwischen zwar schon recht betagtes historisch-politisches Magazin, doch die darin getroffenen Feststellungen und, mehr noch, meine anno 2014 vorgenommenen Kommentierungen sind leider alles andere als aus der Welt.

Ihr werdet verstehen, wovon ich rede, wenn ihr kommende Woche hier wieder vorbeischaut.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

eben habe ich noch mal nachgelesen, was ich einst anlässlich von OSM-Band 1900 schrieb. Das war „Schmelztiegel Shal­lakhon“, Band 4 der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH). Dies wiederum stellt bekanntlich den KONFLIKT 7 des Oki Stanwer Mythos dar. Und zu meiner nicht eben geringen Überra­schung erwies sich Band 10 dieser Serie dann als genau der Stoff, mit dem ich den OSM-Band 2100 füllen konnte. Mit 51 Textseiten, die ich am 13. März 2022 nach erstaunlich kurzer Ar­beitszeit abschloss (Vergleich: an HdH-Band 4 hatte ich mit lan­gen Pausen über 10 Jahre gearbeitet, an Band 10 derselben Serie, OSM 2100, keine vier Wochen am Stück!), war ich so tief in die Hohlwelt Hyoronghilaar eingedrungen, dass ich es selbst kaum fassen konnte.

Und die Bilder flossen einfach munter weiter und strömen jetzt, am 17. März 2022, immer noch rege. Ich habe einen neuen Hin­tergrundartikel für die Serie entworfen, der binnen eines Nach­mittags auf volle 9 Textseiten kam. Es sind neue Vorschautitel gewuchert, fremde Protagonisten aus den tiefen Windungen meines Hirns entstiegen, die allesamt nicht unproblematisch sind … aber die Welt bekommt in einer Weise Tiefe, Historie und Lebendigkeit, dass ich mich daraus kaum lösen kann – und das ist wirklich verdammt gut so!

Als ich am 17. April 2019 den nämlichen Blogartikel 336 zum fertig gestellten OSM-Band 1900 schrieb (erschienen ist er dann am 11. August 2019), hatte ich noch keine rechte Vorstellung, was sich in den kommenden 200 Episoden alles tun würde. Vie­les von dem, was ich damals skizzierte, ist tatsächlich in den verstrichenen gut drei realen Jahren umgesetzt worden. Vieles andere blieb hingegen schlicht auf der Strecke.

Ich hätte allerdings im Traum nicht geglaubt, dass dieser Jubilä­umsband in der Hohlwelt Hyoronghilaar spielen würde. Und bis ich mich daran setzte, dem Dom-Portar Jawlir Leben einzuhau­chen, ihn mit Meister Lonjesh in Verbindung zu bringen, mit der Abgrundprüfung, den Kristallports und schlussendlich mit der ersten Helferin des Lichts namens Theamin … bis dahin hatte ich nur eine vage Vorstellung davon, wie sich die Handlung ent­wickeln würde.

Und dann purzelten die Bilder durcheinander, Informationen über die Kultur der Dom-Portare aus dem Volk der Tossaner blühten auf, Potenzialfragen blitzten durch meinen Verstand, goldige Wortwechsel, es ging um Kristallgeister, einen lange verschollenen Dom-Portar namens Humshinn, der vermutlich ei­nem Attentat zum Opfer gefallen war, um den Krieg des Reiches von Lemaar, Hyoronghilaar als Geisterbahn …

Das geht euch alles zu schnell? Okay, akzeptiert. Ihr merkt aber schon an diesem kurzen sturmartigen Rausch an Namen und Begriffen und Zusammenhängen, wie frisch das alles noch für mich ist, wie phantastisch lebhaft ich in dieser ganzen Ge­schichte stecke. Aber da das alles – auch der Blogartikel 336 – schon arg lange her ist, gehe ich mal einen weiten Schritt zu­rück und komme dann erst nach dem Basis-Rundumschlag zur aktuellen Handlung des OSM-Bandes 2100.

Vertraut mir, ich denke, dieser Rückblick ist notwendig.

Wir befinden uns im KONFLIKT 7 des OSM. Die gottgleichen Bau­meister, die Bediensteten der Sieben Lichtmächte, haben aus den Katastrophen der vergangenen KONFLIKTE, die Oki Stanwer und seine Vasallen gegen die Macht TOTAM ausgefochten (und verloren) haben, gelernt. Sie haben darum das Kampffeld mas­siv verengt.

Entstanden ist die nach außen mit Goldkristall gepanzerte Hohl­welt Hyoronghilaar, in der die Baumeister zahlreiche Projektvöl­ker angesiedelt haben. Manche singulär für diese Welt, wie etwa die Shoreikhen, andere – wie die Crelis, die Sinarer oder Taigoni­den (letztere kennt ihr schon unter dem Volksnamen Allis) – werden in späteren KONFLIKTEN noch ihre Glanzstunden erle­ben.

Um die Hohlwelt funktionsfähig zu machen und solide zu ver­netzen, wurden die so genannten Hellen Dome erschaffen, rund fünf Kilometer hohe gigantische Turmbauten, um deren Basen sich in der Regel Städteagglomerationen bildeten.

Als die erste Helferin des Lichts, Theamin, als Oki Stanwers Hel­ferin und deutlich vor ihm, in Hyoronghilaar eintrifft, stellt sie aber schnell fest, dass „das Paradies entgleist ist“, wie sie das bestürzt feststellt: die Hellen Dome sind offenkundig sämtlich außer Funktion. Die Verkehrssysteme der Baumeister haben aufgehört zu existieren, ihre für die Ewigkeit geschaffenen Fun­damente werden von den zunehmend in die Primitivität zurück­gefallenen Völkern als Steinbruch oder Schlimmeres verwendet.

Ihr ist sofort klar: Wenn TOTAM jetzt angreift, wie auch immer, ist die Hohlwelt vollkommen wehrlos. Sie muss einen Hellen Dom erreichen und versuchen, ihn zu reaktivieren. Denn die Hellen Dome können als Peilungszentrum dienen, um die ande­ren Helfer des Lichts und Oki Stanwer ausfindig zu machen.

Der nächste Dom, den sie anpeilen kann, ist der Helle Dom von Shallakh-Yau inmitten der pulsierenden Metropole Shallakhon (das Erreichen von Shallakhon war Thema von OSM-Band 1900). Doch dort angekommen, warten die nächsten Enttäuschungen auf sie: Der Dom wird seit Jahrhunderten von der Volksgruppe der humanoiden Tossaner kontrolliert und so gut nach außen abgeschirmt, dass er quasi unerreichbar ist.

Glück im Unglück – sie stolpert über den Tiyaala-Dieb Zrreik, der kürzlich im Dom war und von dort ein Fundstück mitgenommen hat: ein kristallines Installationsteil, das Theamin mit ihrem Pri­märenergiepotenzial aktivieren kann. Es handelt sich um einen so genannten „Aktivator“, der sie, Zrreik und den unbedarften Shoreikhen Serzechal mitten in den Hellen Dom versetzt.

Ist Theamin damit am Ziel? Das nimmt sie selbst an, und als ich Band 8 der Serie gleich im Anschluss an den OSM-Band 1900 anno 2019 zu schreiben begann – damals versiegte der Bilder­strom leider rasch wieder – , da schwante mir schon: Nee, Mäd­chen, so einfach ist das nicht.

Ich behielt leider recht.

Aber es dauerte bis Anfang 2022, ehe ich daran weiterschreiben konnte … und nun kamen atemberaubende Bildblenden aus dem Innern des Doms von Shallakh-Yau zutage, und eins davon führte unweigerlich zum nächsten und zum übernächsten … hinreißend.

Also: der Helle Dom von Shallakh-Yau ist ein Wunderwerk der Baumeister, ganz geschaffen aus metamorphiertem Goldkristall … und ein gigantisches Gebilde, in dem es keinen Schatten gibt. Der Baustoff leuchtet dezent von innen heraus und erzeugt so eine Rundumbeleuchtung (das wurde aber erst klar, als ich vor kurzem Band 13 schrieb und gestern abschloss). Doch am Ziel war Theamin überhaupt nicht.

Denn: Sie befanden sich über 400 Stockwerke über dem Boden. Und Zrreik hatte schon gewarnt – die rund 10 Meter hohen Kris­tallportale zwischen den Hallenräumen waren sämtlich ver­schlossen und nicht zu öffnen. Türklinken? Fehlanzeige. Öff­nungskontakte? Fehlanzeige. Der einzige Weg von einem Raum in den nächsten waren Lüftungsschächte – in zehn Metern Raumhöhe. Da die Räume aber auch keinerlei Einrichtung auf­wiesen, war es quasi unmöglich, von einem Raum zum nächs­ten zu gelangen, ganz zu schweigen, dass sie von einem Stock­werk ins nächste kommen würden.

Gut, Theamin vermochte alsbald mit Hilfe des Aktivators und ih­rer eigenen Primärenergieladung, so genannte „Osmose-Schleu­sen“ zu aktivieren, was sie voran brachte. Aber ansonsten zeig­te sich sehr schnell die Grenze dessen, was sie zustande brin­gen konnten – Nahrungsmittelversorgung etwa gab es nicht. Und da sie sich in mehr als vier Kilometern Höhe über dem Bo­den befanden und es so etwas wie Antigravschächte oder Auf­züge nicht zu geben schien, war absehbar, dass sie an Entkräf­tung eingehen würden, ehe sie auch nur in die Nähe des Erdbo­denniveaus gelangten.

Noch schlimmer: Die Dom-Portare aus dem Volk der Tossaner, auf die Zrreik immer weniger gut zu sprechen war, sollten an­geblich maximal 40 (!) Stockwerke vom Erdgeschoss hoch ge­kommen sein … innerhalb von mehr als 1200 Jahren, seit denen der Dom schon in diesem Inaktivitätsstadium verharrte.

Glücklicherweise gab es die Kristallports … wer von euch den Roman „Jaleenas zweites Leben“ gelesen hat, der – zugege­ben – in KONFLIKT 4 spielt, also der Serie „Oki Stanwer – Der In­sel-Regent“ und damit 15 Milliarden Jahre vor der Hyoronghil­aar-Handlung liegt, der kennt solche Kristallportsysteme schon. In der INSEL verbanden sie als Transportsystem die einzelnen Haushalte auf INSEL-Welten.

Im Hellen Dom von Shallakh-Yau gibt es dergleichen auch. Sie waren zwar (weitgehend) inaktiv, aber auch hier gelang es Theamin, die Systeme zur Teilaktivität anzuregen… und auf die­se Weise konnten sie schließlich in Band 9 der Serie bis ins Erd­geschoss vorstoßen, in den Lebensraum der Dom-Portare. Aber der letzte Transit schlug fehl, und während Theamin besin­nungslos wurde, gerieten ihre beiden Begleiter in Gefangen­schaft.

Und damit war mir bewusst, dass ich unbedingt eine tossani­sche Perspektive brauchte.

Weite Teile des OSM-Bandes 2100 werden darum von der Vita des jungen Dom-Portars Jawlir eingenommen, der im Jahre 1080.934 Hyoronghilaar-Zeitrechnung, also rund 19 Jahre vor Beginn der Serie, die so genannte „Abgrundprüfung“ zu beste­hen hat.

Er ist zu diesem Zeitpunkt 14 Sommer alt und hat, wie alle Tos­saner, eine abergläubische Angst vor dem Abgrund: jenem Be­reich im Dom, der unterhalb des Erdgeschosses liegt und durch schwere Tore von der Außenwelt hermetisch abgeriegelt ist.

Während oberhalb der Erde überall im Dom schattenlose Hellig­keit vorherrscht, gibt es dort unten offensichtlich nichts als Fins­ternis! Es gibt die Legende, dass die Kristallgötter, als sie den Hellen Dom schufen, allen Schatten aus der Bausubstanz her­aussogen und in den Abgrund verbannten, und dass die Gefahr besteht, dieser Schatten möge einstmals zurückkehren, wenn man etwa unachtsam sei.

Absurd?

Nun, daran merkt ihr mal, wie sehr die Physik der modernen Tossaner auf den Hund gekommen ist. Allzu viel ist davon nicht mehr übrig.

Jawlir reagiert auf die Abgrundprüfung völlig anders als seine Al­tersgenossen. Nach anfänglicher Furcht fasziniert ihn der Ab­grund … und was kein Tossaner jemals erwägen würde, wird für ihn unter Anleitung seines Mentors, Meister Lonjesh, zur Norma­lität: Er taucht immer wieder in den Abgrund ab und entwickelt zunehmend kritische Ideen dazu. Sie führen schließlich dazu, dass Lonjesh für ihn ein eigenes Amt erschafft und Jawlir so ge­wissermaßen „ruhigstellt“.

So vergehen die Jahre mit zunehmender Frustration für ihn, bis er anno 1098 in alten Aufzeichnungen einen Seelenverwandten entdeckt – den Dom-Portar Humshinn, der schon vor über 630 Jahren sehr ähnliche Gedanken wie er hegte … aber Humshinn scheint damals spurlos verschwunden zu sein. Gefälschte Akten behaupten, er sei bei einer Dienstreise außerhalb von Shallakhon ermordet worden, was Jawlir furchtbar erbittert.

Und dann, anno 1099, kommt er unerwartet in Kontakt mit dem „Aktivator“, der ihn in der Handlungsgegenwart dann zur gefan­genen Helferin des Lichts namens Theamin führt … und ge­meinsam brechen sie auf in den Abgrund unter dem Dom. Denn sie sind beide der Ansicht, dass dort die Lösung für die gegen­wärtigen Probleme des Doms liegen (was stimmt).

Dass diese Reise allerdings für sie lebensgefährlich werden soll und atemberaubende Rätsel im Gefolge hat und alles noch viel schlimmer ist, als sie sich das aktuell ausmalen … davon haben die Verschwörer noch keine Ahnung.

An diesem Punkt endet der Band 2100. Ich kann nur noch ein wenig andeuten, da ich ja bekanntlich informativ und schrei­bend bereits deutlich weiter bin: In der weiteren Folge der nächsten drei Episoden (HdH 13-15) geht es um Stasisfelder, Baumeister-Quellcode, falsch funktionierende SENSOREN, einen SENSORKERN-Kernbrand und noch schlimmere Dinge.

Theamin wird mit Bestürzung erleben müssen, dass selbst die Reaktivierung des Doms von Shallakh-Yau noch kein Grund zum Jubilieren oder gar zum entspannten Zurücklehnen ist. Die Ge­fahrenlage ist sehr viel komplexer, als sie das zum aktuellen Zeitpunkt ahnt.

Wesentliche Rollen spielen in der Folge, und deshalb purzeln momentan munter weitere Bilder, deshalb musste ich den er­wähnten Hintergrundartikel schreiben, beispielsweise: der ge­heimnisvolle Rechteckmond von Hyoronghilaar, eine sinistre Person namens Antradd. Eine Sturminsel. Eine Gilde von Creli-Attentätern, die sich auf Theamin und ihre Freunde einschießen. Und natürlich eine Gruppe von taigonidischen Abenteurern im Blutdschungel im Süden der Hohlwelt, wo sie im versunkenen Reich von Lemaar auf eine unheimliche, gefräßige Lebensform treffen, die mit ihren ganz eigenen Problemen kämpft: ein Dä­mon von TOTAM, der auf den Namen Lord Mitkor hört.

Ich bin sicher, die kommenden 100 OSM-Bände werden wahn­sinnig spannend, gerade auf diesem Feld. Was sonst noch alles entstehen wird, vermag ich noch nicht zu sagen … ihr erfahrt es beizeiten.

Soviel also für heute zum neuesten Jubiläumsband aus meiner Feder.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 374: Visum für den Sirius

Posted Oktober 18th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

manchmal grabe ich in dem reichen Fundus von geschriebenen Rezensionen ein paar wirklich alte Werke aus. Jetzt – vom Schreibzeitpunkt dieser Zeilen ausgesehen also am 1. Januar 2022, obwohl ihr sie sehr viel später lesen werdet – ist sogar diese Rezension bereits „historisch“. Sie ist selbst schon 20 Jah­re alt. Die Storys, über die ich damals also berichtete, haben in­zwischen schon 55 Jahre auf dem Buckel und mehr.

Aber gerade unter den nachgewachsenen Fans der Phantastik mag es vielleicht den einen oder anderen Liebhaber von SF-Kurzgeschichten geben, der beim Namen Robert Silverberg auf­horcht und antiquarisch nach diesem alten Buch zu suchen be­ginnt, wenn er/sie die folgende Rezension gelesen hat.

Um euch eine erste Orientierung zu geben, ob das Werk viel­leicht etwas für euch ist, schaut einfach mal weiter und macht euch ein eigenes Bild, ob sich das für euch lohnt:

Visum für den Sirius

von Robert Silverberg

Goldmann 0212

128 Seiten, TB

Übersetzt von Tony Westermayr

Erstauflage: 1966

ISBN 3-442-23212-0

Man zählt Robert Silverberg nicht umsonst zu den ganz Großen der amerikanischen Science Fiction. In diesem Band sind sechs seiner Geschichten aus den 60er Jahren enthalten, die laut Um­schlagtext „Roboter, Zeitreisen, fremde Kulturen, gesellschaftli­che Veränderungen“ sowie „ein Monstrum mit Käferaugen“ zum Inhalt haben.

Vergessen wir diese kuriosen Worte. Sie treffen nicht zu. Worum aber geht es in den Geschichten nun wirklich?

Die Titelstory Visum für den Sirius entführt uns in die Zukunft der Erde und zeigt den tristen Alltag von David Carman, Konsu­ment 6. Klasse. Seine Aufgabe in der durchorganisierten irdi­schen Gesellschaft besteht darin, Visumanträge zu bearbeiten … wobei „bearbeiten“ zu hochtrabend ist. Streng ge­nommen handelt es sich nur um ein Sortieren in verschiedene Ablagekästen. Aber … das ist nicht das Problem. Das Problem besteht darin, dass die Erde Krieg führt. Mal gegen den Prokyon, mal – wie momentan – gegen das System Sirius. Und der Wirt­schaftslenker, der diese Nachrichten verkündet, muss bei militä­rischen Niederlagen leider die Preisspirale für alltägliche Güter immer weiter anziehen. Was Carman an den Rand des Ruins führt.

Schließlich fällt er die Entscheidung, sich aus dem tristen Da­sein zu lösen und sich als Soldat zum Sirius versetzen zu lassen, um endlich etwas Sinnvolles für die Gesellschaft zu tun und dem ewigen Preisdruck zu entkommen. Dieser Spontanent­schluss hat fatale Folgen für den weiteren Verlauf seines Lebens …

Die Schmerzverkäufer konfrontiert den Leser mit der höchst un­sympathischen Gestalt des Sendeleiters Northrop. Er ist Expo­nent einer neuen gesellschaftlichen Attraktion: des Mitleidens. Das ist durchaus nicht positiv gemeint. Vielmehr werden die Zu­schauer und Miterleber neuronal mit einem leidenden Menschen verkoppelt, um den vollen physischen Schmerz zu erleiden, den der Patient in dem Augenblick der Operation verspürt. Weswe­gen Northrop natürlich darauf aus ist, Kontrakte mit Versehrten und deren Angehörigen zu schließen, die ausdrücklich beinhal­ten, dass der Verletzte beim BEGINN der Operation NICHT be­täubt werden soll.

Als ein alter Mann mit einem faulenden Bein eingeliefert wird und die Angehörigen sich störrisch zeigen und gegen diesen Kontrakt wehren, tritt Northrop selbst auf den Plan und geht ih­nen um den Bart. Der Kontrakt kommt schließlich zustande, aber er hat höchst zynische Konsequenzen …

Gleich und gleich entführt uns in eine Welt der ferneren Zu­kunft, in der Terra die isolationistische Tendenz ein wenig wieder gelockert hat. Aber nur ein wenig. Außerirdische dürfen die Erde nur unter strengen Auflagen betreten. Um diese ein wenig zu umgehen, gibt es das sogenannte Corrigan-Institut. Es führt Ex­traterrestrier auf der Erde ein und hält sie streng unter Ver­schluss – mit Besucherzeiten. Man kann es als eine Art professionellen Zoo mit intelligenten Bewohnern betrachten.

Bei einer solchen Anwerbeaktion – und die Außerirdischen sind überaus scharf darauf, dabei mitzumachen! – kommt es zu tu­multuarischen Szenen. Grund dafür ist jemand namens Ildwar Golb, der auf den ersten Blick wie ein ganz normaler Mensch aussieht, sich aber als Alien ausgibt. Mit einem hartnäckig um­gesetzten Trick, der unter anderem mit einem Beinahe-Mord und einem Quasi-Selbstmord zu tun hat (sehr lesenswert!) ge­lingt dieser Plan.

Golb ist ein sehr geschäftstüchtiger Mann. Das merkt auch Cor­rigan. Und er erkennt, dass sie aus demselben Holz geschnitzt sind. Nur ist für ZWEI solche Personen im Institut wirklich kein Platz …

Mutter ist die Beste! ist eine ziemlich unglaubliche Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, erzählt von einem ihrer 31 Söh­ne, die physisch alle absolut identisch sind. Sie zieht die künst­lich befruchteten und so geteilten Embryonen im Geheimen heran und lenkt sie von Kindesbeinen an in enge Berufssparten – der Erzähler soll beispielsweise Historiker werden – , um zu beweisen, dass prinzipiell die Anlagen zu allen möglichen Karrieren im Individuum angelegt sind und es überwiegend von der Erziehung abhängt, was man schließlich wird. Der Ansatz geht in Richtung des Behaviorismus und der heutigen IQ-Forschung. Das Ende des Experiments ist hingegen ausgesprochen grausig und wohl einzigartig in der Menschheitsgeschichte …

Der Entreiher ist schon eine faszinierende Entwicklung: der Mensch braucht sich nicht mehr jahrelang dem Raumflug auszu­setzen, sondern er wird einfach … na ja … quasi in einen Schuh­karton eingesperrt, kondensiert in energetische Form, zeitlos von einem Raumschiff transportiert und dann wieder in die Nor­malform zurückverwandelt, wobei für ihn keine Zeit vergeht.

Die Frage, was mit der GESELLSCHAFT zwischendurch passiert, klärt die Story Trauernd hinterblieben nicht, was zeigt, dass sie nicht gut durchdacht ist. Beispielsweise sagt Silverberg durch den Mund eines Technikers: „Obwohl die Reise nach Marathon zweihundertdreiundachtzig objektive Jahre in Anspruch nimmt, wird es sich für Sie nur um Sekunden handeln.“

Das impliziert nach meiner Interpretation, dass jemand, der von der Erde nach Marathon reist, für fast sechshundert Realjahre verschwunden ist (eventuell ist das aber ein Übersetzerproblem gewesen). Mithin ist die Situation, in der sich Peter Martlett be­findet, einfach lächerlich: sein Bruder, der auf Marathon wohn­te, ist bei einer Reise mit dem Entreiher schlicht verschwunden, also abgeschickt worden, aber nie angekommen. Peter kommt nach Marathon, um dort die Angelegenheiten seines Bruders zu ordnen.

Was er nicht ahnen kann, ist, dass zu diesen „Angelegenheiten“ auch zwei Frauen gehören, die voneinander nichts wussten, de­nen Peters Bruder aber leichtsinnigerweise Hochzeitsverspre­chen gemacht hatte. Und da Peter seinem Bruder unheimlich ähnlich sieht … Nun, ich denke, das Problem ist offenkundig …

Die Unsichtbaren sind nicht WIRKLICH unsichtbar. Sie scheinen es nur zu sein – und die Gesellschaft des Jahres 2104 ist es, die sie hervorbringt. Dies ist eine grausame Art der Bestrafung, die einer sozialen Ächtung gleichkommt und ungeahnte Schwierig­keiten schafft. Wer gegen die Gesetze der Gesellschaft verstößt, wird mit einem unabwaschbaren Siegel auf der Stirn gekenn­zeichnet und für eine bestimmte Zeit damit stigmatisiert. Von nun an muss er nicht mehr arbeiten, aber niemand auf den Straßen darf ihn sehen, mit ihm reden oder ihn beachten.

Anfangs genießt der Bestrafte diese Tatsache, denn nun kann er auch boshafte Dinge begehen. Stehlen. In Frauenbadehäuser gehen. Dinge beschädigen. Allerdings gibt es auch Nachteile, die er bald kennenlernt: wenn er es zu dreist treibt, kann es auch ohne Weiteres passieren, dass er mit einem Kessel brü­hend heißen Wassers malträtiert wird. Der Verursacher, hier ein Koch, wird dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden, schließlich kann dieser ja sagen, er habe niemanden dort ste­hen gesehen …

Ebenso prekär ist es, wenn man in der Zeit krank wird. Es exis­tieren keine robotischen Ärzte, menschliche Ärzte müssen aber die Unsichtbaren ignorieren, selbst wenn sie vor ihren Augen sterben. Der Protagonist, zu einem Jahr Unsichtbarkeit ver­dammt wegen gesellschaftlicher Kälte, wandelt seinen Charak­ter im Laufe der Zeit vollkommen …

Diese Storysammlung, wiewohl fünfunddreißig Jahre alt, zeigt Robert Silverberg als eloquenten, geschickten Erzähler. Glei­chermaßen ist aber auch deutlich in vielen Geschichten zu er­kennen, wie sehr sie sich an der Oberfläche halten. Einzig Mut­ter ist die Beste! und Die Unsichtbaren transportieren wirklich sehr unangenehme, langfristige Schlussfolgerungen moralischer Tiefe, die anderen enthalten eher Allerweltsweisheiten wie „Bei Krieg werden die Dinge generell teurer“ usw. Der moralische Anspruch ist in den Werken überall spürbar, aber dafür wird sichtlich die Logik zurechtgebogen. Die Künstlichkeit muss man daher als Manko anführen, besonders signifikant in der Titelsto­ry und in Trauernd hinterblieben.

Der unbestreitbare Vorteil ist die ausgezeichnete Lesbarkeit der Geschichten, die zweifellos im Ablauf einiger Jahre doppelte Les­barkeit ermöglicht. Ich nehme an, dass Silverbergs Talent mehr die Form des Romans benötigt, in der er sich richtig austoben kann. In Kurzgeschichten läuft er – zumindest noch zu dieser Zeit – Gefahr, oberflächlich und seicht zu werden. Wer keine sehr hohen Ansprüche an Science Fiction-Literatur stellt, ist bei Silverbergs Kurzgeschichten aus dieser Zeit deshalb genau richtig.

© 2002 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche landen wir sehr viel näher an der Ge­genwart und in einem völlig anderen Genre. Da kommen wir zu einem sehr talentierten Paar von Killern, die unvermittelt einen sehr komplizierten Auftrag erhalten, was zu ungeahnten Kompli­kationen und Enthüllungen führt …

Das wird lustig“, würde Black Widow wohl sagen, denke ich, und sie hätte recht. Davon könnt ihr euch in sieben Tagen an dieser Stelle überzeugen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 480: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 37

Posted Oktober 16th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die Situation gegen Ende des Jahres 7476 sieht für Oki Stanwer und seine Getreuen in der Galaxis Milchstraße und im seit dem Voork-Krieg vor fast 2000 Jahren gründlich zersplitterten und desorganisierten, von Menschen besiedelten Systemsphäre denkbar schlecht aus. Während die Dämonen von TOTAM im Wesentlichen ihren Aufmarsch forcieren, wobei mit dem un­heimlichen Soffrol ein Wesen auftaucht, das kaum berechenbar und kalkulierbar ist und während der Dämonenschlächter, TO­TAMS EXEKUTIVE, gnadenlos die Garde der Dämonen um die In­effizienten bereinigt, ist die Gegenseite immer noch auf der Su­che nach Hilfe.

Nach den Angaben der Okis muss es im Halo der Milchstraße Sammelpunkte von Oki-Kampfflotten geben, aber es ist durch­aus fraglich, ob das tatsächlich stimmt.

Als Oki Stanwer aus dem Paralleluniversum wieder zurückkehrt, geht die Suche weiter.

Episode 76: Okis Flotte

(1983, digitalisiert 2005)

Blende zu Thor Gordenbeyl im System Mira Ceti: Der Hüne von Garos und Helfer des Lichts organisiert die Sammlungsaktivitä­ten der terranischen Siedler, um die Volksgruppen für den defi­nitiv bald bevorstehenden Waffengang gegen TOTAM zusam­menzuschmieden. Dabei erhält er überraschende Hilfe – denn von allen Winkeln des zersplitterten terranischen Siedlungsrau­mes tauchen Flüchtlingsschiffe und einzelne Raumer auf, und die Geschichte, die die Besatzungen erzählen, ist stets dieselbe: Es hat eine flächendeckende mentale Botschaft gegeben, die von der bevorstehenden Schlacht der Lichtstreitkräfte gegen TOTAM im Nebelsektor kündete. Wer diese Nachricht aussandte, ist bis heute unklar, aber Thor erhält so immer stärkeren Zulauf bei seinen Rekrutierungen.

Eine Frage ist aber noch ungeklärt: Wo um alles in der Welt liegt dieser Kampfplatz, der „Nebelsektor“? Niemand weiß es.

Blende zu Oki Stanwer: Die KÄMPFER und die EHRE, die beiden Großkampfschiffe der Okis der vormaligen Spezial-Garde kehren in den Normalraum zurück und treffen hier auf eine größere Gruppe von terranischen Schiffen – wie es sich herausstellt, handelt es sich um Thors Flotte, die von Mira Ceti in den Halo der Galaxis aufgebrochen ist (hier wird der Zufall etwas extrem überstrapaziert, zugegeben).

Während die beiden Freunde noch miteinander sprechen, ver­hält sich Okis Double, der Voork-Helfer des Lichts Rilon Vleh, ei­genartig, unterbricht die Verbindung und gibt orakelhafte Sprü­che von sich, ehe er kollabiert und auf die Krankenstation ge­bracht werden muss.

Als der Funkkontakt wieder hergestellt ist, sagt Thor Gordenbeyl etwas unbehaglich berührt, dass sich das „terranische“ Schiffs­kontingent nicht von Okis kommandieren lassen werde, sondern nur von einem ihres eigenen Volkes. Daraufhin ernennt Oki Stanwer kurzerhand Hiron Seglus, den vormaligen Polizeichef von Korsop, der sich seiner Mission angeschlossen hat, zum „General des Lichts“ und überträgt ihm das Oberkommando über die anderen Schiffe von Mira Ceti und der Siedlerfraktion.

Derweil beobachtet der WÄCHTER in der Medostation Rilon Vlehs Dämmerzustand und wird Zeuge, wie er von den All-Hü­tern zu phantasieren beginnt. Erschrocken wird ihm klar, dass die gegenwärtige Situation vielleicht noch wesentlich schlimmer ist, als er das annahm. Er eilt zu Oki Stanwer und drängt ihn, ein bestimmtes Koordinatenpaar im Halo anzufliegen, um über eine Sache Gewissheit zu erlangen, die er noch nicht ausspre­chen möchte.

Episode 77: Das Trümmernest

(1983, digitalisiert 2005)

Fortsetzung des Handlungsstroms aus Band 76: Während Oki Stanwer dem Ratschlag des WÄCHTERS folgt und die angegebe­nen Koordinaten ansteuern lässt, erzählt der Matrixkoordinator eine Geschichte aus der fernen Vergangenheit: Er berichtet vom technologisch hochstehenden Volk der Zenoler, die auf der Blü­te ihrer Macht von TOTAM attackiert und in alle Winde zerstreut wurden. Die Parallele zu den keineswegs mehr geeinten Terra­nern ist evident.

Um solche verheerenden Katastrophen künftig nicht mehr zuzu­lassen, ersannen die Zenoler eine ultimate Waffe, die so ge­nannten „Meteoritenbomben“. So konnte eine zweite Attacke abgewehrt werden … aber dann ging etwas furchtbar schief. Jählings wurden zu viele „Meteoritenbomben“ neu gebaut, und sie wandten sich schließlich gegen ihre Erbauer. Später erwie­sen sie sich auch als klare Bedrohung des okischen Imperiums in KONFLIKT 9.

Falls das System, in dem die Meteoritenbomben letztlich ihre Ruhestätte fanden, das so genannte „Trümmernest“, hier exis­tieren würde, macht der WÄCHTER deutlich, dann hätten sie es mit einem sehr gefährlichen Matrixfehler zu tun!

Tatsächlich finden sie an den angegebenen Koordinaten ein Sys­tem, das über extrem ausgeprägte Asteroidengürtel verfügt. Ansonsten regt sich hier aber gar nichts … doch der Eindruck täuscht. Während sie einfliegen, werden sie auf einmal von je­mandem kontaktiert, der sich „der Rufer“ nennt und Oki Stan­wer Vertragsbruch vorwirft. Dieser Bruch müsse gesühnt wer­den … und damit werden jählings im Asteroidenfeld Millionen von Meilern hochgefahren: Die Meteoritenbomben sind alles an­dere als Schnee von gestern … und Okis beiden Kreuzer befin­den sich mitten zwischen ihnen!

Aber ein Zufall bewahrt sie vor der jähen Auslöschung – ein Kon­tingent TOTAM-Kreuzer, deutlich erkennbar am Antriebsspek­trum, materialisiert im System. Oki Stanwer nutzt diesen Mo­ment unverzüglich und erklärt, dass der finale KONFLIKT zwi­schen TOTAM und den Kräften des Guten anstehe, dass es also gar keinen Sinn mache, jetzt den alten Vertrag aufzukündigen. Es sei sinnvoller, gegen die TOTAM-Schergen zu kämpfen und später beim Kampf im Nebelsektor auf Seiten des Lichts mitzu­fechten.

Während die Meteoritenbomben gegen Ende der Episode in den Einsatz gegen die TOTAM-Flotte gehen, taucht unvermittelt wie­der Rilon Vleh auf, der eindeutig immer noch mental fernge­steuert wird. Er verlangt ultimativ, dass die Oki-Schiffe die „Wo­lan-Ballung“ ansteuern sollen.

Episode 78: Das Todesschiff

(1983, digitalisiert 2005)

Fortsetzung der Oki Stanwer-Handlungsspur: Da Rilon Vleh sich schon wieder auf irgendeine Weise bewaffnet hat und die Zen­tralebesatzung bedroht, beschließt Oki, ihm zunächst seinen Willen zu lassen und das diktierte Ziel anzusteuern, allerdings nur mit dem Flaggschiff, der KÄMPFER, der Rest des Kontingents bleibt zurück.

Am Ziel finden sie eine Staubwolke vor, die so genannte „Wolan-Ballung“, und an dessen Rand schwebt ein Kugelraumer mit ei­nem Durchmesser von 900 Meter – ein Schiff der All-Hüter. Die lenkende Entität, All-Hüter Null, hat über Lichtjahresdistanzen Rilon Vleh mental beeinflusst, so erklärt sich dessen seltsames Verhalten aus den vorigen Bänden. Nun wird er zwar aus dem Bann entlassen, dafür wird Thor Gordenbeyl „schanghait“ und ferntransmittiert.

Oki Stanwers Erinnerung an frühere Leben kommen in diesen Momenten wieder zum Vorschein, und er begreift nun die An­deutungen des WÄCHTERS, der verschiedentlich schon von Stö­rungen des kosmischen Gleichgewichts erzählte. Schuld daran sind Matrixfehler aus dem 9. und 10. KONFLIKT, in denen die Im­perien der Okis und der All-Hüter existierten.

Nun wird auch begreiflich, warum an den Sammelpunkten im Halo keine Oki-Kontingente existieren: An vielen Stellen (in der Kleingalaxis Zoran, auf Garos, auf OKISTAN und in M3, for exam­ple) haben sich sporadisch Rudimente von Matrixfehlern einge­schlichen … aber eben nicht im Halo.

Es gibt keine Oki-Kampfflotten, die Suche ist völlig vergebens!

Die Erkenntnis ist ernüchternd.

Als dann eine psionische Entladung die organische Besatzung an Bord der KÄMPFER niedermäht, entscheiden die Okis, dass von dem All-Hüter-Schiff eine unkalkulierbare Gefahr ausgeht, und sie lösen eine Nottransition aus. Thor Gordenbeyl bleibt da­bei zurück, mutmaßlich an Bord des Kugelraumers …

Und im Schutz von Zeitfeldern folgen das Schiff von All-Hüter Null und Tausende seiner analogen Einheiten heimlich Oki Stan­wers Schiff.

Episode 79: Das Knochen-Heer

(1983, digitalisiert 2005)

Blende zur Zentralwelt, wo sich die Ereignisse zeitgleich eben­falls zuspitzen. Klivies Kleines ist als neuer Klivies seines Volkes inthronisiert worden – als Herrscher eines Volkes von lebenden Skeletten, die die veränderte Zentralwelt im Innern der instabi­len Raumzone bewohnen.

Kleines ist immer noch entschlossen, Oki Stanwer zu helfen … und die untoten Kleinis stehen definitiv auf seiner Seite. Das zentrale Problem ist allerdings: Die Zentralwelt ist entropischer Natur – und wenn sie in den Normalraum vorstößt, um zu hel­fen, wird die Wechselwirkung vermutlich alles vernichten, was auf und um sie herum existiert.

Anderwärts auf der Welt sind der desorientierte Ritter vom Goldkristall, Yorrok, und der rätselhafte, sechsarmige Riese na­mens Soffrol unterwegs. Soffrol hat sein schattenhaftes Volk von Kopien um sich geschart, und nun instrumentalisiert er den ver­wirrten Yorrok und redet ihm ein, die Bewohner der Zentralwelt – Kleines‘ Untertanen – seien ein Vasallenvolk TOTAMS, gegen das sie vorgehen müssten. Yorrok schließt sich daraufhin Soffrols Feldzug an.

Um die Lage noch chaotischer zu machen, sind da auch noch Germos, der untote Kleini, und seine Seelen-Armee, die inzwi­schen auf den uralten Totenkopf, das so genannte „Orakel von TOTAM“ gestoßen sind. Es warnt aus der Ferne Klivies Kleines vor Soffrols bevorstehendem Angriff, macht aber zugleich klar, dass dieser recht eigentlich kein Feind sei. Und Germos und die Seelen-Armee sind das versprochene „Knochen-Heer“, das ge­gen Soffrols Legion antreten soll, das ihnen zu Hilfe kommen wird.

Gurfol, Kleines‘ untoter Kleini-Ratgeber, kennt seltsamerweise das „Orakel“ ebenfalls und nimmt diese Warnung ernst. Sowohl er als auch Kleines und Germos kommen unabhängig voneinan­der zu der Überzeugung, dass sie dem Orakel einen Besuch ab­statten müssen, sobald die gröbste Gefahr vorüber ist. Bis dahin aber gilt es, die untoten Kleinis zu mobilisieren und in die Schlacht zu führen.

Und so beginnt am Ende der Episode der erbitterte Kampf der beiden Streitmächte …

Episode 80: Das Orakel von TOTAM

(1983, digitalisiert 2005)

Fortsetzung der Handlungsspur auf der Zentralwelt: Das Geis­terheer von Soffrols schattenhaften, sechsarmigen Kopien und die Skelett-Krieger, die Kleines mobilisiert hat, prallen brutal aufeinander, während Germos mit der Seelen-Armee noch auf dem Weg zum Kampfplatz ist.

Inmitten der wogenden Kämpfe macht Kleines zu seiner großen Überraschung niemanden Geringeren als Yorrok aus. Als sie auf­einandertreffen, wird Yorrok aus seiner Verwirrung gerissen und scheidet aus dem Kampf aus. Zugleich mischt sich Germos mit seiner Seelen-Armee ein und kann den größten Teil von Soffrols Schattenarmee destabilisieren.

Doch ehe Kleines und Yorrok sich ausführlich aussprechen kön­nen, löst sich der kleinwüchsige Ritter vom Goldkristall jählings auf – es scheint, als hätten die Lichtmächte selbst eingegriffen, um einen unerwünschten Informationstransfer zu unterbinden (heute weiß ich, dass so etwas in dieser Lage gar nicht möglich gewesen wäre, aber damals war die OSM-Kosmologie noch höchst ungenügend entwickelt, weshalb solche Brachiallösun­gen immer wieder in der Serie vorkamen).

Da der Kampf nun zugunsten von Kleines, der Seelen-Armee und für die Seite der untoten Kleinis gelöst wurde, ergibt sich Soffrol und nimmt dann an der Audienz beim Orakel von TOTAM teil.

Das Orakel erklärt, es sei der sechste Helfer des Lichts, und die Zeit dränge: Bereits in zwei Tagen beginne die Schlacht im Ne­belsektor. Über seiner Flammenschale projiziert es zwei mögli­che Visionen aus der näheren Zukunft. Beide sind grässlich.

In der einen sieht Kleines eine verwüstete Schiffszentrale eines terranischen Schiffes, übersät von Toten. Im Kommandosessel sitzt jemand der eine Uniform mit dem Titel „General des Lichts“ trägt. Und die zweite ist noch schrecklicher: Er sieht Oki Stanwers Leiche durchs Weltall treiben.

Ist alles jetzt verloren, oder kann man das drohende Verhängnis noch abwenden …?

Ja, die Serienhandlung biegt auf die Zielgerade ein, immer mehr Handlungsfäden verbinden sich, wenn auch aufgrund der da­mals noch vagen Kenntnisse der eigentlichen kosmologischen Hintergründe äußerst verwirrend, bis es in den kommenden zwei Blogartikel dieser Artikelreihe zum Finale des KONFLIKTS 15 kommt.

In der kommenden Woche blende ich in eine völlig andere Welt hinüber. Inzwischen konnte ich den OSM-Band 2100 schreiben, der zu meiner nicht geringen Überraschung dem KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ entstammt. Und damit ma­chen wir eine ausführliche Stippvisite im Hellen Dom von Shal­lakh-Yau. Darauf könnt ihr euch definitiv freuen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 373: The Club (1) – Flirt

Posted Oktober 12th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Partnervermittlungen sind entgegen der allgemeinen landläufi­gen Vorstellung schon uralt, das gab es im Grunde schon seit der Antike … allerdings haben sich die Parameter und die Erwar­tungen der Betroffenen in der Zwischenzeit gründlich geändert. Während es in der Frühzeit mehr darum ging, dynastische Ver­bindungen zu arrangieren, durch Mitgift Geländegewinne zu ar­rondieren und Machtzuwachs zu erlangen – zum Teufel mit der Idee der Liebe! – , ist die Partnervermittlung der Gegenwart gründlich anders strukturiert. Hier wird schon auf passende Chemie, zusammengehörige Interessenlage und dergleichen geachtet. Und ja, im Idealfall findet man den Mann respektive die Frau fürs Leben.

Und in diese Welt taucht der vorliegende Roman die Leserschaft ein. Der namengebende „Club“ dieses siebenteiligen Romanzy­klus verfolgt (wenigstens vordergründig) das Ziel, primär sexu­elle Begegnungen zwischen passenden Partnern (matches) zu organisieren. Und das mit allem denkbaren Luxus. Was natürlich bedeutet, dass das nicht eine Vermittlungsagentur der Feld-, Wald- und Wiesenart ist, sondern ein ziemlich elitäres Unterfan­gen.

Dennoch denkt sich der Millionär Jonas Faraday dabei nicht, er könne hier die Frau fürs Leben finden, allenfalls auf angenehme Weise Geld verbrennen und seine Libido munter austoben.

Aber es kommt völlig anders …

The Club 1: Flirt

(OT: The Club)

Von Lauren Rowe

Piper (ohne Verlagsnummer), 2016

400 Seiten, TB, 12.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Lene Kubis

ISBN 978-3-492-06041-7

Es ist schon eine seltsame Sache mit den Irrungen des Herzens. Der griechische Philosoph Platon nannte die Liebe – in moder­nen Übersetzungen – eine Form von Geisteskrankheit, von der man nie wieder vollständig genesen könne. Und ja, in der Tat hat Liebesbesessenheit, zumal wenn sie von sehr obsessiver Art ist, einiges mit Wahnsinn gemeinsam und kann zu den eigenar­tigsten Ereignissen führen.

Schwierig ist ebenso die Erwartungshaltung oder, sagen wir, die Messlatte, die er an diesen emotionalen Ausnahmezustand an­legt. Für den einen ist das etwas geradezu Selbstverständliches, für andere eine vollkommen irreale Vorstellung, eine Art von Fe­tisch und Besessenheit. Noch schlimmer ist es, wenn man Sex und Liebe miteinander vermengt und nicht klar trennen kann. Auch erzeugt es stets Komplikationen, wenn die Partner voll­kommen unterschiedlichen sozialen Schichten entspringen. Üb­licherweise ist es in erotischen Romanen der Gegenwart dann so, dass der männliche Teil einer solchen Beziehung sehr reich ist (und üblicherweise emotional eher arm), während die Frau aus eher bescheidenen Verhältnissen kommt, aber ungeahnte innere Reichtümer und Herzenswärme ihr eigen nennt.

Der insgesamt sieben Bände umfassende Zyklus „The Club“, dessen Auftaktband hier vorliegt, spielt mit solchen Topoi, aber auf interessante und vor allen Dingen unglaublich humorvolle Weise – ich fühlte mich bei der Lektüre diesbezüglich wirklich sehr an E. L. James´ „Fifty Shades of Grey“ erinnert, die hier eindeutig als Lesehintergrund durchschimmert, auch wenn es definitiv überhaupt nicht um Sadomaso, BDSM oder dergleichen geht. Die Geschichte ist deutlich interessanter.

Jonas Faraday und sein Zwillingsbruder Joshua sind nach dem Tode ihres Vaters die wohlhabenden Erben des Unternehmens Faraday & Sons, das sie gemeinsam mit ihrem Onkel führen. So­mit haben sie sprichwörtlich Geld wie Heu. Jonas hat außerdem, das kann man nicht anders nennen, einen echten Schlag bei Frauen. Sie laufen ihm geradezu hinterher und die Bude ein, und er brüstet sich unverhohlen damit, jede, wirklich jede ein­zelne Frau zum phänomenalen Orgasmus zu bringen. Er sei ge­wissermaßen der Sexexperte schlechthin, und unverschämt gut aussehen tut er auch noch.

Als sein Bruder Josh ihm vom „Club“ erzählt, einem elitären Un­ternehmen, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, für jedes Mitglied überall auf der Welt die idealen Sexpartner ausfindig zu machen, da lässt sich Jonas dazu überreden, ebenfalls ein On­line-Aufnahmeformular auszufüllen und eine Mitgliedschaft zu beantragen. Er hat weiß Gott genug Geld, und wenn diese Leute 30.000 Dollar für eine Monatsmitgliedschaft verlangen, müssen sie ja wirklich eine Menge bieten. Klingt für jemanden mit einer überdurchschnittlich aktiven Libido und unmöglich viel Geld nach einer zumindest interessanten Abwechslung.

So weit, so brav und vorhersehbar.

Als Jonas aber das Formular ausfüllt, was ihm durchaus schwer fällt, malt er sich aus, wer wohl auf der anderen Seite seine Da­ten ausliest und beurteilt, um ihn als „clubwürdig“ einzustufen. Und da ihn ein wenig der Teufel reitet, endet sein Antragsbogen mit einer höchst provokanten Direktansprache an „seine bezau­bernde Antragsassistentin“.

Womit er nicht rechnet, ist die Reaktion.

Auf der anderen Seite sitzt nämlich die 23jährige Jurastudentin Sarah Cruz, die aus einfachen Verhältnissen stammt und in Se­attle mühsam ihr Studium zu finanzieren sucht. Sie fühlt sich auf geradezu arrogante Weise von diesem egozentrischen Mist­kerl herausgefordert – aus mehreren Gründen. Zum einen emp­findet sie Jonas Faraday als wirklich arroganten, hochnäsigen Mistkerl, der sich als hemmungsloser und grässlich von sich ein­genommener Playboy und Egozentriker outet. Zum zweiten aber gehöre sie zu „den 10 Prozent der Frauen, die niemals in den Genuss eines Orgasmus kämen“, ganz egal, wie sehr sie sich darum bemühten. Auch ein Sexgott wie Jonas könne daran nichts ändern. Außerdem sei der Orgasmus sowieso völlig über­bewertet, und vermutlich hätten die meisten Frauen, mit denen er im Bett gewesen sei, ihn sowieso vorgetäuscht …

Jonas Faraday ist vollständig perplex, als er diese Antwortmail erhält – und er ist sofort unglaublich erregt. Eine Frau, die noch nie in ihrem Leben einen Orgasmus hatte? Gott, was hat dieses Mädel doch nur versäumt! Eine Herausforderung, wie er sie noch nie erlebt hat! Phantastisch! Er ist schon beim Lesen ihrer scharfzüngigen Antwortmail scharf. Das ist ihm so noch nie passiert. Und dann diese freche, kluge Provokation in ihrer Mail. Diese Raffinesse und die Intelligenz, die daraus spricht.

Sein Entschluss steht sofort fest: er muss diese Frau finden. Er muss wissen, wie die namenlose „Antragsassistentin“ heißt, wo sie wohnt, was sie macht, wie er sie treffen kann. Aber er weiß weder, wie sie heißt, noch wo sie lebt, wie alt sie ist oder gar, wie sie aussieht. Aber seine Phantasie läuft bereits auf Hochtou­ren.

Sie hingegen hat den Fehler begangen, die angehängten und verlangten Fotos zu öffnen. Sarahs erster Gedanke: die Bilder hat er aus einem Modejournal hochgeladen. Das MUSS einfach so sein! Der Kerl kann doch nicht wirklich so toll aussehen.

Zu dumm: Er sieht so toll aus. Und er ist unglaublich hartnäckig, was die Verfolgung seines Zieles angeht, hartnäckig und erfin­derisch … und es gelingt ihm tatsächlich, Sarah ausfindig zu machen und sie anzurufen, nachdem sie vorher einen längeren – sehr lesenswerten! – Mailverkehr hatten. Aber sie verweigert ihm lange ein gemeinsames Abendessen, von weitergehenden Annäherungen ganz zu schweigen.

Sex sei vielleicht ganz nett, daran hält sie strikt fest, aber halt völlig überbewertet. Sarah sieht keinen Sinn darin, das anzu­streben, was Jonas als den „Mount Everest“ der Weiblichkeit be­trachtet – eben ihren Orgasmus. Seine Obsession oder „Mission“ ihr gegenüber erscheint ihr doch etwas crazy. Und es braucht wirklich sehr lange, bis der samthäutigen Latina Sarah klar wird, dass es dieses erschütternde Seelenbeben tatsächlich gibt und sie sehr wohl dazu imstande ist … den richtigen Partner voraus­gesetzt.

Dummerweise aber haben beide auf diese Weise eigentlich die Regeln des „Clubs“ gebrochen. Sex mit Angestellten der Peri­pherie, wie Sarah eine ist, ist eigentlich nicht Teil des Vertrages. Und Jonas entdeckt sehr schnell, als er ein entsprechendes „Match“ hat, also eine angeblich passgenaue Zusammenkunft mit einer tollen Frau namens Stacy, dass ihn das überhaupt nicht interessiert, was er im Fragebogen aus tiefster Überzeu­gung ursprünglich als seine Vorlieben angegeben hat – er will inzwischen nur noch Sarah, und er will seine Mission durchfüh­ren und sie mittels Durchbruch zu ihrem sexuellen, ekstatischen Gipfelerlebnis zu einer vollkommenen Frau machen.

Aber, wie gesagt, da gibt es auch noch den „Club“ … und es kristallisiert sich allmählich heraus, dass da Dinge ablaufen, die irgendwie überhaupt nicht zu der Außenrepräsentation der Or­ganisation passen …

Wer in diesem ersten Band des „Club“-Zyklus erwartet, allzu viel über den titelgebenden Club zu erfahren, über seine Ge­schichte, seine Organisation oder seine Hintermänner, der wird kategorisch enttäuscht, das sollte man vielleicht zuvor sagen, um die langen Gesichter abzumildern. Das geschieht höchst­wahrscheinlich, damit sich die Club-Strukturen in den Folgero­manen des noch mehrere tausend Seiten umfassenden Zyklus herauskristallisieren. Und es ist absolut klug, nicht im ersten Band schon zu viel Pulver zu verschießen. Dass der Roman in­des langweilig ist, kann ich dennoch in keiner Weise behaupten, es ist eher das genaue Gegenteil der Fall. Wie kommt das zu­stande?

Einmal trägt dazu die solide Charakterisierung der Hauptperso­nen bei. Zwar ist die Geschichte spürbar durch eine Tunnelper­spektive strukturiert (jenseits von Sarah, Jonas, Joshua, Stacy und Sarahs Freundin Kat gibt es quasi keine Personen), aber durch die wirklich sehr schnippischen, klugen und witzigen Dia­loge, die sich erst via Mail entfalten, dann am Telefon und schließlich im direkten Kontakt, fällt das irgendwie gar nicht auf. Durch die ständigen personalisierten Sarah- und Jonas-Kapitel, die sich mehr oder minder abwechseln, bekommt man als Leser nach und nach tiefe Einblicke in beide Vitae, so dass einem so­wohl die kesse, selbstbewusste und durchaus störrische Sarah ebenso ans Herz wächst wie der problembeladene Jonas mit sei­ner komplizierten Kindheit.

Absolut beeindruckend flechtet die Autorin dann aber in der zweiten Hälfte des Buches allen Ernstes altgriechische Philoso­phie in die Handlung ein. Jonas hat nämlich mit Platon einen ab­soluten Lieblingsphilosophen (was mir ungemein zusagte, da ich Platons Dialoge alle vor langer Zeit mit großem Genuss und Gewinn gelesen habe), und besonders versucht er Sarah zu ih­rer inneren Erleuchtung zu führen, indem er gewissermaßen das platonische Höhlengleichnis nachstellt … auf eine Weise, die sehr beeindruckend und zudem höchst wirkungsvoll ist.

Die Übersetzerin (und der Verlag) haben nur einen winzigen Übersetzungsfehler begangen, den aber wirklich wieder und im­mer wieder, sicherlich ein Dutzend Male in diesem Roman (im Folgeroman, von derselben Übersetzerin übertragen, kehrt der Fehler notorisch wieder): Sarah neigt dazu, immer wieder „Man­nometer!“ hervorzustoßen, wenn sie überrumpelt oder faszi­niert ist. Dummerweise wird es ständig als „Manometer“ falsch geschrieben. Allerdings ist ein Manometer eine Vorrichtung zum Messen des Druckes von Gasen oder Flüssigkeiten – wenngleich dieses Wort also von der Rechtschreibprüfung zweifellos nicht kritisch unterringelt worden ist (und deshalb vermutlich gewählt wurde), ist es doch als Ausruf an allen verwendeten Stellen defi­nitiv falsch.

Tja, man sollte wirklich mit Fremdworten und Ausrufen umge­hen können … bei mir sorgte das jedenfalls für fortwährendes Amüsement. Mal sehen, wann Übersetzerin und Verlag den Feh­ler bemerken. In den ersten beiden Bänden jedenfalls nicht.

Abgesehen von diesem kleinen Fauxpas und dem – wie gesagt, kaum auffallenden – Tunnelblick, den ich von diversen eroti­schen Romanen schon gewohnt bin, ist der erste Band des Zy­klus absolut mitreißend geschrieben und darum höchst empfeh­lenswert.

Ich bin mal sehr neugierig auf die Fortsetzung.

© 2018 by Uwe Lammers

Inzwischen habe ich ja sogar schon Lauren Rowes Folgezyklus „True Lovers“ gelesen und rezensiert und kann versichern, dass Jonas, Josh, Sarah, Kat und zahlreiche andere Personen sich dar­in wiederfinden werden. Wer also nach den sieben Rezensions­bänden dieser Serie gern mehr Lesefutter haben möchte, das in derselben Welt spielt, der braucht nur ein wenig Geduld, die kommen auch hier in den Rezensions-Blog … das kann aber noch dauern.

Soviel für heute. Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.