Blogartikel 472: Krisenherd Church Island

Posted August 21st, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

der Oki Stanwer Mythos ist nun wahrhaftig nicht arm an Krisen­herden – wer meinen Werken schon länger folgt, ist darüber durchaus im Bilde. Brennpunkte des kosmischen Geschehens, die sich regelmäßig zu Krisenherden entwickeln, sind überall zu erkennen: die Galaxis Bytharg, das Xoor‘con-System, Tuwihry, die Zentralwelt, die Galaxis Arc, die INSEL, die Hohlwelt Hyo­ronghilaar … ich könnte unzählige weitere Orte aufzählen und käme doch wohl kaum so rasch an ein Ende.

Nun, auf der Skala der Krisenherde ist jetzt ein weiterer aufge­taucht, den ich zwar einerseits schon sehr lange kannte (etwa seit 1987), der aber in seiner aktuellen Ausprägung recht jun­gen Datums ist.

Die Rede ist von der fiktiven Insel Church Island.

Church Island hat eine recht lange Vorgeschichte, wie eben an­gedeutet. Da euch die entsprechenden Geschichten bislang noch nicht zugänglich sind – sie entstammen dem KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (Schreibzeit: 1984-1989), sollte ich als Präludium etwas dazu sagen und dann, inwiefern und warum sich diese Insel in ihrer Darstellung in KONFLIKT 13 des OSM („DER CLOGGATH-KONFLIKT“) davon doch etwas unterscheidet.

Man schreibt den 10. November 2035 (einer revidierten Zeitli­nie, was ich hier jetzt aber nicht näher ausführen will), als in der Bucht The Wash an der Ostküste Englands ein toter Fischer an­gespült wird. In seiner einen Hand hält er einen abgetrennten Tentakel, in der anderen einen Glaszylinder, dessen Inhalt nur Oki Stanwer aktivieren und lesen kann. Der Zylinder zerfällt an­schließend zu Asche.

Die Botschaft fordert ihn auf, zur Insel Church Island in der Bucht von The Wash zu kommen. Sie liegt direkt gegenüber der (ebenfalls fiktiven) Küstenstadt Westcott. Und als Oki mit seinen Gefährten übersetzt, findet er im Innern einer zerfallenen Abtei auf der Insel ein Dimensionstor, das ihn geradewegs auf die Sie­gelwelt führt und mit einem monströsen Außerirdischen zusam­menbringt, den er schon lange kennt – Soffrol …

Schon im Oktober 1987 waren also die wesentlichen Zutaten bekannt: Church Island, Westcott, die zerfallene Abtei, sogar der notorische Nebel in der Bucht wurde schon vorausgesehen.

Am 29. Juli 2016 schloss ich das Digitalisat dieser Episode des 18. KONFLIKTS, in dem diese Fakten grundgelegt wurden, ab. Aber es dauerte noch über zwei Jahre, bis in mir Church Island zu neuem Leben erwachte, und das kam so:

Ihr wisst aus meinen Blogartikeln, dass ich in den vergangenen Jahren verstärkt daran arbeitete, die maschinenschriftliche Aus­arbeitung des KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“ (in Form des BUCHES „DER CLOGGATH-KONFLIKT“) vollständig zu digitali­sieren. Dies ist inzwischen Geschichte. Dann fing ich, vielleicht etwas leichtsinnig, 2018 damit an, dieses Werk in E-Book-Form zu gießen. Ende 2018 konnte damit das erste E-Book dieser neuen Reihe unter dem Titel „Vorbeben“ erscheinen.

Dabei fiel mir auf, dass es zwischen Band 1 und dem geplanten zweiten Band „Monstererwachen“ eine logische Handlungslü­cke gab. Oki Stanwer, so sieht es die Planung vor, muss sich im Frühjahr 2117 dringend erholen und reist zu Urlaubszwecken nach Nordfrankreich … aber warum, zur Hölle, war er so erho­lungsbedürftig?

Da kam mir der Gedanke an eine extrem stressige Mission, die er mit seinem Team im Frühjahr 2117 in England ausgeführt hatte. Die musste ich nun natürlich beschreiben … und nein, das Vampir-Massaker in Leicester reichte dafür nicht aus, es be­durfte eines weiteren Zwischenfalls.

Da kam mir die Digitalisierung des obigen BUCHES sehr zupass, denn darin war ein Handlungsfaden offen geblieben, der mich immer stärker faszinierte.

Es ging um eine geheimnisvolle Gestalt in seltsam altmodischer Kleidung, die dort eine wesentliche Rolle spielte und die noch nicht genügend biografisch verankert war. Das holte ich in der noch als Story im Herbst 2018 apostrophierten Geschichte „Das Geheimnis von Church Island“ dann nach.

Die Figur des Assimilari-Ghouls Shuroshh entstand. Am besten stelle ich ihn euch mal mit einem kurzen Auszug vor:

Der „Klient“, Mr. Anthony Smith – oder wie immer er nun konkret heißen moch­te – saß ruhig und entspannt auf einem der beiden Besucherstühle, als Melissa Hamilton eintrat. Und sobald sie ihn sah, spürte sie selbst eine eigenartige Emoti­on, ganz so, wie es Anita angedeutet hatte.

Es lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Das war wirklich unerwartet.

Dabei war der Mann an sich gar nicht so ungewöhnlich … nur seltsam altmo­disch gekleidet.

Es handelte sich bei dem Besucher um einen schlanken, beinahe gerten­schlank zu nennenden Mann undefinierbaren Alters – irgendwo jenseits der 40, schätzte Melissa, aber er konnte auch gut und gern zehn Jahre älter sein und sich gut gehalten haben. Er trug einen schwarzen, zweireihigen Anzug, der vor sicher­lich zwanzig Jahren in Mode gewesen war. Fast sah es aus, als habe er sich für den Besuch hier verkleidet … aber das machte nun wirklich keinen Sinn.

Seine Hautfarbe schimmerte sehr blass, sie wirkte fast so fahl wie die eines Al­binos. Das konnte er jedoch nicht sein, da ihm die rötlichen Augen und das blei­che Haar dafür fehlten. Stattdessen war das schüttere Haar ungewöhnlich dunkel, möglicherweise gefärbt. Der Kontrast machte die fahle Haut nur noch auffälliger. Die Augen erwiesen sich als fast unangenehm hellblau und wässrig zugleich, und als er sein Gesicht ruhig zu ihr umwandte, hatte Melissa das beunruhigende Ge­fühl, eine bizarre Art von menschlicher Schlange würde sie fixieren.

Dann registrierte sie, dass er an die Wand einen schwarzen Stockschirm ge­lehnt hatte, und auf dem Tisch lag allen Ernstes ein runder schwarzer Hut … wie hatte ihre Tante das immer genannt? Eine Melone? Vielleicht auch ein Bowler … sie kannte sich mit Hüten nicht so sehr aus, weil sie selbst nie welche trug. Direkt daneben lag eine lederne Dokumententasche, die man sich wie in alten Filmen si­cherlich unter den Arm klemmen konnte.

Der seltsame Mr. Smith wirkte, als sei er einem solch alten Film aus dem 20. Jahrhundert entsprungen.

Eigenwillig …

„Guten Morgen, Mr. Smith“, begrüßte sie ihn. „Mein Name ist Melissa Hamilton, New Scotland Yard. Mir wurde mitgeteilt, Sie hätten eine Aussage zu machen, die für die Polizei vor Ort von Relevanz ist …?“

„Das ist richtig, Miss Hamilton“, sagte der bleichgesichtige Besucher mit einer unangenehm monotonen, leisen Stimme. „Setzen Sie sich!“

Melissa kam der Aufforderung schlagartig nach und wunderte sich ein wenig über sich selbst. Sie befanden sich hier schließlich auf dem Revier, also eigentlich hatte er hier gar nichts zu kommandieren. Und dennoch … dennoch gehorchte sie automatisch. Als läge in dieser seltsamen, monotonen Stimme eine Art von be­zwingendem Zauber …

„Wir haben wenig Zeit“, fuhr Mr. Smith fort, ehe sie wieder den Mund öffnen konnte. „Ich werde mich also kurz fassen, und Sie werden schweigen und mir zu­hören. Sie brauchen gar nichts zu sagen, sondern werden lediglich das aufschrei­ben, was ich Ihnen diktiere. Das werden Sie allein schon deshalb tun, weil Ihnen Ihr Leben und das Ihrer Anbefohlenen lieb und teuer ist. Wenn Sie nicht schnell handeln, findet hier in Westcott ein Blutbad statt, das Sie sich in seinen Ausma­ßen nicht vorstellen können. Ich bin hier, um das nach Möglichkeit zu verhin­dern.“

„Aber …“, rutschte es Melissa erschrocken heraus.

„Schweigen Sie!“, zischte der Besucher und fixierte sie mit seinen unheimli­chen, wässrigen Augen. „Zeit und eigener Wille sind jetzt für Sie vollkommen be­deutungslos. Erinnerung ist bedeutungslos. Sie werden genau das tun, was ich sage. Und glauben Sie mir – ich tue das nicht aus Nächstenliebe oder derglei­chen. Ich diene einem höheren Ziel, als Sie sich das vorstellen können.“

Er fixierte die Yard-Beamtin, die aus unbegreiflichen Gründen wie festgenagelt auf ihrem Stuhl saß und kein Glied zu regen verstand. Es schien tatsächlich so, als habe er sie qua seiner Rede oder vielleicht auch mit Hilfe seiner so fahlen Au­gen gleichsam magnetisiert oder hypnotisiert.1

Beunruhigend? Freunde, ich versichere euch, das ist erst der zarte Anfang von etwas sehr viel Grässlicherem. Die Yard-Poli­zistin Melissa Hamilton, übrigens die weibliche Hauptperson der Geschichte, wird gezwungen, das Stanwer-Team nach Westcott zu holen, um ein monströses Verhängnis aufzuhalten. Einen Massenmord an den Bewohnern der Küstenstadt.

Der Ursprung dieser Bedrohung ist tatsächlich die kleine, un­scheinbare Insel Church Island. Und das Stanwer-Team wird hier zielstrebig instrumentalisiert, um etwas wieder ins Gleichge­wicht zu bringen, das gründlich destabilisiert ist.

Um das alles verständlich zu machen, war ich zudem genötigt, die Spezies der Assimilari-Ghouls zu etablieren … ich habe davon schon vor längerer Zeit in meinen Blogartikeln etwas mehr ausgeführt. Neugierige können das im Blogartikel 313 „OSM-Kosmologie, Lektion 14: Die Assimilari und andere unterir­dische Kreaturen“ (veröffentlicht am 3. März 2019) noch mal en detail nachlesen.

Die kannibalischen, fanatischen Ghouls, mit denen das Stanwer-Team hier wesentlich hautnähere Bekanntschaft macht, als ih­nen allen lieb ist, lernen sie tatsächlich erst hier kennen. Und ich muss euch vorab schon in beiden Fällen enttäuschen: Zwar wird die Gefahr von Church Island letzten Endes entschärft, aber sowohl die Kannibalen als auch die Assimilari (und jene dritte Gruppe, die ich hier jetzt nicht erwähnt habe, die die Le­ser dann überraschen wird), spielen im weiteren Verlauf des CLOGGATH-KONFLIKTS wesentliche Rollen.

Ich fand es jedenfalls äußerst faszinierend zu erleben, wie sich Church Island, diese so unscheinbare Insel, auf der ich das erste Mal vor 35 realen Jahren eine längere Stippvisite machte, wie­der mal bemerkbar machte.

Der vorliegende, insgesamt 90. Roman, den ich seit 1984 ge­schrieben habe, ist jedenfalls solide 170 Seiten lang geworden. Wo und wie schnell ich ihn veröffentlichen kann, ist noch nicht klar. Ein Titelbild dafür fehlt zurzeit … aber kommt Zeit, kommt Titelbild (hoffe ich) … und dann sicherlich auch Veröffentlichung im E-Book-Format.

Apropos E-Book-Format: Ich erwähnte ja weiter oben, dass ich diese Geschichte als eine Form von Scharnier zwischen dem E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ und dem zweiten Band „Monstererwachen“ geplant habe. Da das Scharnier nun fertig ausgeführt ist, könnt ihr davon ausgehen, dass mein bislang gedrosselter Schreibelan an dem Folge-E-Book entsprechend groß ist. Und in der Tat, es juckt mich schon in den Fingern, daran endlich weiterzuschreiben.

Ihr sollt doch eure Lesebegegnung mit dem Vampirjäger Pater Joseph Ghastor, dem Korsen Hyde Romain und schließlich dem grässlichen Geschehen, das die Iren später als „den Tag“ be­zeichnen lernen werden, nicht endlos weit hinauszögern. Ge­wiss, gerade über letzteres zu schreiben, kräuselt mir die Na­ckenhaare, weil es so entsetzlich ist – Analoges kenne ich vom Untergangsszenario der INSEL in KONFLIKT 4, da zaudere ich auch seit Jahren, das zu schreiben, wiewohl es unvermeidlich ist. Aber das alles muss eben einfach sein.

Man muss so etwas nicht lieben, aber was sein muss, muss ein­fach geschrieben werden, so sehr es mir auch an die Substanz geht.

In der nächsten Woche wird es erholsamer, versprochen, dann berichte ich euch, wie viel ich ungeachtet des Weihnachtsstres­ses noch kreativ im Dezember 2021 auf die Reihe bekam.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1  Vgl. dazu beizeiten den Roman „Das Geheimnis von Church Island“, 2022.

Rezensions-Blog 365: Märchen von Zaubersteinen

Posted August 16th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

manche der Rezensionen, die ich aus meinem Rezensionsfun­dus ausgrabe – der noch lange nicht alle enthält, die ich je ge­schrieben habe, weil die frühen samt und sonders nur als analo­ge Fassungen existieren, mitunter auch nur noch in Fanzine-Be­legexemplaren, aus denen ich sie mühsam extrahieren muss1 – sind so alt und beziehen sich nicht selten auf Werke, die sich nicht mehr in meinem Besitz befinden, dass ich sie inzwischen nicht mehr vollständig bibliografisch mit den Angaben angeben kann. Das heute vorzustellende Buch fällt in diese Kategorie.

2002, vor also nunmehr 20 Jahren, las ich mich durch dieses kleine Büchlein, das sich als Sammlung von Märchen entpuppt, die der Herausgeber aus aller Welt zusammengesammelt hat und die sich allesamt um die verschiedensten Formen von Zau­bersteinen und deren Wirkungen ranken.

Ich glaube, ich schicke euch einfach mal kurzerhand auf die Weltreise – die Neugierde kommt, denke ich, dann ganz von selbst:

Märchen von Zaubersteinen

Herausgegeben von Felix Karlinger

Insel Taschenbuch 2265

112 Seiten, TB

1998; 12.80 DM2

Es ist schon eine rechte Last mit Steinen. Die Bauern wissen davon klagvolle Lieder zu singen, wenn sie ihre Äcker pflügen und manchmal Stein um Stein aus dem Erdreich klauben, der ihnen die Saat erschwert und damit letztlich Gewinne schmä­lert.

Doch es gibt auch andere Steine, deren Besitz oder Benutzung keineswegs so profan ist und die stattdessen zu ungeahntem Wohlstand und Glück führen können. Man nennt so etwas Zau­bersteine, und der Herausgeber Felix Karlinger hat in diesem Band eine Vielzahl von solchen Märchen, die sich um derartig wundertätige Steine ranken, versammelt, die sich sehr leicht und angenehm lesen lassen.

Die Reise beginnt in Brasilien mit der Speisung der Alten (die freilich, christlich stark angehaucht, in der Nähe von Betlehem spielt). Hier machen sich in einer Hungerzeit einige alte Leute auf die Wanderschaft, weil sie gehört haben, in Betlehem solle es etwas zu essen geben. Auf dem Weg dorthin jedoch rasten sie bei den Ruinen eines Klosters, und um den Hunger verges­sen zu machen, soll einer von ihnen eine Geschichte vorlesen. Das tut er, aber … „…da erhob sich plötzlich ein heftiger Sturm, der die Türe aufstieß, so dass sie an die Wand flog. Und durch die Türe kam ein rötlicher, leuchtender Stein geflogen und blieb über dem langen Tisch … in der Luft stehen. Der rote Stein strahlte ein solches Licht aus, dass alle Alten geblendet waren … Als sie endlich merkten, dass es nicht mehr so hell war …, sah ein jeder einen Teller mit gutem Essen und einen Becher mit Wein vor sich stehen. Der Stein aber blieb verschwunden …“

Essen und Trinken können also solche Steine manchmal spen­den. Weitere Geschichten aus Portugal, Rumänien, Korsika und Spanien ergänzen das zum Teil auf abenteuerliche Weise. Die unglaublich süße Geschichte der „steinernen Suppe“ beispiels­weise will ich hier nicht erzählen, die muss man nachlesen.

Doch Zaubersteine vermögen nicht nur Nahrung oder Völlege­fühl zu vermitteln, sie verbergen auch verfolgte Menschen (und halten sie unter Umständen dauerhaft gefangen) oder enthalten geheime Schätze, die die Pfiffigen an sich zu bringen verstehen. Die Geschichte „Tu dich auf, goldnes Haus!“ (Haiti) ist dabei eine Parabel auf die Gier reicher Menschen, die diese zugrunde richtet, während der, der Maß hält, von den Zaubersteinen zu profitieren versteht. Und ob sich diese Räuberbande, die eines Tages aus den Monte Sibillini (Norditalien) verschwindet und sich im Schutze einer magisch mit Zauberstein versiegelten Höhle verbergen soll, jemals wieder zeigt, weiß Gott allein. Sie trieben im letzten Jahrhundert ihr Unwesen, aber möglicherwei­se verläuft ja in den zauberischen Höhlen die Zeit anders oder steht ganz still …?

Auch zu heilen und zu helfen verstehen Zaubersteine vortreff­lich, manchmal sogar, wie im Falle des „Bechers aus Jaspis“ (Guatemala), Tote wieder aufzuwecken. Und die Geschichte des „Zauberdiamanten“ aus Ligurien ist so köstlich, dass ich herz­haft gelacht habe. Auch sie möchte ich nicht verraten.

Manchmal hagelt es sogar Steine, ganz kleine, zauberkräftige, als Körnchen verborgen in heftigem Hagelschauer. Natürlich sind nicht in ALLEN Hagelkörnern welche, aber wenn man denn mal welche findet, nun, das bringt dann Glück, Gesundheit und langes Leben. Man sollte danach Ausschau halten. Also, wenn es hagelt … ihr wisst, was zu tun ist!

Außerdem, und damit kommen wir zur letzten hier dokumentier­ten Form von Funktionen der Zaubersteine, können sie sich be­wegen und Menschen tragen. Im Extremfall bis zu Gebieten, die man sonst nicht erreichen kann – beispielsweise ins Jenseits (Ein Stein trägt ins Jenseits – Brasilien) oder zum Mond (Ein Stein fliegt zum Mond – Italien). Warnende Steine gibt es auch noch, und die sollte man sehr ernst nehmen, denn „manchmal gibt es dann Krieg“.

Die sehr kurzweilige und lesbare Sammlung von Volksmärchen ist zwar äußerst schlicht, aber man kann nicht sagen, dass sie einfallslos oder humorlos sei. Kritisieren sollte man jedoch, dass über den Herausgeber Felix Karlinger nichts zu erfahren ist und er sich manchmal bei der Übersetzung Wendungen befleißigt, die mit Märchen rein gar nichts zu tun haben. Insbesondere fiel es mir bei der Verwendung des Wortes „Krepieren“ auf, das für mich Militärjargon ist und die Vermutung weckte, Karlinger sei Soldat im Zweiten Weltkrieg gewesen. Es gibt weiß Gott genug geeignetere Worte, die die Stimmung der Geschichten nicht zer­stören. Er verwendet dieses Wort aber mit Vorliebe (fünfmal ins­gesamt, wie sich zählen ließ).

Für den Preis von 12.80 DM ist der schmale Band indes ein we­nig zu teuer. Mir fiel er hingegen für 1.95 Euro in die Finger. Ins­besondere Fantasy-Autoren können sich hier sicher noch die eine oder andere Wendung und Begebenheit für ihre Geschich­ten „abgucken“.

© 2002 by Uwe Lammers

Wahrhaftig, ein kurzweiliges und den Horizont schön erweitern­des Büchlein, das man nach der Lektüre so rasch nicht mehr vergessen kann. Gilt das auch von dem Buch der kommenden Woche, wo ich über den vierten Teil von Meredith Wilds „Hard“-Romanzyklus spreche? Das müsst ihr dann in der kommenden Woche selbst entscheiden.

Bis dahin sage ich Adieu, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Zuletzt geschah das aus gegebenem Anlass mit zwei steinalten Rezensionen zu Wer­ken von Stanislaw Lem, die ich im NEUEN STERN FÜR STANISLAW LEM (laufende Num­mer: 73) anno 2001 abschrieb und in einen umfassenden Text zu Lem als „Schleifstein für meine Kreativität“ integrierte. Zahllose andere der Frühzeit, zweifelsohne bibliogra­fisch auch nur karg erfasst, sind noch eine Aufgabe für die Zukunft.

2 Es war kein Europreis angegeben, vermutlich würde er heute bei etwa 6.50 Euro lie­gen.

Blogartikel 471: OSM-Kosmologie, Lektion 14: Geister im OSM

Posted August 13th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

kennt ihr diese Rubrik überhaupt noch? Ich könnte es euch nicht verdenken, wenn ihr sie längst vergessen hättet. Schließlich kam die letzte „Lektion“ im Blogartikel 398, veröffentlicht am 18. Oktober 2020, also vor rund 2 Jahren. Damals sprach ich über das „lingua franca-Problem“. Heute geht es aus aktuellem Anlass um etwas völlig anderes.

Reden wir von Geistern.

Ja, natürlich könnten wir uns da in die Niederungen des Spiritis­mus verirren und von „Spukhäusern“ flüstern und uns im Dun­keln in verlassenen Städten gruseln … aber bleiben wir mal im Rahmen des Oki Stanwer Mythos und verknüpfen hier ein paar Tatsachen  der OSM-Physik miteinander. Ihr werdet vielleicht verblüfft bemerken, dass Geister alles andere als ein diffuser Windhauch sind, die jeder Bedeutung entbehren. Die OSM-Phy­sik lässt „Geister“ durchaus zu, und manchmal kann das ziem­lich dramatische Konsequenzen zeitigen. Es gibt ein paar Stel­len, an denen ich das zeigen oder wenigstens andeuten kann. Konkret möchte ich auf diese KONFLIKTE abzielen:

KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“

KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“

KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“

KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“

und aus aktuellem Anlass auch noch auf

KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“

Allein schon an der Tatsache, dass wir hier über fünf verschiede­ne Universen und einen Zeithorizont von rund 100 Milliarden Handlungsjahren sprechen, ist klar zu erkennen, dass es sich hierbei nicht um ein beiläufiges, temporäres Phänomen handelt, das man gewissermaßen eingrenzen und dem man anschlie­ßend ausweichen kann.

Es ist ein Fundamentalkriterium des OSM, dass hier Geister in verschiedener Form möglich sind.

Wenn ihr euch an die früheren Einträge der „Kosmologie-Lektio­nen“ entsinnt, werdet ihr vermutlich noch wissen, dass ich mich da klar als Dualist geoutet habe, also als jemand, der – ohne physikalische Belege – an die Existenz einer feinstofflichen See­le glaubt und daran, dass mit dem Tod eben nicht alles vorbei ist, wie es krasse Materialisten sich sonst vorstellen. Ich halte diese Sichtweise (wiewohl sie natürlich der Wahrheit entspre­chen könnte) für düster und wenig hoffnungsvoll.

Nun, die im OSM wirkungsmächtigste Spezies, die Baumeister, outen sich ihrerseits schon sehr früh als krasse Materialisten. Ihr Standpunkt ist dogmatisch: Wir haben alles geschaffen, was es gibt. Die Seele haben wir nicht geschaffen, folglich gibt es sie nicht, sie stellt nur ein metaphysisches Konstrukt für all jene dar, die sich mit der unabweislichen Tatsache des Todes nicht abfinden wollen oder können. Aber physikalische Realität hat die Seele nicht.

Geister? Für die Baumeister ein klarer Fall von „Humbug“, um mit Charles Dickens zu reden.

Dummerweise ist das nicht mal eine einheitliche, durchgehende Meinung im Volk der Baumeister. Denn auch die bestehen be­kanntlich aus Individuen. Ich erinnere in dem Zusammenhang nur am Rande an den Baumeister Quin, der in KONFLIKT 2 den Glauben an die Seele und die „Seelenarche“ beim Volk der Yan­tihni ins Leben rief.1

Quin glaubte noch an die Existenz einer feinstofflichen Seele, und selbst wenn seine daraus resultierenden Pläne letztlich kri­minell und völkermörderisch zu nennen sind, befand er sich doch auf obskure Weise durchaus auf dem richtigen Weg.

Denn ja, es GIBT eine feinstoffliche Seele. Sie entsteht aus ei­nem Fadenmatrixkern primärenergetischer Natur und ist über die konstante Fadenmatrixbindung mit der kosmischen Matrix selbst vernetzt. Sobald ein Individuum stirbt, so dachten sich die meisten Baumeister, hörte auch ihre Individualität auf.

Krass materialistisch gedacht: Lebewesen tot, Ende im Gelände.

Leider war die Sache so einfach nicht.

Die Baumeister bekamen es rasch mit so unheimlichen Phäno­menen wie den Matrixfehlern zu tun, die sie sich schließlich nicht mehr anders zu erklären wussten als mit dem infamen An­griff TOTAMS. Dass die meisten Matrixfehler keinerlei aggressi­ves Potenzial besaßen, wurde dabei schlicht ignoriert.

Die göttergleichen Beauftragten der Sieben Lichtmächte konn­ten schon nicht mehr konsequent nachdenken. Hätten sie das getan, wäre folgender Gedanke wohl unvermeidlich gewesen: Welcher Feldherr erschafft ein friedfertiges Volk von Bauern und Künstlern, um einen gnadenlosen Krieg zu führen? Noch dazu ein Volk bzw. deren viele, die an dem Trauma ihres vormaligen Todes schwer zu knabbern haben und sich ihre neue Existenz nicht im Mindesten erklären können?2

Aber wie erwähnt: spätestens ab KONFLIKT 4 konnten die Bau­meister nicht mehr gescheit nachdenken.

KONFLIKT 4 erwies sich für diejenigen, die tiefer nachforschen wollten, wie etwa den Baumeister Naam, sowieso als Alptraum, schon vor dem Untergang der INSEL. Da gab es Technos wie Torkeron, die eine Art Geistreise durchführen konnten und direkt auf TOTAM landeten … und was entdeckte er hier?

Geister!

Die grässlichen, klagenden und feinstofflichen Geister jener Technos, die aus dem INSEL-Imperium von TOTAM auf die schwarze Welt entführt worden waren und augenscheinlich auch nach ihrem Tod noch „herumgeisterten“.3

Der Tod, wurde da allmählich beklemmend deutlich, war offen­sichtlich nicht das Ende der Existenz, es gab noch mehr jenseits davon … und so, wie es aussah, war dieses „Jenseits“ allein TO­TAMS Domäne!

Schon relativ früh während meiner Schreibzeit am OSM wurde mir das vage deutlich. Als ich 1983/1984 an der ersten fertig gestellten OSM-Serie „Oki Stanwer“ (später: KONFLIKT 15) schrieb, tauchte neben den unheimlichen Totenköpfen, TOTAMS Skelettarmee, der LEGION, wie sie nachher heißen sollte4, auch etwas auf, was „Seelen-Armee“ genannt wurde.

Während mir schon klar war, dass es einen Konnex zwischen TOTAM, TOTAM-Kristall, den Totenköpfen und den Knochenstra­ßen TOTAMS gab, irritierten mich die „Seelen“ der Seelen-Ar­mee gründlich. Ich weiß natürlich, dass die ursprüngliche Anre­gung von den „Banshees“ aus der Terranauten-Serie kam. Aber im OSM wollte ich mich ja nicht von „Untoten“, „Magie“ und Mystizismus leiten lassen, sondern nach Möglichkeit von wissen­schaftlich erklärbaren „hard facts“. Es dauerte dennoch Jahre, ehe ich einen plausiblen Erklärungsansatz für die „Seelen-Ar­mee“ gefunden hatte.

Er lag in der Abschottungswirkung der entropischen Instabili­tätszone, in der die Welten existierten, auf denen die Seelen-Ar­mee wirken konnte.

Das brachte mich einem Verständnis der Geister dann doch deutlich näher. Wenn man, so begriff ich, das Universum in energetisch differenzierte Zonen unterteilt, kann es durchaus sein, dass es dort Wesenheiten gibt, die über ihren Tod hinaus weiter existieren und NICHT zwangsweise auf TOTAMS Knochen­straßen landen.

Das erklärte auf einmal auch, warum ich in KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ auf eine bizarre kosmische Ge­stalt wie den PROPHETEN stoßen konnte. Ein Wesen, das von sich behauptete, „überall, wo die Matrix ist, bin auch ich“.

Gut, selbst wenn sich das letztlich als Form von Propaganda er­wies und eher Angst einflößen sollte, war es doch nicht vollstän­dig aus der Luft gegriffen.

Das erlebten Rebellen aus der zerborstenen Galaxis Daarcor, die im KONFLIKT 22 des OSM, also in der Serie „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ im Auftrag des SYNDIKATS an einer universa­len Bruchzone ein so genanntes TVESTHIL erforschen und Reste des untergegangenen Reiches von Veskoy entdecken sollten.

Stattdessen stießen sie dort in den Schöpfungsabgründen auf den PROPHETEN … und er schleuderte sie geradewegs in die Matrix selbst, wobei ihre Körper verbrannten.

Waren sie daraufhin tot? Ja. Waren sie vernichtet? Nein!

Wie schon bei Dämonen und Dämonenwaffen von TOTAM hatte sich bei ihnen eine bizarre Form von Nachexistenz eingestellt – sie waren zu Matrixgeistern geworden … mit dem schrecklichen Schicksal, dass sie nun zwar offenbar unsterblich zu sein schie­nen, aber zugleich auch rein gar nichts mehr bewegen konnten. Das erlebten sie höchst drastisch, als der Prophet sie Jahrtau­sende in der Zeit zurückschleuderte und sie im Reich der Ves­koy ankamen, unmittelbar vor dessen Vernichtung.

Und da sie Geister waren, überstanden sie auch dies.

Auch im KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ mach­te ich während des Kampfes um das entartete EXIL HANKSTEYN die Entdeckung, dass der Tod der physischen Wissenschaftler des Wissenschaftstrosses zu einer Art metaphysischer Nach­existenz führte. Aber die armen Kerle waren ebenso einflusslos wie diejenigen, die zehn Milliarden Jahre zuvor schon in Daarcor gestorben waren.

Mir wurde immer deutlicher klar, ganz besonders in KONFLIKT 24, wo sich die Bediensteten des Lichts unter dem AUREUS end­lich mit dem Problem der Nachexistenz nach Eintritt des Todes auseinanderzusetzen begannen, dass es ganz bestimmte Krite­rien für die Form dieser Nachexistenz gab.

Ohne jetzt schon konkret ein klar konturiertes Modell zu besit­zen, kann zurzeit schon gesagt werden, dass ein paar Fakten ziemlich offensichtlich zu sein scheinen:

– Um ein Untoter in TOTAMS LEGION zu werden, bedarf es der Knochenstraßen.

– Um ein Matrixgeist zu werden, muss man Direktkontakt mit der Matrix erhalten.

– Die Matrixfehler sind strukturell etwas vollkommen anderes und gehören nicht in diesen Kontext.

– Enklaven, in denen die universale Matrix nicht oder nur bedingt wirkt (etwa instabile Raumzonen) machen geisterhafte Nachexistenz möglich.

Damit ließ sich doch schon etwas anfangen. Damit konnte ich die bisherigen Phänomene gut und solide einhegen … aber dann kam anno 2006 Hyoronghilaar. Und mir war überhaupt nicht klar, und zwar fünfzehn reale Jahre lang nicht, was für ein ungeheuerliches Pulverfass diese Welt darstellte.

Ehrlich, Freunde, das begriff ich erst, als der tossanische Dom-Portar Humshinn (im März 2022!) vom Lemaar-Krieg erzählte.

Ohne zu viel vorwegzunehmen, sei dies angedeutet: Vor 1288 Jahren entwickelte das technisch hoch zivilisierte Volk der Fürs­ten von Lemaar in der Südhemisphäre von Hyoronghilaar Ambi­tionen, die gesamte Hohlwelt kontrollieren zu wollen. Diese Aspirationen führten zu einer schrecklichen Katastrophe, die quasi im Handumdrehen das gesamte Reich von Lemaar aus­löschte. Millionen Wesen sind damals umgekommen.

Millionen Tote.

Mein Gedankenfluss stockte, als mir das klar wurde und noch mehr: Ich wies oben schon auf den Konnex zwischen TOTAMS Knochenstraßen und den Totenköpfen hin. Sie entstehen ja in normierter Form, wenn die Seelen von Gestorbenen über die Knochenstraßen nach TOTAM gesogen werden und dort als Teile der LEGION reinkarnieren.5

Die Baumeister, die sich inzwischen vor der „Monsterarmee“ der Totenköpfe zu fürchten gelernt hatten, konstruierten die Hohl­welt Hyoronghilaar mit Absicht so, dass die Totenköpfe keine Chance haben würden, in sie einzudringen: Sie wurde mit einem massiven Panzer aus primärenergetisch aufgeladenem Goldkris­tall armiert und umgeben.

In gewisser Weise kann man davon sprechen, dass Hyoronghilaar sozusagen ein planetengroßer Faradayscher Käfig war. Also wirkten die Knochenstraßen nicht! Aber was die Wirkung an­geht, wehrte Kristallpanzer nicht nur Einflüsse von außen ab.

Er spiegelte auch alles nach innen, was sich drinnen abspielte.

Als das Reich von Lemaar also unterging, und laut Humshinn beging die Bevölkerung des Reiches angesichts der Katastrophe kollektiv Selbstmord, wurden mithin einige Millionen Seelen frei. Wohin waren sie entschwunden?

Hyoronghilaar verlassen konnten sie ja nicht.

Beklommen begann ich im März 2022 zu begreifen, dass die Hohlwelt offensichtlich eine Art von bizarrer „Geisterbahn“ dar­stellte. Und damit erhielten die im Volkstum lebendigen Vorstel­lungen von „Geistern“, „Kristallgeistern“ und den „Stimmen der Toten“, die man sehen bzw. hören könne, wenn man nur sensitiv genug sei, mit einem Mal eine völlig neue Konnotation.

Selbst wenn auch der kluge Tossaner Humshinn die Geisterge­schichten als Tinnef kurzerhand in Bausch und Bogen verwarf, wurde mir unbehaglicherweise sehr rasch klar, dass er sich täuschte.

Die Geister von Hyoronghilaar waren äußerst real.

Ja, sie vermochten keine Macht auszuüben, in dieser Beziehung war der Plan der Herrscher von Lemaar damals klar fehlgeschla­gen! Denn, das wurde mir beim Schreiben des Hintergrundarti­kels zu Hyoronghilaar im März 2022 immer klarer, sie hatten diese Gefahr gekannt. Und sie waren Dualisten wie ich – also fest von der Existenz einer Seele überzeugt. Folgerichtig hatten die Regenten des Reichs von Lemaar Vorkehrungen getroffen, um auch und gerade jenseits des Todes machtvoll wirken zu können.

Dummerweise hatten sie sich bei aller Intelligenz verkalkuliert. Der Plan ging nicht auf, etwas sehr viel Schrecklicheres ge­schah.

Aber dann tauchten die ersten Dämonen von TOTAM auf, und sie materialisierten ausgerechnet im versunkenen Reich von Le­maar, inmitten des Blutdschungels des Südens. Und als die Dä­monen erst einmal begriffen hatten, wieso SIE existierten und dann von den Geistergeschichten von Lemaar hörten, da trafen sie Anstalten, einen grässlichen Prozess zu aktivieren.

Und so kehrte das untergegangene Reich von Lemaar zurück, und die Legionen des Verderbens begannen, den KONFLIKT 7 zu verwüsten … doch aktuell ist das alles noch ferne Zukunftsmu­sik, noch nicht geschrieben.

Ihr merkt hieran aber immer deutlicher, wie in diesem Fall die OSM-Kosmophysik und das Entwickeln neuer KONFLIKT-Ge­schichten auf beste Weise ineinandergreifen. Ich mag ja manch­mal wirklich viele Jahre gründlich auf dem Schlauch stehen. Aber wenn dann erst mal der blockierende Damm geborsten ist, dann überflutet der Schwall phantastischer Ideen, die sich ir­gendwie völlig folgerichtig aus dem ergeben, was ich schon vom OSM kenne, meinen Verstand und gebärt abenteu­erliche Geschichten.

Demnächst kann ich sicherlich mehr von der „Baustelle“ des KONFLIKTS 7 erzählen. Denn soviel steht fest – im Jahr 2022 werde ich noch eine ganze Reihe Episoden dieser Serie schrei­ben. Und ich bin jetzt schon sehr gespannt darauf, was ich da noch alles entdecken mag.

Der OSM erweist sich auch nach 2100 Bänden (aktuell ist Nr. 2104 fertig geworden) als ein konstanter Quell faszinierender Entdeckungen, ein nicht enden wollendes Abenteuer. Und ihr könnt dabei sein …

Soviel für heute, meine Freunde.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu jetzt schon und in naher Zukunft die E-Books der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, begonnen 2013.

2 Vgl. dazu beispielhaft das E-Book „Jaleenas zweites Leben“, 2016.

3 Zur Entführung vgl. das E-Book „In der Hölle“, 2013. Der Fortgang der Geschichte wird in den Torkeron-Episoden der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ erzählt.

4 Vgl. dazu das E-Book „Mein Freund, der Totenkopf“, 2017.

5 Vgl. dazu die Story „Heimweh“, 2003, veröffentlicht im E-Book „Als Tiyaani noch ein Kind war …“, 2016, bzw. bei XinXii, 2022.

Rezensions-Blog 364: Hohlwelt

Posted August 10th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Phantastik ist etwas Wunderbares – sie ist ein außerordentlich reichhaltiges, vielgestaltiges Genre und bietet uferlose Möglich­keiten für die verrücktesten Genremischungen. Ob sich dabei Reales und Fiktives mischt, ob diverse erdachte Welten oder Protagonisten verschiedener Autoren miteinander unvermittelt interagieren oder die Genregrenzen zwischen Science Fiction, Fantasy und Horror durchlässig werden: immer kann man unver­mittelt auf unerwartete Überraschungen stoßen.

Natürlich ist es hier wie in jedem Genre: auf ein paar erlesene Perlen kommen zahlreiche Möchtegern-Versuche, die mitunter so schief gehen, dass man sich als Fan mit Grausen abwendet. Und auch das Einflechten historischer Personen kann manches Mal zur problematischen Gratwanderung werden. Das hier ist so ein Beispiel, wo eine solche Gratwanderung versucht wird.

Die Geschichte startet im Jahre 1836, und eine der Hauptperso­nen heißt Edgar Allan Poe. Dass sich dahinein dann auch noch massive Anspielungen auf den literarischen Kosmos von Howard Phillips Lovecraft hineinmischen (der ja erst 100 Jahre später lebte) und sich das alles mit der bizarren Hohlwelttheorie mixt, erzeugt ein Leseabenteuer der ganz besonderen Art. Und ich versichere euch, die Hauptperson, der unbedarfte Mason Rey­nolds erlebt auf diese Weise das Abenteuer seines Lebens.1

Ob er es auch überlebt? Das sei hier nicht verraten. Aber worum es im Detail geht, das lest ihr hier:

Hohlwelt

(OT: The Hollow Earth)

von Rudy Rucker

Heyne 5887, September 1997

384 Seiten, TB

Übersetzt von Kurt Bracharz

ISBN 3-453-12663-7

Eigentlich soll der junge Mason Reynolds, der von der väterli­chen Farm in Hardware/Virginia aufbricht, um in Lynchburg ei­nen Handel für seinen Vater zu tätigen, nicht hinaus in die Welt. Er ist noch nicht reif dafür. Doch als er mit seinen Whiskyfässern und dem Schwarzen Otah in Lynchburg ankommt, geht alles so gründlich schief, wie es nur schiefgehen kann: erst wird Mason unter Preis bezahlt. Dann verliert er bei einer Dirne sein Geld, das man ihm gegen Schrauben austauscht. Das Mädchen, auf das Mason sonst ein Auge geworfen hat, entpuppt sich als schon von einem schneidigen Offizier „entehrt“ – und beim Zu­rückholen des Geldes kommt es überdies zu einem Feuerge­fecht, bei dem Mason einen Stallburschen erschießt.

Nun herrschen in Virginia im Jahre 1836 rauhe Sitten, und wenn man sich mit den Herrschenden angelegt hat und zudem noch Mörder ist, winkt rasch der Strick

Mason befindet sich also unvermittelt auf der Flucht, zusammen mit dem Sklaven Otah und ihrem Hund Wuff, und mitten in ei­nem Abenteuer, wie es von Mark Twain hätte erdacht sein kön­nen. Jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt.

In Richmond trifft Mason seinen vergötterten Literaten Edgar Allan Poe, lernt dessen frisch angetraute junge Braut Virginia kennen – und Poes wirre Träume von einer hohlen Erde. Ehe sich der Sechzehnjährige versieht, befindet er sich im nächsten Abenteuer, das ihn über den Südpol bis ins Innere der hohlen Erde führen soll, zu drachenartigen Ungetümen, schwebenden Wasserkugeln, dem Blumenvolk und den dort existierenden Göt­tern, die man die Großen Alten nennt …

Rudy Rucker, eigentlich designierter SF-Autor, hat diesmal eine wilde Crossover-Geschichte geschrieben. Zwar ist es nicht die Welt, die auf dem Titelbild zu sehen ist, die Szene ist völlig frei imaginiert, und es ist auch nicht eine Welt mit „Dampfschiffen statt Raumschiffen“, wie der Klappentext suggeriert (dann schon eher mit Luftschiffen statt Raumschiffen), und das Buch hat definitiv mehr von Fantasy an sich als von SF, aber … es ist eine sehr interessante Geschichte, die er hier erzählt.

Die Anleihen an Poe sind sehr intensiv, desselben die an Jules Verne. Die nächstliegenden Anleihen an die Hohlwelt-Theorie, der – den Legenden zufolge – auch Adolf Hitler anhing (Zweifel sind angebracht), machen dieses Werk im Verein mit dem histo­rischen Background, der verdammt an Tom Sawyer und Huckle­berry Finn erinnert, zu einem sehr lesenswerten Vergnügen. Was die Terminologie angeht, so entgleist Rucker spätestens, als er in der Hohlwelt selbst ankommt und führt damit seine Fik­tion, dies sei ein „authentischer Text“ aus dem Jahre 1850, den er nur entdeckt und in einen Verlag geschickt habe, ad absur­dum. Aber das spielt keine Rolle.

Eine einzige Warnung gilt es auszusprechen: obgleich einer der Hauptprotagonisten Edgar Allan Poe ist (und zwar, streng ge­nommen, in doppelter Ausführung), würde ich keinem Poe-Fan raten, dieses Buch zu lesen. Rucker geht arg respektlos mit ihm um und macht Poe zum durchaus nekrophilen, perversen Mör­der. Das muss man sich als Poe-Freund nicht antun.

Wer hingegen Vergnügen an wilden Ideen findet und diese Qua­si-Historizität schätzt, der mag das Buch mit Genuss lesen. Sti­listisch ist es jedenfalls sehr flüssig gelesen und saugt den Leser in den Roman hinein, was ich persönlich für ein Qualitätsmerk­mal halte.

Und da ich ja selbst in meiner 19. OSM-Ebene eine Hohlwelt als Handlungsschauplatz habe2, kann ich von diesem Buch noch ei­niges lernen …

© 2004 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche schweife ich mal wieder ganz woanders hin ab und erzähle euch etwas über ein Märchenbuch … doch, kein Witz, Freunde. Aber Details lest ihr erst in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Falls wider Erwarten Rucker die Wahrheit im Nachwort gesprochen hätte, dass nämlich der zentrale Teil des Buches ein authentischer Reisebericht von Mason Reynolds sei, den er 1985 in einer Bibliothek entdeckt habe, mag man es mir verzeihen, wenn ich in der Rezension und in diesem Rezensions-Blog gleichwohl von Rucker als Autor ausge­he … aber die Lovecraft-Tradition kennt ja eine Menge strukturell analoger „authenti­scher“ Expeditionsberichte, die allesamt Lovecrafts eigener Phantasie entsprangen. Es handelt sich darum meiner Meinung nach auch in diesem Fall um eine Art von künstle­risch eingezogener Meta-Ebene.

2 Erläuterung für die Veröffentlichung im Rezensions-Blog anno 2022: Die Rede ist von der Hohlwelt QUANGOOR-8810 alias „Bearsons Creek“, die ich schon in der Blogarti­kelreihe „Legendäre Schauplätze“ thematisiert habe. Heutzutage könnte man an die­ser Stelle übrigens zu den prominenten Hohlwelten auch noch Hyoronghilaar rechnen, den Handlungsort von KONFLIKT 7 des Oki Stanwer Mythos (OSM) in der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“, die ich erst 2 Jahre nach Abfassung der obigen Rezensi­on entdeckt habe.

Blogartikel 470: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 35

Posted August 7th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

gehen wir gleich mal wieder in die Vollen, weil soviel in den vor­liegenden fünf Episoden passiert. Zunächst ein winziger Rück­blick:

Oki Stanwer ist wieder am Leben, dank der Klonbank der Eis­gruft auf OKISTAN. Er konnte den nächsten Helfer des Lichts, den Voork Rilon Vleh, der als Seele im Paraschild von OKISTAN gefangen war, als neuen Gefährten gewinnen und im Anschluss sowohl den Dämon Mor ausschalten wie den Planeten Terra ret­ten.

Dann erhält er einen Funkspruch von seinem Bündnispartner, dem Verräter-Dämon Zomar, der behauptet, dass „TOTAM schweigt“ und er den Grund dafür herausfinden will.

In der Tat ist der Dämonenplanet abgeriegelt, nichts kann ihn erreichen oder verlassen. Und die dort gefangenen Dämonen machen sich in den Tiefen der kristallinen Hohlwelt auf die Su­che nach den Ursachen … derweil eine mörderische Entität ih­nen auf den Fersen ist, der Dämonenschlächter …

Episode 66: Dämonentöter

(1983, digitalisiert 2004)

Die Expedition der eingeschlossenen Dämonen führt in der Tiefe TOTAMS durch ein mysteriöses Knochentor namens CLOGGATH in einen Bereich, der ihnen bislang verschlossen blieb – so fin­den sie die Knochendimension.1 Doch sie werden von dem Voll­strecker TOTAMS verfolgt, der einen nach dem anderen von ih­nen niederstreckt und auflöst.

Angeblich, so sagt er, sollen nur die 13 aktivsten Dämonen am Leben bleiben, um im Dienste TOTAMS im Nebelsektor gegen Oki Stanwers Streitmacht anzutreten.

Dienen zu diesem Zweck auch die Millionen von Totenköpfen, die sich hier auf riesigen Heeresfeldern sammeln und zum An­griff bereit machen …?

Episode 67: TOTAM WIRD BESETZT!

(1983, digitalisiert 2004)

Der Schluss der so genannten „Dämonen-Trilogie“. Zehn Dämo­nen sind unter den gnadenlosen Hieben des Dämonenschläch­ters gefallen, nur drei Dämonen konnten ihm bislang entrinnen.

Die Überlebenden erreichen eine Nebelgrenze innerhalb der Knochendimension, und als sie sie überwinden, werden sie Zeu­ge einer Vision – sie entdecken einen riesenhaften Aufmarsch von gigantischen Kriegsschiffen … offenbar schon im Nebelsek­tor. Sie beginnen zu begreifen, dass es sich um TOTAMS legen­däre Kriegsflotte handelt und dass die Totenkopfheere, die sie sahen, hier als Besatzungen mobilisiert werden sollen. Der Kampf soll im Januar 7477 stattfinden.

Während der Dämonenschlächter seine Aufgabe vollendet, be­ginnt im weiteren Umkreis der Galaxis Milchstraße allmählich Bedeutsames: Im Sol-System erscheint ein energetisches Phä­nomen, eine blaue, schillernde Fläche, die die entropische Bal­lung, in der der Dämon Mor aufgegangen ist, verschlingt. Es handelt sich bei dem Phänomen um ein Entropie-Schillertor, ein Portal in weit entfernte Regionen des Kosmos oder auch in Par­alleluniversen.

Unter dem schwarzen Samt des Kosmos pulsieren derweil düs­terrote Ballungen, die darauf drängen, in den Weltraum durch­zubrechen – ein weiteres vernichtendes entropisches Phäno­men, die Parasitwelten.

Und im Spiralarm III sammeln die Zartans ihre pflanzlichen Bündnistruppen unter dem Banner der PSI-Intelligenzen und des Neuen Bundes, um Oki Stanwer beim Entscheidungskampf im Nebelsektor beizustehen …

Episode 68: Unverhofftes Wiedersehen

(1983, digitalisiert 2004)

Blende zur Zentralwelt: Wer immer dachte, mit Band 59 sei die Geschichte um den Ersten Dämon von TOTAM, Morosk, und den glücklosen Jesuiten und Helfer des Lichts, Pater Joseph Ghastor, auserzählt, nachdem sie im Universum der Voorks strandeten, irrte. In diesem Band gehen ihre Abenteuer weiter.

Während Morosks körperloser Leib nach wie vor in Ghastors glä­sernem Körper gefangen ist, stranden sie, angezogen von einer entropischen Ballung, auf einer überraschend idyllisch wirken­den Welt. Hier werden sie unerwartet voneinander getrennt und wieder autonom handlungsfähig … aber die Umgebung zehrt sie aus.

Doch ehe das geschieht, taucht ein weiteres Wesen auf – wie ein Springteufel ist unvermittelt der glühende Schädel, die wahnsinnige Dämonenwaffe GOLEM wieder in die Existenz zu­rückgekehrt. Und sie ist erfüllt von wahnsinnigem Hass auf Mo­rosk, verständlicherweise.

Als GOLEM Morosk, der hier nun in seiner geschwächten Form sterblich ist, attackiert und tötet, erwacht die unter der Oberflä­che der Zentralwelt schlummernde Parasitwelt gnadenlos zum Leben und frisst Ghastor.

Es ist Ironie des Schicksals, dass das knöcherne „Orakel von TO­TAM“ ausgerechnet einen Moment zu spät von diesen Ereignis­sen Kenntnis erhält und in dem Bestreben, Ghastor retten zu wollen, stattdessen … GOLEM rettet! Im letzten Moment kann das Orakel GOLEM ebenfalls liquidieren.

Und dann entschließt es sich, Oki Stanwer zu warnen, da inzwi­schen immer mehr unberechenbare entropische Phänomene auftauchen.

In einer Schlussblende sieht man Oki Stanwer an Bord des Oki-Schlachtschiffs KÄMPFER im Halo der Milchstraße. Ihm wird ein „blaues Leuchten“ gemeldet, und er lässt Kurs darauf nehmen …

Episode 69: Sammelpunkt Halo

(1983, digitalisiert 2004)

Fortführung des Schlussabsatzes von Band 68, Blende zu Oki Stanwer: Man schreibt den Oktober des Jahres 7476. Der Anführer der positiven Streitkräfte der Galaxis ist seit einigen Wochen im Halo auf der Suche nach den dort angeblich existenten Flottenverbänden der Okis. Doch alle zehn Sammelpunktpositionen erweisen sich als vollkommen verlassen – wüsste er, dass es sich hierbei lediglich um informelle Matrixfehler handelte, dann wäre er gewiss weniger überrascht gewesen.

Doch statt an der letzten Position auf Oki-Kampfschiffe zu sto­ßen, entdeckt er TOTAM-Kreuzer, die nach kurzem Gefecht ver­nichtet werden … und dann ein blaues Leuchten, das er für ein Funkfeuer oder einen Transmitter hält. Ehe sie begreifen, dass es sich dabei um ein Entropie-Schillertor handelt, werden sie davon aufgesogen und in ein Paralleluniversum verschlagen.

Dorthin hat es zwischenzeitlich auch den WÄCHTER gerissen … und er ist nun an Bord eines wracken terranischen Schiffes, auf dem man den 3. Juni 7479 schreibt. Die THESEUS unter Kapitän John Halloon befindet sich in einem alptraumhaften Kosmos, in dem zahllose entropische Phänomene das Universum ins Chaos stürzen. Und hier ist nun auch Oki Stanwer mit seinen beiden einzigen Schlachtschiffen gefangen, derweil TOTAM seine Trup­pen zusammenruft …

Episode 70: TOTAMS Kriegsflotte

(1983, digitalisiert 2004)

Blende in den Halo der Galaxis Milchstraße, aber weit entfernt von Oki Stanwers Aufenthaltsort im Band zuvor. Auch TOTAM sammelt hier seine Flotten. Durch eine Rückblende erfährt man, dass in der Kleingalaxis Zoran, wohin – gemäß dem Serienan­fang – vor fast 2000 Jahren menschliche Streitkräfte geflüchtet waren, um die zoranische Menschheit neu zu gründen, der Dä­mon Beseler gewütet hat. Er hat weite Teile der Oki-Stanwer-An­droiden, die dort erschaffen wurden, in Zombies umgewandelt und eine mächtige Flottenstreitmacht gebildet, mit der er nun TOTAMS Flottenstützpunkt im Milchstraßen-Halo erscheint.

Er hat allerdings zwei Probleme, von denen er nichts weiß: Zum einen steht er auf der Abschussliste des Dämonenschlächters, der argwöhnt, dass Beseler mit seiner Streitmacht TOTAMS Vor­herrschaft untergraben will.

Zum anderen erscheint eine gewaltige, 30.000 Kampfschiffe umfassende TOTAM-Streitmacht quasi aus dem Nichts – die le­gendäre KRIEGSFLOTTE TOTAMS, die unter dem Kommando des unheimlichen Rächers von Breeth-Fgahn steht, unter Soffrols Kommando. Und als Soffrol von Beselers Gegenwart erfährt, den er aus Oki Stanwers 13. Leben noch unter dem Namen Beselen kannte2, erwacht ein uralter Groll in ihm, und er geht auf Kon­frontationskurs mit Beselers Flotte …

Ihr seht, es geht dramatisch und bisweilen verwirrend weiter. Die Lage spitzt sich zunehmend zu, je näher der Kampftermin im Januar 7477 rückt.

Nächstes Mal seht ihr mehr davon. Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Nach der heutigen OSM-Kosmologie lässt sich das so nicht mehr halten. Man merkt hieran, dass ich damals über die physikalischen Grundlagen TOTAMS noch nicht hinrei­chend im Bild war.

2 Vgl. dazu beizeiten die E-Book-Romanreihe „DER CLOGGATH-KONFLIKT“.

Rezensions-Blog 363: Die Zimmermann-Depesche

Posted August 2nd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Geschichte ist das, was geschehen ist, was in den Geschichts­büchern steht, so heißt es landläufig. Durchaus nicht zu Un­recht. Was solche Binsenweisheiten indes verschweigen, ist dies: Geschichte ist nicht nur ein Auswendiglernen von Zahlen­strahlen, von Schlachten, Generalen und Staatsführern … es geht sehr viel mehr um das Durchdringen höchst komplexer Ge­flechte. Und wie jeder, der mal versucht hat, einen tief verwur­zelten Baumstumpf auszugraben, sehr handgreiflich feststellen kann, ist auch Geschichte nichts, was sich schnell und geradli­nig beschreiben lässt wie etwa eine mathematische Gleichung.

Geschichte ist so komplex und verworren wie menschliches Le­ben schlechthin, aus dem sie resultiert – weil die Akteure nun einmal Menschen sind, und wie man Personen nicht einfach in ein stumpfsinniges Schema pressen kann, so kann man auch nicht davon ausgehen, dass sich Geschichte in all ihrer Kompli­ziertheit in ein Geschichtsbuch pressen lässt.

In Geschichtsbüchern sind die dargestellten Fakten stattdessen stets vereinfachte, gesiebte, schlichte Nacherzählungen, die die groben Umrisse dessen wiedergeben, was gewesen ist. Aber sie geben eindeutig nicht ALLES wieder, und mitunter werden Fak­ten so schlicht zurechtgebogen, dass die eigentlichen Entschei­dungshintergründe unsichtbar werden.

Dann ist es Aufgabe von intelligenten Zeithistorikern, Fenster in die Vergangenheit zu öffnen und die Fakten auf den Tisch zu bringen, die zum gründlicheren Verständnis der historischen Entscheidungen vonnöten sind.

Und manche davon sind dann so unfasslich, dass daraus extrem spannende Bücher werden. So ist es der Fall mit dem Werk, das ich euch heute wärmstens als packende Lektüre ans Herz legen möchte. Ich führe euch zurück in das Jahr 1917, aber eigentlich noch etwas weiter zurück in die Endjahre des 19. Jahrhunderts, als die Weichen für den verheerenden Konflikt des Ersten Welt­kriegs gelegt wurden. Und hin zu einem Wendepunkt der Ge­schichte, der fast verhindert hätte, dass die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg eintraten und Deutschland in die Knie zwangen.

Schaut zurück und staunt … und fragt euch an manchen Stellen meiner Darlegungen vielleicht auch, was hätte geschehen kön­nen, wenn …

Die Zimmermann-Depesche

(OT: The Zimmermann Telegram)

Von Barbara Tuchman

Bastei Zeitgeschichte 65039

Bergisch-Gladbach 1982

352 Seiten, TB

ISBN 3-404-65039-5

Aus dem Amerikanischen von Hans Jürgen Baron von Koskull

Es gibt Geschichten, die sind so unglaublich und regen derma­ßen zum Phantasieren an, dass man kaum fassen mag, wie real sie in Wahrheit gewesen sind. Man liest über diese Ereignisse und kommt sich vor wie in einem phantastischen, wirren Fieber­traum, weil die Wirklichkeit so vollständig durch die geschilder­ten – realen! – Ereignisse ausgehebelt wird, dass es dem Leser den Atem verschlägt. Und während man in diese Geschehnisse wieder eintaucht, die auf den vorliegenden Seiten ausgebreitet werden, scheint sich der Wind der Weltgeschichte zu drehen, und eine potenzielle Wirklichkeit liegt zum Greifen nah vor dem ungläubigen Leser.

Was wäre gewesen, wenn … diese Frage, die die Grundannah­me aller kontrafaktischen Spekulationen und Alternativweltge­schichten ist, flammt hier mit aller Macht auf, was umso uner­warteter kommt, als Barbara Tuchman doch eigentlich eine nüchterne, strikt an den Fakten orientierte Historikerin war. Doch auch sie lässt sich durchaus in diesem Fall von den Wahn­vorstellungen anstecken, die im frühen 20. Jahrhundert gras­sierten und die, hätten sie nur ein Stück weit mehr Gewicht be­sessen, das Gesicht unseres Jahrhunderts für immer verändert hätten.

Und nein, wenn man denkt, dies alles begann mit dem 17. Janu­ar 1917, als im „Zimmer 40“ der britischen Admiralität eine Nachrichtenkapsel aus der Rohrpost eintraf, dann erliegt man demselben Irrtum, dem anfangs der Verfasser dieser Zeilen er­lag. Die Wahrheit ist sehr viel abenteuerlicher, und wer von all diesen Dingen keine Kenntnis hat oder nur oberflächliche Infor­mationen, der sei in dieser Rezension mitgenommen auf eine Abenteuerreise, die er noch weniger vergessen wird, wenn er das Buch selbst gelesen hat.

Das zwanzigste Jahrhundert ist, als es beginnt, eine Art von Pul­verfass. Wohin man auch sieht, unter der Oberfläche brodeln Probleme, krisenhafte Entwicklungen drängen wie der Dampf­druck in einem unter hohem Druck stehenden Kessel nach oben, zur explosiven Entladung. Und ebenso wenig, wie der Ers­te Weltkrieg ursächlich durch den Doppelmord in Sarajevo Ende Juni 1914 „ausbricht“, so wenig ist es so, dass die Ereignisse, die schließlich dazu führen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika in den Ersten Weltkrieg eintreten, durch ein einzelnes, singuläres Geschehnis eskalieren und einen sofortigen Ent­schluss auslösen.

Im Gegenteil: Es sieht sehr lange danach aus, als wenn die ver­nünftigste Option der Amerikaner darin bestehen müsse, neu­tral zu bleiben. Und es ist auch nicht eine einzelne Aktion eines übereifrigen deutschen Politikers namens Arthur Zimmermann, die das dann auslöst … aber im Zusammenspiel dieser komple­xen Fakten kommt es dann tatsächlich dazu. Die Amerikaner treten auf Seiten der so genannten „Entente“ in den Krieg ge­gen Deutschland ein, und ihre Ressourcen sind es, die ihn ent­scheiden.

Doch zusammen mit Barbara Tuchman gehen wir zurück in die Vergangenheit … sagen wir, ins Jahr 1888. Dies ist das Jahr, in dem der junge neue deutsche Kaiser Wilhelm II. seine Regent­schaft beginnt und vollmundig behauptet, er führe Deutschland „goldenen Zeiten entgegen“, ja, er wolle dem Reich einen „Platz an der Sonne“ erobern. Stattdessen richtet er es zugrunde, aber das ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu sehen.

Europa ist in den späten 80er Jahren des 19. Jahrhunderts eine in festen Bündnissystemen weitgehend erstarrte Kulisse. Deutschland, das 1871 auf Kosten Frankreichs zum Kaiserreich vereint wurde und das jüngste Kaisertum auf dem europäischen Schauplatz darstellt, ist dank der raffinierten Bündnissysteme Kanzler Bismarcks zur aufsteigenden Hegemonialmacht gewor­den, nach außen offiziell „saturiert“, d.h. gesättigt. Bismarck hat keine außenpolitischen Wünsche nach einem Kolonialreich a la England oder Frankreich.

Doch Bismarck wird 1890 in den Ruhestand geschickt, und der sprunghafte Kaiser Wilhelm II. und seine außenpolitisch … wa­gemutigeren Berater bestimmen nun die Außenpolitik. Die Folge ist binnen weniger Jahre, dass Deutschland in die Isolation ge­rät. Allein verbündet mit dem schon etwas maroden und beben­den Vielvölkerstaat der Habsburger, Österreich-Ungarn, sieht sich das deutsche Kaiserreich einer Allianz gegenüber, die aus Frankreich, Russland und Großbritannien besteht.

Die deutschen Militärs sehen die Gefahr, dass der außenpoliti­sche Feind zu stark wird und prognostizieren das Jahr 1914 als das letzte, in dem wohl noch ein kontinentaler Krieg von Deutschland zu gewinnen sein dürfte. Danach wird die Gegen­seite zu stark sein. Der von dem greisen Militär Graf Schlieffen, entwickelte Schlieffen-Plan sieht einen kurzen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland vor, der etwa 6-8 Wochen dau­ern und mit einer Überwältigung der französischen Militärmacht enden soll. Danach soll das Heer nach Osten geworfen werden und die Russen besiegen.

Es fehlt nur noch der passende Zündfunken.

Das Kaiserreich selbst entfaltet in der Zwischenzeit … sagen wir … seltsame Aktivitäten, von denen der Rezensent erstmals durch das vorliegende Buch erfuhr. So trägt sich beispielsweise der deutsche Kaiser ernstlich mit dem Gedanken, an der mexi­kanischen Küste Land zu erwerben, um einen Flottenstützpunkt zu bauen, quasi als Ausgangsbasis für koloniale Aspirationen im Karibikraum.

Die Amerikaner vereiteln diesen Plan, aber das heißt durchaus nicht, dass diese Pläne grundsätzlich gestorben sind. Ganz im Gegenteil.

Es lässt sich vielmehr durch die Jahrzehnte vor dem Ersten Welt­krieg deutlich verfolgen, dass deutsche Militärs und hohe politi­sche Kreise in Berlin bis hinauf zum Kaiser die Gedanken im­mer wieder in den Vordergrund schieben, es gäbe Möglichkei­ten, Mexiko und die Vereinigten Staaten gegeneinander auszu­spielen, zum Nutzen der Deutschen. Nicht zuletzt zu solchen Zwecken unterhalten die Deutschen ausgedehnte Netze von Geheimagenten in den Vereinigten Staaten und Mexiko.

Zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten hängt der Haussegen schon sehr lange schief. Die Mexikaner haben große territoriale Verluste gegen Ende des 19. Jahrhunderts zugunsten der Nordamerikaner erlitten. New Mexiko, Arizona und Texas sind nun Bundesstaaten der USA. In Mexiko wechseln sich in diesen Jahren zwischen 1890 und 1917 verschiedenste, eigent­lich allesamt als zutiefst undemokratisch zu bezeichnende Herr­scher ab, gelegentlich meucheln sie sich auch gegenseitig. Ei­ner von ihnen, General Victoriano Huerta, wird ins Exil vertrie­ben, General Venustiano Carranza, der an seine Stelle tritt, ist aber nicht angenehmer. Auch der General Pancho Villa nicht, dessen Ressentiment gegen die USA legendär ist.

Pancho Villa ist es dann auch, der das Fass zum Überlaufen bringt.

1912 verliert zwar der amerikanische Präsidentschaftskandidat Theodore Roosevelt, ein Haudegen vom alten Schrot und Korn, der markige Reden schwingt und vor interventionistischen Aktionen nicht zurückschreckt, den Wahlkampf gegen den demokratischen Herausforderer Thomas Woodrow Wilson, aber als der „Bandit“ Pancho Villa mit seinen offiziell als „Gesetzlose“ geltenden Soldaten über die mexikanische Grenze ins US-Ge­biet eindringt und hier plündert und Amerikaner umbringt, ist Roosevelt einer der strikten Befürworter, gegen diese Akte der Barbarei vorzugehen.

Wilson, vom Naturell her puritanisch, friedliebend bis zum Pazi­fismus und eher konstant auf Vermittlung gepolt, braucht gerau­me Zeit, bis er auf diese Provokationen reagiert. Das lag auch an einem katastrophalen Zwischenfall in Veracruz im Frühjahr 1914, bei dem eine ungeschickte Intervention, die Wilson bewil­ligt hatte, zu einer Vielzahl von Toten führte.

Wilson war seither mehr denn je davon überzeugt, dass es ers­tens zwingend erforderlich sei, die Differenzen mit den mexika­nischen Offiziellen diplomatisch zu lösen, zweitens aber erst recht, die USA aus dem „europäischen Krieg“ herauszuhalten, für den Wilson den beginnenden Ersten Weltkrieg noch hielt. Dabei war schnell klar, dass durch die Einbeziehung des briti­schen Empire in die Konflikte aus dem europäischen Steppen­brand eine weltweite Katastrophe geworden war, aus der man sich nicht langfristig heraushalten konnte, wenn man nicht ein unbedeutender Inselstaat war.

Nun waren die USA dies natürlich nicht, aber Präsident Wilson pochte strikt auf die Neutralität seines Landes und konnte dafür auch auf die seit Ende des 19. Jahrhunderts in Kraft befindliche „Monroe-Doktrin“ deuten, die die außenpolitische Neutralität der Vereinigten Staaten als Staatsräson gewissermaßen festge­schrieben hatte. Auf ihre Weise war die „Monroe-Doktrin“ so wir­kungsvoll wie Bismarcks annähernd zeitgleiche Verkündung, Deutschland sei „saturiert“.

Aber die Vereinigten Staaten lebten eben nicht auf einer Insel der Seligen, sondern waren stark in den Welthandel eingefloch­ten. Ausländische Mächte unterhielten Botschaften und Ge­heimagentenzirkel auf ihrem Boden und in ihren Metropolen, und diese Nationen hatten durchaus andere Pläne mit den USA als Präsident Wilson. Das galt namentlich für die Deutschen und die Briten.

Als der Erste Weltkrieg begann und sich rasch zeigte, dass er durchaus kein kurzer Konflikt werden würde, sondern sich viel­mehr gleich einem gewaltigen Wurzelwerk in allen Kontinenten der Welt verästelte und einbrannte, da begann auf Seiten der Mittelmächte wie auch der Entente die Suche nach alternativen Möglichkeiten, den Krieg zu gewinnen. Ein Sieg auf dem Schlachtfeld erwies sich weder in den Jahren 1914 noch 1915 oder 1916 als möglich. Stattdessen wurde der Blutzoll immer höher, die ökonomischen Verluste nahmen in Schwindel erre­gender Stärke zu, und aberwitzige Pläne grassierten.

Ein solcher Plan, und dies ist dann der Kern des vorliegenden Buches, bestand allen Ernstes darin, dass Deutschland sich auf geheimdiplomatischem Weg mit Mexiko verbünden wollte. Die­se Offerte, von Geheimagenten und Botschaftsangehörigen in den Vereinigten Staaten vorbereitet, gipfelte im Zimmermann-Telegramm im Januar 1917. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der amerikanische General Pershing mit einer Interventionstrup­pe im Norden Mexikos und jagte die „Banditen“ unter Pancho Villa, allerdings schon seit Monaten und ohne Erfolg. Die Stim­mung der Mexikaner war zu jenem Zeitpunkt extrem anti-ameri­kanisch.

Arthur Zimmermann, der neue deutsche Außenminister, fädelte also den Plan ein, die Mexikaner zu einem Kriegsbündnis zu überreden. Mexiko sollte deutschen U-Booten Stützpunkte und Treibstoffversorgung auf eigenem Territorium zusichern, im Ge­genzug dafür würden deutsche Offiziere als Ausbilder, Waffen und logistische Hilfe zugesagt werden. Der Plan sah vor, die nordamerikanischen Streitkräfte, die so eigentlich bis auf die Nationalgarde noch gar nicht geschaffen waren, auf dem ameri­kanischen Kontinent zu binden und aus dem Ersten Weltkrieg herauszuhalten.

Ein atemberaubender Plan, der unter anderem noch eine Einbe­ziehung der Japaner (!) vorsah und durchaus einige Chancen auf Erfolg gehabt hätte, wie man sagen muss. Denn selbst 1917 war die amerikanische Bevölkerung noch sehr kriegsfeindlich eingestellt. Niemand sah wirklich ernsthaft ein, warum amerika­nische Jungs in einem Kampf alter Monarchien auf dem europäi­schen Kontinent ihr Leben lassen sollten. Der Krieg ging sie doch eigentlich nichts an. Und Präsident Woodrow Wilson war besonders aufgrund seines Slogans „Er hat uns aus dem Krieg herausgehalten“ 1916 wieder gewählt worden.

Alles sprach also dafür, dass die USA neutral bleiben würden, wenigstens unter Wilsons Ägide, und seine Amtszeit würde noch bis 1920 währen.

Wie gesagt, beinahe hätte dieser unglaubliche Verschwörungs­plan geklappt. Aber es gab ein wesentliches Problem: Der deut­sche Armeeverschlüsselungscode, mit dem auch das Zimmer­mann-Telegramm chiffriert worden war, war von der britischen Admiralität geknackt worden. Der Klartext wurde dadurch offen­bar … doch würde das reichen, um den amerikanischen Präsi­denten zu einer Intervention zu überreden? Würde dies das amerikanische Volk überzeugen? Ganz so wie Jahrzehnte später, als die Berliner Mauer fiel, stand für einige Tage lang alles atemlos auf der Kippe …

Die Zimmermann-Depesche“ ist eines jener Werke, das einen Wendepunkt in der jüngeren Weltpolitik dokumentiert und ein singuläres Ereignis in den breiten Strom von älteren politischen Geschehnissen einbettet und dadurch erst in eine vernünftige Relation zueinander setzt. Barbara Tuchman hat zudem die bril­lante Gabe, die beteiligten Protagonisten und ihre Aktionen so präzise und nachvollziehbar zu beschreiben, dass die bisweilen wirklich bizarren und absurden Gedankenkapriolen erkennbar werden, die manche irrationalen Aktionen der Beteiligten nach­vollziehbar machen.

Auch die Faktoren des Zufalls oder des persönlichen Ressenti­ments – beides Dinge, die vermeintlich keine große Rolle spielen sollten, wenn es um reine Fakten geht, die aber definitiv IMMER eine große, manchmal gar entscheidende Rolle in solchen Zu­sammenhängen spielen – werden dabei nicht ausgespart und bringen an vielen Stellen eine abenteuerliche Würze in die Dar­stellung. Gelegentlich fühlt man sich in einen Indiana Jones-Film versetzt, ohne Scherz. Oder in einen Geheimdienstthriller mit grotesken Untertönen.

Man lernt Diplomaten kennen, die von einer Position zur ande­ren schwanken. Man lernt Botschafter kennen, deren Schriftstü­cke von ihrem Präsidenten schlichtweg ignoriert werden. Man lernt Politiker kennen, die von den eigenen Militärs an der lan­gen Leine wie Marionetten geführt werden und daran schier zer­brechen. Und man macht die Bekanntschaft mit Partylöwen mit doppeltem Gesicht, Banditen in Regierungsämtern, leichtgläubi­gen und naiven Staatsoberhäuptern, die sich in Schweigeklau­sur zurückziehen, anstatt Entscheidungen zu treffen.

Wahrlich, dieser tiefe Blick hinter die Kulissen rings um den Ein­tritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg, der trotz Torpedierung neutraler Schiffe wie etwa der LUSITANIA, trotz der schrecklichen Schlachten auf dem alten Kontinent und der Tat­sache, dass sich der Konflikt zum Weltbrand ausweitete, beina­he nicht erfolgt wäre, hat es in sich. Und wie schon der Klappen­text sagt: „… vergleichbar einem Thriller von Eric Ambler“, ge­nauso unfassbar liest sich dieser vermeintlich trockene Text, der es mit jedem Clive Cussler-Roman der Gegenwart mühelos auf­nehmen kann.

Mehr noch: Manche der hierin dargestellten Strukturen und In­formationen animieren den Leser durchaus dazu, sich vorzustel­len, was wohl geschehen wäre, wenn – um mal ein Beispiel zu nennen – das Gerücht, die Japaner hätten damit begonnen, mit mexikanischer Unterstützung einen Flottenstützpunkt an der mexikanischen Pazifikküste errichtet, der Realität entsprochen hätte. Und was war mit den Millionen Schuss Munition, die die Deutschen nach Mexiko geliefert haben?

Wenn die Amerikaner tatsächlich durch das deutsch-mexikani­sche Komplott auf ihrem Heimatterritorium gebunden gewesen wären, hätte es durchaus reale Chancen dafür gegeben, dass das deutsche Kaiserreich den Ersten Weltkrieg für sich entschei­det. Die französische Armee hatte bereits 1916 gemeutert. Die Russen waren 1917 durch intrigante deutsche Schachzüge aus der Entente-Allianz herausgebrochen worden. Die Briten hatten bei den Dardanellen gegen das osmanische Reich eine verhee­rende Niederlage hinnehmen müssen und waren gründlich de­moralisiert. Ihr Marinelord, Winston Churchill, hatte seinen Hut nehmen müssen. Die Entente-Staaten waren schwer verschul­det und ohne Wirtschafts- und Waffenhilfe aus Übersee quasi kaum mehr imstande, weiterzukämpfen.

Auch die Mittelmächte waren weitgehend am Boden, doch es kann als sicher gelten, dass ohne die frischen Entsatztruppen Amerikas die deutschen Heere im Frühjahr 1918 die Westfront überrannt und womöglich Paris erreicht hätten.

Es kam so nicht, das stimmt, wenigstens nicht in unserer Welt. Aber einen Hauch des „Was wäre gewesen, wenn …“ lässt sich bei Barbara Tuchman nachlesen. Und das Buch ist tatsächlich packend wie ein Thriller. Wer immer es zu lesen beginnt, wird das merken.

Es sei ausdrücklich zur Lektüre empfohlen, nicht nur für Ge­schichtsstudenten!

© 2013 by Uwe Lammers

Ja, das war ein ganz schön stürmischer Ritt, nicht wahr? Aber unglaublich packend, selbst in der Rezension – aber das Buch ist hundertmal besser, glaubt es ruhig. Lest es!

In der kommenden Woche geht es tief ins Erdinnere. Mehr sei noch nicht verraten.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

während die Corona-Inzidenzzahlen leider immer weiter steigen und eine neue Variante namens Omikron als Gespenst umzuge­hen beginnt (für Leute, die sich ein wenig mit Biologie ausken­nen, ist das wirklich keine Überraschung, und wenn man zudem weiß, wie lausig Afrika mit COVID-19-Impfstoff versorgt wird, muss man sich noch weniger wundern, dass da ständig neue vi­rulente Mutationen ausgebrütet werden … aber diesen Gedan­ken lassen die Impfnationalisten der Industrienationen natürlich nicht an sich heran), ziehe ich mich als kreativer Kopf ein wenig in mein intellektuelles Schneckenhaus zurück und tue das, was ich am erholsamsten finde und am besten kann.

Schreiben.

Und da hatte der Monat November 2021 durchaus einiges zu bieten, kann ich zufrieden sagen. Ich blicke auf 35 abgeschlos­sene Werke zurück und konnte gewissermaßen drei schöne Mei­lensteine setzen. Verfinstert wurde der Monat indes von diver­sen Arztterminen, einer zweieinhalbstündigen Zahn-OP und ei­nem Todesfall im familiären Umfeld. Es war also nicht nur reiner eitel Sonnenschein, das ging auch schon deshalb nicht, weil ich nach wie vor – bislang erfolglos – auf Jobsuche bin.

Aber fangen wir mal vorne an. Was genau habe ich geschafft und woran habe ich weitergearbeitet? Schauen wir uns das mal gemeinsam an:

Blogartikel 464: Work in Progress, Part 107

IR 26: Odyssee in Uuridan

Anmerkung: Ja, nach langer, langer Zeit platzte endlich der logi­sche Knoten und die fragmentierten Stücke dieser verrückten Story fielen an die richtige Stelle … dennoch ist das eine ziem­lich wahnwitzige Geschichte, die mich ja – wie ihr inzwischen wisst – auch zu den Blogartikel 457 und 458 inspirierte. Die Zi­vilisation der Huum ist faszinierend fremdartig, zugleich ist die Lage im EXIL Uuridan und im Ghinsslay-System so verworren … die finale Lageklärung in Bd. 27 fehlt allerdings noch. Ich hoffe, sie bis Silvester abgeschlossen zu haben, dann würde die IR-Serie bis inklusive Band 30 geschrieben sein.

9ANeu 10: Inferno auf TRABANT

9ANeu 11: Drei schwarze Sonnen

Anmerkung: Schwarze Sonnen, die gibt es doch überhaupt nicht … nun, solche Gedanken sollte man sich im OSM abtrainieren, denn hier gibt es sowieso sehr erstaunliche Dinge. Wesen, die weiße Schatten werfen, Raumschiffe, die ohne Energieentwick­lung bei zerstörerischem Beschuss geradewegs implodieren … und hier eben die schwarzen Sonnen, gewissermaßen ein Gruß aus einem Paralleluniversum das wie eine gleißend helle Ge­genwelt wirkt. Ein ganzes Universum voller weißem Weltraums und schwarzer Sonnen … das ist hier absolute Realität.

Gleichwohl ging es mit dieser bizarren Welt nicht weiter – aus Gründen, die in vielen kleinen Details verborgen liegen, aber auch in sehr viel gröberen Schnitzern, die ich mir in diesen 14 Episoden leistete und die dazu führten, dass sie aus dem Kanon der regulär für eine Überarbeitung und Veröffentlichung akzep­tablen Episoden ausgeschlossen wurden. Da kann man echt gar nichts machen.

Dennoch war diese Arbeit nicht „für die Katz“, wie ihr jetzt viel­leicht glauben könntet. Ich habe beim Abschreiben und Kom­mentieren ein paar schöne Entdeckungen gemacht, die langfris­tig für den OSM von Nutzen sein könnten.

9ANeu 13: Moorus Portal

(OSM-Wiki)

(13Neu 16: Terror der Knochenmänner)

9ANeu 12: Statthalter des Schreckens

(Die Optimierungsfabrik – OSM-Novelle)

(OSM-Hauptglossar)

(DER CLOGGATH-KONFLIKT = OSM-BUCH)

Anmerkung: Ja, auch an diesem großen Romanwerk kam ich voran – es han­delt sich um die 1988 begonnene Romanumarbeitung des KON­FLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“, ich stecke da gerade mitten in dem sehr langen Kapitel, das die Episoden nach dem „Inferno von Whitmore“ thematisiert, und durch Einfügung zahlreicher Handlungsstränge, die in der Serie nicht existierten, dehnt sich das alles auf unerforschtes Terrain aus, was die Schreibarbeit verzögert. Ich hoffe dennoch, hier im kommenden Jahr substan­ziell voranzukommen.

(Das Sklaven-Gras – Erotic Empire-Story)

Anmerkung: Was mag DAS denn wohl sein? Nun, das ist eine der zahlreichen Geschichten, die ich für mich entwickle. Eine ziemlich finstere Sache, aber im Umkehrschluss dann auch su­pererotisch … aber wie bei eigentlich allen Geschichten aus dem „Erotic Empire“ ist auch diese hier rudimentär.

9ANeu 14/E: Schattenuniversum

Anmerkung: Hierbei handelt es sich dann um den zweiten Mei­lenstein, den ich in diesem Monat erreichte. Der erste wurde am 14. November passiert, als ich das Digitalisat der Non-OSM-Serie „Erotische Abenteuer“ mit Band 74 vervollständig­te. Und ja, es wird sicherlich in naher Zukunft weiter daran ge­schrieben werden. Während des Digitalisierungsprozesses fand ich zahlreiche Hinweise darauf, dass der Hintergrund dieser Serie recht eigentlich ein Parallelweltensetting in einem Multi­versum ist. Aber konkrete Klarheit habe ich darüber noch nicht erlangt … es bleibt jedenfalls spannend.

Der zweite Meilenstein war dann am 25. November die Fertig­stellung des Digitalisats der Serie „Der Kaiser der Okis“, wovon ich letzte Woche schon ein wenig ausführlicher berichtet habe. Das gab mir dann die Möglichkeit, neue Gebiete zu akquirieren.

(IR 27: Kettenreaktion)

(IR 32: YALVASHINGAR)

(IR 36: Die Sklavenwelt)

(IR 40: INSEL in Flammen)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

(IR 31: Die Sturmfestung)

Die Nebelfischer 2021 – Archipel-Story

Anmerkung: Ich bin ja nach wie vor BWA-Chefredakteur und ste­he nun kurz davor, die Inhalte für das Jahr 2022 zu planen … die Titelbilder der Hefte liegen schon vollständig vor (Dank an unsere Coverkünstlerin Angelika auch an dieser Stelle!), nun sinnierte ich, welche Geschichten ich ins BWA bringen wollte. Seit Monaten gehört es ja zum guten Stil meinerseits, mit regel­mäßigen Geschichten in jeder BWA-Ausgabe die Leser gut un­terhalten zu wollen.

Nun, ich setzte mich also hin und notierte mir die BWA-Ausga­ben und die dazu gehörigen Monate, und dann sinnierte ich, welche Geschichten ich dort hineinbringen könnte … ungelo­gen, Freunde, binnen einer Stunde hatte ich die Planung für 2022 nahezu komplett (es fehlt noch eine für Dezember 2022), und dazu sollte auch mal wieder eine Archipel-Geschichte gehö­ren. Also sah ich meine Werke durch und entschied mich für diese Geschichte über den Nebelgeist Bhantana-goron und die Insel Tausiin.

Coming soon in 2022, versprochen, neben zahlreichen anderen Schmankerln. Ein Reinschauen oder Abonnieren von BWA lohnt sich allemal. Und vielleicht möchte der eine oder andere ja auch Mitglied im SFCBW werden und eigene Beiträge veröffent­lichen. Das ist jetzt nicht nur eine Offerte an Vivien, die ich im November 2021 kennen lernen konnte, sondern gern auch an andere Leser meiner Blogartikel.

Blogartikel 457: Die Jinminqui-Katastrophe (Teil 1)

Blogartikel 458: Die Jinminqui-Katastrophe (Teil 2/E)

Blogartikel 468: Sternzeit: 25. November 2021

16Neu 1: Der Gestrandete

Anmerkung: Tja, und das war dann der nächste Meilenstein – der Beginn des nächsten Serien-Digitalisats im OSM. Der An­fang dieser Serie liegt auf dem 29. Dezember 1983, das ist nun fast schon 40 Jahre her … es ist also allerhöchste Zeit dafür, diese Serie zu digitalisieren. Nicht nur, um den Anschluss an die Close Up-Artikel des Blogs zu schaffen, wo ich mich zurzeit ja noch mit KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ befasse, sondern auch, weil schlicht die Zeit und der Erhaltungszustand dieser anfangs noch handschriftlichen Episoden das zwingend gebietet.

Wer mir also vorhalten möchte, ich solle doch lieber neue Wer­ke schreiben, statt alte zu digitalisieren, der sollte besser noch mal nachdenken. Die Alternative zur zeitigen Digitalisierung ist möglicherweise der Verlust des Originals, und ich bin überzeugt davon, dass weder ihr noch ich uns einen solchen Verlust der Originale leisten können.

Der Anfang von KONFLIKT 16 mag schlicht sein, aber wenn die Handlung dann so richtig Fahrt aufnimmt, wird es richtig drama­tisch. Wir lernen sinistre Dämonenwaffen näher kennen, als uns allen lieb ist, schlagen uns mit wahnsinnigen Baumeistern (!) herum und dem „Königreich der Dämonen“, und dann sind da auch noch die unfasslichen GRALSJÄGER und ihr GRALSREICH … also, ich bin sicher, das wollt ihr überhaupt nicht verpassen. Al­ler Wahrscheinlichkeit nach stoßen wir mit den Close Up-Arti­keln anno 2022 dorthin schon vor, darauf könnt ihr gespannt sein. Und parallel dazu werde ich aus dem Digitalisat auch im­mer wieder etwas einfließen lassen …

13Neu 14A: Kleines, der Höllenbote

13Neu 15A: Die Todeshöhle

13Neu 15: Treffen im Harz

(16Neu 2: Die Jünger der Macht)

(Glossar der Serie „Der Kaiser der Okis“)

(16Neu 3: Piratenchef Thor Gordenbeyl)

Tja, und damit war dann der Monat Vergangenheit, in dem ich wirklich buchstäblich bis zum letzten Moment geschrieben habe. Toller Monat! Wenn Corona nicht wäre und meine momen­tane Arbeitssituation, hätte ich ihn verdammt genossen. Das aber trübt das Leben dann doch deutlich ein.

In einem Monat sehen wir uns hier wieder, dann kann ich euch berichten, wie sich der Dezember 2021 angefühlt hat und wozu ich da gekommen bin. Schraubt die Erwartungen nicht zu hoch – es ist Weihnachtszeit, da wird mir wieder eine Lawine an Weih­nachtspost viel Zeit rauben.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 362: Hardline – verfallen (3)

Posted Juli 27th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer vor vier Wochen im Blogartikel 358 der Ansicht gewesen sein sollte, dass es mit den Verwicklungen um Erica Hathaway und Blake Landon nicht mehr schlimmer werden könnte, der sieht sich in dem vorliegenden dritten Teil des Romanzyklus „Hard“ eindeutig eines Besseren belehrt. Es geht definitiv noch schlimmer. Teil davon sind bislang dunkle und nicht angerührte Teile von Landons Hacker-Vergangenheit, Geschäftsrivalen von Erica und die sich daraus ergebenden emotionalen dramati­schen Turbulenzen.

Ja, der Roman ist kürzer als der Vorgänger, aber es ist – wie ich in der Rezi schrieb – ein so wildes Auf und Ab, dass man weder die Kürze des Textes richtig spürt noch zum gescheiten Durchat­men kommt. Die Autorin ist richtig gut darin, zunehmend ver­zwicktere biografische und wirtschaftliche Zwangssituationen zu erzeugen und so unter hohem Druck unbekannte Facetten, mehrheitlich bei Landon, zutage zu fördern, die die leidenschaft­liche Beziehung zu Erica Hathaway starken Belastungen aus­setzt.

Nun ist dieser Art von Lesestoff nicht jedermanns Sache, das ist mir klar. Aber ich tauche nun mal ganz gern in solche erotisch-emotionalen Wechselbäder ein und beschreibe sie dann auch dementsprechend in meinen Rezensionen (wartet nur, bis ihr meine Rezensionen zu Anna Todds „After“-Zyklus lest! DAS ist emotional harter Stoff, fand ich, dagegen ist das hier ein laues Lüftchen).

Trotzdem neugierig geworden? Dann schaut einfach mal weiter:

Hardline – verfallen

Teil 3 des Hard-Zyklus

(OT: Hardline)

Von Meredith Wild

Lyx (keine Verlagsnummer!), 2016

336 Seiten, TB

ISBN 978-3-7363-0128-3

Aus dem Amerikanischen von Freya Gehrke

Glück in der Liebe, Pech im Beruf? So könnte man den Anfang dieses Romans mit einer Abwandlung eines traditionellen Spru­ches charakterisieren, aber das würde nicht tief genug gehen. Es ist schon ein Stückchen weit komplexer.

Die Ausgangslage der Geschichte ist Monate nach dem Ab­schluss von Erica Hathaways Studium in Boston verwirrend ge­nug. Die 21jährige Absolventin der Wirtschaftswissenschaften hat zusammen mit ihren Freunden Sid und Alli ein Internet-Startup schon während des Studiums aufgebaut, und die Web­seite Clozpin läuft auch grundsätzlich gut. Mit Blake Landon hat sie nicht nur einen Investor gefunden, sondern auch den Mann ihres Lebens, der ihr Lust und Glück im Übermaß schenkt. Doch er ist ein angefeindeter Mann, der sich nicht nur aufgrund sei­ner Vergangenheit in der Hackergruppe M89 eine Menge Feinde gemacht hat, sondern auch im Geschäftsleben. Diese Leute trachten nun danach, über Erica auch ihn zu treffen.

Schlimmer noch: Am Ende des zweiten Romans stellt sich zu Eri­cas Schrecken heraus, dass die anstelle ihrer aus Berufsgrün­den ausgeschiedenen Freundin Alli ins Team von Clozpin einge­stiegene Risa Corvi sie schnöde beruflich ausspioniert und dann verraten hat, und zwar an Blakes Rivalen Maxwell Pope. Erica hat das anfangs alles nicht glauben wollen, aber dann waren die Beweise unleugbar, und sie zog die Konsequenzen und feuerte Risa. Mit der Konsequenz, dass sie unvermittelt eine neue Intim­feindin hinzugewann (dabei gibt es ja mit Blakes früherer Flam­me Sophia ja schon jemanden, auch sonst herrscht an Gegnern definitiv kein Mangel). Und als wenn das noch nicht genügte, beginnen nun Max und Risa ungeniert eine Konkurrenzseite na­mens PinDeelz aufbauen und munter damit beginnen, Erica die Anzeigenkunden wegzufangen.

Parallel dazu erweist es sich, dass ihr leiblicher Vater Daniel Fitzgerald, den Erica nach 21 Jahren endlich ausfindig gemacht hat, den festen Entschluss fasst, sie in sein Wahlkampfteam zu holen. Denn er kandidiert für den Gouverneursposten und hat – was kaum jemand weiß – erst jüngst seinen Stiefsohn eigenhän­dig erschossen und dies als Selbstmord kaschiert. Was das mit Erica zu tun hat? Nun, ohne dass sie seinen Namen jemals kannte, hat dieser Mann namens Mark MacLeod sie vor drei Jah­ren noch während des Studiums betrunken gemacht und dann brutal vergewaltigt und traumatisiert … und in jüngster Vergan­genheit nach ihrer entsetzlichen Neubegegnung im Haus der Fitzgeralds ungeniert durchblicken lassen, dies lustvoll wieder­holen zu wollen.

Nun ist er also tot, Erica kennt den Mörder, kann und will aber ihren leiblichen Vater, der sie von diesem Alptraum befreit hat, nicht der Polizei ausliefern. Obgleich die Behörden immer noch ermitteln, deckt sie dieses Verbrechen und fühlt sich elend da­bei.

Zwar konnte Erica den ärgsten Druck, den ihr Vater daraufhin auf sie ausübte, von sich ablenken und auch seinen Hass auf Blake Landon abschwächen. Aber es ist erkennbar, dass die Lage sowohl beruflich wie privat angespannt ist und eine Lö­sung kurzfristig eher nicht in Sicht zu sein scheint.

Im Laufe dieses Romans verdichten sich die Indizien, dass der inzwischen untergetauchte Hacker Trevor Cooper, scheinbar der neue Kopf der wieder erwachten Gruppe M89, mit Max und Risa zusammenarbeitet, um weiterhin den beruflichen Erfolg der bei­den Liebenden zu hintertreiben. Auch er hat – wenigstens nach vorliegenden Informationen – Grund zum Hass auf Blake und al­les, was mit ihm zusammenhängt, womit Erica automatisch ins Fadenkreuz geraten ist: In Blakes dunkler Hackervergangenheit hat Trevors Bruder Selbstmord begangen, und die Tat lastet Tre­vor Blake an. Die Sache ist aber nach wie vor undeutlich, eben­so wie etwa die Details der früheren jahrelangen Beziehung zwi­schen Blake und Sophia.

Als Blake seiner Geliebten einen wirklich romantischen Verlo­bungsantrag macht, scheint das alles in rosa Wolken zu ver­schwinden. Natürlich nimmt sie den Antrag an. Aber dann kommt diese gemeinsame Geschäftsreise nach San Francisco, wo sie auf einem Kongress Risa Corvi wieder sehen – und Blakes Eifersucht in einer Weise eskaliert, dass Erica völlig verstört ist. Sie beginnt sich anschließend nervös zu fragen, ob sie den Mann an ihrer Seite, den sie liebt, überhaupt wirklich kennt. Ist er unter der charmanten Oberfläche vielleicht doch ein zutiefst brutaler Mensch? Seine Herrschsucht, mit der er Ericas vollstän­dige Unterwerfung fordert, scheint das wenigstens nahe zu le­gen. Soll sie tatsächlich in die nun geplante Hochzeit einwilli­gen?

Dann passiert dieser grässliche Zwischenfall mit Maxwell Pope, der sie erneut völlig aus der Bahn wirft. Und kaum hat sie sich davon halbwegs berappelt, tritt auf einmal wieder Daniel Fitzge­rald an sie heran: Die Tatsache, dass sie seine uneheliche Toch­ter ist, sollte doch ihr gemeinsames Geheimnis bleiben, zumin­dest bis der Wahlkampf durchgestanden ist. Sie hat ihm das hoch und heilig versprochen. Aber nun sickern auf einmal Infor­mationen darüber an die Presse durch – und er macht ihr Druck, herauszufinden, wer das ist. Er hat ausgerechnet schon wieder Blake Landon im Verdacht … der Teufelskreis scheint sich zu wiederholen …

Der dritte Band des romantischen Romanzyklus um die Jungun­ternehmerin Erica Hathaway und Blake Landon ist wieder ein unentwegtes Auf und Ab von abenteuerlichen Kapriolen des Schicksals, diesmal allerdings nicht gar so dramatisch angerich­tet wie im zweiten Band. Zentral ist, weil der Antrag schon sehr früh im Roman kommt, natürlich die Geschichte um die enger werdende und sich anbahnende eheliche Verbindung der beiden Hauptpersonen.

Die Intrigen um PinDeelz und das Drama mit Maxwell Pope kon­trastieren dies, während sich das Personenkarussell etwas beru­higt. Erica lernt Blakes Familie besser kennen, auf der anderen Seite entdeckt sie dunklere Seiten an ihrem Geliebten, manche davon so heftig, dass ich beim Lesen dachte: Oje, jetzt läuft sie davon. Da gibt es schon ein paar ziemlich arge Szenen, die nicht nur den Blutdruck steigen lassen können. Eine Menge Le­serinnen könnten da durchaus vor Empörung (mit Recht) auf­schreien.

Ansonsten hält die Autorin sich ein paar Personen durchaus mit Potenzial in der Hinterhand und plant auf diese Weise recht ge­schickt den vierten und fünften Band des Zyklus. Man bekommt (ein kleines bisschen) mehr vom Berufsalltag von Erica und ih­rer Firma mit, und Blakes Kontrollfetischismus bekommt noch ei­nige Facetten mehr, die mich durchaus beunruhigen. Oftmals dachte ich bei der Lektüre: Mann, diese Eifersucht ist aber echt krankhaft und gehört behandelt. Allerdings schätze ich, dass das im vierten Band thematisch sehr zentral werden wird (nicht die Behandlung der Eifersucht, sondern die Gründe, warum er so wurde, wie er heute ist), denn da wird es um Sophia gehen, die Verflossene Blakes, die nicht von ihm lassen kann.

Wie angedeutet, es gibt auch hier noch manche Sache, die der dringenden Klärung bedarf – etwa warum Blake mit ihr immer noch in geschäftlicher Verbindung steht und sie finanziell stark unterstützt. Hier schlägt dann nämlich Ericas Eifersucht durch. So, wie Blake bei nahezu jedem Mann rot sieht, der seiner Ge­liebten schöne Augen macht, so ähnlich ist es bei Erica umge­kehrt hinsichtlich Frauen, die Blake zu nahe kommen. Da neh­men sich die beiden durchaus nichts, was mitunter zu anstren­genden Szenen führt. Oder zu schmerzhaften. Oder zu beidem.

Was ich allerdings ehrlich nicht realistisch dargestellt fand, war die Reaktion der beiden Geschäftsleute auf Risa Corvis Verrat. Ich meine: Wenn eine Angestellte der eigenen Firma nachweis­lich – und sie hatten die Informationen des Verrats überdeutlich in Risas Mailaccount – interne Daten von Clozpin klaut und dann mit einem erwiesenen Gegner Blake Landons eine Konkurrenz-Webseite aufbaut, die quasi ein Klon von Clozpin ist, dann sollte man doch annehmen, dass eine Plagiatsklage und Klage wegen Wirtschaftsspionage einige Aussicht auf Erfolg hat. Gerade in den klagewütigen USA schien mir dies wirklich sehr nahe zu lie­gen. Aber über diesen Pfad wird hier nicht mal nachgedacht.

Mir ist klar, dass das vermutlich der Handlungsplanung der Au­torin zuwiderläuft, die mit Risa wohl noch einiges vorhat … aber dass nicht einmal der Gedanke hier ventiliert wird, kam mir doch ziemlich unrealistisch vor. Man hätte das tun und dann aus strategischen Erwägungen davon absehen sollen. Das fände ich plausibel.

Ansonsten ist der Roman, von den heftigen Stellen einmal abge­sehen, die dann manchmal doch schlucken lassen, immer noch eine gut lesbare Lektüre, die den privaten und beruflichen Be­ziehungskosmos von Blake und Erica schön ausdehnt. Dass er diesmal deutlich kürzer als die Vorgängerbände ausfällt, was ich üblicherweise als Warnzeichen verstehe, dass der Autorin der Stoff ausgeht, kommt dem Leser gar nicht so recht zu Bewusst­sein, weil man spürt, dass es immer noch eine Menge ungeklär­te Fragen und damit Potenzial gibt. Bei früheren Romanzyklen, deren Romane immer kürzer wurden, war das eindeutig nicht der Fall.

Zur Lektüre ist auch dieser Band darum absolut empfohlen für jene Leser/innen, die solche Romane mögen und mit den Haupt­personen warm geworden sind.

© 2018 by Uwe Lammers

Ja, da braut sich so einiges zusammen. Demnächst mehr dazu. Im kommenden Band reisen wir zurück in die Zeit des Ersten Weltkriegs – zu einer wunderbaren historischen Analyse, die mich schwer begeistert hat.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 468: Sternzeit: 25. November 2021

Posted Juli 23rd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, ja, ich weiß, das klingt jetzt ein wenig theatralisch nach Star Trek, das ist wahr. Aber es geht nicht um Star Trek, sondern ori­ginär um den OSM. Ich dachte mir, ein kleines bisschen Thea­tralik ist ganz angemessen beim nächsten kleinen Meilenstein der Ausdehnung des Oki Stanwer Mythos.

An ebendiesem 25. November 2021, den wir aktuell schreiben, während ich diese Zeilen formuliere, ist ein weiterer Schritt vor­wärts getan worden. Zugegeben, nur ein recht bescheidener, aber dieser sehr zügig: er umfasste 186 Seiten, die aber leider durch 2121 (!) Fußnoten kommentiert werden mussten. Das ließ sich nicht umgehen, da sie wirklich z.T. extrem viele Tippfehler aufwiesen.

Ich habe in dem Zeitraum vom 8. August 2021 bis heute die le­diglich 14 Episoden der Serie „Der Kaiser der Okis“ (DKdO) digi­talisiert, an der ich zwischen 1984 und 1990 gearbeitet habe. Es handelte sich dabei um eine noch sehr schlichte Serie, mit der ich versucht habe, Oki Stanwers 9. Leben in Szene zu setzen. Dieses, man muss schon sagen, innerhalb des OSM durchaus le­gendäre Leben gipfelt letzten Endes in der Erschaffung des oki­schen Imperiums in den Galaxien Milchstraße und Andromeda, und hier spielen die größten Schlachten zwischen Oki Stanwers Hilfsvölkern und den Dienerwesen TOTAMS, über die mein Bru­der und ich in den 70er Jahren in unseren „Gedankenspielen“ fa­bulierten.

Dieses Universum war der ursprüngliche, eigentliche Grund, warum ich mich überhaupt dafür entschied, Oki Stanwer und den OSM nicht mit den „Gedankenspielen“ Ende der 70er Jahre sterben zu lassen, sondern dies alles aufzuschreiben und gründ­lich auszuarbeiten.

Natürlich hat der moderne OSM mit den naiven Vorstellungen der „Gedankenspiele“ nur noch sehr wenig gemeinsam, ich weiß das bestens. Aber viele Zutaten, Völker und Handlungs­strukturen sind doch immer noch sehr stark daran angelehnt.

Völker wie die zwergenhaften Schrottis, die reptiloide Kämpfer­spezies der Allis, die Baumeister, die Silhiay oder auch die mi­neralischen DIRIGENTEN (damals noch ein wenig hilflos „Blub­bies“ genannt), Klivies Kleines‘ Volk der Helfer bzw. Kleinis … all das stammt ursprünglich aus den „Gedankenspielen“.

Wie versuchte ich 1984, dieses immerhin rund 9.000 Jahre um­fassende Leben Oki Stanwers von Grund auf zu konzipieren? Nun, 1984, als ich den Versuch unternahm, gab es das OSM-Konzept in seiner allgemeinen Form noch gar nicht, das wurde erst um 1985 herum entwickelt. Ich lehnte mich stattdessen an die gängige Heftromanlektüre von damals an.

Wer den Atlan-Band 500 gelesen haben sollte – lang ist es her – , der hat ziemlich genau das Anfangssetting von Band 1 der DkdO-Serie im Blick: Oki Stanwer materialisiert in einem Raum­anzug mitten im Weltraum irgendwo, und er wird hier von ei­nem würfelförmigen Riesenschiff an Bord genommen. Es han­delt sich um einen Schrotti-Tender, und die schwarzen Zwergen­wesen befinden sich in einer Raumfalle und können ihr nicht entkommen.

Nun, dank Oki Stanwers Hilfe schaffen sie das dann doch. Er, der weitgehend Erinnerungslose, stößt als nächstes auf einen Konvoi von echsenhaften Allis außerhalb der Raumblase. Diese – innerhalb dieser Serie – aus der Ondo-Galaxis stammenden Wesen unter ihrem Kommandanten, General Woor, sind Flücht­linge. Sie erzählen von dem schrecklichen Massaker, das eine Macht in ihrer Heimat angerichtet haben soll – der Entropie-Hammer. Vor dem sind sie seither nomadenhaft auf der Flucht.

Inzwischen haben sie die Galaxis Suufah erreicht, wie sie diese Sterneninsel nennen, aber noch keinen Kontakt mit den anderen Raumfahrtnationen hier aufgenommen … und der Kontakt wird auch durchaus erschwert.

Als sie ein rätselhaftes Schiffswrack entdecken, werden sie von gleißenden, sonnenartigen Energiewesen attackiert, die als „Lichter des Wahnsinns“ gelten – Oki Stanwer geht dabei verlo­ren und gilt als tot … doch dies ist zu kurz gedacht.

Der heimliche Regent von Suufah, die von den Einheimischen Mooru genannt wird, ist ein Wesen aus einem anderen Univer­sum. Als Statthalter des Schreckens über diese Sterneninsel ein­gesetzt, hat der namenlose Alkaarer es erreicht, die Galaxis nach außen abzuriegeln – man kann also einfliegen, die Galaxis aber nicht mehr verlassen. Die Schrottis und Allis erkennen das rasch ernüchtert.

Während die temperamentvollen Allis nicht klein beigeben wol­len, setzen sich die Schrottis ab und tun das, was sie immer tun: Rohstoffquellen suchen und verarbeiten. Zu ihrem Pech gerät dabei einer der Schrotti-Tender im Reich der libellenartigen Astrill an einen Tabu-Quadranten und wird von ihnen vernichtet.

Innerhalb dieses Quadranten liegt ein Sonnensystem mit einem eisigen Mond – TRABANT. Und TRABANT ist sowohl das Zentrum des heimlichen Herrschers von Mooru/Suufah als auch Standort einer Waffe, die man den „Amokwellen-Sender“ nennt. Mit die­ser Waffe kann der Statthalter die „Lichter des Wahnsinns“ kon­trollieren – sieben Angehörige des Ur-Volkes der Silhiay, die einst in der Galaxis Arc den Baumeistern behilflich waren und schließlich in den Kosmos entlassen wurden.

Fernerhin können Astrill-Raumfahrer von dem Sender fernge­steuert werden – deshalb verteidigen sie wider Willen TRABANT gegen jedweden Eingriff von außen und schützen so den Statt­halter.

Die Allis sind derweil auf das Volk der DIGANTEN gestoßen, bi­zarre Kegelwesen mit leuchtenden, facettierten Augenkugeln, die technologisch sehr versiert sind und schon lange versuchen, die Galaxis zu verlassen. Auf der Glutwelt Estyjaal steht ihr spi­rituelles Zentrum, eine gigantische Kristallpyramide, in der das Orakel seinen Sitz hat. Es erweist sich später als erster Helfer des Lichts.

Was aber ist mit Oki Stanwer passiert? Als das Schiffswrack des Volkes der Goulaner von den Silhiay attackiert wurde, konnten die Allis in letzter Sekunde entrinnen. Oki Stanwer schien in der Explosion des Wracks umgekommen zu sein … ein Irrtum: Denn der Statthalter hatte Oki Stanwers Primärenergieaura registriert und den Silhiay den klaren Befehl erteilt, ihn nach TRABANT zu bringen, wo er seither in Gefangenschaft saß.

Hier bekam Oki Stanwer heraus, dass Woors Befürchtung, Suu­fah sei als Falle vom Entropie-Hammer (damals gängiger Name für TOTAM) konzipiert, nicht grundlos war. Und es schien keine Hoffnung mehr zu geben, als der Statthalter die Silhiay auf das Zentralsystem der DIGANTEN ansetzte, um das Orakel auszulö­schen …

Doch in den gigantischen technischen Innereien von TRABANT stieß Oki wenig später auf Hinweise, dass ein Rebellenkomman­do des Volkes der Yeer während der Zwangsarbeitsphase beim Aufbau von TRABANT Sprengsätze gelegt hatte, die nach all der Zeit immer noch funktionierten. Durch deren Zündung konnte der Amokwellen-Sender zerstört werden, TRABANT ging als Ba­sis verloren. Und einmal mehr retteten die Silhiay, diesmal aus freien Stücken, Oki Stanwer, und brachten ihn ins Tohl-System zu den DIGANTEN.

Sie berichteten ihm allerdings auch, dass der Statthalter durch­aus nicht tot war – er sei zu seinem Ursprung geflohen, zu drei schwarzen Sonnen im Zentrum von Mooru/Suufah, und von dort aus plante er neues Unheil.

Wie dramatisch gefährlich das war, zeigte sich, als kurz darauf ein leibhaftiger Baumeister im Tohl-System erschien … verfolgt von unheimlichen Schattenschiffen, die der Statthalter ge­schickt hatte. Das Orakel musste sich opfern, um diese Gefahr abzuwenden.

Dann nahm der Baumeister Oki Stanwer mit zum Schwarzson­nensystem und rüstete ihn aus, damit er eine Chance für das Duell mit dem Statthalter auf der Höllenwelt Yinkoor und an­schließend auf Moorus Portal hatte.

Oki konnte den Kampf zwar für sich entscheiden, geriet aber in Gefangenschaft der Maschinen des Statthalters, die seine Ver­letzungen heilten … und ihn dann durch einen Transmitter schickten – in die Heimat des Alkaarers, ins „Schattenuniver­sum“. Hier sollte er für den Mord an dem Statthalter zur Re­chenschaft gezogen werden.

Der Baumeister mobilisierte derweil die galaktische Vielvölker­streitmacht aus Allis, DIGANTEN und Astrill, und ein Teil dieser Flotte wurde ebenfalls ins andere Universum verschlagen …

Tja, und damit endete dann diese Serie. Ich empfand sie aber bei der Abschrift – und auch vorher schon, sonst hätte ich in den vergangenen 30 Jahren gewiss daran weitergeschrieben – als so ungenügend, dass mir klar wurde: Dieses Digitalisat dient nahe­zu ausschließlich historischen und dokumentarischen Zwecken, es wird nicht wieder als Handlungsfaden aufgenommen und fortgeführt werden.

Aber auf der anderen Seite muss man auch sagen: Es ist ein schönes Gefühl, wieder einen kleinen Teil des OSM erfasst zu haben. Jetzt kann ich das Serienglossar fertig ausarbeiten und werde es in absehbarer Zeit als erstes Serienglossar ins Ge­samtglossar des OSM überführen können.

Und die nächste Baustelle ist schon im Blickfeld: Das Digitalisat der ältesten noch offenen OSM-Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“, KONFLIKT 16, noch handschriftlich begonnen am 29. Dezember 1983. Es wird allerhöchste Zeit für diese Arbeit!

Demnächst erfahrt ihr mehr, versprochen!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 361: Götter, Gnomen und Giganten

Posted Juli 20th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Fantasy rezensiere ich heutzutage quasi gar nicht mehr, dann schon eher – wenn es sich ergibt – Werke, die man nicht so ganz dem realistischen Erzählbereich zuordnen, sondern in das vage Terrain der Phantastik eingemeinden müsste. Darunter fällt etwa Weird Fiction, die der Fantasy eng benachbart ist. Vor rund 20 Jahren gab es aber in meinem Leseportfolio noch gelegent­lich Fantasy-Werke, namentlich Storysammlungen der Reihe „Terra Fantasy“. Eine solche Rezension habe ich jetzt wieder ausgegraben und führe euch mit, zugegeben, etwas launigen Worten an drei erfahrene Autoren des Genres heran. Meine Be­wertung fällt durchwachsen aus, aber das seht ihr, wenn ihr weiterlest:

Götter, Gnomen und Giganten

Terra Fantasy Band 26

Herausgegeben von Lin Carter

Pabel-Verlag

144 Seiten, Oktober 1976

Fantasy, so pflege ich oft zu sagen, ist weniger eine Literatur­form denn eine Art des schriftstellerischen Smalltalks. Fast im­mer weiß man, wenn man eine Story anfängt und deren Grund­züge durchschaut, worauf sie hinausläuft, meistens sind die Plots recht transparent und die Rollen fest verteilt. So nimmt es kaum Wunder, wenn man auch in dieser Storysammlung über „die üblichen Verdächtigen“ stolpert, als da wären: Muskelstrot­zende, meist eher weniger intelligente Barbaren, hübsch anzu­schauende Mädchen, denen die Hauptrolle des fleischlichen Lohns des Heroen zufällt sowie – natürlich meist missgestaltete bzw. kleinwüchsige – Zauberer.

Liest man Fantasy zum Zeitvertreib, ist das manchmal recht un­terhaltsam, und das lässt sich auch von zwei der drei Geschich­ten dieses Bandes sagen. Hohe intellektuelle Erwartungen, tief­schürfende Dialoge oder welterschütternde Wahrheiten respek­tive Erweiterungen des eigenen Horizontes sollte man besser nicht suchen, man wird sie ohnehin nicht finden.

Mit Lyon Sprague de Camp, Lin Carter und John Jakes wurden drei renommierte Fantasyerzähler verpflichtet, um den Leser zu unterhalten, und was sie bieten, lässt sich geschwind zusam­menfassen:

Der fliegende Teppich von Lyon Sprague de Camp macht uns bekannt mit dem „Zauberer auf der Flucht“ Gezun, seiner Frau Ro und den drei kleinen Kindern, die recht vorlaute Gören abge­ben. Gezun, immerzu vor irgendwelchen Zauberern auf der Flucht, die er – meist mit seiner Faust – betrogen hat, möchte eigentlich nur einen widerrechtlich angeeigneten Teppich veräu­ßern. Er überlegt es sich aber anders, als er plötzlich auf einen totgeglaubten Rivalen trifft, der auch noch in der Magiergilde eine bedeutende Position inne hat.

Stattdessen tut er sich mit ihm zusammen und beschließt, eine Fabrikation von fliegenden Teppichen aus dem Boden zu stamp­fen. Dafür muss er natürlich den Regenten überzeugen. Und dann sind da auch noch die Gilden … Aber warum er sich dann auf einmal, in einen Stier verwandelt, in einer Stierkampfarena wiederfindet, das muss man selbst gelesen haben. Eine sehr le­bendige, amüsante Geschichte.

Der Halbgott von Lin Carter enthüllt uns einen Teil der Lebens­geschichte des Halbgottes Amalric, der seit Tausenden von Jah­ren auf seiner Welt wandelt und im Auftrage seiner halb verges­senen und deswegen recht kraftlosen Götter Heldentaten voll­bringt. Natürlich ein muskelstrotzender Barbar, der von seinen Göttern immer wieder (meist vergebens) dazu ermahnt wird, mehr von seinem Verstand Gebrauch zu machen als von seinen Körperkräften. Die Götter mögen kein Geschwafel, aber wenn sie selbst mal am Reden sind … nun, jedenfalls wird Amalric, nachdem via Fettverbrennung (!) seine göttlichen Kräfte wieder zurückgekehrt sind („Das Gift der Erschöpfung hat sich um die Radiogene in deinen Körperzellen angesammelt, und deine Ar­terien sind mit Cholesterin durchdrungen …“ – doch, ohne Witz, das steht da!), macht er gemäß der Prophezeiungen Be­kanntschaft mit dem kleinen, alten Zauberer Ubonidus und schließlich auch mit religiösen Fanatikern in der Tempelstadt Oolimar. Sein eigentliches Reiseziel erreicht er mit dieser Story nicht mehr, aber was ihm zwischendurch so widerfährt, ist höchst amüsant.

Den Schluss macht die Geschichte Der Garten des Zauberers von John Jakes. Er nimmt sich wieder mal seines Barbaren Brak an, der unterwegs ins goldene Khurdisan ist. Er stößt in einem Wald auf einen sehr hungrigen Hexenbaum, befreit einen Glau­bensfanatiker von der Nestorianer-Sekte und ein ausnehmend hübsches Mädchen aus dessen Klauen und erfährt davon, dass die junge Shana meint, von einem begierigen, lüsternen Zaube­rer verfolgt zu werden. Das ist natürlich auch wirklich der Fall, und erwartungsgemäß kommt es zu einem reichlich humorlosen Kampf. Womit diese Geschichte passenderweise den End- und Tiefpunkt der Storysammlung darstellt.

Insgesamt betrachtet, ganz nette Unterhaltung, aber eben auch nicht mehr. Wenigstens, und das erleichterte mich doch ein we­nig, findet man hier nicht unbedingt König Artus-Geschichten oder dergleichen, wie es gegenwärtig in zig Auflagen zyklenar­tig die Fantasyliteratur durchsetzt. Dabei sind das alles eigent­lich nur Metastasen von Marion Zimmer-Bradleys „Nebeln von Avalon“. Ich bin der Auffassung, es gibt intelligentere Geschich­ten, spannendere Personen als etwa Brak den Barbar oder den Zauberer Merlin. Und Humor muss schon dabei sein, ohne in Klamauk umzuschlagen. Diesen Balanceakt schaffen die ersten beiden Geschichten dieses Bandes ohne weiteres.

© 2003 by Uwe Lammers

Wie ihr merkt, ist das eher so eine Art von Pflichtrezension, die ich verfasste, weil ich die ersten beiden Stories mit einigem Amüsement gelesen hatte. Auf die dritte, die dann leider etwas sehr stumpfsinnig daherkommt, hätte ich gut verzichten kön­nen.

Es ist sehr gut möglich, dass ich beizeiten noch andere Terra Fantasy-Romane hier für den Rezensions-Blog ausgrabe, denn speziell zwischen 1987 und 1994 habe ich noch einige bespro­chen, die in inzwischen lange eingestellten Fanzines abgedruckt wurden. Da es diese Werke nur im analogen Format gibt, muss ich sie noch abschreiben … das kann dauern. Dann erfahrt ihr mehr zu Klassikern etwa von Abraham Merritt wie „Dwellers in the Mirage“ und „Ship of Ishtar“. Für heute muss ich es bei der Andeutung belassen.

In der kommenden Woche kehren wir zu Meredith Wild zurück.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.