Blogartikel 487: Archipelfieber

Posted Dezember 3rd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es gibt Tage und Wochen, da werde ich völlig von einem Gedan­ken vereinnahmt und habe dann für nichts anderes mehr Raum. Das hat ein bisschen was von Verliebtheit an sich, das lässt sich kaum leugnen. Verliebtheit fühlt sich sehr ähnlich an: Man hat keine Interessen mehr außer einem ganz engen Fokuskreis, der sich um die geliebte Person erstreckt, alles andere verliert schlagartig an Relevanz und wird nebensächlich, selbst wenn das vielleicht eine ungesunde Entwicklung darstellt. Dann sind plötzlich solche Dinge wie Buchlektüre, wichtige Termine, Tref­fen mit Freunden, Kinobesuche, Bewerbungen und dergleichen gegenstandslos.

Ja, das gibt meist ein unschönes Erwachen im Anschluss, wenn der erste Rausch der Verliebtheit sich abschwächt, aber in dem Moment selbst … da fühlt man sich einfach nur großartig, eu­phorisch, schier unbesiegbar.

Und noch etwas hat das mit dem gemein, was mich im Mai 2022 überkam und von dem ich jetzt (aktuelles Schreibdatum ist der 22. Juni 2022, wir können also darauf hoffen, dass bis zum Erscheinen des Beitrags das Fieber wieder etwas gesunken ist) berichten möchte: Jedes Gefühl für die reale Zeit geht kur­zerhand verloren.

Tja, so fühle ich mich zurzeit, während ich an dem „leide“, das ich mal ironisch als „Archipelfieber“ bezeichnen möchte. Wie kam es, dass ich an diesen Punkt gelangte? Nun, das ist wie im­mer eine längere Geschichte, die ich hier gern aufdrösele. Und wie das meist so ist, beschreibe ich erst mal den Weg dorthin und dann, was genau mich im Augenblick umtreibt, vielleicht gibt es sogar das eine oder andere Zitat, mal schauen.

Ihr wisst, wenn ihr meinem Blog schon eine ganze Weile folgt, dass der Archipel eine meiner drei kreativen Hauptsphären ist, in denen ich seit Jahrzehnten unterwegs bin. Er entstand ab 1997 und hat inzwischen mehrere tausend Skriptseiten, mehre­re sehr lange Romane, zahlreiche Romanfragmente, mehrere Dutzend Kurzgeschichten und Novellen sowie zahlreiche Ge­schichtenfragmente erzeugt und dehnt sich munter weiter aus.

Der bislang größte Teil dieses tropisch-idyllischen Paralleluniver­sums dehnt sich um das Mädchen Rhonda aus, das im Jahre 870 Archipelzeitrechnung im Roman „Rhondas Weg“ seinen Weg in die Archipelmetropole Asmaar-Len findet. Im Zuge dieses Ro­mans (2000/2001) und seines Folgebandes „Rhondas Reife­jahre“ (2002-2010) findet Rhonda auf fast 5.600 Textseiten neue Freunde, eine Geliebte, mit dem „Garten der Neeli“ des Maklers Panjit al Choor auch ein neues Heim … und sie lernt da­bei auch jede Menge Probleme und Gefahren kennen.

Als ich den Handlungsbogen des zweiten Rhonda-Romans 2010 vorzeitig beenden musste, weil der Punkt für einen „Break“ ge­nau richtig war, schloss sich unvermeidlich der dritte Roman „Rhondas Aufstieg“ an, der dank inhaltlicher Überlappung schon ab 2008 in Weiterarbeit befindlich war. Er entwickelte sich bis vor rund sieben Jahren dann auf knapp 300 Textseiten, als der Bilderstrom vorerst erlosch.

Und hier beginnt dann das Wunder des Jahres 2022: Nachdem ich mich Anfang des Jahres erst im Oki Stanwer Mythos (OSM), genauer: Im KONFLIKT 7, der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH) sehr intensiv aufgehalten hatte, schwenkte ich zur zweiten kreativen Sphäre hinüber, ins Erotic Empire, wo ich mich mit den Romanen „Die Kolonie Saigon II“ und „Saskia bei den Nomaden“ schwerpunktmäßig befasste.

Als der Elan hier ein wenig abebbte, kam ich auf einen Gedan­ken von ungeahnter Reichweite – ich wollte einfach eine Stelle im Roman „Rhondas Reifejahre“ nachlesen. Am 5. Rheeb 871 Archipelzeitrechnung fährt nämlich ein Orkan mitten durch Asmaar-Len und verwüstet auch Rhondas aktuellen Aufenthalts­ort, den „Garten der Neeli“. Diese ausufernd dargestellte Szene begann um Seite 2.100 des Skripts … und ehe ich begriff, wie mir geschah, fing mich der Zauber des Romans kurzerhand ein.

Wie sah das aus?

Ich konnte nicht mehr aufhören, weiterzulesen!

Ich las und las und las, vergaß Bücher, Kinos, Freunde, Strea­ming, Briefe, einfach alles ringsum … ich versank schlichtweg in dieser Welt wieder, traf all die lebhaften, liebenswerten Perso­nen mit ihren Problemen und der seltsam animistischen Welt­sicht wieder … und während ich las und las, breiteten sich in mir munter die Gedanken weiter aus.

Denn es war mir ja bewusst: Die Geschichte ist nicht auserzählt, ganz im Gegenteil! Rhonda lebt im „Garten der Neeli“ quasi an DEM politisch-neuralgischen Punkt der Archipel-Hauptstadt und ist inzwischen in die höchst gefährliche, fragile Gleichgewichts­situation, die dort herrscht, eingeweiht worden, dass ihr klar war, gewissermaßen am Rand eines Vulkans zu balancieren.

Noch prekärer geworden war die Lage im vergangenen Jahr (während „Rhondas Reifejahre“), weil das Mädchen im Garten die seit Jahrzehnten verschollenen legendären Heiligtümer von Cooriday wieder gefunden hatte. Und das war nicht einfach nur ein atemberaubender Berg von Kostbarkeiten, sondern sowohl politischer als auch religiöser Sprengstoff.

In Asmaar-Len halten sich drei Kräfte gegenseitig in Schach: Der Tempel der Neeli, der über die Liebesreligion der Göttin Neeli und ihres Gemahls, des Sonnengottes Laraykos, wacht. Das ist die Hauptreligion der Archipelbewohner. Dann gibt es aber auch noch die vor Jahrzehnten vom fernen Südkontinent zugezoge­nen Adeligen, die die formelle politische Macht in der Stadt aus­üben. Leitend ist hier der Vollash-Clan, der zugleich spirituell dem Lichtkult vorsteht, gewissermaßen der bodenständigen Ge­genreligion zum fleischlichen Neeli-Kult. Und die zentrale Pilger­stätte des Lichtkults existiert auf dem Südkontinent im Hoch­land von Cooriday … und ist seit Jahrzehnten unzugänglich.

Die Juwelen von Cooriday, die Rhonda nun gefunden hatte, brachten also einen massiven Machtzuwachs in Asmaar-Len zu­gunsten des Adelsrates. Und wenn sie sich auch mit dem amtie­renden Lord Vollash, Fensai Vollash, gut verstand, gab es doch in Adelskreisen jede Menge Neider, die sich das Mädchen auf diese Weise zu erbitterten Feinden gemacht hatte.

Der dritte Pol ist die Stadtwache von Asmaar-Len unter ihrem charismatischen Kommandanten Vaased al Cooresh – und des­sen Tochter ist Carina al Cooresh, die Haushälterin und Geliebte von Panjit al Choor, dessen Anwesen der „Garten der Neeli“ dar­stellt. Carina ist außerdem Rhondas erwachsene Geliebte. Ihr erkennt Problemfelder, nicht wahr? Und das ist nur so an der Oberfläche geschrammt, glaubt mir!

Als der Roman „Rhondas Aufstieg“ begann, war mir also klar, dass die Geschehnisse außerhalb der Mauern des „Gartens der Neeli“ zu einer Explosion hindrifteten und dass alsbald Lebens­gefahr bestehen würde. Ich sah deutlich für den Sommer des Jahres 872 den so genannten „Verrätersommer“ und einen ver­suchten Staatsumsturz voraus. Aber die Details waren mir anno 2015 noch dunkel und unklar. Es war so verworren und kompli­ziert, dass ich – was intelligent war – erst mal die Finger davon ließ.

Und dann las ich rund zweitausend Seiten an den Rhonda-Ro­manen im Mai und bis Anfang Juni. Ich überarbeitete die drei­hundert Seiten des dritten Rhonda-Romans, glossierte sie neu und wurde immer tiefer hineingezogen in die Geschichte. Und es tauchten neue Strukturen auf. Aus dem Stand skizzierte ich auf fünf Textseiten Hintergründe und komplexe Verbindungs­strukturen für die nächste Zukunft des Romans. Und mir wurde klar, dass manche Szene, die ich vor Jahren geschrieben hatte, ohne sie an den Haupttext anschließen zu können, nun tatsäch­lich Sinn zu ergeben begann.

Gewiss, manches davon war eindeutig veraltet, aber anderes, bei dem mir zentrale Verständnisstücke gefehlt hatten, wurden schlagartig plausibel und konnte, während ich ab dem 8. Juni 2022 an dem Roman stürmisch weiterschrieb (zeitweise bis zu 20 Reinskriptseiten am Tag), mit geringem Aufwand angeschlossen wer­den.

Neue/alte Personen tauchten auf, die nun faszinierende Verbin­dungspfade zur gegenwärtigen Handlung erhielten. Im Bordell „Die Goldene Perle“ etwa, wo das schwangere Mädchen Fran­cesca gewissermaßen tränenreich „ausgelagert“ worden war, trat eine alte Bewohnerin des Archipel-Dorfes Len in Erschei­nung, eine Frau namens Charita … wer die Novelle „Wie die Beziehungsgeister ihren Glauben verloren“ im Fanzine PA­RADISE des Terranischen Clubs Eden (TCE) gelesen hat, wird die junge Charita kennen gelernt haben.

Dann war da der bislang rätselhafte Vungash-Hügel. Der greise Gunhoor berichtete Rhonda von einer Expedition dorthin, die er zusammen mit dem legendären Archipel-Baumeister An­taganash dorthin im Jahre 833 unternommen hatte … ich habe davon im Archipel-Fragment „Das Geheimnis des Vungash“ erzählt, das noch seiner Fertigstellung harrt … das scheint in­zwischen auch nicht mehr fern zu sein.

Außerdem gab es den Entführungsfall der Bordellherrin Wendy des Hauses Die Einladenden Lenden. Da ich eine Szene skizziert hatte, nach der Lady Wendy wenige Wochen nach dem aktuel­len Schreibstopp anno 2015 im „Garten der Neeli“ zu Besuch sein würde, war ich durchaus unschlüssig. Unschlüssig, ob ich zunächst das Fragment „Wendy und die Räuber“, das es na­türlich schon gibt und in dem ich diese Entführung genauer aus­leuchte, zuerst fertig stellen sollte, ehe Wendy in Rhondas Nähe gelangte.

Ich entschied mich aus verschiedenen Gründen dagegen. Je mehr ich über diese Entführung und ihre Hintergründe sowie Konsequenzen mitbekam, desto deutlicher wurde mir Folgen­des: Lady Wendy berichtet von der Entführung, ja. Und sie ba­gatellisiert sie und entfernt nahezu alles, was Wahres daran ist, aus der Geschichte! Genau genommen: Sie belügt Rhonda und alle Anwesenden kaltblütig und mit absoluter Berechnung.

Warum tut sie das? Weil sie nicht lebensmüde ist.

Denn wie ich ebenfalls herausfand – und bitte, das findet alles vor dem „Verrätersommer“ statt! – , kommen die zentralen Drahtzieher der Entführung davon und üben weiterhin politi­schen Einfluss in Asmaar-Len aus, zu Ungunsten von Lady Wen­dy und Rhonda! Es wird sogar im direkten Umfeld des Umsturz­versuches, wie ich kürzlich entdecken konnte, einen Entfüh­rungsversuch geben, der direkt Rhonda gilt, aber vereitelt wer­den kann …

Gütiger Himmel, dachte ich, das ist ja das reinste Minenfeld, in dem ich mich da bewege! Und es gibt so vieles zu bedenken und zu berücksichtigen, dass es nur sehr wenig Spielraum gibt. Das ist wirklich der Fall.

Eine besonders prekäre Tatsache ist der weit verbreitete Anal­phabetismus, der auch Rhonda und ihre Freundinnen eint. Sie lernt das Schreiben und Lesen zwar, aber eigentlich aus den fal­schen Gründen – Rhonda und ihre beste Freundin Ulrica verbün­den sich nämlich insgeheim mit der Köchin Hani vom „Garten der Neeli“, deren Schwester Gina die Hauptköchin im Bordell „Die Goldene Perle“ der Herrin Tamara ist. In den wö­chentlichen Briefen, die die Schwestern nun wechseln, fließen jetzt Botschaften an Rhondas Freundin Francesca mit ein, die in Lady Tamaras Haus „inhaftiert“ ist.

Um diese Briefe aber zu lesen und zu beantworten, muss dort im Haus die Erzieherin Charita hinzugezogen werden. Die wie­derum den alten Gunhoor im „Garten der Neeli“ kennt, ihn aber nie besuchen durfte (noch ein Geheimnis, das ich sozusagen am Wegesrand aufpickte und das noch wichtig werden wird). In na­her Zukunft wird außerdem auf diesem seltsamen Weg die aus Sicherheitsgründen verhängte Informationsblockade des „Gar­tens der Neeli“ durch Lady Tamara durchbrochen werden … mit chiffrierten Botschaften, die weder Rhonda noch Ulrica oder Hani entziffern können.

Und damit tritt mit Panjit al Choors altem Lehrmeister, Yushlin al Choor, eine weitere Person aus dem zweiten Rhonda-Roman von neuem ins Rampenlicht.

Sie alle ahnen allerdings nicht, dass ihnen die Zeit davonläuft.

Die Verschwörung nimmer immer manifestere Formen an, und ein Blutbad steht unmittelbar bevor, das Asmaar-Len in seinen Grundfesten erschüttern soll.

Wundert es irgendwen, dass ich aktuell aus DER Geschichte nicht herauskomme? Ich könnte hierzu noch sehr viel mehr be­richten, keine Frage, aber ich möchte nicht vollkommen verwir­ren. Da alle genannten Romane bis heute unveröffentlicht sind und auch in absehbarer Zeit keine Chance zur Publikation be­steht, wäre es unfair von mir, so vorzugehen. Ich muss euch darum an dieser Stelle mal ein wenig abkühlen und stoppen.

Die Geschichte nimmt natürlich weiterhin Formen an, und ich bin ziemlich zuversichtlich, dass ich sie bis zum Erscheinen die­ses Beitrages sehr weit vorangetrieben haben werde. Aber De­tails dazu sehe ich selbst noch nicht und habe mich mit obigen Bemerkungen schon sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Seht es mir darum nach, wenn ich hier ein Stoppschild aufrichte und „to be continued“ schreibe.

Ihr werdet von den weiteren Entwicklungen hören, versprochen. Aber ich kann noch nicht genau sagen, wann. Einfach weiter aufmerksam meine Blogartikel verfolgen, Freunde. Das ist mein finaler Ratschlag für heute.

Bis bald dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 380: Durch die Zeiten

Posted November 29th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

im Jahre 2004 bot es sich buchstäblich an, eine Sammelrezensi­on mit diesem Obertitel über zwei Bücher zu verfassen, die so eng aufeinander bezogen und ineinander verzahnt sind, dass Einzelrezensionen Stückwerk hätten bleiben müssen. Gerade mal zwei Jahre zuvor hatte der britische SF-Autor Stephen Bax­ter seinen voluminösen „Nachfolgeroman“ zu H. G. Wells‘ Klassi­ker „Die Zeitmaschine“ entworfen und veröffentlicht. Und da ich den Ursprungsroman natürlich seit langem kannte, las ich ihn kurzerhand noch einmal (was sehr gut war) und konnte dann nahtlos in Baxters aberwitziger Vision einer von den Hightech-Morlocks besiedelten Parallelzukunft weiterlesen.

Wer sich nur mit dem Ursprungsroman bescheidet und denkt, man solle lieber nicht an Klassiker rühren, der wird sich puris­tisch vermutlich auch dieser Sammelrezension nicht nähern … was ich schade fände, denn bei allen Schwächen, die ich da­mals bei Baxters Buch ausfindig machte, war ich doch an vielen Stellen von seiner visionären Kraft reichlich überwältigt.

Technologisch und bezüglich der großen Visionen übertrifft Bax­ter sein Vorbild bei weitem, und so werden dort nicht nur die offenen Fragen von Wells geklärt, sondern ein weites Panorama des „Was wäre, wenn …?“ eröffnet, das ich auch heute noch durchaus lesenswert finde.

Neugierig geworden? Schön. Dann steigen wir mal ein:

Durch die Zeiten

Eine Doppelrezension der Bücher

Die Zeitmaschine

(OT: The Time Machine)

von Herbert George Wells

Ullstein 20255, 1984

144 Seiten, Preis: damals 4.80 DM

Übersetzt von Annie Reney und Alexandra Auer

sowie

Zeitschiffe

(OT: The Timeships)

von Stephen Baxter

Heyne 13533, April 2002

736 Seiten, Preis: 8.95 Euro

Übersetzt von Martin Gilbert

Es bleibt immer ein Risiko, wenn man sich einem Klassiker der phantastischen Literatur nähert und darin versucht, ihn fortzu­schreiben. Und mit welchem Roman ginge das wohl besser als mit jenem legendären Werk des viktorianischen Gentleman und Vielschreibers H. G. Wells, das bis auf den heutigen Tag unser Bild von einer Zeitmaschine geprägt und mehrere Verfilmungen inspiriert hat – jenes Buch mit dem prägnanten Titel „Die Zeit­maschine“?

Diese Geschichte ist allbekannt, nehme ich an, es genügt also ein knappes Resümieren, um zu dem wirklich Neuen im Bereich von Stephen Baxters Buch zu kommen.

Ein namenlos bleibender Erfinder – Wells nennt ihn vornehm nur „den Zeitreisenden“ – versammelt im Jahre 1891 in Richmond bei London eine kleine Abendgesellschaft von guten Freunden um sich, die verschiedensten Berufen entstammen. Hierbei kon­frontiert er sie mit einer unglaublichen Geschichte: dass näm­lich die Zeit nur eine neue Dimension des Raumes sei und man sie wie auch den Raum zu bereisen imstande sei, vermittels ei­ner von ihm erfundenen Zeitmaschine, die ein wenig wie ein Hightech-Schlitten aus Metall, Kristall und Elfenbein aussieht.

Da er auf allgemeinen Unglauben stößt, beschließt er, bis zur Zusammenkunft der nächsten Woche eine Reise in die Zukunft zu wagen, um die Realisierbarkeit seiner Idee zu beweisen. Die­ser Vorstoß trägt ihn bis ins Jahr 802.701 hinaus, in eine schein­bar paradiesische Welt, wo er die zartgliedrigen und degenerier­ten Eloi trifft, elfengleiche und naive Wesen – und ihm zugleich die Zeitmaschine abhanden kommt.

Bei dem Versuch, sie wiederzuerlangen, stößt der Zeitreisende auf das grausige Geheimnis dieser fernen Zukunftswelt: in einer unterirdischen, lichtlosen Höhlenwelt leben die weißhäutigen, grottenolmgleichen Morlocks, die dafür sorgen, dass die Eloi auf der Oberfläche alles bekommen, was sie zum Leben benötigen. Die Eloi selbst sind unfähig zu künstlerischer Leistung, zu gro­ßen körperlichen Anstrengungen, der Schrift und jeder Ge­schichte offensichtlich bar.

Das ist auch nicht schlimm, denn sie sind das Schlachtvieh für die Morlocks, nichts weniger. Bevor den Zeitreisenden dasselbe Schicksal ereilen kann, gelingt ihm Hals über Kopf noch gerade so die Flucht aus der Zukunft.

Das Buch selbst endet mit seiner Erzählung, dem allgemeinen Unglauben, und dem rätselhaften Verschwinden des Zeitreisen­den am darauffolgenden Tag. Auch die Zeitmaschine entschwin­det, und man weiß als Leser, dass er wieder unterwegs ist. Doch auch nach drei Jahren kehrt er nicht zurück, und er scheint für immer verschollen.

An diesem Punkt kommt rund hundert Jahre nach Wells´ Roman­veröffentlichung Stephen Baxter ins Spiel. Er beantwortet die seit hundert Jahren unbeantwortbare Frage: Wie ging es denn eigentlich weiter? Das kann doch nicht das Ende sein!

Baxter nimmt den Faden exakt da auf, wo ihn Wells im 19. Jahr­hundert fallenließ: der malträtierte Zeitreisende, erschöpft von seinem Bericht, erholt vom Schlaf und verbittert durch seine Er­innerung an den Verlust der liebreizenden Weena, die mehr ein Kind für ihn war denn eine Geliebte, erwacht am folgenden Tag mit dem Entschluss, eine weitere Zeitreise zu wagen. Er will Weenas Tod verhindern, gegen die grimmigen Morlocks kämp­fen und die armen Eloi verteidigen.

Gesagt, getan.

Doch während er, diesmal besser ausgerüstet, in die Zukunft rast, stellt er etwa 250.000 Jahre vor dem Zielpunkt fest, dass etwas mit der Sonne nicht stimmt. Sie verfinstert sich, und Eng­land versinkt unter einem Gletscherpanzer aus Eis. Völlig ver­wirrt hält der Zeitreisende seine Maschine an und sieht sich in dieser verstörend fremden Umwelt um, die so überhaupt nicht an die Parklandschaft der Zukunft erinnert, in der er sich befun­den hat. Hierbei stößt er auf Horden von Morlocks, und ehe er begreift, was eigentlich geschieht, wird er von ihnen paralysiert und entführt.

Schließlich erwacht er in einer bizarren, völlig unvorstellbaren Welt wieder, in einer gigantischen Sphäre, die die raumfahren­den Morlocks rings um die gesamte Sonne konstruiert und be­völkert haben.1 Morlocks, die durchaus gewöhnungsbedürftig sind. Mit Abstand die intelligentesten Wesen, die der Zeitreisen­de jemals kennengelernt hat, absolut friedfertige und vegetari­sche Individuen, deren Ziel der Wissenserwerb ist. Sie sind geniale Wissenschaftler und beherrschen die Materie annähernd vollkommen. Das Räuber-Beute-Schema des Jahres 802.701 nach Christus ist nicht vorhanden, und die Menschenabkömm­linge – die „Neuen Eloi“ bevölkern die Innenseite der Sphäre und führen hier barbarische Kriege gegeneinander …

Dummerweise können die Morlocks ihn nicht mehr aus dieser Welt fortlassen, denn rasch wird allen klar, dass der Zeitreisen­de durch seine Bewegungen im Zeitstrom eine parallele Wirk­lichkeit abgespalten hat. Auch durch seinen Bericht, den er im Jahre 1891 zurückließ und die sein Freund, der Schriftsteller (der hiermit als H. G. Wells kenntlich gemacht wird), in Buchform pu­blizierte, hat die Entwicklung der Menschheit eine andere Rich­tung eingeschlagen und das Morlock-Reich der Zukunft so früh­zeitig ermöglicht.

Dennoch gelingt es dem Zeitreisenden schließlich, seinen Bewa­cher und Vertrauten, den Morlock Nebogipfel, zu überrumpeln und mit der Zeitmaschine in die Vergangenheit zu flüchten – al­lerdings mit Nebogipfel als blindem Passagier.

Der Reisende beabsichtigt, ins Jahr 1873 vorzustoßen. Dies war jenes Jahr, in dem ihm als jungem Erfinder ein Mann namens Gottfried Plattner ein grün glimmendes Mineral zur Probe gab und dann spurlos verschwand. Dieses Material ist jener rätsel­umwobene Stoff, der die Zeitreise erst möglich macht. Durch Einfügung dieses spannenden Details ermöglicht Baxter eine lo­gische Fundierung des Wells-Romans. Was durch das Plattnerit noch alles angerichtet wird, verschweige ich hier, das sollte man selbst nachlesen. Der Reisende möchte sein jüngeres Ich vor den Folgen der Erfindung der Zeitmaschine warnen und ihn daran hindern, sie überhaupt zu schaffen. Dass er damit ein Pa­radoxon schafft, ist ihm nicht so recht bewusst. Interessanter­weise sieht Nebogipfel darin bald kein Problem mehr. Er behält Recht – und das macht die Sache noch schlimmer.

In der Tat treffen sie in der Vergangenheit den jüngeren Erfinder (er wird „Moses“ genannt). Doch leider sind sie nicht alleine. Ih­nen folgt auf den Fuß eine schreckliche Kampfmaschine aus der nahen Zukunft dieser Welt, der Leviathan Lord Raglan, und ehe die drei begreifen, was eigentlich los ist, wird die Zeitma­schine schanghait und sie befinden sich in Gefangenschaft, auf dem Weg ins England des Jahres 1938. Dies aber ist eine Welt, in der eine zementene Kuppel London überwölbt und das Empi­re seit 24 Jahren einen aussichtslosen Krieg gegen das Deut­sche Reich führt.

Und auch das alles ist erst der Anfang …

Es mag genügen, knapp 300 Seiten dieses Buches zu skizzieren, um dem Leser einen Eindruck von der Wucht von Baxters Ideen zu geben, die sich rasch in kosmologische Weiterungen verzwei­gen. Die Multilinearität der Zeit wird thematisiert und sehr ver­gegenständlicht, der Mathematiker Kurt Gödel taucht auf, Albert Einstein wird genannt, die Quantentheorie genutzt, fremdartige Gesellschaftsformen entstehen und werden auf faszinierende Weise geschildert, die schließlich zu den Konstrukteuren, den Beobachtern und der Finalen Vision führen. Es ist ein sehr intelligenter, vielseitiger Roman, der neugierige Geister zu fieb­rigen Visionen zu verführen vermag.

Zu behaupten, der Roman führe Wells´ Gedanken weiter, hieße, weit zu untertreiben. Zu sagen, er führe sie zu einem Ende, hat schon mehr an sich. Allerdings ist dieses Ende eines, das mo­dernen Lesern möglicherweise nicht behagen wird (ich darf lei­der nicht verraten, weswegen, das würde zu viel Spannung zer­stören). Es ist gewissermaßen „typisch viktorianisch“. Und mit dieser viktorianischen Stimmung hat Baxter so verschiedentlich seine Probleme, man spürt es an vielen Stellen. Der Übersetzer ebenso. Er vergreift sich gelegentlich in der Formulierung (Bsp.: „Ich war geschockt“). Man kann das Ganze natürlich damit ent­schuldigen, dass es – wie Wells´ Roman auch – ein nachträgli­cher Bericht ist, so dass er unter Kenntnis des Gesamtwissens abgefasst scheint. Dennoch wirkt das Existieren gelegentlich moderner Schreibweise mit zugleich durchaus viktorianischen moralischen Vorstellungen seltsam bizarr.

Ich will auch nicht verhehlen, dass Baxters Grundproblem hier wieder zu Tage tritt: das Darstellen von Interaktion zwischen In­dividuen. Einmal mehr wirken die Personen oft wie Statisten, die hin- und hergeschoben werden. Legt man den Maßstab der Per­sonenbeschreibung von Diana Gabaldon an Baxters diesmaligen Roman an, dann ist das Gefühl der Verarmung überwältigend. Weitgehend blutleere, meist emotionslose Geschöpfe (oder sol­che, deren Emotionen man nicht „glauben“ kann) bevölkern eine ähnlich kalte, gelegentlich betäubend sterile Welt. Liebe sucht man hier vergebens, auch wenn Baxter dankenswerter­weise eine Lanze für Behinderte (körperlich wie geistig) bricht. Es reicht nicht.

Zum Schluss des Romans gelingt es Baxter nur mit großer Mühe, aus jenen kosmologischen, menschenfeindlichen Gefilden zur Erde zurückzukehren, die man etwa schon aus seinem Ro­man „Ring“ kennt. Diese Kehrtwende erscheint stark geküns­telt, und sie wirkt irgendwie … gezwungen.

So also hinterlässt der Roman einen faszinierten, aber etwas schalen Beigeschmack. Er ist besser als Wells, was die visionäre Energie angeht, er ist besser naturwissenschaftlich fundiert, vielfältiger und grandioser. Unstrittig. Aber mehr Leben hätte ihm nicht geschadet, besonders auf den letzten zweihundert­fünfzig Seiten.

© 2004 by Uwe Lammers

Was heuer an den Emotionen fehlte, das wird in der kommen­den Woche dann wieder im Zentrum stehen, wenn wir uns mit Lauren Rowes drittem „Club“-Roman allmählich der finsteren Seite des titelgebenden Unternehmens zuwenden.

Bis dann, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Bei dieser Beschreibung blieb mir echt die Spucke weg. Vergesst Larry Nivens Ring­welt. Die Morlock-Sphäre ist viel gigantischer! Und weitaus faszinierender beschrie­ben.

Liebe Freunde des OSM,

es ist einfach unfasslich, wie schnell die Zeit dahinrast, wenn man gut zu tun hat – in meinem Fall: gut zu schreiben hat. Ich habe das schon in den vergangenen zwei Monaten deutlich ge­spürt, und in diesem Monat hat es sich einmal mehr bewahrhei­tet. Es sind zwar „nur“ 22 Werke diesmal abgeschlossen wor­den, aber das täuscht ein wenig über die Gewichtigkeit dersel­ben hinweg. Die schiere Zahl – ihr wisst das seit Jahren aus die­ser Blogartikelreihe – ist nicht ausschlaggebend.

Schauen wir uns mal an, was da alles an interessanten Dingen von mir ans Tageslicht gebracht wurde, und vertraut mir – abso­lut nichts davon ist ein Aprilscherz:

Blogartikel 482: Work in Progress, Part 111

(OSM-Wiki)

13Neu 22: Cirrgools Seelenlabyrinth

13Neu 23: Die Todesschatten

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(Alexandra: Ein Gast auf den Inseln – Erotic Empire-Story)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

Anmerkung: Hier schwächte sich die Schreibaktivität ab, was ich aber erwartet hatte – schließlich hatte gegen Ende Februar schon wieder mehrheitlich der OSM mit den Schreibarbeiten an KONFLIKT 7 die Regie übernommen. Aber, wie ihr hier sehen könnt, war das natürlich kein Wechsel von einer Monokultur zur anderen … so funktioniert das bei mir nicht.

(IR 27: Kettenreaktion)

Anmerkung: Auch wenn ich gehofft hatte, diese – weitgehend fertige – Folge in einem energischen Aufwallen meiner Kreativi­tät fertig schreiben zu können, musste ich doch ein wenig er­nüchtert entdecken, dass mein Unterbewusstsein ständig wie­der zur Hohlwelt Hyoronghilaar abwanderte … also ließ ich es schließlich für den Monat März sein. Vielleicht im April oder Mai? Let us see …

16Neu 15: KLIVIES KLEINES

HdH 10: Unter den Dom-Portaren

Anmerkung: Schon vor fünf Wochen habe ich euch an dieser Stelle darüber informiert, dass diese Episode der Band 2100 des OSM geworden ist. Und zugleich mit all seinen darin ent­hüllten Halbwahrheiten und Andeutungen zu einer wahren Fundgrube für die Weiterarbeit an dieser Serie. Das sollte in die­sem Monat noch massive Auswirkungen haben, wie ihr feststel­len werdet.

16Neu 16: Der Jahrmillionen-Kerker

(HdH 11: Schiffbruch auf dem Südmeer)

Anmerkung: Auch wenn ich von dieser Geschichte bislang recht wenige Bildblenden gesehen habe, ist mir doch soviel schon völlig klar – ein klassischer Schiffbruch, wie ihr ihn euch jetzt vielleicht vorstellt, wird das nicht. In dem ebenfalls schon ge­schriebenen Band 14 der HdH-Serie erwähne ich mit ein paar mehr Worten als sonst die Himmelsnomaden von Hyoronghilaar, und um die geht es hier. Und um ein grässliches Wesen, das die Grundsätze der Helferin des Lichts, Theamin, gründlich und fundamental auf den Kopf stellt. Das arme Mädel erwartet echt ein übles Erwachen, und es ist nicht mehr weit entfernt, wie ich weiß …

16Neu 17: Das Sternen-Orakel

HdH 9: Gefangen in der Falle

Anmerkung: Ohne Witz – diese Episode schrieb sich fast an ei­nem Nachmittag quasi von selbst. Eine phantastische Entde­ckung, und noch witziger war, dass ich gleichzeitig an Band 10 der Serie arbeitete, der größtenteils inhaltlich vom aktuellen Er­zählstrom losgelöst war und erst gegen Schluss in die Haupt­handlung mündete. Hier wurde dann gewissermaßen „von der anderen Seite“ erzählt, was dieser Blende am Ende von Band 6 voranging.

Ihr kennt vielleicht solche Strukturen aus den E-Books der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, wo ich vor vielen Jahren mal mit „Heiligtum der Shonta“ etwas Ähnliches gemacht habe.

(Raubgut – Archipel-Novelle)

Anmerkung: Hieran feilte ich im Wesentlichen herum. Das ist auch ein Kandidat für meine neue Blogartikelreihe „Langzeitpro­jekte“, von der ihr vor drei Wochen hier zum ersten Mal gelesen habt. Aber ich sage dazu jetzt noch nichts weiter, auch in dieser Reihe möchte ich nach besten Kräften einen Wechsel zwischen Werken aus dem Archipel, aus dem OSM und dem Erotic Empire realisieren. Mal schauen, ob mir das gelingt.

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“)

(13Neu 26: Lebendig eingemauert!)

(13Neu 25: „Dieses Haus ist dein Grab, Oki Stanwer!“)

HdH 13: Routine 11-2009

Anmerkung: Ha, was meint der Autor denn nun mit DIESER kryptischen Chiffre schon wieder? Tja, das fragen sich Theamin und ihr tossanischer Gefährte Jawlir ebenfalls. Das ist Baumeis­ter-Quellcode, aber es bedarf eines weiteren hilfreichen Ken­ners der Materie, des Dom-Portars Humshinn, um hier mehr in Erfahrung zu bringen.

Dumm gelaufen: Humshinn ist seit über 630 Jahren in einem Stasisfeld gefangen. Und es sieht ganz so aus, als würde jeder, der sich dem Feld nähert, ebenfalls für die Ewigkeit in der Zeit eingefroren werden …

(HdH 16: Gefangene des Blutdschungels)

13Neu 24A: Die Rückkehr des Flammendämons

Anmerkung: Das ist noch eine der handschriftlichen Fassungen der nicht wirklich kanonischen OSM-Episoden, die ich abschrei­be und digital kommentiere. Wie üblich bleibt hier kaum ein Stein auf dem anderen in der kanonischen Fassung – und um diesen Kontrast nachhaltig zu dokumentieren, werden solche Vorfassungen hier aufgenommen.

(13Neu 24: Die Rückkehr des Flammendämons)

(Gabriela – Erotic Empire-Story)

Reich der Geister und Legenden – Gedanken zu Hyoronghilaar = OSM-Hintergrundtext

Anmerkung: Und das hier war dann ein Hintergrundtext, den ich wirklich schreiben MUSSTE, während ich an HdH 14 schrieb … ja, es gelang, Humshinn aus dem Stasisfeld zu befreien (was daraufhin geschah, ist zu lustig, als dass ich es wagen würde, das an dieser Stelle unwürdig einzudampfen). Doch was dieser Mann alles wusste, über das Ausfallen des Hellen Doms von Shallakh-Yau, über den Lemaar-Krieg und den Rechteckmond … das konnte ich in der Episode gar nicht alles unterbringen … schon gar nicht all die Dinge, in denen er sich fundamental irrte!

Auch wenn das jetzt komisch klingen mag für euch, die ihr die Blogartikel in der Reihenfolge des Erscheinens lesen müsst: zum momentanen Zeitpunkt habe ich den Blogartikel 471, dessen Titel mir eben gerade einfiel (1. April 2022, und nein, das ist KEIN Aprilscherz!), noch nicht verfasst. Ihr kennt ihn seit Mona­ten, wenn ihr bis hierher gelangt seid, und deshalb wisst ihr, dass es dort um Geister im OSM geht … ich freue mich darauf, die entsprechenden Zeilen zu schreiben.

Aber natürlich werde ich auch dort nicht alles ausbreiten, was im obigen Hintergrundbericht geschrieben steht … und Spoiler-Alarm, wie River Song in der Doctor Who-Serie stets kokett zu sagen pflegt, möchte ich hier nicht auslösen. Und dort natürlich auch nicht.

HdH 14: Kernbrand

Anmerkung: Eigentlich sollte dieser Band „später“ enden. Aber er hat nun mal schon 34 einzeilige Seiten, und da ich wusste, dass noch ein weiterer Teil der Trilogie folgte, habe ich die dra­matischen Szenen kurzerhand dorthin verplant. Beizeiten wer­det ihr davon fraglos mehr erfahren.

16Neu 18: Feinde über ELDORADO

(16Neu 22: LICHTKÄMPFER)

Blogartikel 481: OSM-Band 2100 – Im Innern des Hellen Doms von Shallakh-Yau

(HdH 15: Zurück ins Leben)

(16Neu 19: Okis Bluff)

(16Neu 20: Kurs auf Terra)

Blogartikel 474: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 83

(HdH 12: Die Sturminsel)

(13Neu 28: Das kristalline Gefängnis)

(16Neu 21: Der Weltraum-Vulkan)

(16Neu 23: Ekkons Mission)

Blogartikel 479: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 84/E

Blogartikel 483: Langzeitprojekte 1 – Beim Fahrenden Volk/Die Suyenka

Anmerkung: Wie man überdeutlich sieht, hat mich der Ab­schluss der einen Serie zum Beginn einer neuen inspiriert. Das ist häufig so, dass eine Baustelle abgeschlossen werden kann und die Arbeitskräfte in meinem Verstand dann umgehend auf andere Tätigkeitsfelder umgelenkt. Ich kenne das beispielsweise von dem Abschluss von Digitalisierungsprojekten von Serien, woraufhin gleich der nächste offene Fall winkt. Hier war das ebenso.

Aber das hatte noch ein Nachspiel.

(Die Suyenka – Archipel-Roman)

Anmerkung: Ja, das ist das Nachspiel. Ich schrieb in dem Blogar­tikel, das Werk habe 142 Seiten. Tja, es mag genügen, dass das der Stand vom 30. März 2022 mittags war. Der Stand vom 1. April 2022 mittags zeigt für dieses Romanfragment 154 Seiten, und wäre mir der Monatsschluss nicht dazwischen gekommen (und hätte ich nicht dringend schlafen müssen), wäre das Frag­ment sicherlich noch länger geworden.

Das ist eben das Schöne, wenn ich an „Baustellen“ weiterarbei­te: Ob ich an Lexika schreibe, an Glossaren, Episoden oder Ro­manen … wenn ich mich in die Zusammenhänge von neuem hineindenke, sprießen wie keimende Saaten in der Wüste nach überraschendem Regenguss die Bilder sofort empor und drän­gen danach, dass ich sie niederschreibe. Was ich in der Regel auch tue, weil mir klar ist, wie fragil und flüchtig sie sind.

Das Jahr 2022 scheint sich also von Monat zu Monat als wirkli­che kreative Schatzkiste zu entwickeln, jedenfalls kann ich das für das erste Quartal sagen … ich bin wahnsinnig neugierig dar­auf, wie sich das fortsetzt! Ich halte euch auf dem Laufenden, Freunde!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 379: Ewiger Krieg für ewigen Frieden

Posted November 23rd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

zugegeben, heute gibt es harten Tobak … zumindest für all jene freundlichen Leser, die noch munter an der Vorstellung festhal­ten, Amerika sei doch das Land der Freien, der Hort der Demo­kratie und sei dies auch – wenigstens seit dem Ende des Bürger­kriegs – immer gewesen. Weil das ja auch in der Gründungszeit der Bundesrepublik so mantrahaft immer wieder über Jahrzehn­te in der Schule beigebracht wurde.

Der arrivierte (und meines Wissens leider ebenfalls schon ver­storbene) Schriftsteller Gore Vidal hat sich seit den 90er Jahren immer wieder bärbeißig kritisch zu Wort gemeldet und dadurch jede Menge Schwierigkeiten eingehandelt. Dennoch hielt er un­verdrossen an seinen Ansichten fest, untermauerte sie gründ­lich mit Belegmaterial und stellte jede Menge höchst unbeliebte und bohrende Nachfragen.

Ein zentraler Anlass für ihn war, verständlicherweise, der 11. September 2001 und das, was die Bush-Administration daraus machte, nämlich den fanfarenähnlichen Aufruf zum globalen „Krieg gegen den Terror“, der – wie wir leider alle zur Genüge wissen – bis heute andauert und der allenthalben weniger für mehr Demokratie statt für Bürgerkrieg, Terroranschläge und völ­kerrechtswidrige Verbrechen gesorgt hat.

Er nutzte die Gelegenheit also für eine Reihe von kritischen Es­says, deren Veröffentlichung interessanterweise in den USA auf einige Komplikationen stieß … das sollte man im Detail im Buch nachlesen.

Ich fand, als ich das Buch anno 2003 in nur zwei Tagen ver­schlang, selbiges so inspirierend, dass es anschließend vor tem­peramentvollen Bleistiftanstreichungen nur so wimmelte. Und ich glaube, es überrascht nicht, dass meine Rezension ebenso temperamentvoll ausfiel.

Natürlich kann man sagen, das Buch sei veraltet, weil schon fast 20 Jahre alt. Man kann behaupten, die Rezension sei veral­tet, weil ebenfalls rund zwanzig Jahre alt. Oder dass die moder­ne amerikanische Politik die Fehler der damaligen Präsentenrie­ge und Verantwortlichen längst überlagert habe … aber ich glaube, es ist vielleicht angesichts des Erstarkens des irrationa­len „Trumpismus“ in den USA nicht verkehrt, dieses Buch zu le­sen und gewisse Muster und Verbindungspfade zwischen dem Einst und Heute herzustellen.

Bereit für ein provokantes Leseabenteuer, das euer hehres Amerikabild hübsch erschüttern wird? Dann lest weiter:

Ewiger Krieg für ewigen Frieden1

(OT: Perpetual War for Perpetual Peace. How we got be so hated)

von Gore Vidal

Übersetzt von Bernhard Jendricke und Barbara Steckhan

Europäische Verlagsanstalt (EVA)

136 Seiten, 4. Auflage 2002

ISBN 3-434-50539-3

Warnung: Wer dieses Buch liest, sollte sich vorab von einigen lieb gewonnenen Vorstellungen trennen, um nicht gar zu schockiert zu sein. Ob er sie nachher wieder in Amt und Würden einführt, obliegt alleine dem wissenden Leser. Irgendwie zweifle ich allerdings daran, dass sich diese Vorstellungen wiederher­stellen lassen.

Um welche geht es?

1. Die Vorstellung, Amerika sei der Hort der Demokratie.

2. Die Vorstellung, amerikanische Politik orientiere sich an de­mokratischen Spielregeln, wie wir sie in Europa (in Maßen) ge­wohnt sind.

3. Die Vorstellung, der aktuelle „Krieg gegen den Terror“ fände statt, weil die USA ein Opfer des Terrorismus seien.

4. Die Vorstellung, Faschismus und amerikanische Innenpolitik hätten rein gar nichts miteinander gemeinsam.

und so weiter. Es gibt noch einiges, was hier an Porzellan zer­trümmert wird, aber das muss man dann selbst lesen.

Das vorliegende Buch besteht im Grunde genommen aus einer Sammlung von sieben Aufsätzen, die kurz vor dem Abschluss der letzten Präsidentenwahl Ende des Jahres 2000 zusammen­gestellt und gedruckt wurde. Anlässlich der Terroranschläge vom 11. September wurde sie um den siebten Artikel mit dem schlichten Titel „11. September 2001. Ein Dienstag“ ergänzt.

Dennoch heißt das nicht, dass jemand, der sich nur für den 11. September 2001 interessiert, den Rest des Buches nicht an­schauen sollte. Man lernt eine Menge aus Aufsätzen wie „Wie es kam, dass ich mich für Timothy McVeigh2 interessierte und er sich für mich“ oder auch „Der Krieg im eigenen Land“, beson­ders über die inneramerikanischen Verhältnisse.

Man muss nicht besonders amerikakritisch sein, um nach die­sem kleinen Büchlein überaus erschüttert zu sein. Aber man könnte zum Fan des bissigen alten Schriftstellers und Reden­schreibers Gore Vidal werden, der schon seit vielen Jahrzehnten als einer der schärfsten Kritiker der amerikanischen Regierung gilt.

Vidal, 1925 in West Point (!) geboren, Enkel eines Senators und verwandt mit dem früheren Vizepräsidenten Al Gore, Teilnehmer am Zweiten Weltkrieg und Redenschreiber von John F. Kennedy, hat – nach den Angaben in diesem Buch – zwanzig Romane, fünf Theaterstücke und über zweihundert Essays geschrieben, au­ßerdem eine Autobiografie. Zudem ist er Autor von Film- und Fernsehdrehbüchern. Also nicht gerade „irgendwer“. Und doch … wie erging es diesem berühmt-berüchtigten Gore Vidal angesichts des 11. September 2001? Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

„… jene von uns, die sich die Frage nach dem Warum3 stellen, stehen vor der schwierigen Aufgabe, sich in den konzernabhän­gigen, amerikanischen Medien Gehör zu verschaffen, wie ich am eigenen Leibe erfahren mußte, als ich eine Studie zu McVeigh in Vanity Fair veröffentlichen wollte, und immer noch muß, da man mir seit dem 11. September nur noch Absagen er­teilt, wenn ich einen Verleger suche.“

Kann nicht sein, war meine erste Reaktion. Aber es kommt noch besser.

Mein … Artikel zum 11. September4, fährt er nämlich fort, „wurde schließlich in einem Buch ähnlich dem vorliegenden ver­öffentlicht. Zum allgemeinen Erstaunen wurde es rasch ein Bestseller und daraufhin in ein Dutzend andere Sprachen über­setzt. Angesichts von bin Laden und McVeigh hielt ich es für sinnvoll, die zahlreichen Provokationen von unserer Seite zu be­schreiben, die sie zu diesen schrecklichen Taten trieben.“

Wer als Leser dieser Rezension schon genug hat, kann immer noch abspringen. Jetzt geht es erst richtig los.

Steigen wir mal freundlich mit dem ein, was Vidal bissig zum 11. September und dem Afghanistan-Krieg zu sagen hat. Zitat ge­fällig?

Zu Beginn des Jahres 2002 verkaufte uns die Pentagon-Junta, die Zerstörung Afghanistans durch unsere hochfliegende Luft­waffe als großen Sieg (dass die Afghanen nicht mit den Verei­nigten Staaten verfeindet waren, erwähnt in diesem Zusam­menhang niemand – als würde man Palermo zerstören, um die Mafia auszulöschen). Jedenfalls werden wir wohl nie erfahren, ob und was dadurch gewonnen oder verloren wurde (abgese­hen von einem Großteil der Bill of Rights).“

Und keß fügt Vidal an: „Ein Mitglied der Pentagon-Junta, Rums­feld, ein begabter Komiker, stellte sein Talent täglich vor einer großen Gruppe von ‚Journalisten’ und zur besten Sendezeit zur Schau. Mit einer oft amüsanten Ausführlichkeit brachte es Rum­my fertig, nichts über die Verluste der eigenen oder der ande­ren Seite zu berichten …“

Das kommt bekannt vor? Tja, ist erst ein paar Tage her, dass „Rummy“ seine Erschütterung zur Schau stellte, als im dritten Golfkrieg (begonnen am Donnerstag, den 20. März 2003) tote US-Soldaten gezeigt wurden, kläglich wimmerte, dies sei ein Verstoß gegen die Genfer Konvention. Etwas, von dem er ver­mutlich nicht mal genau weiß, was das ist, um mich hier mal kurz Gore Vidals beißender Verve zu befleißigen. Ich werde mich aber hüten, die Bush-Administration als „Bushisten“ zu bezeich­nen, wie es der Autor macht, der damit die Regierenden in den Vereinigten Staaten in bedenkliche Nähe zu „Putschisten“ oder sogar „Faschisten“ rückt. Durchaus mit Absicht …

Es wird allerdings noch schöner, denn Vidal führt genüsslich weiter aus: „Jeder, der bei Bushs Ruf, wir befänden uns mit bin Laden ‚im Krieg’, entsetzt zusammenfuhr, sollte zudem rasch sein Gehirn wieder anschalten. Bedenkt man die Tatsache, dass ein Land nur mit einem anderen Land Krieg führen kann, fragt man sich, warum unser schwelender, wenn noch nicht brennen­der Busch (!) einen solchen Kriegsschrei ausstieß. Überlegen Sie mal …

die meisten Versicherungsgesellschaften haben eine Klausel, dass sie für Schäden, die durch ‚einen kriegerischen Akt’ ent­standen sind, nicht aufkommen müssen. Zwar haben die Män­ner und Frauen in Bushs Umgebung keine Ahnung vom Krieg und noch weniger von unserer Verfassung, doch im Spenden­sammeln kennen sie sich aus. Und für diese kriegsbedingte Ausschlußklausel hätte die Hartfort Life Insurance … unverzüg­lich ihr Sparschwein geplündert, um die Republikaner für Jahre im voraus zu finanzieren …“

Keß? Unverfroren? Wahr? Das sollte der Leser entscheiden. Aber manchmal bleibt ihm doch das Lachen schier im Halse stecken. Um so mehr, als man sich vergegenwärtigen muss, dass dieser „lange Krieg“ (George W. Bush jr. und Gore Vidal, S. 132), näm­lich angeblich der gegen den „Terrorismus“, noch andauert und derzeit dazu führt, dass der Irak in Schutt und Asche gelegt wird. Auf Kosten der amerikanischen Steuerzahler, die schon wieder 80 Milliarden Dollar Kriegskosten zahlen dürfen, und auf Kosten der demokratischen Grundrechte der Weltgemeinschaft.

Immerhin verstehen wir nun, dass dieser Artikel politisch so wahr wie inopportun war und Vidal seither in Amerika als „per­sona non grata“ gilt. Wie gut, dass er in Italien lebt, nicht wahr …? Das Klima da ist ja auch besser als in den Staaten, in jeder Beziehung, und Olivenöl, vegetarisches Essen und ein we­nig Wein verlängern das Leben. Wie Vidal schon von Timothy McVeigh aus dem Gefängnis hörte …

Was uns schlagartig zum nächsten interessanten Phänomen führt, obgleich es allein zum 11. September noch viel zu sagen gäbe. Aber das Obige soll als „Appetithappen“ erst einmal ge­nügen.

Wie wäre es zum Anfang mal mit einem solchen Zitat? „Die ritua­lisierte Dämonisierung Saddams, der Araber und der Irakis in den Medien war so übertrieben, dass er5 im Irak überrascht feststellte, ‚die sind ja genauso normal wie du und ich. Man hat uns fanatisiert, um sie abzuknallen. Man hat uns erzählt, wir müssten Kuwait verteidigen, wo die Leute vergewaltigt und ab­geschlachtet würden. Der Krieg hat mich wachgerüttelt.’“

Und weiter, in einem Brief, bei Vidal zitiert: „Hungernde Kinder und manchmal auch Erwachsene kommen bei uns an und bet­teln um Lebensmittel … Da kriegt man echt Gewissensbisse. Es ist wie bei einem Welpen am Eßtisch; nur viel schlimmer. Je eher wir von hier verschwinden, desto besser. Langsam verste­he ich, warum die Typen in Vietnam von Kindern umgebracht werden konnten.“

Urheber des Zitats? Ein 168facher Mörder an amerikanischen Zivilisten. Timothy McVeigh, 1968 geboren, 1990 im Golfkrieg eingesetzt, als Soldat unter dem Oberbefehl von George W. Bush senior, 1995 zum Mörder geworden und am 11. Juni 2001 durch mehrere Giftspritzen hingerichtet.

Vielleicht jedenfalls war er ein Mörder. Denn es gibt, wie Vidal schlüssig anführt, eine Reihe von Gutachten, die das FBI zweck­mäßigerweise ignoriert hat, die darauf hinweisen, dass McVeigh, wenn er denn der Täter gewesen ist, kein Einzeltäter gewesen sein KANN, und dass man, um derartige Zerstörungen anzurich­ten, mehr als nur eine einzige Bombe brauchte (Experten gehen von fünf aus, die sich allesamt IM Gebäude befanden, nicht im Lkw, der den Sprengsatz angeblich enthielt).

Wie reagierte wohl das FBI, als diese Kritik aufkam und gefor­dert wurde, das Gebäude in Oklahoma City nicht abzureißen, bevor nicht ein forensisches Team die Schäden begutachtet hat­te – unter anderem mit den Worten: „Es ist auch leicht, wichtige Beweise zu vertuschen, wie es offenbar in Waco geschehen ist … Warum überstürzt handeln und Beweismittel vernichten?“ (Vidal)? Nun, so: „Wie auf ein Stichwort hin ließ das FBI sechs Tage später die Trümmer abtragen. Dafür führten sie denselben Grund an wie schon in Waco6: ‚Gesundheitsgefährdung’.“

Die Kritiker hatten dafür einen anderen Begriff: „‚Das ist ein klassischer Vorwand für Vertuschung.’“

Wenn man sich hiernach noch immer wundert, warum viele Amerikaner ihrer Regierung misstrauen – übrigens ein amerika­nisches Syndrom, das schon aus der Zeit ihrer Staatengründung herrührt, wie man in jeder guten Darstellung über Amerikas Ge­nese nachlesen kann7 , muss ich dem Leser eine gewisse Be­griffsstutzigkeit attestieren.8

Gore Vidal überspitzt dies alles natürlich mit fortschreitender Seitenzahl des Buches in seinem fast pathologischen Misstrau­en gegen Regierung, entartetes Militär, korrupte Bürokratie – und schließlich versteigt er sich zu einer angeblich nachweisli­chen christlich-fundamentalistischen Verschwörung, die die höchsten Spitzen des Establishments infiltriert habe, um gewis­sermaßen dem Islam weltweit den Krieg anzusagen.

Selbst wenn ich diese Ansicht nicht teile, muss ich doch bedau­ernd gestehen, dass seine Argumentation manches für sich hat und ich einige Fakten auch schon aus anderen Quellen gehört habe. Doch, diese hier dargestellte Kompilation ist beeindru­ckend, da kann man die etwas haarsträubende „Opus Dei“-Ge­schichte stirnrunzelnd erst mal übergehen, bis sie – was hoffent­lich nie geschieht! – verifiziert wird.

Es ist allerdings schon abstrus genug zu lesen, dass Bushs Jus­tizminister Ashcroft ein Pfingstchrist sei (S. 78). Dagegen mag man nichts einwenden. Aber wie ist es mit dem Rest des Satzes, der da lautet: „… Ashcroft, ein Pfingstchrist, der den Arbeitstag um Punkt acht mit einem gemeinsamen Gebet der Mitarbeiter des Ministeriums einläutet, die freudig darauf hoffen, dass das Blut des Lammes auf sie hernieder kommt.“

Ihr glaubt auch, ihr sitzt im falschen Film? Vor allen Dingen, wenn man daran denkt, dass fanatische Fernsehprediger die einfachen Bürger der USA verhetzen, z. B. jemand wie Pat Ro­bertson9, wenn man sich ferner daran erinnert, dass die radika­le, fast schon sektenhaft-fundamentalistische christliche Bewe­gung der „Kreationisten“ in den Schulen mancher Bundesstaa­ten inzwischen durchaus erfolgreich Darwins Evolutionstheorie aus den Lehrplänen und Lehrbüchern streichen lässt, dann, so vermute ich, packt nicht nur mich das Grausen.

Um dieser langen Besprechung einen kurzen Schluss zu geben: Gore Vidals treffende, manchmal absichtlich verletzende, aber meist sehr, sehr korrekte Bemerkungen zur amerikanischen Doppelmoral, zur militarisierten, zwiegespaltenen Gesellschaft und dem korrupten Führungskreis aus Wirtschaft, Politik und Mi­litär bringen eine Menge Dinge in Zusammenhang, die sonst stets getrennt betrachtet werden und die deswegen nicht so verstanden werden können, wie es nötig ist.

Die Kompilation, also das Zusammenlegen der komplexen Mo­saiksteine und das gleichzeitige Wahren eines manchmal zy­nisch werdenden Diskurses, der sonst überwiegend sachlich ge­führt wird, gebiert mindestens Nachdenklichkeit. Vielleicht zer­reißt er auch das Netz aus Halbinformation und gezielter Desin­formation, das auch in Europa halb absichtlich, halb naiv ge­sponnen wird und das wir momentan bei der Kriegsberichter­stattung aus dem Irak live mitbekommen.

Auf dem Rücken des Buches steht:

Frage: Ist der „Krieg gegen den Terror“ ein gerechter Krieg? Antwort: Falsche Frage. Verwechslung von Ursache und Wir­kung.

Frage: Welches sind die Gründe für den Terror?

Antwort im Buch!

Jeder, der politisch interessiert ist und dem etwas an der Zu­kunft der Welt liegt, sollte sich diese Gedanken, die Vidal sicht­bar gemacht hat, zu Gemüte führen.

Und sage uns nachher niemand, wir hätten nichts gewusst.

Wir waren dann nur zu faul, um zu lesen.

© 2003 by Uwe Lammers

Harter Stoff aus der jüngsten Vergangenheit? Wahr, das ist nicht zu leugnen. Darum schwenke ich in der kommenden Woche mal wieder ins Feld der Science Fiction um und erfreue euch mit ei­ner Doppelrezension von Zeitreiseromanen.

Mehr in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Der Titel ist für die Wissenden natürlich eine Anspielung auf Immanuel Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“ aus dem 18. Jahrhundert. Vidal ist äußerst belesen, was man an seiner äußerst kompakten, dichten Schrift und der exzellenten Übersetzung sehen kann.

2 Wer nicht mehr wissen sollte, wer Timothy McVeigh war – ja, diese Form ist richtig, denn McVeigh wurde in den USA hingerichtet, und Gore Vidal war von dem Delinquenten (!) als Zuschauer geladen. Ob es zu seinem Vor- oder Nachteil war, dass er nicht kommen konn­te, mögen andere entscheiden – , sei daran erinnert, dass McVeigh der einstige Golf­kriegssoldat war, der am 19. April 1995 (fast in der Steinzeit, hm?) ein Gebäude der ame­rikanischen Bundesbehörden in Oklahoma-City weitgehend in die Luft sprengte und dabei 168 unschuldige Menschen umbrachte.

Wer diesen Zusammenhang im Gedächtnis hat, den gruselt es schon ähnlich wie mich, wenn man sich vorstellt, dass sich McVeigh im Gefängnis auf einmal für Gore Vidal zu in­teressieren begann und mit ihm sogar in Briefkontakt trat (teilweise ist er in diesem Buch abgedruckt).

3 Vidal bezieht sich hier auf das die Frage nach den Gründen von Terroranschlägen, z. B. des Anschlags von Oklahoma-City und des 11. September 2001.

4 In diesem Buch.

5 Der Mann, der gleich zu Wort kommt.

6 Was in Waco passierte, sollte man hier selbst nachlesen. Sehr nachdenkenswert. Und es hängt alles miteinander zusammen – soviel zur Theorie, man könne politische Sachverhal­te isolieren, wenn nur genügend Monate und Jahre (und Kilometer) dazwischenliegen. Ist heute genauso globalisiert wie die Weltwirtschaft, dank weltweiter Medienkonzerne …

7 Z. B. in dem sehr lesenswerten Buch von Horst Dippel: Die Amerikanische Revolution 1763-1787, Neue Historische Bibliothek, edition suhrkamp 1263, Frankfurt am Main 1985.

8 Allerdings bin ich heute (2022) der Ansicht, dass durch dieses notorische Regierungs­misstrauen der Einzelstaaten viele sehr positive Entwicklungen in den USA kategorisch hintertrieben werden, meist zum Nachteil der amerikanischen Bürger. Ich brauche nur sol­che Dinge wie die von Joe Biden betriebene Homogenisierung des Wahlrechts zu nennen, die republikanische Senatoren torpedieren, die Schließung des Gefangenenlagers Guantánamo auf Kuba (ebenfalls seit mehreren Legislaturperioden vereitelt), die Umset­zung einer allgemeinen, für alle erschwinglichen Krankenversicherung, die als „Sozialis­mus“ geschmäht wird …

9 Dokumentiert in dem GEO-EPOCHE-Heft „Der 11. September 2001“, von mir rezensiert in BWA 228, September 2002. Vgl. dazu auch jüngst den Rezensions-Blog 376 vom 2. No­vember 2022.

Blogartikel 485: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 38

Posted November 19th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

der KONFLIKT 15 steuert auf die finale Auseinandersetzung zu. Wir schreiben Ende Dezember des Jahres 7476, und die Dinge stehen ausgesprochen schlecht für Oki Stanwer und seine Ge­treuen, die sich auf den finalen Waffengang mit der Macht TO­TAM und dessen Streitkräften rüsten sollen. Ein Ausweichen ist keine Lösung, die Konfrontation unvermeidlich. Also rüsten bei­de Seiten auf.

Während TOTAM seine Truppen um untaugliche und abgeschlaff­te Dämonen bereinigt, um einen harten Kern von 13 Heerfüh­rern des Todes für den Waffengang zu haben, suchte Oki Stan­wer zuletzt vergebens im Halo der Galaxis Milchstraße nach ver­meintlich existenten Kampfdepots aus der Zeit des okischen Im­periums. Inzwischen ist ihm aber klar geworden, dass die Reste des okischen Imperiums, die ihn unterstützt haben und noch unterstützen, erratische Matrixfehler sind, und dass es das, was er zu finden hoffte, nicht gibt.

Matrixfehler gibt es sonst auch zuhauf: Die robotischen All-Hü­ter etwa oder die „Meteoritenbomben“, denen er im Halo jüngst begegnete. Dabei ging ihm sein Freund Thor Gordenbeyl verlo­ren, wohingegen er den WÄCHTER fand, der an seine Seite trat.

Auch in der instabilen Raumzone, in der sich die Zentralwelt der Kleinis befindet, regiert das Chaos, hier sind Klivies Kleines, die Seelen-Armee und Soffrol in einer seltsamen Partnerschaft mit dem Orakel von TOTAM vereint. Und dann gibt es noch den Ver­räter-Dämon Zomar von TOTAM, der gerade seine Hauptwelt Z-Planet verloren hat …

Episode 81: Unbekannte Signale

(1983, digitalisiert 2005)

Blende zum Verräter-Dämon Zomar: Der Dämon hat sich im Zehn-Sonnen-Reich der Clu‘un‘raa, eines teilmolluskenhaften Volkes von Raumfahrern, niedergelassen, die er paramental un­terworfen hat. Er baut hier eine neue Flotte auf und will damit Oki Stanwers Seite im Kampf gegen TOTAM stärken.

Er ist allerdings in Sorge, dass die sich verschärfenden entropi­schen Phänomene auch das Zehn-Sonnen-Reich bedrohen könn­ten und macht sich mit schon fertigen Schiffskontingenten auf in den Halo, um dort den Kampfplatz, den Nebelsektor, zu su­chen. Außerdem entdeckt er, dass Z-Planet zerstört wurde und mutmaßt (zu Recht), dass das BUCH dafür verantwortlich ist, das er im Torom-System erbeutet hat und auch zeitweise gegen konkurrierende Dämonen einzusetzen verstand.

Inzwischen hat das Wesen TOTAM Zomar auf die Abschussliste gesetzt, und das BUCH ist sein Vollstrecker. Nach der Vernich­tung von Z-Planet fahndet das BUCH als eigenständige magisch-psionische Entität nach Zomars neuer Basis und ent­deckt das Zehn-Sonnen-Reich … doch ehe es Angriffspläne aus­führen kann, zerbirst der Weltraum, und eine erste Parasitwelt – das mit weitem Abstand machtvollste entropische Phänomen – bricht in den Normalraum und nimmt ihm die Arbeit ab. Das BUCH flüchtet vor dem Phänomen.

Zomar registriert in der Zwischenzeit während seiner Suche im Halo seltsame Funksignale, die mühsam dechiffriert werden. Sie stammen aber nicht von TOTAM oder Oki Stanwer, wie vermu­tet, sondern von einer Wesenheit namens Z-NULL, der zentralen Lenkinstanz der All-Hüter …

Episode 82: Die kosmische Wolke

(1983, digitalisiert 2005)

Fortsetzung der Zomar-Handlungsschiene: Auf der Suche nach den All-Hütern trifft der Verräter-Dämon zunächst auf eine Reihe von Irritationssendern, die ihrerseits schon von entropischen Phänomenen „belagert“ werden. Nur mit Mühe gelingt es dem Flaggschiff „ZOMBIE II“, diesen unabsichtlichen Fallen zu entrin­nen.

Als Zomar Zuflucht in einer Dunkelwolke sucht, sticht er unab­sichtlich in ein Wespennest: Jählings materialisieren überall um ihn herum riesige Kugelraumer der All-Hüter aus dem Schutz ih­rer Zeitfelder und kesseln ihn ein, der mit den letzten Clu‘un‘raa-Schiffen bei den anderen Sendestationen schon alle Verbündeten verloren hat. Er erkennt sofort, dass Gegenwehr zwecklos ist und beruft sich beim Kontaktgespräch auf sein Bündnis mit Oki Stanwer.

Die Folge ist, dass er an Bord eines Kugelraumers der All-Hüter transmittiert wird, wo er zu seiner nicht eben geringen Verblüf­fung Thor Gordenbeyl trifft. Der Hüne von Garos und Helfer des Lichts ist seit dem Vorfall in der Wolan-Ballung „Gast“ auf dem Schiff der All-Hüter (vgl. Bd. 78). Als Zomar ihm von seinem Bündnis mit Oki Stanwer erzählt, ist Thor verständlicherweise einigermaßen konsterniert – man erinnere sich daran, dass er selbst auf Beteigeuze IV gegen Zomars Schergen kämpfte (vgl. dazu die 20er- und 30er-Bände der Serie). Er kann sich nur schwer mit diesem Gedanken anfreunden.

Als die All-Hüter einen Funkkontakt mit Oki Stanwer genehmi­gen, verspricht dieser – ebenfalls verdutzt, doch auch erfreut, zu hören, dass Thor noch am Leben ist – , sie zu suchen. Er glaubt zu wissen, wo sie sich aufhalten.

Leider irrt er sich. Und das führt zum nächsten Chaos …

Episode 83: „ZOMBIE II, bitte melden!“

(1983, digitalisiert 2005)

Blende zu Oki Stanwer: Während die All-Hüter Thor und Zomar zusichern, mit ihren Hunderttausenden (!) von Kampfschiffen für Oki Stanwer kämpfen zu wollen, fliegt dieser in der irrigen Annahme, seine Freunde befänden sich dort, die Wolan-Ballung an, wo in Band 78 ja der Kontakt mit einem Schiff der All-Hüter stattfand. Doch die haben diesen Standort längst verlassen und in einer anderen Dunkelwolke am Rand der Milchstraße Zuflucht gesucht.

Als Oki nun, weil der Funkkontakt mit den All-Hütern abreißt, leichtsinnig den Funkspruch „ZOMBIE II, bitte melden!“ absetzt, begeht er einen kapitalen Fehler, der weitere nach sich zieht.

Denn im Innern der Wolan-Ballung ist in der Tat eine Raum­schiffsflotte aufgetaucht … allerdings handelt es sich um den Rest einer Streitmacht der insektoiden Cranyaa (!) aus KON­FLIKT 14, also um einen Matrixfehler. Die fünf Sechskant-Schlachtkreuzer unter Kommandant Selg-Ro stoßen nun ihrer­seits auf die gemischte, 280 Schiffe umfassende Streitmacht der terranischen Kolonistenverbände unter dem Kommando von Hiron Seglus, der nun seinerseits auf der Suche nach Oki Stan­wer und der RUHM wie der KÄMPFER ist, dessen beiden Oki-Kampfkreuzern.

Auch Hiron Seglus funkt also munter in der Gegend herum. Dies wiederum registrieren nun All-Hüter Null, Zomar, der Verräter-Dämon, und Thor Gordenbeyl, die sich unmittelbar HINTER der Wolan-Ballung in einer Dunkelwolke aufhalten … und ihnen geht auf, dass hier gerade lebensgefährlicher Wahnsinn stattfindet – denn überall in der Umgebung wimmelt es von TOTAMS Pa­trouillen!

Es wird noch schlimmer, als die Cranyaa, die den Verlust ihrer Begleitschiffe notwendig TOTAMS Einfluss zuschreiben, Okis Kreuzer mit TOTAM-Kreuzern verwechseln und sie und Hiron Seglus‘ Kontingent angreifen.

Gerade noch im letzten Moment taucht ein starkes Kontingent von Kugelraumern der All-Hüter auf und vernichtet die Amok laufenden, glücklosen Cranyaa.

Und dann wird in unmittelbarer Nähe eine starke Massierung von TOTAM-Schlachtschiffen ermittelt, offenbar mehr als hun­derttausend Einheiten stark. Dort ist inzwischen der Kampf zwi­schen den „Meteoritenbomben“ und den Kräften TOTAMS ent­brannt, und TOTAMS Kriegsflotte, die 30.000 Einheiten umfass­te, wurde dabei komplett vernichtet.

In diesem Moment endet das Jahr 7476, und der 1. Januar 7477 beginnt.

Der Tag, an dem die Schlacht im Nebelsektor stattfindet …!

Episode 84: TOTAMS Aufgebot

(1983, digitalisiert 2005)

Die Schlacht im Nebelsektor steht unmittelbar bevor, als der 1. Januar 7477 dämmert. Im Halo der Galaxis Milchstraße, in einer Region, in der es zahlreiche kosmische Staubwolken gibt – of­fensichtlich der legendäre Nebelsektor – stehen sich starke Raumschiffsverbände lauernd gegenüber.

Auf der einen Seite finden sich die massierten Verbände der von Totenköpfe und anderen Untoten bemannten Schlachtschiffe TOTAMS, dirigiert von 13 überlebenden Dämonen, den Heerfüh­rern des Todes.

Auf der anderen befinden sich Oki Stanwers zwei Oki-Kampf­schiffe KÄMPFER und RUHM, ergänzt von knapp 300 Schiffen terranischer Siedler unter dem Kommando von Hiron Seglus, der zum „General des Lichts“ ernannt wurde. Außerdem ver­stärken mehrere hunderttausend robotische Kampfschiffseinhei­ten der All-Hüter die Fraktion, und dann sind da noch die Helfer des Lichts Thor Gordenbeyl und Rilon Vleh sowie der WÄCHTER.

Als Rilon Vleh, der mit Zomar auf der RUHM unterwegs ist, funkt, dass er von einer Gruppe von zwanzig Schiffen attackiert wird, die angeblich VOORKS sein sollen, sind speziell die Terra­ner schockstarr. Sie erinnern sich schlagartig des rund tausend Jahre andauernden Partisanenkriegs der Voorks gegen das ur­sprüngliche terranische Reich, das dadurch völlig zerfallen ist.1 Die Voorks sind buchstäblich der Angstgegner der terranischen Truppen.

Während All-Hüter-Verbände zu Hilfe geschickt werden, wird die RUHM von den Voorks mit Hilfe einer Geheimwaffe, der so ge­nannten Irrelor-Aura, technisch außer Gefecht gesetzt. Rilon Vleh muss daraufhin als einziges lebendes Wesen an Bord ver­suchen, das Schiff möglichst bald zu verlassen. Zomar dagegen teleportiert ins Innere eines Voork-Schiffes und wird von den seltsamen Schattenwesen, auf die er hier trifft – Voorks – für den Dämon Voron gehalten.

Denn es ist Voron, der im Roten Universum die Herrschaft über die Voorks angetreten hat … und nun schickt sich Zomar an, Voron auf seinem eigenen Terrain zu bekämpfen, gewisserma­ßen aus dem Innern der Flotte heraus.

Oki Stanwer erhält derweil alarmierende Informationen aus dem nahen Nebelsektor: Dort aktiviert sich ein Giganttransmitter mit mehr als 10.000 Kilometern Durchmesser. Er ahnt Schlimmes und entscheidet konsequent, dass das Gros seiner Streitkräfte Kurs auf den Nebelsektor nehmen soll.

Mit diesem ersten Band des Final-Siebenteilers hat der Schluss­zyklus der Serie begonnen, und wie man sieht, geht es gleich in die Vollen.

Episode 85: Hilfe von unerwarteter Seite

(1983, digitalisiert 2005)

Fortsetzung des Final-Siebenteilers: Die verwirrende Frontstel­lung wird noch komplizierter. Zomar befindet sich nun an Bord des Voork-Flaggschiffs und duelliert sich mit Voron. Als es ihm gelingt, den Schattendämon und Herrscher der Voorks zu elimi­nieren, begreifen die Schattenwesen, dass sie auf diese Weise ihre Freiheit zurückgewonnen haben. Zwar entschließen sie sich nun dazu, gegen TOTAM zu kämpfen … aber zu spät. Die All-Hü­ter-Kontingente, die unter großen eigenen Verlusten angreifen, löschen die restlichen der ursprünglich 20 Voork-Kreuzer aus, ehe dieser Seitenwechsel sich auszahlt.

Der Helfer des Lichts Rilon Vleh kann derweil die funktionsunfä­hige RUHM verlassen, ist aber noch nicht weit genug weg, als sie mit Verzögerung explodiert. Zu seiner großen Erleichterung entdeckt er, dass ihm offenbar kein Schaden entstanden ist … erst mit Verspätung wird ihm klar, dass sowohl sein Funkgerät als auch das Anzug-Triebwerksaggregat zerstört sind. Und so treibt er die nächsten 24 Stunden hilflos im Weltraum, bis sein Sauerstoff zur Neige geht. Bis dahin ist er allerdings schon heil­los wahnsinnig geworden. Er stirbt als erster Helfer des Lichts in geistiger Umnachtung.

Auf der Zentralwelt droht der rasche Durchbruch dieser forma­len Parasitwelt im Nebelsektor. Das Orakel von TOTAM, Klivies Kleines, die Kämpfer der Seelen-Armee und Soffrol wollen in den Normalraum transferieren, ehe sie von den entropischen Energi­en aufgesogen werden. Die Orakelblenden des uralten Toten­kopfs verheißen zwar nichts Gutes, aber das ist letztlich irrele­vant – wenn sie den Kampf im Nebelsektor entscheidend mit prägen wollen, müssen sie auf Soffrols Egotransmitter vertrau­en, der sie direkt ins Gemetzel bringen soll …

Ihr merkt schon: Es geht hier ans Eingemachte, und das Finale steht unmittelbar bevor. Darum wird es dann im nächsten Teil der Close Up-Reihe gehen.

Soviel für heute aus dem Kampf im Nebelsektor.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Dass dieser Krieg recht eigentlich ein perfider Zeitkrieg war, kommt in der die Serie flankierenden Annalen-Geschichte „Partisanengruppe Rilon Vleh“ (1987) zutage.

Rezensions-Blog 378: Last Action Hero

Posted November 16th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Amerika ist, heute vielleicht noch mehr als zu der Zeit, als das heute besprochene Buch zum gleichnamigen Film mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle erschien, ein Land, in dem viel und gern persifliert wird. Heldenfilme werden en masse ge­macht, Superheldenfilme ohnehin, und die dazu gehörigen par­odistisch-satirischen Nachfolger kommen quasi gleich mitgelie­fert.

Zu einer Zeit, als die schießwütigen Actionfilme a la „Stirb langsam“ in Mode kamen (munter fortgeführt mit Filmreihen wie „The Transporter“ oder „Fast & Furious“, „John Wick“ … die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen), kam auch dieser eher seicht zu nennende und natürlich eine kindgerechte Moral transportierende ironische Film in die Kinos, den ich mir damals mit etwas Verspätung antat … und dann entdeckte ich das Buch zum Film (heute leider nicht mehr greifbar, darum sind die bi­bliografischen Angaben unvollständig).

Manchmal – wie im Fall des Buches zum Film „Men in Black“ etwa – wurde ich von solchen Werken ziemlich enttäuscht. Vor drei Wochen konntet ihr nachlesen, dass das kein Naturgesetz ist. „Mr. & Mrs. Smith“ vermochte mich sehr zufriedenzustellen. Auf einem bescheideneren Level ist das auch mit dem vorlie­genden Roman passiert, wo sich Filmwelt und reale Welt auf vergnügliche Weise mischen.

Was das dann zur Folge hat? Nun, schaut es euch selbst an:

Last Action Hero

(OT: Last Action Hero)

von Robert Tine

Übersetzung von Marcel Bieger

Bastei 13535

192 Seiten, 1993

Was kann man sich als vernachlässigter kleiner Junge im tristen, verbrechergesättigten New York schon großartig an Zukunfts­perspektiven erschließen, zudem noch, wenn die Mutter eine Doppeljob hat und sich kaum um ihn kümmern kann? Wenn der Vater nicht mehr da ist und irreale Träume den Kopf des Kindes füllen?

In dieser Rolle ist Danny Madigan, ein kleiner, elfjähriger Junge, begeisterter Fan eines Filmhelden namens Jack Slater (Arnold Schwarzenegger). Als der neue Kinofilm, Slater IV, anläuft, hat Danny die Chance, den Film nächtens in einer Vorpremiere allei­ne anzuschauen. Durch den alten Vorführer Nick gelangt er in den Besitz einer magischen Eintrittskarte, und damit beginnt für ihn das Abenteuer.

Denn auf einmal findet er sich nach einer Explosion keineswegs mehr im Theater wieder, sondern auf dem Rücksitz eines Bon­neville-Coupe, das von niemand Geringerem als Jack Slater ge­steuert wird. Natürlich während einer halsbrecherischen Verbre­cherjagd – denn Slater ist Sergeant des Los Angeles Police De­partments und verantwortlich für die ganz harten Fälle, die ihm regelmäßig in jedem Film die Entlassung aus dem Dienst eintra­gen. Ebenso ist er am Ende des Films wieder in Dienst und Eh­ren und sämtliche Schurken genauso selbstverständlich zur Strecke gebracht (oder – wie in den meisten Fällen – tot).

Da Danny den Anfang des Films (Slater IV!), in dessen Handlung er sich unvermittelt real versetzt sieht, schon gesehen hat, weiß er natürlich einiges mehr über die Bösewichter, die Slater dies­mal das Leben schwer machen wollen. Genauer gesagt handelt es sich dabei um einen Mafiosi namens Tonio Vivaldi und seinen eiskalten Killer mit dem Glasauge, einen Mann, der Benedict ge­nannt wird und dessen Spezialitäten in Glasaugen bestehen, manchmal in solchen, die kleine, hochexplosive Bomben enthal­ten.

Natürlich glaubt Slater Danny nicht, dass sie alle nur „im Film“ seien, sondern er wird eher für etwas krank im Kopf gehalten. Seine Kenntnisse machen den Sergeanten allerdings recht nach­denklich, und so ist es unvermeidlich, dass sie vorzeitig an Be­nedict geraten, was einiger komischer Züge nicht entbehrt – z. B. jene Szene, in der Benedict einer Horde Rottweiler befiehlt, eine lebende Pyramide zu bilden, und sie das auch tatsächlich machen. Aber natürlich befindet man sich in einem Film, und da ist alles schrill, überzogen und extrem unrealistisch. Und hier können natürlich nur die Bösen sterben, die Guten überstehen selbst haarsträubendste Abenteuer nahezu unverletzt.

So wird allerdings nun auch Benedict auf Danny aufmerksam und kann diesem bei einem Überfall die magische Eintrittskarte entwenden, dessen Geheimnis er bedauerlicherweise herausfin­det. Zum Glück können Danny und Jack Slater dem Verbrecher in die „reale Welt“ folgen, allerdings ist diese nun ganz und gar nicht mehr das, was Slater kennt: Hier funktionieren seine Film­gesetze nicht mehr, hier kann er Schmerzen erleiden und er kann sogar, wenn es ganz hart auf hart kommt, sterben.

Und dennoch müssen sie die Verfolgung von Benedict auf sich nehmen, weil er einen entsetzlichen, Erfolg versprechenden Plan mit der magischen Karte verfolgt, den er schon umzuset­zen begonnen hat …

Genau wie der Film selbst, zu dem dieses Buch geschrieben wurde, ist der Roman ein Feuerwerk von Absurditäten, die ihren großen Reiz aus dem Wortwitz (des Übersetzers) ziehen und aus der grotesken, beabsichtigten Übersteigerung der Handlung des Films. Was hier übertrieben und schrecklich karikierend wirkt, ist absolut beabsichtigt, und man muss schon sagen, dass das Abs­truse der filmischen „Super“-Handlungen hier sehr schön offen­gelegt wird.

Wer also den Film kennt und sich, weil er beispielsweise die Dia­loge von Slaters Vorgesetztem nicht verstanden hat, den Roman antun möchte, kommt voll auf seine Kosten. Das Buch ist rasant geschrieben, man könnte eigentlich sagen: oberflächlich. Doch auch das passt ausgezeichnet zum Film selbst, der schließlich ebenfalls genau das ist: eine oberflächliche und durchsichtige Satire und Persiflage, z. B. auf die „Stirb-langsam“-Filme des Bruce Willis. Grell und schlechterdings unrealistisch. Aber wer richtig gut ablachen möchte, sollte ihn nicht verpassen, wenn er antiquarisch über den Weg hüpft …

© 1997 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche werden wir dann mal wieder politisch und lassen einen bärbeißigen (heute auch schon verstorbenen) Kritiker der Politik der USA zu Wort kommen. Lasst euch überra­schen, wen ich da meine.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

und schon wieder ist es 8 Wochen her, dass wir in dieser Rubrik im Rahmen der „Annalen“ dem Entwicklungsfortschritt meines Werkes folgen konnten. In der Zwischenzeit ist natürlich wieder einiges geschehen, wie die regelmäßigen Leser meines Blogs wissen: Ich befand mich im Rahmen des Erotic Empire ausgiebig Anfang 2022 auf dem Planeten „Saigon II“ und berichtete davon im Rahmen eines Blogbeitrags (Nr. 478). Band 2100 des OSM wurde fertig, und ich erläuterte ein wenig was vom Inhalt (Nr. 481). Und last but not least startete ich vergangene Woche mit der neuen Artikelreihe zu den „Langzeitprojekten“.

Heute und hier kehren wir aber zurück in den Sommer des Jah­res 2018. Jüngst schrieb ich schon, dass die Monate Juli, August und September drückend heiß waren, was meine Kreativität ziemlich arg drosselt. Das erkennt man an den Zahlen der in diesen Monaten vollendeten Werke: 26, 19, 10.

Ich sagte ja: In tropischer Hitze neigt mein mentales System zum Herunterschalten. Und das war unter anderem die konse­quente Folge davon.

Es entstanden in diesen Monaten also jede Menge Rezensionen und Blogartikel … aber natürlich nicht nur.

Im Juli arbeitete ich weiter an der Abschrift des BUCHES „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, nahm das Digitalisat der Story „Ulli­kummi“ in Angriff und feilte an dem E-Book „BdC 1 – Im Feu­erglanz der Grünen Galaxis“.

Dann stellte ich, selbst überrascht vom Schreibtempo, unerwar­tet Band 39 der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (KON­FLIKT 4, IR) fertig, der den beunruhigenden Titel „Grünes To­deslicht“ trägt … und der erste Band des dortigen Finalzyklus ist! Womit IR mit Gewissheit die bislang kürzeste Episodenserie des OSM ist. Leider, leider … fehlen davor noch eine ganze Rei­he Episoden, die z.T. bis heute immer noch nicht geschrieben sind. Ich sträube mich halt innerlich gegen diesen grässlichen Amoklauf, der die INSEL in Feuer und Blut ertränkt. Aber dass es so kommen wird, ist ein sicheres Ereignis, nur wann ich mich dazu überwinden kann, dem Bilderstrom freien Lauf zu lassen, das kann ich zurzeit noch nicht sagen.

Ein direktes Resultat aus dieser Schreibarbeit war jedenfalls der Blogartikel 294: „OSM-Kosmologie, Lektion 13: Die Entde­ckung des kosmischen Eidotters“. Ich denke, das ist Pflicht­lektüre für jeden, der sich etwas intensiver mit der frühen OSM-Physik und dem rätselhaften Phänomen TOTAM befassen möch­te.

Außerdem machte ich in diesem Monat einen Anlauf, an der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI, KONFLIKT 2) weiter voranzukommen, aber wie befürchtet war es der verkehr­te Zeitpunkt dafür. Ich kam nicht allzu weit, und partiell lag das an den damals schon sehr hohen Temperaturen, die mir Einhalt geboten.

Ein Ausfluss meiner Digitalisierungsaktivitäten am „CLOG­GATH-KONFLIKT“ war die Entstehung eines gespenstischen neuen OSM-Fragments. „Beweis aus Glas“ beleuchtet ein traumatisches Einzelschicksal im direkten Nachgang nach „Stanwers Blutnacht“.

Das sagt euch nichts? Freut euch, beizeiten sage ich dazu in den CLOGGATH-KONFLIKT-E-Books (CK) mehr, aber das ist noch ziemlich ferne Zukunftsmusik. Demgemäß ist es ganz gut so, dass ich in diesem Text noch nicht sehr weit gekommen bin … ich könnte es ohnehin erst veröffentlichen, wenn ich mit dem CK diesen Punkt erreicht habe. Und das ist in Anbetracht der Tatsache, wie lange ich für die einzelnen Romane dieser Serie brauche, noch recht lange hin.

Ach ja, und dann war da natürlich noch die Digitalisierungsar­beit am Roman „Der Zathuray-Konflikt“, an der ich auch wei­termachte. Aber auch damit kam ich nicht allzu weit.

Der August sah die Kreativleistung merklich weiter gedrosselt. Ich machte einen neuen Versuch in der TI-Serie, kam aber auch dieses Mal nicht sonderlich vom Fleck. Ein wenig feilte ich an den Digitalisaten von KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ weiter … auch nutzlos.

Und dann griff ich auf abenteuerliche Weise vor … und digitali­sierte zwei 50er-Episoden von KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Hor­ror“. Was völlig verrückt klang, weil dieses Digitalisat noch lan­ge nicht auf dem Plan stand. Aber das war nur der Anschein. In Wirklichkeit gab es schon einen gewissen Sinn darin.

Wie sah der aus? Nun, so: Das BUCH „DER CLOGGATH-KON­FLIKT“ war seit Jahren bis zur Episode 50 gelangt und dann stagniert. Ich nahm (nicht unplausibel) an, dass ich die Fortar­beit an dem BUCH stimulieren könnte, indem ich die nächsten beiden Episoden als „Rohtext“ digitalisierte. Das hatte auch ei­niges für sich, erzeugte in der Quintessenz aber nicht den Ef­fekt, den ich erhoffte. Aber es war insofern erfolgreich, als ich tatsächlich am BUCH weiterschrieb, also nicht nur digitalisierte (und damit abschrieb), sondern wirklich neue Seiten schuf.

Es handelte sich dabei freilich um ein Strohfeuer, das mich län­gerfristig unter Druck setzte. Denn die beiden digitalisierten Episoden existierten nun, ich konnte sie aber nicht ausdrucken … weil nämlich die Serie seitenmäßig und vor allen Dingen hin­sichtlich der Fußnoten ein kompaktes Kontinuum bilden sollte. Aber hier fehlten nun die ersten 50 Episoden. Ehe ich die schrieb, konnte ich die Bände 51 und 52 nicht ausdrucken. Täte ich es jetzt, würde ich Ausschuss von morgen produzieren, da ich weder die Seiten- noch die Anmerkungsziffernzahl kannte.

Mittelfristig, ihr ahnt es, war das von Nutzen, da ich aktuell ja OSH – die Basis des „CLOGGATH-KONFLIKTS“ längst digitali­siere. Aber dafür musste ich erst mal eine ganze Reihe anderer Dauerbaustellen abschließen, nicht zuletzt KONFLIKT 14 und KONFLIKT 12. Und das sollte noch dauern.

Ja, ich gebe zu, Ende August machte ich Arbeitsbesuche im Ero­tic Empire („Saskia bei den Nomaden“) und dem Archipel („Rhondas Aufstieg“), aber mir hätte schon von Anbeginn klar sein müssen, dass das nicht funktionieren würde. Ich kam bei beiden Projekten nicht sonderlich weit.

Hitzeschock und Ermattung.

Im September wurde es dann ganz drastisch … auf der einen Seite, denn ich kam kaum vom Fleck, was die meisten Projekte anging. Auf der anderen Seite stürzte ich mich in ein ziemlich wildes Abenteuer, nämlich mein längstes bislang veröffentlich­tes E-Book-Projekt: „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbe­ben“. Da ich inzwischen mit der Digitalisierung des BUCHES „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ auch in diesem Monat gut vor­ankam und etliche neue Seiten daran schrieb, warf ich mich auf die Aufgabe der E-Book-Umarbeitung der frühen Kapitel des Werkes und skizzierte zugleich, was in die folgenden beiden E-Books der Serie eingebracht werden würde.

Auf diese Weise entstanden deshalb in diesem Monat auch die Anfangs-Dateien für die E-Books „DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“ und „DER CLOGGATH-KONFLIKT 3: Knochensaat“. Dass es nicht so einfach sein würde, von Band 1 in Band 2 zu gelangen, war mir da allerdings noch nicht klar. Dafür brauchte ich noch Zeit. Von diesen Projektfortschritten und dem, was bis Silvester des Jahres daraus folgen sollte, er­zähle ich im nächsten Teil dieser Artikelserie, mit der ich dann die Besprechung des Jahres 2018 beenden werde.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 377: The Club (2) – Match

Posted November 9th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist ein Risiko, sich einem Datingportal anzuvertrauen und ex­trem persönliche intime Daten von sich preiszugeben … denn auch wenn man einen exorbitanten Mitgliedsbeitrag entrichtet, wie das im titelgebenden „Club“ der Fall ist, muss man stets ge­wärtigen, dass das ein falsches Signal ist.

Umso mehr gilt es, wenn man dann aus der Verpflichtung wie­der aussteigen möchte und gegebenenfalls sogar noch die „An­meldeassistentin“ gleich mit von der Fahne geht.

Jonas Faraday und Sarah Cruz erleben auf die harte Tour, was das für Konsequenzen hat … auch wenn sie sich von dem, was ihnen insgesamt noch bevorstehen mag, wirklich gar keine Vor­stellung machen.

Also, Freunde, willkommen im zweiten – wie ich damals bedau­ernd konstatierte: leider viel zu kurzen – Band des „Club“-Zyklus von Lauren Rowe. Aber ich kann jetzt schon vertrösten … die nächsten Bände sind sehr viel umfangreicher und auch noch entschieden spritziger. Besonders die ausgiebigen Diskussionss­zenen sollte man echt genießen, da läuft die Autorin zu großer Form auf.

Also, schaut mal selbst:

The Club 2: Match

(OT: The Reclamation)

Von Lauren Rowe

Piper (ohne Verlagsnummer), 2016

240 Seiten, TB, 12.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Lene Kubis

ISBN 978-3-492-06042-4

Was genau ist der „Club“?

Für die Allgemeinheit (soweit sie von ihm weiß) ist es einfach eine weit gespannte Organisation, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, für die Reichen und Superreichen sexuelle Er­füllung sicherzustellen. Das erreicht der Club durch einen aus­führlichen Fragebogen, den die Antragsteller ausfüllen müssen. Entsprechend ihren Neigungen, die dort ausgedrückt werden, wird dann in Aussicht gestellt, dass überall auf der Welt passen­de Frauen Kontakt aufnehmen werden, um ihnen heiße Lust­nächte zu bescheren. Die Mitgliedschaft ist darum auch nicht eben das, was man preiswert nennen kann – 30.000 Dollar pro Monat, 250.000 Dollar Jahresbeitrag.

Als sich der reiche Unternehmer Jonas Faraday beim Club an­meldet, läuft die Sache allerdings aus dem Ruder – weil er uner­wartet mit seiner „bezaubernden Anmeldeassistentin“ zusam­menstößt und von ihrer Intelligenz und Schlagfertigkeit so ange­zogen wird, dass er sich auf die Suche nach diesem namenlo­sen, gesichtslosen Wesen macht. Er will sie unbedingt davon überzeugen, dass der weibliche Orgasmus, den sie noch nie ge­spürt hat, es wert ist und sie erst zu einer vollwertigen Frau macht.

So finden Jonas und die Jurastudentin und Latina Sarah Cruz zu­einander, die beide eine krisenhafte Lebensgeschichte aufzu­weisen haben. Doch während Jonas seine Mission erfolgreich durchführt und Sarah die himmlische und nie geschmeckte Glut ihres Orgasmus durchleben lässt, müssen die beiden etwas we­sentlich Schlimmeres entdecken: der Club ist offenbar eine ver­brecherische Organisation, in der mindestens hochpreisige Pro­stitution betrieben wird. Dass Jonas damit nichts mehr zu tun haben möchte, ist klar, und er will auch von Sarah, dass sie die­ser Organisation umgehend den Rücken zukehrt.

Dummerweise sieht der Club das anders.

Jonas ist eine Goldkuh, die weiter gemolken werden soll.

Sarah ist offenkundig ein Sicherheitsrisiko.

Schnell müssen sie entdecken, dass Sarah offenbar überwacht und unter Beobachtung gehalten wird. Dann wird Sarahs Woh­nung durchwühlt. Das führt direkt dazu, dass Jonas´ Schutzinstinkt massiv aktiviert wird und er sie umgehend bei sich ein­ziehen lässt. Und ihr Geliebter, der schon in der Kindheit den traumatischen Verlust seiner Mutter hautnah miterleben muss­te, beschließt nun grimmig, den Club zu zerstören, um jede künftige Gefahr für die Frau auszuschließen, die er liebt.

Auf diese Weise bringt er sie jedoch in Lebensgefahr, und Sarah selbst ist auch noch so unklug, die Organisation durch Direkt­kontakt zu provozieren …

Der zweite, bedauernswert kurze Band des „Club“-Zyklus ist vom Inhalt her eigentlich eher ein Sequel zum ersten Roman der Reihe und entsprechend relativ arm vom Inhalt her, weswe­gen er sich auch – wie ich feststellen durfte – binnen von 24 Stunden mühelos wegschmökern lässt. Im Kern geht es um die erste Konfrontation mit dem Club, um den Versuch, weitere In­formationen über diese diffuse Organisation herauszufinden, Jo­nas´ und Sarahs zahlreiche leidenschaftliche Liebesbegegnun­gen (die die schöne Studentin nach Worten ihres Geliebten in „Orgasma“ verwandeln, eine sehr orgasmusfähige Frau), und schließlich um die zweite Konfrontation mit dem Club, was Sa­rah beinahe das Leben kostet.

Der personelle Kosmos wird leicht ausgebaut. So erfährt man beispielsweise Kats vollständigen Namen (Katherine Morgan) und lernt ein wenig mehr aus dem Leben der Staatsangestellten Georgia kennen. Außerdem wird erstmals Näheres über die rät­selhafte Oksana bekannt, die in der Club-Organisation offenbar einen hohen Posten bekleidet. Und natürlich erfährt man auch einiges mehr über Jonas´ Zwillingsbruder Joshua, der im ersten Band noch eine Art indifferente Nebenperson ist.

Gleichwohl ist der vorliegende Band nur eine Art Übergangssta­dium, ehe es voraussichtlich in Band 3 dann zur Direktkonfron­tation mit dem Club kommen dürfte. Aber ich denke, wer den ersten Band schon genossen hat, wird ebenfalls sehr rasch durch das vorliegende Werk kommen und, wie ich, gleich mit Band 3 fortfahren – was nicht zuletzt an der blitzgescheiten Sa­rah Cruz liegt, die selbst eine Katastrophensituation zu ihren Gunsten zu wenden versteht. Und zwar auf eine ziemlich atem­beraubende Weise, mit der sie selbst den nicht gerade dummen Jonas vollständig überrumpelt.

Doch, definitive Leseempfehlung von meiner Seite.

© 2018 by Uwe Lammers

Hm, das war euch alles viel zu kurz? Zu wenig Action? Na schön, dann drehen wir den Spieß nächste Woche mal um und machen eine Menge Action in der nachfolgenden Rezension.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ich nehme an, ihr kennt das Phänomen alle irgendwie: Man hat etwas liebgewonnen und möchte nicht, dass es endet. Das gibt es in den verschiedensten Variationen und Lebenssituationen – ob es sich um Beziehungen handelt und man den Partner oder die Partnerin nicht gehen lassen möchte, ob es sich um eine Serie handelt, die man sich anschaut und die am liebsten bis in alle Ewigkeit weiterlaufen sollte … ob es Bücher sind, an denen man sich festgelesen und die Nächte um die Ohren damit ge­schlagen hat, nur um dann mit Bedauern feststellen zu müssen, dass sie eben doch eine letzte Seite haben … ob es sich um Ur­laube handelt, die man nicht beenden will, weil es euch da so gut gefällt …

Ja, ich schätze mal, diese Erfahrungen habt ihr alle auf die eine oder andere Weise schon mal gemacht.

Heute möchte ich mal ein Wagnis beginnen und von einer Varia­tion dieses Themas erzählen, die mich selbst betrifft. In schlich­te Worte gefasst, könnte man es so beginnen:

Als Phantast und Schreiber bin ich jemand, der Geschichten schreibt und sie üblicherweise veröffentlicht – ob auf Webseiten, in Fanzines oder in Form von E-Books, das Muster ist stets gleich, und es setzt natürlich eins klar voraus: Geschichten, die in sich möglichst abgeschlossen sind (Serien wie die KONFLIKTE des Oki Stanwer Mythos (OSM) lasse ich hier mal außen vor, weil sie ein Spezialfall sind; wer meinem Blog seit Jahren folgt, der weiß, dass sich die Arbeit daran mitunter über Jahrzehnte hinziehen kann).

Jetzt könnte man mich fragen, ob ich die nämliche oben er­wähnte Erfahrung auch schon gemacht habe. Ja, habe ich, und zwar seit Jahrzehnten wieder und immer wieder. Daraus resul­tieren bei mir üblicherweise „Baustellen“, wie ich das intern für mich nenne. Das sind Geschichten, die in meinen monatlichen „Work in Progress“-Blogs stets in Klammern () auftauchen. Viele davon sind kommentierte Episodenabschriften, und die meisten von ihnen kann ich dann in der Tat binnen weniger Monate ab­schließen … aber dann gibt es eben Titel, die mit einer nachge­rade penetranten Aufdringlichkeit immer wieder erscheinen. Ein, zwei, drei Jahre nacheinander.

Baustellen, die irgendwie nicht enden wollen. Oder sollen … das ist manchmal sehr schwer zu entscheiden. Üblicherweise the­matisiere ich solche Werke nicht sehr intensiv oder nur so kur­sorisch mit Bemerkungen wie „Habe daran weitergeschrieben … aber nicht sehr intensiv“ oder „…ist aber immer noch nicht fer­tig“ usw.

Das sind Langzeitbaustellen oder Langzeitprojekte.

Langzeitprojekte haben üblicherweise drei Charakteristika, die sie bei aller heterogenen Inhaltsform gemeinsam haben. Ers­tens: Sie sind zumeist ziemlich alt. Zweitens: Ich greife diese Texte immer wieder auf, feile daran herum, ergänze Dialoge, kürze dies oder jenes heraus, korrigiere die Grammatik, perfek­tioniere den Plot … aber sie werden einfach nicht fertig. Drittens ist ihnen – meist – eigen, dass sie recht seitenstark sind. Das ist üblicherweise ein Charakteristikum einer Geschichte, die kurz vor der Vollendung steht.

Aber das täuscht in diesen Fällen in der Regel. Da können die Fragmente auch über 600 Textseiten erreichen, und sie sind gleichwohl immer noch nicht fertig, manchmal noch nicht ein­mal auf der Zielgeraden.

Woran liegt das?

Es gibt verschiedene Ursachen dafür. Eine liegt im Versiegen des inneren Bilderflusses, der mich dazu bringt, eine Geschichte überhaupt erst niederzuschreiben. Das Phänomen kenne ich auch von Kurzgeschichten und Novellen, das ist also kein No­vum. Die meisten der solcherart stockenden Geschichten wer­den dennoch relativ zügig vollendet … das ist natürlich abhän­gig davon, ob sich dann die passende, sagen wir zündende Schreibstimmung einstellt. Das kann schon ein paar Jahre dau­ern.

Dann gibt es, zweitens, jene Geschichten, die ich zwar rasch und schnell starte und die ein gewisses Volumen erreichen … und dann stockt die Handlungsführung. Das ist etwas ganz an­deres als ein stockender Bilderfluss. Denn wenn so etwas ge­schieht, ist auf einmal der Zielfokus der Geschichte verschwun­den oder erweist sich als nicht umsetzbar.

Das ist eine üble Sache, die schlimmer wird, je älter das diesbe­zügliche Fragment ist. Es kann im Zweifelsfall dazu führen, dass das Fragment komplett abstirbt und gar nicht mehr vollendet wird. Ich schätze, in weiteren Folgen dieser losen Artikelreihe werde ich zu einigen davon mehr sagen, dann könnt ihr das ver­mutlich besser nachvollziehen.

Und der dritte und meist entscheidende Grund für die dauerhaf­ten Baustellen, die ich z.T. über reale Jahrzehnte mitschleppe, besteht in etwas eigentlich sehr Sympathischem: Ich kann mich von den Protagonisten nicht lösen.

Wo das Problem dann ist? Das ist doch toll – so soll es bei Schriftstellern doch in der Regel sein … ja, im Grunde schon. Aber wir kennen das auch von arrivierten Schriftstellern, die ihre Protagonisten nicht ziehen lassen möchten. Das führt zu seltsa­men Resultaten.

Erinnert euch, beispielsweise, an Autorinnen wie Sylvia Day, die aus ihrer „Crossfire“-Trilogie unvermittelt einen Fünfteiler mach­te. Denkt meinethalben an Robert Ludlum und Eric van Lustba­der, die aus der „Bourne-Trilogie“ letzten Endes mehr als ein Dutzend Romane entwickelten. Denkt an Julie Kenner, die ihren Kosmos um Damien Stark und seine Gefährtin Nikki nicht ver­lassen wollte und Geschichte um Geschichte um Geschichte an­fügte, bis aus diesem Familienkosmos eine so unüberschaubare Vielfalt an Neuzyklen und Unterzyklen, E-Book-Novellen usw. ge­worden war, bis man meinte, sogar die Mahlzeiten erzählt zu bekommen oder die Blähungen der Kinder …

Das sind Symptome, wo die fiktiven Figuren, die die Autoren entwickeln, gewissermaßen Teil der Familie und des täglichen Ablaufs werden. So ähnliche Fälle kommen bei mir eher selten vor … aber es gibt schon seltsame Auswüchse, wenn ich mich von Protagonisten nicht trennen kann oder möchte, weil ich es einfach so genieße, in ihrer Nähe zu sein, ihnen und ihrem Le­ben über die Schulter zu schauen.

In drei Schreibsphären, in denen ich unterwegs bin, im Archipel, dem Erotic Empire und dem Oki Stanwer Mythos, kommen der­lei Auswüchse vor, und zwar schon seit über 20 Jahren. Zwar gibt es auch jenseits davon solche Langzeitprojekte, aber ich möchte mich hierauf beschränken. In den Listen, die ich hierfür anlegte, sind jetzt schon mehr als 30 Werke zu finden, Stoff für Jahre des Berichtens.

Gewissermaßen ist diese Artikelreihe als Kompensation für die sonst eher stiefmütterliche Behandlung dieser Geschichten in meinen regulären Blogartikeln zu verstehen. In loser Folge wer­de ich jeweils eine solche Geschichte vorstellen. Worum es geht, wie lange ich daran schon arbeite, in welcher Welt sie handelt und wie voluminös sie inzwischen geworden ist. Viel­leicht kann ich an dem einen oder anderen Punkt sogar schon Lösungsvorschläge oder Zeithorizonte andeuten für die Fertig­stellung … aber naturgemäß möchte ich mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Meistens gehen solche Versprechun­gen schief, ihr wisst das aus meinen Ankündigungen in den „Sil­vesterblogs“.

Also fange ich heute mal mit einem Romanfragment aus der Welt des Archipels an.

Reden wir über „Beim Fahrenden Volk / Die Suyenka“.

Technisch gesehen handelt es sich dabei um eine Proto-Version und eine vergleichsweise solide ausgearbeitete Romanfassung. Warum hat sie zwei Titel? Weil es im Grunde genommen zwei Geschichten sind. Inhaltlich sind sie identisch, aber die erste Fassung stammt vom 26. November 1998 und fußt auf einer handschriftlichen Version in meinen Kreativkladden … und sie war notwendig sehr unvollständig und grob schematisch. So et­was wie Dialoge fehlten beispielsweise fast vollständig – dabei sind gerade sie in dieser Geschichte sehr wichtig.

In der Zeit zwischen dem 9. September 2005 und dem 5. Sep­tember 2019 arbeitete ich dann unter dem neuen Titel „Die Suyenka“ die Rohversion mächtig aus. Gegenwärtig besitzt sie 142 einzeilige Textseiten … was üblicherweise massig für einen ausgewachsenen Roman reichen würde. Auch ist die Storyline im Grunde genommen bis zum Schluss hin entwickelt.

Aber dazwischen fehlt nach wie vor sehr viel an Details. Und da­mit meine ich primär erotische Details.

Worum geht es in der Geschichte?

Die tropische Archipelwelt ist, grob schematisiert, in den nörd­lich gelegenen tropischen Archipel aufgeteilt, der sich ein wenig schematisch vorstellen lässt wie wenn man seine geöffneten Hände an den Gelenken gegeneinander legt – die Verbindungs­stelle der Handgelenke wird von der horizontal liegenden Insel Coorin-Yaan eingenommen, die hochgereckten, nach außen ge­krümmten Finger stellen weit gestreckte Inselketten dar, eben die Tausende von Archipel-Inseln. Südlich davon liegt der Süd­kontinent, dessen Größe bislang von mir nicht genau erforscht worden ist. Das ist der Handlungsraum des vorliegenden Ro­manfragments.

Im Süden des Südkontinents breiten sich alte Adelskulturen aus, die weithin agrarisch basiert sind. Im 7. Jahrhundert Archipel-Zeitrechnung (also lange vor der Geburt des Mädchens Rhonda, auf das ich in dieser Artikelreihe notwendig auch noch eingehen werde) kommt es hier in einem ländlichen Landstrich zu einem Erbproblem auf einem Landsitz. Die dort lebende Familie hat zwei erwachsene Söhne und drei Töchter, aparte und hübsch gewachsene Drillinge.

Als die Eltern tot sind, erben die Brüder Elgared und Haron den Hof … und für die Schwestern Julie, Saskia und Sandra stellt sich die Frage, was nun wohl mit ihnen geschehen soll. Die tra­ditionelle Antwort ihrer Eltern hätte darin bestanden, sie nutz­bringend mit anderen Sprösslingen von Nachbarbesitztümern zu verheiraten. Aber ehe es dazu kommen konnte – und auch, weil sie von der Erbfolge sonst ausgeschlossen sind – sind die Eltern tot … und die Brüder haben andere Pläne mit ihnen.

Sie könnten alle drei auf dem Besitz weiter leben … wenn sie sich dafür bereit erklärten, mit den Brüdern die Betten zu teilen. Womit die Schwestern nicht viel mehr wären als äußerst preis­werte Huren.

Die charakterstärkste der Schwestern, Julie, ist damit überhaupt nicht einverstanden – und sie hat einen anderen Plan gefasst, der ein unkalkulierbares Wagnis darstellt. Sie hat von Wander­händlern gelegentlich gehört, dass es ein Nomadenvolk gibt, das durch die steppenhaften Weiten im Zentrum des Südkontin­ents reist. Und die Frauen bei ihnen seien frei und ungebunden, gewissermaßen ihre eigenen „Herren“. Das klingt doch sehr viel besser, als sich in den Betten ihrer Herren Brüder wiederzufin­den!

Also verschwinden die drei Schwestern in Nacht und Nebel vom Besitz und wandern, zunehmend unsicherer werdend, durch die immer unkultivierter werdenden Landstriche. Denn natürlich wissen sie nicht, wo sie das „Fahrende Volk“ finden sollen.

Der Zufall kommt ihnen schließlich zu Hilfe, als sie sich in einem verschwiegenen Waldsee erfrischen. Denn hier werden sie von drei verwegen wirkenden Männern beobachtet und schließlich auch angesprochen.

Die Männer sind die jungen Söhne des Patriarchen Zhalgoor, Thronaar, Rhondar und Alnaay … und eigentlich waren sie auf der Jagd. Erfolglos indes – bis sie auf die Schwestern treffen. Denn als ihnen klar wird, dass sie Kontakt zum Fahrenden Volk suchen und besonders, als zutage tritt, dass die drei Männer dazu gehören, da insistieren die drei Schwestern, mit ihnen kommen zu wollen.

Und die Brüder sind höchst bereit dazu (aus sehr egoistischen Gründen, sollte ich vielleicht andeuten) … allerdings machen sie den Drillingen auch klar, dass es … schwierig werde, in dem Clan aufgenommen zu werden. Das gehe nur, wenn sie sich den Regeln des Clans unterwerfen und als so genannte „Suyenka“ mit ins Lager kommen.

Ihnen wird dabei suggeriert, dass „Suyenka“ dabei der normale Terminus für Nomadenfrauen sei – was sich als völlig falsch erweist. Aber ehe die Mädchen das erfahren, geht für sie eigentlich alles schief, was nur schief gehen kann.

So kommt es schließlich, dass die drei Schwestern in bildschö­ner Nacktheit vor dem Patriarchen Thronaar knien, sich in seine Hand befehlen und dem Sippengesetz unterwerfen … und die­ser behält ihre Kleidung ein und befiehlt seinen drei Söhnen, sich als Verantwortliche der Mädchen anzunehmen.

Die drei jungfräulichen Mädchen ahnen noch nicht, dass die Suyenka traditionell Sklavinnen des Fahrenden Volkes sind und dieser Tross diesbezüglich Mangel leidet. Und nun bitten diese drei jungen Schönheiten darum, im Namen der Sippe versklavt zu werden …? Na, wer das wohl ablehnen würde …

Auf eine durchaus pikante Weise finden die drei Schwestern hier die Liebe ihres Lebens – aber zugleich müssen sie entdecken, dass dies keine exklusive und an einen Mann gebundene Liebe ist, sondern sie vielmehr Eigentum der Sippe geworden sind. Und da niemand weiß, wohin sie verschwunden sind und die No­maden natürlich weiterziehen, werden sie völlig entwurzelt und müssen ihr Leben vollkommen fremdbestimmt neu organisieren …

Wie eigentlich alle Archipel-Geschichten wuchs auch diese aus einer schlichten Liebesgeschichte, aber sie dehnte sich auf durchaus soziologisch-historische Weise aus. Ich lernte während des Schreibens daran eine Menge über den Südkontinent des 7. Jahrhunderts, über die Nomadengesellschaft und die bisweilen wirklich dreisten Tricks, die sie den Mädchen beibringen … und die Drillinge entdeckten ihre feurige, leidenschaftliche Sexuali­tät und völlig fremde Züge an sich.

Wie oben angedeutet: Der Handlungsbogen dieser Geschichte ist formal fertig, ich weiß grob, welche Stationen sie besitzt und wo und wann sie etwa endet. Aber im Mittelteil fehlt halt noch sehr viel.

Und eigentlich möchte ich die drei leidenschaftlichen Suyenka so schnell gar nicht verlassen. Sie haben noch so viel zu lernen und zu erleben während ihres Zuges zum Hochland und zum Treffen der Nomaden-Clans … deshalb ist zu erwarten, dass ich zweifellos alsbald dorthin zurückkehren werde, um mich wieder um die Mädchen zu kümmern.

Aber man sieht auf der anderen Seite auch schon, dass ich hieran nun schon 17 Jahre schreibe … es kann noch dauern, bis dieses Werk als neuer Archipel-Roman in die Zielgerade ein­biegt.

Soviel fürs erste zum ersten Projekt dieser Art, von dem ich be­richten möchte. Mal sehen, wohin es mich im nächsten Teil ver­schlägt. Lasst euch da auch mal überraschen!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 376: GEO EPOCHE 7 – Der 11. September 2001

Posted November 2nd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich denke, es ist nicht verkehrt, die jüngste Weltgeschichte in eine Zeit vor dem 11. September 2001 und danach einzuteilen. Genauso, wie wir in Bälde wohl von einer Weltgeschichte vor dem Auftreten des COVID-19-Erregers und danach sprechen müssen.

Die terroristischen Ereignisse mit mehreren tausend Toten am 11. September 2001 in Nordamerika, die in ihrem Gefolge un­fassliche Geschehnisse mit sich brachten, haben eine Vielzahl von Büchern, Dokumentationen, Zeitschriftenartikeln, Filmen und dergleichen hervorgebracht. Mich hat dieses Themenheft dazu animiert, über meinen sparsamen Schatten zu springen – ich hatte 2002 wirklich nicht viel Geld – und die Zeitschrift GEO EPOCHE zu abonnieren, die inzwischen deutlich mehr als 100 Ausgaben erreicht hat.

Dies hier ist einer der frühesten publizistischen Versuche, das Geschehen rings um die Terroranschläge in den USA zu durch­dringen und zugleich dabei das damalige Medienecho einzufan­gen. Manch einer von euch mag das alles völlig veraltet finden … aber ich schlage vor, ihr solltet dennoch mal weiterlesen. Denn manchmal ist es so, dass das Alter medialer Berichterstat­tung nicht allein ausschlaggebend ist, sondern ein gewisser zeithistorischer Abstand zu derselben.

Dann kann man spannende Erfahrungen bei der Lektüre ma­chen – ich exerziere das gerade aktuell durch mit Heften der Zeitschrift ANTIKE WELT, die in den frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts über historisches Neuland berichtete … das heute natürlich kein Neuland mehr ist, z. B. die Entzifferung der Maya-Hieroglyphen. Aber die damaligen Thesen mit den heutigen Er­kenntnissen abzugleichen, zeigt auf interessante Weise, wie die Forscher damals dachten und auch, auf welche argumentativen Abwege sie damals gerieten.

Übertragt das mal auf die vorliegende Publikation und behaup­tet dann immer noch, sie wäre völlig veraltet … ich glaube, ihr werdet überrascht.

GEO EPOCHE

Der 11. September 2001“

Ausgabe 7, Dezember 2001

172 Seiten, 8.00 Euro

Dies ist nichts, was man leichthin und leichtfertig lesen kann.

Dies ist eine Zumutung, wenn es jemals eine gegeben hat. Und doch ist sie für Menschen, die mit offenen Augen durch die Welt gehen, unabweisbar eine Quelle der Weisheit, dass es töricht wäre, nicht lobend auf dieses Heft hinzuweisen.

Die Terroranschläge des 11. September waren ein Verbrechen, das in seiner Monstrosität weithin seinesgleichen sucht und jen­seits von erklärten und nicht erklärten Kriegen wohl bislang kaum zu finden sein wird. Die pathetische Formel, nach dem 11. September sei „die Welt nicht mehr so, wie sie vorher war“, ist ein Allgemeinplatz geworden, und doch ist schrecklich schnell wieder die Normalität eingekehrt.

Gut, es gibt noch Reportagen und Artikel über die ausgelager­ten Firmen, über traumatisierte Angehörige, Helfer und Ver­wundete … aber haben wir inzwischen wirklich verstanden, was damals passiert ist, am 11. September 2001?

Das Verdrängungsvermögen des menschlichen Geistes, der Drang, schreckliche Geschehnisse zu rationalisieren, zurückzu­drängen und gar zu vergessen, ist unfassbar stark ausgeprägt. Es ist leicht, dem zu glauben, was die Medien sagen, zu denken, dass mit dem Terroristenchef Osama bin Laden der richtige Mann getroffen worden ist. Es ist zweifellos höchst elegant, sich darüber zu freuen, dass er – wahrscheinlich – in Afghanistan ums Leben gekommen ist (seine Leiche wurde bis heute nicht gefunden!).1

Und doch … das alles hilft uns ebenso wenig im Verständnis weiter wie die weitgehende Entmachtung des Taliban-Regimes, das in Afghanistan nach wie vor bekämpft werden muss (Stand: 17. Mai 2002).2

Wie meine ersten Eindrücke damals zeigten: das Schlimmste steht eigentlich noch bevor3, dies ist nur der Auftakt gewesen, der Paukenschlag eines langen Konzertes, das zum überwiegen­den Teil aus piano gespielten Abschnitten bestehen wird, manchmal unterbrochen durch aufrührende, verstörende Inter­mezzi, um dann wieder in die trügerische Ruhe zurückzugleiten. Die nächsten Paukenschläge stehen aber unabweisbar in der Partitur. Es sei denn, man wechselt ernstlich mittendrin das Stück. Aber das macht niemand …

Dieses Heft hilft dem interessierten Leser dabei, dem abstrak­ten Grauen des 11. September 2001 etwas näher auf die Spur zu kommen.

Das fängt mit einem entsetzlichen Bildessay an und führt zu ei­nem akribisch recherchierten Essay von Cay Rademacher, der countdownmäßig vom 11. September 2001, 7.45 Uhr, Boston Logan International Airport zu ticken beginnt, nachher im Minu­ten-, dann im Sekundentakt. Ständig hin- und herblitzend zwi­schen realen Personen, Controllern, Polizisten, Büroboten, Se­kretärinnen, Piloten, Entführern und Selbstmördern … die meis­ten von ihnen überleben diesen Essay und diesen Tag nicht, aber ihre Schicksale stehen symptomatisch für Hunderte, ja, Tausende anderer, die Ähnliches erlitten haben.

Ein Thriller kann kaum spannender sein.

Allein dieser Essay „An einem Tag im September“ ist jeden Cent des GEO-EPOCHE-Heftes wert!

Ein psychologisches Profil von hoher Intensität schließt sich an und schlägt den Bogen in die arabischen Gesellschaften, insbe­sondere nach Israel/Palästina, wo der Begriff der Selbstmordat­tentate seit Anfang dieses Jahres eine grausige neue Bedeutung gewonnen hat. Hier erkennt man, wie sich „Geschichte“ (selbst wenn sie erst Monate alt ist) mit der Gegenwart verzahnt und auf entsetzliche Weise demonstriert, dass schiere Repression in unserer heutigen Zeit nicht einmal kurzfristig Wirkung zeigt. Wirkung im positiven Sinne. Repression führt nur zu Verhärtung der Fronten, zu Terror gegen Terror (mal von „Terroristen“, mal von „Staatsterroristen“ ausgeübt; mal erlaubt, mal verfemt), am Ende bleiben Frieden, harmonisches Zusammenleben, jede Menge unbeteiligter, hoffnungsvoller junger Menschen auf der Strecke, und die Zukunft wird vergiftet …4

Ein weiterer Essay in dem Magazin geht auf Osama bin Laden ein, der, wie man heute weiß, in Afghanistan erst mit Billigung der CIA zu seiner machtvollen Position aufsteigen konnte. Es gibt sogar schon sehr konkrete Hinweise darauf, dass die Atten­täter des 11. September in den Staaten von den US-Behörden absichtlich ignoriert wurden! Der Reim, den man sich darauf machen kann, ist geeignet, einen sinnierenden Menschen um den Schlaf zu bringen.5

Es geht um Wirtschaftsfolgen des Crashs, um Fahndung nach den Hintermännern des Terrors, um den Alltag in den Trümmern einer traumatisierten Stadt New York und die Frage, was denn nun aus Lower Manhattan werden soll, jenem ersten urbanen Schlachtfeld des 21. Jahrhunderts, soweit es sich in hochzivili­sierten Staaten ausgebreitet hat.6

Und am Ende des Bandes kommen fast am Rande zwei recht prominente Amerikaner zu Worte, die Dinge sagten, die mir selbst die Haare zu Berge stehen ließen. Da muss ich zitieren:

Zwei Tage nach den Anschlägen treffen die konservativen TV-Prediger Jerry Falwell und Pat Robertson in einer christlichen Fernsehshow zusammen und kommen schnell zu dem Schluss, dass es neben den Attentätern noch andere Schuldige gibt: Schwule, Lesben, abtreibende Frauen, Bürgerrechtler. Die USA hätten nur bekommen, was sie verdienten.

Falwell erklärt unter Robertsons Beifall: ‚Die Abtreibenden müs­sen einen Teil der Schuld auf sich nehmen, denn Gott lässt es nicht zu, dass man ihn nicht ernst nimmt. Und wenn wir 40 Mill-ionen kleine, unschuldige Babys umbringen, reizen wir Gott.’ All die ‚Heiden und Abtreiber und die Feministinnen und die Schwulen und die Lesbierinnen’, die versuchten, ‚Amerika zu säkularisieren’, auf die werde er zeigen und sagen: ‚Ihr habt dazu beigetragen, dass dies geschehen konnte!’“

Ich dachte, ich befinde mich im Mittelalter!

Leute, die solche hirnrissigen Positionen vertreten, sollte man ernstlich wegen Volksverhetzung vor Gericht stellen. Spätestens seit den 80er Jahren ist schließlich bekannt, dass es insbesonde­re TV-Prediger in den USA faustdick hinter den Ohren haben und sich mit Drohungen ahnungslose Mädchen gefügig machen, um sie zu sich ins Bett zu zerren. Es gab da diverse Fälle. Und dann noch mit einer solchen scheinheiligen, kruden und verstaubten Moral zu kommen, wo man selbst als moralische Instanz nicht mehr taugt, ehrlich, das ist nur noch verlogen …

Man erfährt in diesem Heft eine Menge über Menschen, über die Art und Weise, wie Personen über sich selbst hinauswachsen können, wie sie aber auch die Realität gekonnt ausblenden und manchmal böswillig verdrehen um des eigenen Vorteils willen.

Und am Ende bleiben die entscheidenden Fragen offen:

Wer hat das getan? Wir wissen es nicht genau. Die einzigen, die es uns beantworten könnten, sind die Attentäter, und sie sind alle tot.

Was genau war das Ziel? Symbole der westlichen Welt zerstö­ren? Maximalen Schaden anrichten? Verunsicherung säen? Hasserfüllte Reflexe auslösen, um noch mehr Hass in die Welt zu streuen?

Haben wir daraus gelernt? Eventuell sogar Eigenschuld aner­kennen müssen? Es ist zu bezweifeln.7

Letzten Endes bleibt nur die Gewissheit, dass Gewalt schließlich Gewalt gebiert, wie dies immer der Fall gewesen ist, solange Menschen auf Erden leben. Ebenso, wie Intoleranz sich selbst nährt und vervielfältigt, das ohnehin nicht leichte Leben der Menschen miteinander in eine Hölle verwandelt und letzten En­des die Einsichtigen an der Bosheit der Welt verzweifeln lässt.

Doch dieses Heft ist auch eine Art von Denkmal, und als solches sollte man es schätzen, als einen frühen Versuch, einen Blick in das Dunkel zu werfen, das die meisten von uns gerne vergessen würden.

Doch das Dunkel wird uns verfolgen.

Es ist die Signatur des 21. Jahrhunderts.8

Je eher wir das begreifen, desto besser ist es.

Für jeden von uns.

© 2002/2014 by Uwe Lammers

Mann, ist das finster … Ursprungstext und die Kommentierung von 2014 vielleicht noch mehr. Inzwischen sind erneut gut sie­ben Jahre verstrichen. Der Syrienkrieg ist ausgebrochen, die glücklicherweise sehr kurze Twitterherrschaft des Präsidenten Trump, der am Ende sogar, weil er sich mit seiner Wahlniederla­ge nicht anfreunden konnte, sogar von seinen aufgeputschten Anhängern das Capitol in Washington stürmen ließ … die Coro­na-Pandemie und alles, was damit zusammenhängt, hat die Weltgemeinschaft ziemlich fest im Griff …

Also ja, das Signum der Dunkelheit ist nicht nur auf die direkten Jahre nach dem Terroranschlag von 2001 begrenzt gewesen. Viele meiner obigen Prognosen von 2014 haben sich vollinhalt­lich bewahrheitet – etwa die Rückkehr der Taliban an die Macht oder der immer noch andauernde Krieg gegen den Terror, die völkerrechtswidrige Inhaftierung von Menschen in Guantánamo …

Glaube niemand, das obige Heft sei veraltet, das ist nicht der Fall. Aber nächste Woche, versprochen, wird es wieder angeneh­mer, und wir wenden uns der seltsamen Institution des „Clubs“ von neuem zu.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Das war auch kein Wunder, denn heute weiß man, dass bin Laden bei der Bombardierung seiner Festung Tora Bora in Afghanistan nicht ums Leben kam, sondern sich nach Pakistan zurückzog, wo er Jahre später durch ein Anti­terrorkommando der USA erschossen wurde. Inzwischen gibt es bekanntlich sogar schon einen Film darüber. Meine damals oben ausgedrückte Skepsis war also sehr recht am Platze.

2 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Wie wir heute wissen, kann man in dieser Hinsicht auch nach 12 Jahren Krieg in Afghanistan keine Entwarnung geben, und das erinnert dann doch sehr fatal an den Verlauf des Vietnam-Krieges. Es ist offensichtlich, dass der Denkansatz des „Krieges gegen den Terror“ vollständig fehlgeschlagen ist und, statt eine Lösung und Frieden zu bringen, nur zu mehr Leiden, mehr Toten, mehr Zerstö­rung und Verbitterung geführt hat (schweigen wir von den Abermilliarden an Dollar, die dabei munter verschwendet worden sind). Das hier investierte Geld hätte man zweifellos besser verwenden können. Langfristig muss befürchtet werden, heute mehr denn je, dass die radikalislamische Taliban-Bewegung über kurz oder lang Afghanistan wieder beherrschen wird.

3 Vgl. dazu auch mein damaliges Gedicht „…und das war erst der Anfang“, 2001. Abge­druckt in BWA 217B, Oktober 2001.

4 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Und traurigerweise muss ich gestehen, dass ich auch mit diesen obigen Zeilen auf bittere Weise Prophet gespielt habe. Man sehe sich bitte nur mal an, was aktuell, im Juli 2014, in Israel/Palästina geschieht, wie hemmungslos da auf der Klaviatur der gegenseitigen Brutalität gespielt wird, wie verhärtete Hardli­ner beider Seiten sich wieder der Waffen bedienen und Menschen ermorden, weil sie außerstande sind, miteinander zu reden. Fast könnte ich glauben, ich hätte die obigen Zeilen nicht vor 13 Jahren geschrieben, sondern gestern. Es gibt so gar keine Verbes­serungen in Nahost, traurigerweise nicht. Sowohl die israelische als auch palästinensi­sche Führung sollte vielleicht allmählich mal erkennen, dass ihre Politik auf ganzer Li­nie gescheitert ist und man so wirklich nicht vorankommt. Da helfen auch die nächs­ten Tonnen abgefeuerter Munition gar nicht. Meine Ansicht von einst ist immer noch vorhanden und fester denn je: Die beiden Völker sollten eine Konföderation auf gleich­berechtigter Basis bilden. Die obskure Zwei-Staaten-Lösung, die als vermeintliche Lö­sung auf dem Papier steht, hat keine Überlebenschance, das sieht man schon am zer­rissenen Territorium der Palästinenser. Eine Konföderation und das Niederreißen der Betonmauern des Palästinenser-Ghettos sind langfristig die einzige Chance für ein har­monisches Zusammenleben. Auch wenn das, das möchte ich nicht kleinreden, von beiden Seiten, namentlich der israelischen, große Überwindung kostet und anfangs wegen der Vergiftung der Herzen gewiss gefährlich sein wird. Aber diese Lösung wird natürlich mit jedem Toten unwahrscheinlicher und schwerer zu erreichen sein.

5 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Und es nimmt nicht wunder, dass diese Mosaikstücke des Puzzles des 11. September 2001 natürlich die Verschwörungstheorien auf schöns­te Weise befeuert haben, das geht bis heute so. Und bedauerlicherweise tauchen dar­in all die bösartigen alten Legenden wieder auf, die wahlweise das notorische Miss­trauen der „Gläubigen“ gegenüber der US-Zentralregierung zum Ausdruck bringen oder, auch sehr gern verwendet, der Mär einer „jüdischen Verschwörung“ das Wort re­den. Selbst wenn man zugeben muss, dass gewisse Indizien eine Mitschuld solcher Kreise nicht unmöglich erscheinen lassen, ist es doch gar zu simplifizierend, zu den­ken, dies sei „die ganze Wahrheit“, wie gewisse Kreise „immer schon gewusst“ haben. Im Zweifelsfall landet man dann bei den Altnazis, die der Auffassung sind, „dass man die Juden sowieso am besten alle hätte vergasen müssen“ … es versteht sich von selbst, dass ich solche Ansichten widerlich finde und ihnen kein Existenzrecht zubilli­ge.

6 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Es sollte nicht das einzige bleiben. Man sehe sich Bag­dad an, Kabul, beliebige andere Städte im Irak oder in Afghanistan … die Kette ließe sich beliebig verlängern, leider. Ein Ende ist nicht in Sicht.

7 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Es kam sogar, meiner Ansicht nach, noch schlimmer. Wie üblich wurden in der Folge rasche Schuldzuschreibungen vorgenommen, von ei­nem völlig untalentierten, dümmlichen US-Präsidenten namens George Bush jr., der meiner Ansicht nach vor ein Kriegsverbrechertribunal gehörte. Es wurde ein „Krieg ge­gen den Terror“ vom Zaun gebrochen, der bis heute eine schwere Hypothek des Welt­gewissens darstellt (und ich meine damit nicht nur monetär, sondern insbesondere auch moralisch, man muss dazu nur nach Guantánamo schauen oder nach Abu Graib). Völker wurden von Krieg und Tod überzogen, Regierungen gestürzt, neue – in meinen Augen egozentrische und kleingeistige – Politiker an die Macht gespült, wo sie sich nicht halten können. Staaten wurden destabilisiert, ganze Weltregionen ins Chaos ge­stürzt, Hunderttausende von Menschen fanden den gewaltsamen Tod und finden ihn noch heute, Millionen Menschen sind auf der Flucht, zumeist vor ethnischer Vertrei­bung, und davon, dass, wie Bush vollmundig behauptete, die Mission „accomplished“, also beendet sei, kann bis heute keine Rede sein. Statt ernsthaft Lösungen anzustre­ben, wurden nur weitere Problemherde und Krisengebiete geschaffen, zudem für Waf­fenhändler (nicht zuletzt US-amerikanische, ist zu fürchten) gleichzeitig ideale Absatz­märkte. Tod und Terror sind heute allgegenwärtiger als vor dem 11. September 2001, aber sie sind zumeist die direkte Folge davon. Die toten Attentäter haben ihr Ziel dank der überreagierenden US-Regierung wunderbar erreicht: blanke Angst.

8 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Auch dieses Statement würde ich heute vollinhaltlich immer noch unterschreiben. Es ist offensichtlich, dass das 21. Jahrhundert sich bislang alles andere als friedlich entwickelt hat. Wohin man schaut, brodeln die Konflikte, das ist nicht nur auf den arabischen Raum beschränkt, aber dort besonders ausgeprägt. Man kann sich den Kongo anschauen, den Sudan, Ostasien, die Ukraine, den Balkan… doch, „das Dunkel ist die Signatur des 21. Jahrhunderts“, ich fürchte, das trifft es recht gut. Und auf der Strecke bleiben so elementare Werte wie Wahrheit, Bürgerrechte, Zi­vilgesellschaft und Demokratie. Stattdessen nimmt staatliche Willkür zu, Bespitzelung der Zivilbevölkerung, Brüche der Rechtsordnungen, Erodierung sozialer Sicherungen, Verfolgungswahn und Terroristenfurcht grassieren, radikale Politiker mit den Parolen einfacher Lösungen treten verstärkt in Erscheinung, Staaten zersplittern in kleinere und kleinste Einheiten … fürwahr, eine finstere Sicht der Zukunft, ja. Aber es gibt wenig Licht am Ende des Tunnels. Ich hoffe, ich male zu schwarz. Aber das habe ich 2002 auch schon gehofft, und was ist draus geworden …? Ihr wisst es alle.