Rezensions-Blog 385: The Club (4) – Joy

Posted Januar 4th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

tja, man erinnere sich – der „Club“, diese verkappte Verbrecher­organisation, die unter dem Deckmantel einer Partnervermitt­lung für extrem Gutverdienende in Wahrheit Geld für terroristi­sche Zwecke sammelte, ist am Ende von Band 3 dieses sieben­teiligen Zyklus zerschlagen worden. Sarah Cruz und Jonas Fara­day sind glücklich als Paar zusammen gekommen … und den­noch liegen noch vier weitere Bände vor uns.

Ich war am Grübeln, was nun wohl kommen würde, fürchtete den gar finsteren verbrecherischen Rückschlag des Syndikats, dramatische Fluchten, Verfolgungsjagden, Racheschwüre, Feu­ergefechte oder Schlimmeres.

Was kam, war dagegen etwas vollständig anderes, auf das ich nicht vorbereitet war. Wie das aussah? Schaut es euch selbst mal an und blickt ebenso verdutzt drein wie ich damals:

The Club 4: Joy

(OT: The Culmination)

Von Lauren Rowe

Piper (ohne Verlagsnummer), 2016

480 Seiten, TB, 12.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Christina Kagerer

ISBN 978-3-492-06054-7

Aus der feschen, jungen Latina und Jurastudentin Sarah Cruz ist nun endlich durch Heirat mit ihrem geliebten und schwerreichen Jonas Faraday die leidenschaftliche Ehefrau Sarah Faraday ge­worden. Drei Jahre sind vergangen, seit sie mit ihren Freunden den sinistren „Club“ zerschlagen haben, der sie auf unorthodo­xen und abenteuerlichen Wegen erst zusammenführte. Das ist aber auch das einzige, wofür sie Oksana Belenkos krimineller Vereinigung dankbar sein müssen.

Die frisch Verheirateten haben eine spannende und abenteuerli­che Weltreise genossen, die dank Jonas´ Finanz mühelos zu schultern war. Und zusammen mit seinem Bruder Josh hat er in­zwischen ihre neue Firma „Climb & Conquer“ auf die Beine ge­stellt und stürmt damit die Erfolgsstufen und expandiert auf er­staunliche Weise. Gelegentlich findet er sogar noch Zeit, mit Josh gemeinsame Kletterabenteuer zu absolvieren.

Als er von einem dieser Abenteuer aus Südamerika zurückkehrt, sind Sarah und er sich einig: sie wollen unbedingt Nachwuchs haben. Sarah hat ihr Jurastudium erfolgreich abgeschlossen, und ihre Freundin Kat Morgan, die sich ihr Leben inzwischen mit Josh Faraday teilt, haben schon eine kleine Tochter namens Gra­cie produziert … wirklich höchste Zeit, um gleichzuziehen.

Und das tun die beiden – und übertreiben es wie üblich. Statt ei­nes Kindes erwartet Sarah auf einmal Zwillinge, was ganz offen­sichtlich auf die Gene ihres Mannes zurückgeht. Notwendig denkt sie auch daran, dass es zwei stramme Faraday-Jungs sein werden, die sie inwändig mit Tritten malträtieren. Mädel sind doch viel ruhiger, oder?

Während die Verbrecherin Oksana weiterhin im Gefängnis schmort und der „Club“ nichts als zunehmend verblassende Vergangenheit ist, kristallisiert sich alsbald heraus, dass es eine sehr viel größere Gefahr gibt – einen Alptraum, gegen den Jonas Faraday nicht ankämpfen kann, sondern demgegenüber er voll­kommen wehrlos ist: Sarahs eigener Körper. Denn kurz vor dem Entbindungstermin stellen sich Komplikationen ein, und er er­wacht neben Sarah in einem See aus Blut … und jählings hängt das Leben seiner geliebten Ehefrau und das der ungeborenen Kinder an einem hauchdünnen Faden, der jeden Moment final reißen kann.

Doch Jonas weiß auch ganz genau – wenn das passiert, kann er das nicht mehr überleben. Er würde entweder den Verstand ver­lieren oder sich bewusst in den Tod stürzen. Ohne die Frau sei­nes Lebens kann und will er nicht mehr weiterleben.

Und so beginnt der Kampf um Sarahs Leben und das der Zwillin­ge …

Tja … sagen wir es mal vorsichtig: der Roman hat mit dem „Club“ eigentlich nichts mehr zu tun. Im Kern lässt sich zudem die Handlung relativ schlicht zusammenfassen: Jonas´ und Sa­rahs Weltreise (in Rückblenden), Sarahs Schwangerschaft, die komplizierte Geburt der Zwillinge, Sarahs Genesung, Wiederher­stellung der Familienharmonie. Ende der Geschichte. Spannung nahe null, abgesehen vom dramatischen Anfang, ab Seite 270 wird es zunehmend verflachend und ausgedehnt. Man könnte also glauben, dies sei ein aufgeblasenes Sequel zu der ur­sprünglichen Trilogie (die laut Lauren Rowe auch als Trilogie ge­plant war). Warum daraus sieben Bände wurden? Aktuell noch nicht klar zu sagen. Das wird die Lektüre zeigen.

Bedeuten meine obigen Worte, die wenig begeistert klingen, dass der Roman schlecht ist? Nein.

Bedeuten sie, dass darin rein gar nichts passiert? Kann man auch nicht behaupten.

Aber man braucht schon eine wirklich große Harmonie- und Ro­mantik-Brille, um den Sinn des Buches zu verstehen. Denn auf Hunderten von Seiten (!) geht es wirklich um dies: Familienhar­monie, kabbelnde und von stetem Gelächter unterbrochene Wortgefechte, häusliche Katastrophen, das muntere Torpedieren von Gelegenheiten zum Sex, sowohl auf Joshs Seite (mit Kat) als auch auf Jonas´ Seite (mit Sarah).

Wer viel für kleine Kinder übrig hat, wird sich indes kaputtla­chen über die niedliche Gracie und ihre witzigen Kommentare sowie die fast unvermeidliche Babysprache, die die Erwachse­nen sich angewöhnen.

Ehrlich, Freunde … es gibt soviel zum Lachen in diesem Buch, dass man aus dem Gekicher fast nicht mehr herauskommt. Si-tuationskomik, Wortwitz und bisweilen schon bizarre Ideen fül­len hier Kapitel um Kapitel auf äußerst kurzweilige Weise. Zwar hatte ich am Ende des dritten Bandes schon ein wenig das Ge­fühl, die Autorin würde den theatralischen Höhepunkt (Jonas´ super-romantischen Heiratsantrag) über Gebühr auswalzen, aber dass sie weiterhin unterhaltsam über das Leben der lieb gewonnenen Hauptpersonen zu schreiben versteht, merkt man hier überdeutlich. Es kann sehr gut sein, dass das eigentliche Romanskript noch länger war und noch etwas gestrafft wurde, um es nicht gar zu süßlich zu gestalten.

Niedlich ist auch die offene Selbstkritik der Autorin im Nach­wort. Wie zitiert sie doch ihren Ehemann? Sie sagt, und man schmunzelt als Leser: „Und schließlich danke ich meinem Ehe­mann. Er stand die ganze Zeit an meiner Seite, auch wenn er dadurch herausgefunden hat, dass ich total bekloppt bin. Das Beste, was er zu mir gesagt hat, als ich dieses Buch geschrie­ben und ihm einen Auszug zum Lesen gegeben habe: ‚Oh mein Gott. Nein, Baby, das will niemand lesen.’ Hahaha! Was für ein Dummkopf. Natürlich wollen sie es lesen.“

Tja, und wo sie recht hat, da hat sie definitiv recht. Das Buch mag keinen gescheiten Spannungsbogen besitzen, und die Handlung selbst ist – siehe oben – doch eher … hm … über­schaubar. Aber es ist unbestreitbar warmherzig, unglaublich wit­zig und von daher unbedingt lesenswert. Wer die ersten drei Bü­cher der Reihe verschlungen hat, kommt an diesem hier un­möglich vorbei.

Klare Leseempfehlung.

© 2018 by Uwe Lammers

Das klingt schon ein bisschen crazy, gell? Eine Rezension über ein Buch, das quasi jedweder plausiblen Dramaturgie entbehrt, das sich im häuslich-familiären Chaos verliert und in süßen Be­ziehungs- und Kinderszenen, zudem eine Rezension über ein Buch, das mit einem völlig verkehrten Label verkauft wird – denn der „Club“ spielt hier, wie eingangs bemerkt, quasi keine Rolle mehr … und all das wird dann schlussendlich auch noch in eine positiv gewendete Rezension transformiert. Das hat selbst bei mir Seltenheitswert, zugegeben.

Aber auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass Lauren Rowe wirklich äußerst humorvoll, lebensnah und originell zu schreiben versteht. Es ist vermutlich nicht zu viel vermutet, wenn ich schätze, dass in ihrem Familienleben ebenfalls sehr viel Humor zuhause ist und sie hier aus einem reichhaltigen ei­genen Erfahrungsschatz schätzen konnte.

Und ja, so, wie ich bei E. L. James die permanenten Mail- und SMS-Kabbeleien (die bei den Verfilmungen nahezu sämtlich auf der Strecke blieben) geliebt habe, so ist es hier mit den über Dutzende von Seiten ausufernden Diskussionsszenen. Davon kann man wirklich einiges lernen. Und dass Rowe sich in ihre Protagonisten verliebt hat, ist einfach unübersehbar. Sie ist ih­nen in den restlichen „Club“-Romanen, im nächsten Zyklus „True Lovers“, den ich schon gelesen habe, und sogar im aktuel­len Zyklus „The Game“ treu geblieben, also über ein paar tau­send weitere Seiten.

Da steht euch noch einiges bevor, Freunde – freut euch drauf. Das ist wirklich Gute-Laune-Lektüre!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 491: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 1

Posted Januar 1st, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute möchte ich mal ganz abschweifen von dem, was ich sonst traditionell in meinem Blog von mir gebe. Es geht zwar immer noch zentral um mein Denken und Planen, aber diesmal weni­ger in kreativen und damit wesentlich fiktiven Bereichen, son­dern es wird sehr viel bodenständiger. Und doch ist zu konsta­tieren, dass es sich weiterhin – aktuell wenigstens – um Science Fic­tion im weiteren Sinne handelt.

Weshalb?

Weil dieser Plan noch nicht umgesetzt ist, sondern bislang erst in Umrissen existiert. Die Idee zu diesem Blogartikel ist schon Monate alt, aber erst jetzt, rund 4 Wochen vor seiner Veröffentli­chung, fühle ich mich tatsächlich zuversichtlich genug, ihn auch zu schreiben. Es wird nicht der einzige bleiben, deshalb das „Teil 1“ oben … idealerweise wird sich hieraus eine Artikelserie über mehrere Jahre hinweg entwickeln, in der ich die Realisierung dieses Projekts verfolgen möchte. Aktuell ist es ein Plan. Lasst mich darum zunächst erläutern, wie es überhaupt dazu kam, dass ich hiermit begann.

Wie das mit vielen Ideen so ist, so hat auch diese naturgemäß mehrere „Väter“ oder Inspirationskeime. Aber bis sich Ende 2021 daraus eine Handlungsanweisung entwickelte, hat es ge­dauert. Und es wurde dann tatsächlich April 2022, bis ich ernst­hafte Arbeit in das Projekt investierte.

Ende 2021 führte ich ein Gespräch mit Freunden, das irgend­wann auf den Punkt der Nachsorge kam … gemeint war, aus da­mals aktuellem Anlass, was man wohl mit seinem Nachlass tun würde. Im Bekanntenkreis waren zu dieser Zeit verschiedene Menschen gestorben, darunter ein Mann im Freundeskreis einer guten Brieffreundin, der ein enormes Sammlungsgut an Schrif­ten angehäuft hatte … und sowohl die Witwe wie meine Freun­din waren seit Monaten dabei, diesen Nachlass irgendwie zu ordnen und weiterzuverteilen.

Bei diesem Gedanken wurde mir, zugegeben, etwas flau. Und er weckte unschöne Erinnerungen bei mir, wie ich auch gern ein­gestehe.

Ich musste an das Jahr 2015 denken, als meine Mutter starb und meine Geschwister und ich daran gingen, das Elternhaus in Gifhorn aufzulösen und zu veräußern. Alles in allem eine un­schöne Angelegenheit, was an den vielen schönen Erinnerun­gen lag, die ich mit diesem Haus und der damaligen Zeit verbin­de … aber ich lernte in diesen Tagen, dass alles einmal ir­gendwie endet, und das galt leider auch für diesen Teil meines Lebens.

Eigentlich ist das, genau genommen, verwunderlich – warum ich das vorher nicht so realisierte. Bald begriff ich aber, warum selbst ich als Historiker, der sich traditionell mit den Hinterlas­senschaften der Vergangenheit befasst, hier einen wahrhaft blinden Fleck in der Wahrnehmung besaß. Ich war damit defini­tiv nicht allein.

Der Tod ist immer noch, ungeachtet aller gesellschaftlichen Ent­wicklungen, ein Tabuthema, und den eigenen Tod blenden die meisten Menschen gründlich aus. So gesehen war dann diese Erkenntnisschwäche nichts grundlegend Überraschendes. Ich musste nur damals akut darüber nachdenken.

Und ich musste handeln: Denn auf dem Dachboden meiner El­tern lagerte ein nicht unwesentlicher Teil meiner Romansamm­lung. Wir reden hier von mehreren tausend Heftromanen und ei­nigen hundert Taschenbüchern. Die konnten hier natürlich nicht bleiben, sondern mussten anderweitig untergebracht werden.

Meine eigene Wohnung in Braunschweig kam nicht in Betracht, weil viel zu klein. In Gifhorn bleiben konnte die Sammlung nicht. Meine Geschwister kannten da eine Patentlösung. Sie hieß: Pa­piercontainer!

Ich brauche nicht zu betonen, schon gar nicht für die Roman­sammler unter euch Lesern, dass das ein absolutes No-Go für mich war. Also bemühte ich mich, die Sammlung anderweitig zu retten und konnte ein Bremer Antiquariat dafür interessieren. Ein Mitarbeiter von dort kam per Auto vorbei, lud den Wagen voll und entschwand.

Papiercontainer-Lösung: Ade!

Im Nachgang dieser Beinahe-Katastrophe wurde mir klar, und Ende 2021 stand mir das noch deutlicher vor Augen, dass ich bezüglich meines eigenen Nachlasses ganz bestimmt nicht auf meine Verwandtschaft hoffen durfte. Sobald ich nicht mehr auf der Erdoberfläche wandelte, würden meine lieben Blutsver­wandten auch für meine Braunschweiger Habe einen Papiercon­tainer (vermutlich mehrere, meine Sammlung ist inzwischen doch deutlich größer geworden) bestellen und alles kurzerhand entsorgen.

Das machte mir klar, dass es hier ein fundamentales Problem gab. Eins, das ganz besonders jene Dinge betraf, die ich als Uni­kate bezeichnen möchte. Schriftstellerische Unikate: Texte, die ich in den zurückliegenden gut 40 Schreibjahren verfasste und die ich zum erheblichen Teil noch nicht veröffentlichen konnte.

Was würde damit bei meinem Ableben passieren?

Und ich erweiterte Anfang 2022 die Frage noch fundamental: Dieses Problem betraf zweifellos nicht nur mich selbst. Ich las ständig im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels und auf WI­KIPEDIA von aktuell versterbenden Autoren. Ohne das böse for­mulieren zu wollen: Die Autoren starben wie die Fliegen, meist hoch betagt, ja … aber sie starben.

Und ich dachte mir beunruhigt: Wohl nur in den allerseltensten Fällen würden deren Schriften anschließend im Literaturarchiv Marbach für die Zukunft aufbewahrt werden. Nicht jeder hieß Herbert W. Franke oder Hans Magnus Enzensberger (um nur mal zwei deutsche Autoren zu nennen, die in diesem Jahr 2022 ver­storben sind, die Liste ließe sich beliebig verlängern).

Ich vermutete darum mulmig, dass sich hier ein unfasslicher, un­sichtbarer Kulturgutverlust anbahnte, der durch ein Tabu oder ein Schweigekartell noch dramatisiert wurde.

Was passierte mit den Hinterlassenschaften sterbender Auto­ren? Dass mich das Thema ganz persönlich betreffen würde, war eine Sache, aber das fand ich gar nicht so zentral. Viel wichtiger schien es mir, herausfinden zu müssen, ob irgendwer hierzu eine Strategie hatte. Ob es Aufbewahrungsorte gab. Ob sich irgendjemand schon dieser Problematik angenommen hat­te.

Ja, mir war ziemlich mulmig zumute, eingestanden.

Aber es bedurfte noch weiterer Weichenstellungen, ehe ich hier­aus einen konkreten Plan entwickeln konnte. Und diese Wei­chenstellungen erfolgten im Frühjahr 2022.

Zum einen geriet ich aufgrund meiner monatelangen Arbeitslo­sigkeit in den Geltungsbereich von Arbeitslosengeld II, landläu­fig auch als „Hartz-IV“ bekannt. Das brachte mich umgehend in den Einflussbereich des Jobcenters Braunschweig und in die Maßnahme „Jobfabrik“. Hier traf ich auf einen mir bekannten Mitarbeiter, mit dem ich ausführliche Gespräche über meine ak­tuelle Situation führte.

Die Situation stellte sich für mich folgendermaßen dar: Ich bin studierter Historiker mit Abschluss in Neuerer Geschichte (2002), und seit dieser Zeit bin ich in ständig wechselnden kurz­fristigen Projekten unterwegs, die selten länger als 2 Jahre hiel­ten und immerzu von Zeiten der Arbeitssuche und prekären fi­nanziellen Existenz unterbrochen wurden.

Ich machte deutlich, dass ich nach 20 Jahren „Berufsnomaden­tum“ allmählich zu alt für diese Art von Tingeltangel sei und endlich eine grundlegende Veränderung anstrebte. Wenn es, so meine Argumentation, weiterhin so aussehe, als wenn sich die­ses unstete Berufsleben perpetuieren würde, wäre es doch weit­aus sinnvoller, hier eine fundamentale Neuorientierung zu reali­sieren. Das stieß absolut auf Zustimmung und Neugierde.

Dann entwickelte ich, ausgehend von den oben angerissenen Erkenntnissen, den Plan eines Autoren-Nachlassarchives. An der prekären Ausgangslage schien es wenig Zweifel zu geben, und am Faktum des Todes der Betroffenen gab es sowieso kein Her­umdeuteln, das war nicht aus der Welt zu schaffen.

Inwiefern würde das meine stets befristeten Beschäftigungszei­ten ändern?, wurde ich gefragt. Meine Antwort darauf fiel even­tuell etwas radikal aus, aber die Botschaft kam durchaus positiv an: Ich würde recherchieren, ob es schon Institutionen gab, die sich um Autorennachlässe kümmerten. Nach meiner bisherigen Kenntnis gab es lediglich verstreute Autorennachlässe, in der Regel aber von sehr bekannten Verfassern, in diversen Regio­nalarchiven, aber eine konzentrierte Sammlung von Autoren­nachlässen – Marbach ausgenommen – schien es nicht zu ge­ben. Also gebe es zwei Wege, dies zu ändern.

Weg 1: Kontaktaufnahme mit regionalen Archiven, um sie für das Thema zu sensibilisieren und mich als Arbeitskraft für die­sen Aufgabenbereich ins Gespräch zu bringen. Auf diese Weise würde ich mindestens für ein paar Jahre – vorausgesetzt, der Plan ließ sich finanzieren – die Keimzelle einer solchen Instituti­on gründen können und ein temporäres Auskommen erreichen.

Weg 2: Falls Weg 1 ausfiel, beispielsweise weil Archive nun mal leider notorisch unterfinanziert sind und es quasi kaum Möglich­keiten gebe, eine Art „Stabsstelle“ für Autorennachlässe zu schaffen, müsse man eben eine gänzlich neue Institution ins Le­ben rufen.

Ein Autoren-Nachlassarchiv.

Und was, so wurde weiter kritisch gefragt, wäre dann meine Aufgabe darin? Inwiefern würde das meine Arbeitslosigkeit be­heben?

Nun, argumentierte ich, da ich über jahrelange praktische Erfah­rung in der Archivarbeit verfüge und den Teufelskreis ständig kurzfristiger Beschäftigung durchbrechen UND zugleich dafür Sorge tragen wolle, dass meine eigenen Schriften nicht der Ver­nichtung und Vergessenheit anheim fallen würden, würde so­wohl Weg 1 wie Weg 2 zu folgendem Resultat führen: Ich würde aus dem Bezug von ALG II (ab Januar 2023 Bürgergeld) voraus­sichtlich herausfallen. Ich würde ferner, intrinsisch auf schönste Weise motiviert, diese Stelle langfristig ausfüllen können UND zudem mich genau mit dem befassen können, was mir enorm wichtig war: Der Rettung von Autoren-Nachlässen und der Vor­sorge, dass diese Schriften auch für künftige Leser und Autoren­generationen – etwa in Form eines Ideenpools – zur Verfügung stehen würden.

Wenn sich also eine dieser Ideen realisieren lassen würde, dann könnte ich alle Probleme langfristig lösen – und eine dauerhafte Beschäftigung bis zum Rentenalter erreichen sowie die Siche­rung bedrohter Schriftwerke für die Nachwelt zu bewirken, mei­ne eigenen ausdrücklich eingeschlossen. Ich würde so gewisser­maßen meine eigene Arbeitsstelle schaffen und ein immer drän­genderes Problem lösen.

Autoren sterben, ihre Nachlassfrage ist ungelöst. Ich schrieb mir auf die Fahnen, dafür zu sorgen, dass zumindest Letzteres nicht mehr lange der Fall sein würde. Es war nur erforderlich, entspre­chende Recherchen zu starten, Kontakte zu ermitteln, Leute an­zusprechen, Anzeigen zu schalten, Verbände zu aktivieren …

Nachdem ich das alles so in mehrfachen ausführlichen Gesprä­chen vorgetragen hatte, erhielt ich im April 2022 grünes Licht für diesen Plan.

Und ich machte mich daran, zu recherchieren, Netzwerke aufzu­bauen und Mitstreiter zu werben.

Davon wird im nächsten Teil dieser Artikelserie die Rede sein.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Silvesterblog 2022

Posted Dezember 31st, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

auch im verblassenden Jahr 2022 möchte ich mit der lieb ge­wonnenen Sitte des Silvesterblogs fortfahren. Die heutige Rück­schau enthält tatsächlich recht viele interessante Punkte, auch wenn ich bezüglich des E-Book-Programms immer noch sagen muss, dass es da leider keine substanziellen Fortschritte gibt. In andererlei Hinsicht ist das durchaus der Fall. Ansonsten hat sich einiges Berichtenswerte getan, wovon heute die Rede sein soll. Fangen wir wie zuletzt vor einem Jahr mit den Randparametern an, in denen sich mein Leben und die Ausprägung meiner krea­tiven Aktivitäten abgespielt hat.

Nach wie vor – auch wenn das kaum mehr jemand hören möch­te – befinden wir uns in pandemischen Zeiten. Es gibt zwar Impfstoffe gegen COVID-19, aber immer noch sind wir von einer global einheitlichen Strategie gegen das Virus weit entfernt. Am akuten Fall des Versagens der Zero-Covid-Strategie in China se­hen wir das vermutlich am deutlichsten. Und diesbezüglich be­wahrheiten sich wohl leider meine Befürchtungen, die ich vor ei­nem Jahr an dieser Stelle ventilierte.

Ebenfalls hinzugekommen ist bedauerlicherweise der vom russi­schen Potentaten Wladimir Putin begonnene Angriffskrieg ge­gen die Ukraine, der jede Menge globale Verwerfungen nach sich gezogen hat. Aktuell wäre hier etwa die weitgehende Isola­tion Russlands zu nennen, der Rückzug zahlreicher Unterneh­men aus dem Land, die energetischen (Erdgas) und nahrungs­technischen (Getreideexporte) Erpressungsmanöver des Os­tens. Gepaart wird das mit beunruhigenden Strategien bezüg­lich digitaler Desinformation, möglicherweise reicht das sogar zur subversiven Unterstützung demokratiefeindlicher Strömun­gen in anderen westlichen Staaten.

Wenn ich mir so die jüngsten Entwicklungen um die so genann­te Reichsbürger-Szene in Deutschland anschaue, deren antide­mokratische geplante neue Regierung ausschließlich mit Russ­land verhandeln wollte, dann liegt es irgendwie schon nahe, hier strategische Versuche der in die Isolation getriebenen russi­schen Hardliner zu sehen, Uneinigkeit in ihre Gegnerfront zu säen … Versuche, die hoffentlich zum Scheitern verurteilt sein werden. Davon werden wir sicherlich anno 2023 noch mehr hö­ren. Bedauerlicherweise auch vom Ukrainekrieg und anderen unschönen Entwicklungen auf global-politischer Ebene.

Ihr mögt vielleicht denken, dass diese Gedanken hier nichts zu suchen haben. Das sehe ich anders. Denn als Autor, ob nun pro­fessionell oder semiprofessionell wie in meinem Fall, habe ich schon noch so etwas wie einen eigenen Kopf und eine eigene Meinung und bin Teil dieser Welt, so sehr der Kopf auch sonst in „phantastischen“ Wolken hängen mag. Und die politischen und wirtschaftlichen Rahmenrichtlinien beeinflussen daher durchaus mein Denken und Handeln.

Ansonsten dauert meine Arbeitssuche weiterhin an. Hier habe ich mit Hilfe von Jobcenter und Coaching allerdings sehr för­dernde Unterstützung im ausgehenden Jahr erfahren. Beson­ders wichtig ist dabei mein Plan, aus der seit nunmehr rund 20 Jahren andauernden Wiederholungsschleife auszubrechen, die mich immer wieder in befristeten Beschäftigungsverträgen lan­den ließ, kontrastiert von mehr oder minder langen Zeiten der Beschäftigungslosigkeit. Langfristig ist das keine tragfähige zu­kunftsweisende Entwicklung. Wie dieser eben angedeutete Plan aussieht, erfahrt ihr schon morgen im Blogartikel, der am 1. Ja­nuar 2023 an dieser Stelle veröffentlicht werden wird. Deshalb lasse ich es hier mit dieser Andeutung bewenden.

Sehen wir uns nun mal das kreative Portfolio des Jahres 2022 näher an. Ich beginne mit denjenigen „geretteten“ analogen Werken, von denen es aus den zurückliegenden 40 realen Schreibjahren noch zahlreiche gibt, insbesondere romanähnli­che Werke mit mehr als hundert Seiten Umfang. Neben einer Fülle von OSM-Episoden gab es hierunter auch jede Menge an­dere Geschichten und geschichtenähnliche Werke:

Januar: „Der Schöpfer-Komplex“, außerdem endlich die Fer­tigstellung des neuen OSM-Romans „Das Geheimnis von Church Island“

Februar: „Tricesimus 2022“, „Der Georgeman-Komplex 2022“ und „Highway des Todes 2022“.

März: OSM-Hintergrundartikel „Reich der Geister und Legen­den“ zum KONFLIKT 7 des OSM, also der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“.

Mai: „Wilcox 224“, „Alles Lüge! 2022“, „Flammfeuer 2022“

Juni: „Eine Sache der Beständigkeit 2022“, „Der Oszillati­ons-Effekt 2022“

August: „Die Dämonen der Wüste 2022“

September: „Ship without Shadows“

Dezember: „Dreck“ entstand als ganz neue Geschichte quasi aus dem Handgelenk, gerettet wurden „Zeit der Satjagraha“, „Die Dunkle Dame“ und „Gefallen in Saigon!“ (die ich spä­ter umbenennen muss, weil der Titel definitiv nicht passt).

Also, das würde ich schon für ein respektables Gesamtpro­gramm halten. Selbst wenn gesagt werden muss, dass viele die­ser sehr alten Geschichten – die meisten sind wenigstens 30 Jahre alt – so grundlegend überarbeitet werden müssen, dass das quasi einer Neuschaffung gleichkommen wird, bin ich doch dankbar dafür, dass sie jetzt in einem digitalen Zustand existie­ren, in dem ich sie relativ gut nachbearbeiten kann.

Ergänzend dazu kam ich sehr weit vorwärts in den Romanen „Rhondas Aufstieg“ (Archipel), „Die Kolonie Saigon II“ (Erotic Empire), besonders auch in den Serien „Horrorwelt“ und „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“.

Als ausdrückliche Meilensteine anno 2022 möchte ich folgende Zäsuren des Jahres nennen:

20. Januar – Die Fertigstellung von „Das Geheimnis von Church Island“.

27. Januar – Fertigstellung des zweiten Romanteils von „Die Kolonie Saigon II“ mit insgesamt 135 Seiten.

19. Februar – Fertigstellung des dritten Romanteils von „Die Kolonie Saigon II“ mit insgesamt 246 Seiten.

13. März: Fertigstellung von Band 2100 des OSM.

27. April: Fertigstellung des 400. Rezensions-Blogs.

19. Juni: Fertigstellung des ersten Ordners des Romans „Rhondas Aufstieg“ (350 Textseiten)

31. Juli: Fertigstellung des ersten Teils (!) des Romans „Rhondas Aufstieg“ (zusammen 571 Textseiten). Die Anzahl der Teile für den vorliegenden Roman ist zurzeit noch unbe­kannt, aber es ist wenigstens von 4 auszugehen.

11. August: Beginn eines Glossars für die Serie „Horrorwelt“, eine Aufgabe, die wirklich fast 40 Jahre überfällig war.

18. Dezember: Blogartikel 500 fertig gestellt.

Insgesamt sind so mit Stand vom 29. Dezember 2022 letztlich 256 Werke vollendet worden. Das sieht natürlich im Vergleich zum Vorjahr relativ wenig aus … doch gilt es hier zu bedenken, dass ich im Jahr 2021 noch fast die gesamte Serie der „Eroti­schen Abenteuer“ zu digitalisieren hatte und eine jede dortige Episode lediglich 5 Textseiten stark war. Fernerhin ist zu berück­sichtigen, wie stark ich in lange Romanwerke und bis heute noch nicht vollendete Serien im aktuellen Jahr verstrickt war.

Klingt kryptisch? Nun, man schaue sich nur mal solche Roman­werke wie „Rhondas Aufstieg“ oder „Die Kolonie Saigon II“ an, an denen ich Woche für Woche und Monat für Monat ge­schrieben habe … sie sind nach wie vor nicht einmal näherungs­weise vollendet, haben aber jede Menge Energie absorbiert, die ich in Jahren, in denen an kürzeren Werken geschrieben würde, in diese investiert und sicherlich auch vollendet hätte. Und sie nehmen in meinen Monatslisten jeweils nur eine Zeile als un­vollendetes Werk ein.

Also nein, ich finde, dass das erreichte Maß an vollendeten Ge­schichten absolut respektabel ist. Hinzu kommen Endredaktio­nen von Fanzines, Conberichte und vieles andere mehr, darun­ter auch rund 2000 Briefe und Mails, die geschriebenen Karten habe ich gar nicht mitgerechnet, mache ich nie. Kein Grund also für mich, übermäßig selbstkritisch mit mir ins Gericht zu gehen … allein im Bereich der E-Books hätte ich schon etwas mehr tun können. Diese Kritik wäre verdient.

Im Rahmen des OSM habe ich es bei den Digitalisaten des KON­FLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH) geschafft, bis zum Band 50 vorzustoßen. Wenn der Schreibprozess so weiter voran­schreitet, wovon ich ausgehe, dann sollte ich voraussichtlich im Herbst 2023 mit dem Komplett-Digitalisat dieser OSM-Ebene fertig sein. Spätestens dann wird deutlich energischer als seit 2018 an der E-Book-Serie „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ fort­gefahren werden, weil der Gesamtüberblick über die Serie wie­der präsent in meinem Geist ist. Ihr dürft ja nicht aus dem Blick verlieren, dass ich die OSH-Serie im Dezember 1985 (!) vollen­det habe, und im Verlauf von 37 realen Jahren franst jede Erin­nerung gründlich aus.

Es ist außerdem sehr realistisch, dass ich anschließend mit der Digitalisierung des zweitletzten noch rein analogen KONFLIKTS beginnen werde, dem KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewig­keitsteam“ (OuC).

Bei KONFLIKTS 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts(DMadN)1, in der Digitalversion mit dem Kürzel „16Neu“ verse­hen, ist jetzt auch schon Band 40 erreicht. Ihr seht, es geht gut voran … aber die Serie hat natürlich 125 Episoden, sie wird mich also mühelos das ganze Jahr 2023 in Atem halten. Hierhin ist inzwischen auch die Artikelreihe „Close Up“ umgeschwenkt, weil KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ darin als zweite aufeinander folgende OSM-Ebene inzwischen vollständig abgehandelt wur­de. Keine Sorge, das wird sich nicht zu einer Art atemlosem Wettlauf entwickeln, ich habe einen soliden Schreibvorsprung bei dem Tandem „Close Up“-Artikel / 16Neu-Episoden.

Die E-Book-Front hat noch immer dieselbe Grundausrichtung wie im vergangenen Silvesterblog, da ich hier leider nicht vom Fleck kam. Auch da möchte ich im anbrechenden Jahr 2023 wie­der deutlich vorwärts kommen. Ein Plan geht dahin, bei XinXii weitere schon bei Amazon erschienene E-Books neu zu veröf­fentlichen. Außerdem denke ich darüber nach, den Roman „Das Geheimnis von Church Island“ zum Teil einer weiteren Story­sammlung zu machen … denn es ist augenscheinlich, dass die Schreibarbeit am zweiten CK-E-Book sich noch hinziehen wird.

Ansonsten stehen hier, wie eben angedeutet, die E-Books „DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“, „BdC 2: Ge­strandet in Bytharg“ und „TI 32: Krisenherd Xoor‘con“ auf dem Programm. Es wäre ungesund und voreilig, hier jetzt schon weiter in die Zukunft zu schweifen. Da wären Enttäuschungen eventuell programmiert, das möchte ich nach Möglichkeit vermeiden.

Kommen wir zu den Blogartikeln: Hier bin ich, wie ihr wisst, schreibtechnisch schon recht weit voran gekommen. Bei den Wochen-Blogs passiert das quasi automatisch, weil ich ja nach wie vor die „Work in Progress“-Blogs an klar definierten kalenda­rischen Fixpunkten im Monat unterbringe (letzter Sonntag im Monat als Erscheinungstermin, erster Tag des Folgemonats als Schreibdatum für den zurückliegenden Monat). So werde ich etwa den Dezember-Blog dieser Reihe, Nr. 121, am 1. Januar 2023 schreiben. Erscheinen wird er jedoch erst als Blogartikel 525 am 27. August 2023.

Tja, so weit reicht also die Planung schon in die Zukunft.

Bei den Rezensions-Blogs sieht es sehr ähnlich aus, hier habe ich inzwischen Band 416 erreicht, der erst im August 2023 ver­öffentlicht werden soll. Wenn man zudem bedenkt, dass ich noch mehrere hundert fertige Rezensionen „in der Schublade“ habe und ja jährlich zahlreiche interessante Bücher lese, so wird hier noch auf unabsehbare Zeit für Nachschub gesorgt sein. Da muss man sich wohl eher Sorgen darum machen, dass die Tech­nik irgendwann nicht mehr mitspielt (und Technik ist bekannt­lich eine Verschleißsache. Anno 2022 musste ich beispielsweise meinen Monitor neu kaufen, wer weiß, was da das neue Jahr bringen wird …).

Wie sieht die Besucherfrequenz meiner Webseite www.oki-stanwer.de aus? Da kann ich nur einen vorläufigen Stand geben, wie immer. Heute (29. Dezember, ohne die heutigen Zugriffs­werte final vorliegen zu haben, aktueller Stand ist daher der 28. Dezember) kann ich einen Stand von beeindruckenden 270.715 Klicks vermelden, was einer monatlichen Durchschnittsfrequenz von rund 22.560 Zugriffen entspricht. Das ist nach wie vor eine äußerst beeindruckende Zugriffszahl, die mich optimistisch stimmt – und wahrscheinlich noch deutlich zulegen wird, sobald ich meine Werbetrommel für die E-Books wieder geschlagen habe, was für 2023 auf dem Plan steht, ebenso wie – siehe oben – die Veröffentlichung weiterer Werke.

Zum Ende dieses Beitrags hin sei wie stets meinen Freunden vom Förderverein Phantastika Raum & Zeit e.V. gedankt. Soweit es in meiner Macht steht, werde ich auch wieder verstärkt die Zusammenarbeit mit Lars Vollbrecht suchen … das ist aktuell noch ein nicht näher konkretisierter Plan.

Im vergangenen Silvesterblog sprach ich die Hoffnung aus, den OSM-Band 2100 fertigstellen zu können … wie ihr wisst, hat das geklappt. Und beinahe wäre ich auch schon bis Band 2150 ge­langt … das Ziel wurde heuer nur knapp verfehlt.2 Das spricht doch sehr dafür, dass ich im kommenden Silvesterblog 2023 verkünden darf, OSM-Band 2200 erfolgreich angesteuert zu haben. Das ist zumindest ein Plan, den ich zu realisieren anstre­be.

Hätte ich nicht diesen schönen, jähen Kreativschub mit Brenn­punkt OSM-KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH) (der lange überfällig war!) erlebt, hätte ich womöglich ernsthaft Anstalten treffen können, den KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) abzuschließen. Auch in KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL) möchte ich gern ein we­sentliches Stück vorankommen.

Wir werden sehen, wie gut ich mit diesen Vorsätzen und Plänen anno 2023 vorankomme. Wie immer werdet ihr davon monat­lich solide über die „Work in Progress“-Blogs informiert werden.

Zum Ende dieses Beitrags wünsche ich euch einmal mehr einen guten Rutsch ins Jahr 2023. Bleibt weiterhin gesund, neugierig und kreativ, Freunde! Wir lesen morgen hier wieder voneinan­der, versprochen!

Danke, dass es euch gibt und ihr an mich glaubt!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Beim letzten Silvesterblog schrieb ich hier fälschlich „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“, was belegt, dass Fehler einfach überall vorkommen, natürlich auch in meinen Blogartikeln, ich bitte dafür an dieser Stelle mit einem Jahr Verspätung um Entschuldi­gung, falls ihr verwirrt worden sein solltet.

2 Was heißt in diesem Kontext „knapp verfehlt“? Nun, ich habe heute am 29. Dezember Band 2149 fertigstellen können. Der 2150er muss aber noch zu guten Teilen frisch ge­schrieben werden … das kollidiert zurzeit mit dem Plan, möglichst viel an liegen ge­bliebener Korrespondenz bis Silvesterabend zu beantworten, also gehe ich davon aus, dass ich ihn wohl erst im Januar fertig schreiben kann.

Rezensions-Blog 384: Voll daneben, Mr. President!

Posted Dezember 28th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es gibt solche und solche Bücher … manche sind kurz und zie­hen sich dennoch endlos hin, weil sie schwerfällig geschrieben, umständlich formuliert oder komplexen Inhalts sind oder all dies zusammen. Und dann gibt es jene meist nicht minder kurzen Werke wie dieses, das ich mühelos an einem Tag weglas, gera­dezu inhalierte … und dabei mitunter Tränen lachte.

Ist das ein Qualitätsurteil? Nun, das kommt ganz darauf an. Die Republikaner in den Vereinigten Staaten, deren Gesichter ver­mutlich verbissen verfinstert würden, wenn sie das Buch über­haupt anfassten, sähen es vermutlich am liebsten auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Und dies, obwohl es nur – wenn auch in Bonmotform zugespitzt, durchaus satirisch, die ganze verbale Beschränktheit des damaligen Präsidenten der Vereinig­ten Staaten von Amerika anno 2001 (übersetzt dann 2003) of­fenlegt.

Ich gebe zu, ich habe George W. Bush jr., um den es hier geht, nie leiden können, und seine bisweilen völkerrechtswidrigen An­griffshandlungen gegen den Irak und Afghanistan, die die Regi­on leider bis heute destabilisiert haben, waren unbestreitbar verbrecherisch. Dennoch, oder vielleicht auch gerade deshalb, habe ich dieses Buch so genossen.

Wie ich am Schluss der Rezension schrieb: Wenn du deine Fein­de nicht besiegen kannst, lache sie aus. Deshalb finde ich, ist dieses Buch auch mit einem zeitlichen Abstand von über 20 Jah­ren eine überaus kurzweilige, amüsante Lektüre. Und da es in unseren aktuell so finsteren Zeiten (Corona, Taliban in Afghani­stan, immer noch andauernder Syrien-Krieg, wahnwitziger russi­scher Angriffskrieg gegen die Ukraine, Flüchtlingselend, wohin man auch schauen mag … um nur ein paar der Problemfelder der Gegenwart zu benennen) schon so viele Hiobsbotschaften gibt, ist doch vielleicht ein wenig Gekicher eine schöne Ab­wechslung.

Dies ist die Einladung zum Mitkichern:

Voll daneben, Mr. President!

Wahre Worte von George W. Bush

(OT: George W. Bushisms. The Slate Book of the Accidental Wit

and Wisdom of Our Forty-third President

und

More George W. Bushisms.

More of Slate’s Accidental Wit and Wisdom of Our Forty-third

President)

von Jacob Weisberg (Hg.)

rororo 61619, 128 Seiten, TB

6.00 Euro, 2003

Übersetzt von Gerhard Henschel und Kathrin Passig

ISBN 3-499-61619-X

Zweifellos ist George W. Bush jr. zur Zeit einer der prominentes­ten Männer auf der Welt. Man mag sich darüber streiten, ob er das wohl zu Recht ist. Manche halten ihn für selbstherrlich, qua­si-diktatorisch, unter Verfolgungswahn leidend, engstirnig, nationalistisch … die Liste der manchmal diffamierenden Zusätze, mit denen man Bush in Verbindung bringt, ließe sich gewiss problemlos vermehren.

Aber Hand aufs Herz: wissen wir wirklich, was das für ein Mensch ist? Was wissen wir denn von ihm außer den paar Infor­mationspixeln in Nachrichtensendungen, den meist aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten von Interviews? Was wissen wir denn von Bush jr., dem Pragmatiker etwa? Dem Philosophen und Historiker gar? Was sagt er denn, wenn er den Ökonom gibt oder den Familienfreund? Wenn er der Hellhörige ist, der Opti­mist, der unbequeme Mahner und so weiter?

Wir brauchen nicht mehr länger im Dunkeln zu tappen und uns ständig blaue Flecken zu holen – es gibt dieses aufschlussrei­che, lesenswerte Buch. Jacob Weisberg, der politische Chefkor­respondent des Magazins „Slate“ in den Vereinigten Staaten ist schon lange dem Phänomen Bush auf der Spur. Bereits 1992 prägte er, damals noch mehr mit Blick auf den amtierenden Prä­sidenten Bush sr., das Wort „Bushism“.

Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Sprachausfälle, die offenbar erblich sind. Der Sohn ist ähnlich geprägt. Die Psycho-Journalistin Gail Sheehy verbreitete schließlich die klinische Dia­gnose, insbesondere Bush jr. leide unter „undiagnostizierter Dyslexie“, im Grunde genommen also unter Leseschwäche.

Ein paar Stunden nach der Veröffentlichung dieses Artikels in der Zeitschrift „Vanity Fair“ antwortete Bush prompt: „Die Frau, die behauptet, ich hätte Dyslexie – die habe ich nie interviewt.“ Da war er schon wieder, ein Aussetzer. Wann interviewen Präsi­denten Journalistinnen …? War das nur ein schrulliger Scherz?

Wer dieses Zitat in der Zeitung las, konnte glauben, der Gou­verneur von Texas habe einen Witz gemacht“, erzählt der Her­ausgeber Weisberg, und er ergänzt fast verzweifelt: „Reporter wie ich, die ihn auf einem Rollfeld in Kalifornien umringten, als er diese Bemerkung machten, wußten, dass es ihm leider ernst war.“

Die USA haben also ein Problem.

Das Problem besteht weniger darin, dass George W. Bush jr. nicht lesen kann. Das Problem liegt in jenen Momenten, in de­nen er ohne Skript spricht. In Talkshows. Wenn er – was er gerne tut – frei improvisiert. Dann werden Worte erfunden. Dann wird gestottert und gestammelt, dass der Sinn auf der Strecke bleibt. Dann ebnet Bush die Geschichte ein, entdeckt neue Länder auf dem Globus, erklärt die USA vorab zu Verlierern im Kampf ge­gen den globalen Terrorismus oder mahnt, dass im Nahen Osten immer Krieg herrschen wird (obgleich er eigentlich vom Frieden spricht).

Das Buch versammelt unter durchaus ironisch bis satirischen Überschriften zahlreiche Zitate des texanischen Gouverneurs und nachmaligen Präsidenten, die an vielen Stellen so unglaub­lich sind, dass man nur noch hilflos kichern kann. Ein paar Bei­spiele sollen das untermauern. Aber vorab noch eine Bemer­kung des Herausgebers zur Auswahl selbst:

Bald stellte ich fest, dass ich Bushismen verzieh, die man als bloße Eigenheiten des West-Texas-Dialekts durchgehen lassen konnte wie ‘nucular’ statt ‘nuclear’, ‘tireously’ statt ‘tirelessly’, ‘explayed’ statt ‘displayed’ und das wie ein Tex-Mex-Omlette klingende ‘Infitada“ statt ‘Intifada’.1 Ich verlor kein Wort darüber als Bush Stevie Wonder bei einem Konzert zuwinkte – ein visuel­ler Bushismus; man muß dabei gewesen sein, um ihn richtig zu würdigen.“2

Die Konsequenz daraus? Alles ist noch viel, viel schlimmer, als in diesem Buch dargestellt. Kommen hier doch nur die „Highlights“ zum Vorschein und das, was Weisberg zugetragen wurde.

Erst mal also einen Kommentar zum Aufwärmen. Am 21. August 2000 stellte der Präsidentschaftskandidat Bush sehr entschie­den fest: „Ich weiß nicht, ob ich gewinne oder nicht. Ich glaube schon. Ich weiß jedenfalls, dass ich bereit bin. Und wenn nicht, dann eben nicht.“

Ökonomisch hat er einiges drauf: „Ich kenne mich aus mit dem Wachstum kleiner Unternehmen. Ich war auch mal eines“, be­kannte er der New York Daily News am 19. Februar 2000.

Ein Tierfreund ist Doubleyou ebenfalls: „Ich weiß, dass Mensch und Fisch friedlich zusammenleben können.“ Jedenfalls glaubte er das noch am 29. September 2001 bei einer Rede in Michigan. Vielleicht hat sich sein Sinn inzwischen gewandelt wie im Falle des Umweltschutzes …

Ein paar Tage zuvor war er in Kalifornien Schöpfer eines neuen Wortes: „Man hat mich als Führer verschätzt.“ („They have mis­calculated me as a leader.“). Im November gleichen Jahres ver­stärkte er das bei einer Rede in Arkansas: „Man hat mich verun­terschätzt.“ („They misunderestimated me.“)

Wie weiland der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber geht auch Bush jr. gerne in die „Stolperfalle“. Etwa am 24. Okto­ber 2000 in Illinois, wo er die gloriosen Worte sprach: „Das ist ein Kapitel, das letzte Kapitel des zwanzigsten, einundzwanzigs­ten Jahrhunderts, das viele am liebsten vergessen wollen. Das letzte Kapitel des zwanzigsten Jahrhunderts. Das ist das erste Kapitel des einundzwanzigsten Jahrhunderts.“

Das ist noch harmlos gegen einen Auftritt, den er ein halbes Jahr zuvor in der „News Hour with Jim Lehrer“ absolvierte:

Bush: „Ich habe mit meinem kleinen Bruder Jeb geredet – das habe ich nicht vielen Leuten erzählt. Aber er ist der Gouverneur von – ich sollte ihn nicht meinen kleinen Bruder nennen – mein Bruder Jeb, der große Gouverneur von Texas.“3

Jim Lehrer: „Florida.“

Bush: „Florida. Der Staat des Floridas.“

Auch anderthalb Jahre später hat er die Ausfälle nicht im Griff. Als der Mitchell-Report über Frieden im Nahen Osten im August 2001 publiziert wird, ist der Präsident sichtlich aufgeregt: „Die­se terroristischen Handlungen und, also, die Reaktionen darauf müssen aufhören, wenn wir das Grundgerüst – die Grundlagen – nicht das Grundgerüst, die Grundlagen für ein Grundgerüst für den Frieden diskutieren sollen, die Grundlagen legen … genau.“

Die Krönung dieser Beispiele stellt aber wohl sein Rechenexem­pel vom 9. April 2002 aus Bridgeport, Connecticut, dar, das man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen sollte:

Und deshalb habe ich in meiner Lage der – meiner Lage der Nation – oder Lage – meiner Rede an die Nation, wie man das auch nennen will, Rede an die Nation – ich habe die Amerikaner gebeten, 4000 Jahre – 4000 Stunden in den nächsten – den Rest ihres Lebens – in den Dienst Amerikas zu stellen. Darum habe ich gebeten – 4000 Stunden.“

Auch als Pädagoge versucht er sich, etwa am 21. Februar 2001: „Man bringt einem Kind das Lesen bei, und dann kann es oder sie einen Lese-Rechtschreib-Test bestehen.“ („You teach a child to read, and he or her will be able to pass a literacy test.“)

Japst da irgendwer „Genug! Genug!“?

Oh nein, es ist niemals genug.

Doch habe ich ein Einsehen mit meinen gestressten Mitbürgern und Lesern. Das Buch ist eine Fundgrube an unbeschreiblich ab­surden Bonmots. Manche rufen freilich unangenehme Vorstel­lungen hervor, etwa Bushs Äußerung vom 18. Dezember 2001, wo er in Washington, D. C., ganz öffentlich erklärte: „Wenn wir eine Diktatur hätten, wäre alles weiß Gott viel einfacher, solan­ge ich der Diktator bin.“

Wollen wir wohl solch einen Diktator? Müssen wir dann nicht um eine neue Volksseuche bangen, für die man nicht mal Lachgas benötigt: Humoritis? Oder ist die Zukunft, die Bush am 4. Januar 2002 in Austin, Texas, andeutete, nicht möglicherweise die bes­sere Prognose? Wie drückte er sich doch aus?

Ich möchte Ihnen danken, dass Sie sich die Zeit genommen haben, herzukommen und zuzusehen, wie ich aufgehängt wer­de.“ („I want to thank you taking time out of your day to come and witness my hanging.“)

Wie, ein Selbstmörder? Aber er ist doch noch da!

Es wurde auch nur ein aufgehängtes Portrait von ihm einge­weiht. Aber wer weiß … Bush sieht ja doch vielleicht die Zukunft voraus, wenigstens seine eigene. Hm.

Bis dahin heißt es: wenn du deine Feinde nicht bekämpfen kannst, so lache sie aus. Und bei Bush jr. lohnt es sich wahrlich …

© 2004 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche kehren wir wieder in Lauren Rowes seltsam klein dimensionierten erotischen Intrigenkosmos um den „Club“ zurück, der eine unerwartete Erweiterung erfuhr.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Letzteres impliziert dann doch eine nicht unerhebliche Bedeutungsverschiebung in Richtung Verharmlosung. Obwohl … vielleicht können ja auch Tex-Mex-Omlette tödlich sein …?!

2 Oder eben wissen, dass der Sänger Stevie Wonder blind ist.

3 Er ist SELBST der Gouverneur von Texas.

Liebe Freunde des OSM,

geht euch das auch so, dass die Zeit umso schneller zu verstrei­chen scheint, je weiter wir im Jahr voranschreiten? Mir wenigs­tens kommt das immer wieder so vor. Ich kann beispielsweise kaum fassen, dass der Monat April – und damit immerhin ein Drittel des aktuellen Jahres – schon wieder verflossen ist. Es klingt irgendwie irreal.

Erfreulicherweise zeichnet sich auch dieser Monat durchaus nicht durch Stillstand oder dergleichen aus, im Gegenteil. Es ist eine Menge im zurückliegenden Monat April 2022 passiert, und die Quintessenz am Monatsende waren 23 vollendete Werke. Schauen wir uns das mal im Detail an, was ich schaffen konnte und auf welche aktuellen Baustellen ich meine kreative Energie richtete:

Blogartikel 486: Work in Progress, Part 112

Blogartikel 471: OSM-Kosmologie, Lektion 14: Geister im OSM

Anmerkung: Ja, nach sehr langer Zeit war es mal wieder not­wendig, einen der seltenen Kosmologie-Artikel zu verfassen. Der Anlass dazu war, naheliegenderweise, meine intensive Be­schäftigung mit dem Komplex des Lebens nach dem Tode in der sehr speziellen Welt Hyoronghilaar … aber das wisst ihr ja inzwi­schen längst, da ihr, wenn ihr diese Zeilen lest, den nämlichen Blogartikel schon seit Monaten kennt.

Für mich als Vorausschreibenden ist die Situation eine grundle­gend andere. Ich schreibe diese Zeilen ja am 1. Mai 2022, und gestern ist gerade der Blogartikel 456 online gegangen. So ge­sehen ergibt sich mal wieder die bizarre Situation, dass ich euch als kenntnisreich Lesende adressieren muss zu einem Mo­ment der Geschichte, da ihr von alldem noch keine Ahnung habt. Ist für mich immer wieder verwirrend.

HdH 15: Zurück ins Leben

Anmerkung: Schafft es die Helferin Theamin in Hyoronghilaar, den Hellen Dom von Shallakh-Yau wieder zu neuem Leben zu er­wecken, wie der Titel es augenscheinlich suggeriert? Das mag ich euch hier noch nicht verraten. Auf jeden Fall weckt sie etwas anderes auf, von dem sie keine Ahnung hat und das die Serie in Bälde mächtig dramatisieren wird. Und ja, es juckt mich schon, darüber zu schreiben … warum tue ich das nicht umgehend? Weil ich nicht eine weitere Handlungslücke erzeugen möchte.

Seht ihr … ich habe zwar die Episoden bis inklusive Band 10 der HdH-Serie geschrieben, auch die Bände 13-15, mit denen der obige abschließt. Aber die Bände 11 und 12 sind noch „work in progress“. Da ich erst mit Band 20 (!) zu Theamin zurückkehren werde, würde ich, gäbe ich dem obigen Impuls jetzt nach, schon wieder vier Episoden überspringen. Das ist nicht gescheit. Also muss ich meine Geduld bezähmen. Auch die Geduld, jetzt lieber bei Band 16 der Serie weiterzuschreiben, wonach es mich auch drängt.

Ich sage euch, als OSM-Autor hat man es manchmal echt nicht leicht …

13Neu 25: „Dieses Haus ist dein Grab, Oki Stanwer!“

16Neu 20: Kurs auf Terra

(Die Suyenka – Archipel-Roman)

Anmerkung: Wie ihr ahnt, handelte es sich beim Weiterarbeiten an dieser Langzeit-Baustelle um eine Folge meiner Niederschrift des Blogartikels 483 im vergangenen Monat. Ich ahnte, dass das passieren würde und hieß es ausdrücklich willkommen. Ge­nerell nehme ich an, dass diese Beschäftigung mit Langzeittex­ten im Rahmen der neuen Artikelserie entsprechende beleben­de Impulse für diese Baustellen zur Folge haben wird. Wie ihr noch im weiteren Verlauf dieses Blogeintrags sehen werde, han­delt es sich dabei um eine durchaus berechtigte Annahme.

(OSM-Wiki)

13Neu 24: Die Rückkehr des Flammendämons

(Brittanys Abenteuer – Erotic Empire-Novelle)

(Der Irrweg des Klivies Kleines – OSM-Roman)

Anmerkung: Zu dieser Geschichte sollte ich mehr sagen. Ihr werdet ohne Frage in der Reihe der „Langzeitprojekte“ davon noch ausführlicher hören. Darum beschränke ich mich mal auf ein paar editorische Details – diesen Roman entwickelte ich in den Frühtagen der Umarbeitung des KONFLIKTS 13 „Oki Stan­wer Horror“ (OSH) in das BUCH „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ (CK), also Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Aus be­greiflichen Gründen kann ich darum nicht intensiv auf den In­halt eingehen, ohne die CK-E-Books unangemessen zu spoilern.

Dieser Roman ist eine Parallelspur zur CK-Haupthandlung, füllt aber zugleich wesentliche Logiklücken und macht damit die Ge­samthandlung rings um den Helfer des Lichts Klivies Kleines transparent. Das beginnt im Grunde mit Band 7 der OSH-Serie, reicht aber letztlich bis in die 60er-Episoden hinauf (also fast bis zum Finalzyklus, der die Bände OSH 70-77 umfasste und im Winter 1985 geschrieben wurde).

Ich habe in diesem Monat das umfangreiche analoge Skript komplett abgeschrieben und wegen zahlloser Schreibfehler mit mehr als 300 Fußnoten kommentieren müssen. Stilistisch muss es drastisch nachgeschliffen werden, ebenfalls ist die noch an der OSH-Dramaturgie orientierte und vor allen Dingen an der dortigen Timeline ausgerichtete Handlung partiell revisionsbe­dürftig. Schweigen wir mal von unterirdischen Dialogen, fehlen­den Umgebungsbeschreibungen, mangelnder Personencharak­terisierung und vielem anderen.

Ungeachtet all dieser Schwächen wird das Fragment (das inhalt­lich gerade mal bis OSH-Band 14 reicht, womit klar wird, wie viel da eigentlich noch fehlt) beizeiten fortgeführt werden. Ich gehe davon aus, dass ich möglicherweise bis Ende 2022 OSH-Band 50 in digitaler Abschrift und Kommentierung erreichen könnte, dann spätestens könnte ich dieses Projekt vorantreiben. Ihr werdet also ohne Frage davon wieder hören … es wird dau­ern, klar, aber ihr wisst ja: Langzeitprojekte schrecken mich nicht. Geduld ist gewissermaßen mein zweiter Vorname, und das ist auch verdammt gut so.

16Neu 19: Okis Bluff

16Neu 21: Der Weltraum-Vulkan

(16Neu 24: Der Artaner-Konflikt)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(13Neu 29: Ghoul-Fische)

Anmerkung: Es ist so schade, dass ich zurzeit noch keine Mög­lichkeit und keinen Ort gefunden habe, den frischen OSM-Ro­man „Das Geheimnis von Church Island“ zu veröffentli­chen. Sonst würdet ihr diese titelgebenden Wesen schon näher kennen lernen, die ich Anfang 1984 das erste Mal im OSM ent­deckte und dann in der Ausarbeitung des BUCHES „DER CLOG­GATH-KONFLIKT“ etwas näher ausdefinierte. Die Anregung dazu, sie in der Church Island-Geschichte zu verwenden, kam genau von hier.

Maiblog 2022

(HdH 16: Gefangene des Blutdschungels)

(HdH 11: Schiffbruch auf dem Südmeer)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(Ashley – Erotic Empire-Story)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“)

(16Neu 22: LICHTKÄMPFER)

13Neu 26: Lebendig eingemauert

13Neu 27: Notruf aus der Kristallwelt

(13Neu 28: Das kristalline Gefängnis)

(16Neu 23: Ekkons Mission)

Anmerkung: Hier erlaube ich mir mal, ein wenig zu spoilern. Letzte Woche (!) habe ich ja mit der Artikelreihe „Close Up“ den Erzählhorizont des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“ verlassen. In vier Wochen erwartet euch also der Start in den neuen KON­FLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“, den ich der­zeit in Form der 16Neu-Serie digitalisiere und kommentiere. Es geht hier rasant vonstatten, und ich habe hier gegenwärtig die frühen 90er Jahre meines Schreibprozesses der Serie erreicht.

Ekkon, der Ritter vom Goldkristall – dem ihr erstmals in Band 8 der Serie begegnen werdet, also im zweiten Teil der „Close Ups“ für KONFLIKT 16 – beginnt in diesem Band damit, das Reich der insektoiden Artaner zu erforschen, und er macht unfassliche Entdeckungen, über die ich noch nichts andeuten mag.

Ich war zu jener Zeit schon recht versiert, was das Beschreiben von Insektoiden-Kulturen anging. Das fing mit den Cranyaa in KONFLIKT 14 an, hatte sich aber längst fortgesetzt in KONFLIKT 21 mit den Alassor, und aus der Gegenwart kennt ihr natürlich (TI-Serie) die Zhoncor und die ameisengestaltigen Cestai. Ihr werdet auch noch die Raupenwesen der Zyw-Grynoth, die Jin­minqui und viele andere solche Lebensformen kennen lernen … und ja, vielleicht sollte ich mich ernsthaft mal mit einer Art von Völkertafel der OSM-Völker befassen. Ich setze das mal auf mei­ne Langzeit-Agenda.

Was ich aber oben eigentlich vorsichtig andeuten wollte, ist dies: Da ich so langsam am KONFLIKT 16 arbeitete – ich brauch­te immerhin 8 Jahre, bis ich den obigen Band erreichte – , beein­flussten meine z.T. rasanten Schreibfortschritte an anderen OSM-Ebenen diese Serie auf sehr positive Weise und fügten komplexere Elemente ein. Man könnte sagen, ich zog gewisser­maßen doppelte Böden ein und machte die anfangs scheinbar schematische Struktur, wie ich sie etwa noch in KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ verfolgt hatte, deutlich anspruchsvoller und realitätsnäher. Vor allen Dingen verfolgte ich nun eine konsequente Langzeitstrategie, die sich grundle­gend von den wirren, aktionistischen und zum Teil fatal vergess­lichen Schreibprozessen an den KONFLIKTEN 15 „Oki Stanwer“ und 13 „Oki Stanwer Horror“ unterschieden, wo ich viele Hand­lungsdetails kurzerhand vergaß, an falschen Stellen wieder ein­arbeitete oder Handlungsstränge einfach im Nichts enden ließ.

Ihr werdet diese Veränderung erkennen, wenn ich über die langfristigen Handlungslinien des KONFLIKTS 16 schreibe, dem­nächst in den „Close Up“-Blogartikeln.

(16Neu 25: Auf der falschen Seite)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“)

(DM 60: Die Blockadebrecher)

(DM 64: Der Raumzeitgletscher)

Anmerkung: Warum arbeitete ich auf einmal am KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM) weiter? Nun, das war eine witzige Sache. Ich wollte eigentlich nur eine originelle Szene im Band 62 der Serie nachlesen. Es sei angedeutet, dass es dabei um einen rasenden Reporter in der Vertikalstadt Gondaur auf Shonta-Land geht, der ein Geräusch vernimmt, das er für eine Dampfmaschine hält … und dann stößt er auf einen leibhaftigen DRACHEN … oder wenigstens jemanden, den er anfangs als sol­chen betrachtet.

Ehe ich mich allerdings versah, befand ich mich in einem Schmökerrausch und genoss dann stundenlang die fast 200 Textseiten der Episoden 62 und 63, die in einem völligen Chaos enden … und da war es irgendwie nahe liegend, auch ein biss­chen an den damit inhaltlich zusammenhängenden Episoden 60 und 64 weiterzuschreiben.

Ja, ich riss mich schnell wieder am Riemen, aber ich sage euch – das fiel mir wirklich verdammt schwer!

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

Anmerkung: Gewissermaßen zur Ablenkung oder Abkühlung eil­te ich ins Erotic Empire nach Saigon II … nun ja, Abkühlung konnte man da eigentlich nicht sagen. Immerhin soll dort jetzt in Abschnitt 4 eine neue Abteilung gegründet werden. Und da­nach wird alles dort noch viel schlimmer …

(Glossar des Romans „Die Kolonie Saigon II“)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(16Neu 26: Stern der Toten)

Blogartikel 492: Langzeitprojekte 2 – Sherlock Holmes und der Tunguska-Fall

(Sherlock Holmes und der Tunguska-Fall – OSM-Novelle)

Anmerkung: Wie ich oben schon im Fall der Suyenka sagte … die Beschäftigung mit Langzeitprojekt-Blogartikeln hat offen­sichtlich (erfreulicherweise!) zur Folge, dass ich mich mit den genannten Projekten von neuem beschäftige und sie aus ihrem Dornröschenschlaf zumindest temporär wecke. So soll das sein.

(Blogartikel 500: Oki Stanwers Kinder)

(Licht und Schatten auf Dawson – OSM-Roman)

Anmerkung: Auch das war so ein Fall, selbst wenn das auf den ersten Blick nicht danach ausschaut. Denn ich musste, um ein Zitat für den Blogartikel zu finden, in dem Dawson-Roman auf die Suche gehen … und wie schon im Fall der Shonta-Land-Epi­soden blieb ich hier stundenlang im Text haften und arbeitete schlussendlich daran etwas weiter. Auch hier gilt: es ist eine spannende, komplexe Geschichte, und ich kam ein gutes Stück voran. Ausgezeichnet!

(13Neu 30: Des Teufels Portier)

(13Neu 31: Der Vampir-Mönch)

(16Neu 27: Der schwarze Sektor)

(Brenda – Erotic Empire-Story)

Damit endete also der Monat April 2022, der – wie zu sehen ist – auch sehr viele Baustellenbesuche einschloss, insgesamt aber zumindest 23 fertige Projekte hervorbrachte. Die meisten davon sind allerdings zu kommentierende OSM-Episoden, die in die­sem Jahr begonnen wurden und darum auch innerhalb weniger Monate abgeschlossen werden können. Einiges betrifft auch Re­zensions-Blogs oder Rezensionen, die darum hier nicht aufschei­nen.(

Damit komme ich also für dieses Mal zum Schluss und bin mal mächtig neugierig, wie sich der Monat Mai in dieser Hinsicht kreativ entwickeln wird. Ich halte euch auf dem Laufenden, und in einem Monat findet ihr an dieser Stelle die Resultate.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 383: Ein Volk in Waffen

Posted Dezember 21st, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist eine allgemeine Redewendung, dass in einem Krieg das erste Opfer die Wahrheit sei … und daran ist bedauerlicherwei­se, unabhängig von Land, Zeit und Konflikt, bis heute viel Wah­res. Das ist nicht einmal ein Faktum, das wir der modernen Me­diengesellschaft zuschreiben könnten, vom Vietnam-Krieg bis zur Gegenwart rechnend. Nein, das hat es auch schon sehr viel früher gegeben, mitunter in einer Weise, dass man ein wenig als Wissender empört den Atem anhalten möchte.

Heute werfen wir einen Blick auf einen solch atemberaubenden Manipulationsversuch der Wahrheit, und ich muss gleich vorweg etwas dazu ergänzend sagen: Als ich 2006 das unten bespro­chene Buch las, war mir durchaus unklar, dass es sich dabei um die kondensierte und sehr stark eingedampfte Form des eigent­lichen Berichts von Sven Hedin handelte. Das Buch in der aus­führlichen Fassung (mehr als 300 Seiten stark) habe ich dann erst viel später antiquarisch gefunden, konnte es zwischenzeit­lich aber noch nicht lesen. Gleichwohl nehme ich an, dass es sich tendenziell nicht sehr von der eingedampften Version un­terscheiden wird.

Der schwedische Forscher Sven Hedin, der bald nach Beginn des Ersten Weltkriegs noch 1914 die Gelegenheit erhielt, meh­rere Wochen die Westfront zu bereisen, erwies sich auf eigenwil­lige Weise als einäugiger Prophet mit der ausdrücklichen Nei­gung zum Schielen … so würde ich das mal sagen. Zwar gibt es wahre Worte in seinem Bericht, der Blickwinkel ist insgesamt aber völlig schief, und von den deutschen (!) Auftraggebern die­ses Berichts wird er gründlich in die Irre geführt.

Statt also den weltbewegenden Krieg mit seinen weit reichen­den Konsequenzen zutreffend zu schildern, verirrt er sich in ei­ner bizarr rosig gefärbten Parallelwelt und ergreift Partei für die Falschen.

Und so sieht das im Detail dann aus:

Ein Volk in Waffen

Den deutschen Soldaten gewidmet.

von Sven Hedin

Brockhaus-Verlag

Leipzig 1915, Preis: 1,00 Mark

192 Seiten plus 22 Fotoseiten

…In der Entfernung von einigen Tagesreisen wird der gewal­tigste Krieg der Weltgeschichte ausgefochten. Dieser Krieg muß von grundlegender Bedeutung werden für die politische Ent­wicklung der nächsten fünfzig, hundert, vielleicht noch mehr Jahre. Seine Folgen müssen unbedingt das weitere Dasein der gegenwärtigen Generation bestimmen. Der Krieg von 1870/71 wurde der Beginn eines neuen Zeitalters in Deutschlands Ent­wicklung. Dasselbe wird in noch viel höherem Maße, im Guten oder Bösen, vom Krieg 1914 gelten! Alle politischen Probleme der nächsten Zukunft müssen ohne Zweifel ihre Wurzeln in die­sem großen deutschen Krieg haben. Gehen beide kämpfenden Machtgruppen mit stark verringerten Kräften aus dem Streit hervor, so ist er in seinen erlöschenden Funken der Keim zu ei­nem neuen, vielleicht noch mehr verheerenden Weltenbrand …“

Ich war beeindruckt, als ich diese einleitenden Worte eines Wer­kes las, das im Herbst 1914 entstanden und bereits ein Jahr später im kriegführenden deutschen Kaiserreich publiziert wur­de. Fasziniert dachte ich, der ich mich gegenwärtig mit dem Ers­ten Weltkrieg befasse, wie erstaunlich hellsichtig doch dieser Sven Hedin war, der von Anfang September bis zum 1. Novem­ber 1914 inkognito und ohne Wissen seiner Regierung die deut­sche Westfront bereiste.

Denn wir heute Lebenden wissen, wie furchtbar zutreffend diese Bemerkungen waren: Am Ende des blutigen, grauenhaften vier­jährigen Ringens, das nicht alleine in Europa stattfand, sondern sich erdbebenartig bis an den Bosporus ausweitete, den Orient in Flammen setzte, in Afrika Truppen gegeneinander aufhetzte, weltweit Schlachtschiffe einander jagen ließ (nicht zuletzt vor der südamerikanischen Küste) und selbst Soldaten aus Australi­en und Indien bis vor die Türen europäischer Hauptstädte führ­te, am Ende dieses Krieges lagen mehrere Monarchien in Trüm­mern, Revolutionen erschütterten Nationen, neue Staaten er­blickten das Licht der Welt, und in der Tat, die Keime neuer Kon­flikte waren gelegt worden. Manche von ihnen geistern heute noch durch die Weltpresse, ohne dass man oft gewahr wird, wie gut sich ihre Wurzeln in den Ersten Weltkrieg verfolgen lassen. Die Krisen in arabischen Staaten, die blutigen Auseinanderset­zungen in Israel/Palästina und vieles andere zählt zu den vagen Möglichkeiten, die Sven Hedin in den obigen Zeilen andeutete und die Realität geworden sind.

Und das alles sah er bereits 1914, kurz nach seiner Reise an die deutsche Front?

Respekt, dachte ich, wie gesagt. Der Schwede und Weltreisende Sven Hedin, der zu jener Zeit bereits weltberühmt war, würde doch, so hoffte ich, einen neutralen Standpunkt einnehmen kön­nen, unparteiisch urteilen über die Gründe des Kampfes, und wenngleich er sein Werk den deutschen Soldaten widmete und dezidiert ankündigte, „um der Germanen willen … die Verleum­dung ausrotten und die Wahrheit zur Kenntnis der Allgemeinheit bringen“ zu wollen, hoffte ich doch, er würde sich nicht dazu herablassen, eine Propagandaschrift zugunsten des deutschen Hegemonialanspruchs zu verfassen.

Ich irrte mich.

Hedins Reise führt zunächst natürlich nach Berlin, wo er in der Wilhelmstraße 76 mit dem Unterstaatssekretär von Zimmer­mann zusammentrifft.1 Die deutschen Behörden sehen an die­sem 12. September 1914 Hedins Auftauchen mit großer Freude. Naiv, wie der zu diesem Zeitpunkt 49jährige schwedische For­scher ist, nimmt er an, der deutsche Militärstab begrüße beson­ders die Tatsache, dass er mit seiner Reise die insbesondere von der britischen Presse erhobenen Vorwürfe entkräften könne, was die skandalöse Behandlung alliierter Kriegsgefangener an­geht.

Die Wahrheit ist weniger schmeichelhaft:

Das deutsche Kaiserreich hat mit dem vollen Bewusstsein einen Angriffskrieg begonnen, das neutrale Belgien annektiert und hier zahlreiche Festungen in Grund und Boden geschossen, de­ren Besatzungen sich aus verständlichen patriotischen Gründen weigerten, die Waffen zu strecken und mit den Invasoren zu ko­operieren. Zu dem Zeitpunkt, da Hedin in Berlin eintrifft, geht der deutsche Generalstab noch fest davon aus, dass eine Nie­derwerfung der flüchtenden französischen Heere – die Evakuie­rung von Paris ist bereits angeordnet, die Regierung von dort verlagert worden2 – in den nächsten Wochen möglich ist.

Diese Hoffnung wird am 15. September 1914 zerschlagen, als die deutschen Heere an der Marne zurückgeworfen werden. Die­ses Ereignis geht als „Wunder an der Marne“ in die Geschichte des 20. Jahrhunderts ein und verändert unwiderruflich den Ver­lauf des Krieges. Aber da ist Sven Hedin bereits an der Front un­terwegs. Die Reise, die er antritt, offenbar geplant als Glorifizie­rung eines deutschen Sieges, führt ihn zu einer Armee, die in ihren Stellungen stagniert und nicht mehr vom Fleck kommt.

Wie kann man nur verhindern, dass Hedin das wahrnimmt?

Der deutsche Generalstab, und auch das ist ein Subtext, den man in dieses einseitig geschriebene Buch mühsam hineinlesen muss, hat also nun Schwierigkeiten mit dem Abenteurer. Als Le­ser erhält man schnell den Eindruck, dass die Befehlshaber an der Front alles tun, um Hedins Weg zu lenken, auf Zeit zu spie­len.

Anfangs bekommt er überwiegend „friedfertige“ Regionen zu sehen, in denen die alleinige Ahnung vom Krieg durch überall aufgestellte Posten und ein deutliches Übergewicht an Uniform tragenden Personen auf den Straßen bemerkbar wird. Als Hedin schließlich nach Wochen, während derer er unter anderem mit Kaiser Wilhelm II. (von dem er schwer beeindruckt ist), dem deutschen Kronprinzen und hochrangigen Militärs zusammen­kommt, Lazarette und „tapfere deutsche Soldaten“ besucht, die stoisch ihre Verwundungen hinnehmen und „Opferbereitschaft“ dokumentieren, kann er auch französische und britische Kriegs­gefangene besuchen, die sich – behauptet er jedenfalls – über die Behandlung und Versorgung in keiner Weise beklagen kön­nen. Dabei sieht er beständig nur die Sonnenseiten des Konflik­tes. Alles ist gut, alles ist bestens, selbst die Feinde werden her­vorragend behandelt, es gibt keinen Grund zur Klage … also muss die alliierte Propaganda ja die reine Lüge sein, nicht wahr?

Dem Leser wird unbehaglich zumute bei der deutlichen, fast schon widerlich süßen Verklärung des Kriegserlebens, von der Verherrlichung des deutschen Kriegerethos, da ja der deutsche Soldat, wie Hedin glaubt, „nur seine Heimat verteidigen will“. Die Parteilichkeit wird dann besonders gravierend und verzer­rend sichtbar, wenn Hedin beispielsweise die Beschießung der Stadt Löwen damit rechtfertigt, es seien ja „Franktireurs“ gewe­sen, die die deutschen Truppen angegriffen hätten, wogegen sich diese hätten wehren müssen: „Jede andere Armee der Welt hätte ebenso gehandelt“, schreibt er.

Dabei übersieht der blauäugige Berichterstatter, der die Wahr­heit auf sein Panier geschrieben hat und den völlig falschen Standpunkt einnimmt, dass er für die Aggressoren Partei er­greift und zwar moralisch richtig argumentiert, aber für die fal­schen Leute.

Die „Franktireurs“ sind jene, die ihre Heimat verteidigen – nur gegen die Deutschen. Und das, was Hedin als „die Wahrheit“ wahrzunehmen meint, ist in Wirklichkeit der Versuch der deut­schen Okkupatoren, ihre Eroberungen zu rechtfertigen. Dabei könnte ein alleiniger Blick auf die Orte der Kämpfe dem Sehen­den die Augen öffnen: es gibt keine besetzten deutschen Gebie­te, die doch unvermeidlich gewesen wären, wenn den Deut­schen die Opferrolle zufiele. Stattdessen werden die Kämpfe in Belgien und Nordfrankreich geschlagen, und zwar ausschließlich dort.

Für solche Belange ist Hedin blind.

Er sieht noch ganz andere Dinge nicht: „Für die Soldaten, die Tag und Nacht die schwerste Last zu tragen haben (Hedin spricht natürlich von den deutschen Soldaten, und nur von ih­nen) und fürs Vaterland ihr Leben hingeben, ist nur die Wahr­heit, die reine, klare Wahrheit gut genug. In den Ländern der Entente hat die Presse noch eine besondere und sehr wichtige Aufgabe, die der deutschen Presse nicht obliegt, nämlich die, den Mut der Soldaten anzufeuern und die Hoffnungen der Mas­se des Volkes aufrechtzuerhalten. Da nun frohe Nachrichten dort sehr dünn gesät sind, werden sie in den Redaktionen der verschiedenen Zeitungen fabriziert. Die deutsche Presse BRAUCHT nicht den Mut der Nation anzufeuern, er brennt in kla­rer, reiner Flamme …!“

Ach, welch kindische Ansicht.

Es ist zu bezweifeln, dass sich dieses idealistische Schwarz-Weiß-Denken deutscher und ausländischer Presse selbst noch zu diesem Zeitpunkt aufrechterhalten lässt. Und bekanntlich verbreiten auch deutsche Zeitungen und Zeitschriften mit Fort­schreiten des (mehr und mehr erfolglosen, blutigen und sinn­entleerten Ringens um von Granaten zerpflügtes Land im Her­zen Europas) gerne und ausufernd Lügen, nicht zuletzt die von der „angegriffenen Nation“, die um ihr Überleben gegen eine Übermacht bösartiger Feinde kämpft, die Deutschlands Unter­gang wünscht.

Sven Hedin, idealistischer, in das Germanentum verliebter For­scher und Schwärmer, der sich so leicht von Militärs und Staats­männern blenden und um den Finger wickeln lässt, schwenkt, ohne es zu merken, mit Überzeugung vollkommen instinktiv auf die Linie der deutschen Propaganda ein und wird vollständig blind für die Realität des Krieges, aus dem er berichtet.

Dieses Buch ist deshalb als Quelle für die Hedin-Forschung und für seine Seelenverfassung von großer Bedeutung. Die Intenti­on, in der es ursprünglich abgefasst wurde, nämlich Bericht zu geben über den großen Konflikt, der das Abendland für die nächsten Jahrzehnte formen und bestimmen würde – darin we­nigstens hatte Hedin bedauerlicherweise Recht – , diese Intenti­on ist schon im Moment der Drucklegung Makulatur. Hedins Rei­sebericht in den großen europäischen Krieg wird in Deutschland verlegt und gerät automatisch zu einer propagandistischen Durchhalteschrift. Aber so, wie Propaganda noch nie den Verlauf eines von vorne herein falschen Krieges zu entscheiden imstan­de war, so versagt sie auch hier.

Das kaiserliche Deutschland verliert den Krieg, der Kaiser flüch­tet in die Niederlande, kommunistische Räte regieren das zerfal­lende Kaiserreich, und der erniedrigende Diktatfriede von Ver­sailles, leider alles andere als ein ausgewogenes Vertragswerk, wird, wie von Hedin befürchtet, „Keim zu einem neuen, viel­leicht noch mehr verheerenden Weltenbrand …“

Man nennt diesen Weltbrand den Zweiten Weltkrieg, und seine Folgen stellen den „Krieg von 1914“ noch weit in den Schatten.

Sven Hedin aber, der sich für die einseitige Parteilichkeit zu­gunsten des kaiserlichen Deutschlands durch Verfassen dieser Schrift so weit aus dem Fenster gelehnt hat, erhält ebenfalls die ihm zustehende Quittung für solche Naivität, und zwar noch während des Krieges.

Auf der sehr guten und detaillierten Informationsseite zu Sven Hedin in der Online-Enzyklopädie Wikipedia heißt es: „Im 1. Weltkrieg stellte er sich in seinen Veröffentlichungen ausdrück­lich auf die Seite der deutschen Monarchie und ihrer Kriegsfüh­rung. Durch dieses politische Engagement verlor er bei den Kriegsgegnern Deutschlands sein wissenschaftliches Renom­mee, die Mitgliedschaft in deren geografischen Gesellschaften und gelehrten Vereinigungen sowie jede Unterstützung bei sei­nen geplanten Expeditionen.“

Da er später auch Adolf Hitler und dem Nationalsozialismus im Wesentlichen positiv gegenüberstand, muss man als heutiger Historiker wohl leider zu der Überzeugung kommen, dass Sven Hedin aus seinen publizistischen Fehlern während des Ersten Weltkriegs nicht hinreichend gelernt hat.

© 2006 by Uwe Lammers

Abenteuerlich? Tja, das ist noch recht zahm formuliert, gebe ich zu. Aber wie ihr in der kommenden Woche erfahren werdet, ist der Irrwitz in der Politik nicht etwas, was wir am Beginn des 20. Jahrhunderts suchen müssen und zwischendurch ausgestorben wäre. Das gibt es auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch.

Mehr dazu ist in der kommenden Woche zu lesen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Es handelt sich um jenen Unterstaatssekretär von Zimmermann, den die amerikanische Historikerin Barbara Tuchman in ihrem Buch „Die Zimmermann-Depesche“ für die Nach­welt verewigt hat.

2 Vgl. zum genauen Handlungsgeschehen Barbara Tuchmans Klassiker: „August 1914“, Bern und München 1964.

Blogartikel 489: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 39

Posted Dezember 18th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es geht auf die Schlussgerade im KONFLIKT 15, also der Serie „Oki Stanwer“, der dienstältesten und ersten OSM-Ebene, die ich schon anno 1984 abschloss, also vor fast 40 realen Jahren. Fünf der letzten sechs Episoden gehören zum Finalzyklus der Serie. Thematisiert wird hierin die legendären Schlacht im Ne­belsektor, in der die Verteidiger der Milchstraße unter Oki Stan­wer auf TOTAMS Streitkräfte treffen.

Episode 86: Die Schlacht im Nebelsektor

(1984, digitalisiert 2005)

Im dritten Teil des Finalzyklus, geschrieben im Januar 1984, in­tensivieren sich die Kämpfe im Nebelsektor am Rand der Gala­xis Milchstraße.1

Aus unklaren Gründen kommt es hier zum Wiederauftauchen des Ritters Yorrok vom Goldkristall, der eigentlich auf der Zen­tralwelt aufgelöst worden war. Das ist vollständig kontraintuitiv und wurde von mir damals wohl nur aus dem emotionalen Grund in Szene gesetzt, weil ich Yorrok die Teilnahme am finalen Kampf nicht versagen wollte. Er materialisiert jedenfalls an Bord des Oki-Kreuzers KÄMPFER mitten zwischen den Fronten.

Auch Klivies Kleines, Soffrol und der alte Totenkopf, der sich als „Orakel von TOTAM“ bezeichnet, materialisieren im Kampffeld. Sie erscheinen direkt vor Oki Stanwer … aber sowohl Kleines als auch Yorrok werden ohnmächtig – und Soffrol flüchtet gleich mit seinem Egotransmitter weiter, da er sich aus den Kämpfen tun­lichst heraushalten will.

Das Orakel von TOTAM zeigt Oki eine grässliche Vision von Mord und Totschlag … und als die Vision verblasst, in der er mehrere seiner Freunde sterben sah, fragt er sich beklommen, ob es wohl tatsächlich so kommen muss. Oder sind dies – wie etwa die Ausflüge in die Paralleluniversen, die er in diesem KONFLIKT machte – alternative Handlungsszenarien und mithin Warnun­gen vor möglichen Gefahren, deren Weichenstellungen man noch korrigieren kann?

Kurze Zeit darauf taucht der feinstoffliche Dämon Zomar auf, der von der Zerstörung des Oki-Kreuzers RUHM und vom Tod des Helfers des Lichts, des Voorks Rilon Vleh, berichtet (vgl. Bd. 85). Zugleich enthüllt Zomar, wer die Voorks in Wahrheit sind, deren Überlebende sich inzwischen auf die Seite des Lichts ge­schlagen haben: Es handelt sich um mutierte Nachkommen ei­nes alten Feindvolkes des okischen Imperiums, das nur unter der Bezeichnung „Eindringlinge“ bekannt wurde.2

Oki Stanwers Erinnerung flammt auf – er entsinnt sich an sein damaliges, neuntes Leben und die höllischen Kämpfe gegen die „Eindringlinge“, Lebensformen von bizarrer Gestalt, die die fata­le Eigenschaft der atomaren Synchronschwingung besaßen. Das bedeutet, sie waren imstande, sich an die Molekularschwingung etwa von Wänden oder Waffen anzupassen, die sie auf diese Weise mühelos durchdringen konnten, um anschließend wieder reale, massive Gestalt zu gewinnen.3

Zwischenzeitlich ist Kleines wieder von der Medostation zurück, dafür ist das Orakel von TOTAM mit All-Hüter Null aufgebrochen, um im Nebelsektor zu kämpfen. Als Oki entsetzt vermutet, dass sie in den Tod fliegen, schlägt Kleines überraschend vor, er solle jetzt die Zartans aktivieren und in den Kampf mit einbeziehen.

Auch das terranische Kontingent unter Hiron Seglus befindet sich inzwischen in intensiven Gefechten, wird aber von Voork-Geschwadern unterstützt, als TOTAM-Schlachtschiffe vor ihnen erscheinen und sofort das Feuer eröffnen.

Der WÄCHTER neigt ebenfalls nicht zur Tatenlosigkeit, sondern hat sich 1500 All-Hüter-Zeiteinheiten angeschlossen, die Gueril­la-Aktionen im Nebelsektor ausführen und die Feindstreitkräfte massiv ausdünnen.

Während recht erfolgreicher Attacken werden All-Hüter Null und das Orakel von TOTAM von TOTAMS EXEKUTIVE besucht und beide getötet – wie das Orakel es schon finster voraussah. Es hat den Anschein, als würden die Visionen tatsächlich alle Reali­tät werden …

Derweil attackiert der Dämon Saathaan, einer der dreizehn Heerführer TOTAMS, Oki Stanwer direkt, wird aber im paramen­talen Duell von ihm geschlagen. Zomar absorbiert die freiwer­denden TOTAM-Energien, die ihn stärken. Der Energierückschlag betäubt allerdings Oki Stanwer.

Und dann erklingt überall in den Schiffen im Nebelsektor die Stimme TOTAMS, der Macht des Bösen – mit der Ankündigung, dass sie nun persönlich im Nebelsektor erscheinen wird, um den Kampf zu entscheiden …!

Episode 87: Das Grauen schlägt zu

(1984, digitalisiert 2005)

Die Schlacht im Nebelsektor tobt weiter. Klivies Kleines hat zwar die Zartans unter der Leitung der PSI-Intelligenz Carni Moras um Hilfe angerufen, aber während sich die Streitkräfte auf den Weg machen, ist auch der schwarze Planet des Bösen bereits auf dem Weg zum Zentral-Transmitter, der im Nebelsektor errichtet wurde und der von starken Verteidigungskräften gegen Sabota­geakte geschützt ist. TOTAM weiß, dass Schnelligkeit in diesem Stadium alles ist – denn die entropischen Energien verstärken sich immer mehr. Ab einem bestimmten Level werden TOTAM-Schiffe und deren Waffensysteme davon außer Gefecht gesetzt, selbiges gilt aber auch für Oki Stanwers Streitkräfte. TOTAM ist bewusst, dass die mörderischen entropischen Parasitwelten dar­auf lauern, in den Normalraum durchzubrechen … wenn das der Fall ist, wird Raum und Zeit zerstört und alles, was besteht, geht zugrunde.

Der Kampf muss vorher entschieden werden!

Die Zartans tauchen im Nebelsektor auf und werden dahinge­hend „gebrieft“, dass sie die zentralen Strukturen um den Gi­gant-Transmitter attackieren sollen, um möglichst viel Zeit her­auszuholen.

In der Zwischenzeit hat Oki Stanwer das Bewusstsein wieder er­langt, und Klivies Kleines hilft ihm, seine bislang eher unfokus­sierten Parafähigkeiten zu schulen, um gegen weitere Attacken der Dämonen besser gewappnet zu sein. Der Ernstfall tritt auch nahezu sofort ein, denn in das Training hinein bricht der Angriff des Dämons Eeroeeumogsoon, des Dämons mit dem langen Namen.

Während Oki mit dem Dämon kämpft, prallt die terranische Streitmacht mit massierten TOTAM-Kontingenten zusammen. Dabei erleidet das Flaggschiff GLANZ DER STERNE unter Hiron Seglus Totalschaden. Und er kommt dabei ums Leben.

Im Eifer des Gefechts, während TOTAM in seiner Eigenschaft als ENTROPIE-HAMMER bereits aus dem Transitkanal zuschlägt und die Zeitschirme der All-Hüter-Schiffe wegbläst, was die Schiffe anfällig für die sofort erfolgenden Attacken der TOTAM-Kontin­gente macht, währenddessen also wird der bislang linientreue Dämonenschlächter seltsam wankelmütig. Die EXEKUTIVE TO­TAMS sinniert unsicher darüber nach, ob sie, wenn TOTAM auf dem Plan erscheint, als Kombattant dann vielleicht überflüssig sei … und als diese Wankelmütigkeit von TOTAM gespürt wird, beschließt die Macht des Bösen kurzerhand, den Unsicherheits­faktor auszuschalten, indem sie den Dämonenschlächter ein­fach aufsaugt. Auf diese Weise wird ein wichtiger, starker Ant­agonist Oki Stanwers aus dem Spiel entfernt.

Zeitgleich gelingt es dem Herrn des Lichts, den Dämon mit dem langen Namen zu vernichten … doch dann erfährt er, dass sich der Giganttransmitter im Zentrum des Nebelsektors aktiviert.

TOTAM kommt.

Die finale Konfrontation steht direkt bevor!

Episode 88: Der Kaiser stirbt!

(1983, digitalisiert 2005)

Der fünfte Teil des Finalzyklus. Die Schlacht im Nebelsektor tobt weiter. Mit Rilon Vleh und dem Orakel von TOTAM sind schon zwei Helfer des Lichts umgekommen, mit dem All-Hüter Null und Hiron Seglus weitere Parteigänger der positiven Seite.

Nun erscheint der schwarze Planet TOTAM selbst auf dem Schlachtfeld, und der Kampf geht im Wettrennen mit den stei­genden entropischen Umgebungswerten in die Zielgerade.

Als TOTAM im Nebelsektor materialisiert, lässt die Carni Moras zwar ihre Zartan-Streitkräfte weiter angreifen, zieht sich aber selbst zwei Lichtjahre weit aus dem Geschehen zurück, um nicht gleich vernichtet zu werden. Sie wird darum zum reinen Beobachter.

Zeitgleich brechen die ersten Parasitwelten, die machtvollsten entropischen Phänomene Tausende von Lichtjahren außerhalb der Milchstraße aus dem Geflecht des Universums und zerrei­ßen das Gewebe des Kosmos und eliminieren hier grundlegend jede Möglichkeit des Raumflugverkehrs. Ihre Zahl nimmt stetig zu, und sie werden wie magisch von den energetischen Ausbrü­chen im Nebelsektor angezogen … es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch dort das fragile Strukturnetz des Kosmos so geschwächt ist, dass es zerbirst und den Weg für die Parasitwel­ten frei macht …

Die entropischen Kräfte im Nebelsektor sind inzwischen so stark geworden, dass Hyperraumsprünge nicht mehr möglich sind. Das setzt vielen Gefechten ein Ende, weil die Verbände zum Teil Lichtmonate voneinander entfernt sind und nun keine Feindbe­rührung mehr haben.

Das hilft den auf dem Oki-Kreuzer KÄMPFER festsitzenden Freunden Oki Stanwers wenig, denn TOTAM spürt sehr genau, wo die hochrangigen Gegner sitzen. Die schwarze Welt des Bö­sen materialisiert direkt vor der KÄMPFER!

Der WÄCHTER, der nicht weit entfernt auf einem Kreuzer der All-Hüter ebenfalls im Weltraum „festgefroren“ ist, wird von einem schwarzen Transitstrahl TOTAMS auf die Oberfläche der schwar­zen Kristallwelt geholt.4 Hier kommt es zu einem im Prinzip chancenlosen Zweikampf zwischen dem WÄCHTER und dem schattenhaften Wesen TOTAM, der mit der Auslöschung des Ma­trixkoordinators endet.

Und dann kümmert sich TOTAM um die Crew der KÄMPFER. In Gestalt einer schwarzen Energiekugel attackiert sie die verblie­benen Helfer des Lichts, Klivies Kleines und Thor Gordenbeyl so­wie Zomar, den Verräter-Dämon. Auch die Okis Egar und Ganes werden so schwer beschädigt, dass man sie als „tot“ bezeich­nen muss … und dann transmittiert TOTAM Oki Stanwer auf die Oberfläche der schwarzen Kristallwelt, wo er aus purer Ver­zweiflung und Seelenqual TOTAM wild und ziellos attackiert und einen finalen Vergeltungsschlag auslöst.

Dies führt zu Oki Stanwers Tod, womit der Kampf im Nebelsek­tor mit einer Niederlage des Lichts endet.

Doch heißt es am Ende dieses fünften Teils: „TOTAM ist der strahlende Sieger aber es gibt noch etwas, was diesen Sieg überstrahlt. Das sind DIE PARASITWELTEN!“

Und nun beginnt für TOTAM der Kampf um die Weiterexistenz!5

Episode 89: Die Parasitwelten

(1984, digitalisiert 2005)

Die Schlacht im Nebelsektor ist geschlagen. Oki Stanwer und seine Gefährten, die wacker gekämpft haben, sind letzten En­des unterlegen gewesen und gestorben.

Doch der Sieg scheint ein klassischer Pyrrhussieg zu sein – denn die neun überlebenden Dämonen und TOTAM selbst müssen nun flüchten. Während TOTAM noch resümiert, dass alle Kämp­fer auf der Lichtseite gefallen sind, Yorrok inklusive, stellt TO­TAM fest, dass Soffrol scheinbar verschwunden ist … aber das erweist sich als falsch.

Soffrol ist in Wahrheit direkt auf TOTAM materialisiert und sucht nun nachgerade selbstmörderisch das Gespräch mit TOTAM! Sein einziger Antrieb ist dieser: Überleben! Und da die einzige Chance zu überleben, offensichtlich TOTAM selbst ist, lehnt sich der notorische Frontenwechsler an die Macht des Bösen an.6

Während überall in der Galaxis die Parasitwelten durchbrechen, die Welten Korsop und Terra fressen, die PSI-Intelligenz Carni Moras verschlingen und die einstige Hauptwelt der Stardust-Fli­bustiers, New Port Royal, atomisieren, lässt TOTAM die überle­benden Dämonen kurzerhand im Stich, die ebenfalls von den Parasitwelten gefressen werden. Zusammen mit Soffrol macht sich TOTAM auf zu einem fernen Reiseziel jenseits der Grenzen der Milchstraße.

Der Ort nennt sich Xyriac-Nehm.

TOTAMS Universentransmitter und die Fluchtmöglichkeit ins nächste KONFLIKT-Universum!

Episode 90: Letzte Festung Xyriac-Nehm

(1984, digitalisiert 2005)

Schlussband des Finalzyklus: TOTAM und Soffrol flüchten vor den sich massierenden entropischen Phänomenen aus der ver­wüsteten Milchstraße, in der quasi alle Planetensphären und Völker im Zuge der zusammenbrechenden Raumzeit unterge­hen.

Etliche Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt und rund fünftausend Jahre zeitiger vor der Schlacht im Nebelsektor hatte TOTAM das BUCH ausgeschickt, um ein Sonnensystem als Universentransmitter zu präparieren. Auf der Welt Nehm wurde das Volk der Waahns vom BUCH damals dazu instrumentalisiert, einen gigantischen Dimensionstransmitter zu erschaffen.

Als TOTAM mit seinem unerwarteten Begleiter Soffrol den gigan­tischen Transmitter erreicht, der vom inzwischen untoten Volk der Waahns bewacht wird, läuft dessen Aktivierung planmäßig an. Natürlich weiß TOTAM davon, dass die Parasitwelten mit Ver­zögerung auch diese Galaxis und damit das Restsonnensystem mit dem Planeten Nehm erreichen und zerstören werden, aber es kümmert die Macht des Bösen nicht mehr, die nur noch vor­aus blickt.

Während Soffrol den Transmitter bestaunt, gelingt es TOTAM darüber hinaus, den unheimlichen Frontenwechsler zu überwäl­tigen. Das Wesen TOTAM bettet ihn im TURM zur Ruhe und fasst den Entschluss, Soffrol im kommenden KONFLIKT als Marionette zu instrumentalisieren, um die von ihm ausgehenden Risiken zu minimieren.

Dann durchquert der schwarze Kristallplanet das Portal und dringt in den dimensionalen und temporalen Tunnel ein, der das sterbende 15. Universum vom im Entstehen begriffenen 16. trennt. Hinter TOTAM wird der Transmitter abgeschaltet und ver­geht bald darauf in der entropischen Glut der Parasitwelten.

Episode 91/E: Die letzte Lösung

(1984, digitalisiert 2005)

TOTAM hat gewonnen.

Der KONFLIKT 15 ist für das Licht verloren … vordergründig.

Die Sieben Lichtmächte sind aber auch nach dem Ableben ihrer Vorkämpfer um Oki Stanwer nicht willens und bereit, die Situati­on hinzunehmen und TOTAMS Sieg anzuerkennen. Sie streben stattdessen ein Patt an.

Während sie sich vorbereiten, die „letzte Lösung“ zu realisieren, treffen auf einer Welt am Rande des Universums die für einen letzten Auftritt wieder reinkarnierenden gefallenen Lichtkämpfer wieder zusammen. Heutzutage muss ich sagen, dass das ein unlogischer, theatralischer Effekt ist, der vermutlich nur dieser Episode etwas mehr Substanz verleihen sollte. Diese Zusam­menkunft ist in sich willkürlich und gespickt mit Erinnerungsfeh­lern.

Sie ist insofern nicht völlig überflüssig, als hier der Nachfolger des WÄCHTERS, der Matrixkoordinator mit dem Namen „DER LEUCHTENDE“ vorgestellt wird. Auch wird Oki Stanwer mit dem Faktum vertraut gemacht, dass Thor Gordenbeyl und Klivies Kleines vom alten Personalbestand wieder an seiner Seite sein werden. Ansonsten sind die Auftritte des Verräter-Dämons Zo­mar, des Orakels von TOTAM oder von Yorrok reichlich abwegig. Außerdem werden ein paar kryptische Rätsel der Vergangenheit aufgelöst, etwa die Tatsache, dass der über tausendjährige Voork-Krieg für TOTAM durch Zeittransite eigentlich nur Minuten dauerte, aber die geplanten Grundlagen für Oki Stanwers Hand­lungsmacht im terranischen Reich völlig zerschlug.

Ansonsten ist die Episode nur noch erfüllt von dem Konterschlag der Sieben Lichtmächte, die als Zeichen ihrer letztendlichen Machtfülle die 15. Matrix mit Primärenergie überladen und so ei­nen kosmischen Energiesturm auslösen, der alle Materie zer­setzt.

Auf diese Weise endet der 15. KONFLIKT des Oki Stanwer My­thos. Und die Hauptperson ist mit ausgewählten alten Helfern des Lichts unterwegs in ein neues Universum, wo unter unbe­kannten Voraussetzungen der Kampf gegen TOTAM und seine Schergen wieder aufgenommen werden wird.

Im 16. KONFLIKT, soviel kann ich schon einmal an dieser Stelle andeuten, wird Oki Stanwer es zuvorderst wieder einmal in der Galaxis Milchstraße mit dem Volk der Terraner und der so ge­nannten „Sternenreichsunion“ zu tun bekommen. Aber ansons­ten sind die Verhältnisse gründlich anders als im verstrichenen KONFLIKT.

Ihr werdet es sehen – im nächsten Teil dieser Artikelserie, der voraussichtlich am 22. Januar 2023 veröffentlicht werden wird.

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 In diese Episode eingefügt ist eine Vorschau auf den kommenden 16. KONFLIKT, die Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“. Das überspringe ich an dieser Stelle, da sich der nächste, 40. Teil der Close Up-Artikelreihe genau damit befassen wird.

2 Da diese Wesen bislang nicht wieder in Erscheinung traten, erwies es sich noch nicht als notwendig, ihnen einen korrekten Artnamen zuzuweisen … in der Ausarbeitung wird das aber nötig sein.

3 Heute würde man so etwas mit Quanteneffekten assoziieren, was mir damals in den späten 70er Jahren notwendig völlig unbekannt war. Eine visuelle Darstellung, wie so etwas aussehen könnte, kann man im Fall von „Ghost“ im Marvel-Film „Ant-Man and the Wasp“ sehen. Es ist immer wieder überraschend, wie viele Effekte in heutigen SF-Filmen so uralte OSM-Ideen visuell werden lassen …

4 Wem das seltsam vertraut vorkommt … schaut euch noch mal das E-Book „In der Höl­le“, 2011, an. Dort und im dazu gehörigen KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Re­gent“ wird dasselbe Prinzip von TOTAM angewandt, wenn auch schon 55 Milliarden Handlungsjahre früher. Man sieht – prinzipiell ist dieser Ansatz sehr alt, aber 1984 ver­stand ich nicht im Mindesten, wie das funktionierte. Da bin ich heute erfreulicherweise sehr viel weiter.

5 Heutzutage mit verstärktem historischem Hintergrundwissen erinnert mich diese Lage frappierend an den Ausgang des Peloponnesischen Krieges zwischen den Stadtstaaten Athen und Sparta und ihrer Bündnissysteme einige hundert Jahre vor Christi Geburt: Sparta gewinnt das Ringen … und doch ist es schlussendlich Athen, das langfristig als demokratischer Musterstaat die Weichen für die Zukunft stellt, während das siegreiche Sparta binnen weniger Jahrzehnte in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Was also ist der Sieg TOTAMS wert, wenn die Macht des Bösen anschließend flüchten muss, um sinn­bildlich „die eigene Haut zu retten“?! Hier sieht man durchaus schon ein Strukturmus­ter, das mich seit damals prägte und das die Nutzlosigkeit von militärischen Auseinan­dersetzungen erahnen ließ. Zweifellos ein Impetus, der meine Kriegsdienstverweige­rung wenige Jahre später befördert hat.

6 Klingt das vertraut? Dann schaut euch mal den Anfang von KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) an, wo Soffrol ebenfalls auf TOTAM in der Maske des Mu­mienmannes Oltrav erscheint … ich weise aber darauf hin, dass die entsprechenden Episoden von FdC erst deutlich nach dem obigen Finalzyklus geschrieben wurden. So, wie Soffrol das erste Mal in KONFLIKT 15 erscheint, ist es auch mit Soffrols „Fronten­wechseln“, das geschieht hier realchronologisch auch zum ersten Mal.

Rezensions-Blog 382: Feuerflut

Posted Dezember 14th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wir leben in einer Medienwelt, die sich zunehmend zentral auf digitale Dienstleistungen stützt, das ist wohl ein Faktum, das heute noch viel mehr gilt als, sagen wir, vor dreißig Jahren, als das Internet in den Kinderschuhen steckte. Heutzutage haben wir uns daran gewöhnt, in Datennetzen über Kontinente in Echt­zeit zu surfen, Millionen von Filmen in Datenbanken jederzeit zur Verfügung zu haben, uns mit GPS-Daten zu orientieren, Heimarbeit via Computer zu realisieren, Online-Seminare abzu­halten usw.

Kann sich jemand vorstellen, wie die Welt aussähe, wenn das auf einmal alles ausgemerzt würde, und zwar von einem Mo­ment zum nächsten?

Ja, das ist ein Alptraum, keine Frage, und nicht nur für die Tech­niknerds, sondern nahezu für alle Lebensbereiche und die darin Tätigen. Charles Sheffields Hard-SF-Roman schildert genau solch ein Szenario … aber obwohl der Roman mit mehr als 600 Seiten Umfang ein durchaus opulentes apokalyptisches Szena­rio darbieten könnte, war ich von dem Roman letzten Endes doch so enttäuscht (wiewohl er lesenswerte Ansätze bietet, das sei hier nicht verschwiegen), dass ich ihn vor rund 20 Jahren aus meinem Bestand nach der Lektüre ausgliederte. Deshalb sind auch die bibliografischen Angaben nur rudimentär in dieser Rezension ausgeprägt.

Es könnte ein beeindruckender Roman sein, wenn der Autor je­mand anderes gewesen wäre, der sich fähig gezeigt hätte, eine globale Katastrophe auch wirklich global darzustellen … und nicht als ein Szenario, das auf dem inneramerikanischen Schau­platz versumpft. Wer also lesen möchte, wie die Folgen einer Supernova-Explosion auf die amerikanische Gesellschaft wirken könnte, der sollte sich dieses Buch antun und wird es vermutlich mit Gewinn lesen.

Schaut es euch mal genauer an:

Feuerflut

von Charles Sheffield

Heyne 6365

672 Seiten, TB

Juli 2001, 9.95 Euro

Übersetzt von Christine Strüh

Der Alptraum stammt aus der Zeit des Kalten Krieges. Er trägt drei Buchstaben furchterregend in die Welt, wie viele Dreibuch­stabenwörter jener Zeit, bei dem den Leuten noch heute das kalte Grausen kommt. Man denkt insbesondere an Geheim­dienste, aber diese Geißel, die auch nichtmenschlichen Ur­sprungs sein kann, ist etwas völlig anderes: EMP.

Die Abkürzung EMP steht – für diejenigen erklärt, die es nicht wissen – für elektromagnetischer Puls. Es handelte sich um eine theoretische Konstruktion, die nie praktisch getestet wurde, weil das einfach unmöglich war. Ein EMP entstand laut dieser Theo­rie dann, wenn eine massive thermonukleare Reaktion in der Erdatmosphäre Sauerstoffmoleküle ionisierte und damit einen Schauer hochfrequenter Teilchen auslöste. Die Folge dieses Schauers war ein Ausfall aller hochwertigen Elektronik, für eine von Technik abhängige Supermacht sozusagen ein informativer Overkill, der die sogenannte „Zweitschlagskapazität“ auslöschte und die angegriffene Macht hilflos dem Angreifer auslieferte.

Wie gesagt – ein Alptraum für die Hardliner des Pentagon und des Kreml in den Zeiten des Kalten Krieges, der spätestens mit Michail Gorbatschow zu Ende ging.

Wir schreiben das Jahr 2026, als der EMP Realität wird und dies­mal von globaler Dimension alles auslöscht, was wir Datenkultur nennen. Ursache für diese Ionisierung der Erdatmosphäre ist die jählings aufgetretene Supernova Alpha. Nur wenig mehr als vier Lichtjahre von der Erde entfernt explodiert nämlich die Sonne Alpha Centauri im Doppelsonnensystem Centauri (streng ge­nommen handelt es sich um drei Sonnen) und bläht sich auf. Die Strahlungsfront, die aus der Supernovaexplosion losschießt, trifft ausgerechnet die Erde, die zuvor schon wochenlang unter der sengenden Himmelsglut der „Feuerflut“ zu leiden hatte – die ganze Zeit lang herrscht in der südlichen Hemisphäre greller Mittag. Als die Supernova verblasst, fordern die entfesselten Na­turgewalten ihr Recht und zerstören noch mehr – und dann kommt der EMP und radiert die technische Zivilisation weitge­hend aus.

In diesem Jahr 2026 werden die USA von einem jüdischen Präsi­denten namens Saul Steinmetz regiert, der im Roman eine der Hauptfiguren darstellen wird und versuchen muss, das Chaos zu bändigen, das quasi die ganze zivilisierte Welt in Schutt und Asche gelegt hat. Nicht völlig unrealistischerweise berappeln sich die Vereinigten Staaten sehr rasch, greifen auf Uralt-Tech­nologie zurück und beleben beispielsweise alte, stillgelegte Te­lefonnetze wieder, die nicht auf Glasfaserkabeltechnologie beru­hen. Aber es gibt alte/neue Rivalitäten: die Geheimdienste und militärischen Dienste intrigieren gegeneinander, die politischen Opposition manipuliert und taktiert gegen den Präsidenten, zwei Frauen zanken sich um den Präsidenten und die Gunst, mit ihm das Bett zu teilen, obgleich er – scheinbar – impotent ist …

Lassen wir diese Ebene in Frieden, es gibt interessantere. Zwei­einhalb, um genau zu sein.

Wieso zweieinhalb?

Nun, sie verschmelzen. Zwei davon wenigstens. Oder andert­halb, wie ihr wollt. Während nämlich die Supernova Alpha auf­flammt, ist die sechsköpfige, erste Marsexpedition auf dem Hei­matkurs. Wer nun denkt, sie würden sogleich geröstet und wä­ren weg vom Fenster – wie es auch Präsident Steinmetz anfangs glaubt – , lasse sich eines Besseren belehren. Wer denkt, der EMP würde ihr Raumfahrzeug zu einem Stück toten Metalls de­gradieren, irrt gleichermaßen. Der EMP ist nur in der Erdatmo­sphäre und ringsherum wirksam. Weshalb er auch die ISS 1 und 2 eliminiert und sie in Gefrierkammern verwandelt, mit mensch­lichem Inhalt. Und die Marsexpedition, die zurückkehrt und in den Orbit einschwenkt, sieht sich mit einem respektablen Alp­traum konfrontiert: Das Netzwerk der Orbitalstationen, auf de­ren Hilfe sie angewiesen sind, um zur Erde zurückzukehren, ist außer Funktion, Hilfe vom Boden aus wird in den nächsten Jah­ren oder sogar Jahrzehnten nicht kommen.

Was tun? Improvisieren.

Ein Teil der Besatzung gelangt auch wirklich zur Erde und wird hier von einem Empfangskomitee erwartet – nur leider, um mit der Begründung konfrontiert zu werden, sie hätten „den Him­mel geschändet“. Denn die freundlichen Leute gehören der fa­natischen Argos-Legion an, einem militanten Untergrundorden um eine charismatische Führerin namens Pearl Lazenby. Und so werden sie zu Gefangenen.

Lazenby war von den Behörden der USA gefangen und zu mehr als sechshundert Jahren Strafe verurteilt worden – und so bizarr das klingen mag, zu diesem Zeitpunkt ist es ohne weiteres möglich, eine ähnlich lange Strafzeit „abzusitzen“ oder besser „abzuliegen“, denn es gibt Institutionen, in denen Gefangene in sogenannten „Strafschlaf“ versetzt werden. Problem: Die sind natürlich auch alle EDV-überwacht, und alle Chips sind irrepara­bel geschädigt. Will heißen: die Leute wachen langsam auf und werden in ihrem Schlafwaben vermodern.

Lazenby wird jedoch von ihren Anhängern befreit und beginnt nun damit, einen Feldzug zu predigen, der die ganze Mensch­heit von allem Unreinen (d. h. allen Leuten, die nicht weiß sind!) zu reinigen.

Na, Prost Mahlzeit, hm?

Kommt noch dicker.

Während im Bergwerks-Quartier der Argos-Legion die gestran­deten Raumfahrer allmählich mitbekommen, was für eine un­glaubliche Gefahr sich hier zusammenballt, befinden sich drei alte Menschen, zwei alte Männer und eine Frau Ende Vierzig, auf ihrer ganz privaten Odyssee durch die Vereinigten Staaten in der Nähe von Washington. Sie sind Krebspatienten, die einer besonderen, neuen Therapieform unterworfen wurden. Sie ba­siert darauf, dass die Krebszellen – ganz vereinfacht gesagt – am Wachstum gehindert werden und daraufhin absterben. Wenn jedoch diese Medikamente, die dafür erforderlich sind, falsch dosiert werden, hören auch alle anderen Zellen auf, sich zu teilen, was rasche Alterung und den Tod zur Folge hat. Und die Überwachungsgeräte über diese Therapie, die die alten Leu­te dabei haben, haben natürlich auch den Geist aufgegeben.

Also machen sie sich durch Sturm und Chaos auf den Weg zu ihrem medizinischen Zentrum, wo sie allerdings nur ein Lei­chenhaus vorfinden. Und dann erwähnt der Dritte im Bunde, Seth Parsigian – mir persönlich sehr unsympathisch – , dass es einen prominenten Forscher für diese Therapie gab, einen Mann namens Dr. Oliver Guest. Ein Mann, der inzwischen im Straf­schlaf liegt, für mehrere Jahrhunderte, weil er pädophil veran­lagt war und fast zwanzig Mädchen im Alter zwischen elf und vierzehn Jahren auf bestialische Weise umgebracht hat. Genau­es wird nie erzählt, aber man kann sich zusammenreimen, dass er sie wohl gehäutet hat und deren Häute aufbewahrte … wie schaurig die Sache indes WIRKLICH ist, bekommt man erst raus, als Guests Schildkröte im Roman auftaucht. Nicht verstanden? Lesen! Diese Stellen aus Guests „geheimen Tagebuch“ sind wirklich schaurig-faszinierend geschrieben.

Dr. Guest liegt genau da, wo Pearl Lazenby ebenfalls gefangen war, und so verknüpfen sich allmählich die Fäden.

Das eigentlich Schlimme sind zwei Hinweise, die im Roman nur so ganz beiläufig fallen: erstens nämlich sollen in etwa fünfzig Jahren weitere Strahlungsfronten die Erde erreichen, diesmal so energiereich, dass „alles Leben oberhalb der Ebene der Einzel­ler“ ausgelöscht wird (nette Untertreibung, hm?). Und der zwei­te Hinweis ist der auf die „Unmöglichkeit“ dieser Supernovabil­dung. Wie sagt es doch der Astronaut Wilmer Oldfield so tref­fend? Ich finde die Stelle jetzt gerade nicht, aber sinngemäß meint er: diese Explosion war völlig unmöglich. Irgend jemand muss sie also ausgelöst haben. Gezielt ausgelöst …

Es darf gegruselt werden.

Mit 670 Seiten Romanstoff ist das Buch recht umfangreich, aber man muss Sheffield und seiner Übersetzerin zugestehen, dass es lesbar ist und man beim Warten auf dem Arbeitsamt beispielsweise hundert Seiten en bloc ohne größere Probleme lesen kann. Das ist ein großer Vorteil und ist insbesondere bei „hard-science“-Romanen keineswegs die Regel. Häufig verfallen die Autoren einem tech­nizistischen Wahn und verlieren sich in ihren gigantomanischen kosmischen Labyrinthen und technischen Details. Sheffield schafft es ein wenig, das zu umgehen. Er hat ein anderes typi­sches Problem von hard science-Autoren zu meistern versucht, aber nicht in den Griff bekommen: den Blick auf die Handlungs­personen.

So liebevoll er auch seine Personen charakterisiert, so sehr fällt rasch auf, dass er außerstande ist, sie korrekt agieren zu lassen. Viele Wege der Handlung wirken künstlich, die Begegnungen manchmal ziellos, relativ konsequenzlos. Es gibt sehr wenige wirklich plausible menschliche Reibungen. Überall da, wo man Krisenpotential entfalten könnte, blendet Sheffield sofort wieder weg.

Da ist der homosexuelle Angestellte im Weißen Haus, der gerne mit dem Präsidenten … Entschärft.

Da ist der düstere Seth, der möglicherweise Menschen um­bringt, um voranzukommen … Entschärft.

Da ist der Astronaut, der fanatisch gläubiger Anhänger der Ar­gos-Legion wird, seine Gefährtin aber … Entschärft!

Und so weiter.

Überall da, wo es im zwischenmenschlichen Bereich wirklich realistische Konfrontationen geben könnte, gibt es hier Fehlstel­len, da wird gestottert, gestammelt, ausgewichen. Mangelnde menschliche Kompetenz. Findet man auch bei Stephen Baxter, dort noch ausgeprägter.

Dann fällt auf, dass Sheffield zwar eine globale Katastrophe be­schreibt, sich aber völlig außerstande sieht, sie darzustellen. Man sieht NUR die USA, der Rest der Welt kommt eher marginal in Nachrichten oder ähnlichem vor. Das mag ja noch normal sein, aber überall sieht man das. Die Perspektiven der Protago­nisten – Astronauten, Reisende im verheerten Land, Präsident der Vereinigten Staaten – sind sehr weitflächig, und das erwar­tet man auch. Wo versackt man? In einem ganz erstaunlichen „Kleinklein“, das zutiefst provinziell wirkt.

Fast wirkt schließlich die ganze Geschichte wie ein Spaziergang in einem leicht chaotischen Gelände, in dem sich nirgendwo richtige, ernsthafte Gefahren auftun … und dabei ist doch die Schaffung und das Klima der Argos-Legion nun wirklich etwas, weswegen man sich diesen Roman antun sollte. Er hat gute An­sätze, aber einen großen Wurf kann man ihn nur mit ziemlicher eigener Ignoranz nennen.

Kim Stanley Robinson tut dem Autor wahrlich keinen Gefallen, wenn er auf dem Umschlag schreibt: „Charles Sheffield ist einer der besten Hard-SF-Autoren unserer Zeit.“

If it is so, dann möchte ich die schlechten oder auch nur den Durchschnitt NIE kennen lernen!

© 2003 by Uwe Lammers

Ich sagte ja, es ist ein wenig frustrierend, über diesen Roman zu schreiben. Er erfüllt die in ihn gesetzten Hoffnungen doch nur sehr begrenzt. Auf eine interessante Weise trifft das auch auf ein zeithistorisches Buch zu, das ich in der kommenden Woche vorstellen möchte. Gleichwohl ist es deutlich interessanter als Sheffield.

Warum? Nun, lasst euch da mal überraschen.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

vor vier Wochen habe ich zuletzt an dieser Artikelserie weiterge­schrieben. Heute wenden wir uns mal dem Schlussquartal des Jahres 2018 zu. In der letzten Woche verweilte ich ja in der Handlungsgegenwart des Jahres 2022 und berichtete ein wenig von meinen stürmischen Schreibaktivitäten am Archipel. Davon war Ende 2018 natürlich nicht viel zu sehen.

Schauen wir also mal, wie die Messzahlen der Monate Oktober, November und Dezember 2018 lauten: 20, 27 und 33. Das sieht doch sehr verheißungsvoll aus … nun, in Bezug auf Rezensionen und Blogartikel ist das unbestreitbar, aber wie sah das hinsicht­lich der „Annalen“-Werke aus? Werfen wir mal einen Detailblick darauf.

Im Oktober 2018 ebbte glücklicherweise diese dem Klimawan­del geschuldete Hitze – aktuell (Ende Juni 2022) stöhnen wir darunter schon wieder, und das wird wohl längerfristig so blei­ben, weil die Menschheit einfach nicht imstande ist, als Spezies aus langfristigen Zyklen zu lernen, sondern eintagsfliegenartig ständig nur bis zu den eigenen Fußspitzen zu sehen imstande ist. Da müssen uns dann Desaster wie im Ahrtal oder in Süd­deutschland, Österreich und der Schweiz nicht wirklich verblüf­fen, auch nicht Waldbrände in Ostdeutschland … vieles davon ist echt auf menschliche Kurzsichtigkeit wesentlich zurückzufüh­ren.

Doch darum soll es hier und heute nicht gehen.

Im Oktober 2018 führte ich natürlich noch die Digitalisierungs­arbeiten am BUCH „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ fort und ar­beitete am dazu gehörigen Glossar. Allerdings schrieb ich am Rohtext auch ein Stückchen weiter.

Besonders intensiv schrieb ich allerdings an dem echten Sahne­stück dieses Monats, an meinem über 500 Seiten langen E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“, das ich am 23. Oktober abschloss. Notwendig verschlang das jede Menge Ar­beitsenergie.

Während ich schon versuchte, am Nachfolgeband „DER CLOG­GATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“ zu schreiben, fiel mir ein Problem auf, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Kurz gesagt ging es um Folgendes: Ich wusste, zwischen CK 1 und 2 liegt ein gewisser Zeitraum. Mir war auch klar, dass Oki Stanwer am Be­ginn von CK 2 sehr erschöpft war.

Ich fragte mich allerdings: Woran lag das?

Nun, die Antwort flog mir geradewegs zu – indem er in einen sehr fordernden Einsatz verwickelt worden war. Und dafür ent­wickelte ich die hier noch als „Story“ apostrophierte Geschichte „Das Geheimnis von Church Island“. Wie ihr längst wisst, dauerte es Jahre, bis sie fertig wurde, und in der Zwischenzeit mutierte sie unerwartet zum Roman. Letzteres war gut, die des­halb erzwungene Wartezeit war es dagegen definitiv nicht.

Dumm gelaufen? Ja. Aber im Oktober 2018 noch nicht vorher­sehbar. Ich ging tatsächlich naiv davon aus, bis Ende 2018 mit der „Story“ fertig zu sein.

Im Monat November verfolgte ich diese Fährten weiter, sowohl die Digitalisierung des „CLOGGATH-KONFLIKTS“ als auch die „Church Island“-Spur. Bei beiden kam ich eher nicht recht vom Fleck, und meine Kreativität tat dann das, was ich in sol­chen Momenten stets mache, wenn sich die Energie totgelaufen hat: Ich wechselte die Spur.

In diesem Fall machte ich im Erotic Empire weiter und kümmer­te mich um „Die Kolonie Saigon II“ und „Saskia bei den Nomaden“ (beide bekanntlich bis heute Fragmentromane).

Ich rezensierte und glossierte und digitalisierte und kommen­tierte OSM-Episoden, davon habe ich anderwärts berichtet. Am 24. November konnte ich das Digitalisat der Story „Ullikummi“ abschließen. Der Plan, diese Geschichte, die immerhin aus den 80er Jahren stammt, gründlich zu überarbeiten, blieb leider bis heute auf der Strecke … eine weitere Baustelle für die Zukunft (seufz).

Außerdem versuchte ich mich auch noch an der weiteren Digita­lisierung des uralten handschriftlichen Proto-OSM-Romans „Der stählerne Tod“, kam aber auch dort nicht wirklich vom Fleck.

Nein, auch wenn ich recht viele Werke im November fertigstel­len konnte, war ich damit durchaus nicht zufrieden.

Das kann man leider auch vom Dezember 2018 sagen. Zwar versuchte ich mein Bestes, am „CLOGGATH-KONFLIKT“-Digi­talisat voranzukommen, aber sonst wimmelte es weiterhin von Rezensionen, digitalisierten und kommentierten OSM-Episoden und Blogartikeln. Außerdem nutzte ich diesen kreativen Leer­lauf, der nach dem E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ unübersehbar eingetreten war, den ich aber nicht wirklich wahrhaben wollte, für die Abschrift mehrerer alter Ge­schichten aus dem Non-OSM-Segment, die hier nicht interessie­ren.

Kurze Stippvisiten im Archipel und dem Erotic Empire schlossen sich an, führten aber auch nicht allzu viel weiter.

Das Jahr 2018 schloss mit respektablen 312 beendeten Werken und jeder Menge Baustellen. Ich war, voll gefangen im Sturm der Weihnachtspost, die ja jeden Dezember ansteht, ehrlich froh, als Silvester 2018 kam und ich mich ins Jahr 2019 entfer­nen konnte.

Wie es dort im ersten Quartal weiterging, darüber erzähle ich beim nächsten Mal.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 381: The Club (3) – Love

Posted Dezember 6th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Parallelwelten und Wunschvisionen sind etwas Nettes, keine Frage. Die harte Realität sieht dann doch meistens gründlich an­ders aus, als man sich das gerne wünscht … aber in diesem Ro­manzyklus von Lauren Rowe konnte die Autorin definitiv beides nicht gescheit abmischen, um mal im Bereich der Musik zu blei­ben.

Wir erinnern uns, dass Sarah Cruz und ihr Geliebter, der reiche Jonas Faraday, sich über die Vermittlungsorganisation des „Clubs“ auf eher unkonventionellem Weg kennen gelernt haben. Im vorliegenden Roman erfolgt dann die Entschleierung der ei­gentlichen Ziele der Organisation und wegen des Mordan­schlags auf Sarah, auch der Rachefeldzug gegen dieselbe.

Leider kam ich schon nach der Lektüre zu der frustrierenden Er­kenntnis, dass dieser ungewöhnlich kurze Roman (das ist ei­gentlich schon ein Alarmzeichen!) am Schluss in ein bizarres Ro­sarot abrutscht. Und das hat mich doch nicht wenig enttäuscht.

Schiebt also die Vorstellung, dies sei ein realistischer Roman, schön beiseite. Es ist ein höchst unrealistisch-idealisiertes Mär­chen. Das sollte man sich vor Augen halten und dann in die Re­zension starten, dann seid ihr am Ende vielleicht nicht so ent­täuscht, wie ich es damals war:

The Club 3: Love

(OT: The Redemption)

Von Lauren Rowe

Piper (ohne Verlagsnummer), 2016

368 Seiten, TB, 12.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Lene Kubis

ISBN 978-3-492-06043-1

Der „Club“ kann tödlich sein. Die junge Jurastudentin Sarah Cruz erlebt dies schockartig, als sie auf der Toilette der Universi­tät von einem Mann bedroht und dann niedergestochen wird, den sie später als „ukrainischen John Travolta aus ‚Pulp Fiction’“ beschreibt. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnt, ist, dass dieser Mann auf den Namen Juri hört und ein Profikiller aus dem Bereich des organisierten internationalen Verbrechens ist.

Aber das ist sowohl ihr als auch dem Mann, der sie liebt, Jonas Faraday, in diesem Moment völlig egal, wo sie mit dem Tode ringt – oder mindestens hat Jonas dieses panische Gefühl, denn als er Sarah findet, liegt sie in bewusstlos in einer immer größer werdenden Blutlache.

Dabei hat alles so harmlos angefangen.

Als Sarah Cruz und der schwerreiche, junge Unternehmer Jonas Faraday Feuer füreinander fingen, war er ein sexueller Schwere­nöter mit dem Gotteskomplex, er sei der begnadetste Liebhaber der Welt und würde JEDE Frau zum Orgasmus bringen können, sie hingegen eine einfache Anmeldeassistentin des dubiosen „Clubs“, die seine arroganten Zeilen in der Anmeldung beant­wortete und zugleich gestand, noch niemals im Leben einen Or­gasmus gehabt zu haben. Woraufhin Jonas dann so hartnäckig ihre Identität herauszufinden trachtete und Himmel und Hölle in Bewegung setzte, um sie zur sexuellen Ekstase zu führen. Was ihm gelang und dafür sorgte, dass sie beide vollständig ineinan­der verschossen und fortan unzertrennlich waren.

Sarah entdeckte aber zu ihrer Bestürzung, dass der anonyme „Club“ nicht nur idealistisch dafür sorgen wollte, für eine horren­de Summe Geld passende (männliche) Mitglieder und weibliche Pendants zu „matchen“, also passende Sexpartner zusammen­zubringen. Stattdessen war der „Club“ in Wahrheit ein superlu­krativer Prostitutionsring, und Sarah beging den Fehler, die an­onyme Führung auch noch zu provozieren und damit zu drohen, alles ans Licht zu bringen.

In der Konsequenz machte sie die fast tödliche Bekanntschaft mit dem Killer Juri, der sie erst um einen enormen Geldbetrag erleichterte und dann dennoch niederstach.

Zwar kann Sarah den Anschlag überleben, aber nun ist ihr Ge­liebter Jonas heiß entschlossen, den „Club“ zu zersprengen und „die Mistkerle kaltzumachen“, wie er das nennt. Als Sarah gene­sen ist, gehen sie den wenigen Spuren nach, die sie besitzen, und die kleine Gruppe um Sarah und Jonas – Jonas´ Bruder Josh, Sarahs Freundin Kat und der geniale Nerd-Hacker Peter Hennes­sey („Nennt mich einfach nur Henn!“) – reist nach Las Vegas. Hier scheint das Herz des „Clubs“ zu schlagen. Leitende Person, anfangs noch verharmlosend als „Puffmutter“ bezeichnet, ist eine Frau namens Oksana Belenko. Aber leider ist das alles nur die Spitze des Eisbergs, und es bedarf einer Reihe von ziemlich haarsträubenden und riskanten Manövern, um sich in das Netz­werk des „Clubs“ einzuhacken und herauszufinden, was sie im „Deep Web“ tatsächlich verborgen haben.

Als Henn Näheres herausfindet, stockt den Freunden bald das Blut in den Adern. Was, zum Teufel, hat ein amerikanischer Ring, der gewerbsmäßige Prostitution betreibt, mit den Don­bass-Rebellen in der Ukraine zu tun? Warum stehen sogar Sena­toren und Minister der US-Regierung auf der Kundenliste des „Clubs“?

Und dann diese Summen … diese Summen, um die es auf den Konten der Organisation geht, die sind einfach unglaublich: 100 Milliarden US-Dollar, 200 Milliarden US-Dollar … und noch viel mehr.

Mit einem Mal wird den schockstarren Freunden klar, dass sie hier auf etwas gestoßen sind, das sehr leicht den Watergate-Skandal in den Schatten stellen kann. Und dass sie sich in der­selben Stadt befinden, in der die Verbrecher des „Clubs“ bereit sind, über Leichen zu gehen, um ihr Geheimnis zu wahren.

Auch über die Leichen von Sarah Cruz und ihren Freunden …

Man kann wirklich sagen, selten war ein Roman so irreführend im Deutschen bezeichnet wie dieser hier. Selbstverständlich geht es recht ausgiebig um Sex zwischen Jonas und Sarah, also buchstäblich um „Love“ (und das Ende ist einfach hinreißend enthusiastisch, das deute ich hier mal an). Und ja, die Vermu­tung aus der vergangenen Rezension, dass es in diesem Buch dem „Club“ und den Hintermännern an den Kragen geht, ent­spricht der Wahrheit.

Neue Personen treten auf – so Sarahs Mutter Gloria Cruz, außer­dem Jonas´ Kindheits-Nanny Mariela, seine Lehrerin aus Jugend­tagen, Renee Santorini, ferner der finstere Maksim, der nichts lieber will als Sarah zu vernaschen, die er – ihrer eigenen fikti­ven Vita zufolge – für eine verdammt clevere, aber geldgeile Hure hält, die Jonas mit ihrem Sex um den kleinen Finger gewi­ckelt hat und ihn wie eine Zitrone auspresst.

Das alles ist wie üblich sehr lebendig und lesenswert aufberei­tet. Aber … leider gibt es bei diesem Band ein sehr großes Aber, und das bezieht sich auf drei äußerst kritische Punkte, die das positive Fazit des Romans doch sehr eintrüben.

Punkt 1: Das Personal des „Clubs“, das nur aus zwei Individuen zu bestehen scheint (mit Killer Juri aus drei), über deren Vita man quasi nichts erfährt, auch nicht im Detail über ihre Ziele und besonders ihre Mittel vor Ort. Sie erscheinen auch leider arg unterbelichtet, dabei sollte man sich doch vorstellen kön­nen, dass milliardenschwere Unterweltler, die in Las Vegas (!) residieren, hier diverse Verbindungen zu Hotels, Stripteasebars und Casinos besitzen. Es müsste ihnen also ein Leichtes sein, Sarah, Jonas & Co. zu überwachen. Was aber offenbar kaum ge­schieht. Die Bösen werden also unrealistisch als böse und ein­fach nur geldgeile Deppen dargestellt, was dem Roman sehr viel an Realismus und Reiz raubt.

Punkt 2: Die Gruppe der fünf „weißen Ritter“, die mit nichts als dem Plan, den „Club“ zu Fall zu bringen und ein paar wenigen Infos tatsächlich genau ihr Ziel erreichen und dabei auch nur sehr bedingt auf Widerstand bei den „bösen Deppen“ stoßen. Dabei besitzen sie in derlei Operationen nicht die geringste Kenntnis, schlagen sich aber überaus wacker. Hätte es sich beim „Club“ nur um einen Prostitutionsring gehandelt, hätte ich gesagt: okay, ich drücke ein Auge zu … aber bei solch einer Or­ganisation? Entschuldigt bitte, das ist doch einfach verrückt! Das war letztlich ein Märchen. Hier fehlte jeder glaubwürdige dramatische Ansatz der Handlung.

Punkt 3: Die Lösung der ganzen Misere. Dass Jonas, Sarah & Co. das FBI, die CIA und andere Geheimdienste einschalten müssen, ist in Anbetracht der Dimensionen, die das Ganze schnell er­reicht, wirklich sehr gut verständlich. Dass das organisierte Ver­brechen allerdings umgekehrt nicht munter mit Geld und willi­gen Frauen zahlreiche Verantwortliche geschmiert haben sollte, die daraufhin ein großes Interesse haben müssten, nichts von alledem an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, kann ich mir je­doch wirklich kaum denken.

Derartige Sicherheitslecks werden nicht mal angedeutet, son­dern einfach unter den Tisch gekehrt. Hier wird der Einfluss des „Clubs“ vielmehr so derartig auf Vorgartenformat zurechtge­stutzt, dass man das wirklich nicht mehr glauben kann. Und auch die zahllosen „Bedingungen“, die sich Sarah und Jonas ausbedingen (wohlverstanden: gegenüber Regierungsvertretern und Geheimdienstprofis!!), die klangen doch sehr nach einer ro­saroten Wunschliste.

Letzten Endes fand ich, dass die Autorin sich in der zweiten Hälfte des Romans immer stärker in einem Wunschtraum ver­wirklichen wollte, was dann aber doch sehr unrealistisch gera­ten ist. So schön der Roman also auch sein mag, so aufregend die erotischen Szenen und so aufhellend besonders Jonas´ Kind­heitsblenden sind, so wenig glaubhaft und viel zu glatt verlief der Schluss der Operation.

Es ist indes festzuhalten, dass dies erst Band 3 des siebenteili­gen Zyklus gewesen ist. Da kommt also noch was nach, und meiner Ansicht nach nicht zu wenig. Ich hoffe sehr, dass die Verfasserin die Geschichte noch deutlich in den Folgebänden re­lativiert. Denn dass sich das organisierte Verbrechen von einer Handvoll selbsternannter Rächer um Hunderte von Milliarden Dollar bringen lässt und das langfristig keine Konsequenzen hat, also, das glaubt doch nun wirklich niemand.

Ich schätze, es gibt Grund zu ernster Sorge.

Mehr dazu in der nächsten Rezension …

© 2018 by Uwe Lammers

Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich den Zyklus ja längst vollständig gelesen und könnte jetzt einen Spoiler bringen … aber nein, so garstig bin ich nicht. Zum nächsten Teil des Zyklus kommen wir erst wieder in vier Wochen.

Im nächsten Blogartikel beschäftigen wir uns zur Abwechslung mal mit dem Ende der Welt.

Näheres in einer Woche an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.