Blogartikel 511: Seltsamkeiten in KONFLIKT 21

Posted Mai 21st, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer lange meinem Blog folgt, der hat sich sicherlich schon an die Benennung der einzelnen chronologisch aufeinander folgen­den Serien des Oki Stanwer Mythos gewöhnt. Und wenn das so ist, werdet ihr wissen, dass KONFLIKT 21 für die am 30. Januar 1988 begonnene Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ steht.

Vor wenigen Tagen – ich schreibe diese Zeilen am 12. Januar 2023, auch wenn sie erst im Mai veröffentlicht werden – habe ich den nächsten Meilenstein meines voluminösen Gesamt­werks fertig gestellt, Band 2150. Unter dem Titel „Die Tiefen­seele“ berichtete ich von dem vorläufigen Endpunkt der Aben­teuer einer kleinen Gruppe von Flüchtlingen, die im Halo der Galaxis Bytharg mit einer Schar von reptiloiden Gestaltwandlern aus dem Volk der Darassahuurer in die Tiefen einer bizarren Welt flüchteten, die man EWIGKEIT EINS nennt.

Die Verblüffung setzte tatsächlich erst ein, als ich bei dieser Epi­sode in der Zielgeraden eingeschwenkt war. Denn mir fiel auf einmal etwas auf, was ich wirklich verblüffend fand. Um das nä­her zu erläutern, muss ich ein kleines bisschen ausholen und mehrere Informationen voranschicken, sonst erzeugt dieser Arti­kel vermutlich nur Stirnrunzeln, und der wahre Grund für die Seltsamkeiten geht verloren.

Die vollen Hunderterbände und gelegentlich auch die 50er-Bän­de des OSM sind für mich schon seit langem Anlass, dann etwas Besonderes in Szene zu setzen. Meist handelt es sich dabei um zentrale Episoden, die wesentliche Informationen für die jeweili­ge Serienzukunft transportieren. Und ich achte eigentlich stets darauf, dass sich nicht unabsichtlich mehrere solchen Jubilä­umsbände in einer OSM-Serie ballen. Normalerweise klappt das gut.

Hier nicht.

Ebenfalls neige ich dazu, Romane aus diesem Raster auszublen­den. Will heißen, sie können for example die Episoden 2101-2149 als Ziffern tragen, aber eben nicht 2100 oder 2150. Und da ich zurzeit – seit etwa dem Jahr 2002, um genau zu sein – daran arbeite, die vormals rein analogen OSM-Episoden zu digi­talisieren, während vergleichsweise wenige „neue“ Bände ent­stehen, ist es einigermaßen schwierig, gezielt zu dem Moment, in dem ein solcher 50er- oder 100er-Band ansteht, anzuvisieren. Denn auch solche Digitalisate schließe ich von der „Jubiläums­position“ aus.

Folgerichtig lässt sich leicht vorstellen, dass der Augenblick, in dem ich eine solche neue „Jubiläumsepisode“ verfasse, zu einer gewissen Stockung im Schreibprozess führt. So war das jetzt auch mit Band 2150 des OSM.

Allerdings fand ich, dass „Die Tiefenseele“ sehr gut für diesen Anlass geeignet wäre, und ich schrieb sie dann in diesem Monat Januar 2023 fertig.

Kommen wir nun zu der eigentlichen Seltsamkeit: An der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL) habe ich in den letz­ten Jahren eher sehr zögerlich gearbeitet. Das erkennt man schon ganz simpel daran, dass der Anfang der genannten Episo­de aus dem Jahr 2013 stammt (kein Scherz!).

Schauen wir uns mal plakativ die jüngsten Episoden an und vor allen Dingen deren Fertigstellungsdaten:

FvL 39: Träume von TOTAM (2013)

FvL 40: Sinuu, die Rebellin (2012)

FvL 41: Aufstand der Totenköpfe (2012)

FvL 42: Bei den Bytharg-Rebellen (2019)

FvL 43: Rätsel von EWIGKEIT EINS (2020)

FvL 44: Die Tiefenseele (2023)

Ich denke, es ist offenkundig, dass sich die Schreibzeit dieser Episoden auf nicht weniger als 11 Jahre verteilte. Das hatte na­türlich Konsequenzen, und mit einer habe ich echt nicht gerech­net, weil mir ein wenig die Übersicht verloren gegangen ist. Schaut euch noch eine Liste an. Hier stelle ich die Episoden den jeweiligen OSM-Kennziffern gegenüber, die die Reihenfolge an­deuten, in der ich sie verfasst habe:

FvL 39: OSM 1650

FvL 40: OSM 1601

FvL 41: OSM 1604

FvL 42: OSM 1932

FvL 43: OSM 1950

FvL 44: OSM 2150

Ich denke, ihr entdeckt die „Seltsamkeit“, von der ich oben sprach: Ohne es im Blick zu haben, sind binnen von 6 Episoden ein und derselben Serie nicht weniger als 3 „Jubiläumsnum­mern“ vergeben worden.

Autsch, kann man da einerseits sagen.

Auf der anderen Seite … diese Serie ist so hochkomplex, dass tatsächlich in jedem der einzelnen Bände extrem handlungs­wichtige Ereignisse abgehandelt werden. Insofern ist es durch­aus folgerichtig, dass diese Häufung eintrat. Natürlich: Wenn ich an der Serie nicht mit so enormen zeitlichen Abständen weiter­gearbeitet hätte, wäre das gewiss nicht geschehen.

Tja, steht zu erwarten, dass sich solch eine Seltsamkeit in der nächsten Zeit wieder ereignet? Ganz ehrlich, Freunde … ich kann es nicht recht kalkulieren. Natürlich stehen für 2023 eine ganze Reihe wichtiger Episoden und Abschriften auf meiner stets langen To-Do-Liste. Aber ich sehe mich aktuell außerstan­de, das zu präzisieren.

Kommt es darauf an? Nein, jedenfalls noch nicht. Im Augenblick habe ich noch 49 Episoden bis zum nächsten „runden Hunder­ter“. Und ich stecke recht tief in der Abschrift des KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“, wo mich nur noch knapp 30 Episoden bis zum Serienende erwarten. Falls ich mich hier einigermaßen stringent am Ruder reiße und diszipliniert arbeite, dürfte ich bis zum Band 2200 des OSM vermutlich mit der Abschrift dieser Serie fertig sein. Was dazwischen dann noch alles passiert? Nun, lassen wir uns überraschen. Ich kann versichern: So schnell wird mir im OSM nicht langweilig werden – und euch darum (so steht zu hoffen) auch nicht.

Für den Moment mag das genügen an Einblicken in den gegen­wärtigen OSM. In der kommenden Woche blende ich zurück in den September 2022 und erzähle euch, was ich da an kreativen Werken fertigstellen konnte bzw. an welchen ich nur weiter ge­feilt habe.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 404: Sherlock Holmes in Rio

Posted Mai 16th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

in der vergangenen Woche unterhielten wir uns recht tiefschür­fend über das Thema Tod und seine Variationen im Bereich der phantastischen Literatur. Und so, wie ich es schrieb, kommen natürlich auch ganz diesseitige Romane nicht ohne dieses uni­versale Thema vor.

Was wäre ein Sherlock Holmes-Roman ohne Tote, nicht wahr? In der Regel Mordopfer. Alles beginnt zwar mit einer eher schlicht zu nennenden Diebstahlgeschichte, aber bekennende Holmsia­ner wissen natürlich, dass so etwas lediglich die Camouflage ist und im Hintergrund das Verhängnis größerer Gefahren lauert. So ist es auch hier.

Und noch ein Gast ist in diesem Roman daheim, auf den man gefasst sein sollte, umso mehr, als man ihn bei den gewöhnli­chen Holmes-Geschichten eher nicht antrifft: Der Humor.

Wie jetzt, der Humor? Was soll das bedeuten?

Das bedeutet, dass ihr euch beim Folgenden ein wenig auf sati­rische Seitenhiebe und schrullige Darstellungen unserer Helden gefasst machen müsst. Jo Soares ist nun einmal Humorist, und so, wie wir das hierzulande von Comedians kennen, nehmen sie einfach ALLES aufs Korn. Hier haben wir also einen Humoristen, der sich des Themas Sherlock Holmes annimmt.

Erleidet er damit Schiffbruch? Das ist schwer zu sagen. Ich schlage vor, ihr schaut einfach mal weiter:

Sherlock Holmes in Rio

(OT: O Xangô de Baker Street)

von Jo Soares

Insel Verlag, 1997

324 Seiten, geb.

Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Karin von Schweder-Schreiner

ISBN 3-458-16840-0

Man schreibt das Jahr 1886, Brasilien ist noch strahlendes Kai­serreich unter Dom Pedro II., und im Mai dieses Jahres ist die ge­feierte, strahlende französische Schauspielerin Sarah Bernhardt nach Südamerika gekommen, um mit ihrem Ensemble die „Ka­meliendame“ zu geben, das Stück, das sie weltberühmt ge­macht hat. Durch einen Zufall ergibt es sich, dass der Regent, ein großer Bewunderer ihrer Kunst, mit Bernhardt auf ein Thema zu sprechen kommt, das ihn umtreibt und verlegen macht: Kürz­lich hat ein Unbekannter eine kostbare Stradivari, die er seiner einstmaligen Geliebten, der Baronin de Avaré geschenkt hat, entwendet. Er fürchtet nun, dies könne Stadtgespräch werden, was insbesondere die kaiserliche Gattin erzürnen würde.

Nun, Sarah Bernhardt weiß Rat. Sie meint, er könne doch einen ihrer guten Freunde zu Hilfe rufen, einen brillanten englischen Detektiv, Sherlock Holmes. Dieser Mann könne den Fall fraglos im Handumdrehen lösen. Sie hat keine Ahnung davon, dass ge­nau das Gegenteil der Fall sein wird.

Während Sherlock Holmes und sein Kompagnon Dr. John Watson der Einladung des brasilianischen Kaisers Folge leisten, ent­puppt sich der unbekannte Geigenräuber zudem auch noch als blutrünstiger Mörder, der die grässliche Angewohnheit hat, den Opfern – allesamt schöne, junge Frauen, aber unterschiedlichs­ten Lebenswandels, die keine Gemeinsamkeiten bis auf ihr Ge­schlecht besitzen – die Ohren abzuschneiden und sie in zuneh­mendem Maße zu verstümmeln. Außerdem hinterlässt er am Tatort immer eine Geigensaite.

Holmes beginnt, zusammen mit dem Kommissar Mello Pimento zu recherchieren, wer wohl der „serial killer“ (ein Begriff, der angeblich Holmes auch einfach so kommt …) ist, und er stößt hierbei schnell an die Grenzen seiner deduktiven Fähigkeiten. Wohl benebelt durch die Fremdartigkeit der südlichen Welthemi­sphäre und irritiert davon, dass seine Intuition ihn beharrlich in die Irre führt, verliert der Detektiv mehr und mehr die Conte­nance … und schließlich lernt er hier die bezaubernde, grünäu­gige Mulattin Anna Candelaria kennen, ganz zu schweigen vom Marihuana. Danach versinken die Ermittlungen völlig in Wirrnis. Aber das blutrünstige Phantom hat von seinen Plänen natürlich nicht abgelassen …

Der brasilianische Schriftsteller, Komödiant und Humorist Jo Soares, 1938 in Rio de Janeiro geboren, legt mit diesem „spritzi­gen Krimi“ eine etwas gewöhnungsbedürftige und bizarre Er­gänzung zum Kanon der Sherlock-Holmes-Geschichten hinzu, die man an vielen Stellen wirklich nicht bierernst lesen darf.

Ob es darum geht, dass Holmes im Marihuana-Rausch abenteu­erliche Farben in den Tapeten seines Hotelzimmers entdeckt, seiner angebeteten Anna die Architektur von Parkanlagen nebst historischer Herleitung als eine Form von Liebesgedicht verehrt bzw. John Watson als Erfinder des Caipirinha (wohlgemerkt: Aus rein medizinischen Gründen!) in die Geschichte eingeht, ob es um eine weibliche Mumie geht, in deren direkter Nähe alle Frau­en vorzeitige Menstruationsblutungen erleiden …

Es gibt hier so manches, worüber man stolpert, und wäre ich des Französischen und Portugiesischen mehr mächtig oder ver­fügte ich über ähnlich fundierte Kenntnisse in Theater und ho­her Literatur wie der Autor, so würden sicher noch mehr ver­steckte, freche Anspielungen und Abwandlungen erkennbar werden. Die Art und Weise, wie Soares seine dramatis personae einführt, deutet jedenfalls stark darauf hin, dass er sich mit Theaterstücken ausgezeichnet auskennt.

Das Erstlingswerk entpuppt sich also als eine Art Komödie mit blutrünstigen Zutaten, wenngleich die einzelnen Handlungen manchmal doch sehr gestellt und bisweilen gezwungen wirken. Besonders unangenehm fällt auf, wie ausgesprochen deppen­haft Dr. Watson dargestellt wird, eher als eine Art von Stan Lau­rel, was ihm überhaupt nicht gerecht wird, wenn man das Origi­nal kennt. Auch Holmes dient Jo Soares mehr als Vehikel für mit­unter schrullige Scherze, und ganz der tapsige ausländische Tourist (der amüsanterweise für einen Portugiesen gehalten wird, fragt mich nicht nach dem Grund!), und das kann dem wahren Holmesianer doch das Magengrimmen bescheren.

Wer hingegen die Sache nicht gar so ernst nimmt und einiges über das kaiserzeitliche Brasilien und die Struktur der Haupt­stadt lernen möchte, der ist hier am rechten Fleck. Amüsement und äußerst kurzweilige Unterhaltung ist in diesem Fall garan­tiert.

© 2006 by Uwe Lammers

So, genug gekichert oder euch empört (je nachdem, wie ernst ihr die Holmes-Geschichten eben nehmt). Die Vorstellung ist vorbei, der Vorhang ist gefallen, und ich entschwinde bis zur nächsten Woche, wo wir in die ruhigeren Gewässer erotischer Literatur zurückkehren.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 510: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 43

Posted Mai 14th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

kehren wir in den KONFLIKT 16 des OSM zurück. Ihr erinnert euch, dass wir uns in der Galaxis Milchstraße des Jahres 3896 befinden: Oki Stanwer ist hier als Schiffbrüchiger ohne Erinnerung in die Hände der Sternenreichsunion (SRU) gefallen, konnte aber aufgrund glücklicher Umstände entrinnen, auf der geheimnisvollen Kegelwelt den Korsaren Thor Gordenbeyl als ersten Helfer des Lichts treffen und aktivieren. Außerdem vermochte er mit Henry Bents Hilfe zum Freihandelsplaneten ELDORADO zu entkommen.

Hier kam es zu einer erneuten Konfrontation mit den Schergen der SRU, allen voran mit Colonel Hareb Simk. Doch die Konfrontation führte zum Bruch eines fragilen Übereinkommens zwischen der SRU und dem Regenten von ELDORADO, Harg Segor alias Talach VI. Die SRU-Diplomaten wurden von ELDORADO ausgewiesen, und Oki und Thor trafen mit Harg Segor den zweiten Helfer des Lichts sowie den geheimnisvollen Soffrol. Immer deutlicher wurde aber durch Attacken dämonischer Wesen auch, dass an den Legenden um Oki Stanwer als Heilsbringer und Kämpfer gegen das Böse mehr dran war als bislang von ihm selbst angenommen.

In den Tiefen der Galaxis gehen derweil die rätselhaften Lontreks um, die Handelsschiffe entführen und sich als Robotervolk der All-Hüter erweisen. Deren organischer Bevollmächtigter ist Klivies Kleines, ein weiterer Helfer des Lichts auf einer höchst prekären Position.

Aber auch sonst gehen in der Galaxis beunruhigende Dinge vor sich. Die nächste Blende führt in die jüngste Vergangenheit und in die von Geheimnissen umwitterte Sternenreichsunion nahe des Galaxiszentrums:

Episode 16: Der Jahrmillionen-Kerker

(1988, digitalisiert 2022)

Blende in die Zentrumsrepublik Otanien: Hier haben terranische Kolonisten vor Jahrhunderten eine eigene kleine Sternenföderation errichtet. Sie werden regiert von einer Adelsschicht, die dank Stirnkristallen latente psionische Talente verstärkt.

Das Zentralsystem, in dem die Kernwelt Otanien liegt, ist das Hell-System, und dessen erster glühender Trabant wird Hellside genannt. Umkreis von zwei seltsam geostationären Monden namens „Eins“ und „Zwei“ ist es das Ziel der Aufklärungsmission der VASCO DA GAMA, die Oberfläche endlich gründlich zu kartieren. Doch durch ein unvorhersehbares Störsignal stürzt die VASCO DA GAMA ab. Und die Schiffbrüchigen entdecken in der Höllenumgebung eine scheinbar aus Kristall bestehende Pyramide.

In der Handlungsgegenwart wird der Adelige und Stirnjuwelträger Tarlan von Jareen vom Regierungsgremium Otaniens zurückbeordert. Er soll in die sublunaren Labyrinthe des vulkanischen Mondes Zwei vordringen. Hier unten lebt eine Alienspezies, die so genannten „Schmelzenden“, die einstmals den Otaniern die Stirnjuwelen zugänglich machten.

Generell scheinen sich finstere Konflikt-Gewitterwolken über Otanien zusammenzubrauen, denn das ganze System wimmelt von bewaffneten Geschwadern, als wenn ein Krieg unmittelbar bevorstünde …

Episode 17: Das Sternen-Orakel

(1988, digitalisiert 2022)

Auch in diesem zweiten Band aus der Zentrumsrepublik Otanien gibt es eine Vergangenheits- und Gegenwartsebene. Die Vergangenheitsebene spielt auf der Höllenwelt Hellside, wo die dezimierten Schiffbrüchigen der VASCO DA GAMA versuchen, die rätselhafte Kristallpyramide betreten und dabei durch Fallensysteme weitere Opfer erleiden. Als sie endlich das Innere erreichen, entdecken sie hier einen monströsen Gefangenen, der seit Urzeiten in Fesseln liegt … und es handelt sich um ein Wesen, das unbedingt mit einer Person namens Oki Stanwer reden will …

Die von den VASCO DA GAMA-Überlebenden an die Regierung übermittelte Nachricht, die das „Sternen-Orakel“ aus der Kristallpyramide unbedingt an die „Schmelzenden“ übermitteln lassen will, sind der Anlass für Tarlans Mission in die Tiefen des Mondes Zwei. Und es wird immer deutlicher, dass die einzige Person, die imstande sein wird, das „Sternen-Orakel“ zu befreien, ein Unbekannter namens Oki Stanwer ist.

Dass er derzeit in massiven Problemen steckt, ist allerdings in Otanien nicht bekannt.

Episode 18: Feinde über ELDORADO

(1988, digitalisiert 2022)

Blende nach ELDORADO: Während sich Oki Stanwer auf der Freihandelswelt seiner Freiheit erfreut und zugleich die Romanze mit der temperamentvollen Hotelbesitzerin Miriam erotisch vertieft, braut sich neues Unheil über ihren Häuptern zusammen.

Colonel Hareb Simk und sein Adjutant Mark Grimsen, die wie der Botschafter von ELDORADO ausgewiesen wurden, gelangen im solaren System an, dem Herz der Sternenreichsunion. Hier werden sie umgehend zum im Weltraum stationierten militärischen Herzen der SRU, zum so genannten „Wolfsnest“ dirigiert. Anstatt aber einer Bestrafung anheimzufallen, entscheidet sich die Führung der Union dazu, den Vorfall auf ELDORADO als Präzedenzfall zu sehen.

Simk wird zum Commodore hochgestuft, mit einer Versagensschaltung vernetzt, die im Fall seines Scheiterns seinen Tod zur Folge haben wird. Und eine Flotte wird zusammengezogen, um ELDORADOS Raumabwehr zu überwinden und die Welt zu erobern.

Oki Stanwer hat derweil im postkoitalen Schlummer einen Furcht erregend realen Alptraum, der diese Invasion voraussieht … und am Ende des Bandes geht dann tatsächlich ein Ultimatum von Commodore Hareb Simk ein, und der heiße Krieg steht unmittelbar bevor …

Episode 19: Okis Bluff

(1989, digitalisiert 2022)

Fortsetzung aus Band 18: Die SRU-Streitkräfte mobilisieren unter dem Befehl von Commodore Hareb Simk und fallen ins ELDORADO-System ein. Es ist augenscheinlich, dass sie den eldoradanischen Heimateinheiten deutlich überlegen sind – dennoch versuchen die Eldoradaner naturgemäß, ihre Heimat mit allem zu verteidigen, was ihnen zu Gebote steht.

Als es dann zum direkten Bildfunkkontakt zwischen Oki Stanwer und Simk kommt, hat er das beängstigende Gefühl, sein Alptraum werde 1:1 Realität! Das geht bis in die Wortmeldungen hinein … aber zugleich hat Oki der Alptraum einen möglichen Ausweg gezeigt, wie die tobende Raumschlacht zu überleben sei.

Er behauptet dreist, er könne direkten Funkkontakt mit den unkalkulierbaren Lontreks aufnehmen, die sich der SRU-Intervention entgegenstellen würden!

Simk schäumt naturgemäß und hält das für einen Bluff, der es ja auch ist. Es ist ein verzweifelter Notnagel.

Er ist nicht zuletzt deshalb nötig, weil Soffrol zugibt, dass seit dem Verschwinden der Dämonenwaffe Rookax sein Kontakt mit TOTAM abgerissen ist. Und sowohl er wie Oki Stanwer sind zu dem Zeitpunkt noch der seltsamen Ansicht, TOTAM sei eine positive Macht, die hier hätte helfen können.

Ein unmodulierter Funkimpuls, den Oki aussenden lässt und für ein Aktivierungssignal der Lontreks ausgibt, ist die offensichtlich letzte Chance, den Tod von Millionen Menschen auf ELDORADO zu verhindern … aber Simk glaubt diesem Bluff nicht und fährt mit dem Angriff fort …

Episode 20: Kurs auf Terra

(1989, digitalisiert 2022)

Die Kämpfe um ELDORADO nehmen an Heftigkeit zu. Die SRU-Schiffe schießen Handelsraumer der Zyw-Grynoth ab, die die Flucht ergreifen wollen, und die Lage der Systemkräfte ist verzweifelt. Es ist offensichtlich, dass eine Niederlage nur noch eine Frage weniger Stunden sein kann.

Okis Bluff hat versagt. Die SRU-Soldaten sind auf der Siegesstraße, Commodore Hareb Simk sieht sich seinen persönlichen Zielen ebenfalls nahe: Ergreifung Oki Stanwers und Sicherstellung des Beiboots, mit dem Oki und Thor von der Kegelwelt geflohen sind. Denn die ist bekanntlich nach wie vor der Unterschlupf der Raumpiraten, denen die SRU ebenfalls den Kampf angesagt hat. Und für die Schmach, auf ELDORADO besiegt und vertrieben worden zu sein, will sich Simk natürlich auch rächen.

Er hat keine Ahnung, dass derweil der Funkimpuls von ELDORADO von den Außenstellen des Reiches der All-Hüter aufgefangen worden ist. Hier hat Klivies Kleines derweil herausgefunden, dass Oki Stanwer auf ELDORADO weilt und in akuter Lebensgefahr schwebt … und er wirkt auf die Zentralinstanz der All-Hüter, Z-NULL, dergestalt ein, dass die All-Hüter (d. h. also die Lontreks im terranischen Sprachgebrauch) intervenieren.

Und wie die Roboter das immer tun, gehen sie absolut skrupellos und gnadenlos vor. Auf bizarre Weise erfüllt sich nun Oki Stanwers Bluff – gigantische Kugelraumer der All-Hüter tauchen im ELDORADO-System ein und fallen den SRU-Einheiten überraschend brutal in den Rücken.

Das ganze Sonnensystem versinkt nun in einem Feuersturm aus Chaos, Explosionen und Tod … und Hareb Simks Sieg welkt auf dramatische Weise dahin und besiegelt sein Schicksal. Er geht mit seiner Flotte unter, in dem festen Glauben, dass er Oki Stanwer und seinen „Lontrek-Freunden“ seinen Untergang zu verdanken hat.

Auf ELDORADO aktiviert der Anblick der schweigend attackierenden Kugelraumer bei Oki Stanwer und den Helfern des Lichts Erinnerungen an frühere KONFLIKTE, und sie verstehen auf der Stelle, dass sie es hier mit äußerst machtvollen und rücksichtslosen Matrixfehlern zu tun haben, die die SRU-Streitmacht radikal auslöschen.

Oki Stanwer begreift schockiert, dass er dringend Kontakt zu den All-Hütern braucht … aber die schwenken bereits ab und lassen die Havaristen im System kaltblütig im Stich. Oki treibt noch eine weitere Sorge um – dass die All-Hüter nun gleich weiterfliegen könnten zum Heimatsystem der Menschheit, zum Solsystem, um die Sternenreichsunion ganz auszulöschen. Zuzutrauen sei ihnen das in ihrem blinden, robotischen Furor durchaus.

Klivies Kleines, der diese Entwicklung erst angestoßen und so Oki Stanwer gerettet hat, kommt derweil zu ganz demselben Schluss … und erfährt beklommen von den All-Hütern, dass der Kurs auf Terra schon gesetzt ist. So ist das Ende der Ursprungsmenschheit möglicherweise nur noch eine Frage von wenigen Tagen oder gar Stunden, und das Massaker im ELDORADO-System nur das harmlose Präludium zu viel Schlimmerem!

Aber so verrückt das klingt: Oki Stanwer BRAUCHT die Sternenreichsunion, auch wenn sie zurzeit mit ihm verfeindet ist! Denn es gibt neben TOTAM noch eine weitere Gefahr, die der Galaxis droht, nämlich der Galaxienbezwinger, der schon mehrmals versucht hat, seiner habhaft zu werden. Angeblich strebt er die Invasion der Milchstraße an. Und augenscheinlich ist nur die SRU militärisch stark genug, um ihn aufzuhalten. Aber wie soll das gelingen, wenn die All-Hüter die SRU auslöschen?

Oki Stanwer trifft eine schicksalhafte Entscheidung …

Ihr merkt, es wird richtig dramatisch in der Serie, obwohl die kompletten Umrisse des Handlungsszenarios noch nicht erkennbar sind. Nach dem sehr zögerlichen Start im Jahre 1983 war ich 1989 endlich in einem realhistorischen Zeitfenster angelangt, in dem ich auch in anderen OSM-Serien rasant voranschritt. Zu nennen wären hier die KONFLIKTE 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“, 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“ und 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“. Dort dominierten schon seit einiger Zeit deutlich komplexere Handlungsstrukturen, was sich nun auch hier auswirkte.

Im nächsten Teil dieser Reihe werdet ihr das nachdrücklich sehen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 403: Das unentdeckte Land

Posted Mai 10th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

der Tod ist das Phänomen der Existenz, an dem wir alle nicht vorbeikommen. So, wie die Geburt zum Leben gehört, gehört eben auch der Tod zum Leben dazu, wenngleich – wie ich schon anno 2009, als ich die unten wiedergegebene Rezension schrieb, nicht müde wurde anzumerken – das Tabu immer noch in Geltung ist. Ich kann diese Bemerkung heute mit einem Ab­stand von 14 Jahren noch ein weiteres Mal bestätigen.

Der Tod wird nach wie vor gern marginalisiert, an den Rand ge­drängt, aus dem Blick geschoben, wiewohl er unvermeidlich ist und jeden von uns betrifft.

Das ist natürlich immer auch schon ein Stein des Anstoßes für das Schreiben der Literaten gewesen, jeder, der sich durch die Berge der Weltliteratur liest, weiß das bestens. Die hohen Lite­raten wissen genau, dass sie an diesem im Kern massiv religi­onsphilosophischen und lebensnahen Thema nicht vorbeikom­men können, dass ihr Werk unvollständig ist, wenn sie diesen Punkt ausblenden.

Und phantastische Autoren haben natürlich noch erweiterte Möglichkeiten, mit der Todesthematik zu spielen, um es einmal ein wenig salopp auszudrücken. Hier gibt es mal technische, mal magische Möglichkeiten, die Grenzen des in Raum und Zeit Erlebbaren zu umgehen, auszuweiten, zu variieren, zu vervielfa­chen.

Man kann also nicht sagen, dass den Phantasten nichts Interes­santes eingefallen wäre … gleichwohl attestierte ich am Schluss der Rezension einen gewissen Mangel an wirklicher Innovation. Eine Art Zögerlichkeit, die sich darin ausdrückte, dass in alther­gebrachte, zum Teil Jahrtausende alte Muster zurückgefallen wurde. Es wurde die antike Mythologie bemüht. Man findet Zeit­schleifen, slow-motion-Bewegungen im Moment des Todes oder unmittelbar danach, rekursive Zeitbewegungen … in gewisser Weise ist das alles nachvollziehbar, vertraut, aber es entbehrt bei aller Ausgefallenheit doch des einen wichtigen Impulses, den ich am Ende andeute.

Dennoch: Wer sich immer schon gefragt hat, warum die SF und die allgemeine Phantastik so selten explizit den Tod ins Zentrum von Geschichten stellt und eine Abwechslung diesbezüglich sucht, der sei auf diesen folgenden Band hingewiesen, der schon eine Abenteuerreise in jenseitige Gefilde und existenzielle Grenzlagen darstellt.

Und wer weiß, vielleicht habe ich damals am Schluss ja auch zu harsch geurteilt? Um das herauszufinden, empfehle ich, jetzt einfach weiterzulesen:

Das unentdeckte Land

Geschichten über das Leben nach dem Tod

(OT: Afterlives)

Herausgegeben von Pamela Sargent & Ian Watson

Bastei 24112, 1988

352 Seiten, TB

(diverse Übersetzer)

ISBN 3-404-24112-6

Die Phantastik und namentlich die Science Fiction ist als Litera­turgenre bekannt, das die Grenzen der gängigen Normen gerne sprengt und grenzüberschreitend Thematiken behandelt, mit denen man in den Mainstream-Kategorien schwer bis nicht um­gehen kann. Dabei werden häufig ethische oder technische In­novationen umgesetzt, und oftmals ist Science Fiction dabei auch Vorreiter von Trends in unterschiedlichen Gesellschaftsfel­dern.1 Dennoch ist ein Thema hierbei meist verblüffend ausge­grenzt, das man gern der Theologie überlässt: das Thema des Lebens nach dem Tod.

Auch heute noch, mehr als 20 Jahre nach Erscheinen dieser An­thologie, kann man den Befund aufrechterhalten. Das Leben nach dem Tode ist eine Thematik, die in der Science Fiction nur recht selten ernsthaft thematisiert wird. Natürlich findet man gewisse Anklänge in Kurzgeschichten und gelegentlich auch in Romanzyklen oder einzelnen Romanen.2 Ansonsten aber wird dieser Themenkreis geflissentlich gemieden. Das Tabu ist im­mer noch in Kraft, hat man das Gefühl. Ein Grund mehr, fand ich, mich endlich mal mit diesem Buch zu befassen, das seit 1992 in meinen Regalen darauf wartete, gelesen zu werden.

Diese Anthologie beinhaltet 13 Geschichten, verfasst zwischen 1956 und 1986, die unterschiedliche Facetten des Themas wie­dergeben. Die Herangehensweise an das Problem ist durchweg sehr unterschiedlich, und das ist es, was der geneigte Leser vor­findet:

Das Ende ist nur der Beginn von James Graham Ballard3, ei­nem der Hauptautoren der New Wave, ist eigentlich eine Grab­inschrift. James Falkmans Grabstein trägt sie, und dazu stehen die Jahreszahlen: „1963-1901“. Falkmans Leben beginnt damit, dass die Totengräber sein Grab ausheben und die Leiche exhu­mieren. Und es endet damit, dass er gezeugt wird …

Von Raum-Zeit und dem Fluß von Gregory Benford konfron­tiert uns mit einem alten Ehepaar, das eine Nilkreuzfahrt macht, um sich die glorreiche Vergangenheit Ägyptens anzuschauen. Etwas unheimlich sind dabei natürlich die riesenhaften Insek­tenwesen mit ihren rätselhaften technischen Installationen, und auch die seltsamen Erdbeben, die von Zeit zu Zeit zu spüren sind, haben vielleicht etwas mit den geheimnisvollen Quarthex zu tun … aber bis die Reisenden begreifen, was eigentlich pas­siert, ist ja ohnehin schon alles viel zu spät.

Ein Kunstwerk von James Blish – die älteste Geschichte dieser Anthologie – ist etwas für Liebhaber von Richard Strauß, der im Jahre 2161 zu neuem Leben erweckt wird, in einer Zeit, in der seine Musik noch geliebt wird, aber ansonsten völlig neue Küns­te auf den Plan getreten sind. Eine davon ist die der Geist-Skulpteure. Sie haben ein ganz besonderes Verhältnis zu den To­ten …

Können Seelen sterben? fragt James Stevens in seiner gleich­namigen Story. Das ist eine durchaus berechtigte Frage für eine kryogenische Gesellschaft, die Menschen tiefkühlt, um sie spä­ter zu neuem Leben zu erwecken. Denn obgleich das gelingt, haben sie ein ernstes Problem: Alle Wiedererweckten begehen Selbstmord! Damit sabotieren sie den Behandlungserfolg und fügen der Gesellschaft erheblichen Rufschaden zu. Welchen Grund kann es dafür geben? Also engagieren die Gesellschafter einen Draufgänger, der für sie stirbt. Aber die Information, die er nach seiner Wiedergeburt mitbringt, ist nichts für zartbesai­tete Gemüter …

Kleingeld von Ursula K. LeGuin ist eine Anspielung auf die grie­chische Mythologie. Den Toten im Altertum wurde eine Münze auf die Zunge gelegt, damit sie damit den Fährmann über den Totenfluss Styx bezahlen konnten. Aber in modernen Zeiten ist das durchweg problematisch, da die alten Riten in Vergessen­heit geraten sind. Was also tun, wenn man stirbt …?

Staub von Mona C. Clee ist ein kleines Kunstwerk. Ich kannte die Büste und das Original, bevor ich die Story las4, und sofort stand mir beides wieder vor Augen, als ich diese in zwei Zeiten geteilte Geschichte las, die einmal im frühen 20. Jahrhundert spielt und einmal im antiken Ur vor Tausenden von Jahren. Als die Priesterin Eri mit ihrer Herrscherin in die Grabkammer gehen muss, wünscht sie sich von Nannar, dem Gott des Mondes, dass sie nicht für immer vergessen sein möge. Und Nannar erhört sie und erfüllt ihren Wunsch auf bemerkenswerte Weise …

Hemingways Jagd von Howard Waldrop5 konfrontiert uns mit dem alten Ernest Hemingway, der wieder einmal auf der Jagd ist, doch diesmal alt und krank … und in Bayern. Ein so genann­ter „Wilder Mann“ treibt sein Unwesen und verstümmelt auf bestialische Weise arglose Menschen. Und Hemingway soll diese Kreatur erlegen, damit sie keinen Schaden mehr anrichtet. Von der Natur seines Feindes hat er allerdings keine Ahnung …

Gefangen in der Zeit von Rudy Rucker erinnert ein bisschen an „Und täglich grüßt das Murmeltier“, allerdings in Kunst­harz eingegossen.6 In der christlichen Ethik ist Selbstmord eine Todsünde. Manche Leute hält das nicht davon ab, dennoch den Tod zu suchen, und so endet auch der Protagonist in dieser Sto­ry. Mit dem Problem, dass er wie eine Fliege im Bernstein im To­desmoment eingefangen wird und sich nicht verständlich ma­chen kann. Ziemlich eklig …

Tropismus von Leigh Kennedy ist eigentlich mehr eine subtile Horrorstory als eine aus dem Bereich der SF. Tropismus ist eine Eigenschaft von Pflanzen, eine Neigung zu zeigen, etwa zum Sonnenlicht hin. In dieser Geschichte demonstriert – wahr­scheinlich – ein Toter einen Tropismus zum Leben, und das ist wahrlich gruselig …

Wenn ich jemals von dir gehe von der Herausgeberin Pame­la Sargent thematisiert die Frage, wie intensiv Liebende mit der Tatsache des Todes umgehen, wenn sie Jahrhunderte leben könnten. Als die männliche Hauptperson der Geschichte, Yuri, überraschend altert – das könnte natürlich mit seinen Besuchen in der Zeitstation zusammenhängen – und seine Lebensgefähr­tin darüber verzweifelt, da gibt er ihr bei ihrem letzten Beisam­mensein ein Blatt, dicht bedeckt mit Zahlen und Koordinatenan­gaben. Dies seien die Orte, die er mit Hilfe der Zeitstation auf­gesucht habe, und sobald er tot sei, könne sie dorthin gehen und ihn wieder finden …

Viele Räume hat das Paradies des Herausgebers Ian Wat­son7 ist auf beunruhigende Weise zweigeteilt. In naher Zukunft ist es möglich, gezielt in den Tod zu gehen und in einem jünge­ren Klonkörper zu einem neuen Dasein zu erwachen. Offensicht­lich sind die jungen Wiedergeborenen auch sehr glücklich. Aber der Hauptperson widerfährt ein ganz schreckliches Schicksal, als sie sich selbst zum Sterben entschließt. Und sie ist es, die in ihren Träumen die andere Seite, die Schattenseite des techni­schen Überlistens des Todes, erkennt …

Abreise von Gene Wolfe ist eine kleine Vignette, in der das Jen­seits oder der Zwischenbereich – wie man es auch nennen mag – als ein bizarres Hotel daherkommt und die Hauptperson sich eigentlich nicht darüber im Klaren ist, tot zu sein. Aber ein Anruf bringt Klarheit in die Sache …

In einer Welt dazwischen von Harlan Ellison8 entpuppt sich als ein Raumzeit-Abenteuer der wildesten Sorte, und dann hat es auch noch einen doppelten Boden: Als William Bailey das Euthanasie-Zentrum aufsucht, weil er vom Leben so verdrossen ist, dass er sich eine Spritze geben lässt, um zu sterben, ahnt er nicht, dass seine Seele von einer kosmischen Wesenheit na­mens „Succubus“ eingesogen wird. Der „Succubus“ ist ein See­lenhändler, der in anderen Welten unterwegs ist, um die Opfer von Seelenparasiten mit neuen Seelen zu bestücken. Doch selt­samerweise hat die William-Bailey-Seele gar nicht die Absicht, sich in die Pläne des „Succubus“ zu fügen …

Wenn man als Leser dieser Geschichten die Anthologie schließ­lich nach erstaunlich kurzer Zeit beiseite legt und die Stories und ihre Botschaften noch mal Revue passieren lässt, so kommt man zu einem etwas ernüchternden Resultat. Wiewohl die Ge­schichten jede für sich genommen bemerkenswert, ungewöhn­lich und aus dem Rahmen des Üblichen fallend sind, kann ihnen doch eines leider nicht abgesprochen werden: Eine gewisse Er­denschwere.

Ich meine das folgendermaßen – die Geschichten überschreiten zwar die Grenze zwischen Leben und Tod und imaginieren das Jenseits mal mehr, mal weniger deutlich. Indes bleiben sie alle zwei wesentlichen Parametern verhaftet, zum einen nämlich der Erde selbst (allein Ellisons Story weicht davon ab), zum zweiten aber dem Kontext der irdischen Mythologie oder der gängigen Religionen (da ist Ellison auch keine Ausnahme!).

Da wird mit dem Selbstmord-Tabu christlicher Prägung gespielt, mit der griechischen Mythologie vom Fährmann über den Styx, mit der ägyptischen Mythologie (aber nur ziemlich halbherzig), es gibt psychologische Reflexionen, die sich leider als recht durchsichtig erweisen und Reinkarnationsstrukturen, in denen die klassischen Geschichten reflektiert werden.

Was wirklich fehlt, ist etwas, das den Rahmen gänzlich sprengt. Etwas, das beispielsweise den menschlichen Tod als ein Rand­phänomen darstellt – so, wie es etwa in der Einsteinschen Rela­tivitätstheorie die Newtonschen Axiome der solaren Gravitation sind. Wir wissen, um das zu konkretisieren, dass die Schwer­kraft, wie sie Newton als universal postulierte, im Grunde ge­nommen nur im direkten Umfeld von schweren Körpern funktio­niert, und selbst dort grenzt Newtons Theorie, die keinen Schwarzschildradius, keine Neutronensterne oder Raumzeit kannte, vieles einfach aus. Heutige Kosmologen sagen zutref­fend, dass Newton nur Randphänomene sah und generalisierte.

Lenkt man diesen Blick auf den Tod und das Nachleben, könnte man sagen: Was wäre, wenn auch unsere gängigen – in diesem Band präsentierten – Theorien und Vorstellungen vom Leben nach dem Tode gänzlich nur Randphänomene zeigten und gar nicht zum Kern des Themas vorstießen? Geschichten über sol­cherart verstandene Todesvorstellungen gibt es hier nicht. Der Tod des Menschen, der die Seele befreit für ein Dasein nicht auf den goldenen Wiesen des Jenseits (wie in einer dieser Geschich­ten), sondern der als Eingangstor in ein ganz anderes, durchaus nicht metaphysisches Dasein gedacht ist. Der Tod als notwendi­ge Lernerfahrung wie ein wichtiger Schulabschluss, den man für das spätere Dasein braucht?9

Nichts dergleichen.

So bleibt für den sehr belesenen Konsumenten der Phantastik am Schluss dieser sonst gelungenen Anthologie doch ein etwas schaler Nachgeschmack zurück. Der Gedanke, dass diese Story­sammlung bahnbrechend sein sollte und doch (leider) im Kon­ventionellen verharrte, wiewohl das Konventionelle für die Leser der gängigen Phantastik schon aufwühlend genug ist. Leider sind solche Geschichten, die den existentiellen Rand des Lebens überschreiten (und wir reden hier nicht von den Stories jener Leute, die sich mit Unsterblichkeit beschäftigen, diese Men­schen fürchten den Tod sowieso), solche Geschichten sind bis heute sehr selten.

Das Tabu ist also immer noch in Kraft, wie mir scheinen will.

Leider.

© 2009 by Uwe Lammers

Harter Tobak? Für Leser, die sich des Themas in der Regel nicht annähern wollen, sicherlich. Für jene, für die diese Varianten schon hinreichend genug sind für eine diffuse „Wahl“ am Ende ihres Daseins, möglicherweise auch.

Dann schicke ich euch nächste Woche mal auf ein wenig Ent­spannungsurlaub mit Sherlock Holmes. Da muss man vielleicht auch den Kopf ein wenig rauchen lassen, bleibt aber ansonsten doch wohlig im Hier und Jetzt, ohne auferstehende Tote oder dergleichen seltsames Zeug.

Interessant ist es, finde ich, dann aber doch allemal.

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Es sei hier nur an das Werk des verstorbenen Phantasten Philip José Farmer erinnert (1918-2009). Es wird auch in diesem Zusammenhang im Vorwort der vorliegenden An­thologie thematisiert, weil Farmer mit seinem „Flusswelt-Zyklus“ ebenfalls auf das Le­ben nach dem Tode Bezug nahm.

2 Vgl. etwa die Thematik der wiedergeborenen Seelen in Peter F. Hamiltons „Armaged­don-Zyklus“ oder die Behandlung des Jenseits in Michael Marraks Roman „Morphoge­nesis“.

3 Es war übrigens nicht schlecht, dass ich diese Story des von mir sehr bewunderten Ballard schon kannte. Mit ein paar Jahren Distanz fielen mir die Schwachstellen dieser Geschichte sehr grell auf. Man könnte über diese Story interessant philosophieren. Wahres „Rückwärtsleben“ sieht mit Sicherheit, wenn überhaupt möglich, vollständig anders aus.

4 Wer das Erlebnis nachvollziehen möchte, dem empfehle ich das Buch „Götter, Gräber und Gelehrte im Bild“ von C. W. Ceram (alias Kurt Marek). Das Buch, das es illustriert – eben „Götter, Gräber und Gelehrte“ – habe ich quasi mit der Muttermilch aufgesogen, könnte man sagen. Ich habe es bestimmt fünfzehn Mal gelesen im Alter von 10 bis 20 … das illustrierte Buch fand ich erst 1996. Die in der obigen Story beschriebene Szene findet sich in der Taschenbuchausgabe bei Ceram auf S. 262f. Die Büste selbst ist hier leider nicht abgebildet. In irgendeinem der anderen zahllosen historischen Werke über diese Zeit, die ich gelesen habe, war sie aber enthalten.

5 Von ihm kannte ich schon den exzellenten Zeitreise-Roman „Ihre Gebeine“ Vgl. meine Rezension in BWA 170 (November 1997).

6 Und nein, mit Bill Murray hat die Hauptperson der Story nicht viel gemein. Wirklich nicht.

7 Watson hat sich bereits einmal mit einem ähnlich gelagerten Thema beschäftigt, da­mals aber mehr philosophisch-metaphysisch und „diesseitig“. Vgl. den Roman „Todes­jäger“ (1985).

8 Leider verschweigt das Buch, dass diese Story ebenso wie die Anthologie, der sie ent­stammt, unter dem Herausgeber Keith Laumer in den 80er Jahren des 20. Jahrhun­derts schon unter dem Titel „Der Zwischenbereich“ bei Heyne erschienen ist. Ich ken­ne sie seit über 20 Jahren, daher auch diese Geschichte. Die gesamte Anthologie ist sehr lesenswert.

9 Und damit ist dann nicht intendiert, dass man diese Erfahrungen für die nächste Ebe­ne der irdischen Reinkarnation bräuchte – dies wäre ein Schritt zurück in den Zirkel, der oben mit „Erdenschwere“ bezeichnet worden wäre. Mein Blick geht weiter hinaus. In diesem Punkt kann ich in aller Bescheidenheit auf die vielgestaltige Behandlung der Tod-Thematik in meinem kreativen Hauptwerk, dem Oki Stanwer Mythos (OSM) hinwei­sen. Auch unter der Betrachtung dieser Anthologie ist die dortige Vielfalt beispiellos.

Liebe Freunde des OSM,

heute schauen wir uns das dritte Quartal des Jahres 2019 unter dem Gesichtspunkt, welche Werke, die ich in den betreffenden Monaten schrieb, die ich zu den „Annalen der Ewigkeit“ rechnen kann, hier bearbeitet, begonnen oder vollendet wurden.

Für die Monate Juli, August und September reden wir hier von einem Realisierungsrahmen von 27, 27 und 28 Werken, die ich vollenden konnte. Im Monat Juli ist zu konstatieren, dass ich noch sehr stark involviert war in die nicht zum Oki Stanwer My­thos gehörenden erotisch-phantastischen Werke, die für die Grey Edition-Ausgabe „Wollust, Wunder und Verhängnis“ zusammengestellt und überarbeitet werden mussten. Das hat in diesem Monat viel Zeit verschlungen. Folgerichtig kann ich hier nicht sehr viel zum Thema „Annalen“ beisteuern.

Gar nichts? Na, gar so schlimm war es dann doch nicht. Aber es stimmt, ich arbeitete lediglich an zwei E-Books, an „Zeiten­wandel“ und „Krisenherd Xoor‘con“. Während ersteres längst veröffentlicht ist, blieb das zweite leider bis heute im Ar­beitsstadium stecken. Auch das erste Werk wurde in diesem Mo­nat nicht fertiggestellt, sondern blieb eine Baustelle.

Kam ich im Monat August diesbezüglich weiter? Werfen wir ei­nen Blick dorthin:

Ja, das E-Book „Zeitenwandel“ wurde am 5. August 2019 be­endet und bald danach veröffentlicht. Auch an dem Nachfolge­band schrieb ich weiter … mit weniger durchschlagendem Er­folg, wie oben angedeutet.

Inspiriert durch die Tatsache, dass ich hier im KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) in der Veröffentlichung vorangeschritten war, kam es zur Weiterarbeit an TI 54: „Die Jenseitsarche“, aber auch hier ging es nur sehr moderat vor­an, Fertigstellung liegt noch in weiter Ferne.

Ähnlich ging es mit dem E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“ … ich erinnere daran, dass mir hier das „Anschlussstück“ zwischen Band 1 und 2 nach wie vor fehlte, zu dem ich die Novelle „Das Geheimnis von Church Island“ ausbauen wollte … auch hier blieb ich bekanntlich rudimentär. Die Novelle wurde ja erst viel später beendet.

Ansonsten wandte ich mich aber doch deutlich den Annalen-Projekten zu. Erwähnenswert wäre meine Weiterarbeit am E-Book-Glossar (noch so eine Baustelle, die mich seufzen lässt). Ebenfalls ging die Arbeit am TI-Glossar vorwärts, genauso an dem Fragment „Die Wandlung“ und „Die Totenköpfe 2: Durch die Ruinenwelten“.

Vielleicht war es auch ein wenig vermessen von mir, nach der Fertigstellung der Grey Edition-Storysammlung für den Terrani­schen Club Eden am Ende dieses Monats ernsthaft eine Materialsammlung für eine „Grey Edition OSM“ zusammenzustellen … nein, nein, das Projekt war damals nicht spruchreif und ist es heute (leider) immer noch nicht. Aber der Gedanke ist nach wie vor aktiv. Kommt Zeit, kommt vielleicht auch diese Storysammlung. Sie würde dann endlich mal die auf viele Fanzines (von denen es einige z.T. schon nicht mehr gibt) verstreuten OSM-Werke und einige noch unveröffentlichte an einem Ort ver­sammeln.

Aber, wie gesagt, das ist eine von zahllosen Baustellen. Zu­kunftsmusik, im wahrsten Sinne des Wortes.

Kommen wir zum Monat September 2019. Hier feilte ich etwas am E-Book-Glossar weiter, aber nicht signifikant viel. Interes­santer war es, als ich gegen Monatsmitte an dem OSM-Roman „Aktion TOTAMS Ende“ weiterschrieb … ich sollte in Erinne­rung rufen, dass das ein Langzeitprojekt ist, zu dem ich beizei­ten gewiss einiges in der entsprechenden Blogartikelrubrik schreiben werde.

Während die gleichnamige Ursprungsstory von 1989 relativ schmal geraten ist und keine 40 Textseiten besitzt, fügt sich die Ausarbeitung auf hochkomplexe Weise in die Zeitkriege des fer­nen OSM ein und spielt damit etwa in derselben Liga wie der OSM-Band 2000 um das EXIL HANKSTEYN. Deshalb geht alles auch so langsam voran … der Zeitrahmen umfasst hier letztlich Millionen von Jahren und hat wirklich fundamentalen Charakter für die Großstrukturen des OSM. Dazu beizeiten mehr. Sehr weit kam ich im erwähnten Monat dann leider (erwartungsgemäß) nicht.

Im letzten Drittel des Monats weilte ich nach längerer Zeit mal wieder auf einem Con, diesmal auf einem TCE-Convention, zu dem ich später einen Conbericht schrieb, der aber erst im Okto­ber wirklich fertig wurde.

Tja, und mehr zum Bereich der „Annalen“ geschah in diesem Quartal dann leider nicht mehr. Schauen wir beim nächsten Mal, ob sich das im letzten Quartal des Jahres 2019 ändern ließ.

In der nächsten Woche reisen wir wieder in die Frühphase des KONFLIKTS 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“, wo sich der Antagonismus zwischen der Freihandelswelt ELDORADO und der Sternenreichsunion auf dramatische Weise zuspitzt.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 402: Devoted 1: Geheime Begierde

Posted Mai 3rd, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

manchmal halten Romanzyklen einfach nicht das, was sie ver­sprechen … und so sehr ich mich auch bemühe, hier ein wenig vorsichtig in der Lektüre zu bleiben, ist doch zu konstatieren, dass gerade die Schwemme an unbekannten Autorinnen auf dem Sektor der romantisch-erotischen Romane inzwischen so unüberschaubar ist, dass Missgriffe kaum ausbleiben können.

Ich rede hier nicht davon, dass es mir aufgrund fatal ununter­scheidbarer Titelbildgestaltung immer wieder unterläuft, dass ich Bücher versehentlich doppelt und dreifach vom Wühltisch mitnehme. Stattdessen meine ich, dass es mir zunehmend schwer fällt, die Spreu vom Weizen zu trennen. In der Regel fällt mir so etwas erst auf, wenn ich wenigstens einen Band des Zy­klus gelesen habe.

Da habe ich dann aber auch durchaus den – vielleicht falschen, vielleicht idealistischen – Ehrgeiz, den Zyklus dennoch komplett zu lesen, wenn der Anfangsband nicht wirklich ganz und gar un­terste Schublade war.

Bei Susanna Quinn haben wir solch einen Fall (meiner beschei­denen Ansicht nach, die natürlich jederzeit widerspruchsfähig ist): Der erste Roman las sich ziemlich rasant und flüssig weg, auch wenn ich ihn letztlich eher als durchschnittlich einstufte. Aber eventuell sind ja solche kurz getakteten Werke Einstiegs­lektüre für all jene, die von hohen Seitenzahlen und langen Ka­piteln abschrecken lassen … mich irritiert das nicht, ich lese z.B. gerade Mary Shelleys „Frankenstein“, der immerhin im Jahre 1818 entstand, auch habe ich mich erfolgreich durch Miguel de Cervantes Saavedras „Don Quichotte“ gegraben (ein enormer Lesegenuss, wenn man sich erst mal an seine Erzählweise ge­wöhnt hat).

Lange Kapitel, komplexe Romane und vielleicht schwierige Spra­che müssen nicht per se abschrecken. Sie sind Herausforderun­gen, an denen man als Leser wachsen kann, wenn man nicht einfach nur den Geist auf Durchzug stellen und sich schriftlich berieseln lassen möchte wie bei einer Fernseh-Soap.

Schaut am besten selbst mal, in welche Kategorie ihr dieses Werk einreihen würdet – ob Top oder Flop:

Devoted 1: Geheime Begierde

(OT: The Ivy Lessons)

Von Susanna Quinn

Goldmann 48035

352 Seiten, TB

ISBN 978-3-442-48035-7

Aus dem Englischen von Andrea Brandl

Sophia Rose ist 22 Jahre jung und sieht sich eigentlich als völlig chancenlos, als sie beim arrivierten Londoner Ivy College vor­spricht, um für eine Schauspielkarriere angenommen zu wer­den. Die Voraussetzungen sind auch wirklich nicht berauschend: Zwar ist sie seit Kindheit an begeisterter Fan der Bühne und träumt von einer Profikarriere als Theaterschauspielerin, aber auf dem Land wohnend (wenn auch nahe an London), für ihren frisch neu verheirateten Vater sorgend und so überhaupt nicht nahe an dem Puls der Kultur … welche Chancen soll sie da schon haben gegenüber Sprösslingen von Adelsfamilien, deren Eltern ihnen die beste Schulbildung an jahrhundertealten Col­leges zukommen ließen?

Nun, Sophia Rose wird überrascht – als sie vorspricht, gelingt es ihr auf rätselhafte Weise, einen nachhaltigen Eindruck in dem Leiter der Akademie zu hinterlassen. Marc Blackwell, seines Zei­chens exzentrischer und unglaublich harter Lehrmeister an der Schule, wie es allgemein heißt, der zwar nur fünf Jahre älter ist als sie, aber bereits als Filmstar in Hollywood zu Ruhm und Reichtum gelangt, ist tatsächlich von ihr angetan. Sie ist indes in diesem Moment noch fest davon überzeugt, alles falsch ge­macht zu haben.

Kaum ist sie wieder daheim, flattert ihr jedoch zu ihrem Unglau­ben die Zusage (!) für ein Stipendium ins Haus. Sie ist nicht nur angenommen, sondern wird sogar favorisiert behandelt. Sophi­as engste Freundin Jen ist ganz aus dem Häuschen und freut sich für ihren Erfolg … doch Sophias Gefühle bleiben gemischt, insbesondere deshalb, weil sie unfassbar nervös wird, sobald der Blickkontakt zwischen Blackwell und ihr zustande kommt. Zwar schwärmen nahezu alle Schülerinnen am College für Blackwell, der wirklich sehr gut aussieht, aber in Sophias Fall sieht das doch nach mehr aus. Sehr bald wird ihr ebenfalls klar, dass das mehr als reine Nervosität ist und die Emotionen, die Blackwell in ihr auslöst, deutlich stärker sind als pures Lampen­fieber.

Sophia Rose hat sich Hals über Kopf in ihren Lehrer verliebt.

Etwas, das natürlich überhaupt nicht angeht, die Katastrophe schlechthin! Eine verbotene Liebe, die insbesondere aufgrund der Tatsache, dass Marc Blackwell als Star sowieso ständig im Rampenlicht steht, von der Presse auf übelste Weise missver­standen werden kann: Star missbraucht Vertrauen seiner Schü­lerin … um noch das freundlichste Szenario zu skizzieren. Und Sophia, die gerade am Anfang einer möglicherweise faszinieren­den Bühnenkarriere steht, kann sich mit einer solchen Bezie­hung gut ihren ganzen Lebensweg ruinieren.

Das kann nicht gut gehen, sagt man sich als Leser.

Das kann nicht gut gehen, sagt sich Sophia.

Das kann ich nicht mit meinem Gewissen als Lehrer vereinba­ren, sagt sich Marc Blackwell. Eher muss ich das College verlas­sen – auch wenn die Schülerinnen und Schüler primär gekom­men sind, weil er hier lehrt.

Dummerweise ist die magnetische Anziehung nicht einseitig, sondern beiderseitig. Und Marc weiß sehr wohl um das Problem, das daraus entstehen kann, und er versucht nach besten Kräf­ten, die aufkeimende Liaison zu beenden, ehe sie Brenntempe­ratur erreichen kann.

Vergebens.

Schier unaufhaltsam nimmt das Schicksal so seinen Lauf …

In der Moderne der 2000er-Jahre hat sich ein Trend eingeschli­chen, den ich persönlich ein wenig befremdlich finde – die Lei­denschaft diverser Verlage für Klein- und Kleinstzyklen bislang unbekannter Autoren und primär Autorinnen, nicht selten auf dem Sektor des erotischen Romans. Wer heutzutage in Buch­handlungen geht, wird mit Titeln solcher Kurzserien regelrecht zubetoniert. Die Übersicht, was in welchen Verlagen erscheint, in welchen Reihen usw., geht dabei schnell verloren. Etablierte Buchreihen hingegen – etwa die Erotik-Buchreihe von Bastei, die es seit den 80er Jahren gibt – werden stattdessen kurzerhand ins E-Book-Milieu abgedrängt. So erging es übrigens erst im Ja­nuar 2017 auch der Erotik-Heftromanreihe „Shadows of Love“ von Bastei, die kurzerhand im Print eingestampft wurde.1

Damit will ich nicht sagen, dass alles an dieser Entwicklung nachteilig ist. Im Gegenteil, auf diese Weise unbekannten Talen­ten die Chance zu geben, sich zu entfalten, das ist durchaus zu begrüßen. Die allerdings mit den Kurzzyklen einhergehende suggerierte Atmosphäre der atemlosen Kurzschrittigkeit seitens der Verlage ist zu missbilligen. Sie wird vermutlich primär durch verändertes Leseverhalten und sinkende Absatzzahlen im Print­bereich befördert.

Gleichwohl kann das nicht alles legitimieren. Man bekommt so nämlich als Leser das Gefühl, dass die Verlage nicht mehr auf lange Sicht planen, sondern nur noch von einer Buchmesse zur nächsten. Sollte es sich so verhalten, wäre das ein eindeutig fal­sches Signal an den Buchmarkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich damit Durchschnittskost häuft, rasch produziert und herun­tergeschrieben „nach Rezept“, steigt damit vermutlich ebenfalls an.

Ich war darum neugierig, ob die Autorin Susanna Quinn (die aus unverständlichen Gründen den Vornamen für diese Veröffentli­chung verkürzt, was umso weniger Sinn macht, als der volle Name hinten im Roman genannt wird…) solchen Rezepten er­liegt und ob die vom Verlag favorisierte geistlose Covergestal­tung, die keinerlei Inhaltsbezug hat (dasselbe gilt für den Zy­klustitel, der im Englischen keine Entsprechung hat), im Innern wohl fortsetzen würde. Nun, zunächst entdeckte ich zu meiner Überraschung eine sehr starke Subgliederung in nicht weniger als 75 (!) Kapitel. Das führt zwar zu raschem und geschwindem Lesetempo, besonders forciert durch fließende Kapitelübergän­ge, die Quasi-Cliffhanger-Charakter besitzen (wie ich es etwa bei Sandra Henke schon entdeckte), aber bedauerlicherweise auch zu einer starken Flüchtigkeit der Handlung. Jenseits der beiden Hauptpersonen bleibt darum die Charakterisierung na­hezu aller anderen Handlungspersonen flüchtig und ein wenig beliebig, man ist fast geneigt zu sagen: schematisch. Neidische Mitschülerinnen, beste Freundinnen, schusseliger Vater, überfor­derte Stiefmutter … irgendwoher kennt man das strukturell al­les schon.

Wenn man im Gegenzug dann auch entdeckt, dass ein Roman annähernd derselben Länge – etwa „Blue Mondays“ von Emily Dubberley2 – es lediglich auf 8 Kapitel bringt (freilich, zugege­ben, mit stärkerer Binnengliederung innerhalb der Langkapitel) und dabei eine deutlich stärkere Personenzeichnung mitbringt, dann ist man doch ein wenig befremdet von der aktuellen Lek­türe.

Quinn schreibt, fand ich darum, erkennbar für Leser mit einer geringeren Aufmerksamkeitsspanne und hat vielleicht die Ge­schichte schon in Fortsetzungen im Netz publiziert. Für die Ver­öffentlichung wäre es geschickter gewesen, die zahlreichen sehr kurzen Kapitel (selten mehr als 5 Seiten lang) in einer übergeordneten, weitläufigeren Struktur einzufangen.

Wieder fällt außerdem der relativ starke Tunnelblick auf, die in­tensiven Selbstzweifel Sophias beginnen etwa ab der Hälfte des Textes ein wenig zu nerven. Interessant dagegen ist es, dass die Autorin ihr Pulver nicht schon im ersten Teil der Trilogie ver­schießt, sondern sich deutlich Potenzial für die Fortsetzungen aufhebt.

Man kann also mit dem Roman bei rascher Leseweise – bei mir: 3 Tage – durchaus warm werden, und ich schätze die Intensität des Textes höher ein als etwa bei Vina Jackson, gleichwohl bin ich mir noch nicht sicher, wie gerne ich diese Trilogie bei mir be­halten werde … aktuell gebe ich dem Band 3 von 5 möglichen Sympathiepunkten, also attestiere ich eine eingeschränkte Le­seempfehlung, primär für Leser mit einem eher begrenzten Le­sehorizont (so dass ihnen Vergleichsmöglichkeiten mit besser gelungenen Romanen des Genres fehlt) und für jene, die eher wenig Zeit am Stück in eine Romanlektüre investieren können.

Es kann natürlich sein, dass Quinn sich noch steigert. Aber wenn man sieht, dass Teil 2 des Zyklus bei vergleichbarer Ro­manlänge auf 109 (!) Kapitel kommt, ist das wohl eher nicht zu erwarten.

Die Analyse dieses zweiten Bandes folgt darum alsbald.

© 2018 by Uwe Lammers

Ihr merkt deutlich: Am Ende war ich nicht mehr so gar begeis­tert. In drei Wochen bespreche ich dann den zweiten Teil. In der nächsten Woche kommt ein Werk zur Vorstellung, das ein völlig anderes Kaliber darstellt. Lasst euch da mal überraschen.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Die kurzlebige, sich daran anschließende E-Book-Serie wurde ebenfalls nach wenigen Bänden eingestellt … in meinen Augen das ganz falsche Signal.

2 Vgl. dazu den Rezensions-Blog 235 vom 25. September 2019.

Maiblog 2023

Posted Mai 1st, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde meiner E-Books,

ereignislose Zeiten gibt es in meinem Leben offenbar umso we­niger, je länger ich mich dem Bloggen und Veröffentlichen wid­me. Wenn ich so auf das vergangene Jahr zurückblicke, also auf das Zeitfenster zwischen dem 1. Mai 2022 und heute, dann bin ich echt am Staunen, was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Fangen wir mit den Positiva an:

Ich habe beispielsweise alle 4 Corona-Schutzimpfungen gehabt und sie ohne signifikante Nebenwirkungen gut verdaut. Zwar wird allgemein gern behauptet, die Pandemie sei vorbei, aber ich bleibe da vorsichtig … mit Recht, wie der jüngste Fall meiner besten Freundin Conny beweist, die mich vor ein paar Tagen to­tal heiser und fertig anrief und meinte, sie leide „an einer ver­meintlich ausgestorbenen Krankheit – Corona!“ Sie hat zwar wie ich drei Jahre erfolgreich der Pandemie getrotzt, aber nun hat es sie gleichwohl doch erwischt.

Well, das kann ich für mich natürlich in Zukunft auch nicht aus­schließen, aber ich hoffe das Beste und werde weiterhin vor­sichtig sein. Naive Gemüter meinen, es handele sich doch, wenn man geimpft sei, um so etwas wie eine heftige Grippe (was in den meisten Fällen stimmt), aber niemand kann kalku­lieren, ob nicht doch Long-Covid-Symptome auftreten. Und da ich ein paar Menschen persönlich kenne, die darunter bis heute leiden, ist klar zu sagen: Dieses Risiko brauche ich in meinem Leben nicht. Also ist planmäßige Infektion in meinen Augen die wirklich dümmste Methode, damit umzugehen. Schutz ist in je­dem Fall vorzuziehen, und bislang hat das bei mir gut funktio­niert.

Was ebenfalls wieder gut zu funktionieren beginnt, ich sagte ja, ich wollte mit den Positiva anfangen, das ist mein Draht zur Zweit-E-Book-Plattform XinXii. Hier sind in jüngster Vergangen­heit mit der Storysammlung „Als Tiyaani noch ein Kind war …“ und „Späherin der Cestai“ zwei E-Book-„Nach-drucke“ erschienen. Weitere sind in Arbeit, die alsbald dort ver-öffentlicht werden können.

Bis dieser Beitrag veröffentlicht wird, kann ich vermutlich am Schluss auch etwas zur diesjährigen Leipziger Buchmesse beisteuern, die ich besuchen werde. Zurzeit (10. April) ist das noch eine Absichtserklärung, aber am 28. April wird das Realität – konstante Gesundheit vorausgesetzt – , und ich hoffe, dort so­wohl ein paar Kontakte zu Brieffreunden und Fandomlern zu re­aktivieren, neue Kontakte für das Autoren-Nachlassarchiv-Pro­jekt zu gewinnen und Flyer für meine E-Books verteilen zu kön­nen … es ist wirklich höchste Zeit, hier ein wenig wieder die Werbetrommel zu rühren! Ich werde dazu weiter unten ein Up­date beisteuern, sobald der Event erfolgreich hinter mir liegt.1

Ebenfalls geklappt hat übrigens auch meine erneute Kandidatur zum Chefredakteur des Fanzines „Baden-Württemberg Aktu­ell“ (BWA) des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW) jetzt im April 2023. In der aktuellen Ausgabe unseres Fanzines (Nr. 475) habe ich ein Resümee über meine 200 Mona­te Redakteurszeit drin, die ja immerhin 200 BWA-Ausgaben um­fasst. Ohne übertreiben zu wollen: So lange hat das Amt noch niemand im Club inne gehabt. Und ich erfreue mich immer noch umfassender Zustimmung, und die Arbeit macht nach wie vor bannig Spaß. Das Team ist hier einfach wunderbar eingespielt. Es lohnt sich wirklich mal, sich das Heft näher anzuschauen oder Teil des Clubs zu werden.

Kommen wir dann zu den Dingen, die nicht so toll gelaufen sind: zuvorderst ist hier natürlich die Tatsache zu nennen, dass ich nach wie vor auf Arbeitssuche bin. Hier kann ich aber auf phan­tastische Hilfe der Mitarbeiter des Jobcenters und meines Coa­ches verweisen, die ich von meinem Plan des Aufbaus eines Au­toren-Nachlassarchivs beeindrucken konnte. Zwar bin ich nach Abschluss des Existenzgründungscoachings hier viel schlauer, aber wirklich spruchreif ist der Plan nach wie vor nicht. Ich bin noch ziemlich davon entfernt, einen kompakten Businessplan zu gestalten, und insbesondere die Finanzierung ist nach wie vor eine offene Frage.

Im Dezember 2022 konnte ich anlässlich eines Startup-Stamm­tisches eine Sachbearbeiterin einer Bank diesbezüglich befra­gen, und nachdem ich den Plan skizziert hatte, erklärte sie mir recht unverblümt, dass das, was ich da vorhätte, in die Schubla­de „Social Startup“ fällt. Und das ist etwas, was Banken traditio­nell nicht fördern. Als sie in die Details ging, leuchtete mir das leider durchaus ein:

Banken geben Kredite, die zurückgezahlt werden sollen. Wenn das geförderte Unternehmen aber eins ist, das nicht mit Ge­winnerzielungsabsicht geschaffen wurde, z.B. ein gemeinnützi­ger Verein, sei die Rückzahlung der Kredite nicht absehbar. Sie müssten darum abgeschrieben werden, aller Wahrscheinlichkeit nach. Und machen wir uns nichts vor: das tut keine Bank gern, schon gar nicht, wenn das von vornherein festzustehen scheint.

Banken scheiden deshalb aller Wahrscheinlichkeit nach für die Finanzierung des Autoren-Nachlassarchivs aus. Also müssen al­ternative Finanzierungsquellen von Dauer gesucht werden … und ich deutete oben schon an, das ist bislang noch eine Bau­stelle fern der Lösung.

Werfen wir mal, abgesehen von dieser Baustelle, die mich noch längerfristig beschäftigen wird, einen Blick auf die Besonderhei­ten, die zwischen Mai 2022 bis Ende April 2023 zu vermelden sind. Leider waren darunter keine neuen E-Books, sorry, Freun­de!

In diesem Zeitfenster sind sowohl der reguläre Sonntags-Blogar­tikel 500 erschienen als auch der Rezensions-Blog 400 … und zwischendrin habe ich mir auch einen Eindruck verschafft, wie umfangreich inzwischen die OSM-Wiki wäre, wenn sie ausge­druckt würde (mehr als 441 Seiten!). Das ist vom Textvolumen her doch schon recht beachtlich, möchte ich behaupten.

Am 4. Mai 2022 habe ich dann, während ich noch in der Jobfa­brik Braunschweig weilte und rege Kontakte für das Autoren-Nachlassarchivprojekt herzustellen suchte, den programmati­schen Text „Der Zukunftshorizont“ entworfen, der inzwi­schen in diversen Medien veröffentlicht wurde, zuletzt in WORLD OF COSMOS 115 (März 2023). Zahlreiche Autoren ha­ben sich bei mir inzwischen schon gemeldet, um das Projekt, dessen Dringlichkeit sie durch die Bank einsehen, zu unterstüt­zen. Die Resonanz fiel durch die Bank positiv, bisweilen eupho­risch aus, was mich sehr freute. Das zeigte mir nachdrücklich, dass ich hier nicht einem Phantom hinterherjage, sondern ein reales Problem in Worte fasste, das mittelfristig behoben wer­den muss. Gleichwohl ist zu betonen, dass wir hier ganz am An­fang stehen. Es ist ein auf lange Sicht angelegtes Projekt, bei dem ich nichts überstürzen will, damit es eben ein Erfolg wird.

Am 19. Juni 2022 konnte ich dann den ersten Ordner des Archi­pel-Romans „Rhondas Aufstieg“ fertig füllen, immerhin die ersten 350 Seiten … aber da wartet auch noch sehr viel Arbeit auf mich, wenn dieser Roman nur halbwegs so lang wird wie sein Vorgänger „Rhondas Reifejahre“ (der ja nach einer Ar­beitszeit von 8 Jahren auf über 3700 Seiten kam … unveröffent­lichte Seiten, sollte ich vielleicht dazu sagen! Ein klarer Fall für das Autoren-Nachlassarchiv, würde ich sagen, wie bei vielen an­deren meiner Werke auch). Die Wahrscheinlichkeit, dass er hin­gegen eher eine ähnliche Dimension erhält, ist deutlich größer, wie ich finde. Es gibt schier unendlich viel zu erzählen in dieser Geschichte …

Einen Tag später stellte ich eine modifizierte Fassung des „Zu­kunftshorizonts“ fertig, den ich „Der regionale Zukunfts­horizont“ genannt habe. Er ist ein wenig kleiner dimensioniert und nicht thematisch auf Phantastik ausgerichtet. Das hat mit dem Plan zu tun, eventuell im Projekt einen anderen Pfad einzu­schlagen, nämlich einen regionalen. Er beinhaltet die Schaffung einer Stabsstelle in einem schon existenten regionalen Archiv. Bis zum Abschluss dieses Beitrags werde ich dazu ein wichtiges Gespräch führen, das die Weichen stellen wird, dann kann ich zum Ende dazu vermutlich etwas mehr sagen.2

Am 31. Juli stellte ich beim Roman „Rhondas Aufstieg“ den nächsten Meilenstein fertig, nämlich den ersten von mutmaßlich 6 Teilen. Dieser hier umfasst, worin der obige Ordner inbegriffen ist, insgesamt 571 Seiten. Ihr merkt schon: Wenn es bei der pro­gnostizierten Binnengliederung bleibt und jeder Teil so umfang­reich wird wie der erste, liegen wir locker auf 3000 Textseiten. Ich halte euch auf dem Laufenden, wie die Dinge sich entwickeln werden. Auch dies ist ein klares Langzeitprojekt.3

Im August 2022 fand endlich mal wieder ein Science Fiction-Convention in Braunschweig statt, diesmal primär von der Perry Rhodan-Fanzentrale (PRFZ) ausgerichtet, aber mit Unterstüt­zung des lokalen Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V., und diesmal tummelten sich wirklich viele Fans bei uns. Die größte SF-Romanheftserie der Welt zieht halt nach wie vor. Gut so. Mutmaßlich wird es anno 2024 eine weitere so ausgerichtete Veranstaltung in Braunschweig geben. Das war jedenfalls der allseitige Wunsch. Ich habe zu dem 2022er-Event einen „kulina­rischen“ Conbericht geschrieben und veröffentlicht (er erschien auch zeitnah 2022 als Sonderdruck der ESPost … das war Erich Herbst initiative Idee, die ich sofort unterstützte). Diese exoti­sche Sichtweise kam nachweislich gut bei den Leserinnen und Lesern an.

Im Oktober schaffte ich es nach Jahren mal wieder, den Buch­messe-Con in Dreieich-Buchschlag zu besuchen. Diesmal mit dem ausdrücklichen Fokus, Unterstützer für das Autoren-Nach­lassarchivprojekt zu finden. Ich konnte da mit Verantwortlichen des SFCD, diverser Verlage und des Phantastik Autoren Netz­werks (PAN) direkt sprechen und nachdrücklich Projektwerbung betreiben. Auch dazu wurde im Anschluss ein Conbericht ver­fasst, der umgehend die Öffentlichkeit erreichte.

Ansonsten habe ich neben zahllosen Blogartikeln, Rezensions-Blogs und Rezensionen natürlich auch weiter an der Digitalisie­rung des OSM gearbeitet. Dabei wurde bisher OSM-Band 2191 erreicht, sodass der nächste „Hunderter“ in greifbare Nähe ge­rückt ist. Beim aktuellen Schreibtempo würde ich schätzen, dass er im Juli 2023 vermutlich fertig gestellt sein wird. Vermut­lich wird das früher passieren, wenn ich mein aktuelles Schreib­tempo anschaue.

Ich bleibe gleich mal bei den Blogartikeln: Der Horizont der Wo­chen-Blogs, die sonntags auf der Website www.oki-stanwer.de veröffentlicht werden, hat – mit Lücken – inzwischen die Num­mer 540 erreicht. Das bedeutet, dieser Artikel wird am 10. De­zember 2023 veröffentlicht werden … ja, ich arbeite ordentlich voraus, das kann man wohl nicht anders sehen.

Der Rezensions-Blog, der mittwochs hochgeladen wird, hat in­zwischen auch schon die Ausgabe 426 erreicht. Das ist der Bei­trag, der am 18. Oktober veröffentlicht wird. Hierbei sind aller­dings keine Lücken zu vermelden, die schreibe ich stetig mit ei­ner Frequenz von 4-5 Beiträgen pro Monat weiter. Die Planung reicht schon recht weit ins Jahr 2024 hinein (Blogartikel 445, ich überlasse es eurer kalendarischen Findigkeit, zu ermitteln, wann der wohl erscheinen wird).

Wie ich oben schon sagte, wird mir hier so schnell der Nach­schub nicht ausgehen. Allein in den Monaten Januar bis April 2023 sind schon 25 neue Rezensionen entstanden, das spricht wohl für sich.

Eine wirklich phantastische und unvorhersehbare Entwicklung hat mich dann ab dem 18. April 2023 völlig überrumpelt. Sozu­sagen als Resultat meiner Digitalisierungsarbeiten am KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ und des KONFLIKTS 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ sowie der Weiterberichterstattung im Rahmen der Close Up-Blogartikel tauchte auf wunderbare Weise ein bisher unerschlossenes Universum des Oki Stanwer Mythos (OSM) aus den Nebeln meines Unterbewusstseins auf.

An dem Tag schrieb ich den ersten Band der neuen Serie „Oki Stanwer – Verteidiger von Demor“ (VvD) mit dem Eigentitel „Die Monumentsucherin“. Und diese Episode des neuen KONFLIKTS 11 schrieb sich wirklich in einem Rutsch herunter. Ich berichte darüber im Detail im Blogartikel 539, der für euch noch ein paar Monate in der Zukunft liegt. Aber ich deute jetzt schon mal an: Zum aktuellen Zeitpunkt (29. April) sind die ers­ten 4 Episoden fertig geschrieben, außerdem textlich beinahe die gesamte Episode 9, und es juckt mich sehr in den Fingern die Episoden 5 und 10 zu verfassen.

Beizeiten lernt ihr hier faszinierende Wesen wie die mausgestal­tigen Crellys kennen, einen Protagonisten, der euch auch in den E-Books der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ über den Weg laufen wird (hier in KONFLIKT 11 erzähle ich die Vorge­schichte dieses Charakters, den ich schon seit etwa 1989 ken­ne), und ihr erfahrt eine Menge über die Genese der Dämonen­waffen und Dämonentore von TOTAM … da habe ich in diesem Monat April 2023 wirklich so manch einen bemerkenswerten Aha-Moment erlebt, und das wird sich augenscheinlich noch munter fortsetzen. Ich staune immer wieder über die Entdeckungen, die ich in zum Teil jahrzehntealten OSM-Episoden machen kann.

Tatsache ist, dass ich schon sehr lange nicht mehr so schnell und so intensiv in eine OSM-Ebene eingetaucht bin, die gerade zu knospen und sich zu entwickeln begann. Da bin ich wahnsin­nig neugierig, wie sich das im Laufe des aktuellen Jahres noch entwickeln wird. Ich habe große Pläne mit dieser Serie.

Kommen wir zum Abschluss noch zu den beiden oben erwähn­ten Nachträgen, um die heutige Berichterstattung abzurunden:

Nachtrag 1: Das Gespräch mit dem Leiter des hiesigen Stadt­archivs verlief im April 2023 erwartungsgemäß ernüchternd. Ich hatte das vorab schon vermutet, darum hielt sich meine Enttäu­schung in Grenzen. Mir wurde bezüglich der „Stabsstellen“-Lö­sung klar aufgezeigt, dass die Erhaltung von Autorennachläs­sen, zumal dann, wenn sie keinen direkten städtischen Bezug besitzen, keine originäre Aufgabe eines Stadtarchivs darstellt, sondern eine ausdrückliche Zusatzaufgabe. Die Beantragung von zusätzlichen Finanzmitteln für diese Aufgabe wäre aber lo­gisch kaum begründbar. Mir wurde signalisiert, dass andere kommunale bzw. Landesarchive wohl ganz dieselbe Antwort ge­ben würden.

Damit ist, muss man klar sagen, die regionale Lösung, die in vielerlei Weise die einfachere gewesen wäre, wohl gestorben und wird nun nur noch insofern weiterverfolgt, als regionale Stif­tungen kontaktiert werden sollen, um vielleicht dennoch Förder­gelder einwerben zu können. Ansonsten sieht es sehr danach aus, als wenn es erforderlich sein wird, einen Verein zu gründen, um dem Anliegen mehr Nachdruck zu verleihen.

Nachtrag 2: Leipziger Buchmesse … also, das war ein echter Massenauftrieb von Menschen für mich. Völlig überwältigend im positiven Sinne. Es waren sicherlich mehrere tausend Besucher zugegen, die die rund 2000 Stände der Aussteller „belagerten“, und das Gedränge in den Gängen war bisweilen klaustropho­bisch.

Man muss natürlich berücksichtigen, dass ich nach mehreren Jahren pandemiebedingter Abstinenz von Massenveranstaltun­gen so etwas in keiner Weise mehr gewohnt war. Also fühlte ich mich – wir kamen mit dem Bus etwa gegen 11.30 Uhr an, Abrei­se war dann um 18 Uhr – schon gegen 13 Uhr so visuell über­sättigt, dass ich mir am liebsten ein ruhiges Eckchen zum Zu­rückziehen gesucht hätte. Ging natürlich nicht, ich war mit Ste­fan Cernohuby in Halle 3 am PAN-Stand zum Gespräch verabre­det. Dass ich dort dann auch den Inhaber des Bedey-Verlages und den Chefredakteur des Magazins „Geek!“ treffen sollte, konnte ich natürlich nicht wissen. Zwei Personen übrigens, die von der Projektidee auch sehr angetan waren.

Eher ungeplant traf ich auch auf den Verleger Torsten Low, den ich schon auf dem Buchmesse-Con im vergangenen Oktober ge­troffen hatte, mit dem ich ein längeres Gespräch führen konnte. Ein weiteres Besuchsziel war der Stand des Selfpublisher-Ver­bandes in Halle 5, die nun ebenfalls genauer über das Projekt informiert sind, hier werde ich in der nächsten Zeit den Kontakt intensivieren. Denn natürlich sind auch Selfpublisher vom Pro­blem betroffen, wohin mit ihren Nachlässen? Ich hoffe, hier als­bald ebenfalls ein kritisches Bewusstsein für das Thema wecken zu können.

Es blieben auch kritische Stimmen in den Gesprächen nicht aus, die natürlich nicht unerwartet kamen: Wie sieht es mit der Fi­nanzierung aus? Analoge Überlieferung oder digital (hier wurde eindeutig für die Hybrid-Lösung votiert, weil das Problem der ra­sant voranschreitenden technischen Entwicklung gerade im Be­reich der digitalen Medien für eine langfristige Überlieferung als problematisch erkannt wurde. Papierne Überlieferung hingegen könne, solide Lagerung vorausgesetzt, auch in mehreren hun­dert Jahren noch lesbar sein, während man bei Datenformaten dies nicht mal für die nächsten 10-20 Jahre sicher sagen könne)? Ist es überhaupt sinnvoll, ALLES aufzuheben? Ist vieles nicht rein zeitgebunden (z.B. Unterhaltungsromane) und darum nicht archivierungswürdig?

Es gab auch sehr interessante Denkanstöße. Ein Kontakt mit der Deutschen Nationalbibliothek wurde als sehr sinnvoll angese­hen. Die Frage des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz als as­sistierende Systematisierungssoftware wurde thematisiert … al­lein durch solche Neukontakte und neue Denkanstöße hat sich dieser Buchmessenbesuch unbestreitbar gelohnt. Mir fiel wäh­rend dieser Besuche auch der Gedanke einer Unterstützerliste ein, die wir unbedingt anlegen müssen. Schade, dass mir die Idee so spät kam … ich hätte hier ohne Frage jede Menge Befür­worter „sammeln“ können. Das wird also eine weitere Baustelle der nahen Zukunft sein.

Eher als Ergänzung diente dann der Besuch auch der Weiterver­breitung meiner E-Book-Flyer … eine solche Aktion war lange überfällig. Dass zumindest meine Website davon profitierte, ist deutlich wahrnehmbar gewesen, als ich wieder heimkehrte. Während die normale tägliche Zugriffszahl bei rund 500 Klicks liegt, schoss sie an diesem Abend auf über 2200 empor … ich sehe da durchaus einen direkten ursächlichen Zusammenhang.

Ach ja, und am Ende stieß ich kurz vor dem Verlassen des Ge­ländes noch mit jemandem zusammen, der sich mir nicht na­mentlich vorstellte, aber sagte, er arbeite bei Klett-Cotta, mögli­cherweise war er der Lektor, der mich mit einem „Herrn Simon“ verwechselte … daran sieht man, dass es immer faszinierende Zufallsbekanntschaften gibt, die man hier machen kann. Der Himmel mag wissen, wie viel mir entgangen sein mag. Insge­samt schätze ich, dass ich vielleicht drei- oder vierhundert Stän­de gesehen habe, und sicherlich habe ich nicht bei viel mehr als dreißig länger verweilt … aber wie oben schon gesagt: Der Input war einfach so überwältigend, dass mehr gar nicht aufzuneh­men war.

Tolles Erlebnis, die Leipziger Buchmesse! Jeder, der sich für Lite­ratur interessiert, sollte in diesen Trubel unfasslich engagierter Bücherfans wenigstens einmal eintauchen. Für Autoren ist das ohnehin ein Muss, aber auch für alle Fans, die sich „nur“ für be­stimmte Autoren oder Verlagslabels begeistern, für Mangas, Co­micverfilmungen, Animes oder Cosplay … ihr könnt euch kaum vorstellen, wie sehr es da von phantastisch kostümierten, zu­meist sehr jungen Leuten gewimmelt hat. Da war es wirklich schön, manchmal nur auf einer Bank zu sitzen und dem selbst­bewussten Flanieren der kostümierten Fans zuzuschauen.

Ich komme auf alle Fälle wieder, davon kann man ausgehen! Und wer weiß, vielleicht gelingt es mir dann, mehr Verabredun­gen zu treffen und Freunden zu begegnen. Diesmal war es nur Stefan, während ich mehrere befreundete Fandomler leider ter­minbedingt verpasste. Aber auch so habe ich meiner eigenen Einschätzung nach das Möglichste aus dem Besuch herausge­holt.

Damit möchte ich für heute zum Schluss kommen. Alles in allem ist zu konstatieren, dass meine Bilanz für den Zeitraum zwi­schen Mai 2022 und Mai 2023 zwar wieder einmal recht durch­aus recht durchwachsen aussieht … aber wie schon im letzten Maiblog angedeutet, gibt es Indizien dafür, dass es in mancher­lei Beziehung schon gewisse Lichter am Horizont gibt. Und wie ich geschildert habe, gab es in diesem Zeitraum auch echte kleine Highlights.

Schauen wir einfach mal, wie sich die Lage weiter entwickelt. Der nächste Rückblick erscheint dann dann am 31. Dezember 2023 in Form des „Silvesterblogs 2023“.

Bis dahin bleibt gesund und weiterhin treue Freunde und neu­gierige LeserInnen meiner Beiträge. Danke euch!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Siehe Nachtrag 2.

2 Siehe Nachtrag 1.

3 Bei der Gelegenheit sollte ich auf eine Komplikation hinweisen, die sich bei mir jüngst ergab, als ich mich mit dem Gedanken beschäftigte, die Langzeitprojekte vorzustellen. Dazu zählen nämlich auch einige Werke, die als Sequels zu schon abgeschlossenen un­veröffentlichten Romanprojekten zu rechnen sind. Wenn ich auf diese noch nicht abge­schlossenen Werke Bezug nehmen wollte in eigenen Langzeitprojekt-Blogartikeln, müsste ich im Grunde genommen zunächst die schon fertigen unveröffentlichten Lang­werke vorstellen.

Ich erstellte daraufhin eine entsprechende Liste, die temporal zurückreicht bis ins Jahr 1979 (!) … und durch Nachlesen eines Romanskripts aus dem Jahr 1985 wurde mir zweierlei klar: Zum einen habe ich den Inhalt der meisten dieser Werke nicht mehr prä­sent. Das ließe sich durch Nachlesen beheben und wäre das entscheidende Problem nicht. Zum zweiten aber begriff ich, dass ich all diese Werke erst noch digitalisieren muss. Die wenigsten davon haben ein ergänzendes Dateiformat. Und da wir hier von ca. 50-60 Romanen zu minimal 120 Seiten Umfang reden … ich brauche wohl nicht zu sagen, dass mit dieser ergänzenden Blogartikelrubrik so schnell noch nicht zu rechnen sein wird. Schade eigentlich, aber hier sollte ich Realist bleiben.

Liebe Freunde des OSM,

das ist vielleicht ein verrückter Monat gewesen, der August … was nicht zuletzt daran lag, dass er so ermattend heiß war. Ich weiß, ich wiederhole mich an dieser Stelle, aber es ist einfach eine empirisch nachgewiesene Tatsache, dass meine Kreativität umso mehr erlahmt, je heißer es ist. In den Tropen würde ich zu gar nichts mehr kommen, vertraut meiner Selbstdiagnose. Das war Punkt 1, der dazu führte, dass ich relativ wenig vom Fleck kam.

Punkt 2 war darin zu sehen, dass der Monat auf bizarre Weise zweigeteilt wurde (ich gehe darauf gleich näher ein). Und zum Monatsende ereignete sich dann der Convention „Perry Rhodan-Tage Braunschweig 2022“, der mich ein ganzes Wochenende so plättete, dass ich an diesen drei Tagen sage und schreibe 4 (VIER!) Seiten schrieb. Verteilt auf drei Tage, wohl verstanden. Die Norm wären 20 als Minimum gewesen, eher 30 … also, da brach ich doch sehr ein.

Dass ich in der Quintessenz dann doch 16 fertige Werke nachzu­weisen hatte, kann man fast als Wunder bezeichnen. Schaut euch das einfach mal genauer an, was ich erreichte und woran ich nur arbeitete, ohne zu einem Endresultat zu gelangen:

Blogartikel 503: Work in Progress, Part 116

(Glossar des Romans „Rhondas Aufstieg“)

(Rhondas Aufstieg – Archipel-Roman)

Anmerkung: Etwa bis zum 15. August verwandte ich ziemlich viel Zeit darauf, diesen Roman voranzutreiben, ehe mir dann die Hitze zunehmend einen Strich durch die Rechnung machte. Da es dann in meinem Arbeitszimmer einen Großteil des Tages einfach zu glühend heiß war, um zu schreiben – abends um 22 Uhr nicht selten noch 25-27 Grad warm, und die Luft draußen war immer noch heiß und nahezu windstill, sodass es keinerlei Abkühlung gab – , verwandte ich ab dem 11. August einen er­heblichen Teil auf Glossararbeiten, die ich händisch in der – viel kühleren und nach Osten hinaus liegenden Küche realisieren konnte. Dass diese Glossararbeiten sich weder in sonderlichen Schreibseitenzahlen niederschlugen noch in abgeschlossenen eigenständigen Werken, das leuchtet wohl jedem unmittelbar ein.

So gesehen war als der halbe Monat erfüllt von Rhonda-Arbei­ten, die nicht zum Abschluss kamen und sich numerisch hier nicht auswirkten.

(Das Sklavengras – Erotic Empire-Story)

Blogartikel 496: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (L)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

16Neu 26: Stern der Toten

(16Neu 27: Der schwarze Sektor)

(OSM-Wiki)

(16Neu 28: Die Entführung)

(16Neu 29: Sprung in die Feuerhölle)

(16Neu 30: Auf den Spuren der Zyw-Grynoth)

(16Neu 31: DEATH-ZHONYA)

(16Neu 32: Duell auf Artefakton)

(Glossar der Serie „Horrorwelt“)

Anmerkung: Warum hebe ich das hier explizit hervor, was ich sonst nicht tue? Die Horrorwelt-Serie – auf die übrigens allein in diesem Monat drei fertige Titel entfielen – erscheint hier norma­lerweise nur selten. Nun, ich erinnere mal an den Blogartikel 493, wo ich vor einigen Wochen (für mich, für euch liegt das Monate zurück) über mein Engagement in der Non-OSM-Serie „Horrorwelt“ schrieb. Das war schon ein Resultat meiner Glos­saraktivitäten an der Serie.

Horrorwelt“ entstand im Dezember 1983 aus einer Momentlau­ne heraus, wie viele alte Geschichten von mir, und bis 1998 er­reichte sie rund 170 Bände und füllte insgesamt 4 Aktenordner. Als ich nun weiterzuschreiben gedachte, gerieten meine Gedan­ken ins Stocken … weil ich viele Kontexte einfach nicht mehr auf dem Schirm hatte. Grund: Es existierte kein Glossar der Serie, das mir als Stütze der Erinnerung hätte dienen können. Und die Vielzahl von Protagonisten, oft genug biografisch oder regional miteinander verflochten, brachten mich darum ziem­lich ins Schleudern.

Ich vermutete daher, dass es primär positive Resultate zeitigen würde, wenn ich das Desiderat eines „Horrorwelt“-Glossars an­finge. Dies sollte dann zweifellos für mehr Durchblick und Schreibimpulse sorgen.

Nun, ich behielt Recht … in jederlei Weise. Auf diese Weise kam ich dann also jeden Tag ein Stück weit voran. Nachmittags in der Küche glossierte ich immer einen Haufen an Episoden, an­fangs bis zu 15 pro Tag, als die Episoden noch sehr kurz waren, nachher verringerte sich das auf 5-7 Episoden. Am nächsten Morgen arbeitete ich die handschriftlichen Notizen dann in das digitale Glossar ein.

Inzwischen bin ich bereits bei Band 135 angelangt, das Glossar umfasst nahezu 90 Seiten, aber das ist sicherlich längst veral­tet, bis ihr diese Zeilen lest. Die zweite Monatshälfte driftete ich also ziemlich vom OSM und vom Archipel weg und widmete mich zunehmend der „Horrorwelt“-Serie. Und ich kann jetzt schon sagen, nach wenigen neu geschriebenen Episoden – die Handlung entwickelt sich völlig anders, als ich das Ende 2021 oder Anfang 2022 noch vermutungsweise skizziert hatte. Das hat, um einen winzigen Spoiler zu gestatten, mit der Feuergöt­tin Shalaa und ihren Dienern zu tun, außerdem mit sehr, sehr eigensinnigen Geistern … die machen nicht nur die armen Le­benden in dem Chaos Wertans völlig kirre, sondern bringen mich auch oft genug reichlich ins Schleudern, und das will was heißen.

Dennoch … es macht einen Heidenspaß, das zu schreiben und parallel zur Glossaraktivität alte Themen neu gegen den Strich zu bürsten. Gleichwohl versuche ich natürlich schon, Hand­lungsfäden in den OSM-Serien zu verfolgen und Digitalisate zu kommentieren.

(13Neu 37: Das kopflose Skelett)

(13Neu 38: Der schwarze Rubin)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(13Neu 39: Blutiger Regen)

(Die Sorgen des Kommandanten – Archipel-Story)

Anmerkung: Ja, das ist eine brandneue Archipel-Geschichte. Sie wurde schlichtweg notwendig. Ich kenne das aus den Schluss­wehen des Romans „Rhondas Reifejahre“ (Ende 2009, Anfang 2010). Da gab es politisch-logische Verwicklungen, von denen das Mädchen Rhonda erst mit großer Verspätung erfuhr … ich fühlte aber die Gegenwart dieser Handlungsmuster, die sich auf die Darstellung im Roman auswirkten.

Und was tut man, wenn man merkt, dass die bisherige Erzähl­perspektive im Roman partout nicht ausreicht? Man lagert die zu erzählenden Gedanken in parallele Geschichten mit anderen Protagonisten aus, um sie dann zur Hand zu haben, wenn es daran geht, Rhonda darüber sinnbildlich „reinen Wein“ einzu­schenken.

So ging es mir also nun auch, als der Abschnitt „Verrätersom­mer“ beim Roman „Rhondas Aufstieg“ begann. Das ist so eine komplizierte politisch-verworrene Sache, und es sind viele Personen involviert, die Rhonda nie persönlich kennen gelernt hat, die aber absolut essentiell für die Handlung sind, dass ich mich entschied, einen Blick außerhalb des „Gartens der Neeli“ nähere Aufmerksamkeit zu schenken.

In diesem Fall (und das bleibt höchstwahrscheinlich nicht der einzige, weil ich schon zwei weitere Fragmente zu dem Thema begonnen habe) schaute ich in das Büro des Stadtwachen-Kom­mandanten von Asmaar-Len. Das ist bekanntlich Vaased al Coo­resh, der Vater von Carina al Cooresh, die ihrerseits die Lebens­gefährtin Panjit al Choors ist, des Eigentümers des „Gartens der Neeli“. Und sie ist zugleich die Frau, die ergänzend total ver­schossen ist in dieses geheimnisvolle, leidenschaftliche Mäd­chen namens Rhonda.

Vaased hält sich aus vielerlei wichtigen Gründen vom „Garten der Neeli“ fern, ist aber ständig um das Wohlergehen von Carina und Rhonda besorgt … und er sitzt im Zentrum des informatorischen Netzwerks von Gerüchten, geheimen Informanten und merkt zunehmend, wie sich in der Metropole Asmaar-Len eine Verschwörung zusammenbraut.

Aber wie soll er, während die ganze Welt verrückt zu werden scheint, unter den zahllosen Gerüchten, Drohbriefen, geheimen Nachrichten usw. auswählen, was davon nun substanziell ist und was nur ein verrücktes Heischen um Aufmerksamkeit oder schlichter Nonsens?

Vaased ist echt nicht zu beneiden. Und nein, natürlich erzählt er davon weder seiner Tochter noch Rhonda, er ist doch nicht ver­rückt.

Alles in allem verspricht das eine spannende Geschichte zu wer­den, die bislang nur in Ansätzen existiert. Da kommt noch eine Menge nach, das kann ich versichern. Allerdings wahrscheinlich wohl erst im weiteren Verlauf des Jahres 2023.

(Gabriela – Erotic Empire-Story)

13Neu 35: Der Glusem-Clan

13Neu 36: Ghoul-Fest

Blogartikel 493: Sonderbarkeiten in der Leichenwüste

(13Neu 40: Sortans Saat)

(Shandra – Das Stasis-Exil – Erotic Empire-Story)

Und damit war der Monat dann auch schon wieder vorüber. Ja, ich weiß, das sind nur 6 Werke statt der erwähnten 16. Die Er­klärung folgt auch auf den Fuß: Um überhaupt ein wenig vom Fleck zu kommen, konzentrierte ich mich auf zahlreiche Rezen­sions-Blogs, die hier nicht erscheinen. Und in der zweiten Mo­natshälfte wurde ich mehrheitlich von der Horrorwelt-Serie ab­sorbiert bzw. von den Vorbereitungen des Conventions, ganz zu schweigen davon, dass inzwischen mein Coaching begonnen hat und ich nun, wo es wieder etwas kühler wird, endlich die Kontakte wieder gescheit reaktivieren kann.

Wie sich der Monat September entwickelt, ist noch nicht klar zu sagen. Das werden wir dann in einem Monat an dieser Stelle ge­nauer erkennen können.

Soviel also für heute von der Kreativfront. Macht es gut, bleibt gesund und danke für eure konstante Neugierde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 401: Zen in der Kunst des Zuhörens

Posted April 25th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor gut 8 Jahren schrieb ich meinen ersten Rezensions-Blog, der am 1. April 2015 unter dem Titel „Zen in der Kunst des Schreibens“ ein Ratgeberbuch von Ray Bradbury vorstellte. Es ist schon ein wenig kurios, dass ich das Buch von Rebecca Shafir, das ich erst kurz zuvor gelesen hatte, dann so lange aus dem Blick verlor … aber das zeigt eigentlich nur, wie viele Blogartikel bzw. Rezensionsbücher ich hier noch „vorrätig“ habe. Ich arbeite diese Werke ja nicht der Reihenfolge nach ab, in der sie gelesen und rezensiert wurden, sondern das wird schon thematisch ordentlich durchmischt. Hieran sieht man das mal wieder recht augenfällig.

Das Shafir-Buch ist wie das von Bradbury eines, das ich immer wieder gern zur Hand nehme und in dem ich nach wie vor blät­tere und lese. Außerdem zählt es zu den paar Dutzend Werken, die ich den Mitmenschen gern ans Herz legen möchte, selbst wenn sie sonst nicht so buch-affin sein mögen.

Es geht, wie in der Rezension anno 2004 dargestellt, um sozia­les Verhalten im weitesten Sinn, das sich auf alle Felder unserer Lebensführung ausdehnt und quasi universell anwendbar ist. Sei es, dass Beziehungen zerbrechen, der Brotjob sich auf ein­mal als Stressfaktor Nummer Eins entpuppt, die Familie euch nicht in Frieden lässt oder sich hartnäckige Missverständnisse im Freundeskreis breit machen und scheinbar unmöglich aus­räumen lassen.

Vielleicht ist das meiste davon schlicht eine Kommunikationsfra­ge. Und man muss sich selbst und andere davon einfach über­zeugen, besser zuzuhören, um das Entstehen von Misshelligkei­ten zu verringern.

Schaut euch das also mal genauer an, was ich damals schrieb:

Zen in der Kunst des Zuhörens

Verstehen und verstanden werden

(OT: Zen of Listening. Mindful communication in the age of dis­truction)

von Rebecca Z. Shafir

Ariston-Verlag, 2001

304 Seiten, PB

ISBN 3-7205-2207-5

Übersetzung von Ursula Bischoff

Zen … eine Lehre der Meditation, die im 13. Jahrhundert nach Japan gelangte, japanisches Gepräge annahm und das Geistes­leben der Japaner entscheidend beeinflusste. Für die Z.-Sekten sind Gebet, Kult und das Studium der heiligen Schriften von minderer Bedeutung. Wesentlich ist die Übung der Kontemplati­on, die zu mystischer Versenkung und intuitiver Erleuchtung führt …“

So spricht das Lexikon beim Stichwort Zen-Buddhismus. Also eine fernostasiatische Lehre der Selbstversenkung und, wenn man so will, des Ausklinkens aus der Wirklichkeit. Hat dies nun mehr mit Freizeit zu tun oder mit dem harten Berufsalltag in Deutschland oder Amerika? Letzteres lässt sich irgendwie schwer fassen, nicht zuletzt deshalb muss der Titel des Buches auch zunächst stutzig machen.

Die Autorin Rebecca Z. Shafir ist Leiterin der Sektion Sprach-Pa­thologie an der Lahey Clinic in Burlington in den USA, die unter anderem auch als Stimmberaterin für Medienmitarbeiter, Mana­ger und Politiker arbeitet. Außerdem bietet sie seit Jahren Work­shops und Lesungen über Zen und Zuhören an. Und sie hat die­ses Buch aus einem tiefen Verlangen heraus geschrieben, ihren Mitmenschen zu helfen, das merkt man immer wieder, wenn man aufmerksam liest.

Ihr Ansatzpunkt, Zen, die Kunst des Zuhörens und unser Alltags- und Berufsleben miteinander zu verkoppeln, ist ganz simpel, so einfach vielleicht, dass man von selbst nicht darauf kommt: „Aufmerksames Zuhören ist nicht nur im Verhältnis Arzt-Patient, sondern in jedem erfolgreichen Unternehmen wesentlich, und zwar seitens aller Beteiligten. In sämtlichen Branchen und be­sonders in den häuslichen vier Wänden ist eine effektive Kom­munikation die beste Medizin, Konflikte beizulegen und gut mit anderen auszukommen.“

Sacken lassen.

So, verinnerlicht? Dann weiter: „Wenn das Selbstwertgefühl lan­ge Zeit im Argen liegt, sind Leistungsdefizite am Arbeitsplatz und zerrüttete Familienverhältnisse die Folge, während die Un­fähigkeit, aufmerksam zuzuhören, an die nächste Generation weitergegeben wird.“

Fühlt sich irgendwer von den Lesern angesprochen? Gut so.

Genießt einen kleinen, von Shafir eingestreuten Bonmot, den man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen kann. Er kommt von Henry David Thoreau, dem Autor von „Walden Pond“, und er meinte im 19. Jahrhundert: „Das größte Kompli­ment habe ich erhalten, als mich jemand nach meiner Meinung gefragt und aufmerksam zugehört hat.“

Nicht wahr, das ist selten? Beiläufig zuhören, das ist in Zeiten der ständigen Reizüberflutung kein Problem. Aber ebenso rasch, wie man sie gehört hat, sind auch die Informationen des Gehör­ten wieder aus dem Sinn entschwunden. Statt dann nachzufra­gen (meistens ist dem Zuhörer so etwas peinlich – man müsste damit ja eingestehen, nicht gut genug gelauscht zu haben), wird häufig mühsam im Geiste rekonstruiert, was gesagt wurde. Dadurch tritt eine Meinung an die Stelle der Wahrheit. Und wie schrieb schon der römische Philosoph Epiktet vor fast 2000 Jah­ren? „Der Mensch erregt sich nicht durch eine Angelegenheit, sondern durch seine Meinung über eine Angelegenheit (Hervor­hebung UL).“

Dies erlebt man alltäglich, wenn man mit anderen Personen über Dinge diskutiert, die man selbst nicht erlebt hat, sondern jetzt nur aus zweiter Hand hört. Die Empörung ist da schnell un­sichtbarer Gast, und in ihrem Gefolge wandeln Missverständnis, Zorn und Erbitterung. Meistens völlig zu Unrecht. Weil man nicht richtig und konsequent zuhört. Weil man es nicht gelernt hat. Weil der innere Monolog das Zuhören blockiert.

Rebecca Shafir merkte eines Tages während ihrer medizinischen Tätigkeit, dass sie enormen Stress am Arbeitsplatz empfand, dass die Leute, die sie beriet, irgendwie mit ihrer Betreuung nicht zufrieden waren, aber nicht zu sagen verstanden, weshalb nicht. Infolgedessen fühlte sich die Autorin ausgebrannt, über­fordert, irgendwie als Versagerin. Der Stress am Arbeitsplatz nahm zu, die Frustration trug sie mit in die Familie … erst spät entsann sie sich eines Hinweises ihres Lieblingsprofessors am College, der einst gesagt hatte: „Wenn Sie nicht in Erfahrung bringen, wer der Patient ist (biografischer Hintergrund, Erwar­tungshaltungen usw.), können Sie ihn weder verstehen noch da­mit rechnen, dass er Ihrem Rat vertraut.“

Man muss also die Warum-Frage stellen. Warum benimmt sich mein Kunde so? Warum ist mein Gegenüber unzufrieden? War­um ist das Vorstellungsgespräch gescheitert? Und so weiter. Am besten sollte man sich diese Warum-Fragen im Vorfeld stellen, um Misserfolge zu vermeiden.

Schließlich fand Shafir Zugang zu Zen-Kursen, begann mit Atemmeditationen, um selbst ruhiger zu werden, und sie arbei­tete sich geduldig durch Ratgeberliteratur. Und irgendwann wirkte sich das auf ihre Arbeit aus: Menschen kamen und gin­gen hoch befriedigt wieder, obgleich Shafir ihnen kaum etwas Substantielles sagen konnte. Was hatte sich geändert?

Sie hatte ihnen intensiv und mit voller Aufmerksamkeit zuge­hört, sich „in den Film des Gegenüber eingeblendet“. Und die Patienten spürten das. Sie öffneten ihre Herzen und Seelen und sprachen all das aus, was sie sonst niemandem anvertrauen konnten, weil in der Familie, in der Partnerschaft oder im Betrieb stets nur Leerfloskeln kamen, die unterschwellig signalisierten: Ich bin nicht an deinen Problemen interessiert. Ich habe selbst genug davon. Lass mich doch in Frieden und rede nur über die jetzt gerade für die Arbeit notwendigen Dinge. Punkt.

Viele Menschen reagieren so, achtet mal darauf. Wenn man erst einmal die Augen dafür geöffnet bekommen hat, sieht man vie­le Dinge und viele Menschen aus ganz anderen Blickwinkeln. Aufmerksames Zuhören, lernte Rebecca Shafir auf diese Weise, ist ein rares Gut in dieser Welt, und sein Wert ist arg unter­schätzt.

Sie begann sich zu fragen, woran das wohl liegen könnte und suchte nach Ratgeberliteratur für diese spezielle Frage. Mit zu­nehmender Verwirrung stellte sie fest, dass es so gut wie nichts dazu gab. Zuhören, so resümierte sie (auch in diesem Buch), schien allgemein für eine Fähigkeit gehalten zu werden, die man im Kindesalter erlernte und danach quasi nicht mehr zu schulen brauchte. Aber sie erkannte ebenso, dass das ein Irrtum war.

Im Kindesalter erlernt der Mensch insbesondere gewisse innere Barrieren und Automatismen. Durch falsche Kommunikations­strategien werden Kinder durch Gleichaltrige, besonders aber durch Eltern und Lehrer so trainiert, dass sie die falsche (selekti­ve) Art des Zuhörens lernen.

Dabei wird zusammen mit dem Zuhören auch eine falsche Form des Selbstwertgefühls „programmiert“. Man hat instinktiv Angst vor den Werturteilen der anderen, man empfindet sich als Ver­sager, wenn jemand feststellt, dass man nicht zugehört hat, man fühlt sich blamiert, das Selbstwertgefühl erleidet dabei ständigen Schaden. Die Bereitschaft, offen zu reden und sich nicht hinter Halbwahrheiten oder Lügen zu verschanzen, nimmt dramatisch ab. Wenn jeder so reagiert, so sagt sich das Unter­bewusstsein, warum soll man selbst dann offen und ehrlich sein? Das sei doch nur von Nachteil.

Auf diese Weise schafft man aber durch fortgesetzte Unehrlich­keit sich selbst und der Welt gegenüber ein endemisches Stress­potential und einen unnötigen Erfolgsdruck, der in persönlichen Krisen katastrophale Ergebnisse zeitigen kann. Das kann bis zum Selbstmord führen.

Konsequent entwickelt Shafir darum in diesem Buch in 12 Kapi­teln eine Strategie, diese frühe mentale Programmierung lang­sam zu verändern und dadurch mehr Lebensqualität zu gewin­nen.

Im ersten Kapitel erläutert sie die mentalen Voraussetzungen für gutes Zuhören, dann lässt sie den Leser testen, wie gut er zuhören kann (hier kann man gut erschrecken!), definiert „die hohen Mauern des Missverständnisses“ und taucht dann ein in Gespräche und Diskussionen, bei denen man sich wirklich manchmal „im falschen Film“ wähnt. Fast sechzig Seiten lang beschreibt die Autorin, wie man „sich selbst zuhört“. Man lernt eine Menge über seinen eigenen intuitiven Reaktionsstil und seine Vor- und Nachteile (glaubt mir, die Nachteile überwiegen meistens, eigene Diagnose!).

Dann geht es ans Eingemachte: Unter Stress zuhören, bei Strei­tigkeiten die Ruhe bewahren, Panikattacken auslösende Mee­tings und Vorträge überstehen … alles durchaus nicht unmög­lich, wenn man die Sache recht gründlich vorher durchdenkt, Shafirs Ratschläge beherzigt, vielleicht Meditationsübungen durchführt und sich klarmacht, wer das Gegenüber ist und wie er oder sie „tickt“, welche Erwartungshaltung man annehmen muss, um Erfolg im Gespräch zu haben.

Dabei ist intensives, gutes Zuhören keine One-Man-Show. Es geht hier nicht um Aufwertung des eigenen Egos, das ist allen­falls ein nützlicher Nebeneffekt. Shafir erklärt auch gut, wie man anderen helfen kann, aufmerksam zuzuhören. Sie geht auf empirisch belegte, medizinische Befunde ein, wie achtsames Zuhören die Gesundheit, sowohl die physische wie die psychi­sche, verbessert. Und gegen Ende hat sie noch mal einen richti­gen Hammer parat, den ich auch aus eigenem Erleben der letz­ten Jahre bestätigen kann. Es geht um die zunehmende Diskus­sion via Internet.

Viele Menschen glauben ja ernstlich, die Kommunikation via E-Mail und das Aufhalten in Chatrooms würde eine angemessene Synthetisierung normaler brieflicher, telefonischer oder persön­licher Interaktion sein. Das ist ein Irrtum, Leute. Verabschiedet euch davon. Schaut euch das mal an:

Nach einem anstrengenden Arbeitstag glauben Sie vielleicht, dass es Ihrer Gesundheit förderlich ist, sich abends in den eige­nen vier Wänden einzuigeln, um endlich Ruhe zu haben. Sind Sie sicher?

1998 untersuchten Wissenschaftler der Carnegie Mellon Uni­versity die psychosozialen Auswirkungen des Internet-Surfens in Privathaushalten. 169 Internet-Benutzer füllten einen Frage­bogen aus, der Aufschluss über ihre psychologische Gesundheit und das Ausmaß ihrer Depression und Einsamkeit gab.

Man könnte meinen, dass Internet-Benutzer glücklicher sind als andere, weil sie via Chat-Ecken, MBS (Mailbox-Systeme) und E-Mail kommunizieren. Doch die Forscher stellten fest, dass sozia­le und psychologische Aspekte dabei zu kurz kamen. Sie stell­ten die Hypothese auf, dass Cyberspace-Beziehungen nicht die gleiche psychologische Unterstützung und Zufriedenheit bieten wie Kontakte im wirklichen Leben. Professor Robert Kraut erklär­te: ‚Wir gehen davon aus, dass man häufiger oberflächliche Be­ziehungen entwickelt, die in einem allgemeinen Rückgang der Sozialkontakte zu anderen Menschen resultieren.’“1

Unangenehm? Nun, die Schlussfolgerung ist sehr realistisch, aus einem Grund, den Shafir ausführlich in diesem Buch erklärt.

Kurz gefasst resümiert sie: „Dieses Medium [Internet, UL] ist in der Lage, Botschaften schnell, billig und zuverlässig zu übermit­teln. Die Frage ist, welche Botschaften. Erinnern Sie sich, dass nur sieben Prozent des Gedankeninhalts verbal übermittelt wer­den? 93 Prozent dessen, was ein Mensch zum Ausdruck brin­gen will, werden von seinem Gesprächspartner aus Gesten, Tonfall und Mimik abgeleitet. Da durch E-Mail und Chat-Geplau­der ein Großteil dieser nonverbalen Kommunikation verloren geht, programmieren wir Missverständnisse und Misstrauen in einem nie gekannten Ausmaß.

Könnte der Mangel an persönlichen Interaktionen in Echt-Zeit ein emotionales Fallout erzeugen, das unsere Lebensdauer ver­kürzt? Laufen wir Gefahr zu vergessen, wie man bedeutungsvol­le Beziehungen zu Familienangehörigen herstellt und Freund­schaften außerhalb des Internet schließt? Wäre es möglich, dass die Fähigkeit, zwischenmenschliche Kontakte herzustellen, zusehends verkümmert oder uns vollkommen abhanden kommt …? [Betonungen im Originaltext enthalten. UL]“

Unbequeme Gedanken?

Eingedenk der Diskussion um ein eskalierendes SFCBWler-Internet-Forum und dort um sich greifende Missverständnisse und allseitiges Misstrauen scheint es sehr sinnvoll zu sein, sol­che Gedanken einmal auszusprechen und auf die (vielleicht) krankhafte Verarmung der Kommunikation in diesem Milieu hin­zuweisen.2

Doch das ist eine Randweisheit in diesem sehr lesenswerten Buch. Wer es nachdenklich, langsam und eindringlich liest, wird eine Menge mehr mitbekommen von dem, was in ihm innere Barrieren aufrichtet und die Kommunikation mit der Welt behin­dert. Vieles steht hier zu lesen über Hierarchiedenken, Status­denken, Vorurteile, Meinungen statt Wissen … es lohnt sich, Shafirs Buch zu lesen und jede Menge Anstreichungen zu ma­chen. Ich behaupte, diese paar hundert Seiten gehören zum un­erlässlichen Rüstzeug für jeden, der Schwierigkeiten in der Fir­ma, im Berufsleben insgesamt, im Privatleben oder mit dem an­deren Geschlecht hat.

Hm, klingt nach einem allseitigen Ratgeber, was? Ein Buch, das jeder im Regal haben sollte. Schaut einfach mal nach, ob das stimmt. Es ist in jedem Fall gut investiertes Geld.

© 2004 by Uwe Lammers

Ja, ein denkwürdiges Buch, wahrhaftig. Ersetzt im Extremfall eine ganze Bibliothek psychologischer Ratgeber, wenn man vie­les von dem, was darin steht, beherzigt. Ich sagte ja, ein wichti­ges Werk – in der kommenden Woche kommen wir zu etwas, das ich zwar auch rezensierte, von dem ich aber inzwischen nicht mehr so überzeugt bin.

Lasst euch mal überraschen, wovon ich dann rede.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Auch wenn mir persönlich die Datenerhebungsgrundlage von 169 Menschen viel zu gering ist, scheint die Tendenz dieser Auswertung doch schon beunruhigend genug zu sein, um ein wenig genauer darüber nachzudenken.

2 Anmerkung von 2022: Dies bezieht sich auf die Entstehungszeit der Rezension und den Science Fiction-Club Baden-Württemberg (SFCBW), in dem damals eine durchaus krisenhafte kommunikative Stimmung gab.

Blogartikel 507: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 2

Posted April 23rd, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist jetzt vier Monate her, dass ich an dieser Stelle den ersten Auftakt wagte, über jenes Projekt zu sprechen, das derzeit einen guten Teil meiner Lebenszeit einnimmt und, so optimistisch wage ich das zu formulieren, hoffentlich beizeiten langfristig dazu beitragen wird, mich aus dem Bezug des „Bürgergeldes“ zu befreien und zugleich ein drängendes Problem zu verringern.

Dass Autoren sterben, ist ein Faktum, das wir nicht aus der Welt schaffen können (es gibt nun mal keine Zellaktivatoren, nicht wahr?). Dass sie bisweilen völlig unerwartet und vor der Zeit versterben, ist ebenfalls nicht auszuschließen. Ich muss da nur an meinen alten Brieffreund und Autor Malte Schulz-Sembten denken, der von uns ging, als er gerade 50 Jahre alt geworden war. Ich denke, wir sind uns einig, dass das eigentlich ein Le­bensalter ist, in dem man noch nicht abtreten sollte.

Ich selbst bin zum Zeitpunkt, wenn dieser Blogartikel erscheint, (noch) 56 Lenze alt, gehe aber schon solide auf den 57. Ge­burtstag zu. Dabei blicke ich auf über 40 Jahre recht reger Auto­rentätigkeit zurück, deren Resultate ganze Regalwände bei mir füllen (und die Korrespondenz aus diesen Jahren füllt weitere Ar­chivkartons bei mir. Glaubt mir, in 40 Schreibjahren kommen viele Briefe und Mails zusammen!).

Das meiste meiner Werke ist noch nicht veröffentlicht, und dazu zählen viele Romane mit mehr als hundert Seiten Umfang, man­che mit mehreren tausend Textseiten. Das umfangreichste E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ (2018 er­schienen) ist mit seinen gut 500 Seiten nur ein kleiner Vorge­schmack all dessen, was hier noch an ungehobenen Schätzen schlummert.

Als ich im Frühjahr 2022 in der „Jobfabrik“ meinem dortigen Ar­beitsberater klarmachte, dass ich intendierte, neben der regulä­ren Jobsuche im Internet und dem Stellenangebot des ARBEITS­MARKTES ein Netzwerk aufzubauen, um die Möglichkeit auszulo­ten, ein Autoren-Nachlassarchiv aufzubauen, stieß ich auf faszi­nierte Zustimmung. Ihm war sofort klar, dass ich mit unglaubli­cher Energie und enormem Engagement dieses Ziel verfolgen würde. Es stand ebenfalls für uns beide Folgendes fest: Schnelle Erfolge waren hier kaum zu erwarten. Die Widerstände würden enorm sein. Und das Projekt musste unabweislich auf lange Sicht angelegt sein.

Damit war es klar antizyklisch. In der Jobsphäre, in der ich tradi­tionell unterwegs bin, dominiert seit über 20 Jahren eine be-dauerliche Kurzatmigkeit. Das bedeutet: Jobs und Projektstellen an Universitäten und in Archiven (meine traditionellen Arbeitgeber, da ich ein Neuzeithistoriker mit jahrelanger Archiverfahrung bin) sind kurzfristig getaktet. Selbst dann, wenn man mal eine solche Projektstelle erhaschen kann, für die man sich nicht selten inhaltlich ordentlich verbiegen muss, ist es quasi unmöglich, länger als 3 Jahre auf einer Stelle zu verweilen. Üblicherweise werden solche Projektstellen nach diesen drei Jahren wieder eingestampft, und man steht wieder am Anfang wie zuvor.

Auf diese Weise lässt sich keine langfristige ökonomische Si­cherheit erlangen. Da ich das alles jetzt schon 20 Jahre lang mitmache und Besserung nicht in Sicht war, beschloss ich, mich zwar weiterhin auf (seltene) ausgeschriebene Stellen zu bewer­ben, aber parallel dieses Projekt zu forcieren.

Ich erhielt dafür grünes Licht. Ende März 2022 legte ich schon los, vor dem eigentlichen Zustimmungsgespräch in der Jobfa­brik. Schauen wir uns mal die ersten Schritte an, die ich unter­nahm.

Wer mich länger kennt, wird im Fandom zweifellos schon mal ir­gendwann über meinen Namen gestolpert sein. Sei es auf der Perry Rhodan-Leserkontaktseite, sei es in den ANDROMEDA NACHRICHTEN, über meine E-Books, durch Publikationen des Terranischen Clubs Eden (TCE), des Science Fiction-Clubs Universum (SFCU) oder das monatliche Fanzine „Baden-Würt­temberg Aktuell“ (BWA) des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW). Seit jüngstem kann man mich auch auf der Homepage des SFC Black Hole Galaxie entdecken. Oder eben hier auf meiner Webseite www.oki-stanwer.de. Aber gebt nur meinen Namen im Netz ein … ihr werdet noch ganz andere Stellen entdecken. Das Obige ist nur die Spitze des Bekanntheits-Eisbergs.

Ich bin eben, seit ich 1982 ins bundesdeutsche Phantastik-Fan­dom aufgebrochen bin und konstant publiziert habe, schon sehr weit herumgekommen (ich habe im BWA mal vor längerer Zeit eine mehrteilige Artikelreihe über meine ersten 25 Fandom-Jah­re veröffentlicht, vielleicht bekommt die beizeiten mal ein Up­date, who knows?).

Das heißt, in der SF-Community bin ich – jenseits der sozialen Medien – relativ gut bekannt und vernetzt und habe eine Menge Kontakte. Außerdem wurde ich während einer Archivbeschäfti­gung vor vielen Jahren Mitglied im Verband deutscher Archi­varinnen und Archivare (VdA). Leider vom Alter her zu spät, um auf traditionellem Weg Archivar werden zu können … aber als Seiteneinsteiger ist das immer wieder denkbar (wenn auch, leider, meist auf Projektbasis und befristet).

Ich recherchierte also am 31. März 2022 zunächst die Phantas­tische Bibliothek Wetzlar und forschte mit einer allgemeinen Recherche nach Nachlassarchiven phantastischer Provenienz. Wetzlar war dabei allerdings so unklar in den Informationen, dass ich spürte: Hier muss ich direkt nachhaken. Ich setzte den Punkt auf meine Agenda. Die andere Recherche blieb weitge­hend erfolglos – ganz wie ich befürchtet hatte. Schon hier be­fürchtete ich, dass das Thema des Nachlasses sterbender deut­scher Phantasten irgendwie nicht auf der Agenda stand. Ich soll­te darin nachhaltig bestärkt werden.

Am 1. April – und nein, das war kein Aprilscherz und wurde glü­cklicherweise auch nicht als solcher aufgefasst – kontaktierte ich den VdA direkt und erkundigte mich explizit nach Autoren-Nachlassarchiven. Parallel dazu aktivierte ich mein Netzwerk und schrieb den Braunschweiger Verein KreativRegion e.V. an. Zur näheren Erläuterung: Dies ist ein Dachverband für die Kreativbranchen Braunschweigs (dazu zählen z.B. Theater, Ar­chitektur, Design, Buchmarkt, Kreatives Handwerk, Software usw.). Ich bin hier seit Jahren ehrenamtlich aktiv und engagiere mich – aus nahe liegenden Gründen – besonders für den Be­reich Buchmarkt. Seit 2022 gibt es auch im monatlichen News­letter der KreativRegion eine Literaturkolumne von mir, in der Rezensionen oder Kurzgeschichten von mir veröffentlicht wer­den.

Im Vergleich zu meinem sonstigen Veröffentlichungsportfolio fal­len diese maximal 12 Veröffentlichungen kaum ins Gewicht, das stimmt. Aber sie erschließen nach und nach neue Leserkreise, und deshalb haben sie ihren Wert und verlangen sorgfältige Aufmerksamkeit.

Hier wollte ich nun also von den Verantwortlichen im Vorstand wissen, ob ihnen zu dem Thema Autoren-Nachlassarchiv schon etwas untergekommen sei oder ob sie Ansprechpartner wüss­ten, mit denen ich Kontakt aufnehmen könnte. Denn mir war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass die Aufgabe, die ich hier begonnen hatte, nicht von einer einzigen Person, d.h. mir, zu schultern sein würde.

Ich würde ein Team brauchen.

Aber bis dieser Gedanke reifte, sollte noch einiges an Zeit ver­gehen.

Am 4. April recherchierte ich bei der Archivschule Marburg, die mir ein weiterer sinnvoller Ort dafür zu sein schien. Am glei­chen Tag grub ich mich auf der Suche nach Nachlassarchiven durch das Archiv-Portal Arcinsys, das ich bei meinen archivi­schen Beschäftigungen kennen gelernt hatte.

Die Resultate waren, vorsichtig gesprochen, ernüchternd. Und das befeuerte meine Befürchtungen natürlich umso mehr.

Daraufhin schrieb ich am 5. April direkt die Archivschule Mar­burg an und flankierte das mit einem Schreiben an die Phantas­tische Bibliothek in Wetzlar.

Es ist vielleicht wichtig, an dieser Stelle einzuflechten, dass wir uns immer noch in den Ausläufern der Corona-Pandemie befan­den. Sie hatte seit Ende 2020 beim Verein KreativRegion e.V. sehr viel Schaden angerichtet, wie generell bei den Kreativbran­chen, als deren Dachverband und Interessenvertretung sich die KreativRegion verstand. Die früher monatlich regelmäßig statt­findenden Präsenztreffen und diverse Formate wie der „Frühe Vogel“ (ein kreatives Frühstück) oder die „DenkBar“ (ein Abendformat) hatten sich genauso wie das so genannte „11hoch11“-Format, bei dem in loser Folge sich jeweils eine kreative Branche an einem wechselnden kreativen Ort in Braun­schweig vorstellte, quasi aufgelöst.

Dass das dann eine Führungskrise im Verein zur Folge hatte, entdeckte ich erst mit Verspätung im Herbst 2022 … da das durchaus für das, was ich hier berichte, einige Relevanz besitzt, sei es hier schon mal vorsorglich angesprochen.

Diese weitgehende Inaktivität des Vereins, was Präsenzformate angeht, ist deshalb wichtig, weil ich am 6. April 2022 an einem solchen Präsenzformat teilnahm. Dort ging es primär um die Hil­fe für die in Braunschweig eingetroffenen Flüchtlinge aus der Ukraine. Vergessen wir nicht, dass seit dem 24. Februar russi­sche Truppen diesen Staat überfallen haben und seither die Zi­vilbevölkerung terrorisieren. Ein Ende dieses völkerrechtswidri­gen Terrors ist leider noch nicht absehbar. Um das Leid der Flüchtlinge auf kulturellem Gebiet zu lindern, wurde diese Ver­anstaltung organisiert.

Auf den ersten Blick hat dieser Event nichts mit meinem Projekt zu tun … aber es geht um Netzwerkbildung. Das sehr gut be­suchte Event ist aber aus genau diesem Grund wichtig: Ich traf hier einen Braunschweiger Autor, den ich schon länger kannte, und wir vereinbarten einen engeren Kontakt wegen des Projekt-Fokus. Außerdem traf ich eine Abgeordnete des Bundes Bil­dender Künstler (BBK), die ich auf kreative Nachlässe an­sprach. Und eine engagierte Frau von den Grünen, die mir im Gespräch verriet, dass ihr Vater Schriftsteller sei!

Ich kann gern den Kontakt herstellen“, sagte sie mir … und das tat sie dann wenig später auch. So gesehen fühlte ich mich also durch mein engeres Netzwerk schon mal bestärkt und hatte ein paar Räder in Bewegung gesetzt.

Dass ich am selben Tag dann auch noch Antwort von der Ar­chivschule Marburg erhielt, fand ich ebenfalls hilfreich. Hier hieß es zwar, dass derartige Institutionen, wie sie mir vorschwebten, nicht bekannt seien, aber es wurde mir der Tipp gegeben, ich solle mir doch mal die „Künstlerdatenbank und das Nach­lassarchiv Niedersachsen“ anschauen. Das war ein 2019 von der niedersächsischen Landesregierung ins Leben gerufenes Projekt, das in Hannover angesiedelt war.

Ihr seht, ich ging da gleich recht vielseitig und auf unterschied­lichsten Ebenen das Thema an. Zunächst war allerdings alles noch relativ amorph, es mangelte an klaren Aussagen, auch re­gional und überregional, thematisch und generalistisch waren noch nicht getrennt. Und mir sollten einige Überraschungen be­vorstehen in den nächsten Tagen des Monats April 2022. Davon erzähle ich in der dritten Artikelfolge, die euch diesmal schon im Blogartikel 514, also in sieben Wochen, erwarten wird.

Soviel sei für heute verraten. Bald gibt es mehr Infos – immer neugierig bleiben, Freunde!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.