Rezensions-Blog 429: Selkirks Insel

Posted November 7th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich hatte schon lange bevor ich 2006 auf dieses Buch stieß, eine unheilbare Infektion erlitten, die bis heute andauert – sie ist unter Historikern weit verbreitet und kann unter dem Label „Archivitis“ einsortiert werden. Archivfieber. Gemeint ist damit eine unstillbare Neugierde, in einem Archiv zu sein, sei es als Nutzer oder als Mitarbeiter, geheimnisvolle Kartons mit nicht selten un­sortiertem Inhalt zu öffnen und sich in alten Dokumenten in die rätselhaften Tiefen der Vergangenheit entführen zu lassen.

Nein, ich gestehe, diesem Sirenenruf kann ich mich nicht entzie­hen und habe es auch überhaupt nicht vor. Mehr noch: Jedes historische Buch, das von Archivitis-Süchtigen gleich mir ver­fasst worden ist, das also auf breiter Kenntnis der meist jahr­hundertealten Originaldokumente entstanden ist, saugt mich fast ebenso gut in die Vergangenheit hinein wie es ein Archiv­karton mit unkartiertem Inhalt vermag.

Und deshalb kenne ich dieses rätselhafte Knirschen von Lösch­sand, das Souhami an einer Stelle kundig erwähnt, das man in alten Dokumenten aus dem 17. oder 18. Jahrhundert immer wieder findet, nicht nur im Public Record Office in London (in Kew, um exakt zu sein, wie ich inzwischen weiß).

Noch mehr hat mir am vorliegenden Buch allerdings gefallen, dass die Autorin (die für das Buch immerhin 2001 den Preis für „die beste Biografie“ einheimsen konnte, was ich für ausgespro­chen angemessen halte) der gefährlichen Klippe entging, eine Schmalspurdarstellung zu verfassen. Diese Gefahr besteht im­mer, sie ist oftmals eine klare Folge zu enger Zeithorizonte beim Abfassen eines Buches. Diana Souhami bemüht sich stattdes­sen, ein Kontinuum darzustellen und die Biografie Alexander Selkirks, des historischen Vorbilds für Daniel Defoes Abenteurer Robinson Crusoe, in ihren zeithistorischen Kontext einzubetten.

Das klingt langweilig? Freunde, entschuldigt, aber ihr habt ja keine Ahnung! Wer heutzutage „Geschichtsunterricht“ aus ab­schreckender schulischer Erinnerung an schlechte Pädagogen immer noch mit „Auswendiglernen von Geschichtszahlen“ ver­bindet, hat ohne Frage die letzten 25 Jahre Schulentwicklung verschlafen. Heutzutage wird auch in der Geschichtsdidaktik schon seit langem vernetzt gedacht, man lernt einfach ange­messener, wenn man komplexe Sachverhalte und Kausalitäts­beziehungen erlernt … Geschichtszahlen sind als Orientierungs­marken natürlich immer noch wichtig, aber stumpfsinniges Aus­wendiglernen solcher Zahlen ist ebenso nutzlos und abstrus, als wenn man glaubte, jemand, der alle Zahlen von 1-1000 aus­wendig könnte, beherrschte Mathematik.

Seht ihr, das haltet ihr auch für albern. Aber bei Geschichte soll das funktionieren? Schaltet bitte euer Gehirn ein und lasst euch mal von einem wirklich gelungenen historischen Buch zeigen, was Geschichte TATSÄCHLICH bedeutet.

Neugierig geworden? Dann lest weiter:

Selkirks Insel

(OT: Selkirk’s Island)

von Diana Souhami

Goldmann, 2002

Aus dem Amerikanischen von Ditte und Giovanni Bandini

ISBN 3-442-30885-2

Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?“, lautet heute eine oft gestellte Frage in Interviews, wenn es darum geht, die geistige Tiefe des Gesprächspartners auszuloten. Nicht wenige Menschen blamieren sich dabei unsterblich. Und doch hat diese Frage einen tieferen Kern, der selten hinterfragt wird. Während es hier um eine rein hypothetische Angelegen­heit geht, war es in früheren Jahrhunderten nicht selten eine Frage von Leben und Tod, und eine Wahl gab es für den Betref­fenden nur höchst selten.

Als im Jahre 1719 der britische Vielschreiber und gescheiterte Politiker Daniel Defoe sein Buch The Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe1 anonym publizierte, das sehr zu seinem eigenen Erstaunen zu einem Bestseller wurde und rasch ein Millionenpublikum fand, da war diese Frage brandak­tuell. Und das lag an einem rätselhaften Mann namens Alexan­der Selkirk, der bald darauf im Schatten von Robinson Crusoe nahezu vollständig verschwinden und von der Geschichte auf­gesogen werden würde. Doch verdrehte das eher moralisch er­bauliche Buch Defoes, das die namenlose Insel, Crusoes Exil, in einen dem Garten Eden ähnlichen Paradieszustand zurückver­setzte, nahezu alles, was wirklich geschehen war.

Nicht nur verlegte Defoe die Insel von einer Seite des südameri­kanischen Kontinents auf die andere (präzise: vor die Mündung des „Orinokoo-Flusses“), nicht nur zauberte er ein Schiffswrack in erreichbare Nähe, er bevölkerte die Insel auch mit anderen „Schreckgestalten“ aus damaligem Seemannsgarn wie etwa Kannibalen und Wilden, die sich bereitwillig missionieren ließen (beispielhaft Crusoes dunkelhäutiger Diener „Freitag“).

Das Vorbild aber für diese abenteuerliche Mär von erfolgreicher und sogar segensbringender Zivilisationsflucht war die Lebens­geschichte des schottischen Matrosen Alexander Selkirk, und die Geschichte davon, wie es wirklich gewesen sein dürfte, hat die britische Sachbuchautorin Diana Souhami aufgezeichnet:

Die Seefahrt gegen Ende des 17. und frühen 18. Jahrhunderts war Wagnis, Lockung und Katastrophe zugleich. England führte schon seit Jahrhunderten Krieg mit anderen Nationen – nament­lich mit Spanien und Frankreich – , um die Schätze anderer Län­der auszubeuten, und dieser Kampf um die britische Vorherr­schaft zur See, die später weithin unangefochten sein sollte, war zu diesem Zeitpunkt alles andere als entschieden. Die Neue Welt lockte seit dem Fall des Azteken- und Inkareiches uner­messlich, und die immer neuen Legenden, die Seeleute und Abenteurer aus der Ferne brachten, die Luftschlösser, die in kurzlebigen Zeitungsblättern ausgebreitet wurden, sie verzehr­ten die Seelen derer, die daheim in engen, ärmlichen Verhältnis­sen lebten und kaum jemals aus ihrem Kirchensprengel heraus­kamen.

Hungersnöte, Kindersterblichkeit, bittere Armut, maßlose Bruta­lität, Trunksucht und Untreue, all das waren Dinge, denen viele, zumal junge Menschen zu gerne auf irgendeine Weise zu entflie­hen suchten. Am meisten lockte die See – und zahllose junge Männer suchten ihr Heil auf Schiffen, die in die Ferne segelten, in Erwartung kostbarer Schätze, des Ruhmes oder einer bessere Weltregion, in der sie angenehmer zu leben vermochten.

Die meisten dieser Männer erlitten stattdessen unermessliche Qualen, sie starben in Stürmen, an entsetzlichen Krankheiten, gegen die keines der damals gängigen Mittel (wie Aderlass etwa) half. Falls sie denn nicht Hungers litten, weil die Vorräte verdarben oder sie keine neuen besorgen konnten, mussten sie froh sein, wenn überhaupt Kurs gehalten werden konnte, da die Längengradberechnung noch nicht möglich war.2 Phantasielän­dereien, die Anlass boten zu wilden Besiedelungsplänen, führ­ten zu kolonialen Desastern von unbeschreiblichen Ausmaßen.3 Und so konnten die arglosen, schnell desillusionierten Seelen, die diese Katastrophen überstanden, von Glück reden, über­haupt ihr Leben zu retten.

Wenn es dann noch dazu kam, dass fremde Schiffe gekapert werden sollten – häufig überhaupt der Zweck solcher Unterneh­mungen – oder sich die Reisen ausdehnten, bis die Rümpfe un­ter dem Ansturm von Bohrmuscheln zerfielen, dann konnte man eigentlich jede Hoffnung von vornherein aufgeben. Doch bis sich das zeigte, waren die Schiffe meist Tausende von Seemei­len von der Heimat entfernt, und es gab keine andere Möglich­keit mehr, sich gegen das Schicksal zu sträuben, wenn man denn überhaupt zurückkehren wollte.

Der mutmaßlich im Jahre 1680 geborene Alexander Selkirk, ein jähzorniger junger Schotte, gebürtig in Nether Largo, war einer von diesen jungen Männern, die sich mit der engen Welt um sich herum nicht anfreunden konnten und an Bord eines Schif­fes floh, um sich selbst zu verwirklichen. Dummerweise hatte er sich mit der Cinque Ports des Kapitän Stradling ein Schiff „aus­gesucht“, das es nicht gut mit ihm meinte. Nur noch übertroffen von dem Kommandanten des Begleitschiffes, Kapitän Dampier, einem zwar erfahrenen Südseekommandanten, der aber jedwe­des Risiko scheute und offensichtlich notorisch betrunken war, war auch Stradlings Kommando nicht eben vom Glück verfolgt.

Als sie schließlich nach zahlreichen verlustreichen Gefechten, zahllosen Entbehrungen und entgangenen Chancen mit arg de­zimierter Mannschaft vor der späteren chilenischen Küste die In­sel Juan Fernandez4 anliefen, die 650 Kilometer entfernt vom nächsten Land entfernt lag, da reichte Stradling die ständige Kritik Selkirks, und er beschloss kaltblütig, seinen Steuermann an Land auszusetzen und ihn hier zurückzulassen.

So sah sich Alexander Selkirk völlig unvermittelt mutterseelen­allein auf einer wilden Insel, auf der es vor Ziegen (und Ratten) wimmelte, ohne hinreichendes Werkzeug, nur mit einer Bibel als Lesestoff, und vor seinem Auge erstanden die sattsam bekann­ten, furchtbaren Bilder anderer Inseln, die sie in den zurücklie­genden Jahren angesteuert hatten – Inseln, auf denen sie die bleichenden Gebeine Ausgesetzter gefunden hatten, die in der Einsamkeit den Verstand und das Leben verloren hatten. Und al­les deutete darauf hin, dass er, Selkirk, nun dasselbe Schicksal erleiden würde.

Indes – jenes Schicksal hatte anderes mit ihm im Sinn. Und nach schier endlosen vier Jahren und vier Monaten sichtete er endlich wieder ein Segel, das direkt auf Die Insel zuhielt …

Diana Souhami erzählt in dieser Biografie nicht ausschließlich das Leben des jungen schottischen Draufgängers Alexander Sel­kirk, und sie spricht auch, entgegen der Titelangabe, durchaus nicht nur von Der Insel. Vielmehr ist es ihr Anliegen, umfassend das Kontinuum darzustellen, in dem sich dieses Leben kometen­gleich bewegte, ein Leben, das durchwoben wird von dem Garn von Legenden, von Wunschträumen, Phantastereien und un­glaublichen Desastern, Irrtümern, blutigen Wirklichkeiten und das oft genug von Zank, Hader, Inkompetenz, Trunkenheit und ähnlichen Dingen erzählt, die in gängigen Piratenfilmen gerne unterschlagen werden.

Das Leben als Freibeuter im Dienst der Krone war alles andere als angenehm, es erwies sich als entbehrungsreich, enttäu­schend, oftmals tödlich, und es wimmelte von schrecklich Ver­sehrten, von beispiellosen Unfällen, sodomitisch missbrauchten Tieren und Menschen (Selkirk bildet keine Ausnahme, egal, was Daniel Defoe später aus seinem Leben macht, das er sich nicht mal andeutungsweise vorzustellen vermag!). Doch Selkirk ist nicht nur der arme, mittellose, verwilderte Barbar auf seiner ge­birgigen Insel, sondern er wird der Herr Der Insel, und diese gut vier Jahre außerhalb der menschlichen Gesellschaft prägen ihn dermaßen, dass er später unfähig ist, sich wieder in die menschliche Gesellschaft zu integrieren.

So erzählt Diana Souhami in diesem Buch sowohl von dem in­kompetenten Willliam Dampier, von Kapitän Stradling und Kapi­tän Woodes Rogers als auch von den Nöten, die Aktionäre und beteiligte Matrosen hatten, nach Abschluss von Kaperfahrten (sofern die Schiffe überhaupt wieder zurückkehrten), an ihr Geld zu kommen. Von all den sich anschließenden Prozessen, Klagen und Protokollen jener gerichtlichen Vernehmungen einmal ganz zu schweigen.5 Überdies sind zahlreiche private Dramen in das Netzwerk dieser Seiten eingewoben, die es schwer machen, ge­recht darzustellen, wie viel nun genau in Souhamis Buch steckt.

Und wer immer sich ein wenig die salzige Seeluft auf den klei­nen, gefährlichen und bedrohten Schiffen des frühen 18. Jahr­hunderts um die Nase wehen lassen möchte, um einen Eindruck zu bekommen, wie es damals wohl gewesen sein könnte, der sollte sich dieses Buch zur Abendlektüre auswählen. So erfährt man, auf was für einer seltsamen Faktenbasis Daniel Defoe sei­nen Roman aufbaute und wie arg verklärt doch die vier Jahre und vier Monate für Defoe zu 28 Jahren (!) wurden. Man erfährt in diesem Werk mehr und realistischer als bei Defoes Bestseller, wie das frühe 18. Jahrhundert und das Seemanns- und Inselle­ben wirklich war.

Selkirks Insel lohnt die Lektüre auf jeden Fall.

© 2006 by Uwe Lammers

Ihr meint, es sei unverständlich, warum diese Rezension so lan­ge in meinem Materialfundus schlummerte? Tja, lasst euch ver­sichern, dass es da noch sehr viel mehr derartige Schätze gibt. In Bälde werdet ihr mehr davon sehen.

In der nächsten Woche schauen wir uns etwas völlig anderes an. Einfach neugierig bleiben!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. Daniel Defoe: Robinson Crusoe, Düsseldorf 2001.

2 Erst die Erfindung des Uhrmachers John Harrison ermöglichte eine präzise Berech­nung des Längengrades, aber dies war erst Jahrzehnte später möglich. Vgl. Dava So­bel: „Längengrad“, 1996.

3 Vgl. John Prebble: „The Darien Disaster“, 1968.

4 In dem Buch durchgängig als „Die Insel“ bezeichnet, um sie von anderen Eilanden zu unterscheiden.

5 Überaus faszinierend sind auch die Anmerkungen zu den Quellen selbst, wenn sie bei­spielsweise zu Dokumenten schreibt: „Siehe dazu auch staubige Pappkartons voll von unsortierten, meerwasserfleckigen und sandknirschenden zeitgenössischen Dokumenten … des Public Record Office, London.“

Blogartikel 535: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 48

Posted November 4th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

diesmal muss ich mich ein wenig am Riemen reißen … ihr habt sicher gemerkt, dass ich kürzlich etwas sehr ausufernd berichtet habe. Das passiert, wenn ich so dicht an der Schreibgegenwart bin und die Handlung noch munter durch meinen Kopf braust. Aber natürlich auch, wenn sie so komplex wird wie hier. Diesmal ist es ein wenig einfacher.

Erinnern wir uns: Oki Stanwer hat jüngst nach seinem erzwun­genen Ausflug nach Otanien den vierten Helfer des Lichts von der Höllenwelt Hellside geborgen und den Otanier Tarlan von Ja­reen kennen gelernt. Parallel dazu hat BURTSONS Manipulatio­nen der Staatsgebilde der Artaner und der SRU-Terraner ge­fruchtet, zu einem beiderseitigen Regierungsumsturz und zu ei­nem für unmöglich gehaltenen Versöhnungsprozess geführt.

Bei dem Versuch, die Geheimnisse der Kegelwelten und der Zyw-Grynoth aufzuklären, geraten Oki und die Otanier zwischen die Fronten, was letztlich damit endet, dass Oki Stanwer von der Korsarin Death-Zhonya entführt und zu ihrem temporären Geliebten gemacht wird. Sie erweist sich außerdem als sechste Helferin des Lichts, kehrt aber nicht mit ihm nach ELDORADO zurück, sondern verschwindet in den Galaxistiefen. Aufgrund ih­rer terroristischen Racheakte gegen die Zyw-Grynoth befürchtet sie mit Recht, vor Gericht zu landen.

Außerdem findet der auf Lagoon genesene Klivies Kleines die sechste Helferin des Lichts, seine alte Geliebte Maria Sandriaco­chi, desertiert von den All-Hütern und schlägt sich mit ihr nach ELDORADO durch.

Thor Gordenbeyl, der die Kegelwelt II, Rhytekon-5, aufgesucht hat, prallt mit Retortenwesen der Sieben Lichtmächte zusam­men, den CROMOS … und zu seiner Verstörung erweisen sie sich als entartet und werden kurz danach von loyalen CROMOS bekämpft, die Thor und seine Gefährten in Sicherheit bringen.

Im ELDORADO-System sammeln sich nun die vereinten Streit­kräfte der galaktischen Reiche. Denn der nächste Waffengang ist schon annonciert, gegen eine Macht aus der Galaxis Kirron­gar, den so genannten „Galaxienbezwinger“ …

Episode 41: Audienz auf TOTAM

(1992, digitalisiert 2023)

ELDORADO: Man schreibt den 11. August 3896, als Oki Stanwer, die Helfer des Lichts und die Verantwortlichen des Vielvölker­bündnisses ihre Gespräche auf der Freihandelswelt beginnen. Artaner, SRU-Terraner und Eldoradaner begegnen sich noch mit großer Reserve, was anlässlich der zum Teil jahrhundertelangen Animositäten kaum verwundern kann. Die Gespräche, eine Streitmacht gegen den „Galaxienbezwinger“ zusammenzustel­len, verlaufen schleppend.

Und dann ereignet sich eines Nachts ein bizarrer Zwischenfall: Oki Stanwer und Klivies Kleines verschwinden spurlos aus ihren Räumen im Palast des Regenten Harg Segor. Als sie wieder er­wachen, befinden sie sich in einem steinernen Gewölbe und werden von einem Dämon von TOTAM begrüßt!

Sie befinden sich auf dem Planeten TOTAM, und das Wesen TO­TAM ruft sie ungeachtet der Feindschaft zu einer Audienz. Rasch stellt sich heraus, dass sie beide nicht wirklich physisch auf die Welt des Bösen „gebeamt“ wurden, sondern lediglich eine para­mentale Verbindung wurde geknüpft, ihre lebensechten Körper bei der Audienz sind aus TOTAM-Materie erschaffen worden.

Aufgrund äußerst Bedingungen muss das Wesen TOTAM die Au­dienz kurz halten, übermittelt ihnen aber die dringliche Bot­schaft, dass der „Galaxienbezwinger“ schon in wenigen Tagen anzugreifen gedenkt. TOTAM übermittelt außerdem die Koordi­naten des zentralen Feindstützpunkts, den die Vielvölker-Allianz umgehend attackieren soll. Andernfalls sei das Verhängnis für die Milchstraße nicht mehr aufzuhalten.

Dann werden Oki und Kleines zurück nach ELDORADO gesandt.

Episode 42: Die Transmitterstrecke

(1992, digitalisiert 2023)

ELDORADO: Nach der Rückkehr Oki Stanwers und seines Freun­de Kleines erzeugt die Nachricht von der Audienz auf TOTAM für einigen Aufruhr, begreiflicherweise. Denn Oki und seine Gefähr­ten haben immer gesagt, TOTAM sei eine Feindmacht … ist also diese Warnung nun eine Finte? Oder, schlimmer noch, ein Hin­terhalt? Wer garantiert, dass TOTAM nicht just in dem Moment angreift, wenn die galaktischen Streitkräfte mit dem fremden Stützpunkt befasst sind …?

Regent Harg Segor findet eine Lösung, die jede Verzögerung überwindet – er aktiviert das eldoradanische Schiff GENESIS, das sich in der relativen Nähe jener von TOTAM angegebenen Koordinaten befindet und befiehlt, unter Einhaltung größtmögli­cher Vorsicht, diese vor Ort zu prüfen.

Aber alle Vorsicht ist vergebens – die GENESIS-Besatzung findet den Stützpunkt und kann noch einen Notruf absetzen, dann schweigt sie. Das überzeugt nun auch die SRU- und Artaner-Offiziellen, und sie stellen eine starke Streitmacht zusammen, der sich auch Oki Stanwer und die Helfer des Lichts anschlie­ßen.

Gemeinsam steuern sie die Halo-Position an und finden die GE­NESIS treibend … und einen großen Asteroiden, in dem es von fremdem Leben nur so wimmelt. Oki Stanwers inzwischen rege Parakräfte entdecken rasch einen Dämon von TOTAM namens Pardan (!), mit dem er schon zu tun hatte … doch im Gegensatz zu damals (Bde. 12/13) vermag er sich gegen ihn zur Wehr zu setzen und ihn kurzerhand auszulöschen.

Die GENESIS-Besatzung ist sämtlich von Pardan ermordet wor­den, der ihre Körper zur Explosion brachte … und als die Galak­tiker nun die Asteroidenbasis ansteuern, müssen sie grauener­füllt entdecken, dass alle paar tausend Besatzungsmitglieder, die verschiedenen Völkern Kirrongars entstammten, ebenfalls alle tot sind. Oki Stanwers Tötung des Dämons hat ihre Gehirn­sprengsätze aktiviert und alle liquidiert.

So fällt die so genannte „Transmitterstrecke“ nach Kirrongar kampflos in ihre Hand … aber dann aktiviert sich ein externes Transitfeld, und ein gigantisches Feind-Kampfschiff taucht auf. Nur die schnelle und konzertierte Aktion aller galaktischen Ein­heiten verhindert ein weiteres Massaker. Das Feindschiff wird zerstört, das Feld bricht zusammen.

Nun ist allen völlig klar: Die Gefahr, die TOTAM ankündigte, ist alles andere als ein Ablenkungsmanöver. Und wenn die Kirron­ganer erst mal hier sind, herrscht ein vermutlich aussichtloser Kriegszustand, den die Milchstraßenbewohner nur verlieren kön­nen …

Episode 43: Schiffbruch in Kirrongar

(1992, digitalisiert 2023)

Fortführung von Band 42: Klivies Kleines schlägt vor, solange die Gegenseite noch überrascht ist, den Kampf ins Terrain des Feindes zu verlagern und so die Zerstörungen auf der Milchstra­ßenseite zu minimieren.

Doch als dieser Plan ventiliert wird, weigern sich die Artaner, daran teilzunehmen. Wer imstande ist, so ihr Argument, eine Transmitterbrücke über 63 Millionen Lichtjahre zu errichten, wird auf der Gegenseite so stark sein, dass er nicht zu schlagen ist. Die Artaner scheren darum aus dem Bündnis aus und be­schließen, die Heimatabwehr zu organisieren.

Die SRU-Offiziellen, zerknirscht darüber, dass die GENESIS-Be­satzung erst geopfert werden musste, um sie zu überzeugen, stellen kurzerhand fünf Großkampfschiffe für die Expeditions­flotte. Die Eldoradaner steuern die MONTEZUMA bei, und als der WÄCHTER dumpf sagt, „es müssen sieben Schiffe sein“, da schließt sich Tarlan von Jareen von den Otaniern mit der frisch eingetroffenen SYSTEMKRISTALL dem Vorstoßkommando an. Dies scheine ja offenbar Schicksal zu sein. Er hat keine Ahnung, wie sehr das stimmt!

Harg Segor und der WÄCHTER bleiben in der Galaxis zurück. Der Regent von ELDORADO, um die galaktische Abwehr zu koor­dinieren, der WÄCHTER, weil er erklärt, er sei „damals“ nicht mit nach Kirrongar geflogen. Bekanntlich wurde der WÄCHTER schon vor Millionen Jahren von den Baumeistern auf Hellside im „Jahrmillionen-Kerker“ eingesperrt … er kennt also weite Teile der noch unbekannten Zukunft, über die er in der Regel aber schweigt. Auch, wann und unter welchen Umständen er in der nahen Zukunft eine Zeitreise in die Vergangenheit machen muss, um in das Gefängnis verbannt zu werden, aus dem Oki Stanwer ihn befreite (vgl. Bd. 29). Es ist offensichtlich, dass er viel zu verbergen hat, aber niemand kann ihn zum Reden zwin­gen. Die Protagonisten werden das bald verfluchen.

Die sieben galaktischen Einheiten brechen durch das Transitfeld auf nach Kirrongar und kommen dort auch an … jedenfalls bei­nahe.

Auf der Gegenseite werden sie schon erwartet und vom „Gala­xienbezwinger“ in einem Stasisfeld auf Dauer eingefangen, in dem für die Eingeschlossenen keine Zeit vergeht. Nachteil: Da­mit wird die Transmitterstrecke unpassierbar. Der „Galaxienbe­zwinger“ setzt daraufhin seine Invasionsstreitmacht auf dem traditionellen Weg in Marsch – 63 Millionen Lichtjahre weit per Direktflug zur Galaxis „Fernstern“, wie die Milchstraße in Kirron­gar genannt wird. Der Flug soll rund 4 Monate dauern.

Von all diesen Dingen haben die Galaktiker in der Milchstraße allerdings keine Ahnung.

Als nach unklarer Zeit im kirronganischen Recoltan-System das Stasisfeld zusammenbricht und die galaktischen Einheiten wie­der freikommen, werden sie sozusagen augenblicklich von mas­siven Schwärmen von Kampfjägern attackiert. Das SRU-Schiff SPARTAKUS explodiert wenig später, der Kreuzer WELLINGTON stürzt auf jener Welt ab, um die die Empfangsstation der Tran­sitstrecke kreist. Die MONTEZUMA macht auf derselben Welt eine Notlandung, die anderen Einheiten werden massiv ange­griffen und verfolgt.

Schnell kommt zutage, dass die Jägereinheiten durch den Tran­sitsatelliten mit Energie versorgt werden. Erst als sich das Ster­nenreichsunions-Schiff STERNENWOLF opfert und Kamikaze be­geht, wodurch die Besatzung stirbt und der Satellit detoniert, hört der Angriff auf.

Aber auf diese Weise ist auch der Rückweg abgeschnitten und die Galaktiker unter Oki Stanwers Führung sind in Kirrongar ge­strandet, unerreichbar weit von der Heimat entfernt!

Episode 44: Welt der Trümmer

(1992, digitalisiert 2023)

Fortsetzung des Kirrongar-Abenteuers: Oki Stanwer und seine Verbündeten lecken ihre Wunden. Von den sieben Schiffen ihrer Streitmacht sind bis auf die stark beschädigten SRU-Einheiten EISENHOWER und KARLSBAD keine Sternenreichsunions-Schiffe mehr übrig. Die otanische SYSTEMKRISTALL ist das einzige un­beschädigte Schiff. Die abgestürzte MONTEZUMA ist nur noch Schrott. Es gibt Hunderte von Verletzten, Tausende von Toten … und Rätsel.

Denn die Welt, auf der sie nun gelandet sind, erweist sich als verlassen. Die hier existenten Städte sind vor Jahrzehnten schon nuklear ausgelöscht worden. Der Funkäther in Kirrongar ist nahezu vollkommen still … irgendwas stimmt hier überhaupt nicht.

Um Klarheit zu gewinnen, wird ein SRU-Beiboot, die VIPER, start­klar gemacht und getarnt. Dann begeben sich Oki Stanwer und eine Reihe von Gefährten in das nahe Sonnensystem 74uu­hay20, in dem sich ein Planet namens Yxcool befindet. Hier wol­len sie erste Indizien gewinnen. Und vor allen Dingen herausfin­den, ob Klivies Kleines‘ schreckliche Theorie stimmt, dass sie mehrere Jahrzehnte in einem Stasisfeld eingefroren waren. Nie­mand möchte das recht glauben, weil es einfach zu schrecklich wäre.

Da Kleines über die rätselhafte Gabe verfügt, alle Sprachen ver­stehen zu können, reist er als Dolmetscher mit auf die Spähmis­sion. Hier im Uuhay-System gehen ihre desaströsen Erfahrun­gen allerdings weiter.

Derjenige, der hier das Sagen hat, ist ein knurriges Reptilienwe­sen aus dem Volk der Allis, begegnet ihnen mit Misstrauen und lässt sie erneut angreifen. So muss die VIPER auf Yxcool notlan­den, und sie geraten in die Gefangenschaft der Kirronganer.

Wahrhaftig, die Expedition steht unter einem echten Unstern …!

Episode 45: Der siebte Helfer

(1992, digitalisiert 2023)

Fortsetzung der Kirrongar-Abenteuer: Oki Stanwer und die VI­PER-Mannschaft sind auf dem Planeten Yxcool gestrandet und sollen hier aus der Gefangenschaft in die Sklaverei verkauft werden.

Es ist allerdings ihr ausgesprochenes Glück, dass auf diesem Planeten ein junger allischer Wracksucher lebt, der auf den Na­men Sketahr hört.1 Und Sketahr spürt jähe Lebensgefahr, als die VIPER abstürzt. Ohne es zu wissen, ist er ein Helfer des Lichts, und die Helfer-Kopplung spürt Okis Gefährdung, als sei es sein eigenes Leben.

Folgerichtig verbündet sich Sketahr mit einem von Meshorern dominierten galaktischen Syndikat, um die Gefangenen zu be­freien … und als er sich bei der Gegenüberstellung der potenzi­ellen Sklaven Auge in Auge mit Oki Stanwer sieht, erkennt der Herr des Lichts schlagartig ihn durch heftige Erinnerungsblen­den an den KONFLIKT 12 als siebten Helfer des Lichts, und die jähe Aktivierung seiner Parafähigkeiten ermöglicht sowohl das Zusammentreffen mit Sketahr wie die gemeinschaftliche Flucht aus dem Yxcool-System.

Damit allerdings prellt Sketahr die Meshorer um ihren vermeint­lich sicheren Lohn. Und das galaktische Syndikat folgt der VIPER nun ins Recoltan-System … was umso leichter fällt, als das Syn­dikat ein Transitions-Ortungssystem besitzt. Die Kirronganer da­gegen fliegen schon lange mit dem so genannten „Spiralan­trieb“, der sehr viel eleganter und leistungsfähiger ist.

Oki und seine Freunde erhoffen sich von Sketahr nun Aufschluss über die jüngste kirronganische Geschichte. Aber was sie erfah­ren werden, wird sie definitiv nicht froh machen. Und außer Ge­fahr sind sie schon gar nicht!

Mehr dazu im nächsten Teil dieser Artikelreihe, in dem das Kir­rongar-Abenteuer fortgesetzt wird.

Bis bald dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Wem dieser Name vertraut vorkommen sollte, hat recht – man lese nach im E-Book „BdC 1: Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“, 2019, in dem der Beginn des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ beschrieben wird. Dieser obige Sketahr ist al­lerdings ein Matrixfehler … und eben zugleich ein Helfer des Lichts!

Rezensions-Blog 428: Scotland Street. Sinnliches Versprechen

Posted Oktober 31st, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

das ist jetzt gewissermaßen das absolute Kontrastprogramm zur Buchvorstellung der vergangenen Woche. Vorausgesetzt wer­den muss natürlich – und das kann ich vermutlich nur bei LeserInnen des Blogs – , dass eine gewisse Neigung zu romantischen Romanen, Großfamilien und Love-Happy-Ends existiert. Wer aber die bisherigen Romane von Samantha Youngs „Edinburgh Love Stories“-Zyklus mit Vergnügen gelesen hat, der wird beim vorliegenden Roman voll auf seine Kosten kommen. Das ging mir bei der Lektüre ganz genauso, ihr werdet es merken.

Mit einer zeitlichen Distanz von vier Jahren zur Rezension fällt mir übrigens auf, dass diese Neigung zur Bildung von Großfami­lien nicht allein auf Samantha Young beschränkt ist. Ihr findet das auch bei Lauren Rowe im Fortgang ihres „The Club“-Zyklus und besonders ausgeprägt dann bei Layla Hagens Romanzyklus „Diamonds for Love“, den ich kürzlich auslas und dessen an­schließend verfasste Rezensionen ich beizeiten hier präsentie­ren werde.

Erst mal geht es zurück nach Edinburgh, und da lohnt es sich, an den Rezensions-Blog 424 und vorherige zu diesem Zyklus zu denken. Sonst könnte es personell rasch zuviel werden.

Aber schaut einfach erst mal:

Scotland Street – Sinnliches Versprechen

(OT: Echoes of Scotland Street)

von Samantha Young

Ullstein 28693

384 Seiten, TB

Januar 2015, 9.99 Euro

Aus dem Englischen von Nina Bader

ISBN 978-3-548-28693-8

Shannon MacLeod wohnt eigentlich mit ihren Eltern und Ge­schwistern in Glasgow, aber sie flüchtet sich recht gern zu ihrer Großmutter in die Scotland Street nach Edinburgh, weil sie sich im Elternhaus unverstanden fühlt. Sie ist fünfzehn, als sie kurz vor dem Abholen durch ihren damaligen Freund Ewan während des Wartens Kontakt zu einem deutlich größeren, aber gleichalt­rigen Jungen bekommt und mit ihm ein wenig plaudert.

Sein Name ist Cole Walker, und ganz offensichtlich haben sie mindestens denselben Musikgeschmack. In den wenigen Minu­ten, die sie miteinander haben, fühlen sie sich vollkommen auf derselben Wellenlänge. Dann taucht Ewan auf, und sie verlieren sich aus den Augen. Und Shannons Leben geht in der Folgezeit fast vollständig den Bach herunter. Denn sie verguckt sich in den nächsten Jahren notorisch in die falschen Kerle und macht eine harte Zeit durch.

Neun Jahre später ist sie wieder in Edinburgh, älter und reifer und durch zahlreiche biografische Katastrophen sowohl mental wie finanziell beinahe völlig am Boden. Sie hat ihre Familie hin­ter sich gelassen und viele Dinge, über die sie nicht reden will. Und jetzt möchte sie sich nur noch ein eigenes Leben aufbauen. Erster Punkt auf der Agenda: einen Job ergattern. Denn ohne Job klappt auch Punkt 2 auf der Agenda nicht: ein gescheites Dach über dem Kopf.

Da sie in Glasgow über ein Jahr in einem Tattoostudio gearbeitet hat, sucht sie zielsicher auch hier nach einem neuen Job und findet so INKarnate, das Studio des sehr bekannten Tätowierers Stuart Motherwell. Er sucht eine Bürokraft, um seine chaotische Buchführung und Ablage zu ordnen. Hier macht sie, die auf­grund ihrer geringen Körpergröße von dem hünenhaften Stuart sofort als „kleine Elfe“ eingestuft wird, sehr schnell Bekannt­schaft mit den meisten Mitarbeitern des Studios, die sie anfangs als etwas … nun … seltsam einstuft. Da ist die herrische und einschüchternde Rae mit ihrem lockeren Mundwerk und der Nei­gung, oft und innig zu fluchen. Und dann ist da Simon, ein mus­kelbepackter und tätowierter Kerl, der bei Shannon alle Alarm­glocken schrillen lässt … bis sie hört, dass er stockschwul und in einer festen Beziehung ist.

Also … vielleicht ist es ja doch nicht unmöglich, hier zu arbei­ten? Am besten wird es sein, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Im Nu hat sie den Job und kann mit der Arbeit anfan­gen, die ihr leichter von der Hand geht, als sie geglaubt hat.

Schnell erkennt sie, dass sowohl Stuart eine Seele von Mensch ist, und dass sich hinter Raes oft schroffem Verhalten ein echtes Herz aus Gold versteckt – dass sie aber auch keinen Hehl aus ihrer Meinung sagt, zum Teufel noch mal, was die Welt dazu sagt. Das muss Shannon dann erst mal schlucken. Und auch Si­mon erweist sich als wirklich netter Kerl.

Und dann ist da noch Stuarts Manager – denn Stuart zieht sich allmählich aus dem Geschäft zurück und überlässt seinem Ma­nager, den Shannon am ersten Tag nicht trifft, zunehmend das Feld.

Das ist ein inzwischen hünenhafter, muskelbepackter und tätowierter Mann, der auf den Namen Cole Walker hört. Sie trifft fast der Schlag, als sie das entdeckt. Und obgleich neun Jahre vergangen sind und sie sich beide stark verändert haben, erinnert er sich auf verrückte Weise immer noch an sie – ebenso wie sie selbst auch.

Shannon gibt indes zum Selbstschutz vor, sich nicht mehr zu entsinnen und versucht, Abstand zu halten. Sie hat wirklich in der Vergangenheit genug Ärger mit Beziehungen gehabt, die entweder Musiker oder tätowierte Muskelberge beinhalteten, und jeder einzelne davon hat sich als egozentrischer, treuloser Mistkerl entpuppt. Als Cole sie nun auch ungeniert angräbt, schiebt sie ihn unweigerlich sofort in dieselbe Schublade und verletzt ihn schließlich so verbal sehr hässlich.

Daraufhin verändert sich das Arbeitsklima in der kleinen Firma drastisch, und die „Eiszeit“, die nun zwischen den beiden ein­setzt, stört empfindlich die Arbeitsatmosphäre. Da Shannon in­zwischen bei Rae eingezogen ist, die sich als sehr gute Freundin von Cole versteht, entkommt die Glasgowerin auch in den eige­nen vier Wänden dem von ihr ausgelösten Stress nicht. Es dau­ert indes geraume Zeit, während sich das Klima mit ihren neuen Freunden zunehmend verschlechtert, bis Shannon endlich auf­geht, dass sie Cole offenkundig vorschnell verurteilt und zu­gleich völlig falsch eingeschätzt hat.

Da aber ist sie bereits zwischen zwei Polen hin und her gerissen. Zwischen ihrer Familie in Glasgow, ihrem im Gefängnis sitzen­den Bruder Logan (der ihretwegen im Gefängnis sitzt!) und Cole sowie dessen weitläufiger und zumeist nicht blutsverwandter Familie, die von Coles bester Freundin Hannah (!) ironisch „der Clan“ genannt wird.

Es dauert, bis sie wenigstens einer Person in ihrem Umfeld ein wenig mehr von ihrer geheim gehaltenen, schmerzhaften Ver­gangenheit erzählen und so ihre Haltung wenigstens im Ansatz verständlich machen kann. Als sie dann aber ihre Eigenein­schätzung Coles wiedergibt, erntet sie nur ungläubiges Geläch­ter – und den guten Rat, sie solle sich wirklich nicht soviel mit Vorurteilen befassen, sondern mal über ihren Schatten sprin­gen.

Doch dieser Schatten beinhaltet auch ihre eigene Familie – und der Versuch, sowohl Cole wie auch ihre Familie zufrieden zu stellen, mündet letztendlich in einer tränenreichen Katastrophe. Und es scheint für alles zu spät zu sein …

Es ist schon eine schöne Entdeckung, wenn man mehrere Mona­te lang nicht in Samantha Youngs „Edinburgh Love Stories“-Kos­mos zu Gast war, und dann dennoch im ersten Anlauf 267 Sei­ten verschlingt. So ging es mir, und wäre der Tag nicht zu kurz gewesen, hätte ich den Rest auch gleich noch geschmökert. So wurden zwei Tage daraus.

Ungeachtet also der Tatsache, dass eine neue Übersetzerin am Werke war, erweist sich der fünfte Band des Zyklus „Edinburgh Love Stories“ als ein warmherziger, emotional notwendig holpri­ger Roman, in dem es zentral einmal mehr um eine schwer star­tende Liebesgeschichte geht. Wieder einmal steht sich die Prot­agonistin eigentlich primär selbst im Weg mit mangelndem Selbstbewusstsein und verkehrten, will sagen: voreiligen Ein­schätzungen des Gegenübers.

Cole Walker kennen wir bislang aus dem Zyklus als kleinen Jun­gen und Teenager, hier erleben wir ihn nun als gereiften Mann, der nichtsdestotrotz auch gegen eigene tief vergrabene Komplexe anzukämpfen hat. Das merkt man im hinteren Drittel der Geschichte. Shannon MacLeod dagegen ist ein interessanter und talentierter Neuzugang mit einer schönen, wenn auch weit­gehend verschütteten und verleugneten Ader fürs Zeichnen und Malen. Und es ist einfach nur schön zu sehen, wie die beiden, allen Widerständen zum Trotz (die sie mehrheitlich selbst auf­bauen, muss man eingestehen) dann zusammenkommen. Denn das müssen sie, schließlich ist das ein Liebesroman, der allen Widrigkeiten zum Trotz schlussendlich auf ein Happy End zu­steuert. Gute-Laune-Lektüre eben, wie ich das zu nennen pfle­ge. Seicht möglicherweise, aber sehr gefällig.

Ebenfalls schön war das Wiedersehen mit all den anderen Prot­agonisten der Vorgängerromane. Ich deute nur mal an, dass man es hier wieder mit Braden und Jocelyn zu tun bekommt, de­ren Lebensspuren hier interessant weiter entwickelt werden, ferner mit Ellie, Elodie, Clarke, Marco, Hannah und Olivia sowie all den inzwischen aufgesprossenen Nachkömmlingen. Hier von einem „Clan“ zu reden, ist absolut nicht übertrieben. Ich habe an manchen Stellen echt überlegt: Also, wessen Tochter ist So­phia jetzt noch einmal? Und dieses Kind und jenes Kind …? Und wer ist jetzt bitte wie alt und mit wem verwandt …? Man hat mitunter so ein wenig das amüsante Gefühl, diese Großfamilie schafft sich ihren eigenen Kindergarten. Da ist einiges vergnüg­liche Chaos programmiert.

Wer aber diese ganze Bande lieb gewonnen hat und gern noch etwas mehr von ihnen lesen will, der ist hier goldrichtig. Spekta­kuläre neue Innovationen finden natürlich nicht statt, aber dar­um geht es eigentlich ja auch gar nicht. Es geht um die Irrungen und Wirrungen der Herzen, um stürmische erotische Leiden­schaft, wenn es denn dann endlich (nach über 100 Seiten) zur Sache geht.

Und wer sich zwischenzeitlich den Band „Edinburgh Love Sto­ries“ gekauft haben sollte, in dem zusätzliche Novellen zu dem Zyklus zusammengefasst sind, der kann im Anschluss an den vorliegenden Roman die Novelle „Valentine Day“ lesen. Vorher macht das keinen Sinn, weil das Baby Jarrod im obigen Roman gerade geboren wird und in „Valentine Day“ schon ein halbes Jahr alt ist.

Der Roman ist jedenfalls eindeutig was für Samantha Young-Fans und solche, die es werden möchten. Romantisches must-have-Lesefutter.

© 2019 by Uwe Lammers

Tja, ich sagte ja: Kontrastprogramm zur Vorwoche. Und weil das so schön ist, machen wir in der nächsten Woche eine Inselreise und besuchen ein legendäres Eiland.

Neugierig bleiben!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

also, der Monat Februar stand im Zeichen von mehreren akuten Baustellen, und ich kann nicht wirklich sagen, dass sie alle zu meiner vollen Zufriedenheit (oder der der externen Leute, die es betraf) bewirtschaftet wurden. An der Finanzamt-Baustelle bin ich etwa immer noch dran. Bei der KreativRegion zeigt sich Licht am Ende des Finanzierungstunnels, und da wird derzeit sehr viel Energie in intensive Brainstormings investiert. Irgend­wie bin ich zum Monatsende glatt in deren Projektgruppe „Stra­tegie“ reingerutscht …

Dann gab es das Existenzgründungscoaching, das leider schon im Monat März auslaufen wird, eine wichtige Bewerbung wollte versandt werden, und diverse Gespräche mit wechselnden Per­sonen hinsichtlich Existenzgründung, Jobrecherche, Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, historische Projekte und dergleichen wurden durchgeführt.

Das alles lenkte meine Gedanken oft genug in diesem Monat lei­der vom Schreiben weg. Ich verfuhr ansonsten wie im Januar – indem ich zahlreiche alte Seiten digitalisierte, aber die Projekte selbst nur in den seltensten Fällen abschloss. Wundert euch also in der Folge nicht über die vielen Klammern, die für nicht vollen­dete Projekte stehen. Vieles davon resultiert aus dem, was ich in diesem Absatz angedeutet habe.

Ansonsten: Nein, ich bin immer noch auf Jobsuche, nach wie vor auch am Planen des Archiv-Projekts und bei der Suche nach passenden Kooperations- und vor allen Dingen Finanzierungs­partnern. Es ist nach wie vor alles im Fluss. Aber wozu bin ich nun konkret gekommen? Schauen wir uns das am besten mal gemeinsam an:

Blogartikel 529: Work in Progress, Part 122

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“)

13Neu 55: Sie brachte den Tod

(13Neu 56: Angriff auf das Bergkloster)

(13Neu 57: Das zweite Ich des Oki Stanwer)

(13Neu 58: Kampf der Dämonenbrüder)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“)

16Neu 39: MARIA

16Neu 40: Der Verräter

(13Neu 59: Das Schädelgrab)

Anmerkung: Diesen Ort, der in dieser Episode 1985 das erste Mal beschrieben wird, solltet ihr euch wirklich gut merken, denn es handelt sich hierbei um eine Location, die ich in verschiede­nen OSM-Serien als Handlungsschauplatz wiederholt aufgegrif­fen habe. Der gedankliche Hintergrund, was das genau ist, ist heutzutage ziemlich einleuchtend begründet, aber als ich erst­mals mit dem Schädelfriedhof von Oban konfrontiert wurde, konnte ich das in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen, was diese Location noch für eine Relevanz bekommen würde … Milliarden Jahre in der Zukunft.

Ihr werdet davon hören. Dafür braucht ihr halt nur das, was OSM-Leser grundsätzlich auszeichnen sollte: Geduld. Wer im­mer hier schnelle und umfassende Lösungen sucht, wird ver­mutlich rasch recht genervt sein. Aber wer Geduld beweist und ein gutes Gedächtnis hat, der erhält beizeiten Informationen mit enormem Tiefgang, die vielleicht alles toppen, was der Be­treffende oder die Betreffende sich ausgemalt hat.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

13Neu 54: Duell mit Cirrgool

16Neu 41: Audienz auf TOTAM

(16Neu 42: Die Transmitterstrecke)

Anmerkung: Mit dieser Episode begann dann 1992 der achtteili­ge Kirrongar-Zyklus, der mich später in diesem Monat zum Blog­artikel 528 animierte. Und NACH dem Kirrongar-Zyklus geht die Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ sowieso durch die Decke … ihr werdet es in den Close Up-Artikeln alsbald se­hen.

(16Neu 43: Schiffbruch in Kirrongar)

(16Neu 46: Wracksucher)

(16Neu 44: Welt der Trümmer)

(16Neu 45: Der siebte Helfer)

13Neu 53: Der Dämonisierte

(OSM-Wiki)

Blogartikel 518: Captain Future und Mike Cole

Anmerkung: Tja, für euch, die ihr diese Zeilen lest, ist dieser Blogartikel schon seit Monaten bekannt. Ich habe ihn aber gera­de erst vor gut 2 Wochen geschrieben, und da hat er mich the­matisch ziemlich gut überrascht. Blicke in die Vergangenheit sind also nicht einfach nur müßiger Zeitvertreib, sondern sie können auch recht fix neue Texte generieren, die unbekannte Fakten miteinander zu verknüpfen verstehen.

(16Neu 47: Die Zeitfalle)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(16Neu 48: BICCUNOR)

Anmerkung: Gott, das ist vielleicht ein Monster, die Dämonen­waffe BICCUNOR … mir kräuselten sich echt die Nackenhaare, als ich diese Episode zu digitalisieren begann. Ein echtes Unge­heuer wie so viele, die den OSM bevölkern. Beizeiten, wenn ich meinen Plan umsetze, „legendäre Persönlichkeiten“ im OSM zu thematisieren, werdet ihr gewiss hieraus Auszüge zu lesen be­kommen. Aber ehrlich – im Vergleich zu BICCUNOR ist Jack the Ripper ein Kinderschreck gewesen … und hier steht er direkt Oki Stanwer gegenüber und bringt vor seinen Augen Okis Freunde um – besonders grässlich ist aber, was direkt DANACH passiert. Und dazu sage ich hier noch nichts weiter. Da schaut euch demnächst die „Close Ups“ näher an.

(16Neu 49: Der Weg zurück)

(16Neu 50: Flug zur Trümmerwüste)

(16Neu 51: Besuch in der Zentrumsrepublik)

Blogartikel 528: Verloren in der Vergangenheit

(Exil auf Hushhin – OSM-Story)

Anmerkung: Hushhin … was ist das nur für ein vertrauter Name? Das kennen wir doch von irgendwoher? Antwort: Ja, aus KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, lange ist es her. Es tat fast weh, entdecken zu müssen, dass diese Verbin­dungsgeschichte – so ähnlich wie „Heiligtum der Shonta“ für KONFLIKT 2 oder „Das Geheimnis von Church Island“ für KONFLIKT 13 – so lange halbfertig auf meinem Desktop herumlungerte, dass sie noch eine Vermerkziffer „19…“ trug. Bekanntlich hat der OSM inzwischen Band 2160 überschritten … es ist also verdammt lange her.

Nein, ich habe nur ein wenig daran herumkorrigiert und noch nicht weitergeschrieben. Aber es ist ja nicht so, dass ich KON­FLIKT 2 völlig vergessen hätte, die Weiterarbeit daran ist fest vorgenommen. Dann wird auch diese Geschichte an die Reihe kommen, und ich kann mich um die yantihnischen Forscher auf der Wüstenwelt Hushhin kümmern, die zurückgeblieben sind, während das „Ewige Gedächtnis“ die Forscher um Noshtoy ins Reich der Zhoncor expediert hat.

Vorsichtig gesprochen: Ruhe kehrt auf Hushhin nicht ein, ganz im Gegenteil …

(Partisanengruppe Rilon Vleh – OSM-Story)

Anmerkung: Ach Gottchen, die Geschichte gibt es auch noch?, fragte ich mich, als ich die entsprechende Datei öffnete. Ja, lei­der schon. Ich hatte sie zwar vollständig abgeschrieben, war dann aber bei der Kommentierung abgestorben. Auch das ist ein Projekt, das ich jetzt im März dringend abschließen möchte. Es nervt mich, dass solche Projekte sich so hinziehen. Das raubt mir Energie für aktuelle Aufgaben. Aber ich bin guter Dinge, dass sich diese Geschichte zügig fertigstellen lässt.

(Unter falscher Flagge – Erotic Empire-Story)

Blogartikel 536: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (LV)

Damit sind wir dann auch schon wieder am Ende der monatli­chen Rückschau angelangt. Ich sagte ja: viele angefangene, we­nig vollendete Werke. Ich hoffe, dass ich im angebrochenen Mo­nat März deshalb etwas zügiger einen ganzen Strauß von OSM-Werken abschließen kann.

Wir werden sehen, ob mir das gelingt. Nach wie vor ist das Jahr 2023 gerade mal angebrochen, und die bisherige Gesamtzahl von fertig gestellte Werken (34 aktuell) ist doch noch sehr stei­gerungsfähig … in einem Monat sind wir alle klüger.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 427: Das Messias-Gen

Posted Oktober 24th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

dass auch versierte Bestseller-Autoren mal schwache Tage ha­ben können, ist, glaube ich, weder eine Überraschung noch eine Schande. Das habe ich schon bei Clive Cussler und diversen Au­torinnen der Erotik-Romance-Branche erlebt, und hier ist es eben James Rollins, der bei einem ausgesprochen schwachen Moment erwischt wird.

Wie ich damals in meiner Rezension schrieb, schätze ich den Autor durchaus, und die ersten vier Romane seiner Sigma Force-Reihe wussten sehr zu gefallen. Aber hier kommt so ein bisschen der Faktor ins Spiel, der sich anderweitig auch ausbrei­tet. Ich nenne nur mal zwei Beispiele:

Als „Jäger des verlorenen Schatzes“ zu so einem Kinoerfolg wurde, drehte Steven Spielberg gleich einen zweiten Teil … der in Indien spielt, mit einer blutgierigen Geheimsekte zu tun hat und unter anderem einem Bergwerk, in dem Kindersklaven ge­halten werden. Dennoch blieb „Indiana Jones und der Tem­pel des Todes“ weit hinter den Erwartungen des ersten Teils zurück. Weswegen Spielberg im dritten Indiana Jones-Film dann wieder auf die beliebten Nazis als Schurken setzte (und auf Sean Connery, natürlich), wodurch die Popularitätskurve wieder anstieg.

Ähnlich, wenn auch inhaltlich ganz anders, war es bei der Film­serie „Fast & Furious“, die im Teil „Tokyo Drift“ komplett auf Vin Diesel und die bisherige Crew verzichtete … und daraufhin ebenfalls floppte. Worauf sie Diesel hastig reaktivierten und weiter beibehielten. Die Kassenergebnisse gaben ihnen recht.

Was hat das mit dem vorliegenden Roman zu tun? Nun, das ist ganz simpel: Die ersten Sigma Force-Romane ziehen wesentlich ihre Faszination aus dem Geheimbund der „Gilde“, die der Sig­ma Force vielfach an Raffinesse, Manpower und weit gestreck­ten Plänen lange voraus ist. Das hat sie mit den besseren Villains bei James Bond oder bei Clive Cussler durchaus gemein.

Im vorliegenden Roman versuchte Rollins, einen bösartigen rus­sischen Potentaten aufzubauen – wie beim zweiten Indiana Jo­nes zeigt sich hier aber, dass er nicht annähernd das Format be­sitzt, um den bisherigen Feindmaßstab zu erreichen. Er reißt die Latte, um im Sportjargon zu bleiben, und das Ergebnis ist eher ernüchternd.

Es empfiehlt sich darum, an den vorliegenden Sigma Force-Ro­man mit deutlich herabgeschraubten Erwartungen heranzuge­hen. Und das ist es, was Rollins diesmal bietet:

Das Messias-Gen

(OT: The last Oracle)

Von James Rollins

Blanvalet 2010

580 Seiten, geb.

Übersetzt von Norbert Stöbe

ISBN 978-3-7645-0262-1

Orakel waren für die Römer stets unheimlich – und in dem Mo­ment, in dem sie den eigenen Untergang weissagten und zu­dem noch nicht in Italien angesiedelt waren, sondern in Grie­chenland, ergriffen sie radikale Maßnahmen, um vermeintlich göttliches Verderben aufzuhalten. Im Jahre 398 nach Christus etwa unternahmen sie einen Feldzug, um das Orakel von Delphi ein für allemal aus der Weltgeschichte zu löschen. Ein Feldzug, der Erfolg hatte … vordergründig zumindest. Aber die Legende vom Orakel von Delphi lebte weiter.

März 1959: In den Karpaten sind russische Eliteeinheiten unter­wegs, um einen obskuren Auftrag auszuführen. Sie sollen eine scheinbar völlig bedeutungslose Gruppe von Roma ausfindig machen – und sie allesamt töten. Bis auf die Kinder, die von ih­nen entführt werden. Federführend ist Major Juri Raew und die Geheimdienstoffizierin Sawina Martowa. Sie machen den Clan tatsächlich ausfindig und entführen die Kinder, während alle an­deren niedergemetzelt werden. Vordergründig eine bizarre, nutzlose Operation, aber scheinbar gibt es keine Zeugen mehr dafür. Scheinbar …

In der Gegenwart, rund zwei Monate nach dem Ende des vorhe­rigen Romans „Der Judas-Code“, herrscht bei der Sigma Force in Washington, dem militärischen Arm der DARPA des amerika­nischen Geheimdienstes, eine ausgeprägte Katerstimmung – bekanntlich haben sie zwar eine globale Epidemie verhindert, die sich damals aus Fernost auszubreiten begann. Aber Com­mander Grayson Pierce hat auch seinen besten Freund Monk Kokkalis verloren, und die Agentin Kat Bryant auf diese Weise zugleich damit ihren Mann und Vater der gemeinsamen kleinen Tochter. Und zwei Monate sind einfach zu kurz, um diesen Schmerz zu verdauen.

Als direkt in Grays Armen auf der National Mall von Washington ein Mann stirbt, der scheinbar ein Obdachloser war, hält er das zunächst für einen Anschlag, der ihm selbst galt, aber er täuscht sich gleich in mehrfacher Hinsicht. Der Sterbende hat ihm eine römische Silbermünze übergeben, auf der ein Tempel und der Buchstabe Epsilon zu sehen sind. Und der Tote ist kein obdachloser Nobody, sondern einer der Gründerväter von Sig­ma, Professor Archibald Polk. Wie es scheinbar der Zufall will, arbeitet seine Tochter Elizabeth direkt gegenüber dem Sigma-Hauptquartier im Museum für Naturgeschichte, und dort wird gerade eine Ausstellung zum Thema Delphi vorbereitet.

Und dann fängt die Geschichte an, höchst abenteuerlich zu wer­den – hochrangige russische und amerikanische Geheimdienst­kreise arbeiten seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion an einem gemeinschaftlichen Projekt, das die Russen schon seit Jahrzehnten verfolgen. Es geht im Kern um die Optimierung ei­ner Gruppe sehr spezieller autistischer Savants, deren Begabungen ans Paranormale grenzen. Die einen vermögen extrem schnell logisch zu kombinieren, andere übertreffen selbst Rechner mit ihren Rechenfähigkeiten, die nächsten sind mächtige Empathen, und wieder andere verstehen es, gewisse Dinge vorherzusehen und über Hunderte von Kilometern mit Ihresgleichen mental zu kommunizieren. Eines dieser Kinder hat der Mörder Professor Polks, Major Juri Raew, mit nach Washington gebracht. Ein Mädchen, das seltsamerweise den Jungennamen Sascha trägt, was mir den ganzen Roman über nicht einleuch­ten wollte.

Die amerikanischen Geheimdienstler unter einem skrupellosen Mann namens Mapplethorpe spielen ein doppeltes Spiel und wollen unbedingt das Mädchen in ihre Gewalt bekommen … das aber ist derweil schon entführt worden, und zwar von einer Gruppe Roma, die es nun ihrerseits geradewegs zur Sigma Force lenken.

Außerdem wird nach Professor Polk auch dessen Tochter, die die Kuratorin der Delphi-Ausstellung ist, verfolgt und kann nur um Haaresbreite gerettet werden. Die Fährte, die sich von dort aus spannt, führt nach Indien zu Polks altem Kollegen Masterson – und geradewegs in die nächste Falle. Gray Pierce und sein klei­nes Team werden dort zunächst von amerikanischen Geheim­dienstlern beinahe getötet, bald darauf setzen sich mörderische russische Spezialkräfte an ihre Fährte.

Und in der Tat führen alle Spuren letztlich nach Russland. Hier hat der charismatische Politiker Nicolas Sokolow einen zweiteili­gen, mörderischen Plan ersonnen, um mit Hilfe der paranormal begabten Kinder und der nuklearen Altlasten der Sowjetunion die bestehende Welt in Brand zu stecken und aus der Asche als globaler Diktator wieder zu erstehen.

Er hat allerdings nicht mit der Zähigkeit und Kombinationsgabe der Sigma Force-Agenten um Direktor Painter Crowe und Gray­son Pierce gerechnet. Und ihnen zu Hilfe eilen die Kinder, die völlig andere Pläne verfolgen als Sokolow – aber selbst sie wä­ren wehrlos, wenn sie nicht rechtzeitig dafür gesorgt hätten, dass sie einen scheinbar hilflosen Beschützer haben: Einen Mann ohne Erinnerung, der nur noch eine Hand besitzt und beim besten Willen nicht weiß, warum er eine Schar Kinder mit­ten durch die Sümpfe des Ural führt, verfolgt von russischen Wachmannschaften, manipulierten Tigern und zunehmend durchseucht von radioaktiver Strahlung …

Ich mag James Rollins und seine Romane wirklich gern, und die ersten vier Romane um die Sigma Force haben mir auch ausge­zeichnet gefallen. Dieser fünfte Band aber weist dann doch sol­che Schwächen auf, dass ich ihn nur noch als mäßig bezeichnen kann. Sehen wir mal von dem vollständig abwegigen deutschen Titel ab, fällt sehr deutlich während der Lektüre auf, dass der Roman nahezu ausschließlich auf Geschwindigkeit geschrieben wurde. Er liest sich ohne Zweifel rasant, etwa wie Clive Cussler-Romane. Aber die gründliche Backgroundgeschichte kommt doch auf geradezu tragische Weise zu kurz. Vieles, insbesonde­re bezogen auf die Sowjetunion, ihr Nuklearprogramm und den Zusammenbruch ist zwar inhaltlich nicht falsch, aber man hat das dumme Gefühl als Leser, als würden hier mehrheitlich Kli­schees bedient.

Dasselbe gilt für die Gegner der Sigma Force, die diesmal defini­tiv kein Format haben. Sokolow und seine Handlanger kommen als monomanische, größenwahnsinnige Fanatiker herüber, die sich mit nicht minder dumpfem Personal umgeben und eigent­lich ständig nur Pannen produzieren. Selbst die amerikanischen CIA-Gegner der Sigma Force lassen sich letztlich auf geradezu alberne Weise übertölpeln. Zahlreiche Wendungen im Roman sind so durchsichtig und vorhersehbar, dass die Lektüre nur be-dingt Vergnügen machte.

Am meisten genervt hat mich allerdings der unendlich kaugum­miartig in die Länge gezogene Handlungsstrang um Monk Kok­kalis und die Kinder, die er in Sicherheit bringen soll. Leider ver­sucht Rollins, aus den Kindern kleine, neunmalkluge Erwachse­ne zu machen – was handlungsnotwendig ist, weil er in diesem Handlungsstrang eben auf geradezu peinliche Weise niemanden hat, der irgendwelche Informationen einführen kann. Monk hat keine Erinnerung, die Kinder sind im Grunde aus ihrem unterir­dischen Versteck nie herausgekommen … die Glaubwürdigkeit erleidet hier irreparable Schäden, ganz zu schweigen von der Strahlungs-Geschichte.

Auch wird beim Sascha-Handlungsstrang deutlich gesagt, dass das Mädchen durch den Einsatz der eigenen Gaben immer ra­scher körperlich verfällt und zudem abhängig von sehr speziel­len Medikamenten ist. Warum sollte das bei den anderen Kin­dern, die Monk in die Freiheit führt, anders sein? Und was soll­ten sie in dieser verstrahlten Umgebung an Nahrung zu sich nehmen? Das wirkt alles hastig improvisiert, leider über Hun­derte von Seiten verstreut, so dass es schlussendlich doch sehr zu nerven beginnt.

So interessant und historisch ziemlich plausibel herbeigeführt zwar die Verbindungslinie der Roma von Indien über Griechen­land nach Russland auch sein mag, irgendwie vermag die Ge­schichte insgesamt kaum zu überzeugen. Hier hat sich James Rollins verleiten lassen, auf einem Sektor tätig zu sein, der nicht halbwegs glaubwürdig vermittelt wurde. Wenn der Plan darin bestand, Monk auf abenteuerliche Weise zurück in die Haupt­handlung zu führen, ist das zwar schon gelungen, aber der Weg, der dafür eingeschlagen wurde, ist an Peinlichkeit und Künst­lichkeit nur schwer zu überbieten.

Besonders bedauerlich fand ich, dass gerade Kinder auf so wi­derwärtige Weise vielfach instrumentalisiert worden sind. Das mag bei einzelnen Individuen vielleicht noch gerade angehen, aber hier waren es dann schließlich sehr viele, die fast wie Schlachtvieh behandelt wurden – was in der Quintessenz dann ihre Individualität völlig nivelliert hat und sich bedauernswert rasch abnutzte. Auch hier viele Klischees, für die unter anderem Dr. Mengele von Auschwitz bemüht werden musste. Unschön.

Ich denke darum, dass es sich um einen hastig heruntergekur­belten Roman handelt, der unter hohem Zeitdruck geschrieben wurde. Man kann ihn daher allenfalls eingefleischten Rollins-Fans empfehlen, und ich hoffe doch sehr, dass sein kommender Roman wieder besser wird.

© 2019 by Uwe Lammers

Ja, ihr merkt schon, hier habe ich mich nicht gerade euphorisch überschlagen … auch solche Sachen muss es geben, wenn man Romanreihen bespricht. Ich sagte ja verschiedentlich, dass das hier kein Schönwetterblog ist und hier nur Lobhudelei betrieben wird. Wenn ich mir so die sehr guten Zugriffszahlen auf meine Homepage anschauen, möchte ich vermuten, dass es das ist, was ihr nicht zuletzt an meinen Rezensionsberichten schätzt.

Ihr könnt sicher sein, dass die Berichterstattung auch weiterhin schön durchwachsen sein wird. Nicht nur, was die verschieden­artigen Genres angeht, zu deren Produkten ich etwas erzählen werde, sondern auch hinsichtlich der qualitativen Eignung. Aus­gesprochene „Verrisse“ werden auch weiterhin selten sein … und die zurückhaltenden Kommentare werden stets von ausge­sprochenen Empfehlungen und Sahnestücken kontrastiert wer­den.

In der kommenden Woche kehren wir zurück nach Edinburgh in den Kosmos von Samantha Young. Da wird es dann deutlich un­aufgeregter als dieses Mal, versprochen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

das Setting dieses Romanfragments aus dem Erotic Empire ist eigentlich ein relativ klassisches. Deutlich später angesiedelt als das Voskinnen-Abenteuer, von dem ich vor ein paar Monaten schon erzählt habe, befinden wir uns diesmal wenigstens 400 Jahre in der Zukunft. Der Schauplatz der Geschichte ist eine ter­ranische Kolonialwelt namens Corrida II, die seit 340 Jahren den Kontakt mit ihrem Ursprung verloren hat … und wie man das aus klassischen SF-Roman-Settings kennt, führt so etwas weni­ger zum Aufblühen einer eigenen Hightech-Zivilisation als viel­mehr zu einem schleichenden, degenerativen Abstieg. So ist es auch auf Corrida II geschehen.

Zur Handlungszeit ist die Raumfahrt hier vollkommen verges­sen, und so etwas wie systemische Besiedelung gibt es nicht mehr. Doch ökologisch hatten es die Siedler auf Corrida II recht gut erwischt. Sie sind nicht in katastrophalen Umgebungen ge­landet – etwa in einer globalen Eiszeit wie auf Voskinnen oder einer Dschungelwelt wie Saigon II, die durch einen alles durch­dringenden Mikroorganismus quasi unbesiedelbar geworden ist.

Corrida II ist ein halbarider Planet mit weitgehend steppenarti­gem Vegetationscharakter. Es existiert ein nahezu wie ein Schildkrötenpanzer geformter einziger Kontinent inmitten von flachen Meerlagunen. Die Siedler stammten mehrheitlich aus Spanien und dem lateinamerikanischen Raum, was alsbald die Kultur, die sich hier entwickelte, zu prägen begann. Nach dem Rücksturz in die präatomare Zeit kam es auch zu einer Rückent­wicklung zu archaischen Regierungsformen. Zersplittert in eine Vielzahl von rivalisierenden Kleinstaaten experimentierten die einen mit der Monarchie, andere spülten Neuadelskasten an die Macht, wieder andere setzten mehr auf Militärdiktaturen.

In all diesen Kleinstaaten, in denen krasse Besitzunterschiede bestanden, gab es, dem menschlichen Naturell entsprechend, Ausbeuter und Ausgebeutete. Vielfach zog es die jungen Heiß­sporne in die größeren Städte, wo sie ihr Glück zu machen such­ten.

Auch im Staat Jambala war das so. Im Zuge einer antiroyalisti­schen Bewegung kam eine neue Gruppe von Politikern an die Macht, die – wenigstens nach außen hin – mehr am Wohl des Volkes interessiert war als die vorherigen Machthaber.

Einer dieser „homo novus“, die auf diese Weise in Amt und Wür­den gespült wurden, war Kommissar Cesco Perez. Er hatte in der Provinz, wo er aufgewachsen war, schon oft viel Schmeich­lerisches von der Hauptstadt gehört und sich besonders auf eins gefreut: auf die rassigen, leidenschaftlichen Frauen, die es hier geben sollte und die sich so sehr von den schlichten Dorfschön­heiten seiner Heimat unterscheiden sollten.

Diesem Versprechen wurden insbesondere die käuflichen Frau­en der Hauptstadt absolut gerecht. Und so galt Perez recht schnell als potenter Hengst, der Frauen mit Genuss und Ausdau­er geradewegs ins Paradies zu vögeln verstand. Alles sah also wirklich ideal aus …

Doch dann ereignet sich der Zwischenfall mit der Bank, und al­les wird anders.

Was für ein Zwischenfall? Nun, schauen wir uns das mal genau­er an. Perez und sein Assistent können anfangs gar nicht fassen, was da passiert ist:

Als die Revolution siegte, bestand einer der ersten Pläne des neu­en Regimes in Jambala darin, die finanziellen Verhältnisse wieder zu normalisieren und die Kapitalflucht zu unterbinden. Der Militärjunta war klar, dass viele Leute zu flüchten versuchen würden und dass sie, natürlich, eine Menge Finanz mitgehen lassen wollten.

Kommissar Cesco Perez, einstmals Polizeichef in der Provinz, nun berufen dazu, als Sonderkommissar mit außerordentlichen Vollmach­ten diesen Sumpf der Verschwendung trockenzulegen, begann paral­lel zum Leiter des Foltervollzuges damit, die ersten Verdächtigen festzunehmen.

Rasch zeigte sich eine sehr bestürzende Entwicklung.

„Sie sagen, die Goldvorräte seien verschwunden? Aber das ist un­möglich! Das sind über sechshundert Tonnen Gold gewesen“, sagte er seinem Chefermittler bestürzt. „Das kann man sich doch nicht so einfach in die Tasche stecken und davon spazieren!“

„Nein, und man kann es auch kaum in Barrenform über die Grenze schmuggeln“, wurde ihm bestätigt. „Wir haben in den Verhören Hin­weise darauf gefunden, dass zwei verschiedene Wege eingeschlagen worden sind – einmal ist die Münzprägeanstalt darin verwickelt, und dann ein Edelmetallgussunternehmen.“

„Sie haben die Verantwortlichen hoffentlich schon festgenom­men!“

„Natürlich. Aber sie schweigen. Ich … würde sie ungern an Alonso überstellen, Kommissar.“

Der bullige Manuel Alonso war der Leiter des Foltervollzuges, ein Sadist, wie er im Buche stand. Er folterte aus Spaß an der Freude, und es war ihm gleichgültig, ob die Gefolterten geständig waren oder nicht. Sie starben meist unter unendlichen Qualen, und leider sehr rasch.

Perez nickte. „Ich sehe das genauso. Sehen wir uns die Sache also mal besser genau an. Vielleicht finden wir vor Ort Hinweise.“

Sechshundert Tonnen Gold sind weg! Das ist ein arger Schlag für das neue Regime. Also setzt Perez natürlich alles daran, her­auszufinden, wohin es wohl verschwunden sein kann. Und rasch wittert er eine weitläufige Verschwörung. Die weiteren Indizien bestärken ihn nur darin, insbesondere die Person, die er als nächstes in der Bank kennen lernte – die leidenschaftliche und rassige Chefsekretärin Angela Tarvini:

Die Leiterin des Büros war nach der Verhaftung der Führungsriege der Bank die Chefsekretärin Angela, ein wunderbares, langbeiniges und dunkelmähniges Geschöpf, bei dem sich jedermann wunderte, warum sie nicht längst weggeheiratet war. Ihr wurden zahlreiche Af­fären mit dem Vorstand nachgesagt, aber niemand hatte das jemals handfest nachweisen können. Sie selbst schien das nicht im Mindes­ten zu kümmern.

Sie war ein stolzes, unglaublich rassiges Wesen, das gern in haut­enge Kleider schlüpfte, die ihren Körper auf eine provokante Weise in Szene setzten, dass selbst gestandene Männer das Herzrasen beka­men. Und unzweifelhaft war ihr ihre Wirkung sehr bewusst.

Perez spürte: diese Frau war echtes Dynamit!

Sie führte Kommissar Perez und seine Begleiter selbst zu den Tre­sorräumen, in denen gähnende Leere in jenem Abteil herrschte, wo die Goldvorräte gewesen waren.

„Mir ist das unerklärlich, Kommissar. Das muss alles in der Nacht geschehen sein, denn sonst erfährt man so etwas natürlich – schließ­lich braucht man Gabelstapler für diese Masse an Gold, die zu trans­portieren ist.“

„Genau. Die Frage der Logistik, die Frage des Wie ist entschei­dend“, pflichtete er ihr bei und ließ sich die gesicherte Anlieferungs­rampe zeigen, die man ohne komplizierte Identifikationsmanöver nicht öffnen, geschweige denn betreten konnte.

Er gewann den Eindruck, dass nur besonders privilegierte Perso­nen Zutritt bekommen konnten, nämlich solche, die den Code kann­ten.

„Die Direktoren kannten den Code, nehme ich an?“

„Selbstverständlich“, nickte die wunderschöne Angela eifrig. Dabei wippte unter der Bluse ein derartig voluminöser Busen, dass sowohl Perez als auch Ramon große Augen bekamen. Wer die Frau im Bett hatte, musste als glücklicher Mann angesehen werden.

„Sie selbst auch?“

„Ja, schon … aber ich war ja noch im Urlaub, als das Verbrechen geschah. Ich kam erst vorgestern wieder zurück und erhielt Kenntnis von … von der Inhaftierung meiner Vorgesetzten.“

Sie schaute ihn aus großen, dunklen Augen an, die ihn mächtig faszinierten.

Doch, sagte er sich beeindruckt, mit der Frau hätte er gerne mal was. Aber solch eine Person war natürlich zu erhaben dazu, sich mit einem Kriminalkommissar einzulassen … wirklich zu schade, dass sie ganz bestimmt keinen Zweitberuf als scharfe Hure besaß – bei dem Körper wäre sie jede Nacht ausgebucht gewesen.

Er machte sich eine mentale Notiz, dass er dringend wieder für die Nacht ein Date mit einer von Lady Tamaras Mädels buchen musste. Vielleicht Aria, die ihn von ihrem Aussehen durchaus an die Tarvini erinnerte.

„Ihre Reaktion?“

„Ich … nun, ich war natürlich ganz entsetzt, Herr Kommissar! Was denken Sie denn? Ich bin loyale Angestellte der Bank, und meine Pflichterfüllung geht mir über alles. Ich konnte mir nicht einmal im Traum vorstellen, dass meine Vorgesetzten so ruchlos sein würden, unsere gesamten Goldvorräte zu entfernen … das ist ein Verbrechen …“

Die Befragung der Chefsekretärin Angela brachte die Ermittlungen nicht voran, aber Perez gestand sich ein, dass er vielleicht wegen ih­rer offenkundigen Schönheit nicht ganz bei der Sache war. Ständig fantasierte er, wie diese Frau wohl unter ihrer weißen Seidenbluse und dem knappen, aber züchtigen Rock aussah. Wie sie klingen mochte, wenn es ihr ein Mann energisch besorgte.

Und er dachte an die Geschichten, die er gerüchtehalber von die­ser beeindruckenden Frau gehört hatte, Geschichten davon, dass sie bäuchlings auf dem Chefschreibtisch lag und es wollüstig mit den Bankdirektoren trieb, um aufgrund ihrer Arbeitsleistung eine Ge­haltserhöhung zu bekommen … angesichts ihrer so gezeigten „Leis­tung“ zweifellos mit Erfolg …

Angesichts ihrer momentan so korrekten, stolzen Haltung klang das indes wie eine Ausgeburt der Eifersucht anderer Frauen, die nei­disch darauf waren, derlei Privilegien nicht zu genießen. Von denen gab es sicherlich jede Menge. Perez ahnte, dass er nur ein paar wei­tere Türen in der Verwaltung würde öffnen müssen, um von anderen Sekretärinnen die übelsten Tratschgeschichten über die Tarvini zu hören – und ebenso zweifellos waren wenigstens neunzig Prozent davon erlogen und aus reiner Eifersucht erfunden.

Frauen untereinander waren Hyänen, das wusste der Kommissar nur zu gut, und dass die Tarvini jede Menge sie hassende Rivalinnen besaß, konnte ja wohl als sicher gelten – bei der strahlenden Schön­heit! Dennoch … dennoch spürte er irgendwo in den Tiefen seiner kriminalistischen Seele, dass das nicht alles zu sein schien.

Er war überzeugt, dass die Chefsekretärin mehr wusste, als sie zu­gab. Aber wie sollte er sie aus der Reserve locken …?

Doch damit halste er sich nur ein weiteres Problem auf, das diesmal mit seiner Libido zu tun hatte. Die weiteren Informatio­nen, die er mit seinem Stellvertreter Ramon Duarte zusammentrug, er­gaben einfach keinen Sinn … und es war schließlich absurder­weise ein Groschen-Kriminalroman, den Ramon gelesen hatte, der schließlich des Rätsels Lösung präsentierte … jedenfalls bei­nahe.

Der Großteil des geraubten Goldes kann so überraschend si­chergestellt werden. Aber es fehlten immer noch enorme Men­gen geprägten Goldes. Also überschreitet Perez seine Befugnis­grenzen und bringt die Sekretärin Angela Tarvini in eine hoch­notpeinliche Lage, in der sie schließlich ängstlich ein Geständnis ablegt. Indes: gegenüber ihm allein, mit Handschellen gefesselt und auf dem Rücksitz seines Wagens, mit dem er durch die nächtliche Hauptstadt fährt.

Nichts davon wird vor Gericht Bestand haben.

Aber tatsächlich führt ihn Tarvinis Geständnis zum geprägten Münzgold. Das verändert die Situation grundlegend.

Damit haben sie auf einmal ein völlig anders geartetes Problem: Er hat nun die Tarvini genau dort, wo er sie haben möchte … nämlich auf dem Rücken und hilflos seinen geilen Wünschen ausgeliefert (und sie ist wirklich so gut, wie er das angenom­men hat). Sie ist natürlich dennoch eine Staatsfeindin, aber ir­gendwie widerstrebt es ihm, dieses schöne Wild den Folterern und dem Schafott auszuliefern, wo sie unbezweifelbar landen wird … da gibt es doch sicherlich eine schönere, langfristigere Möglichkeit, diese Zwangslage auszunutzen. Also lässt er sich Zeit mit seiner schönen Geisel und genießt ihre Notlage ausgie­big.

Und dann ist da natürlich noch das geprägte Münzgold, dessen Lage Perez nun kennt … sehr viel Gold.

Was er machen müsste, von Amts wegen, ist völlig evident: Er müsste die Tarvini ausliefern, das Goldversteck verraten und es dem Staat zurückgeben, völlig klar.

Was bekäme er dafür? Einen feuchten Händedruck zum Dank, vielleicht einen Orden und eine kleine Gehaltsaufstockung. Schon eine Handvoll Goldmünzen würde das allerdings völlig aufwiegen.

Und hier gibt es zentnerweise Münzgold, das im Grunde genom­men nur noch darauf wartet, geborgen zu werden.

Er wird also schwankend in seinen Überzeugungen.

Vielleicht … nun ja, vielleicht gibt es ja auch einen anderen Weg, den er einschlagen könnte. Einen, der absolut gar nichts mehr mit seiner beruflichen Laufbahn zu tun hat, aber einen Blick in einen beispiellosen Reichtum eröffnet.

So beginnt Kommissar Cesco Perez mit der Bedächtigkeit, für die er berüchtigt ist, diesen neuen, absolut illegalen Pfad zu verfolgen, und ein Tanz auf dem Vulkan beginnt – denn ihm ist völlig klar, dass er bei dem kleinsten Fehler den scharfen Stahl des Fallbeils an seinem Nacken spüren wird …

Tatsächlich ist dieser Roman, den ich am 26. Juni 2005 begann und der aus dem Stand auf 32 Textseiten kam, nahezu vollstän­dig durchstrukturiert. Bis zum 20. März 2023 kam er auf insge­samt 59 Textseiten, die im Kern nur einen Feinschliff der Szenen darstellen. Denn tatsächlich ist schon 2005 der gesamte Hand­lungsbogen entwickelt worden.

Was fehlt noch? Nun, das eigentliche World-Building natürlich. Außerdem müssen alle Personen außer Perez und der Tarvini gründlich durchcharakterisiert werden. Es gilt, die alte Staats­form und die neue darzustellen und inwiefern es tatsächlich in­teressant für Perez sein kann, seinen ursprünglichen Überzeu­gungen untreu zu werden und den Staat zu hintergehen.

Machen wir uns nichts vor – Jambala ist ohne Frage weder vor dem Putsch noch danach eine Demokratie gewesen. Man kann sich hier eher solche aristokratisch-versteinerten Strukturen vorstellen, wie sie für Lateinamerika im 19. und frühen 20. Jahr­hundert vielfach prägend waren. Dort resultierten sie aus den spanischen und portugiesischen Eroberungsbewegungen und den Eliten, die dann das Sagen hatten. Ähnliches gilt auch auf Corrida II.

Man sollte sich Perez auch nicht als prinzipientreuen, loyalen Staatsdiener vorstellen. Es gibt hier Korruption, und es gibt Glücksrittertum, und streng genommen ist Perez letztlich genau das: Er nimmt Gelegenheiten wahr, sich zum eigenen Vorteil zu bereichern, auch wenn das Risiko enorm ist.

Und ja, Gold ist immer noch eine magnetisierende Substanz, die meisterhaft imstande ist, Loyalitäten zu erodieren und Charak­tere zu verderben. Und wenn man dann dazu noch eine schöne, gewissenlose und sexlustige Frau im Spiel hat, ist beinahe alles möglich.

Beizeiten werde ich mich anstrengen, diese Geschichte vollstän­dig auszuformulieren. Wann genau das sein wird, lässt sich na­turgemäß schlecht vorhersagen. Aber ich vermute mal, das wird ein Projekt sein, das deutlich schmaler ausfallen dürfte als „Die Kolonie Saigon II“ – das liegt allein schon an der kleineren Personalriege.

In der kommenden Woche schauen wir an dieser Stelle, was ich im Februar 2023 alles so kreativ „gebacken“ bekommen habe. Schaut einfach wieder rein.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 426: Verschwunden

Posted Oktober 17th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wir machen heute mal wieder eine Zeitreise. Sie führt uns in die jüngere Vergangenheit, ins Jahr 2014. Jenes Jahr, in dem Wladi­mir Putin die Krim-Halbinsel überfiel und besetzte, ganz genau … aber darum geht es nicht oder vielleicht nur so ganz am Ran­de.

Dieses Buch, das mir zufällig in die Hände fiel und das mich quasi vom Beginn an fesselte, weil es sich so beunruhigend wie ein realitätsnaher Thriller liest, erzählt eine unfassliche Ge­schichte. Das Problem damit ist: Es ist keine Geschichte. Es ist Realität.

Der Linienflug MH370 verschwand tatsächlich mit über 200 Per­sonen an Bord in einem der am stärksten kontrollierten Luft­raumgebiete im südostasiatischen Raum im Jahre 2014, und was folgte, ist eigentlich nicht mehr rational nachzuvollziehen. Ich glaube, ihr werdet es spüren, wenn ihr allein schon die Re­zension lest. Es ist vermutlich auch nützlich, wenn man Skepsis angesichts der massiv propagierten offiziellen Theorie hegt, sich die dreiteilige Fernseh-Dokumentation zum Fall MH370 anzuse­hen, die de Changys Buch angestoßen hat. Sie kommt dort auch zu Wort, ebenso wie ihre Kritiker.

Tatsache ist aber zugleich auch: Restlosen Aufschluss gibt we­der die offizielle Theorie noch die Hypothese, die die französi­sche Autorin aufstellt oder die WIKIPEDIA-Seite zu dem Thema. Tatsächlich ist die Wahrheit immer noch ein Mysterium. Und deshalb – wie etwa die Identität von Jack the Ripper oder D. B. Cooper – etwas, was auch weiterhin die menschliche Phantasie beschäftigen wird.

Was auch immer damals geschah, es wird die Menschen weiter umtreiben, nicht allein die Angehörigen. Denn das Flugzeug und die Passagiere sind auch weiterhin verschollen. Wie es bei Akte X immer schon hieß – ich habe die Serie nie wirklich geschätzt, aber der Slogan war nicht übel – : „Die Wahrheit ist irgendwo da draußen.“

Einen ersten Eindruck von den abenteuerlichen Geschehnissen erhaltet ihr hier. Lest einfach weiter.

Verschwunden

Was geschah wirklich mit Flug MH370?

(OT: The Disappearing Act – The Impossible Case of MH370)

Von Florence de Changy

Ullstein 06613

504 Seiten Seiten, TB

Berlin 2022

ISBN 978-3-548-06613-4

Preis: 16,99 Euro

Aus dem Englischen von Rita Gravert und Caroline Weißbach

Ungeheuerliches schleicht sich in der Regel völlig unvorhergese­hen in das Leben der Menschen ein, und von einem Moment zum nächsten kann es geschehen, dass die Normalität in einen nie für möglich gehaltenen Alptraum entgleist. So ist es oftmals, wenn beispielsweise unbescholtene Bürger scheinbar aus heite­rem Himmel bewaffnet aus dem Haus gehen und das Feuer auf Mitmenschen eröffnen. Oder wenn Personen kurzerhand ihre ei­gene Familie ermorden und sich danach selbst richten.

Oder wenn man ein Flugzeug besteigt, das niemals an seinem Bestimmungsort ankommt, obwohl es sich doch um einen rei­nen Routineflug handelt und rein gar nichts darauf hindeutet, dass es irgendwelche Komplikationen geben könnte.

Dies ist die Dimension des vorliegenden historischen Ereignis­ses … und doch ist nicht das Verschwinden an sich dieser Alp­traum, der bis heute andauert, sondern das, was direkt danach geschieht.

Aber fangen wir bei den Fakten an.

Freitag, 7. März 2014, kurz vor Mitternacht. Kuala Lumpur Inter­national Airport (KLIA).

Die Nacht ist tropisch ruhig, die Läden auf dem Airport ge­schlossen, der Nachtflug der Malaysian Airlines, Flug MH370 nach Peking wird bereit gemacht für den Start, die letzten Pas­sagiere checken ein, die meisten von ihnen übermüdet, froh, während der paar Flugstunden noch etwas schlafen zu können. MH370, ein Boeing-Jet des Typs 777-200 ER, Liniennummer 404, ist seit Mai 2012 bei der Malaysia Airlines im Dienst. Alles sieht nach einem Routineflug aus, und 239 Menschen heben gegen 00.40 Uhr vom Airport ab. Der Steigflug dauert 20 Minuten, um 1.01 Uhr Ortszeit hat die Maschine eine Reiseflughöhe von 35.000 Fuß erreicht, die Flugbedingungen sind optimal. Die Flugzeit von Kuala Lumpur nach Peking beträgt rund 6 Stunden. Nach 40 Minuten verlässt MH370 den malaysischen Luftraum und meldet sich planmäßig ab. Nun sind die vietnamesischen Flugsicherungsbehörden für den Flug verantwortlich.

Um 1.19 Uhr verabschiedet sich der Pilot mit der Routinenach­richt „Gute Nacht, Malaysia drei sieben null.“ Um 1.20 Uhr er­reicht das Flugzeug den Wegpunkt IGARI, für den Singapur zu­ständig ist. Neunzig Sekunden danach verschwindet das Trans­pondersignal des Flugzeugs, und das Mysterium beginnt. Oder die Legenden. Oder beides.

Denn MH370 ist von diesem Moment an für die Welt spurlos verschwunden. Es dauert allerdings Stunden, bis das in voller Tragweite klar wird und umfangreiche Nachforschungen zu Luft und zu Wasser beginnen. Nachforschungen und Suchaktionen, die notwendig zunächst davon ausgehen, dass das Flugzeug aufgrund irgendeines Störfalls an Flughöhe verloren und notge­landet sein muss.

Dies passiert über einem Gebiet des Globus, das sollte hier viel­leicht schon einmal vorab erwähnt werden, das geostrategisch extrem sensibel ist. Hier befinden sich zahllose Militärstationen verschiedenster Staaten, das US-Militär ist mit Basen, Langstreckenradaren, Flugzeugen, Flottenpräsenzen und orbitalen Satelliten ständig auf dem Laufenden, was hier geschieht. China, Vietnam und andere Anrainerstaaten, die zum Teil angespannte diplomatische Beziehungen zueinander unterhalten, belauern einander. Internationale Seepiraterie ist gerade in den Gewässern um Indonesien und Malaysia hochproblematisch, was zahlreiche militärische und semimilitärische Manöver zur Folge hatte. Militärmanöver finden hier zahlreich statt, ganz zu schweigen von einem enormen Aufkommen touristischer und merkantiler Fahrzeuge, die hier permanent unterwegs sind.

Und in diesem Gebiet verschwindet eine voll besetzte Passa­gierflugmaschine, mit der mehrheitlich chinesische Staatsbür­ger transportiert werden, einfach spurlos von allen Radarschir­men? Schwieriger noch: Es finden sich weder irgendwelche Hin­weise auf Notrufe, keine Trümmer, keine Leichen, es gibt keine Bekennerschreiben terroristischer Organisationen?

Das klingt, vorsichtig gesprochen, kaum glaublich.

Selbst ich konnte das eigentlich nicht recht fassen, als ich da­mals im Frühjahr 2014 erstmals davon hörte. Denn natürlich, so ging ich fest davon aus, war das Flugzeug irgendwo im Südchi­nesischen Meer abgestürzt. Es würden sich ohne Frage binnen kürzester Zeit traurige Trümmerreste dieser Tragödie finden las­sen.

Stattdessen erfolgt auf einer Pressekonferenz eine Woche nach dem Verschwinden eine atemberaubende und vollständige Kor­rektur aller bisherigen Mutmaßungen: Ein Unternehmen namens Inmarsat war in die Untersuchung eingeschaltet worden und hatte Indizien, die für eine völlig andere Sicht der Geschehnisse sprachen.

Laut Inmarsat senden Linienflugzeuge auch dann noch, wenn der im Cockpit befindliche Transponder von Hand abgeschaltet werden sollte, durch ein so nicht zu beeinflussendes automati­sches System weiterhin regelmäßige Positionspings, die aufge­zeichnet worden seien. Nach den Inmarsat vorliegenden Infor­mationen, die die firmeneigenen Satelliten ermittelt hätten, be­fand sich MH370 schon kurz nach dem letzten Funkkontakt nicht mehr auf dem ursprünglichen Kurs.

Aber wo dann?

Die Daten legten nahe, wurde kommuniziert, dass MH370 kurze Zeit danach einen U-Turn in Richtung Westsüdwest vollzogen hätte, um dann über Malaysia hinweg hinüber in den Indischen Ozean zu fliegen, wo sich das Pingsignal Stunden später verlor. Dies ist heutzutage die gültige offizielle Theorie.1

Die französische Journalistin Florence de Changy, die seit 30 Jahren in Hongkong lebt und Asien-Pazifik-Korrespondentin für Le Monde und andere Tageszeitungen ist, die am gleichen Tag von dem Vorkommnis erfuhr und von ihrer Zeitung darauf ange­setzt wurde, direkt aus Kuala Lumpur zu ermitteln und zu be­richten, fielen sehr bald eigenartige Dinge im Zusammenhang mit dem Unglück auf. Und je länger das Verschwinden andauer­te, je stärker der Druck der Angehörigen auf die malaysische Regierung wurde, desto bizarrer entwickelte sich die Geschich­te.

Es gab Meldungen von Sichtungen über Ölteppiche über dem Südchinesischen Meer. Es wurden von Flugzeugen aus Trüm­merstücke gesichtet. Angeblich existierte sogar ein Film von vi­etnamesischen Journalisten, die zeigten, wie Trümmer eines Flugzeugs, das eindeutig dem passenden Flugzeugtyp zuzuord­nen war und die Farben der malaysischen Airline besaß, vor der vietnamesischen Küste geborgen wurden (das Video ver­schwand später indes spurlos). Fischer gaben zu Protokoll, einen Feuerball gesehen zu haben, auch ein australischer Angestellter auf einer Bohrinsel berichtete unabhängig von einem solchen Vorkommnis in der Unglücksnacht (er wurde wenig später ent­lassen und, wie de Changy nach einem Besuch in Australien Jahre später entdecken konnte, massiv verfolgt und einge­schüchtert).

Es kamen eigenartige Theorien auf, die die Journalistin alsbald als Standardstrategien von Firmen und Regierungen identifizie­ren konnte, um eigenes Versagen von sich zu weisen: Der Pilot Zaharie Ahmed Shah wurde beispielsweise bezichtigt, auf spek­takuläre Weise Selbstmord begangen zu haben, indem er das Flugzeug zum Absturz brachte (aber wo war dann das Flugzeug geblieben?). Dummerweise überzeugte das kaum jemanden, schon gar nicht die direkten Angehörigen des Piloten, mit denen de Changy sprach und die ein völlig anderes moralisches und psychisches Bild von dem Piloten zeichneten.

War es verdächtig, dass er einen Flugsimulator daheim hatte, auf dem er – bequemerweise – einen Flug eingegeben hatte, der augenscheinlich dem entsprach, der über dem Indischen Ozean endete? Hatte er womöglich einen Terroranschlag auf eine amerikanische Geheimbasis auf der Insel Diego Garcia ge­plant, die südlich der Malediven lag?

War vielleicht der Copilot, Fariq Abdul Hamid, für den Absturz verantwortlich, der sich im letzten Teil seiner Ausbildung be­fand? Hatte er den Flug aufgrund irgendeines Problems an Bord zum Airport Kuala Lumpur zurücksteuern wollen, und war dabei irgendetwas schief gegangen?

De Changy bemühte sich, an die Unterlagen über Bordpersonal, Passagiere und Frachtpapiere zu gelangen. Denn wie man schon bei Sherlock Holmes nachlesen kann: Irgendwo in den vorhan­denen Fakten ist die Lösung, man muss sie nur finden. Und Fak­ten gab es geradezu unendlich viele, auch sehr viele aus frag­würdigen Quellen, unzählige, die sich in abstruse Verschwö­rungstheorien verstrickten. Wie sollte man da die Spreu der Ver­rücktheiten von den Körnchen der Wahrheit scheiden? Eine wahre Sisyphus-Aufgabe!

Weitere Theorien begannen wild in den Medien und im Internet zu kursieren. Wenn die Piloten als Verantwortliche ausschieden (die immer bequeme Schuldige sind, zumal sie sich als Tote nicht mehr verteidigen können)2 und die Inmarsat-Daten auch andere Interpretationen zuließen, dann konnten vielleicht Passa­giere für eine Entführung verantwortlich sein! Immerhin waren mehrere Russen an Bord, außerdem scheinbar zwei Ukrainer (und 2014 annektierte Wladimir Putin die Krim) … warum sollte das Flugzeug also nicht vielleicht nach Kasachstan entführt wor­den sein?

Das klang dann doch für mich ziemlich arg weit hergeholt.

Auch realistischere Optionen wurden erwogen. Insbesondere die – unvollständig – veröffentlichte Frachtliste ließ jede Menge Fra­gen offen. Da gab es beispielsweise eine große Menge Lithium-Akkus, die erwiesenermaßen zu spontaner Selbstentzündung neigten und in wenigstens einem weiteren Fall zu einem Flug­zeugabsturz geführt hatten. Angeblich war eine große Menge von Mangostan-Früchten an Bord … doch diese Früchte hatten weder Saison, noch gab es auf dem Absendeflughafen irgendei­ne Art von Möglichkeit, dass sie überhaupt von dort aufgegeben worden sein könnten … es lag also nahe, dass „Mangostan-Früchte“ eher eine Chiffre für Schmuggelware irgendwelcher Art sein mochte, vielleicht für Elfenbein oder andere Substanzen, die illegal nach China eingeführt werden sollten. Für solche Aktionen wäre ein routinemäßiger Passagierjet zu mitternächtlicher Zeit höchst geeignet.

Außerdem gab es da noch rätselhafte elektronische Fracht in ei­ner erstaunlichen Menge, die völlig ohne jede sonst übliche Kon­trolle an Bord gebracht worden war. De Changy ermittelte im Laufe der folgenden Jahre, in denen sie weltweit zahllosen wei­teren Fährten nachging und zahlreiche Legenden und auch amt­liche Verlautbarungen entkräften konnte (ich deute hier nur ein paar wenige davon an, das Buch ist voll von weiteren haarsträu­benden Fakten), dass gerade diese Lieferung unter ungewöhn­lich hohem Polizeischutz zum Flughafen gebracht und verladen wurde.

Gemäß der offiziellen These wurden die Suchaktionen zunächst rings um den Wegpunkt IGARI konzentriert, der vor der Küste von Malaysia liegt, doch schon eine Woche später verlagerte er sich notwendig in den Indischen Ozean und schließlich vor die australische Küste, wofür zig Millionen Dollar wochenlang eine internationale Suchmannschaft unter australischer Leitung die Meeresoberfläche und schließlich auch den Meeresgrund auf der Suche nach den Black Boxes des Flugzeugs durchkämmte. Zehntausende von Quadratkilometern … erfolglos. Es wurde nicht ein einziges Trümmerstück entdeckt.

Das spricht, vorsichtig gesagt, nicht eben dafür, dass die offizi­elle Theorie äußerst realistisch ist. Wenn kein einziges Indiz zu entdecken ist … dennoch wurde diese Theorie hartnäckig als einzig mögliche Lösung in den Medien verfolgt.

Wen kümmerte es da schon, wenn Zeugen aus dem Norden von Malaysia erzählten, sie hätten in der Unglücksnacht Lärm ge­hört und ein Flugzeug „im Tiefflug in ungewöhnlicher Richtung“ gesehen? Wen kümmerte es, dass das Internetportal Tomnod vor der südvietnamesischen Küste ein Trümmerfeld gesichtet hatte3, das leider sehr gut mit der Sichtung des Bohrinsel-Mitar­beiters Mike McKay in der Nacht vom 8. März 2014 zusammen­passte, der in Richtung der vietnamesischen Küste Feuerschein wie von einem explodierenden Flugzeug gesehen hatte? Auch als wenig später vor südlich vom Wegpunkt IGARI von chinesi­schen Satelliten driftende Trümmer gesichtet wurden, brachte kaum jemand das mit dem verschwundenen Flugzeug in Verbin­dung.

Das war doch bekanntlich nach der offiziellen Theorie im südin­dischen Ozean abgestürzt, nicht wahr? Dort mussten also die Trümmer sein, woanders konnten sie ja überhaupt nicht auftau­chen.

Doch ein ganzes Jahr lang kam es in der Ermittlung des MH370-Unglücks zu keinerlei neuen Entwicklungen … und dann wurde am 29. Juli 2015 ein Trümmerteil angeschwemmt – ein Flaperon, also ein Teil einer Flugzeugtragfläche. Wo war es gefunden wor­den? Auf La Réunion vor der Küste von Madagaskar! Also ein eindeutiges Indiz für den Absturz im Indischen Ozean und die offizielle Theorie … wenigstens dachte auch ich das anno 2015.4

Inzwischen war es halb und halb Gewissheit in der Öffentlich­keit, dass es an Bord ein Unglück gegeben haben musste, die Fakten schienen ja auch gut dazu zu passen: Wenn beispielswei­se der Flugzeugrumpf aus irgendeinem technischen Grund nach und nach seine Atemluft verloren hätte, wären die Piloten durch Hypoxie ohnmächtig geworden. In dem letzten Versuch, einen bekannten Flughafen in Malaysia anzusteuern, hätten sie das Flugzeug gedreht und auf Autopilot geschaltet, ehe sie bewusst­los wurden. Und MH370 sei ins Blaue hineingeflogen, mit toter Besatzung, und schließlich durch Treibstoffmangel ins Meer ge­stürzt.

Auch ich nahm das notwendig an.

Florence de Changy begnügte sich mit diesem gedanklichen Kurzschluss nicht. Sie besorgte sich Unterlagen über das Flape­ron und stellte rasch fest, dass mit dem Trümmerstück etwas nicht in Ordnung war. Es stammte ohne Frage von einer Boeing 777, das war schnell klar. Aber es wies ein Detail auf, das in kei­ner der Pressemeldungen hervorgehoben wurde: Jedes solche Bauteil besitzt eine klar nachverfolgbare Plakette, die auch Meerwasser nicht ablösen kann. An diesem Flaperon war diese Plakette vor dem Fund entfernt worden.

Der Journalistin kam das komisch vor, und sie fragte Experten, die ihr eine Antwort gaben, mit der sie nicht gerechnet hätte: Das Entfernen solcher Plaketten sei ein routinemäßiges Verfahren. Das werde immer dann angewendet, wenn ein Flugzeug verschrottet würde. Und es würden ständig aus den Airlines Flugzeuge ausgemustert, entsprechend ihre Bauteile unkenntlich gemacht und dann recycelt.

Sie schloss daraus – in meinen Augen durchaus nahe liegend – , dass das Flaperon von La Réunion durchaus nicht als Beweis taugte, MH370 sei im Indischen Ozean abgestürzt. Stattdessen schuf Florence de Changy, indem sie zahllose, für sich genom­men unauffällige Mosaikbausteine der internationalen Politik, widersprüchliche Informationen, Zeugenaussagen und Indizien zu einem immer dichteren Netzwerk verwob, eine alternative Theorie, die ich hier nicht en detail vorwegnehmen möchte. Sie sagt selbst, dass das kein Beweis dafür ist, dass das, was sie als Szenario entwickelt hat, „die Wahrheit“ sei … aber die vielfach ermittelten Indizien passen allesamt auf beunruhigende Weise zu jenem Ablauf, wie es sich wahrscheinlich in der Nacht vom 8. März 2014 womöglich wahrhaftig zugetragen haben könnte.

In ihren Augen ist das realistischste Szenario eines, das ohne ir­ritierende Inmarsat-Pings (deren notorische Präzisionsschwäche heutzutage als erwiesen gilt) auskommen kann. Eines, das zu­dem belegt, dass diverse Funksprüche von US-Militäreinheiten, die Präsenz von AWACS-Aufklärungsflugzeugen, ein verstüm­melter Notruf, den ein vietnamesischer Pilot in der Unglücks­nacht auffing und zahlreiche weitere Details eine völlig andere Deutung der Abläufe dieser Nacht nahe legen.

Sie behauptet nicht, das Geheimnis gelöst zu haben, wie eben erwähnt. Aber sie vermittelt dem Leser in dieser dramatischen, faktendichten, akribisch quellenbelegten Darstellung das beun­ruhigende Gefühl, dass in dieser Nacht des 8. März 2014 ein dramatisches Ereignis stattfand, das den Verantwortlichen auf desaströse Weise aus dem Ruder glitt und dazu führte, dass das daraus resultierende tödliche Versagen auf höchster politischer Ebene vertuscht werden musste.

Ihr Nachtrag zeigt, dass solche Vorkommnisse weder zum ers­ten Mal geschehen noch unrealistisch oder unplausibel sind. Man muss kein Anhänger von Verschwörungstheorien sein, um die Deutung, die Florence de Changy präsentiert, für sehr wahr­scheinlich zu halten. Denn indem sie fundiert die vermeintlichen Indizien für die Standardtheorie Schritt für Schritt widerlegt und demontiert, zugleich aber auch aufzeigt, wie viele Informatio­nen von dieser Theorie einfach ignoriert oder kurzerhand ge­leugnet werden, die eben – leider – ihrem Szenario zunehmend Glaubwürdigkeit verleihen, macht sich die Journalistin gerade nicht mit spinnerten Verschwörungstheoretikern gemein.

Sie sucht seit über acht Jahren nach Indizien dafür, dass die offi­zielle Theorie nichts weiter darstellt als eine sehr bequeme Ab­lenkung von den tatsächlichen Ereignissen, und ich muss geste­hen, ihre Sicht hat mich zunehmend überzeugt – insbesondere deswegen, weil sie sehr differenziert zwischen Verschwörungs­theorien, offiziellen Verlautbarungen und plausiblen Tatsachen differenziert. De Changy begnügt sich nicht damit, irgendwel­chen obskuren Meldungen im Internet zu lauschen, sondern sucht im Laufe ihrer jahrelangen Ermittlungen das direkte und manchmal wiederholte Gespräch mit den Informanten und An­gehörigen, mit Militärs, Flugexperten, Verwaltungsfachleuten und Geschäftsleuten.

Sie durchleuchtet die Motivation der Personen, die sich in die MH370-Geschichte hineinsteigern. Geht auch seltsamsten Fähr­ten nach, recherchiert Flugplätze in der Region, wo man eine Boeing 777 hätte landen können … sie stellt kritische Fragen, warum Radarstationen, die sonst jedes Schmugglerflugzeug ausfindig machen könnten, MH370 angeblich nicht gesehen ha­ben. Fragt sich, warum Airlines wie Boeing und die malaysische Fluggesellschaft so widersprüchliche Aussagen vorbrachten. Warum die chinesische Regierung so auffälliges Desinteresse an den Ermittlungen hatte …

Wer dieses Buch liest, so ist letztlich zu konstatieren, erhält viel­leicht keine endgültigen Aussagen, „wie es gewesen ist“, wie der Historiker Leopold von Ranke schrieb, aber zumindest be­kommt man einen sehr fundierten und vielseitigen Einblick in alle Geschehnisse rund um den Flug MH370 … und hat hinter­her vielleicht einigen Grund zur Sorge, wenn er mal wieder ein Flugzeug besteigt oder sich in dieser Region bewegt. Denn falls de Changys Szenario der Wahrheit entsprechen könnte, kann niemand mit Gewissheit behaupten, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen.

Als ich vor sehr vielen Jahren in einem völlig anderen Zusam­menhang das Sachbuch „Der Baader Meinhof Komplex“ des deutschen Journalisten Stefan Aust las, schrieb ich in meiner Re­zension zu diesem im Grunde ausgezeichneten Buch, es habe einen fundamentalen Fehler aufgewiesen, der seinen histori­schen Wert vollkommen negierte: Dieses Buch wies wirklich kei­nerlei Anmerkungs- und Literaturapparat auf. Niemand konnte nach der Lektüre nachvollziehen, woher Aust seine Informatio­nen hatte. Für einen Historiker wie mich verliert ein Sachbuch dadurch vollständig an Bedeutung. Denn in einem Sachbuch sollten die referierten Fakten und Zitate nachprüfbar sein.

Bei Florence de Changy machen diese Angaben mehr als 20 Seiten aus, in denen unzählige Quellen bis hin zur Internetseite und dem Tagesdatum genannt werden. Das bedeutet: Man kann ihre Fakten nachprüfen, jedes einzelne. Sie gibt sich Mühe, ihre Rechercheergebnisse offen und kontrollierbar darzulegen. Das disqualifiziert meiner Ansicht nach billige Stimmen, die viel­leicht auftauchen könnten, um ihr krude Verschwörungstheorien zu unterstellen.5

Das Buch liest sich wie ein Thriller, und man fiebert unweiger­lich mit, was denn wohl als nächstes Ungeheuerliches (und zu­gleich reales Faktum!) auf der nächsten Seite den Leser erwar­ten mag … dennoch ist man auf sehr vieles einfach nicht ge­fasst, manches kann ich immer noch nicht recht glauben.

Ich denke: Wer immer sich ein umfassendes Bild über den Un­glücksflug MH370 machen möchte, sollte sich nicht auf die offi­zielle Sichtweise beschränken, die im genannten WIKIPEDIA-Ar­tikel ausführlich referiert wird. Man sollte sich ausdrücklich auch mit de Changys Buch befassen und die darin dargestellten Standpunkte einer kritischen Analyse unterziehen. Und sich dann entscheiden, was von beidem glaubwürdiger ist.

Ich fürchte, ich habe mein Urteil schon gefällt.

Mein Fazit: Ein höchst lesenswertes, den Horizont erweiterndes Buch!

© 2022 by Uwe Lammers

Ja, das Fazit wird vermutlich vielen Leuten nicht gefallen, die sich ihre Meinung schon gebildet haben. Aber schaut euch nur das Werk im Detail an, dann gerät so manche feste Überzeu­gung leicht ins Wanken.

In der kommenden Woche präsentiere ich harmlosere Kost, dann geht es wieder um ein Sigma Force-Abenteuer von James Rollins.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Man vergleiche dazu den sehr ausführlichen WIKIPEDIA-Artikel „MH370“, der allerdings – in meinen Augen ein interessantes Faktum – ungeachtet der Aktualität das de Changy-Buch nicht mit einer einzigen Silbe erwähnt.

2 Man beachte bei de Changy hierzu den über 30 Seiten langen Nachtrag, wo sie zahlrei­che Flugzeugunglücke der vergangenen Jahrzehnte, die dazu vorgebrachten Theorien, tatsächlichen Absturzursachen sowie die oftmals kriminellen Handlungen von Regierun­gen und Flugzeugbauern akribisch belegt, mit denen die wahren Absturzursachen ver­tuscht werden sollten.

3 Das Unternehmen setzte dann auf die Hilfe von Freiwilligen, die im Internet die Satelli­tenbilder sichteten … aber nachdem dort tatsächlich Trümmerstücke gesichtet und ge­meldet worden waren, änderte Tomnod seltsamerweise die Algorithmen der geografi­schen Lokalisierung der Suchraster, und die Trümmerbilder waren anschließend seltsa­merweise verschwunden … es gab noch eigenartigere Details in dieser Beziehung, aber das sollte man im Buch nachlesen, das kann hier nur angedeutet werden.

4 De Changy erwähnt allerdings auch Auskünfte von Experten für Driftbewegungen im nämlichen Ozeanbereich, die sämtlich sagen, dass Trümmerstücke aus dieser Region ei­gentlich gar nicht auf La Réunion angespült werden können … was weitere interessante Theorien befeuert, die hier auch thematisiert werden.

5 Und genau dies ist, wie ich in der dreiteiligen Fernsehdokumentation „MH370 – Das ver­schwundene Flugzeug“ entdecken musste, tatsächlich im dritten Teil passiert. Dabei wer­den die Kritiker so ausfallend, dass klar wird: Sie haben das Buch nicht gelesen und wer­fen de Changy mit Spinnern in einen Topf, die beispielsweise denken, UFOs hätten das Flugzeug entführt. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit de Changys Quellen findet hier nicht statt, stattdessen wird ihre Interpretation kurzerhand totgeschlagen, weil man daran kein gutes Haar finden kann … ernsthafte, fundierte Kritik sieht für mich grundlegend anders aus. So demontieren sich nur die Befürworter der offiziellen Theorie als obrigkeitshörige Kleingeister. Sorry, das musste mal gesagt werden.

Blogartikel 532: Eine Begegnung mit einem Dybbuk

Posted Oktober 14th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Literatur ist etwas Wunderbares, und es ist dabei völlig unwe­sentlich, wie alt sie sein mag, wenn sie einfach gut geschrieben ist. Das habe ich heute (aktuelles Schreibdatum: 19. März 2023) wieder entdeckt, und ich finde es wichtig, euch daran teilhaben zu lassen. Denn Literatur hat neben der Tatsache, dass man sich damit bequem die Zeit vertreiben kann, die man sonst viel­leicht nicht anderweitig nutzbringend füllen könnte, auch den Vorteil, dass sie im idealen Fall die eigenen Gedanken in Bewe­gung bringt. Und in meinem Fall ist es so, dass man diese Ge­dankenanstöße sogar für den Oki Stanwer Mythos nutzen kann.

Aber ich sollte vielleicht vorne anfangen.

In meinen Bücherregalen stehen Aberhunderte von Büchern, die noch gelesen werden wollen, und es dauert mitunter Jahre, manchmal Jahrzehnte, ehe ich sie mir dann auch tatsächlich vornehme. In dem Bestreben, wieder einmal mehr der alten Kurzgeschichtensammlungen zu lesen, zog ich kürzlich einen solchen Band hervor. Es handelte sich um Robert Silverbergs „Steinbock-Spiele“, eine Goldmann-Storysammlung von 1976, die ich schon aus der Stadtbücherei in Wolfsburg kannte, aber nie gelesen hatte. Sie gelangte 1995 dann durch eine Sammlungsauflösung in meinen Besitz und wanderte seither ru­helos durch meine Bücherregale, wann immer ich meine Bü­cherbestände rückte – weil sie alphabetisch aufgestellt sind und die Neukäufe natürlich einsortiert werden müssen.

Nun zog ich mir die Storysammlung also hervor und begann sie zu lesen. Silverbergs qualitätsvoller Stil macht eine rasche Lek­türe quasi unmöglich, aber das ist auch das Schöne daran. So brauchte ich eine Weile, bis ich zu der Story vorstoßen konnte, die heute früh meine Morgenlektüre darstellte.

Ein wandernder Geist“ (OT: The Dybbuk of Mazel Tov IV) ist ein faszinierendes Stück SF-Geschichte, wie ich finde. Voraus­setzung, sie faszinierend zu finden, ist natürlich, dass man nicht irgendwelche antisemitischen Vorurteile mit sich herum­schleppt. Die Qualifikation brachte ich mühelos mit, nicht zu­letzt deshalb, weil ich mal für eine von mir sehr verehrte jüdi­sche Professorin an der Moses-Mendelssohn-Gedächtnisausgabe mitgearbeitet und diese Zeit in bester Erinnerung habe.

Für alle diejenigen, die mit dem obigen Titel nichts Rechtes an­fangen können, sei erläutert, dass ein Dybbuk ein Legendenwe­sen aus der jüdischen Mythologie ist. Es beschreibt einen wan­dernden Geist, insofern ist der deutsche Titel sehr passend. Der Geist eines Verstorbenen, um exakt zu sein, der von einem Le­benden Besitz ergreift und so die Lebenden verstört.

Nun stelle man sich die Ausgangslage dieser Geschichte vor: Is­rael ist auf der Erde untergegangen, und die Juden sind wieder in der Diaspora, diesmal auf einem Planeten, den sie Mazel Tov IV nennen und der 300 Jahre in der Zukunft liegt. Hier haben sich die säkularen Juden in Kibbuzim organisiert, aber sie glau­ben eigentlich nicht mehr wirklich an die Thora oder an Jahwe, sondern sind das, was man eigentlich das klassische europäi­sche Assimilations-Judentum nennen kann.

Und dann gibt es die Chassidim, eine kleine Splittergruppe stramm gläubiger jüdischer Bürger, die eine eigene Diaspora-Gemeinde geschaffen haben, die sehr viel fester in den alten Ri­ten und Glaubensvorstellungen verhaftet sind. Naturgemäß wird von den „aufgeklärten“ Juden auf sie herabgeschaut.

Nun, und dummerweise gibt es dann auf Mazel Tov IV auch noch Aliens, die Kunivar. Man sollte sie sich als eine Form von grün­felligen, vierbeinigen Zentauren vorstellen, mit denen sich die jüdischen Siedler zwar verständigen können, aber von denen sie eigentlich auch separiert leben. Manche sehen die Kunivar nur als bessere Tiere an, kaum viel zivilisierter als die Chassidim.

So weit die Ausgangslage.

Problematisch wird die Sache auf einmal, als ein Kunivar völlig desorientiert auf das Feld eines aufgeklärten jüdischen Landar­beiters stolpert … und Hebräisch spricht. Schlimmer noch: Er sagt, er sei Joseph Avneri, vor einem Jahr gestorben und nun als wandernde Seele in den Leib dieses armen Kunivar gefahren, um sich bemerkbar zu machen.

Der Dybbuk, da ist er.

Dumm daran ist Verschiedenes, was mich, während ich mit zu­nehmender Faszination diese Geschichte las, die gewisser ab­surder Züge nicht entbehrt, durchaus an gewisse metaphysi­sche Strukturen des OSM erinnerte. Ich komme dazu noch.

Zum einen glauben die aufgeklärten Juden nicht mehr an ein Leben nach dem Tode (anders als die Chassidim und, wie sich zeigen soll, auch anders als die Kunivar!).

Zum zweiten ist leider unleugbar, dass der Dybbuk Dinge weiß, die eben nur Joseph Avneri kennen kann … womit sich alsbald klar erweist, dass er die Wahrheit spricht.

Aber was kann man dann tun? Wie kann man ihn „erlösen“, wie er erfleht?

Ein Exorzismus?

Das ist finsteres Mittelalter, wird geurteilt. Es sei vermutlich besser, diese Angelegenheit den Kunivar zu überlassen. Die ge­ben denn auch bereitwillig zu, dass solche Seelenwanderungen in ihrem Volk durchaus bekannt sind (was die säkularen jüdi­schen Siedler natürlich nur in ihrer Vorstellung bestärkt, wie pri­mitiv doch diese Wesen sind … es geht hier also auch massiv um kulturelle Vorurteile).

Doch der Exorzismus der Kunivar ist wirkungslos. Der arme Dyb­buk bleibt im Kunivar-Körper eingeschlossen. Die Einheimischen sind also ratlos.

Da tritt Reb Shmuel, der Baal Schem der Chassidim, auf den Plan, sozusagen der Hohepriester der traditionalistischen jüdi­schen Siedler … und auch er ist der Ansicht, ein Exorzismus sei der einzige Weg, der gequälten Seele Josephs Ruhe zu ver­schaffen.

Diesmal gelingt der Exorzismus, und der Geist entweicht und findet seinen Seelenfrieden.

Ist das das Ende vom Lied? Nein, durchaus nicht!

Das wahre Problem kommt jetzt erst – denn die Kunivar, faszi­niert von der Tatsache, dass der chassidische Exorzismus wir­kungsvoller war als alles, was sie zustande brachten, sind nun fest überzeugt, dass der jüdische Gott Jahwe mächtiger ist als ihre eigenen Elementargeister … und sie scharen sich um den Baal Schem mit dem Wunsch: Wir wollen auch Juden werden!

Der Baal Schem ist entsetzt. Das sei unmöglich, die Kunivar sei­en keine Menschen, das ginge nicht.

Silverberg wird hier sehr feinsinnig. Ich zitiere mal:

Das sind gute Wesen: nehmen wir sie in Israel auf.“

Nein“, sagte der Baal Schem. „Ein Jude muss zuallererst ein Mensch sein.“

Zeigen Sie mir das in der Thora.“

Gütiger Himmel, ich musste so lachen, als ich an diese Stelle kam, ehrlich. Es ist von solcher feinsinniger Raffinesse, dass es wirklich gut gemacht und – meiner Ansicht nach – auch zeitlos ist. Es geht um Akzeptanz, Fremdheit, dogmatische religiöse Engstirnigkeit und vieles andere mehr an dieser Stelle. Eine sehr beeindruckende, tiefsinnige Geschichte, die man unbe­dingt gelesen haben sollte. Gute Science Fiction, unbezweifel­bar!

Und nun schwenke ich über zum OSM.

Ich habe verschiedentlich davon erzählt, dass es im OSM den Widerstreit einer monistischen mit einer dualistischen Weltsicht gibt. Der Monist ist – wie die säkularen Juden in der obigen Ge­schichte – der Ansicht, das Leben beginnt mit der Zeugung bzw. der Geburt und endet mit dem Tod. Stirbt der Körper, erlischt der Seelenfunke, Licht aus, Film ist zu Ende.

Der Dualist, dessen Position mir näher ist, auch wenn sie im strengen Sinne empirisch nicht zu beweisen ist, geht dagegen davon aus, dass Körper und Seele zwei getrennte, im Leben fu­sionierte Entitäten darstellen. Der Körper ist das notwendige Ve­hikel, damit die Seele sich ausdrücken kann, und wenn der Kör­per stirbt, wandert die Seele … sei es, dass sie sich dann in ei­nem wie auch immer gearteten Jenseits wieder findet oder in ei­ner neuen Körperhülle in Form einer Reinkarnation einen weite­ren Lebenszyklus auf der Erde (oder wo auch immer) von neu­em beginnt.

Im OSM vertreten nahezu alle Baumeister den monistischen Standpunkt, und sie werden eigentlich ständig widerlegt. Das ist deshalb plausibel, weil ich selbst eben Dualist bin und der OSM an vielen Stellen überdeutlich signalisiert: Doch, es gibt eine Seele, es gibt ein Leben nach dem Tod, es gibt so etwas wie Wiederkehr aus dem Jenseits.

Von daher war die Dybbuk-Geschichte für mich durchaus akzep­tabel. Aber Silverberg geht natürlich nicht so weit wie der Oki Stanwer Mythos, was nicht verblüffen kann. Er bleibt in der Ge­schichte, so interessant, vielseitig und tiefsinnig sie auch ist, in einem traditionalistischen Kreis gefangen, der seine Sichtweise notwendig beschränkt. Mag sie auch für Menschen, die ein mo­nistisches Weltbild besitzen, so schon provozierend genug sein … der OSM setzt da noch einen drauf, und zwar auf folgende Weise:

Im KONFLIKT 24 des OSM, also der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, an der ich seit 1994 schreibe, hat sich die bi­zarre Situation ergeben, dass der Dämonenplanet TOTAM, der seit vielen Milliarden Jahren DIE Gefahrenquelle schlechthin und den Feind des Lichts dargestellt hat, zerborsten ist. Die Trüm­mer des schwarzen Kristallplaneten sind über das gesamte Uni­versum zerstreut und bilden diverse bizarre Enklaven. Ihnen ge­meinsam ist, dass die kristallenen Trümmerstücke, so genannte HEIMATSTÜCKE, Portale zu weit entfernten Teilen des Kosmos darstellen. Es gibt allerdings – soweit bislang bekannt – keine Art von Netzplan, der zeigen würde, wohin man gelangt, wenn man beispielsweise durch Tor 1 geht. Das kann zum Nachbar­planeten führen oder zu einer Welt, die Millionen Lichtjahre ent­fernt ist. Und wenn man dort ein weiteres Trümmerstück findet, kann man noch weiter vom Ursprung entfernt landen … der Ausgangspunkt beispielloser Odysseen.

Diesen Kosmos nennt man das „Netzuniversum“, es ist buch­stäblich uferlos.

Die Tatsache, dass man sich hierin endlos verirren kann, ist ein ernsthaftes Problem, aber in dem Kontext, der hier interessiert, gar nicht mal von entscheidender Relevanz. Viel schwieriger ist es, dass die HEIMATSTÜCKE Teile von TOTAMS legendären Kno­chenstraßen darstellen. Und die funktionieren nach wie vor. Ihre Funktion war es, treibende Seelen einzufangen und sie dann in Gestalt lebender Skelette, der Totenköpfe, in TOTAMS Standar­darmee, die LEGION, zu entlassen.

Ursprünglich wurden die Totenköpfe dann nach ihrer neuen Ge­staltwerdung auf TOTAM gedrillt und trainiert … aber TOTAM gibt es nicht mehr. Was also passiert nun? Die Antwort: Die trei­benden Seelen werden – meistens – immer noch zu Totenköp­fen, und sie tauchen überall im Universum auf. In gewisser Wei­se sind sie zu Schreckgespenstern geworden, die ihrer eigenen Agenda folgen.1

Auch das ist nicht das eigentliche Problem, das liegt in Wahrheit noch tiefer: Die Bediensteten der Lichtmächte, die sich um den AUREUS scharen, suchen weiterhin nach den Exponenten des Bösen. Denn die Existenz der HEIMATSTÜCKE, der Dämonen von TOTAM und der Totenköpfe zeigt ja überdeutlich, dass TOTAM noch irgendwo da draußen sein muss. Und solange das der Fall ist, ist der Krieg nicht entschieden.

In einem Krieg, das lernt jeder Stratege, ist nicht zentral, dass man über gute Waffen verfügt oder motivierte Soldaten oder gute Strategen, sondern das Wichtigste ist Information! Weswe­gen jede Armee bemüht ist, das Problem der Spionage zu unter­binden. Und damit kommen wir zum eigentlichen haarsträuben­den Problem des KONFLIKTS 24.

Es wird benannt mit dem Begriff des „absoluten Tabus“.

Das absolute Tabu für die Diener des AUREUS ist … der Tod!

Auf den ersten Blick klingt das abstrus, auf den zweiten wird deutlich, dass das alles gar nicht zum Lachen ist. Denkt mal mit: Wenn man ein wichtiger Wissenschaftler oder sonstiger Ge­heimnisträger der Lichtseite ist, ist man notwendig ein lebendes Wesen. Man mag zu Lebzeiten noch so loyal und ergeben sein, wie man möchte, irgendwann kommt der Zeitpunkt, da der Kör­per erschlafft und man sich eigentlich nur noch nach dem tiefen Schlummer des Todes sehnt.

Aber wir befinden uns im OSM.

In der gespenstischen Welt der Knochenstraßen und der wieder­geborenen Seelen. Da ist offensichtlich kein „tiefer Schlummer des Todes“, der all die Betriebsgeheimnisse für immer begraben würde.

Vielmehr wird im Moment des Todes die Seele freigesetzt und ins Universum geschleudert … wo die Knochenstraßen sie un­vermeidlich einfangen und als Totenkopf irgendwo im Kosmos wieder in ein neues, diesmal ewiges Dasein, entlassen.

Stellen wir uns vor, diese loyalen Lichtmacht-Wissenschaftler seien zuvor monistisch veranlagt gewesen … auf einmal entde­cken sie nach dem Tode, dass alle ihre Überzeugungen offen­kundig falsch und eindimensional waren. Denkt ihr, sie würden nun dennoch ihren alten Ansichten treu bleiben?

Nun, die hochrangigen Diener des AUREUS sind sich da nicht si­cher. Also geben sie eine Doktrin aus, die Unmenschliches aus­sagt: Das absolute Tabu darf nicht gebrochen werden. Konkret bedeutet das in der Umsetzung: Egal, wie hinfällig ein loyaler Lichtmacht-Wissenschaftler ist – er darf nicht sterben!

Deshalb werden schwer verletzte Soldaten oder todkranke Wis­senschaftler kurz vor ihrem Lebensende in ein ewiges Stasisfeld versetzt.

Um zu verhindern, dass sie nach dem Tod Geheimnisverrat be­gehen – sei es, weil man sie in ihrer neuen untoten Form einer ewigen Folter unterzieht, sei es, dass sie schwankend in ihren vormaligen Überzeugungen werden.

Ihr merkt schon, dass diese Vision über Silverbergs Dybbuk deutlich hinausgeht und ein sehr ernstes weltanschauliches Pro­blem darstellt.

Es gibt dafür aktuell noch keine Lösung, aber Tatsache ist, dass die Schaffung des „absoluten Tabus“ für eine moralische Grenz­überschreitung gesorgt hat, die die vermeintlich Guten zu einer moralisch höchst fragwürdigen, unmenschlichen Instanz ge­macht hat.

Wer also glaubt, die dualistische Weltsicht sei irgendwie von gestern und hätte keine Relevanz, der kann das gerne weiter glauben. Ich bin nicht dieser Ansicht, und ich werde im OSM weiterhin diese Pfade verfolgen und schauen, wohin sie mich führen. Solche Denkexperimente sind eine höchst faszinierende Sache, und ich freue mich, euch auf diese bizarren Felder mei­ner Geschichten zu geleiten. Beizeiten erfahrt ihr mehr davon.

In der kommenden Woche stelle ich euch ein sechstes Langzeit­projekt vor, in dem wir ins Erotic Empire zurückkehren werden.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Wie das im Detail aussieht, kann man in meinem E-Book „Mein Freund, der Totenkopf“, verfolgen. Der Roman spielt im 25. KONFLIKT, also im zweiten Netzuniversum, rund 5 Milliarden Jahre nach den obigen Geschehnissen.

Rezensions-Blog 425: So schnell die Finger tippen

Posted Oktober 11th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

zu den schönen Entdeckungen meiner Arbeit am Autoren-Nach­lassarchiv-Projekt gehört es, mit Autoren in Kontakt zu kommen, die ich bislang nur vom Hörensagen und den Namen nach kann­te. Eine davon ist die umtriebige Mara Laue, die seit langem in verschiedensten Literatursegmenten – am stärksten im Krimi-, SF- und Ratgebersektor vertreten – unterwegs ist. Und da sie zu den Autorinnen gehört, die gern ihr Wissen an nachwachsende Talente weitergeben, lag es irgendwie auf der Hand, dass sie mir gleich ein nettes Entree zukommen ließ, als wir miteinander in Kontakt kamen.

Das wiederum führte dazu, dass ihr heute vorzustellendes Buch rasch auf meiner stets umfangreichen Lese-Agenda weit nach oben rückte und nach der bereichernden Lektüre umgehend re­zensiert wurde. Dabei ist das nicht als Gefälligkeitsrezension zu verstehen, sondern ich war tatsächlich von dem Werk begeis­tert … und wenn das der Fall ist, ihr wisst das seit langer Zeit, dann wird es umgehend rezensiert.

Ich denke, jeder der selbst schreibt oder sich mit dem Gedanken der Professionalität trägt, sollte sich dieses Büchlein anschauen. Einerseits, um ein wenig naiven Idealismus abzukühlen, der uns wohl alle erfüllt, die wir schreiben, aber natürlich auch, um zu sehen, wie sich jemand gegen alle Widerstände durchbeißt und seinen Traum lebt.

Ich wünsche angenehme Lektüre:

So schnell die Finger tippen

Von der Leseratte zur Schriftstellerin

Von Mara Laue

vss Verlag, Frankfurt

100 Seiten, TB

2. E-Book-Auflage 2018

ISBN 978-1-980-30429-6

Schriftsteller werden – das ist für viele Kreative ein Traum, zu­mal dann, wenn man ihn mit der Erwartung verknüpft, dereinst davon leben zu können. Weitere hoffnungsvolle Gedanken ver­binden sich mit dieser Sehnsucht: Sein eigener Chef zu sein, frei über die Zeiteinteilung des Tages, ja des Jahres verfügen zu können und ein vermeintlich leichteres Leben zu führen denn als abhängig Beschäftigter in einer x-beliebigen Firma.

Sagen wir es vorsichtig: Dies ist in der Tat ein Traum, und wie die meisten Träume birgt er nicht nur die Gefahr des Scheiterns und der Unrealisierbarkeit in sich, sondern zehrt ganz wesent­lich von Illusionen, da schonungslose Offenheit über diesen Be­ruf weder von den Verlagen noch von denjenigen Autoren ver­breitet wird, die es schon geschafft haben. Die wenigen kriti­schen Stimmen, die es natürlich durchaus gibt und die die harte Arbeit nicht leugnen, die das professionelle Schreiben mit sich bringt, dringen nur selten den hoffnungsvollen Neulingen ins Bewusstsein.1

Dessen ungeachtet bleibt der Wunsch vieler Leseratten leben­dig, Schriftsteller werden zu wollen. Angesichts des giganti­schen Buchmarktes, der auch nach dem Eingehen der meisten Heftromanreihen immer noch sehr lebendig ist, scheinen die Chancen für schreibende Selbstverwirklichung hervorragend auszusehen. Vielleicht sieht dies seit dem Aufblühen der lebhaf­ten Selfpublisherszene heute reger denn je aus.

Daran mag viel Wahres sein. Aber wie steht es mit dem ur­sprünglichen Traum, der oben angedeutet wurde, mit dem Wunschziel, sich durch die Schriftstellerei von einer womöglich drögen Brotarbeit zu befreien und sein eigener Herr, seine eige­ne Herrin sein und allein vom Schreiben leben zu können? Dies ist nach wie vor ein Traum, denn die Majorität der Schriftsteller in deutschen Landen kann allein von ihrem Schreibtalent eben nicht leben. Das ist nun wirklich kein Geheimnis, aber man hört natürlich als Träumender ungern, dass man in der harschen Rea­lität wieder zu erwachen hat.

Der genannte Traum bleibt weiterhin Sehnsuchtsziel.

Wie wird man Schriftsteller?“ gehört also nach wie vor zu den Kardinalfragen, die Autoren immerzu gestellt werden, sei es auf Buchmessen oder bei Lesungen. Mit dieser Frage befasst sich die Autorin Mara Laue (Jg. 1958), die sich in diesem kleinen Ein­blick in ihren persönlichen Lebens- und Autoren-Werdegang, den sie ein „Memoire“ nennt, da es keine umfassende Biografie ist oder sein kann. Sie ist seit 2005 freie Schriftstellerin und lebt diesbezüglich den oben skizzierten Traum. Aber es war ein lan­ger, harter Weg dorthin, und sie nimmt den Leser mit in dieses in einfachen Verhältnissen und unter großen Entbehrungen be­gonnene Leben mit all den Windungen und zerschlagenen Hoff­nungen. Und an nicht wenigen Stellen wallt im Leser Empörung und Mitgefühl auf angesichts der Ungerechtigkeiten des Da­seins, die hier durchschimmern.

Allein schon die Tatsache, dass die Autorin nacheinander in ei­ner nervenzehrenden und oft desillusionierenden Odyssee die Berufe der Bauzeichnerin, der EDV-Fachfrau, der Fremdspra­chensekretärin, Chefsekretärin und Buchhalterin ausübte, deu­tet an, wie windungsreich und mühselig dieser Weg gewesen ist. Wer tiefer in das Buch einsteigt, findet aber auch all die zer­schlagenen Hoffnungen wieder. Er findet naive Erwartungen („Mit dem Abitur stehen dir alle Berufe offen“), die rasch ent­täuscht werden, und zerplatzte berufliche Sehnsüchte. Er findet gelebte bittere Armut, die mir beim Lesen manches Mal unfass­lich schien in einem Deutschland der vergangenen Jahrzehnte, dem es doch ökonomisch so gut ging. Er entdeckt die Ungerech­tigkeiten und bisweilen haarsträubenden Fallstricke einer die Ar­beitslosigkeit verwaltenden Bürokratie, die die Verfasserin von ihrer schlechtesten Seite kennen lernte (und an der sie – mit ei­nigem Recht – kein gutes Haar lässt).

Als jemand, der selbst in den vergangenen Jahrzehnten das So­zialamt und die Arbeitsbehörden mit den Hartz-Gesetzgebun­gen lebhaft und häufig kennen gelernt hat (allerdings nie so harsch wie die Verfasserin), kann ich vielem zustimmen, was sie schreibt und fundamental kritisiert. Dass die leidenschaftliche Leserin und Hobbyautorin Mara Laue darüber nicht resigniert hat, zeugt von der inneren Seelenstärke, die sie inzwischen auch in einer Vielzahl von weiteren Ratgeberbüchern zum Aus­druck gebracht hat und mit denen sie Neulingen ihre gewonne­nen Erkenntnisse zu vermitteln versteht.

Ja, der Weg zum Autorenstatus der Gegenwart war hart und lang, und nein, es gibt kein „Patentrezept“ im engeren Sinn. Es gibt indes einige klare Vorgaben, die es dem Neuling ermögli­chen, zumindest bei den Verlegern Gehör zu finden oder ihre Texte so zu verbessern, dass sie zunehmend wohlwollende Le­serschaft finden. Und wir sollten dankbar dafür sein, dass die Verfasserin so freimütig und offen auch über all jene seltsamen Schleifen und Windungen ihres Lebens Auskunft gegeben hat, bis sie endlich jenen Punkt erreichte, an den die Neulinge so sehnsüchtig kommen möchten: freiberuflicher Autor zu sein.

Denn der Anfang dieses Weges ist vor allen Dingen einer, der gespickt ist mit Enttäuschungen und Desillusionierung, und viel­fach fehlt es dann an Durchhaltekraft, an Motivation. Zu oft habe ich selbst schon im Freundeskreis erlebt, wie die Begeiste­rung am Schreiben erlosch und sich die Betroffenen resigniert in ein glanzloses Arbeitsleben schickten und Abschied von ihren Il­lusionen, Wünschen und Hoffnungen nahmen. Ich denke, Mara Laues lebhaft und ehrlich geschriebenes „Memoire“ kann hier als aufrüttelnde Motivationshilfe nützlich sein.

Ihr Kerngedanke ist: Haltet durch, auch wenn ihr denkt, dass ihr keine Kraft mehr habt, auch wenn die ganze Welt euch verlacht und gegen eure Überzeugungen zu stehen scheint. Sie hat den Durchhaltewillen bewiesen und am Ende den Sprung ins Profila­ger geschafft (dort zu verweilen, das ist gleichwohl, und auch daraus macht sie keinen Hehl, ein steter weiterer Kampf, der mit Bestsellerruhm kaum jemals etwas zu tun hat). Soviel Rea­lismus muss bei einem ernsthaft Entschlossenen nach dieser Lektüre wurzeln.

Warum solltet ihr euch mit weniger zufrieden geben?

© 2022 by Uwe Lammers

Ernüchternde Lektüre? Durchwachsene Lektüre? Das entschei­det am besten ihr selbst, wenn ihr das Buch selbst geschmökert hat. Es wird auf jeden anders wirken, abhängig vom biografi­schen Background. Aber es lohnt die Lektüre unbedingt, wie ich finde.

Dasselbe gilt auch für das Buch der kommenden Woche, das ein bis heute ungeheuerliches Mysterium thematisiert und mir ein ums andere Mal bei der Lektüre eisige Schauer über den Rücken jagte. Manch einer mag sagen: Das Thema betrifft dich doch gar nicht, das ist weit weg, und du machst ohnehin keine Flugreisen … well, das stimmt, aber das spielt keine Rolle. Ihr werdet ver­mutlich besser begreifen, warum ich das so betone, wenn ihr die Rezension der kommenden Woche lest. Und das kritische Nachdenken und Nachprüfen sollte dann direkt im Anschluss ansetzen.

Soviel als Appetizer für die kommende Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Ich möchte an dieser Stelle nur zwei Bücher herausheben, die sich der Neugierige mal zu Gemüte führen sollte, der ein wenig Realitätsnähe des Autorenberufs kennen ler­nen will. Man schaue sich Patricia Highsmith „Suspense oder Wie man einen Thriller schreibt“, diogenes 21024 (1990) und Ray Bradburys „Zen in der Kunst des Schrei­bens“, Autorenhaus-Verlag (2003) an. Das tötet doch einige Illusionen wirkungsvoll ab.

Blogartikel 531: 441 Seiten – shocking!

Posted Oktober 7th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

moderne Technik ist was Schönes, wenn sie funktioniert … ich erlebe es immer wieder, speziell in Vortragssituationen, dass es da zu schweißtreibenden Pannen kommen kann, wenn die Seg­nungen der Technik versagen. Jüngst etwa wohnte ich einer Ver­anstaltung der IHK Braunschweig bei, und da muckte der Lap­top der Vortragenden und ließ sich partout nicht zur Mitarbeit bewegen … ärgerlich, so etwas.

Aber moderne Technik hat auch auf andere Weise ihre Tücken, die man bisweilen jahrelang gar nicht registriert. Ich bekam das im Februar 2023 auf eine höchst bemerkenswerte Weise zu spü­ren. Und eher auf eine zufällige Weise, wie das eben oftmals so ist.

Ich befand mich in einem Telefonat mit einem guten Freund, und irgendwie kamen wir auf meine Website www.oki-stanwer.de und ihre programmtechnische Aktualität. Da ich zu­dem kurz zuvor in dem SFCBW-Clubmagazin „Baden-Württem­berg Aktuell“ eine Artikelreihe zum Thema „Blackout“ gelesen und zudem in einem Brief etwas über Datenverlust beim Verfas­sen von Mailtexten erzählt hatte, kam irgendwie eins zum ande­ren. Diese an und für sich sehr unterschiedlichen Themen kulmi­nierten in einem wichtigen Gedanken:

Wie könnte ich wohl die Daten von meiner Website sichern, ehe es zu solch einer Form des Datenverlustes käme. Das ist ja nicht nur noch eine rein akademische Frage, man erinnere sich an die aktuelle Politik der russischen Regierung, Energieknappheit, Cy­berkriminalität usw. … die meisten Menschen machen sich um die Sicherheit ihrer digitalen Daten oder die Funktionalität ihrer Geräte solange keine Gedanken, bis ein Störfall eintritt. Womit in gewisser Weise der Bogen zur Einleitung geschlagen wäre.

Nun, meinte mein IT-versierter Freund, das Sichern von Daten sei doch relativ simpel … ich meinte, ja, die Blogartikel seien natürlich alle separat gespeichert, das sei auch nicht das, was mir Kopfzerbrechen bereite. Aber die seit 2013 geführte und permanent mit jedem neuen Blogartikel aktualisierte und aus­gedehnte OSM-Wiki könnte schon ein harter Brocken für eine Speicherung sein, und ich wisse nicht, ob das möglich sei.

War es … denn während wir noch telefonierten, trat mein lieber Freund den Beweis an – indem er die Wiki einfach herunterlud und in einer PDF-Datei abspeicherte, die er mir später via Mailanhang zukommen ließ.

Ich war ziemlich baff, echt. Mit 1,7 Megabyte war sie auch gar nicht mal so gigantisch, wie ich angenommen hatte … auf den ersten Blick.

Aber dann öffnete ich die Datei … und ich muss schon sagen: Junge, Junge! Die Wiki ist in dieser Fassung vom 11. Februar 2023 sage und schreibe 441 Textseiten lang, das ist ein ver­dammtes BUCH! Und wer immer von euch mal einen Blick hin­eingeworfen hat, der wird unübersehbar auf zahllose Einträge mit der Endung „provisorischer Eintrag“ gestoßen sein, ganz zu schweigen von all den Werken, die ich schrieb und hinter denen artig „unpubliziert“ zu lesen steht.

Dass die OSM-Wiki im Aufbau befindlich ist, ist ein offenes Ge­heimnis. Selbst nach 10 Jahren Arbeit daran enthält sie bis heu­te nur einen kleinen Bruchteil all jenen Wissens, das mich bzw. meine kreativen Welten auszeichnet, und natürlich sind hier nach wie vor nur ein relativ bescheidener Anteil meiner Werke verzeichnet. Viele Einträge zu Protagonisten, Völkern oder Ster­neninseln sind ausdrücklich provisorisch – sei es, weil ich mit ih­nen noch viel vorhabe oder die Werke, in denen sie eine Rolle spielen, noch nicht digitalisiert und verzeichnet sind.

Dennoch merkt ihr schon am schieren Seitenumfang, dass sich hier eine enorme Menge unikaten Wissens ballt … ja, selbstver­ständlich sind hier auch andere Autoren und deren Werke ver­zeichnet und Personen (Sherlock Holmes wäre ebenso wie Cthulhu ein nahe liegender Kandidat), aber die Majorität ist tat­sächlich UL-endemisch, wie ich das mal ironisch nennen möch­te.

Witzig war auch, dass mir diese Aktion eine weitere Besonder­heit von Online-Quellen offenlegte, speziell von Webseiten. Zweifelsohne gibt es irgendwelche Tools, mit denen man da Ab­hilfe schaffen könnte (nehme ich wenigstens an), aber im aktu­ellen Zustand ist die OSM-Wiki auf meiner Homepage ein Fließ­text, dem man beim besten Willen nicht ansehen kann, wie lang er ist. Man kann daran ziemlich lange herunterscrollen, well, das weiß ich von ständiger Routine, aber Seitenzahlen sucht ihr da wirklich vergebens. Das ist bei meinen Blogartikeleinträgen ja auch so.

Das sind dynamische Internetdokumente, die wie E-Books im reinen elektronischen Strom deshalb so fließend gehalten wer­den, damit sie sich an verschiedene Lesegeräte anpassen kön­nen, mit variablen Seitenparametern. Ob man die OSM-Wiki dann auf einem Tablet, einem winzigen Handybildschirm oder auf einem Monitor eines stationären PCs anschaut, die Zeichen­größe variiert dort, die Seitenbreite ist flexibel … zweifellos ist das für den technisch versierten User etwas, worüber er sich gar nicht mehr den Kopf zerbricht, sondern das einfach so ak­zeptiert.

Tja, ich tue mich damit ein wenig schwerer. Ich stamme buch­stäblich aus der internetlosen Zeit und wurde dort schriftsteller­isch sozialisiert. Und auch in meiner Studienzeit als Historiker operierte ich üblicherweise mit Dokumenten, die klar erkennba­re statische Seitenformate und Seitenzahlen aufwiesen. Nennt es ein wenig übernervös, aber ich schätze ein solch festes Ge­rüst, ebenso, wie ich auch immer noch Printmedien favorisiere (die üblicherweise auch Seitenzahlen aufweisen). Für Angehöri­ge der Generation Y usw. mag das heutzutage schon seltsam altbacken klingen.

Aber diese obige Tatsache, dass sowohl meine Blogartikel auf der Website wie auch die OSM-Wiki von ihrer fundamentalen Struktur her dynamische Textwerke sind, das wurde mir tatsäch­lich so richtig ins Bewusstsein gerufen, als ich die PDF der Wiki dann auf dem Bildschirm hatte.

Ah, ich glaube, eine Frage, die hier unvermeidlich aufploppen wird, ist wohl die, ob ich daran denke, die OSM-Wiki auszudru­cken. Das könnte ich natürlich machen … aber erinnert euch mal an das Obige, an die ganzen „provisorischen Einträge“ und die „unpublizierten“ Werke.

Die Wiki ist eine stete Baustelle, und das wird sie auch noch sehr, sehr lange Zeit sein. Ich werde ohne Frage von Zeit zu Zeit Sicherheitskopien des aktuellen Standes machen. Aber nein, ich denke zurzeit noch nicht an einen Ausdruck. Er wäre ja doch eine ständige neue Baustelle und müsste permanent nachgebes­sert werden … vorläufig ist also nicht an einen Ausdruck ge­dacht.

Langfristig ist das sicherlich anders. Aber ehe ich DAS tue, müsste ich erst mal das interne OSM-Hauptglossar vervollstän­digen, an dem ja auch nach wie vor immer noch gearbeitet wird. Dort schließe ich hoffentlich in diesem Jahr die Erfassung aller OSM-Lexikonbegriffe der Annalen-Werke ab, das ist ein Plan für 2023.

Im Anschluss daran möchte ich aber auch noch alle OSM-Roma­ne verzeichnen, also digitalisieren und glossieren und die Gloss­arbegriffe in das Hauptglossar überführen. Danach wären dann die ganzen Serienglossare an der Reihe (von denen bis heute noch nicht ein einziges fertig, geschweige denn überführt ist).

Ihr spürt schon – hier wartet noch wirklich sehr viel Arbeit auf mich Einzelkämpfer. Da reden wir von einer ganzen Reihe von realen Jahren, die das in Anspruch nehmen wird.

So schnell ist die OSM-Wiki also weiterhin ein reiner Online-Text, der munter von Monat zu Monat wächst. Aber inzwischen weiß ich zumindest schon mal, wie umfangreich er gegenwärtig ist. Und ihr wisst es nun auch und seid vielleicht neugierig gewor­den, mal länger darin zu schmökern. Es sei euch unbedingt empfohlen.

Der ursprüngliche und immer noch aktuelle Zweck der OSM-Wi­ki ist ja ausdrücklich, euch Lesern meiner E-Books und Blogarti­kel und all denjenigen, die neugierig auf meine kreativen Wel­ten geworden sein sollten, ein Werkzeug an die Hand zu geben, offene Fragen zu beantworten und tiefer in das komplexe Ge­schichtengeflecht einzudringen, das ich als Oki Stanwer Mythos bezeichne.

Bislang, so scheint es mir, erfüllt die Wiki diesen Zweck ganz gut. Und ich arbeite weiter daran, die Lücken dort zu schließen, Begriffe umfassend zu erklären und neue Einträge einzufügen, sobald sie in meinen Blogartikeln spruchreif sind.

Einfach neugierig bleiben und immer wieder mal hineinschauen. Auch die Wiki ist bis in die ferne Zukunft ein Work in Progress, und das ist gut so.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.