Rezensions-Blog 434: Hautnah und näher

Posted Dezember 13th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

eigentlich kann es bei Schwemme erotischer Romane auf dem deutschen Buchmarkt überhaupt nicht ausbleiben, dass man in den einschlägigen Programmen der namhaften Verlage auch mal auf experimentelle Werke stößt. Das soll nicht zwingend be­deuten, dass das dann immer irgendwie Rohrkrepierer sein müssen, es gibt gelegentlich schon interessante Denkansätze darin, und ich halte mich nicht grundsätzlich von solchen Wer­ken fern.

Mit einem solchen Experiment haben wir es hier zu tun. Sozusa­gen mit einem „2 in 1“-Roman, in dem zwei Novellen, die jede für sich genommen nicht hinreichend Stoff für einen umfangrei­chen Mira-Band ergeben hätten, zu einem Werk verschmolzen wurden. Nach der Lektüre vermutete ich, dass diese Fusion der qualitativ recht unterschiedlichen Geschichten mit Bedacht vor­genommen wurde, um letztere ins Verkaufsregal zu hieven … für sich genommen wäre sie nämlich nicht zugkräftig gewesen. So ist wenigstens mein Eindruck gewesen.

Aber wer weiß, vielleicht urteile ich ja auch etwas zu harsch, das kommt gelegentlich vor. Am besten macht ihr euch selbst ein Bild von diesen beiden Novellen und schaut euch das ein­fach mal im Folgenden genauer an:

Hautnah und näher

(OT: Seducing Mr. Right & The Mercenary)

Von Cherry Adair

Mira 35037

320 Seiten, TB (2011)

ISBN 978-3-89941-865-1

Aus dem Amerikanischen von Roswitha Enwright (Roman 1)

und Elke Iheukumere (Roman 2)

Dieses Buch ist ein kleines Experiment, ich nehme an, auch ei­nes des Verlages – denn im Gegensatz zum sonstigen Pro­gramm bei MIRA findet der überraschte Leser in diesem Buch zwei Romane vor. Ein jeder davon hat rund 160 Seiten Umfang, und beide Geschichten sind sich interessanterweise recht ähn­lich, da von derselben Autorin stammend … ansonsten aber recht nett gemacht, dies gilt im besonderen Maße für die erste Geschichte.

Die Story (oder nennt es Roman, wenn ihr mögt) mit dem Titel „Sein letztes Tabu“ lässt den Leser teilhaben an dem süßen, aufreizenden Leben der jungen Ann Catherine Harris, kurz Cat genannt, und Lucas Van Buren. Anfangs versteht der Leser ein wenig Bahnhof, aber das klärt sich recht schnell auf. Dass Cat sich zu Beginn der Geschichte nackt in Lukes Bett geschmug­gelt hat, als dieser mit einer angelachten Bettbekanntschaft nach Hause kommt, lässt die Lage schon mal eskalieren. Die Bekanntschaft zieht schleunigst Leine, erklärt Luke für „pervers“, und der Haussegen zwischen Cat und Luke hängt daraufhin schief. Dabei haben sie gar nichts miteinander.

Die Lage sieht sogar noch um einiges komplizierter aus. Die völ­lig jungfräuliche Cat ist 26, Luke sieben Jahre älter. Er ist ein breitschultriger, großer Kerl, der mühelos Mädels in sein Bett bekommt; Cat hingegen schlank, durchaus ein wenig kurvig, rotmähnig und sommersprossig, hat darin keinerlei Erfahrung. Die beiden kennen sich notwendigerweise seit 26 Jahren – sie sind Stiefgeschwister. Gleiche Mutter, verschiedene Väter. Wäh­rend die Väter inzwischen tot sind, Cat hat sich hingebungsvoll um ihren leiblichen Vater gekümmert, derweil sie zu ihrer ex­zentrischen Mutter ein schlechtes Verhältnis hat, ist Luke zu ei­nem erfolgreichen Architekten an der amerikanischen Westküs­te geworden. Er arbeitet zusammen mit seinem Jugendfreund Nick, der ähnlich wie Luke regelmäßig neue Mädchen aufreißt … und auch Nick kennt Cat schon seit zahllosen Jahren.

So ist die Überraschung nicht eben klein, als Cat aus Beaverton, wo sie bislang in der Provinz lebte, unerwartet in San Francisco aufschlägt und sich kurzerhand bei Luke einquartiert. Formell ist sie lediglich auf der Suche nach ein paar Tipps, wie man sich er­folgreich verliebt bzw. jemanden dazu bringt, sich in sie zu ver­lieben.

Luke traut dem Braten nicht, und mit Recht. Cat ändert denn auch schnell ihre Meinung … oder Strategie. Erst will sie Rat­schläge und praktische Hilfestellungen beim Küssen, dann sucht sie einen echten Ehemann – sie ist ungeachtet der Eskapaden ihrer Mutter der Typ Frau, der sich in einer Ehe mit einem Mann, der sie liebt und den sie liebt, einfach wohlfühlen wird … im Ge­gensatz zu Luke, der sich geschworen – und mit Nick gewettet – hat, niemals heiraten zu wollen … eben wegen der Eskapaden seiner Mutter.

Doch dann wechselt Cat die Spur und möchte vielleicht doch eher einen Liebhaber kennenlernen … und es wird für den Leser recht schnell klar, auf wen sie das Interesse gerichtet hat, und zwar schon seit Jahren – nämlich auf Luke. Der ist für Cat aber nach wie vor „nur“ ein schützender Bruder. Aber die jungfräuli­che Catherine wird immer direkter und süßer und verführeri­scher … und dann sagt sie auf einmal, sie habe den Mann fürs Leben gefunden.

Da ist dann endgültig Alarmstufe Rot angesagt …!

In „Gesetz der Lust“ laufen die Dinge deutlich anders. Hier haben wir es mit einem kleinen Thriller zu tun, der interessan­terweise parapsychische und erotische Elemente mit fiktionalen Details vermischt. So gibt es beispielsweise den fiktiven mediterranen Inselstaat Marezzo, in dem vormals eine Adelsfamilie noch das Sagen hatte. Das ist vorbei – alle Familienangehörigen wurden von einer kriminellen Organisation namens „Spider“ umge­bracht, und diese Terrorgruppe dominiert nun den kleinen Staat.

Die kleine Antiterroreinheit T-FLAC wird darauf aufmerksam, und der Agent Lynx unternimmt einen Versuch, dagegen etwas zu machen. Sein vorheriger Versuch, seinen Ausbilder Marc Sa­vin alias „Phantom“ aus seiner traumabedingten Passivität zu­rückzuholen, schlägt jedoch fehl. Wenige Tage später erhält Marc die Todesmeldung von Lynx und fällt in ein noch tieferes Loch als schon zuvor.

Und dann ist da auf einmal diese zierliche, zerbrechliche Frau namens Victoria Jones (genannt Tory), die ihn in seinem einsa­men Domizil aufsucht – ganz klar erkennbar eine nervöse und absolut nicht auf die Härten des Lebens vorbereitete Buchhalte­rin, die sich Sorgen um ihren Bruder macht … um Lynx.

Marc macht das scheinbar recht arglose Mädchen darauf auf­merksam, dass Lynx tot ist. Doch das lässt sie nicht gelten, wo­mit dann das parapsychische Element sich in die Handlung ein­schleicht: Lynx und seine Schwester Tory besitzen nämlich eine telepathische Verbindung, und deshalb ist ihr klar, dass „Spi­der“ Lynx´ Tod nur vorgetäuscht hat. Er sitzt immer noch in Ma­rezzo irgendwo gefangen, aber schwer verletzt.

Von Tory aufgeschreckt beschließt Marc, doch nach Marezzo zu­rückzugehen, Lynx zu retten und gegen den Kopf der Terrororga­nisation „Spider“ zu kämpfen. Das könnte dem Mädchen so pas­sen – dummerweise schanghait der Agent die Hilfesuchende und zerrt sie ins Abenteuer mit hinein.

Es stellt sich – wenig überraschend – bald heraus, dass Tory, die wider Willen immer stärker zu Marc hingezogen wird, schon in Marezzo war, auf eigene Faust … und dass sie hier in Gefangen­schaft von „Spider“ geriet. Ist also ihre Sorge um ihren Bruder aufrichtig, oder ist sie nur ein besonders raffinierter, süßer Kö­der, den die Terrororganisation ausgelegt hat, um den Komman­danten von T-FLAC, eben Marc Savin, zu fangen?

Ein riskantes Spiel mit dem Feuer beginnt, in dessen Verlauf sich beide Protagonisten auf durchaus widersprüchliche Weise emotional einander annähern …

Jeder dieser beiden Kurzromane lässt sich problemlos in zwei Ta­gen durchschmökern, insofern kann man ihnen wieder ge­schmeidige Lesbarkeit zuschreiben. Allerdings fand ich, ehrlich gesprochen, den ersten Roman interessanter und süßer als den zweiten. Lasst mich das mal kurz begründen:

Natürlich kann man in „Sein letztes Tabu“ konstatieren, dass wir es hier mit einer ausgesprochenen Schmalspur-Geschichte zu tun haben. Es ist schnell deutlich, dass Luke und Cat sich zu­einander hingezogen fühlen. Wie sie zueinander kommen, das ist das eigentlich Goldige an der Geschichte, das sie sehr kurz­weilig macht. In dieser Geschichte gibt es zahllose prickelnd-erotische Momente, aber nur wenig wirklich praktizierten Sex. Da schimmert das originär Amerikanische der Verfasserin deut­lich durch. Das wirklich Witzige ist im Grunde genommen diese Form von magnetischer Anziehungskraft von beiden Seiten, de­ren Erfüllung sich beide Protagonisten massiv im Weg stehen. Aber wie man sich denken kann, gibt es da schon einen Weg.

Der zweite Roman „Gesetz der Lust“ ist dann meiner Ansicht nach zu halbherzig geworden, zu gezwungen schematisch, auch der Titel bereitet nicht wirklich darauf vor, worum es geht. Das ist verschenktes Potential. Der Söldnercharakter Marc Savin kommt leider nur halbherzig herüber, Torys Fähigkeit zur Telepa­thie in der Nähe ihres Bruders wird überhaupt nicht begründet. Und dass sie sich zickig verhält und ihr rechter Unterarm in Gips liegt, erschwert natürlich ebenfalls sehr die Handlungsführung … doch darüber hinaus gibt es Plausibilitätslücken in der Geschichte, die die ganze Story entwerten. Gar zu aufgesetzt und hastig wirkt die Storyline, um dem Leser das Gefühl zu geben, sie sei ähnlich gut durchdacht wie die erste. Das ist sie nämlich nicht. Ich hatte das Gefühl, die Autorin sollte sich von Agentengeschichten tunlichst fernhalten. Das ist nicht wirklich das, wo sie zur Höchstform aufläuft.

So bleibt ein etwas schaler Nachgeschmack bei diesem Doppel­band zurück. Die erste Geschichte ist sehr lesenswert, amüsant und kurzweilig. Die zweite hingegen hätte es verdient gehabt, deutlich mehr Seiten zu gewinnen. So hängt Victorias Telepathie einfach so in der Luft und wird viel zu schnell akzeptiert, um nur mal ein Beispiel zu nennen. „Spider“ und „T-FLAC“ (die Abkür­zung wird nie erklärt!) kommen geradewegs aus dem Nichts, und es gibt noch einiges mehr an Dingen, die sich nicht solide ausgearbeitet in die Storyline einfügen lassen.

Ergo: eingeschränkte Leseempfehlung, primär für Leser, die sich ohnehin unpässlich fühlen und dringend locker-leichte und vergnügliche Lesekost suchen. Wer Tiefgang sucht, wird hier nicht fündig. Es gibt allerdings deutlich schlimmere Werke, muss ich gestehen … und nein, so indiskret, dass ich da jetzt Namen oder Bücher nenne, bin ich selbstverständlich nicht!

© 2017 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche kehren wir in den Kosmos der Sigma Force von James Rollins zurück, die in ihrem siebten Abenteuer mit einer fatalen Katastrophe konfrontiert werden. Da ist Dauer­spannung angesagt!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 540: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 49

Posted Dezember 9th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ach, es sah doch alles so gut aus, nicht wahr? Klivies Kleines löste sich mit seiner Geliebten Maria aus dem Griff der All-Hüter. Die Artaner und SRU-Terraner schlossen Frieden. Oki Stanwer war nach ELDORADO zurückgekehrt, und TOTAM hatte eine Ko­ordinate verraten, die den einzigen Stützpunkt des „Galaxienbe­zwingers“ zeigte. Und als dann nach dem Opfer des eldoradani­schen Schiffes GENESIS die galaktische Streitmacht den Stütz­punkt angriff, wurde der Dämon Pardan von Oki Stanwer getötet und der Asteroidenstützpunkt erobert, ein erstes Feindschiff zu­rückgeschlagen.

Aber es blieb leider nicht dabei:

In dem Bestreben, dem „Galaxienbezwinger“ auf seinem eige­nen Terrain zu begegnen, um die Kollateralschäden in der Hei­matgalaxis gering zu halten, flog die sieben Schiffe umfassende Streitmacht unter Oki Stanwers Kommando über die Transitstre­cke ins kirronganische Recoltan-System.

Hier wurde sie für unklare Zeit in einem Stasisfeld eingefroren. Als es zusammenbrach, attackierten Schwärme von Feindein­heiten die galaktische Flotte, brachten die MONTEZUMA von EL­DORADO zum Absturz, ebenfalls den SRU-Kreuzer WELLINGTON, die SPARTAKUS explodierte im Weltraum. Das Opfer des SRU-Kreuzers STERNENWOLF zerstörte die Energiestation der Feind­jäger … und die Empfangsstation der Transmitterstrecke. Dar­aufhin waren Oki & Co. in Kirrongar gestrandet – 63 Millionen Lichtjahre von der Heimat entfernt.

Ihr Unglück ging bei einem Erkundungsflug ins nahe Uuhay-System weiter, wo die VIPER notlandete und alle Besatzungsmitglieder Gefangene der Allis wurden.

Doch Glück im Unglück: Hier stießen sie durch einen unfassli­chen Zufall auf den Alli Sketahr, den siebten und letzten Helfer des Lichts. Mit seiner Hilfe gelang ihnen die Flucht.

Episode 46: Wracksucher

(1992, digitalisiert 2023)

Fortsetzung des Kirrongar-Abenteuers: Oki Stanwer und seine Gefährten kehren zusammen mit dem letzten Helfer des Lichts, dem Alli Sketahr, den sie auf dem Planeten Yxcool getroffen ha­ben, und der VIPER ins Recoltan-System zurück, wo die hava­rierte MONTEZUMA und die beiden angeschlagenen SRU-Kreu­zer KARLSBAD und EISENHOWER zurückgelassen wurden.

Sketahr kann ihnen in der Tat einen Teil der jüngeren Kirrongar-Historie erklären. Nach seiner Darstellung, die auf schockieren­de Weise Klivies Kleines‘ bisher spekulative Vermutung bestä­tigt, dass das Stasisfeld die galaktische Streitmacht tatsächlich volle 40 Jahre lang festgehalten hat, hat der „Galaxienbezwin­ger“ Kirrongar schon lange verlassen.

Er ist angeblich mit einer Streitmacht von 40.000 Kampfschiffen und Millionen Soldaten zur fernen Galaxis „Fernstern“ aufgebro­chen – in die heimatliche Milchstraße! Die Getreuen Oki Stan­wers und er selbst sind völlig zerschmettert. Ihnen ist nach der Konfrontation mit einem solchen Kampfschiff der Feindarmada noch bei der Halobastion am Rand der Milchstraße (vgl. Bd. 42) klar, dass die galaktischen Streitkräfte gegen solch eine Invasion wohl nur wenig auszurichten vermochten.

Die Milchstraße ist vermutlich ein Trümmerfeld und alle, die sie gekannt haben, wohl tot. Diese Erkenntnis ist vernichtend.

Aber Sketahr weiß zumindest Hilfe, was eine mögliche Rückrei­segelegenheit angeht: Er kennt Wracksucher aus dem Volk der Schrottis, die ihm einen Gefallen schulden. Es gelingt ihnen, mit den Schrottis Kontakt aufzunehmen, die bald darauf mit zwei gigantischen Quaderschiffen auftauchen.

Die Schrottis sind ein uraltes, zwergenhaftes Volk von extrem technisch versierten Wesen, die früher eng mit den Baumeistern zusammengearbeitet haben. Und sie helfen nun Oki Stanwer und seinen Begleitern.

Die SRU-Kreuzer werden an die Schrotti-Tender angedockt, die SYSTEMKRISTALL der Otanier eingeschleust. Die Galaktiker sprengen dagegen die havarierte MONTEZUMA auf der Oberflä­che des Planeten, den sie „Endpoint“ genannt haben, dann starten sie mit den Schrottis … und stoßen auf die Angriffseinheiten des galaktischen Syndikats, die Sketahr um ihren Lohn geprellt hat, die das System umzingelt haben …

Episode 47: Die Zeitfalle

(1992, digitalisiert 2023)

Fortsetzung des Kirrongar-Abenteuers: Den Schrotti-Tendern ge­lingt der Durchbruch durch die Blockade des galaktischen Syn­dikats, und die Quaderschiffe setzen sich in den intergalakti­schen Leerraum ab.

Hier wird nun die Gelegenheit zu einer grundlegenden Ausspra­che genutzt … und die Schrottis sind bald völlig konsterniert zu entdecken, dass sie mit Oki Stanwer eine leibhaftige Legenden­gestalt an Bord haben. Oki und die restlichen Galaktiker erlei­den allerdings ebenfalls einen Schock, denn die Schrottis ken­nen den Klarnamen des mysteriösen „Galaxienbezwingers“: Es ist niemand Geringeres als die Dämonenwaffe GOLEM, mit der Oki und alle Helfer des Lichts traumatische Erfahrungen in frü­heren KONFLIKTEN verbinden.1 Mindestens Oki, Kleines und Thor Gordenbeyl ist nun klar, dass die Menschheit von GOLEM keinerlei Gnade zu erwarten hat. Ihre Sorge, was in den vergan­genen 40 Jahren in der Milchstraße passiert sein mag, wächst immer mehr an.

Die Schrottis sind nicht bereit, sie in die Heimatgalaxis zu brin­gen. Aber sie rüsten die galaktischen Einheiten komplett auf den kirronganischen Spiralantrieb um und versehen die größe­ren drei Einheiten – die EISENHOWER, die KARLSBAD und die SYSTEMKRISTALL – mit Transgalaktiktriebwerken, sodass sie den rund vier Monate langen Rückflug bewältigen können.

Allerdings, geben sie zu, gibt es womöglich einen anderen Weg: GOLEM hat ein Leerraumsystem rund 900.000 Lichtjahre weit vom Rand Kirrongars entfernt, zu einem weiteren Transmitter­stützpunkt umrüsten lassen. Dort könnte es eine Abkürzung in die Heimat geben.

Als sich die Schrottis von den drei galaktischen Einheiten und Oki Stanwer trennen, nehmen die SYSTEMKRISTALL und die SRU-Schiffe Kurs auf das Gyliin-System.

Kurz vor dem Auftauchen ebendort hat Maria Sandriacochi ei­nen gespenstischen Alptraum, in dem sie sieht, wie ein veil­chenblaues Leuchten die Kommandozentrale der SYSTEMKRIS­TALL erfüllt und alle versteinern lässt.

Eine neue Zeitfalle!

Nur ein Traum oder mehr?

Erschrocken sucht sie die Zentrale auf und kommt direkt vor dem Austauchen am Rand des Gyliin-Systems dort an … und dann erfasst sie tatsächlich das blaue Leuchten! Allein sie selbst und die Person, die sie berührt – Klivies Kleines – bleiben hand­lungsfähig. Draußen nähern sich schon große Deltaschiffe, die laut Sketahrs Erzählungen Einheiten der vogelgestaltigen Vooler sein müssen … GOLEMS Elitesoldaten, die in Kirrongar zwischenzeitlich ausgerottet wurden.

Nur dank Marias unerwarteter neuer Gabe gelingt es Kleines, aus dem Zeitfeld auszubrechen und den hier stationierten Zeit­satelliten zu attackieren.

Im Nu befinden sie sich im heftigen Kampf mit den Vooler-Ein­heiten. Es ist augenscheinlich eine ganz üble Idee, hier zu ver­suchen, eine Abkürzung zur Milchstraße zu suchen. Aber leider bekommen sie gar keine Gelegenheit dazu, sich abzusetzen: Der Statthalter im Gyliin-System befiehlt den Einsatz einer Neu­tralisierungsaura … und alle auf kirronganische Technik umge­rüsteten Systeme an Bord der galaktischen Einheiten fallen schlagartig aus!

Und dann beginnen die Vooler, die solch ein Neutralisierungs­feld offenbar durch jahrelanges Training kompensieren können, jählings damit, die havarierten galaktischen Einheiten zu kapern …!

Episode 48: BICCUNOR

(1992, digitalisiert 2023)

Fortsetzung von Oki Stanwers Kirrongar-Abenteuer: Es bleibt dramatisch. Während die galaktischen drei Einheiten von den Voolern gekapert werden, zeigt sich zunehmend, dass die An­greifer skrupellos sind und kaltblütig über Leichen gehen.

Schlimmer noch: Der Statthalter des Gyliin-Systems beschließt, selbst in den Einsatz zu gehen – die Dämonenwaffe BICCUNOR, ein amorpher Gestaltwandler. Sie begibt sich an Bord der SYS­TEMKRISTALL und tötet erst zwei enge Gefährten Oki Stanwers, ehe sie ihn dann selbst konfrontiert.

Die Helfer-Kopplung der Helfer des Lichts macht den engsten Freunden Oki Stanwers schlagartig klar, dass er in akuter Le­bensgefahr schwebt – und in der Tat ist das so. Die Konfrontati­on zwischen BICCUNOR und Oki Stanwer ist gleichwohl mehr­heitlich ein verbaler Schlagabtausch … und die Dämonenwaffe, die alle Trümpfe in der Hand hat, sagt ihm höhnisch, sie gestat­te der SYSTEMKRISTALL den Weiterflug Richtung Milchstraße. Die SRU-Einheiten seien dagegen sein Beutegut. Und Oki Stan­wer wird darüber informiert, dass GOLEM in der Heimatgalaxis seit langem darauf wartet, ihm den Prozess zu machen und an­schließend zu exekutieren.

Dann verschwindet BICCUNOR aus der SYSTEMKRISTALL und lässt einen völlig verstörten Oki Stanwer zurück …

Episode 49: Der Weg zurück

(1992, digitalisiert 2023)

Schauplatz Gyliin-System: Der Rückzug BICCUNORS und der Vooler sowie ihrer robotischen Streitkräfte ist keine Erleichte­rung für die drangsalierte Besatzung der SYSTEMKRISTALL – denn Okis Gefährten müssen die Schiffe der Sternenreichsunion zurücklassen und so rund 600 Terraner kurzerhand im Stich las­sen.

Verbittert flüchten sie aus dem System … und stellen kurz dar­auf fest, dass BICCUNORS Plan noch infamer ist, als sie fürchte­ten, er ist keineswegs beendet: Kleines ist sich sicher, dass BIC­CUNOR die beiden SRU-Schiffe wegen ihrer Langstreckentrieb­werke übernommen hat und die SYSTEMKRISTALL verfolgen will … und ihre Triebwerksleistung ist höher als die des otanischen Schiffes. Und, so schlussfolgert er, BICCUNOR wird ihnen kurz vor der Milchstraße auflauern, die SYSTEMKRISTALL flugunfähig schießen, und GOLEM braucht sie dann nur noch einzusam­meln!

Also beginnt nun eine jähe Flucht Richtung Heimat.

An Bord kommt es während der monatelangen Reise schließlich zu akuten Reibereien, die letztlich die Zwischenlandung auf ei­nem Planeten einer unbekannten Galaxis erforderlich machen. Hier ereignet sich die Rogers-Revolte … und eigentlich würde Oki Stanwer gern hart gegen die Meuterer durchgreifen, weil sie sich so etwas nicht erlauben können, ohne jede Autorität einzu­büßen …

Aber Maria Sandriacochi hat erneut eine grässliche Zukunftsvisi­on: Diesmal tauchen geheimnisvolle, absolut feindselige Sichel­schiffe auf, Raumer der hiesigen Galaxisherrscher, und löschen die gesamte Besatzung der SYSTEMKRISTALL aus! In der Vision wird auch klar, dass die Verzögerung durch die Bekämpfung der Rogers-Meuterei das Verhängnis erst möglich gemacht hat.

So lassen sie die Meuterer, die hier das Schiff verlassen wollen, schweren Herzens gewähren und fliegen zügig weiter Richtung Milchstraße. Marias Vision wird nicht Wahrheit. Oki und seine Begleiter beginnen sich zu fragen, ob man vielleicht durch vor­auseilendes Verhalten die Zukunft doch zu ändern versteht und sie nicht wie in Stein gemeißelt ist.

Als sie endlich die Magellanschen Wolken erreichen, treffen sie wie befürchtet mit zwei Schiffen mit Spiralantrieb zusammen – mit der KARLSBAD und der EISENHOWER! Aber die Schiffe eröff­nen jählings das Feuer.

Oki Stanwer begreift, was das bedeutet – BICCUNOR ist an Bord und hat die Besatzung versklavt. Indem er einen grässlichen Akt der Grausamkeit begeht, kann er die Feindschiffe abschütteln, und die SYSTEMKRISTALL flüchtet nun in die heimatliche Galaxis – eine Sterneninsel, die ihnen auf furchtbare Weise fremd ge­worden ist …

Episode 50: Flug zur Trümmerwüste

(1992, digitalisiert 2023)

Nach dem desaströsen Ende des Kirrongar-Abenteuers und rea­le 40 Jahre nach der Abreise kehren Oki Stanwer und seine we­nigen überlebenden Getreuen in die heimatliche Milchstraße zu­rück. Eine Sterneninsel, in der entropische Störungen die Raum­fahrt vielfach massiv behindern. Und in der bizarre Sendungen auf den Funkkanälen empfangen werden.

Was etwa sind „Heilige Kämpfer des Grals“? Was sind „Sheka­rer“? Was muss man sich unter „Doppelköpfigen“ vorstellen? Es ist die Rede von etwas namens „THIRAAN-56“ und von „Todes­nebel“, bizarre Maschinensender funken. Alle normalen Sende­kanäle der früher gängigen Frequenzen sind dagegen tot.

Vorsichtig beschließen sie, mit der VIPER ein einstmaliges galak­tisches Aufmarschgebiet, das Funkfeuer SÜDERSTERN, anzu­steuern … und geraten mitten in eine entropische Zone, in der sie geisterhafte Funksprüche aus dem Gestern empfangen, die hier bis in alle Ewigkeit widerhallen.

Sie belegen, dass vor vierzig Jahren vereinte Streitkräfte der Ga­laxis unter Harg Segor mit fünftausend Schiffen GOLEMS zusam­mengestoßen sind … und radikal ausgelöscht wurden. Die Elite aller vereinigten Sternenreiche – vernichtet!

Dann wagen sie einen weiteren Vorstoß ins solare System und finden eine Trümmerwüste vor, zerborstene Planeten und Mon­de … und Terra, umgeben von Hunderten kläglicher Wracks ei­ner chancenlosen Volkswehr mit antiquierten Raumschiffen. Die Heimatwelt der Menschheit selbst ist völlig entvölkert, alle Städ­te eingeäschert. Und in der Hochebene von Nazca hat GOLEM sein monströses Siegeszeichen eingebrannt: Sein Antlitz, das eines glühenden menschlichen Totenschädels!

Völlig traumatisiert verlassen Oki Stanwer und seine Getreuen diesen systemweiten Friedhof. Ihre schlimmsten Alpträume sind wahr geworden. Und sie müssen sich ernsthaft fragen: Wo mö­gen vielleicht noch Reste der galaktischen Zivilisationen überlebt haben? Und wo steckt dieser monströse Völkermörder GOLEM und seine Schar von Dämonenwaffen?

Denn eins ist klar: Der Kampf ist definitiv nicht vorbei, ganz im Gegenteil. Auch wenn alles verloren scheint – jetzt kommen sie als Rächer und werden abrechnen, wie auch immer!

Wie Oki Stanwers Abenteuer in der schrecklich veränderten Hei­mat weitergehen, berichte ich im nächsten Teil dieser Artikelrei­he.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu beizeiten die KONFLIKTE 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ und 13 „DER CLOGGATH-KONFLIKT“.

Rezensions-Blog 433: Zeit-Bombe

Posted Dezember 5th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, auch vor fast 70 Jahren gab es schon spannende Science Fic­tion-Romane! Glaubt nicht, dass das, was sich aktuell in den Buchhandlungsregalen befindet (oftmals übrigens nur teure Neuauflagen von Klassikern, wie man mühelos im Fall von „Dune“ oder etwa „Foundation“ usw. sehen kann), die Bandbrei­te der SF abbildet. Wer so kurzsichtig ist, ahnt überhaupt nicht, was ihm an faszinierenden Klassikern entgeht.

Ich hatte und habe demgegenüber immer noch den Vorteil, gut gefüllte Bücherregale voll ungelesener Bücher stehen zu haben, die gemächlich altern und auf die klassische Weise Zeitreise be­treiben: einen Tag pro Tag immerzu in Richtung Zukunft (wie Stephen Hawking in „Eine kurze Geschichte der Zeit“ nach­weist, wäre ein negativer Zeitpfeil nur für Welten geeignet, in denen Leben wie das unsere nicht existieren könnte … aber das ist eine andere Art von Diskussion, die wir nicht hier und heute führen müssen).

In diesen Regalen fand ich vor inzwischen auch schon mehr als 25 Jahren dieses damals schon lange wartende Buch von Wilson Tucker und verschlang es binnen kürzester Zeit. Gut, der Roman an sich ist auch nicht sehr umfangreich … doch das berechtigt nicht zu der Vermutung, man könne es auch schnell lesen. Das hängt immer vom Gehalt des Textes ab, und in diesem Fall ver­langt er dem Leser einigen Denkschmalz ab, verlasst euch dar­auf.

Immerhin geht es um Zeitmaschinen (wahrscheinlich zumin­dest), um Bombenattentate und Telepathen … und was bedeu­tet das nun im Detail? Schaut es euch an:

Zeit-Bombe

(OT: Time Bomb)

von Wilson Tucker

Ullstein 3140

128 Seiten, 1975

ISBN-13: ‎978-3752957181

Wie gut, dass vor den Zeitmaschinen die Telepathen gekommen sind …

Wer diesen Gedanken befremdlich findet, ist reif für diesen Ro­man, neugierig geworden.

Man schreibt etwa das Jahr 1970 (das wird im Roman aber nur indirekt genannt), als im nördlichen Amerika eine Reihe von Ter­roranschlägen das öffentliche Leben beunruhigt. Im Ablauf von sechs Wochen erfolgen sechs Explosionen. Stets ereignen sie sich in regnerischen Nächten, immer betreffen sie geschlossene Räume, ja, manchmal IMPLODIEREN diese Gebäude sogar bei der Detonation. Niemand kann hinreichende Sicherheitsvorkeh­rungen treffen, niemals überlebt jemand die Detonationen. Und immer, ausnahmslos, sind Anführer der radikal-patriotischen Vereinigung der Söhne Amerikas die Opfer.

Ihr Oberhaupt ist ein Mann namens Ben, der in den in rund 4 Monaten anstehenden Novemberwahlen Vizepräsident werden möchte. Als Präsidentschaftskandidat ist eine Marionette na­mens Smith geplant, und seine Chancen stehen sehr gut. Längst haben die Söhne Amerikas die Verwaltungen und Behör­den sowie den Polizeiapparat infiltriert.

Captain Redmon und sein direkter Untergebener, Leutnant Dan­forth, versuchen an der Spitze einer Polizeikommission, die Sprengstoffattentäter dingfest zu machen, dennoch tappen sie im Dunkeln. Dabei stehen ihnen eindrucksvolle Hilfsmittel zur Verfügung: der Telepath Mr. Ramsey und die so genannten „Zeitkameras“, die vor Jahren entwickelt wurden und imstande sind, bis zu 27 Minuten die Vergangenheit aufzunehmen.

Alles hilft nichts. Schließlich ereignet sich eine weitere Detonati­on, bei der erneut ein hohes Mitglied der Söhne Amerikas um­gebracht wird. In dessen Anwesenheit stirbt auch, wie Mr. Ram­sey sagt, der Polizeichef Redmon. Danforth, der das Kommando über die Spezialeinheit übernimmt, wird kurz darauf wegen Mangel an Erfolgen entlassen.

Dennoch macht er, freilich etwas resigniert, weiter. Besonders, nachdem er über verletzte Passanten Shirley und Gilbert Nash kennengelernt hat, zwei geheimnisvolle, für ihn aber sehr sym­pathische Menschen, die besonders gerne über Zeitmaschinen reden (die es bekanntlich nicht gibt).

Auch die Söhne Amerikas und die Öffentlichkeit sind unterdes­sen von der Zeitmaschinen-Hysterie erfasst worden, und natür­lich wird von der Polizei gefordert, dass man sie vor diesen zeit­reisenden Attentätern schützen soll. Nur: wie soll das gesche­hen? Wie soll man Mörder fangen, die offensichtlich durch Zeit­reisen jeden Sicherheitskordon unterlaufen können, um den­noch ans Ziel zu gelangen? Und wie sollen die Morde überhaupt möglich sein, wo es doch keine Zeitmaschinen gibt? Und woher soll man wissen, ob es nicht – in der Zukunft – gute Gründe für die Morde gibt?

Wenn es sich denn um Zeitreisende handelt, die da morden …

Zeit-Bombe“, ein durchaus gut gewählter, doppeldeutiger Titel, ist ein Roman aus dem Jahr 1955 (sic!), der besonders um die Person Leutnant Danforths kreist und sehr schön darstellt, wie eine Welt, die durch Telepathen, Zeitkameras und die Gedanken an Zeitmaschinen verändert ist, auch andere Arten von Verbre­chen hervorbringt, die ihrerseits veränderte Polizeigewohnhei­ten bedingen.

Intelligent beschrieben, feinfühlig, was auch die absurden Ne­bengleise des Denkens angeht (so macht sich Danforths bei­spielsweise Gedanken darüber, was ein potenzieller Zeitreisen­der macht, wenn er seine Maschine im Keller baut und dann in der Vergangenheit herauskommt, wenn das Haus noch nicht ge­baut ist: Er müßte dann immer eine Schaufel dabei haben, um sich auszugraben, doch wohin nur mit dem Erdreich?) und durchaus ebenfalls auf falsche Fährten lockend, wenn Tucker die vergangenen Attentate Revue passieren lässt und dabei be­schreibt, wie hochrangige Söhne Amerikas spurlos sterben und wichtige Akten der Partei dabei vernichtet werden.

So kam ich beispielsweise anfangs auf den Gedanken, es könne sich um ein raffiniertes Komplott von Seiten der Söhne Ameri­kas handeln, gewissermaßen wahlkampfkonform eingebaut, um die Chancen des Sieges zu erhöhen. Aber der Roman geht denn doch in eine etwas andere Richtung.

Auf alle Fälle ist dieser Roman aus der Frühzeit der „anspruchs­vollen“ Science Fiction ein wahres Juwel unter den Romanen, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, und das einzige, was ich mir ehrlicherweise vorwerfen kann, ist, warum ich ihn seit fast zehn Jahren ungelesen im Regal stehen hatte, bis ich ihn an zwei Tagen „weggelesen“ habe. Das sollte keiner nachmachen. Also, lest ihn. Es lohnt sich.

Nachtrag: Wen die Beschreibung des Romaninhaltes verdächtig an die Verfilmung der Dickschen Kurzgeschichte „Minority Report“ erinnert, der liegt vermutlich nicht so ganz falsch. Es gibt eindeutige Parallelen dieser beiden Werke, wobei man insbesondere den Faktor PSI, den Faktor Zeit und die Neuartigkeit der Verbrechen und Verbrechensbekämpfung nennen muss. Allerdings geht Tucker weit über den Film hinaus, seine Vision ist weit verstörender. Wer also den Film kennt, auch dem sei dieses Buch sehr ans Herz gelegt.

© 1997/2003 by Uwe Lammers

Ja, das ist schon eine interessante, zum Denken anregende klei­ne Geschichte. In der kommenden Woche nähern wir uns dann wieder den zwischenmenschlichen Kontexten der Erotik.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 539: Eine neue Welt

Posted Dezember 3rd, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

der heutige Schreibtag, der 18. April 2023, wird in die Geschich­te des Oki Stanwer Mythos (OSM) eingehen, das ist jetzt schon ganz evident. Ich habe einen ersten Schritt in eine neue Welt getan, und heute möchte ich euch einen kleinen Einblick darin geben, damit ihr meinen euphorischen ersten Satz etwas ge­nauer nachvollziehen könnt.

Während sich meine Gedanken noch überschlagen und immer neue verwinkelte Pfade einschlagen, sich kreuzen, verknüpfen, einander widersprechen, rekombinieren und komplexe Plotge­danken entstehen, musste ich mich heute im Laufe des gesam­ten Tages sehr zügeln, um die erste Episode dieses neuen Uni­versums niederzuschreiben … tatsächlich war ich mit Nachfei­len erst kurz nach 18 Uhr damit soweit durch, dass ich sie aus­drucken konnte. Die Episode erhielt die Verzeichnungsziffer OSM 2184.

Das letzte Mal, dass ich ein solches Erlebnis hatte, liegt ziemlich genau 17 reale Jahre zurück. Damals erhielt das Resultat die Verzeichnungsziffer OSM 1442. Das war am 23. April 2006. Da­mals entdeckte ich einen arglosen Shoreikhen namens Serzechal und eine Helferin des Lichts, die Theamin genannt wurde … genau, das war die Geburtsstunde von KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“.

Diesmal fand ich mich in einer altbekannten Galaxis namens Demor wieder … aber es war nicht die Galaxis Demor aus KON­FLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“, in der ich noch in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts unterwegs war. Diese Sterneninsel lag in einem anderen Universum des OSM, das von jenem 45 Milliarden Jahre weit in der Vergangenheit lag. Und nun rechnet einmal: wenn wir einen zeitlichen Abstand je Uni­versumgenese von rund 5 Milliarden Jahren zugrunde legen, wo landen wir da?

Im Niemandsland, ganz genau. Vor KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“. Und wer diesen Artikeln schon lange Zeit gefolgt ist, mag sich daran erinnern, dass die dortigen Universen und das, was sich dort abspielte, eigentlich nur dem Hörensagen nach bekannt ist.

Gut, wir wissen, dass in KONFLIKT 7 die Hohlwelt Hyoronghilaar Schauplatz des KONFLIKTS war und dort die Dämonen von TO­TAM entstanden sind. Andeutungen über KONFLIKT 8 (noch un­geschrieben) sagen aus, dass dort erstmals ein KONFLIKT auf Terra ausgetragen wurde. In KONFLIKT 9 blühte das Imperium der Okis, daran arbeite ich mit gedrosselter Arbeitsleistung seit 2011 in der Serie „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“.

Aber was ist über die Universen 10 und 11 bekannt? Über KON­FLIKT 10 immerhin soviel, dass dort das Reich der halbroboti­schen All-Hüter blühte und ein GRALSJÄGER namens ASAAI maßgeblich für das Scheitern dieses KONFLIKTS verantwortlich zeichnet … woran sich Oki Stanwer in KONFLIKT 16 „Oki Stan­wer – Der Mann aus dem Nichts“ erinnert, als er dort wieder mit ASAAI zusammenprallt.

Aber KONFLIKT 11? Ein reines Schwarzes Loch, und zwar seit fast 40 Realjahren.

Tja, bis heute. Denn, wie ich oben sagte: Ich habe eine neue Welt betreten, und hier spielt die Serie „Oki Stanwer – Verteidi­ger von Demor“ (VvD).

Ich habe also KONFLIKT 11 tatsächlich angefangen zu schreiben … und das, ohne meinen vorherigen Plan umzusetzen, davor noch eine Serie abzuschließen … sei es die Digitalisierung von KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (13Neu) oder den KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“.

Wie kam es dazu?

Sagen wir, das war eine Art katalytischer Denkprozess, der ein­setzte, während ich höhere 13Neu-Episoden erfasste und kom­mentierte. Das war schon vor ein paar Tagen der Fall, und seit­her purzelten jede Menge Mosaiksteine durch meinen Verstand, die sich immer mehr verfestigten, aber noch kein klares Muster ergaben.

Was waren das für Mosaiksteine? Ich nenne mal ein paar und bin mir darüber im Klaren, dass ihr wohl mit kaum etwas damit anfangen könnt. Vertraut mir, das wird sich im Laufe der nächs­ten Jahre zweifellos ändern:

Lichtfestung Scracklan

DER GÖTZE

Reehn Ohf Ty

Dämonenwaffen-Genese

TRONNATH

Ullikummi

Fhal Ghoir

Es gab noch sehr viel mehr, aber das würde nur zusätzlich ver­wirren. So nach und nach begannen Strukturen, die ich in den KONFLIKTEN 12 und 13 vor Jahrzehnten formuliert hatte, jäh­lings Sinn zu ergeben, und ein Szenario baute sich in meinem Geist immer dichter zusammen, bis mir klar wurde: Ich muss das schreiben! Ich muss es umgehend schreiben!

Aber was ist mit der Form? Wie schreibe ich das? Für eine ein­zelne Geschichte oder einen Roman ist es einfach zu komplex, zu weit gespannt … zudem gab es zunehmend faszinierende Verbindungslinien, die aus KONFLIKT 7 kamen, in diesem Ideen­knäuel kondensierten und bis zum KONFLIKT 16 hoch ausstrahl­ten.

Gestern wurde mir dann unmissverständlich klar: Was ich hier vor mir habe, ist der Kondensationskern einer neuen OSM-Ebe­ne. Aber welcher? Und wie mag das im Detail ausschauen?

Nach einem intensiven Reflektieren der vorhandenen Gedanken kam ich zu dem Schluss, dass es sich hierbei nur um KONFLIKT 11 handeln konnte. Aber ehe ich den ersten Band schrieb, musste ich natürlich einen Serientitel haben. Also entwarf ich zunächst einen noch titellosen Hintergrundtext und schaute, was ich schon wusste … dass die Serie in der Galaxis Demor spielen würde, war sozusagen schon gesetzt. Damit hatte ich auf originelle Weise das später noch dort lebende Hauptvolk vor mir: die mausgestaltigen Crellys.

Warum lag das nahe? Nun, einmal, weil die Crellys stets in De­mor siedelten. Zum anderen, weil es einen ideellen massiven Verbindungsfokus mit Hyoronghilaar in KONFLIKT 7 gab. Und dort – das werdet ihr beizeiten herausfinden – lebt das Vorgän­gervolk der Crellys, die possierlichen Crelis, mit denen die Hel­ferin des Lichts, Theamin, schon anno 2006 zusammentraf. Und bereits ein Jahr zuvor trieb mich der Gedanke um, eine Serie zu entwickeln, in der die Crellys im Zentrum standen, es gibt ein entsprechendes Fragment aus dem Jahr 2005.

Dann tauchte in KONFLIKT 13 in den Episoden, die ich zurzeit (April 2023) gerade digitalisiere, die Lichtfestung Scracklan auf. Original schrieb ich diese Zeilen damals anno 1985. Und sowohl Scracklan als auch der dort angesiedelte Orden der Lichtritter – nicht mit den Rittern vom Goldkristall zu verwechseln! – war eine Art von Überbleibsel eines früheren KONFLIKTS. Als ich zu analysieren versuchte, wo Scracklan wohl geschaffen worden sein musste, kam ich – wieder – auf KONFLIKT 11. Und auch hier gab es einen klaren Konnex mit Strukturen aus Hyoronghilaar.

Ihr merkt: Das Gewebe wurde dichter.

Als ich mir dann noch Gedanken darüber machte, wann die Dä­monenwaffen von TOTAM wohl entstanden waren und warum sie die Form erhielten, die sie heute haben, da wurde mir echt heiß und kalt.

All das passierte in KONFLIKT 11!

Und wie war das mit den Dämonentoren von TOTAM? Wann ka­men die wohl erstmals zum Vorschein?

Heute bin ich mir ganz sicher: Auch das war in KONFLIKT 11. Und vieles, was hier geschah, hatte anschließend massive Aus­wirkungen auf den KONFLIKT 12 und die weitere Zukunft des OSM.

Ehrlich, der Hintergrundtext entwickelte sich irgendwie wie von selbst, und es kamen immer neue Details zutage, insbesondere die langfristige Planung dieses KONFLIKTS betreffend, über den ich jetzt schon atemberaubend viel weiß.

Die Frage war nur … wie um alles in der Welt sollte das in einer Serie sozusagen „piano“ anfangen? Denn ich konnte künftige Leser nicht gleich ins Getümmel werfen, das wäre unfair gewe­sen und hätte die Serie unlesbar gemacht. Zu viel Hintergrund­infos zu Beginn … ein absolutes No-Go!

Tja, und das war dann der Augenblick, als ich dieses schluch­zende Mädchen traf. Singirir.

Ein Crelly-Mädchen von dreizehn Jahren, das seinen Vater, einen Raumfahrer, verliert und bald darauf auch die depressive Mut­ter. Zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Fiyalin wächst sie bei einem Onkel auf. Doch sie sind beide nicht wohlgelitten und verschwinden in den gesellschaftlichen Untergrund, sobald sich eine Gelegenheit bietet … und geraten auf die schiefe Bahn.

Sieben Jahre später, zu wunderschönen, aber seelisch völlig desillusionierten Mädchen herangereift, beginnt die Handlung damit, dass sie zusammen mit der etwas älteren Yinnihm, einer lesbischen Crelly-Schönheit, die ebenso ein Outcast ist wie die beiden Schwestern, ein Raumschiff stehlen und sich ein neues Leben aufbauen wollen.

Was braucht man dafür? Geld, notwendigerweise.

Yinnihm, sehr belesen, hat dafür den zündenden Gedanken: Wir werden Monumentsucherinnen!

Damit war der Titel der Episode unumstößlich: „Die Monu­mentsucherin“.

Aber was, zum Henker, mögt ihr euch fragen, sollen das für Mo­numente sein?

Nun, das wird euch womöglich vertraut vorkommen: Die Galaxis Demor ist mit schwarzen Kristallmonolithen gepflastert, die ei­ner vermeintlich untergegangenen Kultur entstammen, die man „die Uralten“ nennt. Kenner des OSM können das Volk sofort identifizieren: Die Baumeister. Und tot sind die in KONFLIKT 11 natürlich noch lange nicht.

Indem Singirir und ihre beiden Gefährtinnen als die „Drei Raum­schwestern“ sich nun ins Abenteuer ihres Lebens stürzen, ha­ben sie noch keine Vorstellung davon, was sie erwartet.

Sie werden durch ihre Suche ohne eigenes Verschulden Teil des KONFLIKTS 11. Denn der Kampfplatz dieses KONFLIKTS ist die Galaxis Demor.

Alsbald haben die zahlreichen Völker Demors es zu tun mit den Kristallsplittern, die Welten verwüsten, sie werden mit den Kris­tallkriegern des Dämons Estax zu tun bekommen, und Oki Stan­wer und die engsten Bediensteten des Lichts werden in Erschei­nung treten – der Matrixkoordinator mit dem Namen DER GÖT­ZE sowie sein Kollege, der Ritter vom Goldkristall, der auf den Namen Reehn Ohf Ty hört.

Es wird um das Prisma und den Prismeneffekt gehen, um TRON­NATH, das Kristalltor und die Kontrolle über das Baumeister-Transitsystem in Demor. Und als immer neue Schreckenswesen ausgebrütet werden, müssen die Lichtmachtbediensteten ge­gensteuern und eine neue Gruppe von Dienerwesen erschaffen: die Lichtritter mit ihrer Lichtfestung Scracklan …

Und mitten zwischen diesen Fronten finden sich die Protagonis­ten aus dem Volk der Technos und der Crellys wieder, die ver­streuten Helfer des Lichts und jede Menge Matrixfehler … ich sehe schon ein veritables, heftiges Chaos voraus, das – wenn die Schreibgeschwindigkeit so bleibt wie bisher (ich habe die obige erste VvD-Episode mit ihren 15 Seiten heute an einem Tag heruntergeschrieben) – sich bald nach OSM-Band 2200 ent­wickeln wird, teilweise vielleicht schon davor.

Tatsache ist, dass ich hier relativ stürmisch eine ganz neue Welt erkunde, die so viele Grundlagen für künftige Ereignisse in spä­teren KONFLIKTEN legt … und es ist faszinierend, dass diese künftigen Ereignisse zum Teil schon vor fast 40 Jahren angelegt wurden. Damals spürte ich nur, wie ich es darstellen musste, aber die Gründe des Warum blieben mir dunkel.

Jetzt erhält das alles Hand und Fuß und ein solides Fundament, ständig werden mir verschiedenste Dinge klar, die ich früher nie hinterfragt habe.

Beispielsweise wird KONFLIKT 11 die Fragen klären, warum etwa die Dämonenwaffen GOLEM, Sortan, Quaramus und Ullikummi so aussehen, wie sie aussehen … ihr werdet ihnen beizeiten in den E-Books der Serien „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ und „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ begegnen und sie fürchten lernen, darum deute ich das hier nur an.

Vordergründig werde ich Singirirs Lebensweg weiter verfolgen und mich köstlich amüsieren, wie diese schlagfertige, zierliche Mausfrau mit den doppelt so großen humanoiden Raumfahrern der Technos umspringt. Da ist sie wirklich völlig schmerzfrei, und ich musste da heute schon so herzlich in der ersten Episode lachen … klingt nach einem famosen, großartigen Abenteuer mit kessen und pfiffigen Hauptpersonen … beizeiten erzähle ich davon weiter. Momentan kehre ich lieber wieder nach Demor zurück und in die anderen OSM-Welten.

In der nächsten Woche erlebt ihr an dieser Stelle weiter Oki Stanwers grausige Abenteuer im KONFLIKT 16 … da solltet ihr euch besser anschnallen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 432: Nightingale Way – Romantische Nächte

Posted November 28th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich habe das schon des Öfteren betont, und es bewahrheitet sich tatsächlich immer wieder: Gute Bücher sind einfach stets zu kurz, und mögen sie auch 400 oder mehr Seiten Umfang ha­ben! Das gilt auch für den vorliegenden Roman, der zumindest formal einen Schlussstrich unter den Romanzyklus um die Edin­burgh Love Stories zieht. Warum nur formal? Ah, lest das Ende der Rezension, dann seid ihr definitiv schlauer.

In dieser Geschichte geht es einmal mehr um eine problemati­sche Liebesgeschichte aus dem Umfeld des Carmichael-Clans in Edinburgh, und ihr werdet sehen, dass sich das sehr unterhalts­am gestaltet, nicht zuletzt, weil völlig unerwartet ein kleines Mädchen auf der Bildfläche erscheint, das das Leben der beiden Hauptpersonen gründlich auf den Kopf stellt.

Bereit für ein weiteres romantisches Leseabenteuer? Dann schaut euch das mal im Detail an:

Nightingale Way – Romantische Nächte

(OT: Moonlight on Nightingale Way)

von Samantha Young

Ullstein 28751

416 Seiten, TB

August 2015, 9.99 Euro

Aus dem Englischen von Nina Bader

ISBN 978-3-548-28751-5

Eine kurze Warnung vorweg: Wer den Vorgängerroman „Scot­land Street“ nicht gelesen hat1, wird viele Stellen dieses Ro­mans inklusive der Ausgangssituation nur bedingt nachvollzie­hen können und sich entsprechend schwer tun, ehe ihm oder ihr aufgeht, wo die wirklichen Problemfelder der Geschichte um Lo­gan MacLeod liegen. Es scheint mir darum angebracht, noch mal kurz einen Step zurück zu machen und zu resümieren, was im vergangenen Roman passiert ist.

Behandelt wurde die Geschichte der jungen, von Beziehungska­tastrophen und ihrer Glasgower Familie schwer enttäuschten Shannon MacLeod, die mit letzterer gründlich brach und nach Edinburgh ging, wo einst ihre Großmutter gelebt hatte. Von Bad Boys hatte sie die Nase gründlich voll, zumal die letzte mit ei­nem Kerl namens Ollie übel in die Brüche gegangen war. So sehr in die Brüche, dass sie erst von ihm gründlich misshandelt und dann nahezu vergewaltigt worden war.

Shannon flüchtete zu ihrem älteren Bruder Logan, der daraufhin wegen seines Schutzinstinktes so ausrastete, dass er ihren Lover ins Koma prügelte und selbst hinter Gittern landete – eine Geschichte, die den Bruch mit Shannons Familie drastisch her­beiführte und ihr zudem extreme Komplexe einimpfte. Es be­durfte schließlich des zögernden Anschlusses an den weitläufi­gen Clan der Carmichaels und ihrer assoziierten Familien (vgl. dazu die ersten vier Romane des Zyklus um die „Edinburgh Love Stories“), bis sie schließlich mit dem erfolgreichen Tätowie­rer Cole Walker glücklich werden konnte. Sogar mit ihrem im Gefängnis sitzenden Bruder Logan konnte sie sich versöhnen.

Mehr noch: Braden Carmichael & Co. versprachen Shannon, nachdem sie begriffen hatten, warum Logan im Knast gelandet war, ihm nach der Entlassung Perspektiven in Edinburgh zu er­öffnen. Wenige Monate danach beginnt der aktuelle Roman. Man sieht, ohne diese Vorgeschichte landet der ahnungslose Le­ser in einer verwirrenden Ausgangssituation.

Diese konfrontiert den Leser sofort mit der neuen Frauen-Haupt­figur. Grace Farquhar, 28 Jahre jung, arbeitet von daheim als er­folgreiche Redakteurin, die Buchskripte korrigiert und damit auch schon soviel Erfolg hat, dass sie davon leben kann. Das ist ihr viel wert, denn – hier wiederholt sich die Geschichte – sie hat gründlich mit ihrer in London lebenden Familie gebrochen und, was man erst etwas später mitbekommt, sogar ihren Nachna­men geändert. Das sind alles wichtige Details, die man sukzes­sive während der Lektüre mitbekommt.

Graces Lebensrhythmus wird empfindlich gestört, als ein Nach­bar einzieht. Nicht, weil er so grob unhöflich wäre oder so, dafür sieht sie ihn quasi nie – was mit ihren Arbeitszeiten zu tun hat, die sich oft bis tief in die Nacht hinziehen. Problematischer ist, dass ihr Schlafzimmer an sein Schlafzimmer grenzt. Und dieser Nachbar schleppt offensichtlich ständig wechselnde Frauen ab, mit denen er lautstark Sex hat. Die Wände sind entweder so dünn oder die Frauen so laut, dass Grace wirklich jedes Wort versteht.

Folgerichtig kracht sie sehr schnell mit ihrem neuen Nachbarn, einem Mann namens Logan MacLeod (!) verbal zusammen. Sie stuft ihn rasch als arroganten Macho und Frauenhelden ein, er hält sie im Umkehrschluss für eine snobistische, eingebildete Frau, die offensichtlich sexuellen Notstand leidet. Kurzum: Katze und Hund sind nichts gegen die beiden.

Allerdings wechseln sich bei ihnen Zeiten der emotionalen Ver­eisung und der vorsichtigen Kompromissbildung durchaus ab. Sowohl Grace als auch Logan senden verwirrende Signale aus. Sie erweist sich entgegen seiner Vermutung als äußerst hilfsbe­reit Nachbarn gegenüber und entwickelt, sehr zu ihrem eigenen Unmut, selbst eine rätselhafte Zuneigung, etwa dann, als Logan sie vor der Zudringlichkeit eines betrunkenen One-Night-Stands rettet.

Gleichwohl stimmt das mit dem sexuellen Notstand. Grace hat sich ihre neue Familie mit ein paar Studiengefährten aus Edin­burgh aufgebaut, sonst aber keinerlei sozialen Rückhalt. Und die letzten sechs Dates gingen alle gründlich daneben. Als ihre Freundin Chloe von dem „heißen, aber unmöglichen Nachbarn“ erfährt, den Grace nach eigenen Angaben hasst, und ihn schließlich selbst sehen kann, ist sie fest überzeugt: Grace und er passen PERFEKT zusammen. Grace und Logan sehen das in­des völlig anders.

Und während sie wieder einmal streiten, rauscht auf einmal ein hübsches, fremdes Schulmädchen in den Korridor und schaut nervös zu Logan auf. Danach befragt, wer sie denn sei, sagt sie: Seine Tochter Maia, inzwischen 15 Jahre alt, von der er nie et­was gewusst hat.

Auf einmal herrscht allgemeiner Notstand und völlige Konfusion. Und in dieser Situation kommen sich Logan und Grace sehr viel schneller näher, als sie das jemals für möglich gehalten hätten. Aber die Probleme fangen definitiv erst an …

Es ist eine tolle Entdeckung, dass der letzte Roman der „Edin­burgh Love Stories“ auch an Umfang bei weitem der längste ist von allen vorhandenen Werken der Autorin Samantha Young. Das erweist sich auch als notwendig, weil diesmal die fünfzehn­jährige Maia als Vermittlungsinstanz zwischen den beiden Hauptpersonen steht und mithin das sonst dualistische Polsys­tem deutlich verkompliziert wird. Es ist eigentlich sogar noch komplexer, weil nun auch Mitschülerinnen von Maia, soziale Me­dien und rufschädigende Verwicklungen einmischen. Vermutlich ließ sich das nicht umgehen – denn die familiäre Struktur von Grace ist doch der zerrütteten Familiengeschichte von Logan und Shannon recht ähnlich. Schon um sich vom Vorgängerro­man abzugrenzen, war es zwingend erforderlich, sich da noch auf andere Themenfelder auszudehnen.

Gerade aber die verstörte Maia, die Grace als Ersatz-Mutter quasi „adoptiert“, erweist sich im Nachhinein als ausgesprochen tough und altklug erweist und einfach perfekt in die Carmichael-Großfamilie hineinpasst, ist es, die den Roman ungemein be­lebt. Die sture, aber mit einem echt goldenen Herzen gesegnete Grace und der von seinen Komplexen so gebeutelte und aus sei­nem Herzen dermaßen eine Mördergrube machende Logan pas­sen in der Tat auch sehr schön zueinander, nachdem sie erst mal die Hürden ihrer gegenseitigen Missverständnisse und Vor­urteile abgebaut haben.

Ich fand zwar, dass die Autorin hier doch ein wenig sehr stark weichzeichnet und die Probleme, die ein Ex-Häftling beim Wie­dereinstieg in die Gesellschaft hat, arg tiefstapelt. Gleichwohl ist die Intention äußerst begrüßenswert: zu zeigen, dass nicht alle Leute, die im Knast landen und traumatisiert von dort aus wie­der resozialisiert werden müssen, Schwerverbrecher sind und notwendig immer kriminell bleiben werden. Viele sind vielmehr aufgrund dummer Entscheidungen dort eingebuchtet worden und hegen den ernsten Wunsch, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu setzen und neu in einem ehrbaren Leben an­zusetzen.

Neben dieser wie üblich mäandernden Liebesgeschichte, in die dann die Sorgerechtsgeschichte um Maia eher ein wenig beiläu­fig eingeflochten wird, gibt es dann auch noch einen dreißigsei­tigen (!) Epilog, der überdeutlich macht, dass sich die Autorin von ihren lieb gewonnenen Protagonisten nicht recht trennen kann. Sie widmet jedem Teil der Großfamilie folgerichtig einen eigenen Unterabschnitt, und das dauert natürlich und füllt (auf unterhaltsame Weise) Seiten.

Das Buch wird als „Das große Finale!“ auf dem Cover angeprie­sen, was romantechnisch Sinn macht. Allerdings wurden alsbald noch unter dem allgemeinen Titel „Edinburgh Love Stories“ die nebenher von Samantha Young publizierten E-Book-Novellen als Buch zusammengefasst und ergänzend auf den Markt ge­bracht. Witzigerweise war gerade DIES das Buch, das ich zuerst auf dem Wühltisch fand (Dezember 2018), während „Nightin­gale Way“ das Schlusslicht des Kaufes darstellte (Juni 2019). Über dieses Buch berichte ich demnächst, wenn ich es ausgele­sen habe.2

Für „Nightingale Way“ gilt, wiewohl der Titel nur flüchtig mit dem Inhalt, und der deutsche Untertitel vollkommen unpassend ist (wie üblich), dass ich das Buch für romantische Leser und Fans der Edinburgh Love Stories uneingeschränkt empfehlen kann. Man kommt auch hier kaum aus der Geschichte heraus und ist, leider, meist binnen drei Tagen schon wieder am Schluss angelangt.

Gute Bücher sind echt immer zu kurz, und mögen sie auch über 400 Seiten Umfang haben …

© 2019 by Uwe Lammers

Damit genug für heute von der romantischen Front. In der nächsten Woche komme ich zu einer sehr viel älteren Rezension eines noch viel älteren SF-Romans, der mit Bomben und Zeitrei­sen zu tun hat …

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu den Rezensions-Blog 428 vom 1. November 2023.

2 Vgl. dazu demnächst den Rezensions-Blog 436.

Liebe Freunde des OSM,

ja, ja, ich weiß schon, es ist der 1. April, und üblicherweise ist dann der Zeitpunkt für irgendwelche närrischen Scherze … aber an derlei Konventionen habe ich mich noch nie gehalten. Also bleibe ich einfach bei den Fakten, und die fangen mit einer run­den Ziffer an: 40.

Das bedeutet? 40 fertig gestellte Werke im März 2023.

Hat jemand gerade was von Aprilscherzen gesagt? Ja, ich. Aber nein, es ist kein Aprilscherz, sondern die lautere Wahrheit. 40 vollendete Werke im Monat März. Viele davon waren Rezensio­nen und Blogartikel, das stimmt, und insofern ist die Quantität ein wenig zu relativieren, aber in der Quintessenz ist die Zahl gleichwohl immer noch korrekt.

Im Vergleich zum Monat Februar hat sich mein Werkausstoß also glatt verdoppelt, und da fragt man sich doch wohl unver­meidlich, wie es dazu kommen konnte. Ich habe da zwei Vermu­tungen, die Hand in Hand miteinander gehen.

Zum einen habe ich einen Romanzyklus ausgelesen, der immer­hin 8 recht voluminöse Bände umfasste. Das brachte mich zum anderen wirkungsvoll davon ab, allzu viele Streaming-Filme an­zuschauen. Mit der wohltuenden Folgerung, viel mehr Raum und Zeit zum Schreiben zu haben.

Schauen wir uns also das Programm für März 2023 genauer an:

Blogartikel 534: Work in Progress, Part 123

16Neu 42: Die Transmitterstrecke

Anmerkung: Mit dieser dramatischen Episode drang ich in einen spektakulären Bereich der Serie vor, in dem es mir unfasslich leicht fiel, die Digitalisierungen anzugehen … einfach, weil hier so vieles in so rascher Folge passierte. Die meisten der folgen­den Episoden habe ich quasi rauschhaft 1992 verfasst, während ich auf das Wolfsburg-Kolleg ging und im Grunde genommen dafür gar keine Zeit hätte haben dürfen … aber das war damals das perfekte Gegengewicht zum Abitur auf dem zweiten Bil­dungsweg, einfach eine phantastische Zeit. Die lebhaften Aben­teuer in KONFLIKT 16 belegen das auf tolle Weise.

16Neu 47: Die Zeitfalle

Blogartikel 531: 441 Seiten – shocking!

16Neu 48: BICCUNOR

Anmerkung: Bei der Abschrift dieser Episode und der Konfronta­tion Oki Stanwers mit der Dämonenwaffe BICCUNOR überläuft es mich heute immer noch kalt … das ist ein echtes Monster, und es läuft in zahlreichen OSM-Serien immer noch frei herum. Ihr werdet BICCUNOR und seinen monströsen Artgenossen bei­zeiten begegnen. Zieht euch warm an, kann ich dazu nur sagen. Diese Begegnungen werden es übel in sich haben.

(16Neu 52: Planet der Anarchisten)

16Neu 49: Der Weg zurück

Anmerkung: Mit diesem Band endet der Kirrongar-Zyklus, zu dem ich an dieser Stelle noch nicht mehr erzählen mag. In zwei Wochen erfahrt ihr im Close Up-Artikel 49 mehr dazu.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

13Neu 56: Angriff auf das Bergkloster

(13Neu 60: Angriff des Rauchdämons)

16Neu 43: Schiffbruch in Kirrongar

16Neu 44: Welt der Trümmer

(16Neu 53: Funkspruch von MONOLITH)

(16Neu 54: GOLEMS Schergen)

16Neu 50: Flug zur Trümmerwüste

16Neu 51: Besuch in der Zentrumsrepublik

16Neu 45: Der siebte Helfer

16Neu 46: Wracksucher

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

13Neu 58: Kampf der Dämonenbrüder

(13Neu 61: Corinnas Liebeszauber)

(Unter falscher Flagge – Erotic Empire-Story)

Partisanengruppe Rilon Vleh (Abschrift) – OSM-Story

Partisanengruppe Rilon Vleh 2 – OSM-Story

Anmerkung: Es mag vielleicht überraschen, dass ich diese Ge­schichte hier zweimal aufführe. Der Grund ist ganz elementar – das erste ist die Abschrift mit den notwendigen grammatikali­schen Grundergänzungen. Die Version 2 dagegen ist die mit der vollständigen Kommentierung, die auch ein paar Seiten länger ist. Infolgedessen wird es natürlich auch ein Rilon Vleh-Glossar und ein Rilon Vleh-2-Glossar geben. Letzteres enthält dann deutlich mehr Glossarbegriffe und Verweise.

(Quisiins letzter Fall – OSM-Roman)

(DKdO 30 (?): Alte Freunde)

Anmerkung: Warum ist hier immer noch ein Fragezeichen zu fin­den?, mögt ihr grübeln. Die Antwort ist auch hier ganz simpel – ich weiß noch nicht, welche Episode des KONFLIKTS 9 „Oki Stan­wer – Der Kaier der Okis“ das sein wird. Es könnte Band 30 sein, aber vielleicht auch schon 28 oder erst 35 … das hat damit zu tun, dass dies der Auftaktband des dritten Serienzyklus ist. Der zweite Zyklus ist allerdings seit Jahren erst begonnen und nicht komplett titelmäßig durchgeplant. Darum hängt diese Episode noch in der Luft. Das wird wohl noch eine Weile lang so bleiben. An der Einleitungsszene habe ich aber nett weiter gefeilt, wenn auch nur ein paar Zeilen insgesamt.

(16Neu 55: Der Randkrieg)

(Abgesunken in die Abhängigkeit III – Erotic Empire-Story)

(IR 27: Kettenreaktion)

Anmerkung: Ebenso wie im Fall des Quisiin-Skripts oben ist das hier eine komische Form der Verirrung gewesen. Wie kam sie zustande? Nun, ich bewegte mich von den Episoden her auf Band 2175 zu (inzwischen bin ich auf 2178) und war irgendwie der irrigen Ansicht, der 75er müsse eine neue Episode bzw. ein frisches OSM-Werk sein, kein Digitalisat einer älteren Episode.

Dann schaute ich mir nach ein, zwei Wochen mal genauer an, ob das bei früheren 75er-Bänden der Gesamtliste ebenso ge­handhabt worden war … und nein, war es nicht! Danach ent­spannte ich mich, schob Quisiin und IR 27 wieder auf die lange Bank und schrieb verstärkt bei den Episoden weiter. Hat der Kreativbilanz dieses Monats gut getan.

(OSM-Wiki)

Blogartikel 532: Eine Begegnung mit einem Dybbuk

13Neu 59: Das Schädelgrab

(Ziel: Liquidation – OSM-Story)

(Gold – Erotic Empire-Novelle)

Anmerkung: Als ich mich entscheiden musste, welches das nächste Erotic Empire-Projekt sein würde, das ich als Langzeit­projekt vorstellen wollte, da verfiel ich auf diese Geschichte … und wie schon verschiedentlich erlebt war das so stimulierend, dass ich an diesem Werk dann weiterarbeitete.

13Neu 57: Das zweite Ich des Oki Stanwer

Blogartikel 522: Langzeitprojekte 5 – Parasiten aus dem Kosmos

Anmerkung: Auch das war eigentlich ein Aspirant auf OSM 2175 … aber da merkte ich schnell, dass das nicht funktionieren wür­de. Hier gibt es noch zu viel, was ich schreiben muss, auch ist das Ende der Geschichte durchweg nicht in Sicht. Also ließ ich diesen Gedanken zügig wieder fallen und transformierte meine entsprechend fokussierte Energie in diesen Blogartikel. Für den Moment war es das Beste, was ich tun konnte.

Blogartikel 533: Langzeitprojekte 6 – Gold oder Der Lohn der Verschwörung

(Glossar der Story „Partisanengruppe Rilon Vleh“)

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(13Neu 62: Ein Treffen mit Yorrok)

(13Neu 63: Die Schlacht im Trüben Land)

(16Neu 56: Oki und sein Feind)

(13Neu 64: Die Hölleninsel)

(13Neu 65: Der Verschmolzene)

(16Neu 57: Die Hermetiker von ELDORADO)

Ich kann also eigentlich nur sagen: In diesem Monat hat irgend­wie alles gestimmt. Natürlich sind Termine geplatzt, Erwartun­gen nicht recht eingelöst worden, Bewerbungen hängen in der Schwebe, monetär geht es mir nicht wirklich berauschend … aber wenn meine Kreativität strömt wie in diesen vergangenen gut vier Wochen, dann lassen sich alle Eintrübungen des Schick­sals wunderbar ertragen.

In fünf Wochen schauen wir uns das kreative Ergebnis des Mo­nats April an.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 431: Das Flammenzeichen

Posted November 22nd, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die Menschheit wächst zu schnell, um langfristig noch auf kon­ventionelle Weise ernährt werden zu können – nicht zuletzt auf­grund der Tatsache, dass durch menschliches Handeln weite Flächen fruchtbaren Landes entweder überbaut, durch Stauseen überschwemmt oder durch den wesentlich vom Menschen ver­ursachten Klimawandel und ökologische Schäden unbrauchbar gemacht werden. Dennoch, und es ist James Rollins durchaus hoch anzurechnen, ist die Weltbevölkerungsentwicklung ein Thema, dem wir nicht ausweichen können. Und das Tabu, das darüber verhängt wird und stillschweigend von vielen Journalis­ten mit vervielfältigt wird, muss definitiv endlich einmal aufge­brochen werden.

Es ist eben kein „gottgewolltes Schicksal“, dass die Menschheit „einfach ständig weiter wachsen muss“ – es gibt weiß Gott seit Jahrzehnten (vermutlich viel eher seit Jahrhunderten) schon Mit­tel und Wege, das ungehemmte menschliche Wachstum einzu­dämmen.

Dennoch werden Menschen, die sich solche Ziele gesetzt ha­ben, sehr leicht auf Abwege gelenkt, und man muss da nur an den Milliardär Valentine (Samuel L. Jackson) im Kinofilm „Kings­man. The Secret Service“ denken, denen eine Menschheitsre­duktion durch Gewalt vorschwebt. Ähnlich läuft das auch – wenngleich auf sehr viel subtilere Weise – hier letztendlich ab. Und auch hier sind es wieder sinistre Ziele, die konsequent durchkreuzt werden müssen, diesmal von der Sigma Force.

Das Verhängnis beginnt historisch real im 11. Jahrhundert, aber James Rollins entwickelt daraus ein durchaus gegenwärtiges Alptraum-Szenario. Mutige sollten weiterlesen, das lohnt sich:

Das Flammenzeichen

(OT: The Doomsday Key)

Von James Rollins

Blanvalet 2011

548 Seiten, geb.

Übersetzt von Norbert Stöbe

ISBN 978-3-7645-0345-1

Man schreibt das Jahr 1086 in Großbritannien, als ein rätselhaf­tes Verhängnis die Regierung beunruhigt. Ganze Gemeinden sterben offenbar ohne Grund aus, bei gefüllten Kornspeichern. Es trifft buchstäblich jedes Lebewesen – Männer, Frauen und Kinder jeden Alters, Hoftiere wie Schädlinge. Sichtbar wird das Verhängnis, als König William das „Domesday Book“ anfertigen lässt, um eine statistische Grundlage für die Steuererhebung zu haben. Aber manche dieser „verwüsteten“ Gemeinden sind so entsetzlich und auf geradezu biblische Weise verheert, dass sie auf amtliche Anordnung vollkommen ausgelöscht werden.

Das Geheimnis wird so aber nicht tief genug begraben.

In der Gegenwart will sich der völlig verstörte Pater Marco Gio­vanni, ein vatikanischer Archäologe, mit seinem Mentor Vigor Verona treffen, um ihm ein furchtbares Geheimnis zu übermit­teln und ihn um Hilfe zu bitten. Aber das Treffen wird von feindlichen Kräften gestört. Pater Giovanni findet den Tod, Vigor Verona wird schwer verletzt und sinkt ins Koma.

Annähernd zeitgleich ereignet sich in Mali auf einer landwirt­schaftlichen Versuchsfarm ein Massaker, offensichtlich angerich­tet von fanatischen Gentechnik-Gegnern. Angelegt von der nor­wegischen Firma Viatus International, werden hier nämlich gen­technisch optimierte Maissaaten angepflanzt, die den Welthun­ger bekämpfen helfen sollen. Einer der Helfer ist Jason Gorman, der Sohn des amerikanischen Senators Gorman. Es gelingt ihm während des Überfalls gerade noch, Daten an das Büro seines Vaters zu senden, ehe er selbst ums Leben kommt. Die Pflan­zung wird vollständig niedergebrannt, es gibt keine Überleben­den. Als später Gormans Leiche gefunden wird, weist sie auf der Stirn ein eingebranntes Kreuz in einem Kreis auf – dasselbe To­deszeichen, das auch auf der Stirn des ermordeten Paters im Petersdom entdeckt wird. Und das alles ist erst der Anfang.

Über Vigor Veronas Tochter, die Polizistin Rachel Verona, erfährt die amerikanische Organisation Sigma Force, die militärisch ver­sierte Forschungsabteilung der DARPA unter Direktor Painter Crowe, von den Vorfällen in Rom. Und da Sigma-Agent Grayson Pierce mit Rachel Verona eng persönlich verbunden ist, soll er umgehend nach Italien fliegen. Während das in die Wege gelei­tet wird, findet Rachel am Schauplatz des Verbrechens das, was Pater Giovanni dort versteckt hat, ehe er starb – einen kleinen Beutel, der auf der einen Seite das Kreuz im Kreis aufweist und auf der anderen Seite eine seltsame Spiralzeichnung. Im Innern des Beutels ist zu ihrem Entsetzen ein mumifizierter menschli­cher Finger. Und er ist offensichtlich so gefährlich, dass Rachel schon vor Grays Ankunft kurzerhand eine Waffe gegen die Stirn gedrückt wird.

Derweil hat sich auch das Büro des Senators Gorman mit Pain­ter Crowe in Verbindung gesetzt – denn die von seinem Sohn übermittelten Daten sind so fachspezifisch, dass er sie nach Princeton zu Jason Gormans Doktorvater Dr. Henry Malloy wei­tergesandt hat. Nun soll der Sigma Force-Agent Monk Kokkalis sie sich in Begleitung mit dem Kollegen John Creed ansehen und sonst einfach nur eine Befragung durchführen – dass sie in ein Feuergefecht mit Agenten der Terrororganisation der „Gilde“ führt, kann er nicht ahnen. Sie überleben nur knapp.

Damit ist klar, dass die Gilde, mit der die Sigma Force schon seit Band 1 der Serie immer wieder auf blutige Weise zusammenge­stoßen ist, wieder im Spiel ist – und ganz offensichtlich geht es um ein hochgefährliches Geheimnis.

Die Spuren weisen nach Norwegen, wie sich alsbald heraus­stellt. Genau genommen zu Viatus International unter dem Milli­ardär Ivar Karlsen, der jüngst eine neue Gründung auf dem Sek­tor der Biotechnologie geschaffen hat. Sein Anliegen ist es, die Ernährungssicherheit der Menschheit zu gewährleisten, und in dieser Hinsicht arbeitet er eng mit dem Svalbard Global Seed Vault (SGSV) auf Spitzbergen zusammen sowie mit dem Club of Rome.

Dummerweise ist der Konzern von der Gilde unterwandert. Und so geraten alsbald sowohl Painter Crowe als auch Monk Kokkalis in seiner Begleitung in akute Lebensgefahr, während sie diverse dramatische Entdeckungen machen, die absolut nicht in Rich­tung weltweiter Ernährungssicherheit deuten. Dummerweise werden sie enttarnt und bekommen es mit Killerkommandos der Gilde zu tun.

Auf einer Parallelspur hat die wieder aufgetauchte intrigante Gilden-Agentin Seichan Grayson Pierce und Rachel Verona in die Hand bekommen und verfolgt nun ihrerseits die Spur des toten Mönches, die nach England weisen. Es wird alsbald deutlich, dass die verwüsteten Gemeinden, die im Domesday Book ver­zeichnet und besonders markiert waren, ein uraltes Geheimnis bergen, das eine Seuche unglaublichen Ausmaßes auszulösen imstande ist und das schon seit Jahrtausenden sorgsam gehütet wird. Denn es gibt – wenigstens der Legende nach – durchaus ein Gegenmittel. Aber es befindet sich augenscheinlich in einem Grab, das niemand mehr finden kann. Und ihnen läuft die Zeit davon, denn Rachel Verona ist gezielt vergiftet worden und hat nur noch drei Tage zu leben …

Nach dem enttäuschenden letzten Roman der Sigma Force, „Das Messias-Gen“, besinnt sich James Rollins wieder auf sei­ne wirklichen Stärken – auf vertraute Protagonisten mit wech­selnden Loyalitäten (Seichan), auf die historische Schatzsuche mit exotischen Locations und wirklich vertrackten Fallensyste­men, die den Suchenden fast zum Verhängnis werden. Man wähnt sich manchmal wirklich in einem Indiana Jones-Film, was bekanntlich kein Wunder ist (Rollins hat die Romane zu den Fil­men geschrieben und dabei unübersehbar viel gelernt).

Historisch erweist er sich einmal mehr als trittsicher, und die Einflechtung der Überbevölkerungsproblematik, die er auf sehr hellsichtige und realistische Weise betrachtet, macht die Ge­schichte bisweilen sehr beklemmend. Denn Ivar Karlsens scheinbar wahnsinnige Pläne haben logisch Hand und Fuß, auch wenn sie mit Recht durchaus in die Nähe der NS-Eugenik ge­rückt werden können. Es ist ein heißes Eisen, definitiv im öffent­lichen Diskurs strikt tabuisiert und genau deshalb umso proble­matischer. Und zwingend notwendiger, wie ich finde.

Auch die Einarbeitung des Global Seed Vault auf Spitzbergen wusste sehr zu gefallen – wenngleich Rollins den dortigen Sa­mentresor mit der üblichen Ruppigkeit behandelt. Ich bin, was ich dann biografisch sehr interessant fand, mit dieser Institution schon mal beruflich zusammengeprallt und kenne sie deshalb recht gut. Deshalb kann ich bestätigen, dass Rollins Lagebe­schreibung und Darstellung in allen wesentlichen Punkten der Realität entspricht. Ob sich Aerosolbomben dort so auswirken, wie er es beschreibt, wird hoffentlich in der Realität nie getes­tet!

Vor allen Dingen fand ich es schön, dass in diesem Roman wie­der einmal Gegner am Werk waren, die zu unterschätzen defini­tiv tödlich gewesen wäre. Der bisweilen intellektuell sehr an­spruchsvolle Wettlauf um informatorische Vorherrschaft, die zu­gleich die Welt schützen hilft, ist hier wieder so hochdramatisch ausgeprägt, dass man regelrecht als Leser durch die Seiten ge­peitscht wird – im Vergleich zu der weitgehend recht lahmen Vorstellung des Vorgängerbandes hat das definitiv Spaß ge­macht. Und man tut wirklich sehr gut daran, in diesem Band nicht allen Leuten zu trauen, die nett scheinen – die Paranoia, die sich Seichan angewöhnt hat, um zu überleben, die sollte sich der Leser zu einem guten Teil zu eigen machen.

Und nein, der Kampf gegen die Gilde ist mit diesem Band natür­lich noch nicht vorüber. Man bedenke, das Zellenprinzip macht eine restlose Zerschlagung schwer bis fast ganz unmöglich. Aber Crowe und seine Mannschaft kommen der Führungsriege der Gilde, dem so genannten „Echelon“, offensichtlich immer näher. Einer dieser Anführer tritt hier erstmals in Erscheinung, auf eine höchst hinterlistige Weise.

Für alle, die gentechnisch veränderten Organismen skeptisch gegenüberstehen und gern etwas mehr darüber erfahren wol­len, ist dieser Roman ebenso geeignet wie für die Freunde des historischen Rätselabenteuer a la Indiana Jones und all jene, die sich spannenden Spionagethrillern nicht verschließen. Ich wurde jedenfalls ein paar Tage lang äußerst angenehm und kurzweilig unterhalten und habe sogar noch ein paar Dinge über die briti­sche Historie gelernt. Darum gebe ich guten Gewissens eine klare Leseempfehlung.

© 2019 by Uwe Lammers

Ja, das war wieder ein Roman für schlaflose Nächte, unbestreit­bar. Darum ist wohl ein wenig Entspannung in der kommenden Woche eine willkommene Abwechslung. Schauen wir mal wieder vorbei in Edinburgh bei Samantha Young …

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

Blogartikel 537: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 6

Posted November 18th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, es ist schon ein Weilchen her, dass ich den letzten Artikel zu dem Projekt veröffentlicht habe. Zehn Wochen, um genau zu sein. So lang sollten die Abstände an und für sich nicht sein. Vielleicht ist das aber auch eine schicksalhafte Fügung, dass es so kam.

Wieso sage ich das? Weil schon wieder traurige Geschehnisse diesen Gedanken von neuem beleben. Ich möchte nur kurso­risch darauf hinweisen, damit ihr wisst, dass ich durchaus mein Ohr am Puls des Zeitgeschehens habe. Sonst würde ich gern weiter aus den Anfangstagen des Projekts berichten, von den kleinen Schritten, die ich anno 2022 unternahm, als dieser Ge­danke des Autoren-Nachlassarchiv-Projekts sich zaghaft zu ent­wickeln begann.

Was also ist geschehen?

Der Tod hat mal wieder zugeschlagen, mehrfach. Und zumin­dest in einem Fall wäre es wohl beinahe zur Zerstörung eines Lebenswerks gekommen.

Am 1. November 2023 ist der Perry Rhodan-Illustrator Arndt Drechsler-Zakrzewski überraschend im Alter von nur 54 Jahren verstorben. Das hat mich, obwohl ich schon seit langer Zeit nur noch flüchtigen Kontakt zur Serie habe, aus zwei Gründen er­schüttert. Zum einen ist es zu bedauern, einen so talentierten Künstler verloren zu haben. Zum anderen zeigte es mir einmal mehr, dass das Alter nicht der entscheidende Punkt ist, warum ein Leben enden kann und man beim besten Willen nicht darauf vertrauen kann, noch Jahrzehnte der Schaffenskraft vor sich lie­gen zu haben, wenn man zeitig damit beginnt, kreativ zu wer­den.

Der Tod lauert buchstäblich hinter jeder Ecke, und er kann ver­schiedenste Formen haben.

Nein, nicht alle kommen in solch ein hohes Alter wie der eben­falls im November 2023 verstorbene Schriftsteller Rainer Erler, der immerhin das stolze Alter von 90 Jahren erreichte und – etwa gleich Thomas R. P. Mielke und Herbert W. Franke, die ebenfalls dieses Jahr hochbetagt von uns gingen – ein breites Oeuvre hinterlassen haben. Manchmal kann das Leben es we­sentlich grausamer mit den Mitmenschen meinen.

Dann erfuhr ich von einem guten Freund von dem Schicksals­schlag, den ich oben kurz andeutete: Horst Hermann von All­wörden, der den Zauberspiegel geschaffen und jahrzehntelang engagiert mit phantastischen Inhalten füllte, ist am 8. Septem­ber 2023 im Alter von nur 59 Jahren verstorben. Das ist, finde ich (der ich jetzt selbst ins 58. Lebensjahr eingetreten bin), ei­gentlich noch kein Alter, in dem man aus dem Licht in die unbe­kannten Gefilde jenseits unserer Lebenssphäre eintreten sollte. Für die Zurückbleibenden war es speziell im letztgenannten Fall schwierig, Horst Hermanns Lebenswerk zu bewahren … glückli­cherweise ist das gelungen. Details dazu auszubreiten, ist nicht meine Aufgabe, ich belasse es bei dieser Erwähnung. Aber hier trat wieder das schon jüngst erwähnte Phänomen auf – ohne Freunde, gute Netzwerke und sofortiges Handeln wäre das zwei­fellos schief gegangen.

Ich denke, ihr versteht, dass ich diese Erkenntnis einmal mehr als Bestätigung verstehe, dass wir uns dringend um die Auto­ren-Nachlässe (und -Vorlässe, selbstverständlich) kümmern soll­ten. Dieses Thema verschwindet nicht von der Agenda, wie könnte es? Die Autoren sterben eben weiterhin, wie ihr seht. Das Problem bleibt akut, ungeachtet all der Körbe, die ich auf Nachfragen kassiere, allem Gejammere, wie man das finanzie­ren oder refinanzieren sollte, zum Trotz.

Und damit möchte ich nun zurücklenken zum Monat April 2022, in dem ich im Teil 4 der Artikelserie stehen geblieben war (ja, ich weiß, das war schon am 13. August 2023. Aber es gab halt dringenden Improvisationsbedarf vor zehn Wochen, da konnte ich nicht weiter der Reihe nach berichten).

Ich war damals bis zum 22. April 2022 gekommen. Zu jener Zeit befand ich mich noch in der Maßnahme „Jobfabrik“, in der ich ja den Grundgedanken des Autoren-Nachlassarchiv-Projekts entwi­ckelt hatte. Die Kommunikationsfäden waren in alle möglichen Richtungen ausgestreckt.

Am 28. April sprach ich mit meinem dortigen Betreuer über Me­thoden der Finanzierung des Projekts, insbesondere ging es um Crowdfunding-Gedanken, die mir von kontaktierten Autoren nahe gelegt worden waren. Ich hatte mir die Sache durch den Kopf gehen lassen, war aber zu dem Entschluss gekommen, dass das Projekt erst noch mehr Konturen bekommen musste, ehe ich hier solch eine Kampagne – mit Hilfe, da ich diesbezüg­lich selbst noch keine Erfahrungen besaß – initiieren würde. Auch nahm ich an, und der Gesprächsverlauf bekräftigte meine Ansicht, dass Crowdfunding wesentlich projektbezogen für eine Anschubfinanzierung geeignet sein würde, nicht für eine länger­fristige Finanzierung.

Am gleichen Tag bekam ich Kontakt zum Gründungsnetzwerk Braunschweig und nahm abends an einer Veranstaltung des Hauses der Wissenschaft teil. Dabei ging es im Rahmen der Ver­anstaltungsreihe „Ortswechsel“ um das Thema Leerstand in der Braunschweiger Innenstadt. Interessant war es aber deswegen, weil ich ein Mitglied der KreativRegion e.V. traf, das inzwischen im Rat der Stadt Braunschweig ist. Ihm konnte ich meine Pro­jektidee skizzieren. Zwar ist letztlich daraus nicht mehr gewor­den, aber zumindest war hiermit ein erster Schritt in eine weite­re Sphäre potenzieller Unterstützer gemacht worden: zu den Lo­kalpolitikern.

Am 29. April begann ich damit, den ersten Entwurf meines Pro­jektplans „Der Zukunftshorizont“ zu verfassen. Inzwischen ist dieser Text durch diverse Veröffentlichungen und Flyervertei­lungen auf Cons in seiner überarbeiteten Fassung (z.B. auf dem diesjährigen Garching-Con) bekannter geworden, ich denke also nicht, dass ich an dieser Stelle näher darauf eingehen muss. Aber hier seht ihr, wie lange es von der Formulierung der ersten Gedanken bis zum fertigen Produkt gedauert hat.

3./4. Mai 2022: Fertigstellung des Textes „Der Zukunftshori­zont“. Kontaktaufnahme mit der Redaktion der ANDROMEDA NACHRICHTEN, nicht zuletzt wegen potenzieller Veröffentli­chung des Textes (was, wie ihr auch wisst, gelungen ist), son­dern auch, um meine Mitarbeit an AN wieder zu intensivieren. Am gleichen Tag und am nächsten kommunizierte ich mit mei­nem alten Coach, denn die Zeit in der Jobfabrik war bekanntlich nicht endlos ausdehnbar, und ich plante schon im Anschluss ein Existenzgründungscoaching, um den Projektgedanken intensi­ver auszuarbeiten.

6. Mai 2022: Kontaktaufnahme mit Hellmuth W. Mommers von der Villa Fantastica in Wien. Ein befreundeter Autor, den ich im Rahmen des Projektentwurfs kennen gelernt hatte, wies mich, was Archivorganisation angeht, interessanterweise auf das Ar­chiv der „Frauensolidarität“ in Wien hin. Der PAN-Kontakt entwi­ckelte sich an diesem Tag ebenfalls sehr positiv. Dort musste al­lerdings für eine ausführliche Antwort noch die bevorstehende Vorstandssitzung abgewartet werden. Ich gewann aber den Ein­druck, dass die Aktiven des Phantastik-Autoren-Netzwerks all­mählich die Dringlichkeit des Themas „Autoren-Nachlässe“ be­griffen hatten und war neugierig darauf, wie sich das weiter ent­wickeln würde.

8./9. Mai 2022: Hellmuth W. Mommers ließ nichts anbrennen, muss ich sagen, weil er sehr zügig an diesem Tag antwortete. Ich zitiere mal aus seiner Antwort: „Das ist ein sehr ambitionier­tes Projekt, gelinde ausgedrückt … Das Ziel ist wertvoll.“ Zu­gleich machte er aber keinen Hehl daraus, dass ich hier vor sehr dicken Brettern stünde. Selbst er, meinte er, habe Schwierigkei­ten gehabt, sein Projekt der Villa Fantastica zu realisieren. Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt sei also unbedingt unterstüt­zenswert, aber er könne es finanziell, personell und raumtech­nisch nicht unterstützen. Wir einigten uns aber darauf, dass eine Homepage-Verlinkung stattfinden würde, sobald das Pro­jekt soweit gediehen wäre.

Ebenfalls am 9. Mai 2022 traf ich mich dann mit meinem einsti­gen Coach und erläuterte ihm die Projektidee … was ihn ver­blüffte, aber auch durchaus sehr faszinierte. Am Ende unserer höchst interessanten Diskussion meinte er sinngemäß: Wenn das Projekt als Verein realisiert werden würde, wäre er sofort als Mitglied an Bord. Das freute mich außerordentlich.

Ich merkte an dieser Stelle sehr deutlich, dass die schiere Pro­jektidee – unabhängig von der Möglichkeit ihrer Realisierung – wirklich in jedem Kontaktgespräch sofort zündete. Augenschein­lich habe ich diesbezüglich ein gewisses Faible entwickelt, den Projektgedanken engagiert und glaubwürdig zu vertreten und zu bewerben.

Das ist eine Entwicklung, die mich, ehrlich gesagt, selbst über­rascht hat. Normalerweise kennt man mich nicht als so offensiv auftretenden Menschen, ich agiere lieber aus der zweiten Reihe … aber dummerweise gibt es hier nun einmal keine erste Reihe, weil das Thema der Autoren-Nachlässe ja kategorisch ausge­blendet wird. Aus begreiflichen Gründen, ja, das müssen wir nicht vertiefen, das wisst ihr nun zur Genüge … aber das bringt nun natürlich mit sich, dass der Initiator, d.h. ich selbst, an vor­derster Front aktiv werden muss. Eine sehr ungewohnte Rolle für mich.

Aber ihr werdet sehen, das alles, was bisher geschehen war, stellte nicht das Ende der Aktionen dar. Mehr dazu berichte ich euch im nächsten Beitrag dieser Artikelreihe, der als Blogartikel 546 erscheinen wird. Vorher geht es wirklich nicht, sorry.

In der kommenden Woche berichte ich euch dann von meinen Werkfortschritten im Monat März 2023.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 430: Strategie

Posted November 15th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Literatur ist unkalkulierbar. Jeder Buchdeckel, den man öffnet, enthält ein Abenteuer, und mitunter ist es von der Art, dass man sich anschließend nur stirnrunzelnd und etwas befremdet abwendet. Sich vielleicht auch fragt, warum man soviel Zeit mit einem solchen Werk verbracht hat. Mit Büchern, die vielleicht anfänglich interessant zu sein scheinen, vielleicht einen aufre­genden Auftakt haben, danach aber so abbauen, dass man sich als disziplinierter Leser schon etwas anstrengen muss, um es auch auszulesen.

Kürzlich las ich eine Anthologie aus, die ich seit 1995 in meinen Regalen stehen hatte … Erotik und Horror im Mix … ich muss nachträglich sagen, dass ich enttäuscht war und das Buch aus dem Bestand aussortiert habe. Warum? Weil das hübsche nack­te Mädel auf dem Cover schlicht über den wahren Inhalt hin­wegtäuschte … dabei hätte ich durch Namen wie Clive Barker und Stephen King gewarnt sein können – das Buch enthielt mehrheitlich Horrorgeschichten, viele davon nicht eben appetit­steigernd. Erotik war zumeist eher unter Fehlanzeige zu verbu­chen.

Ähnlich erging es mir vor langer Zeit mit dem vorliegenden Ro­man, den ich anno 2017 dennoch rezensierte. Er stellt, wie ich heute immer noch denke, ein interessantes Experiment dar, aber für eine Klientel, zu der ich eindeutig nicht gehört habe. Und auch hier haben wir: ein nacktes Mädel auf dem Cover und eine aufreizende Eingangsszene … wonach es allerdings dann doch deutlich befremdlicher weitergeht und ich mich oftmals zum disziplinierten Weiterlesen motivieren musste.

Das ist nicht gegen den Verfasser gerichtet, und ich bin nun weiß Gott niemand, der irgendwelche antisemitischen Klischees bedienen würde. Aber auf der anderen Seite gibt es schon ge­wisse Dinge, die ein Leser in einem solchen Roman erwarten würde … das, was ich vorfand, entsprach dem dann allerdings durchaus nicht, und das löste schlussendlich eine etwas ernüch­terte Kritik aus.

Aber ihr wisst ja: Ich schreibe hier keinen Schönwetterblog. Und selbst wenn solche eher enttäuschten Rezensionen selten sind – vielleicht sind sie ja für euch, die ihr da oder dort über den Ro­man stolpern könntet, wahlweise Anlass, es gerade wegen der Rezension zu suchen oder diese als Warnschild zu verstehen und euch von ihm fernzuhalten.

Vielleicht ist es ungeschickt, das vorauszuschicken, aber ich hal­te das nur für fair. Wer jetzt erst recht gespannt auf das Folgen­de ist, schmökere einfach gelassen weiter:

Strategie

(OT: Politics)

Von Adam Thirlwell

S. Fischer

324 Seiten, geb. (2004)

Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann

ISBN 3-10-080048-6

Moshe ist ein junger, pickeliger Schauspieler in London, und er liebt seine Freundin Nana, eine 1,80 Meter große, schmale und blonde Architekturstudentin heiß und innig. Dann kommt Anjali hinzu, eine atemberaubende, brünette Schönheit, eine gute Freundin von Nana. Und damit werden die Dinge kompliziert, was uns ins Herz des vorliegenden Romans führt.

Moshe liebt Nana. Nana liebt Moshe. Zugleich hat Nana Proble­me mit dem Sex. Denn sie ist eigentlich nicht wirklich begeistert vom Sex. Das bereitet ihr Sorgen, denn sie möchte Moshe glücklich machen. Moshe hat keine Ahnung davon, dass Nana Probleme mit dem Sex hat, denn darüber redet sie nicht. Für ihn ist die Welt schön. Er wünscht sich nichts mehr, als dass Nana schönen, aufregenden und befriedigenden Sex mit ihm hat. Er überlegt sich Dinge, die ihr Liebesleben aufregender gestalten. Er experimentiert etwa mit Plüschhandschellen und Rollenspie­len. Dabei ist er zwar Schauspieler, hat aber Probleme mit den Rollenspielen. Nana ebenfalls. Beide reden nicht über diese Schwierigkeiten. Sie versuchen vielmehr, Rollen zu spielen und ihrem Partner zu gefallen.

Problematisch? Natürlich.

Und dann kommt, wie gesagt, auch noch Anjali ins Spiel.

Anjali ist eine wunderschöne Frau. Sie ist, wie sich herausstellen wird, ein Sextalent. Genau das Gegenteil von Nana. Anjali ist der Traum eines jeden Mannes, denkt Nana. Sie ist so wunder­schön. Sicherlich mag Moshe Anjali sehr gern. Und sicherlich phantasiert er davon, wie es wohl wäre, Liebe mit Anjali zu ma­chen.

Sollte ich eifersüchtig sein?, fragt sich Nana rätselnd und von Skrupeln geplagt. Aber sie entschließt sich dazu, das nicht zu sein – schließlich ist sie doch nicht so sehr auf Sex fixiert. Moshe mag den Sex gern. Sie selbst liebt Moshe zwar, aber Sex ist nicht das Zentrale in ihrer Beziehung, jedenfalls nicht für sie. Vielleicht für Moshe, aber da ist sie sich nicht sicher. Also wäre es doch bestimmt belebend für die Beziehung, wenn sie Anjali mit in diese Beziehung einbeziehen könnte, nicht wahr? Moshe würde das sicherlich mögen.

Phantasieren nicht alle Männer von einer ménage à trois?

Doch, bestimmt.

So bringt Nana Anjali in ihre Zweierbeziehung ein. Damit macht sie alles nur noch schlimmer, aber das geht ihr zu Beginn nicht auf. Denn sie kann natürlich nicht in Anjalis Kopf hineinsehen.

Anjali ist eine leidenschaftliche Liebhaberin. Sie hat gerade eine Beziehung hinter sich, die ebenfalls – für Moshes und Nanas Ge­fühl jedenfalls – ungewöhnlich war. Anjali hat sich von ihrer Ge­liebten trennen müssen. Genauer: Diese hat sich von Anjali ge­trennt und geheiratet. Für Anjali ist das sehr traurig. Anjali ist eine Frau, die sich mehr von Frauen angezogen fühlt. Heterosex ist ganz nett, dagegen hat sie nichts. Aber eigentlich steht sie auf dieses Lesbending. Das ist es, was sie wirklich will.

Anjali hat Phantasien von Nana. Sie möchte Sex mit Nana.

Wie wunderschön ist es also, als Nana sie völlig unerwartet in ihrer Wohnung verführt und sie zum Orgasmus bringt. Das ist schön. Und so stimmt sie dem überraschenden Vorschlag zu, dass sie doch gemeinsam Nanas Freund Moshe verführen könn­ten. Eine ménage à trois probieren könnten.

Warum nicht?

Aber eigentlich will sie nur Nana. Nana zuliebe macht sie bei der ménage à trois mit. Nur ihr zuliebe. Moshe und der Sex, den sie miteinander haben, schließlich auch bald zu dritt, ist nur so ein Nebeneffekt. Jedenfalls für Anjali.

Zu dumm, dass Nana bald Skrupel kommen. Zu dumm, dass Moshe den Sex mit Anjali genießt. Zu dumm, dass die Liebe auf der Strecke bleibt. Eine ménage à trois ist deutlich komplizier­ter, als sich die Beteiligten das gedacht haben, und so kommt es schließlich, wie es kommen muss …

Adam Thirlwells Roman „Strategie“ ruhte ungeachtet der auf­regenden Einleitungsszene geschlagene 12 Jahre in meinen Bü­cherregalen, ehe ich ihn dann in elf Lesetagen langsam und durchaus amüsiert durchschmökerte. Man merkt aber schon am Duktus der obigen Rezension, die ich ein wenig dem Duktus des Romans angepasst habe, dass wir es hier mit einem Werk zu tun haben, das sich stilistisch grundlegend von sonstigen eroti­schen Romanen unterscheidet, die ich gelesen habe. Dies hier ist, wie soll ich das ausdrücken?, in gewisser Weise manieriert. Inszeniert. Auf den mehr als 300 Seiten passiert eigentlich nicht wirklich viel. Es geht zentral um die psychologische Konstellati­on der Akteure, weswegen der deutsche Titel auch durchaus passend ist. Man fühlt sich als Leser mehr als nur einmal auf ein Schachbrett versetzt, auf dem die Figuren komplizierten Rocha­den ausgesetzt und hin und her geschoben werden, während die Protagonisten die emotionalen Minenfelder stetig weiter be­stücken.

Das ist, wenn man derlei Romane schätzt, absolut interessant zu lesen, kurzweilig sowieso. Dennoch gibt es ein paar Gründe, warum ich den Roman nicht in meine Bibliothek aufgenommen habe. Der erste ist, dass ich ihn nur bedingt als erotisch verste­he. Es geht um Sex, keine Frage, auch um vielfältige Formen davon, auch korrekt. Aber aufgrund des Sprachstils kommt ei­gentlich nie wirkliche Erregung auf. Da ist man als Leser bei Ro­manen von Plaisir d’Amour, Heyne, Ullstein, Bastei, Blanvalet usw. deutlich besser aufgehoben.

Dann nervt die Erzählform unglaublich. Es gibt einen allwissen­den Erzähler, der mit salbungsvoller Stimme ständig interpre­tiert, als läge der Leser auf der Couch eines Psychoanalytikers und würde sich windungsreich durch das Seelenleben seines Kli­enten bewegen. Das ist eine Weile ganz interessant und nett, aber 300 Seiten lang? Nein, Freunde, ohne mich.

Das war ein zentraler Grund, warum ich selten mehr als fünfzig Seiten am Stück lesen konnte, meist war es noch weniger. Weil der Duktus einfach nervt. Und wenn man sich überwinden muss, weiterzulesen, dann ist das kein Vergnügen mehr. Ro­manlektüre sollte aber Spaß machen, man sollte ihn lesen WOL­LEN. Wenn das auf der Strecke bleibt und zur Pflicht wird, hört für mich das Vergnügen auf, sorry.

Dann ist da die Sprechsprache. Ich gebe mal ein kleines, harm­loses Beispiel, wie die Protagonisten durch die Bank miteinan­der sprechen: „‚Nein, nein’, sagte Nana. ‚Skompliziert. Zkompli­ziert. Wir. Wir.’ Sie stockte und stockte. ‚Wir haben irgendwie alle zusammen gewohnt, mehr oder weniger’…“ Das ist keine exotische Stelle, sie ist durchaus symptomatisch. Es ist mitunter wirklich anstrengend gewesen, solche stockenden Bruchstück­sätze und unvollständigen Konstruktionen zu lesen. Wenn man einen Protagonisten hat, der sich so unterhält, okay. Wenn das nur in hastigen Telefonaten passiert. Okay. Aber es passiert fast ständig, und es widerfährt jedem der Protagonisten, ungeachtet von Alter oder Geschlecht oder Position. Und das nervt dann ebenfalls recht schnell.

Ich kam mir mitunter vor, als befände ich mich in einer Grund­schulklasse, mit dem entscheidenden Unterschied, dass alle Re­denden erwachsen waren und nicht selten von Sex sprachen. Eine bizarre Sache, irgendwie sehr gekünstelt und sicherlich für die Übersetzer nicht simpel. Das nötigt mir dann schon einigen Respekt ab, aber Lesevergnügen? Fehlanzeige.

Dann ist da die Sache mit den politischen Einsprengseln – si­cherlich dem Originaltitel geschuldet – , die für zunehmende Ir­ritationen sorgte. Ich meine, es ist ja noch einigermaßen nach­vollziehbar, das Liebesleben des Großen Vorsitzenden Mao in ei­ner historischen Rückblende zu thematisieren. Aber Stalin und der Dissident Bucharin? Adolf Hitler? Vaclav Havel? Milan Kundera? Also bitte, irgendwann fragte ich mich, was diese Teile im Buch zu suchen hatten. Auch das nervte mehr und mehr.

Außerdem, aber das war dann kein entscheidender Punkt mehr nach dem Bisherigen, fand ich es etwas sehr aufdringlich, wie häufig Thirlwell auf das Judentum in vielerlei Beziehung ange­spielt hat, ja, geradezu darauf fixiert war. Moshes halbreligiöse Familie, sein eigenes Halbjudentum, koschere Geschäfte, regel­mäßige Anspielungen auf die jüdische Kultur… das mag alles sehr ehrenhaft und interessant sein. Soweit man sich dafür sehr interessiert. Ich habe zwar selbst unter einer Chefin gearbeitet, die emigrierte und später remigrierte Jüdin war und in diesem Projekt am Werk des jüdischen Aufklärers Moses Mendelssohn mitgearbeitet. Dennoch bin ich der Auffassung, dass das jüdi­sche Element in der Weltgeschichte einfach krass übersteigert dargestellt wird, und vielleicht bin ich deshalb ein wenig über­empfindlich, wenn in einem Roman eines Autors der elitäre Sta­tus des Judentums so sehr betont wird. Zumal dann, wenn er meiner Meinung nach deplatziert ist und mit dem eigentlichen Thema des Romans nichts zu tun hat.

Das Buch ist gleichwohl ein Bestseller geworden und hat sich sehr gut verkauft. Es ist dem Autor unbedingt zu gönnen. Und wer die Rezension oben als äußerst anregend empfunden haben sollte, mag sich gern auf die Suche nach dem Roman machen. Ich für meinen Teil habe Adam Thirlwell von der Liste der Auto­ren gestrichen, von denen ich noch ein Werk lesen möchte. Tut mir leid, guter Mann – ich bin einwandfrei nicht dein Zielpubli­kum.

© 2017 by Uwe Lammers

Nun, ich kann jeden von euch verstehen, der nach solchen Kom­mentaren etwas ernüchtert dreinschaut … aber wie oben ange­deutet, das ist nur MEINE Sicht der Dinge, und das heißt insge­samt durchaus nicht, dass wir es hier mit einer allgemeingülti­gen Aussage zu tun hätten.

Nur eins kann ich gern versprechen: In der kommenden Woche, wenn ich das nächste Abenteuer von James Rollins‘ Sigma Force vorstelle, wird es eindeutig SEHR viel abenteuerlicher. Und wer lieber solche Romane mag anstelle von seichten und bisweilen befremdenden erotischen Geschichten, der ist dort sicherlich bestens aufgehoben.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 536: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (LV)

Posted November 12th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

in Corona-Zeiten eine Vollzeitstelle in einem schon begonnenen Projekt anzutreten, stellt wohl jedermann vor verschärfte Her­ausforderungen. Ist man dann noch, wie ich, zusätzlich kreativ tätig und auf zahlreichen Feldern auch ehrenamtlich unterwegs, kommt man rasch ins Schwimmen und Jonglieren. Dass dabei manche Dinge unter die Räder kommen, ist irgendwie nachvoll­ziehbar, und insofern hoffe ich auf euer Verständnis, wenn ich heute berichte, dass dieses zweite Quartal des Jahres 2020, von dem ich erzählen möchte, nicht so ideal ausfiel, wie ich mir das noch 2019 eigentlich vorgestellt hatte.

Was stand – idealistisch – für 2020 auf dem Plan? Nun, zum ei­nen wollte ich natürlich wieder an meinen E-Books arbeiten. Kam ich dazu? Nein.

Zum anderen hatte ich an und für sich vor, auch an längeren Werken, also den Langzeitprojekten, gut voranzukommen. Vor­aussetzung hierfür wie auch für den obigen Punkt wäre aller­dings gewesen, dass ich dementsprechend Zeit dafür hatte. Und genau Zeit war das, was ich in diesen Monaten immer we­niger hatte. Weil ich eben eine Projektstelle besetzte, auf der ich eigentlich gar nicht Vollzeit arbeiten wollte (eingedenk eben der obigen Pläne).

Nun, es kam anders, und ehe ich mich dann versah, rutschte ich im Laufe des Jahres 2020 von einer stundenmäßig verringerten in eine Vollzeitstelle. Das sanierte natürlich mein Konto, keine Frage, und es half auch bezüglich der Rentenversicherungszei­ten … aber es bedeutete eben außerdem jede Menge Stress. Und das alles unter den isolatorischen Bedingungen der Corona-Pandemie … das war nicht witzig.

Ich meine, es ist ja viel darüber lamentiert worden über Lock­downs und Zugangsbeschränkungen, Hygienekonzepte, Mas­kenpflicht, ständige Corona-Tests usw., und zum Teil kann ich die Leute verstehen, die sich darüber aufregten und heute partiell immer noch aufregen (wobei ich mich nicht gemein mache mit jenen Menschen, die sich wegen „Einschränkung ihrer Bürger­rechte“ echauffieren … jedes Gesetz schränkt die Bürgerrechte partiell ein, ich bin dennoch nicht für die Anarchie. Die meisten Gesetze werden aus guten Gründen erlassen und sind nützlich für die Allgemeinheit).

Aber wenn man dann, wie in meinem Fall, nur die Wahl hatte zwischen Home-Office einerseits oder dem quasi Eingesperrt-Sein in einem Büro auf einem quasi menschenleeren Campus … also, das eine wie das andere fühlte sich für mich nicht gesund an, und es hatte massive Auswirkungen auf meine seelische Verfassung.

Dass ich dann, wann immer noch etwas Zeit und Energie übrig war, Zuflucht zu meinen kreativen Welten suchte, ist vermutlich wenig verblüffend. So gut solltet ihr mich in den vergangenen zehn Jahren schon kennen gelernt haben, wenn ihr mir solange bereits treu folgt.

Auf der anderen Seite kann es auch kaum verblüffen, wenn in diesen Monaten des Jahres 2020 die innovative Kreativität kaum zum Zuge kam. Das musste sich notwendig auf die Annalen-Werke auswirken, wie sich leicht verstehen lässt.

Schauen wir uns also nach dieser langen Vorrede mal an, wie sich die Monate April bis Juni 2020 entwickelten, in denen das alles ja gerade erst anfing.

36, 26 und 21 sind die Fertigstellungszahlen dieser Monate. Wie schon neulich gesagt, rechnen hierein aber recht viele Comicre­zensionen für die ANDROMEDA NACHRICHTEN, die hier nicht explizit aufgezählt werden, aber den Gesamtwert deutlich ver­ringern.

Außerdem hatte ich weiterhin mit Digitalisierungsprojekten zu tun. Hier wäre die Horrorwelt-Serie zu nennen, bei der ich schon Band 114 erreicht hatte, als der Betrachtungszeitraum begann (bis Ende Juni kam ich bis Band 126). Dann war da der frisch be­gonnene KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“, da erreichte ich ge­rade mal Band 7, weil es eben ein nachrangiges Projekt war. Energischer ging es in KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ voran, wo ich die Bände 83 bis 94 erfasste. Und last but not least war da noch KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“, wo ich ja schon Band 88 erreicht hatte. Da kam ich tatsächlich bis Ende Juni auf Band 103 (von insgesamt 105!). Hier war das Ende also greifbar nahe.

Ansonsten schrieb ich im April an „Ungleiche Freunde“, also einem Teil der Senyaali-Lebensspur aus KONFLIKT 19.1 Dann versuchte ich mich weiter am Schlussband des HANKSTEYN-Zy­klus in KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, also an dem Band 54 „Tödliche Entscheidung“. Ihr wisst, dass der erst deutlich später beendet wurde.

Ein wenig Energie versuchte ich auch in das E-Book „BdC 2 – Gestrandet in Bytharg“ zu investieren, hier kam ich aber nicht sehr weit. Es ist bis heute noch nicht abgeschlossen, lei­der, und das nagt durchaus an meiner Seele, weil ich ahne, dass ihr es halt gern lesen möchtet. Kann ich gut verstehen. Und der Teil, der schon fertig ist, ist meiner Ansicht nach auch wirklich sehr lesenswert. Aber … nun ja. Zeit, ich erwähnte es.

Ebenso bemühte ich mich, im E-Book „DER CLOGGATH-KON­FLIKT 2: Monstererwachen“ voranzukommen … aber das ge­lang noch weniger. Dass ich ein winziges bisschen Energie in die Rohform des Folgebandes „DER CLOGGATH-KONFLIKT 3: Knochensaat“ steckte, deute ich nur mal an. Das Projekt ist wirklich noch nicht spruchreif.

Im Mai waren die Comicrezensionen Vergangenheit, und hier gelang es endlich nach langer Zeit mal wieder, eine Romanab­schrift zu vollenden. Die Rede ist von „Odyssee in Arc“ (1987), was mich dann dazu verleitete, die ebenfalls lange ver­schleppte Glossartätigkeit an den sechs Arc-Romanen anzuge­hen.

Das sieht nur auf den ersten Blick nach Verzettlung aus, Freun­de. Ihr müsst das richtig gewichten: Glossararbeiten kosten we­nig intellektuelle Energie und sind, was die Inhaltserschließung von Texten angeht, ungemein ertragreich. Da ich wenig Zeit und innovative Energie besaß, war das hier ein Ausweg, die kleinen Zeitfenster, die ich hatte, sinnvoll zu nutzen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich die Romane ja ohnehin beizeiten alle digitalisieren möchte und hier dann ein Glossar sehr hilfreich sein wird.

Ich setzte wieder bei „Gestrandet in Bytharg“ an, ebenso bei dem E-Book TI 32: Krisenherd Xoor‘con“ und „Knochen­saat“. Ihr merkt also, dass die E-Books definitiv nicht vergessen waren. Nur kam ich hier einfach nicht vom Fleck.

Eine Stippvisite in KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“, wo ich schon lange weiterarbeiten wollte, führte auch nicht zu belastbaren Resultaten und frustrierte eher.

Dann schwenkte ich in den viel näher liegenden KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ und arbeitete an der inzwischen zur No­velle gewucherten Geschichte „Das Geheimnis von Church Island“ weiter. Ihr erinnert euch noch, dass das gewisserma­ßen das Scharnier zwischen dem CK 1- und CK-2-E-Book ist? Gut. Auch hier kam ich nur mäßig weit.

Ein weiterer thematischer Schwenk führte mich mit der Story „Kontrollverlust“ in den KONFLIKT 18, der auch schon seit An­fang 1989 abgeschlossen ist, also in die Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“. Auch hier blieb es beim An­satz. Seufz.

Gegen Monatsende versuchte ich mich auch noch mal an dem Roman „Licht und Schatten auf Dawson“, aber selbst hier ging es wirklich nicht vorwärts.

Der Juni fiel noch dürftiger aus. Ich versuchte, gleich an die Ar­beiten von eben anzuknüpfen, aber mit wenig Effekt. Mehrheit­lich nahmen mich die zu digitalisierenden OSM-Episoden in An­spruch, das Blogartikelschreiben … und sonst passierte eher wenig. Gut, zum Ende hin wagte ich einen weiteren Anlauf, am BdC 2-E-Book weiter voranzukommen. Aber es war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

Nein, es ist festzuhalten, dass dieses Quartal für die Annalen-Werke einwandfrei kein gutes war. Und ich konnte mir wirklich noch nicht vorstellen, dass das eigentlich noch eine goldene Zeit darstellte … der Rest des Jahres wurde merklich kraftloser. Nicht völlig erfolglos, das nicht, aber … so richtig schön voran mit ein paar knackigen Highlights entwickelte sich das alles nicht.

Ich denke, das werdet ihr dann in den nächsten beiden Etappen dieser Artikelserie feststellen. Für heute möchte ich schließen und euch für die Aufmerksamkeit danken, die ihr diesem Blog-eintrag gewidmet habt.

Ich hoffe, ihr bleibt weiter am Ball und schaut, wie es hier wei­tergeht.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu beispielhaft die veröffentlichten Geschichten „Ian und der Stein der Götter“, „Der Platz der Steine“ und „Das Versteinerungs-Spiel“.