Liebe Freunde des OSM,
vielleicht erinnert ihr euch, dass ich vor langer Zeit mal an dieser Stelle in meinen Blogartikeln von dem seltsamen Phänomen des Todes im Oki Stanwer Mythos (OSM) sprach. Ich wies damals, eher ein wenig akademisch-trocken, darauf hin, dass ich mich als Dualist verstehe. Also als jemand, der der Auffassung ist, das Ende der physischen Existenz sei nicht gleichbedeutend mit dem Ende von allem, was den Sterbenden ausmacht.
Kurz gesagt: Ich glaube, auch wenn ich dafür keine stichhaltigen Belege anführen kann, an die Existenz einer feinstofflichen Seele, und diese Einstellung führt im OSM zu sehr manifesten Konsequenzen. Manche davon sind ausdrücklich ziemlich unheimlich, ich erinnere in dem Zusammenhang etwa an die Knochenstraßen TOTAMS und das monströse Heer von Untoten, die LEGION.1
Ich erwähnte außerdem, dass diese Skelett-Fortexistenz nicht die einzige Möglichkeit eines Weiterlebens der Individualität nach dem Tod ist. Da gäbe es beispielsweise noch die Matrixfehler, auf die ich heute nicht eingehen werde.
Und es gibt das Matrixland. Dorthin entführe ich euch heute mal.
Als ich im Oktober 1997 an dem vorliegenden Langzeitprojekt „Neu-Babylon“ zu schreiben begann, nahm ich naiv an, ich könne es rasch beenden. Aber so ist das mit den meisten Projekten … gerade in diesem Fall verselbständigte sich das sehr, sehr schnell. Ich weiß heute viel besser als vor gut 25 Jahren, warum ich damit nicht weiter vorankam.
Das hatte zentral mit der Tatsache zu tun, dass die Vorarbeiten dieser Geschichte im KONFLIKT 23 des OSM zu finden sind. Und diese Serie, „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“, ist die letzte Skriptbaustelle der Episodenserien, die ich bis heute noch nicht begonnen habe. Das wird sich im Laufe des Sommers 2024 ändern, das stimmt. Aber aktuell (6. Mai 2024) habe ich damit noch nicht begonnen.
Der zweite Grund liegt in der schieren Dimension dessen, wo die Geschichte handelt. Das Matrixland und die „Sümpfe der Wiedergeburt“ sind wirklich etwas, das man quantitativ kaum fassen kann, ein Möglichkeitsraum, dessen Grenzen an die Unendlichkeit selbst rühren. Da gibt es also zwar in Romanen und Episoden immer wieder posthume Berührungspunkte, wie ich das mal kokett nennen möchte, aber sie bleiben doch eher flüchtig.
Nun könnte sich für euch natürlich noch eine Frage ergeben, vielleicht diese: Dies ist der 11. Beitrag der Artikelreihe der „Langzeitprojekte“. Wenn das Werk schon so lange „gärt“, wie ich es mal wenig charmant nennen möchte, weshalb habe ich es dann nicht schon längst in dieser Reihe früher erwähnt und dargestellt?
Das hatte vermutlich einen Grund darin, dass es einen tendenziell massiven Spoiler für jene Leser enthält, die KONFLIKT 13 im E-Book beizeiten lesen möchten, also die E-Books der Reihe „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ (CK). Die Hauptperson dieser Geschichte „Neu-Babylon“ ist nämlich eine der zentralen Personen des CK. Und zwar nach seinem Tod.
Der charmante Vorteil ist hingegen, dass jeder Mensch irgendwann mal sterben muss. Insofern gibt diese Tatsache nicht wirklich etwas über die Handlungsführung preis. Diese Details spare ich in den Zitaten unten auch tunlichst aus.
Aber schauen wir uns die Geschichte jetzt mal genauer an.
Auch die Hauptperson, der bärbeißige Yard-Commander Calvin Moore, ist bodenständiger Monist und der Auffassung, dass nach seinem Ableben nichts mehr von Relevanz folgt. Sterben = Licht aus, Ende des Films, danach kommt nur noch Schwärze. So stellt er sich das vor. Aber es kommt anders …
Sein erster Eindruck war der des Wassers.
Ringsumher war Wasser, war brackige Brühe, die ihn in die Tiefe zu saugen versuchte!
Er begriff nicht und ruderte hilflos mit den Armen umher, ging unter … und dann kamen die Überlebensreflexe durch und katapultierten ihn mit heftigen Schwimmstößen nach oben.
Das war kein Wasser!
Es handelte sich um eine widerwärtige, grünliche und stinkende Suppe, in der er trieb und die ihn wieder hinunterzuziehen versuchte, hinab in die Tiefen, in denen ihn nur der Tod erwartete. Verzweifelt strampelte er um sich, suchte Halt.
Vergebens.
‚Das ist ein Moor! Ein gottverdammtes MOOR … wie um alles in der Welt bin ich hierher …?’
Der Gedanke riss ab.
Da war keine Zeit zum Nachdenken, da war nur Zeit zum Handeln!
Der Mann wuchtete seinen massigen Körper herum, versuchte vergebens, oben an der Oberfläche zu bleiben, tastete erneut, schlug um sich, suchte wild nach Halt …
Wenn das ein MOOR war, ein Sumpfloch oder dergleichen, dann MUSSTE es doch verflucht noch mal so etwas wie Wurzeln geben … so etwas wie Torfinseln, Vegetation, leichtes Treibgut … IRGENDETWAS!
Er wollte nicht sterben!
Der Gedanke war irrwitzig, denn in diesem Moment erinnerte er sich an seinen eigenen TOD!
…
Der Schock der kurzzeitigen Erinnerung ließ ihn untergehen. Die grüngraue Brühe schwappte über ihm zusammen und erstickte ihn beinahe.
Er verdrängte hastig den mentalen Schmerz, den Anflug von schrillem Wahnsinn, der seinen Geist sprengen wollte, kämpfte sich wieder zur Oberfläche durch, prustete und rang nach Luft, weil seine Lungen nach Sauerstoff schrien.
Er riss den Mund weit auf, weil er spürte, dass nicht viel Zeit blieb. Der Morast zerrte an ihm mit unmenschlichen Kräften, gnadenlos, emotionslos …
Er schnappte nach Luft.
Die Luft stank genauso wie der Morast, der ihm teilweise in den Mund gekommen war. Es war ein ekelhaftes Gefühl, aber weder Erbrechen war möglich noch das Öffnen von Augen, weil er sich vorher das Gesicht hätte abwischen müssen … doch dann wäre er wieder untergegangen, diesmal endgültig …
Verzweifelt tastete er wieder um sich …
Plötzlich war da ein Halt!
Der massige Mann war bereits wieder fast zur Gänze unter die schillernde Oberfläche des brodelnden Morastes geraten, eines Morastes, der ihm auf einmal so eigentümlich warm vorkam … wie das Innere eines behaglichen Mutterleibes, in den man sich zeit seines Lebens zurücksehnte, selbst wenn man das meist nicht ahnte. Beinahe hatte er den Kampf aufgegeben, fühlte sich erschöpft und bereit, unter die feuchte Decke des Sumpfes zu schlüpfen und sich wieder in die nasse Wärme zurückzuziehen, um endgültig zu sterben …
Doch in diesem Moment fand die tastende Hand etwas Festes!
Sie hatte etwas Stabförmiges ertastet …
Der Verzweifelte packte mit letzter Energie voll zu und spürte, dass der Halt schwankte … doch er ließ nicht locker, selbst auf die Gefahr hin, diesen Halt loszureißen und ihn mit in die Tiefe zu reißen.
Der Stab – oder was auch immer es sein mochte – hielt jedoch.
Langsam zog sich der etwas korpulente Mann wieder an die Oberfläche, bis sein Gesicht dauerhaft über der Morastoberfläche lag und der Kopf vollständig aus den brackigen Fluten auftauchte.
Er begann ungeachtet des modrigen Gestankes tief Luft zu holen, so widerwärtig die Atmosphäre auch riechen mochte.
Und nun erst, als die kreatürliche Panik allmählich abebbte und das Adrenalin nicht mehr in den Körper gepumpt wurde, begann er zu horchen. Mit einer Hand wischte er zittrig seine Augen frei.
Ringsumher ertönte ein allgegenwärtiges Blubbern und Zischen, das wie jenes einer vulkanischen Quelle oder eines Schlammgeysirs anzuhören war. Doch die Luft war dafür definitiv viel zu kühl. Der Morast selbst mochte im Höchstfall seine achtundzwanzig bis dreißig Grad aufweisen. Die Luft kam ihm etwas kühler vor, möglicherweise zwanzig Grad warm.
Über der „Wasserfläche“ hing eine helle, dichte Dunstglocke, die die Sicht rasch eintrübte und bis auf eine Entfernung von zwanzig oder fünfundzwanzig Metern allenfalls vage transparent erhielt. Ab da war nichts mehr zu erkennen, doch auch innerhalb der Sichtweite zeigte sich alles verschleiert und verwaschen, kaum zu identifizieren.
Viel näher jedoch war das unheimliche Geräusch, das er nun immer stärker zu hören begann und das rasch alle anderen Laute überdeckte. Es kam einem Tuckern und Knattern sehr nahe, vermischt mit zeitweisen leisen Explosionen. Und dieses Geräusch schien irgendwie im Zusammenhang mit jener Stange zu stehen, die er umfasste. Denn die Vibrationen, die besonders bei den Explosionen fühlbar waren, übertrugen sich auf die Stange.
‚Klingt wie ein gottverdammter alter Explosionsmotor’, dachte der völlig desorientierte, vor dem Ertrinken gerettete Mann benommen. ‚Das ist doch unmöglich …’
Es WAR möglich.
Nach einer Weile war er sich dessen ganz sicher.
„Hey! Bist du da oder schon wieder weg?“
So fängt für Calvin Moore das an, was man sein Nachleben nennen kann. Er wird aus einem bizarren Sumpf gefischt und macht die Bekanntschaft mit einem nicht minder bizarren Alien, dessen Kurzname No lautet. Und er stellt beklommen fest, dass es völlig normal zu sein scheint, sich zuletzt an seinen Tod zu erinnern. Wie sagt No das doch so völlig unvergleichlich? Am besten setze ich etwas früher mit dem Zitat ein:
Der Mann schrak zusammen. Die Erinnerung spülte wieder hoch, eine grauenhafte, zusammen mit einem infernalischen Schmerz …
„Das Letzte… das Letzte, was ich wahrnahm …, war offenbar …“
„…dein Tod“, vollendete der Schiffer seinen stockenden Satz.
Der Gerettete erschauerte heftig. „J… ja … aber …“
„Woher ich das weiß? Na, das ist doch normal. Aber das wollte ich auch nicht wissen, sondern …“
„Moment, Moment …“, stammelte der kahlköpfige Mann zutiefst verstört. „Das geht mir zu schnell … Wieso … wieso … ist das NORMAL, wenn man sich … an seinen … TOD erinnert?“
Er tastete seinen Körper ab, doch der war voll materiell. Er konnte seinen Puls ebenso fühlen wie er die Tätigkeit seiner Lungen spürte, die Luft in ihn hineinpumpten. Nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, dass er tot sein sollte.
„Na, das war auch meine erste Erinnerung, als ich hier aus dem Sumpf auftauchte. Deshalb ist das normal. Mann, hier sind alle tot, und je eher du dich an den Gedanken gewöhnst, desto später musst du sterben.“
Da war er nun vollkommen verstört.
Das geht wohl nicht nur ihm so, könnte ich mir vorstellen. Aber das ist für den armen Moore ja erst der zarte Anfang einer wirklich ganz und gar unfasslichen Geschichte.
Von wegen: Licht aus, danach kommt nichts mehr.
Danach geht erst das Abenteuer seines Lebens für Calvin Moore los! Denn sein Retter No macht ihm alsbald klar, wo er hier gelandet ist – im so genannten Matrixland. Und er hat eine sehr desillusionierende Vergegenständlichung dessen parat, als sie sein gestrandetes Raumschiff, seine „bescheidene Burg“, wie er sie nennt, erreichen. Ich gebe euch noch mal ein Zitat aus der Geschichte, damit ihr ein wenig die Dimensionen ermessen könnt, in der sie sich abspielt:
„Cal“, murmelte No mitfühlend. „Was meinst du, wie groß ist die Matrix?“
Der einstige Yard-Commander musste zugeben, das nicht zu wissen.
„Wie viele Sterne hatte deine Heimatgalaxis?“ verwirrte der Außerirdische ihn weiter.
„Schwer … zu sagen“, murmelte Moore verunsichert. Er sah die Verbindung nicht, nahm aber an, dass sich die Zusammenhänge gleich aufklären würden. „Ich glaube … es waren Schätzungen von ungefähr zweihundert Milliarden Sonnenmassen im Umlauf. Aber frag mich nicht nach der Zahl der Planeten …“
„Stell dir vor, jede Sonne hätte einen Planeten vom Format eurer Welt.“
„Aber …“
„Stell dir weiter vor“, fuhr No unerbittlich fort, „dass jeder dieser Planeten nicht nur bewohnbar ist, sondern auch bewohnt. Zweihundert Milliarden bewohnte Welten.“
„Ungeheuerliche Vorstellung!“
„Und dann, lieber Cal, stell dir vor, diese Welten werden platt gewalzt und als eine einzige Landmasse aneinandergelegt. Wie viele Quadratquesh sind das wohl?“
„Quadratkilometer, meinst du wohl. Quesh kenne ich nicht.“ Er dachte nach. Und gab dann auf. „Ich habe keine Ahnung. Es muss ungeheuerlich viel Land sein.“
Dann wandte er aber ein: „Aber solch eine Landmasse ist nicht möglich. Sie ist viel zu massereich. Sie würde in sich zusammenstürzen und ein Schwarzes Loch bilden. Außerdem wäre eine solche Fläche, selbst wenn man DAS Problem lösen könnte, niemals dauerhaft und gleichmäßig zu erwärmen, um ein Klima zu schaffen, das dauerhaft sein könnte …“
„Erzähl das mal den Baumeistern!“
No trat an eine Wand heran und fuchtelte mit dünnen, rostroten Stäben daran entlang wie ein wild gewordener Dirigent. Die Wand schob sich zur Seite und ein mächtiger Kubus tauchte auf, auf dem Moore so etwas wie ein Gewirr von Zackenlinien erkennen konnte. An manchen Stellen waren vielfarbige Kringel zu erkennen.
„Das ist ein Rollkubus, Cal. Ein winziger Ausschnitt unserer Welt. Hier unten sind wir.“ No deutete auf ein strudelförmiges Etwas und eine Kringelzinne, die man mit viel Phantasie für eine vergrößerte Darstellung von Nos bescheidener Burg halten konnte.
„Und hier drüben“, er deutete auf einen anderen, nahen Kringel, „ist Neu-Babylon. Talyesch Ye Naars Domäne. Der Hort der Irren. Ich habe die letzten gut hundertfünfzig Jahre meiner privaten Zeitrechnung damit zugebracht, die paar hundert Quadratquesh hier zu kartieren. Aber glaube mir, das ist absolut NICHTS!“
„No … No, du willst doch nicht etwa sagen, dass wir … ich meine …“ Moore suchte verzweifelt nach Worten, während er die Zackendarstellung anstarrte, die sich nach unten abrollte. „Ich meine … dass wir auf dieser Welt sind … von der du eben geredet hast … mit den zweihundert Milliarden Planetenoberflächen …?“
„Doch, durchaus“, nickte das Röhrenwesen jovial. „Aber natürlich hast du insofern recht, als ich dir nicht die ganze Wahrheit gesagt habe.“
Moore meinte, aufatmen zu können.
Aber er täuschte sich.
„Ich meine“, erklärte No brutal, „dass zweihundert Milliarden Welten ein Euphemismus ist. Das ist vielleicht ein Prozent der Gesamtmasse. Vermutlich aber nicht mal ein Promille. Weißt du, ich habe keine Ahnung, Wie viele MILLIONEN VÖLKER von Hunderttausenden von Imperien hier leben und wie sie verteilt sind. Du kannst gerne versuchen, hier eine einzelne Person zu finden. Aber ich kann dir garantieren, du kannst MILLIONEN von Jahren an ihr vorbeilaufen, denn selbst eine Distanz von hundert Kilometern oder noch weniger – und das ist hier wirklich direkt nachbarschaftlich! – reicht aus, um jemandem niemals zu begegnen.“
Calvin Moore sackte mit glasigem Blick auf seinen Sitz zurück. Er hatte das Gefühl, jählings aus Eis zu bestehen. Eben noch himmelhoch jauchzend, und nun … alles zerschlagen, zerstört.
Er hatte das Bedürfnis, hemmungslos in Tränen ausbrechen zu müssen. Doch das wäre keine Lösung gewesen, da war er sich sicher.
„Keine Chance …?“ flüsterte er erstickt.
Ich denke, ihr könnt Calvins Verstörung gut nachempfinden. Gestrandet ohne Ausweg in einer Welt jenseits des Todes, die so unermesslich weit ist, dass jede Begegnung zu einem reinen Zufallsroulette wird … und dann gibt es ja auch immer noch die „Sümpfe der Wiedergeburt“, die alles noch schlimmer machen. Denn Calvin Moore stellt alsbald fest, dass so etwas wie der endgültige Tod in der Matrix unmöglich ist. Und die Gestorbenen hier landen automatisch wieder in den Sümpfen und kommen unkontrollierbar an völlig anderen Stellen des Matrixlandes zum Vorschein … bisweilen Hunderttausende oder Millionen Kilometer vom ursprünglichen Standort entfernt.
Ich fand schon, als ich in den späten 80er Jahre Philip José Farmers Flusswelt-Romanzyklus entdeckte, die Idee einer an einer Flusslandschaft liegenden Wiedergeburtswelt echt beeindruckend, aber sie geriet doch recht schnell zu einer ziemlich schematischen Struktur. Nun, das kann man vom Matrixland definitiv nicht sagen. Hier ist von einer homogenen Struktur keine Rede, von einer nivellierenden Planung oder gar einer Art von Supervision ist man weit entfernt.
Das heißt nicht, dass es nicht Wesen gibt, die dergleichen anstreben. Das liegt in der Natur intelligenter Wesen. So werden Staatswesen geschaffen, Sklaverei flammt von neuem auf, es gibt Rassismus und Kriege … und irgendwo in der weiten Ferne des Matrixlandes residiert jemand, den man die „Fürstin der Matrix“ nennt, Oki Stanwers göttliche Tochter.
Aber ehe die Pfade Calvin Moore – vielleicht – dorthin lenken, muss er durch das finstere Tal der Qualen steuern, und hier liegt ein Reich des Wahnsinns, das man „Neu-Babylon“ nennt.
Da ich dorthin aber bislang auf all den 47 Seiten des bisherigen Geschichtenskripts nur vage Blicke hin werfen konnte, muss ich eure Neugierde auf die titelgebende, molochartige Stadt voller Gewalt, Unterdrückung und Perversion für heute leider enttäuschen.
Doch ihr merkt schon an den obigen Zitaten, was für ein unfassliches kreatives Potenzial und was für einen enormen Möglichkeitsraum das Matrixland bietet. Raum für alle nur denkbaren Abenteuer mit allen nur vorstellbaren Alienlebensformen aus allen OSM-Geschichten, die ich bislang geschrieben habe oder noch schreiben werde.
Bislang ist Calvin ja schon auf ein röhrenartiges Alien wie No gestoßen, auf eine „verlorene Seele“ wie die anschmiegsame Irena, einen sprechenden, Feuer speienden Aliendrachen und sirenenhafte, quasi-weibliche Fischwesen, die ihn fast in den Tod gelockt hätten … wer weiß, was er hier noch alles trifft? Ich weiß es aktuell jedenfalls nicht. Aber es ist gewiss, beizeiten schreibe ich daran weiter.
Denn diese Geschichte ist die perfekte Darstellung meiner Gedanken bezüglich des Raumes jenseits des Todes: Ich sehe ihn durchaus nicht als finsteres Loch, in dem alles, was wir im Hier und Jetzt in einem langen Leben erschaffen haben, zu Asche und nichtig wird. Nein, meine Freunde. Ich glaube daran, dass der Tod und das, was folgt, einfach nur das nächste, große Abenteuer ist. Etwas, was zu groß ist, als dass wir es uns zutreffend vorstellen können, solange wir die magische Grenze noch nicht überschritten haben. Und ist dies erst mal der Fall, so kommen wir – wahrscheinlich – nicht mehr zurück, um den Zurückgebliebenen davon Kunde geben zu können.
Eins ist jedenfalls sicher für mich: Diese Grenze überschreiten wir alle. Und die Lektüre des OSM ist ein Weg, sich mit dem Unvermeidlichen (vielleicht) anzufreunden.
Damit schließe ich für heute und entlasse euch in die Welt der Lebenden.
Bis bald, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.
1 Vgl. dazu beispielsweise das zweiteilige E-Book „Mein Freund, der Totenkopf“, 2017.