Liebe Freunde des OSM,
wie jüngst in Blogartikel 507 versprochen, sollen jetzt die nächsten Etappen dieser Berichterstattung über das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt in rascherer Folge erscheinen. Das ist auch deshalb sinnvoll, weil die Konkretisierung allmählich Fortschritte macht und ich mich an einen Ratschlag erinnere, den ich im Jahre 2014 anlässlich meines ersten Besuchs auf der Leipziger Buchmesse zu hören bekam.
Damals war ich noch ein ziemlicher Frischling, was das Schreiben von Blogartikeln anging, und mir wurde ein Rat gegeben, den ich seither beherzigt habe: Wichtig beim Bloggen ist ein verlässlicher, regelmäßiger Takt. Am besten wäre ein wöchentlicher Rhythmus des Erscheinens. Ihr wisst, wenn ihr diesem Blog seit Jahren folgt, dass ich – von einer wenige Monate währenden Auszeit anno 2021 – diesen Ratschlag immer befolgt habe. Und wenn ich mir so die Besucherklicks anschaue, die stabil im täglichen dreistelligen Bereich liegen und häufiger sogar in den vierstelligen Bereich emporwachsen, dann ist offenkundig, wie sinnvoll dieser Ratschlag ist und wie gut die regelmäßige Versorgung meiner Leserschaft mit neuen Informationen ankommt.
Bei einem neuen und langfristig gedachten Projekt wie dem des Autoren-Nachlassarchivs und seiner Genese gilt natürlich ganz dasselbe. Wenn ich hier – wie zwischen Beitrag 1 und 2 – Monate verstreichen lasse, ist das nicht förderlich für das Gesamtprojekt. Deshalb habe ich beschlossen, diese Beiträge nun deutlich rascher aufeinander folgen zu lassen. Bis Blogartikel 537 sind also insgesamt 6 Beiträge hierzu geplant, engerer Takt danach ist durchaus wahrscheinlich.
Lasst mich als noch mal kurz resümieren, worum es eigentlich geht: Ich versuche seit Frühjahr 2022, die Realisierungschancen eines Autoren-Nachlassarchivs auszuloten. Denn mir ist zunehmend bewusst geworden, dass nicht nur meine eigenen bislang unveröffentlichten Werke und Korrespondenzen, sondern die von sehr vielen Autoren, die versterben, von akutem Verlust bedroht sind.
In enger Abstimmung mit meinen Betreuern der Jobfabrik Braunschweig, des hiesigen Jobcenters und meines Coachs, der mit mir 2023 ein Existenzgründungscoaching absolvierte, auf das ich noch zu sprechen kommen werde, bin ich seither dabei, Netzwerke zu bilden, Mitarbeiter zu gewinnen und zu schauen, ob eine regionale oder überregional-thematische Lösung dafür in Frage kommt. Idealerweise soll das in die Schaffung einer eigenen Dauerarbeitsstelle münden, um mich mittelfristig aus dem Jobnomadentum zu lösen.
Ich war mit der Chronologie bis zum 6. April 2022 gekommen, wo ich durch einen Neukontakt bei einem Event des Vereins KreativRegion e.V. in Braunschweig von einem Braunschweiger Schriftsteller erfuhr. Auch zu verschiedenen Verbänden und Institutionen hatte ich schon einen ersten Kontakt aufgenommen. Hier nehme ich den Faden der Berichterstattung auf:
7. April 2022: Ich führte das einleitend im ersten Beitrag erwähnte tiefschürfende Gespräch mit meinem Betreuer in der Jobfabrik und machte ihm den Gedanken an das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt schmackhaft und bekam grünes Licht. Wie dargestellt hatte ich vorher schon erste Weichen in dieser Richtung gestellt, immer getreu der Maxime: Erbringe Vorleistungen und schaffe schon mal Fakten, ehe du an die Öffentlichkeit gehst.
Das Vorgehen zahlt sich nach meiner Erfahrung immer aus. Ich habe seit Jahrzehnten positive Erfahrungen auf diese Weise gemacht und bin deshalb nie mit den Arbeitsbehörden kollidiert, sondern kam stets bestens mit ihnen aus … ein solches Vorgehen empfehle ich all denen, die mit Arbeitsagentur, Jobcenter und Ähnlichem mal zu tun bekommen sollten und die sich vor solchen Kontakten ängstigen. Wenn man sich gut darauf vorbereitet, gibt es zu solchen Ängsten wenig Veranlassung.
Ebenfalls an diesem 7. April erhielt ich Antwort von der Archivschule Marburg mit dem Hinweis auf die letztens erwähnte Künstlerdatenbank in Hannover, in der ich nun zur recherchieren begann. Auch die am 6. April aufgenommene Fährte zum Bund Bildender Künstler (BBK) verfolgte ich in den Regionalverband Hannover. Dies ist allerdings eine Fährte, die rasch zur Enttäuschung führte und geschlossen wurde.
8. April: Eine Recherche beim Science Fiction-Club Deutschland (SFCD) machte mich auf das dortige „Projekt Bücherrettung“ aufmerksam, und ich kontaktierte den Verantwortlichen Roger Murmann mit der Frage, ob neben den Bücherbeständen verstorbener Mitglieder auch andere Materialien gesammelt und bewahrt würden. Denn mir war zu diesem Zeitpunkt schon völlig klar, dass die Bibliotheken toter Autoren eher kein Problem darstellen würden, das war nicht mein Fokus. Ebenso galt das für die schon veröffentlichten Schriften – da würden Bibliotheken, allen voran natürlich die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) Abhilfe schaffen … dass das nicht so unproblematisch war, wie ich mir zu diesem Zeitpunkt dachte, sollte ich erst noch herausfinden.
11. April 2022: Mit dem Braunschweiger Autor, den ich am 6. April auf dem Event der KreativRegion getroffen hatte1, entwickelte sich ein reger Mailverkehr. Er sah die Notwendigkeit des Projekts sofort ein – das ist übrigens ein generelles Faktum, das mich immer wieder in der Motivation bestärkt, hier aktiv zu bleiben und entgegen aller Widerstände nicht klein beizugeben – und sagte seine Unterstützung zu. Wir sollten uns, regte er an, mal zu einem persönlichen Gespräch treffen. Das sah ich ganz genauso. Wir planten das noch für den Monat April.
Am gleichen Tag recherchierte ich weiter allgemein nach Schriftstellerarchiven, aber mehrheitlich sah es hier ganz so aus, als würden primär Schriftstellerbibliotheken und veröffentlichte Schriften bewahrt werden. Etwas mit meinem Projektzuschnitt konnte ich so nicht entdecken, schon gar nicht als Alleinstellungsmerkmal einer Institution.
Außerdem schrieb ich das Präsidium des Verbandes der niedersächsischen Kultur- und Kreativwirtschaft (VNKK) an, um die regionale Schiene des Projekts zu stärken.
12. April: Thomas Le Blanc von der Phantastischen Bibliothek Wetzlar antwortete auf meine Anfrage vom 5. April. Der Tenor war allerdings abschlägig: Druckschriften von Phantasten würden aufgenommen und bewahrt, ja, allerdings keine E-Books und auch keine sonstigen Nachlassmaterialien. Für solche Materialien seien Stadtarchive zuständig, hieß es. Damit war diese Fährte ebenfalls erloschen. Schade, wenngleich nachvollziehbar.
Am selben Tag stieß ich bei den Recherchen auf die „Zeitschrift für Fantastikforschung“ (ZfF) und stellte Informationen zur Schreibgruppe WOBBS im Netz fest. Hierzu sollte ich sagen, dass diese Schreibgruppe, deren Name sich aus den Ortskürzeln „Wolfsburg“ und „Braunschweig“ zusammensetzt, mir schon seit ein paar Jahren vertraut ist und ein temporärer Kontakt zu manchen der Autorinnen besteht. Sie waren vor der Corona-Pandemie enger mit dem Förderverein Phantastika Raum & Zeit e.V. verbunden, in dem ich auch Mitglied bin. Der jetzige Gedanke war der, sie eventuell als Multiplikatoren vor Ort ins Projekt einzubinden.
Fernerhin recherchierte ich die „Phantastische Akademie e.V.“ (gegründet 2011) und forschte etwas nach dem Braunschweiger Kulturinstitut.
Man sieht an der Vielfältigkeit der Kontaktmöglichkeiten und Institutionen sowie Zeitschriften, dass es durchaus nicht so ist, als würde ich hier völlig im Neuland tätig sein. Aber die meisten dieser Pfade führten mich in Bereiche, die durch strikte Ausschlusskriterien reguliert waren und in denen üblicherweise genau das ausgeschlossen war, um das es mir zentral ging.
19. April 2022: Erster Kontaktversuch mit dem Literaturhaus Hannover e.V., wo die schon recherchierte Literaturdatenbank Niedersachsen angesiedelt war (siehe letzter Beitrag). Inzwischen hatte ich entdeckt, dass hier wesentlich eine Personaldatenbank mit Kurzprofilen der niedersächsischen Literaten sowie eine Liste von Publikationen existierte. Ob das Literaturhaus darüber hinaus auch noch ein eigenständiges Materialarchiv für die Art von ergänzenden Autorenmaterialien besaß, die mir vorschwebte, ließ sich online nicht recherchieren. Also war eine Kontaktmail angebracht. Ich sollte sehr lange auf eine Antwort warten.
21. April 2022: Mailkontakt mit dem Vater der Grünen-Politikerin, die ich auf dem Ukraine-Event getroffen hatte, kam zustande. Er war in der Tat ebenfalls Autor und hatte schon ein paar Bücher veröffentlicht. Sehr positive Resonanz. Ein Treffen wurde vorgeschlagen und für den 28. April terminiert. Das Interesse am Projekt auf seiner Seite ist groß, und meine Erwartungen an das Treffen dementsprechend ebenfalls.
Roger Murmann vom SFCD meldete sich, ebenfalls positiv angetan von der Projektidee, die er mit dem Vorstand des Vereins erst noch im Detail besprechen wolle, ausführliche Antwort würde noch folgen, das könne aber dauern.
Der andere Braunschweiger Autor, den ich auf dem Ukraine-Event getroffen hatte, musste den geplanten Termin für ein Treffen auf voraussichtlich Mai verschieben. Schon hier zeigte sich deutlich, dass manche Dinge einfach viel Zeit brauchten. Das sagte ich an diesem Tag auch meinem Betreuer von der Jobfabrik, der dafür Verständnis äußerte.
22. April 2022: In einem ausführlichen Briefing mit meinem Betreuer von der Jobfabrik kam die Idee auf, im Anschluss an die ja befristete Maßnahme Jobfabrik ein Coaching anzuschließen. Die Coaching-Agentur „Köster, Kumpe & Komplizen“ in Braunschweig (die heißen wirklich so!), mit der ich schon gute Erfahrungen gesammelt und bestens zusammengearbeitet hatte, wurde ins Gespräch eingebracht.
Ich thematisierte in dem Gespräch weiterhin, dass es explizite Nachlassarchive in der von mir gedachten Form augenscheinlich nicht gebe (das Literaturarchiv Marbach ausgenommen, das aber höchstwahrscheinlich für die meisten regionalen oder auch überregional-phantastischen Autoren wohl eher nicht in Frage käme). Alles deute also auf eine Neugründung hin. Das Networking mit den regionalen Autoren, mit denen ich schon in Kontakt stand, wurde angesprochen.
Eine erste Chronologie der Projekthistorie befand sich in der Entwicklung, außerdem arbeitete ich an einem Projektplan, der mit einem in Arbeit befindlichen Artikel flankiert werden sollte. Damit würde überregional Werbung für das Projekt gemacht werden und Mitarbeiter und Unterstützer geworben werden können. Im Idealfall könnte dies auch Zugang zu Fördermitteln ermöglichen. Denn schon zu diesem Zeitpunkt war völlig klar: Finanzierung ist der wunde Punkt des gesamten Projekts. Wir leben nun mal in einer kapitalistischen Welt, wie eine gute Brieffreundin stets betont, es geht halt immer wesentlich ums Geld.
Dennoch sah ich am 22. April 2022 grundsätzlich positiv in die Zukunft, weil ich ideell von allen Seiten Bestätigung und Zuspruch erhielt. Die Signale sollten noch wesentlich widersprüchlicher werden. Ein wenig davon ist wohl im nächsten Teil dieser Artikelserie zu sehen. Er wird als Blogartikel 523 erscheinen.
Bis bald, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.
1 Ich habe überlegt, ob ich hier die Klarnamen der betreffenden Autoren nennen sollte, habe mich aber dagegen entschieden, da das vielleicht nicht in ihrem Interesse ist. Die Namen derjenigen, die Institutionen vertreten, scheinen mir dagegen, weil sie öffentliche Personen sind, die man sehr leicht recherchieren kann, unproblematisch. Dies nur als Info, warum ich an manchen Stellen eher vage bleibe, das dient dem Schutz der betreffenden Personen.