Liebe Freunde des OSM,
eben habe ich noch mal nachgelesen, was ich einst anlässlich von OSM-Band 1900 schrieb. Das war „Schmelztiegel Shallakhon“, Band 4 der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH). Dies wiederum stellt bekanntlich den KONFLIKT 7 des Oki Stanwer Mythos dar. Und zu meiner nicht eben geringen Überraschung erwies sich Band 10 dieser Serie dann als genau der Stoff, mit dem ich den OSM-Band 2100 füllen konnte. Mit 51 Textseiten, die ich am 13. März 2022 nach erstaunlich kurzer Arbeitszeit abschloss (Vergleich: an HdH-Band 4 hatte ich mit langen Pausen über 10 Jahre gearbeitet, an Band 10 derselben Serie, OSM 2100, keine vier Wochen am Stück!), war ich so tief in die Hohlwelt Hyoronghilaar eingedrungen, dass ich es selbst kaum fassen konnte.
Und die Bilder flossen einfach munter weiter und strömen jetzt, am 17. März 2022, immer noch rege. Ich habe einen neuen Hintergrundartikel für die Serie entworfen, der binnen eines Nachmittags auf volle 9 Textseiten kam. Es sind neue Vorschautitel gewuchert, fremde Protagonisten aus den tiefen Windungen meines Hirns entstiegen, die allesamt nicht unproblematisch sind … aber die Welt bekommt in einer Weise Tiefe, Historie und Lebendigkeit, dass ich mich daraus kaum lösen kann – und das ist wirklich verdammt gut so!
Als ich am 17. April 2019 den nämlichen Blogartikel 336 zum fertig gestellten OSM-Band 1900 schrieb (erschienen ist er dann am 11. August 2019), hatte ich noch keine rechte Vorstellung, was sich in den kommenden 200 Episoden alles tun würde. Vieles von dem, was ich damals skizzierte, ist tatsächlich in den verstrichenen gut drei realen Jahren umgesetzt worden. Vieles andere blieb hingegen schlicht auf der Strecke.
Ich hätte allerdings im Traum nicht geglaubt, dass dieser Jubiläumsband in der Hohlwelt Hyoronghilaar spielen würde. Und bis ich mich daran setzte, dem Dom-Portar Jawlir Leben einzuhauchen, ihn mit Meister Lonjesh in Verbindung zu bringen, mit der Abgrundprüfung, den Kristallports und schlussendlich mit der ersten Helferin des Lichts namens Theamin … bis dahin hatte ich nur eine vage Vorstellung davon, wie sich die Handlung entwickeln würde.
Und dann purzelten die Bilder durcheinander, Informationen über die Kultur der Dom-Portare aus dem Volk der Tossaner blühten auf, Potenzialfragen blitzten durch meinen Verstand, goldige Wortwechsel, es ging um Kristallgeister, einen lange verschollenen Dom-Portar namens Humshinn, der vermutlich einem Attentat zum Opfer gefallen war, um den Krieg des Reiches von Lemaar, Hyoronghilaar als Geisterbahn …
Das geht euch alles zu schnell? Okay, akzeptiert. Ihr merkt aber schon an diesem kurzen sturmartigen Rausch an Namen und Begriffen und Zusammenhängen, wie frisch das alles noch für mich ist, wie phantastisch lebhaft ich in dieser ganzen Geschichte stecke. Aber da das alles – auch der Blogartikel 336 – schon arg lange her ist, gehe ich mal einen weiten Schritt zurück und komme dann erst nach dem Basis-Rundumschlag zur aktuellen Handlung des OSM-Bandes 2100.
Vertraut mir, ich denke, dieser Rückblick ist notwendig.
Wir befinden uns im KONFLIKT 7 des OSM. Die gottgleichen Baumeister, die Bediensteten der Sieben Lichtmächte, haben aus den Katastrophen der vergangenen KONFLIKTE, die Oki Stanwer und seine Vasallen gegen die Macht TOTAM ausgefochten (und verloren) haben, gelernt. Sie haben darum das Kampffeld massiv verengt.
Entstanden ist die nach außen mit Goldkristall gepanzerte Hohlwelt Hyoronghilaar, in der die Baumeister zahlreiche Projektvölker angesiedelt haben. Manche singulär für diese Welt, wie etwa die Shoreikhen, andere – wie die Crelis, die Sinarer oder Taigoniden (letztere kennt ihr schon unter dem Volksnamen Allis) – werden in späteren KONFLIKTEN noch ihre Glanzstunden erleben.
Um die Hohlwelt funktionsfähig zu machen und solide zu vernetzen, wurden die so genannten Hellen Dome erschaffen, rund fünf Kilometer hohe gigantische Turmbauten, um deren Basen sich in der Regel Städteagglomerationen bildeten.
Als die erste Helferin des Lichts, Theamin, als Oki Stanwers Helferin und deutlich vor ihm, in Hyoronghilaar eintrifft, stellt sie aber schnell fest, dass „das Paradies entgleist ist“, wie sie das bestürzt feststellt: die Hellen Dome sind offenkundig sämtlich außer Funktion. Die Verkehrssysteme der Baumeister haben aufgehört zu existieren, ihre für die Ewigkeit geschaffenen Fundamente werden von den zunehmend in die Primitivität zurückgefallenen Völkern als Steinbruch oder Schlimmeres verwendet.
Ihr ist sofort klar: Wenn TOTAM jetzt angreift, wie auch immer, ist die Hohlwelt vollkommen wehrlos. Sie muss einen Hellen Dom erreichen und versuchen, ihn zu reaktivieren. Denn die Hellen Dome können als Peilungszentrum dienen, um die anderen Helfer des Lichts und Oki Stanwer ausfindig zu machen.
Der nächste Dom, den sie anpeilen kann, ist der Helle Dom von Shallakh-Yau inmitten der pulsierenden Metropole Shallakhon (das Erreichen von Shallakhon war Thema von OSM-Band 1900). Doch dort angekommen, warten die nächsten Enttäuschungen auf sie: Der Dom wird seit Jahrhunderten von der Volksgruppe der humanoiden Tossaner kontrolliert und so gut nach außen abgeschirmt, dass er quasi unerreichbar ist.
Glück im Unglück – sie stolpert über den Tiyaala-Dieb Zrreik, der kürzlich im Dom war und von dort ein Fundstück mitgenommen hat: ein kristallines Installationsteil, das Theamin mit ihrem Primärenergiepotenzial aktivieren kann. Es handelt sich um einen so genannten „Aktivator“, der sie, Zrreik und den unbedarften Shoreikhen Serzechal mitten in den Hellen Dom versetzt.
Ist Theamin damit am Ziel? Das nimmt sie selbst an, und als ich Band 8 der Serie gleich im Anschluss an den OSM-Band 1900 anno 2019 zu schreiben begann – damals versiegte der Bilderstrom leider rasch wieder – , da schwante mir schon: Nee, Mädchen, so einfach ist das nicht.
Ich behielt leider recht.
Aber es dauerte bis Anfang 2022, ehe ich daran weiterschreiben konnte … und nun kamen atemberaubende Bildblenden aus dem Innern des Doms von Shallakh-Yau zutage, und eins davon führte unweigerlich zum nächsten und zum übernächsten … hinreißend.
Also: der Helle Dom von Shallakh-Yau ist ein Wunderwerk der Baumeister, ganz geschaffen aus metamorphiertem Goldkristall … und ein gigantisches Gebilde, in dem es keinen Schatten gibt. Der Baustoff leuchtet dezent von innen heraus und erzeugt so eine Rundumbeleuchtung (das wurde aber erst klar, als ich vor kurzem Band 13 schrieb und gestern abschloss). Doch am Ziel war Theamin überhaupt nicht.
Denn: Sie befanden sich über 400 Stockwerke über dem Boden. Und Zrreik hatte schon gewarnt – die rund 10 Meter hohen Kristallportale zwischen den Hallenräumen waren sämtlich verschlossen und nicht zu öffnen. Türklinken? Fehlanzeige. Öffnungskontakte? Fehlanzeige. Der einzige Weg von einem Raum in den nächsten waren Lüftungsschächte – in zehn Metern Raumhöhe. Da die Räume aber auch keinerlei Einrichtung aufwiesen, war es quasi unmöglich, von einem Raum zum nächsten zu gelangen, ganz zu schweigen, dass sie von einem Stockwerk ins nächste kommen würden.
Gut, Theamin vermochte alsbald mit Hilfe des Aktivators und ihrer eigenen Primärenergieladung, so genannte „Osmose-Schleusen“ zu aktivieren, was sie voran brachte. Aber ansonsten zeigte sich sehr schnell die Grenze dessen, was sie zustande bringen konnten – Nahrungsmittelversorgung etwa gab es nicht. Und da sie sich in mehr als vier Kilometern Höhe über dem Boden befanden und es so etwas wie Antigravschächte oder Aufzüge nicht zu geben schien, war absehbar, dass sie an Entkräftung eingehen würden, ehe sie auch nur in die Nähe des Erdbodenniveaus gelangten.
Noch schlimmer: Die Dom-Portare aus dem Volk der Tossaner, auf die Zrreik immer weniger gut zu sprechen war, sollten angeblich maximal 40 (!) Stockwerke vom Erdgeschoss hoch gekommen sein … innerhalb von mehr als 1200 Jahren, seit denen der Dom schon in diesem Inaktivitätsstadium verharrte.
Glücklicherweise gab es die Kristallports … wer von euch den Roman „Jaleenas zweites Leben“ gelesen hat, der – zugegeben – in KONFLIKT 4 spielt, also der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ und damit 15 Milliarden Jahre vor der Hyoronghilaar-Handlung liegt, der kennt solche Kristallportsysteme schon. In der INSEL verbanden sie als Transportsystem die einzelnen Haushalte auf INSEL-Welten.
Im Hellen Dom von Shallakh-Yau gibt es dergleichen auch. Sie waren zwar (weitgehend) inaktiv, aber auch hier gelang es Theamin, die Systeme zur Teilaktivität anzuregen… und auf diese Weise konnten sie schließlich in Band 9 der Serie bis ins Erdgeschoss vorstoßen, in den Lebensraum der Dom-Portare. Aber der letzte Transit schlug fehl, und während Theamin besinnungslos wurde, gerieten ihre beiden Begleiter in Gefangenschaft.
Und damit war mir bewusst, dass ich unbedingt eine tossanische Perspektive brauchte.
Weite Teile des OSM-Bandes 2100 werden darum von der Vita des jungen Dom-Portars Jawlir eingenommen, der im Jahre 1080.934 Hyoronghilaar-Zeitrechnung, also rund 19 Jahre vor Beginn der Serie, die so genannte „Abgrundprüfung“ zu bestehen hat.
Er ist zu diesem Zeitpunkt 14 Sommer alt und hat, wie alle Tossaner, eine abergläubische Angst vor dem Abgrund: jenem Bereich im Dom, der unterhalb des Erdgeschosses liegt und durch schwere Tore von der Außenwelt hermetisch abgeriegelt ist.
Während oberhalb der Erde überall im Dom schattenlose Helligkeit vorherrscht, gibt es dort unten offensichtlich nichts als Finsternis! Es gibt die Legende, dass die Kristallgötter, als sie den Hellen Dom schufen, allen Schatten aus der Bausubstanz heraussogen und in den Abgrund verbannten, und dass die Gefahr besteht, dieser Schatten möge einstmals zurückkehren, wenn man etwa unachtsam sei.
Absurd?
Nun, daran merkt ihr mal, wie sehr die Physik der modernen Tossaner auf den Hund gekommen ist. Allzu viel ist davon nicht mehr übrig.
Jawlir reagiert auf die Abgrundprüfung völlig anders als seine Altersgenossen. Nach anfänglicher Furcht fasziniert ihn der Abgrund … und was kein Tossaner jemals erwägen würde, wird für ihn unter Anleitung seines Mentors, Meister Lonjesh, zur Normalität: Er taucht immer wieder in den Abgrund ab und entwickelt zunehmend kritische Ideen dazu. Sie führen schließlich dazu, dass Lonjesh für ihn ein eigenes Amt erschafft und Jawlir so gewissermaßen „ruhigstellt“.
So vergehen die Jahre mit zunehmender Frustration für ihn, bis er anno 1098 in alten Aufzeichnungen einen Seelenverwandten entdeckt – den Dom-Portar Humshinn, der schon vor über 630 Jahren sehr ähnliche Gedanken wie er hegte … aber Humshinn scheint damals spurlos verschwunden zu sein. Gefälschte Akten behaupten, er sei bei einer Dienstreise außerhalb von Shallakhon ermordet worden, was Jawlir furchtbar erbittert.
Und dann, anno 1099, kommt er unerwartet in Kontakt mit dem „Aktivator“, der ihn in der Handlungsgegenwart dann zur gefangenen Helferin des Lichts namens Theamin führt … und gemeinsam brechen sie auf in den Abgrund unter dem Dom. Denn sie sind beide der Ansicht, dass dort die Lösung für die gegenwärtigen Probleme des Doms liegen (was stimmt).
Dass diese Reise allerdings für sie lebensgefährlich werden soll und atemberaubende Rätsel im Gefolge hat und alles noch viel schlimmer ist, als sie sich das aktuell ausmalen … davon haben die Verschwörer noch keine Ahnung.
An diesem Punkt endet der Band 2100. Ich kann nur noch ein wenig andeuten, da ich ja bekanntlich informativ und schreibend bereits deutlich weiter bin: In der weiteren Folge der nächsten drei Episoden (HdH 13-15) geht es um Stasisfelder, Baumeister-Quellcode, falsch funktionierende SENSOREN, einen SENSORKERN-Kernbrand und noch schlimmere Dinge.
Theamin wird mit Bestürzung erleben müssen, dass selbst die Reaktivierung des Doms von Shallakh-Yau noch kein Grund zum Jubilieren oder gar zum entspannten Zurücklehnen ist. Die Gefahrenlage ist sehr viel komplexer, als sie das zum aktuellen Zeitpunkt ahnt.
Wesentliche Rollen spielen in der Folge, und deshalb purzeln momentan munter weitere Bilder, deshalb musste ich den erwähnten Hintergrundartikel schreiben, beispielsweise: der geheimnisvolle Rechteckmond von Hyoronghilaar, eine sinistre Person namens Antradd. Eine Sturminsel. Eine Gilde von Creli-Attentätern, die sich auf Theamin und ihre Freunde einschießen. Und natürlich eine Gruppe von taigonidischen Abenteurern im Blutdschungel im Süden der Hohlwelt, wo sie im versunkenen Reich von Lemaar auf eine unheimliche, gefräßige Lebensform treffen, die mit ihren ganz eigenen Problemen kämpft: ein Dämon von TOTAM, der auf den Namen Lord Mitkor hört.
Ich bin sicher, die kommenden 100 OSM-Bände werden wahnsinnig spannend, gerade auf diesem Feld. Was sonst noch alles entstehen wird, vermag ich noch nicht zu sagen … ihr erfahrt es beizeiten.
Soviel also für heute zum neuesten Jubiläumsband aus meiner Feder.
Bis bald, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.