Liebe Freunde des OSM,

heute führe ich euch zurück in das Jahr 1987, als sich in meiner kreativen Inspi­ration historische Fakten mit phantastischer Imagination paarten. Man merkt das dem folgenden Gedicht kaum wirklich an, und wer meine erläuternden Kommentare dazu nicht kennen würde, käme kaum darauf, dass dieses Gedicht durchaus zündende Bedeutung für den Oki Stanwer Mythos hatte.

Es ist zweimal veröffentlicht worden, nämlich 1987 in dem in winziger Auflage erschienenen Fanzine „LYRIX“, Ausgabe 6 (damals mit an Bord, wenn mich die Erinnerung nicht trügt, Olaf Hilscher, heute seines Zeichens Herausgeber des NOVA-Magazins). Und die zweite Veröffentlichung erfolgte im April 1987 in dem Fanzine CHALLENGE EXPRESS 4/1987 des ebenfalls sehr kleinen und kurzlebigen Science Fiction Clubs GREY HOLE (SFCGH). Er entstand um ein paar meiner Brieffreunde und mich herum, als Der Terranauten-Club Universum (DTCU) sich bald nach Ende der Terranauten-Serie auflöste. Zu schade, dass sich alle Mit­glieder dieses kleinen Clubs in alle Winde zerstreut haben… ich habe schon lan­ge keinen Kontakt mehr zu ihnen, was insofern schade ist, als einige von ihnen damals auch Leser des OSM-Lesezirkels waren.

Noch nie davon gehört? Kann ich mir vorstellen. Es ist, wie gesagt, lange her. Dieser OSM-Lesezirkel existierte etwa zwischen 1983 und 1988, und man kann mich heute verrückt nennen, aber ich schickte tatsächlich Original-OSM-Skripte hin und her, selbst auf die Gefahr hin, dass sie auf dem Postweg verloren gehen könnten… würde ich heute nicht mehr tun, klar. Aber damals, ich war jung, naiv und noch nicht wirklich sonderlich vom Wert des Oki Stanwer Mythos über­zeugt… da ging ich schon waghalsige Risiken ein.

Als dann die Möglichkeit für mich bestand, originäre OSM-Texte abdrucken zu können, und der CHALLENGE EXPRESS, dessen Auflage nie 15 Exemplare über­schritt, war so eine Möglichkeit, da nahm ich sie natürlich wahr. Und das hier erblickte also in kleinem Kreis das Licht der Öffentlichkeit im April 1987:

Könige stolzen Hauptes

Gedicht von Uwe Lammers

Jahrtausende blicken auf euch herab,

Stein zu Stein seid ihr geworden.

Vergessen von Volk und Land,

zerfallen eure Werke.

Traurig schweift der Blick

über Hügel und Täler,

doch verlassen allemal

sind eure heil’gen Stätten.

Jahrtausendelang verschollen

im Strom der Ewigkeit.

Niedergebrannt von Mördern,

Schändern großer Gedanken.

Erinnert ihr euch noch,

entsinnt ihr euch noch des Tages?

Da sie kamen, die Feinde,

neidisch auf euer Können?

Und Narrheit war der Herrscher,

gekrönt im Lande Ägypten.

Kamen heran mit Ross und Wagen,

Bogenschütz’ und Kriegsgerät.

Zu stürmen die stolzen Bastionen,

erbaut im Schweiße eures Angesichts.

Mannhaft war eure Wehr,

vergebens das vergossene Blut.

Verräterherz schlug euch in Ketten,

ihr Herrscher von Hattusas.

Feuerbrunst wütete wild,

voll boshafter, unbändiger Kraft.

Vernichten, das war ihr Ziel,

zu schleifen und zu vergessen.

Den Fluch erfüllend zogen sie von hinnen,

die Könige in Fesseln.

Getötet war euer Volk,

Blut tränkte die Berge und Täler.

Das Weh war groß und füllte die Welt,

was einst prophezeit, erfüllte sich nun.

Gericht war im Reich der Herrscher,

es war das Land am Nil.

Und zu richten war der Fortschritt,

Götzenglaube und Gewalt siegten.

Doch vor dem Todesstoß,

Gleiches gebend riefen sie aus.

Bis das Schwert sie traf,

Könige stolzen Hauptes.

ENDE

© by Uwe Lammers

Gifhorn, den 20. Februar 1987

Abschrift: Braunschweig, den 5. Oktober 2015

Gedicht Nr. 41

Erläuterung: Wie ich oben schon sagte… ein wenig rätselhaft ist der Zusammen­hang zum OSM schon. Ich erhelle das einmal. Wenn man sich ein bisschen mit der Historie des Nahen Ostens auskennt, wird der Name „Hattusas“ oder auch „Hattuscha“ vielleicht vage vertraut sein. Es handelt sich dabei um die Haupt­stadt des untergegangenen Volkes der Hethiter, die neben den Ägyptern und den Assyrer-Babyloniern im Zweistromland quasi die dritte geostrategische Großmacht der damaligen Zeit in dieser Region darstellten.

Als ich mich 1986/87 in die hethitische Geschichte einlas – ich war, zugegeben, von C. W. Ceram „infiziert“, der mit „Enge Schlucht und Schwarzer Berg“ ein ei­genes Sachbuch zur hethitischen Kultur geschrieben hatte; ich entdeckte es im Bücherregal meiner Eltern, ebenso wie viele Jahre zuvor schon Cerams Bestsel­ler „Götter, Gräber und Gelehrte“, und von der Begeisterung für dieses Buch wisst ihr ja längst – , also, als ich mich damals in die hethitische Geschichte ein­las, stieß ich auf einen faszinierenden mythologischen Begriff.

Der da hieß?

Ullikummi.

Ihr werdet diesen Namen im OSM wieder entdecken, beizeiten.

Nun, während ich in der hethitischen Kultur versank, schrieb ich eifrig am KON­FLIKT 18 des OSM, an der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS)… und ehe ich mich versah, machte Oki Stanwer mit seinen Freunden eine Zeitreise ins zweite vorchristliche Jahrtausend. Und hier stieß er in Babylon nicht nur mit dem leibhaftigen Wesen TOTAM zusammen, sondern auch mit den Hethitern unter ihrem Regenten Mursilis I., der damals gerade Ba­bylon eingenommen hatte… übrigens eine historische Tatsache.

Diese Zeitreise begann erst im März 1987, und gewissermaßen als Einstiegs-Präludium verfasste ich das obige Gedicht. Es ist historisch natürlich unpräzise, jedenfalls für unsere Welt. In unserer Welt wird heute angenommen, dass das hethitische Großreich im 8. vorchristlichen Jahrhundert unter internen Wirren zerfiel.

Oben deute ich hingegen an, dass ein ägyptischer Gegenschlag – möglicherwei­se die Rache für die Niederlage des ägyptischen Heeres von Ramses dem Großen bei Kadesch (er hat das natürlich als Sieg verewigen lassen und Genera­tionen von Ägyptologen aufs Glatteis geführt) – das hethitische Großreich ent­hauptete und die Herrscherkaste in die Gefangenschaft an den Nil geführt und dort getötet wurde.

Kontrafaktik im OSM… das passt insofern gut zu der oben skizzierten Zeitreise Oki Stanwers, als ja auch die WEOP-Welt, aus der er kommt, nicht mit der unsri­gen identisch ist, und das hat nichts damit zu tun, dass man dort das Jahr 2034 schreibt, als das Abenteuer beginnt. Es ist schlicht eine Parallelwelt. Und Oki Stanwers Zeitreise verändert die Geschichte… aber dazu erzähle ich deutlich später etwas. Dazu und inwiefern Oki Stanwers Todfeind, die Dämonenwaffe GOLEM, seine Abwesenheit ausnutzt, um Mord und Totschlag zu inszenieren – mit Nuklearwaffen.

In der kommenden Woche an dieser Stelle könnt ihr euch mal wieder überra­schen lassen, wohin uns der Erzählerwind treibt. Einfach neugierig bleiben und wieder hereinschauen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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