Liebe Freunde des OSM,
am 1. Februar 2014 habt ihr vermutlich den wagemutigen Vorstoß des yantihnischen Raumpiloten Yuuricor miterlebt, der es doch tatsächlich riskierte, gewissermaßen direkt in die Höhle des Löwen vorzudringen, wie wir Menschen das sagen würden (die Yantihni kennen natürlich keine Löwen): zusammen mit seinen mehr oder minder von Furcht erfüllten Gefährten näherte er sich einem ungeheuerlichen Objekt, das einem technologischen Alptraum entsprungen zu sein scheint.
Ein MINEUR der Troohns.
Ein aktiver MINEUR, wohlverstanden.
Jeder Allisoldat, der einigermaßen seinen Verstand beisammen hat, hätte von solch einem törichten Unterfangen strikt abgeraten. Denn es hört sich wirklich wie eine exotische Form von Selbstmord an – ohne eine genauere Kenntnis zu haben, worauf sie sich da einlassen, ja, womit sie es überhaupt genau zu tun haben, marschieren die Yantihni geradewegs ins Innenleben der größten Zerstörungsmaschine, die das Universum bis dahin je gesehen hat.
Denn ein MINEUR der Troohns hat eine klar definierte Aufgabe. Kurz gesagt besteht sie darin, dass ein MINEUR fremde Sonnensysteme exploriert, ganze planetare Ökosphären unterpflügt und anschließend damit beginnt, das Sonnensystem kurzerhand einzureißen. Dabei handelt es sich, wie die reptiloiden Allis den Yantihni erzählen könnten, weder um eine Art von Versehen noch um etwas, was man aufhalten kann, wenn man selbst am Leben bleiben möchte.
Wer einen aktiven MINEUR von nahem sieht, tut gut daran, schnellstens das Hasenpanier zu ergreifen, d. h. die rasche Flucht. Aber… wohlgemerkt gilt das nur für die Wesen, die auch tatsächlich wissen, womit sie es zu tun haben.
Die Yantihni sind arglos und ahnungslos.
Sie nehmen zwar an, dass diese gigantische Maschine, als die sie den MINEUR wahrnehmen, ursächlich für die Auslöschung der tassaiischen Spezies verantwortlich zeichnet, und damit liegen sie vollkommen richtig (nun, fast richtig, aber bis ich diese Einschränkung erklären kann, wird noch ein Weilchen vergehen). Aber sonst tappen sie völlig im Dunkeln.
Und sie sind wider Erwarten fasziniert. Fasziniert von der schieren, überwältigenden Größe des Objekts, das sie ansteuern und in dessen Innerem sie landen. Fasziniert von der unbegreiflichen technischen Perfektion, namentlich von der Automatisierung der komplexen, unüberschaubaren Fülle von Prozessen, deren Zeugen sie hier werden.
Bei ihrer weiteren Reise ins Innere der Maschine – das Thema von TI 9 „Ins Innere der Maschine“ – ergibt sich immer stärker die Frage, warum jemand solch ein monströses Gebilde überhaupt erschaffen hat. Und die Frage, ob es davon wohl mehr als nur eins gibt (die GHANTUURON-Besatzungsmitglieder sind da gedanklich schon etwas weiter, ihr Leser auch, denn ihr wisst inzwischen mindestens von zweien solcher MINEURE… aber ich kann jetzt schon mit Blick auf TI 19 „TRANCRAN-4462“ sagen, dass es wirklich sehr viel mehr davon gibt).
Worüber sie sich, weil das an den Rand des Wahnsinns führt, noch keine Gedanken gemacht haben, jedenfalls keine tiefschürfenden, das ist der Komplex der Herstellung.
Wie erschafft man solche Gebilde?
Ich meine, denkt mal selbst nach: auf der Oberfläche eines MINEURS sind Strukturen zu erkennen, die die Größe des Mount Everest besitzen. Gigantische Detailstrukturen, die unter ihrem eigenen Gewicht in sich zusammenstürzen müssten. Es ist offensichtlich, dass jenseits der massiven Oberflächenpanzerungen sehr viel Hohlraum enthalten sein muss. Und die Yantihni um Yuuricor und Vaniyaa sehen denn auch bald riesige Schluchtensysteme mit reduziertem atmosphärischem Druck. Wir können auch die Existenz von gewaltigen Hallenstrukturen postulieren – ich habe davon schon einige gesehen, ihr werdet das später selbst noch erleben – , und abgesehen von strukturellen Integritätsgründen gibt es noch andere Notwendigkeiten für solche Hallen.
Denkt bei dieser Gelegenheit mal an den Planeten Vhentars Grab im Sonnensystem Sianlees Rast. Jüngst, als die GHANTUURON dort ankam und die Exploration des Systems vornahm, wurde offenbar, dass der Planet seines gesamten Ozeans und fast aller Vegetation beraubt worden war. Diese Materie muss ja irgendwo geblieben sein. Wenn man sich die schier unermesslichen Abgründe anschaut, durch die die Yantihni um Yuuricor geflogen sind (und sie haben ja nur einen kleinen Teil des MINEURS gesehen, das sollte man nicht vergessen), dann gewinnt man durchaus einen Eindruck davon, wie das wohl gehen mag, dass Millionen von Kubikkilometern Meerwasser geradewegs aufgeschlürft und gespeichert werden.
Wo bleibt wohl all diese Materie? Denn die Schluchten dieses MINEURS, der in den TI-Bänden 8-10 die zentrale Rolle spielt, sind ja erkennbar nicht vollkommen gefüllt. Es drängt sich die Vermutung auf, dass die MINEURE eine Art von Rundkurs fliegen und zu einem definierten Ausgangspunkt zurückkehren, wo sie gewissermaßen ihre Fracht „löschen“. So, wie man ein Containerschiff leert, könnte man sagen.
Über die Frage, wie solche MINEURE erschaffen werden, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht allzu viel aussagen. Auch nicht über dieses seltsame Rubinmetall, das den Versuchen der yantihnischen Analyse beharrlich trotzt. Für all diese eigenartigen und beunruhigenden Fragen wird es Antworten geben, doch manche sind noch recht fern. Ich kann an dieser Stelle jedoch schon versichern, dass das alles mit Magie oder dergleichen nichts zu tun hat, sondern mit hoch entwickelter Technik und Kenntnissen einer höchst fremdartigen Physik.
Außerdem darf ich schon vorsichtig andeuten, dass nicht nur die Troohns in ihrem Terrorimperium solche riesigen Gebilde künstlicher Natur zu erschaffen fähig sind, die Gegenseite um Oki Stanwer und die Baumeister können das ebenfalls, und sie haben das auch schon in vielfältiger Weise getan. Bei den Baumeistern heißen derartige Gebilde „ZYNEEGHAR“, was in der ursprünglichen Baumeistersprache nur – quasi euphemistisch – „Bauwerk“ bedeutet. Die Bagatelle, wenn man hierbei von Konstruktionen von Mondgröße spricht, ist sofort offensichtlich.
Auch die Baumeister „zaubern“ nicht bei der Erschaffung dieser Objekte. Sie bedienen sich einer extrem fortgeschrittenen Beherrschung physikalischer Grundlagen, die uns zum Teil noch unbekannt sind, und im Zuge der Publikation des OSM werdet ihr nach und nach die Schleier dieser technischen Mysterien gelüftet sehen. Vorausgesetzt natürlich, ihr habt Interesse und bleibt hinreichend lange genug am Oki Stanwer Mythos dran. Schließlich sind das Sachverhalte, die nicht von heute auf morgen zu klären sein werden.
Yuuricor, Vaniyaa und den anderen Yantihni ihres Stoßtrupps, die unterwegs sind, einen – nennt es leichtsinnigen – Kontakt mit den Erbauern des MINEURS herzustellen, sind derlei Erkenntnisse fremd. Für sie übt die titanische Technikkulisse ringsum Faszination und Schrecken zugleich aus. Und es ist ein bisschen vergleichbar der bewundernden Hypnose, in die der Naturliebhaber manchmal verfällt, wenn er einen farbenprächtigen Bildband über die urwüchsige Natur durchschaut, die hier wirkt: der Techniker Tholmaar und sein Robotologen-Gefährte Ollashon würden wahrscheinlich ihre linke Hand dafür geben, nur ein Stück mehr von dem begreifen zu können, was ringsum vor sich geht. Dadurch werden sie etwas betriebsblind, was die möglichen Gefahren angeht, in die Yuuricors leichtsinniger Vorstoß sie führt.
Und in TI 10 „Das Maschinenvolk“ könnt ihr jetzt lesen, worin dann das Fazit dieser Exkursion besteht. Mehr sei noch nicht verraten. Wir werden uns im Wochen-Blog 58, der am 13. April erscheint, noch etwas weiter mit diesem Thema befassen.
In der kommenden Woche setze ich erst einmal die kleine Reihe „Der OSM im Bild“ mit Teil 2 fort. Dort geht es dann um die Bilder, die ich selbst zum OSM gezeichnet habe und die ich im Laufe dieses Jahres sukzessive zum Inhalt einer zweiten Galerie auf meiner Homepage machen möchte. Lasst euch mal überraschen, was da so auf euch zukommt…
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.