Rezensions-Blog 498: Dream Maker 2 – Lust

Posted März 5th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie so oft ist es bei mehrteiligen Romanzyklen nahezu unver­meidlich, nach einem beeindruckenden Start dann ein wenig durchzuhängen … man kennt das auch von Filmen. „Fluch der Karibik 2“ versuchte an den Erfolg des Erstlings anzuknüpfen und scheiterte daran unübersehbar. Bei Büchern und Filmen, die noch mehr Fortsetzungen haben, ist das bisweilen so wie mit ei­ner Suppe, die stetig verdünnt wird … schlussendlich ist das Vergnügen doch recht schal geworden.

Nun, bei Audrey Carlan ist es – bislang zumindest – nicht gar so schlimm. Sie ist nach wie vor eine äußerst unterhaltsame, erfin­derische Autorin, die solide und vergnüglich übersetzt wird. Die relative Kürze der jeweils drei Abenteuer pro Band erzwingen, darin durchaus Heftromanen ähnlich, dass man einen Hand­lungsbogen schnell, knapp und stringent auf den Punkt bringt.

Diesmal schickt sie das Team der International Guys nach Mai­land, San Francisco und Montreal, wo sie unterschiedlichsten Herausforderungen und Aufgaben ausgesetzt sind. Und, wie nicht anders zu erwarten, treffen sie überall auf bemerkenswer­te, schöne Frauen, sodass es schnell wieder zwischen den Per­sonen zu knistern beginnt.

Dabei entwickelt sich allerdings die Beziehung zwischen Parker Ellis und seinem Schwarm Skyler Paige rasch äußerst grenzwer­tig. Wie ich das konkret meine? Oh, das habe ich damals in mei­ner Rezension ziemlich unverblümt geschrieben. Schaut euch das einfach mal im Detail an:

Dream Maker 2: Lust

(OT: International Guy – Mailand/San Francisco/Montreal)

von Audrey Carlan

Ullstein 29068

498 Seiten, TB

Oktober 2018, 12.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Christiane Sipeer und Friederike Ails

ISBN 978-3-548-29068-3

Die drei Partner der Agentur „International Guy“, Parker Ellis, Bogart „Bo“ Lundigren und der hünenhafte Schwarze Royce Sterling haben ihre ersten internationalen Aufträge erfolgreich abgewickelt und dabei im Zuge des ersten Bandes dieses Ro­man-Vierteilers bemerkenswerte Erfahrungen gemacht. In Paris halfen sie der Konzernerbin Sophie Rolland dabei, sich als Per­son neu zu erfinden und zugleich die Konzernleitung zu über­nehmen. In New York traf Parker Ellis seinen jahrelangen Schwarm, die bildhübsche Hollywood-Schauspielerin Skyler Pai­ge, in die er sich sogleich unsterblich verliebte, was absolut auf Gegenseitigkeit beruhte. Eher nebenbei löste er dabei das Pro­blem ihres beruflichen Burn-outs. Und schließlich hatte Parker in Schweden eine widerspenstige Prinzessin zu zähmen und eine Fürstenhochzeit in die Wege zu leiten.

Wahrhaftig – klassische Aufträge kann man das nicht nennen.

Gerade der letzte Auftrag treibt nun aber einen Keil zwischen Skyler und Parker, da sie – von ihrem früheren Liebhaber Johan Karr übel enttäuscht – nun fürchten muss, dass Parker, für den sie immer stärkere Gefühle entwickelt, diese nicht erwidert, sondern die Gelegenheit nutzt, z.B. mit seiner vorherigen Kun­din Sophie ins Bett zu gehen.

Bevor also der nächste Auftrag der „International Guy“ in Mai­land ansteht, verwendet die Autorin notwendig viele Seiten dar­auf, erst einmal das gesplitterte Beziehungschaos zwischen den Hauptpersonen zu kitten. Danach fliegt die Crew nach Mailand, um einem neuen Modedesigner mit dem urigen Namen „T Bone“ („genau, wie das Steak!“) dabei zu helfen, seinen ab­sichtlich völlig unerfahrenen Models Laufstegerfahrung anzutrai­nieren.

Was niemand vorhersehen kann, ist dabei dies: inzwischen macht die Beziehung zwischen der berühmten Skyler und dem smarten „Dream Maker“ Parker Ellis die Runde in der Medien­welt, mit der Konsequenz, dass er, als er in die Staaten zurück­kehrt, ebenso wie sie von den Paparazzi erbarmungslos verfolgt wird, die zudem jede infame Möglichkeit für emotionale Manipu­lation nutzen. Für die hat ihnen Parker in Mailand leider mal wie­der Stoff geliefert.

Der Folgeauftrag wird von Royce Sterling an Land gezogen und führt ihn und Parker nach San Francisco. Hier hat eine Firmen­chefin sie beauftragt, nach einem Mann für sie zu suchen … auch nicht eben ein Allerweltsauftrag. Als Parker jedoch mit sei­nem Kollegen in dem Büro der rassigen schwarzen Firmenchefin Rochelle Renner stehen und Royce und sie sich mit den Blicken geradezu verschlingen, wird ihm unbehaglich klar, dass sich dieser Auftrag rasend schnell zu einem Desaster entwickelt. Denn: Royce ist genau wie Parker in Boston ansässig, buchstäb­lich auf der anderen Seite des Kontinents. Und er ist ein absolu­ter Familienmensch und Muttersöhnchen. Rochelle dagegen, die schamlos mit Royce flirtet, scheint sehr viel mehr an schnellen Nummern interessiert zu sein. Parker spürt das sehr schnell, aber Royce ist vollständig blind dafür.

Und dann ist da auch noch der Chefanalyst der Firma, Keehan, der seine Chefin vergöttert, jeden Urlaub mit ihr verbringt, aber sonst offenbar völlig asexuell zu sein scheint. Parker merkt rasch, dass hier ein klassischer Fall von Betriebsblindheit vor­liegt. Aber dann verschwindet Geld aus der Firmenkasse. Sehr viel Geld. Und es scheint kein offensichtliches Leck zu geben … so greifen zwei Probleme rasend schnell ineinander, und am Schluss steht ein Furiendrama, das das Einschreiten der Polizei zwingend erforderlich macht …

Als wäre das noch nicht schlimm genug, kriselt es auch wieder bei Skyler und Parker – sie ruft ihn völlig verstört an, dass ihr Ex, Johan Karr, sie kontaktiert hat. Er habe obszöne Fotos von ihr, die sie in sehr expliziten Szenen in einem BDSM-Club zeigen, den sie ihm zuliebe damals aufgesucht hat (ohne zu wissen, dass er Fotos machte). Und nun stellt er eine erpresserische Mil­lionengeldforderung … aber als Parker in New York eintrifft, um seiner Geliebten zu helfen, ist die Lage schon außer Kontrolle geraten. Und am Ende ist ihre Beziehung ein Scherbenhaufen. Denn nun holt IHN die traumatische Vergangenheitserinnerung an seine untreue Jugendliebe Kayla ein – und er hält Sky nun für ähnlich unmoralisch, was seinem Ego einen vernichtenden Schlag versetzt.

Teil 3 des Romans, der die „International Guy“ dann nach Mon­treal führt, scheint auf den ersten Blick ein Routineauftrag aus dem Bereich der Wirtschaftsspionage zu sein. Jemand verun­treut Gelder in einer kanadischen IT-Firma und lässt Firmeninter­na durchsickern, so dass Konkurrenzfirmen Produkte zeitiger als die eigentliche Erfinderfirma auf den Markt bringen können. So sind in jüngster Vergangenheit drei Veröffentlichungskampagnen in Alexis Stantons Firma gescheitert.

Womit Parker Ellis und seine Gefährten aber nicht rechnen, als sie, verstärkt um ihre Sekretärin Wendy Bannerman, in Montreal eintreffen, das ist die unfassbar starke erotische und laszive Art der Kundin. Alexis macht keinen Hehl daraus, dass sie Konkur­renten gern auf sehr weibliche Weise „überzeugt“ und sich so dank ihres göttlichen Körpers wirtschaftliche Vorteile verschafft. Und nun, als die vier Kollegen von „International Guy“ ihre Fir­ma durchleuchten, um die Schwachstellen zu finden, wo zu auch ein Hacker gehört, der die Firmensoftware offensichtlich von innen kontaminiert, wirft Alexis ein Auge auf das derzeit schwächste Glied der Gruppe: Parker Ellis, der ohnehin schon mental durch die Krise mit Skyler und darüber physisch mächtig angeschlagen ist.

Dass das alles jedoch mit einer Schießerei und fast einem To­desopfer letzten Endes ausgeht, kann noch niemand vorherse­hen …

Nach wie vor lässt sich das Abenteuer der Firma „International Guy“ gut lesen, aber ich fand durchaus bei der Lektüre, dass Audrey Carlan in diesen drei Episoden der Serie schwächelt. Wie eingangs erwähnt, verwendet sie sehr viel Zeit auf das Kitten der Beziehung zwischen Parker Ellis und Skyler Paige, was na­türlich einerseits verständlich ist, aber mit den Aufträgen selbst nichts zu tun hat. Folgerichtig wird der Mailänder Auftrag auch eher beiläufig abgewickelt und hat lange nicht die Intensität der ersten beiden Abenteuer (auch das Schweden-Abenteuer hatte doch einige Längen). Ähnlich ist es mit der San Francisco-Ge­schichte. Da ist es zwar sehr nett, dass Royce Sterling mal zu seinem Recht kommt und aus der zweiten Reihe hervortreten kann, aber als es dann um die Verdächtigen in der Firma geht, merkt man spürbar, dass die Autorin hier nur halbherzig bei der Sache war.

Woran merkt man das? Sie baut zu wenige Nebenpersonen auf, so dass quasi von Anfang an klar ist, wer verantwortlich sein MUSS, es fehlt nur noch das Motiv, das letztlich auch nicht sehr überraschend ist. Und dann geht es bereits schon wieder um Parker und Skyler. Hat sie im letzten Band noch an seiner Treue gezweifelt, ist nun der Part an ihm, zu zweifeln … und damit zermürbt die Autorin den armen Kerl quasi den ganzen Rest des Romans. Statt mal über seinen Schatten zu springen und seiner Geliebten die Chance zur Aussprache zu geben, pflegt Parker El­lis seine Vorurteile, verdammt Skyler und leidet wie ein Hund. Und mit ihm leidet das ganze Team, und in immer wiederkeh­renden Schleifen der Argumentation biegt die Autorin die Aussprache unablässig von neuem ab … hier kam wirklich der Ver­dacht auf, sie wolle auf recht anstrengende Weise Seiten schin­den.

Damit man mich nicht falsch versteht: lesenswert sind die dies­bezüglichen Seiten unbedingt, und bisweilen äußerst unterhalt­sam … aber ich habe mir vielfach gewünscht, Parker wäre nicht so dermaßen stur, stumpfsinnig und betriebsblind. Als jemand, der am Anfang des ersten Romans so dargestellt wird, dass er sich extrem gut psychologisch in das Gegenüber einfühlen kann, wird er hier geradezu verbohrt dargestellt.

Nun kann man natürlich einwenden, dass Liebe blind macht und offenbar enttäuschte Liebe zu einem völligen Wahrnehmungs­verlust gegenüber der Umwelt führen könnte, aber mir war das definitiv zu wenig. Dreißig Seiten, okay, vielleicht auch siebzig könnte man als extreme Frustreaktion schon zur Emotionsverar­beitung akzeptieren. Aber 160 Seiten? Das fand ich dann doch ein wenig sehr zu viel. Wollen hoffen, dass das nicht wieder vor­kommt … aber am Anfang des nächsten Teils steht Parker schon wieder so auf dem Schlauch, während man als Leser schon nach den ersten sechs Worten einer ominösen Botschaft weiß, wer dahinter steckt.

Aber dazu mehr in der nächsten Rezension.

Für diesen Roman gibt es immer noch eine nur leicht einge­schränkte Leseempfehlung.

© 2020 by Uwe Lammers

Auch wenn ich mit diesem Teil des vierteiligen Zyklus an man­chen Stellen spürbar zu knabbern hatte, ist es doch so, dass ich dessen ungeachtet großes Lesevergnügen hatte … und lasst euch mal überraschen, wie der Zyklus dann weiter gehen wird.

In der nächsten Woche machen wir eine verdammt lange Zeit­reise zurück ins 12. Jahrhundert vor Christus. Ihr könnt ja mal überlegen, was euch dazu so einfällt. Aber ich habe das Gefühl, da kann ich euch deutlich überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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