Liebe Freunde des OSM,
ja, es ist schon ein Weilchen her, dass ich den letzten Artikel zu dem Projekt veröffentlicht habe. Zehn Wochen, um genau zu sein. So lang sollten die Abstände an und für sich nicht sein. Vielleicht ist das aber auch eine schicksalhafte Fügung, dass es so kam.
Wieso sage ich das? Weil schon wieder traurige Geschehnisse diesen Gedanken von neuem beleben. Ich möchte nur kursorisch darauf hinweisen, damit ihr wisst, dass ich durchaus mein Ohr am Puls des Zeitgeschehens habe. Sonst würde ich gern weiter aus den Anfangstagen des Projekts berichten, von den kleinen Schritten, die ich anno 2022 unternahm, als dieser Gedanke des Autoren-Nachlassarchiv-Projekts sich zaghaft zu entwickeln begann.
Was also ist geschehen?
Der Tod hat mal wieder zugeschlagen, mehrfach. Und zumindest in einem Fall wäre es wohl beinahe zur Zerstörung eines Lebenswerks gekommen.
Am 1. November 2023 ist der Perry Rhodan-Illustrator Arndt Drechsler-Zakrzewski überraschend im Alter von nur 54 Jahren verstorben. Das hat mich, obwohl ich schon seit langer Zeit nur noch flüchtigen Kontakt zur Serie habe, aus zwei Gründen erschüttert. Zum einen ist es zu bedauern, einen so talentierten Künstler verloren zu haben. Zum anderen zeigte es mir einmal mehr, dass das Alter nicht der entscheidende Punkt ist, warum ein Leben enden kann und man beim besten Willen nicht darauf vertrauen kann, noch Jahrzehnte der Schaffenskraft vor sich liegen zu haben, wenn man zeitig damit beginnt, kreativ zu werden.
Der Tod lauert buchstäblich hinter jeder Ecke, und er kann verschiedenste Formen haben.
Nein, nicht alle kommen in solch ein hohes Alter wie der ebenfalls im November 2023 verstorbene Schriftsteller Rainer Erler, der immerhin das stolze Alter von 90 Jahren erreichte und – etwa gleich Thomas R. P. Mielke und Herbert W. Franke, die ebenfalls dieses Jahr hochbetagt von uns gingen – ein breites Oeuvre hinterlassen haben. Manchmal kann das Leben es wesentlich grausamer mit den Mitmenschen meinen.
Dann erfuhr ich von einem guten Freund von dem Schicksalsschlag, den ich oben kurz andeutete: Horst Hermann von Allwörden, der den Zauberspiegel geschaffen und jahrzehntelang engagiert mit phantastischen Inhalten füllte, ist am 8. September 2023 im Alter von nur 59 Jahren verstorben. Das ist, finde ich (der ich jetzt selbst ins 58. Lebensjahr eingetreten bin), eigentlich noch kein Alter, in dem man aus dem Licht in die unbekannten Gefilde jenseits unserer Lebenssphäre eintreten sollte. Für die Zurückbleibenden war es speziell im letztgenannten Fall schwierig, Horst Hermanns Lebenswerk zu bewahren … glücklicherweise ist das gelungen. Details dazu auszubreiten, ist nicht meine Aufgabe, ich belasse es bei dieser Erwähnung. Aber hier trat wieder das schon jüngst erwähnte Phänomen auf – ohne Freunde, gute Netzwerke und sofortiges Handeln wäre das zweifellos schief gegangen.
Ich denke, ihr versteht, dass ich diese Erkenntnis einmal mehr als Bestätigung verstehe, dass wir uns dringend um die Autoren-Nachlässe (und -Vorlässe, selbstverständlich) kümmern sollten. Dieses Thema verschwindet nicht von der Agenda, wie könnte es? Die Autoren sterben eben weiterhin, wie ihr seht. Das Problem bleibt akut, ungeachtet all der Körbe, die ich auf Nachfragen kassiere, allem Gejammere, wie man das finanzieren oder refinanzieren sollte, zum Trotz.
Und damit möchte ich nun zurücklenken zum Monat April 2022, in dem ich im Teil 4 der Artikelserie stehen geblieben war (ja, ich weiß, das war schon am 13. August 2023. Aber es gab halt dringenden Improvisationsbedarf vor zehn Wochen, da konnte ich nicht weiter der Reihe nach berichten).
Ich war damals bis zum 22. April 2022 gekommen. Zu jener Zeit befand ich mich noch in der Maßnahme „Jobfabrik“, in der ich ja den Grundgedanken des Autoren-Nachlassarchiv-Projekts entwickelt hatte. Die Kommunikationsfäden waren in alle möglichen Richtungen ausgestreckt.
Am 28. April sprach ich mit meinem dortigen Betreuer über Methoden der Finanzierung des Projekts, insbesondere ging es um Crowdfunding-Gedanken, die mir von kontaktierten Autoren nahe gelegt worden waren. Ich hatte mir die Sache durch den Kopf gehen lassen, war aber zu dem Entschluss gekommen, dass das Projekt erst noch mehr Konturen bekommen musste, ehe ich hier solch eine Kampagne – mit Hilfe, da ich diesbezüglich selbst noch keine Erfahrungen besaß – initiieren würde. Auch nahm ich an, und der Gesprächsverlauf bekräftigte meine Ansicht, dass Crowdfunding wesentlich projektbezogen für eine Anschubfinanzierung geeignet sein würde, nicht für eine längerfristige Finanzierung.
Am gleichen Tag bekam ich Kontakt zum Gründungsnetzwerk Braunschweig und nahm abends an einer Veranstaltung des Hauses der Wissenschaft teil. Dabei ging es im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Ortswechsel“ um das Thema Leerstand in der Braunschweiger Innenstadt. Interessant war es aber deswegen, weil ich ein Mitglied der KreativRegion e.V. traf, das inzwischen im Rat der Stadt Braunschweig ist. Ihm konnte ich meine Projektidee skizzieren. Zwar ist letztlich daraus nicht mehr geworden, aber zumindest war hiermit ein erster Schritt in eine weitere Sphäre potenzieller Unterstützer gemacht worden: zu den Lokalpolitikern.
Am 29. April begann ich damit, den ersten Entwurf meines Projektplans „Der Zukunftshorizont“ zu verfassen. Inzwischen ist dieser Text durch diverse Veröffentlichungen und Flyerverteilungen auf Cons in seiner überarbeiteten Fassung (z.B. auf dem diesjährigen Garching-Con) bekannter geworden, ich denke also nicht, dass ich an dieser Stelle näher darauf eingehen muss. Aber hier seht ihr, wie lange es von der Formulierung der ersten Gedanken bis zum fertigen Produkt gedauert hat.
3./4. Mai 2022: Fertigstellung des Textes „Der Zukunftshorizont“. Kontaktaufnahme mit der Redaktion der ANDROMEDA NACHRICHTEN, nicht zuletzt wegen potenzieller Veröffentlichung des Textes (was, wie ihr auch wisst, gelungen ist), sondern auch, um meine Mitarbeit an AN wieder zu intensivieren. Am gleichen Tag und am nächsten kommunizierte ich mit meinem alten Coach, denn die Zeit in der Jobfabrik war bekanntlich nicht endlos ausdehnbar, und ich plante schon im Anschluss ein Existenzgründungscoaching, um den Projektgedanken intensiver auszuarbeiten.
6. Mai 2022: Kontaktaufnahme mit Hellmuth W. Mommers von der Villa Fantastica in Wien. Ein befreundeter Autor, den ich im Rahmen des Projektentwurfs kennen gelernt hatte, wies mich, was Archivorganisation angeht, interessanterweise auf das Archiv der „Frauensolidarität“ in Wien hin. Der PAN-Kontakt entwickelte sich an diesem Tag ebenfalls sehr positiv. Dort musste allerdings für eine ausführliche Antwort noch die bevorstehende Vorstandssitzung abgewartet werden. Ich gewann aber den Eindruck, dass die Aktiven des Phantastik-Autoren-Netzwerks allmählich die Dringlichkeit des Themas „Autoren-Nachlässe“ begriffen hatten und war neugierig darauf, wie sich das weiter entwickeln würde.
8./9. Mai 2022: Hellmuth W. Mommers ließ nichts anbrennen, muss ich sagen, weil er sehr zügig an diesem Tag antwortete. Ich zitiere mal aus seiner Antwort: „Das ist ein sehr ambitioniertes Projekt, gelinde ausgedrückt … Das Ziel ist wertvoll.“ Zugleich machte er aber keinen Hehl daraus, dass ich hier vor sehr dicken Brettern stünde. Selbst er, meinte er, habe Schwierigkeiten gehabt, sein Projekt der Villa Fantastica zu realisieren. Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt sei also unbedingt unterstützenswert, aber er könne es finanziell, personell und raumtechnisch nicht unterstützen. Wir einigten uns aber darauf, dass eine Homepage-Verlinkung stattfinden würde, sobald das Projekt soweit gediehen wäre.
Ebenfalls am 9. Mai 2022 traf ich mich dann mit meinem einstigen Coach und erläuterte ihm die Projektidee … was ihn verblüffte, aber auch durchaus sehr faszinierte. Am Ende unserer höchst interessanten Diskussion meinte er sinngemäß: Wenn das Projekt als Verein realisiert werden würde, wäre er sofort als Mitglied an Bord. Das freute mich außerordentlich.
Ich merkte an dieser Stelle sehr deutlich, dass die schiere Projektidee – unabhängig von der Möglichkeit ihrer Realisierung – wirklich in jedem Kontaktgespräch sofort zündete. Augenscheinlich habe ich diesbezüglich ein gewisses Faible entwickelt, den Projektgedanken engagiert und glaubwürdig zu vertreten und zu bewerben.
Das ist eine Entwicklung, die mich, ehrlich gesagt, selbst überrascht hat. Normalerweise kennt man mich nicht als so offensiv auftretenden Menschen, ich agiere lieber aus der zweiten Reihe … aber dummerweise gibt es hier nun einmal keine erste Reihe, weil das Thema der Autoren-Nachlässe ja kategorisch ausgeblendet wird. Aus begreiflichen Gründen, ja, das müssen wir nicht vertiefen, das wisst ihr nun zur Genüge … aber das bringt nun natürlich mit sich, dass der Initiator, d.h. ich selbst, an vorderster Front aktiv werden muss. Eine sehr ungewohnte Rolle für mich.
Aber ihr werdet sehen, das alles, was bisher geschehen war, stellte nicht das Ende der Aktionen dar. Mehr dazu berichte ich euch im nächsten Beitrag dieser Artikelreihe, der als Blogartikel 546 erscheinen wird. Vorher geht es wirklich nicht, sorry.
In der kommenden Woche berichte ich euch dann von meinen Werkfortschritten im Monat März 2023.
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.