Liebe Freunde des OSM,
Leben ist das, was im Dasein unkalkulierbar ist – man macht so seine Pläne, und die Zeitläufte zerschießen sie … mir geht das zurzeit so mit dem titelgebenden Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, das vor lauter anderer Inanspruchnahme durch terminlich dringendere Angelegenheiten etwas in die zweite Reihe zurückgestuft werden musste. Dazu sollte ich vielleicht, weil das meine Gesamtsituation transparenter macht, etwas mehr sagen, ehe ich im Anschluss in die enge zeitliche Chronologie, wie das Projekt im vergangenen Jahr begonnen hat, zurückkehre.
Ich bin jetzt schon eine ganze Weile ohne Erwerbsarbeit und auf steter Arbeitssuche, beziehe Bürgergeld und recherchiere Stellenausschreibungen, auf die ich mich bewerbe. Während dieser Aktivität zeichnet sich inzwischen zwar in naher Zukunft die Aufnahme einer Teilzeitbeschäftigung ab, aber gegenwärtig ist das noch nicht spruchreif. Derweil haben sich gewisse zeitaufwändige Turbulenzen mit dem hiesigen Finanzamt und der Leistungsabteilung des Jobcenters ergeben, die mich doch ziemlich stark ablenken und meine ökonomische Zukunft in beunruhigend düstere Wolken hüllen.
Ich hoffe natürlich das Beste und habe entsprechend intensiven Kontakt mit den Ansprechpartnern, aber diese unerwartete Ablenkung wirkt sich doch ziemlich nachteilig auf meiner andauernden Recherchen und die Kontakte im Rahmen des o. g. Projekts aus. Wer also schon mit mir als Autor in Kontakt steht und sich (mit Recht) wundert, warum hier manchmal wochenlang keine Antwort auf Schreiben erfolgt, findet darin den zentralen Grund. Ich arbeite daran, die aufgelaufene Projektkorrespondenz zu beantworten und den Berg etwas zu verkleinern … aber es kann noch dauern, da muss ich an dieser Stelle um Verständnis und Geduld bitten.
Interessanterweise hörte ich kürzlich, dass ich vielleicht doch eine im vergangenen Beitrag (Blogartikel 514, Juni 2023) gemachte Aussage relativieren und einen dort schon – vielleicht vorschnell – ad acta gelegten Kontakt wieder reaktivieren sollte. Das habe ich mir vorgemerkt, das gehört zu den sehr vielen Dingen, die noch in gedanklicher Planung sind.
Ebenso habe ich mir aufgrund einer Anregung, die ich kürzlich auf dem reaktivierten Phantastik-Stammtisch des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V. erhielt, vorgenommen, auch nähere Tuchfühlung mit der Bürgerstiftung Braunschweig und der AG Literatur aufzunehmen … wie ihr spürt, gibt es keinen Mangel an interessanten und vielleicht viel versprechenden Kontakten. Aber wie ich schon verschiedentlich im Rahmen dieser Erörterungen sagte: Das ist ein langwieriger Prozess, bei dem man keine schnellen oder gar sofortigen positiven Ergebnisse erwarten darf. Wichtig scheint mir aber zu sein, dass der alleinige Projektgedanke weiter gestreut wird, damit er – gleich einem regen Wasserstrom, das den härtesten Fels zerschmirgelt – langfristig Wirkung erzielt.
Soviel zur Vorrede für heute. Ich nehme jetzt den Faden wieder auf im April 2022. Ich war dort bis zum 22. April 2022 gekommen.
25. April 2022: Im Internet stieß ich auf die so genannte „Erlanger Liste“, in der Archivnachlässe verzeichnet sind. Bedauerlicherweise hat es den Anschein, als wenn diese Liste seit 2006 nicht mehr aktualisiert wird, was wahlweise für ein schon vorzeitig beendetes und womöglich befristetes Projekt spricht oder dafür, dass die entsprechenden Sachbearbeiter nicht mehr daran tätig sind, ggf., weil sie verstorben sind.
Die Kontrolle zeigte aber auch, dass die „Erlanger Liste“ gemäß meinem Projektzuschnitt wenig ergiebig ist. Also recherchierte ich weiter, diesmal mehr mit regionalem Zuschnitt. Das Universitätsarchiv Braunschweig, in dem ich einmal als Student mitgearbeitet habe – kaum zu glauben, dass das schon 25 Jahre zurückliegt! Es stimmt aber tatsächlich – , erwies sich ebenfalls als strukturell ungeeignet. Ferner surfte ich an diesem Tag auf die Webseite des Braunschweigischen Geschichtsvereins, mailte an den Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA), in dem ich Mitglied bin … und von dort kam umgehend erfreulicherweise gleich an diesem Tag Antwort.
Nein, hieß es von dort, eine Liste von Nachlassarchiven sei bei ihnen nicht vorhanden. Angeblich, so die Auskunft, gebe es allerdings „kaum Literaturarchive als eigenständige Einrichtungen“, sondern die Nachlässe seien üblicherweise in Kommunal- oder Landesarchiven verstreut.
Wer sich an meine anfänglichen Befürchtungen erinnert, dem werden diese Worte irgendwie bekannt vorkommen. Es sieht also ganz so aus, konstatierte ich an diesem Tag, dass meine Befürchtung, es gebe noch keine Institutionen mit dem Zuschnitt eines Autoren-Nachlassarchivs, Realität ist. In der Weiterung bedeutet das natürlich zweierlei – dass entweder die Autorennachlässe (im Idealfall) in der Verwandtschaft der Verstorbenen verbleiben (und damit für die Forschung und Auswertung unsichtbar werden) oder dass sie (Worst Case) als steter Verlust zu verbuchen sind.
In beiden Fällen, finde ich, ist dies Grund, das Projekt forciert voranzubringen, um sowohl hier wie dort für Abhilfe zu sorgen.
Dieser umtriebige 25. April 2022 hatte noch mehr zu sagen: Ich recherchierte die Website des Kulturamtes Braunschweig und surfte auf die Autorenwebsite des Braunschweiger Schriftstellers, mit dem ich über die Grünen-Abgeordnete jüngst Kontakt erhalten hatte und mit dem ich mich nächstens treffen wollte.
26. April 2022: An diesem Tag konzentrierte ich mich auf das Stadtarchiv Braunschweig und entdeckte – wenig überraschend – , dass hier primär Büchernachlässe aufgenommen werden. Außerdem sprach ich mit meinem Arbeitsberater über die Projektfortschritte und schickte eine Mail an den Selfpublisher-Verband … darauf werde ich später noch in weiteren Beiträgen zurückkommen. Auch hier musste ich mich auf eine seeehr lange Leitung einstellen und schließlich 2023 (!) etwas rigoroser vorgehen. Wie gesagt, ich komme darauf noch wieder zu sprechen, merkt es euch einfach mal vor. Die erste „Antwort“ auf diese Kontaktaufnahme entsprach jedenfalls durchaus nicht dem, was ich erwartet hatte – man trug mich in einen Newsletter des Verbandes ein, den ich seither bekomme.
Schön an diesem Tag war hingegen eine sehr ausführliche Antwort von Roger Murmann vom SFCD, der sehr positiv auf den Projektgedanken reagierte und mich mit ergänzenden Fragen des projekterfahrenen Vorstandsmitglieds Jörg Ritter konfrontierte. Das erforderte dann etwas Bedenkzeit für eine ebenso fundierte Antwort. Aber es stand hier schon unleugbar fest: Der SFCD ist auf der Seite des Projekts und kann zu seinen Unterstützern gerechnet werden.
27. April 2022: An diesem Tag traf ich mich mit dem Braunschweiger Autor in einem Café im Herzen Braunschweigs und erläuterte ihm nach dem ersten Austausch biografischer Informationen und eigener Schriften (wobei es sich bei seinen um solide gemachte Bücher handelte, während meine Werke sich dagegen doch eher bescheiden ausnahmen) meinen Denkansatz des Projekts.
Auch hier brauchte ich wenig Überzeugungsarbeit zu leisten – ihm war die Notwendigkeit, eine solche Institution zu schaffen, in welcher konkreten Weise auch immer, sofort einsichtig. Er brachte – wenig überraschend – auch die Frage auf „Wie finanziert man so etwas?“ Sein Gedanke war der einer Crowdfunding-Kampagne. In der Tat hatte ich damit auch schon geliebäugelt. Dennoch blieb ich hier zurückhaltend. Mein Argument: Man braucht eine etwas konkretere Vision als das, was bisher vom Projekt zu sehen ist. Die potenziellen Förderer müssen ja wissen, worin sie investieren, und dafür ist das Projekt noch nicht klar genug umrissen.
Mein zweiter einschränkender Gedanke war der, dass sich Crowdfunding sicherlich gut für eine erste Anschubfinanzierung eignen würde, aber vermutlich eher nicht für eine längerfristige monetäre Stabilisierung des Projekts – worauf ich aber primär aus bin. Das bedeutet also durchaus nicht, dass die Crowdfunding-Option vom Tisch ist, aber der Zeitpunkt dafür und die Art und Weise, was konkret dann gefördert werden soll, will gut überlegt sein.
Der Autor meinte, er wolle mal versuchen, seine organisatorischen Kontakte in den Raum Hannover zu aktivieren, in dem er gut vernetzt sei. Schon hier kam der Gedanke auf, dass das Projekt zweifellos juristischen Beistand gebrauchen könne. Das hatte auch Jörg Ritter schon angemerkt, und ich sollte das später noch nachdrücklicher zu spüren bekommen … auch das Thema wird uns in dieser Artikelreihe noch länger beschäftigen, es ist zurzeit – Anfang August 2023 – noch nicht wirklich zufrieden- stellend geklärt.
Wieder daheim erwartete mich dann eine ausführliche Mail vom Phantastik Autoren-Netzwerk (PAN). Stefan Cernohuby äußerte sich auch extrem positiv zum Projektgedanken, gab aber zugleich zu, ebenso wie der SFCD oder der VdA das Thema Autorennachlässe bislang „nicht auf dem Schirm“ gehabt zu haben. Meine Vorstellung, dass das Thema generell ein massiver blinder Fleck war, verdichtete sich immer mehr.
Stefan erklärte, er werde das Thema auf einem Wochenendtreffen von PAN ansprechen, erst danach könne er Näheres dazu sagen. Er regte aber schon mal an, ob man das Thema für eine wissenschaftliche Grundlagenarbeit nehmen könnte. Dieser Gedanke war mir bis dato nicht gekommen. Darüber musste ich gründlicher nachsinnen. Da war es gut, dass er eine ausführliche Antwort erst für die Zeit nach dem Wochenendtreffen in Aussicht stellte. Das gab mir etwas Bedenkzeit.
Und dann trudelte an diesem Tag auch noch eine Mail von Nils Hirseland von der Perry Rhodan-Fanzentrale (PRFZ) herein … auf den ersten Blick hatte das mit dem Projekt nichts zu tun, denn hier ging es um die Organisation eines Perry Rhodan-Cons in Braunschweig.
Aber – genau genommen hatte es dann doch einen Bezug. Nicht nur, weil ich als Vorstandsmitglied im Förderverein Phantastika Raum & Zeit e.V. Teil der Co-Organisatorenschiene des Cons sein würde. Es sollte auch – Usus bei solchen Veranstaltungen – ein Conbuch dazu geben.
Und ich überlegte mir: Nun, ich könnte dann ja einen Artikel schreiben bezüglich des Autoren-Nachlassarchiv-Projekts. Auf diese Weise würde ich wieder einmal Reichweitensteigerung realisieren können. Das war an diesem Tag also der Plan … was dann letztlich daraus werden sollte, das ist ein weiteres Thema, dem ihr im Verlauf der Artikelserie noch begegnen werdet. Und ich denke, ihr werdet genauso vom unerwarteten Verlauf überrascht sein wie ich es damals war.
Es zeichnet sich also immer weiter ab, dass dieser ganze Prozess der Verfolgung des Gründungsplans des Autoren-Nachlassarchiv-Projekts eine ziemliche Abenteuerreise darstellen würde. Und manche Aspekte und Denkanstöße, die ich dabei erhielt, waren durchweg unerwartet und faszinierend. Ich schweige mal ganz davon, dass ich höchst interessante Persönlichkeiten kennen lernte und Institutionen, von denen noch nie gehört hatte.
Ihr merkt, es bleibt definitiv spannend. In vier Wochen, im Blogartikel 527, werde ich diese Spuren weiter verfolgen. Nächste Woche an dieser Stelle folgen wir Oki Stanwer im KONFLIKT 16, der zunehmend immer dramatischer wird.
Bis dann, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.