Liebe Freunde des OSM,
meine Damen und Herren Mitautoren, zu deren Riege ich mich ja seit Februar 2013 zählen darf, werden die Situation kennen: Man führt irgendein Gespräch mit Freunden, Bekannten, Verlegern usw., und auf einmal kommt die Frage auf „Hätten Sie nicht Interesse daran, ein Interview zu machen?“
Üblicherweise sagt ein Literat, der dabei ist, sein Publikum zu suchen, zu einer solchen Offerte nicht Nein, das wäre ausgesprochen töricht. Denn es ist wohl ziemlich elementar – wenn man seinen Bekanntheitsgrad steigern möchte, dann reicht es nicht aus, nur E-Book-Werbung auf seiner eigenen Homepage oder seinem Blog zu machen oder Freunden zu twittern, dass man inzwischen auch E-Books publiziert. Die Reichweite solcher Art von Werbung ist naturgemäß begrenzt, und auf den reinen Multiplikatoreffekt („Wenn meinem Freund das E-Book gefällt, erzählt er es zehn Freunden weiter, und die erzählen es wiederum zehn Freunden weiter, und schon habe ich 100 neue Leser…“) sollte man sich besser nicht verlassen.
Als ich also im Juni 2013 gleich zwei solche Anfragen bekam, habe ich natürlich zugesagt. Es wird zwar schon ein wenig Werbung auf Facebook für meine E-Books gemacht, und es gibt auch entsprechende Informationen in einem Internet-Newsletter und natürlich in meinem Blog, von Rundmails und Flyern ganz zu schweigen, aber ihr ahnt es – Werbung kann man eigentlich nie genug machen.
Nun muss man ebenfalls dazu wissen, dass ich ein schreckliches Lampenfieber bekomme, wenn ich öffentlich auftrete, und man kann sich noch so gut vorbereiten, wie man will… irgendwas geht natürlich immer schief. Da mag man die Interviewer noch so lange kennen, ich jedenfalls fühle mich dann immer etwas durch den Wind, meine Argumentation wird fahrig, die Worte gehen mir aus… was in Briefen eigentlich nie der Fall ist, und in E-Books und sonstigen Texten auch nicht, da wird also die Horrorvorstellung akut.
So kam es auch bei dem ersten Interview, das mit mir am 29. Juni in Vechelde gemacht wurde. Interviewerin war die Vorsitzende des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e. V. in Braunschweig, Claudia Hagedorn, der Ort war ihr Neubauheim in Vechelde, genauer: das Wohnzimmer. Noch nicht so ganz wohnlich eingerichtet (unter anderem gehörte zur „Wohnzimmerdekoration“ ein Rasenmäher), war die Interviewsituation deutlich suboptimal. Die Interviewerin saß rechts von mir und stellte Fragen, doch erschwerend kam hinzu, dass es sich hierbei um ein Videointerview handelte, und die Kamera stand nun einmal direkt vor mir, und ich sollte sinnvollerweise in die Kamera blinzeln, während ich die Fragen beantwortete.
Erschwerend zudem: es war mein erstes Videointerview, und sehr kurz sein sollte es dann auch noch. Ihr ahnt es, wenn ihr meinen Blog schon längere Zeit verfolgt haben solltet – „Kürze“ ist eher nicht mein Ding. So überstand ich das Interview, das ihr in naher Zukunft auf www.sciencefiction.de anschauen könnt, irgendwie, aber so völlig zufrieden war ich mit dem Ergebnis nicht.
Das zweite Interview sah dann völlig anders aus. Die Betreiberin des Internet-Lektorats www.ebokks.de, Corinna Rindlisbacher, besitzt auf ihrer Homepage eine Rubrik mit Autoreninterviews, und sie sind ein wenig „eingerostet“, will ich es mal nennen. Das heißt, es kamen seit längerer Zeit keine mehr hinzu. Außerdem wollte Corinna ihre Homepage updaten, und dafür kam ihr der Gedanke sehr gelegen, mit mir ein Interview machen zu wollen.
Ich warnte vor: Bedenke, Corinna, ich bin der Spezialist für die Langform. Sie fand das nicht bedenklich… bis sie die Fragen herüberreichte. Es waren sechs an der Zahl, beginnend mit „Uwe, wie lange kannst du das durchhalten, jeden Monat ein eBook herauszubringen?“ bis hin zu „Welches deiner erschienenen eBooks sollten Neugierige zuerst lesen?“ Sie schloss daran die Frage an, ob ich wohl auch nur eine davon unter einer Seite Länge beantworten könne.
Da das Interview längst erschienen ist, wenn diese Zeilen in meinem Blog online gehen (ich schreibe sie am 6. Juli, dem Tag, an dem mein siebtes E-Book an die Öffentlichkeit geht; das Interview erschien am 3. September, die Langfassung, wie ihr wisst, am 17. Oktober 2013 hier auf dieser Seite), wisst ihr längst, wie das Resultat aussieht. Ich weiß es noch nicht. Aktuell habe ich Corinna erst einmal die Antworten auf die Fragen geschickt, das geschah gestern früh… und ja, es erwies sich tatsächlich als erforderlich, recht ausführlich zu sein. Das zum Teil deshalb, weil die Fragen in die falsche Richtung zielten (etwa „Wie kommt ein Historiker überhaupt zur Science Fiction?“), zum Teil, weil sie knifflig zu beantworten waren und diplomatisches Geschick erforderten (etwa die Fragen zu Social Media und zu Perry Rhodan), teils aber auch, weil ich da etwas ausholen musste, wenn es um Vergleiche von Werbestrategien für E-Books ging.
Dieses zweite Interview war mir deutlich angenehmer, weil ich hier nicht sofort, spontan und situativ reagieren musste. Ich ließ mir denn auch tatsächlich geschlagene vier Stunden Zeit für die Beantwortung der Fragen, und ich denke, selbst wenn das Interview gekürzt werden sollte (im Originalwortlaut umfasst es neun Skriptseiten), Gründlichkeit muss wirklich sein in solchen Belangen. Und wenn ihr nach der Lektüre der Ansicht sein solltet, ich hätte „geschwafelt“ oder Zeilen geschunden, so tut mir das leid, das war nicht intendiert. Dieses „Briefinterview“ – ich habe einige dieser Art schon während meiner Fandomzeit in den 90er Jahren geführt, beispielsweise mit Robert Iberl – war mir sehr angenehm, und ich denke, am entspannten Schreibfluss merkt man auch, wie sehr ich es genossen habe, hier gründlich nachzudenken und bedächtig zu formulieren.
Mögen diese Interviews jedenfalls der Verbreitung meiner Gedanken und dem Kennenlernen meiner Person dienen. Das hoffe ich.
Wichtig für künftige Interviews, und das ist sicherlich auch ein Gedanke, den ich mit Nutzen an meine Leser weitergeben kann, ist folgendes: Wenn ihr als Literaten oder angehende Literaten euch einem Interview stellen müsst, und das kommt früher oder später unumgänglich, solltet ihr versuchen, die Interviewer im Vorfeld mit Informationen zu „briefen“. Lasst ihnen einen Lebenslauf von euch zukommen oder einen kurzen biografischen Text, der den Interviewern hilft, konstruktive und sinnvolle Fragen zu stellen. Das hilft euch dabei, Fragen zu vermeiden, die das Interview in eine Richtung drängen, die ihr nicht haben wollt.
Vor allen Dingen reicht es nicht aus, sich vorab zu sagen „Ich kenne doch den/die Interviewer/in schon eine ganze Weile, er/sie wird schon wissen, welche Fragen zu stellen sind.“ Das kann ein böser Schuss ins Knie werden. Lieber „briefen“ und vielleicht noch ein klärendes Vorgespräch suchen, nicht unvorbereitet in die Sache hineinstolpern! Es wird kaum jemals die Gelegenheit geben, munter von einem vorbereiteten Skript abzulesen (bei einem Videointerview sowieso nicht, aber auch dann, wenn nur ein Mikro dabei ist, bekommt man immer das Knistern des Skriptpapiers mit, diese Peinlichkeit sollte man sich besser ersparen).
Und, auch ganz wichtig: nach dem Interview ist natürlich immer „vor dem nächsten Interview“. Es ist damit zu rechnen, dass die Veröffentlichung eines Interviews weitere derartige Wünsche nach sich zieht, und je bekannter man wird, desto mehr werden sich solche Anfragen vermutlich häufen. Eine jede davon kann selbstverständlich neue Leserkreise bzw. Zuhörerkreise erreichen und ist damit als umsatzfördende Maßnahme zu verstehen.
Dass man dennoch nie vollkommen ohne jede Nervosität an die Sache herangeht, weil eine jede solche Situation wieder Neuland darstellt, ist auch klar. Das wird jeder Zuhörer und Leser verstehen. Ihr habt also stets erst einmal den „Nervositäts-Bonus“. Aber dann könnt ihr das Beste aus der Lage machen. Wer als E-Book-Autor an die Öffentlichkeit will, muss sich einfach daran gewöhnen, dass er dann in einer gewissen Weise eine „öffentliche Person“ ist.
Man kann es überleben, glaubt mir. Ich bin das beste Beispiel, sonst hätte ich den obigen Blogeintrag nicht schreiben können. Und ja, wenn man genug Interviews gemacht hat, macht es schließlich vielleicht auch Spaß.
Probiert es aus!
Soviel für heute – ich wünsche euch noch einen schönen Tag.
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.