Liebe Freunde des OSM,
tja, und das ist – zumindest für den Moment – das Ende der Fahnenstange, will heißen, wenn wir mal von dem hier quasi gar keine Rolle mehr spielenden titelgebenden „Club“ absehen und uns auf die intensiven Beziehungskapriolen zwischen Katherine Ulla Morgan und Joshua Faraday konzentrieren. Wem das im Kern genug ist und darüber hinaus ausblendet, dass die Ergebnisse dieses Buches schon seit Band 4 des Zyklus bekannt sind (das ist, zugegeben, gewöhnungsbedürftig, das hatte ich so bislang auch noch nicht), der wird sich hier bestens unterhalten finden.
Als ich diese Rezension schrieb, war mir allerdings noch nicht klar, dass Lauren Rowe das hiermit aufgebaute Universum personell noch nicht verlassen wollte. Im Gegenteil. Die ganzen letzten drei „The Club“-Bände bereiten im Grunde genommen die Vertiefung der Handlung in Richtung auf die Morgan-Familie vor. Davon hatte ich anno 2018 noch keine Ahnung … aber das änderte sich bald, als ich dann die ersten Bände des Fünfteilers „True Lovers“ in die Finger bekam und sehr bekannte Personen wieder fand.
Wer also Blut geleckt oder Feuer gefangen hat und dringend wissen möchte, wie es hiernach weitergeht, der kann mit diesem Band einen ersten Eindruck der Morgan-Familie gewinnen.
Also schauen wir doch noch mal kurz genauer hin, worum es im Schlussband des Zyklus geht:
The Club 7: Passion
(OT: The Consummation)
Von Lauren Rowe
Piper (ohne Verlagsnummer), 2016
448 Seiten, TB, 12.99 Euro
Aus dem Amerikanischen von Christina Kagerer
ISBN 978-3-492-06066-0
Es wird krisenhaft zwischen dem Millionär Joshua Faraday und seiner temperamentvollen und sturen Geliebten Katherine Ulla Morgan, kurz Kat oder „kleine Terroristin“ genannt. Die Charaktere sind aber auch zu unterschiedlich. Kat stammt aus einer recht biederen kleinbürgerlichen Familie, wo sie sich gegen vier Brüder durchsetzen musste und ein „teuflisches“ Temperament und einen unglaublichen Sturkopf geerbt hat. Josh hingegen hat früh seine Mutter durch einen Mord verloren, sein tyrannischer Vater hat sich umgebracht, und sein Zwillingsbruder Jonas schwankte zeitlebens immer zwischen Depression, Selbstaufgabe und finster grübelndem Tiefsinn. Weswegen sich Josh immer für ihn verantwortlich fühlte und nach außen stets den frohen, vergnügten Mann markierte.
Als sich Joshs Bruder in die fesche Latina Sarah Cruz verguckt und Josh selbst deren Freundin Kat begegnet, da regen sich in dem Playboy Josh Faraday ganz seltsame Gefühle, vor allen Dingen aber eines – er muss diese unglaubliche Hammerfrau in sein Bett kriegen, koste es, was es wolle.
Nun, wie die Leser des Zyklus wissen, macht es ihm Kat nicht eben leicht. Sie ist ein solcher Sturkopf, dass sie sich selbst kategorisch im Weg steht, zudem oftmals jedes Wort auf die Goldwaage legt und, wie das Frauen nun einmal sehr häufig tun, ohne es eigentlich zu wollen, in den Sätzen des männlichen Gegenüber oder in ihren Taten Dinge sehen oder fürchten, die in Wahrheit gar nicht da sind.
Tief in ihr wünscht sich Kat freilich nichts lieber, als dass Josh ganz ihr gehören möge. Aber er lebt in Los Angeles und sie in Seattle. Darüber hinaus ist die Liste seiner Eroberungen – alle blond und atemberaubend schön, quasi prototypisch (weswegen Jonas schon ganz zu Beginn Sarah gegenüber sagt, dass die blonde, langbeinige Kat absolut Joshs Beuteschema entspreche) – geradezu astronomisch lang. Und er kann wirklich jede Frau haben, die er möchte, ob es nun Topmodels oder Schauspielerinnen sind, ganz gleich. Und sie laufen ihm auch dann noch hinterher, als er versucht, aus „der Sache“ mit Kat mehr zu machen.
Aber was heißt eigentlich „mehr“? Heirat und Kinder? Das steht bei Josh, der privat nicht weit vorausplant, nicht auf der Agenda. Da wirkt das Trauma seiner elterlichen Katastrophe massiv bis in die Gegenwart nach, auch wenn das Jahrzehnte zurückliegt. Schließlich ringt sich auch Kat dazu durch, dass das Wichtigste doch sei, mit Josh zusammen zu sein und gemeinsam ihre wildesten erotischen Phantasien auszuleben.
Das ist der Plan. Aber tief in Kats Herzen ist dem Mädchen klar, dass es das nicht wirklich sein kann. Das ist nicht das Höchste der Gefühle, nicht für sie. Sie ist definitiv eine Romantikerin, und als sie sich am Ende von Band 6 des Zyklus so richtig mit Josh verkracht, als er ihr nicht von seiner Wohnungs-Rückkehr nach Seattle erzählt, sondern sie es aus dem Mund eines Dritten erfährt, da ist erst mal Eiszeit angesagt.
Genau genommen nur wenige Stunden.
Denn dann muss sich Kat daheim übel übergeben – und ein Schwangerschaftstest zeigt ihr unmissverständlich, dass ihre Planungen jählings Makulatur sind. Sie trägt einen kleinen Faraday unter dem Herzen … und dabei hat sie doch vorher noch so volltönend behauptet, sie habe niemals im Leben vor, Josh auf diese Weise vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Als er davon erfährt, fällt Josh verständlicherweise aus allen Wolken.
Und dann fühlt er sich verpflichtet, gerade er, der vorher von Heirat nichts wissen wollte, Kat „auf alle Fälle“ zu heiraten.
Also macht er ihr einen Antrag.
Und Kat lehnt ab.
Nun, zugegeben, die Umstände sind alles andere als optimal. Aber Josh versteht echt die Welt nicht mehr … auf eine für ihn bislang völlig unbegreifliche Weise bricht für ihn jetzt die Beziehungshölle aus, eine chaotische emotionale Achterbahn, befeuert von unkontrollierbaren Schwangerschaftshormonen, Tränenkaskaden, Missverständnissen und wilden Wortgefechten.
Es ist echt die Hölle, für beide Seiten. So beginnt also die letzte Schlacht um Katherine Morgans Herz, und es wird eine Herausforderung, wie sie Joshua Faraday noch nie zu bestehen hatte …
Ob man das Finale der „Club“-Reihe „herzzerreißend“ nennen kann (Klappentext), das vermag ich nicht kundig zu beurteilen, dafür bin ich vermutlich nicht feminin genug. Leserinnen werden das höchstwahrscheinlich so sehen – zumindest diejenigen Leserinnen, die sich für zahlreiche romantische Komödien begeistern, die Kat und ihre Freundin Sarah unzählige Male angeschaut haben, die für Josh aber totales Neuland sind. „Bodyguard“? „The Woman in Red“? „Pretty Woman“? „Arielle, die Meerjungfrau“? „Stolz und Vorurteil“? Alles fremde Welten für Josh, der auf dem Sektor mächtigen Nachholbedarf hat.
Was allerdings total köstlich in dem Buch ist, das muss ich zugeben, das ist das intensive Kennenlernen der Familie Morgan. Gott, all die chaotischen Brüder, die superlustige Mutter, ganz zu schweigen von diesen grotesken Spitznamen, die sie sich alle geben … Kat wird zur „Kumquat“, einer ihrer Brüder zu „Captain Morgan“ oder „Bacardi“ … und dann diese ständigen schnippischen Wortgefechte und Anspielungen. Ich habe mich fast totgelacht – und das ist immer ein gutes Zeichen für einen Roman.
Nun wissen Leser und Leserinnen, die den Zyklus bis hierher gelesen haben, schon vor Lektüre des ersten Satzes von Band 7 (genau genommen sogar schon vor Lektüre des ersten Satzes von Band 5!), dass die beiden sich „natürlich“ kriegen werden. Und selbstverständlich wissen sie auch, dass Jonas und Sarah sich kriegen werden, deren Hochzeit in diesem Band ausgiebig dargestellt wird. Ich muss aber gestehen, mir waren es dann an manchen Stellen doch eine Reihe Umdrehungen der Romantikschraube zuviel.
Wieder einmal muss man diesem Roman attestieren, dass er jenseits der recht transparenten emotionalen Verstrickung recht wenig dramatisches Potenzial besitzt und, wie schon Band 5 und 6, im Kern ein Sequel zu den ersten drei Bänden des Zyklus darstellt. Wie üblich ist er als Unterband des „Club“-Zyklus völlig falsch benannt worden. Und zum Schluss hin hat sogar das Lektorat deutliche Ausfallerscheinungen, weil eine ganze Menge Buchstaben in den Worten zu fehlen beginnen. Da haben die Lektoren wohl auch nur noch jede zweite Seite gelesen … egal.
Wer Romantikerblut in seinen Adern fließen hat und/oder all die Filme, die darin zitiert und zum Teil nachgestellt werden, in und auswendig kennt (im Gegensatz zu mir), der kommt zweifellos voll auf seine Kosten. Ich hätte es gern ein bisschen weniger zuckersüß gehabt und Kat ein bisschen mehr Realitätssinn und weniger „Zickigkeit“ gewünscht.
Nun, einerlei – der Kerl kriegt das Mädel, und Nachwuchs bekommen sie dann auch noch. Stoff für ausgesprochene Sweeties, keine Frage. Also, schmachtende Herzen, ran an den Stoff. Wer das nicht erträgt, lasse lieber die Finger davon. Ich fand’s jedenfalls total niedlich, wenn auch ein bisschen überdreht. Für Romantiker eine klare Leseempfehlung.
© 2018 by Uwe Lammers
In der kommenden Woche machen wir eine solide Zeitreise sehr weit zurück. Mehr lest ihr dann an dieser Stelle.
Bis bald, mit
Oki Stanwers Gruß,
euer Uwe.